Im Glaskasten steht eine Puppe. Nackt, glatt und geschlechtslos steht sie da, kalt und starr. Was an ihr menschlich aussieht, ist nichts als eine Hülle. Eine Puppe, die eigentlich unmenschlich ist. Denn, und das ist eine der ersten Erfahrungen in der Ausstellung: Jeder Mensch trägt eine Maske. Das kann die Maske sein, die ihm sein Charakter wie ein Stempel ins Gesicht gedrückt hat; das kann eine Maske sein, die je nach Seelen- oder Gemütszustand wechselt.
Manche Menschen tragen Masken von Berufs wegen. Die Schauspieler etwa oder die Chirurgen, die Feuerwehrleute die Atemschutz-, die Soldaten eine Gasmaske. Manche Menschen identifizieren sich mit den von ihnen gewählten oder ihnen aufgezwungenen Masken, andere versuchen sie im Privatleben - soweit das möglich ist - abzustreifen, "ganz Mensch" zu sein. Wiederum andere verstecken sich hinter Masken, so zum Beispiel Leute, die mit einer Waffe in der Hand eine Bank betreten, manche Politiker, wenn sie ein Altenheim besuchen oder eine Wahlrede halten, manches Mitglied einer Gang, etwa wenn es sich den Kopf kahl rasieren läßt.
Daß Masken zum Menschen gehören, daß sie von Ideen, ja sogar von Weltbildern geprägt sind, das versucht uns eine Ausstellung im Frankfurter Museum für Völkerkunde zu beweisen, indem sie den Schleier über dem "Mythos Maske" da und dort ein wenig lüftet.
So macht Eva Ch. Raabe, die für die Koordination der Ausstellung verantwortlich zeichnet, in ihrer Einleitung zum Ausstellungskatalog bereits darauf aufmerksam, daß vor allem wir Europäer es sind, die die Maske mythologisieren: indem wir sie früheren Entwicklungsstufen des Menschen und fast ausschließlich den Naturvölkern zuordnen. Masken erscheinen uns archaisch und exotisch. Abgesehen von ein paar Überbleibseln aus längst vergangenen Zeiten bei der alemannischen Fassenacht, haben wir die Zeit der Maske längst hinter uns gelassen - meinen wir, ebenso arglos wie selbstgerecht.
Aber wir irren. So sind die Kapuzen des Ku-Klux-Klan immer noch ein trauriger Beweis dafür, daß wir uns heute noch auf dem gleichen intellektuellen und emotionalen Stand befinden wie Menschenfresser und Kopfjäger (nur daß jene sich tatsächlich noch im Stande der Unschuld, des Nicht-Wissens befanden, im Gegensatz zu uns).
Für den Menschen also sind Masken Hilfsmittel, derer er sich bedient, um etwas zu verbergen. Andererseits beflügelt die Maske die Lust des Menschen zur Verwandlung. Man wird durch die Maske zum Spaßmacher, der, die sogenannte Narrenfreiheit nutzend, die Wahrheit sagen darf. Man wird aber auch durch die Maske zum anderen Wesen, zum Vogel, zum Büffel, zum Wild, das man - bei Jagdzaubern - zu beschwören sucht.
Masken werden andererseits benutzt, um Krisen zu bewältigen, bei Krankheit, Todesgefahr, zur Abwehr böser Mächte. Auch in der Auseinandersetzung mit dem Fremden wird die Maske eingesetzt (und das zeigt die Ausstellung besonders deutlich), indem man diese Fremden - seien es Menschen oder Dämonen - darstellt und sie entweder beschwört oder auf ganz eigene Weise interpretiert, wie man das in südamerikanischen Maskenbräuchen, -festen und -tänzen seit der Eroberung durch die Europäer eingeführt hat.
Maskenrituale kennt man noch bei Initiationsriten, Wandlungsfesten, so etwa wenn Jugendliche in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen werden sollen (bei uns ist davon gerade noch der dunkle Anzug des Konfirmanden übriggeblieben). Zu all diesen verschiedensten Formen der Maskenbräuche und -rituale haben die Ethnologen des Völkerkunde- Museums aus ihren Tausende von Exemplaren umfassenden Beständen die anschaulichsten, schönsten und seltensten Masken herausgesucht und sie mit zahlreichen, zum Teil historischen Fotos (aus der Zeit ganz früher Expeditionen) illustriert und mit ausführlichen und anschaulich geschriebenen Texttafeln erläutert. Dabei klammerte man auch nicht die, zum Teil pervertierten, "Maskenbräuche" der modernen Gesellschaft aus, die bis zum Facelifting jener Menschen reichen, die nicht alt werden können oder wollen.
("Mythos Maske": Zu sehen das ganze Jahr über im Frankfurter Museum für Völkerkunde, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr.) WERNER PETERMANN
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU 19
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WIESBADEN IV
FRANKFURT A. M. "Unser Anliegen ist es, das Leben Behinderter würdiger zu gestalten", sagte Haider Schellenberg, Vorsitzender des Clubs Behinderter und ihrer Freunde (CeBeeF). Um das umsetzen zu können, bietet der unabhängige Verein eine Reihe von Dienstleistungen an. Sie ermöglichen es den Behinderten, in einer eigenen Wohnung zu leben.
In der Praxis bedeutet das, daß sich 21 hauptamtliche und etwa 230 nebenamtliche Pflegehelfer in den verschiedenen Abteilungen des ambulanten Dienstes des CeBeeF um alte Menschen und Behinderte kümmern. Ein Schwerpunkt ist die Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher.
Im Rahmen dieser Arbeit läuft zur Zeit ein Modellversuch. Eine Mitarbeiterin des Vereins begleitet ein behindertes Kind jeden Tag in eine Regelschule und ermöglicht ihm damit, am "ganz normalen Unterricht" teilzunehmen. Bei den Erwachsenen wird mitunter noch mehr Zeit aufgewendet, um sie zu Hause zu versorgen; 14 Stunden am Tag sind da keine Seltenheit.
Dazu kommen die Altenhilfe sowie der Fahrdienst: Sieben rollstuhlgerechte Fahrzeuge stehen jeden Tag rund um die Uhr bereit. Sie bringen behinderte Menschen zur Schule, zur Arbeit, zu privaten oder kulturellen Terminen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des CeBeeF-Programms ist die Beratung. Dazu heißt es in einem Informationsblatt: "Ziel ist es, die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit behinderter und pflegeabhängiger Menschen zu fördern und ihrer gesellschaftlichen Ausgrenzung entgegenzuwirken." Helfen kann der Verein bei Behördengängen, Wohnungssuche, Alltagsproblemen oder auch beim Durchsetzen möglicher Rechtsansprüche.
Der vom Verein eingerichtete "Einweisungsdienst" bereitet die Helfer in verschiedenen Kursen theoretisch und praktisch auf ihre späteren Einsätze vor. In der Finanzabteilung des Clubs arbeiten sechs Angestellte - drei von ihnen sind Behinderte.
Alles in allem sei 1992 ein gutes Jahr für den Verein gewesen, berichtete Schellenberg. Die Finanzierung sei gewährleistet gewesen und die Kapazität der Dienstleistungen konnte weiter ausgebaut werden. Die Stadt Frankfurt am Main stehe im Bereich ambulanter Versorgung an der Spitze in der Bundesrepublik. Man arbeite fair und konstruktiv mit den Behörden zusammen, das wäre nicht immer so gewesen. Doch mittlerweile sei die Stadtverwaltung durchaus offen für die Belange der Behinderten.
Im vergangenen Jahr organisierte der CeBeeF im Sommer einen Tag der offenen Tür. Außer den Nachbarn kamen andere Organisationen, beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz und Kommunalpolitiker. Bei den 110 Mitgliedern - 50 Prozent davon sind Behinderte - fanden Vorträge über das Leben Behinderter in der Dritten Welt, regelmäßige Stammtische und Selbstverteidigungskurse großen Zuspruch.
Helle Empörung hatte bei den Clubmitgliedern das Urteil eines Amtsgerichtes in Flensburg im Oktober des abgelaufenen Jahres ausgelöst: Ein Urlauber, der sich durch den Anblick eines Behinderten beim Essen im Hotel gestört fühlte, forderte Schadensersatz vom Reiseveranstalter - dem wurde stattgegeben. Mit einer Presseerklärung, einer großen Demonstration, an der sich viele Gruppen beteiligten, und einem Brief an den schleswig-holsteinischen Justizminister protestierte der CeBeeF gegen das Urteil.
Für 1993 wünscht sich Haider Schellenberg vor allem eines: ein großes Haus, "damit die Arbeit auf Dauer sinnvoll fortgesetzt werden kann". Denn die Geschäftsräume in der Schloßstraße 35 in Bockenheim bieten gerade ausreichend Platz, damit der Club die täglich anfallende Arbeit bewältigen kann. Doch ein passendes Domizil in Frankfurt zu finden - und zu einem erschwinglichen Preis - sei nahezu unmöglich.
Noch etwas erhofft sich der Vorsitzende: "Wer auch immer in dieser Stadt regiert, er sollte die Belange der Behinderten ernst nehmen und sich unserer Arbeit und dem bereits Erreichten nicht wieder verschließen." dil
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AUS ALLER WELT 22
Anno '68: Als Pilzkopf im Postbus zu Linz Über lange Haare, junge Männer und das gesunde Volksempfinden
Wann sich bei uns das erste "langzottige Gesindel", so lautete der volkstümliche Fachausdruck, auf die Straße gewagt hat, verliert sich im Dunkel der Geschichte.
Sicher ist, daß das haarige Vorbild der Pilzköpfe erst lange nach den ersten Hits eine breitere Nachahmerschicht fand, die sich gegen teilweise verzweifelte Eltern durchsetzte. Ende der sechziger Jahre, als die Beatles schon als "Kultur" anerkannt waren, erregten hierzulande langhaarige Burschen immer noch großflächige Abscheu.
In der Stadt ging es halbwegs, aber in ländlichen Gegenden waren Langhaarige zu dieser Zeit noch so exotisch wie rosa Elefanten. Und ungefähr so geachtet wie räudige Hyänen.
Wer das Glück hatte, beispielsweise im Linzer Mühlviertel zu leben, konnte damals eine Menge über das gesunde Volksempfinden lernen. Es begann damit, daß einen Leute, die man seit ewig kannte, ab einer gewissen Haarlänge nicht mehr zurückgrüßten und ihren Kindern nahelegten, sich einen anderen Umgang zu suchen. Aber die Höhepunkte fanden immer im Bus statt.
Dazumals war man noch vorbildlicher Umweltschützer, besonders, solange man keinen Führerschein hatte. Also bewegte man sich mit dem Postautobus, der voll war mit anständigen, wohlfrisierten Menschen.
Zu denen stieg man dann ein mit Haaren, die über die Ohren und den Kragen hingen, worauf sich schlagartig ein ungläubiges Entsetzen breitmachte. Wenn man zwei Hörner und einen Huf gehabt hätte, wär's vermutlich nur halb so schlimm gewesen.
Brave ältere Frauen mit dicken Strümpfen starrten einen an, als erwarteten sie, man würde über sie herfallen wie King Kong. Zartfühlende Herren trösteten sie mit Bemerkungen wie: "Bevor i so an Buam hab, derschlag i'n lieber glei."
Wildfremde Menschen improvisierten während der Fahrt eine Frühform des "Club 2" und einigten sich darauf, daß man lieber einer ordentlichen Beschäftigung nachgehen solle, anstatt so lange Haare zu haben. Daß man tagtäglich im Morgengrauen mit ihnen stadtwärts fuhr, irritierte sie keineswegs in der Überzeugung, daß man ein Tagedieb und mutmaßlicher LSD-Händler war.
Frappierend daran war, daß sich das immer wieder in ähnlicher Form wiederholte. Erst wenn man nach monatelanger Gewöhnungszeit zur allgemeinen Ver-
Wer als ganz toller Hecht in die Geschichte der Sauberhaltung des Postverkehrs eingehen wollte, rief ein ehrlich entrüstetes "Der Zigeuner soll z' Fuaß geh!" und machte einem die Tür vor der Nase zu. Aber das ist nicht öfter als zwei-, dreimal passiert.
Das war hart, aber im Grunde genau das, was man auch wollte: den heldenhaften Kampf gegen die rückständige Erwachsenenwelt. Man konnte verächtlich die Mähne zurückwerfen und sich fühlen wie eine Mischung aus John Lennon, Mick Jagger und Che Guevara. Zehn Jahre später haben sich die Punks verzweifelt bemüht, das auch erleben zu dürfen. Aber selbst mit rosa Iro- kesenfrisuren, Sicher-
Starke Nerven brauchte man für die verschärfte Version des Postauto-Horrors, die passenderweise in der Nacht spielte. Damals gab es zwischen Sonnenauf- und -untergang nur einen einzigen Bus ins Mühlviertel hinauf. Und das war der Schichtbus, der die Arbeiter aus der Großindustrie heimbrachte. Zwanzig, dreißig Männer, die über jede Abwechslung bei ihrer öden Pendlerei zwischen Kokerei und Kleinlandwirtschaft dankbar waren und sich gegenseitig zeigen wollten, was für brillante Scherzbolde sie waren.
In der Regel begann es damit, daß einer die anderen mit einem frohen "Scheiß mi an, da Rasputin!" aus ihrer Dösigkeit riß. Die anderen beeilten sich dann, als erste den obligaten Zuruf "Sei froh, daß der Hitler nimmer ist, weil der hätt di vergast!" anzubringen. Diesen Satz konnte man damals auch in ländlichen Gaststätten hören, das war eine Art Spezialgruß für Langzottige.
Natürlich konnte man darauf sagen: "Wenn der Hitler solche Deppen wie euch übriggelassen hat, hätt ich mir auch keine Sorgen machen brauchen." Aber das sagte man eher nur theoretisch, denn man war ja von Love & Peace durchdrungen. Eine gewisse Rolle mag auch gespielt haben, daß man nicht in der Überzahl war.
Freilich haben in der Masse nicht alle mitgeätzt, zum Teil haben sie einfach den Mund gehalten. Das waren in der Hauptsache die sogenannten "Aufgeschlossenen". Ihr heuchlerischer Standardspruch lautete: "Ich habe nichts gegen lange Haare, nur gepflegt müssen sie sein." Aber weil sie lange Haare nur dann als gepflegt anerkannten, wenn sie kurz waren, kam's auf dasselbe heraus.
Im kleinen Kreis versuchten Langhaarige zurückzuschlagen, indem sie in den Herrgottswinkel deuteten und die Frisur des Herrn Jesus ins Spiel brachten. Was meistens nur als weiterer Beweis gewertet wurde, daß die mit den Zotteln gottlose Spinner waren.
Im tieferen Mühlviertel versichern örtliche Beobachter, wurden langhaarige Männer fast bis 1980 mit äußerstem Argwohn verfolgt.
Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, heute entsetzt man sich eher über Glatzköpfe mit Schnürstiefeln. Alte Bilder von den Beatles erregen Heiterkeit: Was, darüber hat man sich seinerzeit aufgeregt, unglaublich!
Die Idioten, die es damals besonders bunt getrieben haben, bringen heute ihre Dreckswitze übers Vergasen vermutlich in der Ausländerdiskussion an.
Die Langhaarigen von damals sind ihnen nicht mehr böse. Nur manchmal, wenn an langen Winterabenden alte Platten laufen und die Nostalgie ausbricht, bohren wir Stecknadeln in kleine Stoffpuppen. ALI GRASBÖCK
(Das Linzer Stadtmuseum Nordico zeigt bis zum 14. März eine Ausstellung mit dem Titel "The Beatles - 30 years ago".)
Ulrichstein im Hohen Vogelsberg, in reizvoller Lage am Fuße des Schloßberges gelegen, ist mit 614 Metern über NN die höchstgelegene Stadt Hessens. Ihr Wahrzeichen ist die weithin sichtbare Burgruine auf dem Schloßberg (unser Bild) oberhalb des Städtchens, die ebenso wie der Ort eine wechselvolle Geschichte hat.
Der vielbesuchte Erholungsort im oberhessischen Mittelgebirge ist wahrscheinlich im 12. Jahrhundert entstanden. Ulrichstein erhielt im Jahre 1347 die Stadtrechte. Selbst Raubritter residierten im 16. Jahrhundert auf der Burg im Hohen Vogelsberg und machten durch ihre Untaten von sich reden. Im 19. Jahrhundert hatte die Burg keine landschützende oder militärische Bedeutung mehr; sie verfiel und wurde zur Ruine.
In den letzten Jahren wurden Teile der Anlage restauriert. Kürzlich hat sich ein Förderverein gegründet mit dem Ziel, die Burgruine zu erhalten und auszubauen. Vom Aussichtsturm auf dem Schloßberg bietet sich ein herrlicher Rundblick und sieht bei guter Fernsicht die Rhön, den Knüll und den Taunus. (eu /FR-Bild: Eurich)
KULTUR-TESTSEITE VI
FRANKFURT A. M. Die Entkriminalisierung der Drogenkonsumenten, die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft und Treffpunkte in der Nachbarschaft von Jugendlichen sind zentrale Forderungen in den Wahlprüfsteinen des Frankfurter Jugendrings. Zur bevorstehenden Kommunalwahl am Sonntag, 7. März, hat der Zusammenschluß aller großer Jugendverbände die "Prüfsteine" herausgebracht.
"Das dringlichste Problem ist die Wohnungssituation in der Stadt", betont Renate Aßmus, Jugendring-Geschäftsführerin. Deshalb müsse der soziale Wohnungsbau vorangetrieben werden. Besonders wichtig seien neue Wohnungen für Mädchen, junge Frauen und alleinerziehende junge Mütter.
Um die steigende Zahl obdachloser Jugendlicher zu bekämpfen, setzt sich der Jugendring zudem für dezentrale und sozial betreute Wohn- und Zufluchtsplätze in kleinen Einheiten ein. Diese Unterkünfte habe es in Frankfurt bereits in den siebziger Jahren gegeben, sie seien jedoch von der CDU Zug um Zug wieder abgebaut worden.
Auch im Bereich Berufsausbildung werden in den Wahlprüfsteinen Veränderungen gefordert. Nach Ansicht des Jugendrings leisten die Berufsinformationszentren (BIZ) nicht genug. Auf einen Termin müßten die jungen Leute oft wochen- oder monatelang warten, monieren die Jugendverbände und fordern bessere individuelle Beratung. Außerdem soll der Service speziell in Stadtteilen und Schulen eingerichtet werden. Damit gerade ausländischen Mädchen und jungen Frauen der Zugang zu allen Berufen ermöglicht wird, hält der Jugendring entsprechende Vorbereitungskurse und Lehrgänge für notwendig.
In Fragen der Ausländerpolitik bezieht der Jugendring ebenfalls eine eindeutige Position. Er fordert klare Schritte zur politischen und rechtlichen Gleichstellung der hier lebenden Einwanderer und deren Kindern. So sollte den Ausländern, die seit längerer Zeit hier leben, das allgemeine Wahlrecht zugestanden werden. Eine doppelte Staatsbürgerschaft dürfe nicht mehr ausgeschlossen werden. In der Bundesrepublik geborene Kinder müßten automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, wie es in vielen anderen Ländern, beispielsweise den USA, schon die Regel sei.
Bereits seit mehr als 20 Jahren macht sich der Jugendring für kleine Einrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendlichen stark. Weitere Punkte im Forderungskatalog sind mehr Sozialarbeiter, insbesondere für Ausländer und die aufsuchende Jugendarbeit, und flexiblere Öffnungszeiten der Häuser. Die Jugendtreffs müßten auch am Wochenende und in den Ferien die Türen offen halten. "Ein wichtiges Thema sind seit eh und je die Drogen. Die meisten Politiker glauben, daß jemand der Drogen nimmt, sowieso nicht ganz richtig sein muß. Dabei konsumieren viele selber Kaffee, Nikotin und Alkohol", sagt Renate Aßmus.
Wichtigste Forderung des Jugendrings: die Entkriminalisierung von (Jugendlichen) Drogenkonsumenten. In der Gesetzgebung müsse zwischen harten und weichen Drogen unterschieden werden.
Darüber hinaus sollte eine sogenannte Eigenbedarfsregelung geschaffen werden. Demnach würde das Mitführen des Wochenbedarfs an Rauschmitteln (nicht nur von Haschisch) wie eine Ordnungswidrigkeit behandelt werden. Die Vergabe von Substitutionsstoffen wie Methadon und Codein sollte erleichtert und ausgebaut werden. Außerdem fordert der Jugendring mehr Therapieplätze, beschränkte Möglichkeiten für den legalen, kontrollierten Drogenerwerb und geeignete Konzepte für die Vorbeugung.
Die weiteren Punkte der Wahlprüfsteine des Frankfurter Jugendrings beziehen sich auf die Bereiche Umwelt- und Verkehrspolitik, Gesundheit, Kinder- und Jugendkultur, Mädchen und Frauen sowie Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Das Faltblatt mit den Forderungen des Frankfurter Jugendrings kann in der Geschäftsstelle, Bleichstraße 8-10, und unter der Telefonnummer 28 52 28 angefordert werden. dil
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IMPRESSUM
KULTURPANORAMA 4
FRANKFURT A. M. "Sicherheit kostet immer mehr Geld", konstatierten Hans- Peter Schreiner und Jürgen Lamb vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Frankfurt, als sie dieser Tage eine Bilanz des Jahres 1992 zogen. Verursacht wird dieser Trend vor allem durch das neue Rettungsdienstgesetz: Es schreibt wesentlich höhere Sicherheitsstandards als bisher vor. Spätestens zehn Minuten nach einem Notruf muß der Rettungswagen vor Ort sein. Und ab 1996 dürfen nur Sanitäter, die die zweijährige Ausbildung zum "Rettungsassistenten" hinter sich haben, am Steuer sitzen.
Die 150 ehrenamtlichen Mitarbeiter und Zivildienstleistenden, darunter viele Krankenpfleger und -schwestern sowie Medizinstudenten, "die hervorragend qualifiziert sind", kann der 6000 Mitglieder starke Verein langfristig nicht mehr einsetzen. Weil außerdem die Berufsfeuerwehr die Hälfte ihres Rettungsdienstes abgibt, müssen die Geschäftsführer zu den 18 hauptberuflichen Mitarbeitern mindestens 32 weitere einstellen: "Wo wir die Leute herkriegen sollen, wissen wir noch nicht."
Wegen der erhöhten Personalkosten muß die Hilfsorganisation den Preis für jeden Transport erhöhen. Nach dem neuen Rettungsdienstgesetz haben sie aber auch einen Anspruch darauf, kostendeckend zu arbeiten. Also erhielten sie seit dem letzten Frühjahr einen Satz von 320 Mark. Im neuen Jahr wollen die Krankenkassen diesen Betrag aber nicht mehr zahlen. Sie berechnen das Jahresmittel des vergangenen Jahres (250 Mark) und berufen sich auf das Gesundheitsstrukturgesetz, das eine Erhöhung des Betrages um maximal vier Prozent vorsieht. "Mit 253 Mark kann aber keine Hilfsorganisation in Frankfurt leben", betont Peter Schreiner.
Nachdem einige Verhandlungen gescheitert sind, hofft er auf eine einstweilige Verfügung eines Richters oder einen Musterprozeß, "bei dem die Sache schnell geklärt wird". Bis es allerdings soweit ist, bleibt dem ASB womöglich nichts anderes übrig, "als die Patienten zur Kasse zu bitten". Eine Schwierigkeit ganz anderer Art tauchte bei den 16 000 Krankentransporten und Rettungseinsätzen mit den zehn Fahrzeugen im vergangenen Jahr auf: "Zwei unserer Mitarbeiter wurden zu einem Obdachlosen gerufen, der einen offenen Oberschenkel mit Maden darin hatte", berichtete Lamb. Nach Angaben der Sanitäter wollte er partout nicht ins Krankenhaus. Vom Gesetz her sind den Helfern in so einem Fall die Hände gebunden: Sie dürfen niemanden gegen seinen Willen mitnehmen.
Später nahmen Nonnen den Kranken mit auf ihre Sozialstation. Nachdem sie ihn schließlich doch davon überzeugen konnten, sich in ein Krankenhaus bringen zu lassen, erstatteten sie Strafanzeige gegen die ASB-Leute - wegen unterlassener Hilfeleistung. Das Verfahren läuft. "Ich bin jetzt 27 Jahre in dem Geschäft", ärgerte sich Jürgen Lamb, "sowas ist uns noch nie passiert."
Im Bereich Behindertenfahrdienst des ASB macht sich der allgemeine Mangel an Zivildienstleistenden bemerkbar. "Wir kriegen einfach keine neuen Zivis mehr", klagt der kaufmännische Geschäftsführer Hans-Peter Schreiner. Die 4500 Fahrten, die die Samariter im abgelaufenen Jahr geleistet haben, müßten deshalb in Zukunft verstärkt von hauptberuflichen Mitarbeitern des ASB übernehmen.
Weil der ASB in der Hanauer Landstraße "aus allen Nähten platzt", ist dieser Bereich in die Dielmannstraße nach Sachsenhausen umgezogen. Von dort aus werden auch die neu ins ASB-Programm übernommenen Schulfahrten für behinderte Kinder koordiniert.
Bei 650 Veranstaltungen oblag den ASB-Helfer im vergangenen Jahr der Sanitätsdienst. Einer davon war die Begleitung des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Dezember. "Er legte besonderen Wert darauf, daß wir ,möglichst unauffällig&rquote; im Begleittroß hinterherfahren", erinnert sich Jürgen Lamb.
Auch über die Frankfurter Eintracht wundern sich die Sanitäter: Bei Heimspielen im Waldstadion werden lediglich zwölf Mark pro Helfer und Dienst gezahlt. "Das ist lächerlich", findet Schreiner: "Jeder Ordner bekommt mehr als unsere ausgebildeten Kräfte."
Der Sportverein rede sich damit heraus, die ASB-Leute könnten sich ja schließlich kostenlos ein Fußballspiel anschauen. "Ich war selbst letztens dort", erzählte Lamb, "ich hatte dann soviel zu tun, daß ich mich hinterher erkundigen mußte, wie die Partie ausgegangen ist."
Eine neue Einrichtung beim ASB, der einen Jahresumsatz von fünf Millionen Mark hat, ist die Sozialstation. Vor einem Jahr hat die Organisation zum ersten Mal häusliche Krankenpflege und mobilen sozialen Hilfsdienst angeboten. 80 Patienten wurden seither betreut.
"Das war für uns auch organisatorisches Neuland", bemerkte Schreiner. Und finanziell ist dieser Bereich noch "tief in den roten Zahlen". Die ASB-Manager sind aber zuversichtlich, "daß die Sparte im nächsten Jahr besser dastehen wird".
199 Kurse hielten die 17 Ausbilder des ASB im Jahr 1992, von "Sofortmaßnahmen am Unfallort" über Betriebshelferausbildungen bis hin zum Unterricht für zukünftige Sanitäter.
Obwohl viele Arbeiten des ASB mehr und mehr von hauptberuflichen Kräften übernommen werden, bleiben die ehrenamtlichen "unverzichtbar". "Bei dem Großkonzert ,Rock gegen rechts&rquote; waren 200 Leute von uns im Einsatz", erinnert sich Jürgen Lamb. "Bei der Veranstaltung fanden wir es natürlich nicht schlimm, daß wir draufzahlen mußten."
Gleichzeitig hätte aber so mancher Arzt 50 Mark die Stunde verlangt. "Wenn es da nicht Leute gäbe, die so etwas auch mal unentgeltlich machen, wäre das Konzert nicht möglich gewesen." lub
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FRANKFURT A. M. "Die Idee hatte unser Chef, als er im Krankenhaus war wegen seines Daumens. Da war ihm die ganze Zeit so langweilig", erklärte Sylvia Gorchs vom Bund für Volksbildung. Der Chef, Günter Holzapfel, entschloß sich etwas zu unternehmen. Und entstanden ist das Projekt "Kultur im Krankenhaus" des Frankfurter Bundes für Volksbildung; der Bund ist eine städtische Gesellschaft.
Es geht um Kleinkunst, und die ist für den Bund nichts Neues. Es konnten bereits Erfahrungen gesammelt werden. Seit einigen Jahren erfreut und unterhält der Bund Gefangene mit ihrem Programm "Theater hinter Gittern". Das erfolgreiche Konzept wird nun in 13 Krankenhäusern der Stadt fortgeführt.
Dieser Tage trat der Zauberer Dixon alias Klaus Wagner im katholischen Sankt-Marien-Krankenhaus (Richard- Wagner-Straße 14 im Nordend) auf. An die 60 Patienten hatten sich im großen Hörsaal eingefunden, um sich "auf die magische Reise" zu begeben. Der Magier überzeugte mit seinen Tricks und sorgte mit seinen Späßen für eine unbeschwerte Atmosphäre.
Eigentlich sollten Dixon und die anderen Kleinkunstdarsteller zusammen in jedem der 13 Krankenhäuser einmal im Monat auftreten. Das wären in sechs Monaten, so lange soll das Projekt laufen, 78 Vorstellungen. Aufgrund der allgemeinen Etatkürzungen der Stadt Frankfurt, davon ist auch der Sektor Kultur nicht ausgeschlossen, werden es wahrscheinlich nur 53 Auftritte.
Es sei denn, ein Sponsor würde den Bund unterstützen. "Ein Sponsor hätte auch seinen Nutzen. Wir können nämlich Werbeflächen beispielsweise auf den Plakaten und Handzetteln anbieten", sagte Sylvia Gorchs.
Auf dem Spielplan standen darüber hinaus das Städtische Krankenhaus Höchst und die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik an der Friedberger Landstraße. Beide Male ist Klaus Michel aufgetreten. Seine Spezialität sind: Parodien und Stimmenimitationen, die auf die Lachmuskeln gehen. Und was wäre für Patienten besser geeignet. dil
Für viele sind diese drei Jahre der deutschen Einheit schon zu viele und zuviel: "Wie war in Deutschland es vordem/ als Mauerblümchen so bequem . . ." So meint man es singen und sagen zu hören. Denn da saßen wir, beidseits Kalte- Kriegsgewinnler, hinterm warmen Ofen der Blockkonfrontation, in den gemütlichen Nischen der Unterdrückung und der sozialen Marktwirtschaft und hielten uns jeweils für die besseren Deutschen, mal in ökonomischer, mal in "menschlicher" Beziehung. Vorbei, passé!
Plötzlich findet man sich in einem Staat mit Personen wieder, die einem widerlich waren und die, durch die Vereinigung, einem nicht sympathischer geworden sind. Wollte man sein Unterbewußtsein erforschen, würde man vielleicht, falls nicht sogar sehr wahrscheinlich, entdecken, daß man den anderen Teil der Nation bereits abgeschrieben hatte. Dafür spricht, daß man, im Westen lebend, froh war, mit gewissen "Kollegen" nicht ein halbes Vaterland teilen zu müssen: Die saßen drüben, in einer Gegend, die man, nach entsprechender Emotionalisierung, "Zone" schimpfte, und war durch den "Antifaschistischen Schutzwall" und die Trägheit des Herzens und divergierende Interessen vor besagten Skribenten und ihrer Heimtücke relativ sicher.
Die Rede ist von Autoren, mit denen ich in der DDR zwangsweise zusammengelebt hatte, die mir Übles wollten und auch antaten. Autoren als Inquisitionsrichter, als Denunzianten, als illegitime Strafverfolgungsbehörde, die einem das Dasein schwermachte. Diese Figuren waren längst aus meinem Gedächtnis verschwunden - nun tauchen sie wieder auf, Gespenster aus Fleisch und Blut und Ressentiments. Nun sitze ich mit ihnen in einem gemeinsamen Land, was mir, ich gebe es zu, leichtes Unbehagen bereitet, noch dazu, da diese Formulierung einen drohenden Unterton enthält, als wolle sie besagen: in einem Boot.
Aber ich möchte mit keinem dieser einst diensthabenden Dichter in einem Boot sitzen, da ich weiß: Bei hohem Wellengang und Überladung würfen sie mich als erste von Bord. Was habe ich von einem deutschen Lyriker zu erwarten, der mich bei der Staatssicherheit als seelische und geistige Ruine bezeichnet hat, als Maulwurf im Auftrage des Klassenfeindes, und der jetzt in seinen Buchrezensionen meinen Namen feierlich und lobend als Vorbild erwähnt? Ist solche erbärmliche Haltungslosigkeit ein individueller Charakterzug oder das Symptom einer Seuche, die immer mal wieder unter den Deutschen zu grassieren pflegt? Sind wir - und da schließe ich mich nicht aus - als Deutsche ausschließlich im Zustand der Niederlage erträglich? Und wenn wir die Niederlagen vergessen haben, gewalttätig und sogar mörderisch? Mir ist ein bißchen unheimlich zumute, wenn ich an all jene Allzuvielen denke, die ehedem die DDR stützten und trugen: Hunderttausende von Geheimpolizisten, Offizieren, Polizisten, Beamten, Funktionären, eine geschlagene Armee, die sich durch Verrat aufgelöst empfindet. Ich ahne die Rachephantasien, den Haß der gestürzten Halbgötter - und jeder Verkehrspolizist an einer Straßenecke hielt sich dafür -, das Lauern auf die passende Gelegenheit, erneut die Geschichte zu korrigieren. Hoffen sie nicht auf ihre Stunde, wie einst die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg? Sind nicht die Neonazis und Skinheads die eigentlichen Wegbereiter für eine ganz andere Bewegung, die sich im Dunkel miefiger Wohnzimmer vorbereitet?
Die "Neuen Menschen" von gestern sind die alten potentiellen Schufte geblieben. Ihre Ideologisierung war eine vorübergehende Verfärbung, auswechselbar durch andere autoritäre Ideologien: Nicht auf den jeweiligen Inhalt des Glaubensdogmas kommt es an, sondern auf die Sucht nach einem Glauben an sich. Und ich kann mir vorstellen, daß meine Mitdeutschen von der schreibenden oder auch nur schmierantenhaften Zunft sich einem "nationalen Trend" der Literatur bedenkenlos anschlössen. Da sie in ihrem Schreiben nie autonom, sondern nur die Erfüllungsgehilfen der DDR-Literatur gewesen sind, dürfte es ihnen nicht schwerfallen, "mit der Zeit zu gehen".
Es mag sein, daß mein reimender Spitzel in Berlin schon die Feder gezückt hat, um bei der nächsten Wende nicht zu spät zu kommen. Denn: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, das weiß er ja. Und um in Deutschland stets up to date zu sein, bedarf es keiner großen Mühen: Man braucht sich bloß von der Vergangenheit, der allgemeinen wie der persönlichen, zu trennen, um vor sich selber und allen anderen wie neu zu erscheinen. Fast wie neu. Günter Kunert, geb. 1929, Schriftsteller, seit 1979 in der Bundesrepublik.
Ja, wenn man, wie ich, dieses Jahrhundert durchlebt hat, wenn man auch heute noch, mit 88 Jahren, am 27. Januar ein fröhliches Gefühl hat - schulfrei, Kaisers Geburtstag -, dann kann man sagen: Schon wieder ein Neues Deutschland.
Nicht so einschneidend neu wie 1933, als ich dann drei Jahre lang - ein illegal arbeitender Kommunist und der "Rasse" nach Jude - in täglicher Lebensgefahr stand, um dann ins Exil nach England gehen zu müssen -
nicht so einschneidend neu wie 1945, als ich glaubte, an die Verwirklichung meines Lebenstraums zu gehen -
Schon im Frühjahr 1990 sagte ich der Weltbühne voraus, daß die Währungs- und Wirtschaftsunion für die DDR eine Katastrophe und für die BRD eine Krise bringen würde - und leider erwies ich mich als guter Prognostiker.
Wie viele befreundete Wissenschaftler sind heute arbeitslos geworden, darunter auch zwei Söhne! Wie mutlos sind so manche von ihnen und auch vertraute Schriftsteller geworden!
Die wirtschaftliche, allgemein die gesellschaftliche Umgebung gleicht der eines von einem Tag zum anderen zum Entwicklungsland degradierten Staates.
Und die guten Bekannten und Freunde in der alten BRD? Wie viele von ihnen haben so volles Verständnis für unsere Situation!
Auf meinen vielen Versammlungen in Ost und West spreche ich in gleicher Weise, und auch die Diskussion ist nicht sehr verschieden. Überall Sorge um das Neue Deutschland. Überall auch - aber nicht anders als in Großbritannien oder Frankreich oder Italien - Verdrossenheit mit den Parteien und Regierungen, die den drängenden Problemen und Schwierigkeiten gegenüber versagen.
Ich hatte in den letzten 70 Jahren nicht nur Linke unter meinen guten Bekannten in Deutschland, und ich kann nicht sagen, daß sich meine Beziehungen zu ihnen allen im "Neuen Deutschland" verändert haben.
Und das gilt auch für das eigentliche ganz persönliche Leben.
Zwar ist meine Staatsrente um 80 Prozent gekürzt worden. Aber wir haben nie üppig gelebt, und unsere Ersparnisse werden uns bis zum nicht fernen Lebensende aushelfen.
Wie seit 64 Jahren erlaubt mir meine Frau, mich auf meine zweite Frau zu freuen, die mir gestatten wird, auch im Schlafzimmer Bücher aufzustellen.
War ich vor 1933 Wirtschaftsredakteur der Roten Fahne, schrieb ich in der DDR für Erich Honecker den Teil seiner Rede, in der er einmal im Jahr über die Weltwirtschaftslage sprach, und anschließend einen Kommentar zu diesem Teil seiner Rede im Neuen Deutschland -
Auch kommen aus allen Teilen der Welt Reporter oder Vertreter von Rundfunkstationen oder Fernsehanstalten für Interviews, und ich spreche auf fünf bis sechs Versammlungen im Monat an Universitäten oder in Buchhandlungen oder auf politischen Versammlungen in ganz Deutschland.
Seit dem Herbst 1989 sind fünf kleinere oder größere Bücher von mir herausgekommen, in west- und ostdeutschen Verlagen.
Aus aller Welt schicken mir Freunde Detektivromane als Nachmittagslektüre.
In all dieser Beziehung verläuft mein Leben aktiv wie stets.
Natürlich war die Erkenntnis, daß die Deutsche Demokratische Republik an ih- rer so völlig mangelnden Basisdemokratie zu Grunde gehen mußte, ein schrecklicher Schlag für mich - wie blind und unwissend war ich, der so lange in Opposition zur Parteiführung stand, aber nicht die ganze Bedeutung dieses Grundübels erkannte!
Doch bin ich deswegen nicht "weltpessimistisch" geworden. Ich rechne fest mit einer neuen Wende, einer Wende auf dem Weg zum Beginn des Aufbaus einer neuen Gesellschaft, die einmal sozialistisch sein wird. Natürlich werde ich diese Wende nicht mehr erleben. Aber die Vorfreude auf sie lasse ich mir nicht nehmen.Jürgen Kuczynski, geb. 1904, WirtschaftshistorikerLimonade hart am Abgrund Eine Busfahrt über die Anden von Argentinien nach Chile
Schade, daß der Zug nicht fährt. Neidisch blicken wir hinaus durch die verschmierten, spiegelnden Busscheiben. Gegenüber, auf der anderen Seite des schmalen Tals, überquert die alte Bahnstrecke in atemberaubendem Schwung einen tiefen Einschnitt. Welche Lust müßte es sein, jetzt in einem scheppernden Eisenbahnwaggon über die Stahlbogenbrücke zu rattern. Wir aber sitzen in unseren breiten Reisebussesseln, recken die Hälse nach links und nach rechts.
Nein, Busreisen hält keinem Vergleich mit dem Zug stand. Dort könnte man gemütlich den Blick schweifen lassen, hinunter auf den Rio Mendoza, hinauf, wo die Andengipfel sich erahnen lassen. Wären wir ein paar Jahre früher gekommen, hätten wir die Fahrt mit der Schmalspurbahn noch unternehmen können; jetzt bleibt nur der sehnsuchtsvolle Blick auf die nach und nach verrottende Gleisanlage.
Die Busse haben die Züge ersetzt. Das ist in ganz Argentinien so. Während das staatliche Fremdenverkehrsamt immer noch stolz verkündet, daß das Land über das größte Schienennetz Mittel- und Südamerikas verfügt, wird eine Linie nach der anderen eingestellt. Manche Strecken sind nur noch wenige Wochen im Sommer in Betrieb. In einst prachtvollen Bahnhofshallen vom Beginn des Jahrhunderts vertreiben sich die verbliebenen Schalterbeamten die Zeit bei einem Topf Mate-Tee.
Fast 100 Jahre lang verband die Transandino-Strecke der Belgrano-Gesellschaft das argentinische Mendoza mit Santiago de Chile, doch das Auto ist schneller: Zuerst ließen die Chilenen die Gleise über den La Cumbre-Paß verrotten, dann wurde auch die argentinische Seite dichtgemacht. Die wichtigste Verbindung zwischen den beiden Ländern, der schon von den spanischen Eroberern benutzte Anden-Pfad - "Camino de los Andes" -, kann nur noch auf vier Rädern passiert werden.
Erstaunlich wenig Verkehr herrscht jedoch auf dieser Magistrale; nur selten kommt uns einer der schweren Tanklastzüge entgegen, die von der Westküste des Subkontinents bis an den Atlantik, nach Buenos Aires oder hinauf nach Brasilien fahren. Etwas häufiger quetschen sich andere Reisebusse an dem unsrigen vorbei. Viel breiter dürften sie nicht sein.
Das ist kurz nachdem wir das "Hotel Züri" passiert haben. Züri? - Ein schmuckes Schweizerhäuschen, mit Holzbalkonen und Blumenschmuck, an der Einfahrt zur "Colonia suiza", eine der vielen Ansiedlungen im argentinischen Kernland, in denen die teilweise schon vor Generationen gekommenen Einwanderer aus Europa beharrlich ihre alte Heimat zu konservieren versuchen. Ob es Zufall ist, daß eine Schweizer Kolonie sich ausgerechnet hier am Bergaufstieg angesiedelt hat?
Unsere Fahrt hat am Morgen in Mendoza begonnen, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Mendoza - das klingt für einen Argentinier wie Bordeaux oder Chianti für einen Europäer. Fast jedenfalls. Immerhin wird dort soviel Wein angebaut wie in kaum einem anderen Gebiet auf der Erde. Dabei ist die "Cuyo"-Region ausgesprochen regenarm, nur etwa zwei Prozent des Bodens lassen sich bewirtschaften, fast die Hälfte davon wird als Weinbaugebiet genutzt, vor allem rings um Mendoza.
Die "Bodegas" in den kleinen Orten außerhalb der Stadt schmücken sich mit Superlativen: "fünftgrößte Weinkellerei der Welt"; "größtes Weinfaß Südamerikas". Dieses Ungetüm steht auf dem Gelände des "Peñaflor"-Weinguts, soll fünf Millionen Liter Rotwein fassen und erinnert eher an einen gigantischen Silo als an ein Fäßchen, aus dem sich nach langer Reifezeit ein würziger Roter zapfen ließe. Doch das Gebräu, das in dem holzverkleideten Betonbottich gärt, ist auch keineswegs für gehobene Ansprüche bestimmt. Nur "Vin común" entsteht hier in wenigen Wochen, hatte die Führerin durch das unterirdische Labyrinth erläutert, leichter Tafelwein, wie ihn die Restaurants in Mendoza für ein paar Pesos zum Abendessen auf den Tisch bringen.
Für die edleren Tropfen, den "Vin fino", ist eine andere Abteilung des hallenartigen Weinkellers reserviert. Lange Gänge mit Dutzenden von Fässern, einzeln beschriftet mit Rebsorte und Jahrgang, machen Lust auf einen Probeschluck. Den gibt es nach dem Wiederaufstieg ans Tageslicht: "Trapiche" heißt der Wein, den "Peñaflor" in aller Welt vertreibt, in Rot, in Weiß und in Rosé. Und sogar einen ganz ordentlichen Portwein bringt die Region am Fuß der Anden hervor. Abgesehen von den anderen klimatischen Bedingungen und Böden entsprechen die Sorten allerdings auch nicht immer denen in Europa: Manche Reben wurden schlicht verwechselt und wachsen nun unter anderem Namen in argentinischer Erde.
Sei's drum. Jetzt könnten wir ein Gläschen Wein vertragen, gleich welcher Sorte. Der Busfahrer schraubt unseren Wagen immer höher hinauf, sein Kollege serviert auf einem schwankenden Tablett Getränke aus Plastikbechern - nur Limonade allerdings. Eine erste Stufe unseres Andenaufstiegs ist erreicht, eine Hochebene öffnet sich, die von schroffen, zerklüfteten Felsen begrenzt wird. Farbtöne zwischen Curry-Gelb und Backstein- Rot, dazwischen Reste von Vegetation. Und hinter einer Kurve plötzlich: Schnee. Weit weg auf einem Gipfel zwar noch, aber die Straße führt immer weiter nach oben, der Schneegrenze entgegen.
Stop. Motor aus. Köpfe nach links. Mitten auf einer schmalen Brücke hält der Bus an. Hoch über dem Rio Mendoza, der hier als wilder Gebirgsbach ins Tal donnert, schlägt das Tierreich zurück: Eine Gruppe von Eseln versperrt die Durchfahrt. Und die Lasttiere reagieren genau so, wie unsere Sprache es ihnen zuschreibt, nämlich störrisch. Nein, weder vor noch zurück wollen vor allem zwei der Esel. Da hilft weder gutes Zureden der argentinischen Gebirgsjäger, die sie hinter sich herziehen. Da hilft kein Stockschlag, und auch der selbsternannte Eselexperte, der kurzentschlossen aus unserem Bus springt und die Ärmel hochkrempelt, muß erfolglos den Rückzug antreten. Ein strenger Tierfellgeruch beim Wiedereinstieg in den Bus zeugt von seinem intensiven Kontakt mit den Schwanzhaaren der Esel.
Am anderen Ende der Brücke warten mittlerweile bereits mehrere Lastwagen. Die Fahrer beobachten die Anstrengungen der Grenzwächter. Die Kraft, einen sich sträubenden Esel am Zügel in die gewünschte Richtung zu zerren, hat keiner von ihnen. Während die eine Hälfte der Soldaten bereits weit voraus ist, muß die Nachhut den ungeordneten Rückzug antreten: Mit größter Mühe gelingt es schließlich, die Esel samt Last zumindest von der Brücke herunterzulocken, zurück zum Ausgangspunkt. Ob die Armee-Tiere für einen Anden-Krieg geeignet sind? Unser Bus jedenfalls hat jetzt freie Fahrt bis nach Uspallata und Puente del Inca.
Während der Wintermonate, also von Juni bis September, würde es jetzt schwierig werden: Eis und Schnee könnten die Durchfahrt fast unmöglich machen. Immerhin nähern wir uns der 3000- Meter-Grenze und einem der bekanntesten Skigebiete Südamerikas - auch wenn es nicht zu vergleichen ist mit dem exklusiven Las Leñas, das weiter südlich liegt. Im Sommer ist von Tourismus wenig zu spüren. Nur eine Ansammlung verlassener Hotels. Die Siedlung Los Penitentes läßt erahnen, daß sich hier die argentinischen - und nordamerikanischen - Wedler treffen. Allerdings: Nur eine einzelne Reihe von Liftmasten ist vom Tal aus zu entdecken. Das Skiressort beschränkt sich auf wenige Pisten. Dafür bieten diese im Sommer nicht den traurigen Anblick glattplanierter Skiautobahnen wie in den Alpen.
Noch scheint die Natur hier der freizeitgerechten Zurichtung erfolgreich zu trotzen. In Puente del Inca, nur wenige Kilometer weiter, ist sie sogar dabei, sich ein Stück Zivilisation zurückerobern. Ein altes Badehaus, in dem einst heißes Schwefelwasser aufgefangen wurde, ist dem Verfall preisgegeben. Die Fenster sind dunkle Löcher, in den Räumen und Kammern steht das Wasser knöchelhoch, aus den Wänden tropfen Rinnsale und färben die Mauern mit einem gelben, manchmal grünfauligen Überzug. Es blubbert und schäumt, der intensive Geruch läßt uns schon bald wieder nach draußen fliehen. Wie lange wird es wohl dauern, bis das schwefelhaltige Wasser die in den Fels gemauerte Ruine zerfressen haben wird? So wie es ein riesiges Loch in den Stein geätzt hat: die Inkabrücke. Sie ist die eigentliche Attraktion hier oben. Eine natürlich geformte Brücke über den Rio Mendoza, der 19 Meter darunter in einem schmalen, tiefen Einschnitt hindurchfliest. Und der sieht eisig aus, auch wenn direkt neben der Puente das heiße Quellwasser in den Fluß hineinspritzt; die Wärme hat keine Chance gegen den frisch geschmolzenen Schnee von den Andengipfeln.
Gleich sollen wir davon den größten kennenlernen: den Aconcagua, mit 6959 Metern unbestritten die höchste Erhebung zwischen Alaska und Feuerland. Kurz hinter Puente del Inca taucht er zwischen anderen Bergmassiven auf, wenig pittoresk, ein breiter, langgezogener Rücken, dessen eigentlicher Gipfel von unten kaum exakt zu bestimmen ist. An fünf Hanggletschern mußte der Schweizer Erstbesteiger Mathias Zurbriggen 1897 vorbei, um bis ganz nach oben auf die Spitze der Vulkangestein-Erhebung zu gelangen. Ausgangspunkt für Expeditionen im Anconcagua-Gebiet ist heute Puente del Inca. Neben der Brücke hat der winzige Ort noch ein Militärcamp und eine "Hosteria" zu bieten. Ziemlich trostlos wäre es hier, wären da nicht die vielen Aufkleber, Fotos und Andenken, die begeisterte Kletterer und Skifahrer im Speisesaal zurückgelassen haben, der dadurch fast schon alpenländische Hüttenatmosphäre verbreitet. Und schlafen dürfen die Wanderer, die sich über Nacht hierher verirren, stilecht in Stockbetten.
Wer nicht scharf auf Hochgebirgstrekking und Felsklettern ist, wird Puente del Inca und seine Schwefelquellen bald hinter sich lassen. Das tun auch wir, steigen in den Bus und legen das letzte Stück zur Paßhöhe zurück. Dort könnten wir noch einmal anhalten, nicht nur um das Bergpanorama zu genießen, sondern um einen weiteren touristischen Punkt zu besichtigen: Eine riesige Christusfigur steht hier, einsam mitten in den Anden, zu Beginn des Jahrhunderts zu Ehren eines Königs errichtet. Doch wir lassen den "Cristo Redentor" links liegen und kommen auch ohne seinen Beistand durch den neuerbauten Straßentunnel sicher hinüber nach Chile, wo die Zöllner schon darauf warten, unser Gepäck nach so gefährlichen Dingen wie Obst und Sandwiches durchwühlen zu können.
Der Abstieg ist spektakulär. In Argentinien war es nur ganz allmählich nach oben gegangen, auf der chilenischen Seite bricht der Fels abrupt ab. So als müsse es nach dem langen quälenden Aufstieg jetzt rasend und direkt nach unten gehen. Beim Blick über den Abhang sind die engen, nicht enden wollenden Schlangenlinien der Straße zu sehen, auf der sich die Reisebusse und Lastwagen ins Tal tasten. Schneller kommen wir natürlich nicht voran, aber der tiefe Einschnitt vermittelt das Gefühl von Geschwindigkeit. Noch vier Stunden brauchen wir für die etwa 150 Kilometer bis nach Santiago. Genauso unvermittelt wie das Gefälle beginnt die Vegetation. Bald wachsen wieder Weinreben, sorgt der Rio Aconcagua für fruchtbare Böden. Der Pazifik ist nicht mehr weit, mit der alten Hafenstadt Valparaiso und den umliegenden Badeorten. Wir ziehen nach dem Natur-Trip durch die Anden dem sonnigen Strandleben jedoch das Gewühl der Großstadt vor: Santiago, die moderne chilenische Metropole. Und hier haben wir sogar Ersatz für den verschmähten "Cristo Redentor": Auf einem der Hügel, die die Stadt durchziehen, steht sie als kolossales Wahrzeichen - die "Virgen", die Jungfrau Maria, die ihrem Christus-Sohn auf den Andengipfeln die geöffneten Arme entgegenzustrecken scheint.
DIRK FUHRIG
Alchimistische Aleatorik Deleuze / Guattari: "Tausend Plateaus"
Atemlos und episch: eine Art akademischer Molly-Monolog überzieht die beinahe tausend Blätter, auf denen die Tausend Plateaus zu lesen sind. Zwölf Jahre nach seinem Erscheinen in Frankreich liegt der spektakuläre Nachfolgeband des Anti-Ödipus in deutscher Übersetzung vor: "Ihr seid Längen- und Breitengrade, ein Ensemble von Schnelligkeit und Langsamkeiten zwischen ungeformten Partikeln, ein Ensemble von nicht subjektivierten Affekten. Ihr habt die Individuation eines Tages einer Jahreszeit, eines Jahres eines Lebens (unabhängig von der Dauer) - eines Klimas, eines Windes, eines Nebelschwadens, eines Schwarms, einer Meute (unabhängig von der Regelmäßigkeit). Oder zumindest könnt ihr sie haben, ihr könnt sie erreichen. Ein Heuschreckenschwarm, der um fünf Uhr nachmittags vom Wind herbeigeweht wird: ein Vampir der in der Nacht umgeht, ein Werwolf bei Vollmond." Genug? Moment noch: "Klima, Wind, Jahreszeit oder Stunde haben kein anderes Wesen, als Dinge, Tiere oder Personen, die sie bevölkern, die ihnen folgen, in ihnen schlafen oder aufwachen. Und in einem Zug muß man lesen: das Fünf-Uhr- Jagd-Tier. Das Nachmittag-Werden, das Nacht-Werden eines Tieres, die Bluthochzeit. Fünf Uhr ist dieses Tier! Dieses Tier ist dieser Ort!"
Und dieses Buch fährt fort und fort. Unter einem quer bedruckten schneeweißen Buchdeckel quellen sprachwütige, abundante, mikrofeine und auch zerbröselnde Erörterungen von Plateau zu Plateau. Katarakte, Stromschnellen, Untiefen finden sich im wilden Gewässer dieser Sprache. Sie selbst macht die Plateaus zu einem ebenso anregenden wie problematischen Stück Literatur.
Die Tausend Plateaus sind ein Geschichtsbuch der Absagen ans Geschichtete. Aus dem Geschichteten nämlich baut man den vertikalen Turm der traditionellen Geschichte, ein Plateau jedoch negiert diese hierarchische Architektur. Es will eine Ebene des dichten Sprechens sein, ein Forum im Wortsinn, Marktplatz für Ideengerangel, Fläche, auf der man jemanden oder etwas wiederfindet oder aus den Augen verliert. Plateaus sollen "Intensitäten" sein, auf denen die Rhizome wuchern, denen "jede Vorstellung einer genetischen Achse oder Tiefenstruktur" fremd ist. Dennoch sind die Plateaus Programm.
"Werden ist ein Rhizom und kein klassifikatorischer oder genealogischer Baum" sagen Guattari und Deleuze in diesem Buch, dem zweiten Band zum Thema "Kapitalismus und Schizophrenie". Ein Rhizom, die Ingwerwurzel etwa, hat eine nichthierarchische Struktur, das wissen wir schon aus früheren Werken; mit dem Baum hingegen, lernten wir, wächst uns eine schrecklich hierarchische Struktur ins analogisierende Denken. Stammbäume, Genealogien von Herrschergeschlechtern und andere Darwinismen, Biologismen, Rassismen, Kausalismen lenken direkt auf diese Einsicht hin.
Schluß mit den Bäumen also. Mit theoretischer Pyromanie fackeln Deleuze und Guattari die Wälder der Tradition ab. Vor allem attackieren sie jene hierarchischen Baumkonstrukte, deren sich die Strukturalisten einst befleißigten.
Käme es denn aber nicht darauf an, wie ein "Baum" gelesen wird, wie man ein Phänomen wie den "Stamm" interpretiert und all die Zweige, Ästchen, Blätter? Vom Lob des Rhizoms überwältigt werden die Bäume sich nicht selbst abschaffen, wohl aber werden sie sich anders lesen lassen können. Es gelte sozusagen das Maß des Ingwers an die Eiche zu legen, um an deren Macht zu zweifeln. Zu kompliziert? Nun denn. Das Einfache wäre Betrug im Kampf gegen die Mächte.
Doch das Allereinfachste, beispielsweise das Märchen, ist für Deleuze und Guattari das Allergeheimnisvollste, das Supersubversivste, und wieder kehren sich Begriffe um. Es geht den Autoren, etwa im Kapitel "1730 - Intensiv-Werden, Tier-Werden, Unwahrnehmbar-Werden", um jene "Arten des Werdens, die im Märchen und nicht mehr in Mythen oder Riten zum Ausdruck kommen". Sie wollen nicht tiefgründig sein, sondern die Böden der Böden der Auflösungsstrategien berühren, die Orte, an denen Geschichte sich selbst eine chaotische Relativitätstheorie schreibt.
Wo die Plateaus auf dem Boden geschleifter Festungen des "klassischen Denkens" siedeln, wird dieses, wie 1980 Catherine Clément befand, "depressiv" und "hohl". In diesem Buch ginge es nicht um die Lust- und Wunschmaschinen, wie im Vorläufer Anti-Ödipus, sondern um Liebes- und Kriegsmaschinen.
Daß es um Krieg und Liebe geht, leuchtet ein. Kaum ein Komplex zwischen Krieg und Frieden, Mann und Frau, dem sich die Plateaus nicht verschreiben würden, an dem sie sich nicht versucht und verschrieben hätten: "Gedächtnis", "Musik", "Masochismus und höfische Liebe", "Werkzeuge und Zeichen, Waffen und Schmuck", "Minderheiten, Mehrheiten", ("Der Mann ist ein Standard des Universums"), "Grundeigentum (Rente) Besteuerung (Steuern)".
Irgend etwas an den Tausend Plateaus ist gewalttätig, vergewaltigend geradezu. Aufrufe wie "Macht Rhizome!" oder "Schafft Euch einen organlosen Körper" sind zwar gewiß nicht als Befehle gemeint; Imperative aber sind sie, und jede solche Aufforderung kennt ihre - nicht nur grammatische - Liaison mit der Macht. Es wird das Dauersuggestive sein, das im Nomadischen, im brillant Schweifenden und auch im Schwadronierenden mitschwingt, das einem das Gefühl geben kann, die Tausend Plateaus rückten einem zu dicht auf den Leib.
Mit Sicherheit macht gerade ein solches Buch, das sich im Kapitalismus dem Kapitalismus widmet, und das dessen Schizophrenien verwendet, aufzeigt und verwandelt, auch ex negativo Aussagen über den Kapitalismus. Die pure Tatsache, daß ein solch subversives Schreiben möglich ist, das massive Fundamente klassischen Denkens zu Kieseln mahlen und fortschwemmen kann, weist auf eine Porösität des Systems hin. Daß wiederum dieses Schreiben einer solchen Obsession und mitunter provokant antisozialen Trotzbewegung unterworfen ist, verweist auf die Zwänge des Systems, das die Affekte reduziert und gerinnen läßt. So zeugt die in den Plateaus mitzulesende gewonnene Trauer unmittelbar von unserer Ära der Borderliner.
Die Plateaus entstanden zehn Jahre vor dem einstweiligen internationalen Totaltriumph des Mehrwerts. Ihre subversive Poesie, die man bis dato womöglich strikter beurteilt hätte, kann heute keineswegs schaden.
Wer - verständliche - demokratisch- strikte Bedenken gegen die anarchisch- aleatorische Denklust der Autoren auf ihren Plateaus hegt, wird sich gleichwohl inspirieren lassen können von diesen subaquatischen Gärten und Trümmerfeldern, Märchenfiguren und Menschenworten. CAROLINE FETSCHER
Gilles Deleuze / Félix Guattari: Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie. Aus dem Französischen von Gabriele Ricke und Ronald Vouillé. Merve Verlag, Berlin 1992, 716 Seiten, 98 DM.
Tips für die Anden
BESTE REISEZEIT: für die Andenüberquerung ab November nach der Schneeschmelze. Zum Skifahren ab etwa Juni.
EINREISE: Der Reisepaß ist ausreichend für Argentinien und Chile. Bei der Einreise nach Chile dürfen keine Lebensmittel mitgeführt werden; strenge Zollkontrollen.ANREISE: Lufthansa und Aerolineas Argentinas fliegen direkt, Iberia, British Airways und Alitalia mit Umsteigen mehrmals pro Woche von Frankfurt a. M. nach Buenos Aires oder Santiago de Chile. Vom Stadtflughafen "Aeroparque" in Buenos Aires nach Mendoza mit Aerolineas Argentinas oder Austral, mehrmals täglich. Überlandbusse vom "Terminal de Omnibus", 15 bis 17 Stunden. In Mendoza: mehrere Busgesellschaften für Fahrten nach Santiago de Chile oder Valparaiso (sechs bis acht Stunden). Aerolineas Argentinas bietet einen "Visite Argentina Air-Paß" an; vier Inlandsflüge kosten damit 450 US-Dollar, jeder weitere 120 US- Dollar. Die Tickets müssen bereits in Deutschland gekauft werden. Auskunft bei Aerolineas Argentinas, Hugo-Eckner- Ring D.4.115., 6000 Frankfurt a. M. 75, Telefon 0 69 / 69 79 20.
UNTERKUNFT: Mittelklassehotels in Mendoza ab 40 US-Dollar für Doppelzimmer mit Frühstück.
TREKKING/KLETTERN: Bester Ausgangspunkt für Touren in die Aconcagua- Region ist Puente del Inca. In der dortigen "Hosteria" - einzige Übernachtungsmöglichkeit - gibt es Informationen über Bergführer und Maultier-Vermietung. Der Aconcagua ist Teil eines Nationalparks, für dessen Betreten eine Erlaubnis des Tourismus-Büros in Mendoza nötig ist.
GELD: Am besten US-Dollar-Reisechecks oder Bargeld. Der argentinische Peso ist derzeit an den US-Dollar gekoppelt, Umrechnungskurs 1:1; an touristischen Orten werden häufig beide Währungen akzeptiert. In Buenos Aires und größeren Städten können auch DM problemlos gewechselt werden.
AUSKUNFT: Argentinische Botschaft, Secretaría de Turismo, Adenauerallee 52, 5300 Bonn, Telefon 02 28 / 2 28 01. Subsecretaría de Turismo, San Martin 1143, 5500 Mendoza, Tel. 00 54 / 0 61 / 24 28 00 (fuh)
GEBURTSTAGSGESCHENKE sollten eigentlich die Geburtstagskinder empfangen. Oliver Reck denkt da anders. Er wurde 28 Jahre alt, schenkte aber mit einem unnötigen Abklatscher nach Franco Fodas Fernschuß Ulf Kirsten die Chance zum überraschenden Ausgleich für Leverkusen, nachdem Werder Bremen das Spiel zu beherrschen schien.
LEIHGABEN sind eigentlich zur Zurückhaltung gegenüber ihrem offiziellen Besitzer verpflichtet. Jürgen Kramny denkt da anders. Er besiegelte mit zwei Toren für seinen "Leihverein" 1.FC Nürnberg die Niederlage seines Stammvereins VfB Stuttgart, der schon 2:0 geführt hatte. "Mir wäre lieber gewesen, ich hätte die Tore gegen einen anderen Verein geschossen", gestand er, sagte aber auch: "Mein Herz gehört jetzt dem 1. FC Nürnberg."
POKALFREUDEN hofft die Frankfurter Eintracht Ende Mai noch richtig zu genießen. Vorerst genoß sie schon einmal den Gewinn des Drumbo-Pokals, den die Dresdner Bank im Rahmen der Schlappekicker-Aktion für die hessischen Profivereine gestiftet hat. Wer die meisten Tore schießt, bekommt ihn. Das war zum sechsten Male die Eintracht mit 54 Treffern. Rivale Darmstadt 98 schaffte nur 26. Kapitän Uli Stein nahm den Pokal von Direktor Erich Reiter von der Dresdner Bank entgegen.
JUBILÄUMSSIEGE werden besonders gern gefeiert. Die Frankfurter Eintracht schaffte in ihrem 1001. Spiel in der Fußball-Bundesliga ihren 400. Sieg. Ihm stehen 253 Unentschieden und 348 Niederlagen bei 1755:1549 Toren gegenüber. Ein Märchen aus 1001 Nacht war der Sieg gegen den ersten Meister der Bundesligageschichte, den 1. FC Köln, trotzdem nicht.
JUBILÄUMSTORE werden nicht minder heftig gefeiert. Stefan Kuntz schoß eines. Das 1:2 gegen Bayern München war das 500. in der Bundesliga- Saison im 100. Spiel seiner Bundesliga- Karriere. Aber hatte er es überhaupt geschossen, oder war Vogel noch vor der Torlinie am Ball gewesen, den Torwart Aumann fast noch erwischt hätte? Schon der Jubiläen wegen wurde der Treffer Kuntz zugeschrieben.
STRESSTEST für Trainer ist anscheinend eine neue Forschungsaufgabe der Sportmedizin. Friedhelm Funkel von Bayer Uerdingen unterzog sich ihm und wurde mit Sensoren beklebt. Sicherlich zeichneten sich dabei steile Kurven ab, besonders als Schiedsrichter Markus Merk den Uerdinger Coach von der Bank hinter den Zaun verbannte und als Sergej Gorlukowitsch als 16. Spieler der Saison die rote Karte zu sehen bekam.
ROM-REISE. Nicht alle Wege führen nach Rom. Zumindest nicht für Matthias Sammer. Er bleibt zu Hause, wenn seine neue Mannschaft von Borussia Dortmund am Dienstag in Rom bei Thomas Häßlers Club AS Rom antritt. Weil Inter Mailand den Wechsel über den Stichtag 15. Januar hinausgeschoben hat (Absicht oder nicht?), darf Sammer im UEFA-Pokal-Spiel noch nicht mitwirken. "Es ist besser, wenn ich nicht mitreise", meint Sammer. "Ich befürchte einigen Medienrummel. Den möchte ich der Mannschaft ersparen. Sie soll sich in Ruhe vorbereiten können." FR
ARNHEIM, 5. März (dpa). Weil er freie Sicht haben wollte, hat ein Mann im niederländischen Arnheim ein Bürgerzentrum in Brand gesetzt. Er habe vom Fenster seiner Wohnung aus endlich eine schönere Aussicht haben wollen, erklärte er der Polizei. Durch die Brandstiftung war im November Schaden von einer Million Gulden (ungefähr 900 000 Mark) entstanden. Die Polizei berichtete, der 34jährige habe im Oktober schon einmal versucht, das Bürgerzentrum anzuzünden. Damals war das Feuer rechtzeitig gelöscht worden.
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Einen Mahngang zum Thema "Laßt die Rechten links liegen" veranstaltet die Evangelische und Katholische Jugend gemeinsam mit der Jüdischen Initiative, SAZ-Rock, dem Internationalen Jugenwerk und anderen Jugendgruppen und -verbänden in Frankfurt.
Am 4. März um 18 Uhr treffen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Alten Oper. reu
FRANKFURT A. M. "Für einen älteren Menschen ist der Haus-Tele-Dienst schon wertvoll" - Frieda Schuster kennt die Vorteile, die moderne Kommunikationstechnik auch im sozialen Bereich bietet. Die 87 Jahre alte Frau sitzt bequem im Wohnzimmer-Sessel und drückt einen Knopf der Fernbedienung. Marlies Nauke-Wachsmuth oder Oliver Bomsdorf erscheinen kurz drauf auf dem Bildschirm ihres Fernsehgerätes. Beide gehören dem Frankfurter Verband für Alten- und Behindertehilfe an und sind zuständig für den Haus-Tele-Dienst im Sozial- und Rehabilitationszentrum West. Frieda Schuster ist eine von 17 Teilnehmern, die dem Pilotprojekt in der Siedlung Westhausen angeschlossen sind. Außer älteren Menschen sind Hör- und Sehgeschädigte, sowie Personen mit starker Einschränkung ihrer Mobilität, Zielgruppe des Haus- Tele-Dienstes. Das Vorhaben geht zurück auf ein Forschungsprogramm der Europäischen Gemeinschaft zur Weiterentwicklung von Breitbandtechniken.
Die Erkenntnisse daraus nutzten die Wissenschaftler zur Verbesserung von Kommunikationstechniken im sozialen Bereich und entwickelten im Januar 1991 das sogenannte APPSN-Projekt (Application Pilots for People with Special Needs) - in Deutschland als "Haus-Tele-Dienst" bezeichnet. Auf Grundlage von bestehenden Fernsehverteilungsnetzen installierten Experten in Westhausen ein "rückkanaltaugliches" System. Erst das macht Kommunikation zwischen zwei Gesprächspartnern über den Fernsehapparat in Wort und Bild möglich.
Thomas Erkert von der Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung in Bonn und Koordinator des Projektes in Westhausen betrachtet den Haus-Tele-Dienst unter anderem als Verbesserung des "klassischen Hausnotdienstes". Sieht man einen Hilfesuchenden auf dem Bildschirm, können lebensrettende Sofortmaßnahmen schneller und gezielter eingeleitet werden. Diese Form eines "Bildtelefons" bietet für die Betreuung und Unterstützung von älteren und behinderten Menschen noch weitere hilfreiche Ergänzungen.
So wurde unter Anleitung einer Krankengymnastin im Rehabilitationszentrum West ein Programm mit gymnastischen Übungen für den Haus-Tele-Dienst entwickelt, das per Videoband direkt in die angeschlossenen Haushalte übertragen werden kann. Zudem befindet sich in der Zentrale eine Dokumentenkamera; mit ihrer Hilfe lassen sich Schriftstücke auf den Monitor des Programmteilnehmers übersenden. Auf diese Weise kann beispielsweise ein ausgefüllter Vordruck bei komplexen behördlichen Formularen einem alten Menschen als Muster dienen.
Nicht selten entwickelt sich aufgrund des regelmäßigen Kontaktes zwischen den Mitarbeitern des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe und den Betroffenen ein Vertrauensverhältnis.
"Manche alte Menschen stellen Fragen, die sie anderen nicht stellen würden", verdeutlicht Marlies Nauke-Wachsmuth, daß nicht nur sachliche oder belanglose Plaudereien zwischen den Gesprächspartnern geführt werden. Überhaupt spielt die soziale Integration der Alten und Behinderten in der Einrichtung eines Haus-Tele-Dienstes eine wichtige Rolle. Die Kommunikation über den Bildschirm soll dabei den Umgang mit den Menschen aus "Fleisch und Blut" nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen: "Das Ganze muß in ein ambulantes Dienstkonzept eingebettet sein", erklärt Erkert den Anspruch des Dienstes.
Nicht zuletzt möchten die Mitarbeiter des Projektes mit dieser Kommunikationsform die angeschlossenen Menschen zu Kontakten mit ihrer Umwelt mobilisieren. So können mit Hilfe der Dokumentenkamera Informationen von Treffpunkten für Senioren übermittelt werden.
Angst vor Überwachung durch die Mitarbeiter vom Haus-Tele-Dienst muß keiner der Projektteilnehmer haben. Da der Bildausschnitt nur einen minimalen Einblick in die jeweiligen Wohnungen offenbart, bleibt das Intimleben der Beteiligten gewahrt. Darüber hinaus ist eine Kommunikation über den Bildschirm nur dann möglich, wenn sich der alte oder behinderte Mensch durch Knopfdruck selbst zuschaltet.
Wann die Technik serienreif ist und bundesweit eingesetzt werden kann, steht noch nicht fest. In einer zweiten Projektstufe mit dem Namen "Tele Community" sei das nächste Ziel erst einmal die Ausweitung des Angebotes auf Altenwohnanlagen, erklärt Erkert. ole
FRANKFURT-SÜD. Die städtischen Schadstoffmobile sind auch im Februar wieder im Süden der Stadt unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt- Batterien, Chemikalienreste und Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern, sondern können bei den Mitarbeitern abgegeben werden.
Zwei südliche Stadtteile liegen am Freitag, 26. Februar, auf der Route der Schadstoffmobile: In Sachsenhausen steht ein Giftmüllschlucker zwischen 9 und 10 Uhr vor der Feuerwache 6, Mörfelder Landstraße 126. Eine Stunde später, von 11 bis 12 Uhr, macht ein Mobil in Schwanheim halt: in den Parkbuchten an der Ecke Rheinland-/ Schwanheimer Bahnstraße. *sen
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Zu unserem Artikel "Die Pendler aus dem Norden stoppen" in der Stadtteil-Rundschau West vom 28. Januar schrieb uns FR-Leserin Helga Thelen aus der Hansaallee 3, 6000 Frankfurt am Main 1, folgende Zeilen:
Seit Jahren ist die Rede von Verkehrsberuhigung auch im nordöstlichen Westend. Getan hat sich nichts. Sarkastisch könnte man sagen: Zu gewissen Zeiten ist der Verkehr bereits beruhigt! Weil er steht und nicht fließt.
Zu Lasten der lärm- und abgasgeplagten Anwohner staut sich doch morgens und jeden Nachmittag bis in den Abend hinein eine Auto-Lawine aus drei Richtungen, um die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Wolfsgangstraße in Schüben (wegen der Ampel) zu überqueren: In der Hansaallee aus Richtung Norden sowie vom Grüneburgweg (über Körnerwiese) aus dem Süden und von Westen her (Feldbergstraße).
Es ist nicht nachzuvollziehen, wieso diese Verkehrsströme durch das Nadelöhr besagter Kreuzung gedrückt werden müssen, statt frühzeitig umgelenkt zu werden. Solche Lösungen sind machbar, wenig aufwendig und liegen als Vorschläge bereits auf dem Tisch; hier drei Beispiele:
1. Es könnte für den Grüneburgweg eine Linksabbiegerspur auf die Eschersheimer Landstraße geschaffen werden und dafür die Durchfahrt über die Körnerwiese unterbrochen werden. Die Straßeneinmündung Grüneburgweg ist dafür breit genug, der Bereich um die Körnerwiese würde erheblich entlastet.
2. Das Teilstück Wolfsgangstraße zwischen Hansaallee und Eschersheimer Landstraße könnte "umgedreht" werden. Der Durchgangsverkehr von Westen nach Osten würde dann vom Reuterweg an auf den Alleenring verwiesen, wo er hingehört. Der Bereich zwischen Eschersheimer Landstraße und Oeder Weg wäre trotzdem weiterhin erreichbar.
3. Es ist ferner nicht einzusehen, wieso parallel zur Eschersheimer Landstraße in voller Länge und in beiden Richtungen die Hansaallee dem Autoverkehr zur Verfügung steht. Wann endlich reagiert man auf diese Vorschläge?
"Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, durch die bezirksübergreifende Regelungen getroffen werden, sind behindernd." (Geschäftsordnung der Ortsbeiräte XII. Wahlperiode § 3 Absatz 7.6, Fassung vom Juli 1991 - gemeint ist "bindend") joh
SINDLINGEN. Ein großes Schwimmbecken voll mit braun-grauem Schlamm füllen die Frankfurter jeden Tag mit dem Druck auf die Toilettenspülung. Was zu- rückbleibt, wenn die städtischen Klärwerke der Kloake das Wasser entzogen und es gereinigt haben, ist alles andere als umweltfreundlich. Dieser Schlamm wird in der Schlammentwässerungs- und verbrennungsanlage (SEVA) entsorgt. Mit einer 13 Kilometer langen Pipeline wird die stinkende Masse aus der Niederrader Kläranlage nach Sindlingen gepumpt. Direkt neben der SEVA steht das zweite Frankfurter Klärwerk. Und von da kommt noch mehr Rest-Schlamm.
"Wir befassen uns mit dem letzten Dreck", scherzt Volkmar Holzhausen, Leiter des Stadtentwässerungsamtes. Von den 250 000 Kubikmetern Klärschlamm täglich - das sind eine viertel Million Badewannen voll - bleibt gerade 'mal ein Prozent übrig, das dann als Feststoff das Werk der SEVA auf Lastwagen verläßt und auf Deponien landet.
Zuerst fährt die braune Masse Karussell. "Wir entwässern den Schlamm, der bei uns ankommt, mit Zentrifugen", erklärt Holzhausen. Aus dem Dünnschlamm wird so ein dicker Brei. Dieser Dickschlamm fährt über Aufzüge in einen riesigen Ofen. Nachdem er unter Wärme gerührt wurde, fällt er auf eine Wirbelschicht-Feuerung, die dann die meisten Stoffe verbrennt. Damit bei 850 Grad Celsius der gerührte Dickschlamm auch optimal zerfällt, wird bei dem Erwärmungsprozeß Sand über einen Düsenboden eingeblasen.
Das restliche eine Prozent des ehemaligen Schlammes schwebt dann in den Abgasen. Damit die aber nicht ungefiltert die Sindlinger Luft verpesten, werden die Abgase an einer elektrisch aufgeladenen Platte vorbeigeleitet. An diesen Elektrofiltern bleibt der Staub hängen, die Platten müssen nur noch regelmäßig durch eine Mechanik ausgeklopft werden.
Wo Dreck verbrannt wird, gibt's auch giftige Abgase: Die Öfen halten aber gerade noch so die zulässigen Grenzwerte ein. Mit den viel strengeren Vorschriften des neuen Bundesemissionsschutzgesetz kann die Anlage, die im Jahr 1981 in Betrieb ging, laut Holzhausen nicht mehr mithalten, sie muß modernisiert werden. Stickoxide, Schwefeldioxid und Quecksilber aus den SEFA-Schornsteinen belasten die Umwelt im westlichen Frankfurt meßbar.
Außerdem reichen die drei Öfen nicht mehr aus. "Wir fahren den Betrieb am Rande einer Katastrophe", sagt der Entwässerungsamtschef. Alle drei Öfen laufen rund um die Uhr auf Hochtouren. Aber eigentlich müsse immer einer abgeschaltet sein, um ihn warten zu können. Also muß ein vierter her.
Bis die Luft rund um die SEVA den neuen Anforderungen genügt, fließt noch viel Wasser den Main hinunter. Die Bauarbeiten sollen in wenigen Monaten beginnen, aber erst 1996 abgeschlossen sein. 165 Millionen Mark muß die Stadt Frankfurt in ihr neues Projekt pumpen. Den Auftrag soll die Frankfurter Lurgi bekommen.
Die Nasen der Anwohner sollen dank der neuen Technik dann nicht mehr so strapaziert werden. Derzeit weht bei stärkerem Wind öfter ein un-dezenter Duft über den Main. gre
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt. Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten-Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig. Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf".
Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu. Kurz nach dem Krieg begann Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden. Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich noch die klassischen Reiseziele gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist dabei genauso vertreten wie die jahrelangen Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
DOKUMENTATION 10
Von diesem Buch war nach einem Monat die erste Auflage verkauft. Es scheint ein Bedürfnis danach zu geben: ein "who was who" der DDR - gesteigert durch die Erkenntnis, daß die DDR inzwischen ein abgeschlossenes Sammelgebiet ist. Genau 1515 Personen aus allen gesellschaftlichen Bereichen sind hier vertreten, ausgewählt nach "Prominenz und Popularität, Einfluß und Leistung" - und das beliebteste Spiel der Eingeweihten ist dabei natürlich die Frage: wer ist drin, wer ist nicht drin?
Es gibt eine gewisse Berlinlastigkeit und eine gewisse Betonung auf das Kulturleben. Doch daneben läßt sich sagen: für einen kurzen Überblick ist dieses Nachschlagewerk bestens geeignet, es verschafft zuverlässig einen Grundriß der betreffenden Person. Das "Objektive" wirkt dabei manchmal übertrieben: bei Sascha Anderson findet sich innerhalb des relativ langen Textes der schüttere Vermerk "eine zentrale Figur der Kunstszene im Stadtbez. Prenzlauer Berg (später der inoffiziellen MfS-Mitarbeit verdächtigt)" - die "zweite, durchgesehene Auflage" ist im Dezember 1992 in den Druck gegeben worden! Auf vergleichbar sicherem Terrain bewegt sich der Eintrag zur Sprinterin Katrin Krabbe: deren sportliche Laufbahn wird bis 1990 skizziert, die spätere Zeit ist nicht erfaßt - kein Wort von Doping.
Auf welch knappen Raum dieses Lexikon Ungewöhnliches leistet, zeigen Beiträge wie die zu Johannes R. Becher oder Ibrahim Böhme: der ganze Zwiespalt solcher Lebensläufe ist hier in charakteristische Daten gefaßt. So wirkt Becher plötzlich gebrochener, als man es in Erinnerung hat, fast als "Opfer"; bei Böhme, einem der ersten Stasi-Skandale, fällt auf, wie wichtig es ist, solche Fälle vielleicht noch einmal im Abstand zu betrachten. Daß der Eintrag über Robert Havemann doppelt so lang ist wie der über Erich Honecker, läßt darüber hinaus doch auch Subjektivität durchblitzen.
Dies ist ein notwendiges Buch. Als jetzt Lothar Bisky neuer PDS-Chef wurde - in "DDR - Wer war wer" konnte man sich sofort ein erstes Bild machen. Und man erfährt auch den Geburtstag von Katarina Witt und beginnt plötzlich - natürlich erfolglos - nach längst versunkenen Schätzen des DDR-Buchhandels zu fahnden, wie nach der anscheinend 1988 in Ostberlin erschienenen Biografie Katarina - eine Traumkarriere auf dem Eis. HELMUT BÖTTIGER
Jochen Cerny (Hg.): DDR - Wer war wer. Verlag Christoph Links, Berlin 1992, 544 Seiten, 68 DM.
Die Auswirkungen des sogenannten "Solidarpaktes" durch Finanzkürzungen für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV), wenn diese Maßnahmen denn wirklich beschlossen würden, wären eine ökologische Katastrophe und würden die jahrelange Arbeit der Umweltverbände, die sich für den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel eingesetzt haben, zunichte machen (FR vom 3. 2. 1993 "Klarer Kurs zwischen Abstellgleis und Sackgasse").
Zugleich wäre das Ganze eine soziale Unverschämtheit ohnegleichen, würden doch all die Menschen bestraft, die kein Auto besitzen und auch aus Verantwortungsbewußtsein keines haben möchten.
Die Folgen der Mittelkürzungen für die Länder würden die Autolawine noch weiter anschwellen lassen mit allen Auswirkungen auf Natur und Umwelt - kurz: Wir könnten "die Bücher schließen" und auf unser aller Ende in einer bereits jetzt total verwüsteten Umwelt warten. Es drängt sich mir der Verdacht auf, die Herren Kohl und Waigel würden von der Automobilindustrie gesponsert, um diese aus dem Tief herauszuführen.
Bei allen Finanzdebatten vermisse ich bisher eine drastische Kürzung bzw. Umschichtung der Gelder aus dem verantwortungslosen Straßenbauetat hin zu einem wirkungsvollen Ausbau des ÖPNV. Es kann doch nicht Sinn der EG und der Wiedervereinigung sein, unser gesamtes Land in eine riesige Transitpiste umzuwandeln, auf der sich nur noch Fernverkehr abwickelt, um somit der Nachwelt eine ökologische Wüste zu hinterlassen.
Diese Bundesregierung offenbart immer mehr ihre totale Hilflosigkeit und Ahnungslosigkeit - sie gehört schnellstens auf den Mülleimer der Geschichte.
Horst Metzger, Wedel/Holstein
GOLDSTEIN. Der Kleingärtnerverein Schwarzbach hat auf seiner Jahreshauptversammlung eine generelle Änderung der Pachtverträge beschlossen. Künftig soll der Vorstand in der Lage sein, Pachtverträge weniger kompliziert zu kündigen. "In der Vergangenheit hat es immer wieder Schwierigkeiten gegeben, Mitgliedern, die ihren Pflichten nicht nachkamen, das Grundstück zu kündigen. Das soll jetzt schneller gehen", begründete Volker Münzenberger, der stellvertretende Vorsitzende des Kleingärtnervereins, die Satzungsänderung.
Der Vorstand unterbreitete den Mitgliedern den Vorschlag, einen entsprechenden Paragraphen in die Satzung aufzunehmen, der von der Versammlung mehrheitlich angenommen wurde. Da keine Neuwahlen anstanden, werden auch in diesem Jahr der Erste Vorsitzende Gorgio Jovcic, sein Stellvertreter Volker Münzenberger, der Kassenwart Wilhelm Klarhold und die Schriftführerin Ute Weis die Geschicke des Vereins lenken.
Eventuell soll in nächster Zeit die Kantine im Vereinsheim renoviert werden, außerdem denken die Gärtner über die Anschaffung eines Festzeltes nach. Die wichtigsten Termine in der kommenden Saison werden das Sommerfest Ende Juni, das Erntedankfest und das Eiersuchen an Ostern sein. hen
Landesliga
FECHENHEIM. Der "Vergnügungsverein 1918" wird 75 Jahre alt - und kaum ein Fechenheimer wird wissen, daß sich hinter dem längst vergessenen Namen ein sehr lebendiger und im Stadtteil bekannter Verein verbirgt: Die Philharmonie Fechenheim feiert 1993 ihr Jubiläum.
Im breiten Spektrum der Stadtteil-Vereine hat die Philharmonie in den vergangenen 75 Jahren immer wieder musische Akzente gesetzt. Ihre Aufführungen sind in den Terminkalendern eines großen Stammpublikums mittlerweile feste Termine - dabei ist es gleichgültig, ob die Theater- oder die Musikabteilung einlädt. Mit ihrem großen Repertoire sprechen die beiden Gruppen immer viele Besucher an. So werden die Märchen von den Kleinen genauso gut besucht wie die Klassiker von den älteren Semestern; sogar Aufführungen in englischer Sprache kann die Theatergruppe, deren Besetzung ständig wechselt, bieten: Denn seit 1971 trifft sich die Philharmonie alle zwei Jahre mit einer befreundeten Theatergruppe in Birmingham, der Partnerstadt Frankfurts.
Musikalische Vielfalt garantieren das Orchester, die Big-Band und das Caféhaus-Ensemble. Letzteres belebt einen beinahe vergessenen Stil und feiert Erfolge bei Auftritten im Hessischen Rundfunk oder im Fechenheimer Rathaus. Ganz dem Glenn-Miller-Sound verschrieben haben sich dagegen die 18 Mitglieder der Big-Band. Die meisten der insgesamt 60 aktiven Musiker spielen jedoch im Unterhaltungsorchester Melodien aus Oper und Operette. Tradition haben bereits die "Mainkur-Konzerte" mit dem Neckermann-Betriebsorchester im Fechenheimer Heinrich-Kraft-Park und die Auftritte zu Weihnachten und Neujahr. Entstanden ist die Philharmonie Fechenheim aus einer Gruppe von sieben jungen Männern, die sich im Jahre 1916 in Fechenheim zusammenfanden, um gemeinsam zu musizieren. Zwei Jahre später entschlossen sie sich, das Erarbeitete öffentlich aufzuführen. So gründeten sie am 8. Juni 1918 - das Ende des Ersten Weltkrieges war seinerzeit noch nicht abzusehen - die "Vergnügungsvereinigung 1918". Nachdem sie ein Jahr später noch etwas mehr Bühnenluft geschnuppert hatten, suchten sie einen neuen Namen: Die Vereinigung wurde umbenannt in "Theaterverein Philharmonie".
Obwohl ein Amateurtheater, gelang es in den zwanziger Jahren sogar, mit eigenem Orchester, eigenen Sängern und Darstellern Goethes "Clavigo" oder Carl Maria von Webers Oper "Freischütz" auf die Bühne zu bringen. Und das in Fechenheim, das damals noch nicht zu Frankfurt gehörte, sondern ein selbständiges Dorf am Beginn der Industrialisierung war.
Im Jahre 1942 mußte der Spielbetrieb eingestellt werden. Der Zweite Weltkrieg versprengte die mittlerweile beachtlich angewachsene Gruppe. Doch schon 1947 konnte das neu entstandene Orchester unter der Leitung von Peter Pfendt, der bereits 1918 zu den Gründungsvätern gehörte, mit einem öffentlichen Konzert aufwarten.
In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es viele verschiedene Musik- und Theatergruppen in der Philharmonie Fechenheim, darunter zeitweise auch ein Kammerorchester unter der Leitung von Ulrich Haase, und ein eigenes Jugendorchester. Derzeit studiert die Theatergruppe unter der Regie von Gisela Keppler Schillers "Kabale und Liebe" ein. Das Stück soll bei einer Jubiläumsaufführung am 9. Oktober in der Turnhalle des TSG Fechenheim gezeigt werden. Die akademische Feier zum 75jährigen Bestehen findet am Samstag, 27. März, im Fechenheimer Rathaus statt. gun
Die Schützenkreise Büdingen und Friedberg haben ihre Rundenkämpfe mit Luftgewehr und Luftpistole abgeschlossen, die Teilnehmer an den Aufstiegskämpfen zur Gauklasse stehen fest. Es werden die Luftpistolenschützen der Schützengesellschaft (SGes.) Nidda und die Luftgewehrschützen der SGes. Büdingen für den Kreis Büdingen sowie die Friedberger Vertreter SGes. Butzbach II (Luftpistole) und Schützenverein Assenheim II (Luftgewehr) sein. Stellt man die Werte der Kreisvertreter nach Abschluß der Runden gegenüber, dann dürften die Vertreter des Schützenkreises Friedberg mit den besseren Aussichten in die Aufstiegsrunde gehen. Denn sowohl mit dem Gewehr als auch mit der Pistole erzielten die Friedberger Teams insgesamt mehr Ringe als ihre Büdinger Kollegen. Besonders mit dem Gewehr hat der SV Assenheim II mit 14 856 Ringen gegenüber der SGes. Büdingen (14 547) eine deutlich bessere Ausbeute aufzuweisen.
Mit Kerstin Heusslein (Mittelwert: 378 Ringe) stellten sie auch die beste Einzelschützin des Kreises. Absteigen aus der Kreisklasse muß der SV 1898 Bad Vilbel, der in der kommenden Runde von Aufsteiger SV Selzerbrunnen ersetzt wird. Bei den Friedberger Luftpistolenschützen dominierten die Butzbacher in der Kreisliga mit 20:0 Punkten. Herausragender Schütze war Rudi Modenbach (Durchschnitt: 367,11), der auf Rang drei der Bestenliste zu finden ist. Für den SV Selzerbrunnen I wird originellerweise der SV Selzerbrunnen II, der in der 1. Grundklasse Meister wurde, im kommenden Jahr in der Kreisklasse antreten.
Die SGes. Nidda erwies sich in der Kreisklasse der Büdinger Luftpistolenschützen als konstantestes Team und sicherte sich mit drei Punkten Vorsprung den Titel, während die ESG Echzell absteigen muß. Dafür wird im kommenden Jahr der SV Altenstadt II in der Kreisliga vertreten sein. Bei den Luftgewehrschützen konnte sich die SGes. Büdingen, die mit der Pistole nur Zweiter hinter Nidda wurde, souverän durchsetzen. Zum Rundenabschluß peppelte der Büdinger Matthias Peppel mit 383 Ringen noch einmal die Mannschaftsleistung gehörig auf. Nun hoffen die Büdinger, auch bei den Aufstiegskämpfen so gut in Form zu sein. Anstatt des punkt- und erfolgslosen VfR Ulfa wird in der neuen Saison der SV Wallernhausen in der Kreisklasse dabeisein. ina
Keine "Imbiß-Oase", keine Pommesbude mit der blauen Mülltüte voll verschmierter Pappteller am Wegrand, keine alten ausgeweideten Trabis im Wald. Den ganzen Tag fuhren wir durchs Land, und es kam nur Erfreuliches vor unsere Augen. Das "Ländchen Rhinow", etwa 80 Kilometer nordwestlich von Berlin zwischen Rathenow und Havelberg gelegen, ist ein sauberes Ländchen. Das beeindruckte schon Friedrich den Großen, als er 1778 die Gegend bereiste: "Ich hab' in langer Zeit mit solch einem Vergnügen nicht gereist."
Friedrich begutachtete die Ergebnisse der Trockenlegung des Moors zwischen Dosse und Rhin und zeigte sich überaus zufrieden mit der Kolonisation der einstigen Sümpfe durch 1500 bäuerliche Ansiedler. Diese lebten ein bescheidenes Leben, durch Überschwemmungen, Mißernten, Viehseuchen gebeutelt, doch, so jedenfalls erwartete es der sparsame König, hätten sie es durch die Mühen harter Arbeit zu bescheidenem Wohlstand bringen können. "Was Teufel wollen die Leute?" soll der Alte Fritz gerufen haben, als sich ein paar Bauern am Wege mit ihren Sensen versammelten. "Die wollen gar Geld von mir haben?" Aber nein, beruhigte der Amtmann Fromme, der Friedrich begleitete: "Die Leute sind voll Freuden, daß Ihro Majestät so gnädig sind, die Gegend zu bereisen." Darauf der König: "Ich werd' ihnen auch nichts geben!" (Nachzulesen bei Fontane). Und die königliche Kutsche holperte von dannen in Richtung Rathenow.
Gut zweihundert Jahre später sind die Bauern wieder in Not. 80 000 Hektar Land liegen heute in Brandenburg brach. Zwei Drittel der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gingen seit der Wende verloren. Altschulden, die Dürreschäden des letzten Sommers und neue Besitzansprüche tun ein Übriges. "Schuld an der Misere sind die Wende und die Gans." Der Ornithologe Manfred Loew aus Rathenow, erster und ältester hauptamtlicher Natürschützer Brandenburgs schon zu DDR-Zeiten, macht seinem Ärger Luft. Daß die deutsche Vereinigung die Verhältnisse der Landbevölkerung nicht gerade zum Besseren gewendet hat, versteht man, doch worin liegt die "Schuld" der Gans?
Saat-, Grau- und Bläßgänse kommen seit eh und je zu Tausenden ins Ländchen. Schon zu DDR-Zeiten folgten sie, von Norden kommend, grenzüberschreitend dem Lauf der Elbe und steuerten ihre Rast- und Futterplätze in den Feuchtgebieten des Havelluchs und am Gülper See an. Der Flachwassersee steht mit einer Fläche von 60 Hektar als "Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung" unter Naturschutz. See und Umland bieten den Vögeln ideale Bedingungen für die Rast und zur Futteraufnahme vor dem Weiterflug in die Winterquartiere.
Tagsüber fressen die Gänse, nachts ruhen sie auf dem Wasser des Sees. Zu LPG-Zeiten herrschte weder Mangel an Äckern noch an Saatgut, so daß die Vögel genügend Futter fanden. Nun stürzen sie sich auf die wenigen verbliebenen Ackerflächen, fressen sie ratzekahl, und die Bauern sind verständlicherweise sauer. Da Gänseschaden nicht Wildschaden ist, gibt es keine Entschädigung vom Staat. Die Zahl der Gänse so zu dezimieren, daß ein ökologisch sinnvolles Gleichgewicht zwischen Vögeln und Vogelfutter besteht, verbieten die neuen Jagdgesetze. Diese wurden ohne Anpassung an die konkreten Verhältnisse von den alten Bundesländern, wo wegen geringen Aufkommens ein größerer Schutz der Wildgänse nötig und wünschenswert ist, auf die neuen Länder übertragen. Selbst der Gülper See ist durch ein zu großes Vogelaufkommen in Gefahr: Unverhältnismäßige Mengen Vogelkot könnten seine biologische Balance auf Dauer zerstören.
Zur Sorge der Natürschützer um die wachsende Gänsepopulation bei geringerem Nahrungsangebot kommt Ärger über manche Aktivitäten der Gemeinden. Tourismus heißt jetzt allerorts das Zauberwort. Der Fremdenverkehrsverein e. V. "Ländchen Rhinow" in Stölln erinnert lautstark an die Flugversuche Otto Lilienthals: In den Rhinower Bergen, wo der Pionier der Luftfahrt einst übte und 1896 zu Tode stürzte, knattern heute die Motoren. Der Sportflugplatz von Stölln, "der älteste Flugplatz der Welt", beruft sich auf eine Tradition, in der immerhin der Vogelflug "Grundlage der Fliegekunst" (Lilienthal) war.
Auch die Gastronomie entwickelt sich. Abgesehen von einigen Bankfilialen und dem Supermarkt von Rhinow, neben dem das Städtchen wie ein Anachronismus wirkt, vollzieht man die Sanierung auf behutsame Weise. Wenn Tourismus, dann nur einer der sanften Art, betont Peter Hase, der Leiter der Naturschutzstation Parey. Ein aus sozialen Gründen wünschenswerter Tourismus darf nicht seine eigene Grundlage, die hier noch relativ intakte Natur, zerstören. Motorisierter Individualverkehr und Flugzeuglärm versetzen die Gänse - und zahlreiche andere seltene Vögel - immer wieder in Todesangst. Sie irritieren die Tiere und zehren an deren Kraftreserven.
Unter verhangenem Himmel führt Manfred Loew unsere Besuchergruppe zu den Rast- und Futterplätzen der Gänse. Eine ruhige Truppe: kein lautes Oh und Ah, keine schreiend bunten Anoraks, doch stets das Fernglas griffbereit vor der Brust. Es herrscht die gespannte Stille der erfahrenen Naturbeobachter. Zwanzig- bis dreißigtausend Gänse versprach der Prospekt vom Ökowerk Berlin. Der dunkelrote VW-Bus fährt zwischen Rhinow und Strodehne kilometerweit unter ehrwürdigen Linden, biegt in schmale Feldwege, die ins Luch führen. Ein einzelner, langsam fahrender Bus, so hören wir, erschreckt die Vögel weniger als eine Wandergruppe zu Fuß. (Ist das womöglich doch schon ein Zugeständnis an die Bequemlichkeit auch des naturfreundlichen Touristen?) Immer, wenn einer aus der Gruppe eine größere Schar Gänse am Wege erspäht hat, winkt der Meister ab: die paar, und spricht von Tausenden.
Das geht so den halben Tag. Die Gänse machen sich rar. Manfred Loew wird ungeduldig. Ärgerlich zeigt er auf die grünen Wiesen rechts und links vom Wege. Grünfutter ist für die Gänse nicht gehaltvoll genug. Die Fettreserve, die sie in der kalten Jahreszeit und für den Weiterflug brauchen, kriegen sie nur auf Feldern mit Saatgetreide. Wegen der vielen Brachen müssen sie jetzt bis zu hundert Kilometer am Tag zu weit entfernten Futterplätzen fliegen. Allabendlich jedoch kehren sie zum Gülper See zurück, denn dieser bleibt ihr angestammter Rast- und Sammelplatz. So verbrauchen sie unnötig Energie. Auch wenn Futtermangel und Geräuschbelastung den Gänsen schaden - vertrieben werden sie dadurch nicht; der angeborene Instinkt paßt sich den geänderten Verhältnissen nicht an.
Da sich die Gänse auch nicht gemäß dem ausgedrucktem Programm verhalten, verspricht Loew uns Kraniche, Tausend an der Zahl. Wir finden dann "nur" 250. Doch welch ein Anblick! Vor der dunklen Silhouette eines Mischwaldes stehen die großen Vögel, schwarz, weiß und schiefergrau die alten, braun noch die jungen. Schreiten elegant hin und her, recken die Hälse mit unnachahmlicher Lässigkeit, breiten die weichen Schwingen, erheben sich langsam zu graziösem Flug. Mit girrenden Rufen schrauben sie sich in die Luft, sehen aus, als kämen sie geradewegs aus einem japanischen Holzschnitt, und stehen doch auf einem brandenburgischen Acker minderer Bodenqualität.
Als wir zum See zurückkehren, dämmert es bereits. Das ist die Zeit der zur Nachtruhe heimkehrenden Graugänse. Jeden Abend im Herbst bietet sich das eindrucksvolle Spektakel: Aus allen Himmelsrichtungen kommen die laut schnatternden Formationen, purzeln geradezu hinab auf die silberne Wasserfläche, bilden lange Reihen, fliegen wieder auf, ordnen sich immer neu, vierzigtausend an der Zahl. Manfred Loew will jetzt nicht durch Fragen gestört werden; er blickt durchs Fernrohr und zählt.
Erst wenn die Sechzigtausend überschritten sind, fliegen die zu spät Gekommenen zum nahen Hohennauener See. Dazwischen schwirren ganze Wolken von Staren, die im Schilf nächtigen werden. Die Keile der Kraniche nähern sich dem Ufer. Ein sanftes Abendrot gibt einen letzten Schimmer, und später schiebt sich aus dunklen Wolken der Vollmond hervor. Immer noch kommen und landen die Gänse. Ihr Geschnatter erfüllt die Nacht und dauert bis zum frühen Morgen, wenn sich die Vögel erneut zur Futtersuche erheben. Bis zum Einbruch stärkeren Frosts vollzieht sich das Naturschauspiel, dann fliegen die Gänse weiter. Im Frühjahr kehrt ein Teil zum Brüten an den Gülper See zurück, die anderen ziehen ins nördliche Sibirien.
Seine Pommes bekommt der Besucher in jedem Gasthaus: im alten "Stadt Rhinow" oder - welch ein Name - in der "Gaststätte zum ersten Flieger" in Stölln. Aus der Tiefkühltruhe sind sie allemal. Aber hinter dem gelben Ortsschild, hinter Spaatz oder Gülpe, Prietzen, Witzke oder Ohnewitz, beginnt die Natur - und nichts als das. ELISABETH GÖBEL
AUSKUNFT: Naturschutzzentrum Ökowerk, Teufelsseechaussee 22, 1000 Berlin 33, Tel. 030 / 3 05 20 41/43. Das Ökowerk bietet im Frühjahr auch eine Exkursion an den Gülper See zur Kampfläuferbalz an. Fremdenverkehrsverein e. V. Ländchen Rhinow, O-1831 Stölln; Naturschutzstation Parey, O-1831 Parey.
FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im vergangenen August das Richtfest gefeiert werden konnte, sind jetzt die Handwerker dabei, den Innenausbau fertigzustellen. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.
An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.
Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.
Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet dieses Gerüst, und das inzwischen gewachsene Gras stützt dann die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.
Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."
Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen
FRANKFURT-NORDWEST. Zwei Sitze und die Fortführung der rot-grünen Koalition - das ist das Wahlziel der Stadtteilgruppe der Grünen Nordwest für die kommende Wahlperiode des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel). Das schreibt die Partei in einer Pressemitteilung. Die Kandidatenliste führen die beiden derzeitigen Vertreter der Grünen im Stadtteilgremium, Helga Dörhöfer und Frank Mahlmeister, an. Auf den weiteren Plätzen stehen Gerlinde Schütte, Michael Damian und Eugen Seifert.
"Wir brauchen nicht mehr Straßen, sondern weniger Autoverkehr", ist der verkehrspolitische Grundsatz der Grünen. Sie lehnen eine Umfahrung Praunheims ab und setzen sich dafür ein, den Praunheimer Weg und die Straße "In der Römerstadt" zu beruhigen. Weitere Tempo-30-Zonen sollten eingerichtet werden. Die Grünen wollen den Bau eines Hundertwasser-Zentrums neben der gleichnamigen Kindertagesstätte im Stadtteil Riedwiese. Für Jugendliche müßten dort und in Heddernheim neue Treffpunkte entstehen. Schließlich steht im Wahlprogramm, das Naturschutzgebiet Riedwiese müsse vergrößert werden. mb
Der Bund will 14 Milliarden Mark beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und dem Schienenpersonennahverkehr im Zuge des "Föderalen Konsolidierungsprogramms" einsparen (FR vom 3. 2. 1993 "Klarer Kurs zwischen Abstellgleis und Sackgasse"). Die notwendige Mittellbereitstellung soll jetzt allein von den Ländern getragen werden, davon allein 6,3 Mrd. Mark für den ÖPNV.
Sollte sich Finanzminister Theo Waigel durchsetzen können, wird sich das Schienennetz in den ländlichen Regionen weiter deutlich reduzieren. Das noch dichte Schienennetz in den neuen Bundesländern wird zerschlagen. Im Zuge der Bonner Sparpläne wird sich der Straßenverkehr dramatisch verdichten. Der Bonner Beschluß zur Kohlendioxidreduzierung erweist sich endgültig als Seifenblase.
Die ökologisch zwingend gebotene Chancengleichheit zwischen Schiene und Straße bleibt nun vollends auf der (Asphalt)-Strecke. Denn hierzu müßte die geplante Streichung nicht nur zurückgenommen werden, es müßten auch noch zusätzlich ca. 15 Mrd. DM pro Jahr in den ÖPNV fließen, wie der Präsident des Deutschen Städtetages Manfred Rommel vorrechnete. Daher sind Kommunen, Länder und Spitzenverbände über alle Parteigrenzen hinweg gefordert, sich gegen diese Waigel-Pläne zu wehren.
Eine Bahnreform ohne dauerhafte finanzielle Absicherung des ÖPNV-Systems darf es nicht geben. Das bestehende Schienennetz muß beibehalten werden. Eine Mineralölsteuererhöhung zur Finanzierung der Staatsschulden statt der Zweckbindung für den ÖPNV führt zur Verschärfung des verkehrspolitischen Super-GAUs.
Hans-Jörg Helm (Erster stellver- tretender Vorsitzender Naturschutz- bund Deutschland, Landesverband Niedersachsen), Hannover
FRANKFURT A. M. Während die Rauchschwaden am Himmel emporstiegen, während die Nation auf den Bildschirmen das Glas splittern und die Läden brennen sah, saß eine Gruppe von Männern in einem abgedunkelten Raum. Drei Stunden und zweiundzwanzig Minuten lang starrten sie auf eine Leinwand. "Dieser Film ist nötiger denn je", sagte der Regisseur, als das Licht wieder anging. Es war der 30. April 1992, Burbank, Kalifornien, zwanzig Meilen Luftlinie von South Central L.A.
Als Spike Lee vom Flughafen nach Burbank fuhr, da muß er vom Harbour Freeway aus den Rauch gesehen und die Sirenen gehört haben. Einen Auslöser für die Unruhen hatte er im Gepäck: Ausschnitte aus dem Videotape, das eine Handvoll prügelnder weißer Polizisten zeigt, deren Freispruch im Fall Rodney King die glimmende Lunte in L.A. entzündete. Was das King-Video mit seinem Film "Malcolm X" zu tun habe, diese Frage blieb Spike Lee bei der Abnahme im Hause Warner Bros. nicht erspart.
Ein Mann sitzt untätig auf dem Rücksitz einer geräumigen Limousine. Der Wagen steht auf dem Parkplatz eines Roadhouse Cafes vor den Toren Detroits. Der Mann ist verabredet, und vom Ergebnis des Treffens erhofft er sich die entscheidende Wende für seine Zukunft. Der Uhrzeiger rückt voran. Ab und an wechselt der vierschrötige Mann ein paar Worte mit seinem Freund und Chauffeur, und immer wieder gleiten in den Stunden des Wartens Szenen aus seinem wildbewegten Leben an ihm vorüber. Er hat eine Verabredung mit dem Tod.
Nach fünf Stunden resp. einhundertsechsunddreißig Minuten Film bringt ein junger Mann in Jeans Kaffee ans Auto. Er leert das Magazin seiner Pistole in die beiden Wartenden. Ein Lastwagen rauscht heran, die Limousine verschwindet in seinem Innern. Die Kamera folgt dem Truck, bis er im Abendlicht verschwindet. Es ist der 30. Juli 1975. Seither fehlt jede Spur von James R. Hoffa, dem ehemaligen Präsidenten der International Brotherhood of Teamsters, dem "Herr der Laster".
Spike Lees "Malcolm X", Dany De Vitos "Hoffa - Herr der Laster", das ist die Wiederkehr der Biopics, der filmischen Biographien, die Ende 1991 mit Oliver Stones "JFK" begann. In Zeiten der Krise und des Orientierungsschwunds beschwören die Heldenepen die Magie der Vergangenheit im Dienste der Zukunft. Sie ziehen Linien aus dem Gestern in die Gegenwart, und zugleich betten sie ihre Helden in den Schrein der Legende: Männer, die Geschichte machten, die ermordet wurden und in deren Tod ein unerfülltes Versprechen liegt.
Die Erzählungen sind im Imperfekt gehalten und meinen doch stets das Präsens. Das Kino ist das Forum, auf dem man Politisches verhandelt, und es wird zum Wallfahrtsort, weil es sich Zuschauer wünscht, die mit geballten Fäusten, heiligem Zorn oder nostalgischem Schauer den Saal verlassen. Wer noch in Bush- Zeiten Politik machen wollte, versuchte unbequeme Filmprojekte durchzusetzen, da die Konservativen die Moral im öffentlichen Diskurs gepachtet hatten.
Undenkbar ist es etwa hierzulande, daß ein Film die Öffnung von Archiven bewirkt wie es "JFK" tat. Dem impact der einer Heldensaga tut es dabei kaum Abbruch, ob sie als "Faction" und Mythologie daherkommen, ob sie sich erbaulich, kämpferisch oder mysteriös geben, ob sie voller Konjekturen und halsbrecherischer Spekulationen wie "JFK" und "Hoffa" sind oder mehr auf historische Akkuratesse bedacht wie "Malcolm X".
Ihre Wirkung gründet darin, daß in Amerika die öffentliche Inszenierung der Politik wie ein Hollywood-Spektakel aussieht, während hierzulande jeder Parteitag den Charme eines Fernsehspiels versprüht. Vielleicht liegt es auch an der "medialen Struktur" der "Realität" selbst, die Politik als Promotionsakt für ein Produkt konzipiert. In den Ereignissen erkennt der geschulte Blick Erzählmuster und Orchestrierung des Hollywood-Kinos, während man bei uns nur den Zeigestock des Studienrats fuchteln sieht.
Der Preis für derlei Hochglanz-Agitprop ist allerdings beträchtlich. Ein Leben wird auf seine didaktisch wertvollen Schlüsselmomente reduziert, verdichtet zur reinen Essenz. Das Kontingente, Beiläufige wird auf Kurs gebracht wie Eisenspäne von einem Magneten, noch die kleinste Episode mit Bedeutung aufgeladen. Alle Wege führen ins Pantheon der all american heroes.
In dieser Marschroute ähneln sich "Hoffa" und "Malcolm X". Der mächtige Arbeiterführer legt in dunkler Nacht den Mantel ab, krempelt die Ärmel hoch und hilft einem Trucker beim Radwechsel. Der schwarze Rebell flirtet mit einem weißem Mädchen zu mattem weißen Jazz, wo sonst der schwarze Jazz der Forties swingt. Die unvermeidlichen Headlines der Zeitungen künden von historischen Worten, denkwürdigen Fortschritten und vollen Sälen, und wo die Kamera in Parallelfahrt hüben die andächtigen Gesichter schwarzer Knackies mustert, da sieht man drüben die rauhen Trucker ihrem Boß zujubeln und ihn auf den Schultern tragen.
Hoch über der Menge stehen die Helden an ihren Rednerpulten, Weib und Kinder im Schatten, ganz nach Hegels Maxime, daß es sich nicht ziemt, die vom Weltgeist eingesetzten Geschäftsführer aus der Kammerdienerperspektive zu schildern.
Spike Lee ist fraglos der spektakulärere Fighter. Nachdem er das X-Projekt 1990 von Norman Jewison übernommen hatte, häuften sich die Widerstände. Obwohl Lee verlauten ließ, er werde "The Autobiography of Malcolm X" nach Alex Haley folgen, warnte ihn die "Nation of Islam", die an der Ermordung Malcolm Xs nicht unbeteiligt war, prophylaktisch vor Verzerrungen, und Kinobesitzer drohten aus Furcht ums Mobiliar an, den Film nicht spielen zu wollen.
Daß Lee den Film beenden konnte, verdankt er der Creme des schwarzen Amerika. Bill Cosby, Michael Jordan, Magic Johnson oder Janet Jackson zeichneten großzügig Schecks, nachdem Warner sich weigerte, die massive Budgetüberschreitung zu tragen.
Lee gewann den Fight gegen den ganz ordinären Rassismus des weißen Hollywood, weil er zugleich die Inszenierung dieses Fights besorgte. Malcolm Xs "By any means necessary" wurde zum Slogan einer Kampagne, von der Lee sagt, außer ihm verstünde sich nur noch Madonna so gut aufs Marketing. Als "Malcolm X" im November 1992 in den USA anlief, war der Kinobesuch fast so politisch wie der gleichzeitige Gang zur Wahlurne.
"Junge Schwarze brauchen heute Leitbilder, und es ist eine Schande, daß wir einen Toten ausgraben müssen, anstatt jemand zu finden, der unter uns ist", verkündet staatsmännisch Spike Lee, dessen Filme früher Titel wie "Do the right thing" trugen, weil sie statt von Lösungen von Aporien handelten und statt Identifikation Unruhe stifteten.
In diesem emphatischen Sinne hat "Hoffa" keine Adressaten, sondern nur ein Publikum. Man mag De Vito allenfalls zugute halten, daß er, ein Jahr nachdem ein Großverdiener wie Bruce Willis die Macht der Gewerkschaften im Filmbusiness anprangerte, ein Hoheslied auf einen Gewerkschaftsboß ausbringt, der seinen Teamstern den "Aufstieg von der Arbeiterklasse in die Mittelschicht" als höchstes Ziel verhieß.
Die Schärfe der politischen Intervention schlägt sich auch in der filmischen Form nieder. Wo David Mamets Drehbuch die Vita Hoffas als Folge von sechs Rückblenden, als sich schließenden Kreis entfaltet, über den allein das Mysterium des Verschwindens hinausweist, da ist es bei Lee die Teleologie einer Vita, die im Heute beginnt und endet.
Das Star Spangled Banner verbrennt im Vorspann zu einem X, und auf dem groben Videokorn flimmert das Rodney King-Video. Am Ende steht Nelson Mandela vor einer Schulklasse in Soweto, die Schüler springen einer nach dem anderen auf und rufen: "I am Malcolm X".
Den Etappen der Erleuchtung entspricht jeweils eine filmische Beleuchtung: Wärmer und diffuser in den Jahren des Hustlers und Einbrechers Malcolm Little; bläulich-kalt im Gefängnis, wo er zu den Black Muslims fand und den Namen X annahm; hart und ungefiltert in seiner Zeit als Black Muslim bis zum Zerwürfnis mit der "Nation of Islam"; sanfter, gefilterter von seiner Rückkehr aus Mekka bis zur Ermordung durch jene seltsame Allianz aus Teilen der Nation, CIA und FBI im Jahre 1965. Die didaktische Griffigkeit, mit der Lee diesen Lebenslauf aufblättert, ist so steril wie ambitioniert: Der unverhohlene Anspruch von "Malcolm X" ist es, nichts weniger als das nationale Kino-Epos der Afroamerikaner zu sein. Daß vielleicht der eine oder andere nach dem Film begreift, was Rodney King oder Nelson Mandela mit Malcolm X zu tun haben, mag ein politischer Erfolg sein. Ein ästhetischer ist es nicht.
Was im Gedächtnis bleibt, ist in "Malcolm X" ebenso wie in "Hoffa" der Hauptdarsteller. Die Vitalität, die man einem Denkmal noch einhauchen kann, hauchen Denzel Washington und Jack Nicholson ihm ein. Den Rest besorgt die Technik. Die Kunst der Maskenbildner macht Nicholsons Gesicht klobig-rechtekkig und enteignet ihn, durchaus mit interessantem Effekt, seiner wohlbekannten Mimik. Und bei Washington kann auch die Brille nicht verhindern, daß sein Spiel vor allem von der Intensität seiner Blicke lebt. Beide Protagonisten sind so brillant, daß ganz Amerika nach diesem Geschichtsunterricht weiß: Malcolm X sah wie Denzel Washington und Jimmy Hoffa wie Jack Nicholson aus.
Dany De Vitos Film mildert den Ton der politischen Brandrede von vornherein durch die Zuflucht in vertrauten Hollywood-Gesten. "Hoffa" verfährt freizügiger mit Fakten wie Figuren. Manches, was das Drehbuch Hoffa zustoßen läßt, ist ihm nie widerfahren. Der große, blutige Streik, bei dem sieben Arbeiter ihr Leben ließen, fand nicht in Detroit, sondern 1937 in Chicago und ohne Hoffa statt. Hoffa ging auch nicht ins Gefängnis wegen seiner "Arbeitsbeziehungen" mit der Mafia, sondern wegen Juroren-Bestechung in einem Prozeß in Tennessee. Diese Mischung aus Fiktion und Fakten erlaubt es De Vito auch, mit dem schaurigen Thrill des organisierten Verbrechens zu flirten. Den populären Mythen der Gangsterfilme steht "Hoffa" näher als dem politischen Traktat. Die Kranfahrten sind noch deliranter als bei Lee, die Einstellungen aberwitziger und die visuelle Gigantomanien ausgeprägter. In unzähligen Aufsichten choreographiert "Hoffa" immer wieder die proletarischen Massen zum Ornament, was eine durchaus zweischneidige Wahrheit hat.
Natürlich kann er es sich auch nicht versagen, den zwielichtigen Volkstribun nach dem Bild des idealistischen Helden zu modellieren, der sich aus einfachen Verhältnissen zum Gewerkschaftsführer emporkämpft, stets aufopferungsvoll seiner Klasse dient und dem Establishment in Gestalt des damaligen Generalstaatsanwalts Robert Kennedy die Stirn bietet.
Daß Hoffa den Gewerkschaftsapparat zugunsten des Präsidenten straffte, daß er den Pensionsfonds der Teamster in Las Vegas einsetzte und die Mafia dabei mitkassierte, daß seine Kämpfe eher Brudermorde waren als hitzige Attacken gegen den Klassenfeind, kurzum: daß er alles andere als ein Sozialrevolutionär war - De Vito erzählt es uns, ohne je die Aura seines Helden zu beschädigen.
Der simple tragische Tidenhub von Aufstieg und Fall spült alle Differenzen hinweg. Mit entsprechendem Theaterdonner inszeniert De Vito - der sich ebenso wie Spike Lee eine Rolle als Freund des Helden vorbehalten hat - Hoffas letztes Aufbäumen. Seine Begnadigung durch Nixon im Jahre 1971 ist nichts als eine Machtintrige seiner alten Mitkämpfer, da sie sich mit einem gewerkschaftlichen Betätigungsverbot verband. So war das geplante Treffen mit einem Mafia-Abgesandten im Juli 1975 Hoffas letzter Kampf um die Macht und sein Tod das Ende einer Hoffnung. Worauf, auf diese Frage wüßte De Vito vermutlich ebensowenig bündig zu antworten wie Oliver Stone im Falle "JFK".
Dem Hollywood, das in "Hoffa" und "Malcolm X" seine Muskeln spielen läßt, ist es bei dieser Art Bodybuilding egal, ob die Muskeln schwarz oder weiß sind. Daß beide Filme alles andere als Lieblingskinder der Industrie waren und couragierte Produzenten wie Ed Pressman oder Spike Lee für ihre Projekte hart kämpfen mußten, sind angesichts der fertigen Produkte politische Aperçus.
Das Kino schreibt in "Hoffa" und "Malcolm X" nicht nur die Geschichte als historischen Roman, es verschreibt sich zugleich der Ikonographie. Womit diese Heiligsprechungen in Zelluloid sich ungewollt selbst belegen, das ist der Fluch der guten Absicht. Willentlich oder unwillentlich nehmen beide in Kauf, daß die epische Großform allen Variationsbemühungen zum Trotz die jeweiligen Inhalte gleichmütig aufsaugt.
Ob einem ein Wortführer der Unterdrückten oder ein korruptionsanfälliger Arbeiterführer näher steht; ob einem ein trotziges "Es wird sein" mehr aus der Seele spricht denn ein nostalgisches "Es war einmal" - das ist längst keine Frage des Kinos mehr, sondern eine politische Option. Mögen die Experten also die historische Bedeutung der Figuren diskutieren, die Angemessenheit der Porträts erörtern und die unterschiedlichen Wirkungen ermitteln. Was beide Filme verbindet, ist ein Unterschied. Der Unterschied, wie Godard einmal geschrieben hat, ob man Filme politisch macht - oder bloß politische Filme macht. - ("Malcolm X" startet in Frankfurt in Eldorado und Harmonie; "Hoffa" ist in Wiesbaden, Darmstadt und Kassel angelaufen und wird Frankfurt in Kürze erreichen). PETER KÖRTE
Die Akademie des Handwerks bietet erstmals in Zusammenarbeit mit der Akademie Rheinhessen einen Lehrgang zur effektiveren Betriebssteuerung und -kontrolle an. Der 72stündige Kurs richtet sich an Führungskräfte und Betriebswirte des Handwerks und ist eines der Angebote aus dem neuen Programm der Akademie des Handwerks der Handwerkskammer Rhein-Main für das erste Halbjahr 1993.
Die Zahl der Seminarteilnehmer hat sich im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 1932 erhöht. Besondere Berücksichtigung finden im neuen Programm Kurse zur beruflichen Fortbildung mit anerkanntem Abschluß.
Auskunft gibt die Akademie des Handwerks unter Telefon 71 00 01-61/62. reu
BUTZBACH. In der Schrenzerstadt kann man Kleinkunst abonnieren. Für 50 Mark gibt es fünf Veranstaltungen. Die Dauerkarte ist in Zimmer 19 des Rathauses erhältlich. Einzelkarten kosten zwölf Mark, wären insgesamt also um zehn Mark teurer, meldet das städtische Kulturamt. Für dieses Geld bieten die Butzbacher am 24. März zunächst einen Tucholsky-Abend mit Almut Grützmann. Er findet wie alle Kleinkunst-Veranstaltungen ab 20.30 Uhr im Saal des "Deutschen Hauses" an der Bahnhofstraße 19 statt. Am 29. April gastiert Franziska Bodmer mit dem Theater- und Pantomimenstück "Omoluk". Es folgt Kabarett mit dem "3Gestirn Köln Eins" am 11. Mai.
Der nicht nur in Frankfurt zu einiger Berühmtheit gelangte Entertainer Michael Quast kommt am 17. Juni nach Butzbach. Das Motto seines Solokabaretts: "Die Wüste lebt!" Den Schluß der Reihe markiert die Göttinger Band "Ganz schön feist" am 14. Juli mit einem - hoffentlich - fetzigen Konzert. nes
Am 4. März beginnt im Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstraße 1, ein Musikprojekt für Teilnehmer zwischen zwölf und 15 Jahren. Im "Musikmobil", einem fahrbaren Proberaum, stehen Schlagzeug, Gitarren, Keyboard und andere Instrumente zur Verfügung. Wer mitmachen will, muß noch keine Noten lesen oder ein Instrument spielen können. Die Kurse finden alle zwei Wochen donnerstags von 15 bis 17 Uhr statt.
Anmeldung unter der Telefonnummer 42 10 92 im Kinder- und Jugendhaus Fechenheim. reu
RICK MAYFIELD von der Firma Songs and Entertainment aus Frankfurt 50 teilte der Kulturspiegel-Redaktion mit, daß Rick Mayfield am heutigen 4. März abends im Irish Pub an der Gießener Walltorstraße auftritt.
Das ist offenbar eine tolle Sache: "Songs der 60er bis 90er, live mit Gesang und Gitarre präsentiert. Ein mitreißendes Entertainment mit Musik, Spaß und . . . sogar Spannung, denn RICK MAYFIELD bringt oft auch sein beliebtes Musikquiz mit, bei dem das Publikum aktiv beteiligt wird."
Eine routinierte Combo sorge für "treffend arrangierten Background", erfahren wir von Herrn Mayfield. Er sei vor Jahren sogar im Vorprogramm von Roger Chapman und den Puhdys aufgetreten. "Nun mieten ihn bereits Firmen wie Saatchi & Saatchi oder Bahlsen für einen Galaabend oder eine Präsentation. RICK MAYFIELD also weiterhin auf Erfolgskurs."
Na prima, meint die Redaktion. Solange dieses Warenzeichen leuchtet, hat die Kultur noch Konjunktur. Wer weiß, vielleicht sehn wir Herrn MAYFIELD demnächst sogar im Werbefernsehen? nes
Unter den ausländischen Arbeitnehmern hat ein Verdrängungsprozeß eingesetzt. Zuwanderer und Kriegsflüchtlinge, die im Gegensatz zu Asylbewerbern einen Rechtsanspruch auf Arbeitserlaubnis haben, strömen auf den Markt - zu Lasten der Ausländer, die schon länger hier sind und in Bereichen arbeiten, für die eine niedrige Qualifikation ausreicht.
1992 wurden fast doppelt so viele Arbeitserlaubnis-Bescheinigungen ausgegeben wie im Vorjahr. 9918 Berechtigungsscheine gingen allein an Arbeitnehmer aus dem ehemaligen Jugoslawien; insgesamt waren es im Zuständigkeitsbereich des Frankfurter Arbeitsamtes 19 183.
Gleichzeitig mußte das Arbeitsamt unter den Ausländern immer mehr Arbeitslose registrieren. "Die Zuwanderer verdrängen Ausländer, die zum Teil schon lange hier leben", berichtete der Pressesprecher der Behörde, Michael Schott.
Ohne Ausbildung und ausreichende Sprachkenntnisse stehen vielen Ausländern nur Arbeitsplätze für Un- oder Angelernte offen - "bad jobs" mit schlechten Arbeitsbedingungen und geringer Entlohnung. Im Reinigungsgewerbe, in der Gastronomie, auf dem Bau und im Metallbereich ist der Ausländeranteil unter den Beschäftigten sehr hoch. Weil immer mehr Menschen aus Osteuropa und dem Balkan hier Arbeit suchen, sind die "bad jobs", die eigentlich keiner haben will, zur Mangelware geworden.
Zwar profitierten ausländische Arbeitnehmer von dem Beschäftigtenzuwachs des vergangenen Jahres mehr als deutsche, doch war "die Zuwanderung so groß, daß die Wirtschaft nicht alles aufnehmen konnte", erklärte Schott. Von den 11 334 Arbeitsplätzen, die es am Stichtag 30. Juni 1992 im Vergleich zum Vorjahr mehr gab, wurden 6572 von ausländischen Kollegen und 4762 von deutschen besetzt. Bei der Wirtschaft, gibt es nach Einschätzung von Schott, keinerlei Ressentiments gegenüber Ausländern.
Die Zahl derer, die sich auf dem Arbeitsmarkt nach einer Beschäftigung umsehen, wächst ständig. 1991 vergab das Arbeitsamt, das außer für Frankfurt auch für Bad Homburg, Bad Vilbel und Langen zuständig ist, nur 9971 Arbeitserlaubnis- Bescheinigungen. Die starke Zunahme um 92,4 Prozent im vergangenen Jahr führt Schott in erster Linie auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien zurück.
Wer aus Serbien oder Kroatien kommt, hat - anders als Asylbewerber - einen Rechtsanspruch auf Arbeitserlaubnis. Asylbewerber bekommen das Dokument nur dann ausgehändigt, wenn weder ein deutscher noch ein Arbeitnehmer aus einem EG-Land den fraglichen Job will.
Mit 10 000 Betroffenen hat die Zahl der arbeitslosen Ausländer Ende Januar einen traurigen Rekord erreicht. Damit ist fast jeder dritte Arbeitslose (Gesamtzahl: 33 247) ein Ausländer. Auf der Strekke bleiben vor allem ältere und gesundheitlich angeschlagene Arbeitnehmer.
Wer jahrelang als Putzfrau oder auf dem Bau schuftete, hat oft gesundheitliche Probleme, bestätigte Ursula Sacher, beim Arbeitsamt für die Vermittlung verantwortlich. Der wohl wichtigste Grund für den zu beobachtenden Verdrängungsprozeß sei die größere Leistungsfähigkeit der Zuwanderer. Daß sie weniger Lohn verlangten als im Tarifvertrag steht, sei ihr noch nicht zu Ohren gekommen. Sicherlich würde aber jemand, der auf einer Stelle neu beginnt, weniger verdienen als ein altgedienter Arbeitnehmer. ft
Aus dem Geschäftsleben
BORNHEIM. Auch in Bornheim gibt es nun die private Förderschule "Studienkreis". Die Germanistin Brigitte Losman leitet die in der Mainkurstraße 35 angesiedelte Filiale des seit 1974 existierenden Unternehmens. Der "Studienkreis" betreibt heute mehr als 500 Zweigstellen mit 4000 Lehrern. Nach eigenen Angaben haben in den zurückliegenden Jahren über 100 000 Kinder und Jugendliche die Hilfe des Studienkreises in Anspruch genommen.Unterrichtet werden alle Fächer von der ersten Klasse bis zum Abitur.
Durch das Lernen in Kleingruppen mit maximal vier Teilnehmern ist es möglich, auf Probleme einzelner Schüler einzugehen. Ein Hauptziel der pädagogischen Arbeit des Studienkreises ist die Hilfe der Jugendlichen untereinander. Sie fördert das Gruppengefühl, baut Angst ab und ermöglicht so ein streßfreies Lernen. Mehr als zwei Unterrichtsstunden in maximal zwei Fächern die Woche hält Brigitte Losman nicht für sinnvoll, denn dies führe schnell zu einer Überforderung.
Wichtig ist für sie die Zusammenarbeit mit Eltern und Schulen, letzteres natürlich nur, wenn die Betroffenen damit einverstanden sind. "Alle sechs Wochen halten wir Rücksprache, um noch besser helfen zu können." Für finanzschwache Familien hat Brigitte Losman übrigens Tips, wie und wo mögliche Beihilfen erhältlich sind.
Anmeldung und Beratung: montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr. Eine "Schnupperstunde" ist gratis. Eine Unterrichtsstunde (45 Minuten) kostet in der Kleingruppe 10 bis 15 Mark. Vor wichtigen Prüfungen ist auch Einzelunterricht möglich. Nähere Auskunft gibt es unter der Rufnummer 44 27 74. ova
Mit der Bahnreform droht ein Umwelt-Desaster Die Wissenschaftlerin Meike Spitzner fordert Einbettung in ein ökologisches Verkehrskonzept
Das Bahnreformkonzept der Bundesregierung führt in ein ökologisches, verkehrspolitisches und gesellschaftspolitisches Desaster, weil es weder in der ökologisches Gesamtkonzept eingebunden ist, das den ökologischen Zielsetzungen (der Bundesregierung und der Bundestags-Enquête-Kommission zum Klimaschutz) hinsichtlich des Beitrags der Schiene zum Personennahverkehr, Personenfernverkehr sowie zum Güterverkehr entspricht, noch die wesentlichen Voraussetzungen schafft, um die Existenz, Minimalqualitäten und die notwendigen Verbesserungen des Nah- und Regionalverkehrs auf der Schiene zu sichern.
Eine funktionsfähige und attraktive Bahn ist unverzichtbar für die Umwelt und Gesellschaft. Gegenwärtig werden - möglicherweise irreversibel - die Weichen über die Zukunft der Bahn gestellt. Die Vorschläge der Bundesregierung zur Bahnreform gehen an den umwelt- und verkehrspolitischen Notwendigkeiten vorbei, sie zerstören sogar künftige Gestaltungsspielräume für die Herstellung eines ökologischen Verkehrssystems.
Die aktuelle Diskussion beschränkt sich zu sehr auf Fragen zu der zukünftigen Unternehmensstruktur, statt - wie dringend nötig - die zukünftige Rolle der Bahn in einem ökologisch und sozial verträglichen Gesamtverkehrssystem in den politischen Gremien und in der Öffentlichkeit zu thematisieren.
Vor einer halbherzigen Regionalisierung und hinter verschlossenen Türen durchgeführten Privatisierung, deren verkehrliche, gesellschaftliche, ökologische und finanzielle Konsequenzen völlig ungeklärt sind, müßten nach Ansicht des Wuppertal-Instituts der langfristige ökologische, gesellschaftlich-soziale und verkehrliche Leistungsauftrag der Bahn, insbesondere in seinen Aufgabenfeldern des existentiell bedrohten Nah- und Regionalverkehrs, und das verkehrspolitische Umfeld bundesrechtlich geklärt sein.
Bei der gegenwärtigen Bevorzugung des Straßenverkehrs hinsichtlich der Infrastruktur und der laufenden Kosten wird aus dem Abschied von der Verantwortung des Bundes ein Abschied von einer umweltgerechten Verkehrsalternative vor allem für den Personen-Nahverkehr und den Güterverkehr.
Notwendig ist ein rechts- und finanzwirksames Gesamtverkehrskonzept, in dem der Beitrag der Schiene beschrieben wird. Erst auf der Basis eines derartigen Programms Bahn 2005/2020 könnte verantwortungsvoll über die neuen Bahnstrukturen und die von der Bundesregierung angestrebte Entlassung des Bundes aus einzelnen Verantwortungsbereichen entschieden werden.
Die absehbare Stillegung der Bahn in der Fläche aufgrund der Finanzschwäche der Länder, Landkreise und Städte als Resultat der jetzigen Bahnreformvorstellungen hätte zwei untragbare Folgerungen: die Erzeugung von Verkehr, die ökologisch nicht verkraftbar ist, und entstehender Zwang zur Autonutzung, der gesellschaftspolitisch und sozial untragbar ist.
Als unverzichtbare Eckpunkte einer Bahnreform und der dazu notwendigen Änderung des Grundgesetzes ist die Erfüllung von fünf "Essentials" zu fordern:
1. ein eindeutiger ökologischer, das heißt umweltpolitischer, sozialverträglicher, Gleichstellungsgeboten gerecht werdender und strukturpolitisch formulierter, bundesgesetzlich verankerter Leistungsauftrag der Bahn in den einzelnen Aufgabenfeldern des Personen- und Güterverkehrs - und zwar vor der Aufgabe der Bundesverantwortung für die Bahn;
2. die bundesrechtliche Verankerung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs als gemeinwirtschaftliche Pflichtaufgabe der Daseinsvorsorge (unbenommen der Erfordernis, daß diese regional von Kommunen und Ländern wahrzunehmen ist);
3. klare qualitative Vorgaben für die angestrebten Qualitäten des künftigen Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) seitens der Länder durch Landes-ÖPNV-Gesetze vor der Umstrukturierung der Bahn; dazu muß ein Bundes- ÖPNV-Gesetz die bundesrechtlichen Rahmenbedingungen und -verpflichtungen für die Erfüllung der gemeinwirtschaftlichen Daseinsvorsorge setzen (die eine Unterschreitung von Minimalstandards verhindert, den Vorrang der Schiene vor der Busbedienung sichert und Mobilitätsbehinderungen von Bevölkerungsgruppen ausschließt);
Die (Weiter-)Existenz und Minimalqualitäten des Schienen-Nah- und -Regionalverkehrs muß auch angesichts der leeren Kassen der Länder, Kreise und Kommunen gesichert werden, die politische Entscheidung über die Umstrukturierung der Bahn darf nicht von den Entscheidungen über die Ziele des künftigen ÖPNV und seine entsprechende solide Finanzierung losgekoppelt werden.
4. Der Bund muß unmittelbarer öffentlicher Eigentümer des Gesamtschienennetzes bleiben; im Falle der Regionalisierung von Nahverkehrsstrecken ist der Mehrheitsbesitz der öffentlich-rechtlichen Hand durch Bundesgesetz zu sichern, da sonst die längerfristige politische Gestaltbarkeit des ÖPNV durch kurzfristige betriebswirtschaftlich Abwägungen über die Erhaltung oder Stillegung von Strecken gefährdet wird und um ökologische Optionen in der Zukunft aufrechtzuerhalten.
5. Ein solides Finanzierungskonzept, das auf die Herstellung gleicher Wettbewerbsbedingungen mit konkurrierenden Verkehrsträgern gerichtet ist: vorrangig die Erhöhung der Mineralölsteuer bei Einführung eines zweckgebundenen Anteils der Bundesländer daran zum Ausbau des "Umweltverbundes" der ökologisch verträglichen Verkehrsmittel sowie eine Schwerverkehrsabgabe in spürbarer Höhe - die Preise müssen endlich die ökologische Wahrheit sagen.
Ein weiterer aufkommensneutraler Ausgleich der verzerrten Wettbewerbsbedingungen ergibt sich aus der Umschichtung der vorgesehenen Mittel für den Straßenbau zugunsten der Bahn. Hierzu sind Bundes- und Landeshaushalte entsprechend zu gestalten.
Der "Solidarpakt" der Koalition sieht in der Entwurfsfassung sowohl eine Mineralölsteuererhöhung als auch Straßenbenutzungsabgaben für Pkw und Lkw vor - jedoch ausschließlich eine Zweckbindung zum Ausgleich für Altlasten der Bahn. Dies bedeutet eine völlige Einstellung der Zahlung von dringend notwendigen Mitteln für den ÖPNV, für eine Sanierung des zum Teil verrotteten Nahverkehrsnetzes und für einen ökologischen Ausbau sowie keinerlei zweckgebundene Zuweisungen für die Länder."
FRANKFURT-OST. Auf den Tag genau waren 25 Jahre vergangen, seit W. Robert Müller zum Vorsitzenden des Jäger-Vereins Frankfurt Nord-Ost gewählt wurde: Ihm zu Ehren gab sein Verein deshalb einen Empfang, bevor die Jahreshauptversammlung in Bergen eröffnet wurde. In der Laudatio für den 53 Jahre alten Verleger hob dessen Stellvertreter Franz Storch hervor, daß Müller vor seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahre 1968 bereits als Schriftführer tätig gewesen war. Besonders würdigte er Müllers Leistungen als Ausbilder der Jungjäger.
"Die Jäger müssen stärker auf die Naturschutzverbände zugehen", forderte W. Robert Müller in seinem Geschäftsbericht. Sein Verein habe schon im vergangenen Jahr damit angefangen, als die Mitglieder die staatliche Vogelschutzwarte besuchten. Als nächster Schritt steht am 8. März um 20 Uhr im Gasthaus "Zur Schönen Aussicht" in Bergen eine Diskussion mit Vertretern des ökologischen Jagdvereins auf dem Programm. Ein Zusammentreffen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sei ebenfalls geplant. An den Landesjagdverband richtete Müller den Aufruf, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken, denn die Jäger hätten ihre Arbeit zu lange in den Schatten gestellt. Keine Überraschung boten die Vorstandswahlen: Alle Mitglieder des Vorstands wurden wiedergewählt bis auf Wolfgang Kübler, der aus beruflichen Gründen nicht mehr als stellvertretender Schatzmeister kandidierte.
Vorsitzender bleibt W. Robert Müller. Sein für "jagdliche Belange" zuständiger Stellvertreter ist Franz Storch; der zweite Stellvertreter Dieter Kromschröder kümmert sich um das Hundewesen. Jürgen Herfurth ist Schriftführer, Monika Pierenz seine Stellvertreterin. Schatzmeister ist Heinz Beerlage, und sein neuer Stellvertreter heißt Aloys Fox.
W. Robert Müller zu ehren erwies sich als nicht ganz einfach: Weil er schon alle internen Auszeichnungen besitzt, schenkten ihm die Mitglieder eine goldene Krawattennadel mit dem Vereinszeichen. Landesjagdverbandspräsident Dietrich Möller, MdL, überreichte ihm die Wildhegemedaille des Deutschen Jagdschutzverbands. Dr. Dirk Hankel, der den Hornbläserchor seit 25 Jahren leitet, erhielt die Verdienstnadel des deutschen Jagdschutzverbands in Bronze. Bärbel Griesheimer wurde mit der Schießleistungsnadel des Verbands in Silber ausgezeichnet. Den Vereinsehrenkrug bekam Fred Ungeheuer, weil er seine Reviere für die Hundeprüfungen bereitstellt und während der Prüfungen als Hundeführer arbeitet. hes
HÖCHST. Als Kaserne wurde sie vor 70 Jahren gebaut. Heute steht sie leer, die McNair-Kaserne. Bauarbeiter reparieren derzeit die geplatzten Wasserrohre und das löchrige Dach. Aber wer die Immobilie, die dem Bund gehört, einmal nutzen soll, weiß niemand so genau. Die einen wollen eine Schule, die anderen ein Flüchtlingswohnheim.
Und dann gibt es noch Gerüchte, wonach bereits im Herbst Studenten und Asylbewerber gleichzeitig in das Gemäuer einziehen sollen. Die Frankfurter Rundschau fragte Politiker aller Fraktionen danach, wie es mit der Höchster Kaserne weitergehen soll.
"Unser Vorschlag ist, die McNair-Kaserne in eine Berufsschule umzubauen", sagt Karl Leo Schneeweis. Der CDU- Stadtverordnete aus Höchst, selbst Berufsschullehrer, wünscht sich viel mehr Platz für die Lehrlinge, die einmal wöchentlich oder in mehrwöchigen Blöcken das theoretische Einmaleins ihres Berufes erlernen. "Wir können nicht immer neu bauen, dazu fehlt uns im Moment vor allem das Geld", sagt der Christdemokrat.
Ein Berufsschulzentrum in der Nieder Birminghamstraße - wie es schon im Römer diskutiert wurde - lehnt Schneeweis ab. Das Gelände dort sei zu schlecht erschlossen für die Schüler. "McNair war als Kaserne und als Schule konzipiert, jetzt wollen wir das Gebäude wieder zur Schule umfunktionieren", fordert der CDU-Mann.
Die Kaserne in Wohnungen umzubauen, hält er auch nicht für praktikabel. Denn die langen Gänge und die wenigen sanitären Anlagen verursachten immense Kosten, wollte man Zwischenwände einziehen. Die Anwohner würden auch eine Nutzung der Kaserne als Schule begrüßen, meint Schneeweis. Außerdem gebe es noch Kasernengelände, das sowohl der Öffentlichkeit als auch Wohnungssuchenden zugute kommen könnte.
Eine Sporthalle, die auf Unterliederbacher Gebiet steht, sollte für die Vereine erhalten bleiben. Und auf den vielen Quadratmetern in Höchst sollten Wohnungen gebaut werden, fordert der CDU-Stadtverordnete.
Da das Land noch dem Bund gehöre, sei die Stadt daran interessiert, einen Investor zu finden, der den Grund aufkauft und dort Wohnungen hochzieht. Für das Gelände sei derzeit "ein Bebauungsplan in der Mache".
"Ganz klar, in die McNair-Kaserne müssen Asylbewerber rein." Damit fordert Hannelore Schneider von den Grünen im Römer genau das, was die hessische Landesregierung bereits im Juli vergangenen Jahres angekündigt hat: 500 Flüchtlinge sollten zwischen den hohen Mauern einquartiert werden, weil die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach aus allen Nähten platzt. Der Ortsbeirat 6 hatte sich damals für eine vorübergehende Nutzung ausgesprochen.
Freilich hatte sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens dazu bekannt, er sehe die "Asylbewerber nicht mit Freude" in Höchst. Nur die Grünen waren für eine dauerhafte Lösung, und das hat sich den Worten Hannelore Schneiders zufolge nicht geändert. Die Partei fordert aber neben einer Flüchtlingsunterkunft "zusätzliche Nutzungen" für das Gemäuer. Denn die Flüchtlinge sollten nicht wie in einem Getto leben, sondern Kontakt zu den Höchstern bekommen.
So könnten dort beispielsweise Arbeitsgemeinschaften, Nachbarschaftsinitiativen und Bürgergruppen einen Treffpunkt bekommen, schlägt die Grüne vor. Die McNair-Kaserne als Schule zu nutzen, wie das die CDU will, lehnt sie ab. "Das gesamte Gebäude entspricht nicht mehr heutigen pädagogischen Anforderungen", so Hannelore Schneider.
Dem kann ihr Partei-Kollege Thomas Schlimme aus dem Ortsbeirat 6 nur zustimmen. Auch die Grünen-Stadtteilpolitiker fordern in der McNair-Kaserne eine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft. Die Stadt Frankfurt soll "ihren Anteil an der Flüchtlingsproblematik tragen".
Die Sozialdemokraten können sich ebenfalls Asylbewerber in dem Militärgebäude vorstellen. Die Flüchtlinge sollten aber "unter menschenwürdigen Bedingungen dort unterkommen", hatte die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 6 schon in einem Brief an die hessische Sozialministerin Iris Blaul (Die Grünen) formuliert. Die Kaserne als Flüchtlingsunterkunft sollte nicht von einem Privatunternehmen geführt werden - wie das bei vielen Außenstellen der Schwalbacher HGU der Fall sei.
Staat oder Land achteten weniger auf Profit, meint SPD-Fraktionschef im Ortsbeirat, Norbert Wildhirt. Die meisten Höchster hätten sich schon bei einem "runden Tisch" für Flüchtlinge in der Höchster Kaserne ausgesprochen.
Im Oktober vergangenen Jahres hatten Kirchengemeinden und Parteien zu dem "runden Tisch" eingeladen, um die Bedenken gegen die Asylbewerber in Höchst zu zerstreuen. Und das sei auch gelungen - obwohl eine ganze Schar Rechtsextremer bei der Versammlung anwesend war und versucht hätte, Angst unter den Anwohnern zu schüren.
Pfarrer Hans-Georg Döring ist mit seiner evangelischen Christopherusgemeinde Anwohner der McNair-Kaserne. Mit seinem "Nachbarschaftsbüro" versucht er, Bedenken der Höchster gegen die ausländischen Flüchtlinge zu entkräften. Aufgrund von Informationen durch seine "guten Verbindungen nach Oben" - womit er aber keine göttlichen Kräfte meint - könne er sich vorstellen, daß schon im Herbst neue Bewohner in die McNair-Kaserne einziehen werden: Flüchtlinge und Studenten sollen sich das ehemalige Soldaten-Terrain teilen.
"In dieser Richtung hat es Gespräche gegeben", bestätigt eine Sprecherin des Familienministeriums in Wiesbaden. Konkret wird sie jedoch nicht. Durch die neue Asyl-Gesetzgebung herrsche "Planungsunsicherheit".
Der Umbau der McNair-Kaserne für "eine Mischnutzung" kostet "einen Haufen Geld". Das habe eine Kalkulation des Staatsbauamtes Darmstadt ergeben: "Renovierungsbedarf: acht bis zehn Millionen Mark". gre
Arbeitseinsätze für einen guten Zweck vermittelt der Christliche Friedensdienst in seinen "Workcamps". Jetzt ist das neue Programm mit den Camps in diesem Sommer erschienen. In zwei bis drei Wochen können junge Leute aus verschiedenen Ländern und Kontinenten in einem Arbeitseinsatz gemeinsam soziale und politische Projekte unterstützen.
Für Workcamps in Deutschland müssen die Teilnehmer 17, im Ausland 18 Jahre alt sein. Das Programm "Was tun? - Was tun!" kann mit Rückporto von einer (Brief-)Mark(e) beim Christlichen Friedensdienst in Frankfurt 60, Rendeler Straße 9, bestellt werden. luf
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Es ist nachhaltig zu begrüßen, wenn die Bundesregierung zu überlegen beginnt, der Bundeswehr einen stärkeren Personalabbau als die zunächst anvisierten 370 000 Mann "zuzumuten". Eine generelle Neuorientierung ist in der Tat notwendig. Und eine breite öffentliche Debatte über Sinn bzw. Unsinn der Aufrechterhaltung einer Armee wäre längst überfällig (FR vom 5. 2. 1993 "Reformen, aber kein Berufsheer").
Nachdem unsere "starke Truppe" ihren jahrzehntelang der eigenen Rechtfertigung dienenden offiziellen Feind verloren hat, werden derzeit die Pflöcke für neue Aufgabenfelder eingerammt. Im politischen Establishment wird, so ist zu befürchten, die Debatte um eine Erweiterung des Einsatzgebietes der deutschen Armee bald beendet werden. Noch in diesem, spätestens aber nächstes Jahr wird die Bundeswehr daran mitwirken könne, die "neue Weltordnung" auch gewaltsam durchzusetzen.
Floskeln wie "Normalisierung" der Außenpolitik Deutschlands, das nun endlich seiner internationalen "Verantwortung" gerecht werden müsse, dienen lediglich dazu, das Militär wieder als Element in das Instrumentarium deutscher Machtpolitik einzuführen. Daß es um eine militärisch gestützte Machtpolitik geht, darüber kann auch die vorgeschobene Diskussion um eine deutsche Beteiligung an humanitären Einsätzen und Blau- helmmissionen nicht hinwegtäuschen.
Verwundern kann es nicht, daß die politische Klasse der Bundesrepublik auf das Mittel Militär und Krieg zur "Lösung" von Konflikten zurückgreift. Ist doch der Staat jenes institutionelle Gehäuse, in dem von Menschen Macht erworben, ausgeübt, aber auch wieder verloren wird. Und Machtkonkurrenz unter politischen Klassen ist die Wurzel aller zwischengesellschaftlichen Konflikte. In der Staats-Logik ist zur Bearbeitung dieser Konflikte das Mittel Krieg eines von vielen, aber zugleich jenes, von dem angenommen wird, daß es auch dort nutzen wird, wo andere Mittel versagen.
Wenn der Staat selber aus Herkunft und Struktur ein auf Gewalt gegründetes Machtgebilde ist, dann ist es nur "logisch", daß sich aus seinem Gehäuse keine nichtmilitärischen Alternativen herleiten lassen. Deshalb gehört zur zentralen Aufgabe pazifistischer Politik nicht nur das Anprangern von Kriegspolitik. Vielmehr muß auf die Auflösung der Strukturen von Groß- und Machtstaaten zugunsten kleinerer und darum kreativerer politisch-kultureller Einheiten hingearbeitet werden. Das bedeutet auch, Abschied zu nehmen vom Anspruch möglichst schneller, effizienter, zweckorientierter Entscheidungen. Diese brauchen eine Entscheidungsstruktur von oben nach unten, brauchen zuständige Behörden, Experten, politische Klassen.
Pazifistische Problemlösungen brauchen dagegen Zeit, selbsterarbeitete Kompetenz, Überzeugungsarbeit sowie den ausgehandelten Kompromiß. Entscheidungsprozesse müssen verlangsamt werden, um Gelegenheit zum Abwägen möglichst vieler Alternativen und zur Teilnahme möglichst vieler Betroffener zu geben.
Aus dieser Perspektive ist dagegen das Militär, ist Gewaltlösung und Krieg die große Vereinfachung, der Inbegriff des Inhumanen. Denn Menschen, zwischenmenschliche, zwischengesellschaftliche Probleme sind vielschichtig, komplex, widersprüchlich und fordern darum auch zu kreativen Antworten heraus.
Die Kardinalfrage ist also nicht, ob die Bundeswehr eine Wehrpflichtigenarmee bleibt, sondern ob sich die zivile, pazifistische gegen die gewaltsam-militaristische, machtpolitische Logik durchsetzen kann. Auf dem Weg zu einer zivilen Gesellschaft mit machtpolitischer Selbstbeschränkung ist die Abschaffung der Wehrpflicht kein zu befürchtender, sondern ein notwendiger und längst überfälliger Zwischenschritt. Denn mit der Wehrpflicht, durch die junge Männer auch gegen ihren Willen zu einem "Dienst" gezwungen werden, wird gegen elementare Rechte und die Würde von Menschen verstoßen.
Eine Ausweitung des Wehrdienstes in andere Bereiche wie Umweltschutz oder soziale Hilfsdienste wäre hinsichtlich einer Zivilisierung unserer Gesellschaft nur kontraproduktiv. Die Abschaffung der Wehrpflicht muß auch nicht notwendig eine abgeschottete Berufsarmee bedeuten. Eine Armee mit überwiegend zwei bis vier Jahre tätigen Freiwilligen würde den Austausch mit der Gesellschaft garantieren. Die demokratische Kontrolle ist ohnehin von der Öffentlichkeit und den gewählten Repräsentanten wahrzunehmen.
Michael Schmid, Gammertingen
FRANKFURT-WEST. "Bei Verkehrsproblemen läuft gar nichts": Vor vier Jahren hatte der damalige Ortsvorsteher Bernd Scherf (SPD) die Wahlperiode 1985-1989 mit diesen Worten zusammengefaßt. Scherfs Nachfolgerin Ulrike Schöbel (SPD) zieht nach vier Jahren Rot- Grün eine positivere Bilanz: "Tempo 30 und Parkplaketten waren die wichtigsten Themen in den vergangenen vier Jahren." Im Kern sowie im südlichen Bokkenheim dürften Autofahrer nur noch Tempo 30 fahren, in einem Teil des Stadtteils gelte mittlerweile auch das Anwohnerparken. Die nächste Aufgabe für den Ortsbeirat: "Wir werden uns mit der weiträumigen Verkehrsführung befassen."
Die neuen Rechte bei der Planung von Tempo-30-Zonen hat der Ortsbeirat 2 eifrig genutzt. Mehrere Arbeitsgruppen wurden gebildet, parallel die Konzepte für jeweils drei Zonen erarbeitet. Eine gute Struktur habe der Ortsbeirat gefunden, befindet Ulrike Schöbel rückblikkend: "Das Know-how der Beiratsmitglieder in ihren Stadtteilen haben wir effizient genutzt."
Doch nicht immer lief es so schnell wie gewünscht. Beispiel Westend: Seit über einem Jahr ist die Planung fertig, doch die Verwaltung blockt ab. An zu vielen Stellen sei die Verkehrsführung geändert worden, heißt es. Ulrike Schöbel meint daher, die pragmatische Form der Tempo-30-Einführung sei der umfassenden Westend-Planung vorzuziehen: Im Kern von Bockenheim etwa habe man im wesentlichen nur Tempo-30-Schilder aufgestellt - mit Erfolg. Nicht nur sei die Tempodrosselung schnell eingeführt worden, auch die Bevölkerung zog mit.
Und das ist keineswegs selbstverständlich, wie die Ortsbeiräte lernen mußten. Eine nur 30 Meter kurze Straße hatte der Beirat am Königsplätzchen gesperrt, um eine Grünanlage zu schaffen. Schöbel: "Was gab das für einen Protest." Erst als sie zahlreiche Briefe geschrieben und den Anwohnern immer wieder die Pläne gezeigt habe, sei das Verständnis gewachsen. "Die Akzeptanz für weiträumige Veränderungen", meint die Ortsvorsteherin, "muß in der Bevölkerung erst geschaffen werden." Ob also künftig Einbahnstraßen umgedreht, Kreuzungen gesperrt und Parkplätze verlegt werden, die Anwohner sollen langsam an neue Regeln gewöhnt werden. Um den Widerstand der Verwaltung zu umgehen, setzt sich Ulrike Schöbel für eine neue Strategie ein. Die Stadtverordneten sollten verstärkt überzeugt werden, die Ideen des Ortsbeirats zu beschließen. Die Kontakte zum Verkehrsausschuß im Römer müßten intensiver werden.
Ein weiterer zentraler Punkt der politischen Diskussion im Ortsbezirk: das geplante Jugendhaus in der Leipziger Straße. Die Konzeption habe sich innerhalb von vier Jahren grundlegend geändert, faßte Frau Schöbel die Auseinandersetzungen zusammen. Während noch zu Beginn der Wahlperiode ein teures städtisches Jugendhaus ohne Mitwirkung der Jugendlichen errichtet werden sollte, ermöglicht das neue Konzept, daß unterschiedliche Gruppen junger Bockenheimer das Haus nutzen können: "Wir hoffen, daß es so weitergeht, wie es die Jugendlichen wollen."
Positiv findet Ulrike Schöbel auch den besseren Kontakt zu den Stadtteilbewohnern. So sei der Ortsbeirat erstmals zu allen Anliegerversammlungen der Sanierung Bockenheim eingeladen worden: "Wir waren so besser informiert und konnten uns gezielter einsetzen." Die Planung für den Kirchplatz wurde etwa auf diesem Weg noch einmal geändert.
Doch auch abseits von Anhörungen und Sitzungen hat der Ortsbeirat Konfliktmanagement betrieben. Beispiel: das Bauwagenlager von Jugendlichen im Biegwald. "Zwar wollte keiner die Jugendlichen verdrängen, aber in dem Landschaftsschutzgebiet konnten sie auch nicht bleiben, der Bürgerprotest war enorm." Über Verhandlungen und Telefongespräche konnte ein neuer Platz gefunden werden. "Es war für mich eine angenehme kommunalpolitische Erfahrung", erinnert sich Ulrike Schöbel, "daß wir auf unspektakulärem Weg das soziale Klima nicht nur in diesem Fall verbessern konnten."
Die Zusammenarbeit mit den Ausländerbeiräten sollte nach ihrer Meinung noch verbessert werden. Auf beiden Seiten müsse noch einiges gelernt werden, um aus dem Nebeneinander ein Miteinander zu machen. Eine nicht optimale, wenn auch akzeptable Lösung sei bei der Mischung von Wohnen und Arbeiten in Bockenheim-Süd (City-West) gefunden worden. Im Westend werde die Wohnraumzweckentfremdung nun aktiv angegangen. Verstärkt müsse der Ortsbeirat künftig auf nicht benutzten Wohnraum aufmerksam machen.
Eine Utopie für die Zukunft? Ulrike Schöbel hat sie: Das Parken in Wohngebieten so zu regeln, daß die Anwohner tatsächlich dann einen Parkplatz finden, wenn sie ihn brauchen. Doch ihr größter Wunsch ist es, daß die Rechtsaußen-Parteien nach der Wahl am 7. März nicht im Beirat vertreten sein werden: "Ich hoffe, unsere Politik im Ortsbezirk konnte und kann hierzu beitragen." mic
FRANKFURT A. M. Woche für Woche veröffentlicht die Stadtteil- Rundschau, was, wer, wo und wann in Frankfurt macht - seien es politische Diskussionen und Ortsbeiratssitzungen, Leistungsschauen der örtlichen Vereine, Konzerte und allgemeinde Treffen, Gemeinde- und Straßenfeste, sportliche Angebote und Kurse, Leserbriefe, Stellungnahmen, Terminankündigungen aller Art und vieles andere mehr.
Die Stadtteil-Redaktion freut sich über jeden Brief, jede Zuschrift und Einladung und sorgt gern dafür, daß sich ein Veranstalter pünktlich vor dem großen Ereignis "im Blatt" wiederfindet. Allein: Zur Zeitungsherstellung gehört auch die Technik - und die verlangt von der Redaktion, feste Termine einzuhalten.
Deshalb passiert es immer wieder, daß ein Verein, eine Partei oder eine Gemeinde überrascht feststellen muß, daß ihre Ankündigungen nicht rechtzeitig veröffentlicht wurden. Der Grund: Als das Schreiben eintraf, befand sich die Stadtteil-Rundschau bereits im Druck.
Unser Tip: Einladungen sollten mindestens acht bis neun Tage vor dem betreffenden Termin in der Redaktion angekommen sein. Ebenso hilft auch die korrekte Anschrift, Verzögerungen zu vermeiden: Frankfurter Rundschau, Stadtteil-Rundschau, Postfach 10 06 60, 6000 Frankfurt am Main 1.
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Glück mit dem eigenem Grün
Initiative "Kind in Nied" auf Spendensuche für Gartengelände
"Kind in Nied" hat schon ganz andere Berge versetzt. Die tatkräftige Initiative aus dem Frankfurter Westen, die sich in jahrelangem Ringen die Trägerschaft des Nieder Kinderhauses An der Wörthspitze erkämpfen konnte, steckt gegenwärtig die gesammelten Kräfte in eine frische Idee: Die Kinder sollen Eigentümer eines Gartens werden. Die erste Einlage zum Preis von 350 000 Mark zahlen die Erzieher aus ihren eigenen Ersparnissen.
Es ist Winter, und im Moment werkeln auf dem 1000-Quadratmeter-Gelände an der Luthmerstraße nur die Regenwürmer: In einer geschenkten alten Streugut-Tonne durchwühlen sie die Küchenabfälle des Kinderhauses und machen Kompost draus. Sommers sind, und das seit acht Jahren, auf dem Brachland nahe dem Bürgerhaus Nied an die 20 Kinder am Werk, wenn's ums Graben, Hacken, Harken oder Stecken geht. Wird aus den zehn Kinder-Beeten die Ernte der Mohrrüben, Kohlrabi, Zucchini, Roten Beete, Erdbeeren oder Kräuter eingesackt, dann sind gut und gerne noch einmal halb so viele zugange.
40 Mark Pacht hat das Nieder Kinderglück bisher monatlich gekostet; jetzt will der Eigentümer das Land verkaufen. Diese Ankündigung hat nach kurzem Schock Betreuer und Kinder in eine Aufbruchstimmung versetzt: Sie wollen sich den Garten, in dem die Sonne(nenergie) die Wasserpumpe am eigenen Brunnen betreibt und künftig ein Windrad für Berieselung sorgen soll, fest an Land ziehen.
Zumal sie aus dem grünen Flecken "die ökologische Nahrungsmittelproduktion für das Kinderhaus" sicherstellen. Und weil sie noch viel vorhaben: Eines fernen Tages sollen Nieder Schulen auf den Grund für ein Fach "Umweltpädagogik" zurückgreifen und zum Beispiel "Bodenproben nehmen" können.
So wird seit kurzem Geld gesammelt; die erste Spende von 15 000 Mark ist schon versprochen. Schuldezernentin Jutta Ebeling und Umweltdezernent Tom Koenigs haben mangels Masse der Initiative mit einem Empfehlungsschreiben unter die Arme gegriffen. Ein Rundbrief von "Kind in Nied" ("Wir sind auf Spenden und Stiftungsgelder angewiesen") geht demnächst an Firmen und Persönlichkeiten in der ganzen Stadt. Der Garten-Eigentümer hat eine Frist bis zum Juni gegeben; "danach nimmt", so Kinderhaus-Erzieher Manfred Gerth, "er keine Rücksicht mehr auf uns".
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt.
Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten- Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig. Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf".
Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu. Kurz nach dem Krieg begann Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden. Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich noch die klassischen Reiseziele gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist genauso vertreten wie die Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im August das Richtfest gefeiert wurde, stellen jetzt die Handwerker den Innenausbau fertig. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.
An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.
Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.
Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet das Gerüst, und das gewachsene Gras stützt die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.
Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."
Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen
FRANKFURT A. M. Andrea hat sich in Mohammed verliebt. Sie ist Deutsche, er ist Ägypter. Anderthalb Jahre lang haben sie sich nur in langen Abständen - mal in Kairo, mal in Frankfurt - gesehen. Beim letzten Besuch Mohammeds in Frankfurt haben sie geheiratet.
Bei der Ausländerbehörde erwartet das junge Ehepaar eine böse Überraschung: Mit dem Touristenvisum, mit dem er eingereist ist, wird Mohammed in Frankfurt nur geduldet und darf das Land Hessen nicht verlassen. Auch die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig, denn er hat keine Arbeitserlaubnis. Um die zu bekommen, müßte er in sein Land zurückkehren und von dort ein Visum zwecks Familienzusammenführung beantragen. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Solche und ähnliche Fälle beschäftigen die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Beratungsstelle der "IAF/Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften", die vor kurzem ihr neues Domizil in der Kasseler Straße am Westbahnhof bezogen hat und im Herbst ihr 20jähriges Bestehen feiert.
"Seit das neue Ausländergesetz in Kraft getreten ist, ist die Situation für bi- nationale Paare, die heiraten wollen, komplizierter geworden", meint IAF-Frau Anne Hansen. "Viele kennen ihre Rechte nicht und sind dem Papierkrieg mit den Behörden nicht gewachsen." Über gezielte Information versucht die IAF die Öffentlichkeit für interkulturelle Probleme zu sensibilisieren und Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben. In Gesprächskreisen, Seminaren, Info-Veranstaltungen und Aktionen geht es um Themen wie wachsender Rassismus in der Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Industrienationen und "Dritte Welt", um bi- kulturelle Erziehung und Auswanderung.
Gegründet wurde die IAF 1973 als Zusammenschluß deutscher Frauen, die einen Partner anderer Nationalität oder kultureller Herkunft hatten. Inzwischen zählt der Verband bundesweit 2400 Mitglieder und 50 Geschäftsstellen, davon drei in den neuen Bundesländern. Wenn auch bis heute zwei Drittel der Ratsuchenden und Mitglieder deutsche Frauen sind, so nimmt der Anteil der Männer und ausländischer Frauen stetig zu.
Mit der Zeit haben sich zudem die inhaltlichen Schwerpunkte verschoben, neue sind dazugekommen. Für Interessierte sind besonders die sommerlichen Grillnachmittage an der Nidda oder der neueingerichtete Gesprächskreis eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen.
Mit den spezifischen Problemen deutsch-türkischer Familien und Partnerschaften beschäftigt sich die vor kurzem gegründete Gruppe "Diwan". Der noch kleine Kreis hat seine Geschäftsstelle in der Merianstraße und plant hier neben Seminaren und Informationsveranstaltungen ebenfalls eine Beratungsstelle. Vereinsvorsitzender Sener Sargut, bereits seit 30 Jahren in der Bundesrepublik und selbst mit einer Deutschen verheiratet, nennt als eines der wichtigsten Ziele, "die Vorurteile gegen unsere islamisch geprägte Kultur und Tradition aufzuweichen" und eine Lobby speziell für deutsch-türkische Familien zu schaffen, um auch politische Forderungen durchsetzen zu können. Weitere Informationen gibt es beim IAF-Verband unter den Telefonnummern 7 07 50 87 oder 7 07 50 89. pia
RIEDERWALD. Die Weimarer Republik - ein zur Zeit wieder sehr aktuelles Thema. So auch für die Mitarbeiter der Riederwälder Geschichtswerkstatt, die sich in einer lockeren Runde zusammen gefunden haben, um die historische Entwicklung "ihres" Stadtteils den Bürgern näherzubringen. In der nun vorliegenden fünften Ausgabe der "Riederwälder Geschichte(n)", eine lose Folge kleiner Broschüren über die einstige "Wohnkolonie", werden die Anfangsjahre der Weimarer Republik und das Leben in der Siedlung beschrieben.
Ein weiteres ausführliches Kapitel beschäftigt sich mit dem Wohnungsbau unter dem damaligen Frankfurter Baudezernenten Ernst May, der das Gesicht dieses Stadtteils entscheidend prägte. Aus dieser Epoche stammt auch der Begriff "Frankfurter Küche", ein auf kleinstem Raum rational durchgeplanter und funktional gestalteter "Arbeitsplatz", mit dem Ziel, den Hausfrauen die Arbeit so leicht wie möglich zu machen.
Darin drückte sich auch die zunehmende Bedeutung der Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft aus. Eine Entwicklung mit Folgen, denn in der Riederwälder Geschichtswerkstatt steht den sieben weiblichen "Hobbyforschern" nur ein Mann zur Seite.
Den Anstoß zur Bildung der Gruppe hatte ein Volkshochschul-Kurs im Jahre 1985 gegeben, der unter dem Titel "Näher betrachtet: Riederwald" lief. Mit dabei war Bruni Marx, heute im "Nebenjob" eines der sieben weiblichen Mitglieder der Geschichtswerkstatt. Sie sieht den Sinn ihres Engagements vor allem darin, sich für ihren Stadtteil und den "Erhalt seiner gewachsenen Sozialstruktur" einzusetzen.
Denn Mitte der achtziger Jahre bestand erneut die Gefahr, daß ein Teil der alten Arbeitersiedlung - wie Anfang der siebziger Jahre schon geschehen - der Spitzhacke zum Opfer fallen sollte. So ging es auch darum, erinnert sich Bruni Marx, bei den Anwohnern "ein Bewußtsein für ihren Stadtteil zu schaffen", um den drohenden Abriß nicht widerstandslos hinzunehmen.
Aus der Zeit des Volkshochschulkurses - dessen Leitung sie später von einem Freund übernahm - blieb so viel an Wissen und Material hängen, daß daraus im August 1986 eine einwöchige Ausstellung in der Turnhalle in der Schäfflestraße zustande kam. Anlaß war das 75jährige Bestehen der Siedlung Riederwald; 1911 waren die ersten Häuser des Volksbau- und Sparvereins bezogen worden.
Im Rahmen der Ausstellung, die mit Unterstützung des Frankfurter Stadtarchivs und des Historischen Museums zustande gekommen war, wurden von Einheimischen verfaßte Texte vorgetragen. So auch einige Geschichten und Anekdoten von Karlchen Wassmann, einem "Frankfurter Original" aus früheren Tagen, der aus dem Riederwald stammte.
Der Erfolg des Projekts bildete einige Zeit später die Basis für eine Dauerausstellung im Bürgerhaus Riederwald. Diesmal war allerding der Aufwand erheblich höher, so wurden unter anderem auch Grafiker für die Gestaltung der Schau engagiert. Räume und Geld wurden von der Saalbau GmbH bereitgestellt, "denn wir von der Geschichtswerkstatt arbeiten natürlich nur ehrenamtlich" gibt Bruni Marx zu bedenken.
Ihre Familie lebt bereits in der vierten Generation im Riederwald, und auch das Gros der Gruppe besteht aus "alten Riederwäldern von 30 bis über 60 Jahren", sagt sie schmunzelnd. "Der Materialfundus der Dauerausstellung und die Resonanz in der Bevölkerung", aufmerksam geworden auch durch die damaligen Presseberichte zu der Aktion, "war so groß", erinnert sich Bruni Marx, "daß zunächst innerhalb der Gruppe die Idee für ein Buch aufkam." Doch diesen Gedanken hatten die Stadtteilforscher nach einigem Überlegen wieder fallen lassen. Sie kamen überein, ihr Wissen und das mittlerweile reichhaltige Archiv chronologisch in Form der "Riederwälder Geschichte(n)" aufzuarbeiten.
Ein weiteres Betätigungsfeld sind Stadtteilführungen, unter anderem für die Mitglieder des Kreises "Liebenswertes Frankfurt", wobei sich auch schon der eine oder andere "Neu-Riederwälder" in diese "Entdeckungsreisen zu Fuß" eingereiht hat. Auch diese Veranstaltungen müssen auch entsprechend vorbereitet werden und das bei einem "Zehn-Stunden-Arbeitstag, bei dem nicht mehr viel Zeit bleibt, sich mit der Werkstatt-Truppe zu treffen", beklagt Frau Marx.
"Ein weiteres Problem für die Recherchen", fährt sie fort, "sind die für Berufstätige ungünstigen Öffnungszeiten des Stadtarchivs", obwohl sie in dem Leiter dieser Einrichtung eine tatkräftige Hilfe für die Anliegen des Teams hat. "Aber das ist wahrscheinlich das Problem aller ehrenamtlich arbeitenden Geschichtsvereine, schätzt Bruni Marx. Kein Grund für die einzelnen Gruppenmitglieder zu resignieren, denn geplant ist in mehreren Folgen der nächsten Broschüren die Zeit des Faschismus.
Dokumentiert werden sollen die Jahre 1933 bis 1945 mit ihren Auswirkungen auf den Stadtteil, wobei Bruni Marx auch wieder auf die rege Anteilnahme aus der Bevölkerung hofft. Eine komplette Ausgabe soll Johanna Tesch gewidmet werden. Sie stammte aus dem Riederwald und pflegte als engagierte sozialdemokratische Abgeordnete im Berliner Reichstag während der Weimarer Republik einen regen Briefwechsel mit Freunden und Verwandten aus ihrer alten Heimat.
Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat 1944 wurde sie - mittlerweile schon über 70 Jahre alt - verhaftet und "kam in Ravensbrück zu Tode", wie es damals hieß. Ein Brief stammt aus der Zeit nach dem Abschluß des Versailler Friedensvertrages im Jahre 1919. Sie hatte dem Abkommen zugestimmt und schrieb hoffnungsvoll: " . . . ich habe Unheil von meiner Vaterstadt abgewendet." bec
Frauen zeigen, wo's langgeht
KREIS GROSS-GERAU. "Auch Frauen könnten blau machen ?! - Lila Montag, ein Tag der ungeduldigen Frauen". Das ist das Motto, unter dem am Montag, 8. März, anläßlich des Internationalen Frauentages im Kreis viel veranstaltet wird. Die Aktionen sollen nach Auskunft des Kreisfrauenbüros die Leistungen der Frauen und ihre Forderungen deutlich machen.
Frauenarbeit sei häufig unsichtbar, unentgeltlich und unbemerkt, erklärt das Kreisfrauenbüro. 53 Milliarden Arbeitsstunden werden pro Jahr in privaten Haushalten geleistet. Das seien zehn Milliarden mehr als die an Erwerbsarbeitsplätzen geleisteten Arbeitsstunden. Dazu komme häufig die Mehrfachbelastung von Frauen, sie würden geringer entlohnt und hätten schlechtere Aufstiegschancen. All dies soll im Mittelpunkt verschiedenster Aktivitäten am "lila Montag" stehen.
Mörfelden-Walldorf. Hier wird schon am Samstag, 6. März, von 19 Uhr an ein Frauenfest im evangelischen Gemeindezentrum Mörfelden gefeiert. Auf Einladung des Frauenforums wird von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung eine Referentin erwartet, die zum Thema "Ich und die anderen - fremd und vertraut" spricht. Ferner sind Pantomime, Musik, Speis' und Trank angekündigt. Abgerundet wird dieses Treffen durch einen Gedankenaustausch des Frauentreffs mit Gleichgesinnten aus Wageningen. Erwartet werden auch Gäste aus der ungarischen Stadt Gödölö. Unter dem Titel "Neuer Nationalismus in Europa, eine Gefahr für den Frieden" ist das Thema des Abends: "Thesen zum Nationalismus in Deutschland".
Am Sonntag, 7. März, beginnt um 10 Uhr im Bürgerhaus ein Frauenfrühstück, zu dem Manuel Campos eigene Kompositionen vortragen wird.
GROSS-GERAU. Um 10 und 13.30 Uhr geht es im Landratsamt um die Entwicklung und Darstellung des Berufsstandes weiblicher Schreibkräfte. Dazu werden jeweils ein von Beschäftigten des Landratsamtes selbst gedrehter Video-Clip über den Alltag einer Stenosekretärin und der Film "Fräulein bitte schreiben Sie" über die Entwicklung dieses Berufes gezeigt.
Ein Frühstück unter dem Motto "Arbeit von Frauen für Frauen mit Frauen sichtbar machen" ist am Montag, 8. März, 10.30 Uhr, beim Verein "Frauen fördern Frauen" in der Frauenberatungsstelle, Schöneckenstraße 2, angesagt.
In der Malschule von Dagmar Adamski, Mainzer Straße 13, geht es um "Mitverantwortung von Frauen an der Zerstörung der Natur".
RÜSSELSHEIM. "Weibsbilder - über die Macht der Frauen" lautet am Montag um 14.45 Uhr eine VHS-Veranstaltung aus dem Haus der Senioren/innen in der Frankfurter Straße.
Zu einer Aktion laden für Montag um 20 Uhr ins Rüsselsheimer "Rind" das Frauenzentrum Rüsselsheim, die Frauenhäuser Raunheim/Rüsselsheim und Groß-Gerau, das VHS-Frauenreferat und das Kreisfrauenbüro ein. Das Frauenkabarett "Die Lotter- Lädies" ist mit seinem Programm "Wir drehen durch" angesagt.
RAUNHEIM. Einen Stand haben für den lila Montag im Stadtzentrum der Frauentreff, die AG sozialdemokratischer Frauen und der Gesprächskreis unter dem Motto "Frauen lassen sich's gut gehen" vorbereitet.
NAUHEIM. "Die Farbe Lila" ist der Titel eines Films, der am Montag um 19.30 Uhr im "Ried-Casino" gezeigt wird, bei einer Veranstaltung des Landfrauenvereins, des DGB-Ortskartells und des Kulturamtes. Anschließend ist unter Leitung von Erika Tippmann eine Diskussion über Gewalt gegen Frauen vorgesehen.
BÜTTELBORN. Im Foyer der Büttelborner Gemeindeverwaltung werden am Montag ab 16 Uhr bei Kaffee und Kuchen neben einem kleinen Programm Infos und Gespräche aller lokaler Frauengruppen geboten.
GERNSHEIM. Für Montag laden von 10 Uhr an Frauengruppen zum "Café" in das Ketteler-Haus ein.
Am Freitag, 12. März, 20 Uhr, bieten die Gernsheimer Frauenrunde und das Kreisfrauenbüro im Gymnasium eine Lesung von Liesel Hambach aus Christine Brückners "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" an.
GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Geplant ist am Montag ein Gemeinschaftstreffen lokaler Frauengruppen von 16 Uhr an in der Gesamtschule Mainspitze. Dabei gibt es Beiträge aus Kunst, Musik und Sport. Für Kinderbetreuung ist gesorgt. (wal/lis/cas
DARMSTADT. Auf Anhieb finden die Kommunalpolitiker den Eingang nicht. Dabei müßten sie sich auf dem Gelände der Stahlbaufirma Donges doch auskennen. Denn die Mehrzahl von ihnen hat allen Zweifel, ob "überhaupt was daraus wird", schon lange beiseitegeschoben und 3,5 Millionen Mark für das spannende Museumsprojekt auf dem Terrain bereitgestellt. Ergibt zusammen mit den vom Land Hessen spendierten zwei Millionen exakt die Summe, die für den Kauf der Industriehalle in der Kirschenallee vonnöten war. An diesem Abend will sich der Kulturausschuß der Darmstädter Stadtverordneten hier umsehen und erläutern lassen, was denn dieser künftig als "Haus für Industriekultur" firmierende Bau von 1902 einmal beherbergen soll.
"Das ist nicht nur Rostsammeln" oder ein "verrücktes Spiel eines spinnerten Professors", ruft der zur Führung herbeigeeilte Präsident der Technischen Hochschule, Helmut Böhme, aus. Er hat die Idee und zusammen mit anderen Professoren wie Unternehmern die konzeptionellen Gedanken für dieses "arbeitende Museum" geliefert.
Von der Papierherstellung über den Guß und Satz bis zum Druck soll in einem historischen Druckhaus mit Werkstättenbetrieb der Werdegang der Kommunikationstechnik, eine für die Prosperität des Rhein-Main-Gebiets entscheidende Branche, dokumentiert werden.
Dazu gesellen soll sich die regionale Sozialgeschichte, welche die Arbeiterkultur, die Chancen der Menschen, deren sozialen Abstieg durch Automation und Rationalisierung in Familienchroniken, in Briefen und anderen Dokumenten beleuchtet. Damit der Zusammenhang von Lebensalltag und Arbeit, Unternehmertum, Technik, Kunstverstand, Wissenschaft und Kulturschaffen deutlich wird.
"Wir machen dem Gutenberg-Museum in Mainz keine Konkurrenz", sagt Böhme. Man will in aller Bescheidenheit den Industrie- und Technikmuseen in Mannheim oder München Paroli bieten - mit einem völlig anderen Konzept als dem stillen Bestaunen von herausgeputzten Maschinen, die hinter Abstand gebietenden Hanfseilabsperrungen stehen.
Das lebendige Darmstädter Haus soll sich nämlich finanziell selbst tragen durch Vermietung oder Verpachtung von Ateliers auf Genossenschaftsbasis. Die sollen wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen, sich Marktlücken suchen und überdies ausbilden und dabei Wissen vermitteln, das längst so gut wie verschüttet ist. Vom handgeschöpften Papier bis zu Visitenkarten in Bleisatz oder dem Faksimile-Nachdruck alter Zeitungen mag die Produktpalette reichen. Auch wenn keine 48 Stunden in der Woche mehr wie früher malocht wird - zu bestimmten Zeiten dürfen große und kleine Besucher den Schriftgießern, Hand- und Maschinensetzern, Buchdruckern und -bindern, den Leuten in der Lithographie- und Kupferdruckwerkstatt über die Schulter schauen.
Im zweiten Geschoß der Halle steht es noch ungeordnet, verstaubt und verölt herum - das kostbare und bis in die jüngste Zeit als Schrott verschmähte Erbe des Maschinenzeitalters. In aufgerissenen Kartons türmen sich geschnitzte Holzlettern, liegen 50 Tonnen Handsatzschriften, vierzig Tonnen Schrift in Originalverpackung, ein unschätzbar wertvoller Bestand von Matrizen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.
Präzis wie die Mechanik eines Uhrwerks arbeitende Maschinen, feinste Ingenieurleistungen einer Epoche - es ist hier alles vorhanden, um den Betrieb wieder anlaufen zu lassen: Für die maschinelle Satzherstellung gibt es eine Monotype-Abteilung mit Tastern, außerdem historische Druckmaschinen aus dem 19. Jahrhundert, Handpressen, Buchbinderei-Einrichtungen, restaurierte Linotype- Zeilengießmaschinen.
Wiederaufgebaut werden sollen auch das Jugendstil-Chefzimmer der Stempel AG, das Chef- und Bibliothekszimmer sowie historische Kameras und Reprogeräte der längst vergessenen Firma Klimsch und Co.
TH-Präsident Böhme gerät schnell ins Schwärmen, wenn er den Grundstock des arbeitenden Museums beschreibt: Es ist der gesamte Nachlaß der liquidierten traditionsreichen Schriftgießerei Stempel AG in Frankfurt, der nicht verschleudert wurde, sondern 1985 als Kulturgut-Stiftung zur Technische Hochschule kam. Die heute unersetzbaren Maschinen, Werkzeuge, Schriftvorlagen, Stahlstempel, Schablonen sowie die Handsetzerei verlieh die TH sofort an fünf ehemalige "Stempel"-Beschäftigte, die mit ihrer kleinen Schriftwerkstatt in Darmstadt seither schwarze Zahlen schreibt.
1986 gründeten Darmstädter Honoratioren aus Wirtschaft und Politik den Museums-Förderverein und fanden namhafte Mäzene in der Druckindustrie, um etwa historische Druckmaschinen des 19. Jahrhunderts im französischen Nîmes zu erwerben. Das Museum soll in Etappen eingerichtet werden, abhängig vom Spendenaufkommen. Wenn sechs Millionen Mark investiert seien, so Böhme, müßte eigentlich vorzeigbares Leben ins Haus in der Industriekultur eingezogen sein.
Im Juni wird die Firma Donges ihre Lehrwerkstatt räumen. Dann können die Umbauarbeiten beginnen. Rund eine halbe Million hat man dafür flüssig. Architekturprofessor Jürgen Bredow wird sparsam gestalten.
Denn "Armut macht erfinderisch", sagt Böhme, und die ehemalige Fabrik, in der erst Möbel, dann Flugzeuge und Waggons gebaut wurden und die später ein Auslieferungslager für Autoersatzteile beherbergte, soll doch ein Industriedenkmal bleiben.
Keine verschönernde Verkleidung also, kein Schnickschnack bei der Beleuchtung, nur das Nötigste: die blinden Scheiben erneuern, die Fensterrahmen ausbessern, für den Brandschutz eine trennende Glaswand auf den riesig langen Stockwerken installieren. Die bullige Heizungsanlage, die einst mit ohrenbetäubendem Lärm anlief und den Arbeitern doch nur laue Temperaturen bescherte, wird verschwinden.
Ein Foyer, Fahrstuhl, Toiletten, Belegen eines Viertels der 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche - die ersten Aufgaben. Die Perspektive: Einmal den historischen Bogen zu schlagen von der TH, die hierzulande über das älteste und einzige wissenschaftliche Universitäts-Druckinstitut und Papierforschungszentrum verfügt, zur Dokumentation moderner Informationstechnologie und Weltraumforschung.
Denn auf den Gebieten ist, vom Deutschen Rechenzentrum über ein Fraunhofer-Institut bis zum Satellitenkontrollzentrum ESOC, ja auch in Darmstadt fortschrittliche Wissenschaftsgeschichte geschrieben worden. JÖRG FEUCK
NIEDER-ESCHBACH. Wenn man in dem nördlichen Stadtteil jemanden fragt, was ihn interessiert, kommt eine Antwort besonders häufig: der Schlachthof. Seit dem Tag vor etwa drei Jahren, als der rot-grüne Magistrat die Verlegung des Schlachthofes vom Sachsenhäuser Mainufer in das Gewerbegebiet von Nieder- Eschbach avisierte, ist dort einiges los.
Bürger bildeten eine Initiative gegen den Schlachthof, es hagelte rund 2000 Einwendungen. Und schnell waren sich die Politiker aller Fraktionen im zuständigen Ortsbeirat 15 darüber einig, daß dieses Millionenprojekt auf keinen Fall zustandekommen dürfte.
Beinahe in jeder Sitzung des Gremiums gab es einen Antrag zu diesem Thema. SPD und Grüne stellten sich sogar gegen ihre Kollegen in der Stadt und beschworen den einen oder anderen Krach herauf. Gründe fanden die Beiräte viele: eine zu starke Verkehrsbelastung, Gestank und schlechte Wasserversorgung, fehlende Entsorgung. Eine negative Veränderung der Struktur in diesem ländlichen Teil Frankfurts gefährde das Leben in Nieder-Eschbach.
Dabei sperren sich die "Freizeitpolitiker" grundsätzlich nicht gegen eine Umgestaltung des Frankfurter Nordens. Wohnungen, Betriebe, emmissionsarmes Gewerbe, das sei vernünftig; aber der Schlachthof - nein, lautet die klare Antwort. Als positiv empfinden sie in diesem Zusammenhang die Bewußtseinsänderung bei den Bürgern. "Die Anhörungen haben gezeigt, daß die Bürger sich für ihre Interessen einsetzen", erklärt Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD). Und das sei für die Arbeit in den letzten vier Jahren wichtig gewesen. "Stadtentwicklung kann nur mit Ortsbeirat und Bevölkerung verwirklicht werden", pflichtet ihm Parteikollege Martin Bücher bei.
Das Gremium versteht sich als Vermittler und Frühwarnsystem. Ortsbeiratstätigkeit habe stets gegen allzu starke Politikverdrossenheit bei den Bürgern gewirkt, sehen die Politiker eine wichtige, basisdemokratische Funktion dieser Einrichtung. Auch wenn, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Walter Beck meint, hin und wieder das Gefühl entstand, von den Römerpolitikern "nicht ernstgenommen zu werden". Beck muß es wissen - seit 17 Jahren sitzt er im Ortsbeirat 15.
Deswegen sind die Beiräte stolz darauf, einige Projekte durch unermüdliche Arbeit auf den Weg gebracht zu haben. Ab 1995 wird es wahrscheinlich eine gymnasiale Oberstufe an der Otto-Hahn-Schule geben, an der Berner Straße wird derzeit ein Spiel- und Bolzplatz installiert, Tempo 30 wurde eingeführt, die Sozialstation in der Siedlung "Am Bügel" ist im Bau, an der Otto-Hahn-Schule ist eine Kindertagesstätte eröffnet worden - alles Projekte für die Bürger.
Lange Diskussionen gab es in der vergangenen Wahlperiode zum Thema Ortsmittelpunkt. Auf dem Parkplatz neben dem "Darmstädter Hof" sollen Wohnungen, Geschäfte, kulturelle und soziale Einrichtungen entstehen, das ist Konsens. Doch wie das auszusehen hat, war zwischen den Fraktionen strittig. Die Grünen setzten sich für eine umweltverträgliche Lösung ein, vor allem die Grün- und Freiflächen sollten nicht völlig einem Parkplatz zum Opfer fallen. Schließlich einigte man sich im Ortsbeirat auf einen Kompromiß, der die grüne Position berücksichtigte. "Damit können wir leben", sieht Michael Paul, Fraktionsvorsitzender der Ökopartei, einen Teilerfolg.
Verdrießlich werden die Mienen der Ortsbeiräte, fällt das Stichwort Sporthalle. Seit zwanzig Jahren kämpfen sie für den Neubau einer solchen Halle, lediglich der Standort war zwischen den Fraktionen umstritten.
Inzwischen ist aber die Maxime klar: egal wo, Hauptsache, die Sporthalle wird möglichst bald gebaut. Denn die Einwohnerzahl in Nieder-Eschbach wird wachsen, bis zu 10 000 Menschen kommen in den nächsten zehn Jahren hinzu. Die Kapazitäten müssen in allen Bereichen ausgeweitet werden.
Da schimpfen die Politiker: "Die Verwaltung, gleich welcher Stadtregierung, behandelt uns manchmal ganz schön arrogant", sagt die Liberale Renate Sterzel, die sich als Einfraupartei im Ortsbeirat engagiert. Das hält die Politiker jedoch nicht davon ab, sich immer wieder einzumischen.
Die Bereitschaft, dabei zusammenzuarbeiten, wird von allen als grundsätzlich positiv beurteilt. Die Abstimmungsvarianten in den letzten Jahren bezeugen dies.
So soll es auch sein, verstehen sich alle Parteien im Ortsbeirat 15 als Filter zwischen Bürgerinteressen und Stadtregierung. Natürlich würden sie gerne mehr Rechte haben, einen eigenen Etat aber lehnen die Stadtteilpolitiker unisono ab: "Das gäbe nur Zwist". jot
HÖCHST. SPD-Abgeordnete in Stadtparlament und Ortsbeirat haben in der jüngsten Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten ein positives Resümee ihrer politischen Arbeit gezogen. Norbert Wildhirt, Vorsitzender der Fraktion im Ortsbeirat, erinnerte daran, daß der Ausbau des alten AOK-Gebäudes zu einer der größten Kindertagesstätten Frankfurts auf eine Anregung des Ortsbeirats zurückgehe. Darüber hinaus begrüßte Wildhirt, daß ein Schleichweg für Autofahrer durch die Gerlachstraße an der Stupanusstraße geschlossen worden sei.
Außerdem bekräftigte der Sozialdemokrat seine Forderung, das Plakettensystem für den Stadtteil einzuführen. Das Verfahren gibt den Anwohnern ein Vorrecht beim Parken.
Als erfolgreich wertete der Stadtverordnete Dieter Knapp die Arbeit der rot- grünen Koalition im Römer. Mehr Beamte bei der Frankfurter Polizei und stärkere Präsenz von Sicherheitsdiensten hätten die Fälle von Straßenraub um 20 Prozent zurückgehen lassen. schu
HÖCHST. McNair-Kaserne heißt sie seit 1945. Die US-Amerikaner gaben ihr den Namen - aber kein Höchster weiß, wer eigentlich McNair war. Als Höchster Kaserne ist sie ihren Einwohnern von 1922 oder 1923 an bekannt - wann sie genau gebaut wurde, kann auch niemand mehr sagen.
Die damals eigenständige Stadt Höchst brauchte jedenfalls dringend Platz für ihre französischen Besatzungssoldaten. "Die waren notdürftig in der Unterliederbacher Volksschule untergebracht", weiß Karl Leo Schneeweis. Die Höchster Stadtväter entschlossen sich also, einen Bau zu entwerfen, den sie leicht in eine Schule umbauen konnten, sobald die Franzosen die damalige Kreisstadt verlassen sollten.
Doch daraus wurde nichts, sie blieben bis 1930, also mußte man neue Schulen bauen. Der Höchster Geschichtsforscher Josef Fenzel kann von Anekdoten berichten, die zeigen, wie verhaßt die französischen Besatzer unter der Bevölkerung waren.
Zum Schutz vor Regen hatten die Wachsoldaten kleine Unterstellhäuschen aus Holz. Im Schutz der Dunkelheit hatten immer wieder Lausbuben ihren Spaß damit, diese Häuschen mitsamt dem uniformierten Inhalt umzuwerfen.
Zwischen 1930 und 1933 war die Kaserne leer. Die Weltwirtschaftskrise beutelte die Region, niemand hatte das Geld, aus dem Gemäuer eine Schule zu machen. Das wollten auch die Nazis 1933 nicht. Sie nutzten die hohen Mauern im Frühsommer 1933, um politisch Unliebsame mundtot zu machen. "Ich habe mindestens 50 Personen ausgemacht, die von SS-Soldaten brutal verhaftet wurden", erzählt Josef Fenzel.
Die NSDAP Höchst zog dann genauso in das Gebäude ein wie der Freiwillige Arbeitsdienst. Arbeitslose lernten im Hilfswerks-Lager der SA in den Pausen das Exerzieren, tagsüber wurden die bis zu 100 Höchster in Zeppelinheim eingesetzt, die Luftschiffe an langen Stahlseilen mit vereinten Kräften auf den Asphalt zu ziehen und damit sicher zu landen. 1937 zogen alle NS-Verbände aus der Kaserne aus und die Wehrmacht mit Flak-Verbänden ein. Die blieben bis zum Jahr 1945.
Die Zeit danach ist wesentlich rühmlicher für das Bauwerk: Die bizonale Wirtschaftverwaltung der Alliierten zog ein. Ein führender Deutscher arbeitete 1945 für mehrere Monate in der Kaserne. Ludwig Erhard bereitete dort die Währungsreform vor. Darauf waren die Höchster stolz. Karl Leo Schneeweis besonders. Denn er durfte die Glückwünsche der Höchster zum 80. Geburtstag des ehemaligen Wirtschaftsministers überbringen. gre
OSTEND. "Die Jüngeren müssen mehr tun." Das ist die Meinung von Otto Riemann, der sich zwar mit seinen 71 Jahren begeistert für die Verbandsarbeit engagiert, aber dabei nicht vergißt, auch an die Zukunft zu denken. Doch auch ein Rückblick stand in der Jahreshauptversammlung des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands (VdK) auf der Tagesordnung. Im August-Stunz- Heim gab der Vorstand der VdK-Ortsgruppe Ostend seinen Jahresbericht. Fazit: Die Kasse stimmt. "Über den Mitgliedsbeitrag alleine ist das allerdings nicht zu machen." Deshalb weiß der Vorsitzende Riemann auch die kleinen und großen Spenden zu schätzen.
Nicht so zufrieden ist Riemann hingegen mit den jüngeren Mitgliedern des Ortsverbandes. Nach seiner Auffassung könne ein bißchen mehr Tatendrang nicht schaden. Daß sich viele Mitglieder nicht gerade danach drängen, ein Amt zu übernehmen, sei eben auf die allgemeinen Probleme einer ehrenamtlichen Aufgabe zurückzuführen. Zwar waren diesmal keine Neuwahlen angesetzt, doch der Vorsitzende schwört, daß er beim nächsten Wahltermin für "junges Blut" im Vorstand sorgen werde.
Der Vorstand blieb deshalb erst einmal unverändert. Kassenführer ist weiterhin Hans Mehler, Schriftführerin bleibt Elisabeth Dickmann, und Erika Kappe ist weiterhin Beisitzerin im Vorstand. Auch im Referat für Frauen und Hinterbliebene bleibt Regina Wieth an der Spitze.
In der Jahreshauptversammlung wurden auch wieder Auszeichnungen für langjährige Mitgliedschaft vergeben. 22 Mitglieder erhielten die Urkunde und Ehrennadel des Landesverbandes für zehn- und 25jährige Treue, elf konnten sogar eine 40jährige Verbandszugehörigkeit vorweisen. Die zufriedenen "Elfer" sind: Karl Bachmann, Alfons Eul, Hans-Joachim Langner, Maria Loos, Dora Mayer, Elvira Schultheis, Hermann Hepe, Katharina Lutz, Anna Rau, Christa Schinz und Ernst Willwerth.
Nach der Ehrung gab es dann eine "Schwätzstunde". Auch wenn es eine Jahreshauptversammlung sei, müsse man ja nicht gleich ein trockenes Programm liefern, meinte Otto Riemann. Außerdem solle das Treffen ja ebenso dazu dienen, die Bekanntschaft untereinander zu fördern. Aus dem gleichen Grund fuhr der VdK Ostend im vergangenen Jahr auch nach Österreich. Seit 1974 unterhält dort der Verband eine Partnerschaft mit einer gleichartigen Organisation in Bad Hall/ Pfarrkirchen. Von dort aus wurden gemeinsam Tagesausflüge gestartet, unter anderem nach Linz, wo ein Rundfunkhaus besichtigt wurde. Otto Riemann war damit sichtlich zufrieden: "Da ergeben sich nochmal ein Haufen privater Kontakte und viel Spaß miteinander." mim
FRANKFURT A. M. Die Schritte hallen durch den weiten Flur. Niemand ist zu sehen. In der Geschäftsstelle des Technischen Hilfswerks (THW), Ortsverband Frankfurt, ist samstags meist nichts los. Nur einmal im Monat haben die rund 200 Freiwilligen laut detalliertem Jahresplan an diesem Tag Dienst.
1992 war vor allem ein Jahr der Stürme und der Gasexplosionen. Von den insgesamt geleisteten 19 000 Stunden entfiel ein Großteil auf die Einsätze im August und September, als Stürme Frankfurt heimsuchten. "Bis drei Uhr morgens waren einige unserer 45 Helfer unterwegs, um die schlimmsten Schäden zu reparieren", erzählt Stefan Thomas, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Ortsverband Frankfurt. In Zahlen ausgedrückt: 229 Stunden ehrenamtliche Arbeit unter schwierigen Bedingungen.
Thomas, auch Leiter der Pontongruppe, trägt ständig einen sogenannten "Piepser" bei sich, damit er immer zu erreichen ist. Kommt es zu einem Einsatz, muß dieser sofort koordiniert werden. Das ist durch die straffe Ordnung beim THW, der 1952 gegründet wurde (im letzten Jahr feierte man das 40. Jubiläum), gewährleistet. Neben einem geschäftsführenden Bereich, in dem hauptamtlich Beschäftigte tätig sind, gibt es innerhalb des Ortsverbandes eine Führungsgruppe: einen Chef, einen Stellvertreter, der zugleich Ausbilder ist, und einen Sicherheitsbeauftragten.
All diese Posten sind ehrenamtlich besetzt, wie auch die unterschiedlichen Züge. Beim THW gibt es vier Bergungszüge (sie werden bei Unfällen, Sturmschäden und Gasexplosionen eingesetzt), einen Instandsetzungszug (für Wasser- und Ölarbeiten), eine Pontongruppe (Wasserdienst), eine Materialerhaltungsgruppe, einen Fernmeldezentralabschnitt sowie zwei Verpflegungstrupps und einen Gewässerschutzzug.
Dieser Zug war es, der im Herbst '92 in einer konzertierten Aktion mit der Freiwilligen Feuerwehr Rödelheim die Nidda säuberte. Thomas: "Überhaupt war im letzten Jahr die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr in Frankfurt wieder beispielhaft." Immer wenn es Engpässe gab, sprangen die Helfer vom THW ein, bei Ölunfällen, Feuer oder Aufräumarbeiten.
Dazu ist viel Material nötig. Das THW besitzt etwa 40 Fahrzeuge und Anhänger, zwei Boote und vier Pontons. Kürzlich erhielt die Organisation vier neue Pontons.
Wie jedes Jahr veranstaltete das THW auch 1992 einen Tag der offenen Tür. Dabei informierte es über seine Arbeit und warb neue Mitglieder. "Das ist unsere größte Sorge", meint Stefan Thomas. Als 1991 die Bundeswehrdienstzeit auf zwölf Monate reduziert wurde, verließen etwa 60 Leute das THW. Grund: Im Zuge dieser Änderung mußten diejenigen, die im Katastrophenschutz als Ersatz für den Dienst in der Bundeswehr wirkten, nur noch acht anstatt zehn Jahre "dienen". Immerhin blieb die Zahl der Freiwilligen 1992 konstant. Doch die negative Tendenz ist auch beim THW bekannt. Immer weniger Menschen wollen freiwillig etwas tun. "Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Hilfsorganisationen." (Das Technische Hilfswerk ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Hilfsorganisationen.)
Im November 1992 startete das THW deshalb eine Offensive und warb in der Presse für neue Mitglieder. Die Resonanz war gering. Ein Trost: Im vergangenen Jahr konnte das einjährige Bestehen der Jugendgruppe gefeiert werden. Elf Jungen und Mädchen (von 10 bis 17 Jahren) treffen sich, um die wichtigsten Grundkenntnisse zu lernen und beim Tagesdienst zuzuschauen. Da können sie etwa sehen, was Trennschleifer oder ein Mauerdurchbruch sind.
Bis die Jugendlichen richtig ans Werk gehen dürfen, dauert es eine Weile. Denn die Verantwortung der Helfer ist bisweilen recht groß, besonders bei schwierigen Fällen wie Gasexplosionen oder Aufräumarbeiten. Verletzungen hat es im vergangenen Jahr aber nicht gegeben. Die Sicherheitsvorkehrungen sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Das kostet alles Geld. Finanziert wird das Technische Hilfswerk vom Bund. Dort gibt es einen Etat, aus dem die Bundesanstalt des THW "schöpfen" kann. Der Ortsverband hat auf die Entscheidungen keinen Einfluß. So wünscht sich Thomas schon für 1993 neue Mehrzweckboote, da die alten zwanzig Jahre alt und nicht mehr in bestem Zustand sind. Der Haushalt sieht jedoch vor, daß erst 1995 neue Boote angeschafft werden können.
Auch das Gebäude am Industriehof, wo der THW seinen Sitz hat, ist renovierungsbedürftig. Auch dazu fehlt es am Geld. "Es ist immer das gleiche Spiel. Das letzte Glied in der Kette muß darunter leiden", ist sich der Pressesprecher der Situation bewußt. Dennoch ist sein Ausblick auf das Geschäftsjahr 1993 positiv: "Die Motivation der Einheiten ist in Ordnung, und so mancher Helfer bleibt, obwohl er gehen könnte. Das ist ein Hoffnungsschimmer. Aber wir brauchen eine stärkere Lobby." Über Spenden ist man beim Technischen Hilfswerk immer froh. Es hat sich ein "Förderkreis" gebildet, der bei kleineren Anschaffungen hilft.
Wer etwas spenden möchte, kann einen Betrag auf eines der beiden Konten des Förderkreises überweisen: Postgiroamt (BLZ 500 100 60, Kontonummer 45 49 06 00) oder Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 502 01, Kontonummer 30 65 25). jot
NORDEND. Auf den ersten Blick wirkt das Tulpencafé im Bornwiesenweg 67 wie jede andere Kneipe auch: Rechts vom Eingang beherrscht ein langer, teilweise gekachelter Tresen den schmalen Raum, auf der anderen Seite steht ein schwarzes Klavier. Im hinteren Teil vervollständigen ein paar grüne Tische mit Holzstühlen und gepolsterten Sitzbänken das karge Mobiliar. Bunte Bilder und vereinzelte Grünpflanzen lockern die etwas triste Atmosphäre auf.
Das Besondere an diesem Ort ist, daß die Stammgäste psychisch krank sind. Trotzdem erhebt das Tulpencafé Anspruch auf "Normalität", es soll keine "isolierte Teestubenatmosphäre" aufkommen. "Das Wichtigste ist erst einmal, daß die Kneipe läuft", so pragmatisch beschreibt Kathi Schmidt, Sozialarbeiterin und Leiterin des Cafés, die Funktion der "Freizeit- und Begegnungsstätte im Sinne gemeindenaher Psychatrie". "Psychisch kranke Menschen brauchen einen Anreiz, der sie aus ihrem Abgeschiedensein herausholt."
Dazu gehörten nicht nur die Möglichkeit zur Aussprache, sondern eben auch die Aussicht auf günstige Speisen und Getränke und eine lockere Kneipenatmosphäre. Schon seit Ende 1976 steht das Tulpencafé kranken Menschen zur Verfügung. Davor war es eine ganz "normale" Kneipe, die ihren Namen durch das nebenanliegende Blumengeschäft erhalten hatte. Heute befindet sich an jener Stelle der "Werkladen" der Reha-Werkstätten Eschenheimer Tor, in dem von Behinderten angefertigtes Spielzeug verkauft wird. Der Träger des Tulpencafés ist der "Frankfurter Verein für soziale Heimstätten". Kathi Schmidt ist seit mehr als 14 Jahren Ansprechpartnerin im Café. Sie macht zusammen mit ihren Mitarbeitern den Service, kümmert sich um die Probleme ihrer Gäste, versorgt die psychisch kranken Obdachlosen mit Kleidern und verarztet sie bei Bedarf. "Diese Kranken sind das schwächste Glied der sozialen Kette. Gerade diesen Menschen können wir hier vielfältiger helfen als in normalen Beratungsstellen, zu denen sie wahrscheinlich doch nicht gehen würden, weil die Schwellenangst zu hoch ist", sagt Frau Schmidt.
Rund 150 Stammgäste, die sie fast alle mit Namen kennt, besuchen mehr oder weniger häufig das Tulpencafé. An manchen Tagen, an denen das Lokal besonders gut besucht ist, kann es dann schon mal zu Konflikten kommen: "Wir müssen ständig darauf achten, daß es nicht zu Aggressivitäten kommt, denn dann kippt die Atmosphäre sofort um." In solchen Situationen muß Kathi Schmidt Durchsetzungskraft und ruhiges Blut beweisen, manchmal kommen ihr auch andere Besucher zur Hilfe. Nur in ganz seltenen Fällen ruft sie die Polizei zur Hilfe oder erteilt einem Störenfried Hausverbot. Daß das nicht oft passiert, zeigt sich auch im guten Verhältnis zu den Nachbarn in der ruhigen Nordend-Straße.
"Was wir hier leisten, ist tagtägliche Beziehungsarbeit", erklärt die Sozialarbeiterin. Die Besucher müßten dazu angehalten werden, Vertrauen zueinander zu finden und sich auch mal selbst zu helfen. Aus diesem gegenseitigen Vertrauen unter den Gästen entstehen auch andere Aktionen: So ist an jedem ersten Freitag im Monat bis um 23 Uhr Disco im Tulpencafé, und Feiertage wie Weihnachten und Ostern werden mit den Besuchern zusammen gefeiert. Ein noch etwas vages Projekt ist ein "Liederabend", an dem zwei musikalische Gäste ihr Können unter Beweis stellen wollen.
Das Tulpencafé im Bornwiesenweg 67 (Nordend) ist jeden Donnerstag ab 16 Uhr, jeden Freitag ab 15 Uhr, an Wochenenden und feiertags von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. aar
NORDEND. Mit prominenten Namen aus der Frankfurter SPD feiert die Juso- Arbeitsgemeinschaft Nordend ihr einjähriges Bestehen: So kam kürzlich der Frankfurter Personaldezernent Joachim Vandreike ins AW-Zentrum Nordend, um zum Thema "Wirtschaftsstandort Frankfurt" zu referieren und Fragen zu beantworten. Vandreike ist im SPD-Vorstand für Wirtschaftsfragen zuständig. Vor nur einem Dutzend Zuhörern hob Vandreike zunächst die positiven Seiten des Standortes hervor: Durch die attraktive Infrastruktur mit Großflughafen, Messe und Börse gebe es in Frankfurt etwa 600 000 Arbeitsplätze - beinahe so viele wie Einwohner. Zudem sei die Beschäftigungsstruktur "sehr gut". Denn neben den 60 000 Arbeitsplätzen im Bankgewerbe seien noch 150 000 Menschen in der Frankfurter Industrie und im Handwerk tätig. Diese Mischung mache die Stadt weniger empfindlich gegen Konjunktureinbrüche in einzelnen Branchen.
Während diese Standortvorteile auch in Zukunft erhalten werden müßten, will Vandreike einige negative Entwicklungen entschieden bekämpfen: Der Verkehr steht dabei ganz oben auf der Tagesordnung. Durch den Ausbau des Nahverkehrs und des Schnellbahnnetzes soll nicht nur der Verkehrsstrom auf Frankfurts Straßen eingedämmt werden - es geht auch um den Flughafen. Der Hauptbahnhof soll durch einen Tunnel zum Durchgangsbahnhof erweitert werden. Weil dadurch ein Teil der Inlandsflüge überflüssig werden könnte, würde auch der Rhein-Main-Flughafen entlastet.
Mit gezielter Wirtschaftsförderung will der Politiker Arbeitsplätze sichern: "Denn sonst müßten wir den Zuzug stoppen. Wahrscheinlich werden in wenigen Jahren in Frankfurt 700 000 Menschen leben." Mit einem Bauleitplan, der den Bau neuer Hochhäuser im Bankenviertel erlaubt, will er das Dienstleistungsgewerbe in der City konzentrieren. Die Europäische Zentralbank könnte die Bedeutung des Bankenplatzes Frankfurt langfristig sichern. Für Industrie- und Handwerksbetriebe werden künftig bezahlbare Flächen ausgewiesen, um die gemischte Wirtschaftsstruktur zu erhalten.
Wie im Wohnungsbau ist auch der Nachholbedarf beim Umweltschutz gewaltig. Neue Konzepte für Wasser- und Fernwärmeversorgung, der Müllnotstand und eine regionale Verkehrs- und Investitionsplanung erfordern, so Vandreike, "große Anstrengungen und Finanzen". Die Absicht der Bundesregierung, den öffentlichen Nahverkehr zu "regionalisieren" und sich nicht mehr an seiner Finanzierung zu beteiligen, kritisierte Vandreike deshalb scharf. Diese Maßnahmen "treffen den Lebensnerv der Region, die jetzt schon am Verkehr erstickt". Allein nach Frankfurt kämen täglich 300 000 Pendler, 75 Prozent davon mit dem Auto. Die Stadt Frankfurt müßte dann jährlich 170 bis 180 Millionen Mark für den FVV- Betrieb zuschießen - Ausbau und Investitionen nicht eingerechnet. Laut Vandreike ist das "unmöglich". Der Etat ist ohnehin überlastet. 1991 schloß die Stadt mit einem Defizit von 198 Millionen Mark, 1992 sah es nicht besser aus. Zudem belasten die städtischen Gesellschaften, die Schuldentilgung und die vielen Projekte den Haushalt. Deshalb seien tiefe Einschnitte nötig: "Und zwar möglichst in allen Ressorts und frühzeitig, denn sonst potenziert sich das Problem." gun
HESSEN 23
FRANKFURT-SÜD. Deutliche Kritik an der Frankfurter Kulturpolitik formulierte der Seniorenvertreter im Ortsbeirat 5, Dr. Heinz Dachrodt, in der letzten Sitzung des Gremiums vor der Kommunalwahl am 7. März. So könnten die Seniorenbeiräte nicht die Streichung der Konzerte im Palmengarten akzeptieren.
"Für Luciano Pavarotti ist Geld da", spielte Dachrodt auf die geplanten Veranstaltungen zur 1200-Jahr-Feier der Stadt an, "da kosten die Karten zwischen 100 und 700 Mark. Warum wird der Abstand zwischen Arm und Reich in Frankfurt vergrößert?"
Leidenschaftlich plädierte er für ein abgespecktes Jubiläumsprogramm. "Man sollte lieber ein Ortsfest mit Frankfurter Musikstudenten machen. Das ist menschlich und musikalisch oft viel eindrucksvoller, als einen coolen Star zu hören," schlug Dachrodt vor.
Als weitere wichtige Themen nannte er die Sicherheit für die Frankfurter Senioren ("Wir begrüßen die privaten Sicherheitsdienste, solange es nicht genügend Polizisten gibt") sowie Verkehrsfragen. Vor allem radelnde Rüpel hatten die Seniorenvertreter nach Angaben von Heinz Dachrodt in letzter Zeit auf dem Kieker: "Radfahrer gehören nicht in die Fußgängerzone", monierte Dachrodt.
Auf überregionaler Ebene kritisierte er die Preispolitik der Bundesbahn, die das Reisen auch für Senioren drastisch verteuert habe. ran
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NORDEND. "Die Gesichter leben, erzählen Geschichten." Die Besucherin der Vernissage strahlt vor Begeisterung. Die Galerie Gres präsentiert derzeit "Imaginäre Gesichter" der Essener Künstlerin Elisabeth Corvey. Ihre großformatigen Bilder konfrontieren uns mit einer unkonventionellen Form der Portraitmalerei. Kein Bild repräsentiert eine reale Person. Corveys Imaginationen von Menschen sind Charakterstudien. So beschreibt sie ihre Art zu malen: "Ich zeige Seelenlandschaften, die man durchwandern kann." Ihre Faszination am Menschen fesselt den Bildbetrachter.
Doch: Der Betrachter wird keineswegs zum entspannten Spaziergang durch wohlpräparierte Gärten oder Idyllen eingeladen. Die Gesichter wirken vielmehr wie nach Kampf und Aufruhr verlassene Terrains. Corveys Bilder provozieren zur Auseinandersetzung. Nichts in ihren Gesichtern scheint von Dauer zu sein. So entstehen mit wuchtigen Pinselstrichen, Wischungen, Auskratzungen, dem Abspachteln getrockneter Ölschichten und dem wiederholten Übermalen oft vier bis fünfschichtige Arbeiten, die Ausdruck einer ständigen Veränderung sind. Corvey will in die Tiefen der Seelenlandschaften eintauchen und die Nuancen des Geistes, der Psyche aufspüren. Nur einmal hat sie eine reale Person portraitiert: Thomas Bernhard. Jahrelang hat sie sich mit dem österreichischen Dramatiker beschäftigt, seine Werke studiert. Und auch in diesem Portrait kommt es der Malerin nicht auf die detaillierte Darstellung eines bekannten Gesichts an, sondern auf das Erkennen seines Wesens.
"Ein Bild sollte die Wiedererschaffung eines Ereignisses sein, nicht die Illustration eines Gegenstandes", erklärte der Maler Francis Bacon. Stark von dessen Bildern inspiriert, zeigen sich in ihren "Imaginären Gesichtern" bisweilen dezente Ähnlichkeiten. Beschränkte sich Corvey bislang auf wenige Farben wie Schwarz, Grau und Anthrazit, so "werden meine Bilder neuerdings bunter". Öfter taucht zwischen den ruhigen und gedeckten Farben jetzt ein dunkles Lila auf. Es gleicht dem Farbton, den Bacon für Haut und Fleisch verwendete. "Ich habe diese Farbe ganz zufällig gefunden", sagt Elisabeth Corvey.
Erst spät zeigte Corvey ihre Bilder auf Ausstellungen. 1987 organisierte sie zunächst eine Atelierausstellung in Essen- Werden. Danach kamen unzählige Präsentationen in Galerien und Museen. Zum Beispiel beteiligte sich die Essenerin an einer Gruppenausstellung auf der Großen Kunstausstellung "NRW 1987" in Düsseldorf sowie ein Jahr später an der Biennale an der Ruhr in der Städtischen Galerie Schloß Oberhausen. 1962 - 1967 studierte sie Freie Grafik an der Essener Folkwangschule und 1970 - 1972 besuchte Corvey die Düsseldorfer Kunstakademie.
Corvey arbeitet spontan. Ohne eine vorgefertigte Skizze geht die zierliche Malerin an die Arbeit. Sie trägt eine Farbschicht nach der anderen auf. Manchmal wird ein Bild mitten im Entstehungsprozeß einfach auf den Kopf gestellt. "Das ist dann aber nicht so, wie bei den Werken von Baselitz", sagt Corvey. Sie malt nie auf dem Kopf stehende Köpfe. Denn jede Unterbrechung des Arbeitsprozesses heißt bei hier: ein neuer Anfang.
Manchmal verschmelzen in einem Gesicht mehrere Menschen. Oder es verschwindet plötzlich eine Gesichtshälfte und wird durch neue Farbauftragungen ersetzt. Corvey will Hinweise geben, wie doppelbödig die Realität ist, daß es unendlich viele Möglichkeiten gibt, etwas zu sehen und zu benennen. Ihre Bilder schildern den Reichtum an Facetten, die Bewegung im menschlichen Antlitz. Und je stärker die Malerin die Psyche und die Landschaft der Seele erfaßt, um so abstrakter scheinen ihre Leinwandarbeiten zu werden. Eines ihrer jüngeren Werke läßt kaum noch ein Portrait oder ein Profil erkennen. Nur noch die runde Form des Kopfes wirkt nach.
"Imaginäre Gesichter" von Elisabeth Corvey sind bis zum 2. April in der Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr sowie samstags von 12 bis 14 Uhr. CHRISTINE PETERS
HÖCHST. Erster Spatenstich fürs neue 17. Polizeirevier. Nach zehnjähriger Planungszeit stieß Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) die Schippe in den verseuchten Boden, der das Projekt zuletzt nochmals verzögerte. In rund zweijähriger Bauzeit soll für etwa 11,3 Millionen Mark Hessens modernstes Polizei- Domizil entstehen. 300 000 Mark kostet allein die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) wird einen Teil des stark mit Kohlenwasserstoffen belasteten Bodens in Biebesheim verbrennen.
Selbst mit dem Ahornblatt-Rag von Scott Joplin konnte das Bläser-Quintett der Wiesbadener Polizei den Gästen nicht einheizen. Doch trotz klirrender Kälte war die Stimmung auf dem Grundstück Gebeschusstraße 8-10 keineswegs frostig. Selbst über die leidig lange Planungszeit fürs neue 17. Revier konnten jetzt alle Beteiligten lachen. Polizeipräsident Karlheinz Gemmer: "Zehn Jahre bis zum ersten Spatenstich - das ist aber nicht repräsentativ für die Einsatz-Zeit der Frankfurter Polizei."
In Vertretung des bei einem Autounfall verletzten Innenministers Herbert Günther (SPD) war sein Staatssekretär Christoph Kulenkampff zum Festakt in den Frankfurter Westen gekommen. Für das neue Polizei-Domizil sei es höchste Zeit, gestand Kulenkampff mit einem Blick auf die Planungs-Geschichte ein. 1983 begann die Grundstückssuche, vier Jahre später sollte der Bau eigentlich stehen. Doch die Pläne lagen erst 1988 vor. "Daß es insgesamt so lange gedauert hat, lag nicht nur an den anderen", sagte Kulenkampff und meinte die damals christdemokratische Landesregierung.
Mit einem Exkurs zur Geschichte des ersten Spatenstichs erheiterte der Leiter des Staatsbauamtes, Martin Strippel, die Gäste. "Schon in frühester Zeit vergruben die Bauleute Opfergaben, um die Mutter Erde zu versöhnen." Die allerdings ist in der Gebeschusstraße ganz schön "sauer" und steckt voller Kohlenwasserstoffe. Eine Altlast, deren Entsorgung den Planern eine Menge Kopfzerbrechen bereitete. Jetzt ist klar: Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) kümmert sich um den Aushub: Der größte und nur leicht verseuchte Teil des Bodens (1650 Tonnen) wird auf die Deponie Wicker verfrachtet, das stärker kontaminierte Erdreich (38 Tonnen) will die HIM ohne Zwischenlagerung in Biebesheim verbrennen.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bedauerte es, als Hausherr des Bolongaropalastes, in gut zwei Jahren "einen gerngesehenen Mieter" zu verlieren. Doch die Polizei gewinne in der Gebeschusstraße ein "modernes und transparentes Gebäude", das den Ansprüchen bürgernaher Polizeiarbeit gerecht werde.
Den Beamten war ihr Domizil im Palast seit Jahren längst zu eng. Umbauten ließ der Denkmalschutz nur begrenzt zu. Im Neubau kann sich die Polizei auf 500 Quadratmetern einrichten. Die Architekten haben unter anderem einen Fitneßraum, einen kleinen Unterrichtssaal für 50 Personen, ausreichend Vernehmungszimmer und eine bürgerfreundliche Wache entworfen.
Im Keller des Gebäudes, das auf nur 1600 Quadratmetern errichtet wird, gibt's eine Tiefgarage für 19 Wagen. Dort liegen auch die unentbehrlichen fünf "Gewahrsamszellen", in denen es die Ganoven trotz Neubau nicht viel komfortabler haben dürften. Den ersten Spatenstich feierten Staatssekretär, die Planer vom Staatsbauamt, Kommunalpolitiker und vor allem die Beamten und Beamtinnen im Leibniz-Gymnasium bei einer deftigen Erbsensuppe. tos
UNTERLIEDERBACH. Von ihrem "Genossen Jörg Jordan" verlangen die Unterliederbacher Sozialdemokraten "nicht nur grünes Denken, sondern auch rotes Handeln". Der Minister für Landesentwicklung, vermutet der Ortsverband in einer Resolution, hege Vorurteile gegen ein neues Gewerbegebiet südwestlich der Höchster Straße, "ohne entsprechende Kenntnis der ökologischen Fakten". Die Unterliederbacher Sozialdemokraten fordern Jordan deshalb auf, das 31 Hektar große Areal "objektiv untersuchen zu lassen".
Jordan hatte sich wiederholt dagegen ausgesprochen, das im Raumordnungsplan als Grünzug ausgewiesene Gelände umzuwidmen. Grund: Vom Taunus strömem hier Hang-Abwinde nach Frankfurt und sorgen in den ohnehin stark belasteten westlichen Stadtteilen für Frischluft.
Ungeachtet dessen tritt die Unterliederbacher SPD für eine "umweltverträgliche" Gewerbeansiedlung nördlich der A 66 ein. Sie halten es mit Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der am Freitag ein Gutachten vorstellte.
Wie berichtet, hält Wentz das Gewerbegebiet unter bestimmten Voraussetzungen für "sehr gut vertretbar". So habe der TÜV Südwest in Freiburg empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost zu bauen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude geplant werden.
In Unterliederbach gebe es viele soziale Probleme, schreiben die Unterliederbacher Sozialdemokraten in ihrem Papier. "Wir verlangen im Interesse der Bewohner, daß nicht nur Dienstleistungs- und industrielle Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch solche im gewerblichen Bereich."
Das künftige Gewerbegebiet Sossenheim zeige, wie lange es dauere, bis erste Arbeitsplätze geschaffen seien. Die Auflagen dort machten aber auch deutlich, daß durch Höhe und Abstand der Gebäude sowie Begrünung der Bauten Ökonomie und Ökologie vereinbar seien. tos
FRANKFURT-NORDWEST. Auf der Ginnheimer Höhe, direkt unterm Fernsehturm, liegen die Kleingärten des Ekkenheimer Vereins "Zu den drei Brunnen". Eine originalgetreue Nachbildung des Fernsehturmes bekam deshalb in der Jahrehauptversammlung der ehemalige Schriftführer Paul Zeh für 50jährige Mitgliedschaft überreicht. Der in der Versammlung wiedergewählte Vorsitzende Peter Ziegler wurde für 25jährige Mitgliedschaft geehrt.
Ebenfalls wiedergewählt wurden Zieglers Stellvertreter Volker Kohnert und die Kassiererin Liselotte Bauer. Neuer Schriftführer wurde Herr Keller. Der bisherige Schriftführer Martin war auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden. Ihm wurde für die gute Zusammenarbeit gedankt.
Im Jahresbericht zog der Vorsitzende eine positive Bilanz des Jahres 1992. So hat der mit 34 Mitgliedern verhältnismäßig kleine Verein eine Pergola gebaut, um dort die Vereinsfeste feiern zu können. Die Buchenhecke, die immerhin mehr als 200 Meter lang ist, wurde in tatkräftiger Zusammenarbeit versetzt, und die Finanzierung der geplanten Tischtennisplatte für die Kinder der Schreber ist mittlerweile gesichert.
"Es ist uns wichtig", machte der Vorsitzende Peter Ziegler deutlich, "ein sozial vertretbares Niveau halten zu können." Auch junge Familien sollten die Möglichkeit haben, ein Vereinsgrundstück zu pachten. "Denn gerade die jungen Leute mit ihren Kindern beleben unseren Kleingartenverein."
Die Kleingartenanlagen seien eine wichtige Hilfe, um in einer Großstadt "auch wirklich leben" zu können. Die gemeinsame Arbeit schaffe Lebensraum, stellte Ziegler fest. "Kinder, die auch im Kleingarten aufwachsen, die sind nicht auf der Straße." mab
FRANKFURT A. M. Die Nadeln der Fichte verfärben sich, am unteren Ende des Baumstammes sind Bohrlöcher zu entdecken. Das sind die untrüglichen Kennzeichen, an denen Fachleute die von Borkenkäfern befallenen Bäume erkennen. Buchdrucker heißen sie oder auch Kupferstecher. Es sind zwei von etwa 150 in Mitteleuropa beheimateten Arten des Borkenkäfers, die im vergangenen Jahr millionenfach den Frankfurter Stadtwald bevölkerten und sich über die Bäume hermachten. Ungewöhnlich milde Winter und trockene Sommer waren unter anderem für das sprunghafte Ansteigen der Schädlingszahlen verantwortlich.
Doch auch die derzeit kalte Witterung überleben die Käfer: Sie überwintern in den selbstgefressenen Hohlräumen unter der Rinde, wo sie vor der Kälte geschützt sind. "Die Population der Borkenkäfer bricht also keineswegs zusammen", berichtet Biologe Rainer Berg vom Frankfurter Forstamt. "Bis zu drei Brutgenerationen" bringen die verschiedenen Arten des Borkenkäfers in einem Jahr unter die Rinde, was zu einer explosionsartigen Vermehrung führen kann. Wenn aber in den Frühjahrsmonaten April und Mai der Nachwuchs schlüpft, kann das Wetter durchaus eine entscheidende Rolle spielen - der Schädlingsnachwuchs ist gegen Feuchtigkeit und Kälte kaum geschützt.
Neben der Witterung ist vor allem auch der Nahrungsvorrat für die Entwicklung des Schädlings-Nachwuchses entscheidend. Die Forstleute sind daher bemüht, sogenanntes "bruttaugliches Material" zu entrinden und zu verhindern, daß die Schädlinge in frischgeschlagenes Holz eindringen.
Wie aus dem aktuellen Waldschadensbericht hervorgeht, sind in Deutschland mittlerweile die Hälfte aller Bäume geschädigt. Im stark zerschnittenen und vielfältigen Umweltbelastungen ausgesetzten Stadtwald vielleicht sogar mehr, schätzt Berg. Das Ausmaß des Waldschadens scheint zwar seit einigen Jahren zu stagnieren, "aber die Altersstruktur des Waldes ändert sich maßgeblich", berichtet Rainer Berg: "Unsere Wälder werden sich verjüngen." Und gerade die jüngeren Bäume sind für Krankheiten anfällig, wenn auch heute die mehr als sechzig Jahre alten Bäume zunehmend betroffen seien. Da sei es schwer, die Eigenkräfte des Waldes zu stärken.
In Frankfurt geht man den Weg der "sauberen Waldwirtschaft", die chemische Keule ist schon lange verpönt. In Zukunft will das Forstamt bei Aufforstungen und Neupflanzungen vermehrt auf "standortgerechte" Bäume setzen, die gegen die Umweltbelastungen weitgehend unempfindlich sind und unter den örtlichen Gegebenheiten gedeihen können. "Eine Fichte, die in permanentem Trockenstreß steht, ist ein willkommenes Opfer für die hungrigen Käfer", erläutert der Forstmann.
Die Züchtung von Baumarten, die gegen den Borkenkäfer resistent sind, scheint allerdings kaum möglich. "Eigentlich ist der Borkenkäfer ein Sekundärschädling. Er befällt nur Bäume, die ohnehin krank sind", erläutert Rainer Berg. Der gesunde Baum erwehre sich der Plage recht wirksam durch Harzfluß. Nur bei massenhaftem Schädlingsbefall - wie im vergangenen Jahr - seien selbst die gesunden Bäume wehrlos. Berg: "Da aber die meisten Bäume bei uns nicht mehr gesund sind, haben die Borkenkäfer ein ziemlich leichtes Spiel". *mab
FRANKFURT A. M. Die sportliche Bilanz der Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt kann sich sehen lassen: Neun internationale Einsätze mit guten Plazierungen (darunter der fünfte Platz von Kristof Lamos bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul), acht deutsche Meistertitel, fünf süddeutsche und 47 hessische Titel konnten die Leichtathleten erringen. In der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, in die alle nationalen Ergebnisse (Frauen und Männer) der gesamten Saison einfließen, belegte die LG den ersten Platz.
Die Damen kamen in der Bundesliga auf Platz acht, während sich die Männer einen fünften Rang erkämpften. Beide Teams heimsten jeweils auch den hessischen Meistertitel ein. Und noch ein paar Zahlen: Bei deutschen Meisterschaften fanden sich LG-Athleten insgesamt 40mal, bei süddeutschen 18mal und bei hessischen gleich 112mal auf den Rängen zwei bis acht. "Insgesamt können wir mit unserer Leistung zufrieden sein", kommentiert rückblickend der Sprecher der LG, Karl Terstegen.
Doch habe die Vereinigung auch einige Rückschläge verkraften müssen. Die etwa 1200 Leichtathleten in allen Klassen - vom D-Schüler über Jugend und Junioren bis zu den Aktiven und den Altersklassen - mußten gleich zu Beginn des vergangenen Jahres eine Etatkürzung von etwa 50 000 Mark hinnehmen. Nun galt es, den Sportbetrieb mit nur noch rund 200 000 Mark auf dem Niveau von 1991 zu halten. Das sei zwar insgesamt gelungen, so Terstegen, denn die LG konnte insgesamt an die Leistungen der vergangenen Jahre anknüpfen. Ein Indiz dafür sei der erste Platz in der Mannschafts-Gesamtwertung. Den hätten die Frankfurter Sportler auf der Ebene des Deutschen und des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (DLV und HLV) in den vergangenen zehn Jahren mit ganz wenigen Ausnahmen innegehabt.
Aber: Der ganz große internationale Erfolg wollte sich 1992 nicht einstellen. Schuld daran seien zum einen die knappen Mittel: "Es ist sehr schwer, Spitzensportler zu halten." So habe die LG beispielsweise den Hammerwerfer Claus Dethloff zu Bayer Leverkusen gehen lassen müssen, der dann an den "Olympischen Spielen teilnahm". Im Fall Kai Atzbacher (Stabhochsprung) kam es, obwohl er die DLV-Norm erfüllte, nicht zu einer Nominierung. "Mit seinen 5,56 wäre er in Barcelona achter geworden." Wegen Verletzungen fielen Vera Michallek (Mittel- und Langstrecke) zum Teil, und der 400- sowie 800-Meter-Läufer Bodo Kuhn (nur ein Start in der gesamten Saison) fast völlig aus.
Kuhn sorgte dann mit seinem Wechsel zum Konkurrenten Eintracht Frankfurt im Dezember für Bedauern. Der Grund: Kuhn habe die LG verlassen, nachdem der Mittelstrecken-Trainer Andreas Michallek der Vereinigung den Rücken kehrte. "Wir konnten Andreas wegen der Etatkürzung keine Perspektive geben." Ein weiterer Verlust ist mit Vera Michallek zu beklagen (erste der Süddeutschen Meisterschaften, dritte bei der Deutschen Cross-Meisterschaft mit der LG-Damen- Auswahl und mit der weiblichen Mannschaft hessischer Meister), die ihren Ehemann nach Fürth begleitet. Doch die Trainer-Lücke konnte durch den Wunschkandidaten der Athleten, Werner Hans, schon geschlossen werden.
Eine andere Veränderung fand "im Prinzip nur auf dem Papier" statt. Die Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG) verließ die LG. "Aus finanziellen Gründen", erklärte Alfred Müller, der seit zwölf Jahren die Langstreckler trainiert. Doch die Läufer der großen Distanzen organisierten sich im Long-Distance Running Club (LDRC) neu, den die LG am 15. Dezember aufnahm und dadurch wieder aus sieben Vereinen besteht. "Es blieben der LG alle Langstreckler erhalten."
Neben dem LRDC gibt es noch sechs andere Vereine im Verbund. Bei der TSG Fechenheim vermittelt (nicht nur) der Bundestrainer für Hammerwurf dem Nachwuchs sein Wissen. Daneben bringen noch die TSG Nordwest, TSG Frankfurt, der FSV, die TG Sachsenhausen und der LC Main-Taunus ihre Sportler in die LG ein, die zusammen mit der Eintracht das Leichtathletik-Geschehen Hessens maßgeblich bestimmt.
In ihr 24. Jahr des Bestehens (gegründet wurde die LG im Jahre 1970) geht die Vereinigung nach Terstegens Worten trotz der erneut drohenden Kürzung städtischer Mittel, mit guten Hoffnungen. Das Ziel ist es, an die Erfolge der vergangenen Jahre anzuknüpfen.
In einem ist die LG schon jetzt besser als 1992: Es wird wieder eine Jugendmannschaft an Wettkämpfen teilnehmen, nachdem es zuletzt an Nachwuchssportlern gefehlt hatte. ara
In Südkorea fliegen täglich Betrügereien bei den Eingangs-Prüfungen für die Universitäten auf. Über 50 Schüler, Eltern und Professoren wurden bereits festgenommen. Der Medizinstudent No Hyok Jae gab zum Beispiel zu, daß er die Aufnahmeprüfung an der Hanyang Universität zweimal "stellvertretend" für einen Schüler gemacht hat. Der Leiter einer Nachhilfeschule fädelte den Betrug ein. Er setzte eine Anzeige in die Zeitung: "kluge Studenten gesucht, die sich etwa dazuverdienen wollen". Der Schulleiter kassierte von den Eltern des Kandidaten 30 000 Mark. 20 000 Mark gab er an den Medizinstudenten weiter - der klebte sich das Paßfoto des Schülers in seinen Ausweis und ging an dessen Stelle zur Aufnahmeprüfung.
No Hyok Jae behauptet, er sei vom Leiter der Nachhilfeschule gezwungen wurden, ein Jahr später noch einmal für einen anderen Schüler zur Prüfung anzutreten: "Er drohte damit, daß er sonst alles meinem Vater sagen würde." Der Leiter der Nachhilfeschule stiftete noch fünf weitere Studenten zum Betrug an. Er selbst, drei der Studenten und einige Eltern sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
An der Kwangwoon Universität gab es einen ähnlichen Skandal. Die Schwester des Direktors kassierte von den Eltern dreier Schüler insgesamt 800 000 Mark. Als Gegenleistung sorgte sie dafür, daß die Testergebnisse der Schüler im Computer verändert wurden und die Kandidaten die Prüfung bestanden. Die Polizei ermittelte, daß insgesamt 70 Schüler durch Betrug oder Bestechung an die Kwangwoon Universität kamen. Auch an vielen anderen Unis flogen Betrügereien auf. In einigen Fällen ertappten Professoren die Prüflinge dabei, daß sie sich Antworten auf die Testfragen per Funk besorgten - dabei verwendeten die Schüler drahtlose Telefone und selbstgebastelte Funkgeräte.
Hintergrund für die Skandale, die sich laut Korean Herald wie "Buschfeuer" ausbreiten, ist das südkoreanische Wirtschafts- und Erziehungssystem: Nur wer auf einer bekannten Universität war, hat Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz in einer angesehenen Firma. Der Andrang zu den Aufnahmetests wird immer größer, die Prüfungen immer schwerer. Für viele begüterte Eltern gibt es nichts Wichtigeres, als ihre Sprößlinge an eine der Elite- Unis zu bringen - koste es, was es wolle. Der Korean Herald kommentierte die Skandale: "Der besessene Wunsch auf eine Universitätsausbildung und der Drang nach immer mehr Geld sind das Grundübel an dieser Geschichte." Sogar der neu gewählte Präsident Kim Young Sam meldete sich zu Wort: "Die Skandale sind das Ergebnis eines schwindenden sozialen Bewußtseins."
Das Erziehungsministerium hat inzwischen angeordnet, daß die Aufnahmetests in Zukunft von unabhängigen Kommissionen überwacht werden müssen. Auch beim Auswerten der Fragebögen sollen die Kommissionsmitglieder dabeisein, um Computer-Manipulationen zu verhindern. Und: In Zukunft ist es den Kandidaten verboten, während des Tests zur Toilette zu gehen - damit sie sich nicht mehr wie bislang die Antworten per Funkgerät besorgen können. TINA STADLMAYER (Tokio)
FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt. Mit neun Jahren kam sie zum Sing- und Spielkreis - aber nicht etwa auf Betreiben ihrer Eltern. "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien lernte sie auf den Chorreisen kennen.
Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück.
Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor.
In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.
Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.
Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. *hes
Nebenbei bemerkt
"Hier haben wir uns immer die Hände gewaschen. Und hier den Kaffee gekocht." Manfred Heger steht vor einer bräunlichen Steinrinne, in der sich der Kalk von Jahren abgelagert hat. An der Wand hängt ein winziger Warmwasserboiler. "Und in dieser Halle stand Mann neben Mann", sagt Heger. Es scheint einen Moment lang, als horche dieser kleine bärtige Mann, der älter aussieht, als er ist, in sich hinein: Der 52jährige Betriebsratsvorsitzende der LeipzigerOrsta-Hydraulik hört den Lärm in dieser riesigen Halle aus Bauhaus-Zeiten, sieht seine Kollegen, die in dem Krach jene hydraulischen Präzisionsstücke herstellten, die in der Hebebühne der Semper- Von Jutta Roitsch (Leipzig) Oper ebenso zu finden sind wie in den Fischfangflotten oder den Mähdreschern Rußlands.
Die Orstaner und ihr "Original Standard"-Kombinat mit volkseigenen Betriebsteilen von Schwerin bis Chemnitz und mehr als 16 000 Beschäftigten zur Zeit der Wende galten etwas in der DDR. Sie zählten zu den Größten und den Monopolisten im Ostblock.
In der einstigen Stadt der Buchbinder, Tischler, Zigarrenarbeiter und Pelzverarbeiter, in der Stadt des Drechslers August Bebel und Karl Liebknechts prägten sie seit den späten fünfziger Jahren das Bild - neben den Riesen im DDR-Maschinenbau Takraf, Gisag und baukema, die Kräne, Gießereien oder Baumaschinen lieferten. "Wir haben unsere Verpflichtungen aus dem Wettbewerbsbeschluß in allen Hauptkennziffern erfüllt und überboten", lobte VEB-Generaldirektor Hans-Hermann Gercke im Januar vor vier Jahren im parteieigenen Betriebsblättchen Impuls.
Heute erfüllt im Orsta-Werk, das noch der Berliner Treuhand gehört, niemand mehr "Kennziffern". An diesem nebelgrauen Februartag sind die Hallen an der Pfaffendorfer Straße, die noch kürzlich nach dem ehemaligen DDR-Außenminister Kurt Fischer hieß, leer, düster und lähmend still. Diese Stille macht Manfred Heger zu schaffen, schließlich arbeitete er, der als Wehrdienstverweigerer nicht studieren durfte, hier über 20 Jahre als Dreher. In den weitläufigen Gebäuden verlieren sich die 60 Mann, die "aufräumen, nichts wie aufräumen" (Heger). Da stehen in den Regalen kleine blaugraue Pappschächtelchen mit Schrauben, Klemmen, Werkzeugteilen. Es sind die Reste aus dem Lager. "Selbst wenn wir heute neue Aufträge bekämen, wir können sie nicht mehr erfüllen", stellt Heger voller Bitterkeit fest. Die Maschinen zum Bohren, Drehen und Fräsen sind weg. "Vor ein paar Tagen", erzählt er, "fuhr ein Lkw mit holländischem Nummernschild vor. Die Leute gingen hier herum und deuteten auf die Maschinen, die sie haben wollten, luden sie auf - und weg waren sie."
Niemand hinderte sie bei diesem Abbruch, der an Bilder aus der Nachkriegszeit erinnert, als die Sowjets in "ihrer Zone" demontierten, was sie gebrauchen konnten. Von der aktuellen Demontage für billiges Geld erfuhr der Betriebsrat erst, als es zu spät war. "Meine Hand für mein Produkt, hier arbeitet ein Qualitätsarbeiter" - der Spruch klebt noch an der Wand. Der Mann arbeitet nicht mehr an "seinem" Produkt, er leert irgendwo auf dem Gelände die Hallen als Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme, die die Sachsen spitz in Arbeitsbeschwörungsmaßnahme umtauften. Kein Mensch ist weit und breit. Auf dem Frühstückstisch liegt eine rote Karteikarte: Urlaubsliste 1993 steht da handschriftlich. Es folgen zehn Namen, zwei haben sich für April und Juni eingetragen. Manfred Heger zweifelt, ob sie bis dahin hier an diesem Tisch noch frühstücken werden. Kaum zwei Stunden später bestätigen sich seine Ahnungen. Fassungslos liest er einen Aushang und ein Protokoll: "Unter Verzicht auf alle Form-und Frist-Vorschriften" hat eine eilig zusammengerufene Gesellschafterversammlung der Orsta Hydraulik AG Leipzig beschlossen, das Betriebsgelände an der Pfaffendorfer Straße "mit Mann und Maus" an die Tochter-Firma Hydraulik Markranstädt, 20 Kilometer südwestlich von Leipzig gelegen, zu verpachten. Alles in ihm sträubt sich gegen diese Nachricht, ist sie doch der letzte Beweis, daß die kräftezehrenden Mühen der vergangenen drei Jahre zur Rettung der einst stolzen und mächtigen Orsta Hydraulik im Stammbetrieb Leipzig umsonst waren. "Umsonst" - kaum ein Wort trifft den müden und erschöpften Manfred Heger heute härter.
Zwei Sozialpläne für zehntausend einstige VEB-Beschäftigte von Schwerin bis Chemnitz handelte er mit aus. 70 Millionen Mark kosteten sie die Treuhand. Der Interessenausgleich, mit dem den Orstanern an elf Standorten neue Arbeitsverträge in Beschäftigungsgesellschaften angeboten wurden, trägt seine Unterschrift. Er steht mit seiner Person gerade dafür, daß es irgendwie weitergeht im industriellen Kern von Leipzig. Nun hat er den Beweis, daß Punkt für Punkt ein Treuhandpapier abgehakt wird, das das Datum vom 29. September 1992 trägt. Darin empfiehlt jenes Gremium namens "Leitungsausschuß" - die grauen Eminenzen der Treuhand - dem Vorstand die "Verlagerung von Produkten und Ausrüstungen nach Markranstädt" und stuft den Standort Leipzig "nach Abschluß dieses Konzentrationsprozesses" nach "Gruppe 6" um. Bis hinunter zur Putzfrau weiß hier jeder, was im Treuhanddeutsch "Gruppe 6" heißt.
"Es ist das Todesurteil", erklärt Ulrich Mignon, ein Westler aus der Vorstandsverwaltung der Industriegewerkschaft Metall in Frankfurt, der vor zwei Jahren "rüberging", "weil wir damals noch glaubten, es seien alle Beteiligten bestrebt, funktionierende Industrien aufrechtzuerhalten". Er irrte sich. Vor vier Wochen wurde er als Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Orsta Hydraulik AG entlassen. "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan", sagt Mignon.
Die Massen sind "im wesentlichen konfliktfrei" in den Vorruhestand, in ABM, "Kurzarbeit Null" oder Beschäftigungsgesellschaften entlassen. Für die inzwischen unter tausend Beschäftigten der vier oder fünf Rest-Werke des einstigen Riesenkombinats läuft der Countdown. "Jetzt sind wir so klein und unbedeutend, wer will uns noch", meint Mignon, der auch vier Wochen nach seiner Entlassung immer noch von "wir" redet, wenn er Orsta meint. Nur von einem "industriellen Kern" solle niemand mehr wagen zu reden; denn aus Kernen könne immerhin mit Geduld und Pflege noch einmal ein Baum wachsen. "Hier wächst nichts Großes mehr, allenfalls noch ein Handwerksbetrieb", poltert Mignon voller Zorn über "die" in Bonn, die mit realitätsfernen Begriffen "lustig Politik machen".
Der Gewerkschafter, der sich ohne IG- Metall-Rückfahrkarte für Leipzig entschied, wirft sich heute vor, nicht mißtrauischer gewesen zu sein: Schließlich erhielt er sieben Tage nach seinem Amtsantritt im August vor zwei Jahren aus Berlin "den ersten Hinrichtungstermin". Doch immer wieder schoben die Treuhändler, im Ostjargon "die treue Hand der Westfirmen", das Aus für Orsta hinaus, ließen den Vorstand glänzende Umsatzprognosen für dieses Jahr verbreiten und ein Büro in Paris präsentieren. Und sie schrieben Brief um Brief, in dem sie die Firmengruppe "als sanierungsfähig" einstuften, wenn auch auf immer kleinerer Basis. Der letzte Brief dieser Art trägt das Datum vom 4. November: Jeder Hinweis auf die völlig entgegengesetzte Empfehlung ihrer Eminenzen aus dem "Leitungsausschuß" fehlt.
An wie vielen Entwürfen zur "Restrukturierung der Orsta-Hydraulik-Gruppe" Mignon mit dem übrigen Vorstand, der lange noch der alte aus VEB-Zeiten war, gefeilt hat, kann er kaum noch zählen. Aus der Gruppe der 16 ehemaligen VEBs wurde die Gruppe der acht, der fünf, der vier: Mignons Chronik der laufenden Ereignisse, die im Oktober endet, zeigt, wie die Orstaner hingehalten und vertröstet worden sind, wie der Konflikt in der Treuhand selbst zwischen den "Sanierern" (erst sanieren, dann verkaufen), den "Privatisierern" (erst verkaufen, dann sanieren) und den "Landverkäufern" (erst entlassen und aufräumen, dann Immobilien verkaufen) auf ihrem Rücken ausgetragen wurde. Angekommen sind die Orstaner jetzt bei der dritten Gruppe; denn das für sie zuständige Treuhand-Vorstandsmitglied versteht von Hydraulik nichts, aber viel von Immobilien.
"Wir hätten nur eine Chance gehabt, wenn uns ein Großer an die Hand genommen hätte", sagt Mignon heute. Der "Große" trägt für die Orstaner in Leipzig einen Namen: Mannesmann-Rexroth aus Lohr am Main. Die Firma ist auf dem Westmarkt das, was Orsta auf dem Ostmarkt war: der Marktführer. Manfred Heger erinnert sich noch genau, wie die Abgesandten unmittelbar nach der Wende empfangen wurden: "Wir haben die Leute angeschaut wie den großen Bruder." Vom einstigen VEB-Generaldirektor bis zum Pförtner habe man ihnen geglaubt, als sie Interesse und Hilfe zusicherten. "Wir haben alle Karten offen auf den Tisch gelegt", erzählt Heger. Völlig arglos erhielten die Gutachter aus dem Westen, Unternehmensberater von Mannesmann, Einblick in die Unterlagen, in die Kundenkartei, in die Produktpalette, in den Stand der Technik und der Forschung. Alles erwies sich als "Luftnummer", einschließlich der Versprechungen, den Kundenkreis im Osten abzusichern. "Die haben uns die Leute abgeworben, die sie brauchten, und dann auch noch systematisch alle unsere Preise unterboten", berichtet der Betriebsratschef grimmig und erbost über die eigene Vertrauensseligkeit und Naivität. Über einen "Solidarpakt" zwischen West und Ost kann er nur noch bitter lachen.
"Hinterher sind wir alle schlauer", tröstet ihn einer, der die Politik der "Verlängerung der Gnadenfristen" eigentlich früher hätte durchschauen müssen: Es ist der stellvertretende Orsta-Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Siemon, einst revolutionärer Betriebsrat bei Hoesch in Dortmund.
An den klugen linken Kopf, den die IG Metall - wütend über die oppositionelle Liste - bei der Betriebsratswahl feuerte, erinnerte sich die "Seilschaft" der Ruhrgebietsmanager in der Treuhand und setzte ihn auf die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat. Jetzt ist er aktiver Organisator der Beschäftigungsgesellschaften und einer der größten Arbeitgeber der Region - eine deutsch-deutsche Karriere besonderer Art.
Zur Bonner Politik der "sozialen Beruhigung", die der geplante "Pakt" nur weiterführe, sieht Siemon nur eine Alternative: die der gewollten und politisch unterstützten Arbeitsplatzverlagerung von West nach Ost. Doch für ein solches Umdenken gibt es keine Signale aus dem Westen, schon gar nicht aus der Krisenbranche Metall. So singen die Kabarettisten der Leipziger "Pfeffermühle": "Jede Ossifirmenpleite schafft die Konkurrenz beiseite." Die Zuschauer lachen. Noch.
Modellbau Club Bornheim: Die aktiven Mitglieder treffen sich heute, Donnerstag, 4. März, 19 Uhr, im Clubraum des Vereins, Saalburgstraße 17 ("Bürgertreff Bornheim"). Auskunft zur Vereinsarbeit gibt Dieter Zipp (Tel. 44 32 82). od/09
Die KAV ist kein Geheimbund - das findet zumindest der Ortsbeirat 3 (Nordend) und forderte den Magistrat deshalb einstimmig auf, die Mitglieder der Kommunalen Ausländervertretung in die nächste Ausgabe des Fernsprechverzeichnisses der Stadt aufzunehmen. rea
Die Plakatausstellung "Die Welt der Wörter", zusammengestellt von der UNESCO, ist bis zum 6. März in der Zentralbibliothek (Zeil 17 - 23) zu sehen. ov/09
Die Künstlerin Elisabeth Corvey stellt bis zum 2. April ihre Werke in der Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, aus. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, 12 bis 19 Uhr, samstags von 12 bis 14 Uhr. ov/10
Werke von Andreas Helm unter dem Titel "Explosion, Implosion und Welle", präsentiert der Kunstverein "Freigehege" bis zum 16. März, im Dezentral, Sandweg 131 a. Die Ausstellung kann montags und dienstags von 20 bis 23 Uhr besichtigt werden. ov/10
1. Radfahrerclub 1903 Bergen: Bundesoffenes Mannschaftskunstradfahren um den Schelmenburgpokal '93 am Sonntag, 7. März, um 8.30 Uhr in den Riedsporthallen der Gesamtschule am Ried, Rangenbergstraße (Eintritt drei Mark). od/09
BERGEN-ENKHEIM. Soziale Randgruppen in kleinen grauen Schubladen, die Erde als Frikadelle eines Hamburgers, der im Mikrowellenofen schmort, Collagen zu Krieg, Hunger und Gewalt - recht deutlich zeigen die Exponate der Austellung "Wer bist Du?" in der Schule am Ried in Enkheim, was junge Menschen in unserer Zeit bewegt.
Ihre Sorgen, Hoffnungen und ihre Angst brachten die 23 Schüler eines Kunst-Grundkurses der Jahrgangsstufe zwölf dabei auf sehr unterschiedliche Weise zum Ausdruck. Da Thema und Technik frei gewählt werden konnten, reichte das Spektrum der Werke von der einfachen Wasserfarb-Zeichnung bis zur meterhohen Plastik.
Eigentlich war es das Schaffen und die subjektive Betrachtung von Kunst, mit denen sich die Schüler und ihr Lehrer Robert Hötzel im Laufe des vergangenen Halbjahres beschäftigt hatten. "Bei einem Besuch auf der ,documenta IX' in Kassel sollten sich die Schüler zunächst in die Rolle des Kunstbetrachters versetzen", erklärt der Pädagoge. Aus der Kunstgeschichte sollten sie lernen, warum die Arbeit vieler Künstler in der Vergangenheit auf Ablehnung gestoßen ist, und wie es unter dem nationalsozialistischen Regime zum Begriff der "entarteten Kunst" gekommen war.
"Aus dieser Erfahrung heraus schlüpften die Schüler dann in die Rolle der Schaffenden", berichtet Hötzel. Bedingung war, ein "Werktagebuch" zu führen, das die Entstehung der Gemälde, Plastiken und Collagen dokumentiert.
In einer durchaus sehenswerten Ausstellung präsentieren die Schüler ihre Arbeiten nun der Öffentlichkeit. Einige der Werke fallen dabei besonders ins Auge: Bunt strahlt den Besucher in der Mitte eines der Ausstellungsräume ein Barbiepuppen-Pärchen mit glitzerndem Lächeln an - Symbol für die schöne, glückliche Welt des unbegrenzten Konsums. Auf der Rückseite des Tisches, im Schatten der Barbies, steht eine Schublade in düsterem Grau. In deren Fächern finden sich - ebenfalls grau und unaffällig - die Randgruppen der Gesellschaft: Kranke, Arme, Drogenabhängige. Die plastische Sozialkritik stammt von Meike Eysel.
Auch "Ohne Titel" regt die Arbeit von Martin Gerlicki zum Nachdenken an: In einem Mikrowellenherd liegt die Erdkugel als Hamburger auf einem Brötchen. "Wenn man von Welt ist, ißt man von Welt", verkündet dazu der Schriftzug auf einem Papierstreifen. Gemeint ist der Raubbau des Menschen an der Erde.
Die "inneren Werte" einer Person kehrte Alexander Braun nach außen: Seiner zweieinhalb Meter hohen Plastik in menschenähnlicher Gestalt hat er "das Gute im Menschen" in Form von Symbolen auf den Leib geschrieben. Der junge Bergen- Enkheimer will sein Kunstwerk als Protest gegen die Oberflächlichkeit in der konsumorientierten Gesellschaft verstanden wissen.
Ganz nebenbei hat der Kunstkurs obendrein noch einen Videofilm mit dem Titel "Apokalypse" produziert. Etwa 40 Minuten lang reihen sich zahlreiche Schreckensbilder vom Zweiten Weltkrieg, über Vietnam, Tschernobyl und andere Katastrophen aneinander.
In nur acht Wochen hatten die Schüler den Videoclip pruduziert. Alle erforderlichen Geräte hatten sie sich dafür bei Freunden "zusammengeliehen". Auch diesmal mußten sie ein Werktagebuch führen, denn den Film wertete Robert Höztel als zweite Klausur für das Halbjahreszeugnis. Gleichwertig ist die Arbeit allemal. Denn wie Hötzel berichtete, mußten sich die Schüler bald eingestehen, daß sie den erforderlichen Zeitaufwand für die Videoproduktion weit unterschätzt hatten.
Dennoch war von dem Ergebnis dann selbst ihr Lehrer überrascht: "Die haben eine unheimlich gute Quellensammlung gehabt", lobt Hötzel. Dabei wurden sie vor allem vom Nachrichtensender "CNN" unterstützt, in dessen Archiv sie sich bedienen durften.
Die Ausstellung und das Video sind noch bis Ende dieser Woche im zweiten Stock des Hauptgebäudes der Schule am Ried, Barbarossastraße 65, in Bergen- Enkheim zu sehen. GABOR PAPP
HEUSENSTAMM. "Wir haben unser letztes Paket mit 50 Büchern aufgemacht, deshalb wollen wir einmal Bilanz ziehen", sagt Gisela Beez. Vor zwei Jahren hat die Lehrerin zusammen mit ihrer Kollegin Brigitte Fischer das Buch "Spurensuche: NS-Zeit in Heusenstamm" verfaßt und herausgebracht. 700 Exemplare wurden gedruckt. "Sie waren schnell verkauft in Heusenstamm und im Kreis", berichtet Gisela Beez. "Viel Leute fanden es gut, daß wir das alles zusammengetragen haben. Wir erhielten eine Menge Tips und Anregungen, dieses oder jenes noch aufzuarbeiten." Doch das sollen jetzt andere tun.
Schon in ihrem Vorwort hatten die beiden Autorinnen vor zwei Jahren erklärt, das Buch gehe längst nicht allen Spuren der Nazi-Zeit in Heusenstamm nach. So gibt es Lücken bei den Rolle der Kirchen. "Deshalb denken wir, daß Jugendliche aus den Kirchen weiterarbeiten können", meint Brigitte Fischer. Sie hätte aber auch nichts dagegen, daß ein Profi die Arbeit fortführt. In Mühlheim und Obertshausen arbeitet der Historiker Klaus Werner die Nazi-Geschichte auf.
Der Band von Beez und Fischer ist von der Reichwein-Schule sogar im Klassensatz erworben worden, in Heusenstamms französischer Partnerstadt habe man das Buch mit Interesse aufgenommen. erzählen die beiden Frauen. Es habe Anfragen von Archiven in Darmstadt, Okarben, Seligenstadt und Dreieich gegeben; das Dokumentationszentrum des Holocaust in Israel hat ein Anerkennungsschreiben geschickt.
Nur die Anerkennung der heimischen Stadtverwaltung, Parteien oder des Heimatvereins sei bislang ausgeblieben, bedauern die beiden Verfasserinnen. "Die haben noch nicht einmal nachgefragt, ob sie ein paar Exemplare bekommen können." Die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung habe auch den Vorschlag abgelehnt, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger am alten Rathaus anzubringen. 1985 hatten die Grünen den Antrag gestellt. In der nächsten Legislaturperiode soll er wiederholt werden, kündigt Brigitte Fischer an. Für sie ist eine solche Tafel angesichts der Gewalttaten gegen Ausländer "notwendiger denn je".
Sie und ihre Kollegin haben eben wegen dieser Ereignisse bei den Jugendlichen ein gesteigertes Interesse an der Nazi-Zeit registriert. "Es wäre wichtig, wenn dies auch von offizieller Seite zur Kenntnis genommen würde." Mit der offiziellen Seite hatten die beiden Verfasserinnen in der Vergangenheit so ihre Probleme. Um an die Akten im Stadtarchiv heranzukommen, bedurfte es eines Gerichtsverfahren und der Androhung einer Untätigkeitsklage. Aus Sicht der beiden Verfasserinnen war beides unnötig; es sei ihnen von Anfang an nicht darum gegangen, irgendwelche Leute anzuschwärzen. "Wir wollten Strukturen aufzeigen." pmü
Der astronomische Frühling für die Nordhalbkugel unserer Erde hält am 20. März um 15.41 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) seinen Einzug, wenn die hellen Planeten Mars und Jupiter den Abendhimmel beherrschen. In den Morgenstunden des 28. März beginnt wieder die mitteleuropäische Sommerzeit, um 2.00 Uhr MEZ müssen die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden.
Im Monat März wandert unser Tagesgestirn durch die Sternbilder Wassermann und Fische, und am 12. März tritt die Sonne in das Sternbild der Fische. Am Frühlingsanfang beträgt die Tageslänge fast genau zwölf Stunden, und die Mittagshöhe der Sonne wächst auf 40 Grad an.
Mit dem Frühlingsbeginn werden die eindrucksvollen Konstellationen der Wintersternbilder vom abendlichen Fixsternhimmel verdrängt und nähern sich ihrer Untergangsposition am Westhorizont. Dort findet man den Himmelsjäger Orion, den Großen Hund mit dem hellsten Stern des Himmels, Sirius, und das Sternbild des Stieres mit dem roten Stierauge Aldebaran. Auch die Zwillinge und der Kleine Hund überschreiten die Südlinie deutlich, und der noch relativ hoch stehende Fuhrmann mit seinem hellen Hauptstern Kapella ist aus seiner beherrschenden Südstellung nach Nordwesten abgewandert. Darunter, noch mehr dem Horizont zugeneigt, ist das Sternbild des Perseus anzutreffen.
Den Südraum beherrscht im März das Sternbild des Krebses mit dem schönen Sternhaufen Präsepe oder Krippe, für den Feldstecher ein dankbares Objekt. Dieser offene Sternhaufen enthält mehr als 300 Mitglieder. Generell ist der Südhimnmel jedoch zu dieser Jahreszeit arm an eindrucksvollen Sternkonstellationen. Im Südosten erscheint das charakteristische Frühlingsbild des Löwen, und auch die Sternbilder Jungfrau und Bootes überschreiten den Horizont.
Der sonnennächste Wandelstern Merkur bleibt im März unsichtbar am Tageshimmel verborgen, die helle Venus beendet langsam ihre Sichtbarkeitsperiode als Abendstern und verschwindet gegen Monatsende zunächst in den Strahlen der Sonne. Im April erscheint sie dann als Morgenstern über dem Osthorizont. Hauptattraktion ist im März weiterhin unser Nachbarplanet Mars im Sternbild der Zwillinge. Ihm folgt am Osthimmel der Riesenplanet Jupiter, der am 30. März seine Oppositionsstellung erreicht und fast die ganze Nacht über sichtbar ist. Mit einem kleinen Feldstecher kann man die vier hellsten Jupitermonde leicht beobachten.
Der Phasenwechsel des Mondes beginnt in diesem Monat am 1. März mit dem ersten Viertel, wenn der zunehmende Mond das Sternbild des Stieres durchläuft, und Vollmond ist am 8. März im Sternbild des Löwen. Das letzte Viertel wird am 15. im Sternbild des Schlangenträgers erreicht, und am 23. März ist dann Neumond.
Um die Mitternachtszeit kann man den Sternschnuppenschwarm der Virginiden beobachten, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild der Jungfrau liegt. Das Maximum der Sternschnuppentätigkeit wird allerdings erst Anfang April eintreten. Als zweiter Sternschnuppenschwarm erscheinen die Hydraiden, die etwa von der Mitte des Monats an zu sehen sind.
CHRISTIAN DE VEGT (dpa)
FRANKFURT A. M. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahren jung. Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel". Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" *ara
Im Blickpunkt: Dürre im südlichen Afrika Krieg und Hungersnot
Guter Regen in vielen Teilen des südlichen Afrikas hat die schwere Dürre des vergangenen Jahres zum Teil gebrochen, aber Experten warnen, daß eine gute Ernte in diesem Jahr noch nicht garantiert ist. Die Folgen der Dürre werden zudem noch monatelang zu spüren sein. Die erfolgreiche internationale Hilfsaktion der vergangenen Monate wird vor allem in den von Bürgerkrieg erschütterten Ländern Mosambik und Angola fortgesetzt werden müssen. In Angola rechnen die Vereinten Nationen (UN) mit bis zu drei Millionen Hilfsbedürftigen in den nächsten Monaten. "In Angola bahnt sich eine Hungersnot an", warnte jüngst das Word Food Programme (WFP), die Nothilfeorganisation der UN. Obwohl guter Regen gefallen sei, werde die Ernte aufgrund des wieder begonnenen Bürgerkrieges sogar noch niedriger ausfallen als im Dürrejahr 1992. "Wir müssen unsere gesamte Hilfsstrategie in Angola überarbeiten", sagt Philippe Borel, WFP-Direktor in Angola. "Wir könnten die doppelte Zahl von Menschen haben, die Lebensmittelhilfe benötigen. Vor den Wahlen (im September) waren es 1,5 Millionen."
Problematisch in Angola ist weniger die Beschaffung der Hilfsmittel als deren Verteilung. Die größte Not herrscht in schwer umkämpften Städten, die auch mit Flugzeugen nicht zu erreichen sind. Selbst wenn beide Kriegsparteien, die Regierung und die Rebellen der UNITA (Union für die totale Unabhängigkeit Angolas), Hilfsflüge genehmigen, werden die Maschinen zum Teil beschossen.
Logistische Probleme behindern auch die Hilfsaktionen in Mosambik. Der im Oktober unterzeichnete Friedensvertrag zwischen Regierung und den Renamo-Rebellen (Nationaler Widerstand Mosambiks) hat vorher abgeschnittene Teile des Landes wieder zugänglich gemacht. Aber die Straßen sind schlecht, zum Teil vermint, und es gibt Verzögerungen bei der Einfuhr von Fahrzeugen. Wie in Angola wird auch in Mosambik ein erheblicher Anteil der Hilfsgüter gestohlen. Der UN- Friedensplan in Mosambik, der den Einsatz von mehr als 8000 Soldaten vorsieht, läuft erst jetzt nach einer Verzögerung von etwa vier Monaten an.
Auch in Namibia bleibt die Situation trotz guter, aber verspäteter Regenfälle schwierig. Namibia erwartet eine Getreideernte von 50 000 Tonnen, womit weniger als die Hälfte des Bedarfs von 120 000 Tonnen gedeckt wird. 220 000 Menschen, etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung, sind von einem Hilfsprogramm abhängig. "Besonders problematisch ist der Zustand von Weideland", sagt Andre Botes von der Frühwarneinheit des Landwirtschaftsministeriums. Vor allem in Stammesgebieten könnten die Herden nach den ersten Regenfällen das junge Gras sofort abgrasen. Experten befürchten, daß sich dadurch die Wüstengebiete vergrößern könnten.
Gut sieht es nach üppigem Regen in Simbabwe aus. Dort ließ die Dürre 1992 die Volkswirtschaft um zwölf Prozent schrumpfen. In diesem Jahr wird eine besonders gute Ernte und ein dreiprozentiges Wachstum erwartet. Auch Südafrika rechnet mit einer normalen bis guten Ernte. Der Bedarf von 6,5 Millionen Tonnen Mais wird wahrscheinlich gedeckt werden. Landwirtschaftsminister Kraai van Niekerk erwartet sogar eine Ernte von über acht Millionen Tonnen.
Diane Collear vom Nationalen Dürreforum in Südafrika warnte jedoch, daß die Bevölkerung in Südafrikas Stammesgebieten selbst bei sehr gutem Regen in diesem Jahr Hunger leiden wird. "Dieses Jahr ist eine Katastrophe in der Transkei, Teilen der östlichen Kapprovinz und den ländlichen Gebieten der Provinz Natal", sagt Collear. In diesen Gebieten verhungere das Vieh schon jetzt. Kritisch sind in Südafrika auch die Wasserspiegel der Staudämme. Sie liegen im Durchschnitt um ein Drittel niedriger als im vergangenen Dürrejahr.
Auch wenn die meisten Länder des südlichen Afrikas in diesem Jahr noch unter den Folgen der Dürre leiden werden, ist Hungersnot, außer in Angola, nicht zu erwarten. "Wir werden bis etwa Ende Mai Hilfsgüter verteilen müssen", sagt Tony Mornement, WFP-Vertreter der regionalen Koordinierungsstelle für Hilfslieferungen in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe. "Danach werden einige Gebiete sich selbst versorgen können, auch wenn sie keine Reserven aufbauen können, was riskant ist."
Mornement betont, daß sich die Verteilung von Lebensmitteln gut eingespielt hat. Die Hilfsoperation der letzten Monate war die größte ihrer Art in Afrika. Zwischen April und Dezember wurden 4,9 Millionen Tonnen Hilfsgüter in der Region verteilt.
HANS BRANDT
ESCHERSHEIM. Trotz aufgestellter Tempo-30-Schilder sind nach Ansicht des Elternbeirates der Kindertagesstätte 86 die Autofahrer Am Lindenbaum noch immer zu schnell. In einem Brief an den Ortsvorsteher und die Parteien im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) und an das Straßenbauamt monieren die Eltern, daß viele Autofahrer in Richtung Eschersheimer Landstraße die Grünphase der Ampel an der Kreuzung Am Lindenbaum/Dehnhardtstraße erreichen wollen.
Sie kritisieren: "Diese Situation erscheint uns für unsere Kinder und die Schüler der nahe gelegenen Ludwig- Richter-Schule als zu gefährlich."
Die Eltern weisen darauf hin, daß vor dem Kindergarten der Andreasgemeinde in der Kirchhainer Straße Fahrbahnschwellen ("Kölner Teller") angebracht worden seien, und fordern diese auch für die Kindertagesstätte 86, die Am Lindenbaum 40 zwischen der Dehnhardtstraße und der und Ulrichstraße liegt. ks
HANAU. Daß die Schmuckfirma Christ ihre Bauabsicht auf dem Steinheimer Amerikafeld zurückgestellt hat, hat Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) nach eigenen Angaben dieser Tage erst aus der Presse erfahren. In der Stadtverordnetensitzung sagte er, noch im Dezember 1992 sei davon auszugehen gewesen, daß eine Bauabsicht bestehe. Binnen eines Monats habe sich das aber verändert. Ende Januar habe er daraufhin bei Christ schriftlich angefragt, ob sich der Baubeginn verzögere. Eine Antwort darauf stehe noch aus.
Dressler beantwortete damit eine CDU- Anfrage. him
HANAU. Das Jugendbildungswerk der Stadt Hanau bietet vom 15. bis 31. Oktober einen Bildungsurlaub in der Türkei an. Interessenten in Alter zwischen 18 und 25 Jahren sollten sich bis 31. März anmelden.
Ziel des Bildungsurlaubs ist es, andere Kulturen, Denkweisen und Lebensumstände unmittelbar zu erfahren. Auf dem Programm stehen Schulbesuche, Besichtigungen von Firmen und private Begegnungen. Um den Bildungsurlaub vorzubereiten, sind mehrere Wochenendseminare vorgesehen. Informationen gibt es beim Freizeit- und Sportamt, Nordstraße 88, unter der Telefonnummer 295956. res
HANAU. Das Arbeitsamt hat in den vergangenen Monaten bereits 210 Flüchtlingen eine Arbeitsstelle vermitteln können. Die Sachbearbeiter Axel Egreder und Sabine Gram können sich bei ihrer Sprechstunde in der Hessen-Homburg- Kaserne über mangelnden Andrang keinesfalls beklagen.
"Die Leute rennen uns die Bude ein", beschreibt Egreder den Wunsch der in Hanau untergebrachten Flüchtlinge nach einer Arbeitsstelle. Binnen weniger Tage sei es beispielsweise gelungen, bosnische Handwerker in Unternehmen unterzubringen.
Jetzt gelte es, Männer und Frauen zu vermitteln, die weniger qualifiziert seien. Für sie und 120 weitere Flüchtlinge sucht das Arbeitsamt dringend Beschäftigungen aller Art im gewerblichen Bereich. Die Flüchtlinge seien als Putzhilfen oder in der Gastronomie, aber auch dem Bau einsetzbar. Als einzige Schwierigkeit nennt das Arbeitsamt die bei den meisten Flüchtlingen mangelnden Kenntnisse der deutschen Sprache.
Wer Interesse hat, Flüchtlinge zu beschäftigen, kann sich unter den folgenden Telefonnummern an Axel Egreder 0 61 81 / 672 - 231 oder Sabine Gram 0 61 81 / 672 - 233 im Arbeitsamt Hanau wenden. gem
GOLDSTEIN. Gelegenheit, sich besser kennenzulernen, hatten kürzlich die Schüler der Carl-von-Weinberg-Schule und der "Frankfurt American Highschool". So führten die 16jährigen US- amerikanischen Schüler an der deutschen Schule unterschiedlichste Stücke aus ihrem "drama course" auf - Drama ist an den "High Schools" ein reguläres Unterrichtsfach.
Die Begeisterung am Theaterspiel scheint auf die deutschen Zuschauer übergegangen zu sein, wie die pädagogoische Leiterin, Renate Rütten, erklärte: "Uns alle beeindruckte die Unbefangengeit der ,army kids&rquote;, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich darstellten." Sie hofft, im neuen Wahlpflichtunterricht diese Erfahrungen auch für die Carl-von-Weinberg-Schüler zu ermöglichen, "und vielleicht sind auch die Englischlehrer zum spielerischen Lernen in ihrem Unterricht angeregt worden."
Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen im Jugendhaus Goldstein ist ein Gegenbesuch der deutschen Schüler geplant worden - und die Teilnahme der US-amerikanischen Schüler am deutschen Unterricht. ks
NEU-ANSPACH. 134 Unfälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr auf Neu-Anspachs Straßen: 25 weniger als 1991. Dabei wurden nach den Angaben der Straßenverkehrsbehörde sechs Menschen schwer und 17 leicht verletzt.
Die Hauptunfallursachen waren Vorfahrtsverletzungen und "nicht angepaßte Geschwindigkeit". Unfallträchtigste Strecken: die Kreisstraße 728 nach Wehrheim, die Landesstraße 3270 an mehreren Stellen und die Adolf-Reichwein-Straße.
Von den 3072 geahndeten Verkehrsverstößen des Jahres 1992 auf Neu-Anspacher Gebiet gingen 1777 auf das Konto "Geschwindigkeitsüberschreitungen". Die übrigen 1295 "Owis", wie die Polizei die Ordnungswidrigkeiten abkürzt, gab es im ruhenden und fließenden Verkehr, hauptsächlich durch Falschparken.
Hinzu kamen 114 "Owi-Anzeigen" mit Einträgen in die Sünderkartei von Flensburg, 90 Prozent davon wegen zu hoher Geschwindigkeit. ill
GRIESHEIM. Die Kindertagesstätte 102 in der Kiefernstraße ist nun offiziell eröffnet worden. Damit sind 60 Prozent aller Griesheimer Kinder versorgt. In seiner Festansprache zog Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eine kurze Bilanz der vergangenen vier Jahre: Seit 1989 seien mehr als 1000 neue Plätze in Kindertagesstätten entstanden; durch das "Kindersofortprogramm" wurden zusätzliche 1500 geschaffen. In den ausgebauten Betreuungsschulen könnten weitere 500 Kinder nach der Schule versorgt werden.
Dennoch fehlen auch nach der Eröffnung in Griesheim noch Kindergarten- und Kindertagesstättenplätze. Auch in diesem Stadtteil sind immer mehr Frauen berufstätig, viele Kinder müßten ohne Betreuung sich selbst überlassen bleiben. Durch den hohen Anteil ausländischer Kinder ist zudem auch noch Integrationsarbeit zu leisten. Zur Situation im Stadtteil sagte Andreas von Schoeler, durch die Eröffnung der Kindertagesstätte Eichhörnchenpfad im Jahre 1990 sei die Gegend nördlich der Mainzer Landstraße versorgt worden. Die neue Tagesstätte decke die Gegend zwischen der Mainzer Landstraße und der S-Bahn- Trasse ab. Nach einem Formationstanz einiger Kinder der KT 58, die in direkter Nachbarschaft zur neuen Tagesstätte liegt, berichtete die Leiterin Cornelia Süß von den Erfahrungen der ersten drei Monate. Die Einrichtung sei noch dabei, sich zu entwickeln, die Möglichkeiten der eigenen Gestaltung müßten ausgelotet werden. In der Einrichtung sei durch die Farben und die Architektur vieles vorgegeben. Wie überall in Kindergärten und Horten fehle Personal. Sie lobte die enge Zusammenarbeit mit der KT 58, die gerade in der Anfangszeit sehr wichtig für sie gewesen sei. Die KT 102 bietet Raum für 100 Kinder, 60 im Kindergarten und 40 im Hort. Im Erdgeschoß befinden sich außer den drei Gruppenräumen mit je 45 Quadratmetern, ein Mehrzweckraum mit 60 Quadratmetern, eine Küche und die Verwaltungsräume. Im Obergeschoß ist der Hort untergebracht. Dort stehen zwei Gruppenräume, zwei Hausaufgabenräume und ein Werkraum für die Arbeit mit den 40 Hortkindern zur Verfügung.
Der 5,6 Millionen Mark teure Neubau ist sehr lang und schmal ausgefallen, weil das Grundstück mit 86 mal 25 Metern einem Schlauch ähnelt. Die nach den Plänen der Architekten Bolles-Wilson und Partner gebaute Griesheimer Tagesstätte überrascht im Inneren durch die Verbindung von Beton und Holz. Hohe Räume mit großen Glasflächen lassen viel Tageslicht herein. Verschließbare Fächer für die Taschen der Kinder und einfache Ablagemöglichkeiten für Kleidung befinden sich im Flur. Im Obergeschoß ist eine Kinderküche eingerichtet worden. Außer einem Kühlschrank gibt es einen Zweiplattenherd, alles in der Arbeitshöhe von Kindern. Daß das Problem der Kinderbetreuung mit Neubauten alleine nicht zu lösen ist, zeigt die Tagesstätte in der Kiefernstraße sehr deutlich: Von den 100 Plätzen können zur Zeit nur 66 belegt werden, da zwei der Erzieherstellen wegen Personalmangels unbesetzt sind. ova
SCHWALBACH. Die Jugendmusikschule Schwalbach lädt Schüler und Interessierte ein, in neu gegründeten Ensembles mitzuspielen. Zur Zeit bestehen zwei Gruppen, die irische, schottische, amerikanische und deutsche Folklore zu ihrer Musikrichtung gemacht haben.
Interessierte können sich bei Thomas Schall unter Tel. 0 61 96 / 7 45 19 und in der Musikschule (Tel. 0 61 96 / 8 24 70) melden oder bei einer Probe vorbeischauen.
Diese sind freitags von 14.30 bis 16 Uhr in der Liederbachschule in Liederbach, von 16.30 bis 18 Uhr in der Geschwister- Scholl-Schule in Schwalbach. ege
Während Karl Schmieder am Abend in den Schlaf fällt wie ein Toter und sich das Karussell erst am frühen Morgen zu drehen beginnt, ist es bei seiner Freundin genau umgekehrt. Sobald sie zu Bett gegangen ist, kommen die Gläubiger wie ein griechischer Rachechor. Sie stellt sich vor, wie sie alleine zu Hause ist und einer nach dem anderen oder auch einmal alle zusammen in ihre Wohnung einfallen. "Erst kommt die Post, ein-, zweimal, und dann klingelt es, und dann stehen sie da."
Über die genaue Höhe seiner Schulden, die er "Finanzsalat" nennt, hat Karl Schmieder den Überblick verloren. "Nachts kann ich abschalten, dann sack ich weg, Gott sei Dank. Ich gehe zwar mit den Schulden ins Bett, aber schlafen kann ich wie ein nasser Sack, auch wenn der Berg noch so hoch ist." Für seinen "gesunden Schlaf" hat er einen einleuchtenden Grund: "Bei mir gibt es nix mehr zu holen. Ich hab' nur, was ich auf dem Leib trage, die Möbel, alles gebrauchte, gehören meiner Freundin. Alles auf Quittung festgehalten." Nicht einmal mehr ein eigenes Konto hat er. Nachdem er von der Schufa als "nicht kreditwürdig" eingestuft wurde, hat die Stadtsparkasse Köln ihm, wie in solchen Fällen immer ihre rigorose Praxis ist, das Konto gekündigt. "Erklären Sie das mal einem Arbeitgeber. Als Mensch ohne Konto sind Sie nichts."
Am nächsten Morgen aber kommen sie wieder, die Selbstvorwürfe, Schuldgefühle und Ängste: "Augen auf, dann ist das Problem wieder da." Frühmorgens reißen sie ihn aus dem Schlaf. Sie schnüren ihm schon die Kehle zu, wenn er das Frühstück macht, das Kind versorgt, einen schwarzen Kaffee trinkt und eine Selbstgedrehte raucht: "Mehr bekomme ich nicht runter." Dann beherrscht ihn nur der eine Gedanke: "Wie kriegste das alles wieder aus der Welt? Das kreist rum, für &rquote;nen anderen Gedanken habe ich keinen Platz mehr."
Karl Schmieder ist nicht nur verschuldet, er ist überschuldet. Er hat alte Mietschulden, Unterhaltsschulden, Bankschulden, Schulden aus mehreren Kleinkrediten, die er mit jährlich 26 Prozent Zinsen abzahlen muß, und Schulden bei Versandhäusern. Seine Schätzungen bewegen sich zwischen 40 000 und 45 000 Mark. Auf den ersten Blick - für Menschen, die normal verdienen: kein Drama: Doch Karl Schmieder verdient als Lagerist nicht mehr als 2000 Mark brutto für sich, sein Kind und seine Freundin. Unter dem Strich, nach Abzug der Lohnpfändungen, und auch nur dank der Hilfe einer Schuldnerberatung bleibt ihnen ein knapper Tausender. In 25 bis 30 Jahren, so hofft er, hat er den "Berg" abgetragen. Karl Schmieder, Lagerarbeiter, ist Ende Dreißig. Er wirkt hager, knochig und früh gealtert, wie seine 14 Jahre jüngere Freundin, mit der er seit zwei Jahren zusammenlebt und ein Kind hat.
"Manchmal frag' ich mich, ob ich da jemals wieder rauskomme. Ich meine, ob es überhaupt Sinn hat, noch zu arbeiten. Ich arbeite wirklich hart, aber für was eigentlich? Wenn ich meinen Lohnstreifen sehe, kommen mir die Tränen. Man lebt, aber das ist ein Leben ohne Würde."
Sie wohnen in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Über den schäbigen Cocktailsesseln aus den fünfziger Jahren liegen Decken. An der Wand tickt eine Kukkucksuhr. Karl Schmieder zieht sich oft zurück in seine Sammlung, die er in zwei Pappkartons aufbewahrt. Sein Hobby sind Feuerzeuge mit Motiven und Aufschriften. "Mich treibt das zum Wahnsinn, wenn er stundenlang vor seinem Zeug sitzt, den Blödsinn wie ein Idiot anstarrt und keinen Ton von sich gibt", sagt seine Lebensgefährtin. Er sagt dazu gar nichts mehr. (. . .)
Überschuldet zu sein heißt, man kann, selbst wenn man alle Ausgaben für Essen, Trinken, Kleidung, Hygiene auf das gerade noch für das Überleben und die Gesundheit Erträgliche drückt, die Forderung der Gläubiger, die Raten und Zinsen nicht mehr zu bezahlen. Das heißt Offenbarungseid, Lohn- und Gehaltspfändung, Stromsperre und Pfändung.
"Ich bitte den lieben Gott jeden Tag, daß er mir die Kraft gibt, durchzuhalten", sagt die 25jährige Frau, die aussieht wie Mitte Dreißig. "Ich sag' auch immer, jeder Abend kommt, und jeden Morgen geht die Sonne wieder auf. Aber dann kommen die Lücken. Riesengroße Lükken. Dann versuch' ich mich abzulenken, kroß ich rum, such' mir was zu nähen oder zu stricken. Wenn ich mich abends ins Bett legen will, dann denk ich: zwölf, halb eins - so, jetzt bist du müde, du gehst schlafen. Sobald ich im Bett lieg', kommen die Gedanken, und ich bin hellwach. Dann steh' ich auf, sitz' in der Küche und sitz' da wie ein Haufen Elend, und dann bricht alles rein, und dann mach' ich sozusagen Seelenwäsche. Dann heul' ich 'ne Runde, und dann wird das Gerümpel so ein bißchen weggeräumt, und dann leg' ich mich auf die Couch und höre Radio und schlaf dabei ein." (. . .)
Wer überschuldet ist, muß meist mit weniger als der Sozialhilfe auskommen, nämlich mit 759,99 Mark. Das ist das gesetzlich festgeschriebene Existenzminimum, auf das die Gläubiger die Löhne und Gehälter herunterpfänden können. (Die Bundesregierung diskutiert derzeit über eine Erhöhung der Pfändungsgrenze.) Und die Zahl der Überschuldeten in unserem Land nimmt zu: Mit fast 16 000 Mark steht der Durchschnittshaushalt heute im Soll, vor zwanzig Jahren waren es gerade 2000 Mark. Mehr als 1,2 Millionen Haushalte sind überschuldet, das heißt, ihr Einkommen reicht nicht aus, um die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Und diese Zahlen beziehen sich nur auf die alten Bundesländer; für das Gebiet der ehemaligen DDR liegen noch keine Daten vor.
Vor Überschuldung ist niemand gefeit. Das trifft auf den Arzt zu, der sich mit dem Aufbau einer neuen Praxis übernommen hat, genauso wie auf den Facharbeiter mit zwei Kindern, der von den Zinsen für das Eigenheim, den Mittelklassewagen und die Urlaubsreise aufgefressen wird, sowie auf die gutverdienende Single-Frau, die einfach mehr ausgibt, als sie verdient.
Doch Statistiken der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die ihre Schuldnerberatung ausgewertet hat, zeigen ein genaueres Bild. Die Überschuldung trifft vor allem Familien an der unteren Grenze der Einkommensskala. 81 Prozent der Schuldner liegen mit ihren Einkünften unter 2500 Mark. Weit über die Hälfte der Darlehensnehmer (58 Prozent) verdient sogar weniger als 2000 Mark. Je ärmer jemand also ist, desto höher ist für ihn das Risiko, sich im Schuldenspiel zu verheddern. Wer wenig verdient, hat also immer größere Schwierigkeiten, in der bundesdeutschen Geld-, Kauf- und Leistungswelt mitzuhalten.
Die Gründe leuchten ein: Schon den ganz normalen Lebensunterhalt zu finanzieren, wird für Haushalte mit niedrigem Einkommen zu einer komplizierten Rechenaufgabe, gar nicht zu reden von dem für normal Verdienende selbstverständlichen Standardluxus, ob es nun um ein Fahrrad für die Kinder zu Weihnachten geht oder nur um einen Wochenendausflug mit Kaffee und Kuchen. (. . .)
Die finanzielle Bewegungsfreiheit von Familien schon mit einem Einkommen knapp unter dem Durchschnitt wird im Wohlfahrtsstaat immer enger, so daß, oftmals durch Anschaffung der Wohnungseinrichtung bis zur Halskrause verschuldet, eine geringfügige Veränderung der Lebenssituation sie völlig aus der Bahn werfen kann. Wenn der Familienvorstand arbeitslos wird, dann brechen ihm die Schuldenzinsen das Genick. Die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, ist aber bei Beziehern von Niedriglöhnen besonders hoch: Wer wenig verdient, hat in der Regel auch eine schlechtere oder gar keine Ausbildung. Seine Arbeitsplätze gehören zu den unsichersten überhaupt. Durch Arbeitslosigkeit, Krankheit, Berufsunfähigkeit schlittern daher besonders sie schnell in Notlagen, in denen sie sich nur noch mit Hilfe von weiterer Verschuldung über Wasser halten können.
Ver- und Überschuldung wird in Zukunft ein noch größeres Problem werden, weil das Alter der ersten Kreditaufnahme sinkt. Kaum volljährig, gelockt von großzügigen Dispokrediten für Auszubildende und Marketingaktionen der Banken, steigen viele junge Menschen hoffnungsfroh auf das Verschuldungskarussell auf und werden es ein Leben lang nicht mehr verlassen können. Den ersten Darlehensvertrag haben 56 Prozent aller Kreditnehmer im Alter von unter 30 Jahren abgeschlossen. "Wirtschaftliche Jugendhaft" nennt Rainer Metz, Kreditexperte der Verbraucherzentrale NRW, im "Kursbuch Geld 2" die Strategien, mit denen die Banken jungendliche Kunden an sich binden.
Der Einstieg, so die Statistik aus Nordrhein-Westfalen, beginnt meist mit Krediten für eine Wohnungseinrichtung und ein Auto. Wegen des geringen Einkommens konnten die meisten dafür kaum Geld sparen. Jetzt sitzen sie in der Schuldenfalle. Weil sie den Kredit zurückzahlen müssen, können sie auch für die nächsten Anschaffungen oder für einen Ersatz der Konsumgüter, die im Durchschnitt nur sieben Jahre halten, kein Geld zurücklegen. Also müssen auch die nächsten Käufe per Kredit finanziert werden.
Kommt jetzt etwas Unvorhergesehenes dazwischen, wird es eng. Ist erst einmal der knapp kalkulierte Finanzplan aus dem Lot, beginnt der Abstieg ins Uferlose: Können die Raten nicht mehr bezahlt werden, löst die Bank den Kreditvertrag auf. Neue, teurere Kredite müssen aufgenommen werden. Inkassofirmen klopfen an. Deren zum Teil astronomisch hohe Kosten werden wiederum dem Schuldner aufgebürdet. Eine Kette ohne Ende.
Schon heute kann etwa die Hälfte der Kreditnehmer zwischen 18 und 25 ihre Schulden nicht mehr wie vorgesehen abstottern. Ein Großteil von ihnen wird bis zur Rente ein Leben an der Pfändungsgrenze führen müssen. - 30 Jahre lang können Ansprüche in der Bundesrepublik durch den Gerichtsvollzieher eingetrieben werden.
Typischer Auslöser für den Übergang von der Ver- zur Überschuldung sind nach der Untersuchung der Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen die Problemsituationen unserer Zeit, an vorderster Stelle die Arbeitslosigkeit (37 Prozent), gescheiterte Partnerschaft (17 Prozent) und Krankheit (14 Prozent). Das wissen auch die Banken, doch die Risiken und die Folgen tragen allein die Kunden.
Eine weitere Ursache ist die "unzureichende Planung der persönlichen Ausgaben" (33 Prozent). Doch wer die knapp kalkulierten Haushaltspläne von Familien, die mit 2000 Mark und weniger im Monat auskommen müssen, kennt, der weiß, wie leicht sich eine Fehlplanung einschleicht mit Folgen, die dann kaum noch zu kontrollieren sind. (. . .)
Statistische Ursachenschemata allein aber reichen nicht aus, um eine Schuldnerbiographie zu verstehen. Hinter jeder Überschuldung, die den Betroffenen die Luft abdrückt, steckt eine individuelle Geschichte.
Karl Schmieder wurde 1954 geboren. Seine Kindheit, sagt er, war ein ziemlicher Flop. Seinen Vater hat er nie gekannt, seinen Stiefvater, der die Mutter und seine beiden Schwestern geschlagen hatte, gehaßt. Aufgewachsen, so erzählt er, sei er im Kaufhaus. Noch heute würden ihn dort Leute kennen. "Da hatte ich meinen Stammplatz, einen Fernsehsessel, als ich so sechs, sieben war, und hab' Fernsehen geguckt bis halb sieben, wenn ich nicht gerade Rolltreppe gefahren bin."
Mit 19 flüchtet er aus dem Elternhaus in eine Ehe, die den schmächtigen Kaufmannslehrling in jeder Beziehung überfordert. Seiner Freundin spielt der aufstrebende Mann vor, daß er ihr alles bieten könne, was man für ein wohlhabendes Leben braucht. Immer wieder verläßt sie ihn, er verfolgt sie - sie kommt zurück. In dieser Zeit - Mitte der siebziger Jahre - nimmt er den ersten Kredit auf, knapp viertausend Mark, und bestellt zusätzlich auf Raten Möbel in dem Kaufhaus, in dem er arbeitet. Sie geben das Geld innerhalb von drei Monaten restlos aus: für Kleider, für Geschenke, für eine Urlaubsreise nach Rimini, für nächtliche Spritztouren im gebrauchten Ford mit Freunden und für Feten.
Er klammert sich an sie und bindet sie an sich durch seine Großzügigkeit. Er ist ein Mensch, der schlecht alleine sein kann, der sich als liebensunwert, mißtrauisch, unsicher und verschlossen wahrnimmt. Ausgeglichen ist er nur, wenn er sich einer ständigen Zufuhr von Bestätigung und Zuneigung gewiß sein kann. Den dauerhaften Nachschub an menschlicher Wärme und Anerkennung sieht er nur gesichert, wenn er seiner Freundin ein Leben arrangiert, das einen Strich über dem ihrer Freunde und Verwandten liegt: ein Auto mit zehn PS mehr, Schuhe nicht aus dem Kaufhaus, sondern aus einer Boutique; Essen nicht am Imbißstand, sondern in Kölschen Wirtshäusern. Kredite für diese Fehlkalkulation seines Lebens sind leicht zu haben. "Dabei haben wir nur so gelebt wie alle anderen auch", sagt er heute. "Gar nicht mal so gepraßt." Ein Rätsel für ihn, "wie andere das geschafft haben". (. . .)
Das erste Kind kommt auf die Welt. Sie heiraten. Als das Geld knapp wird, kommt es immer häufiger zu Streitigkeiten. Er versucht, die Beziehung zu kitten, und wechselt seinen Beruf. Er wird Fernfahrer und verdient zeitweise fast 3000 Mark netto. Ein zweites Kind kommt. Die Wohnung wird zu klein, eine neue Wohnung wird gesucht, Maklerkosten fallen an, Umzugskosten, Möbel für Kinderzimmer und eine neue Küche. Er fährt noch längere Strecken und macht noch mehr Überstunden. Aber es reicht nicht. Bei einem Ausflug fährt er völlig übermüdet das Auto zu Schrott. Sie schaffen sich ein neues an.
Seine Frau habe ihm klargemacht, daß sie leben wolle, daß sie sich etwas leisten wolle, er habe sich in seine Arbeit geflüchtet - da konnte ich abschalten - und alle "Finanzdinge" seiner Frau überlassen. An ihr läßt er heute kein gutes Haar mehr und macht sie für die Misere, in der er jetzt steckt, verantwortlich: "Das war eine Katastrophe nach der anderen, doch ich habe es immer wieder versucht, von Jahr zu Jahr - vielleicht schaffen wir es doch noch einmal, vielleicht will sie doch noch ein bißchen. Die hat sich aber keine Mühe gegeben, die hat das Geld zum Fenster hinausgeschmissen. Ich habe der, sagen wir mal, 200 Mark am Sonntag gegeben, ab Dienstag war es weg. Ich konnte gar nicht so viel Geld verdienen, wie das Geld rausging." Aber auch er selbst hat nie daran zu denken gewagt, einen radikalen Schlußstrich unter dieses kostspielige Ehedrama zu ziehen und sich radikal einzuschränken. "Ja, stimmt schon, ich hab' auch den Kopf in den Sand gesteckt und habe mich hinter das Steuer gesetzt und an nichts mehr gedacht."
So kam der Vorschlag, trotz der wachsenden Schulden in den Urlaub zu fahren, von ihm. "Um sich mal wieder näherzukommen, mal &rquote;ne Atempause zu haben von dem ganzen Streß." Die Reise finanzieren sie über einen "Urlaubskredit", der die gesamten Kosten der Reise bis hin zur Versicherung und dem Taschengeld deckt. Zwei Jahre lang geht seine Frau anschließend putzen, um diesen Kredit zurückzuzahlen.
Doch: Je größer der Druck, die Spannungen, die Depressionen, desto öfter gehen sie jetzt aus oder planen eine Neuanschaffung. Sie geben Geld aus, das sie nicht haben, um die Hochspannung zu betäuben, die der wachsende Schuldenberg bei ihnen hervorruft, und verstrikken sich noch mehr in eine kaum noch zu bewältigende Zinsspirale, was wieder neue Feindseligkeiten zwischen ihnen hervorruft, die wieder zu neuen Geldausgaben führen. Ein Schuldenkreislauf, der garadezu klassisch ist, dessen Wesen der Psychoanalytiker Norbert Spangenberg als "Monetarisierung von Beziehungskonflikten" bezeichnet: "Geld als Schlichtungsmedium" bei Eheproblemen.
Karl Schmieder und seine Frau gewöhnen sich daran, die Schulden zu verdrängen, und geben anfallsweise und gegen jede Vernunft jetzt erst recht viel Geld aus. In diesem endlosen und sich immer schneller drehenden Kreislauf, in dem Defizite durch Kaufen beseitigt und alte Kredite durch neue ersetzt werden, hätten sie noch Jahre weiterleben können; immer kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. - "Das Ausmaß seiner Verschuldung hängt mit dem Ausmaß seiner emotionalen Bedürftigkeit zusammen, mit dem, was er nicht bekommen hat und was seine Umwelt ihm folglich noch schuldet, wenn die Schuldenlast ihn zuvor nicht ,umbringt&rquote;", interpretiert der Psychoanalytiker Norbert Spangenberg Biographien wie die von Karl Schmieder. "Ich habe mich wie ein Feuerwehr- mann verhalten, immer da gelöscht, wo es gerade am stärksten gebrannt hat." In seinen Urlaubswochen fährt er jetzt zusätzlich für einen Bekannten Ausflugsbusse und verdient sich Geld als Kurierfahrer. Doch dann streikt der Körper Karl Schmieders: Rückenschmerzen, Bandscheibenschaden. Er muß "runter vom Bock". (. . .)
Ab jetzt beginnt der rasende Absturz. Karl Schmieder hat das heikle Schuldenspiel verloren und findet sich wieder in einem Netz aus Verpflichtungen bei etwa zehn Gläubigern, das sich immer enger zieht. Die Zinsen für die Schuldenlast schlucken fast das gesamte Arbeitsloseneinkommen. Schon in der Mitte des Monats ist oft kein Geld mehr da.
Zuerst versuchen sie eine Lösung zu finden und nehmen wieder bei Kreditagenten neue Kredite auf, um die alten zu bezahlen, um leben zu können, um die Fassade aufrechtzuerhalten. Kredite bei Teilzahlungsbanken in Liechtenstein mit überteuerten und halsabschneiderischen Konditionen. Sie antworten in ihrer Not auf Annoncen, die "BARGELD SOFORT" versprechen, und fallen auf deren Tricks herein. Einmal haben sie nur für die Bearbeitung fast 400 Mark gezahlt und dann den Kredit doch nicht bekommen. Sie sparen beim Essen, aber es reicht nicht mehr. Sie bleiben die Miete schuldig und verlieren die Wohnung, das Auto ist längst verkauft, die Stereoanlage, die Ledercouch, der Marmortisch, die Mahagoni-Schrankwand gepfändet. Einmal taucht der Gerichtsvollzieher auf und vollzieht eine "Taschenpfändung": Er läßt sich alle Taschen, die im Haus sind, bringen und durchsucht sie nach Geld. Danach verstecken sie Geldscheine in Blumenvasen und Töpfen. Die Frau steht diesen finanziellen Zusammenbruch nicht durch und verschwindet, die Kinder kommen in ein Heim. (. . .)
Durch einen Freund findet Karl Schmieder einen Arbeitgeber, der ihn auch ohne Girokonto akzeptiert und ihm sogar ein Zimmer vermietet.
Er wird Aufsicht in einer Spielhalle und begeht in seiner Hilflosigkeit den typischen Fehler vieler verzweifelter Menschen in seiner Lage. So irrsinnig das klingt, so alltäglich ist diese Geschichte: Er beginnt an Geldspielautomaten, an "Daddelkisten", zu spielen, obwohl das für die Aufsichten strengstens verboten ist. Wie alle, verliert auch er an den Spielautomaten "viel Geld" und verschuldet sich jetzt auch bei Freunden, Kollegen und bei Verwandten. (. . .)
In der Spielhalle lernt Karl Schmieder auch seine jetzige Freundin kennen, die ebenfalls gerade ihren Job verloren hatte. Er beeindruckt sie durch seine Schwäche. Denn anders als ihre strenge Beamtenfamilie, aus der die 14 Jahre jüngere Frau geflohen war, und anders als ihr damaliger Freund, der sie verlassen hat, kann der feinfühlige Karl Schmieder sich in sie hineinversetzen und sich die Zeit nehmen, ihr "stundenlang" zuzuhören.
"Ich habe sie halt damals aufgerichtet, ohne irgendwelche Hintergedanken. Ist mir auch sehr gut gelungen, muß mich loben. Ich bin zwar auch ein Mensch mit sehr vielen Problemen, aber wenn jemand zu mir kommt mit Problemen, helfe ich doch irgendwie." Am Anfang ihrer Liebesgeschichte steht zusätzlich noch ein "Glücksfall", der sie hoffen läßt, die Schußfahrt nach unten doch noch aufhalten zu können: Sie finden auf Anhieb eine kleine Zweizimmerwohnung in Köln-Kalk. "Das war wie ein Wink des Schicksals, der uns sagt: haltet zusammen und ihr schafft es", meint die Frau.
Was sie zusammenschmiedet, ist ihre gemeinsame Askese und ihr gemeinsames Kind. Noch schaffen die Schulden eine Art Solidarisierung nach außen, die aber äußerst brüchig ist. Er redet davon, bald zu heiraten, sie dagegen: "Ich finde eine Hochzeit nicht entscheidend, wenn man sich jetzt trennt, müßte man sich ja scheiden lassen, das kostet heutzutage viel Geld." Wäre das Kind nicht gekommen, hätte sie ihn schon längst verlassen. "Wollen wir mal so sagen", stimmt Karl Schmieder zu, "das ist schon richtig, wenn das Kind nicht wäre, wäre es wahrscheinlich schon so weit gekommen. Das ist praktisch noch das einzige, was uns noch aufrechterhält. Ohne das Kind wäre die ganze Sache schon erledigt gewesen. Dann hätte jeder für sich allein weitergekämpft. So hat der Kampf ja einen Sinn."
Doch wie der Sinn genau aussieht, können sie nicht sagen. Eine diffuse Hoffnung auf ein besseres Leben, auf einen Neuanfang "irgendwo anders", ohne einen konkreten Plan für ein erschwingliches Leben, das über dem Standard der Sozialhilfe liegt, über der Armutsgrenze, ist eine schwache Basis für die gemeinsame Zukunft. "Na ja, das sind Zahlenspielchen, die wir machen", sagt er und weiß, daß sein Schuldendrama vermutlich nie, frühestens vielleicht in 20 bis 25 Jahren, wenn sie ihr karges Leben solange durchhalten, ein Ende haben wird. "Also, wenn ich jetzt eine Lohnerhöhung kriege, nächstes Jahr, dann bleibt unterm Strich genausoviel, wie wir jetzt haben. Und wenn übernächstes Jahr eine kommt, ist das genau dasselbe. Ich frag' mich schon, für was ich überhaupt arbeite, und ich arbeite schwer."
Sie leben sehr zurückgezogen. Alles, was Geld kostet, vermeiden sie. Spazierengehen ist ihr Hobby. Sie haben so gut wie keinen Kontakt zu anderen Menschen. "Egal wie, das kostet schon immer gleich Geld, es macht mir aber nichts aus, wir sind sowieso Einzelgänger", sagt er. "Was wir brauchen, können wir selber machen", sagt sie und erzählt, wie sie oft stundenlang miteinander diskutieren. (. . .)
Immer wieder kommen neue Gläubigeransprüche. Die Stadtsparkasse Köln hat zur Jahreswende alte Forderungen ausgegraben, die schon längst vergessen schienen, und sie einem Inkassodienst übertragen. Auch bei Karl Schmieder meldete sich das Inkassounternehmen: "Wenn wir mal gedacht haben, wir wären einen Schritt nach oben, kommt immer der nächste Hammer. Das sind Sachen, die liegen zum Teil schon Jahre zurück, und die holen mich jetzt ein. Wenn wir uns mal einen Schritt nach oben gearbeitet haben, dann geht das gleich wieder zwei Schritte nach unten."
Der schwere Druck, der auf beiden lastet, hat sie körperlich mitgenommen. Beide sind blaß und dürr: "Ich kann essen, was ich will, ich werde nicht dikker, halt immer der Typ Pleitegeier." Auch die Frau wirkt angemagert. Ihr großer Kopf, so hat man den Eindruck, paßt nicht auf den dürren Körper. Seit sie mit Karl Schmieder zusammenlebt, hat sie trotz der Schwangerschaft fast 16 Pfund abgenommen. An ihrem Körper schlottern die Kleider. Doch Geld für ein paar neue Sachen fehlt einfach. Und zum Sozialamt wollen sie nicht gehen. "Ja, wir sind halt nicht der Typ, der zum Sozialamt rennt wegen jeder Kleinigkeit und sagt, wir brauchen das und das", sagt sie. "Ist auch ein bißchen Stolz dabei", ergänzt er.
Es zieht in der Zweizimmerwohnung, für die sie 600 Mark zahlen. Die Fenster schließen nicht dicht. Das Kind schreit, weil in der Wohnung nebenan schon wieder ein neues Video eingelegt wurde. "Ich glaub', hier kommen wir nie wieder raus", meint Karl Schmieder, blickt sich hilflos um und ahnt, daß er, seine Freundin und das Kind, dieses Leben nicht mehr lange durchhalten können. "Das Schlimme ist", sagt er, "es gibt keinen Stern am Himmel, der dir sagt, ich helfe dir."
Jede Überschuldungsbiographie hat ihre eigenen Gesetze und Abläufe, jede ist eine individuelle Geschichte, manchmal mit einer endlosen Kette von Fehlern und persönlichem Versagen. Gemeinsam ist diesen Geschichten aber, daß die Menschen für ihr Mißgeschick, ob selbst verursacht oder nicht, vom Wohlfahrtsstaat Deutschland hart und schonungslos bestraft werden, obwohl ohne das Verschuldungsspiel, das vielen zum Verhängnis wurde, die moderne Marktwirtschaft nicht funktionieren würde.
Überschuldung ist nicht allein auf ein individuelles Fehlverhalten oder Notlagen zurückzuführen. Die Marktwirtschaft basiert auf einer sorglosen Kauflust und Kreditmentalität, bei der sogar die öffentliche Hand kräftig voranschreitet mit einem Rekordsoll von 1600 Milliarden Mark. Jede dritte Mark, die ausgegeben wird, ist inzwischen geborgt. ( . . .)
Die Banken verführen mit immer neuen und unübersichtlicheren Kreditangeboten, die eine "Leben-leicht-gemacht- Welt" per Kredit versprechen. Ihr Werbemotto: Kredite - einfach, schnell, bequem und unbürokratisch für das Traumhaus, die Traumreise, das Traumauto. Harmlos klingen die Namen wie "Idealkredit" oder "Verwöhnungskredit", "Vario-Dispokredit" oder "Persönlicher Kleinkredit". Doch was diese Angebote verschweigen: Die scheinbaren Vorteile werden durch höhere Zinsen teuer erkauft.
Wer sich täuschen läßt von diesen Angeboten, wer nicht in der Lage ist, die komplizierten Zahlengebilde zu durchschauen und zu beurteilen, ob er diesen Verpflichtungen gewachsen ist, dem wird schnell im wahrsten Sinne des Wortes der Teppich unter den Füßen weggezogen. Wer einmal strauchelt in dem komplizierten Räderwerk von Geld und Schuld, wer einmal die Balance verliert, der kommt meist in eine ausweglose Lage. Ein bißchen Pech, ein leichter Schicksalsschlag reichen aus, und eine Familie bricht ein.
Die große und wachsende Zahl der Haushalte, die überschuldet sind, und die Tatsache, daß vor allem ärmere Familien in einem ungleich höheren Maß davon betroffen sind, beweisen, daß man die Schuld nicht allein den einzelnen Kreditnehmern in die Schuhe schieben kann, wie es die Banken mit Argumenten wie "über die Verhältnisse gelebt" oder "leichtfertige Verschuldung" oft tun. Auch sie tragen einen erheblichen Teil der Verantwortung. Wer in seiner Werbung die Risiken von Krediten so vehement verschweigt, mit einem jedes Jahr steigenden Werbeetat (1989: 515 Millionen Mark) munter Geld unter die Leute bringt, ohne vor den Folgen zu warnen, wer immer nur fröhliche und junge Bankkunden zeigt, die sich dank der Bank problemlos ihre Wünsche erfüllen, der ist alles andere als maßvoll und verantwortungsbewußt, der sollte auch an den Risiken stärker beteiligt werden.
Die Mitschuld der Banken an der wachsenden Überschuldung der Privathaushalte weist der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Carl Reis in der neuesten wissenschaftlichen Arbeit zu diesem Problem nach. Er beschreibt, wie seit Mitte der siebziger Jahre die Banken fast um jeden Preis versuchten, Geld zu verleihen. Seit 1974 ließ das Kreditwesen auch seinen freiwilligen Werbeverzicht für Privatdarlehen fallen und lockte mit Sonderangeboten. Um zu expandieren, waren die Banken sogar bereit, eine geringere Zinsspanne in Kauf zu nehmen. Selbst die Deutsche Bundesbank verurteilt heute diese Praxis: "Sie schienen eher eine Einengung der Zinsmarge in Kauf genommen zu haben, als auf ein Geschäft zu verzichten und damit eventuell einen Kunden zu verlieren." Das Fazit des Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlers: "Die ,Intensivierung&rquote; der Verschuldung (ist) also im wesentlichen ein Resultat von Marktprozessen auf der Anbieterseite", also auf der Seite der Banken. Heute erleben wir die Folgen dieser "Marktstrategien": unzählige Schuldenschicksale.
Die Verbraucherverbände fordern deshalb schon seit Jahren die Möglichkeit eines Konkurses auch für Privatpersonen, wie es ihn in den USA und in einigen europäischen Ländern bereits gibt. Ein Konkurs, der einem Überschuldeten die lebenslange Bürde erläßt und ihm die Chance eines neuer Starts gibt. In den Niederlanden hat sich dafür der Begriff "fresh start" eingebürgert, d. h., jeder Mensch hat das Recht auf eine neue soziale Chance.
Nach diesem Vorbild wird auch in der Bundesrepublik ein Gesetzentwurt zur Schuldenbefreiung für zahlungsunfähige Verbraucher vorbereitet. Sieben Jahre müssen Schuldner die Bewährungsprobe bestehen. In dieser Zeit müssen sie jede zumutbare Arbeit annehmen, sie dürfen nicht kriminell gewesen sein, müssen jeden Wohnsitzwechsel melden und den pfändbarenb Teil ihres Einkommens einem Treuhänder überweisen.
Die Verbraucherverbände und Schuldnerberatungen halten diesen Entwurf für unzureichend: Denn die Frist von sieben Jahren ist viel zu lang. Die Erfahrung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in der Schuldenberatung zeigt, daß allenfalls ein Zeitraum von vier Jahren mit einem Einkommen von knapp 760 Mark durchzustehen ist.
In der "Wohlverhaltensperiode" dürfen zum Beispiel keine neuen Kredite aufgenommen werden. Wie sollen aber von 760 Mark zum Beispiel ein neuer Herd oder Kühlschrank angeschafft werden, wie sollen Reparaturen bezahlt werden? Selbst wenn man davon ausgeht, daß ein Haushalt am Anfang der sieben Jahre komplett neu eingerichtet ist, so ist es praxisfern anzunehmen, daß solche Kosten in dieser Zeit nicht anfallen. Eine Regelung dazu ist in dem Gesetzentwurf nicht zu finden.
Reiner Metz, Kreditexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sieht deshalb Schuldenopfer noch schlechter gestellt als Straftäter: "Wirtschaftlich in Not geratene Konsumenten scheinen nach Auffassung des Bundesjustizministeriums einer längeren Resozialisierungsphase zu bedürfen, als sie Straftätern zugemutet wird. Im Strafrecht beträgt die längste Bewährungsfrist fünf Jahre. Wer je ein Leben an der Pfändungsfreigrenze und damit unter Sozialhilfeniveau geführt hat, kann ermessen, wieviel in Not geratene Schuldner dies fehlerfrei über einen derart langen Zeitraum durchzustehen vermögen." Schuld und Sühne im Wohlfahrtsstaat: Während Banken und Inkassounternehmen auch noch aus den Ärmsten jahrelang versuchen, jeden Groschen herauszupressen, um an ihnen zu verdienen, verlangt man von den Abgestürzten den totalen Verzicht, der bei vielen bis an die Grenzen ihrer Gesundheit geht.
Karl Schmieder träumt davon, daß seine Angst eines Tages einfach aufhört, wenn zum Beispiel das Telefon oder die Haustür klingelt. "Dann kriege ich jedesmal die Muffe und Herzflattern, weil ich denk', das nächste Unglück steht vor der Tür, die nächste Post, die einen runterzieht, ist angesagt, wieder so ein Eintreiber, oder was weiß ich." Er möchte sich endlich wieder ganz einfach freuen, wenn es schellt. "Mal mit einem guten Gefühl leben, ganz frei und nicht jederzeit auf einen Telefonanruf mit Panik" reagieren müssen. Und seine Lebensgefährtin sagt: "Die Gedanken sind so peinigend, so intensiv die Angst. Ich habe Angst vor der Zukunft, und trotzdem will ich diese Angst bezwingen, sonst gehe ich baden, aber wer hilft mir dabei? Wann hat das mal ein Ende?"
Die Schule für Mode, Grafik und Design bietet ab März neue Kurse an. Ein Mode-Grafik-Design-Kurs I beginnt am 13. März und findet als Wochenend-Intensiv-Lehrgang statt. Ein Abendlehrgang der Stufe II fängt am 17. März an. Für Fortgeschrittene besteht ab 29. März die Möglichkeit, ihre Kenntnisse zu vertiefen.
Zwei Schnitt-Design-Kurse sind ab dem 17. April und dem 6. Mai geplant. Vom 15. bis 16. Mai wird ein Marketing- Workshop angeboten. Kreativitätstraining ist vom 12. bis 13. Juni angesagt und am 26. Juni beginnt ein Ferien-Kompaktkurs für Mode-Grafik-Design.
Weitere Informationen unter der Telefonnummer 77 85 92. reu
Eben noch rechtzeitig zur Frankfurter Messe "Ambiente", auf der edle Porzellane hoch im Kurs, im Angebot und in der Nachfrage stehen, kam der Bildband über das Porzellan aus Meißen heraus und wurde am Stand der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen GmbH vorgestellt. Ein Buch für Sammler, deren Zahl ständig wächst, die aber auch was in der "Geldkatze" haben müssen.
Ein solcher Sammler ist zur Zeit auch im Kino zu sehen. Der "Utz" mit Arnim Müller-Stahl. Und weil dessen Gesicht und Gestalt so prägnant sind, hat ihn die Manufaktur zur Gallionsfigur erkoren und dem "Sammler" seine Züge verliehen. Chefplastiker Peter Strang zeichnet dafür verantwortlich.
"Meißen - Geschichten zur Geschichte und Gegenwart der ältesten Prozellanmanufaktur Europas" wurde vom Neff- Verlag Wien als prächtig gestalteter Band mit 290 farbigen Abbildungen herausgegeben. Preis 290 Mark. Die Geschichte der Manufaktur zwischen Monarchie und Demokratie hat Bettina Schuster zur Autorin, gleichzeitig Pressesprecherin des Unternehmens. Sie betont, daß es kein Werk für Historiker sei, weil jene die Histörchen als Salz der Geschichte ablehnen, aber das Salz erst die Geschichte schmackhaft macht. Die Einleitung schrieb Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. E-S
"Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Nur Walter Ulbrichts unsterblicher Satz von 1961 fehlt als Regierungserklärung zu den Mauer-Plänen der heutigen BRD. Wohlweislich hat Innenminister Rudolf Seiters das unterlassen, als er bekanntgeben ließ, die Grenzen zu Polen und der Tschechei werden künftig mit Radar und Infrarot-Technik dichtgemacht.
Wie es von Seiters heißt, um besser gegen Schlepper und illegale Flüchtlinge vorgehen zu können. Herr Ulbricht zog seinerzeit "nur" gegen "Republikflüchtlinge" zu Felde.
Jedermann weiß, dies ist die Fortsetzung des Asyl-Streites mit anderen Argumenten. Gerade hat die CDU die Sozialdemokraten gezwungen, das Grundrecht auf Asyl faktisch abzuschaffen, damit den Deutschen gezeigt werde: Die Regierung handelt doch.
Nichts anderes möchte uns Innenminister Seiters weismachen. Wenn die Mauerwächter (FR vom 13. 2. 1993 "Rekrutierung im Osten") nur die Flüchtlinge ins Visier nähmen, sei unser "Asylproblem" gelöst.
Diese vermeintliche Lösung war seit längerem befürchtet worden. Sie ist die einfachste und die schlechteste. Westeuropa wappnet sich zum Bollwerk, damit die Hungerleider hübsch draußen vor der Tür bleiben und uns mit ihrem Anblick nicht den Sonntagsbraten verderben. Statt eine Festung des Wohlstandes zu errichten, sollte Seiters lieber ein Einwanderungsgesetz vorlegen. Politische Flüchtlinge und Zuwanderer, die sich etwas Wohlstand erarbeiten wollen, müßten dann nicht die neue Mauer überklettern.
Seiters ist kein SED-Mann. Er mußte sich auch nicht vor dem Berliner Kammergericht für Mauer und Todesschüsse verantworten. Obwohl er, bei Licht besehen, kaum etwas anderes vorbereitet. Und einen Schießbefehl, das sollten wir nicht vergessen, gibt es auch beim Bundesgrenzschutz.Thomas Dornheck, Leipzig
Ein guter Leitartikel, der Hans-Helmut Kohl da aus der Feder floß (FR vom 13. 2. 1993 "Die Medien des Schreckens"). Zu Recht beklagt er ein ". . . beschwingt gestyltes journalistisches Selbstverständnis, das die eigene Arbeit als eine möglichst gut geschnittene Abfolge von Kurzfilmen oder Zehnzeilern ansieht."
Es ist genau die Art Journalismus, die bewußt mit der Angst der Menschen spielt und sie schürt. Da wird nicht gefragt, was die Artikel oder die Sendung beim Rezipienten auslöst, da werden keine Handlungsperspektiven aufgezeigt, nicht analysiert, nicht hinterfragt, sondern lediglich die Apokalyptischen Reiter am Horizont beschworen. Dieser Journalis- mus lädt viel Schuld auf sich, da er beispielsweise dazu beiträgt, daß schon jungen Menschen das Leben, ihr Leben, verurteilen statt es zu bejahen, es zu begrüßen.
Die Welt ist nicht komplizierter geworden, sie war schon immer gnadenlos kompliziert. Die Medien sind erbarmungsloser geworden. Verpackt zwischen Werbeblöcken bombardieren sie die Zuschauer mit Todeswissen und zeigen kein Interesse an echter Kommunikation. Auch viele Zeitungen verstehen sich nicht mehr als Medium, das zwischen Rezipient und Journalist Kommunikation ermöglicht. Meist steht die Leserschaft mit den Nachrichten im Regen.
Die Macht des Wortes, sei es geschrieben oder gesprochen, ist unbeschreiblich groß, und sie liegt (leider!) auch in der Hand jener kritisierten Journalisten. Im Wort kann ein Mensch sich erheben, in ihm kann er aber auch tief fallen. Worte können einen Menschen innerlich kurz und klein schlagen. Jene Art Journalismus trägt dazu bei. Zum Glück aber gibt es auch Journalisten, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind. Siehe Hans-Helmut Kohl.
Veit Hoffmann (Pastor), Berlin
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Etataufstockung von 200 000 Mark hat das städtische Bau- und Planungsamt für den ersten Nachtrag des laufenden Haushaltes unter der Rubrik "Gemeindestraßen, Allgemeiner Straßenbau, Bürgersteigumrüstungen" angemeldet. Bisher stehen 100 000 Mark zur Verfügung, doch das erscheint dem Bauamt, das unter dieser Haushaltsstelle für 1993 200 000 Mark beantragt hatte, zu wenig. Weil in diesem Jahr neben Post und HEAG auch die Maingas buddeln will, um neue Leitungen zu verlegen, und die Stadtwerke zudem Kanal- und Wasseranschlüsse im Gewerbegebiet Mörfelden-Süd legen wollen, reichen dem Amt die bewilligten Mittel nicht aus, um die städtischen Anteile an der Buddelei zu finanzieren. Das hat Bürgermeister Bernhard Brehl inzwischen auch schriftlich bekommen. Den Wunsch nach mehr Geld begründet das Bauamt auch damit, daß im Zuge der Straßenbauarbeiten dann auch jeweils relativ kostengünstig der Belag auf Verbundpflaster umgestellt werden könne - weil dann ja auch die Versorungsunternehmen ihr Scherflein beitragen müssen. Dabei kommt die Stadt laut amtlicher Berechnung mit etwas über 57 Mark pro Quadratmeter weg, während sie - falls sie allein drangeht - mit Preisen von 120 bis 190 Mark pro Quadratmeter rechnen muß. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. Weil das Heimatmuseum in der Langstraße am Faschingssonntag geschlossen blieb, bietet die Arbeitsgemeinschaft Walldorfer Geschichte (AWG) statt dessen einen Zusatztermin an: Sonntag, 7. März, Tag der Kommunalwahl. Da seien sowieso viele Leute unterwegs, so daß "wir dann mit einer Öffnungszeit von 14 bis 18 Uhr den Besuchern garantiert entgegenkommen", ist die AWG überzeugt. Zum üblichen Rhythmus kehren die Heimatkundler ab Sonntag, 21. März, zurück. Dann ist das Museum wieder jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr offen. wal
Kein Traumjob: Wie Ortspolitiker ihr Amt mit Berufs- und Privatleben vereinaren Der Partner
muß immer
mitziehen
Idealismus gefragt
Von Ulrich Gehring
MAIN-KINZIG-KREIS. Politik als Beruf ist in Verruf geraten. Zahlreiche Spitzenpolitiker(innen) haben durch eigennütziges oder wenigstens naives Verhalten dazu beigetragen. Auch auf lokaler Ebene gibt es Vorteilsnahme und -gewährung, bei der das politische Mandat, das Vertrauen der Bevölkerung also, mißbraucht wird. Wenn der ständig beschworene Verdruß über die Parteienpolitik gerade über Mitgliedern der Ortsparlamenten ausgegossen wird, sind sie doch am leichtesten (an-) greifbar, so trifft es wohl überwiegend die Falschen. Bei halbwegs aktiven Gemeindevertreter(inne)n dürfte ihr Engagement kaum auch nur eine angemessene materielle Kompensation finden. Wie sie ihr politisches Amt mit Privat- und Berufsleben vereinbaren, hat die FR einige Ortspolitiker(innen) gefragt. Schonzeit ist der Erziehungsurlaub für CORINNA BRUSIUS-BILGMANN nicht, im Gegenteil: Die Sozialarbeiterin kandidiert am 7. März weiter vorn auf Schönecks SPD-Liste als in den beiden Wahlperioden zuvor. Noch eine Weile wird sie das Parlament durch ihre im Sommer geborene Lena bereichern. Die ist ein "liebes" Kind, das höchst selten Kommentare zu den Debattenreden abgibt. Zuerst hätten alle Bekannten gesagt: "Wenn das Kind da ist, gibst Du die Politik eh' auf", zumal sie seit Anfang 1992 zusätzlich noch mit dem Vorsitz im Sozialausschuß belastet war. Sie machte aber weiter, wollte nicht nur das "Hausmütterchen" spielen. Die Genoss(inn)en hatten schnell spitz, daß sie nun daheim, also stets erreichbar war. Die Folge: Man spannt sie heute mehr für die Parteiarbeit ein als je zuvor.
Wenn der Ausschuß tagt, hütet Ehemann Jürgen die Kleine. Bei Parlamentssitzungen kommt das schon deswegen nicht in Frage, weil auch er und die Großmutter als potentielle Babysitterin gleichfalls in der Gemeindevertretung sitzen. Es ist streßig, sagt die junge Mutter, im Parlament aufmerksam zu sein und dabei stets ein Auge aufs Kind zu haben. Ihre positive Erfahrung: Nie sei sie, wie befürchtet, blöd angesprochen worden, wenn sie Lena in Sitzungen mitbrachte.
Das schwarze ist das falsche Parteibuch, um in Schöneck Karriere zu machen. Der Kämpe der konservativen Fraktion überlegte denn auch nicht lang: Als seine Firma FRITZ KARRENBROCK nach der Öffnung des Ostens Gelegenheit gab, mit Mitte fünfzig noch eine neue Herausforderung anzunehmen, griff er zu. Dafür gab er mitten in der Wahlperiode den Fraktionsvorsitz ab. Sicherheitstechnik für die neuen Banken vermarktet er, ein zeitraubendes Geschäft, bei dem er im Schnitt monatlich drei Staaten bereist. Da müsse man von permanenten Feierabendverpflichtungen frei sein.
Sein Glück: Fraktionskollege Gerhard Denk war daran interessiert in der Partei mehr Verantwortung zu übernehmen. Die zwei sind Freunde. Karrenbrock arbeitete Denk ein Jahr lang ein; in der Gemeindevertretung sitzt er weiter neben ihm, und er kandidiert auf Platz zwei.
Vom Wahlkampf abgesehen, der alle Kräfte fordert, weil die CDU wegen Bonn unter kräftigem Gegenwind leide, ist Karrenbrock heute noch einen, anderthalb Abende je Woche in politischer Mission unterwegs. Vor dem Wechsel an der Fraktionsspitze war er dies mehr als doppelt so oft. Das erkenne selbst seine berufstätige Frau an, die früher mehr als einmal "revoltiert" habe. Mit ihr praktiziere er nach wie vor häusliche Arbeitsteilung, "ich: Küche - sie: Wäsche".
Ganz neu in Nidderau war die Mutter von drei Kindern, als sie in die Ortspolitik ging. Bald war ein Grüner Ortsverband gegründet, und im Handumdrehen saß MONIKA RÖLLING zusammen mit Walter Heidrich im Stadtparlament. Politik half ihr, der Isolation vieler zugezogener Hausfrauen zu entgehen. Nächste Wahlperiode war man in der Fraktion zu fünft; für die Vorsitzende Rölling wurde die Arbeit dadurch nicht weniger, sondern mehr: "Fünf Leute packen halt mehr Themen an." Frühere Engagements, etwa bei "Robin Wood" mußten zurückstehen.
Die Zeit im Parlament habe ihr viel gegeben. Doch diesmal wollte sie nicht mehr kandidieren: Die Kinder sind zwischen zehn und achtzehn Jahren alt. Die gelernte Verlagskauffrau Rölling möchte ins Berufsleben zurück. Zuletzt ließ sie sich doch noch für ei- nen hinteren Platz (Nr. 5) nominieren. Wie ihre SPD-Kollegin Lisa Limpert Beruf, Fraktion , Kinder und Haus unter einen Hut kriegt, bewundert die Grüne. Sie selbst habe Politik und Muttersein nur vereinbaren können, weil ihr Mann "mitzog". Dabei sei sie keine "Superhausfrau". Ihre Mutter habe bei Besuchen bisweilen gefrozzelt: "Monika, laß' doch den städtischen Haushalt liegen und mach' erst einmal deinen eigenen."Mehrheit für Jugendhaus Revisionsamt zweifelt Bedarf an / Hartinger schert aus
UNTERLIEDERBACH. SPD, Grüne und Christdemokrat Josef Hartinger haben am Dienstag im Ortsbeirat nach nicht-öffentlicher Beratung dem Bau eines Kinder- und Jugendheims in Unterliederbach zugestimmt. Hartingers Fraktionskollegen wollten das Projekt zurückstellen. Grund: Die Autoren eines der CDU zugespielten und "vertraulichen Revisionsberichtes" zweifeln den Bedarf für ein weiteres Heim an. Im Neubau für 8,9 Millionen Mark will der Magistrat an der Euckenstraße Platz für insgesamt 37 Mädchen und Jungen schaffen.
Weil er über einen als vertraulich abgestempelten Bericht nicht öffentlich reden könne, beantragte CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens am Dienstag abend, den Tagesordnungspunkt "Kinder- und Jugendheim" hinter verschlossenen Türen zu beraten. Dort plädierten die Christdemokraten laut Hans-Georg von Freyberg (CDU) dafür, die Entscheidung über den Bau zurückzustellen, bis alle Fraktionen den Bericht der städtischen Finanzkontrolleure auf dem Tisch haben.
Doch da mochten Sozialdemokraten, Grüne und CDU-Abweichler Josef Hartinger nicht mitmachen. SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt: "Das hätte das wichtige Projekt nur verzögert." Thomas Schlimme von den Grünen mutmaßte gar, die CDU spiele auf Zeit, spekuliere auf einen Wechsel nach dem 7. März, um das Heim dann kippen zu können. Einzig Christdemokrat Josef Hartinger scherte aus seiner Fraktion aus und bildete sich ein eigenes Urteil: "Ich kann nicht annehmen, daß Rechnungsprüfer kompetent sind, pädagogische Arbeit zu beurteilen."
Nach Informationen der FR werden in der laut Roland Frischkorn (Sozialdezernat) "internen Stellungnahme des Revisionsamtes" tatsächlich scharfe Töne angeschlagen. Es sei fraglich, ob ein solches Projekt angesichts leerer Kassen überhaupt noch zu verantworten sei, soll es im Bericht heißen. Die Revisoren zweifeln Frischkorn zufolge sogar an, daß in Frankfurt weitere Heimplätze benötigt werden. Durchschnittlich seien die fünf städtischen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu 25 Prozent unterbelegt, rechnen die Prüfer vor. Um dies zu kaschieren, setze die Stadt die Zahl der Heimplätze einfach niedriger an und bilde kleinere Gruppen.
Was die Informanten der CDU im Ortsbeirat allerdings verheimlichten: Auf den kritischen Prüfbericht hat das Sozialdezernat längst geantwortet - und mit Schreiben vom 30. Dezember '92 einiges richtiggestellt. Demzufolge gehen die Leitlinien des Landeswohlfahrtsverbandes von einer durchschnittlichen Belegung von 90 Prozent aus. Eine Grenze, die in Frankfurt in den vergangenen Jahren lediglich 1987 (86,8 Prozent) und 1991 (89,5 Prozent) leicht unterschritten wurde. 1989 waren gar 95,3 Prozent aller 139 städtischen Kinder- und Jugendheim- Plätze besetzt, 1992 immerhin 91 Prozent.
Noch eindrucksvoller sind die Zahlen für das Bürgermeister-Gräf-Haus in Sachsenhausen, das der Neubau in Unterliederbach als eine von drei Nachfolgeeinrichtungen ersetzen soll. Die Statistik des Sozialdezernats weist hier für 1991 eine fast 105prozentige Belegung aus. 1992 waren es unterm Strich 99,5 Prozent.
Frischkorn zufolge konnten auch die anderen Vorwürfe der Prüfer entkräftet werden. "Sowohl beim Personalschlüssel als auch bei der Ausstattung halten wir uns streng an die Richtlinien des Hessischen Jugendwohlfahrtsausschusses." Auf die Replik des Sozialdezernates reagierte das Revisionsamt bislang nicht. Frischkorn: "Die haben das wohl zur Kenntnis genommen." tos
UNTERLIEDERACH. Katastrophenszenario: Männer in weißen Schutzanzügen und Atemschutzmasken verpacken rote Erde in Spezialbehälter. Verlassen sie den Gefahrenbereich, müssen sie in einer Container-Schleuse duschen.
Als erste von insgesamt 25 mit Kieselrot-Belag kontaminierten Flächen im Stadtgebiet wird zur Zeit das Kleinspielfeld auf dem Sportgelände an der Hans- Böckler-Straße saniert. Arbeiter der Firma Rundel tragen im Auftrag der Stadt rund 250 Kubikmeter des dioxinbelasteten Kieselrots ab und verladen das "Gefahrengut" in 30-Fuß-Container.
Lkw transportieren den krebserregenden Belag dann über die Autobahn nach Kochendorf bei Heilbronn. Dort wird der Aushub nach Auskunft von Stephan Heldmann, Kieselrot-Experte im Gartenamt, in einem Salzbergwerk endgelagert. Pro Tonne muß die Stadt dafür etwa 450 Mark berappen. Insgesamt rechnet Heldmann mit Sanierungs-Kosten von 700 000 Mark. Das Kleinspielfeld soll anschließend einen Kunstrasen bekommen. Weil dafür bereits Geld im Haushalt eingeplant war, machte sich die Entsorgungs-Kolonne zuerst in Unterliederbach an die Arbeit.
Der zum Teil verseuchte und nach wie vor gesperrte Hof der Albrecht-Dürer- Schule in Sossenheim steht zwar auf der Prioritätenliste ganz oben, wann das Kieselrot hier abgetragen wird, kann Heldmann allerdings nicht prophezeien. "Der Stadtkämmerer muß jetzt entscheiden." Ihm liegen die Anträge für Darlehen vor, mit denen die 1,7 Millionen Mark teure Sanierung finanziert werden soll.
Auf der Liste der 25 kontaminierten Flächen stehen auch der Sportplatz am Sindlinger Kreisel und zwei Boccia-Bahnen im Sossenheimer Henri-Dunant-Ring und in der Carl-Sonnenschein-Straße. tos
HB BRÜSSEL, 2. März. In Belgien, vor allem im flämischen Landesteil, ist eine intensive Kampagne eingeleitet worden, um die Benutzung von Kondomen zu fördern und dadurch einer Ansteckungsgefahr durch das HIV-Virus zu begegnen. Über Radio und Fernsehen, mit Plakaten in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Hausarzt, in Apotheken und mittels Zeitungsinseraten wird die Bevölkerung angespornt, öfter Kondome zu benutzen.
Die Belgier sind in dieser Hinsicht noch sehr zurückhaltend. Eine statistische Untersuchung hat ergeben, daß im vorigen Jahr bei einer Gesamtbevölkerung von 10,4 Millionen nur etwas mehr als zehn Millionen Kondome verkauft wurden. In einer Stadt wie Antwerpen mit etwa einer halben Million Einwohnern gibt es nur 40 Automaten, denen pro Woche ungefähr 20 Kondome entnommen werden. Das flämische Ministerium für Volksgesundheit hat angekündigt, daß in den nächsten Monaten zusätzlich 300 Kondom-Automaten in Cafés und Diskotheken plaziert werden sollen.
Wie sich die Zeiten und die Sitten ändern: In Belgien mit seiner überwiegend katholischen Bevölkerung war bis 1973 das Kondom als Mittel zur Empfängnisverhütung gesetzlich verboten. Bis 1984 durfte keine Reklame dafür gemacht werden.
OFFENBACH. Seit in Nicaragua nicht mehr die Sandinisten das Sagen haben, sondern die U.N.O.-Regierung, ist der Alltag an der Oberfläche bunter und lauter geworden. So beschreibt eine Dokumentation der Solidaritätsbrigade das Land. Im Juli 1992 hatten 14 Brigadisten in Rivas - seit 1986 mit Offenbach verschwistert - handfeste Entwicklungshilfe geleistet und herausgefunden: Der bunte Schein trügt. Im Land herrsche immer noch große Armut. "60 Prozent Arbeitslosigkeit": Wolfgang Christian hält die Zahl all jenen entgegen, die dem Verein Para- Nicaragua, kurz PaNic, erzählten, mit der Nicaragua-Arbeit sei es längst vorbei, andere politische Themen wie Asylbewerber gelte es anzupacken. Die Partnerschaft mit Rivas ist ja auch bei den Christdemokraten nicht unumstritten.
Christian setzt dem entgegen, Nicaragua brauche immer noch die internationale Unterstützung der Sandinisten, weil sie die einzige politische Kraft seien, den Weg aus der Massenarmut zu zeigen.
Was die Offenbacher Brigadisten in ihrem Buch zusammengetragen haben, stellt eine Momentaufnahme Nicaraguas und der Partnerschaft mit Rivas dar. Dem ersten Eindruck von knalligen T- Shirts, lärmendem TV und einem größeren Angebot auf den Märkten stünden Armut, Obdachlosigkeit und eine katastrophale medizinische Versorgung gegenüber. Errungenschaften der Sandinisten, wie die Gesundheitsposten auf dem Lande, seien auf der Strecke geblieben. Unter der U.N.O. mit der Präsidentin Violeta Barrios de Chamorro ziehe sich der Staat aus immer mehr Funktionen, wie der Gesundheitsvorsorge, dem Schulwesen und der Wirtschaftsregulierung, zurück. Wie immer arbeiteten die Brigadisten während ihres mehrwöchigen Aufenthals an verschiedenen Projekten mit. Sie schauten nach der Dachziegelfabrik in Rivas, die das Land Hessen schon zum zweiten Male mit 22 000 Mark bezuschußt hat, und die mit 200 000 Mark von der EG ausgebaut werden soll. Sie halfen eine Wasserleitung zu verlegen, wobei die einheimischen Frauen am härtesten mit anpackten. Sie deckten 34 neue Dächer zusammen mit den Familien, die die Hütten bewohnen. Mit einer Spende griffen die Brigadisten den Ureinwohnern Nicaraguas, den Indigenas, unter die Arme. Schulpartnerschaften Natürlich gab es im vergangenen Sommer auch Gespräche mit Wilfredo Santana, der acht Jahre lang sandinistischer Bürgermeister von Rivas war und heute offiziell die Städtepartnerschaft mit Offenbach koordiniert. Santana berichtete von den Bestrebungen der ehemaligen Großgrundbesitzer, die Landreform der Sandinisten rückgängig zu machen.
Seinen Nachfolger, den Christdemokraten Antenor Lopez, lernten die Brigadisten als einen Mann kennen, der der Offenbacher Entwicklungshilfe für soziale, "wenn man so will, sandinistische Projekte", wohlwollend gegenübersteht; wie dem Frauenhaus. Dort werden die von gespendeten Näh- und Schreibmaschinen für Kurse gebraucht und benutzt.
Die Brigade wollte auch die Schulpartnerschaften zwischen Offenbach und Rivas wiederzubeleben, machte Besuche in allen Schulen. Laut Wolfgang Christian gab es ursprünglich einmal vier Partnerschaften. Auf Offenbacher Seite sind mit der Humboldt- und der Goetheschule zwei übriggeblieben, und 1992 ist die Albert-Schweitzer-Schule neu hinzu gekommen. Die Käthe-Kollwitz-Schule wird wie die Schiller- und Marienschule für neue Partner vorgeschlagen, da "ihre Schule" in Nicaragua geschlossen wurde.
SACHSENHAUSEN. Nicht ohne ein Geschenk war Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, der Vorsitzende des Frankfurter Roten Kreuzes, nach Sachsenhausen gekommen: Die Sozialstation Süd des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Mörfelder Landstraße 94 feierte jetzt ihren ersten Geburtstag. Moog überreichte Brigitte Schleicher, der Leiterin der Sozialstation, die Schlüssel für ein neues Einsatzfahrzeug, das vom Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit finanziert wurde. Der Kleinwagen wird dringend benötigt: "Damit können wir Fahrten machen, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu lange dauern würden", freute sich Sozialarbeiterin Brigitte Schleicher. Bislang waren die meisten Mitarbeiter mit Bussen und Bahnen unterwegs. Im vergangenen Februar hatte die Sozialstation ihre Arbeit aufgenommen. Heute arbeiten dort sieben Krankenschwestern und ebenso viele Zivildienstleistende, die annähernd 60 Patienten pflegen und weiteren 90 Personen im Haushalt helfen. Das Einzugsgebiet umfaßt neben Sachsenhausen auch Niederrad und Oberrad.
Die medizinische Versorgung beinhaltet die Grund- und Behandlungspflege, die Betreuung in Zusammenarbeit mit Ärzten und das Führen der Pflegedokumentationen. Die Kosten in Höhe von 41 Mark je Stunde übernehmen die Krankenkassen für maximal vier Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt. Danach zahlen die Kassen nur dann weiter, wenn eine schwere Pflegebedürftigkeit vorliegt.
Das zweite Standbein der Station ist der mobile Hilfsdienst. Die sieben Zivildienstleistenden putzen, kaufen ein oder erledigen Behördengänge. Dieses Hilfsangebot ermöglicht es vielen alten Menschen, auch weiter in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, denn oft sind es nur Kleinigkeiten, die sie nicht mehr selbst erledigen können. Die Kosten in Höhe von zehn Mark je Stunde müssen privat aufgebracht werden. Wo dies nicht möglich ist, übernimmt das Sozialamt im Einzelfall die Kosten.
Sorgen bereiten Brigitte Schleicher die Zivildienstleistenden. "Wir sind mit allen Zivis, die zur Zeit bei uns arbeiten, zufrieden, aber es wird immer schwerer, neue zu finden. Durch Mundpropaganda der Ex-Zivis haben wir es immer wieder geschafft, die freigewordenen Stellen zu besetzen." Doch für April und Mai sieht es schlecht aus: derzeit liegen noch keine Bewerbungen vor. "Bisher haben wir das immer noch hinbekommen, aber langfristig planen kann man damit nicht."
Neben der Pflege und dem mobilen Hilfsdienst berät die Sozialstation Süd auch über "Essen auf Rädern", Erste-Hilfe-Kurse, Blutspende, Abgabe von Kleidern, Möbel, Haus- und Elektroartikeln oder Mütter- und Kinderkuren. Außerdem gibt die Sozialstation eine Seniorenzeitschrift heraus.
Die Sozialstation ist auch Anlaufstelle, für Hilfesuchende mit den verschiedensten Problemen. Ob es sich um die Hilfestellung bei Kindergeldanträgen, die Suche nach verlorenen Ehemännern oder unbekannten Straßen handelt, die Mitarbeiter versuchen zu helfen. Und wo dies einmal nicht möglich ist, können sie Ansprechpartner nennen, die weiter helfen können.
Die Sprechzeiten der Sozialstation Süd in der Mörfelder Landstraße 94 sind montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr und montags und mittwochs von 14 bis 16 Uhr. Telefonisch erreichbar ist sie unter der Nummer 61 30 58. ova
GOLDSTEIN. Der Ortsbeirat 6 hat in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März des Jahres einen Magistratsbericht zur Frage "Ist Goldstein Stadtteil oder nicht?" abgelehnt. In dem Bericht hatte der Magistrat die Anregung des Beirates, Goldstein als eigenständigen Stadtteil zu führen, mit der Begründung zurückgewiesen, daß es die offizielle Bezeichnung Stadtteil nicht gibt (die FR berichtete).
Die Ortsbeiräte lehnten den Magistratsbericht nun ihrerseits einstimmig ab und verabschiedeten zusätzlich eine Protokollnotiz der SPD-Fraktion. In der Erklärung weisen die Sozialdemokraten darauf hin, daß Goldstein bei statistischen Erhebungen nicht von Schwanheim getrennt werde. "Wir wollen keine unnötigen Verwaltungskosten entstehen lassen", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Wildhirt, "für exakte Planungen beispielsweise in der Schul- und Kindergartenpolitik müssen aber getrennte Zahlen für Goldstein und Schwanheim vorhanden sein". hen
SCHWANHEIM. Seit einigen Wochen herrscht auf dem Schwanheimer Kerbeplatz rege Bautätigkeit. Maschinen und Material verteilen sich über die gesamte Wiese am Mainufer. Werner Kristeller, stellvertretender Leiter des Stadtentwässerungsamtes, klärte den Ortsbeirat 6 in seiner jüngsten Sitzung über die Hintergründe der Baustelle auf: Vom Klärwerk Niederrad bis zum Schwanheimer Ufer wird eine neue unterirdische Rohrleitung verlegt, die den alten Auslaßkanal des Klärwerkes ersetzen wird. Die Kosten für das Bauprojekt, das nach den Worten von Werner Kristeller Mitte 1994 abgeschlossen sein soll, betragen etwa 18,5 Millionen Mark.
Die Abwässer der Niederräder Aufbereitungsanlage fließen bislang auf Höhe der Griesheimer Schleuse in den Main. Das Rohr mit einem Durchmesser von 1,70 Meter stammt aus dem Jahr 1932 und ist für die heutigen Wassermengen "nicht mehr leistungsfähig genug", wie der stellvertretende Amtsleiter erklärte. Darüber hinaus bringe die Einleitung von bis zu 22 Kubikmeter Wasser pro Sekunde direkt an der Griesheimer Schleuse Konflikte mit dem Schiffahrtsamt mit sich.
"Der neue Auslaßkanal wird unterhalb der Schleuse enden und den Schiffsverkehr nicht mehr behindern", erläuterte Kristeller. Das neue Rohr weist mit 3,40 Meter den doppelten Durchmesser der alten Leitung auf und soll im sogenannten "Durchpreßverfahren" unter der Schwanheimer Uferstraße verlegt werden, ohne diese aufzureißen.
Ganz ohne Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs wird der Bau jedoch nicht vonstatten gehen: Ab April müssen die Autofahrer auf der Schwanheimer Uferstraße zwischen Griesheimer Schleuse und Rheinlandstraße mit nur einer Fahrspur auskommen. Für Fußgänger und Radfahrer soll der Mainuferweg trotz des Materiallagers am Kerbeplatz während der gesamten Bauzeit durchgängig benutzbar bleiben.
Die neue Rohrleitung wird in einer sogenannten "Feldfabrik" vor Ort auf dem Kerbeplatz zusammengeschweißt. "Es hätte riesige Transportprobleme mit sich gebracht, das fertige Rohr anzuliefern", informierte Werner Kristeller den Beirat. Für die provisorische Fabrik mußten einige Bäume gefällt werden, die bereits durch Neupflanzungen ersetzt wurden.
Die Sorgen des Schwanheimer Vereinsrings, der Kerbeplatz könnte bis zum Herbst nicht wieder benutzbar sein, räumte Kristeller aus dem Weg: "Spätestens Ende Juni verschwindet die Feldfabrik." Das Durchpressen der Rohre soll dann bis zum Spätherbst des Jahres abgeschlossen sein.
Von den Bauarbeiten ist auch der Kleintierzuchtverein Goldstein betroffen, der sein Heu von der jetzt belegten Mainwiese bezieht. "Wir wissen nicht, wo wir im nächsten Sommer unser Heu hernehmen sollen", beschwerte sich Vorsitzender Fritz Leonhard im Laufe der Beiratssitzung. Das Problem konnte jedoch unbürokratisch an Ort und Stelle gelöst werden. Georg Diehl, ansässiger Landwirt, bot dem Verein an, das nötige Gras von seinen 13 Hektar Wiesenfläche bereitzustellen. Das Stadtentwässerungsamt will beim Transport der etwa 500 kleinen Heuballen aushelfen. hen
Auf dem Programmparteitag zum Thema Kinder und Schule hatte die CDU noch einmal die große Keule geschwungen. "Rückgängig machen" lautete die häufigste Forderung im Bildungspapier der Christdemokraten. Gleichwohl wolle die CDU nach einem Wahlsieg am 7. März gar nicht alles anders machen, räumt deren schulpolitischer Sprecher Gerhard Ley ein. Vor allem in der Kinderbetreuung will die CDU das meiste von dem fortführen, was die rot-grüne Koalition erdacht und begonnen hat.
Manches ist darunter, was der vormalige CDU-Schuldezernent Bernhard Mihm nicht mit der Feuerzange angefaßt hatte. Beispiel Kindersofortprogramm: Die bessere Förderung der Kinder- und Schülerläden, von Christdemokraten einst als antiautoritäre Brutstätten verteufelt, soll weitergehen. Klar: Wenige der rot-grünen Errungenschaften waren so erfolgreich wie die neuen Ideen in der Kinderbetreuung. Mehr als 1600 zusätzliche Betreuungsplätze haben die freien Träger in kürzester Zeit in den Stadtteilen geschaffen, wo die Stadt zuvor jahrelang vergeblich nach Bauplätzen für Kindertagesstätten gesucht hatte. Die neue betriebsnahe Kinderbetreuung ist bundesweit Modell.
Gleichwohl wird das Unbehagen der CDU mit dieser Form der Elterninitiative deutlich, wenn Ley von einem "Notprogramm" spricht. Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) sieht in den Kinderläden dagegen einen Baustein zur pluralistischen Betreuungs- Vielfalt in der Stadt. Angesichts steigender Kinderzahlen will die Stadträtin nach den Wahlen mit Volldampf weitere Plätze schaffen. Zugleich will sie zu "pädagogischen Reformen" in den Kindertagesstätten ermuntern. Stichworte: Umweltlernen, Öffnung zu den Stadtteilen, mehr Verantwortung für Erzieherinnen.
Die Betreuungsschulen, die Mihm als eine Aufgabe des Landes immer weit von sich gewiesen hatte, hat auch die CDU mittlerweile als gute Idee erkannt. Selbst bei den Berufsschulen lassen sich kaum Differenzen ausmachen. Der Berufschulplan findet grundsätzlich breite Zustimmung. Sein einziges Manko: bisher steht er nur auf dem Papier. Wie vor vier Jahren betonen jetzt wieder alle Parteien, wie sehr ihnen die Berufsschulen doch am Herzen liegen und daß sie ihnen Platz und moderne Ausstattung verschaffen wollen.
Die CDU will sofort mit der Sanierung der Berufsschule in der Hamburger Allee beginnen. Ebeling, ein gebranntes Kind nach dem Rückzug des Umbauprojekts im vergangenen Jahr, hält sich zurück mit Versprechungen. Gleichwohl versichert sie, die Hamburger Allee werde vom Magistrat als "nächstes großes Projekt" angepackt.
Nur bei der Philipp-Holzmann- Schule scheiden sich die Geister. Die CDU sieht genügend Platz für die Berufsschule in der Ernst-Reuter-Schule I, die der rot-grüne Magistrat für die Zusammenlegung der beiden Ernst-Reuter-Schulen aber fest verplant hat. Der große Krach geht weiter in der Schulpolitik. Die CDU will sofort den fast genehmigten Schulentwicklungsplan (SEP) zurückziehen. Obwohl städtische Kompetenzen begrenzt sind, will Ley die Hauptschulen beleben, das dreigliedrige Schulsystem stärken. Daran war schon CDU- Kultusminister Wagner gescheitert. Mit dem SEP, der viele Hauptschulzweige schließt, hatte Ebeling besiegelt, was die Eltern mit ihrer Schulwahl entschieden hatten. Den ungeliebten Gesamtschulen will die CDU nicht an den Kragen, sagt Ley. Nur neue soll es nicht geben. Gleichwohl verlangt das Schulprogramm der CDU ein Ende der "massiven Bevorzugung mit Räumen und Sachmitteln".
Mit der Umsetzung des SEP will Rot-grün dagegen mehr wohnortnahe Bildungsangebote schaffen und das Abitur in mehr Stadtteilen möglich machen. Besonderen Akzent legt die Spitzenkandidatin der Grünen auf Fortführung der Integration Behinderter und des Umweltlernens in den Schulen.
Nachdem der Magistrat drei Entwicklungspläne für Schulen, Berufsschulen und Kindertagesstätten in Auftrag gegeben hat, sei nun deren Umsetzung und die "Konsolidierung des Begonnenen" angesagt, unterstreicht Ebeling. luf
Das Ende der Treuhandanstalt, die im nächsten Jahr ihr Privatisierungsgeschäft abgeschlossen haben will, rückt näher. Zwar ist es noch zu früh für eine Bilanz, aber je stärker der industrielle Niedergang in Ostdeutschland voranschreitet und je verzweifelter um die wenigen verbliebenen großen Unternehmen wie zum Beispiel Eko Stahl in Eisenhüttenstadt gekämpft wird, desto drängender stellt sich eine Frage: Ginge es der am Boden liegenden Wirtschaft zwischen Elbe und Oder heute besser, wenn die größte Staatsholding aller Zeiten sich nach der Wende entschlossener darangemacht hätte, die ihr übereigneten "volkseigenen" Betriebe und Kombinate zu sanieren?
Die Antwort ist höchst umstritten. Die Treuhand will sich natürlich keine Schuld zuschieben lassen und macht die zusammengebrochenen Märkte in den früheren Comecon-Ländern für die katastrophale Lage verantwortlich. Unermüdlich präsentiert sie ihren Kritikern die Erfolgsbilanz: Mehr als 130 Milliarden Mark an Investitionen und 1,3 Millionen Arbeitsplätze hätten Investoren zugesagt; über 70 Milliarden Mark habe die Behörde selbst in die Sanierung von Unternehmen gesteckt.
Doch diese Argumentation will nicht so recht überzeugen. Immer mehr Käufer von Betrieben halten ihre Versprechungen nicht ein. Und immer deutlicher wird, daß offenbar nur ein verschwindend geringer Teil der angehäuften Milliardenschulden der Treuhand der aktiven Sanierung solcher Unternehmen zugute kam, für die kein ernsthafter Interessent gefunden werden konnte.
Zuwenig ist geschehen, um fähige Sanierer zu gewinnen, die Produktpaletten umzustellen und neue Märkte zu erobern. Seit langem ist klar, daß Hunderte von Firmen kurzfristig nicht verkauft, aber wegen politischen Drucks und aus sozialer Verantwortung heraus auch nicht geschlossen werden können. Nur zaghaft angelaufen sind Sanierungsversuche über die Gründung von Managementholdings; ganz zu schweigen davon, daß dieses Instrument allenfalls partiellen Erfolg verspricht.
Es ist höchste Zeit, daß die Länder, die an eigenen Hilfsprogrammen oder wie Sachsen gar an einer Industrieholding arbeiten, die Verantwortung für die Rettung überlebensfähiger Betriebe übernehmen und dafür vom Bund auch Gelder bekommen. Letztlich geht es um Strukturpolitik, und die kann nicht Aufgabe eines zentralistischen Molochs in Berlin sein, der viel zu weit weg ist von den existentiellen Problemen der Menschen, der Betriebe und der Regionen - und der viele Ostdeutsche bis heute fatal an das alte SED-Planungsbüro erinnert. Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte dafür plädiert, die Treuhand regional zu organisieren. Vielleicht wäre dann einiges besser gelaufen. wüp
Rufe nach einem politischen Wandel sind in Indonesien kurzlebig. Erweisen sie sich als hartnäckig, prallen sie an den Schlagstöcken der Bereitschaftspolizei ab. Mit ihnen machten jene 200 Studenten Bekanntschaft, die kürzlich für einen Wachwechsel an der politischen Spitze demonstrierten. Inzwischen haben die wichtigsten politischen Kräfte - die regierende Golkar, die muslimische Entwicklungspartei und die christlich-nationalistischen Demokraten ihre Nominierung kundgetan. Die beratende Volksversammlung, die zwischen dem 1. und 11. März den nächsten Präsidenten wählen soll, bleibt beim "Alten". Suharto ist der einzige Kandidat und wird zu seiner sechsten Amtsperiode antreten.
Nicht einmal eine formale Alternative wird der 1000köpfigen Volksversammlung präsentiert. Die demokratische Partei, PDT, hat im letzten Moment ihren eigenen Kandidaten zurückgezogen, Guruh Sukarnoputra, Sohn Sukarnos, des ersten Präsidenten im unabhängigen Indonesien. Eine herbe Enttäuschung für viele Indonesier, die sich um ihre Stimme betrogen sehen. Hatte doch gerade die PDI bei den Parlamentswahlen im Juni des vergangenen Jahres mit ihrem Ruf nach personellen Veränderungen und einem neuen politischen Stil erheblich in der Gunst der Wähler - und damit Sitzen im Abgeordnetenhaus - zugelegt. "So sind nun einmal zur Zeit die politischen Verhältnisse", erklärte der Sprecher der Partei, Alex Asmasubrata, resignierend nach dem Votum der Parteiversammlung.
Ob sich die PDI unter Druck gesetzt sah, wollte der Parteivorsitzende Suryadi nicht sagen. Es schien ihm einfacher - und sicherer - von einem Mißverständnis zu reden, dem die Parteigänger im Sommer '92 aufgesessen seien. Aber auch so weiß jeder Indonesier, daß sich die überwiegend christlich-nationalistische Partei bei einem Versuch, gegen den politischen Hauptstrom zu schwimmen, ins politische Abseits manöveriert hätte. Denn es gibt nun einmal in der gegenwärtigen politischen Landschaft Indonesiens weit und breit keine Persönlichkeit, die den 71jährigen Suharto herausfordern könnte und damit Aussicht auf Erfolg hätte.
Um so heftiger ist die Diskussion um die Position des Vizepräsidenten entbrannt, die - so glaubt man angesichts des fortgeschrittenen Alters von Suharto - diesmal zweifelsohne mit der Nachfolgefrage verknüpft ist. Da ist Innenminister Rudini im Gespräch. Auch der Forschungs- und Technologieminister Bacharuddin Jusuf Habibie hat sich angedient und die Muslime würden gerne Abdurrahman Wahid ins Feld führen, den Präsidenten der Bruderschaft der islamischen Lehrer. Abri, die indonesischen Streitkräfte, setzen auf ihren Oberkommandierenden, General Try Sutrisno, der noch vor der Einberufung der Volksversammlung aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst scheidet.
Als Zivilist, so glauben politische Beobachter in Djakarta habe Habibie - einst Vizepräsident bei dem deutschen Flugzeugbauer MBB - wohl kaum Chancen, in der Volksversammlung eine Mehrheit zu finden. Das jedoch sei wiederum auch nicht von Bedeutung. Wen Suharto nominiert, der gilt als gewählt. Und noch hat sich der Präsident über die Person seines Vize nicht geäußert und wird dies - seinem bisherigen Stil zufolge - wohl auch erst vor der Volksversammlung tun.
Habibie steht dem Präsidenten sehr nahe, eine Beziehung, die in die Kindheit des Forschungsministers zurückreicht. Darauf schien sich Habibie auch zu stützen, als er sich in einem Interview mit einer indonesischen Wochenzeitung selbst nominierte. Zwar hat Suharto immer wieder seinen unabhängigen Willen im politischen Manöverieren bewiesen, aber auch er kann nicht gänzlich am Einfluß der Militärs vorbei entscheiden. Und die Abri haben überraschend schon im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen wissen lassen, daß sie General Sutrisno für den geeigneten Kandidaten halten.
Sutrisno erfüllt die drei traditionell wichtigsten Voraussetzungen für ein hohes Amt in der indonesischen Politik. Er ist Jawaner, er ist Muslim und er stammt aus dem Waffenflügel der Streitkräfte - anders als der jetzige Amtsinhaber, Vizepräsident Sudharmono, der sich seine Offizierssterne am Schreibtisch verdiente. Mit der Nominierung Sutrisnos bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, signalisiert das Militär, daß es auch zukünftig nicht auf seinen bestimmenden Einfluß in der Politik verzichten will.
Politische Beobachter rätseln. Soll die Nominierung des Generals Suharto ein Zeichen geben? Oder ist die Neubesetzung des Vizepräsidentenstuhls bereits beschlossene Sache? Suharto läßt sich jedoch nicht unter Druck setzen. Sudharmono wurde trotz des Widerstands der Militärs ins Amt geliftet. Aber auch Suharto kann es sich nicht leisten, den Militärs ein zweites Mal ins Gesicht zu schlagen. Er muß sich für einen Mann entscheiden, der in der Lage ist, die Präsidentschaft zu übernehmen, falls der alternde Präsident die fünfjährige Amtszeit nicht durchstehen sollte. Da bietet sich ein Mann wie Sutrisno schon im Interesse der politischen Stabilität an, ein Mann, der in die von Suharto selbst geschaffene politische Kultur der Dominanz der Streitkräfte paßt.
Abdurrahman Wahid, Generalsekretär der Nahdlatul Ulama, der einflußreichen Bruderschaft der muslimischen Lehrer, hält sich derweil im Hintergrund. Seit er seine Organisation aus der muslimischen Parteienallianz der Vereinigten Entwicklungsparteil herausgenommen und bei der regierenden Golkar eingebracht hat, arbeitet er zielstrebig an der Veränderung der politischen Kultur. Der Einfluß der Muslime auf Suharto ist seither sichtbar gewachsen, und Wahid kann ohne Übertreibung behaupten, daß der Islam seither eine führende Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft spielt.
Die Nahdlatul Ulama hat systematisch alle Ebenen der politischen Hierarchie durchdrungen. Unter Wahids Einfluß wurden die islamische Religionsgerichtshöfe der staatlichen und militärischen Judikative gleichgestellt. Suharto hat den Wandel wahrgenommen. Nachdem er sich jahrelang davor gehütet hatte, den säkularen Charakter des indonesischen Staates in Frage zu stellen, pilgerte er im vergangenen Jahr nach Mekka zur Wallfahrt.
Abdurrahman Wahid weiß, daß ein Vorstoß in ein hohes politisches Amt zu diesem Zeitpunkt noch verfrüht käme. Zwar bekennen sich offiziell knapp 90 Prozent der Indonesier zum Islam, doch die Mehrheit lehnt einen islamischen Staat ab und hält die muslimische Parteiengruppierung seit jeher für eine unbedeutende Minderheit am Rand des politischen Spielfelds. Daß Wahid trotzdem die Aufwertung der Shariah, der islamischen Religionsgerichtsbarkeit, bei Suharto durchzusetzen vermochte, beweist, welch starken Einfluß die Nahdlatul Ulama inzwischen auf den Präsidenten ausübt.
Der nächste Vizepräsident mag Sutrisno heißen, doch ob er Präsident wird, entscheidet allein Suharto. Und in den fünf zurückliegenden Amtsperioden waren seine Vize stets nur Randfiguren. Sutrisno mag also nur Statthalter werden, bis Abdurrahman Wahid die Fundamente für eine islamische Gesellschaftsordnung gelegt hat. "Wir gehen Schritt für Schritt auf einen Religionsstaat zu, vielleicht sogar einen religiösen Zwangsstaat", warnt der seit 30 Jahren in Indonesien lebende deutsche Jesuit Magnis Suseno.
Die Sowjets hatten alle Vorbereitungen getroffen, um am 14. Dezember 1981 mit dem Einmarsch in Polen zu beginnen. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts am Tag zuvor, wendete die Regierung von Ministerpräsident Wojciech Jaruzelski die drohende Invasion wohl allerdings in letzter Minute ab. In dem Buch "Mein Leben für Polen", das der Münchner Piper Verlag am 16. März ausliefert, hat Jaruzelski seine Erinnerungen niedergeschrieben. Wir dokumentieren in einer zweiteiligen Serie Auszüge aus den Kapiteln 9 und 10 (Teil II am Montag). Sie umfassen die Zeit vom September 1980, als Stanislaw Kania Edward Gierek an der Parteispitze ablöste, bis zum Dezember 1981, als Ministerpräsident Jaruzelski das Kriegsrecht ausrief. Am 24. März wird Wojciech Jaruzelski um 19.30 Uhr in Bonn im Forum der Kunsthalle (Veranstalter ist die Buchhandlung Bouvier) aus seinen Erinnerungen lesen.
BÜTTELBORN. Zufrieden ist Bürgermeister Horst Gölzenleuchter mit dem Haushaltsjahresabschluß 1992. Der Verwaltungschef berichtete den Gemeindevertretern, daß 5,9 Millionen Mark vom Verwaltungs- in den Vermögensetat überführt wurden und eine Zuführung von 470 000 Mark in die Rücklage möglich war, die nun 1,4 Millionen Mark betrage. Zwar hat die Gemeinde daneben auch 12,1 Millionen Mark Schulden, doch sind das nach Auskunft des Verwaltungschefs zu 88 Prozent rentierliche Schulden, bei denen die Zins- und Tilgungslast durch Einnahmen gedeckt sei. wal
KÖNIGSTEIN. Große Schlaglöcher und Risse haben die Wiesenstraße in Schneidhain in einen holprigen Weg verwandelt. Nicht nur der Frost machte der Anliegerstraße in den letzten Jahren zu schaffen, auch der Durchgangsverkehr hat ihr heftig zugesetzt. 120 000 Mark hat die Stadt nun für die Sanierung der Wiesenstraße bereitgestellt.
An den Kosten müssen sich laut der umstrittenen Straßenbeitragssatzung, die zur Zeit auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft wird (die FR berichtete), vermutlich auch die Anwohner beteiligen. "Die Prüfung ist aber noch nicht abgeschlossen", sagte Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD). Deshalb könne die Stadt über die möglichen Kosten noch keine Auskunft geben.
Saniert werden soll zunächst nur der untere Teil der Wiesenstraße zwischen Hölderlinstraße und der Straße "An den Hohen Wiesen". Im Zuge der Straßenerneuerung sollen zudem Stromleitungen neu verlegt und Kanalarbeiten erledigt werden. Diese Kosten, so versicherte Dehler, würden aber in keinem Fall auf die Anlieger abgewälzt.
Eine konkrete Planung für den Straßenbau soll in den nächsten Wochen erarbeitet werden. Liegen die ersten Fakten auf dem Tisch, will die Stadt sich diesmal rechtzeitig mit den Anwohnern in Verbindung setzen. Denn im vergangenen Dezember hatte der Magistrat für die Verschickung von Gebührenbescheiden an einige Anwohner der Altstadt heftige Kritik einstecken müssen. Wenn es denn zu einer Kostenbeteiligung der Wiesenstraßenbewohner kommt, werden die Rechnungen diesmal wohl nicht unangemeldet ins Haus flattern. ki
GALLUS. Der Vereinsring Gallus feiert Anfang Mai sein 25jähriges Bestehen. Dafür plant der Zusammenschluß von 36 Vereinen ein Zweitage-Programm, das der Vorsitzende Josef Häfner in der Jahreshauptversammlung im Haus Gallus etwa 60 Vereinsvertretern vorgestellt hat.
Am Samstag, 8. Mai, gibt es eine Feierstunde im Bürgerhaus. Vereinsring-Gründer und Ehrenvorsitzender Erdreich Voß wird in einer Laudatio auf die Geschichte des Verbands zurückblicken. Einen Tag später soll es einen Umzug durch das Gallus geben: Bis zu 400 Menschen werden, zum Teil in Vereinsuniformen, von der evangelischen Friedenskirche zum Haus Gallus laufen. Abschluß der Feier ist ein Tanzabend, den einige Aktive der Kultur- und Karnevalvereine mitgestalten. Die "Kulturwochen im Gallus" unterstützen das Jubiläumsfest.
Vorsitzender Josef Häfner betonte in seinem Rückblick auf vergangene Aktionen eine Spende über 2500 Mark an die Hans-Rosenthal-Stiftung. Das Geld war der Erlös mehrerer Veranstaltungen der Mitgliedsvereine. mb
NIED. "Wieder so ein Tag, der ganz praktisch zeigt, daß es mit dem Wohnungsbau in Frankfurt vorangeht", strahlte Andreas von Schoeler. Der Schlüssel, den der OB symbolisch dem jungen Familienvater Christian Rode samt Brot und Salz in die Hand drückte, öffnet eine von 196 städtisch geförderten Wohnungen, die jetzt an der Oeserstraße bezogen werden.
Auf dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk wächst ein neuer Stadtteil. Investor Dietmar Bücher will insgesamt 1000 Wohnungen hochziehen. Damit die Mischung stimmt, werden je ein Drittel freifinanziert, nach dem "Frankfurter Programm" und den Richtlinien des sozialen Wohnungsbaus errichtet.
Von Schoeler erinnerte daran, daß laut Bebauungsplan von 1985 längs der Oeserstraße 750 Reihenhäuser für Familien mit gehobenem Einkommen errichtet werden sollten. Die rot-grüne Mehrheit verwarf das ursprüngliche Konzept und beschloß eine verdichtete drei- und viergeschossige Bebauung. Ergebnis sei eine höhere Zahl von Wohnungen, "ohne daß wir eine anonyme Hochhauslandschaft bekommen".
Schon heute setzt das wachsende Neubauviertel auch architektonische Akzente. Mit ihren steilen roten Ziegeldächern greifen die Wohnblocks die Bauweise der gegenüberliegenden Siedlung "Neumarkt" auf. Vis-a-vis vom etwas zurückgesetzten denkmalgeschützten Torhaus der Eisenbahnersiedlung weichen die Neubauten von der Straßenfront zurück und bilden ihrerseits einen Hof mit Torbogen.
Die Häuser seien keine "hingeklotzten Billigbauten", sondern genügten hohen Ansprüchen, betonte Investor Bücher. Die Treppen lagern beispielsweise frei, damit sich der Schall nicht in die Wohnungen überträgt. Um Kältebrücken zu vermeiden, haben die Planer außerdem die Balkone leicht abgesetzt. Stolz ist Bücher auch auf die zweistöckigen Tiefgaragen: "Hier finden 190 von 196 Mietern einen Parkplatz."
Mit dem "Frankfurter Programm" schaffe die Stadt bezahlbaren Wohnraum für jene, deren Einkommen nur wenig oberhalb der Grenzen des sozialen Wohnungsbaus liege, erklärte von Schoeler. Der Quadratmeterpreis des Förderprogramms bewegt sich je nach Verdienst zwischen sieben und zwölf Mark.
Auch für die soziale Infrastruktur soll auf dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk gesorgt werden. Auf einem Grundstück von 1800 Quadratmetern soll eine Kindertagesstätte mit 95 Plätzen entstehen. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD): "Die wird jetzt im Zuge des Baufortschritts errichtet." Eine zweite Kita für 60 Sprößlinge ist Wentz zufolge an der Südostecke des 94 000 Quadratmeter großen Areals geplant. Beide Einrichtungen wird die Stadt vom Investor mieten.
Nach Angaben von Dietmar Bücher sind zur Zeit weitere 154 freifinanzierte Eigentumswohnungen im Bau. Bis zum Herbst sollen die Häuser, die zum Quadratmeterpreis von 5200 Mark angeboten werden, stehen.
Um den neuen Stadtteil mit Nied-Süd zu verbinden, will der Investor eine Fußgängerbrücke über die Bahn schlagen. Daß Bücher die restlichen knapp 700 Wohnungen ebenfalls in "Rekordzeit" fertigstellen wird, daran zweifelt Wentz nicht. Mit Blick vom Balkon eines Neubaus auf Bagger und Planierraupen lobte der Planungsdezernent die "super Baustellenorganisation" der Firma. tos
BOCKENHEIM. Über die geplante Tempo-30-Zone im nördlichen Bockenheim informiert die Arbeitsgruppe Verkehr des Ortsbeirats 2 am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr, im Clubraum 1 des Bürgertreffs Bockenheim in der Schwälmer Straße.
Gemeinsam mit Bürgern und einem Verkehrsplaner hat die Gruppe Pläne für die Verkehrsberuhigung in dem Viertel zwischen Frauenlobstraße, Miquelallee, Sophienstraße und Ginnheimer Landstraße ausgearbeitet. Anregungen von Anwohnern will der Beirat gegebenenfalls berücksichtigen. mic
BOCKENHEIM. Die Landgrafenstraße soll umgestaltet werden. Die entsprechenden Pläne hat der Magistrat jetzt veröffentlicht. Die Autos sollen von den Bürgersteigen verbannt und Bäume gepflanzt werden. Die Kosten werden auf 690 000 Mark geschätzt.
Auf beiden Seiten der Straße entstehen Parkstreifen. Nur auf der nördlichen Seite werden sie von Bäumen unterbrochen. Auf der südlichen Seite verläuft eine Gasleitung, Grün kann daher nicht angepflanzt werden.
Auf der südlichen Seite der Landgrafenstraße will der Magistrat nur an drei Fußgängerüberwegen das Straßenbild verändern lassen. "Baumtore" plant das Planungsdezernat dort. Grundstückszufahrten sollen abgepollert werden. mic
Ortsbeirat aktuell
Die "Kölner Teller" in der Falkstraße sollen verlegt werden: Dies hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) einstimmig gefordert. Derzeit müssen auch die Lastwagen der Firma "Hartmann & Braun" die Teller überqueren, dabei können nach Angaben des Unternehmens die empfindlichen Elektroprodukte beschädigt werden. Die Teller sollen wieder ab der Hausnummer 26 installiert werden, wo die Reihe der Wohnhäuser beginnt. mic
BOCKENHEIM. "Händeringend" suche man nach Gebäuden, sei "mit allem zufrieden", "stehe halt ein bißchen an der Wand", auch "Einschränkungen" müßten akzeptiert werden: Unwillkürlich verfällt Sabine Diesterweg vom Stadtschulamt in eine Notstands-Sprache, wenn sie berichtet, wie sich die Grundschulversorgung in Bockenheim entwickelt. Und tatsächlich: Die Kleinkinder, die in wenigen Jahren eine Schulbank suchen, drohen der Verwaltung über den Kopf zu wachsen.
Beispiel Franckeschule: Heute besuchen 445 Kinder die große Bockenheimer Grundschule, sie werden in fünf Klassen pro Stufe aufgeteilt. Nach den neuesten Prognosen erwartet Schulleiterin Gerlinde Berg im Jahr 1998 225 Schüler zusätzlich - ein Anstieg um 50 Prozent. Doch für den Nachwuchs fehlt Platz, verfügt die Schule nach eigenen Angaben doch nur über 25 Klassenzimmer. Darüberhinaus sei eine Grundschule mit acht Parallelklassen pädagogisch sinnlos, argumentiert Frau Berg. "Für die Schule ist das nicht zu leisten", meint auch Katrin Swoboda, Vorsitzende des Elternbeirats: "Nicht, weil die Schule nicht will, sondern weil sie nicht kann."
Doch die Kinderzahl wächst weiter. Nicht nur kriegt die "Baby-Boom"-Generation ihrerseits Kinder, es ziehen auch viele Familien nach Bockenheim. Nicht abzusehen ist bisher für die Verwaltung, wie sich der Wohnungsneubau in der "West-Stadt" - wie die Neubaugebiete Bockenheim Süd und Batelle-Gelände verwaltungsintern genannt werden - auswirkt. Zwar ist eine Grundschule in Bockenheim vorgesehen, doch noch ist über einen Bauplatz nicht entschieden. "Und wenn die Planung nachher steht", moniert Sabine Diesterweg, "fragt man sich, ob es finanzierbar ist."
Bis neue Pläne an Stelle der allgemeinen Ratlosigkeit treten, soll die Franckeschule einen Teil der Schüler aufnehmen. Sechs Klassen pro Klassenstufe statt bisher fünf solle die Schule unterrichten, meint das Schuldezernat (die Stadtteil- Rundschau berichtete). Die Schulleitung dagegen verweist auf die begrenzte Zahl der Klassenzimmer. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 2 bestand Sabine Diesterweg jedoch auf dieser Lösung: "Andere Schulen in Frankfurt haben mit wesentlich schlimmeren Raumnöten zu kämpfen als die Franckeschule." Auf die Nachfrage von Schulleiterin Berg, welche Schulen das denn seien, verweigerte die Vertreterin des Stadtschulamtes die Antwort.
Im Ortsbeirat 2 zeichnet sich Unzufriedenheit über die stärkere Beanspruchung der Franckeschule ab. Sechs Klassen pro Stufe könnte die Schule nicht versorgen, meinten Anton Winter (CDU) und Jürgen Bredtmann (Grüne) einhellig. mic
OBERRAD. Wolfgang Kergl, der Hausmeister der Gruneliusschule, kann nach zwei Jahren Wartezeit endlich seine Dienstwohnung beziehen. Wie die Stadtteil-Rundschau in ihrer Ausgabe vom 11. Februar berichtete, war die Wohnung zwei Jahre lang von der Witwe des ehemaligen Hausmeisters blockiert gewesen. Nachdem eine Räumungsklage zwar Erfolg hatte, das Sozialamt aber mit Wiedereinweisung drohte, blieb Wolfgang Kergl nichts anderes übrig, als mit seiner Frau und seinen vier Kindern weiterhin in der alten 78-Quadratmeter-Wohnung zu bleiben.
Die Situation änderte sich erst, nachdem das Wohnungsamt im Oktober vergangenen Jahres eine Ersatzwohnung für die Hausmeisterwitwe bereitstellte. Da diese jedoch keine Anstalten machte, die neue Wohnung zu beziehen, kam nun der Gerichtsvollzieher. Er öffnete die Wohnung und ließ die Möbel und Kleider von einer Umzugsfirma in die andere Wohnung bringen.
"Bis wir in die Dienstwohnung ziehen können, vergeht noch eine Weile. Erst muß komplett renoviert werden. Das machen Handwerker im Auftrag der Stadt. Aber es ist schön zu wissen, daß es bald soweit ist", freut sich Wolfgang Kergl. ova
BRUCHKÖBEL. Wie schon in den vergangenen Jahren stimmten auch 1992 die Haushaltsansätze für den Bruchköbeler Stadtsäckel nicht mit dem Ergebnis überein. Jedesmal ließ der Kämmerer soviel Luft bei den Einnahmen, daß die Erwartungen weit übertroffen wurden. So auch diesmal: In der jüngsten Parlamentssitzung konnte Stadtrat Ernst Garkisch verkünden, daß 2,58 Millionen Mark mehr hereinkamen als ursprünglich von den Verantwortlichen veranschlagt. Den Löwenanteil machte dabei das Plus bei der Gewerbesteuer aus.
Der Überschuß hat die angenehme Folge, daß im Vorjahr nur ein Kredit über das Land in Höhe von 500 000 Mark aufgenommen wurde, und der auch nur deshalb, weil er praktisch keine Zinsen verursacht und daher als eine Art Zuschuß gesehen werden kann.
Gleichzeitig konnten die Rücklagen auf jetzt knapp sechs Millionen Mark aufgestockt werden. Die Verschuldung der Kommune ging erstmals von 8,86 leicht auf 8,5 Millionen zurück. Zieht man die Rücklage ab, liegt sie effektiv bei nur noch 2,9 Millionen. hein
BOCKENHEIM. Für Schüler, Eltern und Lehrer der Max-Beckmann-Schule ging in diesen Tage eine Premiere zu Ende. Zum ersten Mal besuchten 25 Austauschschüler aus der Frankfurter Partnerstadt Lyon für eine Woche das Bokkenheimer Oberstufengymnasium.
Seit 30 Jahren gibt es bereits den Austausch zwischen den Schulen der beiden Partnerstädte Lyon und Frankfurt. Warum das bislang für die Bockenheimer nicht geklappt hat, erklärte der Stellvertretende Schulleiter Eckhard Heyn: "Es war sehr schwierig, überhaupt eine geeignete Schule zu finden." Bei dem Lycée Technique Diderot handele es sich um eine mit dem Oberstufengymnasium vergleichbare Schule. "Die Schüler dort sind im Schnitt nur ein Jahr jünger, weil in Frankreich ein Jahr früher als bei uns Abitur gemacht wird."
Erst eine von der Georg-Büchner-Schule im Gallus vorübergehend versetzte Kollegin vermittelte den deutsch-französischen Kontakt; sie ist mit einer der begleitenden Lehrerinnen befreundet.
Die 15- bis 18jährigen Franzosen waren mit ihren Austauschpartnern in Frankfurt angekommen. Die Lyoner hatten den Max-Beckmann-Schülern zuvor eine Woche lang ihre Stadt gezeigt.
Gäste und Gastgeber sind drei Tage nach ihrer Ankunft in Frankfurt von der Stadträtin Lilli Pölt im Rathaus empfangen worden. So war es auch für die Frankfurter interessant, etwas über die Geschichte der Stadt, den Römer und und die Zusammensetzung des Stadtparlaments zu erfahren.
Dem Empfang schloß sich eine Stadtrundfahrt an. Aber auch an den anderen Tagen hatten die Gäste ein umfangreiches Programm zu bewältigen: Neben der Besichtigung des Städel-Museums und der Henninger-Bräu waren unter anderem auch Ausflüge in das Sachsenhäuser Ebbelwei-Viertel und nach Mainz vorbereitet worden.
Da blieb wenig Zeit für die Gastfamilien, und die Franzosen besuchten lediglich an einem Vormittag ihre Kollegen in der Max-Beckmann-Schule.
Deshalb sind für die nächsten Male gleich zweiwöchige Aufenthalte vorgesehen. Denn die wird es bestimmt geben, wie Heyn betonte: "Wir versprechen uns weiterhin sehr viel von diesen Austausch." son
OBERRAD. Vor vier Monaten hat sich in Oberrad ein sozialer Arbeitskreis zusammengefunden, der die Vereine und Institutionen, die im Stadtteil mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, an einen Tisch bringen will. Die Gründung geht auf eine Initiative von Inge-Lore Hansen, der Suchtbeauftragen der Gruneliusschule, zurück: "Es ist sinnvoll, daß wir uns über unsere Aktivitäten informieren, um uns abzustimmen und Defizite in der Kinder- und Jugendarbeit aufzudecken."
Am ersten Treffen hatten unter anderem Vertreter der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, des Jugendcafés Oberrad, des Elternbeirats und Lehrerkollegiums der Gruneliusschule, der Verkehrsinitiative "Dalles", der beiden Kindertagesstätten 34 und 116 sowie Elke Tafel (SPD), die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad), teilgenommen.
Einigkeit herrschte im Arbeitskreis darüber, daß es für Kinder und Jugendliche in Oberrad kaum Möglichkeiten gibt, sich über entsprechende Angebote für ihre Altersgruppe zu informieren. Die Beteiligten regten deshalb an, vor der Gruneliusschule einen Schaukasten aufzustellen, in dem Veranstaltungshinweise ausgehängt werden sollen. Der Ortsbeirat 5 hatte sich in seiner Januarsitzung für das Anliegen stark gemacht und in einem Antrag gefordert, einen solchen Schaukasten anzuschaffen und vor der Schule aufzustellen.
Geklärt werden muß nun noch, wer sich um Wartung und Reinigung des Kastens kümmert. Auch eine "Redaktion", die die Auswahl der Veranstaltungen übernimmt, gilt es zu gründen. Der soziale Arbeitskreis in Oberrad trifft sich am Montag, 8. März, zu seiner zweiten Sitzung in der Gruneliusschule, Wiener Straße 13. Vielleicht ließe sich ja an der Gruneliusschule ein Projekt "Schaukasten" starten . . . ova
... und außerdem
Wie morden die Frauen? BAD VILBEL. Als Gegengift gegen den Verdacht, daß "Frauen zu sehr lieben", stellt heute abend ab 20.30 Uhr die Krimi- Autorin Sabine Deitmer im Foyer der Alten Mühle in Bad Vilbel ihre kriminalistischen Kurzgeschichten vor. Unter anderem liest sie aus ihrem Buch "By, By Bruno" und zeigt mit viel Sinn für schwarzen Humor, "wie Frauen morden". Rockkäppchen am Computer ORTENBERG. Stunde um Stunde haben die Jungen und Mädchen der Gesamtschule Konradsdorf geprobt, nun ist ihr Werk bühnenreif: Am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr führen sie im Bürgerhaus noch einmal das Musical "Rockkäppchen und die Computer" von Martin Kraft auf. Der Eintritt kostet sieben Mark. Klezmer in der Frauenkneipe FRIEDBERG. Osteuropäische Klezmer-Melodien aus Klarinette und Akkordeon füllen am morgigen Freitag ab 20 Uhr im Frauenzentrum an der Judengasse die Herzen. Lili Schwethelm und Christiane Burckhard vom Theater Mimikri spielen in der Frauenkneipe auf, meldet Waltraud Merz vom Frauenzentrum. Alle Frauen mit Freude an der Musik sind dazu eingeladen. Catharsis im Jukuz KARBEN. Die fünf Musiker von Catharsis schalten am Freitag, 5. März, ab 20.30 Uhr im Jugend- und Kulturzentrum am Selzerbrunnen die Verstärker hoch. Die Band will sich in keine musikalische Stil-Schublade legen lassen. Sie gibt aber zu, daß sie Hardcore, Funk, Soul, Heavy Rock und ähnliche Elemente in ihre eigenen Kompositionen aufnimmt. Lettischer Jugendchor in Butzbach BUTZBACH. Der Jugendchor "Fortius" aus dem lettischen Riga gibt am Mittwoch, 10. März, ab 20 Uhr ein Konzert im Bürgerhaus. Die jungen Letten sind im Austausch mit dem Oberstufenchor der Butzbacher Weidigschule in die Wetterau gekommen. Noch einmal "Kurzschlüsse" ROSBACH. Wegen der großen Nachfrage hat sich die Laienschauspielgruppe Rosbach zu einer weiteren Aufführung der Komödie "Kurzschlüsse" von Frank Ziegler am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in der Adolf-Reichwein-Halle entschlossen. Der Eintritt kostet zehn Mark.
HAMMERSBACH. Ihre Aufgabe auf einen einfachen Nenner zu bringen, fällt Jutta Elfner-Storck schwer. Auch ihr offizieller Titel hilft da wenig weiter: Moderatorin der sogenannten Informations-, Beratungs- und Motivationsphase. Das Kürzel für ihre Tätigkeit ist sogar irreführend: IBM hat gar nichts mit der Computerfirma zu tun.
Im nächsten halben Jahr wird die 43jährige Soziologin und Mutter zweier Kinder häufig in Langen-Bergheim zu sehen sein. Sie ist im Rahmen der geplanten Dorferneuerung tätig. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, was die Bewohner von ihrem Dorf erwarten und was sie sich vorstellen.
In der Vergangenheit war es bei ähnlichen Projekten in anderen Dörfern üblich, daß ein Planer die Bevölkerung an seinem Konzept nur wenig beteiligte. Oft waren die Bewohner mit dem späteren Ergebnis recht unzufrieden.
Um diejenigen, die mit der Dorferneuerung anschließend weiterleben, stärker miteinzubeziehen, soll Elfner- Storck die Wünsche und Ideen der Dorfbewohner im Vorfeld der Planung in Erfahrung bringen.
Seit mehr als zwei Jahren ist sie bereits an vielen Stellen in Hessen tätig gewesen. In enger Zusammenarbeit mit den Bürgern hat sie versucht, die Dörfer "liebenswerter und lebenswerter zu machen", wie sie es ausdrückt. Ein halbes Jahr mit 200 Arbeitsstunden steht ihr jeweils zur Verfügung.
In Langen-Bergheim will Elfner- Storck ihren Einsatz mit einem Treffen am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Gaststätte "Frische Quelle" beginnen. Der Abend ist zwar als erste Begegnung mit Funktionsträgern gedacht, aber alle interessierten Bürger sind herzlich eingeladen zu kommen.
Dort will Elfner-Storck sich und ihre Arbeit erst einmal vorstellen. Aber sie ist auch neugierig zu erfahren, wo im Ort "der Schuh drückt".
In den nächsten Monaten will die Moderatorin versuchen, mit möglichst vielen Menschen im Dorf in Kontakt zu treten. So sollen sich dann Arbeitskreise mit möglichst vielen Mitwirkenden herausbilden, die am Abend tagen und sich der konkreten Themen im Ort annehmen werden. Das kann "kindgerechte Gestaltung" ebenso sein wie "Jugend", "Ökologie" "Frauen" oder "Senioren" oder "Verkehrsberuhigung".
Die Ergebnisse der Gruppen werden anschließend in einer Ausstellung, Bürgerversammlung oder sogar einer selbst herausgegebenen Zeitung einem größeren Publikum vorgestellt. Sie sollen dazu dienen, dem Planer konkrete Hinweise zu geben, damit er die Dorferneuerung möglichst im Sinne der Bürger umsetzen kann. gem
BÜTTELBORN. Mehr als 1,72 Millionen Mark gibt die Gemeinde bei einer jährlichen Tilgungsrate von einem Prozent als zinsloses Darlehen an die Baugenossenschaft "Ried", die mit diesem Geld in der Heinrich-Engels-Straße und in der Wilhelm-Hammann-Straße zwei Sechs- Familien-Häuser errichten wird. Der größte Batzen von 1,07 Millionen fließt dabei in das Klein-Gerauer Projekt, wo die Wohnungen im ersten Förderweg errichtet werden. Die Wohnungen in der Hammann-Straße entstehen im dritten Förderweg, werden von der Gemeinde mit etwas über 750 000 Mark bezuschußt.
Die entsprechende Beschlußvorlage passierte am Mittwoch das Büttelborner Parlament. Lediglich die CDU stimmte dagegen, forderte, die Tilgungsrate auf zwei Prozent festzuschreiben und auch nur die Hälfte des Darlehens zinslos zu gewähren. Das Nein der Union beeindruckte Verwaltungschef Horst Gölzenleuchter (SPD) kaum: "Wenn zwei Fraktionen zustimmen, das reicht."
Die Gemeinde stünde in der Verantwortung, müsse auch jenen Möglichkeiten schaffen, die nicht selbst bauen könnten, so die einhellige Meinung der übrigen Parlamentarier. Gölzenleuchter machte indes klar, daß nach dem Bau der beiden neuen Häuser erst mal Schluß sei. "Das ist ein Problem, das uns unter den Nägeln brennt, aber alle zwei, drei Jahre können wir uns das nicht leisten."
Sozialwohnungen sollen aber auch in der Tannenstraße entstehen. Dort aber will die Gemeinde neue Wege gehen. Die Ergebnisse der interfraktionellen Arbeitsgruppe sehen ein Genossenschaftsprinzip vor, wo die Betroffenen eine finanzielle Eigenbeteiligung an der Sozialwohnung leisten. "Dieses Modell ist interessant für all die Familien, die sich nie ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung leisten können, aber einen finanziellen Beitrag von bis zu 50 000 Mark aufbringen können", so Frieder Engel von der Grünen Liste Büttelborn (GLB). Überhaupt soll auf dem besser als Zechmeister-Gelände bekannten Areal der Wohnraum erschwinglich bleiben. Die neben Sozial- und Eigentumswohnungen ebenfalls anvisierten Reihenhäuser beispielsweise sollen durch weitestgehende Selbsthilfe der künftigen Bewohner kostengünstig hochgezogen werden.
Die gewonnen Erfahrungen und Erkenntnisse in der Tannenstraße könnten, so Engel, dann auch bei der Planung des neuen Baugebietes "Mittelgewann" im Süden Büttelborns herangezogen werden. wal
HANAU. Zu einer Theateraufführung zugunsten von bosnischen Frauen lädt der Zonta-Club Hanau für Sonntag, 7. März, 19 Uhr, ins Olof-Palme-Haus ein. Das "Hist(o)erische Theater" zeigt "Die Hexenjagd" von Arthur Miller. Der Eintritt kostet 20 Mark. Karten verkauft Verena Reelfs, Rufnummer 2 32 43.
Des weiteren ruft die internationale Organisation von berufstätigen Frauen zu Spenden für Frauen, Kinder und "noch Ungeborenen" aus dem Kriegsgebiet auf. Die Nummer des "Sonderkonto Frauen in Bosnien" bei der Commerzbank Frankfurt (Bankleitzahl 500 400 0) lautet 31 02 001. jur
HANAU. Briefwähler müssen bis Freitag, 5. März, 18 Uhr, ihre Unterlagen für die Kommunalwahl im Rathaus abgeholt und versendet haben. Auf diesen Stichtag weist das städtische Wahlbüro hin. Am Wahlsonntag würden nur die mit einem roten Punkt gekennzeichneten Postbriefkästen entleert. Die Unterlagen könnten auch in den Briefkasten der Stadtverwaltung vor dem Rathaus am Marktplatz eingeworfen werden.
Bürger, die plötzlich erkranken, können am 7. März in der Altstraße 24-30 bis 15 Uhr Wahlscheine beantragen. Der Antragsteller muß in jedem Fall eine Vollmacht vorweisen. jur
Liebe Leserinnen, lieber Leser!
Die Frankfurter Rundschau hat seit Dienstag ihr Angebot in der Sport-Berichterstattung erweitert. Unter der Rubrik "Lokale Sportrundschau" finden Sie täglich außer montags im Anschluß an den Lokalteil Berichte aus dem lokalen Sportgeschehen mit Schwerpunkt Frankfurt und Umgebung. Neben aktuellen Nachrichten sind an dieser Stelle außerdem Sportlerporträts, Kommentare, Interviews und Hintergrundberichte zu lesen. Heute auf Seite 26. FR
SECKBACH. Vier Hände in den Hautfarben Rot, Schwarz, Weiß und Gelb greifen ineinander. Dieses Zeichen für eine ausländerfreundliche Gesinnung, das schon eine Vielzahl von Plaketten ziert, soll nun auch das Emblem des "Seckbacher Forum gegen Fremdenhaß" werden. Und es soll - gut sichtbar an Haus- und Geschäftseingängen des Stadtteils - signalisieren: Im schlimmsten Fall kann sich ein verfolgter Ausländer hierhin retten. Das Forum greift damit eine Idee der internationalen Gruppe "Ärzte gegen den Atomkrieg" auf. Die Mitglieder wollen Seckbacher Geschäftsbesitzer, Apotheker oder Anwälte bitten, dieses Erkennungszeichen im Eingangsbereich ihrer Räume anzubringen.
Unter dem Motto "Miteinander leben" will die erst vor einigen Wochen gegründete Gruppe versuchen, "in unserem Stadtteil ein Gesprächsklima zu schaffen, das auch den Rassismus in den Köpfen abbaut", wie es Martin Schauß, der Pfarrer der evangelischen Mariengemeinde bei ihrem jüngsten Treffen verdeutlichte. Doch nicht nur die beiden Seckbacher Gemeinden sind dabei: Zum zweiten Termin nach der Gründung versammelten sich auch Lehrer, Vertreter der Parteien, Mitglieder des "Seckbacher Friedensgespräches", Vereinsfunktionäre und einfach interessierte Bürger.
Ihr Selbstverständnis kommt in einem Text zum Ausdruck, der als Flugblatt an die Seckbacher Bürger verteilt werden soll. "Frieden und gute Beziehungen unter den Menschen sind nur zu erreichen über ein besseres Kennenlernen und den Abbau von Vorurteilen", heißt es dort. Dazu will das Forum konkrete Schritte unternehmen. Beim Seckbacher Straßenfest im Spätsommer sollen ausländische Bürger und deren Gruppen nicht nur eingeladen werden, sondern auch aktiv mitgestalten.
Andere besser zu verstehen ist auch das Ziel von Informationsabenden. Dort sollen auch "diejenigen, deren Haltung von Vorbehalten und Abgrenzung gegenüber Ausländern geprägt ist", zu Wort kommen dürfen. Es reiche nicht, meinte eine Frau, "wenn wir uns alle nur gegenseitig beweihräuchern, wie wunderbar fremdenfreundlich wir sind". Ein älterer Mann stimmte ihr zu. Zwar sei es nötig, "eindeutig Stellung zu beziehen gegen den schrecklichen Haß und die schrecklichen Morde", aber arrogantes Besserwissen weiche die Fronten nicht auf.
Mehr als drei Stunden waren die Mitglieder des Forums in einem manchmal zähen Ringen darum bemüht, ein Konzept auf die Beine zu stellen, das wirklich hilft. Kontakte mit Frankfurter Verbänden und Institutionen, die sich um eine bessere Situation für Ausländer mühen . An erster Stelle soll jedoch immer der persönliche Kontakt stehen, über den dann ein Vermittlung an kompetente Institutionen möglich sei. "Wenn nämlich jemand Hilfe sucht", meldete sich eine junge Frau zu Wort, "dann wird er sich viel vertrauensvoller an einen konkreten Menschen richten als an eine Institution." Deswegen müsse das Forum sehr deutlich machen, daß es eine private Initiative sei "von Bürgern, die einfach helfen wollen." Viele der Hilfesuchenden, hätten oft schon schlechte Erfahrungen mit Behörden hinter sich.
"Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben", stellte ein Forums-Mitglied heraus. Wo Fremde konkret bedroht seien, müsse auch konkret für die Fremden eingestanden werden. "Manche Situationen klären sich schon dadurch, daß man nicht weggeht und alles geschehen läßt, sondern stehenbleibt und Farbe bekennt."
Der Angst der Ausländer vor Gewalt müssen die Deutschen beispielhafte Offenheit zu begegnen, meinte Martin Schauß. "Erst durch das Kennenlernen verlieren wir die Angst vor dem Fremden." Es herrsche in vielen Köpfen allein durch Unwissenheit ein falsches und gefährliches Bild von den Fremden. "Wenn es uns gelingt, unbegründete Ängste abzubauen und begründete Ängste ernstzunehmen, dann kommen wir auf dem Weg zu einem toleranten Klima ein ganzes Stück voran." mab
KALBACH. Vor den Kommunalwahlen am 7. März bilanzierten die vier Fraktionen des Ortsbeirats 12 (Kalbach) jetzt die zurückliegende Wahlperiode. In der Auswahl der wesentlichen Themen waren sich die Stadtteilpolitiker einig: Die Verkehrsberuhigung sowie die Bebauungspläne Kalbach-Nord und -Süd standen häufig zur Diskussion. Die Bebauungspläne werden auch für die nächste Wahlperiode wichtig sein. Ortsvorsteher Franz Syha (CDU), der nicht mehr kandidiert, erklärte: "Uns ist insgesamt eine sozial verträgliche Planung für die Erweiterung Kalbachs gelungen." So wurde beispielsweise die dichte Bebauung für den Bereich Süd verhindert - "zwischen den Grundstücken" bleibt viel Grünfläche".
Weiter soll die Infrastruktur Kalbachs verbessert werden. Im Süden werden eine neue Grundschule und eine Kindertagesstätte (erster Spatenstich war am Aschermittwoch) gebaut. Im Norden sollen ein Jugendhaus, ein Supermarkt und zwischen den Häusern ein großer Freizeitpark entstehen. Positiv bewertete Syha auch den Bau des Kinderspielplatzes Fasanenweg und, mit Einschränkungen, sogar das neue Kleinbus-Netz.
Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Josef Schneider ist das Sport- und Freizeitzentrum Kalbach, das Anfang 1992 eröffnet wurde, "insgesamt eine Bereicherung für den Stadtteil". Eine überwiegend gute Bilanz zog SPD-Fraktionsvorsitzender Helmut Steinmann: "Wir haben vieles, aber nicht alles erreichen können." Die Renovierung der Schule und die Containerlösung habe die Situation für die Grundschule entscheidend verbessert.
Zu langsam geht es Steinmann allerdings mit den Bebauungsplänen, die schon seit Ende der 70er Jahre "im Gespräch sind". Die Planung der Verkehrsberuhigung konnte erst in der letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen abgeschlossen werden. "Das hätte schneller vom Tisch sein können." Harsche Kritik übte Steinmann am Magistrat: "Über bedeutende Maßnahmen in bezug auf die Bebauungspläne oder das Jugendhaus wurden wir nicht rechtzeitig oder unvollständig informiert."
Auch für Wolfgang Diel, Vertreter der Grünen im Ortsbeirat 12, könnte die Tempo-30-Zone der Vergangenheit angehören: "Etwas mehr Kooperation seitens der CDU und FDP hätte die Sache beschleunigt." Diel verbuchte die Erweiterung der Kompetenzen für Ortsbeiräte auf der positiven Seite. "Die Verkehrsberuhigung konnten wir nahezu alleine planen." Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung. Der Grüne bewertete zudem die neuen Buslinien "grundsätzlich als eine Verbesserung, obwohl noch einige Mängel beseitigt werden müssen". Außerdem hätte sich durch die Öffnung des Schulhofes und den Bau des Spielplatzes Fasanenweg eine Verbesserung der Spielsituation für Kinder ergeben.
Rainer Venino (FDP) nannte die Kompetenzerweiterung Augenwischerei: "Letztendlich haben wir nichts zu melden." Einen Erfolg am Rande sah er dennoch: "Bei der Friedhofserweiterung wurden die betroffenen Eigentümer besser bezahlt."
Alle Fraktionen waren sich einig in der Bewertung der Bürgerbeteiligung, die "besser hätte sein können". Die meisten Bürger kämen nur zu Tagesordnungspunkten, die sie beträfen - danach gingen sie meist wieder nach Hause.
Künftig wollen sich alle Fraktionen im Ortsbeirat 12 gemeinsam für schnellere Abläufe bei Bebauungsplanverfahren für die Gebiete Kalbach-Nord und -Süd bemühen. Ihre Schätzungen: zwischen fünf und zehn Jahre.
Nur eines soll nach dem Willen der Fraktionssprecher im Ortsbeirat 12 unverändert bleiben: "Bisher konnten wir uns noch nach jeder Sitzung und noch so heftigen Auseinandersetzung in die Augen schauen. Und das soll - trotz aller Meinungsverschiedenheiten - auch weiterhin so bleiben." ara
FRANKFURT A. M. Die Turnerjugend richtet am Sonntag, 28. Februar, in der Riedsporthalle Bergen-Enkheim (Rangenbergstraße) ein Hallen-Kinderturnfest des Turngaues Frankfurt aus. Auf dem Wettkampfprogramm stehen acht Wahlwettbewerbe für Kinder, Schüler und Schülerinnen (bis 14 Jahre).
Aus sechs Übungsmöglichkeiten (Bodenturnen, Sprung, Reck, Barren, Minitrampolin und Schwebebalken) können die Teilnehmer vier Disziplinen auswählen und sich ihren Wettkampf selbst zusammenstellen. Wettkampfbeginn ist um 8.30 Uhr, am Anfang steht eine gemeinsame Gymnastik. Die Kinder können bei dieser Veranstaltung auch das Kinderturnabzeichen erwerben.
Es gibt keine Sieger oder Verlierer, jedes Kind erhält eine Urkunde, einen Aufkleber und ein Stoffabzeichen als Auszeichnung. Angeboten werden auch Wiederholungen des Turnabzeichens.
Im Rahmenprogramm treten die Akrobatikgruppe der Sportgemeinschaft Nied und eine Jazztanzformation aus Goldstein auf. Außerdem ist ein Spielfest in der kleinen Halle geplant. dixi
GOLDSTEIN/SCHWANHEIM. Nach vier Jahren kommunalpolitischer Arbeit, nach vielen Sitzungen bis nach Mitternacht, nach Tausenden von Anträgen und Anfragen zieht der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) Bilanz über das Geleistete. Trotz der zeitaufwendigen und vielfach "nervenaufreibenden" Tätigkeit im größten Frankfurter Stadtteilgremium sind sich die Fraktionsführer von CDU, SPD und Grünen mit dem Ortsvorsteher einig: Viele der gesteckten Ziele wurden erreicht und einige unerwünschte Planungen gestoppt.
"Die herausragenden Themen waren eindeutig der Wohnungsbau und die Verkehrsplanung", resümiert Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. So konnte beispielsweise die geplante Aufstockung der Bizonalen Siedlung in Griesheim vorerst verhindert werden. "Wenigstens wurde nicht überstürzt gebaut, sondern alle Beteiligten reden noch einmal darüber", freut sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens.
Mertens wertet es zudem als Erfolg für seiner Partei, daß die sofortige Schließung der Schwanheimer Bahnstraße verhindert werden konnte. "Die Sache ist aber noch nicht vom Tisch", warnt er. Nach Mertens' Schätzung wird auch in Zukunft über die Dauerbrenner Leunabrücke und Autobahnanschluß Goldstein diskutiert werden.
SPD-Chef Norbert Wildhirt hebt Ergebnisse im sozialen Bereich hervor. "Wir konnten in Goldstein und Griesheim zwei Kindertagesstätten eröffnen, außerdem wird noch in diesem Jahr der Bau des Funktionsgebäudes für die SG Griesheim anlaufen."
Unterschiedliche Positionen - auch innerhalb der einzelnen Fraktionen - gibt es zu den Überlegungen, den Ortsbeirat 6 wegen seiner Größe aufzuteilen. "Dazu müssen wir auf jeden Fall Vereine und Bürger befragen, schließlich sollen die sich ja vertreten fühlen", findet der Ortsvorsteher. Bernhard Mertens steht einer Teilung persönlich skeptisch gegenüber, in der CDU-Fraktion gibt es jedoch auch Befürworter. Ähnlich wie Mertens sieht Norbert Wildhirt "keine Notwendigkeit" zur Teilung. Einig sind sich jedoch alle, daß der entsprechende Antrag der Grünen nach der Kommunalwahl wieder auf den Tisch kommen soll.
Trotz der Größe des "Sechsers" sind CDU und SPD der Meinung, daß die Nähe zum Bürger noch ausreichend gegeben ist. "Die Bürgerfragestunde geht so lange, bis alle Fragen beantwortet sind. Während der Sitzung haben die Gäste außerdem Rederecht", sagt Sozialdemokrat Norbert Wildhirt. Thomas Schlimme (Grüne) sieht das problematischer: "Die Fragestunde ist zu früh am Abend, viele Bürger müssen außerdem lange Wege in den Höchster Sitzungssaal in Kauf nehmen."
Die Grünen-Fraktion hatte es nach ihrer Ansicht in der auslaufenden Wahlperiode schwer, sich gegen die beiden großen Parteien zu behaupten. "Einige Beiratsmitglieder müssen noch lernen, uns zuzuhören", beklagt sich Thomas Schlimme. Mit nur zwei Sitzen im Stadtteilparlament sei es darüber hinaus schwer, grüne Forderungen durchzusetzen. "Bei ökologisch wichtigen Themen wie dem Ausbau des Straßennetzes stimmen Rot und Schwarz immer zusammen."
Positiv bewerten die Fraktionen, daß die lange geforderten Tempo-30-Zonen jetzt umgesetzt werden. Mit dem Lob für die 1989 von der rot-grünen Stadtregierung geschaffenen neuen Ortsbeiratsgeschäftsordnung verbinden sie auch Kritik. "Gerade in der Verkehrsplanung vor Ort könnten wir aber noch mehr Befugnisse gebrauchen", findet Norbert Wildhirt. Ein Manko sei, daß in der Zusammenarbeit mit den Ämtern "vieles nicht so schnell umzusetzen ist, wie wir uns das dachten", unterstreicht Wildhirt. Für ihn ergibt sich deshalb die Forderung, dem Stadtteilparlament noch mehr Kompetenzen zuzusprechen, beispielsweise bei Finanzierungen von kleinen Projekten wie Parkbänken oder Papierkörben.
Thomas Schlimme sieht in der neuen Geschäftsordung nur einen ersten Schritt. Nach seiner Auffasung sollten auch die Grundnetzstraßen vom Ortsbeirat beruhigt werden dürfen. Für ihn ist ein eigener Haushalt unabdingbar, um gesteckte Ziele schneller umsetzen zu können.
Ein entsprechendes Thesenpapier von Ortsvorsteher Hartleib und dem Grünen Thomas Rahner, wonach den Beiräten grundsätzlich mehr Rechte eingeräumt und ein eigener Haushalt samt Verwaltungsstelle geschaffen werden sollen, ist jedoch unter den Beiräten umstritten.
"Das Geld ist schon knapp genug. Ich will nicht, daß sich ein Zeilsheimer mit einem Griesheimer Politiker um die letzte Mark streiten muß", argumentiert Wildhirt. Innerhalb der CDU gibt es noch keine einheitliche Meinung zu einem eigenen Etat. "Wir wollen das nach der Wahl frankfurtweit erörtern", sagt Bernhard Mertens. Auf jeden Fall solle ein gesonderter Etat nicht weiteren Verwaltungsaufwand mit sich bringen.
Durchweg gelobt wird das gute Klima auf den Sitzungen im Höchster Bolongaropalast. "Die Diskussionen sind in den letzten Jahren fairer geworden", stellt Rudolf Hartleib fest. Bernhard Mertens bezeichnet die Zusammenarbeit mit der SPD sogar als "hervorragend". Der SPD- Vorsitzende Wildhirt meint, daß vor allem das Verhältnis zu den Grünen wesentlich besser geworden sei. hen
FRANKFURT-SÜDWEST. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib hatte während der vergangenen Sitzung des Ortsbeirates 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) eine angenehme Aufgabe: Insgesamt vier scheidenden Mitgliedern des Stadtteilparlaments überreichte er als Zeichen des Danks für die jahrelange Mitarbeit kleine Präsente.
Gleich doppelt geehrt wurde der stellvertretende Ortsvorsteher Josef Hartinger (CDU), der am Sitzungstag auch noch Geburtstag feierte. Neben Josef Hartinger scheiden die Griesheimer SPD-Abgeordnete Waltraud Adelmann, der Grüne Thomas Rahner und Sozialdemokrat Karl-Albert Kallert aus.
Waltraud Adelmann gehörte dem Gremium seit 1981 an, Karl-Albert Kallert arbeitete seit 1972 im "Sechser" mit. Thomas Rahner will in Zukunft seinem Beruf mehr Zeit widmen.
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedachte der Ortsvorsteher Hartleib auch Schriftführerin Irene Reithmeier, ohne deren Betreuung "wir an Arbeit ersticken würden". Im Anschluß an die Sitzung lud Josef Hartinger den Beirat zum Umtrunk bei Ebbelwei und Brezeln ein. hen
GRIESHEIM. Der Neubau eines Umkleide- und Funktionsgebäudes für die Sportgemeinschaft (SG) Griesheim rückt in greifbare Nähe. Sowohl der Bau- als auch der Sportausschuß haben kürzlich in ihren Sitzungen grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Jetzt muß nur noch die Stadtverordnetenversammlung der Bau- und Finanzierungsvorlage zustimmen, damit an der Sportanlage in der Lärchenstraße gebaut werden kann.
Das Baudezernat hat zusammen mit dem Sportdezernat vor kurzem ein Programm für die Finanzierung und Ausführung des Baus vorgelegt. Danach kostet der Abriß des städtischen Umkleidegebäudes und der vereinseigenen Kantine sowie der Neubau eines Sportlerheims etwa 3,1 Millionen Mark. Im Anschluß an diese Arbeiten soll einer der vorhandenen Tennenplätze bis 1996 in ein Kunstrasenfeld umgewandelt werden.
Seit zehn Jahren warten die Sportler der SG Griesheim auf diese dringend nötigen Erneuerungen der Anlage. Nachdem das Vorhaben bereits 1990 einmal im städtischen Haushalt eingeplant war, mußte es wieder gekippt werden, da im Erdreich eines "Spielfeldes" Altlasten gefunden wurden und darüber hinaus Konflikte mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke auftraten.
In der neuen Planung verzichtet der Griesheimer Verein auf ein zweites Spielfeld und hofft darauf, die neuen Gebäude noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu können. "Wenn die Stadtverordneten beschlossen haben, könnte meiner Meinung nach acht Wochen später der Bau losgehen", schätzt Wolfgang Lindner, Erster Vorsitzender der SG.
Das Vereinsheim, 1951 in Eigenarbeit errichtet, ist in desolatem Zustand und nicht mehr renovierungsfähig. Das Umkleidehaus von 1965 gehört der Stadt, der geplante Bau wird beiden Ansprüchen - Umkleide und Kantine - gerecht werden. Grundlage für die Planung ist das standardisierte Raumprogramm für städtische Sportanlagen, sprich: ein Normgebäude mit Duschen, Toiletten und einem integrierten Vereins- und Jugendraum. Das Dach des Heims wird begrünt, auch die Außenanlage wird mit Sträuchern und Bäumen versehen.
Während der Bauzeit muß die SG auf ihre Kantine verzichten. Ursprünglich sollte ein Container in der Übergangszeit als Bleibe dienen, doch davon hat die Stadt aus Kostengründen (rund 120 000 Mark) wieder Abstand genommen.
Auch wenn der Verein dadurch finanzielle Einbußen hinnehmen muß, bleibt der Vorstand zuversichtlich. "Wir sind mit dem Plan zufrieden. Wichtiger ist, daß er endlich umgesetzt wird", fordert Wolfgang Lindner. Wegen der unzureichenden sanitären Anlagen habe der Verein schon viele Mitglieder verloren. "Wenn nicht bald etwas passiert, können wir den Vereinsbetrieb ganz dichtmachen", warnt der Vorsitzende. hen
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
Namen + Notizen
HELENE KUGEL, nicht nur Karnevalistin bei den "Heddemer Käwwern", sondern auf allen Frankfurter Fastnachtsbühnen gemeinsam mit Ehemann Hans als Gesangsduo "Die Kugels" zu Hause, feiert am Samstag, 27. Februar, im Saal der evangelischen Gethsemane-Gemeinde in der Marschnerstraße (Nordend) mit Freunden ihren 60. Geburtstag. Anfang der siebziger Jahre tauchten sie als (heute noch) ungleiches Paar im Karneval auf: Sie mollig und chic, der Hans "spindeldürr" und einen Kopf größer. Mit dem Lied "Es Dickerchen" schafften Helene und Hans mit Bravour den "Einstieg" in die Frankfurter Fastnacht, seit nunmehr zwei Jahrzehnten gehören sie dazu, begeisterten in dieser Zeit mehr als 120 000 Menschen. Und sie überraschen das Publikum immer wieder mit neuen, selbst getexteten Liedern. Ihr größter Hit ist das Lied "Oma hipp . . ." dixi
Wie blöd sind wir Frauen wirklich? Was ich aus diesem Beitrag (FR vom 17. Februar 1993 "RU 486/PG verstärkt die Kontrolle von Männern über Frauen") gelernt habe:
Frauen sind wundergläubig und scheinbar nicht fähig, Beipackzettel zu lesen, bevor sie Pillen schlucken, deshalb muß man sie vor der Abtreibungspille schützen. Frauen lassen es zu, daß Männer angesichts der "bequemen" Abtreibungsmethode die Kondome beiseite legen - also muß man sie vor der Abtreibungspille schützen. Der Grund allen Übels ist, daß Frauen (die armen Dinger) nicht gelernt haben, Sex zu verweigern (unumstritten die beste Verhütung).
Wahlfreiheit ist nichts für Frauen, weil frau nicht weiß, was gut für sie ist. Deshalb wird von "feministischer" Seite beschlossen, daß Vollnarkose besser für den Körper ist. So wird sie vor chemischer Keulen-Mißhandlung beschützt.
Wenn frau nicht so hilflos und fremdbestimmt wäre, hätte sie eh längst gelernt, die eigene Engelmacherin zu sein. Schickt sie in Selbsthilfegruppen oder zu "Laien-Abtreibern", denn der "natürliche" Haus-Schwangerschaftsabbruch entspricht doch viel eher ihrem Naturell! Ihr Bauch gehört ihr und er muß vor Ärzten und Chemie geschützt werden. (Dabei hat die Autorin allerdings vergessen, wie einfach dem Kondomverächter "hinterher" der Satz: "Deine Freundin Ilse wird's schon richten" über die Lippen kommt.)
Fazit: Frauen müssen bevormundet werden, denn sie wissen nicht, was sie tun. Emanzipation ist, wenn wir endlich einsehen, daß eine Bevormundung von den wenigen Frauenbäuchen mit Köpfchen besser für uns ist als männliche Manipulation.
Heiderose Höhm, Heidelberg
Ute Glasemann ärgert sich schon lange. "Die donnern hier entlang, ganz egal, wer die Straße gerade überqueren will." Wie eine Schnellstraße für Fahrradfahrer komme ihr die Bockenheimer Landstraße vor. Auf dem eigens für Radfahrer abgetrennten Weg zwischen Opernplatz und Universität rasen die Vélo-Piloten hin und her, erzählt die Vorsitzende des Elternbeirates der Bettina-Schule. Immer wieder komme es dabei zu Zusammenstößen. Oft genug seien dabei Kinder, die auf dem Weg zur Schule die Fahrbahn kreuzen, die Leidtragenden.
Doch wie kann man die Radler dazu bringen, einen Gang zurückzuschalten? Diese Frage beschäftigte bei einer vom Stadtschulamt angesetzten Schulwegbegehung die Vertreter von Ordnungsamt und Polizei, den Schulleiter, besorgte Eltern und den Fahrradbeauftragten der Stadt, Peter Blöcher. Achselzuckend stand er vor dem Problem. Eine Lösung hatte er nicht parat. Und beruhigen konnte er die Eltern erst recht nicht. Denn was nur wenige wissen: Die Radfahrer haben sich nicht an die Auto- Ampeln zu halten, sondern einzig an die der Fußgänger, zitiert Blöcher die Straßenverkehrsordnung. Aber selbst an diese halten sich nur die wenigsten. Ein kurzer Blick nach links und rechts und schon ist man drüber - über die rote Ampel.
Die Wege zur Bettina-Schule sind mit weiteren Gefahrenpunkten gespickt. Die grüne Ampelphase reiche nach Meinung der Eltern auf der Bockenheimer Landstraße nicht aus, um die Straße zu überqueren. Darüber hinaus übersehen einige Autofahrer, die aus der Myliusstraße in die Bockenheimer Landstraße abbiegen möchten, trotz eines zusätzlichen, warnenden Lichtzeichens, die dort aufgestellte Fußgänger-Ampel, erzählt Ute Glasemann.
Zu Unfällen sei es in der Vergangenheit auch an der Ampelanlage in Höhe Feuerbachstraße / Freiherr-vom-Stein- Straße gekommen. Der zuständige Sachbearbeiter des Ordnungsamtes will nun prüfen, ob die Phase um zwei auf acht Sekunden verlängert werden kann.
Gleiches gilt auch für den Wunsch des Elternbeirates und des Schulleiters Volker Dingeldey, zusätzliche Zebrastreifen auf dem Kettenhofweg und in der Freiherr-vom-Stein-Straße einzurichten. Außerdem unterstützen sie einen SPD- Antrag des Ortsbeirates 2. Der vom Magistrat noch nicht behandelte Antrag sieht vor, eine Rundum-Grünschaltung auf der Bockenheimer Landstraße zu instalieren. Ein Gedanke, mit dem sich der Fahrradbeauftragte nur schwer anfreunden kann: "Wenn alle Radfahrer auf einmal losfahren dürfen, gibt es sicherlich chaotische Zustände und noch mehr Unfälle." hu
Heute zum Zeitzeugen Horovitz aus den USA
Für heute Abend, 19.30 Uhr, ist Marc Horovitz, der Enkel des Rabbiners der Synagoge am Börneplatz, Markus Horovitz, und der Sohn des Bildhauers und Silberschmieds Leo Horwitz, vom Institut für Stadtgeschichte, Historiker-Koordination und von Fritz Bauer-Institut in den Versammlungsraum der Kommission in die Seckbächer Gasse 14, 3. Stock, eingeladen. Horovitz, der heute in San Francisco lebt, kommt zur Ausstellung "Jüdische Mitarbeiter des Südwestdeutschen Rundfunks", die in den kommenden Wochen im Foyer des Hessichen Rundfunks zu sehen ist, nach Frankfurt und wird auch in der Seckbächer Gasse unter dem Titel "Bruch in der Kindheit- Ein Leben als jüdischer Junge in Frankfurt bis 1939 und als Flüchlingskind in England" berichten. Ich kann keinen großen "literarischen Abend", kein Stück "Weltliteratur" versprechen, denn ich kenne Herrn Horovitz nicht und habe auch nichts von ihm gelesen.
Aber ich weiß, daß heute Abend Dinge zur Sprache kommen, die wichtiger sind als jede literarische Erfindung: Es ist die Wahrheit, die vor uns wiederauferstehen wird und die wir uns antun sollten, auch wenn wir scheinbar "nichts damit zu tun" haben. wp
"Wir haben den Eindruck, daß die Umstellung noch immer nicht abgeschlossen ist", sagt Christiane Toussaint von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) in Bonn. "Aber sie läuft wohl an." Vergeblich hat sie bisher beim Einkaufen nach Bio-Produkten Ausschau gehalten, die seit dem 1. Januar nach dem neuen EG-Recht gekennzeichnet sein müssen.
Manon Haccius von der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau in Darmstadt wundert das nicht: "Die Vorschriften stehen noch aus", berichtet sie. Daß so etwas ähnliches wie der "Umweltengel" herauskommen könnte, glaubt Haccius nicht: "Auf den Etiketten wird sich möglicherweise nicht viel tun. Dort steht vielleicht ein Vermerk in der Zutatenliste, eine Prüfnummer oder der Name der Kontrollstelle." Der Hinweis "Ökologische Agrarwirtschaft - EWG-Kontrollsystem" dürfte eine Rarität bleiben: "Um ihn zu tragen, muß ein Produkt zu 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen."
"Bio" und "Öko" öffneten in den vergangenen Jahren manche Verbraucherbörse. Die Folge war ein wachsender grauer Markt von pseudo-biologischen Produkten. Bereits 1991 verabschiedete die EG deshalb eine Verordnung für die einheitliche Auszeichnung ökologisch hergestellter Produkte. Im vergangenen Sommer noch einmal hinausgeschoben, unterliegen seit dem 1. Januar nun alle pflanzlichen Produkte dieser Kennzeichnungspflicht. Noch ungeklärt ist dagegen, was ein tierisches Bio-Produkt ausmacht. Ebenfalls nicht gelöst: Importe aus Drittländern. So wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis der Verbraucher sichergehen kann, daß dort, wo "Bio" draufsteht, auch "Bio" drin ist.
Immerhin: Private Kontrollstellen achten nach dem Willen der EG nun darauf, daß die verabschiedeten Bestimmungen eingehalten werden. In der Bundesrepublik sind davon etwa 10 000 Unternehmen betroffen. Neben den 4400 Mitgliedsbetrieben von traditionell ökologisch wirtschaftenden Anbauverbänden wie Bioland und Demeter - sie haben sich schon früher strengen Richtlinien unterworfen - müssen sich nun auch jene etwa 5000 Landwirte kontrollieren lassen, die im Rahmen der Extensivierungsprogramme der EG auf umweltverträgliche Produktion umgestellt haben. Unter die Lupe genommen werden auch etwa 500 verarbeitende Betriebe - meist Bäcker und Metzger.
Um all dies zu leisten, war ein erheblicher Aufwand nötig: "Der ganze organisatorische Hintergrund mußte erst entwickelt oder angepaßt werden", erzählt Manon Haccius. Nun komme die Umsetzung auf Touren. Das volle Ergebnis dürfte sich aber erst im Herbst zeigen, wenn die nächste Ernte eingefahren ist, schätzt Hubert Redelberger vom Hessischen Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landentwicklung in Kassel. Rückwirkend könne die neue Kennzeichnung nicht verwendet werden.
47 private Kontrollinstitute haben die Bundesländer zugelassen. Ihre Arbeit bedeutet für den einzelnen Bauern zusätzliche Kosten: "Um die ganzen Formulare auszufüllen, gehen sicher ein bis zwei Tage drauf", sagt Redelberger. Und für die eigentliche Kontrolle müßte jeder Betrieb noch einmal zwischen 500 und 1000 Mark hinlegen. Nicht gerade ein Kleckerbetrag, wenn man weiß, daß der durchschnittliche Betriebsgewinn bei 40 000 Mark liegt - ohne soziale Vorsorge.
Die Forderung der Ökobauern geht denn auch dahin, zumindest einen Teil der Kontrollkosten vom Staat zurückzuerhalten. Schließlich sei nicht einzusehen, daß sie für ihr Bemühen, besonders umweltverträglich zu produzieren, auch noch bestraft würden. Die anerkannten Anbauverbände hatten die EG-Verordnung ohnehin skeptisch beäugt. Sie befürchteten, daß von einem einheitlichen Kennzeichen vor allem jene profitieren, die nach weniger strengen Gesichtspunkten ihre Erzeugnisse herstellen.
Während Redelberger und andere Fachleute kritisieren, daß verbindliche Richtlinien für die gesamte Tierhaltung seit einem Jahr überfällig sind, hat Brüssel auf einem anderen Gebiet reagiert: Nach den jetzt veröffentlichten Ergänzungsregeln dürfen Bio-Produkte auch gentechnisch erzeugte Zutaten enthalten. "Bleibt es bei diesem Passus, dann muß zum Beispiel gentechnisch hergestellte Hefe im Bio-Bier oder im Bio-Brot nicht ausgewiesen werden", kritisiert Toussaint. Sie sieht in der Entscheidung einen "schweren Schlag" für die Glaubwürdigkeit des neuen Bio-Zeichens. "Gerade bei Öko-Produkten erwartet der Verbraucher, daß sie umweltverträglich erzeugt wurden und Zutaten - soweit sie überhaupt vorkommen - möglichst naturbelassen bleiben."
NORBERT GLASER
SACHSENHAUSEN. "Endlich, unser zwölfter Mann. Los geht's!" Nach und nach sind die Spielerinnen und Spieler der Volleyballteams der Turngemeinschaft Sachsenhausen 04 (TG 04) eingetroffen. Die ersten Bälle fliegen schon über das Netz, während einzelne noch beim Aufwärmen sind. Die Volleyballer spielen in keiner Punktrunde mit: "Das wäre bei all den Wochenendspielen für die meisten von uns zuviel, schon weil sie Kinder haben", erklärt Trainer Horst Eckhardt. Trotzdem: "Hier wird schon mit Ehrgeiz gespielt."
Im Juni will das Team wieder am Volleyballtunier der "Goldsteiner Spiele" teilnehmen. Beim Mixed-Turnier für Freizeitmannschaften sind mindestens drei Frauen im Team Pflicht. Mit derzeit nur drei Damen fehlen der TG 04 Auswechselspielerinnen: "Letztes Jahr mußten wir uns Damen von anderen Vereinen ,ausleihen&rquote;", erinnert sich der Trainer.
Aber nicht nur deswegen wollen die Volleyballer neue Mitspielerinnen gewinnen. Es wäre schade, wenn aus der gemischten Gruppe ein reines Männerteam würde. "Schon wieder ist eine Spielerin ausgefallen, weil sie sich beim Turnen verletzt hat", erläutert Horst Eckhardt, der Volleyball für eine Sportart hält, bei der Verletzungen vergleichsweise selten vorkommen, da ohne Körperkontakt gespielt werde.
"Alle Spieler müssen voll integriert werden", sagt Eckhardt. Genau das wollen die Freizeitspieler jetzt mit Anfängerinnen versuchen, hoffen aber gleichzeitig auch auf erfahrene Spielerinnen. In anderen Vereinen kommen die Freizeitspieler meistens aus den Leistungsmannschaften. Doch in der TG 04 gibt es nur noch eine Freitagsgruppe, in der neben Gymnastik auch Volleyball gespielt wird. Aus dieser ging vor eineinhalb Jahren das Freizeitteam hervor. "Im Schnitt sind die meisten um die dreißig Jahre alt. Unser ältester Spieler ist 57", erläutert Horst Eckhardt. "Eigentlich bin ich kein fester Trainer. Das kann sich der Verein nicht leisten. Hier erklärt jeder mal."
Wegen des Hallenmangels in Sachsenhausen hat das Team lange um einen eigenen Trainingstermin kämpfen müssen. Anfangs trainierten sie zusammen mit der Kindervolleyballgruppe, bis diese auf mittwochs verlegt werden konnte. "Nachher gehen wir natürlich noch zusammen einen Trinken."
Auch sonst geht es bei den Sachsenhäusern gesellig zu: Horst Eckhardt, der auch das Kinderturnen leitet, hat noch den Glitter von der Kinderfastnacht im Haar. Die Weihnachts- und Karnevalfeten feiern die einzelnen Abteilungen für sich. Das gemeinsame Sommerfest auf der Sportanlage an der Babenhäuser Landstraße ist in den vergangenen Jahren ausgefallen: Der Platz wurde aufgrund der Dioxinbelastung gesperrt und bislang hat die TG 04 noch keinen Ersatz gefunden.
Von den 1200 Mitgliedern sind zwei Drittel Kinder. So fließt auch der größte Teil des Vereinsetats in die Kindergruppen. Obwohl die Stadt die Zuschüsse an die Vereine gekürzt hat, wurde gerade ein Spannbalken für die Turnriege angeschafft. Wie TG-Pressesprecher Hans Fieres mitteilte, hat sich der Verein nun doch zu dieser Anschaffung entschlossen, nachdem die Turnriege auf dem Gaukinderturnfest so erfolgreich war.
"Auch die Handballabteilung läuft optimal", freut sich Eckhardt. Daneben hat die TG 04 noch Leichtathletik-, Gymnastik-, Tischtennis-,Tanzsport- und Schwimmabteilungen. Auch die Tänzer würden sich über Neuzugänge jeden Alters freuen. Die Paare, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, trainieren montags ab 20 Uhr in der Aula der Schillerschule (Morgensternstraße 3).
Trotz der vollen Kindergruppen hat die TG 04 Nachwuchssorgen, viele treten im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren aus dem Verein aus, und dem Vorstand gehören fast nur Rentner an, von denen einige gerne ihr Amt an Jüngere abgeben würden. "Wir haben verzweifelt gesucht. Leider ist kaum noch einer bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren", bedauert der Pressewart.
Auf Engagierte hofft auch das Volleyballteam: "Das wäre schon toll, wenn wir bald noch Damen finden würden", hoffen die Spieler des Volleyballteams. Willkommen sind Spielfreudige ab 18 Jahren. Trainiert wird donnerstags ab 19 Uhr in der Turnhalle der Carl-Schurz-Schule, Holbeinstraße 21-23. son
FRANKFURT A. M. "Die Stadt, die Banken und der Tod" war Thema einer Wahlveranstaltung der "Ökologischen Linken Liste", zu der etwa 250 Bürger ins Haus Gallus gekommen waren.
Moderatorin Jutta Ditfurth, sie führt die Kandidatenliste an, begrüßte als Gesprächsteilnehmer weitere Kandidaten zur Wahl: Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung "Metall", und die Psychologin Irmela Wiemann. Gastredner waren der Hoechst-Betriebsrat Emanuel Schaaf sowie der Gewerkschafter Reinhold Winter.
Jakob Moneta kam gleich zur Sache. Die Stadt Frankfurt werde zu einem internationalen Dienstleistungszentrum ausgebaut. "Es gibt keine Wohnungen, aber 350 000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer", ärgerte sich der 78jährige. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung lebt laut Moneta an der Armutsgrenze. "Das sind die Modernisierungsverlierer."
Im Mittelpunkt des Beitrags von Irmela Wiemann standen "die katastrophalen Lebensbedingungen der Kinder im Gallus und Bahnhofsviertel". Wegen der schlechten Luft seien hier mehr Kinder an Pseudo-Krupp erkrankt; als Folge der fehlenden Spielmöglichkeiten sei der Nachwuchs aggressiver geworden.
Die Psychologin sparte nicht mit Kritik an der Koalition im Römer, die sie als "rosa-grün" charakterisierte: "Die kümmern sich um die Modernisierung und nicht um die sozialen Verhältnisse."
Emanuel Schaaf beschäftigte sich mit Modernisierungskonzepten der deutschen und amerikanischen Wirtschaft. Sie orientierten sich an japanischen Modellen und würden "auf Dauer Arbeitsplätze kosten". Zudem würde die betriebliche Organisation von Arbeitnehmerinteressen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Reinhold Winter forderte im letzten Vortrag, die Sprache müsse "für die linke Bewegung zurückgewonnen" werden. So entlarvte er den Solidarpakt als unsolidarisch und forderte einen "Pakt gegen unsolidarische Verhältnisse" - der einzige Satz des Abends, den das Publikum mit Applaus bedachte. Nicht nur deshalb ein (immerhin) unterhaltsamer Vortrag, bei dem Winter seinen Eingangsworten gerecht wurde: "Ich kann zwar zu Frankfurter Daten nichts sagen, aber als engagiertes Gewerkschaftsmitglied habe ich viel zu erzählen."
Jutta Ditfurth zeigte sich auf Nachfrage mit dem Abend zufrieden, wenn auch einiges "noch zu unscharf" gewesen sei. Vielleicht hätten einige aus der Runde die Worte des Philosophen Ludwig Wittgenstein ernst nehmen sollen: "Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen; wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." *ara
BOCKENHEIM. Es muß gespart werden in Frankfurt, meint der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), und will in seinem Bezirk anfangen: Zwar sinnvoll, aber zu teuer seien die Pläne des Magistrats, die Straßen rund um den Hessenplatz umzugestalten. 1,9 Millionen Mark hatte die Stadt im Rahmen der Sanierung von Bockenheim für den Umbau eingeplant. Einstimmig haben die Beiratsmitglieder nun auf Antrag der SPD gefordert, eine "erheblich kostenreduzierte Planung vorzulegen".
Das Planungsdezernat hatte vorgeschlagen, die Marburger Straße und Basaltstraße bis zur Falkstraße und die beiden Straßen an den Längsseiten des Hessenplatzes erheblich umzubauen. Bäume sollten gepflanzt, Bordsteine versetzt und neue Straßenlaternen aufgestellt werden. Die Marburger Straße wollte der Magistrat neu asphaltieren, Fußgängerüberwege sollten aufpflastert werden.
Nach Meinung des Ortsbeirats muß auch bei einer billigeren Variante nicht auf die Verkehrsberuhigung verzichtet werden. Auch die veränderten Pläne sollen es Fußgängern ermöglichen, den Hessenplatz auf neugestalteten Überwegen zu erreichen. Die Begrünung soll ebenfalls in den neuen Plan übernommen werden. "Dennoch", meinte Antragssteller Günter Zenk (SPD), "die Stadtkasse ist leer, da muß das auch billiger gehen."
Tatsächlich sind die Mittel für das Sanierungsgebiet Bockenheim erheblich gekürzt worden. Ihre bisherigen Zuschüsse haben sowohl der Bund als auch das Land Hessen gestrichen (die Frankfurter Rundschau berichtete). mic
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
Die große Gutai-Ausstellung der japanischen Avantgarde im Frühjahr 1991 auf der Mathildenhöhe überraschte mit kühnen Bildern und Aktionen: Da steuerten Künstler mit Farben beladene Spielzeugautos über Leinwände oder schmückten eine Frau mit Kleidern aus Neonröhren.
Eines der zahlreichen Bilder damals nannte sich "Wildschweinjagd" und war mit blutroter Farbe auf ein veritables Wildschweinfell gemalt. Das Bild stammte von Kazuo Shiraga, von einem der wichtigsten Vertreter der Gutai-Gruppe, von dem Mann, der für sich die Fuß-Malerei erfunden hatte und sie mit unerhörter Konsequenz bis zum heutigen Tag weiterführt.
Vielleicht mögen seine Bilder an die von Hartwig Ebersbach erinnern, doch verzichtet der Japaner auf eine Annäherung an ein (zerstörtes) Menschenbild und verläßt sich ganz auf eine Dynamik, die ihre Kraft aus der Energie seines Körpers (nicht seines Intellektes) bezieht.
Die Darmstädter Galerie Sander, Goethestraße 1a, zeigt derzeit eine Ausstellung dieses bedeutenden Vertreters der japanischen informellen Malerei (bis 27. März, montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr). wp
RÜSSELSHEIM. Zu Filmvorführungen mit dem Schwerpunkt Marokko lädt das städtische Jugendbildungswerk für den 15., 16. und 17. März ins Nauheimer "Riedcasino" ein. Jeweils um 21.45 Uhr läuft dort der 1990 von dem marokkanischen Regisseur Ferid Boughedir gedrehte Film "Halafouine - Zeit der Träume". Boughedir erzählt von dem zwölfjährigen Noura, der, weil noch ein halbes Kind, noch Zugang zur Welt der Frauen hat. Über ihn gestattet Boughedir dem Zuschauer tiefe Einblicke in den Alltag von Frauen in arabischen Ländern. wal
HANAU. Das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt bietet am Samstag, 13. März, von 9 bis 17 Uhr und Sonntag, 14. März, von 9 bis 15 Uhr ein Wochenendseminar "Ganzheitliche Massage" für Frauen an. Vermittelt werden Techniken, die die Muskeln entspannen, den venösen Blutstrom unterstützen und den Lymphfluß fördern. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 25 44 28 möglich. res
FRANKFURT A. M. "Jugend gegen Rassismus" ist das Motto einer Riesen- Musik-Fete, zu der der Frankfurter "Verein türkischer Jugendlicher" am kommenden Samstag, 27. Februar, ab 19 Uhr, in das Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2, einlädt.
Dafür hat sich die bekannte hessische Gruppe "Rodgau Monotones" gegen ein geringeres Honorar als sonst üblich verpflichten lassen - aber auch die anderen Bands sind in Frankfurt und Umgebung bereits populär: Die "Sunshine Steelband" spielt karibische und südamerikanische Musik, die "Prosechos" bieten Rembetiko aus Griechenland und "Emty Pocket" bringen Rock und Blues aus England. "Yurdun Sesi" schließlich singt Volkslieder aus der Türkei.
Die Moderation von "Jugend gegen Rassismus" hat Yasemin Arkan übernommen. Der Eintritt zu der Musikfete kostet zehn Mark. Wie der Verein türkischer Jugendlicher erklärt, ist der Anlaß für die große Fete mit Musik aus fünf Ländern "die momentane politische (Fehl-)Entwicklung mit den gewalttätigen rassistischen Ausschreitungen insbesondere gegen Ausländer". ute
BOCKENHEIM. Sein Bild von den "häßlichen Glatzen" mußte mancher der überwiegend jugendlichen Zuhörer nach dem Vortrag von Dr. Annette Streeck-Fischer noch einmal überdenken. Die Psychoanalytikerin und Kinderpsychiaterin aus Göttingen sprach in der Aula der Max-Beckmann-Schule zum Thema "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen". Eingeladen hatten die Max-Beckmann-Schule, die evangelische St. Jakobs- und die evangelische Markus-Gemeinde im Rahmen der Vortragsreiche über Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit.
Mit rechtsextremen Jugendlichen beschäftigt sich Dr. Streeck-Fischer in der stationären Psychotherapie. Als typisch für die Lebensgeschichte eines Skins schilderte sie den Werdegang des heute 15jährigen Martin: Seine damals 18jährige Mutter brachte ihn unehelich zur Welt. Als er drei Jahre alt war, heiratete die Mutter den Stiefvater, der ihn mit Haßattacken überhäufte.
Schon im Kindergarten fiel Martin als aggressives Kind auf, und die Gruppe nahm ihn nicht an. Als ihm die Sonderschule für Verhaltensgestörte empfohlen wurde, sperrten sich seine Eltern dagegen und überforderten ihn mit dem Besuch eines Gymnasiums. Er wurde mehrfach von Schulen verwiesen und ging zum Schluß auf die Hauptschule. Als Außenseiter unter Gleichaltrigen suchte er Anschluß an die rechtsextremen Skinheads.
Skinheads lebten die Gewalt aus, die sie früher in der Rolle des Opfers erfahren hätten, lautete eine These der Psychoanalytikerin. Die Entwicklung von Gewalt gegen Fremde gleiche einem "tödlichen Tanz". Zunächst empfinde der Jugendliche seine eigene Perspektivlosigkeit, mache aber äußere, bedrohliche Umstände verantwortlich. Sodann wird die eigene Bedrohung auf die Nation übertragen. In einer dritten Stufe erfolge die Entmenschlichung des Feindes. Der Prozeß münde in Gewaltanwendung "in einem rauschhaften Gewaltexzeß".
Falsch verstanden fühlte sich die Psychoanalytikerin von einem Schüler, der ihr vorwarf, die rassistischen Anschläge mit ihren Theorien zu rechtfertigen: "Verständnis wecken ist etwas anderes als dem zuzustimmen." Viele Besucher vermißten bei Dr. Streeck-Fischer Hinweise auf die politischen und gesellschaftlichen Ursachen von Fremdenfeindlichkeit. Sie entgegnete: "Sicherlich sind die psychischen Bedingungen nur ein Aspekt. Aber es ist wichtig zu fragen: Was sind das für Jugendliche, die gewalttätig werden?"
Wie man da eingreifen könne, wollte eine junge Frau wissen. "Es ist nicht leicht, mit diesen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen." Die Gesellschaft müsse früher auf die Probleme aufmerksam werden und günstigere Bedingungen für Heranwachsende schaffen. hes
NIEDER-ERLENBACH. Mit einer Sammelaktion wollen die Nieder-Erlenbacher Blauröcke Freuerwehrmännern aus Kiew, die bei der Tschernobyl-Katastrophe eingesetzt wurden, zum zweiten Mal unterstützen. Spenden für die nächste Hilfslieferung in die ukrainische Hauptstadt können ab sofort bei Gerd Cerny in der Sudetenstraße 9 (Nieder-Erlenbach) abgegeben werden.
Ab März werden die Hilfsgüter dann auch samstags im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Erlenbach in der Oberen Burggasse von 10 bis 13 Uhr entgegengenommen.
Im Sommer 1992 kamen 81 Kinder aus Kiew nach Frankfurt und lebten drei Wochen bei ihren Gastfamilien in Bad Vilbel und Umgebung. Erzählungen über die wirtschaftliche Situation in der Ukraine ließen die Nieder-Erlenbacher Feuerwehrmänner aktiv werden. "Wenn allein jeder Haushalt Hilfsgüter im Wert von 2,50 Mark spendet, können wir einen ganzen Lkw bestücken", heißt es im Aufruf.
Die Bevölkerung wird gebeten, nur unverderbliche Lebensmittel abzugeben: beispielsweise Zucker, Mehl, Butter, Kaffee, Kakao, Konserven oder getrocknete Hülsenfrüchte. Eine Bad Vilbeler Firma stellt für den Transport Anfang April in die Unkraine einen Lastwagen und einen Fahrer zur Verfügung.
Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel wird derzeit auch ein dreiwöchiger Ferienaufenthalt für 30 Kinder aus der Ukraine vorbereitet. Am 10. Juli werden die Gäste voraussichtlich in Frankfurt eintreffen. Familien, die die Kinder aufnehmen möchten, können sich bei Gerd Cerny unter der Telefonnummer 45 09 - 4 39 53 melden. tin
GOLDSTEIN. Die Carl-von-Weinberg- Schule öffnet am Freitag, 26. Februar, in der Zeit von 16.30 bis 19.30 Uhr, ihre Türen: Eltern und Kinder - vor allem der sechsten Grundschulklassen mit Förderstufe - aus Schwanheim, Goldstein und Niederrad sind eingeladen, die additive Gesamtschule näher kennenzulernen. Die Carl-von-Weinberg-Schule (Zur Waldau 21) bietet drei Schulzweige unter einem Dach: einen Hauptschul-, einen Realschul- und einen Gymnasialzweig bis zur zehnten Klasse.
Am "Info-Tag" steht das Lehrerkollegium zu Einzel- und Gruppenberatungen bereit. Außerdem werden in regelmäßigen Abständen Führungen durch die Schule angeboten, die einen Einblick in das innerschulische Angebot geben sollen: Die Fachräume für Arbeitslehre, Informatik und Naturwissenschaften können ebenso besichtigt werden, wie Schulküche, Foto- und Sprachlabor.
Die Schulbibliothek zeigt Kinder- und Jugendliteratur aus ihrem Angebot, es gibt eine Ausstellung zum Thema "Betriebspraktika", Ergebnisse aus dem Kunstunterricht werden vorgestellt und in der Turnhalle Sportvorführungen gezeigt. jh/08
FRANKFURT-WEST. Die "alarmierende Zahl" getöteter und verletzter Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr erfordert nach Ansicht der Grünen im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) ein Umdenken in der städtischen Verkehrspolitik. Sie fordern ein Fußwegreferat und ein Sofortprogramm zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern.
Die Grünen schlagen unter anderem vor, Geschwindigkeitsbegrenzungen konsequent umzusetzen. Außerdem sollen Zebrastreifen abgesichert, Ampeln fußgängerfreundlicher geschaltet und Falschparker abgeschleppt werden. Um das durchzusetzen, müsse das Fachpersonal und die Polizei geschult werden. Das Fußwegreferat brauche eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung und solle dem neu zu schaffenden Verkehrsdezernat unterstellt werden. ov
BÜDINGEN. Mit einem Thema aus der Lokalgeschichte beschäftigt sich der Vortrag des Büdinger Geschichtsvereins am Dienstag, 2. März, im Heuson-Museum. Dr. Thomas Martin wird ab 20 Uhr im oberen Saal des Museums über "Die Herrnhuter Brüdergemeinde. Voraussetzungen und Anfänge - Theologische Ausrichtung - Mission" referieren.
Thomas Martin ist seit 1981 als Akademischer Rat am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität in Gießen tätig. Er ist zweiter Vorsitzender des Oberhessischen Geschichtsvereins und Mitglied der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und hat eine Reihe von Monographien und kultur- und kirchengeschichtliche Aufsätze verfaßt. cor
Frauen, die ein Kind erwarten, können sich bei Pro Familia in Höchst auf die Geburt vorbereiten. Vom 11. März bis zum 22. April treffen sich die Mütter mit einer Ärztin jeden Donnerstag ab 9 Uhr. Anmeldungen unter Tel. 30 20 17. tos
&blt;Absatz "Mit deftiger Erbsensuppe" tauschen HÖCHST. Erster Spatenstich fürs neue 17. Polizeirevier. Nach zehnjähriger Planungszeit stieß Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) die Schippe in den verseuchten Boden, der das Projekt zuletzt nochmals verzögerte. In rund zweijähriger Bauzeit soll für etwa 11,3 Millionen Mark Hessens modernstes Polizei- Domizil entstehen. 300 000 Mark kostet allein die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) wird einen Teil des stark mit Kohlenwasserstoffen belasteten Bodens in Biebesheim verbrennen.
&blt;Letzter Absatz "Nahe einer Katastrophe" Die Nasen der Anwohner sollen dank der neuen Technik dann nicht mehr so strapaziert werden. Derzeit weht bei stärkerem Wind öfter ein un-dezenter Duft über den Main. gre
Wie berichtet, hält Wentz das Gewerbegebiet unter bestimmten Voraussetzungen für "sehr gut vertretbar". So habe der TÜV Südwest in Freiburg empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost zu bauen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude geplant werden.
In Unterliederbach gebe es viele soziale Probleme, schreiben die Unterliederbacher Sozialdemokraten in ihrem Papier. "Wir verlangen im Interesse der Bewohner, daß nicht nur Dienstleistungs- und industrielle Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch solche im gewerblichen Bereich."
Das künftige Gewerbegebiet Sossenheim zeige, wie lange es dauere, bis erste Arbeitsplätze geschaffen seien. Die Auflagen dort machten aber auch deutlich, daß durch Höhe und Abstand der Gebäude sowie Begrünung der Bauten Ökonomie und Ökologie vereinbar seien. tos
Natürlich ist Helmut Jahns "Messeturm" an sich ja schon ein Kunststück, in vielerlei Hinsicht. Auf zusätzliche Kunst am Bau wollte der als "Star-Architekt" Gerühmte dennoch nicht verzichten. Ein entsprechendes "Kunstprogramm" gehörte von Anfang an zum Konzept - so stellt es zumindest die Eigentümerin des Turms jetzt dar, die Tishman Speyer Properties. Nach dem Ankauf des hämmernden Giganten, den der US-Künstler Jonothan Borofsky 1990 praktisch vor der Haustüre ablieferte, gab die Gesellschaft nun eine Neon-Installation in Auftrag. Die Arbeit des in den USA lebenden Künstlers Stephen Antonakos ist im ersten Tiefgeschoß des Turms zu besichtigen.
Architektur und Kunst zusammenzubringen: das, sagt der "Development Manager" J. Richard Dillon, gehöre eben zur Firmen-Philosophie des Unternehmens. Nicht irgendwelche Kunst, versteht sich. Der mechanische "Hammering Man" und die fließenden Formen der Neon-Skulpturen von Antonakos hätten nämlich ein gemeinsames Moment: das der Bewegung. "Und das ist auch, worum es Business geht" - na, also.
Stärkere Verwandtschaft als zu Borofskys Giganten besitzt die Neon-Kunst allerdings zur verspielten Formensprache der angrenzenden Gaststube. Mit dem versprochenen Aussichtsrestaurant in luftiger Höhe wurde es bekanntlich nichts - "aus Sicherheitsgründen", heißt es nach wie vor, das bedeutet: Die vom dem elften Obergeschoß an aufwärts residierenden Banker mochten ihren Fahrstuhl nicht mit dem gemeinen Volke teilen.
Nun also Kochkunst im Keller. Der Designer Jordan Mozer wird dem Vergnügen die extravagante Note verleihen: Wände, Decken und Mobiliar sind in windschiefe Scheiben aufgesprengt; in fröhlichen Buntfarben angemalt, soll das Ganze wie eine dreidimensionale Cartoon-Landschaft wirken. Mozer zitiert denn auch mit Vorliebe "Roger Rabbit", den wunderbar überdrehten Spielfilm- Cartoon aus dem Hause Spielberg, als Quelle seiner Inspiration.
Aber auch Anleihen bei der (US-)Pop- Kultur der sechziger Jahre sind bei Mozer unverkennbar. Und da trifft er sich mit den Neon-Zeichen Antonakos'. In dessen Arbeit verschmelzen die aufgesprengten, geometrischen Formen des Konstruktivismus mit der Leuchtreklame der Pop-Ära.
So säumen die in schönsten Bonbonfarben leuchtenden Wandobjekte den Weg vom Parkhaus zur Speisetafel, wo sich in heiterer Umgebung die Härte des Geschäftsalltags vergessen läßt.
Dennoch ist die Kunst am Messeturm natürlich auch "good business", wie Mr. Dillon versichert. Nicht zuletzt, weil die Kunstwerke auch eine Reklame für den Bürgersinn der Stifter sind. Die Firma wolle so "das Leben der Gemeinschaft ein Stück bereichern". Sowas gleich als "Programm" zu verkaufen - das allerdings ist eine Kunst.
THOMAS A. WOLFF
WIRTSCHAFT 13
NIEDER-ERLENBACH. Drei Jahre mußten die Stadtteilpolitiker in Nieder- Erlenbach auf die Pläne zur Umgestaltung des Ortsmittelpunkts warten. Und ausgerechnet auf der letzten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) vor der Kommunalwahl entrollten Richard Müller und Helmut Kappe vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung die aktuellen Gestaltungspläne. Zufriedenheit spiegelte sich auf den Gesichtern der Mitglieder des Ortsbeirats wider, aber auch Kritik wurde laut. Denn nicht alle Anregungen der Stadtteilpolitiker wurden berücksichtigt.
So geistert seit Monaten auf den Sitzungen das Wort "Parkplatznot" umher. Durch den Umbau einer alten Scheune und dem Dachausbau des alten Rathauses wurde im Ortskern neuer Wohnraum geschaffen. Die Mieter brauchen Parkplätze. Und die Einrichtung des benötigten Parkraums, so die Kritik auf der Sitzung, sei von den Beamten nicht ausreichend berücksichtigt worden.
"Ich bin überrascht, daß Sie das nicht zur Kenntnis genommen haben", antwortete SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt, nachdem Stadtplaner Richard Müller auf die Zuständigkeit des Ingenieurbüros Retzko & Topp hingewiesen hatte. Müller: "Das Büro legt im Sommer 1993 seine Entwürfe zur Verkehrsberuhigung der Grundnetzstraßen vor." Damit, so meinte der Mitarbeiter des Amts 61, werde sich alles weitere zur endgültigen Gestaltung Alt-Erlenbachs klären.
Doch schon jetzt klagen die Anwohner über negative Folgen der Ortskernsanierung. Mit der Neupflasterung eines Teils der Straße Alt-Erlenbach wurde gleichzeitig der Bürgersteig planiert. "Dort ist nichts anderes erfolgt, als eine Fahrbahnerweiterung", urteilte Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne). Neuen Parkraum gibt es nicht. So sehen das auch die Bewohner des Hauses Alt-Erlenbach 39: "Die Autos werden jetzt direkt unter unserem Fenster abgestellt." Poller oder Straßenmarkierungen sollen vom Falschparken vor der Haustür abhalten.
Ohne Parkzeitbegrenzung "wird auch das gesamte ,Plätzchen&rquote; vor der Sparkasse als Parkfläche genutzt", meinte Reinhardt. Außerdem will der Ortsbeirat 13 nach wie vor einen neuen Parkplatz in der Nähe des Ortskerns. Vor Monaten hatten die Stadtteilpolitiker angeregt, einen Teil der Grünfläche an der Lochmühlstraße zu betonieren. Das Umweltamt lehnte ab, da sich in unmittelbarer Nähe ein Kinderspielplatz befindet. Schließlich sollen im Zuge der Ortskernsanierung immerhin 18 neue Parkplätze im Ortskern ausgewiesen werden.
Vor und an fünf Gebäuden wird teilweise saniert: dem alten Rathaus, der Vilbeler Volksbank, dem Neubau der Frankfurter Sparkasse 1822, einem Fachwerk- und einem Doppelhaus. Durch identische Pflasterung und kleine Grünflächen sollen alle Grundstücke einen ähnlichen Charakter erhalten. Der Vorplatz des Rathauses und das "Plätzchen" vor der Sparkasse sollen als eine Art Marktplatz gestaltet werden: wenig Grün, viel Kopfsteinpflaster.
Zwölf neue Bäume werden gepflanzt und die sechs vorhandenen Pappeln durch andere Baumarten ersetzt, weil sich Bürger über das Herbstlaub beklagten. Außerdem werden Ruhebänke aufgestellt und auf dem "Plätzchen" wird ein Brunnen gebohrt. Insgesamt 22 Ämter beteiligten sich bisher an den Gestaltungsplänen. "Formal gesehen, könnte dieses Jahr die Planung abgeschlossen werden", meinte Richard Müller. Wann die städtischen Bauarbeiten beginnen, ist jedoch noch nicht abzusehen. tin
NORDWESTSTADT. "Wir feiern ein Jahr Kulturbuffet" - mit einem "Jubiläumsabend" zum Thema "Essen, Trinken, Fasten" gestalten die Organisatoren und Träger das Programm zum einjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe in der Nordweststadtbücherei (Nidaforum 6) am heutigen Donnerstag, 25. Februar. Das Buffet öffnet um 18 Uhr, das Programm beginnt um 19 Uhr.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volkshochschule, der Nordweststadtbücherei und der Katholischen Familienbildung präsentieren ernste und heitere Texte sowie persönliche Erfahrungen zum Thema des Abends.
Versprochen werden "Einblicke in die Eßkultur des Mittelalters und schnelle Blicke in die Fast-food-Gesellschaft". Wer danach nicht weiß, was er essen oder trinken soll, kann etwas über das Fasten erfahren (und etwas trinken).
Die Speisen des Abends werden wie immer vom VHS-Resozialisierungsprojekt im Rahmen des gastronomischen Ausbildungsprogramms für straffällig gewordene Frauen zubereitet. ute
Redaktion: Ulrich Cramer
DORNBUSCH. Ursprünglich wollte die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die weitere Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro "Retzko & Topp" platzen lassen. Grund der Aufregung im Dezember waren unstimmige Pläne über die Verkehrsberuhigung der Zone Nord I (Kirchhainerstraße), die das Büro an die Fraktionen verteilte.
Je ein Plan ging an die CDU, SPD, FDP und Grünen, ein fünftes Exemplar bekam der Ortsvorsteher Nikolaus Burggraf (CDU). "Die Pläne sind nicht identisch", beschwerte sich damals Gabriele Hartwig (CDU). Außerdem seien die Anweisungen zur Gestaltung der Verkehrsberuhigung, die der Ortsbeirat 9 dem Ingenieurbüro "Retzko &Topp" gegeben hatten, nicht beachtet worden, hieß es.
Zur Kündigung des Arbeitsauftrages kam es nicht, da die Verkehrsexperten Ende Januar 1993 zu einem klärenden Gespräch einluden. Auf der jüngsten Ortsbeiratsitzung zog die CDU-Fraktion alle entsprechenden Anträge zurück.
Der weiteren Zusammenarbeit mit "Retzko & Topp" steht jetzt unter zwei Bedingungen nichts mehr im Wege: Ein anderer Mitarbeiter des Büros wird die Planung der Tempo-30-Zone übernehmen, "damit wir wieder ein Vertrauensverhältnis aufbauen können", wie CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Günter Müller formulierte. Und alle Anregungen des Ortsbeirats 9 zur Verkehrsberuhigung im Stadtteil sollen von den Experten künftig berücksichtigt werden.
Damit die Fachleute auch wissen, was sie die nächsten Monate zu planen haben, formulierte die christdemokratische Fraktion zur letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen ein 15-Punkte-Papier. Sämtliche strittigen Fragen zur Verkehrsberuhigung werden darin noch einmal aufgezählt.
"Wir machen uns doch langsam lächerlich", wandte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Karl Semmelbauer gegen die Verfahrensweise. Mit den Stimmen der CDU, FDP und der Grünen wurde das 15-Punkte-Papier gegen den Willen der SPD- Fraktion in allen Details besprochen und angenommen. Denn: "Die besprochenen Maßnahmen nachträglich noch einmal exakt festzuhalten, ist vorteilhaft", meinte auch Peter Steinberg (Grüne). Die SPD stimmte gegen den Plan.
"Ausschließlich durch farbliche Markierungen auf dem Asphalt", heißt es in dem Papier, soll auf die Verkehrsverlangsamung aufmerksam gemacht werden. Stellvertreter oder Kölner Teller sind in der Zone Nord I unerwünscht. Die Grünen im Ortsbeirat nutzten die Abstimmung, um ihre abweichende Meinung zu verdeutlichen.
So wollen sie, im Gegensatz zur CDU- Fraktion, "daß der Fahrradverkehr durch die Dehnhardtstraße gegen die Einbahnstraße ausdrücklich erlaubt und durch Schilder im Kreuzungsbereich den Autofahrern angekündigt wird". Mit dieser Maßnahme soll lediglich nachträglich erlaubt werden, "was die Schulkinder ohnehin jeden Tag schon machen", erklärte Steinberg.
Auch auf der Kirchhainer Straße sollen, so fordern die Grünen, die Fahrbahnverengungen in der Form angelegt werden, "daß die Radfahrer nicht auf die Fahrbahn ausweichen müssen". tin
FRANKFURT-NORDWEST. Nicht zuletzt der dreimalige Wechsel des Sozialdezernenten innerhalb der vergangenen vier Jahre "hat die Arbeit schwer gemacht", erklärte jetzt Fritz Goeder, Vorsitzender des Seniorenbeirats des Ortsbezirks 9, dieser Tage. Kurz und bündig zog er auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) seine Bilanz.
Die Seniorenbeiräte, so meinte er, sollten nicht länger ein Hilfsorgan des Sozialdezernenten im Frankfurter Römer sein, sondern zum "direkten Ansprechpartner" der Stadtverordnetenversammlung werden.
So könnte schneller und effektiver auf eventuelle Mißstände in der Seniorenarbeit reagiert werden.
Fritz Goeder forderte mindestens fünf weitere Altenwohnanlagen im Stadtgebiet Frankfurt. Zu beachten sei dabei allerdings, "daß die Wohnanlagen im Stadtgebiet liegen, denn die älteren Bürger verlassen erfahrungsgemäß ungern ihren Stadtteil".
Der Sprecher des Seniorenbeirats plädierte zudem für den Bau von Altenwohnungen und Altenpflegeheimen auf einem Grundstück.
Als erfolgreich bezeichnete Goeder auch die Einrichtung des "Seniorenrathauses" an der Eschersheimer Landstraße. Und das System der "aufsuchenden Altenpflege" habe sich bewährt.
Innerhalb kurzer Zeit wurde ein Notrufsystem für ältere Bürger und Bürgerinnen erfolgreich ausgebaut. tin
Die Frauendemo als Happening - ergraute Alt-Feministinnen mögen das beklagen - ist "out". Der Aktionstag von einst ist zum hochoffiziellen Gedenktag mutiert und wird von Politikern vielerorts zum Anlaß genommen, Vertreterinnen von Frauenorganisationen zum Sektempfang ins Rathaus zu bitten, um ihnen ein Statement zur Frauenpolitik zu präsentieren. Schöne Worte für tüchtige Frauen. Was an die Gepflogenheiten in der einstigen DDR erinnert, wo es zur Pflicht aller Parteikader gehörte, am 8. März die wichtige Rolle der Frauen im Sozialismus zu preisen und den Genossinnen Blumen und Glückwünsche zukommen zu lassen. Als Dank an die Muttis, die auch im Betrieb tapfer "ihren Mann" standen.
Es stimmt: Die Frauenbewegung als Störfaktor, als das Haar in der Suppe, das für nervöse Reaktionen sorgt, macht nur noch selten lautstark von sich reden. Aber ist sie deshalb tot? Allen Gerüchten zum Trotz fehlen bislang die Beweise. Und zwar aus gutem Grund. Das apokalyptische Gerede entbehrt jeder Grundlage. Die Frauenbewegung ist zwar in die Jahre gekommen, aber sie lebt. Nur lebt sie anders als früher. Ohne die Hitze der Leidenschaft und ohne das gläubige, zur Klampfe geträllerte "Frauen gemeinsam sind stark".
Schließlich gibt es heute weit über tausend hauptamtliche Frauenbeauftragte in Ost und West sowie ungezählte Frauenprojekte: Frauenhäuser, Frauenbildungseinrichtungen, Frauenwerkstätten, Frauentherapiegruppen, Frauenbuchläden, Frauenkneipen und Frauencafés, Frauentechnikzentren, Frauenselbsthilfegruppen, Frauenberatungsstellen, Frauenbetriebsgruppen, Mütterzentren, Lesbengruppen . . . Ohne den Feminismus, die Überzeugung, daß Frauen ihre Interessen selbst in die Hand nehmen und ihre eigene Kultur entwickeln müssen, wären diese Projekte undenkbar. Sie sind aus dem "Geist der Frauenbewegung" entstanden, aus dem gemeinsamen Wunsch, etwas zu verändern. Und sie wären ohne die tätige - meist unbezahlte - Mithilfe zahlreicher Frauen und ohne ihre Phantasie nicht zustande gekommen. Ohne die von der Frauenbewegung angeschobene Diskussion über Gewalt gegen Frauen etwa gäbe es keine Frauenhäuser. Aber wieviel Überzeugungsarbeit mußten Feministinnen vor siebzehn Jahren leisten, bis das erste Haus für mißhandelte Frauen in Berlin seine Pforten öffnen konnte! Heute dagegen wagt kaum noch jemand, am Sinn dieser Einrichtungen zu zweifeln. Schließlich sprechen die Fakten für sich. Der Bedarf ist groß, alle Häuser sind hoffnungslos überfüllt. Hamburg richtet deshalb bald ein fünftes Frauenhaus ein, und Mecklenburg-Vorpommern will in Kürze die Zahl solcher Häuser von dreizehn auf sechzehn erhöhen. Die Frauenbewegung hat ihre Rolle als Initiatorin neuer Projekte noch längst nicht ausgespielt. Immer wieder engagieren sich Frauen für bessere Lebensbedingungen und mehr Sicherheit und weisen auf gesellschaftliche Mißstände hin: So zum Beispiel auf die Notwendigkeit, in Parkhäusern spezielle, gut beleuchtete und überwachte Stellplätze für Frauen einzurichten. Doch der Geist, aus dem die Projekte erwachsen, ist ein anderer geworden. "Das Prinzip der Identitätspolitik hat sich verändert", erklärt Elsbeth Müller vom Frauenbildungszentrum "Denk(t)räume" in Hamburg. "Es gibt nicht mehr das große gemeinsame: Wir Frauen sind alle unterdrückt und wollen uns befreien. Wir Frauen sind alle gegen den Paragraphen 218". Es habe eine größere Ausdifferenzierung stattgefunden: "Es gibt Einzelfrauen, Gruppen, Projekte, Institutionen und Behörden, die zu Frauenthemen arbeiten und sich für Frauen einsetzen."
Dieses "ausdifferenzierte Netz", diese Vielfalt unterschiedlicher Aktivitäten unterschiedlichster Frauen, repräsentiert heute die Frauenbewegung. Eine Veränderung, die Elsbeth Müller positiv bewertet. Die Bewegung sei breiter geworden, auch wenn sich die Einzelne oft gar nicht der Frauenbewegung zurechnen würde. Inzwischen haben sich Frauen vernetzt, die früher nie daran gedacht haben, wie sich dem "Handbuch für Netzwerke und Berufsverbände" entnehmen läßt: Unternehmerinnen, Ingenieurinnen, sogar Managerinnen. Die Hamburger "Denk(t)räume" feiern im April dieses Jahres ihren zehnten Geburtstag und werden mehr denn je genutzt. Obwohl inzwischen jede Bildungseinrichtung - ob Volkshochschule, kirchliche Akademie oder Gewerkschaft - Frauenthemen im Programm führt. Das Angebot des Frauenbildungszentrums umfaßt selbsterfahrungsorientierte Seminare, Veranstaltungen zur Spiritualität, Literatur und zu "klassischen" Frauenthemen: sexistische Sprache, sexuelle Gewalt oder Philosophie und Feminismus . . . Zwischen 25 und 80 Frauen kommen zu den Abendveranstaltungen: Junge Frauen mit Lederjacke und Palästinensertuch ebenso wie Lehrerinnen, Studentinnen, bis hin zu älteren Damen mit Kostüm und Handtasche, die sich für das Literaturangebot interessieren. Allerdings hätten sie "die berühmte Hausfrau aus Norderstedt" - gemeint ist die Durchschnittsfrau aus einer Vorstadt im Norden Hamburgs - nicht erreicht, räumt Elsbeth Müller ein. Trotzdem sind die Denkträumerinnen zufrieden, auch wenn sie sich, wie die Initiatorinnen der meisten Projekte, mehr Subventionen aus dem Stadtsäckel wünschen. "Wir sind im besten Sinne zu einer Institution geworden." Ebenso erfolgreich arbeiten andere Projekte: die sechs Diplom-Psychologinnen im "Frauentherapiezentrum" in Hamburg sind restlos ausgebucht und die Lehrstellen in der Frauentischlerei immer schnell vergeben. Ganz zu schweigen von den Computerkursen, die überall besonders begehrt sind.
Daß sich heute nicht nur die Frauen in den Großstädten aktivieren lassen, lehrt ein Besuch in der Provinz. Zum Beispiel bei Silke Meins, einer von über vierzig hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten in Schleswig-Holstein. Obwohl erst anderthalb Jahre im Amt, kann sie schon eine positive Bilanz ziehen. "Die Frauen wissen, daß es mich gibt." Und das ist schon viel. Als die diplomierte Politologin aus Berlin aufs platte Land nach Ratekau kam, einer 14 400 Seelen und dreizehn Dörfer umfassenden Gemeinde, rund zwölf Kilometer von Lübeck entfernt, fand sie zunächst nur wenig Anknüpfungspunkte für ihre Arbeit vor. Es gab eine Gruppe, die sich mit Frauen in anderen Kulturen befaßte, einen Frauengesprächskreis der SPD, sowie die "Frauen des Siedlerbundes" und die "Frauen der Handwerkerschaft", die sich zum Handarbeiten und Klönen trafen, und einige ehrenamtlich Tätige. Denen wollte sie ihre Aktivitäten nicht ausreden. Silke Meins ist Realistin: "Wenn eine Frau Hausfrau ist und es bleiben will, in Ordnung." Trotzdem tun Denkanstöße not, sagte sie sich und nahm das Angebot des örtlichen Anzeigenblattes an, Artikel zu schreiben.
Mit ihrer regelmäßig alle 14 Tage erscheinenden Kolumne in dem kostenlos verteilten Blatt hat sich die Gleichstellungsbeauftragte den Ratekauerinnen bekanntgemacht. Darin äußert sie sich über Probleme der Kinderbetreuung, Weiterbildungsmöglichkeiten, den Paragraphen 218, sexuelle Belästigung, Ansprüche von Alleinerziehenden, die Rentenreform oder das Erziehungsgeld. Die Mischung aus Information und Kommentar kommt in Ratekau so gut an, daß die 33jährige "eigentlich immer" Rückmeldungen auf ihre Kolumne erhält. Die Frauen rufen an oder kommen zur Beratung vorbei.
Wo Silke Meins selbst nicht weiter weiß, lädt sie Expertinnen ein: Eine Rechtsanwältin für Trennungs- und Scheidungsprobleme zum Beispiel, oder eine Vertreterin vom Jugendamt, die über Sorgerechtsfragen referiert. Oder sie bestellt den mobilen Beratungsdienst für Bäuerinnen, der über Weiterbildungsmöglichkeiten und berufliche Alternativen informiert. Das ist ein von der Landesregierung in Schleswig-Holstein und der Landwirtschaftskammer unterstütztes Projekt. Der "Renner" der umtriebigen Gleichstellungsbeauftragten war eine Theatervorführung, die achtzig Frauen besucht haben. Sonst kommen im Durchschnitt zwanzig bis fünfzig Ratekauerinnen zu den Veranstaltungen. Wie alle Gleichstellungsbeauftragten kümmert sich Silke Meins auch um Neueinstellungen, bei den Bewerbungsgesprächen ist sie dabei und prüft alle Vorlagen der Gemeindevertretung auf ihre Auswirkungen für Frauen. Die Vorschlagsliste für Schöffen hat sie kürzlich zurückgewiesen, weil wieder einmal ein Mann bestellt werden sollte. "Ich hab' den Eindruck, sinnvolle Arbeit zu leisten", resümiert sie zufrieden. Sogar ihren Etat konnte sie von 5000 DM auf 7000 DM steigern. Das sei zwar nicht viel, aber die Männer müßten erst lernen, "daß Gleichstellung auch etwas kostet".
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Gleichstellung noch billig zu haben. Virginia Burchardt zum Beispiel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Boizenburg, einem an der Elbe gelegenen Städtchen mit rund 10 000 Einwohnern, verfügt über einen Jahresetat von 3000 DM. Davon darf sie 500 DM für Dienstreisen ausgeben, 500 DM für ihre Weiterbildung und die verbleibenden 2000 DM für Veranstaltungen - eine Summe, die gutbetuchte Hamburgerinnen lässig für ihr neues Frühjahrskostüm hinblättern. Die studierte Physik- und Mathematiklehrerin und ehemalige Maschinenbauingenieurin, die gern in ihrem Beruf geblieben wäre und aus Not umgesattelt ist, um nicht arbeitslos zu werden, wird natürlich auch schlechter als ihre Westkollegin Silke Meins entlohnt. Die nämlich bekommt immerhin BAT IVb und nicht nur BAT Vb wie Virginia Burchardt. Wobei sie noch gut verdient. Viele andere Gleichstellungsbeauftragte im Osten - zumeist hochqualifizierte Frauen mit Hochschulabschluß und langjähriger Berufspraxis - erhalten BAT VI oder sogar nur BAT VII.
Nicht nur das Geld trennt die Frauenbeauftragten. Das Positive: Was im Westen bislang nur Schleswig-Holsteins Frauenministerin Gisela Böhrk für Schleswig-Holstein durchsetzen konnte, gilt im Osten für alle fünf Bundesländer - Gemeinden ab 10 000 Einwohnern müssen, so steht es in der noch unter der Modrow-Administration am runden Tisch ausgearbeiteten Kommunalverfassung, eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte bestellen. "Aber wir nennen sie eigentlich Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte", schränkt die Gleichstellungsbeauftragte der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und Abteilungsleiterin für Frauen und Familie beim Sozialministerium, Gabriele Kriese, ein: "Sie nehmen nicht nur Gleichstellungsaufgaben wahr, das ist hier im Osten nicht das Hauptproblem. Sondern sie nehmen frauenrelevante Probleme in Angriff. Sie sind fast eine weitere Sozialstation für die Frauen." Eine "reine Gleichstellungsbeauftragte" sei völlig überflüssig, "weil wir hier in den Ämtern eine Überbesetzung von Frauen haben." Allerdings nicht in den oberen Positionen, wie die Abteilungsleiterin auf Nachfragen einräumt. "Wir müssen das Bewußtsein auf Frauenprobleme richten", sagt sie und meint damit wohl auch sich.
Die Boizenburger Frauenbeauftragte Virginia Burchardt hat sich in Fortbildungskursen fit gemacht, um die ratsuchenden Frauen über ihre Rechte und Möglichkeiten informieren zu können. Der Bedarf an Informationen sei immens, aber darin erschöpfe sich ihre Arbeit. "Leider", sagt sie bitter - "helfen kann ich ja nicht". Es fehlen Arbeitsplätze, Wohnungen und Kindereinrichtungen. Und ihr mangelt es an Kompetenzen, um etwas zu bewegen. "Das hab ich mir anders vorgestellt." Bei Einstellungsgesprächen darf sie zwar dabei sein und auch etwas sagen, aber "ob ich gehört werde, ist nicht sicher. Ich habe kein Vetorecht". Virginia Burchardt arbeitet freiwillig im Sozialausschuß mit, wo über Kindereinrichtungen und Wohnungsfragen verhandelt wird. So kann sie wenigstens dort ein Wort mitreden. Wegen der Arbeitslosigkeit sei es schwer, die Frauen zu aktivieren. Sie sitzen "in sich gekehrt" zu Hause ohne Aussicht auf einen Job. Die Einschätzung Virginia Burchardts fällt weniger positiv aus als die ihrer Kollegin Gabriele Kriese im Sozialministerium. Während letztere auf Erfolge ihrer Arbeit verweist, etwa auf den Einsatz von 25 mobilen Beraterinnen für Frauen im ländlichen Bereich, eine Gehaltsbehilfe für Betriebe, die langzeitarbeitslose Frauen ab 42 einstellen, und eine Erhöhung des Frauenanteils an ABM-Maßnahmen, kennt sie die Probleme "ihrer" Frauen zu gut, um das als Erfolg verbuchen zu können. Was wird aus den ABM- Kräften, wenn die Stellen auslaufen? Virginia Burchardt hätte gern einen "Mädchentreff" in Boizenburg eingerichtet, doch dieser Plan scheiterte am Geld. Wie so vieles andere auch.
Im Vergleich zu Silke Meins, die von den Erfolgen der Frauenbewegung in anderen Städten und Gemeinden profitieren kann, indem sie den Ratekauerinnen davon erzählt, hat Virginia Burchardt eine schwächere Position. Woran kann eine Gleichstellungsbeauftragte in den neuen Bundesländern anknüpfen? Die Frauen haben gerade erst angefangen, Erfahrungen mit Projekten zu sammeln. Die ersten Vereine feiern in den nächsten Monaten ihren zweiten Geburtstag: das Frauen-Technik-Zentrum in Hundorf bei Schwerin, das Frauenbildungs- und Beratungszentrum in Greifswald oder das Rostocker "Beginenhaus", eine Beratungs-, Forschungs- und Therapieeinrichtung. Ob diese auf ABM-Basis finanzierten Projekte schon so gut florieren, um anderen Frauen Mut zu machen, daß es etwas nützt, sich aus ihren Wohngebieten herauszutrauen und ihre Interessen in die Hand zu nehmen?
"Aus Trauer wächst Frauenpower", titelte 1982 die Berliner "tageszeitung" und brachte damit den Zeitgeist treffend auf den Punkt. Aus Frust über ihre gesellschaftliche Benachteiligung schritten damals viele Frauen im Westen zur Selbsthilfe und gründeten ihre eigenen Betriebe und Projekte, während andere Frauen den Feminismus in die Institutionen trugen und sich für Gleichstellungsbeauftragte stark machten. Der Frust im Osten äußert sich anders. Die aufgrund ihrer DDR-Geschichte eher affektgehemmten Frauen haben nie lärmend in den Straßen demonstriert und werden das vielleicht auch niemals tun. Sie beweisen andere Stärken: "In den neuen Bundesländern treten CDU-Frauen für Gleichstellungsstellen ein, und da beteiligen sich Staatssekretärinnen, die in einer CDU-Regierung verankert sind, an einem offenen Brief an die Bundesverfassungsrichter zum Paragraphen 218", schwärmt Schleswig-Holsteins Frauenministerin Gisela Böhrk und lobt "die offene, wenig parteipolitisch geprägte Diskussion" mit den Kolleginnen. "Hier müssen wir lange warten, bis eine CDU-Frau sich das traut."
Zwei Länder, zwei Kulturen - die Hochzeiten des Feminismus im Westen sind vorbei, und das Feuer der ersten Begeisterung im Osten ist erloschen. "Das Chaos war die schönste Zeit", meinten kürzlich wehmütig die Aktiven vom "Unabhängigen Frauenverband" in den neuen Bundesländern. Eine Erfahrung, die sie mit ihren westlichen Schwestern teilen. Es war eben auch toll, das: Frauen- gemeinsam-sind-stark-Gefühl. Doch die Frauenbewegung ist nicht tot. Sie tritt nur anders auf, sieht anders aus und fühlt sich anders an. HEIDE SOLTAU
Literatur zum Thema: Ulla Dick: "Netzwerke und Berufsverbände für Frauen." Rororo Sachbuch 9167. Rowohlt Verlag, Hamburger Straße 17, 2057 Reinbek bei Hamburg. Preis: 14,80 DM.
KÖNIGSTEIN. Vom 3. bis 6. Juni wird in Südfrankreich der 20. Geburtstag der Städtepartnerschaft Königstein - Le Cannet-Rocheville gefeiert. Das Cannetaner Partnerschaftskomitee hat ein eindrucksvolles Programm zusammengestellt, das am 4. Juni, mit einem Ausflug und einer Kreuzfahrt beginnt. Der Samstag, 5. Juni, steht ganz im Zeichen der Jubiläumsfeier, und am Sonntag fahren die Gäste aus dem Taunus wieder zurück.
Der Königsteiner Förderkreis hat preisgünstige Flüge und Busse nach Südfrankreich organisiert Anmeldungen und nähere Auskünfte gibt es bei Reinhard Siepenkort (Tel. 5906) oder im Kurbüro.
Dort können sich auch die Wanderer melden, die vor den Festlichkeiten in Le Cannet eine Wanderung durch die französischen See-Alpen machen möchten. Die Wanderfreunde suchen noch Leute, die mitlaufen möchten: Gewandert wird vom 31. Mai bis 3. Juni. s
KÖNIGSTEIN. Einige städtische Einrichtungen, die bisher gesonderte Telefonnummern hatten, sind jetzt an die Zentrale im Rathaus (Tel. 20 20) angeschlossen und über sie zu erreichen. Es gibt auch Durchwahlnummern: Das Jugendhaus ist unter Tel. 20 22 03 zu erreichen, der Kindergarten Eppsteiner Straße unter Tel. 20 23 04, der Kindergarten Schneidhain unter Tel. 20 23 05 und der Seniorentreff in der Karlstraße unter Tel. 20 23 01. Aus technischen Gründen ist die Verwaltungsstelle Mammolshain nicht mehr über die Stadt zu erreichen, sondern ab sofort nur noch über Tel. 0 61 73 / 7 81 73 (Ortsnetz Kronberg). s
China hat in der vergangenen Woche drei prominente Dissidenten aus dem Gefängnis entlasssen. Zunächst die beiden ehemaligen Studentenführer Wang Dan und Guo Haifeng, dann den ehemaligen Redakteur und Herausgeber Li Guiren. Alle drei waren wegen ihrer Teilnahme an der friedlichen Demokratiebewegung 1989 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Die kommunistische Staats- und Parteiführung nutzte die Entlassungen zu einem zielsicher und gekonnt organisierten Medien-Coup, vor dem selbst wahlkampferprobte westliche Politiker vor Neid erblassen könnten. Das wegen seiner anhaltenden Menschenrechtsverletzungen weltweit in Verruf geratene Regime rief dem Westen zu: "Seht her, so schlimm sind wir doch gar nicht!"
Damit keiner der ausländischen Reporter das Ereignis verpassen konnte, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China) mit ungewohntem Tempo über die Freilassung. Kaum hatte sich das Gefängnistor hinter Wang Dan geschlossen, ratterte die Nachricht aus den Fernschreibern der Pekinger Korrespondenten.
Wie von den zynischen Diktatoren in Peking beabsichtigt, belagerte nur wenige Stunden nach der Freilassung ein ganzes Heer ausländischer Journalisten den nach knapp vier Jahren Gefängnis nach Hause zurückkehrenden Wang Dan. Blaß im Gesicht und sichtlich mitgenommen gab der Exstudent der Peking-Universität - erst am Vormittag desselben Tages war er während eines Rundgangs im Gefängnishof von seiner bevorstehenden Entlassung unterrichtet worden - ein Interview nach dem anderem.
Und wie von der Pekinger Regierung beabsichtigt, erschienen Wang Dans Foto und die Nachricht von seiner Freilassung dann am nächsten Tag auf den Titelseiten großer Zeitungen in Hongkong, Europa und den USA. Amerikanischen Fernsehsendern waren schon rechtzeitig einige Tage vorher Video- Aufnahmen von Dissidenten zugespielt worden, die im Kreis ihrer Familie eine Mahlzeit einnehmen durften. Prompt strahlten die Sender das seltene Material (die chinesische Geheimpolizei erschwert ausländischen Journalisten normalerweise jegliche Berichterstattung über politisch Andersdenkende) als Untermalung für den Bericht über die Freilassung ein zweites Mal aus.
Angesichts dieser Bilder verschwammen die Fakten in einem Nebel aus Rührung: Alle drei nun Freigelassenen hätten erst gar nicht inhaftiert werden dürfen. Sie hatten nichts anderes getan als ihre politische Meinung zu äußern. Alle drei waren in der nach dem Pekinger Massaker Anfang Juni 1989 einsetzenden Menschenjagd eingefangen und dann für mehrere Jahre unschuldig inhaftiert worden. Und für Wang Dan und Guo Haifeng bedeutete die Freilassung lediglich, daß ihnen drei bis vier Monate ihres mehrjährigen Freiheitsentzuges "gnädig" erlassen wurden.
Wie Robin Munro von der Menschenrechtsorganisation Aisa Watch richtig beobachtete, handelte es sich bei dem Propagandastreich Pekings um eine "Offensive des Lächelns" gegenüber den USA. Deren frisch gewählter Präsident Bill Clinton formuliert in diesen Tagen seine neue China-Politik, nachdem er im Wahlkampf wiederholt eine schärfere Gangart gegenüber Chinas Menschenrechtsverletzungen angekündigt hatte.
Zwar zielte Peking mit der Freilassung der Dissidenten auf die US-amerikanische Öffentlichkeit. Doch es sind die wichtigeren politischen Streitthemen zwischen China und den USA, die den Ausschlag für die "Offensive des Lächelns" gegeben haben. Das Handelsdefizit Washingtons hat gegenüber Peking im vergangenen Jahr die Rekordhöhe von 18,08 Milliarden US-Dollar erreicht. Clinton steht unter dem Druck demokratischer Kongreß-Abgeordneter wie der China-Kritikerin Nancy Pelosi, die jährliche Gewährung von Handelserleichterungen für Peking an Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte zu knüpfen. Auch braucht Peking die Unterstützung der USA für sein wichtigstes außenpolitisches Ziel dieses Jahres: den Beitritt zum Welt- Handelsabkommen GATT.
Hunderte, vielleicht Tausende namenloser Menschen leiden seit dem blutigen Niederschlagen der Demokratie-Bewegung in Chinas Gefängnissen und Arbeitslagern. Die Freilassung einiger im Westen bekanntgewordener Studenten und deren publizistische Ausbeutung ist im Hinblick auf die Menschenrechtslage in China nichts als eine symbolische Geste, Machtpoker mit menschlichen Geiseln.
BAD SODEN. So idyllisch sie auch aussehen, so quellrein und sauber wie in der "guten alten Zeit" sind der Lieder-, Sulz- und Waldbach auf Sodener Gemarkung nicht mehr. Ein Jahr lang hat die Arbeitsgruppe Umwelt der Bad Sodener SPD unter sachkundiger Leitung von Gert Nötzel und dem Chemiestudenten Axel Wittershagen anhand verschiedener chemischer Parameter das Wasser regelmäßig untersucht.
An sieben festgelegten Meßpunkten wurden mit Geräten des Angelsportvereins Hochheim Proben gezogen, bei denen leicht erhöhte Nitrit- und Ammoniumwerte im Wasser festgestellt wurden. Auffallend besonders im Sulzbach an der Meßstelle Bauhof/Eifelstraße, lautet das Ergebnis der Umwelt-Genossen. Der so schön anzuschauende Sulzbach sticht außerdem mit erhöhtem Orthophosphatwert und stark erhöhten Leitwerten hervor, die gut um das 15fache über denen des Wald- und Liederbaches liegen. Was das bedeutet, ist auch Nicht-Chemikern schnell erklärt: Der Leitwert ist abhängig von im Wasser gelösten Salzen und vom pH-Wert. Da letzterer an der Meßstelle aber neutral ist, bleibt nur der Schluß, daß im Sulzbach-Wasser eine größere Menge Salze schwimmt.
Bürgermeister Kurt Bender (CDU) und seine Magistratskollegen können sich auf Arbeit einstellen. Sie sollen untersuchen lassen, wo und wie die unerwünschte "Fracht" in den Bach gelangt. Ende 1993, kündigt Nötzel an, wird der Bürgermeister einen Bericht über die Meßdaten erhalten und eine abschließende Beurteilung der Bachqualität. Die SPD werde aber auch entsprechende Anträge stellen, sollten die Ammonium- und Nitritwerte stärker steigen und bedrohlich für die Fische werden.
Damit ist die Arbeit der Umweltgruppe aber noch nicht erledigt. Ziel der auf zwei Jahre angelegten Untersuchung ist es, für die Stadtverwaltung Vorschläge zur Renaturierung der Bäche auszuarbeiten. Wer mitarbeiten will, kann sich unter 0 61 96 / 2 91 48 oder 6 18 03 melden. ana
Das Jahr 1993 ist vom Deutschen Sportbund (DSB) zum "Jahr des Ehrenamtes" deklariert worden. DSB-Präsident Hans Hansen sprach dabei von der "wichtigsten Aufgabe des Jahres". Wer angesichts von Doping, Stasi-Aufarbeitung und Problemen des Baus von Sportstätten über diese intensive DSB-Beschäftigung mit dem Ehrenamt lächelt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Denn diese Problematik ist brisant, vor allem, wenn wenn man sieht, wie sehr die Basis vom Desinteresse der Vereinsmitglieder gebeutelt ist.
Ernst Edlinger, der Erste Vorsitzende des Frankfurter Leichtathletik-Bezirkes, war zum Beispiel kürzlich völlig frustriert von der Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme der Vereine am Bezirkstag. Und er machte in der LSBH-Zeitschrift Sport in Hessen folgende Rechnung auf: Während zum Frankfurter Kreistag immerhin noch 25 Prozent der Vereine gekommen waren (12 von 48), so waren es beim Bezirkstag nur noch 13 Prozent (29 von sage und schreibe 219 Vereinen). Und Edlinger stellte die Frage: "Ist der Bezirkstag eine Farce?" Eine Frage, die sich zuvor auch der Frankfurter Kreisvorsitzende Joachim Kany gestellt hatte.
Doch Jammern allein nutzt nichts. Von Verband- oder Vereinsseite muß man sich - und das trifft auf alle zu - auch an die Frust im Frankfurter Leichtathletik-Bezirk eigene Nase fassen. Langweilige und langatmige Rituale bei solchen von den Satzungen vorgeschriebenen Zusammenkünften schrecken oft auch die Gutwilligsten ab. Sie tummeln sich oft lieber im Freien bei den Athleten, als sich mit papierenen Paragraphen zu beschäftigen. Wen wundert's, wenn - um ein Beispiel zu nennen - zur Verabschiedung einer neuen Verbandssatzung eines hessischen Sportverbandes allein drei Sonntage benötigt werden. Dennoch ist es bei allem Verständnis erschreckend, daß so wenige Vereine ihr verbrieftes, demokratisches Mitbestimmungsrecht wahrnehmen.
Viele Anzeichen deuten darauf hin, daß es in Zukunft vielen Vereinen noch schwerer als bisher fallen wird, alle vorgeschriebenen Positionen zu besetzen. Schon jetzt bleibt manches wichtige Amt unbesetzt. Und die Tendenz von Sportvereinsmitgliedern, sich alles vorsetzen zu lassen und nur ihr Lamento anzustimmen, wenn einmal etwas nicht klappt, nimmt zu. Gerade auch deshalb muß das "Jahr des Ehrenamtes" dazu benutzt werden, die Strukturen des Sports zu überdenken und zu modernisieren.
Millionen von Mitgliedern im DSB allein sind kein Aushängeschild. Vor allem dann nicht, wenn an der Basis die Mitarbeiter fehlen, die mit Lust und Laune bei der Sache sind, und wenn bei einem Leichtathletik-Bezirkstag die Masse der Vereine durch Abwesenheit glänzt. ERICH STÖR
NORDWESTSTADT. "Streichkonzert im Sozialbereich - Die Folgen der Bonner Sparpläne für Frankfurt", lautete das Thema einer Diskussion, zu der der SPD- Ortsverein Nordweststadt III-Süd ins Bürgerhaus Nordweststadt eingeladen hatte. Prominente Gäste waren Gudrun Schaich-Walch, Mitglied des Deutschen Bundestages, und Armin Clauss aus dem Hessischen Landtag.
Gudrun Schaich-Walch versuchte zunächst den etwa 30 Gästen im Bürgerhaus die Situation in Bonn zu erklären. "Die Regierung ist angesichts der Sparpläne gezwungen, mit der Opposition Gespräche aufzunehmen. Es steht jedenfalls fest, daß wir die Ostdeutschen unterstützen müssen, und wir sind auch bereit, Opfer zu bringen." Ums Sparen komme man dabei allerdings nicht drumherum, ein Solidarpakt sei unverzichtbar, doch müsse er diesen Namen auch verdienen. Die Ziele müßten heißen: "Ein schneller und solider Aufbau im Osten. Kein Aufschieben der dringlichen Aufgaben des Umweltschutzes. Soziale Ausgewogenheit zwischen Ost und West und Erhalt des Föderalismus, um Länder und Gemeinden handlungsfähig zu halten."
Die Verlagerung von Bahnkompetenzen auf die Länder beispielweise würde für die Region bedeuten, daß die S-Bahnen nach Hanau und Nieder-Roden, der S-Bahnhof Messe und das dritte Gleis nach Bad Vilbel verworfen werden müßten, weil dann kein Geld mehr vom Bund zu erwarten sei, führte Frau Schaich- Walch aus. Deshalb sei das für die SPD kein Thema. "Außerdem sind wir dafür, daß die Pflegeversicherung noch in diesem Jahr diskutiert wird und endlich eine Unternehmenssteuerreform auf den Tisch kommt, damit Unternehmer, die investieren, nicht durch höhere Steuern bestraft werden."
Der Hessische Landtagsabgeordnete Armin Clauss machte zunächst darauf aufmerksam, daß die SPD schon vor der Bundestagswahl 1990 darauf hingewiesen habe, daß die Deutsche Einheit nicht "aus der Portokasse" zu bezahlen sei. Dies sei die erste Fehleinschätzung der Bundesregierung gewesen. "Außerdem hat die Regierung offenbar geglaubt, die alten Absatzmärkte der DDR blieben den neuen Bundesländern erhalten. Das war die zweite Fehleinschätzung."
Die Einheit sollte aus dem wirtschaftlichen Aufschwung bezahlt werden, doch wachse nichts, wovon man etwas bezahlen könne. 110 Milliarden Mark seien in die neuen Länder geflossen, was einen Verteilungskampf ausgelöst habe, der seinesgleichen suche. "Die falschen Entscheidungen gehen insbesondere auf das Konto von Bundeskanzler Helmut Kohl", rüffelte Armin Clauss.
In der anschließenden Diskussion berichteten die Gäste von ihren Erfahrungen und Befürchtungen der letzten Zeit. Ein Zuhörer meinte, Helmut Kohl habe seinen Eid, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden, gebrochen. Ein anderer berichtete von "teilweise schlimmen Zuständen" in Halle. Dort würden Polykliniken geschlossen, und in den Kneipen und Geschäften seien die Preise mittlerweile höher als im Westen. Deshalb müsse die Kommunalwahl zu einer Wahl gegen die CDU und die Bundesregierung gemacht werden. Ein Diskussionsteilnehmer forderte Gudrun Schaich-Walch auf, sich in Bonn gegen eine Privatisierung von Post und Bahn stark zu machen und den Ausbau des Nahverkehrs voranzutreiben.
Clauss stellte fest, daß die Menschen auf die öffentliche Hand angewiesen seien und daß die Privatisierung von Post, Bahn oder öffentlichem Nahverkehr nur Nachteile für die Bevölkerung mit sich bringe. Private Unternehmen seien schließlich auf Gewinn ausgelegt. Clauss: "Wenn die Post privatisiert ist, will ich den sehen, der für zwei Mark die Frankfurter Rundschau an jeden beliebigen Ort in Deutschland bringt!" jan
Reisen im Namen Gottes sind ein gutes Geschäft. Eine halbe Million Deutsche kaufen pro Jahr ein Arrangement, bei dem der Pfarrer mitreist - oder das von der Kirche initiiert wurde. "Was als seelsorgerische Aufgabe begann, trägt mittlerweile auch kommerzielle Züge", schreibt die in München erscheinende Fachzeitschrift "Touristik Management". "Kirchliche Organisationen mischen im Reisegeschäft kräftig mit." Zwar hätten die Kirchen ihre Veranstaltungstätigkeiten ausgegliedert und sie speziell für diesen Zweck gegründeten Vereinen übergeben. Doch der soziale Auftrag ambitionierter Kirchenmänner führe auch in kommerzielle Gefilde: bei Tochterunternehmen "steht weniger das soziale Engagement im Vordergrund als vielmehr reine Gewinnabsicht".
Einträglich ist demnach vor allem das Gruppengeschäft, im Angebot sind Offerten "in ganz Europa von Norwegen bis Spanien und Ungarn". Selbst nach Übersee geht es neuerdings: 1993 wurden erstmals die Bahamas, Mexiko, Thailand, Hongkong und Peking in die einschlägigen Sommerprogramme aufgenommen. "Selbst wenn man einen niedrigen durchschnittlichen Reisepreis von 300 Mark pro Person veranschlagt", so das Blatt weiter, "summiert sich der Umsatz mit christlich orientierten Reisen immerhin auf insgesamt 150 Millionen Mark im Jahr." tdt
FRANKFURT A. M. "Die multikulturelle Gesellschaft wird dann kommen, wenn alle Menschen die gleichen Rechte haben", prophezeit Charalambos Kefalides seinen etwa 100 Zuhörern im vollbesetzten Clubraum 1 des Bürgertreffs Bockenheim. Der Grieche von der Kommunalen Ausländervertretung ist einer von fünf Experten, die die Partei der Grünen zu ihrer Podiumsdiskussion eingeladen hat. Das Thema: "Die Deutschen und ihre Ausländer - zur real existierenden multikulturellen Gesellschaft".
Völkerwanderungen seien nun einmal die Realität, stellt Daniel Cohn-Bendit von den Grünen fest. Solange Menschenrechte auf der ganzen Welt verletzt werden, fliehen Frauen und Männer vor ihren Unterdrückern und suchen Zuflucht in anderen Ländern. Außerdem führe das krasse Ungleichgewicht zwischen armen und reichen Regionen unausweichlich zu Migrationsbewegungen. Der Politiker vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten plädiert deshalb auch in der Bundesrepublik für eine Viel-Völker-Gesellschaft. Sie sei keine Vision, sondern ganz einfach eine Realität, mit der es umzugehen gelte.
Eine zwanghafte Assimilation von Ausländern an die deutsche Kultur lehnt Cohn-Bendit ab. "Die Migranten gleichen sich automatisch ein wenig an", meint der Politiker. Er betrachtet diesen Prozeß auch als durchaus fruchtbar, "da er zum Überleben in dieser Gesellschaft notwendig ist".
Abschließend sprach sich der Multi- Kulti-Dezernent für die doppelte Staatsangehörigkeit ausländischer Mitbürger aus. Menschen anderer Nationalität, die eine deutsche Staatsbürgerschaft beantragten, gerieten so nicht in Gefahr, "ihre eigene Heimat zu verraten".
Weniger aufgrund seiner Herkunft, als wegen seines Glaubens fühlt sich Ismail Birol von den Deutschen diskriminiert. Die Nationalität spiele für den Moslem eine unwesentliche Rolle. Vielmehr sei es der Islam, der die Migranten aus arabischen Ländern prägt. In der Bundesrepublik treffen diese Menschen auf völlig neue Wertvorstellungen und haben es deshalb sehr schwer: "Sie finden in beiden Gesellschaften keinen Platz", erläutert der Mitarbeiter des Islamischen Kulturzentrums die Situation. Auch die bereits in Deutschland geborenen Kinder geraten nach Aussage von Birol immer wieder in einen kulturellen Zwiespalt.
Einerseits vermitteln ihnen die Eltern islamische Identität, andererseits treffen sie in der Schule oder bei Freunden auf ganz andere Lebenseinstellungen. Damit Muslime Anschluß an die Gesellschaft bekommen, fordert Birol, müßten die Deutschen den Islam akzeptieren: "Sonst können wir auch an Problemlösungen nicht partizipieren."
In Anspielung auf seinen türkischen Vorredner Ismail Birol äußerte der Grieche Kefalidis, er sei weder religiöser Fanatiker noch Kultur-Chauvinist. Vielmehr müsse der Umstand kritisiert werden, daß Ausländer nicht über die gleichen Rechte wie die Deutschen verfügen. Insofern könne in der Bundesrepublik nicht von einer multikulturellen Gesellschaft geredet werden. "Wir werden bevormundet - überall." Die ältere Generation ausländischer Bürger habe gelernt, damit umzugehen; fraglich sei, ob sich dies auch die nachfolgende Generation gefallen lasse, möglicherweise komme es zu Konflikten. Die Forderung des Mitarbeiters der Kommunalen Ausländervertretung an die Deutschen ist daher klar und deutlich: "Wir brauchen gleiche Rechte - die Arbeitsmigranten haben einen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit."
Abschließend wies der Arzt Claus Metz auf die Aktion "Zuflucht" hin, initiiert von Apothekern und Ärzten Frankfurts. Ein Aufkleber mit gleichlautender Aufschrift und blauem Pfeil wird an Praxen, Geschäfte und Betriebe verteilt. Sie verpflichten sich damit, ausländischen Mitbürgern, die unmittelbar von Gewalt bedroht sind, Schutz zu gewähren. ole
SACHSENHAUSEN. "Wir warten seit Jahren auf eine Spieloase für den Hof" klagt Stefan Schmitt, Elternbeirat der Kindertagesstätte (KT) 48 in der Fritz-Kissel-Siedlung. Das Gebäude selbst befindet sich nach Aussage der Eltern in einem zufriedenstellenden Zustand; die etwa 40 Jahre alten Spielgeräte im Außenbereich bedürfen hingegen einer dringenden Erneuerung.
Die Einrichtung in der Liegnitzer Straße 1 stammt aus den fünfziger Jahren und liegt inmitten einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus. Bereits 1990 hatten die Eltern beim Schulamt die Renovierung des Hofes beantragt.
Ein Jahr später sagte das Amt der Kindertagesstätte die Montage einer Spieloase zu. Aufgrund fehlender Haushaltsmittel vertröstete das Schulamt den Elternbeirat jedoch um weitere zwölf Monate und kündigte an: "Wir beabsichtigen die Installation Anfang 1992 durchzuführen." Doch den Worten folgten keine Taten - vergeblich wartete die Kindertagesstätte auf die Monteure; nicht einmal eine Er- Fortsetzung auf Seite 3
Geschluckte Gefühle machen aggressiv Initiative "Fechenheimer Kinder" sprach mit Fachleuten über Gewalt und Erziehung
"Im Prinzip braucht der Mensch überhaupt keine Aggression" stellte Kobelt- Neuhaus fest. Dennoch werde er im Alltag häufig mit derartigen Gefühlsausbrüchen konfrontiert. Das beginnt bereits in der Schule. Wenn Lehrer schlechte Noten verteilen, so ist dies nach Meinung der Psychologin bereits eine "legalisierte Aggression". Relativierend ergänzte sie: "Kinder müssen auch Aggressionen erleben, um in dieser Gesellschaft voranzukommen." Diese Art von Angriffsverhalten bezeichnete Kobelt-Neuhaus als "positive Aggression".
Persönlich findet sie Noten in der Schule unangebracht: "Es ist schlecht, alles auf Zahlen zu reduzieren." Vielmehr hält sie eine "abgewogene Beurteilung mit Worten" für sinnvoll. Auch nach Meinung von Gierkes sind nur nackte Ziffern in Zeugnissen pädagogisch unzureichend: "Wenn die Kinder nur noch an Zahlen gemessen werden, entwickeln sich bei ihnen Aggressionen."
"Geschluckte Gefühle", beispielsweise ein schlechtes Gewissen, seien die Vorläufer von aggressiven Handlungsweisen, sagte von Gierke. Kobelt-Neuhaus stimmte dem zu und erklärte grundsätzlich: "Gefühle sind das A und O bei den Aggressionen." Die seelische Erregung stehe vor der Aggression, die sich auf die verschiedenste Art und Weise äußern könne. Jedoch liege bei allen Reaktionen ein schädigendes Verhalten gegenüber anderen vor. Ergänzend meinte die Psychologin: "Es gibt keine gesunde Aggression - es gibt nur einen gesunden Umgang mit ihr." Dazu gehöre, Gefühle zu analysieren und verbalisieren.
In bezug auf den Umgang mit Kindern erklärten die beiden Experten die einseitige Kräfteverteilung zwischen klein und groß zum Hauptproblem: "Die Machtgeschichte zwischen Eltern und Kindern schaukelt Aggressionen hoch", sagte Kobelt-Neuhaus. Die Erziehenden hätten oft eine bestimmte Zielrichtung im Kopf, an die sich die Sprößlinge halten müßten - ob sie wollen oder nicht. Die Psychologin fordert deshalb von den Eltern mehr Kompromißbereitschaft gegenüber ihren Kindern; der Nachwuchs solle bei Entscheidungsprozessen eingreifen können: "Kinder finden meistens die schöneren Lösungen als wir", untermauerte sie ihr Anliegen.
"Die Macht der Großen bekommen die Kleinen oft willkürlich zu spüren", begreift Georg von Gierke Maßnahmen, die Eltern aus reiner Wut ergreifen, als ein "Impuls von Aggression". Von diesen unterscheidet der Sonderschullehrer den sogenannten "Impuls des Schutzes". Im ersten Fall handle es sich ausschließlich um den Zweck der Strafe; in letzterem wolle der Erziehungsberechtigte seinen Sprößling vor Unheil bewahren - von Aggressionen könne keine Rede sein.
Seit 1991 setzt sich die Initiative "Fechenheimer Kinder" für die Belange von Mädchen und Jungen im Stadtteil ein. Erfolge konnte die Gruppe auch schon verzeichnen: Unter anderem wird den Kindern ab September dieses Jahres eine Mittagstischversorgung in der Heinrich- Kraft-Schule zur Verfügung stehen. Zudem stellen die Mitglieder den Heranwachsenden für die Zukunft einen Abenteuerspielplatz in Aussicht.
Auf die Idee einer Veranstaltungsreihe kam die Initiative, "weil es sonst in Fechenheim nichts gibt", erklärte Gabriele Daniel. Das Thema des Abends sei den "Fechenheimer Kindern" aufgrund der zunehmenden Gewalttätigkeit in unserer Umwelt "auf der Seele gelegen". ole
BORNHEIM. "Vor allem die Hamburger in den Juniortüten esse ich gern", verkündet der siebenjährige Patrick. Die Schwäche des Kindes für Fast food will Barbara Bahlk vom Dritte-Welt-Haus nicht schmecken. Darum leistete sie vor versammelten Mädchen und Jungen im Bürgerhaus Bornheim Überzeugungsarbeit. Nur schwer verstanden die Acht- bis Zehnjährigen die Zusammenhänge, die Bahlk zwischen ihrem Hamburger-Genuß und der fatalen Regenwaldabholzung knüpfte. Anhand der Geschichte "Ich esse gerne Whopper" verdeutlichte sie ihre pädagogische Botschaft.
Im Zwiegespräch mit einem Bauern erfahren dort die Schüler Karla und Maria, wie "in Urwaldländern große Waldflächen von ausländischen Firmen gekauft werden", um diese als Weideland für Vieh oder zum Anbau von Tierfutter zu verwenden. Die Geschichte endet mit dem Fazit: "Aber können wir den Urwald retten, wenn wir keine Whopper mehr essen?" - "Ihr könnt auf jeden Fall dadurch mithelfen, daß der Urwald gerettet wird." Eine deutliche Aus- und Absage an die Adresse der Schnellrestaurants.
Die Meinung, die Bahlk den Mädchen und Jungen in der Kinder- und Jugendbibliothek zu vermitteln versuchte, ist in dieser grob vereinfachten Weise schlichtweg falsch: Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) geht davon aus, daß Fast-food-Konzerne wie beispielsweise "McDonald's" nicht an der Zerstörung der Regenwälder beteiligt sind - "Burger King" ließ nach Boykottmaßnahmen seine Finger von der Tropenvegetation Costa Ricas. Auch das "Rainforest Action Network" in San Fransisco sucht seit Jahren nach Verbindungen zwischen den Bulettenbrötchen und der Waldvernichtung; eine direkte Schuld der großen Unternehmen läßt sich jedoch nicht nachweisen.
Galt Fast food 1985 im Umweltmagazin "Natur" noch als Umweltfeind, zierte sechs Jahre später der Titel "McDonald's auf dem Öko-Trip" die Juliausgabe. Die Aussagen des Weltkonzerns stellte Autor Luitgard Koch denen von Kritikern gegenüber. Im Zusammenhang mit der weltweiten Regenwaldzerstörung "ist McDonald's im Augenblick nichts eindeutig nachzuweisen", schrieb der Journalist. Gleichzeitig machte er seinen Lesern aber klar: "Das alles bedeutet jedoch nicht, daß McDonald's ganz aus der Verantwortung entlassen werden kann", was auch für die Konkurrenten des größten Fast-food-Konzerns gilt.
Es bleibt folglich weiterhin wichtig, ein wachsames Auge auf die Schnellrestaurants zu werfen - doch sollte das mehr als nur schwarzweiß sehen können. ole
FRANKFURT-NORDWEST. Freya Linder und Peter Steinberg, die beiden Abgeordneten der Grünen im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim), werden für die kommende Wahlperiode wieder kandidieren. Die 49jährige Bürokauffrau Freya Linder nimmt den ersten, der 49jährige Lehrer Peter Steinberg den zweiten Platz der Liste ein. Beide wohnen in Ginnheim.
"Natur, Gesundheit und Soziales" sind die Schwerpunkte der dritten Kandidatin, Annegret Brein. Die 39jährige Landwirtschafts-Assessorin ist seit mehreren Jahren bei den Grünen aktiv. Auf dem vierten Platz der Liste steht die 29jährige Susanne Voß-Medic ein.
Auch der 70jährige Kurt Kreß, der für die Grünen von 1989 bis 1991 Stadtverordneter war, kandidiert für den Ortsbeirat 9. Gisela Werner-Leben, 55jährige Justizangestellte aus Eschersheim, interessiert sich besonders für Verkehrsberuhigung. Sie ist die sechste Kandidatin. sen
BORNHEIM. Die Ortsgruppe des VdK (Verein der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner) Bornheim hat derzeit keinen stellvertretenden Vorsitzenden. Klaus Schäfer, der das Amt bisher ausgeübt hatte, ist aus "persönlichen Gründen" zurückgetreten, wie die Erste Vorsitzende, Edith Schön-Aswendt, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau sagte. Einen Nachfolger haben die Aktiven des VdK bislang jedoch noch nicht bestimmt - obwohl die "Nachwahl" auf der Tagesordnung stand.
"Es hat sich niemand bereiterklärt", erklärt Frau Schön-Aswendt. Sie vermutet, daß "es für die meisten einfach zu viel Arbeit ist". Bei den nächsten Treffen will sie aber weiterhin für das Amt werben. Der gesamte Vorstand wird erst im kommenden Jahr neu gewählt.
Das Angebot, das "alle interessierten Bürger" wahrnehmen können, bleibt freilich erhalten: Zweimal im Monat bietet die Vorsitzende mit anderen Vereinsmitgliedern Sprechstunden an. Wer Hilfe bei arbeitsrechtlichen Fragen braucht oder nicht weiß, wie Anträge und Formulare auszufüllen sind, kann jeden zweiten Dienstag im Monat in den Bornheimer Bürgertreff "Alte Post", Saalburgstraße 17, kommen. Von 16.30 bis 18.30 Uhr stehen zwei Vorstandsmitglieder für Fragen zur Verfügung. Die nächste Sprechstunde ist am kommenden Dienstag, 2. März.
Für den ersten Ausflug 1993 gibt's noch Plätze: Am 30. März fährt die Ortsgruppe nach Wiesbaden, um den Landtag zu besichtigen und eine Plenarsitzung anzuhören. Auskunft gibt Edith Schön-Aswendt, Telefonnummer: 49 24 97. Teilnehmen können auch Nicht-Mitglieder. sen
FRANKFURT-OST. Sechs Frauen und zwölf Männer stehen auf der Kandidatenliste der CDU für den Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach). Wolfgang Bodenstedt aus Fechenheim führt die Liste an. Er war bereits in dieser Wahlperiode Mitglied des Ortsbeirats. Den zweiten, dritten und vierten Platz belegen Helga Müller-Wankel (Seckbach), Joachim Horn (Riederwald) und Hannes Zimmermann (Fechenheim), die neu in das Gremium gewählt werden sollen. Mit Paul Bauriedel aus Seckbach (Platz 5) und Uta-Maria Bodenstedt (Platz 10) bewerben sich zwei weitere Ortsbeiräte erneut für einen Sitz im Stadtteilgremium.
Unter den ersten zwölf stehen außerdem Hans Mohr (Riederwald), Christel Ebisch (Fechenheim), Helga Schimander- Puttkammer (Seckbach), Frank Mohr (Riederwald), Gudrun Karkosch und Marianne Friedrich (beide Seckbach). Sie kandidieren zum ersten Mal für den Ortsbeirat 11. gap
HAUSEN. Im Ortsverein Hausen / Industriehof der Arbeiterwohlfahrt (AW) dreht sich derzeit alles um das neue Betreuungsgesetz. Sehr interessiert sich die AW dafür, wie die Folgen für die Sozialarbeit aussehen. Hannelore Busch, Ortsvereins-Vorsitzende, sieht im Betreuungsgesetz ein schwieriges "Projekt für jung und alt". In der Jahreshauptversammlung suchte die AW nach neuen Wegen zur Betreuung von Pflegebedürftigen. Die AW hatte dazu Wolfgang Mahr vom Institut für Sozialarbeit eingeladen und mit dem "brandheißen Thema" (Hannelore Busch) für eine "lebhafte Diskussion" gesorgt.
Das neue Betreuungsgesetz, betonte Mahr, betreffe alle volljährigen Personen, die wegen Krankheit, Unfall oder Altersschwäche ihr Leben teilweise oder gar nicht mehr eigenständig bewältigen könnten. Und hier genau liegen auch die Probleme: In der Praxis gebe es zu wenig Pflegepersonal für einen individuell angepaßten Sozialdienst, monierte Mahr.
Weitere Probleme tauchten zu Beginn einer Pflege auf. Beispielsweise müsse bei einer vorübergehenden oder dauerhaften Verwirrtheit und Geschäftsunfähigkeit ein Betreuer gefunden werden. Durch bürokratische und rechtliche Verfahren dauere dies in der Regel allerdings vier bis sechs Monate. Solange könne niemand entscheiden, wo der zu Pflegende untergebracht wird.
Frau Busch will an zwei Punkten besonders aktiv werden: Der Ortsverein versucht, den AW-Kreisverband davon zu überzeugen, daß ein Muster der Betreuungsverfügung angefertigt und verteilt wird. Älteren fiele es damit leichter, amtliche Formulare auszufüllen. Dadurch könne nach ihrer Ansicht erreicht werden, daß ältere Bürger neben ihrem Testament auch eine Betreuungsverfügung festlegen und so für eine plötzliche Pflegebedürftigkeit vorsorgen.
Weiterhin machte die Vorsitzende auf die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Betreuung Pflegebedürftiger aufmerksam. Hannelore Busch bedauerte allerdings, daß sich angesichts von 300 Mark "Jahresgehalt" nicht viele eine Betreuung übernehmen würden.
Wer sich für die Arbeit als Betreuer interessiert oder schon ehrenamtlich tätig ist, findet Unterstützung beim zuständigen Institut für Sozialarbeit e. V., Bockenheimer Anlage 35, Telefon 72 60 51. mim
OSTEND. "Enorme Probleme", "Horror", "drastische Schwierigkeiten" und "große Hindernisse" - so faßte die SPD- Stadtverordnete Elke Sautner die derzeitige Frankfurter Wohnsituation in Schlagworten zusammen. Endgültig vorbei seien die Zeiten, in denen man noch von einem geräumigen Zuhause träumen konnte, umgeben von fast verschwenderisch angelegten Grünflächen und dazu noch in der Nähe des eigenen Arbeitsplatzes. Statt dessen seien überall Kompromisse unumgänglich geworden.
Ursprünglich hatte Roland Frischkorn, der Referent von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) mit dem SPD-Ortsverein Ostend über das Thema "Arbeit, Wohnen und Soziales" sprechen sollen. Doch wegen Erkrankung war für ihn kurzfristig Elke Sautner, Mitglied des Ausschusses für Wohnungsbau und Wohnen im Römer, eingesprungen.
So lag zunächst der Schwerpunkt auf dem Thema "Wohnen". Allseits bekannte Probleme und Fragen tauchten auf: hohe Mieten, mangelndes Angebot, sozialer Wohnungsbau, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und Wohnraumzweckentfremdung.
Elke Sautner versuchte, Antworten zu geben, so gut es ging: "Doch es wäre vermessen zu sagen, daß wir von der Stadt eine grundlegende Lösung parat hätten." Im Ballungsgebiet Frankfurt sei eben ein großer Bedarf vorhanden, der durch die deutsche Wiedervereinigung noch erheblich gestiegen sei. Außerdem könne die Stadt beim Neubau nur die Flächen nutzen, die vorgegeben sind. Und die seien stark begrenzt.
Deshalb liege der Schwerpunkt der Magistratsarbeit darin, möglichst rasch die Vorhaben zur Baureife voranzutreiben. Dennoch sei es ein langer Weg bis zum schlüsselfertigen Wohnhaus. "Es ist ein Horror, was es da allein an Gesetzesvorlagen zu beachten gibt." Elke Sautner betont jedoch, deswegen würden keinesfalls ökologische und soziale Aspekte außer acht gelassen. Man sollte sich schon die Zeit nehmen, Neubaugebiete in die vorhandenen Strukturen zu integrieren und nicht "einfach etwas ins Grüne zu setzen".
Weiter sei es wichtig, den derzeitigen Bestand zu erhalten. Hierbei komme erschwerend hinzu, daß der Bund seine Sanierungszuschüsse kürzlich gestrichen habe. Und auch im Bereich der Sozialwohnungen sehe es nicht rosig aus. Zwar habe die Stadt in den letzten vier Jahren eine runde Milliarde Mark in die Förderung von Wohnungen gesteckt, doch der Bedarf sei damit längst nicht gedeckt. Im Gegenteil: Der Bestand an Sozialwohnungen werde erst einmal abnehmen, räumt Elke Sautner ein.
Heiß her ging es in der Veranstaltung bei speziellen Problemen des Ostends. Die Mitglieder des Ortsvereins waren sich einig, der Stadtteil werde "total von der Stadt vernachlässigt". Seien es nun Kindergärten, der ersehnte Marktplatz als Ortszentrum - ein zentraler Treffpunkt für Bürger ist bislang überhaupt nicht vorhanden - oder die allgemeine Sanierung: Der östliche Stadtteil habe immer das Nachsehen und sei ein absolut "unterversorgtes Gebiet". Die Stadtverordnete versicherte, "wir bleiben an der Sanierung im Ostend dran". Allerdings mahlten die Mühlen der Behörden langsam, und der Bund habe die Mittel gekappt. Daher müsse hier sehr langfristig gedacht werden. So blieb an diesme Abend das einzig konkrete Versprechen der Stadt: "Wir werden Baurecht schaffen, wo es geht." mim
Michael Rutschky Kleider als Code: Die Hippies aus der Zone Ein Gedankenspiel über Kunst und Natur, Mode und Unschuld
Auch der Lebensgefährte - in Berlin sagt man gern: der Bekannte - der jungen Frau war Ewigkeiten nicht mehr beim Friseur. Während die Freundin Henna als Färbemittel entdeckt hat und das im allgemeinen frei fließende Haar zuweilen zu Pferdeschwänzen rafft oder zum Knoten bündelt, kultiviert er streng eine unansehnliche Formlosigkeit: Einmal im Monat fährt er mit der Schneidemaschine ziellos über seinen Schädel, und was ab ist, ist ab, was dran bleibt, bleibt dran.
Strenge Formlosigkeit bestimmt auch die Kleidung. Während seine Bekannte schwarze Rollkragenpullover, das klassische Existentialisten-Outfit der fünfziger Jahre, und Jeans bevorzugt, trägt er eine Art Blouson aus hellgrünem Cordsamt, darunter ein weißes Hemd mit feinen Karos und ebenfalls Jeans. Sie gelten den beiden als eine Art natürlicher Beinkleidung. Das Hemd und das Blouson könnten aus einem der Rotkreuzsäcke gemopst sein, die, wenn Kleidersammlungen angekündigt sind, morgens in den Hauseingängen warten.
Weil seine überirdische Scheußlichkeit - die schrägen Taschen sind mit grünem Kunstleder paspeliert - das gute Stück für einen kurzen Augenblick in eine rare Antiquität verwandelt, zögere ich. Ob der junge Mann einem avancierten Kader angehört, dessen Kleiderregeln überraschenderweise denen des kleinbürgerlichen Rentners folgen? (Denn sie tragen noch in Mallorca solche hübsche Joppen.) Aber nein; der junge Mann kann mir seine Klamotten wie seine Freundin ihr Haar erklären: Niemals würde er Rat- oder auch nur Vorschläge zu Bekleidungsfragen von irgendeiner Instanz annehmen. Er hat heute morgen angelegt, was ihm als erstes aus seinem Kleiderschrank in die Hände fiel, ohne Überlegung. Das ist die Freiheit.
Wir befinden uns im Osten, in der Zone oder dem Beitrittsgebiet, in der ehemaligen DDR. Die beiden beschriebenen Menschen rechnen zur Intelligenzija, und wir entdecken leicht das Grundprinzip, dem ihr Outfit folgen soll. Selbstbestimmung. Die Gestaltung des Erscheinungsbildes soll in keinem einzigen Punkt den Wünschen der anderen folgen. "Ich bin nicht auf dieser Welt, um euren Erwartungen zu entsprechen." Alles andere wäre Entfremdung.
Das kennen wir aus dem Westen, nicht wahr? Das Prinzip der restlosen Selbstbestimmung, des Kampfes gegen jedwede Form von Entfremdung, beherrschte die Jugendkultur zwischen 1960 und 1970. Blue Jeans, Norwegerpullover, Henna, eine frei wachsende Haarpracht - darum tobten damals ungeheuerliche Kämpfe, die wir letzten Endes, was die Auflokkerung nicht nur der Kleiderordnung angeht, gewonnen haben, was, wie die Historiker einst schreiben werden, zur Liberalisierung und Zivilisierung des Lebens in Westdeutschland wesentlich beigetragen habe.
Kein Wunder, daß der Osten, endlich vom preußisch-sozialistischen Reglement aller Lebensäußerungen befreit, in dieser Hinsicht Nachholbedarf anmeldet, möchte man denken. Freilich führt dieser Gedanke geradewegs in die Irre. Die junge Frau mit dem naturbelassenen Haar, der junge Mann mit der Joppe aus Cord, ich habe sie schon zu Lebzeiten der DDR gekannt, und da sahen sie ganz genau so aus - wie man auch an anderen gesellschaftlichen Gruppierungen leicht beobachten kann, daß das Ende des Sozialismus viele Sitten und Gebräuche des Ostens kaum berührt hat.
Um aber unter uns zu bleiben: Das ostdeutsche Prinzip der Selbstbestimmung, demzufolge man sich möglichst nach Grundsätzen der (eigenen) Natur kleiden und Künstlichkeit, wo es nur geht, vermeiden soll, erinnert an unsere eigene Vergangenheit. Auch wir standen ja in den sechziger Jahren auf seiten der Natur und lehnten Künstlichkeit ab; daraus hat sich unterdessen eine blühende Subkultur samt Wirtschaftszweig, nämlich die Fraktion der Müslis, entwickelt - aber das ist hier nicht mein Thema.
Daß man sich an die Natur halten muß in Fragen der Ästhetik wie der Moral, rechnet zum Erbe der Aufklärung. Sie richtet sich gegen die alten Mächte und ihre artifiziellen Absonderlichkeiten, das gezierte Betragen, eine Kleidung, die freie Bewegung behindert etc. Wir erkennen den Kampf des Bürgertums gegen den Adel. Friedrich Schiller verabscheut Perücke und Haarpuder und reckt unbeugsam den Hals aus dem bekannten Schillerkragen. Wenn wir in den sechziger Jahren zur Natur den Beatles-Kopf, die Blue Jeans und den Pullover erklärten, wird daran deutlich, daß "Natur" kein Reservoir ein für allemal positiver Inhalte ist, sondern der positive Pol eines Schemas, das Inhalte erst positiv oder negativ auszeichnen soll. So wird zu den Monumenten der irgendwie "natürlichen" Architektur, mit denen in den siebziger Jahren die Hippies abgelegene Landstriche der Vereinigten Staaten bebauten, auch ein kunstvoll aus nichts anderem als den Dächern von Schrottautos zusammengeschweißter Traumpalast gezählt, ein Gebilde also, das man eigentlich auf dem Negativpol des Schemas, unter "Kunst, Künstlichkeit", verbuchen möchte. Eigentlich wollte ich hier, in Analogie zu dem amerikanischen Auto- Haus, junge Menschen in einem abgelegenen Tal des Erzgebirges - nahe dem Städtchen Zwönitz - ein ebensolches aus ausgeschlachteten Trabi-Karosserien aufbauen lassen, wo man dann in der "Großen Mittelhalle des Volkes" allabendlich aus den Schriften des Öko-Apokalyptikers Rudolf Bahro rezitieren könnte - aber dann erschien mir diese Erfindung allzu albern.
Ein Ostberliner Intelligenzblatt, das immer an der gleichen Stelle ein Foto veröffentlicht, das die Zeichen der Zeit deuten soll, schreibt zum Bild aus einer Diskothek folgendes: "Tanz auf dem Vulkan. Einmal alles vergessen. Ein Ritual massenhafter Einsamkeit. In der Ekstase des Techno suchen viele Jugendliche die Formel. Symbole ersetzen die Wirklichkeit, Trance die harte Realität des Alltags." Während ein bürgerlicher Altkonservativer die Disko als Ort des Triebausbruchs, mithin der Natur, ablehnen würde, greift diese Fraktion auf Charles Baudelaires Formel der künstlichen Paradiese zurück, um die Unnatur der Veranstaltung zu denunzieren.
Hier finden wir am Negativpol "Kunst, Künstlichkeit" zugleich "den Westen" - so sehen es auch meine beiden Hauptdarsteller, denen natürlich das exzessive Frisieren der Haare sowie die Herrenmode als Operationen des westlichen Kapitalismus und Manifestationen des durch diesen stimulierten Konsumrausches erscheinen. Mit dem folgenden werden sie alles andere als einverstanden sein. Aber wir kommen nicht umhin, den Nationalismus und Ausländerhaß, dem Jungmenschen im Osten immer noch zahlreicher als im Westen durch Brandanschläge Ausdruck verleihen, in unserem Schema am Positivpol "Natur" anzusiedeln. Denn das soll uns ja als Deutsche miteinander verbinden, das Blut, das Schicksal, Deutscher zu sein, während Humanismus und Universalismus (alle Menschen werden Brüder) den Nationalisten als künstlicher Zwang, als konstruierte Gemeinschaftlichkeit vorkommen. Im Westen rangiert der Universalismus anhaltend vor dem Nationalismus. Der Jungnationalist bringt also den Osten als "Natur" im Unterschied zur Künstlichkeit des Westens ins Spiel. - Der Humanismus war aber zugleich eines der Prunkstücke der DDR- Offizialkultur, und wir können unser Schema für den Jungnationalisten auch auf früher und jetzt anwenden. Künstlich war die DDR; jetzt dürfen die Naturkräfte sich regen.
Dem Westberliner Autor Gerhard Henschel verdanken wir übrigens mit seinem Buch "Menschlich viel Fieses", das nach Karl-Kraus-Methode Zitate montiert, eine ebenso bösartige wie kenntnis- und lehrreiche Ethnographie des ostdeutschen Neo-Hippietums. Ihm entnehme ich mein letztes Beispiel.
Die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley - gewiß von westlicher Frisierkunst wie Kleidermode unerreichbar - hat nach dem Studium ihrer Stasi-Akten unter anderem zu beklagen gewußt: "Was ich finde, sind Daten. Wann was war. Oder Namen, die ich vergessen hatte. Das ist ja auch ganz gut. Aber mich selbst kann ich nicht finden. Das ist einfach diese gewalttätige Sprache, die einen Menschen vernichtet. Wenn da immer wieder steht: ,die Bohley hat&rquote; dies oder jenes getan oder gesagt. Es wurde so eine Distanz aufgebaut."
Das Früher, die DDR, die Staatssicherheit und ihre Akten, sie sind Inbegriff einer tödlichen Künstlichkeit, die "den Menschen", "mich selbst", vernichtet. Künstlich und tot ist das Amtsdeutsch der Stasi, welchem der lebendige Atem des Menschen, der feurige Geist oder was auch immer gegenübergestellt sind. Als menschlich vernichtet darf sich Frau Bohley insofern darstellen, als das Ministerium für Staatssicherheit über sie nicht in der Sprache, sagen wir: der expressionistischen Poesie, nicht einmal mit der Einfühlsamkeit, sagen wir: Gustave Flauberts in "Madame Bovary" berichtet hat. Eine komplett absurde Beschwerde, die aber schön aufzeigt, wie die Hippies aus der Zone vor allem das Schema "Natur gegen Kunst" zur Geltung zu bringen suchen, koste es, was es wolle.
Wie geht es weiter? Durch Umcodierung. Irgendwann wird die junge Frau, der junge Mann, mit denen ich angefangen habe, die Vorzüge der Frisierkunst bzw. der Herrenmode entdecken. Und sie werden ihrer Überzeugungen, die ihnen jetzt noch so unumstößlich wie Natur erscheinen, von der anderen Seite ansichtig werden können.
SACHSENHAUSEN. Plötzlich war er da, aber kaum einer hat's registriert. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler besuchte gänzlich unspektakulär den Stand des SPD-Ortsvereins am Schweizer Platz und warb für seine Politik.
Bei Regen, Wind und Temperaturen kaum über null Grad blieben nur wenige Passanten stehen, um mit dem Spitzenkandidaten der SPD für die Kommunalwahl am 7. März zu sprechen. "Auf der Zeil ist das ganz anders. Da bleiben viele Leute stehen, um mit mir zu diskutieren", tröstete Andreas von Schoeler sich und die frierenden Genossen vom Ortsverein Sachsenhausen-Ost. Die wenigen Fragen, die die Bürger an den Oberbürgermeister richteten, drehten sich meist um existentielle Themen wie Wohnungsnot und Angst um den Arbeitsplatz.
Großen Spaß am Wahlkampf konnten die Genossen an diesem unfreundlichen Samstagvormittag ebensowenig vortäuschen wie die politischen Kontrahenten, die ihre Schirmchen und Tapeziertische in sicherem Abstand zueinander rund um den Schweizer Platz aufgestellt hatten. Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat 5, sprach von einem "schwierigen Wahlkampf". "Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die an den Stand kommen, um zu diskutieren: Die einen sagen, der Asylkompromiß geht uns nicht weit genug, die anderen beschimpfen uns als Umfaller." Da sei es nicht einfach, den Blick auf lokale Themen wie etwa den Öffentlichen Nahverkehr zu lenken. Bedenklich stimmte Kadelbach dabei: "Es wird als Schwäche ausgelegt, wenn man sagt: Wir diskutieren noch." ran
SACHSENHAUSEN. Unter dem vielversprechenden Namen "Vielharmonie" treffen sich in Sachsenhausen einmal wöchentlich Musik- und Sangesbegeisterte im Alter zwischen 17 und 57 Jahren. Die mittlerweile 37 aktiven Sängerinnen und Sänger proben zur Zeit für einen Auftritt im Juli, mit dem sie sich ihrem Stadtteil vorstellen wollen.
Dazu studieren sie mit ihrem Dirigenten Franz Klee die unterschiedlichsten Werke ein. Aus dem sechzehnten Jahrhundert stammen "Landknechtsständchen" von Orlando di Lasso und "Fine knacks for ladies" von John Dovland, doch Moderneres hat mit Titeln aus dem Musical "Cabaret" auch seinen Eingang ins Repertoire gefunden.
Die Freude am Singen stehe jedoch immer im Vordergrund, betont der Vorsitzende Daniel Patronas, "obwohl wir uns bei öffentlichen Auftritten selbstverständlich um eine angemessene Sangesqualität bemühen". Doch da vertraue der Chor ganz auf seinen Dirigenten, dem es gelinge, alle für Gesang zu begeistern.
Jeder, der gern singt oder schon immer einmal im Chor singen wollte, ist eingeladen, vorbeizukommen und mitzumachen. Die "Vielharmonie" trifft sich an jedem Donnerstag (wenn nicht gerade Schulferien sind) in der Carl-Schurz-Schule (Holbeinstraße 21-23). Zum Übungsraum im ersten Stock gelangt man durch den Eingang Schneckenhofstraße. Nähere Auskunft gibt Daniel Patronas unter der Telefonnummer 2 38 02 56 (von 8 bis 16 Uhr) oder danach unter 62 36 05. mab
WESTEND. Lebensgefährlich sei es, die Bockenheimer Landstraße zu überqueren. Beim Gesprächsabend über "Probleme der Schulwegsicherung", zu dem der Frankfurter Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) dieser Tage in das Bürgerhaus Westend eingeladen hatte, macht eine Mutter ihrem Unmut Luft.
Die Ampel an der Freiherr-vom-Stein- Straße schalte für die Fußgänger viel zu schnell wieder von grün auf rot. "Selbst ich muß mich hetzen, wenn ich da rüber will", berichtet sie. Wie gefährlich das für junge und alte Menschen sei, könne sich jeder selbst ausmalen. "Dabei ist die Bettina-Schule ganz in der Nähe. Aber dafür scheint sich niemand zu interessieren."
Ein Vater stimmt ihr zu und ergänzt, daß sich die Radfahrer kaum an die Ampelzeichen halten: "Da wird einfach rübergedonnert." Zwei Kinder seien dort durch Radfahrer verletzt worden. Gisela Becker vom VCD-Kreisverband kennt solche Sorgen. Schon seit Jahren kämpft die Sprecherin der Fachgruppe "Fuß und Rad" für sichere Schulwege und bietet einmal im Monat Gesprächsrunden zur Verkehrssicherheit an.
"Es macht keinen Spaß mehr, sich auf der Straße zu bewegen", meint Gisela Becker. Die Autofahrer bestimmten nach wie vor, wie die Straßen aussähen. Fußgänger seien meist Alte, Kinder, Frauen und Jugendliche. Weil diese Gruppen in der Politik verhältnismäßig machtlos seien, hätten die Fußgänger eben keine echte Lobby.
"Doch es geht kein Weg daran vorbei", betont Gisela Becker, "es muß aus der Perspektive der Kinder geplant werden werden. Nur so können Straßen wieder Lebensraum werden." Das Bewußtsein dafür sei noch nicht da, meint sie, hofft jedoch, daß es nicht erst zum Verkehrskollaps kommen muß, bis ein Umdenken einsetzt.
Wenig Vertrauen in die städtische Verkehrsplanung zeigt eine andere Mutter, deren Kind ab Sommer zur Schule gehen wird. "Bis sich da etwas ändert, werden wahrscheinlich schon meine Enkel eingeschult werden", meint sie ironisch. Doch Gisela Becker kann ihr etwas Mut machen.
Viele Eltern wüßten nicht, wie sie ihre Beschwerden und Verbesserungsvorschläge auf den Weg bringen sollen, doch gebe es Möglichkeiten, etwas zu tun: "Ein sehr nützliches Instrument ist der Schulweg-Plan, den es an den meisten Schulen gibt." Auf diesem Plan, der alle Straßen im Einzugsbereich einer Schule abbildet, können die Eltern alle Gefahrenstellen markieren. Der Schulelternrat habe dann die Möglichkeit, mit dem Stadtschulamt einen Ortstermin zu vereinbaren, an dem die gefährlichen Verkehrspunkte abgegangen werden. Solch einen Termin gebe es recht kurzfristig.
Bei der Ortbegehung seien dann die beteiligten Ämter der Stadt vertreten. Das bei der Begehung erstellte Protokoll sei schon ein Beschlußprotokoll. "Daher ist es wichtig aufzupassen, daß alles, was von den Eltern angemerkt wird, auch ins Protokoll kommt", informiert die Referentin.
Die protokollierten Verbesserungen müßten dann von den Behörden erledigt werden. "Das dauert allerdings meistens sehr lang", weiß Gisela Becker. "Wenn man aber immer wieder nachfragt und nicht locker läßt bei den Ämtern, dann tut sich auch was."
Die Eltern fordert die Sprecherin der Fachgruppe auf, Druck auf die zuständigen Behörden auszuüben, damit sich etwas bewege. In jedem Fall sei es nützlich, die Schulleitung einzubeziehen. Diese habe ein großes Interesse an sicheren Schulwegen. "Doch wenn Sie sich für die Sicherheit ihrer Kinder einsetzen", rät Gisela Becker, "suchen Sie sich Mitstreiter. Denn Sie werden einen langen Atem brauchen." mab
BERGEN-ENKHEIM. Die Bergen-Enkheimer Sozialdemokraten stellen insgeamt 20 Kandidaten zur Wahl für den Ortsbeirat 16. An erster Stelle steht Ortsvorsteher Herbert Loos. Auch die meisten anderen Kandidaten, die auf den ersten zehn Plätzen der SPD-Liste zu finden sind, waren bereits in dieser Wahlperiode Mitglieder des Stadtteilgremiums. Unter ihnen ist der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende, Gerd Weinrich (dritter Platz), und der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Josef Geis (Platz fünf).
Auch die übrigen Mitglieder der SPD- Fraktion - Gisela Henrich, Elke Gensler, Joachim Fischer, Gerda Frey und Hartmut Lange - kandidieren erneut für einen Sitz im Ortsbeirat.
Gisela Henrich arbeitet als Fraktionsassistentin, Elke Gensler war Kinderbeauftragte im Stadtteil. Neu auf der Kandidatenliste sind Margot Schmidt auf dem vierten und Inge Schulmeyer auf dem siebten Platz. gap
BORNHEIM. Für die Verkehrsführung rund um die Heidestraße tauchen immer mehr Ideen auf. Neueste Variante: Die Diagonalsperre in der Eichwaldstraße soll zeitweilig entfernt und die Burgstraße zwischen Wiesen- und Eichwaldstraße zur Einbahnstraße werden. Das Ordnungsamt hat diese Lösung vorgeschlagen, die gelten soll, solange die Baustelle an der Ecke Berger Straße/Wiesenstraße besteht. Der Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) verabschiedete in seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von Grünen und SPD einen Dringlichkeitsantrag, der diesen Plan unterstützt.
Parallel dazu läßt der Ortsbeirat die Möglichkeiten prüfen, die Fahrtrichtungen in Heidestraße (ab Germania- zur Eichwaldstraße), Eichwaldstraße (ab Heidestraße zur Berger Straße) und Berger Straße (ab Eichwald- zur Höhenstraße) umzukehren. Alternativ sei der Ortsbeirat auch einverstanden, für begrenzte Zeit nur die Berger Straße zu "drehen".
Zur Erklärung: Neben den bereits vorhandenen Belastungen des Viertels durch das Parkhaus in der Heidestraße - jeden Samstag drängen wahre Automassen in das Wohngebiet - droht den lärm- und abgasgeplagten Anwohnern jetzt zusätzlich noch Schwerlastverkehr. Ende Februar beginnen die Abrißarbeiten am ehemaligen Woolworth-Gebäude auf der "Berger", an dessen Stelle die Frankfurter Sparkasse ihre neue Stadtteilzentrale errichtet. Damit die An- und Abfuhr von Schutt und Baumaterial nicht auch noch über die Heidestraße erfolgt, haben sich die Stadtteilpolitiker dem Vorschlag des Ordnungsamtes angeschlossen, die Sperre in der Eichwaldstraße vorübergehend aufzuheben. Der Verkehr könnte dann von der "Berger" direkt auf die Burgstraße und von dort zum Alleenring gelangen.
Um unerwünschten Durchgangsverkehr zu verhindern, der diese Strecke als "Schleichweg" in Richtung Osten benutzen könnte, soll die Burgstraße im oberen Abschnitt Einbahnstraße werden, so daß man aus der Eichwaldstraße nur nach links zum Alleenring abbiegen kann. Dennoch wurde bereits während der Sitzung des Ortsbeirates erster Widerspruch aus der Eichwaldstraße laut: Ziel der Sperre sei es, das Viertel zu beruhigen. "Jetzt sollen nicht nur wieder Autos, sondern auch noch Lastwagen durch unsere Straße rumpeln", beschwerte sich ein betroffener Bürger.
Doch die Alternative, den Verkehr direkt über die Berger Straße zur Höhenstraße zu leiten, läßt sich laut Hermann Steib (Grüne) kurzfristig nicht umsetzen, da im Kreuzungsbereich eine Ampel installiert werden müßte. Diese Lösung sei eher langfristig zur Entlastung der Heidestraße ins Auge zu fassen, sagte Steib. Die Diagonalsperre hingegen könne man von heute auf morgen entfernen - eine Sofortmaßnahme, die nötig sei, "wenn wir in der Heidestraße den endgültigen Verkehrsinfarkt verhindern wollen". rea
FRANKFURT-NORDWEST. "Die Kapelle ist fertig", freute sich Pfarrerin Hildegard Düll und eröffnete den musikalischen Festgottesdienst, mit dem das ökumenische Seelsorgerteam die Kapelle im Souterrain des Nordwest-Krankenhauses dieser Tage feierlich einweihen konnte.
Damit ging ein langjähriges Provisorium zu Ende. Bisher nämlich mußten die Pfarrer den Mehrzweckraum im ersten Stock mit vielen anderen Nutzern innerhalb des Krankenhauses teilen. "Es war nicht immer einfach, diesem Raum eine sakrale Note zu geben", betonten sie und erinnerten sich an so "manche schnellen Umräumarbeiten".
Durch die vielfältigen Um- und Ausbauten im gesamten Krankenhaus wurde es jetzt möglich, einen Raum ausschließlich für eine kleine Kapelle im Souterrain auszuweisen. Architekt Teuto Rocholl ist es gelungen, den etwa 50 Quadratmeter großen Raum zu einer ansprechenden Kapelle zu gestalten.
Die Innenarchitektur lebt vom sakralen Mobiliar wie Altar, Ambo (Lesepult), Kreuz, Tabernakel und Kerzenständer. Thomas Duttenhoefer hat diese Gegenstände aus Eisen in eigenwilligem Stil nach der Devise "aus Schwertern Pflugscharen machen" geformt und sie mit christlichen Symbolen versehen. Sie stehen im harmonischen Kontrast zum ebenfalls von ihm gestalteten Fenster, dessen Mittelpunkt ein weißes Kreuz bildet.
Den ökumenischen Einweihungsgottesdienst, den Bernd Lechla an der neuen Orgel musikalisch begleitete, zelebrierten neben Pfarrerin Hildegard Düll, Dekan Matthias von Kriegstein, Dr. Albrecht Bender und Ordinariatsrat Pater Friedolin Langenfeld sowie die Seelsorgerin Sr. Caritas Zilken, die Seelsorger Siegfried Kittler und Bruno Pockrandt.
Gruß- und Segenswünsche überbrachten unter anderen Martin Hinnenthal von der Evangelischen Landeskirche, Krankenhausverwaltungsleiter Siegfried Twelker und Esther Gebhardt vom Evangelischen Regionalverband. Pfarrer Josef König von der Praunheimer Christ- König-Gemeinde sagte: "Als ich in den Raum kam, habe ich mich gleich wohl gefühlt." Und das war wohl ein treffendes Kompliment an die Gestalter. *rw
WESTHAUSEN. "Wer seit 40 Jahren Mitglied der Partei ist, der ist auch ein Stück dieser Partei", sagte Sieghard Pawlik, der Vorsitzende des Frankfurter SPD- Unterbezirks bei der Ehrung von Jubilaren des Westhausener Ortsvereins im Bürgertreff.
Traditionsgemäß zeichnen die Westhausener Sozialdemokraten ihre langjährigen Mitglieder im Rahmen eines Empfangs aus. Damit bedanken sich die örtlichen Mandatsträgerinnen und -träger für die hervorragende Zusammenarbeit beim Vorstand und bei den Mitgliedern des Ortsvereins.
Pawlik erinnerte in seiner Laudatio an die politische Situation in Deutschland 1953 und 1968. In diesen Jahren waren die Jubilare der SPD beigetreten. Seit 1953, als in der damaligen DDR der erste Aufstand für Freiheit und Demokratie blutig niedergeschlagen worden war, gehören Philipp Kress, Reinhold Lang, Rudolf Ponsek und Ursula Dombrowski der sozialdemokratischen Partei an.
1968 veränderten die Studentenunruhen das politische Bild in der Bundesrepublik. Sie brachen verkrustete Strukturen nicht nur an den Universitäten auf. Vor 25 Jahren sind Friedrich Abel, Heinrich Goerlinger, Hannelore Merle und Edith Pelzer den Sozialdemokraten beigetreten.
Als "mustergültiges Beispiel für politisches Engagement vor Ort" würdigte Ortsvereinsvorsitzender Roland Sautner die Arbeit von Hannelore Merle. Schon nach einem Jahr wurde sie als Beisitzerin in den Vorstand gewählt, und seit 1974 gehört sie dem geschäftsführenden Vorstand an.
Zunächst als Schriftführerin, inzwischen kümmert sie sich um die Finanzen. "Drei Vorsitzende habe ich schon ertragen, es kann noch einer kommen", meinte sie spitzbübisch. Als Dankeschön für die langjährige Treue und Mitarbeit gab's für die Jubilare Urkunden, Ehrennadeln und - rote Nelken. rw
FRANKFURT A. M. Ein Konzert kann dann oft als gelungen betrachtet werden, wenn das Programm sorgfältig ausgewählt und abgestimmt ist. Wenn ein Spannungsbogen sich wie ein roter Faden durch die aufgeführten Werke zieht. Der italienische Organist Mario Verdicchio (er lehrt in Parma am dortigen Konservatorium) tat genau dies. Er spielte an der Rieger-Orgel in der Katharinenkirche Kompositionen von Bach, Rota und Liszt. Das paßte zusammen, weil es Kontraste und Parallelen zugleich bot und en passant ein Stück Musikgeschichte lieferte.
Von J. S. Bach (1685-1750), Ausgangspunkt kontrapunktischer, polyphoner Meisterschaft, interpretierte Verdicchio die "Triosonate G-Dur" verhalten temperiert, ohne Prätentionen. Transparent in der Stimmenführung (eine kluge Registrierung) diente der Künstler dem musikalischen Fluß. Ausgewogen, akkurat in der Artikulation ließ der Künstler den Bachschen Puls durchgängig schlagen, unterstrich differente Farbnuancen. Besonders schön war der zweite Satz, "Largo" überschrieben, der kontemplative Ruhe ausstrahlte. Das "Vivace" hingegen hätte drängender, frischer sein können.
Das hatte sich Mario Verdicchio anscheinend für das Hauptwerk des Abends aufgehoben. Wie ein pittoreskes Gemälde stellt sich die "Fantasie über den Choral ,Ad nos, ad salutarem undam&rquote;" aus Meyerbeers Oper "Der Prophet" von Franz Liszt (1811 - 1886) dar. Das knapp halbstündige opus magnum birgt in sich alle Facetten des Orgelspiels, fodert Instrument und Interpret alles ab.
Der italienische Organist entwirrte das für Liszt so typische Überbordende, Schwülstige meisterhaft und dechiffrierte den an eine Sonate angelehnten Aufbau des Werkes. Einer großangelegten Exposition folgt ein schlichtes "Larghetto", Satyrspiel par excellence - der Zauberer und Spieler Liszt dringt hier durch. Nach einem überleitenden Gewitter "con fuoco" entwickelt sich das voluminöse Finale aus einer strengen Fuge, mündet schließlich in die hymnische Choral-Apotheose. Verdicchio belichtete die Kontraste und schöpfte da, wo es nötig war, die vielfältigen Möglichkeiten der Rieger-Orgel aus, glänzte in virtuosen Passagen mit ausgefeiltem Fingerspiel und hielt über die lange Zeitdauer einen steten Spannungsbogen. Wer die ähnlich strukturierte h-Moll-Sonate für Klavier kennt, weiß, wie schwierig dies ist. Eine eindrucksvolle Interpretation.
In der "Sonata per Organo" von Nino Rota (1911-1979) finden sich Anklänge an Liszt. Der geheimnisvolle Baßgang im "Allegro giusto" und die aufgebrochene Tonalität zeugen davon. Ansonsten birgt das kurze Werk nicht sehr viel. Schlichte Poesie, gemischt mit abrupten Wendungen und überraschenden Enden.
Es wäre jedoch unklug gewesen, neben Bach und Liszt ein weiteres "großes" Werk zu stellen. Der Zuhörer wäre überfordert gewesen. Mario Verdicchio hat dies erkannt und ein bemerkenswertes Konzert gegeben. JÜRGEN OTTEN
In der Stadtteil-Rundschau vor der Kommunalwahl: Die Bilanz des Ortsbeirats 10
FRANKFURT-NORD. Die letzte Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) vor der Kommunahlwahl zeigte es noch einmal: Die Bürger im Frankfurter Norden sind kritisch, wenn es um Dinge geht, die sie unmittelbar betreffen. Sei es die Buslinie, die eingestellt wurde, oder Tempo 30 in Wohngebieten.
Verkehr: Das war in der vierjährigen Wahlperiode des Gremiums - mit rund 40 000 Einwohnern zählt der Ortsbezirk 10 zu den größten in der Bundesrepublik - eines der beherrschenden Themen. Als wichtigste Ergebnisse auf diesem Gebiet sehen die Politiker die Einrichtung der Kleinbuslinien im Frankfurter Norden und die Verkehrsberuhigung, zumal der Ortsbeirat bei Tempo-30-Zonen Entscheidungsfreiheit hatte. In Bonames und Berkersheim wurde der Verkehr verlangsamt, für andere Stadtteile laufen derzeit die Planungen.
Heiße Diskussionen gab es zu den Plänen von Planungsdezernent Martin Wentz, die Linie der U 5 über den Marbachweg zu verlängern. Schnell gründete sich eine Bürgerinitiative, die opponierte. Das gleiche Resultat hatte die Verlegung der Haltestelle der Buslinie 34: Erst beschloß der Ortsbeirat dieses, dann wurde sie nach Bürgerprotesten zurückverlegt.
Nach Ansicht der Ortsbeiräte sind dies Zeichen für eine Verschiebung der Bürgerinteressen. "Die Themenkreise werden immer enger, das Wort Basisdemokratie wird hier im Norden sehr eng definiert", sagte Günther Häfner, SPD-Fraktionsvorsitzender, seit 20 Jahren dabei. Der Ausländerbeauftragte Metin Buz, der gerne Stimmrecht hätte, ergänzt: "Stadtteilpolitiker dürfen nicht zum Spielball partikularer Interessen werden."
Natürlich hätten sie sich, da herrscht Konsens, für die Bürger eingesetzt. Doch gerade beim Thema Verkehr sträuben sich ihnen die Haare. Trotz Verkehrsberuhigung sei das Verkehrsaufkommen im Norden gestiegen. "Für die Leute unzumutbar", meint der Grüne Christoph Zielonka.
Der zweite Schwerpunkt im Ortsbeirat 10 hieß Wohnen. Bonames-Ost, Preungesheimer Beuge, Edwards- und Drake- Kasernen, Burghof: Das sind die Gebiete, auf denen Wohnungen entstehen sollen. Als "besonders positiv" sieht der Fraktionsvorsitzende der CDU, Helmut Weber, die Entwicklung nach der "Wende". Die Kasernen der US-Amerikaner wurden plötzlich als Wohnungspotential in die Debatte geworfen.
Streit gab es in den letzten vier Jahren zwischen den Fraktionen beim Thema Wohnungsbau lediglich um das "Wie": Massive oder maßvolle Verdichtung? Ein bißchen Wahlkampfsophisterei, Parteiengeplänkel, oder doch mehr? Weber hat im Ortsbeirat 10 eine "coole Atmosphäre" ausgemacht, ist sich aber mit dem Liberalen Paul Stein, Häfner und Zielonka sowie Ortsvorsteher Hans Betz einig, daß das Verhältnis zwischen den Parteien besser geworden ist.
Dafür spricht, daß zahlreiche Projekte mit unterschiedlichen Konstellationen bei den Abstimmungen (75 Prozent waren einstimmig) verwirklicht wurden: Errichtung einer neuen Sporthalle in Bonames, Renovierung der Bürgertreffs "Haus Nidda" und "Haus Ronneburg" und des Jugendhauses am Frankfurter Berg, die Sozialstation am Bügel, eine neue Kindertagesstätte in Eckenheim, Verbesserungen im Hilfs- und Betreuungsangebot der Schulen, die Umwandlung der Carlo- Mierendorff-Schule in eine Integrierte Gesamtschule, die Renaturierung der Nidda sowie die Konstituierung eines Ausländerbeirats.
Darauf ist der Ortsbeirat 10 besonders stolz. "Wir waren die ersten, die den Antrag gestellt haben", sagt Häfner, der dies (anders als die CDU) lediglich als Zwischenschritt zum kommunalen Ausländerwahlrecht betrachtet.
Besorgt betrachten die selbsternannten "Hobbypolitiker" ein anderes Problem: Durch den unerwarteten Geburtenanstieg entstehen an vielen Grundschulen Engpässe. Albert-Schweitzer- und August-Jaspert-Schule können nicht alle Kinder, die sich anmelden, aufnehmen.
Gelassen sehen dagegen die meisten Fraktionen der Möglichkeit entgegen, daß extreme Rechte nach der Kommunalwahl im Ortsbeirat sitzen könnten. "Wir müssen damit leben, aber die werden keinen Fuß auf den Boden kriegen", gibt Häfner die Richtung vor.
Nur der Grüne Zielonka ist anderer Meinung: "Für die Stimmung wäre es schlecht." Wichtiger aber sind naheliegende Themen. "Soziale Infrastruktur" lautet das Schlagwort für die kommende Wahlperiode. Dazu gehöre auch auch der Zweierblock "Wohnen und Verkehr".
Realsatiren wie der Streit um die Schranken im Heiligenstockweg/Hofhausstraße (erst wurden sie auf Beschluß des Ortsbeirates installiert, dann vom Regierungspräsident per Verfügung wieder aufgehoben) oder ein Antrag auf Erhaltung eines Hauses, als die Bagger schon auf dem Gelände standen, sind auch dann nicht auszuschließen.
Einer, den sie alle achten für seine überparteiliche Loyalität, ist dann nicht mehr dabei: Ortsvorsteher Hans Betz verläßt aus gesundheitlichen Gründen nach 20 Jahren den Ortsbeirat 10. Einige "engagierte" Bürger hätten das in der letzten Sitzung des Stadtteilgremiums mehr würdigen können. Wohl ein Mangel der Basisdemokratie. jot
NIEDER-ESCHBACH. Das Thema war interessant, die Referentin kompetent, der Termin lag günstig. Doch nur sehr wenige Besucher hatten den Weg in die Stadtteilbücherei in der Otto-Hahn-Schule gefunden, um den Vortrag von Heidemarie Pandey "Geh doch zurück in Dein Land!" (über Kinder im Spannungsfeld verschiedener Kulturen) anzuhören. Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der Volkshochschule, das eingeladen hatte, war die Enttäuschung anzusehen: "Die Leute scheinen dringendere Problem zu haben."
Kurzerhand einigte man sich darauf, den Vortrag in eine Gesprächsrunde umzuwandeln - Austausch en miniature also. Heidemarie Pandey, die zwei Bücher zu dem Thema geschrieben hat und selbst mit einem Inder verheiratet ist, berichtete zunächst von ihrer Arbeit in der "Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen" (IAF).
"Das Problem stellt sich in manchen bikulturellen Familien bereits vor der Geburt. Die Eltern rechnen mit Schwierigkeiten für ihr Kind", sagte Pandey. Diese "negative Prophezeiung" würde sich auf das Kind übertragen, zumal es in der Schule oft mit rassistischen Äußerungen konfrontiert werde.
Als bemerkenswert in diesem Zusammenhang bewertete die Diplomsoziologin die Tatsache, daß bei Hänseleien oft das "Schimpfwort" Neger gebraucht würde. Pandey: "Rassistische Vorurteile hängen heute nicht mehr unbedingt von der Hautfarbe ab."
Eine Mutter, Französin und mit einem Deutschen verheiratet, plädierte dafür, daß Eltern ihren Kindern den Reichtum der zwei Kulturen, insbesondere der Sprachen, vermitteln sollten. "Die Kinder müssen es als positiv empfinden, bikulturell aufzuwachsen."
Ferner sei es wichtig, daß in Kindertagesstätten und Schulen eine Basis bereitet würde. Beispielsweise sollten Einladungen zu Elternabenden und Festen mehrsprachig verfaßt werden, um die Akzeptanz der ausländischen Familien zu verdeutlichen.
Dies erkannte auch Heidemarie Pandey als Problem. "Oftmals findet die bikulturelle Erziehung in der Schule keine Fortsetzung. Die Folge ist, daß Kinder verunsichert sind, zum Teil einen ,Kulturschock&rquote; erleiden." Verstärkt trete dies in sozial schwächeren Familien auf, denen es aufgrund ihrer Lage an Selbstvertrauen fehle. "Manchmal reicht es schon, wenn man eine türkische Mutter dazu bewegen kann, einen Salat für ein Fest zuzubereiten. Da muß angesetzt werden", schlug Monika Westmeyer-Schick vor, die die Reihe "Erziehung" (insgesamt sind vier Vorträge zu diesem Thema bis zum Mai geplant) moderiert.
Die Frage blieb natürlich, wie das bewerkstelligt werden soll, wenn solch ein Angebot wie der Vortrag nicht angenommen wird. Vera Klinger, die ein nachlassendes Interesse für solche Veranstaltungen ausmacht (für die gesamte Reihe liegen bisher erst drei Anmeldungen vor), sagte dazu: "Künftig müssen und werden wir verstärkt mit den zuständigen Stellen wie Kindergärten und Grundschulen zusammenarbeiten."
Eine vernünftige Idee, war der Konsens bei den Teilnehmern. An die Basis muß man gehen, damit solche Sprüche wie "Geh doch zurück in Dein Land" bald der Vergangenheit angehören. jot
SACHSENHAUSEN. Wer soll die Geschicke der Heimatsiedlung künftig lenken: David oder Goliath? Über diese Frage dürfen am kommenden Samstag, 27. Februar, rund 2200 Mieter abstimmen. Eine Zweidrittel-Mehrheit aller Stimmberechtigten ist erforderlich, sollen die 1055 Wohnungen von der "Nassauische Heimstätten GmbH" an die Mietergenossenschaft verkauft werden. Auf die Tragweite der anstehenden Entscheidung wiesen die ungleichen Kontrahenten - hier der mächtige Wohnungsbaukonzern, dort die Mietergenossenschaft - auf getrennten Informationsveranstaltungen hin (die FR berichtete).
Dreh- und Angelpunkt des seit Jahren schwelenden Konfliktes zwischen dem jetzigen Eigner und zahlreichen Anwohnern sind die Sanierungsmaßnahmen, die auf die Siedlung zukommen. In den zwanziger Jahren unter der Regie von Stadtbaurat Ernst May errichtet, sind Wasser- und Elektroleitungen sowie Heizungsrohre vom sprichwörtlichen Zahn der Zeit angefressen und müssen erneuert werden. Darüber sind sich die Verfechter der Genossenschaftsidee und die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten einig. Während jedoch die Mietergenossenschaft lediglich die bestehenden Leitungen erneuern will, soll nach Meinung der Wohnungsbaugesellschaft etwa das Heizungskonzept geändert werden. Bislang werden die Räume von der Wohnungsmitte aus beheizt, künftig sollen die Heizkörper unter die Fenster verlegt werden - wenn es nach dem Willen der Nassauischen Heimstätten geht.
"Ihr Heizungssystem ist völlig veraltet. Es wird unerträglich viel Energie verpulvert", sagte Wolfgang Weber von der Geschäftsleitung der "Heimstätten" den Mietern auf einem der Info-Abende. Nach seiner Einschätzung lohnt sich der Umbau langfristig für die Mieter allemal, da die Heizkosten deutlich gesenkt werden könnten. Insgesamt veranschlagen die "Nassauischen Heimstätten" für die Sanierung 120 Millionen Mark. "Es geht viel billiger", argumentieren dagegen die Vertreter der Mietergenossenschaft (die formal noch in der Gründungsphase ist). Ein Gutachten geht von 60 Millionen Mark aus, doch das hält auch Bernd Block vom Aufsichtsrat der Genossenschaft für zu optimistisch. Realistisch erscheint ihm eine Summe von etwa 90 Millionen Mark, die in einem anderen Gutachten genannt wird.
Hauptvorwurf der Genossenschaft an die Eigentümergesellschaft: Sie will mehr machen als nötig, und aus der Instandhaltung wird dadurch eine Modernisierung. "Die Nassauischen Heimstätten wollen zum Beispiel Gegensprechanlagen und neue Briefkästen installieren - das brauchen die Leute nicht", sagte Bernd Block auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.
Die Unterscheidung zwischen Modernisierung und Sanierung ist mehr als nur eine sprachliche Spitzfindigkeit. Bloße Instandhaltung der alten Bausubstanz, wie sie die Genossenschaft fordert, hat auf die Mieten keine Auswirkungen. Die von den "Heimstätten" geplanten Maßnahmen laufen jedoch nach Einschätzung von Bernd Block auf eine Erhöhung des Wohnwertes hinaus. "Die Siedlung würde in eine höhere Kategorie im Mietspiegel der Stadt aufrücken", argumentiert Block. Höhere Mieten wären dann die Folge.
Daß es Mieterhöhungen geben werde, bestreitet auch die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten nicht. "Mieterhöhungen im gesetzlichen Rahmen sind nötig. Der Mietspiegel in Frankfurt läßt eine 30prozentige Erhöhung zu", so Bernhard Spiller von der Geschäftsleitung. Der Leitende Geschäftsführer, Reinhart Bartholomäi, versuchte auf "seiner" Informationsveranstaltung den Verdacht auszuräumen, die Nassauischen Heimstätten wollten aus wirtschaftlichen Interessen die Struktur der Siedlung verändern, die ausdrücklich für einkommensschwächere Menschen konzipiert wurde. "Wenn Sie am 27. Februar für die Genossenschaftslösung stimmen, dann klopfen mir die Kollegen in der Wohnungswirtschaft auf die Schultern: Zum Glück bist du das Ding jetzt endlich los", sagte Bartholomäi.
Den Nassauischen Heimstätten als einer Gesellschaft der Öffentlichen Hand (40 Prozent der GmbH gehören dem Land Hessen, 30 Prozent der Stadt Frankfurt) gehe es vor allem darum, die Mieter vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. "Wir besitzen 43 000 Wohnungen und können Überschüsse, die wir etwa in Neubausiedlungen erwirtschaften, auf die Sanierung der Heimatsiedlung umlegen", rechnete Bernhard Spiller als Mitglied der Geschäftsführung vor.
Vor einem möglichen finanziellen Ruin, wie ihn der Chef der Nassauischen Heimstätten, Reinhart Bartholomäi, in Aussicht gestellt hatte, fürchtet sich Bernd Block als Vertreter der Genossenschaft nicht. Sollten sich die Mieter der Heimatsiedlung für die Genossenschaftslösung entscheiden, soll es zunächst ein weiteres, gründliches Gutachten geben. Dann müßte die Genossenschaft ihr Konzept dem Genossenschaftsverband zur Prüfung vorlegen. "Wenn die sagen, das schafft Ihr nicht, dann lassen wir's", sagt Block. "Wir lassen uns doch nicht auf ein Abenteuer ein." Zuversichtlich setzt er nach: "Unser Modell funktioniert - etwas abgewandelt - in anderen Städten sehr gut." ran
FRANKFURT-SÜD. Das Naturfreundehaus am Poloplatz 15 soll renoviert werden. Das beschlossen die Mitglieder der Stadtteilgruppe der Naturfreunde für Sachsenhausen und Niederrad auf ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung.
"Es gibt eine Minimal- und eine Maximallösung", sagte Vereinsmitglied Markus Kunkel. Die "Minimallösung" sehe vor, das baufällige Dach zu sanieren, die Elektroinstallationen auf den neuesten Stand zu bringen, den großen Veranstaltungsraum zu renovieren und einen Jugendraum einzurichten.
Nur mit städtischen Zuschüssen und großzügigen Spenden werden die Naturfreunde die gewünschte "Maximallösung" umsetzen: einen Neuausbau. "Wenn wir es finanzieren können", so Kunkel, wird mit einem ersten Geschoß in Holzbauweise das Gebäude aufgestockt und ein zweiter Seitenflügel angebaut. "Das hat den Vorteil", erläuterte Kunkel, "daß künftig auch Seminare und Bildungsurlaube mit Übernachtung angeboten werden könnten". Derzeit wird das Naturfreundehaus für Sitzungen, von Jugendgruppen und für traditionelle Veranstaltungen, wie die 1.-Mai-Feier, genutzt.
Auf der Jahreshauptversammlung aller Frankfurter Stadtteilgruppen der Naturfreunde am Samstag, 20. März, soll geklärt werden, welche Umbaumaßnahmen zu leisten sind. tin
Nachdem in der früheren Sowjetunion im Januar 1991 der Luftverkehr dem freien Markt geöffnet wurde, sind mehr als 60 neue Fluggesellschaften entstanden. Während beispielsweise die Ukraine, die baltischen, mittelasiatischen und kaukasischen Staaten jedoch längst eigene Luftlinien betreiben, fliegen Weißrußland, Moldawien, Kasachstan und Usbekistan zwar auf eigene Rechnung, aber nach wie vor unter der Flagge der früher größten Fluggesellschaft der Welt, die jetzt als Aeroflot Russian International Airlines immerhin noch 135 Ziele in 93 Ländern bedient. "Innerhalb der nächsten drei Monate werden wir in eine Aktiengesellschaft umgewandelt", erklärte nun Deutschland-Direktor Vladimir Iljin in einem Interview mit dem Branchendienst "Travel Tribune". "Dabei bleiben 51 Prozent in den Händen der russischen Regierung, der Rest geht überwiegend an die Belegschaft und private Investoren, die aber Russen sein müssen."
Seine Gesellschaft - sie beförderte zwischen Rußland und Deutschland 1992 etwa 500 000 Passagiere - sei heute ein rentables Unternehmen, der Sitzladefaktor liege bei 60 Prozent. Auch würden bei der Sicherheit keine Abstriche gemacht. Iljin: "Es hat allerdings in letzter Zeit Zwischenfälle gegeben. So haben russische Passagiere Maschinen quasi beschlagnahmt und Flüge erzwungen, obwohl die Flugzeuge wegen Versorgungsengpässen unzureichend mit Treibstoff aufgetankt waren." tdt
FRANKFURT A. M. "Praktische Solidarität zu leisten", grübelt Sozialarbeiter Günter Ettling kurz, "das ist schwer." Vom Fremdenhaß und den Pogromen gegen Asylbewerber wachgerüttelt, wenden sich immer wieder junge Leute an den Sozialarbeiter und bieten ihm Unterstützung an. Ettling, der seit über zwei Jahren im Asylheim Rödelheim arbeitet, erwidert dann: "Die Hilfe für Asylbewerber darf keine Alibifunktion haben."
Kurz vor Weihnachten luden Studenten des Hessenkollegs Frankfurt zu einem Symposium gegen rechts ein, an dem sich auch "amnesty international" beteiligte. In einem der Seminare erzählte Ettling von seiner Arbeit im Asylheim. Darauf erklärte sich spontan eine Gruppe von elf Studenten und einem Lehrer bereit, den Kindern im Rödelheimer Asylheim zweimal wöchentlich Nachhilfe zu geben - ohne Geld, ohne ausreichende Lehrmittel, aber mit dem Versprechen, die Hausaufgabenbetreuung mindestens bis zum Sommer 1993 fortzusetzen. "Dann wollen wir erst einmal Bilanz ziehen", meinte eine der Studentinnen.
Die Gruppe besteht aus vier Männern und acht Frauen. Ettling sieht das gern. Denn: "Hier im Asylheim leben viele weibliche Muslime, zu denen ich als Mann kein Vertrauensverhältnis aufbauen kann." Selten wenden sich die Frauen aus Pakistan oder Afghanistan mit Bitten oder ihren Problemen an den Sozialarbeiter. Und so hofft Ettling, daß die Studentinnen künftig auch die Mütter ihrer Schützlinge kennenlernen werden. Die Hoffnung, daß er die Arbeitsstelle mit einer Kollegin teilen kann, hat Ettling längst aufgegeben. Der "Betreuungsschlüssel" ist auf 1 : 100 festgelegt; demnach ist ein Sozialarbeiter Ansprechpartner für 100 Asylbewerber.
Im Rödelheimer Asylheim leben derzeit 55 Menschen, darunter 18 Kinder. Sie alle kommen mit ihren Problemen zu Ettling. In seinem Büro herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Kinder fragen nach dem Schlüssel für den Gemeinschaftsraum, Mütter brauchen Putzzeug, oder die Asylbewerber informieren Ettling über ihre Behördengänge. Zwischen einer Tasse Kaffee, Schlüssel verteilen und wieder wegschließen, einem Telefonat und Kurzgesprächen mit Bewohnern beschreibt Ettling seine Arbeit: "Was ich hier mache, ist Sozialkomik." Längst spekuliert er, daß seine "Sozialbetreuung" eigentlich "nichts zur Integration der Asylbewerber beitragen kann und soll". Fünf Jahre dauert durchschnittlich ein Asylverfahren. Für den Bewerber heißt das, ein fünfjähriges Provisorium durchzustehen. "Es besteht immer die Möglichkeit einer Abschiebung", sagt Ettling trocken. Deshalb habe er wohl auch keinen "inhaltlichen Arbeitsauftrag", sondern soll in erster Linie verwalten.
"Für Hausaufgabenbetreuung oder Beschäftigung mit den Jugendlichen habe ich überhaupt keine Zeit." Ettling organisiert vergangenen Sommer eine Kinderfreizeit auf einem Bauernhof und ein Sommerfest. Doch wollen die Bewohner darüber hinaus ihre Freizeit sinnvoll gestalten, sind sie auf sich selbst angewiesen. Wie etwa die Jugendlichen im Haus: Mit einem Kredit, den sie jetzt monatlich abstottern, kauften sie Trainingsmaschinen und richteten im Asylheim einen Bodybuilding-Raum ein. Pädagogische Arbeit, beklagt Ettling, sei aufgrund des Verwaltungsaufwandes kaum möglich.
Sein Vorgesetzter beim Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB), Ludger Schmiesing, sieht das anders: "Im Rödelheimer Asylheim leben nur etwa 50 Menschen: da reicht ein Sozialarbeiter." Eine zweite Person dort zu beschäftigen, bezeichnet er als "Vergeudung von Arbeitskraft". Tatsächlich hat der IB auch den Arbeitsauftrag zu erfüllen, im Rahmen der Betreuung der Asylbwewerber "Freizeitbeschäftigung oder Hausaufgabenbetreuung anzubieten". In den nächsten zwei Monaten wird in einer zweiten Rödelheimer Unterkunft für Asylbewerber voraussichtlich eine Sozialarbeiterin eingestellt. Schmiesing: "Die kann ja dann zwischen beiden Einrichtungen pendeln."
Das Engagement der Hessenkolleg- Studenten bewertet der IB-Vertreter als sinnvoll. Auch in anderen Häusern hat man schon mit anderen Institutionen wie Kirchengemeinden oder dem Sachsenhäuser Kinderbüro zusammengearbeitet. So richteten das Kinderbüro und der IB in Sachsenhausen eine Spielstube für Asylbewerberkinder ein. Schmiesing: "Das ist eine Form der konkreten Hilfe."
Ob der IB die Studenten finanziell unterstützt, ist derzeit noch unklar. Man will erst einmal abwarten, ob sich die wöchentliche Hausaufgabenbetreuung im Asylheim Rödelheim auch bewährt. Dann "kann der Sozialarbeiter beim Sozialamt einen entsprechenden Antrag stellen", sagt Schmiesing. Das wird Ettling auch machen müssen, denn im provisorischen Klassenraum ist weder Tafel noch Kreide vorhanden. Und die Unterrichtsbücher bringen die Kinder mit.
"Damit die Solidarität für uns nicht zur Belastung wird", meint eine der Studentinnen, werde der Stundenplan so eingeteilt, daß jeder nur alle zwei Wochen unterrichtet. Für pädagogisch sinnvollen Unterricht sorgt ein Lehrer: "Er gibt auf dem Hessenkolleg Mathe und Physik und hat sich sofort bereit erklärt, uns zu unterstützen", sagt die junge Frau. tin
BORNHEIM. Das Parkhaus "Saturn Hansa" in der Heidestraße soll außerhalb der Geschäftszeiten den Anwohnern zur Verfügung stehen - dafür setzt sich der zuständige Ortsbeirat 4 ein. Mit großer Mehrheit stimmte das Gremium jetzt einem Antrag der Grünen zu, die für eine "vernünftige" Nutzung des Parkhauses plädieren. Der Magistrat soll sich mit "Saturn-Hansa" in Verbindung setzen, um ein Benutzungsrecht des Parkhauses für Anwohner - gegen kostendeckende Gebühren - zu erwirken.
Um den massenhaften Autoverkehr in der Heidestraße und rund um den Germaniaplatz, der durch die Kunden des Elektronik-Großmarktes entsteht, zu verringern, fordern die Stadtteilpolitiker, daß auf dem Alleenring Hinweistafeln angebracht werden, die den Autofahrern anzeigen, ob im Parkhaus überhaupt noch Stellplätze frei sind. Außerdem soll die Stadt sich bei den Eigentümern des Kaufhauses dafür einsetzen, daß sie in ihrer überregionalen Werbung die günstige U-Bahn-Verbindung (U 4, Haltestelle Höhenstraße) zu "Saturn-Hansa" in der Berger Straße empfehlen. rea
BOCKENHEIM. Am Anfang stand ein guter Wille - übriggeblieben ist ein heftiger Krach im Stadtteil. Was war passiert? Letzten Dezember traf sich der Stadtteilarbeitskreis Bockenheim, um über das Problem der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland und speziell in Bockenheim zu diskutieren.
Bald waren sich die einzelnen Einrichtungen des Arbeitskreises einig darüber, daß sie ein Zeichen gegen Intoleranz und Gewalt an ausländischen Mitbürgern setzen wollten. Die Idee, für den 29. Januar eine Werbefläche anzumieten und eine Plakatwand zu gestalten, wurde geboren.
Ausführen sollten das Projekt zwei Jugendliche aus dem Nachbarschaftsheim Bockenheim, die die Graffiti-Sprühtechnik beherrschen. Dann wurde zusammen mit den einzelnen Gruppen der künstlerische Rahmen des Motives abgesteckt: "Eine positive Ausstrahlung und keine extreme oder militante Aussage" sollte das Plakat haben, betont Winfried Klein, Sozialarbeiter im Jugendcafé "Lichtblick". "Davon war nie die Rede", entgegnet Margret Steen, Leiterin des Nachbarschaftsheims. Das "gemischte Leben im Stadtteil sollte anhand einer bunten Weltkugel dargestellt werden", beharrt Winfried Klein.
Die Situation komplizierte sich am 29. Januar, als die von der "Deutschen Städte-Reklame" zugesicherte Plakatwand an der Straßenbahnhaltestelle Bockenheimer Warte auf der Seite des Depots nicht frei und die zwei Jugendlichen nicht auffindbar waren. Zwei Tage später, am Samstag, sprach dann ein Sozialarbeiter mit einem der beiden Sprayer das Motiv der Weltkugel noch einmal ab.
Am Montag kam wieder ein Sozialarbeiter vorbei, sah die Jugendlichen arbeiten, war zufrieden, und ging wieder weg. Am Dienstag dann die "Katastrophe": Statt des "positiven Motivs" prangte auf dem Plakat über zwei Skinheads ein Hakenkreuz, und in großen, weißen Lettern bedankten sich die "Künstler" bei den Politikern und Medien für "die Toten, Verletzten und Gejagten". Außerdem wünschten sie noch eine "fröhliche Kommunalwahl Dreiunddreißig - durchgestrichen - Dreiundneunzig".
"Heimtückisch" findet Winfried Klein diese "eigenmächtige Nacht-und-Nebel- Aktion" und distanziert sich im Namen des Jugendcafés "Lichtblick" von dem, wie er es nennt, "Machwerk". Das Nachbarschaftsheim dagegen versteht die Aufregung nicht: "Da haben sich Jugendliche endlich mal kritisch engagiert, und dann veranstalten gewisse Träger im Stadtteil solch ein Affentheater", erzürnt sich Magret Steen: "Wir halten das Plakat nach wie vor für gut und stehen ohne Vorbehalte dazu." Auf die Frage, warum das Motiv geändert worden sei, antwortet Frau Steen: "Es war an dem betreffenden Tag viel zu kalt für das andere Bild."
Der Ärger im Stadtteil scheint noch lange nicht zu Ende, eine Einigung des Konflikts liegt in weiter Ferne: Bitterböse Briefe gehen derweil zwischen den einzelnen Trägern hin und her, das Jugendcafé "Lichtblick" möchte sich bei den Politikern im Ortsbeirat und bei den Medien entschuldigen und irgendwie die "Kuh wieder vom Eis holen", so Klein. Das Nachbarschaftsheim will sich hingegen nicht mehr zu der Sache äußern.
Was als friedliche Aktion von Jugendlichen gegen Ausländerfeindlichkeit gedacht war, hat sich jetzt zu einem endlosen Papier- und Meinungskrieg zwischen den sozialen Einrichtungen in Bockenheim entwickelt. KAREN WEISSHAAR
RÖDELHEIM. "Courage gegen Rassismus" - ihr Logo hat sich die "Rödelheimer Arbeitsgruppe gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus" zur Aufgabe gemacht: Seit Anfang Dezember 1992 kämpft die parteiunabhängige Stadtteilinitiative engagiert gegen rechtsradikale Propaganda im Zusammenhang mit den anstehenden Kommunalwahlen.
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die wöchentlichen Dienstags-Treffen im Gemeindehaus der Cyriakusgemeinde, bei denen jeweils 20 bis 30 Teilnehmer zusammenkommen, um Vorträge zu hören, Filme zu sehen und neue Aktionen zu planen. Themen sind dabei vor allem die schrittweise Änderung des Asylrechts und die geschickte Argumentation rechter Parteien.
"Die Resonanz im Stadtteil auf die Arbeit der Gruppe ist erstaunlich gut", freut sich Dietrich Marquardt. So hängen inzwischen in über 150 Rödelheimer Läden die Plakate der Initiative, die zur "Courage gegen Rassismus" auffordern.
Auch die Buttons mit dem Wahrzeichen Rödelheims, dem Wasserturm, und einer schwarzen und weißen Hand, die sich berühren, sind inzwischen an vielen Mänteln und Jacken im Stadtteil zu sehen. Samstags verteilen die Mitglieder an der Ecke Radilo- / Lorscher Straße Flugblätter und Informationsmaterial zu den einzelnen Aktionen.
Ein großer Supermarkt, vor dessen Toren samstags rechte Wahlpropaganda betrieben wird, und auch andere Rödelheimer haben bereits für die Arbeitsgruppe gespendet, um sie in ihrem Kampf gegen rechts zu unterstützen. Die Rödelheimer gehen dabei teilweise recht unkonventionell zur Sache: Bei einem "Frühschoppen" wurden ausgewählte literarische Texte zum Problem der Verfolgung und Flucht von Schauspielern gelesen und von einer Jazz-Musikerin mit Improvisationen begleitet.
Ein anderes Mal wurde "Der gewöhnliche Faschismus", ein Dokumentarfilm aus der früheren Sowjetunion von Michail Romm, vorgeführt, in dem in einer Montage aus deutschen und sowjetischen Archiven der Einfluß des Faschismus auf die Psyche des Menschen gezeigt wird.
Anfang März soll dann die Bilanz der auf drei Monate befristeten Arbeit gezogen werden. Das sich die Gruppe aber auch weiterhin im "lockeren" Rhythmus treffen wird, ist jetzt schon so gut wie sicher. aar
NORDEND. "Wir müssen sparen, sparen, noch mehr sparen als bisher!" Dieses Fazit zog Sozialdezernent Martin Berg schon zu Beginn der Diskussion über "Zukunft Frankfurt". Die Juso-AG Nordend hatte den Stadtrat ins Zentrum der Arbeiterwohlfahrt in der Eckenheimer Landstraße eingeladen, um die neuesten Sparbeschlüsse der Bundesregierung und ihre Auswirkungen auf Frankfurt zu diskutieren.
Berg sparte nicht - mit Kritik am sogenannten Solidarpakt. Schon der Name suggeriere, daß die Einsparungen dem Aufbau Ostdeutschlands zugute kommen, kritisierte der SPD-Politiker. In Wahrheit aber führten sie nur zu einer finanziellen Entlastung des Bundes auf Kosten der Kommunen. Die geplante Kürzung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowie des Arbeitslosengeldes belaste eine Stadt wie Frankfurt mit mehreren Millionen Mark. "Empfänger von Arbeitslosenhilfe, deren Unterstützung unter dem Existenzminimum liegt, bekommen dann nämlich künftig mehr Sozialhilfe ausgezahlt, um über die Runden zu kommen", erklärte Berg. Sozialhilfe werde aber aus der Stadtkasse bezahlt, nicht von der Bundesanstalt für Arbeit (BfA). Die Kürzungen im Etat der BfA seien nicht nur unsozial, sondern erhöhten auch noch die Arbeitslosigkeit. Die Bundesanstalt könne nämlich keine neuen Arbeitsbeschaffungs- oder Umschulungsmaßnahmen finanzieren. Außerdem seien nun Projekte zur Arbeitsförderung, die die Stadt mit der BfA gemeinsam finanziert, gefährdet. So weiß Berg noch nicht, wie er das geplante Recycling-Center in Griesheim bezahlen kann, in dem arbeitslose Jugendliche beschäftigt werden sollen. Auch die "Werkstatt Frankfurt" belastet den städtischen Haushalt künftig mehr. Obwohl das Projekt arbeitsmarktrelevant ist - mithin von der BfA finanziert werden müßte - gab die Stadt schon bisher freiwillig jährlich 24 Millionen hinzu.
Die höheren Ausgaben treffen die Stadt in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigt und die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt durch den Konjunktureinbruch empfindlich geschmälert werden. "Außerdem wird das soziale Klima in der Stadt gestört. Wie soll man auch mit jemand über Politik reden, der von 510 Mark Sozialhilfe leben muß oder in Zukunft kein Wohngeld mehr bekommt", fragte Berg.
Auch die Besucher konnten ihm darauf keine Antwort geben. Skandalös findet Berg zudem, daß die Bundesregierung gleichzeitig plant, den Spitzensteuersatz für Verdiener mit einem Jahreseinkommen von über 260 000 Mark zu senken, was diesen jeden Monat über 1000 Mark zusätzlich einbringe.
Martin Berg dazu: "Das ist Vermögensbildung für Leute, die sowieso schon reich sind." gun
Dabei ist die Revue alles andere als nostalgisch. Wenn Dagmar Casse den "brääänend heißen Wüstensand" besingt, können sich die Gäste nie so ganz sicher sein, wer oder was hier nun eigentlich auf die Schippe genommen wird. Aber das ist vielleicht schon das ganze Erfolgsrezept der schrägen Revuestars. Am Freitag treten sie wieder im Philanthropin auf. Das Programm der Woche
Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", dramatische Ausgrabungen im Theaterhaus (Schützenstraße 12) mit dem Ensemble um den Regisseur und Komponisten Thomas Hertel; "Prall aus dem Leben", das Erfolgsstück der Tolleranzen über die Fährnisse des Schwulen- Alltags, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).
20.30 Uhr: "Der Himmel war eine große Gegenwart", Ludwig Fels liest aus seinem Buch über das Sterben und den Tod, in der Romanfabrik (Uhlandstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft", ein düsteres Kammerspiel nach Jean-Paul Sartre, inszeniert von Werner Andreas auf der Studiobühne des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 26. Februar, 15 Uhr: eine weitere Runde "Theater im Museum" mit Sylvia Schopfs Theaterwerkstatt "Krick-Krack"; diesmal gastiert sie mit ihrer Eigenproduktion "Peppi Pepperoni" (für Kinder ab vier Jahren) im Senckenbergmuseum.
20 Uhr: Hertels "Höhlenexkursion" im Theaterhaus, die Tolleranzen im Gallus Theater. 20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", ultimative Schlager-Parodien mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheaters (Mainstraße 2); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB.
23 Uhr: "Sei mein, Frosch", lustvoll erzählte Märchen und lästerliches Liedgut, gesammelt und vorgetragen von Marie-Luise Ritter, Theaterhaus.
Samstag, 27. Februar, 15 Uhr: "Algot Storm", eine Fabel aus Schweden für Kinder ab drei Jahren, gespielt vom Heidelberger Tandem Theater, im Gallus; zur gleichen Stunde spielt noch einmal das Krick-Krack-Theater im Senckenbergmuseum.
20 Uhr: Im Gallus tratschen die Tolleranzen; im Theaterhaus geht es auf "Höhlenexkursion" zu den Grenzgebieten unserer Wahrnehmung. - 20.30 Uhr: "Piotr O'Hey" im Kellertheater, "Nachtwache" im Philanthropin und "Geschlossene Gesellschaft" im TiB.
Sonntag, 28. Februar, 15 Uhr: "Hemden mögen's heiß", die Klamotte allerKlamotten mit dem Klappmaul-Theater, für Kinder ab drei, Theaterhaus.
16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag" mit Conferencier Max Nix, den "Les Illusions", den Rollschuh-Akrobaten "Tornadas" - und dem beswingten Conny-Scheffel-Trio, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef- Straße 46a). 20 Uhr: Noch eine Runde "schwule Comedy" im Gallus Theater.
Dienstag, 2. März, 10 und 15 Uhr: "Der Kartoffelkönig", eine Abenteuergeschichte von und mit Fridolins Puppentheater, für Theatergänger ab Vier, im Neuen Theater Höchst. two
NORDEND. "Die schöne Müllerin", Schuberts betörender Liederkreis, als Alltagsdrama in einer Frankfurter Wohnstubb verfilmt? Einblicke in dieses obskure Unternehmen gab es bereits während der vergangenen "Frankfurter Filmschau". Nun kommt das Drama noch mal ins Kino, zusammen mit anderen Werken des Filmkünstlerteams Hans Peter Böffgen/Walter Raffeiner, letzterer ein Tenor von seltenen Gnaden, ersterer ein Fernsehfilmprofi mit dem Mut zum Heim-Experiment. Ihre extravaganten Kollaborationen reichen von der Rittersaga bis zur Soap-Opera. Vom 11. bis 14. März sind ihre gesammelten Film- und Wanderer- Phantasien im Werkstattkino zu erleben.
Außerdem im Märzprogramm des "mal seh'n" (Adlerflychtstraße): Filme von Tony Richardson, Rares von Rainer Werner Fassbinder sowie Filme mit Michel Piccoli. Richardson gilt als einer der wichtigsten Vertreter des "Free Cinema". Wie der "Neo-Realimus" in Italien und die spätere "Nouvelle Vague" in Frankreich verstanden sich das junge britische Kino der 50er und 60er Jahre als Ausbruch aus den Konventionen des Nachkriegskinos. Im nüchternen Realismus dieser Filme verbildlichte sich die pessimistische Zeitstimmung der jüngeren Generation.
Richardsons bekannteste Filme spiegeln diese Atmosphäre exemplarisch wider: "Bitterer Honig" (1961) und "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" (1962). Zusammen mit der jüngeren John-Irving- Verfilmung, dem turbulenten "Hotel New Hampshire", sind die beiden Klassiker vom 4. bis 10. März zu sehen.
Im Anschluß läuft eine Auswahl mit Michel-Piccoli-Filmen: Claude Chabrols "Blutige Hochzeit", der anarchische "Themroc" von Claude Faraldo; "Die Nacht ist jung", eine frühe Arbeit von Leos Carax (dessen hinreißende Bilderoper "Die Liebenden von Pont-Neuf" gerade zu erleben war) und eine Erstaufführung: "Die Equilibristen", 1991 von Nico Papadakis in Szene gesetzt.
Am Monatsende selten gezeigte Fassbinder-Filme: "Warnung vor einer heiligen Nutte", die Selbstreflexion des Meisters über sich und die Seinen, "Chinesisches Roulette" und "Satansbraten", beide von 1976. In der Reihe "Der Blick ins Freie" stellt das Kino den unabhängigen Frankfurter Filmemacher Thomas Carle vor: am 31. März um 19.45 Uhr. two
OSTEND. Bleibt der Großmarkt nun doch am Osthafen? Sowohl im Stadtteil als auch im Römer mehren sich die Stimmen, die sich gegen eine Verlagerung des Marktes aussprechen und statt dessen für eine Modernisierung an Ort und Stelle plädieren. Spätestens seit ein entsprechender Antrag der Grünen im Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend) zum Koalitionskrach mit der SPD geführt hatte (die Stadtteil-Rundschau berichtete), hat die Debatte um die Zukunft des Großmarktes wieder an Brisanz gewonnen. Neben den Grünen hat nun auch die CDU im Ortsbeirat und in der Stadtverordnetenfraktion signalisiert, daß sie von der Idee des Standortwechsels Abstand nimmt
Die Unionspolitiker wollen sich der Forderung der Grünen anschließen, ein Gutachten für eine Modernisierung des Marktes in der jetzigen Halle erstellen zu lassen. Das Bürgerforum Ostend hatte Politiker, Händler und Marktleitung eingeladen, um die Positionen und Perspektiven zu diesem Thema darzustellen. Die SPD war zu dieser Podiumsdiskussion nicht erschienen. Seit nunmehr vier Jahren wird über die Verlagerung des Großmarktes gesprochen. Dabei sei die Debatte ursprünglich nicht aus "großmarktspezifischen Gesichtspunkten" entstanden, sagte der Stadtverordnete Albrecht Hennemann (Grüne), sondern wegen der Pläne Frankfurts, sich als Ausrichter für die Olympiade zu bewerben. Seither, ergänzt Eugen Wicker vom Bürgerforum, sei die Diskussion "sehr einseitig" verlaufen: Alle Gutachten, die in Auftrag gegeben worden seien, beschäftigten sich ausschließlich mit dem Standortwechsel; bislang gebe es keine einzige Analyse, die aufzeige, was man aus dem alten Großmarkt alles machen kann.
"Hier wird nicht objektiv geprüft", glaubte auch Jürgen Schröder von der Interessensgemeinschaft der Händler; es werde lediglich versucht, die Verlagerung voranzutreiben. Und zwar gegen den Willen der Händler. Sie wollen laut Schröder an dem jetzigen Standort bleiben. Die Struktur des Marktes, der zu den vier größten in Deutschland gehört, sei "völlig intakt", meint Schröder.
Allerdings habe die Verlagerungsdebatte, die mittlerweile vier Jahre dauert, dazu geführt, daß niemand mehr investieren wolle, sagte Schröder. Deshalb lautet die zentrale Forderung der Händler: "Der Grundsatzbeschluß, den Großmarkt zu verlagern, muß rückgängig gemacht werden." Mit dieser Sicherheit im Hintergrund seien die Großhändler bereit, sich an den Kosten für eine Modernisierung zu beteiligen, betonte Schröder. Gemeinsam mit Walter Bachmann von der Betriebsleitung äußerte er einige Vorstellungen: So sollen die "überdimensionierten" Gleisanlagen entfernt werden, um mehr Platz für Lieferanten zu schaffen; eine eigene Halle soll das Provisorium vor dem Großmarkt ersetzen; außerdem müßten die unteren Räume sowie das komplette Lüftungssystem renoviert werden. "Das alles ist immer noch billiger, als in die Carl-Benz-Straße umzuziehen", berief sich Bachmann auf verschiedene Kostenanalysen.
Das ist auch das Argument, das laut CDU-Sprecher Karl Diensberg seine Fraktion im Römer dazu bewogen hat, das Thema Verlagerung nicht mehr in das Wahlblatt aufzunehmen. Er glaube zwar nach wie vor, daß dieses riesige innenstadtnahe Areal "zu wertvoll" für die gegenwärtige Nutzung sei; aber angesichts der leeren Kassen müßten sämtliche denkbaren Varianten geprüft und durchgerechnet werden, waren sich CDU und Grüne einig.
Übereinstimmung herrschte auch in einem weiteren Punkt: Die endgültige Entscheidung, wie die Zukunft des Großmarktes aussehen soll, müsse sehr schnell fallen. "Die Händler müssen endlich wissen, woran sie sind", forderte Albrecht Hennemann. rea
"Wer seine Englisch-Note verbessern will, sollte mal einen Feriensprachkurs im Ausland buchen." Mit solchen Empfehlungen begeben sich Gymnasiallehrer hart an die Grenze der Legalität. Doch nicht selten, so der Fachverband Deutscher Sprachreiseveranstalter (FDSV), geht der Pädagoge noch einen Schritt weiter: Er empfiehlt einen bestimmten Sprachkursveranstalter, und gelegentlich teilt er an die Schüler auch noch gleich Anmeldeformulare aus.
Noch mehr als die Lehrer schalten indessen einige Veranstalter von Sprachreisen Schüler in das "Keilen" von Interessenten ein: Kopfgelder von 40 Mark pro Buchung sind ebenso üblich wie Konkurrenzkämpfe unter Schülern, die für unterschiedliche Firmen akquirieren: "Da reißt schon mal der Vertreter der Kompaß-Sprachreisen das Plakat der FEE- Sprachreisen runter", schildert FDSV- Vorsitzender James Swift die Lage an der schulischen Front. Nur wenige Veranstalter, etwa die Münchener Studiosus Reisen, vertreiben ihre Angebote über Reisebüros.
Der Verband hat solchen Praktiken den Kampf angesagt. Mit freiwilligen Richtlinien der Selbstkontrolle achtet er nicht nur auf sauberes geschäftliches Verhalten seiner derzeit 15 Mitgliedsfirmen. In erster Linie geht es ihm darum, im Land des Sprachaufenthalts ordentlichen Unterricht und gute Betreuung der deutschen Schüler sicherzustellen. Mit zuletzt 90 000 Teilnehmern decken die FDSV-Unternehmen nach eigenen Angaben rund 50 Prozent des deutschen Marktes für Schüler-Sprachferien ab.
88 Prozent der FDSV-Schüler hatten sich letztes Jahr für einen Englischkurs entschieden. In die verbleibenden zwölf Prozent teilten sich die Interessenten für Französisch, Spanisch und Italienisch. Insgesamt bieten rund 150 Firmen und Einzelpersonen in Deutschland Sprachkurse im Ausland für den Nachwuchs an. Darunter auch eine ganze Anzahl sogenannter "Küchentischvermittler" und "Idealvereine", die nur vortäuschen, Sprachreisenveranstalter zu sein. In Wirklichkeit werben sie mit ihren Anschriften in Deutschland für Sprachschulen im Ausland. Der in der "Rechtsform eines eingetragenen Vereins auftretende Freundeskreis XY", so ein Urteil vom Dezember 1992 aus Braunschweig, gebe vor, Sprachkurse zu veranstalten. In Wirklichkeit reiche er die Adressen nur an ein College in Großbritannien weiter. Dies sei "Täuschung", denn dem deutschen "Idealverein" werde ein "größerer Sympathievorschuß entgegengebracht als einem Gewerbetreibenden".
Ein billiges Ferienvergnügen waren Schülersprachkurse noch nie. Ob Anreise mit der Bahn oder auf dem Luftweg: Für einen zweiwöchigen Junioren-Osterkurs in Süd-England müssen Eltern heute im Schnitt zwei Tausender lockermachen, das Taschengeld nicht mitgerechnet. Ausflüge sind in den Packages aus Fahrt, Kost & Logis sowie Unterricht zwar in der Regel eingeschlossen. Aber bei den Freizeitprogrammen fallen meist zusätzliche Ausgaben an.
Bisher war es üblich, daß die Veranstalter ihre Kursgruppen beim Sport am Nachmittag oder in Jugendclubs und Discos am Abend mit Einheimischen zusammenführten. Gerade hier konnte ohne Hemmschwellen durch Grammatik die Umgangssprache geübt und praktiziert werden. Die Konzentration vieler Veranstalter auf den südlichen Teil der britischen Insel hat in den letzten Jahren jedoch dort unter den einheimischen Jugendlichen vielfach Antipathie gegen die fremden Schüler entstehen lassen. Nachdem es in Freizeitstätten und beim Dancing wiederholt zu Prügeleien gekommen war, mieten einige Sprachveranstalter jetzt oft ganze Discos für Abende mit ihren Kunden. Weil sie dadurch ausgesperrt werden, wächst die Wut der Einheimischen auf die fremden Schüler noch mehr. Und vom sprachfördernden Kontakt mit der Bevölkerung kann ja dann auch nicht mehr die Rede sein.
Alle diese negativen Begleitumstände zu Sprachreisen verunsichern vor allem viele Eltern. Der Fachverband spricht zwar von "einzelnen schwarzen Schafen". Aber er hat erkannt, daß deren Verhalten droht, dem Ansehen der gesamten Branche zu schaden. Als Antwort auf die Fragen und Besorgnisse der Eltern hat der FDSV jetzt den Ratgeber "Sprachreisen für Schüler und Erwachsene" herausgebracht. Er ist kostenlos vom FDSV erhältlich. Die Adresse: Hauptstr. 26, 8751 Stockstadt/a. M., Tel. 06027/2790. FRITZ WINTER
HAUSEN. "Wir verstehen die Stadt nicht mehr" und "Müssen städtische Kindertagesstätten erst zu Verwahranstalten verkommen?" stand in großen Lettern auf Transparenten, die 20 Eltern und ihre Kinder im Saal des Käthe-Kollwitz-Hauses aufgehängt hatten. Sie protestierten damit während der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und Industriehof) gegen die Zustände in der Praunheimer Kindertagesstätte (KT) 16.
Schon in der Januarsitzung des Ortsbeirates hatten sie ihrem Ärger Luft gemacht. Ein Antrag der Grünen wurde damals vom Stadtteilparlament einstimmig unterstützt, der die Stadt aufforderte, gekürzte Planstellen wieder zur Verfügung zu stellen. Nun unterstrichen die Eltern ihre Forderungen nochmals und schilderten in einer vorangegangenen Pressekonferenz ihre Probleme.
Momentan werden in der KT 16 zeitweise 96 Kinder von nur drei Erzieherinnen betreut. Offiziell waren elf Erzieherstellen vorgesehen. Im September vergangenen Jahres hatte das zuständige Stadtschulamt dem Elternbeirat mitgeteilt, daß die Kinderzahl gesenkt werde und dadurch künftig nur noch neun Stellen zur Verfügung stehen würden. Tatsächlich werden die Kinder längst nicht mehr von neun Erzieherinnen betreut. Denn zwei Erzieherinnen seien dauerhaft erkrankt und weitere zwei Stellen unbesetzt. Durch zusätzliche Krankheitsfälle ergeben sich nach Aussagen der Eltern die genannten drei besetzten Stellen.
Diesen andauernden Zustand halten die Eltern für unerträglich: "Im Amt drängt man die Erzieherinnen, Kinder nach Hause zu schicken. Aber wie soll das gehen, wenn eine Mutter berufstätig ist und es nicht daheim betreuen kann?" fragt sich Sigrid Schoemann, eine der Elternvertreterinnen. Verbittert ist sie auch darüber, daß in anderen KTs unbesetzte Stellen ausgeschrieben würden - nur bei ihnen nicht. Man wolle die Eltern mundtot machen und verdränge die Probleme, schließt sie aus dem Verhalten des Stadtschulamtes. In dieses Bild passe auch, daß gegen die Leiterin der KT eine disziplinarische Abmahnung von Schuldezernentin Jutta Ebeling ergangen sei. Dabei habe sie nur in der Presse zu den Problemen Stellung genommen und Kritik geäußert (die FR berichtete).
In der KT 16 werden Kinder aus 18 verschiedenen Nationen betreut. Ein spezielles Projekt versucht, die Deutschprobleme der Kinder in den Griff zu bekommen und dadurch die Eingliederung in die Schule zu erleichtern; eine gesonderte Hausaufgabenhilfe unterstützt diese Bemühungen. Das Projekt wird zudem von der Universität Frankfurt sozialwissenschaftlich begeleitet: "Diese vorbildliche Arbeit wird durch die Streichung der Stellen enorm erschwert. Wieder einmal trifft es die Schwächsten - Kinder von Ausländern und alleinerziehenden Müttern", meint Sigrid Schoemann. Die Eltern kündigten an, sie werden auch weiterhin mit allen Mitteln gegen die Zustände protestieren, um das Stadtschulamt doch noch zum Einlenken zu bewegen. laf
KALBACH. Heftige Kritik an dem seit Januar eingeführten Buskonzept des Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbunds (FVV) übten etwa 80 Bürger und der Ortsbeirat 12 (Kalbach) während der jüngsten Sitzung des Gremiums. Die Vertreterin des FVV, Petra Wich-Schielke, notierte sich die beanstandeten Punkte und versprach die Kritik weiterzugeben.
Neben Linienführung und Fahrplangestaltung (die FR berichtete) wurden auch Service und Komfort der Buslinien 27, 28 und 29 moniert."Das Ein- und Aussteigen ist in die viel zu engen Busse oft nicht möglich", sagte eine Bürgerin. Gerade im Berufsverkehr müßten Fahrgäste oft wegen Überfüllung auf den nächsten Bus warten. Auch das Aussteigen sei schwierig, besonders mit Gepäck.
Geklagt wurde auch über die unerträgliche Lautstärke und die ruckende Anfahrt. Zudem seien die Busfahrer oft schlecht gelaunt. Enttäuscht war eine Bürgerin auch über die Art und Weise, wie der FVV bislang mit Kritik und Anregungen umgegangen sei: "Da heißt es, die Bürger sollen anrufen, der FVV nimmt Vorschläge entgegen, doch dann bekommt man einen Vordruck als Antwortschreiben, der nichts zur Kritik sagt."
Petra Wich-Schielke zog den Zorn der Bürger auch für eine Linienführung auf sich: "Der FVV hält an der Absicht fest, im Herbst mit der Linie 29 die Nordweststadt über den Bonifatiusweg und durch das Mertonviertel zu erreichen." Dagegen habe sich der Ortsbeirat, so Helmut Steinmann (SPD), schon lange ausgesprochen und forderte: "Den Willen der Kalbacher muß der FVV endlich zur Kennis nehmen." Wenn das Mertonviertel für den Nahverkehr erschlossen werde, sagte Steinmann, so nicht von Kalbach aus. ara
NORDEND. Mit zwei unterschiedlichen Spielarten der Rockmusik unterhielten die Bands "Effektvoll, Famos und Farbenfroh" (EFF) sowie "Noxious Affect" die etwa 200 Fans im Gemeindesaal der katholischen St.-Bernhard-Gemeinde. Und: Für "EFF" war es (voraussichtlich) der letzte, für den "Üblen Einfluß" (Noxious Affect) der erste Auftritt. Der Anfang gehörte der vierköpfigen Nachwuchsgruppe.
Gleich mit der ersten Note brachten Sänger und Gitarrist Thomas Hoffmann (21), Baßist Felix Höck (23), Schlagzeuger Oliver Eichelhard (21) und Gitarrist Christian Falk (18) die Haare des tanzenden Publikums zum Fliegen. Mit den sechs eigenen Titeln überzeugte die Band, die sich unter der Kirche der Gemeinde mit "EFF" den Übungsraum teilen.
Vor allem die rauhe, kräftige Stimme des stämmigen Sängers Thomas Hoffmann prägte die Stücke der jungen Band: trotzig bei "Nevertheless love" und aggresiv bei "Dumping Heads". Etwas versöhnlicher und hoffnungsvoller stimmten dagegen die Titel "Brother" und "My Soul". Bei ihrer Bühnenpremiere zeigten sich "Noxious Affect", die sich dem "Krunch- Hard-Rock" zuordnen und als Vorbilder "Nirvana" und "Metallica" nennen, selbstsicher und nur leicht nervös. Der gutgemischte Sound war ein Ohrenschmaus und erinnerte an "Screaming Trees".
Die Show war allerdings (noch) etwas dürftig, Gitarrist und Baßist zurückhaltend bis schüchtern. Hält Hoffmanns Stimme durch und gelingt es den noch in Ausbildung befindlichen Bandmitgliedern zusammenzubleiben, dann dürfte Frankfurt noch einiges von "Noxious Affect" hören.
Die "Rock & Chaos Show" von EFF hingegen wird, nach den Worten von Sänger Frank Graichen, in Zukunft nicht mehr zu sehen sein. Nach 80 bis 90 Gigs in zehn Jahren seien die "über 30jährigen Musiker" zwar noch nicht müde. Aber: "Unsere Jobs beanspruchen uns sehr." Zudem seien "im Dorf am Main" Auftrittsmöglichkeiten rar geworden. Als Dankeschön habe "EFF" zum Abschieds- Auftritt den Saal der Gemeinde gewählt, da "wir unter der Kirche unseren Proberaum haben".
Auf der Bühne legte "EFF" höllisch los - von Abschiedsstimmung keine Spur. Noch einmal präsentierten sich spielfreudig Baßist Ernie Horn, Jo Windolf (Gitarre), Thomas Zissel (Perkussion) und "am Schlachtzeug" Thomas Schmidt. Die Stimme von Graichen lag angenehm über der Musik. Die ausschließlich deutschen Texte beschäftigten sich ironisch mit Problemen in Wohngemeinschaften oder mit der Ökobewegung.
Was "Noxious Affect" noch fehlte, bot "EFF", die schon im Sinkkasten auftraten, fast in Perfektion. Es schien, als ob alle Bewegungen einstudiert waren. Musikalisch konnte die "Rock-Theater-Gruppe" aus einem größeren Reservoir schöpfen (zweistimmiger Gesang) und auch die Show hatte wesentlich mehr Elemente. Noxious Gitarrist Christian Falk lobte anerkennend: "Das sind schon Virtuosen auf den Instrumenten." Die moderne, computerisierte Rockmusik, bei der alles "auf Mikro-Chips gespeichert ist", nahm "EFF" mit einer Einlage aufs Korn. Die Musiker verzehrten Kartoffelchips und spielten Lieder aus den 80er Jahren.
Sänger Graichen versuchte auch das vorwiegend junge Publikum in die Show mit einzubeziehen - das gelang jedoch nicht immer. Was interessieren 16 bis 18jährige Jugendliche die Probleme von Wohngemeinschaften oder die Kritik an der Computerisierung? Die meisten dürften noch zu Hause wohnen. Zudem wächst die heutige Generation mit Bits, Bytes und Chips auf, und viele gehen mit Hard- und Software ähnlich virtuos um wie "EFF" mit den Instrumenten. ara
BOCKENHEIM. Die "City West" und das geplante Wohnungs- und Bürogebiet am Battelle-Institut, die Kinderbetreuung und die Schulsituation sowie die Arbeitsplatzsituation und den Verkehr in Bokkenheim diskutierten etwa 50 Besucher im Zentrum der St.-Jakobs-Gemeinde.
Mit den Politikerinnen Inge Holle-Röder (SPD), Martina Schmiedhofer (Grüne), Walburga Zizka (CDU) und Caritas Escher (FDP) entstand eine kontroverse Debatte über das Thema "Stadtteilentwicklung ohne Bürger?", zu dem das "Forum Bockenheim" eingeladen hatte.
Moderatorin Anne Lamberjohann hatte stellenweise Mühe, die manchmal emotionsgeladene Debatte zu leiten. Zu Beginn nannte Holle-Röder (SPD) am Beispiel Bockenheim kenntnisreich derzeitige Probleme in Schule und Kindergarten: zu wenig Platz und zu viele Kinder, dazu Planer, die die Misere zu spät erkannt hätten. "Außerdem ist die Kasse leer, um schnell Abhilfe schaffen zu können." Aber: Der Engpaß sei erkannt "und mit dem Schulentwicklungsplan werden wir die Probleme in den Griff bekommen". Auf die Fra e aus dem Publikum, welche Auswirkungen die neuentstehenden mehr als 1500 Wohnungen in den (Neu-) Baugebieten "City West" und am Battelle- Institut auf die Bockenheimer Schulsituation haben könnten, antwortete Holle- Röder: "Es müssen vor allem unkonventionelle Lösungen gefunden werden, um überfüllte Schulen zu verhindern."
Angesprochen auf die Situation am tristen Kirchplatz, erklärte die Rödelheimerin Zizka (CDU), derzeit könne es sich die Stadt leider nicht leisten, 750 000 Mark für die geplante Gestaltung des Platzes in Bockenheim zu investieren. "Meine Partei ist aber dafür, Bürger in Planungen einzubeziehen, um auf diese Weise mögliche Konflikte zu entschärfen." Ein Anwohner des Kirchplatzes ging nicht nur Frau Zizka, sondern alle Vertreterinnen der Parteien heftig an.
Der Kirchplatz sei entweder ein gutes Beispiel für Fehlplanung oder zeige deutlich, wie Planer über die Köpfe der Bewohner hinweg Lebensraum gestalten. Sein Kommentar zu Einflußmöglichkeiten: "Wir werden verschaukelt - vom Hacken bis zum Nacken." Für seine Forderung nach einer "anwohnergerechten Planung" erhielt der Kritiker vom Publikum Applaus.
Eine Bürgerin monierte zudem: "Der Ortsbeirat, als Ansprechpartner für den Bürger, hat viel zu wenig Kompetenz." Und: Das Gremium werde vom Magistrat nicht ernst genommen, viele Anträge nicht beachtet. Der FDP-Politiker Peter Clemens aus dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), an diesem Abend Gast im Gemeindesaal, verteidigte das Gremium: "Bei uns hat sich in den letzten vier Jahren niemand vom Kirchplatz gemeldet." Der Anwohner konterte: "Stimmt schon, aber uns hat niemand nach unseren Wünschen gefragt."
Zu den langwierigen Planungen für das Jugendhaus "Schwanenkino" (Exzeß) nahm Schmiedhofer von den Grünen Stellung. "Insgesamt hat es zwar sieben Jahre gedauert, bis wir eine Einigung erzielen konnten, aber die Jugendlichen haben einen Lernprozeß durchgemacht."
Darüber hinaus lobte Schmiedhofer die Verkehrsberuhigung im Stadtteil. Ein Mitglied des Schulelternbeirats der Bonifatiusschule widersprach der positiven Bilanz. Die Hauptverkehrsadern (Grundwegenetz) blieben unberührt. Außerdem gingen die Planungen, so die Mutter, für die Hamburger Allee auf die Forderung der Grundschule nicht ein. Statt des geforderten Spielplatzes werde eine Straßenbahntrasse zur "City West" gebaut.
Weiter wurde beklagt, mit den vorgesehenen 17 500 Arbeitsplätzen in den Neubaugebieten am Opelkreisel entstehe wieder sehr viel mehr Verkehr, als "alle Verkehrsberuhigung eingeschränkt hat".
Bei der Grundsatzdebatte, in welche Richtung sich eine Stadt wie Frankfurt entwickeln solle, vertrat Caritas Escher (FDP) die Meinung, man müsse sich entscheiden, ob "wir eine Großstadt wie Tokio oder New York" werden wollen oder ob wir "bleiben wollen, was wir sind". Ihr entgegnete Forum-Mitorganisator Christian Brause: "Die Frage ist nur, ob die Bewohner gefragt werden."
Brause war mit dem Verlauf des Abends insgesamt zufrieden. "Das Forum Bokkenheim hat sich nach eineinhalb Jahren zurückgemeldet." Und: Trotz der vielfältigen Probleme fehlte an diesem Abend die in den letzten Monaten vielzitierte Politikverdrossenheit. ara
NIEDER-ERLENBACH. Die Bilanz im Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach) läßt sich sehen. "Wir sind die letzten vier Jahre gut vorangekommen", meinte CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Lorenz. Fast die Hälfte aller Anträge, die in der vergangenen Wahlperiode zur Abstimmung standen, wurden von der CDU, SPD, FDP und den Grünen im Ortsbeirat gemeinsam getragen. Zwei Gründe geben die Fraktionsvorsitzenden dafür mit sichtbarem Stolz an: das "gepflegte Miteinander-Umgehen" und der Wille zur kontinuierlichen Arbeit. "Wir pflegen den Konsens", erklärte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU).
Politische Meinungsverschiedenheiten werden im "Dreizehner" sachlich debattiert. "Im Vordergrund unserer Arbeit steht immer der Bürgerwille", sagte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU). Und: "Wir wollen zur Steigerung der Lebensqualität in Nieder-Erlenbach beitragen." Da lassen sich die Freizeitpolitiker auch nicht von Anwohnern entmutigen, die "uns unterstellen, daß wir nichts bringen und nur Geld kosten", wehrte sich der Ortsvorsteher gegen den "Bürgerfrust".
Am Anfang der Wahlperiode gelang dem Ortsbeirat 13 ein Glanzstück. "Wir konnten den Magistrat davon überzeugen, daß unser Stadtteil kein geeigneter Standpunkt für eine Mülldeponie ist", erinnerte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt. Tatkräftige Unterstützung erhielt der Ortsbeirat hierbei von einer Bürgerinitiatve.
Engagement der Bevölkerung war auch sicher, als der Ortsbeirat die bauliche Erweiterung der Kindertagesstätte 95 forderte. Im Sommer 1992 wurde endlich Richtfest gefeiert, die Räume saniert und umgestaltet, aber keine zusätzliche Kapazität für weitere Gruppen im Haus geschaffen. "Mittlerweile fehlen 40 Kindergartenplätze", erklärte der Ortsvorsteher. Um so notwendiger sei die Erhaltung des Hortes "Rosa Krawallschachtel". Das bisherige Provisorium im Hortcontainer soll in der kommenden Wahlperiode endgültig politisch durchgesetzt werden.
"Hier fehlt auch ein Jugendtreff", kritisierte Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne). Aufgrund der Entscheidung des Magistrats, in Nieder-Erlenbach kein Jugendhaus zu bauen, suchte der Ortsbeirat nach einer Alternative. "Sobald die Freiwillige Feuerwehr aus ihrem Gerätehaus auszieht, soll dort ein Jugendtreff entstehen", kündigte Dieter Lorenz an. Dennoch hofft man auf Unterstützung aus dem Römer, "denn die jungen Leute sollen von einem Sozialarbeiter betreut werden".
Die gesamte Wahlperiode hindurch beschäftigte sich der Oertsbeirat 13 mit der Einrichtung der Tempo-30-Zone. "Die Autofahrer reagieren erst jetzt auf die geänderte Verkehrsführung", bemerkte Glaeser selbstkritisch. Dennoch: Trotz aller Kritik aus den Reihen der CDU und FDP wurden sämtliche Änderungsvorschläge umgesetzt. Die Ortsbeiräte ließen sich schließlich auch auf einen Kraftakt mit dem Straßenbauamt ein. Und nach langem Hin und Her setzten die Fraktionen die Aufhebung des Parkverbots in der Straße Alt-Erlenbach durch. "Die Veränderungen im Straßenbild muß für den Bürger nachvollziehbar sein", meinte Ortsvorsteher Michel dazu. Und versetztes Parken vor der Haustür zwinge die Autofahrer zum langsamen Fahren, war man sich im Ortsbeirat einig. In Nieder- Erlenbach nahm man die erweiterten Ortsbeiratsrechte wörtlich.
Lediglich FDP-Fraktionsvorsitzender Reiner Wöhle bezeichnet die Verkehrsberuhigung heute als einen "Flop". Als Polizeibeamter hätte er sich "eine flächendeckende Aufklärungskampagne gewünscht und auf die straßenbaulichen Maßnahmen komplett verzichtet". Der Freidemokrat schlüpft gerne in die Rolle des "Querdenkers". Als einziger im Ortsbeirat sprach er sich für die Verlegung des Sportplatzes und des Schießstandes aus. "Man muß die Zeichen der Veränderung wahrnehmen", sagte er. Das Umweltamt habe dem TSG im Rahmen des aktuellen Landschaftsplanes die finanzielle Unterstützung eines Neubaus am Ortsrand versprochen. "Diese Angebot muß man annehmen", meinte Wöhle, der auch TSG-Vorstandsmitglied ist. Großes Lob erntete Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) von allen Fraktionen. Die Erklärungen zum aktuellen Landschaftsschutzplan "waren sehr ordentlich", meinte Ortsvorsteher Michel. In zwei Sitzungen seien alle Konflikte ausgeräumt, selbst die Landwirte kompromißbereit gewesen. Das hatten die Fraktionsvorsitzenden nicht erwartet.
Ein Ausblick auf die kommende Wahlperiode: Ein wichtiges Anliegen des Ortsbeirats 13 ist die Erhaltung der dörflichen Strukturen im Stadtteil. Mit einem besorgten Blick auf umliegende Stadtteile wie Kalbach oder Harheim will man schon im voraus in Richtung Römer signalisieren, daß in Nieder-Erlenbach nur eine gemäßigte Bebauung denkbar ist. tin
Kleine FR
Neue Außentreppen für die Kirche KELSTERBACH. Für rund 16 500 Mark will die Evangelisch-lutherische St. Martinsgemeinde die Außentreppen ihrer Kirche erneuern lassen. An den Kosten beteiligt sich die Stadt Kelsterbach zu einem Drittel. Das beschlossen die Stadtverordneten einstimmig. DKP lädt zur Wahlversammlung MÖRFELDEN-WALLDORF. Die DKP / Offene Liste lädt für Donnerstag, 4. März, 20 Uhr zur öffentlichen Wahlversammlung mit ihren Kandidaten und Kandidatinnen ins Bürgerhaus. Motto des Abends: "Warum es vernünftigt ist, DKP / Offene Liste zu wählen". Recht im Alltag von Frauen GROSS-GERAU. "Vertrauen ist gut, Durchblick ist besser" heißt eine Veranstaltungsreihe des Vereins "Frauen fördern Frauen", die sich mit Rechtsfragen im Alltag befaßt. Rechtsanwältin Rosemarie Werner spricht am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, im Kulturcafé unter dem Thema "Ich kaufe, miete, bürge" über Vertragsabschlüsse und ihre Folgen. Vollwert in Theorie und Praxis MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie gesunde Ernährung mit Vollwertkost funktioniert, ist Inhalt des Kurses, den die örtliche Volkshochschule am Donnerstag, 11. März, beginnt. An sieben Abenden werden die Kursteilnehmer von 18 bis 21.30 Uhr nicht nur in die Theorie eingeführt, sondern kochen in der Schulküche der Bügermeister-Klingler-Schule auch selbst. Anmeldungen bei der VHS, Tel. 0 61 05 / 38 07 oder bei Kursleiterin Heike Kastner-Steidl, Tel. 0 61 05 / 16 62.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wer nicht weiß, wohin mit alten Kleidern, Strickwaren, Bettwäsche, Federbetten oder Hüten, sollte sich den 6. März vormerken. An jenem Samstag führt die Katholische Junge Gemeinde Mörfelden (KJG) zum mittlerweile achten Mal seit 1986 eine Altkleidersammlung durch. Der Erlös ist für caritative Zwecke und für die eigene Jugendarbeit bestimmt.
Die Textilien sollen bis spätestens 8 Uhr in Plastiksäcken verpackt am Straßenrand liegen. Während die Aktion in Mörfelden flächendeckend vorgesehen ist, wird im Stadtteil Walldorf nur bei jenen Haushalten gesammelt, die einen entsprechenden Handzettel der KJG im Briefkasten gefunden haben. Auf Wunsch können Altkleider auch im übrigen Walldorf abgeholt werden: Dazu bedarf es einer Nachricht ans Pfarrbüro Rufnummer 2 24 13 oder an Bernhard Kinkel, Rufnummer 7 59 17. lis
HANAU. Einen Kinderflohmarkt veranstaltet die Spielstube am Sonntag, 14. März, im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Wer Gebrauchtes verkaufen möchte, kann unter der Rufnummer 84 00 14 einen Stand anmelden. Für Unterhaltung sorgt das Clownduo Compagnia Flexible. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich über die Privatinitiative zu informieren. jur
GRIESHEIM. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib hatte während der letzten Sitzung des Ortsbeirates 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) eine angenehme Aufgabe: Den vier scheidenden Mitgliedern des Stadtteilparlaments überreichte er als Zeichen des Danks für ihre Mitarbeit kleine Präsente.
Gleich doppelt geehrt wurde der stellvertretende Ortsvorsteher Josef Hartinger (CDU), der am Sitzungstag auch noch Geburtstag feierte. Außer Josef Hartinger scheiden die Griesheimer SPD-Abgeordnete Waltraud Adelmann, der Grüne Thomas Rahner und Sozialdemokrat Karl-Albert Kallert aus dem Ortsbeirat 6 aus.
Waltraud Adelmann gehörte dem Gremium seit 1981 an, Karl-Albert Kallert ist seit 1972 im "Sechser". Thomas Rahner will in Zukunft seinem Beruf mehr Zeit widmen.
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedachte der Ortsvorsteher Hartleib auch Schriftführerin Irene Reithmeier, ohne deren Betreuung "wir an Arbeit ersticken würden". Im Anschluß an die letzte Sitzung in dieser Wahlperiode lud Josef Hartinger den Beirat zum Umtrunk bei Ebbelwei und Brezeln ein. hen
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Rockkonzert: Fish, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Heusenstamm. Marionettentheater: Wiesentroll, 15 Uhr, in der Stadtbücherei. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. AOK-Vortrag: Was bringt uns die Gesundheitsreform, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.
Mühlheim. Kurs: Orientalischer Tanz für Anfängerinnen, 20 Uhr, Haus Frau- Mutter-Kind, Lessingstraße 25.
Dietzenbach. Podiumsdiskussion: Kultur für Dietzenbach, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Rodgau. DGB-Diskussionsrunde zu aktuellen Themen, 19.30 Uhr, Sozialzentrum Nieder-Roden. Parteien / Parlamente Seligenstadt. Sondersitzung des Ausschusses für Jugend und Soziales, 19 Uhr, Kindergarten Regenbogen, Franz-Böres- Straße 42.
Mainhausen. Sitzung der Gemeindevertretung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Zellhausen.Vereine / Organisationen Rödermark. Informationsabend der Musikschule, 20 Uhr, Rothaha-Saal im Bücherturm. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Sucht sind immer die anderen - Plakatausstellung zur Suchtprävention, 18 Uhr, Rathaus, Berliner Straße.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16: 13 bis 19 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler: Beratung und Gesprächstreff, 20 bis 22 Uhr, Limesstr. 4, Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Hainburg. Konzert: Rick Mayfield, Dakar-Hainstadt, Offenbacher Landstr. 14.
Neu-Isenburg. Fabula-Kindertheater: Superpaul, 15 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Dietzenbach. Kommunales Kino im Bürgerhaus: Hook (20 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (15, 20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr); Sneak Preview (23 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. AOK-Vortrag: Was bringt uns die Gesundheitsreform ?, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.
Diavortrag: Das Phänomen Sarah Bernhardt, 20.15 Uhr, Seniorentreff Nordend, Pirazzistraße 18.
Langen. Gesprächsabend: Wohin wollen wir als Johannesgemeinde ?, 20 Uhr, Gemeindezentrum, Uhlandstraße 24.
Mühlheim. Vortrag: Eßverhalten von Mädchen und Frauen, 20 Uhr, Haus Frau- Mutter-Kind, Lessingstraße 25.
Neu-Isenburg. Diavortrag: Der Schwarzwald rund um den Feldberg, 16 Uhr, Bansamühle.
Rodgau. Vortrag des Landfrauenvereins: Frauengestalten im Märchen, 20 Uhr, Martin-Luther-King-Haus.
Rödermark. Kurs: Hausfrau - na-und- nun ?, 14.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Ober- Roden. Parteien / Parlamente Offenbach. Sprechstunde des Ausländerbeirats, 16 Uhr, im Rathaus.
SPD-Stammtisch, 20 Uhr, im Saloniki.
Dietzenbach. CDA-Diskussion: Auswirkung der Landespolitik auf die Gemeinden, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Dreieich. Haupt- und Finanzausschuß, 19 Uhr, Rathaus Sprendlingen.
Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Rathaus Sprendlingen.
Heusenstamm. SPD-Stammtisch, 20 Uhr, TSV-Saal.
Mainhausen. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 18 Uhr, Rathaus Zellhausen. Vereine / Organisationen Dreieich. Deutsch-Amerikanische Begegnung: Clubabend, 19 Uhr, Falltorhaus.
Sportclub Buchschlag: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, MGV-Eintracht Sängerheim, Sprendlingen.
Langen. IG-Bau-Steine-Erden: Seniorentreff zur Gesundheitsreform, 15 Uhr, Gaststätte Wilhelmsruh.
Naturschutzbund: Treffen, 19.30 Uhr, im Lämmchen, Schafgasse 29.
Deutsche Postgewerkschaft: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, SSG-Freizeitcenter.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-34: 9 bis 13 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Berliner Str. 118: Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach, Frankfurter Str. 48: 16 bis 20 Uhr, Tel. 88 36 88.
Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9-12, 15-17 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr Beratung, ambulante Dienste, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. AWO: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. AWO, Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.
Mutter-Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Pro Familia, Ludwigstraße 75: 14.30 bis 16.30 Uhr, Telefon 2 65 25.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach: 16 bis 18 Uhr, Tel. 060 74 / 6 89 66. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Grüne Tomaten (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Stalingrad (20 Uhr). - Bambi: Bodyguard (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15 Uhr); Vater der Braut (OF, 17, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Bitter Moon (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Der Klassenfeind (20 Uhr).
Mörfelden-Walldorf. Vortrag des Obst- und Gartenbauvereins Walldorf: Steinobst - Sorten und Pflege, 19.30 Uhr, Stadthalle Walldorf.
Groß-Gerau. Kreisjugendring: Runder Tisch zum Thema Jugend gegen Gewalt, 19 Uhr, Gemeindezentrum Süd, Auf Esch, Europaring 74.
Vereine / Organisationen
Mörfelden-Walldorf. TSG-Walldorf: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Vereinsheim.Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag, 15.15 Uhr, im Museum. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik-Personen, 1869-1956, geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr, bis 30. März.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.
Bertha-von-Suttner-Schule, An den Nußbäumen: Dauerausstellung - Bertha- von-Suttner, zu den bekannten Öffnungszeiten. Rüsselsheim. Museum in der Festung, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10-13 und 14-17 Uhr.
Umweltamt: Tierschutz im Garten, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 31. März.
Groß-Gerau. Stadtmuseum, am Marktplatz: Dauerausstellung zum Thema Stadtgeschichte, dienstags bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr.
Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 161/10, Tel. 06105/76074, 9-12 Uhr.
Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule Auf Esch.
Rüsselsheim. Pro Familia, 9 bis 15 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 -13 und 14.30-17.30 Uhr, Tel. 06142/63228.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdest. des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 069 / 6902200. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
SECKBACH. "Ich bin auch nicht zufrieden über den geringen Zuspruch unserer Mitglieder", kommentierte Vorstandsmitglied Walter Schmidt die jüngste Veranstaltung der Bürgervereinigung Seckbach (BVS). Klaus Oesterling stellte als Experte der SPD-Stadtverordnetenfraktion die Ansichten seiner Partei zur kommunalen Verkehrspolitik vor. Allerdings waren nur knapp ein Dutzend Besucher in die Gaststätte "Zur Krone" gekommen.
Davon war etwa die Hälfte SPD-Mitglieder aus Seckbach, die ihrem Parteifreund zur Seite standen. "In letzter Zeit dümpelt die Arbeit der BVS etwas vor sich hin. Das macht sich auch an dem geringen Interesse bemerkbar", erklärte Schmidt. Ein weiterer Grund für den Mangel an Mitgliedern: Vorsitzender Simon Lissner und Dominique Huljic haben die BVS verlassen.
Dem Vortrag mit Oesterling waren zwei Informationsabende vorangegangen, auf dem die CDU und die Grünen ihr Programm vorstellen konnten. Vor allem Seckbacher Belange wurden dort diskutiert. Schmidt: "Da sich die Argumente der BVS zur Westumgehung und dem Ausbau des Berger Weges natürlich nicht verändert haben, können wir den Leuten an sich nichts Neues bieten. Das ist ganz natürlich." Die BVS kritisiert die genannten Projekte seit längerem, weil sie ihrer Meinung nach mehr Verkehr nach Seckbach und Bergen bringen sowie für die Anwohner keine Ausweichstraßen sind - es würden nur noch mehr Pendler angezogen.
In der Vergangenheit hatte die BVS durch zahlreiche Initiativen zur Verkehrspolitik auf sich aufmerksam gemacht: Vor zwei Jahren begannen die engagierten Seckbacher, Autos auf der Wilhelmshöher Straße zu zählen. Dabei stellten sie einen hohen Anteil an Schwerkraftverkehr festgestellt; insgesamt 600 Lastwagen pro Tag benutzten die Hauptstraße des Stadtteils, obwohl offiziell ein Durchfahrtsverbot für Brummis existiert. Bei vier dieser Aktionen zeigten die BVS einige der Fahrer deswegen an.
Die Einstellung der Straßenbahnlinie 12 war ein weiterer Anlaß für den Verein, aktiv zu werden. Über tausend Unterschriften sammelte die Gruppe gegen das drohende "Aus". Ohne Erfolg: Die Planungen waren schon zu weit fortgeschritten, erfuhr die BVS beim Frankfurter Verkehrsverbund (FVV).
Vor einem Jahr organisierte man zusammen mit dem Elternbeirat der Zehntgrafenschule und den Seckbacher Kindergärten eine Demonstration für die Verkehrsberuhigung der Wilhelmshöher Straße. Rund 300 Eltern, Kinder und Jugendliche nahmen daran Teil. "Die Resonanz durch die restliche Bevölkerung war nicht berauschend", erinnert sich Schmidt. "In der Ankündigung hatten wir zu sehr auf die Sicherung der Schulwege und zu wenig auf die allgemeine Belastung abgehoben." Als Erfolg der Aktion verbucht er allerdings einen Brief des Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD). Der Stadtrat versprach, die Wilhelmshöher Straße in die Verkehrsberuhigung von Seckbach mit einzubeziehen.
Neben der Mitarbeit im Verkehrsausschuß des Ortsbeirates 11, widmet sich die BVS derzeit der geplanten Versuchsanlage der Firma Lurgi, die verschiedene Verfahren zur Klärschlamm- und Hausmüllverbrennung am Ortsrand von Seckbach testen möchte. Etwa 40 Anwohnern protestieren gegen die Anlage. Die Bürgerveinigung koordiniert den Widerstand. Damit soll verhindert werden, daß eine vorläufige Genehmigung des Regierungspräsidenten rechtlich wirksam wird. Die ersten Entscheidungen dazu werden in etwa einem viertel Jahr erwartet; nach den Kommunalwahlen soll zusätzlich eine Informationskampagne und Unterschriftensammlung auf das Problem hinweisen. "Wenn wir wieder mehr auf die Straße gehen, wird das Interesse an unserer Arbeit eventuell wieder größer. Vielleicht reifen ja einige neue Talente heran", hofft Walter Schmidt. laf
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Cargo-Kindertheater: Azzuro, 15 Uhr, Jugendzentrum Lauterborn.
Bilderbuchkino, 15 Uhr, Jugendbücherei, Herrnstraße.
Konzert: Landessinfonieorchester Thüringen-Gotha, 20 Uhr, Ev. Markuskirche, Obere Grenzstraße.
Popkonzert: Die Prinzen, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Dieburg. Hurra Deutschland Band, 20 Uhr, Fachhochschule.
Langen. Satire mir Werner Koczwara: Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert ?, 20 Uhr, Stadthalle.
Neu-Isenburg. Kindertheater: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, 15 Uhr, Hugenottenhalle.
Obertshausen. Komödie: Geld anderer Leute, 20 Uhr, Bürgerhaus Hausen. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Umweltbündnis-Diskussion: Verkehrskollaps in Offenbach, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstr.10.
Dreieich. Dietrichsrother Gespräch zum neuen Gesundheitsstrukturgesetz, 18 Uhr, Haus Dietrichsroth, Taunusstr.54.
Neu-Isenburg. Informationen über Diabetes, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck.
Referat: Diagnostik bei Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa, 19 Uhr, Bansamühle. Parteien / Parlamente Offenbach. Grünen-Streitgespräch mit Tom Koenigs: Regionalstadt Rhein- Main ?, 20 Uhr, Frankfurter Straße 63 HH.
Arbeitskreis gegen Ausländerfeindlichkeit, 20 Uhr, Rathaus.
Dietzenbach. SPD-Referat und Diskussion mit Hans-Ulrich Klose, 19 Uhr, Bürgerhaus. Heusenstamm. Treffen der Jusos, 20 Uhr, im Rathaus.
Rodgau. Die Grünen: Schwergewichtige Argumente mit Joschka Fischer, 20 Uhr, Bürgerhaus Weiskirchen. Vereine / Organisationen Langen. Briefmarkensammlerverein: Tauschtreffen, 19 Uhr, Stadthalle. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung der Fotoausstellung von Ernst Vogt: Die Drusen in Israel und im Golan - eine Minderheit ?, 19 Uhr, Stadtbücherei, Herrnstraße. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof: 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.
Mühlheim. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Rathaus Friedensstraße 20, Pavillon Rathäuschen.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Awo: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der letzte Mohikaner (17 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Faust (17.30, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).
VHS-Kino, Stadtbücherei: Wenn der Wind weht (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Boyz'n the Hood (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Rhetorik-Seminar für Frauen, 9 Uhr, Kath. Pfarrzentrum, Flughafenstraße.
Rüsselsheim. Gesprächsabend zur Problematik des sexuellen Mißbrauchs an Mädchen, 20 Uhr, Wildwasser, Haßlocher Straße 150. Parteien / Parlamente Trebur. CDU-Bürgerversammlung, 20 Uhr, Eigenheim. Vereine / organisationen Mörfelden-Walldorf. Rheuma-Liga: Mitgliederversammlung, 17 Uhr, Altenhilfezentrum Mörfelden. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
FRANKFURT-WEST. Daß die Arbeitsatmosphäre in der zu Ende gehenden Wahlperiode gut war, darüber sind sich die Fraktionen im Ortsbeirat 7 einig. Wenn es allerdings um die Ergebnisse für Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und den Industriehof geht, liegen die Ortsbeiräte nicht mehr ganz auf einer Linie. Denn die herausragenden Themen der letzten vier Jahre werden unterschiedlich beurteilt.
"Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit war der Jugendbereich", sagt Ortsvorsteher Volker Erhard (SPD). So hat das Stadtteilparlament zu zwei Bürgeranhörungen eingeladen: Themen waren "Jugend und Gewalt" sowie "Drogen". Darüber hinaus wurde auch das Jugendhaus Rödelheim intensiv behandelt. Hier waren sich erst nach längeren Diskussionen die Ortbeiratsmitglieder über den Standort "Auf der Insel" einig geworden. Obwohl die Mitglieder des Trägervereins für das künftige Jugendhaus zerstritten seien, glauben SPD und Grüne, könne das Projekt bald verwirklicht werden.
"Ich verstehe zwar nicht, warum jetzt jedes der Mitglieder des Trägervereins seine Vorstellungen durchsetzen will - vorher war man sich doch schon einig geworden. Aber ich hoffe, daß die sich wieder zusammenraufen", erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Hofmeister zu den Streitigkeiten innerhalb der Institutionen, die für die Rödelheimer Jugendarbeit zuständig sind, wie etwa die Kirchengemeinden und die Arbeiterwohlfahrt. FDP und CDU sehen den Baubeginn dagegen auf unabsehbare Zeit hinausgeschoben.
Vom Arbeitsaufwand her der größte Brocken für den Ortsbeirat 7 waren die Beschlüsse zu insgesamt acht Tempo-30- Zonen in Rödelheim-Ost und -West, Praunheim-Ost und -West, im Industriehof, der Willi-Brundert-Siedlung, Westhausen und Hausen. Die Bürgerbeteiligung sei hierbei gut gewesen, sind sich die Fraktionen einig.
Die Zusammenarbeit mit Ordnungsamt, Müllabfuhr und Feuerwehr in der Frankfurter Tempo-30-Kommission wird dagegen kritisch betrachtet, weil hier "letztlich aus manchmal uneinsichtigen Gründen Vorlagen des Ortsbeirates verändert wurden", erläutert Horst Hofmeister. Den Grünen gehen solche Regelungen, die die Geschwindigkeitsbegrenzung ermöglichen sollen, nicht weit genug. Denn wenn da oft nur Schilder aufgestellt werden, genüge das nicht, meint dazu Peter Gärtner (Die Grünen).
Seit fast 30 Jahren ein Dauerbrenner ist die Ortsumfahrung Praunheim. CDU und SPD beurteilen den schleppenden Fortgang unterschiedlich. Während Ursula Kelety für die Christdemokraten von einer "aussichtslosen Situation" spricht, sehen die Sozialdemokraten nach Absprache mit den Genossen im benachbarten Ortsbezirk 8 eine Lösung in Sicht. Gleichgültig, welche Partei die Kommunalwahlen gewinne, alle Stadtverordnetenfraktionen wüßten, wie sehr das Problem dränge, zeigt sich Hofmeister optimistisch.
Besonders am Herzen liegt Frau Kelety noch die Einrichtung der Förderstufe an der Rödelheimer Arndtschule und wie dem Mangel an Plätzen in den meisten Kindertagesstätten abzuhelfen sei. Insgesamt ist sie mit den Ergebnissen, die das Stadtteilparlament erreichen konnte, nicht zufrieden: "Wenn überhaupt etwas bewirkt wurde, dann nur in ganz kleinen Schritten." Trotzdem wünscht sie sich keine neuen Kompetenzen für den Ortsbeirat, die Abstimmung mit den Ämtern könne allerdings besser werden, glaubt die Christdemokratin.
Dem widerspricht Peter Gärtner für die Fraktion der Grünen. Er fordert Stadtteilbüros als Anlaufstelle für Bürger sowie eine dezentralere Verwaltung, die die Probleme vor Ort lösen solle. Außerdem müsse der Ortsbeirat endlich das Recht bekommen, auch über Geld zu entscheiden. Nicht ganz so weit will die SPD gehen, eine Verwaltung mit lokalerem Bezug kann sie sich trotzdem vorstellen.
Die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes, der soziale Wohnungsbau in Rödelheim sowie der endgültige Standort der Sporthalle in Westhausen sind allen Fraktionen wichtige Anliegen. In Zukunft werden das die Themen sein, die den neugewählten Ortsbeirat unter anderem beschäftigen werden.
In den Fraktionen der CDU, FDP und bei den Grünen sind größere personelle Veränderungen nicht zu erwarten - alleine in der SPD-Riege steht ein Generationenwechsel an: Neben anderen Genossen ist auch Fraktionsvorsitzender Horst Hofmeister nicht mehr auf der Wahlliste vertreten.
Ortsvorsteher Volker Erhard will sich ebenfalls aus der Stadtteilpolitik zurückziehen. Im Falle des Wahlsieges der SPD ist Reinhard Pietsch für die Nachfolge im Gespräch, der auf Listenplatz 1 seiner Partei steht. Der scheidende Volker Erhard war schon einmal Ortsvorsteher in der Wahlperiode 1985 bis 1989 und hatte das Amt kurzfristig im Februar vergangenen Jahres - nach dem Tod der bis dahin amtierenden Ortsvorsteherin Liselotte Hinz - übernommen.
Ihren Tod haben alle Fraktionen im Stadtteilparlament einmütig als einen "großen menschlichen Verlust" bezeichnet: "Ihr Engagement für soziale Belange war vorbildlich und als erfahrene Kommunalpolitkerin hat sie das positive Arbeitsklima im Ortsbeirat wesentlich geprägt", sagt Horst Hofmeister. laf
RÖDELHEIM. "An die zwölf Prozent müßten wir in Rödelheim erreichen, um ein Mandat zu bekommen", hat sich Christof Schneller ausgerechnet. Er kandidiert mit vier weiteren Gleichgesinnten in der "Rödelheimer Bürgerliste" bei den Kommunalwahlen am 7. März für den Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof). Besonders für die Rödelheimer Belange wollen sich die fünf Studenten einsetzen. Aber auch für die anderen Stadtteile seien ihre Aussagen gültig; deshalb erhoffen sie sich auch dort einige Stimmen.
"Ein bißchen Lokalpatriotismus ist schon dabei", sagt Schneller, der im Stadtteil aufgewachsen ist. Gerade Rödelheim ist seiner Meinung nach in den letzten Jahren zu kurz gekommen: Die im Stadtteil erwirtschaftete Gewerbesteuer sei kaum zurückgeflossen, die sozialen Probleme würden immer größer, wichtige Projekte seien nicht verwirklicht worden oder ruhten seit Jahren. Vor allem ein Jugendzentrum, ein Bürgerhaus sowie eine eigene Verwaltungsstelle fordert die "Rödelheimer Bürgerliste".
Im Bürgerhaus seien kulturelle Veranstaltungen möglich, könnten freie Theatergruppen, ein Kommunales Kino oder die Vereine mit Projekten unterkommen. Verbunden werden soll das Ganze mit einem lokalen Verwaltungszentrum, als Anlaufstelle für Bürger, einer Paßstelle und anderen Dienstleistungen: "Wenn man einen Paß anfertigen lassen muß oder sonstige amtliche Dokumente braucht, müßte man dann beispielsweise nicht mehr bis in die Mainzer Landstraße fahren. Gerade für Ältere ist das ein großes Problem", meint Schneller.
Vorbilder für ihre Überlegungen sind Heidelberg und Berlin, wo eine dezentrale Verwaltung mit Stadtteilbürgermeistern verwirklicht wurde. "Wirkliche Kompetenzen und nicht nur unverbindlicher Ansprechpartner zu sein", wünschen sich die Kandidaten der "Bürgerliste" für den Ortsbeirat. Viel Geld sei für die Umsetzung ihrer Vorschläge nicht erforderlich, es ginge vor allem durch Umschichten, betonen sie.
Ihre Erkenntnisse haben die Kandidaten als ehrenamtliche Helfer in der Kinder- und Jugendarbeit bei Kirchengemeinden, als Zivildienstleistende in Alteneinrichtungen sowie als Übungsleiter in Sportvereinen gewonnen. Einer von ihnen hat auch bei den "Grünen" kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt.
Die fünf Studenten Christof Schneller, Silke Seitz, Thomas Jaitner, Wolfgang Schaub und Beate Fritz werden bei ihrem Wahlkampf von fünf weiteren Mitstreitern unterstützt. Die Idee, eine eigene Liste zu gründen, ist schon zwei Jahre alt; der konkrete Anlaß waren nun die anstehenden Kommunalwahlen.
Zwar würden die im Ortsbeirat vertretenen Parteien teilweise ähnliche Forderungen formulieren, die lokalen Belange aber nicht ausreichend vertreten: "Gerade die SPD achtet stark darauf, nicht mit ihrer Römer-Fraktion in Konflikt zu geraten." Deren potentielle Wähler seien nicht nur junge Menschen, sondern auch viele Ältere, die von der Entwicklung in den letzten Jahren enttäuscht seien. Und eben für die möchte die "Bürgerliste" eine Interessenvertretung werden; sie wirbt mit Plakaten wie "Alle sprechen vom Römer, wir vom Bürgerhaus" oder "Für ein Rödelheim der Bürger".
Zusätzlich sollen der "Liste" bis zu den Wahlen mehrere Infostände, Handzettel und Pressearbeit den Erfolg bringen: "Die Chancen stehen nicht schlecht, da Rödelheim etwas mehr als 40 Prozent der gesamten Wahlbevölkerung des Ortsbezirkes stellt", hofft Scheller. laf
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Konzert des Landes-Sinfonie-Orchesters Thüringen, Sa., 20 Uhr, Stadttheater.
Cajun Music: Le Clou, Sa., 20 Uhr, Museumskeller. Live-Musik: Anything Can Happen, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Bauschheim.
Beef-Dance, Sa., 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Literaturkneipe zum Thema: Niederungen von Herta Müller, So., 10.30 Uhr, VHS, Marktstraße 27.
Initiativkreis Waldorfschule: Die Zauberflöte, So., 17 Uhr, Stadttheater.
Groß-Gerau. West African music: Susu Bilibi, Sa., 20 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der kleene Punker (Sa., So., 14.30 Uhr); Sister Act (Sa., 17, 22.30 Uhr; So., 20 Uhr); Stalingrad (Sa., 20 Uhr; So., 17 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Jimmy Hoffa (Sa., 15, 19.30, 22 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr). - Bambi: Stalingrad (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15; So., 11, 13.10, 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (Sa., So., 15 Uhr); Der letzte Mohikaner (Sa., So., 17, 20; Sa., 22.45 Uhr); Matinee: Faust (So., 11 Uhr). - Cinema: Bodyguard (Sa., So., 15, 17.30 Uhr); Dracula (Sa., So., 20; Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der letzte Mohikaner (Sa., So., 17.30, 19.30 Uhr); Der Kühlschrank (Sa., So., 21.45 Uhr); Asterix - Der Gallier (So., 15 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (So., 15 Uhr). Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. DRK-Mörfelden: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 9 Uhr, DRK-Heim, Annastraße 27. Ausstellungen Rüsselsheim. Sonntagsführung, 15 Uhr, im Museum.
Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10-12 Uhr und 16-18 Uhr, So., 10-12 Uhr; Rufbereitschaft, Sa., 8-So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Dr. Krebs, Büttelborn, Mainzer Str. 96, Tel. 0 61 52 / 5 79 77; priv. 061 31 / 8 11 09.
Südlicher Bereich: Dr. Baumann, Rüsselsheim, Berliner Str. 3, Tel. 0 61 42 / 4 10 21; priv. 0 61 31 / 83 56 23.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Unsoeld, Seeheim-1, Bergstr. 29, Tel. 0 62 57 / 8 12 71, priv. 0 62 57 / 8 34 57. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Apotheke am Bahnhof, Mörfelden, Bahnhofstr. 30, Tel. 0 61 05 / 2 22 80.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
ESCHERSHEIM. Ohne inneren Frieden und soziale Sicherheit könne keine stabile Gesellschaft bestehen. Deshalb seien die Anstrengungen in der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik ein wesentlicher Beitrag zur inneren Sicherheit. Durch viele Maßnahmen werde in Frankfurt ein guter Weg beschritten - so leitete Karl Semmelbauer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Eschersheim und SPD- Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 9, kürzlich eine Versammlung ein. Sicherheit sei ein Anliegen der Bevölkerung. Die SPD hatte Vertreter von Vereinen und anderen Institutionen eingeladen.
Stadtrat Joachim Vandreike berichtete, welche Anstrengungen der Magistrat unternommen habe, um die öffentliche Sicherheit in der Stadt zu verbessern. Er stelle "mit Genugtuung" fest, wie gut die Maßnahmen inzwischen wirkten. Er erwähnte auch die Verstärkung der uniformierten Ordnungshüter und ihre Ergänzung durch private Sicherheitsdienste.
Es habe sich gezeigt, daß diese ständige, deutlich sichtbare Präsenz abschrekkende Wirkung habe. Vor allem die Raubdelikte seien zurückgegangen. Verhandlungen mit der Bundesbahn hätten auch zur Verbesserung der Situation am Hauptbahnhof geführt. Angestellte der Stadtwerke und Sicherheitsdienste seien auch ständig auf Kontrollgang in anderen U-Bahnstationen. Eine Hilfe bei der Abwehr krimineller Asylbewerber sei die Einrichtung von Außenstellen der Ausländerpolizei.
Erfreulich sei auch die Zerschlagung der Drogenszene in der Taunusanlage. 60 Prozent der Süchtigen, die sich dort aufgehalten hätten, seien keine Frankfurter. Für viele habe die Stadt eine Sogwirkung, weil hier Drogen billiger zu bekommen seien. Auch erhofften sich viele Süchtige ein besseres Betätigungsfeld für die Beschaffungskriminalität. Das kürzlich angelaufene Methadonprogramm habe sich bereits positiv ausgewirkt. Vandreike danke der Frankfurter Wirtschaft, die mit Spenden half.
Vandreike sagte, er selbst lebe seit 1958 in Frankfurt, und wolle hier auch bleiben. Oft sei er zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und kenne die Probleme gut. "Wenn ich an die Situation noch 1991 denke und jetzt durch die Straßen laufe, sehe ich, wir sind mit unserer Politik auf dem richtigen Weg. Wenn wir nach der Wahl mit dieser Politik fortfahren könnten, wäre das gut für Frankfurt." In der Diskussion meldeten sich vor allem Vereinsvertreter und Lehrer zu Wort. Sie beklagten die zunehmende Jugendkriminalität, die Gewalt zwischen den Schülern. Vandreike gab zu, hier gebe es noch viel zu tun. Gefordert seien auch die Schulen und sozialen Einrichtungen. Dankbar müsse man etwa den Vereinen sein, die Jugendarbeit leisten. Das hörten die anwesenden Vereinsvertreter gern, mahnten aber stärkere finanzielle Unterstützung an.
Alle Zuhörer äußerten sich enttäuscht über herrschende mangelnde Hilfsbereitschaft. Opfern von Belästigungen oder kriminellen Handlungen würde oft von Passanten nicht geholfen. Auch Vandreike beklagte dieses "Wegsehen". Er forderte mehr Mitmenschlichkeit und die Verstärkung der ehrenamtlichen Hilfe. Eine Bürgerwehr oder sogenannte "Schwarze Sheriffs" lehnte er allerdings strikt ab. Dies sei keine Lösung. Die Probleme seien auch nicht durch noch mehr Uniformen zu lösen.
"Ich behaupte nicht", sagte der Stadtrat, "wir hätten schon ideale Verhältnisse. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Es ist aber eine Ermutigung, bis jetzt schon so weit gekommen zu sein." li
Notdienste
Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.
Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Herrmann, Babenhausen, Am Obereichen 4, Tel. 0 60 73 / 20 42.
Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentr. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar).Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Dr. Ockel, Offenbach, Edelsheimer Str. 25, Tel. 86 61 20.
Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Wanders, Hainburg 1, Kirchstr. 1, Tel. 0 61 82 / 6 01 23; priv. 0 61 82 / 6 89 53.
Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Hänsel, Neu-Isenburg, Bahnhofstr. 26, Tel. 0 61 02 / 85 65. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr. Sa.: Dr. Jung, Frankfurt, Gartenstr. 3, Tel. 62 88 08; So.: Dr. Bartels, Frankfurt, Corneliusstr. 5, Tel. 74 85 76.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02.
Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: Adler-Apotheke, Kaiserstr. 75, Tel. 81 35 88 und Starkenburg- Apotheke, Arndtstr. 25, Tel. 83 37 31; So.: Markt-Apotheke, Bieberer Str. 6, Tel. 88 05 93 und Sonnen-Apotheke, Bürgel, Langstr. 20, Tel. 86 55 00 und 86 83 63.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Rathaus-Apotheke, Hausen, Schubertstr. 5, Tel. 7 35 36.
Mühlheim. Sa. u. So.: Sonnen-Apotheke, Dietesheimer Str. 29, Tel. 7 14 61.
Dietzenbach. Sa.: Paracelsus-Apotheke, Rathenaustr. 35, Tel. 3 12 15; So.: Martins- Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23.
Rodgau. Sa.: Gartenstadt-Apotheke, Nieder-Roden, Hamburger Str. 1, Tel. 7 20 40; So.: Nikolaus-Apotheke, Jügesheim, Hintergasse 11, Tel. 36 66.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Rosen-Apotheke, Klein-Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91 und St.-Kilian-Apotheke, Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47; So.: Stadt-Apotheke, Seligenstadt, Marktplatz 4, Tel. 33 08.
Babenhausen. Sa. und So.: Turm-Apotheke, Schaafheim, Langstädter Str. 20, Tel. 94 55.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56; So.: Apotheke in Dieburg, Altstadt 11, Tel. 2 22 20.
Neu-Isenburg. Sa.: Dreieichen-Apotheke, Bahnhofstr. 92, Tel. 2 27 78; So.: City- Apotheke, Frankfurter Str. 172, Tel. 3 72 60.
Dreieich. Sa.: Fichte-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 37, Tel. 37 30 85; So.: Adler-Apotheke, Götzenhain, Langener Str. 18, Tel. 8 56 03.
Langen / Egelsbach. Sa.: Spitzweg-Apotheke, Langen, Bahnstr. 102, Tel. 0 61 03 / 2 52 24; So.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 0 61 03 / 2 11 78.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Doris Kliem, Tel. 36 16, priv. 2 43 36.
Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.
Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So.: Elektro-Meyer, Seligenstadt, Raabestr. 4, Tel. 0 61 82 / 31 25.
(Ohne Gewähr)
"Warum schreiben die Journalisten nichts über Liberia, sondern immer nur über Somalia, wo es doch hier kaum besser geht", fragen Mitarbeiter der Hilfsorganisationen in Monrovia. "Weil es keine ähnlich schockierenden Fernsehbilder sterbender Kinder aus Liberia gibt", halte ich als gerade eingereister Journalist dagegen. "Wahrscheinlich ist auch die Aufmerksamkeit für Somalia nur vorübergehend, bis ein neues Modethema die Fernsehschirme erobert", antworte ich.
Journalisten kommen heute selten nach Liberia. Mit mir zusammen ist nur ein Fernsehteam der US-Kette CBS da, um eine kurze Story über Kindersoldaten zu drehen. "Kinder sind das einzige, was bei den Zuschauern noch zieht, sonst wollen sie von Kriegen in Afrika nichts mehr hören", sagt Kathy, die Produzentin. Auch sie meidet die heißen Kampfzonen rund um Monrovia: "Sie riskieren Kopf und Kragen. Als Journalist werden sie leicht Opfer der allgemeinen Spionage- Psychose", warnt ein Ausländer, der seit vielen Jahren in Liberia lebt.
Auch die tropische Üppigkeit der westafrikanischen Küste täuscht leicht darüber hinweg, daß in Liberia - der 1847 von amerikanischen Ex-Sklaven gegründeten ersten freien Republik des Kontinents - eine ganze Gesellschaft ihre Existenzgrundlagen auf Jahrzehnte verspielt hat. Da unterscheidet sich das kleine westafrikanische Land nicht grundsätzlich von Somalia.
Sicher, Monrovia ist nicht Mogadischu: Man findet volle Geschäfte und Supermärkte, Taxis und Restaurants. Schulen sind in Betrieb, und die Hauptstädter können zwischen drei, wenn auch etwas kargen Tageszeitungen wählen. Seit über einem Jahr lösen die Banken wieder Schecks ein und transferieren Geld, und auf der Hauptpost kann man Briefe in alle Welt verschicken. Innerhalb der Stadt funktionieren sogar die Telefone, und zumindest stundenweise gibt es Strom. Vor kurzem, erzählt ein Liberianer, war sogar die Verkehrampel in der einst mondänen Broad Street einen Tag lang in Betrieb.
Linienflüge aus Abidjan, Conakry und Sierra Leone landen wieder in Monrovia, zwar nicht auf dem 50 Kilometer entfernten Robertsfield International Airport, der in der Hand des Rebellenführers Charles Taylor und seiner NPFL (National Patriotic Front of Liberia) war, sondern auf der kleinen Spriggs-Payne-Piste mitten in der Stadt. Sogar ein Dutzend Beamte der Einwanderungsbehörde in Uniformen, die bis ins kleinste Detail den US-amerikanischen nachgeahmt sind, tun hier ihren Dienst. Und Polizisten, Zoll und eine Horde hungriger "Helfer" versuchen den Ankömmlingen so viele Dollars wie nur möglich zu entlocken. Auch Nepp und Korruption sind Teil der relativen "Normalität" in Monrovia.
Doch man muß das Zentrum nur verlassen, um die zerschossenen Vororte zu sehen, vor allem Paynesville und Sinkor im Osten, wo 1990 die heftigsten Gefechte tobten und auch bei der jüngsten Taylor- Offensive im Oktober 1992 die Rebellen bis auf wenige Kilometer an das Stadtzentrum heranrückten, wo - nicht viel anders als in Somalia - die Infrastruktur und Habseligkeiten unschuldiger Zivilisten geplündert wurden: "Go for the value" - alles Wertvolle mitnehmen - nennen die Bewaffneten aller Kriegsparteien im eigentümlichen Liberia-Englisch die gängige Praxis.
Angesichts von US-Cornflakes und französischer Weine in den Regalen der libanesischen Supermärkte vergißt man manchmal, daß die 800 000 Einwohner Groß-Monrovias durch Hilfsgüter aus dem Ausland versorgt werden müssen, ein Job, den die UN-Behörden und ein halbes Dutzend internationaler humanitärer Organisationen inzwischen weitgehend im Griff haben. Die Verteilung hat "SELF" übernommen, eine lokale liberianische Organisation, die sogar so etwas wie eine demokratisch gewählte lokale Verwaltung in den Wohnvierteln aufgebaut hat.
Doch der Krieg ist auf allen Seiten spürbar brutaler geworden. Dörfer werden einfach niedergebrannt. Taylors NPFL-Truppen haben das Wasserwerk von White Plains mutwillig zerschossen, als sie es für kurze Zeit eroberten. Mindestens ein halbes Jahr muß Monrovia nun aus lokalen Brunnen und Tankwagen versorgt werden. Umgekehrt bombardieren die nigerianischen Kampfbomber der westafrikanischen ECOMOG-Eingreiftruppe, die die Nachbarländer nach Liberia entsandt haben, auch zivile Ziele in Taylors Territorium. Und mit den neuen Kämpfen haben auch die "ethnischen Säuberungen" wieder eingesetzt, die schon am Beginn des Krieges vor drei Jahren standen.
Draußen in Brewersville, wo rund um die stillgelegten Sendeanlagen der Voice of America ein Flüchtlingslager für 25 000 neue Vertriebene entstanden ist, erfährt man von menschlichen Tragödien, die sich überall im Land abspielen und die nun vor allem aus den Kampfzonen im Westen eine neue Flüchtlingswelle angeschwemmt haben.
Maurice Varney, 28 Jahre alt, war Tischler im Bome, bevor NPFL-Soldaten im Oktober vor seinen Augen seinen Bruder und seine Mutter umbrachten. Nach seiner Flucht nach Monrovia ging er nochmals in sein Dorf zurück, das inzwischen von einer anderen Gruppe, der ULIMO, den "Armed Forces of Liberia", kontrolliert wird: Doch sein Haus war niedergebrannt, und auch den neuen Machthabern traut er nicht. Jetzt ist er wieder im Lager in Monrovia. Auch der 20jährige Andrew, ein früherer Rotkreuzhelfer, spricht mich an: Sein Onkel wurde in einem Auto erschossen, niemand weiß, ob von ULIMO- oder NPFL-Soldaten. Seinen Vater und die zahlreichen Geschwister hat Andrew aus den Augen verloren: "Vielleicht sind sie tot, vielleicht auf Taylors Seite, vielleicht nach Sierra Leone geflohen".
Jeder will plötzlich reden, seine Leidensgeschichte irgendwie loswerden, auch wenn sich die Erlebnisse kaum voneinander unterscheiden. Und die ULIMO kommt dabei kaum besser weg als Taylors NPFL: "Wer immer es ist, sie brennen alles nieder, nehmen unsere Taschen weg, zerstören unsere Häuser und vergewaltigen unsere Frauen", sagt der 30jährige, abgemagerte Edwin. Er will erst nach Hause zurück, wenn die ausländischen ECOMOG-Truppen auch sein Dorf sichern. Nur sie genießen ein bißchen Vertrauen.
Die Guten und die Bösen sind auch in Liberia nicht so einfach auseinanderzuhalten: Als Charles Taylor Ende 1989 von Norden her seinen Marsch auf Monrovia begann, hatte er zum Ziel, Präsident Samuel Doe, einen der verhaßtesten Diktatoren des Kontinents, zu stürzen. Ein Dreivierteljahr später war Doe getötet, Taylors Kämpfer kontrollierten das ganze Land mit Ausnahme der Hauptstadt, wo die westafrikanische ECOMOG-Eingreiftruppe als Ordnungsmacht auftrat und eine Interimsregierung unter dem bis dahin weithin unbekannten Juristen Amos Sawyer einsetzte. Liberia war gespalten.
Eine endlose Serie von Friedenskonferenzen sollte das Land wieder einen und ihm eine freigewählte neue Regierung geben. Doch für alle waren die Verhandlungen mehr ein taktisches Spiel: Charles Taylor dachte nie daran, seine Macht zu teilen. Und Sawyers Stadtregierung, gestützt von den ECOMOG-Soldaten aus Nigeria, Ghana, Guinea, Senegal und Sierra Leone, wollte nur mit allen Mitteln die Machtübernahme Taylors verhindern.
Den meisten afrikanischen Nachbarn ist Taylor äußerst suspekt: In Libyen ausgebildet, von Burkina Faso mit Waffen versorgt, drohte der unberechenbare Populist die gesamte Region in Unruhe zu stürzen. Obwohl er mit seinem Auftreten als revolutionärer Messias in den Dörfern durchaus Anhänger gefunden hat, flohen Hunderttausende vor dem Terrorregime, das er in seinem "befreiten Liberia" errichtet hat: Verhaftungen und willkürliche Erschießungen sind an der Tagesordnung. Undisziplinierte, oft unter Drogen stehende Soldaten schüchtern die Zivilbevölkerung ein.
Nach dem Scheitern des letzten Friedensplans "Yamoussoukro IV", der die Entwaffnung aller Bürgerkriegsparteien unter Aufsicht der ECOMOG-Streitmacht vorsah, kam Ende 1992 die Wende: Am 15. Oktober startete Taylor einen Großangriff auf Monrovia, der nur um Haaresbreite mißlang. Zweimal war das ECOMOG-Hauptquartier am Stadtrand schon umzingelt, der nigerianische Kommandant General Olurin mußte selbst zum Gewehr greifen, berichtet ein Augenzeuge.
Doch dann hat sich das Blatt gegen Taylor gewendet: Stück für Stück wurden die Truppen des Rebellenführers seit November aus der Stadt hinausgedrängt, inzwischen weit hinter die einstige Demarkationslinie um Monrovia zurück. Die ausländischen ECOMOG-Soldaten erhielten Verstärkung aus Liberia selbst: Amos Sawyers bisher unbewaffnete Interimsregierung stellte eine eigene Streitmacht aus ehemaligen Soldaten des alten Regimes und in Nigeria ausgebildeten neuen Rekruten auf, und von Westen, von Sierra Leone her, gewann die Guerillatruppe ULIMO aus Resten des alten Doe- Regimes - von ECOMOG mit Waffen und Munition versorgt - zunehmend an Terrain.
Inzwischen kontrolliert ULIMO fast den gesamten Westen des Landes, Taylor hat in wenigen Wochen ein Drittel seines Territoriums verloren und mußte sein Hauptquartier aus Gbarnga, 150 Kilometer nördlich von Monrovia, noch weiter nach Norden verlegen. Im Osten rücken die ECOMOG-Truppen vor: Ende Januar eroberten sie den Flughafen von Robertsfield, über den sich Taylor aus der Luft versorgen konnte. Und ein paar Tage später verlor die NPFL den Hafen Harbel, wo er sein wichtigstes Propagandainstrument stationiert hatte: Einen starken UKW-Sender, der auch in ganz Monrovia zu empfangen war.
Auch der von ECOMOG verhängte Wirtschaftsboykott über "Taylorland" zeigt langsam Wirkung: Der Rebellenführer kann kaum mehr sein Tropenholz exportieren, mit dem er - zusammen mit Gold- und Diamantenerlösen - den Krieg zuletzt finanziert hat. Nachdem auch die Elfenbeinküste die 500 Kilometer lange Grenze schärfer kontrolliert, ist es für Taylor schwer geworden, Nachschub an Waffen und Treibstoff zu erhalten.
Die einstmals neutrale "Friedensstreitmacht" ECOMOG ist allerdings zur eigenständigen Streitpartei im Liberia- Konflikt geworden, eindeutig auf der Seite der Interimsregierung von Amos Sawyer, die inzwischen auch von der UN- Generalversammlung anerkannt ist. "In Liberia soll die ECOMOG die Rolle einer regionalen Friedensstreitmacht spielen", erklärt US-Botschafter William Twaddell den Grund, warum die USA oder die UNO bisher kein militärisches Engagement wie in Somalia übernommen haben.
Twaddell, seit einem Jahr in Monrovia, hat bei keiner Regierung ein Beglaubigungsschreiben überreicht: Die USA wollen politisch neutral bleiben und nur finanzielle Hilfe leisten. Die betrug bisher 35 Millionen Dollar für die ECOMOG- Truppe und 230 Millionen für humanitäre Unterstützung. Dennoch sind viele Liberianer Washington böse, fühlen sich in Stich gelassen, trotz der engen historischen Bande zu dem Land jenseits des Atlantiks, aus dem die Gründerväter des Staates einst gekommen waren.
Am letzten Tag in Monrovia ist wieder die schwere Artillerie zu hören, mit der nigerianische Truppen im Osten unablässig Taylors Stellungen bombardieren. In Harbel, schreiben die Zeitungen, steht kaum ein Haus mehr. Die Firestone-Kautschukplantagen, einst Stolz der liberianischen Wirtschaft, sind als nächstes bedroht. Der neue Waffengang hat das einst prosperierende und an Bodenschätzen reiche Land mit Verwüstung überzogen.
Und obwohl in Monrovia schon wieder zwei Dutzend politische Parteien agieren, fehlt auch die politische Perspektive: Interimspräsident Sawyer gilt als schwache Figur, und in die erstarkte ULIMO ist schon der Spaltpilz eingekehrt. Schlechte Aussichten jedenfalls für die Zeit nach einem Frieden. Auch da ist kein großer Unterschied zu Somalia.
• 20. März: Ökologiepolitik für die EG, Ökologischer Ratschlag der Grünen in Bornheim bei Bonn, Haus Wittgenstein. Die Grünen, Ökologiereferat, 5303 Bornheim, Tel. 022 22/70 08 49.
• 21. bis 26. März: Industrialisierungsstrategien und Umweltpolitik in China, Indien und Indonesien, Seminar in Köln. Veranstalter: Bundeszentrale für politische Bildung. Info: Tel. 02 21/400 74 35.
• 23. und 24. März: Gentechnik - Konsequenzen für den Naturschutz, Fachtagung in Schneverdingen. Veranstalter: Norddeutsche Naturschutzakademie. Anmeldung: ebd., Hof Möhr, 3034 Schneverdingen, Tel. 0 51 99/318.
OBERURSEL. Begonnen haben die Ausbauarbeiten am Verkehrsknoten Weinbergstraße/Dornholzhäuser Straße. Profitieren kann von der Erweiterung der Gehwege nach Einschätzung des Ersten Stadtrates Eberhard Häfner nicht nur der Fußgänger, sondern auch die große Linde an der Verkehrskreuzung. Denn ihre Lebensbedingungen sollen verbessert werden: "Öko-Pflaster" mit wasserdurchlässigen Fugen lasse den Baum trotz Autoabgasen künftig wachsen und gedeihen.
Der Verkehr kann während der Bauarbeiten nur auf einer Straßenseite fließen. Mit der Fertigstellung rechnet die Stadt schon Ende April. ki
KRONBERG. Die Stadt erhält aus dem Grundwasserabgabe-Fonds vom hessischen Umweltministerium in diesem Jahr eine pauschalierte Zuwendung von über 33 000 Mark. Seit 1992 erhebt das Land von allen Wasserversorgungsunternehmen eine Grundwasserabgabe. Sie fließt in einen Fonds, aus dem die Gemeinden Zuschüsse für wassereinsparende Maßnahmen sowie für den Grundwasserschutz erhalten können.
Nach den Richtlinien fördert Kronberg sowohl den Neubau als auch die Nachrüstung von privaten Wohngebäude mit Zisternen. Nähere Informationen gibt es im Bauhof unter Tel. 703 283. ki
Massawa ist noch immer ein Trümmerfeld, übersät von Artillerieschrott. 20 Monate nach Kriegsende liegen in der Hafenstadt am Roten Meer überall Lkw- Wracks. In der Ruine seines Hauses hat Assafa Negusse ein Lebensmittelgeschäft eröffnet, direkt vor einem Schuttberg. Das sei mal sein Hotel BelaVista gewesen, berichtet er. Der heute 62jährige ist ein Vollblutunternehmer. Als Flüchtling hatte er in Heidelberg eine Möbelhandlung betrieben, bis er nach 13 Jahren heimkehrte, um sein Hotel aufzubauen.
Er ist nicht der einzige Rückkehrer aus Deutschland. Auch die Friseurin Lete Berhan will nach 14 Jahren Asyl in Köln nun in der Hauptstadt Asmara einen Damensalon eröffnen - den ersten in ganz Eritrea. In der Nähe sägt und hobelt Mehani Tesfaski mit Heimwerkermaschinen aus Deutschland. Das Handwerk hat er bei einem Schreiner in Hannover gelernt.
Nützlich machen will sich auch Fesai Goitom (53), von Beruf Fleischbeschauer. Im Veterinäramt von Asmara beginnt man derzeit bei Null. 60 Prozent des Viehs ist tot, Kühl- und Schlachthäuser stammen aus den vierziger Jahren, das gesamte Fachpersonal war ins Ausland geflohen. "Jetzt wo Eritrea frei ist, will ich in meinem Land leben und schaffen", meint Fesai Goitom, der Schwaben und Eritreer für wesensverwandt hält.
Desolate Infrastruktur Die ehemalige italienische Kolonie Eritrea hat 30 Jahre Krieg hinter sich, der das ökologisch fragile Land schwer gezeichnet hat. 100 000 Menschen starben im Kampf, 40 Prozent der Bevölkerung floh ins Ausland, 80 Prozent der Getreideproduktion liegen brach, die einst vorzüglichen Verkehrswege sind übel zugerichtet. Dennoch sind die Perspektiven des Staates, der nach der Volksabstimmung im April unabhängig wird, nicht schlecht.
"Das war hier mal ein halbindustrialisiertes Land, mit 2000 Firmen und 2500 Handelsunternehmen", erinnert sich Giovanni Germano, italienischer Generalkonsul. Das sei lange her, doch durch gezielte Rehabilitation lasse sich auf manches zurückgreifen. Vor allem das "Humankapital" Eritreas ist hoch.
Auch macht sich jetzt bezahlt, daß die regierende Befreiungsbewegung EPLF überall in den von ihr beherrschten Gebieten sogleich staatsähnliche Strukturen schuf, Alphabetisierungskampagnen startete und die Jugend vor allem in Technik trainierte. Eritreer haben eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Handwerk und besitzen die Fähigkeit, scheinbar nutzlosen Müll zu recyceln. Ein Gang über den Handwerkermarkt in Asmara zeigt es augenfällig - aus Munitionskisten werden Kleiderschränke, aus Reifen Sandalen.
Auch wenn ein deutscher Wirtschaftsvertreter Eritrea als "ein Land mit aufgekrempelten Ärmeln" bezeichnet, zählt es laut Weltbank doch zu den ärmsten Staaten der Erde. 80 Prozent der Bevölkerung leben derzeit von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Krieg und Dürre hatten dazu geführt, daß von 3,2 Millionen Hektar Nutzland ganze sechs Prozent bebaut werden, ein Großteil des Getreidebedarfs muß vorerst durch Nothilfe gedeckt werden. Doch die nächste Ernte könnte dies bereits ändern, hat es doch erstmals seit vielen Jahren wieder richtig geregnet.
Für die Regierung ist die Wiederherstellung der Landwirtschaft und Nahrungssicherheit denn auch erste Priorität, insbesondere mit Blick auf die geplante Rückführung der insgesamt 1,3 Millionen Flüchtlinge. In der Industrie soll durch ein liberales Investitionsgesetz Auslandskapital angelockt werden. Die 120 000 Soldaten der EPLF sind nicht entlassen, sondern im Wiederaufbau eingesetzt. Sie arbeiten wie auch die Verwaltung ohne Gehalt, nur für Nahrung und Kleidung.
Aufzubauen gibt es genug. In Asmara ist das Hauptproblem der prekäre Mangel an Wohn- und Gewerberaum. 400 Existenzgründer suchen Flächen und Werkstätten. Die Wasserversorgung stammt aus der Kolonialzeit und muß erneuert werden. Doch der Baubranche fehlt es an Zement. Das einst von Krupp gebaute einzige Zementwerk in Massawa läuft auf zehn Prozent der einstigen Kapazität. Hinzu kommen Eigentumsprobleme.
Bonn sagt Hilfe zu Nach einigem Zögern sollen nun auch Bonner Gelder fließen. Das Entwicklungsministerium will in Massawa beim Hafenmanagement und beim Wiederaufbau der zerbombten Wasserversorgung helfen. Die Regierung hätte darüber hinaus gern eine technische Schule und die Reparatur der Eisenbahn von Asmara nach Massawa von den Deutschen finanziert. Doch beim jüngsten Besuch von Staatssekretär Hans-Peter Repnik hieß es, daß für größere Projekte derzeit keine Mittel zur Verfügung stünden.
So bleibt zunächst vor allem das im September 1992 gestartete Rückkehrerprogramm für Flüchtlinge. Die bundeseigene GTZ hat in Eschborn eine Art "eritreisches Arbeitsamt" eröffnet. Dort weiß man, wo in dem Land Fachkräfte gebraucht werden. Die in Asmara erstellte Wunschliste umfaßt derzeit 400 Positionen. Den Rückkehrern werden zwei Jahre lang 60 Prozent ihres deutschen Gehalts weiterbezahlt sowie die Heimreisekosten. Eingeplant sind je fünf Millionen Mark für die nächsten drei Jahre.
Die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Uschi Eid, die das Programm in Asmara betreut, warnt jedoch vor übertriebenen Erwartungen: "200 Rückkehrer wären ein Erfolg." Viele wollten zurück, könnten aber nicht. Es fehle an Wohnraum und an einer deutschen Schule - die exilierten Kinder und Jugendlichen können die Landessprache Tigrinya zwar sprechen, aber selten schreiben. Die Friseurin Lete Berhan aus Köln weiß ein Lied davon zu singen. Ihr neunjähriger Sohn Mesaki heult die ganze Zeit und "will nach Hause". BERND GIRRBACH
GOLDSTEIN. Eine Bedingung für die Teilnahme an der Kampfsportart Ken Jutsu beim Verein für Leibesübung Goldstein 1953 (VfL) kann auch schon mal die Vorlage eines Führungszeugnisses sein. "Außerdem achten wir darauf, wer wie am Training teilnimmt", erklärt Übungsleiter Michael Klingenberg, Träger des dritten Dan im traditionellen Ken Jutsu. Ziel der Sportler ist es, den Umgang mit dem mehr als einen Meter langen Schwert zu erlernen. Doch der Weg ist lang. "Meist dauert es einige Jahre und kostet viel Ausdauer."
Am Anfang des Trainings stehen Gehübungen. Erst nachdem eine bestimmte Grundtechnik alleine einstudiert wurde und beherrscht wird, folgt im nächsten Schritt die Partnerübung mit einem Fortgeschrittenen. "Runde Bewegungen aus der Mitte heraus sind Voraussetzung für einen guten Trainingserfolg." Und: "Der Gegner ist ein Gegenüber, der mir das Training ermöglicht." Die Schule in Japan heißt nicht umsonst Kashima-Shin- Ryu. Kashima steht für die Region, Ryu für Schule und Shin hat gleich zwei Bedeutungen: Aus der Körpermitte heraus und reiner Geist, reines Herz. "Ein weiteres wichtiges Lernziel."
Der Griff zum Holz- oder Lederschwert statt zur scharfen Metallklinge macht aus dem Anfänger allein noch keinen Kämpfer. Wichtig in den kommenden Jahren ist es, die Augen und Reflexe zu schärfen, um im richtigen Augenblick und mit der angemessenen Kraft zuzuschlagen, den Kampf für sich zu entscheiden. "Bin ich zu ungestüm, läßt mich der Partner ins Leere laufen; bin ich zu sanft, kommt postwendend der Gegenangriff", erklärt Klingenberg.
Prüfungen gibt es erst nach etwa zwei Jahren bei der Kampfsportart, die 1472 erstmals offiziell Erwähnung fand und seither mündlich überliefert wird. Deshalb muß der Bewerber entweder selbst nach Japan reisen, wo die Prüfung abgenommen wird, oder seine Fähigkeiten auf Video aufzeichnen und nach Japan schikken. Werden die Standards erfüllt, gibt es das Kirigami-Diploma. "Im Vordergrund steht die Förderung und Bewertung individueller Fähigkeiten."
Weitere zwei Jahre sind nötig, um das Shomoku-Roko-Diplom zu erhalten, das dem ersten Dan entspricht. Den letzten Schliff bekommt der Lernende in einem Training, das zu zwei Dritteln aus Übungen mit Schwert besteht. Das letzte Drittel sind (schwertlose) Bewegungen, die dem Bewegungsablauf mit Schwert nachempfunden sind.
Erst der zweite Dan erlaubt das Führen einer scharfen Klinge. Die Übungen werden in der Luft oder am Karton durchgeführt, "um das Schneiden zu lernen." Das Prinzip heißt ziehen, schneiden, wegstecken; geübt wird mit einem imaginären Gegenüber. Eingeweihte sprechen vom Batton-Jutsu - dem Kampf mit scharfer Klinge. Mit der heutigen Sportart "haben sich japanische und chinesische Krieger früher" wirklich Schlachten geliefert, sagt Klingenberg.
Wem der Schwertkampf allein nicht ausreicht, dem kann Klingenberg noch das japanische Bogenschießen beibringen. Der zweifache Deutsche Meister mit dem Bogen betreut neben den etwa 25 Mitgliedern im VfL noch zwei weitere Gruppen in Deutschland. Für ihn steht außer Frage: "Im Mittelpunkt der Sportart stehen letztendlich soziale Aspekte."
Deshalb gebe es auch keine Wettkämpfe. Nähere Informationen gibt's unter der Telefonnummer 6 66 83 86. ara
NORDEND. Die meisten Sätze des neunköpfigen Basketball-Teams der Musterschule auf dem Rückweg von der Hessenmeisterschaft der Schulen in Kassel hatten die "Wenn-Dann-Konstruktion": "Wenn wir bloß in der zweiten Halbzeit des ersten Spiels den Sack zugemacht hätten, dann wäre das ganze Turnier anders gelaufen." Oder: "Wenn wir nicht solch ein Verletzungspech gehabt hätten, dann wären wir nicht auf dem undankbaren dritten Platz unserer Gruppe gelandet."
Jeder Wettkampfsportler kennt die Situation: Haben sich die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, müssen andere Gründe herhalten, um die vermeintliche Schmach zu mildern. Die Palette reicht von der falschen Schiedsrichterentscheidung bis hin zum schlechten Frühstück. Fakt ist: Die 17- und 18jährigen der Musterschüler unter Coach Timm Baumgartner dürfen sich als das fünftbeste Team in Hessen bezeichnen - nicht mehr und nicht weniger. Und: Keine andere Mannschaft der Schule im Nordend war bisher besser, nur wenige in der Stadt am Main erreichten mehr.
Gegen eine Darmstädter Schule verspielten die Frankfurter ihren Vorsprung, weil die Nerven flatterten. Das war auch der Grund für die Niederlage gegen einen Gießener Gegner. Im dritten Spiel setzten sich die jungen Korbjäger gegen ihre Mainzer Altersgenossen durch.
Für Übungsleiter Timm Baumgartner und die beiden Musterschul-Teams bleibt für die Bilanz des Schuljahres 1992/93 nur ein Trost: Beide wurden Stadtmeister, das Team der 15- und 16jährigen errang die Vize-Regionalmeisterschaft, während der Jahrgang 75/76 Regionalmeister wurde, um dann beim Landesturnier (unglücklich) die Finalspiele um die ersten vier Plätze zu verpassen.
Doch nun fürchtet der Erfolgstrainer um die Zukunft "seiner" Mannschaften. Der FSV-Spieler leitete einmal die Woche zwei Stunden das Training in der Halle der Schule, an der es erst seit drei Jahren Basketball-Gruppen gibt.
In den kommenden Monaten konzentriert sich Baumgartner auf sein Abitur. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht. Die erzielten Erfolge hingegen sind Ansporn für die Klassen fünf und sechs. "Wenn es einen Trainer und mehr Hallenzeiten gäbe, gäbe es auch eine dritte Mannschaft", glaubt der junge Trainer. Um erfolgreich zu bleiben, benötigten die Teams aber auch weiterhin die bisher gute Unterstützung der Schule. Für ganz Frankfurt wünscht sich der hochgewachsene Meistermacher in den Parkanlagen mehr "Baskettball-Bolz-Plätze" - so wie für Fußball. ara
NIEDER-ERLENBACH. Weisheiten erheitern das Dasein, besonders dann, wenn sie fröhlich übermittelt werden. "Freunde, das Leben ist lebenswert", sang der Tenor Rainer Zagovec mit Inbrunst Franz Lehárs (1870-1948) Operettenmelodien in der Aula der Anna-Schmidt- Schule, begleitet vom Salon-Orchester Frankfurt, und erntete dafür begeisterten Applaus.
Mit einem bunten Programm aus Potpourris, Walzern und Dauerbrennern der Caféhausmusik gastierte das Ensemble am Karnevalsonntag auf Einladung des Nieder-Erlenbacher Kulturhauses. Wer sich nicht dem närrischen Treiben anschließen mochte, schlug den Weg in den mit Luftballons und -schlangen liebevoll geschmückten Saal ein, plauderte, trank Kaffee oder Sekt oder bediente sich an der reichhaltigen Kuchentheke. Es gab anscheinend viel zu erzählen, denn manchmal übertönte der Geräuschpegel an den Tischen gar die Musik - Caféhaus-Atmosphäre eben. Die fünf Musiker (Mitglieder des Frankfurter Opernorchesters) nahmen es gelassen hin. Zumal Kontrabassist Ingolf Bergs im bezauernden Sträflingsdreß "an diesem Tag Ausgang erhalten hatte" und mit Verve die sanften Melodien des Primgeigers Sandor Karoly begleitete. Die Stimmung während der zwei Stunden war prächtig. Ein alter Herr, den Rhythmus auf der Tischkante mitklopfend, war ebenso angetan wie die Jüngeren unter den Besuchern. Vor allem dann, wenn Rainer Zagovec seine Stimme erhob und Evergreens wie "Küssen ist keine Sünd/bei einem schönen Kind" intonierte, bebte die "Nieder-Erlenbacher Scala".
Eine schöne Alternative zu den närrischen Umzügen auf den Straßen war es allemal. Und manches Zuhörer-Auge glänzte bei den "sehnsüchtig-romantischen" Klängen der Streicher. Etwas wehmütig betrachtete Barbara Ziegner, eine der Organisatorinnen des Nachmittags, das Treiben. "Wie schön wäre es, wenn so viele Leute zu den anderen Konzerten kommen würden." Sie sei an die heiteren Weisheiten erinnert. jot
BOCKENHEIM. "Wir machen Krach", hatten die Schüler der Bonifatiusschule angekündigt. Kürzlich machten sie ihre Drohung war. Der Umzug mit ernstem Hintergrund machte mit ohrenbetäubendem Lärm auf sich aufmerksam: Rund 300 Kinder und ihre Eltern zogen mit Trommeln, Trillerpfeifen und Transparenten durchs südliche Bockenheim, um gegen die geplante Straßenbahntrasse auf der Hamburger Allee zu protestieren.
Die Eltern befürchten, daß die Grundschüler durch die Tram, die direkt am Schulhof vorüberfahren würde, gefährdet werden. Sie forderten, die Hamburger Allee aufzupflastern und zur Spielstraße zur erklären, um das Defizit an Spielflächen im Stadtteil zu beseitigen.
Schuldirektor Engelbert Wrede klagte, die rot-grüne Stadtregierung breche ihr Wahlversprechen von der kinderfreundlichen Stadt und nehme dabei keine Rücksicht auf die Sicherheit und Interessen der Kinder. Außerdem könnten die neuen Wohn- und Gewerbegebiete in der City- West und am Rebstock über die Adalbertstraße viel besser angebunden werden. Mit dem Westbahnhof sei dann auch gleichzeitig ein S-Bahn-Anschluß für die Pendler vorhanden.
Den praktischen Nutzen der neuen Straßenbahnlinie für die Schüler bezeichnet Wrede als zweifelhaft: Die meisten kämen sowieso zu Fuß. Schüler aus der Kuhwaldsiedlung und der Rödelheimer Landstraße könnten weiterhin den Schulbus benutzen.
Jürgen Häußler vom Planungsdezernat kann die Argumente des Rektors und der Eltern nicht nachvollziehen: "Es ist nicht nachgewiesen, daß eine Straßenbahntrasse vor einer Schule die Unfallhäufigkeit erhöht", entgegnete er den Vorwürfen. "Wenn das Argument stichhaltig wäre, müßten wir viele Schulen oder Straßenbahnlinien im Stadtgebiet schließen", fügte er hinzu. Außerdem werde nicht vor dem Sommer darüber entschieden, wie die neuen Stadtteile angebunden werden, denn die aufwendige Kosten-Nutzen- Rechnung sei noch nicht abgeschlossen.
Engelbert Wrede dagegen rechnet fest mit Unfällen in der Hamburger Allee, wenn die Straßenbahn an der Schule vorbeigeführt werden sollte: "Darum sollte man im Vorfeld nachdenken, nicht erst, wenn etwas passiert ist", fordert er die Stadtplaner auf. Er sei zwar kein Gegner des öffentlichen Nahverkehrs, doch bei einer Grundschule, deren Hof von der Schuldezernentin ausdrücklich als Spielplatz freigegeben ist, sei es unvermeidlich, daß einmal ein Ball auf die Straße rollt. Der Bau von zwei Meter hohen Fangzäunen sei auch keine Alternative, da die Schüler der Bonifatiusschule schon genügend Verkehrsschneisen zu überqueren hätten. gun
Von Kassel aus eine Hotelübernachtung in Paris buchen, von Madrid aus ein Ferienhaus in Finnland, von Luzern aus ein Ballwochenende in Wien - dank internationaler Reservierungssysteme sind solche Kundenwünsche für die Reisebüros in der Regel kein Problem. Anders sah das bislang beim Urlaubsziel Deutschland aus: Reserviert wurde meist telefonisch; Angebote und Leistungen von Städten, Regionen oder einzelnen Häusern waren nur zu einem kleinen Teil - und auf unterschiedlichen Informationsträgern
Erster Lizenznehmer des neuen Reservierungssystems ist das Land Schleswig- Holstein. Dessen Informations- und Reservierungssystem IRIS war von START als Basis für German Soft und City Soft erworben worden. IRIS wird zur Zeit bereits an das TOMA-Verfahren (TOuristik- MAske) im START-System angeschlossen. So können schon ab Sommer '93 die mehr als tausend deutschen und ausländischen Reisebüros mit START-Anschluß German Soft (für die Angebote der Regionen) und City Soft (für die Offerten der Städte) in Anspruch nehmen. City Soft wurde übrigens gemeinsam mit den Städten Frankfurt und Hamburg festgelegt; German Soft hat man zusammen mit den Bundesländern Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen definiert. Das neue Reservierungssystem soll es seinen Benutzern nicht nur ermöglichen, verfügbare Kontingente von Unterkünften in deutschen Städten und/ oder Regionen zu erfassen, verwalten und abzurufen, sondern auch Zusatzinformationen zu erhalten, beispielsweise über das kulturelle Angebot einer Destination, über Konferenz-, Tagungs- und Freizeiteinrichtungen oder über den örtlichen Veranstaltungskalender.
Für den Endverbraucher bedeutet die Einführung von German Soft und City Soft im deutschen Fremdenverkehr, daß erstmals alle Einzelleistungen für seinen Deutschlandurlaub im Reisebüro gebucht werden können. Im Klartext: Das heimatliche Reisebüro in Kassel, Baden-Baden (oder auch Madrid) reserviert ihm nicht nur das gewünschte ruhige Zimmer in der oberbayerischen Familienpension, das Appartement im küstennahen Sporthotel oder das Doppelbett in einer Großstadt-Nobelherberge, es sorgt auch dafür, daß er mit seinen Reisedokumenten zwei Eintrittskarten fürs Bauerntheater, fürs Kurkonzert oder die Tickets zur City- Rundfahrt in Händen hält. RITA HENSS
Der Frankfurter Kreisverband des Deut- sche Rote Kreuzes (DRK) sammelt Geld- und Sachspenden für Waisenkinder und Behinderte in Siebenbürgen/Rumänien. Mit den Spenden soll ein Waisenhaus im Bezirk Kronstadt unterstützt werden. Dort leben derzeit rund 400 Kinder, unter ihnen auch körperlich Behinderte. Einige von ihnen sind querschnittsgelähmt. Besonders dringend benötigen die Waisenkinder gut erhaltene Kleidung, Sportartikel, Spielsachen und Nahrungsmittel.
Sachspenden können beim DRK-Frank- furt, Mendelssohnstraße 78, vom 1. bis 4. März von 15 bis 18 Uhr abgegeben werden. Geldspenden erbittet sich die DRK auf ihr Konto bei der Frankfurter Sparkasse, Bankleitzahl 500 502 01, Kontonummer: 200 000, Kennwort: Rumänienhilfe. hu
Diese Zeit sträubt sich gegen Symbolik. Überschäumenden Gefühlen gibt sich das Volk im Kämmerlein vor der Flimmerkiste hin. Und das soll auch so bleiben!
Kaum hatte Wolfgang Sommer seiner vor Jahresfrist mit 41 Jahren verstorbenen Frau mit weißer Mädchenfigur, herzförmiger Namensplatte und Goldschrift auf dem Hauptfriedhof "ein Zeichen der Liebe und des Schmerzes" gesetzt, da baute sich ein älterer Mann mit Schreibblock und Kuli an der Grabstätte auf, bei Trauernden der Nachbarschaft Unterschriften gegen "dieses Hollywood-Grab" einzusammeln.
Und während doch die Rot-Grünen der Liberalisierung der Friedhofsordnung und damit größerer Vielfalt am Grab zustreben, hat Witwer Sommer vom Friedhofsamt die Auflage, das Grab in Teilen wieder abzuräumen: Das Mädchen aus mit Zement vermischtem Marmor-Mehl soll fallen, die Herz-Platte vom Sockel geholt und in die Erde gesenkt werden.
Die Goldschrift, so rät Friedhofsamtsleiter Horst Heil, möge Sommer "mit Tinktur übermalen".
Denn auch wenn neues Recht in Sicht ist: Es gilt das alte. Und nach diesem sind "Gold, Silber und andere Edelmetalle für die Beschriftung nicht zulässig". Und auch falls tatsächlich eines Tages, wie es die veränderte Fassung der alten Satzung vorsieht, auf den Friedhöfen "Grabmale aus Natursteinen, Holz, geschmiedetem oder gegossenem Metall verwendet" und in "jeder handwerklichen Ausführung" gestaltet oder bearbeitet werden dürfen: Das weiße Mädchen ist aus Kunststein, der Sockel unter dem Herz auch in künftigen, freiheitlicheren Zeiten "nicht zulässig" (Amtsleiter Horst Heil).
Überhaupt hat Frankfurt ja einige Probleme. Wenig aber hat, nachdem bis dato Friedhofsangestellte den Hinterbliebenen die Grenzen des Geschmacks weisen dürfen, für solche Wallungen gesorgt, wie die Absicht, mit einer neuen Friedhofsordnung den Trauernden mehr Gestaltungsfreiraum zu geben.
"Was glauben Sie, was hier los war", heißt es in der Fraktion der Grünen, von der der Anstoß kam. Und vor dem geistigen Auge der Fraktionsassistentin Rosemarie Oswald bauen sich noch einmal all die Empörten auf, die beschworen, wer das Aufstellen von Findlingen ermögliche, verschulde "das Abtragen der Alpen".
Beim Friedhof also kommen sie mit schwerem Geschütz; Stadrat Koenigs aber gibt sich friedliebend - so sucht "der Dezernent eine einvernehmliche Regelung" (Heil). Schon ist die Neufassung der Satzungs-Neufassung in Arbeit. Neben der Goldschrift, so brummt der Friedhofsamtsleiter, sei auch über das Polieren der Grabzeichen ("Das gehört handwerklich nicht zum Stein") ein Wörtchen zu reden.
Ein Glück: Wolfgang Sommer hatte für die (provisorische) Mädchenfigur am Grab seiner Frau ohnehin schon Ersatz bestellt: In Marmor, als "Vollplastik", versichert Horst Heil, wird sie vor dem amtlichen Auge bestehen. Dann soll der Trauernde noch, wie er es empfindet, "das Herz tiefer in den Dreck legen". Und was die Goldschrift angeht: Die kann ihm ja keiner, wie's für Figur und Platte angedroht ist, von Amts wegen abräumen. clau
MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Planspiel über die Zukunft, Kanufahren auf der Saale, Maskenbauen und Maskenspiel sowie eine Sommerfreizeit in Schweden sind die Aktivitäten, die die evangelische Kreisstelle für Jugendarbeit in Erlensee für junge Leute in den kommenden Monaten anbietet.
"Future - light oder mehr?" lautet das Thema für das Wochenende vom 26. bis 28. März in der "Villa Kunterbunt" im Westerwald. Die Teilnehmer werden dabei mögliche globale Entwicklungen vorausberechnen. Die Palette reicht von der globalen Katastrophe bis zu prophezeiten "blühenden Landschaften". Mitmachen kostet 30 Mark, mitzubringen ist ein Schlafsack und ein Leintuch.
Fünf Tage haben die Maskenbauer Zeit, aus Ton nach einem Gipsabdruck des Gesichts, ein neues Image zu formen und künstlerisch zu gestalten. Das Masken- und Spielseminar findet in der Zeit vom 6. bis 10. April in Niederkaufungen statt und kostet 90 Mark.
Vom 25. bis 27. Juni fahren echte Wasserratten zu einem Kanu-Lehrgang zur Fränkischen Saale. Gezeltet wird auf dem Campingplatz Weikersgrüben. Benötigt werden Schlafsack, Isomatte, Geschirr und strapazierfähige Kleidung, außerdem 20 Mark Teilnahmegebühr. Solchermaßen fit mit dem Paddel dürfte für die Absolventen die Kanu-Sommerfreizeit in Schweden vom 26. August bis 4. September ein Klacks bedeuten. Übernachtet wird auch dann im Zelt, gekocht am Lagerfeuer. Die Kosten belaufen sich auf 500 Mark.
Jeweils donnerstags um 18.30 Uhr bietet die Kreisstelle außerdem spezielle Themenabende an: Bilder und Collagen aus Patchwork mit Lederresten stehen am 4. März auf dem Programm. Zwei Spielfilme von "Monty Phyton's" werden am 18. März gezeigt.
Comics selbstgemacht heißt es am 1. April. Tiere falten lernen können die Teilnehmer am 6. Mai. Das Leben von Kindern in der "Dritten Welt" lautet das Thema eines Filmabends am 3. Juni. Tips und Tricks für spannende Erzählungen Marke Eigenbau gibt es am 17. Juni. Steinspiele werden am 1. Juli angeboten und erklärt.
Weitere Informationen hat die Kreisstelle in der Friedrich-Ebert-Straße 41 in Erlensee. Ihre Telefonnummer lautet 0 61 83 / 55 42. hein
Deutschlands Bahnen rüsten ihre telefonische Reisezugauskunft auf: 20 Millionen Mark werden bis zum Sommer in ein neues Telefonsystem investiert. Aus gutem Grund: Viele Fahrgäste verzichten auf eine Bahnreise, weil die Auskunft wieder einmal besetzt war. Zwar kommen pro Tag 100 000 Reisende durch. Doch es könnten, so stellt die deutsche Bundesbahn (DB) in einem Papier fest, "etwa 40 000 mehr sein, die heute noch am Besetztzeichen scheitern - und aus diesem Grund oftmals auf die Bahnreise verzichten". Bislang war dieser Service - unter der Telefonnummer 1 94 19 - nur in den alten Bundesländern abrufbar. Mit Eröffnung der ersten von insgesamt 20 regionalen Auskunftszentralen in Greifswald ist eine telefonische Zugauskunft nun - wenn vorerst auch noch beschränkt - in den neuen Bundesländern möglich. tdt
HARHEIM. Im Ortsbeirat 14 wird mit harten Bandagen gekämpft. Da sitzt so mancher verbale Schlag schon einmal unter der Gürtellinie. Nachdem sich FDP, SPD und die Grünen 1989 zu einer Ampelkoalition zusammenschlossen und die CDU, die nach wie vor stärkste Fraktion im Ortsbeirat 14 ist, regelmäßig überstimmen, herrscht zwischen einigen Freizeitpolitikern privat strikte Funkstille.
Lediglich während der Sitzungen wird heftig diskutiert. Dann muß Ortsvorsteher Herbert Staude (SPD) ersteinmal die Gemüter beruhigen.
"Die Stimmung im Ortsbeirat war nicht immer friedlich", meinte er rückblickend auf die vergangenen vier Jahre. Angesichts der "kleinen politischen Geschäfte, die wir hier auf unserer nördlichen Insel betreiben", wirbt Staude unter den Kollegen für mehr Gelassenheit und Toleranz. Das hätte den langen und oft unfruchtbaren Diskussionen um die Riedhalsstraße oder die Baugebiete Harheim-Nord und Harheim-Südwest sicher gut getan. Und der Grünen-Abgeordnete Jürgen Kunik zog die Konsequenz, sich auf den Sitzungen meist überhaupt nicht zu äußern.
Daß die Riedhalsstraße letztendlich zum Zweck einer Spielstraße gesperrt wurde, haben die Harheimer Kinder in erster Linie nicht dem Ortsbeirat zu verdanken. "Der Widerstand war erlahmt, als die Mütter in den Sitzungen Partei für die Einrichtung der Spielzone ergriffen", meinte Staude. Und die "emotionale Ablehnung der Baugebiete ist durch die Kompromißbereitschaft der Stadt und der Harheimer Bürger abgebaut worden". Manchmal ist der Ortsbeirat 14 auf Unterstützung von außen angewiesen. Dennoch: Kein Fraktionsvorsitzender ist mit der Kompetenz des Gremiums zufrieden. "Der rot-grüne Magistrat hat zwar erweiterte Ortsbeiratsrechte versprochen, sie aber nicht eingelöst", kritisierte CDU- Fraktionsvorsitzender Bernd Kölling.
Er wünscht sich "direkte Einflußnahme" vor allem im Zusammenhang mit der Planung der beiden Baugebiete. Die CDU setzte sich für eine gemäßigte Bebauuung ein und forderte auf beiden Baugebieten nur 300 anstelle der 550 neuen Wohnungen.
Die SPD dagegen unterstützte die Pläne der Stadt. "Wir brauchen preiswerten Wohnraum für den Mittelstand", solidarisierte sich Günter Seib mit Baudezernent Martin Wentz (SPD). 1990 forderte der einzige FDP-Vertreter, Matthias Perez, daß keine Hochhäuser in Harheim gebaut werden, die Harheimer Bürger Bauvorrecht erhalten und maximal 300 Wohnungen errichtet werden. Doch "angesichts der Wohnungsnot unterstütze ich die aktuelle Planung", meinte er.
Auch er beklagte sich rückblickend über die geringen Kompetenzen des Ortsbeirats: "Seit fast vier Jahren warten wir etwa auf einen Verkehrsspiegel, der vom Ortsbeirat einstimmig gefordert wurde." Wurden politische Entscheidungen auch von der Stadtverordnetenversammlung akzeptiert, so "scheiterte deren Umsetzung nicht selten an den Behörden", sagte SPD-Fraktionschef Günther Seib.
Schleppend ging auch die Planung der Tempo-30-Zone in Harheim voran. "Vier Jahre haben wir diskutiert und nichts zuwege gebracht", meinte Kölling. FDP und SPD sahen das anders. Zumindest sei festgelegt worden, "daß es in Harheim keine Kölner Teller und keine Stellvertreter geben wird", erklärten die Fraktionsvorsitzenden unisono. Nur durch straßenbauliche Veränderungen am Ortseingang, versetztes Parken im Ortsbereich und Markierungen auf der Fahrbahn sollen die Autofahrer zum langsamen Fahren angehalten werden. Die Verkehrsberuhigung, die das Büro IMB-Plan GmbH plant, soll in der kommenden Wahlperiode realisiert werden.
Immerhin konnte der Mangel an Kindergartenplätze behoben werden. 1989 hatten "125 Kinder in Harheim keinen Kindergarten- oder Hortplatz", erinnerte sich Ortsvorsteher Staude. Die KT 96 wurde erweitert und ein Hortcontainer aufgestellt.
Den Neubau der Sozialstation am Bügel hatte auch der Ortsbeirat 14 die letzten Jahre vehement eingeklagt. "Jetzt müssen unsere Senioren nicht mehr den langen Weg in die Nordweststadt zurücklegen", freute sich Staude. Weiterhin wolle man sich für eine gymnasiale Oberstufe auf der Otto-Hahn-Schule (Nieder- Eschbach) stark machen.
Im Oktober 1990 stellte die FDP-Fraktion den Antrag, eine Busverbindung zwischen Harheim und Berkersheim einzurichten. Mit dem Einsatz von Minibussen, die seit Anfang 1993 im Frankfurter Norden verkehren (die Stadtteil-Rundschau berichtete), wurde vom Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) auch diese Anregung realisiert.
Großes Thema in der kommenden Wahlperiode: die seit vielen Jahren geforderte Bezirkssporthalle. "Eventuell wird der Flächennutzungsplan geändert", spekulierte Ortsvorsteher Herbert Staude, so daß die Sporthalle dann doch neben dem Biotop im Ried, Nähe Riedhalsstraße, errichtet würde. tin
WEHRHEIM. Rechtzeitig zur Frühjahrsbepflanzung wird die Gemeinde die Entsorgung der Friedhofsabfälle neu regeln. Zukünftig werden an verschiedenen Standorten jeweils zwei Container für Abfälle stehen. Der größere davon ist für Grünabfälle bestimmt, die auf die Kompostieranlage in Pfaffenwiesbach gebracht werden sollen. Der kleinere dient nicht verrottenden Abfällen, die auf der Deponie Brandholz entsorgt werden.
Die Maßnahme dient dem Umweltschutz. Bisher wurden alle Abfälle zusammen in einem Container nach Brandholz gebracht. Die Gemeinde weist auch darauf hin, daß statt Grabschmuck mit Kunststoffteilen solcher mit Strohkernen gekauft werden sollte. jd
Für die KPdSU war der Fall klar. Von Anfang an war Polen von antisozialistischen Kräften angegriffen worden, war von der Konterrevolution bedroht. Die Ernennung von Stanislaw Kania brachte uns eine kleine Ruhepause. Eine sehr kurze. Sobald Moskau verstand, daß wir die Absicht hatten, die Verträge von Danzig in die Tat umzusetzen und daß es für uns nicht in Frage kam, die Opposition zu unterdrücken und ihre Führer zu verhaften, verdoppelte sich die Intensität des sowjetischen Drucks. Wir waren einem regelrechten Trommelfeuer von Ratschlägen und Warnungen ausgesetzt. Denen schlossen sich im übrigen die Führer in Berlin und Prag mit einer Schnelligkeit an, die uns nicht überraschte. Wir brauchten keine Exegeten, um zu wissen, was der Sinn dieser Botschaft war.
Der Besuch von Kania und Pinkowski Ende Oktober in Moskau beruhigte unsere Nachbarn etwas. Doch was wir auch taten, wir schienen ihnen immer der Unentschlossenheit, der Weichheit und, schlimmer noch, des Paktes mit den Feinden des Sozialismus schuldig zu sein.
Dies um so mehr, als daß eine bestimmte Zahl von Mitgliedern des Apparats, was uns schnell bewußt wurde, dieselbe Meinung vertrat. Noch nicht offen, doch deutlich genug, um in Moskau gehört zu werden. Voller Angst sahen wir schon das Szenario von Prag 1968 vor uns auftauchen.
Es waren Tage höchster Spannung, doch auch reich an überraschenden, unerwarteten Wendungen. Am Vorabend der offiziellen Eintragung von Solidarnosc vor einem Warschauer Gericht erhielt Kania einen Brief von Breschnew (Leonid Breschnew, Staats- u. Parteichef d. UdSSR), was um so überraschender war, als die Eisenbahner gerade einen Streik begonnen hatten, der den Transit über Polen von Lieferungen, die für die Streitkräfte der DDR bestimmt waren, erschwerte.
Breschnew versprach Polen eine bedeutende Hilfe, Zahlungserleichterungen für die Kredite und sogar eventuell neue Warenlieferungen, die über die schon vorgesehenen hinausgehen sollten. Mehr noch, er informierte Kania, daß er persönlich Honecker und Husak (Gustav Husak, Staatspräsident der CSSR) gebeten hatte, vorübergehend auf einen Teil der sowjetischen Erdöllieferungen zu verzichten. Und er fügte hinzu, daß die Sowjetunion vorhabe, dieses Öl auf den westlichen Märkten gegen Devisen zu verkaufen und die so erhaltene Summe Polen zu überlassen, damit wir unsere dringlichsten Schulden bezahlen könnten.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß die sowjetischen Führer glaubten, die Ereignisse in Polen seien nur der Ausdruck einer materiellen Unzufriedenheit der Bevölkerung. In der Situation einer international ungünstigen Umgebung wurde die strategische Position Polens immer wichtiger. Es ist demnach möglich, daß man in Moskau dachte, es sei der Mühe wert, Polen finanziell zu helfen und mit relativ geringen Kosten die sozialen Spannungen herabzusetzen, um damit die westliche Flanke der Gemeinschaft nicht zu schwächen. (. . .)
Ich möchte eines klarstellen. Die Sowjets haben niemals offen damit gedroht, militärisch zu intervenieren, um uns zu zwingen, die Opposition zu liquidieren. Niemals haben sie zu uns gesagt: "Machen Sie dieses oder jenes, sonst sind wir gezwungen, es zu tun . . ." Es ist schwierig zu sagen, was die Reaktion Polens auf ein formelles Ultimatum gewesen wäre, doch wir wußten, worum es ging. Wir waren uns der Gefahren bewußt, doch es waren Gefahren, die bei uns Polen aufgetaucht waren. Die Dinge wurden immer komplizierter, die Sprache zweideutiger. Doch das Ergebnis war praktisch dasselbe. Die Führer in Moskau hatten schon im September eine Krisengruppe gebildet, die wir in der Folge den "polnischen Klub" nannten. Dazu gehörten Suslow, Gromyko, Ustinow, Andropow, Russakow (mit den Beziehungen zu den Brüderländern beauftragt) und Tschernenko (damals Sekretär von Breschnew).
Diese alten Tempelhüter konnten nicht sehen, daß das heilige Feuer zu flackern begann. Sie konnten nicht zugeben, daß die Polen (oder andere) die Dogmen des Systems in Frage stellten. Allein die Vorstellung, daß die Gewerkschaften nicht mehr als Transmissionsriemen der Partei arbeiteten, war schon Ketzerei. Ganz zu schweigen von der Konzeption einer unabhängigen Gewerkschaft . . . Wir bemühten uns - wenn ich "wir" sage, dann meine ich die Führer, die Anhänger der Umsetzung der Verträge von Danzig und der neuen Parteilinie waren -, ihnen die Besonderheiten Polens verständlich zu machen. Doch sie konnten und wollten nichts verstehen. Ich nehme als Beweis nur einen Satz von Gromyko (Andrei Gromyko, Außenminister der UdSSR), der extra nach Warschau gekommen war und sich gegenüber Kania und mir in einem Gespräch über unsere Probleme äußerte: "Ich verstehe nicht, warum das, was gut für die Ukrainer, Tschechen und Georgier ist, nicht gut für die Polen sein soll . . ."
Kurz danach gelang es einem Offizier des militärischen Nachrichtendienstes, der im Westen arbeitete, aus westlichen Quellen Informationen über geplante militärische Operationen des Warschauer Paktes auf dem Territorium unseres Landes zu erlangen.
Ich hielt es für unmöglich, diese Information zu ignorieren. Doch gleichzeitig fragte ich mich aufgrund der Leichtigkeit, mit der wir sie erhalten hatten, ob es sich nicht doch um ein Einschüchterungsmanöver handelte, eine Art Signal beziehungsweise Warnung. Sehr schnell sollte sich zeigen, daß dies richtig war.
Am 1. Dezember 1980 begab sich General Hupalowski, der Stellvertreter des Stabchefs unserer Streitkräfte, nach Moskau. Mit seinem Assistenten sollte er die Dossiers des Ausschusses der Verteidigungsminister des Warschauer Paktes vorbereiten, der sich am 3. Dezember treffen sollte. Sie wurden von Marschall Ogarkow, der Stabschef der sowjetischen Armee, aber nicht der Vereinten Streitkräfte des Paktes war, empfangen. Ohne zu zögern, sondern eher ostentativ, zeigte er unseren Offizieren die Operationskarten, die unter dem Deckmantel eines Manövers die Aufstellung verschiedener sowjetischer Einheiten (15 Divisionen), tschechoslowakischer Einheiten (2 Divisionen) und ostdeutscher Einheiten (eine Division) auf polnischem Territorium in der Nähe der großen Stadt- und Industriezentren vorsahen. Geradezu selbstverständlich erlaubte man unseren Leuten, die Pläne zur Konzentration dieser Einheiten zu kopieren.
Als sich unsere Offiziere die Bemerkung erlaubten, daß diese Regionen genau mit denen übereinstimmten, die für die Konzentration der polnischen Armee im Falle eines Alarms vorgesehen waren, antwortete man ihnen, daß dieses "ohne Bedeutung" wäre. Man ging offensichtlich davon aus, daß im Falle einer Invasion, und darum handelte es sich hierbei, die polnische Armee in ihren Kasernen bliebe.
Sie brachten diese Karten mit nach Warschau, und als ich sie spät in der Nacht zu Gesicht bekam, war mir sofort klar, daß ich mich einem eindeutigen Szenario für ein wahrhaftes Unglück gegenübersah. Es handelte sich nicht mehr um eine "brüderliche Hilfe", sondern schlicht und einfach um die Invasion fremder Truppen in Polen. Darüber hinaus wußte ich sehr genau, daß sich diese Aktion nicht auf diese 18 Divisionen beschränken würde und daß im "Bedarfsfalle" weitere Streitkräfte größeren Umfangs bereit standen, um ihrerseits zu intervenieren.
Ich möchte gar nicht weiter mein Gefühl beim Anblick dieser Karten beschreiben, muß aber gestehen, daß vor allem eines mich zutiefst erschreckte: die Vorstellung, daß man in Moskau die Idee akzeptieren konnte, daß eine deutsche Division, selbst wenn sie aus der DDR kommt, bei einer solchen Operation mitmacht. Ich konnte das nicht zulassen!
Diese aus Moskau mitgebrachten Pläne bestätigten mir, daß die führenden Kreise der Sowjets unter anderen Möglichkeiten ernsthaft eine militärische Intervention in Polen ins Auge gefaßt hatten. Ohne wirkliche Notwendigkeit unternimmt kein Generalstab so wichtige Vorbereitungsarbeiten, sowohl im Bereich der Mittel als auch der Männer. Doch ich muß hinzufügen: Ich habe keinen Anlaß anzunehmen, daß die politische Entscheidung, die allein eine solch gigantische Maschinerie hätte in Bewegung setzen können, einstimmig ausgefallen wäre.
Am 3. Dezember bat mich Marschall Kulikow um unser Einverständnis, den Beginn der Übungen Sojus 80 auf den 8. Dezember 0 Uhr festzulegen. Kania und ich waren uns in unserer Ablehnung einig, um so mehr, als am 5. ein Spitzentreffen aller Mitgliedsländer des Paktes stattfinden sollte. Kania rief bei Breschnjew an, um ihn vor dem Treffen um ein Gespräch zu bitten. Die Antwort war "nein". Über alle möglichen Kanäle, die sowjetische Botschaft in Warschau, unsere Botschaft in Moskau und alle unsere Gesprächspartner in Moskau baten wir darum, die sowjetischen Führer am Vorabend des Treffens sprechen zu können. Um letztlich immer auf dieselbe Ablehnung zu stoßen.
Im Flugzeug, das uns am 4. Dezember nach Moskau brachte, herrschte eine gedrückte Atmosphäre. Unsere Delegation war hochkarätig: Kania, Ministerpräsident Pinkowski, die Außenminister, Czyrek vom Inneren, Milewski, ich, zwei Sekretäre des Zentralkomitees, Barcikowski und Olszowski. Mit Kania waren wir uns einig. Wir wollten nicht dieselben Fehler begehen wie Dubcek und seine Freunde 1968. Aus zu großem Vertrauen und zu großer Naivität heraus hatten die Führer von Prag behauptet, daß der Sozialismus in ihrem Land keineswegs gefährdet sei. Wir hatten die Absicht, die Realität der Gefahr, die über unserem Land schwebte, zuzugeben, zu sagen, daß wir uns der Gefahren bewußt seien, die bestimmmte feindliche Kräfte darstellen könnten. Wir wollten aber unbedingt darauf bestehen, daß wir die Situation voll im Griff hätten und daß wir mit unseren eigenen Mitteln über die Interessen des sozialistischen Polens wachen könnten. (. . .)
Die Gipfelkonferenz der Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes war in gewisser Weise ein Test. Traditionsgemäß kam jeder Delegationschef der Reihe nach zu Wort. Alle, ich sage wohlgemerkt alle, erteilten uns eine Lektion, klagten uns an, auch wenn der Stil und die Formulierungen variierten. Am heftigsten waren Honnecker und Husak. Der gnädigste war Kadar (Janos Kadar, Ministerpräsident Ungarns). Selbst Ceausescu (Nikolae Ceausescu, Staatspräsident Rumäniens), der sich 1968 noch geweigert hatte, an der Intervention in der Tschechoslowakei teilzunehmen, glaubte sich verpflichtet zu sagen: "Konzessionen sind die Kapitulation der Partei. Es ist notwendig außer politischen Mitteln andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Macht des Staates zu stärken und die Konterrevolution zu vernichten; falls nötig, muß man Gewalt zu Hilfe nehmen. Dubcek wollte uns davon überzeugen, die Erneuerung zu fördern, doch das war die Konterrevolution." (. . .)
Keiner hatte auch nur das geringste Verständnis für uns. Trotzdem versuchte Kania ein letztes Mal, unseren Standpunkt zu verteidigen. Der Text des Kommuniqués war im voraus abgefaßt worden. Die Nachrichtenagentur TASS faßte alles in einem Satz zusammen: "Das polnische Volk kann fest auf die brüderliche Solidarität und die Unterstützung der Länder des Warschauer Paktes zählen."
Schließlich akzeptierten es die sowjetischen Führer, jeden getrennt nach dem Gipfel zu treffen. Gegenüber Ustinow versuchte ich noch einmal, ihm unsere Gründe zu erklären, ihn davon zu überzeugen, daß wir die Situation im Griff hätten, und daß, im Gegensatz zu dem, was 1968 in der Tschechoslowakei passiert war, unsere Armee loyal und diszipliniert hinter uns stünde. Daß wir uns der Gefahren bewußt seien, daß wir ihrer aber selbst Herr werden könnten. Ich hatte den Eindruck, daß er mich nicht verstehen konnte. In seiner Uniform steckend, den kalten Blick hinter seinen Brillengläsern verbergend, wiederholte Marschall Ustinov unaufhörlich: "Man muß entschlossen und offensiv handeln." Dabei hämmerte er die Worte "reschitelno" und "nastupatelno" förmlich in den Tisch.
Währenddessen sprach Kania mit Breschnjew. Gleich danach erzählte er mir davon. Er insistierte dabei vor allem auf den menschlichen Faktor einer solchen Intervention, darauf, daß das Bild der Sowjetunion für immer mit Blut befleckt wäre. Am Ende dieses Treffens soll Breschnjew ihm gesagt haben: "No charascho, ne rjadom . . ." ("Nun gut, wir marschieren nicht ein . . ."). Doch fügte er hinzu: "Wenn die Situation jedoch schwieriger wird, dann kommen wir . . ."
Beim Rückflug waren wir kaum beruhigt. Wir waren es erst am 8., als nichts passierte. In der Tat erfuhren wir schon am 6., daß die Einheiten, die sich darauf vorbereiteten, in Polen einzudringen, dabei waren, sich zurückzuziehen. Doch der militärische Apparat blieb an Ort und Stelle. Wir sollten noch lange mit dieser Bedrohung über unseren Köpfen leben müssen, doch wir hatten eine kleine Ruhepause gewonnen. Und für den Augenblick das Schlimmste verhindert.
Was wir nicht wußten, und was sich erst kürzlich (im März 1992, weil jetzt die Zungen lockerer sind und die Dossiers aus den Koffern gezogen werden) erfahren habe, ist die Tatsache, daß dieser ganze Gipfel, diese ganze Inszenierung, nur das Ziel hatte, uns zu manipulieren, uns Angst zu machen. Am Vorabend hatten sich die Führer im kleinen Kreis hinter verschlossenen Türen getroffen. Natürlich ohne einen einzigen Polen. ( . . . )
Man hat mich oft gefragt, ob ich vor diesem berühmten Treffen am 4. sicher war, daß die Sowjets intervenieren wollten. Als Soldat muß ich meine Antwort differenzieren. Solange der unmittelbare Befehl nicht gegeben ist, ist es immer möglich, eine Operation zu stoppen. Solange der erste Schuß nicht gefallen ist, kann man nur von einer Bedrohung reden. Anfang Dezember 1980 fehlte nur noch dieser letzte Befehl. Die Kampfeinheiten hatten ihre Munition schon erhalten. Feldlazarette waren vorbereitet. Wir kannten die Bewegungen, die die 18 Divisionen des Paktes durchführen sollten, genau. Sie sollten nicht direkt angreifen. Zunächst sollten sie in der Nähe der bedeutendsten städtischen und industriellen Zentren Position beziehen, an allen strategisch wichtigen Orten des Landes. Dort sollten sie wahrscheinlich auf einen Ruf der "gesunden Kräfte der Partei", auf gewalttätige Angriffe oder auf beides warten . . . Um dann zu intervenieren, um die Ordnung, das Recht, die Gesetzlichkeit und den Sozialismus wieder herzustellen.
Ich bin davon überzeugt, daß die sowjetischen Führer und die Verbündeten alle Eventualitäten vorgesehen und die Übernahme aller Kosten akzeptiert hatten. Stellt sich nun also eine andere Frage: Warum haben sie am Vorabend unseres Treffens ihre Meinung geändert? Darauf kann ich nicht mit Gewißheit antworten. Ich habe inzwischen von der inszenierten Kampagne aus Washington von Zbigniew Brzezsinski, dem damaligen Sicherheitsberater von Präsident Carter, erfahren. Ich glaube seinem Bericht, doch ich bin überzeugt, daß die Entscheidung, nicht einzumarschieren, in Moskau vor den Aufrufen, Warnungen und Drohungen der Vereinigten Staaten und ihrer Alliierten gefallen ist. ( . . . ).
Gleich nach unserer Rückkehr nach Warschau wurden wir zwischen den Hammer der Forderungen von Solidarnosc und den Amboß des Widerstandes des Apparates geklemmt. Für letzteren benutzten wir bald den Namen "Beton", um damit die zu bezeichnen, die sich nicht bewegen wollten und auf den orthodoxesten Positionen kleben blieben. Die Einweihung des Monuments für die Opfer vom Dezember 1970 am 16. Dezember in Danzig (es war eine der 21 Forderungen der Streikenden im August) wurde gleichzeitig eine Demonstration der Stärke von Solidarnosc (mit mehreren zehntausend Personen) und ein Test für unseren Willen zum Dialog. Der Präsident des Staatsrates und zwei Minister nahmen teil und unterstrichen unser ernsthaftes Streben, die Verträge vom 31. August zu respektieren. Die Zeremonie vor den drei zum Himmel ragenden Kreuzen, an deren Sockel ein Vers des Poeten Czeslaw Milosz (der zwei Monate vorher gerade den Literaturnobelpreis erhalten hatte) zu lesen war, erschien in den Augen zahlreicher Polen wie ein Symbol für die Macht der Gewerkschaft.
Schon in den ersten Tagen des Januar 1981, kaum waren die Festtage vorbei, die uns trotz der Einführung von Rationierungsmarken für Lebensmittel eine kleine Ruhepause gaben, nahm die Krise mit täglichen Auseinandersetzungen, Konflikten und Streiks weiter ihren Lauf. Die eingesessenen Gewerkschaften versuchten, ihren Platz im neuen Kräfteverhältnis neben Solidarnosc zu finden und zögerten nicht, den kleinsten Vorwand für eine Auseinandersetzung zu benutzen. Eine unserer Hauptschwierigkeiten war es damals, einen kompetenten Gesprächspartner zur Konfliktlösung zu finden. Ende Januar kam das Politbüro zu dem Schluß, daß die Regierung verändert werden müsse. Damals schlug Stanislaw Kania mir vor, Ministerpräsident zu werden. ( . . . )
Schließlich habe ich akzeptiert, nachdem ich eine Bedingung gestellt hatte: Ich behielt meinen Posten als Verteidigungsminister. Dieser Punkt schien mir wesentlich, gab er mir doch das Gefühl, die Unterstützung der Armee behalten zu können in dem Moment, da bestimmte Generäle, die Schlüsselpositionen bekleideten, damit begannen, sich bei ihren sowjetischen Gesprächspartnern über mich zu beklagen. ( . . . )
Die Ankündigung meiner Nominierung war von den Polen gut aufgenommen worden, auch von den meisten Führern von Solidarnosc. Der Einstieg Rakowskis ins Regierungsgeschäft wurde als Beweis der Liberalisierung, der Öffnung angesehen. Auch im Westen waren die Reaktionen positiv.
Schon am nächsten Tag ließ ich während der ersten Versammlung des Ministerrates eine große Tafel aufstellen, auf der groß die Zahl 90 geschrieben war. Wir sollten hier jeden Morgen sehen können, wieviel Tage uns noch blieben. Nach einiger Zeit ließ ich die Tafel entfernen. Die Erinnerung an meinen Appell hatte keine Sinn mehr.
Ich sollte schnell erkennen, wie groß der Abgrund war zwischen diesen beiden Welten, der Armee und der Verwaltung, und wie schwer es für mich war, mich hineinzufinden. (...)
Ende Februar begann in Moskau der XXVI. Kongreß der KPdSU. Er sollte weder an der Spitze der sowjetischen Partei noch in der Haltung der sowjetischen Führer gegenüber den Ereignissen in Polen eine wesentliche Änderung bringen. Ein Satz in der Rede des Generalsekretärs war charakteristisch: "Wir lassen nicht zu, daß der Volksrepublik Polen ein Unrecht geschieht. Wir lassen sie in ihrem Unglück nicht allein . . ." Wir konnten uns davon überzeugen, als wir am 4. März am Ende des Kongresses die sowjetischen Führer wiedertrafen. Zum ersten Mal nahm ich daran als Chef der polnischen Regierung teil.
Bei dieser Gelegenheit sah ich einen anderen Leonid Breschnjew. Der Generalsekretär war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er las mit Schwierigkeiten seinen Text und drehte sich dabei von Zeit zu Zeit zu seinen Nachbarn Gromyko und Suslow um, als wollte er fragen: "Habe ich das gut gesagt?" Verstand er uns? Als Kania und ich unsere Reden beendet hatten, nahm er ein neues Blatt und las uns seine Antwort vor.
Das Schlußkommuniqué bestätigte die Überzeugung der Sowjets, daß "die polnischen Kommunisten die Möglichkeiten und die Kräfte haben, den Lauf der Ereignisse umzukehren", doch es erinnerte auch daran, daß "die Verteidigung der sozialistischen Gemeinschaft die Sache des ganzen sozialistischen Bündnisses ist". Und ich wußte genau, daß am 16. März die großen Manöver "Sojus 81" beginnen sollten.
Am 10. März traf ich zum ersten Mal Lech Walesa im Sitz des Ministerrates. Ich gestehe, daß ich gleichzeitig ungeduldig und mißtrauisch war bei der Vorstellung, dem Mann zu begegnen, der all die Probleme symbolisierte, mit denen wir seit fast einem Jahr zu tun hatten. (. . .)
Der erste Teil unseres Gesprächs fand unter vier Augen statt. Ich beobachtete mit Interesse diesen Mann mit seinem scharfen Blick, der einen pittoresken Schnurrbart und am Revers seiner Jacke zwei Insignien trug: das von "Solidarnosc" und das der schwarzen Madonna von Tschenstochau. Ein wahrhaftes Glaubensbekenntnis.
Bei diesem ersten Treffen erlebte ich einen offeneren Zuhörer, als ich erwartet hatte. Und auch einen wesentlich konzilianteren. (. . .)
Leider war das Verhalten Walesas, den ich noch mehrmals traf, völlig unvorhersehbar. Bei uns schien er ein verantwortungsvoller, gemäßigter Mann zu sein, der sich der Bedeutung unseres Gespräches bewußt ist, doch wenn er eine Versammlung abhielt oder bei einer Veranstaltung sprach, dann ließ er sich von der Atmosphäre um sich herum mitreißen und zögerte nicht, manchmal absolut konträre Positionen zu denen einzunehmen, die er noch am Vorabend uns gegenüber vertreten hatte. Ohne Zweifel verwirrend, machiavellistisch wohl eigentlich nicht. Ich glaube, daß bei diesem Mann mit seinem unleugbaren Charisma die Natur über das Kalkül siegte. (. . .)
Am 16. März hatten die großen Manöver des Paktes begonnen. Sie liefen parallel in Polen, der DDR, der Tschechoslowakei und im westlichen Teil der Sowjetunion ab. Sie boten den Streitkräften der verbündeten Länder erneut die Möglichkeit, in jedem Moment in Polen zu intervenieren. Am 19. März glaubten wir schon, der Moment sei gekommen. An diesem Tag hätte ein Zwischenfall fast zu einer großen Konfrontation zwischen Solidarnosc und der Macht geführt.
Trotz der Appelle der örtlichen Behörden weigerten sich Anhänger von Solidarnosc, den Sitz der Stadtverwaltung von Bydgoszcz, den sie besetzt hielten, zu verlassen. (. . .) Und Solidarnosc drohte mit einem nationalen Streik, um gegen die Gewalt der Polizei zu protestieren. Schließlich vermieden wir eine Konfrontation dank eines Vertrages zwischen Walesa und Rakowski und auch dank der Kirche. (. . .)
Ich glaube, mein Treffen mit Walesa am 22. März, während der Manöver des Paktes, trug ebenfalls dazu bei. Ich erinnere mich, im allerletzten Moment nach Warschau zurückgekehrt zu sein, ohne noch Zeit gehabt zu haben, mich umzuziehen. Ich trug die Felduniform und fühlte mich etwas befangen, Lech Walesa in diesem Aufzug zu empfangen, denn ich befürchtete, er könne darin eine Art von versteckter Drohung sehen. Glücklicherweise war bei dieser Unterredung unter vier Augen jedoch nichts davon zu spüren. Sie verlief in einer etwas gespannten, jedoch sehr klaren Atmosphäre.
Obwohl wir uns in der Einschätzung der Ereignisse von Bydgozcz nicht völlig einig waren, kamen wir überein, das Unmögliche zu versuchen, damit der Konflikt nicht eine gefährliche Wendung nahm. Ich benutzte die Gelegenheit, um dem Vorsitzenden von Solidarnosc eine Akte zu übergeben, die der polnische Geheimdienst nach seinem Besuch in Italien, zu Beginn des Jahres, erhalten hatte. Ich wußte nicht, von wem dieses Dossier ausging, doch ich wollte es ihm geben, um ihm zu zeigen, daß ich mich, so sehr ich konnte, diesen Methoden widersetzte. War Walesa dafür empfänglich? Ich weiß es nicht. Wir haben nie mehr darüber gesprochen. Doch darf ich feststellen, daß es im Laufe der zehn Jahre, die seither vergangen sind, zwischen uns nie irgendwelche persönlichen Auseinandersetzungen oder Beleidigungen irgendwelcher Art gegeben hat. (. . .)
OBERURSEL. Wenn das Regierungspräsidium in Darmstadt zustimmt, wird auch Oberursel bald eine Bioabfall-Kompostieranlage bekommen. Der Umlandverband Frankfurt (UVF) hat beschlossen, die Genehmigung zu beantragen. In der 23 Millionen Mark teuren Anlage, die im Gewerbegebiet An den drei Hasen entstehen soll, können jährlich 16 200 Tonnen Bio- und Grünabfälle kompostiert werden. Noch sind sich UVF und Stadt allerdings nicht über den Pachtzins für das Grundstück einig.
Die Verhandlungen darüber stehen jedoch kurz vor dem Abschluß. "Wir wollen die ortsüblichen Preise für Gewerbeflächen", sagte Erster Stadtrat Eberhard Häfner der FR, "und der UVF will einen Behördenbonus." Inzwischen habe man sich "angenähert". Die Kompostierungsanlage wird in Oberursel einhellig begrüßt - anders als in Grävenwiesbach, wo sich schon lautstarker Protest erhoben hat. "Wir hoffen nur, daß sich der Bürger dort dann auch Kompost für seinen Eigengebrauch abholen kann", meint Eggert Winter von der SPD.
Diese Möglichkeit wird es wohl geben: In den Plänen für den Standort Oberursel rechnet der Umlandverband damit, daß 15 Prozent des "Kompost-Outputs", wie es so schön heißt, an "Kleinmengen- Abholer" verkauft werden können. Die restlichen 85 Prozent sollen an Einkaufszentren, Großmärkte, Landwirtschaftsbetriebe und städtische Gartenbauämter vermarktet werden. Aus den 16 500 Tonnen Grün- und Bioabfall im Jahr sollen 8000 Tonnen hochwertiger Kompost entstehen. Entgegen den ursprünglichen Plänen wird An den drei Hasen nicht nur eine "Vorrotte", sondern ein komplettes Kompostwerk gebaut werden. Auch darüber freut sich die Stadt - spart dies doch täglich mehrere Lastwagentransporte der teilweise kompostierten Abfälle in die nächstgelegene Anlage in Grävenwiesbach. Für den Standort Oberursel - einen von sechs geplanten im Gebiet des Umlandverbandes - hat man sich für ein "Haus-in-Haus"-Rotteverfahren entschieden: Alle Teilschritte wie Anlieferung, Aufbereitung und Rotteprozeß finden in Hallen statt, die geruchsbeladene Abluft wird in einem Biowäscher behandelt. Drei Gebäude werden auf dem Gelände entstehen, das höchste 13,5 Meter hoch, dazu ein zeitweiliges Kompostlager auf einer Erweiterungsfläche. Die Abluft wird über einen Kamin ausgeblasen. Eine Stahlkonstruktion mit einem gewölbten Dach und umlaufenden ho- hen Fenstern sollen der Anlage trotz ihrer Größe optische Leichtigkeit verleihen. Etwa sieben Wochen braucht das angelieferte Material, bis es verrottet ist und verkauft werden kann. Aus dem ganzen Vordertaunus, Bad Homburg, Friedrichsdorf und Glashütten soll der Bioabfall nach Oberursel gekarrt werden - nach Schätzungen des UVF mit 13 Lastwagen am Tag. Die werden vor allem den Weg über die B 455 nehmen. Dabei monieren die Grünen, daß in den Plänen zwar eine Einfahrt über die Homburger Landstraße, aber keine Ausfahrt vorgesehen ist. "Da könnte man beispielsweise das Ortsschild vorverlegen", hat sich der Grüne Joachim Krahl überlegt.
Ansonsten ist auch die Öko-Partei mit dem Konzept zufrieden. Die Umweltverträglichkeitsstudie hat zwar einen "erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft" vorhergesagt - dafür soll der Biotopverlust aber durch Ersatzflächen in Eschborn ausgeglichen werden. Falls das Darmstädter Regierungspräsidium sich nicht querlegt, kann die Anlage im Sommer 1995 in Betrieb gehen. Bis dahin sollen dann auch die Biotonnen in den Städten aufgestellt sein. esi
Krebsgeschwulst als Krankheits-Symptom
BAD NAUHEIM. "Alternativen bei Krebs" ist das Thema eines Vortrages von Dr. med. Rainer Matejka am Donnerstag, 4. März, ab 19.30 Uhr im Sportheim. Der Referent spricht im Auftrag des Naturheilvereins. Matejka ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Naturheilbundes. Die Geschwulst sei Symptom und nicht Ursache einer Krebserkrankung, heißt es in der Ankündigung. Die Entstehung sei gekoppelt mit einer nachlassenden Immunabwehr, häufig durch Nikotinkonsum und Alkoholgenuß, mangelhafte Bewegung und psychische Belastungen verursacht. Wichtig sei ein seelischer Ausgleich. Genaueres schildert Matejka, außerdem Details einer ganzheitlich ausgerichteten Krebstherapie. nes
DORNBUSCH. Gegen die von der Stadt geplante Einrichtung von Busspuren wandte sich Petra Roth, die OB-Kandidatin der CDU, bei einem Besuch im Stadtteil Dornbusch. Sie stellte sich damit hinter eine Forderung der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 9. Die Fraktion befürchtet, das Ergebnis einer solchen Busspur werde zu katastrophalen Staus führen, vor allem aber zu einer Belastung der angrenzenden Wohngebiete. Denn deren Straßen würden dann von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt, um die Staus umfahren zu können.
Der Magistrat hat einen entsprechenden Antrag des Ortsbeirats inzwischen beantwortet. Es wird darin mitgeteilt, die Busspuren sollten ausschließlich der Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs dienen und würde nicht auf Kosten der Leistungsfähigkeit der Lichtsignalanlagen eingerichtet. Petra Roth und ihre Parteifreunde wünschen sich jetzt entlastende Maßnahmen, wie etwa eine Linksabbiegerspur an der Kreuzung am Dornbusch.
Während einer Ortsbesichtigung und einer anschließenden Pressekonferenz erläuterte die Kandidatin ihre Meinung zu diesem Problem. Sie sprach dabei auch über Absichten, die sie, falls Ihre Partei eine Mehrheit bekomme, verwirklichen will. Dazu gehöre die Aufhebung der "bewußten Verzögerung von Straßenbaumaßnahmen". Sie bezweifelt den Sinn des Frankfurt-Passes. Sie will ihn ebenso abschaffen wie den städtischen Zuschuß auf die "Fahr-Bunt-Fahrkarte des FFV". Sie meint, die Leute würden nicht auf den Preis sehen und die Karte auch kaufen, wenn die Stadt nicht jeden solchen Fahrausweis - wie bisher - mit 20 Mark subventioniert. Man könne so der Stadt eine Menge Geld sparen. Das sollte dann besser für Investitionen verwendet werden, wie etwa Straßenbau und den Weiterbau von U-Bahn-Strecken.
Die Kandidatin möchte vor allem die U-Bahn-Strecke der U 1, U 2 und U 3 im Bereich der Eschersheimer Landstraße zwischen Dornbusch und dem Platz am Weißen Stein unterirdisch verlegt haben. Allerdings räumt sie ein, auch ein CDU- geführter Magistrat werde diese Maßnahme in den nächsten Jahren nicht in Angriff nehmen können. Für die Zwischenzeit fordert sie oberirdische Zugänge zu den Haltestellen an dieser Strecke.
Bei ihren Erläuterungen wurde Frau Roth von dem Stadtverordneten Dr. Wolfgang Stammler unterstützt sowie von den Vorstandsmitgliedern der CDU im Bereich Dornbusch, darunter Dr. Hans Burggraf (Landtagsmitglied) und deren Fraktionsvorsitzenden der Partei im Ortsbeirat 9, Hans Günther Müller.
OB-Kandidatin Petra Roth widmete den Dornbusch-Problemen einen ganzen Tag, wie auch schon bei anderen Stadtteilbesuchen im Nordend oder im Osten (Fechenheim). Nach der Besichtigung verteilte sie mit ihren Helfern Wahlprospekte. Abends folgte noch ein Treffen mit Vereinsvertretern. li
NORDEND. Eine Diskussion mit dem Titel "Schönes Nordend!?" organisiert die SPD des Ortsbeirates 3 am Freitag, 26. Februar, Uhr im Epiphanias-Saal, Oeder Weg 154. An sieben Tischen sollen Gespräche über wichtige Themen aus dem Nordend und der Stadt geführt werden. Zur Auswahl stehen die Themen Wohnen, Soziales, Gewerbe, Bildung, Parken, Kinder und Freizeit. Zu jedem Schwerpunkt stehen Experten aus dem Magistrat und dem Ortsbeirat zur Verfügung, um Fragen zu beantworten und mit den Bürgern zu diskutieren. Die Disksussionsrunde beginnt um 19.30 Uhr. rea
BORNHEIM. Kein Narrenstreich war die "Aktion Wäscheleine", mit der jetzt Mitglieder der Verkehrsinitiative Bornheim und der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen auf das illegale Parken auf den Radwegen entlang der Rothschildallee aufmerksam machen wollten. So flatterten an der Ekke Rohrbachstraße alte Laken und Unterhosen im Wind, und zwischen den abgestellten Wagen, die vorübergehend als Wäschständer dienten, baumelten Luftballons und Luftschlangen. Der bunte Fastnachtsschmuck war dieser Tage kein ungewöhnlicher Anblick. Die Flugblätter, die die Rad- und Fußwegschützer verteilten, klärten allerdings über den ernsten Hintergrund der Aktion auf.
"Unser wesentliches Anliegen ist, daß der Radweg endlich durch Rohrbügel von der Fahrbahn getrennt wird", erklärte Rainer May von der Bornheimer Verkehrsinitiative. Denn für ihn sind die grauen Stahlrohre das einzig wirksame Mittel, um Autofahrer davon abzuhalten, die Rad- und Fußwege zuzuparken.
Schon seit längerem setzt sich die Verkehrsinitiative dafür ein, daß solche Bügel entlang der Rothschildallee angebracht werden, bisher allerdings ohne Erfolg. Das Straßenbauamt habe zwar bereits zugesagt, daß die Metallsperren dort hinkommen sollen, doch "seit einem dreiviertel Jahr heißt es, es sei kein Baumaterial da oder man komme nicht dazu", rüffelt May die Behörde. Dabei erinnerte sein Mitstreiter Karl- Heinz Platz daran, daß sich die Rohrbügel an anderer Stelle bereits bewährt hätten. Als Beispiel nannte er die Höhenstraße, wo schon seit einiger Zeit Stahlrohre potentielle Falschparker davon abhalten, ihre Autos auf Geh- und Radwegen abzustellen. Daß dort überhaupt Stahlbügel angebracht wurden, schreibt Karl-Heinz Platz vor allem den zahlreichen Aktionen und unermüdlichen Protesten der Verkehrsinitiative Bornheim zu. Den notorischen Radweg-Parkern, da ist sich Platz sicher, "haben wir damals kräftig am Gewohnheitsrecht gerüttelt". In einer spektakulären Aktion hatten Mitglieder der Verkehrsinitiative die Autos kurzerhand vom Gehweg auf die Fahrbahn gehievt.
An der Rothschildallee protestierten sie diesmal allerdings nicht mit solchen Mitteln gegen die Zweckentfremdung der Radwege als Parkplätze. "Es war keine sehr provokative Aktion", räumte Rainer May ein, sondern den närrischen Tagen angemessen "eher helaumäßig". "Ein bißchen Spaß" sollte diesmal dabei sein, denn bitterernste Aktionen habe es ja schon genug gegeben.
Entsprechend gelassen waren die Reaktionen auf die "Wäscheleine": Zwei Autofahrer ließen sich ein Flugblatt in die Hand drücken, entknoteten die Außenspiegel ihrer Wagen und fuhren ohne zu murren davon. "Die Leute wissen ja, daß sie dort nicht parken dürfen", sagte May. Eine Polizeistreife sei "auch mal aufgetaucht", habe sich die Aktion aus einiger Entfernung angesehen und sich dann lediglich über den Hintergrund informieren lassen.
Zuspruch erhielt die Verkehrsinitiative dagegen von Anwohnern. Denn einigen von ihnen sind die "wild" geparkten Autos schon lange ein Dorn im Auge. So klagte eine junge Mutter darüber, daß sie ihren Kinderwagen oft nur mit Mühe an den abgestellten Karossen vorbeischieben könne.
Mit ihrer jüngsten Aktion hat die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen eine Reihe von vier bis fünf Aktionen gestartet, die in verschiedenen Stadtteilen auf Mißstände für Radfahrer und Fußgänger hinweisen sollen. Als nächstes wird der "Arbeitskreis Rad" am kommenden Samstag, 27. Februar, eine Radtour durch die Innenstadt starten, bei der gefährliche Stellen in der City ausgemacht werden sollen. Treffpunkt ist um 12 Uhr der Römerberg. gap
HOCHTAUNUSKREIS. "Zu Hause bleiben bringt's nicht", meinen die Grünen; die CDU erklärt die Wahlverweigerer zu ihrem "Hauptgegner"; und die FDP fragt, "was haben wir eigentlich falsch gemacht, daß Sie am 7. 3. nicht wählen wollen?". Um Antworten war fast ein Viertel der Wahlberechtigten schon vor vier Jahren nicht verlegen - es blieb daheim. Diesmal werden noch mehr Nichtwähler erwartet. Profitieren könnten von einer niedrigen Wahlbeteiligung neue Wählergemeinschaften, deren Anhänger motiviert und geschlossen zur Wahl gehen, - und die rechtsextremen "Republikaner".
"Offenbar hängen Stimmverweigerung und radikale Stimmabgabe in bedenklicher Weise zusammen", konstatiert infas- Wahlforscherin Ursula Feist. Die Wähler der Rechtsextremen, die ihnen den Einzug in Landesparlamente sicherten, waren bis zu einem Drittel zuvor Nichtwähler. Ein Phänomen, das in Deutschland Tradition hat: Schon 1930 hatten vorherige Nichtwähler für den Aufstieg der NSDAP gesorgt. "Daheim bleiben oder gar die Schmuddel-Reps wählen ist für intelligente Bürger doch keine ernsthafte Alternative", hält die FDP dem "Politik- ist-out"-Trend entgegen.
Schlüge sich der Nichtwähleranteil in Parlamentssitzen aus, würden sie schon heute vielfach die stärkste Fraktion stellen. Die Kronberger "Wähler-Initiative Enthaltung" (WIE) wollte dies als Partei für Nichtwähler den etablierten Parteien vor Augen führen. Ihre Vertreter sollten als enthaltsame, aber ständige Mahnung ins Rathaus einziehen - doch dann enthielt sich WIE bereits der Kandidatur.
Die Bad Homburger CDU hat mit knapp 46 Prozent noch die absolute Mehrheit vor Augen, die Steinbacher SPD stolze 55,6 Prozent im Rücken - doch die hohen Prozentangaben sind trügerisch. Sie täuschen eine weit größere Zustimmung der Bevölkerung vor als tatsächlich vorhanden ist.
So würde die CDU im Kreistag von 43 auf gut 32 Prozent rutschen - legte man die Zahl der 157 633 Wahlberechtigten vor vier Jahren zugrunde und nicht die der 119 402 gültigen Stimmen. Die SPD versackt dann bei 26 Prozent, die Grünen knappsen bei acht Prozent, die FDP nähert sich der Fünfprozenthürde.
Dabei war die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1989 mit 77,7 Prozent noch relativ hoch. Zwei Jahre später brachte die Landtagswahl trotz des erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennens der politischen Lager nur noch 72,8 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen. Eine noch geringere Beteiligung des Souveräns Volk an der Auswahl seiner Vertreter bei der anstehenden Wahl wäre nicht erstaunlich: Zum einen rangieren Kommunalwahlen in der Bedeutungshierarchie westdeutscher Wähler hinter Landes- und Bundestagswahlen erst an dritter Stelle, zum anderen herrschen die Zeiten von Politik- und Parteienverdruß.
Zuletzt wollten bei Umfragen 39 Prozent der Befragten selbst bei Bundestagswahlen zu Hause bleiben. In Hamburg wurde schon 1991 eine Wahlbeteiligung von nur 62,5 Prozent Wirklichkeit - Minusrekord bei einer Landtagswahl.
Profitiert haben von einer niedrigen Wahlbeteiligung bisher häufig die Grünen. Während die Klientel anderer Parteien daheim blieb, gingen ihre Anhänger geschlossen zur Wahl - und bescherten der Öko-Partei so höhere Prozent- bei gleichbleibenden Stimmenzahlen. Dieser Effekt könnte nun den neuen Wählergemeinschaften mit ihrer motivierten Anhängerschaft zugute kommen: Würden bei der Kreistagswahl alle 161 000 Berechtigten wählen gehen, bräuchten die "Unabhängigen Bürger im Taunus" (UBiT) 8050 Stimmen, um die Fünfprozenthürde zu überspringen. Bei einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent genügen dazu 6037 Stimmen; sinkt sie auf 70 Prozent, reichen schon 5635 Stimmen.
Für den Einzug der UBiT in den Kreistag reicht es also bereits, wenn nur ein Drittel der 17 592 Wählerinnen und Wähler, die vor vier Jahren ihre Stimmen einer der örtlichen Wählergemeinschaften gaben, auf Kreisebene für sie stimmt. Zugleich zeigen die Zahlen, daß es wenig realen Hintergrund hat, wenn ein FDP- Kreispolitiker kokett und mitleidsheischend um den Wiedereinzug der Liberalen ins Kreisparlament bangt ("ja, die Wahlenthaltung . . ."). Der FDP müßten schon 4000 ihrer zuletzt 10 324 Wähler davonlaufen, um sie an der Fünfprozenthürde scheitern zu lassen.
Für neue Mehrheitsverhältnisse genügen freilich weit geringere Änderungen. Prognosen sind schwierig - und die verunsicherten Parteien werben um jede Stimme. Nur wer wählen gehe, könne überhaupt etwas mitentscheiden, trommeln sie unisono von Grün ("Mischen Sie sich ein") bis FDP ("Damit nicht die Nichtwähler entscheiden, wer . . . regiert").
Staatstragend wird bei manchem Wahlkämpfer wie bei Grünen-Minister Joschka Fischer das Wählen an sich wichtiger als der Stimmenfang für die eigene Partei. Denn wer wählt, kann zumindest die (Fünf-Prozent-)Latte für drohendes Unheil hochlegen: "Sorgen Sie dafür, daß Hessen nein sagt zu Rechtsradikalismus." STEFAN KUHN
"Verkehr hat auch einen geschlechtsspezifischen Aspekt."
Jörg Harraschain von den Grünen im Ortsbeirat 3 (Nordend) bei einem Informationsabend seiner Partei zum Thema Verkehrspolitik. rea
AUGSBURG. Vom 4. bis zum 7. März findet an der Universität Augsburg der diesjährige Deutsche Hispanistentag statt. Thema der Tagung, in deren Rahmen auch der kubanische Schriftsteller Jesús Días vortragen wird, ist "Lateinamerika - Vielfalt der Kulturen". Auskünfte erteilt: Universität Augsburg, 8900 Augsburg, Tel. 08 21 / 598 - 654 fr
FRANKFURT A. M. Unter dem Motto "Sie nehmen uns die Häuser - Wir müssen auf die Straße" organisieren verschiedene Frankfurter Kinder- und Jugendeinrichtungen heute, Donnerstag, 25. Februar, 15 Uhr, eine Demonstration auf dem Römerberg. Das Kinderfest (ab 15 Uhr) bietet Ponyreiten, das Musikmobil und ein Riesenluftkissen. Ab 16.30 Uhr spielen die Bands "Persecuted Pharisees", "Paul", "Wet'n'wild", "Line out" und "Captain Transistor". Die Demostration richtet sich gegen die geplanten Sozialkürzungen der Stadt.
Veranstalter sind folgende Einrichtungen: Jugendzentrum Nordweststadt, Jugendinitiative Rödelheim, Juz Fechenheim, Kinderhaus am Weingarten, Juz Bockenheim, Spielstube Bornheim, Juz Sachsenhausen, JUCA Sossenheim, Verein für ausländische Kinder Gallus, Stadtteilwerkstatt Bornheim, Juz Fechenheim-Nord, Juz Oberrad, Kinderwerkstatt Bockenheim, Kinderkeller Böttgerstraße sowie die Geschäftsstelle des Zusammenschlusses freier Kinder- und Jugendeinrichtungen. ov
90 Aussteller bei
FRANKFURT A. M. "Süße Püppchen" sind wieder am Sonntag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr im Hotel "Frankfurter Hof", Am Kaiserplatz, zu bestaunen, wenn die 20. Internationale Puppenbörse beginnt. Veranstalter Ulrich Gierse erwartet 90 Aussteller mit fast 7000 alten Puppen und Spielzeug aus der Zeit ab 1650. Angeboten werden auch Zubehör wie Puppenstuben, Puppenhäuser, Puppenküchen, Kaufläden, Teddybären, Stofftiere, Blechspielzeug, altes Spielzeug und Fachliteratur.
Die ersten Holzpuppen wurden etwa um 1650 in England hergestellt. 200 Jahre später kamen die ersten Porzellankopfpuppen, vorwiegend aus Frankreich und Deutschland, auf den Markt. Für gut erhaltene Porzellankopfpuppen müssen Liebhaber heute viel Geld lockermachen - ab 700 Mark beginnen die Preise und sind nach oben offen. So kosten seltene Exemplare 30 000 Mark und mehr.
Einen besonderen Service bietet die Börse diesmal für Besucher: Wer seine alten Puppen, Teddybären, Steifftiere, Barbie-Puppen, Kinderspielzeuge, Schuco-Autos und Blechspielzeug mitbringt, kann diese von Experten kostenlos schätzen lassen. Wer Glück hat und ein seltenes Stück sein eigen nennt, findet vielleicht auch gleich noch einen Käufer. ov
FRANKFURT A. M. Eine umfassende Information zum Thema Trinkwasserhärte bieten die Stadtwerke Frankfurt in ihrem Beratungszentrum, An der Hauptwache (B-Ebene), an. Dort liegt der Trinkwasserreport Nr. 1 kostenlos aus.
Die Stadtwerke empfehlen eine abgestufte Dosierung der Waschmittelmengen. Dadurch soll sowohl der Geldbeutel als auch die Umwelt geschont werden.
In Frankfurt sind die Härtebereiche folgenden Stadtteilen zugeordnet.
Härtebereich 1: Im Osten - Fechenheim, Riederwald, Seckbach (südliche Bereiche), Bornheim (östliche Randgebiete), Bergen-Enkheim, im Süden - Sachsenhausen (südliche Bereiche).
Härtebereich 2: Im Norden - Nieder- Erlenbach, Harheim, Bonames, Kalbach, Nieder-Ursel, Heddernheim, Berkersheim, Eckenheim, Preungesheim, im Osten - Seckbach (nördliche Bereiche), Bornheim, Nordend (östlich der Eschenheimer Landstraße), Innenstadt.
Härtebereich 2 oder 3: Im Westen - Ginnheim (Bereich westlich der Eschenheimer Landstraße bis zur Bockenheimer Landstraße); das Gebiet des Frankfurter Flughafens.
Härtebereich 3: Im Norden - Nieder- Eschbach, im Westen - Praunheim, Rödelheim, Bockenheim, im Süden - Schwanheim, Goldstein, Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad.
Härtebereich 3 oder 4: Im Westen - der Stadtteil Griesheim.
Fragen, besonders aus den Haushalten, die in den Randgebieten der Härtebereiche liegen, werden vom Stadtwerke-Wasserlabor werktags zwischen 7 und 15.30 Uhr unter 21 32 63 51 beantwortet. di
Mittwoch, 3. März Ökologische Linke Liste: Abschlußkundgebung mit Gregor Gysi, Rainer Trampert, Rio Reiser und Jutta Ditfurth. Es spielt die Jazz-Rock-Gruppe "Dryegg". Beginn um 19 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof.Donnerstag, 4. März Die Grünen: Wachstum und Energieverbrauch, mit Kurt Kreß und weiteren Kandidaten für den Ortsbeirat 9, Haus Dornbusch, Raum 1, von 20 Uhr an.
CDU: Abschlußkundgebung mit Bundeskanzler Helmut Kohl und Spitzenkandidatin Petra Roth, Zoo-Gesellschaftshaus, 19 Uhr.
SPD:Telefonaktion: Bürger können Oberbürgermeister Andreas von Schoeler anrufen. Von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr unter den Telefonnummern 069/ 29 64 67, 29 65 97, 29 64 64. Freitag, 5. März SPD: Abschlußkundgebung "Die große Frankfurt-Show" mit dem SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm, Ministerpräsident Hans Eichel und OB Andreas von Schoeler, Festhalle, 18 Uhr. Samstag, 6. März SPD: Frühschoppen des Ortsvereins Oberrad, 10 bis 12 Uhr am Buchrainplatz. Sonntag, 7. März Die Falken: Eine Wahlparty mit den Stadtverordneten Michael Paris und Axel Weidner, Stadtverordnetenkandidatin Birgit Schneider und verschiedenen Ortsbeiratsmitgliedern veranstaltet die Sozialistische Jugend Deutschlands ab 18 Uhr im Café Rosa L., Windeckstraße 62.
SACHSENHAUSEN. Er liebt Krokolederschuhe, Gürtel von Hermes und seinen roten Mercedes-Benz - Attribute eines wohlhabenden Wessis. Die Wiege von Igor Andreev steht allerdings in der ehemaligen Sowjetunion. In den 70er Jahren verließ er seine Heimatstadt Leningrad, das heutige St. Petersburg, und siedelte zunächst nach Kanada über. Mit einem kleinen Umweg über die Vereinigten Staaten zog es ihn Anfang der 80er Jahre nach Paris. Damals begann er auch zu malen. Sein Handwerk perfektionierte er binnen so kurzer Zeit, daß er mittlerweile auch mit Auftragsarbeiten für den Reiseclub-"Mediterrané" sein Geld verdient. Gefragt sind vor allem seine Metallbilder und Designer-Armbanduhren.
Andreev hat sich der schrillen Dekorationskunst verschrieben. Die Galerie Try Art präsentiert derzeit eine Auswahl seiner Metall- und Acrylbilder. "Arbeiten für die Ewigkeit", wie der Maler gerne kokettiert. Denn die Zeichnungen, mit Autolack auf großformatige Aluminiumplatten verewigt, sind tatsächlich unverwüstlich.
Weniger für die Ewigkeit als mehr für den flüchtigen Augenblick sind dagegen die Motive und Themen seiner Arbeiten. Ob Hund, ob Kerl, ob Weib - der innere Antrieb seiner Figuren scheint der Narzißmus zu sein. Andreev läßt die exotischen Nachtschwärmer der Subkultur auftreten. Menschen, die mehr Gedanken daran verschwenden, was sie auf dem Kopf tragen, als was in ihm zu finden ist. Der apathisch bis dümmliche Blick seiner Protagonisten läßt vermuten: nichts!
Seine Sichtweise bezeichnet der St. Petersburger ungenau "als eine bestimmte Art von Humor". Beeinflußt von der amerikanischen Pop-Art will Andreev seine eigene Ikonografie entwickeln. Das Typische in seinen Bildern ist, daß er als Maler und Betrachter zugleich zu nahe an seine Motive herantritt. Er wählt lieber die "Nahaufnahme", als daß er auch nur einen Zentimeter zuviel an Bildhintergrund darstellt. Meistens sind die Figuren auch komplett ausgeschnitten. So wirken die Figuren nur durch sich selbst, haben keinerlei Verbindung zu einer Umwelt, lassen auf keinen sozialen Hintergrund schließen. Sie sind sich selbst, sonst nichts, und dabei doch nur ein Abklatsch irgendwelcher Modezeitschriften. Der Mensch als Modepuppe ist nichts anderes als manipulierbare Massenware.
Die Bilder von Igor Andreev sind bis zum 9. März in der Galerie Try Art, Schneckenhofstraße 10, zu sehen. Die Galerie ist dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. tin
Die olfaktorische Kunst liegt noch in den Windeln. Smell Art ist bisher kein Begriff, allenfalls Flor und unvermeidliche aromatische Folge jeglicher Kochkunst. Und das Riechkino, bekannt auch spielerischer Früherziehung, ermangelt aller Breitenwirkung.
In altholländischer Genremalerei sah es mit den Gerüchen ein wenig anders aus. Gemalter Duft existierte sehr wohl, zumal in seinen widerwärtigen Varianten, die der Darstellung leichter zugänglich sind. Rembrandt und etliche Zeitgenossen folgten eben ihrer Nase. Griffige Bildtopoi waren stinkende Kinderwindel oder kackender Hund, vorab in zyklischen Darstellungen der menschlichen Sinnesvermögen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten.
Daß auch der Komponist Gerhard Stäbler, Schüler Nicolaus A. Hubers und Musiktheorielehrer in Essen, seiner fünf Sinne mächtig ist, beweist sinnenkitzelnd seine Komposition "Die Nacht sitzt am Tisch" nach Oswaldo de Camargos Gedicht "Der Fremde": soeben, nicht ohne Protest des Tonschöpfers, uraufgeführt in Wiesbaden mit Carla Henius (Sprechstimme), Jean-Marc Foltz (Klarinette) und Armand Angster (Baßklarinette). Stäblers Beschwerde: das Opus sei amputiert, um den Nasenfaktor verstümmelt, geschändet wie ein nasenloses Königshaupt aus mittelalterlicher Plastik.
Was in Wiesbaden offenbar zum Himmel stank und, so Carla Henius, den "Hausfrieden" bedrohte, wenn es sich denn hätte entfalten können, birgt dabei womöglich eine ästhetische Revolution. Offenkundig ist Stäbler seinen Kollegen um Nasenlängen voraus, indem er - desinteressiert an traditioneller Synästhesie und gängigem Farbenhöhren à la Messiaen - auf neuartige Weise seine Duftnoten setzt. Im Tierreich längst geläufig, ja unverzichtbar, erobern nun Lockreiz oder Schrecksignal auch das hehre Reich der Künste.
In nuce entwickelt Stäbler eine Theorie der Geruchskonsonanz samt Regeln der Duftdissonanzbehandlung. Am Beginn der Aufführung soll es höllisch stinken: nach Müll und Schweiß und allem Übel aus der Pandorabüchse des Kapitalismus, hier vertreten durch einen geöffneten Plastiksack. Am Schluß dann übertünchen Paradiesesdüfte aus einer unentstellten Dritten Welt das Fäkalische. Auf den Stinkklang folgt seraphischer Nasenbalsam: Orchideenzauber und Sandelholzspray (Achtung Ozonloch!).
Dies starke Riechstück wird dialektisch verschränkt mit einer Musica Negativa. Denn kryptisch leitet sich das Klanggerüst des Klarinettenduos aus der Morse-Chiffrierung des sowohl portugiesischen wie deutschen Gedichttextes ("Ihr Herrn, Ihr wißt nicht, wer ich bin") her. Die bestenfalls subkutan vermittelte Botschaft vom Weltenumsturz enthüllt sich also erst mittels der penetranten Duftmarken. Was auch wieder von Stäbler gegenläufig gedacht ist: Auf der Geruchsschiene geht es aufwärts, während das Tontableau sich in rabiater Stretta verrennt. Knallend werden Glasmurmeln in bereitstehende Bleicheimer gepfeffert, streng im Rhythmus, versteht sich. So hört man denn die Katastrophe, atmet aber den Duft von anderen Planeten.
Leichtfertig war es offenbar, mit diesem Auftragswerk in die Höhle des Löwen zu gehen: den Orchesterproberaum des Staatstheaters. Denn noch ist zuwenig bekannt, wie wohlriechend die Neue Musik im Endeffekt sein kann. Sobald der Praxistest gelungen sein wird, mögen sich unbekannte Pforten öffnen für die Musikrezeption. Die Chance der Avantgarde liegt im Deodorant, in der Perfektion der Duftnoten!
HEINZ-HARALD LÖHLEIN
Mit Erstaunen mußte ich feststellen, daß das Prinzip Hofberichterstattung nun ausgerechnet Einzug in die Kommentarseite der FR gefunden hat.
In einem Bericht über das kürzlich gegründete deutsch-amerikanische Armeekorps (FR vom 18. 2. 1993 "USA und Bonn bilden gemeinsame Truppen") heißt es über dieses: "Rühe sagte, es solle damit kein ,Gegenstück&rquote; zum deutsch-französischen Eurokorps geschaffen werden." Im zugehörigen Kommentar ("Signal aus Washington") wird unter dem Kürzel "sie" prompt sekundiert: "Völlig falsch wäre es allerdings, in der vereinbarten Kooperation ein Gegenstück zum deutsch-französischen Eurokorps zu sehen."
Ich fragte mich sofort: Warum stößt Rühe ungefragt eine solche Äußerung aus und warum wird sie gleichsam manisch repetiert? Die Antwort ist ganz einfach: Die Richtigkeit des bestrittenen Sachverhalts ist selbst dem verteidigungspolitischen Laien allzu offensichtlich.
Am Schluß des Kommentars, der den verheißungsvollen Titel "Signal aus Washington" trägt, versteigt sich sie gar zu der Behauptung, der Aufbau multinationaler Militärverbände würde dazu dienen, "auf Bonn den Druck zu verstärken, über zukünftige Einsätze der Bundeswehr zu entscheiden." Auch hier ist deutlich das genaue Gegenteil zutreffend, Herr Rühe. Maik Matthias, Braunschweig
Der in der Frankfurter Rundschau vom 6. 2. 1993 erschienene Artikel "Die Kleinbahn hält noch immer in Stutthof ,Waldlager&rquote;" von Hans J. Schneider enthält einige historische Fehler, die ich als gebürtiger Danziger nicht unwidersprochen stehenlassen möchte.
Der Autor behauptet im 3. Absatz o.a. Artikels, das Konzentrationslager Stutthof sei das erste seiner Art in Polen gewesen. Diese Behauptung ist unwahr.
Richtig dagegen ist, daß in Stutthof unmittelbar nach Kriegsausbruch mit dem Bau eines KZs begonnen wurde. Stutthof war aber niemals polnisch, es wurde es erst 1945. Stutthof gehörte bis zum 31. August 1939 zum Freistaat Danzig, war davor preußisch und bis zur zweiten polnischen Teilung Teil der deutschen Stadt Danzig.
Die Stadt Danzig ist in ihrer hundertjährigen Geschichte niemals polnisch gewesen. Der dennoch verständliche Wunsch Polens, die Stadt Danzig seinem Gebiet einzuverleiben, ist wegen der innerpolitischen Schwäche Polens nie Wirklichkeit geworden. Erst durch das Unheil der Nazis wurde Danzig 1945 Teil des polnischen Staates.
Der auf der Frischen Nehrung gelegene Ort Pröbbernau war nur vom 10. 1. 1920 (Inkrafttretung des Versailler Vertrages vom 28. 6. 1919) bis 24. 12. 1920 Teil des Freistaates Danzig. Weil die vorgesehene Grenzziehung mitten durch den Ort Pröbbernau ging, hatten Proteste der dortigen Bevölkerung Erfolg, so daß es zu einer neuen Grenzziehung kam. Neuer Grenzort wurde das etwas westlich gelegene Neue Welt.
Die Behauptung des Autors, an der Grenze des Freistaates bei Pröbbernau hätten polnische Zöllner Dienst getan, ist unwahr. Richtig dagegen ist, daß weder an der Danziger Grenze zu Ostpreußen noch an der zu Polen jemals polnische Zöllner Dienst verrichtet haben. Die Grenzüberwachung oblag ausschließlich Danziger Zollbeamten.
Ebenfalls unwahr ist, daß die Post von Stutthof nach Danzig über den "Grenzort" Pröbbernau ins ostpreußische Kahlberg ging. Richtig ist dagegen, daß der Ort Pröbbernau nach seiner Rückgliederung zu Ostpreußen (24. 12. 1920) noch bis zum 31. März 1921 Danziger Briefmarken verwenden konnte bzw. durfte. Diese so frankierte Post - unabhängig vom Empfangsort - ging über das Postamt in Kahlberg.
Solange Pröbbernau zum Freistaat Danzig gehörte, ist die Post nach Danzig niemals über ostpreußisches Gebiet (= politisches Ausland) gelaufen, sondern direkt nach Danzig bzw. über die etwas südlich gelegene Kreisstadt Tiegenhof.
Auch wenn die deutsch-polnische Verständigung und Aussöhnung genauso wichtig ist wie die deutsch-französische - der Verfasser dieses Briefes unterhält jahrelang zum Teil sehr freundschaftliche Beziehungen zu polnischen Staatsbürgern -, so darf doch der historische Hintergrund nie in sein Gegenteil verdreht werden.
WIESBADEN. "Stopp!" Alexandra schüttelt energisch ihre dunkle Lockenmähne, drückt auf die Pausentaste der Bandmaschine und setzt die Kopfhörer ab. "Maik, du warst wieder viel zu leise, das müssen wir noch mal machen." Maik und Michael räuspern sich und rücken näher ans Mikrofon. Alexandra schiebt den Regler hoch, Rachel gibt das Startzeichen. Ton ab, Band läuft, Ruhe bitte! Auf leisen Sohlen verläßt Stefan Hartstang den Schneideraum - die Jungredakteure kommen auch ohne ihn zurecht.
Die vier Jungredakteure sind Schülerinnen und Schüler der Helene Lange Schule, die an einem ganz besonderen Projekt teilnehmen. Eine Woche lang ist ihre Klasse vom Unterricht befreit, um selbst einmal "Radio zu machen". Doch wurde dafür nicht die Schule zur Radiostation umfunktioniert - die Amateur- Redakteure haben ihr Domizil vielmehr in den Räumen des Wiesbadener Medienzentrums in der Nerostraße. In kleinen Teams produzieren die Jugendlichen dort verschiedene Radiobeiträge, recherchieren und texten, schneiden und vertonen. Und zweimal während der Projektwoche geht in ihrer Schule dann über die Schullautsprecher "Radio 2000 Volt" life auf Sendung.
Fachkundig betreut werden die Amateur-Journalisten dabei von Harald Kuntze und Stefan Hartstang, den Gründern der Initiative Wiesbadener Medienzentrum e.V.. "Wir wollen hier Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, journalistische Arbeitsformen kennenzulernen, Radio- oder Fernsehsendungen zu machen und dann auch einem Publikum vorzuführen. Das, was hier gemacht wird, soll nicht einfach in einer Schublade verschwinden", umreißt Hartstang die Aufgabe des Vereins.
Seit mehr als vier Jahren veranstaltet das Medienzentrum in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen das Projekt "Wir machen unser Radio selbst". Die Mitarbeiter der Initiative haben aber noch eine Vielzahl von anderen Aktivitäten auf Lager. Da gestalten Schulklassen zum Beispiel ihr eigenes lokales TV-Programm, produzieren eine Schülerzeitung, erstellen ein Bibliotheks-Magazin. Oder denken sich ein Drehbuch für einen Spielfilm aus. Die Projekte sind jedoch nicht nur für Schulklassen gedacht. In der Nerostraße können sich alle interessierten Jugendlichen an der Videokamera versuchen, Geräusche für Hörspiele aufnehmen, Fotoromane entwerfen, und und und ...
Begrenzt ist das Angebot auch nicht nur auf medienbegeisterte Teenies oder Twens. So produzierte das Medienzentrum zusammen mit den Bewohnern eines Wiesbadener Altenheims ein Jahr lang ein Seniorenradio. Und auch die Allerkleinsten werden nicht vergessen. Während Rachel, Maik, Michael und Alexandra im Schneideraum ihre Originalton-Reportage fertigstellen, stürmen ein paar Straßenecken weiter im Archivkino Caligari mehr als hundert Kids - die Augen noch glänzend von den aufregenden Abenteuern Pipi Langstrumpfs - nach der Kindervorstellung in den Vorraum des Kinos. Dort stehen zwei Mitarbeiterinnen des Medienzentrums mit Scheren, Papier und Buntstiften bereit, um mit den Kindern zu malen, zu basteln oder einfach noch ein bißchen von Pipi zu träumen. Diese Begleitveranstaltungen im Wiesbadener Kinderkino, dem Traumkino, gibt es seit zwei Jahren. Und die kleinen Kinobesucher finden&rquote;s toll. Dürfen sie doch sogar den gerade gesehenen Film bewerten, dürfen entscheiden, ob er "super", "naja" oder einfach "pfui" war.
Ebenfalls einer Bewertung durch die Zuschauer stellt sich im Café Cicero zur gleichen Zeit die erste im Medienzentrum produzierte Jugendsendung "Focus". Mehr als fünfzehn Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis zwanzig Jahren haben in ihrer Freizeit für das "extrascharfe" Videomagazin eigene Filme gedreht. Herausgekommen ist eine bunte Mischung aus Nachrichten, Kurzfilmen, Berichten und Videoclips, die die Cafébesucher dann auch mit viel Applaus belohnen. Besonders begeistert sind sie von dem Video "Müll-Man", der Geschichte eines Superhelden, der Wiesbaden vor einem bösen Umweltverbrecher rettet. Ausgedacht, gedreht und geschnitten haben den Beitrag die 13jährigen Jungfilmer Georg und Enno und der zehnjährige Jungschauspieler Fabian, die jetzt mit stolz geschwellter Brust den Beifall des Publikums entgegennehmen.
Besonders stolz sind auch die Mitarbeiter des Medienzentrums auf "Focus". "Wir haben von Anfang an gewollt", erzählt Stefan Hartstang, "daß die Ideen und die Ausführung von den Jugendlichen selbst kommen". Und so haben die Jungredakteure ihr Magazin fast alleine gemacht und sich nur in technischen Fragen beraten lassen.
So viele Projekte, so viele Seminare, so viel technischer Aufwand - wie kann das Medienzentrum das eigentlich alles finanzieren? "Das ist wirklich ein Problem", sagt Stefan Hartstang und seine Miene verdüstert sich. Zwar fördert die Stadt Wiesbaden die Medienarbeit mittlerweile mit 95 000 Mark jährlich. Bei einer Miete von 36 000 Mark und sehr hohen Materialkosten jedoch ein vergleichsweise geringer Betrag. "Immer mehr Schulen und andere Gruppen wollen etwas mit uns machen. Wir können das aber nicht mehr finanzieren. Wenn nicht ein Zeichen von der Stadt kommt ..." - dann sieht Hartstang schwarz für die weitere Zukunft des Zentrums. "Wir stecken hier so viel Zeit und Energie rein, irgendwie müssen wir doch aber auch unser Auskommen haben."
Sollten die düsteren Visionen Hartstangs Wirklichkeit werden, wären die vielen jungen Medienmacher aus der Nerostraße sicherlich sehr traurig. Möchten doch die Schüler der Helene Lange Schule auch weiterhin in mancher Pause ihr Schülerradio hören und die Redakteure von "Focus" auch in diesem Jahr interessante Themen aufspüren. Und die Spielfilmproduzenten Georg, Enno und Fabian - die haben doch auch schon wieder eine "klasse" Idee für einen neuen Film. RUTH PONS
Samstag, 6. März: Zu "Aspirin und Drogenbeats" glitzern Die Sterne im Cooky's. Die Music-Hall beschallen Loquilloy, Trogloditas und Jaleo, im Dreikönigskeller sind Polaroid People & Electric Pinguins angesagt, Honey B. & The T-Bones im Sinkkasten, Mambo Diablo Salsa in der Brotfabrik. In die Alte Oper (wir berichteten) kommt Zucchero. Im Jazzlife ist (auch Sonntag) die Rock 'n' Rolle Band zugange, Mallet im Spritzehaus. Zur 1822- Blues-Night in der Stadthalle Oberursel treten an: A. C. Humphrey's Cottonfield, Little Willie Littlefield, Joan Faulkner & the Chicago Blues Buskers. Forsakes Wrong rocken im Jugendcafé Oberursel, die Farrell Bluesband im Jazzkeller Hanau, Gabi Mohnbrot in der Phönixhalle Büdingen, Blues Company im Colos-Saal Aschaffenburg. Im Kuz Mainz spielen irische Bands zum St. Patrick's Day.
Sonntag: Mit britischem Indie-Noise- Rock stürzen sich Sloan ins Nachtleben. Juke rocken im Sinkkasten, im Negativ Jeff Dahl (USA) mit Mind Overboard, Jaleo mit Flamenco in der Brotfabrik, Excess im Dreikönigskeller. Im Spritzehaus gastieren die Schütz Band (15 Uhr) und abends Liz it up. Das 1822-Rock-Festival geht in der Music-Hall ins Finale mit: Spilling The Juice, The Should B's, Humanimal Bunch, Insect Voyeur, Candy und Fake No More. In Darmstadt: Gitarren-Pop der Long Johnz in der Krone und The Jive Aces im Jagdhofkeller.
Montag: Nena trällert in der Stadthalle Offenbach. All About the Blues sind im Jazzlife zugange und Duett (auch Dienstag) im Spritzehaus. In der Krone Darmstadt gastieren (bis Donnerstag) April mit britischem Rock-Beat.
Dienstag: Die Crackers rocken im Sinkkasten und White Water (auch Mittwoch) im Jazzlife. Nicolette bringt Soulballaden im Nachtleben.
Mittwoch: Joe Satriani (siehe Toptip) mit Adrian Legg (siehe Szene) in Neu- Isenburg und Chris Rea (siehe Bericht) in der Festhalle machen Tourstation, das Terem Quartett im Frankfurter Hof Mainz, Sally Barker & Band im Sinkkasten. Im Negativ dröhnen die US-Band Didjits und Noise Annoys. The Time Bandits rocken (auch Donnerstag) im Spritzehaus. Die kanandische Music- Show Look People läuft im Colos-Saal Aschaffenburg.
Donnerstag: The Indigo Girls (siehe Szene) treten in der Batschkapp auf. Ute Lemper stellt ihre neue Show "Illusionen" in der Alten Oper vor. Im Jazzlife rocken die Dirty White Boys. In der Hugenottenhalle Neu-Isenburg gibt's Austro- Rock von Wolfgang Ambros. Die Hard- Rocker Steel Dawn und Papermoon spielen im Rüsselsheimer Musik-Club Rind, im Heidelberger Schwimmbad Scäm Luiz und Blue Manner Haze. Jazz-Rap bringt Dave Doran im Colos-Saal Aschaffenburg.
Freitag: Die Al Jones Bluesband ist im Sinkkasten angesagt, Cha-Cha mit Crossover im Dreikönigskeller, Wanda im Jazzlife. In der Halle Urberach gastiert das Terem Quartett, Haftgrund rocken im Jazzkeller Hanau. In Darmstadt: Into the Abyss in der Krone, im Halbneun der Gitarrist David Qualey, Heart Bop mit Jazz im Schloßkeller. Im Isenburger Schloß Offenbach: Indie-Night mit Insect Yoyeur, Clockwise und der Gruppe Der Ästhetische Einzelkämpfer. ric
Redaktion: Ric Folz
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß wollen Schüler/innen der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule am Donnerstag, 4. März, bilden. Sie bitten alle interessierten großen und kleinen Bürger, denen dieses Thema am Herzen liegt, um Mitwirkung. Dazu ruft die Klasse 8 b auf.
Treffpunkt ist um 19 Uhr an der Gesamtschule, anschließend soll von dort aus - längs des Fahrradweges - in Richtung der beiden Stadtteile Mörfelden und Walldorf ein leuchtendes Beispiel gegeben werden. Die jungen Initiatoren bitten die Mitwirkenden: "Bringt Kerzen mit."
Unterstützt wird der Aufruf zur "Lichterkette gegen Rechts" von der SPD, die hofft, daß sich Menschen aus beiden Stadtteilen symbolisch miteinander verbinden. "Wir wollen damit deutlich machen, daß Mörfelden-Walldorf eine weltoffene, tolerante Stadt bleibt, die von der Vielfalt der Nationen profitiert, und daß die Rechtsradikalen bei uns keine Chance haben." lis / cas
Zur Sache
Wiesbaden. Die Initiative Wiesbadener Medienzentrum e.V. ist eine Gruppe von Pädagogen, Publizisten und anderen Medieninteressierten, die sich zu einem "Verein für Medienpädagogik und aktive Medienarbeit" zusammengeschlossen hat. Das Team um Harald Kuntze und Stefan Hartstang hat eineVielzahl von Projekten, Veranstaltungen und Seminaren auf dem Programm, die Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen eien kritischen Umgang mit den Medien vermitteln sollen. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt und in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen werden in den Räumen des Zentrums in der Nerostraße, in Schulen, Büchereien und Jugendzentren Medien-Projekte wie Lokalfernsehen, Nachrichten, Hörspiele, "Kinderfilmstadt" und Schulradio realisiert. Die Mitarbeiter verstehen Medienarbeit dabei nicht als "Zeigefingerpädagogik". Ziel ist, daß die Teilnehmer etwas über journalistisches Arbeiten lernen, einen Blick hinter die Kulissen der Medien werfen, vor allem aber einmal selbst aktiv Radio, Fernsehen oder Zeitung machen. Kontakt: Initiative Wiesbadener Medienzentrum, Nerostraße 16, Telefon: 06 11 / 52 17 08
Einen Erfahrungsaustausch für Stieffamilien bietet die Elternschule des Familienbildungswerkes. Weil das Zusammenleben in den neu zusammengesetzten Familien oft besonders große Anforderungen an Toleranz, Konfliktbereitschaft und Flexibilität stelle, sollten die Familien Gelegenheit zum Austausch finden.
Unter dem Titel "Meine Kinder, Deine Kinder, Unsere Kinder" beginnt die erste Kennenlernrunde des Kurses am Montag, 1. März, um 20.15 Uhr.
Anmeldung sind noch unter der Telefonnummer 15 01-138 möglich. luf
FRANKFURT A. M. Möglichst viele Menschen sollen bei der Kommunalwahl ihre Stimme abgeben und dafür sorgen, daß rechtsextreme Parteien nicht mehr im Römer vertreten sind - für dieses Ziel engagiert sich die Wählerinitiative "Frankfurt gegen rechts". Mit einer Talkshow, bei der zahlreiche Prominente mitwirken, wendet sich die Gruppe jetzt an die Öffentlichkeit. Beginn ist am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr, in der Kalbacher TSG-Turnhalle (Grubweg 6).
Mit dabei sind die Journalisten Hanns- Joachim Friedrichs und Stefan Aust, die Künstler Frank Farian, Edo Zanki, Gitte und Eintracht-Trainer "Stepi" Stepanovic. Ferner kommen der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und die Referentin des Amts für mulitikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh. Diether Dehm (SPD) moderiert den "Talk gegen rechts".
Karten gibt es beim Kiosk Sandrock (Hauptwache, B-Ebene) und an der Abendkasse. mb/08
Wenn 440 Hertz den Kammerton A schwingen lassen, ist Klavierstimmer Philip McCarty aus Büdingen zufrieden Spannung hinter der Klaviatur Grauenhafte Konzerte /Amerikaner kam als Soldat nach Hessen
BÜDINGEN. Philip McCarty (37) horcht. Sein kleiner Finger ruht auf der Tastatur des Steinway-Flügels auf dem Kammerton A. Dazu schlägt er mit dem Daumen die weiße Taste eine Oktave tiefer an. Der 37jährige nickt: Die Tonhöhe stimmt. Schnell überprüft er das E, das H, das Fis und so weiter. Quer durch die zwölf Tonarten, immer dem Quintenzirkel nach. "Bim, bim, bim", äfft McCarty sein Geklimper auf dem mächtigen Instrument nach - und läßt es sein. Der eigene Konzertflügel ist ohnehin nicht verstimmt: Ehrensache für einen Klavierstimmer. "Das ist eine Nervenbelastung", kommentiert der Klavierstimmer seine Arbeit. Der gebürtige Amerikaner überprüft bis zu vier Klaviere täglich. Pro Stück braucht er etwa eine Stunde Zeit. Scheinbar endlose 60 Minuten lang: "Bim, bim, bim." Der Grund: Für den Klang jeder einzelnen der 88 schwarzen und weißen Tasten sind bis zu drei Metallsaiten verantwortlich. Und eben diese müssen richtig gespannt sein, damit der Anschlag durch die kleinen Hämmerchen auch die richtigen Schwingungen auslöst, beim Kammerton A beispielsweise 440 Hertz. Hält die Kostprobe McCartys Gehör oder seinem Stimmgerät nicht stand, muß er an der Befestigung der Saiten, den sogenannten Stimmnägeln, drehen - bis zur richtigen Tonhöhe. Das Ergebnis läßt sich nur durchs Antippen der Tasten überprüfen: "Bim, bim, bim."
Philip McCarty kennt Kollegen, die zehnmal täglich ihr Gehör dieser Prozedur unterziehen. "Das könnt' ich net aushalten", gesteht er unverhohlen. Und sein hessischer Dialekt - auffälliger als der leichte amerikanische Akzent - verrät, wo der 37jährige die deutsche Sprache erlernt hat: in Büdingen.
In Kokomo im US-Bundesstaat Indiana geboren und zur Schule gegangen, entschloß sich Philip McCarty nach der Hochschulreife zum Militärdienst. 1976 wurde er als Feldwebel der Luftabwehr in der Büdinger Garnison der US-Armee stationiert. In dem Wetterau-Städtchen lernte er seine Frau Barbara (33) kennen, mit der er nach dem Ende seines fünfjährigen Militärdienstes 1979 in die Vereinigten Staaten zog.
Philip McCarty begann ein Studium. Sein Berufsziel: Lehrer. Doch während der ersten vier Semester lernte er vor allem Allgemeinwissen: Volkswirtschaft, Biologie, Physik. Erst als er einen Klavierstimmer kennenlernte, wußte der Student, womit er sein Geld verdienen will. Er verließ die Universität wieder. Die McCartys kehrten nach Deutschland zurück. In einem Offenbacher Reparaturbetrieb absolvierte der Exsoldat eine Lehre als Klavierbauer ("Es gibt auch den Beruf des Klavierstimmers: Aber ich weiß nicht, wo man das lernen kann.") und arbeitete dort zunächst als Geselle.
Vor fünf Jahren machte sich McCarty in Büdingen als Klavierstimmer selbständig. Das Geschäft läuft ausgezeichnet. Etwa 350 Kunden, meist Hobby-Pianisten und Familien mit Kindern, die regelmäßigen Unterricht erteilt bekommen, fordern seine Dienste jährlich an. Mindestens alle zwölf Monate müssen nämlich die Pianosaiten überprüft werden. Der Grund: Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter sowie die Luftfeuchtigkeit, die auf das Metall und den hölzernen Resonanzboden der Instrumente einwirken. Der Preis pro Klavier: etwa 120 Mark.
Der Klavierstimmer fährt zu Kunden bis nach Frankfurt, Gießen, Schlüchtern und Alzenau. Sein Können hat sich längst herumgesprochen. Auch für Konstantin Wecker und Bill Ramsey stimmte er bereits die Konzertflügel. Jede weitere Werbung ist Philip McCarty inzwischen ein Greuel, zumal Klavierspielen "immer populärer" werde. Seine Telefonnummer will er nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen ("Sonst kann ich mich nicht mehr retten vor Anrufen."). Wozu auch? Die Nummer steht schließlich im Branchenbuch. Das feine Gehör, unentbehrliches Handwerkszeug des Klavierstimmers, entwickelte sich bei der Tätigkeit. Der 37jährige zuckt bescheiden mit den Schultern: Hören könne wohl jeder lernen. Er selbst saß allerdings bereits im Alter von fünf Jahren am Klavier und besuchte den Unterricht bis zum elften Lebensjahr. Danach spielte McCarty zwar seltener auf den Tasten, dafür aber um so häufiger auf den Ventilen seiner Trompete. Außerdem sang er in einem Chor. "Ich hatte schon immer viel mit Musik zu tun", erzählt er.
Und auch seinen Hang zum geduldigen Tüfteln hatte Philip McCarty schon lange vor der Berufswahl entdeckt. Sein Hobby ist der Modellbau. Auf dem hochglanzpolierten Lack seines selbst aufgemöbelten Steinway-Flügels, Baujahr 1910, hat im Büdinger Fachwerkhaus ein funkferngesteuerter Doppeldecker einen Ehrenplatz gefunden. Den selbstgebauten Flieger läßt der Klavierstimmer am Wochenende in den Wetterauer Himmel aufsteigen. Wenn er sich nicht beim Klavierspielen entspannt. Philip McCarty übt am Feierabend vorzugsweise Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Mozart "und ganz viele Gospel-Sachen". In seiner Kirchengemeinde, der protestantisch-lutherischen Gemeinde in Gelnhausen, begleitet er sonntags die Lieder der Gläubigen auf dem Klavier.
Auf dem mächtigen Flügel im Wohnzimmer des Büdinger Fachwerkhauses spielen auch die Söhne Benjamin (10) und David (9). Tochter Sarah (8) lernt auf der Violine. Hannah (4) steht der Musikunterricht noch bevor. Auch wenn sie einmal keine Lust haben, hält der Vater den Klavierunterricht seiner Kinder für wichtig: Seine Frau Barbara und er selbst seien in ihrer Kindheit zum Üben "gezwungen" worden. "Aber jetzt können wir Klavier spielen", freut sich der vierfache Vater. Und das tut er gerne: Musizieren ist für ihn der schönste Kontrast zu seinem täglichen "grausamen Konzert" während der Arbeit, dem stetigen "bim, bim, bim". Stimmt.
JÖRN KOPPMANN
Thüringen Leicht könnten sie es mit jedem Fernsehhund aufnehmen und vielleicht sogar mit Lassie. Ihre Fähigkeiten sind ziemlich phänomenal: Die hochtrainierten Vierbeiner brauchen mit der Schnauze nicht mal den Dreck durchzuwühlen. Heiße Spuren finden sie schon, wenn sie das feine Näschen in den Wind halten. Auch sind sie darauf getrimmt, x-beliebige Spaziergänger von Hilfsbedürftigen zu unterscheiden, die verirrt, eingeschneit oder sonstwie verloren auf Rettung hoffen. Der das behauptet, ist einer, der es wissen muß; denn er ist Chef der siebenschnäuzigen Rettungshundestaffel Thüringens, mithin der ersten und einzigen in allen fünf neuen Ländern.
Nur daß es die gibt, hat sich noch nicht genügend rumgesprochen. Was im Einzelfall überaus tragisch sein kann, wie das böse Schicksal eines kürzlich Erfrorenen zeigt. Auf jeden Fall ist es ärgerlich, daß die Hundeführer aus Arnstadt sich dauernd mit einem konjunktiven "wir hätten, würden, könnten" bescheiden müssen, weil die Polizeistellen sie tatsächlich gar nicht erst alarmiert hatten. Gerade mal vier Einsätze im vorigen Jahr - das ist selbst dem faulsten Hund zu wenig.
Also grübelt man nun in dem Städtchen inmitten des Thüringer Waldes, warum die Superhunde so selten gerufen werden. Schließlich sind die Polizeiinspektionen im Lande seit mehr als einem Jahr über die Einsatzbereitschaft der Hundestaffel informiert. Vielleicht liegt eben da der Hund begraben. Nicht auszuschließen, daß ein Werbeslogan der Hundeführer, die übrigens allesamt zivilen Berufen nachgehen, bei den uniformierten Kollegen eine gewisse Identitätskrise ausgelöst hat. Bei der Fahndung, so wird nämlich versprochen, könnten drei Hunde eine Hundertschaft Polizisten ersetzen. Rationalität am Arbeitsplatz - so kommt die Polizei auf den Hund. geg Mecklenburg-Vorpommern Das "söte Länneken" (süße Ländchen) westlich von Rügen hat schon viele angezogen. Prominenz wie Sigmund Freud, Albert Einstein, Thomas Mann, Carl Zuckmayer. Vögel wie Seeadler, Austernfischer, Säbelschnäbler oder Mittelsäger. Urlauber, die an Hiddensee, diese 18 Kilometer lange, stellenweise nur 500 Meter breite Insel rettungslos ihr Herz verloren haben und es immer wieder in Kauf nehmen, zusammengepfercht auf dem Unterdeck der Fähre "wie auf einem Auswandererschiff" (so der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries) ihre Insel der Seligkeit anzusteuern. Seit Jahresende fehlt etwas: die Vogelwarte in dem Flecken Kloster, wo Gerhart Hauptmann begraben liegt. Seit 50 Jahren sind hier Zugvögel auf ihrer Reiseroute vom Nordkap bis nach Südafrika beringt worden; 380 ehrenamtliche Vogelkundler haben sich zusammen mit ihren Kollegen auf Helgoland und in Radolfzell auch nach der Wende die Aufgabe geteilt, auf diese Weise Flugrouten zu erkunden. Die Finanzierung der Einrichtung auf Hiddensee war von den neuen Ländern zugesagt.
Doch von wegen: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Eine Mischung von Futterneid und Intrige hat der weltweit bekannten Vogelwarte den Garaus gemacht. Zuerst klammheimlich, indem die zuständige Universität Greifswald Wissenschaftler in den vorzeitigen Ruhestand geschickt hat. Dann offen, in dem sie die letzten vier Ornithologen zum Jahresende Knall auf Fall gefeuert hat. Es hat nichts genutzt, daß der Inselbriefträger Sonderschichten laufen mußte, um Protestbriefe aus aller Herren Ländern abzuliefern. Auch der zur Vogelwarte gehörende Rechner in Neuenkirchen bei Greifswald, in dem drei Millionen Daten über Vogelzüge gespeichert sind, steht seit Jahresanfang still.
Einmal pro Woche schleicht sich noch einer der entlassenen Vogelwärter nach Kloster, um die Post wenigstens ordentlich auf einen Haufen zu stapeln. Abbau- Ost. Man sieht, nicht nur Wessis können plattmachen. ojw. Sachsen-Anhalt Duisburg? Ist doch klar - Schimanski. Wackersdorf? Logisch, die WAA. Mönchengladbach: Da gibt's nur eins - die Borussia. Es gibt Orte in Deutschland, da schießen einem die nächstliegenden Assoziationen in Sekundenschnelle durch den Kopf. Kalkar ist gedanklich auf ewig verbandelt mit dem Schnellen Brüter, Hoyerswerda mit der Ausländerhatz, Hameln mit dem Rattenfänger. Und Wolfen? Wolfen hat den "Silbersee".
Das sind ja nun beileibe nicht alles Wahrzeichen. Aber eine gewisse Popularität sichern selbst unliebsame Phänomene sonst eher unbekannten Städten und Gemeinden allemal. Das ist doch die Stadt, wo . . .? Richtig.
Den ökonomischen Aspekt sollte man dabei wirklich nicht unterschätzen: In unseren Tagen, da der Katastrophentourismus ein aufstrebender Wirtschaftszweig ist, Busladungen voll interessierter Fotoamateure auf Safari durch Rostock- Lichtenhagen streifen, kann sich Wolfen glücklich preisen, den Silbersee als Schatz zu besitzen. Die Grube ist schließlich eine ökologische Altlast par excellence; so eine Art Schmalspur-Seveso, angerichtet von skrupellosen SED-Lümmeln. Mit Maschendrahtumzäunung sind die 700 000 Kubikmeter gelatineartiger Ligninschlamm, die dort unter anderem lagern, nun in der deutschen Neuzeit bestens in Szene gesetzt. Altlastensicherung nennt man das. Und es kommt noch besser: Demnächst soll der Silbersee - mit "überschaubarem Aufwand von einer bis zwei Millionen Mark" - mittels einer Folie abgedichtet werden. Das nennt man auch Altlastensicherung. Besonders im Sommer hatte die Methangasentwicklung in der Grube nämlich für erhebliche Geruchsbelästigung gesorgt und den Genuß bei der Beobachtung des Zusammenspiels von Natur und Chemie getrübt.
Eine Folie? Christo - übernehmen Sie! Vbn
Geräusche aufnehmen, schneiden, vertonen - für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Helene Lange Schule kein Problem. Sie haben im Wiesbadener Medienzentrum eine Woche lang ihr eigenes Radio gemacht.
DIETZENBACH und seine vier Partnerstädte wollen in diesem Sommer in Dietzenbach ein "Spiel ohne Grenzen" veranstalten. Der sportliche und vor allem lustige Wettkampf soll in der Zeit vom 9. bis 12. Juli stattfinden. Der Spaß ist an die in den 70er und 80er Jahren vom Fernsehen ausgestrahlte Sendung "Spiel ohne Grenzen" angelehnt.
Dabei sein werden Gruppen aus Rakovnik (Tschechische Republik), Vélizy- Villacoublay (Frankreich), Neuhaus am Rennsteig (Thüringen). Vervollständigt wird das Spiel durch die Teilnahme einer Mannschaft aus der Partnerstadt Masaya (Nicaragua). Die Mittelamerikaner stellen drei Spielerinnen oder Spieler. Um die Gruppenstärke von elf zu erreichen, wird das Team von acht Mitgliedern des Vereins Monimbó aus Dietzenbach ergänzt.
Am ersten Tag des lustigen Wettbewerbes kämpfen die Mannschaften im Waldstadion um Punkte. Später wird das sportliche Treiben dann im benachbarten Freibad fortgesetzt. Die Siegerehrung ist für Sonntag, 11. Juli, in einem eigens für die Veranstaltung aufgebauten Festzelt am Waldstadion vorgesehen. Im Anschluß daran soll dort ein internationales Fest mit den Gästen und Bürgern der Stadt gefeiert werden.
Für das "Spiel ohne Grenzen" möchten die Veranstalter vom Vereins- und Sportamt außerdem einen besonderen Wettbewerb für die Prominenten aus den Partnerstädten und Dietzenbach auf die Beine stellen.
Die Gäste aus Frankreich, Nicaragua, der Tschechischen Republik und Thüringen sollen in Dietzenbacher Familien untergebracht werden. Wer jemanden aufnehmen möchte, kann sich im Rathaus beim Sport- und Vereinsamt (Telefon 30 12 17, -218) melden. aim
FRANKFURT-NORDWEST. "Wir feiern ein Jahr Kulturbuffet" - mit einem "Jubiläumsabend" zum Thema "Essen, Trinken, Fasten" gestalten die Organisatoren und Träger das Programm zum einjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe in der Nordweststadtbücherei (Nidaforum 6) am heutigen Donnerstag, 25. Februar. Das Buffet öffnet um 18 Uhr, das Programm beginnt um 19 Uhr.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volkshochschule, der Nordweststadtbücherei und der Katholischen Familienbildung präsentieren ernste und heitere Texte sowie persönliche Erfahrungen zum Thema des Abends.
Versprochen werden "Einblicke in die Eßkultur des Mittelalters und schnelle Blicke in die Fast-food-Gesellschaft". Wer danach nicht weiß, was er essen oder trinken soll, kann etwas über das Fasten erfahren (und etwas trinken).
Die Speisen des Abends werden wie immer vom VHS-Resozialisierungsprojekt im Rahmen des gastronomischen Ausbildungsprogramms für straffällig gewordene Frauen zubereitet. *ute
KT wartet . . .
Monika Berkenfeld von der Abteilung Kindertagesstätten im Stadtschulamt bestätigt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau die Aussagen der Eltern. Es stimme, daß ihr Amt die neuen Spielgeräte genehmigt habe. Eine Haushaltssperre im Jahr 1991 habe jedoch allen Planungen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Auch für die nahe Zukunft sieht Berkenfeld bei der momentanen finanziellen Situation der Stadt nur wenig Aussicht, die Spieloase in absehbarer Zeit auf dem KT-Gelände zu installieren.
Auch Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, gibt der allgemein schlechten finanziellen Lage der Stadt die Schuld: "Die Finanzmittel reichen für Maßnahmen und Wünsche der Kindertagesstätten nicht aus." Mit dem knappen Budget muß in erster Linie der Unterhalt der Gebäude und das Personal bezahlt werden; noch wichtiger sei die Beseitigung von Unfallgefahren. Für alles andere bleibe deshalb nur wenig Geld übrig. Deshalb solle besonders die Eigeninitiative im Bereich von Schulen und Kindertagesstätten unterstützt werden. Im Fall der KT 48 macht der Leiter des Garten- und Friedhofsamt dem Elternbeirat allerdings wenig Hoffnung. Allein der Einbau von Fallschutzplatten koste 10 000 Merk. Ganz zu schweigen von den Aufwendungen für das Spielgerät und dessen Montage: Alles in allem beziffert Amtsleiter Heil ein solches Projekt auf etwa 30 000 Mark - zuviel in den Augen der zuständigen Behörden.
Heil rechtfertigt auch das Verhalten der Ämter, gegenüber den Eltern keine Stellungnahme abgegeben zu haben. Diese hatten sich beklagt, über die Einstellung der Planungen von den Behörden nicht unterrichtet worden zu sein. "Da es tausend verschiedene Angelegenheiten gibt, ist eine Rückmeldung eigentlich ungewöhnlich", sagt der Amtsleiter.
So bleiben den Betroffenen der Kindertagesstätte 48 nur die Hoffnung auf bessere Zeiten und die veralteten Spielgeräte im Hof - aller Voraussicht nach werden diese auch noch ihren 50. Geburtstag erleben. ole
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Fabula-Kindertheater: Superpaul,15 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Neu-Isenburg-Gravenbruch. Ev. Kirchengemeinde: Die Hand an der Wiege (19 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Keine Vorstellung.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Stalingrad (20 Uhr). - Bambi: Bodyguard (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen ( 17.30, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Bitter Moon (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Neu-Isenburg. Allparteien-Veranstaltung zu aktuellen Themen, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Dreieich. FDP-Diskussion: Stadtmarketing - was ist das ?, 20 Uhr, Wingertstraße 49.
Kelsterbach. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, 18.30 Uhr, Rathaus.
Nauheim. Bau- und Planungsausschuß, 19,30 Uhr, Rathaus. Ausstellungen Egelsbach. Eröffnung: Seniorengruppe Montagskreis stellt aus, 14 Uhr, Foyer des Rathauses. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. AWO, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8, Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Telefon 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36: 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. AWO, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.
Mütterberatung in Walldorf, 13 bis 15.30 Uhr, Altenwohnheim, Schwarzwaldstr. 13-17.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, im alten Schloß, Tel. 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Mütterberatung in Berkach, 13 bis 14 Uhr, Schule, Rathausstr. 13.
Rüsselsheim. Pro Familia, Lahnstr. 30: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 /5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
DIETZENBACH. Nach den Abschlußbuchungen der Kämmerei sieht der Haushalt des vergangenen Jahres besser aus als zunächst angenommen. Sieben Millionen Mark mehr tauchen jetzt nach Auskunft des Ersten Stadtrates Lothar Niemann auf der Habenseite auf. Für dieses Plus gibt es seiner Meinung nach mehrere Gründe: Zum einen wurde bei den Personalkosten in der Verwaltung gespart, wurden haushaltsinterne Sammelnachweise aufgelöst und zum anderen gab es vor allem bei der Gewerbesteuer Mehreinnahmen (die Summe liegt jetzt bei 27 Millionen Mark) von rund zwei Millionen Mark.
Von den sieben Millionen Mark fließen nach Darstellung Lothar Niemans rund fünf Millionen Mark in die Rücklagen. Der Rest werde genutzt, um die zunächst für '92 vorgesehene Nettoneuverschuldung auf null zurückzufahren. Bürgermeister Jürgen Heyer spricht von einer "ganz gesunden Haushaltlage der Stadt."
Im Zusammenhang mit den neuen Zahlen im Haushalt weist Kämmerer Lothar Niemann auf die Sparpläne der Bundesregierung hin und meint, daß es die Kommunen hart treffen werde, falls die Zuschüsse für den öffentlichen Personennahverkehr ausbleiben. Den Vorschlag des Verkehrsministers Krause für eine Autobahnvignette hält er für schlecht. Wenn das realisiert werde, müsse Dietzenbach auch einen Anteil der Einnahmen dieser Straßenbenutzungsgebühr erhalten, fordert der Kämmerer. Die Stadt zahle schließlich rund eine halbe Million Mark pro Jahr für die Unterhaltung der Straßen. Aus dem Topf der Mineralölsteuer hingegen kommen nur 100 000 Mark vom Bund zurück, so Lothar Niemann.
Völlig falsch ist seiner Meinung nach die Befürchtung mancher Bürger, daß sich wegen der Bonner Sparpläne die Gebühren in den Kommunen erhöhen. Das werde es in Dietzenbach nicht geben, denn bis auf die Kindergärten werde kostendeckend gearbeitet, sagte der Erste Stadtrat. aim
Viele Händler an der Mainzer Landstraße haben Vorgärten und Bürgersteige zur "Automobilausstellung" gemacht Das Gallusviertel erstickt im Blech Verstärkte Kontrollen und Bußen angekündigt Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Krachend fällt die Rampe des Transportlastwagens auf den Asphalt, langsam rollen nagelneue Automobile herunter - zu den anderen, die vom Straßenrand bis hin zum Schaufenster des "Salons" fast Seite an Seite stehen: Nachschub für einen von zwei Dutzend Autohändlern an der Mainzer Landstraße - die Bürger aber, die hier noch wohnen, "fühlen sich vom Blech umzingelt" (Hermann Müller, Stadtteilgruppe Gallus). Ehemals grüne Vorgärten wandelten sich ohne Erlaubnis in betonierte Auto-Abstellflächen, auf öffentlichen Fußgängerwegen stehen Karossen zum Kauf, werden gar gewaschen und gewienert, "von Kindern für ein paar Mark" (Müller). Das soll jetzt anders werden: "Mit allen rechtlichen Mitteln" (Magistrats-Beschluß) will die Stadt "illegale Auswüchse" (Werner Blumentritt, Verkehrsüberwachung) des Autohandels bekämpfen. Die Bürger, die seit bald 20 Jahren vergeblich protestieren, glauben nicht mehr an einen Wandel zum Guten: "Immer die, die im Rathaus in der Opposition sind, werfen den anderen Untätigkeit vor", sagt Hermann Müller spöttisch. So auch jetzt - da verteilte die CDU Gallus Flugblätter auf der Mainzer: "Rot und Grün haben eine radikale Wende versprochen - nichts ist passiert, noch mehr Autos stehen zum Verkauf an der Straße!"
Und doch: Bauaufsicht und Hipo wollen die "schwere Zumutung" (Blumentritt) jetzt mit der Magistrats-Entscheidung im Rücken ernsthaft angehen. Zwischen Galluswarte und dem wenig entfernten Ordnungsamt an der Mainzer erhielten 20 Hausbesitzer Verfügungen, Beton vor ihren Gebäuden zu Gärten aufzubrechen.
Seit Montag kontrollieren Mitarbeiter der Hipo tagsüber die Mainzer. Autohändler, die jetzt noch den Bürgersteig als Verkaufsfläche nutzen oder neue und gebrauchte Vehikel am Straßenrand parken, müssen mit Bußgeld von "500 Mark und höher" (Blumentritt) rechnen. Das gleiche gilt, wenn sie beim Autowaschen "auf frischer Tat ertappt" werden.
Gleich beim ersten "Salon" stoßen die Hilfspolizisten auf einen bei Autohändlern beliebten Trick: Da steht ein nagelneuer weißer Mercedes auf dem Bürgersteig - mit roten Überführungskennzeichen. Ohne Nummernschilder hätte er im öffentlichen Verkehrsraum nichts zu suchen. Die Kennzeichen aber sind nur erlaubt, wenn das Auto am gleichen Tag tatsächlich gefahren wird. Die KfZ-Zulassung gibt den Händlern rote Fahrzeugscheine gleich im Block. Und was entdekken die Kontrolleure? Der Besitzer des Autosalons - "in Spanien im Urlaub" - hinterließ Mitarbeitern über 20 blanko unterschriebene Formulare.
Diesmal bleibt es bei einer Ermahnung. Für die Zukunft drohen die Hilfspolizisten an, rote Kennzeichen zu entziehen - "dann können wir zumachen!", sagt ein Händler nebenan erschrocken. Auch er nutzte den Trick. Und: Seine Autos, die bei erster Kontrolle ohne Nummernschilder auf dem Gehsteig standen, führen jetzt rote.
"Verunsicherung" heißt die Parole der Kommune - am Ende der auf Monate angelegten Aktion erhofft sie sich "lange währende Einsicht" (Blumentritt) der Betroffenen. Marlies Braun, die an der Mainzer einen kleinen Juwelierladen betreibt, würde sich freuen, wenn es so käme. Sie ist 1984 "von Autohändlern vertrieben" worden - nur die vermochten drastisch erhöhte Mieten in ihrem alten Domizil zu zahlen. Die Geschäftsfrau, seit 1952 im Gallus, kramt Fotos aus den 80ern auf die Ladentheke - schon damals standen Gebrauchtwagen so dicht vor ihrem Schaufenster, daß sich Kunden nur mühsam durchzwängen konnten.
(Fast) alle Versuche der FR, mit Auto- Firmen Kontakt zu knüpfen, schlugen fehl - da waren Geschäftsführer nicht zu sprechen, Telefonate kamen trotz langer Wartezeit nicht zustande. Einzig Ralph J. Häusler, Inhaber des gleichnamigen Autohauses, stellte sich zum Gespräch. Er berichtet vorsichtig von "einer Gruppe von Autohändlern, mit der wir uns nicht so gerne identifizieren". Die Vorwürfe von Bürgern und Behörden gingen bei seinem alteingesessenen Unternehmen fehl: "Das betrifft uns nicht!"
Wie könnte das Ende der Auseinandersetzung an der Mainzer aussehen? Darauf zu hoffen, daß die Attraktivität des Automobils nachläßt, ist nach bisherigen Erfahrungen zumindest keine kurzfristige Lösung - auch wenn der Absatz der Automobilindustrie im Januar 1993 bundesweit um 27 Prozent zurückging. Was aber nicht nur im Falle der Mainzer bedeutet: Neuwagen stehen länger herum. Der Stadt schwebt vor, daß die Firmen, statt ihr Gelände widerrechtlich auf Straßen und Bürgersteige auszuweiten, anderswo "Ersatzgrundstücke anmieten" (Überwacher Blumentritt).
(Siehe "Zaghaft grüne . . ." auf Seite 36)
Namen + Notizen
HELENE KUGEL, nicht nur Karnevalistin bei den "Heddemer Käwwern", sondern auf allen Frankfurter Fastnachtsbühnen gemeinsam mit Ehemann Hans als Gesangsduo "Die Kugels" zu Hause, feiert am Samstag, 27. Februar, im Saal der evangelischen Gethsemane-Gemeinde in der Marschnerstraße (Nordend) mit Freunden ihren 60. Geburtstag. Anfang der siebziger Jahre tauchten sie als (heute noch) ungleiches Paar im Karneval auf: Sie mollig und chic, der Hans "spindeldürr" und einen Kopf größer. Mit dem Lied "Es Dickerchen" schafften Helene und Hans mit Bravour den "Einstieg" in die Frankfurter Fastnacht, seit nunmehr zwei Jahrzehnten gehören sie dazu, begeisterten in dieser Zeit mehr als 120 000 Menschen. Und sie überraschen das Publikum immer wieder mit neuen, selbst getexteten Liedern. Ihr größter Hit ist das Lied "Oma hipp . . ." dixi
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Hanauer Arbeitsamt bittet Arbeitgeber, die Interesse daran haben, bislang schwer vermittelbare, aber durch Schulung wieder fit gemachte Frauen und Männer einzustellen, sich unter der Rufnummer 0 61 81 / 67 23 45 mit dem Amt in Verbindung zu setzen.
Noch bis zum 5. März läuft eine halbjährige sogenannte "Anpassungsmaßname" im Auftrag des Arbeitsamtes. Der Lehrgang will den Teilnehmern wieder konkrete berufliche Perspektiven aufzeichnen und sie in betrieblichen Praktiken den neuen wirtschaftlichen Erfordernissen anpassen, nachdem eine Berufsorientierung und EDV-Einführung vorangegangen waren.
Naturgemäß interessieren sich die Teilnehmer dieses Lehrgangs besonders stark für Dauerarbeitsplätze. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Feinmechanik, Lageristik und Bring- und Holdienst im Krankenhaus. are
FRANKFURT-NORDWEST. "Die Kapelle ist fertig", freute sich Pfarrerin Hildegard Düll und eröffnete den musikalischen Festgottesdienst, mit dem das ökumenische Seelsorgerteam die Kapelle im Souterrain des Nordwest-Krankenhauses dieser Tage feierlich einweihen konnte.
Damit ging ein langjähriges Provisorium zu Ende. Bisher nämlich mußten die Pfarrer den Mehrzweckraum im ersten Stock mit vielen anderen Nutzern innerhalb des Krankenhauses teilen. "Es war nicht immer einfach, diesem Raum eine sakrale Note zu geben", betonten sie und erinnerten sich an so "manche schnellen Umräumarbeiten".
Durch die vielfältigen Um- und Ausbauten im gesamten Krankenhaus wurde es jetzt möglich, einen Raum ausschließlich für eine kleine Kapelle im Souterrain auszuweisen. Architekt Teuto Rocholl ist es gelungen, den etwa 50 Quadratmeter großen Raum zu einer ansprechenden Kapelle zu gestalten.
Die Innenarchitektur lebt vom sakralen Mobiliar wie Altar, Ambo (Lesepult), Kreuz, Tabernakel und Kerzenständer. Thomas Duttenhoefer hat diese Gegenstände aus Eisen in eigenwilligem Stil nach der Devise "aus Schwertern Pflugscharen machen" geformt und sie mit christlichen Symbolen versehen. Sie stehen im harmonischen Kontrast zum ebenfalls von ihm gestalteten Fenster, dessen Mittelpunkt ein weißes Kreuz bildet.
Den ökumenischen Einweihungsgottesdienst, den Bernd Lechla an der neuen Orgel musikalisch begleitete, zelebrierten neben Pfarrerin Hildegard Düll, Dekan Matthias von Kriegstein, Dr. Albrecht Bender und Ordinariatsrat Pater Friedolin Langenfeld sowie die Seelsorgerin Sr. Caritas Zilken, die Seelsorger Siegfried Kittler und Bruno Pockrandt.
Gruß- und Segenswünsche überbrachten unter anderen Martin Hinnenthal von der Evangelischen Landeskirche, Krankenhausverwaltungsleiter Siegfried Twelker und Esther Gebhardt vom Evangelischen Regionalverband. Pfarrer Josef König von der Praunheimer Christ- König-Gemeinde sagte: "Als ich in den Raum kam, habe ich mich gleich wohl gefühlt." Und das war wohl ein treffendes Kompliment an die Gestalter. rw
Der Unterschlupf bei Verwandten in Frankfurt führt nicht selten zu unerträglichen Wohnverhältnissen Bosnische Flüchtlinge Opfer von Enge und Betrug Bundesbahn-Wohnheim im Gallus wird geräumt Von unserem Mitarbeiter Volker Mazassek Mehr als 50 Flüchtlinge aus Bosnien werden Ende April auf der Straße stehen. Die Männer, Frauen und Kinder müssen ein Wohnheim der Bundesbahn in der Idsteiner Straße im Gallus räumen, in dem sie ohne Mietvertrag mit der DB zum Teil schon fast ein Jahr leben. Darauf einigte man sich gestern in einem Vergleich vor dem Landgericht. Der Hausmeister des Wohnheims hatte mit den Flüchtlingen unterderhand eine schnelle Mark gemacht - gegen horrende Summen "vermietete" er die Apartments an die Flüchtlinge. Der Fall wirft ein bezeichnendes Licht auf die katastrophale Wohnsituation von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Mit Verwandten, die sie aufgenommen haben, kommt es immer häufiger zu Konflikten. Und Vermieter beginnen, Räumungsklagen anzustrengen.
Der unerlaubte Aufenthalt der Bosnier flog erst bei einer Inspektion im Dezember vergangenen Jahres auf. Das Gebäude soll saniert werden, damit Mitarbeiter der Reichsbahn, für die die DB händeringend Wohnraum sucht, einziehen können. Seit der Entdeckung der Bosnier wird das Gebäude bewacht. Es sollen, so Wolfgang Klisch von der Bundesbahndirektion, "nicht noch mehr Leute ins Haus geschleust werden". Zeitweise hielten sich dort etwa 100 Menschen auf, sagt der Anwalt der Beklagten, Miroslav Lucic. Wie viele es jetzt sind, weiß niemand.
Beide Parteien setzten jedoch auch die Stadt auf die Anklagebank. Der Anwalt der Bundesbahn klagte über "die mangelnde Initiative der Stadt Frankfurt". Nur die "Duldung der Flüchtlinge wird geregelt, sonst nichts". Ein Schreiben des Präsidenten der Bundesbahndirektion an die Stadt sei ohne Antwort geblieben. Auch der Anwalt der Flüchtlinge berichtete von vergeblichen Vorsprachen.
Für die Bundesbahn dürfte es schwer sein, die vor Gericht geschlossene Vereinbarung einzuhalten, sich "für eine anderweitige, menschenwürdige Unterbringung" der Bosnier einzusetzen. Sozialamtsleiter Ingo Staymann, der gestern zum ersten Mal von dem Fall hörte, sieht keinen Handlungsspielraum. Nach Lage der Dinge müßten die Betroffenen in die Gemeinschaftsunterkunft nach Schwalbach. Städtische Wohnungen bleiben den Flüchtlingen versperrt, weil "das angesichts der Wohnungsnot einen sozialen Sprengstoff birgt, den diese Stadt nicht aushält", wie Roland Frischkorn, Referent des Sozialdezernenten, unlängst erklärte. Aus humanitären Gründen wird rund 2000 Menschen aus Ex-Jugoslawien Sozialhilfe gewährt, was sich monatlich auf 1,5 Millionen Mark summiert. Dies alles, so Staymann, sei mehr, als manche andere Stadt für die Flüchtlinge tue.
Diese geraten jedoch immer stärker in Bedrängnis. Gegen das Ehepaar Irfan und Nisveta M. beispielsweise hat der Vermieter eine Räumungsklage angestrengt. Daran änderte auch nichts, daß die Tochter des Ehepaars seit einem Sportunfall in der Schule im vergangenen Jahr querschnittsgelähmt ist. Für Dusko Zegarac, den Betreuer des Ehepaars, ist dies ein Beispiel für einen Vermieter, "der erbarmungslos die Misere der Leute ausnutzt".
Ana Karic (Name geändert) ist da noch besser dran. Noch hat die Bosnierin ein Dach über dem Kopf, noch kann sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, noch fordert sie keine Behörde zum Gehen auf. Im Mai vergangenen Jahres floh die 30jährige Frau mit ihren beiden Kindern zu ihren Eltern nach Frankfurt. Nun drängeln sich in einer 80-Quadratmeter-Wohnung am Westbahnhof zehn Personen. Zwei Familien teilen sich die dreieinhalb Zimmer: Ana Karic, ihre beiden Kinder und ihre Eltern haben sich in eineinhalb Zimmern eingerichtet, in den übrigen Räumen lebt eine weitere fünfköpfige bosnische Familie. Acht Quadratmeter Deutschland für jeden - es herrscht quälende Enge.
Ana Karic erzählt von "Reibereien" wegen der Kinder und der gemeinsamen Badbenutzung. Auch der Vermieter "drängelt". So wie ihr geht es fast allen Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien. "Es gibt keine Familie, die nicht ihre Angehörigen aufgenommen hat", sagt die Sozialarbeiterin Drazena Bresic vom Kroatischen Zentrum der Caritas. Weil der Krieg auf dem Balkan anhält und immer mehr Flüchtlinge kommen, sei die Wohnsituation mittlerweile "katastrophal". "In letzter Zeit herrscht einfach Not", ergänzt ihr Kollege Ilija Dreznjak.
Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien bilden neben den Türken seit Jahren die größte Ausländerkolonie in Frankfurt. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 11 000 Flüchtlinge aus Bosnien und Kroatien dazu, Ende Dezember waren 46 317 Menschen aus Ex-Jugoslawien gemeldet.
Im Gallus, im Ostend, im Bahnhofs- und Gutleutviertel hieß es daraufhin zusammenrücken. Manche Häuser nahe dem Bahnhof, die nur jugoslawische Klingelschilder aufweisen, quellen über. Weil es drin zu eng ist, stehen die Menschen draußen und beobachten die Busse mit Zagreber Kennzeichen, die weitere Flüchtlinge bringen. "Kaum eine Bleibe, wo weniger als zehn Menschen leben" - davon erfährt Drazena Bresic ständig im Kroatischen Zentrum, wo täglich um die 60 Flüchtlinge vorsprechen.
Je länger die Verwandten bleiben, desto häufiger stellen sich Konflikte ein. Branko Dzakula von der Arbeiterwohlfahrt berichtet von "zunehmenden Aggressionen". Eine Frau habe gar ihren Bruder aus der Wohnung geworfen. Von Streitereien "erzählen die Leute täglich". Und nach wie vor ist nicht absehbar, wann die Menschen, die unfreiwillig gekommen sind, wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
(Siehe auch "Ein bißchen . . . auf Seite 26)
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Es lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen sowie: Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich. mb/08
NORDWESTSTADT. "Neuer Start ab 35 - Neuorientierung für Familienfrauen" heißt eine Kurs, den die Katholische Familienbildungsstätte Nordweststadt jetzt anbietet. Frauen, die wieder in ihren Beruf einsteigen möchten, können sich im Kreis Gleichgesinnter informieren. Der Kurs richtet sich an Frauen, die bislang wenig Berufserfahrung oder keine abgeschlosene Berufsausbildung haben oder über 50 Jahre alt sind.
Kursbeginn ist am Mittwoch, 3. März, um 9 Uhr in der Familienbildungsstätte, Tituscorso 1. Anmeldung und Information dort oder unter Telefon 57 09 19. ks
STADT UND KREIS OFFENBACH. Vier Vereine aus dem Sportkreis Offenbach erhielten jetzt Zuschüsse des Landessportbundes Hessen für notwendige Investitionen: 10 000 Mark für den Bau von Tennisplätzen an die Adresse der Offenbacher Turngesellschaft, je 5000 Mark an den TC 77 Obertshausen (Heizungssanierung) und die SG 1874 Egelsbach (Kauf einer Zeitmeßanlage), 732 Mark für den Schützenverein Heusenstamm (Kauf einer Luftpistole). hf
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OBER-MÖRLEN / NIDDA. Ihre erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler des Jahres ehrt die Gemeinde Ober-Mörlen am Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr mit einem Festakt im Dorfgemeinschaftshaus von Langenhain-Ziegenberg.
Die Stadt Nidda ehrt ihre Sport-Spitzen am Samstag, 13. März, ab 19 Uhr in der Sporthalle des Gymnasiums. Im Rahmen des Frühlingsfestes ist dabei ein buntes Programm vorgesehen - mit Fanfarenzug, Breakdance, Tombola und Rhönrad-Vorführung. nes
Im Blickpunkt: Madagaskar Friedlicher Machtwechsel
Mit 67 Prozent für Madagaskars Oppositionsführer Albert Zafy ist der Sieg bei den Präsidentenwahlen kürzlich noch deutlicher ausgefallen, als viele erwartet hatten. Staatschef Didier Ratsiraka kam im zweiten Wahlgang nach Angaben des Innenministeriums in Antananarivo nur auf 34 Prozent. Der einstige Marxist Ratsiraka gründete nach Angaben des französischen Rundfunks eine neue Partei mit dem Namen "Wächter für sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau" (Ares). Nach 22 Monaten zum Teil blutiger Bürgerproteste verläuft der demokratische Machtwechsel offenbar friedlich. Ratsiraka, der 17 Jahre lang die tropische Insel im Indischen Ozean autoritär regiert hat, deklarierte seine Partei als Nachfolgerin der einstigen Staatspartei "Wächter der Malegassischen Revolution". Nach dem deutlichen Ergebnis nach einem relativ fairen und ausgesprochen friedlichen Wahlablauf zweifelt kaum jemand am demokratischen Neuanfang des Präsidenten. Noch fehlt eine Loyalitätserklärung der madegassischen Streitkräfte zu ihrem neuen Oberkommandanten Zafy. Doch die Armee hat sich schon in den heftigen politischen Auseinandersetzungen der letzten zwei Jahre als weitgehend neutrale Ordnungskraft bewährt.
Zafy siegte in allen Provinzen Madagaskars mit Ausnahme von Ratsirakas Heimatregion Tamatave, die der Präsident mit 52 Prozent knapp für sich gewinnen konnte. Das Votum des Volkes drückt auch eher den Wunsch nach Dynamik und neuen Gesichtern aus als nach radikalen politischen Veränderungen. Die eigentliche Wende hat schon Ratsiraka selbst vor mehr als zehn Jahren vollzogen, als er sein sozialistisches Militärregime für die Marktwirtschaft und die Reformprogramme der Weltbank öffnete und auch die ersten Ansätze eines politischen Pluralismus erlaubte.
Die große Volkserhebung Mitte 1991, als monatelang Hunderttausende für eine neue Regierung demonstrierten, war in erster Linie ein Protest gegen das verfilzte und selbstgefällige politische Establishment. Erst die blutigen Zwischenfälle, vor allem der vom 10. August 1991, als die Präsidentengarde über 100 unbewaffnete Demonstranten erschoß, ließen jene verbitterte Entschlossenheit entstehen, die Bewegung auch bis zum endgültigen Sieg zu führen.
Doch es blieb im großen und ganzen eine "stille Revolution": Gewalt oder gar Plünderungen oder Vandalismus blieben trotz der emotionalisierten Menschenmassen, die über Monate durch Madagaskars Städte marschierten, seltene Ausnahmen. Daß es so war, ist auch Persönlichkeiten wie dem nunmehrigen Wahlsieger Albert Zafy zu verdanken, einem schmächtigen, gerne mit Strohhut auftretenden 65jährigen Chirurgieprofessor, der weder rhetorisches Talent noch ein ausgefeiltes politisches Programm mitbrachte, dafür aber ein Gespür für politischen Ausgleich, gepaart mit Direktheit und akzeptierter Ehrlichkeit in seinen Aussagen. In unmittelbare Gewalt war Zafy die ganze Zeit nur einmal verwickelt, als an jenem 10. August 1991 zwei seiner Leibwächter, die sich schützend vor ihn gestellt hatten, im Kugelhagel starben. Als Tausende seiner Anhänger ein paar Monate später das Finanzministerium stürmen wollten, forderte Zafy sie auf, die Tore nicht gewaltsam einzurennen, sondern die Schlüssel beim Portier zu holen.
Das Oppositionsbündnis "Forces Vives" (Lebenskraft) errang schon damals direkten politischen Einfluß und wurde in einer "Haute autorité de l'Etat" unter Zafys Führung als eine Art Nebenregierung legalisiert, die im Vorjahr auch die neue Verfassung und einen Zeitplan für die Wahlen aushandelte. Nach dieser neuen Konstitution wird Zafy über viel weniger Machtfülle als der scheidende Präsident verfügen. Die eigentliche Exekutivgewalt wird bei einem Premierminister liegen, den aber nicht Zafy, sondern das im April zu wählende neue Parlament bestimmen wird.
HELMUT OPLETAL (Nairobi)
Seit es das neue Betreuungsgesetz gibt, bei seiner Verabschiedung im Januar 1992 als "Jahrhundertwerk" gewürdigt, stellt sich die Frage, woher die so dringend gesuchten, ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer nehmen?
Bisherige Erfahrungen haben nämlich gezeigt, daß die meisten, die beispielsweise als rüstige Rentner einen anderen alten Menschen betreuen wollen, gar nicht wissen, welche Aufgaben dann auf sie zukommen. Oder wo er Hilfe findet, wenn er sich in seiner Betreuungsaufgabe überfordert fühlt, nachdem er vom Vormundschaftsrichter dafür eingesetzt wurde.
Dem abzuhelfen, bietet der "Gesprächskreis Betreuung", initiiert vom Evangelischen Regionalverband (Freizeitberatung und Seniorenarbeit, telefonischer Kontakt unter 069 /21 65 - 424 oder - 425) in der Geschäftsstelle der "Initiative Aktiver Ruhestand" (Brentanostraße 23) jeweils am ersten Donnerstag im Monat, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr, kompetente Gesprächspartner an. Die Fachleute geben Antwort auf alle Fragen um die Themen "Entmündigung - Vormundschaft - Gebrechlichkeitspflegschaft". Das sind Begriffe, die besonders bei alten Menschen nach wie vor Ängste auslösen. "Durch diese Aktivität", sagt der Diplom-Religionspädagoge Helmut Graf, Ansprechpartner für den Bereich Seniorenarbeit, "sollen Menschen für die ehrenamtliche Aufgabe einer Betreuung gewonnen werden und sonstwie betroffene die Möglichkeit zum Austausch haben".
Fragen, die in solchen Gesprächsrunden bisher schon immer eine Rolle gespielt hätten, seien beispielsweise: "Was muß ich heute bedenken, wenn ich selbst später einmal eine Betreuung in Anspruch nehmen muß?" - "Wie kann ich eine Betreuung für einen Menschen erreichen, von dem ich weiß, daß er selbst nicht mehr alleine zurechtkommt?" Oder auch: "Wie gehe ich mit meiner Betroffenheit um, plötzlich der Betreuer meines durch einen Unfall gelähmten Vaters zu sein?"
Rekigionspädagoge Graf sagt dazu: "Für die eigene Lebensperspektive ist das Nachdenken über die genannten Fragen hilfreich." Solches Engagement könne auch für das eigene Leben eine Bereicherung sein.
"Für den Betreuten", fügt Graf hinzu, "ist es vielleicht der einzige persönliche Kontakt." -vau
OFFENBACH. Zu Tageserholungen am Stadtrand lädt der Evangelische Kirchengemeindeverband in das Martin-Luther- Haus auf der Rosenhöhe ein. Das Haus wird vom 23. bis 31. März und zwischen dem 6. und 14. Mai zum Treffpunkt für ältere Menschen. Die Tage beginnen jeweils mit einem Frühstück und enden nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken gegen 16 Uhr.
Informationen gibt es über die Telefonnummer 069/64 84 93 26 dienstags bis donnerstags von 9.30 bis 12.30 Uhr. hf
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Rechnungsberichte liegen aus KÖNIGSTEIN. Das Rechnungsprüfungsamt hat die Königsteiner Etats der Jahre 1988 und 1989 abschließend überprüft. Die Zahlenwerke können bis einschließlich Dienstag, 9. März, bei der Finanzverwaltung, Burgweg 5 a, Zimmer 135, eingesehen werden: Werktags außer mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr, montags auch von 15.30 bis 17.45 Uhr. Autogenes Training OBERURSEL. Ein Kurs für autogenes Training unter der Leitung eines psychologisch geschulten Heilpraktikers beginnt am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, im Kindergarten Liebfrauen, Berlinerstraße 65. Anmeldungen nimmt die Elternschule Taunus unter Tel. 0 61 72 / 69 09 45 entgegen. Spiele im Hallenbad OBERURSEL. Die Stadtwerke laden am Donnerstag, 4. März, von 15 bis 17 Uhr wieder zu einem Spielenachmittag ins Hallenbad ein. Mieterverein berät OBERURSEL. Die nächste Beratung des Mietervereins Oberursel und Umgebung ist am Freitag, 5. März, 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital (Hospitalstraße 9). Bücher selber binden OBERURSEL. Unter der Anleitung eines Buchbindermeisters beginnt am Dienstag, 9. März, ein neuer Kurs der Volkshochschule. Die Teilnehmer lernen, wie man ein Buch selber einbindet und eine reparaturbedürftige Lektüre wieder instandsetzt. Beginn ist um 16 Uhr in der Alten Post, Oberhöchstadter Straße 5.
Blutspende STEINBACH. Das Deutsche Rote Kreuz Steinbach bittet am Donnerstag, 4. März, alle zwischen 18 und 65 Jahren um Blutspenden: Von 16.30 bis 20 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule. Al-Anon-Treffen OBERURSEL. Die Al-Anon-Familiengruppe für Angehörige von Alkoholikern trifft sich am Donnerstag, 4. März, in der Liebfrauengemeinde, Berliner Straße 65. Beginn: 19.30 Uhr. "Die Silberdisteln" treten auf KÖNIGSTEIN. "Die Silberdisteln", die Theatergruppe der Senioreninitiative Höchst, tritt am Donnerstag um 15.30 Uhr im Festsaal des Altkönigstifts auf. Altstadtbewohner informieren KRONBERG. Der Aktionskreis "Lebenswerte Altstadt" informiert am Samstag, 6. März, auf dem Berliner Platz mit einem Stand zum Thema Altstadt. Schadow liest vor OBERURSEL. Bürgermeister Thomas Schadow wird am Donnerstag, 4. März, ab 15.30 Uhr in der Vorlesestunde der Stadtbücherei aus dem Buch "Der kleine Häwelmann" von Theodor Storm vorlesen. Anschließend wird gebastelt. 20 Jahre Ferienspiele KÖNIGSTEIN. Einen Rückblick auf 20 Jahre Ferienspiele in Königstein bietet eine Foto-Ausstellung im Foyer der Stadtbücherei im Kurhaus. Wem die Bilder gefallen, der kann sie nach der Schau, die vom Montag, 8., bis Donnerstag, 18. März läuft, zum Selbstkostenpreis bekommen: Info unter Tel. 20 22 67 (Lenerz) oder 20 23 03 (Herbst, ab 16 Uhr). Abfuhrtermine in Königstein
KÖNIGSTEIN. Die gelben Säcke werden im gesamten Stadtgebiet am Mittwoch, 10. März, abgeholt. Ausrangierte Kühlschränke, Fernseher und Monitore werden am Donnerstag, 11. März, weggefahren - sofern bis Mittwoch mittag bei der Stadt eine Anmeldung eingegangen ist: Tel. 20 22 43 und 20 22 46. Unter diesen Nummern können auch bis 17. März, 12 Uhr, Gartenabfälle angemeldet werden, die Donnerstag, 18., abgeholt werden. Dänische Stickerei zu Ostern
OBERURSEL. Einen Osterbastelabend mit dänischer Stickerei bietet das katholische Gemeindezentrum St. Crutzen (Bischof-Brand-Straße) für Donnerstag, 11. März, 20 bis 22 Uhr, an. Anmeldung: Pfarrbüro, Tel. 0 61 71 / 7 34 06. Versammlung des Verkehrsvereins
KRONBERG. Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder des Verkehrsvereins am Mittwoch, 24. März, im Hotel "Kronberger Hof", Bleichstraße 12. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr. Taunusklub wandert auf dem Eselsweg
OBERURSEL. In mehreren Etappen wandert der Taunusklub 1878 vom 24. April bis zum 1. Mai auf dem historischen Eselsweg. Täglich sollen etwa 15 bis 20 Kilometer zurückgelegt werden. Interessenten erhalten freitags ab 18 Uhr im Wanderheim oder unter der Rufnummer 0 61 71 / 2 64 68 nähere Informationen.
HEINZ SCHÄFER, LUDWIG STEINBRECHER, GEORG SIPPL, WERNER CWIELONG, ERWIN HIRCHENHAIN, HANS LAUFER und zehn weitere Mandatsträger im Erlenseer Parlament oder dem Gemeindevorstand wurden jetzt für ihre langjährige Mitarbeit ausgezeichnet. Ein halbes Leben für die Kommunalpolitik hat der stellvertretende Bürgermeister und Sozialdemokrat Heinz Schäfer auf dem Buckel. Mit 36 Jahren im Parlament macht ihm niemand etwas vor. Ludwig Steinbrecher, ebenfalls SPD-Urgestein auf Rang zwei kann dagegen "nur" auf 28 Jahre Tätigkeit verweisen. Auf 24 Jahre hat es der Erlenseer Kojak Georg Sippl gebracht. Der streitbare Genosse, der immer zu einem erfrischenden Dialog mit den Oppositionsfraktionen bereit war, kandidierte nicht mehr. Zu sehr sei die Rolle des Politikers - und sei es als Feierabendparlamentarier - ins schlechte Licht geraten, begründete er seinen Schritt. Über 20 Jahre Erfahrung verfügen Werner Cwielong, Erwin Hirchenhain und Hans Laufer.
BRUCHKÖBEL. Die Stadtverwaltung weist auf die Möglichkeit für alleinerziehende Mütter hin, einen Bildungsurlaub der Hessischen Landeszentrale in Oberreifenberg in Anspruch zu nehmen. Angeboten werden zwei Aufenthalte, vom 5. bis 9. April sowie vom 30. August bis 3. September zum Preis von 200 Mark plus 10 Mark pro Kind.
Als Themen sind vorgesehen: Wandel der Familie, Alltag mit Kindern, Frauenpolitik und Einflußmöglichkeiten, Selbstbewußstein finden und stärken, Rechtsfragen, persönliche Lebensplanung und Alterssicherung.
Interessentinnen erfahren mehr bei der Frauenbeauftragten der Stadt Bruchköbel, Helga Gemmecker, im Rathaus. hein
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Zu der Veranstaltung lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen. Außerdem steht auf dem Stundenplan: "Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich". mb/08
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Es lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen sowie: Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich. mb/08
Marlies Braun ist ganz stolz auf ihren Vorgarten - im Sommer, sagt sie, flattern "fünf Sorten Schmetterlinge" um die Rosen. Wer jetzt mit den Augen ihrem ausgestreckten Arm folgt, sieht ein heckenbegrenztes Stück Pflaster mit schmalem Erdsaum und einem Pflanzkübel aus Waschbeton in der Mitte. Immerhin, die Schmuckhändlerin war einsichtig gewesen: Als die Stadt ihr 1984 bei Übernahme des Ladens die Auflage machte, statt eines illegalen Parkplatzes vor der Schaufensterscheibe wieder Grün anzulegen, reagierte sie. Nachbarn blieben stur - was einmal unterm Pflaster lag, rückten sie nicht wieder heraus: Die Stellfläche für das eigene Auto oder Fahrzeuge der Kunden vor der Haustür ist halt nur zu bequem.
"Die Stadt hat so eine schöne Vorgarten-Satzung - sie sollte sie nur mal umsetzen!", sagt Hermann Müller von der Stadtteilgruppe Gallus. Die Ironie der Bürgerinitiative hört Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) gar nicht gern: "Unsere Rechtsposition", klagt er, "ist ausgesprochen schwierig!"
20 Hausbesitzern auf dem kurzen Stück der Mainzer Landstraße zwischen Galluswarte und Ordnungsamt flatterte eine Verfügung der Bauaufsicht ins Haus, grüne Vorgärten anzulegen - alle 20 Eigner erhoben Widerspruch. Kein Mensch wollte von den "skizzenhaften Vorschlägen" (Wentz- Referent Jürgen Häußler) der Bauaufsicht für neue Büsche und Bäume etwas wissen. Alle Betroffenen, so Wentz, argumentierten mit "Gewohnheitsrecht". Soll heißen: Damals, in den 70er Jahren, als über die Beete Beton gegossen wurde, kümmerte das doch auch niemand. Warum heute?
Ein Teil der Streitigkeiten beschäftigt noch das Rechtsamt der Stadt, andere Verfahren sind schon vor Gericht anhängig. "Entschieden", so Häußler, "ist nichts".
Und genau das bringt Bürger wie Marlies Braun so auf. Da gibt es, sagt sie, einerseits die Menschen, die schon "in der dritten Generation" oder länger im Gallus zu Hause sind und ein lebenswertes Viertel auch noch länger verteidigen wollen. 1938 eröffnete ihre Familie in der Nähe den ersten kleinen Schmuckladen. Heute, da allenthalben die Büros ins ehemalige Arbeiterviertel vordringen, belagerten die Immobilienhändler ihr Haus: "Was glauben sie, was ich für Angebote kriege - aber noch haben wir den Schulterschluß mit den Nachbarn: Wir verkaufen nicht!"
Doch wer will noch wohnen, wo selbst um kleinste Fleckchen Grün zäh gerungen werden muß? Gegenüber, auf der anderen Seite der Mainzer, erhebt sich der riesige neue Bürobau des Kaufmanns Josef Buchmann - und davor, kaum breiter als ein Meter, ein winziges Gärtlein mit zaghaften grünen Sprossen. "Das ist Gartengestaltung, was?", sagt Hermann Müller. Der Mann hört sich irgendwie grimmig an. jg
GRIESHEIM. Nach vier Jahren kommunalpolitischer Arbeit, nach vielen Sitzungen bis nach Mitternacht, nach Tausenden von Anträgen und Anfragen zieht der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) Bilanz über das Geleistete. Trotz der zeitaufwendigen und vielfach "nervenaufreibenden" Tätigkeit im größten Frankfurter Stadtteilgremium sind sich die Fraktionsführer von CDU, SPD und Grünen mit dem Ortsvorsteher einig: Viele der gesteckten Ziele wurden erreicht und einige unerwünschte Planungen gestoppt.
"Die herausragenden Themen waren eindeutig der Wohnungsbau und die Verkehrsplanung", resümiert Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. So konnte beispielsweise die geplante Aufstockung der Bizonalen Siedlung in Griesheim vorerst verhindert werden. "Wenigstens wurde nicht überstürzt gebaut, sondern alle Beteiligten reden noch einmal darüber", freut sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens.
Mertens wertet es zudem als Erfolg für seiner Partei, daß die sofortige Schließung der Schwanheimer Bahnstraße verhindert werden konnte. "Die Sache ist aber noch nicht vom Tisch", warnt er. Nach Mertens' Schätzung wird auch in Zukunft über die Dauerbrenner Leunabrücke und Autobahnanschluß Goldstein diskutiert werden. SPD-Chef Norbert Wildhirt hebt Ergebnisse im sozialen Bereich hervor. "Wir konnten in Goldstein und Griesheim zwei Kindertagesstätten eröffnen, außerdem wird noch in diesem Jahr der Bau des Funktionsgebäudes für die SG Griesheim anlaufen."
Unterschiedliche Positionen - auch innerhalb der einzelnen Fraktionen - gibt es zu den Überlegungen, den Ortsbeirat 6 wegen seiner Größe aufzuteilen. "Dazu müssen wir auf jeden Fall Vereine und Bürger befragen, schließlich sollen die sich ja vertreten fühlen", findet der Ortsvorsteher. Bernhard Mertens steht einer Teilung persönlich skeptisch gegenüber, in der CDU-Fraktion gibt es jedoch auch Befürworter. Ähnlich wie Mertens sieht Norbert Wildhirt "keine Notwendigkeit" zur Teilung. Einig sind sich jedoch alle, daß der entsprechende Antrag der Grünen nach der Kommunalwahl wieder auf den Tisch kommen soll.
Trotz der Größe des "Sechsers" sind CDU und SPD der Meinung, daß die Nähe zum Bürger noch ausreichend gegeben ist. "Die Bürgerfragestunde geht so lange, bis alle Fragen beantwortet sind. Während der Sitzung haben die Gäste außerdem Rederecht", sagt Sozialdemokrat Norbert Wildhirt. Thomas Schlimme (Grüne) sieht das problematischer: "Die Fragestunde ist zu früh am Abend angesetzt, viele Bürger müssen außerdem lange Wege in den Höchster Sitzungssaal in Kauf nehmen."
Die Grünen-Fraktion hatte es nach ihrer Ansicht in der auslaufenden Wahlperiode schwer, sich gegen die beiden großen Parteien zu behaupten. "Einige Beiratsmitglieder müssen noch lernen, uns zuzuhören", beklagt sich Thomas Schlimme. Mit nur zwei Sitzen im Stadtteilparlament sei es darüber hinaus schwer, grüne Forderungen durchzusetzen. "Bei ökologisch wichtigen Themen wie dem Ausbau des Straßennetzes stimmen Rot und Schwarz immer zusammen."
Positiv bewerten die Fraktionen, daß die lange geforderten Tempo-30-Zonen jetzt umgesetzt werden. Mit dem Lob für die 1989 von der rot-grünen Stadtregierung geschaffenen neuen Ortsbeiratsgeschäftsordnung verbinden sie auch Kritik. "Gerade in der Verkehrsplanung vor Ort könnten wir aber noch mehr Befugnisse gebrauchen", findet Norbert Wildhirt. Ein Manko sei, daß in der Zusammenarbeit mit den Ämtern "vieles nicht so schnell umzusetzen ist, wie wir uns das dachten", unterstreicht Wildhirt. Für ihn ergibt sich deshalb die Forderung, dem Stadtteilparlament noch mehr Kompetenzen zuzusprechen, beispielsweise bei Finanzierungen von kleinen Projekten wie Parkbänken oder Papierkörben.
Thomas Schlimme sieht in der neuen Geschäftsordung nur einen ersten Schritt. Nach seiner Auffasung sollten auch die Grundnetzstraßen vom Ortsbeirat beruhigt werden dürfen. Für ihn ist ein eigener Haushalt unabdingbar, um gesteckte Ziele schneller umsetzen zu können.
Ein entsprechendes Thesenpapier von Ortsvorsteher Hartleib und dem Grünen Thomas Rahner, wonach den Beiräten grundsätzlich mehr Rechte eingeräumt und ein eigener Haushalt samt Verwaltungsstelle geschaffen werden sollen, ist jedoch unter den Beiräten umstritten.
"Das Geld ist schon knapp genug. Ich will nicht, daß sich ein Zeilsheimer mit einem Griesheimer Politiker um die letzte Mark streiten muß", argumentiert Wildhirt. Innerhalb der Christdemokraten gibt es noch keine einheitliche Meinung zu einem eigenen Etat. "Wir wollen das nach der Wahl frankfurtweit erörtern", sagt Bernhard Mertens. Auf jeden Fall solle ein gesonderter Etat nicht weiteren Verwaltungsaufwand mit sich bringen.
Durchweg gelobt wird das gute Klima auf den Sitzungen im Höchster Bolongaropalast. "Die Diskussionen sind in den letzten Jahren fairer geworden", stellt Rudolf Hartleib fest. Bernhard Mertens bezeichnet die Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten sogar als "hervorragend". Und der SPD-Vorsitzende Wildhirt meint, daß vor allem das Verhältnis zur Fraktion der Grünen wesentlich besser geworden sei. hen
BAD HOMBURG. "Der einzige Grund, weshalb ich Künstler bin, ist die Freude, zu entdecken, daß ich neue Formen schaffen kann", sagt Bruce Beasley. Er befindet sich seit 30 Jahren auf Entdeckungsreise. In der Galerie Scheffel (Ferdinandstraße 19) wird am Sonntag, 7. März, 11 Uhr, eine Ausstellung mit Bronzeskulpturen des Künstlers eröffnet.
Beasley ist der Tradition des Konstruktivismus verpflichtet, kubistische und kristalline Formen durchdringen einander in seinen Plastiken. Seit 1988 entwirft er seine Plastiken am Computer; mit Hilfe eines komplizierten Programms erscheinen seine Ideen dreidimensional auf dem Bildschirm. Dadurch, sagt er, "entstehen Schnitte, die ich nicht kannte" und völlig unerwartete Formkombinationen. Die Computerbilder dienen ihm als Konstruktionszeichnungen, nach denen er seine Modelle zum Bronzeguß vorbereitet.
Die Ausstellung ist bis zum 7. April zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
"Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918 im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße).
Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Am Dienstag, 9. März, bleibt die Ausstellung geschlossen.
"Harmonie in Form und Farbe" heißt die Austellung mit Bildern von Martina Sittel in der Galerie im Stadthaus. Die Künstlerin aus Oberursel, 32 Jahre alt, zeigt dort bis zum 7. März ihre farbenfrohen Spritzgrafiken auf Chromolux-Karton. Sie ist Oberurselern bereits von Ausstellungen zusammen mit anderen jungen Künstlern in der Stadtbücherei bekannt. "Die Spritzgrafiken und Mischtechniken von Martina Sittel zeugen von komplexer Kreativität, manches Exponat wirkt wie umgesetzte Spannungen, die sich geometrisch geformt entladen", schreibt ein Kritiker über die Bilder.
Öffnungszeiten der Ausstellung sind mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.
FRIEDRICHSDORF. Bilder und Objekte von Detlef Lenz sind ab heute, 19 Uhr, in den neuen Räumen der Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstraße 85 (Kirchplatzpassage), zu sehen. Die Ausstellung ist bis 26. März während der Öffnungszeiten der Ersatzkasse geöffnet.
Doris Fischer liebt kräftige Farben und großzügige Formen, ihre Bilder entstehen aus einer momentanen Stimmung heraus und sie experimentiert gerne. Was dabei herauskommt, können Kunstinteressierte ab Freitag, 5. März, 20 Uhr, im Rathaus Friedrichsdorf anschauen. Die Ausstellung dauert bis 26. März. Geöffnet ist während der Rathaus-Dienstzeiten.
OBERURSEL. Hanna und Hanjo Mühe zeigen auf Einladung des Kulturkreises in der Galerie der Stadtbücherei Quilts (textile Wandbilder) und Recycling-Objekte. Die Ausstellung wird am Samstag, 6. März, 18 Uhr eröffnet. Als Begleitmusik jazzen Friedrich Ott (Klarinette) und Manfred Hartmann (Saxophon).
Die Quilts und Objekte sind bis 18. März zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr (donnerstags bis 19 Uhr) und samstags von 10 bis 13 Uhr.
Linolschnitte von Frank Wahle zeigt die Galerie Streitenfeld in der Lange Straße 75 in Bommersheim. Die Linolschnitte wirken zunächst verwirrend, textile Muster sind scheinbar ungeordnet zusammengstellt. Ruhe entsteht beim Betrachten, wenn sich Tiere oder Möbelstücke aus den unruhigen Formen entwickeln und skurrile Kontraste bilden.
Die Ausstellung ist bis 20. März zu sehen, geöffnet ist mittwochs und freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr.
"Künstler vom Chiemsee" nennt sich die neue Ausstellung in der Galerie L 9 (Liebfrauenstraße 9). Hierzu hat Eva Wolf-Bütow Werke von sieben Künstlern zusammengetragen, die sich rund um den Chiemsee angesiedelt haben: die Bildhauerin Marianne Lüdicke und sechs ihrer malenden Nachbarn. Es ist ein Freundeskreis, der alljährlich den Priener Künstlerkalender gestaltet.
Die Ausstellung dauert bis 3. April. Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.
Kunstwerke aus Krakau sind ab heute in der Galerie der Braas-GmbH zu sehen. Professoren, Dozenten und Absolventen der Kunstakademie Krakow stellen dort Skulpturen, Malereien und Grafiken aus. In den Arbeiten von Stanislaw Batruch, Bozena Lesiak, Werner Lubos, Krystyna Novakowska, Jerzy Nowakowski, Stanislaw Puchalik und Joséf Sekowski spiegelt sich Krakow als Schmelztiegel der Kulturen wieder.
Die Ausstellung wird um 16.30 Uhr in der Braas-GmbH, Frankfurter Landstraße 2-4, eröffnet. Sie ist bis 31. März montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und donnerstags bis 18 Uhr geöffnet.
STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung. Anmeldungen unter Tel. 0 61 71 / 7 84 99.
KÖNIGSTEIN. Malerei und Kombinationsdruck, Lithographie und Monotypie von Horst Reichle zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtsstraße 12. Die graphischen Techniken bilden den Ausgangspunkt im künstlerischen Schaffen Reichles; graphische Elemente lassen sich auch in seinem malerischen Werk aufspüren, das in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist. Stark ausgeprägt ist seine Sensibilität für Farben und ihre Möglichkeiten, statt durch Linien mit Transparenz Raum und Tiefe zu schaffen.
Die Ausstellung ist bis 17. April zu sehen, Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
KRONBERG. Der 1945 in Berlin geborene Christian Lückel ist gelernter Industrie- und Bankkaufmann und widmet sich in seiner Freizeit der romantischen Malerei. Die Ergebnisse seiner Malerei sind in der Galerie Hellhof, Königsteiner Straße, zu sehen. Er hat sich intensiv mit der Maltechnik der Romantiker beschäftigt und fand im Malen mit Ölfarben schließlich sein künstlerisches Feld. Er bevorzugt einen impressionistisch getönten Realismus und sagt: "Ich finde die heutige Welt zu kaputt, als daß ich sie darstellen könnte."
Die Ausstellung ist bis 21. März zu sehen, Öffnungszeiten sind mittwochs 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
Vor 200 Jahren stiftete König Friedrich-Wilhelm II von Preußen das Hessendenkmal
NIEDER-ESCHBACH. "Das ist die Brunnenstraße..." - "Da wohnt ein Krokodil!" unterbricht eine Stimme aus dem Publikum den Straßenkehrer. "Nein, da wohnt Paule." Daß Alltag auch spannend sein kann, wollte das "Fliegende Theater" dieser Tage im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche Nieder-Eschbach zeigen. "Paule geht einkaufen", ein Theaterstück für Kinder ab vier Jahre, führten die drei Berliner im Rahmen des Kinder-Kultur-Programmes der Stadt auf.
Der fünfjährige Paule wird von seiner Mutter zum ersten Mal alleine einkaufen geschickt. Auf seinem Weg hat er die Abenteuer des Großstadtlebens zu bestehen. Aber Paule begegnet Freunden, etwa dem Verkehrspolizisten, der mit größter Anstrengung Paule die Straße freihält. Auch der Bauarbeiter hilft ihm, seine Einkaufstasche von den frechen Absperrungshütchen einer Baustelle zurückzuerobern. Fröhlich verfolgten etwa 100 Kinder und Eltern die Kämpfe mit rasenden Autos und dem Schwarzen Ritter, einer gierigen Mülltonne.
Gelungen war das Bühnenbild. Durch technische Tricks rumorten Milchtüten und Eier im Einkaufsregal, sprachen und bewegten sich Figuren auf Plakatwerbung und Einkaufsschildern. Geschickt kombinierten die Schauspieler Puppen, Menschen und Pappfiguren als Akteure miteinander. Auf der Bühne wurde ein Wischmop überzeugend zum Hund, Paules Gefährten und Holzschwertträger. Spät, ohne Würstchen und mit zerbrochenen Eiern, kommt Paule von seinem Einkauf zurück. Doch ist am Schluß die Mutter wie das Publikum zufrieden, daß er überhaupt wieder zu Hause ist.
Mit den Requisiten, Bühnenbild und Technik in einem VW-Bus ist das Kreuzberger Kindertheater in Hessen und dem Saarland auf Tournee gewesen, die jetzt mit der Aufführung in Nieder-Eschbach beendet wurde. "Kinder denken von sich aus nie an Applaus", meinte der Leiter für Jugendarbeit, Clemens Schoch-Hälmeyer. Daß sie diesmal von selbst anfingen, Beifall zu klatschen, hielt er für "außergewöhnlich." son
BRUCHKÖBEL. Das Seniorenprogramm für März und April steht fest: Der Seniorensportverein unternimmt am Sonntag, 7. März, eine Fahrt zum Acisbrunnen. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 61 87 / 1376. Ein Ausflug zum Landeskriminalamt in Wiesbaden steht am Donnerstag, 11. März, um 11.30 Uhr auf dem Programm. Fahrkarten zum Preis von 12 Mark gibt es im Rathaus. Die MS- und Parkinson-Selbsthilfegruppen laden zum Ostereier-Fest am 13. und 14. März im Seniorentreff Mitte. Eine Halbtagesfahrt am 18. März, führt zur Dorfschenke in Renzell. Mehr dazu weiß Herr Theimer, Telefon 0 61 81 / 1074.
Einen Dia-Vortrag über Istanbul hält Karl Wedekind am Donnerstag, 18. März, um 15.30 Uhr im Don-Bosco-Haus. Zur Jahreshauptversammlung trifft sich der VdK am Samstag, 20. März, um 14 Uhr in den Bauernstuben des Bürgerhauses. Die Situation ausländischer Mitbürger ist Gesprächsthema am Sonntag, 21. März, um 15 Uhr im Seniorentreff Mitte. Wie Bruchköbel vor zehn Jahren aussah, erfahren die Besucher des Filmnachmittags am Montag, 22. März, um 15 Uhr im Oberissigheimer Bürgerhaus. Den Roman "Homo Faber" von Max Frisch behandelt der Literaturkreis am Dienstag, 23. März, um 17 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Hauptstraße.
Fragen zum Erbrecht werden bei einem Vortrag am Freitag, 26. März, um 15 Uhr in der Roßdorfer Mehrzweckhalle, außerdem am 14. April um die gleiche Zeit im evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim beantwortet. Zu einer Fahrt nach Bad Salzschlirf lädt der Seniorensportverein am Sonntag, 4. April, ein. Informationen unter der Telefonnummer 0 61 87 / 1376.
Zum Tanz spielt "Schmidtchen Schleicher" am Freitag, 16. April, um 15 Uhr im Bürgerhaus in der Kernstadt. Bilder aus Cornwall in England zeigt Hermann Lehr am Montag, 19. April, um 15 Uhr im Oberissigheimer Bürgerhaus. Um 20 Uhr steht der Vortrag des Geschichtsvereins über Thürignen und Hessen im Seniorentreff Mitte auf dem Programm.
Tips für den Pflegealltag gibt eine Ergotherapeutin am Mittwoch, 21. April, um 20 Uhr im Seniorentreff Mitte. Die Kegelgruppen unternehmen vom 24. bis 27. April einen Ausflug ins Elsaß. Mehr dazu unter der Telefonnummer 0 61 83 / 1074. Am Donnerstag, 29. April, um 15.30 Uhr wird Erika Seidl im Don-Bosco-Haus einen Dia-Vortrag über Wanderungen in den Österreichischen Alpen halten. hein
WETTERAUKREIS. Bewährte Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer will die Wetterauer Verkehrswacht am 24. März ab 20.30 Uhr im Bad Nauheimer Kurhaus ehren. Wer ebenfalls eine Auszeichnung für langjähriges unfallfreies Autofahren haben will, kann sich bei der Verkehrswacht in der Friedberger Ludwigstraße 10 bewerben.
Die Organisation hat nach Auskunft ihres Vorsitzenden Wolfgang Heil einen Anzahl Fahrrad-Schutzhilfe für die Jugendverkehrsschule des Kreises gespendet. Von der Sparkasse Wetterau leitete sie Handkalender an die Verkehrsschule weiter. Die Kinder sollen damit nach den Radfahrprüfungen an den Wetterauer Schulen belohnt werden. nes
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BAD HOMBURG. Zwei absolute Raritäten können die Besucher des Schloßkonzertes am Freitag, 5. März, 20 Uhr, hören: Die "Trauermusik auf den Tod des Hamburgischen Bürgermeisters Garlieb Sillem für Sopran, Alt, Tenor, Baß, drei Trompeten, Pauken, zwei Oboen, Flöte, Fagott, Streicher und Basso continuo" , die vor genau 254 Jahren uraufgeführt und seitdem nur selten gespielt wurde, dazu die Kantate "Herr, strafe mich nicht in meinem Zorn", die zum ersten Mal seit 1723 erklingt. Beide Werke hat G. Ph. Telemann komponiert. Zusätzlich wird Heinrich Bachs Lamento für Alt, Violine, Violenquartett und Orgel "Ach, daß ich Wasser gnug hätte" zu hören sein. Michael Schneider wird das Konzert leiten, bei dem auch das Orchester der Bad Homburger Schloßkirche spielt.
Karten für das Konzert gibt es im Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 0 61 72 / 12 13 10) und an der Abendkasse.
Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach wird am Sonntag, 7. März, 17 Uhr, in der St.-Martins-Kirche in Ober- Erlenbach aufgeführt. Der Kammerchor der Niedersächsischen Sing-Akademie musiziert zusammen mit dem Prager Orchester "Concertino notturno" und fünf Nachwuchssolisten. Die Leitung der Aufführung hat Claus-Ulrich Heinke.
Karten gibt es im Vorverkauf bei Elektro Kempf, Tel. 0 61 72 / 4 11 66, Schreibwaren Hirsch, Tel. 4 27 63 und in der Gärtnerei Ohlenschläger, Tel. 4 27 28.
OBERURSEL. Das selten aufgeführte Werk "Stabat mater", mit dem Joseph Haydn seinen europaweiten Ruhm als Verfasser anspruchsvoller Kirchenmusik begründete, führt die Evangelische Kantorei Oberursel am Sonntag, 14. März, auf. Beginn ist um 17 Uhr in der Christuskirche. Die Solisten sind Susanne Rydén (Sporan), Lily Seebach (Alt), Axel Hoffmann (Tenor) und Patrick Simper (Baß). Das Orchester besteht aus Studierenden und Absolventen der Frankfurter Musikhochschule.
Zum 120. Geburtstag von Max Reger hat der Förderkreis Liebfrauen einige selten gespielte Werke des Komponisten ausgegraben, die am Sonntag, 21. März, um 20 Uhr in der Oberurseler Liebfrauenkirche von Studenten und Absolventen der Musikhochschule Frankfurt interpretiert werden: Annette Kohler, Mezzosopran; Stefan Spielberger, Viola; Christian
USINGEN. In der Reihe "Preisträger des Deutschen Musikrats musizieren" spielt in einer Veranstaltung des Kulturkreises am 7. März, der Pianist Martin Zehn. Das Konzert beginnt um 20 Uhr in der Aula der Christian-Wirth-Schule. Auf dem Programm steht Musik von Bach, Strawinsky, Beethoven und Brahms.
In der Laurentiuskirche gastieren am Samstag, 6. März, ab 20 Uhr die Sing- Akademie Niedersachsen und das Prager Orchester "Concertino notturno". Sie interpretieren - wie einen Tag später in Bad Homburg - Johann Sebastian Bachs Johannespassion.
Neue Lehrer braucht das (unser) Land Gewalt und Zerstörungswut in der Schule nehmen zu / Vorboten wurden verdrängt
Aber die Zeit war für die Wahrnehmung von Schulgewalt noch nicht reif, so daß der Landesschulrat anordnete, die Studie unter Verschluß zu nehmen.
Vor fast zwei Jahren hat dann das Frankfurter Schulamt eine Studie zur Gewalt vorgelegt, die bundesweit mit hoher Aufmerksamkeit ausgeschlachtet wurde; im Oktober letzten Jahres folgte die Hamburger Schulbehörde mit einer "Erhebung" der Gewaltphänomene an 169 Schulen, und jüngst gab es auch in München einen derartigen Aufschrei.
Die Phänomene sind überall gleich:
- 90 Prozent der Täter sind Jungen, aber auch die Opfer sind fast ausschließlich männlich.
- Nötigung, Erpressung, Bedrohung, Körperverletzung, Diebstahl und Sexualvergehen werden bei immer jüngeren Schülern, in stetig größer werdenden Zahlen und mit einer Steigerung der Gewaltqualität beobachtet. Während man früher aufhörte, wenn das Opfer am Boden lag, tritt man ihm heute noch ins Gesicht.- Lehrer beklagen das nachlassende Unrechtsbewußtsein bzw. die Unfähigkeit zu Schuldgefühlen und eine immer niedriger werdende Hemmschwelle für Aggressionen.- Kinder gewöhnen sich an Gewalt als Kommunikationsmittel, so daß auch die sprachliche Verrohung immer mehr zunimmt. Nach jahrelanger Verdrängung aller Vorboten in bezug auf die Veränderungen von Kindern und Jugendlichen bedurfte es offenbar der traurigen Höhepunkte von Hoyerswerda, Rostock und Mölln, um die Wahrnehmungsbereitschaft der Öffentlichkeit für Gewaltphänomene zu erhöhen und nach Ursachen und Auswegen zu suchen.
Bezogen auf die Ursachen hat man zunächst in die USA geschaut und dort die "Spirale der Gewalt" in Städten wie Los Angeles und New York, wo schon Schulanfänger mit kugelsicheren Westen ausgestattet werden und Lehrer mit Waffen in den Unterricht gehen, analysiert und sich gefragt, ob unsere Gesellschaft früher präventiv zu reagieren in der Lage ist als die amerikanische.
Sodann hat man nach Auslösern von Gewalt in unseren Familien, in den Medien, in den Schulen und in vielen gesellschaftlichen Nischen gesucht. Und da fielen zur Erklärung vor allem der Familienzerfall, die Vaterlosigkeit vieler Kinder bzw. die lieblose Väterlichkeit, Morde auf dem Bildschirm, gewaltreiche politische Auseinandersetzungen bis hin zum Golfkrieg und zu den Nationalitätenkonflikten auf dem Balkan, aber auch ein Mangel an historischer und politischer Bildung sowie die schulische Systemgewalt auf, die mit einer nur vierjährigen Grundschule, mit der konkurrenzschürenden Dreigliedrigkeit in der Sekundarstufe I, mit Noten, Leistungskursen, Zeugnissen, Abschlußberechtigungen, Numerus-clausus-Engpässen, Sitzenbleiben und Rückläuferschicksalen, also mit Selektionsmechanismen so angelegt ist, daß sie Gewinner und Verlierer produziert. Eine Überbetonung der Wissenschaftsorientierung, die sich in für Kinder unüberschaubar großen Schulen mit der Dominanz von Fachlehrer- und Kurssystemen niederschlägt, habe - sagen viele - zur Vernachlässigung des pädagogischen Anteils von Schule geführt und ihr den Vorwurf eingehandelt, sie erfülle nicht ihren Erziehungsauftrag.
Viele fordern daher eine veränderte Schule für veränderte Kinder, mit einem Mehr an sozialpädagogischer, psychologischer und präventionspädagogischer Kompetenz in der Lehrerbildung, mit einem Mehr an Klassenlehrerpädagogik und mit einer zeitgemäß reformierten Arbeitsplatzbeschreibung für Lehrer, die weniger Stundengeber und mehr Sozialarbeiter sein müßten, die in der Lage sein sollten, Kinder in ihrer Biographie und in ihrem Milieu zu verstehen sowie mit ihnen eine Werteerziehung auf der Grundlage der "Wiederentdeckung der Grenzen" im mitmenschlichen Zusammenleben durchzuführen, und die bereit sein müßten, mit ihnen ein Stück des Weges zusammenzuleben, und zwar auch begrenzt familienersetzend.
Das moderne Kind ist einsam; seine Gewaltbereitschaft gegen Sachen, gegen Menschen oder gegen sich selbst (Magersucht, Flucht in Drogen, Todessehnsucht) ist eine Antwort auf Bindungsdefizite, Langeweile, Vernachlässigung, fehlende Anerkennung, mangelnde Sinnerfüllung und Perspektivarmut. Seine Lebensumwelt ist allzu oft lieblos gestaltet, ist von großen Straßen zerschnitten und oft auf kleinste Wohnungen mit einer häufig abwesenden, alleinerziehenden berufstätigen Mutter begrenzt. Es muß zwischen stehendem und rasendem Autoblech spielen, sein Bewegungsmangel und sein Defizit an Umwelterfahrungen bewirken Koordinations- und Sinnesschwächen. Auf der Suche nach Ersatz für fehlende Mitmenschlichkeit beschäftigt es sich bis zu neun Stunden am Tag mit Bildschirmen oder mit Game-Boys; es kompensiert sein Auf-sich-allein-Geworfensein mit psychosomatischen Störungen und kanalisiert seine unerfüllten Zuwendungs-, Geborgenheits- und Bestätigungsbedürfnisse in soziale Nischen hinein, in denen Stärke bzw. Gewalt ein anerkanntes rangordnungsbildendes Mittel ist, weil es mit den sonst üblichen Kategorien Tüchtigkeit oder Beliebtheit erfolglos blieb (Straßencliquen, Stadtteilgangs, Jugendbanden, Graffiti-Szene, Crash- Kids, S-Bahn-Surfer, rechtsradikale Gruppen . . .).
Wenn junge Menschen erst einmal gelernt haben, daß es in ihrer subkulturellen Nische einen Zusammenhang zwischen Aggression und Erfolg gibt, dann verlieren für sie althergebrachte abendländische Normen ständig an Bedeutung; sie trainieren im Alltag aggressives Sich- Wehren, gerade auch an den Orten ihres Scheiterns, also beispielsweise in der Schule, und gegenüber sich gerade anbietenden, also zufällig aktuell vorhandenen, aber austauschbaren Feindbildern (Asylbewerber, Ausländer, Behinderte, Homosexuelle oder politisch Andersdenkende), die ein geborgenheitsgebendes Wir-Bewußtsein fördern. Wer als Verlierer unten steht, ist froh, wenn er noch andere unter oder neben sich findet, auf die er beim Strampeln nach oben treten kann; er braucht Opfer, um selbst in etwas besserem Licht dazustehen.
Daß alle 16 deutschen Bundesländer jeweils ein anderes Schulsystem haben und daß auch innerhalb der Länder eine Fülle verschiedenster Schulformen und Schulversuche angeboten wird, wird unter dem Aspekt "exzessiver Pluralismus" häufig beklagt. Einen Vorteil haben die vielen Modelle jedoch; sie führen rein erzieherisch gesehen zu höchst unterschiedlichen Effekten, gerade auch in bezug auf Integration, Solidarität, Sozialverhalten, Toleranz und Werteerziehung. Landauf und landab zeichnen sich schulgestalterische Lösungen ab, die gegen Haß, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt und damit auch gegen die Tendenz einer "immer mehr aus den Fugen geratenden Welt" wirken und deren flächendeckende Ausweitung häufig nur an ihren zusätzlichen Kosten scheitert bzw. weil Kinder in politischen Kreisen immer noch nicht als wichtigste Zukunftsinvestition einer Gesellschaft verstanden werden.
Dazu gehören so unterschiedliche Elemente wie die sechsjährige Grundschule (Berlin, Brandenburg) statt der vorherrschenden vierjährigen Vorschulklassen, "Volle Halbtagsschulen", die die Schüler von sieben bis 14 Uhr unabhängig vom Unterricht versorgen, der Hort an der Grundschule, der "Pädagogische Mittagstisch", Ganztagsschulen, nachmittägliche Neigungskurse und Hausaufgabenhilfe, Patenschaften zwischen älteren und jüngeren Schülern und die Vermeidung der "Restbewußtsein" begünstigenden Hauptschule durch ein zweigliedriges Schulsystem mit einerseits eher studienbezogenen Schulen, die man auch nach Klasse zehn verlassen kann (Gymnasien), und andererseits eher berufsbezogenen Schulen, über die man auch das Abitur erreichen kann (Gesamtschulen, Sekundarschulen, Stufenschulen, Schulzentren, Regionale Schulen, "Regelschulen", Differenzierte Mittel- oder Realschulen, Integrierte Haupt- und Realschulen). Gewaltmindernd sind aber auch Integrationsklassen und Integrative Regelklassen; überschaubare Schulen mit höchstens 800 Schülern; Stadtteil- bzw. Nachbarschaftsschulen mit hohem Autonomiegrad (Hamburg, Berlin); Berichts- statt Notenzeugnisse; Profilabschlüsse statt des herkömmlichen dreigliedrigen Abschlußsystems, die von Fach zu Fach beschreiben, was der einzelne Schüler kann; eine Klassenlehrerpädagogik mit Hausbesuchen; Elternstammtischen, Klassenlehrerstunden und Engagement für das außerunterrichtliche Schulleben oder gar die Gemeinwesenarbeit; Offener Unterricht, Soziales Lernen und Projektunterricht; gemeinsames Frühstücken und Stuhlkreisgespräche am Beginn eines jeden Unterrichtstages und schließlich eine Lehrerbildung, die vom Primat der fachdidaktischen Qualifikation weg zu einem sozialpädagogischen, psychologischen und lern- sowie verhaltensgestörten-pädagogischen zweiten Standbein führt. Denn neue Lehrer braucht unser Land; bislang treten allzu viele junge Menschen in das Lehrerstudium ein, die lediglich ebensolche Stundengeber werden wollen, wie sie sie selbst als Schüler
Der Autor lehrt Erziehungswissenschaften in der Universität Hamburg.
Die Sonne hat sich hinter dicken grauen Wolken verzogen, als habe sie von dem Gekicke da unten auf dem Bolzplatz genug gesehen. Der Ball platscht schwer in die große Pfütze, die sich in der Mitte des Spielfeldes breitmacht. Immer wieder schimpft einer laut, der gerade neben der Lache steht, wenn das vollgesaugte Leder wieder hineinklatscht und die Umstehenden vollspritzt.
Jan hat genug, als es auch noch zu regnen anfängt. Das hat ihm gerade noch gefehlt, wo seine Stimmung ohnehin gedrückt ist. Er hat Heimweh, das ihn immer wieder überkommt, seit er mit seiner Familie in die Bundesrepublik übergesiedelt ist. Drei Jahre lebt der 16jährige hier mit den Eltern und seinen beiden Geschwistern, aber daheim fühlt er sich nach wie vor nicht. Beim Sport versucht er seinen Kummer und seine Sehnsucht nach einem kleinen Ort und den zurückgebliebenen Freunden dort in der Nähe der Stadt Omsk zumindest vorübergehend zu vergessen.
Viel will er nicht erzählen, obwohl er passabel deutsch spricht. Seine Eltern, sagt er, wollten nach Deutschland zurückkehren, wo die Urgroßeltern hergekommen seien. Ja, es sei vieles besser hier, aber heimisch fühle er sich nicht. Fast entschuldigend fügt er hinzu: "Ich spreche zwar deutsch, habe aber einen Akzent oder verwende noch falsche Wörter. Und da ist es mir schon passiert, daß ich als Pollacke oder Rußki beschimpft wurde."
Beim Kicken auf dem Bolzplatz dagegen hat er nun Jungen getroffen, die auch "Außenseiter" sind, wie er sagt. Da wird er akzeptiert, fühlt sich zumindest vorübergehend wohl. Viele Geschichten wie die des Malerlehrlings Jan hört Silvia Nitsche, Leiterin des Projekts "Sport mit Aussiedlern" des Deutschen Sportbundes (DSB), wenn sie mit den 105 hauptamtlichen Mitarbeitern, die dieses Projekt quer durch die Republik in Landessportbünden und Vereinen betreuen, spricht.
Die Idee, Sport als Kommunikations- und Integrationsfaktor für Aussiedler einzusetzen, hatte das Ressort VT (Vertriebene) im Bundesinnenministerium nach einem Experten-Hearing des DSB in Frankfurt. 1989 starteten vier Pilotmodelle in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Berlin, 1990 wurden die restlichen alten Bundesländer einbezogen, und ein Jahr später kamen die fünf neuen hinzu.
Mit einem Sportmobil vor Aufnahmelagern und Aussiedlerheimen versuchten die Sportler, Kontakt mit den Aussiedlern zu bekommen. Wie überall auf der Welt überwanden natürlich Kinder am leichtesten die Hemmungen, und ihre Neugier ließ sie schnell Anschluß finden - wenn sie sich auch anfangs oft wegen Verständigungsschwierigkeiten schwer oder nur mit Hilfe eines Dolmetschers verständigen konnten. "Am schwierigsten ist es natürlich, an Frauen 'ranzukommen. Sowohl das Rollen- als auch das Sportverständnis ist eben ganz anders als bei uns", sagt Silvia Nitsche.
Aus diesem Grund setzten die Verantwortlichen auch auf Familien-Freizeiten, Ferien- und Vor-Ort-Maßnahmen, wo Vater, Mutter Kind, Oma und Opa dabei sein konnten. Zusammen mit Sportvereinen (über 2000 sind in dem Aussiedler- Projekt mittlerweile engagiert) wurden die Wochenenden bei Spiel und Sport zum Erfolg - und auch andere Aktionen, etwa in kleineren Orten Einheimische und Aussiedler ins Gespräch zu bringen und Vertrauen aufzubauen, waren gelungen. Da war die Sprachbarriere schnell überwunden, wenn Familien miteinander ins Spiel kamen - im Abseits stand keiner mehr.
Der Sport, so sagt Silvia Nitsche, kann natürlich nur einen kleinen Teil zur Integration beitragen. "Alleine würde man ziemlich in der Luft hängen." Deshalb ist an diesem Sportprojekt besonders bemerkenswert und bisher wohl einmalig, daß mittlerweile mit über 500 karitativen Organisationen eng zusammengearbeitet wird. "Das ist ein wirklich soziales Netz, das eine Einrichtung alleine nie hätte schaffen können."
In Zeiten wie diesen, in denen braune Parolen wieder laut herausgebrüllt werden und Gewalt gegen ausländische Mitbürger an der Tagesordnung ist, braucht man solche "Auffang-Maschen". Doch sie drohen, aufgetrennt zu werden, zumindest, was den Sport angeht: Es ist nämlich noch immer nicht klar, ob das Aussiedlerprojekt über den 31. Dezember 1993 hinaus weitergeführt wird. 45 Millionen Mark wurden bisher dafür ausgegeben, etwa fünf Millionen pro Jahr wären weiter nötig. Doch bei knappem Haushalt scheint die Weiterführung politisch kaum durchsetzbar.
Nicht nur die Bonner haben wohl Probleme, auch der DSB käme dabei in Verlegenheit. Die angespannte Finanzsituation bringt den DSB in ein Dilemma: Eine Verlängerung der Zeitverträge für die Mitarbeiter an diesem Projekt bedeutet nach geltender Rechtsprechung die Pflicht zur Übernahme in Festanstellungen. "Ich habe mit Überraschung auf einem Plakat gelesen, daß es eine Aussiedleraktion des DSB gibt. Warum wird die denn nicht auf Ausländer und Asylbewerber ausgeweitet?" Diese Idee hatte nicht nur eine Anruferin bei der DSB- Pressestelle. Auch DSB-Mitarbeiter sehen eine Ausweitung dieser Art in fremdenfeindlichen Zeiten wie diesen als eine soziale Aufgabe des Sports. Silvia Nitsche kann sich vorstellen, daß die erprobten Aktionen, die Erfahrungen und die Verbindungen auch für Asylbewerber- und Ausländerarbeit Bereicherung und Hilfestellung sein könnten.
Bogdan, ein Kumpel von Jan, spielt in einem Frankfurter Sportverein Fußball. Jan will sich das einmal anschauen. Vielleicht wird er auch eintreten. Im vergangenen Jahr wurden 6000 Aussiedler als neue Mitglieder registriert. Mancher Verein tut sich mit Ausländern oder Aussiedlern immer noch schwer: Es gibt eben auch im Sport immer noch Unverbesserliche, die unter sich bleiben wollen in bierseliger deutscher Vereinstümelei. Doch da sind viele andere, die das Motto "Sport für alle" wörtlich nehmen, keine Unterschiede machen. "Warum auch?" fragt Rita Sander vom geschäftsführenden Vorstand der Turnerschaft Griesheim. "Unter unseren 1200 Mitgliedern ist jeder willkommen."
Jan ist wieder auf dem Platz. Der Regen hat aufgehört. "Ich weiß, daß ich mich hier zurechtfinden muß. Ich will es auch, weil die meisten Leute freundlich sind. Aber gegen mein Heimweh hilft nichts." Und schon rennt er wieder wie ein Verrückter hinter dem Ball her.
BIANKA SCHREIBER-RIETIG
NEU-ANSPACH. Auch für die Nordhessen lohnt es sich von diesem Jahr an mehr denn je, das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach zu besuchen: Dort, am Nordhang des Taunus-Hauptkamms, erleben in einer eigenen Baugruppe typische Bauern- oder Gutshöfe ihrer nordhessischen Heimat eine Wiedergeburt.
Die alten Gebäude wurden vor dem Verfall gerettet, von Mitarbeitern des Museums fachgerecht abgetragen, damit sie im Hessenpark der Nachwelt erhalten bleiben. "Der Aufbau der Region Nordhessen wird in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt in unserer Arbeit sein", sagt der Leiter des Museums, Eugen Ernst. "So soll aber auch auf die Verbundenheit mitSüdhessen hingewiesen werden."
Etwa fünfzehn Höfe soll die Baugruppe Nordhessen umfassen: Vom Hallenhaus über eine Gutsanlage bis zum niedersächsischen Bauernhaustyp. Einige Gebäude dieser Region stehen bereits, wie die Kirche aus Ederbringhausen, eine Gutsanlage oder ein Hallenhaus, in dem ein Blaudrucker aus Thüringen seine Werkstatt eingerichtet hat.
Doch es wird nicht nur gebaut. Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen und Vorführungen in der kommenden Saison will der Hessenpark zeigen, daß er ein lebendiges Museum ist. Jeder der acht Monate steht unter einem besonderen Motto. Das beginnt im März mit "Hausschlachtung".
Täglich gibt es mindestens eine Handwerkervorführung. Am 16. Mai zum Beispiel wird die Ausstellung "Gestaltetes Gußeisen und Eisenkunstguß im 19. und frühen 20. Jahrhundert" eröffnet, deren Exponate der Volkskundler Karl Baeumerth zusammengetragen hat. In jedem Monat eine Woche lang erläutert der Blaudrucker sein altes Handwerk: Beim Einfärben von weißen Leinen- oder Baumwollstoffen in Indigoblau bleiben Muster stehen, die der Handwerker vorher darauf gedruckt hat.
Besucher, die nicht nur durchs Museum schlendern, sondern ein wenig mehr wissen wollen, können von Mai an einen neuen Museumsführer erwerben. Er ist reich bebildert und erscheint in der Reihe der Museumsführer des Westermann-Verlages zum Preis von zehn Mark.
Aber das Freilichtmuseum hat auch Sorgen. Im vergangenen Jahr mußte es nicht nur - wie fast alle Museen - einen Besucherrückgang hinnehmen, sondern sich ebenso damit abfinden, daß die Gelder vom Land, dem alleinigen Gesellschafter der Hessenpark-GmbH, spärlicher flossen. dpa
NEU-ANSPACH. An die Hupe müssen sich die Westerfelder erst noch gewöhnen. Mehrmals und mit Ausdauer muß Harald Möwes sie betätigen, seit sein im Dorf bekanntes Markenzeichen - die Klingel - kaputtgegangen ist. Der 32jährige benötigt die lautstarke Unterstützung, um auf sich aufmerksam zu machen: Er kutschiert einen Tante-Emma- Laden auf Rädern übers Land und macht in Schlafdörfern wie Westerfeld Station, wo es (außer einer Postfiliale) keine Geschäfte mehr gibt.
"Unser Auto ist praktisch der Marktplatz auf den Dörfern", sagt Möwes nicht ohne Stolz auf seinen Tourenwagen. Jeden Dienstag von 13.30 bis 14.30 Uhr steht das Spezialgefährt, in dem außer dem Fahrersitz kein Plätzchen mehr frei ist, in Westerfeld. In den Regalen an allen Seiten und in Truhen, sogar einer tiefkühlenden, findet sich alles, was man für einen Suppentopf braucht. Und mancherlei mehr. Das Angebot richtet sich hauptsächlich nach den Bedürfnissen der Kundschaft. 80 Prozent, erklärt Möwes, seien ältere Menschen. "Die von den Supermärkten vergessen werden."
Und so pflegt der mobile Laden auch die Grundregel jener häufig mitvergessenen Der-Kunde-ist-König-Philosophie: Beratung und Service. "Wir gehen mit Ruhe auf die Älteren ein. Bei uns ist kein Massentourismus wie in den Ladenketten", erklärt Möwes. Er ist Mitarbeiter eines Groß- und Einzelhandels mit Sitz in Reichelsheim in der Wetterau. Mit vier Wagen klappert die Firma die von Geschäftsleuten aufgegebenen Geisterdörfer Hessens ab. Möwes, der seit einem Dreivierteljahr über Land fährt, kennt seine Westerfelder Stammkunden schon genau. "Wenn einer in der Sammlung fehlt, frage ich immer, was hat die Oma denn? Ist sie gefallen?" In solchen Fällen kommt der Laden selbstverständlich vor die Haustür.
Albert Barth, mit 84 Jahren Mitglied der "Sammlung", weiß das rollende Geschäft zu schätzen: "Ich bin froh, daß wir es haben. Meine Frau ist im Sommer gestorben, und jetzt lebe ich allein." Nach Usingen zu fahren, ist ihm zu umständlich. Mehr noch: Zu den Einkaufskosten kämen vier Mark für die Busfahrt hinzu, so daß die Lebensmittel etwa genauso teuer sind wie die Einkaufswagen-Ware mit Zuschlag.
Alexandra Jung kalkuliert genauso: "Wenn ich den Spritverbrauch mitrechne, machen die zehn Pfennig mehr auch nichts aus." Für die junge Mutter ist es außerdem angenehmer und praktischer, ihren sieben Monate alten Sohn in den Kinderwagen zu packen und den Einkauf mit einem Spaziergang zu verbinden - statt das Auto aus der Garage zu holen. Jeden Dienstag kauft sie daher alles, was sie für die Woche braucht. Dabei nutzt sie auch das Angebot von Möwes, Sonderwünsche auf Bestellung mitzubringen. Max Günther gehört ebenfalls zur jüngeren Stammkundschaft. Der 39jährige erledigt seinen Wocheneinkauf im rollenden Lädchen, um diese Möglichkeit für das Dorf zu erhalten. Er will damit einen Fehler gutmachen: "Bei unserem letzten Laden habe ich nicht regelmäßig und konsequent eingekauft." Da er offenbar nicht der einzige "kurzsichtige Kunde" war, ging die Filiale vor anderthalb Jahren ein.
Wie sehr Unterstützung notwendig ist, zeigt das Schicksal der Nachbargemeinde Rod am Berg. Sie verlor nicht nur wie Westerfeld den letzten Spar-Laden, sondern ist mittlerweile sogar aus dem Tourenplan von Harald Möwes herausgefallen. "Das hat sich nicht so entwickelt wie gedacht", bedauert der Kaufmann. Gefahr für Westerfeld sei allerdings nicht in Verzug, versichert er. "Westerfeld ist anders." Zum einen umfasse die Kundschaft eine größere Gruppe als die üblichen sieben bis acht Einkäufer pro Station. Zum anderen hätten sich die beiden Haltestellen im Dorf, die Möwes während seiner Stunde Aufenthalt anfährt, zu einem wirklichen Marktplatz entwickelt. Will heißen, zum Dorfmittelpunkt, wo sich alle treffen und die Neuigkeiten austauschen. "Es gibt Leute, die wohnen 30 bis 40 Meter auseinander und sehen sich die ganze Woche nicht. Wenn ich vorfahre, kommen sie raus aus dem Ameisenhaufen, und der Dorfklatsch geht los." Dabei kommt es auch schon einmal vor, "daß eine Oma bei mir zu weinen anfängt", erzählt Möwes.
In solchen Fällen wird der Kaufmann zum Seelsorger: "Ich höre zu. Viele sind ja ganz alleine - und ein gutes Wort tut auch ganz gut."
Parteien + Wähler
Hilfe bei der Briefwahl OBERURSEL. Die SPD bietet Mitbürgern, die aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen Schwierigkeiten bei der Briefwahl haben, Hilfe an. Acht Helfer stehen telefonisch bereit: für die Kernstadt (Tel. 5 63 66), für Oberursel-Nord (Tel. 2 37 56), für das Gebiet Rosengärtchen/ Kunstmühle (Tel. 2 32 64), für Oberstedten (Tel. 0 61 72 / 3 65 44), für Bommersheim (Tel. 5 45 83), für Stierstadt (Tel. 7 81 57), und für Weißkirchen (Tel. 7 81 64) und (Tel. 81 62). esi
OBERURSEL. Auch in diesem Jahr bietet die Stadt Ferienspiele für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an. Sie finden vom 26. Juli bis 13. August in Bommersheim, Oberstedten und der Frankfurt International School statt.
Anmeldeformulare sind in den Sekretariaten aller Grundschulen, den Förderstufen, der Stadtbücherei, der International School (Frau Opitz) sowie beim Kulturamt erhältlich. Die Teilnahme kostet 150 Mark, Sozialhilfeempfänger zahlen nichts.
Außerdem sind für den Sommer drei Ferienfreizeiten geplant: eine in Friedrichskoog an der Nordsee vom 2. bis 16. August, gedacht für Jugendliche zwischen zehn und zwölf Jahren, eine in Leisenhof im Hochschwarzwald (für 13- bis 15jährige, vom 19. August bis 2. September) und eine Segelfreizeit in Holland vom 30. Juli bis 13. August, die für 15- und 16jährige geplant ist.
Nähere Informationen dazu gibt es beim Bad Homburger Kreisjugendamt, bei Herrn Henkel-Wagner (Telefon 0 61 72 / 2 61. esi
Gewöhnlich tut ein Journalist gut daran, nur geplante Neuerungen aus dem Ministerium X oder mit großem Trallala angekündigte Initiativen des Ministers Y mit spitzen Fingern in die Hand zu nehmen. Die Erfahrung lehrt, daß solch angekündigte Vorhaben eine exorbitant kurze Verfallszeit haben. Durch schlichtes Liegenlassen erübrigt sich in vielen Fällen die Berichtspflicht, weil nach dem Ankündigungs-Getöse nicht mehr viel passiert. Etwas genauer sollte man schon hinschauen, wenn einer Interessengruppe und/oder dem politischen Gegner des reformerischen Pläneschmieds nur noch Pöbeleien und Platitüden einfallen, um die neue Idee madig zu machen. Spricht dann doch viel für die Vermutung, daß hier jemand seinen Finger auf eine wunde Stelle gelegt hat.
Aus diesen Blickwinkel betrachtet kann sich die nordrhein-westfälische Frauenministerin Ilse Ridder-Melchers über das schrille Echo nur freuen, das ihre jüngste Ankündigung bei der FDP fand. Wenn nämlich die FDP, die sich in Düsseldorf ausdrücklich als "Partei der Wirtschaft" definiert, Ridder-Melchers Plan zur Frauenförderung als "pseudo- emanzipatorische Luftblase" abtut und den Ministerpräsidenten Johannes Rau zum wiederholten Male auffordert, dieses Ministerium endlich abzuschaffen, ist an der Sache offenbar was dran.
Es geht diesmal um Geld. Genauer: Um alle Aufträge mit einem Volumen von mehr als 100 000 Mark, die die sogenannte öffentliche Hand in Nordrhein-Westfalen (also das Land, die Kreise, Städte und Gemeinden) an die Privatwirtschaft vergibt. Im Jahr summieren sich diese Aufträge zu stolzen 100 Milliarden Mark, wahrlich kein Pappenstiel. Die Idee der Düsseldorfer Frauenministerin ist nun vergleichsweise simpel: Wer Aufträge von 100 000 Mark und mehr haben will, muß etwas für die Frauen tun. Nicht nur mit Worten, sondern mit vertraglich abgesicherten und nachprüfbaren Taten. Daß so etwas auch in einer freien Marktwirtschaft erlaubt ist, ließ sich die Ministerin vorsichtshalber durch ein Rechtsgutachten der Professorin Lerke Osterloh aus Trier bestätigen, ehe sie mit ihrem Plan an die Öffentlichkeit ging.
Im Frauenministerium war zuvor ein zehn Punkte umfassender Katalog aufgestellt worden, der die drückendsten Benachteiligungen für Frauen in der Wirtschaft auflistet und Möglichkeiten aufzeigt, wie die abgestellt werden könnten. Das reicht von beruflichen Aufstiegschancen über die Herstellung der Lohngleichheit für gleiche Arbeit, umfaßt Weiterbildungsangebote und Veränderungen der Umgangsformen im Betrieb und reicht bis zu Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit und das Angebot frauengerechter qualifizierter Arbeitsplätze. Zu jedem dieser Themen wurden konkrete Verbesserungsvorschläge gemacht.
Nach den Vorstellungen der Düsseldorfer Ministerin müssen künftig alle Unternehmen, die sich bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand um Aufträge bemühen, von vornherein zusagen, verstärkt Frauenförderung zu betreiben. Erhalten sie den angestrebten Auftrag, müssen sie aus dem Zehn-Punkte-Katalog des Ministeriums mindestens drei konkrete Maßnahmen aussuchen, die sie in ihrem Betrieb umsetzen. Ridder-Melchers über mögliche Fallstricke dieses Zwangs: "Es ist mir durchaus bewußt, daß manche Unternehmen lediglich danach aussuchen werden, welche Maßnahmen finanziell oder zeitlich am geringsten belasten." Spätestens drei Monate nach Vertragsabschluß muß der Auftragnehmer gegenüber dem öffentlichen Auftraggeber schriftlich erklären, was er bisher unternommen hat, um seine Zusage auf Frauenförderung in ganz konkreten Punkten einzulösen. Ob die Taten allerdings den Worten entsprechen, wird vom öffentlichen Auftraggeber im Betrieb nicht kontrolliert. Da jedoch jeder Auftragnehmer verpflichtet wird, die von ihm ausgewählten Maßnahmen innerbetrieblich publik zu machen, setzt die Ministerin "auf die innerbetriebliche Kontrolle durch die Beschäftigten und ihre Interessenvertretung". Der Zeitraum, für den die frauenfördernden Maßnahmen in jedem Einzelfall gelten müssen, soll abhängig gemacht werden von der Höhe des Auftrages: Je größer der Auftrag, desto länger die bindende Wirkung der Frauenförderung.
Für die FDP sind solche Überlegungen schlicht "verfassungswidrig". Die Wirtschaftslobby im Düsseldorfer Landtag forderte den Innenminister und den Justizminister auf, die "unausgegorenen Vorschläge" ihrer Kabinettskollegin sofort vom Tisch zu wischen. Ein Blick über den Atlantik hätte die schimpfende FDP allerdings belehren können, daß so unausgegoren diese Form der Frauenförderung wohl doch nicht ist. In den USA nämlich gibt es schon seit 1964 ein Antidiskriminierungsgesetz, das auch die Vergabe öffentlicher Aufträge als Instrument der beruflichen Gleichstellung nutzt. Wer in den Vereinigten Staaten von der öffentlichen Hand einen Auftrag von mehr als 50 000 Dollar haben will, muß sich - unter anderem - schriftlich zur Frauenförderung verpflichten. Im Gegensatz zu den Düsseldorfer Plänen wird dort die Einhaltung dieser Versprechungen vom Staat in den Betrieben kontrolliert. So weit sind die Deutschen noch lange nicht.
BAD HOMBURG. Das Hinterglasgemälde "Othello" von Gisela Wittmer schmückt künftig das Foyer des Bad Homburger Kulturzentrums Englische Kirche. Die Künstlerin stellt das Bild gemeinsam mit Kulturamtsleiter Wolfgang Zöll heute um 11 Uhr im Foyer vor. Sie hatte es der Stadt anläßlich der Wittmer- Ausstellung im Herbst zu einem "besonders günstigen Preis überlassen". stk
OBERTSHAUSEN. Auf die "horrenden Vorbereitungen der Stadt in finanzieller und verwaltungstechnischer Hinsicht" für den geplanten S-Bahnbau wies Bürgermeister Josef Seib (CDU) hin, als er jetzt in Schreiben nach Bonn und Wiesbaden Aufklärung über die Zukunft des Nahverkehrs-Projektes forderte. Der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) hatte unlängst die Vermutung geäußert, der Weiterbau der S-Bahn nach Dietzenbach und Rodgau könne durch Entscheidungen der Bundesregierung gefährdet sein oder zumindest beträchtlich verzögert werden. Der Bürgermeister hat sich deshalb mit der Bitte um Informationen an das Bundesfinanz- und das Bundeswirtschaftsministerium, an das hessische Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr und an die Bundesbahn als Bauträgerin gewandt. Eine Entscheidung gegen den baldigen S-Bahnbau bezeichnete der Bürgermeister als eine "Entscheidung gegen eine ganze Region", die auf völliges Unverständnis stoßen würde. Seib: "Gerade die Stadt Obertshausen hat die Planungen sowohl in bezug auf die Bahnübergänge als auch auf die gesamte Strecke sehr weit vorangetrieben und steht mit beiden Planungen kurz vor dem Abschluß." Der Verwaltungschef erinnerte die Ministerien und die Bundesbahn an die Verpflichtung aus dem Finanzierungsvertrag vom 17. Januar 1991. Allein die schnelle Realisierung der S-Bahn sei eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß die Region einem Verkehrskollaps entgehen könne. hf
Auf seinen PR-Fotos mimt er den Terminator für Arme, posiert als cooler Leder-Beau im wabernden Nebel. Andreas Bruhn könnte als "Son Of Schwarzenegger" Karriere machen, wenn er nicht schon etwas Besseres vorhätte. Da seine Stammband, die Sisters Of Mercy, gerade eine Pause einlegt, hat sich der Hamburger Gitarrist selbständig gemacht. Unter dem Pseudonym Broon ("das ist für Engländer leichter auszusprechen als Bruhn") ist seine gleichnamige Solo-CD (Electrola) erschienen.
Ein dreistes Debüt - der 24jährige bedient sich beim Mainstream ebenso wie bei Gruft- oder Wave-Rock. Doch die Mischung hat Verve: Der Song "Respect" klingt wie ein morbider Ableger von Bon Jovis "Livin' On A Prayer", aber auch David Bowie, Iggy Pop oder die Sisters Of Mercy lassen grüßen. "Wenn du mit tiefer Stimme und arrogantem Tonfall singst, klingt das fast immer wie Iggy oder Bowie", lacht Broon.
Hinter soviel Selbstbewußtsein steckt kein überheblicher Snob, eher ein eifriger Autodidakt. "Ich habe mir während der Zeit mit den Sisters viel draufgeschafft, Baßspielen, Programmieren", sagt er, "mir waren die Songs wichtig, nicht die technischen Spielereien. Ich wollte die Stücke nicht mit Soli überfrachten - und damit habe ich vielleicht einige enttäuscht. Die erwarten von der Solo-CD eines Gitarristen eben die übliche Saiten-Protzerei."
Den ersten Musik-Unterricht hatte er bereits als Vierjähriger. Nach dem Abi machte er Zivildienst als Sani im Notarztwagen, schrieb aber nebenbei fleißig Songs. Bis ihn schließlich Ober-Schwester Andrew Eldritch 1989 zu seiner Band holte. "Das lief ganz unspektakulär. Er brauchte einen neuen Gitarristen. Ein Freund hatte mich empfohlen", erinnert sich Broon, "kurz darauf rief Andrew an. ,Nimmst du Heroin?&rquote; ,Nein.&rquote; ,Hast du einen Reisepaß?&rquote; ,Ja.&rquote; Ich war dabei."
Ob er immer noch dabei ist, weiß er im Moment nicht so genau. Der launische Eldritch kam bei den letzten Aufnahmen nicht aus den Startlöchern und vertagte die nächste LP fürs erste. "Ich gehe davon aus, daß ich noch in der Band bin, obgleich die letzten Sessions sehr enttäuschend waren. Die Vorstellungen gingen weit auseinander", erzählt er, "Andrew wollte meine Stücke gar nicht hören. Das war schon etwas frustrierend, nachdem wir auf der Tour so gut harmoniert hatten." Zuviel Harmonie ist offenbar immer noch Gift für die Sisters Of Mercy. art
Göttliche Bananenschale
Das Wort Betriebsurlaub kennt er nicht. Chris Rea ist ein emsiger Fließbandarbeiter, der sein Soll brav erfüllt und fast jedes Jahr eine neue CD vorlegt. Nur die Qualität des Gebotenen schwankt mitunter erheblich. Überraschte er 1989 noch mit einer bluesgeteerten "Road To Hell", reichte es auf dem Nachfolger "Auberge" nur für samtweichen Kuschelrock. Doch allen vernichtenden Kritiken zum Trotz zeigt Reas Umsatzkurve seit Jahren steil nach oben: Der mollige Brite ist der Deutschen liebster Schmuse-Barde. Auf seinem neuesten Werk "God's Great Banana Skin" (east west) ist statt Schmalz zur Abwechslung wieder mal eine Blues-Kur angesagt. Rea spielt seine satten Riffs und geölten Slide-Soli und brummt dazu teilnahmslos von der Aussöhnung zwischen Christentum und dem Islam oder mahnt in dem eigenartigen Titelsong, man solle bloß nicht mit dem Finger auf andere zeigen - irgendwann sei man selbst dran.
Was das nun alles mit "Gottes großer Bananenschale" zu tun hat, bleibt allerdings sein Geheimnis. "Ich verwirre gerne, dazu soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen", grinst er, "deshalb bewundere ich auch Randy Newman - bei dem wissen die Leute nie genau, woran sie sind."
Randy Newman läßt jedoch nur alle vier bis fünf Jahre etwas von sich hören, erspart sich und seinem Publikum solche Langweiler wie "Auberge". Chris sieht die Realität etwas anders. "Ich hoffe, die Leute kapieren in ein paar Jahren, daß ich das nur mache, weil ich Spaß daran hab'. Ich pfeif' auf den Ruhm, das Geld brauch' ich auch nicht, ich schreibe und spiele nun mal gern", sagt er.
Und eines seiner Lieblings-Themen, den Öko-Kollaps, greift er auch immer wieder gerne auf. In dem Song "90's Blues" zeigt sich Rea allerdings zunehmend verbittert - die Grünen würden jammern, doch keiner höre ihnen mehr zu, klagt er. Spricht da der Fatalist in ihm? "Eher der Realist. Ich gehe immer noch selbst einkaufen und kriege mit, was die normalen Leute so denken", glaubt er, "und die gewöhnlichen Leute verstehen nicht das akademische Geschwafel der Parteien, Grüne inklusive."
Wie gut, daß wenigstens er Klartext spricht. Mit "Road To Hell" hat er schon ganz profan angedeutet, wie die Zukunft aussehen könnte: die Menschheit im Stau, die Umwelt im Eimer. Öko-Apostel Chris ging auf den letzten beiden Tourneen mit gutem Beispiel voran: Gleich sechs Trucks karrten seine Material- Schlacht über die "Road To Hell" von Stadt zu Stadt, zwischen den Gigs flog er nach Hause, um seine Frau und die Töchter zu besuchen oder seiner heimlichen Leidenschaft, dem Motor-Sport, zu frönen.
Paßt das zur grünen Weste, Herr Rea? "Ich spiele in ,Road To Hell&rquote; nicht den Prediger, ich sage nur, wie es ist. Die Journalisten sollen erst mal bei den Chemie-Konzernen und Öl-Multis anklopfen, bevor sie über meine Trucks meckern oder mir den Motor-Sport madig machen wollen", schimpft er.
Die Bemerkung, daß der Bombast seiner letzten Tourneen eher zu Pink Floyd paßte als zu einem unspektakulären Blues-Barden, bringt ihn schnell auf den Boden zurück. "Das gleiche hat mir Dave Gilmour von Pink Floyd gesagt", seufzt er, "ich habe kürzlich B. B. King in der Alten Oper Frankfurt gesehen, da hat auch niemand nach der Show gefragt. Da möchte ich auch wieder hin." Mega- Shows machen noch keinen Mega-Star und Öko-Parolen noch keinen Grünen. Doch konnte ihm der wiederholte Tritt ins Fettnäpfchen bislang nichts anhaben - das Image des netten Blues-Papis von nebenan ist eben solide und über viele Zweifel erhaben. Am Samstag, 6. März, spielt Chris Rea wieder in der Frankfurter Festhalle. MARTIN SCHOLZ
Elton John Künftig will er nur noch trocken rocken: Mittlerweile kommt Elton John auch ohne Alkohol aus. Jetzt bringt er seine Erfahrung auch noch in Buch-Form unter die Leute. Elton John hat das Vorwort zu dem Ratgeber "Tomorrow I'll Be Different: The Effective Way To Stop Drinking" von Beauchamp Colclough geschrieben. Auf die deutsche Übersetzung muß man noch eine Weile warten, aber Elton John kommt nach seiner 92er Tour bald zurück und sahnt noch einmal ab. Am Freitag, 21. Mai, spielt er wieder in der Frankfurter Festhalle. Weitere Mai- Auftritte in: Dortmund (15.), Hannover (30.) und am 31. in Nürnberg. art
"Eric Clapton ist Gott", hat ein überaus gläubiger Fan in den 60ern an eine Londoner Wand gesprüht und den so Verehrten damit vor immense Identitätsprobleme gestellt. Das ist lange her, heute wirken solch "blasphemische" Vergleiche nur noch wie Anachronismen. In Zeiten, da viele Rock-Gitarristen irgendwie alle gleich klingen und auch noch gleich aussehen, mag niemand mehr von Gitarren- Göttern oder Helden sprechen.
Joe Satriani ist eine Ausnahme unter den einfältigen Saiten-Derwischen, will deshalb aber weder als Gott noch als Held dastehen. Wer ihm unbedingt einen Titel verleihen möchte, mag sich an dem Titel seiner aktuellen CD orientieren - "The Extremist" (Sony Music) heißt sie, und extrem klingt sie auch. Der 36jährige New Yorker legt ein Instrumental-Albumvor, das an Jeff Beck zu seinen besten Zeiten erinnert.
Die selbstverliebte Ego- Show überläßt er anderen, Satriani schreibt zuallererst Songs, für die man keinen Sänger braucht. Den Part übernimmt er mit seiner Gitarre, wobei er stets auf eine gesunde Balance zwischen simplen Melodien und abgedrehten Soli achtet. Seine flinke Fingerkunst ist an keinen Stil gebunden. Satriani sitzt zwischen den Stühlen, tobt sich im Rock und Heavy Metal aus, trifft aber auch in Funk-, Blues- und Folk-Nummern stets den richtigen Ton.
Diese Vielseitigkeit wußte auch Mick Jagger zu schätzen, der ihn 1988 mit auf seine Solo-Tour nahm. Auch die Gitarristen Kirk Hammet (Metallica) und Steve Vai (David Lee Roth-Band, Whitesnake) sind Satriani zu Dank verpflichtet - er hat sie seinerzeit als Lehrer unterrichtet. Und wenn er jetzt auf Tour geht, wird der Saal sicher wieder mit zahlreichen Eleven gefüllt sein, die über das Können des New Yorkers fachsimpeln und sich nebenbei ein paar Tricks abgucken.
Am Mittwoch, 10. März, spielt Joe Satriani in der Neu-Isenburger Hugennot- tenhalle mit Adrian Legg (siehe Szene) als Opener. Weitere Auftritte in: Berlin (6. März), Hannover (7.) und in Stuttgart am 8. März. MARTIN SCHOLZ
"Gestern habe ich einen Artikel über den Jazzpianisten Keith Jarrett gelesen. Da hat der etwas sehr interessantes gesagt", erzählt Liam O Maonlai, der Sänger der Hothouse Flowers. "Für ihn ist im Laufe der Jahre die Stille in seiner Musik immer wichtiger geworden." Stille als Indiz für mehr Gelassenheit. Stille als Konzentration auf das Wesentliche in Komposition, Interpretation und Improvisation. Stille auch als Ausdruck einer Innenschau, des Versuchs, mit sich selbst und der Welt ins reine zu kommen. Und Stille als Spiegel von Schönheit. "Wir schreiben heute unsere Songs bewußter", erläutert Liam, "und sehen ein Album in seiner Gesamtheit, denken über einen Spannungsbogen nach".
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Hothouse Flowers-Songs entstehen nach wie vor nicht am Reißbrett. Sie sind Ergebnis spontaner Umsetzung von Emotionen. "Da gehen wir nur der Eingebung des Moments nach", betont Drummer Jerry Fehily, "und wir haben dabei auch keine Angst, musikalisch oder textlich etwas Plattes zu sagen. Wenn es für uns etwas aussagt, ist es auch etwas Wertvolles." Beim Erarbeiten der Stücke gilt nur eine Maxime: Dem natürlichen Fluß des Liedes folgen. Und das Ergebnis dieser Arbeitsweise kann sich hören lassen.
"Songs From The Rain" (Metronome) ist eine Sammlung beseelter Stücke in lässigen Midtempo-Grooves. Der Sound der Produktion ist wunderbar transparent, das Zusammenspiel von Liam, Jerry, Gitarrist Fiachna O Braonain, Bassist Peter O'Toole und Bläser Leo Barnes traumwandlerisch sicher. Die Musik assoziiert Klarheit und Offenheit, Licht und Luft, ein "healing sound", an dem sich fröstelnde Seelen erwärmen können. "Die Musik als heilende Kraft, das klingt sicherlich mysteriöser, als es letztlich in der Praxis ist", greift O Maonlai diesen Aspekt auf. Ein Gute-Nacht-Lied ist für ihn heilsam, "weil es dich gut einschlafen läßt und Schlaf etwas Gesundes ist". Sich um andere Menschen zu kümmern, ihnen zu helfen, "das kann nur gut und heilsam für jeden sein." Liebe ist ein Heilmittel. "Und jeder braucht sie". Musik reflektiert das alles, das ganze Leben. "Musik ist da, wenn du traurig oder glücklich bist. Musik läßt dich träumen, Musik bringt dich zum Tanzen. Und das ist gut für deinen Körper. Kein Zweifel also: Musik hat heilende Kräfte", schließt Liam seine Liebeserklärung ab.
Als Iren haben die Hothouse Flowers ohnehin einen natürlichen Bezug zu Musik. In Irland wird Musik gelebt, gehört zum Alltag, hat noch immer etwas Rituelles, ist dabei was total Normales und doch auch immer etwas Besonderes. Iren leben mit und von ihrer Tradition. Aber von der Mentaliät her sind ihnen auch schwarze Stilarten vertraut. Soul und Gospel finden sich denn auch im Sound des Quintetts. Die Musik groovt, ist funky. Und sie hat Blues, weil die Iren als Volk Probleme haben, viele von ihnen im Dreck sitzen, aber eben nicht resignieren, sondern den Blues bewältigen wollen.
"Nimm Rap als Beispiel", sucht Liam nach Seelenverwandtschaften, "das ist Gettomusik, Musik armer Menschen, die ihnen Kraft, auch Stolz und Würde gibt." Für O Maonlai geht die Bedeutung von Musik so weit, daß er sie seinen wichtigsten Lehrer nennt. So sehr er mit seiner Band an der Vervollkommnung des eigenen Sounds arbeitet, so sehr sucht er auch den Austausch mit Musikern aus den verschiedensten Kulturen.
"Solche spontanen Sessions sind ein ständiges Geben und Nehmen, wirkliche Kommunikation, bei der man viel über sich, die anderen und vor allem voneinander lernen kann", schwärmt Liam. Einmal spielte er mit einem russischen und einem griechischen Pianisten, ein anderes Mal kam er mit einem indianischen Trommler zusammen. Mit dem japanischen Flötisten Guo Yue tauschte er musikalisch Gedanken aus.
Zu den intensivsten Erfahrungen der Hothouse-Musiker gehörte aber die Begegnung mit Aborigines-Musikern während ihrer letzten Australien-Tournee. "Das ist ein uraltes Volk, deren Kultur so alt ist, wie wir Menschen überhaupt zurückdenken können", formuliert O Maonlai seinen Respekt für die Aborigines, die total im Einklang mit der Natur, mit Mutter Erde leben. "Wir sollten sie als ältere Brüder sehen und von ihnen lernen."
Und wie bringen die Musiker solche Ideen ihrem Publikum nahe? Nicht schulmeisterlich. "Dadurch, daß wir Musik machen und in ihr in der Schönheit Platz einräumen", erläutert Jerry. Sie gehen damit gegen den latenten Zynismus an, es sei sowieso längst alles verloren, die Menschheit seelisch kaputt, die Welt ein Wrack. Es gilt, den Menschen Mut zu machen, Ängste zu nehmen, ihnen die Augen wieder zu öffnen für die Schönheiten des Lebens. "Und sie sollten auch lernen, selbst ihr Leid, ihr Traurigsein, ihre Melancholie auszuleben, auch diese Momente als etwas Besonderes, Schönes erkennen und als wichtig für ihre Entwicklung zu erlennen und sie zu umarmen", setzt Liam den Schlußpunkt.
Am Dienstag, 27. April, spielen die Hothouse Flowers in der Alten Oper Frankfurt. Weitere April-Konzerte: Koblenz (20.), Oberhausen (21.), Bielefeld (22.), Berlin (24.), Hannover (25.), Hamburg (27.) und am 28. in Köln. Die Tournee wird im Juni fortgesetzt. DETLEF KINSLER
Zwei Alben genügten den Hothouse Flowers, um sich in der aktuellen Rockszene zu etablieren. Ihre Platten "People" und "Home" manifestierten zudem den Ruf der Iren, eine Band fürs Volk zu sein. Mit ihrer faszinierenden Mischung aus Soul, Rock, Blues und Folk begeisterten die Heißsporne aus Dublin ihr Publikum. Auf ihrer aktuellen CD "Songs From The Rain" spielen sie relaxter und schlagen ruhigere Töne an. Aber ihre Musik bleibt gewohnt intensiv.
Adrian Legg Joe Satriani (siehe Toptip) ist kein Kind von Traurigkeit. Wenn er seine E-Gitarre einstöpselt, geht's zur Sache. Als Very Special Guest hat er für seine Tournee überraschend ein ganz anderes Kaliber eingeladen: Adrian Legg. Der Brite wird mit einer semi-akustischen Performance glänzen. Mit Blues-, Country- und Bluegrass-inspirierten Instrumentals begeisterte er schon auf seiner CD "Mrs. Crowe's Blue Waltz" (Roadrunner/IRS). Live wird er seine Bühnenerfahrung mit Acts wie Tanita Tikaram und Nanci Griffith in die Waagschale legen. Ein genußvoller Einstieg ins Satriani-Konzert am Mittwoch, 10. März, in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg ist garantiert. dk
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Tandem-Figurentheater: Wenn ich ein Riese wär . . ., 11 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.
Dreieich. Koffertheater Dreieich: Verdammt, wer liebt mich ?, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Kindertheater: Rumpelstilzchen, 15 Uhr, Stadthalle.
Vorlesestunde: Das Wolfskind, 15 Uhr, Stadtbücherei, Südliche Ringstraße 77.
Neu-Isenburg. Kindertheater: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, 15 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (15.30, 20 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr) - Neue UT-Kino: Jimmy Hoffa (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). - Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr); Grüne Tomaten (22 Uhr).
Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Hugenottenhalle: Komm und sieh das Paradies (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag der Naturfreunde, 20 Uhr, Lauterbornschule.
Dreieich. Diavortrag: So schön ist Hessen, 15 Uhr, Seniorentreff Eisenbahnstraße, August-Wienand-Haus.
CBF-Vortrag: Rechtsschutzversicherung für Behinderte und chronisch Kranke, 18 Uhr, CBF-Räume, Maria-Hallstr. 26.
Rodgau. Referat: Ausländische und deutsche Frauen, 19.30 Uhr, Frauen treffen Frauen, Gartenstraße 20-24. Parteien / Parlamente Dietzenbach. ÖDP-Treffen, 20 Uhr, Rathsstuben im Bürgerhaus. Vereine / Organisationen Offenbach. IG gegen den Verkehrslärm a.d.Mainstr./Nordring: Treffen, 19.30 Uhr, Speyereck.
Dreieich. Förderverein Dreieich-Stafford: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Ev. Gemeindesaal Buchschlag, Buchweg.
Hainburg. Informationsveranstaltung des Kinderhauses Hainstadt, 20 Uhr, Liebfrauenheidenstraße 15.
Langen. Treffen der Friedensgruppe der Ev. Johannesgemeinde, 20 Uhr, Gemeindezentrum Uhlandstraße 24. Verschiedenes Neu-Isenburg. Rentenberatung für Frauen, 17 Uhr, Quartier IV, Luisenstr.18. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Glaskunst aus Lauscha - Kunst und Handwerk, 20 Uhr, Städtische Galerie, Kaiserstraße 99.
Dietzenbach. Eröffnung: Werke von Barbara Wilz, Hildegard Sörgel-Warwel und Boris Warwel, 20 Uhr, Rathaus. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstr. 32-34: 12 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Dreieich. (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Hauptstraße 32-36, Sprendlingen: 13 bis 19 Uhr, Tel. 6 49 47.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: 11.30 bis 12.30 Uhr.
Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 14 bis 16 Uhr, Tel. 25 47 47.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach: 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 60 74 / 689 66.
Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1: 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 92. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel.0 61 03 / 5 18 84.
SCHMITTEN. Günstiger Wohnraum besonders für junge Familien, Betreuungsangebote für Kinder, Jugendliche und Senioren sowie Vorrang für öffentliche Verkehrsmittel: Das sind die Schwerpunkte der Schmittener SPD in den nächsten vier Jahren. "Soziale und gerechte Politik" haben sich die Sozialdemokraten vorgenommen, die bei der letzten Gemeindewahl 14,2 Prozent der Stimmen erhielten und mit fünf Abgeordneten im Parlament vertreten sind.
"Am Krückstock" gehe der soziale Wohnungsbau in Schmitten, kritisiert die SPD. Deshalb müsse für die Baulandpreise ein Konzept erstellt werden, das Bewerber mit "mittleren und schwachen Einkommen" berücksichtigt.
Zugleich verlangt die Partei mehr Hort- und Kindergartenplätze, damit die Eltern "mit zwei Einkommen den stark gestiegenen Preisen" entgegentreten können.
Den Jugendlichen in der Gemeinde wollen die Bewerber um Spitzenkandidat Horst Kühmichel einen eigenen Treffpunkt ermöglichen. Zudem soll ein Jugendpfleger zur Betreuung der freien Jugendarbeit eingestellt werden. ill
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Musical: Chicago, 20 Uhr, Stadttheater.
Kelsterbach. Offenbacher Figurentheater: Freunde, 10.30 und 15 Uhr, Stufensaal der Gesamtschule.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der kleene Punker (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Jimmy Hoffa (20 Uhr). - Bambi: Stalingrad (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der letzte Mohikaner (19.30 Uhr); Der Kühlschrank (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (um 20 Uhr). Vorträge / Kurse
Groß-Gerau. Frauen fördern Frauen- Vortrag: Ich kaufe, miete, bürge . . .und dann ?, 20 Uhr, Kulturcafé.
Rüsselsheim. VHS-Diskussion über die Macht der Frauen: Weibsbilder, 19.30 Uhr, Stadtbücherei.
Biebesheim. Diavortrag: Die kulturelle Bedeutung des Klosters Lorsch für unsere Heimat, 20 Uhr im Altenwohnheim in der Heidelberger Straße 71. Parteien / Parlamente
Mörfelden-Walldorf. DKP/Offene Liste: Versammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden.
Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. VHS-Feierabendrunde Walldorf: Monatsversammlung, 15 Uhr, Stadthalle.
Kelsterbach. VdK-Sprechstunde, 16 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule. Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Lichterkette gegen rechts, Treffen 19 Uhr, an der Bertha-von-Suttner-Schule.Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstraße 5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Rüsselsheim. Pro Familia, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstr. 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 12.30 bis 14.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Straße 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Telefon: 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Konzert: Sinner und Exotic Blow Job, 20 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63.
Konzert: One X One und Humanimal Bunch, 21 Uhr, Isenburger Schloß.
Easy-Listening-Jazz: Berra at the Crossroads, 22 Uhr, Bootshaus Undine.
Dreieich. Koffertheater Dreieich: Verdammt wer liebt mich?, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Komödie: Miss Daisy und ihr Chauffeur, 20 Uhr, Stadthalle.
Irische Folklore: The Tuners, 20 Uhr, Johannesgemeinde, Carl-Ulrich-Straße 24.
Neu-Isenburg. Vorlese- und Malstunde, 16 Uhr, Büchereizweigstelle Westend, Bahnhofstraße 212.
Konzert zugunsten der Stiftung Altenhilfe: hr-Big-Band, Joy Fleming & Bill Ramsey, 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Theatergruppe der Lukasgemeinde: Keine Leiche ohne Lily, 20 Uhr, Lukasgemeinde, Kurt-Schumacher-Str. 8.
Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Rödermark. Brazilian Guitar Night, 20.30 Uhr, Halle Urberach.
Seligenstadt. Theater: Biedermann und die Brandstifter, 20 Uhr, Riesensaal. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (15.30, 20 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (20.30 Uhr).
Dietzenbach. Bürgerhauskino: Wolfsblut (20 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr) - Neue UT-Kino: Jimmy Hoffa (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr); Alarmstufe: Rot (22.45 Uhr). - Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr); Grüne Tomaten (22 Uhr).
Obertshausen. Stadt-Kino: Arielle, die Meerjungfrau (17 Uhr); Arachnophobia (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Dracula (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Kursbeginn: Eltern werden ist nicht schwer - Eltern sein dagegen sehr, 16 Uhr, Methodistengemeinde, Konrad-Adenauer-Straße 27.
Obertshausen. Vortrag: Die geschichtliche und technische Entwicklung der Nadelspitze, 20 Uhr, Werkstatt-Museum, Karl-Mayer-Straße.
Rodgau. Diavortrag über den Fund im Gletschereis der Ötztaler Alpen, 20 Uhr, Casino der Rodgau-Bank Jügesheim. Parteien / Parlamente Offenbach. Gesprächsrunde: Was gefällt Euch nicht an uns ? - was gefällt uns nicht an Euch!, 19 Uhr, Räume des türkischen Aile ve Genclik, Frankfurter Straße 63 HH.
Die Grünen: Internationales Frauenfest, 20 Uhr, Frankfurter Straße 63 HH.
Dreieich. Diskussion: CDU-Politik in Stadt und Kreis, 19.30 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.
FDP-Dämmerschoppen, 20 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Obertshausen. Jusos in der SPD: Diskussion mit Otto Schily, 20 Uhr, Mehrzweckhalle der Eichendorffschule, Waldstraße.Vereine / Organisationen Langen. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Kasinosaal der Sparkasse, Zimmerstraße.Verschiedenes Dreieich. Senioren-Skatturnier, 14 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain.
Tag der offenen Tür in der Heinrich- Heine-Schule, 16 bis 18 Uhr, Lindenstr.20.
Neu-Isenburg. Basar für Kinderbekleidung und Spielsachen, 11 bis 14 Uhr, St. Josef, Kirchstraße 20. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Deutsche und Russen in zwei Jahrhunderten - Nicht nur Gegner, 18 Uhr, Rathaus-Foyer.
Heusenstamm. Eröffnung: Aquarelle von Eri M.A. Foerster, 19.30 Uhr, Galerie Rekus, Ludwigstraße 7. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 14 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Neu-Isenburg. Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 9 bis 12 Uhr, Tel. 25 47 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.
Langen. Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. 1. Mörfelder Bluesnight: Saure Gummern meets Applepie, 20 Uhr, Juz Mörfelden.
Groß-Gerau. Zett-Revival, 20 Uhr, Kulturcafé.Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sister Act (17 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Jimmy Hoffa (19.30, 22 Uhr). - Bambi: Stalingrad (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17, 20, 22.45 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20, 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der letzte Mohikaner (17.30, 19.30 Uhr); Der Kühlschrank (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (20 Uhr). Vereine / Organisationen
Mörfelden-Walldorf. Bund für Vogelschutz Mörfelden: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Wiesenthal.
Naturfreunde: Alte Lieder-Abend, 20 Uhr, Naturfreundehaus. Ausstellungen
Groß-Gerau. 10. Kreativmarkt der Hobby-Künstler, Eröffnung 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, So., 11 bis 18 Uhr, in der Jahnturnhalle.
Rüsselsheim. Eröffnung: Zeichnungen von Heinz Seibert, 19.30 Uhr, La petite Galerie, Im Steinigrod 20. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau", 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Thomas Friz und Band: Die Gedanken sind frei, Sa., 20 Uhr, Theater an der Goethestraße.
Flamenco-Konzert mit Lobito, Sa., 20 Uhr, VHS, Kaiserstraße 7.
Power Metal: Scarlatyna - Chased Crime, Sa., 20 Uhr, F 63, Frankfurter Str. 63.
Musik um elf: Fast alles über das Saxophon, Sonntag, 11 Uhr, im Büsing-Palais.
Dreieich. Familienkonzert: Fast alles über das Saxophon, So., 16 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Abendmusik: Violin-Duo-Concertant, Sonntag, 18 Uhr, Burgkirche Dreieichenhain. Mühlheim. Kammerkonzert, Sonntag, 17.30 Uhr, Friedenskirche, Untermainstraße 4.
Neu-Isenburg. Theater: Geld anderer Leute, Samstag, 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Theatergruppe der Lukasgemeinde: Keine Leiche ohne Lily, Sa., 20 Uhr, Lukasgemeinde, Kurt-Schumacher-Straße 8; So., 19 Uhr, Johannesgemeinde, Friedrichstraße 94.
Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Rock: Gypsys, Sa., 20 Uhr; So.: Papa's Finest Boogie Band, So., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße.
Rodgau. Kindertheater: Der kleine August, So., 15 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden. Seligenstadt. Theater: Biedermann und die Brandstifter, Sa., 20 Uhr, im Riesensaal.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (Sa., So., 15.30, 20 Uhr). - Palast: Kein Pardon (Sa., So., 15, 17.30, 20; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.15 Uhr); Sister Act (Sa., So., 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). Rex: Dracula (Sa., So., 14.45, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 15.30, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (Sa., 20.30; So., 18, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Stalingrad + Alarmstufe: Rot (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Das kleine Gespenst (Sa., So., 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr) - Neues UT-Kino: Jimmy Hoffa (Sa., So., 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.45 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., 22.45 Uhr). - Zeitlos: Eine Frage der Ehre (Sa., So., 15.15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 16, 19.45 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 22 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Little Nemo - Abenteuer im Schlumberland (Sa., So., 14.30 Uhr); Dracula (Sa., 20.30; So., 17, 20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Asterix bei den Briten (Sa., 14, 16.15 Uhr; So., 14 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., 20.15, 22.30 Uhr; So., 16.15, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 14, 16 Uhr; So., 14 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., 20 Uhr; Sonntag, 16, 20 Uhr); Weiblich, ledig, jung sucht . . . (Samstag, 22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen, Samstag, 14 Uhr, Max-Eyth-Sporthalle, Hirschsprung.
Mühlheim. Frühstücks-Treff für Frauen zum Thema: Die ideale Frau zwischen Wunschbild und Alptraum, Samstag, 9 Uhr, Bürgerhaus, Dietesheimer Straße. Vereine / Organisationen Dietzenbach. GGTC-Tanzturnier, So., 10 bis 21 Uhr, Bürgerhaus.
Neu-Isenburg. Reit- und Fahrverein: Vereinsmeisterschaften, Sa., ab 10 Uhr, Reithalle An den Drei Eichen.
Rodgau. Naturschutzbund Dudenhofen: Errichtung einer Benjeshecke, Treffen Sa., 9.30 Uhr, Gänsbrüh. Verschiedenes Offenbach. Einweihungsfest im Treff Waldhof, Sa., von 15 Uhr an, Ottersfuhrstr.10. Dietzenbach. Flohmarkt, Sa., 8 bis 14 Uhr, Bürgerhaus.
Dreieich. Tag der offenen Tür an der Ricarda-Huch-Schule, Sa., ab 9.30 Uhr.
Langen. Kunsthandwerkermarkt, So., 11 Uhr, Stadthalle.
Obertshausen. Flohmarkt, Sa., 8 bis 13 Uhr, im Bürgerhaus Hausen. Ausstellungen Neu-Isenburg. Flug- und Modellbauclub Dietzenbach stellt seine schönsten Flugmodelle aus, Sa., 9 bis 18 Uhr, im Isenburg-Zentrum.
Ausstellungsgespräch mit Henning Mittendorf, So., 13 Uhr, Galerie Sinntrotz, Mainstr. 54.
Seligenstadt. Führung in der ehem. Benediktinerabtei: Der Mönch lebt nicht vom Brot allein . . . , Treffen So., 11 Uhr, am Eingang der Prälatur. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", Frankfurter Straße 48: Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.
Mühlheim. Alleinerziehendentreff, Samstag, 15 Uhr, Rathäuschen, Friedensstraße 20. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03/5 18 84.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Eine bessere Kooperation der Jugendeinrichtungen, mehr Fortbildung und Supervision für die Mitarbeiter sowie eine größere Beteiligung der Kinder und Jugendlichen an der Planung - das sind die wichtigsten Empfehlungen der Planungsgruppe für die neue Kinder- und Jugendarbeit.
Dazu schlägt sie zehn bis 15 "Regionalbüros" in den Stadtteilen vor, die Angebote der Jugendarbeit besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abstimmen könnten. Die Stadt werde nicht sofort alle Empfehlungen in die Tat umsetzen können, aber "schrittweise dem formulierten Ziel näherkommen", sagte Sozialdezernent Martin Berg (SPD) bei der Vorstellung des Berichtes.
Zwei Jahre lang hatten sich Mitarbeiter des Institutes für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) Gedanken über die offene Kinder- und Jugendarbeit in Frankfurt gemacht.
Das Besondere an dem Diskussionsprozeß, der laut Berg bundesweit Aufmerksamkeit gefunden habe, war aber die Beteiligung der Mitarbeiter. In einer wöchentlich tagenden Koordinierungsgruppe konnten die Sozialarbeiter ihre Erfahrungen und Ideen einbringen, was Professor Benno Hafeneger als wissenschaftlicher Begleiter einen "besonders mutigen Schritt" nannte.
So intensiv sei in Frankfurt noch nie über Kinder- und Jugendarbeit nachgedacht worden. Jetzt sei es wichtig, diesen Prozeß nicht zu stoppen, sondern kontinuierlich weiterzuführen. Rainer Kilb vom ISS schilderte die Empfehlungen vor dem Hintergrund einer Bestandsaufnahme in den Jugendeinrichtungen, die ergeben habe, daß sich die Besucherstruktur sehr verändert habe.
Mittelschicht-Jugendliche ließen sich kaum mehr da blicken, drei Viertel der Jugendlichen seien männlich, fast alle von ihnen haben keinen deutschen Paß. Außerdem richteten sich viele der Angebote an immer die gleiche Klientel. Stadtrat Berg nannte die Mädchenarbeit, die dagegen vielfach eher dürftig ausfalle. luf
ulf FRANKFURT A. M., 2. März. Die IG Metall warnt vor einer umfangreichen Arbeitsplatzvernichtung bei den Angestellten. Infolge neuer Produktionskonzepte würden ganze Hierarchie-Ebenen in Frage gestellt, sagte ihr Vorstandsmitglied Joachim Toeppel jetzt in Bielefeld. Unter dem Stichwort "lean production" würden zur Zeit die Belegschaften durchkämmt. Besonders gefährdet seien die Berufsgruppen Meister und Arbeitsvorbereiter. In der gesamten Volkswirtschaft stünden etwa 1,5 Millionen Angestellten- Arbeitsplätze zur Disposition.
Nach Toeppels Worten stimmt es schon lange nicht mehr, daß in der Hierarchie hoch angesiedelte Arbeitsplätze sicher seien. In der Metallindustrie seien Unternehmensberater tätig, um sogenannte Stabsabteilungen auszudünnen. Mit dem "Totschlagargument", daß sogenannte "Wasserköpfe" beseitigt werden müßten, würden auch hochqualifizierte Beschäftigtengruppen von der Welle des Arbeitsplatzabbaus erfaßt.
Die Grünen wollen mehr Demokratie wagen Programm der Ökopartei im Kommunalwahlkampf Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Nach CDU und SPD haben jetzt auch die Grünen in Bruchköbel ihr Wahlprogramm vorgestellt. Während die Christdemokraten ihre bisherige Politik fortentwickeln wollen, die Sozialdemokraten ihren Schwerpunkt auf Wohnungsbau und sozialen Fortschritt legen, verlangt die Ökopartei einschneidende Veränderungen für fast alle Bereiche des politischen Lebens in der Kommune. Die Grünen möchten, sollten sie im nächsten Stadtparlament einen potenten Verbündeten für ihre Sache bekommen, mehr Demokratie wagen. Das bedeutet, sie wollen die Bevölkerung stärker in die Entscheidungsprozesse einbinden. Geschehen könnte dies etwa in Form von Bürgerbefragungen oder durch eine direkte Beteiligung im parlamentarischen Prozeß. Für rechtsgerichtete Gruppen fordert die Partei Raumnutzungs- und Versammlungsverbote.
Was den Wohnungsbau angeht, ist ihr Wahlprogramm mit dem der Sozialdemokraten durchaus zu vergleichen. Eine familienfreundliche Architektur, keine weitere Zersiedelung der Landschaft, Förderung von Alleinerziehenden und deren Familien, erschwingliche Wohnungen, Ansiedlung umweltfreundlicher Betriebe ohne eine Konzentration in bestimmten Gebieten können als Stichworte dienen.
Keine Frage, daß der bisherigen Oppositionsfraktion die Aktivitäten beim Naturschutz nicht ausreichen. Die ausgeräumte, intensiv genutzte Landschaft ist ihr ein Dorn im Auge. Die Reste freier Natur müßten daher nicht nur erhalten werden. Dabei schwebt den Grünen beispielsweise eine Vergrößerung des Anteils an Schutzgebieten auf zehn Prozent der Gemeindefläche und eine Baumschutzsatzung vor.
Energiepolitik: Als notwendig wird auf diesem Sektor die Einrichtung einer Energieberatung und die Entwicklung von Konzepten zur Einsparung von Strom, Öl und Gas angesehen. Dabei gibt es Pläne für den Bau von Blockheizkraftwerken für die öffentlichen Gebäude, aber auch Überlegungen, die Installation von Elektroheizungen in Neubaugebieten oder die Beheizung von Freibädern zu verbieten. Statt dessen sollen Sonnenenergie und Solaranlagen gefördert werden, ebenso wie mehr Wärmedämmung an öffentlichen Gebäuden. Langfristig soll die Kommune ihr Stromversorgungsnetz übernehmen und in eigener Regie betreiben können. Darüber hinaus soll Trinkwasser eingespart und den Privaten entsprechende Anreize geboten werden.
Nach Auffassung der Grünen gibt es in Bruchköbel viel zu wenig Kinderbetreuungsplätze. Außerdem sollen Behinderte stärker integriert werden. Zu fördern seien außerdem die Interessen der Jugendlichen, denen mehr Räume zur Verfügung gestellt werden sollten. Auch ein Jugendrat als Interessenvertretung für junge Leute wird als notwendig angesehen.
Nicht neu sind die Forderungen in der Frauenpolitik nach Einstellung einer hauptamtlichen Frauenbeauftragten, Anschluß an das Frauennachttaxi, Unterstützung des Frauenhauses und Verbesserung der Umstände für berufstätige Frauen mit Kindern.
Zu langsam geht es der Partei bei der Einführung von Tempo 30 im Stadtgebiet, bei der Verbesserung des Radwegeangebots und der Vernetzung öffentlicher Verkehrsmittel. Die Grünen machen außerdem klar, daß sie sich für die Ortsumgehung von Roßdorf ausgesprochen haben, sich allerdings nach wie vor gegen den Sofortvollzug wenden.
Thema Abfall: Nach wie vor bestehen die Grünen auf der Anschaffung eines städtischen Geschirrmobils für Vereinsfeste, um Einwegteller und -becher verschwinden zu lassen. Außerdem denken sie daran, mit Händlern und Gewerbetreibenden ein Konzept zur Müllvermeidung zu erarbeiten.
Auf kulturellem Gebiet könnte es nach Ansicht der Wahlkämpfer mehr Vielfalt geben. Schließlich gehen sie auch auf den Fliegerhorst Erlensee ein, der zum Teil auf Bruchköbeler Gemarkung liegt. Neben der langfristigen Schließung setzen sich die Grünen für ein Nachtflug- und generelles Tiefflugverbot ein. hein
RIEDERWALD. Ob es regnet oder schneit - den Kindern auf dem Abenteuerspielplatz Riederwald kann das Wetter künftig egal sein, ist doch ihr Spielhaus endlich fertig. Nach einjähriger Bauzeit übergab die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt das von der Frankfurter Architektin Kerstin Richter entworfene Haus dem Verein Abenteuerspielplatz Riederwald. Dessen Vorsitzender, der SPD-Stadtverordnete Michael Paris, unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des Spielplatzes für die Kinder und Jugendlichen des Viertels. Weder Wind noch Wetter konnten sie schon bisher davon abhalten, einen Großteil ihrer Freizeit im Riederwälder Forst zu verbringen. Und jetzt kann das Spielhaus den Kindern auch bei ganz "unmöglicher" Witterung ein buntes Angebot machen.
Das 410 000 Mark teure Spielhaus hat die Stadt bezahlt. Es erinnert durch seine runde Form an einen großen Pavillon. Im 112 Quadratmeter großen Erdgeschoß befinden sich die Spielzeugausgabe, eine Küche, Toiletten, ein Büroraum und in der Mitte eine große Spielfläche. Rund um die Spielfläche sorgen Holzkisten, die im Stil eines römischen Amphitheaters hinten ansteigen, dafür, daß die Kinder sich wie in einer Arena fühlen. Vom Erdgeschoß führt eine Treppe auf eine Galerie, die sich über die Hälfte des Gebäudes erstreckt. Das Geländer der Galerie ist mit einem Netz abgesichert, so daß beim Herumtollen nichts passieren kann.
Der Spielplatz wird von zwei Sozialpädagogen geleitet, die zusammen mit den Kindern und Jugendlichen Hütten bauen, spielen und Ansprechpartner für fast alle kleinen oder größeren Probleme sind. Gemeinsam lernen die Kinder, Ideen zu entwickeln und diese dann umzusetzen.
Der Abenteuerspielplatz Riederwald feiert in diesem Jahr sein 20jähriges Bestehen. Neben dem Spielplatz im Riederwälder Forst organisiert der Verein auch den Betrieb des neuen Abenteuerspielplatzes imn Günthersburgpark. Zwei Spielmobile kümmern sich vom Anfang der Osterferien bis zum Ende der Herbstferien um die Kinder in anderen Stadtteilen. Eine besondere Attraktion ist das Spielschiff, das der Verein vor einem Jahr gekauft hat, und das in diesem Sommer bei verschiedenen Aktionen am Mainufer eingesetzt werden wird. ova
War es ein Freud'scher Versprecher oder eine bewußte Fehlleistung, die den Programmsprecher des schwedischen Fernsehens sagen ließ: "Und jetzt schalten wir wieder um zu den norwegischen SKi-Weltmeisterschaften"? Kein Wunder, denn Norwegens Sportler haben in den vergangenen zehn Tagen die nordische Ski-WM zu einer Distrikt-Meisterschaft umfunktioniert, bei der es nur noch darum ging, welcher der Norweger die Goldmedaille umgehängt bekam. Die Triumphe der Langläufer und Springer im schwedischen Falun sind nur die Fortsetzung der Erfolge, die die Alpinen in Morioka errangen, und auch Eisschnelläufer, Biathleten und Freestyler heimsen Medaillen ein.
Das kleine Norwegen mit den großen Ski-Traditionen ist zur Zeit unbestritten die Nummer eins im Wintersport. Eigentlich ein Jahr zu früh: Der Höhepunkt soll erst im nächsten Winter kommen, wenn im norwegischen Lillehammer die Olympischen Spiele stattfinden. "Lillehammer ist ein Grund für unseren Aufschwung", sagt Johan Baumann, der Präsident des norwegischen Skiverbandes, "das Debakel von Calgary war ein zweiter." Als die Skisportler 1988 ohne Goldmedaille von den Olympischen Spielen heimkehrten, beschlossen Baumann und sein Verband die Kehrtwende: "Wir bestimmten, die beste Skination der Welt zu werden."
Anfänglich war die Kasse so leer, daß der Skiverband einen Kredit über fünf Millionen Kronen aufnehmen mußte. Mangels sportlicher Erfolge, die Sponsoren angelockt hätten, bat man das alpine Frauenteam, sich für Reklamezwecke im Bikini ablichten zu lassen. Die Frauen lehnten ab, die Sponsoren kamen trotzdem. Und die Erfolge auch. Jetzt verfügt der Skiverband über ein 54-Millionen-Budget, und die erfolgreichen Läufer können sich auf Loipen, Schanzen und Pisten mit Prämien den Lebensabend sichern, wie es sie anderswo nur für die besten Alpinen gibt. Eine Langlauf- Goldene in Falun war 60 000 Mark wert. "Die Deutschen haben mehr Geld, und Österreicher, Schweizer und Italiener auch nicht weniger", bestreitet Baumann einen direkten Zusammenhang zwischen Budget und Medaillensegen.
Statt dessen glauben die Norweger, daß etwas so Altmodisches wie Teamgeist in einer immer egoistischer werdenden Sportwelt mitentscheidend für ihre Erfolge sei. "Bei den Springern war das deutlich", sagt Baumann. Als man sich um individuelle Betreuung bemühte, sprangen die Norweger hinterher. Espen Bredesen war vor einem Glaube an Teamgeist versetzt Berge Jahr bei Olympia Letzter. Ein Jahr später sprangen er und ein zusammengeschweißtes Team zu Goldmedaillen. Individualisten als Mannschaft: Vegard Ulvang und Björn Dählie, Kjetil Andre Aamodt und Lasse Kjus sind im Schnee Rivalen, neben der Piste aber dicke Freunde, und ihr Wetteifern treibt sie zu immer neuen Höchstleistungen. "Die gute Stimmung in der Mannschaft ist der entscheidende Faktor", sagt Dählie.
Norwegen hat das Glück, über eine Generation von nicht nur außergewöhnlich begabten, sondern auch überdurchschnittlich intelligenten und weltoffenen Sportlern zu verfügen, deren Horizont weit über das tägliche Trainingspensum und die Weltcup- Punkteliste hinausgeht. Ein Aamodt, der locker und gelassen auch auf deutsch, englisch und französisch Rede und Antwort stehen kann, ein Ulvang, der auf Skiern über Grönlands Inlandseis läuft, weil ihm die Erprobung eigener Grenzen wichtiger ist als eine konventionelle Olympia-Vorbereitung, sind Sympathieträger für den Sport, die im sportbegeisterten Norwegen Helden-Status bekommen haben.
Begleitet werden die Sportler und ein Stab erstklassiger Trainer durch ein vom Olympischen Komitee in Hinblick auf die Lillehammer-Spiele finanziertes Forschungsprogramm, mit dem Material, Trainingsmethoden und ärztliche Betreuung analysiert werden. "Wir wollen nicht glauben, sondern wissen", sagt Baumann. "Das gibt den Sportlern Sicherheit, wenn sie am Start stehen. Sie brauchen sich nicht zu fragen, ob sie genauso gut vorbereitet sind oder genauso gutes Material haben wie ihre Konkurrenten."
Doch wie soll es in Lillehammer noch besser werden? 69 Prozent der Norweger erklärten ein Jahr vor Eröffnung der Winterspiele, sie würden sich auf das Sportereignis freuen, und die Zahl der Fans ist durch den jüngsten Goldsegen sicher nicht geschmolzen. So können übertriebene Erwartungen zur größten Belastung für die Sportler werden. Die jetzigen Erfolge hochgerechnet, mit einem Heimbonus aufgebessert, dazu die Hoffnung, daß verletzte Asse im nächsten Jahr fit sein werden - das gibt schnell 15 bis 20 Goldmedaillen. Und daß Schweden und Finnen einen Generationswechsel durchmachen und die Russen aus abseits des Sports liegenden Gründen absacken, macht die norwegischen Medaillenchancen nur noch größer. Da besteht die Gefahr, daß den Norwegern selbst eine Wiederholung der bejubelten Erfolge von Albertville - neunmal Gold - zu wenig wäre.
Skipräsident Baumann glaubt nicht an einen Rückschlag vor eigenem Publikum: "Mir hat noch keiner gesagt, daß er satt oder müde wäre und das Olympiaprogramm nicht voll durchziehen will." Und weil das Langläuferteam jünger ist als die Konkurrenz und auch die Alpinstars erst am Anfang einer wohl langen Karriere stehen, werden sich die übrigen Nationen daran gewöhnen müssen, daß "Ja, vi elsker dette landet" (Ja, wir lieben dieses Land), Norwegens Hymne, der Top-Hit der Skiarenen bleibt. Manchmal wird das selbst schon Norwegern zu viel.
HANNES GAMILLSCHEG
Montag, 1. März
Frankfurter Offensive (FO): "Die FO als dritter Partner von SPD und Grünen?" Diskussion um 20 Uhr im Öko- Haus, Kasseler Straße 1 a.
Dienstag, 2. März
Die Grünen: Endspurt - Fünf Tage vor der Wahl, mit Umweltminister Joschka Fischer, dem Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs und Schuldezernentin Jutta Ebeling. Die Veranstaltung im Bürgerhaus Südbahnhof beginnt um 20 Uhr.
OFFENBACH. "Glaskunst aus Lauscha" präsentiert das Kulturamt in einer Ausstellung, die am Donnerstag, 8. März, in der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99, eröffnet wird. Bei der Vernissage, die um 20 Uhr beginnt, wird Reinhild Schneider von der Fachschule für Spielzeuggestaltung in Sonneberg (Thüringen) die einführenden Worte sprechen.
Die Ausstellung ist vom 4. März bis 3. April zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr. hf
Der Mann aus dem Frankfurter Norden besitzt eine scharfe Beobachtungsgabe. Und eine besonders mitteilungsfreudige Schreibmaschine, die menschliche Schwächen jeglicher Art schonungslos hinausklappert. In diesen Tagen haben es Herr und Maschine auf eine besondere Spezies der frühaktiven Mitmenschen abgesehen: auf die Eiskratzer.
Sie stehen an ihren Autos, schaben das Eis von den zugefrorenen Scheiben und lassen in der Zwischenzeit den Motor vor sich hinbrummeln. Es müsse wohl besonders zweckmäßig sein, hämelt die Schreibmaschine, wenn man bei dieser Tätigkeit "den Auspuffmief des eigenen Wagens einatmet". Und ob es ein Zeichen der Emanzipation sei, daß Frauen bei diesem sinnlosen Tun genauso beteiligt seien wie Männer.
Aber die boshafte Schreibmaschine hat ja recht. Schon seit Jahren weisen Automobilclubs darauf hin, daß das "Warmlaufenlassen" der Motoren purer Unfug ist. Und über den Zustand unserer Atemluft wird wahrhaftig auch genug geschrieben.
Aber was hat Emanzipation damit zu tun? Ökologische Blindheit ist nun mal an kein Geschlecht gebunden. Schlechte Gewohnheiten werden sich erst ändern, wenn wir alle uns emanzipieren müssen. Vom Luftholen beispielsweise.Ihre Bastienne
ERLENSEE. Wenige Überraschungen bietet das Wahlprogramm der Erlenseer SPD, bislang im Parlament mit einer satten absoluten Mehrheit ausgestattet, die auch nach dem Urnengang am 7. März kaum gefährdet sein dürfte. Die gemeindliche Entwicklung der vergangenen Jahren soll auch in der nächsten Periode beibehalten werden.
In Zusammenarbeit mit Gemeindevorstand und Verwaltung wurden viele Punkte, die in dem Absichtspapier festgehalten sind, bereits angegangen und stehen kurz vor der Realisation, etwa was den Bau einer weiteren Kindertagesstätte, die Erweiterung der Kläranlage, des Bauhofs, die Modernisierung der Kultur- und Sporthalle mit geplantem Anbau einer Bibliothek angeht.
In der Wohnungspolitik wollen die Sozialdemokraten folgende Schwerpunkte setzen: Erweiterung des Baugebietes "Ost", Ausweisung von Bauplätzen "Am neuen Friedhof" im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, Modernisierung gemeindeeigener Häuser und Wohnungen und Ausweisung eines Gewerbegebietes. Die Genossen hoffen zudem darauf, daß die beiden Ortsteile über kurz oder lang in das Dorferneuerungsprogramm des Landes aufgenommen werden.
Daß sich die Partei für den Bau einer Umgehungsstraße für Langendiebach stark macht, ist ebensowenig neu wie ihr Eintreten für verkehrsberuhigte Tempo-30-Zonen oder die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs. Mehr Grün in der Landschaft wird ebenso propagiert wie der Bau eines Blockheizkraftwerkes zur umweltfreundlicheren Versorgung der öffentlichen Gebäude im Ortskern mit Strom und Heizenergie.
Das Heimatmuseum in der Wasserburg soll erweitert werden, ebenso das kulturelle Angebot insgesamt. Auch der Fliegerhorst darf in der Betrachtung nicht fehlen. Die SPD fordert neben dem generellen Anliegen der Schließung die Sanierung der verseuchten Flächen und den Schutz vor weiterer Gewässerverseuchung. Schließlich wollen die Sozialdemokraten weiterhin eine eigene Polizeistation und die "solide Finanzpolitik" fortsetzen. hein
ALTENSTADT. Der Sperrmüll wird in Altenstadt seit Anfang des Monats grundsätzlich auf Abruf abgefahren. Anmeldungen werden unter Sperrmüll-Telefonnummer 0 60 47 / 80 00 20 angenommen. Für die Abholung auf dem Grundstück sollen "nahezu kostendeckende Gebühren", so Bürgermeister Gerd Göllner, erhoben werden. Für jeden Preßvorgang des Abfuhrfahrzeugs - das entspricht etwa 1,5 Kubikmeter Sperrmüll - sind 80 Mark zu zahlen. Die Abholung von Schrott kostet 30 Mark je 0,5 Kubikmeter.
Nur noch sperrige Einzelstücke (bis maximal 100 Kilogramm) können jeden ersten und dritten Montag im Monat von 14 bis 18.30 Uhr am zentralen Abfallsammelplatz an der Kläranlage abgegeben werden. Je angefangene zehn Kilogramm wird eine Gebühr von acht Mark erhoben, die sofort zu bezahlen ist. Außerdem kann am Abfallsammelplatz Schrott gegen eine Gebühr von 30 Mark je 0,5 Kubikmeter abgeliefert werden.
Bürgermeister Göllner begründet das neue Sperrmüllsystem damit, daß bislang der weitaus überwiegende Teil des sperrigen Abfalls zum Abfallsammelplatz an der Kläranlage gebracht worden sei. Da dort der Müll nicht gepreßt werden kann, seien unverhältnismäßig hohe Kosten für den Abtransport entstanden. ieb
Mit einem Titel und durchweg positiven Ergebnissen kehrten die Akteure des Tennisparks Rosbach von den Hessischen Hallenmeisterschaften in Offenbach zurück. Und dies, obwohl der im Einzel an Nummer vier gesetzte Falk Fraikin aufgrund einer Ellbogenverletzung nicht startete. Seine Teamkollegen sprangen mit Erfolg in die Bresche, und Tennispark-Spielertrainer David Hirst setzte mit dem Sieg in der Doppelkonkurrenz an der Seite des Bad Homburgers Oliver Kesper dem Ganzen die Krone auf.
Der Tennispark-Trainer und sein Partner lieferten bereits im Halbfinale gegen ihre jeweiligen Vereinskollegen Michael Franken (Tennispark) und Alexander Radulescu (TC Bad Homburg) eine hochklassige Partie. Gegen die keineswegs schwachen Franken/Radulescu zogen sie mit 6:3 und 6:4 ins Finale ein, wo sie auf Philipp Stockhoff und Klaus Düppe (beide TC Palmengarten) trafen.
Dort schien sie zunächst das Glück zu verlassen, denn Kesper verlor seinen Aufschlag. Von 2:4 schafften Hirst/Kesper jedoch mit einem Re-Break gegen Düppe wieder den Ausgleich und sicherten sich mit einem weiteren Break gegen Stockhoff den Satzgewinn. Im zweiten Satz ließen sich die jeweiligen Aufschläger bis zum Stande von 5:4 nicht ins Bockshorn jagen. Ausgerechnet der frischgebackene Einzelmeister Düppe scheiterte dann an seinen Nerven.
Neben dem Triumph im Doppel bewiesen die Tennispark-Vertreter auch im Einzel durchaus ihre Klasse. Am erfolgreichsten agierte nach dem verletzungsbedingten Fehlen Falk Fraikins der Doppel-Halbfinalist Michael Franken. Mit Zweisatz-Erfolgen über Christian Seemann (SG Weiterstadt) und Matthias Henning (TC Kassel) zog er in das Viertelfinale ein, wo er auf den Frankfurter Doppelfinalisten Philipp Stockhoff traf und mit 3:6, 6:4 und 6:4 erfolgreich war. Im Halbfinale mußte er sich dem späteren Sieger Düppe nur knapp mit 3:6, 7:6 und 5:7 beugen.
In die Runde der letzten Acht zog auch Marjan Stamm ein, der den Eschenburger Alvis Zilgalvis und den Langener Dorin Grigoras ausschaltete, ehe er im Viertelfinale gegen den an Nummer zwei gesetzten Bad Homburger Alexander Radulescu in drei Sätzen unterlag. Christian Schmitt war über die Qualifikation ins Hauptfeld gelangt und überstand gegen den Steinbacher Philipp Roloff die erste Runde erfolgreich. Gegen David Hirsts Doppelpartner Oliver Kesper mußte er dann deutlich die Segel streichen.
Für viel Freude bei den Tennisparklern sorgte Nachwuchstalent Oliver Schwab, der als sogenannter "Lucky Looser" in die Hauptkonkurrenz nachgerückt war. Er besiegte zum Auftakt Mario Penirschke (SaFo Frankfurt) klar in zwei Sätzen, traf dann jedoch bereits auf den späteren Hessenmeister Düppe. Besonders im zweiten Satz wehrte Schwab sich heftig und darf mit dem 1:6, 4:6 sowie seiner Leistung durchaus zufrieden sein. ina
Ein junger Elektriker aus Afghanistan, der den Tod seines Vaters an einem Landsmann rächen wollte, ist wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden.
Die 21. Große Strafkammer verschloß sich damit den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, die beide auf Freispruch plädiert hatten. Der Grund: Das Opfer, das bereits mehrfach an Mitglieder der Familie des Angeklagten geraten war, konnte sich an wichtige Details im Tatablauf nicht mehr erinnern und hatte zudem auf den Alkohol hingewiesen, den es an jenem Abend getrunken hatte.
Ursprünglich hatte die Anklagebehörde dem Mann versuchten Totschlag vorgeworfen, da er mit einem Messer auf sein Gegenüber losgegangen war und ihn mit einem Stich an der Lunge verletzt hatte.
Hanaus Hauptbahnhof erhält ein neues Gesicht Bahnsteige werden komplett umgebaut und den neuen Erfodernissen angepaßt Von Andreas Zitzmann
Dort entsteht der neue S-Bahnsteig, in der Tat "neu", denn bisher gab es in diesem Bereich nur Rangier- und Abstellgleise. Gut zwei Jahre hat das noch Zeit. Und deswegen macht sich Kiesewetter über eine benachbarte Baustelle auch viel mehr Gedanken. Reisenden sei dringend angeraten, sich am Fahrplan kundig zu machen, von welchem Bahnsteig ihr Zug abfährt - denn der ändert sich alle ein bis zwei Wochen.
Der Bahnsteig am Gleis 1 ist eine einzige Baustelle, der Bahnsteig der Gleise 2 und 3 wird etwa ab Mitte März folgen. Die Zeit ist sehr knapp, aber die Notwendigkeit hat einen höchst erfreulichen Hintergrund: Hanau wird mit Beginn des Sommerfahrplans am 1. Juni besser an das Intercity-Netz angebunden. Und es kommt noch erstaunlicher: Sogar der ICE wird dann viermal täglich in Hanau halten. Die beiden Bahnsteige müssen dementsprechend angepaßt werden. Dabei bleibt es nicht bei der Anhebung des Höhenniveaus (des größeren Ein- und Aussteigekomforts wegen). Das gesamte Ambiente wird moderner - ICE-Flair sozusagen mit neuen Anzeigetafeln und anderem, bis hin zu warnenden Noppen an der Bahnsteigkante für Blinde. Für ein neues Dach ist dann allerdings kein Geld mehr übrig, obwohl das alte schon ein paar Löcher im Welleternit aufweist. Derzeit sieht der eine Bahnsteig eher einer Wüstenei gleich, am anderen ist noch gar nichts geschafft (beide gleichzeitig können aus betrieblichen Gründen nicht umgebaut werden). Dabei sind die laufenden Bauarbeiten direkt am Bahnhofsgebäude erheblich umfangreicher.
Bis Mitte 1995 wird sich dort ein komplett neuer Bahnsteig erheben, der dann die Gleise 1 und 2 aufnimmt - die Umgestaltung bringt auch eine neue Nummerierung der Gleise mit sich. Das heutige Gleis 1, mittendrin, weist noch auf die frühere Lage des Bahnhofs vor 150 Jahren zwischen den beiden Hauptstrecken hin, dort, wo heute nur noch ein Lagergebäude steht und ein Park & Ride-Platz angelegt ist.
Am neuen Gleis 1 wird ab Sommer 1995 die südmainische S-Bahn Frankfurt-Offenbach-Mühlheim-Hanau
Ansonsten bleiben die langen Wege - der endlose Tunnel unter den Gleisen wird nicht kürzer. Dafür erhält er direkt hinter der Eingangshalle rechts und links zwei neue Treppen, die zu dem S-Bahnsteig führen. Derzeit steht dort noch eine Mauer. Vitrinen, die im Weg sind, sind allerdings bereits leergeräumt.
Auch ansonsten ändert sich im "Foyer" des Hanauer Hauptbahnhofes noch einiges, nachdem eine Bahnhofsbuchhandlung bereits ihr Domizil bezogen hat. So sollen unter anderem die Fahrkarten- und Auskunftsschalter zum "Reisezentrum" umgebaut werden. Was mit den Toiletten geschehen wird, steht derzeit noch nicht genau fest. Rainer Pechan, Leiter der Nachrichtenmeisterei, ist - grob gesagt - zuständig für den Stellwerksbereich mit allem, was dazu gehört. Ebenfalls alles anders ab 1995: Ein komplett neues Stellwerk ist derzeit an der Auheimer Straße in Bau. Es übernimmt später die Aufgaben von vier der bisher sechs Stellwerke in Hanau, außerdem den S-Bahnbereich bis hinter Mühlheim. Digitalisiert und computerisiert, konzipiert für die Anforderungen auch nach dem Jahr 2000.
Die letzten Reminiszenzen an die Eisenbahnhistorie werden ebenfalls verschwinden: die alten Flügelsignale, deren Technik zum Teil noch aus der Vorkriegszeit stammt.
Was das Ganze kosten wird, können Kiesewetter und Pechan so genau nicht sagen. Fest steht: Der Neubau der S- Bahn vom Frankfurter Mühlberg bis nach Hanau wird rund 1,4 Milliarden Mark teuer werden.
Gemessen an der unterirdischen Durchquerung der Offenbacher Innenstadt, Brückenschlägen und ähnlichem ist da der Um- und Neubau im Bereich Hanauer Hauptbahnhof nur ein kleinerer Etatposten. Unabhängig davon werden der IC-Bahnsteig (2,5 Millionen Mark) und die Umgestaltung der Halle (1,25 Millionen Mark) finanziert, gibt die Bundesbahn-Direktion Frankfurt an.
Der Magistrat spare ohne Konzeptionen und inhaltliche Überlegungen. Diesen Vorwurf hat die Gewerkschaft ÖTV in der neuesten Ausgabe ihres "Stadtkuriers" dem Frankfurter Magistrat gemacht. Zugleich erhebt die Gewerkschaft den Anspruch, an den Spar-Überlegungen beteiligt zu werden. "Wir wollen einen besseren Einfluß auf den Veränderungsprozeß in der Stadtverwaltung haben", heißt es in dem Gewerkschaftsblatt.
Die ÖTV bemängelt vor allem, daß der Magistrat bislang vor allem an Personalkosten sparen wolle und mit einer "Rasenmähermethode" undifferenziert gegen alle Bedienstete vorgehe. luf
GROSS-GERAU. Unter das Motto "Energiespar-Engagement 2000" haben die Stadt und die Stadtwerke zwei Aktivitäten vorgestellt, mit denen sie zum Energiesparen animieren wollen. Einen "Energiesparbonus" von dreißig Mark erhält jeder Kunde, der seinen Strom- oder Wasserverbrauch in diesem Jahr um mindestens fünf Prozent gegenüber 1992 verringert. Für eine Ersparnis bis 7,5 Prozent gibt es vierzig Mark. Wer mehr als zehn Prozent einspart, erhält fünfzig Mark pro Energieart. Werden zudem die verminderten Kosten für den geringen Strom- und Wasserverbrauch dazu gerechnet lassen sich nach Einschätzung der Stadtwerke bis zu 200 Mark sparen.
Wie kommt man an den Bonus? Mit der Jahresabrechnung 1993 erhält die Kundschaft der Stadtwerke ein Antragsformular zugesandt. Wer Anspruch auf einen Bonus sieht, schickt den Antrag an die Stadtwerke oder den Energiebeauftragten der Stadt. Der zugestandene Bonus wird von der Abschlagszahlung abgezogen oder auf Wunsch überwiesen. Wer seine Sparerfolge monatlich überwachen will, dem bleibt nur Buchführen mit Blick auf Stromzähler und Wasseruhr.
Bei ihrer zweiten Aktion fördern Stadt und Stadtwerke den Kauf von Energiesparlampen. Jeder Bürger kann gegen zehn Mark eine solche Lampe bei Ulrich Kauschat erwerben, der seit 1989 der Energiebeauftragte der Stadt ist. Normalerweise kostet eine Energiesparlampe um die vierzig Mark. Die Aktion, die noch bis 30. April läuft, soll den Bürgern die Vorteile dieser Lampenart näherbringen, deren Wirkungsgrad wesentlich höher liegt als bei einer Glühbirne und die mit durchschnittlich 8000 Betriebsstunden achtmal so lange hält.
Die Stadtwerke rechnen vor: "Wenn 1500 Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzt werden, sparen die Groß-Gerauer insgesamt 588 000 Kilowattstunden an Energie. Das entspricht einer Minderung der Kohlendioxid-Emission um etwa 470 400 Kilogramm." Diese große Entlastung rechtfertige auch, daß die Lampen letztlich als Sondermüll beim Bauhof oder beim Schadstoffmobil abgegeben werden müssen.
Stromsparen entlastet den Geldbeutel: Auf rund siebzig Mark veranschlagen die Stadtwerke die Ersparnis binnen der Lebensdauer einer Energiesparlampe. Bürgermeister Manfred Hohl hofft, daß es diese Aktion keinen Ärger mit Gewerbe und Handeln bereitet: Schließlich handele es sich "um ein Anfüttern", da jeder Bürger nur eine Lampe erhalte, gehe es nicht darum, in Konkurrenz zu den Geschäften zu treten.
Der Anstoß zu beiden Aktionen, die in Darmstadt oder Kiel bereits ähnlich gelaufen sind, kam von den Stadtwerken. Betriebskommission und Magistrat stimmten zu. Die Kosten sind zunächst auf 16 000 Mark veranschlagt.
• Die Lampen gibt es ebenso wie Auskünfte über die Aktionen und weitere Informationen zum Energiesparen beim Energiebeauftragten Ulrich Kauschat, Tel. 716-297, Stadthaus, Zimmer 2.03. lis
Nachdem der zweifache deutsche Rallye-Cross-Meister Hans Kirchhof aus Steinau Bellings 1992 den Titel verloren hatte, plant er für die kommende Saison den Einsatz eines neuen Fahrzeugs. Während der vergangenen Saison hatte er fünf der sieben Läufe zur deutschen Rallye-Cross-Meisterschaft gewonnen. Allerdings mußte er auch zwei Ausfälle hinnehmen, so daß ihm Rang zwei blieb.
Nach dem ersten Meistertitel 1987 auf Porsche 911 baute Hans Kirchhof einen Ford Escort 4WD mit etwa 260 PS starkem Motor auf. Mit diesem Fahrzeug gewann er 1991 erneut. Für 1992 wurde jedoch von der Motorsportbehörde eine Reglementsänderung im Rallye-Cross beschlossen, die unter anderem die Gruppe der B-Fahrzeuge endgültig verbietet. So plant Hans Kirchhof nun einen neuen Ford Escort Cosworth 4x4 aufzubauen. Dieses Fahrzeug soll nach der Spezifikation der sehr seriennahen Gruppe N- Autos aufgebaut werden. Serienmäßig leistet der Vierzylindermotor 220 PS, obwohl der Hubraum nur zwei Liter beträgt wird er in die Klasse über zwei Liter eingestuft, da der Motor mit einem Turbolader ausgerüstet ist. Neben der Deutschen Rallye-Cross-Meisterschaft will Kirchhof 1993 auch wieder bei einigen Läufen zur Europameisterschaft mitfahren. cs
HANAU. Der "Trägerverein Kulturzentrum Pumpstation", der die "Schweinehalle" betreibt, erhält von der Stadt Hanau einen Zuschuß in Höhe 7000 Mark für die Unterstützung der Hanauer Musikszene. Damit wurde er mit dem Hanauer Jazzkeller in der Philippsruher Allee gleichgestellt, der ebenfalls mit städtischen Mitteln gefördert wird.
Wie Kulturdezernent Klaus Remer mitteilt, wird das Geld zweckgebunden zur Förderung lokaler Nachwuchsbands bezahlt. Zwischen den Schweinehallen-Betreibern und dem Kulturamt, so Remer, bestünden "intensive und regelmäßige Kontakte". Damit könnten unter anderem auch Terminüberschneidungen verhindert werden. res
Schule für die Flüchtlingskinder: "Ein bißchen Normalität"
Die Flüchtlingskinder aus dem ehemaligen Jugoslawien haben es besonders schwer. Herausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung und nicht selten traumatisiert von den Kriegsereignissen in ihrer Heimat, begegnen ihnen in Frankfurt beengte Wohn- und Lebensverhältnisse.
Auch um die Kinder "aus den bedrükkenden räumlichen Verhältnissen herauszuholen", so Gertrud Neumann vom Staatlichen Schulamt, wurden sie "von Anfang an" in die Schulen aufgenommen. Dort pauken die Flüchtlingskinder in Intensivkursen erst einmal Deutsch. Mehr als 900 Kinder allein in diesem Schuljahr wurden als Neuzugänge registriert, was nach Neumanns Worten "kaum zu verkraften ist. Alle Kurse sind randvoll."
Zusätzliche Stellen für die rund 70 Intensivkurse an diversen Schulen gab es nicht, nur "einige Honorarverträge" und einen "kleineren Betrag" des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten. Nach Ansicht von Dusko Zegarac, der beim Internationalen Familienzentrum Flüchtlinge betreut, ist dies jedoch nicht ausreichend.
Weitere Unterstützung sei "dringend notwendig", der "Bedarf sehr hoch".
"In der Regel", meint dagegen Neumann, würden sich die Lehrer "sehr zufrieden" äußern. Auch Michael Damian, Referent der Schuldezernentin, weiß von Schulen, die "relativ stolz auf ihre guten Ergebnisse sind". Ein "gutes Ergebnis" bedeutet, daß die Kinder nach einem halben Jahr am Regelunterricht teilnehmen können, meint Manfred Weiß, Rektor der Hellerhofschule im Gallus. Probleme gebe es immer dann, wenn Schüler, verstört vom Eindruck der Kriegsereignisse, sich weigerten zu sprechen.
Anzuraten ist der Schulbesuch in jedem Fall, auch wenn sie wegen ihres rechtlichen Status dazu nicht verpflichtet sind. Andernfalls stehen sie später ohne Abschluß da. Und die Schule kann, so Neumann, "ein bißchen Normalität vermitteln", in einer Situation, die für viele Kinder mit düsteren Perspektiven verbunden sei. vo
"Haupt-Zielrichtung: Stärkung des Heimatbewußtseins" - so kündigte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Festivitäten zum 1200-Jahr-Stadtjubiläum 1994 an. Da hat man denn auch erstmals, neben einem knappen Blick auf das Konzept der großen historischen Ausstellung, das Programm für Sport und Spiel ausgebreitet. Überraschend darunter: Das große Stadtspiel "Der Frankfurter Zwölfkampf", zu dem die Ortsbezirke im Mai 1994 mitten in der Stadt gegeneinander antreten sollen.
Es geht, sagte von Schoeler, "in Zeiten stürmischen Wandels um weit mehr als um ein Fest: um etwas Bleibendes". Das können auch Verbindungen sein. Zum Beispiel, so Organisator Dieter Rexroth, in jenem Stadtspiel, "das an alle Begabungen und Fähigkeiten appelliert". Zwölf Disziplinen: "Es Tanzbaa" - Tanz in allen Variationen. "De Ohrworm" - Musik vom Flöten-Duo bis zur Bigband. "Es Kinnerzeusch" - was ein Ortsteil für die Kinder tut. "Es Dippegucke" - traditionelle oder internationale Stadtteilgerichte. "Wass e deather" - Bühnenspektakel vom Märchen bis zum Sketch. "Mußgelprotze" - was ein Stadtteil sportlich drauf hat. "Dischte und Denke" - Lesungen, Ratespiele. "Beste Aassischte" - die schönsten Seiten des Ortes. "Mir schaffes" - Handwerk und Handel. "E Kunstwersch" - Werke der Bürger. "Die Maabootscher" - Wettkampf am Fluß. "Es Festweeschelche" - Stadtteil- Symbole und -Typen auf einem Festwagen. Was da auf dem Spiele steht - den jeweiligen Vereinsring-Vorsitzenden ist es schon präsentiert worden. Die reine Vereinsmeierei soll aber ausgeschlossen werden: Nun knüpfen die Organisatoren der "Projekte GmbH" Kontakte zu Bürgerinitiativen, Clubs, Kindergärten, Kirchenzirkeln - "allen Gruppen, die über eine Organisationsstruktur verfügen". In den Stadtteilen werden Team-Leiter gesucht, die Teams dazu hofft man über ein kursierendes Info-Mobil und an einem Info- Telefon zu finden.
Neben dem Spiel der Sport: Am ersten Juni-Wochenende ein "Festival der Pedale" mit Stern-, Wander-, Touristik-Radfahrten bis in die Partnerstädte. Im September dann, parallel zum Museumsuferfest, eine Reminiszenz an den Sport am Main: Zum Beispiel bei einem Rennen der Ruder-Achter aus den Partnerstädten. Dies alles abgesehen von den sportlichen Spitzenveranstaltungen des Jahres, die man, so Sport-Dezernentin Sylvia Schenk, "so weit wie möglich einbinden" werde.
Bleibt die Frage nach dem historischen Hintergrund. Professor Lothar Gall als der Verantwortliche für die derzeit erarbeitete 1200-Jahre-Schau "Traditionen und Perspektiven einer Stadt" versprach bei der Pressekonferenz den Versuch, "aus der Tradition zu den Perspektiven zu kommen". Dabei sei ein kompletter Gang durch die Geschichte nicht zu erwarten: "Das ist auf 2000 Quadratmetern Bockenheimer Depot nicht möglich." Man habe sich deshalb bei dem Fünf-Millionen-Mark-Vorhaben auf mehrere "Fragen an die Identität der Stadt" beschränkt. clau
Auch muslimische Frauen können künftig am wöchentlichen Frauenschwimmen im Stadtbad Mitte teilnehmen. Nach Angabe von Sportdezernentin Sylvia Schenk hat das Sport- und Badeamt den Dienstplan so gestaltet, daß während des Frauenschwimmens nur weibliches Personal in der Garderobe und am Beckenrand tätig ist.
Das Dezernat reagierte damit auf eine Forderung der Kommunalen Ausländervertretung, welche eine solche Möglichkeit für die rund 25 000 weiblichen Muslime in Frankfurt gefordert hatte. Das Frauenschwimmen findet mittwochs zwischen 13 und 14 Uhr statt. sar
Es sei "beschämend", schreibt der "Verein Türkischer Jugendlicher Frankfurt" in einer Presseerklärung, wenn man manche Wahlplakate der Parteien zu Gesicht bekommt: "Schein-Asylanten ausweisen" oder "Kein Wahlrecht für Ausländer" erzeugten Feindbilder und führten zu Verleumdungskampagnen. 17 tödliche Anschläge auf Menschen anderer Herkunft machten jene Menschen "stark betroffen", die in ihren Herkunftsländern um ihr Leben fürchten mußten, die in Deutschland Schutz suchten und stattdessen immer neue Diskriminierung er lebten. Dies seien keine legitimen Mittel zur Profilierung einer Partei. Hier habe auch die Bundesregierung versagt, schreiben die Unterzeichner. "Es ist beschämend, in einer Zeit europäischer Integration Menschen, die zum Teil in diesem Land geboren sind oder schon 35 Jahre hier leben, Grundrechte zu verwehren, obwohl sie faktisch ein Teil dieser Gesellschaft geworden sind und deren Lasten genauso mittragen müssen".
Die wirtschaftliche und politische Krise betreffe die Jugend am meisten. "Als eine MigrantInnen-Jugendorganisation verurteilen wir jede Form von Gewalt". Das bringe keine Konfliktlösung.
Die türkischen Jugendlichen, die am Samstag, 27. Februar, übrigens auch eine Veranstaltung "Jugend gegen Rassismus" im Bürgerhaus Nordweststadt durchführen (19 Uhr), fordern die Abschaffung des Ausländergesetzes, die Einführung eines Einwanderungsgesetzes und - unter anderem - "ein Verbot aller Gruppierungen, die das Recht auf Meinungsäußerung mißbrauchen". Es sei an der Zeit, daß die Politik "die richtigen Zeichen setzt". -vau
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Vogelschützer tagen GRÄVENWIESBACH. Die Jahreshauptversammlung der Vogel- und Naturschutzgruppe Grävenwiesbach findet am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im "Gasthaus zur frischen Quelle" im Ortsteil Laubach statt. Freunde und Interessenten sind herzlich eingeladen. Gemeinsam geht's besser NEU-ANSPACH. Die Gruppe "Gemeinsam geht's besser" führt am 6. März im Bürgerhaus zwischen 10 und 13 Uhr einen Basar unter dem Motto "Eltern kaufen - Eltern verkaufen" durch. Hierbei wechseln gut erhaltene Kinderartikel ihre Besitzer. Vogel- und Naturschützer treffen sich WEHRHEIM. Die Vogel- und Naturschutzgruppe lädt für Freitag, 5. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Wehrheim zu ihrer Jahreshauptversammlung ein. Neben den Berichten des Vorstandes und der Planung der Aktivitäten für die nächste Zeit stehen auch zwei Videofilme auf dem Programm: "Die Wiedereinbürgerung der Schleiereule" und "Jugendzeltlager am nassen Fleck". Johannespassion in Usingen Usingen. Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach wird am Samstag, 6. März, um 20 Uhr in der evangelischen Laurentiuskirche aufgeführt. Mitwirkende sind der Kammerchor der Sing- Akademie Niedersachsen, das Instrumentalensemble "concertino notturno praha" sowie die Solisten Alexander Bassmann und Martin Post (Tenor), Peter Frank und Michael Human (Bass), Christiane Heinke (Sopran) und Werner Marschall (Altus). Die Leitung hat Claus-Ulrich Heinke. Wanderinitiative GLASHÜTTEN. Angespornt vom Erfolg der ersten Schneewanderung denkt die Wanderinitiative Glashütten schon an den nächsten Ausflug. Er ist für Sonntag, 7. März, geplant, Gäste sind willkommen. Start ist um 10 Uhr an der Sporthalle Glashütten - bei jeder Witterung, außer bei Glatteis. Der nächste Termin steht ebenfalls schon fest: 21. März. Treffpunkt: gleiche Zeit, gleicher Ort. Sprachheilberatung wird verschoben USINGEN. Die Sprachheilberatung findet am Dienstag, 9. März, von 14 bis 16 Uhr im Gesundheitsamt in der Obergasse 23-25 statt. Der ursprünglich vorgesehene Termin am 2. Februar mußte wegen einer Tagung der Sprachheilbeauftragten verschoben werden.
Ehre, wem Ehre gebührt WEHRHEIM. Verdiente Bürger, Gruppen und Vereine werden am Sonntag, 14. März, ab 15 Uhr im Bürgerhaus Wehrheim im Rahmen eines öffentlichen Empfanges geehrt. Dazu sind alle Mandatsträger in Gemeindevorstand, Gemeindevertretung und Ortsbeiräten, Vereinsvorsitzende, Jugendgruppenleiter sowie interessierten Bürger eingeladen. Nach dem Festakt mit Ansprachen und Ehrungen wird bei einem Glas Sekt im Foyer des Bürgerhauses angestoßen. Alles rund um Märchen SCHMITTEN. Anhand des Grimmschen Märchens "Der Fuchs und die Katze" und des Fadenpuppenspiels "Der Froschkönig" am 14. März um 17 Uhr im Märchenhaus Reifenberg in der Oberreifenberger Feldbergstraße werden Art und Weise von Märchen erklärt; mitmachen können kleine und große Leute. Anschließend gibt es eine Diskussion und ein köstliches Abend-Buffet aus der Naturküche zum Preis von 19 Mark für Erwachsene und 14 Mark für Kinder. Eine Anmeldung ist erforderlich, und zwar unter der Telefonnumer 0 60 82 / 1530. Warum überhaupt Märchen? SCHMITTEN. Bei einem Märchen-Seminar am Samstag, 20. März, von 14 bis 19 Uhr im Märchenhaus Reifenberg in der Oberreifenberger Feldbergstraße 94 geht es um die Fragen "Warum brauchen Menschen Märchen?" und "Wie kann ich erzählen?". Erarbeitet werden mögliche Antworten und Methoden; am Ende kann jeder ein kleines Märchen erzählen. Der Preis beträgt inklusive Getränke und Essen 39 Mark, für Paare 70 Mark. Anmeldungen unter der Telefonnummer 0 60 82 / 1530.
Sollte es an der Tabellenspitze der beiden Oberligagruppen an den letzten Spieltagen keine Veränderungen geben und sich somit der Frankfurter ESC und der EC Bad Tölz um den Aufstieg in die Zweite Eishockey-Bundesliga streiten, hätten die "Löwen" im zweiten und entscheidenden Spiel am 21. März Heimrecht. Das erklärte Vorsitzender Walter Langela, dem es in Verhandlungen offensichtlich leichtgefallen war, einen Tausch des Heimrechts zu erreichen.
"Es war eine ideale Konstellation. Beide Vereine wollten, daß das erste Spiel am 19. März in Bad Tölz ausgetragen wird. Die Tölzer haben viele berufstätige Spieler in ihren Reihen, die freitags noch arbeiten. Und wir würden den Aufstieg in die Zweite Liga natürlich gern in eigener Halle feiern." An Unterstützung wird es den "Löwen" aber auch auswärts nicht fehlen, egal ob der Gegner Bad Tölz oder alternativ EV Landsberg heißt.
Bei einem Fassungsvermögen des Tölzer Stadions von 5000 Zuschauern und einer Besucherzahl, die bei den Heimspielen des EC meist unter 2000 liegt, hofft Langela auf eine Unterstützung der Mannschaft durch bis zu 3000 "Löwen"- Fans. Da auch der EV Landsberg bereits signalisiert hat, im Falle seiner Qualifikation das Heimrecht mit den Frankfurtern zu tauschen, kann der FESC-Trainer Toni Forster schon die Vorbereitung auf das erste "Endspiel" ins Auge fassen. Er will mit seinen Spielern bereits am 17. März nach Bayern reisen, um sie im Leistungszentrum des Deutschen Eishockey-Bundes in Füssen intensiv vorzubereiten.
Nachdem sich die Tölzer am vergangenen Wochenende eine Heimniederlage gegen den alten Rivalen EV Füssen geleistet haben, ist der Abstand zum EV Landsberg auf einen Punkt geschrumpft. Am Freitagabend treffen die beiden führenden Mannschaften aufeinander. Forster hat sich vorgenommen, diesem Spitzenspiel als "Spion" beizuwohnen und die "Löwen" bei ihrer Auswärtspartie in Wolfsburg von Betreuer Walter Dylla coachen zu lassen. Ihm zur Seite stehen könnte Mannschaftskapitän Stefan Zimlich, der um seinen Einsatz in den wichtigsten Spielen der Saison bangen muß. Zimlich zog sich im Spiel in Herford eine Rückenverletzung zu und wartet das Ergebnis weiterer Untersuchungen ab. "Ich kann nur hoffen, daß es kein Bandscheibenvorfall ist und ich in den Aufstiegsspielen wieder fit bin", sagt der 30 Jahre alte Stürmer, der vom Arzt zunächst einwöchiges Trainingsverbot erhielt.
Auch ohne Zimlich zeigten die "Löwen" am Sonntagabend beim 7:2-Sieg gegen den ETC Timmendorf eines ihrer besten Saisonspiele. Für Gästetrainer Jörg Dittrich ist es keine Frage, daß sich der FESC gegen den Süd-Ersten durchsetzen würde. "Allerdings würde ich den Aufstieg des FESC auch mit einem weinenden Auge sehen. Die Gastfreundschaft, mit der die Mannschaften in Frankfurt behandelt werden, habe ich in der Vergangenheit nirgends sonst erlebt. Sim.
"Lieber Klaus Wedemeier, ein Rücktritt wäre das Beste, was du für deine Partei und für Bremen tun könntest." Also sprach Konrad Kunick, der alte Parteisoldat der Bremer SPD, im Dezember 1991. Bürgermeister Wedemeier ist eher nachtragend. Trotzdem tritt ausgerechnet er neuerdings dafür ein, daß sein einstiger Widersacher Kunick am 20. März zum SPD-Landesvorsitzenden gewählt wird. Ein Sinneswandel, der so erstaunlich ist wie manch anderer Vorgang bei der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Landeschef Horst Isola. Angesichts der schwungvollen Drehungen des Kandidatenkarussells kommentierte Radio Bremen bissig, die Bremer SPD zeige sich als "kopfloser Haufen mit vielen Füßen, die zudem noch in verschiedene Richtungen laufen".
Isola hatte im Dezember 1992 den endgültigen Beweis dafür geliefert, daß der Stuhl des Bremer SPD-Chefs ein Schleudersitz ist: Wie schon die Vorsitzenden Herbert Brückner (1988) und Ilse Janz (1991) legte Isola vorzeitig sein Amt nieder. Er reagierte damit auf, wie er meinte, unfaire Genossenkritik daran, daß er in der Asyldebatte umgeschwenkt war.
Isolas Abgang machte den Scherbenhaufen, vor dem die Bremer SPD spätestens seit der Bürgerschaftswahl 1991 steht, noch ein bißchen größer. Die SPD war damals nach zwanzig Jahren Alleinherrschaft auf 38,8 Prozent abgesackt. Seitdem muß sie die Macht mit FDP und Grünen teilen. Verglichen mit den beiden Ampel-Partnern macht sie dabei eine so schlechte Figur, daß sie bei Umfragen gerade noch auf 32 Prozent kommt und damit zum ersten Mal seit dem Krieg auf dem niedrigen Niveau der CDU-Opposition liegt. Auch sonst ist die Lage der einstigen Bremer Staatspartei desolat: Die Mitgliederzahl schrumpfte innerhalb eines Jahrzehnts von 16 000 auf 10 800; Parteitage werden mangels Beteiligung abgebrochen; Nachwuchstalente fehlen ebenso wie ein richtiges Zugpferd. Selbst Wedemeier wird eher geduldet als geliebt: Es gibt einfach keine allseits akzeptierte Alternative zu ihm. Inzwischen herrscht eine solche Untergangsstimmung, daß sogar alte Herren wie die Ex- Senatoren Karl-Heinz Jantzen (71) und Moritz Thape (72) wieder an Deck kommen. Sie wollen die Partei mit einem Manifest zur "Renaissance Bremischer SPD- Politik" retten.
In solchen Zeiten den Vorsitz zu übernehmen und nicht einmal Geld dafür zu bekommen, ist wahrlich nicht attraktiv. "Die Leute haben Angst vor dem Job, weil sie befürchten, zu scheitern, sich die Finger zu verbrennen und sich zu überfordern", hieß es nach Isolas Abgang. Immerhin meldeten sich bald zwei Interessenten: Siegfried Ziegert und Angelika Pensky. Beide gelten als Linke und gehören dem Landesvorstand an, aber kaum einer kennt sie. "Zu leichtgewichtig", befanden führende Genossen und gingen auf Suche nach anderen Kandidaten. Doch die einen wollten nicht, und die anderen durften nicht - jedenfalls nicht, solange ein Unvereinbarkeitsbeschluß der Bremer SPD von 1972 gilt, wonach Fraktionsvorsitzende und Senatoren (Minister) nicht gleichzeitig dem Landesvorstand angehören dürfen.
Beschlüsse kann man allerdings ändern, und so kamen bald Rauchzeichen aus dem Rathaus, daß der Bürgermeister nicht abgeneigt wäre, zusätzlich den Parteivorsitz zu übernehmen - eine praktische Idee, denn so hätte er einen Kritiker weniger. Aber dann scheute er vor dem Zeitaufwand zurück und vor dem Risiko, daß die manchmal aufmüpfige Partei womöglich doch auf dem Unvereinbarkeitsbeschluß beharrt hätte.
Statt selbst anzutreten, zog Wedemeier lieber die Fäden im Hintergrund: Er animierte seinen Widersacher Kunick zur Kandidatur. Der "alte Konrad" war selbst schon mal sieben Jahre lang Landesvorsitzender, außerdem Fraktionschef und Senator für Häfen und Bau. Verwurzelt im Arbeiterbezirk Bremen-West, hält er sich selbst für einen "alten Linken". Die neue Linke sieht das freilich anders: "Das sagt doch jeder, weil das nach Erneuerung klingt." In seiner dunkelblauen Strickjacke und mit seinem etwas fahrigen Redestil könnte man den älter wirkenden 52jährigen für einen netten Onkel von nebenan halten. Aber manchmal teilt er auch spitze Pfeile aus - so wie damals, als Wedemeier ihn nach der Wahlniederlage 1991 nicht wieder in den Senat holte. Da vergaß Kunick alle Genossensolidarität und zog öffentlich über Wedemeier her: "Manchmal können wir auch Männer von außen brauchen, richtige Männer." Und als Wedemeier auf die Ampelkoalition zusteuerte, obwohl sich die Grünen zunächst als wankelmütig erwiesen, da sprach Kunick im Regionalfernsehen seinen denkwürdigen Rücktrittsappell und regte zugleich ein Umsteuern Richtung große Koalition an.
Das alles soll jetzt vergessen sein. Kunick scheint sich mit der Ampel abgefunden zu haben, und Wedemeier will ihn mit der Kandidatur offenbar so einbinden, daß die Koalitionskritiker ruhiggestellt werden.
Dabei wollte der "alte Konrad" gar nicht wieder in den Ring. Denn einmal war er dort schon k. o. gegangen: Nach dem Rücktritt von Ilse Janz hatte er im März 1992 knapp gegen Horst Isola verloren. Aber Wedemeier und andere Funktionäre stimmten ihn um. Sein Unterbezirkschef, der ebenfalls geschaßte Senator Peter Sakuth, leistete Vorarbeit: "Der hat die anderen UB-Vorsitzenden zusammengetrommelt und für Kunick geworben", erzählt ein Genosse.
Der nun chancenlose Mitbewerber Siegfried Ziegert zog seine Kandidatur sofort zurück - unter Protest gegen die Kungeleien im Hinterzimmer. Auch ein anderer Linker ist inzwischen vom Kandidatenkarussell gestürzt: Bildungs- und Justizsenator Henning Scherf (54), der wie Kunick einschlägige Vorstandserfahrungen hat, scheiterte an jener Unvereinbarkeitsklausel, an der er 1972 selbst mitgebastelt hatte, um sich damals anstelle von Bürgermeister Hans Koschnick zum Landesvorsitzenden wählen zu lassen. Scherf wollte erreichen, daß die Partei ihn zumindest für eine Übergangszeit als Senator und Parteichef akzeptiert. Doch die Basis signalisierte Ablehnung, und resigniert gab er auf. "Er hat zu hoch gepokert und sich unnötig Schrammen geholt", sagen Parteifreunde kopfschüttelnd. Als Motiv für seine Kandidatur vermuten sie, daß er nach bald 15 Regierungsjahren allmählich die Schiene wechseln möchte: "Bei der Sparpolitik der Ampel ist ihm die Lust am Regieren vergangen."
Als einzige Konkurrenz zu Kunick bleibt jetzt noch die wenig erfahrene Angelika Pensky. Die 45jährige Soziologin leitet im Hauptberuf die Bremer Außenstelle der Bundesanstalt für Arbeitsschutz ("seit 1976, ich bin da sehr beständig"), hat vier Söhne und ist 1972 als "Willy-Brandt-Einsteigerin" zu ihrem Parteibuch gekommen. Während der altgediente Berufspolitiker Kunick für viele Genossinnen und Genossen ein "auslaufendes Modell" darstellt, verkörpert Pensky die Hoffnung auf Erneuerung. Sie will zwar ebenso wie ihr Konkurrent wieder die alten Wählerschichten mobilisieren ("dank meiner Arbeit habe ich gehörigen Zugang zu Betrieben"), möchte aber neben Gewerkschaftern, Kleingärtnern und Sportvereinsfreunden auch die "neuen Bewegungen aufknacken": "Wir müssen in der Frauen- und Friedensbewegung ganz offensiv SPD-Positionen vertreten, auch wenn sie im Gegensatz zur Ampel- Regierungspolitik stehen."
Den guten Willen streitet ihr niemand ab. "Aber viele denken, daß sie es nicht packt", meint ein Genosse. Sie sei "moralisch sehr integer", sagt ein anderer, "aber vielleicht scheitert sie gerade deshalb - sie bräuchte mehr Dickhäutigkeit". Ein Manko ist ihr selber bewußt: Sie hat keine Seilschaften hinter sich. Und die könnten bei der Wahl am 20. März entscheidend sein.
Eine Kassiererin soll 28 Mark veruntreut haben und dafür 22 000 Mark zahlen. Logisch? Für das Unternehmen und seine Testkäufer ja. Jetzt auch für das Kasseler Arbeitsgericht (FR vom 5. Februar 1993 "Testkäufe, die für eine Kassiererin schlimme Folgen hatten").
Für die betroffene Kassiererin, überhaupt für Kassiererinnen im Einzelhandel und die sie vertretende Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen nach wie vor nicht. Die Gewerkschaft HBV gewährt ihren Mitgliedern selbstverständlich Rechtsschutz für die nächste Instanz. Es ist ein Skandal, wenn eine Schuld von 22 000 Mark nicht nachgewiesen werden muß. Skandalös ist ebenso die Vorgehensweise des Unternehmens und seines Testkäufers, der ganz offensichtlich die Kassiererin in ihrem Arbeitsvorgang störte um ein Fehlverhalten zu provozieren.
Die Gewerkschaft HBV warnt immer wieder vor dieser "beliebten Methode" der Testkäufer, Erfolge vorzuweisen. Jeder weiß, daß der Arbeitsplatz einer Kassiererin Hetze und Konzentration bedeutet. Dazu wird selbstverständlich Freundlichkeit erwartet. Hilfsbereites Verhalten gegenüber eiligen Kunden ist zu teuer. Das kann sich keine Kassiererin mehr leisten.
Für den Fall "ach kommen Sie doch bitte mal ins Büro" hat die Gewerkschaft HBV eine Notkarte für Arbeitnehmerinnen mit sechs Verhaltensregeln entwikkelt. Diese Notkarte ist bei jeder HBV- Geschäftsstelle zu erhalten.
Erika Preuss (Fachsekretärin bei der Gewerkschaft HBV), Kassel
Der Frankfurter Zoll hat bei einem Privatmann in Offenbach 245 Kilogramm eingeschmuggelten Kaviars sichergestellt.
Der Verpackung nach stamme die Delikatesse aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), teilte der Zoll am Donnerstag mit.
Vom Verzehr des teuren Nahrungsmittels sei allerdings abzuraten, berichten die Zollbeamten in Frankfurt: Um eine längere Haltbarkeit der Köstlichkeit zu erreichen, wurde die "Gaumenfreude" mit der in Deutschland verbotenen Borsäure versetzt. Der Kaviar sei aus dem Verkehr gezogen worden.
Ein Kilo russischen Kaviars kostet derzeit im Fachgeschäft mindestens 750 Mark. lhe
Der malaysische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Razali Ismail, ist zum Vorsitzenden der neu gegründeten UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung (sustainable development) gewählt worden. Die Kommission, die die Umsetzung des im vergangenen Jahr beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro beschlossenen globalen Umwelt-Aktionsprogrammes "Agenda 21" überwachen soll, sei die einzige Möglichkeit, einen Ausweg aus dem Teufelskreis von Armut und globaler Umweltzerstörung zu finden, sagte Ismail zu Beginn der ersten Sitzung der Kommission in New York. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), der von den Industrieländern für den Vorsitz favorisiert worden war, hatte nach Angaben von UN-Diplomaten vor Beginn des Treffens auf eine Kandidatur verzichtet.
Ismail, der Malaysia seit 1988 bei den Vereinten Nationen in New York vertritt, hatte eine aktive Rolle im Vorfeld des Gipfels in der brasilianischen Millionenstadt gespielt und eine UN-Arbeitsgruppe zum sogenannten Rio-Nachfolgeprozeß geleitet. Der nun etablierten Kommission für nachhaltige Entwicklung gehören je 13 Mitglieder aus Afrika und Westeuropa, elf asiatische, zehn lateinamerikanische und sechs osteuropäische Delegierte an.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen kostet die Umsetzung der "Agenda 21" in den Entwicklungsländern rund 625 Milliarden US-Dollar (rund 1000 Milliarden Mark), von denen die Staaten der Dritten Welt 500 Milliarden, also den Löwenanteil, selbst aufbringen müßten. Die restlichen 125 Milliarden Dollar könnten durch eine Steigerung der Entwicklungshilfe der Industriestaaten aufgebracht werden.
Die Kommission für nachhaltige Entwicklung soll die Fortschritte bei der Erfüllung des alten UN-Ziels, wonach die Industrieländer 0,7 Prozent ihres Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe bereitzustellen haben, überwachen. In den meisten Industrienationen zeichnet sich aber derzeit eine Kürzung der Entwicklungshilfe ab. epd
Der Journalismus wird hin und wieder neu erfunden. Meist von Leuten, die gar keine Ahnung davon haben. Briton Hadden beispielsweise, Sohn eines New Yorker Sparkassendirektors, und auch sein Freund, der gleichaltrige Henry Robinson Luce, waren im Jahr 1923 schwerlich als Profis zu bezeichnen. Gewiß, sie hatten beide schon als Kinder publizistische Ambitionen an den Tag gelegt, etwa durch Herausgabe handgeschriebener Schülerzeitungen und später als Redakteure der "Yale News", der Zeitschrift ihrer Universität. Daß sie dann, nach Abschluß ihrer Studien und nach einem gemeinsamen Intermezzo bei den "Baltimore News", von der Gründung einer eigenen Zeitung träumten, ist normal: das tun alle angehenden Kollegen. Doch irgendwie ergab sich in ihrer Träumerei ein Qualitätssprung.
Der läßt sich ziemlich genau auf Januar 1922 datieren: da beschlossen die beiden, ein Nachrichtenmagazin mit dem Namen "Time" zu gründen und erläuterten in einem schriftlichen Konzept, was sie sich unter einem Nachrichtenmagazin vorstellten, denn so etwas gab es überhaupt noch nicht. Sie behaupteten, das amerikanische Volk sei schlecht informiert - obwohl der Tagesjournalismus in den USA höher entwickelt sei als irgendwo sonst. Begründung: keine der bestehenden Publikationen trage der Tatsache Rechnung, daß der moderne, vielbeschäftigte Mann nur sehr wenig Zeit zum Lesen habe.
Die beiden Zeitschriftenerfinder Hadden und Luce, die sich so sehr um die Lebensweise des modernen Mannes sorgten, waren noch nicht ganz 24 Jahre alt. Ein Jahr drauf hatten sie genügend Geldgeber gefunden, um mit einem Budget von 100 000 Dollar zu starten. Sie mieteten ein Büro in New York und engagierten eine Handvoll Angestellte. Die erste Ausgabe von "Time" erschien am 3. März 1923 in einer Auflage von 12 000 Expemplaren. 1924 hatte sich die Auflage mehr Themen geklaut als vervierfacht: 50 000 Expemplare; ein Jahr später waren es 82 000, zehn Jahre später eine halbe Million. 1942 eine Million, 1956: zwei Millionen, 1966: viereinhalb Millionen.
Der atemberaubende Erfolg des Magazinjournalismus kam sicher nicht nur daher, daß er eilige Leser ansprach. Er war vielmehr das Ergebnis dessen, was Hadden und Luce in ihrem Prospekt "a new principle of Complete Organisation" nannten.
In der Praxis sah das so aus: die Themen wurden durchweg aus der New York Times und der Herald Tribune geklaut. Das sorgte in der Zunft für böses Blut, störte aber weder "Time"-Macher noch "Time"-Leser, denn das Entscheidende an ihrem "new principle of Complete Organisation" war die Erzählweise, die Art der Darstellung. So wurden aus Nachrichten Stories und aus Stories Hintergrundstories, alles Persönliche erhielt besonderes Gewicht, und durch das Abfüllen der Stoffe in feststehende Rubriken entstand nicht nur der Eindruck, die ganze Woche habe Platz in einem "Time"-Heft, sondern auch: nur was im "Time"-Heft steht, sei wirklich von Belang.
Außerdem wurde ein ganz bestimmter Schreibstil verbindlich, eine Mischung aus reißerischen Vokabeln und kühl-distanzierender Syntax. Auch Fremdwörter und Wortschöpfungen sowie exzentrische Satzstellungen gehörten zu Haddens Spezialitäten, die den Magazinjournalismus weit über das eigene Haus hinaus prägten. Zunächst aber galt es, dieses zu prägen und dabei offenbarte sich wiederum sein Hang zur "Complete Organisation". Keiner der bei "Time" angestellten Redakteure zeichnete mit seinem Namen, denn jeder Text war ein gewissermaßen industriell hergestelltes Akkordprodukt. Dazu bekam die Redaktion eine Recherchenabteilung an die Seite gestellt sowie besondere Schreibredakteure, die aus den Themen, die die Redakteure aussuchten, und aus dem Informationsmaterial, das die Recherchenabteilung dazu lieferte, flüssige Geschichten im typischen "Time"-Stil zu formulieren hatten.
Und genauso funktioniert es heute noch, - nur daß aus dieser Dreiteilung von Denken, Schreiben und Überprüfen ein gigantischer Apparat erwachsen ist, der jeden Text fünf- bis zehnmal umkrempelt, der jedes Wort nachcheckt und dadurch nicht nur die Aura publizistischer Macht, sondern von Unfehlbarkeit verbreitet. Doch nichts ist trügerischer als dieser Anspruch.
Wie einseitig die Nachrichtenauswahl und -präsentation in "Time" sein kann, merkte das Publikum, nachdem fast auf den Tag genau zehn Jahre später, am 17. Februar 1933, "Newsweek", das zweite große Nachrichtenmagazin Amerikas aus der Taufe gehoben wurde. Es hatte die gleichen Anfangsschwierigkeiten und nahm dann den gleichen sagenhaften Aufschwung wie das "Time magazine". Thomas J. C. Martyn war dort als außenpolitischer Redakteur tätig, als er den Entschluß faßte, Henry Luce mit einem eigenen Magazin das Wasser abzugraben. Die Stories in seinem Heft sollten "nicht ganz so beißend, dafür sorgfältiger recherchiert" sein, erklärte er einem seiner anfänglichen 22 Mitstreiter. Heute stehen über 1500 Angestellte auf der Payroll des Unternehmens "Newsweek Inc.", das seit 1961 der "Washington Post Company" gehört.
Gegenüber "Time" exzelliert "Newsweek" vor allem in den Bereichen Soziales, Kultur und Internationales. 1961 denunzierte das Blatt die wiedererstarkten Rechtsradikalen in den USA - und verlor dadurch eine Menge Anzeigenkunden und Abonnenten. 1963 veröffentlichte "Newsweek" ein in dieser Breite einzigartiges Dossier über die Lebensverhältnisse der Schwarzen "The Negro in America", dem vier Jahre später eine Titelstory folgte, die sich nicht aufs Reportieren beschränkte, sondern offen agitierte: "The Negro in America: What Must Be Done". Genauso klar bezog die Redaktion 1968 Partei für den Rückzug der US-Truppen aus Vietnam.
Von jeher hat sich "Newsweek" mehr als sein Konkurrent um außeramerikanische Themen gekümmert. Als der Kriegsberichterstatter Gibson McCabe (der später Präsident von "Newsweek" wurde) 1945 in Paris vom US-Generalstab den Wortlaut der Waffenstillstandsbedingungen zugesteckt bekam, hielt er sich zwar an das verabredete Embargo, traf aber seine Vorkehrungen: während alle übrigen Journalisten nichts als feierten, ließ er über Nacht eine Sonderausgabe drukken und trieb auf eigene Faust Lieferwagen und Fahrer zusammen, so daß eine Minute nachdem die Kapitulation der Deutschen in Kraft getreten war, die "Battle Baby"-Ausgabe von "Newsweek" auf den Straßen verkauft wurde.
Sie war gewissermaßen der Vorläufer von "Newsweek international", denn unter diesem Titel erscheint das Blatt in über 190 Ländern, die seit 1973 nicht mehr die US-Version erhalten, sondern die Atlantic Edition (Auflage 335 000), die Asia Edition (Auflage 220 000) oder die Latin America Edition (Auflage 65 000). Hinzu kamen 1986 als erste fremdsprachige Ausgabe die japanische "Newsweek Nihon Ban" (Auflage 160 000) und 1991 die koreanische "Newsweek Hankuk Pan" (Auflage 70 000). So kann die Zeitschrift insgesamt weltweit 24 Millionen Leser für sich reklamieren, die (inklusive Anzeigenaufkommen) einen Umsatz von 300 Millionen Dollar gewährleisten.
Durch die dezentrale Produktion des Hefts in über den ganzen Erdball verteilten Druckereien ist eigentlich jene merkwürdige Sitte, den Erscheinungstermin um über eine Woche vorzudatieren, überflüssig geworden. Damit soll - auch bei "Time" - sichergestellt werden, daß jedes Exemplar noch vor dem aufgedruckten Datum jeden Bestimmungsort erreicht. Denn tatsächlich sind die beiden Magazine immer noch für viele Menschen auf der ganzen Welt eine Art Pflichtlektüre, die keine Verzögerung duldet. In Deutschland fand "Time" schon 1946 einen besonderen Bewunderer namens Rudolf Augstein. Er nahm sich dessen Machart zum Vorbild und gründete den "Spiegel". Dabei war er genauso alt wie einst die Gründer von "Time", Hadden und Luce: 23 Jahre.
BAD SODEN. Für zwei junge Leute aus der Partnerstadt Rueil Malmaison sucht die Stadt eine Au-pair-Stelle und eine Austauschfamilie. Ersteres wünscht sich die 20jährige Sonja Janin, die im Juli hier arbeiten möchte. Sollte sich keine Familie mit Kindern finden, könnte sie auch in einem Büro oder Geschäft helfen.
Eine Gastfamilie sucht auch der 14jährige Charles, der sich eine Woche Bad Soden anschauen möchte. Im Gegenzug lädt er seinen Gastgeber nach Rueil Malmaison ein. Charles spielt Tennis, schwimmt gerne und mag Pferde. Angebote bitte ans Rathaus, Tel. 061 96 / 208-213. ana
BAD SODEN. Nach ihrem ersten Teilerfolg, die Aus- und Neubaupläne des ehemaligen Kreisaltenheims zum Altenpflege- und Rehaklinik-Komplex zu stoppen - im vorigen Jahr hatten sie aufgedeckt, daß der Bebbauungsplan aus den sechziger Jahren wegen eines Formfehlers nicht rechtskräftig ist - lassen sich die Anwohner des Eichwaldgebietes vom Votum des Stadtparlaments, schnell einen neuen aufzustellen, nicht erschüttern. In der ganzen Stadt sammeln sie Solidaritäts-Unterschriften für ihre Forderung, die Baupläne des neuen Heimeigentümers Michael Hase auf ein "erträglich Maß" zurechtzustutzen.
Laut Kaufvertrag mit dem Kreis darf Hase einen Komplex mit 240 Pflege- beziehungsweise Rehaklinik-Betten auf dem Heimgelände errichten. Für den Investor das Minimum, um das Pflegeheim wirtschaftlich zu führen. Für die Anwohner schlicht Profitmacherei, die es nicht rechtfertige, daß sie nun Verkehr und Lärm ertragen sollen. In jedem Fall aber sind sie nicht bereit, sich einen derartigen Riesenklotz vor ihre Einfamilienhäuschen setzen zu lassen und fordern deshalb in ihrem Solidaritätsbrief, daß sich die Größe des Heims der Umgebung anpassen müsse und die derzeit gültige Grundstücksausnutzung von einem Meter Höhe pro Quadratmeter Grundfläche nicht überschritten werden dürfe. Laut neuem Bebauungsplanentwurf dürfte Hase anderthalb Meter in die Höhe bauen - und die vorgesehene Tiefgarage für über hundert Autos mitberechnen. Überrascht sind die Anwohner auch über den Passus im Entwurf, wonach der Heimeigner das angrenzende Reha-Klinik-Grundstück weiter bebauuen dürfe, "obwohl es schon heute mehr als zulässig bebaut ist." Auch hier, so die Kritik der Anwohner, folge die Stadt "bereitwillig" den Forderungen Hases, der für weitere Bauten vielmehr die neu erstandenen Grundstücke in der weiteren Nachbarschaft nutzen solle.
Ferner fordert die Bürgerinitiative, das Verkehrsgutachten zu überprüfen, das "teilweise auf falschen und veralteten Daten" aufbaue. Gleiches gelte für das Schallgutachten, das ebenfalls überarbeitet werden müsse. Zum Knackpunkt "Zu- und Abfahrt" fordern die Anwohner, daß ausschließlich der kürzeste Weg genutzt werden solle - ihrer Meinung nach die Eichwaldstraße zur Kronberger Straße hin. ana
Wenn Edna erwachte, waren die Ameisen schon da. Sie tanzten auf ihren Oberarmen, über die Unterarme, sie machten die Finger nervös. Die konnten die Flasche kaum halten, nach der Edna griff, sobald Hans, Ednas Mann, das Haus verlassen hatte. Der erste Schluck Cognac wärmte sie, der zweite tötete die Ameisen. Nach diesem Cognac, dieser geglückten Ouvertüre, konnte der Tag kommen. Jetzt war sie fit. Jetzt tanzte Edna. Leichtfüßig durch den Tag. Edna, diese Artistin des Alltags.
Edna ist Alkoholikerin und geheilt. Ein instabiler Zustand, der durch die immer präsente Gefahr des Rückfalls bedroht ist. Den auszutricksen, besuchen Edna und Hans regelmäßig eine Gesprächsgruppe des Kreuzbundes, einer Selbsthilfeorganisation der katholischen Kirche. Hinter der klassizistischen Fassade des Versammlungsortes am Main reden sie heute fast amüsiert über die Vergangenheit und führen das Du in der Runde so ungezwungen, als habe man sich zu einer so unverdächtigen Veranstaltung eingefunden wie einem Kaffeekränzchen. Und man erinnert sich: An die Gier, zu der alles Wünschen geronnen war. Über die man ohne Verlegenheit sprechen kann, weil sie den Status der Krankheit erfüllt.
Der Abschied von dieser getunten Euphorie hatte für Edna nichts Imposantes mehr. Er war, ungeschönt, kläglich. Ehe das Trinken das Ausmaß der Trunksucht angenommen hatte, war es bereits eine Konstante im geselligen Leben Ednas gewesen. 36 Jahre lang war Edna Friseuse, die Kundin wurde mit dem standardisierten Gruß empfangen: Kaffee oder Sekt? So war das, und wer abends aus dem Wettstreit um das meiste Trinkgeld als Titelgewinnerin ausschied, teilte den Sieg unter Kolleginnen: "Ich geb' einen aus."
In den letzten drei Jahren vor ihrer Therapie kam Ednas Trinken auch ohne geselligen Anlaß aus. Acht Cognacs - die Einheit für die Wandlung von der Mit-Zecherin zur "Spiegeltrinkerin". Es ist dies der terminus technicus für den Zustand, bei dem das Denken auf jenen Fluchtpunkt gerichtet ist, den die Flasche markiert. Das Denken wurde zähflüssig, das Interesse am Leben leidenschaftslos blaß, auch das Interesse an Hans. Feierabend: Und sie "schwiegen nebeneinander".
Ihre Wandlung, die sie sich selbst gegenüber als "kontrolliertes Trinken" beschrieb, um ihr ein Maß zu geben, schien Edna wie die spiegelverkehrte Wiederholung dessen, was ihr Mann erfolgreich beendet hatte. Als Edna und Hans 1980 geheiratet hatten, da war es Hans gewesen, der die Tricks beherrschte, mit denen man im Koordinatennetz einer mühsam bewahrten Normalität auch als Trinker den maßvollen Respekt der Kollegen sichert: Die vier Flaschen Apfelwein, die er während des Achtstundentags leerte, standen im Spind. Hinter der Feierabend- Garderobe. Trinken, das war für Hans anfänglich ein unverdächtiges Sinneserlebnis gewesen: "Es hat geschmeckt." Der Sonntag auf dem Fußballplatz hatte zuverlässig jenen Anlaß geliefert, der nur zwischen Sieg oder Niederlage variierte.
Hans entschloß sich drei Jahre nach der Heirat zur Therapie. Vier Monate in dieser stationären Gegenwelt zu den sprachlosen Abenden daheim entließen einen veränderten Hans. Einen Abstinenzler, dessen Hochgestimmtheit die Distanz zu dieser erdschweren Edna noch verlängerte. Jetzt war Edna die Trunkene, die eine Ertrinkende war. Ausgebrannt. Und der einzige Alternativzustand zur Müdigkeit war die aufgedrehte Aggression, die der stille Ehemann mehr fürchtete als die Stummheit.
Im Herbst letzten Jahres begann Edna eine stationäre Therapie: Gespräche, Arbeitstherapie. Da putzte sie täglich den Kachelofen der Klinik. Daß der nie brannte und diese ausgedehnte Zuwendung zu dem ausrangierten Gerät in einem Mißverhältnis stand zu dessen Beanspruchung, ließ Edna schon an Schikane denken. Bis der Therapeut den Zugang verschaffte zum hintergründigen Sinn der Aufgabe: "Sie können dabei das Denken über sich wieder lernen." Und Edna lernte, daß der Radius des kundschaftenden Interesses größer ist als der Kreis, welcher der Abdruck eines Glases auf der Tischplatte beschreibt. Sie lernte eine unverbrüchliche Solidarität zu denen, die wie einst sie dem Spiegelbild zugeprostet hatten. Diese Frauen weinten, bevor sie gingen. Hinter ihnen wurde die Klinik immer kleiner, dieser Ort, "an dem sie alles gegeben hatten". sar
Freie Aussprache
Satire oder Beleidigung? Katholische Christen vermögen zwischen Satire, durch gewollt-unrealistische Kennzeichnung als solche klar ersichtlich, und schon wieder einmal der Verletzung religiöser Gefühle nicht zu unterscheiden (Frankfurter Rundschau vom 17. 2. 1993). Wir haben hier den dieser religiösen Konfession eigentümlichen Fundamentalismus vor uns, der überall auf der Welt - vor allen Dingen im neu erwachten Islam - das Leben tagtäglich zur Hölle werden läßt, wennschon z. T. freilich "nur" im geistigen Bereich. Die katholische Kirche verletzt die menschlichen Gefühle eines jeden Nichtkatholiken tagtäglich, indem sie gegen selbstbestimmte Schwangerschaftsunterbrechung oder selbstbestimmtes Sterben, gegen die aktive Sterbehilfe, auftritt, um nur zwei zentrale Tatbestände herauszugreifen.
Ich denke, alles, was die Jusos mit dem sogenannten Pamphlet erreichen wollten, war, auf satirische Weise darauf aufmerksam zu machen, auf welche Weise in der Bundesrepublik mit Ausländern umgegangen wird. Es ist allerdings erstaunlich, daß jetzt auf diese Satire derart massiv reagiert wird, nachdem jahrelang in rechten Publikationen, die jedem zugänglich sind, ausländerfeindlichen Sätze zu lesen waren. Infame Injurien gegen Ausländer und Ausländerinnen sind seit Jahren Thema in vielen, an jedem Kiosk erhältlichen Presseveröffentlichungen, sie geistern durch Leserbriefe auch reputierlicher Presseerzeugnisse und sind Thema der Diskussionen an bundesdeutschen Stammtischen. Ich erinnere mich nicht, daß die katholische Kirche, oder andere, jetzt über die Jusos so empörte Institutionen, mit dem gleichen Elan gegen diese Volksverhetzer vorgegangen sind. Hildegard Lisse, Aachen
Die Veröffentlichung der Hochschulgruppe der Frankfurter Jungsozialisten unter der Überschrift "Katholikenproblem lösen" hat die religiösen Gefühle vieler Katholiken verletzt. In polemischer und spöttischer Weise wurden unter dem Deckmantel der Satire religiöse Symbole, die den Katholiken heilig sind, in den Schmutz gezogen. Nachdem bei Herrn Stadtdekan Greef endlich eine Entschuldigung der Frankfurter SPD eingegangen war - sie war längst überfällig -, lesen wir einen Tag später von einem neuen Pamphlet derselben Gruppe. Sie versucht darin ihr erstes Papier zu rechtfertigen und setzt ihre Beleidigungen weiter fort und ist dabei selbst beleidigt. Wer austeilt, muß auch einstecken können.
Das Maß ist jetzt voll. Wie lange schaut die SPD da noch zu? Wann distanziert sie sich endlich in aller Öffentlichkeit davon und fordert ihre Jugendorganisation auf, mit den Verunglimpfungen aufzuhören. Wo ist der Oberbürgermeister, der ein Oberbürgermeister aller Frankfurter sein will und nichts dazu sagt, wenn eine große Bevölkerungsgruppe von seinen eigenen Leuten in solch verletzender Weise diffamiert wird. Ich warte dringend auf ein Wort von ihm in der Öffentlichkeit, denn wir alle wollen seine Meinung dazu hören. Wie lange hüllt er sich noch in Schweigen? Ich verstehe die Katholiken, die sagen, eine SPD ist für uns heute nicht wählbar.
Hans-Michael Huber, Frankfurt Mitglied im Vorstand der kath. Stadtversammlung und des kath. Stadtsynodalrates
BAD NAUHEIM. Neue Gerichte aus der Vollwertküche können Interessierte jetzt mit der evangelischen Familienbildungsstätte ausprobieren. Das nächste Treffen ist am Donnerstag, 4. März, ab 18.30 Uhr in der Familien-Bildungsstätte Bad Nauheim (Frankfurter Straße 34).
Anmeldungen nehmen die evangelische Familien-Bildungsstätte (Tel. 0 60 32 / 7 12 88 Anrufbeantworter) und die Kursleiterin Doris Steinbach-Schlag (Tel. 0 60 81 / 7654) entgegen. str
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Konterfei eines Pferdes über dem Wirtschaftsgebäude des "Talhofes" in Gelnhausen- Meerholz signalisiert schon nach außen hin, daß bei Landwirt Wilhelm Herbert und seinem Sohn Reinhold die Zeiten der Milchviehhaltung vorbei sind. Hinter "Mandy", "Lester" und "Filou" verbergen sich keine Schwarzbunten. Der einstige Stall fungiert als "Pferdepension".
Ein Trend läuft durch die Region: Auch der Familienbetrieb Reul in Nidderau-Ostheim, wo Bullen der Rasse Charolais gemästet werden, hat sich mit "Pensionspferden" eine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen. Eine Alternative für die von den Auswirkungen der EG arg gebeutelten Landwirte?
Als Arbeitstiere haben die Pferde ihre Bedeutung in der Landwirtschaft schon längst verloren. Über die Hintertür "Freizeit und Sport" bringen nun insbesondere Mädchen "ihre" Lieblinge in die bäuerlichen Gehöfte zurück, wo sie offenbar mit offenen Armen aufgenommen werden. Dem Pferdesport haftet nicht mehr der Touch des Elitären an. Reiten ist heute durchaus erschwinglich.
Die Kosten für den Unterbringungsplatz bewegen sich im Monat in einer Größenordnung von 300 Mark aufwärts. Der Preis richtet sich ganz nach dem, was angeboten wird. Er hängt aber auch von der Lage zur Großstadt ab. Bei Herbert in Meerholz sind es vorwiegend junge Mädchen, die vom jeweiligen Besitzer die Erlaubnis erhalten haben, ein Pferd in Pflege zu nehmen. "Unsere Verpflichtungen sind Füttern und Ausmisten", sagt Wilhelm Herbert. Für Kraftfutter wie Hafer muß der Besitzer aufkommen.
Der "Talhof" hat Mitte der 80er Jahre schrittweise mit der "Pferdepension" angefangen. Sohn Reinhold hatte der Landwirtschaft eigentlich schon den Rücken gekehrt und wandelte nach absolviertem Staatsexamen auf pädagogischen Pfaden. Die damalige "Lehrerschwemme" bewegte ihn aber zum Umdenken. Der "Jungbauer" brachte die Pferde-Idee ein und baute schließlich den "Talhof" um. In der bestehenden Maschinenhalle wurde zunächst Platz für sechs Reitpferde geschaffen. Dann kam der Kuhstall dran.
Die Nachfrage war so groß, daß auf dem "Talhof" inzwischen Boxen für insgesamt 18 Reitpferde installiert wurden. Derzeit wird letzte Hand an eine "Reithalle" angelegt. Auch ist der Ausritt in die freie Flur möglich. Für Trainingszwecke steht eine Koppel zur Verfügung. In Meerholz haben sich die Pferdebesitzer zusammengeschlossen und einen Reitlehrer angeheuert.
Auf dem "Talhof" gehört also die Milchviehwirtschaft der Vergangenheit an. Vater Wilhelm Herbert - er bekleidet als SPD-Politiker den Vorsitz im Landwirtschaftsausschuß des Main- Kinzig-Kreistags - hat das Gehöft an den Sohn übergeben. Ackerbau und das Ökoprogramm auf den Wiesen (erst ab 15. Juni darf gemäht werden) läuft auf dem "Talhof" wie bisher. Wilhelm Herbert bilanziert dabei unter dem Strich: Die Milchviehwirtschaft habe zwar finanzielle Vorteile gebracht, die "Pferdepension" stelle aber eine wesentliche Arbeitserleichterung dar.
Abseits des Kinzigtals ist der "Höhenhof" in Ostheim völlig anders strukturiert. Ihm hat die Bullenmast ihren Stempel aufgedrückt. Absatzpreise, die tief in den Keller rutschen, zwingen aber auch dort, nach Alternativen Ausschau zu halten. "Wir haben ein zweites Standbein", sagt Otto Reul. Er teilt sich die Bewirtschaftung des Hofs mit Sohn Erhard. Dieses Standbein heißt ebenfalls "Pferdepension". Zu den Pferden, die in 20 Boxen untergebracht sind, zählen auch die beiden eigenen Haflinger-Zuchtstuten der Töchter. Kutschenfahren - das liebste Hobby von "Jungbauer" Erhard in der knapp bemessenen Freizeit. Bei Reul packen die Pferdebesitzer selbst mit an, säubern den Stall. Eine "Bewegungshalle" ist im Bau.
Auf dem "Rosenhof" in Bruchköbel- Oberissigheim gackern keine Hühner oder grunzen Schweine in den Ställen. Die Familie von Schwerdtner, Mitte der 60er Jahre von Norddeutschland nach Oberissigheim übergesiedelt, dürfte das erste bäuerliche Gehöft in der Region sein, das sich gänzlich auf Reitbetrieb umgestellt hat - professionell in Eigenregie betrieben. Zunächst ritten die beiden Nichten auf Fjord-Stuten, dann ging es mit "drei geborgten Pferden" weiter, bevor der "Rosenhof" auf seine jetzige Größe von rund 40 Fohlen, Ponys und Großpferden expandierte. Im "Urlaub auf dem Bauernhof" hat das in dörfliche Idylle eingebettete Gehöft eine Marktlücke entdeckt.
Das Angebot vom Reitunterricht mit Voltigieren und Longieren bis zum Vermitteln von Grundkenntnissen in Pflege und Fütterung lockt ganze Schulklassen ins Hanauer Land. Dabei werden in die einzelnen Kurse gleichermaßen absolute Anfänger, aber auch Fortgeschrittene einbezogen. Hinzu kommen Planwagentouren mit Lagerfeuerromantik und Grillabende am offenen Kamin.
orb FRANKFURT A. M. Auf ihre früheren Chefs könnten erwerbslose Stahlkocher, Autoschlosser und Schreibkräfte schon bald beim Arbeitsamt treffen: Nach Ansicht von Boyden International läuft in den Führungsebenen der westlichen Industriestaaten gegenwärtig eine "dramatische Revolution" ab. "Die Unternehmen gehen vermehrt zu flacheren Organisationsstrukturen über", sagt Andrew Garner, Chef der amerikanischen Personalberatungs-Gesellschaft. "Die traditionelle Unternehmenspyramide mit ihren zahlreichen Managementebenen ist viel zu schwerfällig, wenn es darum geht, Kosten zu senken und schnelle Entscheidungen herbeizuführen." Das Ergebnis sei eine "White Collar"(Weiße-Kragen)-Rezession.
Die Folgen bekommen die Berater bereits jetzt zu spüren: "Immer mehr Leute melden sich unaufgefordert bei uns", sagt Wolfgang Bertsch, einer der vier geschäftsführenden Gesellschafter des deutschen Unternehmenszweiges. So etwas habe man früher nur aus den Vereinigten Staaten gekannt. In der Regel wird Boyden nur im Firmenauftrag aktiv.
In Deutschland konnte Boyden - gegen eine Provision von einem Drittel des Jahresgehalts des Vermittelten - im vergangenen Jahr 56 Führungskräfte unter Vertrag bringen. Dabei zeigte sich nach den Worten von Gesellschafter Hans-Helmut Böhler, daß das bisherige "Brot-und Butter"-Geschäft vieler Beratungsunternehmen, die Suche nach Managern in der mittleren Ebene, stark zurückgeht. Immer schwerer werde es außerdem, Leute für ostdeutsche Betriebe zu finden. Gleichzeitig drängten viele früher Vermittelten nun desillusioniert mit Macht nach Westdeutschland zurück.
Der Branche prophezeit Böhler ein Überangebot an Vermittlern. Überleben würden nur jene, die global tätig sind und sich nicht nur auf ihre klassischen Aufgaben beschränken. Dazu gehört für die als selbständige Unternehmer arbeitenden Boyden-Partner die eigene Firma: In der Bundesrepublik konnte diese den Umsatz im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf 6,8 Millionen Mark steigern und die Zahl der Beschäftigten von 26 auf 37 aufstocken.
In der laufenden Periode soll ein Büro in Berlin eröffnet und die Zahl der Partner verdoppelt werden. Weltweit unterhält die Gruppe 48 (1991: 41) Büros in 31 (25) Ländern. Sie beschäftigte im vergangenen Jahr annähernd 300 (250) Männer und Frauen. Den Umsatz - das Europa- Geschäft steuert die Hälfte bei - beziffert Böhler auf zuletzt 25,3 Millionen Dollar, was einem Zuwachs um 1,6 Prozent entspricht.
HOCHTAUNUSKREIS. Sie soll das Leben verlängern und Gewaltverbrecher lammfromm machen, sportliche Leistungen steigern, sogar die Intelligenz verbessern - und obendrein die Kosten im Gesundheitswesen dämpfen: die "Transzendentale Meditation" oder kurz: TM. In Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberstedten würden bereits mehr als 200 Menschen von dieser Ruhetechnik profitieren, schätzt Hans-Jürgen Noske, der das Bad Homburger "TM-Center" leitet. Die Bundesregierung in Bonnhingegen zählt die weltweite TM-Organisation zu den gefährlichen Jugendsekten und warnt dementsprechend vor Kontakt mit ihr.
Hans-Jürgen Noske sitzt entspannt in einem Sessel seines kleinen Büros. Abgesehen von den TM-Broschüren auf dem Tisch ist es ein Arbeitsraum wie jeder andere. Schon in der Schule habe er mit der Transzendentalen Meditation begonnen, erinnert sich der Mann mit den wachen Augen und dem roten Vollbart: "Freunde haben&rquote;s gemacht, und ich wollte gern so sein wie sie." Einmal damit vertraut, wollte er nicht mehr aufhören: "Ich bin dabei geblieben, weil es Spaß macht."
Schon vor mehr als 30 Jahren gründete der Hindu-Mönch Maharishi Mahesh die TM-Bewegung in Indien. "Kraft durch Stille" wurde einer der Slogans, die sich verbreiteten und besonders in den USA viele Anhänger fanden. Der "natürliche Weg zu guter Gesundheit und Selbstentfaltung" erfordert nicht viel Zeit, wenn man den Werbeheftchen glaubt: 15 bis 20 Minuten morgens und abends.
Vorher sind sieben Lernschritte nötig: Vorträge, persönliche Gespräche mit dem Lehrer, Gruppensitzungen. Kosten in Bad Homburg: etwa 880 Mark, ohne Übernachtung und Verpflegung, aber inklusive lebenslanger "Wartung", wie es Hans- Jürgen Noske formuliert.
Das eigentliche Meditieren scheint einfach: Der Übende erhält vom Lehrer sein persönliches Mantra, eine Silbe aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache der Inder. Dieses Mantra kann er nun zweimal täglich eine gute Viertelstunde lang "in sich bewegen", also in den Mittelpunkt des Bewußtseins rücken und im Geist wiederholen. Es folgt völlige Entspannung, die tiefer sein soll als der Schlaf, obwohl der Meditierende hellwach bleibt.
Die Ziele heißen Streßabbau und Bewußtseinserweiterung. Letzteres verdeutlicht Noske gern mit einer Grafik. Er zeichnet einen schmalen Streifen und darunter einen breiten Streifen an die Tafel. Der schmale Abschnitt, erklärt er, stelle die 15 Prozent des Bewußtseins dar, die der Mensch normalerweise nutze; darunter lägen 85 Prozent brach. In diese untere Region soll der Meditierende Stück für Stück vordringen - bis auf den Grund seines Bewußtseins. Anders ausgedrückt sieht Noske TM als "eine Art Psychohygiene" mit dem Ziel, "Kraft zu bekommen für das, was man sowieso tun wollte".
"Methodisch ist das o.k.", sagt Lutz Lemhöfer, katholischer Sektenbeauftragter in Frankfurt. Die Meditationstechnik als solche sei ungefährlich, "die Sache könnte hilfreich sein". Dennoch würde er "niemandem raten, zu TM zu gehen". Denn viele Lehrer verbreiteten eine Weltveränderungsphilosophie mit überbordenden Heilsversprechungen. Lemhöfer mißt TM "sektiererische Züge" bei: "Leute werden in eine Religion eingeführt, oft ohne es zu merken.
So sieht es auch Reinhart Hummel, Leiter der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart: "Man kann &rquote;reingezogen werden, wenn man mit der Ideologie in Kontakt kommt." Diese "etwas komische Ideologie", sagt Hummel, der sich in Indien sieben Jahre lang mit Meditation beschäftigt hat, lebe von "abgehobenen Vorstellungen wie dem Zeitalter der Erleuchtung". Vor allem der Glaube an "TM als Allheilmittel" rücke die Organisation in den Kreis der Sekten. Lutz Lemhöfer: "Diese Wunder halte ich für Quatsch."
Das Bundesjugendministerium warnt denn auch vor der Transzendentalen Meditation. TM werde zu den Jugendsekten gezählt, weil sie eine "Fehlentwicklung in der Persönlichkeitsstruktur" bewirken könne, erklärt ein Mitarbeiter des Ministeriums. Im Frühjahr erscheine eine Broschüre über neuere Entwicklungen bei Jugendsekten. Darin sei TM erwähnt.
Ungeachtet dessen hatte das TM-Center kürzlich Gelegenheit, mit einem Vortrag für sich zu werben - ganz offiziell, im Forum des Bad Homburger Stadthauses, mit amtlicher Erlaubnis. Die Pressesprecherin der Stadtverwaltung, Patricia Tratnik, schränkt ein: "Die Leute haben sich bei der Anmeldung nicht zu erkennen gegeben." Sie hätten sich nicht als "TM-", sondern als "TN-Center" vorgestellt. In Zukunft, kündigt die Sprecherin an, werde die Stadt ihr Forum dafür nicht mehr bereitstellen.
THOMAS STILLBAUER
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (15, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (17.30 Uhr); Dracula (20.15 Uhr).
Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Liederbach. Rathaus: "Seh-Weisen" von Gabriele Schliesser, Werner Keller, Doris Schwager, 8 bis 12 Uhr (bis 10. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Märchen - Mythen - Sagen", Eröffnung durch Frau Dr. Ulrike Scholz und Herrn Herbert Jost-Hof, 18.30 Uhr.
Vorträge / Kurse Bad Soden. Arbeitskreis Erwachsenenbildung: Dia-Vortrag "Kreta", evangelisches Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54, 19.30 Uhr.
Eschborn. VfA: Training für Selbstverteidigung, Sporthalle der Hartmut-Schule, Dörnweg / Ecke Pestalozzistraße, 18 bis 20 Uhr, Auskunft Tel. 0 61 96 / 4 23 07, Frau Bachus. Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr.
Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechtag der CDU- Fraktion mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 061 96 / 4 21 50.
Hochheim. SPD: Wahlkampfschlußveranstaltung, Hochheimer Hof, 19 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Guttempler Gemeinschaft "Aktiv", Evang. Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54: Beratung, 19 Uhr, Treffen, 20 Uhr.
Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Offenes Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Am Kreishaus 1-5, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Gesundheitsamt des MTK: Beratung für Sprachbehinderte, Am Kreishaus 1-5, 14 bis 16 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 46 oder 20 11 47 8 bis 11.30 Uhr.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung des Cariatasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 59, Görlitzer Straße 2, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96.
Vereine / Organisationen Flörsheim. BUND: Treffen, Stadthalle, Clubraum 1, 19 Uhr.
Hofheim. VHS: Frauen im Naturschutz, Jagdhaus Langenhain, 20 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Mutter- und Kind- (2 bis 4 Jahre) Turnen, Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45.
Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr.
Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei in der Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr, Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß), Werkstatt, 14 Uhr.
Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr.
Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr.
Liederbach. DRK: Blutspende ohne Risiko, Liederbachschule, Wachenheimer Straße, 17.30 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.
Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 - 12 Uhr; für Italiener, 9 - 12.30 Uhr und 14 - 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 /30 72 41.
Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Schultheatergruppe aus Siebenbürgen "Antigone", 20.30 Uhr.
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (17, 19.45 Uhr); 1941 - Wo bitte geht's nach Hollywood? (22.15 Uhr).
Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechzeiten, 14-17 Uhr; persönliche Bera- tung nach Absprache, Stiftstr. 12, Tel. 524018.
LVA Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Sonstiges GEW-Schulgruppe der Elly-Heuss- Schule, Stadtelternbeirat und StadtschülerInnenrat: Öffentliches Streitgespräch "Das Ende der reformierten Oberstufe? - Die Folgen des § 33 Hessisches Schulgesetz", Filmraum der Elly-Heuss-Schule, Platz der deutschen Einheit, 16 Uhr.
Pfarrei St. Bonifatius: "Martin Luther und die Reformation in Deutschland", Referat mit Video-Film, Pfarrhaus (Boni- Stübchen, Luisenstraße 31, 19.30 Uhr.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Genehmigung des Hessischen Kultusministers, zum 1. August an der Bertha-von- Suttner-Schule eine gymnasiale Oberstufe einzurichten, liegt jetzt amtlich vor. Hocherfreut über diese Genehmigung, die der SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen May (Mörfelden-Walldorf) Mitte Februar bereits angekündigt hatte, zeigt sich Klaus Reichert-Girardin, der die örtliche Vorbereitungsgruppe für die Oberstufe leitet.
Diesem Gremium gehören in der Mehrzahl oberstufenerfahrene Lehrer/innen der Groß-Gerauer Prälat-Diehl-Schule an, die vom kommenden Schuljahr an in den elften Klassen der Suttner-Schule unterrichten werden.
Nach Reichert-Girardins Aussage besteht Konsens über die pädagogischen Zielsetzungen und organisatorischen Fragen. So wird im Jahrgang elf im Klassenverband unterrichtet, "um die sozialen Bezüge der Schülerinnen und Schüler beizubehalten beziehungsweise zu stärken". In der Tradition der Schule und ihrer Namensgeberin ist beabsichtigt, Austauschprogramme und andere Aktivitäten zur Förderung internationaler Verständigung zu intensivieren.
In Zusammenarbeit mit Institutionen, Betrieben und Einrichtungen sollen fachübergreifende Themen behandelt werden, soll es Projekt- und Praktikumsphasen geben. Weiterhin werde Wert auf die Förderung von Kreativität, musischer Betätigung und kultureller Erfahrungen gelegt, sollen freiwillige Zusatzkurse und Veranstaltungen angeboten werden. In den vergangenen Wochen habe es schon etliche Anfragen von Schüler/innen gegeben, in die neue Oberstufe aufgenommen zu werden. Anmeldungen sind jetzt möglich. Auskünfte sind unter der Rufnummer Tel. 0 61 05 / 30 44 erhältlich.
Die Vorbereitung für die Oberstufe an der Schule laufe auf Volldampf: "Nun gilt es, rasch Bestellisten für die Unterrichtsausstattung und Lehrmaterialen zusammenzustellen." Dies betreffe vor allem die Naturwissenschaften, die eine umfangreiche Erweiterung des vorhandenen Bestandes benötigten.
Hierfür seien vom Kreisausschuß für das laufende Jahr zunächst einmal 190 000 Mark bewilligt worden. lis
Neue Minister drängeln sich für gewöhnlich auf allen Fernsehkanälen, sind in den Zeitungen präsent. Nur einer verweigerte sich in den vergangenen Wochen weitestgehend: Matthias Wissmann, zuständig für Forschung und Technologie. Er blieb zunächst einmal ein geheimnisvoller Minister und verordnete sich bis Ende Februar sorgfältiges Lernen sowie eine Bestandsaufnahme seines Ressorts. Das hat er auch bitter nötig. Bislang nämlich schien sich der 43jährige eher für die Themen Jugend- und später Wirtschaftspolitik zu interessieren. Seine Kompetenz ist mit vielen Fragezeichen versehen worden.
Anders liegt die Sache beim Vorgänger. Heinz Riesenhuber, lobte selbst der Kanzler den Geschaßten bei der Verkündung des Wechsels, sei ein ganz besonders sachkundiger Minister gewesen. Und die Kollegen in der Fraktion standen auf und fragten: "Ja, aber warum soll er denn dann gehen?" Es gab einen lauten und herzlichen Applaus, so daß davon dem Chemiker aus Frankfurt noch heute warm ums Herz ist.
Für ihn war es doch so viel mehr, als nur die Begeisterung, die er in diese Arbeit hineingesteckt hatte. Der letzte wirkliche Fachmann im Kabinett, enorm fleißig und sachkundig, wie selbst die Opposition zugibt - aber eben auch schon 57 Jahre alt. So manchem Abgeordneten in der CDU-Fraktion mag durch den Kopf gegangen sein: Wenn unermüdlicher Fleiß und ein gerüttelt Maß Sachkompetenz nicht davor bewahren, daß der Kanzler den Daumen nach unten senkt, was war dann mit einem selbst? War man dann nicht genauso hilflos den Ratschlüssen des Vorsitzenden ausgeliefert? Es ist schlichte Angst, die den Menschen in solchen Situationen beschleicht. Vielleicht war sie es auch, die den Applaus für Riesenhuber noch anschwellen ließ.
Der Beifall für Wissmann blieb höflich. Ihm klebt ein wenig wie Riesenhuber das Etikett "Musterknabe" an. Schon als 16jähriger Gymnasiast trat er in die Junge Union in Ludwigsburg ein. Sprach vom Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus und schlug sich mit der Jungen Union ganz auf die Seite Kohls als Kanzlerkandidat. Auch ältere Parteimitglieder zollten dem jungen Mann mit der halblangen Frisur und den Schlaghosen fortan Beifall. Doch mit den Jahren wurde es stiller um den "Shootingstar" der Union. Der Glanz stumpfte ab - auch durch eine Vorstrafe. Der CDU-Bundestagsabgeordnete war wegen rechtswidriger Wahlkampffinanzierung erwischt worden und wurde deshalb 1989 zu über 10 000 Mark Geldstrafe verurteilt.
Der Neue, so meint ein Abgeordneter, habe eine so negative Presse gehabt, das könne ja jetzt nur noch besser werden. Außerdem, so hoffen Forschungspolitiker in Bonn, werde der Kanzler seinem Ziehsohn zum Geburtstag am 15. April ein Geschenk machen: Zu vorgesehenen 200 Millionen für die Industrieforschung im Osten noch einmal 150 Millionen, "um den Forschungshaushalt abzurunden".
Wissmanns sachkundiger Widerpart in der SPD-Fraktion wird der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Forschung und Technologie, Wolf-Michael Catenhusen, sein. "Wissmann muß große Klötze sprengen, um etwas zu bewegen", meint er drastisch, "der neue Forschungsminister steht vor einem beschissenen Haushalt mit notwendigen Kürzungen in allen Schlüsseltechnologien."
Im Forschungsausschuß, wo Wissmann jüngst seine Aufwartung machte, wurde anschließend durchaus anerkennend festgestellt, der Riesenhuber-Nachfolger sei ein "mit allen Wassern gewaschener Taktiker". Einer, der zu den "hohen Mitspielern" am Kabinettstisch gehören und mehr für sein Ressort herausholen werde. Sein Vorgänger Riesenhuber hingegen habe weder eine Hausmacht noch einen Hang zum Kungeln gehabt.
Welche Schnitte Wissmann aber auch anbringen wird, sie müssen tief und schmerzhaft sein, um nennenswerte Summen in seinem Haushalt umzuschichten. So könnte die Beteiligung an der bemannten US-Raumstation Freedom aufgegeben werden. Auch das ambitionierte Programm zur Entwicklung des deutschen Raumtransportsystems Sänger könnte sterben. Die Großforschungseinrichtungen kräftig zu beschneiden - beispielsweise das Kernforschungszentrum Karlsruhe - wäre eine weitere Möglichkeit, überlebte Formen von "big science" zu kippen.
Der gelernte Jurist soll zudem des Kanzlers Wünsche besser erfüllen: Weniger Wissenschaft für den Elfenbeinturm internationaler Ehre, dafür das Schwergewicht auf Forschung, die von der Industrie rasch in Produkte für die härter umkämpften internationalen Märkte umgesetzt werden kann. Zudem wünsche sich der Kanzler, so ist zu hören, eine schlagkräftigere Koordination zwischen Wissenschaft und Industrie, wie sie das japanische Ministerium für internationalen Handel und Industrie (Miti) praktiziert. Auch wenn in jüngster Zeit "Miti" angesichts der japanischen Rezession viel von seinem sagenhaften Ruf eingebüßt hat.
Einen ersten öffentlichen Pluspunkt wird Wissmann durch das noch vom Vorgänger auf den Weg gebrachte Programm "Technologien des 21. Jahrhunderts" für sich verbuchen können. Wissmann arbeite intensiv daran, ist zu hören, um erste eigene Akzente zu setzen.
Daß es durchaus möglich ist, in scheinbar fest gefügten Ressorts erhebliche Umschichtungen von Geldern zu erreichen, hatte Riesenhuber nach dem Regierungswechsel in Bonn im Oktober 1982 vorgemacht. Er schraubte die Zuschüsse für die Forschungsarbeiten der Großindustrie um über die Hälfte zurück, um das freigewordene Geld in die Grundlagenforschung in den von ihm als Zukunftstechnologien angesehenen Bereichen wie Biotechnologien und Materialwissenschaften zu pumpen. Der Chemiker, der Patente zur Atomchemie und Metallgewinnung hält, ließ sich aber auch nie von seinem Atomkurs abbringen. Noch heute empfindet er es als Manko, daß es ihm nicht gelungen ist, den Thorium-Hochtemperaturreaktor zum Erfolg zu führen. Und den selbst in der Union letzlich umstrittenen Schnellen Brüter von Kalkar nannte er zumindest "vertretbar". Auch die Kernfusion, bei der durch die Verschmelzung von schweren Wasserstoffatomen theoretisch gewaltige Mengen an Energie gewonnen werden können, favorisiert er als wichtige Zukunftstechnologie. Trotz der schon jetzt absehbaren Probleme mit dadurch anfallenden gigantischen radioaktiven Schrottmengen. Zum Erfolg geführt hätte Riesenhuber schließlich gerne die von Umweltschützern massiv kritisierte Magnetschnellbahn Transrapid. Allerdings sei er da zuversichtlich, sagt er, daß der Bau der Strecke Hamburg - Berlin zustandekomme.
Riesenhuber verhehlt nicht, daß er seine Arbeit gerne weitergemacht hätte. Auch wenn er mit seiner langen Amtszeit einzig unter seinen Kollegen in Europa dastand. Seinerzeit beim Regierungswechsel 1982, da sagte ihm ein früherer Minister: "Das schlimmste war, daß ich wieder lernen mußte, meinen Koffer selbst zu tragen." Damals beschloß Riesenhuber, seinen Koffer immer selbst zu tragen - und das hat er auch getan. Bei seiner Verabschiedung vor der Personalversammlung des Ministeriums kam er auch auf die Frage von Macht und Amt zu sprechen. Vielleicht mit Blick auf seinen Nachfolger meinte Riesenhuber dort, wer versuche, Forschungspolitik nach den Kategorien von Macht zu betreiben, werde nach sehr kurzer Zeit scheitern. "Wenn man das nicht mit einem hohen Maß an Sachgerechtigkeit und der Bereitschaft macht, auch die Urteile anderer zu prüfen und einzubeziehen, kann diese Arbeit nie gelingen."
Auch zur Musikmesse, die vom Mittwoch bis Sonntag dieser Woche stattfindet, bietet der FVV wieder eine Zeitkarte für die Messegäste an. Das Besuchertikket kostet für das Frankfurter Stadtgebiet (inklusive Flughafen) 20 und für das gesamte Verbundgebiet 35 Mark. Die Fahrkarte wird im Hauptbahnhof, im Flughafenterminal und am Messeeingang verkauft. Durch den Einsatz von Sonderzügen zwischen Hauptbahnhof und Messe wird sich der Zeittakt beim Straßenbahnbetrieb in den Spitzenzeiten bis auf drei Minuten verkürzen. habe
FRANKFURT A. M. "Die Stadt, die Banken und der Tod" war Thema einer Wahlveranstaltung der "Ökologischen Linken Liste", zu der etwa 250 Bürger ins Haus Gallus gekommen waren.
Moderatorin Jutta Ditfurth, sie führt die Kandidatenliste an, begrüßte als Gesprächsteilnehmer weitere Kandidaten zur Wahl: Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung "Metall", und die Psychologin Irmela Wiemann. Gastredner waren der Hoechst-Betriebsrat Emanuel Schaaf sowie der Gewerkschafter Reinhold Winter.
Jakob Moneta kam gleich zur Sache. Die Stadt Frankfurt werde zu einem internationalen Dienstleistungszentrum ausgebaut. "Es gibt keine Wohnungen, aber 350 000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer", ärgerte sich der 78jährige. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung lebt laut Moneta an der Armutsgrenze. "Das sind die Modernisierungsverlierer."
Im Mittelpunkt des Beitrags von Irmela Wiemann standen "die katastrophalen Lebensbedingungen der Kinder im Gallus und Bahnhofsviertel". Wegen der schlechten Luft seien hier mehr Kinder an Pseudo-Krupp erkrankt; als Folge der fehlenden Spielmöglichkeiten sei der Nachwuchs aggressiver geworden.
Die Psychologin sparte nicht mit Kritik an der Koalition im Römer, die sie als "rosa-grün" charakterisierte: "Die kümmern sich um die Modernisierung und nicht um die sozialen Verhältnisse."
Emanuel Schaaf beschäftigte sich mit Modernisierungskonzepten der deutschen und amerikanischen Wirtschaft. Sie orientierten sich an japanischen Modellen und würden "auf Dauer Arbeitsplätze kosten". Zudem würde die betriebliche Organisation von Arbeitnehmerinteressen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Reinhold Winter forderte im letzten Vortrag, die Sprache müsse "für die linke Bewegung zurückgewonnen" werden. So entlarvte er den Solidarpakt als unsolidarisch und forderte einen "Pakt gegen unsolidarische Verhältnisse" - der einzige Satz des Abends, den das Publikum mit Applaus bedachte. Nicht nur deshalb ein (immerhin) unterhaltsamer Vortrag, bei dem Winter seinen Eingangsworten gerecht wurde: "Ich kann zwar zu Frankfurter Daten nichts sagen, aber als engagiertes Gewerkschaftsmitglied habe ich viel zu erzählen."
Jutta Ditfurth zeigte sich auf Nachfrage mit dem Abend zufrieden, wenn auch einiges "noch zu unscharf" gewesen sei. Vielleicht hätten einige aus der Runde die Worte des Philosophen Ludwig Wittgenstein ernst nehmen sollen: "Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen; wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." *ara
HANAU. Die Nachricht kommt einer kleinen Sensation gleich: Ab 1. Juni halten in Hanau mehr Fernzüge, darunter auch der ICE. Seit Jahren wird eine umfangreichere Anbindung der Stadt an die schnellen Fernverkehrs-Verbindungen gefordert, bislang vergeblich. Rathaus, Landratsamt, Industrie und ökologische orientierte Verbände waren zuletzt 1991 beim DB-Vorstand immer wieder vorstellig geworden, jedoch für den Fahrplanwechsel 1992 mit ihren Wünschen zu spät gekommen. Für 1993 meldeten sie ihr Begehr nicht mehr an - Vergeßlichkeit, Nachlässigkeit, warum auch immer. So hatte die Bahn noch im Herbst 1992 gegenüber der FR angegeben, daß eine Verbesserung auch für 1993 nicht geplant sei. Um so erstaunlicher ist nun die Kehrtwende.
Derzeit halten in Hanau morgens zwischen 5.48 Uhr und 7.41 Uhr fünf IC-Züge: nach München, Berlin, Linz, Koblenz und Dresden. Abends zwischen 21.52 Uhr und 23.52 Uhr sind es weitere fünf, die aus Berlin, Dresden, Nürnberg und Linz kommen und zumeist nur bis Frankfurt weiterfahren.
Der neue Fahrplan wird zwar ebenfalls keine Halts tagsüber vorsehen, jedoch die frühmorgendlichen Verbindung erheblich verbessern. Zwischen 5.28 Uhr und 8.29 Uhr geht es per IC nach München, Linz, Berlin, Nürnberg und Saarbrücken, außerdem zweimal nach Dresden, und per ICE nach Hamburg und Berlin. Zwischen 22.18 Uhr und 23.54 Uhr kommen IC/ICE- Züge aus Nürnberg, Berlin, Dresden, Linz und Hamburg an, die weiter nach Koblenz, München, Frankfurt und Wiesbaden fahren.
Ein erster Schritt auf dem Weg zu einem vollwertigen IC-Halt Hanau, einem sogenannten "Systemhalt"? Das hängt vermutlich auch von der Resonanz bei den Fahrgästen ab. Walter Henss, Sprecher der Bundesbahn- Direktion Frankfurt, wehrt aber vorsorglich ab: "Der Umbau des Bahnsteigs war schon länger geplant und hat nicht unmittelbar etwas mit mehr IC-Halts zu tun." Die seien erst unlängst für Hanau beschlossen worden. Dennoch: Wird das verstärkte Angebot auch verstärkt angenommen, wird sich die Situation in Hanau vermutlich eher verbessern als verschlechtern. az
Nicht das Asylrecht, sondern die Staatsbürgerschaft muß neu geregelt werden. Nur so sei auf die steigende Zahl von Menschen zu reagieren, die nach Deutschland kommen. Das verlangen an die 50 bekannte Frankfurter Journalisten, Wissenschaftler und Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Die im Oktober gegründete Initiative "Zivilcourage jetzt" hat dazu eine Erklärung veröffentlicht.
Auf einem Podium diskutierten nun die Publizisten Thomas Schmid und Chérifa Magdi, die Historiker Dan Diner und Alexander Gauland, die Juristen Winfried Hassemer und Manfred Schiedermair sowie der Geschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Henning von Vieregge, und der Vorsitzende des Frankfurter DGB-Kreisverbands, Dieter Hooge.
"Es geht nicht nur darum, die Einbürgerung von Ausländern zu erleichtern oder die doppelte Staatsbürgerschaft einzuführen", faßte Dan Diner die Meinung des Podiums zusammen. Statt dessen sei es nötig, allen Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit zuzuerkennen, die in der Bundesrepublik geboren werden. "Wir müssen vom ethnischen Deutschen zum deutschen Bürger gelangen", sagte Diner. Denn die Staatsvolk-Definition des Grundgesetzes - nach der Neugeborene die gleiche Staatsangehörigkeit haben wie deren Eltern - sei mitverantwortlich für Vorbehalte gegen Fremde.
Strittig blieb, wie intensiv die erforderliche Grundgesetzänderung debattiert werden sollte. Dan Diner wollte das Thema vorsichtig behandelt wissen; Dieter Hooge hingegen fürchtete, die Bürger würden so nicht genügend sensibilisiert.
Das geplante neue Asylrecht sei, so Winfried Hassemer, keine ausreichende Antwort auf die Migration. Und: Es erschwere eine Debatte darüber, wie die weiterreichende Zuwanderung organisert werden solle. So sei zu überlegen, "wie viele und welche Ausländer" nach Deutschland einreisen dürften und "wie wir mit ihnen leben wollen". bay
STADT UND KREIS OFFENBACH. Immer mehr Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht. Immer mehr Arbeitnehmer werden zu Sozialhilfeempfängern und belasten die Kommunen mit höheren Sozialhilfe-Kosten. Wenn die Bundesregierung trotzdem das Geld für die Arbeitsförderung, für Umschulungen und Qualifizierungen kürzt, gefährdet sie auch die soziale Sicherheit der Arbeitnehmer. Das stellt der Verwaltungsrat des Arbeitsamtes Offenbach fest.
Dem Verwaltungsrat der Arbeitsbehörde gehören die Vertreter der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände, der Gewerkschaften und der Kommunen an. Unterschrieben haben ein entsprechende Resolution unter anderen Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, Kreistagsvorsitzender Wilhelm Brehm, Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann, der Dietzenbacher Bürgermeister Jürgen Heyer, DGB-Kreisvorsitzender Horst Kunze und IG-Metallbevollmächtiger Theo Beez.
"Mit großer Sorge" verfolgen die Vertreter der Kommunen und der Gewerkschaften, daß im Arbeitsamtsbezirk Offenbach die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Jahres um 30 Prozent auf fast 8000 gestiegen ist. Unternehmen haben angekündigt, weitere Mitarbeiter zu entlassen oder kurz zu arbeiten. Bei dieser Lage ist es für die Unterzeichner unverständlich, daß die Bundesregierung weitreichende Einschnitte bei der Arbeitsmarkt-Politik vornimmt, Gelder im Haushalt 1993 der Bundesanstalt für Arbeit für AB-Maßnahmen drastisch kürzt. Schlimm sei es auch, daß dieser Etat immer noch nicht vorliegt und deshalb die Träger von Bildungs- und Beschäftigungs-Programmen nicht wissen, welche Maßnahmen sie künftig anbieten und finanzieren können.
Die Unterzeichner geben zu bedenken: "In Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit müssen bei einer vernünftigen und verantwortungsbewußten Politik Programme der Arbeitsbeschaffung, Qualifizierung und beruflichen Bildung ausgeweitet werden, um den Problemen gegenzusteuern. Statt dessen sind aufgrund der schon erfolgten und noch zu erwartenden Kürzungen bestehende Projekte und Maßnahmen in ihrem Bestand bedroht."
Schon 1992 wurden die Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen um 60 Perozent gekürzt. Kritisiert wird auch, daß 1993 die Förderungen zur beruflichen Orientierung, zur Erlangung des Hauptschulabschlusses und der sozialpädagogischen Betreuung bei Umschulungen wegfallen sollen. Die Unterzeichner betonen: "Diese Einschnitte in der Arbeitsförderung sind eine Gefährdung der sozialen Sicherheit auch für diejenigen, die heute noch in Arbeit stehen. lz
Die grauhaarige Bäuerin zeigt aufs Meer hinunter, stemmt die Arme in die Hüften und sagt: "Der Kapitän hat einen katastrophalen Fehler gemacht; daß ihm befohlen wurde, bei Nacht und Sturm einzulaufen, kann hier niemand begreifen, solche Dinge tut man bei Tageslicht." Dann stapft sie mit ihrer Karre davon. Hinter dem Feld fällt die Steilküste jäh ab und da, keine 30 Meter vom Ufer entfernt, liegt das Wrack der "Aegean Sea" mit Schlagseite im steifen Wind: still und skurril wie eine Filmkulisse. Das Deck ist ausgebrannt und rotschwarz, darauf steht mit weißen Pinselstrichen: "Gefahr, Verbot, an Bord zu steigen". Zu sehen ist nur das Heck. Die Explosion und das Meer haben den Tanker wie ein Fliessblatt zerrissen. Der Vorderteil der "Aegean Sea" ruht 260 Meter weiter vorne auf dem Meeresgrund. Und das alles zwei Steinwürfe vom altehrwürdigen Herkules- Leuchtturm entfernt, vor den Toren der Stadt. Der Leuchtturm ist in Trauer, er steckt in einem Gerüst, zum zweiten Mal in einem Jahr, er muß neu bemalt werden. Die riesige schwarze Rauchwolke nach der Explosion schwärzte seine Meerseite völlig. Am 3. Dezember machte das Bild der brennenden "Aegean Sea" die Runde um die Welt.
Das Wrack wird noch einige Monate - oder Jahre - auf den Klippen festsitzen, der griechische Besitzer hat das Schiff aufgegeben, nun muß es der spanische Staat entfernen. Schrottspezialisten zeigen kein Interesse daran. Ein Fachmann urteilte, das Material sei den Aufwand nicht wert, weil zu viele Klippen und die Brandung die Arbeit am Unglücksort gefährlich machen. So bleibt die braunschwarze Eisenmasse - als Mahnmal.
Das eigentliche corpus delicti der Tanker-Katastrophe von La Coruña sind die 72 500 Tonnen Nordsee-Öl des Typs "brennt", die ins Meer geflossen sind. "Ein Großteil davon ist gleich nach dem Unglück auf der Meeresoberfläche verbrannt, 6000 Tonnen haben nachher Reinigungsmannschaften mit Schläuchen an Stränden abgesogen, der Rest hat sich durch hohen Wellengang aufgelöst und ein bißchen ist auf den Meeresgrund abgesackt", meint Pilar Lledo, die Zivilgouverneurin von La Coruña, welche die Rettungsarbeiten leitete, überzeugt. Zwei Meter hohe braunschwarze Trauerränder an Felsen zeigen heute an, wo das Öl die Küste erreicht hat: an den vier "Rias" (Meeresarmen) von La Coruña, Betanzos, Ares und El Ferrol. Am schlimmsten erwischte es die enge Ria von El Ferrol. Dort stellte der Transportminister Jose Borrell Ende Januar vor einigen Felspartien noch Öl-Schlieren im Wasser fest, an allen anderen Orten plätschert heute das Wasser sauber an die Küsten. Die Natur hat reinigend gewirkt. "Im Sommer kann man an allen Stränden wieder baden", erklärt in La Coruña der Beamte vom Tourismusbüro sachlich und trocken. Genaues Nachsehen zeigt, daß von 18 Sandstränden der Zone 14 tatsächlich sauber in der Sonne gleißen, die vier restlichen werden jetzt in einer zweiten Phase gesäubert. In Mino, einem davon, reißst ein Bulldozer den Sand auf. In fast einem Meter Tiefe tritt, schwarz wie ein Kohleflöz, eine feine Erdölschicht zutage. Der Bulldozer expediert sie fort.
Die Hafenanlagen in den vier Buchten sind inzwischen mit Hochdruckspritzen behandelt worden und gelten als gereinigt. Doch noch jetzt sind sie braun. Bis Wellen, Gezeiten und Stürme die Naturfarbe der Steine wieder hergestellt haben, wird noch viel Zeit vergehen. Am schwierigsten ist es, die natürlichen Muschelbänke in den Buchten ("eine Gabe Gottes" sagt eine alte Sammlerin) zu reinigen. Abspritzen ist unmöglich, sonst sind auch Algen, Plankton und Muscheln dahin. Das ist der Schmerz der Anwohner. Die Muschelernte von 1993 ist in der betroffenen "schwarzen Zone" der vier Rias dahin; sind die Muscheln Frühling nicht zur Fortpflanzung fähig, ist die Ernte bis 1995 verloren.
In Mugardos räumt der Fischer Ramon Renales ein, daß die Säuberungsequipen zum Schutz der Meeresfauna nirgends die schädlichen chemischen Bindemittel gestreut haben. Drei Wochen hat Renales gegen den braunschwarzen Morast gekämpft - jetzt ist er arbeitslos. Von der Regionalregierung von Galicien erhält er für seinen Arbeitsausfall eine Beihilfe von täglich umgerechnet 45 Mark. "Über 12,1 Millionen Mark haben wir bisher an etwa 3000 Betroffene ausbezahlt - und wir werden es vorläufig weiter tun", betont Jesus Espada, der Delegierte der Regionalregierung in La Coruña. Mit einer einmaligen Hilfe von umgerechnet 670 Mark an 1870 Personen hat auch die EG die Not der Leute in der "schwarzen Zone" gelindert.
Und die Schiffseigentümer? Ihre Versicherungsgesellschaft, die "United Kingdom P and I" und ihre "Rückversicherung", der Internationale Fonds für maritime Erdölschäden (FIDAC) hat mit den spanischen Behörden - unabhängig vom ausstehenden Gerichtsurteil - eine Abmachung getroffen und sich verpflichtet, eine Schadenersatzsumme von insgesamt 84 Millionen Dollar zu zahlen. In La Coruña können seit dem 15. Februar Geschädigte - von Fischern bis zu Haus- und Restaurantbesitzern - ihre Fälle anmelden, die "P und I" erwartet, daß sie etwa 3000 Schadenfälle auf ihre Echtheit zu prüfen haben wird. Falls die Schadensumme größer als 84 Millionen Dollar ist, wird sie anteilig aufgeteilt und Staat und Regionalregierung verzichten auf ihre Forderungen. "Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", meint Jesus Espada zu der Regelung.
Kapitän Konstantinos Stavridis, der Mann, der den "katastrophalen Fehler" begangen hat, hat 35 Tage nach dem Unfall eine Kaution von umgerechnet rund 150 000 Mark hinterlegt und durfte dann nach Hause nach Athen fliegen. Seine Verteidiger werden versuchen, einen Teil der Schuld auf den spanischen Lotsen abzuwälzen. Ihren Angaben zufolge ist Lotsenreglement für die Bucht von La Coruña "chaotisch". Sicher ist, daß die "Aegean Sea" mit einem Schlepper oder einem modernen Radarsystem nicht an der Küste zerschellt wäre. Seit 1976, als der Tanker "Urquiola" in derselben Einfahrt auf eine Untiefe auffuhr, zerbarst und eine Ölpest auslöste, haben die spanischen Behörden (die Verantwortung hatte die Marine) die Sicherheit des Hafens zu wenig verbessert. Nun hat Transportminister Borrell einen Plan vorgestellt, der die Verbesserung des Funksystems, der Signalisierung und des Lotsenreglements vorsieht. Die Verlegung des Hafens außerhalb der Bucht wird nicht ernsthaft diskutiert, er ist die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Jetzt, nach den Katastrophen von La Coruña und Shetland, wird auch die EG in Brüssel aktiv. In der Märzsitzung wollen die Transport- und Umweltminister eine Verordnung über die Sicherheit der Meere diskutieren, die unter anderem dazu führen soll, daß in EG-Häfen nur noch doppelwandige Öltanker, die weniger als 15 Jahre alt sind, einlaufen dürfen. Seefahrer-Nationen wie England, Holland und Dänemark hatten vorher wenig Interesse gezeigt, sich neue Vorschriften vor die Nase setzen zu lassen.
Bis sie erlassen und die Verbesserungen durchgeführt sind, werden Jahre vergehen. Solange wollen die 300 000 Einwohner von La Coruña nicht warten. "Nunca mais" - nie mehr - steht auf Plakaten an den den Hauswänden der Stadt. Sie zeigen die schwarze Rauchwolke der "Aegean Sea" nach dem Unglück.
WERNER HERZOG
MÜHLHEIM. Die Planung des Augenwaldgebietes wird nicht verschleppt, stellt Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD) klar. Derzeit fertige ein Frankfurter Architekturbüro Modelle von den preisgekrönten Entwürfen für den neuen Stadtteil an. Sie würden noch im März abgeliefert. Die 18 400 Mark teuren Modelle sollen es den Stadtverordneten und Bürgern erleichtern, sich ein anschauliches Bild von den Architektenentwürfen zu machen.
Gezahlt werden sie von den 25 000 Mark, die das Referat zur Förderung der Siedlungstätigkeit des Frankfurter Umlandverbandes der Stadt Mühlheim in Anerkennung ihres städtebaulichen Wettbewerbs zur Verfügung stellte. Diesen Wettbewerb hatte sich die Stadt im vergangenen Jahr 300 000 Mark kosten lassen.
Für diese beispielhafte Auslobung hat mittlerweile auch der hessische Minister für Wohnen, Jörg Jordan, einen Anerkennungspreis von 3000 Mark springen lassen. Mit ihrem Wettbewerb hatte sich die Stadt wiederum an einem Landeswettbewerb "Wohnen in Stadt und Land" beteiligt.
Wie Bürgermeister Karl-Christian Schelzke erklärte, habe man in Wiesbaden besonders anerkannt, daß für die Bebauung des Augenwaldes keine genauen Vorgaben bezüglich der Bebauungsdichte und Grünflächen vorgegeben waren.
Diese endgültigen Festlegungen sind laut Lehr Sache der Stadtverordnetenversammlung. "Eine Hauptaufgabe im Sommer und Herbst wird es sein, zu beraten, wie der städtebauliche Rahmen für das Augenwaldgebiet aussehen soll." Schelzke und Lehr erinnern in diesem Zusammenhang daran, daß es ja überhaupt noch keinen formellen Beschluß der Stadtverordneten gibt, das Augenwaldgebiet zu bebauen.
Beide ließen durchblicken, daß der gegen die Stimmen der SPD verabschiedete Beschluß der Stadtverordneten, schon mal für eine halbe Million Mark Grundstücke zu kaufen, verfrüht ist. "Bevor ich Grundstücke kaufe, muß ich sagen, was ich will", erklärte Lehr.
Das Augenwaldgebiet soll nach einem Beschluß der Stadtverordneten vom vergangenen August nach dem Baumaßnahmegesetz geplant werden. Das bedeutet grob gesagt, die Stadt kauft die Grundstücke, legt um und verkauft sie wieder an die ehemaligen Besitzer. Damit sollte der Spekulation ein Riegel vorgeschoben werden. pmü
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 28.
Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Burgstraße.
Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16; Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Park-Alte Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2.
Überaus harmonisch ging die Jahreshauptversammlung des Tenniskreises 63 (Hochtaunus/Wetterau)
Der Vorstand konnte einen ausgeglichenen Finanzabschluß vorlegen, wobei bemerkenswert ist, daß 90 Prozent(!) des Gesamtetats für die Jugendarbeit verwendet werden. Darüber freute sich besonders der als Ehrengast anwesende Vize-Präsident des Hessischen Tennis-Verbandes (HTV), Dirk Hordorff (Bad Homburg), der vor seiner Berufung in Ämter auf Bezirks- und Verbandsebene erster Jugendwart im Tenniskreis gewesen war. Wegen seiner Verdienste um die Jugend im Kreis erhielt Dirk Hordorff aus der Hand von Bruno Kuzinski den Ehrenteller des Tenniskreises Hochtaunus/Wetterau. Schatzmeister Heinz Becker wurde für seine 15jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vereins- und Kreis-Vorstand die silberne Ehrennadel des HTV überreicht.
Bei seinen Ausführungen bezüglich der weiteren Vorstandsarbeit unterstrich der wiedergewählte Vorsitzende Bruno Kuzinski die Bedeutung der Nachwuchsförderung. Einen breiten Diskussionsraum nahm der 1992 vom Regierungspräsidium Darmstadt ausgerufene Wassernotstand ein, der vor allem die Tennisvereine vor große Probleme gestellt hat. Vizepräsident Dirk Hordorff, der auch dem HTV- Arbeitskreis "Wasserfragen" angehört, gab wichtige Tips, wie die Klubs einem erneuten Wassernotstand vorbeugend begegnen können. gst
MÖRFELDEN-WALLDORF. Exakt 20 404 Mark und 14 Pfennig sind bei der Spendenaktion für die Notleidenden in Kroatien zusammengekommen. Einen Scheck übergab jetzt Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran an den kroatischen Abgeordneten Jakob Graf zu Eltz und Vukovar, der das Geld an die Frauen und Kinder in Vukovar weitergeben wird.
Das Geld führt auf die Benefizausstellung "Hinterglasmalerei aus Kroatien" zurück, die Ende Januar für eine Woche auf der Empore in der Stadthalle zu sehen war und auf Initiative des Mörfelden-Walldorfer Musikers Mike Melcher zustandegekommen war. Die ausstellenden Künstler Milan Generalic und Ivan Stefanek sicherten zu, vierzig Prozent aus dem Verkaufserlös ihrer Werke zu spenden. Von den rund siebzig naiven Bildern fanden 23 neue Besitzer, so kamen rund 14 400 Mark zusammen. Zugleich hatte die Stadt zur Hilfe aufgerufen. 49 Spenden zwischen zehn und 750 Mark ergaben weitere 6000 Mark. lis
BAD VILBEL. In den 70ern präsentierte Ilja Richter Schlager in der "Disco"; heute ab 20 Uhr steht der Mime als Benjamin Mandelstam auf der Bühne des Bad Vilbeler Kurhauses. An seiner Seite im Lustspiel "Die Hose" von Carl Sternheim ist Monika Lundi. cor
RAINER BERGERT, Stadtverordnetenvorsteher von Rodgau, der mit Ende der Legislaturperiode aus persönlichen Gründen aus dem Stadtparlament ausscheidet, wird vor der Konstituierung der neuen Stadtverordnetenversammlung mit der silbernen Ehrenplakette der größten Stadt des Kreises ausgezeichnet.
Der Hainhäuser war 15 Jahre und elf Monate parlamentarisch engagiert. Bei einer Gegenstimme und sechs Enthaltungen erkannte das Parlament in seiner jüngsten Sitzung Richard Resch die Bezeichnung "Ehrenstadtrat" sowie die goldene Ehrenplakette zu, Jakob Beck, Willy Walter, Heinz Koop und Josef Schäfer dürfen sich in Zukunft "Stadtälteste" nennen und erhalten ebenfalls die goldene Ehrenplakette für viele Jahre im Dienst der Allgemeinheit. ttt GERTRUD MEYER-SAUERWEIN, SPD-Fraktionsvorsitzende im Dieburger Stadtparlament, wird am 16. Mai in der ehemaligen Kreisstadt für das Bürgermeisteramt kandidieren. Die 44 Jahre alte Oberstudienrätin, die in Dieburg ihr Abitur machte, ist seit Anfang Februar stellvertretende Schulleiterin der Schule auf der Aue in Münster. Frau Meyer-Sauerwein ist verheiratet,Mutter zweier Kinder. sch.
GERHARD GÄRTNER, Kriminalhauptkommissar und ein "Mann der ersten Stunde" auf dem Polizeiposten Dietzenbach, hat jetzt dort die Leitung übernommen. Sein Vorgänger, Kriminalhauptkommissar Georg Tichai, ist derweil - wie vorgesehen - zum Rauschgiftkommissariat nach Offenbach zurückgekehrt, um dort die Leitung zu übernehmen. ttt
DIETZENBACH. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Künstler Hans Schmandt ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Der in Gießen geborene Maler und Grafiker hatte seine Bilder, Zeichnungen und Skulpturen international präsentiert. Ein Plakat von Schmandt wurde in den 60er Jahren in den USA prämiert. Auch in Italien war der Dietzenbacher erfolgreich.
Hans Schmandt war nach dem Krieg und russischer Gefangenschaft als junger Mann nach Frankfurt gekommen und studierte dort an der Städel-Kunsthochschule. Schon vorher malte er erste Bilder an Kirchenwände in seiner oberhessischen Heimat. Der Maler und Grafiker zog dann einige Jahre später nach Dietzenbach um, wo er sein künstlerisches Wirken fortsetzte.
Als Anerkennung für seine umfangreichen Veröffentlichungen bei verschiedenen Ausstellungen und sein Engagement im Dietzenbacher Künstlerkreis würdigte ihn die Stadt mit der Verleihung des Kulturpreises. Das war vor rund zwei Jahren.
Diese Auszeichnung gab der Künstler jedoch später wieder zurück. Er war mit der Absicht der Verantwortlichen im Rathaus, von der Künstlergruppe Deriangen aus der nicaraguanischen Partnerstadt ein Wandbild zum Thema "500 Jahre Eroberung Lateinamerikas" malen zu lassen, nicht einverstanden. aim
DARMSTADT. Jahrelang gaben die jungen Frauen ihre vermeintlichen Einzel-Schicksale nicht preis. Sie litten psychisch schwer, unternahmen teils Selbstmordversuche, bis sie erfuhren, daß sie demselben Mann begegnet waren, der sie offenbar sexuell ausbeutete. Da erst faßten sie Mut, sich zu offenbaren, Strafanzeige zu stellen. Wegen des Vorwurfs sexueller Nötigung und Mißbrauchs von Schutzbefohlenen ("zur Erziehung oder Betreuung in der Lebensführung") muß sich der katholische Pfarrer Roman F. in fünf Fällen ab Mittwoch vor der 3. Strafkammer, der Jugendschutzkammer des Landgerichts Darmstadt, verantworten.
Der bis zu seiner Suspendierung im vorigen Sommer und seinem späteren eigenen Rücktritt für die Pfarreien Fürth, Krumbach und Rimbach im Odenwald zuständige Priester hat in Vernehmungen das "objektive Tatgeschehen" im wesentlichen bestätigt, körperliche Gewaltanwendung aber geleugnet. Zunächst hatte der 1948 geborene Pfarrer die belastenden Zeugenaussagen über sexuelle Annäherungen als "reine Erfindungen" bestritten und ausgesagt, er werde aus "Rachegründen" bezichtigt.
Laut Staatsanwaltschaft hatten die zwei während der Tatzeit (zwischen Ende 1987 und März 1990) 14 und 16 Jahre alten Mädchen "erkennbar zum Ausdruck gebracht", daß sie seine Zudringlichkeiten nicht wollten, indem sie ihn baten, sie "in Ruhe zu lassen". Licht in die bedrükkenden Verhältnisse brachte mit ihren Darstellungen vor der Polizei zuerst eine Frau, mit der F. nach eigenem Eingeständnis jahrelang ein eheähnliches Verhältnis hatte. F. hat laut Staatsanwaltschaft "eingeräumt", an der Frau "sexuelle Handlungen vollzogen", aber keinen Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt zu haben, bis sie volljährig war. Danach aber hielt er sie weiter in psychischer und physischer Abhängigkeit.
Aus der Beziehung soll auch ein Kind hervorgegangen sein; die Mutter soll bei der Schulanmeldung den Namen des Vaters offenbart haben. Mögliche strafrechtliche Konsequenzen aus dieser verhängnisvollen Lebensgemeinschaft sind inzwischen verjährt.
In anderen Fällen aber nicht: Der Theologe, 1972 zum Priester geweiht und danach in Südhessen mit Aufgaben als Kaplan, Pfarrer und Vorsteher des Dekanats Bergstraße-Ost betraut, galt in seinen Gemeinden als lebenslustig, unkonventionell und "sehr aufgeschlossen". Er führte einen verhältnismäßig aufwendigen Lebensstil, war Mitglied im Aero- Club Michelstadt, wo der passionierte Privatpilot über zwei Flugzeuge verfügte. Es gab laut Staatsanwaltschaft eine "Reihe von Aussagen", daß F. immer wieder "eindeutige sexuelle Avancen gemacht hat". Im einzelnen sei "nicht nachweisbar, was tatsächlich stattgefunden hat", viele Vorwürfe von Übergriffen lägen weit mehr als fünf Jahre zurück und seien verjährt.
Mädchen aus sozial schwierigen Familienverhältnissen bot der Seelsorger großzügig Schutz und Zuflucht im Pfarrhaus und einer ihm gehörenden Mühle im Odenwald an - offiziell hieß dieses Engagement "kirchliche Jugendbetreuung". Angeblich mit Geschenken und Imponiergehabe gewann er das Vertrauen der Jugendlichen und band sie an sich.
Ende 1987 kam es nach Aussagen einer Betroffenen zu "sexuellen Manipulationen" an dem damals 14jährigen Mädchen im Arbeitszimmer des Pfarrers in Fürth. Während einer Osterfahrt mit einer Jugendgruppe nach Rom soll er das abends betrunkene Mädchen ins Hotelzimmer gebracht, ausgezogen und zu sexuellen Handlungen benutzt haben. Ähnliches hat sich laut Anklageschrift wiederum bei einer Rom-Reise mit einer von zwei Schwestern zugetragen, in deren Hotelzimmer der Angeklagte übernachtete.
Ende August 1988 blieben zwei Mädchen über Nacht in F&rquote;s Mühle. Dort soll der Geistliche eine von ihnen sexuell genötigt und mißbraucht haben. Das Mädchen, so die Anklage, sei wehrlos gewesen. Ein gleicher Fall soll sich im März 1990 im Pfarrhaus ereignet haben.
Am 9. Juli 1992 erging Strafanzeige, ein Tag darauf begannen die Vernehmungen. Ein Haftbefehl wurde ohne größere Auflagen ausgesetzt. In einem Gottesdienst ging F. auf das ihm angelastete "Fehlverhalten gegen weibliche Jugendliche" ein. Er sei, so eröffnete der Pfarrer von der Kanzel aus den Gläubigen, "selbst dran schuld", stellte sich als "zu unbefangen und zu leichtsinnig" im Umgang mit Mädchen da, habe "oft den Schein des Abstandes nicht gewahrt". F. schloß mit dem biblischen Bild "Wer aber ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein".
Dann begann ein bis Anfang August andauerndes merkwürdiges Rätselraten um den Aufenthaltsort des plötzlich verschwundenen Pfarrers. Im Verlauf des Versteckspiels erging ein erweiterter Haftbefehl, weil F. laut Staatsanwaltschaft "Vorkehrungen getroffen" hatte, "die auf eine Flucht schließen lassen".
Das Bischöfliche Ordinariat in Mainz wußte längst, daß F. in einem Nonnenkloster in der Schweiz am Lago Maggiore lebte. Nach Kirchenrecht hätte sich der Gesuchte selbst bei den Justizbehörden melden müssen, hatte dies aber unterlassen. Die Mainzer Kirchenleitung wies F. später als Aufenthaltsort die Benediktinerabtei Maria Laach zu. feu
Indigo Girls In den USA konnten sie sich bereits über Grammy-Nominierungen und Tourneen mit Neil Young und R. E. M. freuen, doch hierzulande werden Amy Ray und Emily Saliers von den Indigo Girls immer noch als Geheimtip gehandelt. Ihre neue CD "Rites Of Passages" wird daran wohl auch nichts ändern - eine Song-Sammlung, einfach zu gut für die schnöde Welt der Charts. Das US-amerikanische Frauen-Duo spielt Folk, wie er sein sollte: urig und locker, doch ohne Lagerfeuer- Romantik. Diesmal haben sie ihren erdigen Sound noch mit psychedelischen Zutaten (rückwärts gespielte Gitarren) verziert und sich bei den Aufnahmen sogar mit dem Hard-Rock-Produzenten Peter Collins (Alice Cooper, Queensryche) eingelassen. "Wir denken nicht in Schubladen. Peter war genau der Richtige", meint Amy Ray, "er war es auch, der uns ermutigte, zu experimentieren." Die Indigo Girls kommen am Donnerstag, 11. März, in die Frankfurter Batschkapp. art
Während die Chefin nur einmal in ihrem langen Blattschneiderameisenleben - nämlich zum Hochzeitfluge - das Haus verläßt, sind ihre Arbeiterinnen Tag und Nacht auf Achse. Unermüdlich wuseln die Tierchen durch die drei Glasbehausungen im Exotarium des Zoos. Schwer bepackt mit Blättern, Blüten und Haferflocken, geht es über Stock und Blatt, durch dunkle Gänge und durchsichtige Röhren. Vor rund zweieinhalb Wochen haben die agilen Insekten aus Südamerika mehr Auslauf bekommen: Ein weiterer Glasbehälter wurde installiert und mit einer dicken, rund fünf Meter langen Plexiglasröhre, die über den Köpfen der Besucher entlangführt, mit den anderen Behältern verbunden. Die ursprüngliche Anlage, bestehend aus zwei Glaskästen, war dem schnell wachsenden Volk zu eng geworden. Während der eine Kasten die Brut und die weißen, schwammartigen Pilzkulturen, von denen sich die Ameisen ernähren, beherbergte, tummelten sich in dem anderen viel zu viele der Sechsbeiner auf dem kleinen trockenen Stück Land, das von einem Wassergraben begrenzt wurde. Die Folge: Immer wieder ertranken Ameisen, da die Insel einfach zu wenig Platz bot.
Als die Tiere schließlich ihren "Abfall", die ungenießbaren Teile ihrer Pilzkulturen, im Wassergraben entsorgten und auf der so entstandenen Brücke versuchten, sich über die gläserne Wandbegrenzung ihres Gefängnisses davonzumachen, wurde es Rudolf Wikker, Leiter des Exotariums, und seinen Kollegen zu bunt; die Anlage wurde erweitert. Es dauerte keine 24 Stunden, bis die emsigen Krabbler die neue Rennstrecke angenommen hatten und sich auf den leckeren gelben Winterjasmin, roten Gleriodendron, Brombeerblätter und das Schälchen mit Hafenflocken im neuen Gehege stürzten. Das Blatt- und Blütenwerk wird mit den stattlichen Chitinkiefern in pfenniggroße Stücke zersägt, in den unterirdischen Bau geschleppt und dort so lange gekaut, bis daraus das Kultursubstrat für die Pilzkultur entstanden ist. Die Blattschneiderameise ist im Gegensatz zu anderen Ameisen-Arten Vegetarier.
Angesichts der einige hundert Meter langen Wege, die die sechsbeinigen Langstreckenläufer in ihrer Heimat Venezuela zurücklegen, sind die sieben Meter Weg zwischen den beiden äußeren Glaskästen, die ihnen Rudolf Wikker und seine Kollegen zur Verfügung gestellt haben, ein Klacks. Trotzdem: Ein bißchen mehr Bewegung könne auch den Frankfurter Blattschneiderameisen nicht schaden, erklärt der Exotariumsleiter das Trimm-Dich-Programm für seine Schützlinge. An der Röhre befindet bereits ein Verbindungsstück für die nächste Verlängerung. reu
Das städtische Krankenhaus Höchst plant noch in diesem Jahr eine Anhebung der Pflegesätze. Verwaltungsleiter Uwe Reichle konnte zwar noch keine genauen Zahlen nennen - sicher ist jedoch, daß die Folgen der Gesundheitsreform der Kommune keine andere Wahl lassen. Seit Wochen suchen Mediziner und Verwaltungsfachleute des riesigen Klinikums fast verzweifelt nach internen Einsparungsmöglichkeiten, denn das "Gesundheitsstrukturgesetz" von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) friert alle Ausgaben auf dem Stand von 1992 ein; zulässig ist nur noch eine Steigerung in Höhe der Grundlohnanhebung, also etwa drei Prozent.
Reichle: "Wir versuchen, noch sparsamer zu wirtschaften und hoffen, unseren Leistungsstand für die Bürger halten zu können!" Aber allein die Mehrwertsteuer kletterte am 1. Januar 1993 um ein Prozent - entsprechend steigen die Preise.
Worauf müssen sich Patienten einrichten? Die Klinikleitung denkt laut Reichle darüber nach, Dienstleistungen der Krankenhaus-Ambulanzen an niedergelassene Ärzte, Masseure oder Krankengymnasten in der Stadt "auszulagern". Der Verwaltungsleiter beteuerte zugleich, eigentlich habe man bei Sach- und Personalkosten alle Sparmöglichkeiten "ausgereizt".
Das Pflegepersonal muß damit rechnen, zumindest einen Teil der seit 1990 bezahlten Ballungsraumzulage von 100 Mark monatlich wieder zu verlieren - obwohl Mieten und Preise in Frankfurt seither weiter gestiegen sind. Noch vor der Kommunalwahl am 7. März wollen Stadt und Personalräte erste Gespräche über Details führen. Allein die Ballungsraumzulage kostet die Klinik etwa zwei Millionen Mark im Jahr.
Realistisch kalkulierte Verwaltungsleiter Reichle trotz all dieser Spar-Bemühungen damit, daß das Defizit des städtischen Klinikums 1993 klettert - das hieße: weit über 25 Millionen Mark. Schon gegenwärtig schiebt das Krankenhaus Verluste von 48,5 Millionen Mark vor sich her - wie Reichle sagt, stammen 23,5 Millionen Mark aus dem Jahr 1991 und 25 Millionen Mark aus 1992.
Den Stadtverordneten präsentierte der rot-grüne Magistrat gestern erst den Jahresabschluß 1990. Er endet mit einem Minus von 56,12 Millionen Mark - in dieser Summe stecken Fehlbeträge von 1987 bis 1989 in Höhe von 41,3 Millionen Mark. Die deckte die Stadt inzwischen ab.
Wo liegen die Gründe dafür, daß das jährliche Defizit der Kliniken immer weiter wächst? Zum einen muß das Krankenhaus kreditfinanzierte Investitionen abzahlen, die seit den 80er Jahren vielen Patienten zugute kamen: Allein 50 Millionen Mark kostete der Neubau der Psychiatrie, seit 1987 in Betrieb. Weitere 48 Millionen Mark flossen in die neue Operationsabteilung, die seit 1989 zur Verfügung steht. Andererseits verursachen Einrichtungen für das Personal hohe wiederkehrende Kosten: Allein 1,5 Millionen Mark jährlich wendet das Klinikum für eine Tagesstätte auf, die Kinder von Schwestern oder Pflegern betreut. Die Wohnhäuser für die Angestellten, die auf dem freien Markt in Frankfurt kein Dach über dem Kopf finden, verschlingen noch einmal 1,5 Millionen Mark im Jahr. jg
In der Bundesrepublik, schätzt die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, gibt es 2,5 Millionen Alkoholkranke, eine Millionen Medikamentenabhängige und 120 000 Drogensüchtige. An sie, aber auch an die mitbetroffenen Angehörigen, richtet sich die Suchtwoche des Zweiten Deutschen Fernsehens.
Während der ersten Märzwoche wird nicht nur der Mainzer Sender in vielen Beiträgen das Thema Sucht behandeln. Auch in Frankfurt machen Beratungsstellen auf ihre Hilfsangebote aufmerksam:
Am Montag, 1. März, lädt die Beratungsstelle des Vereins für soziale Heimstätten Bürger ohne Wohnung zu einer Gesprächsrunde zum Thema "Alkohol": Niddastraße 82, 18 Uhr.
Am Dienstag, 2. März, informiert die Beratungsstelle des Blauen Kreuzes, Franz-Simon-Straße 37. Telefonische Informationen sind bis 22 Uhr unter der Rufnummer 39 62 32 erhältlich.
Am Mittwoch, 3. März, richtet die Evangelische Suchtberatung für Alkoholkranke eine hot-line ein, von 18 bis 20 Uhr. Telefonnummer: 59 70 175 / 6.
Am Donnerstag, 4. März, bietet der Sozialdienst für Suchtkranke Informationen in der Zeit zwischen 16 und 20 Uhr. Berliner Straße 25, Telefonnummer 2123 - 4829 oder 2323 - 8173.
Am Freitag, 5. März, hat die Caritasberatungsstelle bis 19 Uhr geöffnet. Mainkai 40, Rufnummer 29 82 182 - 185.
Tägliche Informationen über legale und illegale Drogen gibt der Verein Lebenswende unter der Rufnummer 55 62 13. Die Evangelische Suchtberatung bietet zudem für alle Alkoholkranken und deren Angehörige zwei offene Informationsgruppen. Die Gruppe I trifft sich donnerstags um 19.30 Uhr in den Räumen der Suchtberatung, Wolfgangstraße 109. Die Gruppe II trifft sich montags um 19.30 Uhr im Haus am weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565 - 567. sar
WER einmal nur die eineinhalb Kilometer vom Hauptbahnhof zur Messe mit dem Taxi zurückgelegt hat, der weiß, wo's langgeht in der Frankfurter Kommunalpolitik, so er einen beherzten und beredten Fahrer zur Seite hatte. Aus der Perspektive jener mobilen Spezies erzählt nun der Schauspieler Sigi Herold über die Stadt, das Geld und den Rest der Welt: Sein Solostück "Der Taxifahrer . . . stimmt so!" ist, "rechtzeitig vor der Kommunalwahl", ab Freitag im Theaterhaus zu erleben. Basierend auf der Überzeugung, daß Taxifahrer eben "nicht nur den einzelnen Menschen durch das Gewirr der Großstadt leiten, sondern im Ernstfall auch die Geschicke der gesamten Bürgerschaft lenken könnten". Das Programm der Woche Donnerstag, 4. März, 15 Uhr: "Käthi B.", ein Stück über die Einsamkeit von Beat Fäh, in einer Inszenierung von Max Eipps "Institut für Plötzliche Bewegung" für Leute ab acht Jahren, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).
"Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz", eine "Nachtschau" mit den ewig abgründigen Texten des Titanic-Kolumnisten Max Goldt, zusammengetragen und dramatisiert vom Schauspieler- Duo Mooshammer/Stadler, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).
20.30 Uhr: "Frauen.Krieg.Lustspiel", ein "unerbittliches Antikriegsstück" von Thomas Brasch, in einer Fassung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 5. März, 11 Uhr: "Käthi B." am Theaterhaus. 20 Uhr, auf derselben Bühne: Premiere für "Der Taxifahrer . . . stimmt so!" mit Sigi Herold, die Regie hat Michael Kloss.
Ebenfalls um 20 Uhr: das Musiktheater-Duo Yarinistan im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef- Straße 46a) mit seinem Ost-West-Dialog "Herrlich ist der Orient übers Mittelmeer gedrungen"; außerdem ein neuer Abend mit Philipp Mosetter, dem bekannten Verfasser monumentaler Miniaturen und lapidarer Dramuletten (im Gallus Theater).
20.30 Uhr: "Anarchie in Bayern", eine sozialutopische Nummernrevue aus dem Nachlaß Fassbinders, rekonstruiert und gespielt vom Kellertheater (Mainstraße 2); "Frauen.Krieg. Lustspiel" im TiB.
Samstag, 6. März, 15 Uhr: "Zottelhaube", norwegisches Märchen, erzählt vom Theater Maskara für Kinder ab fünf (Gallus Theater). - 20 und 22 Uhr: "Käthi B." im Theaterhaus, das Duo Yarinistan in Höchst und die Max-Goldt-Schau im Gallus. - 20.30 Uhr: "Anarchie in Bayern" im Kellertheater und "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. - 23 Uhr: Sigi Herolds Hymne auf die Taxifaher, im Theaterhaus.
Sonntag, 7. März, 11 Uhr: Max Eipps "Käthi B." im Theaterhaus. 16 und 20 Uhr: Conférencier Max Nix führt durch die Attraktionen des "Varietés am Sonntag" im Neuen Theater.
Montag und Dienstag, 8./9. März, jeweils 11 Uhr: Kinder-Vorstellungen für die seltsamen Abenteuer der "Käthi B." im Theaterhaus.
Mittwoch, 10. März, 20 Uhr: "MixTour", das Best-of-Programm der schwäbischen Komiker-Truppe "Shy Guys" (Neues Theater Höchst). two
NORDEND. "Stadtentwicklung und Stadtplanung wird von Gesetzen gesteuert, in die die Politik schlecht eingreifen kann." Carola Scholz von den Grünen kennt als Stadtverordnete die Grenzen ihres Betätigungsfeldes. Im Saal der Arbeiterwohlfahrt (Eckenheimer Landstraße 93) diskutierten die Grünen das aktuelle Thema um die planerische und bauliche Gestaltung der Stadt, wobei die Wohnungspolitik im Mittelpunkt stand.
Die Stadt forciere derzeit vehement die wirtschaftliche Entwicklung, sagte Scholz und sprach in diesem Zusammenhang von einer "Wachstumsideologie". Zu kurz kommen, so die planungspolitische Sprecherin der Grünen, soziale und ökologische Elemente. Anders als es ihre Partei fordert, bereits genutzte Flächen zu recyceln, würden Freiräume weiterhin verbraucht. Ursache der einseitigen, auf Wachstum ausgerichteten Planung seien nach Meinung der Stadtverordneten die Verwaltungsstrukturen. Der Behördenapparat berücksichtige kaum Gesichtspunkte wie die der Sozial- und Umweltverträglichkeit.
Detaillierter auf das Nordend ging Angelika Fuchs ein. Die Politikerin der Grünen und Mitglied des Ortsbeirates sprach von einem Strukturwandel, der sich im Stadtteil abzeichne. Aus dem Straßenbild verschwinde immer mehr das Kleingewerbe, Kneipen fänden sich hingegen zahlreich. Seit Beginn der auslaufenden Wahlperiode seien von zwölf Anträgen, Lokale zu eröffnen, neun genehmigt worden; in zwei Fällen würde noch geprüft, ein Letzter habe das Amt für kommunale Gesamtentwicklung abgelehnt - mit der Begründung "es sei genug". Auch die Politikerin hält den Bedarf an Kneipen im Nordend für gedeckt: "Der Punkt ist erreicht, wo das Vergnügen in eine Last umschlägt."
Zum Thema Wohnungspolitik bezog Frau Fuchs klar Stellung: "Wir haben keine freie Flächen". Neubauten seien deshalb kein Thema, der "preiswerte Wohnraum" müsse gesichert werden. In der Praxis würde das Ziel unter anderem mit Hilfe des Verbotes der Wohnraumzweckentfremdung durchgesetzt.
Nachdem das zuständige Amt 1989 von zwölf auf 28 Mitarbeiter aufgestockt worden war, arbeiteten die Kontrolleure weitaus effektiver. Besonders in den Stadtteilen Westend und Nordend sei systematisch geprüft worden. Die Politikerin unterstreicht die Erfolge mit Zahlen: "Allein 1992 konnten 800 Wohnungen zurückgewonnen werden."
Vehement fordert Angelika Fuchs auch eine Erhaltungssatzung. Durch eine solche Gesetzesgrundlage könnten, betont die Politikerin, städtebauliche Eigenarten besser bewahrt werden. Modernisierungen oder Nutzungsänderungen müßten gegebenenfalls erst mit allen Beteiligten, wie Mieter, Besitzer oder Pächter abgesprochen werden. "Wir versprechen uns davon, daß so die Zusammensetzung der Wohnbevölkerungsstruktur erhalten bleibt", erläutert das Ortsbeiratsmitglied.
Die überhöhten Mietpreise waren ein weiteres wichtiges Thema für die Kommunalpolitikerin. Erst nach Einführung des konkreten Mietspiegels in Frankfurt sei es möglich geworden, den Wucherern das Handwerk zu legen. Denn: Weiche der Quadratmeterpreis mehr als 20 Prozent vom Normwert ab, verstoße der Vermieter gegen das Wirtschaftsstrafgesetz.
Auch der Jurist Norbert Pahl wertet den Frankfurter Mietspiegel als Erfolg: "Man kann recht froh sein, solch ein Instrument zu haben." Er basiere auf Erfahrungswerten und könne bereits als ein vorweggenommenes Gutachten gelten; es handele sich also nicht, wie in anderen Fällen, um "ausgehandelte Werte". Außerdem weise der Mietspiegel keine Spannen auf. Diese beiden vorteilhaften Eigenschaften machten mögliche Prozesse für den Kläger kalkulierbarer, betont der Jurist.
Abschließend ging das Podium auf den Kauf von Mietwohnungen ein. Vor 1992 konnte die Stadt solch einen Prozeß noch verhindern, indem sie die sogenannte Abgeschlossenheitserklärung verweigerte. Jetzt wurde ihr diese Möglichkeit vom Gesetzgeber genommen. Die Folge sei, so Pahls Auffassung, die Eigenbedarfskündigungen nehmen zu. ole
Morgenluft hat Helmut Kohl nicht geschnuppert in dem blühenden Garten des lieben Freundes und Gastgebers Suharto, eine Autostunde von Jakarta entfernt; ihm wurde ein anderer olfaktorischer Eindruck zuteil. Davon später.
Zunächst: Eine Kreuzung ließ er sich erklären, und zwar diejenige zwischen indonesischem Schaf und deutscher Heidschnucke, die den Kanzler (wie eine andere Agentur mitteilt) "mit einem ängstlichen Blöken begrüßte", weil sie deutsch ist und wohl Alles Zimt fürchtete, sie solle nun heim ins Reich - pardon, zum Bund. Vom Kreuzzug seines charmanten Gastgebers im östlichen Timor war weniger die Rede, und auch als Kanzler und Kühe sowie Stiere einander Aug in Aug gegenüberstanden und wohl recht sympathisch fanden, fiel dem Kanzler nicht etwa der Begriff Polizeistaat ein (was angesichts einheimischer Bullen naheläge), sondern: "Ich muß ja noch rasch zu Herrn William Clinton!"
Daraus entstand eine Nachricht, eil eil extra von der Agentur verbreitet. Die tieferen Einsichten, die lebenswichtigen Erkenntnisse hingegen verdanken wir dem Hofbericht.
Hohen Nachrichtenwert hat zum Beispiel die Information, daß die In-
Für uns ist die ganze Story irgendwie enttäuschend. Wir hofften doch den Kanzler endlich in jenem Land, wo der Pfeffer wächst. Dorthin mag er wiederum uns wünschen; aber wir sind leider unbestechlich, caros amigos, und müssen notgedrungen auf solche Trips verzichten, wie sie den Mächtigen immer mal wieder zufallen, damit sie ein paar Tage lang das Leiden an der Verdrossenheit nicht mit ansehen müssen, die sie uns bereiten. Sie müssen ausruhen von den Anstrengungen der Demokratie.
Demokratie? Alles Zimt. Kohl, erfahren wir noch, sieht sich selbst als einen verhinderten Bauern. Leute, tut ihm den Gefallen! Es muß ja nicht die Mistgabel sein. Ein Stimmzettel genügt. CAROLUS
GROSS-GERAU. In Familien mit Kleinkindern gibt es in aller Regel auch mehr Müll: Wenn nicht die waschbaren weißen Baumwollhöschen vom Nachwuchs getragen werden, entsteht mit den Wegwerfwindeln gewichtiger Abfall, der eigentlich in die Restmülltonne gehört. In der Kreisstadt Groß-Gerau ist dies neuerdings anders. Dort werden an die betroffenen Familien sogenannte Windelsäcke kostenlos verteilt und gebührenfrei abgeholt. "Wer Kinder hat, soll dafür nicht bestraft werden, in dem er eine größere Mülltonne benötigt und dafür mehr Geld zahlen muß," erklärt Bürgermeister Manfred Hohl den Sinn dieser im Kreis Groß- Gerau einmaligen Aktion.
Was die Stadtverordneten im vergangenen Herbst beschlossen hatten, wurde zunächst als Modellversuch Auf Esch erprobt, dann auf die Nord-Siedlung ausgedehnt - und es habe sich bewährt, so das Fazit.
Während der Innenstadtbereich erst nach der Kommunalwahl bedient wird, können am kommenden Mittwoch, 3. März, die Säcke erstmals in Dornheim und im Stadtteil Wallerstädten neben die Restmülltonne gestellt werden. Die Windelsäcke sind blau.
Bürgermeister Manfred Hohl ist indes auf eine Tatsache gestoßen, die er unbürokratisch handhaben will: Auch manche ältere oder pflegebedürftige Menschen in der Stadt brauchen Windeln. "Diese Haushalte erhalten die Säcke ebenso", sagt Bürgermeister Hohl, auch wenn das nicht ausdrücklich in der Abfallsatzung vorgesehen sei. lis
MAIN-KINZIG-KREIS. Vom 18. bis zum 25. April unternimmt die Kreisvolkshochschule eine Bildungsreise nach Malta.
Für Schnellentschlossene sind noch einige Plätze frei. Interessenten können ihre Teilnahme noch bis zum 5. März der Volkshochschule unter der Rufnummer 0 60 51 / 8 54 98 melden.
Der Preis beträgt 1400 Mark im Doppelzimmer. Im Preis enthalten sind Flug ab Frankfurt, Übernachtungen mit Halbpension, Ausflüge, Führungen, sachkundige Reiseleitung und Reiserücktrittskostenversicherung.
Die Besichtigungsroute auf Malta führt zu den Zeugen der großen historischen Vergangenheit des Inselarchipels, insbesondere die Megalith-Tempel der Stein- und Bronzezeit.
Zu den weiteren Programmpunkten zählen die im Renaissance- und Barockstil erbaute Hauptstadt Valetta, die Tropfsteinhöhle Ghar Dalam, Medina - die schweigende Stadt, die Dingli-Klippen, die Blaue Grotte sowie ein Tagesausflug zur Insel Gozo. are
Kleine FR
Kochbuch selbst gemacht OFFENBACH. Wie man ein Kochbuch selbst gestalten kann, das wird in einem Workshop gezeigt, den die Volkshochschule zusammen mit dem Klingspor- Museum anbietet. Am Beispiel der von Künstlern gestalteten Kochbücher aus dem Bestand des Buch- und Schriftmuseums lernen die Teilmehmer/innen unterschiedliche Techniken kennen, die sie dann erproben können. Anmeldungen werden noch bis heute bei der Volkshochschule in der Kaiserstraße 7 entgegengenommen.Die Buddha-Lehre OFFENBACH. Eine Einführung in die Meditation startet die Volkshochschule am 1. März. Der Kurs dauert zehn Wochen und findet immer montags von 20 bis 22.15 Uhr statt. Anmeldungen sind bei der Volkshochschule, Kaiserstraße 7 erforderlich. Osterschmuck HEUSENSTAMM. Wie man einen Buchsbaumkranz, einen Osterstrauch oder einen Weidenkranz bastelt, das wird in drei Kursen gezeigt, die die Arbeiterwohlfahrt am 2. (Buchsbaumkranz), am 9. (Osterstrauch) und am 16. März (Weidenkranz) im Sozialzentrum, Herderstraße 85, anbietet. Anmeldungen werden unter der Rufnummer 0 60 74 / 3694 entgegengenommen.Erneut Besuch aus Bychow? Friedensinitiative: Ohne Unterstützung geht's nicht
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Friedensinitiative (FI) möchte vom 16. Juni bis 21. Juli wieder 25 Kinder aus dem weißrussischen Alexandrov im Kreis Bychow einladen. Dieser Ort ist nach der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986 "mit 1,2 Millionen Becquerel / &metresq; verstrahlt, eigentlich dürfte niemand mehr hier wohnen". Die FI will die Kinder zunächst drei Wochen im Naturfreundehaus unterbringen und anschließend zwei Wochen bei Familien wohnen lassen, damit sie den Alltag und nicht nur das "Ferienland" kennenlernen.
Ob der Besuch zustande kommt, hängt von der Unterstützung ab, die der Initiative entgegengebracht wird: "Bedingt durch Krankheit und Alter sind wir zu wenige, um diese Aufgabe befriedigend zu lösen", erklärt FI-Sprecherin Claire Linke. Indes kämen die Erfahrungen des ersten Aufenthalts von Bychow-Kinder im vergangenen Jahr sicherlich zu gute.
Die Erholungen von Kinder aus dem Tschernobyl-Gebiet waren auch in die Kritik geraten, "da es in der Tat Mißbrauch und unsinnige Projekte gab", wie Linke einräumt. Entscheidend für einen sinnvollen Aufenthalt in Deutschland seien daher Zuverlässigkeit des Partners, Konzentration auf einen Ort und Langfristigkeit der Beziehungen.
Es werde noch drei bis fünf Jahre dauern, bis es so viele Erholungsheime in Weißrußland gebe, daß alle Kinder dort bleiben können. Linke hält dies dem Argument entgegen, wonach es besser sei, Geld vor Ort zu investieren als es für Deutschland-Aufenthalte auszugeben. Nach den der FI vorliegenden Erkenntnissen wirken sich vier bis sechs Wochen in einer radioaktiv unbelasteten Umgebung und der Verzehr nicht verstrahlter Lebensmittel gesundheitlich positiv aus: "Die Gastkinder weisen wesentlich weniger Körper-Radioaktivität auf." Zudem würden Kinder Anregungen erhalten, die Verhältnisse zu Hause kritischer zu sehen. "Das heißt, sie können dort für den notwendigen Druck sorgen, die Verhältnisse zu verbessern." Allein das Gefühl, nicht vergessen zu sein, setze Kräfte frei für Veränderungen im eigenen Land.
Für Mai will die Friedensinitiative erneut einen Hilfstransport nach Bychow organisieren. Hierbei dürfte Kontakte mit den Kindern aufgenommen werden, die später nach Mörfelden-Walldorf kommen. Auch sollen die im Vorjahr begonnenen Beziehungen vertieft werden, könnten eventuell Gasteltern mit nach Bychow fahren.
• Wer helfen will oder Auskünfte wünscht, kann sich wenden an: Heidi Becker (Tel. 4 21 03) oder Claire Linke (Tel. 68 85). Spenden: Kontonummer 60 60 60 2 bei der Kreissparkasse oder 1 000 455 60 bei der Volksbank Walldorf. lis
Kleine FR
Freisprechungsfeier BAD HOMBURG. 19 Auszubildende des Elektroinstallateurhandwerks bekommen am heutigen Dienstag, 2. März, 19 Uhr, in einer Freisprechungsfeier in den "Ratsstuben" im Stadthaus ihre Gesellenbriefe.Der Pflanzendoktor kommt BAD HOMBURG. "Pflanzendoktor" Bernd Feuerstack vom Usinger Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (ARLL) hält ab 2. März bis Oktober wieder an jedem ersten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr im Kolleg des Bad Homburger Hotels "Johannisberg", Thomasstraße 5, seine Sprechstunde im Auftrag des Gartenclubs Bad Homburg. Mit der VHS nach Köln BAD HOMBURG. Zu zwei Ausstellungen nach Köln geht es mit der Bad Homburger Volkshochschule am Dienstag, 2. März. Besucht werden 170 Werke von Picasso und die Überblicksausstellung zu lateinamerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts.Einhards Leben und Werk BAD HOMBURG. Über Einhards Leben und Werk berichtet Thomas Wurzel heute, Dienstag, während einer Veranstaltung des Vereins für Geschichte und Landeskunde von 19.45 Uhr an im Stadthaus. Einhard war Berater und Biograph Karls des Großen.
BUTZBACH. Wer weiß schon, was hinter all den Zusatzstoffen steckt, die auf den Lebensmittelverpackungen aufgelistet werden, was sie bewirken und worauf man/frau beim Einkauf achten sollte? Antworten auf diese Fragen will die Ernährungswissenschaftlerin Dagmar Meinel in einem Vortrag am Mittwoch, 10. März, ab 20 Uhr in der AWO-Begegnungsstätte (Johann-Sebastian-Bach- Straße 26) geben. Informationen und Anmeldung unter Tel. 0 60 33 / 61 50, Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17.30 Uhr. str
KARBEN. Eine Wanderung vom Ilmenau nach Eisenach auf dem Rennsteig bietet die Evangelische Kirchengemeinde Rendel für Jungen und Mädchen zwischen 10 und 13 Jahren in den Sommerferien vom 9. bis 18. August an. Übernachtet wird in Jugendherbergen. Für Bahnfahrt, Unterkunft und Verpflegung sind 325 Mark zu zahlen.
Anmeldungen nimmt ab sofort die Evangelische Kirchengemeinde Rendel unter Tel. 0 60 39 / 34 62 entgegen. hm
Umwandlungsspekulation galoppiert Investoren wollen 6201 Mietwohnungen in Eigentum verwandeln / "Soziale Kälte" Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Das ist eines der traurigsten Dinge derzeit in der Stadt - soziale Kälte auf dem Rücken der Mieter." Von Protesten der CDU-Opposition begleitet, rief es Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) in der Stadtverordnetenversammlung. Wentz belegte mit Zahlen, daß die Spekulation bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen galoppiert: Zwischen 1. Juli 1992 und 15. Februar 1993 beantragten Investoren im Römer den Wandel von nicht weniger als 6201 Mietwohnungen in Eigentum. Eines zumindest scheint klar zu sein: Auch der vor zwei Wochen verkündeteKompromiß von CDU/CSU und FDP in Bonn bremst die Spekulation ganz offensichtlich nicht. Die Koalition hatte sich auf Druck der FDP nur verständigt, die Schutz-Frist der Mieter gegen Eigenbedarfskündigung von fünf auf sieben Jahre zu verlängern - es sei denn, der Vermieter bietet eine "vergleichbare Ersatzwohnung" an.
Und "alte und gebrechliche Menschen" sollen vor Verlust ihrer Mietwohnung geschützt sein - für Wentz eine "unsägliche Situation": Gelte es doch, vor Gericht zu beweisen, was "alt" und "gebrechlich" bedeutet. "Menschenverachtende Entmietungsmethoden einiger Spekulanten" in Frankfurt fürchtete die sozialpolitische Sprecherin der SPD, Elke Sautner. Zehn Tage vor der Kommunalwahl blieb die CDU-Opposition bei der letzten wohnungspolitischen Debatte des Stadtparlaments in dieser Legislaturperiode eine klare Stellungnahme zur Umwandlungswelle schuldig. Ihr Sprecher Dieter Mönch hielt dem Bonner Kompromiß lediglich zugute, daß nun der Vermieter eine "vergleichbare Ersatzwohnung" nachweisen müsse.
Was allein in der Zeit vom 1. Januar bis zum 15. Februar 1993 über die Bauaufsichtsbehörde hereinbrach, übertraf die schlimmsten Befürchtungen der Fachleute: Investoren reichten 86 Anträge im Römer ein - genau 749 Mietwohnungen wollen sie in Eigentum umwandeln. Das Schlechter Wohnstandard sind mehr Unterkünfte, als je zuvor in solcher Zeit zur Disposition standen - Amtsleiter Karl-Dieter von Wachter im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau: "Die Tendenz ist weiter steigend!" Von Wachter hat ausrechnen lassen, daß mit den Anträgen der sechs Wochen 49 503 Quadratmeter Wohnfläche dem Miet-Markt der Stadt verlorenzugehen drohen.
Hätten die Juristen des Gemeinsamen Senats der Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe am 30. Juni 1992 nicht die Umwandlung wieder erleichtert, wären mindestens 288 der 749 Mietwohnungen ohne Probleme zu retten gewesen. Sie stammen nämlich aus der Zeit vor 1950 - ihre Lärm- und Wärmedämmung ist so schlecht, daß sie kaum oder nur mit sehr viel Geld auf den neuesten technischen Stand zu bringen wären.
Genau diesen neuesten Standard machte der rot-grüne Magistrat von 1989 an zur Voraussetzung, um die Abgeschlossenheitserklärung für eine neue Eigentumswohnung zu gewähren - bis die Karlsruher Richter diese Praxis im Sommer 1992 untersagten.
Von den Anträgen für 5311 neue Eigentumswohnungen, die Immobilien-Kaufleute seit dem 1. Juli 1992 im Rathaus präsentierten, mußte die Bauaufsicht aufgrund der neuen Rechtslage bereits bis zum 31. Dezember genau in 1999 Fällen die Abgeschlossenheitserklärung erteilen - diese Unterkünfte sind wohl für immer für Tausende von Bürgern verloren, die eine erschwingliche Mietwohnung suchen. Und doch bleibt der Bauaufsicht allein aus dem zweiten Halbjahr 1992 viel abzuarbeiten: Zwischen 1. Juli und 31. Dezember 1992 stapelten sich auf ihren Schreibtischen Umwandlungs-Anträge für 4562 Mietwohnungen.
Die Aktivität der Immobilien-Kaufleute, die ein Millionengeschäft wittern, konzentriert sich laut Bauaufsicht auf Westend, Nordend, Sachsenhausen und Dichterviertel.Die Dämme brachen bald Wohnungs-Streit im Römer
Eine halbe Stunde vielleicht erfüllte diese wohnungspolitische Debatte den Anspruch einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Dann brachen die verbalen Dämme und es war, wie es nun mal ist, wenn sich Politiker so kurz vor einem Wahlgang in aller Öffentlichkeit treffen: ein Schaukampf mit lauten, oft leeren Worten. Als Ergebnis festzuhalten bleibt, daß SPD und Grüne die von der CDU-Opposition vorgelegte "Wohnflächenplanung für den Frankfurter Norden" ablehnten.
Areale für 6000 neue Wohnungen und 15 000 Menschen, so CDU-Sprecherin Gudrun Osterburg, hatte ihre Fraktion vorgeschlagen - von Kalbach im Westen über Bonames, Nieder-Eschbach, Harheim, Berkersheim bis hin nach Preungesheim. "Keine Überfrachtung" mit neuen Nachbarn, die ein Zusammenwachsen von Alt- und Neubürgern verhindere - das versprach die CDU den Wohnungssuchenden in Frankfurt.
Aus der Sicht von SPD und Grünen war, wozu die CDU sich durchgerungen hatte, ein "Wohnungsbau-Streichungsprogramm" (Planungsdezernent Martin Wentz). SPD-Geschäftsführer Franz Frey rechnete vor, daß gegenüber den Plänen des rot-grünen Magistrats mal eben 2000 Wohnungen weggenommen worden seien - alleine 600 im künftigen Quartier Bonames-Ost oder 370 im Stadtteil Nieder-Eschbach.
Widersprüche über Widersprüche wähnte Stadtrat Wentz in dem, was die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, die CDU-Fraktion im Römer, aber auch die CDU-Vertreter in den Ortsbeiräten zum Wohnen der Zukunft an Vorschlägen angesammelt hätten. Beispiel: Da wolle Roth an eingeschossige Wohnhäuser der Nordweststadt eine neue Siedlung mit hoher Verdichtung anbauen, während die CDU-Fraktion in Harheim wesentlich zurückhaltendere Vorstellungen des rot-grünen Magistrats ablehne. "Immer nach dem Mund geredet - das ist ihre Konzeption."
Und schon war man im schönsten Lamentieren. Der planungspolitische Sprecher der CDU, Edwin Schwarz, wußte von 4000 neuen Wohnungen zu berichten, die Rot-Grün 1989 jährlich den Bürgern versprochen habe - Aufstöhnen auf den Regierungsbänken. Uli Baier, Fraktionschef der Grünen, bekannte, daß "man fast nicht mehr weiß, was man sagen soll" - und sprach munter weiter. Neue Wohnungen, beteuerte Baier, dürfe es nicht ohne gleichzeitige Infrastruktur wie etwa Kindergärten geben. Gerade die Grünen drängten darauf.
Ach ja: Die Debatte dauerte bei Redaktionsschluß noch an. jg
HANAU. Das Leben der Margarethe von Österreich steht im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Volkshochschule (VHS) am Donnerstag, 4. März. Sie beginnt um 19 Uhr in der Karl-Rehbein- Schule und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im VHS-Gebäude. Im Rahmen der Frauenforschung zeichnet die Marburger Historikerin Eva Köves-Zulauf das Bild der Frau, die 23 Jahre lang die Niederlande regierte.
Obgleich die VHS für diesen zweistündigen Vortrag keine Gebühren erhebt, bittet sie um telefonische Anmeldung unter den Rufnummern 29 59 01 oder 29 59 03. jur
Es wird Zeit, daß man sich was vom Pferd erzählt. Die Natur nimmt den Vierbeinern bereits das Winterfell und, so es Galopper sind in den Ställen von Niederrad, nehmen die Trainer ihnen den darunterliegenden Speck. In verschärftem Galopp jagen jetzt auch die Spekulationen in den Köpfen jener Wetter, die ihr Geld ungern spontan, aber gewöhnlich nach reiflicher Überlegung verlieren. Ob etwa Calissa noch im Rennstall steht, weil sie zu gut oder zu schlecht für die Zucht ist, will gewußt sein, bevor man setzt. "Sag mal, Heinz-Werner, du kennst doch den Hesse . . .". Am Sonntag, dem 14. März, ist voraussichtlicher Aufgalopp auf der Rennbahn in Niederrad.
Skeptischer als in den Vorjahren geht der Frankfurter Rennklub in die neue Saison. Nach Jahren steten Aufstiegs bis hin zur Nummer 3 der deutschen Rennbahnen droht es erstmals abwärts zu gehen. Die Rezession erschwert nicht nur die Suche nach Sponsoren, wie der Rückzug von Mercedes in München zeigt, sie dämpft womöglich auch die Lust am Wetten. Für den mit über acht Millionen Mark belasteten Klub, dem etwa fünf Prozent des Bahnumsatzes zufließen, könnte das verhängnisvoll sein, zumal das werbewirksame "Rennen der Woche" von SAT 1 nicht wieder aufgelegt wird. "Die Angst ist da", sagt Rennklubpräsident Professor Hanns G. Lasch. Und die Angst des Präsidenten ist begründet: Frankfurts Wetter knauserten nämlich schon im Vorjahr am Totalisator. Bei einem Gesamtumsatz von 18,2 Millionen Mark gab es zwar neue Rekorde beim durchschnittlichen Umsatz pro Rennen (95 000 Mark) und Renntag (910 000 Mark), der Zuwachs (etwa sechs Prozent) resultierte aber ausschließlich aus Einsätzen, die via Buchmacher und Telewette in die Computerkassen flossen. Für das Hauskonto fiel bei den Außenwetten viel weniger ab. Lasch: "Wir hatten mehr Umsatz und weniger Gewinn."
Trotz aller Kummerfalten: Niederrads sportliche Höhepunkte sind auch 1993 gesichert. Jeder zweite Renntag bietet Lekkerbissen der höchsten inländischen Kategorie, vor allem aber stehen wieder drei hochdotierte Rennen der Europa-Gruppe an, die internationale Spitze an Pferden und Jockeys garantieren. Bereits am 18. April wird im Großen Preis der Steigenberger Hotels (Gruppe III, Gewinnsumme: 138 000 Mark) der Nachfolger von Iron Fighter im Derbyjahrgang gesucht. Der Steinmetz-Zögling und sein Runner- Up Greifvogel gehörten zum Besten, was der deutsche Turf im Vorjahr zu bieten hatte. Drei Monate später, am 18. Juli, steht der Ammerschläger Frankfurt- Pokal (Gruppe III, 138 000 Mark) auf dem Programm, den im Vorjahr überraschend Sugunas für sich entschied. Der Favorit Iron Fighter hatte da einen schlechten Tag. Der Saisonhöhepunkt, die Team Trophy der Volksbanken Raiffeisenbanken (Gruppe II, 230 000 Mark), startet am 19. September. Überlegener Sieger im letzten Herbst war das Scheich-Pferd George Augustus. Beim Versuch, das Ereignis nationalhymnisch aufzuwerten, erklang pikanterweise die israelische Hymne.
In den großen Rennen gab es schon lange kein Frankfurter Pferd mehr zu sehen. 1993 stehen die Chancen des Trainerquintetts besser. Heinz Hesse, Wilfried Kujath, Dave Richardson, Hans- Georg Thalau und Lokalchampion Clemens Zeitz lieferten 1992 mit insgesamt 78 Siegen den Beweis, daß auch am Main erfolgreich gearbeitet wird. "Unsere Bahn ist top, und unsere Ställe sind voll", sieht Kujath immerhin quantitativ erste Resonanz. Die echten Cracks gingen aber immer noch ins Rheinland, beklagt er die Ignoranz der Besitzer. Wie eng Klasse und Kasse zusammenhängen, zeigt der in Köln trainierte Hengst Platini, der Frankfurts Hotelier Albert Steigenberger gehört. In sieben Rennen galoppierte er 1,1 Millionen Mark ein, 400 000 Mark mehr als die etwa 150 Niederräder Pferde bei über 700 Starts erkämpften.
Kein Wunder also, daß im Team von Heinz Hesse vor vier Monaten der große Jubel ausbrach, als die zweijährige Stute "Rhode Island" im Preis der Winterkönigin Zweite wurde. 35 000 Mark gab es dafür, so viel hat ein heimisches Pferd schon lange nicht mehr gewonnen. Als stellvertretende Queen im Derbyjahrgang kommt "Rhode Island" nun sogar für klassischen Lorbeer in Frage. "Wir machen ein Aufbaurennen und gehen die klassische Route", kündigt Heinz Hesse an. Eine Diana-Siegerin in Frankfurt?
Einer jungen Pferdelady gelten auch Wilfried Kujaths stille Hoffnungen. Die großrahmige braune Modellathletin heißt "Superlativa" und schlug als Zweijährige immerhin eine angesehene Konkurrentin aus dem großen Lot von Heinz Jentzsch, bevor sie im renommierten Alexander- Rennen Dritte wurde. "Sie ist über Winter noch etwas gewachsen und für einige größere Sprintprüfungen genannt", erläutert Kujath seine Pläne. Wie ihr Vater "Superlative" sei sie schnell auf den Beinen, aber wohl nicht sehr ausdauernd.
Die ungemein ruhige Fuchsstute hört sich des Trainers Worte gelassen an. Sie macht den Eindruck, daß sie nicht nur um ihre noble Abstammung weiß, sondern auch um ihren verpflichtenden Namen. Wird Zeit, daß es los geht.
WILFRIED GEIPERT
BAD VILBEL. Was sich aus Schafwolle alles basteln läßt, zeigt ein Kurs der Seniorenbetreuung am Mittwoch, 10. März, ab 14 Uhr im Kurhaus.
Um telefonische Anmeldung unter Tel. 60 23 09 oder 60 23 05 wird gebeten. hm
BAD VILBEL. Gemäß ihrer Satzung wollen die Mitglieder des Verschwisterungsvereins Bad Vilbel-Huizen auf ihrer Jahreshauptversammlung am Montag, 22. März, einen neuen Vorstand wählen.
Das Treffen beginnt um 20 Uhr im Gasthof Stang. Er befindet sich in der Hanauer Straße 28. cor
BAD VILBEL. Zehn computergesteuerte Saurier in Originalgröße können eine Woche lang im Urwald der Halle 7 auf dem Frankfurter Messegelände begutachtet werden. Auch von Bad Vilbeler Kindern.
Zu dem Spektakel, bei dem auch ein Plastikvulkan ausbricht und eine Musikanlage ein Erdbeben simuliert, fährt ein Bus der Jugendpflege am Freitag, 5. März.
Treffpunkt ist um 14 Uhr der Spiel-Iglu in der Heinrich-Heine-Straße. Zum Preis von zehn Mark können Jungen und Mädchen ab acht Jahren mitfahren.
"Fataler Irrtum" bei Jagd auf einen Spanner Zwei Jahre wegen gefährlicher Körperverletzung Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Ein 29 Jahre alter Gastwirt, der einem Studenten ins Handgelenk schoß, weil er ihn für einen Spanner hielt, wurde zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Ein "fataler Irrtum", so die 22. Große Strafkammer, ließ den Angeklagten glauben, er habe den Mann vor sich, der ihn und seine Frau seit Monaten belästigt hatte. Als "Exzeß in den Maßnahmen" bewertete das Gericht, daß das Opfer bedroht, geschlagen und durch den Schuß verletzt wurde. Neben der Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz wurde dem Angeklagten auferlegt, 6000 Mark Schmerzensgeld an das Opfer zahlen. Wie der Angeklagte, der aus Kroatien stammt, angegeben hatte, fühlten sich er und seine Frau seit Monaten von einem Mann belästigt, den sie entweder als Spanner oder aber als Einbrecher einstuften. Mindestens viermal zeigten sie den Unbekannten bei der Polizei an; nichts geschah.
Am 24. Mai 1991 nachts gegen ein Uhr schließlich glaubte die Ehefrau, daß sich besagter Spanner erneut vor ihrem Fenster gezeigt habe. Darauf entschloß sich das Ehepaar, den Mann zu stellen. Der Ehemann bewaffnete sich mit einer zuvor im Bahnhofsviertel gekauften Pistole, sie liefen gemeinsam zum Auto und fuhren so, daß sie dem Studenten in den Straßen der Heimatsiedlung in Sachsenhausen den Weg abschnitten.
Keinesfalls ruhig und gefaßt, wie es der Angeklagte geschildert hatte, sondern äußerst erregt lief er nun zum roten Jeep des Studenten und forderte ihn mit gezückter Waffe aus, auszusteigen. Der Student reagierte darauf nicht, also riß er ihn mit Gewalt vom Steuer fort, schlug ihn zu Boden, setzte sich mit der Waffe noch in der Hand auf ihn und malträtierte ihn. Bei dem Gerangel lösten sich drei Schüsse, wovon einer das Handgelenk des Studenten traf.
Nachbarn, die die Schüsse und Schreie gehört hatten, kam herbeigeeilt, darunter auch die Freundin des Opfers, bei der der Student die Nacht verbringen wollte. Erst als Polizei und Krankenwagen eintrafen, ließ der Angeklagte von seinem Opfer ab, das er als "Spanner" und "Offenbacher Drecksau" zuvor heftig beschimpft hatte.
Einen Tötungsvorsatz vermochte die Kammer, anders als der Nebenkläger, in dem Vorgehen des Angeklagten nicht zu erkennen. "Wenn er gewollt hätte, hätte er sein Opfer töten können", meinte Vorsitzender Richter Ulrich Baltzer zur Begründung. Vielmehr habe der Angeklagte den angeblichen Spanner stellen und der Polizei übergeben wollen.
Für maßlos übertrieben und in seiner Schlußfolgerung zu "undifferenziert" erachtete die Kammer die Ausführungen des Nebenklägers, Rechtsanwalt Franz Bonn, der den Angeklagten am liebsten für drei Jahre wegen versuchten Totschlags ins Gefängnis gesteckt hätte. Es sei sicher gerechtfertigt, sich über die Gewalt auf Frankfurts Straßen Gedanken zu machen. Doch den Angeklagten in eine Reihe mit Straftätern zu stellen, die ihren Lebensunterhalt auf kriminelle Weise verdienen, wollte er nicht zulassen. Der Angeklagte sei sozial und familiär hier verankert; und es ginge nicht an, das allgemeine Problem der Gewalt in der Gesellschaft nun unbedingt in diesem einen konkreten Fall zu lösen.
Asylgeschichten heute ist das Thema des Vortrags mit dem Leiter des Psychosozialen Zentrums für ausländische Flüchtlinge, am heutigen Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr, in der evangelisch-reformierten Gemeinde Westend, Freiherr- vom-Stein-Straße 8 a (erster Stock). ks/09
Der inaktive Ruhestand e. V. lädt jeden ersten Donnerstag im Monat zu seinem Gesprächskreis "Betreuung" ein. Die Mitglieder des Kreises trifft sich von 10 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle des Vereins, Brentanostraße 23. Am Donnerstag, 4. März, geht es um "Ambulante und stationäre Angebote in Frankfurt für betreute Personen". Informationen gibt es unter Tel. 17 35 71. ov/09
". . . die andere Seite des Lebens" ist ein Film über die Konstablerwache, die Szene und Clips. Das Juz Bockenheim (Varrentrappstraße 38) zeigt ihn am Samstag, 6. März, um 18 Uhr. ov/09
Die Praunheimer Konzerttage 93 starten am Sonntag, 7. März, mit Orgelwerken von Bach, Brahms, Franck, Ritter und Vierne; an der Orgel Bernd Lechla. Das Konzert in der Auferstehungskirche, Graebestraße 2, beginnt um 18 Uhr. ov/09
Der Rottweiler Platz ist Thema einer Bürgeranhörung, zu der der Ortsbeirat 1 am Dienstag, 9. März, 19 Uhr, in den Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Straße 32, einlädt. Es geht um nächtlichen Lärm, Verschmutzung und Bedrohungen ov/09
STADT UND KREIS OFFENBACH. Zwei Vorbereitungslehrgänge für die Theorieprüfung zum Handwerkermeister bietet die Kreishandwerkerschaft im Mai und September an. Anmeldeformulare sind in Offenbach, Mainstraße 121, Dienstag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr erhältlich.
Weiterhin gibt es einen Fachlehrgang für Feintäschner, der vom 10. September bis Mitte Juni nächsten Jahres dauert. Nähere Informationen hierzu werden unter der Rufnummer 069 / 81 62 04 weitergegeben. pmü
STADT UND KREIS OFFENBACH. Verschärfte Abgas-Grenzwerte für Heizanlagen gelten vom 1. Oktober 1993 an. Die "Energieberater GbR", eine Gesellschaft der kommunalen Energieversorger in Stadt und Kreis, rät den Hausbesitzern, sich rechtzeitig um die Umrüstung ihrer Heizungsanlage zu kümmern, denn die verschärften Grenzwerte könnten das Aus für manchen älteren Gas- und Öl- Heizkessel durch den Schornsteinfeger bedeuten.
Besonders betroffen sind Anlagen, die vor dem 1. Januar 1979 errichtet wurden. Detailinformation und Beratung gibt es bei den Energieversorgern in der Offenbacher Andréstraße 71, Telefon 069 / 22 81 48-13. lz
OFFENBACH. Einen Papierdrachen zu bauen ist eine Kunst, einen Lenkdrachen aus hochwertigem Material herzustellen eine andere. Wie es gemacht wird, das zeigen zwei Kurse, die das Rote Kreuz im März jeweils an zwei Wochenenden anbietet. Dabei wird unter fachkundiger Anleitung ein Lenkdrachen von 160 Zentimeter Spannweite gebastelt und anschließend zum Jungfernflug gestartet.
Erwachsene können ein Kind unter zehn Jahren kostenlos mitbringen. Der erste Kurs ist an den Samstagen 6. und 13. März und der zweite an den Samstagen 20. und 27. März, jeweils von 10 bis 16.30 Uhr. Informationen und Anmeldungen: DRK-Kreisverband, Telefon 069 / 85 005-221. pmü
HANAU. Informationen rund ums Wasser- und Energiesparen bieten Fachleute am Dienstag, 2. März, zwischen 15.30 und 18.30 Uhr in Steinheim. Der Bus der Energieversorgung Offenbach und anderer südhessischer Versorgungsunternehmen steht an der Kulturhalle in der Ludwigstraße. Schwerpunkt der Beratung liegt in der sachgerechten Regenwassernutzung. Auch über Förderprogramme geben die Energieberater Auskunft. jur
HANAU. Einen Lehrgang unter dem Titel "Krankenpflege in der Familie" bietet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an. Neun Abende treffen sich die Teilnehmer jeweils dienstags und donnerstags von 19 bis 21 Uhr; erstmals am Dienstag, 13. April.
Ein staatlich geprüfter Krankenpfleger zeigt ihnen wie man sachgemäß pflegt oder wie zusätzliche Störungen bei längerer Bettruhe vermieden werden.
Anmeldungen nimmt das DRK in Hanau unter der Rufnummer 1 06 15 entgegen. jur
HANAU. Oberbürgermeister Hans Martin lädt zum nächsten Bürgergespräch am Mittwoch, 10. März, ein. Zwischen 10 und 12 Uhr können Hanauer und Hanauerinnen ihre Anliegen oder Anregungen im Dienstzimmer des Rathauschefs persönlich vortragen. Anmeldungen nimmt der Bürgerbeautragte Helmut Würl unter der Rufnummer 29 52 95 entgegen. Damit sich der OB vorbereiten kann, sollten die Bürger dabei das Thema nennen. jur
Großbritanniens linke Presse gerät ins Trudeln Krisen, Klagen, Kurswechsel: Ist die Meinungsvielfalt bedroht?
Erst lief ein legendäres linkes London- Magazin auf Grund. Dann mußte die führende politische Wochenzeitschrift des progressiven Großbritannien SOS funken. Nun scheint sogar die einzige der Labour Party verbundene Tageszeitung in Gefahr, vom Kurs abzukommen. Was ist los im Königreich? Wird zwischen den Felsen der Rezession und der politischen Desillusionierung die linke Presse zerrieben? Mit der Rezession hat auf jeden Fall das Ende einer Londoner Institution zu tun, die sich in den achtziger Jahren als Alternativgazette, als Londoner Veranstaltungskalender mit radikalen Tönen einen Namen machte. City Limits war 1981 als Kooperative gegründet worden von Journalisten, die bei einem Arbeitskampf beim Konkurrenzblatt Time Out ihre Jobs verloren. Vor allem in den ersten Jahren bot City Limits ein interessantes Angebot an kritischen Großstadt- Geschichten abseits der publizistischen Modepfade, und bereicherte entschieden die Palette der Londoner Berichterstattung. Später verlor die Zeitschrift allerdings ihren Kurs und schlingerte zwischen feministischen Experimenten und kommerziellen Interessen hin und her. Wirtschaftlich ging es dem Blatt nie gut. Nach dem Verlust des Kooperativ-Charakters wechselte es mehrfach den Besitzer. In diesem Jahr sollte City Limits mit einem neuen Konzept und in neuer Regie wiederbelebt werden. Aber der drastische Rückgang des Anzeigenaufkommens zu Anfang dieses Jahres machte alle schönen Pläne zunichte. Nun wird City Limits, nach zwölf Jahren, zu Grabe getragen. Time Out und einige andere - inhaltlich weniger anspruchsvolle - Magazine werden den Londoner Markt wieder allein beherrschen.
Auch unter den landesweit verbreiteten politischen Zeitschriften gibt es Verlustmeldungen, freilich nicht nur aus Rezessions-Gründen. Das monatlich erscheinende Debattenforum der britischen Linken, Marxism Today, ein flott gemachtes Blatt mit hohen Ansprüchen, segnete schon vor zwei Jahren das Zeitliche, als im Zuge des Zerfalls der kommunistischen Systeme die Nachfrage an Sozialismus-Diskussion in Großbritannien dramatisch schrumpfte. Auch die links-unabhängige Wochenzeitschrift New Statesman, ein Traditionsblatt der britischen Linken, das schon von George Bernard Shaw herausgegeben wurde, geriet ins Trudeln. Immerhin hielt sich der New Statesman von Woche zu Woche über Wasser - mit ein paar neuen Rezepten, mit ein paar guten journalistischen Namen, und mit einer Auflage von gerade 25 000 Exemplaren.
Nun aber scheint sich der Statesman auf sehr wenig staatsmännische Weise selbst das Grab zu schaufeln. Ausgerechnet in ihrer Jubiläumsausgabe zum 80. Geburtstag vorigen Monat rückte die Zeitschrift in großer Aufmachung Gerüchte ins Blatt, denen zufolge Premierminister John Major einmal ein Verhältnis mit der Gastronomin Clare Latimer hatte. Major und Latimer reichten Verleumdungsklage ein. Die erste Runde vor Gericht gewannen sie bereits: Der New Statesman muß über 200 000 Mark an Strafe und Gerichtskosten zahlen, und noch höhere Strafen stehen der Zeitschrift bei weiteren Prozessen ins Haus. Verzweifelt und reuig wendet sich der Statesman jetzt an seine Leser: Nur ein Spenden-Wunder - oder die Großherzigkeit des Regierungschefs - kann das Blatt, mit seinen geringen Finanzreserven, jetzt noch vor dem Ruin bewahren.
All die Probleme an der Zeitschriftenfront aber verblassen vor der aktuellen Krise der zweitgrößten Zeitung des Landes, des Daily Mirror, der sein Gewicht als einziges britisches Massenblatt traditionell für die Labour Party in die Waagschale geworfen hat, und der mit einer Auflage von zweieinhalb Millionen über ein ganz erhebliches Gewicht verfügt. Da die übrige Boulevardpresse Britanniens ganz, und die Qualitätspresse überwiegend, für die Konservativen einsteht, ist der Mirror für die britische Opposition von größter Bedeutung. Um so nervöser mußte die Labour Party auf jüngste Anzeichen für einen möglichen Kurswechsel des Blattes reagieren: Der Daily Mirror, fürchten dessen Mitarbeiter ebenso wie dessen Leser, droht neuerdings von einer Gruppe rechter Publizisten übernommen und im politischen Streit "neutralisiert" zu werden.
Die gegenwärtige Krise des Mirror begann im letzten Jahr mit dem Tod seines früheren Eigentümers, des Pressezaren Robert Maxwell, der, wie sich herausstellte, mit Betrugsmanövern monumentalen Ausmaßes die finanzielle Existenzgrundlage des Blattes zerstört hatte. Im sich entfaltenden Maxwell-Skandal hatten britische Banken, denen der Verlag ein Vermögen schuldete, das Unternehmen übernommen; und im Zuge der Neustrukturierung des Mirror-Managements rutschte unversehens der Publizist David Montgomery, aus dem Lager des rechtskonservativen Verlegers Rupert Murdoch, auf den Posten des Generaldirektors der Mirror Group Newspapers.
Montgomery brachte einen Chefredakteur seiner Wahl, ebenfalls aus dem Murdoch-Stall, mit sich zum Mirror und entließ erst einmal hundert Journalisten und Mitarbeiter der Zeitung. Danach setzte er dem Labour-treuen politischen Ressortleiter Alastair Campbell einen ihm genehmen Aufpasser und Zensor, in Form eines "Politik-Kontrolleurs", vor - ein Zug, der Campbell keine andere Wahl als die Kündigung ließ, und der die Labour Party in helle Aufregung versetzte. 150 Labour-Abgeordnete unterzeichneten prompt ein Protest-Papier, der Labour- Vorsitzende John Smith drückte seine "Beunruhigung" aus, und beim Mirror selbst beschlossen die verbliebenen Journalisten, kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen. "Der Mann", warnte der prominente Mirror-Kolumnist Paul Foot vor Montgomery, "ist ein Fanatiker, entschlossen, alle Opposition zu seinem Auftreten im Keim zu ersticken. Außerdem ist er ein fanatischer Gewerkschaftshasser." Montgomery wiederum bestreitet derlei Vorwürfe rundweg und ließ in einem Leitartikel des Mirror letzte Woche verkünden, das Blatt werde seiner Tradition treu bleiben. Inzwischen ist sich dessen aber nicht einmal mehr das Aufsichtsrats-Mitglied des Mirror sicher, das Montgomery ursprünglich zu seinem Job verhalf: Lord Hollick, ein der Labour Party nahestehender englischer Millionär, bereute öffentlich seine Entscheidung und forderte nach Montgomerys jüngstem "Gebaren" dessen Rücktritt.
Ein Machtkampf mit ungewissem Ausgang ist damit um den Daily Mirror entbrannt. Noch ist nicht gesagt, daß er mit dem Verlust der Zeitung für die Sache der britischen Opposition endet: Entscheidend wird letztlich sein, wer als künftiger Eigentümer den Mirror in die Hand bekommt - sowohl Lord Hollick als auch David Montgomery sollen am Mirror-Verlag interessiert sein. Sollten sich aber Labours schlimmste Befürchtungen erfüllen, würde es auf der linken Seite des britischen Pressewaldes künftig ziemlich dürr aussehen. In diesem Fall müßte sich die Labour Party darauf gefaßt machen, bei den nächsten Unterhauswahlen die Kanonen aller sechs Massenblätter des Landes auf sich gerichtet zu sehen.
PETER NONNENMACHER
WETTERAUKREIS. Einen Uni-Planer, mit dem Studentinnen und Studenten ihre Vorlesungen, Seminare, Referate und Klausuren koordinieren können, gibt es kostenlos in den Geschäftsstellen der AOK Frankfurt-Wetteraukreis, teilt die Krankenkasse mit. Er enthalte neben Kalendarien, Checklisten und Studienübersicht auch viel Wissenswertes rund um Studium und Freizeit.
Die Beschwerden von Ordnungsdezernent Achim Vandreike über die zögerliche Behandlung der Asylverfahren schwer kriminell gewordener Ausländer beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf sind nach Ansicht des Staatssekretärs im Bundesinnenministerium, Johannes Vökking, "haltlos".
Das Bundesamt tue alles Erdenkliche, um diese Verfahren so schnell wie möglich zu erledigen, damit die Betreffenden möglichst schnell in ihre Heimatländer abgeschoben werden könnten. Allerdings könne die Zirndorfer Behörde angesichts von 438 000 Asylbewerbern allein im Jahr 1992 Fälle "leichter Bagatellkriminalität" nicht vorziehen.
Das Telefax des Bundesinnenministeriums an Stadtrat Vandreike wurde im Dezernat mit Kopfschütteln registriert. Der persönliche Referent des Stadtrats hielt dem Staatssekretär entgegen: "In allen 16 dem Bundesamt seit September von Frankfurt gemeldeten Fällen handelte es sich um Fälle von Vergewaltigung, Körperverletzung, versuchtem Totschlag und Rauschgifthandel - Bagatellen?" enk
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Sicherheitspersonal auf Rhein-Main, das den 20jährigen Flugzeugentführer aus Äthopien kontrolliert hat. Sprecher Hubert Harth teilte jetzt mit, es stehe fest, daß der Afrikaner die Tatwaffe, einen Schreckschußrevolver, im Hut durch die Sicherheitsschleuse auf dem Airport geschmuggelt habe. In diesem Zusammenhang bestehe der Verdacht, daß die für die Personenkontrollen Zuständigen ihre Pflichten grob verletzt und damit gegen das Luftverkehrsgesetz verstoßen haben.
Der Entführer sitzt in US-amerikanischer Untersuchungshaft. Hubert Harth kündigte an, ein Frankfurter Staatsanwalt werde diese Woche mit einem Abgesandten der US-Justiz zusammentreffen, um die Zuständigkeit für das Strafverfahren zu klären. Der Oberstaatsanwalt geht davon aus, daß die Amerikaner den Fall nicht abgeben werden. habe
Richtige Kombination führt zum "Wärme-Ziel"
Wer Kohlen, Heizöl oder Erdgas im Haus hat, bekommt davon allein noch keine warme Stube oder heißes Wasser zum Duschen. Die Heizenergie führt nur in Kombination mit den entsprechenden Anlagen und Geräten zum Ziel: Energie muß wirtschaftlich in Wärme umgewandelt werden. Daß dazu sozusagen ein Leistungspaket "Wärme" benötigt wird, sollten Bauherren und Modernisierer schon bei der Planung bedenken. Hausbesitzer und Wohnungseigentümer sollten in ihre Gedanken über Bad und Küche auch die Heizung einbeziehen. Gerade die kombinierte Modernisierung von Heizung und Wasserversorgung bringt in der Regel die größten Vorteile im Hinblick auf Komfortgewinn, Energieersparnis und Umweltentlastung.
Die Koppelung von Heizung und Warmwasserbereitung in einer zentralen Anlage hat sich als ökonomischer und ökologischer erwiesen als die dezentrale Warmwasserbereitung unmittelbar an den Verbrauchspunkten in Bad, Dusche und Küche. Sogar Waschmaschine und Geschirrspüler können mit vorgewärmtem Wasser aus dem sogenannten Gaswärmezentrum bedient werden und ersparen dann das energieaufwendigere Aufheizen des zugelaufenen Kaltwassers. Nach einem Faltblatt der "Information Erdgas" sind Gaswärmezentren mit Regeleinrichtungen für die meisten Waschprogramme ausgestattet. Zentrale Gasgeräte zum Heizen und Warmwasserbereiten lassen sich auf dem Dachboden installieren und machen einen Kellerraum frei oder beim Neubau einen Heizungskeller und den Schornstein überflüssig.
Die Stiftung Warentest hat in mehreren Untersuchungen nachgewiesen, daß bei einem Vergleich aller für die Warmwasserbereitung anfallenden Kosten erdgasbetriebene Kombi-, Vorrats- und Durchlaufwasserheizer vorn liegen. Da Erdgas praktisch keine schadstoffbildenden Bestandteile enthält und nahezu ohne Rückstände vergleichsweise umweltschonend verbrennt, zählt auch die Umwelt zu den Gewinnern. Ein weiterer Vorteil ist die große Gerätepalette, die es erlaubt, für jeden Anwendungsfall eine optimale Lösung zu finden.
Bei Fragen in Sachen Wärmeerzeugung kommt den Verbrauchern entgegen, daß die Gasversorgungsunternehmen sich als Energiedienstleister verstehen. Es soll nicht mehr nur Energie geliefert, sondern alles geboten werden, was der Verbraucher rund um die Heizung und Warmwasserbereitung benötigt. Dazu kooperieren Versorgungsunternehmen mit Heizungsfachbetrieben, Gasgeräteherstellern und Schornsteinfegern. Über die Energiesparberatung hinaus bietet der gemeinsame Energie-Service Komplettlösungen für die Heizungsumstellung: Die Gasversorger übernehmen zusammen mit den Fachbetrieben die Leistungen, die zum Einbau einer neuen Erdgasheizung gehören. Das reicht vom Hausanschluß über die Installation bis zum Ausbau des alten Öltanks. Dieser Service macht es leichter, die Heizungsmodernisierung in Angriff zu nehmen, weil man sich nicht selber an mehrere Stellen gleichzeitig wenden muß. np
Nicht jeder alte Kessel muß sofort raus
Verschärfte Abgasgrenzwerte für Heizkessel: Bald muß sich so mancher Hausbesitzer mit diesem Thema beschäftigen. Am 30. September dieses Jahres läuft die Übergangsfrist der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) aus: 500 000 Anlagen müssen möglicherweise ersetzt werden, schätzen die Heizgerätehersteller.Heizungsanlagen sollen der Umwelt zuliebe weniger Abgase in die Luft pusten. Die Luft soll dadurch entlastet werden. Deshalb hat der Gesetzgeber den Anteil der eingesetzten Energie, der nicht in Nutzwärme umgewandelt wird, sondern durch den Schornstein als Abgas in die Luft gelangt, per o. g. Verordnung festgelegt. Das Alter der Heizkessel wird bei den jeweils einzuhaltenden Grenzwerten berücksichtigt. Schließlich soll nicht jeder noch funktionierende Kessel sofort hinausgeworfen und durch einen neuen ersetzt werden müssen, aber die Zeit läuft.
So darf eine alte, bis zum 31. Dezember 1978 installierte Heizungsanlage beispielsweise der Leistungs-Größe bis zu 25 kW Nennwärme nur noch 15 Prozent Abgasverluste statt bisher 18 Prozent aufweisen (s. erstes Beispiel in der Tabelle). Eine jüngere, also später installierte Heizung darf nur noch 12 Prozent Abgas abgeben.
Abgas ist alles, was durch den Schornstein geht. Es ist Energieverlust. Moderne Erdgasheizungen, vor allem Gas-Brennwertkessel, nutzen die eingesetzte Energie - im Vergleich zu einer alten Anlage - um bis zu 45 Prozent besser aus und entlasten den Geldbeutel und die Umwelt zugleich. Die verschärften Grenzwerte werden von diesen Geräten spielend eingehalten und sogar übererfüllt.
Überhöhter Abgasverlust kann entstehen durch falsch eingestellte Brenner, zu starken Schornsteinzug, Undichtigkeiten am Feuerraum oder Kessel, zu große Ölbrennerdüse, Verrußung an Öklkesseln sowie mangelhafte Abstimmung von Brenner-, Kessel- und Schornsteingröße. Bei Ölkesseln gehen je Millimeter Rußansatz rund fünf Prozent Heizenergie verloren. Die Rußzahl (bei Ölheizung) darf nicht höher als 2, bei vom Oktober 1988 an aufgestellten Ölheizungen nicht höher als 1 sein. Bei Erdgasheizungen ist laut Verordnung keine Rußüberwachung nötig, weil schadstoffarm verbrannt wird und dabei unverbrannte Bestandteile wie Ruß so gut wie gar nicht anfallen.Eigentümer von Wohn- und Gewerbebauten sollten nicht auf die nächste Kontrolle durch den Schornsteinfeger warten. Besser ist, selbst nach der am Kessel angegebenen Nennwärmeleistung zu schauen und das Meßergebnis von der letzten Kontrollbescheinigung des Schornsteinfegers mit den Angaben in der Tabelle zu vergleichen.
Wenn tatsächlich eine halbe Million Kessel zu erneuern sind, dann kann es bei Kesselherstellern und Installationshandwerk zeitlich eng werden. Tip: Rechtzeitig Auftrag erteilen. np
Abgase liefern zusätzliche Wärme
Zum Heizen muß heute längst nicht mehr so viel Energie aufgewendet werden wie noch vor 20 Jahren. Der deutlich reduzierte Wärmebedarf in deutschen Häusern ist das Resultat umfassender Wärmedämmaßnahmen und wirtschaftlich arbeitender Heizungsanlagen. Die sich daraus ergebenden Energieeinsparungen schonen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt: Denn bei einem geringen Wärmebedarf ist letztlich auch weniger Heizleistung nötig, um in den Wohnräumen eine bestimmte Temperatur aufrechtzuerhalten.
Bedarfsgerechte Heizungssysteme ermöglichen darüber hinaus Energieeinsparungen gegenüber konventionellen Wärmeerzeugern von bis zu 14 Prozent. Hinter der Brennwerttechnik steht ein intelligentes Prinzip: Abgase entweichen nicht mehr ungenutzt durch den Kamin, sondern werden durch das Rücklaufwasser bis unter ihren Taupunkt abgekühlt. Das führt dazu, daß der in den Abgasen enthaltene Wasserdampf kondensiert und die dabei freiwerdende Wärme an das Heizungswasser abgibt. Unterm Strich ergibt dies einen Jahresnutzungsgrad von bis zu 104 Prozent.
Diese umweltschonende Form der Wärmeversorgung wird von zahlreichen Ländern, Kommunen und Energieversorgungsunternehmen gefördert. In München zum Beispiel sind für den Ersatz alter Heizkessel durch umweltfreundliche Brennwertgeräte Zuschüsse in Höhe von 30 Prozent der Umbaukosten vorgesehen. Hamburg "belohnt" mit Zuschüssen von bis zu 2000 Mark. Unterstützung ist auch von einigen Bundesländern zu erwarten. Auskünfte darüber erteilen die zuständigen Stadtwerke. KHF
Wärmeerzeugung auf die umweltschonende Art: Das Gas-Brennwertgerät VGB (rechts im Bild) zum Beispiel arbeitet nach Auskunft des Herstellers besonders schadstoffarm und trägt mit einem Jahresnutzungsgrad von bis zu 104 Prozent zur erheblichen Reduzierung des Energieverbrauchs bei. Problemlos, so der Hersteller, läßt es sich mit dem Speicher- Wasserwärmer VIH 50 B (links) kombinieren. Bei geringem Warmwasserbedarf sorgt dieses Gerät für die komfortable und wirtschaftliche Warmwasserversorgung. (Foto: KHF)
Check-up entlarvt Energieverschwender
Ist meine Heizung ein Energieverschwender? Diese Frage wird häufig gestellt, wenn die Heizkostenrechnung auf den Tisch flattert. Die Antwort ist oft gar nicht so schwierig: Wichtige Aufschlüsse über mögliche Mißstände kann der Hausbesitzer bereits bei einem Gang durch seinen Heizungskeller gewinnen. Heizungsexperten haben für diese "private Inspektion" folgende Prüfliste aufgestellt:
&bullt; Ist der Heizkessel älter als 15 Jahre?
&bullt; Liegt die Raumtemperatur im Heizungskeller höher als 18 °ree; C?
&bullt; Beträgt die Kesselwassertemperatur laut Thermometer am Heizkessel 70 °ree; C oder mehr?
&bullt; Ist die Brennerlaufzeit kürzer als die Brennerpause?
&bullt; Kann die Temperatur im Speicher-Wassererwärmer geregelt werden?
&bullt; Hat die Heizungsanlage einen Mischer mit Handbedienung?
&bullt; Sind die Rohrleitungen im Keller zu den Heizkörpern und Verbrauchsstellen gar nicht oder nur schlecht wärmegedämmt?Schon wenn nach der Überprüfung zwei dieser Fragen mit "Ja" beantwortet werden können, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß im Heizungskeller eine veralterte Heizungsanlage steht, die unnötig viel Energie verbraucht und damit nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt belastet. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Schornsteinfeger zu dem Ergebnis kommt, daß der Heizkessel - wenn er läuft - noch ohne Beanstandung ist. Denn der Schornsteinfeger bestätigt nur, daß der Abgasverlust den vorgegebenen Richtwerten des Bundesimmissionsschutzgesetzes entspricht. Dies sagt aber nicht unbedingt etwas aus über den sogenannten Jahresnutzungsgrad, der im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit wichtig ist. Der Eigentümer sollte deshalb durch einen Heizungsfachmann eine kritische Prüfung der Anlage durchführen lassen.
Moderne Heizanlagen arbeiten dagegen äußerst umweltschonend und garantieren einen erheblich geringeren Energieverbrauch. Ein Beispiel: Heizkessel mit biferralen, zweischaligen Verbundheizflächen, sogenannte Heizkessel fortschrittlicher Technologie, sorgen im Vergleich zu "Kesseloldies" für eine Energieeinsparung von bis zu 40 Prozent und reduzieren damit den Schadstoffausstoß um mehr als 50 Prozent. Mit ihren niedrigen Emissionswerten (Stickoxid und Kohlenmonoxid) liegen diese modernen Heizkessel sogar erheblich unter den Forderungen des Umweltzeichens "Blauer Engel".
Weitere Vorteile dieser modernen Heizkessel-Generation sind die hohe Betriebssicherheit und lange Nutzungsdauer. Diese Merkmale werden durch den Einsatz von biferralen, zweischaligen Verbundheizflächen aus Guß und Stahl erreicht, die einer Schwitzwasserbildung entgegenwirken und damit Korrosionsschäden vermeidet. bup
Ein warmer Pulli für das ganze Haus
Logisch: Jeder Liter Heizöl, der nicht verbrannt wird, entlastet die Umwelt. Nach Untersuchungen des TÜV Bayern an Ein- und Zweifamilienhäusern haben sich Wärmedämm-Verbundsysteme als wirkungsvollste Energiesparmaßnahme erwiesen. Diese modernen Kältestopper werden vom Maler- und Stukkateurhandwerk außen an der Fassade angebracht. Die Bewohner bleiben von Schmutz und Lärm weitgehend verschont - es kann weitergewohnt werden. Der Aufholbedarf zur Eindämmung des teilweise verschwenderisch hohen Heizenergie-Verbrauchs ist gewaltig: Zur Zeit entsprechen erst 15 Prozent der bundesdeutschen Fassaden den Normen der gültigen Wärmeschutz-Verordnung. Über zwei Milliarden Fassaden-Quadratmeter sind allein in den alten Bundesländern im Winter noch "unterkühlt". Dabei amortisieren sich Wärmedämm-Verbundsysteme im Laufe der Zeit durch die eingesparten Heizkosten von selbst. Je nachdem wie umfangreich die Renovierungs-Maßnahmen für einen funktionsfähigen Wetterschutz sein müssen, machen sich die Aufwendungen bei Altbauten oft schon nach sechs Heizperioden bezahlt. Dann beginnt die Phase des echten "Gewinn-Sparens".
Ein weiterer Vorteil von Wärmedämm- Verbundsystemen besteht darin, daß sie ein gesundes Wohnen ermöglichen. Die erhöhte Wärmespeicherfähigkeit des massiven Mauerwerks bewirkt eine Art "Kachelofen-Effekt" mit seinem gleichmäßigen, behaglichen Raumklima. Außen- und Innenwände bleiben im angenehmen Temperatur-Bereich von rund 18°ree; C. Das ist besonders wichtig in den exponierten Nordwest- und Nordost-Außenecken, wo oft Schwitzwasser entsteht, Vorläufer von Schimmel- und Stockflecken.
Voraussetzung sind allerdings auch bei vollgedämmten Häusern sinnvolle Lüftungsgewohnheiten, denn - so der Fachverband Fassaden-Vollwärmeschutz: "Trotz aller gegenteiligen Behauptungen: Außenwände ,atmen&rquote; nicht. Sie können darum auch nicht die Luftfeuchtigkeit regulieren, weil sie nur maximal zwei Prozent der in den Räumen befindlichen Wohnfeuchte aufnehmen. Die restlichen 98 Prozent müssen durch regelmäßige Zufuhr von Frischluft ,vertrieben&rquote; werden. Dazu genügt normalerweise ein zwei- bis dreimaliges Stoßlüften pro Tag von jeweils fünf Minuten Dauer." KHF
Bei diesem Wärmedämm-Verbundsystem finden dicke Dämmplatten aus unbrennbarer Mineralwolle Verwendung. Ihr feines Gespinst umhüllt das ganze Gebäude wie ein mollig warmer Winterpullover. Als Abschluß nach außen dient eine wetterfeste, robuste Beschichtung auf rein mineralischer Basis. (Foto: KHF)
So wird auch Öl zum Saubermann
Trotz massiver Konkurrenz anderer Energieträger - Heizöl nimmt bei der Wohnungsbeheizung (in den alten Bundesländern) mit 43 % noch immer Platz 1 ein. Denn Heizöl ist recht wirtschaftlich und - entgegen vielfacher Kritik - auch sauber einzusetzen. Lediglich veraltete Anlagen pusten zuviel Schadstoffe in unsere Luft.
Das technische System Ölheizung ist in den vergangenen Jahren mit Siebenmeilenstiefeln vorangeschritten. Drei Ziele standen dabei vornan: Viel Energie einzusparen, den Benutzerkomfort zu steigern und vor allem: eine umweltschonende Arbeitsweise. Gemessen an der gesamten Schadstoffbilanz der Bundesrepublik ist daher der "Beitrag" der Ölheizung mittlerweile sehr gering.
Die aktuellsten Konstruktionen der deutschen Heizungsindustrie sind - gemessen an den rußenden Gesellen aus der "frühen Ölzeit" - wahre Saubermänner. Ihr Herzstück, ein Turbotherm-Ölbrenner, arbeitet nach dem sogenannten Blue-Jet-Blaubrandprinzip. Die besondere Technik basiert auf der Rückführung der Verbrennungsprodukte im Bereich der Mischeinrichtung. Dadurch verdampft ein Teil des eingesprühten Ölnebels und kühlt die Flamme. Das Ergebnis ist eine hohe Energieausbeute bei vorbildlich umweltschonender Verbrennung.
Als Faustformel gilt: Wird ein "altes Schätzchen" durch einen modernen Kessel mit Blue-Jet-Brennersystem ersetzt, können 30 % Energie eingespart werden, bei gleichzeitiger Reduktion der Schadstoff-Emissionen um mehr als die Hälfte. Stickoxid-, Kohlenoxid- und Ruß-Emissionen liegen deutlich unter den strengen Grenzwerten der Luftreinhalteverordnung (LRV) Schweiz und auch die deutsche Umwelt-Jury dekoriert den "Blauen Brenner" mit ihrem "Blauen Engel".
Die Luftführung des Blaubrenners wurde per Computer aerodynamisch - etwa wie ein Auto im Windkanal - so ausgefeilt, daß er trotz seiner mit Hochgeschwindigkeit ablaufenden Mischvorgänge wenig Betriebsgeräusche erzeugt und nicht wie eine Rakete heult. KHF
Ulrich Achermann, Santiago de Chile
für die Aussenpolitik, ev. Vermischtes
Wenn der Freund und Helfer für Panik sorgt -In Südamerika sind Verbrechermethoden im Polizeialltag üblich-
Santiago de Chile - Die "Lektion", welche die angetrunkenen Polizeioffziere
dem
Verdächtigen
erteilten,
bestand
aus Fusstritten und endete tödlich: Auf der Polizeiwache "Lo Lillo" in Santiago de Chile starb der mutmassliche Sexualstraftäter Luis äCaniulaf im Alter von 33 Jahren an einer zu Brei getretenen Leber, an inneren Blutungen. Dass Chiles Polizeispitze die vier Verantwortlichen sofort degradierte und unter Anklage stellen liess,
hat weniger mit dem Glauben in Polizeiarbeit nach rechtsstaatlichen Kriterien zu tun als mit der Unmöglichkeit, den äZwischenfall erfolgreich unter Verschluss halten zu können: Vor Caniulaf sind in chilenischem Polizeigewahrsam zwei weitere mutmassliche Delinquenten zu Tode gefoltert worden, deren Ableben der Öffentlichkeit wenig glaubhaft als "Suizid" dargestellt worden ist.
Wenn die Polizeioberen Südamerikas auf Diplomatencocktails das Thema Delinquenten anschneiden, ist von "schädlichen Elementen" oder von "Feinden der Gesellschaft" die Rede. Im Polizeialltag schlägt sich diese Denkweise nieder, in dem jedem verhafteten Verdächtigen zunächst einmal eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht wird. Verhöre pflegen noch violenter zu sein - oftmals wird die "Picana" eingesetzt - die Elektrofolter. Gehen die Peiniger zu weit, stirbt ein Verdächtiger im Verlauf einer Einvernahme, wird die Öffentlichkeit üblicherweise von einem "Selbstmord in der Zelle" unterrichtet. Die Gerichtsmediziner, denen die Obduktion der Opfer und die Ermittlung der Todesursache obliegt,
wagen sich in den seltensten Fällen querzulegen. "Polizeiliche Schwerkriminialität", so der Rechtsanwalt Pedro Manuel Salazar, "bleibt in 95 Prozent aller Fälle ungeahndet". Allzu notorische Straftäter in Uniform drängt das polizeiliche Selbstreinigungssystem in entlegene Randzonen ab, auf den Altiplano zum Beispiel.
Im Vergleich mit Polizeitruppen Argentiniens oder Brasiliens galten Chiles "Carabineros" mindestens seit der Wiederherstellung demokratischer Zustände als verhältnismässig zivilisierte Ordnungskraft. Notorische Sadisten, korrupte Elemente oder gewaltsüchtige Subversivenjäger auf Pinochet-Linie mussten ihren Dienst 1991 mit dem Anbruch der Demokratie quittieren. Der RÜckfall in überwunden geglaubte Zeiten mit drei toten Verdächtigen innerhalb von fünf Wochen alarmiert nun die Behörden. Das erste Opfer war der eines Diebstahls beschuldigte Forstarbeiter Juan Pablo Acevedo gewesen, der sich trotz offensichtlicher Folterspuren am Körper in der Zelle erhängt haben soll. Beim zweiten Toten handelt es sich um den 18jährigen Cri stian Abarca; die Umstände seines Ablebens sind identisch mit dem ersten Fall. Aller Offensichtlichkeit der Todesumstände zum Trotz halten die "Carabineros" an der Darstellung fest, es handle sich um Suizide.
Die Degradierung der vier Polizeioffiziere, die den mutmaßlichen Sexualstraftäter Caniulaf mit Fußtritten zu Tode traktiert haten , hängt mit dem vom Innenminister auf das "Carabinero"-Kommando ausgeübten Druck zusammen, ein Exempel zu statuieren. Das Offiziers- Quartett wird einer Verurteilung nicht entgehen; die Behörden hoffen auf erzieherische Effekte des Urteils in den Mannschaftskreisen. Ob sich auch Schuldige für den Tod Abarcas und Acevedos finden lassen werden, steht hingegen in den Sternen. Es gibt zwei Erklärungen für die illegalen Praktiken der Polizeiorganisationen Südamerikas: Die politischen Rahmenbedingungen, die sie für die Verrichtung Polizeiarbeit für "notwendig und normal" halten, sind die polizeistaatlichen der Militärdiktaturen. Ein Rahmen, in dem die Willkür und die Straflosigkeit ihrer Protagonisten Verbündete sind.
In demokratischen Zeiten wirkt die Teilnahmslosigkeit der Leute, der Faschismus des Kleinen Mannes, als Komplize polizeilicher Übergriffe. Wird ein Dieb oder ein Sexualstraftäter von der Polizei einen Kopf kürzer gemacht, so stösst dies in aller Regel in breiten Kreisen auf Zustimmung.
In vielen Ländern Südamerikas ist die Polizei selbst für die schlimmsten, in die Kriminalgeschichte eingegangenen Verbrechen verantwortlich. Letzten Oktober schlachtete die Polizei im brasilianischen Sao Paulo 111 Insassen einer Haftanstalt für Schwerverbrecher ab.
Ein angeblicher Gefangenaufstand war äusserer Anlass für das Massaker gewesen, für das die Jusitz noch keine Schuldigen hat ausfindig machen können. Ebenfalls in Brasilien pflegen Polizeibeamte nach Dienstschluss im Auftrag von Kleinhändlern Strassenkinder umzubringen - jedes Jahr sind es mehr. In Argentinien pflegte eine Bande hoher Polizeioffiziere mit der Entführung schwerreicher Bürger ein kräftiges Zubrot zu verdienen. Ehe sie ihre Opfer mit Genickschüssen erledigten, kassierten sie Millionenbeträge als Lösegelder.
Ende
Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat Gabriele Eick, die Chefin der Frankfurter Wirtschaftsförderung, zur "Managerin des Jahres" gekürt. Dies teilte Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch im Stadtparlament mit. luf
Energiesparmaßnahmen:
Kosten und Nutzen
Investitionen für Modernisierungen, die zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs führen, sind nicht zuletzt im Hinblick auf eine größere Schonung der Umwelt zu begrüßen. Doch zeigt ein Kosten-Nutzen-Vergleich, daß zwischen den einzelnen Maßnahmen erhebliche Unterschiede bestehen. Bis zu 40 Prozent Energie lassen sich nach Berechnung von Experten mit einem neuen Erdgas-Kessel einsparen - bei nur elf Prozent der Gesamtkosten einer umfassenden Modernisierung. Eine neue Wärmedämmung, die mit 70 Prozent der Gesamtinvestitionen den größten Anteil beansprucht, läßt dagegen die Energiemenge um 30 Prozent schwinden. Und mit neuen Fenstern, deren Kostenanteil bei 19 Prozent liegt, wird eine Energieeinsparung von lediglich zehn Prozent erreicht.
Die Kosten-Nutzen-Analyse macht damit deutlich, wie wichtig Prioritäten bei der Modernisierung sind, um wirtschaftlich sinnvoll für die Energiebilanz und die Umwelt einen positiven Effekt zu erreichen. KHF
(Grafik: supress)
Stop-and-go-Betrieb ist schädlich
Eine Heizung, auch wenn sie technisch noch einwandfrei arbeitet, kann schon zum alten Eisen gehören, weil sie unter Umständen Ihr Geld im wahrsten Sinne des Wortes verheizt. Ältere Heizkessel verbrauchen zuviel Energie: Ihre Konstruktion ist veraltet, die Wärmeabstrahlung im Keller zu hoch, die Leistung in bezug auf den Wärmebedarf zu groß, eine genaue Regelung selten vorhanden.
So ist es z. B. kein gutes Zeichen, wenn der Brenner während der Heizperiode länger stillsteht, denn ein Auskühlen des Kessels bringt Energieverluste (Stillstandsverluste). Ein gleichbleibender Betrieb dagegen sorgt für optimale Energieausnutzung und Umweltentlastung. Außerdem wirkt sich diese Betriebsweise günstig auf die Lebensdauer des Kessels aus. Ähnlich ist es ja beim Auto: Im Stadtverkehr wird es durch Anhalten und Anfahren stärker beansprucht als bei zügiger Fahrt auf der Landstraße.Förderfibel Energie
Rationelle Energienutzung ist in Deutschland politisches Programm, auch zur Schadstoffverminderung. So ist dieses Buch in seiner zweiten Auflage erweitert worden um eine Reihe kommunaler Förderprogramme und solcher einzelner Stadtwerke sowie der Programme für die neuen Bundesländer. Zu beziehen für 34,40 DM von Deutscher Wirtschaftsdienst, Marienburger Straße 22 in W-5000 Köln. np
Wohnungsbeheizung im Wandel
Von den 27,2 Mio Wohnungen in den alten Bundesländern wurden Ende 1991 noch 43 Prozent mit Heizöl, 34 Prozent mit Erdgas, acht Prozent mit Fernwärme, acht Prozent mit Strom und sieben Prozent mit Kohle beheizt.
Die beiden wichtigsten Heizenergien Heizöl und Erdgas dürften bis zur Jahrhundertwende mit ihren Anteilen an der Wohnraumbeheizung gleichauf liegen, erwarten Fachleute. Bei den Neubauten wurden 1991, wie schon in den Vorjahren, bereits 67 Prozent der Wohnungen für die Beheizung mit Erdgas und nur noch 24 Prozent mit Heizöl, sechs Prozent mit Fernwärme, zwei Prozent mit Strom und ein Prozent mit Kohle ausgestattet. np
ENER/FLÜSSIG
Fortschrittliche Flüssiggas-Gerätetechnik macht heutzutage komfortables Heizen möglich, das besonders unter den Aspekten Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit als vorbildlich gilt. Weil Flüssiggas nicht an Leitungen gebunden ist, kann es überall schnell zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser unabhängig von komplexen Versorgungsnetzen einsetzbaren Energie können deshalb nicht nur Neu-Installationen, sondern speziell auch Renovierungsmaßnahmen schnell verwirklicht werden. Und weil die Flüssiggastanks außerhalb des Hauses über- oder unterirdisch installiert werden können, läßt sich im Haus viel Platz sparen, der als zusätzlicher Wohnraum oder als Werk- bzw. Hobbyraum genutzt werden kann. (Skizze: KHF)
ENER/INFO-BUCH
"Heiztechnik Transparent", die neueste Informationsschrift der Buderus Heiztechnik, klärt den Endverbraucher umfassend und aktuell über intelligente, energiesparende Heiztechnik auf. Wer mehr weiß, kann auch zeitgemäß handeln - im eigenen Interesse und im Interesse der Zukunft unseres Planeten. Denn: Alle Energie, die wir nicht verbrauchen, gehört unseren Kindern. Die Broschüre kann bei der Buderus Heiztechnik GmbH, Postfach 12 20, W-6330 Wetzlar, kostenlos angefordert werden.
Am Erfolg des Systems besteht kein Zweifel. Was Leichtathleten und Ruderer ebenfalls seit Jahren praktizieren, nämlich Vereine gleicher Zunft im Großraum Frankfurt in Form von Sport-, Trainings- bzw. Leistungsgemeinschaften zusammenzufassen, hat auch bei den Schwimmern längst Tradition. Die Schwimmgemeinschaft (SG) Frankfurt umfaßt derzeit neun Vereine und zählt über 5000 Mitglieder. Michael Ulmer, verantwortlich für das Leistungstraining bei der SG Frankfurt, bringt die Vorteile einer solch starken Verbindung auf den Punkt: "Das Spektrum für die Aktiven ist groß. Von Baby- bis Seniorenschwimmen, von Behindertensport bis zur Olympiavorbereitung - für jeden ist eine Perspektive vorhanden." Träger dieser großen Schwimmkoalition sind dabei die größeren und kleineren Vereine, welche mit ihrem vielfältigen Schwimm-Angebot in allen Teilen Frankfurts präsent sind. Am Beispiel des SV Mönus Frankfurt, im Frühjahr 1992 aus dem Damen-Schwimm- Verein Frankfurt hervorgegangen und nach dem Ersten Frankfurter Schwimmclub (EFSC) und dem Wassersportverein (Waspo) Westend der drittgrößte Klub in der SG, wird die Idee und das Modell vom Schwimmen als erlebnisreiche Sportart mit den unterschiedlichsten Entwicklungsmöglichkeiten deutlich. Von Montag bis Freitag, über eine Vielzahl von Hallenbädern und schulischen Lehrschwimmbecken verteilt, erstreckt sich das üppige Programm.
"Kinderschwimmen von vier bis zehn Jahren, Mutter- und Kindschwimmen, Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse für Erwachsene und Kinder, Wassergymnastik für Erwachsene": dies ein Auszug aus dem Übungsstundenplan des SV Mönus. Über zwanzig Übungsleiter und lizensierte Trainer halten derzeit das Angebot am Leben. Ein Angebot, bei dem jedoch keineswegs nur Freizeit und Erholung im Vordergrund stehen. Der Weg in die Sportmannschaft und somit zu leistungs- und wettkampforientiertem Schwimmen steht jedem offen.
Und was das Technik-, Kraft- und Ausdauertraining angeht, steht dem SV Mönus seit rund zwei Jahren ein kompetenter Mann zur Verfügung. Michael Reggie ist für die Trainingsinhalte verantwortlich und kümmert sich derzeit um 13 Jugendliche, die er an vier Trainingstagen durch das gechlorte Naß scheucht. Bis zu 4000 Meter schwimmen seine Schützlinge dabei mit eiserner Disziplin herunter. Genug Trainingsumfang jedenfalls, um das ein oder andere Talent einmal ganz nach oben zu führen. Der Weg an die Spitze führt jedoch zwangsläufig über das Leistungstraining bei der SG Frankfurt, wo Michael Ulmer den vorgeformten Nachwuchs ab dem C- und B-Jugend-Alter in Empfang nimmt und auf Wettkämpfe in der Oberliga und der Zweiten Bundesliga vorbereitet.
"Letztes Jahr war die SG Frankfurt nach zwei ostdeutschen Klubs drittbester Verein im Nachwuchsbereich", so blickt Ulmer nicht ohne Stolz zurück und verweist gleichzeitig auf die gelungene Arbeitsteilung innerhalb der SG. Daß ein Talent wie Patrick Dohm, Mitglied beim SV Mönus und mit der SG-Staffel amtierender Deutscher Meister über 4 mal 100 Meter Freistil, seinen sportlichen Weg erfolgreich fortsetzen kann, ist vor allem der Verdienst einer guten Basis- und Nachwuchsarbeit. So sind es insbesondere die technischen Grundlagen, die vor und während der Pubertät durch fachkundiges Training gefestigt werden müssem.
Viel Verantwortung also für einen Mann wie Michael Reggie. Seine Arbeit gilt bei Michael Ulmer als ausgezeichnet und er wäre froh, würden die SG-Klubs über weiter Trainer seiner Güte verfügen. Fragt man Reggie nach der Bedeutung seiner Arbeit, verweist er jedoch wie Ulmer sogleich auf die Basisarbeit, die von ihm aus gesehen noch früher beginnt. Und so ist es beim SV Mönus zum Beispiel Iris Kollmuß, die Kinder und Jugendliche auf das Leistungstraining vorbereitet und davor wiederum zahlreiche weitere Übungsleiter, die das Schwimmen überhaupt erst lehren und insgesammt für ein intaktes Vereinsleben sorgen.
Mit dem, was intaktes Vereinsleben und gute Basisarbeit bedeutet, ist Dieter Humpert als sportlicher Leiter des SV Mönus bestens vertraut. Denn Basisarbeit bedeutet für ihn, die Mitglieder von Tag zu Tag und über das ganze Jahr bei der Stange zu halten. Wettkämpfe, Fahrten, Trainingslager und Trainingszeiten zu organisieren ist das Einmaleins einer Vereinsarbeit, aus der sinnvolle Beschäftigung und spätere sportlich Erfolge für die Mitglieder resultieren.
ROBERT BALASZ
Das Büro von Enrique Iglesias liegt nur wenige hundert Meter vom Weißen Haus entfernt. Dennoch glaubt der Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), in Hamburg den politischen Kurs der neuen US-Regierung gegenüber Lateinamerika erfahren zu können. Bei der erstmals in Deutschland stattfindenden IDB-Jahrestagung in den letzten drei März-Tagen müssen US-Finanzminister Lloyd Bentsen und sein Staatssekretär Larry Summers die Karten auf den Tisch legen. Zur Entscheidung steht nämlich die Kapitalerhöhung der Bank an, von der ihre Kreditvergabe für die Jahre 1994 bis 1997 abhängt.
Die Summen, um die es dabei geht, klingen dramatischer, als sie in Wirklichkeit sind: So beschlossen die 44 Mitgliedstaaten der IDB 1989, deren Grundkapital für die folgenden vier Jahre um 26 Milliarden auf 61 Milliarden Dollar aufzustokken - tatsächlich eingezahlt werden jedoch nur 2,5 Prozent dieser Summe, der Rest sind staatliche Garantien, mit deren Hilfe sich die IDB am internationalen Kapitalmarkt zu relativ günstigen Konditionen Mittel beschaffen kann. Die multilaterale Entwicklungskooperation komme die Geberländer denn auch allemal billiger als die zweiseitige Hilfe, predigt Iglesias mit Blick auf die knauserigen Finanzminister in Europa und Nordamerika. Mit einem Anteil von 34 Prozent des Kapitals sind die USA weitaus größter Bankeigner; die Lateinamerikaner halten zusammen 53 Prozent, die Bundesrepublik gerade mal ein Prozent.
In Hamburg strebt die IDB eine weitere Kapitalerhöhung um etwa 40 Milliarden Dollar an. Dies würde ihr erlauben, die Kredite an die 25 lateinamerikanischen Mitglieder weiter mit zweistelligen Raten zu steigern. Im vergangenen Jahr überholten ihre Zusagen in Höhe von rund sechs Milliarden Dollar erstmals die benachbarte Weltbank als größten Geldgeber des Kontinents. In den achtziger Jahren hatten die Beträge noch jeweils zwischen zwei und drei Milliarden Dollar gependelt.
Notwendig seien stärkere finanzielle Anstrengungen, begründet Iglesias diesen Expansionskurs, schon wegen der "zunehmenden Bedeutung der sozialen Dimension". Etwa 30 Prozent der 450 Millionen Lateinamerikaner lebten heute unterhalb der Armutsgrenze, und dieser Anteil nehme trotz des zuletzt beachtlichen Wirtschaftswachstums ständig zu. "Soziale Unruhe", befürchtet Iglesias, könnte die Erfolge der Wirtschaftsreformen der vergangenen Jahre gefährden.
Mitte Februar hatte die IDB deshalb in einem Seminar über "Sozialreformen und Armut" versucht, 45 Minister aus Lateinamerika auf den neuen Kurs einzuschwören. Statt ausschließlich auf den Abbau des Haushaltsdefizits zu starren, sollten die Regierungen zwischen Feuerland und Rio Grande künftig mehr für Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohnungsbau ausgeben. Durch Steuerreformen sollten auch die bisher weitgehend ungeschorenen Eliten zur Kasse gebeten werden. Größere Effizienz der Staatsverwaltung sei nötig, damit öffentliche Dienstleistungen und Infrastruktur-Investitionen tatsächlich auch die ärmeren Schichten erreichten. Selbst vor dem "Lieblingskind" vieler lateinamerikanischer Politiker, der Rüstung, schreckten die IDB- Experten nicht zurück: "Das Gewicht des militärischen Sektors" müsse zugunsten der Sozialausgaben zurückgeschraubt werden, heißt es im Diskussionspapier der Bank zu dem Seminar.
Auch ihre eigene künftige Vergabestrategie will die IDB in Hamburg unter die Stichworte "Soziale Dimension" und "Armutsbekämpfung" stellen. Noch gehen die meisten Kredite allerdings in traditionelle Projekte wie Straßenbau oder Energieversorgung. Ein wachsender Anteil der Mittel (1991: 36 Prozent) fließt inzwischen in sogenannte Sektor-Reformprogramme, durch die einzelne Zweige des Staates oder der Wirtschaft leistungsfähiger werden sollen.
In der Hansestadt wird sich der Kontinent zweifellos optimistisch präsentieren, doch die jüngsten wirtschaftlichen Erfolge sind sehr ungleich verteilt. Hinter der durchschnittlichen Wachstumsrate im vergangenen Jahr von 2,6 Prozent (1991: 3,2 Prozent) verbirgt sich eine Spannbreite von plus zehn Prozent (Chile) bis minus zehn Prozent (Haiti). Nur fünf Staaten konnten den größten Teil der Kapitalzuflüsse - per Saldo waren es 48 Milliarden Dollar - auf sich verbuchen. Der große Rest leidet nach wie vor unter fallenden Rohstoffpreisen, hohem Schuldendienst und galoppierender Inflation. Knapp ein Drittel seiner gesamten Exporterlöse mußte Lateinamerika 1992 erneut für Zinsen und Tilgung ausgeben, fast 40 Milliarden Dollar. Davon kassierte allein die IDB etwa zwei Milliarden aus früheren Darlehen.
Auf der Jahrestagung will die Bank deshalb auch darum werben, daß der Norden mehr Mittel zu Sonderkonditionen zur Verfügung stellt. Die Gelder sollen vor allem in die 18 ärmeren Staaten der Region fließen, die bisher von den IDB-Ausleihungen im Schnitt nur etwa ein Drittel erhielten und damit gegenüber den sieben Großen unterrepräsentiert waren.
Der in Hamburg öffentlich verkündete Kurswechsel der IDB hin zu einer sozialen Reformpolitik zielt denn auch auf die Kassenwarte in Europa und Japan. Sie sollen ihre Bankanteile von derzeit zusammen sieben Prozent deutlich erhöhen, lautet der Wunsch Iglesias: "Die gegenwärtige Kapitalstruktur reflektiert nicht Lateinamerikas Interessen an einer breiteren Integration in den Weltmarkt."
ROLAND BUNZENTHAL (Washington)
MOSKAU, 28. Februar (AP/Reuter). Rußland ist seit dem Zerfall des kommunistischen Systems ein beliebtes Transitland für den internationalen Drogenhandel geworden. Wie Vertreter des Innenministeriums in Moskau erläuterten, sind dafür nicht zuletzt mangelnde Kontrollen an den Grenzen zu den ehemaligen Sowjetrepubliken in Mittelasien verantwortlich. Vor allem in Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Turkmenistan würden verstärkt Marihuana und Opium angebaut, die dann durch Rußland nach Westeuropa geschleust würden.
Dem Ministerium zufolge wurden im vergangenen Jahr 22 Tonnen illegaler Narkotika beschlagnahmt. Gleichzeitig seien 70 Labors zur Herstellung synthetischer Drogen ausgehoben worden. Erst am Mittwoch hatte die Polizei in St. Petersburg über eine Tonne Kokain sichergestellt, die in Tausenden von Konservendosen versteckt war. Die Drogenkriminalität ist nach offiziellen Angaben seit 1987 um jährlich 35 Prozent gestiegen. Mitte 1992 wurden in Rußland 1,5 Millionen Drogenabhängige registriert.
Die Polizei hob am Samstag einen Kokain-Schieberring der Mafia mit Sitz in Catania auf Sizilien aus. Nach Angaben der Polizei richtete sich die Operation "Pegaso" gegen mutmaßliche Mitglieder des in Catania ansässigen Cursoti-Clans, der sich auf den Vertrieb der Rauschdroge Kokain spezialisiert habe.
In Puerto Rico beschlagnahmten am Wochenende mehr als 100 US-Drogenpolizisten Häuser und Geschäfte im Wert von nahezu 20 Millionen Dollar, die einem Rauschgiftring gehörten.
Hollywood bangt um europäischen Filmmarkt
SANTA MONICA. Jack Valenti, der Präsident der Amerikanischen Film-Vereinigung, warnt vor einem Chaos in seiner Branche, das einträte, wenn die Europäische Gemeinschaft Handelsschranken für amerikanische Spielfilme aufbaue. "Während systematisch die Grenzen zwischen den EG-Staaten niedergerissen werden, ist die Gemeinschaft dabei, Schranken zwischen sich und uns aufzubauen", sagte Valenti auf dem "American Film Market". Die jüngsten Brüsseler Beschlüsse zielten darauf ab, den Zugang Hollywoods zum europäischen Markt einzuschränken. Zur Zeit verzeichnet die US-Filmindustrie einen Boom im Europa-Geschäft, das 20 Prozent der Jahreseinnahmen von 18 Milliarden Dollar (28 Milliarden Mark) ausmacht. Valenti rief die US-Verhandlungsführer bei den GATT-Gesprächen auf, eine Gleichbehandlung von Film- und Fernsehproduktionen aus den Vereinigten Staaten und der EG auszuhandeln. dpa
KÖLN, 1. März (dpa). Der Schwulenverband in Deutschland hat den Politikern vorgeworfen, auch 48 Jahre nach Kriegsende homosexuelle NS-Opfer "aus der Entschädigung auszugrenzen". So habe der Bundestag eine Petition der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Entschädigung der "vergessenen Opfer" abgelehnt, sagte Sprecher Volker Beck in Köln. "Die Verfolgung von Schwulen wird weiterhin nicht als 'typisches NS-Unrecht' anerkannt." Beck warf der Bundesregierung, dem Bundestag und dem Bundesrat vor, in der Entschädigungs-Diskussion kläglich darin versagt zu haben, "den schwulen Opfern des Nationalsozialismus endlich Gerechtigkeit und volle Anerkennung zu verschaffen".
Wenn heute Herrenmode aus Deutschland wieder internationalen Ruf hat, dann ist dies unter anderem den beiden Brüdern Uwe (52) und Jochen (51) Holy zu verdanken. Als langjährige Chefs des Herrenausstatters Boss im schwäbischen Metzingen hatten sie das vom Vater geerbte Unternehmen zur Topfirma gemacht. Der Umsatz erreicht inzwischen knapp eine Milliarde Mark.
Am Freitag nahmen sie nun in der schwäbischen Heimat Abschied von Boss. Gleichzeitig stellte sich im Stammwerk Metzingen der neue Boß bei Boss vor. Von heute an wird der frühere Vorwerk-Manager Peter Littmann die Geschicke der Nobelmarke lenken. Der 45jährige will "die für die Marke Boss typische, unverwechselbare Kultur der Männermode weiterentwickeln".
Das 1923 von Hugo Boss in Metzingen gegründete Familienunternehmen begann mit dem Schneidern von Uniformröcken. Modischer Drive kam erst in die Metzinger Nähstube, als die Enkel des Firmengründers, Uwe und Jochen Holy, Ende der sechziger Jahre in das Geschäft einstiegen. Sie sorgten nicht nur für aktuelles modisches Design, sondern plazierten den Namen Boss auch in der internationalen Sport- und Werbeszene. Mit der von ihnen kreierten "Arbeitskleidung" für Jung-Manager fanden sie eine lukrative Nische. Marketing und Mode gingen bei Boss die ideale Verbindung ein.
In die negativen Schlagzeilen kamen Boss und die beiden Mode-Brüder aus Metzingen, als sie Ende 1989 die Aktienmehrheit an den in Japan agierenden Multi-Millionär Akira Akagi verkauften, der später wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ins Gefängnis wanderte. Die Unruhe legte sich erst wieder, als Ende 1991 die Mehrheit der Stammanteile an die norditalienische Textilfirma Marzotto überging.
Auch die Aktie erlebte Höhen und Tiefen. Zeitweilig notierte sie über 1500 Mark. Derzeit pendelt ihr Kurs zwischen 550 und 600 Mark.
Auch wenn die Holy-Brüder symbolisch Nadel, Zwirn und Schere aus der Hand geben, so ziehen sie sich nicht aufs Altenteil zurück. Beide halten derzeit noch mehr als 13 Prozent der Boss-Stammaktien. Außerdem sind sie Eigentümer der Einzelhandelsgeschäfte Holy's, des Damenkonfektionärs Windsor in Bielefeld und des Herrenausstatters Strellson in der Schweiz.
Wenn Uwe und Jochen sich nach eigenem Bekunden jetzt ihren Hobbies mehr widmen wollen, so glaubt dennoch kaum jemand, daß sie damit das Modegeschäft ganz aufgeben werden.
WERNER SCHEIB (dpa)
COTTBUS, 28. Februar (dpa). Zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde ein Rechtsradikaler in Cottbus verurteilt, der Ende August 1992 zu den Randalierern vor einem Asylbewerberheim gehörte. Das Schöffengericht des Cottbuser Kreisgerichts setzte Haftstrafe von acht Monaten auf drei Jahre zur Bewährung aus. Der 33jährige muß eine Geldstrafe von rund 3000 Mark zahlen.
Der Mann war wegen des Tragens von NS-Kennzeichen, "Sieg Heil"-Rufen, Widerstands gegen Polizeimaßnahmen und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Bei den Ausschreitungen, die drei Nächte dauerten, waren mehrere Autos vor dem Heim und im angrenzenden Neubaugebiet Sachsendorf angezündet worden. Polizisten wurden mit Brandflaschen und Steinen beworfen. Einige von ihnen sowie ein Reporter erlitten Verletzungen.
WASHINGTON (dpa). Die USA und die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) werden sich im Laufe des März vermutlich in Brüssel zu Konsultationen über das im Juli vergangenen Jahres geschlossene Airbus-Abkommen treffen. Darauf haben sich beide Seiten nach Angaben einer Sprecherin der EG in Washington verständigt. Um die gemeinsamen Beratungen hatte der amerikanische Handelsbeauftragte Mickey Kantor am Donnerstag gebeten.
Anfang der Woche hatte US-Präsident Bill Clinton die Subventionspraktiken der Europäischen Gemeinschaft für die Airbus-Industrie erneut scharf kritisiert. Die Betroffenen in Toulouse und Brüssel hatten die Darstellung zurückgewiesen, daß die europäische Praxis wesentlich für den Abbau von Arbeitsplätzen in der US- Luftfahrtindustrie verantwortlich sei.
Nach den Worten der EG-Sprecherin werden die Gespräche vermutlich in der dritten oder vierten Märzwoche stattfinden. Die EG betrachte die Beratungen als "Routine", da der Vertrag derartige Treffen im Abstand von sechs Monaten vorsehe.
Kantor hatte erklärt, die amerikanische Regierung lege "den größten Wert auf ein wirksames Funktionieren und eine wirksame Anwendung" der Airbus- Übereinkunft, die staatliche Zuschüsse zur Herstellung von Großflugzeugen auf ein bestimmtes Maß begrenzt.
WILNA, 28. Februar (AFP). Die litauische Regierung von Ministerpräsident Bronislovas Lubys ist am Freitag zurückgetreten. Präsident Algirdas Brazauskas schlug dem Parlament das ehemalige Mitglied der Demokratischen Arbeitspartei Litauens Adolfas Slezevicius, für das Amt des Ministerpräsidenten vor. Lubys, den Brazauskas im Dezember zum Regierungschef ernannt hatte, gab für den Rücktritt "persönliche Gründe" an.
Der nominierte Regierungschef Slezevicius war als Mitglied der litauischen Kommunistischen Partei bis 1977 stellvertretender Minister für Fleisch- und Milchindustrie. Sollte das Parlament Slezevicius als Ministerpräsident bestätigen, haben die Reformkommunisten alle politischen Schlüsselfunktionen in der Baltenrepublik besetzt.
MOSKAU, 28. Februar (AFP). Werbung und Anzeigen in ausländischer Sprache sind in Moskau vom 1. April an verboten. Der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Juri Luschkow, unterzeichnete jetzt eine Verordnung, die die kyrillische Schrift für alle Plakate und Aushänge vorschreibt. Die Werbung muß demzufolge in Zukunft entweder übersetzt oder transkribiert werden.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 waren Zehntausende von englischen Anzeigen und Werbeplakaten an Gebäuden und in öffentlichen Verkehrsmitteln aufgehängt worden. Verstöße gegen die neue Verordnung sollen mit Bußgeldern in Höhe des zehnfachen Mindestgehaltes geahndet werden. Das Mindestgehalt liegt derzeit bei 2000 Rubel. Auch die Gewerbeerlaubnis kann entzogen werden.
WIESBADEN. Wer sein Studium abbricht, kann künftig in Hessen trotzdem ein Zeugnis über seine Studienleistungen bekommen.
Bereits vom Frühjahr an solle diese Regelung an allen Hochschulen des Landes gelten, berichtete das Wissenschaftsministerium am Wochenende in Wiesbaden.
Mit diesem "Zeugnis ohne Examen" will die hessische Behörde den Ex-Studenten den Übergang in das Berufsleben erleichtern.
Wenn die Exmatrikulation nachgewiesen sei, werde eine Bescheinigung über Studienzeit, abgelegte Prüfungen und erreichte Noten ausgestellt, hieß es dazu ergänzend. lhe
WIESBADEN.- Den Appell der Polizei, an den "tollen Tagen" nach dem Genuß von Alkohol auf die Heimfahrt im eigenen Wagen zu verzichten, haben 1993 in Hessen mehr Autofahrer beherzigt als im vergangenen Jahr.
Wie das Innenministerium in Wiesbaden am Wochenende berichtete, kam es während des Endspurts in die Fastnacht zu landesweit 116 Unfällen, bei denen Alkohol am Steuer eine Rolle spielte. Dabei seien zwei Menschen ums Leben gekommen.
Im vergangenen Jahr waren an den letzten vier Fastnachtstagen insgesamt 160 alkoholbedingte Verkehrsunfälle registriert worden, bei denen drei Menschen getötet wurden. lhe
KÖLN (rtr/dpa/FR). Das Kölner Bauunternehmen Strabag will seine Aktionäre von dem "guten" Geschäftsjahr 1992 und dem "deutlich" höheren Gewinn profitieren lassen. Das Ergebnis gestatte die Zahlung einer höheren Dividende, kündigt Vorstandschef Otmar Franz an. Eine konkrete Zahl will er sich nicht entlocken lassen, die Ausschüttung dürfte aber mindestens sieben Mark betragen. Zuletzt waren sechs Mark gezahlt worden.
Trotz sich abschwächender Konjunktur auch in dieser Branche, hat der Konzern in den kommenden Monaten noch kräftig zu tun. Der Auftragseingang kletterte im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 4,8 Milliarden Mark. Das Orderpolster war Ende Dezember mit 2,8 Milliarden Mark etwa sechs Prozent dicker als zwölf Monate zuvor. Davon entfallen 577 Millionen Mark auf die neuen Bundesländer, wo der Zuwachs mehr als drei Viertel betrug. In einem Aktionärsbrief, der in dieser Woche verschickt werden soll, geben die Kölner die 1992 erzielte Leistung mit fast 4,7 Milliarden Mark an. Sie erhöhte sich damit im Vergleich zur Vorperiode um fast 15 Prozent. Für die laufende Periode wird mit einem weiteren Anstieg auf mehr als fünf Milliarden Mark gerechnet.
Strabag beschäftigte Ende 1992 weltweit mehr als 20 000 Männer und Frauen und damit 1400 mehr. Von dem gesamten Personal waren zuletzt 4700 Leute in Ostdeutschland beschäftigt.
BONN (rtr). Mehrstellige Milliardenerlöse erwartet die Bundesregierung von einer weiteren Privatisierung ihrer Beteiligungen. Allein der geplante Verkauf der Immobilien des Bundes könnte rund 60 Milliarden Mark einbringen, sagte der Parlamentarische Finanz-Staatssekretär Joachim Grünewald (CDU). Die bisherigen Privatisierungserlöse bezifferte er auf rund 40 Milliarden Mark. Mit der Vorlage des Beteiligungsberichts des Bundes für 1991 nannte er als Zunkunftsaufgabe die Privatisierung von Lufthansa, Telekom und Bundesautobahnen.
Dem jedes Jahr vom Finanzminister vorgelegten Beteiligungsbericht zufolge betrug das Nennkapital aller 381 Unternehmen mit Bundesbeteiligung 1991 rund 14 Milliarden Mark und damit nur geringfügig weniger als in der Vorperiode. Der Anteil des Bundes daran sank um sieben Prozent auf 5,3 Milliarden Mark und verringerte sich bei den Sondervermögen nur geringfügig auf 1,6 Milliarden Mark. Beschäftigt wurden in diesen Firmen (ohne Treuhand) 153 100 Männer und Frauen. Auf der Veräußerungsliste des Bundes stehen in diesem Jahr nach Grünewalds Angaben die restlichen 55 Prozent an der Bonner Industrieverwaltungsgesellschaft im Wert von nominal 60,5 Millionen Mark. Als äußerst interessanten Börsenkandidaten bezeichnete Grünewald die Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen.
BERLIN, 28. Februar (Reuter). Die FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat beim Landesverfassungsgericht Berlin Organklage gegen den Haushaltsplan für 1993 erhoben. Die FDP teilte mit, Grund sei der große Umfang der "pauschalen Mehr- und Minderausgaben", die in dem im Dezember verabschiedeten Haushalt vorgesehen seien. Demnach seien die Verwaltungen angehalten, 2,3 Prozent des Budgetvolumens oder knapp eine Milliarde Mark einzusparen, ohne daß das Parlament wisse, wo das Geld eingespart werden solle. Das verstoße gegen die Prinzipien der Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit.
Eishockey
Meister-Play-offs vom Freitag Düsseldorfer EG - EC Ratingen 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). Tore: 1:0 Amann (1:58), 1:1 Grossmann (21:11), 2:1 Schmidt (23:04), 3:1 Schmidt (26:21), 4:1 Köpf (44:46). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin) . - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Ratingen 8.
Kölner EC - ESV Kaufbeuren 3:1 (2:1, 0:0, 1:0). Tore: 1:0 Brandl (5:46), 2:0 Mayr (13:33), 2:1 Ustorf (15:41), 3:1 Stefan (58:37). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 7200 (ausverkauft). - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 22 plus 10 Disziplinar (Fous).
EC Hedos München - Mannheimer ERC 1:4 (0:2, 1:1, 0:1). Tore: 0:1 Heidt (6:36), 0:2 Krentz (7:14), 1:2 Berry (30:14), 1:3 Kuhl (36:55), 1:4 Heidt (59:23). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 8 - Mannheim 10.
Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:1 (1:0, 1:1, 1:1). Tore: 1:0 Meyer (15:01), 1:1 O'Regan (20:48), 2:1 Sills (43:03), 2:2 Lehner (50:38), 3:2 Stebnicki (56:14). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 7350 (ausverkauft). - Strafminuten: Krefeld 25 - Berlin 22. Meister-Play-offs vom Sonntag Mannheimer ERC - EC Hedos München 5:4 (4:1, 1:2, 0:1). Tore: 1:0 Hanft (0:30), 2:0 Hanft (1:26), 3:0 Sebek (5:10), 3:1 Hilger (7:44), 4:1 Obresa (16:58), 4:2 Hegen (20:54), 4:3 Steiger (29:46), 5:3 Heidt (36:39), 5:4 Hegen (58:58). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 8.500 (ausverkauft). Strafminuten: Mannheim 6 - München 6.
Berliner SC Preussen - Krefelder EV 4:3 (0:1, 2:2, 1:0, 1:0) n.V. Tore: 0:1 Walker (16:10), 1:1 Jürgen Rumrich (20:43), 1:2 Sills (25:16), 2:2 Schinko (28:03), 2:3 Sills (34:31), 3:3 Schinko (42:27), 4:3 Rentzsch (63:23). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 5.950. - Strafminuten: Preussen 12 - Krefeld 20. Abstiegs-Play-offs vom Freitag EV Landshut - EHC Freiburg 8:1 (2:1, 4:0, 2:0) Tore: 0:1 Gross (2:36), 1:1 Schneider (6:18), 2:1 Oswald (12:03), 3:1 Steinbock (28:30), 4:1 Biakin (31:09), 5:1 Bleicher (34:54), 6:1 Biakin (36:22), 7:1 Handrick (42:59), 8:1 Gardner (50:20) - Schiedsrichter: Müller (Berlin) - Zuschauer: 3800.- Strafminuten: Landshut: 19 - Freiburg: 25 plus 10 Disziplin für Crha und Spieldauerdisziplinarstrafe für Gulda.
ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin 0:5 (0:2, 0:1, 0:2). Tore: 0:1 Jooris (3:06), 0:2 Schertz (11:37), 0:3 Metcalfe (23:07), 0:4 Felski (53:43), 0:5 Romberg (57:36). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 2900. - Strafminuten: Schwenningen 26 plus zehn Disziplinar (Altmann) und Spieldauerdisziplinar (Hoppe) - Berlin 19.
Basketball
Bundesliga vom Freitag MTV Gießen - Tübinger SV 103:95 (49:53). Beste Werfer: Armin Andres (26), Villwock (22), McDonald (18), Roth (16) für Gießen - Schiano (27), Gilmore (22), Schall (22), Dietl (10) für Tübingen. Zuschauer: 900.
BG Bramsche/Osnabrück - Brandt Hagen 87:85 (40:30). Beste Werfer: Shields (33), Ortmann (16), Behnke (14), Perwas (13) für Bramsche/Osnabrück - Dinkins (21), Fiedler (21), Neuhaus (14), Davis (12) für Hagen. - Zuschauer: 1200 (ausverkauft).
BG Stuttgart/Ludwigsburg - TTL Basketball Bamberg 89:78 (38:32). Beste Werfer: Baker (26), Montgomery (16), Koch (15), Kujawa (15), Jocum (11) für Stuttgart/Ludwigsburg - Jakel (19), Nürnberger (18), Martin (12), Zapf (10), Alig (10) für Bamberg. - Zuschauer: 1500.
TVG Basketball Trier - SSV Ulm 111:102 (50:46). Beste Werfer: Babkow (40), Johnson (27), Marsh (20), Reiser (12) für Trier - Walker (42), Knörr (25), Oldham (17). - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
Alba Berlin - SVD Dortmund 90:73 (41:30). Beste Werfer: Blab (22), Promorac (18), Mutapcic (14), Machowski (11) für Berlin - Arntz (13), Truskowski (12), Pernell (10), Mlynarski (10) für Dortmund. - Zuschauer: 1600. Bundesliga vom Sonntag Brandt Hagen - TSV Bayer 04 Leverkusen 88:92 (48:46) Beste Werfer: Dinkins (23), Suhr (19), Fiedler (15), Davis (11) für Hagen - Johnson (27), Koch (17), Meyer (15), Harnisch (14), Wheeler (11) für Leverkusen - Zuschauer: 1500.
Tübinger SV - BG Stuttgart/Ludwigsburg 76:91 (35:42) Beste Werfer: Schiano (20), Dietl (20), Key (12) für Ulm - Jochum (23), Kujawa (21), Montgomery (16) für Ludwigsburg - Zuschauer: 1200.
Düsseldorfer EG gegen Berliner SC Preussen und Kölner EC gegen Mannheimer ERC - so lauten ab kommenden Freitag (5. März) die Paarungen in den Halbfinal-Play-offs um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Die Preussen- Cracks machten durch ein 4:3 (0:1, 2:2, 1:0, 1:0) nach Verlängerung den dritten Sieg gegen den Krefelder EV perfekt und schalteten den Vorrundendritten überraschend aus. Für das Aus der Gäste in Berlin sorgte Verteidiger Rentzsch nach 63:23 Minuten, als der Krefelder Verteidiger Micheller die Strafbank drückte. Ebenfalls unerwartet kam das Aus der Millionen-Stars von Hedos München, die durch ein 4:5 (1:4, 2:1, 1:0) in Mannheim die dritte Niederlage kassierten.
Titelverteidiger DEG (3:0-Siege gegen den EC Ratingen) und die Kölner "Haie" (3:0-Erfolge gegen den ESV Kaufbeuren) hatten jeweils schon im Schnelldurchgang nach nur drei Spielen bereits am Freitag den Einzug in die Vorschlußrunde erreicht.
Vor 8500 Zuschauern geriet das Star- Ensemble von Hedos, das das erste Duell gegen Mannheim 3:0 gewonnen, danach aber 2:5 und 1:4 verloren hatte, schon nach 30 Sekunden in Rückstand. Verteidiger Hanft traf und erhöhte 56 Sekunden später gar auf 2:0. Sebek (6.) und Obresa (17.), bei einem Gegentreffer durch Hilger (8.), schraubten das Ergebnis gar auf 4:1. Doch die Cracks von Münchens Trainer Hardy Nilsson gaben sich so schnell noch nicht verloren. Hegen (21.) und Steiger (30.) schafften zwar noch den 3:4-Anschluß, doch Heidt (37.) stellte den alten Zwei-Tore-Abstand zu Gunsten des MERC wieder her. Nochmals Hegen (59.) sorgte für den aus Hedos-Sicht deprimierenden Endstand.
Hardy Nilsson wurde seinen Mannheim-Komplex nicht los. Vor Jahresfrist war Nilsson als Coach der Kölner, mit dem er zwischen 1986 und 1988 den Titel- Hattrick errungen hatte, ebenfalls bereits im Viertelfinale gegen die Mannheimer ausgeschieden. Mit dem Saisonverlauf können die Münchner ganz und gar nicht zufrieden sein, denn nach den namhaften Zugängen wie Gerd Truntschka, Dieter Hegen (beide Düsseldorf), Raimond Hilger, Karl Friesen, Georg Franz, Anthony Vogel (alle Rosenheim) und des tschechischen Nationalverteidigers Leo Gudas waren die sie als großer Gegenspieler des Meisters Düsseldorf gehandelt worden.
Krefeld hatte zwar am Freitag durch ein 3:2 vor heimischer Kulisse ein viertes Spiel - die ersten Duelle waren 3:4 bzw. 2:4 verloren gegangen - erreicht, doch an der Jaffestraße unterlagen die Spieler von Trainer Mike Zettel nach hartem Kampf gegen Berlin. Walker (17.) und Sills (26./35.) hatten die Gäste mit 1:0, 2:1 bzw. 3:2 in Führung geschossen. Jürgen Rumrich (21.) und zweimal Schinko (29./43.) glichen jeweils für die Preußen aus. Dann traf Rentzsch in der Verlängerung per Schlagschuß.
In den Play-off-Spielen gegen den Abstieg sicherte sich der EHC Eisbären Berlin in imponierender Manier den Klassenerhalt. Bereits im vierten Spiel sicherte sich der Aufsteiger den vierten Sieg in der nach dem Modus "Best of seven" ausgetragenen Runde. Vor heimischer Kulisse von 4500 Zuschauern in der ausverkauften Halle bedeutete ein 5:2 (1.1, 1:1, 3:0) gegen den ERC Schwennigen die Erstklassigkeit für die neue Saison. Graul und Jooris, die insgesamt je zweimal erfolgreich waren und Ziesche trafen im Schlußdrittel, so daß aus dem 2:2 ein 5:2 wurde. Nach dem 5:1 des EHC Freiburg über den EV Landshut hat im zweiten Play-off-Duell nach vier Begegnungen jedes Team zweimal gewonnen. sid
LIEDERBACH. Bilanztag 7. März. Ist der erst erreicht, haben die Liederbacher, allen voran Bürgermeister Gerhard Lehner samt seiner CDU-Fraktion, die wohl aufreibendste Legislaturperiode überstanden. Um ein Haar hätte Lehner das Spiel der wechselnden Mehrheiten als Privatier verfolgen müssen: 1990 verweigerten SPD, ULL, FDP und FWG dessen anstehende Wiederwahl. Doch sie zeigten ihm nur die Knute, in letzter Sekunde schwenkten Vertreter von ULL und FDP um und gaben statt dem Kandidaten der SPD wieder Lehner die Stimme. Doch der Friede war getrübt. "Querulanten" im eigenen Lager übten immer offener Kritik an der Lehner'schen Eigenmacht. Die Fraktion war zerstritten, das Parlament in offenem Krach mit dem Rathauschef. Im vorigen Frühjahr fehlten nur zwei Stimmen für einen Abwahlantrag. Wieder fiel der Bürgermeister auf die Füße: Getreue CDU-Fraktionäre stellten die "Aufrührer" in den eigenen Reihen still - zwei spalteten sich als Unabhängige Fraktionsgemeinschaft ab. Seither herrscht Frieden. Doch der Lehner-CDU bläst eine steife Brise aus Bonn ins Gesicht. Und so liebäugelt sie sowohl mit dem Bündnis aus FDP und FWG als auch mit der SPD. Letztere kann sich sachbezogene Etatabsprachen zwar vorstellen, setzt aber eher auf ULL und FDP. Ihr großer Gegner: die FWG. Sollte die erzkonservative Zwei-Mann-Fraktion an Sitzen zulegen, sei die konservative Koalition programmiert. Und in der Tat signalisiert FWG-Chef Ludwig Kleber schon Bündnis-Bereitschaft.
Am Kesseltreiben gegen die derzeitige "Art"-Beraterin beteiligen sich leider auch Frankfurter Galeristen, die sich von Ingrid Mössinger beim Kauf von Kunstwer- ken für die Degussa in den achtziger Jahren "übergangen fühlten" (FR vom 20. 2. 1993 "Bolzplatz"). Als damals Verantwortlicher für die künstlerische Ausgestaltung des Neubaus der Degussa-Hauptverwaltung darf ich die Dinge zurechtrücken.
Frau Mössinger hatte uns seinerzeit nur beraten. Dies allerdings ganz exzellent, wie die sehr positive Beurteilung der Sammlung durch die Fachpresse, durch Museumschefs und letztlich auch durch namhafte Galeristen zeigt.
Die Entscheidung, "was" und "wo" gekauft wurde, lag also bei der Degussa und nicht bei Frau Mössinger. Außerdem war sie durch unsere Vorgabe "Auswahl vor allem von junger Frankfurter Kunst - auch unter mäzenatischen Aspekten" eingeengt. Viele junge Künstler, die wir durch einen Ankauf unterstützten, hatten überhaupt noch keinen Galeristen.
Der Schuß geht also voll daneben. Er zeigt aber, wie bedauerlich das Verhältnis zwischen einigen Galeristen und der in ihrem Urteil als Kunsthistorikerin unbestechlichen "Art"-Beraterin ist, die permanent unter Rechtfertigungsdruck gesetzt wird, was der Sache bestimmt nicht dient. Wer jetzt als Frankfurter Galerist die "Art Frankfurt" boykottiert, erweist sich in meinen Augen als extrem kurzsichtig mit Selbstschädigungstendenzen. Die Kollegen in Köln und Düsseldorf, denen diese Veranstaltung schon immer ein Dorn im Auge war, werden sich freuen.
Hat man nicht begriffen, daß die "Art Frankfurt" neben dem Museum für Moderne Kunst und der Städelschule eine wichtige Komponente für den "Humus" ist, auf dem sich zeitgenössische Kunst in Frankfurt weiterentwickeln und letztlich auch der Weizen der Galerien blühen kann? Daß mancher Besucher der "Art" dort in völliger Anonymität seine "Berührungsängste" abbauen kann und damit vielleicht zum potentiellen Besucher einer Frankfurter Galerie wird?
Dr. Karl Feldmann, Frankfurt am Main
Das, was die Herren Schlichter Prof. Hickel, der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Stobbe, und der ehemalige OB von Frankfurt, Rudi Arndt, in den letzten Tagen öffentlich von sich gegeben haben, hört sich etwas seltsam an (FR vom 23. 2. 1993 "Metall-Arbeitgeber legen nach"). Alle drei waren angetreten, eine schwierige Tarifauseinandersetzung zu schlichten. Nachdem es ihnen nicht gelungen ist, den Gordischen Knoten zu durchschlagen, wenden sie sich mit Zensuren an die Öffentlichkeit. Die Arbeitgeber sollen es gewesen sein, die die Schlichtung haben scheitern lassen. Kein Wort zur IG Metall.
Unter den Argumenten fällt eines auf: Die Schlichter hätten - so Stobbe - die Parteien vergeblich mit Fragen bombardiert, die der Aufhellung der realen Situation dienen sollten. Die Arbeitgeber hätten die krisenhafte Situation in den einzelnen Betrieben aber gar nicht darlegen können. Und Rudi Arndt will die Arbeitgeber vergeblich aufgefordert haben, konkret Firmen für die Behauptung zu benennen, daß mit der vorgesehenen Lohnangleichung zusätzlich 20 000 Arbeitsplätze verlorengingen.
Ob es 20 000 oder mehr oder weniger sein werden, ist so wohl nicht zu beweisen. Daß - leider - viele, sehr viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, ist aber so offensichtlich, daß das nicht mehr bewiesen werden muß. Selbst die IG Metall scheint davon auszugehen; denn nur so ist die Aussage ihres stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Zwickel, zu verstehen, daß ein Teil des vereinbarten Lohnzuwachses notfalls vom Staat finanziert werden müsse.
Was Arndt und Stobbe offenbar nicht wahrhaben wollten, hätten sie auch in dem Organ der Hans-Böckler-Stiftung "Die Mitbestimmung" nachlesen können. Die Februar-Ausgabe enthält 2 bemerkenswerte Aufsätze, und zwar einen von Klaus von Dohnanyi und einen von Prof. Dr. Rürup vom Institut für Volkswirtschaftslehre/Finanzwissenschaften der TH Darmstadt. Klaus von Dohnanyi sieht die Gefahr, daß die "ostdeutschen Industrieunternehmen weitgehend zusammenbrechen", Prof. Rürup hält eine Revision "der Tarifvereinbarungen für die Jahre 1991 und 1992 . . . für dringend geboten".
Was die Schlichter nach ihrem Scheitern in der Öffentlichkeit bieten, entpuppt sich als schlichte Parteilichkeit. Sie haben damit dem Instrument der Schlichtung nicht nur einen Bärendienst erwiesen; es steht auch zu befürchten, daß darin ein Grund für ihr Scheitern liegt. Es bleibt nur zu hoffen, daß sich doch noch auch in dieser Republik Persönlichkeiten finden, die als echte Vermittler auftreten und den Gordischen Knoten durchschlagen können.
Ein Streik wäre nicht nur verheerend für die ostdeutsche Metallindustrie, er wäre auch ungewöhnlich. Ungewöhnlich deshalb, weil der eigentliche Adressat und Gegner des Streiks nicht die Unternehmen, sondern der Staat, die Gesellschaft, letztendlich der Steuerzahler wäre. Dies würde zumindest für die Unternehmen gelten - und das ist wohl die Mehrzahl -, die den Lohnzuwachs oder einen Teil dessen über den staatlichen Haushalt finanzieren lassen müssen. Die IG Metall würde also in Teilen gegen sich selbst und ihre eigenen Mitglieder als Steuerzahler kämpfen. Eine verrückte Welt.
Heinz Schell, Stuttgart
Nach der Freilassung der Studentenführer Wang Dan und Guo Haifeng seien nun alle Studenten, die 1989 auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" protestierten, freigelassen worden, behauptet die amtliche Nachrichtenagentur Neues China (FR vom 18. 2. 1993 ",Auf Bewährung' entlassen").
Ich sammele gerade Unterschriften für die Freilassung von Liu Gang. Er war einer der 21 meistgesuchten Studentenführer, die nach der gewaltsamen Niederschlagung der Demokratiebewegung, dem Pekinger Massaker, inhaftiert wurden. Er gehört zu den drei Gefangenen der "Aktion des Monats" Februar 1993, auf die amnesty international aufmerksam gemacht hat. Liu Gang wurde wiederholt gefoltert und gehörte zu einer "Trainingsbrigade", die Zwangsarbeit leisten mußte. Nach einem Hungerstreik soll er in ein "strenges Regime" verlegt worden sein und dort von kriminellen Mitgefangenen "beaufsichtigt", d. h. mißhandelt werden.
Bis zum 23. Februar war jedenfalls dem deutschen nationalen Sekretariat von ai nichts über eine Freilassung Liu Gangs bekannt, ganz zu schweigen von den zahlreichen nicht-prominenten Gewissensgefangenen, die in Chinas "Arbeitslagern" und Kerkern festgehalten werden und zu erheblich höheren Strafen verurteilt worden sind.
Heinz-Günter Lambertz, Berg.-Gladbach
Die Zeiten sind wohl danach, daß Sozialverhältnisse wie damals in Manchester und bei den Webern in Deutschland wieder zulässig werden sollen (FR 24. 2. 1993 "Arbeitgeber fordern weiteren Sozialabbau"). Wie inhuman heute noch bzw. wieder Arbeitsplätze sind, das zeigen die Krankenstände. Betriebe, die mit humanen Konzepten fahren, haben nicht diese Krankenstände. Arbeitgeber, die hohe Krankenstände in ihrem Betrieb haben, sollten sich vielmehr fragen, was denn da an Psyche + physischer Belastung nicht stimmt. Und wenn Arbeitgeber nach Sozialabbau rufen, sollten sie bedenken, daß auch alle Subventionen nichts weiter als Sozialleistungen sind - nämlich in ihre Taschen.
Und wenn Finanzminister Waigel denn mit dreiprozentigen Kürzungen bei Sozial- und Arbeitslosenhilfe Milliarden sparen will, kann er - laut "Wirtschaftswoche" - das ungleich Mehrfache in die Kasse holen, wenn er betriebliche Steuerprüfungen statt alle vier alle zwei Jahre durchführen ließe. Oder wenn er 100 Milliarden Bundeszinszahlungen um drei Prozent kürzt.
Thomas Dietrich (Diplom-Sozial- arbeiter), Braunschweig
Kleber, der Mann, der nichts dagegen hat, als Rechtsaußen bezeichnet zu werden, gibt sich denn auch selbstbewußt: "Wenn alle, die mir auf die Schulter klopfen, FWG wählen, müßten wir ganz schön dazugewinnen." Ein bis zwei Sitze, meint er vorsichtig - als "Realist nach jahrzehntelanger Parlamentsarbeit" -, müßten aber drin sein. Seine früheren Parteikollegen von der CDU hätten abgewirtschaftet. Und für eine Koalition mit ihnen stellt er klare Bedingungen: Gesunde Finanzverhältnisse müßten wieder hergestellt werden. Und er fordert - ebenso wie die SPD - eine überschaubare, "besser organisierte" Verwaltung. Mache dort doch jeder, was er wolle. Auch der Bürgermeister schalte und walte nach eigenem Gutdünken, und im Gemeindevorstand sitze keiner, der ihm Paroli bieten könne. Geschweige denn im Parlament. "Da schimpfen zwar alle auf den Bürgermeister, aber am Ende haben sie doch für den Haushalt die Hand gehoben." Eine Erklärung für das "unglaubwürdige" Verhalten vor allem der SPD hat Kleber schnell parat: "Die sind regierungsgeil und spekulieren auf die große Koalition."
Das meint auch Joachim Unverzagt, Fraktionschef der Unabhängigen Liederbacher Liste (ULL): "Die Großen tun sich schon lange nicht mehr weh." Unverzagt will sogar von "geheimen Absprachen zwischen CDU und einigen SPD-Vertretern" wissen, den Gemeindevorstand künftig von neun auf drei Vertreter zu reduzieren, um die kleinen Oppositionsparteien "rauszukicken". Es werde auch gemunkelt, SPD-Chef Jürgen Volz oder den gescheiterten Bürgermeister-Kandidaten Gerd Hibbeler, "der öfter hier auftaucht", zum hauptamtlichen Ersten Beigeordneten zu küren. "Dagegen würden wir aber ein Bürgerbegehren starten", kündigt Unverzagt an, der doch den "Kopf" der Gemeinde "transparenter machen" möchte. Vorstandsmitglieder sollten Themen und Entscheidungen vorher mit ihren Fraktionen diskutieren, um den "starken Bürgermeister" besser kontrollieren zu können. "Es wird zu sehr unter Zeitdruck entschieden, nach Vorlagen, die Lehner entsprechend verkauft."
SPD-Fraktionschefin Ursula Eilmes ist durchaus derselben Meinung, weist die Spekulationen um Absprachen und die große Koalition aber entschieden zurück. "Konstruktive Haushaltsabsprachen ähnlich dem Kelkheimer Modell" halten sie und Parteigenosse Jürgen Volz aber für denkbar: "Wenn wir dadurch unsere Sachthemen durchsetzen können." Allemal besser jedenfalls als eine Koalition von CDU und FWG: "Das wäre das Schlimmste, was Liederbach passieren könnte. Zarte Ansätze im Bereich Sozial- und Jugendpolitik wären dann gestorben, Verkehrsberuhigung und Umweltschutz ebenso." Gerade in den Punkten habe die SPD in der Vergangenheit gemeinsam mit ULL und auch der FDP einiges erreicht: So werde der dritte Kindergarten endlich gebaut - mit Ganztagsangebot und der Option auf Hortplätze, ebenso die Altenwohnanlage. Geld für Feldholzinseln stehe bereit, ein Abfallkonzept sei endlich auf dem Weg, der Jugendtreff wieder eröffnet und ein Jugendpfleger eingestellt. Für Ursula Eilmes ein wichtiger Ansatz - auch vor dem Hintergrund zunehmender Einbrüche und Sachbeschädigungen, hinter denen oft der eigene Nachwuchs stecke: "Ein weiterer Hilfspolizist tut's nicht. Wenn Eltern keine Zeit für ihre Kinder haben, wird professionelle Betreuung immer wichtiger."
Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen, meint Eilmes, funktioniere gut. Das "Problem" sei nur der Bürgermeister: Unliebe Parlamentsbeschlüsse würde der "Verwaltungsfuchs" unerledigt vor sich herschieben, verstehe es aber, "seine Lieblingskinder" im Parlament "durchzudrücken". Besonders Bauangelegenheiten, des Bürgermeisters Steckenpferd: "Bis vor kurzem hat er immer allein mit Bauherren und Investoren verhandelt, Gemeindevorstand und Parlament wurden dann nur die fertigen Vorlagen als ,einzige Möglichkeit' vorgesetzt." Eklatantes Beispiel für die "Lehnerschen Alleingänge": der Bau des Hotels Garni auf dem Grundstück der alten Schönen Aussicht. Lehner hatte den Bauantrag zur Genehmigung an den Kreis geleitet, obwohl er wußte, daß das Parlament Veto gegen die Größe des Projektes einlegen wollte. Mit FDP-Fraktionschef Heinz Dieter Färber hat er es sich dadurch endgültig verscherzt. Und nach den Querelen um vermeintliche Absprachen mit der Stadt Frankfurt über ein gemeinsames Gewerbegebiet zwischen Liederbach und Unterliederbach rückte auch die ULL stärker auf Distanz. Ebenso wie SPD und FDP fordert sie, Unternehmen nur noch auf bereits erschlossenem Gewerbegebiet anzusiedeln und ansonsten auf Wohnbebauung und damit auf die im Vergleich zur Gewerbesteuer kalkulierbareren Einkommensteuer-Einnahmen zu setzen. Und auch im folgenden Punkt sind sich die drei Oppositionäre einig: Parlament und Gemeindevorstand müssen zusammenrücken, Beschlüsse hartnäckig einklagen und alle Kontrollmöglichkeiten ausschöpfen, um den Bürgermeister an die Kandarre zu nehmen. Ursula Eilmes: "Notfalls auch mit Haushaltsblockaden."
Die Sozialdemokratin sieht allerdings schwarz, ob die CDU mitspielen wird. Habe sie doch nach ihrer "internen Säuberungsaktion" den Generationswechsel von 1990 wieder rückgängig gemacht: "Kaltgestellt" seien die Lehner-Kritiker Dieter Beine und Hildegunde Henrich, "mit denen im Bereich Umwelt- und Soziales konstruktive Arbeit möglich war". Auch Dieter Kurnitzky habe die Segel gestrichen, Fliege geht immerhin für die ULL ins Rennen. Geblieben seien lediglich getreue Lehner-Vasallen. Ursula Eilmes setzt deshalb auf eher "sachorientierte" Zusammenarbeit der bürgerlichen Mitte aus ULL und FDP. In jedem Fall der schwierigere Weg, zumal die vierköpfige ULL gewöhnlich in ein eher konservatives und ein eher SPD-nahes Lager zerfällt. Und über den FDP-Chef Heinz- Dieter Färber, als wachsamer Lehner- Gegner der "Hoffnungsträger" der SPD, das Gerücht kursiert, er wandere ins nordrhein-westfälische Düsseldorf ab. "Dann müßten wir erst mal abwarten, wie es sich mit dem Nachfolger anläßt."
Der Freidemokrat indes weist derlei Spekulationen zurück: "Ich werde in jedem Fall in Liederbach bleiben." Weniger verbindlich äußert er sich hingegen in puncto Bündnis mit anderen Fraktionen. Glaubt er doch nicht, daß sich an den Mehrheitsverhältnissen und der praktischen Arbeit im Parlament wesentliches ändern wird: Die CDU wird verlieren, und die SPD wahrscheinlich stagnieren. Gewinnen werden die freien Listen. Ob dabei die Rechnung der FWG aufgehe, die mit "gezielter Polemik" gegen Flüchtlinge und "utopischen Versprechen" für Häuslebauer Stimmen zu gewinnen suche, oder ob sich die Liederbacher Angestellten und Beamten eher für die bürgerliche ULL entscheiden, wagt Färber nicht vorherzusagen. CDU-Parteichef Gerhard Metschies hält die Oppositionsschelte gegen den Bürgermeister und seine eigene Partei für pure Wahlkampf-Polemik und "längst passé". Seit einem Jahr sei der Burgfrieden im Parlament wiederhergestellt und mit allen Fraktionen konstruktive Sachpolitik möglich. Auch innerparteilicher Zwist ist für ihn kein Thema: "Wir haben eine salomonische Lösung gefunden: Frau Henrich hat ihren Platz in der Kreispolitik, Beine macht über das Kochsche Büro in der Landespolitik mit, und Kurznitzky wollte sowieso aufhören." Friede, Freude, Eierkuchen - auch in puncto Zukunft. Da könnte er sich eine Koalition durchaus mit allen Fraktionen vorstellen. Denn "endlich wieder" verbindliche Bündnispartner, da macht der Unionschrist keinen Hehl daraus, sei das erklärte Ziel seiner Partei. Lieblingspartner freilich wären FDP und FWG, wenngleich sich die SPD - vor allem in ihrem Finanzgebaren - eindeutig zur Mitte hin orientiere. Und genau dort würden Wahlen in Liederbach gewonnen.
Die FR hat in begrüßenswerter Weise viele kritische Beiträge zur geplanten Abschaffung des Grundrechts auf Asyl gebracht, die bislang allerdings einen wesentlichen Gesichtspunkt noch nicht angesprochen haben.
Zur Verdeutlichung möchte ich noch einmal die geplante Änderung in Erinnerung rufen. Der geplante Artikel 16a Grundgesetz (GG) sagt zwar, politisch Verfolgte genießen Asylrecht, aber in den Absätzen 2 bis 4 ist geregelt, daß sich fast niemand mehr soll darauf berufen können. Zum Beispiel der, der aus einem sicheren Drittstaat kommt, also auf der Flucht aus seiner Heimat durch einen Staat kommt, in dem er nicht verfolgt wird. Er hat hier keinen Anspruch auf Asyl. Deutschland ist von den sogenannten sicheren Drittstaaten umgeben wie von einer Mauer. Hier kommt kaum noch einer durch. Sieht man sich Artikel 16a, Absatz 5 GG, wie er geplant ist an, dann wird alles noch schlimmer. Dieser bestimmt nämlich, daß Deutschland mit anderen Staaten Verträge über die Behandlung der Flüchtlinge abschließen darf, die weitere Einschränkungen mit sich bringen.
Aus dieser ganzen Regelung ergibt sich, die Aussage im geplanten Artikel 16a, Absatz 1 GG, politisch Verfolgte genießen Asylrecht, ist eine Lüge. Wenn das Gesetz wird, erhält die Lüge in Deutschland Verfassungsrang. Das wäre ein dramatischer Verfall des Rechts, wäre doch nicht nur die Asylregelung betroffen, was schlimm genug wäre. Ein Staat, der schon in seiner Verfassung, also seinem grundlegenden Gesetz, lügt, muß sich fragen lassen, welches Recht er überhaupt noch ernst nimmt. Er stellt, macht er die Lüge erst einmal zu einem seiner Grundsätze, alles Recht in Frage, nicht nur das der Ausländer, sondern auch das der eigenen BürgerInnen.
In meinen Augen ist das ungeheuerlich. Unter diesen Bedingungen bin ich nicht Richter geworden. Die geplante Asylregelung mit ihren Folgegesetzen läuft darauf hinaus, daß politisch Verfolgte in die Staaten abgeschoben werden können, in denen sie Folter und staatlich verordneten Mord zu befürchten haben. Als Amtsrichter wäre ich dafür zuständig, den Abschiebehaftbefehl zu erlassen. Dann wäre ich ein Handlanger in dem Geschäft, politisch Verfolgte ihrem Verderben auszuliefern.
Wenn der geplante Artikel 16a Gesetz wird und auch vom Bundesverfassungsgericht gebilligt würde, was ich nicht annehme, dann wird sich jede Richterin und jeder Richter in Deutschland überlegen müssen, ob man noch im Amt bleiben kann.
Christian Rost (Richter), Rinteln
GIESSEN. "Den Toten zur Ehrung, den Lebenden zur Mahnung": der eingemeißelte Text auf dem klobigen Stein im Eingangsbereich der Gießener Liebigschule erinnert an die beiden Weltkriege und an die Greueltaten des nationalsozialistischen Terrorregimes. Doch angebliche Vorfälle hinter der schmucken Fassade, die inzwischen das Staatliche Schulamt und die Staatsanwaltschaft gleichermaßen beschäftigen, lassen am demokratischen Geist der renommierten Ausbildungsstätte zweifeln. Die Gesamtschule der Universitätsstadt ist ins Gerede gekommen. Der Grund: ein Lehrer für Biologie und Chemie soll nach Darstellung von Schülern zu Beginn des laufenden Schuljahres rassistische und revisionistische Parolen im Unterricht verbreitet haben.
Die Liste mit den schwerwiegendsten Äußerungen, die von Pennälern der Jahrgangsstufe 11 gesammelt und der Schulleitung mit einer Reihe von Unterschriften bereits im Herbst vorgelegt wurde, liest sich in der Tat wie ein Pamphlet aus der rechtsradikalen Szene. Ob die Vorwürfe in dieser Form stimmen, ist bis heute nicht geklärt. Seit Oktober, bestätigt Staatsanwaltschafts-Sprecher Joachim Müller auf Anfrage der FR, werde in dieser Angelegenheit ermittelt. Wer indes nach fünf Monaten auf ein Ergebnis hofft, sieht sich enttäuscht. Die Untersuchungen laufen noch.
Ungereimtheiten lassen sich nicht leugnen. Wie aus Schülerkreisen zu erfahren war, wurden die Jugendlichen bereits im November von den Justizbehörden zu ihren Anschuldigungen befragt. "Die Zitate waren wohl nicht beweiskräftig genug", ist bei vielen der Ärger deutlich zu spüren. Die werfen Schulleitung und Staatsanwaltschaft vor, "den Skandal so klein wie möglich zu halten und die Angelegenheit am liebsten ganz unter den Teppich kehren zu wollen." "Hauptsache, der Ruf der Schule bleibt gewahrt", empört sich ein Schüler, der wie alle anderen aus Angst vor Repressalien seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Woran es hängt, daß es bei der Aufklärung dieses Falles klemmt, weiß im Grunde niemand. Den von verschiedenen Seiten laut gewordenen Verdacht, das Verfahren absichtlich in die Länge zu ziehen, verneint Oberstaatsanwalt Joachim Müller ("Das ist doch Unfug") vehement. Schließlich seien "seit Oktober bereits eine Reihe von Zeugen vernommen worden". Was allerdings in der Tat verwundert, ist die Tatsache, daß der Beschuldigte, der alle Vorwürfe der FR gegenüber bestritt, erst vor wenigen Tagen offiziell dazu gehört wurde. Zum derzeitigen Stand der Ermittlungen wollte Müller nichts sagen. "Erst wenn alles abgeschlossen ist, gibt's eine Bewertung."
Die "anonym aus der Gruppe heraus gemachten Vorwürfe", wertet der Beschuldigte selbst als "unerträgliche Unterstellungen". Er, der gehofft hatte, kurz nach den Herbstferien Verantwortlichen des Schulamtes gegenüber Stellung beziehen zu können, beklagt sich über "mangelhafte Fairneß". Politisch, betont er, würde er sich durchaus als konservativ einordnen, aber "in die rechtsradikale Ecke" lasse er sich nicht stellen. Die Situation scheint verfahren und unübersichtlich obendrein. Wenn klärende Gespräche gewollt worden wären, kritisiert der Lehrer, hätten sie längst stattfinden können.
Die Spekulationen über den Pädagogen gehen fürs erste weiter. "Das wird alles untersucht", beschied Walter Appenheimer, Direktor der Liebigschule, in einem knappen Kommentar. Bevor die staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht abgeschlossen seien, wolle sich die Schulleitung öffentlich zu den Vorwürfen nicht äußern.
Die Liebigschule, betonte Appenheimer, werde aber rechtsradikale Auffassungen in keiner Weise billigen oder unterstützen. Nach Informationen der Gießener Allgemeinen hat die Verwaltung der Gesamtschule die Vorwürfe unmittelbar nach Bekanntwerden an das Staatliche Schulamt weitergeleitet. Überdies soll der Lehrer im Herbst von seiner Unterrichtsverpflichtung in der Jahrgangsstufe 11 entbunden worden sein; in der Klasse 10 ist er weiter im Dienst.
Mit dem Leserbrief "Lehrer schadet Ansehen der Schule" hat eine anonym gebliebene Schülerin und "Betroffene" der Lehranstalt dieser Tage die öffentliche Debatte eröffnet. Was sei das für ein Lehrer, der statt "Hitler" vertraulich "Adolf" sage, der sie ermahne, diesen Mann doch nicht als "Prügelknaben" hinzustellen, und der doch allen Ernstes verkünde, daß diejenigen, die Hitler als "diktatorisch und kriegstreibend" bezeichneten, "Irregeleitete" seien?, empörte sich die junge Frau. Gerade in der augenblicklichen Situation, in der Gewalttaten durch Rechtsradikale und Neonazis nicht abrissen und die allgemeine Gewaltbereitschaft steige, dürften auch solche Leute nicht ungestraft davonkommen.
Wer hat recht? Und wer glaubt wem? Die Stimmung bei Schülerinnen und Schülern der Liebigschule jedenfalls ist gereizt. Das Unbehagen über die langwierigen Ermittlungen der Behörden wächst - bei allen Beteiligten. Aufklärung tut not. Ob der bereits entstandene Schaden allerdings so schnell wieder zu beheben sein wird, ist fraglich. "Da ist bereits viel Vertrauen kaputtgemacht worden", bringt ein Schüler das eigentliche Dilemma auf den Punkt. VOLKER TRUNK
Die Vignette produziert volle Straßen und finanziert leere Züge Für den sächsischen Umweltminister ist die Autobahn-Gebühr die Vorstufe zum ökologischen Super-GAU Von Arnold Vaatz
Es heißt in dem Beitrag: "Mit der Vignettenlösung" müsse "kurzfristig die ökologische Not-Reißleine zur Rettung der Bundesbahn gezogen werden", die mit 80 Milliarden Mark verschuldet ist und jährlich 15 Milliarden Verluste macht. Hier hat sich wohl ein kleiner Irrtum eingeschlichen; unter den möglichen "Not-Reißleinen" ist die Vignette keineswegs die ökologische Leine, sondern der Galgenstrick für die ökologische Steuerreform.
Es ist ein alter Wunsch der Umweltpolitiker, Einnahmen aus dem Straßenverkehr zu beziehen, um damit den Schienenverkehr zu stützen. Wenn beabsichtigt ist, etwa zehn Milliarden Mark an Einnahmen aus dem Verkauf von Autobahnvignetten zu 360 Mark pro Fahrzeug und Jahr zu erzielen und diese der Bahn als Verlustausgleich zu übergeben, scheint das genau in die richtige Richtung zu gehen. Die gleiche Summe ergäbe sich allerdings auch durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 15 Pfennig pro Liter Kraftstoff.
Welche Lösung ist nun vorzuziehen? Die "Vignetten-Lösung" gestattet es, ausländische Straßenbenutzer (also zum Beispiel Lastwagen aus NL oder DK) zur Kasse zu bitten; diese wären von einer Spritverteuerung nicht betroffen, weil ihnen eine Tankfüllung genügt, Deutschland zu durchfahren. Verlockend - gäbe es nicht auch gewisse Nachteile.
Die Vignette ist das Kunststück, den Straßenverkehr zu verteuern, ohne ihn zu verringern. Eher wird das Gegenteil eintreten: Wer die Vignette einmal erworben hat, macht sie umso rentabler, je öfter er sie nutzt. Weniger als vorher kommmt der Autofahrer in Versuchung, mit dem Zug zu fahren, sobald er eine Vignette erworben hat. Den deutschen Straßengüterverkehr aber soweit zu verteuern, daß die Bahn für ihn zu einer wirklichen Alternative wird, hieße, ihn gegenüber seinen ausländischen Konkurrenten über das politisch durchsetzbare Maß hinaus zu benachteiligen. Die Legitimation der Bahnförderung ist jedoch nicht der Denkmalschutz, sondern das Ziel, Verkehr von der Straße auf die Schiene umzuleiten. Die Vignette produziert volle Straßen und finanziert leere Züge. Schlimmer ist noch, besonders für die Wirtschaft in den neuen Bundesländern, daß die Vignette Gütertransporte nicht entfernungsproportional verteuert. Konkret: Die Vignette macht den Transport von Joghurt von Aachen nach Köln nicht teurer als von Aachen nach Dresden. So wird die natürlichste Form des Konkurrenzschutzes einheimischer Güter (nämlich über Transportkosten) durch die Vignette verwässert - durch die Mineralölsteuer hingegen gestärkt. Schlecht für den ostdeutschen Mittelstand.
Die durchschnittliche Entfernung zwischen Arbeits- und Wohnort in Deutschland ist besonders groß. Eine Mineralölsteuererhöhung könnte langfristig Wohnen und Arbeiten wieder annähern. Eine Vignette ist auch hier wirkungslos. Sie trägt im Gegenteil dazu bei, den ungerechten (deutschen) Weg der hohen Kraftfahrzeugsteuer de facto fortzuschreiben: Der Wenigfahrer finanziert dem Vielfahrer die Straßenbau-, Instandhaltungs- und Betriebskosten.
Nun rechtfertigt alles dies nicht die Bezeichnung "ökologischer Super-GAU" für die Vignettenlösung. Das Wort drängt sich dann auf, wenn man bedenkt, welche Weichen damit wie in der Umweltpolitik gestellt werden. Professor Wicke legt in seinem Beitrag größten Wert auf die Versicherung, es handle sich bei dem Vignettenplan "ausdrücklich" um eine "Übergangslösung". Da schwingt die Sorge vor einer Verstetigung solcher Lösungen mit: Denn dies wäre die prinzipielle Abkehr von der Idee einer ökologischen Steuerreform. Damit wäre eine der ganz wenigen Hoffnungen auf eine ökologische Wende überhaupt zerstört: Die Steuer als Werkzeug zur Verteuerung lebenswichtiger Ressourcen. Wenn wir die riesigen öffentlichen Finanzdefizite nicht als Einladung zu dieser Steuerreform verstehen, wenn diese Reform nicht heute so konjunkturverträglich wie möglich, aber tapfer und entschlossen begonnen wird, dann wird sie nie begonnen. Die Beerdigung dieses Gedankens ist der ökologische Super-GAU. Eine spätere Hinwendung zur Mineralölverteuerung (als Teil einer ökologischen Steuerreform) lassen die Pläne von elektronischen Abtastsystemen für Autobahnbenutzer aber nicht erwarten. Genauer: Sie machen den eingeschlagenen falschen Weg unumkehrbar, denn Investitionen verpflichten. Die Prozedur, aus der kilometerunabhängigen Vignette eine kilometerabhängige Gebühr zu machen, bedeutet - anders als im Falle der Mineralölsteuererhöhung - einen zusätzlichen Milliardenaufwand an Erhebungskosten (Lichtschrankensystem), den der Autofahrer bezahlen wird. Die Höhe dieser Zusatzkosten wäre zu vergleichen mit dem gegenwärtig einzigen pro-Vignette- Argument, den Einkünften aus der Kosten- beteiligung ausländischer Kraftfahrzeuge. Geht dies negativ aus und bleibt es dennoch bei der Vignette, so ist als Motiv einzig übrig: Das erklärte Ziel, die Autobahnen zu privatisieren; dies wohl mehr aus ideologischen Gründen als aus rechnerischen: Die vom Erwerber aufzubringende Verkaufssumme - einschließlich der Zinsen für hierfür aufgenommene Kredite - muß durch einzutreibende Autobahngebühren refinanziert werden (Mineralölsteuern stören hier wieder). Die Last trägt der Gebührenzahler sowieso. Wenn sich Privatisierung als Rezeptur zur Betriebskostenminimierung nahezu immer empfiehlt, so tut sie dies gerade nicht im Fall der (bestehenden) Autobahnen. Dort sind die Betriebskosten bereits vernachlässigbar gegenüber den Kapitalkosten. Autobahn-Neubauvorhaben zu privatisieren - dies wäre dagegen tatsächlich einen Versuch wert, weil es sich wahrscheinlich rechnet.
Bleibt die Frage, wie eine Beteiligung ausländischer Verkehrsteilnehmer an der Verkehrsfinanzierung erreicht werden soll. Hier bedarf es größerer Veränderungen. Die enorme Finanzlastdifferenz, die zwischen einem holländischen und einem deutschen Spediteur besteht, ist zu beseitigen (die Vignette läßt die Differenz konstant). Sodann könnte sich ein weniger verzerrter Wettbewerb einstellen, der zunächst die von ausländischen Spediteuren in Deutschland zurückgelegte Kilometerzahl verringern wird.
Unumgänglich scheint es, einen europäischen Verkehrslastenausgleich zu vereinbaren, der die Quellverkehrsländer zu einer Beteiligung an den Kosten zwingt, die den Transitländern durch zusätzliche Bereitstellung von Verkehrsraum entstehen. Aber hier baut die Vignette den Ergebnisdruck nicht auf, sondern ab.
Bisher unerörtert blieb die durch die Vignette mitfinanzierte Bahnreform. Diese ist auf die beschriebene Weise finanzierbar und dringend erforderlich. Das Konzept des Bundesverkehrsministers hierzu ist vom Ansatz her von entwaffnender Logik, bricht jahrzehntelange Verkrustungen auf und könnte die Bahn attraktiv machen. Allerdings stellt sich die Frage, was auf jene Länder zukommt, die ein dichtes Streckennetz mit vielen unrentablen Strängen aufweisen - wie das für Deutschlands Sackgasse, den Freistaat Sachsen, zutrifft.
Wenn beabsichtigt ist, die unrentabelsten Eisenbahnstrecken in Länderobhut zu übergeben, dann müßte Sachsen die meisten Nebenstrecken stillegen. Mecklenburg-Vorpommern mit seiner vergleichsweise geringen Streckendichte bliebe von dieser Roßkur ziemlich verschont, ebenso alle Westländer, die eine solche Prozedur schon hinter sich haben. Schlechte (Fahr)Karten.
Die Arbeitsgruppe "Umwelt und Verkehr" der Umweltministerkonferenz hat dagegen festgestellt, daß Erhöhungen der Mineralölsteuern von
- acht Pfennig pro Liter eine Halbierung der Tarife im Öffentlichen Personen-Nahverkehr aller Westländer
- fünf Pfennig pro Liter eine Halbierung aller Schienenpersonenverkehrstarife in den Westländern
- sechs Pfennig pro Liter eine Halbierung aller Schienengüterverkehrstarife in den Westländern
- drei Pfennig pro Liter eine Absenkung dieser drei Tarife auf das gleiche Niveau in den Ostländern ermöglichen. Setzt man für Investitionen für Standardangleichung im Bereich Schiene des Ostens an den Westen nochmals einen Mineralölsteuerbedarf von 23 Pfennig pro Liter an und will man ferner die aus der Vignette erwarteten Einnahmen durch Mineralölsteuern kompensieren (15 Pfennig pro Liter), dann ergäbe sich ein Mineralölsteuererhöhungsbedarf von 60 Pfennig pro Liter, der in einigen Jahren stufenweise zu decken wäre. Dieser Gesamtbetrag erbrächte einen Benzinpreis (Super-bleifrei) von circa zwei Mark pro Liter. Inflationsbereinigt lägen dann die Spritkosten immer noch unter denen von 1980 im Westen Deutschlands.
Soll zusätzlich einmalig und sofort die Schuldenlast von Bundes- und Reichsbahn abgelöst werden, dann müßte die Mineralölsteuer ein Jahr lang um eine bis 1,20 Mark pro Liter erhöht werden und könnte sodann wieder auf den ursprünglichen Wert zurückgeführt werden (ein solches Schockprogramm wird freilich nicht sinnvoll sein, aber man könnte den Weg ja konjunkturverträglich gestalten). Dies wäre eine "ökologische Not- Reißleine", die ihren Namen verdient.
ESCHBORN. Eine effektivere, professionellere Stadtverwaltung, Redlichkeit und Transparenz sowie mehr Bürgernähe versprechen die Sozialdemokraten, falls es nach der Kommunalwahl eine neue Mehrheit jenseits von CDU und FDP in Eschborn geben sollte. Bei einer Pressekonferenz erklärte Stadtverordneter Willi Vöbel, der 130 Jahre alte öffentliche Dienst müsse im Sinne des Bürgerservice umgebaut werden. "Controlling" lautet das Zauberwort. Die SPD möchte Computer einsetzen, um die Fortentwicklung von Projekten laufend kontrollieren zu können. Bauprojekte, die ständig teurer würden als ursprünglich geplant, dürften nicht mehr zum Alltag gehören. Die SPD will auch externen Sachverstand einsetzen, um die Stadtentwicklung voranzutreiben und die Verkehrsprobleme zu lösen.
"Unredlichkeit" werfen die Sozialdemokraten der CDU / FDP-Koalition vor. 1000 Wohnungen habe sie versprochen, keine sei bisher gebaut. Sie brüste sich, den Haushalt ohne Kreditaufnahme zu finanzieren und lege dem Parlament gleichzeitig einen 5,4 Millionen Kredit zur Prolongation vor: "Eine Prolongation ist selbstverständlich eine neue Kreditaufnahme", sagt Finanzexperte Willi Vöbel.
Fraktionschef Otto Jehn stellte eine positive Bilanz der SPD-Arbeit in der vergangenen Legislaturperiode auf: Bereits 1990 habe die SPD beantragt, zehn Millionen Mark für den Wohnungsbau in den Haushalt hineinzuschreiben. Mit großem Gelächter sei dies abgetan worden. Inzwischen sei die CDU umgeschwenkt - "mit dezentem Druck von uns" - und habe selber neun Millionen für Wohnungsbau eingeplant. Ein Kinderhaus, in dem Krabbelkinder mit älteren Kids zusammenspielen, steht an der Spitze der SPD-Forderungen, die die CDU jedoch ablehne. Auch ökologische Verbesserungen wie doppelte Wasserkreisläufe, Kraft-Wärme- Koppelung und ein exemplarisch zu bauendes Niedrigenergiehaus habe die SPD immer wieder gefordert. Jehn rechnet mit einer Mehrheit von SPD, Grünen und Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) nach der Wahl. Ob diese Gruppierungen aber als Bündnis gemeinsam arbeiten werden, sei wegen "unsicherer BGE-Kantonisten wie Gerlinde Ingelfinger und Lothar Schröter die Frage." she
Zwölf Jahre ist es jetzt her, daß die Kultusministerkonferenz der Länder die Umwelterziehung zum offiziellen Bildungsauftrag für Schulen erhob. Drei Jahre hatten sich die Schulpolitiker Zeit gelassen, einen entsprechenden Auftrag der UNESCO-Weltkonferenz von 1977 in deutsche Lehrpläne aufzunehmen.
Die Diskrepanz zwischem hehrem Anspruch und schulischer Wirklichkeit gab für den Pädagogen Wilfried Buddensiek den Anstoß, umfassend über Möglichkeiten und Grenzen von Umwelterziehung im Schulalltag nachzudenken. Seine Studie stürzt den Leser in ein Wechselbad. Zunächst entwickelt er sorgfältige didaktische Konzepte, um dann zu dem Ergebnis zu kommen, daß innerhalb der traditionellen Schule ökologisches Lernen kaum möglich ist. Denn: Umweltprobleme überschreiten Länder- und Wissens- Grenzen, Schule bleibt im Dickicht von Stoffülle und Leistungsprinzip hängen.
Man könnte das Buch achselzuckend weglegen, wenn es bei diesem resignativen Fazit bliebe. Doch dann zeigt Buddensiek in ausführlichen Praxisberichten, wie das geschlossene System Schule für Umwelterfahrung geöffnet werden könnte. Er stellt Schulen vor, die mit Reformkonzepten erfolgreich versucht haben, den fachbezogenen Frontalunterricht zu überwinden, um Platz für ökologische Freiräume zu schaffen. Das Buch wendet sich an Eltern, Schüler, Lehrer. pe
Wilfried Buddensiek: Wege zur Öko- Schule, Verlage AOL & Die Werkstatt, Göttingen 1991, 389 Seiten.
RÖDERMARK. Mit Beginn des Sommerfahrplans am 23. Mai wird die Buslinie 961 von Frankfurt-Süd über Neu-Isenburg und Heusenstamm nach Ober-Roden - zunächst einmal begrenzt auf ein Jahr - vom Bahnhof bis zum Ärztehaus im Wohngebiet Breidert verlängert. Die entstehenden Mehrkosten von 100 000 Mark trägt die Stadt. Nach einem Jahr wird Kassensturz gemacht. Wenn es die Zahl der Fahrgäste erlaubt, die den neuen Service annehmen, kann der Vertrag zwischen der Rödermark, dem FVV und der Verkehrsgesellschaft Untermain jederzeit verlängert werden. Dabei will die Stadt darauf achten, daß der FVV nicht zweimal kassiert: Die 100 000 Mark für die Verlängerung und die Einnahmen aus den Fahrscheinen.
Worauf es der Kommune ankommt, sind bessere Anschlüsse zwischen dem Bus und dem "Rodgau-Expreß". Wenn der via Götzenhain - Neu-Isenburg ebenfalls zum Südbahnhof verkehrende 963er Bus aus Richtung Breidert kommt, sind bei Ankunft am Bahnhof Ober-Roden bei einigen Kursen nur zwei Minuten Zeit zum Umsteigen. Bei anderen Linien kommt der Bus drei Minuten, nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hat.
"Dies sind aber nach unserem heutigen Wissensstand einzelne Punkte, die selbst bei Einrichtung einer Stadtbuslinie nicht immer optimal, geschweige denn bei der 30 Kilometer langen Buslinie 961 zu regeln sind", heißt es in einem Magistratspapier. Selbst der frühere Beginn einzelner Umläufe einer Linie, der, oberflächlich betrachtet, keine Probleme bereiten dürfte, sei zum Teil nicht durchzusetzen. Auf der Linie führen einerseits viele verschiedene Busunternehmen, andererseits seien die Busse innerhalb der Linie derart verschachtelt, daß kein Spielraum vorhanden sei. Immerhin habe es die Stadt geschafft, daß sich mit dem neuen Fahrplan die Abfahrtszeiten des 963er vom Breidert aus in zehn Fällen zum Vorteil der Fahrgäste änderten. ttt
Ungeachtet aller Anstrengungen des Wohnungsamtes ist die Zweckentfremdung von Wohnungen für Büros und anderes Gewerbe in Frankfurt noch immer an der Tagesordnung. Das gleiche gilt für Hausbesitzer, die Wohnungen mutwillig leerstehen lassen - trotz der vielen tausend Menschen, die ein Dach über dem Kopf suchen.
Am 1. Januar 1993 fanden sich auf den Schreibtischen der Behörde unerledigte Zweckentfremdungsverfahren, die insgesamt 2418 ehemalige Wohnungen in der Stadt betrafen. Täglich machen Anrufe oder Briefe von Bürgern deutlich, daß mit Wohnraum Mißbrauch betrieben wird - im zurückliegenden Jahr 1992 zählten die Fachleute Hinweise auf 519 Fälle. Mindestens 70 Prozent kamen aus der Bevölkerung, die restlichen 30 Prozent steuerten andere Ämter oder Kontrollen bei. Am 1. Januar 1992 mußten sich die Beschäftigten des Wohnungsamtes noch mit 2552 Verfahren herumschlagen - das macht deutlich, wie zäh das Problem ist. Im Vordergrund steht der Mißbrauch von Wohnungen für gewerbliche Zwecke - 1344 Verfahren aus diesem Grund zählte das städtische Amt am 1. Januar 1993.
Kaum weniger schwerwiegend die Fälle, in denen der Verdacht besteht, daß Wohnungen mutwillig nicht vermietet werden. Am 1. Januar dieses Jahres lagen in der Behörde 880 Verfahren mit diesem Anlaß vor. In 194 Fällen schließlich sind Wohnungen zum Abriß vorgesehen - ob zu Recht, muß das Amt klären. Wichtig in diesem Zusammenhang auch die Auflagen, unter denen eine Abrißgenehmigung schließlich erteilt wird - in der Regel verlangt die Behörde den Bau entsprechend vieler neuer Wohnungen.
Im vergangenen Jahr erteilte das Amt die Genehmigung, insgesamt 204 Wohnungen abzubrechen - 14 215 Quadratmeter Wohnraum gingen so verloren. Die Eigentümer der Häuser verpflichtete die Stadt jedoch dazu, 758 neue Wohnungen mit insgesamt 50 979 Quadratmetern Fläche zu bauen.
Stehen der städtische Aufwand im Kampf gegen Zweckentfremdung und das Resultat in einem vertretbaren Verhältnis? Der rot-grüne Magistrat bejaht diese Frage eindeutig. In einem Bericht an die Stadtverordneten bilanzierte er, daß die 28 Mitarbeiter der Abteilung "Zweckentfremdung von Wohnraum" und ihre sechs Kolleginnen und Kollegen im bautechnischen Außendienst jährlich Personalkosten von 2,8 Mill. Mark verursachen. Allein aus Vertragsstrafen, Ablösebeträgen, Buß- und Zwangsgeldern wegen Wohnraumzweckentfremdung nahm die Abteilung 1992 etwa 1,37 Millionen Mark ein.
Alleine Bußgelder verhängten die Experten in diesen zwölf Monaten in Höhe von 2,3 Millionen Mark - es steht also noch viel Geld aus. Alle Bußgelder im übrigen, die erst vor Gericht erstritten werden, fallen nicht an die Stadtkasse, sondern kommen dem Land Hessen zugute.
Am Anfang der Legislaturperiode sah es mit dem Personal zur Bekämpfung der Zweckentfremdung düsterer aus: Damals standen nur ein Dutzend Beschäftigte zur Verfügung. jg
Erstmals sind sie mir am Selbstbedienungs-Salatbuffet des Hotels Palace im Zentrum Prags ins Auge gefallen. In größeren Gruppen bevölkern sie an Sommerabenden den Biergarten der Gastwirtschaft "U zvonarky" am Rande der Innenstadt. Sie sind - das merkt man am Fehlen des Stadtplans und am gewandten Umgang mit der hiesigen Kronen-Währung - keine Rucksacktouristen. Obwohl jede tschechische Firma oder Behörde, die etwas auf sich hält, inzwischen ihren westlichen Berater beschäftigt, gehören sie meist weder zu dieser krawattentragenden Species, noch zu der der Manager. Sie sind in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre alt und bewegen sich durch die traditionsreiche Stadt an der Moldau, als seien sie hier zuhause. Kein Zweifel: Die Amerikaner haben Prag für sich entdeckt.
Daß es sich bei dieser Feststellung nicht nur um persönliche Einbildung handelt, hat mir jetzt ein Artikel in der Prager Wochenzeitung Respekt bewiesen. Zwischen 10 000 und 25 000 Nordamerikaner leben nach Schätzung der beiden Autoren - einer in Prag lebenden US-Journalistin und einem tschechischen Journalisten - in der böhmischen Hauptstadt. Genaue Angaben sind nicht zu bekommen. Viele der Zuwanderer aus Übersee arbeiten als Englischlehrer, andere schlagen sich als Gitarrenspieler auf der Karlsbrücke durch, jobben als Kellner oder als Tellerwäscher.
Bei allem Streben nach Nonkonformismus nutzen die Kinder der US-Gesellschaft die Marktlücken der postkommunistischen Welt jedoch auch zu unternehmerischer Initiative mit geringem Kapitaleinsatz. Die so entstandene Pizzeria in einer Seitengasse der Nationalstraße floriert derart, daß Mitbesitzer Ron Stillmann (38) bereits an Filialen in Karlsbad, Pilsen und Budweis denkt. Kollege Loyd Grandy arbeitete nach der Wende zunächst als Englischlehrer in Prag. Als er am eigenen Leibe das Fehlen von Automatenwäschereien verspürte, eröffnete er den Waschsalon Laundrys King. Angeschlossen ist ein kleines Café, einer der wichtigsten Treffpunkte der Amerikaner in Prag. Das englisch- tschechische Sprachgemisch an der Kleinanzeigen-Pinwand von Laundrys King halten die Respekt-Autoren für die mögliche Wiege eines neuen Prager Slangs.
Nicht nur die Vertracktheiten der tschechischen Sprache scheinen der Grund zu sein, daß die jungen Amerikaner in einem selbstgebastelten Ghetto leben. Zwischen alteingesessenen Pragern und den "Reichen aus dem Westen", die bei Licht besehen mit ihren Jobs oft auch nicht mehr Geld machen als ein Durchschnitts- Prager, existiert eine hohe Schwelle. Sie zu überschreiten, machen sich nach Beobachtung der englischsprachigen Wochenzeitschrift Prague Post nur die wenigsten die Mühe. Zudem haben sich die US-Bohemiens in der böhmischen Hauptstadt inzwischen ihre eigene Kulturszene aufgebaut. Dazu gehört das englischsprachige Theater Black box und diverse Jazz- und Rockclubs. Drei englischsprachige Zeitungen - Prague Post und Business week sowie die 14tägige Prognosis - können ihr beachtliches Niveau in der 1,2-Millionen-Einwohner- Stadt sicher nicht nur mit einem interessierten tschechischen Leserkreis oder englischkundigen Zugereisten aus anderen Westländern gewährleisten. Vor US-Materialismus in den Postsozialismus emigrierte Nachwuchspoeten träumen - bis jetzt eine wunderschöne Illusion - von einem Wiedererstehen der Hemingway-Atmosphäre des Paris der 20er Jahre in Prag. Ihren mehr oder weniger dilettantischen Versuchen bieten die Zeitschriften Yazzik (Verballhornung des tschechischen Wortes jazyk=Sprache) oder Verlage wie Twisted spoon (Verbogener Löffel) oder Modra musa publishers (Blaue Muse-Verlag) ein Forum.
Verblüfft beginnt die tschechische Öffentlichkeit zu registrieren, welche bunten Vögel da aus dem amerikanischen Paradies zugeflogen sind. Ein Insider, der Prognosis-Chefredakteur Chris Scheer, erläuterte jetzt in der rechten Prager Tageszeitung Telegraf, daß die US-Generation X ihre Liebe zu Osteuropa entdeckt habe. Sie fühlten sich als "Posties", als danach: Nach der politisierten 68er Bewegung, nach der sexuellen Revolution, nach der Postmoderne. Anders als den karriere-, geld- und konsumgeilen Yuppies reiche den Posties trotz gehobenen Bildungsstandes ein "McJob" beim Klopsebrater McDonalds, um den Lebensunterhalt sicherzustellen.
"Wir suchen Bewegung und Veränderung, Leben, Geschichte und Kultur. Osteuropa ist das großartigste, was die heutige Welt in dieser Richtung zu bieten hat", schreibt Scheer. Vor allem seit die Los Angeles Times dem Prag- Boom beim US-Nachwuchs einen Artikel gewidmet hat, ist die kulturelle Re-Emigration in die Hauptstädte Ost- Mitteleuropas ganz offensichtlich zur Mode geworden. Die sozialismusgeschädigten Prager können das nicht so ganz nachvollziehen, denn ihnen gilt gegenwärtig alles als schick, was sie für US-Lebensstil halten. Daß die angestrebte tschechische Kopie der Reaganomics-Ära bei den eigenen Kindern die gleichen Folgen haben könnte wie bei den US-Posties, ist ihnen noch nicht aufgegangen.
ULRICH GLAUBER
HANAU. Die Hanauer Pro Familia, Vor dem Kanaltor 3, bietet noch Plätze für eine neue Selbsterfahrungsgruppe "Eßstörungen und weibliche Identität" an, die am Mittwoch, 10. März, beginnt. Die Partnerschafts- und Sexualberaterinnen Doris Kropp-Dietz und Brigitte Samide wollen gemeinsam mit den Teilnehmerinnen den Ursachen einer eingebildeten oder realen Fettschicht auf die Spur kommen. Die Gruppe trifft sich an zwölf Abenden, jeweils mittwochs von 19.30 bis 21.30 Uhr. Der Unkostenbeitrag beträgt 15 Mark pro Treffen. Interessentinnen sollten sich bis Freitag, 5. März, unter der Telefonnummer 21854 anmelden. res
MÖRFELDEN-WALLDORF. Keinen Beschluß haben der Haupt- und Finanzausschuß sowie der Bau-, Verkehr- und Planungsausschuß zum Raumordungsplan (ROP) gefaßt - alle vier Fraktionen sahen sich außerstande darüber zu befinden, da die Zeit zu kurz gewesen sei, um die Unterlagen zu studieren.
Diese Einschätzung teilte Bürgermeister Bernhard Brehl, der in dem Ausbleiben des Beschlusses keinen Nachteil für die Stadt sieht. Der Plan werde im Sommer für fünf Monate offengelegt - erst dann beginnt die offizielle Einspruchsfrist der Kommunen. Derzeit geht es nur darum, im Vorfeld Bedenken zu äußern.
Brehl wünschte sich aber, daß sich die nächste Stadtverordnetensitzung ausführlich mit dem Raumordungsplan befaßt, "denn die Bindungswirkung des ROP wird künftig größer sein". Bei den bisherigen zwei Plänen, die er in seiner Amtszeit als Bürgermeister miterlebt hat, sei die Raumordung kein Thema für die Stadtverordneten gewesen. lis
MARBURG. Ist in Marburg eine radikale Abkehr von "verkehrtem Verkehr" und Betonpolitik in Richtung autofreie Stadt angesagt? Eine umfassende Gesamtkonzeption zum drastischen Umsteuern schlägt jedenfalls der Kölner Verkehrsexperte Winfried Wolf in einer jetzt veröffentlichten Studie über Geschichte, Bilanz und Perspektiven des Marburger Verkehrs vor: Zweidrittel des Autoverkehrs soll verschwinden, Fußgängern und Radfahrern das Leben nach Vorbildern in den Niederlanden und Skandinavien leichtgemacht werden.
"Marburg muß wieder eine Stadt werden für die Menschen", so der Autor. Gerade die sozial Schwachen - Kinder, Mobilitätsbehinderte, Blinde - litten sehr unter der Dominanz der Blechlawine.
Durch eine sogenannte Sektorierung soll das Durchfahren der Innenstadt für private Karossen beendet werden. Rückgrat des auszubauenden ÖPNV soll, vernetzt mit einem engmaschigen Regionalbahnsystem, die Straßenbahn als "ökonomisch und ökologisch sicherste Lösung" sein. Andere Städte im In- und Ausland (Karlsruhe, Kassel, San Diego, Sacramento, Grenoble) hätten den Erfolg dieser Strategie bereits vorexerziert, auch solche von der Größe Marburgs.
Die 40 Jahre durch die Stadt betriebene Tram ist nach Wolfs Ansicht 1951 in Marburg nicht wegen mangelnder Gewinne abgeschafft worden, sondern durch eine "Allparteienkoalition für den motorisierten Individualverkehr". Der sichtbarste Ausdruck dieses "Autowahns", die Marburger Stadtautobahn (B 3), soll nach seinen Vorstellungen zur begrünten "Lahnallee" zurückgebaut, die stadtzerschneidende, soeben für 2,8 Millionen Mark sanierte Hochbrücke am Bahnhof gesprengt werden. Ein Sofortprogramm mit kleinen Maßnahmen, die schnell und billig umzusetzen wären, könne außerdem schnell für großflächige Verkehrsberuhigung sorgen. In Anlehnung an ein Modell in Bremen sei es außerdem möglich, den neu geplanten Stadtteil "Michelbach 2" bei guter Anbindung an den ÖPNV als autofreien Wohnort zu konzipieren. Als "ein Stück Utopie", aber als "machbare und bezahlbare Alternative" präsentiert Winfried Wolf sein Szenario, das er gemeinsam mit den Marburger Umwelt- und Verkehrsverbänden sowie Bürgerinitiativen aus Erkenntnissen über Entwicklung und Ist-Zustand des örtlichen Verkehrs entwickelt hat. BUND, VCD, Fahrradclub und der Bahn-Benutzerverband "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Schienenverkehrs" (AFS) haben auch die 20 000 Mark Kosten für die 220 Seiten starke, detaillierte "Fallstudie" aufgebracht.
10 bis 15 Jahre werden für den Verkehrsschwenk angesetzt, das neue Straßenbahnnetz könne Strecke für Strecke ausgebaut werden. Busse sollen nur noch als Zubringer und im völlig unterversorgten Umland fahren. Wolf veranschlagt insgesamt 250 bis 330 Millionen Mark für den genannten Zeitraum. Kritikern dieser horrenden Summen hält er in einer vernichtenden Bilanz die (bundesweit ähnlichen) Kosten des Individualverkehrs im Bereich der Polizeidirektion Marburg entgegen: Allein die Sachschäden durch Kfz-Unfälle summierten sich laut Polizeistatistik auf 25 Millionen Mark pro Jahr. Darin noch nicht enthalten: Umweltzerstörung, Waldsterben, Wasserverunreinigung, unerträgliche Lärmbelastung und dramatische Gebäudeschäden, wie am sanierungsbedürftigen Kulturdenkmal Elisabethkirche, der gutachterlich ein umgebendes Mikroklima wie an einem Industriestandort bescheinigt wurde.
Ausgeklammert ebenfalls Schmerz, Leid, Verkrüppelung, Verkehrstote und Verletzte. "Gelänge es nur, den Straßenverkehr und damit auch seine Kosten zu halbieren, so wäre allein aus diesen reduzierten Sachschadenskosten diese Alternative binnen 20 Jahren finanziert", ist Wolf überzeugt und hält dem Einwand, daß es hier um ganz verschiedene Kassen und Etats geht, eine volkswirtschaftliche Betrachtung entgegen: "Natürlich zahlen wir alle letzten Endes das Geld und die Zinsen für alle diese Kassen."
Auch Klima- und Umweltzerstörung durch die auf EG-Ebene und von Bundesverkehrsminister Krause (CDU) mit dem Bundesverkehrswegeplan anvisierte Fortführung der exzessiven Straßenbaupolitik machten das Umsteuern unausweichlich. "Diese Art von Automobilismus ist luxuriös und elitär", meint Fachjournalist Wolf mit Blick auf die Tatsache, daß sich 80 Prozent aller motorisierten Gefährte (inklusive ihrer Abgase) auf Nordamerika, Japan und Westeuropa konzentrieren, auf 18 Prozent der Menschheit. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gebe es mit 110 000 Pkw genauso viele wie in ganz Zaire.
Ganz bewußt haben die Marburger Umwelt- und Verkehrsverbände die Veröffentlichung der arbeitsintensiven Studie ("eigentlich Aufgabe der Stadt") in die heiße Phase des Wahlkampfs plaziert. "Damit der Druck jetzt von den Bürgern kommt", so die Marburger BUND-Vorsitzende Traude Ackermann, "machbar ist alles, es fehlt nur der politische Wille." Weil bereits viele unter dem Verkehr litten, sieht sie bei den Bürgern durchaus die "Bereitschaft Opfer zu bringen" und das eigene Verhalten zu ändern.
Damit die auf Langzeitwirkung angelegte Studie nicht wie viele andere Gutachten in der Schublade verschwindet, habe man sie als ein für alle erhältliches Buch herausgebracht.
"Es gibt eindeutige Mehrheiten in der Bevölkerung für autofreie Innenstädte", beruft sich der Kölner Verkehrsexperte auf Umfragen der letzten Jahre. Wenn dennoch - auch von Politikern in Marburg - immer wieder das Gegenteil behauptet werde, antwortet Winfried Wolf mit einer Spur messianischer Ironie, auch Galilei habe sich mit seinen Wahrheiten erst sehr spät durchgesetzt.
ANDREA TERSTAPPEN
Winfried Wolf: "Die autofreie Stadt - Der Autowahn am Beispiel der Stadt Marburg an der Lahn - Geschichte, Perspektive und Alternative", Neuer ISP- Verlag Köln, 223 Seiten, 24 Mark.
GALLUS. "Geht doch einfach auf die Straße, wir fangen jetzt an." Diese Aufforderung von Hermann Müller, Mitglied der Stadtteilgruppe Gallus, richtete sich an die 50 Personen, die trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt, einem Aufruf der Stadtteilgruppe gefolgt waren. Die Kundgebung an der Ecke Frankenallee / Schwalbacher Straße sollte auf die Verkehrssituation im Gallus aufmerksam machen und den Anliegern für einen Moment vor Augen führen, wie friedlich die Gegend sein könnte, gäbe es weniger Verkehr. Zu diesem Zweck hatten die Kundgebungsteilnehmer für 30 Minuten eine Spur der Frankenallee blockiert.
Seit Jahren kämpft die Stadtteilgruppe um ihr Konzept: Verkehrsberuhigung im Gallus. Der Magistrat hatte 1989 den Ortsbeiräten die Kompetenz übertragen, mit fachlicher Hilfe ihre Vorstellungen zu entwickeln. Und vor vier Jahren wiederum hatte die Gruppe ihren Vorschlag dem zuständigen Ortsbeirat 1 vorgelegt.
Nachdem das Konzept zusammen mit dem Planungsbüro Retzko & Topp überarbeitet worden war, wurde es vom Stadtteilparlament verabschiedet und an den Magistrat weitergeleitet - vor zwei Jahren. Lutz Weber von der Stadtteilgruppe meinte dazu: "Wir haben frühzeitig ein schlüssiges Konzept vorgelegt. Die Frankenallee wird immer mehr zum ,Schleichweg&rquote; in die Innenstadt." Seit zwei Jahren habe der Magistrat nicht reagiert, obwohl die Mittel im Haushalt dafür eingesetzt worden seien.
Einige Straßen wurden zwar verkehrsberuhigt - die Folge war noch dichterer Verkehr in den anderen Straßen. Die Gruppe ist davon überzeugt, nur ein schlüssiges Gesamtkonzept könne die Probleme lösen. Durch die vielen Neubauten und die dadurch entstehenden neuen Arbeitsplätze im Gallus, werden der Verkehr und damit auch die Probleme zunehmen. In der Stadtteilgruppe haben sich verschiedene Vereine, Verbände und Anwohner des Gallus zusammengeschlossen, um Probleme des Stadtteils gemeinsam anzugehen.
Außer den Kirchengemeinden und verschiedenen Sozialeinrichtungen aus dem Stadtteil sind auch der spanische Elternverein und das türkische Volkshaus in der Gruppe engagiert.
Das Verkehrskonzept der Gruppe sieht vor: Die Frankenallee wird von zwei Spuren auf eine Spur in jede Richtung verengt. Der Grünstreifen in der Mitte der Allee soll verbreitert und für den geplanten Wochenmarkt genutzt werden. Die großen Straßen in Richtung Innenstadt, beispielsweise die Kölner Straße, sind durch Umbau zu unterbrechen, um ihnen damit den Charakter von "Rennstrecken" zu nehmen. In ihrer kurzen Rede erinnerte die Pfarrerin der Friedenskirche, Christiane Hoffmann, die Teilnehmer daran: In unmittelbarer Umgebung der Kreuzung Frankenallee / Schwalbacher Straße liegen Schulen, Horte, Kindergärten und ein Seniorenheim. Und vor allem Kinder und alte Menschen seien aber die Opfer des Straßenverkehrs.
Gerade deshalb sei es dringend erforderlich, die Frankenallee zu "entschärfen". "Nur so kann gewährleistet werden, daß das Gallus auch in Zukunft lebenswert bleibt." ova
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte
Eschborn. Stadthalle: Tourneetheater Greve mit Max Frisch satirischer Komödie "Biedermann und die Brandstifter", 20 Uhr.
Museum / Stadtarchiv, Eschenplatz: "Eschborner musizieren für Eschborn", Werke von Weber, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart, Schubert, Strauss u.a., 20 Uhr. Filmspiegel
Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Flörsheim. Flörsheimer Keller: Kinderfilmnachmittag "Wolfsblut" (15 Uhr); Abend des guten Films "Wall Street" (19.30 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (15, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Der Club der toten Dichter (17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Dracula (20.15 Uhr).
Schwalbach. Kino im Bürgerhaus: Von Mäusen und Menschen, 20 Uhr. Ausstellungen
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?", Ausstellung der AsF, Eröffnung, 20 Uhr. Vorträge / Kurse
Bad Soden. Katholische Kirchengemeinde: "Markusevangelium", Ref. Dr. J. Hainz, katholisches Gemeindezentrum, Salinenstraße, 20 Uhr.
Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr. Parteien / Parlamente
Bad Soden. Die Grünen: Stammtisch, Sportklause Kluge, Brunnenstraße, 20 Uhr.
Eschborn. SPD: Wahlkampf-Abschlußveranstaltung mit Hans Eichel, Karin Gerhard, Gerd Mehler und Otto Jehn, Moderator Dieter Dehm, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 19.30 Uhr.
Wahlkampfveranstaltung mit Hans Eichel und Hans Scheibner (Kabarettist), Stadthalle, 20 Uhr.
Kriftel. Jusos: Diskussionsrunde "Was tun?", Perspektiven Rot-Grüner Politik in Kriftel und im Rhein-Main-Gebiet, Jugendtreff, Frankfurter Straße 39, 20 Uhr.
Schwalbach. Unabhängige Liste: Diskussionsveranstaltung "Weniger Autoverkehr - was kann der Bürger tun?", Historisches Rathaus, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe
Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 12.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr. Offene Treffs
Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Vereine / Organisationen Hochheim. Kolpingfamilie: "Sekten auf dem Vormarsch (I)?", Vereinshaus, Wilhelmstraße, 20 Uhr.
Hofheim. BUND: Aktiventreffen bei Sandra Heiland, 19.30 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.
Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.
Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren
Eschborn. Evangelische Andreas Kirchengemeinde Niederhöchstadt: "Bauernregeln und Volksweisheiten", Gemeindezentrum, Langer Weg 2, 15 Uhr.
Flörsheim. Altenclub St. Gallus: Treffen im Pfarrgemeindezentrum, 14.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Seniorentreff, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche
Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr.
Kelkheim. Plenarsaal des Rathauses: "Die wilde Sophie", Theater "Pfütze", 15.30 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Grüne Tomaten (20 Uhr), Emmerich- Josef-Straße 46 a.
Ausstellungen MKW, Brüningstraße 1: "ErneuerbareEnergien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.).
Parteien / Parlamente Höchst. CDU: "Politik aus erster Hand", Petra Roth und Walter Wallmann laden ein, Hotelschiff Schlott, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.
DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Unterliederbach.Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Kinderprogramm "Fridolins Puppentheater", 10, 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Gemeindeparty "Wir ab 50", 14 bis 19 Uhr, Wartburgstraße 1.
WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Hoffmanns Erzählungen, 19.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (17, 19.45 Uhr); 1941 Wo bitte geht's nach Hollywood?" (22.15 Uhr). Ausstellungen Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Thematische Führung "Ein Bürger unserer Stadt - Alexej von Jawlensky", 18.30 Uhr, Öffnungszeiten 10 bis 20 Uhr. Kurse / Vorträge Familienkundliche Gesellschaft für Nassau und Frankfurt e. V.: Dr. Hartmut Heinemann "König Adolf von Nassau und seine Familie", Vortragsraum des Hessischen Staatsarchivs, Mosbacher Straße 55, 17 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38 -40, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr. Sonstiges Evangelisches Dekanat Wiesbaden- Wallau: Tagung der Dekanatssynode, evangelisches Gemeindehaus, Kirchspiel 34, 18 bis 21.30 Uhr.
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Keine Sekunde läßt die Erdfunkstelle bei Merzhausen mit ihren Schüsseln den neuen DFS 3 Kopernikus aus dem elektronischen Auge Usingen hütet die Satelliten-Schäfchen Fernseh- und Radioprogramme werden übertragen / Viel Geld steht auf dem Spiel Von Thomas Stillbauer USINGEN. Wenn Sie Helmut Kohl heute im Nachrichtenkanal "n-tv" entdecken sollten, dann haben Sie das der Erdfunkstelle Usingen zu verdanken. Denn seit gestern hat das Zentrum zwischen Wilhelmsdorf und Merzhausen das Kommando über den Telekom-Satelliten DFS 3 Kopernikus übernommen - und damit die Kontrolle über das gesamte deutsche Satellitensystem. Die Bürgermeister von Usingen und Neu-Anspach, Detlef Ortmann und Rudi Rübsamen, erlebten "live" eines der ersten Computerkommandos ins All. Am 12. Oktober des vergangenen Jahres startete auf Cape Canaveral in Florida eine Delta-Rakete und schoß DFS 3 in die Erdumlaufbahn. In 36 000 Kilometer Höhe drängelte sich der Satellit zwischen die mehr als 300 Artgenossen, die sich in gleicher Höhe rund um die Welt synchron mitdrehen: im sogenannten geostationären Orbit. Bei 23,5 Grad Ost setzte sich "der Neue" an die Stelle von DFS 1, der bereits seit Juni 1989 vor Ort ist und nun an DFS 3 seine Aufgaben übertrug. Die da wären: Fernseh- und Hörfunksignale an die Kabelnetze und Direktempfänger weitergeben.
13 Fernsehprogramme, von "Arte" bis "Vox", gehören zum Repertoire, außerdem das digitale Satellitenradio (DSR) in CD-Qualität. Kollege DFS 2, seit Juli 1990 unterwegs, kümmert sich um Datendienste und Telefon. Bis Donnerstag hatte das Kontrollzentrum im bayerischen Oberpfaffenhofen den Mikrowellenüberträger betreut und in Position gebracht. Dann übernahm Usingen, und Hans-Albert Jack, der Leiter der Erdfunkstelle, versprach: "Wir werden ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen." Rund um die Uhr muß die Position korrigiert werden. Alle drei Stunden vermessen die Mitarbeiter die Umlaufbahn neu. Kein Wunder: Würde einer der drei aus der Kopernikus-Familie ausfallen, kostete das die Telekom 150 Millionen Mark. Fielen zwei aus, wäre das ganze Netzwerk unnütz - und das hat immerhin zwei Milliarden Mark verschlungen.
DFS 3 ist etwa sechs Meter hoch. Seine Flügel, auf denen 20 000 Solarzellen befestigt sind, haben etwa 15 Meter Spannweite. Mit dem gesammelten und in Strom umgewandelten Sonnenlicht sättigt der Satellit alle seine Funktionen. 1500 Watt braucht er dafür. Zum Vergleich: Eine Herdplatte benötigt 1000 bis 2000 Watt. Nur für den Antrieb kann Kopernikus nicht mit dieser Energie sorgen. Dafür braucht er den "Sprit", den er mit in den Weltraum genommen hat. 1500 Kilogramm wog das Gerät beim Start. Wenn der Treibstoff verbraucht ist, bleiben noch 645 Kilo übrig; aber bis dahin vergehen zehn Jahre. Und in zehn Jahren soll ein europäisches Satellitensystem das Nationalitäten-Gedrängel im Orbit ersetzen.
19 Antennen stehen auf dem Usinger Gelände. Einst sei die Erdfunkstelle "die Wiege der Kurzwelle in Deutschland" gewesen, erinnerte Franz Joseph Henkel, der Leiter des Fernmeldeamtes Eschborn. Aber die Kurzwelle hatte keine große Zukunft: Vor zwei Jahren kam das "Aus" für die letzte Usinger Kurzwellenantenne. In den 60er Jahren waren Seefunk-Kabel mit Zwischenverstärkern der letzte Schrei, um Signale von Kontinent zu Kontinent zu leiten. Seit 1978 machen die Satelliten die Nachrichten- und Datenverbreitung um vieles leichter. Denn ein Satellit ist, so erklärte Henkel, "eigentlich wie ein sehr hoher Richtfunkturm". Nur ohne Turm.
WEILROD. Der Ortsteil Niederlauken wird bald ein rund 1,12 Millionen Mark teures Dorfgemeinschaftshaus für Bürger und Vereine erhalten. Nach Ansicht des Ersten Beigeordneten Günter Vollberg sind jetzt nach den abschließenden Verhandlungen mit der kommunalen Finanzaufsicht - "wir hängen nun einmal am finanziellen Tropf", so Vollberg - alle Voraussetzungen für den raschen Baubeginn gegeben.
Das neue Haus soll vorrangig die freiwillige Feuerwehr Niederlauken beherbergen; mit dem Kreisbrandinspektor wurden deshalb Entwürfe abgestimmt und dem hessischen Innenministerium zur Prüfung vorgelegt. Von dort war bereits im Dezember des vergangenen Jahres ein Bewilligungsbescheid über Landeszuschüsse in Höhe von 272 000 Mark erteilt worden. Die Planung wurde nach Angaben Vollbergs insbesondere auf die Belange der Feuerwehr abgestellt. Sie wird in dem Gebäude Platz für ihr Löschfahrzeug, einen großzügigen Umkleideraum, Lagerflächen und einen Schulungsraum für die Ausbildung erhalten.
Insgesamt wird das Dorfgemeinschaftshaus Niederlauken eine Nutzfläche von 215 Quadratmetern und neben weiteren 150 Quadratmetern Funktionsfläche einen Gemeindesaal für etwa 125 Personen mit Foyer, Garderobe, Küche, Toiletten und Nebenräumen erhalten.
Finanziert werden soll das Gemeinschaftshaus - neben dem Geld des Innenministeriums - mit Krediten der Gemeinde beim hessischen Investitionsfonds und "umfangreichen Eigenleistungen" (Vollberg) der Feuerwehr und der Vereine im Dorf. "Wir setzen besonderes Vertrauen in die Erfahrung und Präsenz des von der Gemeinde beauftragten heimischen Architekten, da eine gutorganisierte Eigenhilfe zu einer wesentlichen Begrenzung der Baukosten beitragen kann - wie sich dies auch schon in anderen Weilroder Ortsteilen, zum Beispiel beim Oberlaukener Feuerwehrgerätehaus, bewährt hat", erklärt der Erste Beigeordnete.
Wenn der Bauantrag jetzt zügig bearbeitet werde, steht nach Einschätzung Vollbergs aufgrund seiner Vorgespräche mit der Bauaufsichtsbehörde einer rechtskräftigen Baugenehmigung kein Hindernis mehr entgegen. Ein rascher Spatenstich könne dann dafür sorgen, daß sich bereits bei dem bekannten Lauker Heckenfest zu Pfingsten der Rohbau abzeichne.
Mit der zugesicherten tätigen Mithilfe vieler Freiwilliger könnten die Bauarbeiten nach Hoffnung Günter Vollbergs vielleicht schon innerhalb der Jahresfrist beendet sein. "Niederlauken hätte dann seine gute Stube und einen lebendigen Mittelpunkt", sagt Vollberg. jd
DREIEICH. Die Grünen und Bürgerinitiativen-Liste haben der CDU vorgeworfen, den Magistrat für ihre Wahlwerbung zu vereinnahmen. Anlaß für ihre Kritik ist ein Faltblatt "Mit der CDU sicher durch Dreieich", in dem eine Radewegekarte des Magistrats aus dem Jahr 1986 abgedruckt ist.
Nach Ansicht der Grünen / BI hätte die CDU zumindest den Urheber des Radwegeplans, der im übrigen "eine völlig überkommene Konzeption" wiedergebe, in ihrer Broschüre nennen müssen. Im übrigen habe der Magistrat von ihm herausgegebene Dokumente bisher keiner Partei oder Wählergemeinschaft für ihre Wahlwerbung überlassen.
Bei der Stadtverordnetenversammlung am Dienstag, 2. März, der letzten vor der Kommunalwahl, wollen die Grübis die Angelegenheit zur Sprache bringen. In einer Anfrage wollen sie vom Magistrat wissen, was er unternehmen werde, um eine Vereinnahmung des Magistrats für Wahlwerbung künftig zu unterbinden. dac
MÖRFELDEN-WALLDORF. Er ist ein echter Walldorfer Bub, und darauf mit 75 Jahren auch stolz: Christian Zwilling, Alt- und Ehrenbürgermeister, der heute Geburtstag feiert. Ihm zu Ehren gibt die Stadt um 11 Uhr einen Empfang im Rathaus von Walldorf, jenem Gebäude, das 1966 unter Regie von Zwilling eingeweiht worden ist.
Seine Leistungen aus zwanzig Bürgermeister-Jahren von 1953 bis 1973 faßt Zwilling knapp in einen Halbsatz, der es in sich hat: "Das ganze Nachkriegsproblem von A bis Z über die Bühne gebracht." Die Versorgung mit Kanal, Wasser, Straßen und Schule, die Ausweisung von Neubaugebieten - kurz die Infrastruktur, auf der das heutige Walldorf beruht, entstanden in seiner Ära.
Dabei konnte sich der Bürgermeister lediglich 1968 bis 1973 auf eine absolute Mehrheit seiner SPD stützen. 1953 half ihm neben der eigenen Partei je eine Stimme von CDU und KPD in den Amtssessel. Mit wechselnden Mehrheiten konnte der Walldorfer bestens leben. Es war seine Maxime und sein Geschick, die anderen Parteien mit einzubeziehen.
Noch eines zeichnete ihn als Bürgermeister aus: "Seine glückliche Hand bei der Auswahl seiner Mitarbeiter", sagt seine Frau Inge, die es wissen muß, schließlich war sie in seiner Ära Leiterin des Steueramtes - "aber es ist mir gelungen, ihn zu heiraten." "Sie ist eben schlauer als ich", flachst Zwilling zurück, als wäre er frischverliebt und nicht schon seit 22 Jahren verheiratet.
Aber das mit den Mitarbeitern stimme: "Ich hatte einen tollen Verein, das waren Leute meines Vertrauens." In die Arnoulschule sei er gegangen, habe sich bei den Lehrern erkundigt und letztlich die richtigen Leute geholt, alles Walldorfer. Leute wie Reinhold Jakob oder Schorsch Cezanne, keiner, der später nicht mindestens Amtsrat gewesen wäre.
Seine humorig-grantelnde Art, die an Hans Moser erinnert, war mit ein Grund, daß sich Zwilling "einer gewissen Beliebtheit erfreute". 1971 bestätigten ihn die Stadtverordneten von SPD, CDU, FDP, UWG und NPD einstimmig. Obwohl noch auf sieben Jahre gewählt, quittierte Zwilling, der nach dem Kriege als Sekretär in der Stadtverwaltung Walldorf begonnen hatte, 1973 mit 53 Jahren den Dienst. Rheuma und Gicht waren der Grund, "daß ich doch oft darniederlag".
Wäre der populäre Zwilling im Amt geblieben, er hätte sich stärker mit Mörfelden arrangieren müssen. Das behagte ihm damals noch weniger als heute: Der Zusammenschluß 1972 von Walldorf, das seinerzeit schon über 10 000 Einwohner zählte, und Mörfelden sei erfolgt aus der Angst, von Frankfurt eingemeindet werden zu können. Als die Mörfelden-Walldorfer Hochzeit perfekt war, "hat sich gezeigt, daß das alles für die Katz' war" - die Frankfurter Expansionsgelüste seien längst passé gewesen, Walldorf hätte ebenso wie Raunheim auch als eigenständige Kommune bestehen können.
Was hält der Bürgermeister a.D. von der lokalen Politik heute? "Wenn man sieht, was nachgekommen ist - auch in der eigenen Partei", sagt er und hebt die Hand zum Stopp. "Ich will nicht zu offen sein." Er hat sich geändert: "Bevor ich herbe Kritik äußere, so wie früher, schweige ich heute lieber. Man hat auch eine gewisse Treuepflicht, das eigene Nest nicht zu beschmutzen."
Gemäß seiner Devise "mach' Dich rar, dann wirst Du wertvoll" hat sich Zwilling seit dem Ende seiner Amtszeit fast ganz aus der Politik und dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Dafür ist es mit dem Rheuma besser geworden. Er müsse nicht überall dabei sein, "nur weil ich mal etwas gemacht habe". Das sei Leuten wie dem Fritz Treutel in Kelsterbach vorbehalten (der hat angekündigt, auch nach Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen Höchstalters für Bürgermeister in irgendeiner Form für seine Kommune aktiv bleiben zu wollen).
Was wünscht sich Christian Zwilling für die Zukunft? "Daß ich dem Alter gemäß meine kleine Jagd noch ein bißchen weitermachen kann." Von diesem Hobby zeugen in seinem Haus in der Tannenstraße eltliche Geweihe an der Wand und das Fell eines Elches, das die Zimmerdecke ziert. Und als sei das sein Stichwort bellt Rauhhaardackel Bine, der Zwillings Liebling ist: "ohne Hund ist ein Leben nicht vorstellbar". Sonst noch Wünsche? Nein. "Ich bin wunschlos glücklich. Mir fehlt nichts, ich bin froh über das Leben, und wenn es eines Tages nicht mehr geht, ist der Abschied auch in Ordnung." Eines weiß Zwilling beim Blick zurück sicher: "Ich bin damals lieber ins Rathaus gegangen als heute zum Einkaufen." JÜRGEN GELIS
NIDDERAU. Fotos mit Fauna und Flora aus den Donau-Auen sind seit gestern im Foyer des Rathauses, Am Steinweg 1, zu sehen. Die Ausstellung "Auenblicke" zeigt Bilder des Bildjournalisten Eugen W. Krammig.
Mit der Schau setzt die Stadt ihre Reihe "Kultur im Rathaus" fort.
Die Öffnungszeiten entsprechen denen der Verwaltung: montags von 16.30 bis 18.30 Uhr, dienstags und donnerstags zwischen 8 und 12 Uhr. jur
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: VfR Ulfa - SG Steinberg/Glashütten, Sportfreunde Oberau - TV Kefenrod, SV Blau-Weiß Schotten - SV Orleshausen (alle Mittwoch, 19 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: FC Wallernhausen - SC Rot-Weiß Gelnhaar (Mittwoch, 18.30 Uhr).
KREISPOKAL BÜDINGEN, zweite Runde (Nachholspiele): SG Bindsachsen - VfB Ober- Schmitten, SG Eintracht Ober-Mockstadt - VfR Hainchen (beide Mittwoch, 19 Uhr). hdp
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: Sportverein Frisch Auf Emmershausen - SG Mönstadt (Mittwoch, 19.30 Uhr). hdp
"Spielgemeinschaften" dürfte im Fußballkreis Büdingen die Zauberformel der Zukunft lauten. Außer den alteingessenen Verbindungen SV Mittel-/Nieder- Seemen (Bezirksliga), SG Burkhards/ Kaulstoß/Sichenhausen (Kreisliga A) sowie SV Eichelsachsen/Wingershausen, KTSV Borsdorf/Harb (B-Liga Nord) sowie FSV Heegheim/Rodenbach und SV Burgbracht/Bösgesäß (B-Süd) existiert die Spielgemeinschaft Steinberg/Glashütten am längsten. Seit der Saison 92/93 gibt es mit der SG Wolf/Aulendiebach (A- Liga-Schlußlicht) sowie der SG Wolferborn/Michelau (B-Klasse) bereits zwei weitere Spielgemeinschaften. Dieser Trend dürfte sich aufgrund des fehlenden Nachschubs aus der Jugend bis zum Jahre 2000 noch erheblich verstärken.
Die rasante Talfahrt im Jugendbereich konnte zwar in den vergangenen drei Jahren gebremst werden, dennoch sieht es bei 66 am Spielbetrieb beteiligten ersten Mannschaften im direkten Unterbau, der A-Jugend (16 bis 18 Jahre), sehr bedenklich aus: Nur noch elf Mannschaften, somit rund 150 Aktive, jagen in dieser Altersklasse dem runden Leder nach. Blieben für 66 Mannschaften im Schnitt etwa zwei Spieler, maximal einer für die erste Mannschaft. In B- und C-Jugend sind es jeweils 16 Teams, in den unteren Altersklassen haben sich die Mannschaftszahlen zwischen 25 und 30 eingependelt. Seit 90/91 gibt es sogenannte "Pampers-Mannschaften" (Spieler/innen bis acht Jahre), die sowohl im Feld als vor allem auch in der Halle ihre ersten Fußballkenntnisse sammeln.
"Beim letzten Kreisfußballtag 1990 war der Jugend-Fußball ziemlich am Boden. Nur noch 111 Mannschaften nahmen am Spielbetrieb teil. Es mußte viel Basisarbeit geleistet werden", stellt Kreisjugendfußballwart Karl-Heinz Leo (VfR Michelau) in seinem Bericht zum bevorstehenden Kreisfußballtag in Merkenfritz (19. März) fest. Mit Dieter Böttcher und Arno Zielinski kümmerten sich zwei Lizenz- Trainer um die Auswahl-Mannschaften. Ferner gelang es diesem Gremium, entsprechende Betreuer für diese Formationen zu finden. Das ist ein Novum im Bezirk Frankfurt, zumal es hierfür keine verbandsseitige Bezuschussung gibt.
Der Fußballkreis Büdingen respektive die 69 Vereine ernten die ersten Früchte, denn die Zahl der Jugend-Mannschaften ist in den letzten drei Jahren um elf auf 122 angewachsen, wobei auch das Leistungsniveau zufriedenstellend ist.
Mit der JSG Kefenrod (A-Jugend), JSG Höchst (B-und C- Jugend) sowie dem SC Viktoria Nidda (C-Jugend) nehmen vier Teams außerhalb des Kreises am Spielbetrieb im Bezirk teil. Das starke Engagement in einigen Vereinen (überwiegend regeln Spielgemeinschaften den Jugendspielbetrieb) führte in jüngster Vergangenheit zur Auszeichnung mit dem Sepp-Herberger-Preis, der für "vorbildliche Jugendarbeit" an die KSG Ober-Seemen (derzeit als Bezirksoberligist Aushängeschild des Kreises Büdingen), die JSG Heegheim/Stockheim sowie die JSG Schotten/Eschenrod vergeben wurde. Auch in puncto Turniere (Feld und Halle) haben die Aktivitäten nach einem absoluten Tiefpunkt wieder zugenommen, was auch ein Verdienst des verbesserten "Sponsorings" ist. Die Unterstützung bei Hallenmeisterschaften, Pokal-Endspielen, aber auch in der Öffentlichkeitssarbeit durch Sponsorengesellschaften halfen den Verantwortlichen in ihren Bemühungen um den Jugend- und Schüler-Fußball ein großes Stück weiter. Dennoch reichen die jetzigen Spielerzahlen bei weitem nicht aus, um dauerhaft die erste und zweite Mannschaft von 66 am Spielbetrieb beteiligten Klubs/Spielgemeinschaften entsprechend aufzufüllen.
Als weiteres Problemkind im Kreis Büdingen gilt der Frauen-Fußball. Mit dem SV Phönix Düdelsheim, SV Lißberg, VfR Wenings und SG Eintracht Ober-Mockstadt (alle Bezirksliga, niedrigste Klasse) sind gerade noch vier Mannschaften am Punktspielbetrieb beteiligt. Mit der TSG Bleichenbach machte der weitaus erfolgreichste Verein (Landesliga) ebenso wie der BV Rinderbügen auf Kreisebene die Schotten dicht.
"Acht bis zehn Mann-schaften würden für die hiesigen Klubs geringere Fahrtstrecken bedeuten und alles wäre viel einfacher", appelliert Kreisfußballwart Bertold Jungmann (Glauberg), der erneut kandidieren will, an die Vereine, sich mehr mit diesem Thema zu befassen. "Die Gleichberechtigung hat überall Einzug gehalten, warum auch nicht beim Fußball?", verweist er auf mehr Attraktivität im Verein, letztlich auch höhere Mitgliederzahlen.
Liegt es am Erfolgsdruck, ist es eine Zeiterscheinung oder sind es schlechte (Bundesliga-)Vorbilder, die die Sitten auf den Spielfeldern zunehmend verrohen lassen? Auch im Kreis Büdingen mußten die beiden Kreisfußballwarte Bertold Jungmann und Gerhard Schröder (Stellvertreter), die zudem als Klassenleiter fungieren, mehr Bestrafungen als in der Vergangenheit aussprechen.
In den beiden B-Ligen waren in den drei Spielzeiten seit dem letzten Kreisfußballtag durchschnittlich etwa 50 Einzelrichter-Urteile pro Klasse fällig. Die Nord-Staffel stellte 90/91 mit 55 Vergehen einen "Rekord" auf. HANS-DIETER PUTH
Im zweiten "Ost-West-Vergleich" der beiden Frankfurter Fußball-Bezirksoberligen genießt der West-Vertreter Spvgg. 05 Oberrad am 9. März (19 Uhr, Beckerwiese) gegen den Ost-Verein FSV Bad Orb im Frankfurter Bezirkspokal-Wettbewerb erneut Heimrecht und gilt daher auch wiederum als klarer Favorit. Bereits der Hanauer Kreispokalsieger SC Eintracht-Sportfreunde Windecken blieb beim Frankfurter Cupgewinner (0:3) auf der Strecke. Nicht allein der sportliche Erfolgshunger, sondern vor allem der überaus attraktive Endspielgegner OFC Kickers sollte für die beiden anderen Halbfinalisten als zusätzlicher Motivationsschub dienen.
Der FSV Bad Orb, Überraschungs-Cupgewinner im Fußballkreis Gelnhausen (2:1 gegen den SV Bernbach) glaubt, eine bessere Rolle als Windecken beim West- Spitzenteam spielen zu können. Die FSV- Beobachter hoffen, ihre Lehren aus dieser Partie ziehen zu können. Ein Finale gegen den OFC Kickers würde auch im östlichen Main-Kinzig-Kreis für gut gefüllte Kassen sorgen. Allerdings müßte der Top-Favorit erst noch seinen Verzicht auf einen neutralen Platz bekunden. Zumal sich nur der Frankfurter Bezirkspokalsieger für das Viertelfinale des Hessenpokals qualifizieren kann.
Die Mannschaft von Spielertrainer Reinhold Jessl hatte in der ersten Bezirksrunde (sieben Kreispokalsieger) das Freilos gezogen und greift damit erstmals in diesen Wettbewerb ein. Die Spielstärke der Oberräder wird durch den Coup im Frankfurter Kreispokalendspiel (4:2 gegen den Oberligisten SG Rot-Weiß Frankfurt) bestätigt.
Der FSV Bad Orb, der am 7. März (15 Uhr, In der Au) seine Pokal-Generalprobe mit dem Bezirksoberligaspiel gegen den FC Hanau 93 zu absolvieren hat, hofft in den wichtigsten Saisonspielen nicht nur auf Ex-Profi Reinhold Jessl. Auf seinen Einstand hofft auch der 33 Jahre alte Julio Alvarez, der vom FSV Ravolzhausen zum FSV Bad Orb gewechselt ist und - bei erfolgreicher "Ablöseverhandlung" - Anfang März spielberechtigt wäre.
Mit dem spanischen Filigran-Techniker, der Oberliga-Erfahrungen beim FSV Frankfurt und Viktoria Aschaffenburg vorzuweisen hat und Jessl könnte sogar in Oberrad eine Überraschung möglich sein. Zumal auch Torwart Siegbert Stadler, der durch Sperren und Verletzungen wiederholt ausfiel, wieder an Bord ist. Die Zielsetzungen sind entsprechend hoch, wobei eine gute Position in der Bezirksoberliga noch wertvoller als große Pokal-Erfolge sein würde.
Erster Rückschlag in den Planungen des FSV: Stürmer Jochen Hirchenhain (acht Saisontore) will in der nächsten Runde als Spielertrainer zum FSV Geislitz abwandern. HANS-DIETER PUTH
Zum Bericht "Räuber bevorzugen die Bank an der Schnellstraße" am 24. Februar erreichte uns folgender Leserbrief:
"In zahlreichen Kommunen des Kreises wird der Ruf nach mehr Sicherheit, verstärkter Polizeipräsenz und weiteren Dienststellen laut" - so war es in der Lokal-Rundschau zu lesen in Verbindung mit der Veröffentlichung einer Statistik über Autoaufbrüche und Gewaltverbrechen im Main-Taunus Kreis.
Bedauerlicherweise hat man in dieser Angelegenheit von den etablierten Parteien in diesem Kommunalwahlkampf - jedenfalls bisher - nur allzu wenig oder kaum etwas gehört, während das ständige Herumpalavern über angebliche rechtsradikale Erscheinungen in unserer Gesellschaft Priorität hatte, gekoppelt mit dem Fernziel, unangenehme Kritiker mundtod zu machen und sie an den demokratischen Mitentscheidungen gänzlich auszuschalten. Nur weil sie den etablierten Parteien zu Recht ungemütlich werden und den Mandatsträgern an den Nerven herumzerren.
Schon längst hätte man sich gegenüber den zunehmenden Gewalttaten in diesem Bezirk, in der Stadt Frankfurt und ebenso in den anderen Teilen Deutschlands zu den angeblich so gepriesenen und wirksamen Ritualen von Lichterketten durchringen müssen. Leider blieben aber bisher Denkanstöße oder Initiativen in dieser Richtung aus.
Anscheinend haben unsere entsandten Parteivertreter in den Kommunen, ebenso in den Länderparlamenten sowie des deutschen Bundestages nicht den geringsten Spürsinn - sowie die leiseste Ahnung, von Kenntnissen ganz zu schweigen, was sich überall an Straftaten an der Basis des Staates auftut. Dank der polizeilichen Ermittlungen und ihrer Aufklärungsarbeit kommen dann doch noch - sicherlich nicht ganz zur Freude der politisch Verantwortlichen - die unglaublichen und erschütterndsten Berichte an das Tageslicht.
Abgekapselt in ihren eigenen Fahrzeugen genießen aber leider die Herren Parlamentarier in den Parteiämtern und in den Parlamentspositionen ihre unantastbare Selbstherrlichkeit, anstatt sich dem Publikum zu stellen - nicht nur in den Wahlkämpfen oder auf den aufgestellten Info-Ständen, sondern auch im täglichen Lauf des Lebens.
Jeder gewählte Abgeordnete sollte in gewissen Zeitabständen seiner parlamentarischen Würden über eine längere Zeit - vielleicht über zwei bis drei Monate - zu einer Autoentzugserscheinung verpflichtet werden und mit der Eisenbahn fahren oder auch andere örtliche Verkehrseinrichtungen benutzen - natürlich ohne die staatlichen Vergünstigungen und geldlichen Zuschüsse, die für Parlamentarier üblich sind, so wie jeder Bürger es auch machen muß, wenn er sich ohne sein vierrädriges Gefährt fortbewegen möchte - es sei, daß er zu Fuß läuft.
Mancher Volksvertreter - fast schon von Gottes Gnaden - würde das Grausen und das Fürchten gelehrt bekommen, wie es jedem einfachen Bürger auch geht, der nicht aus den Realitäten des Alltagslebens flüchten kann und beinahe tagtäglich mit den Verbrechen allerorts - in ihren unterschiedlichsten Erscheiungsformen - nahezu hautnah direkt oder indirekt - konfrontiert wird.
J. F. Wilhelm Hörnicke
6236 Eschborn/Taunus
Nicht in allen Instanzen für Kurcafé eingesetzt Zu den Vorwürfen gegen den Bad Sodener Kur-Geschäftsführer Huppert und den Konsequenzen schreibt FR-Leser Rudolf Schmidt:
Nachdem der Bürgermeister von Bad Soden bekanntgab, daß der frühere Kurgeschäftsführer entlassen sei, sind noch Frage offen. Anscheinend waren die Verfehlungen schon im Sommer bekannt, jedoch erst jetzt (zwecks Schonung der Familie) veröffentlicht. Zuerst der leise Vorwurf "er habe den Kurbetrieb nicht immer nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt"; das sagt man der Hausfrau, wenn sie nicht die täglichen Sonderangebote berücksichtigt. Dann bot der Bürgermeister zuerst für drei Monate, dann sechs Monate Gehalt, wenn er freiwillig kündige. Was er jedoch ablehnte. Persönliche Vorteilsnahme, Schwarzarbeiter auf fremden Namen geführt, wohl auch Steuer- und Versicherungshinterziehung usw. wurden bekannt.
War der Bürgermeister nicht verpflichtet, diese Unregelmäßigkeiten sofort den vorgesetzten Stellen zu melden? Durfte er sechs Monate warten, während jede Angestellte am nächsten Tag ohne Abfindung hätte gehen müssen? Die drei bzw. sechs Monatsgehälter wären doch auf Kosten der Stadtkasse Bad Soden gegangen, sie sich von ihrem "Ehemaligen" noch nicht erholt hat.
Herr Huppert gab die Schließung des Kurcafés bekannt, was der Aufsichtsrat dann aus der Presse erfuhr. Ich bezweifle, daß die Kurverwaltung sich voll für das Kurcafé in allen Instanzen eingesetzt hat, wo doch ein Kurort ohne Musikdarbietung nachmittags und abends bald "out" ist.
Positiv ist, zu erfahren, daß man anstrebt, den Umbau bis zum 1. April 1993 abzuschließen und wieder zu eröffnen. Was aus der Freiterrasse wird, ist noch unklar. Bei weiteren heißen Sommern hängt von ihr die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ab.
Rudolf Schmidt
Oeserstraße 146
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Das Kreiswehrersatzamt in Eschborn bleibt wegen der Schäden, die ein Brand verursacht hatte, noch bis Freitag, 5. März, geschlossen. Amtsleiter Peter Müller hatte gehofft, bereits am Montag wieder mit dem Dienst beginnen zu können, doch daraus wird nichts. Die Musterung einiger hundert junger Männer aus Frankfurt, Stadt und Landkreis Offenbach, Main-Taunus-, Hochtaunus-, Main- Kinzig- und Wetteraukreis fällt vorerst aus.
Techniker sind derzeit damit betraut, Telefon- und Computeranlagen sowie elektrische Leitungen in dem Bürohaus an der Mergenthalerallee instandzusetzen, die beschädigt worden waren.
Die von dem Feuer in Mitleidenschaft gezogenen drei Büroräume (in ihnen lagerten zahlreiche Akten von Wehrpflichtigen) sind von der Gesundheitsbehörde versiegelt, und das Institut Fresenius ist damit beauftragt worden, nach freigesetztem Dioxin zu suchen.
Der Schaden beläuft sich nach Angaben der Feuerwehr auf 250 000 Mark. Die Brandursache ist weiter ungeklärt, meinte ein Polizeisprecher auf Anfrage der FR. Die Ermittlungen seien noch in vollem Gange. Brandstiftung wird aber nicht ausgeschlossen. hu
HOCHTAUNUSKREIS. Dank einer Hausdurchsuchung - aus einem ganz anderen Anlaß - kam ein Schild "Hochtaunusstraße" wieder in die Hände der Besitzer. Gefunden wurde es unter dem Bett eines Bürgers aus einem anderen Kreis. Ob er sich wohl an eine Wanderung durch den schönen Taunus erinnern wollte? Korrekt war sein Verhalten allerdings nicht. Die Schilder, die auf Parkplätzen und Wegen im Hochtaunus angebracht sind, bleiben Eigentum der Gesellschaft Hochtaunusstraße, erklärt Geschäftsführer Hans-Georg Fritze.
Im Schnitt würden zehn dieser Schilder pro Jahr unerlaubt abgeschraubt und verschwänden in Kellerbars oder in Schränken, so Fritze. Kreisbeigeordneter Peter Barkey (FDP) appelliert deshalb als Vorsitzender der Gesellschaft, die Schilder unbehelligt zu lassen. Wer als Souvenir oder Geschenk ein solches Schild haben wolle, könne es für 79 Mark bei der Geschäftsstelle im Landratsamt Bad Homburg kaufen. Noch sei es nicht so wertvoll wie alte Maggi-Schilder - aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Zwei neue Hinweisschilder "Taunus" an der Autobahn Köln-Frankfurt, vor den Abfahrten Bad Camberg, können nicht so leicht mitgenommen werden - sie passen nicht in einen Pkw. Nach langem Hin und Her konnten sich die drei Antragsteller - der Rheingau-Taunus- Kreis, die Stadt Camberg und der Hochtaunuskreis - auf die jetzige Grafik einigen: die Hochtaunussilhouette mit den Feldbergtürmen. mbo
ESCHBORN. Einen speziellen Erste- Hilfe-Kursus bietet der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Eschborn an. Dabei wird gelehrt, wie Kindern in Notfällen zu helfen ist.
Der Kursus beginnt am Sonntag, 7. März, um 9 Uhr und dauert bis 17 Uhr. Die Gebühr beträgt 25 Mark für einzelne und 40 Mark für Paare. Unterricht wird unter anderem, was bei Fieberkrämpfen, Pseudokrupp, Atemstillstand und Verletzungen zu tun ist.
Anmeldungen nimmt der ASB bis 5. März in der Geschäftsstelle, Unterortstraße 65, Tel. 0 61 96 / 4 10 60, entgegen. kkü
HATTERSHEIM. Wer in den närrischen Tagen sein Glück bei der Tombola des Fastnachtumzuges auf die Probe gestellt hat, für den schlägt nun die Stunde der Wahrheit: Die Organisatoren haben die Preise ausgelost.
Den Top-Gewinn, eine einwöchige Busreise für zwei Personen nach Spanien erhält das Los Nr. 3316. Ein tragbares Fernsehgerät kommt der- oder demjenigen zugute, der das Los mit der Nr. 3723 in der Tasche hat.
Darüber hinaus gibt es noch über 100 weitere Preisträger (Alle Angaben ohne Gewähr). schu
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Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15).
C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18 und 20.30 Uhr)
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45), Stalingrad 17.15, 20.15).
Kino III: Kevin allein in New York (15), Bitter Moon (17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15).
Schöneck. Sternpalast: Sister Act (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont-Neuf (22).
Mühlheim. Augenblick: Seniorenkino: Grüne Tomaten (15 Uhr), Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Zeitlos: Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kein Pardon (20.30).
Casino: Alrmstufe: Rot (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Im Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41) werden Gedichte von Ernst Jandl aus den letzten Jahrzehnten verlesen.
Dreigroschenoper (Musical), 20 Uhr Stadthalle.
Nidderau. Autorenlesung, Klaus Göddert liest aus seinem Buch "Zager, Zedorn", (Ein Stückchen Dorfgeschichte), 20 Uhr Stadtbücherei Windecken. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkurse, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppenf ür kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt, 18 Uhr Italienischkursus für Frauen.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9 Uhr Seidenmalerei, 9.15 Uhr "Ermutigung, ein Weg im Umgang mit sich selbst und mit anderen", 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Turnen für Kinder, 15 Uhr Seniorentanz, 15 Uhr Schwälmer Stickerei, 15.30 Uhr Vorbereitung für Schulanfänger, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.45 Uhr Nähen, 20 Uhr Stillgruppe, 20.15 Uhr "Ein Kind wird erwartet" (Arztvortrag), Neubeginn folgender Kurse: 17.30 Uhr Ikebana, 19 Uhr Neues aus der Vollwertküche, 19.30 Uhr "Fernsehen: Ja oder Nein oder Wie?", 20 Uhr "Trotzalter = 2 Jahre = 13 kg geballte Energie". Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 bis 18 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Sprechstunde der Ortsvorsteherin Mittelbuchen, Ellen Schmitt, 18 Uhr Verwaltungsstelle Wachenbuchener Straße.
Bürgergespräch mit Stadtbaurat Jürgen Dressler, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.
Nidderau. Veranstaltung der SPD für Senioren "Windecke und Windecker uff aale Bilder", Dia-Vortrag, 14.30 Uhr Schloßberghalle.
Diskussions- und Informationsabend der SPD Heldenbergen, 20 Uhr Hessischer Hof.
Großkrotzenburg. Treffen der Juso AG, 20 Uhr Jugendzentrum. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Selbsterfahrungsgruppe für Väter, 20 Uhr Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21.
Sprechstunde Pro Familia 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Treffen der Gruppe "verwaiste Eltern", 19 Uhr Albert Schweitzer Kinderhort, Lamboystraße 33a.
Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten 9 bis 12 Uhr Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses, (Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr Erlenhalle.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Gelnhausen. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Rolf Friske, 14 bis 16 Uhr in der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Schulstraße7.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.
Treffen des Arbeitskreises Asyl, 20 Uhr Bürgerhaus Taubengasse Großauheim.
Bruchköbel. Treffen des Helferkreises für Asylbewerber, 16.30 Uhr im katholischen Pfarramt St. Familia, Telefon 7 15 85. Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchenge- meinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 15 Uhr Seidenmalerei im Gemeindezentrum Großkrotzenburg. Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter - Kind - Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 15 Uhr Seniorentreff, 18 Uhr offener Spiele- flur.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind- Gruppe.
Seniorengymnastik 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Seniorennachmittag, Hobbythek: 9 Uhr Nähen, 19.15 Uhr Patchwork, 19.30 Uhr Zeichnen/Aquarell.
Bruchköbel. Frauentreff, Einführungsabend in die Geheimnisse des Tarot Kartenlegens, 20 Uhr Spielhaus, Spielhausgasse. Seniorentreff: Vortrag zum Thema "Duales System/Gelber Sack", 15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe, 19.30 Uhr Frauenkreis.
Schöneck. Krabbelgruppe des Eltern- Kind-Vereins Struwelpeter für Kinder von 1 bis 2 Jahren, evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.
Langenselbold. Der Schwimmbadbus fährt ab 15 Uhr von allen Bushaltestellen ins Hallenbad nach Erlensee, Rückfahrt 17.30 Uhr.
Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder im Gemeindezentrum. Seniorentreff, 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.
Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, Gaststätte Da Raffaele.
Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus.
Seniorentreff: 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohl- fahrt im Bürgerhaus, 15 Uhr DRK- Gymnastikgruppe im DRK-Haus Ahornweg 3.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums 15 bis 21 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum, Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Wissens- und Hobbybörse in der SEKOS, 14 bis 18 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
HANAU. Die Nürnberger Symphoniker unter der Leitung von Andreas Delfs gastieren am Dienstag, 2. März, ab 19.30 Uhr in der Reihe "Sinfoniekonzerte" des Kulturamts in der Stadthalle Hanau. Den solistischen Part übernimmt der Pianist Volker Banfild, der seit 1975 Professor an der Hamburger Musikhochschule ist.
Auf dem Programm steht die Konzertfassung des Balletts "Die letzte Blume" des zeitgenössischen Komponisten Bertold Hummel nach einer Idee von James Thurber.
Außerdem wird ein Klavierkonzert von Johannes Brahms gespielt.
Karten gibt es bei CD-Tickets am Goldschmiedehaus, Telefon 25 85 55 - 56, und bei der Volksbühne in der Nürnberger Straße, 2 01 44. res
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
In der öffentlichen Debatte spielen Stasi-Akten eine große Rolle. Auskünfte und Mitteilungen des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR entscheiden über Menschenschicksale in Arbeitsgerichtsverfahren, in persönlichen Beziehungen zwischen Nachbarn und Freunden, in Strafverfahren, nicht zuletzt auch über Schicksale von Politikern aus den neuen Bundesländern. Der ganze öffentliche Dienst in den fünf neuen Ländern wird durch dieses Sieb gegeben. Die unabhängigen Parlamente stehen Schlange, um sich selber durch eine dem Bundesinnenminister unterstellte Bundesoberbehörde überprüfen zu lassen. Von der politischen Moral her erscheint es selbstverständlich, was geschieht. Vom demokratischen Selbstverständnis, vom Datenschutz und auch vom Grundsatz der Verhältnismäßigkeit her kann man einige Fragezeichen setzen. Während selbst schwere Straftaten verjähren oder Verurteilungen nach angemessener Zeit in den Registern getilgt werden, gibt es für Stasi-Verstrickungen keine dem Rechtsstaat angemessene Tilgung.
"Wir müssen uns der Wahrheit stellen", schreibt Bürgerrechtler Konrad Weiß im Spiegel-Spezial Nummer 1/1993: Stasi-Akte "Verräter". Das ist die eine Seite der Stasi-Medaille. Die andere Seite ist die Frage: Was ist Wahrheit? Um noch einmal Konrad Weiß zu zitieren: "Wer ihren Worten und Akten unbedingt glaubt, hat nichts vom Wesen ihres Systems begriffen."
Welchen Beweiswert haben Stasi-Unterlagen? Gegen wen können sie verwendet werden?
Für die eindeutigen Opfer des Systems sollte diese Frage nicht sehr bedeutsam sein. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz enthält in seinem Paragraphen 5, Satz 1, ein Verwendungsverbot personenbezogener Informationen über Betroffene oder Dritte, die im Rahmen der zielgerichteten Informationserhebung oder Ausspähung des Betroffenen gewonnen worden sind. Aber auch von diesem selbstverständlichen Gebot, daß Erkenntnisse aus rechtsstaatswidrigen Bespitzelungen nicht verwendet werden dürfen, gibt es bei schweren Straftaten wieder Ausnahmen. Diese Erkenntnisse dürfen unter Beachtung der Verwertungsverbote nach der Strafprozeßordnung verwendet werden. Das ist eine erstaunliche Regelung - erstaunlich negativ auch für die Opfer. Ein Beispiel: Eine unzulässige Telefonabhörung, die zwar gerichtlich angeordnet, aber durch das Gesetz nicht gedeckt ist, darf bei uns nicht verwendet werden (Urteil des Bundesgerichtshofes vom 24. August 1983 - BGHSt 32, Seite 70). Die rechtsstaatswidrigen generellen Abhörpraxen des Staatssicherheitsdienstes werden (nur) genauso behandelt wie ein falscher Gerichtsbeschluß eines unabhängigen Richters im Rechtsstaat. Hier scheint mir die Optik verdreht: Stasi-Bespitzelung war mehr als falsche Rechtsanwendung durch ein Gericht.
Und bei allen, die nicht Opfer waren?
In der Regel haben weder im Zivilprozeß noch im Strafprozeß die Stasi-Akten Beweiskraft.
Im Zivilprozeß (das gilt auch für arbeitsgerichtliche Verfahren) gelten die Grundsätze des Urkundenbeweises. Die Stasi-Akten sind keine öffentlichen Urkunden im Sinne des Paragraphen 415 ZPO wie zum Beispiel notarielle Verträge. Sie können also allenfalls wie Privaturkunden gewertet werden. Damit beweisen sie (Gegenbeweis ist zulässig!), daß die in ihnen enthaltenen Erklärungen von den Ausstellern abgegeben sind (Paragraph 416 ZPO). Damit enthalten die Stasi-Akten nie einen Beweis für die Richtigkeit ihres Inhalts, sondern immer nur, daß die Akte, die Aktennotiz von dem Verfasser stammt. Eine von Hauptmann X. unterschriebene Stasi-Notiz besagt also nichts über die Richtigkeit der Notiz, sondern nur darüber, daß die Notiz von Hauptmann X. stammt.
Der Inhalt von Stasi-Akten kann auch nicht einer amtlichen Auskunft (nach Paragraph 273, Absatz 2, Nummer 2, ZPO) gleichgesetzt werden. Der Staatssicherheitsdienst der DDR war keine nach rechtlichen Grundsätzen arbeitende Behörde. Der Staatsssicherheitsdienst kann nicht als "Amt" im Sinne unserer Rechtsvorschriften betrachtet werden.
Eine "amtliche Auskunft", die im Rahmen der Beweiswürdigung gewertet werden kann, ist allerdings eine Auskunft des Bundesbeauftragten. Beweiswert entfaltet sie nur insoweit, als sie die Existenz entsprechender Stasi-Unterlagen darlegt, nicht aber zu ihrem Inhalt.
Der Inhalt einer Stasi-Notiz kann dann nur Indiz sein, um weitere Beweiserhebungen, zum Beispiel durch Zeugenaussage des Verfassers der Notiz zu erheben, mehr aber auch nicht.
Im Strafprozeß gilt ähnliches. Nach einem Beschluß des Bundesgerichtshofes für Strafsachen vom 5. Mai 1992 sind Erkenntnisse des Ministeriums für Staatssicherheit allenfalls zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, um überhaupt Ermittlungen anstellen zu dürfen. Die aus ihnen zu entnehmenden Informationen bedürfen jedoch besonders kritischer Überprüfung, weil Aufgabenstellung und Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit den Erfordernissen rechtstaatlicher Sachverhaltsaufklärung in keiner Weise entsprochen haben.
Diesen rechtstaatlichen Erfordernissen im Umgang mit Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes scheint man insbesondere in Arbeitsrechtsstreitigkeiten nicht hinreichend Rechnung zu tragen. Auskünfte und Mitteilungen des Bundesbeauftragten darüber, daß über einzelne Personen Erkenntnisse vorliegen, werden als inhaltliche Bestätigung der Erkenntnisse fehlinterpretiert. Den Auskünften und Mitteilungen des Bundesbeauftragten wird damit entgegen ihrer mehr archivalischen und historischen Funktion eine beurteilende Funktion zugemessen. Mit rechtstaatlichen Kriterien ist eine solche bewußte oder unbewußte Fehlinterpretation nicht zu vereinbaren.
Hierbei scheint die Rechtslage bei den Tätern einfach zu sein, den Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit. Ihre Aktenvermerke, ihre Unterschriften belegen Mitarbeit. Insoweit können die Akten im Urkundenbeweis verwendet werden. Obwohl dies klar scheint, tauchen auch wieder Fragezeichen auf, insbesondere bei informellen Mitarbeitern. Die Unterschrift eines informellen Mitarbeiters unter einer Verpflichtungserklärung beweist die Verpflichtung. Wenn der informelle Mitarbeiter danach nur noch mündliche Berichte an seinen "Führungsoffizier" gegeben hat, beweisen die von diesem gefertigten schriftlichen Vermerke nicht die Wahrheit des Inhalts solcher Vermerke, weder daß es überhaupt einen mündlichen Bericht gegeben hat, noch gar den Inhalt des Gesprächs mit dem informellen Mitarbeiter. Wer den mündlichen Bericht beweisen will, müßte den seinerzeitigen "Führungsoffizier" nach den prozessualen Grundsätzen über "Zeugen vom Hörensagen" aussagen lassen. Das gilt um so mehr, als es dem betroffenen Verdächtigen auch nach einem Beschluß des Oberverwaltungsgerichts Berlin vom 27. Mai 1992 verwehrt ist, sich gegen die Weitergabe möglicherweise unrichtiger, ihn benachteiligender Informationen gerichtlich zu schützen. Man kann also nicht etwa den Bundesbeauftragten im Wege der einstweiligen Anordnung durch ein Gericht verpflichten, keine Auskunft über einen zu erteilen. (Der Beschluß ist in der Zeitschrift Landes- und Kommunalverwaltung 1992, Seite 417, abgedruckt.) Dieser fehlende Rechtsschutz ist nur hinzunehmen, weil es sich bei den Auskünften des Bundesbeauftragten eben nicht um die Verkündung von "Wahrheiten", sondern um Darstellungen aus den Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit handelt, die richtig sein können, die ein Indiz für Wahrheit sein können, die aber auch falsch sein können. Noch problematischer wird dies bei denen, die nicht Täter, aber auch nicht nur Opfer waren. Ich rede von den vielen, die in ihren beruflichen Funktionen in irgendeiner Form mit dem Staatssicherheitsdienst zu tun gehabt haben. Und das sind praktisch alle, die innerhalb des Gesellschaftssystems der DDR irgendeine herausgehobene Funktion gehabt haben: die Leiter von Kindertagesstätten, die Schulleiter, teilweise auch schon die Klassenlehrer, die Rechtsanwälte, die Ärzte, die herausgehobenen Mitarbeiter in der Produktion, viele Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, kirchliche Funktionsträger, die Professoren an den Hochschulen und Universitäten, und so weiter. Das ist nicht eine kleine Kaste von Auserwählten. Das ist, wenn ich von den Bürgerrechtlern und Dissidenten (die ja auch eine Zeitlang Träger des Systems waren, wenn ich zum Beispiel an Havemann denke) absehe, die soziale Führungselite der DDR unterhalb der rein parteipolitisch geprägten SED-Führung gewesen. Das sind nicht alles Mitläufer, sondern das sind insbesondere diejenigen, die im DDR-System großgeworden sind, das System toleriert haben, und die das System menschlicher gemacht haben. Ich will keiner falschen DDR-Nostalgie das Wort reden. Nichts liegt mir ferner. Aber es gab eben nicht nur Schwarz und Weiß. Es gab nicht nur Unterdrücker und Unterdrückte. Es gab in der weltpolitischen Konstellation, in der das DDR-System entstanden war und 40 Jahre währte, sowohl in der DDR wie auch in der sich mit der DDR-Realität arrangierenden Bundesrepublik Deutschland eine breite Grauzone, die selbst mit dem Staatssicherheitsdienst notfalls Gespräche führte. Alle diese sind, worauf zum Beispiel der Kommentar von Klaus Stoltenberg zum Stasi-Unterlagen-Gesetz zu Recht hinweist (Einleitung Seite 70), weder zutreffend unter den Begriff Opfer noch zutreffend unter den Begriff Täter einzuordnen. Was beweisen für diesen Personenkreis Stasi-Akten? Was beweisen Auskünfte und Mitteilungen des Bundesbeauftragten? In der veröffentlichten Meinung ist es heute so, daß derjenige, der in Stasi-Akten nicht als Opfer auftaucht, publizistisch tot ist. Schon der Kontakt zum Staatssicherheitsdienst, der sich aus den Akten ergibt, reicht aus. Ob die Akten "wahr" sind, wird meistens nicht mehr hinterfragt. Die Beweislast wird auf denjenigen verlagert, der in den Akten auftaucht. Rechtlich ist das ein Irrglaube. Zu Recht hat der Bundesgerichtshof in dem schon zitierten Beschluß vom 5. Mai 1992 festgestellt, daß Akten und Erkenntnisse des Ministeriums für Staatssicherheit allein nicht geeignet sind, um einen dringenden Tatverdacht zu belegen (veröffentlicht in der Neuen Juristischen Wochenschrift 1992, Seite 1975).
Daß diese Rechtslage in der publizistischen Realität keine ausreichende Rolle spielt, ergibt sich aus der Medienwelt, in der wir leben. Deshalb ist es um so wichtiger, immer wieder darauf hinzuweisen, daß das geflügelte Wort "was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen", für Informationen aus Stasi-Unterlagen nur sehr eingeschränkt anzuwenden ist.
"Es geht um die Kinder!" heißt es auf Flugblättern des Deutschen Kinderschutzbundes. Und: "Kommt alle!" Die Kinderschützer veranstalten am heutigen Montag zwischen 10 und 22 Uhr einen Kindertag im Römer.
Morgens zwischen 10 und 12 Uhr geht es mit einer Live-Sendung des Hessischen Rundfunks (hr 1, Unterwegs in Hessen: Kinder aus dem Römer) los. Zwischen 12 und 18 Uhr informiert der Kinderschutzbund dann über seine verschiedenen Angebote: die Beratungsstelle in der Wielandstraße 31, das Kinder- und Jugendtelefon, die Lebenshilfen für unbegleitete Flüchtlingskinder, die Arbeit der Kinderschützer im Kinderausschuß und in der Verkehrskommission des Magistrats. clau
SACHSENHAUSEN. Nach rund zweijähriger Zwangspause werden jetzt die Straßenbauarbeiten unter der S-Bahn-Brücke in der Stresemannallee wieder aufgenommen. Bis zum Jahresende soll das seit 1988 andauernde Provisorium zwischen der Oskar-Sommer-Straße und dem Heimatring verschwinden und ein Gehweg, eine Bus- und Radspur sowie eine Fahrspur in jede Richtung entstehen.
Bereits im Frühsommer 1990 wurde die umgebaute Eisenbahnbrücke für den S- Bahnbetrieb freigegeben. Die geplanten Kanal- und Straßenbauarbeiten gerieten jedoch ins Stocken, nachdem Analysen des Erdaushubs eine "geringfügige Überschreitung" des zulässigen Grenzwertes bei vier Schadstoffen ergeben hatten. Die Bodenuntersuchungen schreibt das neue Hessische Abfallgesetz vor, das zu diesem Zeitpunkt in Kraft trat.
Der Antrag des Straßenbauamtes, den Erdaushub "noch als unbelastet und somit als Wirtschaftsgut zu behandeln", lehnte der Regierungspräsident (RP) in Darmstadt ab. Die Fachbehörden verlangten weitere zeitaufwendige Bodenuntersuchungen. Die Folge: Die laufende Ausschreibung für die Arbeiten mußte zurückgezogen werden. Lediglich für den Kanalbau wurde schließlich grünes Licht gegeben.
Die Entsorgung des leicht kontaminierten Erdaushubs gestaltete sich schwierig. Erst seit dem März des vergangenen Jahres besteht die Möglichkeit, leicht belastete Böden auf der Deponie Wicker zu verwerten. Über die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) stellte das Straßenbauamt einen entsprechenden Antrag, dem der RP im Sommer zustimmte. Damit war die Voraussetzung für eine erneute öffentliche Ausschreibung gegeben, die jetzt mit der Vergabe der Arbeiten endete.
Die Kosten für die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs beziffert die Stadt auf etwa eine Million Mark. jh
BAD HOMBURG. Die Gesellschaft Hochtaunusstraße hat einen neuen Vorstand. Bürgermeister Ernst Enzmann (Bad Camberg) verließ als letzter "Gründungsvater" nach 23 Jahren sein Amt als stellvertretender Vorsitzender. Sein Nachfolger - auch im Amt als Bürgermeister Bad Cambergs - ist Gerhard Reitz. Den Vorsitz, der gemäß Vertrag vom Kreisausschuß des Hochtaunuskreises vergeben wird, hat Kreisbeigeordneter Peter Barkey (FDP). Weitere Mitglieder des nunmehr siebten Vorstandes seit Bestehen der Gesellschaft sind Verkehrsamtsleiter Burkhard Bigalke (Bad Homburg), Bürgermeister Josef Braun (Schmitten), Erster Beigeordneter Günter Vollberg (Weilrod), Stadtrat Horst Krönung (Oberursel) und Gertrud Stöckl vom Hotel- und Gaststättenverband Usinger Land.
Als besonderes Ereignis für 1993 kündigt der Vorsitzende die Feier zum 20jährigen Bestehen an. Am 13. Oktober 1973 hatte der damalige hessische Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry die Hochtaunusstraße eröffnet. Einzelheiten verriet Barkey noch nicht. mbo
HATTERSHEIM. Über die australische Wüstenrennmaus ist hierzulande nicht allzuviel bekannt, nimmt man einmal die Gruppe der Zoologen aus, die sich von Berufs wegen um den Nager kümmern und die wunderlichsten Tiere studieren. Der niedliche Vierbeiner ist etwa so groß wie unsere kleine Feldmaus und zeichnet sich, wie viele Vertreter der Gattung, durch eine beachtliche Fortpflanzungsfähigkeit aus. Die muß auch jene Frau überrascht haben, die im Oktober vor einem Jahr gleich mit 19 Wüstenrennmäusen im Hattersheimer Tierheim vorbeikam, um die überraschend schnell gewachsene Schar der kleinen Nager in andere Hände zu geben. Im neuen Haus an der Mainzer Landstraße, das für solche Fälle eingerichtet wurde, waren die Mäuse zunächst einmal gut aufgehoben. Und nach einem Gastspiel in der HR-Fernsehsendung "Herrchen gesucht" fanden die putzigen Nager in drei und vier Gruppen schließlich ein neues zu Hause.
Darin sieht der Hattersheimer Tierschutzverein seine Aufgabe. Vierbeiner, die gefunden oder abgegeben wurden, umgehend wieder an neue Besitzer zu vermitteln. "Wir sind froh, wenn das Tierheim leer ist", sagt der Erste Vorsitzende des 630 Mitglieder starken Vereins, Eberhard Günther. Und nicht ohne Stolz merkt er an, daß "kein Tier länger als ein halbes Jahr im Heim ist". In der Regel machten die Vierbeiner noch wesentlich kürzer Station im Haus an der Mainzer Landstraße.
Günther spricht von einem "Jahresumschlag" von bis zu 500 Tieren, die ins Heim kommen oder das Haus wieder verlassen. In der Mehrzahl sind es Katzen und Kater, die dort Zwischenstation machen (60 Prozent aller Tiere), und Hunde, die dort abgegeben oder von den Tierschützern aufgelesen werden. Das restliche Kontingent stellen Kleintiere, zu denen von Kanarienvögeln über Rennmäuse bis hin zu Ratten alles gehört, was kleiner ist als eine Katze.
Die Bedingungen, unter denen die Tiere im Heim untergebracht werden, sind vergleichsweise gut. Im Haus, das im Mai 1991 fertiggestellt wurde und - Eigenleistung eingerechnet - immerhin 650 000 Mark gekostet hat, sind sechs Hundeboxen eingerichtet und ein Quarantäneraum, der zur Beobachtung tollwutverdächtiger Tiere dient. "Früher mußten alle tollwutverdächtigen Tiere eingeschläfert werden", sagt Günther, "obwohl sich nur in 30 Prozent aller Fälle der Verdacht bestätigt." Seit dem Bau des Tierheimes können möglicherweise infizierte Tiere acht bis zehn Wochen zur Beobachtung in die Kammer eingeschlossen werden.
Darüber hinaus verfügt das Haus über zwei Katzenräume mit angrenzenden Außenzwingern und einer Käfigwand mit variablen Boxen für maximal 20 Tiere. Hinzu kommen weitere Außenboxen und ein Hundegroßauslauf mit 3 500 Quadratmetern Fläche.
Ein wenig stolz sind die Vereinsmitglieder deshalb schon auf das Domizil. Zumal die Tierfreunde bei der Planung einige Hindernisse hatten aus dem Weg räumen müssen. Vom Bundesautobahnamt über das Wasserwirtschaftsamt bis hin zum Kreisbauamt kamen Einwände gegen das Projekt. Schließlich, so erzählen sie, räumte der ehemalige hessische Ministerpäsident Walter Wallmann nach zehnjährigem Einsatz für das Haus die letzten Steine aus dem Weg.
Seither ist das Haus bekannt bei den Menschen in der Region. Und die kommen aus den unterschiedlichsten Anlässen. Manchmal sind es "menschliche Probleme", sagt Günther, "Leute, die wirklich in Not kommen, weil sie wegen einer Räumungsklage ihre Wohnung verlassen müssen und nicht wissen, wohin mit dem Haustier". Zuweilen sind es ältere Leute, die nicht mehr in der Lage sind, für ihre Vierbeiner zu sorgen, wie jener Mann, der ins Altenheim ziehen sollte und partout seinen Esel mitnehmen wollte. Oder es sind Eltern, die plötzlich feststellen, daß ihr Kind allergisch auf das Haustier reagiert.
Ob solche Gründe immer triftig sind, darüber vermag Günther nur zu spekulieren. Tatsache ist für ihn, daß gerade die allergischen Reaktionen auf Tiere in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. Günther ist jedenfalls froh, daß die Besitzer von Tieren ihre Vierbeiner wenigstens ins Heim bringen und nicht aussetzen. Tagsüber kümmert sich Karin Müller ums Getier. Sie ist die einzige hauptamtliche Kraft des Tierschutzvereines. Außerdem helfen die Vereinsmitglieder und die kürzlich gegründete Jugendgruppe "Moritz" bei der Betreuung der tierischen Gäste im Haus an der Mainzer Straße. schu
HANAU. "Wird Großauheim von Hanau wieder einmal behandelt wie das fünfte Rad am Wagen?" Diese Frage stellt sich FR-Leser Lothar A., der seit fast einem Viertel Jahr auf die neueste Müllfibel der Stadt, in der sämtliche Abfuhrtermine enthalten sind, wartet. Mehrfach habe er im Stadtreinigungs- und Fuhramt in Hanau nachgefragt, getan habe sich bislang aber immer noch nichts, beschwert sich A. darüber, daß er nie genau weiß, wann nun welcher Müll wo abgeholt wird. Fündig ist der Großauheimer schließlich in der Großauheimer Verwaltungsstelle geworden. Dort habe er endlich die neue Müllfibel erhalten, allerdings hätten nur etwa zwanzig Exemplare bereitgelegen, für den größten Hanauer Stadtteil reichlich wenig, meint A. weiter.
Daß es in diesem Jahr, nicht zuletzt auch durch die Einführung der gelben Tonne, Verzögerungen bei der Verteilung der städtischen Müllfibeln gegeben hat, räumt der Leiter der Stadtreinigungs- und Fuhramtes, Karl Schurr, ein. Die Hanauer sind bislang daran gewöhnt, den Abfallratgeber spätestens zum Jahresende zu Hause zu haben. Schurr nennt "drucktechnische" Probleme bei der Herausgabe der Broschüre, gibt aber auch zu bedenken, daß durch die schnelle Einführung des Dualen Systems Neuerungen auf die Stadt zugekommen seien, die in die Müllfibel einzubauen, auch zu einigen Verzögerungen geführt hätten.
Inzwischen seien die Broschüren erschienen, in diesen Tagen werde damit begonnen, die Ratgeber an die rund 40 000 Hanauer Haushalte zu verteilen. Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr sind auf ihren normalen Touren für die Verteilung zuständig.
Der Amtsleiter streitet ab, daß Großauheim schlechter behandelt werde als die Kernstadt und die anderen Stadtteile. "Das geht alles genau nach Plan." Bis alle Haushalte die Müllfibeln haben, könnten allerdings noch einige Wochen vergehen. Bis dahin empfiehlt er den Bürgern, sich die Müll-Ratgeber auf ihren Verwaltungsstellen abzuholen. Die Außenstellen der Verwaltung könnten die Fibeln in der gewünschten Zahl jederzeit anfordern. are
Musiktheater-Premieren im März Eine Auswahl
Aachen Gottfried von Einem: "Tulifant" (Insz: Elmar Ottenthal, Dir.: Stefan Lano, Bühne: Günther Schneider-Siemssen) am 7. März. Annaberg Gaetano Donizetti: "Viva la Mamma" (Insz.: Monika Schulz, Dir.: Mihai Valcu) am 28. Berlin Schönberg/Bartok: "Verklärte Nacht", "Der wunderbare Mandarin" (Ballette, Chor.: Maurice Béjart, Dir.: Daniel Barenboim) am 12. in der Staatsoper. Bielefeld Louis Spohr: "Faust" (Insz.: M. Oldag, Dir.: G. Moult) am 13. Braunschweig Ferdinand Hérold: "Das schlechtbehütete Mädchen" (Ballett, Chor.: Imre Keres) am 6. Brüssel Philippe Boesmans: "Reigen" (UA, Insz.: Luc Bondy, Dir.: Sylvain Cambreling, Bühne: Erich Wonder) am 4. Darmstadt Leos Janacek: "Jenufa" (Insz.: Katja Drewanz, Dir.: Hans Drewanz) am 21. Dessau Kandinsky/Weill: "Der gelbe Klang", "Die sieben Todsünden" (Ballett, Chor.: Arila Siegert, Dir.: Roland Pfrengle, Daniel Lipton) am 2.
Ludwig/Heymann: "Linie 1" (Insz.: Klaus Hoser, Dir.: Wolfgang Schmorl, Bühne: Math. Fischer-Dieskau) am 26. Düsseldorf Bach/Spoerli: "Goldberg-Variationen" (Ballett, Chor.: Heinz Spoerli, Bühne: Keso Dekker) am 7. Dortmund W. A. Mozart: "Cosi fan tutte (Insz.: Heinz Lukas-Kindermann, Dir.: Moshe Atzmon, Bühne: Kathrin Kegler) am 21. Dresden Dallapiccola/Zemlinsky: "Der Gefangene", "Der Zwerg" (Insz.: Christian Pöppelreiter, Dir.: Ingo Metzmacher) am 28. Frankfurt am Main Dmitrij Schostakowitsch: "Lady Macbeth von Mzensk" (Insz.: Werner Schroeter, Dir.: Eberhard Kloke) am 7. Frankfurt an der Oder Jacques Offenbach: "Orpheus in der Unterwelt" (Insz.: M. Pohl, Dir.: F. Krutzsch) am 8.
Ludwig van Beethoven: "Fidelio" (Insz.: L. Haberkorn, Dir.: N. Anthinens) am 8. Gelsenkirchen Georges Bizet: "Carmen" (Insz.: Wolf Widder, Dir.: Neil Varon) am 6. Gießen Richard Strauss: "Ariadne auf Naxos" (Insz.: Frank-Bernd Gottschalk, Dir.: Gerd Heidger) am 21. Hagen Ethel Smith: "Strandpiraten" (DE, Insz.: P. Pletsch, Dir.: Alexander Rumpf, Bühne: Klaus Teepe) am 14. Hamburg Richard Wagner: "Siegfried" (Insz.: Günter Krämer, Dir.: Gerd Albrecht) am 14. Heidelberg Händel: "Deidamia" (Insz.: Hermann Kleinselbeck, Dir.: Bodo Reinke, Bühne: Saskia Zschoche) am 2.
Kassel Mauricio Kagel: "Tantz-Schul" (Ballett, Insz.: Kristina Horváth, Dir.: Bernhard Lang) am 27. Köln Mozart: "Cosi fan tutte" (Insz.: Liviu Ciulei, Dir.: James Conlon, Bühne: Radu Boruzescu) am 26.
Mozart: "La finta semplice" (Insz.: Elke Neidhardt, Dir.: Stewart Emerson) am 26. im Opernstudio Bürgerhaus Stollwerck (Südstadt) Krefeld Giuseppe Verdi: "Falstaff" (Insz.: Malte Leiprecht, Dir.: Y. Kreizberg) am 12. Leipzig Franz Lehár: "Die lustige Witwe" (Insz.: Helmuth Matiasek) am 14. Ludwigshafen Gismonti/Ulrich: "Carmen" (Ballett- UA des Kölner Tanzforums, Chor.: Jochen Ulrich, Bühne: Gottfried Pilz, Live- Musik mit Egberto Gismonti & Ensemble) am 18. im Pfalzbau
Mainz Carl Zeller: "Der Vogelhändler" (Inszenierung: K. Obsenger, Dir.: G. Bahler) am 6.
München Siegfried Matthus: "Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke" (Insz.: Heinz Lukas-Kindermann, Dir.: Reinhard Schwarz) am 7. im Theater am Gärtnerplatz
Nordhausen Carl Orff u.a.: "Carmina burana" u.a. (Ballettabend, Chor.: Stefan Haufe, Bühne: Michael Haufe) am 12.
Nürnberg W. A. Mozart: "Don Giovanni" (Insz.: Wolfgang Quetes, Dir.: Ulrich Windfuhr) am 7.
Oldenburg I.Collet: "Ein Sommernachtstraum" (Ballett, Chor.: Ingrid Collet, Dir.: Wolfgang Ott, Bühne: Joh. Conen) am 7.
Passau Karl Ditters von Dittersdorf: "Doktor & Apotheker" (Insz.: Kornelia Repschläger) am 13. Regensburg Leos Janacek: "Die Sache Makropulos" (Insz.: Jörg Fallheier, Dir.: Tilo Fuchs) am 31. Rudolstadt Wilfried Hiller: "Das Traumfresserchen" (Insz.: G. Krehl, Dir.: T. Steidl) am 9. im Großen Haus Salzburg Frederick Loewe: "My Fair Lady" (Insz.: Pawel Fieber, Dir.: Peter Ewaldt) am 28. Schwerin Richard Strauss: "Der Rosenkavalier" (Insz.: I. Waszerka, Dir.: I. Torza) am 12. Senftenberg W. A. Mozart: "Don Giovanni" (Insz.: Michael Sturm, Dir.: Marc Piollet, Bühne: Uta Kala) am 12. St.Gallen C. M. v. Weber: "Oberon" (Insz.: J. Chundela, Dir.: J. Neschling) am 5. Trier Pjotr Iljitsch Tschaikowskij: "Eugen Onegin" (Insz.: O. Müller, Dir.: R. Petersen) am 7. Ulm Wolfgang Rihm: "Die Eroberung von Mexico" (Insz.: K. Watanabe, Dir.: Alicija Mounk) am 20. Wien Richard Wagner: "Siegfried" (Insz.: Adolf Dresen, Dir.: Christoph von Dohnányi) am 14. in der Staatsoper Wiesbaden Herman von Lovenskjold: "La Sylphide" (Ballett, Chor.: Peter Schaufuss, Dir.: Michael Hofstetter, Bühne, David Walker) am 20. Würzburg Richard Wagner: "Tannhäuser" (Insz.: T. H. Kleen, Dir.: J.Seers) am 28. Wuppertal Alfred Schnittke: "Leben mit einem Idioten" (Insz.: Friedrich Meyer-Oertel, Dir.: Johannes Kalitzke, Bühne: Dieter Flimm) am 26. Zürich Jules Massenet: "Hérodiade" (Insz.: de Bosio, Dir.: Honeck) am 20.
Kleine FR
Kurs in häuslicher Krankenpflege HANAU. Wer sich in häuslicher Krankenpflege weiterbilden will, kann sich bei der Katholischen Familienbildungsstätte ab Dienstag, 2. März, zu einem fünfwöchigen Lehrgang anmelden. Jeweils ab 9.30 Uhr werden die Lagerung, Körperpflege sowie das Essen und Trinken an einer Puppe geübt. Kontakt über die 2 23 12. Informationen über Kräuter HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, informiert am Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr über Würz- und Heilkräuter aus dem Garten. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 2 23 12 möglich. "Grenz-Fall" erst im April BRUCHKÖBEL. Das "Basta"-Theater aus Wuppertal gastiert nicht am 24. März, sondern erst am 29. April um 20 Uhr in der Aula der Böll-Schule mit dem Rollenspiel "Grenz-Fall". Darauf hat der Kulturverein "Wundertüte" hingewiesen. Themen des Stücks sind Festung Europa, Asyl, Müllexport, nationaler Umweltschutz.Türkische und kurdische Folklore BRUCHKÖBEL. Ab 1. März trifft sich jeden Montag um 15 Uhr eine türkische Folkloregruppe im Bruchköbeler Jugendzentrum. Interessierte Jugendliche, die mitmachen möchten, können sich unter der Telefonnummer 70 12 74 anmelden. Grüne informieren zum Fliegerhorst ERLENSEE. Zu einer Diskussions- und Informationsveranstaltung zur Problematik des US-Stützpunktes in Langendiebach, der durch den jüngsten Hubschrauberabsturz am Fliegerhorst Erbenheim ebenfalls in die Schlagzeilen geriet, laden die Erlenseer Grünen für Dienstag, 2. März, um 20 Uhr in die Erlenhalle ein. Teilnehmen sollen die Landtagsabgeordnete Daniela Wagner sowie der Rüstungsexperte und Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom. Osterangebot zu haben BRUCHKÖBEL. Das Programm für die Ferienspiele an Ostern in der Woche vom 3. bis 8. April ist ab sofort im Rathaus oder Jugendzentrum zu haben. Dort können sich die Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren auch zu den Aktionen wie Malworkshop, Ausflüge, Filmnachmittage und Disco anmelden. Plakate zerstört LANGENSELBOLD. Die CDU beschwert sich, daß trotz der Erklärungen aller Parteien für einen fairen Wahlkampf immer wieder Plakate und Ständer zerstört werden. Auch schreckten die Jusos nicht davor zurück, Plakate der Union zu überkleben, klagen die Christdemokraten.Geschichtsverein tagt LANGENSELBOLD. Das nächste Monatstreffen des Vereins für Geschichte und Heimatkunde findet am Donnerstag, 4. März, um 19.30 Uhr im Museum statt. Auch Nichtmitglieder sind eingeladen. Hallen-Reitturnier NEUBERG. Pferdefreunde sind eingeladen zum großen Dressurreiten vom Donnerstag, 11., bis Sonntag, 14. März, auf der Anlage der Reitsportgemeinschaft Fallbachtal. Der Wettbewerb beginnt am Donnerstag abend und wird freitags ab 14 Uhr mit der L-Dressur und Geländeprüfungen fortgesetzt. Ab 19 Uhr steht die Kür mit Musik mit 40 Pferden auf dem Programm. Das Springen ist für Samstag und Sonntag vorgesehen. Auszeichnung der Besten LANGENSELBOLD. Die Sportlerehrung der Stadt Langenselbold steigt am Freitag, 19. März, um 18 Uhr in der Klosterberghalle.
Der AC Lido Eschersheim, eine eigenständige Abteilung des FV 09 seit 1978, trainiert montags ab 18.30 Uhr am Berkersheimer Weg. Außer Fußball stehen aber auch Wanderungen, Fahrradtouren, oder Grillfeste auf dem Programm. Wer sich für eine Mitgliedschaft beim AC Lido interessiert oder einfach nur Fußball spielen möchte, kann sich bei Rainer Pausch (Tel. 53 28 88) oder bei Ulrich Philipp (Tel. 51 60 85) informieren. uv/09
Das "Theater Maskara" spielt am heutigen Donnerstag, 4. März, 15 Uhr, das Stück "Zottelhaube" für Kinder ab fünf Jahre. Die Aufführung ist in der evangelischen Gemeinde Nieder-Erlenbach, An der Bleiche 10. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 01/4 11 34. uv/09
Über die Bild- und Medienwirksamkeit in der Menschheitsentwicklung referiert Herbert Kretschmer aus Augsburg am morgigen Freitag, 5. März, 20 Uhr, im "Holderhof" der Freien Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt-Niederursel 42. Danach folgt eine Aussprache. uv/09
Der Mond aus geisteswissenschaftlicher Sicht: Zu diesem Thema hält Klaus Grah aus Frankfurt einen Vortrag am heutigen Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, im "Holdersaal" der Freien Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt-Niederursel 42. Der Eintritt beträgt acht Mark. uv/09
Zum Wochenendseminar mit dem Titel "Laß mir Zeit mitzumachen" (vom Umgang mit kleinen Kindern nach der Methode Emmy Pickler) lädt die Freie Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt- Niederursel 42, ein. Der Termin ist am Samstag und Sonntag, 6. und 7. März (Samstag von 18 bis 21.30 Uhr, Sonntag von 9.30 bis 13 Uhr). Der Kurs kostet 40 Mark, Auskunft: Tel. 57 50 78. uv/09
Carneval- und Theater-Club "Die Krätscher" Eckenheim: Zum traditionellen Heringsessen treffen sich die Mitglieder und Freunde des Vereins am Samstag, 6. März, 18 Uhr, im Sozialzentrum Frankfurter Berg, Fliederweg 9-11. nd/09
KGV Nordweststadt: Zum traditionellen Heringsessen treffen sich die Mitglieder und Freunde des Kultur- und Geselligkeitsvereins (auch Gäste sind willkommen) am Samstag, 6. März, 20 Uhr, im Saal der katholischen St.-Matthias-Gemeinde, Thomas-Mann-Straße 6. nd/09
Wanderverein Heddernheim: Die erste Vereinswanderung im neuen Jahr (auch für Gäste) am Sonntag, 7. März, führt in das Gebiet Weinheim-Hirschberg. Treff: 9 Uhr, am U-Bahnhof Heddernheim. nd/09
Jugendchor Eschersheim: Der Chor bestreitet am Sonntag, 7. März, um 17 Uhr ein Benefizkonzert für ein Krankenhaus in Bosnien in der katholischen Josefskirche in Eschersheim (Nähe Weißer Stein). Das Motto der Veranstaltung ist "Singt für Frieden in der Welt". nd/09
SCHÖNECK. Wer für mehr Grün im Ort sorgt oder Himmelsnaß gebraucht, erhält von der Gemeinde finanzielle Unterstützung. Nachdem die ersten Anträge auf Zuschüsse im Rathaus eingegangen sind, informierte Bürgermeister Erwin Schmidt jetzt erneut über die Richtlinien, die das Parlament im Oktober beschlossen hatte. Wer Flächen "entsiegelt", Beton oder Steine entfernt, erhält bis zu 50 Prozent der nachgewiesenen Kosten, jedoch nicht mehr als 30 Mark pro Quadratmeter.
Die Höchstförderung pro Grundstück liegt bei 1500 Mark. Bei der Bepflanzung von Hauswänden und Mauern trägt die Gemeinde ebenfalls die Hälfte der Kosten, jedoch maximal 25 Mark pro Quadratmeter Klettergerüst und nicht mehr als 500 Mark. Auch die "extensive Begrünung von Dächern" kostet Hausbesitzer nur die Hälfte, falls die Kosten sich unter 2000 Mark bewegen und pro Quadratmeter nicht mehr als 50 Mark zur Debatte stehen.
Regenwasseranlagen für häusliche und / oder gewerbliche Verwendung bezuschußt die Gemeinde mit 500 Mark pro Quadratmeter, maximal 2000 Mark. Dient eine solche Anlage ausschließlich der Gartenbewässerung, erhalten Antragsteller 20 Prozent der nachgewiesenen Kosten, höchstens 500 Mark und nicht mehr als 200 Mark pro Quadratmeter Speichervolumen.
Insgesamt stehen in diesem Haushaltsjahr 15 000 Mark für derartige Zwecke zu Verfügung, teilt Schmidt abschließend mit. Anträge nimmt das Bauamt entgegen, das auch Auskünfte erteilt. jur
Frau Elise Clement aus Hanau zum 90. Geburtstag am Montag, 1. März.
Frau Elise Lambrecht aus Maintal- Hochstadt zum 80. Geburtstag am Montag, 1. März.
Frau Margarete Diele aus Maintal-Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Montag, 1. März.
LONDON. "The Pons Asinorum was a Gedankenflucht." Das ist ein noch relativ einfacher Satz aus Samuel Becketts frühem Roman "Dream of Fair to middling Women", den ein obskurer Verlag in seiner Heimatstadt Dublin jetzt, drei Jahre nach dem Tode des Autors, auch sechzigjährigem Schubladendasein ans Licht gehoben hat. Die sinntragenden Wörter in dem Satz sind teils lateinisch, teils deutsch. Aber welchen Sinn trägt der ganze Satz? Deutsch verstehen die wenigsten Leser englischer Muttersprache, und erst recht weiß kaum einer, daß "Gedankenflucht" die sprunghafte Denkweise manisch-depressiver Patienten bezeichnet. Aber logisch-unlogische Sprünge sind ein Merkmal dieses schwer durchschaubaren Literaturwerkes.Wer würde sich solche Lektüre zumuten, stünde nicht auf dem Titelblatt der Name eines Literatur-Nobelpreisträgers.
Aber das war der 26jährige noch lange nicht, als er 1932 im Pariser Hotel Trianon dieses Prosawerk, eines seiner längsten, aufs Papier warf. In sechs Wochen, so heißt es. Nun, mindestens so lange muß er allein schon gebraucht haben, um sich aus dem englischen Wörterbuch die ungewöhnlichsten und unverständlichsten Vokabeln herauszuschreiben, die er dann ohne jegliche Erklärung über die Manuskriptseiten gesprenkelt hat - Wörter wie: apodasis, bosthoon, cang, dehiscing, evisceration, felo-de-se, ipsissimosity, maneen, romaunt, sockdologer, syzygetic . . . usw. Solche Raritäten, die sich als Lösungen in superschweren Kreuzworträtseln gut eignen, müssen auch gebildete Engländer oder Iren nachschlagen - und finden sie nicht alle, weil manche gar zu ausgefallen sind oder gar nicht existieren. Obendrein hat der Autor dem Leser noch große Mengen deutscher, lateinischer, französischer und italienischer Steine in den Weg gelegt, mitunter ganze Steinhaufen von mehreren Seiten.
Wenn er einmal von "verzwickten Wortgirlanden" spricht, so kennzeichnet er selber damit die barocke Überladenheit dieses Buches, in dem es an einer Stelle heißt, eine Geschichte komme "hervorgeströmt wie die Bhagawad-Gita eines bereitwilligen Cincinnatus". Was mag das wohl heißen? Ja, soll es überhaupt etwas heißen oder etwa nur mit des Autors Beschlagenheit in indischer Religion und römischer Geschichte kokettieren und den Leser damit düpieren? Der älter gewordene Beckett hatte schon recht, es als "unreif und unwürdig" zu bezeichnen.
Aber mit 26 Jahren hoffte er, sich damit literarische Sporen und einiges Geld zu verdienen. In Paris interessierte sich kein Verleger für ein im Grunde doch englisches Manuskript. Wenn auch in London keiner anbiß, so hatte das vermutlich wenig mit moralisch-juristischen Bedenken gegen diesen "Traum von hübschen und mittleren Frauen" und die im Titel verheißene Erotik zu tun, denn wer kauft schon ein erotisches Buch, wenn die wenigen hetero- und auch mono-sexuellen Stellen darin vor lauter sprachlicher Verschleierung kaum als solche zu erkennen sind? In Irland, wo die mächtige Kirche vielleicht doch ein Schamhaar in der Suppe hätte aufspüren können, schien ein Versuch sich gar nicht zu lohnen. So benutzte Beckett sein Manuskript nur noch als Fundgrube, aus der er dies und das zur Verwendung in späteren Texten herausbrechen konnte. Darunter ist auch Estragons erster Satz in "Warten auf Godot": "Nichts zu machen."
Da Beckett mit dem glücklosen Jugendwerk nichts zu machen wußte, blieb das getippte Originalmanuskript in seiner Schublade, bis er es 1961 dem Kritiker Lawrence E. Harvey übergab, der an einem Buche über ihn arbeitete, und durch ihn gelangte es später in das amerikanische Dartmouth College in New Hampshire. Viele Jahre danach bekam der Verfasser eines anderen Buches über Beckett, der Dubliner Herzspezialist Eoin O'Brien, seinen Segen zur Veröffentlichung des Textes, aber erst "eine kleine Weile" nach seinem Tode - so steht in O'Briens Vorwort zu dem Buche, das er nun zusammen mit Edith Fournier herausgegeben hat. Er bekennt auch, bei all den sprachlichen Seltsamkeiten sei es oft ein Problem gewesen, zwischen Absicht und Schreibfehler zu unterscheiden. Manchmal sieht es so aus, als hätten sie falsch entschieden und damit die Verständlichkeit des Textes nicht gerade gefördert.
Literaturhistorikern zeigt der "Dream" jedenfalls Becketts Platz in der Traditionsreihe des englischen Romans nach Laurence Sterne mit seinen labyrinthischen Abschweifungen, Charles Dickens mit seinen herablassenden Witzeleien und James Joyce mit seinen raffinierten Wortspielen und Anspielungen. Sichtbar wird vor allem Becketts radikale Wandlung von barocken Wortgirlanden, die er mit hemmungsloser Wollust ausgespannt hat, zu seiner späteren Wortkargheit, die in einem Dramolett ohne Worte gipfeln sollte.
Nicht zu erkennen ist in dem Buche ein vertiefendes Grundthema in der Art des homerischen Substrats im "Ulysses". In weitschweifigen Andeutungen erzählt es nur von Gefühlen und Geschehnissen im Leben eines jungen Iren mit dem preziösen Namen Belacqua, der offensichtlich selbstbildnishafte Züge trägt, auch wenn er sich zu genieren scheint, als ordinärer Sam oder Tom in die Literatur einzugehen. Aus Dublin reist er nach Wien (wo jemand mit dem Pubertätswitznamen Arschlochweh eine Episodenrolle spielt), dann nach Paris, später in eine deutsche Stadt (Fulda, wie erst am Rande dieser feuchtfröhlichen Neujahrsreise verraten wird), schließlich zurück nach Dublin.
Mindestens so wichtig wie diese Stationen sind jedoch die verschiedenen "hübschen und mittleren Frauen" mit so absonderlichen Namen wie Syra-Cusa und Smeraldina-Rima (Kurz- und Koseform: Smerry). Ihre Reize werden kaum erwähnt, nur sehr verhüllt die Erfolge, die er bei ihnen hat oder auch nicht hat. Ein wenig lebendiger wird nur jene Smerry in einem angeblich echten Liebesbrief, den der junge Sam Beckett von einer deutschen Freundin bekommen und in den Roman aufgenommen haben soll; aber das scheint zweifelhaft wegen des krausen Kontrastes zwischen orthographischen Schnitzern (wie "sirten" statt "certain"), die konstruiert wirken, und dem geläufigen englischen Stil ohne die Unbeholfenheiten, die Deutschen im Englischen unterlaufen und die der so sprachgewandte Beckett anscheinend doch nicht nachzukonstruieren gewußt hat.
Aber das ist nur eine der Einzelheiten, die dem Ansehen des Nobelpreisträgers kaum dienen dürften. Spezialisten, die den Text zu ihrer Arbeit brauchen, hätten das Manuskript - wie schon bisher - im Dartmouth College oder die etwas abweichende Abschrift im Beckett-Archiv der englischen Universität Reading einsehen oder um Fotokopien bitten können.
JULIAN EXNER
Die Österreicherin Friedricke Mayröcker erhält den Friedrich-Hölderlin-Preis 1993 Emotion mit
höchstem
Kunstverstand
BAD HOMBURG. Sie ist Wienerin, 68 Jahre alt, schreibt seit ihrem 15. Lebensjahr, ist mit hohen und zahlreichen Auszeichnungen dekoriert: Friedericke Mayröcker. Ihr wird in diesem Jahr der inzwischen mit 25 000 Mark dotierte Hölderlin- Preis zuerkannt.
Die Jury hat am Donnerstag abend entschieden: Das Werk der Schriftstellerin verbinde "emotionale Kraft mit höchstem Kunstverstand". Es sei nicht zuletzt gekennzeichnet durch eine "intensive Auseinandersetzung mit der Dichtung Hölderlins". Die Preisverleihung ist für den 7. Juni, den Todestag Hölderlins, geplant.
Wer in diesem Jahr den Hölderlin-Förderpreis erhält, hat die Jury noch nicht entschieden.
Die Poesie Friederike Mayröckers zeichne sich, so heißt es in der Begründung der Jury weiter, "durch eine unverwechselbare sprachliche Kühnheit aus, die gerade im Spätwerk zu eindringlicher lyrischer Einfachheit zurückführt".
Das Munzinger-Archiv rückt die Texte und Gedichte aus der Anfangssphase ins Umfeld des Surrealismus und seiner "Tradition des sprachlichen Stillebens".
Erste Gedichte veröffentlichte Mayrökker 1945 in der Zeitschrift "Plan", das erste Buch der damaligen Fremdsprachenoberlehrerin erschien 1956.
In einer weiteren Phase des schriftstellerischen Werdegangs näherte sich die "Sprachmusikerin" Mayröcker der experimentellen Dichtung.
Ernst Jandl wurde ihr nach 1954 zu einem literarischen Begleiter und Freund. Mit ihm verfaßte sie vier Hörspiele und das Drehbuch zu einem Fernsehfilm. Eine Stufe weiter wandte sich die Autorin mit ihren oft gelobten spielerischen Wortkonstellationen mit offeneren Gedicht- und Erzählformen Wirklichkeit und Welt zu.
Der Bad Homburger Hölderlin-Preis, der in diesem Jahr zum elftenmal verliehen wird, soll das Gesamtwerk der 68jährigen Schriftstellerin - sie ist auch Mitglied der Akademie der Künste in Westberlin und der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt - rühmen. Einen Ausschnitt ihres umfangreichen Werkes und der Entwicklung Mayröckers gibt das Buch "Gesammelte Prosa 1949 bis 1975".
Bisher wurden mit dem Hölderlin-Preis aus der Stiftung Cläre Jansen unter anderem Hilde Domin, Sarah Kirsch, Wolf Biermann, Karl Krolow und Günter Kunert ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr wurde die Preissumme von 15 000 auf 25 000 Mark erhöht.
WALTRAUD ROHLOFF
Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, bis 14. März geschlossen.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Bild-Dokumentation - Alt-Offenbacher Originale, montags bis donnerstags 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, bis 31. März.
Stadtbücherei, Herrnstraße: Buchausstellung - Türkei; bis 17. Mai.
Rathaus-Foyer, Berliner Straße: Sucht sind immer die Anderen - Plakatausstellung zur Suchtprävention, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 26. März.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Werke von Philip Dubuquoy, dienstags und donnerstag 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 27. März.
Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1: Menschenbilder von Reiner Emrich, während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes, bis 18. April.
Dietzenbach. Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Halma-Staat - Eine kleine Welt aus Halma-Figuren; sowie: Die Werkstatt des Harnischmachers - Zur Geschichte der Plattnerkunst, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, bis 14. März.
Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Fotoausstellung - Plätze Europas, täglich 17 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr, bis 14. März.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Bilder und Skulpturen von Angelika Schwindt, bis 5. März.
Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Werke von Reiner Emrich, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Mitte März.
Egelsbach. Rathaus-Foyer: Montagskreis der Offenen Seniorenarbeit stellt aus, bis Ende März.
Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz 3: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Öffnungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei.
Foyer des Rathauses: DBV-Naturschutzbund: Gefährdung der Brutvögel im Kreis Offenbach; bis 12. März.
Restaurant Merzenmühle: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten.
Neu-Isenburg. Haus zum Löwen, Löwengasse 24: Osterei und Osterbrauch in Europa, donnerstags und freitags, 15 bis 19 Uhr; bis 18. April.
Galerie Patio, Waldstraße 115: Rolf Kissel: Kontexturen - Zeichnungscollagen, freitags, 19 bis 22 Uhr, samstags, 16 bis 18 Uhr, sonntags, 11 bis 13 Uhr, bis 19. März.
Quartier IV, Luisenstraße 18: Werke von Inge Jost; bis 8. April.
Hotel Kempinski Gravenbruch: Werke von Annegrete Henke-Reinarz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis Ende März.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, So., 10 bis 12 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags, 10 bis 15 Uhr.
Seligenstadt. Galerie des Kunstforums, Frankfurter Straße 13: Christiana Crüger - Malerei, donnerstags, 16 bis 20 Uhr, samstags, sonntags und feiertags, 14 bis 18 Uhr, bis 7. März.
Rathaus: Fotoausstellung der Jugendpflege: Berlin - Durch das Auge der Kamera; bis 12. März.
Führungen in der früheren Benediktiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich.
Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sa. und So., 11 bis 19 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; Mi. und Sa., 14 und 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr.
Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags, 14 bis 17 Uhr.
(Ohne Gewähr)
FRIEDBERG. Um die Fachhochschule und den Bahnhof sollen mehr Parkplätze für Anwohner reserviert werden. Der Magistrat erwägt, die Friedrich-Ebert-Straße, Teile der Wilhelm-Leuschner-Straße, den Dienheimer Pfad, den Stettiner Weg, die Karl-Trapp-Straße und die Peter-Geibel-Straße in die Anwohnerparkzone einzubeziehen. Per Umfrage soll der Bedarf in diesen Straßen ermittelt werden. "Wären Sie bereit, für einen solchen ,reservierten&rquote; Stellplatz eine Gebühr, zum Beispiel 60 Mark im Jahr, zu zahlen?", wird gefragt. Über die Anwohnerparkzonen entscheidet das Stadtparlament. ieb
Frühjahrsmanöver der Army Vom 15. bis 22. März lärmen die US-Streitkräfte wieder
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Frühjahrsmanöver der US-Streitkräfte in Deutschland mit dem Titel "Central Fortress" beginnt nach Mitteilung des V. Corps in Frankfurt am Montag, 15. März. Mit Verkehrsbehinderungen durch die 1500 Rad- sowie 40 Kettenfahrzeuge und sonstigen Belästigungen durch die 40 eingesetzten Hubschrauber und 6000 Soldaten muß nach den Angaben in der Woche vom 15. bis 22. März gerechnet werden. Betroffen von den Übungen sind die Kreise Main-Kinzig, Darmstadt-Dieburg, Offenbach und die Stadt Frankfurt. Die Army beteuert, daß dabei keine Schanzarbeiten erfolgen. Auch werden keine Büsche zur Tarnung benutzt. Weiter seien keine Landungen im Gelände vorgesehen. Auch werde keine "Darstellungsmunition" eingesetzt. hein
SCHWALBACH. Ob sie zusammengewachsen sind, der alte Ortskern mit Kopfsteinpflaster, historischen Gassen und Gaststätten und die Limesstadt mit ihrem 16geschossigen "Schwarzen Riesen", dem wenig anheimelnden Einkaufszentrum, den Umgehungsstraßen und den übrigen Burgen aus Fertigbeton? Nicht so ganz. Die Zeiten der Bauernproteste, die 1960 mit Sprüchen wie "Laßt uns mit Eurer Stadt verschont, baut sie auf den Mond" oder "Wer die Limesstadt baut, dem gehört der Frack verhaut" operierten, sind zwar lange vorbei. Und auch die Probleme mit den überhöhten Heizkostenabrechnungen, die der konservativen Wählergruppierung "Limes 68" bei den Kommunalwahlen 1968 fast 50 Prozent der Stimmen in der Limesstadt einbrachten. Doch so ganz ein Herz und eine Seele sind die rund 10 000 neu Hinzugezogenen, die seit 1963 die wachsende Wohnstadt auf der grünen Wiese wie Pioniere besiedelten, und die etwa 5000 alteingesessenen Schwalbacher auch heute noch nicht.
Zugleich war es aber das ehrgeizige und mutige Projekt der Limesstadt, das im alten Ort die Köpfe und Herzen der Schwalbacher für Neues aufschloß und auch vielfach Fördermittel des Landes in die ehemals arme Gemeinde zog.
Der junge SPD-Bürgermeister Hugo Lietzow brachte kurz nach seinem Amtsantritt 1958 das Mammutprojekt, ins Rollen. Kritisch beäugt von den Sodenern und Sulzbachern, die vor allem unter dem Lärm und Dreck des Baustellenverkehrs litten und sich sorgten, von Kreis und Land nicht mehr genug Unterstützung zu erhalten, wuchs die neue Stadt. Die Schwalbacher Einwohnerzahlen schnellten in die Höhe. 1946 zählte die Gemeinde noch 2273 Menschen, 1963 waren es erst knapp 5000. Doch immer mehr Frankfurter strebten hinaus ins Grüne, neuer Wohnraum war gefragt. 1966 zählte Schwalbach schon über 8000 Bewohnern. In den nächsten drei Jahren kletterte die Zahl auf 13 000, und 1977 waren schließlich die 16 000 Einwohner erreicht, bei denen Schwalbach heute noch stagniert.
Durch die aufwärtsstrebende Limesstadt angezogen, siedelten sich auch bekannte Unternehmen im Vordertaunus an: 1967 kam der US-amerikanische Waschmittelkonzern Procter & Gamble, ein Jahr später folgte die VDO, 1974 zog die Handelszentrale Deutscher Kaufhäuser (Hadeka) auf den Kronberger Hang. Der Computerhersteller "Data General" folgte 1984.
5390 Arbeitsplätze bot Schwalbach 1987 - 84 Prozent im Dienstleistungsbereich. 3553 Menschen pendeln zur Arbeit in den Ort, während 5328 Schwalbacher nach außerhalb zum Arbeiten fahren. Mit dem geplanten Ausbau des Gewerbegebietes am Kronberger Hang soll die Zahl der Arbeitsplätze noch einmal um 3000 in die Höhe schnellen.
Der Bau der Limesstadt brachte Schwalbach allerdings auch eine Sozialstruktur, die Fingerspitzengefühl erfordert. Anfang der 70er Jahre kam die Limesstadt bundesweit wegen Jugendkriminalität in die Schlagzeilen. Verschiedene Firmen, allen voran die Hoechst AG und auch die Stadt Frankfurt erwarben sich langfristige Belegungsrechte für 1600 der 4000 Wohnungen.
Kurz nach seinem Amtsantritt 1988 bemängelte SPD-Bürgermeister Horst Faeser, es sei problematisch, daß durch das Frankfurter Belegungsrecht von 750 Sozialwohnungen sozial schwierige Bewohner auf bestimmte Straßenzüge konzentriert würden. Auch die Hoechst AG quartiere marokkanische Arbeiter und ihre Familien bevorzugt in die Julius-Brecht- Straße ein. Sowohl im Bereich der kommerziellen, wie der sozialen und kulturellen Infrastruktur der Limesstadt müsse vieles nachgeholt werden, betonte Faeser.
In Schwalbach war die SPD mit Ausnahme des kurzen Intermezzos des CDU-Bürgermeisters Rüdiger Glatzel (1982 - 1988) von 1958 an ununterbrochen an der Macht. Auf Hugo Lietzow folgte 1976 Roland Petri. Glatzel löste 1988 der jetztige Rathauschef Horst Faeser ab. Er kam mit den Stimmen der FDP ins Amt, die zuvor mit CDU-Voten ihren Ersten Stadtrat Ralf Neumann hatte wählen lassen.
SPD und FDP, die in Schwalbach die beiden hauptamtlichen Magistratsmitglieder stellen, aber nur von einer "Zusammenarbeit" sprechen, brauchen im Parlament eine weitere Stimme, um ihre Projekte durchzusetzen. Die Unabhängige Liste ist die dritte im Bunde. she
NEUBERG. Kritik am von Straßenbauamt und Gemeinde geplanten Kreisel in Ravolzhausen an der Kreuzung Langenselbolder / Langendiebacher Straße mit einem Durchmesser von 33 Metern hat die Freie Wählergemeinschaft geäußert. So seien bei der Planung die Fußgänger vergessen oder zumindest vernachlässigt worden: Es fehle eine Ampel für die Schulkinder, kein Zebrastreifen ermögliche Senioren das sichere Überqueren der Fahrbahn.
Dabei müsse in diesem Bereich wegen neuer Baugebiete mit immer mehr Fußgängern gerechnet werden. Für sie seien lediglich kleine "Fluchtinseln" in der Fahrbahnmitte vorgesehen.
Die Freien Wähler glauben außerdem, daß der Kreisel zusätzlichen Verkehr anzieht. Dies könne zu Stauungen und einer zusätzlichen Belastung der Anwohner führen. Das Projekt mache nur im Zusammenhang mit einer Umgehungsstraße vor dem östlichen Ortsrand von Ravolzhausen Sinn, schreibt die FWG. hein
WEHRHEIM. Zu einem Verband haben sich jetzt in Wehrheim die Landsenioren und Landseniorinnen aus dem Hochtaunuskreis und der Stadt Frankfurt zusammengeschlossen. Damit gibt es zukünftig neben den Bauern-, Landvolk- und Landwirtschaftsverbänden sowie Vereinigungen der Landfrauen und -jugend eine weitere ländliche Organisation.
Die Versammlung in Wehrheim erbrachte einen einstimmigen Gründungsbeschluß; sie wurde von Hans-Georg Wagner aus Bad Homburg, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, geleitet. Kurt Noell aus Kassel, Initiator der Landseniorenbewegung in Deutschland und Präsident des Landesseniorenverbandes Hessen, referierte über die Aufgaben und Ziele der Bewegung, "Einander helfen - Freude erleben": Es gelte, den älteren Menschen auf dem Lande eine ihren Verhältnissen und Bedürfnissen gerechte Heimat zu geben.
Zur Vorsitzenden der neuen Landesseniorenvereinigung wurde Margaretha Schmitz aus dem Usinger Stadtteil Wernborn berufen; weitere Vorstandsämter fielen an Herbert Himmelreich aus Wehrheim und Herbert Wrede aus Usingen. jd
Tips und Termine · Tips und Termine
Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (17.30 Uhr); Dracula (20.15 Uhr).
Bad Homburg. Video-Film-Abend mehrerer Autoren, Stadthaus-Forum, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Bürgerhaus: "Sucht beginnt nicht bei Heroin", Referent: W. Rotenberger, 20 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD-Sprechstunde mit Beate Fleige, Stadthaus, Fraktionsgeschäftszimmer, 11 bis 12 Uhr.
Oberursel. CDU-Sprechstunde mit Klaus Heil, Rathaus, 17 bis 18 Uhr, Tel. 50 22 28. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Audenstr. 8, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.
Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 16 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Oberursel. Fachtagung des Vereins zur Betreuung Volljähriger, Stadthalle, 9.30 bis 16 Uhr.
Deutscher Frauenring: Treffen des Clubs der Seniorinnen in der Taunus- Therme Bad Homburg, 14.30 Uhr.
Teddybärenkurs der Elternschule Taunus, Pfarrer-Hartmann-Haus, Altkönigstr. 26, 19 Uhr.
Stammtisch der Wassersportler, Marineheim, Tabaksmühlenweg 26, 20 Uhr.
Kronberg. Podiumsdiskussion der Stadtelternvertretung, Stadthalle, 20 Uhr.
Steinbach. Vorstandssitzung des Gesangvereins Frohsinn, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Vorstandssitzung des DRK, Bürgerhaus, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: gemütliches Beisammensein und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Gedächtnistraining 10 Uhr; Seniorentanz 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.
Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz 19.30 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Flick- und Nähstube im Haus Dammwald, Kolberger Str. 1-3, 14.30 Uhr.
Treffen des Kulturkreises, alte Schule Seulberg, 15.30 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag 14 bis 18 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Königstein. Jugendhaus: Bastelnachmittag für Kinder, 15 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.
Friedrichsdorf. Anmeldung der Schulanfänger der Grundschule Hoher Weg: 11 bis 12 Uhr (Buchstaben A, B, C und F).
Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.
Bücherflohmarkt in der Stadtbücherei, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Medical English Das Centre for Communication in Health Care bietet vom 7. bis 13. März einen Intensivkurs Englisch für Ärzte, Schwestern und Pfleger in Brüssel an. Der Lehrgang ist als Bildungsurlaub anerkannt. Nähere Informationen unter der Telefonnummer 61 87 53. PC-Kurs als Bildungsurlaub Der Verein für arbeitsorientierte Erwachsenenbildung (VAE) veranstaltet einwöchige Kurse zu MS-DOS, Windows, Desktop Publishing in Hasselroth/Odenwald und in Castiglioncello/Toscana. Beide sind als Bildungsurlaube anerkannt. Die Kosten betragen 980 bzw. 1180 Mark mit Übernachtung und Frühstück. Weitere Auskünfte unter Telefon: 5 60 41 62. Internationales Jugendtreffen Junge Frankfurter im Alter von 16 bis 22 Jahren können Anfang August an einem zweiwöchigen Jugendtreffen in Nordengland teilnehmen. Zu dem "Europacamp" kommen Teilnehmer aus fünf Ländern. Information beim Evangelischen Stadtjugendpfarramt, Telefonnummer 55 50 40. Jugendbegegnung in der Türkei Junge Leute aus Frankfurt und Ankara (Alter 18 bis 25 Jahre) werden sich Ende August bei einer deutsch-türkischen Jugendbegegnung in der Türkei treffen. Gemeinsam sollen sie die Zeit mit Ausflügen und Freizeit am Strand verbringen sowie die Lebenswelt und Familien der türkischen Teilnehmrer kennenlernen. Information beim Evangelischen Stadtjugendpfarramt, Telefon 55 50 40. Eholung auf Spiekeroog Unter dem Motto "Erholung und Erlebnis auf Spiekeroog" veranstaltet der Evangelische Regionalverband eine Freizeit auf der ostfriesischen Insel vom 6. bis 27. September. Das Angebot richtet sich speziell an Erwachsene zwischen 45 und 60 Jahren. Nähere Auskünfte sind unter der Telefonnummer 069 / 21 65 - 232 erhältlich. Vortrag im Senckenbergmuseum Über die Auswirkungen der Ölverschmutzung in der Strandregion des Arabischen Golfes spricht am Mittwoch, 3. März im Senckenbergmuseum Professor Ragnar Kinzelbach von der Technischen Hochschule, Darmstadt. Der Lichtbildervortrag beginnt um 18.30 Uhr.
Hermine Vetter, Hauptstr. 4, Grävenwiesbach-Hundstadt, zum 85. Geburtstag.
Der junge Mann stolpert, blickt nach unten und schiebt den Plastikhamburger mit dem Fuß wieder an die vorgesehene Stelle zurück. Vor ihm auf dem Boden liegt ein Skinhead: blutüberströmt, mit einem Messer im Rücken. Kleine Plastikfiguren aus fremden Galaxien seilen sich aus einem Fernsehapparat ab, bekämpfen die in Bomberjacke und Springerstiefel eingekleidete Schaufensterpuppe. "Bildstörung" lautet der Titel dieser Rauminstallation und ist nur ein Beitrag von vielen, die Schülerinnen und Schüler zum Thema "Gegen Gewalt" geleistet haben. 38 hessische Schulen, davon 30 allein aus Frankfurt, haben sich an dem Projekt beteiligt. Schüler und Schülerinnen sollten sich kritisch mit dem Thema "Gewalt" auseinandersetzen. Ihre Arbeitsergebnisse sind bis zum 30. April in der Studiogalerie des Bürgerhauses Südbahnhof zu sehen. Zur Ausstellungseröffnung kamen 250 Besucher.
"Das ist eine Veranstaltung von Schülern." Mit diesen Worten gab der Friedens- und Konfliktforscher Horst-Eberhard Richter seinen Arbeitsauftrag an die Schüler der Klasse 6 b des Freiherr- vom-Stein-Gymnasiums weiter. Der Psychoanalytiker verzichtete auf seinen Vortrag und setzte sich mit den Pennälern zu einer spontanen Talk-Runde auf den Boden. Recht vernünftig klang das, was die jungen Schüler dann vorschlugen, wie beispielsweise Pascal (11): "Gewalt sollte mit Verstand und nicht mit Gewalt bekämpft werden." Dem fügte Schuldezernentin Jutta Ebeling nicht mehr viel hinzu, warnte lediglich vor zuviel Euphorie. Die Schule sei ein Spiegel der Gesellschaft und "kann nur einen Beitrag leisten, nicht aber gesellschaftliche Konflikte lösen".
"Wir wollten mit dieser Arbeit den üblichen Rahmen von Schulprojekten sprengen", erklärte Doris Stambrau vom Staatlichen Schulamt Frankfurt. Und so arbeiteten einige Schulen auch über mehrere Monate mit Museen zusammen. Die Babenhausener Pennäler beispielsweise reisten anläßlich eines Werkstattages ins Liebieghaus. Etliche ihrer Exponate zeigen deutliche Bezüge zu antiken Statuen und einem Mahnmal des russisch-französischen Bildhauers Ossip Zadkine. Andere wiederum beschäftigten sich mit Arbeiten von Bruce Nauman, die im Museum für Moderne Kunst ausgestellt sind.
Auch Entwürfe der Plakataktion "Gemeinsam sind wir bunt", von Amt für Multikulturelle Angelegenheit und dem Schuldezernat finanziert, finden sich in der Studiogalerie wieder.
Die Ausstellung ist bunt, so reich an Facetten, wie die Formen der Gewalt selbst, und zeigt, was junge Menschen heute bewegt: Krieg, Hunger, Umweltzerstörung, Ausländerfeindlichkeit. tin
Ein zweites Mal hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe das Urteil in einem Frankfurter Vergewaltigungsprozeß kassiert. Wie die 14. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts jetzt erfuhr, hatte ihre Beweiswürdigung im Fall um eine versuchte Vergewaltigung im Juli 1988 vor den Augen der obersten Richter keinen Bestand. Die Kammer unter Vorsitz von Kurt Elliesen hatte, wie auch schon die 29. Große Strafkammer vor ihr, einen 44 Jahre alten Pakistani wegen versuchter Vergewaltigung zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten mit Bewährung verurteilt.
Bereits im April 1990 hatte der BGH das Urteil der 29. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts vom November 1989 aufgehoben und an eine andere Kammer verwiesen. Damals hatte der BGH moniert, daß die Kammer Fragen der Verteidigung nach dem intimen Vorleben des Opfers als irrelevant zurückgewiesen hatte. Nach Meinung der obersten Richter nämlich entfalte die Tatsache, daß die Frau außereheliche Beziehungen unterhielt, eine gewisse "Indizwirkung", die bei der Würdigung ihrer Zeugenaussage und dann auch der Urteilsfindung zu berücksichtigen sei.
Der Angeklagte hatte im Juli 1988 als Portier in einem Frankfurter Hotel gearbeitet. Dort lebte auch eine 31 Jahre alte, vom Sozialamt dort untergebrachte Bulgarin mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn. Die Frau hatte, nachdem ihr Mann für den Sommer nach Bulgarien zurückgekehrt war, nach eigenen Angaben ein außereheliches Verhältnis mit einem anderen Portier des Hotels angefangen. Dem Angeklagten, der sich für sie interessiert habe, hätte sie aber erklärt, daß sie kein intimes Verhältnis mit ihm haben wolle.
Während der Angeklagte den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung stets bestritt und erklärte, man habe den Abend zusammen geplant und ihn in gegenseitigem Einverständnis im Bett enden lassen, widersprach die Bulgarin dieser Version. Unter einem Vorwand habe der Angeklagte sie auf sein Zimmer gelockt und sie dort zu vergewaltigen versucht. Anschließend habe der Angeklagte ihren sehr eifersüchtigen Mann gegen sie aufgehetzt und es auch verstanden, sie aus dem Hotel werfen zu lassen.
"Es kann ausgeschlossen werden, daß die Zeugin den Angeklagten zu Unrecht belastet hat, um sich für den Hinauswurf aus dem Hotel zu rächen", hatte die 14. Große Strafkammer die Aussage der Zeugin bewertet. Zum einen habe sie keinerlei überschießende Belastungstendenz gezeigt, sich sogar einige Tage nach dem Vorfall mit dem Angeklagten darauf verständigt, die Sache als erledigt anzusehen. Erst die Tatsache, daß er bei ihrem Mann, wie sie meinte, gegen sie intrigiert und er den Hinauswurf aus dem Hotel veranlaßt habe, hätte sie zu der Anzeige drei Wochen nach der Tat veranlaßt.
Nunmehr rügte der BGH, daß das Gericht nicht hinreichend geprüft habe, ob die Frau ein Motiv für die wahrheitswidrige Belastung des Angeklagten gehabt haben könnte. Hätte sie dies getan, so die obersten Richter, wäre sie möglicherweise "zu einer anderen Bewertung der Aussage" der Zeugin gekommen.
Damit die Frankfurter in dieser Sache nicht noch einmal ein Urteil sprechen, das dem BGH mißfällt, haben die obersten Richter vorgesorgt: Zur erneuten, nunmehr dritten Verhandlung, verwies der BGH den Fall nämlich ans Hanauer Landgericht. (AZ: 2 StR 531/92) ee
ESCHERSHEIM. In neuem Glanz zeigt sich jetzt nach umfangreichen Umbauarbeiten die Geschäftsstelle der Frankfurter Sparkasse in der Hügelstraße 128. Der 18monatige Umbau stand im Zeichen eines verbesserten Service für die Kunden. Am Freitag, 12. März, von 16 bis 19 Uhr, sind alle Bürger eingeladen, die neuen Geschäftsräume zu besichtigen. Das Mitarbeiterteam von Geschäftsstellenleiter Peter Noll und seinem Vertreter Hartmut Wolff hält an diesem Abend Knabbereien, Sekt und Saft bereit.
Bereits am Montag, 8. März, startet der Betrieb in der umgebauten Filiale. Sie ist auf 360 Quadratmeter vergrößert, mit hellen Möbeln und modernster Technik ausgestattet. Der gesamte Service- und Beratungsbereich ist jetzt im Erdgeschoß; im Foyer sind Briefschließfachanlage, Kontoauszugsdrucker und Geldausgabeautomat für den Service rund um die Uhr.
In der Nähe des Eingangs sind die Kassen und der Informationsbereich untergebracht. Besonders viel Platz wurde für die "Beratungszone" eingeplant. Dort können vertrauliche Gespräche mit den Wertpapier-Spezialisten und Baufinanzierungsexperten geführt werden.
Seit September 1961 gibt es die Sparkassengeschäftsstelle in der Hügelstraße 128 schon. In dieser Zeit hat sich vieles verändert. Besonders in den letzten Jahren expandierten die Geschäfte. "Die Räume waren für unsere Dienstleistungen einfach zu klein und außerdem noch auf zwei Etagen verteilt", erklärte Filialleiter Noll.
Er und seine zehn Mitarbeiter wollen den Kunden nun verbesserten Service und leistungsstärkere Beratung bieten. Ganz besonders freuen sie sich über die zusätzlichen 450 Kundensafes: "Jetzt können wir in ausreichendem Umfang diebstahl- und feuersichere Schließfächer anbieten". uv
BRUCHKÖBEL. Als "schäbig" bezeichnet die Bruchköbler SPD die Haltung der örtlichen Christdemokraten, die sich bislang noch nicht von den Äußerungen ihres Parlamentskandidaten Claus Oßwald distanziert haben. In einem Leserbrief hatte Oßwald die politischen Institutionen der Bundesrepublik bis hin zum Bundespräsidenten wegen der Behandlung von Asylbewerbern und Ausländern scharf kritisiert.
Während Sozialdemokraten und Grüne im Parlament die CDU dazu auffordern, Konsequenzen zu ziehen und die Aussagen Oßwalds als volksverhetzend bezeichnen, sieht die Union keine Veranlassung, zu reagieren. Die SPD in Bruchköbel vermutet, daß die CDU auf diesem Weg versucht, bei der Kommunalwahl Stimmen aus dem rechtsradikalen Spektrum zu gewinnen. Deshalb habe sie Oßwald gewähren lassen.
Auffallend sei in diesem Zusammenhang auch, daß Vertreter der Republikaner an Wahlveranstaltungen der CDU teilnähmen.
Die SPD-Spitzenkandidatin Ursula Neeb-Horn sagt dazu: "Keine Reaktion auf volksverhetzende Aussagen eines CDU-Parlamentariers, der sich nicht scheute, Sippenhaft über ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Stadt und unserem Land zu verhängen, wohlwissend, daß er damit den Flächenbrand weiter anheizen wird, der nicht nur in Rostock und Mölln mörderische und menschenverachtende Zeichen setzte. Nicht ein Wort aus den Reihen der CDU gegen die faschistischen Parolen ihres Parteifreundes, die Nährboden und Legitimation sind für weitere Gewalttaten, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in unserem Land."
Mit der Duldung solcher Aussagen wolle die Union offenbar ihre absolute Mehrheit halten, glaubt die Sozialdemokratin. Anders könne sie sich die Funkstille bei der CDU nicht erklären.
Auch die Grünen haben sich jetzt in ähnlicher Weise zu der Leserbrief-Attakke Oßwalds geäußert. Sie nennen ihn einen "wildgewordenen deutschen Michel", der "gefährlichen deutschnationalen Stumpfsinn" verbreite. Da in Bruchköbel keine rechtsradikale Partei zur Wahl stehe, seien Oßwalds Äußerungen wohl der "geplante Lockruf" an diejenigen, die auf dem Stimmzettel bei der Kreistagwahl die Republikaner ankreuzen wollten.
Im Namen des Ortsverbandes schreibt Uwe Wagner: "Die CDU fordert dazu auf, Bürgermeister Irmen und seine Mannschaft zu wählen. Dazu gehört eben auch der ausgewiesene Reaktionär Oßwald auf hervorragendem Listenplatz 13 - zuständig laut Wahlprogramm für Kinder, Jugend, Sport, Freizeit, sowie für Entwicklung der Einstellung der jungen Generation, für inneren und äußeren Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Eine politische Ungeheuerlichkeit, die jedem - auch konservativen Demokraten - zu denken geben muß.
Wer am 7. März CDU wählt, wählt auch Claus Oßwald, der die Republi- kaner in Bruchköbel bestens ver- tritt." hein
ROCKENBERG. Der SPD-Ortsverein möchte anläßlich der Einweihung des neuen katholischen Pfarrzentrums in Rockenberg auf dessen Vorplatz einen Lindenbaum pflanzen.
Der Umbau des ehemaligen Schwesternhauses in eine Begegnungsstätte könne "in unserer dörflichen Gemeinschaft als ein historisches Ereignis gewertet werden", meint die SPD-Vorsitzende Dorothea Ender. Der Lindenbaum, der für Frieden und Freiheit stehe, solle ein "lebendiges Mahnmal für den zukünftigen Frieden in allen Gesellschaften", sein. ieb
HOCHTAUNUSKREIS. Statistiken sind zwar wichtig, aber nicht immer 100prozentig richtig. Das meinte auch Hans-Georg Fritze, Geschäftsführer der "Gesellschaft Hochtaunusstraße", als er sagte: "Wir haben faktisch die Hälfte mehr, als wir nachweisen können." Gemeint ist die Fremdenverkehrsbilanz des Statistischen Landesamtes über Gästezahlen, Übernachtungen, die Auslastung der Betten und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Gebiet der Hochtaunusstraße (Bad Homburg, Oberursel, Schmitten, Weilrod, Waldems, Bad Camberg). Da Gasthäuser oder Hotels erst nach neun Tagen verpflichtet sind, ihre Gäste zu melden, gibt die Statistik nur "den Trend" (Fritze) wieder.
Bad Homburg liegt in der Statistik, die den Zeitraum von Januar bis November 1992 umfaßt, mit 525 644 Übernachtungen nicht unerwartet an der Spitze; 1989 waren es 523 716. Die Betten waren zu 64,9 Prozent ausgelastet, 8,6 Prozent weniger als vor drei Jahren. Im Schnitt blieben die Gäste 4,7 Tage, einen weniger als 1989. Vergleichsweise weit abgeschlagen folgt Bad Camberg mit 157 279 Übernachtungen, die Betten dort waren mit 80,2 Prozent recht gut ausgelastet; mehr als 1989 mit 72,6 Prozent. Hier verweilten die Gäste durchschnittlich 6,9 Tage. Nach Waldems zieht es entweder niemanden oder nur kurz. Über den Ort gibt es keine statistische Meldung.
Mit den Werten für die gesamte Hochtaunusstraße ist die Gesellschaft recht zufrieden. Die Zahl der Übernachtungen beläuft sich auf 982 744. Im Vergleich zu 1989 (982 886) gibt es zwar keine Steigerung, aber man gibt sich auch mit einer Konstanten zufrieden. Dasselbe gilt für die Auslastung. Die lag bei 56,2 Prozent - 0,7 Prozent weniger als vor drei Jahren. Nicht zuletzt fühlen sich der Vorsitzende Peter Barkey und Hans-Georg Fritze von den Ergebnissen einer Imageuntersuchung für Hessen bestätigt. "38 Prozent der Befragten nannten hier den Taunus an erster Stelle als Urlaubsgebiet", berichtet Barkey. Und 23 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß sich die Hochtaunusstraße als besonderes Ziel für den Aufenthalt im Taunus eignet. dag
"Schnelles und gemeinsames Handeln" empfiehlt der Frankfurter Rechtsanwalt Christoph Kremer (FR- Bild: Ullrich), Experte im Umwelthaftungsrecht,
FR: Viele Menschen in Griesheim und Schwanheim haben Zweifel, ob die Hoechst AG ihre Versprechen erfüllt und die Schäden beseitigt. Unklar ist immer noch der Grad der Gefährdung. Zwar werden Dächer von Werksmitarbeitern abgedeckt, Erde in Kleingärten und auf Spielplätzen abgetragen, Pflanzen heruntergeschnitten. Größte Sorgen sind aber mögliche Gesundheitsschäden, die vielleicht erst viel später bemerkt werden. Welche rechtlichen Möglichkeiten haben die Betroffenen, ihre Ansprüche auf Schadensersatz zu sichern?
Kremer: Es ist sehr wahrscheinlich, aber nicht sicher, daß sie berechtigt sind, Umweltinstitute oder Toxokologen ihres Vertrauens mit einer Risikoprognose zu beauftragen und die entstandenen Kosten der Hoechst AG zu berechnen. Ich empfehle aber, eine solche Überprüfung nicht individuell in Auftrag zu geben, sondern als Gruppe, um die entsprechenden Kosten gering zu halten.
FR: Was sollten die Geschädigten als nächsten Schritt tun?
Kremer: Sie sollten zunächst formell und schriftlich die Firma Hoechst zur Offenlegung aller Kenntnisse über die Gefährlichkeit der ausgetretenen Stoffe auffordern. Die Bürgerinnen und Bürger sollten bei der Hoechst AG auf deren Auskunftspflicht nach Paragraph 8 des Umwelthaftungsgesetzes pochen. Kostspielige Untersuchungen sollten erst dann in Auftrag gegeben werden, wenn das Chemieunternehmen dieser Auskunftspflicht weiter nicht befriedigend nachkommt.
FR: Was sagt denn die Rechtsprechung dazu?
Kremer: Der 3. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat 1988 am Beispiel der Rhein-Verschmutzung durch die Firma Sandoz entschieden, daß der Verursacher der Umweltverschmutzung die Kosten der Risikoüberprüfung, die dem Geschädigten entstehen, erstatten muß. Es ist wahrscheinlich, daß die Gerichte im vorliegenden Fall auch diesen Grundsatz anwenden werden.
FR: Wie sollten sich die Griesheimer und Schwanheimer verhalten, wenn sie Folgeschäden durch den Giftunfall für sich und ihre Kinder befürchten?
Kremer: Bei Folgeschäden sollte man wissen, daß nach Paragraph 6 des Umwelthaftungsgesetzes die Geschädigten lediglich darlegen müssen, daß der Unfall die Ursache sein könnte. Die Beweislast dafür, daß er es selbst nicht ist, trifft den Verursacher. Ich kann den Betroffenen nur dringend empfehlen, unter Beteiligung des Frankfurter Umweltamtes eine Bürgerversammlung einzuberufen, um sich über die weiteren rechtlichen Schritte zu informieren.
KELSTERBACH. Auch im reichen Kelsterbach muß künftig der Gürtel enger geschnallt werden. Das machte Bürgermeister Fritz Treutel (SPD) deutlich, als er während der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung den Haushaltsplan für 1993 einbrachte: "Wir werden bis 1996 mehr als 30 von den 40 Millionen Mark Rücklagen brauchen, um alles zu verwirklichen, was wir vorhaben", sagte der Verwaltungschef vor dem Parlament.
Die von Treutel genannte Höhe der städtischen Rücklagen (40 Milllionen) stimmt indes nicht dem überein, was auf Seite XIV des Etats steht. Dort heißt es: "Der Bestand der allgemeinen Rücklagen zu Beginn des Haushaltsjahres 1993 beträgt 34 Millionen Mark." Nach den dort genannten Zahlen ist das Vermögen von Kelsterbach über 47,5 Millionen Mark in 1991 auf 44 Millionen Mark zum Anfang des Jahres 1992 geschrumpft.
Eingangs der Versammlung hatte die CDU, stärkste Oppositionsfraktion, beantragt, die Etat-Einbringung von der Tagesordnung abzusetzen. Fraktionschef Alfred Wiegandt begründete: Den Haushalt neun Tage vor der Kommunalwahl einzubringen sei Wahltaktik. Das Zahlenwerk solle in der neuen Legislaturperiode eingebracht werden, um es vom neuen Stadtparlament beraten zu lassen. Wiegandt monierte, daß der Haushaltsplan erst jetzt auf dem Tisch liegt, und folgerte: "Wenn wir ohnehin zu spät sind, können wir auch noch zwei bis drei Wochen warten."
Diesem Ansinnen vermochte die in der Stadtverordnetenversammlung mit absoluter Mehrheit ausgestattete SPD nicht folgen. Ihr Fraktionschef Jürgen Zeller hielt den Christdemokraten vor: "Erst wollen sie den Etat früher haben, jetzt ist es ihnen zu früh." Die SPD-Fraktion lehne den Antrag ab: "Wir stehen in der Verantwortung und sagen dem Bürger vor der Wahl, was Sache ist. Das ist kein Wahlkampf, das sind Zahlen und Fakten."
Auch die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) sprach sich gegen den CDU-Antrag aus. Deren Sprecher Leo Spahn sah in der Einbringung des Haushaltes keine Wahltatik, sondern ein Zeichen der Unfähigkeit: "Der eigentliche Skandal ist, daß der Etat erst jetzt kommt." Alle Kommunen im Kreis hätten ihre Haushaltspläne für 1993 bereits Ende 1992 verabschiedet: "Nur in Kelsterbach ist es eingerissen", Etats einzubringen, wenn das Haushaltsjahr schon längst begonnen hat.
Stadtverordnetenvorsteher Günther Niessner kündigte an, daß das alte Parlament nach der Kommunalwahl, voraussichtlich in der vorletzten März-Woche, nochmals tagen werde, um den Haushaltsplan 1993 zu beraten. Möglich ist das, weil die Legislaturperiode des gegenwärtigen Stadtparlamentes erst am 31. März endet.
Was die Stadtverordnetenversammlung dann zu beraten und verabschieden hat, ist zum einen der 52,6 Millionen Mark umfassende Verwaltungshaushalt - er fällt damit rund 1,4 Millionen Mark niedriger aus als der Etat 1992. Das Volumen im Vermögenshaushalt ist auf den ersten Blick mit 16,8 Millionen Mark um rund 10,3 Millionen Mark niedriger als im Vorjahr. Werden jedoch die 1992 gebildeten sogenannten Haushaltsreste von 26,4 Millionen Mark - davon elf Millionen Mark für den Bau des Alten- und Pflegewohnheims - addiert, ergibt sich eine Investitionssumme von 43,2 Millionen Mark. lis
KELSTERBACH. Reichlich Volk kam am Samstag zusammengeströmt, um zu erleben, was Bürgermeister Fritz Treutel als "denkwürdige Stunde" bezeichnete: den Auftakt zum Bau des Alten- und Pflegeheims "Haus Weingarten". Vier Spaten, geschmückt mit rot-weißen Schleifchen und ein bißchen Blattgrün, wurden dazu ins Erdreich getreten. Den symbolischen Akt vollzogen Fritz Treutel, der Stadtverordnete Hermann Steinbrech sowie Karl-Heinz Becker und Günter Storm, beide Geschäftsführer der Gesellschaft für Diakonische Einrichtungen.
Diese in Darmstadt ansässige Gesellschaft wird das Alten- und Pflegewohnheim betreiben, das bis zum Frühjahr 1995 auf dem Gelände an der Ecke Lilien- und Nelkenstraße entstehen soll. Die Aufträge für die Bauarbeiten waren tags zuvor in der Stadtverordnetenversammlung einstimmig vergeben worden. Die Finanzierung des mit rund 27,5 Millionen Mark teuersten sozialpolitischen Projekts der Stadtgeschichte erfolgt durch die Stadt und die Gesellschaft für Diakonische Einrichtungen.
Neben dem eigentlichen Alten- und Pflegeheim wird auch ein Personalwohnhaus mit 14 Wohneinheiten erstellt. Der geplante Pflegebereich besteht aus vier Stationen mit je 21 Betten in Einzel- und Doppelzimmern. Ein zweiter Bereich heißt pflegegerechtes Wohnen und umfaßt acht Einzel- und vier Zweizimmer- Appartements. Außerdem sind Küche, Aufenthaltsräume, Cafeteria, Andachtsraum, Frisierraum, Massage- und Therapieräume vorgesehen.
Das alles sich vorzustellen, bedurfte es am Samstag noch der Phantasie. Auf dem Bauplatz stand nur ein kleines Festzelt, wo sich das Volk und die Ehrengäste im Anschluß an Ansprachen und die Musik des evangelischen Bläserchors bei Speis' und Trank laben konnten. lis
STEINBACH. "Der Onkel, der zu Besuch kommt und uns etwas mitbringt, ist uns lieber als die Tante, die Klavier spielt", zitierte Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) den Poeten Wilhelm Busch und applaudierte Landrat Jürgen Banzer (CDU), der jetzt im Kindergarten in der Wiesenau die "Onkel"-Rolle übernommen hatte: Er brachte der Stadt Steinbach die erwartete Bestätigung mit, daß das Land 900 000 Mark als Zuschuß für die Erweiterung des Kindergartens bereitstellt.
Das Projekt kostet insgesamt 2,3 Millionen Mark. Die Stadt Steinbach beteiligt sich mit 1,2 Millionen daran. "Es fehlen also noch 115 000 Mark", hat Parnet ausgerechnet, "und dafür haben wir die Nachbewilligung beim Land für 1994 bereits beantragt".
Für die Stadt Steinbach bedeutet die schnelle Bewilligung des Geldes, daß sie bald mit dem Bau beginnen wird und daß im Herbst 1994 die Kinder einziehen können. Die 100 neuen Plätze sind dringend erforderlich, wie die bereits 1991 erstellte Bedarfsanalyse ergeben hat: Mit 100 Kindern ist der bestehende Kindergarten ausgelastet. Für 20 Kinder wurde bereits eine Dependance in der alten Bücherei eingerichtet. Ohne Neubau müßte für 1994 ein Aufnahmestopp verfügt werden. Die Vorplanung ist fertig. Architekt Thomas Kästner und sein Mitarbeiter Thylbert Wanek stellten sie vor: Das Gebäude entsteht neben dem bisherigen Kindergarten und wird durch einen Laubengang mit ihm verbunden. Vorgesehen sind vier Gruppenräume und zwei Gemeinschaftsräume mit variablen Trennwänden, alle haben Zugänge zu den Freiflächen. Neben Toiletten und Waschräumen sowie Personal- und Abstellräumen gibt es für die Kinder eine zusätzliche Attraktion: zwei Intensivräume, in die sich kleine Gruppen zu besonderen Aktivitäten zurückziehen können. Das Dach des neuen Kindergartens wird begrünt.
KARBEN. Zu beneiden sind die Christdemokraten in Karben nicht. Seit Jahrzehnten bemühen sie sich, der SPD die Mehrheit streitig zu machen, doch nur einmal, vor vielen Jahren, reichte es wenigstens zum Stimmenpatt. Daß die CDU einmal einen Stadtverordnetenvorsteher stellte, war lediglich der Duldung durch die Grünen zu danken. An eine eigene CDU-Mehrheit denkt die Spitzenkandidatin, Eva-Maria Römer, denn auch vor der bevorstehenden Kommunalwahl '93 nicht einmal im Traum. Seit zwanzig Jahren in der Partei und langjährige Stadtverordnete, die sich von der SPD als "notorische Wahlverliererin" verhöhnen lassen mußte, hat sie dennoch ihre Gelassenheit und nicht einmal eine gewisse Fröhlichkeit abgelegt. Wie die Wahl am 7. März auch ausgehen werde, sagte sie im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, sie freue sich auf die Arbeit in der neuen Fraktion. Deren Vorsitzende wolle sie im übrigen bleiben. "Ich will reden dürfen, wenn ich mich aufrege. Deshalb gehe ich nicht in den Magistrat."
Die Spitzenkandidatin der "Drittelpartei", die vor vier Jahren rund 34 Prozent der Stimmen ergattert und bei der Nachwahl in Petterweil im Mai 1991 noch einmal kräftig eins auf die Mütze bekommen hatte, trägt nicht ohne jeden Grund ihren Optimismus zur Schau. Der Parteiärger mit den Petterweiler Mitgliedern, die auf ihre Kandidatur für das Stadtparlament verzichtet hatten, als vom Parteivorstand der von ihnen ungeliebte Ortsbürger Dr. Jürgen Milnik favorisiert wurde, üben Parteidisziplin und der Stein des Anstoßes, der eigenwillige und nach Fraktionsmeinung nicht gerade fleißige Stadtverordnete Heinz Burghaus, ist aus Petterweil weggezogen.
Mit einem "Pfund", um das sie selbst die Konkurrenz beneidet, kann Eva Römer allerdings wuchern: Es sind die jungen Leute, die der Liste ein Durchschnittsalter von nur 39 Jahren bescheren. Schon der Nestor der Partei, der legendäre Parteivorsitzende Alfons Bachmann hatte den Grundstein gelegt. Nachwuchspolitiker wie etwa Guido Rahn (Burg-Gräfenrode) wurden nicht einfach "abgebügelt". Wenn die "Alten" dem Jungen über den Mund fuhren, sagte Bachmann: "Laßt die junge' Leut' in Ruh'".
Rahn, 29 Jahre alt und inzwischen Diplomvolkswirt, ist heute stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Kreistagsmitglied. Stefan Zahradnik, der am Tag nach der Wahl 24 Jahre alt wird, hat schon vier Jahre Arbeit im Stadtparlament hinter sich. Er studiert Betriebswirtschaft und ist Fraktionsgeschäftsführer. Zusammen mit Rahn ist er in der Vergangenheit dem SPD-Magistrat ganz schön auf die Pelle gerückt. Der jüngst ins Leben gerufene Untersuchungsausschuß über Bauvergaben der Stadt ist auch ein Ergebnis seiner Ideen.
Weitere Nachwuchskräfte auf der CDU- Liste sind Thomas Stöhr (27), Felix von Leonhardi, 20jähriger Sproß der berühmten Familie, Alexandra Schäfer (20) sowie Thomas Rinkart (33), Jens Heinisch (20), Michael Mondré (22) und Claudia Kötter (22). Alle kommen aus dem "Stall" der regsamen Jungen Union, wenn auch nicht alle mit Aussicht auf einen sicheren Platz im Parlament kandidieren.
Wie bei der SPD werden im neuen Parlament einige altgediente Kandidaten nicht mehr dabei sein. Ernst Menzel zum Beispiel. Daß Stadtrat Eduard Sandkühler nicht kandidiert, hängt noch mit den Petterweiler Auseinandersetzungen um Burghaus und Milnik zusammen.
Nicht so ganz neu wie die Zusammensetzung der Wahlliste ist das Programm der CDU. Das gültige Programm wurde für diese Kommunalwahl nicht eigens umgearbeitet. Die Leitsätze hat die Mitgliederversammlung bereits im Oktober 1991 verabschiedet. Aber deshalb braucht sich die CDU nicht hinter der SPD verstecken. Deren nur wenig aktualisiertes Programm "Karben 2000" ist noch älter: Es stammt aus dem Jahr 1988. hm
KELSTERBACH. Zu ungewöhnlicher Stunde, um 14 Uhr, läuteten am Sonntag die Kirchenglocken. Doch nicht ohne Grund: Mit einem Festgottesdienst weihte die evangelische Christuskirchengemeinde ihren neuen Kindergarten ein, ehe dann fünfzig Meter weiter vor Ort der zweigeschossige Bau besichtigt werden konnte. Im Gottesdienst durften auch die aktiv sein, um die es ging: die Kinder. Sie führten ein Singspiel vor und waren in die Predigt der stellvertretenden Dekanin Sylvia Puchert einbezogen. Die Kleinen bauten mit ausgestreckten Händen eine Tür, durch die ihre Spielgefährten spazierten - "Christus spricht: Ich bin die Tür zum Leben".
Seit 1956 hat die Kirche auf dem Gelände an der Ecke von Albert-Schweitzer- und Elbestraße ihr Gemeindezentrum, in dem sie fast genauso lange auch Kinderbetreuung anbietet, erklärte Kirchenvorstandsvorsitzender Heinrich Hoffmann. Die Räume erwiesen sich mit der Zeit als zu klein. Seit 1980 trug sich die Gemeinde daher mit der Absicht, an diesen Flachbau eines neues Gebäude anzuschließen, um mehr Kinder, zumal in angemessener Umgebung, betreuen zu können.
Doch die Verhandlungen über die Finanzierung erwiesen sich als langwierig. Vor 18 Monaten konnte schließlich mit dem Bau begonnen werden, der inklusive Einrichtung und Außenanlagen 2,55 Millionen Mark kostet. Den Großteil davon übernahm die Stadt Kelsterbach, ferner beteiligten sich Kreis, Land, Landeskirche und die Kirchengemeinde selbst.
Mit Leben erfüllen sollen das Gebäude knapp hundert Kinder. Sie verteilen sich auf zwei herkömmliche Kindergartengruppen, eine Ganztags- und eine Hortgruppe (für Schüler/innen). Bis das Angebot komplett ist, wird es mindestens September. Bis dahin will die Kirchengemeinde die noch fehlenden vier Erzieherinnen eingestellt haben, die sich um die Ganztags- und um die Hortgruppe kümmern sollen.
Zunächst können daher nur die fünfzig Kinder der beiden bestehenden Gruppen die neuen Räumen, zu denen ein großes Turnzimmer im ersten Stock gehört, in Besitz nehmen: und zwar am kommenden Montag, 8. März. Wegen des Umzugs ist der Kindergarten diese Woche ebenso wie in der vergangenen geschlossen. Durch den auf 570 Quadratmeter entstandenen Anbau öffnen sich der Gemeindearbeit neue Räume: beim Treffen am Donnerstag, 18. März, 18 Uhr, wird die Belegung neu geregelt.
Für Heinrich Hoffmann war die Einweihung des Kindergartens "ein schöner Abschluß" seiner Amtszeit. Nach vierzig Jahren als Kirchenvorstandsvorsitzender ist er zum heutigen 1. März zurückgetreten: "Hauptgrund ist, daß ich meinen 94jährigen Vater mitbetreue." Wer Hoffmanns Nachfolger wird, soll sich auf der Klausurtagung des Kirchenvorstandes vom 19. bis 21. März in Gelnhausen entscheiden. Bürgermeister Fritz Treutel dankte Hoffmann am Sonntag für die Verdienste in der Kirchengemeinde: "Das ist sein Lebenswerk." In seine Amtszeit fiel auch die Einweihung der Kirche vor 25 Jahren.
Als Geschenk zur Kindergarteneinweihung versprach Treutel, daß die Stadt auf dem Vorplatz eine Linde pflanzen werde. Zugleich legte der SPD-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl ein Bekenntnis zur christlichen Erziehung ab: Solange er in dieser Stadt etwas zu sagen habe, "werden die Kindergärten unter kirchlicher Leitung geführt". Das gelte auch für die Zeit nach 1997, wenn er wegen Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze als Bürgermeister aufhören muß: "Dann werde ich in einem Ehrenamt dafür sorgen, daß es so bleibt."
In Kelsterbach gibt es keinen einzigen Kindergarten, der unter kommunaler Regie steht. Die Kommune unterstützt aber die Arbeit der Kirchengemeinden: So werden nach Treutels Aussage auch zwei der Erzieherinnen im Kindergarten der Christuskirchengemeinde von der Stadt zu hundert Prozent bezahlt. Die konfessionellen Kindergärten würden hervorragende Integration leisten und Toleranz pflegen angesichts eines Ausländeranteils von 35 Prozent, befand Treutel. lis
Kindergarten ist eben nicht das Bauamt Kreisweiter Kita-Tag machte auf die Misere der Erzieherinnen aufmerksam Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gelis KREIS GROSS-GERAU. "Ich glaube, wir werden Sie nehmen", versprach der Personalchef der Frau, die sich um die Stelle für die Kindertagesstätte beworben hat. Immerhin bringt sie die Referenz mit, "daß ich Kinder so liebe". Anders verhält es sich mit der vakanten Ingenieurstelle im Bauamt. Da hat sich ein Mann beworben, der sagt, er habe Erfahrung auf dem Bau gesammelt. Da ist der Personalchef erbost: "Wo kommen wir denn hin, wenn jeder, der schon mal ein Haus gebaut hat, sich gleich bewirbt." Ein Sketch - gespielt von Erzieherinnen aus den neun kommunalen Kindertagesstätten (Kita) von Mörfelden-Walldorf, der ihre Erfahrungen aus der Praxis auf den Punkt bringt. Da es an Erzieherinnen mangelt, steigt die Zahl der in einer Gruppe zu betreuenden Kinder, was der pädagogischen Arbeit nicht förderlich ist; Kita-Leiterinnen würden für ihre Aufgabe nicht freigestellt, Jahrespraktikantinnen als volle Arbeitskraft angesehen, Personallücken, wenn überhaupt, oft nur notdürftig gestopft. Die Erzieherinnen im Kreis verwundert es nicht, daß es wenig Interesse gibt, ihren Beruf zu erlernen oder auszuüben: Die lange Ausbildungszeit von fünf Jahren und das berufliche Engagement stünden im krassen Gegensatz zum gesellschaftlichen Ansehen, zum Einkommen und den Aufstiegsmöglichkeiten. Gleichzeitig stiegen Belastungen und Anforderungen.
Weil in den Tagesstätten ihrer Meinung nach vieles im argen liegt, wollte die kreisweite Erzieherinnengruppe der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) auf ihre Situation und ihre Anliegen aufmerksam machen. Daraus entstanden dann ein 20- Punkte-Forderungskatalog und der erste kreisweite Kindertagesstättentag, der am Samstag die Martin-Buber-Schule Groß- Gerau in Messe-Stimmung versetzte.
Erzieherinnen aus Kitas von zehn der 14 Kommunen im Kreis Groß-Gerau hatten Stände aufgebaut, in dem sie ihre Einrichtungen mit Bildern und Info-Tafeln vorstellten. Lediglich Kelsterbach, Raunheim, Biebesheim und Gernsheim fehlten in dieser Palette. Dafür waren andere, nicht-öffentliche Anbieter vertreten: aus Rüsselsheim der Kindergarten der Werkstätten für Behinderten (WfB), der private Kindergarten am Hessenring oder auch die Krabbelstube Nestflüchter, ferner Kinderschutzbund, Elternbeiräte und auch die Allgemeine Ortskrankenkasse. Schätzungsweise 800 Menschen tummelten sich während des Samstags von 11 bis 17 Uhr in der Buberschule. Dabei war auch an die gedacht, um die es letztlich geht: die Kinder. Bollerwagen, Button-Maschine, Riesen-Seifenblasen, Ton-Dia-Shows oder das Puppentheater des Elternbeirats von Riedstadt sorgten für Kurzweil. Derweil widmeten sich die Erwachsenen der ernsten Seite, wurden etwa in einem Gesprächskreis der Elternbeiräte Erfahrungen ausgetauscht.
Daß der erste kreisweite Kita-Tag gut eine Woche vor der Kommunalwahl den Austausch untereinander und die Öffentlichkeit suchte, war Absicht, erklärt Heide Schätzle (ÖTV), stellvertretende Sprecherin der Vertrauensleute bei der Stadtverwaltung Rüsselsheim. Entsprechend gab es zum Abschluß eine Diskussion über die Kita- und Erzieherinnen-Misere.
Dicht gefüllt waren nicht nur die Zuhörerbänke, sondern auch das Podium mit zehn Diskutanten, darunter Landrat Enno Siehr und Abgeordnete der vier im Landtag vertretenen Fraktionen. Sie bekamen zunächst zu hören, was fünf Vertreter/innen der "Praxis-Seite" zu sagen hatten. Daraus ergaben sich die Fragen, wie die Situation zu verbessern ist oder gar von 1996 an der garantierte Kita- Platz für jedes Kind wahr werden soll (was in Deutschland 36 000 neue Erzieherinnen-Stellen notwendig machen würde).
Die Politik-Seite verstand die Sorgen und Wünsche wohl. Angesichts von wirtschaftlicher Rezession und Personalproblemen in fast allen sozialen Bereichen (Stichwort Pflege) gäbe es aber allenfalls kleine Lösungen, etwa den Beruf attraktiver zu machen, in dem die Ausbildungszeit verkürzt werde. Einschneidende Verbesserungen in Aussicht zu stellen, sahen sie die Politiker/innen nicht in der Lage - unisono beteuerten sie, ehrlich bleiben zu wollen.
KRONBERG. Die Kulturgesellschaft Kronberg mbH hat bereits im ersten Jahr ihres Bestehens "ein eigenes Profil entwickelt", sagt Geschäftsführerin Anne Nasse. Sie legte jetzt die Jahresbilanz vor: 18 Veranstaltungen, vorwiegend in der neuen Stadthalle, haben ihrer Meinung nach gezeigt, daß das zusätzliche kulturelle Angebot von den Kronbergern angenommen wird. Die 295 Plätze in der Stadthalle sind im Durchschnitt zu 65 Prozent ausgelastet. Über 50 000 Mark kann die Kulturgesellschaft verfügen.
Die Vereine haben ihre anfängliche Skepsis gegenüber der Kulturgesellschaft abgelegt, auch weil sie, so sagt Bürgermeister Wilhelm Kreß, "gemerkt haben, daß sie deshalb nicht weniger Zuschuß bekommen".
Das Prinzip, die Kulturarbeit aus der Verwaltung herauszunehmen, hat sich bewährt, berichtet Nasse. Sie arbeitet mit vier Programmausschüssen zusammen, die mit sachkundigen Bürgern und Vereinsvertretern besetzt sind und die über das Programm demokratisch abstimmen. "Auf diese Weise können die Bürger selbst aufspüren, wo im kulturellen Angebot in der Stadt noch Lücken sind." (Einen ausführlichen Bericht über die Arbeit der Kulturgesellschaft lesen Sie im Kulturspiegel Taunus am 4. März.) nau
Der März gehört gewöhnlich zu den aktiveren Musiktheaterpremieren-Monaten. Der Ballett-Tisch ist reich gedeckt. Altehrwürdige Prominenz meldet sich mit Maurice Béjart in der Deutschen Oper Berlin. Aufmerksamkeit verdient aber auch die Horváth- Adaption der gewitzten "Tantz-Schul" Mauricio Kagels in Kassel.
Auch an Opernnovitäten herrscht kein Mangel. Am interessantesten wohl zwei Zweitinszenierungen von Werken, die im letzten Jahr großen Eindruck machten. Alfred Schnittkes "Leben mit einem Idioten", im Frühjahr 1992 in Amsterdam uraufgeführt, wird von Wuppertal (als Koproduktion mit Gelsenkirchen) zum ersten Mal in Deutschland und in deutscher Sprache präsentiert. Gut ein Jahr nach der Hamburger Uraufführung wagt sich Ulm an Wolfgang Rihms schwierige und radikale Artaud-Oper "Die Eroberung von Mexiko". Eine deutsche Erstaufführung steht mit Ethel Smiths "Strandpiraten" in Hagen ins Haus. Münchens Gärtnerplatztheater nimmt sich des feinsinnig eloquenten "Cornet" (nach Rilke) des ostdeutschen Komponisten Siegfried Matthus an, Rudolstadt des aparten "Traumfresserchens" von Wilfried Hiller, Aachen versucht's mit "Tulifant" des österreichischen Seniorkomponisten Gottfried von Einem. Hohe Uraufführungserwartungen spannt Brüssel auch mit dem Leitungsteam (Bondy, Cambreling, Wonder) für Philippe Boesmans Schnitzler-Vertonung "Reigen".
Raritäten aus dem älteren Repertoire wagen Bielefeld (Spohrs nahezu vergessenen "Faust") sowie die nicht zu unterschätzende Bühne in St. Gallen, die eine wohlverständliche Liebe zu dem deutsch-romantischen Schmerzenskind "Oberon" von Weber erfaßt hat. Die verdienstvolle Barockopernpflege in Heidelberg bekommt mit Händels "Deidamia" einen neuen Baustein. Daß Jules Massenet, der fin de siècle-Meister des französischen Opernlyrismus, nicht nur auf Tonträgern enthusiasmiere, sondern auch in lebendiger Bühnendarstellung sich bewähre - dafür will die potente Zürcher Oper anläßlich der Inszenierung der seltenen "Hérodiade" plädieren.
Ansonsten viel Geläufiges und Gewohntes, wie gehabt, und wer diesen Premierenspiegel regelmäßiger verfolgt, wird auch bei mittleren und kleineren Häusern auf einen rotierenden Fundus immergleicher Regisseursnamen stoßen (als Neuling stellt sich in Darmstadt Katja Drewanz mit "Jenufa" vor). Eine Sitte, die dem Publikum wohlgefallen mag, den Rezensenten aber eher Unbequemlichkeit bereitet: daß die Premieren größtenteils samstags oder sonntags stattfinden. Nun ja, unsereiner ist halt "immer im Dienst". Ein Kuriosum: Just am selben 14. März gibt es zweimal Wagners "Siegfried" exponiertenorts (nämlich in Hamburg und Wien). Das sieht fast so aus, als verfüge die Musikwelt noch über zwei komplett passable Wagnersänger-Riegen. H. K. J.
41 Menschen starben auf den Straßen im Kreis Statistik: Die Zahl der Unfälle war noch nie so gering Von Andreas Zitzmann MAIN-KINZIG-KREIS. 41 Menschen haben 1992 auf den Straßen im Main-Kinzig-Kreis bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren. Im Jahr zuvor waren es 46. Diese beiden Zahlen signalisieren eine Tendenz, die seit längerem zu beobachten ist: In fast allen Bereichen des Unfallgeschehens vermerkt die Statistik sinkende Werte. Im abgelaufenen Jahre waren es so wenig Kollisionen wie noch nie zuvor seit Bestehen des Main-Kinzig-Kreises - bei weiter gestiegener Fahrzeugdichte (die FR berichtete). Die Führungsspitze der Polizeidirektion Hanau, die die Statistik am Freitag zusammen mit ihrem politischen Chef Landrat Karl Eyerkaufer vorstellte, schreibt diese Entwicklung auch der präventiven Arbeit der Polizei zugute. Dazu zählt die Schutzpolizei unter anderem mehrere "Aktionswochen", während denen an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Tageszeiten Autofahrer gezielt überprüft wurden. So zwischen 22. und 29. Juni: 203 Verwarnungen spülten 7560 Mark in die Staatskasse, hinzu kamen 38 Mängel- und zwei Strafanzeigen. Als erstaunlich wird die "Alkohol-Bilanz" gewertet: 44 Alco-Tests folgte nur eine einzige Blutprobe.
Das deckt sich mit den Feststellungen zu den Unfallursachen insgesamt. Alkohol tritt weiter in den Hintergrund, viel häufiger sind Vorfahrtsfehler und mangelnder Sicherheitsabstand für Kollisionen verantwortlich, insbesondere jedoch überhöhte Geschindigkeiten: 104 Stundenkilometer im Stadtgebiet Hanau, 131 Stundenkilometer - bei erlaubten 60 - in Maintal waren die Spitzenwerte, die bei Kontrollen mit dem Radarwagen registriert wurden.
Der geringer gewordene Alkoholmißbrauch als Ursache von Kollisionen - ohne Berücksichtigung der vermutlich sehr hohen Dunkelziffer - schlug sich im übrigen nicht nur in der rückläufigen Zahl der Unfallfluchten nieder, sondern auch in der der Zusammenstöße insgesamt: Promille im Blut war bei 14,5 Prozent weniger der Grund als 1991. Die Folge war im übrigen auch, daß erheblich weniger Führerscheine kassiert werden mußten.
Diese Entwicklung scheint anzuhalten. Während der Fastnachtstage vor einer Woche mußten lediglich 19 Alkoholtests angeordnet werden, in der "Kampagne" 1991 waren es noch 28.
Als "drastisch" bezeichnete Eyerkaufer am Freitag den Rückgang der Zahl der Verletzten insgesamt: um 9,1 Prozent. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Bundestrend. Bei den Schwerverletzten war es sogar ein Minus von 17,3 Prozent.
Auch Kinder waren 1992 weit weniger an Unfällen beteiligt als im Jahr zuvor. Das gleiche gilt für eine andere "schwache" Gruppe der Verkehrsteilnehmer: die Radfahrer. Die Zahl der verletzten Fußgänger hat sich auf den Vorjahreswert stabilisiert, die der verletzten Motorradfahrer geringfügig erhöht.
41 Verkehrstote sind natürlich immer noch zuviel. Wieviele Menschen starben oder verletzt wurden, weil sie den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatten, ist der Statistik nicht zu entnehmen. Die Polizei hat jedoch beobachtet, daß die "Gurtanlege-Pflicht" immer nachlässiger gehandhabt wird. Sie will dies demnächst verstärkt kontrollieren.
Noch keine Aussage konnte die Hanauer Polizei über die Auswirkungen der neuen Regelung bei Bagatellunfällen machen. Seit 1. Januar müssen die Beamten nicht mehr bei jedem Kratzer im Kotflügel vor Ort kommen, sondern können solche Vorfälle auch telefonisch aufnehmen.
Als eine Art Faustregel gilt dabei: Schäden bis 4000 Mark können solchermaßen aus der Ferne bearbeitet werden. Sind jedoch Menschen verletzt worden oder bestehen die Beteiligten auf eine Streife, muß sie kommen.
In Hanau gab's in den ersten beiden Monaten noch kein Fall, der am Telefon hätte erledigt werden können - was auch an den kurzen Wegen liegt. Im östlichen Kreisgebiet sah das etwas anders aus, machte sich aber noch nicht gravierend bemerkbar. Ob die neue Regelung tatsächlich zu einer geringeren Belastung der Polizei führen wird - das ist die Absicht -, bleibt demzufolge abzuwarten. Ohnehin läuft das Verfahren nur zur Probe. (Siehe auch "Zur Sache")
Auf dem U-Bahnsteig Hauptwache haben fünf Jugendliche zwei 18jährige umzingelt. Die Täter nahmen den bei- den Kronbergern, die gegen 21 Uhr auf die Bahn zur Hohemark warteten, einen Walkman, 80 Mark sowie die FVV- Monatskarte ab. Zahlreiche Passanten, die Zeugen des Überfalls wurden, ha- ben sich während dieser Tat passiv verhalten.
Bevor das Quintett in die nächste U- Bahn einstieg, wurden auf die zurückbleibenden Opfer noch zwei Schüsse aus einer Gaspistole abgegeben. Zumindest einer der Schüsse ist nach Meinung der Polizei aus nächster Nähe abgegeben worden. Einer der 18jährigen hat nämlich - so die Polizei - durch die Gasladung eine Verbrennung am rechten Rippenbogen erlitten.
Der Polizei wurde der Überfall erst am nächsten Morgen bekannt, als der 18jährige beim 1. Revier Anzeige erstattete. Die Polizei übte Kritik am Verhalten der Zeugen. Von denen hätte sie zwar kein unmittelbares Eingreifen, aber einen Anruf von der nächsten Notrufsäule erwartet. habe
Ex-Radrennfahrer Wolfgang Steinmayr hatte wohl nie Probleme mit Urlaubern auf der Rennstrecke. Allenfalls standen sie am Wegesrand und klatschten Beifall, wenn er vorüberraste. Solches Wohlverhalten wünschen sich Mountain Biker und ihre Sponsoren offensichtlich von den Wanderern, die seit einiger Zeit ihre bislang stillen Waldwege mit den Rasern teilen müssen.
Die Fußgänger aber sind renitent und bestehen doch tatsächlich auf Exklusiv- Rechten und ihrer Ruhe, wobei sie von keinerlei Verkehr belästigt werden wollen.
Das ist natürlich nicht zeitgemäß, verrät uns die Tirol Werbung, wo doch der Radsport einen enormen Aufschwung erfahren hat und vor allem Mountain Biker aus Deutschland Platz suchen, um ihr teures Gerät auch mal richtig auszutesten. Ein Radvolk ohne Raum sozusagen, dem die Tiroler das Leben verschönen wollen, indem sie ihre Wald- und Wirtschaftswege öffnen. Bisher gab es allerdings ein Hindernis für die Invasion. Das waren die Landwirte, die sich weigerten, ihre Privatwege freizugeben, weil sie von verunglückten Mountain Bikern haftbar gemacht werden konnten.
Seit Juni gilt nun, so wird aus dem Nachbarland gemeldet, ein kollektiver Versicherungsvertrag, der den Radfahrern alle Wege öffnen soll. Und damit diese Nachricht die Wanderer nicht gar zu sehr verschreckt, hat man in Tirol, unter der radsportlichen Beratung des oben erwähnten Ex-Radrennfahrers, den "Positive Biker" erfunden. Das ist einer (die weibliche Variante gibt es tatsächlich eher selten), der "Rücksicht auf Wanderer" nimmt, "nie abseits der Wege" fährt, seine Bremsen vor der Abfahrt prüft, mit kontrollierter Geschwindigkeit und auf Sicht fährt und seinen Kopf mit einem Helm schützt.
Man sollte meinen, daß dies Selbstverständlichkeiten sind, an die sich jeder Mountain Biker hält, wenn er auch nur einigermaßen rücksichtsvoll fahren will. In Tirol aber hält man es mit einem bewährten Wahlspruch: "Tue Selbstverständliches und rede drüber." Vielleicht glauben die Wanderer ja tatsächlich, daß sie selbst dran schuld sind, wenn sie demnächst von Positive Bikern im wahrsten Sinne des Wortes überrollt werden.
ULLA SCHICKLING
In den Frankfurter Kindertagesstätten fehlen nach wie vor mehr als 50 Erzieherinnen, noch einmal so viele Stellen bleiben vorläufig wegen Erziehungsurlaub oder Mutterschutz unbesetzt. Weil die Stadt mit der Besetzung freier Stellen große Mühe hat, soll eine Werbeaktion in den kommenden Wochen für den Erzieherberuf trommeln. Die Stadt werde Faltblätter in Ämtern und Orten mit viel Publikumsverkehr auslegen, sagte Michael Damian, der persönliche Referent der Schuldezernentin Ebeling.
Erneuten Unmut hatte es bei Eltern in der Nordweststadt hervorgerufen, daß an der Kindertagesstätte 108 drei Erzieherinnen gekündigt haben und nun 17 Kinder nicht mehr in die Tagesstätte kommen können. Der schulpolitische Sprecher der CDU, Gerhard Ley, beklagt, daß mangels Personal ab April auch der Hort in Oberrad geschlossen werden müsse. "Anspruch und Wirklichkeit" rot-grüner Kinderpolitik klafften weit auseinander.
Nach Erhebung des Stadtelternbeirates fehlen mehr als die 50 vom Dezernat genannten Erzieherinnen. Insgesamt 170 Stellen seien nicht besetzt. Vielfach könnten darum neue Kinder trotz freier Plätze nicht im Kindergarten oder Hort aufgenommen werden.
Deshalb seien jetzt besondere Anstrengungen zum Werben weiterer Erzieherinnen vonnöten, forderte die Vorsitzende des Gremiums, Barbara Lautermilch. Die Ballungsraumzulage müsse erhalten bleiben, bestehende Einrichtungen dürften aber auch nicht zugunsten neuer KTs "ausgeblutet" werden. Außerdem fordern die Eltern mehr Geld für Honorarkräfte.
Nach Aussage Damians ist die Fluktuation bei den Erzieherinnen mit mehr als 200 Kündigungen und Neueinstellungen weiterhin sehr hoch. Immerhin sei es der Stadt aber gelungen, das Stellendefizit nicht weiter ansteigen zu lassen, obwohl seit dem Amtsantritt des rot-grünen Magistrats nahezu tausend Plätze in städtischen Kindertagesstätten geschaffen und dafür an die hundert zusätzliche Erzieherinnen eingestellt wurden. luf
OFFENBACH. 75 Jahre alt wird die 1918 gegründete Offenbacher Baugenossenschaft in diesem Jahr. Zur Zeit stellt sie gerade mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Land Hessen 23 Sozialwohnungen in der Liebigstraße 6-8 fertig, die am 1. April bezogen werden sollen und etwa 80 Personen ein Heim geben werden. Zum neuen Gebäude gehören neun Zweizimmerwohnungen um die 60 Quadratmeter, sechs Dreizimmerwohnungen mit bis zu 82 Quadratmetern und acht Vierzimmerwohnungen mit bis zu 96 Qudratmetern, erklärte Stadtkämmerer Gerhard Grandke, als er jetzt den ersten beiden Mietern die Verträge im Namen der Baugenossenschaft übergab. Alle Wohnungen in dem neuen Haus sind bereits vergeben.
Das 1991 begonnene 5,3-Millionen- Mark-Projekt wurde laut Grandke mit 2,2 Millionen vom Land, 1,6 Millionen von der Stadt, knapp 800 000 Mark Eigenmitteln der Baugenossenschaft und einer zusätzlichen Hypothek von knapp 700 000 Mark errichtet. Die voraussichtliche Miete liegt bei sieben Mark kalt. Zwei Erdgeschoßwohnungen sind behindertengerecht ausgebaut worden, eine weitere Wohnung ist sogar rollstuhlgerecht konzipiert.
Auf dem Grundstück werden 14 Garagen und 12 Parkplätze sowie ein Kinderspielplatz zu finden sein. Die Fernwärme für die Wohnungen liefert die EVO. Grandke erklärte, es handele sich bei dem Gebäude um eine ebenso zentrale wie ruhige Lage. Er erinnerte daran, daß es in Offenbach derzeit 5000 Wohnungssuchende gibt. In den vergangenen beiden Jahren seien in Baulücken rund 200 Wohnungen gebaut worden. Das noch vorhandene Reservoir an möglichen Wohnungen in den restlichen Baulücken bezifferte er auf 2100.
Grandke machte aber auch deutlich, daß die Stadt den sozialen Wohnungsbau nur begrenzt mitfinanzieren könne. "Die Luft für große Wohnungsbauprogramme ist dünn", sagte er. Von den 57 Millionen Mark, die die Stadt in diesem Jahr investiert, gingen alleine 37 in den S-Bahn- Bau. Die restlichen 20 Millionen Mark müßten aufgeteilt werden auf den Bau von Kindergartenplätzen, für Straßen, Wohnungen, Schulen und vieles andere. Setze man den Zuschuß pro Wohnung im Schnitt mit 150 000 Mark an, werde deutlich, wie wenig nur finanziert werden könne.
Dennoch bemühe sich die Stadt um den Wohnungsbau, sagte Grandke. Die Stadtverordneten hätten gerade der Finanzierung von 24 Wohnungen nach dem vierten Förderweg zugestimmt.
Die Offenbacher Baugenossenschaft hofft, daß auch sie weiter mit Hilfe der Stadt Offenbach bauen kann, erklärte Dieter Ritter vom Vorstand. Die Genossenschaft hat 1949 erstmals in Offenbach im Heusenstammer Weg 33 Wohnungen hochgezogen. Daraus sind jetzt rund 450 geworden, die sich auf das gesamte Stadtgebiet verteilen. In Dietzenbach hat die Baugenossenschaft bislang etwa 200 Wohnungen erstellt. Vor zwei Wochen wurde dort für 18 Wohnungen Richtfest gefeiert. pmü
MAIN-KINZIG-KREIS. Zu einem Fortbildungsseminar mit dem Titel "Frühes Fremdsprachenlernen in Grundschule und Kindergarten, Positionen - Ansätze - Materialien" lädt die Außenstelle Bruchköbel des Hessischen Institutes für Lehrerfortbildung (HILF) für den 2. und 3. März in seine Räume in der Pestalozzistraße 1 ein. Am Dienstag werden zwischen 17 und 19 Uhr Ansätze, Ziele und Möglichkeiten frühen Fremdsprachenerlernens in der Grundschule und im Kindergarten vorgestellt. Am Mittwoch wird die Veranstaltung ab 8 Uhr mit Hospitationen im Grundschul- und Kindergartenbereich fortgesetzt. Autoren von Lehrwerken sind anwesend, eine Methodenwerkstatt wird über ihre Erfahrungen berichten, mittags zeigen Schulverlage ihre Arbeiten, nachmittags geht es um Fortbildungsmöglichkeiten und ab 17 Uhr soll über die Ergebnisse diskutiert werden.
Die Veranstalter laden ausdrücklich auch Erzieher aus dem vorschulischen Bereich ein. Willkommen sind auch interessierte Eltern. Das Institut bittet um telefonische Voranmeldungen unter der Rufnummer 0 61 81 / 7 47 63. are
RÜSSELSHEIM. Zu einem "Märchenabend" zur Problematik des sexuellen Mißbrauchs hat der Verein "Wildwasser" die Pyschologin und Erzählerin Gerlinde Sigl eingeladen. Sie wird am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Haßlocher Straße 150 aus dem Märchen "Allerlei Rauh" vorlesen. Mit der "Traumaverarbeitung nach sexuellem Mißbrauch" befaßt sich ein Seminar am 27. und 28. März. Anmeldung: Tel. 0 61 42 / 56 15 53. lis
Aufgespießt
GUIDO BLACKERT aus Bruchenbrücken, SILKE DAUERNHEIM aus Reichelsheim, HOLGER LIND aus Wölfersheim, KLAUS MERZ aus Kaichen und THOMAS REITZ aus Echzell bilden den neugewählten Teamvorstand der Landjugend Friedberg. Kassenwart ist VOLKER LANG aus Bönstadt, Schriftführerin KARINA LIND aus Wölfersheim, Volkstanzleiterin CLAUDIA STARCK aus FLorstadt. Die Landjugend Friedberg hat 70 aktive Mitglieder. Sie wird im kommenden Jahr das Hessische Volkstanzturnier ausrichten.
SABINE PITZ (Friedberg) und ROBERT ERDT (Waldems) sind die neuen Revisoren des Bezirksverbandes der IG Bau-Steine-Erden. Sie wurden mit großer Mehrheit während des Bezirksverbandstages am Samstag im Bad Vilbeler Kurhaus gewählt. Der Bezirksverband der IG Bau-Steine-Erden ist für den Wetterau- und Hochtaunuskreis zuständig. In beiden Landkreisen gehören gut 3000 Beschäftigte aus dem Hoch- und Tiefbau, dem Maler- und Lackierhandwerk, der Baustoffindustrie, der Wohnungsbauwirtschaft und dem Dachdecker- und Fliesenlegerhandwerk der Gewerkschaft an. Nach Angaben des zuständigen Gewerkschaftssekretärs KLAUS ESKUCHE sind damit aus diesen Branchen im Wetteraukreis 48 Prozent aller Beschäftigten Mitglied der IG Bau-Steine-Erden. Im Hochtaunuskreis sind es 41 Prozent. Am höchsten liegt der gewerkschaftliche Organisationsgrad mit 75 Prozent bei den Auszubildenden.
s HORST FLEISCHER ist erneut der Spitzenkandidat der CDU für die Wahl des Echzeller Gemeindeparlamentes am nächsten Wochenende. Fleischer ist in Personal-Union Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeindeparlament und Vorsitzender der Echzeller CDU. Auf den weiteren Listenplätzen der CDU kandidieren EDMAR BEILBORN, GÜNTHER HERZBERGER, IRMTRAUD GOLFGRUBER, ADOLF HINTERLAND, MANFRED REITZ-RÜHL, MARGARETE SMRTSCHEK, EDGAR KRUG, WALTRAUD SCHMIDT, RUDOLF CHRIST, MARTIN RÜB, STEFFEN FLEISCHNER und GERTRUD MOGK.
s KLAUS-JÜRGEN FRICKE aus Griedel, Bürgermeister der Stadt Butzbach, ist der Spitzenkandidat der Butzbacher SPD zur nächsten Kommunalwahl. Auf den weiteren Listenplätzen der SPD folgen der Stadtverordnetenvorsteher RÜDIGER BEKKER (Butzbach, Lehrer), die SPD- Fraktionschefin im Stadtparlament VERA DICK-WENZEL (Hoch-Weisel, Unternehmerin) und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende MAX BRUNKE (Butzbach, Konstrukteur). Auf den Plätzen fünf bis zehn werben um Stimmen HELMUT RÜHL (Kirch-Göns, Verwaltungsangestellter), der Erste Stadtrat von Butzbach KARL-HEINZ SCHMIDT (Lehrer), DIETER ZÖRB (Pohl-Göns, Konstrukteur), HANNA WINCHENBACH (Butzbach, Hausfrau), ERICH LEONHRAD (Nieder- Weisel, Architekt) und KLAUS-WERNER OTTO (Butzbach, Buchhalter). Auf den Listenplätzen 11 bis 20 kandidieren RUDI DÖRR (Hoch-Weisel, Rentner), DIETER KRÄMER (Griedel, Industriemeister), BETTINA LÖBRICH (Kirch-Göns, Hausfrau), ANDREAS BÖSCH (Butzbach, Student), GERD KASCHWICH (Ebersgöns, Industriemeister), GERD DOMMES (Nieder-Weisel, Techniker), WILFRIED WEYL (Butzbach, Krankenpfleger) und FRIEDEL WERNER (Ostheim, Landwirt).
Der Sportplatz "Im Schinderwald", auf welchem sich die Fußballer des FC Lorsbach regelmäßig beim Training schinden, ist ein idyllisches Fleckchen. Doch gerade die schöne Lage direkt im Wald birgt auch ihre Probleme. Es bestehen nämlich keine Ausdehnungsmöglichkeiten. Daher müssen die Lorsbacher auch in Zukunft mit ihrem einzigen Platz, einem Hartplatz, vorliebnehmen. Am Sonntag (15 Uhr) dürfen die Lorsbacher jedoch auf einem grünen Rasen, nämlich bei der SG Kelkheim, antreten. Die Kelkheimer sind ärgster Verfolger des derzeitigen Bezirksliga-Spitzenreiters Viktoria Kelsterbach und ein entsprechend schwerer Prüfstein.
Ungefähr in jenen Tabellenregionen, wo sich die SG Kelkheim bewegt, wollte eigentlich auch der FC Lorsbach im Jahr des 40. Vereinsgeburtstages angesiedelt sein. Doch statt dessen muß der FC aufpassen, nicht in den Sog des Abstiegsstrudels hineinzugeraten. Der reine Fußballklub aus dem Hofheimer Stadtteil, der immerhin 400 Mitglieder zählt, wollte in diesem Jahr eigentlich mehr erreichen. Daraus macht Pressewart Bernd van Boom keinen Hehl. Doch der große "Boom" blieb aus.
Eine Folge des zähen Saisonverlaufs war der Weggang von Trainer Jürgen Wirth zum Jahresbeginn. Er zog die Konsequenzen aus dem unbefriedigenden Abschneiden, dessen Gründe man in Lorsbach bis heute nicht genau definieren kann. Der neue Mann am Regiepult heißt Dieter Gundel, feierte große Erfolge mit der Jugend der SG Höchst und war zuletzt in Schwalbach als Trainer tätig. Die Verpflichtung dieses erfahrenen Mannes scheint der richtige Griff gewesen zu sein. Unter seinen Fittichen erspielte das Team aus den drei ersten Partien des Jahres stattliche 5:1-Punkte und stellte den Anschluß an das gehobene Mittelfeld wieder her. Mit der Maßnahme, die etatmäßigen Mittelfeldspieler Andreas Beese und Dragan Perkovic in den Angriff zu beordern, legte Gundel einen Grundstein zum Aufschwung.
Der Abstieg ist in Lorsbach "kein Thema", bestätigt van Boom. Auch wenn in dieser Saison der "Wurm" drin war: Die Lorsbacher glauben an die Qualitäten ihrer Kicker. "Wir sind keine Holzhacker- Buben. Wir haben eine technisch gute Mannschaft beisammen", meint van Boom, der die Gründe der Misere eher im Motivationsbereich suchen würde. Sollte es jedoch im Stile der vergangenen Spiele weitergehen, dann fragt ohnehin bald niemand mehr nach den Ursachen des Mißerfolgs. Um in Panik auszubrechen, die Mannschaft umzukrempeln oder den Kopf in den Sand zu stecken, ist der FC Lorsbach einfach ein zu solider und gewachsener Verein.
Ein Fingerzeig für die Beständigkeit der Lorsbacher ist die Wiederwahl des kompletten Vorstandes mit Vorsitzendem Helmut Gross an der Spitze im Januar. Ein typisches Beispiel für die Vereinstreue der Mitglieder ist Spielausschuß- Mitarbeiter Willi Gundling, der am Aschermittwoch im Vereinslokal seinen 60. Geburtstag feierte und für den noch lange nicht "alles vorbei" ist. "Wir legen Wert darauf, daß auch die Spieler zu uns passen und daß unser Umfeld stimmt", erklärt der Pressewart.
Auch finanziell geht man in Lorsbach den geraden Weg. Der FC ist schuldenfrei und nicht auf Gedeih und Verderb einem Groß-Mäzen ausgeliefert. Über die Eintrittsgelder der durchschnittlich immerhin 150 Zuschauer, Werbung, diverse Veranstaltungen und den Umsatz des Vereinslokals finanziert sich der Verein, der 1953 aus einer Abteilung des Turnvereins hervorging.
Die höchsten Gefilde, die der FC im Laufe seiner Vereinsgeschichte erreichte, war die Landesliga Mitte. Dies liegt jedoch schon einige Jahre zurück. Auch für die Zukunft soll die Bezirksliga nicht zum dauerhaften Aufenthaltsort der Lorsbacher werden. Bereits in der kommenden Saison will das Team "oben mitmischen". Sollte die Verletzungsmisere, die letztlich auch Anteil am bisher schwachen Abschneiden hatte, sich nicht fortsetzen und die Leistungsträger, welche in der Hauptsache echte Lorsbacher und damit Identifikationsfiguren sind, gehalten werden, dann "brauchen wir dazu keine weltbewegenden Neuzugänge", meint van Boom. "Einen Guten kann man immer gebrauchen, aber in der Hauptsache wollen wir unseren Kader halten."
Halten will der FC auch Dieter Gundel. Einer weiteren Zusammenarbeit steht auch nichts im Wege. Um den Tabellenstand bis zum Vereinsgeburtstag im Mai bereits wieder ein wenig angenehmer zu gestalten, wird sich der Coach jedoch zunächst ganz und gar auf die naheliegenden Aufgaben konzentrieren.
Nach langwierigen Verletzungen können die Stammkräfte Björn Urban, Michael Pörtner und Torwart Frank Geis nun wieder eingreifen und werden die Möglichkeiten des Trainers verbessern.
Auf diesem Wege ist nicht zu befürchten, daß der FC Lorsbach am Ende der Saison auf dem Sportplatz "Am Schinderwald" auch sprichwörtlich "im Wald" stehen wird. INA SCHNEIDER
In einer Wohnung in der Schönstraße ist - wie die Polizei jetzt mitteilte - ein 37jähriger aus Fulda in der Nacht zum Freitag an den Folgen einer Heroininjektion gestorben. Damit hat die Frankfurter Drogenszene in diesem Jahr bisher zehn Opfer gefordert. Zur gleichen Zeit des vergangenen Jahres waren der Polizei 26 Todesfälle bekannt geworden.
Mieter der Wohnung im Gutleutviertel berichteten der Polizei, der 37jährige habe sich dort erst seit einigen Tagen aufgehalten. Am Donnerstag abend zog er sich in sein Zimmer zurück. Als sich Mitbewohner gegen 1 Uhr um ihn kümmerten, fanden sie ihn leblos auf dem Boden liegend. Auch der Notarzt konnte dem 37jährigen nicht mehr helfen.
Der Fuldaer war der Polizei als Konsument harter Drogen bekannt. Gegen ihn wurde wegen mehrerer Eigentumsdelikte ermittelt. habe
HANAU. Der Seniorenvorstand der Industriegewerkschaft Metall will bei der nächsten Vollversammlung am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr im Schloßgartensaal der Stadthalle Hanau das Thema "Sozialabbau" auf die Tagesordnung setzen.
In einem Schreiben an die Branddirektion hat der Personalrat der Frankfurter Berufsfeuerwehr eine Reihenuntersuchung aller Feuerwehrleute verlangt, die in Griesheim, Schwanheim und Goldstein an der Säuberungsaktion nach dem Chemieunfall bei der Hoechst AG beteiligt waren. Vorsitzender Dieter Baumann teilte dem Amtsleiter Reinhard Ries mit, eine medizinische Kontrolle der Kollegen sei notwendig, um festzustellen, ob die Feuerwehrleute bei dem Einsatz gesundheitliche Schäden davongetragen hätten.
Der Personalrat wies darauf hin, die Beamten seien bei der Putzaktion am Dienstag lediglich durch Handschuhe, aber nicht durch Atemmasken geschützt worden. Er machte dafür die Hoechst AG verantwortlich, weil diese die Gefährlichkeit des Ortho-Nitroanisol zunächst auf "unverantwortliche Weise als mindergiftig heruntergespielt" habe. Das Risiko des Einsatzes sei erst später deutlich geworden, als der Konzern zugegeben habe, daß die Chemikalie in Tierversuchen Krebs erzeugt habe. habe
HARTMUT NAUMANN, seit vielen Jahren AOK-Geschäftsführer, verläßt den Main-Kinzig-Kreis, um in Thüringen einen neuen AOK-Landesverband aus den bisherigen AOK-Filialen Gera, Suhl und Weimar aufzubauen. Vermutlich wird Naumann in Thüringen bleiben und dort vom nächsten Jahr an thüringischer AOK-Geschäftsführer werden. Zum neuen AOK-Geschäftsführer Main-Kinzig wurde Naumanns Stellvertreter, HUBERT KÜSTER, berufen. Küster trat am 1. März die neue Stelle an.
Max Beckmann hat ihn als Motiv gewählt. Auch sein Kollege Ernst Ludwig Kirchner malte ihn. Was den beiden Expressionisten recht war, ist für jeden Besucher Frankfurts nach wie vor geradezu eine Pflichtaufgabe - das Bild vom Eisernen Steg. Einfach obligatorisch für den heimischen Dia- Vortrag im trauten Kreis: Das also, genau besehen, ist Frankfurt. Vielleicht ist das ein bißchen übertrieben. Zugegeben, schließlich sind da noch die Türme der Deutschen Bank und das Schlößchen vom alten Holzhausen. Auf jeden Fall aber ist auf das stählerne Konstrukt nicht zu verzichten: Der Eiserne Steg gehört zur Stadt wie der David zu Florenz und die Tauben zu Venedig. Entworfen worden war der Eiserne Steg zwei Jahre zuvor von dem Ingenieur Peter Schmick. Schließlich sollte sich die Stadt erweitern, die urbane Fläche angesichts der gewachsenen Bevölkerung vergrößert, eine weitere Verbindung nach Sachsenhausen geschaffen werden. Für seine Konstruktion einer Hängebrükke hatte Schmick 1866 bereits großzügige, wohlhabende Bürger gewonnen: Sie wollten 250 000 Goldmark für das Brückenwerk aufbringen und gründeten eine "Gesellschaft zur Errichtung einer Brücke am Fahrtor". Aktien für 160 000 Goldmark wurden verkauft.
Ein Jahr später waren 4700 Zentner Eisen verbaut, die Brücke, die den Fußgängern vorbehalten bleiben sollte, fertig gestellt. Und daß sich die Investition in die Aktiengesellschaft lohnen würde, daran bestand schon nach wenigen Jahren kein Zweifel mehr: Wer über die Brücke das andere Ufer erreichen wollte, hatte einen Kreuzer zu entrichten.
In nur 15 Jahren hatte sich der Steg bezahlt gemacht, Ende 1885 kam er als "freie Brücke" in den Besitz der Stadt. ing
FRIEDBERG. Zur Förderung von Regenwasser-Nutzungsanlagen in Wohnhäusern stellt das Land Hessen der Stadt Friedberg ab Mai 80 000 Mark zur Verfügung, teilt Bürgermeister Ludwig Fuhr (SPD) mit.
Das Stadtparlament hat Anfang des Jahres die Förderrichtlinien für die Regenwasseranlagen beschlossen. Gefördert werden danach Anlagen, die das Niederschlagswasser sammeln und häuslichen Verwendungszwecken zuführen. 60 Prozent der Kosten der Anlage, jedoch nicht mehr als 2500 Mark, können als Zuschuß gewährt werden. Die Anträge können schon jetzt beim Stadtbauamt, Große Klostergasse 6, Zimmer sieben, Tel. 0 60 31 / 8 82 09, gestellt werden. ieb
Der Streit um einen Hund sollen im Hintergrund eines Schwurgerichtsprozesses stehen, der jetzt vor dem Frankfurter Landgericht eröffnet wurde. Angeklagt wegen Körperverletzung mit Todesfolge ist ein 32 Jahre alter Antennenbauer, der im Juni 1992 mit der Faust auf einen Besucher des Sachsenhäuser Apfelweinviertels eingeschlagen hatte.
Wie die Staatsanwaltschaft ermittelte, war das Opfer, ein 59 Jahre alter Physiker, durch den Faustschlag ins Gesicht umgefallen und mit dem Kopf auf den Gehsteig gestürzt. Dabei wurde er so schwer verletzt, daß er ein paar Tage später im Krankenhaus starb. Erst aufgrund eines anonymen Hinweises gelang es der Polizei, den Täter zu ermitteln.
Angaben des Angeklagten zufolge drehte sich der Streit um seinen 65 Kilogramm schweren Hirtenhund. Unterwegs mit dem Tier, habe er beobachtet, wie der Physiker in der Dreieichstraße aus dem Auto gestiegen sei und das Tier weggescheucht habe. Daraufhin sei der Hund - "er ist sehr ängstlich und trägt den Schwanz dauernd eingezogen" - geflüchtet und vor die Straßenbahn gerannt, wo er fast überfahren worden wäre.
Besorgt um den Hund, wollte der Tierhalter den Physiker zur Rede stellen. Der jedoch habe überhaupt kein Verständnis gezeigt. Zur ersten Tätlichkeit sei es gekommen, als der Passant plötzlich nach dem Schienbein des Angeklagten getreten habe. Daraufhin schlug der jüngere Mann mit der Faust zu.
Im Gegensatz zu dieser Darstellung wies jedoch der erste Zeuge vor Gericht darauf hin, er habe von einem Tritt ans Schienbein nichts gesehen. Ob die Auseinandersetzung mit dem Physiker tatsächlich um dessen Verhalten gegenüber dem Hund ging, konnte er nicht sagen. Folgt man den Angaben anderer Zeugen, soll sich der 32jährige ungewöhnlich aggressiv aufgeführt haben. Er selber habe wiederholt auf seinen Hund eingeschlagen, und zwar derart, daß sich Passanten am Tatort darüber aufgeregt hätten.
Bevor der Angeklagte das Ebbelwoi- Viertel aufsuchte, hatte er drei bis vier halbe Liter Bier getrunken und einige Haschzigaretten geraucht. Auf Fragen des Gericht räumte er ein, daß er damals Alkoholprobleme hatte. Er ist gebürtiger Amerikaner, kommt aus New York und blieb nach seiner Zeit als Soldat in der Bundesrepublik, wo er heiratete. Von Frau und Kind lebt er getrennt.
Nebenklägerin in dem Prozeß ist die Witwe des Physikers, eine Japanerin. Sie hatte ihren Mann, gemeinsam mit dessen in Frankfurt zu Besuch weilenden Kollegen, zum Essen nach Sachsenhausen begleitet. Die Kollegen, Professoren aus Japan, sollen in der kommende Woche als Zeugen vernommen werden. Lepp
WETTERAUKREIS. Zum 14. Mal schreibt der Wetteraukreis seinen mit 5000 Mark dotierten Umweltschutzpreis aus, mit dem er hervorragende Aktivitäten im Umwelt- und Naturschutz honoriert. Wer sich besonders für den Schutz von Tieren, Planzen oder Landschaft eingesetzt hat, wer modellhaft umweltverträgliche Techniken zur Beschaffung von Wasser oder Energie angewandt hat, wer sich bei der Vermeidung und Verminderung schädlicher Emissionen hervorgetan hat oder wer sehr sparsam mit Energie, Wasser oder anderen Ressourcen umgegangen ist, hat gute Chancen, den Preis zu bekommen. Vorschlagsberechtigt sind Städte, Gemeinden, Organisationen und Verbände sowie Einzelpersonen, die im Wetteraukreis ansässig sind. Den schriftlichen Vorschlägen sind ausführliche Begründungen beizufügen, teilt Umweltdezernentin Gila Gertz mit. Die Vorschläge müssen bis spätestens 5. Juni beim Kreisausschuß des Wetteraukreises, Amt für Naturschutz und Landschaftspflege, Europaplatz, 6360 Friedberg, eingereicht werden. ieb
DIETZENBACH. Die Vogelhecke an der neuen Waldorfschule ist in diesen Tagen fachgerecht verjüngt worden. Der international für den Umweltschutz agierende Hermann Benjes, nach dem die Feldhecken benannt wurden, war bei diesem Einsatz pro Natur dabei. Vor der praktischen Aktion hatten die Teilnehmer und unter denen insbesondere die Mitarbeiter/innen des städtischen Grünflächenamtes theoretisch einiges über die Hecken erfahren.
"Die Freunde des Landwirtes" werden die Feldhecken nach Darstellung von Elsbeth Bauer, Vorsitzende des Ortsverein des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), allgemein genannt. Für den Fachmann Hermann Benjes sind die für die Vogelwelt besonders wichtigen Sträucher auch "die Finger des Waldes". Das jetzt verjüngte Dietzenbacher Exemplar an der Waldorfschule - fast einzigartig in Südhessen - soll ein positiver Anfang einer ganzen Reihe von Umweltschutzaktionen sein. Weitere Einsätze an den Feldhecken werden nach Auskunft von Elsbeth Bauer an den Löcherwiesen und an anderen Stellen folgen. aim
BORNHEIM. Im April wird das Kinder- und Jugendhaus Ortenberger Straße Wiedereröffnung feiern. Momentan herrscht dort nur eingeschränkter Betrieb, denn das Gebäude wird noch kräftig umgebaut und neu konzipiert. Die meisten Räume sind jedoch bereits fertig und wirken mit ihrem bunten Anstrich hell und freundlich.
Daß diese Wirkung sich auch auf die Nachbarn überträgt, hoffen die sieben Mitarbeiter in der Ortenberger Straße inständig. In der Vergangenheit sei das "Miteinander" im Stadtteil nämlich eher ein "Gegeneinander" gewesen. "Unser Verhältnis mit den Anwohnern ist leider sehr schlecht", bedauert Richard Kranz, der Leiter des Hauses, die gegenwärtige Situation. Durch zwei Unterschriftenaktionen hätten die Bewohner der Gegend erreicht, daß das Jugenhaus nicht länger als bis 22 Uhr geöffnet sein dürfe und am Wochenende die Türen für die Kinder und Jugendlichen ganz geschlossen bleiben. "Wie sollen wir unter diesen Arbeitsbedingungen die Kids von der Straße holen?" fragen sich Kranz und sein Team desillusioniert.
Die Nachbarn ließen sogar der Theatergruppe am Wochenende das Proben untersagen, und "die machen ja nun wirklich keinen Krach", so Richard Kranz. Derzeit wartet er auf eine Genehmigung von der Stadt, damit das Jugendhaus wenigstens einmal im Monat am Samstag bis 18 Uhr geöffnet bleiben kann.
Trotz all dieser Schwierigkeiten wird sich der Treffpunkt in der Ortenberger Straße am 3. April bei einem "Tag der offenen Tür" den Bewohnern des Stadtteils im neuen Glanz präsentieren. Und danach soll der Betrieb wieder richtig losgehen: Im Rahmen eines "Umweltprojektes" wird den Bornheimer Kindern und Jugendlichen dann einen Monat lang auf vielfältige Weise "Natur" nähergebracht. Unter dem Motto "Vom Baum bis zum Papier" dreht sich in der ersten Woche alles um die Herstellung von Papier. Eine Führung durch den Wald unter der Leitung eines Försters steht dabei genauso auf dem Programm wie selbständiges "Papierschöpfen".
In der zweiten Woche ist dann "Vollwert-Kochen" angesagt. Die Kinder können eigene Kräuter ziehen und ein Rezeptbuch mit leckeren Gerichten herstellen, die natürlich alle selbst ausprobiert werden sollen. In der dritten Projektwoche folgen Ausflüge zum Palmengarten, zu einer Kompostaufbereitungs- und zu einer Müllverbrennungsanlage. In der Fortsetzung auf Seite 6
WIESBADEN. Einen dreisten Auto- und Motorraddieb konnte die Wiesbadener Kripo jetzt dingfest machen. Die Beamten nahmen einen 27jährigen Wiesbadener fest, als er gerade mit einem gestohlenen Auto davonfahren wollte.
In dem Wagen fand die Polizei mehrere Autokennzeichen, Fahrzeugpapiere und Visitenkarten des Mannes, auf denen er sich als "Harley-Davidson-Händler" empfahl. In der Tat betrieb er einen schwunghaften Handel mit den teuren Zweirädern - allerdings stammten die aus seiner Diebesbeute. Er hatte Rahmen- und Motornummern entfernt und durch neue ersetzt.
Der "Händler" ging bei seinen Geschäften soweit, die Motorräder seinen Käufern erneut zu entwenden - in einem Fall sogar mit dessen Einwilligung: Das vermeintliche Opfer ließ sich den angeblichen Schaden von der Versicherung ersetzen. Einmal hatte der 27jährige sogar eine gestohlene "Harley-Davidson" in einem Tanzlokal als Dekorationsstück ausgestellt. In einer Lagerhalle in Halle entdeckten die Polizisten im Zuge ihrer Ermittlungen ein Auto, das der Wiesbadener als gestohlen gemeldet hatte - auch hier war bei der Versicherung bereits eine Schadensregulierung beantragt worden. Der Mann wurde in Haft genommen. Er ist wegen ähnlicher Delikte bereits polizeibekannt. maf
Mit einem symbolischen Hammerschlag markierten Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) gestern den Beginn der Umbauarbeiten in der Kindertagesstätte 27 in Alt-Fechenheim. In dem Altbau wurden zuletzt noch 40 Hortkinder betreut. Die Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte 45, die zeitweise auch dort untergebracht waren, sind schon Ende vergangenen Jahres in den angrenzenden Neubau umgezogen.
Der Sanitärtrakt der Einrichtung wird komplett neu gebaut. Zahlreiche gesetzliche Anforderungen des Brandschutzes und der Unfallverhütung erfordern umfangreiche Umbauarbeiten. Da das Gebäude künftig ausschließlich von dem Hort genutzt werden soll, wird eine völlig neue Raumaufteilung erforderlich.
Der auf knapp 3,5 Millionen Mark geschätzte Umbau soll bis Dezember fertig sein. Die 40 Hortkinder werden in der Zwischenzeit in privaten Ausweichräumen untergebracht. ova
WEHRHEIM. Auf mehr als 3000 Bücher ist der Bestand der Gemeindebibliothek inzwischen angewachsen: In den Regalen stehen Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher.
Ab sofort öffnet die Bücherei in der Altentagesstätte des Bürgerhauses wieder ihre Pforten: dienstags von 10 bis 11 Uhr und von 16 bis 18 Uhr. ill
FR-Leserin Ottilie K. wundert sich darüber, "was man von der Oper alles geschenkt kriegt". Die Liebhaberin klassischer Musik hat zwei Abonnements für die Oper, die insgesamt zehn Vorstellungen umfassen und 70 Mark kosten. Doch wegen des Aufwands, der für die Abonnenten betrieben werde, zahle die Oper letztlich drauf, meint Ottilie K. - die Unkosten seien höher als der Abo-Preis von 70 Mark.
Die FR-Leserin hat ausgerechnet, daß die Oper allein 37 Mark an Portokosten für sie aufgewendet hat: Zweimal bekam sie Abo-Karte, FVV-Ticket und Anrechtsscheine für weitere Eintrittskarten. Außerdem fand sie jeden Monat, getrennt verschickt, ein Opern- und ein Schauspielprogramm in ihrem Briefkasten. Zu guter Letzt kam immer wenige Tage vor der jeweiligen Vorstellung ein postalischer Terminhinweis. Zu den Unkosten rechnet Ottilie K. auch die Gratis-Fahrten mit dem FVV, für die sie normalerweise 40 Mark bezahlen würde. Nicht zu vergessen die zehn Anrechtsscheine für 10 weitere Eintrittskarten, für die 30 Prozent Rabatt gewährt werden - macht nochmal 30 Mark Vergünstigung.
Zumindest die Zusendung der Programme und die Terminhinweise hält Ottilie K. für "überflüssig". Wann ihre Vorstellungen stattfinden, weiß sie ohnehin. Und wenn sie sich über das Programm informieren will, nimmt sie sich nach der Vorstellung eins mit nach Hause. "Es soll doch gespart werden", meint die FR-Leserin. "Dieser Aufwand müßte nicht sein."
Helmut Müller von der Opernverwaltung wehrt sich gegen den Eindruck, sein Haus würde Geld verschleudern. Programme würden nur an Abonnenten verschickt, die "ein Interesse daran bekundet haben". Ottilie K. versichert jedoch, nie einen solchen Wunsch geäußert zu haben. Grundsätzlich verteidigt Müller den postalischen Programm-Service. Denn der eine oder andere entscheide sich ja vielleicht für einen zusätzlichen Opernbesuch.
Einwände hat Müller auch gegen die Rechnung mit dem Kombi-Ticket, denn der mit dem FVV vereinbarte Preis sei wesentlich günstiger als ein Einzelfahrschein. Gewisse "notwendige Unkosten" der Oper streitet er jedoch nicht ab. Die erschienen bei einem 70-Mark-Abo natürlich sehr hoch, ergänzt Rita Henss von der Pressestelle. Doch das sei relativ: Bei einem Premieren-Abo fielen diese Beiträge kaum ins Gewicht. vo
Mit dem Bau eines fünfstöckigen Gebäuderiegels am Rande des Uniturms soll noch in diesem Frühjahr begonnen werden. Der beauftragte Generalunternehmer könne mit den Arbeiten beginnen, sobald die Baugenehmigung aus dem Römer vorliege, kündigte der Planungschef der Frankfurter Universität, Peter Rost, an. Innerhalb eines Jahres sollen dann 4000 Quadratmeter für Büros, Seminarräume und Bibliotheken hochgezogen werden, um auf neun Dependancen im Westend verteilte Institute aufzunehmen.
Die Turmrandbebauung werde somit nicht von den zurückhaltenden Finanzentscheidungen des Bundes für den 22. Rahmenplan zum Hochschulbau betroffen sein. Ansonsten fürchtet die Frankfurter Universität nach dem Beschluß in Bonn, daß der Ausbau der Hochschule nun erheblich ins Stocken kommt.
Der Rückschlag aus Bonn trifft die Uni in einem Augenblick, in dem viele dringliche Projekte in greifbare Nähe gerückt sind. Für die sehnlichst erwünschte Depotbebauung sei die Planung schon sehr "weit gediehen", sagte Rost.
Das Geld des Landes Hessen liegt zur Finanzierung bereit. Im Mai soll die erforderliche Haushaltsunterlage Bau fertig sein.
Nachdem der Bund aber seine neuen Baumittel nur unwesentlich aufgestockt hat, fürchtet man an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, daß sich der gesamte Ausbau der Hochschule erheblich verzögert.
Schon jetzt sei es fraglich, ob sich der geplante Bauanfang für das Depotgelände im Herbst 1994 noch halten lasse. In den 25 000 Quadratmetern des Zentrums für Buchwissenschaften sollen drei geisteswissenschaftliche Fachbereiche aus dem Philosophicum in der Gräfstraße sowie mehr als einem Dutzend Dependancen unterkommen.
Selbst wenn das Vorhaben im nächsten, dem 23., Rahmenplan vorrangig berücksichtigt werde, fürchtet Rost einen "Investitionsstau", weil viele schon jetzt dringliche Vorhaben in diesem Jahr nicht mehr zum Zug kommen werden. Damit würden sich auch weitere wichtige Projekte wie der für 1996 vorgesehene Umzug der Biologen an den Niederurseler Hang verzögern. Hier steht die Universität ebenfalls unter Zeitdruck, weil das Institut der Biologen in der Siesmayerstraße schon heute erheblichen Sanierungsbedarf zeige.
Ein Neubau für die Geowissenschaften, hofft Rost, werde wegen der besonderen Finanzierung durch die Entscheidung in Bonn nicht beeinträchtigt. Der Bau soll zu einem erheblichen Teil durch den Verkauf der heutigen Institutsgebäude finanziert werden. Die Verhandlungen mit der interessierten Kreditanstalt für Wiederaufbau werden demnächst beginnen, kündigte Rost an. luf
Kleine FR
Bürgersprechstunde BAD HOMBURG. Die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtparlament, Gudrun Hofmann, hält heute von 10 bis 12 Uhr im Fraktionsgeschäftszimmer im Stadthaus eine Sprechstunde ab. Frauenring kürt Vorstand BAD HOMBURG. Einen neuen Vorstand wählt die Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrings Bad Homburg am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr im Kurhaus. Die Vorsitzende Elisabeth Venzke steht wieder zur Wahl. Auf den Spuren von Münzer BAD HOMBURG. Auf den Spuren der heiligen Elisabeth und Thomas Münzers wandelt der Verein für Geschichte und Landeskunde am 14. und 15. Mai. Seine Bildungsfahrt führt nach Eisenach und Mühlhausen in Thüringen. Anmeldungen werden ab 4. März in der Buchhandlung Supp angenommen. Gymnastik bei Osteoporose BAD HOMBURG. Ein Gymnastikkurs für Frauen und Männer mit Osteoporose findet unter krankengymnastischer Leitung ab Donnerstag, 4. März, jeweils um 15 Uhr eine Stunde lang beim Kneipp- Verein, Kolberger Weg 28, statt. Weitere Informationen: Tel. 3 33 78. Anmeldungen für Kirchentag BAD HOMBURG. Bis 12. März nimmt das Jugendbüro des evangelischen Dekanats Bad Homburg Anmeldungen von Jugendlichen ab 16 Jahren zu einer gemeinsamen Fahrt zum 25. Kirchentag vom 9. bis 13. Juni in München entgegen. Wer mitfahren möchte, erhält weitere Informationen beim evangelische Jugendwerk und dem Jugendbüro des Dekanats. Sterben und Tod BAD HOMBURG. Wie kann man besser mit Sterben und Tod umgehen? Ein Kurs der VHS am Samstag, 6. März, von 9 Uhr bis 18 Uhr will Rat und Hinweis geben. Tel. 0 61 72/2 30 06. Hauptversammlung der Verkehrswacht HOCHTAUNUSKREIS. Einen neuen Vorstand wählt die Verkehrswacht Obertaunus in ihrer Hauptversammlung am Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, in den "Ratsstuben" im Stadthaus. Außerdem werden Autofahrer für unfallfreies Fahren ausgezeichnet.Schule öffnet Türen BAD HOMBURG. Bei einem Tag der offenen Tür können sich Viertkläßler und Eltern am Freitag, 12. März, von 17 bis 19 Uhr über die Gesamtschule am Gluckenstein informieren. Zudem lockt die Schule mit Sketchen und Spielen für Mädchen und Jungen. SGK-Turner tagen BAD HOMBURG. Mit Neu- und Ergänzungswahlen des Abteilungsvorstandes befaßt sich die Turnabteilung der SGK Bad Homburg am Freitag, 12. März, im Kirdorfer Bürgerhaus. Die Mitgliederversammlung beginnt um 20 Uhr. Baby-Basar BAD HOMBURG. Nummern für den Baby-Basar des Deutschen Frauenrings Bad Homburg am Samstag, 13. März, im Kurhaus sind ab sofort unter Telefon 4 60 46 zu erhalten. Der Basar dauert von 9 bis 15 Uhr. Kinder-Basar BAD HOMBURG. Die evangelische Waldenser-Kirchengemeinde, Dornholzhäuser Straße 12, nimmt gut erhaltene Kinderkleidung, Spielsachen und Kinderzubehör zum Verkauf für ihren Frühjahrsbasar an. Der Basar findet am Samstag, 13. März, von 9 Uhr bis 12 Uhr im Petrus-Waldes-Haus und Martin-Luther-Haus statt. Vollwert-Ostermenüs BAD HOMBURG. Ein Festmenü kochen, das vollwertig und kulinarisch interessant ist? Die Volkshochschule bietet einen Kurs dazu an. Beginn ist am Dienstag, 9. März, um 18.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Schule in Gonzenheim. Informationen und Anmeldungen: Tel. 2 30 06.
NEU-ANSPACH. Wohin soll es gehen: nach Bad Soden-Salmünster, auf eine Ostseeinsel oder gar auf die Balearen? Die Neu-Anspacher Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bietet in diesem Jahr wieder Kuren an verschiedenen Reisezielen an.
Das Programm richtet sich an Senioren oder Mütter mit Kindern, die ein ärztliches Attest über ihre Kurbedürftigkeit vorlegen können. Das Rote Kreuz gewährt unter bestimmten Voraussetzungen finanzielle Beihilfen zu den ebenso hilfreichen wie attraktiven Erholungsaufenthalten, die individuell gestaffelt werden.
Erstmals will das DRK auch ein Reiseangebot über Weihnachten und / oder Neujahr eröffnen. Interessenten werden gebeten, sich bald zu melden, damit die Rotkreuzler einen Überblick über die Nachfrage gewinnen können. Wer Näheres wissen möchte, sollte sich an Marianne Höser, Tel. 0 60 81 / 77 95, oder Holger Bellino, Tel. 0 60 81 / 4 26 12, wenden. ill
GROSS-GERAU. Bislang wurde das Stadtmuseum am Marktplatz lediglich für zeitlich begrenzte Ausstellungen genutzt. Jetzt gibt es dort die ersten drei Dauer-Ausstellungen zu sehen, die sich mit der Stadtgeschichte befassen. Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer, befand bei der Eröffnung: "Wenn jetzt ein weiterer Teil des Museums bezogen wird, ist dies eine Fortsetzung einer Tradition, die bis in die zwanziger Jahre zurückreicht." Ein Umzug aus dem alten Heimatmuseum, das im Historischen Rathaus untergebracht war, sei notwendig gewesen, da es nicht mehr den Erwartungen genügen konnte.
Mayer meinte, das kulturelle Erbe dürfe nicht nur in der historischen Dimension seiner Werke dargestellt werden, vielmehr sollten daraus Schlüsse gezogen werden, die in die Gegenwart hineinwirkten. "Ich glaube, daß die Konzeption des Stadtmuseums Groß-Gerau richtig ist. Dieses Museum will Ort sein für aktive Auseinandersetzungen, ein Kristallisationspunkt, an dem kulturelle Aktivitäten sichtbar werden." lis
HANAU. Die Familien- und Jugendberatung Hanau bietet am Mittwoch, 3. März, eine Selbsterfahrungsgruppe für Väter in den Räumen am Sandeldamm an. Unter der Leitung des Diplom-Psychologen Hasan Ciftci sollen Erfahrungen ausgetauscht und neues Rollenverhalten entdeckt und ausprobiert werden. Das spezielle Augenmerk liegt auf der Vaterfunktion. res
Der Verein Jazz-Forum kann weiterhin seine Konzerte "Live aus dem Schlachthof" in der Schlachthofgaststätte veranstalten. Das letzte Haus auf dem Schlachthofgelände mit der Adresse Deutschherrnufer 36 soll nicht fallen, sondern baldmöglichst saniert werden, kündigte Kulturdezernentin Linda Reisch an. luf
SELIGENSTADT. Alle, die etwas mit der Pflege von älteren Menschen zu tun haben, werden dazu eingeladen, sich an künftig regelmäßig stattfindenden Gesprächen zu beteiligen, damit die Probleme erkannt und gemeinsam gelöst werden können. Bei einem ersten Treffen sprachen sich die Teilnehmer für weitere Diskussionsabende aus. Eine der dringendsten Aufgaben sei es, kurzfristig und unbürokratisch gerade diejenigen zu unterstützen, die wegen ihrer Pflegearbeit zu Hause nicht an solchen Gesprächsabenden teilnehmen könnten, so die einhellige Meinung der Runde.
Während der Zusammenkünfte soll über die für die Betroffenen so wichtigen Themen wie Kurzzeitpflegeplätze oder neues Betreuungsgesetz geredet werden. Für Bürgermeister Rolf Wenzel, der zum ersten Treffen eingeladen hatte, ist es besonders wichtig, daß die pflegenden Angehörigen das Gefühl erhalten, mit ihren Problemen nicht allein zu stehen. Er versprach ihnen Unterstützung.
Gerade bei den Kurzzeitpflegeplätzen, die auch in Seligenstadt rar sind, müsse die Situation verbessert werden. Aus diesem Grund schlug der Verwaltungschef vor, eine Art Leitstelle einzurichten, die die Betten koordiniert, so daß eine größere Auslastung gewährleistet sei. Ohnehin müsse der Sozialhilfeträger und nicht das Heim dafür sorgen, daß ein mögliches finanzielles Defizit bei den Kurzzeitpflegeplätzen ausgeglichen werde. aim
HANAU. Der russische Organist Alexander Fisseiski gibt am Sonntag, 7. März, ab 17 Uhr ein Konzert in der Stadtpfarrkirche Mariae Namen.
Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach, Michail Glinka und Alexander Glasunoff.
FECHENHEIM. Die 40 Hortkinder der Kindertagesstätte (KT) 27 können noch in diesem Jahr in ihr renoviertes Haus einziehen, falls der Umbau wie geplant im Dezember abgeschlossen sein sollte. Mit einem symbolischen Hammerschlag markierten die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) den Beginn der Umbaumaßnahmen.
In dem Altbau in der Straße Alt-Fechenheim 112 waren zeitweise neben den Jungen und Mädchen des Horts auch noch Kinder aus der Tagesstätte 45 untergebracht. Diese waren Ende vergangenen Jahres in den angrenzenden, in zweijähriger Bauzeit für knapp drei Millionen Mark errichteten Neubau der KT in der Baumertstraße 45 eingezogen.
Dem Altbau in Alt-Fechenheim stehen umfangreiche Umbauten bevor. Der Sanitärtrakt wird abgerissen und anschließend neu aufgebaut. Dazu kommen weitere Veränderungen des alten Gebäudes, um heutigen Ansprüchen an Brandschutz und Unfallverhütung zu genügen. Die künftige Nutzung des Hauses durch die Jungen und Mädchen des Horts erfordert zudem eine andere Raumaufteilung.
Die Hortkinder werden bis zur Beendigung der Bauarbeiten in privaten Ausweichräumen in Fechenheim untergebracht. Die Kosten für den Umbau werden auf knapp 3,5 Millionen Mark geschätzt. ova
WIESBADEN. Typisch sozialdemokratisch ist die Parole nicht gerade. "In ungewissen Zeiten: Bewährtes wählen", steht auf dem Plakat, mit dem die SPD Lollar für sich wirbt. Aber hier, in dem nördlich von Gießen gelegenen Städtchen mit seinem hohem Arbeiter- und Ausländeranteil, hat eben immer schon die SPD regiert, zuletzt mit 52,7 Prozent der Stimmen. Eine tatsächlich immer etwas konservative, bodenständige SPD wie in vielen ländlichen Gegenden.
Als SPD-Landrat und SPD-Innenminister hier am Aschermittwoch zur Wahlveranstaltung aufkreuzen, ist ihre Botschaft an die 30 erschienenen Getreuen vor allem, daß sie die Wahl am kommenden Sonntag nicht für gelaufen halten sollen - trotz Bonner Gegenwind für die CDU und selbstredend hervorragender eigener Leistungsbilanz. Viel vom Bonner Versagen ist - wie überall bei der SPD - in den Wahlansprachen die Rede. Danach wird von den Parteifreunden dies und das gefragt, aber nichts, was wirklich unter die Haut geht. Drängende Fragen an die Politik haben die Anwesenden nicht.
Die Landes-SPD hat sich mit den Schlagworten "Sozialer, gerechter" frühzeitig für einen kleinen Bundestagswahlkampf vor der hessischen Kommunalwahl entschieden - und sieht sich durch den Verlauf der Bonner Debatte längst bestätigt. Die "Gerechtigkeitslücke" bei CDU/CSU und FDP auf Bundesebene ist ihr allererstes Thema. Daß inzwischen in den Wahlveranstaltungen kaum noch nach der Asylpolitik gefragt wird, ist ihr dabei gerade recht: Dieses Thema, so die Erwartungen, garantiert wegen der Enttäuschung mancher SPD-Anhänger über den Bonner Konsens-Kurs einerseits eher den Grünen Zuwächse.
Aber auch die Kritik von rechts an der SPD scheint wie verschwunden, die hessischen Unterbringungsprobleme für Asylbewerber werden vor dem Wahltag nirgends mehr angesprochen. All das könnte ja auch nur den Rechtsradikalen nutzen, ist die allgemeine Einschätzung. Die ganz ohne "großes" Thema operierende Konkurrenz von der CDU findet gar, auch das von der SPD akzentuierte "Sozialthema" wirke ähnlich.
Die SPD hat ein - auch für ihre hessischen Verhältnisse - ungewöhnlich gutes Ergebnis zu verteidigen und hatte vor Wahlkampfbeginn leichte Verluste durchaus einkalkuliert. 44,5 Prozent hatte sie vor vier Jahren erreicht, nur 1972 waren es bei Kommunalwahlen einmal mehr gewesen. Fast alle Landkreise und alle kreisfreien Städte sind seitdem SPD-geführt. Eigentlich waren als "wackelig" vor allem einige erst vor vier Jahren "gewonnene" Kreise (Offenbach, Limburg-Weilburg) eingestuft worden. Inzwischen sagen unveröffentlicht gebliebene Umfragezahlen für Südhessen eher überdurchschnittliche Ergebnisse, in Mittelhessen (auf höherem Niveau) eher schon Probleme der SPD voraus.
Die Kommunalpolitik bleibt im Hintergrund. Auch SPD-Kandidaten wirken durch die unabsehbaren Finanzlasten in den kommenden Jahren verunsichert und lassen das in den Wahlveranstaltungen durchblicken. Da sagt eine Wiesbadener Stadtverordnete, nötig seien mehr Wohnungen - aber wie das künftig finanziell zu machen sein soll, wisse sie auch nicht. Da sagt der Spitzenkandidat im Taunusstädtchen Usingen "klare Entscheidungssituationen" voraus, in denen man es bald nicht mehr allen recht machen könne - also, ganz konkret: entweder den Schloßplatz ausbauen oder einen Jugendpfleger einstellen, aber nicht beides zugleich.
Nicht jeder steckt die Finanzklemme so weg wie der Landrat, der meint, man könne es sich leisten, vorübergehend auf Zuwächse zu verzichten. Auch im oberhessischen Kreisstädtchen Lauterbach aber lassen die Lobreden der örtlichen Spitzenleute auf "einmalige Infrastruktur", "vorbildliche Schulen" und niedrigen Schuldenstand durchaus Spielraum für politischen Verzicht erkennen. "Wir alle müssen abgeben", faßt der Lauterbacher Parteichef denn auch kurz und bündig die gerade gehörte Rede des Ministerpräsidenten und SPD-Landesvorsitzenden Hans Eichel zusammen. Der habe den Leuten gesagt, "was los ist": Das Modell der vergangenen 40 Jahre, wonach es "jedes Jahr ein bißchen mehr" gab, sei "vorbei".
SPD-Wahlkampf diesmal mit neuartig- schlechten Nachrichten fürs Wählervolk: Mit "Wir werden abgeben und uns einschränken müssen" überschreibt die Lokalzeitung in Korbach den Artikel über einen anderen Auftritt des hessischen SPD-Chefs. Die Partei verspricht nur noch wenig Neues; sie präsentiert sich als Garantin der sozial verträglichen Gestaltung beim aus Finanzgründen anstehenden politischen Stillstand und verschweigt lieber, daß Hessen im vergangenen Jahr 1992 mit 12,2 Prozent einen Rekordzuwachs bei den Steuereinnahmen verzeichnet hat.
Trotz allgemein attestierter Favoritenrolle wirkt sie regional wegen einiger Themen unsicher. In Nordhessen kann niemand sicher vorhersagen, wie wirkungsvoll die CDU-Angriffe wegen der Hängepartien um verschiedene große Straßenprojekte sind - vor allem im Schwalm-Eder- und im Werra-Meißner- Kreis (A 44, A 49). In den ländlichen Regionen drücken außerdem nun seit Wochen schon empörte Bauern den Wahlveranstaltungen der Sozialdemokraten ihren Stempel auf. Sie wollen der Partei nicht verzeihen, daß Hessen neben Brandenburg als einziges Land keinen Ausgleich für die erhöhte Mehrwertsteuer an die Landwirte zahlt - begründet auch mit Zwang zum Sparen.
Längst wirkt die Partei, hinter nach außen gezeigter Standfestigkeit, genervt von diesen ständigen Angriffen. Das Wahlkampfmotto von der sozialen Gerechtigkeit läßt sich nur schwer begründen angesichts der Tatsache, daß Nachbarländer wie Rheinland-Pfalz und Thüringen, die auf Finanztransfers angewiesen sind, ihren Bauern das Geld geben, das in Hessen im wesentlichen für andere Dinge eingesetzt oder auf die hohe Kante gelegt wird, mag da anderswo auch noch so viel Opportunismus mitspielen. Die Wahlkampf-Hoffnung der SPD: Die Bauern haben in den Dörfern oft ihre frühere Rolle als Meinungsführer eingebüßt.
Auch als Landrat und Innenminister von Lollar zur nächsten Veranstaltung nach Langgöns-Dornholzhausen südlich Gießens aufbrechen, wo zuletzt ein Techtelmechtel zwischen Grünen und CDU einer lange Jahre unangefochten regierenden SPD in die Parade fuhr, erwarten sie schon ein gutes Dutzend Bauern. Sie füllen den abgetrennten Saal im schmukken, für ein kleines Dorf recht groß geratenen neuen Bürgerhaus, das der Minister einst selbst eingeweiht hat und jetzt als ein "Beispiel" für sozialdemokratische Politik im ländlichen Raum lobt. Ohne die Bauern wären arge Lücken geblieben - und die Landwirte sorgen immerhin auch noch für ein Thema, das eine knappe Stunde Diskussion ermöglicht. Innenminister Herbert Günther versteht es trefflich, das Mißtrauen der örtlichen SPD-Anhänger gegen Finanzforderungen von Bauern zu schüren. Aus dem Publikum kommt ansonsten zunächst nichts.
Erst nach ausdrücklicher Aufforderung durch den örtlichen Parteichef und Diskussionsleiter ("Wir müssen uns ein glückliches Land schätzen, wenn wir nur Probleme in der Landwirtschaft haben") greift einer ein anderes Thema auf: Er moniert, daß in Bonn zu wenig Oppositionspolitik stattfinde. "Wir sind dümmer, als wir glauben", pflichtet ihm der Minister bei. Dann melden sich gleich wieder die Bauern, und irgendwann spricht einer nochmal aus, was in den Hinterköpfen ist: "Nach dem 7. März geht's los. Wir werden von manchen Wunschträumen Abschied nehmen müssen."
Von welchen Wunschträumen genau? Hier endet die Präzision des Politikers, auch fragt keiner nach. Welche Landschaft zu beackern ist, wird sich frühestens im Sommer zeigen, falls dann eine Bonner Entscheidung über die künftige Finanzverteilung zwischen Bund, Land und Kommunen steht und sich die Wirtschaftsentwicklung im Westen deutlicher abzeichnet. Es ist, nicht nur bei der SPD, ein Wahlkampf wie im Nebel gewesen.
RICHARD MENG
(Mit diesem Beitrag wird die FR-Serie "Hessen vor der Kommunalwahl" abgeschlossen. - Erschienen sind außerdem: Ausgangslage und Erwartungen, B 7 und der Werra-Meißner-Kreis, Kassel, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Otzberg/Mühltal, "Republikaner" und NPD, Marburg, Kreis Limburg-Weilburg, Offenbach, Main-Kinzig-Kreis, Wiesbaden, Dietzenbach, Frauen in der Kommunalpolitik, Mörfelden-Walldorf, Fulda, Rüsselsheim, Darmstadt, Kreis Gießen, Bad Vilbel, Die Grünen, FDP und FWG, CDU.
Zum Tod von Jarrett J. Robertson, der beim Absturz eines Hubschraubers auf dem Flughafen Wiesbaden-Erbenheim ums Leben kam, haben Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch der Witwe Deborah Robertson ihr Beileid ausgesprochen: "Wir verneigen uns vor den Opfern, die durch ihre Anwesenheit Frieden und Freiheit gesichert haben." sar
Kleine Lokalrundschau
Käthe Kollwitz-Ausstellung DIETZENBACH. Die Käthe-Kollwitz- Ausstellung im Bürgerhaus "Ich will wirken in dieser Zeit" wird wegen der großen Resonanz des Publikums bis einschließlich 7. März gezeigt. Es darf noch gerubbelt werden
SELIGENSTADT. Am Info-Stand der SPD Seligenstadt kann am Samstag, 6. März, noch bis 12 Uhr gerubbelt werden. Rot gewinnt, Schwarz verliert bei den Losen. Unter den Gewinnern wird als erster Preis ein Abendessen mit Bürgermeister Rolf Wenzel verlost. Am Abend des Wahlsonntags (18 Uhr) treffen sich die Sozialdemokraten um 18 Uhr in der "Schmiede" zu einer Wahlparty, am Montag, 8. März, 20 Uhr, im Fraktionszimmer zu einer Arbeitssitzung. ÖDP-Kandidaten stellen sich vor
DIETZENBACH. Die Dietzenbacher ÖDP-Kandidaten stellen sich und ihr Programm noch einmal am Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr in den Ratsstuben des Bürgerhauses vor. Die ÖDP-Wahlparty steigt am Sonntag, 7. März, 18.30 Uhr, in der SG-Vereinsgaststätte. CDU-Wahlparty
DIETZENBACH. Die CDU Dietzenbach kommt am Sonntag, 7. März, 18.30 Uhr, in der "Linde" zu einer Wahlparty zusammen.
Diabetiker-Treffen RÖDERMARK. Diabetiker und deren Angehörige treffen sich am Montag, 8. März, um 20 Uhr in den Jugendräumen der Halle Urberach. Auf der Tagesordnung der Selbsthilfegruppe stehen das Jahresprogramm '93 und aktuelle Themen.Wahlen beim Kinderschutzbund
RODGAU. Neuwahlen stehen im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Kinderschutzbundes Rodgau am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr in der Beratungsstelle Weiskirchen, Schillerstraße 27.
Masken als Kunstobjekt werden in einem Kurs für Erwachsene der Frankfurter Werkgemeinschaft (Känguruh- Haus, Homburger Landstraße 233) in Preungesheim vermittelt. Am 5., 6. und 7. März kann die Herstellung von Masken erlernt werden. Die Kursgebühr beträgt 40 Mark, Ermäßigungen sind möglich. Anmeldungen unter Tel. 55 08 81. ks/09
Turnverein 1895 Eschersheim: Der Vorstand gratulierte den langjährigen Mitgliedern Walter Günkel zum 65. und Dr. Franz Unkel zum 75. Geburtstag. nd/09
Kleingärtnerverein Ornberg: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 6. März, 17 Uhr, im Vereinshaus der Anlage im Berkersheimer Weg. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuwahlen. nd/09
Die evangelische Nazarethgemeinde in Eckenheim, Feldscheidenstraße 36, bietet Kurse an: Jeden Montag, 15 Uhr, trifft sich der Handarbeitskreis; jeden Donnerstag (19 Uhr) der Frauennähkreis. gn
Namen + Notizen
REINHOLD DECKER, seit mehr als drei Jahrzehnten Mitglied des Concordia-Chors Bornheim und hier seit 1990 auch als Chorleiter tätig, ist für seine insgesamt 40jährige Dirigententätigkeit mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Dazu vorgeschlagen hatte ihn die Chorgemeinschaft Freiensteinau, die er seit 1952 musikalisch leitet. Vorgenommen hat die Ehrung im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel der Bürgermeister von Freiensteinau, Friedel Kopp. Die Glückwünsche des Concordia-Chors Bornheim übermittelte dessen Vorsitzende Gisela Held. dixi
ANDREAS DIEDOLPH ist Nachfolger von Hans-Jürgen Weber und damit neuer Geschäftsführer der DAK-Bezirksgeschäftsstelle in Fechenheim (Alt-Fechenheim 107-109). Diedolph ist gelernter Industriekaufmann und arbeitet seit zehn Jahren bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse. Er begann als Sachbearbeiter in der Bezirksgeschäftsstelle Eschenheimer Tor und war anschließend mehrere Jahre bei der Landesgeschäftsstelle Hessen tätig. Durch die Vielfalt der Bereiche, die er in dieser Zeit kennengelernt hat, konnte er sich einen guten Gesamtüberblick über die Sozialversicherung verschaffen. Seit einem halben Jahr ist er bereits inoffizieller Leiter der DAK-Bezirksgeschäftsstelle Fechenheim. Den Verunsicherungen durch das seit Januar gültige Gesundheits-Strukturgesetz, die bei vielen Versicherten und Firmen entstanden sind, will Diedolph mit Information begegnen. ov
Im Blickpunkt: UN-Menschenrechtskommission Unbehagen für den Westen
Ein Resolutionsentwurf der UN-Menschenrechtskommission über "zeitgenössische Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz" bereitet den westeuropäischen Regierungen Kummer. Der Text, über den am morgigen Dienstag in Genf abgestimmt werden soll, sieht die Einsetzung eines Sonderberichterstatters über die wachsende Anfeindung von Ausländern vor. Er - oder sie - soll aber nicht weltweit Material über rassistische Ausschreitungen sammeln, sondern "insbesondere in entwickelten Ländern", wie es in dem Entwurf heißt. Ins Visier genommen fühlt sich vor allem Deutschland. Während der Diskussion der Kommission standen die Angriffe gegen Asylbewerber in der Bundesrepublik im Mittelpunkt, obwohl keiner der Redner die Zielscheibe seiner Kritik beim Namen nannte. Vergeblich bemühte sich der deutsche Delegationsleiter, der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP), die von der Türkei eingebrachten Formulierungen zu entschärfen. "Wir sind gegen die regionale und thematische Einschränkung des Begriffs der Fremdenfeindlichkeit", sagte ein deutscher Diplomat.
Zwar liegt auch ein von 16 west- und osteuropäischen Staaten einschließlich Rußland unterbreiteter Resolutionsentwurf auf dem Tisch; er hat aber keine Chancen, die Mehrheit der 53 Kommissionsmitglieder zu überzeugen. "Bisher befanden sich die Adressaten von Klagen über Verletzungen der Menschenrechte immer in der Dritten Welt", triumphierte der Vertreter eines asiatischen Staates, "jetzt läuft es einmal umgekehrt."
Den Vorgang lediglich als eine Retourkutsche zu werten, wie dies manche westlichen Diplomaten tun, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Daß sich gerade die Türkei an die Spitze gedrängt hat, soll natürlich von der Unterdrükkung der Kurden ablenken und die Kritiker der türkischen Minderheitenpolitik bestrafen. Es herrscht aber in der türkischen Öffentlichkeit echte Empörung über den Tod von Landsleuten bei neonazistischen Anschlägen in Deutschland. Die Regierung in Ankara nimmt die Gelegenheit wahr, auf die Probleme moslemischer Gastarbeiter in Europa hinzuweisen.
Was in Genf als vermutlich endgültiger Kompromiß zu Papier gebracht wurde, ist weitgehend von den Vorstellungen der Türkei inspiriert. Die von westlichen Ländern gewünschten Hinweise auf neue Formen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und religiöser Intoleranz in aller Welt wurden ersatzlos gestrichen. Indien möchte nicht, daß die Ausschreitungen von Hindus gegen Moslems aufs Tapet kommen. Die Lateinamerikaner wehren sich gegen die Erörterung des Loses der Ureinwohner. Die Golfstaaten wollen in der skandalösen Diskriminierung von Wanderarbeitern keine Ungerechtigkeit erkennen. Und was die Unduldsamkeit gegenüber Andersgläubigen in islamischen Staaten betrifft, so "kann nicht schlecht sein, was von Gott kommt", heißt es dort.
Eine einzige sachliche Relativierung vermochte der Westen durchzusetzen. Darin wird auf den "fundamentalen Unterschied" zwischen Rassendiskriminierung als institutionalisierter Regierungspolitik und den von Individuen oder Gruppen begangenen Handlungen aus Rassismus und Fremdenfeindlichkeit hingewiesen.
Im Operativparagraphen des Entwurfs wird die Menschenrechtskommission "im besonderen Licht der jüngsten Trends" beschließen, für drei Jahre einen Sonderberichtserstatter einzusetzen, der die zeitgenössischen Formen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz vor Ort untersuchen soll. Wer diesen Job erhalten soll, ist noch ungeklärt. Westliche Regierungsvertreter befürchten, daß damit eine Person betraut wird, die ihr Augenmerk ausschließlich auf Europa und Nordamerika richtet, wo die Ausländerfeindlichkeit noch zuzunehmen droht.
PIERRE SIMONITSCH (Genf)
Ein Hospiz für Todkranke plant der Evangelische Regionalverband auf dem Areal Rechneigrabenstraße. Das Haus soll Teil eines Wohnkomplexes sein, der unterschiedlichen Funktionen dient.
Wie aus einem jetzt veröffentlichten Magistratsbericht hervorgeht, sollen neben einer Leihbücherei und einem Medienzentrum für die Landeskirchen Sozial- und freifinanzierte Wohnungen eingerichtet werden. Ein entsprechender Bauantrag wurde der Bauaufsichtsbehörde zu Jahresende eingereicht. sar
WEHRHEIM. Der Verkehr ist ein Schwerpunkt im Programm der Grünen für die nächsten vier Jahre. Ganz oben auf der Liste der Vorhaben, mit der die Partei vor der Wahl für sich wirbt, steht der Bau aller Radwegverbindungen in Ortsteile und Nachbargemeinden.
Laut Sprecher Peter Woitzik wollen sich die Grünen auch darum kümmern, daß der Bahnhof "sinnvoll und umweltverträglich" gestaltet wird. Ab September soll der Betrieb der Taunusbahn auch am Wochenende benutzerfreundlich sein.
In allen Wohngebieten wollen sich die Grünen für Tempo 30 einsetzen. Zudem fordern sie die Weiterentwicklung der Verkehrsberuhigung, besonders in der Bahnhofstraße, der Usinger und der Pfaffenwiesbacher Straße sowie an allen Ortseinfahrten.
Darüber hinaus will die Partei, die 1989 9,6 Prozent der Stimmen erhielt, an ihren bisherigen Zielen weiterarbeiten. Dazu zählt auch die "sinnvolle Wohngebietserweiterung". "Wir bleiben dabei", erklärt Woitzik: "Wehrheim darf nur in dem Maße wachsen, wie das Kindergärten, Schulen und Jugendeinrichtungen zulassen." Dabei müsse darauf geachtet werden, daß die Wasserversorgung aller Haushalte gesichert ist. ill
Im Gespräch: Ralf Fücks zum Bosnien-Krieg Ruf nach Gewalt von außen
Bei den Grünen in Bremen wird derzeit heftig über einen Vorstoß des grünen Umweltsenators Ralf Fücks zu UN-Aktionen in Bosnien debattiert - zuletzt auf einer Landesmitgliederversammlung, die sich nach der Beratung von sieben verschiedenen Anträgen zum Thema Bosnien ergebnislos vertagt hat. Fücks hatte zum Jahreswechsel gemeinsam mit dem grünen Europa-Abgeordneten Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf einen Aufruf "Für eine humanitäre Intervention in Bosnien" veröffentlicht. Darin fordert er, Hilfsaktionen der UN "notfalls auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen". Mit Fücks sprach der Bremer FR-Korrespondent Eckhard Stengel. Nein, ein Kriegstreiber sei er nun wirklich nicht, versichert der 41jährige Grünen-Vordenker. Daß er ausgerechnet von alten Mitstreitern aus der Friedensbewegung, "mit denen ich gemeinsam Kasernen blockiert habe", für kriegslüstern gehalten wird, "das tut schon weh".
Sein Appell zum Eingreifen in Bosnien beginnt mit dem Satz: "Es gibt einen Punkt, wo das Zusehen bei Grausamkeiten und Leiden die Zuschauer zu Komplizen macht." Der Vorschlag zum Handeln: Die UN sollten die Versorgung der Menschen in den umkämpften Städten sicherstellen, entmilitarisierte Zonen als Schutzburgen für die Bevölkerung einrichten, die Internierungslager auflösen und die Lieferung von kriegswichtigen Gütern unterbinden - notfalls auch mit Gewalt. Zu diesem Zweck müßte eine "Eingreiftruppe unter UN-Kommando" gebildet werden, an der sich auch Freiwillige der Bundeswehr beteiligen sollten, wenn das Grundgesetz entsprechend geändert werde.
"Gewalt erzeugt immer neue Gewalt", hielt der Grünen-Landesvorstand dem Senator entgegen. Ein Militäreinsatz führe wahrscheinlich zu einer unkontrollierbaren Ausweitung des Konflikts bis hin zu einem "neuen Vietnam". Gerade Deutschland stünde es gut an, "generell und grundsätzlich nein zu sagen zum Einsatz militärischer Gewalt". Statt dessen sollten lieber Waffenlieferungen gestoppt, Aussöhnungsversuche der Friedensbewegung vor Ort unterstützt und Flüchtlinge ohne Visum nach Deutschland gelassen werden, meinte der Landesvorstand. Doch Fücks bleibt bei seiner Haltung. "Ich stelle nicht die pazifistische Grundorientierung der Grünen in Frage", versichert er. "Aber es gibt historische Grenzsituationen, wo Pazifismus hilflos wird." Zuvor hatte er schon ausführlich schriftlich seinen Kritikern geantwortet: Er glaube nicht an die "Allgemeingültigkeit pazifistischer Politik jenseits von Zeit und Raum". In bestimmten Situationen wie jetzt in Bosnien seien UN-Truppen die letzte Hoffnung der Zivilbevölkerung. Die früher durchaus sinnvolle "Ohne mich!"-Bewegung gleiche heute dem Versuch, "sich in einer komfortablen Idylle einzurichten".
Seinen Vorschlag einer "erweiterten Blauhelm-Mission" sieht Fücks als "Versuch eines dritten Weges zwischen Fatalismus und Bellizismus" - zwischen "achselzuckendem Zusehen und klassischer Militärintervention à la Golf-Krieg". Der Westen müsse dem "schleichenden Völkermord vor unserer Haustür" Einhalt gebieten, damit sich nicht erstmals seit 1945 wieder eine Politik ethnischer Säuberung durchsetzen könne. Deutschland, so Fücks weiter, sollte sich wegen seiner Vergangenheit zwar "sehr zurückhalten auf diesem historisch verminten Gelände", müsse aber grundsätzlich bereit sein, "voll seine Verpflichtungen aus der UN-Charta zu übernehmen". Vor einer entsprechenden Grundgesetzänderung dürfe sich die Bundeswehr allerdings noch nicht an Aktionen wie den jetzt geplanten Hilfsflügen beteiligen. Bei seinen Kritikern aus der Friedensbewegung sieht Fücks ein "gerütteltes Maß an Heuchelei": "Mit bewaffnetem Befreiungskampf in Nicaragua oder Südafrika hatten die nie Probleme!"
hll BONN, 28. Februar. Weit mehr als eine Million Deutsche leben ständig im Ausland. Diesen Schluß zieht der bayerische SPD-Abgeordnete Hermann Wimmer aus einer schriftlichen Auskunft der Bundesregierung. Er hatte sich beim Auswärtigen Amt erkundigt: "Wie viele deutsche Staatsangehörige leben im Ausland ohne einen festen Wohnsitz in Deutschland?"
Darauf antwortete Staatsministerin Ursula Seiler-Albring (FDP), in vielen Staaten gebe es keine Meldepflicht, deshalb seien "Schätzungen sehr vage". Aufgrund der registrierten Anträge von Paßverlängerungen oder Neuausstellungen bei deutschen Auslandsvertretungen lasse sich aber "als Anhaltspunkt" die Zahl 940 000 nennen. Dies sei eine "Minimumschätzung". Hinzuzurechnen sei eine nicht bezifferbare Anzahl deutscher Staatsbürger, die keine Paßanträge stellen.
Der Abgeordnete Wimmer sagte zu diesen "ziemlich ungenauen, aber doch bemerkenswerten Angaben" am Sonntag der FR: "Vor dem Hintergrund, daß bei uns ständig über die vielen Ausländer in Deutschland gesprochen wird, ist es doch interessant zu wissen, wie viele Deutsche anderswo als Ausländer leben."
Der Feststellung der Arbeitgeber, daß sich in vielen Fällen mit der Sozialhilfe ein höherer Lebensstandard realisieren lasse als mit Berufstätigkeit, ist durchaus zuzustimmen (FR vom 24. 2. 1993 "Arbeitgeber fordern weiteren Sozialabbau").
Warum? Weil Arbeitgeber Sozialhilfeempfänger schwarz, d. h. illegal beschäftigen, um einen größeren Reibach zu machen. Zu einem illegalen Beschäftigungsverhältnis gehören mindestens zwei, von denen einer stets Arbeitgeber ist.
Bevor die Bundesvereinigung der Arbeitgeber Rundumschläge gegen alles "Soziale" verteilt, sollte sie sich um die schwarzen Schafe in ihren eigenen Reihen kümmern.
Wilfried Böhm, Hanau
Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Jochen Roth sind ab kommenden Sonntag, 7. März, im Bockenheimer Altenpflegeheim, Friesengasse 7, zu sehen. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr. Bis Ende Mai ist die Ausstellung täglich bis 21 Uhr zu besichtigen. mb/09
Die Galerie Rothe, Barckhausstraße 6 (Westend), zeigt neue Plastiken und Arbeiten von Gisela Nietmann und Christa von Schnitzler. Die Ausstellung wird am Freitag, 5. März, um 19 Uhr eröffnet und ist bis 8. April zu sehen. mb/09
Der KGV Fuchstanz Rödelheim lädt ein zum Skatturnier am Samstag, 13. März, ab 14 Uhr, ins neue Vereinshaus auf der Anlage an der Reifenberger Straße unterhalb der A 66. rw/09
Der KGV Westhausen von 1976 lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, ins Vereinshaus an der Egewiese (Ludwig-Landmann-Straße). Neben den Rechenschaftsberichten des Vorstandes stehen auch Ehrungen einiger langjähriger Mitglieder auf der Tagesordung. rw/09
Anmeldungen für das Rödelheimer Straßenfest nimmt die Arbeitsgemeinschaft Rödelheimer Geschäftsleute (ARG) ab sofort an. Das Fest ist für Samstag, 26. Juni, geplant. Die Standgebühr für kommerzielle Stände beträgt 300 Mark, Infostände kosten 50 Mark. Anmeldungen können unter Tel. 78 00 24 abgegeben werden. bri
Turnerschaft 1856 Griesheim: Die Handball-E-Jugend des Vereins trainiert ab sofort jeden Dienstag (von 15.30 bis 17 Uhr) im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57. Weitere Informationen zur Jugendarbeit der TS gibt Werner Feick (Tel. 73 48 27 - ab 17 Uhr). wd/09
Kleingärtnerverein Westhausen: Zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, treffen sich die Mitglieder im Vereinshaus (Kleingartenanlage an der Ludwig-Landmann-Straße). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Jubilaren-Ehrungen durch den Landesverband Hessen der Kleingärtner. wd/09
Gartenbauverein Gneisenau: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 6. März, 15 Uhr, im "Haus Gallus", Frankenallee 111. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuwahlen und Ehrungen. wd/09
Kleingärtnerverein Gartenfreunde 1947: Mitgliedertreffen der Kleingärtner zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 7. März, ab 14 Uhr, im Vereinshaus in der Anlage Am Römerhof 13 b. wd/09
Junge Künstler stellen aus: Die Bilder des 20jährigen marokkanischen Künstlers Chaouki Kamboua, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, sind ab sofort (montags von 14 bis 17.30 Uhr, mittwochs von 15 bis 19 Uhr) im AW-Jugendladen, Alt-Rödelheim 13, zu sehen. ov/09
Freie Aussprache
"Typisch für Hoechst AG" Es ist schon schlimm, wenn man morgens kurz nach vier Uhr über den Verkehrsfunk die Nachricht hört, daß die Griesheimer Stroofstraße gesperrt ist; aber kein Hinweis kommt, der auf ein defektes, geräuschvolles Ventil in einer Chemieanlage hinweist. Das Herunterspielen, wie schon so oft, von Betriebsunfällen der Frankfurter Hoechst AG ist nachgerade typisch für dieses Unternehmen. Wer weiß von den vor Ort handelnden und gefährdeten Arbeitern schon, was bei einem (ohne Ersatzventil) unter Überdruck ausfallendem Gerät auf die Bevölkerung zukommen kann? Hier ist nun vor allem auch der Vorsitzende Wolfgang Hilger mitverantwortlich zu machen. Wer so mit der Gesundheit der Menschen im Umland spielt, muß sich auch mit den Folgen juristisch belasten lassen. Kurt Köhler, Frankfurt
Entsteht ein Überdruck im Kessel, dann wird das Sicherheitsventil zur Druckregulierung ausgelöst - Ergebnis: Überdruck beseitigt, Umgebung verseucht. Von daher werden sich die Herren in der Vorstandsetage selbstgefällig zurücklehnen dürfen, wenn Umweltminister Fischer anmahnt, daß die Hoechst AG "die Verantwortung für den sicheren Betrieb übernommen" habe. Sicherer Betrieb? Aber dieser Verantwortung ist man doch nachgekommen. Wie im Planspielszenario wurde der Überdruck dadurch beseitigt, daß man die Giftstoffe in die Umwelt abließ.
Von Leuten, die so für den Ernstfall planen, erwarte ich nicht, daß man sie über Appelle an ihr Verantwortungsgefühl dazu bewegen kann, die Sicherheit ihrer Angestellten und der Bevölkerung zu gewährleisten. Hier muß endlich mit strengsten Gesetzesauflagen operiert werden, sonst wird man sich in der Leitungsetage der Hoechst AG auch weiterhin nur um den sicheren Betrieb, nicht aber um die Sicherheit der Menschen und der Umwelt sorgen.
Thomas Weidinger, Frankfurt Scheingefechte Der Hessische Minister für Landwirtschaft, Landesentwicklung, Städtebau und welche Titel Jörg Jordan auch noch immer führt, hat mit Recht eine Niederlage in den Beratungen des Regional- Raumordnungsplanes erlitten. Selten sind erfahrene Kommunalpolitiker und interessierte Bürger mit einem schwächeren Planungswerk als dem Gutachten zum RROP konfrontiert worden, der immerhin ab 1995 für mindestens zehn Jahre die Entwicklung einer Region festzurren soll. Wer aufmerksam die Aussagen des Gutachtens gelesen hat, diese mit dem Landschaftsplan, der ebenfalls vorgelegt wurde, und beide noch mit dem Kartenteil zum Landschaftsplan verglich, der sah wie schlampig die Planergruppen arbeiteten und das es weder im Hause Jordan noch beim Regierungspräsidenten in Darmstadt eine Koordination gab, die dieses Wort verdient. Beispiel: für Mörfelden-Walldorf ist im Raumordnungsgutachten nahe dem Bahnhof mit (hoffentlich künftiger) S-Bahn ein verdichtetes Baugebiet ausgewiesen - was Sinn macht. Im Landschaftsplan wird eine Grün-Freihaltezone skizziert, im Kartenteil ist nicht deutlich zu erkennen was denn Sache ist. Dem Minster sei empfohlen anstatt auf anonyme, grün angehauchte Planer zu setzen, den Sachverstand der Kommunalpolitiker mit einzubeziehen: Angesichts des Siedlungsdrucks auf den Rhein-Main-Raum kommen wir um neue Wohngebiete nicht herum. Karl-Heinz-Kubb, Walldorf Schulamt ohne System Wir Eltern verstehen die Welt nicht mehr. In der Presse lesen wir u. a., daß darüber nachgedacht wird, ob es nicht möglich sei, in den verschiedenen städtischen Kindertagesstätten mehr Kinder unterbringen zu können. In unserer städtischen Einrichtung, der KT 16 im Praunheimer Hohl 3, in Westhausen, wird dieses Konzept schon seit mehr als 10 Jahren erfolgreich und mit großem Engagement der ErzieherInnen praktiziert. Heute stehen allein in der KT 16 78 (achtundsiebzig) Kinder auf der Warteliste (insgesamt warten noch in 4 anderen Einrichtungen in diesem Einzugsgebiet - ohne Hausen - 266 Kinder dringendst auf einen Platz - Stand Nov. 92). Da erscheint der langersehnte Bau einer neuen KT in Hausen wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Der in ganz Frankfurt bestehende Bedarf an Betreuungsplätzen von 6500 und eine Versorgung mit Hortplätzen von nur 19,4 Prozent spottet jedweder Beschreibung und müßte sofort alle verfügbaren Kräfte auf den Plan rufen. Trotz des enormen Bedarfs an Plätzen werden von Schuldezernentin Frau Ebeling in der KT 16 zwei Planstellen gestrichen und die Anzahl der Kinderbetreuungsplätze der Einrichtung reduziert! Dessen nicht genug, nein, auch vorhandene Planstellen werden nicht besetzt, finanzielle Anreize für ErzieherInnen verweigert. Bemühungen seitens der Eltern und Betreuer, die Streichung der Planstellen rückgängig zu machen, hartnäckig abgeblockt. Warum auch, am 7. 3. ist Wahl . . ..
Der Elternbeirat der KT 16 Praunheimer Hohl 3
Um einen Mißbrauch von Daten bei der geplanten zentralen Registrierung von Drogenabhängigen zu vermeiden, die am städtischen Methadonprogramm teilnehmen, haben sich das Drogenreferat und der Hessische Datenschutzbeauftragte Winfried Hassemer auf eine Vorgehensweise geeinigt.
Im August vergangenen Jahres waren Pläne des Magistrats bekannt geworden, die eine zentrale Erfassung von Heroinabhängigen vorsah, die unter ärztlicher Aufsicht die Ersatzdroge Methadon erhalten. Mit dieser Registrierung sollte ein Mißbrauch des Substitutionsangebots verhindert werden. Eine solche Verhinderung des mehrfachen Bezugs ist rechtliche Voraussetzung für die erweiterte Methadonvergabe auch an Heroinsüchtige.
Wie aus dem 21. Tätigkeitsbericht des Hessischen Datenschutzbeauftragten hervorgeht, werden die Methadonvergabestellen an das Drogenreferat nur die Angaben weitergeben, die zur Abwendung des Mißbrauchs unerläßlich sind. Vorgesehen ist, daß der erste Buchstabe des Vornamens, der letzte Buchstabe des Nachnamens, Monat und Jahr des Geburtsdatums und der Anfangsbuchstabe der Vergabestelle an das Referat weitergeleitet werden. Weitergehende Daten über die Drogenabhängigen soll das Amt nicht erhalten. Zudem soll durch organisatorische und räumliche Maßnahmen sichergestellt werden, daß kein dritter Zugriff erhält auf die zentrale Datei, in der die Daten codiert gespeichert werden. sar
WEHRHEIM. Die SPD in Obernhain hat den Gemeindevorstand und den Verkehrsverband Hochtaunus aufgefordert, zu verhindern, daß sich die Anbindung des Ortsteils ans öffentliche Verkehrsnetz verschlechtert. Laut SPD sieht der Entwurf des neuen Buskonzepts vor, daß der Bus mit Beginn des Winterfahrplans 1993/94 nur sechsmal täglich von Obernhain zum Bahnhof und zurück fährt.
Der Obernhainer Ortsvorsteher Egon Wewerka (SPD) kritisierte dies als "völlig unzureichend". Bisher werde der Ortsteil mehr als doppelt so oft vom Bus bedient; Passagiere in Richtung Bad Homburg könnten meist direkt in die Innenstadt fahren, begründete Wewerka. Für Schüler und Berufstätige werde sich die Fahrzeit ohnehin verlängern, weil sie häufiger umsteigen müßten. Als Resultat befürchtet der Ortsvorsteher, daß die Leute von öffentlichen Verkehrsmitteln ins eigene Auto umsteigen.
Die SPD schlägt vor, die Bad Homburger Stadtbuslinie nach Dornholzhausen in gewissen Zeitabständen bis zum Saalburgmuseum, nach Obernhain und zum Hessenpark zu verlängern. Für die frühen Morgen- und späten Abendstunden würde dann die im Buskonzept vorgesehene Zubringerlinie genügen. ill
gra LUDWIGSHAFEN, 28. Februar. Die Wachmannschaften aus Polizisten, die das Privathaus von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Ludwigshafener Vorort Oggersheim beschützen, sind Ziel von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geworden. Wie der FR bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft bei einer kompletten Schicht von 24 Polizisten Hausdurchsuchungen durchführen lassen. Grund war eine Ende 1992 im Polizei-Beton-Wachhäuschen an der Marbacher Straße verschwundene Kamera, deren Wert mit über 2000 Mark angegeben wurde. Als sich die Kamera nicht mehr einfand, fiel der Verdacht auf die Kanzler- Objektschützer.
Zur Verärgerung der rheinland-pfälzischen Polizeigewerkschaft ließ die Staatsanwaltschaft bei der ganzen Schicht Hausdurchsuchungen durchführen. "Das ist so, als ob bei vermuteten Mitarbeiterdiebstählen ohne konkreten Verdacht bei allen Beschäftigten eines Kaufhauses Durchsuchungen durchgeführt werden", rügte die Polizeigewerkschaft. Die Kamera wurde später wieder aufgefunden: Sie war im Kofferraum eines Autos der jungen Polizisten versteckt. Damit seien, meinte die Justiz, immerhin 23 Kohl-Polizisten von dem Verdacht des Kamera-Klaus befreit.
Kleine FR
Video-Filmabend BAD HOMBURG. Schottland, die Kanarischen Inseln und das hessische Münden sind die Stationen, die Mitglieder des Filmclubs Taunus am heutigen Montag in Videofilmen zeigen. Die Veranstaltung beginnt im Stadthaus um 20 Uhr. Vollwert-Ostermenues BAD HOMBURG. Ein Festmenue kochen, das vollwertig und kulinarisch interessant ist? Die Volkshochschule bietet einen Kurs dazu an. Beginn ist am Dienstag, 9. März, um 18.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Schule in Gonzenheim. Informationen und Anmeldungen: Tel. 2 30 06. Ernährungskurs der AOK BAD HOMBURG. Um richtige Ernährung bei Bluthochdruck geht es bei einem Kurs der AOK, der am Dienstag, 2. März, und dem folgenden Dienstag von 18 bis 19.30 Uhr im AOK-Haus, Basler Straße, läuft. Anmeldung: Tel. 27 22 31. Bürgerinitiative tagt USINGEN. Die "Bürgerinitiative Ehrliche Gebühren" trifft sich am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Goldschmidthaus. Der älteste Homburger Stadtplan OBERURSEL. Einen Diavortrag über die Rekonstruktion des ältesten Homburger Stadtplans aus dem Jahre 1787 hält Reinhard Michel beim Heimat- und Geschichtsverein Oberursel am Montag, 1. März, 20 Uhr, im Ferdinand-Balzer-Haus. Information und Kulturen KÖNIGSTEIN. Information als verbindendes Element der Kulturen ist Thema eines Vortrags von Walther Zimmerli am Montag, 1. März, 20 Uhr, im Luxemburger Schloß. Es ist die dritte Veranstaltung des "Königsteiner Forum" in der diesjährigen Reihe über Information als "dritte Wirklichkeit neben Materie und Geist". Diskussion über Kindertagesstätten KRONBERG. Die Stadteltern-Vertretung der Kindertagesstätten lädt für heute, 20 Uhr, in die Stadthalle (Raum Feldberg) zu einer Diskussion zum Thema "Zukunftsorientierte Familienpolitik - in Kronberg ein Fremdwort?" ein. Auf dem Podium sitzen Vertreter aller Parteien. Sperrmüll und Schadstoffmobil STEINBACH. Das Schadstoff-Mobil steht am Dienstag, 2. März, von 14 bis 16 Uhr auf dem Rathaushof und von 16 bis 18 Uhr auf dem Containerplatz hinter der Altkönighalle. Sperrmüll wird im Stadtgebiet am Mittwoch, 3. März, abgeholt. Anmeldung unter Tel. 70 00 33.
BAD SODEN. Prominente Wahlkampfhilfe für die Bad Sodener FDP: Hans- Dietrich Genscher kommt - und zwar "zum wiederholten Male", wie sich die Freidemokraten der Kurstadt rühmen. Am Montag, 1. März, will der frühere Bundesaußenminister und Ehrenvorsitzende der Partei mit den drei Punkten den Bad Sodenern einen Besuch abstatten.
Seinen Auftritt schließt Genscher an eine Sitzung des Bundesvorstandes in Frankfurt an. Gegen 16 Uhr will er auf dem Adlerplatz um Stimmen für seine Parteifreunde in der Kurstadt werben. Selbiges hat er auch in Eppstein vor: Dort ist er anschließend Gast bei einem Heringsessen. kkü
Für die Einführung einer doppelten Staatsangehörigkeit wird sich die Stadt bei Landesregierung und Städtetag stark machen. Das beschloß die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von SPD und Grünen.
Die CDU im Parlament votierte mit Nein. Damit folgte das Plenum erstmals einer Vorlage, die die Kommunale Ausländervertretung (KAV) als Forderung an die deutschen Römer-Parlamentarier gegeben hatte.
Zur Begründung durfte ein KAV-Mitglied, der Türke Ahmed Taskin, im Plenum reden. Doppelte Staatsbürgerschaft solle, so sagte er, auch den Frankfurter "Skandal" beenden, daß hier geborene, aufgewachsene und in die Gesellschaft integrierte Nichtdeutsche "künstlich den Ausländerstatus beibehalten müssen".
CDU-Sprecher Albrecht Magen sah da auch "Handlungsbedarf" und signalisierte Kompromißbereitschaft. Man wolle die Entscheidung jedoch "bis nach der Wahl" vertagen. Dem folgte die rot-grüne Mehrheit nicht und entschied sofort. peh
Kranken und behinderten Mietern darf der Stuhl nicht mehr so schnell wegen Eigenbedarfs wie bisher vor die Tür gesetzt werden. Das entschied jetzt die 3. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts (BVG) in einem Fall aus dem Frankfurter Nordend. Die Verfassungsrichter hoben zwei entsprechende Urteile des Amtsgerichts und des Landgerichts auf.
Die Frankfurter Richter hatten nach dem Spruch aus Karlsruhe zwar zu Recht den grundsätzlichen Eigenbedarf des Vermieters bejaht, aber die sozialen Umstände der erkrankten Mieterin nicht hinreichend berücksichtigt (2 BvR 2077/92). Der Fall muß nun von Anfang an beim Amtsgericht neu verhandelt werden.
Die inzwischen erkrankte Frau hatte 1986 gemeinsam mit ihrem Partner die etwa 100 Quadratmeter große Dachwohnung angemietet. Die Wohnung war sanierungsbedürftig und die Mieter steckten Eigenarbeit und rund 20 000 Mark hinein, um die Räume in Schuß zu bringen. Gezielt hatten sie eine solche Wohnung gesucht, weil die Miete günstig war.
Noch während der Renovierungsarbeiten wurde die Wohnung vom Hauseigentümer umgewandelt und wenig später an ein Ehepaar mit zwei Kindern verkauft. Sofort nach Ablauf der gesetzlichen Frist kündigten die Erwerber dem dort wohnenden Ehepaar wegen Eigenbedarfs, weil sie dort selbst einziehen wollten.
Die chronisch schwer erkrankte Mieterin berief sich vergeblich vor dem Frankfurter Amts- und dem Landgericht auf die Sozialstaatsklausel im Mietrecht (Paragraph 556 a, Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches). Danach kann ein kranker und behinderter Mieter, wenn er rechtzeitig zwei Monate vor Ablauf der Kündigungsfrist Widerspruch gegen die Kündigung einlegt, die Wohnung behalten.
Die Frankfurter Richter hatten bei der Räumungsklage der Wohnungseigentümer das Metermaß genommen und waren davon ausgegangen, daß die Vermieter, die nun Eigenbedarf angemeldet hatten, nur jeweils 17,5 Quadratmeter zur Verfügung hatten, der Anspruch auf Eigenbedarf somit gerechtfertigt sein sollte.
Das BVG in Karlsruhe kam jedoch zu der Auffassung, daß für die Mieterin, die ohnehin körperlich und geistig geschwächt war und ist, ein Auszug aus dieser Wohnung ein erhebliches gesundheitliches Risiko bedeutet hätte.
In seiner Entscheidung übte das Verfassungsgericht erhebliche Kollegenschelte an den Frankfurter Juristen. Die Entscheidung, der Vermieter-Familie den Zuschlag zu geben, kommentierte die 3. Kammer unter anderem mit dem Satz: "Zu einer solchen Abwägung ist das Landgericht auf einem Wege gelangt, der im Prozeßrecht keine Stütze mehr findet."
Die Schwierigkeiten der Vermieter-Familie seien "ohne jeden Anhalt" lediglich unterstellt worden. Völlig zu Unrecht habe man die dort noch wohnende Mieterin auf die Möglichkeit psychotherapeutischer Behandlung nach dem Auszug aus der Wohnung verwiesen. Eine solche Entscheidung sei "nicht mehr vertretbar".
Die Verfassungsrichter legten den Frankfurter Richtern bei einer neuerlichen Behandlung des Mietrechtsfalles dringend nahe, hinsichtlich des Krankheitszustands der Mieterin ein ärztliches Sachverständigengutachten einzuholen.
Der Frankfurter Anwalt Christoph Kremer, der die Mieter vor dem BVG vertreten hatte, hofft eigenen Worten nach nun, daß auch die Frankfurter Mietrichter bei Wohnungskündigungen diese Sozialklausel des BGB stärker im Blick haben. enk
"Ich kenne mich in der Stadt nicht so gut aus." Die Neubürgerin entschuldigt sich beinahe deswegen. Aber ihr sei doch etwas aufgefallen: In diesen Tagen stand sie mit dem Kinderwagen am Theaterplatz und wollte zur U-Bahn hinunter. Aber an allen erreichbaren Zugängen kamen ihr die Rolltreppen entgegen. "Ich bin dann halt mit dem Wagen sämtliche Stufen runtergehoppelt - aber was machen eigentlich Rollstuhlfahrer?"
Die junge Frau wußte auch sofort Abhilfe. "Eigentlich könnte man doch oben an den Zugängen darauf hinweisen, welche Rolltreppen nach unten führen."
Keine schlechte Idee. Man muß nur darauf kommen. Ihre Bastienne
Auf dem Feldberggipfel soll in absehbarer Zeit wieder eine Gaststätte eröffnen: Im Stil einer Berghütte soll bis Ende 1994 eine Gastronomie mit 350 Sitzplätzen errichtet werden. Der Vorsitzende des "Zweckverbandes Feldberghof", der Landrat des Hochtaunus-Kreises Jürgen Banzer, präsentierte jetzt einen privaten Investor. Alle Verträge seien bereits unterzeichnet, hieß es. Die Autos sollen zukünftig größtenteils vom Plateau verbannt werden. Statt der zur Zeit 250 Parkplätze wird es dann nur noch rund 60 geben, die Zufahrt wird über ein Schrankensystem geregelt.
Die Kosten für den Neubau werden auf etwa 2,5 Millionen Mark geschätzt; die Abbrucharbeiten für den asbestverseuchten alten Hof in Höhe von 900 000 Mark wird sich der Umlandverband Frankfurt mit dem Investor teilen. Bauherr ist Bauingenieur Peter Raab aus Neu-Anspach, der noch Pächter sucht. Vor Raab sprangen bereits zwei Interessenten kurzfristig ab, darunter die Fürsten zu Ysenburg-Büdingen.
Wer sich den Blick vom "Frankfurter Hausberg" versüßen will, muß sich Kaffee und Kuchen also nicht mehr selbst mitbringen. Im Frühjahr vergangenen Jahres war der alte Feldberghof geschlossen, seitdem gab es nicht einmal mehr Toiletten für Ausflügler. jd
Parteien + Wähler
Rexrodt kommt nach Usingen USINGEN. "Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft" heißt eine Veranstaltung der FDP am Montag, 1. März, um 19 Uhr in der Usinger Stadthalle. Als Gäste erwarten die Liberalen den Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt und den Landesvorsitzenden der hessischen FDP, Wolfgang Gerhardt. Gedankenaustausch mit Heinrich Kolb OBERURSEL. Die FDP lädt zum "Politischen Gedankenaustausch" mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft, Heinrich L. Kolb, für heute abend, 20 Uhr, in die Oberurseler Stadthalle ein. Mit Unternehmern, Handwerkern und Selbständigen will Kolb über die wirtschaftliche Lage und den Solidarpakt diskutieren. Einführende Worte gelten den Fragen "Was können Unternehmen für den Staat tun? - Was kann der Staat für die Unternehmen tun?". SPD diskutiert Finanzlage OBERURSEL. "Ebbe in den öffentlichen Haushalten - was ist noch finanzierbar?" lautet das Thema der SPD-Veranstaltung "8 nach 8" im Gemeinschaftshaus Rosengärtchen. Spitzenkandidat Hans-Georg Brum erläutert dort am Mittwoch, 3. März, ab 20.08 Uhr die Eckpunkte der SPD für die nächsten vier Jahre.
Ernst Welteke in Steinbach STEINBACH. Zur einer Diskussion mit dem hessischen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke, lädt die SPD für Freitag, 5. März, 19 Uhr, ins Steinbacher Bürgerhaus. Als Themen sind vorgesehen: Südumgehung, U-Bahn Linie 6 nach Oberhöchstadt und Erweiterung des Gewerbegebietes. "Just to Vote"
BAD HOMBURG. Die Gabi-Mohnbrot- Band und die Hoochie-Coochie-Blues- Band sorgen am Montag, 1. März, auf einer Wahlkampf-Fete der Jusos im Gambrinus (ab 21 Uhr) für musikalische Unterhaltung. Kandidaten der SPD für das Stadtparlament sind mit im Publikum.
Bei den "Dinos" bebt die Messehalle
So richtig knuffig sind sie, die Saurier in der Halle 7 des Messegeländes, ob sie mit Vornamen nun Dino, Steno oder Tyranno heißen. Viele Tonnen schwer, so hoch wie ein halbes Haus, von innen angestrahlt, rollen sie kleine, heimtückische Augen, ringeln den gewaltigen Schwanz und bewegen die verkümmerten Vorderpfoten.
Die "schrecklichen Echsen", seit 64 Millionen Jahren von der Erde verschwunden, die sie 140 Millionen Jahre lang als fleisch- oder pflanzenfressende Urviecher beherrschten, sind die bevorzugten Lieblinge der Kinder. Viele gehen lieber mit einem Minisaurier als mit einem Teddy ins Bett. Er entführt in jene Welten, von denen die Dinosaurier-Show ausführlich erzählt.
Knuffig sind vor allem die nachgemachten, grün, lila und orange gewandeten Kleinsaurier, die zum Verkauf angeboten werden. Auch die stattlichen Bücher über die prähistorische Tierwelt sind gut im Geschäft. Da wird dann gegenständlich und auch wissenschaftlich untermauert, was die Show nach Hollywoodart anbietet.
Im hoch aufgeschütteten Mulch der Messehalle sind Krater zu sehen, die auf Knopfdruck Lava sprühen. Auf 1000 Quadratmeter Leinwand erkennt man Farne, Schachtelhalme, die grüne Welt des Erdmittelalters.
Aber auch Saurier bleiben von Malaisen nicht verschont. Der Schwimmsaurier ist am Hals verletzt und wird in Mailand restauriert. Zurück übers Gebirge kann er zur Zeit nicht, weil Österreich im Schnee versinkt, bedauert Erich Hohensinn von der Dinos-Veranstaltungsgesellschaft in Salzburg. Die Saurier-Tournee, die im Oktober 1992 begonnen hat, läuft gut. Sonntags kommen bis zu 10 000 Besucher. Länger als eine Woche bleibt sie an keinem Ort. Die 25 investierten Millionen hofft man wieder einzuspielen.
An gewaltigen, auch gruseligen Effekten mangelt's nicht. Am gewaltigsten ist die benötigte Technik. 50 000 Watt lassen die Messehalle erbeben, wenn alles funktioniert; Erdbeben und Vulkanausbruch, fauchende und trompetende Saurier und ein sonderbares Urweltlicht.
Und doch scheint alles nur Vorbereitung auf jenen aus Hollywoodfilmen zurechtgeschneiderten Film "vom Urknall bis zum Aussterben der schrecklichen Echsen": Da stürzen die Wasser, da bebt die Erde, da wartet das Universum auf die Schöpfung, da geht das Urvolk mit Hauern und Zähnen aufeinander los.
Möglicherweise vernichtete ein Meteoriteinschlag in Mexiko die Lebensbedingungen der Saurier. Viele Geheimnisse haben sie unenträtselt behalten. Manch ein kleiner Zuschauer wünscht sich zwar sehnlich, daß sie wiederkehren. Von Trickspezialisten bewegt, von Computern gesteuert, kommen sie einem menschlich näher. Aber wiederkommen? Nee, danke!
(Bis 7. März von 9 bis 18 Uhr. Filmdauer 16 Minuten. Eintritt 20 Mark, Kinder 10 Mark.) E-S
Roman Arens Die zersprungene Perle der Adria Aber Dubrovnik will mit Kultur und Tourismus die Lebensgeister wieder wecken
Wer am 1. Oktober 1991 in Dubrovnik war, als die Belagerung begann, beschreibt mit Entsetzen, wie der breite Berg zur bequemen Rampe für das Bombardement der nahezu wehrlosen Kommune wurde. Flucht war nicht möglich, denn Tod und Verderben kamen auch noch von den Kampfflugzeugen aus der Luft und von den Schiffen auf der offenen Seeseite. Es half also nicht viel, daß die mittelalterlichen Zugbrücken an den Toren der Altstadt noch einmal ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt und hochgezogen werden konnten.
Jetzt geht vom karstigen Berg Srd kein Schrecken mehr aus. Sein Rücken wirkt wie ein schützender Riegel gegen jene Welt, wo immer noch Krieg herrscht. Städter erzählen mit Gleichmut, daß an der nur wenige Kilometer Luftlinie entfernten Grenze kürzlich wieder Granaten geworfen worden seien, kleine Scharmützel stattgefunden hätten: "Aber bei uns ist es ganz ruhig."
Diese Art Frieden aber ist nur ein erster Sieg; das Leben ist noch nicht richtig zurückgekehrt. Die stolze Stadt, jahrhundertelang sehr eigenständige Seerepublik, zu Recht belegt mit schmückenden Attributen wie "Perle der Adria" oder "Weltkulturerbe", hat noch nicht bemerkt, daß sie Grenzposten am äußersten Ende Kroatiens geworden ist, genauer: eine Enklave, vom Rest der Republik auf dem Landwege nur über einen kleinen Landstreifen erreichbar, der zu Bosnien-Herzegowina gehört.
"Tun wir uns zusammen", schrieb Pero Poljanic in einem internationalen, weithin gehörten Hilfsappell. Der Bürgermeister bezifferte die Schäden auf über zwei Milliarden Dollar, lächerlich dagegen die zehn Millionen Dollar, die nach dem letzten Erdbeben von 1979 aufgewendet werden mußten. Poljanic resümierte: "Dubrovnik ist eine schwerbeschädigte Stadt, halbzerstört und an ihren lebenswichtigen Wurzeln gefährlich bedroht."
Dubrovnik ist nicht Vukovar; dies ist nicht Sarajewo; und jenes ist nicht Gorazde oder Gradacac. Die Leiden dieser symbolhaft gewordenen Städte sind unermeßlich, nicht gegeneinander aufzurechnen. In allen aber dürfte während der Belagerung ein Gefühl gemeinsam (gewesen) sein, "das Gefühl: Die Welt gewöhnt sich daran", so sagt es Nikola Obuljen.
Der stellvertretende Bürgermeister, Mitglied der rechten Tudjman-Partei HDZ, kann die Bitterkeit über jene lange Zeit der Bomben und der Not - fünf Monate gab es keinen Strom, drei kein Trinkwasser - nicht verbergen: "Sicher, wir wurden unterstützt; aber wir erwarteten mehr." Im vergangenen halben Jahr hat sich jedoch die Lage stabilisiert. Die Versorgung ist gesichert, und auch die schönen Versprechungen zur Aufbauhilfe bleiben nicht ganz folgenlos. Es ist die Zeit von Bestandsaufnahmen, Planungen, Ausbesserungen und ersten Rekonstruktionen.
Seit Ende Januar liegt eine präzise Erhebung über die Gebäudeschäden vor. Danach sind 14 194 Häuser beschädigt; insgesamt 34,81 Prozent der Bausubstanz sind zerstört. Wer dies in Augenschein nimmt und treppauf, treppab durch die historische Altstadt oder durch das Gewirr von rechtwinklig angelegten Gassen läuft, dem kann ein oft gehörter Satz zum Ohrwurm werden: "Die Stadt hat ihre Seele verloren." Aber die Bewohner haben ganz andere Sorgen, müssen sich mit dem Tod eines nahen Angehörigen abfinden oder können nicht nach Hause.
Selbst ein Mann, dessen Haus komplett zerstört wurde, sagt: "Für mich gibt es größere Probleme." Er sorgt sich um seinen 13jährigen Sohn. Der Junge habe sich bei der Armee gemeldet und als älter ausgegeben, fälschlich vom Tod seiner Eltern gesprochen, sich so die Uniform und Kampfeinsätze "in der ersten Linie" erschwindelt - und sei jetzt nicht in der Familie zu halten; er wolle wieder an die Front. Der Vater ist entsetzt: "Viele Kinder leben in einem solchen Haß!" Was der Krieg in den Kinderseelen anrichtet, wird noch nach Generationen zu spüren sein. Entwurzelung und Perspektivlosigkeit verursachen nachhaltige Traumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen.
In Gruppen schieben sie sich den Stradun hinauf, den Stradun hinunter. Sie achten dabei längst nicht mehr auf die Gebäudeschäden links und rechts der einstigen Prachtstraße, nicht auf die unzähligen Granatentreffer in dem speckig glänzenden Pflaster. Auch den Holzbrettern schenken sie keine Beachtung, mit denen Fenster und Türen von Cafés und Geschäften vernagelt sind, sei es, weil die ehemaligen Eigentümer umkamen, sei es, weil sie noch auf der Flucht oder völlig mittellos sind. Aber auf dem ehrwürdigen Stradun gibt es auch eine bemerkenswerte Neueröffnung. Vor einigen Wochen hat ein Jeans-Shop aufgemacht. Ob denn, wo es am Nötigsten mangelt, Geld für Mode da ist? "Ach, wissen Sie", sagt ein benachbarter Ladenbesitzer, "manche Leute kratzen ihr Geld zusammen, damit ihre Kinder gut angezogen sind und niemand erkennt, wie schlecht es ihnen wirklich geht."
Dubrovnik, das ist zur Zeit die Stadt der jungen und der alten Leute und der Soldaten. Der Wirt vom Café Troubadour erzählt, warum Schüler und Pensionäre ("Die brauchen beide keinen Arbeitsplatz") in der Stadt so stark, die mittleren Altersgruppen aber so schwach vertreten sind: "Hier kann man nichts verdienen." Er selber kommt ganz gut über die Runden, sein gemütliches Lokal ist gut besucht, nicht zuletzt von Soldaten. "Die vielen Militärs brauchen wir hier", sagt der Kneipier, der kurz nach 19 Uhr in seinen Feierabend enteilt, "zu unserer Sicherheit. Der Feind ist nicht weit." Die Nacht bricht früh an und ist sehr dunkel, solange mit dem Leben auch das Licht noch nicht zurückgekehrt ist nach Dubrovnik. Eine relativ spärliche Straßenbeleuchtung läßt es in den Gassen geraten sein, auf den eigenen Schritt zu achten, um nicht in die Granatenlöcher oder über Kriegsschutt zu stolpern. Daß die Gassenlaternen die Wirtshausreklame tragen und damit zusätzliches Werbe- Neon vermieden wird, ist eigentlich angenehm dezent. Nur darf man sich dadurch nicht irreführen und zur Hoffnung auf Bewirtung verleiten lassen. Die meisten Gaststätten haben in diesen Monaten noch geschlossen, am Abend nahezu komplett.
Nach Ladenschluß bleibt mal hier ein Spielsalon, mal dort ein lauter Jugendtreff offen, oder hinter den zugezogenen Fenstern einer Kneipe hocken noch ein paar Stammgäste in exklusiver Runde - und dies in einer Stadt, die vor dem Krieg stolz auf jährlich fünf Millionen Übernachtungen von Fremden verweisen konnte. Fast alles konzentriert sich am frühen Abend auf den Stradun, von wo der glatte Stein die Gesprächsfetzen reflektiert und durch die Altstadt trägt. In den Gassen abseits aber regt sich kaum etwas; mal hastet jemand nach Hause, mal glimmen unter einem dunklen Kirchenportal Zigaretten auf.
In Dubrovnik gibt es derzeit noch keine Auswahl an Hotels, obwohl man mit Nachdruck die Renovierung von fünf Herbergen vorantreibt. Wer ausgehen will und kann, trifft sich im Restaurant oder an der Bar der Villa Orsula, die zum einzigen offenen beziehungsweise nicht mit Flüchtlingen belegten Hotel Argentina gehört. Hier verkehren Handelsreisende, Soldaten, Politiker, Rotkreuz-Repräsentanten, einheimische Stenze und bosnische Fußballer, die nach Gastspielen in Deutschland auf eine Bundesliga-Lizenz warten. Und weil das anscheinend in dieser filmreifen Szenerie unbedingt dazugehört, setzt sich hin und wieder ein Mann in Lederjacke, der seinen runden schwarzen Hut den ganzen Abend nicht abnimmt, ans Piano, um die ohnehin nicht schlechte Stimmung noch zu heben.
Im Hotelfoyer und davor ist rund um die Uhr Polizei präsent. Sie verleiht einem in Kroatien weitverbreiteten Verbotsschild am Eingang Nachdruck, das unmißverständlich das Mitführen von Waffen untersagt. Das Hotel Argentina ist, abgesehen von zerborstenen Fensterscheiben, bei den Kämpfen nicht nennenswert in Mitleidenschaft gezogen worden. Neben einem Plakat, das Kinder vor verborgenen Granaten und Minen warnt, hängen noch die Informationen der netten Reiseleiter für deutsche Gruppen aus den Jahren 1990 und 1991. Mit "Adieu, Alltag" wurden die Urlauber damals begrüßt. Unter drei Dutzend Exkursionsangeboten konnten sie die schönsten Ausflugsziele wählen. Die meisten davon sind nicht mehr erreichbar auf absehbare Zeit - das nahe Montenegro etwa, die Picknickplätze in den Bergen der Herzegowina oder die Stadt Sarajewo, wo immer noch Krieg herrscht.
Die bosnische Hauptstadt, faszinierender Schnittpunkt von mittel- und südosteuropäischer Kultur, stark geprägt von wechselnden Herrschaften, war früher das Ziel von Tagesausflügen aus Dubrovnik. Einfach mal übers Gebirge nach Sarajewo fahren, vielleicht dabei einen Abstecher in die herzegowinische Hauptstadt Mostar machen und abends wieder zurück sein in Dubrovnik - das war sehr beliebt und ganz normal. Durch den Krieg ist es unmöglich geworden. Und nach dem Krieg? Und die neuen Grenzen?
In Dubrovnik reden manche davon, in einem "Reservat" zu leben. Das gilt gewiß für die Gegenwart, in der das Leben in der Enklave nur mit humanitärer Hilfe und unter militärischem Schutz möglich ist. Es kommen aus vielen Ländern, vor allem aus Frankreich und Italien, die Freunde der Stadt, vermessen die Schäden, sammeln - beispielsweise durch Kunstverkäufe und Benefizkonzerte - Geld für den Wiederaufbau und versprechen auch sonst tätige Solidarität. Die UNESCO hat als Ersthilfe schon mal für 250 000 Dachpfannen gesorgt.
Natürlich, die Stadt muß rekonstruiert und erhalten werden - wozu Kroatien mit seiner weithin darniederliegenden Wirtschaft nun wirklich nicht in der Lage ist. Bürgermeister Poljanic hat in schönen Worten darauf hingewiesen, daß der Wiederaufbau nur mit dem "festen Willen, standzuhalten und das Leben und die Tradition fortzusetzen", nur unter Einsatz aller kreativen Kräfte, nur "mit Hand und mit Herz" gelingen könne. Und das Stadtoberhaupt wünschte sich Hilfe von denen, die "sich in der Kultur unseres alten Kontinents Europa wiedererkennen".
Gerade aus den blumigen Wendungen von Poljanic wird klar, daß Geld und Arbeit zwar notwendige Voraussetzungen, aber allein nicht ausreichend sind für die Reanimation der "Weltkulturstadt". Es muß mehr geschehen, damit Leben in die Stadt zurückkehrt. "Die Seele von Dubrovnik ist kaputt", sagt auch der Ökonom und Fremdenverkehrsexperte Nikola Bagaric, "die Menschen haben ihre Unternehmungslust verloren. Sie sehen keine Entwicklung, Zukunft und Sicherheit, weil der Feind in der Nähe ist." Viele versuchten, dorthin zu gehen, wo Sicherheit ist - nach Istrien, Deutschland oder in die Schweiz.
Oder nach Schweden, wo Vojo Bravacic, genannt Roy, auf bessere Zeiten wartet. Der Fremdenführer, der die Touristen außer in Kroatisch auch in Englisch, Italienisch und eben Schwedisch betreuen kann, hat in seiner Heimatstadt kein Auskommen mehr. Im Frühsommer 1992 war er noch an der Adria, aber ein ganzes Stück weiter nördlich, nämlich in Opatija, wo er mit vielen Flüchtlingen aus Vukovar im k. u. k. Hotel Imperial lebte und mit wachsender Spannung die Fernsehberichte von zu Hause verfolgte. Eines Abends mußte er quasi live eine der letzten großen Attacken auf Dubrovnik mitansehen, die ein unerschrockener Kameramann ganz aus der Nähe übertragen hat.
Vojo Bravacic verließ das Land schweren Herzens, wußte allerdings sein Haus in der guten Obhut seines Schwagers Velio Stojanoski, der aus der Belagerungszeit von einem seltsamen Morgenritual erzählt: Zwei Orangen habe er sich täglich gegönnt, eine zur Gesichtswäsche, die andere als Frühstück. Zum Glück habe er etwas Holz zum Heizen gehabt, zum Essen aber wenig, etwas Brot. Gelassen und klaglos blickt Stojanoski zurück und auch nach vorn: "Ich persönlich habe keine Angst, daß es einen neuen Angriff auf Dubrovnik geben könnte. Wir leben hier aber natürlich in der Situation von Eingeschlossenen." Er hofft wie zahlreiche Dubrovcani darauf, daß sich nach der Rückeroberung der Maslenica-Enge am 22. Januar und der so möglichen Straßenverbindung zwischen seiner Stadt und anderen Teilen Kroatiens daran bald etwas ändert.
In und um Dubrovnik gibt es Orangenbäume, die auf der einen Seite zerfetzt oder verbrannt sind und auf der anderen Hälfte schon prächtige Früchte tragen. Die Bäume, die ein so mildes Klima brauchen, scheinen von großer Zähigkeit. Man sieht sie manches Mal in den Höfen und im grauschwarzen Schutt ausgebombter Häuser. Auch im historischen Kreuzgang des Franziskanerklosters stehen sie so lebensverheißend, als wären dort nicht mehr als dreißig Granaten eingeschlagen. An den Doppelreihen der Säulen und an der Balustrade sind erhebliche Schäden entstanden; heil blieben die älteste europäische Apotheke und die bedeutsame Bibliothek.
Damals, am Nikolaustag, brannten Teile der Altstadt und des Bootshafens so heftig, daß manche Städter wohl nie wieder die üblichen Feuerwerke im Sommer werden ertragen können - genauso, wie vielen nach den stromlosen Monaten der Sinn für den Reiz von Kerzenlicht dauerhaft abhanden gekommen ist. Der Schriftsteller Djordje Obradovic jedenfalls hat eine kleine Erzählung mit dem trotzigen Leitmotiv geschrieben, daß er "niemals wieder ein Dinner bei Kerzenlicht" haben wolle.
Auf Schritt und Tritt trifft man in der Stadt, in der Galerien und Museen noch geschlossen sind, weil viele Exponate in Sicherheit gebracht wurden, auf mit Brettern versperrte Sehenswürdigkeiten: den Rektoren-Palast, die Eingänge von Blasius-Kirche und Kathedrale, auch Brunnen und Hochaltäre. Man kann natürlich nicht erkennen, ob die Bretter entstandene Schäden schamvoll bedecken oder Schäden vermeiden helfen sollen oder beides. Nachdem es sinnloses Opfer eines aberwitzigen Krieges geworden ist, präsentiert sich Dubrovnik in Teilen verhüllt: Es wirkt gegenwärtig wie einzig angemessen. Der von der alten Seerepublik Ragusa überkommene Stolz ist nicht mehr oder noch nicht wieder erkennbar; geblieben sind Würde und - trotz allem - Schönheit. "Wir müssen viel für die Seele Dubrovniks tun." Auch Tomo Vlahutin spricht davon, und er meint damit Kulturveranstaltungen. Aber der Direktor des großen Sommer-Festivals ist ein Repräsentant des amtlichen Optimismus. Mit dem Festival, das ab 10. Juli mehr als sechs Wochen lang 54 Theater- und Musikveranstaltungen bietet, sollen Touristen angelockt und soll der weitverbreiteten Lähmung entgegengewirkt werden. Das galt schon für das Fest des Ortspatrons St. Blasius am 3. Februar, wo entsprechend der Tradition wieder kirchliche Pracht entfaltet wurde. Das gilt auch für den Kongreß des internationalen Autorenverbandes PEN im April, wofür derzeit die Voraussetzungen geschaffen werden. Man will es sich und aller Welt beweisen. "Ich bin sicher, daß in dieser Saison wieder Touristen kommen, vielleicht erst mal zehn bis fünfzehn Prozent derer von 1989", sagt Vlahutin, "und ich bin sicher, daß wir wieder ein Zentrum der kroatischen, europäischen Kultur werden - wenn nicht in diesem, dann im nächsten Jahr." Ist es denn angemessen, sich schon den Kopf über die Wiederbelebung des Fremdenverkehrs zu zerbrechen? Für viele Dubrovcani ist dies keine Frage. "Die Interaktion von Kultur und Tourismus ist Grundlage für unser Leben", stellt Tomo Vlahutin fest.
Viele Urlauber hatte es stets in die Dörfer an der Küste oder ins Konavle, eine außerordentlich üppige Landschaft, gezogen. Hier, auf dem Weg der Aggressoren nach Dubrovnik, sind die Verwüstungen noch viel schlimmer. Etwa in Cilipi, einem Folklore-Zentrum, stehen außer der Kirche nur noch Grundmauern von Wohnhäusern; andere Dörfer sind erst ausgeplündert und dann bis auf ein paar Kaminstümpfe buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht worden. Nikola Bagaric fand sein Haus in Plat zwar äußerlich fast unversehrt vor, drinnen aber hatten die Besatzer Schweine gehalten, vom Lichtschalter bis zum Wasserboiler alles abmontiert, Öl über die Treppen fließen lassen und sich mit Messerschlitzen in allen Polstermöbeln verabschiedet.
Bagarics Freund Zofko Ljubo, der mehr als zwei Jahrzehnte in Deutschland und Holland gearbeitet und gespart hatte, hatte gerade vor dem Krieg sein vierstökkiges Haus für fünfzehn Pensionsgäste in Mlini über dem Meer fertiggestellt. Dann trafen sieben Granaten das Haus. Während seine Frau und die beiden Kinder noch in einem Flüchtlingshotel in Zagreb ausharren müssen, ist Ljubo unruhig zurückgekehrt, um das Dach mit Folien abzudecken und Wetterschäden zu verhindern. In Mlini, zwei Kilometer von der Grenze entfernt, lebt derzeit nur etwa ein Fünftel der früher zweitausend Einwohner. Viele Dorf- und Landbewohner verbringen ihre Tage entmutigt in den Unterkünften von Dubrovnik. "Viele leben hier und gehören eigentlich nicht hier hin. Das siehst du ihnen an", stellt Vjekoslav Vierda, Geschäftsführer des Amtes für Wiederaufbau, ratlos fest. Bei der Stadtverwaltung geht die Furcht um, daß die einst gutsituierten Bauern im Gefühl, verloren zu sein, sich nicht mehr zur Arbeit auf ihren Höfen aufraffen könnten. Die Stadt hat ihnen das Angebot gemacht, morgens mit Bussen auf die Dörfer zu fahren und abends nach Dubrovnik zurückzukehren. Das stieß nur auf geringes Interesse. Manche meinen, daß die Resignation durch die Art der humanitären Hilfe noch verstärkt wird. Diese Hilfe werde doch verfrühstückt, anstatt daß mit Sendungen von Samen und Dünger die Produktivität gefördert werde. Allerdings: Auch Wassermangel infolge fehlenden Regens und zerstörter Leitungsnetze erschwert die Bodenbearbeitung. Im Konavle ist man fast überrascht, wenn mal irgendwo der Wein beschnitten, ein Feld umgepflügt oder ein Garten gewässert wird.
Der Verlust der Seele, des Selbstbewußtseins und des Mutes - eine Folge der tödlichen Bedrohung, die Dubrovnik unvorbereitet getroffen hat. Die Menschen haben es nicht fassen können. Der Schock sitzt tief. Es wird darauf ankommen, sagt Vizebürgermeister Nikola Obuljen, die jungen Leute hierzuhalten und nicht zu resignieren - so lange, bis man wieder sagen könne: "Wir sind stolz auf unsere Stadt."
Mit einem langen Küchenmesser hat vermutlich ein 29jähriger Mann im Haus Kleyerstraße 32a im Gallus seinen 38 Jahre alten Mitbewohner erstochen. Der 29jährige, der laut Polizei bereits seit 1986 als heroinabhängig bekannt war, wurde kurz nach der Tat festgenommen.
Die beiden Männer, die bei der Frankfurter Werkstatt für Suchtgefährdetenhilfe Renovierungsarbeiten in Wohnungen durchführten, hatten gerade ihren Lohn bekommen. Gemeinsam mit einer Freundin, die im selben Haus wohnt, tranken sie kräftig über den Durst. Abends gingen sie dann nach Hause in die Kleyerstraße 32a.
Die beiden Männer suchten ihre Wohnung auf, die Frau die ihre darüberliegende. Zwischen den beiden Männern enstand Streit. Als die Frau daraufhin nachsah, fand sie den 38jährigen im Flur blutend vor. Sie lief auf die Straße und bat einen Autofahrer Rettungsdienst und Polizei zu alarmieren.
Beamte des 16. Reviers nahmen wenig später den 29jährigen in der Kleyerstraße fest. Wie ein Polizeisprecher sagte, kam für das Opfer jede Hilfe zu spät. Der 38jährige starb noch am Tatort. Wie der Geschäftsführer der Frankfurter Werkstätten, Willi van Ooyen, sagte, bestehe die Vermutung, daß es bei dem tödlich geendeten Streit um eine Frau ging. enk
"Eins, zwei, drei" - Soundcheck. Die ersten Akkorde, ein schneller Rhythmus, gnadenlos harter Rock bahnt sich an. Alles klar. Der Klang stimmt, prima abgemischt, und hören können sich die Musikerinnen der Gruppe "Me-Janes" auf der Bühne jetzt auch selbst. Okay dann, Sängerin Silvia Szymanski legt die Gitarre beiseite. Noch sind zwei Stunden Zeit bis zum ersten Auftritt im "Nachtleben" an der Konstablerwache. Die drei Damen aus Übach-Palenberg in der Nähe von Aachen treten erst am späteren abend auf. Pünktlich zur Eröffnung des neuen Treffpunkts in der Innenstadt.
Endlich. War ja auch an der Zeit, daß geklärt wurde, was aus dem früheren Domizil eines Möbelhauses an der Kurt-Schumacher-Straße künftig wird: Von der Stadt ursprünglich einmal für das Amt für multikulturelle Angelegenheiten angemietet, erwies sich das Gebäude in der Substanz dann als marode. Es blieb leerstehen, bis renoviert wurde und die Hilfspolizei einzog. Und nun das "Nachtleben". Für Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ist der Ort jetzt "ein Symbol". Denn dort, findet der OB nach einem ersten Gang durch Kneipe und Keller-Discothek, fänden Sicherheit und "ein vernünftiges Angebot für die Jugend" zusammen.
"Eine Gewähr" dafür, daß "keine Drogen und keine Neonazis" ins Nachtleben eindringen, bietet für den OB der Betreiber - die Nachtleben GmbH, deren Geschäftsführer Batschkapp-Macher Ralf Scheffler ist: Er macht an dem zentralen Platz ein Angebot, das nur möglich wird, weil die Stadt der Vermieter der Räume ist. Mit dem Keller und dem Erdgeschoß aber wird Scheffler sich nicht begnügen: Im Sommer, kündigt er an, werden Tische und Stühle rausgestellt, auf den am Abend vor sich hin schlummernden Platz an der Konstablerwache.
Öffnen wird Scheffler seine neue Kneipe täglich außer montags zwischen 19 Uhr und 1 Uhr, donnerstags, freitags und samstags auch bis 4 Uhr. Konzerte soll es dienstags, mittwochs und sonntags geben: Dann kommen Independent Bands ebenso wie Newcomer aus Deutschland auf die Bühne. Eben Bands wie "Me-Janes", "Eins, zwei, drei, vier". Noch einmal zählt Silvia Szymanski. Gut so. Das reicht. Vorhang auf für die Damen aus Übach-Palenberg. ing
Vor einer halbherzigen
Regionalisierung und
hinter verschlossenen
Türen durchgeführten
Privatisierung, deren
verkehrliche, gesellschaft-
liche, ökologische und
finanzielle Konsequenzen
ungeklärt sind, müßten
der Leistungsauftrag der
Bahn, insbesondere in
den Aufgabenfeldern des
bedrohten Nah- und
Regionalverkehrs,
und das verkehrspolitische
Umfeld geklärt sein.
Meike Spitzner
Das Knüppelholz der Abstraktion Erhard Eppler über die Sprache der Politik
Sprachliche Deformation, die durch den Geltungsdrang der Politiker, durch ihre Gleichgültigkeit und Karrieresucht entstehen, erregen seine Aufmerksamkeit ebenso wie das neue Vokabular vom "Müllnotstand" bis zum "Waldsterben", das er positiv als Zeichen eines Bewußtseinswandels und "Benennungen für eine neue Wirklichkeit, die auf Minderung von Gefahren zielen", deutet. Politik ist deswegen für Eppler auf weite Strecken ein "Benennungshandeln", das zwischen "Verteidigungsbeitrag" und "Wiederaufrüstung", zwischen "Wachstumspolitik" oszilliert und teilweise manipulative Züge trägt: Die sprachliche Verharmlosung des Schreckens während des Golf-Krieges offenbarte sich in der Rede von den "weichen Zielen", mit denen Menschen gemeint waren.
Epplers Sensibilität gegenüber dem Wort kommt am besten in den Kapiteln zum Ausdruck, in denen er aktuelle Schlagwörter genauer unter die Lupe nimmt: "Akzeptanz" und "Maßnahme" gehören ebenso dazu wie "Aufschwung" und "Voraussetzung". Und das Verb "davon ausgehen", ein Wort mit einer ungewöhnlichen Karriere, das die anschaulichen und genauen Synonyme wie annehmen, vermuten, erwarten, argwöhnen, damit rechnen, fürchten und hoffen aus dem Sprachgebrauch der Politiker verdrängt hat. Nicht schlimm, könnte man sagen, ein Zeichen der alltäglichen sprachlichen Verarmung. Eppler aber analysiert die politische Funktion dieser Verarmung, nämlich den Zwang der Politiker, sich nicht in die Karten blicken und den Zuhörer über den Sinn ihrer Rede im unklaren zu lassen. "Ich gehe davon aus" verwischt die Grenze von Wissen und Vermuten, und genau das macht den Ausdruck so attraktiv. Er ermöglicht es, im trüben zu fischen, kritische Fragen im Keim zu ersticken.
Das gilt auch für ein Substantiv wie "Entwicklung", einem Begriff des frühen Liberalismus, der die Vorstellung von Fortschritt und Entfaltung freisetzt und doch gerade in der Zusammensetzung "Entwicklungsländer" seine ideologische Funktion offenbart, nämlich zu beschönigen und zu bemänteln. Wörter dieser Art lassen den Menschen als Objekt politischen Geschehens erscheinen, wo er doch in Wirklichkeit dessen Subjekt ist. Es sind Wörter der Grenzverwischung zwischen dem, was als unabänderlich hinzunehmen und dem, was zu ändern ist.
So präzise und überlegt Epplers Analyse der politischen Sprache auch ist, so unentschieden ist seine Haltung gegenüber den Personen, die diese Sprache sprechen: Als denkende Menschen, die ihrer Rede gegenüber verantwortlich sind, nimmt er sie zuwenig ins Visier. Kaum hat er die Politiker am Portepee gepackt und ihr zwanghaft auf den Erfolg schielendes Sprechen entlarvt, exkulpiert er sie schon wieder. Sie seien "meist intelligente Durchschnittsmenschen mit vielen liebenswerten Zügen, die einen vierzehnstündigen Arbeitstag kaum durchhalten könnten, nähmen die Sprachschablonen ihnen das Denken nicht zum größeren Teil ab".
Dabei ist die Moral dem Buch gar nicht fremd, an zitierfähigen Maximen mangelt es nicht, aber in der Duldung dessen, was ist, und in der Beurteilung dessen, was sein sollte, kommt es zu Widersprüchen. Einerseits fordert Eppler, daß derjenige, der "die "Zeit freier Menschen in Anspruch nehmen will, an seiner Sprache arbeiten muß". Andererseits wird die Sprache der Politik als "Allzumenschliches" entlastet.
Eppler hat sich nicht blauäugig an die Arbeit gemacht, sondern seine langjährige Erfahrung mit politischer Sprache durch ein Studium sprachwissenschaftlicher Schriften unterfüttert. Das kommt dem Text zugute, zeigt Kompetenz.
Seinem Rat, "nach präziseren, stärkeren, profilierteren Wörtern zu suchen", ist er allerdings selbst nicht immer gefolgt: Der "nachvollziehbare Weg", der "vollzogene Sachzwang" und die "angesagten Glückwünsche" sind Anleihen bei der Sprache des verwalteten Fortschritts.
Gelegentlich verhaspelt er sich auch in Syntax und Metaphorik: "Die Fenster der Verwundbarkeit sind viel kleiner, dafür zahlreicher geworden, vor allem sehen sie ganz anders aus." Deswegen weiß der durch die Lektüre sprachbewußt gewordene Leser auch nicht recht, wie er einen Satz, der von den Spracheigenheiten Herbert Wehners spricht, verstehen soll: "Wehner bemühte parteiintern zeitenweise Bilder aus dem Sexualbereich." Bemühte er "zeitweise" oder "seitenweise"? Die nächste Auflage wird es uns lehren. JOACHIM DYCK
Erhard Eppler: Kavalleriepferde beim Hornsignal. Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache. edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, 251 Seiten, 18 DM.
Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. So steht es im Grundgesetz. Dieses Recht wird speziell für die in einem Arbeitsverhältnis stehenden Frauen durch das Mutterschutz- sowie durch das Bundeserziehungsgeldgesetz mit Leben erfüllt. Verpflichtungen ergeben sich daraus vor allem für Arbeitgeber. Jedoch sind werdende Mütter zunächst gehalten, ihrer Firma frühzeitig ihre Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag der Entbindung mitzuteilen - mit der Bescheinigung des Arztes oder der Hebamme. Die Kosten trägt der Betrieb.
Während der Schwangerschaft ist eine Kündigung grundsätzlich unzulässig. Sollte es allerdings zu einer Fehlgeburt kommen, so endet dieser Schutz. Ist für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses eine Kündigung nicht erforderlich, so kann die Beschäftigung auch während der Zeit des normalerweise geltenden Schutzes enden - etwa dann, wenn ein Ausbildungsvertrag abläuft oder der Job befristet war.
Der Schutz gilt hingegen auch dann, wenn eine Arbeitnehmerin schon bei ihrer unbefristeten Einstellung schwanger war. Eine Stellenbewerberin ist nämlich nicht verpflichtet, im vorausgegangenen Gespräch anzugeben, daß sie ein Kind erwartet. Kündigt der Arbeitgeber, weil er von der Schwangerschaft nichts weiß, so wird dies nachträglich unwirksam, wenn die Frau ihren Zustand innerhalb von zwei Wochen nach Zugang des "blauen Briefes" mitteilt. Frauen, die in einem Familienhaushalt voll beschäftigt sind, sind nur bedingt geschützt. Hier ist der Arbeitgeber berechtigt, eine Kündigung nach Ablauf des fünften Schwangerschaftsmonats auszusprechen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen in solchen Fällen nach der Entlassung den bisherigen Nettoverdienst weiter.
Auch in anderen Fällen kann ein Rausschmiß rechtens sein, etwa wenn die Schwangere im Betrieb als Diebin überführt wurde. Dann bedarf es allerdings einer Ausnahmegenehmigung, die nur die dafür zuständige Landesbehörde, meist das Arbeitsministerium, erteilen kann.
Die Kündigungsfristen nach der Entbindung sind besonders weit gefaßt. Sie betragen - wenn im Anschluß an die achtwöchige Schutzfrist der Erziehungsurlaub genommen wird - bis zu drei Jahre nach der Niederkunft. Und dann muß der Arbeitgeber auch noch die normale Frist einhalten - vorausgesetzt, daß er überhaupt einen wirksamen Kündigungsgrund hat. Einer jungen Mutter ist es also nicht zu empfehlen, sich mit ihrem Arbeitgeber auf eine Beendigung des Vertrages mit Ablauf des Erziehungsurlaubs einzulassen.
Die Arbeitnehmerin ihrerseits darf das Beschäftigungsverhältnis zum Abschluß des Erziehungsurlaubs beenden. Hierfür muß sie jedoch eine dreimonatige Kündigungsfrist einhalten - auch wenn sich aus ihrem Vertrag eine kürzere Zeit ergibt. bü
Bei einem Raubüberfall auf die Filiale der Bethmann-Bank in der Mendelssohnstraße 51 im Westend hat ein unbekannter Täter rund 11 000 Mark erbeutet. Der Täter betrat die Bankfiliale kurz nach 14 Uhr und bedrohte eine Kundin mit einer Waffe.
Der Kassierer füllte einen Plastikbeutel mit Geld. Der Bankräuber flüchtete mit seiner Beute. Von ihm fehlt bislang jede Spur. enk
MOTTO
Sie haben das Wahlrecht, sie sind gleich- berechtigt - die Ziele, für die Frauen einst am 8. März, dem Internationalen Frauentag, demonstrierten, scheinen erreicht. Doch die Realität sieht anders aus. Frauen müssen um ihre Arbeitsplätze bangen. Wo immer Entlassungen drohen, sind Frauen zuerst betroffen. Unsere Autorin Heide Soltau ist der Frage nachgegangen: Worum geht es am 8. März wirklich? Was ist geblieben von der Frauenbewegung?
SCHWALBACH. Die Bilanz aus der Zusammenarbeit zwischen SPD, Unabhängiger Liste und FDP hört sich gut an: Der Ausländerbeirat erhielt eine Geschäftsstelle, ein Umweltschutzbeauftragter arbeitet mit festem Posten im Rathaus, der Altenplan ist fertig, neue Wege in der Seniorenarbeit hat eine Fachfrau mit halber Stelle beschritten, die ökumenische Zentralstation kann eine weitere Krankenpflegerin beschäftigen, für die Gleichstellung der Frauen machten die Stadtverordneten eine halbe Stelle locker, ein Kindertagesstättenentwicklungsplan wurde erarbeitet, neue Erzieherinnen sind eingestellt und die Betreuungszeiten wurden ausgedehnt.
Und dennoch kritisieren engagierte Schwalbacher, das sei zu wenig. Die Verwaltung reagiere zu schleppend auf Bürger-Anregungen, und die Parlamentarier setzten die von ihnen selbst in Auftrag gegebenen Planungen, beispielsweise für Kinder und alte Menschen, nicht mit genügend Verve um. An erster Stelle wird immer wieder das dringend erforderliche Jugendzentrum im Limes genannt.
Seit Jahren ist klar: Für Kinder und Jugendliche, die in der 10 000 Einwohner zählenden Wohnstadt keinen einzigen Treffpunkt haben, muß endlich etwas getan werden. Die Stadt ließ Chancen verstreichen, wie etwa den "Kinderkorb" im ehemaligen coop-Laden im Westring zu erhalten, klagen Eltern. Oder aber einen der immer mal wieder frei werdenden Geschäftsräume im Limes-Einkaufszentrum kurzfristig und übergangsweise als Jugendtreff zu mieten, wie ein Limesstädter vorschlägt.
Und was sagen die Politiker? Günter Pabst, Chef der drei UL-Parlamentarier (Unabhängige Liste) räumt ein, daß es lange dauert mit dem Jugendtreff. Ein Architekt zeichnet nach intensiven Gesprächen mit Betroffenen erste Entwürfe. Doch mit dem Erdaushub wird es wohl noch bis zum Jahr 1995 dauern, prognostiziert Pabst. Da aber auch die SPD das Jugendhaus "nicht auf die lange Bank schieben will" werde es wohl in den kommenden vier Jahren verwirklicht. Sozialdemokraten und UL seien sich im Jugend- und Kinderbereich "ziemlich" einig, konstatiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Albert Stegmüller: "Eventuelle Differenzen" könnte es allerdings über den "Zeitpunkt des Umsetzens" geben.
Die Grünen hingegen wollen, daß sofort etwas geschieht. Sie bezichtigen das lockere Parteienbündnis aus SPD, FDP und Unabhängigen gar der "wenig sozialen Politik", so Arnold Bernhardt. Warum im "sozialen Brennpunkt" Limes zu diesem Zeitpunkt im Bürgerhaus multifunktionale Gruppenräume geschaffen werden, anstatt dort übergangsweise einen Jugendtreff einzurichten, versteht der Grüne nicht. Er bezeichnet es als "sozialen Zynismus", am Kronberger Hang neues Gewerbe auszuweisen und die "Wohnungsfrage dabei zu übergehen".
Die oppositionellen Grünen kritisieren auch eine "unangemessene Wohnraumförderung nur für Käufer von Eigentumswohnungen oder Häusern", beispielsweise im Neubaugebiet Stadtmitte. Sie vermissen eine angemessene Unterstützung von wohnungssuchenden Jugendlichen, alleinerziehenden und jungen Familien seitens der Stadt.
Die Kritik der Grünen geht sogar ins Grundsätzliche: Sie hätten sich in Schwalbach gerne an einer Koalition beteiligt, doch nur mit "festen Verabredungen über feste Inhalte". Gerade weil es die aber nicht gab, entstehe in Schwalbach der Eindruck "mangelnder Transparenz" und der von "politischen Tauschgeschäften" für zustimmende Voten.
Ins selbe Horn stößt Paul Marcus, Fraktionschef der CDU, die nur zwei bis drei Prozent der Wählerstimmen von der regierenden SPD trennen. Beim Rückkauf der historischen Gaststätte "Mutter Krauss", im Fall des überteuert umgebauten "Ratskellers" und des umstrittenen Gewerbegebietes am "Kronberger Hang" sei das Parlament vom Magistrat über den Tisch gezogen worden, schimpfen Grüne und CDU, die nur 16 Stimmen gegen die 21 der übrigen drei Fraktionen in die Waagschale werfen können.
SPD-Mann Albert Stegmüller sieht das freilich anders: "Es gibt ein paar Sachen, die der Magistrat nicht mit der gleichen Verve verfolgte." Doch dies sei kein "über den Tisch ziehen". Vielmehr könnten die Parlamentarier ja einschreiten und den Magistrat beauftragen, was er zur "Hauptsache" machen solle.
Verwaltungschef Horst Faeser (SPD), der sich 1994 der Direktwahl stellen will, hätte freilich am liebsten ein Wahlergebnis, das eine "Koalition" zwischen SPD und FDP allein ermöglichen würde: "Es wäre einfacher so." Denn die Unabhängige Liste habe "keine Parteidisziplin, sie müssen erst einmal Überzeugungsarbeit untereinander leisten, das macht sie schwieriger".
Doch die UL ist gerade froh über die Rolle des Züngleins an der Waage. Was ihr - nicht nur in Wahlkampfzeiten - viel Kritik von der CDU einbringt. Eine "Wackelpudding-Politik" habe die UL gegenüber der SPD gefahren, die ihrerseits "die Mehrheit grundsätzlich auf der linken Seite suchte," schimpft Fraktionschef Paul Marcus. Die UL habe ihre Rolle als Mehrheitsbeschaffer "weidlich" ausgenutzt. Der SPD, "von der nicht viel kommt", werde "weh tun, was die UL alles als ihre Erfolge verkauft".
Aber auch manche Genossen, fürchtet Günter Pabst, könnten das "Rumgezackere mit der UL leid sein" und eventuell nach einer großen Koalition schielen. In der Tat bescheinigt Bürgermeister Horst Faeser der CDU eine "erstaunliche Wandlung", was die Hinwendung zu sozialen Themen angeht. Und auch CDU-Mann Paul Marcus stellt "viel Gemeinsames in den Programmen fest, wo ich sage, Donnerwetter, die rennen offene Türen bei uns ein". Doch Faeser macht gleich deutlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß unsere Politik mit der CDU-Mannschaft fortgeführt werden kann."
SPD und FDP stehen mit der Zusage, weiter zusammenarbeiten zu wollen, zueinander, und die UL hofft, auch weiterhin mitmischen zu können. In dem Dreierbündnis ist unstrittig, im sozialen Bereich mehr unternehmen zu wollen. Doch Sozialdezernentin und Kämmerin Ulrike Scholtz macht zugleich deutlich: "Ein schmerzhaftes Streichen im Haushalt wird wohl nötig sein." Die Frage ist nur, wo der Rotstift angesetzt wird.
Die Angst der Hausfrauen vor dem Kratzer ist, soweit sie Scheuerpulver betrifft, weitgehend unbegründet. Von den sechs Fabrikaten, die im Auftrag der Stiftung Warentest geprüft wurden, verursachten zwar vier auf Edelstahl deutliche Schrammen. Alle anderen in Küche und Bad üblichen Oberflächen - Fliesen, Sanitärkeramik, Emaille (wenn von guter Qualität) oder Kunststoff-Arbeitsplatten - vertragen die Behandlung mit Scheuerpulvern dagegen ohne Schaden. Die Pulver Ajax und Ata fielen als besonders wirksam auf, bei zucker- wie bei fetthaltigen Verschmutzungen, die zum Teil noch festgebrannt worden waren.
Im Vergleich zu den Pulvern schnitten die 15 untersuchten flüssigen Scheuermittel nicht so gut ab. Sie sind auch nicht ganz so schonend, wie die Werbung glauben machen will. Sehr empfindliche Oberflächen wie Acrylglas werden durch die Behandlung mit sämtlichen Scheuermitteln stumpf, sie sollten besser mit Allesreiniger gesäubert werden. Auch für Glaskeramik-Kochfelder sind flüssige Scheuermittel, entgegen den Anpreisungen auf manchen Etiketten, nicht hundertprozentig geeignet. Wer allerdings sorgfältig mit klarem Wasser nachwischt, hat keine Nachteile zu befürchten.
Edelstahl kann mit flüssigen Scheuermitteln problemlos gereinigt werden. Ihre Putzkörper aus Kreide oder Marmormehl hinterlassen, anders als das Quarzmehl der Pulver, hier keinerlei Spuren. Vom Umweltstandpunkt her zählen Scheuermittel, zusammen mit Handgeschirrspülmitteln und Allesreinigern, zu den verträglichsten Haushaltschemikalien. Sie enthalten wenig Tenside (die die Kläranlagen zwar belasten, aber dort abgebaut werden können und normalerweise nicht in die Flüsse weitergeleitet werden). Die mineralischen Putzkörper bedeuten erst recht keine schwere Belastung. Besonders günstig sind die Pulver zu beurteilen.
Ihr Tensidanteil ist geringer als bei den Flüssigprodukten und außerdem bieten sie Wirkstoff pur ohne Beimischung von Wasser.
So gesehen ist es bedauerlich, daß Pulver immer weniger gekauft werden.
Wer Verpackungsmüll aus Kunststoff vermeiden will, hat dazu beim Kauf von Scheuermitteln einige Möglichkeiten. Manche "alternativen" Hersteller bieten Nachfüllpackungen an oder erheben auf die Flasche ein fühlbares Pfand von einer Mark, so daß wirklich ein Anreiz besteht, sie in den Laden zurückzubringen.
Zwei der 21 geprüften Mittel erhielten das test-Qualitätsurteil "zufriedenstellend"; die Frosch-Scheuermilch, weil sie in der Reinigungswirkung praktisch immer das Schlußlicht bildete, und die Spinnrad-Scheuermilch, weil sich die Kreide in der Flasche unten absetzte und verfestigte. Alle anderen Produkte sind "gut". Deutlicher als die Qualitäts- sind die Preisunterschiede: von 20 bis 80 Pfennig pro Milliliter oder Gramm.
Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen - Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test- Ausgabe 2/93).
"Wenn es sehr, sehr spät ist, wenn sogar die Hunde träumen, und wenn alle anderen im Haus auch schon schlafen . . ." - dann tun sich draußen in der Stadt eine Menge ganz alltäglicher Dinge. "Mitten in der Nacht", heißt das Buch, in dem die Engländerin Kathy Henderson von der Arbeit bei der Post erzählt, von den Lastwagen der Brotfabrik, von den Putzkolonnen in den Bürohäusern und vom Dienst der Nachtschwestern in den Krankenhäusern. Für kleine Kinder sind das aufregende Geschichten, die sie da vor dem Einschlafen hören können - und die Bilder werden ihnen auch gefallen.
Wer Bilderbücher sucht, deren Zeichnungen man immer wieder betrachten, deren Verse oder Geschichten man kleinen Kindern immer wieder vorlesen kann, der wird auch bei Gisela Kalows "Mond-Bärchen" fündig werden. Ein Kind, das "Bärchen" genannt wird, unternimmt mit seinem Teddybär eine Reise durch die Nacht. Und der Mond ist ihr Helfer und Gefährte. Die Geschichte ist voller Zärtlichkeit und erinnert ein bißchen an den "Kleinen Prinzen" von Saint- Exupéry. -mik-
"Kathy Henderson: "Mitten in der Nacht". Mit Bildern von Jennifer Eachus. Verlag Sauerländer, Wächtersbacher Straße 89, 6000 Frankfurt/M. 61. Preis: 26,80 DM.
Gisela Kalow: "Mond-Bärchen". Verlag Thienemann. Blumenstraße 36, 7000 Stuttgart 1. Preis: 22 DM.
Die Absage des letzten Pavarotti-Konzerts in München und die künstlerische Katastrophe des kurz zuvor nicht abgesagten Düsseldorfer Auftritts von Big P haben die einst von Wolf Rosenberg beschworene Krise der Gesangskunst in einer schon absurden Drehung der Schraube öffentlich gemacht. Wenn Luciano Pavarotti nach Art von Popstars seine Stimme mittels elektronischer und mechanischer Unterstützung als gewaltiges "Peng" über die Domplatte in Köln oder durch irgendeine Messehalle fluten läßt, hat die flächendeckende Verbreitung organisierter Geräusche die Stelle einer musikalischen Sinnvermittlung eingenommen.
Dabei könnte das Verfahren, der mit allenfalls halber Lautstärke eingesetzten Stimme durch die elektro-akustischen Hilfsmittel das gewünschte Volumen anzuzaubern, durchaus sinnvoll sein und einen musikalischen Detail-Perfektionismus wie durch ein gigantisches Hörrohr an ein Massenpublikum vermitteln - was Big P trotz des insgesamt deplorablen Zustands seiner Stimme ansatzweise sogar versucht. Im Regelfall werden aber, zumal wenn E-Künstler populäre Programme bestreiten, solche aufnahmetechnischen Methoden nur zum Zwecke der Klangmassierung genutzt: mit einer großen Portion Hall und einer Lautstärke, die mittels Dynamikbegrenzer künstlich angehoben wird.
Ein solches Beispiel akustischer Pop- Ästhetik legte kürzlich RCA (09026-61163) mit dem mexikanischen Startenor Francisco Araiza vor. Er präsentiert sich, begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter Ralf Weikert, mit lauter Schmachtfetzen, die er aber weder schmachtend noch fetzig genug darbietet. Ob "Dein ist mein ganzes Herz", "Granada" oder "Du bist die Welt für mich": Nie erreichte Araiza, trotz aufnahmetechnischem Blow-Up, jene Verführungskraft, mit der einst Richard Tauber, Josef Schmidt, Mario Lanza oder Fritz Wunderlich solche Schmankerln zu adeln vermochten.
Mit denselben aufnahmetechnischen Hilfsmitteln rüstet EMI René Kollo für die CD "Auf den Spuren meiner Väter" auf (CDC 7 54747). Dieses Recital aus Operetten seines Vaters Willi und seines Großvaters Walter ist ein Versuch, das Urteil eines heutigen Komponisten zurückzunehmen, die Berliner Operette unseligen Gedenkens wirke wie der Betriebsausflug eines Offizierskasinos ins Bordell. Kollo singt diese Schnulzen mit der croonerhaft leisen Mikrofonnähe, die trotz ihrer künstlichen Lautstärkeanhebung jeden martialischen Klang verhindert - und damit stimmliche Schwächen kaschiert.
Wie nötig das ist, zeigen zwei konventionell aufgenommene CDs des im Wagner-Betrieb unersetzlichen Heldentenors. Bei EMI hat er eine Wagner-Strauss-Aufnahme mit den Wesendonck-Liedern, einem der Vier letzten Lieder und Auszügen aus "Walküre" und "Tristan" (CDC 7 54776; mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Christian Thielemann) herausgebracht, außerdem ein Schumann-Recital mit der "Dichterliebe" und ausgewählten Einzelliedern (CDC 7 54553; mit dem Liedpianisten Irwin Gage). Beide Platten zeigen einen Sänger, der sich auf eine ernsthafte Weise um gesangliche Linienbildung und lyrisch aufgehellten Ton bemüht, also auf den Gratisbonus seiner Heldentenor-Aura verzichtet. Aber das Versprechen kann bestenfalls punktuell eingelöst werden. Kollos Stimme ist im Ansatz so schwer geworden und im Vibrato so unkontrolliert, daß intervallische Verhältnisse und rhythmische Strukturen wie von Mehltau überzogen wirken. Für empfindliche Ohren ist da schnell die Schmerzgrenze erreicht. Ein geradezu traumhaft sicheres Wandeln zwischen den Fachgrenzen zeigt dagegen der junge Tenor Peter Seiffert, Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin und auch andernorts bewährt. EMI veröffentlichte ein imponierendes Opernrecital dieses hochbegabten Newcomers (CDC 7 54742) mit Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Heinz Wallberg. Seiffert hat gewiß nicht den sinnlichen Zauber eines Wunderlich, aber seine etwas enge Stimme ist sicher geführt, sauber im Ansatz und wird mit genügend Nuancenreichtum eingesetzt. Sein Siegmund ist gegenüber dem Kollos ein Quantensprung in Richtung auf lyrisches Singen. Aber Seiffert bewährt sich als Mozarttenor ebenso wie im idiomatisch korrekt vorgetragenen französischen und italienischen Fach. Geradezu hinreißend gelungen das hier leider deutsch gesungene Lied von Klein-Zack aus "Hoffmanns Erzählungen".
Ausschließlich im italienischen Fach präsentiert sich das Kuriosum eines chinesischen Tenors namens Deng. Bei Eurostar (CD 398 2022) hat er mit der Württembergischen Philharmonie unter Roberto Paternostro eine Ariensammlung aus Opern von Verdi, Puccini, Giordano, Ponchielli und Leoncavallo herausgebracht, die aufhorchen läßt. Die Stimme des 32jährigen Künstlers, der laut Pressemitteilung der Firma bei Carlo Bergonzi studierte und im Vorjahr an die New Yorker MET engagiert wurde, ist baritonal abgestützt und wird - bis auf zwei, drei winzige Fehler - absolut idiomatisch geführt. Der Bruch zur hohen Lage hin ist souverän gemeistert, die Stimme wird bis zum hohen C hin genau fokussiert - die nicht notierten Kampfschreie des Manrico aus dem "Troubadour" haben nichts Aufgesetztes an sich. Manchmal liegt Deng - in der Auftrittsarie des Radames aus "Aida" - genau neben der korrekten Tonhöhe, und gewisse Temperamentsausbrüche (etwa als Andrea Chénier) wirken wie mühsam angelernt. Insgesamt aber verdient dieser Sänger Aufmerksamkeit - allerdings auch seine Plattenfirma, die laut Pressetext für die "gold-farbene CD in aufwendiger Samtschatulle" (mir lag nur eine Anpressung vor) den grotesken Betrag von 75 DM verlangt.
Die Sicherheit, mit der sich dieser cinesische Tenor, dem die Werbeindustrie zwecks besserer Vermarktung den Vornamen genommen hat, in einem ihm fremden Kulturkreis bewegt, imponiert. Grenzerkundungen im kleineren Maßstab sind natürlich auch die Versuche von Heldentenören, sich als Liedersänger zu bewähren. Während das René Kollo nur in wenigen (getragenen!) Momenten seiner erwähnten Schumann-CD gelingt, hat sein deutscher Antipode im Wagner- Gesang, Siegfried Jerusalem, die "Dichterliebe" und den Eichendorff-Liederkreis des Komponisten auf eine ungleich beeindruckendere Weise vorgelegt (Erato 2292-45 740; mit Elena Baschkirowa, Klavier). Dennoch stören noch gewisse Mängel in der Vokalisation und bei einigen Konsonanten. Nichts davon im selben Programm mit dem lyrischen Tenor Hans Peter Blochwitz und seinem Begleiter Rudolf Jansen (EMI CDC 7 54042). Daß sich dennoch die Schumannsche Magie nur selten einstellt - so auch kaum in der "Mondnacht" -, hat weniger mit leichten Intonationsproblemen als mit dem sehr offenen und wenig geheimnisvollen Timbre des Sängers zu tun. Dennoch: eine achtbare Interpretation dieser anspruchsvollen Tenor-Zyklen.
Wie Schumanns "Dichterliebe" von einem Counter-Tenor gesungen werden kann, hatte uns vor ein paar Jahren wenig überzeugend Paul Eswood vorgeführt. Nun legt Deutschlands großes As im männlichen Alt-Gesang, Jochen Kowalski, mit seinem Begleiter Shelley Katz diesen Zyklus sowie Beethovens Gellert-Lieder op. 48 und eine Mozart-Auswahl vor (Capriccio 10 359). Die "Dichterliebe" als der wohl virilste für Tenorlage geschriebene deutsch-romantische Liederzyklus gewinnt durch die Höherlegung der Stimme um (meist) eine Sext bei gleichzeitiger Tieferlegung des Klavierparts um eine Terz eine merkwürdige Klanglichkeit. Es ist die der fehlenden Mitte: Keine schlechte Voraussetzung für den Gewinn von Heines Text-Ironie, deren Verfehlen Schumann so oft vorgeworfen wird. Da Kowalskis Musikalität unanfechtbar ist, verdient diese Interpretation nicht nur aufgrund ihres konkurrenzlos androgynen Reizes hohe Beachtung.
Dieser Reiz, wenn beispielsweise Frauen wie zuletzt auf CD Christa Ludwig, Brigitte Faßbaender und Mitsuko Shirai Schuberts "Winterreise" singen, vermittelt heutigen Hörern über solche Grenzgängerei auch etwas von der tragischen Situation emanzipatorischer Frauen zur Zeit der deutschen Romantik. Dennoch bleibt der - wie "Die schöne Müllerin" - für Tenor geschriebene Zyklus fest im Besitz tieferer Männerstimmen. Wie kein anderer hat Dietrich Fischer-Dieskau ihn nach 1945 weltweit geradezu imperial verwaltet - zuletzt, im Juli 1990, zusammen mit Murray Perahia, allerdings auf eine eher traurig stimmende Weise (Sony CD 48237).
Nach Fischer-Dieskaus Rückzug aus Konzert und Oper Ende vorigen Jahres, stellt sich im Musikkommerz natürlich die Frage nach seinem sogenannten Nachfolger. Wie der Zufall es will, kamen kürzlich zwei gewichtige Einspielungen der "Winterreise" heraus, die eine ästhetische Gegenposition zu Fischer-Dieskaus detailbetontem Deklamationsstil einnehmen. Hendrik Rootering, Charakterbaß an der Münchner Staatsoper, hat zusammen mit Hermann Lechler die Lieder bei Calig herausgebracht (CAL 50 910), der wie ein tiefer timbrierter Dieskau klingende Andreas Schmidt, Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin, zusammen mit Rudolf Jansen bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft (435 384).
Beide singen oft in derselben Tonlage, meist etwas tiefer als Fischer-Dieskau. Aber die Tieferlegung ist nicht unbedingt mit einer Verdickung des vokalen Aggregatzustands verbunden. Rootering, der für einen Baß ein geradezu liedhaftes Legato pflegt, ist manchmal um deutlich mehr Tempo bemüht als Schmidt, der dafür vor allem auf eine expressive Rhytmisierung achtet. Nur gelegentlich - so in "Der Wegweiser" - gerät Rootering ins Schleppen, so daß der den Zyklus bezeichnende trauermarschartige Kondukstie verloren geht. Gerade in diesem Lied beweist Andreas Schmidt, daß er gesangshistorisch in bezug auf die Schönheit seines Organs nur mit dem jungen Fischer-Dieskau verglichen werden kann, und zeigt ein fabelhaftes Stilgefühl. Da wird dem inneren Reichtum der Musik keine gewaltsame Deutung von außen aufgezwungen, alles ist organisch entwikkelt. In Schuberts Zyklus weist der Wegweiser in die finale Katastrophe - dank Andreas Schmidts Interpretation kündet er aber auch von der Morgenröte eines deutschen Belcanto.
Eine noch jüngere Begabung als Andreas Schmidt ist die Sopranistin Christiane Oelze, die sich trotz ihrer Salzburger "Entführungs"-Konstanze 1991 vor allem als Konzertsängerin einen Namen gemacht hat. Kompetent von Eric Schneider begeleitet, legt sie nun ihre erste Liederaufnahme vor: Ein intelligent zusammengestelltes Programm von Goethe- Vertonungen zwischen Schubert, Schumann, Wolf, Zemlinsky, Webern und Eisler (Berlin Classics BC 1030).
Leider klingt die Produktion sehr hallig und entfernt. Dennoch kommen die Qualitäten einer zwar sehr kleinen, aber fast schwerelos geführten Stimme zur Geltung. Mag sein, daß den Suleika- und Mignon-Liedern Schuberts und Schumanns etwas tiefgründende Sinnlichkeit abgeht, aber die Philline-Lieder nach "Wilhelm Meister" sind technisch-künstlerisch bestechend eingefangen. Dasselbe gilt für anakreontische Goethe-Texte in Hugo Wolfs Vertonung. Die schlackenlose Umsetzung des Notierten in Klang erinnert, wenngleich alle Maniriertheiten fehlen, an die Glanztage Elisabeth Schwarzkopfs - kein Wunder: Deren Meisterkurse hat Christiane Oelze nach dem Studium bei Klesie Kelly-Moog besucht. Hier scheint ein großes Talent für die Mikrostruktur des deutschen Klavierlieds heranzuwachsen. Auch kleine Dinge können uns entzücken.
ULRICH SCHREIBER
Liebe Kinder,
Eine Kinderjury mit zehn- bis 14jährigen Schülern mußte sich alle Filme ansehen, darüber streiten und am Schluß des Filmfestes die schwere Entscheidung treffen, welche Filme denn nun die besten gewesen sind. Dabei reichte es nicht aus, wenn die Kinder nur sagten, diesen Film fänden sie doof und den anderen super. Die Kinder aus der Jury müssen ihre Entscheidung begründen und die anderen vielleicht von ihrer Meinung überzeugen. Für alle Kinder gab es dann Mitmachzettel, auf denen sie ihre Meinung aufschreiben oder auch malen konnten. Die bekommen die Regisseure zugeschickt, damit sie beim nächsten Film vielleicht einiges besser machen.
Direkt nach den Filmen konnten die Kinder mit den Regisseuren und meist auch mit den Schauspielern reden und ihnen Fragen stellen. Eines hat sich als sehr wichtig herausgestellt: Wenn zu einem Film angegeben ist, daß er erst für Kinder ab zehn oder zwölf Jahren empfohlen werden kann, ist das nicht als Verbot zu verstehen. Aber es gab einige Filme, bei denen sich sechsjährige Kinder einfach gelangweilt haben, weil ihnen viele Dinge fremd blieben. Dafür konnten sich ältere Kinder in Filmen für ganz Kleine nicht wiedererkennen. Und nichts ist schlimmer als ein Film, der einem zu lang wird. Oder? Ein paar Filme stellen wir euch auf dieser Seite vor. Die Redaktion
(Das sind Stefan, Ulla und noch ein paar Leute).
Der Streit um das geplante Sleep-in in der Schubertstraße 15 zieht sich immer weiter hin: Die den Anwohnern vorläufig zuletzt angekündigte Informationsmöglichkeit über die Schlafstelle für drogenabhängige Mädchen und junge Frauen, die für den gestrigen Sonntag terminiert worden war, ist am Freitag wegen der Erkrankung einer, wie es hieß, wichtigen Person erst einmal kurzfristig abgesagt worden.
Gleichzeitig hat das Sozialdezernat zugesichert, jenen "Tag der offenen Tür" zu Fragen nach der Klientel der Einrichtung, nach den Öffnungszeiten, nach der Art der Behandlung der Süchtigen, vor der Eröffnung in zwei Wochen nachzuholen.
Diese Fragen zu klären, sind eine Reihe von Westend-Anwohnern seit Wochen bemüht.
"Was passiert, wenn morgens die dort Untergekommenen dringend ihren Schuß brauchen?" fragt die Aktionsgemeinschaft Westend (AGW) in einer Presseerklärung. Denn Methadon als Ausstiegshilfe aus der Sucht sei im "Sleep-in" nicht vorgesehen. Andererseits sei "kaum zu erwarten, daß das Gesetz vom Angebot, das der Nachfrage folgt", in diesem Fall nicht gelte. Will sagen: Die Widerstände gebe es weniger "der dort Schlafenden" wegen, sondern aus Angst vor "dem Gefolge von Dealern, Freiern und der Szene, die sich daraus entwickelt".
In diesem Sinne ist für die AG Westend "die städtische Geheimhaltungs- und Beschwichtigungspolitik völlig inakzeptabel".
Besonders die Eltern der Umgebung hätten ein Recht auf Information, "um mit unseren Kindern über zu erwartende Probleme sprechen zu können". clau
"Heile Familie" Mit dem Mythos der "heilen Familie" und dem realen Familienalltag setzt sich eine Veranstaltung der Evangelischen Familienbildung am Mittwoch, 3. März, auseinander. Der Vortragsabend beginnt um 20 Uhr im Spenerhaus, Dominikanergasse 6. Eintritt zehn Mark.
BESTE REISEZEIT: Die ideale Rundreisezeit liegt im März und April. Danach wird es besonders für hitzeempfindliche Menschen beschwerlich. Im Januar und Februar ist im Hohen Atlas Skisaison, in den Flußoasen kann bei Tagestemperaturen zwischen 14 und 18 Grad das Thermometer nachts unter 0 sinken.
EINREISE: EG-Angehörige brauchen kein Visum. Verlangt wird ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepaß. Der Einreisestempel berechtigt zu dreimonatigem Aufenthalt im Land.
ANREISE: Führender Charterflughafen ist Agadir. Er wird von der LTU, Condor und Hapag-Lloyd angeflogen. Von Frankfurt und München aus fliegen die Royal Air Maroc und die Lufthansa nach Tanger und Casablanca. Für Reisen mit dem eigenen Pkw bietet sich die schnellste und preiswerteste Fährverbindung Algesiras-Ceuta an.
UNTERKUNFT: Wichtige Hotelketten auf Viersterneniveau heißen "SALAM", "SAFIR" oder "P.L.M.". Sie sind komfortabel, geschmackvoll, und der Service ist zuvorkommend. Fast alle höherklassigen Hotels haben einen Swimmingpool. Besondere Empfehlungen für die beschriebene Rundreise: In Marrakesch: Hotel Nassim, ein neues, liebevoll ausgestattetes Haus in guter Lage zu Medina. Preise: DZ 130 Mark, Suite 300 Mark. In Taroudant: Palais Salam, ein restaurierter ehemaliger Palast aus dem 18. Jahrhundert. Preise von 40 Mark an für einfachere Zimmer.
ESSEN UND TRINKEN: Ein original marokkanisches Abendessen sollte man sich nicht entgehen lassen. Es besteht in der Regel aus fünf Gängen. Spezialitäten sind die Bastila, eine Blätterteigpastete mit Taubenfleisch und Mandeln, Tajine, Eintopf mit Huhn oder Hammel und viel Gemüse, Couscous, Maisgries mit Gemüsen und verschiedenen Saucen, Kefta, Hammel- oder Kamelfleischbällchen. Der obligatorische Thé à la mMenthe (Minztee) schließt mit zartem Gebäck aus Mandelteig ein solches Gelage ab. In den empfohlenen Hotels kann man ein solches Essen vorbestellen. Spezieller Tip für Marrakesch: Palast-Restaurant "DAR ES SALEM", 95 Derb Djedid-Riad. Preise zwischen 40 und 70 Mark pro Person.
VERANSTALTER: Einwöchige Rundreisen zu den vier Königsstätten und entlang der Straße der Kasbahs wie die beschriebene in Verbindung mit Badeferien bietet zum Beispiel an: Öger Tours, Hamburg. Preisbeispiel: je nach Saison 1396 bzw. 1496 Mark inkl. Flug. In Agadir werden spezielle Ausflugs- und Rundreiseprogramme organisiert von: Bo Voyages, Av. Hassan II - B. P. 724, Tel.: 84 35 14.
VERKEHRSMITTEL: Mietwagen kosten zwischen 400 und 700 Mark pro Woche. Die billigeren sind einheimische Mietfirmen, bei deren Wagen sich allerdings vor Geschäftsabschluß ein technischer Check empfiehlt. In den Städten verkehren die "petit", kleine Taxis und Mercedes-Taxis, sowie Pferdedroschken. Der Preis sollte vorher ausgehandelt werden.
GELD: Die Ein- und Ausfuhr der Landeswährung Dirham (5 DH = 1 Mark) ist verboten. Beim Rücktausch von Dirham verliert man rund 50 Prozent. Reiseschecks und Euroschecks werden in größeren Hotels akzeptiert, empfehlen sich aber nicht fürs Hinterland. Große Souvenirläden und Hotels akzeptieren auch Plastikgeld (meist American Express oder Diners). Dirham-Münzen sollte man für Trinkgelder immer parat haben.
GESUNDHEIT: Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Grundimmunisierung gegen Polio und Tetanus ist jedoch wichtig. Die Flußoasen sind im Sommer beschränkt malariagefährdet. Die Gewässer der Flußoasen sind bilharzioseverdächtig! Mittel gegen Durchfallerkrankungen sollten in der Reiseapotheke nicht fehlen. Mineralwasser aus Flaschen (Sidi Harazem, Sidi Ali) ist überall erhältlich.
KLEIDUNG: Den starken Temperaturschwankungen entsprechend! Feste Schuhe, keine engen Kleider, keine Shorts. Für den Besuch von Moscheen Kopfbedeckung.
LITERATUR: Nelles Guides, Marokko, Nelles Verlag München; Marokko vom Rif zum Anti-Atlas, Erika Därr, Reise Knouhow; Paul Bowles: "Der Weg nach Tassemsit und andere Reiseerzählungen aus der nichtchristlichen Welt", Frank & Frei Verlag Bonn.
AUSKUNFT: Staatliches Marokkanisches Fremdenverkehrsamt, Graf-Adolf- Straße 59, 4000 Düsseldorf, Telefon 02 11 /37 05 51. juo
Schwanheim am Wochenende: Reinigungsarbeiten und weiter viele offene Fragen
Im ersten Moment glaubt man noch, man hätte eines jener Dutzend-Werke in der Hand, mit denen der hiesige Reiseführer-Markt so überreichlich gesegnet ist. Daran ist hauptsächlich das auf Sehnsüchte spekulierende Titelbild schuld: "Lagerfeuer vor mitsommernächtlichem Abendhimmel".
Die Rede ist hier vom neuen rororo- Band "Schweden", der dann doch in vielerlei Hinsicht überrascht. Man wird nämlich wirklich jenem Anspruch gerecht, den man im Untertitel des Werkes erhebt, "ein Reisebuch in den Alltag" zu sein.
So gesehen ist es nur folgerichtig, wenn auf über der Hälfte der rund 250 Seiten tatsächlich auch Alltägliches angesprochen wird - aus Politik, Wirtschaft und Kultur (plus einem 50 Seiten umfassenden Service-Teil, der von A(ngeln) bis Z(oll) alles Nützliche erwähnt).
Erfreulich ist, daß dabei eben nicht das übliche Larifari zur Pflege der Klischees über Schweden fortgeführt wird, sondern daß in handfesten Kapiteln über unser Nachbarland so berichtet wird, wie es sich gehört: freundschaftlich zugeneigt, aber aufmerksam distanziert. Dadurch erfährt man vieles von dem, was in anderen Reisebüchern oft nicht angesprochen wird: Gemeint ist die Zeit nach der Ermordung Olof Palmes, gemeint ist der schmerzliche Abschied Schwedens, von seiner eigenen, gesellschaftspolitischen Illusion. Gleiches gilt für die ökonomischen Aspekte, freilich sind die beiden Autoren da etwas unentschieden - sie wollen Schwedens wirtschaftliche Situation nicht ganz so prekär sehen, wie sie vermutlich ist.
Das aber würde deutlicher erklären, weshalb sich die Einwanderungspolitik des früher so großzügigen Königreiches rabiat geändert hat.
In der zweiten Hälfte des Buches ("Nie wieder Ibiza") werden auf recht originelle Weise die unterschiedlichen Ferienregionen Schwedens vorgestellt. Auch wenn man natürlich nicht auf das "Blaue Band" von Schweden verzichten konnte, den "Götakanal", auch wenn man auf's idyllische Smaland gesetzt hat - Pippi Langstrumpf läßt einem halt keine Wahl - man ist wenigstens bei der "Vorzeigeregion" Dalarna ohne ausufernde Huldigung über die Runden gekommen. Dafür räumt man dann dem Norden des Königreiches die angemessene Aufmerksamkeit ein. Hier hat sich jemand Mühe gegeben, und so etwas ergibt meist ein anständiges Buch. be
Schweden aus der Reihe Anders Reisen, Helmut Steuer, Herbert Neuwirth, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek 1993, 22.90 Mark.
Eishockey-Oberliga Nord Gastgeber stand Löwen nur selten im Weg
Wenn der Tabellenerste gegen den Tabellenletzten spielt, sollte es an Toren nicht mangeln. Das war auch der Fall in der Eishockey-Oberliga Nord, wo sich der Frankfurter ESC gegen die Herforder EG mit 18:7 (5:3, 5:0, 8:4) erwartungsgemäß leicht durchsetzte, auch wenn die "Löwen" mit ihren Aufgaben in der Defensive bisweilen ein wenig sorglos umgingen.
Wie wenig sich die beiden ungleichen Mannschaften während der gesamten Spielzeit im Wege standen, wird auch dadurch deutlich, daß in dieser Partie nicht eine einzige Strafzeit verhängt wurde. Erfreulich aus Frankfurter Sicht das Mitwirken von Roger Nicholas, der nach längerer Verletzungspause gleich als zweifacher Torschütze in Erscheinung trat. Die übrigen Treffer erzielten Wolf, Erhardt, Scholz (je 3), Hall (2), Schaal, Zimlich, Jaufmann, Zajic und Thornbury.
Da der Tabellenzweite ESC Wedemark gegen Bremerhaven 7:4 gewann, blieb es beim Vorsprung der "Löwen" von sechs Punkten. Bei einem Sieg gegen ETC Timmendorf (bei Redaktionschluß noch nicht beendet) schadlos halten, und Wedemark gleichzeitig in Wolfsburg verlieren, wären auch die letzten Zweifel beseitigt, daß sie den Norden in den Spielen um den Aufstieg zur 2. Bundesliga vertreten. Sim
Zweite Eishockey-Bundesliga Lediglich der Auftakt war verheißungsvoll
Das Wunder sollte sich nicht wiederholen. Nur 48 Stunden nach dem unerwarteten 9:7-Sieg wurden die Cracks des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim wieder von der Realität eingeholt. Im dritten von sieben Aufeinandertreffen siegte der EHC Essen West vor heimischer Kulisse mit 6:4 (4:1, 2:1, 0:2).
In der Gesamtwertung aller Spiele führt somit das Team vom Westbahnhof mit 2:1 und benötigte noch zwei Siege zum Klassenerhalt. Für den SC Bad Nauheim war lediglich der Auftakt verheißungsvoll. Nach ersten Warnschüssen von Poddubny und Prada traf Ralph Kühnl nach fünf Minuten zum 1:0. Damit hatten die Badestädter ihr Pulver aber auch schon verschossen. Begünstigt durch zahlreiche Mißverständnisse in der Nauheimer Hintermannschaft konnten die Essener bis zur ersten Drittelpause eine 4:1-Führung erarbeiten.
Körperbetont ging es im zweiten Abschnitt zur Sache. Die versteckten Fouls häuften sich und der schwache Schiedsrichter Dimmers hatte alle Mühe, die Übersicht zu behalten. Die Gäste beschränkten sich mit zunehmender Spieldauer auf Einzelaktionen. Poddubny, Latta und Paschek konnten das Ergebnis aber nur noch freundlicher gestalten. ni
MAINZ, 28. Februar (dpa/AP). Eine deutlich spürbare und zweckgebundene Erhöhung der Mineralölsteuer fordert die deutsche Umweltministerkonferenz in einem Bundesratsantrag. Nach den Worten der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Klaudia Martini (SPD), die die Initiative in Mainz vorstellte, soll die Verteuerung des Sprits zur Senkung der Fahrpreise in öffentlichen Bussen und Bahnen führen.
Nach der Berechnung Martinis würde eine Steuererhöhung um acht Pfennig pro Liter ausreichen, um die Fahrpreise unter anderem für die Bahn-Card um die Hälfte zu senken. Fünf Pfennig reichten aus, um die Personentarife der Deutschen Bundesbahn zu halbieren, und sechs Pfennig, um den Güterverkehr auf der Schiene um 50 Prozent billiger zu machen, rechnete sie vor.
LOS ANGELES, 28. Februar (AP). Die Lehrer von Los Angeles haben in einer Urabstimmung zugestimmt, daß ihre Gehälter um zehn Prozent gekürzt werden, und sich damit gegen einen Streik ausgesprochen. Wie ein Gewerkschaftssprecher mitteilte, votierten bei der Abstimmung rund 13 500 für und knapp 6200 gegen die Gehaltskürzung. Die Gewerkschaft hatte ab Montag für den Fall zum Arbeitskampf aufgerufen, daß sich eine Mehrheit der Mitglieder gegen die Senkung der Bezüge aussprechen sollte.
Die 32 000 Lehrer des Schulbezirks Los Angeles hatten im vergangenen Herbst Gehaltskürzungen von zwölf Prozent hinnehmen müssen, die ein Defizit von 400 Millionen Dollar im Haushalt der Stadt zum Teil ausgleichen sollten. Der jetzt angenommene Vorschlag eines Schlichters enthält die Zusage, daß es im nächsten Jahr keine weiteren Gehaltsabstriche geben wird.
WASHINGTON, 28. Februar (AP). Die möglicherweise von elektromagnetischen Feldern ausgehenden Gesundheitsgefahren sollen nach dem Willen der US-Umweltbehörde EPA eingehend untersucht werden. Wie die EPA verlautbarte, liegen die Auswirkungen elektrischer Strahlungen, die vom Stromnetz sowie von elektrischen Geräten des täglichen Gebrauchs ausgehen, noch zu sehr im dunkeln. Zwar hätten verschiedene Studien bereits höhere Krebsraten in der Nähe von Kraftwerken und anderen Quellen hoher elektromagnetischer Strahlung ergeben, doch lasse sich daraus noch kein genereller Zusammenhang zwischen Stromquellen und gesundheitlichen Schäden ableiten.
Die EPA empfahl gleichzeitige Untersuchungen der Auswirkungen von Stromquellen auf Menschen und Tiere. Vorrangig sollten mögliche Krebserkrankungen und eine Beeinträchtigung der Körperfunktionen sowie des Nervensystems infolge des Kontaktes mit elektromagnetischen Feldern analysiert werden.
LEIPZIG (AP). Mit einem Absatzförderprogamm will die Bundesregierung einen völligen Niedergang der ostdeutschen Textilindustrie vereiteln. Wirtschaftsminister Günter Rexrodt erläuterte die Hilfen bei der Eröffnung der 5. Leipziger Modemesse am Wochenende. Bestimmte industrielle Kerne dieser zumeist in Sachsen und Thüringen angesiedelten Branche müßten erhalten werden, betonte der FDP-Politiker. Waren vor der Wende etwa 250 000 Menschen in der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie beschäftigt, dürften in Zukunft maximal 40 000 Stellen erhalten bleiben.
Das jetzt anlaufende Programm des Bundes umfasse insgesamt 20 Punkte und habe ein Gesamtvolumen von 20 bis 30 Millionen Mark. Es beinhalte unter anderem Verkaufstraining für die Ostfirmen, Design-, Produkt- und Kollektionsverbesserung, Hilfe bei der Vorbereitung und Beteiligung an Messen und Imageförderung. Auch eine Datenbank zum aktuellen Stand des Angebotes der ostdeutschen Branche für Anfragen potentieller Abnehmer werde derzeit aufgebaut.
Das Programm bündelt Rexrodt zufolge bestehende Förderungen mit neuen branchenspezifischen Projekten. Ziel sei es, Hilfe bei der Erschließung neuer und der Wiedergewinnung verlorener Märkte zu geben. "Jetzt ist die Förderung des Absatzes das Entscheidende."
Mit Blick auf die gesamte Wirtschaftsentwicklung sagte Rexrodt, Ziel müsse es sein, die Rezession noch 1993 zu bremsen. Dennoch würden in Deutschland möglicherweise 450 000 Menschen zusätzlich arbeitslos werden.
ALOIS GLÜCK, CSU-Fraktionsvorsitzender im bayerischen Landtag, hat eine "mißglückte antiautoritäre Erziehung der 68er-Generation" für die zunehmende Gewalt unter Kindern und Jugendlichen verantwortlich gemacht. "Vielleicht geht jetzt zum zweiten Mal die Saat der systematischen Aufforderung zur Regelverletzung auf", sagte Glück im oberbayerischen Zolling. Die antiautoritäre Erziehung sei eine ganz entscheidende Quelle für die Unfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, mit Aggressionen umzugehen und gewaltfrei zu leben. (AP)
FRANKFURT A. M, 28. Februar (AP/ AFP). Im Tarifstreit des ostdeutschen Metallgewerbes mehren sich die Stimmen, die vor einer Eskalation des Konfliktes warnen. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) sprach von einem "Crashkurs". Er verlangte ein Spitzentreffen zwischen Gesamtmetall-Chef Hans- Joachim Gottschol und dem IG-Metall- Vorsitzenden Franz Steinkühler. Die CDU-Sozialausschüsse forderten, einen politischen Schlichter einzuschalten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kündigte an, notfalls Massenklagen der Beschäftigten zu unterstützen.
Nach Sachsen, Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hatten am späten Freitag abend auch die Metallarbeitgeber in Thüringen den 1991 vereinbarten Stufentarifvertrag zur Angleichung an die Westeinkommen gekündigt. Er sieht zum 1. April Lohnerhöhungen von 26 Prozent vor. Blüm forderte im Kölner Express: Um einen Zusammenprall im Osten zu verhindern, müßten "Gewerkschafter und Arbeitgeber aus den Schützengräben heraus und an den Verhandlungstisch zurückkehren". Als Lösung des Konflikts schlug er eine Kombination aus Standardlohn und einer Ertragsbeteiligung vor: "Ein Ausweg wäre zum Beispiel, wenn sich die Tarifpartner nicht auf eine pure Lohnerhöhung verständigten, sondern den Arbeitnehmern Möglichkeiten zu einer Beteiligung an den Unternehmen geboten werden würde." Wegen des geringeren Lohnkostendrucks könne sich ein Unternehmen in Krisenzeiten besser behaupten und damit Arbeitsplätze sichern. Wenn sich die Lage bessere, könnten die Einkommen über eine entsprechende Ertragsbeteiligung erhöht werden. Dies wurde von Gesamtmetall-Chef Gottschol abgelehnt.
FRANKFURT A. M., 28. Februar (AP). Scharfe Kritik hat Johannes Paul II. am Samstag für seinen Aufruf geerntet, vergewaltigte Frauen in Bosnien von Abtreibungen abzuhalten. Als realitätsfremd beurteilte die Europaabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der CDU- Frauenunion, Doris Pack, im Saarländischen Rundfunk den Appell des Papstes, Vergewaltigungsopfer zu unterstützen und die Kinder zur Adoption freizugeben. Niemand könne den bosnischen Frauen und Mädchen guten Gewissens empfehlen, die Schwangerschaft auszutragen, sagte Pack. "Das ist grausam und hat nach meiner Auffassung nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun", meinte die CDU-Politikerin.
Die Theologin Uta Ranke-Heinemann sprach in einem Rias-Interview dem Oberhaupt der katholischen Kirche das Recht ab, sich in Sachen einzumischen, die er nicht beurteilen könne. Als klerikale Arroganz bezeichnete sie den Aufruf des Papstes. "Kein Junggeselle", nur die Vergewaltigten könnten in dieser Situation entscheiden. Die katholische Kirche habe nichts gegen den drohenden Krieg im ehemaligen Jugoslawien getan, erklärte Ranke-Heinemann. Die kroatischen Bischöfe hätten den Krieg praktisch herbeigeredet, anstatt Frieden zu predigen, sagte die katholische Theologin.
NIZZA, 28. Februar (AP). Der umstrittene zairische Präsident Mobutu Sese Seko ist am Samstag von Frankreich aus in sein krisengeschütteltes Heimatland zurückgeflogen. Dort halten seit Freitag Regierungssoldaten das Haus des oppositionellen Erzbischofs Monsengwo Pasinya umstellt, nachdem sie gerade eine Belagerung des Parlaments beendet und mehrere hundert Abgeordnete wieder freigelassen hatten.
Erzbischof Monsengwo, der in Zaire als Symbolfigur im Kampf gegen die Herrschaft Mobutus und für die Einführung der Demokratie gilt, war nach Angaben von Diplomaten schon mehrmals das Ziel von Anschlägen von Soldaten. Die Amtszeit Mobutus als Präsident lief bereits im Dezember 1991 ab. Er weigert sich aber zurückzutreten und hält sich mit Hilfe des Militärs an der Macht.
Die belgische Regierung gab inzwischen bekannt, sie bereite eine Beschlagnahme der Guthaben Mobutus vor. Außenminister Willy Claes sagte, er hoffe, daß sich auch andere Staaten zu Sanktionen gegen Mobutu entschließen könnten.
SCHIRNDING, 28. Februar (AP). Aus Protest gegen die massive Zunahme des Güterfernverkehrs haben am Samstag etwa 50 Mitglieder der Umweltschutzorganisationen Robin Wood und Deti Zeme den deutsch-tschechischen Grenzübergang bei Schirnding rund sieben Stunden lang abgeriegelt. Am Nachmittag wurde die Aktion abgebrochen, nachdem das tschechische Verkehrsministerium laut Robin Wood die Forderung nach einem Lkw-freien Wochenende erfüllt hatte. Zuvor war es zu zum Teil heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Lastwagenfahrern gekommen.
Gegen acht Uhr hatten die Umweltschützer ein meterhohes Holzmodell einer Dampflok zwischen beiden Grenzstationen aufgebaut. Nach Angaben der Grenzpolizei Schirnding war der Übergang komplett abgesperrt, auf deutscher Seite wurde der Verkehr über Selb, Waldsassen und Waidhaus umgeleitet. Hinter der tschechischen Grenzstation stauten sich die Lastwagen kilometerlang.
Der frühere Vizepräsident der Sowjetunion, Gennadij Janajew, will im August 1991 in betrunkenem - aber nicht volltrunkenem - Zustand in den Verschwörerkreis des gescheiterten Putschs gegen Präsident Michail Gorbatschow geraten sein. In einem am Samstag veröffentlichten Interview der Zeitung Nowi Wsljad sagte Janajew, er habe den ersten Erlaß der Putschisten, der ihn selbst zum Staatschef machte, nach Alkoholgenuß unterzeichnet. Zugleich warf er dem heutigen russischen Verteidigungsminister Pawel Gratschow doppeltes Spiel vor.
Bis zu den Morgenstunden des 18. August habe er von dem geplanten Staatsstreich nichts gewußt, sagte Janajew. "Wenn ich geplant hätte, an der Verschwörung teilzunehmen, hätte ich die Finger vom Alkohol gelassen, meinen Sie nicht?" fragte er.
In den russischen Medien ist schon oft darüber spekuliert worden, daß der Putsch auch wegen des Janajew unterstellten Alkoholkonsums nach drei Tagen zusammengebrach. Der frühere Gorbatschow-Stellvertreter, der sich am 14. April vor einem Moskauer Gericht als einer von elf Verschwörern verantworten muß, sagte dazu: "Mein Gesicht wird nur nach ein paar Gläschen rot - sonst nichts."
Er gebe zu, kein Abstinenzler zu sein. Aber er könne gar nicht volltrunken gewesen sein, "weil mein Organismus so ist, daß ich noch völlig klar bin, wenn ich alle meine Kumpel unter den Tisch getrunken habe". Am Tag vor dem Putsch habe er am Nachmittag einen Freund besucht, den er lange nicht gesehen habe. "Wir haben eine Kleinigkeit getrunken, wie das unter normalen Männern üblich ist."
Weiter sagte Janajew, daß jener Erlaß, der ihn zum geschäftsführenden Präsidenten macht, im Geheimdienst KGB vorbereitet worden sei, wobei Gratschow mitgewirkt habe. Später habe Gratschow aber den russischen Präsidenten Boris Jelzin mit Informationen aus dem Putschistenkreis versorgt und dabei weiter so getan, als ob er hinter deren Aktionen stünde. (AP)
SALZBURG, 28. Februar (AP). Lawinenunglücke haben in Österreich weitere zwei Menschenleben gefordert, drei Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete, erlag in der Nacht zum Samstag ein 22jähriger den Verletzungen, die er tags zuvor bei einem Lawinenabgang in Saalbach-Hinterglemm erlitten hatte. Dabei waren sein 24jähriger Bruder getötet und zwei niederländische Skifahrer verletzt worden.
Von einer vermutlich selbst losgetretenen Lawine wurde am Samstag nachmittag im Bereich der 2454 Meter hohen Rumer Spitz ein Tourengeher mitgerissen und verschüttet. Der Mann konnte nach kurzer Zeit von der von einem Kameraden alarmierten Bergrettung geborgen werden. Er wurde schwerverletzt mit dem Notarzthubschrauber in die Innsbrucker Universitätsklinik geflogen.
MOSKAU, 28. Februar (AP). Nach ihrem ursprünglichen Dementi hat die Betriebsleitung des litauischen Atomkraftwerks Ignalina am Samstag eingeräumt, daß in der Anlage ein Behälter mit 200 Kilogramm Uran abhanden gekommen ist. Wie die Nachrichtenagentur Baltfax meldete, war der Eingang dieser Uranladung registriert worden, doch war sie später nicht mehr auffindbar. Die Firmenleitung äußerte aber die Hoffnung, den Container in den nächsten Tagen in einem der Lagerhäuser auf dem Werksgelände wiederzufinden.
Die litauische Zeitung Republica hatten Angestellte zitiert, die meinen, das Uran sei von einer gut informierten Bande gestohlen worden.
HANNOVER/HAMBURG (AP). Der Wolfsburger Automobilkonzern Volkswagen plant trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten derzeit keine Entlassungen. "VW wird wie geplant bis Ende 1994 im Inland 12 500 Stellen abbauen. Weitere Stellenstreichungen oder Entlassungen sind nicht vorgesehen", sagte VW-Sprecher Otto-Ferdinand Wachs am Wochenende. Einen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel über einen zusätzlichen Personalabbau bezeichnete er als "reine Spekulation".
Die wirtschaftlichen Probleme des Wolfsburger Konzerns sollen sich dem Magazin zufolge verschärft haben. Nach einem am Samstag vorab veröffentlichten Bericht, der in der heute erscheinenden Ausgabe steht, erwartet der Vorstand des Unternehmens für das erste Quartal 1993 einen operativen Verlust von mehr als einer Milliarde Mark. Dies sei so viel wie im gesamten Geschäftsjahr 1992. Hauptursachen für das hohe Defizit seien die Kurzarbeit Anfang des Jahres sowie starke Auftragsrückgänge. So habe der Ordereingang allein im Januar um 40 bis 45 Prozent unter dem im gleichen Monat des Vorjahres gelegen. Bei Audi seien bis zu 25 Prozent weniger Bestellungen eingegangen. Der neue Konzernchef Ferdinand Piëch werde dem Aufsichtsrat nun am 16. März ein drastisches Sparprogramm vorlegen.
Sprecher Wachs wollte die im Spiegel genannten Zahlen weder bestätigen noch dementieren. Er warnte jedoch vor einer Überbewertung des operativen Ergebnisses: "Das erste Quartal ist traditionell schwächer als der Rest des Jahres. Es eignet sich nicht für Hochrechnungen", sagte er. "Für 1993 planen wir keine roten Zahlen." Am Freitag hatte Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert mitgeteilt, daß die Kurzarbeit im Stammwerk Wolfsburg auf das zweite Vierteljahr ausgedehnt werden muß. Produktionseinschränkungen seien aber auch in anderen VW-Betrieben wahrscheinlich.
Einen Bericht der Kölner Zeitung Sonntags-Express, demzufolge der entlassene VW-Forschungschef Heiko Barske mit einer einstweiligen Verfügung seine Weiterbeschäftigung erzwingen will, wollte Wachs nicht kommentieren. "Richtig ist, daß es einen Wechsel im Ressort Forschung gegeben hat. Neuer Leiter des Ressorts wird Herr Gunnar Larsson. Herr Barske wird das Haus verlassen", erklärte er. Die Abteilung wird auch die Gebiete Umwelt und Verkehr einschließen, die bisher Ulrich Steger betreute.
WASHINGTON, 28. Februar (AP). Die USA wollen nach Angaben aus Washingtoner Regierungskreisen vom Samstag Südafrika dessen gesamte Vorräte angereicherten Urans abkaufen und zu Brennstäben für Atomkraftwerke verarbeiten. Den Informanten zufolge macht man sich in Washington jedoch große Sorgen, ob die Regierung in Pretoria auch wirklich ihre gesamte Menge an kernwaffenfähigem Material preisgeben wird. Vor einigen Tagen war bereits bekanntgeworden, daß die USA Rußland 500 Tonnen angereicherten Urans aus verschrotteten Atomwaffen abkaufen werden.
Südafrika hat 1991 den Atomsperrvertrag unterzeichnet und damit auch auf die Herstellung von Kernwaffen verzichtet. Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde, die daraufhin Stichproben durchführten, stießen jedoch auf Widersprüche zwischen den von Pretoria deklarierten Mengen an waffenfähigem Uran und den tatsächlich gefundenen.Großdemonstration in Rom
ROM, 28. Februar (AP). Mehr als 100 000 Arbeitnehmer haben am Samstag in Rom gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der italienischen Regierung unter Ministerpräsidnet Giuliano Amato demonstriert. Zu der Protestaktion aufgerufen hatten die drei größten Gewerkschaften des Landes.
Die Demonstranten wandten sich gegen die jüngsten Korruptionsskandale der Koalitionsregierung, die steigende Zahl der Arbeitslosen sowie die Steuerpolitik. Sie forderten Amato zum Rücktritt auf und verlangten Neuwahlen. "Dies ist eine Demonstration für Arbeitsplätze und gegen Amato", sagte der Leiter einer Gruppe Parlamentarier der Demokratischen Partei der Linken, Massimo D'Alema.
BONN, 28. Februar (dpa). Im Vorfeld der Asylrechts-Debatte im Bundestag am kommenden Donnerstag haben die Spitzenverbände von Richtern und Rechtsanwälten mehrere geplante Maßnahmen zur Beschleunigung der Asylverfahren kritisiert. So sei die umgehende Rückschiebung von Asylbewerbern in sogenannte sichere Drittstaaten ohne ein vorgeschaltetes Gerichtsverfahren verfassungsrechtlich äußerst bedenklich, sagten übereinstimmend die Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes und des Bundes Deutscher Verwaltungsrichter, Rainer Voss und Michael Hund.
Der Vorsitzende des Deutschen Anwaltvereins, Günter Schardey, ergänzte, es werde unter diesen Umständen auch für berechtigte Antragsteller "sehr schwer", vom Ausland aus ihren Asylanspruch gerichtlich durchzusetzen. Er forderte die Parlamentarier auf, bei der Auswahl der Listen sicherer Herkunftsländer "große Behutsamkeit" zu zeigen und insbesondere die Aufnahme von Staaten wie Rumänien und der Türkei sorgfältig zu prüfen. Die Vertreter der Richterorganisationen wandten sich auch gegen den Plan, den Verwaltungsgerichten für Eilverfahren in Asylsachen feste Entscheidungsfristen aufzuerlegen. Dies widerspreche möglicherweise der im Grundgesetz garantierten Unabhängigkeit des Richters.
Der Chef des Verwaltungsrichter-Bundes, selbst Vorsitzender einer Kammer am Verwaltungsgericht Karlsruhe, bemängelte, daß in dem Gesetzentwurf den zuständigen Behörden keine Zeitvorgaben auferlegt würden. Entschieden lehnte Hund das Vorhaben ab, in Eilverfahren nur noch Einzelrichter entscheiden zu lassen: Während der Effektivitätsgewinn nur "sehr gering" ausfalle, wachse die Gefahr "unausgewogener" Entscheidungen. Auch die Schaffung von Asyl-Spezialkammern wäre nach seiner Ansicht nicht sachdienlich.
Entsprechende Versuche seien bundesweit aufgegeben worden, das Vorhaben werde von den Länder-Justizministern abgelehnt. Dennoch sei der Vorschlag in die neuen Gesetzentwürfe aufgenommen worden.
HANNOVER, 28. Februar (dpa). Das am heutigen Montag in Kraft tretende "Entlastungsgesetz" schränkt nach Meinung von Niedersachsens Justizministerin Heidi Alm-Merk (SPD) "eine ganze Reihe von Rechten der Bürger ein". So könne zum Beispiel ein Amtsgericht mit einem Strafbefehl künftig eine einjährige Freiheitsstrafe ohne mündliche Verhandlung erlassen. "Das heißt, es kann sich jemand eine Freiheitsstrafe von einem Jahr einhandeln, ohne je vor Gericht gestanden zu haben", sagte sie. Das sei bislang nicht möglich gewesen. Mit der Gesetzesnovelle sollen in westdeutschen Gerichten durch Aufgabenverschiebungen Kapazitäten für den Aufbau der Justiz in der Ex-DDR freigemacht werden.
Durch das "Entlastungsgesetz" wird die Wertgrenze für die Zuständigkeit der Amtsgerichte von 6000 auf 10 000 Mark angehoben. Alm-Merk äußerte starke Zweifel daran, ob damit der Justiz in Ostdeutschland geholfen werden könne. Urteile von Amtsgerichten würden künftig öfter angefochten, da der Wert, um den gestritten werde, höher sei, meinte sie.
SCHACH GROSSMEISTER-TURNIER in Linares/Spanien, 3. Runde (Freitag abend): Anand (Indien) - Iwantschuk (Ukraine) 1:0, Schirow (Lettland) - Salow (Spanien) 0:1, Karpow (Rußland) - Beljawski (Ukraine) 1:0, Kamsky (USA) - Barejew (Rußland) remis, Gelfand (Weißrußland) - Timman (Niederlande) remis, Ljubojevic (Jugoslawien) - Kramnik (Rußland) remis, Kasparow (Rußland) - Jussupow (Rußland) Hängepartie. - Stand nach drei Runden: 1. Beljawski, Schirow, Anand, Karpow je 2,0 Punkte, 5. Kasparow 1,5 plus eine Hängepartie, 6. Timman, Kramnik, Gelfand, Kamsky, Salow je 1,5, 11. Ljubojevic, Barejew je 1,0, 13. Jussopow 0,5 plus eine Hängepartie, 14. Iwantschuk 0,5.
MÜLHEIM, 28. Februar (dpa). Hillary Clinton, Frau des US-Präsidenten, soll "Goldenes Schlitzohr 1993" werden. Dies beschloß die Jahreshauptversammlung des Internationalen Clubs der Schlitzohren - dessen Ziel Hilfe für bedürftige Kinder in aller Welt ist - in Mülheim/ Ruhr. Über die Annahme des Preises, zu dessen bisherigen Trägern Franz-Josef Strauß, Friedrich Nowottny, Peter Ustinov, Ephraim Kishon, Lothar Späth, Thomas Gottschalk und im vergangenen Jahr Hans-Dietrich Genscher gehören, muß die Gewählte entscheiden.
Preisträger wird jeweils, "wer sich im positiven Sinne als Schlitzohr auszeichnet". So habe Hillary Clinton beispielsweise im Wahlkampf geäußert, "wenn Ihr mich haben wollt, müßt Ihr meinen Mann wählen". Die Frau des US-Präsidenten, die sich bei der Stichwahl gegen den Schauspieler Mario Adorf und den Musiker Yehudin Menuhin durchsetzte, wäre die erste weibliche Preisträgerin.
BERLIN. "Aufschwung Ost" ist der Titel eines neuen Werks des ostdeutschen Komponisten Reiner Bredemeyer, das kurzfristig in das Programm der 14. Musik-Biennale in Berlin aufgenommen worden ist. Vom 12. bis zum 21. März werden in 25 Konzerten 140 Werke vorgestellt, davon 27 als Uraufführungen. Bei der Mehrzahl der Novitäten handelt es sich um Auftragswerke des Festivals, die zu Teilen von der Stiftung Kulturfonds für die neuen Bundesländer finanziert wurden. dpa
HANNOVER, 28. Februar (dpa). Für die Schaffung eines Einwanderungsgesetzes hat sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgesprochen. Außerdem solle für Ausländer der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft erleichtert werden.
(Wortlaut und weitere Berichte Seite 4)
CATANIA, 28. Februar (dpa). In einer gemeinsamen Aktion ist der italienischen und der deutschen Polizei ein Schlag gegen den sizilianischen Mafia-Clan Cursoti aus Catania gelungen. Nach Berichten des italienischen Fernsehens am Samstag wurden insgesamt 80 Haftbefehle erlassen. 36 mutmaßliche Mafiosi wurden in Italien und Deutschland verhaftet; 35 befinden sich aufgrund anderer Delikte bereits im Gefängnis. Weitere neun Mitglieder des Clans sind flüchtig. Unter den Verhafteten befinden sich nach Angaben des Fernsehens wichtige Exponenten der catanischen Mafia.
Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler sorgte am ersten Tag der 40. Deutschen Hallen-Meisterschaften im Sindelfinger "Glaspalast" mit 7,05 m für die wertvollste Leistung. Mit dieser Weite im zweiten Versuch steigerte die Jenaerin ihre eigene Jahresweltbestmarke um vier Zentimeter. Außerdem gab es am Samstag vier deutsche Jahresbestwerte: Über 60 m Hürden durch die Sindelfingerin Birgit Wolf (8,07) sowie durch die zeitgleichen Dietmar Koszewski (Berlin) und Florian Schwarthoff (Heppenheim/je 6,55), über 3000 m durch Christina Mai (Dortmund) in 9:10,24 Minuten und im 400-m-Vorlauf durch Rico Lieder (Chemnitz) in 46,34 Sekunden. Bereits ihren neunten Hallen-Titel in Folge gewann Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel (Leverkusen) mit 1,95 m.
Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel war trotz ihrer langen nationalen Siegesserie nicht glücklich: Die 1,95 m gelangen erst im dritten Versuch, über die von ihr schon oft gemeisterten 2,00 m war sie diesmal chancenlos. "Ich habe im Moment Anlaufprobleme und bin ratlos", war sie enttäuscht. Vor einem Jahr bei den Meisterschaften in Karlsruhe hatte sie mit 2,07 m den Weltrekord in ihren Besitz gebracht.
Die Geher-Titelverteidiger Beate Anders und Ronald Weigel (beide Berlin) kamen am Sonntag zu Siegen. Für den ersten DLV-Rekord sorgte Helga Radtke (Rostock) mit 14,04 Metern im Dreisprung. Über 800 Meter holte sich der Berliner Motchebon nach seinem Wechsel vom Modernen Fünfkampf in 1:52,39 Minuten den ersten Titel. Die 1500 Meter gewann Favorit Jens-Peter Herold (Berlin). dpa
ANKARA, 28. Februar (dpa). Der Terror von politischen und religiösen extremistischen Organisationen im Osten und Südosten der Türkei hat sieben weitere Menschenleben gekostet. Wie der Provinzgouverneur von Tunceli am Wochenende mitteilte, sind der seit einer Woche vermißte Ortsvorsitzende des Menschenrechtsvereins im osttürkischen Elazig, Rechtsanwalt Metin Can, und der mit ihm befreundete Arzt Hasan Kaya in einem Fluß tot aufgefunden worden. Sie seien durch Kopfschüsse getötet worden.
In Silvan (Provinz Diyarbakir) wurden ein Mann und seine drei Söhne aus dem Hinterhalt auf offener Straße beschossen. Nur einer der Söhne habe den Anschlag schwer verletzt überlebt, meldete die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Weitere zwei vermißte Männer wurden nahe Sirnak in einem ausgebrannten Auto tot aufgefunden.
Frauen, Finale: 1. Eichinger (Landshut) 142 Ringe, 2. Löscher (Augsburg) 136, 3. Huber (Lauchringen) 137, 4. Mensing (Gelsenkirchen) 134, 5. Wagner (Fellbach-Schmiden) 145, 6. Mittermaier (Tacherting) 137, 7. Wagner (Fellbach- Schmiden) 136, 8. Hänschen (Geesthach) 127.
STOCKHOLM, 28. Februar (dpa). Im Europäischen Weltraum-Forschungszentrum Esrange nahe der nordschwedischen Stadt Kiruna ist Samstag abend das Triebwerk einer Weltraumrakete explodiert. Nach schwedischen Medienberichten wurde eine Person getötet, drei weitere seien verletzt worden. Unter den Verletzten waren Deutsche.
Nach Angaben des Leiters der Feuerwehr in Kiruna, Torsten Flygare, ereignete sich das Unglück in einer Halle, in der die Triebwerkteile zusammengesetzt werden. Die Wucht der Explosion war nach Angaben von Flygare so stark, daß die Türen der Halle weggesprengt wurden. Das Triebweg sei etwa 70 Meter weit weggeschleudert worden.
Das Triebwerk war vom Typ "Orion". Es sollte in der nächsten Woche Instrumte in den Weltraum fliegen, um im Rahmen eines deutschen Forschungsprojekts Messungen an der Ozonschicht vorzunehmen.Mengistu-Minister freigelassen
ADDIS ABEBA, 28. Februar (dpa). Die äthiopische Regierung hat die Haftentlassung von 400 Personen beschlossen, unter denen auch mehrere Minister der früheren Regierung von Präsident Mengistu Haile Mariam sind.
HAVANNA/GENF, 28. Februar (AFP). Von den am Mittwoch bei den Parlaments- und Provinzwahlen auf Kuba abgegebenen Stimmen waren 7,2 Prozent ungültig. Das teilte der Vorsitzende der Wahlkommission und Justizminister, Carlos Amat, am Freitag in Havanna mit. 3,3 Prozent der Stimmzettel seien unausgefüllt abgegeben worden, 3,9 Prozent weitere ungültig gewesen. 92,8 Prozent der Wähler stimmten den Angaben zufolge für die Kandidaten auf der Einheitsliste. Die Wahlbeteiligung wurde mit 99,62 Prozent angegeben.
Unterdessen meinte der Kuba-Beauftragte der Vereinten Nationen (UN), Carl- Hohan Groth, das Wirtschaftsembargo gegen Kuba führe zu einer Verlängerung der politischen Unterdrückung auf der Insel. Eine Politik, die die Isolierung der Insel anstrebe, sei das sicherste Mittel, die unhaltbare innere Lage in dem Land zu verlängern, heißt es in dem Bericht Groths, der von der UN-Menschenrechtskommission behandelt werden soll.
MÜNCHEN, 28. Februar (AFP). Mit Morddrohungen sollen Unbekannte versucht haben, neun ehemalige DDR-Bürgerrechtler unter Druck zu setzen, die in der kommenden Woche vom Stolpe-Untersuchungsausschuß des Brandenburger Landtags als Zeugen geladen sind. Das berichtete das Münchner Nachrichtenmagazin Focus vorab unter Berufung auf den früheren DDR-Bürgerrechtler Ralf Hirsch, der nach eigenen Angaben bedroht worden war. Auch der ehemaligen DDR-Oppositionellen Bärbel Bohley (Bündnis 90) sei telefonisch mit ihrer Ermordung gedroht worden, sagte Hirsch.
Hirsch und Bohley wurden zusammen mit Freya Klier, Lutz Rathenow, Eckhard Hübner, Frank und Eva Rub sowie Wolfgang und Regina Eemplin vor den Untersuchungsausschuß geladen, um zu klären, ob die Kontakte des heutigen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) zur Stasi auch Regimekritikern geschadet haben. Die neun Vorgeladenen werden von Beobachtern eher als Belastungszeugen für Stolpe eingeordnet. (Weiterer Bericht Seite 7)
AGEN, 28. Februar (AFP). Ein Belgier, der seit einem Jahr eine Pflaumenzucht in der südfranzösischen Pflaumenregion bei Agen betreibt, hat ein Bier mit Pflaumenzusatz erfunden. Das ansonsten traditionell mit Gersten und Hopfen hergestellte Gebräu kommt am heutigen Montag in den Gaststätten der Region unter dem Namen "Agenoise" in den Ausschank und soll bei erfolgreichem Start in ein paar Wochen auch in Supermärkten erhältlich sein. Der rund 20prozentige Pflaumenanteil gibt dem Bier nach Angaben seines Erfinders Emmanuel Guierche einen fruchtigen, leicht süßen Geschmack. Sein Alkoholgehalt liegt mit 3,5 Prozent deutlich unter dem herkömmlicher Biere.
JERUSALEM, 28. Februar (AFP). Ein israelisch-syrischer Friedensvertrag, der den teilweisen Rückzug Israels aus den besetzten Golanhöhen umfaßt, könnte nach den Worten des israelischen Außenministers Schimon Peres möglicherweise Mitte dieses Jahres abgeschlossen werden. Dies sagte Peres in einem Interview im israelischen Militärradio. Ministerpräsident Yitzhak Rabin hatte in den vergangenen Monaten mehrmals seine Bereitschaft zu einem teilweisen israelischen Rückzug aus dem Golan erklärt, falls Syrien im Gegenzug in einen Friedensvertrag einwillige.
Laut Peres kann die Regierung die Entscheidung über einen Teilrückzug aus dem Golan auch ohne die Abhaltung von Neuwahlen oder eines Referendums treffen. Letzteres wird von der Opposition gefordert. Peres sagte, er glaube, die Mehrheit der Israeli sei für den Rückzug aus den Golanhöhen, die 1967 von Israel besetzt und 1981 annektiert worden waren. Rund 12 000 der insgesamt etwa 130 000 Bewohner des Golan sind israelische Siedler.
PORT-AU-PRINCE, 28. Februar (AFP/ AP). Internationale Beobachter haben am Wochenende von der haitianischen Militärregierung eine Untersuchung der Angriffe auf den Bischof Willy Romelus verlangt. Der Priester war am Donnerstag nach einer Messe für die 275 Toten und fast 500 Vermißten der gekenterten Fähre "Neptune" von bewaffneten Polizisten in Zivil und von Mitgliedern rechtsgerichteter Organisationen mißhandelt worden.
Die Messe hatte sich zu einer Protestveranstaltung gegen die Regierung entwickelt. Die etwa 2000 Teilnehmer applaudierten, als Romelus in der Predigt die Regierung für das Unglück verantwortlich machte. Zahlreiche Anwesende forderten die Rückkehr des ersten frei gewählten und 1991 gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide nach Haiti. Nach der Messe kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Aristides. In einer formellen Beschwerde der in Port-au-Prince akkreditierten Diplomaten an die Militärregierung berichteten die Missionschefs, daß Romelus nur durch den persönlichen Einsatz der Diplomaten vor schweren Verletzungen habe bewahrt und in Sicherheit gebracht werden können. Insbesondere dem französischen Geschäftsführer Philippe Seltz und dem dänischen Chef der UN-Vertretung in Haiti, Michael Möller, war es nach Augenzeugenberichten zu verdanken, daß der Bischof in einem Diplomatenwagen den Schlägern entkommen konnte. Die uniformierte Polizei habe untätig abseits gestanden.
Die haitianische Militärregierung bezeichnete in einer ersten Stellungnahme Predigten mit politischem Inhalt als rechtswidrig. Sie verwies darauf, daß Kritik an der Regierung und aufrührerische Reden unter Strafe stünden.
ESSEN, 28. Februar (AFP). Der neue Vorsitzende der FDP-Nachwuchsorganisation "Junge Liberale", Ralph Lange, hat die FDP scharf kritisiert. Die Mutterpartei habe 1992 viele ihrer Spitzenleute und "vor allem viel an Profil verloren", sagte der 25jährige Mathematikstudent beim Juli-Bundeskongreß am Samstag in Essen. Beim Asylkompromiß sowie bei der Koalitionsvereinbarung über die Pflegeversicherung habe sich die FDP von den Grundlagen des Liberalismus entfernt und sei über die Grenzen des Erträglichen hinausgegangen. Für eine "nationalliberale Partei" werde es im Parteiensystem keinen Platz geben.
Zuvor war Lange in einer Kampfabstimmung zum neuen Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen gewählt worden. Er setzte sich mit 110 zu 65 Stimmen gegen den stellvertretenden Juli-Vorsitzenden Magnus Buhlert durch. Die Bundestagsabgeordnete Birgit Homburger (27), seit 1990 Vorsitzende der FDP-Nachwuchsorganisation, hatte auf eine neue Kandidatur verzichtet.
MOSKAU, 28. Februar (AFP). Bei Kämpfen in der nach Unabhängigkeit strebenden Autonomen Republik Abchasien, die zu Georgien gehört, sind viele Menschen getötet und verletzt worden. Nach Angaben eines Sprechers der georgischen Armee in Suchumi hatten georgische Truppen in der Nacht zum Freitag eine Offensive gegen abchasische Stellungen begonnen. Die abchasischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten. Umgekehrt wurde von abchasischer Seite in Suchumi mitgeteilt, 80 georgische Soldaten seien getötet worden.
Der russische Verteidigungsminister, General Pawel Gratschow, wies bei einem Truppenbesuch in Georgien die russischen Truppen an, "zu schießen und zu töten", falls sie oder eine russische Einrichtung in Georgien angegriffen würden. Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass und der russische Rundfunk meldeten, besuchte der Minister Stützpunkte der russischen Armee in Abchasien. Die russische Armee, die die Stellungen der sowjetischen Armee in Georgien übernommen hat, wurde wiederholt in die seit sieben Monaten dauernden Kämpfe zwischen georgischen und abchasischen Einheiten verwickelt.
MOSKAU. Die beiden mittelalterlichen russischen Städte Wladimir und Susdal sind von der UNESCO als Bestandteile des Weltkulturerbes erfaßt worden. Wie es weiter hieß, wurde die Kathedrale von Wladimir von der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur zum Kulturdenkmal erklärt. Diese Hauptkirche von Wladimir, das etwa 200 Kilometer östlich von Moskau liegt, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die 35 Kilometer weiter nördlich gelegene Stadt Susdal wurde wegen ihrer alten Klöster und Kirchen, die zum Teil im 10. Jahrhundert errichtet wurden, ausgewählt.
Die Fürstentümer von Susdal und Wladimir waren vor der Gründung eines vereinten russischen Staates im 15. Jahrhundert unter Iwan III. Zentren des religiösen Lebens des Landes. Bestandteile des Weltkulturerbes dürfen weder zerstört noch grundlegend verändert werden. afp
WARSCHAU, 1. März (AFP). Polens Präsident Lech Walesa will nach eigenen Angaben in seinem Land mit Hilfe einer "Nationalgarde" innerhalb von "sechs Monaten Ordnung schaffen". Walesa habe diesen Wunsch in der Danziger Werft auf einer Versammlung von Anhängern der Gewerkschaft "Solidarnosc" geäußert, berichtete jetzt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza.
Das polnische Parlament wird bald über die Bildung einer Nationalgarde entscheiden, die dem Präsidenten direkt unterstellt werden soll. Sie soll bis zum Jahr 2000 rund 22 000 Mann stark sein und wäre dann doppelt so groß wie die derzeitige Sondereinheit des Innenministeriums. Diese soll wichtigster Bestandteil der Nationalgarde werden.
"Wenn das Parlament mir nicht die Garde gibt, so werde ich sie von der Nation fordern", wurde Walesa zitiert. Wenn es um Pläne gehe, sei er Demokrat. Bei der Ausführung der Pläne hingegen sei er ein Anhänger der strengen Regimes, sagte der Präsident.
FRANKFURT A. M. Hessens Jäger wollen eine Jagdpolitik fördern, die an ökologischen Gesichtspunkten orientiert ist. Dies versicherte Dietrich Möller, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen, am Samstag in Frankfurt auf dem Landesjägertag 1993 in kritischen Worten zu den Plänen der Landesregierung für eine Novelle zum Landesjagdgesetz.
Den Jägern sei bewußt, erklärte der Präsident von mehr als 20 000 hessischen Waidmännern, daß es für Tier- und Pflanzenbestände nur Überlebenschancen gebe, wenn man sie im Lebensraum in ein biologisches Gleichgewicht bringe und pflege. "Deswegen sind dümmliche Sprüche, das Wild ist der Todfeind des Waldes und ähnliches, bestenfalls geeignet, emotional Stimmung zu machen; mit der Sache haben sie nichts zu tun. Deswegen hoffe ich, daß auch hier bei der Landesregierung ein Umdenken einsetzt".
Die Landesregierung könnte in den Jägern ihre besten Mitstreiter haben, sagte Möller, wenn sie nicht an der Forderung festhalte, die Jagd müsse grundsätzlich so ausgeübt werden, daß die natürliche Waldverjüngung nicht gefährdet werde. "Es klänge besser, wenn formuliert würde, daß in einem Ökosystem, in dem Wild und Wald zusammengehören, auch die Lebensbedingungen angemessen berücksichtigt werden, um damit Schäden zu verhindern." lhe
KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: SG Ffm. Bockenheim - Adler Neckargemuend 4360:4313, Vollkugel Eppelheim - SC Offenbach 4772:4387, TSG Kaiserslautern - Einig Ffm-Riederwald 4488:4379, BF Damm Aschaffenburg - Gut Holz Ingelheim 4396:4498, Olympia Moerfelden - KSC Hainstadt 4603:4509.
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am Samstag erneut zur Neuregelung des Asylrechts Stellung genommen. Auszüge aus der Erklärung:
(. . .) Im Blick auf die endgültige Fassung von Artikel 16a Grundgesetz hebt der Rat folgende Gesichtspunkte besonders hervor:
1. Politisch Verfolgte müssen - ob in der Bundesrepublik Deutschland oder einem Drittstaat - tatsächlich Schutz finden.
2. Die vorgesehene Zurückweisung in sogenannte sichere Drittstaaten steht in Spannung mit der Rechtswegegarantie nach Art. 19 Abs. 4 GG. Ist es mit dieser Rechtswegegarantie vereinbar, daß Asylbewerber aus sogenannten sicheren Drittstaaten nur vom Drittstaat aus den Rechtsweg gegen die Verweigerung von Asyl in der Bundesrepublik Deutschland beschreiten können?
3. Bei der Anwendung einer Liste sogenannter verfolgungsfreier Herkunftsländer bleibt die Sorge, daß eine im Einzelfall tatsächlich gegebene politische Verfolgung nicht erkannt wird. Die Festlegung sogenannter verfolgungsfreier Herkunftsländer muß nach strengen Maßstäben erfolgen.
4. Die Aussetzung der Abschiebung in sog. verfolgungsfreie Herkunftsländer ist nur in den Fällen vorgesehen, wo "ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme bestehen". Die Entscheidung darüber, was "ernstliche Zweifel" sind, muß sich am Grundrecht auf politisches Asyl und der Rechtswegegarantie nach Art. 19 Abs. 4 GG orientieren.
5. Das übergreifende Ziel ist es, eine gerechte Lastenverteilung im europäischen Rahmen zu erreichen und die Last der Zuwanderung nicht auf Nachbarstaaten abzuwälzen. Darüber hinaus ist dem Rat daran gelegen, daß eine Politik der Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung nicht zu einer Abschottung gegen Fremde führt. Darum setzt er sich dafür ein, daß
- durch ein Einwanderungsgesetz begrenzte Zuwanderungsmöglichkeiten in die Bundesrepublik Deutschland geschaffen werden,
- für Ausländer der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft erleichtert wird,
- durch Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland für Ausländer nicht generell erschwert wird, vielmehr solche unerwünschten Nebenfolgen abgewendet oder jedenfalls minimiert werden.
Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung haben die unausweichliche Folge, daß Menschen in Not zurückgewiesen werden. Dies ist eine Belastung des Gewissens - und zwar unmittelbarer und massiver als durch die Tatsache, daß die Bevölkerung der Herkunftsländer weithin und seit langem in Not lebt. Aber wir befinden uns in einem Dilemma, dem sich niemand entziehen kann: Wer keine wirksamen Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung ergreift, setzt den sozialen, inneren Frieden einer starken Belastung und zunehmend einer Gefährdung aus. Verantwortliche Politik muß vorausschauend handeln und einer erkennbaren Gefährdung rechtzeitig begegnen. Gerade der politische und moralische Wille, die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen und Zuwanderern zu erhalten und zu stärken, erfordert es, diese Überlegungen anzustellen. In dem beschriebenen Dilemma gibt es keine Möglichkeit, reine Hände zu behalten. Die Auseinandersetzung kann sich nur darauf beziehen, was der relativ bessere Weg und somit das kleinere Übel ist.
Die Umsetzung wirksamer Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung wird moralisch um so erträglicher, je stärker die Politik gleichzeitig in kurz-, mittel- und langfristigen Schritten daran arbeitet, die Flucht- und Migrationsursachen zu beseitigen und in den Herkunftsländern eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Die Verantwortung für Menschen, die zurückgewiesen werden, hört an der Grenze nicht auf. Über die dramatische Größenordnung der Probleme und über die engen Grenzen dessen, was in absehbarer Zeit zu erreichen ist, sind keine Illusionen erlaubt. Und dennoch: Auf dem außenpolitischen, wirtschaftspolitischen und entwicklungspolitischen Feld ist eine neue, große Anstrengung nötig, dem Ausbruch von Gewalt und Krieg zu wehren, die Menschenrechte in stärkerem Maße durchzusetzen und gerechtere, ökologisch verträglichere, wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen. Eine Politik, die wohl den "Asylkompromiß" umsetzt, aber bei der Bekämpfung der Fluchtursachen säumig bleibt, muß den Widerspruch der Kirchen und Christen herausfordern. (epd)
BERLIN, 28. Februar (epd). Etwa jeder vierte Berliner Schüler im Alter von 13 bis 20 Jahren hat häufig oder gelegentlich Kontakt mit okkulten Praktiken. Drei Viertel der Schüler meinen, gut über dieses Thema informiert zu sein. Das ist das Ergebnis von vier Umfragen aus den Jahren 1989 bis 1991, das der Berliner Religionswissenschaftler Hartmut Zinser am Wochenende auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg vorstellte.
Ziel der Umfragen sei gewesen, zu erforschen, was die Jugendlichen selbst ausprobiert haben, sagte Zinser. Dazu habe er die Jugendlichen nach ihren Erfahrungen mit Kartenlegen, Gläserrücken, Pendeln, automatischem Schreiben und schwarzen Messen befragt. Nach den Feststellungen des Wissenschaftlers haben die okkulten Praktiken für die Jugendlichen häufig eine entlastende Funktion. In Entscheidungssituationen könne die Verantwortung auf das Glas abgeschoben und die Lösung von Konflikten dem Pendel überlassen werden. Ihr Wissen über Okkultismus und okkulte Praktiken beziehen die Jugendlichen nach Angaben Zinsers hauptsächlich aus Zeitschriften und Büchern. Mit diesen Praktiken werde ihnen ein "Deutungssystem der Wirklichkeit" angeboten.
Aberglaube und Okkultismus seien inzwischen gesellschaftsfähig geworden, beklagte der Sektenpfarrer der Berlin- brandenburgischen evangelischen Kirche, Thomas Gandow. Die Suche nach "okkultem Halt" sei sogar schon zum Problem führender Politiker in unserer Gesellschaft geworden.
MANFRED OPEL, Bundestagsabgeordneter der SPD, ist von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) auf eigenen Wunsch als Brigadegeneral der Bundeswehr in den vorzeitigen Ruhestand entlassen worden. (Reuter)
WASHINGTON, 28. Februar (Reuter). US-Präsident Bill Clinton plant für die kommenden sechs Wochen eine Reihe von Begegnungen mit ausländischen Staats- und Regierungschefs. Darunter sind ein Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl am 26. März und mit dem französischen Präsidenten François Mitterrand am 9. März, wie das Präsidialamt in Washington am Freitag mitteilte. Unter anderem sind für den März auch Gespräche mit dem israelischen Regierungschef Yitzhak Rabin vorgesehen. Im April trifft Clinton dann den russischen Präsidenten Boris Jelzin.
Das Weiße Haus erklärte, daß die Begegnungen es Clinton ermöglichen sollten, ein gutes Arbeitsverhältnis mit wichtigen ausländischen Staatsoberhäuptern und Ministerpräsidenten aufzubauen. Seit seiner Amtsübernahme im Januar ist der US-Präsident mit dem britischen Premier John Major, dessen kanadischem Kollegen Brian Mulroney und mit dem türkischen Präsidenten Turgut Özal zusammengekommen.
TAIPEH, 28. Februar (Reuter). Erstmals seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahre 1945 sind Vertreter der Volksrepublik China aus offiziellem Anlaß nach Taiwan gereist. Zhang Jian vom Staatlichen Planungsausschuß und Li Enheng vom Ministierium für Auswärtige Wirtschaftsbeziehungen nahmen am Wochenende an einem Seminar des Asien-Pazifik-Forums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC) in Taipeh teil.
BONN, 28. Februar (Reuter/dpa). Für eine Beschränkung des Einflusses der Parteien plädiert Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Der Bild am Sonntag sagte er, es sei nicht notwendig, daß Chefärzte, Schulrektoren und Vereinsvorsitzende von den Parteien mittelbar oder unmittelbar bestimmt würden. Auch eine weit stärkere Zurückhaltung der Parteien bei den öffentlich-rechtlichen Medien sei notwendig. Weizsäcker begrüßte die Diskussion, die Bestechlichkeit von Politikern unter Strafe zu stellen.
Grundsätzlich dürften die Maßstäbe für Politiker nicht nachsichtiger sein als die für Beamte, sagte Weizsäcker. Da es im Zusammenhang mit politischer Macht auch Versuchungen gebe, seien besondere Aufmerksamkeit und Kontrolle notwendig. Politiker brauchten nicht nur Willenskraft und Sachverstand, sondern vor allem die Achtung der Bürger.
Weizsäcker sprach sich für mehr direkte Bürgerbeteiligung an der Politik aus. Er denke an Wahlrechtsreformen, an einen größeren Einfluß der Bürger bei der Kandidatenaufstellung und an die Direktwahl der Bürgermeister und Landräte. Man dürfe sich nicht darauf beschränken, "unreflektiert auf die negativen Erfahrungen aus der Weimarer Zeit zu verweisen, in der Deutschland noch gar nicht durchwachsen demokratisch war".
Volksbegehren und -befragungen führen nach Ansicht des Bundespräsidenten "zu einer breiten, oft zugespitzten, aber doch auch aufklärend wirkenden Diskussion". Je informierter der Bürger sei, desto weniger wende er sich ab.
Klare Entscheidungen der Politik mahnte der Bundespräsident beim Einsatz deutscher Soldaten im Ausland und bei der Umsetzung des "Solidarpakts" an. Er nannte außerdem Maßstäbe für eine Auswahl seines Nachfolgers. Der Kandidat müsse die Menschen langfristig überzeugen und über politische Erfahrung verfügen, meinte von Weizsäcker. Auf eine entsprechende Frage antwortete er, zu den Menschen mit der nötigen Erfahrung und dem Charakter zähle er "selbstverständlich auch den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden" in Deutschland, Ignaz Bubis. Dieser hatte erklärt, er halte Deutschland noch nicht reif für einen jüdischen Bundespräsidenten.
Auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sprach sich für eine stärkere Bürgerbeteiligung aus. Im Zweiten Deutschen Fernsehen sagte sie am Sonntag, keine Petition, keine Volksbefragung, keine Direktwahl in Ämter hinein höhle das parlamentarische System aus. Weder in Frankreich noch in Dänemark oder der Schweiz sei das parlamentarische System wegen der Volksbefragungen ausgehöhlt. Die öffentliche Debatte um die Bürgerbeteiligung werde gebraucht.
MOSKAU, 28. Februar (Reuter). In der umstrittenen Enklave Berg-Karabach sind am Samstag erneut Kämpfe zwischen Aserbaidschanern und Armeniern aufgeflammt. Die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zitierte Aserbaidschans Verteidigungsministerium mit den Angaben, daß man die Kontrolle über die strategisch wichtige Umgebung des Sarssang-Staudamms wiedererlangt habe. Dagegen erklärten die Karabach- Armenier, der aserbaidschanische Vorstoß dort sei gescheitert.
Bei einem Bombenanschlag auf einen aserbaidschanischen Zug sind am Sonntag zehn Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden.
In Rom hat eine neue Runde der seit September unterbrochenen Friedensgespräche für Karabach begonnen. Die Verhandlungen finden unter Schirmherrschaft der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) statt. Sie sollen zu einer größeren Friedenskonferenz in der weißrussischen Hauptstadt Minsk führen. Im Konflikt um die überwiegend armenisch bewohnte, jedoch zu Aserbaidschan gehörenden Enklave sind in den vergangenen fünf Jahren Tausende umgekommen.
BERLIN, 28. Februar (Reuter/dpa). Der von rechtsradikalen Jugendlichen vor einer Woche in Hoyerswerda schwer verletzte 22jährige ist an den Folgen des Überfalls gestorben. Ein Polizeisprecher in Bautzen sagte am Samstag auf Anfrage, der junge Mann sei am Freitag seinen Verletzungen erlegen. Im Anschluß an ein Rockkonzert in einem Jugendclub hatten rund 40 Rechtsradikale die Besucher angegriffen. Der Fahrer der Musiker wurde bewußtlos geschlagen, anschließend ein Kleinbus auf ihn gestürzt.
Gegen sechs Festgenommene im Alter von 18 bis 23 Jahren war Haftbefehl erlassen worden. Ein vorläufig festgenommener Rechtsradikaler hatte sich noch vor dem Haftprüfungstermin am Sonntag in seiner Zelle erhängt.
In Sachsen-Anhalt sind am Wochenende 44 Jugendliche wegen Randalierens, Tragens von Hakenkreuzen oder auch Diebstahls von der Polizei vorübergehend festgenommen und angezeigt worden. In Halle, Klötze und Wernigerode verhinderte die Polizei nach eigenen Angaben Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen. In Magdeburg wurden sechs 16- bis 18jährige bei einem Einbruch in das Gebäude einer Krankenkasse ertappt. Die Polizei nahm vier junge Männer fest, als sie mehrere Autos in der Stadt beschädigten.
Als sich in der Nacht zum Samstag in Halle eine Gruppe von etwa 15 Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren einem Asylbewerberheim mit Steinen näherte, verhinderten Sicherheitskräfte mit 13 Streifenwagen Übergriffe. Zwölf Jugendliche wurden vorläufig festgenommen und wegen des Verdachts des Landfriedensbruch und wegen Tragens verfassungswidriger Kennzeichen angezeigt.
Bei einem Propagandaabend der rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) in Wernigerode mit etwa 100 Rechtsradikalen konnte ein großes Polizeiaufgebot Auseinandersetzungen mit Linksgerichteten verhindern. Auch in Klötze sei durch große Polizeipräsenz am Samstag ein Übergriff Rechtsradikaler auf eine vor zwei Wochen schon einmal angegriffene Gaststätte verhindert worden, teilte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium mit.
WIESBADEN, 28. Februar (Reuter). Im Alter von 75 Jahren ist der französische Schauspieler Eddie Constantine, bekannt als Filmdetektiv Lemmy Caution, gestorben. Er erlag nach Berichten des französischen Rundfunks bereits am vergangenen Donnerstag in Wiesbaden einem Herzanfall. (Bericht im Feuilleton)
Doppel, Halbfinale: Keil/Randall (USA) - Edberg/Reneberg (Schweden/USA) 6:3, 5:7, 6:4, Jensen/Stolle (USA/Australien) - Pugh/Van Emburgh (USA) 6:4, 7:5. - Viertelfinale: Edberg/Reneberg - Cannon/Garnett (USA) 6:7 (7:9), 6:4, 6:4, Jensen/Stolle - Kinnear/Salumaa (USA) 6:2, 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Rotterdam (600 000 Dollar), Einzel, Finale: Jarryd (Schweden) - Novacek (Tschechische Republik) 6:3, 7:5. - Halbfinale: Novacek - Nargiso (Italien) 6:3, 6:4. - Viertelfinale: Jarryd - Ivanisevic (Kroatien) 6:3, 6:4, Novacek - Carlssen (Dänemark) 6:4, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Linz/Österreich (150 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Martinez (Spanien) - Probst (Heidelberg) 6:3, 6:4, Maleeva-Fragniere (Schweiz) - Paradis-Mangon (Frankreich) 3:6, 6:4, 6:2, Wiesner (Österreich) - Boogert (Niederlande) 5:7, 6:1, 6:2, Meschki (Georgien) - Baudone (Italien) 6:3, 7:5.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Indian Wells/Kalifornien (375 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: M. J. Fernandez (USA) - Sukova (Tschechische Republik) 6:3, 6:1, Coetzer (Südafrika) - Rottier (Niederlande) 6:4, 6:3. - Viertelfinale: M. J. Fernandez - Davenport (USA) 7:5, 6:2, Sukova - Maleewa (Bulgarien) 6:1, 7:5, Coetzer - Provis (Australien) 6:4, 6:0, Rottier - Oremans (Niederlande) 6:2, 6:3.
Doppel, Halbfinale: Sukova/Stubbs (Tschechische Republik/USA) - Coetzer/Reinach (Südafrika) 6:3, 6:4, Grossman/Hy (USA/Kanada) - Fernandez/White (USA) 4:6, 6:3, 6:4).
Aufatmen unter den Bochumer Fans Bökelberg-Team wieder auf der Kellertreppe
Die treuesten der treuen Fans feierten den Sieg wie den Klassenerhalt. Und die Bochumer genossen den seltenen Augenblick des Triumphs in vollen Zügen.
Spielerisch und kämpferisch hatten die Gladbacher nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Fast zwangsläufig fielen die Treffer durch den sehenswerten Volleyschuß von Dariusz Wosz (17.) und Christian Herrmann (61.). Für die Borussia traf lediglich Martin Max.
Während der VfL wieder einen Silberstreif am Horizont sieht und nun auch einen Punktgewinn in Saarbrücken anpeilt, steht Gladbach wieder an der Trep
Bochum: Zumdick - Herrmann - Reekers, Heinemann - Peschel, Wegmann, Kempe (57. Schwanke), Bonan, Christians - Aden (87. Guillou), Wosz.
Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Fach, Wynhoff (68. Max), Pflipsen, Neun - Criens, Dahlin.
Schiedsrichter: Fux (Stutensee).
Tore: 1:0 Wosz (17.), 2:0 Herrmann (61.), 2:1 Max (86.).
Zuschauer: 24 000.
Gelbe Karten: Kempe, Schwanke, Wegmann, Reekers.
SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Veysonnaz (Schweiz): 1. Haas (Österreich) 1:34,47, 2. Cavagnoud (Frankreich) 1:34,59, 3. Zurbriggen (Schweiz) und Pace (Kanada) je 1:34,99, 5. Sadleder (Österreich) 1:35,06, 6. Seizinger (Halblech) 1:35,08, 7. Lebedewa (Rußland) und Stallmaier (Österreich) je 1:35,12, 9. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:35,20, 10. Street (USA) 1:35,25, 11. Vogt (Starnberg) 1:35,29, 12. Zeller (Schweiz) 1:35,35, 13. Renoth (Marktschellenberg) 1:35,40, 14. Montillet (Frankreich) 1:35,56, 15. Wachter (Österreich) 1:35,63, ... 17. Ertl (Lenggries) 1:35,77, ... 19. Osterried (Pfronten) 1:35,82, 1:35,82, 20. Häusl (Schneizlreuth) 1:35,86. - Abfahrts- Weltcup (Stand nach sieben von zehn Rennen): 1. Seizinger 480 Punkte, 2. Lee-Gartner 259, 3. Bournissen 258, 4. Vogt 255, 5. Haas 255, 6. Zurbriggen 244, 7. Cavagnoud 234, 8. Merle 230, 9. Häusl 217, 10. Pace 173, 11. Sadleder 172, 12. Zelenskaja (Rußland) 157, 13. Zeller 152, 14. Stanggassinger 152, 15. Wachter 142, ... 19. Gutenshohn (Oberaudorf) 130, 20. Renoth 103. - Gesamt-Weltcup (Stand nach 19 von 31 Rennen): 1. Wachter 874 Punkte, 2. Seizinger 723, 3. Merle 664, 4. Vogt 483, 5. Maier (Österreich) 420, 6. Lee-Gartner (Kanada) 400, 7. Schneider (Schweiz) 370, 8. Bournissen (Schweiz) 362, 9. Coberger (Neuseeland) 329, 10. Zurbriggen 329 11. Häusl 325, 12. Ertl 323 13. Wiberg (Schweden) 319, 14. Zeller 304, 15. Cavagnoud 295.
Die interessante Sportnotiz
Uerdingen streicht Prämien Das Präsidium des Fußball-Bundesligisten Bayer Uerdigen zahlt den Spielern für die kommenden drei Partien wegen der bisher mageren Leistungen keine Punktprämien. Van Basten bis 1996 bei Milan Marco van Basten hat seinen Vertrag beim italienischen Fußball-Klub AC Mailand vorzeitig bis 1996 verlängert. Angeblich verdient der Niederländer pro Jahr zwei Millionen Mark plus Prämien. Affolter übernimmt Schutterwald Konrad Affolter trainiert ab der kommenden Saison den Handball-Bundeslighistenb TuS Schutterwald. Affolter, zuletzt Co-Trainer der Schweizer Nationalmannschaft unter Arno Ehret, löst Spasoje Skercevic ab. Andjelic traniert Schwenningen Alex Andjelic betreut ab sofort den Eishockey-Bundesligisten ERC Schwenningen. Andjelic, ein Holland-Kanadier, der zuletzt in den Niederlanden tätig war, kommt für den beurlaubten Ross Yates. Durand reitet nicht mehr Pierre Durand, 1988 Olympiasieger im Springreiten, hat seinen Rücktritt erklärt. Der 38jährige Franzose, der in den vergangenen Jahren kein Spitzenpferd mehr hatte, nannte mangelnde Motivation als Grund für sein Karriereende. Bonaly rät Witt von Comeback ab Surya Bonaly, Eiskunstlauf-Europameisterin, räumt Katarina Witt keine Medaillen-Chancen bei den Olympischen Spielen von Lillehammer ein. Mit einem Comeback, ohne die Aussicht Olympiasiegerin zu werden, würde Witt sich nach den Worten der Französin nur ihren guten Namen ruinieren. Bisanz berief Frankfurterinnen Frauen-Bundestrainer Gero Bisanz hat für ein Sechs-Nationen-Turnier auf Zypern (9. bis 16. März) unter anderen auch die Praunheimer Torhüterin Susanne Becker, sowie Sandra Minnert, Dagmar Pohlmann und Katja Bornschein vom FSV Frankfurt in sein Aufgebot berufen. Becker bleibt bei Wallau-Massenheim Markus Becker, Torwart des Handball- Bundesligisten SG Wallau-Massenheim, verlängerte seinen Vertrag bis 1994. Oberliga Hessen spielt früher Die Samstagsspiele in der hessischen Fußball-Oberliga werden in den Monaten März, April und Mai nicht wie ursprünglich festgelegt um 15.30 Uhr, sondern bereits um 15 Uhr angepfiffen. Auch Sainz ausgeschieden Nach dem Deutschen Armin Schwarz ist bei der Rallye Portugal auch der spanische Weltmeister Carlos Sainz ausgeschieden. Mit seinem Lancia kam er von der Straße ab und überschlug sich mehrmals mit dem Fahrzeug. Knopp geht auf US-Profi-Tour Als erster deutscher Bowlingspieler hat der Frankfurter Peter Knopp den Sprung in die US-Profi-Tour geschafft. Er wird bei den anstehenden Turnieren im Winter und Frühjahr starten und auch die komplette Sommer-Serie spielen. Kein Geld - Regatta fällt aus Deutschlands renomierteste Preisgeld- Segelregatta fällt ins Wasser. Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors fehlen dem Baltic-Matchrace im Rahmen der Kieler Woche rund 500 000 Mark im Etat. Schwimmerin bei Weltcup gedopt Im Rahmen des Kurzbahn-Weltcup wurde eine Schwimmerin des Dopings überführt. Dies bestätigte der Schwimm- Weltverband FINA. Allerdings gab der Verband unter dem Hinweis, die Aktive gehöre nicht zur Gruppe der Prominenten, weder den Namen noch die Nationalität bekannt.
GOLF ANDALUSIAN OPEN in Cadiz (850 000 Mark), Stand nach der dritten Runde (Par 72): 1. Richardson (England) 213 Schläge (69+71+73), 2. Oldcorn (England) 214 (70+71+73), 3. Romero (Argentinien) 215 (68+72+75), 4. Palmer (Südafrika) 216 (69+77+70), 5. u.a. Olazabal (Spanien) 217 (71+71+75), ... 12. u.a. Langer (Anhausen) 220 (70+72+78), ... 39. u.a. Thül (Köln) 224 (78+69+77).
Der VfB Leipzig bleibt ein heißer Aufstiegskandidat. Das Team von Trainer Jürgen Sundermann bezwang Darmstadt 98 mit 2:0 (0:0). Manndecker Kracht (51.) und Anders (72.), nach einem tollem Grischin-Paß, erzielten die Tore zum ersten Leipziger Sieg nach der Winterpause.
In der ersten Hälfte sahen die Zuschauer im Leipziger Zentralstadion ein Fehlpaß-Festival, ohne eine einzige nennenswerte Torgelegenheit für beide Mannschaften, die sich auch kaum bemühten, Niveaus in die Partie zu bringen. Erst nach dem Wechsel wurde es in dem gähnend leeren Stadion etwas lebendiger. Zuerst köpfte VfB-Stürmer Rische im Anschluß an einen indirekten Freistoß an den Pfosten (50.), nur eine Minute später fiel dann der Führungstreffer für die stärker gewordenen Gastgeber, die sich sichtlich anstrengten, um dem Spiel wenigstens etwas Farbe zu geben.
Endgültig entschieden war die Partie nach dem Feldverweis des Darmstädters Baerhausen wegen Meckerns. Danach konterten die Gastgeber die abstiegsgefährdeten Darmstädter "Lilien" geschickt aus.
Auf seiten der Leipziger überzeugte neben dem Torschützen Kracht auch der Brasilianer Franklin bei seinem Debüt im VfB-Dreß. Bei Darmstadt brachten nur Kleppinger und Wörsdörfer Normalform. sid
Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich, Bredow, Grischin, Däbritz (75. Hecking), Anders - Rische, Franklin (71. Engelmann). Darmstadt: Eilers - Kleppinger - Heß, Kowalewski - Baier (65. Hoffmann), Havutcu (73. Malz), Baerhausen, Täuber, Wörsdörfer - Simon, Bontschew.
Schiedsrichter: Prengel (Düsseldorf).
Tore: 1:0 Kracht (51.), 2:0 Anders (72.).
Zuschauer: 2100.
Rote Karte: Baerhausen wegen unsportlichen Verhaltens (58.).
Gelbe Karten: Däbritz - Hofmann, Täuber.
Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?
Hansa Rostock - SV Meppen 2:1 (1:1) Rostock: Hoffmann - Sänger - Lange, Werner, Persigehl - Zallmann, Fischer (51. Bodden), Wahl, Dowe, Lissek - Schlünz.
Meppen: Kubik - Böttche - Zimmer (85. Dlugajczyk), Brückner - Gartmann, Vorholt, Schulte, Zabirov (85. Bujan), Rauffmann - Thoben, Deters.
Schiedsrichter: Fleske (Schönow).
Tore: 1:0 Schlünz (28.), 1:1 Vorholt (41.), 2:1 Schlünz (83.).
Zuschauer: 2300.
Beste Spieler: Schlünz, Dowe - Zabirov, Rauffmann.
Wuppertal - Hertha BSC Berlin 1:2 (1:0) Wuppertal: Albracht - Pusch - Ksienzyk, Voigt - Glavas (58. Vogt), Küttner, Schmugge, Szewczyk, Pröpper (75. Klein) - Hartwig, Tönnies. Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Meyer, Scheinhardt - Zernicke, Winkhold, Basler (84. Klews), Gries (90. Gezen), Kovac - Lünsmann, Demandt.
Schiedsrichter: Pohlmann (Felde).
Tore: 1:0 Pusch (44., Handelfmeter), 1:1 Demandt (60.), 1:2 Lünsmann (72.).
Zuschauer: 4000.
Beste Spieler: Szewczyk - Basler, Lünsmann.
Gelbe Karten: Glavas, Küttner, Schmugge - Kovac.
Bes. Vorkommnis: Tönnies schießt Foulelfmeter neben das Tor (35.). Stuttgart - Carl Zeiss Jena 1:1 (0:1) Stuttgart: Reitmaier - Schwinger - Kuhn, Keim - Schwartz, Wüllbier, Imhof, Shala, Richter (46. Bobic) - Epp, Palumbo (55. Gora).
Jena: Bräutigam - Szangolies - Röser, Fankhänel - Molata, Schneider, Holetschek, Schreiber (6. Wentzel), Penzel - Weber (88. Klee), Akpoborie. Schiedsrichter: Buchhart (Schrobenhausen).
Tore: 0:1 Akpoborie (14.), 1:1 Shala (75., Foulelfmeter). Zuschauer: 3452.
Beste Spieler: Reitmaier, Schwinger - Bräutigam, Szangolies.
Rote Karten: Szangolies wegen groben Foulspiels (89.).
Gelb-rote Karten: Wüllbier wegen wiederholten Foulspiels (80.) - Penzel wegen wiederholten Foulspiels (55.).
Gelbe Karten: Schwinger, Gora - Röser SC Freiburg - FC Remscheid 1:1 (0:0) Freiburg: Eisenmenger - Vogel - Ruoff, Seeliger (71. Simon) - Braun, Todt, Heidenreich, Freund (58. Zeyer), Pfahler - Rraklli, Spies.
Remscheid: Stocki - Kosanovic - Schmidt, Hausen - Putz, Flock, Sturm, Bridaitis, Callea - Tilner, Jakubauskas (69. Ebersbach, 88. Glöde).
Schiedsrichter: Kiefer (Baunatal).
Tore: 0:1 Jakubauskas (57.), 1:1 Rraklli (90.).
Zuschauer: 4600.
Beste Spieler: Vogel, Pfahler - Stocki, Kosanovic. Gelbe Karten: Rraklli, Zeyer - Bridaitis Fortuna Düsseldorf - Duisburg 1:0 (0:0) Düsseldorf: Koch - Backhaus - Quallo (61. Kaiser), Drazic - Hutwelker (82. Gärtner), Schütz, Strerath, Buncol, Albertz - Novak, Cyron. Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Struckmann, Steininger - Araskiewicz (75. Nijhuis), Notthoff, Reinmayer, Minkwitz, Tarnat - Preetz, Papic.
Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).
Tore: 1:0 Cyron (79.).
Zuschauer: 9000.
Beste Spieler: Koch, Cyron - Reinmayer, Notthoff.
Gelbe Karten: Schütz, Quallo - Struckmann. Oldenburg - Mannheim 2:2 (0:0) Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Malchow, Zajac - Linke, Machala, Steinbach, Azima, Schnell - Drulak, Wuckel (82. Brandt).
Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Fellhauer (64. Stanic), Lasser, Weidemann, Hofmann, Stohn (30. Schnalke) - Kirsten, Petrenko.
Schiedsrichter: Stenzel (Forst).
Tore: 1:0 Wuckel (51.), 1:1 Hofmann (69.), 1:2 Petrenko (81.), 2:2 Linke (83.).
Zuschauer: 5200.
Beste Spieler: Steinbach, Machala - Laukkanen, Weidemann.
Gelbe Karten: Zajac - Hofmann, Schnalke. Fortuna Köln - St. Pauli 2:2 (1:0) Köln: Zimmermann - Hupe - Mink, Schneider - Seufert, Brandts, Köhler, Pasulko (58. Deffke), Lottner - Winkler, Präger.
St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein, Schwinkendorf - Sievers (67. Ottens), Dammann, Knäbel, Nikolic, Hollerbach (65. Manzi) - Hjelm, Järvinen.
Schiedsrichter: Habermann (Weißensee).
Tore: 1:0 Winkler (27.), 1:1 Schneider (55. Eigentor), 2:1 Deffke (64.), 2:2 Ottens (88.).
Zuschauer: 1200.
Beste Spieler: Brandts, Mink - Schlindwein, Nikolic.
Gelbe Karten: Köhler - Schwinkendorf. Wolfsburg - Chemnitz 0:0 Wolfsburg: Kick - Lieberam - Jensen, Trautmann - Brunner, Akrapovic, Frackiewicz (76. Dammeier), Ballwanz, Kohn - Reich, Fincke (76. Schwerinski).
Chemnitz: Schmidt - Barsikow - Seifert, Mehlhorn - Bittermann, Keller, Heidrich, Veit, Gerber - Torunarigha, Boer (58. Zweigler).
Schiedsrichter: Schäfer (Frankenthal).
Zuschauer: 5820.
Gelbe Karten: Kohn, Trautmann - Hannover - Braunschweig 0:1 (0:0) Hannover: Sievers - Raickovic - Sundermann, Klütz (46. Heisig) - Ellermann, Kuhlmey, Kretzschmar, Groth, Daschner - Weiland (68. Koch), Djelmas.
Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Nedic, Fokin - Köpper, Hoffart, Metschies, Heskamp, Koctuerk (36. Geilenkirchen) - Probst, Türr (88. Möller).
Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).
Tor: 0:1 Heskamp (58.).
Zuschauer: 7650.
Beste Spieler: Sievers - Köpper, Pfannkuch.
Rote Karte: Fokin nach einer Tätlichkeit (25.).
Gelbe Karten: Daschner, Weiland
RADSPORT OMLOOP HET VOLK, 202 km von Gent nach Gent: 1. Nelissen (Belgien) 5:11:00 Stunden (38,971 km/h), 2. Ludwig (Gera) 0:08 Minuten zurück, 3. Vanderaerden, 4. Declercq, 5. Capiot (alle Belgien), 6. Cipollini (Italien), ... 8. Hundertmarck (Kelsterbach), ... 30. Hanegraaf (Niederlande/Team Telekom), ... 44. Kummer (Erfurt) alle gleiche Zeit, ... 70. de Wilde (Belgien/Team Telekom) 6:17, ... 72. Raab (Leipzig), ... 82. Gröne (Recklinghausen), ... 86. Trumheller (Donaueschingen) alle gleiche Zeit.
WASSERSPRINGEN DEUTSCHE HALLEN-MEISTERSCHAFT in Aachen, zweiter Tag, Männer, 3-m-Brett, Finale: 1. und Deutscher Meister Böhler (Leipzig) 648,21 Punkte, 2. Hempel (Dresden) 624,81, 3. Lietzow (Rostock) 598,98, 4. as Wels (Halle) 579,51.
Frauen, Turm, Finale: 1. und Deutsche Meisterin Kühn (Aachen) 412,05, 2. Schmalfuß (Berlin) 401,49, 3. Pecher (Aachen) 387,57, 4. Gamm (Dresden) 385,95.
Zwei Streiche eines ausgeliehenen Schwaben stürzten den Deutschen Meister ins Mittelmaß. "Das ist eine Katastrophe, wenn wir jetzt nicht gegen Leverkusen gewinnen, dann sind wir weg vom UEFA-Pokal", klagte ein ratloser und frustrierter Guido Buchwald, nachdem der VfB Stuttgart beim 1. FC Nürnberg den ersten Auswärtssieg der Saison geradezu fahrlässig verspielt hatte. Mit 2:0 führten die Schwaben im Frankenstadion, dann schlug die Stunde von Jürgen Kramny. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler, vom VfB ausgeliehen, stellte mit den Toren zum 1:2 (53.) und 3:2 (78.) die heile schwäbische Fußball-Welt auf den Kopf.
"Wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben", schimpfte VfB-Trainer Christoph Daum. Strunz (5.) und Walter (21.) hatten den Meister in Führung geschossen, die Rollen waren klar verteilt: Der Club stürmte glücklos, Stuttgart kontrollierte emotionslos.
Nach dem Seitenwechsel war alles anders. "Das war Fußball paradox", seufzte der Ex-Nürnberger Andre Golke, der in der 30. Minute für den grippekranken Sverrisson gekommen war. Die Gastgeber gingen unverdrossen und "mit vollem Risiko" (Entenmann) in die Offensive, Stuttgart brach ein. "Unser Trainer hat in der Pause gesagt, daß er gegen Stuttgart ganz gerne gewinnen würde. Also sind wir raus und haben das einfach gemacht", erklärte der emsige Manni Schwabl mit einem frechen Grinsen.
Zunächst weckte Kramny mit einer eher verunglückten Flanke über den verdutzten Eike Immel hinweg neue Kräfte, fünf Minuten später nutzte Christian Wück ein heilloses Durcheinander in der VfB-Abwehr zum überraschenden Ausgleich (58.). Kramnys Siegtor zwölf Minuten vor Schluß nach einem Freistoß von Hansi Dorfner krönte schließlich die Nürnberger Aufholjagd. Fritz Walter wurde in der Schlußphase verletzt und wurde ausgewechselt. sid
Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz, Brunner - Oechler, Kramny (83. Fengler), Dorfner, Schwabl, Olivares - Wück (87. Rösler), Eckstein.
Stuttgart: Immel - Dubajic - Schneider, Frontzeck - Buck, Strunz, Buchwald, Sverrisson (30. Golke), Kögl - Gaudino, Walter (75. Knup).
Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich).
Tore: 0:1 Strunz (5.), 0:2 Walter (21.), 1:2 Kramny (53.), 2:2 Wück (58.), 3:2 Kramny (79.).
Zuschauer: 29 300.
Gelbe Karten: Eckstein, Kramny, Wück - Immel, Frontzeck, Schneider, Knup, Strunz.
Stabhochsprung: 1. Zintl (Fürth/München) 5,50 m, 2. Holl (Stuttgart) 5,40, 3. Lobinger (Leverkusen) 5,30, 4. Lugenbühl (Landau) 5,30, 5. Kühnke (Cottbus) 5,20, 6. Osenberg (Leverkusen) 5,20.
Dreisprung: 1. Mai (Neubrandenburg) 16,59 m, 2. Ernst (Halle) 16,50, 3. Richter (Rostock) 16,39, 4. Fries (Berlin) 16,12, 5. Rietscher (Leipzig) 16,10, 6. Götze (Braunschweig) 15,91.
Kugelstoßen: 1. Buder (Wattenscheid) 19,56 m, 2. Urban (Wedel/Pinneberg) 19,34, 3. Reinhardt (Wattenscheid) 19,24, 4. Mertens (Wolfsburg) 18,85, 5. Föhrenbach (Gernsbach) 18,61, 6. Kahles (Mannheim) 18,15.
Frauen, 3.000 m: 1. Mai (Dortmund) 9:10,24 Minuten, 2. Metzner (Wattenscheid) 9:15,54, 3. Schmidt (Dresden) 9:41,32, 4. Lange (Dortmund) 9:56,24.
60 m Hürden: 1. Wolf (Sindelfingen (8,07), 2. Jund (Mannheim) 8,10, 3. Patzwahl (Berlin) 8,18, 4. Schneeweiß (Frankfurt) 8,25, 5. Lattner (Fürth/München) 8,36, 6. Leschnik (Wipperführt) 8,37.
Hochsprung: 1. Henkel 1,95 m, 2. Goldkamp (beide Leverkusen) 1,91, 3. Aigner (Leipzig) 1,89, 4. Balck (Schwerin) 1,86, 5. Schwart (Rostock) 1,86, 6. Schlawitz (Dresden) 1,80.
Weitsprung: 1. Drechsler (Jena) 7,05 m, 2. Tiedtke (Berlin) 6,64, 3. Radtke (Rostock) 6,61, 4. Bartschat (Hannover) 6,41, 5. Fuchs (Hamburg) 6,34, 6. Steigauf (Mainz) 6,26.
Saarländer fühlen sich wohl KSC-Winterschlaf ist noch nicht beendet
Der Winterschlaf beim Karlsruher SC hält an. Nach der Pleite zum Rückrundenauftakt vor einer Woche bei Borussia Mönchengladbach (1:3) reichte es auch gegen den 1. FC Saarbrücken auf eigenem Platz nur zu einem relativ mageren 2:2 (2:1).
Trainer Winfried Schäfer war trotzdem "einigermaßen zufrieden, vor allem weil unsere Verfolger auch gepatzt haben". Daß die beiden Treffer von Manfred Bender (26., 45./Foulelfmeter) nicht zum zehnten Saisonsieg reichten, lag an der Schwäche der Abwehr, in der Reich (Gelb-Rot-Sperre) und Metz (Grippe) schmerzlich vermißt wurden. Juri Sawitschew hatte die Führung für Saarbrükken (6.) erzielt, ehe Libero Michael Kostner (73./Handelfmeter) den Ausgleich erzielte. "Wir müssen unser Defensivverhalten verbessern", erklärte Rolff, "so viele Gegentore wie wir haben eigentlich nur Mannschaften, die in der Tabelle ganz unten stehen." sid
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Neustädter, Schuster - Schütterle, Schmidt, Rolff, Schmarow, Bender - Krieg (71. Carl), Kirjakow.
Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann (54. Bürger), Fuhl - Zechel (54. Schüler), Lange, Kristl, Stickroth, Lust - Wynalda, Sawitschew.
Schiedsrichter: Malbranc (Hamburg).
Tore: 0:1 Sawitschew (6.), 1:1 Bender (26.), 2:1 Bender (45., Foulelfmeter), 2:2 Kostner (72., Handelfmeter).
Zuschauer: 16 000.
Gelbe Karten: Schütterle, Schmarow - Eichmann, Zechel, Kostner, Fuhl, Lust.
Der Transfer von Andreas Thom und Ulf Kirsten von Bayer Leverkusen zum spanischen Brehme-Klub Real Saragossa ist vom Tisch. "Bei einem Gespräch mit Real-Sportdirektor Munoz wurde das Thema zu den Akten gelegt", erklärte Manager Calmund nach dem 2:2 (0:1) gegen Bremen. Der Grund: Die Spanier können die von der UEFA festgelegte Mindestsumme von 6 Millionen Schweizer Franken pro Spieler nicht aufbringen.
Hingegen wurde das Thema Saftig lediglich vertagt. Das Klima zwischen Trainer und Bayer-Vereinsführung ist unterkühlt, seit der Vertrag nicht verlängert und Stepanovic verpflichtet wurde.
Für die Schlagzeilen auf dem Rasen sorgten ein Bundesliga-Neuling und ein 2,5 Millionen-Einkauf: Vertragsamateur Uwe Stöver (26) und Werder-Torjäger Bernd Hobsch. Nobody Stöver, einst Tischtennisspieler und erst mit 17 Jahren zum Fußball übergewechselt, war kampfstärkster Bayer-Akteur. Der Ex-Leipziger Hobschwar mit dem Ausgleich in letzter Minute mit einem Schuß aus der Drehung der "Retter" für den SV Werder.
Der SV Werder führte die Werksfußballer in der ersten Halbzeit vor, führte durch ein Tor von Marco Bode (22.) mit 1:0, hätte aufgrund hoher spielerischer Überlegenheit und hochkärtiger Chancen 3:0 vorne liegen können. Ulf Kirsten (55.) und Ioan Lupescu (61.) nutzten die ersten Bayer-Chancen gegen Oliver Reck an dessen 28. Geburtstag zum 2:1. Kirsten (70., 73., 75./Latte) hatte dreimal die Entscheidung auf dem Fuß, ehe der große Auftritt des Bernd Hobsch folgte.
"Ich bin trotz des Ausgleichs in letzter Minute etwas enttäuscht. Es war schrecklich anzusehen, wie wir in zehn Minuten zwei dumme Tore kassierten. Nach der Pause spielten einige meiner Leute Haligali, wollten zaubern, das wäre fast mit einer Niederlage bestraft worden", meinte Otto Rehhagel. sid
Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Scholz (89. von Ahlen), Lupescu, Stöver, Hoffmann - Kirsten, Thom.
Bremen: Reck - Bratseth - Beiersdorfer (78. Allofs), Borowka - Votava, Rufer, Bode, Neubarth (62. Wolter), Eilts - Hobsch, Herzog.
Schiedsrichter: Boos (Eschborn).
Tore: 0:1 Bode (22.), 1:1 Kirsten (55.), 2:1 Lupescu (61.), 2:2 Hobsch (89.).
Zuschauer: 13 700.
Gelbe Karte: - Hobsch.
"0:0 selten ein Kracher" Traditions-Derby verkam zum Freundschaftsspiel
Das einst von Emotionen und Leidenschaft geprägte Traditions-Derby verkam zu einem "Freundschaftsspiel". Auch von einer Borussia-Generalprobe für das Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag bei AS Rom konnte nicht gesprochen werden.
Die Degradierung seiner Heimpremiere zu einem Juxspiel wollte Schalkes Coach Helmut Schulte nicht auf sich sitzen lassen. "Ein Debüt mit 70 200 Zuschauer und dann gegen Dortmund - Trainerherz, was willst du mehr? Ich möchte mich bei jedem Besucher im Parkstadion für sein Kommen bedanken." Spaß hatte der Lattek-Nachfolger auch an der ersten Halbzeit seiner Elf, die jedoch gegen einen zu passiven Gegner den Führungstreffer verpaßte, was sich beinahe gerächt hätte.
Denn in der zweiten Halbzeit ließen die Schwarz-Gelben ihr Können aufblitzen. Prompt boten sich Torchancen. Die größte, "den Matchball" (Trainer Hitzfeld), verstolperten in der 73. Minute freistehend Matthias Sammer und der eingewechselte Sippel. "Ein 0:0 ist selten ein Kracher", meinte Sammer, der im UEFA- Cup nicht spielen darf. sid
Schalke: Gehrke - Luginger - Linke, Müller (76. Prus) - Hey, Borodjuk, Eigenrauch, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic, Christensen.
Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Rummenigge, Lusch (46. Kutowski) - Chapuisat, Mill (68. Sippel).
Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).
Zuschauer: 70 200 (ausverkauft).
Gelbe Karten: Borodjuk, Büskens - Zelic, Sammer.
Mit viel Glück auf der einen und souveränen Siegen auf der anderen Seite haben sich Deutschlands erfolgreichste Frauen-Handballteams für die Halbfinals in den europäischen Pokalwettbewerben qualifiziert. Der Erfolg von Meister TuS Walle Bremen im Viertelfinal-Rückspiel beim dänischen Titelträger GOG Gudme hing am seidenen Faden. Nach der 17:24 (10:12)-Niederlage der Norddeutschen entschieden lediglich die auswärts mehr erzielten Tore zugunsten der Bremerinnen, die im Hinspiel 19:12 triumphierten.
Ganz souverän ging Cupverteidiger SC Leipzig im Wettbewerb um den IHF- Pokal zu Werke. Durch einem sicheren 24:18 (11:8)-Auswärtssieg bei Tempo Partizanske zog das Team von Bundestrainer Lothar Doering in die Vorschlußrunde ein. Die Leipzigerinnen hatten bereits das Hinspiel der Neuauflage des letztjährigen Endspiels 25:22 gewonnen.
Der TuS Walle Bremen lag in Dänemark vier Minuten vor Schluß vor 450 Zuschauern noch 16:24 zurück. Zur "Spielerin des Tages" avancierte Dagmar Stelberg, die zwei Minuten vor dem Ende mit ihrem dritten Tor die "Entscheidung" zum 17:24 herbeiführte. Leipzig hatte nur zu Beginn in der mit 1300 Zuschauern ausverkauften Sporthalle von Partizanske Probleme mit den Slowakinnen. sid
Freude für Sportmediziner Genug Aufregung für Trainer Friedhelm Funkel
In der Grotenburg-Kampfbahn freuten sich nur die Sportmediziner. Sie hatten Bayer Uerdingens Trainer Friedhelm Funkel zum Untersuchungsobjekt bestimmt (siehe auch Bundesliga-Rundschau), und das 1:1 (1:1) im Abstiegsduell gegen Wattenscheid 09 bescherte ihnen alles, was sie für ihre Tests wünschten. Der Trainer konnte sich über die Leistung seines Teams zumeist nur ärgern, wurde vor der zweiten Halbzeit auf die Tribüne verwiesen, und sein Abwehr-As Gorlukowitsch vom Platz gestellt.
Daneben sorgten lediglich Laessig (15.), der das 1:0 für Uerdingen erzielte, und Prinzen (44.) mit ihren Toren für Höhepunkte. Zu harmlos agierte Uerdingen.
Uerdingen: Dreher - Peschke - Gorlukowitsch, Kutschera, Kranz - Bremser, Krümpelmann, Jüptner, Sassen (76. Kühn) - Bittengel, Laessig (64. Adler).
Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Fink, Prinzen - Emmerling, Langbein, Kula, Hermann - Tschiskale, Lesniak, Sane (46. Buckmaier).
Schiedsrichter: Dr. Merk (Kaiserslautern).
Tore: 1:0 Laessig (15.), 1:1 Prinzen (44.).
Zuschauer: 6500.
Rote Karten: Gorlukowitsch wegen groben Foulspiels (87.).
Gelbe Karten: Laessig, Kutschera, Sassen, Bremser - Langbein, Neuhaus.
SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Männer in Whistler Mountain/Kanada: 1. Skaardal (Norwegen) 2:10,97 Minuten, 2. Moe (USA) 2:11,96, 3. Heinzer (Schweiz) 2:12,09, 4. Mullen (Kanada) 2:12,18, 5. Ple (Frankreich) 2:12,19, 6. Rzehak (Österreich) 2:12,32, 7. Girardelli (Luxemburg) 2:12,39, 8. Ortlieb 2:12,43, 9. Assinger (beide Österreich) 2:12,60, 10. Boyd (Kanada) 2:12,79, 11. Kernen (Schweiz) 2:12,80, 12. Socher (Kanada) 2:12,85, 13. Wasmeier (Schliersee) 2:12,87, 14. Fivel (Frankreich) und Thorsen (Norwegen) beide 2:13,21, 16. Olson (USA) 2:13,35, 17. Mahrer (Schweiz) 2:13,45, 18. Aamodt (Norwegen) und Mader (Österreich) beide 2:13,50, 20. Ghedina (Italien) 2:13,54.
NEW YORK, 28. Februar (AP/Reuter). Die Explosion unter dem World Trade Center in New York vom Freitag abend geht wahrscheinlich auf einen Terroranschlag zurück. Der Chef der US-Bundespolizei FBI, William Sessions, vermutet, daß der Krieg im ehemaligen Jugoslawien den Hintergrund des Attentats bilden könnte, bei dem fünf Menschen getötet und über 1000 verletzt wurden. Nach zwei Vermißten wurde am Wochenende noch gesucht.
Nach Angaben der Polizei wurden am Tatort unter dem zweithöchsten Gebäude der Welt Spuren von Nitrat gefunden. Polizeipräsident Raymond Kelly sagte, die chemischen Funde allein seien noch kein Beweis für einen Anschlag, doch zusammen mit anderen Hinweisen verdichte sich die Vermutung, daß eine Bombe gezündet worden sei. Sessions sprach im Fernsehsender NBC von einem möglichen Zusammenhang mit den Konflikten im einstigen Jugoslawien und den Bemühungen um eine Friedenslösung, die auch bei den Vereinten Nationen in New York im Gange sind.
Nach Angaben der Ermittler fehlen allerdings einige typische Anzeichen eines sorgfältig geplanten Anschlags. So habe es keinen Warnanruf gegeben. Zwar hätten sich später 19 Bekenner gemeldet, alle aber erst, nachdem das Ereignis bekannt gewesen sei, hieß es.
US-Präsident Bill Clinton versicherte im Rundfunk, man werde "feststellen, wer darin verwickelt ist und warum dies geschah". Der New Yorker Bürgermeister David Dinkins sagte, es sei ein Wunder, daß es nicht mehr Opfer gegeben habe. An einem Werktag halten sich 50 000 Menschen im Center auf, die dort arbeiten, und 80 000 Besucher.
Die beiden 110geschossigen Bürotürme werden mindestens den Montag über noch geschlossen sein. Die Explosion riß Augenzeugen zufolge einen 60 mal 30 Meter großen Krater, der sich über sechs Geschosse der Tiefgarage erstreckt. Die Stahl- und Betondecke der U-Bahn-Station brach ein. Der Explosion folgte ein Brand, der nach zwei Stunden gelöscht wurde. Die Stromversorgung und das Telefonnetz brachen zusammen. Nach Luft ringend, retteten sich Tausende von Menschen ins Freie. Sie liefen bis zu 105 Stockwerke nach unten. Andere saßen Stunden in Fahrstühlen fest.
Nach der Explosion wurde wegen einer Bombendrohung auch das Empire State Building in New York vorübergehend evakuiert. Die Sicherheitsmaßnahmen in US-Flughäfen wurden verschärft. (Bericht und Kommentar auf Seite 3)
JERUSALEM, 28. Februar (AP/AFP). Sechs Palästinenser sind am Wochenende nach arabischen Angaben im von Israel besetzten Gaza-Streifen getötet worden, fünf von ihnen durch Landsleute. Alle seien der Kollaboration mit Israel beschuldigt worden, teilten palästinensische Gewährsleute mit. Ferner erlag ein Palästinenser, der am Donnerstag von einem israelischen Soldaten angeschossen worden war, seinen Verletzungen.
Die Gruppe Fatah der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) übernahm die Verantwortung für die Tötung von drei Landsleuten; sie hätten gestanden, als Informanten für Israel gearbeitet zu haben. Der bewaffnete Flügel der fundamentalistischen Hamas-Bewegung bekannte sich zu der Tötung von zwei angeblichen "Kollaborateuren". Wer den sechsten mutmaßlichen "Kollaborateur" tötete, war zunächst unklar.
Raketen auf Nordisrael TEL AVIV (dpa). Im Norden Israels sind in der Nacht zum Samstag mehrere leichte Raketen eingeschlagen. Dies berichtete ein Sprecher der israelischen Armee. Es habe weder Opfer noch Sachschäden gegeben.
Der Angriff steht offensichtlich im Zusammenhang mit den seit Tagen andauernden heftigen Auseinandersetzungen der israelischen Armee und der islamisch-fundamentalistischen Organisation Hisbollah im Süden Libanons. Am Freitag nachmittag waren zwei Angehörige der mit Israel verbündeten Miliz "Südlibanesische Armee" ums Leben gekommen, als die Hisbollah einen Stützpunkt der Miliz in der von Israel kontrollierten Sicherheitszone attackierte. Israelis bombardierten daraufhin ein libanesisches Dorf, das als Unterschlupf von Hisbollah- Kämpfern gilt.
KABUL, 28. Februar (AP). Beim Einschlag von zwei Raketen auf einem belebten Markt in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Sonntag nach Angaben des Verteidigungsministeriums 80 Menschen getötet und etwa 70 verletzt worden. Die Regierung machte die Rebellen der Hesb-e-Islami für den Angriff verantwortlich, deren Führer Gulbuddin Hekmatyar jedoch die Verantwortung für den Raketenangriff ablehnte.
Die zwei Geschosse schlugen in dem Markt Furschgah in der Nähe des Verteidigungsministeriums ein. Brennende Splitter richteten ein Blutbad in der panisch fliehenden Menge an.
Regierung und Rebellen hatten am 13. Februar nach einmonatigen Kämpfen mit mehr als 1000 Todesopfern eine Feuerpause vereinbart, die aber immer wieder gebrochen wurde. Doch die Verhandlungen für einen dauerhaften Frieden scheiterten nach Aussagen von Vermittlern bislang an Konflikten zwischen Hekmatyar und Verteidigungsminister Achmed Schah Masud.
LONDON, 28. Februar (AP). Russische Offiziere haben laut einem Bericht der britischen Sonntagszeitung Observer Waffenlieferungen an Serben im Umfang von 360 Millionen Dollar (etwa 590 Millionen Mark) vereinbart. Nach Angaben der Zeitung unterzeichneten Generäle der russischen Armee sowie des Geheimdienstes am 22. Januar ein Abkommen mit serbischen Führern. Sie wollen demnach trotz des Waffenembargos der Vereinten Nationen (UN) Panzer und Raketen nach Serbien und in serbisch besetzte Gebiete in Kroatien und Bosnien liefern.
Unklar war dem Observer zufolge, ob der russische Präsident Boris Jelzin über das Waffengeschäft informiert wurde. Rußland versucht in jüngster Zeit, verstärkt Waffen zu verkaufen, um dringend benötigte Devisen zu bekommen. Moskau hat aber auch erklärt, dabei UN-Sanktionen einzuhalten. Für die serbische Seite sollen Politiker aus der Krajina den Vertrag unterschrieben haben, damit die serbische Führung in Belgrad nicht verantwortlich gemacht werden könne.
TOKIO, 28. Februar (dpa). Der japanische Kaiser Akihito wird voraussichtlich Anfang September Italien, Belgien und Deutschland besuchen. Die Zeitung Sankei Shimbun berichtete in Tokio, der Tenno und Kaiserin Michiko wollten in jedem der drei Staaten vier Tage verbringen und auch den Papst treffen.
MANILA, 28. Februar (dpa). Bei einem Bombenanschlag im Flughafengebäude der philippinischen Stadt Zamboanga wurden am Sonntag 21 Menschen verletzt. Der Chef der regionalen Polizeikräfte, Job Mayo, erklärte, der Sprengkörper sei eine Zeitzünderbombe gewesen. Bisher sei unklar, wer für den Anschlag verantwortlich sei. Die Stadt Zamboanga im Südwesten der philippinischen Unruhe- Insel Mindanao ist ein Zentrum des vor 20 Jahren ausgebrochenen Kampfes moslemischer Separatisten um Selbstverwaltung in einer Reihe von südphilippinischen Provinzen.
Real Madrid hat erstmals in dieser Saison die Tabellenführung in der spanischen Fußball-Liga übernommen. Der Rekordmeister stürzte am Samstag vor 103 000 Zuschauern im ausverkauften Bernabeu-Stadion den bisherigen Spitzenreiter La Coruna mit 2:1 (0:1).
Barraga (30.) brachte La Coruna in Führung. Doch als dem Chilenen Zamorano nach einer Stunde der Ausgleich gelungen war, war Real nicht mehr aufzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mannschaft von Trainer Iglesias jedoch nur noch zehn Spieler auf dem Feld. Torschütze Barraga war zehn Minuten zuvor des Feldes verwiesen worden.
Torhüter Buyo bewahrte die "Königlichen" vor der ersten Heimniederlage dieser Saison und leitete zugleich La Corunas erste Niederlage seit zwölf Spielen ein. Der Schlußmann, dessen Karriere in La Coruna begonnen hatte, parierte in der 66. Minute einen Strafstoß des Jugoslawen Djukic. Sechs Minuten vor dem Spielende erzielte Michel mit einem Schuß aus 25 Metern den Siegtreffer.
NAIROBI, 28. Februar (dpa/AFP). Vertreter der rivalisierenden somalischen Bürgerkriegsparteien haben in der Nacht zum Sonntag eine Übereinkunft über eine nationale Versöhnungskonferenz erzielt. Als Termin wurde der 15. März festgelegt. Die Konferenz soll in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba stattfinden. Auf der Tagesordnung stehen auch die künftige Rolle der UN-Friedensstreitmacht in Somalia, eine neue sogenannte Nationalcharta und die Menschenrechtsfrage. Politische Beobachter rechnen damit, daß die Versöhnungskonferenz eine neue Interimsregierung ernennen wird.
Zunächst hatten politische Beobachter eine Verschiebung der Konferenz befürchtet, nachdem erneut Kämpfe in der Hafenstadt Kismayo aufgeflammt waren. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden dabei mindestens hundert Somalier getötet und fast ebenso viele verwundet. Dies sei die schlimmste Bilanz im somalischen Bandenkrieg seit dem Eingreifen internationaler Friedenstruppen im vergangenen Dezember, hieß es.
Trotzdem laufe der Abzug des etwa 18 000 Mann starken US-Kontingents planmäßig, teilte Oberst Fred Peck mit. Bei Zusammenstößen zwischen Somaliern und internationalen Soldaten waren in der Nacht zum Samstag nahe der Hauptstadt Mogadischu drei Somalier von italienischen Fallschirmjägern getötet worden. Zwei US-Soldaten erlitten in Mogadischu durch Granatsplitter Verletzungen. Nach den Kämpfen der vergangenen Tage nahmen die internationalen Hilfsorganisationen ihre Arbeit wieder auf und versorgten tausende Somalier mit Nahrung und anderen Hilfsgütern.
GEWICHTHEBEN BUNDESLIGA, Staffel Ost, Nachhol-Wettkampf vom 7. Kampftag: TSV 1860 Stralsund - Fortschritt Eibau 730,7:538,7.
ERFURT, 28. Februar (dpa). Die Stasi- Vergangenheit eines führenden Mitarbeiters im Thüringer Landtag sowie eines Südthüringer Landrats hat am Wochenende zur Beurlaubung beziehungsweise zum Rücktritt der Betroffenen geführt.
Landtagspräsident Gottfried Müller (CDU) bestätigte, daß der Leiter seines Büros am Freitag nach Eintreffen eines Bescheids der Gauck-Behörde beurlaubt wurde. Mit dem Landrat des Kreises Neuhaus/Rennweg, Dieter Hoffmann (CDU), trat seit den Kommunalwahlen 1990 der vierte Landrat in Südthüringen wegen früherer Stasi-Kontakte zurück.
ROM, 28. Februar (dpa). Auch die größte italienische Oppositionspartei, die ehemals kommunistische PDS, gerät in den Sog des landesweiten Korruptionsskandals. Die Partei soll nach Aussagen eines Managers des Chemiekonzerns Ferruzzi in der Schweiz ein geheimes Nummernkonto unterhalten, auf das mehr als 600 Millionen Lire (rund 630 000 Mark) überwiesen wurden. Dies sei, so berichten Zeitungen am Sonntag, nur die erste Rate einer Schmiergeldzahlung von 1,2 Milliarden Lire (1,26 Millionen Mark) gewesen.
PDS-Generalsekretär Achille Occhetto, dessen Partei bisher weitgehend von Korruptionsvorwürfen verschont geblieben war, hat die Vorwürfe kategorisch bestritten. Ihm sei die Existenz eines solchen Kontos "weder persönlich noch in der Funktion als Parteichef" bekannt.
Handball-Bundestrainer Armin Emrich steckt neun Tage vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft in Schweden mit erheblichen Personalproblemen in einer Sackgasse. "Wir sind zwar wieder ein wenig weitergekommen, aber wesentlich neue Erkenntnisse hat uns das Turnier kaum gebracht", meinte der 41jährige Coach im spanischen Valladolid nach dem 25:25 gegen Weißrußland, 18:21 gegen die Gastgeber Spanien und dem 20:19 (11:10) am Sonntag gegen das drittklassige Algerien. "Wir werden uns durchbeißen. Das Team hat Charakter", betonte Emrich und machte wohl auch sich entsprechenden Mut.
Vor dem Start in der Vorrundengruppe D am 10. März in Malmö gegen Dänemark mangelt es dem DHB-Team vor allem im spielentscheidenden Rückraum an Durchschlagskraft. Von seinem vor drei Monaten zur Traum-Achse erkorenen Trio mit Jürgen Hartz (Niederwürzbach), Volker Mudrow (Lemgo) und Jörg Kunze (Leuetershausen) ist derzeit keiner mehr erste Wahl. Mudrow hat nach einem Bänderriß im Knöchel noch nicht seine gute Form der letzten Monate wiedergefunden und wird auf der Mittelposition durch den abwehrstarken, aber im Angriff zu biederen Mike Fuhrig vom Meister SG Wallau-Massenheim ersetzt.
Jürgen Hartz bot im linken Rückraum nur eine schwache, 20 Minuten dauernde Vorstellung gegen Weißrußland. Danach übernahm der Saarländer wieder die Zuschauer-Rolle, zu der ihn die erneut aufgetretenen Achillessehnen-Beschwerden schon während des größten Teils der WM-Vorbereitung gezwungen hatten.
Der 2,11 m große Lemgoer Volker Zerbe, der neben dem starken Torwart-Duo Thiel (Dormagen)/Holpert (Milbertshofen), dem Gummersbacher Klaus-Dieter Petersen sowie Rechtsaußen Bernd Roos (Großwallstadt) der einzig noch verbliebene Olympia-Fahrer von Barcelona ist, wurde in der letzten Partie geschont.
Eine hohe Zahl technischer Fehler, mangelnde Feindabstimmung und Konzentration im Abschluß gegen die offensiven Deckungsreihen von Weißrußland und Algerien machten deutlich, wo "der Hase im Pfeffer liegt". Erfreulich dagegen die Stabilität in der Abwehr und beim Tempogegenstoß über die Außen Jean Baruth (Fredenbeck) und Roos, der mit 15 Toren bester Schütze war.
Emrich bleibt am Mittwoch (20 Uhr) in Göppingen gegen die Schweiz Gelegenheit, zumindest die Moral aufzubauen. Am Donnerstag steht noch ein Trainingsspiel gegen die "Eidgenossen" auf dem Programm, ehe der Kader am 9. März nach Skandinavien reist. "Platz 8 ist dort unser Ziel", so Emrich. dpa
HAMBURG, 28. Februar (dpa). Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Brandstifter von Mölln will die Bundesanwaltschaft Anfang März erheben. Der Sprecher der Karlsruher Behörde, Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Förster, teilte am Wochenende mit, die Anklage gegen den 19jährigen Lars Christiansen und den 25 Jahre alten Michael Peters laute auf Mord und besonders schwere Brandstiftung.
Bei dem Brandanschlag auf zwei von Türken bewohnte Häuser waren am 23. November vergangenen Jahres eine Frau und zwei Mädchen in den Flammen umgekommen. Die beiden Tatverdächtigen haben den Anschlag zugegeben, der 19jährige sein Geständnis allerdings inzwischen widerrufen. Dieser Widerruf hat jedoch, so Förster, nichts am dringenden Tatverdacht geändert.
Die Bundesanwaltschaft bestätigte, daß es einen "unmittelbaren Tatzeugen" gibt. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel handelt es sich um eine Schülerin aus der Nachbarschaft.
KAIRO, 28. Februar (dpa/Reuter). Nach der verheerenden Bombenexplosion in einem Kairoer Café sucht die ägyptische Polizei nach tatverdächtigen Mitgliedern der islamischen Untergrundorganisation Dschamaa Islamja. Die Extremistenorganisation hatte sich zunächst zu dem Anschlag bekannt, der Freitag nacht vier Menschen das Leben kostete, später aber jede Beteiligung bestritten. Inzwischen sind die Sicherheitskräfte vor allen touristischen Sehenswürdigkeiten und vor öffentlichen Gebäuden verstärkt worden.
Die Todesopfer des Anschlags im gutbesuchten Café "Wadi El-Nil" in der Innenstadt nahe des Ägyptischen Museums sind ein Schwede, ein Türke und zwei Ägypter. Neben acht Ägyptern wurden acht Touristen - ein amerikanisches Ehepaar, drei Franzosen und drei Kanadier - verletzt.
Die Polizei nahm rund 100 Menschen fest, die Fundamentalisten-Organisationen angehören oder Verwandte jener Ägypter sein sollen, die bei dem Anschlag ums Leben kamen. Es werde vermutet, daß zumindest einer von ihnen zur Gruppe der Attentäter gehört. Nach Angaben des Innenministeriums wurde die Explosion durch den Sprengstoff TNT in Verbindung mit einem Zeitzünder verursacht. Die Bombe sei mit kleinen Nägeln gespickt gewesen, um eine möglichst hohe Zahl von Opfern zu erreichen. Der Anschlag, der radikalen Moslems zugeschrieben wird, sei erfolgt, um der Forderung nach der Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen Nachdruck zu verleihen. Die Anhänger eines islamischen Staates werfen der Regierung zudem vor, mit der Förderung des Tourismus aus dem Westen die Traditionen des Landes zu zerstören.
Seit Jahresbeginn haben islamische Extremisten mehrmals Sprengkörper vor Touristenbusse an der Straße zu den Pyramiden geworfen. In Oberägypten wurden Reisebusse beschossen. Dabei waren im vergangenen Herbst eine Britin getötet und sieben Touristen verletzt worden. Die ägyptische Presse hat den Kairoer Anschlag scharf verurteilt. Die Zeitung "Al-Wafd" schrieb: "Dies war der Todesstoß für den Tourismus."
DORTMUND (dpa). Wenige Tage nach den EG-Ministerratsbeschlüssen zur Überwindung der Stahlkrise hat sich der SPD-Fraktionsführer im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, für die Ausrufung der "Manifesten Krise" ausgesprochen. Bei einer Besichtigung des Hoesch-Stahlwerkes Westfalenhütte am Wochenende in Dortmund unterstützte er die Forderungen von Betriebsräten, für die Stahlproduktion in der EG Quoten und Mindestpreise festzulegen, um den Standort Deutschland zu sichern.
Der Sozialdemokrat kündigte an, dies zum zentralen Thema der politischen Auseinandersetzung in Bonn zu machen. "Ein Grund für die augenblickliche Misere ist jedoch, daß insbesondere die Liberalen sich gegen jede Industriepolitik sperren", sagte Klose, der am Sonntag auch andere Stahlstandorte an der Ruhr besuchte.
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Hoesch Stahl, Werner Nass, sprach von einer dramatischen Stimmung unter den Beschäftigten in den Werken. "Es brennt an der Ruhr, der Aufschrei kommt von allen Seiten", sagte er. Die EG-Beschlüsse vom Donnerstag nannte er völlig unzureichend.
Der Ministerrat hatte sich in Brüssel darauf geeinigt, daß die Konzerne den Abbau von Kapazitäten bei der Stahlproduktion untereinander aushandeln müßten, während die EG und ihre Mitgliedstaaten sich auf flankierende Schritte beschränken sollten. Nass: "Wir glauben nicht an die Freiwilligkeit der Konzerne."
SCHACH BUNDESLIGA: SG Bochum - SC Stadthagen 3:5, SG Kirchheim - Hamburger SK 3:5, PSV Dresden - FC Bayern München 2:6, Solinger SG - SG Köln Porz 3,5:4,5, Bielefelder SK - SV Empor Berlin 2,5:5,5, VFL Sindelfingen - SK Delmenhorst 5:3, SV Erfurt West - Münchener SC 2:6, Dortmund Brackel - SV Koblenz 3:5.
MOSKAU, 28. Februar (dpa). Die Aussöhnung der verschiedenen Gruppen der Rußlanddeutschen ist gescheitert. Bei ihrem Kongreß am Wochenende wurde deutlich, daß unter anderem die Wolgarepublik als wichtiges Ziel der deutschen Minderheit umstritten bleibt. Der Vertreter der Rußlanddeutschen an der Wolga, Juri Haar, sprach sich für eine baldige Wiederherstellung der 1941 aufgelösten eigenen Republik der Deutschen aus. Der Vorsitzende der stärksten Gruppierung "Wiedergeburt", Heinrich Groth, meinte hingegen: "Von einer Wiederherstellung der Wolgarepublik sind wir so weit entfernt, daß sich große Investitionen nicht lohnen." Die Rußlanddeutschen wählten Groth zum Chef eines regionalen Verbandes der Deutschen in Rußland.
Der Kongreß hatte erstmals nicht die Ausreise der Rußlanddeutschen in die Bundesrepublik in den Mittelpunkt seiner Beratungen gestellt. Der Kongreß beschloß, daß die Rußlanddeutschen sich statt dessen verstärkt um bessere Lebensbedingungen in ihrer Heimat bemühen wollten.
UEFA-Cup-Spiel in Rom
Große Verletzungssorgen plagen Borussia Dortmund vor dem Viertelfinal- Hinspiel im UEFA-Pokal am Dienstag (20.30 Uhr) beim AS Rom. Bei der wichtigsten Begegnung seit dem Europacupsieg im Pokalsieger-Wettbewerb 1966 droht dem Vizemeister der Ausfall der Nationalspieler Flemming Povlsen (26) und Knut Reinhardt (24). Der Däne Povlsen leidet seit dem Bundesliga-Rückrundenauftakt am vergangenen Wochenende an einer Innenbandzerrung im Knie, Mittelfeldakteur Reinhardt plagt sich schon seit geraumer Zeit mit einer hartnäckigen Oberschenkelzerrung herum.
Vereinsarzt Achim Büscher erklärte, der BVB müsse den Ausfall beider Profis zumindest einkalkulieren. Nach dem derzeitigen Stand seien die Aussichten auf einen Einsatz bei Povlsen größer als bei Reinhardt. Über ihre Spielfähigkeit im römischen Olympiastadion könne allerdings erst vor Ort entschieden werden. Trainer Ottmar Hitzfeld, der am Samstag im Punktspiel bei Revier-Nachbar FC Schalke 04 (0:0) auf beide Leistungsträger verzichtet hatte, ist dagegen zuversichtlicher: "Es bleibt ja noch etwas Zeit. Ich habe noch Hoffnung und rechne eigentlich mit beiden", so der BVB-Coach.
Ein Ausfall Reinhardts würde besonders schwer wiegen, zumal auch dessen Vertreter auf der linken Mittelfeldseite, Rene Tretschok, noch über Oberschenkelprobleme (Zerrung) klagt. Hitzfeld müßte im Mittelfeld, in dem bereits der etatmäßige Abwehrspieler Günter Kutowski für den von Inter Mailand verpflichteten, im Europacup aber noch nicht spielberechtigten Nationalspieler Matthias Sammer aufgeboten wird, weitere Umstellungen vornehmen. Als "Nachrücker" gelten Franck und Poschner. Für Povlsen stehen Mill und Sippel bereit. dpa
RABAT, 28. Februar (dpa). Bei einem schweren Busunglück in Marokko sind vier deutsche Touristinnen und der deutsche Fahrer des Busses ums Leben gekommen. Wie die marokkanische Zeitung Al Bayane am Sonntag berichtete, ereignete sich das Unglück bereits am Donnerstag auf der Strecke zwischen Rabat und Tanger in Nordmarokko nahe der Stadt Kenitra. Nach Angaben des Blattes stieß der deutsche Reisebus frontal mit einem Lastwagen zusammen und prallte dann gegen einen Baum.
SCHACH BUNDESLIGA, 11. Runde: SC Stadthagen - Bielefelder SK 3,5:4,5, Hamburger SK - VFL Sindelfingen 4:4, FC Bayern München - SV Erfurt West 5,5:2,5, SG Köln Porz - Dortmund Brackel 6,5:1,5, SV Empor Berlin - SG Bochum 2,5:5,5, SK Delmenhorst - SG Kirchheim 4,5:3,5, Münchener SC - PSV Dresden 6,5:1,5, SV Koblenz - Solinger SG 5,5:2,5.
LIMA, 28. Februar (AFP). Siebeneinhalb Jahre nach einem Massaker, dem 69 peruanische Dorfbewohner zum Opfer fielen, ist jetzt Telmo Hurtado, ein Hauptmann des peruanischen Heeres, als Hauptverantwortlicher zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Wie die Justiz am Wochenende in Lima mitteilte, lautete das Urteil auf schweren Totschlag.
Der Verurteilte hatte am 14. August 1985 als Leutnant eine Patrouille befehligt, die in der Provinz Ayacucho nach Terroristen der Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" (Sendero luminoso) suchte. In der Ortschaft Accomarca ließ er seine Leute auf Männer, Frauen und Kinder schießen, nachdem diese in zwei Häuser gebracht worden waren. Danach bewarfen sie die Häuser mit Dynamitladungen. Sie brachten in dem Dorf alle Augenzeugen der Bluttaten um und begruben die Leichen in sieben Gräben.
In dem Urteil des obersten Militärgerichts wurde festgelegt, daß der Hauptmann keinesfalls mehr in den aktiven Militärdienst zurückkehren darf. Untergeordnete Gerichtsinstanzen hatten ihn zu geringeren Strafen verurteilt.
NIAMEY, 28. Februar (AFP). Bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen seit der Unabhängigkeit in Niger hat am Samstag keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit erzielt. Nach einem am Sonntag veröffentlichten offiziellen Teilergebnis auf Grundlage von etwa 94 Prozent der Wahlscheine erhielt der Vorsitzende der früheren Einheitspartei Nationale Bewegung für die Gesellschaft in Entwicklung (MNSD), Mamadou Tanja, die meisten Stimmen. Er lag demnach mit knapp 34 Prozent vor dem Kandidaten des sozialdemokratisch orientierten Demokratischen und sozialen Konvents (CDS), Mahamadou Ousmane, der rund 28 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Beide müssen sich am 20. März einer Stichwahl stellen.
Nach Meinung von Beobachtern hat Tanja die größten Chancen, nach den Stichwahlen neuer Präsident des westafrikanischen Landes zu werden.
KIRCHHEIM. Unbekannte Täter haben am Samstag abend mit einer Farbmarkierungswaffe in das erleuchtete Fenster eines Asylbewerberheimes in Kirchheim (Kreis Hersfeld-Rothenburg) geschossen. Wie die Polizei in Bad Hersfeld am Sonntag mitteilte, wurde niemand verletzt. Zur Tatzeit hielten sich sieben Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in dem Raum auf. Die Täter feuerten das Geschoß offenbar aus einem Auto vor dem Haus ab. lhe
Das Präsidium des Deutschen Handball-Bundes (DHB) wird am Montag Revision gegen das Urteil vom DHB-Bundesschiedsgericht einlegen, das in der vergangenen Woche das am 6. Januar in der Männer-Bundesliga erzielte 21:20 des HC Empor Rostock gegen den TV Großwallstadt annulierte und mit 2:0 Punkten sowie 0:0 Toren für die Mainfranken wertete. Das Präsidium will damit unbedingt "Rechtsichertheit für die Bundesliga schaffen" und steht auf dem Standpunkt, daß "eine entsprechende Aussage der spielleitenden Stelle" wie von dem dafür zuständigen Männerspielwart Fritz Facklam verbindlich sein müsse.
Facklam hatte bereits am vergangenen Mittwoch den Tabellenletzten Rostock aufgefordert, gegen das Urteil des Bundes-Schiedsgerichts einzulegen. Seiner Auffassung nach sei es ein "krasses Fehlurteil" gewesen und bestritt zudem die Zuständigkeit des Darmstädter Schiedsgerichtsvorsitzenden Horst Marquardt. Bei dem Spiel soll Klaus Langhoff nicht spielberechtigt gewesen sein, weil er in der Partie gegen Düsseldorf zweimal disqualifiziert wurde - während des Spiels nach dritter Zeitstrafe und nach dem Spiel wegen Schiedsrichterbeleidigung. Facklam: "Doppelte Disqualifikation läßt das Regelwerk nicht zu." dpa
WASSERBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer: SC Neustadt - SC Neukölln 7:8, SV St. Ingbert - Charlottenburger SV 8:8, HSC Empor Halle - SC Magdeburg 10:9, SC Düsseldorf - Eintr. Braunschweig 11:7, SC Bayer Uerdingen - Hellas Hildesheim 11:7, SV Ludwigsburg - SG Abus Dessau 9:6.
WASSERBALL REGIONALLIGA SÜD, Männer: WSV Ludwigshafen - SV München 16:10, SV Augsburg - SV Neunkirchen 16:7, VW Mannheim - Neptun Leimen 12:2, 1. Offenbacher SC - WV Darmstadt 8:8, SCW Fulda - WBC Frankfurt 6:8.
"Alarmstufe rot" herrschte jüngst bei der Frankfurter Polizei, als Zeugen meldeten, bei einer Tankstelle an der Autobahn Frankfurt-Wiesbaden sei ein kleiner Junge in den Kofferraum eines Mercedes 190 gesperrt worden. Anhand des Autokennzeichens konnten die Beamten die Ehefrau des 31jährigen Fahrzeughalters in Frankfurt ausmachen. Dort erfuhren sie, daß der Mann zusammen mit seinem zehnjährigen Sohn ins Autokino fahren wollte. Wie die Polizei mitteilte, wurden die beiden dort aufgespürt, wobei sich herausstellte, daß der Vater seinen Sohn in den Kofferraum verfrachtet hatte, um den Kinoeintritt zu sparen.
Die überraschende Auflösung führte dazu, daß der Vater für den Filius nachlösen mußte.(lhe
Der Gastgeber nutzte die Vorteile nicht
Der SV Wiesbaden meldete sich mit einem 0:0 gegen die Amateure der Frankfurter Eintracht aus der Winterpause zurück. Die Gastgeber waren zwar während der gesamten Spielzeit das überlegene Team, konnte die deutlichen Vorteile aber nicht in Tore ummünzen. Die beste Chance hatte Krüger, als er einen Kopfball an die Latten-Unterkante setzte (15.).
Von Beginn an agierten die Eintracht- Amateure mit aggressivem Forechecking. Nur mühsam gelang es Wiesbaden, sich eine Feldüberlegenheit herauszuspielen. Die nur mit einer Sturmspitze agierenden Frankfurter verlegten sich vorwiegend auf Konter, brachten es allerdings nur ein einziges Mal (74.) durch einen abgewehrten Schuß von Würzburger zu einer torreifen Szene. In der 83. Minute erhielt Eintracht-Verteidiger Kientz nach einem Foul an Halter eine Zeitstrafe. lhe
Wiesbaden: Ingendae; D. Scherrer; Weimer, S. Scherrer, Bohr, Klinkhammer, Kirn, Mudeyi, Mühlroth (65. Ebling), Weidner, Krüger (78. Halter).
Eintracht-Amateure: Nikolov; King; Oezcan, Kientz, Zitouni, Dworschak, Mai, Kaymak, Balzer (58. Schlösser), Arndt, Würzburger.
Schiedsrichter: Pfau (Lispenhausen).
Zuschauer: 300.
KIRCHHEIM. Unbekannte Täter haben am Samstag abend mit einer Farbmakierungswaffe auf ein von Ausländern bewohntes Haus in Kirchheim (Kreis Hersfeld-Rotenburg) geschossen.
Wie die Polizei berichtete, gaben die Unbekannten vermutlich aus einem fahrenden Auto einen Schuß auf ein erleuchtetes Zimmer im Erdgeschoß ab. Verletzt wurde niemand. Im Raum hielten sich zu dieser Zeit sieben Personen auf. Das Geschoß durchschlug die Scheibe, Splitter wurden vom Innenrollo abgefangen.
KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: Gut Holz Ingelheim - RW Walldorf 2140:2136, BW Dossenheim - SC Offenbach 1972:1966, FTV Falkeneck Ffm. - AN Ffm.-Riederwald 2093:1991, BW Plankstadt - RW Viernheim 2113:2111, TSV Schott Mainz - Fortuna Kelsterbach 2059:1971.
KEGELN BUNDESLIGA, Frauen: KSC Eintr. Ffm-West - Chemie Buna Schkopau 2100:2044, DSKC Eppelheim - BKSV Stuttgart/Nord 2210:2138, KSV 1961 Viernheim - SKC Schwenningen 2250:2043, ESV Pirmasens - SV Geiselt Mücheln 2111:2015, BW Hockenheim - Germ./ ASV Eppelheim 2157:2000.
LONDON, 28. Februar (Reuter). Der irakische Staatschef Saddam Hussein hat einem Zeitungsbericht zufolge einen neuen Unterdrückungsfeldzug gegen die im Süden des Landes lebenden Schiiten gestartet. Die britische Sonntagszeitung "Observer" berichtete, Saddam habe seine Truppen angewiesen, der Region das Wasser abzudrehen oder es einfach zu vergiften. Der Korrespondent des Blattes, Shyam Bhatia, der sich zehn Tage lang bei der schiitischen Bevölkerung in den südirakischen Sumpfgebieten aufgehalten hatte, schilderte, die irakische Armee nehme zudem jede Nacht Dörfer unter Beschuß. Schlimmer jedoch sei der Plan Saddams, die Wasserläufe in der Region durch das Einleiten giftiger Chemikalien zu vergiften, schrieb Bhatia.
Bhatia schrieb, der Völkermord an den Schiiten gehe trotz der Schutzforderungen der Vereinten Nationen (UN) weiter. Die westlichen Golfkriegs-Alliierten haben zum Schutz der Schiiten, die nach dem Ende des Golfkriegs gegen die Führung in Bagdad rebelliert hatten, eine Flugverbotszone südlich des 32. Breitengrades eingerichtet.
LONDON, 28. Februar (Reuter). Die Untergrundorganisation Irisch Republikanische Armee (IRA) hat am Samstag nach einem Anschlag in London eine Bombenserie gegen industrielle Ziele in Großbritannien angekündigt. Die Sunday Times berichtete unter Berufung auf einen IRA-Sprecher, der Anschlag auf ein Gaswerk nahe Manchester am Freitag sei nur der Anfang einer Reihe von Anschlägen gewesen, mit denen die britische Industrie getroffen werden solle. Bei einem weiteren Bombenanschlag in einer belebten Geschäftsstraße im Nord-Londoner Bezirk Camden wurden am Samstag nach Angaben der Polizei mindestens 18 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Es sei wie ein Wunder, daß nicht mehr Menschen in der belebten Ladenzeile verletzt worden seien, sagte ein Polizeisprecher. Der Explosion des in einem Papierkorb deponierten Sprengsatzes war ein verschlüsselter Warnanruf der IRA vorausgegangen. Der Anrufer habe aber das falsche Ende der Straße als Bombenversteck angegeben. Nach Ansicht der Polizeiexperten hatten die Separatisten Opfer der Zivilbevölkerung bei ihrem Anschlag bewußt mit einkalkuliert.
BOGOTA, 28. Februar (Reuter). Unbekannte Täter haben in der Nähe der kolumbianischen Kokain-Metropole Medellin den Generalsekretär der nationalen Landarbeitergewerkschaft, Jose Oliverio Molina, erschossen. Die Nachrichtenagentur Colprenza berichtete, Molina sei am Samstag vor seinem Hotel in Medellin entführt worden. Die Polizei habe den mit Kugeln durchsiebten Körper des 45jährigen eine Stunde später in einem Auto gefunden. Am 29. Januar hatten Bewaffnete den Vize-Präsidenten der Gewerkschaft getötet.
Molina hielt sich zu einem Gewerkschaftstreffen in Medellin auf, bei dem ein Plan zur Beendigung der Gewalttaten in der verarmenden Bananenanbauregion Uraba besprochen wurde.
Zur Person:
ELMAR PIEROTH, Vorsitzender der CDU/CSU- Mittelstandsvereinigung, wird im April in Stuttgart nicht wieder für dieses Amt kandidieren. In seiner künftigen Mittelstandsarbeit wolle er sich stärker als bisher den neuen Ländern sowie Osteuropa zuwenden, begründete der CDU-Politiker seinen Verzicht. Pieroth (dpa-Bild), der Finanzsenator in Berlin ist, steht seit sechs Jahren an der Spitze der Vereinigung. (Reuter)
BONN, 28. Februar (Reuter). Bei den rund 2500 meistverwendeten Medikamenten in Deutschland ist nach Angaben der Medizinjournalisten Hans-Peter Martin und Hans Weiss der Anteil der sinnvoll einsetzbaren Präparate gestiegen. Weiss und Martin schreiben in der neuen Ausgabe des kritischen Arzneimittelhandbuches Bittere Pillen, der Prozentsatz der von unabhängigen Wissenschaftlern als "therapeutisch zweckmäßig" eingestuften Medikamente in Deutschland sei seit der Erstausgabe des Buches vor zehn Jahren von 41,2 auf 53 Prozent gestiegen. Allerdings werde immer noch von fast jedem vierten Medikament abgeraten.
Weiss wies am Sonntag weiter darauf hin, daß sich etwa 60 Prozent der wichtigsten Medikamente binnen zehn Jahren in ihrer Zusammensetzung geändert hätten. Dies sei aber vielen Verbrauchern nicht klar. Nach Ansicht der beiden Medizinkritiker werden in Deutschland immer noch zu viele fragwürdige Arzneien angeboten.
Da jeder Deutsche (in den alten Bundesländern) durchschnittlich Medikamente für jährlich etwa 600 Mark verbrauche, aber viele Arzneien umstritten seien, bedeute dies eine gigantische Geldverschwendung. Weiter hieß es, von den jährlich neu auf den Markt gebrachten Mitteln enthalte nur ein verschwindend geringer Anteil wirklich neue Wirkstoffe.
Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, begründete die verbesserte Arzneimittelbilanz mit einem "Bevölkerungsaufstand gegen die Pillenflut". Inzwischen seien Pharmaindustrie und Patienten fortschrittlicher als viele Ärzte, die sich an das "Bestechungsmarketing" der Pharma-Vertreter gewöhnt hätten.
MOSKAU, 28. Februar (Reuter). Der russische Präsident Boris Jelzin sagte am Sonntag auf einer Tagung der einflußreichen Bürgerunion in Moskau, seine konservativen Gegner im Parlament trieben das Land in den Ruin. Eine solche Lage könne er nicht länger tolerieren. Das Parlament habe zu seinem reformorientierten Kabinett eine Parallelregierung gebildet und reiße immer mehr Vollmachten an sich. Unmittelbar nach der Rede Jelzins ergriff sein Stellvertreter Alexander Ruzkoi jedoch im Sinne der Konservativen das Wort. Er forderte die Aufgabe radikaler marktwirtschaftlicher Reformen.
"Wenn wir uns weigern, die Gewalten aufzuteilen, bekommen wir entweder eine Diktatur oder die Anarchie." Beide wären für Rußland ruinös, sagte Jelzin zu seinem Machtkampf mit dem Parlament. Der 1991 gewählte Präsident fügte hinzu, daß die noch aus Zeiten der kommunistischen Herrschaft stammenden Parlamente in Moskau und in den Regionen immer mächtiger würden. Sie blockierten seine Reformbemühungen. "Wir alle stehen vor der Aufgabe, eine Konterrevolution zu verhindern, die das Land unter ihren Trümmern ersticken würde." Auf der für März erwarteten Sondersitzung des obersten Gesetzgebungsorgans, des Volksdeputiertenkongresses, seien weitere Verfassungsänderungen zur Schwächung der Exekutive geplant, sagte Jelzin. Auf die dadurch entstehende Lage habe er aber nicht seinen Amtseid geleistet. Der Streit über die Aufteilung der staatlichen Gewalt könne auf zweierlei Weise gelöst werden: Durch eine Vereinbarung von Präsident und Parlament oder durch das von ihm geforderte Referendum.
Mehr Zusammenarbeit mit Kasachstan MOSKAU (dpa). Rußland und Kasachstan haben eine engere militärische Zusammenarbeit beschlossen. Die Präsidenten beider Länder, Boris Jelzin und Nursultan Nasarbajew, verständigten sich bei einem Treffen am Samstag über die Bildung einer gemeinsamen Verteidigungszone. Innerhalb von vier Wochen sollen die Ministerpräsidenten einen entsprechenden Vertrag vorbereiten. Die Regierungen beider Länder bekräftigten in Moskau auch ihren Willen zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
LONDON/TOKIO (rtr/dpa/FR). Kritik an Deutschland und Japan sowie Lob für die Vereinigten Staaten haben das Treffen der sieben führenden westlichen Industrieländer (G-7) am Wochenende in London geprägt. Die Finanzminister und Notenbankchefs vereinbarten, den Geist der früheren Kooperation neu zu beleben, um eine weltweite Rezession zu verhindern. Japan lehnte zusätzliche Schritte zur Stimulierung der Wirtschaft unter Hinweis auf das beschlossene Konjunkturprogramm und den Haushalt 1993/94 ab. Deutschland wurde Finanzminister Theo Waigel zufolge nicht zu Zinssenkungen gedrängt.
Kritik an der straffen Geldpolitik Deutschlands und fehlenden weiteren Impulsen für die Konjunktur in Japan äußerten jedoch vor allem Vertreter der US-Delegation. Aber auch Großbritanniens Schatzkanzler Norman Lamont zeigte sich bei dem informellen Treffen von Vertretern Deutschlands, der USA, Kanadas, Japans, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens überzeugt, daß eine Senkung der deutschen Zinsen für ganz Europa nützlich wäre. Mitglieder der amerikanischen Delegation wiesen aber zugleich darauf hin, daß die Bundesrepublik ihren G-7-Partnern erklärt habe, als Resultat der fiskalpolitischen Konsolidierung schon bald weitere Fortschritte vorweisen zu können.
Nach Ansicht von Finanzminister Waigel bestehen Perspektiven auf niedrigere Zinsen, "wenn wir den eingeschlagenen Weg in der Fiskalpolitik positiv fortsetzen und die Lohnabschlüsse vernünftig ausfallen". Laut Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger könnten die kurzfristigen Geldmarktzinsen als Folge der am Montag wirksam werdenden Reduzierung der Mindestreserveanforderung an die Banken fallen. Zum Zeitpunkt einer möglichen Senkung von Diskont- und Lombardsatz gefragt, wollte er sich nicht äußern. Beim derzeitigen Niveau habe die Bundesbank aber Spielraum.
Nach ihrer ersten Begegnung mit dem neuen amerikanischen Finanzminister Lloyd Bentsen äußerten sich seine Amtskollegen der anderen Staaten zufrieden mit den Plänen zur Verringerung des US- Haushaltsdefizits. "Die Ankündigung von Präsident Clinton stellt einen großen Schritt vorwärts dar", sagte der Brite Lamont. Die Billigung von Clintons Vorstellungen durch den US-Kongreß könnten zusammen mit der Umsetzung des japanischen Konjunkturprogramms erheblich zur Belebung der Weltkonjunktur beitragen. Im vierten Quartal ist das amerikanische Bruttoinlandsprodukt nach Mitteilung des Handelsministeriums vom Freitag unerwartet stark um 4,8 Prozent gewachsen. Sorge bereitete der G-7-Runde die hohe Arbeitslosigkeit. Auch die ernsten Wirtschafts- und Schuldenprobleme Rußlands seien angesprochen worden, sagte Lamont. Das Treffen sei aber nicht das richtige Forum für politische Entscheidungen hierzu. Lamont betonte die Notwendigkeit einer wieder engeren Zusammenarbeit der Industrieländer, vor allem auch mit Blick auf neue Herausforderungen bis zum Weltwirtschaftsgipfel im Juli in Tokio.
Die Wiederbelebung des alten Geistes der Kooperation wird nach Darstellung des französischen Finanzministers Michel Sapin als Voraussetzung für die Aufwertung der Rolle der G-7 gesehen. Die Wiederbelebung der Zusammenarbeit bedeute nicht, daß alle Länder dieselbe Wirtschaftspolitik betrieben. Vielmehr sollten alle sieben Nationen gemeinsam das Ziel eines inflationsfreien Wachstums verfolgen. Unterstützt werde dies durch die auf dem Gipfel in Edinburgh beschlossene Wachstumsinitiative der EG und das Paket der neuen amerikanischen Regierung zum Abbau des Etatdefizits.
US-Finanzminister Lloyd Bentsen sprach sich außerdem für einen raschen, erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels im Rahmen der Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) aus.
US-Transportflugzeuge starteten am Sonntag abend in Frankfurt Bosnien-Hilfsflüge mit Flugblättern vorbereitet / "Nahrungsmittel sind für alle da" / Verletzte Kinder nach Deutschland
FRANKFURT A. M./SARAJEWO, 28. Februar (dpa/Reuter/AFP). Die US-amerikanische Luftbrücke zur Versorgung von Ortschaften in Ostbosnien, die von Serben umzingelt sind, ist am späten Sonntag laut dem britischen Fernsehsender BBC angelaufen. Von der Frankfurter Rhein-Main Airbase hoben am späten Abend drei US-Transportmaschinen vom Typ C-130 "Hercules" ab. Die US-Luftwaffe wollte zunächst nicht bestätigen, ob die Maschinen nach Ostbosnien unterwegs waren. Auf rund 90 Paletten, die mit Spezialfallschirmen abgeworfen werden sollen, sind rund 80 Tonnen Lebensmittel und Medikamente verpackt. Unter anderem enthalten sie rund 70 000 besonders kalorienreiche Fertigrationen aus Militärbeständen. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) hatte den USA eine Liste mit moslemischen Orten in Ostbosnien vorgelegt, die über den Landweg wegen der serbischen Belagerung und der heftigen Kämpfe nicht erreicht werden können. Vier Inspektoren des UNHCR hatten am Samstag zwei der Paletten inspiziert und den Versorgungsflügen zugestimmt. Die Kontrolleure, die den drei am Bürgerkrieg beteiligten Volksgruppen der Serben, Kroaten und Moslems angehören, sollten überprüfen, daß sich keine Waffen unter den Hilfsgütern befinden.
Bereits in der Nacht zum Sonntag waren zwei "Hercules" nach Ostbosnien geflogen, um die notleidende Bevölkerung mit einer Million Flugblättern von der bevorstehenden Hilfsaktion zu unterrichten. Auf den Flugblättern - für die Serben in kyrillischer, für Kroaten und Moslems in lateinischer Schrift - wird die Bevölkerung aufgefordert, nicht auf die Flugzeuge zu schießen. Die Nahrungsmittel und Medikamente seien für alle bestimmt. Auch wurde den Menschen zu ihrer eigenen Sicherheit geraten, sich den Paketen erst dann zu nähern, wenn sie gelandet seien. Der bosnische Rundfunk berichtete unter Berufung auf Funksprüche, die Flugblätter seien nicht an allen Zielorten eingetroffen.
Die US-Luftwaffe hat in den vergangenen Tagen bereits mit Testabwürfen über Deutschland erprobt, wie zielsicher die Abwürfe sind. Militärkreisen zufolge landeten die abgeworfenen Objekte im Umkreis von 200 Metern vom Zielpunkt.
Kurz vor der geplanten Versorgungsaktion drang am Sonntag ein dramatischer Appell aus der belagerten moslemischen Enklave Cerska in Ostbosnien an die Außenwelt. Dem bosnischen Rundfunk zufolge fürchten die rund 20 000 Einwohner, bei der Fallschirmaktion leer auszugehen. Die Behörden von Cerska, das knapp 40 Kilometer von der serbischen Grenze entfernt liegt, wiesen zudem auf die voranschreitende "Ausrottung der Bevölkerung" durch die Serben hin.
Die bosnischen Kroaten haben nach Angaben des bosnischen Vizepräsidenten Ejup Ganic zugesagt, von ihnen kontrollierte Grenzübergänge zwischen Kroatien und Bosnien für Lieferungen an die bosnische Armee wieder zu öffnen.
Eine Gruppe von elf schwerverletzten bosnischen Kindern wurde am Sonntag nach Deutschland ausgeflogen. Diese Aktion des Komitees Cap Anamur wird von der Bundesregierung unterstützt. Die Kinder sollen in der Bundesrepublik medizinisch versorgt werden.
Etwa 1500 bosnische Moslems wurden am Freitag von serbischen Truppen aus einem Dorf nahe Travnik vertrieben. Wie UNPROFOR-Sprecher Barry Frewer bekanntgab, habe es sich überwiegend um Alte, Frauen und Kinder gehandelt.
Etwa 30 Bewaffnete haben am Wochenende einen Personenzug in Bosnien angehalten und etwa 40 männliche Passagiere - überwiegend Moslems - entführt. Das meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug.
Bei der Bombardierung von Sarajewo wurden am Samstag laut bosnischem Rundfunk mindestens drei Menschen getötet. Die Kämpfe im Osten und Süden Bosniens zwischen der überwiegend moslemischen bosnischen Armee und serbischen Truppen dauerten nach einer Tanjug-Meldung auch am Wochenende an. Zehntausende von Menschen haben am Sonntag in rund 100 Städten Dänemarks gegen den Krieg im ehemaligen Jugoslawien und die dortigen Vertreibungen ethnischer Gruppen demonstriert.
ADDIS ABEBA, 28. Februar (Reuter). Die Bemühungen um einen Waffenstillstand im afrikanischen Bürgerkriegsland Angola sind offenbar gescheitert. Delegierte in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba teilten am Sonntag mit, die angolanische Rebellenorganisation UNITA habe die Vereinten Nationen (UN) formell davon unterrichtet, daß sie an den Gesprächen nicht teilnehmen werde.
NIKOSIA, 1. März (Reuter). Zyperns neuer Präsident Glafkos Klerides hat am Sonntag sein Amt angetreten. Der 73jährige konservative Politiker, der Amtsinhaber Georgios Vassiliou bei einer Stichwahl vor zwei Wochen knapp besiegt hatte, erklärte vor dem Parlament, nur durch die Aufnahme Zyperns in die Europäische Gemeinschaft (EG) könne das Mißtrauen zwischen Griechen und Türken auf der geteilten Insel überwunden werden. Zypern hatte 1990 die EG-Mitgliedschaft beantragt.
Klerides sagte weiter, er sei nicht gegen die Bemühungen der Vereinten Nationen (UN) um eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel. Seine Regierung habe lediglich um einen kurzen Aufschub gebeten, um mehr Vorbereitungszeit zu haben.
LONDON/MADRID, 28. Februar (Reuter). Ein mit 1500 Tonnen Öl beladener dänischer Tanker hat sich am Sonntag vor der Nordostküste Englands in schwerer See vom Anker losgerissen und ist nach Angaben der Küstenwache vor der Stadt Redcar auf Felsen aufgelaufen. Außer der relativ kleinen Ölmenge habe der Tanker Dieselöl als Treibstoff für seine Motoren gebunkert. Ein Rettungshubschrauber habe am Sonntagabend neun von 21 Besatzungsmitgliedern von der unter der Flagge der Bahamas fahrende "Freja Svea" aufgenommen.
Ein spanisches Handelsschiff lief in der Nacht zum Sonntag an der marokkanischen Küste auf Grund, wie die spanische Handelsmarine am Sonntag abend mitteilte. Zehn Besatzungsmitglieder und zwei Passagiere wurden geborgen, fünf Personen galten zunächst als vermißt.
FRANKFURT A. M., 28. Februar (Reuter). Vom US-Militärflughafen in Frankfurt sind nach einer Meldung des britischen Fernsehsenders BBC am späten Sonntagabend die ersten US-Frachtflugzeuge zu ihrer Abwurfaktion über Ostbosnien gestartet. Die Maschinen haben nach US-Militärangaben Paletten mit Fertiggerichten und Medikamenten für die von der Versorgung abgeschnittenen Menschen im Osten Bosniens an Bord.
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Doppelsitzer: 1. Brugger/W. Huber (Italien) 1:15,466 Minuten (37,848 Sekunden+37,618), 2. Raffl/N. Huber (Italien) 1:15,678 (37,803+37,875), 3. Thorpe/Sheer (USA) 1:15,911 (37,878+38,033), 4. Mankel/Rudolph (Winterberg) 1:16,005 (37,832+38,173), 5. Barile/Tavares (USA) 1:16,050 (37,912+38,138), 6. Apostol/Cepoi (Rumänien) 1:16,100 (37,978+38,122), 7. Wowtschoks/Schwans (Lettland) 1:16,301 (38,119+38,182), 8. Tibilow/Waxtangischwli (Georgien) 1:16,361 (38,155+38,206), 9. Abramow/Lawrow (Russland) 1:16,430 (38,181+38,249), 10. Urbansky/Muchin (Ukraine) 1:16,555 (38,215+38,340). - Endstand nach acht Wettbewerben (ein Streichresultat): 1. Raffl/Huber 124 Punkte, 2. Brugger/Huber 117, 3. Krausse/Behrendt (Oberhof) 96, 4. Grimmette/Edwards (USA) 83, 5. Mankel/Rudolph 80, 6. Thorpe/Sheer 79, 7. Apostol/Cepoi 67, 8. Demschenko/Zelensky (Russland) 35, 9. Szarejko/ Przechewka (Polen) 29, 10. Barnekow/Zettl (Zinnwald) 27, 11. Skel/Wöller (Winterberg) 25.
Frauen, Einsitzer: 1. Weißensteiner (Italien) 1:15,577 (37,646 Sekunden+37,931), 2. D. Neuner (Österreich) 1:15,678 (37,720+ 37,958), 3. Tagwerker (Österreich) 1:15,919 (37,874+38,045), 4. Erdmann (Oberhof) 1:15,997 (37,959+38,038), 5. Bode (Winterberg) 1:16,085 (38,008+38,077), 6. Otto (Oberwiesenthal) 1:16,124 (38,103+38,021), 7. Myler (USA) 1:16,174 (37,978+38,196), 8. Jakuschenko (Ukraine) 1:16,326 (38,193+38,133), 9. Obkircher (Italien) 1:16,362 (38,077+ 38,285), 10. Schulce (Lettland) 1:16,521 (38,188+38,333), gestürzt: Kohlisch (Oberwiesenthal). - Endstand nach acht Wettbewerben (ein Streichresultat): 1. Weißensteiner 119 Punkte, 2. D. Neuner 115, 3. Tagwerker 94, 4. Erdmann 86, 5. Kohlisch 85, 6. Otto 83, 7. Bode 66, 8. A. Neuner (Österreich) 54, 9. Myler 49, 10. Obkircher 47.
HANDBALL EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER, Frauen, Viertelfinale (Rückspiel): TV Lützellinden - Byaasen IL Trondheim 24:18 (8:10). - Hinspiel 16:18, damit Lützellinden im Halbfinale. ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TSV RW Auerbach - TuS Neunkirchen 19:19 (9:7), Ketsch - BSV Sachsen Zwickau 14:21 (7:13), GSV Eintracht Baunatal - 1. FC Nürnberg 18:16 (8:6), HC Dambach-Gröbenzell - DJK Würzburg 16:20 (8:11), TuS MEtzingen - SG Kleenheim 28:26 (15:10), SV Allensbach - SV Meißen 20:21 (10:11).
Georg Hackl siegte und sagte "servus": Beim Saisonfinale der Rennrodler in Lake Placid fuhr der Olympiasieger aus Berchtesgaden zweimal Bestzeit und raste in insgesamt 1:24,850 Minuten zu seinem zweiten Weltcup-Erfolg in dieser Saison. Durch den starken Ausstand eine Woche nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Calgary rückte Hackl im Gesamtklassement mit 205 Punkten noch vom fünften auf den zweiten Platz vor.
"Es freut mich riesig, daß ich den zweiten Platz noch geschafft habe. Ich hatte die Weltcup-Saison nie abgeschrieben", erklärte der Bundeswehr-Feldwebel, der 1989 und 1990 den Weltcup gewonnen hatte. Als Gesamtsieger stand der fehlende Österreicher Prock bereits nach dem siebten von acht Wettbewerben fest (226).
Den Weltcup bei den Damen gewann die Italienerin Gerda Weißensteiner. Sie wurde Nachfolgerin der dreimaligen Weltmeisterin Susi Erdmann aus Oberhof. Mit insgesamt 119 Punkten schlug Weißensteiner Österreichs Olympiasiegerin Doris Neuner (115), die auch im Finale Zweite wurde, in der Endabrechnung um vier Zähler. Susi Erdmann rückte mit einem vierten Platz noch vom sechsten auf den vierten Gesamtrang (86) vor. Mit einem Bahnrekord im ersten Durchgang (37,646 Sekunden) legte Gerda Weißensteiner den Grundstein zu ihrem zweiten Saisonerfolg. In 1:15,577 Minuten verwies sie nach einem dramatischen zweiten Lauf Doris Neuner (1:15,678) und deren Teamkollegin Andrea Tagwerker (1:15,919) auf die Plätze. Hinter Susi Erdmann rundeten Jana Bode (Winterberg) und Sylke Otto (Oberwiesenthal) auf den Rängen fünf und sechs die deutsche Bilanz ab. Ex-Weltmeisterin Gabriele Kohlisch (Oberwiesenthal) stürzte im zweiten Lauf und wurde als Letzte gewertet. In der Weltcup-Tabelle wurde sie Fünfte (85) vor Sylke Otto (83) und Jana Bode (66).
Trotz Abwesenheit mußten die Olympiasieger Stefan Krauße und Jan Behrendt (Oberhof) bei den Doppelsitzern ihren dritten Rang in der Endabrechnung nicht mehr abgeben. Einziges deutsches Duo in Lake Placid waren die Olympiazweiten Yves Mankel/Thomas Rudolph (Winterberg), die Platz vier beim Finale und Rang fünf im Endklassement verbuchten. Weltcupsieger wurden wie im Vorjahr die Italiener Hansjörg Raffl/Norbert Huber vor den Tagessiegern Kurt Brugger/Wilfried Huber (Italien). sid
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd: SSV Gera - BC Esslingen 16:11, BC Singen - BC Eichstätt 14:12.
Zwei Wochen vor den Hallen-Weltmeisterschaften im kanadischen Toronto waren zwei Jahresweltbestmarken und ein nationaler Rekord die Höhepunkte der US-Hallenmeisterschaften im New Yorker Madison Square Garden. Der Olympiadritte Hollis Conway (2,37 m) entriß dem Weinheimer Hochspringer Ralf Sonn die Jahresweltbestmarke, bevor er dreimal an 2,41 m scheiterte. Maria Mutola (Mosambik) lief die 800 m als erste im Jahr der Leichtathletik-Weltmeisterschaft unter zwei Minuten (1:59,63), und in der US-Rekordzeit von 6,99 Sekunden wurde 100-m-Olympiasiegerin Gail Devers beim 60-m-Sieg gestoppt.
Das hochkarätigste Duell in New York lieferten sich drei Kugelstoß-Kolosse mit Doping-Vergangenheit. Mit 21,56 m schlug Jim Doehring bei seiner Olympiarevanche Mike Stulce (21,36) und näherte sich der Jahresweltbestmarke des Siegers von Barcelona. Nicht für die Hallen- WM qualifizieren konnte sich im dritten Wettkampf nach der Dopingsperre Freiluft-Weltrekordler Randy Barnes mit 20,68 m. Ein ähnlich packendes Duell lieferten sich über 60 m Hürden der Olympiazweite Tony Dees als Sieger in 7,52 Sekunden und Greg Foster, der bei seinem letzten Auftritt im "Garden" in 7,57 Zweiter wurde. Der dreimalige Weltmeister, mittlerweile 34 Jahre alt, fabrizierte einen Fehlstart und kam dann zu vorsichtig aus den Blöcken.
Ein weiterer Höhepunkt war der 60-m- Sieg von Gail Devers, die als dritte Frau hinter Weltrekordlerin Irina Priwalowa (Rußland/6,92) und Merlene Ottey (Jamaika/6,94) die Sieben-Sekunden-Barriere durchbrach: "Ich fühlte mich so gut wie beim Olympiasieg, bin überrascht von der Zeit. Normal brauche ich 70 Meter, um richtig in Fahrt zu kommen." sid
Die Erfolgsserie der deutschen Tischtennis-Asse hält an: Der Titelverteidiger Borussia Düsseldorf (Männer) erreichte erneut das Endspiel im Europapokal der Landesmeister. "Wir haben unser größtes Saisonziel erreicht", erklärte Düsseldorfs Trainer Amizic nach dem 4:2 gegen das österreichische Überraschungsteam USG Wolkersdorf, bei dem das ungarische Tischtennis-"Denkmal" Tibor Klampar zum Einsatz kam und gegen Steffen Fetzner knapp gewann. "Immerhin waren unsere drei Spieler alle angeschlagen", meinte Amizic. Europameister Jörg Roßkopf laboriert noch an den Folgen einer Kapselverletzung, Fetzner an einer Bänderdehnung und der Tscheche Josef Plachy an einer Handverletzung.
Die Chancen auf den "Hattrick" im Europapokal schätzt der Coach auf "Fünfzig:Fünfzig". Endspielgegner der Borussia, die in der Bundesliga noch um die Play-off-Teilnahme bangen muß, ist am 19. und 27. März Belgiens Meister Sporting Charleroi mit dem EM-Zweiten Jean-Michel Saive und dem EM-Dritten Zoran Primorac (Kroatien). Bei den Frauen erreichte Statisztika Budapest das Endspiel gegen den 4:0 über NFD Grove/England erfolgreichen Titelverteidiger Spvgg. Steinhagen durch ein 4:1 gegen die TSG Dülmen. sid
Im Land der aufgehenden Sonne sorgte die Erfurter Eisschnelläuferin Sabine Völker für den einzigen deutschen Lichtblick. Zwar hat Sabine Völker bei den Sprint-Weltmeisterschaften im japanischen Ikaho als Fünfte die Bronzemedaille nur knapp verpaßt, war aber dennoch erfolgreichste Vertreterin der Deutschen Eisschnellauf-Gemeinschaft (DESG).
Bei den abschließenden Durchgängen über 500 und 1000 Meter am Sonntag konnte sie ihre Position vom Vortag nicht mehr verbessern. Am Ende fehlten ihr lediglich 0,310 Punkte zu Bronze, während die deutschen Herren zu keinem Zeitpunkt in der Nähe der Medaillenränge auftauchten.
Bei den Wettkämpfen, die keine herausragenden Zeiten brachten, feierten Chinas Weltmeisterin Ye Qiaobo und der Weißrusse Igor Schelesowski eine erfolgreiche Titelverteidigung. Ye Qiaobo verwies mit insgesamt 165,925 Punkten die amerikanische Doppel-Olympiasiegerin Bonnie Blair (166,475) sowie Oksana Rawilowa aus Rußland (167,355) auf die Plätze. Sechste wurde Vierkampf-Europameisterin Emese Hunyady aus Österreich.
Bei den Herren stiegen nach dem sechsmaligen Weltmeister Schelesowski (151,025) die Einheimischen Yasunori Miyabe (151,440), Olympia-Fünfter in Albertville und Hiroyasu Shimizu (152,165) aufs Siegertreppchen. US-Weltrekordler Dan Jansen wurde Fünfter.
Die DESG-Sprinter Uwe Streb (Landshut), Lars Funke (Erfurt) und Matthias Pfeiffer (Erfurt) plazierten sich bei den Titelkämpfen im Ikaho Skate-Center, 110 km nordwestlich von Tokio, auf den Rängen 25 bis 27. Jörg Wichmann (Berlin) mußte aufgrund einer Verletzung vorzeitig aussteigen. Die deutsche Meisterin Anke Baier aus Erfurt fiel am Sonntag noch vom zehnten auf den 15. Rang zurück, einen Platz hinter die Berlinerin Ex-Weltmeisterin Monique Garbrecht. Gestürzt ist am Sonntag die Erfurterin Franziska Schenk.
Tagessiege feierten am Sonntag Miyabe (37,18 Sekunden über 500 m) und Schelesowski, der erklärte, er sei für den Erfolg über 1000 m (1:17,05 Minuten) "bestimmt gewesen". Mit einem Triumph über 500 m (40,46) sorgte Qiaobo bereits für die Vorentscheidung, wohingegen der 1000-m-Erfolg von Hunyadi (1:24,45) wenig an ihrer enttäuschenden Plazierung änderte. sid
Zwei Wochen nach den goldenen Tagen von Morioka ist die Erfolgsserie des deutschen Frauen-Teams gerissen. Katja Seizinger (Halblech), Super-G-Weltmeisterin und Siegerin der ersten Abfahrt von Veysonnaz/Schweiz, mußte sich bei der zweiten Abfahrt als beste Deutsche mit Platz sechs begnügen. Tags darauf im Super-G reichte es hinter Regina Häusl (Schneizlreuth) sogar nur zum neunten Platz.
Während die WM-Dritte Anja Haas (Österreich) in der Abfahrt und Riesenslalom-Weltmeisterin Carole Merle (Frankreich) im Super-G ihre ersten Saisonsiege feierten, gab es für die Deutschen in den zwei Paradedisziplinen das schlechteste Ergebnis des ganzen Winters. "Das ist kein Beinbruch", reagierte Cheftrainer Rainer Mutschler gelassen. "Irgendwann mußte sowas mal kommen."
Bei der Männer-Abfahrt im kanadischen Whistler Mountain siegte der WM- Zweite Atle Skaardal. Der 27 Jahre alte Norweger fuhr mit einem Traumlauf zu seinem fünften Weltcupsieg und verwies den Amerikaner Tommy Moe (2:11,96) und den Schweizer Franz Heinzer (2:12,09) auf die Ehrenplätze.
Markus Wasmeier vom Schliersee meldete sich nach der verkorksten WM mit einem guten 13. Platz (2:12,87) zurück. Im folgenden Super-G belegte Wasmeier sogar den vierten Platz hinter dem Sieger Günther Mader, Franz Heinzer und Patrick Ortlieb. Von Ortlieb, und damit einem Platz auf dem Treppchen, trennten den Schlierseer nur 24 Hunderstel Sekunden.
Die Herren im Dauer-Tief, die Frauen ohne Glück. "Ich weiß auch nicht, was los war", rätselte Katja Seizinger. "Am Freitag hatte ich eine schlechte Fahrt und war vorn, heute war's eine gute Fahrt und ich bin hinten." In 1:35,08 Minuten lag die 20jährige am Ende der anspruchsvollen "Bärenpiste" 0,61 Sekunden hinter Anja Haas (1:34,47).
Die 21 Jahre alte Abfahrts-Spezialistin, die vor zwei Jahren im japanischen Furano ihren bisher einzigen Weltcup-Sieg gefeiert hatte und im letzten Winter wegen eines Kreuzbandrisses lange pausieren mußte, verwies Regine Cavagnoud sowie die zeitgleichen Kate Pace (Kanada) und Heidi Zurbriggen (Schweiz) auf die Ehrenplätze. Ulrike Stanggassinger und Miriam Vogt - am Vortag noch Dritte - landeten auf den Plätzen neun und elf.
Trotz des Einbruchs hat Katja Seizinger, die in den sechs vorherigen Abfahrten die Plätze vier, zwei, drei, eins, vier und eins belegt hatte, den Sieg im Abfahrts-Weltcup so gut wie sicher. Vor den letzten drei Rennen führt die Titelverteidigerin mit 480 Punkten überlegen vor der kanadischen Olympiasiegerin Kerrin Lee-Gartner (259).
Die Chancen im Gesamt-Weltcup hingegen sind nach dem verpatzten Super-G gesunken. Während Carole Merle in 1:28,50 Minuten vor der Österreicherin Anita Wachter (1:28,89) und der Französin Regine Cavagnaud (1:29,12) zu ihrem 21. Weltcupsieg fuhr, mußte sich die Super- G-Weltmeisterin von Morioka unmittelbar hinter Regina Häusl (1:29,90) mit Rang neun begnügen. Miriam Vogt und Martina Ertl landeten auf den Plätzen elf und 13.
"Im Gesamt-Weltcup hab' ich mir ohnehin keine Chance ausgerechnet", sagte Seizinger keineswegs enttäuscht. "Dazu ist die Wachter einfach zu stark." Mit 954 Punkten baute die 26 Jahre alte Österreicherin, die in Morioka Silber und Bronze gewann, die Führung vor Merle (764) und Seizinger (752) weiter aus. Im Super-G- Weltcup übernahm Merle mit 254 Punkten die Führung vor den Österreicherinnen Ulrike Maier (247) und Anita Wachter (217) sowie Katja Seizinger (192).
Bei den Männer scheint der fünfte Gesamtsieg von Marc Girardelli nur noch Formsache zu sein. Mit 1109 Punkten liegt der 29 Jahre alte Wahl-Luxemburger vor dem Italiener Alberto Tomba (692) und Norwegens Doppel-Weltmeister Kjetil-Andre Aamodt (666) überlegen in Front. Im Abfahrts-Weltcup führt Titelverteidiger Franz Heinzer mit 484 Punkten deutlich vor Skaardal (320). sid
Frauen, WM-Endstand nach vier Rennen: 1. Qiaobo 165,925 Punkte, 2. Blair 166,475, 3. Rawilowa 167,355, 4. Shimazaki 167,455, 5. Völker 167,665, 6. Hunyady 167,945, 7. Kusunose 167,945, 8. Sun-hee 168,295, 9. Aaftink 168,580, 10. Hoiseth 168,830, ... 14. Garbrecht 169,620, 15. Baier 169,750, gestürzt: Franziska Schenk (Erfurt).
SKI ALPIN WELTCUP-SUPER-G der Frauen in Veysonnaz/Schweiz: 1. Merle (Frankreich) 1:28,50 Minuten, 2. Wachter (Österreich) 1:28,89, 3. Cavagnoud (Frankreich) 1:29,12, 4. Compagnoni (Italien) 1:29,13, 5. Zurbriggen (Schweiz) 1:29,33, 6. Lee-Gartner (Kanada) 1:29,48, 7. Maier (Österreich) 1:29,85, 8. Häusl (Schneizlreuth) 1:29,90, 9. Seizinger (Halblech) und Eder (Österreich) 1:30.08, 11. Suhadolc (Slowenien) 1:30,16, 12. Vogt (Starnberg) 1:30,21, 13. Zeller (Schweiz) 1:30,33, 14. Ertl (Lenggries) 1:30,34, 15. Sadleder (Österreich) 1:30,42, ... 19. Osterried (Pfronten) 1:30,66, ... 24. Renoth (Marktschellenberg) 1:31,33, 32. ne Meier (Rottach-Egern) 1:31,96, ... 47. Sonntag (Garmisch) 1:33,84.
Die Schreckensvision ist nicht wahr geworden - der 150 000-Mark-Trip nach Falun hat dem Deutschen Ski-Verband (DSV) wenigstens eine Bronzemedaille beschert. Dabei blieb es aber auch. Doch obwohl Skispringer und Langläuferinnen total versagten und die vorzeitige Heimreise des ehemaligen Skiflug-Weltmeisters Dieter Thoma sowie der Rücktritt von Kombinationstrainer Hermann Weinbuch für Negativ-Schlagzeilen sorgten, will Detlef Braun, DSV-Chef Ski nordisch, in Falun hartnäckig "eine Menge positiver Ansätze" gesehen haben: "Wir sind mit dem richtigen Konzept auf dem richtigen Weg."
Den Beweis dafür traten in der mittelschwedischen Provinz Dalarna allerdings lediglich die Langläufer Jochen Behle und Johann Mühlegg mit seinem hervorragenden sechsten Platz im 50-km-Marathon - hier holte am Sonntag als Sieger der Schwede Torgny Mogren die einzige Medaille für sein Land - sowie die mit Bronze dekorierten Kombinierer an. Doch ausgerechnet bei den Zweikämpfern ist der Abschwung in der Stunde des Erfolgs in Falun schon wieder programmiert.
Der erst vor Saisonbeginn installierte Bundestrainer Hermann Weinbuch, Sohn von DSV-Sportdirektor Helmut Weinbuch, wurde der nervlichen Belastung nicht Herr und wirft die Brocken nach dem Winter wieder hin. "Hermann Weinbuch soll der Nordischen Kombination erhalten bleiben, aber nicht in vorderster Linie, sondern im koordinativen Bereich", erklärte Braun.
Als Weinbuch-Nachfolger steht bereits dessen bisheriger Assistent Max Golser fest. Der Österreicher war in der Alpenrepublik lange Co-Trainer des legendären Springerchefs Baldur Preiml, ehe der 48jährige in den DSV wechselte und als zweiter Mann von Hartmut Döpp die "Goldenen 80er" der deutschen Kombinierer mitprägte.
Wer Golser auf dem Olympischen Weg nach Lillehammer beigestellt wird, ist noch nicht fix. "Wir stehen alle noch viel zu sehr unter Strom", meinte Braun. Geplant ist, am Osterwochenende Mitte April in Klausur zu gehen. Vorher sieht auch DSV-Vize Heinz Belino keinen Handlungsbedarf: "Wir müssen erst abwarten, bis die Saison zu Ende ist."
Wie es bei den vor Falun mit viel Vorschußlorbeeren bedachten Springern weitergeht, ist bezüglich der Aktiven ebenfalls recht unklar. So wollte Sarajevo- Olympiasieger Jens Weißflog nach seinem Fiasko (40.) von der Normalschanze im ersten Ärger "die Bretter an die Wand nageln und aufhören". Jetzt soll sich der Oberwiesenthaler im Refugium der Familie eine Weltcup-Pause gönnen und erst am 9./10. März bei den Olympischen Testwettkämpfen in Lillehammer wieder zum Team von Trainer Rudi Tusch stoßen.
Dieser sitzt trotz des Debakels seiner derzeit kraft-, mut- und ratlosen V-Männer weiter fest im Sattel. Braun: "Das Springen hat zwar überhaupt nicht funktioniert, deswegen kann man aber keinen in die Wüste schicken."
Nicht zuletzt die Bestrafung Thomas hat die Autorität des "Arbeitstieres Tusch" (Braun) wieder hergestellt, sein Posten steht nicht zur Disposition. Um so weniger, als Braun bereits zuvor der kompletten DSV-Trainerschaft die Absolution erteilt hatte: "Wenn Köpfe rollen, ist meiner der erste."
Ein Ost-West-Problem mochte der Bundesgrenzschutz-Major für die - abgesehen von Langläufern und Kombinierern - schwachen deutschen Leistungen im schwedischen Falun nicht verantwortlich machen. "Wir haben noch nie so professionell in allen Bereichen zusammengearbeit", meinte dazu Detlef Braun, den jedoch Sorgen an der Basis drücken: "Das Klima hat sich verändert, weil einige Oststützpunkte durch Abwanderung von Sportlern vor dem Überlebenskampf stehen." Ergo: Das Ende der allgemeinen Misere ist noch längst nicht in Sicht - im Gegensatz zu Olympia in Lillehammer. sid
ITALIEN (21. Spieltag): SSC Neapel - Ancona Calcio 0:0, US Calgiari - Atalanta Bergamo 2:1, FC Udinese - US Foggia 3:2, AC Florenz - Inter Mailand 2:2, AS Rom - Juventus Turin 2:1, FC Genua - Lazio Rom 2:3, AC Brescia - AC Parma 0:1, AC Turin - AC Pescara 3:1, AC Mailand - Sampdoria Genua 4:0. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 49:17 Tore/37:5, 2. Inter Mailand 36:27/27:15, 3. Lazio Rom 42:31/25:17.
TÜRKEI (21. Spieltag): Kocaelispor - Ankaragücü 2:2, Fenerbahce Istanbul - Altay Izmir 3:1, Bursaspor - Aydinspor 1:0, Kayserispor - Bakirköy 1:0, Karsiyakaspor - Gaziantepspor 2:3, Gencler Birligi - Sariyerspor 1:0, Besiktas Istanbul - Konyaspor 7:0, Trabzonspor - Galatasaray Istanbul 1:0. - Die Tabellenspitze: 1. Fenerbahce Istanbul 58:24 Tore/46 Punkte, 2. Besiktas Istanbul 48:18/46, 3. Galata. Istanbul 43:18/43.
ENGLAND, Premier League, 31. Spieltag: Aston Villa - FC Wimbledon 1:0, Crystal Palace - Coventry City 0:0, FC Everton - Oldham Athletic 2:2, Leeds United - Ipswich Town 1:0, Manchester United - FC Middlesbrough 3:0, Nottingham Forest - Manchester City 0:2, Sheffield Wednesday - FC Liverpool 1:1, FC Southampton - Sheffield United 3:2, Tottenham Hotspur - Queen's Park Rangers 3:2, Norwich City - Blackburn Rovers 0:0, FC Chelsea - FC Arsenal (Mo.) - Die Tabellenspitze: 1. Aston Villa 31 Spiele/48:31 Tore/59 Punkte, 2. Manchester United 30/47:23/57, 3. Norwich City 28/42:42/52.
SCHOTTLAND, Premier Division: FC Aberdeen - Partick Thistle ausgefallen, Dundee United - FC Dundee 1:0, FC Falkirk - Celtic Glasgow 0:3, Hibernian Edinburgh - FC Airdrieonians 3:1, FC Motherwell - FC St Johnston 1:1, Glasgow Rangers - Heart of Midlothian 2:1 - Die Tabellenspitze: 1. Glasgow Rangers 72:24 Tore/52:8 Punkte, 2. FC Aberdeen 64:22/42:16, 3. Celtic Glasgow 48:31/39:23, 4. Heart of Midlothian 35:29/37:27.
FRANKREICH (27. Spieltag): AC Le Havre - SM Caen 2:3, Olympique Nimes - Racing Straßburg 2:6, Racing Club Lens - Olympique Lille 0:0, FC Auxerre - SC Montpellier 2:0, AS Monaco - Olympique Marseille 1:0, FC Toulon - FC Sochaux 0:4, Girondins Bordeaux - FC Nantes 3:0, Olympique Lyon - AS St. Etienne 0:2, FC Metz - FC Paris St. Germain 2:1, FC Toulouse - FC Valenciennes 1:2. - Die Tabellenspitze: 1. AS Monaco 37:15 Tore/37:17 Punkte, 2. Olympique Marseille 46:20/37:17, 3. Paris 46:20/35:19.
NIEDERLANDE (22. Spieltag): Ajax Amsterdam - FC Volendam ausgefallen, BVV Den Bosch - PSV Eindhoven 2:2, MVV Maastricht - Sparta Rotterdam 0:2, Feyenoord Rotterdam - Go Ahead Eagles 4:0, Willem II Tilburg - SVV Dordrecht '90 5:0, FC Groningen - FC Utrecht ausgefallen, FC Twente Enschede - Fortuna Sittard 4:1, Vitesse Arnheim - RKC Waalwijk 2:2, Cambuur Leeuwarden - Roda JC Kerkrade 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 51:18 Tore/33:9 Punkte, 2. Feyenoord Rotterdam 51:22/33:11, 3. Twente Enschede 42:19/30:14.
GRIECHENLAND (23. Spieltag): Apollon Saloniki - Panathinaikos Athen 2:2, Athinaikos Athen - Aris Saloniki 3:1, PAOK Saloniki - Ionikos 4:1, Doxa Drama - Olympiakos Piräus 1:1, Apollon Athen - AO Xanthi 0:0, Panachaiki Patras - Edessaikos 1:1, Korinthos - Larissa 2:1, OFI Kreta - Iraklis Saloniki 2:2, AEK Athen - Pierikos Katerini 3:1. - Die Tabellenspitze: 1. AEK Athen 52:16 Tore/54 Punkte, 2. Panathinaikos Athen 54:13/52, 3. Olympiakos Piräus 44:19/46, 4. OFI Kreta 43:20/44
Die Vormachtstellung von Japanern und Koreanern konnten die deutschen Judoka nicht brechen. Doch nach den zwei Goldmedaillen von Marc Meiling (Sindelfingen) und Udo Quellmalz (Ingolstadt) beim World Masters in München zogen die Verantwortlichen des Deutschen Judo-Bundes (DJB) eine positive Bilanz. "Die Siege waren knapp, haben aber gezeigt, daß wir mit den Besten mithalten können", meinte Männer-Bundestrainer Dietmar Hötger nach den Entscheidungen in elf von 14 Gewichtsklassen. "Wir sind hart an der Weltspitze."
Weniger erfreulich klang das Zwischen-Fazit von Norbert Littkopf, dem Verantwortlichen bei den Frauen. Dort holte lediglich die Osnabrückerin Nicole Bruns eine Silbermedaille, die Berlinerin Jana Perlberg erkämpfte Bronze.
Die Kämpfer Nippons dominierten wie im Vorjahr die Veranstaltung mit 362 Athleten aus 29 Nationen (davon 40 Japaner). Sie holten in elf von 14 Gewichtsklassen zwei Gold-, vier Silber- und drei Bronze-Medaillen. Korea (2/2/3) und Deutschland (2/1/5) folgten dahinter. Das World Masters, das zum dritten Mal hintereinander vom Bundesligsten Großhadern ausgetragen wurde, dient dem DJB - neben drei weiteren Turnieren - als Nominierungs-Grundlage für die EM.
"Es war ein wichtiger Schritt Richtung Athen", sagte der für Ingolstadt startende Leichtgewichtler Quellmalz, Dritter bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Allerdings muß er bei einem Turnier in Prag in zwei Wochen seine Leistung noch einmal bestätigen. In München gewann der 25jährige gebürtige Leipziger sein Finale gegen den Koreaner Hyun Yoon durch Kampfrichter-Entscheid. Zuvor hatte er den Japaner Iwasaki in einem packenden Kampf durch einen Innenschenkelwurf in letzter Sekunde besiegt.
Auch Marc Meiling konnte sich im Halbschwergewicht (bis 95 kg) im Finale nur knapp gegen den Japaner Michiaki Kamochi behaupten, den er bei den Weltmeisterschaften 1991 im Kampf um Bronze besiegt hatte. Seine EM-Qualifikation sieht der 30jährige noch nicht gesichert. "Eine vorzeitige Nominierung und eine Phase ohne Wettkämpfe wäre jetzt gut", sagte der Olympiazweite von 1988. "Es geht um den psychischen Verbrauch." Höttger dagegen rechtfertigte die Nominierungskriterien: "Die Wettkämpfe dienen dem psychischen Aufbau. Ich hoffe, das gilt auch für Marc." sid
Doppel-Spezialist Anders Jarryd gewann beim mit 600 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Rotterdam seinen achten Einzeltitel. Der 31 Jahre alte Schwede setzte sich im Endspiel gegen den an Nummer sieben eingestuften Karel Novacek aus der Tschechischen Republik in einer Stunde und 42 Minuten mit 6:3, 7:5 durch.
Jarryd begeisterte die 4500 Zuschauer im "Ahoy"-Sportpalast vor allem bei seinen souverän durchgezogenen Aufschlagspielen. Insgesamt schlug er acht Asse und gewann bei eigenem Service gleich fünf Spiele "zu null".
Der Vize-Weltmeister im Doppel, der im Einzel lediglich als Nummer 156 im Computer notiert wird, war über eine "wild card" ins Hauptfeld gelangt. Im Halbfinale hatte Jarryd den an Nummer fünf gesetzten Russen Alexander Wolkow 6:3, 6:7 (6:8), 6:3 ausgeschaltet. Novacek, Nummer 19 der Weltrangliste, hatte den Italiener Diego Nargiso 6:3, 6:4 aus dem Rennen geworfen.
Für "Ante" Jarryd war es in seinem 14. Profijahr bereits das 22. Einzelfinale, achtmal gewann Jarryd. Bei den Australian Open im Januar in Melbourne hatte er den Leimener Boris Becker - der als Titelverteidiger in Rotterdam wegen Krankheit nicht am Start gewesen ist - in der ersten Runde aus dem Rennen geworfen. sid
Ergebnis-Telegramm
200 m: 1. Sinnhuber (Mannheim) 21,09 Sekunden (deutsche Jahresbestzeit), 2. Kurnicki (Wattenscheid) 21,28, 3. Schütz (Sieg) 21,72, 4. Metzger (Berlin) 21,88. - B-Lauf: 1. Alexander Lack (Neubrandenburg) 21,17, 2. Vicent (Berlin) 21,53.
400 m: 1. Lieder (Chemnitz) 46,35 Sekunden, 2. Just (Berlin) 46,69, 3. Rau (Leverkusen) 47,37, 4. Lenzke (Berlin) 47,42.
800 m: 1. Motschebon (Berlin) 1:52,39 Minuten, 2. Udelhoven (Leverkusen) 1:52,85, 3. Runge (Darmstadt) 1:53,28, 4. Braun (Ingolstadt) 1:53,47, 5. Klaudt (Leverkusen) 1:53,75, 6. May (Berlin) 1:53,92.
1500 m: 1. Herold (Berlin) 3:51,12 Minuten, 2. Kallweit (Essen) 3:53,42, 3. Schneider 3:53,62, 4. Sudau (beide Berlin) 3:54,09, 5. Meyer (Hamburg) 3:54,61, 6. Bauer (Wendlingen) 3:54,82.
3000 m: 1. Döring (Rostock) 8:08,72 Minuten, 2. Pingpank (Braunschweig) 8:11,37, 3. Neukirch (Saarbrücken) 8:13,15, 4. Joppicz (Berlin) 8:18,13, 5. Langfeld (Wipperfürth) 8:26,08.
4 x 200 m: 1. TV Wattenscheid (Schulte, Franke, Huke, Dobeleit) 1:25,15 Minuten, 2. Kornwestheim 1:26,63, 3. ASV Köln 1:26,72.
4 x 400 m: 1. LG Olympia Dortmund I (Schiller, Hense, Unger, Pfersich) 3:12,09 Minuten, 2. LG Olympia Dortmund II 3:12,24, 3. ASV Köln 3:12,40.
5000 m Bahngehen: 1. Weigel 19:00,21 Minuten/deutsche Jahresbestzeit, 2. Noack (beide Berlin) 19:14,98, 3. Gummelt (Potsdam) 19:17,88, 4. Rose (Fürth/München) 19:40,10.
Hochsprung: 1. Sonn (Weinheim) 2,33 m, 2. Beyer (Leverkusen) 2,33, 3. Marschner (Frankfurt) 2,25, 4. Thränhardt (Leverkusen) 2,22, 5. Getek (Fürth/München) 2,19, 6. Kreißig (Mannheim) 2,14.
Weitsprung: 1. Thomas (Heppenheim) 7,99 m, 2. Haaf (Kornwestheim) 7,96 m, 3. Müller (Rostock) 7,91, 4. Krause (Leverkusen) 7,84, 5. Bub (Heppenheim) 7,70, 6. Heide (Hannover) 7,61.
60 m, Frauen: 1. Paschke (Braunschweig) 7,29 Sekunden, 2. Philipps (Schwerin) 7,31, 3. Lichtenhagen (Leverkusen) 7,38, 4. Verniest (Leipzig) 7,38, 5. Leinemann (Wolfsburg) 7,42, 6. Sarvari (Mannheim) 8,23 (nach Verletzung ausgetrudelt).
200 m: 1. Knoll (Dortmund) 23,34 Sekunden, 2. Schönenberger (Berlin) 23,53, 3. Rockmeier (Mittlere Isar) 24,06, 4. Haggenmüller (Ingolstadt) 24,08. - B-Lauf: 1. Hormann (Wipperfürth) 24,18, 2. Verniest (Leipzig) 24,30.
400 m: 1. Janke (Wolfsburg) 52,34 Sekunden, 2. Steimle (Dortmund) 53,16, 3. Kersten (Offenburg) 53,86, 4. Peters (Berlin) 54,45.
800 m: 1. Huneke (Irhowe) 2:05,22 Minuten, 2. Leistenschneider (Berlin) 2:05,70, 3. Dold (Sindelfingen) 2:07,96, 4. Brögen (Braunschweig) 2:08,46, 5. Nolte (Göttingen) 2:08,54, 6. Keil (Berlin) 2:09,50.
1500 m: 1. Beggerow (Rostock) 4:20,77 Minuten, 2. da Fonseca-Wollheim (Offenburg) 4:21,18, 3. Wüstenhagen (Berlin) 4:22,30, 4. Bachmann (Sindelfingen) 4:22,56, 5. Michallek (Fürth/München) 4:22,87, 6. Lakies (Oldesloe) 4:25,11.
4 x 200 m: 1. VfL Sindelfingen (Fahrendorf, Wolff, Grundig, Cordes) 1:35,94 Minuten, 2. TK zu Hannover 1:38,73, 3. Bayer Leverkusen 1:39,76.
3000 m Gehen: 1. Anders (Berlin) 12:17,27 Minuten, 2. Born (Potsdam) 12:45,58, 3. Thust (Berlin) 12:57,31, 4. Leddin (Erfurt) 13:09,76, 5. Vollmann (Leipzig) 13:29,35, 6. Klaedtke (Breisgau) 13:33,47.
Stabhochsprung: 1. Cors (Holzminden) 3,80 m, 2. Adams (Dinslaken) 3,65, 3. Rieger (Landau) 3,55, 4. Müller (Zweibrücken) 3,50, 5. Köpernick (Cottbus) 3,45, 6. Göbel (Berlin) 3,40.
Dreisprung: 1. Radtke (Rostock) 14,03 m (deutscher Hallenrekord), 2. Vokuhl (Magdeburg) 13,92, 3. Laux-Schneider (Siegen) 13,54, 4. Borrmann (Leverkusen) 13,36, 5. Franke (Fürth/München) 13,01, 6. Barylla (Wattenscheid) 12,96.
Kugelstoßen: 1. Storp (Wolfsburg) 19,32 m, 2. Kumbernuss (Neubrandenburg) 19,14, 3. Neimke (Magdeburg) 18,68, 4. Hammer (Fürth/München) 18,14, 5. Wittich (Wattenscheid) 18,04, 6. Deselaers (Uerdingen/Dormagen) 17,51. SKI ALPIN WELTCUP-SUPER-G der Männer in Whistler Mountain (Kanada): 1. Mader (Österreich) 1:20,66 Minuten, 2. Heinzer (Schweiz) 1:20,70, 3. Ortlieb (Österreich) 1:21,20, 4. Wasmeier (Schliersee) 1:21,44, 5. Skaardal (Norwegen) 1:21,45, 6. Girardelli (Luxemburg) 1:21,59, 7. Aamodt (Norwegen) 1:21,62, 8. Senigagliesi (Italien) 1:21,65, 9. Mahrer (Schweiz) 1:21,67, 10. Thorsen (Norwegen) 1:21,70, 11. Stiansen (Norwegen) 1:22,02, 12. Perathoner (Italien) und Moe (USA) 1:22,12, 14. Nyberg (Schweden) 1:22,14, 15. Kernen (Schweiz) und Eberharter (Österreich) 1:22,15, . . . 23. Tauscher (Oberstdorf) 1:22,49. VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Männer: 1. VC Hamburg - SV Bayer Wuppertal 0:3 (7:15, 12:15, 6:15), Post Telekom Berlin - TuS Kriftel 3:1, SCC Berlin - VfB Friedrichshafen 3:0 (15:12, 15:4, 15:13).
BUNDESLIGA, Frauen: CJD Feuerbach - Schweriner SC 1:3 (13:15, 10:15, 15:3, 8:15), USC Münster - TSG Tübingen 3:1 (15:9, 15:8, 14:16, 15:6), VC Straubing - CJD Berlin 2:3 (15:8, 15:8, 8:15, 12:15, 10:15. WASSERSPRINGEN DEUTSCHE HALLENMEISTERSCHAFT in Aachen, Finals, Männer, 1-m-Brett: 1. Kogalew (Aachen) 372,06 Punkte, 2. Böhler (Leipzig) 363,84, 3. Wels (Halle) 346,74, 4. Lietzow (Rostock) 327,87.
Turm: 1. Kühne (Dresdner SC) 575,10 Punkte, 2. Hevelke (SV Neptun Aachen) 546,30, 3. Förster (SC DHfK Leipzig) 545,37, 4. Meyer (Dresdner SC) 536,25.
Kombination: 1. Lietzow (SC Empor Rostock) Platzziffer 13, 2. Hevelke (SV Neptun Aachen) 21, 3. Mesch (SC Empor Rostock) 24.
Frauen, 1-m-Brett: 1. Koch (Berlin) 267,48 Punkte, 2. Bockner (Leipzig) 236,40, 3. Pecher (Aachen) 236,34, 4. Schmalfuß (Berlin) 235,62.
3-m-Brett: 1. Koch (TSC Berlin) 485,94 Punkte, 2. Bockner (SC DHfK Leipzig) 483,12, 3. Schmalfuß (TSC Berlin) 455,16, 4. Pecher (SV Neptun Aachen) 440,73.
Schäfer sah gelb-rote Karte Ein typisches Abstiegsduell
Osnabrück - Mainz 1:1 (0:0) Gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten FSV Mainz 05 mußten sich die Niedersachsen vor 2500 Zuschauern an der Bremer Brücke mit einem 1:1 (0:0) zufriedengeben. Das Mainzer Führungstor durch Wagner glich Wollitz per Foulelfmeter aus. Grether war von Schäfer festgehalten worden, der dafür die gelb-rote Karte sah. In dem typischen Abstiegsduell spielten beide Mannschaften wenige Torchancen heraus. Erst nach der Pause erhöhte Osnabrück den Druck. sid
Osnabrück: Brunn - da Palma - Golombek - Gellrich, Karp, Hofmann (71. Grether), Hetmanski, Greve, Wollitz - Meinke, de Jong (82. Klaus).
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Greilich, Herzberger - Schäfer, Müller, Zampach, Hayer (86. Bekker), Buvac, Klopp - Wagner (90. Lopez).
Schiedsrichter: Weise (Könitz).
Tore: 0:1 Wagner (70.), 1:1 Wollitz (76., Foulelfmeter). - Zuschauer: 2500.
Gelb-rote Karte: Schäfer wegen wiederholten Foulspiels (76.).
Gelbe Karten: Gellrich, da Palma, Golombek - Greilich, Müller, Zampach, Wagner.
Der VfB Leipzig fühlte sich als "Sieger des Tages". Als einziges Spitzenteam gewannen die Sachsen am 29. Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga und schoben sich am MSV Duisburg vorbei auf Rang zwei vor. Trainer Jürgen Sundermann, am Saisonende Richtung Mannheim wechselnd, meinte: "Ich bin sehr glücklich. Wir werden versuchen, oben dranzubleiben." Nach mageren 2:4 Punkten nach der Winterpause, in der Torjäger Bernd Hobsch zu Europacupsieger Werder Bremen wechselte, meldete sich Leipzig durch das 2:0 über Abstiegskandidat SV Darmstadt 98 zurück.
Leipzig profitierte von den Ausrutschern der Konkurrenten. Der als Topfavorit in die Saison gestartete MSV Duisburg blamierte sich trotz einer Vielzahl von Chancen beim 0:1 gegen Schlußlicht Fortuna Düsseldorf so gut er konnte. Der vom HSV ausgeliehene Richard Cyron erzielte das Tor des Tages und hauchte dem Team von Trainer Aleksandar Ristic, der 50 000 Mark monatlich verdient, trotz eines Rückstandes von sieben Punkten zum rettenden Ufer wieder ein Fünkchen Hoffnung ein.
Das Siegen verlernt hat offensichtlich Tabellenführer SC Freiburg. Nach zuletzt 1:3-Punkten reichte es gegen den Vorletzten FC Remscheid auf eigenem Platz erst in der Nachspielzeit durch den 13. Saisontreffer des Albaners Rraklli zum glücklichen 1:1-Remis. sid
Mit gedämpften Hoffnungen können die deutschen Leichtathleten der Hallen- Weltmeisterschaft in Toronto und der WM im August in Stuttgart entgegenblikken. Sportlich standen zwei Jahres-Weltbestmarken durch Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler (Jena/7,05 m) und deutlich schwächer einzustufende 52,34 Sekunden durch 400-m-Siegerin Karin Janke (Wolfsburg) sowie der deutsche Dreisprung-Rekord der Rostockerin Helga Radtke (14,03 m) im Blickpunkt.
Star im Kanada-Team ist allerdings Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel (Leverkusen), die ihren Anlauf auf dem Weg zu wenig überzeugenden 1,95 m als "katastrophal" bezeichnete und nicht verhehlte, sie fühle sich "beschissen" angesichts ihrer technischen Probleme.
Heike Drechsler, die 1993 als bisher einzige weiter als sieben Meter sprang, wird dagegen in Toronto fehlen und bleibt neben Henkel und Dieter Baumann, der nur wegen der Diskussion um die Präsidenten-Wahl angereist war, größte Hoffnung für die Stuttgarter WM.
Kurios mutet angesichts der Jahres- Weltbestzeit von Karin Janke an, daß ihre 52,34 Sekunden nicht einmal die Norm zur Hallen-WM darstellen, wo sie zumindest Endlaufkandidatin wäre. Eine Medaille winkt dagegen Helga Radtke, die sich mit 14,03 m zusammen mit Junioren-Weltmeisterin Anja Vokuhl (Magdeburg/13,92 m) weiter in der Weltspitze dieses neuen Frauen-Wettbewerbs etablierte. Ihren WM-Titel von Sevilla 1991 will neben Heike Henkel auch die Berliner Geherin Beate Anders in Toronto verteidigen, doch für sie dürfte dies ähnlich schwer werden wie für Weitsprung- Europameister Dietmar Haafs (Kornwestheim/7,96 m).
Bei der Hallen-WM fehlt im Gegensatz zu dem auf 2,33 m verbesserten Osenberg-Schützling Hendrik Beyer der als Jahres-Weltbester entthronte Hochsprung-Meister Ralf Sonn (Weinheim/2,33), ferner Jens-Peter Herold, der nach drei deutschen Hallenrekorden Baumann-Nachfolger über 1500 m wurde. Auf der Mittelstrecke trat auch erstmals ein "Quer-Einsteiger" als Meister in den Blickpunkt. Nico Motchebon (Berlin), im Modernen Fünfkampf schon Vize-Weltmeister, nutzte den fehlenden Mut der Rivalen zum 800-m-Sieg in 1:52,39 Minuten, wies aber einen WM-Start und große Ambitionen von sich.
Das spannendste Duell hatte es über 60 m Hürden gegeben. Der EM-Dritte Dietmar Koszewski (Berlin) kommentierte seinen Sieg mit der Steigerung auf 7,55 Sekunden über den zeitgleichen Olympiafünften Florian Schwarthoff (Heppenheim) mit den Worten: "Endlich ist mein Schwarthoff-Trauma vorbei." sid
AS Rom ist für das Viertelfinal-Hinspiel im UEFA-Cup am Dienstag gegen den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund gut gerüstet. Die Mannschaft des deutschen Weltmeisters Thomas Häßler besiegte am 21. Spieltag der Nationalliga A in Italien Juventus Turin mit seinem Nationalmannschaftskollegen Jürgen Kohler 2:1. Dabei erzielte der Ex- Kölner Thomas Häßler in 71. Minute den entscheidenden Treffer zum 2:1. Bei "Juve" saß der frühere Frankfurter Andreas Möller nur auf der Tribüne.
Der deutsche Nationalspieler Karlheinz Riedle erzielte zwei Treffer zum 3:2-Auswärtssieg seines Klubs Lazio Rom gegen den FC Genua. Lazio hatte nach 24 Minuten mit 0:2 zurückgelegen, ehe Riedle mit seinem ersten Tor die Wende einleitete. Der AC Florenz erreichte im Heimspiel gegen Inter Mailand ein 2:2.
Meister AC Mailand blieb auch im 56. Meisterschaftsspiel hintereinander unbesiegt. Der Spitzenreiter gewann das Heimspiel gegen Sampdoria Genua deutlich 4:0 und liegt mit zehn Punkten vor dem Lokalrivalen Inter. sid
Eishockey
Abstiegs-Play-offs vom Sonntag Eisbären Berlin - ERC Schwenningen 5:2 (1:1, 1:1, 3:0). Tore: 0:1 Bader (13:22), 1:1 Graul (18:32), 2:1 Jooris (22:42), 2:2 Bader (27:38), 3:2 Graul (43:00), 4:2 Ziesche (47:06), 5:2 Jooris (49:52). - Zuschauer: 4500 (ausverkauft). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Strafminuten: Eisbären 14 - Schwenningen 14.
EHC Freiburg - EV Landshut 5:1 (2:0, 1:0, 2:1). Tore: 1:0 Gross (5:11), 2:0 Vozar (16:47), 3:0 Benda (25:16) 4:0 Smicek (42:34), 5:0 Reichel (43:07), 5:1 Handrick (57:12). - Zuschauer: 2500. - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Strafminuten: Freiburg 25 - Landshut 37 + Spieldauerdisziplinarstrafe Gardner.
anhang basket SVD Dortmund - BG Bramsche/Osnabrück 75:62 (38:40). Beste Werfer: Pernell (20), Truskowski (15), Lehmkuhl (13), Mlynarski (12) für Dortmund - Shields (16), Behnke (14) für Bramsche - Zuschauer: 900 (ausverkauft).
Der deutsche Frauen-Handball ist im Halbfinale des Europapokals mit einem Trio vertreten. Den K.o. erlitt im Viertelfinale nur der BFV Frankfurt/Oder. Der IHF-Pokalgewinner von 1985 und 1990 scheiterte nach einem 30:23-Heimsieg am norwegischen Team von Gjerpen IL nach einer blamablen 15:29-Pleite.
Buchstäblich bis zur letzten Sekunde mußte der Deutsche Meister TuS Walle Bremen bangen, ehe nach einem 19:12- Heimsieg trotz einer 17:24-Niederlage in Dänemark gegen GOG Gudme nur aufgrund der auswärts mehr geschossenen Tore der Einzug in die Vorschlußrunde perfekt war. Pokalsieger TV Lützellinden gelang nach dem 16:18 in Norwegen mit 24:18 die Revanche gegen Byaasen IL Trondheim und damit der Einzug in die Runde der letzten vier. Dem SC Leipzig gelangen als einzigem deutschen Vertreter zwei Siege, denn dem 25:22 gegen Tempo Partizanske in eigener Halle ließ die Mannschaft von Bundestrainer Lothar Boering in der Slowakei ein 24:18 folgen. Die Hoffnungen auf eine erfolgreiche IHF-Cupverteidigung sind damit vollauf berechtigt.
Die Halbfinal-Auslosung wird am Dienstag in Basel vorgenommen. Termine für die Semifinals sind der 3./4. und 10./11. April. sid
Die Japaner und Koreaner dokumentierten ihr Vormachtstellung beim World Masters der Judoka in München. Für die deutschen Starter gab es zwei Siege durch Marc Meiling (Sindelfingen) und Udo Quellmalz (Ingolstadt) sowie eine Silbermedaille durch Nicole Bruns (Osnabrück). Der 25jährige gebürtige Leipziger Quellmalz gewann in der 65-kg-Klasse das Finale gegen den Koreaner Hyun Yoon durch Kampfrichterentscheid. Zuvor hatte er den Japaner Iwasaki nach packenden Kampf durch Innenschenkelwurf besiegt. Meiling gewann im Halbschwergewicht (bis 95 kg) das Finale gegen den Japaner Michiaki Kamochi.
BASEKTBALL
TTL Bamberg - SSV Ulm 90:88 (79:79, 40:46) n. V. Beste Werfer: Nürnberger (24), Jackel (22), Swearengen (17), Martin (10) für Bamberg - Walker (27), von Waaden (23), Knörr (14), Oldham (13), Sauer (11) für Ulm. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).
TVG Basketball Trier - MTV Gießen 105:90 (54:44). Beste Werfer: Johnson (34), Devone (22), Reiser (18), Wiegand (11), Marsh (10) für Trier - Roth (25), Villwock (18), McDonald (17), Th. Andres (11) für Gießen. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft). SG FT/MTV Braunschweig - ALBA Berlin 69:71 (61:61, 38:26) n.V. Beste Werfer: Svitek (25), Stein (16), Arigbabu (13) für Braunschweig - Primorac (24), Baeck (21), U. Blab (13) für Berlin. - Zuschauer: 1800 (ausverkauft).
Fünftes HSV-Remis hintereinander Im Schneetreiben nur Stückwerk
Auch im achten Spiel hintereinander blieb Fußball-Bundesligist Hamburger SV unbesiegt. Bei der Jahrespremiere im Hamburger Volksparkstadion mußten sich die Hanseaten allerdings mit einem 1:1 (0:1) gegen Dynamo Dresden begnügen. Für den HSV-Möhlmann war es das fünfte Unentschieden hintereinander.
Bei Schneetreiben war Dresden durch Pilz nach einer Flanke von Thomas Rath nicht unverdient in der 42. Minute in Führung gegangen. Für den Ausgleich sorgte der polnische Nationalspieler Jan Furtok (65.), der in der Drehung einen Ball von Bäron annahm und das Leder unhaltbar im Dynamo-Tor unterbrachte.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Letschkow, Hartmann, von Heesen (78. Weichert), Schnoor, Eck (60. Bode) - Furtok, Bäron.
Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Melzig - Hauptmann, Pilz, Beuchel, Stevic, Kmetsch - Rath (90. Kern), Jähnig (56. Zickler).
Schiedsrichter: Weber (Essen).
Tore: 0:1 Pilz (42.), 1:1 Furtok (65.).
Zuschauer: 21 300.
Gelbe Karten: Furtok, Bode - Müller, Stevic.
SPANIEN (24. Spieltag): Real Oviedo - FC Cadiz ausgefallen, Rayo Vallecano - Espanol Barcelona 1:1, Celta Vigo - Real Saragossa 0:1, FC Sevilla - Athletico Bilbao 3:1, FC Osasuna - CD Logrones 1:2, Real Sociedad San Sebastian - FC Valencia 1:0, Real Madrid - Deportivo La Coruna 2:1, CD Teneriffa - Albacete 2:2, FC Barcelona - Sporting Gijon 7:2, Real Burgos - Atletico Madrid ausgefallen. - Die Tabellenspitze: 1. Real Madrid 46:18 Tore/36:12 Punkte, 2. Deportivo La Coruna 44:17/36:12, 3. FC Barcelona 57:24/34:12, 4. FC Valencia 35:20/30:18.
letztes spiel SG FT/MTV Braunschweig - ALBA Berlin 69:71 (61:61, 38:26) n.V. Beste Werfer: Svitek (25), Stein (16), Arigbabu (13) für Braunschweig - Primorac (24), Baeck (21), U. Blab (13) für Berlin. - Zuschauer: 1800 (ausverkauft).
2.spiel play-offs sonntag EHC Freiburg - EV Landshut 5:1 (2:0, 1:0, 2:1). Tore: 1:0 Gross (5:11), 2:0 Vozar (16:47), 3:0 Benda (25:16) 4:0 Smicek (42:34), 5:0 Reichel (43:07), 5:1 Handrick (57:12). - Zuschauer: 2500. - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Strafminuten: Freiburg 25 - Landshut 37 + Spieldauerdisziplinarstrafe Gardner.
Ergebnis-Telegramm
OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Frankfurt - ETC Timmendorf 7:2, ESC Wolfsburg - ESC Wedemark 2:3, REV Bremerhaven - EC Harz-Braunlage 10:3, Schalker Haie - Herforder EG 8:4.
INTERNATIONALES TURNIER in Indian Wells (375 000 Dollar), Frauen, Einzel, Finale: Fernandez (USA) - Coetzer (Südafrika) 3:6, 7:1, 7:6 (8:6).
KELSTERBACH. Die durch den Chemie-Unfall im Hoechst-Werk von Frankfurt-Griesheim - am Rosenmontag wurde dort in den frühen Morgenstunden zweieinhalb Tonnen ortho-Nitroanisol freigesetzt - kontaminierten Stadtteile sind etwas mehr als fünf Kilometer vom Gemarkungsgebiet der Stadt Kelsterbach entfernt. Das erklärte Bürgermeister Fritz Treutel während der jüngsten Stadtverordnetenversammlung. Der Verwaltungschef stellte erleichtert fest: "Kelsterbach ist Gott sei Dank nicht betroffen." lis
FRIEDRICHSDORF. Alle Apotheken von Friedrichsdorf nehmen ab sofort wieder alte Medikamente zurück, teilt der Magistrat mit. Zwischen den Apothekenbesitzern und dem Umlandverband sei jetzt eine entsprechende Regelung getroffen worden.
Der Magistrat bemüht sich darüber hinaus nach eigenen Worten darum, daß die Annahmestelle für Sondermüll wieder eröffnet werden kann. FR
KELSTERBACH. Von den 402 Hektar Stadtwald sind auf 295 Hektar die Eichen von Larven des Schwammerspinners befallen, davon sind 185 Hektar in die Kategorie "bedrohlich" einzustufen, so das Forstamt. Beim Schwammerspinner handelt es sich um eine Schmetterlingsart; schlüpfen die Raupen, fressen sie die Blätter der Bäume. Wirksame Gegenmittel werden derzeit noch erprobt. Dies sagte Dr. Wolfram Hammes, Leiter des auch für Kelsterbach zuständigen Forstamtes Mörfelden-Walldorf, als er in der Parlamentssitzung den Waldwirtschaftsplan 1993 vorstellte.
Zwar wachse der Wald pro Jahr um 1300 Festmeter, doch reiche das nicht, um die Orkanschäden auszugleichen, sagte Hammes. Das Forstamt beschränke sich daher auf die unumgänglichen Fällungen. Dazu müßten demnächst auch im Bannwald zwischen Airport-Ring und A 3 kranke Bäume eingeschlagen werden, um die Verkehrssicherheit zu gewähren.
Renate Stiebing (Wählerinitiative Kelsterbach) wies darauf hin, daß in den nächsten zehn Jahren ein Viertel des Stadtwaldes verschwinden dürfte: 54 Hektar, die für die ICE-Trasse fallen müßten, und jene 36 Hektar "Ticona- Wald", die der Hoechst-AG gehören und als Gebiet, auf dem die Produktion erweitert werden könnte, vorgesehen sei.
Während der Waldverlust für die ICE- Trasse "zwar nicht für Kelsterbach, aber zumindest gesamt-ökologisch" zu vertreten sei, müsse der Ticona-Wald erhalten bleiben. Stiebing warf hierbei Bürgermeister Fritz Treutel vor, diesen Teil des Mönchswalds zusammen mit dem Caltex- Gelände als Paketlösung ins Gespräch gebracht zu haben. Ein Vorwurf, den Treutel als unwahr zurückwies. Die Stadtverordneten stimmten dem Waldwirtschaftsplan zu, dessen Differenz zwischen Einnahmen von 99 500 Mark und Ausgaben von 444 776 Mark wird durch Zuschuß aus der Stadtkasse gedeckt. lis
KELSTERBACH. Einstimmig sprachen sich die Stadtverordneten dafür aus, das Frauenhaus von Raunheim mit knapp 7000 Mark aus dem Stadtsäckel zu unterstützen. Das Geld wird verwendet für die rund 110 000 Mark teuren Umbauarbeiten, die aus Brandschutzgründen notwendig sind. An dem Umbau beteiligen sich auch die Kommunen Raunheim, Bischofsheim, Rüsselsheim und Ginsheim- Gustavsburg. Sie teilen sich die für den Umbau noch fehlenden Mittel von knapp 55 000 Marke entsprechend ihrer Einwohnerzahl. lis
BAD HOMBURG. Ein gemeinsames Bibelseminar der beiden Gonzenheimer katholischen und evangelischen Kirchengemeinden beginnt am heutigen Montag um 19 Uhr im katholischen Pfarrheim am Unteren Mittelweg. Insgesamt umfaßt das Seminar fünf Abende; heute geht es um "Exodus 13 - 14" (Rettung am Schilfmeer).
Weitere Termine des ökumenischen Bibelseminars sind der 8., 15., 22. und 29. März zum Thema "Volk Gottes - 40 Jahre auf dem Weg". off
SCHMITTEN. Strafanzeige gegen Unbekannt hat die Schmittener FDP wegen vorsätzlicher und grober Zerstörung und Verunstaltung von Wahlplakaten gestellt. 20 Prozent der FDP-Plakatständer seien ganz verschwunden, heißt es in einer Mitteilung.
Die angemietete Werbefläche in der Dorfweiler Straße in Schmitten sei zudem von Unbekannten unleserlich gemacht und zerrissen worden. Ortsverbandschef Albrecht Dommes nennt die Beschädigungen "kleinlich und demokratieschädigend". off
Wahlkampf 1993: CDU-Chef Hamer marschiert von Klingel zu Klingel / Beate Fleige (SPD) trifft sich mit ihren Kirdorfer Nachbarn Von Bischof Dyba bis zu den Visionen der SPD Beate Fleige: "Manchmal muß man zurückschießen"
Selbstgepreßter Apfelsaft und -wein werden zur abendlichen Nachbarschaftsbegegnung gereicht. Rund um den Tisch sitzen Wechselwähler, Unentschlossene und geborene Sozialdemokraten. Rentner Arthur (der seinen Zunamen ebenso wie andere Besucher nicht genannt wissen will): "Mir daheim warn schon immer in Beim Apfelwein de SPD." Er bleibt in der SPD und wählt sie, auch wenn es noch so brodelt: "Die Partei wechselt man nicht wie ein Hemd."
Eines haben die Besucherinnen und Besucher gemeinsam: Ein Wahlboykott scheint für niemanden in Frage zu kommen. "Politiker können nicht halten, was sie versprechen", sagt ein anderer Nachbar (vor)namens Thomas. Und er ergänzt: "Aber die brauchen es auch gar nicht zu versuchen, weil niemand von uns das einfordert oder die Wahrheit hören will." Fleige sichert sich ab, beugt vor: "Natürlich ist das, was wir wollen, nicht in vier Jahren zu schaffen. Wir haben auch eine Vision für mehrere Jahre formuliert." Sie wirbt auch hier - wie schon an den Infoständen - um die Chance, überhaupt einmal sozialdemokratische Politik verantwortlich praktizieren zu dürfen. Ihre Situationsbeschreibung über den Umgang der christlich-liberalen Mehrheit mit der Opposition im Stadtparlament ("Da ist alles festgezurrt") wird aufmerksam verfolgt. Einem platzt der Kragen: "Ja, haben die Narrenfreiheit?"
Viele der Gäste sind in der katholischen Kirchengemeinde aktiv. Auf den Knien halten sie das SPD-Wahlprogramm, blättern gelegentlich darin. Eine Frau mittleren Alters bietet dem gestanden Sozi Arthur Paroli: "Ich habe auf Bundes-, Landes- und Stadtebene nicht immer die gleiche Partei gewählt."
Der SPD-Fraktionschefin kommt solch scheinbarer Wankelmut gerade gelegen. Mit deutlichen Worten versucht sie, Skepsis zu zerstreuen. Nach der langen CDU- und FDP-Mehrheit "stagniert alles". Ein Wechsel sei deshalb notwendig, insistiert die gelernte Sozialpädagogin, Mutter von vier Kindern, jetzt Hausfrau. Zustimmung aus der Runde: "Ein gesunder Wechsel ist immer gut, in Homburg ist er unbedingt notwendig", wird argumentiert.
"Was würde die SPD denn schon anders machen?" klingt es aus der Runde der überwiegend älteren Gäste. Die Spitzenkandidatin zitiert aus dem Wahlprogramm, argumentiert gegen die CDU/ FDP-Politik in Sachen Verkehr und "Wohnungsbaublockade". "Aber die haben jetzt doch im Gluckenstein den Spatenstich . . ". Fleige unterbricht und holt zum Rückblick aus: "Die Wohnungen könnten schon längst fertig sein." Das Ehepaar R. "traut der CDU und FDP nicht mehr".
Nach gut einer Stunde holt Rentner Arthur tief Luft und unterbricht: "Gnädige Frau, wäre es Ihnen nicht lieber, wenn Ihre Wähler Ihnen mal sagen, was ihnen nicht paßt?" Und ungeschönt blättert er auf: das Verhältnis Engholm und Basis in der Asylfrage und das Klemmsche Buch über Bischof Dyba. "Warum wird dem politischen Gegner aufs Ohr gehauen?" fragt der Rentner ohne Verständnis für politisches Hickhack auf kommunaler Ebene. Fleige bemüht zur Erklärung die "Arroganz" der CDU und FDP gegenüber der SPD und den Grünen: "Da muß man manchmal zurückschießen."
pid. NORTHEIM. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei (SEK) hat in der Nacht zum Samstag in Schnedinghausen (Landkreis Northeim) eine Geiselnahme unblutig beendet. Die Beamten überwältigten einen 26jährigen Mann, der gedroht hatte, seinen eigenen dreijährigen Sohn zu erstechen.
Aus welchem Grund der Mann sein Kind töten wollte, teilte die Polizei nicht mit. Als die Beamten, die von der Mutter des 26jährigen alarmiert worden waren, in Schnedinghausen eintrafen, mußten sie die Tür der Wohnung aufbrechen, in der sich auch die 21jährige Mutter des Jungen aufhielt. Der Mann saß auf dem Sofa, hielt den Jungen auf dem Schoß und drohte, ihn mit einem Messer zu erstechen, falls die Beamten die Wohnung nicht sofort wieder verließen. Offenbar weil sie an die Ernsthaftigkeit der Drohung glaubte, schrie auch die 21jährige die Beamten an, sie sollten verschwinden.
Die Polizisten, ein Notarzt und drei Verwandte versuchten vergeblich den 26jährigen zu beruhigen. Erst sein ebenfalls herbeigerufener Arbeitgeber konnte ihn dazu überreden, wenigstens das Messer herauszugeben. Das Kind behielt er aber weiter in seiner Gewalt. Der Mann konnte erst von Beamten des zu Hilfe gerufenen Sondereinsatzkommandos überwältigt werden. Er wurde auf eigenen Wunsch in eine psychiatrische Klinik gebracht. Die Mutter des Kindes erlitt einen Nervenzusammenbruch. Der Junge blieb unverletzt.
Erst in der Nacht zum Freitag hatte das Sondereinsatzkommando in Greene (Kreis Northeim) eine Ehefrau aus der Gewalt ihres tobenden Mannes befreit. Die Beamten mußten dazu ein Badezimmer stürmen. * * *
&blt; Ist Schreiben lehrbar?
Berndt Jentzsch vom Literaturinstitut der Universität Leipzig und Volker Bohn von der Johann-Wolfgang-Goethe Universität, Institut für Deutsche Sprache und Literatur, Frankfurt, unterhalten sich am heutigen Montagabend, 20 Uhr, im Hessischen Literaturbüro im Mousonturm über die Frage, ob das Schreiben als literarisches Handwerk lehrbar sei. &blt; Frédéric Bruly Bouabré im Portikus In der Ausstellunghalle des Portikus, Schöne Aussicht 2, stellt derzeit der schwarze Künstler Frédéric Bruly Bouabré seine zeitkritischen Bilder aus (täglich außer Montag 11-18, Mittwoch 11-20 Uhr). &blt; Drei Künstler stellen aus Die der Galerie "Artefacto" stellt im "Pariser Hoftheater, Spielgasse 9, von den Spieltagen ab 19.30 Uhr, Malerei, Skulpturen und Glasbilder von Scheppat, Teufel und Vallina aus (bis 30. April). &blt; Albrecht Kunze im Eckstein Der Komponiste Albrecht Kunze, der in den letzten Jahren mehrere Produktionen zusammen mit Oliver Hardt erarbeitet hat, lädt für den heutigen Montag, 20 Uhr, in Café Eckstein in der Staufenmauer zu einer Mixdown-Party zu seiner neuen CD-Produktion Slight Rushing Movements ein. &blt; Uraufführung A. Karozas Der griechische Komponist Alexandros Karozas und das Modern Ionic Ensemble laden für den heutigen Montag in die Alte Oper zur Uraufführung von Karozas Stück "Der Traum des Ikaros". Ein Ensemble von 40 Musikern und mehreren Solisten wird geleitet von Richard Williams. Ein weiterer Konzerttermin ist im Juli in der Londoner Albert Hall vorgesehen. Veranstalter der Frankfurter Uraufführung ist die Frankfurter Kunstgemeinde.&blt; Thomas Deyle: "Behind Bars 1-3" Die Galerie Lücke in der Braubachstraße 37 stellt derzeit den Münchener Maler Thomas Deyle vor mit dessen Acryl-Glasbildern, die der Künstler "Behind Bars 1-3" nennt (montags bis freitag 13-18.30 Uhr). &blt; Marianne Schediwy stellt aus Marianne Schediwy, die seit einige Jahren in Franmklfurt Fuß gefaßt hat, stellt derzeit ihr e Arbeiten im Gallus- Theater in der Krifteler Straße aus. Die Vernissage ist für heute, Montagabend, 20 Uhr, vorgesehen. &blt; Gestalten mit Ton Das Museum für Vor- und Frühgeschichte öffnet anläßlich der Sonderausstellung "Bronzezeit in Ungarn" seine Künstlerische Werkstatt im Maulwurfsbau zum kreativen Gestalten mit Ton. Für eine Gebühr von 10 Mark pro Termin kann man an fünf Samstagen, von 14 bis 17 Uhr, daran teilnehmen. Anmeldung unter Tel. 2 12 - 3 58 96 wird erbeten. &blt; Frank Wahle Linolschnitte von Frank Wahle zeigt von Mittwoch an die Galerie Streitenfeld in Oberursel. Die Ausstellung wird eröffnet am Samstag um 19 Uhr. &blt; Kirsten Hammerström "Arbeiten mit Papier - Arbeiten auf Papier" ist der Titel einer Ausstellung in Bad Soden. Die Exponate von Kirsten Hammerström werden in der Galerie an der Trinkhalle gezeigt.
Feuer richtet bei Seulberger Apparatebau-Betrieb zwei Millionen Mark Schaden an Brandstifter lassen Wehr bang werden Täter schlugen erneut zu Von Günther Scherf FRIEDRICHSDORF. Nach zweijähriger Ruhe grassiert in Friedrichsdorf wieder die Furcht vor Brandstiftern. Zum zweiten Mal binnen vier Wochen wurde in der Nacht zum Samstag im Seulberger Gewerbegebiet Feuer gelegt. Auf dem Gelände der Firma Karl-Arnold-Apparatebau entstand dabei ein Schaden von zwei Millionen Mark, schätzt die Feuerwehr. Die Presseabteilung des Regierungspräsidiums gab gestern unter Bezug auf "erste Schätzungen" weit über eine Million Mark Schaden an. Feuerwehr-Pressesprecher Norbert Fischer nach dem erneuten Anschlag: "Selbst wir Feuerwehrleute haben jetzt Angst."
Angst davor, daß weitere Brände folgen. Für die Wehrleute steht es nämlich außer Frage, daß der Großbrand am Wochenende ebenso absichtlich herbeigeführt wurde wie kürzlich das Feuer im 250 Meter entfernten Auslieferungslager der Druckerei "Schäfer & Schmidt". Besonders mysteriös: Beiden Bränden waren Jahreshauptversammlungen der Feuerwehren vorausgegangen.
Unter den Blauröcken wagt es keiner auszusprechen, doch die Befürchtung, der Brandstifter könne sich in den eigenen Reihen befinden, sitzt tief. Die Kriminalpolizei teilte gestern mit: Die Fahndung nach den Tätern verlief negativ. Sie schaltete Experten des Landeskriminalamtes in die Ermittlungen ein.
Erst vor zwei Jahren waren die Friedrichsdorfer Wehren von dem jetzt erneut befürchteten Schlag getroffen waren. Damals war ein Burgholzhäuser Feuerwehrmann festgenommen worden, der nach Ansicht der Staatsanwaltschaft mindestens neun, teils spektakuläre Brände gelegt hat. Der heute 22jährige steht derzeit in Frankfurt vor Gericht; das Urteil soll am 8. März gesprochen werden.
Bei dem Feuer in der Nacht zum Samstag haben Wehrleute und aufmerksame Anwohner möglicherweise eine Katastrophe gerade noch verhindert. Als die Feuerwehren mit den Löscharbeiten auf dem Arnold-Gelände begonnen hatten, meldete sich der Inhaber eines nahegelegenen Baumarkts: "Ich habe bei mir auch gerade ein Feuer ausgemacht." Irgend jemand hatte nachts um 2 Uhr brennende Wunderkerzen auf Säcke geworfen, die auf dem Baumarkt-Gelände lagen.
Weil auch die unter freiem Himmel gelagerten Fertigprodukte der Arnold-Apparatebau wahrscheinlich an mehreren Stellen gleichzeitig angezündet worden waren, schließt Feuerwehr-Sprecher Fischer nicht aus, daß mehrere Täter am Werk gewesen sein könnten. Auch Bürgermeister Gerd Schmidt zeigte sich in der Nacht am Tatort schockiert; er hatte noch in der Jahreshauptversammlung am Vorabend an den mysteriösen Brand vor vier Wochen erinnert.
Die Friedrichsdorfer Feuerwehren waren gegen 2 Uhr alarmiert worden, um ein Feuer in einem Drahtverarbeitsbetrieb in der Ober-Erlenbacher Straße in Burgholzhausen zu löschen. Dort hatte nach Angaben von Wehrführer Helmut Dietz ein überhitzter Motor Feuer gefangen. Es sei gelungen, die Flammen schnell zu löschen, ehe sie auf nahegelegenes Sägemehl übergreifen und größeren Schaden verursachen könnten.
Auf der Fahrt nach Burgholzhausen entdeckte die Seulberger Feuerwehr die zeitweise bis zu 20 Meter hohe Flammensäule über dem Gewerbegebiet an der Industriestraße. Sofort löste der stellvertretende Wehrführer Ulrich Neeb Alarm für alle Stadtteilwehren aus. "Wenn wir zehn Minuten später gekommen wären, wäre die ganze Firma nicht mehr zu retten gewesen", merkt Norbert Fischer an.
Rund 100 Feuerwehrleute kämpften schließlich in Seulberg unter Leitung von Stadtbrandinspektor Rolf Röder gegen die Flammen an. Diese fanden in den Holzpaletten des Außenlagers so reiche Nahrung, daß es fast eine halbe Stunde dauerte, bis der Brand unter Kontrolle war. In der Gluthitze fingen auch ein Kleinlastwagen und der Anhänger eines Lastzugs Feuer. Mehrere Mülltonnen zerschmolzen. Eine Gasflasche und nur wenige Meter entfernt gelagerte Chemikalien konnten vor der Explosion bewahrt werden.
Dagegen vernichtete das Feuer Teile einer Fassadenverkleidung aus Feinblech, die heute morgen nach Luxemburg geliefert und dort an einem Hotel hätte montiert werden sollen. Flammen, Rauch, Ruß und Löschwasser beschädigten zudem die Versand- und die Endmontageabteilung sowie Umkleideräume des metallverarbeitenden Werks.
Wertvolle Maschinen in den Produktionsräumen blieben unversehrt. Ein Feuerwehrmann mußte wegen Kreislaufproblemen ärztlich behandelt werden.
FRIEDRICHSDORF. Der 42 Jahre alte Betriebssanitäter Rolf Röder (Köppern) ist am Wochenende für fünf weitere Jahre im Amt des Stadtbrandinspektors bestätigt worden. Für Röder votierten in der Jahreshauptversammlung aller aktiven Feuerwehrleute Friedrichsdorfs 96 der 138 Stimmberechtigten.
Auch sein Stellvertreter, der 36 Jahre alte Beamte der Frankfurter Berufswehr, Roland Schultheiß (Seulberg), wurde wiedergewählt. Er erhielt 99 der 138 Stimmen.
Bürgermeister Gerd Schmidt sprach in seiner Gratulation nach der Wahl von einem eindrucksvollen Vertrauensbeweis für die beiden, die sich vor anderthalb Jahren "in einer nicht ganz einfachen Situation" zur Kandidatur bereiterklärt hätten. Damals war der amtierende Stadtbrandinspektor Walter Laubinger zurückgetreten.
Die Entscheidung für Röder als Nachfolger war damals erst nach mehreren Wahlgängen gefallen. Zu den Hauptaufgaben der wiedergewählten Feuerwehrführung wird die Organisation des "Hessischen Feuerwehrtags" gehören, der 1994 in Friedrichsdorf stattfindet.
Die Feuerwehren der vier Friedrichsdorfer Stadtteile rückten Röders Jahresbericht zufolge im vergangenen Jahr 216mal aus; 33mal waren Brände zu löschen; 111 mal halfen die Blauröcke bei Unfällen, Unwettern und anderen Notsituationen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Einsätze (1991: 280, davon 86 Brände) deutlich zurückgegangen. che
FRIEDRICHSDORF. Bei einem Großbrand im Gewerbegebiet des Friedrichsdorfer Stadtteils Seulberg (Hochtaunuskreis) wurden in der Nacht zum Samstag das Lager für Fertigprodukte und weitere Betriebsteile eines auf Feinbleche und Apparatebau spezialisierten Betriebs zerstört. Vernichtet wurden unter anderem Platten für eine Fassadenverkleidung, die heute nach Luxemburg geliefert und dort an ein Hotel montiert werden sollten. Die Feuerwehr schätzt den Schaden auf rund zwei Millionen Mark.
Die Wehrleute, die mit rund 100 Mann stundenlang im Einsatz waren, und die Kriminalpolizei gehen davon aus, daß das Feuer von mehreren Brandstiftern absichtlich gelegt wurde. Auf einen hundert Meter entfernten Baumarkt sei zur selben Stunde ebenfalls ein Brandanschlag verübt worden, der keinen nennenswerten Schaden anrichtete.
In einer 250 Meter entfernten Druckerei war erst vor vier Wochen nachts das Lager der Fertigdrucksachen eingeäschert worden. Beiden Bränden war jeweils eine Versammlung der Feuerwehren am Vorabend vorausgegangen. che
BAD HOMBURG. Info-Stände, öffentliche Veranstaltungen, Werbeschriften, Anzeigenkampagnen: nur noch wenige Tage bis zur Kommunalwahl am 7. März. Die Bad Homburger CDU buhlt diesmal mit Hausbesuchen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Etwa 50 Kandidatinnen und Kandidaten für das neue Stadtparlament sind unterwegs, im Durchschnitt soll jede/r 400 Haushalte abklappern. Die SPD-Spitzenkandidatin Beate Fleige hingegen mochte sich auf ungebetene Besuche nicht einlassen: "Das kann eine Belästigung sein." Sie ging - nach Absprache mit den Geladenen - zu sogenannten Nachbarschaftstreffen. FR-Redakteurin Waltraut Rohloff begleitete Beate Fleige zu den Nachbarn und Bernd Hamer beim Klinkenputzen.
Seit einiger Zeit ist Bernhard Schreiber ein gefragter Mann. Der Chef der Freiburger Polizeidirektion ist seit dem Aufflammen rechtsextremer Gewalt in Deutschland ein gerngesehener Gast bei Diskussionsrunden von Parteien, Verbänden und Journalistenorganisationen.
Da soll Schreiber Auskunft geben über die Strategien der Polizei gegen den Rechtsextremismus. Der oberste Freiburger Polizist weiß dabei seine Zuhörer zu verblüffen: Die Polizei, so Schreibers Credo, könne nicht mehr wissen, als ihr die Bürger mitteilen - man brauche eben Zeugenaussagen.
Auf diese Mißlichkeit ist für die Ermittlungsbehörden zu einem guten Teil der Tatbestand zurückzuführen, daß die Aufklärung jenes spektakulären Paketbomben-Attentats noch keinen Schritt vorangekommen ist, bei dem am 22. Januar die 24jährige Krankenschwesternschülerin und linksautonome Aktivistin Kerstin Winter in ihrer Freiburger Wohnung getötet wurde. Dieser Mord provozierte für kurze Zeit bundesweit Schlagzeilen - um dann ins tiefe Loch eines großen öffentlichen Schweigens zu stürzen. Werden Täter und Hintergründe unbekannt bleiben, wird das Opfer zwischen polizeilichen Ermittlungspannen und linker Parolen-Rhetorik dem Vergessen anheimfallen?
Aus der Luft gegriffen sind die Vorwürfe der Polizei an die Adresse der örtlichen linken Szene nicht, sich bei den Ermittlungen nicht kooperativ zu verhalten. Ein nach dem Mord gebildetes "autonomes Komitee" ließ verlauten, man sei an einer Aufklärung interessiert, doch wolle man der Polizei keinen Einblick in linke Strukturen gewähren. Für dieses politische Milieu stand sofort fest, daß es sich bei dem Mord an Kerstin Winter - die keine bloße Mitläuferin, aber auch keine prominente Figur der lokalen autonomen Szene war - um eine faschistische Tat gehandelt haben muß. In Berlin, Hamburg und anderen Städten kam es zu Demonstrationen, in Freiburg sogar mit mehreren tausend Teilnehmern. Bis jetzt gibt es freilich kein handfestes Indiz, das auf ein politisches Motiv schließen ließe - außer dem Umstand, daß Kerstin Winter eine linke Aktivistin war. Und bald kam in den örtlichen Szene-Zirkeln Kritik an dem Versuch auf, diesen Mord für die eigene politische Strategie zu instrumentalisieren.
Das Unbehagen am Umgang mit dem Fall aber hat in noch größerem Maß die Polizei selbst genährt. Mit der Einsetzung einer Sonderkommission des Landeskriminalamts (LKA) wollte das Stuttgarter Innenministerium demonstrieren, daß es das Attentat auf eine Linke absolut ernst nimmt. Herausgekommen ist bisher freilich nicht viel mehr als ein Scherbenhaufen. Kurze Zeit nach dem Mord wurde der Freund und Wohnungsgenosse des Opfers als "dringend" Verdächtiger in U-Haft genommen. Doch das angebliche Belastungsmaterial entpuppte sich als heiße Luft: Weder waren die Feuerlöscher vom Arbeitsplatz des 27jährigen für die Sprengstoffherstellung benutzt worden, noch gab es Hinweise, daß die Überreste der Anschrift auf dem Bombenpaket von Winters Freund stammen könnten. Hätte das die Polizei nicht vorher recherchieren müssen? So kam der junge Mann nach wenigen Tagen schon wieder frei.
Merkwürdig mutet auch an, daß die ansonsten recht schweigsamen Ermittlungsbehörden vorübergehend die Mörder in obskuren maoistischen Gruppen vermuteten. Da sind dann autonome Aktivisten rasch mit dem Verdikt zur Hand, die Polizei recherchiere gar nicht ernsthaft im rechten Lager - ein Vorwurf, den das LKA entschieden bestreitet.
Vorsichtiger, aber mit plausibel erscheinenden Begründungen argumentiert der Anwalt des Verdächtigten: Weil sich die Polizei zunächst fälschlich auf den Freund Winters kapriziert habe, hätten die wahren Täter Spuren verwischen können. Immerhin: Die Bombe war in eine Zeitung eingewickelt, in der ein Bericht über Winters Engagement für ein autonomes Jugendzentrum stand. Der Advokat hat jetzt Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Führung der LKA-Sonderkommission wegen Defiziten bei der Fahndung eingereicht und die Abberufung der Verantwortlichen verlangt.
Die Mörder? Mit jedem Tag schwinden die Chancen, daß sie jemals gefaßt werden. KARL-OTTO SATTLER (Freiburg)
OSTKREIS OFFENBACH. Knapp ein Jahr nach seiner Eröffnung haben im Frauenhaus für den Ostkreis Offenbach in Rodgau 55 Frauen mit insgesamt 61 Kindern Zuflucht gesucht und Schutz gefunden. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten ist das zehn Frauen mit maximal 15 Kindern Platz bietende Haus inzwischen faktisch permanent ausgebucht, von kurzfristig einmal wenige Tage leerstehenden Zimmern abgesehen.
Nur knapp die Hälfte der Klientel kam aus dem Kreis Offenbach, der etwas stärkere Anteil von außerhalb, unter anderem aus Aschaffenburg, Frankfurt, Bad Kreuznach oder auch aus Wiesbaden. Aus Rodgau, Dietzenbach und Rödermark, den neben dem Kreis Offenbach drei ursprünglichen Trägerkommunen, suchten und fanden "nur" neun den Weg in die für von ihren Partnern bedrohte Frauen gedachte Bleibe. Das ist insofern nicht verwunderlich, da die meisten Opfer von Gewalt aus Angst vor ihren Männern ein Frauenhaus in weiter Ferne bevorzugten. Zu Rodgau, Dietzenbach und Rödermark haben sich mittlerweile Seligenstadt, Mühlheim und Heusenstamm mit unterschiedlichen Beträgen von insgesamt 16 000 Mark als Geldgeber hinzugesellt. Hainburg, Mainhausen und Obertshausen versagen dem gemeinnützigen, 75 Mitglieder zählenden Verein "Frauen helfen Frauen" weiterhin jede finanzielle Unterstützung.
Zu den vier Teilzeitkräften der ersten Stunde hat der Trägerverein aufgrund geänderter Rahmenrichtlinien von seiten des Landes das Team um eine Ganztagsstelle vergrößern können. Die im Haushalt den größten Batzen ausmachenden Personalkosten trägt zu 90 Prozent das Land Hessen.
Dennoch müssen die Wirtschafterinnen im Frauenhaus nach wie vor jede Mark zweimal umdrehen, ehe sie sie ausgeben. Zur "freien" Verfügung stehen gerade mal 53 300 Mark, wovon Strom und Heizöl, Porto und Telefongebühren, Bürobedarf und Lohnbuchhaltung sowie Fahrtkosten bezahlt sein wollen.
Obwohl erst am 1. April '92 eröffnet, hatten der Kreis sowie die Städte Rodgau, Rödermark und Dietzenbach ihren Obolus in Höhe von zusammen 91 200 Mark pünktlich für ein ganzes Jahr entrichtet. Den dabei erwirtschafteten Überschuß von etwas mehr als 23 000 Mark bekommen zumindest die drei Kommunen jetzt vertragsgemäß zurück.
Das Gros der Frauen, die hilfesuchend an die Tür klopften, war zwischen 18 und Anfang 30, aber vereinzelt auch ältere Frauen bis über 60 Jahre hatten Grund, von zu Hause fortzugehen. Und keine kam nach erst einmaliger Bedrohung, alle hatten sie ein zum Teil jahrelanges Martyrium hinter sich.
Sieben Monate mußte eine Frau im Hause bleiben, ehe sie eine andere Unterkunft gefunden hatte. Die Makler winken ab, wenn sie einer Bewohnerin des Frauenhauses weiterhelfen sollen, und auch die Vermieter machen einen Rückzieher, wenn sie erfahren, woher ihr Gegenüber kommt. Während die ins Haus kommenden schulpflichtigen Kinder praktisch am nächsten Tag eine ihnen gemäße Schule besuchen müssen (und können), finden die jüngeren Mädchen und Jungen in den städtischen Kindertagesstätten keine Aufnahme. Begründet wird das mit den pädagogischen Konzepten, die langfristig angelegt seien und in die vorübergehend erscheinende Besucher nicht hineinpaßten.
Angesichts der ständigen Fluktuation und auch der verbreiteten Aggression der Kinder, an denen die zerrütteten Verhältnisse im Elternhaus nicht spurlos vorübergegangen sind, bedarf es im Frauenhaus häufigerer Renovierungen und Reparaturen als in einer normalen Wohnung. Der Verein "Frauen helfen Frauen" war deshalb der Seligenstädter Brauerei Glaabsbräu besonders dankbar, die anstelle von Weihnachtsgeschenken an Geschäftsfreunde dem Frauenhaus einen namhaften Betrag zur Verfügung gestellt hat - zweckgebunden für die Arbeit mit den Kindern. Damit das Beispiel Schule machen kann, hier die Kontonummer des Trägervereins: Sparkasse Langen-Seligenstadt (BLZ 506 521 24), Konto 5 19 00 38. ttt
RODGAU. In ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März hat die Stadtverordnetenversammlung eine der wichtigsten Vorentscheidungen für die künftige Entwicklung der Stadt getroffen und dem Planfeststellungsverfahren für die S-Bahn in der bisherigen Form zugestimmt. Gegen die Stimmen der oppositionellen sechs Grünen blieben Christ- und Sozialdemokraten ihrer bisherigen Linie treu und erteilten den Gegnern von Unterführungen auf der elf Kilometer langen Route durch das Gebiet der Stadt eine endgültige Absage.
Keine Entscheidung in der erst 16jährigen Geschichte der Stadt habe die Gemüter so erhitzt, bekannte der SPD-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Schönberg. Das Gesicht von Rodgau werde sich verändern, zwangsläufig würden neue Bauwerke entstehen und neue Verkehrsbeziehungen ebenso.
Einig sei man sich im Parlament, daß die S-Bahn kommen müsse, weil sonst ein Ballungsgebiet keine Chance zur Weiterentwicklung habe. Einig sei man sich auch über die Streckenführung. Und wenn die Grünen Parkplätze für Autos zugunsten von Fahrradabstellplätzen opfern wollten, so sei das ein löbliches Unterfangen, jedoch nicht realisierbar. Rodgau müsse mit verstärktem Zubringerverkehr aus dem Raum Babenhausen/ Dieburg rechnen, der in Rodgau das Verkehrsmittel wechseln werde.
Die Alternative schienengleicher Bahnübergang oder Unterführung aber sei mittlerweile zum "Heiligen Krieg" entartet. Eine künftig dichtere Zugfolge und Züge mit Tempo 120 aber erhöhten das Unfallrisiko dermaßen, daß für die SPD nur die Querung unterhalb der Schienen in Betracht komme. Schönberg: "Es sind keine neuen Diskussionen und Anhörungen, sondern Entscheidungen gefragt".
"Viele Bürger haben auf den Bau der S-Bahn vertraut", sagte für die CDU der Jügesheimer Horst Gossmann, "jetzt sind wir gefordert, unseren Beitrag zu leisten. Weil alle Orte zwischen Offenbach und Ober-Roden von der Bahn geteilt werden, seien um der Sicherheit willen Unterführungen nötig, erwies sich auch der Christdemokrat als Befürworter der teureren Lösung. Trotz des bevorstehenden 7. März seien sich beide großen Parteien in diesem Punkt einig. Auch Gossmann war dagegen, auf Kosten von Parkplätzen mehr Raum für Drahtesel zu schaffen: "Wir können es unseren Bürgern nicht zumuten, daß dann die Straßen in Rodgau voller fremder Autos stehen." Es sei schon ein Erfolg, wenn der auf Rodgau zukommende Mehrverkehr für die Schiene gewonnen werde. Und schließlich: "Wir müssen jetzt Planungsrecht suchen und Planungsrecht festschreiben".
Günther Rohr von den Grünen unternahm keinen ernsthafen Versuch mehr, die Große Koalition im Sinne seiner Fraktion umzustimmen. Zum Thema Park & Ride-Plätze merkte er nur an, daß es sinnvoller sei, anstatt Stellplätze für Babenhäuser zu schaffen, besser eine Busverbindung zwischen beiden Städten herzustellen und auch die Rodgauer per Stadtbus zum Bahnhof zu chauffieren, damit sie ihre Autos zu Hause ließen. Der Bonner Regierung machte er den Vorwurf, nur über neue Autobahnen und Superzüge, nicht aber über den öffentlichen Personennahverkehr nachzudenken.
Wie sehr die S-Bahn in den Rodgau durch das von Bonner CDU/CSU/FDP- Seite gutgeheißene Föderale Konsolidierungsprogramm gefährdet ist, hatte nur Sozialdemokrat Karl-Heinz Schönberg angeschnitten. "Wir müssen diesen Politikern den Kampf ansagen", forderte er alle Parteien auf, "die die Verantwortung für den Nahverkehr auf Länder und Kommunen übertragen wollen, ohne ihnen das nötige Geld zu geben".
Mit der Zustimmung der Stadt kann die Deutsche Bundesbahn nun beim Regierungspräsidenten in Darmstadt das Planfeststellungsverfahren für den Bereich von Rodgau auf den Weg bringen; gefragt sind zusätzlich noch eine Umwelt- verträglichkeitsprüfung sowie ein Lärmgutachten. Anschließend wird im Rathaus von Rodgau vier Wochen lang ein Anhörungsbeschluß offengelegt, zu dem alle Bürger ihre Bedenken anmelden können. Es folgt ein Erörterungstermin, und am Ende steht ein Planfeststellungsbeschluß, in den die Einwände aufgenommen werden - oder auch nicht. In letzterem Fall bleibt diesen Bürgern der Widerspruch oder auch der Klageweg vor dem Verwaltungsgericht möglich. ttt
RODGAU. Die Stadt Rodgau hat jetzt das vom Parlament längst beschlossene Solarfahrzeug für städtische Mitarbeiter, vornehmlich die Hilfspolizisten, bestellt. Die ursprünglich veranschlagten 30 000 Mark reichen allerdings nicht mehr aus, der Kämmerer muß noch weitere 5000 Mark drauflegen. Eine Tankstelle in Form einer Steckdose am Jügesheimer Feuerwehrgerätehaus ist bereits installiert. ttt
HAINBURG. "Wassersparen im und ums Haus" ist Thema eines Vortrags, zu dem die Arbeitsgemeinschaft "Mensch und Umwelt" (AMU) für Mittwoch, 10. März, um 20 Uhr ins evangelische Gemeindehaus in der Hainstädter Gartenstraße einlädt. Energieberater Klaus Müller wird praktische Beispiele der Trinkwassereinsparung und Nutzung von Regenwasser demonstrieren und auch über Fördermöglichkeiten informieren.
Die AMU will 1993 den Schwerpunkt ihres Engagements auf das Wassersparen legen und plant dazu einen Wettbewerb und einige Projekte. Seit der Einführung der Grundwasserabgabe stehen verstärkt Mittel in den Kommunen für Regenwassernutzung und Trinkwassersparmaßnahmen zur Verfügung, die beantragt werden können.
Die AMU hofft, mit diesem Informationsabend das Interesse von Hauseigentümern und Verbrauchern für sinnvolle und kostensparende Maßnahmen im und um das Haus zu wecken, damit viele Schritte zur Verbesserung der Grundwassersituation und des Lebensmittels Nummer eins eingeleitet werden. ttt
HAINBURG. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Strukturen kommunaler Jugendarbeit im Kreis und das Freizeitverhalten Jugendlicher 1992" werden in einer Info-Veranstaltung diskutiert, zu der der Verein Kinderhaus Hainstadt den Gemeindevorstand, Mitglieder des Jugend- und Sozialausschusses der Gemeindevertretung sowie Mitarbeiter in der Jugendarbeit der Vereine und Kirchen für Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr ins Kinderhaus (Liebfrauenheidenstraße 15) eingeladen hat. Erwartet wird auch die Kreisjugendpflegerin Doris Hartig. ttt
Kern tritt gegen Maurer an Grüne stellen ihren Bewerber für Bürgermeisterwahl vor
RÖDERMARK. Was die Spatzen schon lange von den Dächern pfiffen, ist seit dem Wochenende amtlich: Der 45jährige Rechtsanwalt und Stadtverordnete der Anderen Liste/ Die Grünen, Roland Kern, wird sich um die Nachfolge von Bürgermeister Walter Faust bewerben, der bekanntlich Mitte 1994 in den Ruhestand geht. Erklärtes Ziel der und des Grünen: "eine ökologische und soziale Kommunalpolitik zu verwirklichen". Damit hat der CDU-Aspirant Alfons Maurer einen ersten Gegenkandidaten. Auch die Sozialdemokraten und FDP haben angekündigt, bei der im Dezember anstehenden Direktwahl mit eigenen Bewerbern ins Rennen zu gehen. Bei vier prominenten Anwärtern wird - wenn keiner auf Anhieb die absolute Mehrheit erreicht - eine Stichwahl wahrscheinlich, "und ich gehe davon aus, daß ich an der dann im Frühjahr stattfindenden Stichwahl teilnehme", gab sich der gebürtige Urberacher am Samstag selbstbewußt. Da nämlich zog er zusammen mit Parteifreunden mit der ersten "grünen Linie", einem von zwei Pferdestärken angezogenen Planwagen, durch Rödermark und machte auf sich und seine Kandidatur aufmerksam.
Das sollte kein Gag sein, die Grünen erwägen allen Ernstes, dieses Verkehrsmittel künftig - samstags etwa - planmäßig zwischen Ober-Roden und Urberach als das preiswerteste und, bis auf ein paar Pferdeäppel, sauberste Verkehrsmittel überhaupt auf Feldwegen verkehren zu lassen.
Roland Kern war und ist seit 1981 bis auf den heutigen Tag Stadtverordneter, lediglich unterbrochen von 1982 bis '87, als er Vizepräsident des Hessischen Landtages und anschließend Geschäftsführer seiner Fraktion in Wiesbaden war.
Heute ist der Ehemann und Vater zweier fast herangewachsenen Kinder Mitglied des Hessischen Staatsgerichtshofs und traut sich als auf Verwaltungsrecht und Verwaltungskontrolle spezialisierter Anwalt durchaus die Leitung eines Rathauses zu.
Politisch tätig ist er in Rödermark seit 22 Jahren - zunächst in der Jugendzentrums-Bewegung, dann, im Frühjahr 1981, bei der Gründung der Anderen Liste/Die Grünen.
Von seinen politischen Freunden einstimmig zur Kandidatur aufgefordert, kann Kern nun beweisen, wie ernst es ihm mit seinem eigenen Wort ist, wonach "Politik ernst zu nehmen auch bedeutet, sich selbst als Person zur Verfügung zu stellen". ttt
MAINHAUSEN. Die Bürger des Mainhäuser Ortsteils Zellhausen haben am Wochenende eine geschichtsträchtige Stätte wieder in ihren Besitz genommen. Das Alte Rathaus, in Wirklichkeit die 1830 erbaute Alte Schule, ist zur Begegnungsstätte geworden. Was vor 163 Jahren von dem Darmstädter Architekten und Zimmermeister Theodor Heyl auf Geheiß des in Seligenstadt residierenden Landrats für 4434 Gulden und 53 Kreuzer errichtet worden war, ist jetzt von dem Rödermärker Architekten Siegbert Huther für 1,6 Millionen Mark wieder in Schuß gebracht worden. Hatte die Gemeinde damals zur Finanzierung einen Wald geopfert, so sind die heute im Rathaus Verantwortlichen einfach zu den Kreditinstituten marschiert, um das Projekt zu realisieren.
Schon 1740 ist eine erste Zellhäuser Schule urkundlich erwähnt, 1791 folgte eine zweite, 1814 der dritte Neubau. Und dennoch war es keine Selbstverständlichkeit, daß alle Kinder des Ortes unterrichtet wurden. Weil viele Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten, blieben die berühmten drei Kreuze lange Zeit das Signum für Analphabetentum. Eine hübsche Geschichte rankt sich um die Alte Schule, die jetzt wieder in Erinnerung gerufen wurde. Die Sache mit den Öfen nämlich, die Lehrer Rickert für seine im Hause gelegene Wohnung bestellte und deren Bezahlung den Ofenhändler schließlich vor Gericht gehen ließ, da ihm die Logik des Lehrers und der Gemeinde nicht ganz verständlich erschienen: Lehrer Rickert vertrat die Ansicht, daß ein Ofen zur Ausstattung einer Lehrerwohnung gehöre, diese wiederum zur Schule, die Schule jedoch Sache der Gemeinde sei und diese somit zuständig für die Bezahlung. Die Gemeinde hingegen verweigerte die Bezahlung mit der Begründung, daß sie in solchen Fällen eine Ausschreibung vornehmen müsse und dies im vorliegenden Fall nicht geschehen sei.
Als die Schule erneut aus den sprichwörtlichen Nähten platzte, entschloß man sich abermals zu einer Neuauflage, und so wurde das am Schnittpunkt von fünf Straßen zentral gelegene Gebäude 1929 Rathaus. Bis 1975, da zog die Verwaltung in das schmucke Bürgerhaus um - das alte Schul- und Rathaus stand leer.
Vor drei Jahren dann beschloß die Gemeinde Mainhausen, das stattliche Bauwerk wieder zu nutzen, es begannen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, und in der Feierstunde am Wochenende beklagte es Bürgermeister Dieter Gröning angesichts des entstandenen Kleinods, daß die Gemeinde vor Jahren "ohne Not" das Alte Rathaus von Mainflingen verkauft hatte.
Für Rektor i. R. Robert Herr, der die Festrede hielt, schloß sich jetzt der Kreis: Aus dem alten Schulhaus sei wieder eine Schule geworden, befand der alte Schulmeister, denn wenn künftig dort sieben Chöre übten, so sei das so etwas wie musischer Unterricht in einer Gemeinde, deren Name längst Synonym für anspruchsvolle Notenliteratur geworden sei; und auch die dort ein Domizil findende Krabbelstube stütze sich auf pädagogische Prinzipien.
Auch für die Volkshochschule sah Robert Herr noch Platz in diesem "Haus der Musen, der Bildung und der Begegnung", in dem sich in Zukunft auch Brautpaare da Jawort geben werden. ttt
Auch Türken und GIs sollen Assmann lieben Auf dem Stadtplan führen alle Wege über die CDU
Noch fünf weitere Mietparteien leben in dem Haus in der Löwengasse. Hamer klingelt, aber nichts rührt sich, nur gelegentlich ein Vorhang. Alle bekommen sie einen Stadtplan, einen bunten Wahlprospekt mit des Oberbürgermeisters Konterfei und ein Kärtchen in ihren Briefkasten oder auf den Fußabtreter: "Guten Tag, ich habe Sie leider nicht angetroffen. Mit freundlichen Grüßen: Bernd Hamer - Ihre CDU." Und der Hinweis: Am 7. März ist Kommunalwahl.
Zwei Häuser weiter scheint der CDU- Kämpfer versöhnt zu werden. Eine Haustür wird geöffnet: Drinnen steht eine ältere Frau, nimmt etwas verdutzt die Botschaft entgegen: "Guten Tag, mein Name ist Hamer, ich komme von der CDU. Ich möchte Ihnen einen schönen Stadtplan schenken und an die Kommunalwahl am 7. März erinnern." - "Ja, ja, die Wahl. Ich geh' hin. Danke schön", kommt es aus der halbgeöffneten Tür. Höflich greift die ältere Frau nach dem Papier und macht die Tür wieder zu. Sie hat sich nicht einmal den ganzen Spruch angehört. Denn der ginge so weiter: "Ich bitte Sie, die CDU zu unterstützen. Es geht um unseren Oberbürgermeister."
"Um den wär' es schade", bemerkt ein Ehepaar aus einer der zurückliegenden Villen an der Schönen Aussicht, wo dem Willen der CDU zufolge die U-Bahn fahren soll. "Gell, aber durchs Wohnzimmer wird uns die U-Bahn nicht fahren", lacht die Hausherrin und klatscht freudig in die Hände: Daß der "Herr Professor und Parteivorsitzende" die Mühe auf sich nimmt und bei ihr klingelt . . .
Sie, Jahrgang 35, wählt "schon immer CDU und will auch gar nichts anderes wählen". Wären da nicht Kohl und Seehofer . . . Letzterer habe sich ja fast schon dem kommunistischen Lager genähert.
Der kurze Zwischenstopp ist während der langen Nachmittagstour der einzige politische Wortwechsel, den Hamer führen kann. Die meisten nehmen - mehr oder weniger aufgeschlossen - die Wahlkampfutensilien eher wortkarg in Emp- An der Haustür fang. Einige versichern, daß sie die CDU wählen werden. Andere wehren ab. Gelegentlich ein Anflug des Bedauerns für den Klinkenputzer ob des schlechten Wetters oder ein erstaunter Ausruf: "So etwas habe ich ja noch nie erlebt."
Eisern zieht Hamer seine Route durch. Ausländischen Kindern drückt er Broschüre und Stadtplan in die Hände mit der Bitte, sie an Papa oder Mama weiterzugeben mit einem "schönen Gruß". Briefkästen mit türkischen und jugoslawischen Namen werden mit dem Material gefüttert. Ein Amerikaner, der zunächst gar nicht weiß, um was es geht, wird gebeten, am Sonntag zur Kommunalwahl zu gehen. "Sorry?" - "Es geht um unseren Oberbürgermeister", verdeutlicht ihm der Parteivorsitzende. Und jetzt zeigt sich der US-Bürger verständig: "Oh yes, thank you." Das Angebot wird er mangels Wahlrecht für Ausländer freilich nicht wahrnehmen können.
Im Märchen der Gebrüder Grimm frißt der Wolf die Großmutter, wofür er am Ende bestraft wird. Im Italien unserer Tage frißt ein Wolf namens Alberto die Unterrichtsministerin Rosa Russo Jervolino und wird dafür noch belohnt. Der Streit um "Lupo Alberto" läuft schon fast ein Jahr. Im Auftrag des Gesundheitsministeriums hatte der Zeichner Silver die Figur des Wolfs mit der frechen Schnauze erfunden, der in einer witzigen Bildgeschichte dem Aids- Virus die Beute streitig macht. Das kleine Taschenbuch sollte anfangs nur in Diskotheken verteilt werden, wurde dann aber von Ärzten und Pädagogen auch für Schulen empfohlen.
Die katholische Politikerin fühlte "Lupo Alberto" schon im vergangenen Frühjahr auf den Zahn und sperrte ihn aus. Wichtigster Grund: Das haarige Tier spricht unumwunden von "Präservativen" als dem sichersten Mittel, eine HIV-Infektion zu verhindern. Mit ansteckendem Optimismus verrät der Wolf Jungen und Mädchen: "So könnt ihr den Virus übers Ohr hauen", und das ist auch der Titel der aus 40 Cartoons bestehenden Bildergeschichte.
Silver legt "Lupo Alberto" alle wichtigen Informationen ins Lästermaul, tut es aber in einer witzigen Form, die der Ministerin weit über die Hutschnur ging. Wolf-Originalton: "Der untere Teil des Präservativs ist elastisch und verstärkt, damit er sich eng um die Basis des Penis schließt und nicht im schönsten Augenblick verloren geht (das Präservativ, nicht der Penis)." An anderer Stelle heißt es: "Es ist wichtig, das Präservativ an einem geeigneten Ort aufzuheben. Darunter verstehen wir nicht nur einen Ort, den die Mamma nicht entdeckt, sondern auch einen, wo er nicht beschädigt werden kann." Schülerinnen und Schüler der oberen Pflichtschulklassen nahmen das ministerielle Veto nicht hin, sondern zogen demonstrierend durch Rom. Mit mannsgroßen Silver-Plakaten machten sie den "Lupo" mit der frechen Schnauze auch in den letzten Winkeln des Landes bekannt und forderten "Stoppt Aids mit Alberto". Nirgends sind politische Slogans so amüsant wie in Italien: Die Schüler attackierten ihre oberste Herrin Rosa Aids-Comics in Italien Russo Jervolino mit dem Reim "Boicotta la bigotta" (boykottiert die Betschwester).
Weniger bigott als scheinheilig war die Weisheit der Ministerin, das Verhütungsmittel gegen die tödliche Imunschwäche verletze die öffentliche Moral, wenn man es beim Namen nennt. Dieser Tage formulierte der katholische Universitätsprofessor Luciano Corradini den Gedanken, den Russo Jervolino (seit wenigen Monaten Ehrenpräsidentin der Partei Democrazia Cristiana) nicht auszusprechen wagte: "Es war eine gute Idee, die Geschichte ironisch und undramatisch in Bildern zu erzählen. Ich verstehe allerdings nicht, warum sie mit einer radikal-liberalen Sexual-Ideologie befrachtet werden mußte. Außerdem ist der Studentenjargon vulgär und tritt die italienische Grammatik mit Füßen."
Von der Öffentlichkeit unter Druck gesetzt, gab die Unterrichtsministerin endlich nach. Sie habe niemandem verboten, "Lupo Alberto" in den Schulen zu verteilen, entschuldigte sie sich. Das Taschenbuch könne den Schülern der oberen Klassen zur Verfügung stehen, falls die Schulleitung dem nicht widerspricht. Vollends wollte die sittenstrenge Rosa jedoch ihre Niederlage nicht eingestehen. "Für mich hat die Bildergeschichte keinerlei erzieherischen Wert", maulte sie.
Befürworter wie Gegner des guten Wolfs Alberto müssen sich allerdings sagen lassen, daß sie ein Nachhutgefecht führen. Wirkliches Bedürfnis für die Verbreitung der Cartoons besteht nicht mehr, seit die Partei der Grünen Silvers Zeichenmännchen für alle Interessenten abdruckte. Vor wenigen Tagen hat sogar "Venerdì", die illustrierte Beilage der römischen Tageszeitung La Repubblica, den "Lupo Alberto" vollständig in einer Auflage von fast 800 000 Exemplaren unters Volk gebracht.
HORST SCHLITTER (Rom)
BAD HOMBURG. Kultur-Schock? Kultur-Schock! Schier fassungslos starrt ein älterer Mann auf die Schwarzen, die für ihn völlig unerwartet zur Wahlkampf-Fete der Grünen mit dem Motto "Kultur- Schock!?" gekommen sind. Es sind Asylbewerber aus den Einrichtungen in Bad Homburg und Friedrichsdorf.
Kultur-Schock? Kultur-Schock! Für alle, die ihn sich holen wollten: Bei Tanz und Trommeln aus Ghana, bei dem Klamauk-Trio "Müller Müller Kunz" aus Bad Homburg und schließlich beim Auftritt der Rockgruppe "The Runners" aus Frankfurt.
Kultur-Schock? Kultur-Schock! Weil die Grünen es sich eine Woche vor der Kommunalwahl genehmigt hatten, die dann übliche parteipolitische Streit-(Un)Kultur auszuklammern. Es wird lediglich auf den Infotisch verwiesen. Aber sonst keine Wahlreden, keine Statements zu Programmen, Parteien und Personen, kein Wort zur Lage der Stadt. Nur ein kurzer optimistischer Spot: "Vielleicht werden wir zweitstärkste Fraktion in Homburg?" (Michael Korwisi).
Stattdessen: ein Fest für "black and white" im vollbesetzten Kirdorfer Bürgerhaus am Freitag abend. Tanz und Trommeln als kultureller Höhepunkt von Eric Adjeiteh Adjei, in Frankfurt lebender professioneller Tänzer und Trommler aus Ghana, und seinen Freunden. Das Bürgerhaus vibriert, das Schwingen setzt sich in den Menschen im Saal fort; irgendwann wird an vielen Punkten mitgetanzt und geklatscht. Die schwarz-weiße Gruppe vermittelt mit ihren traditionellen Tänzen, Rhythmen und Gesängen ein Stück afrikanischer Lebensfreude, die steckt an.
Dann kommen die Schocker aus dem Taunus, Müller Müller Kunz. Sie haben sich an diesem Abend mit ihrem Klamauk-Kabarett ("politisches Kabarett ist put") miese und fiese Themen und Typen vorgenommen. Dumpfe Dialoge und schrille Darstellungen prägen den Auftritt des Trios. Fastnachts-Nachklapp. Manchen Besucher, manche Besucherin bringen sie mit mehreren ihrer Hammer- Persiflagen (zum Beispiel über die privaten TV-Anbieter) an den Rand des Schocks, es fehlen Lokalcolorit und Spitzfindigkeit.
Als Schock-Erlebnis empfinden viele ältere Besucher auch den musikalischen Einstieg der "Runners". Als diese (in der Lautstärke bereits gedrosselt) loslegen, beginnt ihr Auszug. Schock also für alle, die ihn suchten. off
HOMBERG. Rund 70 hessische und thüringische Baugewerkschafter blokkierten am Samstag eine viertel Stunde lang die "Drehscheibe" in Homberg (Kreis Waldeck-Frankenberg), eine große Kreuzung mit fünf Zufahrtstraßen, und enthüllten dort ein Straßenschild mit der Aufschrift "Platz der Tarifeinheit".
Sie protestierten damit gegen die Tatsache, daß der Auftrag zur Neugestaltung dieser Kreuzung vor einem Jahr an eine Mühlhausener Firma gegangen war, die ihre Arbeiter nicht einmal nach dem in Ostdeutschland geltenden, niedrigeren Tarif bezahlt hatte: Statt den im Westen üblichen Stundenlöhnen von 22,14 Mark hatten sie lediglich zwischen zehn und 13 Mark pro Stunde erhalten.
Die Blockade der Homberger Kreuzung war Teil des ersten gemeinsamen Aktionstages der beiden Landesverbände Hessen und Thüringen der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden, an dem sich rund 200 Mitglieder beteiligten.
In den drei nordhessischen Städten Homberg, Frankenberg und Korbach machten sie anläßlich der bevorstehenden Kommunalwahlen und Tarifverhandlungen 1993 mit Informationsständen und Aktionen auf ihre Forderungen aufmerksam: Neben einer Angleichung der Löhne in Ost und West verlangen sie vor allem, Aufträge für öffentliche Bauvorhaben künftig nur noch an solche Firmen zu vergeben, die Tariflöhne bezahlen.
Die Gewerkschafter wenden sich damit zugleich gegen die Vergabe von Aufträgen an Unternehmen, die illegal Leiharbeiter aus Mittel- und Osteuropa beschäftigen (wie laut IG Bau erst kürzlich bei einem Hotelerweiterungsbau in Bad Wildungen geschehen). Der Zustrom von Gastarbeitern aus diesen Ländern, so die Gewerkschafter, müsse zahlenmäßig begrenzt werden. Er dürfe nur in solchen Regionen zugelassen werden, die weniger von Arbeitslosigkeit im Baugewerbe betroffen seien. Die Gastarbeiter sollten künftig zudem bei deutschen Firmen und nach in Deutschland geltenden Tarifvereinbarungen beschäftigt werden.
In Frankenberg errichteten die Gewerkschafter am Samstag außerdem einen "Sozialpranger": Dort wiesen sie darauf hin, daß nur zwei Gemeinden in der Region bestehende Gewichtsbegrenzungen bei der manuellen Verarbeitung von Mauersteinen (zum Schutz vor Rükkenerkrankungen gedacht) auf ihren Baustellen beachten. ebo
hll BONN, 2. März. Bei allen Gesetzesvorlagen der Bundesregierung soll nach dem Willen der SPD geprüft werden, welche Folgen sie für Entwicklungsländer haben und welche Kosten auf die Gemeinden zukommen. Dieses Ziel verfolgt ein von 96 SPD-Abgeordneten im Bundestag eingebrachter Antrag. Alle Gesetzesvorlagen müßten künftig eine Darstellung der "möglichen Auswirkungen auf Entwicklungsländer" enthalten; außerdem sollten die voraussichtlichen Kosten jedes Gesetzes "getrennt für den Bundeshaushalt, für die Bundesländer und für den kommunalen Bereich" errechnet werden.
Der hessische SPD-Abgeordnete Werner Schuster (Idstein) begründete den Antrag mit der "doppelten Notwendigkeit, nicht nur die Folgen der Bonner Gesetze für die Dritte Welt, sondern auch für die Gemeinden zu bedenken". Häufig seien Gesetzentwürfe der Regierung "mit dem lapidaren Hinweis versehen: ,Keine Kosten&rquote;", erläuterte Schuster der FR, "in Wirklichkeit gehen sie aber oft zu Lasten Dritter". Neben der Finanz- und Umweltverträglichkeit von Gesetzen müßten die "auf Anhieb oft nicht erkennbaren Folgen für Entwicklungsländer rechtzeitig sichtbar werden".
OBER-MÖRLEN. Einen Nettogewinn von 20 000 Mark im Jahr könnte ihnen der Nachbarschaftsladen einbringen, rechnete Dr. Helga Jäger am Freitag abend den Langenhain-Ziegenbergern vor. Mit Hilfe zweier Kollegen und der Bürgermeisterin Erika Schäfer versuchte die Angestellte der Hessischen Landesentwicklungs- und Treuhand-Gesellschaft in einer Bürgerversammlung, der Bevölkerung die große Chance klarzumachen: Einen eigenen Lebensmittelladen würden das Land Hessen und die Gemeinde den Menschen im abgelegenen Dorf spendieren.
Die meisten Kosten trage das Dorferneuerungs-Programm. Die Langenhein- Ziegenberger müßten diesen Laden nur wollen und selbst betreiben. Wie gesagt: mit Gewinn. Und sie müßten dann nicht mehr mit dem Auto zum weit entfernten Supermarkt fahren.
Ohne Auto geht in Langenhain-Ziegenberg nämlich nichts. Rund 120 Einheimische saßen Freitag abend im neuen Gemeinschaftshaus. Genau 30 Autos standen vor der Tür, obwohl niemand einen langen Anfahrtsweg hatte. Weil viele der 1070 Dorfbewohner mit dem Auto auch zu den Discountmärkten fahren, ist der örtliche Lebensmittel-Laden schon längst eingegangen. Wer ein Auto hat, den kümmert das vorerst nicht. Helga Jäger bat um etwas Phantasie: "Irgendwann können Sie vielleicht nicht mehr so Auto fahren." Im Alter. Oder spätestens dann, wenn ein Liter Benzin vier Mark kostet.
Bereits jetzt gebe es hier Leute ohne eigenes Fahrzeug, erinnerte Ralph Neubert vom Friedberger Amt für Landentwicklung: "Die Frau mit Kindern zum Beispiel. Der Mann geht schaffen, hat das Auto. Und einen Zweitwagen kann man sich nicht leisten." Alte Menschen gebe es hier auch, die ohne einen Treffpunkt im Dorf vereinsamen. Und ihren Einkauf nur montags erledigen können, wenn der fahrende Händler in Langenhain-Ziegenberg Station macht.
80 bis 100 Dorfbewohner müßten jeweils etwa 200 Mark für den eigenen Laden investieren, so Helga Jäger. Damit könnten sie die Waren-Ausstattung bezahlen. Die Kosten für die Einrichtung des Ladens - womöglich in der alten Raiffeisenhalle - kalkulieren die Experten auf eine halbe Million Mark. Das Geld käme zu 55 Prozent aus der Dorferneuerung - falls die Dörfler vor dem Auslaufen des Programms 1995 den Zuschuß beantragen. 45 Prozent müßte die Gemeinde Ober-Mörlen zahlen. Das Risiko der Laden-Betreiber wäre auf die Höhe ihrer dreistelligen Einlage beschränkt. Bisher sei aber noch kein Nachbarschaftsladen pleite gegangen, merkte Helga Jäger an. In Bergfreiheit bei Wildungen machten die Betreiber bereits seit 15 Jahren Gewinne.
Die Langenhain-Ziegenberger könnten Vertrauenspersonen zu Geschäftsführern machen, so Barbara Sassen vom "Verein zur Förderung der eigenständigen Regionalentwicklung". Die Betreiber würden das Sortiment ihres eigenen Ladens bestimmen. Die Öffnungszeiten könnten sie so legen, wie sie es brauchen: Samstags für den Brötchenverkauf beispielsweise früh öffnen, an umsatzschwachen Nachmittagen den Laden einfach schließen. Zum Verkauf würden bezahlte Teilzeit- Jobs für Frauen oder Männer aus dem Dorf entstehen. Denkbar sei auch ein kleines Café im Laden. Ralph Neubert: "Da trifft man auch die Nachbarin und kann sich erkundigen, wie es dem kranken Mann geht." Und die Mutter müßte nicht mehr mit dem Auto zum weit entfernten Schreibwarenladen fahren, wenn Rolf bei den Hausaufgaben plötzlich sein Heft vollgeschrieben hat.
Aber wollen die Langenhain-Ziegenberger überhaupt einen eigenen Laden? "Meine Frau und ich sind dafür", sagte der in Langenhain wohnende Parlamentsvorsteher Karl Voß. Seine Gemeindevertreter (auch die aus Ober-Mörlen, denen ein Nachbarschaftsladen in Langenhain-Ziegenberg gar nicht nutzen würde) bewilligten bereits 25 000 Mark für eine Projektstudie.
Ein Mann aus dem Dorf mißtraute dem Geschenk: "Wir sollen mehr oder weniger überredet werden, so einen Laden zu gründen." Ein anderer fragte skeptisch: "Was ist, wenn nicht genügend Menschen hier einkaufen und der Laden geschlossen wird?" Die Gemeinde erhöhe dann womöglich ihre Müll- oder Wassergebühren, um die verlorene Investition auszugleichen. Eine Frau stand auf und fragte ratlos: "Wir wissen gar nicht, was eine Projektstudie ist." Die koste ja schon Zehntausende. "Ist dieses Geld in den Wind geschrieben?"
"Wenn die Bürger nicht mitziehen", sagte Jäger, "dann gibt's keinen Laden." Die skeptische Dame hätte mit den anderen Experten nun aufstehen und achselzuckend heimgehen können. Doch das Dreier-Team blieb geduldig sitzen und sprach weiter vom Nutzen eines Dorf-Ladens in Langenhain-Ziegenberg. Barbara Sassen wird demnächst die Vereine besuchen und ausführlichst die Chance erläutern. nes
BAD NAUHEIM. Nur mit einem ausreichenden Angebot an Wohnungen und Arbeitsplätzen für die ganze Bevölkerung seien die Unsicherheit, Angst und Gewaltbereitschaft im Volke zu stoppen. Darauf wiesen 200 hessische Psychologen am Samstag die vier Landtagsparteien hin. Nötig sei auch die doppelte Staats- bürgerschaft für Ausländer, meinten die Seelenkundigen während einer Podiumsdiskussion im Spiegelsaal des Bad Nauheimer Kurhauses. Allen auf Sensationen fixierten Journalisten empfahl eine 30köpfige Arbeitsgruppe vom Berufsverband Deutscher Psychologen mehr Zurückhaltung: "Die Darstellung von Gewalt in den öffentlichen Medien fördert die Gewaltbereitschaft der Gesellschaft im allgemeinen, im speziellen die rechtsradikaler Gruppen."
Wie geht man mit rechtsradikalen Gewalttätern um? Warum tragen selbst Kinder gutbürgerlicher Eltern auf dem Schulhof ihre Konflikte nur noch "rambomäßig" aus? Gemeinsam mit vier Landtagsabgeordneten suchten die Psychologen mühsam nach Erklärungen. Einer von ihnen: "Es knallt, wann immer man den Fernseher einschaltet." Für 180 Mark seien in jeder zweiten Videothek brutalste Gewalt-Videos zu kaufen, ergänzte die Sonderschullehrerin und Grünen-Politikerin Maria Marx. "Es gibt viele kaputte Familien", fügte ein Diskussionsteilnehmer hinzu. "Die Kinder sehen, wie die Eltern ihre Konflikte mit Gewalt lösen. Und Politiker sind den Erwachsenen miserable Vorbilder." Er sei selbst Opfer von Gewalt, konterte der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Kartmann: "Ich habe mich voll verändert, seitdem ich Politiker bin. Ich muß mich beherrschen, auch wenn ich zwei Stunden lang beschimpft werde."
Die Medien seien mitschuldig an der Gewalt-Welle, sagte der Sprecher einer Psychologen-Arbeitsgruppe nach mehrstündigem Brainstorming. Das Fernsehen zeige nur kurze, spektakuläre Ausschnitte, wenn sich die Politiker heftig, aber konstruktiv streiten. Die Berichterstattung sei zu sehr auf Sensationen bezogen und daher nicht "ausgewogen". Alle Meinungsmacher müßten sich einer "an Grundwerten orientierten psychologischen Weiterbildung" unterziehen.
Die Politiker und Journalisten seien dazu sicher nicht bereit, entgegnete der SPD-Landtagsabgeordnete Dieter Nolte. Es werde auch künftig "amerikanische Verhältnisse" im Fernsehen geben. "Die Bürger müssen damit umgehen können", pflichtete der CDU-Kollege Kartmann bei. Es sei alles recht komplex, fügte der FDP-Landtagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn hinzu. Schon der Begriff "Grundwerte": "Wir hatten einmal Grundwerte gehabt", sinnierte der 37jährige Rechtsanwalt und Politiker. "Aber die sind irgendwie abhanden gekommen." Geld und Macht seien die real existierenden Grundwerte in Deutschland, befand die Grüne Maria Marx. "Und nun sehen wir, daß sie nicht ausreichen."
Welche dann? Die Psychologen warfen ein paar Grundwert-Vorschläge via Overhead-Projektor an die Wand. "Mehr Partizipation, weniger Führung", hieß es da. "Aufsuchende Arbeit mit gewalttätigen Jugendlichen und Erwachsenen". Das, erläuterte der Psychologen-Sprecher, gehe natürlich nur mit zusätzlichen Streetworkern und weiteren Planstellen zur "psychosozialen Versorgung" der Bevölkerung. KLAUS NISSEN
BOCKENHEIM. Die Cretzschmarstraße soll teilweise in eine Einbahnstraße umgewandelt und außerdem das Parken auf Bürgersteigen in einigen Bockenheimer Straßen verboten werden: Dies sind die Kernpunkte des Konzeptes, das die zuständige Arbeitsgruppe Verkehr des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) für die Tempo-30-Zone im sogenannten Ginnheimer Höhenviertel vorgelegt hat. Bei der Anhörung vor etwa 30 Bürgern stieß insbesondere die Parkregelung auf Kritik (die FR berichtete).
Das zentrale Ziel der Beruhigung ist es, ein Einfallstor für Pendler nach Bokkenheim zu schließen: Zahlreiche Autofahrer wählen heute den Weg vom Miquelknoten über Frauenlobstraße, Cretzschmarstraße und Bernusstraße, um den Kern des Stadtteils zu erreichen. "Wir haben eine Stelle gesucht", erklärte Planer Jürgen Frauenfeld, "an der wir diesen Schleichweg mit minimalen Aufwand unterbrechen können."
Fündig wurde die Arbeitsgruppe in der Cretzschmarstraße. Zwischen Zeppelinallee und Ditmarstraße soll die kleine Wohnstraße nun zur Einbahnstraße aus Richtung Zeppelinallee werden und damit wird der Verkehr aus Richtung Norden an dieser Stelle gestoppt. Jürgen Frauenfeld machte klar, daß nicht der gesamte Schleichverkehr aus dem Viertel zwischen Frauenlobstraße, Miquelallee, Sophienstraße und Ginnheimer Landstraße vertrieben werden könne: "Da müßten wir so viel ändern, daß wir zu viel Zeit bei der Auseinandersetzung mit den Ämtern verlieren würden."
Die Anwohner zeigten sich mit der Änderung der Verkehrsführung einverstanden. Sehr scharf wandte sich ein Teil der Anwohner allerdings gegen die neue Parkordnung. Da die Straßen in dem Wohngebiet außergewöhnlich breit seien, sollen nach Vorstellung des Planers in einem Teil des Viertels die Autos zukünftig auf der Straße geparkt werden. Das Ziel: Den Straßen den Charakter von Rennstrecken zu nehmen und die Autofahrer damit Tempo 30 abzuverlangen.
Ein Teil der Anwohner hatte jedoch Bedenken: "Der Parkraum wird damit verdoppelt", meinte ein älterer Mann, "weil die Autofahrer zukünftig auf der Straße und auf dem Bürgersteig parken werden."
Dadurch werde noch mehr Verkehr in den Stadtteil gezogen. Studenten, Arbeiter der VDO und City-Besucher würden schon heute ihr Auto in dem Wohnviertel parken: "Die nehmen Fußwege von 30 Minuten in Kauf oder fahren einfach mit der U-Bahn in die Innenstadt." Vergrößert sich die Zahl der Parkplätze, würde insbesondere das Gebiet südlich der Zeppelinallee vermehrt als Park-and- Ride-Platz mißbraucht, befürchten die Anwohner.
Mehrfach forderten die Bürger, die neue Parkregelung nicht einzuführen oder die Bürgersteige mit Pollern zu schützen. Ortsbeiratsmitglied Günter Zenk (SPD) erklärte, es sei nicht damit zu rechnen, daß die Stadt sofort Poller aufstelle: dies sei zu teuer. Zenk versprach aber, daß die Anregungen überdacht würden. Das Konzept habe noch keinen endgültigen Charakter. "Wir wollen versuchen", versprach Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD), "daß in dem Gebiet schneller als geplant Parkplaketten für Anwohner ausgegeben werden."
Auf Kritik stieß bei den Anwohnern außerdem die Vorfahrtsregel rechts vor links, die grundsätzlich in Tempo-30-Zonen gilt. Die kurzen Stichstraßen, die in die Frauenlobstraße mündeten, seien für Autofahrer nicht einsehbar. Gelte hier rechts vor links, seien Unfälle fast unvermeidlich. Zenk stimmte den Bedenken zu und erklärte, man müsse für diese Straße eine Sonderregelung finden.
Zurückgestellt hat die Arbeitsgruppe vorerst ihre Absicht, die Einfahrt in die Ludolfusstraße von der Miquelallee aus zu sperren. Zahlreiche Pendler wählen gegenwärtig diesen Weg, um von der Autobahn in den Kern von Bockenheim zu kommen. Doch so lange die U-Bahn an der Zeppelinallee gebaut wird, haben die städtischen Verkehrsplaner die Ludolfusstraße als Entlastungsstraße fest eingeplant - an eine Beruhigung ist daher in den nächsten Jahren nicht zu denken.
Das Konzept für die Tempo-30-Zone kann der Ortsbeirat frühestens nach seiner konstituierenden Sitzung am Montag, 3. Mai, verabschieden. Anschließend muß noch die städtische Arbeitsgruppe Verkehr der Planung zustimmen. Mit der Einrichtung der Zone ist somit vor Ende dieses Jahres nicht zu rechnen. mic
BOCKENHEIM. Ein 25geschossiger Büroturm wird am westlichen Ende von Bockenheim Süd (City West) entstehen. Das Gebäude ist Teil der Planung, die das Architektenbüro Albert Speer & Partner für einen Wettbewerb um die Bebauung des sogenannten "Käsedreiecks" vorgelegt hatte. Das Speer-Konzept hatte den Wettbewerb gewonnen und war vor kurzem vom Stadtplanungsamt im Ortsbeirat 2 vorgestellt worden (die Frankfurter Rundschau berichtete).
Das neue Konzept löst in diesem Bereich endgültig die Planung von Oswald Mathias Ungers ab, die der Kölner Architekt noch unter dem CDU-Magistrat für die gesamte "City West" ausgearbeitet hatte. Er sah vor, alleine auf dem "Käsedreieck" drei Hochhäuser zu errichten. Der rot-grüne Magistrat hatte den sogenannten Ungers-Plan kurz nach seiner Wahl im Frühjahr 1989 gekippt, um den Bau von mehr Wohnungen zu ermöglichen.
120 frei finanzierte Wohneinheiten und 35 000 Quadratmeter Bürofläche werden auf dem etwa 15 400 Quadratmeter großen Areal westlich der Straße An der Dammheide untergebracht. Eigentümerin ist die "DG-Consulting Deutschland GmbH & Co". Sowohl an der Solmsstraße als auch an der verlängerten Ohmstraße sollen siebengeschossige Bürohäuser in Nord-Süd-Richtung gebaut werden. In der "lärm- und verkehrsgeschützten Mittelzone" (Speer-Konzept) sind die drei Wohnhäuser geplant, die ebenfalls in Nord- Süd-Richtung gebaut werden sollen.
Diese sogenannte Kammstruktur bietet nach Ansicht des Architekturbüros zwei Vorteile: Das Gebiet werde optimal belüftet und könne mit einer maximalen Dichte bebaut werden - "unter inhaltlicher Beachtung der im Bebauungsplan festgelegten Zielvorstellung einer offenen Bauweise".
Zwischen den Gebäuden soll ein Park angelegt werden, der sich nach Westen hin trichterförmig verkleinert und vor dem Hochhaus endet. Das Gelände, auf dem das Hochhaus errichtet wird, ist nicht Eigentum der "DG-Consulting Deutschland GmbH & Co".
Ungeklärt ist nach Angaben von Helga Müller-Schliepe, Leiterin der Abteilung Städtebau im Planungsamt, wie die Pendler und Anwohner das Gebiet erreichen werden: "Das Problem der City West ist die Verkehrserschließung im westlichen Bereich." Zwar ist geplant, eine Straßenbahn vom Hauptbahnhof über Voltastraße und Opelkreisel zum Rebstockgelände zu bauen, doch ist über die genaue Trassenführung bisher nicht entschieden. Umstritten zwischen Stadt und Land ist darüber hinaus, ob das Gebiet direkt an die Autobahn angeschlossen werden soll (die FR berichtete mehrfach). mic
RÖDELHEIM. Bürger haben Konzepte geschrieben, Ortsbeiratsmitglieder sich die Köpfe heiß diskutiert, Verkehrsexperten Pläne erarbeitet und Politiker Berichte verfaßt. Doch bis heute steht kein Tempo-30-Schild an der Lorscher Straße, kein zusätzlicher Zebrastreifen wurde auf die Rödelheimer Einkaufsstraße gemalt, kein abmarkierter Streifen schützt die Radfahrer. Die Verkehrsberuhigung der Lorscher Straße droht zu einer unendlichen Geschichte zu werden.
Begonnen hat sie, als eines morgens in den siebziger Jahren Bauarbeiter den Preßlufthammer auf den Asphalt der Lorscher Straße setzten: Der Magistrat hatte sie nach Rödelheim geschickt, um die Straße auf neun Meter zu verbreitern. Das Projekt "autogerechte Stadt" wollten die Politiker auch im Westen vorantreiben.
Wenig später bemerkten die Anwohner verärgert, daß der Weg über die Straße weiter und gefährlicher geworden war. Und als die Lorscher Straße mit dem Neubau der Brücke fast direkt an die Autobahnen angeschlossen worden war, rauschten mehr Autos durch den Stadtteil. Dennoch: Protest gegen das Wohlstandssymbol Auto regte sich vorerst nicht.
Erst in den achtziger Jahren änderte sich die öffentliche Meinung, Verkehrsberuhigung wurde zum Thema - auch in der Lorscher Straße. Ein Arbeitskreis Verkehrsberuhigung Rödelheim bildete sich Ende der achtziger Jahre, bereits im Juni 1990 konnte er ein Konzept zur Beruhigung der Lorscher Straße vorlegen. Zentrale Ideen: Verengung im nördlichen Teil von vier auf zwei Spuren, neue Fußgängerüberwege, Baum- und Parkreihen sowie weitere Abbiegemöglichkeiten. Fußgänger und Radfahrer sollten so Vorrang vor den Autos erhalten.
Doch obwohl alle Parteien im Ortsbeirat 7 das Konzept unterstützen, stößt die umfassende Beruhigung der Lorscher auf Widerstand in den Ämtern. Beispiel Fahrradstreifen. Als Sofortmaßnahme solle er eingerichtet werden, hatte der Beirat im September 1990 beschlossen. Für die Antwort ließ der Magistrat sich ein Jahr Zeit, schließlich entschied er: Nein. Damit wollten sich die Beiratsmitglieder nicht zufriedengeben, im Oktober 1991 erneuerten sie ihre Forderung: Der Antrag landete im Dezember beim Magistrat, im April vergangenen Jahres kam die Antwort - erneute Ablehnung. Und auch wenn der Beirat nicht lockerließ und im August 1992 seinen Beschluß erneuerte - die Radfahrer müssen immer noch um ihren Platz neben den Autos kämpfen, wie Ortsbeiratsmitglied Peter Gärtner (Grüne) beklagt.
Ob es um die genannten Fahrradstreifen, um die Reduzierung der Geschwindigkeit oder neue Zebrastreifen geht: Die Arbeit des Ortsbeirats 7 stößt ins Leere. Nur einen Erfolg hat er bisher zu verbuchen. Die Stadtverordneten haben im September 1991 beschlossen, Tempo 30 auf der Lorscher Straße einzuführen. Das Stadtplanungsamt legte im August 1992 auftragsgemäß Pläne vor, doch mittlerweile können sich die Beiratsmitglieder nicht mehr recht über ihren vermeintlichen Erfolg freuen. Das Geld für den Umbau, haben sie nun erfahren, kann der Stadtkämmerer vorerst nicht zur Verfügung stellen. Die Geschichte der Lorscher Straße wird um ein Kapitel erweitert werden müssen. mic
RÖDELHEIM. Vier Holzlatten und sechs weiße Stoffbahnen - fertig ist der Zebrastreifen. Nur wenige Minuten benötigten die Mitglieder der Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung Rödelheim, um einen sicheren Weg über die Lorscher Straße zu schaffen. Der Magistrat dagegen läßt sich zu viel Zeit, die Lorscher Straße zu beruhigen, monierten die Anwohner. Mit der halbstündigen Blockade machten sie ihrem Ärger Luft. Gruppensprecher Peter Gärtner, der für die Grünen im Ortsbeirat 7 sitzt, klagte: "Die Stadt setzt nach wie vor auf das Auto."
Und die Autofahrer bahnen sich teilweise rücksichtslos ihren Weg, wie die Rödelheimer auch bei der Blockade erleben mußten. Erst zwei Polizeibeamte konnten eine Autofahrerin stoppen, die offensichtlich die Sperre durchbrechen wollte und dabei die Anwohner mit ihrer Stoßstange zur Seite drückte.
Doch das rabiate Auftreten blieb die Ausnahme an diesem Tag, und so konnten die Rödelheimer über die vollkommen beruhigte Lorscher Straße schlendern. "Endlich", triumphierte Peter Gärtner, "sind wir als Fußgänger nicht an den Rand gedrängt, sondern stehen mitten auf der Straße." Eine gemütliche Atmosphäre breitete sich aus: Glühwein wurde ausgeschenkt und Flugblätter machten die Runde.
Die Forderungen der Arbeitsgruppe formulierte Peter Gärtner am Megaphon. Ein Zebrastreifen soll an der Kreuzung zur Alexanderstraße eingerichtet, Tempo 30 auf der Lorscher Straße angeordnet und ein gesonderter Streifen für die Fahrradfahrer geschaffen werden: "Alles dies könnte kurzfristig erfolgen, wenn die Stadt es nur wollte." Langfristig sollte die Lorscher Straße umgebaut und begrünt werden, damit, wie Peter Gärtner meinte, "sie wieder wird, was sie eigentlich ist: eine Wohn- und Einkaufsstraße".
Tatsächlich reiht sich in der Lorscher Straße Geschäft an Geschäft: Neben dem Elektrogeschäft gibt's Rosen für die Liebsten, die Apotheke im Nachbarhaus hilft beim Kampf gegen den Grippevirus und das Kaufhaus gegenüber bietet sich für Ausflüge in die Konsumwelt an. Doch wer nach dem Einkauf in der Bäckerei Sachs noch Wurst aufs Brot haben will, der steht vor dem Problem, entweder 100 Meter bis zur Ampel an der Ecke Radilostraße zu laufen, um die auf der anderen Straßenseite liegende Metzgerei Kerber zu erreichen, oder die stark befahrene Straße direkt zu überqueren.
Die meisten wählen die zweite, die gefährliche Lösung: Ob Kinder, alte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen, sie
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WETTERAUKREIS. Die bevorstehende Tarifauseinandersetzung und der rapide Anstieg der illegal Beschäftigten im Baugewerbe waren die beiden dominierenden Themen des Bezirksverbandstages der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden am Samstag im Bad Vilbeler Kurhaus. Den Gewerkschaftern macht vor allem zu schaffen, daß derzeit in Deutschland neben einer Million legal tätiger Bauarbeiter nach eigenen Einschätzungen weitere 500 000 illegal beschäftigt werden.
Trotz dieser erschreckend hohen Schwarzarbeiterzahl prognostizieren Gewerkschafter einen weiteren Anstieg. Für den Wetterau- und Hochtaunuskreis rechnet beispielsweise Klaus Eskuche mit einer "üppigen Zunahme ab April". Der für beide Landkreise zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Bau-Steine- Erden begründete dies mit einem Auftragsstau, der durch die lange Schlechtwetterperiode und durch Kurzarbeit entstanden sei. Abgebaut werde dieser vermutlich durch den Einsatz von weiteren Beschäftigten aus den osteuropäischen Staaten.
Der Grund: Die Bundesregierung hatte nach der Wiedervereinigung auch die Grenzen für die osteuropäische Länder geöffnet, damit diese eine Chance bekommen, sich das westliche Know-how anzueignen und die erwirtschafteten Devisen zum Aufbau eigener marktwirtschaftlicher Strukturen einzusetzen. Diese Absicht unterstützt grundsätzlich die IG Bau-Steine-Erden. Sie hält jedoch die dafür benutzten Werkverträge für ein "untaugliches Mittel", da aufgrund mangelnder Kontrollen auf den Baustellen das Gesamtkontingent der in der Bundesrepublik zugelassenen 110 000 Werkvertrags- Arbeitnehmer um ein Vielfaches durch Scheinverträge überschritten werde.
Die Verlockung zu einem Mißbrauch der neuen Regelung sei besonders groß, da die Werkvertragsfirmen keine Abgaben an das gesetzliche Solidarsystem einschließlich der Sozialkassen der Bauwirtschaft zahlen müssen. Da viele Polen, Tschechen, Böhmen, Rumänen und jetzt auch Bulgarier und Albaner überhaupt froh sind einen Job zu bekommen, geben sie sich auch mit Stundenlöhnen zwischen zwei und zehn Mark zufrieden, was für ihre Heimatländer vergleichsweise recht viel ist.
Durch die niedrigen Löhne und den Wegfall der Lohnnebenkosten können die Werkvertragsfirmen nach Angaben der IG Bau-Steine-Erden mit Stundenlöhnen zwischen 20 und 25 Mark kalkulieren, während deutsche Unternehmen auf einen Stundensatz zwischen 50 und 60 Mark kommen. Dadurch ruinieren die Billiganbieter vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.
Klaus Eskuche: "Es ist ein Unding, daß skrupellose Geschäftemacher, Schlepper und Bauunternehmer letztendlich dafür sorgen, daß heimische Arbeitnehmer frühzeitig in die Arbeitslosigkeit geschickt werden, während osteuropäische Werkvertrags-Arbeitnehmer, die keinerlei Steuern zahlen, hier arbeiten." Durch diese Entwicklung würden die tariflichen Leistungen heimischer Arbeitnehmer in Frage gestellt und Unfallverhütungsvorschriften unterlaufen. Insgesamt gesehen gefährde das "Sozialdumping den in der Bundesrepublik erreichten Standard der sozialen Absicherung".
Klaus Eskuche: "Selbst in unserer Region sind gewaltige Kontigente von Werkvertragsfirmen im Einsatz. Alleine im Stadtbereich von Bad Homburg werden zwischen 400 und 500 Werkvertrags- Arbeitnehmer von deutschen Firmen bei Stundenlöhnen zwischen 4,50 Mark und acht Mark ausgebeutet." Im Industriegebiet in Friedberg arbeiteten nach Angaben von Eskuche im Herbst vergangenen Jahres zwei Monate lang acht Rumänen für einen Stundenlohn von fünf Mark. Während der Bezirkstages berichtete ein Bauarbeiter, daß auf einer Großbaustelle in Mainz ein Polier für 60 Polen verantwortlich war, die sieben Mark die Stunde bekamen. Die Verständigung klappte nur über einen Schlesier, der beide Sprachen beherrscht.
Durch solche Verhältnisse werde der Arbeitsfrieden "auf den Baustellen ruiniert, die Ausländerfeindlichkeit geschürt und der Wettbewerb auf dem Baumarkt ruiniert", so Eskuche. Deshalb fordert die Gewerkschaft die Beendigung des Mißbrauches durch eine tarifliche Gleichbehandlung aller Bauarbeiter.
Eskuche forderte die Kommunen auf, nur noch öffentliche Aufträge an Unternehmen zu vergeben, die "mit eigenen Leuten und ohne Subunternehmen und Werkverträge die Arbeiten ausführen". Dadurch würden die Kommunen nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern auch dafür sorgen, daß sie mit entsprechenden Steuerrückflüssen rechnen könnten.
Ein weiteres zentrales Thema war die bevorstehende Tarifrunde. Andreas Harnack meinte für den Landesverband der IG Bau-Steine-Erden in Hessen, daß die Gewerkschaften gute Argumente für Verbesserungen bei den Löhnen und Gehältern hätten, der "große Wurf zur Einkommenssicherung und -verbesserung aber dennoch schwierig ist". Harnack: "Die Schere zwischen Unternehmens- und Arbeitseinkommen klafft zugunsten der Unternehmen immer weiter auseinander. Die Bauunternehmer selber haben in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich Gewinne eingefahren und trotz Konjunkturflaute wird dieser Wirtschaftszweig weiterhin als Motor angesehen."
Harnack forderte die Unternehmen auf, die zwischen 3800 und 6000 Mark große jährliche Einkommenslücke, die zwischen den Löhnen und Gehältern der Arbeiter in der Baubranche im Vergleich zur Industrie bestehe, zu schließen, um so den eklatanten Facharbeitermangel zu stoppen und die Überalterung in der Baubranche zu reduzieren. str
"Es gibt keine Solidarität mit den sozial Schwachen hier im Land, mit den Arbeitslosen und den Obdachlosen." Als der Mann im Bockenheimer Bürgerhaus "Titania" das sagte, da nickten einige seine Zuhörer - und die Veranstaltung selbst war der beste Beweis dafür. "Solidarität in der Krise" hatte ein "öffentlicher Kongreß" werden sollen und geriet doch zum Diskussionsforum für ein Grüppchen Ausgewählter, den Referenten nämlich. Zuhörer von außen waren praktisch nicht da, die Veranstalter blieben unter sich.
Eingeladen hatte die Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften - doch schon der Auftakt geriet daneben. Das Politiker-Podium am Donnerstag abend wurde abgesagt wegen Krankheit eines Teilnehmers. Den ganzen Freitag über gähnte der Saal der "Titania" in der Basaltstraße vor Leere. Es gab keine Zuhörerschaft für Pfarrer Leuningers engagierten Einsatz für die Asylsuchenden, und der IG-Metall-Gewerkschafter Hans- Joachim Schabedoth mußte mit seinem Counterpart Henning von Vieregge von den hessischen Unternehmerverbänden auch ziemlich einsam über Motivations- und Bindungsprobleme in Großorganisationen streiten.
Selbst der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler, sonst ein Publikumsmagnet, half da nicht. Es waren gerade mal 30 Frauen und Männer, die seiner einstündigen Rede und dem Ruf nach einem neuen Gerechtigkeitskompromiß am Freitag abend lauschten.
Sie sei "innerlich zerschmettert", sagte dazu Frankfurts Kulturdezernentin Linda Reisch. Über die Gründe für das Desaster konnte Reisch nur spekulieren. Es seien Semesterferien, sagte sie, die potentiellen Interessenten für eine solche Veranstaltung also außer Haus. Außerdem sei der Begriff "Solidarität" eher "abschreckend" - und vielleicht hätten auch einige eher an eine Wahlkampfveranstaltung geglaubt. Was es nicht war und auch nicht sein sollte.
1000 rote Faltblätter wurden nach Reischs Worten als persönliche Einladungen verschickt. Doch auch dem Podiumsgespräch über Gesundheit am Samstag verschafften solch postalische Anstrengungen nicht das nötige Echo. Es waren gerade mal 20, die der Diskussion über die Grenzen der Solidarität lauschten. Da bewies sich endgültig, wie recht die Veranstalter mit der Themenwahl hatten: Solidarität in der Krise. ulf
DARMSTADT / BENSHEIM. Es ist eine Gegenoffensive der Staatsanwaltschaft. "Nebenkriegsschauplätze" hätten die Verteidiger der in die südhessische Korruptionsaffäre Verstrickten eröffnet, begründet Oberstaatsanwalt Georg Nauth den überraschenden Ausfallschritt in Form einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.
Einiger Ärger über die Gegenseite hat sich da zusammengebraut: "Falsche Behauptungen der Kanzleien", "verletzende wie ehrabschneidende, unter die Gürtellinie zielende persönliche Angriffe", Dienstaufsichtsbeschwerden beim Generalstaatsanwalt in Frankfurt wie beim Abteilungsleiter in Darmstadt und "Schriftsätze mit Anträgen, die Ermittlungen bis zur Kommunalwahl auszusetzen". "Das muß man sich einmal vorstellen, daß so etwas ein ausgebildeter Jurist verlangt", schüttelt Nauth den Kopf.
Stimmungsmache der Staatsanwaltschaft kurz vor der Kommunalwahl? "Darum geht es nun doch wirklich nicht", sagt der über das Legen dieser politischen Fährte empörte Oberstaatsanwalt. Das Maß scheint voll. Anlaß genug, den Aufgeregtheiten endlich Fakten entgegenzustellen, die zeigen sollen, daß es, so Nauth, "hier nicht um Peanuts, um Kleinigkeiten geht". Und zwangsläufig sieht diese erste Zwischenbilanz der Justizbehörde über den Bestechungssumpf für manche Politiker gar nicht gut aus, und das eine Woche vor der als Sympathiebarometer so wichtigen Wahl.
Besonders in der Stadt Bensheim an der Bergstraße, in dem das Bakschisch-Geschäft besonders prächtig gedieh und, so Nauth, Formen organisierter Kriminalität wie bei einer "klassischen Wirtschaftsstraftat" annahm, dürften einige Politiker jetzt noch nervöser werden.
Bei den Ermittlungen gegen Bürgermeister Georg Stolle (CDU) nehme der Anfangsverdacht der Untreue und Vorteilsnahme konkretere Züge an, läßt die Staatsanwaltschaft verlauten.
Fünf Bedienstete (darunter der Bauamtsleiter) in Haft, fast ein halbes Dutzend weiterer Angestellter des Bensheimer Rathauses, die ihre Machenschaften freiwillig offenbarten, um von ihrer Haut zu retten, was zu retten ist - das ist die eine Seite.
Daß "mindestens zwei bis drei" Angestellte des Bensheimer Bauamtes nach Angaben von Georg Nauth jeweils um die 200 000 Mark von Bauunternehmern als Dank für ihre Manipulationen bei Ausschreibungen und Begünstigungen kassierten, daß grundsätzlich für keinen der Beschuldigten weniger als 10 000 Mark an "Segnungen" bar auf die Hand oder als Sachleistungen (vom Bordellbesuch bis zum Auto oder zur Flugreise) abfiel, ist die andere Seite. Und die verrät viel über die Dreistigkeit der regelrecht auf Schmiergelder pochenden Mitarbeiter.
Peinlich für die Bensheimer Politriege, wie plump offensichtlich die Betrügereien abliefen - in einer Verwaltung, wo alle öffentlichen Bauaufträge oberhalb lächerlich geringer Summen vom Bauamtsleiter oder seinem Dezernenten Stolle gegengezeichnet wurden. Letzterer unterstreicht seine Ahnungslosigkeit.
Da "korrigierte" laut Staatsanwaltschaft ein städtischer Bediensteter in einer Rechnung für einen Tiefbauauftrag eigenmächtig den Posten für die Einrichtung der Baustelle von 5000 auf satte 95 000 Mark, rief anschließend den Unternehmer an und berichtete ihm freudig, er habe ihn gerade um einen ordentlichen Batzen reicher gemacht.
Der Angestellte forderte zehn Prozent Provision - und erhielt sie auch. Über erhöhte Abrechnungen holten die Unternehmer in der Regel ihre außerordentlichen "Auslagen" für treue Dienste wieder herein.
Ein anderes, laut Staatsanwaltschaft ebenso beweiskräftiges Bensheimer Beispiel: Um einer aussichtlos plazierten Baufirma den Zuschlag als günstigstem Anbieter erteilen zu können, strich ein Mann aus dem Bauamt aus dem Angebotspaket eine Position, die angeblich der städtische Bauhof in Eigenleistung erbringen könne, und ermäßigte eigenhändig einen weiteren Kostenposten. Der Zuschlag erfolgte prompt.
Freilich erledigte das Unternehmen alle ursprünglich offerierten Arbeiten - zum alten Preis, anstandslos von der Stadtkasse überwiesen.
Die Zwischenbilanz des Korruptionssumpfes in Zahlen: 60 Beschuldigte, darunter 20 Unternehmer, 50 öffentliche Bauvorhaben seit 1978 (Schwerpunkt 1988 bis 1992) unter dem Verdacht der Unregelmäßigkeiten, Ermittlungen an der Bergstraße, in den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, demnächst auch in Darmstadt.
Der Gesamtschaden ist noch nicht abzusehen. JÖRG FEUCK
gra MAINZ, 1. März. Die Frist für ambulante Schwangerschaftsabbrüche außerhalb von Krankenhäusern will der rheinland-pfälzische Gesundheits- und Sozialminister Ullrich Galle (SPD) verlängern. Abweichend von der bundesweit üblichen Drei-Monats-Regelung sind in Rheinland-Pfalz seit 14 Jahren ambulante Abbrüche nur bis zur achten Schwangerschaftswoche möglich. Für die Änderung ist laut Galle lediglich eine Neufassung der Landes-Durchführungsverordnung zum Schwangerenberatungsgesetz notwendig. Eine Ministeriumssprecherin schätzt, daß die "Drei-Monats-Regelung bis Ende Mai" eingeführt werden kann. "Die Änderung der Verwaltungsvorschrift ist in Arbeit", sagte Galle der FR.
Die Neufassung der Durchführungsverordnung steht in Zusammenhang mit dem Mainzer Pro-Familia-Zentrum, in dem seit November 1992 auch ambulante Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden können. Die Einrichtung des Zentrums, das von der katholischen Kirche und der CDU-Opposition in Mainz heftig kritisiert wird, wurde vom Land mit 930 000 Mark unterstützt. Im Zentrum arbeitet ein nach "niederländischem Recht weitergebildeter Arzt", der nach Angaben des Gesundheitsministeriums über "jahrzehntelange Erfahrungen mit der Durchführung ambulanter Schwangerschaftsabbrüche nach der Absaugmethode verfügt".
Mit der Anpassung der rheinland-pfälzischen Verwaltungsverordnung will Galle der geänderten medizinischen Situation Rechnung tragen. Die frühere Verordnung sei mit dem gesundheitlichen Schutz der Frauen bei Ausschabungen begründet worden.
Solche Komplikationen seien bei der heute gebräuchlichen Absaugmethode auch bei fortgeschrittener Schwangerschaft "weitaus weniger zu befürchten", meint Galle. Deshalb sieht er auch keinen medizinischen Grund mehr, "für ambulante Schwangerschaftsabbrüche kürzere als die bundesgesetzlich vorgegebene Zwölf-Wochen-Frist zu bestimmen".
Dem Manne stand der Sinn nach einem guten Tröpfchen. Anstoßen wollte er mit seiner Mannschaft und damit das fortsetzen, was kurz vorher auf dem Spielfeld seinen Anfang nahm. Da nämlich war Walter Schimmel, neuer Trainer von Rot-Weiss Frankfurt, seinem fußballpädagogischen Partner, Alex Caspary, angesichts des glücklichen 1:0-Sieges bei der SG Egelsbach in die Arme gesprungen, hatten Mannschaft und Verantwortliche freudig erregt ihrer Siegerlaune den passenden Ausdruck verliehen. Kollege Schäty konnte ob derlei ausgelassener Stimmung nur mißmutig den Weg in die Kabine antreten. Aber irgendwie hatte der Rückrundenstart für ihn ja auch schlecht begonnen.
"Unter Ausschluß der Öffentlichkeit", brummte er schon vor dem Spiel mit einem Blick auf die Stehränge. Doch der Ärger war schnell verraucht. Denn pünktlich zum Anpfiff fanden sich dann doch noch gut 300 Menschen, die an der vermeintlichen Fortsetzung Egelsbacher Erfolge Interesse zeigten. Und außerdem drohte da auf dem Spielfeld neues Ungemach. Präsentiert von einem Team, das noch in der Vorbereitung zu euphorischem Frohgesang Anlaß gab. Der war schnell verstummt, als die "Roten", ohne Torjäger Kunz, Bachmann, Schur und Klepper angetreten, keck schnörkellosem Spiel frönten.
Nun ward dem Beobachter kein visueller Leckerbissen geboten, dafür beherzigte Rot-Weiss die elementaren Dinge fußballerischer Schulung: Kampf, Disziplin, Geradlinigkeit und - obwohl leicht verjüngt - Cleverneß. Egelsbach schien dagegen lange all das vergessen zu haben, was die Mannschaft zuletzt auszeichnete. Kein offensives Spiel, das sich da in Richtung Frankfurter Tor bewegte, kein Spielaufbau, der Effizienz verriet - kurzum, drinnen auf dem Felde regte sich wenig. Dafür Protest von draußen. "Es fehlte", kritisierte Herbert Schäty hernach, "die Spielintelligenz gegen einen defensiv eingestellten Gegner." Die wurde von Franusch erwartet, doch angesichts seiner Leistung blieb der 34. Geburtstag der einzige Grund, ein Gläschen zu heben.
Er befand sich in bester Gesellschaft, denn lediglich der unermüdliche Sven Müller und Frank Dörr vermochten beim Gastgeber bleibende Eindrücke zu vermitteln. Und so liefen die Platzherren eher kopflos der Frankfurter Führung, von Roth nach einem Zuspiel von Schneidt per Flachschuß aus 16 Metern erzielt, nach. Erst gegen Ende der ersten Hälfte entwickelte Egelsbach den Druck, der gemeinhin Erfolge verspricht. Und weil sie das auch die gesamte zweite Hälfte taten, hatte Schäty Hoffnung, Schimmel und Caspary dagegen ein ungutes Gefühl. Schließlich eröffneten sich Müller, Lauf und Reljic beste Chancen, die aber überhastet vergeben oder von Wimmer vereitelt wurden.
Die "Roten" verpaßten die vorzeitige Entscheidung, die sich in der hektischen Phase zwischen der 74. und 77. Minute andeutete. Bis dahin hatte der Gast mit Glück und kämpferischem Einsatz seinen Vorsprung über die Runden gerettet. Roth bot sich die Gelegenheit, ihn abzusichern. Doch auf dem Weg zum vermeintlichen 2:0 riß ihn Arnold von den Beinen, was dem Torhüter die rote Karte einbrachte - und Kraaz die Gelegenheit, mit einem Elfmeter Frankfurter Glück frühzeitig zu besiegeln. Doch der Kapitän schoß am Tor vorbei.
Kein Grund für Verdruß. Das Versäumnis wurde nicht bestraft. Und wo Erfolge nicht mehr vorausgesetzt werden, weil ein Neuaufbau nach und nach vollzogen werden soll, sind die Sorgen ganz anderer Natur. "Ich muß", sagte Schimmel und verschwand eilends aus der Pressekonferenz, "mal in die Stadiongaststätte, um den Jungs ein paar Lieder beizubringen." CHRISTIAN FROMMERT
Egelsbach: Arnold; Strich; Löwel, Bellersheim, Dörr, Cyrys (76. Krapp), Franusch (76. Philipps/Tor), Reljic, Aleksic, Lauf, Müller.
Rot-Weiss: Wimmer; Hoßmang; Wozniecki, Kraaz, Wöber, Brunetti, Schneidt (88. Morhardt), Pistauer, Guerrera, König, Roth (89. Becht).
Tor: 0:1 Roth (16.).
Schiedsrichter: Steudter (Wiesbaden).
Zuschauer: 300.
2. Handball-Bundesliga Süd, Männer Kantersieg festigt die Verfolgerrolle
Die Eintracht bleibt nach ihrem spektakulären 29:18 gegen den Mitbewerber aus dem Ludwigsburger Stadtteil in der 2. Handball-Bundesliga-Süd einziger Verfolger der SG Stuttgart-Scharnhausen, die gegen den Absteiger Gelnhausen zur gleichen Stunde mit dem gleichen Resultat gewann. Am Elsässer Platz herrschte nach dieser Grandezza Aufbruchstimmung in Richtung erste Bundesliga, zumal Trainer Manfred Bengs, der das Leutershausener Angebot ausschlug und sich per Handschlag für die Eintracht entschieden hat, gerade noch sieben Feldspieler zuzüglich Peter Lohaus von der zweiten Mannschaft zur Verfügung standen.
Ungewöhnlich der Spielverlauf am Elsässer Platz, wo 750 Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle getaucht wurden: Nach einem Drittel der Spielzeit schienen die Bundesligapläne in die unterste Schublade gerutscht zu sein, denn der Gast führte nach schwacher Abwehr- und Torwartleistung (Michael Ritsert mußte danach seinen Platz räumen) sicher mit 11:6. Nach genau 36 Minuten war nicht nur die Wende vollzogen, sonden in dieser Viertelstunde wurde die TSG gedemütigt wie nie zuvor: mit 11:0 Toren in Serie setzte sich die Eintracht auf 17:11 ab, hatte den Sack schneller als erwartet zugeschnürt.
Torwart Peter Hieronimus avancierte zum Helden von Wiesbaden, mußte erst gegen Ende einige Male hinter sich greifen. Seinem Gegenüber Markus Rominger flogen die Bälle von Maistrenko (8), trotz Zahnoperation auch von Torjäger Klotz (7/2), der sein Konto auf genau 100 Saisontreffer erhöhte, sowie von Acker (5) und Jacob (4) um die Ohren, aber auch um die Füße.
Wiesbaden demonstrierte bei seinem "Grand ohne Fünf" die gesamte Wurfpalette. Haase (5), Krautt und Hess (je 4) sowie Armannsson (3) hielten beim Verlierer am meisten dagegen.
HANS-DIETER PUTH
OBERURSEL. Um die bestehenden Hilfsdienste und Einrichtungen für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen weiterzuentwickeln, fehlen im Hochtaunuskreis ein Psychatrieplan und ein Koordinator, der dafür sorgt, daß alle Dienste sinnvoll zusammenarbeiten: Diese Kritik wurde bei einer Diskussion mit Kreispolitikern aller Fraktionen laut, zu der die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft im Kreis in die Oberurseler Stadthalle geladen hatte. Für die SPD forderte Wendula Huth erneut, beides auf den politischen Weg zu bringen.
Norbert Anthes von den Grünen gab Hilfestellung: Im Kreis gebe es gute Voraussetzungen für eine ambulante Versorgung, aber es fehle an Abstimmung, um flächendeckend arbeiten zu können und den Kranken die Chance für ein möglichst normales Leben zu geben.
Peter Barkey, an der Diskussion in Doppelfunktion als FDP-Politiker und Kreissozialdezernent beteiligt, dagegen sieht den jährlichen Bericht des Sozialpsychatrischen Dienstes beim Kreis als ausreichende Unterlage für die Arbeit ("Wir kriegen die Vernetzung aller Dienste hin"). Er verwies darauf, daß es für seelisch Kranke bereits fünf betreute Wohneinrichtungen im Kreis gebe und demnächst in Bad Homburg eine Werkstatt für sie eingerichtet werde.
Was fehle, so Barkey, sei vor allem eine Tagesklinik in Köppern, und die werde durch Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) verhindert: Sie habe alle Investitionen gestoppt, um für 5,7 Millionen Mark Krankenhausbetten in Frankfurt zu finanzieren. Barkey will sich damit nicht abfinden: "Ich gehe notfalls vor Gericht, um die Tagesklinik zu bekommen."
Robert Becker (CDU) unterstützte Barkey bei dieser Forderung und wies auf finanzielle Schwierigkeiten hin: "Immerhin entfällt die Hälfte des Kreishaushaltes auf soziale Angelegenheit."
Die Bedeutung einer Tagesklinik bestritt keiner der Diskutanten. Sie sei wichtig, weil ein ständiger stationärer Aufenthalt in einem psychatrischen Krankenhaus die Leiden häufig nur verschlimmere. "Das führt zur Isolation", berichtete Dagmar Klimkeit, Sozialarbeiterin im Krankenhaus Köppern.
"Die Kliniken behalten psychisch Kranke, die dort nicht mehr hingehören, weil man woanders keinen Platz für sie findet", erklärte sie - und lieferte Wasser auf die Mühlen der Opposition: Im Taunus gebe es viele gute Einzelhilfen, aber "der Gesamtrahmen fehlt". nau
FRANKFURT A. M. "Frau geht vor": Daß die Landesfrauenkonferenz des DGB am Samstag in Frankfurt unter jenem Imperativ zusammentrat, den der DBG- Bundesvorstand als Mai-Motto gestrichen hatte, dafür nannte Marita Eilrich gute Gründe: Gerade weibliche Erwerbstätige, so die Vorsitzende des Landesfrauenausschusses, seien von wachsender Arbeitslosigkeit und der Rotstiftpolitik der Kommunen betroffen. Daß ein solcher Anspruch noch immer berechtigt ist, machte die Frauenbeauftragte des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Dagmar Morgan, deutlich. Ihre Bestandsaufnahme der Situation von Frauen in einem eher kleinstädtisch geprägten Kreis ergab: Frauen verdienen durchschnittlich ein Drittel weniger als Männer, dafür ist ihr Anteil an der Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe überproportional.
Als strukturelle Ursachen für die anhaltende Benachteiligung von Frauen nannte Morgan das mangelhafte Betreuungsangebot für Kinder sowie das unzureichende Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs. Gerade in ländlichen Regionen mache das unzureichende Arbeitsplatzangebot viele Erwerbstätige zu Pendlern. Während aber zumeist Männer das "Familienauto" nutzten, um in die Stadt zu pendeln, seien Frauen mehrheitlich auf Bus und Bahn angewiesen. Die geringe Taktdichte zwinge viele von ihnen, entweder auf eine eigene Berufstätigkeit zu verzichten oder einen unqualifizierten und oft ungeschützten Arbeitsplatz anzunehmen, "nur weil er in der Nähe liegt".
Dörte Ahrens vom hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung warnte davor, Frauenförderung in konjunkturellen Krisenzeiten als "Luxus" zu betrachten. Während die auf Besitzstandswahrung bedachten Männer vor allem verfassungsrechtliche Bedenken gegen das von Frauenministerin Heide Pfarr im Entwurf vorgelegte Gleichberechtigungsgesetz geltend machten, bringe das Gesetz für die Frauen eine planbare Personalpolitik, neue Arbeitszeitmodelle und Mitstreiterinnen für bessere Positionen in Gestalt der Frauenbeauftragten.
Bei der Realisierung der Frauenförderung, so die Bebachtung Ahrens', seien die alten Fronten im Sinne von "Arbeitnehmer hier" und "Arbeitgeber dort" aufgebrochen. Heute gebe es Betriebe, die im Sinne einer neuen Unternehmenskultur Frauen fördern wollten. Dagegen sei unter den Frauen die Unterstützung der emanzipatorischen Bestrebungen nicht einstimmig. So gebe es gewerkschaftliche Arbeitskreise, die innerbetrieblich für bessere Zeiten kämpften; es gebe aber auch Frauen, die gegen ihre Interessenvertretung angingen. An die Adresse der Delegierten sagte Ahrens: "Lassen wir uns nicht in die Grabenkämpfe ziehen."
Einstimmig forderten die Delegierten einen eigenen Asylrechtstatbestand für Frauen. Es sei unerträglich, begründete die Frauenkonferenz einen entsprechenden Initiativantrag, wenn Gesuche von Frauen mit der Antwort beschieden würden, Vergewaltigung sei kein Asylgrund. Gegen die Stimme der Vertreterin der IG Chemie forderten die Delegierten den DBG auf, sich für ein "grundsätzliches" Produktionsverbot für umweltschädliche Substanzen einzusetzen. Die Mitgliedsgewerkschaften forderten sie auf, Überstundenzuschläge auch für Teilzeitbeschäftigte tarifvertraglich abzusichern. Einstimmig sprachen sich die Delegierten zudem gegen die Praxis der Arbeitsämter aus, arbeitssuchende Frauen, die im Fall einer erneuten Erwerbstätigkeit für ihr Kind keinen Betreuungsplatz vorweisen können, das Arbeitslosengeld zu streichen. Mit der Begründung, sie stünden folglich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.
Auch selbstkritische Töne fehlten nicht. So warnte Marita Eilrich, Frauenpolitik auf eine "gleichstellungsorientierte Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik" zu reduzieren. Um eine autonome gewerkschaftliche Frauenpolitik zu sichern, müßten zudem Frauen mittels Quotierung in allen Wahlgremien vertreten sein.
Daß die Streichung des ursprünglich vorgesehenen Mai-Mottos nicht nur bei Gewerkschaftsfrauen auf Widerspruch gestoßen ist, ließ eine Randbemerkung des hessischen DGB-Vorsitzenden Karl- Heinz Jugmann ahnen: Daß der Bundesvorstand auf Betreiben des IG Metall- Chefs Franz Steinkühler den Slogan gestrichen hatte, so der als Gast anwesende Gewerkschafter, "das ist nicht in Ordnung". SABINE RIEDEL
BAD HOMBURG. Unverletzt blieb die Fahrerin eines Autos, die am Samstag mittag mit ihrem Wagen so heftig gegen eine Hauswand geprallt ist, daß das technische Hilfswerk gerufen werden mußte, um das beschädigte Gebäude zu stützen. Die Polizei teilt mit, das Fahrzeug der Autofahrerin sei auf der Straße Am Hohlebrunnen wegen Schneeglätte ins Schleudern geraten und schließlich gegen das Haus Nr. 4 geprallt. Durch die Wucht des Aufpralls wurden im Innern des Hauses die Heizung und die Inneneinrichtung beschädigt.
Den Schaden an dem Haus geben die Polizeibeamten mit 20 000 Mark an, die Schadenshöhe am Auto beziffern sie auf 30 000 Mark. off
Ausstellung "Hanauer Künstler sehen die Bibel" im Rathausfoyer bis zum 14. März Aktualität der Heiligen Schrift
Von Regine Schlett HANAU. Menschen mit ausgezehrten Gesichtern, Vertriebene, Opfer eines sinnlosen Kriegs. Darunter marschieren kleine Soldatenfiguren auf. Ein Kreuz erhebt sich über Trümmern: "Er aber, der Gott des Friedens, heilige Euch", zitiert die Künstlerin Renate Mann auf ihrer Collage aus der Bibel. Auch in anderen Arbeiten, die in der Gemeinschaftsausstellung "Hanauer Künstler sehen die Bibel" im Rathausfoyer zu sehen sind, hinterfragt sie solche Aussagen in der "Heiligen Schrift". Umweltzerstörung, gesichtslose Wesen erscheinen als Folgen einer aus den Fugen geratenen Zivilisation. "Und Gott sah an, alles, was er gemacht hatte...", nennt sie die Collage aus Fotos und Übermalungen auf Karton. So formuliert Renate Mann drängende Fragen nach den Ursachen des Elends, die die allmächtige göttliche Güte negieren.
Solche kritische Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und der Bibel läuft teils Gefahr, plakativ zu wirken. Kraftvoller äußert sich da Reinhard Wörner, der den Rahmen eines Altarbildes für seine provozierenden Surrealismen wählt. Adam und Eva entblößen sich dem Betrachter in fast obszön wirkender Nacktheit. Ein anderes Triptychon ironisiert weihevolle Darstellungen von Jungfrauen, Engeln und Altären als Eiertanz. Ansonsten überwiegen assoziative Malereien zu Feuer, Licht oder Kreuzen. Realistische Abbildungen von Bibelszenen greifen auf Vorbilder der Kunstgeschichte von Frührenaissance bis zu barocken Anleihen zurück. Motive von Symbolkraft wie die Vertreibung aus dem Paradies, Kreuzigung oder Wiedergeburt tauchen auch in expressiven bis figurativen Malereien auf.
Die vom "Arbeitskreis christlicher Kirchen" organisierte und langfristig vorbereitete Schau mit knapp 100 Arbeiten veranschaulicht die breite Palette künstlerischer Auseinandersetzung mit der Bibel. Die Initiatoren, die sich im vergangenen Jahr der Bibel an Hanauer Künstler wandten, waren auf große Resonanz gestoßen. Fast 40 Künstler beteiligten sich. Das Interesse weist auf die Inspirationskraft des Themas hin, mit dem sich Kunstschaffende zu allen Zeiten beschäftigten. Die Spannbreite von zeitgenössischen bis klassischen Interpretationen liegt auch an dem unterschiedlichen Teilnehmerkreis. So trugen sowohl Hobbymaler aus der "Gemeinschaft Steinheimer Kunstschaffender" und der "Lukasgilde Großauheim", Mitglieder der etablierten Künstlervereinigungen "Pupille" und "Simplicius" als auch der experimentierfreudigeren Gruppe "Aaron" Arbeiten bei.
Einige Künstler haben sich in Malerei, Plastik und Objekt direkt mit dem Thema "Buch" auseinandergesetzt. Der Bildhauer Hagen Häuser zeigt die aufgeschlagene Bibel als starres Bronzeobjekt, fixiert von drei Säulen. Winfrid Marks weist auf die Beliebigkeit des Wortes hin. Sein mannshohes aufgeschlagenes "großes Buch" ist mit sinnlosen Zeichen auf Karbonband überzogen. Beate Thierlings Installation aus düsteren Farben und Bibelzitaten läßt die Bibel wie eine jahrhundertealte Mauer des Schweigens erscheinen. Dem mytischen Charakter der "Heiligen Schrift" spürt der Maler Johan Benthin nach, der zwischen leuchtenden Farbnebeln Durchblicke auf alte Buchseiten ermöglicht. Angela Bughdal steckt in ihren fotorealistischen Ölbildern das Salz der Erde ins frühstücksgerechte Glas, reduziert "unser tägliches Brot" auf die Ähre im Edelstahlkrug. Erhard Angermann skizziert mit kräftigem Pinselstrich einen mürrischen Jesus. Ingeborg Sperling wählt das Bild des schreienden Kindes als Zentrum ihrer "Apokalypse". Emmy Bockmeyer thematisiert den Verlust der familiären Geborgenheit in einem Zyklus von vier Bildern. Aleksander Fischers grauenvolle Leichenfratzen lassen wenig Hoffnungen keimen.
Ein Problem der Ausstellung, die bereits bei der Eröffnung am Freitag einen ungewöhlichen Besucherandrang verzeichnete, ergibt sich aus der Präsentation. Der Wunsch, möglichst viele Arbeiten zu zeigen, führt zu einem Gewirr von Stellwänden, das die Betrachtung der einzelnen Werke erschwert. Eine exemplarische Auswahl unterschiedlicher Themen und Stilrichtungen hätte den Zugang zu den Bildern gewiß erleichtert.
Die Schau ist bis zum 14. März zu sehen. Geöffnet ist täglich von 11 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr.
HANAU. Als "Gegengewicht gegen den überholten Wachstumsfetischismus der Alt-Parteien" charakterisiert sich die "Bürgerliste Umwelt und Grüne Großauheim" (BUG) in ihrem Programm zur Kommunalwahl. Derzeit mit zwei Mitgliedern, der Hausfrau Angelika Gunkel und dem Chemiker Rolf Neidhardt, im Ortsbeirat vertreten, kandidieren sie am 7. März auf der Liste 6 in Großauheim.
Ein Schwerpunktthema in dem 15seitigen Programm konnte unverändert von der vergangenen Kommunalwahl übernommen werden: Die Rettung der Großauheimer Waldwiese als Naherholungsgebiet, die mit einer Entschädigung der betroffenen Grundstückseigentümer einhergehen soll.
Ansonsten setzten die Mitglieder, die acht Kandidaten auf der Liste stehen haben, Schwerpunkte beim öffentlichen Nahverkehr, Verkehrsberuhigung und Energiesparen.
Die BUG will ein neues Konzept für die Beseitigung der schienengleichen Bahnübergänge an der Strecke Hanau- Aschaffenburg vorlegen, daß die Ausweitung des Bahnverkehrs bei verminderten Belastungen für die Bevölkerung ermöglicht. Im Bereich Wolfgang fordert sie den Bau von Lärmschutzanlagen entlang der Gleise. Als weitere "Zukunftsaufgabe" sieht sie die Umgestaltung des Busverkehrs durch die Einführung von Taktverbindungen. Die Zentralisierung auf die Stadtmitte von Hanau müsse zurückgenommen werden
"Mehr Lebensqualität" im Stadtteil will die BUG mit einer konsequenteren Verkehrsberuhigung erreichen. Die Situation in der Hauptstraße sei weiterhin unbefriedigend. Die BUG will den Ausbau von Radwegen forcieren und gegen das Parken auf Gehwegen vorgehen. Unter dem Thema "Gesundes Wohnen" verlangen die Mitglieder die Schließung von Baulücken und die Sanierung des Marienhüttengeländes. Im Bereich der Waldwiese soll eine Randbebauung südlich der Landesstraße 3309 erfolgen und außerdem eine Arrondierung der Lindenausiedlung zugelassen werden. Stadtentwicklung, so die Forderung der BUG, müsse auch Einkaufsmöglichkeiten und kulturelle Angebote berücksichtigen. Außerdem solle schnellstmöglich die Umwandlung von Gelände der US-Armee in Wohngebieten erfolgen.
Zu den klassischen "grünen Forderungen", die das Wahlprogramm enthält, gehört auch die Stillegung der Atomfabriken in Wolfgang und die Ablehnung der Plutioniumverarbeitung. Und schließlich steht auch die bereits im Ortsbeirat geforderte Entschädigung des Kraftwerks Staudinger für die Abschattung durch Abgase im Programm.
Die Stadtwerke, so die energiepolitischen Vorstellungen der Gruppierung, müßten in ein "Energiedienstleistungsunternehmen" umgewandelt werden, die ihr Geld nicht durch möglichst hohen Energieverbrauch verdienen. Bei der Ausweisung von Neubaugebieten müsse außerdem auf Sonnenenergie, Kraft-Wärme- Kopplung sowie Niedrigenergiehäuser Wert gelegt werden.
Im sozialen Bereich liegen die Schwerpunkte bei der Kinder- und Jugendpolitik. Die BUG setzt sich für Betreuungsschulen, Sprachheilklassen und die Schaffung einer gymnasialen Oberstufe an der Lindenauschule ein. Kindertagesstätten müßten bedarfsgerecht ausgebaut und moderne Konzepte mit Familiengruppen und der Integration behinderter Kinder gefördert werden. res
WIESBADEN. Trauer in Wiesbaden um einen prominenten Mitbürger: Eddie Constantine ist tot. Der berühmte Filmschauspieler mit dem Knautschgesicht starb am Donnerstag im Alter von 75 Jahren an Herz- und Kreislaufversagen. Noch vor wenigen Wochen hatte die Landeshauptstadt zu seinen Ehren eine Ausstellung im Bellevue- Saal ausgerichtet: "Ein Haus für Lemmy Caution". Architekturstudenten der Technischen Hochschule Darmstadt hatten für das Filmidol Phantasiegebäude entworfen - ausgefallenes Geburtstagsgeschenk einer großen Fangemeinde.
Eddie Constantine wurde vor allem als Detektiv Lemmy Caution weltweit bekannt. Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte er Dreharbeiten mit Lars von Trier zu einem neuen Spielfilm gemacht. Im Janaur stand er mit Andy Bausch in Luxemburg vor der Filmkamera. Oberbürgermeister Achim Exner: "Mit Eddie Constantine hat die Welt einen großen Akteur verloren. Auch wenn er nicht mehr unter uns ist, in seinen Filmen und Chansons wird er weiterleben." Wiesbaden habe einen Freund verloren.
Der Schauspieler wurde in Los Angeles geboren. Sein Vater war 1904 aus Rußland eingewandert, seine Mutter stammte aus Polen. Eddie Constantine wohnte seit 1978 mit seiner Frau Maja und seiner Tochter in Wiesbaden. Er lebte zurückgezogen in einer alten Villa in der Bodenstedtstraße. Die Trauerfeier für Eddie Constantine fand im engsten Familienkreis statt. maf
HANAU. Zwei Piloten unterschiedlicher und sich feindlich gesinnter Kampfeinheiten stürzen irgendwo ins Wasser und retten sich auf ein inselartiges Überbleibsel der Zivilisation. Auf diesen zwanzig Quadratmetern müssen sie versuchen, zu überleben. Doch erstmal findet der große Krieg im Kleinen statt: der Europäer und der Asiate bekämpfen sich, versuchen Macht über den anderen und den schäbigen Restlebensraum zu gewinnen.
Nach der dritten, unentschiedenen Runde begreifen sie wie sinnlos ihr Verhalten ist, geht es doch um viel mehr: Beide haben Hunger, Durst und den Wunsch, nach Hause zu kommen. Also arrangieren sich die gottverlassenen Kriegshelden, beginnen pantomimisch zu kommunizieren, ihre letzten Rationen zu teilen, ja sogar übermütig miteinander zu spaßen . . .
"Robinson & Crusoe" ist ein modellhaftes Theaterstück, das Motive der alten Geschichte von Daniel Defoe enthält, aber im wesentlichen auf der Spielidee des amerikanischen Films "Die Hölle sind wir" basiert.
In dem US-Streifen geht es um die Konfrontation zwischen einem Vietcong und einem GI. Das Frankfurter Theaterteam "Grüne Soße" - die hessische Antwort auf das Jugendtheater "Rote Grütze"-, ist vor knapp drei Jahren auf "Robinson & Crusoe" gestoßen, als es nach einem Stück über Gewalt gesucht hat. Die Inszenierung ist dann während des Golfkrieges entstanden, hält aber an der Gegenüberstellung von Asiate und Weißer fest.
Die Spielvorgabe, die von Nino D&rquote;Introna und Giacomo Ravicchio in Regieanweisungen entwickelt worden ist, wird von Willi Combecher und Siegfried Herold in einer schlaglichtartigen, simplifizierenden Inszenierung umgesetzt.
Ihnen geht es um eine gutverständliche Parabel zum Thema Aggressionen gegen andere und das Aufzeigen von Annäherungsmöglichkeiten. Da die Grundsituation nur wenig expliziert wird und die Handlung in weiten Strecken non-verbal vorangetrieben wird, fehlt die politische Dimension. Der Schwerpunkt liegt auf der Demonstrierung von Verhaltensmustern, die im Anschluß an die Vorstellung mit dem Publikum diskutiert werden sollen.
So auch im Comoedienhaus Wilhelmsbad, wo sich auf Einladung des Kulturamtes und ohne großes Zutun von Moderator Erland Schneck ein lebhaftes Gespräch entwickelt. Kritisiert wird, daß die zwei Männer, nachdem sie aus der Gewaltspirale ausgestiegen sind, "nichts Konstruktives" machen, etwa gemeinsam angeln oder zusammen eine Schutzhütte, ein Sonnensegel oder vielleicht ein Floß bauen.
Auch daß die "männliche Gewalt" in den Eingangsszenen so breiten Raum einnimmt, wird beanstandet. Worauf entgegnet wird, daß dies einerseits ein Spiegel der Gesellschaft sei und andererseits ein wesentlicher Anknüpfungspunkt, um Nachdenken in Gang zu setzen.
Zuletzt wurde die vereinfachende Form der Spielweise bemängelt, die Grundmuster vorführe und dabei die permanente, existentielle Bedrohung vernachlässige. Die Spieler konzidieren den Kritikpunkt und schließen nicht aus, daß sich das Spiel um "Robinson & Crusoe" im Verlauf weiterer Aufführungen noch verändern werde, was seit der Premiere im März 1991 ohnehin schon passiert sei.
Was für ein wunderbares Resultat! Alle Beteiligten haben von diesem Theaterabend profitiert, auch wenn der Zulauf von nur etwa 40 Besucher/innen eher enttäuschend gewesen ist. RUTH DRÖSE
In diesem Jahr will der Verband mal nicht so sein. Da im Sommer die Weltmeisterschaften im überdachten Stuttgarter Stadion stattfinden, nimmt es der DLV einigen seiner WM-Hoffnungen nicht krumm, daß sie keinen Gedanken an die Welt-Titelkämpfe Mitte März unterm Hallendach in Toronto verschwenden. Dort also wird der DLV seinen Ruhm kaum mehren, bleiben der Veranstaltung doch aus unterschiedlichen Gründen zum Beispiel Dieter Baumann, Ralf Sonn, Dietmar Mögenburg, aber auch Heike Drechsler fern.
Die nämlich beginnt am 16. März unter der Sonne über Lanzarote ihre Vorbereitung auf die Freiluftsaison, statt im kalten Kanada den unscheinbaren Titel einer Hallen-Weltmeisterin anzupeilen, von dem sie ohnehin bereits zwei, datierend aus dem Jahre 1987, besitzt. Der Wettbewerb in Toronto liege für Drechsler zu spät, sagte sie nach dem Gewinn des deutschen Hallentitels mit 7,05 Meter.
Die Weite von Sindelfingen ist schon deshalb der Rede wert, weil es im allgemeinen Fall - wenn auch nicht im besonderen der Drechsler - immer noch, oder besser gesagt: wieder was Außergewöhnliches ist, über die Sieben-Meter- Linie hinausgekommen zu sein. Ganz allein ist sie in diesen sportlichen Regionen, die 28jährige aus Jena, die im Feld der Springerinnen im schwäbischen Sindelfingen schon die Drittälteste war. In puncto Sprungkraft und Schnelligkeit wäre Drechsler eben allen anderen überlegen, sagte die Berlinerin Susen Tiedtke, die 41 Zentimeter kürzer sprang als die Olympiasiegerin und damit ihr am nächsten kam.
Was ihr in ihrer Spezialdisziplin zugute kommt, ihr Sprintvermögen, hat Drechsler auch immer wieder versucht, in zusätzliche Erfolge umzumünzen, sprich: sich auf der Bahn mit den Besten zu messen. Pflegt sie die 100 oder 200 Meter nur noch auf Sportfesten zu laufen, so steht doch auf der Liste der Staffelkandidatinnen für die Stuttgarter WM jetzt auch wieder ihr Name, allerdings nicht mehr am Schluß, sondern am Anfang.
Ein Wechsel mit Heike Drechsler als Ablaufender nämlich war in der Vergangenheit verschiedentlich in die Hose gegangen, beim Europacup in Frankfurt 1991 beispielsweise oder auch bei den Weltmeisterschaften in Tokio im Herbst des gleichen Jahres, so daß das DLV- Quartett jeweils unter Wert geschlagen wurde. Drechsler neigt als Schlußläuferin der Staffel zum Frühstart mit der Folge, daß die Frankfurterin Sabine Richter, die zu den genannten Anlässen aus der Kurve kam, Mühe hatte, den Stab an die Frau zu bringen.
"Ich bin bereit in der Staffel zu laufen", sagte Heike Drechsler und meinte, am günstigsten sei für sie wohl die Position der Startläuferin. Da kann sie nichts falsch machen.
CHRISTOPH-ALBRECHT HEIDER
BAD HOMBURG. Eine 33jährige Autofahrerin hat die Feuerwehr am Samstag nachmittag leicht verletzt aus ihrem demolierten Wagen befreit. Sie hatte ihr Fahrzeug auf der Pappelallee stadteinwärts durch zu heftiges Bremsen aus der Spur gebracht, so die Polizei. Anlaß des Bremsmanövers war eine zähfließende Autokolonne, die gelegentlich stillstand.
Das Auto scherte aus, streifte eine Pappel und stieß gegen einen weiteren Baum. Den Schaden gibt die Polizei mit 28 000 Mark an. off
Es hätte das große Finale sein sollen. Zwar ist eigentlich die Zeugenliste durch einstimmigen Beschluß mit dem 11. Dezember vorigen Jahres abgeschlossen, aber auf dringlichen Wunsch der Christdemokraten sollen am morgigen Dienstag - auf zum letzten Gefecht - vor dem Stolpe-Untersuchungsausschuß nun doch noch ausgesuchte Opfer der SED- Politik (und vielleicht auch der des ehemaligen Konsistorialpräsidenten der evangelischen Kirche?) zu Wort kommen, darunter Bärbel Bohley, Wolfgang und Regine Templin, Ralf Hirsch und Lutz Rathenow; die Regisseurin Freya Klier hat sich entschuldigen lassen.
Noch einmal werden "die Großwildjäger der Medien auf dem Hochsitz" (Die Zeit) in "ihrem" Raum 306 des Potsdamer Landtagsgebäudes Platz nehmen. Allerdings: Der Ausschuß ist längst "tot". Es interessiert niemanden mehr so recht, in Brandenburg schon gar nicht; kaum noch ein Landtagsabgeordneter, der in seinem Wahlkreis nach dem Stand der Vergangenheitsbewältigung in Angelegenheiten des Ministerpräsidenten gefragt wird. Im Gegenteil: "Aufhören", heißt es, "das erinnert uns doch nur wieder an alles von damals." Vor allem: "Wir haben andere Sorgen", die Stahlkrise beispielsweise.
Als Ende vorigen Jahres als einer der bisher letzten von vier Dutzend Zeugen der ehemalige Bonner Staatsminister Günter Huonker den neun Ausschußmitgliedern Rede und Antwort zu Detailfragen stand, waren gerade noch drei Pressevertreter im Raum. Und während nun Bürgerrechtler die Gelegenheit erhalten, ihre Gegenpositionen darzulegen, hat der neue PDS- und alte Untersuchungsausschuß-Vorsitzende Lothar Bisky bereits mit dem Entwurf seines Abschlußberichts begonnen, dessen Ergebnis nach allgemeiner Ansicht ohne jeden spektakulären Anstrich sein wird. Ende einer glanzlosen Pflichtaufgabe.
Wann ist die Arbeit dieses so schlagzeilenträchtig gestarteten Ausschusses in sich zusammengefallen? "Im Oktober", meint Brandenburgs Regierungssprecher Erhart Thomas ohne Zögern. Damals geschah der ebenso turbulente wie peinliche Mein-Eid-ist-Dein-Eid-Auftritt der beiden ehemaligen Stasi-Obristen Joachim Wiegand und Klaus Roßberg, von denen die "Großwildjäger" den eigenen Vorankündigungen zufolge den Beweis erhofft hatten, daß Stolpe die Unwahrheit gesagt habe wenigstens hinsichtlich der Modalitäten, unter denen er 1978 einen - zunächst der Öffentlichkeit verschwiegenen - DDR-Orden erhalten hatte.
Die Folge: Gegen Wiegand und Roßberg ermittelt noch immer die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der eidlichen Falschaussage. Die Glaubwürdigkeit der Akten aus der Gauck-Behörde (6000 Blatt in Sachen Stolpe liegen dem Ausschuß vor) erlitt entscheidende Kursverluste. Wenn das die gefürchtete Stasi gewesen sein sollte, diese beiden obskuren Gestalten . . . Zudem war die Jagd inzwischen zu kompliziert geworden, um noch wirklich lustvoll zu sein.
In einem viel kritisierten, weil zu glatt formulierten Zwischenbericht hat das Kontrollgremium - gegen den vehementen Protest von Bündnis 90 - im vergangenen Sommer dem Ministerpräsidenten attestiert, nach der "derzeitigen Beweislage" sei "davon auszugehen, daß der Zeuge Dr. Manfred Stolpe zu keiner Zeit bereit war, im Rahmen seiner kirchlichen Tätigkeit inoffiziell mit dem MfS zusammenzuarbeiten." Die Brandenburger hatten dies immer so gesehen, die Wut war westlich.
Daß der Ausschuß etwa anhand der vom ehemaligen Verfassungsgerichtspräsidenten Ernst Benda aus Stolpes persönlichen Tagebüchern aufgelisteten 120 Gesprächen mit dem Ministerium für Staatssicherheit jemals - wie das Gesetz es verlangt - "gerichtsverwertbare Tatsachen" herausgefiltern würden, wonach der Chefunterhändler der evangelischen Kirche "auf die andere Seite des Tisches" geraten sei, dies schlossen selbst CDU- Mitglieder in diesem Gremium von Anfang an aus. Sie behaupten es auch heute nicht. Der Ausschuß ging stets behutsam mit dem Zeugen Ministerpräsidenten um: Ossis unter sich.
Der Rest sind Fragen der "politisch- moralischen" Bewertung. Läßt sein Verhalten vor der Wende den Brandenburgischen Ministerpräsidenten heute für ein Spitzenamt in einem der neuen Länder tragbar erscheinen? Erregt hat dies der ehemalige Pfarrer, Ex-DDR-Verteidigungsminister und jetzige CDU-Bundestagsabgeordnete Rainer Eppelmann bei seinem Auftritt im Raum 306 bestritten: Er fühlt sich verraten, wollte ihn am liebsten anspucken, weil der Konsistorialpräsident bei der Verteidigung des aufmüpfigen Pfarrers der Stasi "heimlich und verbotenerweise" auch Interna über Eppelmann mitgeteilt habe. Es ist längst ein Glaubenskrieg erwachsen. Der Vorwurf, er habe sich viel zu weit "mit dem Teufel eingelassen", wird von einer ganzen Reihe von Bürgerrechtlern nach wie vor geteilt, einige machen ihm zum Vorwurf, daß Stolpe überhaupt mit "dem Apparat" geredet habe.
Dem hält der Ministerpräsident entgegen, "daß man mit dem Prinzip alles oder nichts nichts erreichen konnte", daß man manchmal "Versteck spielen mußte", ja daß es notwendig gewesen sei, "vom Feind zum Gesprächspartner zu werden", wenn man etwas durchsetzen wollte. Die als sachverständige Zeugen geladenen Politiker und Kirchenleute haben diese Haltung nahezu einhellig bestätigt. Der Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel, aus eigener Erfahrung: "Nicht daß Gespräch mit den Ohnmächtigen half, sondern nur das Gespräch mit den Mächtigen."
Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher oder Bonns früherer Ständiger Vertreter Günter Gaus betonten in unterschiedlichen Formulierungen, es sei geradezu notwendig und erwünscht gewesen, daß der Konsistorialpräsident Informationen an den "Apparat" weitergegeben habe. Genscher: "Wir gingen davon aus." Der Gaus-Nachfolger in der Ständigen Vertretung und heutige Brandenburger Justizminister Hans Otto Bräutigam attestiert: "Ich fühle mich der Methode Stolpe nahe."
Ist der ehemalige Konsistorialpräsident zu weit gegangen bei seiner "Methode? Hat er allzu sehr versucht, jedermanns Liebling zu sein? Er hat ja Neigungen zum Kompromiß als Wert an sich. Die Ausschußmitglieder, selbst zumeist noch in der DDR-Vergangenheit verhaftet, haben sich mit Ausnahme von Günter Nooke vom Bündnis 90 solche Ansichten nicht zu eigen gemacht. Mag sein auch deswegen, weil mancher unter ihnen in den eigenen Spiegel aus der Vor- Wende-Zeit geschaut bei den 20 öffentlichen Anhörungen seit April vorigen Jahres.
Insofern sind die nun geladenen Bürgerrechtler nicht ohne Psycho-Logik, falls sie ihr klammheimliches Vorhaben wahrmachen, den neun Ausschuß-Mitgliedern wegen deren "Befangenheit" die Aussage zu verweigern. Aber wo gibt es Unbefangenheit in Deutschland, gut drei Jahre nach der Wende? Der Abschlußbericht des Untersuchungsauschusses soll im Mai vorliegen, Minderheitsvotum des Bündnis 90 eingeschlossen.
GLASHÜTTEN. In Oberems findet am morgigen Dienstag von 9 bis 13 Uhr erstmals am Brunnenplatz ein Wochenmarkt statt. Wie in Schloßborn, wo der Markt donnerstags angesetzt ist, sollen auch in Oberems die Bürger jetzt regelmäßig die Möglichkeit haben - immer dienstags - vor Ort einkaufen zu können.
Der Wochenmarkt wurde eingerichtet, so Bürgermeister Helmut Diehl, weil es in Oberems nur geringe Einkaufsmöglichkeiten gebe und Bürger den Markt gefordert hätten. s
RODGAU. Die Jügesheimer Mutter- und-Kind-Gruppen veranstalten am Sonntag, 14. März, von 14 bis 16.30 Uhr im Haus der Begegnung einen Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielsachen. Die Standplätze vergibt Heike Hallig, Telefon 52 67, vom 8. März an, eine Spende wird dabei erwartet; Gewerbetreibende haben keine Chance.
Der Erlös aus dem Kuchen- und Getränkeverkauf sowie die Spenden der Veranstaltung kommen der Mucoviszidose-Abteilung an der Offenbacher Kinderklinik zugute. ttt
"Die Zeichen stehen jetzt auf Sturm" IG Metall: Arbeitgeber verbreiten bewußt Angst
STADT UND KREIS OFFENBACH. "Ein Arbeitskampf scheint unausweichlich", sagte Manfred Hartmann, Erster Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall für Stadt und Kreis Offenbach. "Die Arbeitgeber und die konservative Bundesregierung versuchen wieder den Klassenkampf von oben, nutzen die augenblickliche wirtschaftlich schwierige Lage, durch Kündigungen, durch Sozialabbau, durch Beschränkung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte die Gewerkschaften in die Bedeutungslosigkeit zu treiben. Jeden Tag gibt es in den Betrieben von den Geschäftsleitungen gegenüber den Betriebsräten neue Gemeinheiten", beschrieb Hartmann die Stimmung in den Betrieben auf dem alle drei Jahre stattfindenden Gewerkschaftstag der heimischen IG Metall unter starkem Beifall der 119 Delegierten von 13 246 Gewerkschaftsmitglieder. "Im Metallbereich der Offenbacher Region sind in den vergangenen drei Jahren rund 3000 Arbeitsplätze verlorengegangen", betonte Hartmann im Saal der Arbeiterwohlfahrt im Offenbacher Hainbachtal am Samstag. "Ecken auskehren Er prophezeite: "Der Stellenabbau geht weiter. Auch die Kurzarbeit nimmt zu. Es wird immer schwieriger. Es wird mehr Langzeitarbeitslose geben. Die Arbeitgeber kehren jetzt in den Betrieben die Ekken aus und wollen so die unbequemen Mitarbeiter loswerden. Sie kündigen mittlerweile schon den 40- bis 45jährigen, weil sie olympiareife Teams haben wollen." Hartmann gab in seinen Rechenschaftsbericht die weitere Richtung so aus: "Wir müssen um den Erhalt jedes Arbeitsplatzes kämpfen. Das ist besser als einen günstigen Sozialplan auszuhandeln." Den Kurs der Arbeitgeber, die Tarifautonomie auszuhebeln, geltende Tarifverträge einfach einseitig zu kündigen, die 40-Stunden-Woche einzuführen, und damit wieder ein Verhältnisse wie zur Zeit der Jahrhundertwende nach dem Motto "Herr im Hause bin ich" zu schaffen, hält Hartmann für politisch ausgesprochen gefährlich: "Wenn die Bundesregierung jetzt noch auf dem Rücken der Schwächsten der Schwachen die Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen streicht, fördert sie damit nur noch mehr die Politik- und Staatsverdrossenheit, vergrößert das Heer der Nichtwähler und den Ruck nach Rechtsaußen."
Hartmann sagte: "Die Arbeitgeber wollen offensichtlich eine andere Republik. Sie schüren bewußt die Angst in den Betrieben und drohen mit der Verlagerung der Produktion ins Ausland, weil es dort weniger soziale Absicherung der Arbeitnehmer und auch weniger Umweltschutzbestimmungen gibt. Sie stellen damit die sozialen Errungenschaften und damit den Wirtschaftstandort Bundesrepublik in Frage."
In der lebhaften Diskussion über den Rechenschaftsbericht des IG-Metall-Vorstandes warfen die Delegierten den Arbeitgebern und der Bundesregierung vor, die tatsächliche wirtschaftliche Lage schlechter darzustellen als sie ist, um die Arbeitnehmer und die Gewerkschaften zu disziplinieren. Der Dietzenbacher Betriebsrat Hermann Hess beklagte, daß in den Kommunalparlamenten die Arbeitsplatz-Verluste in der Region bislang kein Thema sind: "Dort wird bloß über die Anpflanzung von Vogelhecken geredet, nicht aber über die Strukturkrise in der heimischen Wirtschaft." Protestmarsch nach Bonn Klaus Schmidt, Betriebsratvorsitzender der MAN Roland, verlangte gegen den massiven Sozialabbau einen Sternmarsch der Gewerkschaften und der Arbeitnehmer nach Bonn.
Wie problematisch die Lage in den alten Bundesländern mittlerweile ist, hatten hatten DGB-Vorsitzender Horst Kunze, IG-Metall-Bezirkssekretär Walter Scharb und Erwin Götz aus dem thüringischen Sömmerda in Grußworten hervorgehoben. Götz rechnete vor: "In der offizielen Statistik ist bei uns eine Arbeitslosenquote von 14 Prozent ausgewiesen. Tatsächlich aber sind es 68,6 Prozent, wenn man dazu die Vorruheständler rechnet, die Frauen, die sich vom Arbeitsmarkt abgemeldet haben und die, die in AB- und Umschulungsmaßnahmen sind."
Die Vertreterversammlung wählte Hartmann und den zweiten Bevollmächtigen Theo Beez mit überwältigender Mehrheit, mit 108 und 113 Stimmen, für weitere drei Jahre wieder.
Ebenso eindeutige Wahlergebnisse gab es für den Vorstand der Offenbacher IG Metall: Regina Bickert (Volvo Dietzenbach), Herwig Guschlbauer (MAN Roland Mainhausen ), Mainhard Jäschke (Lavis Offenbach), Karlheinz Köhler (Mannesmann-Demag Offenbach), Herbert Lehr (Vogel Dietzenbach), Klaus Schmidt (Man Roland Offenbach), Kristine Skricik-Beez (AEG Seligenstadt), Hans Jürgen Stübner (Löhr und Bromkamp Offenbach), Josef Wingsheim (Ymos Obertshausen). lz
RODGAU. "Ausländische und deutsche Frauen - was verbindet, was trennt uns?" Das ist das Thema eines zusammen mit dem Büro für staatsbürgerliche Frauenarbeit in Wiesbaden arrangierten Abends im Jügesheimer Frauentreff am Donnerstag, 4. März, um 19.30 Uhr in der Gartenstraße 20-24. Deutsche und ausländische Frauen hätten viele Gemeinsamkeiten und setzten sich in mancherlei Hinsicht gemeinsam für frauenspezifische Interessen ein, heißt es in der Ankündigung. Dennoch trenne sie einiges: Ausländische Frauen unterstünden dem Ausländergesetz, das ihre Lebensplanung entscheidend mit beeinflusse. Sie hätten zum Teil wesentlich andere Vorstellungen davon, wie ihre Emanzipation aussehen solle und stünden sehr selbstbewußt zu ihren Werten. Referieren wird Sabine Kriechhammer-Yagnur aus Frankfurt, Mitarbeiterin der Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen. ttt
KRONBERG. Die Telekom hat in Kronberg eine digitale Vermittlungsstelle in Betrieb genommen. Alle Telefon- und Fax-Anschlüsse, die mit einer 3 oder 6 beginnen, werden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 2. und 3. März, auf sie umgeschaltet.
Für die Kunden bedeutet die Modernisierung eine kürzere Vermittlungszeit und bessere Übertragungsqualität, so die Telekom. Inwieweit sich diese Vorteile nutzen lassen, hänge jedoch von den jeweiligen Geräten ab: Dazu sei in der Betriebsanleitung für Telefon- und Faxgeräte die Umstellung von Impuls- auf das Mehrfrequenz-Wahlverfahren beschrieben.
Allgemein ist die neue Vermittlungstechnik laut Telekom für die Telefonbenutzer am etwas anderen Klang der Ruf- und Freizeichen zu erkennen. s
Das "Nationale Infotelefon", ein Anrufbeantworter mit Wiesbadener Vorwahl zur Vernetzung der rechtsradikalen Szene, verbreitete die Meldung seit dem frühen Abend des 8. Januar 1993: "Am 6. Januar wurden acht Kameradinnen und Kameraden bei einem Vorabtreffpunkt vor einem Kameradschaftsabend von ca. 40 Autonomen angegriffen. Es gab einige leichte Verletzungen. Die Polizei rückte, ohne gerufen worden zu sein, nach wenigen Minuten an und durchsuchte unsere verletzten Kameraden und nahm Personalien auf. Von den Tätern fehlt wie immer jede Spur."
In Flugblättern der organisierten Antifaschisten heißt es später zu dem Ereignis: "Am Mittwoch, dem 6. 1. 93, wurde gegen 19.30 Uhr ein Treffen von Faschisten in Mainz angegriffen. Dabei wurden zwei Autos der Faschisten demoliert und einige Nazis verletzt. Bei den Faschisten handelte es sich um Anhänger der Deutschen Alternative. Während die Polizei das Treffen einer verbotenen Naziorganisation duldete, errichtete sie noch Stunden später Straßensperren in Mainz und Umgebung auf der Suche nach AntifaschistInnen." Seither sitzt ein "Wiesbadener Antifaschist" in Mainz in U-Haft, und bundesweit fordern "Antifa-Gruppen": "Freiheit für Gunther".
Der Frankfurter Rechtsanwalt Berthold Fresenius, der den 28jährigen Gunther vertritt, ist sicher, daß sein Mandant außerhalb von Rheinland-Pfalz "schon längst wieder" auf freien Fuß wäre. Die Haftgründe - die Mainzer Justiz geht von einem "besonders schweren Fall von Landfriedensbruch" aus - hält Fresenius nicht für ausreichend, um Gunther seit bald zwei Monaten in Untersuchungshaft zu halten. Der Antifaschist habe soziale Bindungen, einen Arbeitsplatz und seit Jahren die gleiche Wohnanschrift, so daß aus Sicht des Anwalts "Flucht- und Verdunklungsgefahr" nicht vorliege. Schon gar nicht will Fresenius die Begründung aus der Abweisung der Haftbeschwerde gelten lassen. "Als Mitglied der sogenannten autonomen Szene kann er (Gunther) jederzeit in den Untergrund abtauchen", hieß es in dem Beschluß der 1. Strafkammer beim Mainzer Landgericht.
Das Geschehen am Dreikönigstag in Mainz gilt rheinland-pfälzischen Justiz- und Innenbehörden als Beispiel für "zunehmende Gewaltbereitschaft" zwischen rechten und linken Gruppen, die sich gegenseitig "intensiv ausspionieren". Noch am gleichen Abend wurde Gunther verhaftet. Als Beweise dienen bislang eine Wollmütze, Lederhandschuhe und ein Stuhlbein ohne Anhaftungen unter dem Vordersitz in Gunthers Wagen. Außerdem hat, so steht es im Beschluß der Haftprüfungskammer, eine "vorläufige Untersuchung des Bundeskriminalamtes" Spuren von Sekuritglas an Gunthers Turnschuhen und der Kleidung, aber auch im Innenraum von Gunthers Fahrzeug ergeben.
Fresenius vermutet bei der Mainzer Entscheidung allerdings "ideologische Denkmuster" und eine "Begründung der Fluchtgefahr auf einem politischen Gleis". Die Verbindung "autonome Szene gleich Untergrund" bezeichnet er als "Konstrukt" und verweist auf die auffällige Wortwahl des Gerichtes, das Gunther "einer sich antinational sozialistisch bezeichnenden linksautonomen Gruppe" zurechnet.
Auf die Proteste aus dem gesamten Bundesgebiet gegen die fortdauernde Inhaftierung beantwortete jetzt der Mainzer Justizminister Peter Caesar (FDP) in gleichlautenden Schreiben, in denen er vor "Selbstjustiz gegen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus" warnte. Er widersprach der in autonomen Kreisen geäußerten Auffassung, daß nur "antifaschistische Selbsthilfe" zu Erfolgen gegen die Rechtsradikalen führen könne. Gegen Rechtsextremismus müsse man sich mit "gewaltlosen politischen Mitteln zur Wehr setzen", lautet Caesars Appell.
Die Aktivitäten der Autonomen scheinen gelegentlich auch die Polizei auf Trab zu bringen. Den Ermittlungsbehörden sei bekannt, daß das linke Spektrum versuche, "die Rechtsextremisten unauffällig zu beobachten und Material über Einzelpersonen zu sammeln", heißt es in Polizeikreisen. In Mainz habe die Polizei auf solche "Überwachung" auch schon vorbeugend reagiert und einen rechten Treff ausgehoben, bevor es die Autonomen selbst taten.
MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)
Draußen fallen lautlos dicke Schneeflocken, drinnen im Parteihaus gehen die Frankfurter Sozialdemokraten mit viel Aufwand auf die Suche nach den verlorenen Wählern. Kaffeetassen auf langen schwarzen Konferenztischen, zahlreiche Telefone. Und in die Hörer fragen Genossinnen und Genossen immer wieder das gleiche: "Hier spricht die Frankfurter SPD - darf ich ein kurzes Gespräch mit ihnen führen?" Nicht immer, aber auch nicht selten, endet die Unterhaltung schon hier - am anderen Ende der Leitung wurde aufgelegt.
Mona Selig ist nicht nur Wahlkampfleiterin, sie hat auch eine sozialwissenschaftliche Ausbildung. Und sie weiß um die Lage der Partei. Seit auch bei der SPD die Stammwählerschaft bröckelt, immer mehr Bürger sich weg- und Rechtsradikalen zuwenden, gar am Wahltag ganz zuhause bleiben, entwickelte man "neue Formen der politischen Arbeit".
Erster Probelauf 1988 in Berlin, später in Hamburg und Krefeld. Werbung am Telefon - nicht für die SPD. Das, so stellten Gerichte fest, ist verboten. Erlaubt ist, für den Gang an die Wahlurne zu mobilisieren. Genau 7800 Mark investierte die SPD, um vom städtischen Amt für Einwohnerwesen etwa 7000 Namen geliefert zu bekommen. Kriterien: Wahlbezirke, in denen schon bei der Kommunalwahl 1989 die Beteiligung kaum über 55 Prozent lag. Und hier wiederum die Bürger über 60 Jahre.
Sechs Nachmittage mühevoller Kleinarbeit brauchte dann "die Arbeitsgemeinschaft der Senioren in der SPD" - es gibt sie noch - um 7000 Adressen die passenden Telefonnummern zuzuordnen.
Und so hat die Stadtverordnete Isa Petersohn als freiwillige Telefonistin jetzt einen "Protokollbogen" für jedes Gespräch neben sich liegen - "Süßmuth" oder "Kohl" steht da oder einfach "Nein, danke". Mit diesen und unfeineren Worten machten ihr Telefonpartner klar, warum es sie gar nicht interessiert, daß am 7. März in Frankfurt Kommunalwahl ist.
Natürlich gibt es auch Erfolgserlebnisse. "Sie haben Briefwahl gemacht - das ist ja schön!" Petersohn strahlt und notiert. Der Stadtverordnete Peter Feldmann gegenüber schließt aus seinen Telefon-Kontakten gar auf "&rquote; ne Bombenwahlbeteiligung". Am 7. März werden wir es wissen. jg
Fußgänger sind die Hauptpersonen
Zwei Böllerschüsse, pünktlich 11.20 Uhr, Samstag mittag: Die dichten Rauchschwaden, die die wuchtigen Kracher hinterlassen haben, werden schnell weitergetrieben. Der Weg über das stählerne Konstrukt von seiner Südseite aus ist wieder frei: Frankfurt hat "ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte" zurückbekommen, sagt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler - der Eiserne Steg ist ein Jahr nach dem Beginn der 16 Millionen Mark teuren Renovierungsarbeiten an der Fußgängerbrücke wieder eröffnet.
Wurde auch Zeit. Denn Klaus Gerhardt hat den Steg "unheimlich vermißt". Schließlich war "das so eine kurze Verbindung": Zu Fuß, ganz flugs, vom Einkauf in der Innenstadt wieder nach Sachsenhausen zurück. Aber Gerhardt hat die Brücke nicht nur vermißt für den schnellen Weg über den Main. Nein, der Eiserne Steg hat selbstredend "auch einen traditionellen Wert". Und deswegen war es für ihn auch keine Frage: Wird die Brücke wieder freigegeben, wird er dabei sein.
Samstag vormittag, kurz nach 10 Uhr. Auf der Nordseite des Stegs werden noch einmal Nieten verkauft, stählerne Stifte, die bei der Renovierung der Brücke ausgebaut worden waren. Das Stück zu zehn Mark, der Erlös ebenso wie das Geld aus dem Verkauf der von zwei Brauereien gespendeten Getränke für die Kinderkrebsstation der Uni-Klinik. Klar, daß Klaus Gerhardt noch zwei Nieten erwirbt, bevor er zur letzten Fahrt der "Francenfurt" an Deck gehen wird: 10.30 Uhr, und der alte Kahn legt ab. Wie so oft in den vergangenen zwölf Monaten: Während der Arbeiten am Steg steuerte die 1927 gebaute Fähre für 50 Pfennig pro Person die Südseite des Mainufers an. Jetzt, berichtet Fährmann Willi Weiß, "wird die Fähre verkauft". Und Weiß geht in Pension.
Zuvor aber muß er doch noch einmal ablegen. Die Prominenz will ans Sachsenhäuser Ufer gebracht werden. Dann, kurz vor 11 Uhr, das war's für Willi Weiß. Ein Dank vom Oberbürgermeister. Andreas von Schoeler verläßt gemeinsam mit Liesel Christ die "Francenfurt", die schon in wenigen Minuten nicht mehr gebraucht wird. Denn dann "bekommen die Frankfurter ihre Brücke zurück", sagt von Schoeler bei seiner Ansprache am südlichen Aufgang des Eisernen Stegs, der noch Rohbau geblieben ist: Der Sandstein fehlt, die Aufzüge für Behinderte sind noch nicht eingebaut, die Beleuchtung muß installiert werden.
Die Sanierung von Grund auf jedoch ist fertig, die Mängel an der Unterkonstruktion der 173 Meter langen Brücke sind behoben. Pünktlich: Im September 1994 sind 125 Jahre vergangen, seitdem das Bauwerk zum ersten Mal betreten wurde. Und schon jetzt werden T-Shirts mit dem Aufdruck des Eisernen Stegs verkauft. Am Aufgang zur Brücke in Sachsenhausen. Zusammen mit einem Bausatz: Wer sich das 48 Zentimeter lange Modell ins Wohnzimmer stellen will, kann sich ein getreues Abbild basteln.
Was aber ist schon ein Modell, wenn das Original nun wieder betreten werden kann. Viele hundert Menschen warten an seinem Aufgang im Süden der Stadt auf diesen Augenblick. Nur noch ein paar Minuten: Liesel Christ und der OB greifen zur Schere. Das unverzichtbare Band wird durchschnitten. Im Gefolge des Stadtoberhaupts drängt es die Menschen auf die Brücke. Kein Vor, kein Zurück, der Steg ist überfüllt, das Konstrukt gerät in Schwingungen. "Ein natürliches Verhalten", erklärt Adolf Berberig denen, die sich um den Steg sorgen. "Das Material muß nachgeben", fügt der Abteilungsleiter Brückenbau aus dem städtischen Straßenbauamt hinzu. Passieren jedoch könne selbst bei dem dichten Gedränge nichts: 500 Kilogramm Gewicht pro Quadratmeter halte die Brücke aus.
Nun denn. Also weiter bis zur Mitte des Eisernen Stegs. Pause, auf den grünlichen Stahlstrang der Hängekonstruktion gelehnt, auf dem die Tauben schon wieder ihre Spuren hinterlassen haben, und abwarten: Die Achter der Ruder-Regatta müssen sich gleich ihren Weg zwischen den sandsteinernen Trägerpfeilern des Stegs hindurch bahnen.
Das Boot von "Rheno Franconia" setzt sich durch, bei den Damen hat der Vierer vom "RV Freiweg" am Ende eine Länge voraus. ing
Nach nur einjähriger Bauzeit ist am Samstag das neue Technologiezentrum der Landesfachschule des hessischen Kfz-Gewerbes an der Heerstraße in Praunheim übergeben worden. Zwölf Millionen Mark hat das neue Gebäude gekostet.
57 Prozent davon haben Bund und Land übernommen, der Rest wurde von den insgesamt 440 Betrieben der Kfz-Innung aufgebracht: Sie hatten 1,3 Promille der Lohnsumme bereitgestellt. 3800 Quadratmeter Fläche auf drei Etagen stehen in dem Neubau nun dort zur Verfügung, wo einst Kühe in Ställen untergebracht waren: Vor 30 Jahren hatte die Landesfachschule das ehemalige Hofgut an der Heerstraße von der Stadt erworben und sich zunächst nur auf einem Teil des Areals eingerichtet.
Mit dem Zentrum, erklärte Schulleiter Gerd Wilcken, "sind wir nun in der Lage, mit modernsten Technologien zu arbeiten". Angeboten werden sollen dort Lehrgänge zur neuen Abgasuntersuchung und beispielsweise über die Elektronik bei Vergaser- und Einspritzsystemen. Doch trotz des Neubaus, zu dessen Eröffnung auch Kultusminister Hartmut Holzapfel, Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, der Präsident des Landesarbeitsamtes, Dietrich Oldenburg, und Handwerkskammerpräsident Horst Abt gekommen waren, hat Schulleiter Wilcken noch einige Wünsche für die kommenden fünf Jahre: "Wir brauchen noch etwa drei bis vier Millionen Mark", dann könnte etwa der Bereich Pneumatik und Hydraulik ausgebaut werden.
1300 Lehrlinge aus Frankfurt, dem Main-Taunus-Kreis und dem Hochtaunuskreis werden pro Jahr in der Landesfachschule überbetrieblich ausgebildet. "Aus ganz Deutschland", berichtete Wilkken, kommen jährlich rund 400 Gesellen, die sich zum Meister weiterbilden. Auch als überregionale Fortbildungsstätte dient die Landesfachschule: Etwa 1000 Mitarbeiter aus Autohäusern lernen dort pro Jahr einiges dazu. ing
LANGEN. Kontakt zum alten Unternehmen halten, das ist für Frauen nach der Geburt eines Kindes schon die halbe Miete, wenn sie darauf spekulieren, später wieder in ihrer Firma, insbesondere in Teilzeitstellen, untergebracht zu werden. Das ist eines der Ergebnisse des Projekts "Mütter besuchen Betriebe", das Keine Bittstellerinnen das Hessische Mütterbüro mit Sitz in Langen im vergangenen Herbst über die Bühne brachte. Die zugrunde liegende Idee: Mütter sollten auf diesem Weg die Möglichkeit haben, als Expertinnen, nicht als Bittstellerinnen in den Austausch mit den Personalchefs großer Betriebe zu treten.
Besucht haben, in der Zeit zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres, insgesamt 34 Teilnehmerinnen drei Betriebe im Rhein-Main-Gebiet: Das waren die Dresdner Bank, die Hoechst AG und Hertie. Ausgegangen war das Langener Mütterbüro von der Idee, so dessen Sprecherin Margrit Jansen, daß Frauen in der "Familienphase" Schlüsselqualifikationen wie Organisationstalent, Geschick im Umgang mit Menschen, Durchsetzungsvermögen, Zuverlässigkeit und Intuition erworben haben. Um die Ansprüche und Chancen der so und oft zusätzlich durch zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten qualifizierten Mütter beim Wiedereinstieg in den Beruf sollte es in den Gesprächen gehen.
Ergänzt wurde das Projekt neben der Vor- und Nachbereitung durch sieben Seminare, die um die Themen Weiterbildung und Wiedereinstieg kreisten. Insgesamt zählte das Mütterbüro knapp 140 Teilnehmerinnen während der Veranstaltungen.
Positive Stimmen waren von den Müttern nachher ebenso zu hören wie negative: "Ich habe die Angst verloren vor großen Betrieben", sagte eine Frau. Eine andere gibt sich erleichtert: "Mir ist klar geworden, daß ich die Ablehnung einer Bewerbung nicht als persönliche Schlappe ansehen muß."
Jedoch: "Für Betriebsfremde ist Teilzeit eine Gnade des Unternehmens, obwohl die doch nur positive Erfahrungen mit Teilzeit machen", versteht eine Mutter die Welt nicht mehr. Die Verantwortlichen in den verschiedenen Unternehmen argumentieren jedoch nahezu einstimmig: "Teilzeit ist Vertrauenssache" und machen meist eine vorausgehende Vollbeschäftigung zur Bedingung für den späteren Wiedereinstieg in einen Teilzeitjob. Interessiert zeigten sich die Chefetagen in den drei besuchten Betrieben nahezu einhellig an Berufsrückkehrerinnen aus den eigenen Reihen. So sieht man bei Hoechst AG voraus: "In fünf bis zehn Jahren werden uns Fachkräfte fehlen." Die 30 000 Mark (Hoechst AG) oder 60 000 bis 80 000 Mark (Beispiel Dresdner Bank), die die Unternehmen in die Ausbildung von Mitarbeiter/innen stecken, seien verlorene Investitionen, wenn die Frauen nach der Geburt des Sohnes oder der Tochter bald beruflich den Bettel hinschmeißen. Deshalb gibt es in allen drei Betrieben seit einiger Zeit Betriebsvereinbarungen zu diesem Thema oder sogar spezielle Familienprogramme. Teilzeitarbeit in Führungspositionen ist in allen drei Unternehmen nur bedingt möglich. Das einhellige Fazit der Frauen: Dran bleiben am alten Betrieb. "Nur wenigen Müttern ist bewußt, wie schnell der Zug abgefahren ist." Positiv finden die Müt- ter: Es gibt mehr Flexibilität. Der Trend Zug schnell abgefahren geht weg vom alleinseligmachenden Teilzeitmodell, jeden Tag von 8 bis 12 Uhr erscheinen zu müssen. So existieren mittlerweile bis zu 46 Teilzeit-Varianten in den Betrieben.
Eine Gruppe von Projekt-Teilnehmerinnen entschloß sich, weiterzumachen. So wünschten sich einige Frauen, auch einmal kleine und mittlere Unternehmen zu besuchen. Informationen hierzu und zur 60seitigen Dokumentation des Projekts erhalten Interessierte im Langener Mütterbüro in der Bahnstraße 39. Dort kann man auch nachfragen, Telefonnummer: 0 61 03 / 2 82 34. fra
Kleine Lokalrundschau
Frauenfest OFFENBACH. Zu einem internationalen Frauenfest laden die Grünen für Freitag, 5. März, 20 Uhr, in die Frankfurter Straße 63 ein. Musik macht eine Frauenband, außer- dem gibt es eine Bauchtanzvorführung. Tausendfüßler OBERTSHAUSEN. Die Mitgliederversammlung des Vereins "Die Tausendfüßler" beginnt am Freitag, 5. März, 20 Uhr, in der Seligenstädter Straße 43 a. Alltagsprobleme OFFENBACH. "Was gefällt Euch nicht an uns - was gefällt uns nicht an Euch?" ist eine Diskussionsveranstaltung betitelt, zu der der Volkshochschul-Verein für Freitag, 5. März, 19 Uhr, in die Räume des türkischen Familien- und Jugendhauses in die Frankfurter Straße 63 einlädt. Deutsche und Ausländer werden über Alltagsprobleme im Umgang miteinander diskutieren. Neuseeland OFFENBACH. Einen Lichtbildervortrag über Neuseeland zeigen die Naturfreunde am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, in der Lauterbornschule. Gerti und Karl Löffert berichten von ihrer Reise. Weltgebetstag OBERTSHAUSEN / OFFENBACH. Zu einem Gottesdienst, dessen Liturgie Frauen aus Guatemala zusammengestellt haben, sind alle Christen am Weltgebetstag der Frauen, Freitag, 5. März, 15 Uhr, in die Waldkirche in der Schönbornstraße eingeladen. Im Anschluß gibt es Kaffee und Kuchen und Informationen über das südamerikanische Land im Gemeindehaus hinter der Waldkirche. In Offenbach beginnen Gottesdienste um 15 Uhr und um 19.30 Uhr in der Markuskirche in der Oberen Grenzstraße.
Literatur-Telefon OFFENBACH. Verse von Kurt Bambach sind zwischen dem 7. und 21. März am Literaturtelefon zu hören. Die Rufnummer lautet 1 15 10. Wenn Kinder älter werden HEUSENSTAMM. Wieviel Freiheit brauchen Kinder, um sich eigenständig entwickeln zu können? Dieser Frage geht eine Veranstaltung nach, die die Evangelische Familienbildung am Mittwoch, 3. März, 20 bis 22 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum in der Leibnizstraße 57 anbietet. Angesprochen sind vor allem Eltern von Jugendlichen. Die Leitung hat der Diplom-Pädagoge Clemens Günther. Nichtraucher OFFENBACH. Nichtraucher in zehn Wochen - dies verspricht ein Kurs des Roten Kreuzes, der am 30. März um 20 Uhr in der DRK-Geschäftsstelle im Spessartring 24 beginnt. Informationen gibt es unter Rufnummer 069 / 85005-221. Sozialamt schließt OFFENBACH. In der Zeit vom Montag 8. bis einschließlich Freitag 12. März bleibt das Sozialamt geschlossen. Für dringende Fälle wird im Rathaus ein Notdienst eingerichtet. Die erneute Schließung des Sozialamtes ist wegen der Einführung eines neuen EDV-Systems nötig, heißt es zur Erklärung. Literaturliste OBERTSHAUSEN. Zu einem Vortrag über die sexuelle Mißhandlung von Kindern hatten die "Tausendfüßler" vor kurzem in ihre Räume eingeladen. Wer nicht teilnehmen konnte, sich aber für das Thema interessiert, kann unter 0 61 04 / 4 56 21 oder 4 30 29 eine Literaturliste anfordern.
OFFENBACH. Mit einem in der Nacht zuvor gestohlenen Auto hat Sonntag früh kurz nach Mitternacht der mutmaßliche Dieb im Waldenburger Weg in Höhe der Einmündung Sudetenstraße ein geparktes Auto gerammt und schätzungsweise 25 000 Mark Schaden angerichtet. Anschließend machte er sich zu Fuß aus dem Staube. ttt
Vor einer Woche war das große Schwärmen um Eintracht-Spieler Jay-Jay Augustine Okocha, als er in Dresden in die Fußball-Trickkiste griff. Mancher fragte sich aber danach, warum gleiches oder ähnliches nicht öfter zu beklatschen ist. Es würde den Unterhaltungswert der Ware Bundesligafußball gewaltig anheben. Viele Bundesligaspieler haben artistisches Talent, und geübt wird auch genug. Tägliche Trainingseinheiten geben gute Gelegenheit, diese Talente ausreifen zu lassen. Eigentlich ist die Ausbeute an fußballerischen Feinheiten am Wochenende zu dürftig für das Pensum, das in der Woche vorher trainiert wird.
Man nehme nur die Standardsituationen, Eckbälle oder Freistöße. Wann werden wirklich imponierende Varianten geboten? Eigentlich nur bei den Münchner Bayern, die wirklich etwas aus ihren Eckbällen machen. Mal mit den Abwehrspielern Kreuzer und Helmer, die sich nach vorne geschlichen haben, mal mit dem langen Rückpaß zu Matthäus, der dann wie in Leverkusen einen besonderen Knaller losläßt, oder jetzt mit Jorginho und Wohlfahrt. Dabei kommt die akribische Trainingsarbeit zum Vorschein. Bei den meisten anderen Clubs sieht man wenig davon.
Wie aber soll der treue Fußballfan Fehlleistungen begreifen und entschuldigen, wie sie an diesem Samstag in erschrekkenden Ausmaß zu sehen waren? Beispiel Dieter Eckstein, der den Ball nur über die Torlinie zu schubsen brauchte und ihn statt dessen vom Tor wegprallen ließ. Oder Beispiel Rainer Krieg, der in einer Abseitsposition seinem Kollegen Schmarow einfach den Ball wegnahm und den KSC um ein Tor brachte, das sicherlich zum Sieg geführt hätte. Trainer Winfried Schäfer war so sauer, daß er Krieg umgehend auswechselte.
Andererseits gibt es Fehlleistungen, die trotzdem noch mit einem Erfolg belohnt werden. Beispiel Manfred Bender, der sich überhastet den Ball an den eigenen Fuß schoß und selbst überrascht war, daß der dennoch ins gegnerische Tor trudelte. Dem Bremer Tor von Mark Bode ging eine ganze Kette von Fehlleistungen voraus, sowohl von Bremer Stürmern wie von Leverkuser Abwehrspielern.
Ohne Fehler der einen weniger Erfolgserlebnisse für die anderen ist eine gängige Fußballregel. Nur wenn die Fehler zu primitiv sind, fragt sich der Betrachter, ob die hochbezahlten Akteure eigentlich in ihrem Pflichtprogramm in der Woche ausreichend gearbeitet haben. Es gibt noch viel zu tun. Man packe es an.
HELMER BOELSEN
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.
Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 4 81 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Offener Treff für interessierte, engagierte Frauen, 20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, 19.30 Uhr, Altes Rathaus DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr; Damenstammtisch, 20 Uhr, Schützenhalle. Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
OFFENBACH. Eine zehnjährige Schülerin ist am Wochenende auf dem Heimweg von der Schule in der Sprendlinger Landstraße in Offenbach von einem etwa 30 Jahre alten Mann belästigt worden, der mit einem 20-Mark-Schein versuchte, das Mädchen zu sexuellen Handlungen an ihm zu bewegen.
Der Mann wird nach Darstellung der Kriminalpolizei als ungefähr 1,76 Meter groß beschrieben, er soll hellblaue Augen und kurze hellblonde, gescheitelte Haare haben. ttt
WIESBADEN. Ein etwa 20 bis 22 Jahre alter Mann hat in der Nacht zum Sonntag einer alten Frau die Handtasche geraubt. Die 76jährige befand sich nach dem Besuch einer Gaststätte in der Wellritzstraße auf dem Weg nach Hause in die Waldstraße. Unterwegs wurde ihr die Tasche von der Schulter gerissen. In der braunen Handtasche mit langem Schulterriemen befanden sich die Wohnungsschlüssel und zehn Mark. maf
WIESBADEN. Die Theatergruppe der Bergschule in Schäßburg in Siebenbürgen weilt für zwei Tage in Wiesbaden. Drei Mädchen und fünf Jungen der elften Klasse haben sich gemeinsam mit ihrem deutschen Gastlehrer, der für zwei Jahre nach Rumänien abgeordnet war, in ihrem Literaturunterricht mit alten Texten beschäftigt. In einer Theater-Arbeitsgemeinschaft wurde dann die antike Tragödie "Antigone" von Sophokles erarbeitet und einstudiert. Dieses Stück werden sie nun in Deutschland zeigen: Am Montag, 1. März, führen sie das Drama um 20.30 Uhr im Pariser Hoftheater, Spiegelgasse, auf, und am Dienstag, 2. März, treten sie um 19.30 Uhr in der Aula der Leibnizschule, Zietenring 9, auf. maf
Kleine FR
Genscher kommt WIESBADEN. Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher leistet den Wiesbadener Freidemokraten Wahlhilfe. Er wird am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Kurhaus zu einem Vortrag erwartet. Thema: "Die Überwindung der geistigen Spaltung in Deutschland". Ötzi - der Gletschermann WIESBADEN. Das Volksbildungswerk Bierstadt lädt ein zu einem Dia-Vortrag von Dr. Markus Egg über "Ötzi - der Mann im Eis". Der Archäologe Dr. Egg ist mit der Restaurierung von Kleidung und Ausrüstungsgegenständen des 5000 Jahre alten "Gleschermanns" betraut. Termin: Dienstag, 2. März, 19 Uhr, in der Aula der Theodor-Fliedner-Schule, Biegerstraße. Sinfoniekonzert im Kurhaus WIESBADEN. Werke von Hector Berlioz stehen im Mittelpunkt eines Sinfoniekonzerts am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Kurhaus. Auf dem Programm stehen die "Symphonie fantastique" und das lyrische Monodrama "Lelio oder die Rückkehr ins Leben". Es singen und spielen der Chor der Stadt Wiesbaden und das Hessische Staatsorchester.
Ehre für Billy Wilder WIESBADEN. Zu Ehren des 87jährigen Regisseurs Billy Wilder, der kürzlich mit dem europäischen Filmpreis "Felix" und mit dem "Goldenen Bären" der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet wurde, zeigt das Kulturamt am Dienstag, 2. März, um 19.30 Uhr im Archivkino Caligari, Marktplatz 9, den Streifen "Boulevard der Dämmerung". Autofreie Innenstadt?
WIESBADEN. "Hat die autofreie Innenstadt eine Zukunft?" lautet das Thema einer Podiumsdiskussion am Dienstag, 2. März, um 19.30 Uhr in der IHK, Wilhelmstraße 24-26, zu der Oberbürgermeister Achim Exner (SPD), Bürgermeister Hildebrand Diehl (CDU), Stadtverordneter Wolfgang Schwarz (FDP) und Dirk Oblong (Stadtverordnetenkandidat der Grünen) erwartet werden. "Anatevka" wird aufgeführt
WIESBADEN. In den Rhein-Main-Hallen wird am Freitag, 19. März, das Musical "Anatevka" aufgeführt. Es singen und spielen Mitglieder des Skala-Theaters Basel. Beginn: 20 Uhr. Karten können im Vorverkauf unter Tel. 0611 / 1440 reserviert werden.
WIESBADEN. Die Wiesbadener Künstlergruppe "artefacto" zeigt bis zum 30. April Gemälde, Skulpturen, Glasbilder und Möbelunikate im Pariser Hoftheater.
Experimentieren mit Glas, Stahl, Form, Struktur und Funktion ist das zentrale Anliegen von "artefacto", die 1991 gegründet wurde und der die Künstler Rick Scheppat, Karim Teufel und Amador Vallina angehören.
Ihnen allen ist gemeinsam, daß sie eine fundierte handwerkliche Ausbildung haben und zugleich nach neuem Design in der Raumgestaltung suchen. maf
POTSDAM, 28. Februar (ojw/KNA/ AFP/AP). "Unverzügliche Schritte" zur Bewilligung weiterer Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung (ABM) haben die Regierungschefs der neuen Länder einschließlich Berlins am Rande der Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder in Potsdam verlangt. In einem Brief an Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit schrieben sie, mit dem in der vorigen Woche verfügten totalen Stopp für Neu- und Weiterbewilligungen von ABM-Maßnahmen wegen drohender Haushaltsüberschreitungen werde "eines der wichtigsten arbeitsmarktpolitischen Instrumente, Grundlage für eine große Zahl von Selbsthilfe- und Überleitungsprojekten, vor allem in den ostdeutschen Ländern schwer beschädigt".
Die Folgen, heißt es in dem Schreiben weiter, seien "unübersehbar, nicht zuletzt der Verlust an Vertrauen". Der ABM- Stopp müsse daher "dringend" rückgängig gemacht werden. Die Einnahmesituation der Bundesanstalt sei im Rahmen des "Solidarpakts" zu verbessern. Bis dahin fordern die neuen Länder Sofortmaßnahmen, "die sicherstellen, daß auslaufende ABM nicht unterschiedslos auch das Ende von wichtigen und sinnvollen Projekten bedeuten müssen".
Gegen den ABM-Stopp sprach sich auch die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) aus. Der Schritt sei das "genaue Gegenteil" dessen, was angesichts der Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland erforderlich sei, erklärte der CDA-Bundesvorstand. Statt Arbeitslosigkeit müsse sinnvolle Arbeit finanziert werden. Wer die Menschen in Ostdeutschland "aus wahltaktischen oder ideologischen Gründen" im Stich lasse, verhindere den inneren Einigungsprozeß in Deutschland und provoziere "schwere soziale Unruhen". Dagegen stimmten die Bonner Minister Blüm und Angela Merkel (CDU) dem ABM-Stopp zu.
Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, rechnet 1993 im Schnitt mit gut 2,1 Millionen Arbeitslosen im Westen und gut 1,2 Millionen im Osten.
WIESBADEN. Seit Jahresbeginn leben Flüchtlingsfamilien aus dem Bürgerkriegsgebiet des ehemaligen Jugoslawien in Klarenthal. Ihre Kinder besuchen die Geschwister-Scholl-Schule. Sie verfügen über keine deutschen Sprachkenntnisse und niemand weiß, wie lange sie bleiben werden. Die Jungen und Mädchen der Geschwister-Scholl-Schule kümmern sich sehr intensiv um die Fremden, treffen nachmittägliche Verabredungen zum Schwimmen, Eislaufen oder zum Fußballspiel. Viele Klassen haben Spielzeug- und Kleidersammlungen arrangiert. Am heutigen Dienstag, 2. März, planen sie um 15 Uhr ein Fest: Bei Kaffee und Kuchen wollen sie gemeinsam spielen. maf
MÜHLHEIM. Auf dem Fußweg an der Schleuse in Mühlheim ist ein 15 Jahre alter Schüler aus Offenbach von zwei etwas älteren Burschen seiner Bomberjacke beraubt worden. Die beiden etwa 16- und 17jährigen waren auf ihr Opfer zugekommen, hatten sich mit einem Fausthieb ins Gesicht Respekt verschafft und dem 15jährigen drei Sekunden Zeit eingeräumt, sich seiner Jacke zu entledigen. Dermaßen eingeschüchtert, kam der Schüler der Aufforderung nach und gab sein 300 Mark teures Kleidungsstück her, das sich einer der beiden Räuber sofort anzog.
Beide Täter werden als mindestens 1,80 Meter groß beschrieben. Während es sich bei einem vermutlich um einen südländischen Typ gehandelt haben soll, wird der andere als Deutscher eingeschätzt. ttt
Schwanheimer und Griesheimer Bürger, die von dem Chemieunfall bei der Hoechst AG unmittelbar betroffen sind, waren am Samstagvormittag vor den aufgestellten Informationsbussen des Chemiewerks und der Berufsfeuerwehr sauer. Fünf Tage nach dem Austritt der Wolke, die sich auf alles legte, was man zum Leben und zum Wohlbefinden braucht, ernteten der herbeigeeilte Vertreter von Hoechst, der Chemiker Richard Helmut Rupp, sowie die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, aus der Bürgerschaft nur Hohn und Spott.
Der Mann der Hoechst AG und die oberste Frankfurter Gesundheitshüterin konnten den mehreren Dutzend Bürgern, die wegen einer echten Information in die Rheinlandstraße gekommen waren, weil ihre Gärten umgepflügt wurden, ihre Kinder nicht mehr draußen spielen können, nur Vertröstungen bieten.
Rupp gestand zwar ein, "daß die Hoechst AG Fehler gemacht hat", bat aber doch gleichzeitig die verunsicherten Bürgerinnen und Bürger, die um ihn herumstanden, darum, "mit in die Zukunft zu schauen". Kräftige Assistenz bekam er von der Gesundheitsamtsleiterin Peters, die ebenso wie er meinte: "Kein Wissenschaftler ist zur Zeit in der Lage, etwas über die Gefährlichkeit des ausgetretenen Stoffes auszusagen."
Bei den Frauen und Männern aus den beiden Stadtteilen, die sich von den Experten Erhellung über die tatsächliche Giftigkeit des ausgetretenen Stoffes gewünscht hatten, reagierten aggressiv, als sie auf ein Gespräch führender Toxilogen und Umweltbeamter verwiesen wurden, das am heutigen Montag im hessischen Umweltministerium geführt wird.
Während in weißen Schutzanzügen gewandete Mitarbeiter der Hoechst AG in der Rheinlandstraße Buschwerk abräumten, meinte eine Schwanheimerin: "Das könnt ihr doch nicht mit uns machen." Ein Nachbar sagte: "Ihr habt doch so hochbezahlte Chemiker bei Hoechst. Warum wißt ihr nicht, was in dem Zeug drin ist?" Es gab keine befriedigende Antwort.
Gegen zwölf Uhr kam CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth zu den Info- Bussen, gefolgt von Frankfurts CDU- Geschäftsführer Heinz Daum und einigen CDU- Abgeordneten aus dem Umlandverbandstag. Auch Frau Roth, die ebenso wie ihre Parteifreunde ausdrücklich betonte, ihr Auftritt habe mit dem Wahlkampf nichts zu tun, wurde an diesem Samstag nicht schlauer gemacht.
Die Bewerberin um das OB-Amt erklärte nach einem Gespräch mit dem Hoechst-Vertreter und einem Besuch im Info-Bus der Feuerwehr: "Gewerbeaufsicht, TÜV Hessen und Umweltamt müssen in Zukunft die Anlagen der Hoechst AG stärker kontrollieren." Es sei wichtig, "daß alle Chemieunternehmen schärfer unter die Lupe genommen werden".
"Jetzt weiß ich überhapt nicht mehr, was ich wählen soll", meinte daraufhin grinsend ein Schwanheimer. "Die redet ja schon so wie Joschka Fischer." enk
OFFENBACH. Bei einem Brand in einer Einzimmerwohnung im fünften Stockwerk eines Hauses in der Bettinastraße hat die Feuerwehr Samstag früh gegen 0.30 Uhr den Bewohner gerade noch mit schweren Verbrennungen retten können. Da das Feuer am Bett ausgebrochen sein muß, wird ein Selbstverschulden nicht ausgeschlossen. ttt
BAD HOMBURG. Ein 75jähriger Autofahrer löste nach Darstellung der Polizei am Samstag mittag eine Serie von Karambolagen aus. Der Fahrer habe vermutlich den Rückwärtsgang erwischt, als er vom Fahrbahnrand der Elisabethenstraße losfahren wollte. Er trat auf das Gaspedal, das Auto schoß rückwärts und prallte gegen ein geparktes Auto. Dieses Fahrzeug wiederum schob drei weitere Wagen zusammen, berichtet die Polizei.
Der Gesamtschaden wird mit 12 000 Mark angegeben. off
LANGENSELBOLD. Leichte Verletzungen erlitten die Fahrer zweier Personenwagen bei einem Zusammenstoß auf der Straße zwischen Hüttengesäß und Langenselbold. Dort war am Samstag abend der eine Fahrer auf eisglatter Straße mit seinem Wagen ins Schleudern und auf die Gegenfahrbahn geraten.
Bei der Kollision entstand nach Schätzungen der Polizei ein Schaden von etwa 37 000 Mark. az
Die ehemaligen Baunataler Oberligisten KSV (7:1 beim KSV Hessen Kassel II) und Eintracht (0:6 gegen den RSV Petersberg) sorgten am 19. Spieltag der Landesliga Nord für die Höhepunkte. Die Sieger unterstrichen damit ihre Oberligaambitionen, blieben ebenso wie der FSV Germania Fulda (3:1 gegen die SG Bad Soden/Ahl) Spitzenreiter FSC Lohfelden, dessen Spiel in Flieden ausfiel, auf den Fersen. Bad Soden rutschte mit einem Minussaldo auf Rang zehn ab.
Germania Fulda - SG Bad Soden/Ahl 3:1 (1:0). Zwei Akteure prägten dieses Bezirksderby: der Fuldaer Hondl, der die Treffer zum 2:0 (77.) und 3:1 (85.) erzielte, sowie Mile Milijasevic beim Gast, der sich nach einer Rangelei mit Schenkel (37.) eine Zeitstrafe (ebenso wie sein Gegner) einhandelte, später gegen Brehler das Bein stehen ließ und die rote Karte (59.) quittieren mußte. Erst danach baute Fulda das 1:0 von Sulovic (24.), das ebenso wie das zweite Germania-Tor auf die Kappe von Torwart Lauterbach ging, aus. Gauls Gegentreffer (83.) konterte Hondl. Jäckel, Güdener und Gaul überzeugten dennoch beim Gast. hdp
2. Handball-Bundesliga, Männer TV Gelnhausen ist nun nicht mehr zu retten
Scharnhausen - Gelnhausen 29:18 (14:9) Die Spielgemeinschaft Stuttgart/ Scharnhausen verteidigte mit einem Arbeitssieg gegen den endgültig als Absteiger feststehenden TV Gelnhausen ihre Führungsposition in der Zweiten Handball-Bundesliga Süd. Gegen die desolat auftretenden Gäste genügte dem Spitzenreiter eine durchschnittliche Leistung, um das Schlußlicht vor 750 Zuschauern in die Schranken zu verweisen. Torwart Schweizer war seinen Kontrahenten Bretschneider (bis zum 17:10 in der 40. Minute zwischen den Pfosten) sowie Malik deutlich überlegen. Ferner stellten Budanow (10/6) und Birk (6) beim Gastgeber die Weichen. "Dieser Gegner war für meine Mannschaft eine Nummer zu groß", konstatierte TVG-Coach Kowacki. Vor allem Coors (2) sowie die anderen Rückraum-Akteure Marian (3/1) und Seidel (3/2) enttäuschten. Kreisläufer Krüger (3) und Linksaußen Stanisel (3) waren die erfolgreichsten Angreifer. Auch Mayer und Gyöngyösi (je 2) spielten im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Der neue Trainer Hormel weiß nach dieser Vorstellung, was ihn beim TVG erwartet. Die Leistung von Spielgestalter und Torjäger Coors sprach Bände. Offenbar ist er gedanklich - trotz aller Dementis - bereits bei einem anderen Verein. hdp
SCHÖNECK. Alkohol war vermutlich die Ursache dafür, daß am Samstag nachmittag ein Autofahrer auf der Raiffeisenstraße in Kilianstädten mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn geriet und dort mit einem anderen Auto zusammenstieß.
Beide Fahrer erlitten Verletzungen, der alkoholisierte mußte nach einer Blutprobe seinen Führerschein abgeben, berichtet die Polizei. Sie schätzt den Schaden auf 9000 Mark. az
Handball-Bundesliga, Frauen Bittere Niederlage zum falschen Zeitpunkt
Aufsteiger DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden und den Tabellenzwölften TSC Berlin, der den dritten Absteigerrang belegt, trennen nach der Niederlage im Kellertreffen der Frauen-Handball-Bundesliga in Minden nur noch drei Punkte. Die Eintracht überholte damit ihren Mitbewerber im Abstiegskampf, hat zudem durch die Tordifferenz einen Bonus.
Die frühe Verletzung von Nationalspielerin Christine Herrmann, der nach einer knappen Viertelstunde unglücklich auf den Kopf fiel und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausschied, brachte die Gäste nach ihrer 5:4-Führung leicht aus der Spur. Die starken Leistungen von Kathrin Mietzner (8 Tore) und Vera Radic (5/3) hielten das Geschehen dennoch bis zur 56. Minute (21:19) offen. In der Endabrechnung setzte sich die Eintracht vor fast 400 Zuschauern doch noch klar durch.
Wiesbadens Coach Brehm haderte nicht nur mit den vergebenen Siebenmetern von Herrmann und vor allem von Radic (51.), die beim 19:17 patzte, sondern mit dem leichtfertigen Auslassen eines halben Dutzend freier Wurfchancen. "Niemand sagte, daß sie es nur mit Hebern versuchen wollen", ärgerte er sich über die fehlenden kernigen Torwürfe. Die ehemalige jugoslawische Nationalspielerin Radic ließ insgesamt nach der Pause nach, lediglich Mietzners Leistungsexplosion (sechs Treffer in den zweiten 30 Minuten) sowie die gut aufgelegte Petra Ritter (4/1) ließen den Gast bis zuletzt hoffen. hdp
"Dragoslav Stepanovic, ist Ihre Mannschaft für das Spitzenspiel gegen den FC Bayern München gewappnet?"
"Mit den Leistungen in der zweiten Halbzeit gegen Köln ganz bestimmt nicht. Das war keine Mannschaft, die um den ersten Platz mitspielen kann. In München werden wir an der obersten Grenze gefordert, die es im Fußball gibt. Das müssen alle in dieser Woche kapieren."
"Zweifeln Sie daran?"
"Diese zweiten 45 Minuten gegen Köln haben mich zumindest nachdenklich gemacht. Ich werde aufmerksam beobachten was in dieser Woche im Training passiert."
"Wie ist die schwache zweite Hälfte zu erklären?"
"Überhaupt nicht. Aber ich glaube, der leichte Sieg in Dresden hat uns mehr Mut gemacht als wir in Wirklichkeit haben."
"Sind Sie verärgert?"
"Das Gefühl kenne ich nicht nach Spielen. Dresden wie Köln ist erledigt. Wir haben vier Punkte gemacht, jetzt kommt das nächste Spiel und damit wieder ein Endspiel. Aber eins weiß ist bestimmt: Die Mannschaft der zweiten Halbzeit gegen Köln wird nicht mehr spielen."
"Was wollen Sie verändern?"
"Man darf nicht vergessen, daß Bommer gefehlt hat. Der strahlt mit seiner Routine sehr viel Sicherheit und Ruhe aus. Yeboah mußte ich früh raus nehmen. Der bindet sonst immer zwei, drei Gegenspieler. Für Okocha war die Woche der Tricks wohl ein bißchen viel. Daß Kruse in München spielt, glaube ich nicht. Ein bißchen besser als in seinen vielen Interviews war er zwar, aber bei den Chancen, die er vergeben hat, sollte er sich mal fragen: Was bin ich eigentlich für einer. Ich werde etwas ändern, ganz bestimmt, aber ich sage noch nicht was."
"Sie haben zwar viele Spieler im Kader, aber doch wiederum nicht soviele Möglichkeiten."
"Die Mannschaft, die ich im Kopf habe, kann ich leider nicht spielen lassen, weil da Silva und Anicic nicht nur unter das Ausländer-Kontingent fallen, sondern auch noch Amateure sind."
"Was werden Sie in dieser wichtigen Woche mit Ihrer Mannschaft machen?" "Wir werden acht Einheiten volle Pulle trainieren. Wir machen jeden Abend ein 90-Minuten-Spiel gegen einen Amateur-Verein, entweder im Zelt oder, wenn der Platz nicht gefroren ist, im Freien. Die werden nicht mehr wissen, wer sie sind, aber in München dann wieder gut spielen. Diese Bayern sind die härteste Nuß, die wir zu knacken haben. Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir verlieren und die machen einen Alleingang, oder wir machen dort was und bleiben dran." wl
MAINTAL. Nicht ausreichend auf die Vorfahrt - so die Polizei - achtete am Samstag abend eine Autofahrerin, als sie in Dörnigheim von der A 66 auf die Landesstraße nach links abbiegen wollte.
Sie kollidierte mit einem anderen Wagen, dabei enstand ein Schaden von 12 000 Mark. Eine Person erlitt leichte Verletzungen. az
FRIEDRICHSDORF. Ein Auffahrunfall in der Nacht zum Sonntag an einer Ampel der Seulberger Ortsumgehung beschäftigt die Polizei. Der Fahrer, der den Unfall verursacht hatte, machte sich nämlich zu Fuß aus dem Staub, ohne sich um den leicht verletzten Mann aus dem anderen Wagen und den Schaden (etwa 15 000 Mark) zu kümmern, so die Polizei.
Bei der Unfallaufnahme stellte die Polizei zudem fest, daß der Wagen des Flüchtigen (HG - MM 1) kurzgeschlossen worden war. Sie bittet um Hinweise. off
Wie deutlich sind die Parallelen von Frankfurt und Bhopal? In beiden Fällen war es menschliches Versagen (FR vom 24. 2 1993 "Hoechst wußte von Giftigkeit der Wolke"). In beiden Fällen waren Firmenleitungen schon lange informiert, bevor die betroffene Bevölkerung gewarnt wurde.
Wer immer gedacht hatte, so etwas gibt es nur in einem Entwicklungsland, dem wurde spätestens am 22. Februar 1993 klar, daß Deutschland zumindest von der umweltpolitischen Seite ein Vierte-Welt- Land ist.
Nachts um 04:00 Uhr ereignet sich - in einem Land, das sich rühmt, den Elektrosmog noch mit Mobiltelefonen im Taschenformat zu verstärken - ein Chemieunfall und die Betroffenen werden nicht um den Schlaf gebracht.
Nein, man will keine Unruhe stiften und läßt die Leute erst einmal ausschlafen. Die Kinder gehen morgens durch eine vergiftete Umwelt zur Schule oder in den Kindergarten. Erst am späten Vormittag werden dann mit Lautsprecherwagen Durchsagen gemacht. Warum auch eher?
Die Substanz, die austrat, ist minder giftig. Das heißt, in der Menge, in der sie austrat und verteilt wurde, würde kein Mensch sofort daran sterben. Aber wie sehen die Spät- und Langzeitfolgen aus? Was ist mit den Schwangeren in diesem Gebiet?
Hat die Menschheit und damit auch die verantwortliche Unternehmensleitung nichts aus Hiroshima, Nagasaki, den Entwaldungsoperationen in Vietnam, aus Bhopal, Tschernobyl . . . gelernt? Braucht jeder seine eigene Umweltkatastrophe erst vor der Haustür?
Wie ist es zu erklären, daß die Fehlbedienung eines oder zweier Ventile solche Auswirkungen haben kann. Hier kann nur gemutmaßt werden, daß an den Sicherheitsvorkehrungen in sträflich leichtsinniger Weise gespart wurde.
Den Arbeiter, der die Ventile falsch bedient hat, trifft sicher nicht die Schuld (auch wenn man die Kleinen wieder einmal hängen wird). Er hat nur einen Fehler aufgedeckt, der schon jahrelang bestanden hat.
Die Schuld ist hier im System zu sehen. Die Geschäftsleitung nimmt offenbar in Kauf, daß auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit von Menschen gespart wird.
Joachim Gottwald, Karben
Die Handbewegung des Bad Vilbeler Trainers Peter Rübenach war aussagekräftig: Abwinkend drehte er sich nach knapp 70 Minuten um, er konnte es nicht mehr mit ansehen. Sekunden zuvor hatte Dirk Haigis ein Laufduell gegen den Bürstädter Knut Hahn gewonnen, doch obowhl Haigis viel Zeit für eine Flanke hatte, versprang ihm der Ball kläglich. Haigis blieb angesichts des 0:2-Rückstands, der auch das Endergebnis war, nur die Resignation; Rübenach nur ein Kopfschütteln und der Kommentar: "Wir waren einfach zu träge."
Schon zuvor hatte Haigis bei den Bad Vilbeler Betreuern für Aufregung gesorgt. In der 17. Minute begünstigte sein Fehler die 1:0-Führung durch Knut Hahn, nachdem Georg Müller und Osman Ramadani die Vorarbeit geleistet hatten. Ein zweiter individueller Fehler führte zum 2:0 der Gastgeber, die ebenso wie Bad Vilbel stark ersatzgeschwächt waren. Torwart Grüneisen unterlief Hahns Eckball, der aufgerückte Libero Stefan Glaser erhöhte per Kopfball auf 2:0 (37.).
Bürstadt: Schäfer; Glaser; Müller, Dörrich, Hahn, Jakob, Eichhorn, Ramadani (88. Becker), Gräf, Foale, Kar.
Bad Vilbel: Grüneisen; Rang (46. Pross); Waldschmidt, Rodriguez, Webert, Göbel (54. Doerk), Jakob, Nix, Haigis, Deuerling, Erk.
Schiedsrichter: Werner (Brensbach).
Tore: 1:0 Hahn (17.), 2:0 Glaser (37.).
Zuschauer: 350.
AH MAINZ, 28. Februar. Scharfe Kritik am Justizaufbau in den neuen Bundesländern hat die Neue Richtervereinigung (NRV) am Wochenende auf ihrer Mitgliederversammlung in Mainz geübt. Während sich etwa Thüringen in Hochglanzbroschüren auf "gutem Wege" in Richtung Rechtsstaat darstelle, lasse die Personalpolitik nicht den Willen zum Aufbau einer wirklich demokratischen und pluralistischen Justiz erkennen, sagte der von Frankfurt/Main nach Erfurt abgeordnete Staatsanwalt Klaus Pförtner, der dem NRV-Vorstand angehört. Spitzenpositionen würden "von Ministers und Staatssekretärs Gnaden" besetzt. Dies geschehe "natürlich ohne jede Ausschreibung", hat der von Stuttgart ans Landesarbeitsgericht Chemnitz gekommene Richter Wolfgang Howald auch in Sachsen beobachtet. Auf diese Weise, so Pförtner, werde eine Personalstruktur geschaffen, "wie sie sich ein CDU-Minister nur wünschen kann" und wie sie im Westen seit den siebziger Jahren nicht mehr bestehe. Eine "Justizkultur", die auf eine unabhängige und selbstbewußte Richterschaft hinwirke, könne sich auf solcher Grundlage kaum entfalten.
Als "erschreckend" bezeichnete Pförtner, wie wenig sich die regionale Presse und die Landtagsopposition einmischten. Die einen hielten die Justiz wohl ohnehin für "so unrettbar autoritär", daß sie sich erst gar nicht um die Personalpolitik kümmerten. Andere bewahrten sich ihr Grundvertrauen ins Justizministerium, nach dem Motto: "Dort wo das Recht verwaltet wird, da wird's schon auch ein bißchen sein."
Auf Kritik stieß in Mainz auch der eilige Import des vierstufigen Gerichtsaufbaus in den neuen Ländern, der von den Justizministern einhellig als Erfolg in der Rechtsangleichung gefeiert wird. Allein in Sachsen, argumentierte Howald, fehlten 350 Richter; zugleich wachse der Arbeitsanfall: Im Vergleich zum Vorjahr sei 1992 das Sechsfache in Straf- und das Vierfache in Zivilsachen zu bewältigen gewesen. Die Einführung eines weiteren Gerichtszuges belaste daher die Richter und Staatsanwälte nur noch mehr. "Kaum Interesse an Stasi-Überprüfung"
BERLIN (AP). Die westdeutsche Wirtschaft hat nach Angaben des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit, Joachim Gauck, kein großes Interesse an einer Überprüfung ihrer Mitarbeiter auf Stasikontakte. Die Bereitschaft sei hier deutlich geringer als im öffentlichen Dienst und in den Parlamenten, sagte Gauck im Deutschlandfunk. In der Wirtschaft sei Effizienz erwünscht, und die ehemaligen MfS-Mitarbeiter seien eben "wendige Ellbogentypen", die wüßten, wie man in gute Positionen komme.
Trotz Verbots der Wahlkampfveranstaltung der Republikaner protestierten am Samstag rund 200 Menschen "Die Ruhe durch das Gerichtsurteil trügt"
Demonstration auf dem Schloßplatz gegen rechts Von Regine Schlett HANAU. Rund 200 überwiegend jugendliche Demonstranten forderten am Samstag nachmittag bei einer Kundgebung vor der Hanauer Stadthalle "Keine Stimme für die Nazis in Hessen". Anlaß ihres Protests war die geplante Wahlveranstaltung der Republikaner, die der Hessische Verwaltungsgerichtshof mit seiner Entscheidung vom Mittwoch verhindert hatte. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Fritz Hertle betonte dennoch die Notwendigkeit der Kundgebung: "Die Ruhe durch das Gerichtsurteil trügt." Nachdem die Gerichte die Entscheidung der Stadt Hanau bestätigt hatten, die den Republikanern die Stadthalle verweigerte, sahen andere Organisatoren wie beispielsweise der DGB keinen Grund mehr zu einer Demonstration. Dem Aufruf der Hanauer Grünen schlossen sich dennoch rund zehn Verbände und Initiativen aus dem linken Spektrum an, unter anderem die Jungsozialisten aus Bruchköbel und Großauheim-Wolfgang, die Hanauer Initiative Familie und Jugend, der Kurdische Kulturverein, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) Main-Kinzig und der Stadtschülerrat Hanau. Die "Sozialistische Arbeitsgruppe" (SAG), deren Transparente die Kundgebung dominierten, hatte bundesweit rund 50 Sympatisanten mobilisiert. Dem Stadtschülerrat war es offenbar gelungen, die meisten Teilnehmer zu mobilisieren. Neben den Aktiven der politischen Verbände überwog das jugendliche Publikum. Eine Schülerband, die Gruppe "flash back", eröffnete auch die Kundgebung mit hartem Rock gegen rechts. Die Stimmung blieb im schneidend kalten Wind, der den Schneeregen in die Gesichter blies, dennoch unterkühlt. Einige Teilnehmer, die bis aus München zu der als "überregionale Demo" angekündigten Veranstaltung angereist waren, zeigten sich denn auch über den spärlichen Besuch enttäuscht.
Die Veranstalter schätzten die Gruppierung auf dem abgesperrten Schloßplatz zu Beginn der Kundgebung auf rund 300 Personen, die Polizei registrierte 200 Besucher, von denen nur noch wenige bis zum Ende der fast zweistündigen Ansprachen durchhielten.
Die Sprecher, bei denen sich unter anderem auch der "Verein der Arbeiter aus der Türkei", das "Aktionskomitee gegen Rassismus und Faschismus München" und der "Arbeitskreis Asyl Erlensee" angekündigt hatten, forderten zum Widerstand gegen die Republikaner, die "Faschisten in Schlips und Kragen", auf. "Sie haben die Lunte gelegt und warten darauf, daß einige Jugendliche sie anzünden", machte der Hanauer Grünen-Sprecher Elmar Diez die Republikaner für die Gewalt gegen Ausländer verantwortlich. Er rief die Geschichte Hanaus in Erinnerung: Am 12. März 1933 waren die Nazis ins Hanauer Stadtparlament eingezogen. Die NSDAP errang auf Anhieb 17 Sitze und feierte ihren Triumph bei der ersten Sitzung mit Aufmärschen in Uniformen auf dem Schloßplatz . Adolf Hitler wurde bald darauf zum Ehrenbürger ernannt. "So hätten es die Republikaner heute wieder gern", zog Diez Parallelen.
Jan Höltje von den Bruchköbler Jungsozialisten kritisierte auch die demokratischen Parteien, deren Asyldebatte mit an den Ausschreitungen gegen Ausländer schuld sei. Er widerlegte mit Zahlen gängige Vorurteile von der "Einwandererflut", der hohen Kriminalität und den angeblich hohen Kosten. "Wir müssen die etablierten Parteien wachrütteln und sie zwingen, die Wahrheit zu sagen", so Höltje. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Fritz Hertle betonte, daß den Lichterketten bei den Kommunalwahlen eine "klare Absage gegen rechts" folgen müßte, und bedauerte, daß Ausländer an dieser Entscheidung nicht mitwirken dürfen. "Wir brauchen gleiche Pflichten und Rechte für Ausländer", begründete er die Forderung seiner Partei nach einer doppelten Staatsbürgerschaft.
Hakki Geök vom Kurdischen Kulturverein forderte die Politiker dazu auf, die Ursachen der Flüchtlingsströme zu bekämpfen. Statt Militär- und Wirtschaftshilfe für den "systematischen Staatsterror" der Türkei zu leisten, solle die Bundesregierung lieber demokratische Länder unterstützen, wies er auf die Unterdrückung seines Volkes in der Türkei hin.
HANAU. Im Endspurt des Kommunalwahlkampfes greift CDU-Spitzenkandidation Margret Härtel die Hanauer SPD als Verantwortliche für die Verschuldung der Stadt an. Sie habe nichts mit Bonner Beschlüssen zu tun, sondern sei "hausgemacht", glaubt Härtel.
Oberbürgermeister Hans Martin wirft sie vor, daß er "schon seit langer Zeit nicht mehr die Kraft hat, sich bei den ausgabewütigen Sozialdemokraten durchzusetzen". Die Hanauer SPD nütze dennoch "schamlos" den Amtsbonus ihres Spitzenkandidaten aus.
Härtel glaubt, daß hinter den Kulissen schon kräftig über Martins Nachfolge spekuliert werde. Seine Amtstage "werden von den eigenen Genossen schon an den Fingern abgezählt".
Die Christdemokratin prangert außerdem die "Bauwut" der SPD beim Straßenbau an. Ohne über die hohen Folgekosten nachzudenken, seien Prunk- und Prachtbauten entstanden, für die noch teure Kredite aufgenommen worden seien.
Härtel kritisiert darüber hinaus "den Sozialabbau der rot-grünen Landesregierung". So seien beispielsweise die Mittel für den Bau von Kindergärten "eingestampft" worden. Auch im Bereich Altenheime, Behinderte, im Jugendsport und bei der Stiftung "Mutter und Kind" sei gekürzt worden. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Großauheim hatte Härtel darüber hinaus auch das Verhalten der Hanauer SPD in der Diskussion um die Waldwiese kritisiert. Es sei "geradezu unerträglich", so die Spitzenkandidatin, wenn Stadtbaurat Jürgen Dressler mit Billigung des Oberbürgermeisters eventuelle Rechtsfehler beim Bebauungsplanverfahren untersuchen lasse. Härtel wertet dies als "demütigen Kniefall vor der rot-grünen hessischen Landesregierung" und sieht daher Anzeichen, daß eine rot-grüne Konstellation auch in Hanau installiert werde. Darauf weisen nach ihrer Einschätzung Aussagen führender Sozialdemokraten wie Stadtbaurat Dressler und SPD-Landtagsabgeordneter Ronald Battenhausen hin. Dies, so Härtel, hätte "verheerende Wirkung auf den Wirtschaftsstandort Hanau". res
gra LUDWIGSHAFEN, 28. Februar. Die Wachmannschaften aus jungen rheinland-pfälzischen Bereitschaftspolizisten, die das Privathaus von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Ludwigshafener Vorort Oggersheim rund um die Uhr beschützen, sind Ziel von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geworden. Wie der FR bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft gleich bei 24 jungen Polizisten, einer kompletten Schicht, aus der Kohl- Wachtruppe Hausdurchsuchungen durchführen lassen. Grund war eine Ende letzten Jahres im Polizei-Beton-Wachhäuschen an der Marbacher Straße verschwundene Kamera, deren Wert mit über 2000 Mark angeben wurde. Als sich die Kamera nicht mehr einfand, fiel der Verdacht auf die Kanzler-Objektschützer. Kurzerhand und sehr zur Verärgerung der rheinland-pfälzischen Polizeigewerkschaft ließ die Staatsanwaltschaft gleich bei allen 24 Beamten einer Kohl-Schicht Hausdurchsuchungen durchführen. "Das ist so, als ob bei vermuteten Mitarbeiterdiebstählen ohne konkreten Verdacht bei allen Beschäftigten eines Kaufhauses Durchsuchungen durchgeführt werden", rügte die Polizeigewerkschaft die Aktion der Staatsanwaltschaft. Die Kamera wurde übrigens später wieder aufgefunden, allerdings nicht da, wo sie hingehörte. Sie war im Kofferraum eines Autos der jungen Polizisten versteckt. Damit seien, meinte die Justiz, immerhin 23 Kohl-Polizisten von dem Verdacht des Kamera- Klaus befreit.
Schlechte Verlierer bei erster Heimniederlage
Verdient 2:0 gewann Hessen Kassel bei den in dieser Saison auf eigenem Platz noch ungeschlagenen Walldorfern. Und das Ergebnis hätte sogar noch deutlicher ausfallen müssen. Gerade in der zweiten Halbzeit erspielten sich die Gäste so viele Torchancen, daß sie damit ein weiteres Spiel hätten gewinnen können. Doch beließen sie es bei einem Freistoß-Treffer von Liebers, bei dem Torhüter Gemeri keine gute Figur machte und einem von Marco Mason erfolgreich abgeschlossenen Konter drei Minuten vor Ende der Partie.
Diese Tore waren der Lohn für eine überlegen geführte Begegnung. In der Defensive agierte der KSV konzentriert und kompromißlos. Walldorfs stumpfe Sturmspitzen Hormel und Mihalic hatten nicht eine Torchance und konnten den am Knie verletzten Richter nie ersetzen. In der Offensive wirkte der Gast mit Höhle sowie mit Liebers und Michael Mason variabler und ideenreicher. Die Gastgeber fanden nie zu ihrem Spiel, rannten kopflos an und fielen erst gegen Ende der Partie auf - negativ. Offensichtlich konnten sie sich mit der Niederlage nicht abfinden und ließen ihre Wut an Schiedsrichter und Gegner aus. Eine Zeitstrafe gegen Mihalic und je eine Rote Karte für Holtkampf wegen Meckerns und Meszaros nach rüdem Tritt gegen Zimmermann waren die Folge.
Walldorfs Coach Geinzer zeigte für derlei Aktionen kein Verständnis. Eigentlich müßte man Meszaros ein Jahr sperren, sagte er. Wünschen kann es sich Geinzer nicht, er wird seinen besten Torschützen im nun beginnenden Abstiegskampf dringend benötigen. STEFAN HOFER
Walldorf: Gemeri; Zwilling; Plagentz, Zimmer, Trageser, Ferreiro, Meixner, Meszaros, Thurow (60. Heindl), Mihalic, Hormel (60. Holtkamp).
Kassel: Kneuer; Dickhaut; Schmidt, Deppe, Höhle, Matys, Marco Mason, Cakici (74. Zimmermann), Schön, Michael Mason (82. Irodache), Liebers.
Tore: 0:1 Liebers (25.), 0:2 Marco Mason (87.).
Schiedsrichter: Bastian (Frankfurt).
Zuschauer: 150.
SULZBACH. "Das kann nur Kindesentführung sein", dachte am Freitag abend gegen 20.15 Uhr ein Zeuge und alarmierte sofort die Polizei. Auf dem Gelände der Aral-Tankstelle A 66 Nordseite hatte er beobachtet, wie ein kleiner Junge in den Kofferraum eines Mercedes 190 gesperrt wurde. Die Beamten konnten innerhalb weniger Minuten den Halter des Wagens herausfinden, weil sich der Zeuge das Nummernschild notiert hatte. Die Polizisten riefen bei der Ehefrau des Fahrers an und erfuhren, daß der 31jährige Mercedes-Lenker zusammen mit seinem Sohn ins Autokino im Main-Taunus-Zentrum gefahren war.
Beide saßen friedlich in der Karosse und sahen sich den Film "Alarmstufe rot" an, als ein Streifenwagen vor ihnen stoppte. Der Familienvater, so stellte sich sofort heraus, wollte den Eintritt für's Kino sparen und hatte deswegen seinen Sohn im Kofferraum ins Kino chauffiert.
Kurz mußten Vater und Sohn dann das Auto verlassen, um eine Eintrittskarte zu lösen. Und obwohl die närrische Jahreszeit seit sechs Tagen schon vorbei ist, konnte sich Polizei- Pressesprecher Manfred Füllhardt es sich nicht verkneifen, sich einen Reim aus der Anekdote zu machen: "Und die Moral von der Geschicht: Spare an der Kinokasse nicht." gre
Angst essen Seele auf: Die ganze Kölner Malaise brachte einer auf den Punkt, der derzeit bestenfalls noch zur zweiten Garnitur zählt: "Die Angst vor dem Abstieg hemmte unseren Spielfluß." Pierre Littbarski, säbelbeiniger Ex-Nationalspieler mit Aussicht auf viele Millionen Yen und einst Sinnbild vergangener Kölner Stärke, war trotz unübersehbarer spielerischer Mängel seines "FC" mal wieder nicht über die Zuschauerrolle im Frankfurter Waldstadion hinausgekommen und vermochte deshalb den 2:1 (2:0)-Sieg der Eintracht in wohlgesetzten Worten zu kommentieren. Und da kam oft das Wörtchen "Angst" vor. In der Tat agierte "der kränkelnde Geißbock" (Eintracht-Stadionzeitung) in Frankfurt wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange: ohne Selbstbewußtsein, ohne Ideen und ohne Mut verschanzten sich die arg gebeutelten Rheinländer dichtgedrängt im eigenen Strafraum, harrten der Dinge, die da auch tatsächlich kamen, und hofften auf bessere Zeiten.
Darauf freilich mußten sie 50 Minuten warten. Bis dahin allerdings war der Markt längst schon verlaufen, die Eintracht führte nach Toren von Bein (30.) und Schmitt (45.), wobei Torhüter Bodo Illgner jeweils den Nachweis internationaler Güte schuldig blieb, klar mit 2:0 und erkor das simple Spiel mit dem Ball mal wieder zur hohen Kunst. "Wir haben toll angefangen", lobte denn auch Trainer Dragoslav Stepanovic zu Recht seine Auswahl, die in der ersten knappen Stunde all das zeigte, was Fußball so schön und attraktiv macht. Da lief das Bällchen über sechs, sieben, acht Stationen direkt und von Kölner Beinen nicht erreicht durch die eigenen Reihen, mal quer, mal steil, mal im Doppelpaß und über links und rechts, da wurde getrickst und fintiert, so als sei dies allein der Sinn des Spiels. Es war wahrlich eine reine Freude, den rotbedreßten Männern bei ihrer Arbeit zuzusehen.
Uwe Bein ließ sich auch von mancherlei Nickligkeiten seines ungestümen Gegenspielers Carsten Keuler zunächst nicht in seiner Spiellaune bremsen, Weber, Falkenmayer, Komljenovic und Binz schalteten sich immer wieder in die filigranen Kombinationen ein, und auch der Ausfall von Frankfurts bestem Stürmer Anthony Yeboah, der erst zwei Stunden vor der Partie vom verlorenen WM-Qualifikationsspiel Ghanas in Algerien zurückgekehrt war, tat dem Treiben auf dem Rasen keinen Abbruch: Bei einem Preßschlag mit Kölns Libero Nilsen renkte sich Yeboah nach 23 Minuten den großen Zeh des linken Fußes aus und mußte vom Feld humpeln. Da der malträtierte Zeh sogleich wieder eingerenkt und Yeboah nach dem Spiel zum Röntgen ins Krankenhaus gefahren wurde, besteht allenthalben gute Hoffnung, daß der Ghanaer gegen die Bayern wieder mit von der Partie ist. Wie gesagt: Es lief alles wie am Schnürchen.
Doch dann kam die Pause, es begann zu schneien - und aus war es mit der Herrlichkeit. "In der zweiten Halbzeit waren wir sehr schlecht", krittelte Stepanovic, auch das zu Recht. Planlos und hektisch wurde plötzlich gespielt, kaum ein Zweikampf mehr gewonnen, der Ball bisweilen nur nach vorne ins fußballerische Nichts getreten, bis auf zwei Chancen, die der schwache Kruse (83. und 84.) vergab, wurden denn auch keine Tormöglichkeiten mehr herausgearbeitet. Und daß immerhin gegen eine Kölner Mannschaft, die nach Einschätzung von Trainer Jörg Berger, der anderntags vom Präsidium seines Amtes enthoben wurde (siehe auch nächste Seite), "nach dem "2:0 in der 47. Minute einen Knacks hatte".
Erklärungen für den Leistungsabschwung hatte hernach kaum einer. "Ich mache mir darüber zwar Gedanken, aber erst wenn wir in fünf, sechs Spielen immer wieder einen Einbruch erleben, dann muß ich mir was überlegen." Dennoch hat der Serbe für den kommenden Samstag bereits personelle Konsequenzen angekündigt (siehe auch nebenstehendes Interview). Das wird auch erforderlich sein, denn eine andere Mannschaft als der 1. FC Köln hätte das Spiel im zweiten Abschnitt durchaus noch kippen können. Doch die Rheinländer vermittelten nicht unbedingt den Eindruck, mit letztem Einsatz für ihren Trainer zu fighten. Sie wirkten bieder, ohne Chuzpe und Durchschlagskraft. Der Erfolg der Frankfurter war trotz einiger Aussetzer also zu keiner Phase des Spiels in Gefahr.
Sicher: optisch waren die Kölner im zweiten Abschnitt überlegen, weil die Eintracht offensichtlich glaubte, den Gegner nicht nur allein mit technischen Kabinettstückchen niederzuhalten, sondern ihn auch noch vorführen zu können. Vor allem dem vor Wochenfrist noch so hochgelobten Augustine Okocha gelang in der zweiten Halbzeit kaum etwas, und davon schienen sich die Kollegen anstecken zu lassen. "Eigentlich wollte ich ihn schon rausnehmen, doch auch Edgar Schmitt war müde", grummelte Stepanovic. Daß dann doch nichts mehr anbrannte - außer Rudys sehenswertem Treffer drei Minuten vor dem Schlußpfiff -, lag eher an der Harmlosigkeit der Gäste denn an der Stärke der Gastgeber. "Wenn wir in der ersten Halbzeit so gespielt hätten wie in der zweiten, dann hätten wir hier besser ausgesehen", resümierte denn auch Stürmer Frank Ordenewitz, bei Frankfurts erneut überzeugendem Abwehrmann Tsahadadze nahezu zu Wirkungslosigkeit verdammt. Im Kommentieren waren die Kölner treffsicherer als auf dem
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchadadse - Okocha, Komljenovic, Falkenmayer, Bein, Weber - Yeboah (23. Kruse), Schmitt (77. Rahn).
Köln: Illgner - Nilsen (23. Heldt) - Greiner, Baumann, Trulsen, Keuler - Janßen (61. Sturm), Rudy, Steinmann, Weiser - Ordenewitz.
Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).
Tore: 1:0 Bein (30.), 2:0 Schmitt (45.), 2:1 Rudy (86.).
Zuschauer: 22 000.
Gelbe Karten: Weber, Zchadadse - Keuler, Illgner.
KARLSRUHE, 28. Februar. Die SPD hätte die Chance, erstmals eine Frau an die Spitze des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe zu bringen, will dies aber offensichtlich nicht. Im Juli scheidet der bisherige Vizepräsident des Gerichts und Vorsitzende des Zweiten Senats, Ernst Gottfried Mahrenholz (SPD), nach Ablauf seiner zwölfjährigen Amtszeit aus.
Für die Nachfolge hat die SPD das Vorschlagsrecht, gewählt wird voraussichtlich im April in einem paritätisch besetzten Wahlmännerausschuß des Bundestages. Der Vorstand des Arbeitskreises Sozialdemokratischer Frauen (AsF) schlägt die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) als Nachfolgerin vor, doch haben sich die Parteispitzen auf höchster Ebene bereits auf Jürgen Schmude, den früheren Justizminister und heutigen Präses der Evangelischen Kirche, verständigt.
SPD und CDU müssen sich einigen, weil die Wahl mit Zweidrittelmehrheit erfolgen muß. Keiner der Vorschlagsberechtigten kann also einen Kandidaten gegen den Willen des anderen durchsetzen. Nun ist es aber keineswegs so, daß die CDU Jutta Limbach ablehnt. Die SPD-Frauen halten deshalb an ihrem Personalvorschlag fest.
Gerade das in Karlsruhe anhängige Verfahren um den Abtreibungsparagraphen 218 und die bevorstehende Entscheidung um die Verfassungsmäßigkeit einer Quotenregelung beweisen nach Ansicht der stellvertretenden AsF-Bundesvorsitzenden, Evelyne Gebhardt, daß in Karlsruhe Wertentscheidungen für diese Gesellschaft getroffen werden.
Die Frauen, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen und vom Ergebnis der Karlsruher Entscheidungen unmittelbar betroffen sind, sind aber in beiden Senaten des Bundesverfassungsgerichts mit jeweils nur einer Richterin vertreten. Bei sieben Richtern und einer Richterin beträgt damit der Frauenanteil im höchsten Gericht zwölfeinhalb Prozent.
Die AsF kann sich auch auf einen Beschluß der eigenen Partei berufen. Im Juni 1992 formulierte die SPD-Bundeskonferenz einen Zusatz zum Grundgesetzartikel 94, wonach sich das "Bundesverfassungsgericht je zur Hälfte aus Frauen und Männern" zusammensetzt. Das disqualifizierende Argument "Quotenfrau" geht bei der Wahl von Bundesverfassungsrichtern fehl, denn hier ist alles quotiert: Jeweils drei der acht Richter sind Mitglieder der Union beziehungsweise der SPD. Die beiden restlichen Richterstellen werden mit parteilosen sogenannten "Nahestehern" besetzt. Auch für diese Stellen haben jeweils die SPD oder die CDU das Vorschlagsrecht. Dem kleinen Koalitionspartner FDP gibt die Regierungspartei eine Richterstelle ab. Neben dieser Parteienquote gibt es in Karlsruhe aber noch andere. So sind in jeden Senat drei ehemalige Bundesrichter zu wählen. Auch auf die Religionszugehörigkeit wird Rücksicht genommen, um ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Daß das Argument der Geschlechtszugehörigkeit unwesentlich sein soll, überzeugt schon lange nicht mehr. So bekannte Bundesverfassungsrichter Jürgen Kühling (SPD) in Karlsruhe öffentlich: "Ich bin ein Quotenmann."
Warum die SPD-Bundestagsfraktion die einmalige Möglichkeit nicht wahrnehmen will, eine Frau zur Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts zu machen, ist bislang unklar. Im Berliner Büro von Frau Limbach heißt es, sie fühle sich von dem Vorschlag "geehrt", was heißt, daß sie als Kandidatin zur Verfügung steht.
Der Nachfolger von Mahrenholz wird nicht nur Senatsvorsitzender und Vizepräsident des Gerichts werden, sondern in zwei Jahren Gerichtspräsident, da dann die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Roman Herzog (CDU) endet. Als einziges Argument gegen Jutta Limbach war ihr Alter zu hören. Da sie bei Amtsantritt 59 wäre, die Altersgrenze aber 68 beträgt, könnte sie ihre zwölfjährige Amtszeit nicht voll ausschöpfen. Allerdings ist Schmude nur zwei Jahre jünger. Auch war der inzwischen verstorbene Martin Hirsch (SPD) zum Bundesverfassungsgericht gewählt worden, obwohl er nicht die volle Amtszeit ausnutzen konnte.
Die Nachfolgediskussion um Mahrenholz macht für die AsF-Bundesvorsitzende Karin Junker vor allem eines deutlich: "Das Verfahren um die Richterwahlen muß transparenter werden."
BÜDINGEN. Eine Woche vor der Kommunalwahl feierten die Büdinger Sozialdemokraten am Samstag ihren hundertsten Parteigeburtstag. Der Vorsitzende Lutz Höritzsch band sich eine Fliege um den Hals und lud in den Festsaal des Oberhofs. Vor der roten Traditionsfahne hielt der Landrat und Glauberger Genosse Rolf Gnadl einen historisch-programmatischen Vortrag. Willi Zinnkann und Otto Hartung - die großen alten Männer der Büdinger Sozialdemokratie - saßen dabei leibhaftig im Saale.
Ein paar Stunden später traf man sich zum "Familienabend" wieder: Die meist akademisch ausgebildeten Parteifreunde sangen Arbeiterlieder, trugen Sketche vor. Ein Protokoll von einer Versammlung aus dem Jahr 1951 wurde verlesen, in der Zinnkann, Hartung und andere SPD-Leute über die Wiederbewaffnung diskutieren. Krieg und Frieden bewegen auch heute parteiintern die Gemüter, meint der Vorsitzende Höritzsch: Wie stark muß und kann man sich als Friedensbewegter gewaltsamer Mittel bedienen, um den Jugoslawien-Konflikt zu beenden?
Die Büdinger Genossen geben offen zu, daß die am Samstag zelebrierte, heile Vereinswelt nur die halbe Wirklichkeit ist. Die "Sozis" empfinden sich immer noch als Familie, als Gemeinschaft, deren Mitglieder sich in harten Zeiten gegenseitig helfen. Sie veranstalten jährlich ihr Sommerfest im Hof des Steinernen Hauses, treffen sich gegen Jahresende zum Hüttenabend und würdigen kräftig den Maifeiertag vor der Leohütte. Andererseits "verlaufen" sich die Genossen nach den Versammlungen recht schnell, vermerkt Olaf Nuschke. "Die Vereins- und Politikmüdigkeit ist überall". Lutz Höritzsch: "Mitgliederversammlungen mit achtzigprozentiger Beteiligung gibt's einfach nicht mehr". Normal sei es, wenn ein Viertel der Mitgliederschaft käme.
Die heutige Jugend reißt so ein hundert Jahre alter Ortsverein offenbar nicht mehr vom Hocker. Es gebe zwar eine kleine Juso-Gruppe in Büdingen, weiß der SPD-Mann (und Stadtverordnetenvorsteher) Ulrich Engler. Doch die meisten jungen Leute blieben der Partei fern. Neue Mitglieder seien in der Regel zwischen 30 und 50 Jahre alt. "Die Mannschaft veraltet langsam", stellt der Vorsitzende Höritzsch fest. Er ist Lehrer und bald 51 Jahre alt. Viele der eingetragenen Mitglieder seien dann auch noch passiv. "Sie artikulieren sich nicht. Und da ist es verdammt schwer für einen Vorstand, politisch zu handeln." Die wenigen aktiven Politiker würden in den Kneipen dann auch noch ausgescholten für die Versäumnisse der Kollegen in Bonn. Als Sündenböcke für die allgemeine Politikverdrossenheit, sozusagen.
Trotzdem mache die Politik manchen Mandatsträgern großen Spaß, beobachtete Lutz Höritzsch. "Weil sie zu den Menschen gehören, die über die Zukunft ihrer Stadt mitgestalten". Wer Einfluß hat, weiß eben, daß er wichtig ist. nes
Es ist schon interessant, wie die Arbeitgeber den Mißbrauch unseres Staates bei den Arbeitnehmern und Sozialhilfeempfängern ausmachen (FR vom 24. 2. 1993 "Arbeitgeber fordern weiteren Sozialabbau"). Wieviel Mehreinnahmen könnte der Staat verzeichnen, wenn alle Großverdiener ihre Steuerschuld begleichen würden?
In der Bundesrepublik gibt es eine Vielzahl von Abschreibungsgesellschaften, die den Großverdienern über Jahre so viele Verluste zuweisen, daß diese teilweise keinen Pfennig an Einkommensteuer bezahlen.
Wieviel Arbeitgeber in der Bundesrepublik gibt es, die im Osten investieren und sich 35-60 Prozent Investitionszulage vom Staat vergüten lassen für Investitionen, die sie schon alleine aus Selbsterhaltungstrieb im Osten tätigen würden?
Wer also nutzt die Solidargemeinschaft rücksichtslos aus? Derjenige, der keinen Pfennig in die Solidargemeinschaft einzahlt und sich seine Investitionen von der Solidargemeinschaft zahlen läßt? Oder ist es der Arbeitnehmer, der sich im Krankheitsfall seinen Lohn fortzahlen läßt?
Eine besonders häßliche Fratze zeigt der Arbeitgeberverband, wenn er behauptet, Sozialhilfeempfänger hätten einen höheren Lebensstandard als Berufstätige. Wie schlecht bezahlen denn die Arbeitgeber, wenn man mit Berufstätigkeit weniger verdient als mit Sozialhilfe?
Wann wird von den Regierenden der "legale Steuerbetrug" abgeschafft und der Einsatz von Fremdfirmen und Werkverträgen in Betrieben, die diese Arbeiten auch ohne Probleme selbst durch eigene Beschäftigte erledigen lassen könnten, nicht mehr durch die Steuer besonders günstig behandelt. Denn Beschäftigung im Betrieb bringt hohe Lohnkosten, die Bezahlung von Fremdfirmen oder Werkverträgen entspricht Sachkosten und ist somit steuermindernd absetzbar. Der Staat selbst fördert somit die Bereiche, in denen so schlecht bezahlt wird, daß man als Arbeitnehmer weniger verdient als ein Sozialhilfeempfänger.
Welche Partei ist überhaupt noch für diese Arbeitnehmerfragen zuständig? Die Arbeitgeber sind sicherlich der falsche Berater für die Solidargemeinschaft!
Wolfgang Schmelz, Offenbach
Im schwachen Spiel das schwächere Team
"Wenn man hinten drin steht, dann kommt meistens auch noch das Pech dazu." So lautet eine der zahllosen Weisheiten im Fußball mit denen man in Situationen erster Enttäuschung lieber auf schicksalhafte Zusammenhänge verweist, als die eigenen sportlichen Schwächen zu benennen. Das Zitat stammt diesmal von Bernd Firle, mit Beginn der Rückrunde neuer Trainer bei der SpVgg. 05 Bad Homburg und fiel nach der 1:2-Heimniederlage gegen den SC Neukirchen.
Eine Niederlage, die in Anbetracht von Lattentreffern durch den besten Homburger Ralf Haub und seinen Stürmerkollegen Thomas Richter und einer chancenreichen Schlußoffensive der Gastgeber durchaus als unglücklich empfunden werden kann. Eine sachliche Auflistung der Torchancen läst die Nordhessen jedoch nur wenig nachstehen. So hatten die Gastgeber bei Aktionen des spielfreudigen und schußstarken Michael Matthaei, vom FSV Frankfurt zu Neukirchen gewechselt, sowie bei Einschußmöglichkeiten durch Wendler und Sicaja ebenfalls Glück.
Die emotionslose Analyse des Spiels muß dagegen aufweisen, daß es insgesamt ein schwaches Oberligaspiel war, bei dem über weite Strecken Kampf und Krampf dominierten. Und wenn einmal spielerische Akzente zu verzeichnen waren, dann überwiegend auf Seiten der Neukirchener. Mit der geschickteren Raumaufteilung im Mittelfeld waren es meist Matthaei, Carsten Walper und Ex- Profi Volker Münn, die mit schnellen Kombinationen die Bad Homburger Abwehr verunsicherten. So zum Beispiel bei der 1:0-Führung, als sich Münn durchspielte, schließlich zum Schuß ansetzte und Romeo Wendler den durch Torwart Holger Voigt nur abgeklatschten Ball einschob. Bezeichnenderweise mußte dann ein klassisches Eigentor, fabriziert durch Andreas Schmier her, um die Gastgeber noch einmal zu motivieren. Die Hoffnugen schwanden jedoch wieder, als der kurz zuvor eingewechselte Bernd Heidel Abstimmungsschwierigkeiten in der Abwehr des Gastgebers nutze und das 2:1 für Neunkirchen besorgte.
Mit dem für jederman erkennbaren Willen noch den Ausgleich zu schaffen, setzten die Bad Homburger in der letzten Viertelstunde alles auf eine Karte. Neukirchens Abwehr geriet, durch zwei Zeitstrafen begünstigt stark unter Druck. Es war dann hauptsächlich Torwart Michael Seum, der mit tollen Reflexen seiner Mannschaft den Sieg rettete. ROBERT BALASZ
Bad Homburg: Voigt; Ziegler; Naumann, Kall, Pasqualotto, Vittello, Rotermund (50. Gorges), Müller, Dzihic (77. Röder), Richter, Haub.
Neukirchen: Seum; Bayer; Stuckhardt, Schmier, Schneider, Walper, Matthaei, Sicaja (72. Heidl, 86. Kalms), Münn, Wendler, Losekam.
Tore: 0:1 Wendler (11.), 1:1 Schmier (14. Eigentor), 1:2 Heidel (73.).
Schiedsrichter: Weber (Walluf).
Zuschauer: 250.
Arbeitsloser Kässmann kündigt Wechsel an
Der verschneite Platz war ganz und gar nicht das geeignete Terrain für eine richtungsweisende Partie. Was der Unparteiische freilich anders sah. Die Haigerer kamen auf dem schwer bespielbaren Rasen besser zurecht als der SV Wehen, was dessen Trainer Jung als spielentscheidend wertete. Sein Debüt hat noch keinen Wandel ausgelöst, denn zu früh ergab man sich seinem Schicksal.
Haiger machte Druck, Wehen kam erst in der 23. Minute zu einem Konter durch Hübner, der bei Eintracht-Torhüter Kässmann endete. Damit war das Zwischen- Hoch der Gäste beendet. Haiger dominierte danach so klar, wie es die Treffer durch Zeise, Weber und Klein ausdrückten.
Wehen vermochte sich selten aus der Defensive zu lösen. Das per Freistoß von Sauer erzielte Tor (74.) brachte den verdienten Haigerer Erfolg nicht mehr in Gefahr. Einem Treffer von Hübner wurde die Anerkennung versagt (83.), weil Schmitt Torhüter Kässmann, der bekanntgab, daß er in der kommenden Saison für den SC Neukirchen spielen wird, gefoult hatte. GERD GRAF
Haiger: Kässmann; Zeise; Hof, Weber, Boller, Waldschmidt, Klein, Jelaca, Schuster, Zielinski (68. Zabel), Lang.
Wehen: Vogler; Menger; Boche, Utsch, Sauer, Raab, Schmitt, Hübner, Süss, Brummer (60. Munyaneza), Feyen.
Tore: 1:0 Zeise (43.), 2:0 Weber (52.), 3:0 Klein (70.), 3:1 Sauer (74.).
Schiedsrichter: Kessler (Birstein).
Zuschauer: 200.
NEU-ISENBURG. Seine "Besorgnis" über die drastischen Kürzungen bei Kindertagesstätten und Kindergärten im Isenburger Haushalt 1993 brachte der Stadtelternbeirat jetzt in einem offenen Brief an alle Stadtverordneten zum Ausdruck.
Um 30 Prozent wurden die Mittel für Kindertagesstätten und Kindergärten gekappt. Im "Brennpunkt" der Elternkritik stehen neben den Streichungen bei der Fort- und Weiterbildung sowie Supervision der Erzieher/innen die Kürzungen im Fachkräfte-Programm.
Laut Bernd Pufahl, dem Leiter der Abteilung Kinder und Jugend im Rathaus, ist dieses Programm in den bisherigen Ausmaßen in Neu-Isenburg ein "einzigartiges Modell in Hessen". Insgesamt 126 000 Mark standen 1992 noch dafür zur Verfügung, regelmäßig Experten zur Frühförderung in die Kigas und Kitas zu holen. Psychologen, Motopäden (Bewegungstherapeuten) und Sprachheilerzieher besuchen im Rahmen des Programms der Stadt jede Gruppe der Neu- Isenburger Einrichtungen, um Kinder mit Bewegungsauffälligkeiten oder solchen mit Schwierigkeiten, ein korrektes "S" zu sprechen, gezielt zu fördern. 1993 werden in diesem Topf nur noch 93 000 Mark zur Verfügung stehen.
"Wir haben überlegt, wie kann das vorhandene Geld so eingesetzt werden, daß es nicht allzusehr weh tut", berichtet Pufahl. Fest stand von vornherein: "An der Kontinuität der täglichen Gruppenarbeit können wir nicht kürzen." Also setzten die Verantwortlichen den Rotstift an den Zusatzangeboten an: vor allem bei den Ferienfreizeiten und den Fachkräften. Gruppenreisen werden 1993 überhaupt keine mehr stattfinden.
Mit Ausnahme der schon angezahlten Freizeiten und der Reisen für die "Lücke- Kinder", so Pufahl: die 12- bis 14jährigen, die "zwischen alle Stühle fallen, weil sie nicht mehr so recht in den Hort und noch nicht ins Jugendzentrum passen." fra
Der Artikel klammert - und hier folgt er den typischen Zügen der Auseinandersetzung mit der lokalen NS-Geschichte in Gießen und anderswo - bestimmte Aspekte der politisch schillernden und widersprüchlichen Persönlichkeit des Malers Heinrich Will und des "Kaufmann-Kreises", die ein anderes Bild ergeben, völlig aus (FR vom 17. 2. 1993 "Ein Opfer des Naziterrors"). Will war eben nicht, wie es der Direktor der Oberhessischen Museen, Friedhelm Häring, darstellt, "bis 1935 ein politisch naiver Mitläufer", er war in dieser Zeit ein Anhänger des Nationalsozialismus und ein nationalsozialistischer Kunstfunktionär.
Die Zeitzeugin Ria Deeg ("Signale aus der Zelle", Gießen 1979) charakterisierte Will 1990 folgendermaßen: "Der Kunstmaler Will war bis zu seiner Verhaftung im Auftrag der NSDAP Vorsitzender des Künstlerbundes. Er war bis zur Verkündung der Rassengesetze von der Naziideologie angetan. Erst als seine Frau, welche Jüdin war, von den Rassengesetzen betroffen wurde, wurde er zum entschiedenen Nazigegner."
Auch die politische Dimension des "Kaufmann-Kreises" wird überschätzt. Der nationalkonservativ eingestellte Privatgelehrte Dr. Alfred Kaufmann stand - wie der Geschäftsführer des Altdeutschen Verbandes, Hauptleitung Baden, Hessen und Pfalz, dem Platzhalter des Alldeutschen Verbandes in Gießen, dem Rechtsanwalt J. Fr. Zimmer, 1937 mitteilte (vgl. Hess. Staatsarchiv Darmstadt G 12 B Sd/Gestapo) - eben diesem Verband "gesinnungsmäßig sehr nahe" und nahm an den Versammlungen der Gießener Ortsgruppe teil. Kaufmann gehörte, wie der lokale Geschichtsforscher Jörg- Peter Jatho bereits 1989 mitteilte, von 1933 bis 1938 der NSDAP an.
Im "Kaufmann-Kreis" wurden die verbotenen BBC-Radiosendungen gehört, und das war auch schon alles. Mittels der in den Kreis eingeschleusten Agentin Dagmar Imgart erfolgte Anfang 1942 die Zerschlagung des Kreises. Dr. Kaufmann und Heinrich Will wurden zum Tode verurteilt; das Urteil gegen Kaufmann in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt.
Der Kunstmaler Heinrich Will (1895 bis 1943) avanciert in Gießen zu einer Ikone des Widerstands, zumal in Deutschland der Widerstand gegen den Nationalsozialismus mittlerweile mit der Lupe gesucht wird. Will und die Mitglieder des "Kaufmann-Kreises" haben etwas in der Nazizeit Verbotenes getan, nämlich ausländische Rundfunksendungen gehört. Aber sie waren - im Gegensatz zur Gießener Lesart (vgl. etwa Gießener Anzeiger vom 5. 9. 1992) - keine "Widerstandsgruppe" und schon gar keine Widerstandskämpfer.
Es gab, wie ein Mitglied des Kreises, Renate Roese (später Fulle), 1981 in einem Interview mitteilte (vgl. Äskulap und Hakenkreuz, Gießen 1982, S. 189), über das Radio-Hören hinaus keine weiteren Aktivitäten.
Heinrich Will ist und bleibt allerdings ein Opfer des Nationalsozialismus aus seinen eigenen Reihen. Der FR-Artikel ist, ebenso wie die in Gießen zu Will laufenden Veranstaltungen, durchweg typisch für die ungebrochen wirksame, auf Verdrängung und Schönung ausgerichtete lokale NS-Geschichtsschreibung.
Prof. Dr. Bruno W. Reimann, Gießen
Alte und neue Freundschaft
Deutschland und Japan verbindet eine alte und enge Freundschaft. Unermüdlich wiederholten Kanzler Kohl und Ministerpräsident Miyazawa diesen Satz während ihres Treffens in Tokio. Eine alte Freundschaft, das stimmt: die Japaner haben ihre Schulen und ihre Armee nach preußischem Muster aufgebaut. In den 30iger Jahren verbündeten sich beide Länder gegen den Rest der Welt. Sie verloren den Weltkrieg und wurden zu Wirtschaftsmächten. International haben beide Länder mit dem selben Problem zu kämpfen: Ihre Nachbarstaaten trauen ihnen nicht so recht.
Beide Länder möchten auf dem internationalen Parkett ernster genommen werden. Dabei kommen sie sich in die Quere. Mit der "alten Freundschaft" ist es nicht weit her. Eine gemeinsame Strategie in Sachen UN-Sicherheitsrat werde es nicht geben, sagt der japanische Ministerpräsident. Wie auch? Die Japaner hätten gute Chancen auf einen ständigen Sitz, schließlich ist Asien im Sicherheitsrat unterrepräsentiert. Das deutsche Ansinnen hingegen würde die Arithmetik der Kontinente durcheinanander bringen.
Auch das Thema "Rußlandhilfen" birgt Spannungen. Die Deutschen wollen, daß die Japaner mehr zahlen. Doch die Japaner fühlen sich völlig mißverstanden: Gerade im wiedervereinigten Deutschland müsse man doch verstehen, daß die Japaner keine Zugeständnisse machen können, solange sie "ihre" Kurilen-Inseln nicht zurückbekommen haben.
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten war die "alte Freundschaft" immer eine oberflächliche. Mißverständnisse, und Klischees gab und gibt es auf beiden Seiten zuhauf. Das Bild von den zackigen, pflichtbewußten Deutschen und das Bild von den unermüdlichen, aber hinterlistigen Japanern. Das Klischee von den Deutschen, die ständig Lieder singen, Lederhosen tragen und Würste essen und das Klischee von den höflichen Japanern, deren Frauen in Kimonos gehüllt Blumen stecken. Es ist nicht verwunderlich, daß sich die Bewohner so ferner Länder exotische Bilder von einander machten - aber ist es nicht unglaublich, daß sich die Klischees über die Jahrzehnte hinweg gehalten haben? Das zeugt von Unwissen auf beiden Seiten.
Viele, vor allem ältere Japaner, lieben Deutschland: Sie waren in Rothenburg ob der Tauber und in Heidelberg, sie können das Loreley-Lied und die Ode an die Freude auswendig, sie kennen und verehren Kant, Hegel und auch Hitler. Doch es ist eine einseitige Liebe, denn den meisten Deutschen ist Japan unendlich fern.
Die Zeiten in denen wir uns nicht um die Japaner bemühen mußten, weil es zwischen beiden Ländern keine Probleme gab, sind längst vorbei. Erst jetzt, nachdem das Handelsdefizit auf über 16 Milliarden Mark angewachsen ist, wachen Unternehmer und Politiker langsam auf. Wie kommt es, daß die Japaner unsere Märkte mit Elekronikgeräten, Autos und Maschinen überschwemmen, während die Deutschen auf dem japanischen Markt keinen Fuß auf die Erde kriegen? Natürlich sind die Strukturen in Japan schwer zu durchschauen, natürlich halten die japanischen Unternehmer und die Bürokratie zusammen, natürlich ist die Sprache schwer zu erlernen. Die meisten dieser Hindernisse ließen sich durch mehr Engagement der Unternehmer überwinden. Statt dessen schicken viele Firmenleitungen Manager los, die von Japan keine Ahnung haben. Sie brauchen sich nicht zu wundern, daß sie bei Verhandlungen über den Tisch gezogen werden. Viele Informationen werden in Japan auf dem offenen Markt gehandelt, aber die deutschen Firmen haben niemanden, der sie einsammeln könnte. Die deutschen Universitäten bilden Betriebswirte und Japanologen aus. Aber es gibt kaum Leute, die von der japanischen Wirtschaft eine Ahnung haben und Japanisch sprechen. Die Japaner machen es besser. Sie schicken eine große Zahl von Studenten zur Ausbildung nach Europa.
Die deutschen Unternehmer haben zudem kaum Rückendeckung durch die Politik. Bundeskanzler Kohl hat es sich in Tokio leicht gemacht und damit eine einmalige Chance verspielt. Anstatt den Japanern deutlich zu sagen, daß das Handelsungleichgewicht auch ihr Problem ist, kam er wieder mit dem Spruch: "Die Deutschen müssen lernen früher aufzustehen." Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der japanischen Unternehmer, die Arbeitszeitverkürzung und soziale Leistungen in Deutschland für das Grundübel halten. Die Japaner brauchen sich nach dem Kohl-Besuch keine Sorgen mehr zu machen, daß sie wegen ihrer unfairen Wirtschaftspraktiken (zum Beispiel der Weigerung, Firmen an Ausländer zu verkaufen) Schwierigkeiten bekommen könnten.
Seit Jahren warnen einige Experten, Japan werde ganz Europa im Jahr 2000 zu seiner wirtschaftlichen Kolonie machen. Das ist sicherlich überzeichnet. Fest steht jedoch, daß wir Japan endlich ernst nehmen müssen. Und natürlich können wir viel von den Japanern lernen: Effiziente Produktionsmethoden, klug angelegte Forschungsstrategien. In einem sollten sie uns aber kein Vorbild sein: im Frühaufstehen. Viele Japaner müssen tatsächlich, jeden Morgen um fünf aus dem Haus, weil sie in überfüllten Zügen zwei bis drei Stunden bis zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs sind. Die schlechte Infrastruktur und die langen Arbeitszeiten gehören zu den Schattenseiten des japanischen Wirtschaftserfolges.
"Von den Japanern lernen" muß nicht heißen, daß wir ihre Fehler nachmachen. In manchen Bereichen können die Japaner auch von uns lernen. Beide Seiten hätten viel davon, wenn aus der "alten Freundschaft" eine "neue Freundschaft" würde. Das heißt: Die überkommenen Klischees vergessen und mehr voneinander wissen wollen.
Ein Mittelchen hier, eine Spritze dort - dann wird's schon wieder. Till Bastian, Vorstandsmitglied der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) erzählt die Episode aus seiner Mainzer Praxis nicht ohne Hintersinn: Der Patient, der in regelmäßigen Abständen zu ihm kam, hatte Gicht. Sein Leiden, so schlug ihm der Arzt vor, sei mit einem etwas weniger "lustigen Lebenswandel" durchaus in den Griff zu kriegen. Doch der Mann winkte ab: "Ei, wisse se, Herr Doktor, solang mer guhde Ärzte ham, mach ich lieber so weiter."
Es ist, hat der politisch ambitionierte Mediziner festgestellt, im Kleinen halt wie im Großen: Der Aktionismus sei ein "Paradigma der Weltpolitik", das "schnelle Eingreifen" sei "das geistige Lebenselixier der technokratischen Industriegesellschaft". Bei der IPPNW macht man sich deshalb seit längerem schon Sorgen um den allzu arglosen Umgang mit internationalen Militäreinsätzen in aller Welt, dieser, so Bastian, "Infusion der Weltinnenpolitik". Oder anders, wie aus dem Munde des Philosophen Karl Popper formuliert: "Müssen wir für den Frieden Krieg führen?" Zum Thema veranstaltete die IPPNW am Wochenende ein Hearing in Berlin - aus Angst auch vor einer "drohenden Wende in der deutschen Außenpolitik hin zu Bundeswehreinsätzen in aller Welt, hin zu Kriegsführung statt Kriegsvermeidung".
Es wurde eine nachdenkliche Veranstaltung, eine Sammlung warnender Stimmen in einer Zeit, in der angesichts der Schreckensbilder aus dem ehemaligen Jugoslawien der Ruf nach einer militärischen Intervention mit deutscher Beteiligung immer lauter wird. Doch das Gemetzel auf dem Balkan, das die Diskussion um deutsche Bundeswehreinsätze angestoßen hat wie zuvor kein zweiter Krieg, ist, wie Bastian zu Bedenken gibt, nur einer von 52 Kriegen im "Rekordjahr" 1992 gewesen - "und nicht einmal der blutigste". Hätte man, fragt Bastian, "in allen 52 Kriegen intervenieren sollen"?
Und wenn das "fragwürdige Mittel Interventionismus" schon angewendet werde, warum dann unbedingt mit deutscher Beteiligung? Die oft gebrauchte These von der ansonsten drohenden internationalen Isolation des neuen Deutschland sieht die IPPNW durch Zahlen widerlegt: Nur etwa 60 der rund 160 UN-Mitgliedstaaten hätten sich bislang an UN-Blauhelmaktionen beteiligt. Weniger der Mangel an Soldaten, so die Argumentation der Ärzte-Organisation, als vielmehr die chronische Finanzmisere der Vereinten Nationen habe Blauhelmmissionen gefährdet. Bastian: "Von Isolation kann keine Rede sein." Auch Ulrich Albrecht, Friedensforscher an der Freien Universität (FU) Berlin, hält die Rolle der Deutschen bei "humanitär begründeten Interventionen" zunächst für offen: "Von den Deutschen wird zuerst eine nichtmilitärische Antwort erwartet."
Bastian forderte den "Paradigmenwechsel" - "weg vom Interventionismus hin zur Kriegsprävention". Wozu für den Arzt auch ein Geraderücken der These von der "weltpolitischen Verantwortung" gehört. Wie weit die Bundesregierung davon entfernt sei, zeige der "Rekordtiefstand" bundesdeutscher Entwicklungshilfe, der gegenwärtig nur noch bei 0,37 Prozent des Bruttosozialproduktes liege. Verantwortung als Triebfeder für internationale Militäraktionen hat Kum Ndumbe, Politikwissenschaftler aus Kamerun, ohnehin noch nie entdecken können. Ihm sei kein einziger Fall bekannt, so der Gastprofessor für Politikwissenschaft an der FU Berlin, wo der Norden Armeen aufgestellt habe, um dem Süden beizustehen. Ndumbe: "Und ich sehe auch nicht, warum das heute in Somalia der Fall wäre."
Das sind nachdenkliche Töne einer Minderheit. Die Mehrheitsmeinung vertrat der Bonner Völkerrechtler Christian Tomuschat, auf dem IPPNW-Hearing freilich selbst in der Minderheit. Es könne, so Tomuschat, "notwendig sein in einem Zustand internationaler Anarchie, daß UN-Truppen eingreifen". Derzeit gebe es weniger ein "Drängen nach Intervention", es stelle sich vielmehr die Frage: Wer ist überhaupt bereit, solche Aufgaben zu übernehmen? Einmal zumindest sei solch ein Eingreifen auch von Erfolg gekrönt gewesen. Tomuschat: "Es gibt ein Land, das durch Intervention von außen zu rechtsstaatlichen Verhältnissen gekommen ist: das ist Deutschland."
AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
WIESBADEN. Die Häuserbesetzung währte nur wenige Stunden: Junge Wiesbadener, die am Samstag in leerstehende Häuser in der Knausstraße, am Römerberg und in der Rathausstraße vorübergehend ihr Domizil aufgeschlagen hatten, um für "menschenwürdigen, billigen Wohnraum für alle, die ihn brauchen", zu demonstrieren und gegen "Makler und Spekulanten" zu protestieren, wurden mittags von der Polizei vertrieben. Zwei Häuser verließen sie freiwillig - beim dritten in der Knausstraße mußten die Beamten einschreiten. Ein Mann wurde dabei vom Polizeihund gebissen, eine Frau stürzte und brach sich das Bein.
Rund 100 Jugendliche aus der "autonomen Szene" formierten sich nach der Räumung zu einem Demonstrationszug durch die City. Am Luxemburgplatz stießen sie auf einen Info- Stand der SPD - die sozialdemokratischen Wahlhelfer wurden mit Eiern beworfen. Weiteres Opfer wurde auch Stadtrat Hessenauer, der den geplanten Stadtrundgang abbrechen mußte.
Die Wiesbadener Hausbesetzer versuchen immer wieder, mit spektakulären Aktionen auf die Wohnungsnot aufmerksam zu machen. Die Schuldigen an der Misere seien nicht die Ausländer, sondern Wiesbadener, die "in Immobilienmakler-Büros, im Rathaus, in den Parteien und in den Vorstandsetagen von Banken und Versicherungen" säßen. In einem der drei Häuser, die sie am Samstag besetzt hatten, wollten sie ein "feministisches antifaschistisches Wohnprojekt" einrichten. Was sie darunter verstehen, haben sie allerdings nicht erklärt. maf
Erstaunlich, wie lange er durchhielt. Aber vielleicht hat er's ja doch nicht so schlimm getrieben, wie er sich den Anschein gab. Oder wurde Eddie Constantine allzusehr mit seinen Rollen identifiziert, noch stärker als andere Schauspieler? Immerhin war er der erste Macho-Detektiv des Nachkriegskinos, sowas prägt. Für Lemmy Caution ließen sich in den späteren 50er Jahren ganze Schulklassen Ausreden einfallen, um von der Frühnachmittagsvorstellung verspätet nach Hause kommen zu können. Allein die Titel bedeuteten Pflichtbesuch: "Morphium, Mord und kesse Motten", "Gangster, Rauschgift und Blondinen", "Rote Lippen, blaue Bohnen" (oder war das bloß jener Lemmy-Taschenbuchkrimi, dessen Cover neben der Constantinschen Visage eine - Sensation! - halbnackte Frau zierte?). In der linken Hand das Whiskyglas, im rechten Arm die "Puppe", die er nur losließ, um zur Knarre zu greifen: Dämlicher ging's kaum, es war echt geil.
"Ich habe 133 Filme gedreht, doch die meisten waren schlecht", sagte der narbige Held der Knabenträume später über sich selbst. Schlecht vor Enttäuschung und Wut wurde es seinem Stammpublikum, als er, andere Serienhelden hatten ihn abgelöst, von Jean Luc Godard 1965 für "Lemmy Caution gegen Alpha 60" verpflichtet wurde, was weder ein Detektiv- noch ein Science-Fiction-Film im herkömmlichen Sinn war, sondern die Absage der Gegenwart an die Zukunft. Von diesem Schlag haben sich die in den 50er Jahren stehengebliebenen Eddie-Fans nie mehr erholt; Peter Lilienthals Anarchisten-Epos "Malatesta", Fassbinders "Warnung vor einer heiligen Nutte" oder gar Lutz Mommartz' "Tango durch Deutschland" (1981) taten sie sich erst gar nicht mehr an.
Es waren dies allesamt (auch) Versuche Eddie Constantines, sich als Schauspieler aus eigener Kraft und künstlerischer Potenz zu erweisen, zu behaupten. Sie gelangen nicht zufriedenstellend. Wer so aussieht, über ein so schmales mimisches und Bewegungspotential verfügt, der wird, und wenn alle Beteiligten es eigentlich nicht wollen, primär eben als er selbst wie gehabt abgebildet: Eddie blieb Eddie.
Er nahms mit professioneller Gelassenheit, schließlich hat es seinen Mann ernährt. Angeblich war die Schauspielerei sowieso bloß zweite Wahl. Der als Edward Constantinewski, Kind russisch-polnischer Einwanderer, 1917 in Los Angeles Geborene hatte sich bereits sechzehnjährig am Wiener Konservatorium zwecks Studium des Gesanges eingeschrieben und diese Bemühung in New York fortgesetzt. Doch erst Ediath Piaf entdeckte ihn (auch ihn . . .), 1952, und dann war schon das Kino zur Stelle. Eddie durfte singen in seinen Filmen - die Stimme, klischeehaft, aber wahr, so rauchig wie das Leibgesöff -; er legte mehrere Platten vor - aber ein genuiner Chansonsänger scheint an ihm auch nicht verlorengegangen zu sein.
Er war öfters verschwunden und ist immer wieder aufgetaucht, auf der Leinwand und auf dem Bildschirm, in alten und in neuen Sachen. Mit steinernem Gesicht und melancholisch starrem Blick saß er da und schaute gedankenabwesend in eine ferne Nähe. Was er sagte, das fälschte ohnedies die Synchronisation oft um, und die Regisseure ließ er mit sich machen, was er ihnen bieten konnte. Godard hat mit ihm nach der Wiedervereinigung Deutschland bereist, das Land, das beide aus unterschiedlichen Gründen und keinesfalls einhellig positiv faszinierte. So wurde Eddie Lemmy Constantine für die avancierteste Kinematographie Zeitzeuge des neuen Deutschland und seiner Nullstunde.
Er hat sie nicht mehr lange überlebt. In Wiesbaden, wo er seit langem lebte, ist er nun gestorben, ein gutes Vierteljahr nur nach seinem 75. Geburtstag. Zurück läßt er Frau und junge Tochter sowie die geliebten Pferde, denen er sogar einen Roman schrieb, "Der Favorit", im adäquaten Milieu von Jet-Set und Turf. In der künstlerischen Geschichte des Films fungiert er als Kleindarsteller, als Fußnote; in der öffentlichen, in der Massenwirkung des Mediums - die nirgendwo so groß und anhaltend war wie in Deutschland -, beansprucht er ein kleines Kapitel für sich. Öfters schien es, als sei es endgültig abgeschlossen, doch immer wieder schrieb er es weiter, zäh und liebenswürdig. HS
MAIN-KINZIG-KREIS. Ein umfangreiches Buch ist die Unfallstatistik 1992. Einige Auszüge daraus, in Klammern die Werte des Vorjahres. Unfälle: 7963 (8598)
Tote: 41 (46)
Verletzte: 1860 (2046)
Schwerverletzte: 388 (469)
Verletzte Kinder: 48 (70)
Verletzte Radfahrer: 73 (82)
Verletzte Fußgänger: 115 (111)
Motorrad-Unfälle: 298 (272)
Unfallfluchten: 2162 (2368)
Alkoholunfälle: 511 (598)
Alcotests: 3749 (3626)
Blutproben: 890 (900)
Führerschein-Abnahmen: 888 (1007)
Zulassungen (Stand: 26. 2. 93): 248 652 Nicht berücksichtigt sind im übrigen Vorfälle auf den Autobahn-Abschnitten im Main-Kinzig-Kreis. Sie unterstehen nicht der Polizeidirektion Hanau, sondern dem Regierungspräsidenten in Darmstadt. Hessenweit ging auf den Autobahnen die Zahl der Kollisionen (171 016) um zwei Prozent und die der Verletzten (18 822) um 6,1 Prozent zurück, die der Getöteten (145) stieg hingegen um 3,6 Prozent. az
"Bertha Pappenheim hat drei Generationen von jüdischen Frauen zurückerzogen", so charakterisiert Helga Heubach bei einer Lesung im Jüdischen Museum anläßlich der ZEDAKAH-Ausstellung die Frankfurter jüdische Frauen- und Sozialrechtlerin, die 1888 mit ihrer Mutter von Wien an den Main gekommen war.
1895 hat die "Tochter aus gutem Hause" die Leitung des "Israelischen Waisenhauses" übernommen und damit den Anfang für ihre fruchtbare und innovative Erziehungs- und Sozialarbeit gemacht, mit der sie in nahezu vier Jahrzehnten in Frankfurt wirkte und die den Frankfurtern (und Frankfurterinnen) immer noch viel zu wenig bekannt ist.
Die Jüdischen Gemeinden in Frankfurt hatten damals natürlich auch schon so etwas wie ein soziales Fürsorgenetz, von den Beerdigungsvereinen bis zu jenen Einrichtungen, die den armen "Ost- Juden" zur Existenzgründung billige Kredite gewährten. Bertha Pappenheim aber ging noch weiter, indem sie die Pflicht zum wohltätigen Handeln, die ja allen Gemeindegliedern auferlegt war, immer wieder anmahnte und sie förmlich revolutionierte. Besonders lagen ihr die Einrichtungen am Herzen, die jüdischen Mädchen und Frauen ohne Bildung helfen und neue Zukunftsperspektiven geben sollten. So gründete sie in Frankfurt eine Haushaltsschule, einen Verein für "Weibliche Fürsorge", einen "Israelitischen Mädchenclub" und das Waisenhaus, das sie leitete. In einer überregionalen Organisation bekämpfte sie vor allem den "Mädchenhandel" aus Galizien und gründete dazu 1904 den "Jüdischen Frauenbund" Deutschlands. In all diesen Einrichtungen wurden Frauen und Mädchen beruflich ausgebildet und fanden - ob es Schwangere, junge Mütter oder Pflegebedürftige waren - Schutz und Pflege, nicht zuletzt auch Unterhaltung und Bildung.
Als aufgeklärte bürgerliche Erneuerin verlangte sie von den Frauen viel Eigeninitiative, warf aber andererseits auch den Jüdischen Gemeinden vor, daß ihre orthodoxe Kultur die Frauen als "Geschlechtswesen" und nicht als "Individuen" betrachte.
Sie forderte deshalb eine Entschlakkung der jüdischen Traditionen und die Überwindung der Kulturtiefstände, wie sie sie vor allem in Galizien antraf, wo die in ärmsten Verhältnissen dahinvegetierenden Juden kaum mehr Sinn für moralische Werte zeigten. (Beeindruckend ihre Reiseberichte zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien, die Gertraud Heise im Literaturhaus las.)
Bertha Pappenheim (sie ist übrigens die "Anna O." aus den Fallbeispielen von Sigmund Freud, den sie Ende des vergangenen Jahrhunderts in Wien zur Behandlung aufgesucht hatte) war eine literarisch hochbegabte Frau, die zahlreiche Märchen, Erzählungen und Theaterstükke schrieb.
Eine ihrer Identifikationsfiguren war Glückel von Hameln (1645-1724), die erste Frau und Jüdin in Deutschland, deren Memoiren veröffentlicht wurden. Bertha Von Pappenheim übersetzte ihre Biographie ins Deutsche.
Zum ersten Mal seit dem Krieg wurde jetzt im Jüdischen Museum die Arbeit dieser Frau im Rahmen der ZEDAKAH- Ausstellung öffentlich gewürdigt. ANGELIKA BURKHARD
BAD HOMBURG. 171 Luftballons wurden während eines Familienfestes der Bad Homburger SPD gestartet, 22 Karten, die mit davon geflogen waren, kamen zurück.
Gewinnerin des Weitflugwettbewerbs ist, wie die SPD jetzt mitteilt, Michelle Farr aus Oberursel. Ihr Luftballon wurde in Breitenbrunn im Erzgebirge gefunden. Auf Platz 2 landete der Luftballon von Maurizio Palumbo aus Bad Homburg; er sank bei Auerbach im Vogtland zu Boden.
Als Hauptgewinne setzte die SPD eine Jahres- und eine Halbjahreskarte fürs Seedammbad aus. off
Über die Gründe, die den Ex-Greenpeacer Patrick Moore jetzt die Werbetrommel für die von der Forstindustrie abhängige "B. C. Forest Alliance" rühren lassen, möchte ich hier nicht spekulieren (FR vom 16. 2. 1993 "Sie wollen sich nicht mehr wie die Axt im Urwald betragen"). Eine überzeugende, umweltverträgliche Forstpolitik der neuen Regierung von British Columbia kann der Grund jedenfalls nicht sein.
Bei ihrem Amtsantritt vor 15 Monaten veröffentlichte die Regierung eine Karte mit Gebieten, die in Überlegungen zur Unterschutzstellung mit einbezogen werden sollen. Darunter waren auch einige (aber bei weitem nicht alle!) Restbestände des temperierten Regenwaldes, den es in nennenswertem Umfange nur noch in British Columbia gibt. Glaubt man einer Studie der kanadischen Bundesregierung, werden aber auch aus Kanada bei Fortschreibung der derzeitigen Einschlagquote alle ungeschützten Bestände dieses Ökosystems bis zum Jahre 2008 verschwunden sein.
Leider "vergaß" die neue Provinzregierung, für die meisten der auf dieser Karte verzeichneten Gebiete ein Einschlagsmoratorium zu verhängen. Die Folge: Die Holzkonzerne treiben ihre Kahlschläge mit Hochdruck in solche Gebiete, die von einer Unterschutzstellung "bedroht" sind. So groß ist die Nervosität, daß an manchen Stellen auf Vancouver Island bis zum Wintereinbruch rund um die Uhr bei Scheinwerferlicht mit Planierraupe und Kettensäge an der Vernichtung der Urwälder gearbeitet wurde. Gezielt werden die letzten intakten Wassereinzugsgebiete an der Westküste vernichtet, da sie aus ökologischer Sicht erste Kandidaten für eine Unterschutzstellung sind.
So sitzen also heute in den von der Regierung initiierten - und von ihrem Grundgedanken sicher begrüßenswerten - Kommissionen Vertreter von Industrie, Regierung, Umweltgruppen, Freizeitanglern, Tourismusindustrie u. a. an einem Tisch und beraten über die Zukunft von Gebieten, in denen zur selben Zeit die Kettensägen Kahlschlag an Kahlschlag reihen.
Ist es da verwunderlich, daß sich die Umweltschützer durch diese "log-and- talk-Politik" hintergangen fühlen? 1,5 Millionen can-$ hat Premierminister Harcourt aus Steuermitteln für eine europäische Propaganda-Kampagne mit Schwerpunkt Deutschland bereitgestellt. Patrick Moore war erst der Anfang.
Rainer Pfaffenholz, Bonn
In WIESBADEN stehen wieder mal "Hoffmanns Erzählungen" auf dem Spielplan, eine "Phantastische Oper in fünf Akten, Text von Jules Barbier nach dem Drama "Contes d&rquote;Hoffmann" von Jules Barbier und Michel Carré, Fassung von Otto Maag und Hans Haug, eingerichtet von Oleg Caetani und Josef Heinzelmann, Text-Neufassung und Dialog auf der Grundlage der Übersetzung des Zensurexemplars von "Hoffmanns Erzählungen" von Josef Heinzelmann von Gunter Selling. Uff. Diese komplizierte Autorenreihe besagt allein schon eine Menge darüber, was einem Theater bevorsteht, welches die Oper Jacques Offenbachs aufführen will, ohne einfach dem schlampigen Bühnenbrauch zu folgen.
"Hoffmann" ist keineswegs das einzige Werk des aus Köln stammenden französischen Komponisten - zumindest die "Rheinnixen" wären zu nennen, aber auch eine Reihe von Komischen Opern, die keineswegs Operetten sind -; es ist auch nicht so fragmentarisch hinterlassen wie bisher immer behauptet worden ist. Offenbach hat weit mehr seiner Kompositon selbst orchestriert als bislang bekannt war, es gibt zudem so viel Musik, daß man fast einen "Parsifal"-langen Abend damit bestreiten könnte.
Es existieren allerdings nach wie vor Lücken im überlieferten Material, die für Aufführungszwecke ausgefüllt werden müssen. Möglich ist, daß sich noch weitere Kompositionsteile finden, denn viele sind erst in den letzten Jahren ans Tageslicht gekommen. Für die Praxis ist wichtig das Libretto, das seinerzeit der Zensurbehörde eingereicht wurde, denn es beweist zumindest, daß der Giulietta- auf den Antonia-Akt folgt und daß das Werk letzten Endes als "Opéra comique" gedacht war, also mit gesprochenen Dialogen gegeben werden sollte. Da der Komponist während der Proben starb, wird es eine authentische "Hoffmann"- Fassung jedoch nie geben.
Für die Wiesbadener Neuinszenierung, für die der im Schauspiel großgewordene Harald Clemen verantwortlich zeichnet, wurden diese neuen Erkenntnisse berücksichtigt. Es ist Musik zu hören, die bisher nicht bekannt war, anderes fehlt. Es werden aber auch weiter einige Stükke verwendet, die nicht von Offenbach stammen, etwa die sogenannte Spiegel- oder Diamantenarie, wahrscheinlich von einem André Bloch für Monte Carlo nachkomponiert, ein Ohrwurm, auf den wahrscheinlich kein Sänger verzichten möchte, zumal er an einer dramaturgisch richtigen Stelle im Giulietta-Akt steht.
Nach Herbert Wernickes außerordentlicher "Hoffmann"-Inszenierung im benachbarten Frankfurt mochte es als Risiko erscheinen, damit in der Landeshauptstadt in Konkurrenz zu treten. Dies erwies sich nicht als Problem, denn Harald Clemens Interpretation ist ganz anders. Kann man bei Wernicke von einem "alkoholischen Realismus" sprechen, so ist die Wiesbadener Deutung abstrakter. Raimund Bauer hat für das Vorspiel, hier als Erster Akt bezeichnet, noch eine realistische Dekoration entworfen; kein gemütlicher Weinkeller ist zu sehen, sondern ein eher trister Wartesaal mit einer Theke, hinter der Erwin Kurtz als Wirt Luther waltet.
Im Olympia-Akt sitzt zunächst die Puppe hinter einem Schleiervorhang; ein roter Läufer weist ihr den Weg, die Gäste werden mittels zweier Absperrtauen auf Distanz gehalten. Das Haus des Rats Crespel befindet sich hoch über einem Nebelmeer, windschief sind die Mauern. Die Kurtisane Giulietta lagert in einer roten Liebesgrotte in einem weiten, fast leeren Raum, keine Gondel weit und breit. Ein Weg von der Wirklichkeit ins Reich der Phantasie.
In Michael Myers wurde ein geradezu idealer Zwischenfachtenor für die Titelrolle gewonnen, ein Sänger von angenehmer Bühnenerscheinung, nicht annähernd so dominierend allerdings wie William Cochran in Frankfurt. Die vier Diaboliker (oder der eine in viererlei Gestalt) sind bei Johann Werner Prein in den besten Händen; die Aufgabe liegt ihm weit besser als etwa der Hans Sachs, er hat auch als sonorer Sänger einen großen Tag.
Dedorah Lynn Cole bewältigt die Koloraturen der Olympia sicher, Jolanta Radek ist eine eindrucksvolle Antonia mit leichten Schärfen in der Höhe, Sue Patchell eine überzeugende Giulietta im Glamourlook. Bei Gabriela Künzler, mit Sonderbeifall bedacht, ist der Niklaus weit mehr als eine Nebenrolle. Jochen Elbert gestaltet die vier Dienerrollen abwechslungsreich und ist besonders als schwerhöriger Franz hinreißend.
Generalmusikdirektor Oleg Caetani stand selbst am Pult. Unter seiner Leitung hat sich die Qualität des Staatsorchesters außerordentlich verbessert. Er dirigiert eine Große Romantische Oper in Wagner-Nähe. Etwas leichtfüßiger, prikkelnder ließe sich die Musik Offenbachs wohl darbieten - ein kleiner Einwand nur gegen eine sonst voll überzeugende Gesamtleistung. HORST KÖPKE
(Weitere Aufführungen vorgesehen für den 2., 6., 12. und 24. März.)
Menschenfresserei für den Mythos Jugend Birgit Scherzers aufregende freudianische Deutung von "Romeo und Julia" als Tanztheater
SAARBRÜCKEN. Daß Birgit Scherzer spannenden Tanz erfinden kann und sich mutig diffiziler Themen annimmt, wissen wir. Sie hat es bislang aber nur in kleinen Werken moderat gezeigt. Jetzt deutet sie einen Ballettklassiker derart aufregend neu und vollkommen überzeugend wie kaum ein Choreograph in den letzten Jahren. Ihre Version von "Romeo und Julia" stimmt psychoanalytisch bis ins letzte Detail, fasziniert durch lebhafte Bildimpressionen und kraftvolle Bewegungen. Das Werk startet und endet mit gleichen Bildern schockierender Deutlichkeit eines Kannibalismus. Die Familienclans der verfeindeten Capulets und Montagues sitzen elegant schwarz gekleidet vor Tischen auf Rollen, wie sie in der Pathologie zum Sezieren benutzt werden. In nobler Manier fressen sie die jungen Leiber von Romeo und Julia, am Schluß deren Leichen. Sie wollen sich als alte Säkke ewige Jugend assimilieren. Die grausige Chiffre kann aber auch als listiger Affront gegen die antiquierte Sucht bürgerlichen Publikums gedeutet werden, Ballett als rein ästhetische Kulinarik zu konsumieren. Ausstatterin Änn Schwerdtle hat für die Staatstheaterbühne einen kalten, düster technisierten Raum mit viel Bewegungsfreiheit geschaffen. Hinten läßt die Wand einer Fabrikhalle an drei Eisentüren rasche Auftritte zu, ansonsten genügen die zwei Wagen und ein paar Stühle zur variablen Dekoration. Choreographie nutzt gewonnenen Spielraum zu ausladendem, kraftvollem Tanz mit wirbelnden Sprüngen.
Dazu spielt das Staatsorchester eine intelligent geraffte Fassung der Komposition von Sergej Prokofjew in sauberer Prägnanz, luzide, rhythmisch und tanzgerecht. Chefdirigent Yun Märkl verleiht der Musik klare Strukturen. So potenzieren sich abstraktes Ballett und Klang zu attackierender Wucht.
Frau Scherzer setzt keine Kenntnisse des Sujets beim Zuschauer voraus. Sie erschließt Geschichte und deren künstlerische Bedeutung unmittelbar durch ausdruckstarke Gesten und Symbole. Ihre Hauptfiguren bleiben naive, natürliche und spontane Kinder ohne soziale Verklemmungen. Julia (hinreißend Ute Brühmann) bewegt sich so locker-beschwingt wie ein frisch verliebter Teenager. Sie tanzt barfuß und lehnt Spitzenschuhe als Zwangsinstrumente für Überästhetisierung ab, möchte schlicht normaler Mensch bleiben und sich keiner Konvention anpassen. Ihr Schwarm Romeo (Martin Sierra, zuweilen maniriert) bleibt ein selbstbewußter, furchtloser Junge mit unverkrampftem Hang zur Romantik. Die Rolle des affektierten, fast immer weibisch dargestellten Paris besetzt Birgit Scherzer gleich androgyn durch eine Frau, die sich aber nicht geckenhaft in ihr Schicksal ergibt, sondern wacker um Julia kämpft.
Pater Lorenzo ist nackt, nur mit Lendenschurz bedeckt, blind wie der weise Seher Teiresias, ein echter Schamane als Tanzlehrer, Priester und Medizinmann in Personalunion. Eher stilisiert agieren die Familien, typisch Angepaßte des Establishments mit Sensoren für die ungeschriebenen Regeln feiner Leute. Den überzeugendsten Part gibt Sven Grützmacher als unkomplizierter Mercutio.
Die Choreographie mit expressiven, weit ausladenden Bewegungen läßt durch schwindelerregenden Tanzfluß, feine, elegische Duette und ehrlich offene Gestik kaum Zeit zum Atemholen. Sie packt rasant und überzeugend zu. Komisch-skurrile Elemente geben dieser genialischen Version von "Romeo und Julia" Pep. Birgit Scherzer zeigt einleuchtend, wie nach Sigmund Freuds Lehre Aggression und Eros aus der selben seelischen Wurzel stammen und je nach Umfeld frei gesetzt werden. ROLAND LANGER
(Weitere Vorstellungen: 3., 6., 7., 12., 14., 19., 25. und 30. März).
BAD HOMBURG. Über die Sinfonien von Dimitrij Schostakowitsch hält am Donnerstag, 4. März, Konrad Vogelsang einen musikhistorischen Vortrag. Beginn ist um 19.30 Uhr im Kurhaus. Veranstalter ist die deutsch-russländische Gesellschaft.
KRONBERG. "Bürgerzorn" hat die Frau nach eigenem Eingeständnis auf die Straße getrieben. Aber wie sie nun an diesem Sonntag morgen zusammen mit 180 weiteren Gegnern der Kronberger Verkehrspolitik nahe der Altkönigschule in der Februarsonne steht, kommt sie sich doch "irgendwie blöd" vor. "Demonstrieren", erläutert sie, "ist eigentlich nicht so mein Fall."
Für solche Fälle hat CDU-Spitzenkandidat Edmund Knapp sein Megaphon dabei. "Ja, meine Damen und Herren", ruft er werbend durch die Tröte, "wenn Sie sich bei den Plakaten und Transparenten umschauen könnten. Ich denke, wir haben ein paar ganz schöne Sprüche für Sie gefunden." Die Sprüche sind von einigen Aktivisten en gros auf Pappe und Bettlaken gepinselt worden und zeichnen sich vor allem durch Freude am Reim aus, etwa: "Lärm und Streß durch Wilhelm Kreß", oder: "Eine STEL muß her, sonst geht nichts mehr", was auch als "Eine STEL muß her, dann regelt sich der Verkehr" im Angebot ist. Zögernd wappnet man sich mit den bereitgestellten Werbeträgern.
Knapp versucht derweil gemeinsam mit der Handvoll, durch Aufnäher am Ärmel so ausgezeichnete Ordner, einen Zug zu formen. Darüber, daß selbst eindringliche Bitten wie "Darf ich Sie jetzt auf die Straße bitten?" und "Jemand muß doch den Anfang machen!" die Scheu der Kundgebungsteilnehmer nur langsam brechen, tröstet sich der CDU-Spitzenmann mit der Erkenntnis, daß "wir nun mal keine Berufsdemonstrierer" sind.
Aber auch Hobbydemonstranten kommen schließlich mal auf Touren. Ein ansehnliches Fähnlein wandert durch die nach allgemeiner Demonstrantenansicht vom Verkehr besonders gebeutelte Oberhöchstadter und Bahnhofsstraße, durch Schillerstraße und Friedrichstraße - "machtvoller Protest" (Knapp), aber schweigend. Als der Mann am Megaphon einige Slogans ins Mikro brüllt, wird ihm pikiert entgegengehalten: "Wir sollen hier doch nicht etwa skandieren, oder was?"
Erst beim Abschluß in der Taunushalle taut die Menge richtig auf. Tosender Beifall, als der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Küchler für die STEL (Stadtentlastungsstraße) eintritt und Vertreter der Anwohnerinitiativen BISS, BIFAS und BIO noch einmal die Belastungen aus der Verkehrsregelung schildern. Die Protestfront steht, sobald sie Platz genommen hat. Zugleiter Knapp stört das reichlich späte Feuer nicht: "Demo in dieser schönen Umgebung", sagt er, "macht einfach Spaß." mak
Die Einführung der Regionalliga mit Beginn der Saison 1994/95 erhitzt die Gemüter der in einer Interessensgemeinschaft organisierten Oberliga-Vereine. Das Kuriose: Just in dem Moment, wo eine DFB-Kommission unter Vorsitz von Vizepräsident Ernst Knoesel nach längeren Diskussionen und einem zusammenfassenden Votum von Präsident Egidius Braun vor wenigen Tagen den wohl sinnvollsten und ausgewogensten Entwurf zur Regionalliga-Gründung vorgelegt hat, erreicht der Streit der Experten einen neuen Höhepunkt und die Beurteilung der Reformpläne gehen weiter denn je auseinander (die FR berichtete).
Schon jetzt steht freilich für alle Insider mit Realitätssinn fest: Die neue "3. Liga" wird bei einer derzeit für Anfang Juni geplanten außerordentlichen DFB- Beirats-Tagung auf alle Fälle beschlossen, lediglich die Modalitäten sind noch offen. Alles spricht inzwischen für das sogenannte Dreier-Modell, das eine Regionaliga Süd, West/Südwest und Nord/ Nordost mit jeweils 18 Klubs vorsieht. Ergänzend dazu entworfene Vorschläge für eine Vierer- oder Fünfer-Lösung werden wenig Realisierungs-Chancen eingeräumt. Klar scheint darüber hinaus die Tendenz, daß als Alternative zu einer Drei-Jahres-Wertung als Qualifikations-Kritierium in den momentan zehn Oberligen mit 171 Mannschaften allein das Tabellenbild der Saison 1993/94 favorisiert wird. Egal, wie die Details der Neueinteilung geregelt werden, für die Hessen ändert sich ohnehin nichts. Ihre sechs besten Vereine werden in Zukunft mit je sechs Klubs aus Baden-Württemberg und Bayern die Regionalliga Süd bilden. Ungeachtet der Empfehlung der DFB-Gremien kann der hessische Verband aber über seinen Qualifikations-Modus eigenständig entscheiden.
Das Für und Wider der bevorstehenden Regionalliga-Gründung fördert vielfältige Aspekte zutage. Für DFB-Vizepräsident Knoesel ist beispielsweise die Entscheidung zu Gunsten dreier Regionalligen von der Aufteilung her optimal: Im Raum der Regionalliga Süd spielen 36,34 Prozent aller für den DFB-Spielbetrieb gemeldeten Senioren-Mannschaften, der prozentuale Anteil für den Bereich West/Südwest liegt bei 31,25 und der für Nord/Nordost bei 32,31. Am überzeugendsten ist jedoch der Hinweis auf die in jeder Hinsicht reibungslose Auf- und Abstiegsregelung von der 2. Liga über die drei Regionalligen bis hin zu den künftig neun Oberligen. Bei jeweils drei Absteigern in der höheren Klasse steigen jeweils drei Meister der eine Stufe tiefer angesiedelten Ligen ohne Aufstiegsspiele oder -runden automatisch auf. Gerade das war bisher stets ein Nachteil der Zweitliga-Aufsteiger aus der Oberliga, die in einer von manchen Zufällen geprägten Qualifikationsrunde am Ende einer langen Saison um den Aufstieg spielen mußten und im Falle des erfolgreichen Abschneidens angesichts der zu kurzen Zeit für die Vorbereitung auf die neue Runde zu Recht von Wettbewerbs-Verzerrung sprachen; parallel dazu dürfte sich zusätzlich die zuletzt immer größer gewordene Kluft der Oberliga zur 2. Liga verringen. Diese sportlichen Aspekte, die im Endeffekt leistungsstarke Regionalligen mit besseren Perspektiven für die Zweitliga-Auf- und Absteiger erhoffen lassen, sind von den Widersachern der DFB-Pläne für die Reform der höchsten Amateurklassen als effektiveren Bundesliga-Unterbau schwer zu widerlegen.
Sogar Otmar Schork, der Sprecher der Interessensgemeinschaft der Oberliga Hessen, tut sich da mit Kritik schwer. Die Geister scheiden sich aber an den Finanzen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Absicht der Regionalliga-Kommission, künftig in den drei neuen Klassen den Spielertypus des Vertragsamateurs vorzuschlagen oder verbindlich einzführen. Im Gegensatz zur weit verbreiteten und durchweg auch in Hessen bei der Bezahlung der Akteure üblichen Schwarzgeld-Praxis in den längst als "Nettoligen" bekannten Oberligen würde das einerseits einen generellen Wandel zugunsten der "Steuerehrlichkeit" bedeuten, dadurch andererseits von den meist im Hintergrund tätigen Sponsoren erheblich höhere Aufwendungen oder eine gravierende Reduzierung der Spielerbezüge bedeuten.
Zu diesem Themenkomplex zählt außerdem die Auseinadersetzung um die Fernsehgelder und eine Solidarabgabe der Profiklubs. Schork fordert im voraus, daß der DFB und allen voran die an der Regionalliga-Gründung interessierten Zweitliga-Vereine jährlich etwa 500 000 Mark und damit rund ein Drittel des von ihm mit 1,5 Millionen Mark kalkulierten Saison-Etats der Regionalligisten finanzieren. Dazu zieht er einen Vergleich mit den Zweitligisten, deren Jahres-Etat nach seinen Berechnungen von durchschnittlich 3,5 Millionen Mark vorrangig durch zwei Millionen Mark aus TV-Einnahmen abgedeckt wird. Knoesel will sich dagegen bei aller Wertschätzung dieser Grundsatzfrage im gegenwärtigen Stadium auf keinerlei Zusagen einlassen, selbst wenn er nach der Regionalliga-Gründung einen deutlich höheren TV-Zuschuß als die bisherigen 20 000 Mark pro Oberligist in jeder Saison erwartet. Ebenfalls diskutiert wird der durchaus berechtigte hessische Einwand, daß sich bei höheren Reiseausgaben die Zuschauer-Einnamen bei Heimspielen vermutlich nicht erhöhen und durch den Wegfall attraktiver Nachbarschaftsduelle eventuell sogar verringen, gleichzeitig die nach der Umstellung des Spielbetriebs dann viertklassigen Oberligisten in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Trotzdem spricht aus sportlichen Gründen vieles für die Einführung des Regionalliga-Dreier-Modells, obwohl eine Einigung im Finanzstreit in weite Ferne gerückt ist.
HARALD STENGER
Die Turn- und Sportgemeinde 1883 Münster wollte in dieser Saison in der Regionalliga Südwest Handballgeschichte schreiben. Das ist nicht gelungen. Der Verein aus dem Kelkheimer Stadtteil bleibt auch 93/94 der dritthöchsten Klasse erhalten. Die Bandbreite umfaßt die Tabellenplätze drei bis sechs. Zwei Punkte trennen das Team vom augenblicklichen Maximum (dritter Rang), aber auch von der Mindestanforderung (Sechster). Sieben Spiele sind noch zu absolvieren. Am Samstag (19 Uhr, Eichendorffschule) folgt die Pflichtübung gegen das punktlose Schlußlicht SSV UT Erfurt.
Der in den Niederlanden lebende Tschechoslowake Jan Kecsmethy konnte das Kapitel TSG Münster nur einige Monate fortschreiben, wurde bereits am 23. Oktober von Jochen Reindl abgelöst. Dieser will zwar die Geschichte 92/93 in der Großsporthalle der Joseph-Eichendorff-Schule zu Ende schreiben, wird aber - wie in der FR berichtet - ohne den langjährigen Leistungsträger (und Torjäger) Andreas Schreiber auskommen müssen.
Die Handschrift Reindls ist bei der Mannschaft und den Fans nicht in jenem Maße zu erkennen, wie es sich die Macher um Handballchef Karl Heinz Jacob erhofft haben. Jochen Reindl tritt zum Rundenende ab - das Ziel des ranghöchsten Main-Taunus-Vertreters (nach dem Aushängeschild Wallau/Massenheim) konnte - wie so oft in der jüngsten Vergangenheit - nicht realisiert werden. Es lag mit Sicherheit nicht nur an Andreas Schreiber, denn das Dauerproblem eines fehlenden Klasse-Keepers konnte trotz mehrfacher Veränderung zwischen den Pfosten bis heute nicht gelöst werden. Schreibt die TSG in der neuen Runde die sehnlichst erhofften positiven Schlagzeilen, gelingt der Sprung in die Zweite Bundesliga?
Die erste Weichenstellung im Kelkheimer Stadtteil ist am Freitag erfolgt: Peter Schreiber (bis Spätherbst beim Oberligisten TSG Sulzbach, zuvor SG 1877 Nied, TV Hattersheim und TuS Dotzheim) soll die Mannschaft möglichst nach oben führen. "Das kurzfristig entstandene Trainerproblem konnte gelöst werden. Für Jochen Reindl, der aus privaten Gründen sein Traineramt zum Ende der Runde aufgibt, konnte der erfahrene und dynamische Peter Schreiber verpflichtet werden, meldete der Regionalligist. Da Peter Schreiber (39 Jahre) keine Erfahrungen in dieser Spielklasse sammeln konnte, glauben die Verantwortlichen, daß er diesen Umstand durch sein breites handballerisches Wissen und Charisma kompensieren kann.
Ein "waschechter" Münsterer (und früherer TSG-Spieler) soll also das nächste Regionalliga-Kapitel beim Traditionsverein schreiben. Ob damit auch die Akte Andreas Schreiber - der 27jährige Rückraumspieler aus Niederhofheim ist im besten Handballalter - geschlossen werden wird, muß nach dieser Entwicklung abgewartet werden. Zumal auch Bruderherz Joachim Schreiber (26) bei der TSG als feste Größe gilt.
Ein Weggang steht indes bereits heute fest: Thomas Egenolf kehrt in seine Heimatstadt Wiesbaden, allerdings nicht zur Eintracht, sondern zum Oberligisten TuS Dotzheim, zurück. HANS-DIETER PUTH
ojw POTSDAM, 28. Februar. Die Ministerpräsidenten der Länder haben die Entscheidung über die Beibehaltung des 13. Schuljahres auf ihrer Konferenz in Potsdam verschoben. Die Regierungschefs verwarfen einen Vorschlag ihrer Finanzminister, die sich von der Verkürzung der Schulzeit Einsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Mark versprechen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) begründete die abwartende Haltung damit, daß man "Bildungspolitik nicht unter dem Gesichtspunkt diskutieren" könne, "wo man sparen kann". Eine endgültige Festlegung bedeute dies nicht.
Auch der schleswig-holsteinische Regierungschef Björn Engholm (SPD) befand, das 13. Schuljahr sei "kein Thema, das man so nebenbei am Katzentisch behandeln kann". Engholm kündigte an, daß man die Frage der Schulzeitverkürzung im Zusammenhang mit der Hochschulreform noch einmal "ernsthaft" behandeln müsse.
Biedenkopf sagte auf der Abschluß- Pressekonferenz in Potsdam, die Schulzeitverkürzung, wie sie auch im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" der Bonner Koalitionsfraktionen enthalten ist, sei keineswegs vom Tisch. "Wir müssen einfach wieder dahin kommen", begründete er, "daß ein Ingenieur in Deutschland wie bei unseren EG-Nachbarn mit 27 Jahren fertig ist, und nicht erst mit 31 wie derzeit bei uns."
OFFENBACH. "Wer nicht bereit ist, die Lehren aus der Nazi-Vergangenheit zu ziehen, könnte Gefahr laufen, diese zu wiederholen." Die Schülerinnen und Schüler der Käthe-Kollwitz- und der Schiller-Schule sind bereit; bei ihnen stießen die Worte von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter auf offene Ohren. Die jungen Leute wollten den 26. Februar - den Tag, als vor fünfzig Jahren die letzten Offenbacher Juden deportiert wurden - als Gedenktag gemeinsam begehen. Eine szenische Lesung, die historische Eckdaten über Existenz und Verfolgung der Juden in Offenbach mit Leseproben aus Texten von verfolgten Schriftstellern verband, machte den Anfang.
So erfuhren die jungen Zuhörer/innen im vollbesetzten Stadtverordneten-Sitzungssaal von Gleichaltrigen, daß den Juden am Main das Leben schon in früheren Jahrhunderten schwer gemacht wurde. Seit dem 14. Jahrhundert, so klärten die Schüler/innen der Käthe-Kollwitz-Schule auf, lebten in Offenbach Juden. Von Diskriminierung zeugt ein Bericht aus dem Jahr 1699, der elf sogenannte "Schutzjuden" erwähnt. Dieser Schutzstatus, so die Schüler/innen, bedeutete ein grundsätzlich nur auf Zeit erteiltes Aufenthaltsrecht mit eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten und beinhaltete, daß regelmäßig ein Schutzgeld gezahlt werden mußte. Anfang des 18. Jahrhunderts besserte sich die Situation der Juden allmählich. Am 2. Januar 1708 erhielten die 30 jüdischen Familien in Offenbach die Erlaubnis, eine jüdische Gemeinde zu gründen, eine Synagoge einzurichten und einen eigenen Friedhof anzulegen.
Ein Beispiel für die frühe Verfolgung im 20. Jahrhundert gab ein Schreiben vom August 1908, in dem die Bürgermeisterei das großherzogliche Kreisamt um die Ausweisung von Ausländern bittet. Davon betroffen, so ergaben die Recherchen der Schüler/innen, waren vor allem polnische und russische Juden.
Zwei Monate nach der Machtergreifung, am 31. März 1933, forderte der Bürgermeister die städtischen Bediensteten bei Androhung von Strafe dann dazu auf, nicht mehr in jüdischen Geschäften zu kaufen. Daß es sich auch in Offenbach bei den Pogromen des 9. und 10. November 1938 keineswegs um spontane Aktionen der empörten Bevölkerung, sondern um befohlene Terrorakte handelte, versäumten die Schülerinnen nicht zu erwähnen: Um vier Uhr morgens, ist es exakt belegt, erhielt der Adjutant einer Offenbacher SA-Standarte den Anruf des Brigade-Führers Lucke aus Darmstadt, der ihm den Befehl erteilte, die Offenbacher Synagoge unter Schonung der Nachbargebäude zu zerstören.
Die Gestapostelle in Darmstadt organisierte den Abtransport der Juden aus Südhessen. Die meisten wurden direkt nach Auschwitz deportiert. Die letzten Offenbacher Juden, die sich nicht verstecken oder emigrieren konnten, wurden am 26. Februar 1943 abtransportiert.
Schon 1948, prangerten die Schüler/innen diesen "neuen heimlichen Rassismus" an, wurden auf dem alten Friedhof an der Friedhofstraße 60 Grabsteine jüdischer Gräber umgeworfen, das wiederholte sich auf dem Jüdischen Friedhof in Bürgel im Juni 1972 sowie im September und Dezember 1985, wo gar ganze Gräber ausgehoben wurden.
Die Klasse 6c der Schiller-Schule spannte den Bogen zum heutigen Offenbach. Paarweise spazierten die Schülerinnen und Schüler zur Stirnseite des Saales, entzündeten eine Kerze und stellten ihren Freund oder ihre Freundin in ihrer jeweiligen Muttersprache vor: ein buntes Sammelsurium der Sprachen und der Beitrag der jüngsten Teilnehmer/innen an diesem Gedenktag, das "multikulturelle" Offenbach in den Köpfen zu verankern.
Begleitet wurde dieser Gedenktag von einer Ausstellung im Foyer des Rathauses: Auf Stelltafeln setzten sich die Schüler/innen mit Ausgrenzung und Rassismus in Offenbach heute auseinander. Dazu gehörte ein Stadtplan, auf dem rassistische und neonazistische Graffiti vermerkt waren.
Heute, so erzählten die Schüler/innen zum Abschluß ihrer Lesung, ist die jüdische Gemeinde in Offenbach mit 924 Personen die stärkste Gemeinde im "Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen". Da in Hessen niemand automatisch Mitglied einer Gemeinde wird, gehe man davon aus, daß in Offenbach weitere 300 bis 400 Bürger jüdischen Glaubens leben, die sich "aus Angst vor Bedrohung und beruflichen Nachteilen nicht zu ihrem Glauben bekennen". fra
Bereits an diesem Samstag (17 Uhr, Sportplatz am Brühl) wollen die Fußballerinnen der Spvgg. 1910 Langenselbold mit der Nachholpartie gegen den TSV Münchhausen die Punktrunde der Oberliga Hessen fortsetzen. Gegen das Tabellen-Schlußlicht ist für die Langenselbolderinnen ein Sieg Pflicht, wollen sie nicht doch noch in Abstiegsnöte geraten. Plagte sich Spielertrainerin Jutta Bittner vor der Winterpause noch mit argen Personalproblemen herum, so stehen ihr nun 16 Spielerinnen zur Verfügung. Die Trainingsmöglichkeiten litten allerdings unter den Witterungsbedingungen, die den Hartplatz am Brühl des öfteren in eine Eisbahn verwandelten.
So mußten die Fußballerinnen häufig auf die Ballarbeit verzichten und ungeliebte Konditions-Einheiten einlegen. Dies allein kann jedoch keine Begründung für die teilweise sehr unbefriedigenden Resultate in den Testspielen sein, die durchweg auf fremden Plätzen ausgetragen wurden. Nach den beiden "Aufgalopps" bei den Bezirksligisten SG Hammersbach (6:0) und SV Dörnigheim (6:0) sowie Bezirksoberligist SKG Walldorf (3:0) folgten drei Partien gegen Landesliga-Spitzenklubs, von welchen nicht eine einzige siegreich gestaltet werden konnte. Der SG Praunheim II, die allerdings mit drei Stammkräften des Bundesliga-Teams antrat, unterlagen die "Zehnerinnen" mit 0:1, beim TSV Eschollbrücken erreichte man ein 1:1 und beim KSV Reichelsheim setzte es ein deftiges 0:3.
Gerade in dieser Partie traten die "alten" Schwächen der Mannschaft deutlich zutage. Der Oberligist war spielbestimmend, erarbeitete sich nahezu ein Dutzend bester Gelegenheiten und erzielte kein Tor. Wie man es besser macht, das bekamen sie von den Reichelsheimerinnen demonstriert, deren Konterangriffe dreimal zum Erfolg führten.
Mangelndes Durchsetzungsvermögen, besonderes im direkten Zweikampf, zu wenig läuferischer und kämpferischer Einsatz und Inkonsequenz vor des Gegners Tor sind die Schwachpunkte, die es zu beheben gilt. Allerdings bleibt hierfür nicht mehr allzuviel Zeit.
Immerhin kann Jutta Bittner zum Start personell aus dem Vollen schöpfen. Ilka Schmitt, die Spielführerin der vergangenen Saison, schloß sich dem Team wieder an, nachdem sie zunächst ihre Karriere beenden wollte. Mit der dynamischen Mittelfeldspielerin kehrte eine wichtige Figur zurück. Neu dabei ist Ramona Starke, die zuletzt in den neuen Bundesländern Fußball spielte und nun aus beruflichen Gründen in Dörnigheim ansiedelte. Sie gilt, neben Peggy Krebs, die bereits Ende letzten Jahres wieder zum Team stieß, als Alternative in der Defensive. Die zum Ende des alten Jahres verletzten Pia Meyer (Bänderdehnung) und Sabine Hof (Bänderriß) sind wieder einsatzbereit.
Trotz dieser positiven Personalsituation und einer insgesamt zufriedenstellenden Trainings-Beteiligung läuft es jedoch nicht wunschgemäß in Langenselbold. Der abschließende Test bei Oberliga-Spitzenreiter SV Flörsheim (3:1) fiel jedoch erstaunlich positiv aus. Die Treffer von Sabine Hof, Ina Schneider und Ute Schneider lassen Hoffnungen für die restlichen Punktspiele aufkeimen. Gegen den Liga-Konkurrenten wurden bereits Hin- und Rückspiel ausgetragen. Ohnehin stehen in der mit acht Teams dünn besetzten Oberliga nur noch fünf Punktspiele auf dem Plan.
Nicht zuletzt der unregelmäßige Spielbetrieb führt dazu, daß aus der Oberliga immer mehr eine "Trainings-Liga" wird. Jutta Bittner kann trotz zahlreicher Testspiele ein Lied davon singen, wie schwierig es angesichts der wenigen "Ernstfälle" ist, die Kickerinnen zu motivieren und hofft, daß ihr dies im Hinblick auf die anstehenden Pflichtaufgaben gelingt. jbp
Dieser Punktverlust hat den Höchstern sehr weh getan. Was sich da auf dem Kunstrasen im Höchster Stadtpark in der letzten halben Stunde abspielte, war schon ein Krimi besonderer Art. Mit einem 1:0- Vorsprung aus der ersten Halbzeit, eingeleitet von Libero Schreyer und beendet mit einer Klassevorlage von Peukert zu Grabitsch, war alles nach Wunsch des Tabellenführers gelaufen. Battenbergs Schlußmann Brunner hatte prächtige Paradeschüsse von Peukert, Born und Grabitsch pariert, und Sebastian nur den Pfosten getroffen. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann der Sieg für den Tabellenführer endgültig feststehen würde.
Und dann kamen die zweiten 45 Minuten, und da standen plötzlich zwei andere Mannschaften auf dem Rasen. Aus den überlegenen Höchstern waren ängstliche Hasen "mit erschreckenden Abwehrschwächen" (so Battenbergs Trainer Arnold) und aus den vorher ständig nur verteidigenden Gästen eine aggressiv angreifende Elf geworden, die ihre letzte Chance suchte und auch bekam. Als der eingewechselte Höchster Mohri im aufkommenden Schneesturm kurz vor Schluß an dem überragenden und heraustürzenden Brunner scheiterte und so das 2:0 verfehlte, fiel nach Fredas Freistoß, den Kovacevic ins Tor verlängerte, der verdiente Ausgleich für die Gäste.
Höchsts Trainer Mathias Schroda danach lange sprach- und auch fassungslos, konnte das alles nicht verstehen, doch trotzig beschwor er das nächste Spiel in Limburg:
Tore: 1:0 Grabitsch (3.), 1:1 Kovacevic (90.)
Schiedsrichter: Triquart (Steckenroth)
Zuschauer: 200
Kleine FR · Kleine FR
Gotisches Haus bleibt zu BAD HOMBURG. Das Gotische Haus in Bad Homburg bleibt am Samstag nachmittag, 6. März, geschlossen. Der Grund sind die Vorbereitungen für die Eröffnung der Ausstellung "Mode für Millionen", die um 18 Uhr beginnt. Landsmannschaft tagt BAD HOMBURG. Hauptversammlung, Gedenkfeier und bunter Nachmittag - ein volles Programm hat sich die Ortsgruppe Bad Homburg der Sudetendeutschen Landsmannschaft für Samstag, 6. März, gegeben. Es beginnt um 10.30 Uhr mit einer Gedenkfeier am Marienbader Denkmal am Bahnhofsplatz. Die Hauptversammlung folgt nach dem Mittagstisch um 13 Uhr im Haus der Stadtranderholung am Elisabethen-Stollen. Der bunte Nachmittag mit Volkstanz und Gesang sowie ein Videofilm beenden anschließend das Program. Soma-Workshop im Frauenzentrum BAD HOMBURG. Das Frauenzentrum Bad Homburg, Louisenstraße 38, bietet am nächsten Wochenende (6./7. März) jeweils von 10 bis 16 Uhr einen Workshop zur Soma-Massage (Ganzkörpermassage) an. Detaillierte Informationen sind beim Frauenzentrum zu bekommen. Stadt läßt Platanen schneiden BAD HOMBURG. Vor Verkehrsbehinderungen in der Kaiser-Friedrich-Promenade warnt das Bad Homburger Sport- und Grünamt. Als Grund gibt es den Flachschnitt der Platanen an, der in der Woche vom 8. bis 12. März beginnt.
FRANZ JOSEF JUNG, Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, sieht - kurz vor der Kommunalwahl - eine "gänzlich neue Qualität" an Vorwürfen gegen Ministerpräsident Hans Eichel wegen der Renovierung seiner Wiesbadener Dienstvilla im vergangenen Jahr. Jung begründete das in einigen Zeitungsberichten, in denen herausgestellt wird, daß Eichel eine befreundete Kasseler Architektin mit der Erarbeitung des Sanierungskonzeptes beauftragt habe. Die Staatskanzlei weist dagegen daraufhin, daß der Auftrag nach korrektem Verfahren vom Staatsbauamt erteilt wurde. Der Landesrechnungshof hatte die Auftragsvergabe nach ersten Überprüfungen im Sommer für haushaltsrechtlich korrekt erklärt. Der Abschlußbericht steht noch aus.
Wie hoch waren sie doch gewesen, die Erwartungen bei Führung und Mannschaft der SG Praunheim. Dem sportlichen Erfolg habe nur der ehemalige Trainer Dieter Richter im Weg gestanden, waren sie sich sicher. Jetzt trat der Trainer beiseite, aber die Spielerinnen auf der Stelle. Mit einer unterdurchschnittlichen Leistung und einem dürftigen 1:1 Unentschieden gegen Wacker München läutete die SG zumindest diesmal keine neuen, erfolgreicheren Zeiten ein.
Ganz im Gegenteil. Die von der neuen Trainerin Monika Staab versprochene Steigerung im spielerischen Bereich war nicht einmal in Ansätzen zu erkennen. Und der Aufbruch zu stürmerischen Zeiten muß wohl auch zunächst unbefristet verschoben werden.
Dabei hätte die SG ja eigentlich wie eine Blume nach dem Frühlingserwachen aufblühen müssen. Warfen Mannschaft und Umfeld doch Dieter Richter vor, er verfüge über kein ausreichendes Motivationstalent, das sich in eher dürftigen Leistungen niederschlage. "Gekonnt hätten wir ja, wären wir dementsprechend stimuliert worden", lautete es aus Mannschaftskreisen. Es bedurfte also eines Motivationskünstlers.
Den schien man in Monika Staab ausgemacht zu haben. Sogleich schritt sie zur Tat. Nach einem gemeinsamen Frühstück in der Umkleidekabine verteilte sie vor dem Spiel gegen München individuelle Zettel an die Spielerinnen, auf denen zum Beispiel zu lesen war: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Den "neuen" Willen jedenfalls hielt die SG verborgen und den Weg ins Tor hatte sie auch nur dem Prinzip Zufall zu verdanken. Einen haltbaren Freistoß von Steffi Jones ließ Gästetorsteherin Gabi Hackenbuchner zum Ausgleichstreffer in der 43. Minute passieren.
Ein gänzlich böses Erwachen hätte beinahe Roswitha Bindel der SG kurz vor Spielschluß beschert. Ihr Kopfball ging ans Lattenkreuz und hätte den gewinnbringenden Treffer nach dem von ihr bereits verwandelten Elfmeter bedeutet.
Diesmal mußte es also umgekehrt gewesen sein: Gewollt hatte die SG, nur gekonnt nicht. JÖRG DANIELS
Praunheim: Becker; Häusler, Schäfer, A. Walter, Damerau, Hasche, Jones, Apholte, Kubiak (75. Otto), M. Walter, Bianco (58. Heck).
München: Hackenbuchner; Steinbrunner, Ganzer, Huber, Wirtelorz, Paul, Weimar, Bindel, Schmidt, Yamak, Doebrich.
Tore: 0:1 (21./Foulelfmeter) Bindel, 1:1 (43.) Jones.
Schiedsrichter: Friedrichs.
Zuschauer: 300.
KRONBERG. "Das Kind hat laufen gelernt", sagt Anne Nasse nicht ohne Stolz, denn der Sprößling hat erst das zarte Alter von einem Jahr: die Kulturgesellschaft Kronberg mbH. Als Anne Nasse vor einem Jahr die Geschäftsführung der Gesellschaft übernahm, mit der der neuen Stadthalle kulturelles Leben eingehaucht werden sollte, hatte sie "den Kopf voller Ideen", wußte aber "gar nicht, wie das laufen sollte".
Sie hatte ein "Kind" angenommen, das eine schwere politische Geburt hinter sich hatte. Gegen den entschiedenen Willen der Opposition von CDU und FDP, die an liebgewordenen Traditionen festhalten und den Vereinen die Veranstaltungsplanung überlassen wollten, setzte die Regierungsmehrheit die Gründung der Kulturgesellschaft durch.
Daß die Stimmen der Gegner immer leiser werden und die Vereine ihre Furcht abgelegt haben, für sie werde der städtische Finanzhahn nur noch tröpfeln, liegt nicht zuletzt an einem geschickten Schachzug von Anne Nasse: Sie gründete Programmkommissionen, in denen interessierte Bürger, auch aus den Vereinen, über das Stadthallenprogramm diskutieren und abstimmen. Ein Etat von 50 000 Mark, das war der Geschäftsführerin klar, läßt keine großen Sprünge zu: "Da muß sich Kreativität entwickeln, damit was Gutes herauskommt."
Die Idee, "Kronberger für Kronberger" Kultur machen zu lassen, hat sich nach Nasses Ansicht bewährt: "Ich stelle immer wieder fest, daß in den Kommissionen Lücken im Kulturangebot aufgespürt werden, die wir dann versuchen zu füllen." Vier Programmausschüsse arbeiten bereits, der größte befaßt sich mit Planung von Theater, Konzerten und Ausstellungen, ein zweiter mit der Erwachsenenbildung, je einer mit Filmkunst und Jugendkultur. Das Bestreben, möglichst alle Organisationen und Vereine mit in die Arbeit einzubeziehen und die verschiedenen Interessen miteinander zu verknüpfen, verliert Anne Nasse nie aus den Augen und freut sich, wenn derartige Projekte klappen. Das nächste wird für September geplant: ein Europa-Festival in der Altstadt mit Theater, Musik und Kabarett; alle sollen dabei mitmachen.
Apropos Vereine: Wer keine speziellen kulturellen Beiträge beisteuern kann, lobt Anne Nasse, beteiligt sich an der Organisation. Die Bewirtung in Theater- oder Konzertpausen in der Stadthalle wird von Vereinen "mit viel Sorgfalt und Begeisterung" (Nasse) übernommen.
18 Veranstaltungen hat die Kulturgesellschaft im ersten Arbeitsjahr organisiert. Nicht bei jeder war das Haus ausverkauft. Doch eine durchschnittliche Auslastung von 65 Prozent (bei 295 Plätzen) in der Stadthalle verbucht die Geschäftsführerin als guten Erfolg für den ersten Programmdurchgang.
Große Namen wie Sonja Ziemann und Charles Regnier im Tournéestück "Adelaide 1990" füllten das Haus, genau wie die Jackson-Singers mit ihrem Gospelkonzert oder das Frankfurter Kurorchester. Sogenannte "alternative " Kulturveranstaltungen mit kleinen Gruppen locken die Kronberger noch nicht so sehr, doch deshalb wollen die Geschäftsführerin und die Programmkommissionen nicht aufgeben. Nasse: "Ich arbeite gern mit alternativen Gruppen, sie sind in höchstem Maße motiviert, wenn auch nicht so bekannt. Ich denke, die Qualität des Angebotes wird sich herumsprechen, das braucht ein bißchen Zeit. Wir müssen eine gute Mischung aus Tradition und Alternative herausfinden."
Am Freitag, 19. März, und Samstag, 20. März, gibt es ein besonderes Highlight in der Stadthalle: "Bilder einer Ausstellung", eine abstrakte Bühnenkomposition, bei der geometrische Figuren in schillernden Farben vor einem dunklen Bühnenhintergrund tanzen. Das strahlende Kaleidoskop der Figuren hat Wassily Kandinsky entworfen, die Musik schrieb Modest Mussorgski. nau
EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER, Frauen, Halbfinale: TSG Dülmen - Statisztika Metalloglobus Budapest 1:4. - Damit Dülmen ausgeschieden.
ETTU-CUP der Männer, Achtelfinale: VfB Lübeck - Polizei SV Wien 4:1, TTC Grenzau - Royal Sparta Mouscron 4:2, Spvg. Steinhagen - Montpellier Le Cres 4:1, TTC Jülich - Malmö 4:3, TSV Heilbronn-Sontheim - TTC Stokkerau 4:2.
ETTU-CUP der Frauen, Achtelfinale: TSV Betzingen - Bibiriatchka Abakan 4:3, TuS Glane - TJ Vitkovice Ostrau 4:2, RW Klettham- Erding - Kaposplast Kaposvar 4:1, CAM Bordeaux - FC Bayer Uerdingen 1:4.
BUNDESLIGA, Männer: Post SV Mülheim - TTC Helga Hannover 5:5, TTC Helga Hannover - TTC Jülich 4:6, TTC Grenzau - TTC Esslingen 6:2, Borussia Düsseldorf - TTC Altena 6:3.
BUNDESLIGA, Frauen: TuS Jahn Soest - FC Langweid 3:8, Spvg. Steinhagen - TSV Betzingen 8:0, DSC Kaiserberg - VfB Lübeck 3:8, RW Klettham-Erding - FC Bayer Uerdingen 3:8, TuS Glane - TSG Dülmen 1:8.
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TTF Ochsenhausen - TTC Weinheim 9:1, Post-SV Augsburg - FTG Frankfurt 9:1, TTC Frickehausen - TTC Weinheim 9:1.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: TTC Heusenstamm - SV Bous 9:5, TV Burgholzhausen - SV Bous 5:9.
OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: Post-SV Mühlhausen - Electronic Erfurt 9:2, Post-SV Mühlhausen - TSV Besse 6:9.
OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Mitte: Mainz 05 I - TTC Salmünster 9:4, TSV Stockheim - TTC Höchst/Nidder 9:4, SG Arheilgen - Mainz 05 I 9:7.
HESSENLIGA, Frauen: SpVgg. Hochheim - NSC Watzenborn-Steinberg 3:8, PPC Neu-Isenburg - SpVgg. Hochheim 8:3, Neuenhainer TTV - PPC Neu-Isenburg 5:8, KSV Hessen KAssel III - NSC Watzenborn-Steinberg 8:3, TTC GW Staffel - TTC Et. Pfungstadt 8:1, TTC Hainstadt - SKV Hähnlein 8:1.
Olaf Thon, von jeher ein Spezialist für viele, aber meist nichtssagende Worte, sprang ausnahmsweise einmal über seinen Schatten. Die Stirn ein bißchen in Falten gelegt, analysierte er die Lage an der Bundesliga-Tabellenspitze realistisch: "Alle haben mit unserer ersten Auswärtsniederlage in dieser Saison gerechnet und sind wieder enttäuscht. Das wird unseren Verfolgern nicht gefallen, denn es wird für sie immer mehr zu einer Last, gegenüber uns durch Auswärtserfolge nachziehen zu müssen." Wie schon in dieser Saison in Dortmund, Stuttgart und Leverkusen hatten die Bayern auch in Kaiserslautern das bessere Ende für sich - und der von Frankfurt angeführten Rivalenschar blieb nur die Ernüchterung.
Mit um so größerer Brisanz blickt nun die Liga dem Eintracht-Gastspiel am Samstag im Olympiastadion entgegen. Die Münchner machen bei allem Respekt vor dem Gegner aus ihrem Optimismus keinen Hehl. Stellvertretend für seine Kollegen formulierte Thon seine Erwartungen einerseits vorsichtig, andererseits ehrgeizig: "Wenn wir gewinnen können, wäre das ein sehr wichtiger Schritt, um uns vorne abzusetzen." Allen voran Schnellmerker Uli Hoeneß hatte bereits kurz nach dem Abpfiff hochgerechnet, daß ein Sieg der Bayern für sie zugleich drei Punkte Vorsprung bedeuten würde. Doch ebenso wie Trainer Erich Ribbeck sieht der Manager in diesem Fall keine Vorentscheidung im Titelkampf: "Es bleibt bis zuletzt sehr spannend."
Vor dem Schlager- und Spitzenspiel haben die Münchner nur eine Sorge: Die Mannschaft wird gegen Frankfurt umgebaut werden müssen, denn Stürmer Wohlfarth ist nach seiner rot-gelben Karte gesperrt. Erster Kandidat auf seinen Platz ist der Brasilianer Mazinho. Ribbeck hat wieder einmal die Qual der Wahl, und die Diskussion um seine Personalentscheidung dürfte danach wieder um eine Variante reicher sein. Die an seine Adresse gerichtete Kritik, er diszipliniere im internen Konkurrenzkampf über die Medien aufmüpfige, weil allzu lautstark ihre Ansprüche anmeldende Spieler, läßt er nicht gelten: "Ich habe nichts dagegen, wenn einer seine Meinung sagt. Entscheidend ist nur, welche Leistung er auf dem Platz bringt." -ger-
Das Wiedersehen mit dem Betzenberg dokumentierte eindrucksvoll die Wandlung der Bayern in dieser Saison Der imposanten Darbietung folgten harmonische Lobeshymnen
Genüßlich lehnte sich Bayern-Manager Hoeneß nach dem Abpfiff an die Kabinentür der Münchner. Hatte er schon vorher am Spielfeldrand den Seinen voller Genugtuung und demonstrativ Beifall geklatscht, so setzte er jetzt zum Nachschlag an: "Das hat Spaß gemacht. Das war besonderer Fußball." Und süffisant fügte er hinzu: "Wir sind ohnehin die bessere Mannschaft. Wenn die noch mehr läuft, kann nichts passieren." Das waren nicht nur durchaus zutreffende Worte, mit denen das Selbstvertrauen in den Reihen des Tabellenführers für die nahe Zukunft dokumentiert wurden, sondern mit denen auch Vergangenheitsbewältigung geleistet wurde.
Knapp zwei Jahre ist es nämlich her, daß Hoeneß exakt an der gleichen Stelle auf dem Betzenberg wie ein Rumpelstilzchen herumhüpfte und -tobte. Die Bayern hatten damals 1:2 verloren und ihr Manager den glückseligen Sieger mit despektierlichen Bemerkungen über seine Qualitäten im nachhinein erst richtig aufgebaut. Wann immer man sich mit den Kaiserslauterern danach unterhielt: Allesamt betonten sie, dies sei für sie der entscheidende Motivationsschub auf dem Weg zur Meisterschaft und damit der Ablösung der Münchner gewesen. Beim Aufeinandertreffen vor einem Jahr setzte der damalige Titelverteidiger noch eins drauf und gewann 4:0 - bis dahin hatte es sich nie so deutlich offenbart, daß das einstige Aushängeschild des deutschen Fußballs zu einer Art Trümmer-Truppe verkommen und am Tiefpunkt seiner Bundesliga-Ära angelangt war.
Davon kann seit Beginn dieser Saison nicht mehr die Rede sein, denn die Bayern haben zu alter Stärke zurückgefunden und ließen ihren größtenteils imponierenden Auswärts-Auftritten in Kaiserslautern eine weitere imposante Darbietung folgen. Von Bundestrainer Vogts ("Sie waren die bessere Mannschaft. Das Mittelfeld war sehr stark.") bis zu FCK- Kapitän Kuntz ("Der Münchner haben verdient gewonnen. Wir sind nie richtig ins Spiel gekommen") - in der Beurteilung der Partie waren sich alle einig.
So spannend der Spielfilm am Ende für kurze Zeit wurde, die Gäste waren den Platzherren in allen Belangen überlegen. Ihnen unterliefen weitaus weniger Abspielfehler, sie waren spritziger und gewannen mehr Zweikämpfe, ihre technischen Vorteile waren unübersehbar, ihr Spielaufbau ruhte auf mehr Schultern und war daher effektiver. Ungeachtet dieser Konstellation profitierten die Münchner von einem Glücksstart, der ihnen die Führung bescherte. Nach einer von Jorginho verlängerten Matthäus-Ecke stand Wohlfarth sträflich ungedeckt vor dem gegnerischen Tor und konnte seelenruhig zu seinem Kopfball ansetzen. Damit war der Grundstein zum Sieg gelegt. Zumal Aumann zwei Minuten später per Reflexreaktion einen Schuß von Witeczek aus nächster Distanz zur Ecke abwehrte, nachdem er zuvor einen Hinterhaltschuß von Haber nur abklatschen konnte und danach die solide Bayern-Abwehr ein einziges Mal das Leder im eigenen Strafraum verstolpert hatte.
Unmittelbar nach dem Wechsel ließ dann ein mustergültiger Konter, den Schupp auf Vorarbeit von Jorginho, Helmer und Thon vollendete, alle Hoffnungen der Kaiserslauterer auf ein Minimum sinken. Da half es nichts, daß der am Mittwoch im Länderspiel in Argentinien eingesetzte Däne Goldbaek nach seiner Einwechslung im Mittelfeld mehr Druck produzierte und Trainer Zobel die Mannschaft total umkrempelte, indem er Vogel als dritte Spitze neben dem Angriffs-Duo Kuntz/Witeczek auflaufen ließ, Dooley vom Mittelfeld auf den Liberoposten beorderte und dafür Kadlec anstelle von Ritter zum Labbadia-Bewacher umfunktionierte. Zwar spielten die Gastgeber jetzt in dem Hurra-Stil, den ihr Trainer Zobel eigentlich ablegen wollte, aber das Wunder blieb aus. Selbst wenn Kuntz nach einem von Kadlec angetippten Freistoß den nicht ganz glücklich reagierenden Aumann überraschte und der bereits vor der Pause verwarnte Wohlfarth sechs Minuten nach dem Anschlußtreffer nach einem Foul an Funkel die gelb-rote Karte sah - die Bayern mußten am Ende nicht hadern, daß Labbadia vor dieser hektischen Schlußphase nur den Pfosten getroffen hatte. Kritisch wurde es für sie nur einmal, als Vogel im Gewühl zum Schuß kam, das Ziel jedoch klar verfehlte. Zwei Minuten später war alles entschieden: Nach einem Hakentrick von Matthäus spurtete Jorginho allen davon und schob das Leder überlegt ins Netz.
Die Münchner hatten ihre Klasse bewiesen. Von der wieder mit zwei Manndeckern agierenden Abwehr über das kompakte Mittelfeld mit "Abräumer" Wouters als "Strippenzieher" im Hintergrund und Zentrum bis zum auch hinten aushelfenden Angriff - mit enormer Kampfkraft und spielerischer Intelligenz hatten sie den Betzenberg gestürmt und mit ihrem Sieg die Konkurrenz im Titelkampf zum wiederholten Mal in dieser Saison geschockt.
Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Ritter (58. Vogel) - Haber, Dooley, Eriksson, Hotic, Wagner (46. Goldbaek) - Kuntz, Witeczek.
München: Aumann - Thon - Cerny, Kreuzer - Jorginho, Matthäus, Wouters, Schupp (90. Scholl), Helmer - Labbadia, Wohlfarth.
Schiedsrichter: Harder (Lüneburg).
Tore: 0:1 Wohlfarth (9.), 0:2 Schupp (55.), 1:2 Kuntz (73.), 1:3 Jorginho (85.).
Zuschauer: 37 700 Zuschauer (ausverkauft).
Gelb-Rote Karte: Wolhfarth wegen wiederholten Foulspiels (79.).
Gelbe Karten: Goldbaek - Thon, Matthäus.
an,K=E.H E.Heller Warschau an Ferdos Forudastan, Bonner Büro - Mit Bitte um Weiterleitung -
Warschau, 28. Februar 1993
Liebe Ferdos, am Freitagabend habe zufällig bei Bekannten Herrn Henkel vom Bundesverwaltungsgericht Berlin getroffen, der auch zu Deiner Gruppe gehörte. Er hat mir etwas erzählt, was mir bislang so nicht klar war und was Dich - so Du es noch nicht weißt - sicherlich auch interessiert: Polen soll in der Asylfrage nicht e b e n s o wie die EG-Länder, sondern s c h l e c h t e r behandelt werden. Und zwar deswegen, weil das Schengener Abkommen (von 1985) noch gar nicht ratifiziert ist und es sicherlich noch ziemlich lange dauert, bis alle Mitgliedsstaaten es ratifiziert haben. In Holland gibt es z.B. erheblichen Widerstand dagegen. Das bedeutet, daß ein Asylbewerber, der z.B. über Frankreich einreist (und dort seine Flucht nicht 'beendet' hat), nicht nach Frankreich zurückgeschoben werden kann. Im Falle einer Ablehnung seines Asylantrags muß er direkt in sein Heimatland deportiert werden und kann nicht etwa nach Frankreich zurückgeschickt werden. Für Herrn Henkel ist auch fraglich, ob überhaupt (und wenn ja wann) das Abkommen Polens mit den Schengener Staaten (wonach es aus deutscher Sicht zur Rücknahme von Personen aus Drittstaaten verpflichtet ist) rechtlich in Kraft getreten ist... Obwohl er nicht ausschließt, daß ein Abkommen inkrafttreten kann, das sich auf ein anderes, noch nicht geltendes Abkommen bezieht. Meiner Ansicht nach wäre das eine recht eigenartige rechtliche Konstruktion! Kurz gesagt läuft es darauf hinaus, daß man Polen und der Tschechischen Republik mehr zumuten will als man den EG-Ländern zumuten kann. (Herr Henkel deutete auch an, daß es nicht sicher ist, ob sich Österreich und die Schweiz zu 'sicheren Drittstaaten' erklären lassen) Ich nehme an (werde es noch überprüfen), daß sich die polnischen Unterhändler dessen nicht voll bewußt sind: Ein Vertreter des Außenministeriums hat z.B. im Radio argumentiert, daß Polen, wenn es in die EG wolle, sich eben an die innerhalb der EG geltenden Spielregeln anpassen müßte... Wohingegen diese 'Spielregeln' in der Eg ja (noch) gar nicht gelten. Eigentlich müßte Polen, wenn es denn in den Verhandlungen am 8.März grundsätzlich nachgibt (und das scheint sich ja abzuzeichnen) argumentieren: Wir machen mit - aber erst ab dem Zeitpunkt, wo für die anderen europäischen Länder Gleiches gilt... Dagegen zu argumentieren dürfte dem Bonner Innenministerium sicherlich nicht leichtfallen.
Diese Aspekte werde ich sicherlich aufgreifen, wenn ich über die nächste Verhandlungsrunde in Warschau berichte. Aber vielleicht kannst Du sie ja auch irgendwie verwenden. Vielleicht wäre es gut, die Aussagen von Herrn Henkel über die Behandlung von Asylbewerbern aus Westeuropa nocheinmal zu überprüfen - aber er gehört wohl zu den wenigen wirklichen Fachleuten auf diesem Gebiet.
Ich grüße Dich herzlich und hoffe, Du kommst bald wieder - Deine Edith
PS. Als ich in die Combox geguckt habe, war übrigens doch eine Mitteilung vom CVD über Deine Reise da.
Eine Woche ist vergangen, seit die Chemikalien-Wolke aus dem Zweigwerk der Hoechst AG sich über einen Frankfurter Stadtteil legte. Seit Tagen versuchen sich Hunderte von Fachleuten an der schwierigen Aufgabe, ein Wohngebiet mit 1200 Menschen von einem klebrig-gelben Niederschlag zu reinigen. Da wird in großem Umfang Erdreich ausgetauscht, da hat man Buschwerk abrasiert, gar Autobahn- Leitplanken demontiert. Die betroffenen Bürger verfolgen all das mit zunehmender Beklommenheit. Denn erst jetzt, eine Woche nach dem Unfall, gewinnt der wahre Skandal Konturen.
Da erfahren wir, daß Hoechst schon seit sechs Jahren Informationen über die freigewordene Substanz o-Nitroanisol besaß, seit mehr als vier Monaten gar wissenschaftliche Testreihen zur krebserregenden Wirkung kannte. Was aber erfuhr die Bevölkerung am Tag nach dem Störfall? "Mindergiftig" hieß die mehr als verharmlosende Hoechst-Formel für den gelben Regen. Der wahre Skandal ist die Wagenburg-Mentalität, die da deutlich wird. Bis heute bestätigt der Chemiekonzern nur, was andere zuvor enthüllten. Bis heute versucht das Unternehmen, sich auf eine Kette unglücklicher Zufälle herauszureden. Pleiten, Pech und Pannen - mit dieser Erklärung geben sich die Bürger nicht mehr zufrieden.
Und die Politiker dürfen es erst recht nicht. Die Chemikalien-Wolke von Frankfurt läßt schmerzhaft ins Bewußtsein dringen, daß in der Chemie-Industrie über Jahrzehnte eine Grauzone herangewachsen ist: Kaum kontrollierbar, sorgsam abgeschottet von der Öffentlichkeit.
Es ist in der zurückliegenden Woche von der Hoechst AG nicht nur Glaubwürdigkeit verspielt worden. Was in Frankfurt geschah, muß Konsequenzen haben für Produktionsprozesse und staatliche Kontrollverfahren. Die Chemie-Industrie muß ihre Wagenburg öffnen. jg
FRANKFURT A. M. Trotz oder gerade wegen der ausländerfeindlichen Stimmung in Deutschland: Derzeit überlegen Bürger und Politiker, ob Einwanderer mehr Rechte bekommen sollen. Was hiervon Frankfurter Politiker halten, wollte der Einwanderer-Treff wissen.
Ergebnis eines vom Treff organisierten Diskussionsabends im "KA Eins": Vertreter aller Parteien waren der Ansicht, für Einwanderer und deren Kinder, die eine gewisse Zeit in der Bundesrepublik leben, muß es einfacher werden, einen deutschen Paß zu bekommen. Der Gedanke, sie dürften dabei ihre bisherige Staatsangehörigkeit grundsätzlich behalten, bereitete lediglich dem CDU-Vertreter Albrecht Magen Bauchschmerzen.
Das Kommunalwahlrecht für Ausländer forderten die Vertreterinnen der SPD und der Grünen, Ursula Trautwein und Martina Schmiedhofer. Den Fragen des Journalisten Ismail Tipi und der etwa 80 Besucher stellte sich auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto. Die Meinungen der Politiker auf dem Podium deckten sich weitgehend mit der Linie ihrer Partei.
Der CDU-Stadtverordnete Magen lehnte es ab, die doppelte Staatsbürgerschaft einzuführen. Er ging davon aus, es sei unmöglich, zwei Staaten anzugehören: "Die Menschheit ist nun mal nach Nationen organisiert." Bei dieser Frage handele es sich um einen "prinzipiellen Eingriff in das System unseres Staates", den es wohl zu überlegen gelte - schon deshalb, weil die Bevölkerung einverstanden sein müsse. "Die Deutschen haben Überfremdungsängste. Das ist aber etwas völlig Normales", meinte er. Seine Partei diskutiere das Thema. In der CDU sah Magen seine Ansicht als "vermittelnde Position zwischen konserativ und liberal".
Für die SPD-Abgeordnete Trautwein ist es höchste Zeit, die doppelte Staatsbürgerschaft einzuführen. Sie bezeichnete es als unzumutbar, von Einwanderern zu verlangen, mit der bisherigen Staatsangehörigkeit ein Stück ihrer Identität aufzugeben. "Es ist lächerlich, das zu verwehren", sagte sie.
FDP-Vertreter Otto wies darauf hin, in der Bundesrepublik geborene Einwanderer-Kinder müßten sich, wollten sie Deutsche werden, gegen die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern stellen. Um das zu vermeiden, sollten sie grundsätzlich die doppelte Staatsbürgerschaft bekommen. Und Martina Schmiedhofer von den Grünen wollte sie generell für Menschen, die in Deutschland leben.
Das Recht für Ausländer, bei den Kommunalwahlen mitwirken zu können, wünschten sich die Vertreterinnen der SPD und der Grünen: "Sie zahlen ja auch Steuern hier", begründete Frau Schmiedhofer und ergänzte: "Das kommunale Wahlrecht für Bürger der Europäischen Gemeinschaften ist nicht ausreichend." Otto hingegen begrüßte diese Regel im Maastricht-Vertrag als einen ersten Schritt, der eine psychologische Wirkung auf die Bevölkerung habe. "Dann sehen wir, ob wir noch einen Schritt weiter gehen können."
Für einige im Publikum war das eine unbefriedigende Aussicht: "Ich bin 22 Jahre hier. Wie lange soll ich noch warten?" fragte ein Mann. Ein anderer fügte hinzu: "Es tut als Demokrat unwahrscheinlich weh, nicht wählen zu dürfen."
Eine Absage erteilte Albrecht Magen dem Gedanken, auch Ausländer könnten bei Kommunalwahlen mitbestimmen. Daß Ausländer kein Wahlrecht hätten, sei auch in anderen Ländern üblich, begründete er seine Ablehnung. Und außerdem: "Wenn jemand an Kommunalwahlen teilnehmen darf, muß er sich fragen, warum nicht auch bei Landtags- und Bundestagswahlen?" bay
FRANKFURT A. M. Den Deutschen scheint das alles selbstverständlich: das Recht zu demonstrieren, Vereine zu gründen, eine Beamtenkarriere anzustreben und vor allem - wählen zu gehen. Die keinen deutschen Paß haben, suchen für sich diese "Bürgerrechte" vergebens im Grundgesetz.
Auch wenn sie seit Jahrzehnten, vielleicht sogar von Geburt an in der Bundesrepublik Deutschland leben: Wählen können Einwanderer und deren Kinder genausowenig wie im öffentlichen Dienst arbeiten. Und vereinigt feiern oder protestieren dürfen sie nur auf Grundlage von Gesetzen, die der Bundestag mit einfacher Mehrheit ändern kann.
Wollen auch Einwanderer gleichberechtigt in Deutschland leben, müssen sie die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen, das heißt in der Regel: die Einbürgerung beantragen.
Einen Anspruch hierauf haben sie allerdings nicht; die Zustimmung liegt im Ermessen der Behörden. Der Antragsteller muß verschiedene Voraussetzungen erfüllen, etwa einen unbescholtenen Lebenswandel nachweisen oder die Fähigkeit, sich und seine Angehörigen ernähren zu können.
Seit 1990 gibt es eine "erleichterte Einbürgerung". Sie gilt für Ausländer, die seit 15 Jahren in der Bundesrepublik leben und für ausländische Jugendliche, die seit mindestens acht Jahren hier sind.
Allerdings: Grundsätzlich bekommen Einwanderer nur dann die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie ihre bisherige aufgeben. Für viele Menschen ist das eine schwierige Entscheidung; besonders Ausländer der zweiten Generation sitzen dabei zwischen allen Stühlen.
Eine doppelte Staatsbürgerschaft wird nach dem Ausländergesetz nur ausnahmsweise eingeräumt: wenn die bisherige Staatsangehörigkeit nicht oder nur unter besonders schwierigen Bedingungen aufgegeben werden kann. In der Praxis haben die Behörden bei der Entscheidung, ob eine Ausnahme vorliegt, einen Ermessensspielraum. Beispiel: In Berlin wurde 1991 bei mehr als 40 Prozent der Einbürgerungen die Mehrstaatlichkeit akzeptiert (die FR berichtete). bay
ROSBACH. Damit hatte selbst Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) nicht gerechnet: Mehr als 500 Menschen kamen am Wochenende zur Eröffnung der neuen Bahnhofsbücherei. Das Kinderprogramm zum Mitmachen, die Ausstellung des Kulturkreises mit Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen, das Clowntheater und ein Rezitationsprogramm hatten von Freitag bis Sonntag nicht nur fachkundige Buchhändler, Vertreter des Kreises und des Regierungspräsidiums angelockt, sondern vor allem auch viele Menschen aus den Neubaugebieten in Rosbach.
Das Interesse zum Auftakt macht deutlich, daß viele Nieder- und Ober-Rosbacher offensichtlich schon seit längerem auf eine eigene Bücherei gewartet haben, denn für die 6000 Einwohner der beiden Stadtteile gab es bislang weder eine kommunale noch kirchliche Einrichtung.
Gestartet wird mit einem Bestand von rund 4000 Büchern, so die Bibliotheksleiterin Ingeborg Kuhl. In diesem Jahr ist nach ihren Angaben noch genügend Geld vorhanden, weitere 1000 bis 1500 Bücher anzuschaffen. Von dem Angebot profitiert zunächst der Nachwuchs, da zwei Drittel des Bestandes Kinder- und Jugendbücher sind. Dies wird sich jedoch bei der von Bürgermeister Reinhold Medebach für erforderlich gehaltenen Aufstockung in den nächsten "ein bis zwei Jahren auf insgesamt 7500 Bücher" ändern.
Mit der Bücherei will Medebach den Grundbedarf sicherstellen und die abnehmende Lust am Lesen stoppen. Damit diese auch befriedigt wird, erhofft er sich eine Vernetzung mit der Friedberger Bücherei. Medebach: "Es wäre doch toll, wenn von unserer kleinen Bücherei Interessierte erfahren könnten, ob der gewünschte Titel im benachbarten Friedberg vorhanden ist. Noch besser wäre es, wenn das Medium gleich reserviert und vielleicht auch noch nach Rosbach geliefert werden könnte." Denn für Medebach ist es wenig sinnvoll, ein "Wettrüsten mit größeren Büchereien zu veranstalten". An entsprechenden Konzepten arbeiten derzeit die beiden benachbarten Städte.
Geöffnet ist die Bahnhofs-Bücherei dienstags, mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Telefonisch ist die Bücherei unter der Tel. 0 60 03 / 8 22 48 erreichbar. str
WASSERBALL BUNDESLIGA, 12. Spieltag: SSF Delphin Wuppertal - Bl.-W. Poseidon Köln 18:10 (5:0, 7:2, 2:2, 4:6), ASC Duisburg - SSV Esslingen 11:6 (5:1, 1:1, 2:2, 3:2), Hohenlimburger SV - Duisburg 98 12:5 (2:2, 1:2, 2:2, 7:0), WF Spandau 04 - SV Würzburg 05 22:8 (3:1, 7:0, 6:3, 6:4), Rote Erde Hamm - Waspo Hannover Linden 4:12 (1:1, 0:5, 0:1, 3:5), SV Cannstatt - WF 98 Hannover 12:7 (3:4, 3:2, 3:0, 3:1).
1. Delphin Wuppertal 12 11 0 1 160: 74 22: 2 2. Wfr. Spandau 04 10 8 1 1 136: 62 17: 3 3. Hohenlimburger SV 10 8 1 1 117: 67 17: 3 4. SV Cannstatt 11 8 1 2 113: 62 17: 5 5. Waspo Han.-Linden 11 7 2 2 102: 65 16: 6 6. ASC Duisburg 10 6 2 2 75: 60 14: 6 7. SV Würzburg 05 12 4 0 8 97:133 8:16 8. Rote Erde Hamm 12 3 1 8 73:114 7:17 9. SSV Esslingen 11 3 0 8 71:137 6:16 10. Duisburg 98 12 3 0 9 75:106 6:18 11. Poseidon Köln 11 1 0 10 68:133 2:20 12. WF 98 Hannover 12 1 0 11 82:156 2:22
Die Sachsenhäuser Heimatsiedlung wird aller Voraussicht nach weiterhin im Besitz der Nassauischen Heimstätten GmbH bleiben. Dieser Tage stimmten lediglich 41,2 Prozent der rund 1100 wahlberechtigten Mieter für den Verkauf der Siedlung an die Mietergenossenschaft. Der Aufsichtsrat der Nassauischen Heimstätten hatte im Dezember eine Zwei- Drittel-Mehrheit aller Mieter als Voraussetzung für einen Verkauf der denkmalgeschützten Siedlung festgelegt.
Der Vorsitzende der Genossenschaft i.G., Gottfried Prokein, kommentierte: "Die Heimatsiedlung wird auch in Zunkunft nicht leicht zu verwalten sein." ran
Der Rückblick geriet zum Ausblick, die Stunde danach beschäftigte sich mit bevorstehenden 90 Minuten. Es schien, als führten die Profis von Eintracht Frankfurt einen unsichtbaren Stift: Häkchen dran, erledigt die Angelegenheit, weiter geht's. "Vielleicht haben wir am Anfang zu gut gespielt und dann den Faden verloren", mutmaßte Toschütze Edgar Schmitt noch mit Blick auf das 2:1 gegen Köln, um dann aber im Ruckzuck-Verfahren die Kurve zu bekommen: "Wir fühlen uns wirklich gut, wir haben keine Angst, ein Spiel zu verlieren. Auch nicht in München. Das ist unsere Stärke."
Die Stärke der Frankfurter ist unübersehbar das Selbstvertrauen. "Jeder spürt es, jeder sieht es", hat der verletzte Rudi Bommer (er hofft bis zum Gastspiel in München wieder fit zu sein) schon letzte Woche festgestellt, "hier ist eine Mannschaft beisammen, die will den Erfolg". Vorsänger dieses Chores der wundersamen Einigkeit ist Uli Stein. Er führt mit Lothar Matthäus einen giftigen Fern- Dialog ("Alles nur Blabla, was der von sicht gibt") und freut sich daheim über Ruhe und Harmonie: "Diese Mannschaft ist einmalig, mit der Stimmung können wir es diesmal pakken." Mit "packen" meint Stein unüberhör die Meisterschaft und vielleicht sogar das Double mit dem Pokal im Paket. Also nimmt er auch früh schon das Thema München in Angriff. "Wir sind in der Rolle des Außenseiters, das ist doch wunderbar", stellt Stein fest. "Ich sehe die Sache ganz locker, wir können 90 Minuten so spielen wie die zweite Halbzeit in Dresden oder die erste Halbzeit gegen Köln", sagt Libero Manfred Binz, "wir werden den Bayern Paroli bieten."
Aber all dies ist verbunden mit der Hoffnung, wieder auf bewährte Kräfte wie Rudi Bommer und Anthony Yeboah vertrauen zu können, ist groß. Zwar wurde Yeboahs ausgerenkter Fußzeh noch in der Kabine wieder gerichtet, doch wie lange der Schmerz anhält, konnte keiner so recht prognostizieren. Spielt der Ghanaer nicht, würde dies für die Bayern ganz sicher einen gehörigen Anstieg sportlicher Chancen bedeuten, andererseits würden die Münchner Fans wenigstens in Ansätzen sicherlich gern mal über 90 Minuten sehen, für wen ihr Klub bereit ist, fünf Millionen auszugeben. Doch es ist weiterhin nicht zu sagen, ob Yeboah tatsächlich so wild entschlossen ist, an die Isar zu wechseln. Zwar hat Eintracht-Vizepräsident in der letzten Woche noch einmal bekräftigt, über das gemachte Angebot hinaus gebe es keine Aufbesserung des Vertrags, aber Berater Leukel erklärte monoton: "Dann sieht es schlecht aus." Doch es gab auch ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Yeboah und Uli Stein. "Dabei hat mir Tony versprochen, daß er bei uns bleibt und nicht zum FC Bayern wechselt. Ich glaube ihm." Zumindest mit diesem Glauben steht Stein noch allein. WALTHER LÜCKER
Montag, 1. März
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Telefon 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Neue Mainzer Straße 18, Telefon 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
TIB English Pocket Theater, Bornheimer Landwehr 35: 20.30 Uhr, Tales in English.
Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg 3, Tel. 50 46 77: 15 Uhr, Theater Pappmobil - "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil" (ab 4 J.).
Ev. Gemeindezentrum Riederwald, Raiffeisentr. 70, Tel. 41 14 66: 15 Uhr, Abenteuertheater Die Fuzzy's - "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 J.). Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Alexandros Karozas & Modern Ionic Ensemble - "Der Traum des Ikarus".
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, All Colours.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Selecter.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Reimer von Essen Trio.
Juz Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 21 Uhr, Psychastorm & Malefactors.
Holzhausenschlößchen, Justinianstraße: 19.30 Uhr, Kammerkonzert.
Literatur Hess. Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Interna - "Ist das Schreiben als literarisches Handwerk lehrbar?"
Theologische Zentralbibliothek, Römerberg 9: 18.30 Uhr, "Sippenhaft" - Lesung von Briefen und Nachrichten der Familie Scholl im Gefängnis.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge Gesellschaft für Deutsche Sprache: 19 Uhr, "Unwort und Ungeist 1992", Haus Gallus, Frankenallee 111, 3. Stock. Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus; 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen.
Initiative gegen deutsche Großmachtpolitik, Vogelsbergstr. 17: 19.30 Uhr, Treffen und Gespräch "Keine Militärhilfe für die Türkei".
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Treffen. Café Rosa L., Windeckstr. 62: 18 Uhr, Wiedereröffnungs-Feier. Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e. V.: 18 Uhr, Tauschtreffen, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion- Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostr. 4, Tel. 78 28 74; Frauenhof- Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstr. 29, Tel. 67 23 65; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 319, Tel.56 36 81; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 56, Tel. Tel. 55 98 85; Lotus-Apotheke, Kaiserstr. 72, Tel. 23 63 12; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 15, Tel. 38 10 85; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Str. 296, Tel. 45 22 96.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Schubert, Eschersheimer Landstr. 86, Tel. 55 70 23; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 1. März
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
TIB English Pocket Theater, Bornheimer Landwehr 35: 20.30 Uhr, Tales in English.
Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg 3, Tel. 50 46 77: 15 Uhr, Theater Pappmobil - "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil" (ab 4 J.).
Ev. Gemeindezentrum Riederwald, Raiffeisentr. 70, Tel. 41 14 66: 15 Uhr, Abenteuertheater Die Fuzzy's - "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 J.). Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Alexandros Karozas & Modern Ionic Ensemble - "Der Traum des Ikarus".
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, All Colours.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Selecter. Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Reimer von Essen Trio.
Juz Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 21 Uhr, Psychastorm & Malefactors.
Holzhausenschlößchen, Justinianstraße: 19.30 Uhr, Kammerkonzert.
Literatur Hess. Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Interna - "Ist das Schreiben als literarisches Handwerk lehrbar?"
Theologische Zentralbibliothek, Römerberg 9: 18.30 Uhr, "Sippenhaft" - Lesung von Briefen und Nachrichten der Familie Scholl im Gefängnis.
RODENBACH. Unter dem Motto "Bunte Welt der Märchen" steht eine Freizeit für Kinder zwischen sieben und 13 Jahren während der Osterferien in Zwingenberg. Wer mitfahren will, sollte sich bis 13. März bei der evangelischen Kirchengemeinde, Kastanienstraße 2, anmelden.
Das gilt auch für eine Fahrt zum Kirchentag in München im Juni. az
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 27. Spieltag: BG Stuttgart/Ludwigsburg - TTL Basketball Bamberg 89:78 (38:32), MTV Gießen - Tübinger SV 103:95 (49:53), TVG Basketball Trier - SSV Ulm 111:102 (50:46), Alba Berlin - SVD Dortmund 90:73 (41:30), BG TuS Bramsche/Osnabrück - Brandt Hagen 87:85 (40:30).
Gruppe Nord: 1. Bayer Leverkusen 25 20 5 2146:1911 40:10 2. Alba Berlin 27 18 9 2300:2134 36:18 3. Bramsche/Osnabr. 27 15 12 2207:2224 30:24 4. Brandt Hagen 26 11 15 2190:2194 22:30 5. Braunschweig 26 11 15 1961:2060 22:30 6. SVD Dortmund 27 8 19 2059:2229 16:38
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u.a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).
Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Am Samstag wurde der Eiserne Steg nach der Sanierung wieder für Fußgänger geöffnet Gedränge auf der Brücke Letzte Fährfahrt Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Zwei Böllerschüsse, pünktlich 11.20 Uhr, Samstag mittag: Die dichten Rauchschwaden, die die wuchtigen Kracher hinterlassen haben, werden schnell weitergetrieben. Der Weg über das stählerne Konstrukt von seiner Südseite aus ist wieder frei: Frankfurt hat "ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte" zurückbekommen, sagt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler - der Eiserne Steg ist ein Jahr nach dem Beginn der 16 Millionen Mark teuren Renovierungsarbeiten an der Fußgängerbrücke wieder eröffnet. Wurde auch Zeit. Denn Klaus Gerhardt beispielsweise hat den Steg "unheimlich vermißt". Schließlich war "das so eine kurze Verbindung": Zu Fuß, ganz flugs, vom Einkauf in der Innenstadt wieder nach Sachsenhausen zurück. Aber Gerhardt hat, wie andere Bürger auch, die Brücke nicht nur vermißt für den schnellen Weg über den Main. Nein, der Eiserne Steg hat selbstredend "auch einen traditionellen Wert". Und deswegen war es für ihn auch keine Frage: Wird die Brücke wieder freigegeben, wird er dabeisein.
Samstag vormittag, kurz nach 10 Uhr. Auf der Nordseite des Stegs werden noch einmal Nieten verkauft, stählerne Stifte, die bei der Renovierung der Brücke ausgebaut worden waren. Das Stück zu zehn Mark, der Erlös ebenso wie das Geld aus dem Verkauf der von zwei Brauereien gespendeten Getränke für die Kinderkrebsstation der Uni-Klinik. Klar, daß Klaus Gerhardt noch zwei Nieten erwirbt, bevor er zur letzten Fahrt der "Francenfurt" an Deck gehen wird: 10.30 Uhr, und der alte Kahn legt ab. Wie so oft in den vergangenen zwölf Monaten: Während der Arbeiten am Steg steuerte die 1927 gebaute Fähre für 50 Pfennig pro Person die Südseite des Mainufers an. Jetzt, berichtet Fährmann Willi Weiß, "wird die Fähre verkauft". Und Weiß geht in Pension.
Zuvor aber muß er doch noch einmal ablegen. Die Prominenz will ans Sachsenhäuser Ufer gebracht werden. Dann, kurz vor 11 Uhr, das war's für Willi Weiß. Ein Dank vom Oberbürgermeister. Andreas von Schoeler verläßt gemeinsam mit Liesel Christ die "Francenfurt", die schon in wenigen Minuten nicht mehr gebraucht wird. Denn dann "bekommen die Frankfurter ihre Brücke zurück", sagt von Schoeler bei seiner Ansprache am südlichen Aufgang des Eisernen Stegs, der noch Rohbau geblieben ist: Der Sandstein fehlt, die Aufzüge für Behinderte sind noch nicht eingebaut, die Beleuchtung muß installiert werden.
Die Sanierung von Grund auf jedoch ist fertig, die Mängel an der Unterkonstruktion der 173 Meter langen Brücke sind behoben. Pünktlich: Im September 1994 sind 125 Jahre vergangen, seitdem das Bauwerk zum ersten Mal betreten wurde. Und schon jetzt werden T-Shirts mit dem Aufdruck des Eisernen Stegs verkauft. Am Aufgang zur Brücke in Sachsenhausen. Zusammen mit einem Bausatz: Wer sich das 48 Zentimeter lange Modell ins Wohnzimmer stellen will, kann sich ein getreues Abbild basteln.
Was aber ist schon ein Modell, wenn das Original nun wieder betreten werden kann. Viele Hundert Menschen warten an seinem Aufgang im Süden der Stadt auf diesen Augenblick. Nur noch ein paar Minuten: Liesel Christ und der OB greifen zur Schere. Das unverzichtbare Band wird durchschnitten. Im Gefolge des Stadtoberhaupts drängt es die Menschen auf die Brücke. Kein Vor, kein Zurück, der Steg ist überfüllt, das Konstrukt gerät in Schwingungen. "Ein natürliches Verhalten", erklärt Adolf Berberig denen, die sich um den Steg sorgen. "Das Material muß nachgeben", fügt der Abteilungsleiter Brückenbau aus dem städtischen Straßenbauamt hinzu. Passieren jedoch könne selbst bei dem dichten Gedränge nichts: 500 Kilogramm Gewicht pro Quadratmeter halte die Brücke aus.
Nun denn. Also weiter bis zur Mitte des Eisernen Stegs. Pause, auf den grünlichen Stahlstrang der Hängekonstruktion gelehnt, auf dem die Tauben schon wieder ihre Spuren hinterlassen haben, und abwarten: Die Achter der Ruder-Regatta müssen sich gleich ihren Weg zwischen den sandsteinernen Trägerpfeilern des Stegs hindurchbahnen. Das Boot von "Rheno Franconia" setzt sich durch, bei den Damen hat der Vierer vom "RV Freiweg" am Ende eine Länge voraus.
(Siehe auch Beitrag "Einen Kreuzer, bitte" auf Seite 16)
Der Mensch, verdrahtet, an jedem Ort und rund um die Uhr erreichbar, immer zur Kommunikation aufgelegt; die Welt, ein Spinnennetz aus Drähten, in denen Myriaden von Bits und Bites hin- und herrasen, an einigen Punkten zusammenkommen, flüchtige Bilder von Realität aufbauen, wieder verschwinden im unendlichen Gewirr, unauffindbar, unkontrollierbar für Sender und Empfänger. Nur eine der Assoziationen, die "ISDN" auslösen kann, das "Integrated Services Digital Network", die Zukunftsvision von Post und Telekom, das digitalisierte Leitungsnetz, das einfach "alles" möglich machen soll: Einkaufen vorm Fernseher, den Blick in die Augen der Geliebten, die im fernen Japan weilt, die Konferenz am Urlaubsort, überall, jederzeit.
Traum oder Fluch? Von welchen Idealen lassen sich Technokraten leiten, die sich ISDN ausgedacht haben, was bewegt Kritiker, die vor orwellschen Verhältnissen warnen, vor dem gläsernen Menschen, der totalen Verdatung, dem Ende der Privatsphäre, dem "Post-industriellen" Zukunftswesen, das seinen Kopf nur noch als Modem gebraucht.
Es waren Sprachwissenschaftler um den Frankfurter Germanisten Professor Horst Dieter Schlosser, die sich am Wochenende auf einem zweitägigen Symposium dieser Fragen annahmen, gemeinsam mit Technikern, Gewerkschaftern, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern den Mythen um ISDN auf die Spur zu kommen suchten.
Das Leitbild der Beschleunigung entdeckten die Sprachforscher in Fach- und Werbetexten für das neue Datennetz, in denen die Illusion der absoluten Mobilität gepflegt werde. Beides führten sie zurück auf das "fundamentale Bedürfnis, die Kürze des menschlichen Lebens wenigstens partiell aufzuheben". Und dieses Bedürfnis muß so stark gewesen sein, daß es abendländische Ideale von Selbstbestimmung, Individuation und Persönlichkeitsentfaltung lange Zeit glatt zu verdrängen schien.
Inzwischen wird die "Kommunikation ohne Grenzen" längst nüchterner betrachtet, von beiden Seiten. Kritiker haben erkannt, daß die "Autobahn für Daten" unter vielen Verkehrsstaus zu leiden hat. Und auch die Techniker haben keine "glänzenden Augen" mehr. Denn die Bürger, so haben Umfragen ergeben, verweigern sich. Ihnen genügt das gute alte Telefon, dessen Stecker man auch mal herausziehen kann. mat
Mitgliederversammlung der IG Metall MAIN-KINZIG-KREIS. Vorruheständler und Senioren sind zu einer Mitgliederversammlung der IG Metall eingeladen, die am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr im Schloßgartensaal der Stadthalle Hanau stattfindet. Vorgesehen sind Delegierten-Wahlen zur Vertreterversammlung, außerdem ein Referat zum Thema Sozialabbau.
Daß es kein nostalgisches Treffen von in Ehren ergrauten Altlinken, Antiautoritären und dogmatischen Marxisten wurde, sondern eine spannende Diskussion, dafür sorgten die vielen jungen Leute bei dem "Politischen Frühstück", zu dem am Sonntag vormittag eine Veranstaltergruppe von Sozialdemokraten, Grünen, früheren Mitgliedern der DKP, linken Gewerkschaftern und Parteilosen in Bad Homburg eingeladen hatte. Und es sorgte dafür der 62jährige Karikaturist Chlodwig Poth, der der Jugend empfahl: "Wenn ich jetzt 20 wäre, ginge ich auf die Barrikaden."
Anlaß zu dieser bislang wohl einzigartigen Veranstaltung war das Bedürfnis der politischen Linken, Jubiläen zu feiern wie sie fallen. 25 Jahre ist es her, daß im westlichen Teil des heute vereinten Deutschlands die Jugend auf die Straße ging, mit (verbotenen) Demonstrationen und phantasievollen Aktionen so gut wie alles in Frage stellte, was damals der zu einer großen Koalition verschmolzenen politischen Kaste in Bonn lieb, teuer und heilig war. "68er Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?" hieß die Fragestellung.
Chlodwig Poth, der Meister des entlarvenden Federstrichs, bewies seine Prägnanz auch in der Diskussion: "Was nutzt die Freiheit, die wir uns erkämpft haben, wenn wir bald nicht mehr atmen können." Die von der 68er-Bewegung erzwungene Demokratisierung und Öffnung einer verkrusteten Gesellschaft könne nicht die umweltschädigenden Autos abschaffen. Gallig war der letzte Beitrag des einstigen Pardon-Mitgründers: "Der Zusammenbruch des Sozialismus war für viele von uns schlimm - aber der Zusammenbruch des übriggebliebenen Kapitalismus wird viel härter sein, er kostet die Erde."
Andreas Buro, linker Professor, Mitgründer der Ostermarschbewegung, 1968 Sprecher der Abrüstungsbewegung und heute in dieser Funktion für das "Komitee für Grundrechte und Demokratie" wirksam, bewertete in einer Rückschau die 68er-Bewegung als einen Höhepunkt in einer Folge zahlreicher sozialer Bewegungen. Ihr Verdienst sei es gewesen, auch die Frage nach der ökonomischen Krise gestellt zu haben. Er prophezeite, daß sich die Frage nach dem Wegfall der sozialistischen Alternative heute und morgen noch dringender stellen werde und das Schicksal der Menschen und Völker bestimme.
Udo Knapp, letzter Vorsitzender des SDS und heute hauptamtlicher Beigeordneter auf der Insel Usedom, zog eine positive Bilanz: "Die 68er haben viel erreicht, ihr Marsch durch die Institutionen hat die folgenreichste Veränderung der Republik ausgelöst." Im guten natürlich. Die Analyse eines Studenten der Uni Gießen, wonach sich die "faschistische Bewegung unsichtbar in die etablierten Parteien" geschlichen habe, folglich wieder Grund und Anlaß für eine neue Revolution bestehe, wischte Knapp als leichtfertige Kritik an der parlamentarischen Demokratie weg. Sie sei die "einzige Chance" für ein Überleben dieser Welt.
Das wagte Monika Seifert zu bezweifeln. Sie war Gründerin eines bekannten Frankfurter Kinderladens und als Hochschullehrerin einst Opfer ihres Widerstandes gegen die Notstandsgesetze. Mit der parlamentarischen Demokratie allein werde die Welt auch nicht gesunden, sagte sie und behauptete: "Ihr Männer wollt nicht zugeben, daß auch ihr nicht wißt, wie die Welt zu retten ist."
Bei dieser "Jubiläumsfeier" der 68er bemühte sich Joscha Schmierer (einst im SDS-Bundesvorstand) der neuen Generation Mut zu machen. Er hielt an seinem Glauben fest, daß "nur ein gesamtgesellschaftlicher Konsens" über den Zwang zu einer ökologischen Wende den Globus retten könne. Aber: "Jeder weiß es, doch wie soll man es machen?" Das wußten konkret auch die Aktivisten der aufregenden Jahre vor einem Vierteljahrhundert nicht. Klar war nur, daß es mit Marx und Engels nicht zu schaffen ist. Deren Namen und Lehren spielten bei diesem "politischen Frühstück" ausgewiesener Linker überhaupt keine Rolle.
PETER GWIASDA (Bad Homburg)
Oberliga Hessen Landesliga
Oberliga Hessen Die nächsten Spiele: Kickers Offenbach - Eintracht Haiger (Fr.), SV Wehen - Spvgg Bad Homburg, FV Bad Vilbel - SG Egelsbach, KSV Hessen Kassel - VFB Marburg, SC Neukirchen - Rot-Weiss Walldorf, Borussia Fulda - SV Wiesbaden (alle Sa.), Rot-Weiss Frankfurt - FSV Frankfurt, Eintracht Ffm. Amat. - VFR Bürstadt (beide So.) Landesliga Süd Die nächsten Spiele: Dietesheim - Bayern Alzenau, Bernbach - Kl. Krotzenburg (beide Sa.), Neu-Isenburg - Italia Frankfurt, Erbach - Riedrode, Progres Frankfurt - Kl.-Karben, Wolfskehlen - SGK Bad Homburg, Jügesheim - Mörlenbach, Germ Ober-Roden - Langenselbold (alle So.) Landesliga Mitte Die nächsten Spiele: Limburg 19 - SG Hoechst, Vikt. Sindlingen - Burkhardsfelden, Herborn - Kirchhain, Grünberg - Nieder- Brechen, Lich - Steinbach, Battenberg - Würges (alle Sa.), Unterliederbach - Biebrich, Kastel - Wehen Res., Dillenburg - Wetter (alle So.) Landesliga Nord Die nächsten Spiele: Hünfeld - Germ. Fulda, Dillich-Nass-Tro. - Gilsa-Jesberg, Willingen - Wattenberg, Petersberg - Hönebach, Lohfelden - Eintr. Baunatal, Herm. Kassel - Flieden, KSV Baunatal - Hessen Bad Hersfeld, Bad Soden-Ahl - KSV Hessen Kassel II (alle So.)
Die Talfahrt der europäischen Skihersteller hat einem mühsamen Gleiten in flachem Gelände Platz gemacht. Nachdem der internationale "Brettln"-Markt in den vergangenen Jahren stark geschrumpft ist, stagniert er nun. Vor einer Dekade waren weltweit noch rund zehn Millionen Paar Ski verkauft worden. Nun hat sich der Absatz bei etwa sechs Millionen eingependelt. Dafür gibt es im wesentlichen zwei Gründe: Die drei schneearmen Jahre in Europa von 1989 bis 1991 sowie ein Abwandern zu Konkurrenzsportarten, meint der deutsche Rossignol- Geschäftsführer Helmut Bälz.
Er sollte es wissen, denn der französische Konzern ist mit einem Marktanteil von 31 Prozent der größte Alpinskiproduzent der Welt. In einem unterscheidet er sich grundlegend von den meisten anderen Anbietern: Er wächst und verdient gut. In der abgeschlossenen Geschäftsperiode setzte die Gruppe 1,7 Milliarden Franc (knapp eine halbe Milliarde Mark) um, und in der laufenden sollen noch einmal fast zehn Prozent draufgesattelt werden. Als Gewinn sprangen zuletzt 30 Millionen Franc heraus.
Nach dem Erfolgsrezept in einem stagnierenden Markt befragt, nennt Bälz drei Punkte: Größe, die Unternehmensform der Aktiengesellschaft und vor allem "Triadenstärke", das heißt auf den drei Hauptmärkten präsent zu sein. Nahezu alle bedeutenden Skihersteller der Welt sind Europäer. Wer aber den trotz aktueller Schwäche weltgrößten Skimarkt Japan oder das sich erholende Nordamerika außer acht lasse, "liegt schnell auf dem Bauch, wenn in Europa kein Schnee fällt". Diese Erkenntnis hat zu einem erbitterten Konzentrationsprozeß geführt. Kleine unabhängige Produzenten gibt es kaum noch. Die Skizwerge werden von den Riesen geschluckt.
Am Ende, darüber ist sich die Branche einig, werden einige wenige große Konzerne übrigbleiben. Neben Rossignol dürfte das die Atomic-Gruppe aus Österreich sein, die derzeit auf Platz zwei der Weltrangliste liegt. Gute Überlebenschancen haben auch Komplettanbieter wie Koflach und Dynamik aus der Alpenrepublik, deren Sortiment mittlerweile vom Ski über Stöcke bis zu den Schuhen reicht. An einem milliardenschweren Imperium zimmert die Bennetton-Gruppe aus Venedig, zu der Österreichs Kästle zählt. Behaupten werden sich wohl auch HTM (Head, Tyrolia und Mares) und Salomon in Frankreich.
Diese Gruppen schlagen sich um einen Kuchen, der kaum mehr aufgeht. Nur selten eröffnen sich neue Wachstumsfelder, wie etwa in der jüngeren Vergangenheit mit Snowboards.
Diesen Trend haben die Etablierten aber "verpennt", meint Bälz selbstkritisch. Dabei boomt dieses Segment. Rund 400 000 verkaufte Snowboards per annum mit Steigerungsraten von 30 bis 50 Prozent sprechen eine deutliche Sprache. Derzeit teilen Newcomer den Markt unter sich auf. Klassischen Skiproduzenten ist das teils gar nicht so unrecht. "Der Markt platzt vor Begeisterung, aber die Rendite stimmt mich skeptisch", meint ein Branchenvertreter.
Einen begehrlichen Blick wirft die Skiwelt dagegen nach Osteuropa mit seinen Gebirgen und schneesicheren Gebieten. Wenn erst einmal Geld da ist, dürften sich vor allem in Rußland enorme Absatzchancen eröffnen. "Da ist noch viel Power drin", hofft ein Experte. Eine andere Möglichkeit des Wachstums bietet die Diversifikation. Ein zweites Standbein wie Tennis, Golf oder Trekking hat mittlerweile fast jeder Hersteller.
Mit "Maschinen", wie Skihersteller ihre Produkte gerne nennen, macht der Fachhandel nur noch zehn Prozent seines Umsatzes. Rund 60 Prozent werden heute mit Sportbekleidung erwirtschaftet. Vielleicht ist das ein weiteres Betätigungsfeld für Rossignol, Bennetton, Atomic und Co. Denn "Nietengürtel" und anderes Zubehör für "Pistenrocker", wie es die aktuelle Skimode anpreist, sind sicherlich vielseitig verwendbar: In der Disco etwa, auch wenn draußen kein Schnee fällt.
THOMAS MAGENHEIM (München)
Fußball - kurz gemeldet
Bundesligisten integrieren Ausländer Nach einer Erhebung des "kicker- Sportmagazins" sind 950 der 4126 gemeldeten Jugendspieler bei den 18 Bundesligisten discher Abstammung. "Spitzenreiter" im Ausländer-Kontingent ist Eintracht Frankfurt mit mehr als 40 Prozent im gesamten Nachwuchsbereich, gefolgt von Bayer Leverkusen und Bayern. Ghana gescheitert Die Fußball-Nationalelf Algeriens hat die erste große Hürde auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 1994 in den USA geschafft. Die Nordafrikaner gewannen das letzte Vorrundenspiel in der Afrika-Zone gegen Ghana mit 2:1 (0:1). Ghana hätte ein Unentschieden zum Gruppensieg gereicht.Maradona entschuldigt sich bei Sevilla Argentiniens Fußball-Star Diego Armando Maradona hat seinen spanischen Klub FC Sevilla um Verzeihung gebeten. Der Erstligist hatte dem Weltmeister von 1986 mit disziplinarischen Maßnahmen gedroht, da dieser in der vergangenen Woche verspätet vom Länderspiel Argentiniens gegen Brasilien zurückgekehrt und ohne Erlaubnis direkt nach dem Meisterschaftsspiel gegen Logrones nach Südamerika zum Spiel gegen Dänemark geflogen war.
Drei Verletzte und einen Schaden von rund einer halben Million Mark forderte am Samstag gegen 13 Uhr ein Brand in dem siebenstöckigen Haus Schafheckstraße 10 in Oberrad. Ursache des Feuers war laut Polizei und Feuerwehr die Implosion eines Fernsehgerätes, das in der Wohnung eines 85jährigen im fünften Stock des Gebäudes stand.
Das Feuer griff sofort auf die gesamte Wohnung über. Dem 85jährigen gelang es, sich ins Freie zu retten. Er erlitt eine Rauchvergiftung und mußte zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden.
Die Hitzeentwicklung war so stark, daß die Fenster der Wohnung barsten und die Flammen die Hauswand sowie die Stockwerke fünf bis sieben vollständig verrußten. Eine Mieterin, die im sechsten Stock des Hauses lebt, erlitt eine leichte Rauchvergiftung.
Ein Feuwehrmann trug bei den Löscharbeiten durch herabfallende Deckenteile leichte Verletzungen im Nacken davon. Beide Personen wurden ambulant behandelt. Die Feuerwehr hatte den Brand nach einer halben Stunde gelöscht. enk
Eine Reihe Prominenter, die die Wähler-Initiative "Frankfurt gegen rechts" unterstützen, waren auch beim vierten und letzten "Talk gegen rechts" vor der Kommunalwahl zu Gast: Unter ihnen der frühere Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs, Musikproduzent Frank Farian, der Sänger Edo Zanki, der Kabarettist Hans Scheibner, der Chefredakteur von "Spiegel-TV", Stefan Aust, und die Sängerin Gitte Haenning.
Die Künstler und Journalisten machen sich für den Aufruf der Wählerinitiative "Frankfurt gegen rechts" stark: Die Initiative wirbt seit Wochen dafür, daß möglichst viele Menschen am kommenden Sonntag zur Wahl gehen und ein deutliches Zeichen gegen Ausländerhaß setzen. ing
OBERRAD. Am 6. März 1953 trafen sich etwa 30 Oberräder in der Gaststätte "Zum Hirsch" und gründeten die Ortsgruppe Oberrad des Verbands der Kriegs- und Wehrdienstopfer (VdK). Die Gründungsmitglieder wollten sich von der Ortsgruppe Sachsenhausen abtrennen und eine eigenständige Truppe im Stadtteil auf die Beine stellen. Inzwischen sind die damaligen Mitglieder, beispielsweise Heinrich Block oder der erste Vorsitzende Herrmann Kruse, nicht mehr aktiv. Und auch die Zielsetzung, die finanzielle und rechtliche Unterstützung von Kriegsopfern, hat sich inzwischen gewandelt.
Am vergangenen Wochenende hatte der VdK Oberrad allen Grund, seinen vierzigsten Geburtstag zu feiern, denn: "Seit kurzem können wir einen Zuwachs der Mitgliederzahlen verzeichnen", berichtete Helga Huhn von der Ortsgruppe. Eine Entwicklung, die gegen den Trend in vielen Vereinen läuft. "Das liegt vielleicht auch daran, daß wir uns sehr viel Mühe geben", meinte Helga Huhn zur Arbeit des Vorstandes.
Zum feierlichen Kreppelnachmittag in den Bürgertreff Depot waren mehr Besucher gekommen, als erwartet. So mußten nachträglich noch Tische und Stühle herbeigeholt werden, um den etwa 100 Gästen Platz zu bieten. Der Erste Vorsitzende Karl Huhn arrangierte mit seiner Frau Helga ein abwechslungsreiches Programm aus Unterhaltung und besinnlicher Rückschau auf vier Jahrzente Arbeit der Oberräder Ortsgruppe.
"Früher war die Hauptaufgabe der Ortsgruppen, die Mitgliedsbeiträge einzusammeln und an den Kreisverband weiterzuleiten. Als Gegenleistung wurde den Kriegsopfern dann Rechtsbeistand bei Sozialansprüchen gewährleistet", erklärte Helga Huhn. Heute stehe dagegen die Geselligkeit mehr im Vordergrund. Ausflüge, Feste und Urlaubsfahrten sind feste Bestandteile der VdK-Tätigkeiten geworden. Mit bundesweit 1,2 Millionen Mitgliedern ist der VdK "immer noch die größte Selbsthilfeorganisation", sagte sie.
Als der Krieg lange vorbei war, wandte sich der Verband auch der Unterstützung von Behinderten zu. "Das war eine wichtige Entscheidung, sonst würden wir heute wahrscheinlich gar nicht mehr existieren", erklärte Helga Huhn.
Zum Kreppelnachmittag ins Depot kamen auch Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch (SPD), die Sozialbezirksvorsteherin Renate Wolf (CDU), sowie Stadtrat Bernhard Mihm (CDU). Vertreter der CDU- und SPD-Fraktionen aus dem Ortsbeirat 5 überreichten jeweils eine Spende an den Verband. "Eine kleine Hilfe ist so eine Spende schon, auch wenn wir damit keine großen Sprünge machen können", sagte Helga Huhn.
Eine weitere Einnahmequelle war die reichhaltig bestückte Tombola mit deren Erlös eine mehrtägige Fahrt nach Hamburg im kommenden Mai mitfinanziert wird. Nach Auskunft der Organisatorin sind noch Plätze frei; Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 65 63 70 entgegen genommen. hen
2. BUNDESLIGA
Die nächsten Spiele: Duisburg - Osnabrück, Homburg - Rostock (beide Fr.), Mannheim - Stuttgarter Kickers, Mainz - Oldenburg, FC St. Pauli Hamburg - Unterhaching, Hertha BSC Berlin - Fort. Köln, Darmstadt 98 - Wuppertal, Braunschweig - VfB Leipzig, Chemnitzer FC - Hannover 96 (alle Sa.), SV Meppen - Düsseldorf, FC Remscheid - VfL Wolfsburg, Jena - SC Freiburg (alle So.)
Bundesliga, Frauen, Gruppe Süd:
Die nächsten Spiele: VfR Saarbrücken - VfL Sindelfingen, TuS Ahrbach - TuS Niederkirchen, TSV Ludwigsburg - SC Klinge-Sekkach, Wacker München - TSV Battenberg, FSV Frankfurt - SG Praunheim (alle So.)
GOLDSTEIN. Die Aufregung um den "gelben Regen", der beim Betriebsunfall im Werk Griesheim der Hoechst AG frei wurde, machte auch vor der Carl-von- Weinberg-Schule in Goldstein nicht halt. Am Freitag nach dem Unglück sollte der jährliche Tag der offenen Tür Eltern und zukünftige Schüler über das Angebot und die Ausstattung der Unterrichtsräume an der additiven Gesamtschule informieren. Noch am Freitagmorgen war völlig unklar, ob der Infotag in Anbetracht der Verseuchung überhaupt abgehalten werden sollte.
In einer kurzfristig einberufenen Personalversammlung entschieden sich die Lehrer der Weingberg-Schule dann doch dafür, den Tag wie geplant ablaufen zu lassen. "Wir hatten den Tag der offenen Tür groß angekündigt und somit eine Verantwortung gegenüber den Eltern", erläuterte Schulleiter Johannes Hübner im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau die Entscheidung. Ignoriert hat die Personalversammlung den Chemieunfall jedoch keineswegs.
Noch am Wochenende sollte ein Reinigungstrupp aus Vorsichtsgründen alle Innenräume der Schule säubern. Außerdem haben die Lehrer eine offizielle Stellungnahme an die Verantwortlichen der Stadt und der Hoechst AG geschickt, in der die mangelhafte Informationspolitik des Unternehmens kritisiert wird und Aufklärung sowie regelmäßige Messungen gefordert werden.
Trotz der Wirren um die gelbe Schmiere in den Stadtteilen Goldstein und Schwanheim waren doch viele Eltern in die Weinberg-Schule gekommen und informierten sich über die Bildungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs. Über das gesamte Schulgelände verteilt präsentierten sich Arbeitsgruppen und Fachbereiche den Besuchern.
Da konnte man bei der Elektronik-AG zuschauen, wie ein kleiner Roboter per Computer gesteuert wird oder mit selbstgebauten Kurzwellenempfängern Sender aus Paris und Moskau einfangen; im Computer-Raum gab es eine Einführung ins Programmieren und das Fotolabor stellte seine Bilder aus.
Wer nach einem ausgiebigen Rundgang in die Eingangshalle zurückkehrte, konnte sich dort von den Schülern im Café bedienen lassen. "Ein guter Ort, um noch mal ins Gespräch zu kommen", meinte Schulleiter Hübner.
In diesem Jahr sollten vor allem die Eltern angesprochen werden, deren Kinder die sechsjährige Grundschule beenden. Da die Carl-von-Weinberg-Schule mit dem neuen Schulentwicklungsplan keine Fünftklässler mehr aufnehmen darf, konzentriert sich die Schulleitung jetzt vor allem auf die Siebtklässler des gymnasialen Zweiges.
Die Hoffnung auf eine gymnasiale Oberstufe hat Johannes Hübner freilich noch nicht aufgegeben. "Ich richte mich nach den Anforderungen des Kultusministers, der mindestens 55 Schüler pro Jahrgang fordert, um eine Oberstufe einrichten zu können." Nach den Worten des Schulleiters hängt es nur von den Eltern ab, ob die Carl-von-Weinberg-Schule eines Tages doch noch eine Oberstufe erhält. "Ich bin zuversichtlich, schließlich gehört das Prinzip Hoffnung einfach zur Pädagogik dazu." hen
GOLDSTEIN. Obwohl keine Neuwahlen anstanden war die Jahreshauptversammlung der VdK-Ortsgruppe Goldstein im Bürgerhaus mit 84 Mitgliedern "wirklich gut besucht", wie der Erste Vorsitzende Albert Klammer sagte.
Die einzige personelle Änderung im Vorstand war ein Wechsel im Beisitzeramt. Für Erwin Lotz, der aus gesundheitlichen Gründen ausschied, übernahm Erna Junge den Sitz im Vorstand.
Wichtigster Tagesordnungpunkt war der Bericht des im vergangenen Jahr erstmals gewählten Jugendwartes. Im abgelaufenen Jahr sind etwa ein Dutzend Jugendliche in den VdK Goldstein eingetreten, in Zukunft soll den jüngeren Mitgliedern (bis 45 Jahre) mehr als bisher geboten werden.
Auch bei der älteren Generation konnte der VdK neue Mitglieder begrüßen. "Ich glaube, die Mundpropaganda ist für diese Entwicklung ausschlaggebend. Unsere vielseitigen Unternehmungen sprechen sich herum", sagte Vorsitzender Klammer. In diesem Jahr will die Ortsgruppe eine zehntägige Reise in die Nürnberger Gegend machen, außerdem sind mehrere Busausflüge geplant. hen
FRANKFURT A. M., 28. Februar (FR). Bewölkung mit Auflockerungen, gelegentlich noch etwas Schneefall, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus zwei und plus drei Grad, die Tiefstwerte zwischen minus zwei und minus sechs Grad. Aussichten: windig und trocken, kalt. (Siehe Lokalteil)
FRANKFURT-NORDWEST. "Wir pflegen einen sehr menschlichen Umgang miteinander." Die Politiker im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Heddernheim, Nordweststadt) sind sich einig - wie so oft. In der Sache wurde zwar auch ab und zu heftig gestritten, "aber persönlich wurde es nie", sagt Thomas Rätzke, Fraktionsvorsitzender der CDU. Und so manche Meinungsverschiedenheit verschoben die Beiräte auf das gemeinsame Bier nach der Sitzung. Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD) drückt es anders aus: Für die Interessen der Bürger "haben wir am gleichen Strang gezogen. Nur manchmal halt in verschiedene Richtungen".
So hat sich im Ortsbezirk 8 einiges getan in den vergangenen vier Jahren. Hauptthema war die Verkehrsberuhigung. Kaum ein anderes Stadtteilgremium machte so engagiert von seinem Recht Gebrauch, den Verkehr aus den Wohngebieten zu verdrängen. In Heddernheim, in der Nordweststadt und im Oberfeld gilt Tempo 30. Zuletzt brachten die vier Fraktionen im Eilverfahren die Verkehrsberuhigung in der Römerstadt auf den Weg. "Wir können zufrieden sein", meint FDP-Beirat Theo Dechert, "nur hätten wir vielleicht manchmal etwas langsamer vorgehen sollen. Dann wäre vielleicht noch mehr herausgekommen." Rätzke schränkt ein: "In Heddernheim gibt es immer noch zu viel Durchgangsverkehr." Der SPD-Fraktionsvorsitzenden Helga Diehl, die in erster Linie mit dem Planungsbüro Burholzer und Trieb zusammengearbeitet hat, ist klar: "Allen kann man es nicht recht machen."
Die Bürger jedenfalls sind wohl insgesamt einverstanden mit den Tempo-30- Zonen, grundsätzliche Kritik blieb aus. Nur einmal ging es ans Eingemachte: SPD und Grüne hatten im Oberfeld die Dietrichstraße gegen den Willen von CDU und FDP für den Durchgangsverkehr geöffnet. Die dortigen Bewohner beschwerten sich im Januar auf sehr undemokratische Weise und terrorisierten Planungsbüro und Ortsvorsteher am Telefon. Das Konzept wurde zurückgenommen - "aus Vernunft und nicht, weil wir dem massiven Druck der Leute nachgegeben haben", betont Gärtner.
Druck gab es auch von einigen Jugendlichen aus der Nordweststadt. Die forderten ein selbstverwaltetes Jugendhaus, nachdem das Jugendamt im Dezember 1990 die Räume im Nidaforum geschlossen hatte. Es ist auch das Verdienst der Freizeitpolitiker, daß der Klub im Nordwestzentrum jetzt wohl kurz vor der Eröffnung steht. Vor allem die Sozialarbeiter gingen vor einem Jahr mit neuem Konzept und frischem Elan ans Werk. Seither allerdings geht es nur schleppend voran. Frank Mahlmeister von den Grünen befürchtet schon, "daß die ein Konzept haben, aber sonst nichts". Gute Nachricht auch für eine Gruppe Heddernheimer Jugendlicher, die seit zweieinhalb Jahren auf der Straße sitzt: Die vier Fraktionen schlugen im Frühjahr 1992 vor, auf einem Gelände nahe der Müllverbrennungsanlage einen Jugendklub zu errichten. "Es sieht so aus, als würde das klappen", freut sich Diehl.
Unbefriedigend ist hingegen die Situation für Kinder geblieben. Zwar wurden über das Sofortprogramm fünf freie Kinder- und Schülerläden eröffnet, doch nach wie vor saniert die Metallgesellschaft den kontaminierten Boden rund um die Hundertwasser-Kindertagesstätte auf dem ehemaligen VDM-Gelände. Auch der Bau der KT 33 in der Heddernheimer Oranienstraße verzögerte sich - wegen Ausschreibungsproblemen.
Abwarten und ab und zu etwas Druck machen, heißt die Devise. Doch mit dieser Methode hat der "Achter" in der Wahlperiode einiges erreicht: Der Lärmschutz an der Autobahn A 5 und an der Niederurseler Umfahrung steht nach "langem Kampf" (Ortsvorsteher Gärtner) auf dem zweiten Platz der Prioritätenliste; das geplante Kino-Center im Nordwestzentrum wurde von 14 auf zwölf Theater abgespeckt; die Heinrich- Kromer-Schule wurde Betreuungsschule; im Herbst bekommt die Freiwillige Feuerwehr Niederursel ihr langersehntes Gerätehaus und die Stadtteilpolitiker setzten die Anbindung des 67er Busses an die U-Bahn-Linie 7 durch. Die Liste der Erfolge ist noch länger.
Kein leichtes Erbe für die neuen Fraktionsmitglieder. Denn das Personalkarussell im Ortsbeirat dreht sich munter. So wechseln beispielsweise Helga Diehl und Thomas Rätzke in die Stadtverordnetenversammlung. Theo Dechert kandidiert für den Römer auf Listenplatz drei der FDP und hält es dabei wie Goethe: "Es hofft der Mensch, solang er lebt." Ortsvorsteher Gärtner bleibt als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung dem "Achter" noch einige Zeit erhalten. Der fraktionslose Abgeordnete Günter Kerssebaum geht auch. "Schwarz übersättigt" und mit Gepolter hatte der destruktive Querdenker mit der lauten Stimme vor zwei Jahren die CDU verlassen. Sein Abschied aus dem Ortsbeirat verlief leise. cob
Max Beckmann hat ihn als Motiv gewählt. Auch sein Kollege Ernst Ludwig Kirchner malte ihn. Was den beiden Expressionisten recht war, ist für jeden Besucher Frankfurts nach wie vor geradezu eine Pflichtaufgabe - das Bild vom Eisernen Steg. Einfach obligatorisch für den heimischen Dia-Vortrag im trauten Kreis: Das also, genau besehen, ist Frankfurt.
Vielleicht ist das ein bißchen übertrieben. Zugegeben, schließlich sind da noch die Türme der Deutschen Bank und das Schlößchen vom alten Holzhausen. Auf jeden Fall aber ist auf das stählerne Konstrukt nicht zu verzichten: Der Eiserne Steg gehört zur Stadt wie der David zu Florenz und die Tauben zu Venedig.
Zumindest seit Samstag wieder. Endlich. Endlich hat die Stadt ihren Treffpunkt für die Silvesternacht wieder zurück. Nun schon beinahe 124 Jahre spannt sich der Steg über den Main. Am 29. September 1869 war er vollendet worden. Entworfen worden war der Eiserne Steg zwei Jahre zuvor von dem Ingenieur Peter Schmick. Schließlich sollte sich die Stadt erweitern, die urbane Fläche angesichts der gewachsenen Bevölkerung vergrößert, eine weitere Verbindung nach Sachsenhausen geschaffen werden. Für seine Konstruktion einer Hängebrücke hatte Schmick 1866 bereits großzügige, wohlhabende Bürger gewonnen: Sie wollten 250 000 Goldmark für das Brückenwerk aufbringen und gründeten eine "Gesellschaft zur Errichtung einer Brücke am Fahrtor". In kurzer Zeit waren Aktien für 160 000 Goldmark verkauft. Der Bau des Stegs konnte im Oktober 1868 beginnen. Ein Jahr später waren 4700 Zentner Eisen verbaut, die Brücke, die den Fußgängern vorbehalten bleiben sollte, fertiggestellt. Und daß sich die Investition in die Aktiengesellschaft lohnen würde, daran bestand schon nach wenigen Jahren kein Zweifel mehr: Wer über die Brücke das andere Ufer erreichen wollte, hatte einen Kreuzer zu entrichten. In nur 15 Jahren hatte sich der Steg bezahlt gemacht, Ende 1885 kam er als "freie Brücke" in den Besitz der Stadt: Von nun an sollte nie wieder jemand für den eiligen Gang nach Sachsenhausen einen Kreuzer blechen müssen, keiner mehr für den grandiosen Blick auf die Türme der Stadt von der Mitte der Brücke aus auch nur einen Pfennig berappen. Doch dann war es wenigstens für eine Zeit lang mit dem Ausblick vorbei: In der Nacht zum 25. März 1945 sprengten deutsche Kommandos den Eisernen Steg in die Luft. Damit, so hatten beschränkte Militärs gedacht, ließe sich das Vorrücken der Amerikaner verhindern. In nur 40 Wochen wurden die sandsteinernen Pfeiler des Stegs wieder aufgebaut, die Fußgängerbrücke für 220 000 Reichsmark erneut rekonstruiert. Die Renovierung des Stegs Anfang der 90er Jahre nun verschlang 16 Millionen Mark. Aber Hauptsache, bei den nächsten Dia-Abenden gibt es wieder etwas von Frankfurt zu sehen. ing
HANAU. Das Arbeitsamt startet am Montag, 15. März, eine weitere Informationsreihe für junge Leute, nachdem es eine ähnliche Berufsberatungsserie für Abiturienten und Hochschüler unlängst erfolgreich abschließen konnte.
1500 Besucherinnen und Besucher zählte die Behörde.
Diesmal sind Schülerinnen und Schüler aller Schularten an der Reihe.
Sie können sich über die verschiedensten Berufe zumeist auch vor Ort informieren. Das genaue Programm wird in den Schulen verteilt, ist aber auch beim Berufsinformationszentrum am Hauptbahnhof (Telefon 0 61 81 / 672-776) erhältlich oder kann dort auch angefordert werden. az
Im Wortlaut "Nicht im Sinne des Führers"
"Besondere Hoffnungen und Wünsche knüpfen sich an die Mitwirkung einer Frau bei den städtischen Aufgaben. Die reichen Gaben der Frauen und die ihnen innewohnenden Kräfte geben ihnen eine besondere Eignung für einen großen Kreis des kommunalen Wirkens. Und wenn diese Kräfte für die Folge dem Dienst der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden, so wird sicherlich reicher Segen daraus hervorquellen."
Nach einer Würdigung der Arbeit der Frauen während der Kriegsjahre sagte Lübke weiter:
"Wer die . . . Arbeit . . . mit angesehen hat, wird es freudig begrüßen, wenn die Frauen nunmehr auch an den Platz im öffentlichen Leben gestellt worden sind, der ihren Fähigkeiten und ihrer Bereitschaft, für das Wohl ihrer Mitmenschen mitzuarbeiten, entspricht".
Ganz andere Töne 14 Jahre später. Am 9. Mai 1933 rückte die sozialdemokratische Stadtverordnete Elisa Raspini ins Parlament nach. Stadtverordnetenvorsteher Karl Setzepfandt richtete folgende Worte an die einzige Parlamentarierin:
"Wir Männer von der Stadtverordnetenversammlung winden Ihnen als Frau keinen Blütenkranz. Wir Nationalsozialisten hätten es lieber gesehen, wenn Sie hier nicht erschienen wären.
Nach dem Standpunkt unseres Führers Adolf Hitler kann eine Frau ihrer Bestimmung nach nicht im öffentlichen Leben den Kampf bestehen, wie es bei dem Mann der Fall ist.
Eine Frau gehört nicht ins Parlament, sie hat andere, für sie höhere Aufgaben als Gattin und Mutter zu erfüllen."13 000 Mark Schaden wegen Glatteis
EPPSTEIN. Glatteis auf der Fahrbahn wurde am Sonntag morgen einem 25jähriger Niederjosbacher auf der Landesstraße 3011 zum Verhängnis, der aus Lorsbach Richtung Eppstein fuhr und mit seinem Wagen ins Schleudern geriet. Er rutschte auf die Gegenfahrbahn und prallte frontal gegen das Auto eines 29 Jahre alten Hofheimers. Die Polizei schätzt den Schaden auf 13 000 Mark. gre
Bei zwei Tankstellen-Überfällen am Dornbusch haben unbekannte Täter unabhängig voneinander insgesamt annähernd 4000 Mark erbeutet. Wie die Polizei mitteilte, wurde die Tankstelle an der Hügelstraße am Freitag kurz nach 21 Uhr überfallen. Ein mit Motorradfahrermütze maskierter Täter hatte mit gezückter Pistole den Kassenraum betreten und von dem 26jährigen Tankwart verlangt: "Geld her. Überfall!".
Der Tankwart händigte dem Räuber 2450 Mark aus, der daraufhin zu Fuß in Richtung Kurhessenstraße flüchtete. Der Täter ist etwa 20 bis 25 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß. Er trug eine rostbraune Blouson-Jacke und vermutlich Jeans. Am Tatort ließ er eine Plastiktüte des Kaufhauses Ammerschläger zurück.
Rund 1300 Mark erbeuteten vier Täter am Samstagnachmittag in einer Tankstelle in der Eschersheimer Landstraße. Gegen 16.30 Uhr betraten sie den Kassenraum und bedrohten den 26 Jahre alten Tankwart mit Schußwaffen. Er mußte sich auf ihre Forderung hin auf den Boden legen. Die Täter im Alter zwischen 20 und 25 Jahren raubten die komplette graue Metallkassette mit Schublade, in der etwa 1000 Mark Tageseinnahmen steckten sowie 300 Mark aus der Portokasse. Sie flüchteten zu Fuß in Richtung Marbachweg/Dornbusch.
In diesem Fall beschreibt die Polizei den Haupttäter ebenfalls als etwa 20 bis 25 Jahre alt, etwa 1,85 Meter groß und schlank. Er trug einen dünnen Oberlippenbart. Bekleidet war er mit einem grauen Sweat Shirt mit Kapuze und schwarzer Jogginghose. Seine drei Mittäter waren 18 bis 25 Jahre alt, trugen Jogginghosen und Kapuzen. enk
Kleine FR · Kleine FR
Beratungstermin der LVA HANAU. Die Landesversicherungsanstalt bietet am Mittwoch, 3. März, einen Beratungstermin in der AOK-Geschäftsstelle, Mühlstraße 2 a, an. Der Experte ist dort von 8.30 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr ansprechbar. Achtjähriger auf Zebrastreifen erfaßt HANAU. Erhebliche Verletzungen trug ein achtjähriger Junge davon, der am Sonntag gegen 14.50 Uhr auf einem Zebrastreifen am Grimm-Center in der Nürnberger Straße von einem Auto erfaßt wurde. Das Kind mußte mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht werden.
Auf Räder eines Neuwagens abgesehen HANAU. Auf die Räder eines Neuwagens hatten es ein 24 Jahre alter Offenbacher und ein 28 Jahre alter Hanauer - beide polizeibekannt - am Sonntag abend bei einem Einbruch in ein Autohaus in der Otto-Hahn-Straße abgesehen. Ein Anwohner alarmierte die Polizei, die die beiden Männer vorläufig festnahm.
Für viele war es der erste Auftritt nach vielen Trainingsstunden vor den gestrengen Augen geschulter Wertungsrichter. Und dann wurden Fehler angekreidet, Abstriche gemacht, aber auch Lob ausgesprochen und schließlich Titel vergeben. Es ging um die Meisterschaften des Bezirks Frankfurt/Main-Taunus im Kunstradfahren. Auf drei Fahrflächen in der Sporthalle in Stierstadt fuhren Solisten, Paare, Vierer- und Sechserreigen von Schülern B (unter 12 Jahre) bis zu den Erwachsenen 27 Wettbewerbe aus.
Kunstradfahren war in Hessen einst eine starke Sparte, aber seit Weltmeisterin Heike Marklein und das Paar Claudia Horner/Simone Liebenow aufgehört haben, gibt es hierzulande keine Nationalfahrer oder WM-Anwärter mehr. Auch in Hungen, Limburg, Nauheim bei Groß-Gerau fanden die früheren Asse keine gleichwertigen Nachahmer.
So freute man sich im Bezirk, wie gut die Nachwuchsklassen mit zwölf Schülerinnen und neun Schülern besetzt waren, daß in Bergen, Stierstadt, Bommersheim und Steinbach, das einmal den besten deutschen Männerreigen stellte, Nachwuchsreigen aufgebaut wurden.
Für die deutsche Meisterschaft, für die eine bestimmte Punktzahl verlangt wird, sollten sich in erster Linie die beiden besten im Einer der Männer, Jens Hoffmann (Nied) mit 317,20 Punkten und Gerhard Kröcker (Schwalbach) mit 307,00 Punkten, der Stierstädter Vierer-Männer- Reigen mit 315,05 Punkten und der Höchster Vierer-Frauen-Reigen mit 308,70 Punkten qualifizieren können. Das erhofft man auch vom Männerpaar Krökker/Göttnauer (Schwalbach), das bei den Junioren Sieger im Einer wurde, sein Programm nicht zeigen konnte, weil vor dem Start eine Pedalkurbel brach. Sie müssen sich bei Hessen- oder südwestdeutscher Meisterschaft qualifizieren.
Im Einer der Frauen siegte Alice Göttnauer (Schwalbach) mit 281,45 Punkten vor Nadja Köhler (Bommersheim) mit 273,50 und bei den Juniorinnen Sybille Heimberger (Okriftel) mit 248,20 Punkten vor Alexandra Jacobsen (Bommersheim) mit 244,95. Der Bergener Sechser-Frauen- Reigen kam auf 277,85 Punkte. Boe
Der Gouverneur des Staates New York brachte es auf den Punkt, als er von dem schmerzlichen Erleben der Verwundbarkeit der Acht-Millionen-Metropole New York City sprach. Diese Bombe tötete nicht nur und verletzte, sie legte nicht nur die Doppeltürme des World Trade Centers am Fuße Manhattans lahm. Sie terrorisierte die mehr als 100 000 Menschen, die in ihnen leben und arbeiten, sie versetzte die Stadt in Angst und Schrecken und schockte eine Nation.
Die USA sind insofern ein glückliches Land, als es politischen Terrorismus, wie ihn Europa, der Nahe Osten, Südamerika oder auch Japan erleiden, bisher nicht kannte. Auf die Formel gebracht: Die Rassenfrage ist immer bedeutender als die Klassenfrage, kennen die USA Gewalt zur Genüge, aber nicht in der Form politischen Terrorismus, sondern vielmehr in Eruptionen der Gewalt, wie sie vor einem knappen Jahr Los Angeles erschütterten mit Straßenschlachten und brennenden Häuserblocks.
New York wäre nicht New York, würden nicht gleich zuhauf Bekenner anrufen, die den Bombenanschlag auf ihr Konto nehmen wollen. Doch die Vermutungen und plausiblen Überlegungen deuten allesamt ins Ausland. Serben, Kroaten, bosnische Muslime kommen für das Attentat ebenso in Frage wie palästinensische Fundamentalisten oder irakische Extremisten zwei Jahre nach Ende des Golf-Krieges - oder auch eine somalische Bürgerkriegsfraktion. Wer auch immer: Sollte die ausländische Connection bestätigt werden, wird sich eine ohnehin wieder mehr auf sich selbst schauende Nation sehr laut fragen, wo ihre Interessen liegen, ob es sich wie in Somalia oder Bosnien lohnt, humanitäre Hilfsaktionen zu unternehmen. Genauso laut wird gefragt werden, ob die USA weiter den Weltpolizisten spielen sollen, der für die Vereinten Nationen Kastanien aus vielen Brandherden der Welt holt.
Neben diesen außenpolitischen Implikationen hat die Explosion unter dem World Trade Center brutal verdeutlicht, wie verwundbar komplexe, hochtechnisierte Gesellschaften geworden sind. Die Lebensfähigkeit von Metropolen wie New York steht und fällt mit einem nahezu fehlerfreien Funktionieren ihrer Infrastrukturen. Eine so verzahnte Welt ist ein aufreizendes Ziel, das zudem noch Dekkung durch die Anonymität in der Masse bietet. sie
HOFHEIM. Die Hoffnung währte gerade ein paar Monate, dann zerplatzte der Traum von einem besseren Leben wie eine Seifenblase. "Mir wird", sagt Norbert, "der Boden unter den Füßen weggezogen." Vor einem Jahr klammerte sich der 42jährige Drogen- und Alkoholkranke an den Strohhalm, den ihm der Verein "Selbsthilfe im Taunus" reichte und der nun in bundesdeutschen Spargewässern unterzugehen droht. Bonn streicht die Mittel für "ABM-Maßnahmen" - vom Arbeitsamt großzügig subventionierte Arbeitsplätze. Auf der Strecke bleiben alle die, denen der Job helfen sollte, sich wieder ins Arbeitsleben und damit häufig auch ins soziale Gefüge zu integrieren.
Einer der Opfer ist Norbert. Er verliert Ende März seine Stelle im Café Flot. Nun droht der schreckliche Kreislauf seines Lebens - Sucht und Kriminalität - von neuem zu beginnen: "Ich habe Angst, daß alles wieder von vorne losgeht." Die Jagd nach dem Stoff, der Griff zur Flasche, Gewalttätigkeit, Einbrüche, Knast.
Norbert ist in den vergangenen 30 Jahren durch die Hölle gegangen. Mit zwölf Jahren hatte der behütete Sohn eines Beamten die erste Alkoholvergiftung - Folge der Erkenntnis, daß elterliche Zuwendung nur zu erhalten war, wenn der Sohn negativ auffiel. Dann die ersten Erfahrungen mit Haschisch - und mit der Polizei, die ihn bei gewaltsamen Demonstrationen immer wieder aufgriff. Die Drohung, in einem Heim zu landen. Schließlich der Traumberuf: Matrose, die einzige Zeit, wo er sich "rundrum zufrieden fühlt". Doch die währt nicht lange. In Ostasien nimmt er Opium, er reist durch Amerika und Afrika, immer auf der Suche nach Drogen - Heroin, Kokain, Tabletten, Alkohol. In New Orleans wird er verhaftet - er war in eine Schlägerei verwickelt. Er wird abgeschoben. Wieder zu Hause muß er untertauchen, denn er will nicht zur Bundeswehr. Folglich kann er nicht arbeiten, aber er braucht Geld für den Stoff. Das beschafft er sich durch Einbrüche und schließlich mit einem Banküberfall. Zehn Jahre Haftstrafe, nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch isoliert in einem Hochsicherheitsgefängnis. Nach der Entlassung geht es immer so weiter: Drogen, Kriminalität und Gefängnis. Bis zum Mai 1983. Da dämmerte ihm erstmals, daß er sich aus dem Milieu lösen, von seiner Sucht loskommen sollte.
Von der Erkenntnis bis zum ersten vorsichtigen Schritt in diese Richtung ist es ein langer, schmerzhafter Weg. Mehrere Therapien hat Norbert begonnen - und wieder abgebrochen. Um dann mit noch höherer Drogendosis wieder von vorne anzufangen. "Ich habe mir die Birne zugeknallt mit dem Stoff." Im Oktober 1991 in einem Ausmaß, das seinem ausgemergelten Körper den Rest gab: Nach einer Überdosis des Rauschgifts wachte er in der B-Ebene in Frankfurt auf: "Ich wußte nicht mehr, wer und wo ich war." Jetzt endlich ist er bereit, Schluß zu machen, ein neues Leben zu beginnen. Er wendet sich an die "Selbsthilfe im Taunus". Die vermittelt ihm die Stelle im "Café Flot" - einer von insgesamt 32 "ABM"lern des Vereins, der sich seit zehn Jahren erfolgreich um eine Rehabilitation ehemals Drogenabhängiger bemüht. Seit März vergangenen Jahres arbeitet Norbert im Hofheimer Café. Und seitdem ist er clean. Keine leichte Zeit - aber er läuft Konflikten nicht mehr davon, hält sie aus. Bleibt drogenfrei. Vor wenigen Wochen nun die Hiobsbotschaft aus dem Arbeitsamt: Seine Stelle wird nicht verlängert. Ebensowenig die übrigen 31 ABM-Jobs des Vereins. "Damit", sagt Bernhard Fielenbach, geschäftsführender Vorsitzender der Selbsthilfe, "ist unsere gesamte Arbeit in Frage gestellt". Denn mindestens zweieinhalb bis drei Jahre benötigen Drogenabhängige, um ein selbständiges Leben führen zu können. Norbert wird vom 1. April an Arbeitslosenunterstützung beziehen - etwa die Summe, mit der das Arbeitsamt bislang seinen Job in Hofheim unterstützte. "Das ist volkswirtschaftlich nicht zu verstehen", sagt Bernhard Fielenbach. Und fügt hinzu: "Von den menschlichen Schicksalen einmal ganz abgesehen."
Norbert bangt vor der Zukunft: Er hat noch 32 000 Mark Schulden. Und er muß monatlich Allimente für seine Tochter bezahlen. "Wie soll ich das ohne Arbeit?" Er weiß nicht, ob er die Kraft aufbringt, diese Existenzprobleme ohne Drogen und Alkohol zu meistern.
FRIEDBERG. In einem Zelt auf der Seewiese eröffnen die Teens und Twens der Kreisstadt heute ihr Jugendzentrum. Darin wollen sie den Friedbergern bis zum 6. März klar machen, wie sinnvoll ein festes Jugendzentrum in der Stadt wäre. Der Erste Stadtrat Gerhard Mosbach lege ihnen beim Zeltprojekt Steine in den Weg, klagten die Jugendlichen. Der Magistrat habe sie gezwungen, 5000 Mark Kaution aus eigener Tasche zu hinterlegen. Fünf Minuten vor Ablauf der Frist sei es ihnen Freitag mittag gelungen, den Betrag im Rathaus einzuzahlen.
Jeweils ab 15 Uhr macht der Stadtjugendring im Zelt Programm. Heute werden Comics gezeichnet. Dienstag wird jongliert und Theater gespielt. Um 18 Uhr steigt ein Skatturnier. Mittwoch trommeln die Jugendlichen, es folgt ein Spieleabend. Donnerstag produziert man Gipsmasken auf der Seewiese, danach beginnt ein Kicker-Turnier. Freitag gibt es Kaspertheater, später Disco-Musik. Samstag können sich die Kids schon ab elf Uhr schminken und Flohmarktsachen verkaufen. Um 15 Uhr gibt es eine Theater-Aufführung, ab 18 Uhr ein Konzert. In der ganzen Woche bewirtet ein Zelt-Café die jungen und alten Besucher. Außerdem soll eine Juz-Zeitung das Projekt dokumentieren.
Das Zelt haben die Jugendlichen in Frankfurt ausgeliehen. Um es beheizen zu können, kauften sie mehrere hundert Liter Öl. Ein festes Haus vermissen die Friedberger Jugendlichen, seitdem der SPD-geführte Magistrat das Jugendzentrum 1985 von Bulldozern ersatzlos plattwalzen ließ. Mit dem Zelt-Juz will man nach Auskunft der Jugendring-Sprecher Michael Busch und Bettina Hein das Vorurteil widerlegen, daß so eine Einrichtung laut, dreckig und voller Drogen sei.
Die Stadtverwaltung habe erst im dritten Anlauf das Jugend-Zelt auf der Seewiese genehmigt, teilte der Grünen-Politiker Johannes Hartmann mit. Dem Stadtjugendring sei verboten worden, die 5000 Mark Kaution aus seinem Etat zu stellen. Alle Veranstaltungen müßten laut Auflage um 22 Uhr beendet sein. Hartmann für die Grünen: "Wir halten dies, bei aller Rücksichtnahme auf die Anwohner und Anwohnerinnen, für Schikane." nes
he Stuttgart. Mit großer Genugtuung hat sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) über die Potsdamerr Beschlüsse zum Länderfinanzausgleich geäußert. Aufgrund des Modells der Bundesregierung für die Neuordnung des Finanzausgleichs ab 1995 hatten die Politiker aller Parteien in Stuttgart bisher davon ausgehen müssen, daß die baden-württembergischen Leistungen in den Ausgleichstopf sich auf jährlich sechs Milliarden Mark verdoppeln würden. Dagegen wollte das Land vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Als wichtigsten Punkt der Potsdamer Vereinbarungen hob Teufel hervor, daß sich danach die Reihenfolge der Länder bezüglich ihrer Finanzkraft durch Maßnahmen des Länderfinanzausgleichs nicht mehr verändern dürfe. Schon im derzeit gültigen Ausgleichssystem fällt Baden-Württemberg infolge des Transfers von jährlich drei Milliarden Mark an finanzschwächere Länder auf einen hinteren Tabellenplatz zurück.
Eine Leichtverletzte bei Kollision auf B 3
DREIEICH. Zu einem Verkehrsunfall kam es am vergangenen Samstag gegen 18.30 Uhr auf der B 3 in Dreieich. Ein Autofahrer, der die B 3 aus Richtung Neu- Isenburg kommend befuhr, wollte nach links in die Straße "An der Trift" einbiegen und beachtete dabei nicht den entgegenkommenden Verkehr. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem eine Frau leicht verletzt wurde. Es entstand ein Schaden von etwa 7 000 Mark. Dem Unfallverursacher wurde eine Blutprobe entnommen und der Führerschein einbehalten. fra
"Die einen Meter über dem Boden gemessenen Werte betragen in dem kontrollierten Bereich zwischen 4 und 14 ug/ortho-Nitroanisol, in den angrenzenden Bereichen lagen sie unter der Nachweisgrenze. (...) Die in der Nähe vielbefahrener innerstädtischer Straßen gemessene Benzolkonzentration liegt regelmäßig zwischen 5 und 20 ug/m3. Die Belastung mit krebsergenden Substanzen der Außenluft liegt damit in ähnlicher Höhe. Gesundheitsdezernentin Maragarete Nimsch kann Entwarnung geben: Die für die Sanierungsarbeiten getroffenen Vorsichtsnaßnahmen reichen aus, um die Gesundheit der Bevölkerung angemessen zu schützen."
Erklärung des Frankfurter Gesundheitsdezernats vom Samstag, das den Ergebnissen der heute in Wiesbaden tagenden Expertenrunde zum Hoechst-Unfall und der Gefährdung der Bevölkerung gleichwohl "nicht vorgreifen" wollte.
Als letzten Tagesordnungspunkt der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März beschloß das Stadtparlament jetzt ein wichtiges Grundstücksgeschäft. Kämmerer Martin Grüber (SPD) präsentierte den Stadtverordneten eine Vorlage, nach der das städtische Eckhaus Rathenauplatz/Freßgass' an einen niederländischen Konzern verkauft werden soll. 63 Millionen Mark nimmt die Kommune nach Informationen der FR bei dieser Transaktion ein.
Die CDU-Opposition kritisierte scharf, daß Grüber die entsprechende Vorlage erst drei Tage zuvor in den Geschäftsgang gegeben habe. Sie interpretierte den gesamten Vorgang als dringliche Geldbeschaffungs-Aktion: "Der Kämmerer verscheuert das städtische Tafelsilber", sagte der sozialpolitische Sprecher der CDU- Fraktion, Dieter Mönch, gegenüber der Rundschau.
Grüber erklärte dagegen vor dem Stadtparlament, schon sein Vorgänger Ernst Gerhardt (CDU) habe das Gebäude für über 50 Millionen Mark verkaufen wollen. Dieser Preis sei jedoch in den 80er Jahren nicht zu erzielen gewesen.
Die Verkaufs-Aktion hat eine Vorgeschichte. Ursprünglich wollte der rot-grüne Magistrat das Eckhaus als künftiges Domizil des städtischen Liegenschaftsamtes nutzen. Entsprechende Umbauten waren schon im Gange, neben manchen Türen waren schon die Namensschilder der städtischen Beamten montiert - da stoppte der Kämmerer die Sache. Vor dem Stadtparlament sagte Grüber dazu, die Unterbringung der Behörde wäre für die Stadt zu teuer gekommen.
Der Kämmerer bemüht sich schon seit Monaten, die explodierenden Mieten bei der Unterbringung städtischer Ämter überall im Stadtgebiet in den Griff zu bekommen. Die CDU verweigerte dennoch ihre Zustimmung zu dem Grundstücks- Geschäft, das jetzt mit den Stimmen von SPD und Grünen beschlossen wurde. jg
sp HANNOVER, 2. März. Frauen aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawien werden am kommenden Wochenende in Amsterdam gemeinsam mit westeuropäischen Frauenorganisationen über Hilfsprojekte für Kriegsopfer beraten. Die Initiatorinnen, zu denen in Deutschland vor allem Frauen aus kirchlichen Gruppen, Friedensorganisationen, den Grünen, SPD und CDU gehören, wollen bei ihren Projekten vermeiden, daß humanitäre Hilfe zu einseitigen propagandistischen Zwecken und damit zur Verschärfung des Balkan-Krieges mißbraucht wird.
Die Hilfe soll unabhängig von nationaler und religiöser Zugehörigkeit geleistet werden. Die beteiligten Serbinnen, Kroatinnen und Bosnierinnen, die bei dieser Gelegenheit erstmals zusammenkommen, wollen Schritte zur Verständigung zwischen den Volksgruppen erörtern. Zum Abschluß der Konferenz unmittelbar vor dem Internationalen Frauentag, dem 8. März, ist in Amsterdam eine internationale Frauendemonstration geplant.
Stürmer Henrik Eichenauer wird gegen Borussia Fulda (13. März) sein Debüt beim VfR Bürstadt geben. Der Ex- Profi, der im vergangenen Dezember aus dem Kader des Zweitligisten Darmstadt 98 ausgeschieden war, hat den Südhessen die Zusage bis Juni 1994 gegeben.
Die Offenbacher Kickers demonstrierten auch beim ersten Kick nach der Winterpause Stärke. In der Schlagerpartie des 22. Spieltags war die Mannschaft von Trainer Lothar Buchmann beim FSV Frankfurt nicht zu schlagen und steht nach dem 1:1 weiterhin an der Spitze der hessischen Amateur-Elite. Der hartnäckige Verfolger Borussia Fulda mußte sich aufgrund des Wintereinbruchs in Aschaffenburg ein Päuschen gönnen. Einen herben Rückschlag mußte Egelsbach gegen Rot-Weiss Frankfurt hinnehmen. Die "Roten" demonstrierten den ambitionierten Egelsbachern, daß Testspiele nur wenig mit dem fußballerischen Punktspiel-Alltag gemein haben.
Recht mißmutig dreinschauen dürften auch Peter Rübenach, Trainer des FV Bad Vilbel, nach der 0:2 Niederlage gegen den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf VfR Bürstadt und Bernd Firle, dessen Debüt auf der Trainerbank von Bad Homburg danebenging. Das 1:2 gegen Neukirchen verschafft dem Vize-Meister denkbar schlechte Voraussetzungen im Kampf um den Klassenerhalt.
Derlei Ängste befallen auch den SV Wehen. Weil der seine Heimat eigentlich in höheren Tabellengefilden sieht, aber hartnäckig jeglichen Erfolg verweigert, sollte Robert Jung das Dilemma beseitigen. Sein erster Auftritt an der Seitenlinie war allerdings nicht von bahnbrechenden Erkenntnissen gekrönt: Wehen unterlag 1:3 in Haiger.
Seine erste Saison-Heimniederlage mußte Rot-Weiß Walldorf gegen Kassel hinnehmen. Die Nordhessen bleiben durch ihren 2:0-Erfolg zumindest im erweiterten Kreis der Kickers-Verfolger. Die Eintracht-Amateure erreichten beim SV Wiesbaden ein 0:0. fro
Vorrede. "Stückeschreiber - Theatermacher. Ein Konfliktspiel": Da erwarten wir uns aber einiges von diesem letzten Akustischen Literatursalon, den der Hessische Hörfunk da im Literaturhaus zu Frankfurt abhält: Kein Geld mehr beim öffentlich-rechtlichen Sender für solcherart Live-Spektakel, so heißt es. Das Thema ist gut gewählt. Der Abend könnte alles in einem werden: Höhepunkt und Schluß der Reihe. Fragen wir uns doch schon seit langem, ob das Theater nicht ein sterbendes Medium sei in Zeiten vollverkabelter Glückseligkeit. Hängt's an den Stückeschreibern, die keine guten Stücke mehr schreiben? Hängt's an den Theatermachern, die nur noch müdes Theater machen? Oder merken die, die soviel Theater machen, gar nicht mehr, daß manche Stücke schreiben, die einfach kein Theater macht - aus welchen Gründen auch immer. Da scheint's, so scheint es, einen Konflikt zu geben.
Theater. Ein Konfliktspiel ohne Konflikt. Das mußte ja so kommen. Schon allein deshalb, weil - abgedroschen aber wahr - viele Köche den Brei verderben und der Zuhörer/Zuschauer dann denselben auszulöffeln hat. Autoren und Intendanten, Dramaturgen, Kritiker, Lektoren: Elf - oder waren es zwölf? Irgendwann verliert man den Überblick - Menschen plus ein Moderator versuchen, in zwei Stunden dem Konflikt auf die Spur zu kommen. Man könnte jetzt anfangen auszurechnen, wieviel Zeit dem einzelnen da bleibt, seine Position darzustellen. Sicher ist: Es bleibt zuwenig. Abzüglich der Musik und der Lesungen, die die drei geladenen Autoren Oliver Czeslik, Werner Fritsch und Emine Sevgi Özdamar beisteuern. Aber: Vorgelesenes Theater wird selbst dann nicht gut, wenn einer den Vortrag beherrscht.
Dabei sind die Positionen, die der eine oder die andere anreißt, durchaus interessant. Wenn der Autor Werner Fritsch behauptet, die Theatermacher wollten "den großen Toten das Wasser reichen, indem sie es den Lebenden abgraben", dann steht der entscheidende Vorwurf schon im Raum. Daß dann als Intendant ausgerechnet Manfred Beilharz vom Bonner Schauspiel dagegen halten soll, ist nun wahrlich grotesk. Mehr als ein Drittel aller Produktionen an seinem Haus sind schließlich Stücke von jungen Autoren, uraufgeführt wie nachgespielt. Daß er sich begreift als "Geburtshelfer für neue Stücke": Wer wollte das ernsthaft in Abrede stellen? Kein Wunder, daß dieser Beilharz den verbalen Brandsatz sofort löscht, den Karlheinz Braun wirft, seines Zeichens Lektor im Verlag der Autoren: Das Theater, sagt der, habe kein Profil mehr, programmatische Vorgaben gebe es nicht mehr, alles gehe - und das sei schlecht. Abgeschoben auf Werkraumbühnen, von zweitrangigen Regisseuren umgesetzt, gehörten Autoren heute einfach nicht mehr zum Theater.
Sagt's und keiner kann reagieren, denn jetzt gibt's erstmal Musik. Dabei wäre das, was Tom Stromberg vom Frankfurter Theater am Turm zu Stückeschreibern und Theatermachern beizutragen hat, jetzt genau das richtige. "Wir brauchen keine Autoren, wir brauchen Künstler auf dem Theater", sagt er. Stücke: Die könne man ausplündern, zerstückeln, ausschlachten, vom Blatt spielen - aber das Wort dürfe eben nur ein Aspekt von vielen sein auf dem Theater. Neben der Musik, den Geräuschen, dem Raum, der bildenden Kunst, dem Tanz. Dann sei das Theater auch ein höchst lebendiges.
Spätestens jetzt müßten eigentlich die anwesenden Autoren aufschreien, sich wehren, behaupten, daß die Sprache das Medium des Theaters schlechthin sei. Schließlich sind sie genau diejenigen, von denen Stromberg sagt, er brauche sie nicht mehr: Die Schreiber im stillen Kämmerlein. Doch Fehlanzeige: Stumm staunen sie und sagen kein Wort. Ohne Widerstand haben sie sich den Regeln gefügt, die aus dem geplanten Konfliktspiel eine Aneinanderreihung von Einzelaussagen machen, smart aneinandergehängt vom Moderator Johannes Willms. Der wird nicht müde, ständig zu wiederholen, daß die Autoren an diesem Abend im Mittelpunkt stehen. Aber die glauben das selbst nicht mehr. Brav sitzen sie am Rand. Sie sind eben jetzt nicht dran.
Das ist der Fehler dieses Theaterspektakulums: Es besitzt keine Dramaturgie. Fließband-Abfertigung, name-dropping, aber kein Konflikt, nicht einmal ein Dialog. Statt Auseinandersetzung ein ständiges Umsetzen an den zu wenigen Mikrofonen: Selbst wenn jemand spontan eingreifen wollte, er könnte es gar nicht, weil ihm die technischen Möglichkeiten fehlen. Communicatio interruptus.
Nachrede. (keine üble) Ein Autor, ein Intendant, ein Dramaturg, ein Lektor, ein Kritiker: Mit einer solchen Besetzung hätte etwas werden können aus diesem Literatursalon. Die Idee war gut, die Ansätze da, aber die Durchführung war - nichts. So wird man an anderer Stelle noch einmal darüber reden müssen, ob das Theater überhaupt noch und wenn ja, welche Autoren es braucht, damit es auch in Zukunft "Zeitmaschine und Zertrümmerungsmaschine" (Kritiker Günther Rühle) sein kann. Der Akustische Literatursalon des Hessischen Rundfunks hätte durchaus ein Forum dafür sein können. Doch ihm geht es wie den Stadt- und Staatstheatern: Wer einen großen, unproduktiven Apparat bezahlen muß, hat eben kein Geld. Nicht für Autoren, und nicht fürs Programm.
JÖRG RHEINLÄNDER
Milchmann-Rechnung
Die guten alten Zeiten der Milchkanne, mit der man die Milch direkt beim Bauern oder beim Milchwagen holte, sind schon lange vorbei. Die Zeit wurde knapp, die Pfandflasche kam und ging, die Kartonverpackung und der Schlauchbeutel kamen und der Deponieraum wurde knapp. Mit der Renaissance der Pfandflasche bahnte sich ein neuer Kompromiß zwischen Zeitnot und Abfallbergen an. Allerdings wurden auch Zweifel ob der Richtigkeit dieser "Resubstitution" geäußert, da die Glasflaschen zwar zu weit weniger Abfall führen, dafür aber zum Teil weit transportiert und nach jedem Umlauf gereinigt werden müssen. Für eine umfassende Bewertung boten sich hier Ökobilanzen an, die die wichtigsten Umweltauswirkungen entlang der Produktlinie (Rohstoffgewinnung, Produktion, Gebrauch, Recycling sowie Entsorgung und Transporte) erfassen. Nachdem jedoch aus dem Kreis der Verpackungswirtschaft die verschiedensten sich widersprechenden Ökobilanzen gezaubert wurden, drohte die erfrischende Ökobilanz-Diskussion zu gerinnen wie Milch an einem heißen Sommertag.
Um die Ökobilanzen "etwas haltbarer" zu machen, wurden zwei Maßnahmen eingeleitet: Zum einen wird in Zusammenarbeit zwischen Umweltbundesamt, Industrie und Umweltinstituten eine "Methoden-Konvention" entwickelt, um die interessenorientierten Tricksereien bei der Ökobilanzerstellung zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Zum anderen hat das Umweltbundesamt eine große Verpackungsstudie an eine Arbeitsgemeinschaft dreier Institute vergeben, deren Spannbreite vom industrienahen Fraunhofer-Institut für Lebensmitteltechnologie und Verpackungswesen bis zum Institut für Energie und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg reicht. Die Ergebnisse sollen in einigen Monaten vorliegen. Ungetrübt von diesen noch gar nicht vorliegenden Erkenntnissen und unter Brüskierung von Umweltminister Töpfer und dem Umweltbundesamt hat nun der CDU-Politiker und Vorsitzende des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags, Wolfgang von Geldern, die Mär verbreitet, daß die Milchkartonverpackung gegenüber der Pfandflasche gewonnen habe.
Damit hat er einiges Glas zerschlagen, aber aus den Glasscherben, mit denen von Geldern der Milchkartonindustrie Glück bringen wollte, wird nichts. Während sich die Ökobilanz- Fachwelt mittlerweile schon geeinigt hat, daß die verschiedenen Schritte und Rahmenbedingungen von Ökobilanzen offengelegt und nachvollziehbar sein müssen, will von Geldern der Kartonindustrie damit dienen, daß er nicht nachvollziehbare Teilergebnisse veröffentlicht. Damit schadet er nicht nur dem Instrument Ökobilanz, sondern genauso der Milchkartonindustrie - muß doch nun jeder den Verdacht hegen, daß diese einen offenen Vergleich mit den Pfandflaschen scheut.
Zum anderen weist von Geldern der Milchkartonindustrie und der Öffentlichkeit einen grundsätzlich falschen Weg, indem er beim Wettstreit der Verpackungssysteme die Suche nach dem einen superklaren Gewinner eingeläutet hat. Die Erfahrungen der generellen Ökobilanzdiskussion und der veröffentlichten schweizerischen Ergebnisse zu Verpackungsmaterialien lassen dagegen differenziertere Ergebnisse erwarten (was für viele Politiker offensichtlich schwer aushaltbar ist, weil sie von den Experten Ja/Nein- Ergebnisse hören wollen).
So wie das Sauerwerden der Milch von der Vorbehandlung, der Temperatur und der Zeit abhängig ist, sind auch die Ökobilanzen von Getränkeverpackungen von verschiedenen Faktoren abhängig - die der Glasflaschen beispielsweise von der Glasdikke beziehungsweise dem Materialeinsatz, den Umlaufzahlen beim Pfandsystem und der Transportentfernung. Diese Faktoren können nach Vorliegen und Bewertung der Ökobilanz beeinflußt werden. Der Gesetzgeber könnte etwa eine einheitliche Pfandflasche vorschreiben, wodurch die durchschnittliche Transportentfernung sinkt. Die norddeutschen Verbraucher könnten zum Beispiel auf Milch aus dem Berchtesgadener Land verzichten und alle Verbraucher auf die von Geldern präsentierten Milchmädchenrechnungen. Der Autor ist Chemiker am Öko-In stitut Freiburg und Mitglied der Chemie-Enquete-Kommission des Bundestages zum "Schutz des Men schen".
Vogelinsel wird gerodet, Straßenbelag abgetragen Schwanheim: Sanierung wird immer umfangreicher Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Eine Woche nach dem Störfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG nehmen die Sanierungsarbeiten in Schwanheim ungeahnte Ausmaße an. Fast 250 000 Quadratmeter Erde wurden bereits als Sondermüll abgetragen, der Belag der Schwanheimer Uferstraße und anderer Straßen abgefräst. Am heutigen Montag will man die Vogelinsel im Main, bisher Zufluchtsort seltener Vögel, abholzen. Es besteht noch immer keine Klarheit über Folgen für die Umwelt und Gesundheit der Bürger. Hoechst-Vorstand Karl Holubeck gab am Sonntag zu, daß 4,5 Prozent der am 22. Februar über Schwanheim niedergegangenen zehn Tonnen Chemikalien noch nicht identifiziert sind. 15 Stoffe konnten Fachleute ausmachen, aber nur "vier Leitstoffe" wurden in Luft und Boden bisher gemessen. Dabei ergaben sich Konzentrationen von 14 bis 18 Mikrogramm der Chemikalie o-Nitroanisol pro Kubikmeter Luft. Jörg Hennerkes, Leiter des städtischen Umweltamtes, verglich das mit der Anreicherung des krebserregenden Benzols über Straßen mit "starkem Verkehr".
Hennerkes war nur einer von zahlreichen Fachleuten, die sich am Sonntag nachmittag gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) und neun Vertretern der Hoechst AG bei einer Pressekonferenz stellten. Nicht nur das Umweltamt, auch das hessische Umweltministerium und die Hoechst AG hatten in den vergangenen Tagen "umfangreiche Messungen" in Boden und Luft eines 36 Hektar großen Gebietes zwischen Schwanheimer Ufer und Rheinlandstraße durchgeführt. Dabei ließ die Stadt Ergebnisse der Hoechst AG stets nachmessen: "Das Vertrauen ist größer, wo Kontrolle herrscht", sagte Koenigs.
Außerhalb der Kernzone von 36 Hektar fanden sich bei o-Nitroanisol zwei bis sechs Mikrogramm pro Kubikmeter Luft oder Werte "unterhalb der Nachweisgrenze" (Hennerkes). Experten maßen ferner die Raumluft in acht Wohnungen in der Kernzone und fanden nur Werte unterhalb von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter. Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, deutete dies als Beweis, "daß keine nennenswerten Mengen von Schadstoffen in Wohnungen geschleppt wurden". Auch in und um Schulen und Kitas fanden sich "keine nennenswerten Schadstoffmengen" (Peters).
Bis zum Sonntag mittag trugen 200 Mitarbeiter der Hoechst AG und von ihr beauftragter Spezialfirmen sowie 40 bis 50 Feuerwehrleute 243 000 Quadratmeter Erde ab.Die gesamte Erde gilt als Sondermüll. Sie wird auf dem Gelände der Hoechst AG zwischengelagert bis eine Entsorgungslösung gefunden wird. Arbeiter frästen die oberen zwei Zentimeter Belag der Uferstraße und angrenzender Straßen ab. Wegen der Sanierungsarbeiten brach der Autoverkehr auf der Uferstraße zusammen. Aus den Kleingärten verschwand nicht nur die obere Erdschicht, auch die Dächer aller Hütten tauschte man aus. Im Sauerackerweg und am Ferdinand-Dierichs-Weg stellte die Feuerwehr 200-Liter-Fässer auf, um Regenwasser von den Dächern der Häuser aufzufangen, die dort keine Dachrinnen haben.
Ein "Problem" sind für die Experten noch Dächer und Fassaden der Wohnhäuser. Von Dachpfannen entnahm man Proben, um die Belastung mit Schadstoffen zu prüfen. Feuerwehr-Chef Ries versicherte aber schon am Sonntag, ein Abriß von Häusern komme nicht in Frage.
Am heutigen Montag beginnt eine Aktion, die Umweltdezernent Koenigs schon gestern "in der Seele weh" tat: Die Vogelinsel auf dem Main ist so mit Chemikalien belastet, daß sie abgeholzt und der Boden abgetragen werden muß.
Koenigs sagte an die Adresse der Hoechst AG gewandt: "Wir sind darauf angewiesen, daß die Forschung zu o-Nitroanisol und anderen Stoffen weitergeht." Hoechst-Vorstand Holubeck räumte ein, daß der Konzern spätestens seit dem 2. November 1992 aus einem US-For schungsbericht darüber informiert war, (Fortsetzung auf Seite 16)
Der Chemieunfall bei der Hoechst AG hätte vermieden werden können, wenn das Unternehmen aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hätte. Diese These stellte Thomas Schlimme von der Bürgerinitiative "Hoechster Schnüffler und Maagucker" am Wochenende im Hessischen Rundfunk auf. Schlimme berichtete von einem identischen Unfall am 20. Januar 1986.
Auch seinerzeit habe man vergessen, in einem Chemikalien-Rührwerk Rührer und Kühlung anzustellen. Es kam laut Schlimme zu einer chemischen Reaktion, Chemikalien entwichen und gingen als gelber Regen nieder - damals über dem Stadtteil Griesheim. Dieser Regen enthielt nach Schlimmes Worten Nitrochlorbenzol. Wie der Sprecher der Bürgerinitiative sagte, habe es die Hoechst AG seinerzeit versäumt, ihre Rühranlagen mit einem akustischen Warnsystem auszurüsten. Unter dem Motto "Hoechst brennt, Frankfurt pennt" hat der Asta der Fachhochschule für den heutigen Montag um 17 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Paulsplatz aufgerufen. In dem Aufruf heißt es, das betroffene Schwanheimer Wohngebiet sei "unbewohnbar geworden". Der Asta forderte die Schließung "sicherheitsrelevanter Bereiche" der Hoechst AG.
Das Unternehmen weihte am Wochenende ein fast 20 Millionen Mark teures Technikum ein. Alle fünf Festredner, darunter auch der unlängst entlassene, frühere Bundesforschungsministrer Heinz Riesenhuber (CDU), vermieden es, direkt auf den Störfall einzugehen.
Hoechst-Ausbildungsleiter Ulrich Gruber sagte, nur mit entsprechender Qualifikation könnten die Beschäftigten der Hoechst AG bei den sehr schwierigen Produktionsprozessen handlungsfähig bleiben. Der Chemieunfall vom 22. Februar wird bisher auf menschliches Versagen eines Hoechst-Fachmannes zurückgeführt.
Jürgen Wefelmeier (SPD), Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, sagte, die Deutschen verfügten über das Potential, Technologien so weiterzuentwickeln und zu nutzen, "daß wir damit auch bei hohem Kostenniveau wettbewerbsfähig bleiben können". Riesenhuber beteuerte: "Es wäre eine Illusion anzunehmen, daß es eine problemfreie Technik gäbe." Diese Erkenntnis dürfe jedoch nicht zur Abschaffung der Technik führen, sondern zu ihrer immer neuen Überprüfung.
Innovative Technik wie etwa auch die Gentechnik, so Riesenhuber, dürfe die Bundesrepublik nicht anderen Ländern überlassen. jg
Gegen das Regime des Diktators Mobuto Sésé-Séko demonstrierten etwa 40 afrikanische Studentinnen und Studenten an der Universität und in Bockenheim. Die Gruppe warf Mobuto die Verantwortung für Folter und Morde an Oppositionellen, für Korruption und "Diebstahl" an der Bevölkerung Zaires vor. Der Diktator verhindere mit roher Gewalt jeden Ansatz einer Demokratie in dem zentralafrikanischen Land.
Mit Spruchbändern und Plakaten zogen die Studierenden vor das französische Konsulat, um gegen den offiziellen Empfang zu protestieren, den Frankreichs Präsident dem zairischen Diktator bereitet. Von der Bundesrepublik und den USA erwarte man mehr Unterstützung für die Opposition in Zaire und "mehr Solidarität". Mobuto müsse "klar gesagt werden, daß Diktatoren nicht mehr in dieses Zeitalter passen". mat
Klasse bis 95 kg: 1. Meiling (Sindelfingen), 2. Kamochi (Japan), 3. Hax (Wolfsburg) und Knorrek (Hannover), 5. Heyer (Heidelberg) und Yoon (Korea).
OBERURSEL / KRONBERG. Fünf Häuser in Oberursel und Kronberg wurden am vergangenen Wochenende von Langfingern heimgesucht. In der Oberurseler Odenwaldstraße brachen sie durch eine Terrassentür an der Hausrückwand ein, nachdem sie zuvor den Rolladen hochgeschoben hatten, und stahlen einen Videorecorder, so der Polizeibericht. In der Liebigstraße sowie in der Freiligrathstraße stiegen die Diebe demnach über den Balkon ein und nahmen einmal Goldschmuck mit, das andere Mal fanden sie nichts.
Bargeld sowie ein Personalausweis waren die Beute beim Einbruch in ein Oberhöchstadter Haus an der Schönen Aussicht, in das die Einbrecher durch die aufgehebelte Terrassentür gelangten. Ein Mann schließlich, der aus einem Haus in der Schmiedeberger Straße in Kronberg CD-Player, Geld und eine Puppe stahl, wurde auf der Flucht gesehen: Er trug graue Jeans, eine kurze rosa Jacke, blaue Schirmmütze und eine Tasche mit der Aufschrift "Unisys". Die Polizei bittet um Hinweise. mak
Bundeskanzler Helmut Kohl stand in Kamakura, südlich von Tokio, seinem überdimensionalen Ebenbild gegenüber. Der große Aussitzer ist elf Meter hoch, fast ebenso breit und aus tonnenschwerer Bronze. Eine Springflut schwemmte vor 500 Jahren die Tempelhalle weg, seitdem sitzt der Buddha von Kamakura im Freien. Neben ihm sah der Kanzler ziemlich klein aus.
Tags zuvor hatte Helmut Kohl von einer katholischen Universität in Tokio die Ehrendoktorwürde empfangen und bei dieser Gelegenheit "den Einfluß des Deutschen" auf die Justiz, die Medizin und die Kultur Japans gerühmt. Beim Gespräch unter vier Augen mit Ministerpräsident Kiichi Miyazawa lief es nicht ganz so harmonisch ab. Der Kanzler mahnte mehr japanische Hilfe für Rußland an: Deutschland sei an der absoluten Obergrenze angelangt und könne nicht noch mehr Hilfen für Rußland zahlen. Der Westen, "und dazu gehört auch Japan", habe keine andere Wahl: "Eine vernünftige Alternative zur Unterstützung der Reformpolitiken gibt es nicht." Wenn das "Experiment der Liberalisierung" in Rußland mißlinge, werde es "für alle Beteiligten viel teurer", denn dann käme es zu "Flüchtlingsströmen und unkontrollierten politischen Entwicklungen". Japan solle endlich auch die unsicheren sowjetischen Atomkraftwerke als Problem erkennen.
Miyazawa gab sich einsichtig. Auch er wolle die Länder der ehemaligen Sowjetunion unterstützen. Er bedankte sich bei Kohl für dessen Verständnis in der Kurilen-Frage. Tatsächlich hatte der Bundeskanzler in Tokio jedoch Unverständis über Tokios starre Haltung im Streit um die nördlichen Inseln gezeigt: "Ich wünsche mir eine Lösung des Ausgleichs, weil dies ein Stück gelebter Friede ist." Auf seinem Rückflug nach Deutschland will sich der Kanzler bei einem Zwischenstopp in Moskau mit Rußlands Präsidenten Jelzin treffen. "Tokio bewegt sich nur langsam, aber es bewegt sich", wird Kohl wohl sagen. Gemeinsam mit Japan, so kündigte Kohl an, wolle er die Vereinten Nationen stärken und reformieren. Deutschland müsse im Rahmen der UN seine "Pflichten tun" und sich "der Verantwortung stellen". Er bat die Japaner um Verständnis, daß Deutschland an die Frage der erweiterten UN-Einsätze "zögerlich herangehe". Deutschland habe "zwei schreckliche Kriege überlebt" und im deutschen Namen sei "Schreckliches geschehen". Die Welt solle froh sein, sagte Kohl, "daß wir nicht sofort Hurra schreien".
Kohl forderte seine Gesprächpartner auf, in den neuen Bundesländern zu investieren. Japanische Wirtschaftsexperten entgegneten ihm, es gebe noch zuviele "rechtliche Problem" im Osten Deutschlands. Darauf der Kanzler: "Wir sind mit dem Ruhrproblem fertig geworden, dann schaffen wir das auch." In wenigen Jahren werde Ostdeutschland zu den modernsten Industriestandorten Europas gehören.
Kohl forderte Japans Regierung auf, sie solle dafür sorgen, daß die japanischen Schiffsbauer ihre Dominanz auf dem Weltmarkt nicht weiter ausbauen. Vierzig Prozent aller neuen Schiffe würden in Japan hergestellt, dies führe zu Wettbewerbsverzerrungen. Leidtragende seien die Werften in den neuen Bundesländern. Die Japaner reagierten jedoch gelassen auf diese Vorwürfe.
Als er im Japanischen Presseclub nach dem Ungleichgewicht im Handel zwischen Deutschland und Japan gefragt wurde, verhedderte sich der Kanzler: Der japanische Überschuß habe zwar "eine Rekordhöhe" erreicht, eine "Belebung der Wirtschaft in Deutschland" werde die Situation jedoch bald "erleichtern". Der Korrespondent der japanischen Wirtschaftszeitung, der die Frage gestellt hatte, war höflich und verzichtete auf eine Erläuterung. Denn das Gegenteil ist richtig: Eine verstärkte Nachfrage in Deutschland würde den japanischen Handelsüberschuß weiter steigern. Der Kanzler redet bei Wirtschaftsfragen nicht gerne übers Detail. Statt dessen führte er ein bißchen Wahlkampf vor: "Die Deutschen müssen wieder lernen, früher aufzustehen. Wir hatten in den letzten Jahren zu hohe Tarifabschlüsse, da müssen wir runter."
Kohl schlug den Japanern vor, einen "Kooperationsrat" zu gründen, in dem Wirtschaftsexperten über Zusammenarbeit reden sollten. Die Japaner sagten, sie wollten den Vorschlag prüfen.
Als ein Korrespondent eine Frage zum Konflikt zwischen Indien und Pakistan stellte, zeigte der Kanzler, daß er weiß, was los ist. Wenn er sich da einmischen würde, bräuchte er gar nicht mehr nach Hause zurückzukehren: "Worüber sich manche in Deutschland freuen würden, auch das ist gar keine Frage." TINA STADLMAYER (Tokio)
NIDDA. Aus einem Fotogeschäft in Nidda haben Einbrecher in der Nacht zum Samstag Waren im Wert von rund 50 000 Mark entwendet. Nach Angaben der Polizei waren die Täter gewaltsam in das Geschäft in der Bahnhofsstraße eingedrungen. Aus verschiedenen Regalen und aus dem Schaufenster stahlen sie mehrere Video- und Spiegelreflexkameras und umfangreiches Zubehör. Das Geschäft wurde vermutlich zwischen Mitternacht und 6 Uhr "ausgeräumt".
Möglicherweise im Zusammenhang mit der Tat stehen zwei zwischen 25 und 30 Jahre alte Südosteuropäer, die das Geschäft laut Polizei ohne Kaufinteresse am Donnerstag betreten hatten.
Die Polizei in Friedberg (Tel. 0 60 31 / 60 10) sucht noch Zeugen, die die verdächtigen Personen entwender in der Tatnacht beobachteten oder nähere Angaben über sie und ihre Fahrzeugen machen können. str
"So sind halt die Gesetze des Fußballs", sagte Jörg Berger am Samstagabend und verabschiedete sich lächelnd aus dem Frankfurter Waldstadion. Tags darauf wurde er von seinen Aufgaben als Cheftrainer des 1. FC Köln entbunden, und diese Tatsache hat Berger vielleicht am allerwenigsten gewundert. "Aufgrund der schwierigen Tabellensituation war der Vorstand zum Handeln gezwungen", erklärte Präsident Klaus Hartmann am Sonntag - erwartungsgemäß zwar, aber für den distanzierten Beobachter doch nur schwerlich nachzuvollziehen. Denn dies sagte der gleiche Präsident Hartmann, der Berger nach 1:13 Punkten und dem danach folgenden Sieg in Gladbach im September vergangenen Jahres quasi einen "Persilschein" ausgestellt hatte: "Jörg Berger bleibt ohne Wenn und Aber unser Trainer bis Saisonende."
Selten hat ein Verein so lange "gezappelt", bis er sich zur Trainer-Entlassung durchgerungen hat, selten aber wurde einer vor seinem letzten Arbeitstag auch so unter Druck gesetzt. Zwei Punkte sollte Berger in Frankfurt bei der Eintracht holen. Mit einer völlig verunsicherten und damit eigentlich untauglichen Mannschaft ein Sieg beim Meisterschaftsanwärter - höher ist die Latte kaum noch zu legen. Daß Berger "riß", verwundert nicht. "Vier Matchbälle", so sagte er am Samstagabend auch, habe er schon abgewehrt, der fünfte kam wie ein Dreschflegel daher, denn diesmal entsprang die ultimative Aufforderung zu mehr Erfolg nicht dicken Schlagzeilen der Kölner Boulevard- Zeitungen, sondern der Vorstandsetage des Geißbock-Vereins. Daß dieser Bergers Nachfolger, dem FC-Amateur- Trainer Wolfgang Jerat, den Einstieg mit dem vergleichsweise einfachen Heimspiel gegen Dresden am nächsten Samstag erleichtern will, läßt kühle Berechnung vermuten.
In Köln haben sie Nägel mit Köpfen gemacht, denn mit Berger wurde, in einem Aufwasch sozusagen, am Sonntag auch Co-Trainer Hannes Linßen der Stuhl vor die Tür gesetzt. Der wird in der nächsten Saison Fortuna Köln trainieren. Berger-Nachfolger Jerat soll den Job vorerst bis Saisonende machen, dann wird er auf jeden Fall Assistent des neuen Chefs, oder er bekommt den Job selbst. Eine ausgeklügelte Sache, die Sache von Köln.
WALTHER LÜCKER
50 km der Männer (Freistil): 1. Mogren (Schweden) 2:03:36,8 Stunden, 2. Balland (Frankreich) 2:04:30,9, 3. Dählie (Norwegen) 2:05:10,3, 4. Polvara (Italien) 2:05,23,5, 5. Ulvang (Norwegen) 2:05:39,9, 6. Mühlegg (Marktoberdorf) 2:06,40,2, 7. Benc (Tschechische Republik) 2:06:58,8, 8. Botwinow (Rußland) 2:07:05,3, 9. Korunka (Tschechische Republik) 2:07:25,8, 10. Ottosson (Schweden) 2:08:10,3, 11. Vanzetta 2:08:20,1, 12. de Zolt (beide Italien) 2:08:22,4, 13. Haland (Schweden) 2:08:55,1, 14. Hartonen (Finnland) 2:08:55,8, 15. Majbäck (Schweden) 2:09:17,7, . . . 17. Neuber (Oberwiesenthal) 2:09:34,8, . . . 24. Kuss (Brend) 2:10:39,9.
Es eine Pechsträhne zu nennen, wäre vorschnell, aber auffällig ist schon, daß dann, wenn der Deutsche Leichtathletik- Verband zu sportlichen Saison-Höhepunkten lädt, die Aufmerksamkeit abschweift von Bahn und Grube. Vor Jahresfrist, während der Hallen-Meisterschaften von Karlsruhe, nahm seinen öffentlichen Beginn, was später als Prozeß Krabbe I (identischer Urin in Stellenbosch) in die Doping-Historie im allgemeinen und die DLV-Rechtsgeschichte im besonderen Eingang fand.
Nun terminierten die Landesverbandsvorsitzenden ihre Anhörung zur Präsidenten-Wahl just auf das Wochenende, an dem die Deutschen Meisterinnen und Meister des Hallen-Jahres 1993 gesucht wurden, worauf die Vertreter der zahlreich erschienenen Medien ihr Augenmerk mehr auf mögliche und tatsächliche Stimmungsverschiebungen zugunsten oder zuungunsten von Helmut Digel, Bodo Schmidt und Manfred Steinbach richteten als auf unstrittige Zeiten und Weiten im Sindelfinger Glaspalast.
Am Mittag des Sonntags erklärten sich nach zweitägigen Beratungen die Landesverbandschefs in Person ihres Sprechers Wolfgang Delfs aus Kiel insoweit, als sie aus dem Kreis der drei Bewerber den Kieler Hochschullehrer Schmidt aussortierten und dafür den Ministerialdirigenten aus dem Bonner Gesundheitsministerium, Manfred Steinbach, und den Darmstädter Helmut Digel, Leiter des Sportinstituts der TH Darmstadt, ins Finale schickten, das am 24. April auf dem DLV-Verbandstag in Duisburg ausgetragen wird.
In einer schriftlichen Abstimmung unter den Landesverbandsvorsitzenden schälte sich eine "deutliche Tendenz" zugunsten von Digel heraus. Der Darmstädter Sportwissenschaftler hatte immer auf die Kandidatur einer Mannschaft verwiesen, und so zählen zu den vorgeschlagenen Präsidiums-Kandidaten aus Digels Team auch Theo Rous (als Vizepräsident; die weiteren bisherigen Kandidaten für die drei Stellvertreterrollen heißen Delfs und Werner von Moltke) sowie Rüdiger Nickel und Heide Rosendahl für die Position des Sportwartes (für den Posten ist auch noch Schmidt vorgeschlagen). Gegen die ehemalige Weitsprung-Olympiasiegerin will Nickel aber nicht antreten, sondern nach Absprache mit ihr statt dessen sich für eine Stellverteterposition bewerben.
Die großen unter den 20 Landesverbänden haben ebenso die Vorauswahl entschieden wie sie voraussichtlich die Wahl in Duisburg zugunsten der von Digel und seiner Mannschaft vertretenen strikten Anti-Doping-Haltung entscheiden werden. Die mitgliederstärksten Verbände Bayern, Westfalen und Niedersachsen stellen allein etwa 40 Prozent der Delegierten, und sie stützen wie auch die Nordrhein-Gruppe von Rous den Kandidaten Digel. Steinbach dagegen, der trotz der Niederlage in der Tendenzabstimmung das Rennen nicht aufgibt, gilt als Mann der neuen Bundesländer, doch alle fünf zusammen haben wegen ihrer schwachen Mitgliederzahl kaum ein Drittel des Gewichtes von Bayern.
Fünf Monate, nachdem Helmut Meyer seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur für das Amt des DLV-Präsidenten bekanntgegeben hatte, scheint der Verband also einen Neubeginn unternehmen zu wollen mit einem Führungsteam, das sich auch gegen Widerstände aus DLV-Reihen in seinem Engagement gegen Doping nicht hat irremachen lassen. Dies nämlich war ein entscheidender Unterschied zwischen dem DLV-Newcomer Digel und dem seit 25 Jahren ehrenamtlich tätigen Steinbach.
Im Hotel Abacon im Sindlinger Stadtteil Maichingen hatten sich die Kandidaten in der Reihenfolge Steinbach, Digel, Schmidt vorgestellt, indem sie 20 Minuten referierten und 40 Minuten Fragen beantworteten. Daß noch acht Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Duisburg "wir drei gestandene Leute uns zerreißen lassen müssen" (Schmidt), daß es erst spät zum klärenden Wort der Landesverbände kam ("Ich kann mich doch nicht selbst zum Kandidaten machen", Digel), nahmen diese beiden Bewerber denjenigen übel, die allgemein Landesfürsten heißen. "Die kommen alle vier Jahre und wedeln mit ihrem Stimmpaket", sagte Schmidt, der unumwunden zugab, "Minuspunkte" bei seiner Vorstellung gesammelt zu haben.
Der Kieler, bis vor vier Jahren Vizepräsident, machte eine "andere Führungsstruktur" zur Bedingung seiner Kandidatur. Er wollte zum Beispiel den "alten Sportwart nicht mehr", sondern eine "bezahlte Führungskraft mit Sitz und Stimme im Präsidium".
Auch Digel hatte sich nicht ohne Wenn und Aber den Landesfürsten gestellt, sondern erkennen lassen, daß er nur mit seiner Mannschaft arbeiten will, zu der an erster Stelle der Nordrhein-Vorsitzende Theo Rous und der bisherige Anti-Doping-Beauftragte Rüdiger Nickel aus Hanau gehören.
Verflüchtigt hatte sich am Sonntagnachmittag der große Unbekannte, der vierte Mann. Gehört hatten die meisten davon, daß die Suche nach einem allseits geliebten und hochkompetenten Harmoniestifter im Gange sei, nach einem Politiker oder Wirtschaftsboß, dem zum Wohle des Ganzen sich unterzuordnen allen zerstrittenen Kräften hätte zugemutet werden können. Doch er tauchte nicht auf in Sindelfingen. Vielleicht war es auch nur eines der Gerüchte, deren Ursprung nie geklärt werden kann und die bloß im Umlauf bleiben, weil sie wiederholt werden.
Für viel Wirbel sorgte vor dem Anpfiff am Bornheimer Hang ein politisches Geplänkel. Im Herbst letzten Jahres hatte der FSV mit der langjährigen Verwaltungsratsvorsitzenden und jetzigen Oberbürgermeister-Kandidatin der CDU, Petra Roth, vereinbart, sie solle beim Spiel gegen Offenbach den Anstoß ausführen. Damals, so Verwaltungsratsmitglied Edgar Drexel, sei dem Verein nicht bewußt gewesen, daß dieses Spiel acht Tage vor der Kommunalwahl stattfindet.
So aber sah die Aktion nach Wahlkampf aus, und prompt nahm Verwaltungsratsmitglied Diether Dehm (SPD) daran Anstoß. Petra Roth, die das Spiel besuchte, aber keinen Anstoß mehr erregen wollte, wehrte sich: "Ich habe das doch schon oft gemacht. Warum sollen Politiker sich ausgerechnet im Wahlkampf verstecken?"
Empört über Dehm, der die Medien, nicht aber das Präsidium informiert haben soll, zeigte sich Vizepräsident Giampetruzzi. Wenn dem so sei, "werde ich den Antrag stellen, ihn aus dem Verwaltungsrat auszuschließen". pb
Erast von Jasienicki, Vorsitzender der Frankfurter Robert-Schumann-Gesellschaft (regelmäßiger Treffpunkt: die im Westend gelegene "Villa Bonn") überbrachte eine gute und eine schlechte Nachricht. Denn am Morgen desselben Tages erst hatte das "Nomos-Quartett", ein junges und hoffnungsvolles Ensemble, den Auftritt wegen Erkrankung eines Mitspielers abgesagt.
Doch auch Frankfurt hat Formationen auf international bestätigter Top-Ebene hervorgebracht. Und mit ein wenig Glück gelang es Jasienicki, das "Buchberger- Quartett", von dem mit Fug und Recht behauptet wird, es sei eine Frankfurter Institution, zu einem spontanen Auftritt zu bewegen. Zum Glück der Veranstalter waren die Musiker trotz Semesterferien der Musikhochschule, wo Hubert Buchberger als Professor lehrt, im Lande.
Zum Einstieg gab es Reger, der ein wenig nach Brahms klang, zudem aber Originäres, ja Originelles bot. So etwa jene lasziv ausgespielten, genrehaft zitierten und sich jugendstilhaft gebärdenden Walzereinblendungen. Feiner Unterschied: In dieser Darstellung gefielen sie sich als elegant lyrifizierte "Valse". Gemeinsam atmend und synchron in Strich und dynamischer Haltung verliehen die aufeinander eingeschworenen Spieler dem fünften und letzten Quartett Max Regers ein geglättetes Profil aus einer Addition von Ästhetizismen. Und das steht diesem strukturell aufgelichteten Opus keineswegs schlecht. Ästhetizismen mit einem Quantum an Dekadenz, denen man aber auch luzide, intellektuelle Züge nicht ohne Grund verlieh.
Nach der Pause ein Brahms, der ein wenig nach Reger klang. Dennoch: die für Brahms auch in diesem c-Moll-Quartett typische Anlage barscher Polaritäten wurde konsequent bestätigt und man spielte auch ein wenig trotziger, härter an der Linie, als im tiefschwarzen fis- Moll bei Reger. Und noch eines brachte der Sache Gewinn: Anders als vor Zeiten verzichtete das nun reifer gewordene Ensemble auf hektisch übersteuerte Seufzermelodismen. Hektisch war an diesem frühen Abend nur der Kurzbeitrag aus unserem Jahrhundert: In Igor Strawinskys "Concertino" stellte sich das Buchberger-Quartett einem schwierigen Genre und einer virtuosen Herausforderung mit Gewinn. ALEXANDER ULLMANN
Unbekannte und zum Teil vermummte Täter haben in Bergen-Enkheim und in der Innenstadt Angriffe auf Mitglieder der rechtsextremistischen DVU verübt und einen Kleintransporter der NPD vor deren Geschäftsstelle in der Weißfrauenstraße erheblich beschädigt.
Acht Mitglieder der DVU, die am Hessen-Center Wahlkampfflugblätter verteilt hatten, waren nach Aussage von Polizeisprecher Manfred Füllhardt bei der Rückkehr zu ihrem Auto von etwa sechs oder sieben Personen angegriffen worden, die aus dem nahegelegenen Wald stürmten und mit Baseball-Schlägern die Scheiben des DVU-Wagens einschlugen. Laut Füllhardt war die Polizei wenig später mit acht Streifenwagenbesatzungen präsent. Ein 23- und ein 24jähriger wurden festgenommen. Beamte seien bei der Fahndung nach weiteren möglichen Tätern im angrenzenden Bauwagenlager bedroht worden.
Der zweite Vorfall ereignete sich in der Nähe der NPD-Geschäftstelle "An der Schönen Aussicht". Nach Angaben der Polizei waren 80 bis 100 Demonstranten, vermutlich Personen aus der autonomen Szene, dorthin gezogen und hatten die Fenster des Kleintransporters, der der NPD gehört, zerschlagen. Aus dem Fahrzeug wurde ein Lautsprecherverstärker gestohlen.
Nach Einschätzung der Polizei hat vermutlich die gleiche Gruppe von Störern wenig später Steine gegen die Scheiben und die Eingangstür der Filiale der Deutschen Bank am Liebfrauenberg geschleudert. Türen und Fenster wurden dabei nur leicht beschädigt. Eine Fahndung nach den Tätern verlief bislang ergebnislos. enk
POTSDAM, 28. Februar. Mit unterschiedlichen Positionen gehen Bund und Länder am 11. und 12. März in die Verhandlungen über den angestrebten "Solidarpakt". Nachdem sich die 16 Bundesländer am Wochenende in einer zweitägigen Klausurtagung in wesentlichen Grundsätzen einigten, lehnte Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) das Länderkonzept umgehend als "keine ausreichende Antwort" auf die ab 1995 anstehenden Finanzierungsfragen ab. Er warnte die Länder, zur "Forderungsgemeinschaft gegenüber dem Bund und den Steuerzahlern zu werden". Kernpunkt im Ergebnisprotokoll der Länder-Tagung ist das einstimmige Votum zu "einem über die Finanzierung durch den Länderfinanzausgleich hinausgehenden besonderen Nachholbedarf der ostdeutschen Länder für öffentliche Investitionen und besondere Wirtschaftsförderungs-Maßnahmen". Danach soll zunächst der Fonds Deutsche Einheit durch Aufstockung 1993 um 3,7 Milliarden Mark und 1994 um 10,7 Milliarden Mark "verstetigt" werden; er würde damit in etwa auf der Höhe von 1992 bleiben.
Ab 1995 sollen die neuen Länder dann voll in den Länderfinanzausgleich integriert werden und auf diesem Wege etwa 75 Milliarden Mark erhalten, eine Summe, die nach Auskunft der Regierungschefs vorerst nur eine "Rechengröße" ist. Über einen neuen Verteilungsschlüssel, der Geber- und Nehmer-Länder enger zusammenrücken läßt, soll im einzelnen noch einmal gesprochen werden. Unabhängig davon sollen aber die Haushalte des Saarlandes und Bremens ab 1993 mit einer Gesamtsumme von 3,4 Milliarden Mark saniert werden.
Notwendig sind nach Ansicht der Ministerpräsidenten-Konferenz spezielle Programme für Zukunftsinvestitionen, den Wohnungsbau, die Sanierung industrieller Kerne und vor allem den Arbeitsmarkt. Über die von der SPD geforderte Arbeitsmarktabgabe konnte kein Einvernehmen erzielt werden. Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) rechnet, daß zehn bis 15 Jahre lang Fördermaßnahmen nötig sind, bis die neuen Länder gleichrangig sind.
Finanziert werden soll die "große solidarische Kraftanstrengung" (Protokoll) durch Steuererhöhungen, Einsparungen und die Erweiterung des Kreditrahmens der Treuhandanstalt. Vom Bund verlangen die Länder, ihren Anteil an der Umsatzsteuer von 37 auf 45 Prozent zu erhöhen. Die zu erwartende Mehreinnahme von zwanzig Milliarden Mark soll den neuen Ländern zufließen. Die Forderung fast aller Ministerpräsidenten nach allgemeinen Steuererhöhungen noch in diesem Jahr scheiterte dem Vernehmen nach am Veto Bayerns. Nun soll "über Höhe, Zeitpunkt und Art" erst einmal mit der Bundesregierung verhandelt werden.
Wie das Einsparungsvolumen von zunächst elf Milliarden Mark jährlich im einzelnen aussehen soll, soll laut Biedenkopf bis zum 11. März noch "weiter quantifiziert" werden.
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
HÖCHST. Schwer verletzt wurde am Freitag mittag die 48jährige Fahrerin eines Opel Vectra, die aus bislang noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren hatte.
Wie die Polizei mitteilt, war die Königsteinerin auf der Bundesstraße 8 aus Bad Soden mit ihrem Wagen in Richtung Höchst unterwegs. Kurz hinter dem Main-Taunus-Zentrum fuhr sie auf dem ganz linken von vier Fahrstreifen.
Plötzlich schleuderte die Königsteinerin nach rechts, wo sie mit dem Auto einer 35 Jahre alten Frau aus Bad Soden kollidierte, das auf gleicher Höhe mit ihr fuhr. Vor Schreck vergaß die 48 Jahre alte Frau offensichtlich zu bremsen, denn sie raste mit unverminderter Geschwindigkeit anschließend in eine Leitplanke, prallte zurück und blieb schließlich in einer Haltebucht stehen.
Die Golf-Fahrerin blieb unverletzt, die Vectra-Fahrin liegt mit komplizierten Verletzungen - unter anderem brach sie sich das Sprunggelenk des rechten Beines - im Krankenhaus. gre
STEINBACH / OBERURSEL. Alkohol am Steuer war die Ursache zweier Verkehrsunfälle in der Nacht zum Samstag. In Steinbach fuhr eine Frankfurterin gegen 1.50 Uhr einem Auto in die Seite, als sie von der Rossertstraße in die Kronberger Straße einbiegen wollte. Weil bei der Karambolage auch noch ein geparkter Wagen zerbeult wurde, rechnet die Polizei mit 40 000 Mark Blechschaden. Der Führerschein der laut Polizei wohl betrunkenen Frau wurde einbehalten.
Daß sein Unfallgegner alkoholisiert war, konnte ein Autofahrer Im Rosengärtchen in Oberursel laut Polizeibericht erst nach einer Verfolgungsjagd feststellen. Ein entgegenkommender Wagen hatte sein Auto dort gegen 19.10 Uhr gestreift, war aber, ohne sich um den Schaden zu kümmern, davongebraust.
Nachdem die Beifahrerin ausgestiegen war, um Alarm zu schlagen, jagte der Mann hinter dem Fliehenden bis zu dessen Wohnung hinterher. Die dorthin bestellte Polizei nahm dem Angetrunkenen den Führerschein weg. Der Schaden soll sich auf rund 4000 Mark belaufen. mak
BERGEN-ENKHEIM. Die "Politik der Langsamkeit" - auf diesen oder zumindest einen ähnlichen Begriff sei er einmal bei der Zeitungslektüre gestoßen, berichtete Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD). Dies bedeute wohl, daß es in kleinen Schritten und nicht immer im gewünschten Tempo vorangehe. In seiner Gangart wird sich wohl auch das Bergen- Enkheimer Stadtteilgremium, der Ortsbeirat 16, an eine gewisse Trägheit des städtischen Verwaltungsapparates gewöhnen müssen. Für die Zukunft wünscht sich Loos daher "mehr Möglichkeiten, kleinere Dinge schneller umzusetzen". Er habe da auch bereits "bestimmte Vorstellungen", wie man den langen Weg über Stadtverordnetenversammlung und Magistrat abkürzen könnte.
Doch auch auf dem herkömmlichen Weg hat der Ortsbeirat in den vergangenen vier Jahren allerhand erreicht. In 41 Sitzungen behandelten die Stadtteilpolitiker einige hundert Anträge. Eine mühsame Kleinarbeit, die schließlich Früchte trug: In Bergen wurde eine Tempo-30-Zone eingerichtet, der Berger Marktplatz wird in diesem Frühjahr saniert, der Sportplatz an der Rangenbergstraße wurde für rund 600 000 Mark erneuert, die Streuobstwiesen am Berger Hang werden weiter gepflegt. Im Sperber ist ein internationaler Hort mit mehr als 20 Plätzen entstanden, die Buslinie 42 fährt nun häufiger, und der "43er" wurde bis zu den "Obergärten" verlängert.
Noch einiges läßt sich aufzählen, etwa die Verkehrsberuhigung des Enkheimer Wohgebietes. Allerdings "hätten wir die gerne schon in dieser Wahlperiode abgeschlossen", sagte Loos. Zwar haben die Ortsbeiräte bei der Gestaltung von Tempo-30-Zonen weitgehend freie Hand, doch die zum Teil gegensätzlichen Interessen der Bewohner einiger Straßen ließen sich kaum vereinbaren und führten schließlich zu einem offenen Streit, der nicht selten in den jeweiligen Bürgerfragestunden der Ortsbeiratssitzungen ausgetragen wurde.
Dabei mußte das Gremium oft harsche und auch unberechtigte Kritik über sich ergehen lassen. Vor allem das Vorhaben, die Triebstraße zu sperren und die Einfahrt aus der Vilbeler Landstraße in die Leuchte zu ermöglichen - heute zum Teil verwirklicht - spaltete die Enkheimer in zwei Lager. Auch jetzt ist der Streit, der auch die Arbeit des beauftragten Planungsbüros erschwerte, längst nicht begraben. Loos hofft allerdings, daß Enkheim im Laufe der nächsten Wahlperiode endültig verkehrsberuhigt wird. Die oft sehr emotionalen Auftritte einiger Bergen-Enkheimer in den Ortsbeiratssitzungen nimmt Loos niemandem übel. Im Gegenteil: "Daß es zahlreiche engagierte Bürger gibt, die sich des Ortsbeirates bedienen, um ihre Interessen zur Sprache zu bringen", bewertet er positiv.
Immer wieder war der Verkehr im und um den Stadtteil das Thema. Gerd Weinrich, SPD-Ortsbeiratsfraktionschef, schätzte sogar, daß 90 Prozent aller Bürgerfragen dazu geäußert wurden. Während die einen sich immer wieder vehement für den Bau der Westumgehung und des Riederwaldtunnels einsetzten, forderten die anderen, die Autoflut einzudämmen und den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Der hat mit der Verlängerung der U 7 zum Volkshaus immerhin einigen Auftrieb erfahren. Für die Verbindung zwischen Enkheim und der City mußten die Bergen-Enkheimer alldings auch ein großes Opfer bringen: Die Straßenbahnlinie 12 nach Bergen wurde eingestellt. Alle Bemühungen des Ortsbeirates, die Tram zu erhalten, waren vergeblich. Die bestehenden Buslinien sind kein gleichwertiger Ersatz, und die Verlängerung der U 4 nach Bergen liegt in ferner Zukunft.
Ein anderes Problem, das in Bergen- Enkheim drängt, sind die fehlenden Plätze in Grundschulen und Kindergärten. Es mangelt nicht nur an Geld und Personal, es ist auch kein geeigneter Standort zu finden. Dem Bau einer Kindertagesstätte an der Vilbeler Landstraße hatte sich der Ortsbeirat 16 ungeachtet des akuten Bedarfs selbst in den Weg gestellt. Den Standort unmittelbar an der dichtbefahrenen Straße hielten die Stadtteilpolitiker für unzumutbar. So mußte man sich in dieser Wahlperiode damit begnügen, daß Im Sperber ein Hort eingerichtet worden ist und die Stadt ihr Betreuungsangebot auch auf die Schule am Hang ausgedehnt hat.
In der Grundschule am Landgraben wurden indessen Container aufgestellt, um der akuten Raumnot zu begegnen. Loos hofft, daß sich die Lage bessern wird, wenn das neue Wohngebiet Enkheim-Ost gebaut ist, in dem eine Grundschule und eine Kindertagesstätte entstehen sollen. "In den nächsten vier Jahren", so wünscht er sich, "soll zumindest der Bebauungsplan fertig werden". gap
SACHSENHAUSEN. Beinahe jeder Kirchenchor klagt über fehlende Männerstimmen. So auch der Reformierte Westchor der Deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde unter musikalischen Leitung von Christine Finkbeiner. Tapfer sangen die fünf Herren - zwei Tenöre und drei Bässe - bei der Chormatinee mit barocken und romantischen Werken gegen die Übermacht von zwei Dutzend Frauen an, doch hatten sie keine Chance, stimmlich auch nur halbwegs ebenbürtig zu sein.
Bereits bei den ersten beiden Werken wurden sie schmerzlich vermißt: Johann Sebastian Bachs Chorälen "Was Gott tut, das ist wohlgetan" und "Wohl mir, daß ich Jesum habe" fehlte ganz einfach das solide Baßfundament. Am deutlichsten wurde die Männermisere beim fugenähnlichen Beginn in Felix Mendelssohn-Bartholdys Motette "Ach Herr, sei gnädig": Beim Soloeinsatz unterstützte zwar eine Altistin die beiden Tenöre, das Fugenthema geriet aber dennoch bemitleidenswert kläglich.
Abgesehen von der stimmlichen Unausgewogenheit - die freilich den Sängerinnen und Sängern nicht anzulasten ist - bot der Reformierte Westchor bei der Matinee eine sängerisch ansprechende Leistung. Mittelpunkt des kleinen Konzerts am Sonntagvormittag waren Teile aus Georg Friedrich Händels Trauermusik. Unterstützt von einem kleinen Instrumentalensemble sang der Chor aufmerksam und mit angenehm sauberer Intonation. In Händels Chorsatz "Doch der Geist lebet ewiglich" hätte ein strafferes, lebendigeres Tempo zwar nicht geschadet, ebenso wie später bei Mendelssohns "Christe, du Lamm Gottes", Dirigentin Christine Finkbeiner wird aber wohl genau wissen, was sie ihren Sängerinnen und Sängern zumuten kann.
Bei fast allen Einsätzen gab es kleine Unsicherheiten: Erst nach einigen Takten "stand" das korrekte Tempo, bei der kurzen Orchestereinleitung zu Händels Trauermusik mußte die Dirigentin sogar abbrechen und neu beginnen. Bis auf dieses Malheur musizierte das Kammerensemble ohne große Fehler, wobei man sich von Geiger Wolfgang Zybell und Bratschistin Christiane Bergmann oft ein etwas mutigeres, offensiveres Spiel gewünscht hätte. Oboistin Helen Rosing hatte bei den beiden Bach-Chorälen Gelegenheit, sich auszuzeichnen: Mit sensiblem, elastischem Ton spielte sie die obligate Instrumentalbegleitung.
Auch die anderen Instrumentalisten hatten ihren Soloauftritt: Zwischen den Chorsätzen spielte Cellistin Barbara Röder ein Largo cantabile aus einer Sonate von Antonio Vivaldi und Bratschistin Christiane Bergmann musizierte zwei Sätze aus Georg Phillip Telemanns Sonate A-Dur.
Es war ein angenehmer Sonntagvormittag, doch hoffentlich wird der Genuß beim nächsten Konzert noch größer; vielleicht finden sich in der evangelisch-reformierten Gemeinde noch einige Herren, die im Reformierten Westchor mitsingen wollen. bai
WETTERAUKREIS. Eine Talkshow mit Musik von den "Fidelen Wetterauern" plant der Friedberger SPD-Ortsverein für den morgigen Dienstag, 2. März, ab 19.30 Uhr in der Stadthalle. Moderator ist Axel Arbinger. Auf der Bühne sitzen Landrat Rolf Gnadl, der SPD-Vorsitzende Hubertus Ellerhusen und die Friedberger Kreistagskandidaten.
Ebenfalls in der letzten Phase des Wahlkampfes besucht am Mittwoch Heide Pfarr (SPD), die Hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, die Wetterau. Sie besichtigt den Schulkiosk der Bad Nauheimer Ernst-Ludwig-Schule, in Reichelsheim das Projekt Frauen, Arbeit, Bildung, die Hirzenhainer Werkstätten in Merkenfritz und ab 18 Uhr eine SPD-Versammlung im Niddaer Karl- Dietz-Haus.
Abends trifft sie im Kurhaus von Bad Nauheim ein. Dort verleiht sie um 20.15 Uhr den Verdienstorden der Bundesrepublik an Monik Mlynarski. nes
Ein Raunen der Enttäuschung ging durch die erwartungsfrohe Menge. Gleich zu Beginn der Frankfurter Tennis-Gala - die Festhalle war mit 2500 Zuschauern nur leidlich gefüllt - überbrachte der Hallensprecher die Hiobsbotschaft des Tages. Die sportlichen Zugpferde des großangekündigten Benefiz-Spektakels, als da wären die Filzball-Altstars Jimmy Connors und Yannik Noah, glänzten mit Abwesenheit.
Während der eine von beiden daheim in Übersee zu Bette lag, und dem anderen seine musikalische Karriere mehr am Herzen lag als der geplante Auftritt zugunsten der deutschen Herzstiftung - seine Plattenfirma ließ bekanntgeben, der singende Franzose gehe lieber auf Europatournee - mußten sich die Zuschauer am Samstag nachmittag in Bescheidenheit üben.
Zwar lieferten sich der rumänische Faxenkönig Ilie Nastase und sein amerikanischer Senior-Partner Vitas Gerulaitis ein lockeres Zweisatz-Match, das Gerulaitis mit 7:6 und 7:5 knapp zu seinen Gunsten entschied, doch was die beiden Herren da boten, vermochte niemanden so recht in der Frankfurter Festhalle vom Hocker zu reißen.
Angesichts des nur mäßig unterhaltsamen Ballgeschiebes, dem die zwischengestreuten Gags auch keine Glanzlichter aufsetzten, blieb den Freunden des Show- Tennis nichts übrig als zu warten. Und wenn schon nicht auf Connors und Noah, dann doch wenigstens auf die in puncto Unterhaltung nicht minder vielversprechenden Mansour Barahmi und Henri Leconte.
Dabei hatte es zu Anfang dieser Partie noch lauten Protest von seiten Lecontes gegeben. "Ich bin sauer auf meine Kollegen", schimpfte der Franzose in Richtung Noah und Connors, "so einfach sage ich doch kein Turnier ab." Schließlich war für Henrie Leconte bis kurz vor Beginn noch nicht klar, gegen wen er denn nun antreten solle.
Doch dann gerieten die Lachmuskeln nun endlich in die erhoffte Verzückung. Sowohl der kapriziöse Franzose als auch sein persischer Mitspieler zelebrierten Sport und Klamauk vom Feinsten. Wo Ball-Zaubereien mit pantomimischen Einlagen wetteiferten, war der sportliche Klassenunterschied zwischen den beiden Akteuren Nebensache. Daß der 29jährige Leconte seinem wesentlich älteren Match-Partner mit 6:3 und 6:2 im Handumdrehen zwei Sätze abnahm, kümmerte da niemanden.
Nach dem abschließenden Doppel, das die Paarung Leconte/Gerulaitis für sich entschied, stellte sich einmal mehr die Frage nach Sinn oder Unsinn derartiger Benefiz-Veranstaltungen. Bei der fraglos erstrebenswerten Verquickung von Sport und sozialem Engagement klafften Anspruch und Wirklichkeit nämlich doch weit auseinander. Wo Frankfurts "Upper- class" auf halbleeren Rängen dem "Sehen und Gesehenwerden" frönte, verloren die Veranstalter kein einziges Wort über den eigentlichen Zweck des Wohltätigkeits- Spektakels.
So nahm es denn auch nicht Wunder, daß Vitas Gerulaitis keine Ahnung hatte, weshalb er in der Frankfurter Festhalle eigentlich den Schläger schwang. Organisations-Chef Hans-Rainer Burkert, der sich über die im Ganzen doch enttäuschenden Besucherzahlen wunderte, tat sich schwer die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Der schon im Vorfeld der Tennis- Gala nur mäßige Kartenverkauf hatte gezeigt, daß selbst das meist gutsituierte Tennis-Volk angesichts der wirtschaftlichen Flaute zum Sparen neigt.
Bei Eintrittspreisen die von 60 Mark aufwärts sogar den Wiener Philharmonikern Konkurrenz machten, blieb der gemeine Tennis-Fan wie so oft außen vor. Anstatt jedoch mehr Volksnähe walten zu lassen und beim abendlichen Gala-Diner in der alten Oper vom "Kaviar" auf "Quark mit Kartoffeln" umzusteigen, blieb diesmal zumindest alles beim alten. Da schien es auch egal zu sein, daß niedrigere Eintrittspreise ein volleres Haus und mithin auch eine bessere Atmosphäre garantiert hätten.
Ricky Osterthun, der sich nach Beendigung seiner Tennis-Karriere als Mitorganisator der ATP Senioren-Tour betätigt, machte aus seiner Meinung kein Hehl. "Die teuersten Karten sind immer zuerst verkauft. Weshalb sollen wir unsere Kalkulation denn verändern?" Hans-Rainer Burkert war geneigt seinem jungen Fürsprecher Glauben zu schenken und stimmte ein. "Wir haben über 1000 Karten einfach so verschenkt, aber die Leute sind trotzdem nicht gekommen."
Bei der fortwährenden Suche nach den Ursachen des mangelnden Zuschauer-Interesses, bekamen die Organisatoren von Vitas Gerulaitis entlastende Schützenhilfe. "Die Deutschen haben nicht so häufig Gelegenheit Spitzen-Tennis live zu erleben. Da wollen sie lieber was ernstes sehen." MARGIT REHN
Als Tony Osanah im Anschluß an seine solistische Scat-Improvisation die zugrundeliegende Akkordfolge mit der Gitarre wieder aufnimmt, um vier Takte später einen zweistimmigen Chorus mit der Sängerin Brenda Vidal anzustimmen, ist einer der zahlreichen Höhepunkte des Konzertes der Gruppe "Raices Del Mundo" im Frankfurter Jazzkeller erreicht. Angesteckt von brasilianischen Samba- und Bossarhythmen singt und klatscht das Publikum mit, ständig bemüht, das komplexe Rhythmusgeflecht des Schlagzeugers um einen weiteren, noch vertrackteren Akzent zu bereichern.
Für einen Augenblick scheint die Distanz zwischen Bühne und Publikum aufgehoben, sind die Rollen fast vertauscht. Die Musiker werden zum Betrachter eines selbst agierenden Publikums, das sich plötzlich zum kollektiven Ausdruck findet, um anschließend wieder in individuelle Begeisterung auseinanderzufallen.
Indem sie solch rituelle, ekstatische Qualitäten der Musik erlebbar machen, gehen "Raices Del Mundo" gleichsam über touristische Klischees à la "Karneval in Rio" hinaus, nehmen die Anwesenden bei der Hand und führen sie ein in die Besonderheiten vornehmlich brasilianischer Musik.
Vor allem Bandleader Tony Osanah versteht das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Der Multi-Instrumentalist wechselt ständig von einem Instrument zum anderen. Als wolle er sämtliche Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, begleitet er zunächst auf einer speziell konstruierten Gitarre, in die gleichzeitig ein Baß integriert ist, seinen eigenen ausdrucksstarken Gesang, um in der nachfolgenden Interpretation des Djavan-Titels "Sina" den Klang einer elektrisch verstärkten Kalimba in den Mittelpunkt zu stellen.
Daneben kann die Sängerin Brenda Vidal mit ihrem vibratolosen Gesang und der gebundenen Phrasierung genauso überzeugen wie der lebendig spielende Schlagzeuger Giovanni Gulino und der deutsche Gitarrist Dirk Edelhoff, der mit seinem Gitarrensynthesizer das Klangspektrum nochmals erweitert.
Im Mittelpunkt aber steht Osanah, der immer wieder spontan Lieder einstreut, dabei jederzeit die Spannung hält. So bringt er das im Anschluß an einen Merengue über den Karneval in der Dominikanischen Republik auch zur Überraschung der Musiker allein weitersingende, klatschende und tanzende Publikum im nächsten Moment dazu, still und konzentriert einer Ballade über Fixer in Amsterdam zu lauschen.
Und manchmal meint man dann doch die Diskrepanz zu spüren, die den Lateinamerikaner Osanah von seinen Zuhörern trennt. Es ist die Melancholie, die die zum Ausdruck gebrachte Lebensfreude so ernsthaft erscheinen läßt: Nicht Ablenkung, nicht Flucht vor dem Alltag äußert sich in den Liedern, sondern das Bewußtsein, daß es etwas Besseres geben muß.
OLIVER GÜNTHER
Der Vorsitzende der Verfassungskommission, Professor Rupert Scholz, wird seit Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit, soweit ich sie verfolgen konnte, nicht müde, eine der verhängnisvollsten Geschichtsklitterungen am Kochen zu halten, die das Leben der Bundesrepublik in ungeahntem Maße negativ beeinflußt hat (FR vom 13. 2. 1993 "Nein zu Umweltschutz als Staatsziel").
Da er Staatsrechtler ist, kann man sicher davon ausgehen, daß ihm dies bewußt gewesen ist. Er hat bewußt eine falsche Darstellung einer Geschichte am Leben gehalten, die jetzt auch das Votum der Mehrheit der Verfassungskommission in die von ihm gewünschte Richtung lenkt, nämlich die geschichtlich falsche Behauptung von den schlechten Erfahrungen, die die Weimarer Republik mit der Volksgesetzgebung angeblich gemacht habe.
Zu den Fakten: In der Weimarer Reichsverfassung war die Volksgesetzgebung vorgesehen (Art. 73, Abs. 3). Sie ist aber nur in zwei Fällen zur Anwendung gekommen. Nur in zwei Fällen sind Volksbegehren bis zum Volksentscheid vorgedrungen:
Im Falle der Fürstenenteignung beantragte die KPD einen Volksentscheid, dem sich die SPD anschloß, weil diese Forderung im Reiche sehr viele Anhänger hatte, auch bei den bürgerlichen Wählern. Der Volksentscheid scheiterte; und im Falle des Kampfes der Rechten, den NSDAP und der schlimmste Totengräber der Weimarer Republik, Alfred Hugenberg, mit seiner Deutschnationalen Volkspartei gegen den Young-Plan führten, bei dem es um die Neuregelung der Reparationsforderungen ging. Außerdem wurde die Bestrafung der sog. "Erfüllungspolitiker" gefordert. Auch dieses demagogische Volksbegehren scheiterte, obwohl der rechtsreaktionäre Medienbeherrscher Hugenberg eine bislang nie erlebte Hetzkampagne aufgezogen hatte.
Also: Beide Volksentscheide scheiterten, das Volk ist der gigantischen Propagandawelle nicht erlegen und es wird auch in Zukunft solchen demagogischen Versuchungen widerstehen.
Fazit: Es gibt keine "schlechten Erfahrungen mit der Volksgesetzgebung in der Weimarer Republik". Im Gegenteil: es waren gute, denn es hat sich gezeigt, daß das Volk sich nicht hat einlullen lassen. (Merke: das Volk, "der Wähler", ist gar nicht so dumm, wie die Politiker oft meinen.)
Die seit Beginn unserer Republik fast gebetsmühlenartigen Wiederholungen dieser Geschichtslüge durch Verfassungsrechtler und konservative Politiker macht sie nicht wahrer. Sie wird auch dadurch nicht wahrer, daß sie von dem später allseits geachteten Bundespräsidenten Heuss im Parlamentarischen Rat in die Welt gesetzt worden ist, vielleicht, um davon abzulenken, daß er durch seine Unter- schrift unter Hitlers "Ermächtigungsgesetz" mit dazu beigetragen hat, daß Deutschland in die finsterste Zeit seiner jüngeren Geschichte gestürzt werden konnte.
Wenn Professor Scholz und diejenigen, die ihm diese unwahre Behauptung ungeprüft abnehmen, um damit Politik zu machen, auch jetzt wieder bei der Verfassungsreform mit ihr die Entscheidung der Beschlußorgane zuungunsten der Volksgesetzgebung beeinflussen, dann lädt er eine schwere geschichtliche Schuld auf sich.
Ernst Lutterbeck, Bonn
Zum Glück für H. Holzapfel hat die CDU noch zehn Tage vor der Kommunalwahl beim Verfassungsgericht die Klage eingereicht (FR vom 25. 2. 1993, "CDU zum Schulgesetz: Klage auch gegen mehr Mitbestimmung"). Wem bis heute noch nicht klar ist, welchen Stellenwert Eltern und Kinder in der CDU haben, sollte es spätestens jetzt merken. Aus eigener Praxis (zwei schulpflichtige Kinder) kann ich die Panikmache nicht verstehen.
Niemand wird gezwungen, seine Kinder in eine Förderstufe oder in eine Gesamtschule zu geben. Die Lehrer- und Mittelversorgung für das dreigliedrige Schulsystem sind nicht besser und nicht schlechter als für Gesamtschulen. Eins meiner Kinder ist auf einer ganz "normalen" Realschule. Der Stundenausfall ist sehr gering. Von einer Benachteiligung dieser traditionellen Schulform kann überhaupt keine Rede sein.
"Die staatlichen Zuständigkeiten" haben schon so oft versagt, daß es mit der Einführung von Schulkonferenzen aus Lehrkräften, Schülern und Eltern nur noch besser werden kann. Eine "Zwangseinschulung" in einen Schultyp wird es unter dem Kultusminister sicher nicht geben - dafür ist er sicher zu klug.
Viel größere Sorgen bereiten mir die knappen Kassen der Kommunen. Nicht die Schulform, sondern die Unterversorgung und die größer werdenden Klassen sind die Fragen der Zukunft.
Christel Götz, Frankfurt am Main
NORDWESTSTADT. Franz Kafka war Vegetarier, Ernest Hemingway ein unersättlicher Gourmet und fanatischer Wildjäger. Honoré de Balzac trank während der Arbeit Unmengen von Kaffee, William Faulkner begab sich von Zeit zu Zeit in die Tiefen des Whiskey-Rausches und George Sand rauchte Zigarren - Essen, Trinken und Literatur, das ist seit ewigen Zeiten etwas gewesen, über das viel geschrieben und geredet wurde.
In der Nordweststadtbücherei wurde vor einem Jahr die Idee geboren, Kultur (und dazu gehört Literatur immer noch) und Kulinarisches zu verbinden. Das Ergebnis dieser Überlegungen war die Reihe "Kulturbuffet", die interessante und außergewöhliche Themen aufgriff und gleichzeitig die Besucher zum Essen einlud. Jetzt feierten die Organisatoren - die Stadtteilzentren Nord und Nordwest der Volkshochschule (VHS), die Katholische Familienbildung, das Resozialisierungsprojekt der VHS Preungesheim und die Stadtteilbücherei - einjähriges Bestehen mit einem amüsant-humorigen Programm unter dem Motto: "Essen-Trinken-Fasten".
Moderator Jürgen Engelhardt, ein in Frankfurt lebender Autor, versprach literarische Preziosen vom Mittelalter bis zur Moderne. Und er hielt sein Wort. War schon der Auszug aus Norbert Elias' Buch über die Zivilisation (Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der VHS, las daraus über mittelalterliche Eßgewohnheiten der "tierisch veranlagten Menschen") ein sprichwörtliches Vergnügen, steigerte sich dies in der Folge noch beträchtlich.
Aus Großmutters Kochbuch erfuhren die Besucher von den enormen Schwierigkeiten beim Zerlegen der prallen Weihnachtsgans und ein paar Lebensweisheiten ("das Kochen ist eine Kunst, zu der man den Geist benötigt"). Die Mitglieder des Reso-Projektes lasen anschließend in verteilten Rollen Mark Twains krude Erzählung "Der Menschenfresser in der Eisenbahn", Jürgen Engelhardt nahm danch den Zeitgeist kritisch- ironisch unter die Lupe - ein wahrer (satirischer) Genuß.
Welch ein Glück (denkt man an die kannibalistischen Szenen bei Twain), daß die Gäste gestärkt an den Tischen saßen. Denn von 18 bis 19 Uhr war das Buffet geöffnet. Zum Selbstkostenpreis boten die Frauen des Resoprojektes, die die Reihe seit einem Jahr kulinarisch betreuen, Salate, Suppen und andere Leckereien an. Dazu ein Glas Wein, charmante Salonmusik vom Band - die Atmosphäre glich beinahe der Stimmung in einem (Frankfurter?) Caféhaus. Das ist Konzept der "Macher": "Die Besucher sollen Lust an der Kultur bekommen", sagte einer der Initiatoren.
Das gelang. Als Experiment gedacht, erwies sich das "Kulturbuffet" als voller Erfolg. Zu den Abenden kamen regelmäßig zwischen 40 und 100 Besucher, ob es nun zu den Themen "Knastliteratur", "Argentinischer Tango" oder "Tod als Geschäft" war. Lioba Kunz von der Katholischen Familienbildung glaubt, daß es auch an den ausgefallenen Ideen ("Wir erfinden die Themen") liegt: "Das ist einmal etwas anderes, als herkömmliche Kulturveranstaltungen bieten.
Denkt man an Mark Twains großartige und mit Verve deklamierte Geschichte, ist dieser Eindruck sicher richtig. Die Verbindung zwischen Erzählern und Publikum ist in der Bücherei enger als in irgendwelchen dunklen, anonymen Sälen. Im nächsten Jahr wird es, das steht fest, einmal im Monat, jeweils am letzten Donnerstag, das "Kulturbuffet" geben. Gehen Sie mal hin - es lohnt sich! jot
Vollkugel Eppelheim traf mit 4772 Leistungspunkten am zwölften Spieltag der Zweiten Bundesliga-Nord im Sportkegeln erneut am besten, streifte damit den Liga-Rekord (4809 Holz). An die Quote des Tabellenführers (22:2 Zähler) kam Verfolger Olympia Mörfelden (4603:4509 gegen Schlußlicht KSC Hainstadt) nicht annähernd heran.
Der Zwei-Punkte-Rückstand gegenüber Eppelheim (4677:4624-Sieger an der Daimlerstraße) dürfte für Mörfelden eine zu schwere Hypothek für das alles entscheidende Rückspiel am 17. April (vorletzter Spieltag) sein. Dann müßte der Sportkegelclub Olympia analog seiner Heimniederlage in Eppelheim mit 54 Holz Vorsprung die Bahnen verlassen.
Dem Zweikampf zwischen den beiden Erstliga-Absteigern steht der Abstiegskampf des Offenbacher Kreisvertreters KSC Hainstadt (2:22-Zähler) sowie die ebenfalls unbefriedigende Plazierung des SC Offenbach (nach dem 4387:4772-Debakel in Eppelheim) mit 10:14-Punkten Tabellensiebter) gegenüber.
Mörfelden will beim Rangvierten Gut Holz Ingelheim (13. März, 13.15 Uhr) seine Ausgangsposition wahren. Das Gleiche gilt für Eppelheim, das im Treffen "David gegen Goliath" zur gleichen Stunde in Hainstadt antreten muß. Offenbach spielt ebenfalls zeitgleich auf eigenen Bahnen gegen die SG Eintracht Frankfurt-West.
Der Unterschied zwischen dem vierfachen deutschen Meister und ehemaligen Europapokalsieger sowie dem Tabellenletzten der Zweiten Bundesliga-Nord, KSC Hainstadt, war an der Daimlerstraße erstaunlich gering.
Der Gastgeber hatte bereits im ersten Durchgang große Mühe, um den unbekümmert aufspielenden Gegner in Schach zu halten. Martin Keßler (930 Holz) und Ludwig Keller (913) zeigten jedoch ebenfalls gute Leistungen, kompensierten die schwächere Vorstellung von Steffen Ublrich (898 Treffer), der - ebenso wie Stephan Michel (898) - in den Streich-Bereich kam.
Allerdings waren mit Rolf Scheuermann (862 Holz), Jürgen Götz (876) und Thomas Sinnß (878) gleich drei Hainstädter Akteure hinter den beiden Schlußlichtern des Gastgebers plaziert. Alexandert Ankert (925), Uwe Korb (923) und Holger Wissel (907) konnten das Ruder beim designierten Absteiger allein nicht herumreißen. Zumal Routinier Manfred Schulmeyer mit 944 Holz das drittbeste Heimspiel-Ergebnis am Wochenende markierte und Frank Keller (918) ebenfalls sicher agierte.
Hans Erni (970 Leistungspunkte) und Dieter Zieher (968, beide vom Mitbewerber Vollkugel Eppelheim), brachten an diesem Spieltag die besten Ergebnisse auf die Bahnen. Selbst in der Ersten Bundesliga - Klaus Meissner (Sandhausen/993 Holz) überragte - gab es nur fünf höhere Resultate. Der Ex-Offenbacher Ralf Koch (mit 981,7 Holz zweitbester Kegler in dieser Saison) mußte sich bei der Plankstädter Grandezza gegen den unbesiegten Meister SKC Victoria Bamberg (4858:4667-Holz) mit 954 Holz bescheiden.
Der Ex-Mörfeldener Christian Schwarz, mit 961,2 die Nummer sechs in deutschen Landen, blieb mit 904 Treffern gleich um 144 Zähler hinter seiner persönlichen Bestmarke (1048 Holz). In den "Top Ten" der Ersten Bundesliga sind übrigens mit Koch, Schwarz und dem Plankstädter Freidhelm Zänger (3.) nur drei deutsche Sportkegler vertreten.
ZWEITE BUNDESLIGA NORD, SPORTKEGELN, SEKTION ASPHALT, Ergebnisse und Tabelle:
SG Eintracht Frankfurt-West - Adler Nekkargemünd 4360:4313-Leistungspunkte, Vollkugel Eppelheim - SC Offnebach 4772:4387, TSG Kaiserslautern - Einigkeit Riederwald 4488:4379, Bahnfrei Aschaffenburg-Damm - Gut Holz Ingelheim 4396:4498, Olympia Mörfelden - KSC Hainstadt 4603:4509.
Tabelle:1. Vollkugel Eppelheim 22:2 Punkte/55795 Holz, 2. Olympia Mörfelden 20:4/54712, 3. Einigkeit Riederwald 16:8/52800, 4. Gut Holz Ingelheim 14:10/53584, 5. SG Eintracht Frankfurt-West 14:10/52480, 6. TSG Kaiserslautern 12:12/53190, 7. SC Offenbach 10:14/52501, 8. Bahnfrei Aschaffenburg-Damm 6:18/53154, 9. Adler Neckargemünd 4:20/52771, 10. KSC Hainstadt 2:22/52727. dip
FRANKFURT-SÜD. Erschrocken stehen sich die Fremden, Weiße und Indios, gegenüber. Belauern sich sprachlos. Wissen vielleicht instinktiv, daß ihre Bekanntschaft nichts Gutes nach sich zieht - zumindest für die, die auf dem Flecken Erde seit Generationen leben, den die Zivilisation gerade in der Gestalt von Christoph Kolumbus und seinen Gefährten entdeckt hat.
Die Frage beschäftigt seit 500 Jahren nicht nur Historiker. Was hat sie, die Zivilisation, den Völkern Südamerikas wirklich gebracht? Die Theatergruppe der Sachsenhäuser Carl-Schurz-Schule gibt in der Inszenierung des Stückes "Kolumbus & Co" (frei nach dem Originaltext von Ingeborg Kuhl de Solano) im Saal der evangelischen Paul-Gerhardt- Gemeinde Niederrad eine klare Antwort: Elend, Unterdrückung, Gewalt, Tyrannei. Der Untertitel weist bereits darauf hin: "500 Jahre Alptraum". Regisseur Gunnar Berndsen, Pfarrer der evangelischen Dreikönigsgemeinde und Religionslehrer an der Carl-Schurz-Schule, hat in einjähriger Probenarbeit ein eindringliches Stück Zeitgeschichte auf die (sehr sparsam ausgestattete) auf mehrere Spielebenen verteilte Bühne gebracht. Anders als sein Kollege Rauch an der Max-Beckmann-Schule (dort war das Stück im vergangenen Jahr zu sehen) legt Berndsen die 22 Szenen vorwiegend choreographisch, gestisch an. Nicht die Sprache drückt Verzweiflung aus, es sind die Körper, die sprechen.
Die Akteure setzen die Regieanweisungen sehr gut um. So wird der (verkürzte) Prozeß von der anfänglichen Neugierde bis zur Niederwerfung der Eingeborenen ohne ein Wort gekennzeichnet. Das ist in der Darstellung meisterhaft, beklemmend. Die sogenannte Bekehrung zum Christentum wird durch dissonante Orgelmusik untermalt, Schumanns Klavierminiatur "Von fremden Ländern und Menschen" erklingt kurz: der ganze Zynismus, die Hybris der europäischen Konquistadoren wird nach außen gekehrt. Dafür gibt es weitere Beispiele: In der Szene "Tod" delektieren sich die Weißen an Kokosmilch und Ananas, während die ermordeten Eingeborenen neben ihnen auf den Brettern liegen; in der "Indianergroteske" hüpft eine Indianerin auf der rechten Bühne monoton auf und ab, während ein cäsarischer Spanier gegenüber lüstern Bananen verschlingt und Unreflektiertes über Gegenwart und Zukunft faselt. Die "Arbeit" der Ureinwohner gleicht bei Berndsen dem tumben, stereotypen Rattern einer Eisenbahn.
Während der ganzen Zeit sitzt auf einer Vorderbühne eine Indiofrau. Aber sie schweigt. Nur zweimal erhebt sie Einspruch, doch endet sie dafür am Kreuz. Die sprachlose Ohnmacht der Eroberten, die in ihrem eigenen Land zu Verfolgten werden, sie ist stets präsent.
Doch damit nicht genug. Der Regisseur hat Szenen eingestreut, die verdeutlichen sollen, daß Geschichte sich wiederholt. So verhandeln zwei (deutsche?) Finanziers in larmoyanter Arroganz über ein "Entwicklungshilfeprojekt", ihre Maxime lautet: Nicht die Menschen sind entscheidend, sondern der Profit. Eine gefesselte Prostituierte klagt paradigmatisch für heutige Ausbeutung über ihr Sklavendasein (eine der dichtesten Momente des Abends), die Modenschau präsentiert das Modell "Rothaut; in der Karibik frönen die Neckermanntouristen dem bacardigetränkten, süßen Leben - in Anlehnung an Clausewitz: die Fortsetzung der Eroberungspoitik mit anderen (kapitalistischen) Mitteln.
Das ist hochgradig politisch, sogar moralisch. Der Alptraum, so intendiert die Inszenierung, ist allgegenwärtig. Die jungen Schauspieler (zwischen 15 und 20 Jahren) haben einen (stellenweise brillanten) zum Nachdenken anregenden Abend geboten; Kompliment. JÜRGEN OTTEN
BAD VILBEL. Geld und Wertsachen für rund 18 000 Mark haben unbekannte Täter am Samstag bei zwei Wohnungseinbrüchen in Bad Vilbel erbeutet.
Wie die Polizei mitteilte, stahlen sie gegen 19.15 Uhr aus einem Wohnhaus an der Friedrich-Ebert-Straße einen größeren Geldbetrag sowie eine Video- und eine Fotokamera. Sie beendeten ihren Beutezug, als sie die Eigentümer nach Hause kehren hörten.
Zwischen 19 Uhr und 22.30 Uhr drangen Einbrecher am Samstag auch in eine Wohnung in der Siesmayerstraße ein. Hier stahlen die Täter ebenfalls einen größeren Geldbetrag in US-Dollar sowie wertvollen Gelbgoldschmuck. Der Gesamtschaden beläuft sich nach Polizeiangaben auf 13 000 Mark.
Hinweise nimmt die Kripo unter Telefon 0 60 31 / 60 10 entgegen. str
NIEDER-ERLENBACH. "Freiheit, Freiheit!", schmetterten die Kinder voller Inbrunst. Star zu sein macht Spaß - auch wenn es nur für eine Stunde ist. Die Hortkinder aus der "Rosa Krawallschachtel" imitierten Stars und Sternchen der Rockgeschichte wie Marius Müller-Westernhagen, Roxette, Inner Circle, Mister Big oder auch die Toten Hosen. Einige unter ihnen besuchten Mitte Dezember das Mammut-Rockkonzert "Heute DIE, morgen DU!" auf dem Festhallengelände.
Was die "Großen" damals auf die Beine stellten, wollten die "Kleinen" auch ausprobieren: ein Konzert gegen Gewalt und Fremdenhaß zu organisieren. So luden die Hortkinder dieser Tage zu einer "Playback-Show" in die Grundschule Nieder-Erlenbach ein. Immerhin: rund 100 Gäste kamen. Die Einnahmen werden der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Schwalbach gespendet.
20 Pfennige Eintritt bezahlten die Besucher. Kaffee und Kuchen wurde verkauft. Und nicht wenige Eltern griffen für den guten Zweck auch tiefer in die Tasche, so daß insgesamt 600 Mark eingenommen wurden. "Eigentlich würden unsere Kinder gerne nach Schwalbach fahren und das Geld persönlich überreichen", sagte Wolfgang Gutschmidt, Sprecher des Elternbeirats der Kindertagesstätte 95. Die ersten Kontakte mit den Sozialarbeitern wurden dieser Tage geknüpft. Seit vier Wochen besucht ein Mädchen aus Bosnien die KT 95. "In der Kindertagesstätte wie auch im Hort sprechen wir immer wieder über Krieg, Flüchtlinge oder Fremdenfeindlichkeit", sagte KT-Leiterin Doris Sporket-Ries. Auch die Berichte im Fernsehen über Ausländerfeindlichkeit "gehen an den Kindern nicht spurlos vorbei". Kurzerhand malten sie Plakate, fertigten Flugblätter an und verteilten diese an die Nieder-Erlenbacher Haushalte.
"Die Playback-Show haben sie ganz alleine vorbereitet", erklärte die KT-Leiterin. Die jungen Engagierten suchten in den Schränken zu Hause nach passenden Kostümen, übernahmen die komplette Regie ihrer Bühnen-Show. Die Musikanlage wurde von den Eltern ausgeborgt. Nur beim Schminken ließen sich die Kinder von den Erzieherinnen unter die Arme greifen. Bereits im vergangenen Spätsommer bewiesen die Hortkinder ihr Organisationstalent, als sie zu einer Zirkus-Aufführung in die "Rosa Krawallschachtel" einluden.
Nach einer Stunde war der Bühnenzauber vorüber. Dann standen die Konzertbesucher vor dem Hortcontainer Schlange nach heißen Getränken und süßem Gebäck.
Im kommenden Herbst soll der Erweiterungsbau der KT 95 fertig sein. sein. Dann werden die Hortkinder ihre Solidaritätsfeste künftig im größeren Rahmen feiern können. tin
Während die Amateurboxer des BC Kamp-Lintfort nach ihrem 15:12-Erfolg über den CSC Frankfurt als Meister der 2. Bundesliga, Gruppe Süd, feststehen und gegen den Nord-Ersten SSV Gera um den Aufstieg in die Deutschland-Liga kämpfen, droht dem CSC am kommenden Sonntag der Abstieg in die Drittklassigkeit. Nur ein Heimsieg über den punktgleichen SSV/PCK Schwedt sichert den Frankfurtern den Verbleib in der 2. Liga.
Trotz der Niederlage enttäuschten die Gäste in Kamp-Lintfort nicht. Fünf der neun Kampfpaarungen endeten mit 2:1- Punktwertungen, was die Ausgeglichenheit beider Staffeln unterstreicht. Als Sensation darf der knappe Erfolg des für den CSC boxenden äthiopischen Weltergewichtsmeisters Souleyman Petru über den amtierenden Juniorenweltmeister Lude Brors gewertet werden. Dabei erlitt Petru einen Knochenbruch im linken Fuß und fällt für den so wichtigen Sieg gegen Schwedt aus.
Konsequent agierte auch wiederum CSC-Schwergewichtler Willi Fischer, der Jürgen Fikara mittels rechter Gerade einen "Cut" über dem linken Auge zufügte und dadurch wegen Abbruch in der zweiten Runde siegte. Für Fikara war das ein höchst unglückliches Comeback gegen den ambitionierten Olympia-Teilnehmer der CSC-Staffel nach zwei Jahren Sperre wegen einer heruntergelassenen Boxershorts. jg
Es war die weitaus reifere Spielanlage und das besser geordnete Mittelfeld, was dem SC in einem überwiegend von Kampf betonten Spiel die entscheidenden Vorteile brachte. Die optische Feldüberlegenheit der Gastgeber durchbrachen die Neukirchener immer wieder geschickt mit schnellen und direkten Spielzügen. Dabei taten sich besonders Neuzugang Michael Matthaei, zur Rückrunde vom FSV Frankfurt gekommen, Spielführer Volker Münn und Carsten Walper als Ideengeber hervor. So viel denn auch das Führungstor für die Gäste nach einem gekonnten Spielzug über die linke Seite, bei dem sich Münn geschickt durchsetzte. Seinen Schuß konnte 05-Torwart Vogel lediglich noch abklatschen, ehe Romeo Wendler endgültig vollstreckte. Ernüchterung kehrte jedoch kurz danach ein, als SC-Abwehrspieler Schmier in relativ unbedrängter Situation seinem eigenen Torwart das Leder in die Maschen schob. Die Gastgeber bekamen Auftrieb und wurden zur überlegenen Mannschaft. Pech hatten die Homburger dann, als Haub bei einem 20-Meter-Freistoß nur die Latte traf.
Zur zweiten Hälfte machte sich Neukirchen dann vom Druck der Gastgeber frei und erspielte sich, durch Ex-Profi Münn angetrieben gute Möglichkeiten, die Losekam und Sicaja aber vergaben. Aus keiner echten Chance, aber dafür auf Grund von Abstimmungsschwierigkeiten in der Homburger Abwehr kam es zum Siegtreffer für den SC, als der Sekunden zuvor eingewechselte Heidl freistehend mit dem Einschuß keine Mühe mehr hatte.
Mit fortlaufender Spieldauer erkämpften sich die Gastgeber dann Vorteile. In einer turbulenten Schlußviertelstunde mußte der SC mit allen Kräften den knappen Vorsprung verteidigen. Der bei den 05-ern überragende Ralf Haub versetzte seine Gegenspieler ein ums andere Mal. Seine Schüsse machte der reaktionsschnelle SC-Torwart Michael Seum jedoch sämtlichst zunichte. Das Homburger Pech gipfelte dann in einem weiteren Lattentreffer; diesmal war Richter der Unglücksrabe. Der große Druck der Gastgeber wurde noch begünstigt, als Wendler und Bayer Zeitstrafen erhielten und die hitzigen Schlußminuten mit zehn Mann überstanden werden mußten.
Trainer Semlitsch blieb am Ende neben der Freude über den Auswärtssieg und einen nunmehr gesicherten Mittelfeldplatz noch der positive Eindruck, den Neuzugang Michael Matthaei ihm vermittelte: "Er hat einen guten Einstand gegeben und gezeigt, welch guter Fußballer er ist".Bad Homburg : Voigt; Ziegler; Neumann, Kall, Pasqualotto, Vittello, Rotermund(52. Gorges), Müller, Dzihic (77. Röder), Richter, Haub.
Neukirchen: Seum; Bayer; Stuckhardt, Schmier, Schneider, Walper, Matthaei, Sicaja (72. Heidl, 86. Kalms), Wendler, Münn, Losekam.
Tore: 0:1 Wendler (11.), 1:1 Schmier (14. Eigentor), 1:2 Heidel (73.)
Schiedsrichter: Weber (Walluf)
Zuschauer: 250.
Die TG Hochheim erreichte kampflos die zweite Runde im Handball-Südwestpokal. Der Tabellenführer der Bezirksliga Wiesbaden erhielt vom Regionalligisten aus Thüringen am Donnerstag (22.30 Uhr) einen Anruf, in welchem die für Samstag angesetzte Pokalpartie vom Gegner abgesagt wurde. Sieben Spieler sollen erkrankt und fünf weitere beruflich nicht abkömmlich sein, ließ der Vertreter des HSV gegenüber der TGH verlauten. Trainer Hermann Stark hängte sich am Freitag ans Telefon, führte etwa zehn Gespräche, bis die verbandsseitige Entscheidung getroffen war. Pokalleiter Kasobke (Gera) bestätigte danach Hochheim das kampflose Weiterkommen.
"Wir werden dem HSV Apolda dennoch eine Kostenrechnung zustellen, denn wir haben Vorleistungen in der Presse, Plakatwerbung und ähnliches für diesen Pokal-Hit erbracht", erklärt Stark. Sollte Apolda mit etwa 500 Mark aus der Hochheimer Kante aus dem Schneider sein? Über eine verbandsseitige Strafe (zirka 1500 Mark) entscheidet der Pokalleiter, der die angekündigten Atteste abwarten muß. Die anderen Verluste (die erwarteten 300 bis 400 Zuschauer hätten eine stattliche Summe in die TGH-Kasse gebracht) können allerdings nicht kompensiert werden. Das eigens wegen des Südwest-Pokals abgesetzte Punktspiel-Derby gegen den TV Hattersheim konnte aufgrund der kurzfristigen Absage aus Apolda nicht mehr auf den ursprünglichen Termin zurückverlegt werden, soll jetzt am 18. März (19.30 Uhr, Sporthalle der Gesamtschule) nachgeholt werden. Auch ein ersatzweise geplantes Freundschaftsspiel gegen einen der spielfreien Regionalligisten konnte nicht mehr realisiert werden, die nicht informierten Fans mußten frustriert den Heimweg antreten.
Die im Meisterschaftsrennen entscheidenden Begegnungen stehen allerdings am Samstag (16.30 Uhr) gegen die TG Schierstein sowie am 13. März bei der SG Wallau/Massenheim II auf dem Spielplan. Die zweite Südwest-Pokalrunde ist übrigens erst für 3./4. April anberaumt. hdp
Ein herziges, kleines Flamenco-Mädchen lächelt auf grellpinkem Hintergrund: von dem schrecklich kitschigen Einband des neuen Apa-Guide über Andalusien sollte sich keiner abschrecken lassen. Der Reiseführer ist durchaus empfehlenswert für eine Fahrt in den Süden Spaniens. (Wenn er auch ein bißchen unhandlich und schwer ist.)
Wer Wert auf Bilder legt, kommt voll auf seine Kosten. Die Auswahl an Fotos ist ausgesprochen reichhaltig und bunt, nicht alle sind unbedingt künstlerisch wertvoll, aber doch ansprechend. Sie stimmen ein auf Andalusien. Für viele der Inbegriff für alles Spanische schlechthin. Diese "typisch spanische Kultur" mit Flamenco und Stierkampf, Sherry-Dynastien und Tapas-Bars, Zigeunern und Fiestas, beschreiben die 15 Autoren in einer leichten und lockeren Art, erklären dabei aber auch die Hintergründe und decken Widersprüche auf. Lektüre zum Schmökern liefern der Blick in die stark von den Mauren geprägte Geschichte und besonders hervorgehobene Texte. Über Legenden des Flusses Guadalquivir, Don-Quichote-Auseinandersetzungen zweier Dörfer mit europäischen Nationen, einen Oldtimer-Zug zwischen Sevilla und Malaga.
Unterhaltsames und für jeden etwas zu bieten, ohne jedoch flach zu sein: Diese Linie zieht sich durch den ganzen Apa- Guide. Das gilt auch für den eigentlichen Reise-Teil. Die Beschreibung der Sehenswürdigkeiten ist gut nachvollziehbar, ohne sich im Detail zu verlieren. Daneben finden sich viele Hinweise, mit denen der Leser wirklich etwas anfangen kann: "Manche mögen sagen, daß Santa Cruz (ein bekanntes Viertel in Sevilla) mit seinen sorgfältig gepflegten und überall aufgehängten Körben zu hübsch gemacht wirkt, das ändert jedoch nichts daran, daß es einfach der beste Aufenthaltsort für einen Sommerabend ist."
Jenseits der eisernen Balkone und der Geranien der andalusischen Pueblos gibt es aber noch das andere Andalusien, "wilde ungezähmte Orte, wo Adler treiben": Dorthin, in die Sierras, wo nicht alle Tage ein Tourist hinkommt, führt ebenfalls ein Kapitel des Apa-Guide.
Der Serviceteil am Schluß liefert hilfreiche Anhaltspunkte. Allerdings wirkt er erst einmal ziemlich unübersichtlich. Der Leser muß viel in den Rubriken hin- und herblättern. Da fragt man sich, warum nicht alle wichtigen Reisetips unter einem Stadtnamen gesammelt aufgelistet sind. Das Inhaltsverzeichnis am Anfang könnte auch besser gegliedert sein. ole Andalusien, Costa del Sol, aus der Reihe Apa-Guides, RV Reise- und Verkehrsverlag, Berlin/Gütersloh/München/Stuttgart, 1992, 382 Seiten, 39,80 Mark.
BAD HOMBURG. Einen langen Abend und einen langen Vormittag träumten rund 150 junge und ältere Männer und Frauen der linken politischen Szene von den aufregenden Zeiten vor 25 Jahren, als in Berlin die Studenten nach den Todesschüssen auf Benno Ohnesorg auf die Straßen gingen, als mit Rudi Dutschke als charismatischem Vordenker der Funke des Aufstandes und Widerspruchs gegen eine verkrustete autoritäre Gesellschaft auf fast alle westdeutschen Universitäten übersprang. "68er Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für Zukunft" lautete der Titel einer Doppelveranstaltung einer freien Gruppe linker Bürgerinnen und Bürger in Bad Homburg. Am Samstag erlebten die Besucher, darunter auffallend viele junge Leute, bei einer Filmnacht bewegende Bilder von Regierungskrisen, Straßenkämpfen und endlosen Debatten auf SDS-Delegiertenversammlungen. Am Sonntag vormittag wurde im "Alten Schlachthof" gegenwarts- und zukunftsorientiert debattiert - mit prominenten 68er Aktivisten und Zeitzeugen.
Einen ausführlichen Bericht darüber lesen Sie heute auch auf der Seite 4 im Nachrichtenteil. pgw
Mehr Giftstoffe bei Hoechst AG entwichen Bundesamt: Informationen viel zu spät Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert FRANKFURT A. M., 28. Februar. Das Umweltbundesamt hat der Hoechst AG am Wochenende vorgeworfen, sie habe die Behörde viel zu spät über die Zusammensetzung der Chemikalienwolke in Kenntnis gesetzt, die am vorigen Montag im Frankfurter Werk Griesheim freigeworden war. Neben dem Stoff o-Nitroanisol seien auch Substanzen entwichen, die dem krebserzeugenden Benzol verwandt sind, sagte Behördensprecher Hans-Jürgen Nantke unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der Firma. Die Hoechst AG gab unterdessen zu, schon seit mindestens 2. November 1992 davon gewußt zu haben, daß o-Nitroanisol bei Versuchen mit Ratten Krebs erzeugt hat. Der Hoechst-Bericht wurde Nantke zufolge am Mittwoch erstellt, das Umweltbundesamt sei am Donnerstag unterrichtet worden. Zu den Substanzen, die vor allem über Schwanheim niedergegangen waren, zählten Anisidin sowie Chloranilin und fünf Tonnen Natriumformiat. Ein Teil dieser Stoffe werde als "leicht entzündlich" und "ätzend" eingeschätzt.
Die Hoechst AG räumte derweil ein, daß 4,5 Prozent der freigesetzten Chemikalien noch nicht identifiziert sind. 15 Stoffe kenne man, habe aber nur die Konzentrationen von "vier Leitstoffen" gemessen: o-Nitroanisol, o-Chlornitrobenzol, 2,2-Dichlorazobenzol und 2,2-Dichlorazooxibenzol. Dabei fanden sich in einigen Bereichen Konzentrationen, die das Frankfurter Umweltamt am Sonntag mit dem Auftreten von Benzol auf Straßen "mit starkem Verkehr" verglich. Das Unternehmen bestätigte auch, daß es von 1987 bis 1992 "federführend" an Untersuchungen von o-Nitroanisol beteiligt gewesen sei. Schon am 2. November 1992 erhielt der Konzern überdies einen Bericht des National Toxicology Program in den USA - die US-Forscher hatten in Tierversuchen die krebserzeugende Wirkung von o-Nitroanisol "bewiesen", wie ein Hoechst-Sprecher sagte. Dennoch hatte die Werksleitung die Substanz nach dem Unfall vor einer Woche zunächst als "mindergiftig" bezeichnet. Ferner wurde bekannt, daß sich das Spitzengremium von Chemieindustrie und Behörden vier Tage vor dem Chemieunfall bei Hoechst mit der krebserzeugenden Wirkung von o-Nitroanisol beschäftigt hat.
(Kommentar S. 3, Berichte im Lokalteil)
BAD NAUHEIM. Der Saxophonist John Edward Kelly und der Pianist Bob Versteegh geben am Dienstag, 2. März, ab 20.15 Uhr ein Konzert in der Waldorfschule am Goldstein. Kelly spielt nach Auskunft der Veranstalter Werke von jüngeren klassischen Komponisten auf seinem Alt-Saxophon.
"Sein singendes, ausdrucksstarkes und sensibles Musizieren ermöglicht dem Zuhörer einen unmittelbaren Zugang zu der modernen ernsten Musik." In dieser Sparte sei Kelly einer der führenden Interpreten. Zu allen Stücken gebe er mündlich eine Einführung. Karten können unter Tel. 0 60 32 / 8 23 50 vorbestellt werden. Sie kosten jeweils 20 Mark. Schüler zahlen zehn Mark. nes
BORNHEIM. "Der Verein hat's nicht leicht zur Zeit." Dieses Fazit zog der Vorsitzende des Kleingartenbauvereins Nord-Ost, Manfred Wüst, während der Jahreshauptversammlung. Die Zahl der Rückschläge und Widrigkeiten, die der Vorstand den etwa 150 Vereinsmitgliedern präsentierte, ließ aber keinen anderen Schluß zu. Erst fielen dem Bau der Ostumgehung beinahe 100 Gärten zum Opfer. Die "Restanlagen" sind heute noch schwer geschädigt. Außerdem fürchten die Kleingärtner, daß sie sich nach der Fertigstellung der Autobahn wegen des Verkehrslärms wieder nach dem wohlbekannten Baulärm zurücksehnen werden. Als ob ihnen das nicht schon genug Sorgen bereitet hätte, brach kurz vor Weihnachten eine Wasserleitung und überflutete die gesamte Anlage 5 mit mehreren tausend Kubikmetern Wasser und Schlamm. Schaden: etwa 250 000 Mark.
"Wäre das im Sommer passiert, hätten wir einen prächtigen Badesee gehabt", kommentierte der Zweite Vorsitzende Siegfried Neubauer den Unfall sarkastisch. Sein Galgenhumor verfliegt aber schnell, wenn er bedenkt, daß die Versicherung bis jetzt nichts von sich hören ließ. Nicht zuletzt drängen die Kleingärtner darauf, daß die Stadt ihre Zusagen endlich einlöst. Denn noch immer verfügen nicht alle der zehn Gartenanlagen über die versprochenen Wasseranschlüsse. Außerdem sind die Kleingärten durch keinen Bebauungsplan geschützt. Anfang der achtziger Jahre gab es dazu zwar einen ersten Beschluß der Stadtverordneten, doch hat sich seitdem nicht mehr viel getan - die Gärtner warten noch immer auf eine Entscheidung, die ihnen die Nutzung des Areals garantiert. Diese triste Bilanz wird nur durch zwei Lichtblicke aufgeheitert: Die steigende Zahl der Mitglieder (zur Zeit etwa 500) und die Aussicht auf die Feier zum 75jährigen Vereinsbestehen im kommenden Jahr.
Gewählt wurde im Bürgerhaus Bornheim nur ein Revisor, denn die Amtszeit des Vorstands ist noch nicht beendet. Dafür gab es Ehrungen: Ursula und Manfred Wüst sowie Klaus Bieringer wurden für zehnjährige Vorstandsarbeit mit Ehrennadeln geehrt. Außerdem gab es wieder viele Jubilare, die dem KGV Nord-Ost teilweise schon 40 Jahre angehören. gun
SECKBACH. Garstig kalt war es. Doch davon ließen sich die Seckbacher Sozialdemokraten nicht schrecken: es war schließlich Wahlkampf. Vor dem alten Rathaus hatten sie sich postiert, um die Bürger zu informieren und mit ihnen zu diskutieren. Doch die Resonanz war relativ dürftig - nur wenige Passanten blieben stehen. Einzig der Kaffee und der Schnaps, den der Wirt der Gaststätte "Zum Schwanen" beim Anblick der frierenden Wahlkämpfer spontan gespendet hatte, machte den Aufenthalt etwas angenehmer.
Die Seckbacher Verkehrsprobleme waren der Schwerpunkt der Diskussionen an dem SPD-Stand in der Wilhelmshöher Straße. Ein weites und umstrittenes Thema. Seit langem beschäftigen sich damit der zuständige Ortsbeirat 11 und zwei Seckbacher Bürgerinitiativen. Die Bemühungen einer der beiden Bürgerinitiativen haben mittlerweile zum Erfolg geführt: Im Bereich Auerfeldstraße/Im Staffel konnte sie ihre Vorstellung von einer verkehrsberuhigten Zone weitgehend durchsetzen.
Im April sollen nun auch die Forderungen der zweiten Seckbacher Bürgerinitiative erfüllt werden: In der Leonhardsgasse gilt dann Tempo 30 und die westliche Gelastraße wird gesperrt werden. Diese Schritte zur Verkehrsberuhigung waren Vier fahren bunt schon mehrmals angekündigt, aber immer wieder verschoben worden.
Sogar auf der Wilhelmshöher Straße, der Seckbacher Durchgangsstraße, wird in Zukunft Tempo 30 vorgeschrieben sein. Auch wenn das den Verkehr nicht vermindert, schafft es doch mehr Sicherheit für die Fußgänger.
Passend zum Thema Verkehrsberuhigung hatten die Seckbacher Sozialdemokraten die Gewinne für ihr Preisrätsel ausgesucht: vier "FVV-Fahr-bunt-Karten". Personaldezernent Achim Vandreike war eigens zur Auslosung nach Seckbach gekommen.
Über den Hauptgewinn, eine Jahreskarte im Wert von 625 Mark, kann sich Brigitte Müller, Atzelbergstraße 53, freuen. Die anderen Gewinner werden in den nächsten Tagen schriftlich benachrichtigt. gun
Schon wieder reiht sich ein neuer Spanien-Führer in die Regale ein. Unter dem "Edition Erde"-Zeichen haben sich Andreas Braun und Cristina Stiglmayr das Ziel gesetzt, den lesern Land und Leute Andalusiens näherzubringen. Und das ist ihnen gut gelungen.
Im ausführlichen Informationsteil bemühen sich die Autoren um Genauigkeit. Dabei blicken sie nicht hauptsächlich zurück, was die meisten Reiseführer tun, sondern beschreiben auch die Gegenwart, freilich mit manchmal zuviel Statistik. "80 Prozent (der Andalusier) wollen lieber erobern als erobert werden, wünschen sich aber zu 77 Prozent ein bestimmendes Weib im Bett." Pro- und Contra- Argumente liefern die Autoren zum Stierkampf, lassen aber keinen Zweifel: Der Stier ist "ein Kunstprodukt wie der Zwergpinscher". In eine Flamencoschule wird der Leser ebenso geführt wie er sich mit den Vorurteilen und wirklichen Lebensumständen von Zigeunern auseinandersetzen oder die "drei Wege zur andalusischen Kunst" beschreiten kann.
Der Reiseteil bietet hübsche Abwechslung: Zu vielen Sehenswürdigkeiten werden kleine Geschichten erzählt. Zum Beispiel über die alte Tabakfabrik und heutige Universität von Sevilla, vor deren Toren der erste Akt der Oper "Carmen" spielt. "Wer erkennt schon, daß sich hinter Carmens Auftrittslied eine Habanera, ein kubanischer Tanz verbirgt." Oder über den Olivenbaum, der das Landschaftsbild Andalusiens bestimmt. "Was hier in rund 2500 Jahren heimisch geworden und mit Kultur, Handwerk und Folklore eng verbunden ist, soll jetzt aus Rentabilitätsgründen der Motorsäge zum Opfer fallen."
Der Vorstellung der größeren Städte schenken die Autoren viel Platz. Dabei beschreiben sie lebendig, teilweise sehr persönlich, aber doch fundiert. Ausflüge in die Provinz ergänzen die Stadtführungen. Zum Beispiel in die von Almeria, wo "paradiesische Zustände an der Küste und eine immer weiter fortschreitende Versteppung im Landesinnern" herrschen. Strandhungrige erhalten Tips, wo sie noch wirklich einsame Abschnitte finden können.
Die klare Gliederung des Inhaltsverzeichnisses ist überdies erwähnenswert. Der Serviceteil bietet das Nötigste. Herausragend: Ein Hinweis auf "sanften Tourismus" in verborgenen Winkeln der Region, vor allem im Hinterland. Die andalusische Organisation "Naturlaub" bietet dazu Eselreiten, Flamencotanz, sportliche Aktivitäten oder ländliches Wohnen an. ole Andalusien von Andreas Braun und Cristina Stiglmayr. Edition Erde im Verlag Bildung und Wissen. Nürnberg 1992. 350 Seiten, 29,80 Mark.
Handlich, nützlich, ehrlich: Wer sich seinen Reisebegleiter nach Andalusien so vorstellt, ist mit dem praktischen Kulturreiseführer in den Süden Spaniens aus dem Peter Meyer Verlag gut bedient. Autorin Susanne Asal hakt nicht einfach Sehenswürdigkeiten ab und wiederholt Klischees vom stolzen Torero und der heißblütigen Carmen: Sie beschreibt Land und Leute Andalusiens, wie sie sind - aus sehr eigener Sicht.
Der Reisende erfährt treffend, was ihn zum Beispiel in Nerja erwartet, anderswo als preisgekröntes Urlaubsziel an der Sonnen-Küste angepriesen. Trotz seiner scheußlichen küstentypischen Umklammerung von Appartementblocks und sogenannten Feriendomizilen weist es in seinem innersten Innern noch ein winziges Stückchen Schönheit auf, und schaut man nicht links und rechts, dann kann man behaupten, es trägt an seinem Etikett, hübschester Badeort an der Costa del Sol zu sein, nicht schwer. Fast alle anderen Orte an dieser Touristen-Küste kriegen noch mehr ihr Fett weg. In Torrox soll es römische Ruinen geben und es riecht nach Pommes frites. Schönes Hochhauspanorama. Da wendet sich der Leser von vornherein mit Grausen - zurecht.
Doch Andalusien besteht nicht nur aus Küste. Granada, Sevilla, Cordoba, Cadiz, Ronda, die Naturparks, die weißen Dörfer: Diese wundervollen Reiseziele beschreibt die Autorin anschaulich und mit differenzierter Begeisterung.
Ausschließlich Kulturinteressierte werden sich bei der Erklärung der Sehenswürdigkeiten nicht in vollem Umfang informiert fühlen. Die Sprache ist auch flapsiger als bei Du Mont. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Praktisch-Führern wird bemerkenswert viel Hintergrundwissen, Geschichte und Kultur geboten. Für verschwendete Zeit hält es die Autorin, zurecht, Baudenkmäler zu besuchen und dann abzureisen. Darin liegt eine Stärke des Buches mit seinem Touch zum "anders reisen". Es lädt dazu ein, am Leben teilzuhaben, die Atmosphäre auszukosten. Dazu gehört auch, in Sevilla die "Vorverkäufe" zu den Stierkämpfen zu beobachten. Heerscharen Kaufwütiger im Corte Ingles zu überleben, einen Jerez im Rinconcillo zu trinken. Wer bunte Bilder mag, wird freilich enttäuscht: Außer auf dem Deckblatt fehlen sie gänzlich, und die Schwarzweißfotos sind spärlich gesät. Dafür gibt es viele praktische Informationen und Tips, angefangen von Hotels, Campingplätzen und Restaurants in allen Preislagen. Über Fähr- und Stadtpläne bis zu Verkehrsverbindungen, Öffnungszeiten und Einkaufsmöglichkeiten. ole Andalusien, Praktischer Kulturreiseführer in den Süden Spaniens von Susanne Asal. Verlag Peter Meyer Reiseführer, Katzenelnbogen, 1992, 384 Seiten. 29,80 DM.
Weitere Nachrichten aus HESSEN auf Seite 23
FRIEDBERG. Vier Menschen wurden am Sonntag zum Teil lebensgefährlich bei einem Unfall auf der Bundesstraße zwischen Friedberg und Rosbach verletzt. Nach Angaben der Polizei fuhr kurz nach Mitternacht ein US-Soldat von Rosbach in Richtung Friedberg. Unmittelbar nach der Abzweigung in Richtung Ockstadt wollte der Soldat einen vorausfahrenden Wagen verbotswidrig überholen. Dabei kam sein Wagen jedoch auf eisglatter Fahrbahn ins Schleudern und prallte gegen eine Böschung.
Der US-Soldat wurde lebensgefährlich verletzt, ebenso einige der drei Insassen seines Wagens. Die Polizei ließ bei ihm eine Blutentnahme durchführen. str
Wie zu anderen Jahreszeiten gibt es auch im Winter Spezial-Verletzungen. Man braucht sich nicht einmal auf Skipisten, Loipen oder Sporteisflächen zu begeben, um auszurutschen und sich mehr oder weniger schlimm zu verletzen. Sportärzte, Orthopäden und Chirurgen sind dann zuständig, wenn auf diese Weise Knochen brechen oder wenn Bänder, Sehnen und/ oder Muskeln beschädigt werden. Sehr schmerzhafte oder offene Verletzungen, bei denen es blutet, gehören auf jeden Fall in ärztliche Behandlung. Nicht immer ist auf den ersten Blick zu erkennen, wie schwer ein Schaden tatsächlich ist. Gerade bei verletzten Gelenken und Gliedmaßen, die bei winterlichen Unfällen am häufigsten in Mitleidenschaft gezogen werden, kommt es besonders auf die richtige und schnelle Behandlung an, damit eventuell folgende Spätschäden und Bewegungseinbußen weitgehend vermieden werden.
Heute behandelt man Knochenbrüche, die häufigsten Winter-Verletzungen, mit gutem Erfolg. Am Knie ist beispielsweise der Kopf des Schienbeins besonders bruchanfällig. Mittels moderner Arthroskopie (Kniespiegelung) können feinste Instrumente sowohl zur Kontrolle als auch zur Korrektur der Verletzung direkt ins Gelenk vorgeschoben werden. Ein Bruch des Schienbeinkopfs wird heute gewöhnlich verschraubt. Die Gelenkkapsel muß man dafür nicht erst öffnen. Das Knie wird nach diesem Eingriff nicht steif. Im Gegenteil: es wird krankengymnastisch frühzeitig wieder bewegt. Wer auf Glatteis ausrutscht, stützt sich meist instinktiv mit der Hand ab und bricht sich dann leicht das Handgelenk. Nur sehr komplizierte Brüche müssen noch operiert werden. Normalerweise genügt für einen einfachen Speichenbruch ein moderner Kunststoffverband. Er ist hart, aber leicht.
Auf den früher üblichen schweren Gips kann also in vielen Fällen verzichtet werden. Bleibt ein operativer Eingriff dennoch erforderlich, richtet man den Bruch unter Umständen bei nur örtlicher Betäubung wieder ein und fixiert ihn mit Draht. Ist die Bruchstelle nach etwa vier bis fünf Wochen verheilt, werden die Drähte entfernt.
Äußerst schmerzhaft ist ein Schulterbruch. Früher mußte man sich wochenlang mit einem schweren Gips abplagen, jetzt genügt in vielen Fällen ein stabiler Verband, der Arm und Schulter ruhigstellt. Mitunter kann man ihn schon nach kurzer Zeit wieder abnehmen. Der Patient beginnt dann mit Krankengymnastik. So wird der Arm rascher wieder beweglich und auch die Schmerzen in der verletzten Schulter lassen früher nach.
Bänderrisse am Knöchel sind im Winter ebenfalls keine Seltenheit. Auch ein derartiger Schaden wird im allgemeinen nicht mehr operiert. Viel praktischer sind die Wickel-Tricks der Orthopäden: das verletzte Gelenk stellt der Arzt mit Hilfe elastischer Bandagen, mit einem Pflasterverband oder mit einer Kunststoffschiene ruhig, bis das Band von selbst wieder zusammengewachsen ist. Ein großer Vorteil ist dabei, daß wenigstens der freibleibende Teil des Fußes wie etwa die Zehen beweglich sind und daß der bandagierte oder geschiente Fuß weiterhin beim Gehen belastbar ist. Das verbessert die Durchblutung, regt die Heilung an und beugt gefährlichen Thrombosen vor. nachdem der Bänderriß ausgeheilt ist, sollte man ebenfalls Krankengymnastik machen und während einer gewissen Zeit gelenkstützende orthopädische Spezialschuhe tragen.
Bei Muskelzerrungen und -faserrissen kommt die Medizin ebenfalls ohne Gips aus. Pflasterverbände oder Kunststoffschienen lassen die Verletzung leichter ertragen und sorgen dennoch bis zur Heilung für die nötige Stabilität. Zusätzlich verordnet der Arzt abschwellende und entzündungshemmende Salben. Für den Notfall sollte man solche Mittel sowieso zum Wintersport mitnehmen. Man kann sie rezeptfrei in jeder Apotheke kaufen. Dr. med. HANNS H. WENK
Schwanheimer und Griesheimer Bürger, die von dem Chemieunfall bei der Hoechst AG unmittelbar betroffen sind, waren am Samstag vormittag vor den aufgestellten Informationsbussen des Chemiewerks und der Berufsfeuerwehr sauer. Fünf Tage nach dem Austritt der Wolke, die sich auf alles legte, was man zum Leben und zum Wohlbefinden braucht, ernteten der herbeigeeilte Vertreter von Hoechst, der Chemiker Richard Helmut Rupp, sowie die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, aus der Bürgerschaft nur Hohn und Spott.
Der Mann der Hoechst AG und die oberste Frankfurter Gesundheitshüterin konnten den mehreren Dutzend Bürgern, die wegen einer echten Information in die Rheinlandstraße gekommen waren, weil ihre Gärten umgepflügt wurden, ihre Kinder nicht mehr draußen spielen können, nur Vertröstungen bieten.
Rupp gestand zwar ein, "daß die Hoechst AG Fehler gemacht hat", bat aber doch gleichzeitig die verunsicherten Bürgerinnen und Bürger, die um ihn herumstanden, darum, "mit in die Zukunft zu schauen". Kräftige Assistenz bekam er von der Gesundheitsamtsleiterin Peters, die ebenso wie er meinte: "Kein Wissenschaftler ist zur Zeit in der Lage, etwas über die Gefährlichkeit des ausgetretenen Stoffes auszusagen."
Bei den Frauen und Männern aus den beiden Stadtteilen, die sich von den Experten Erhellung über die tatsächliche Giftigkeit des ausgetretenen Stoffes gewünscht hatten, reagierten aggressiv, als sie auf ein Gespräch führender Toxilogen und Umweltbeamter verwiesen wurden, das am heutigen Montag im hessischen Umweltministerium geführt wird.
Während in weißen Schutzanzügen gewandete Mitarbeiter der Hoechst AG in der Rheinlandstraße Buschwerk abräumten, meinte eine Schwanheimerin: "Das könnt ihr doch nicht mit uns machen." Ein Nachbar sagte: "Ihr habt doch so hochbezahlte Chemiker bei Hoechst. Warum wißt ihr nicht, was in dem Zeug drin ist?" Es gab keine befriedigende Antwort.
Gegen zwölf Uhr kam CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth zu den Info- Bussen, gefolgt von Frankfurts CDU- Geschäftsführer Heinz Daum und einigen CDU-Abgeordneten aus dem Umlandverbandstag. Auch Frau Roth, die ebenso wie ihre Parteifreunde ausdrücklich betonte, ihr Auftritt habe mit dem Wahlkampf nichts zu tun, wurde an diesem Samstag nicht schlauer gemacht.
Die Bewerberin um das OB-Amt erklärte nach einem Gespräch mit dem Hoechst-Vertreter und einem Besuch im Info-Bus der Feuerwehr: "Gewerbeaufsicht, TÜV Hessen und Umweltamt müssen in Zukunft die Anlagen der Hoechst AG stärker kontrollieren." Es sei wichtig, "daß alle Chemieunternehmen schärfer unter die Lupe genommen werden".
"Jetzt weiß ich überhapt nicht mehr, was ich wählen soll", meinte daraufhin grinsend ein Schwanheimer. "Die redet ja schon so wie Joschka Fischer." enk
"Es gibt keine Solidarität mit den sozial Schwachen hier im Land, mit den Arbeitslosen und den Obdachlosen." Als der Mann im Bockenheimer Bürgerhaus "Titania" das sagte, da nickten einige seiner Zuhörer - und die Veranstaltung selbst war der beste Beweis dafür. "Solidarität in der Krise" hatte ein "öffentlicher Kongreß" werden sollen und geriet doch zum Diskussionsforum für ein Grüppchen Ausgewählter, den Referenten nämlich. Zuhörer von außen waren praktisch nicht da, die Veranstalter blieben unter sich.
Eingeladen hatte die Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften - doch schon der Auftakt geriet daneben. Das Politikerpodium am Donnerstag abend wurde abgesagt wegen Krankheit eines Teilnehmers. Den ganzen Freitag über gähnte der Saal der "Titania" in der Basaltstraße vor Leere. Es gab keine Zuhörerschaft für Pfarrer Leuningers engagierten Einsatz für die Asylsuchenden, und der IG-Metall-Gewerkschafter Hans- Joachim Schabedoth mußte mit seinem Counterpart Henning von Vieregge von den hessischen Unternehmerverbänden auch ziemlich einsam über Motivations- und Bindungsprobleme in Großorganisationen streiten.
Selbst der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler, sonst ein Publikumsmagnet, half da nicht. Es waren gerade mal 30 Frauen und Männer, die seiner einstündigen Rede und dem Ruf nach einem neuen Gerechtigkeitskompromiß am Freitag abend lauschten.
Sie sei "innerlich zerschmettert", sagte dazu Frankfurts Kulturdezernentin Linda Reisch. Über die Gründe für das Desaster konnte Reisch nur spekulieren. Es seien Semesterferien, sagte sie, die potentiellen Interessenten für eine solche Veranstaltung also außer Haus. Außerdem sei der Begriff "Solidarität" eher "abschreckend" - und vielleicht hätten auch einige eher an eine Wahlkampfveranstaltung geglaubt. Was es nicht war und auch nicht sein sollte.
1000 rote Faltblätter wurden nach Reischs Worten als persönliche Einladungen verschickt. Doch auch dem Podiumsgespräch über Gesundheit am Samstag verschafften solch postalische Anstrengungen nicht das nötige Echo. Es waren gerade mal 20, die der Diskussion über die Grenzen der Solidarität lauschten. Da bewies sich endgültig, wie recht die Veranstalter mit der Themenwahl hatten: Solidarität in der Krise. ulf
NIDDA / KEFENROD. Eisglätte und überhöhte Geschwindigkeit führten am Wochenende zu Unfällen auf den Straßen im östlichen Teil der Wetterau.
Am Samstag nachmittag fuhr eine Frau aus Gedern mit ihrem Auto die Landstraße von Bindsachsen nach Wenings. Auf schneeglatter Fahrbahn geriet der Wagen wegen zu hoher Geschwindigkeit, so die Polizei, in einer Rechtskurve ins Schleudern. Das Fahrzeug streifte zwei entgegenkommende Wagen. Den Schaden gab die Polizei mit 14 000 Mark an.
Glück im Unglück hatte ein Fahrer aus Nidda, der mit seinem Wagen am Samstag abend die Kreisstraße nach Bad Salzhausen befuhr. Wegen zu hohen Tempos geriet sein Auto in einer Rechtskurve ins Rutschen und kollidierte mit einem entgegenkommenden Wagen. Zwei Personen wurden leicht verletzt. str
Zur musikalischen Vesper am kommenden Samstag, 6. März, ab 18 Uhr, in der Eschersheimer evangelischen Emmausgemeinde an der Maybachstraße, spielt Herbert Hoffmann Orgelwerke aus der Zeit der Romatik. li/09
Die VdK-Ortsgruppe Eschersheim lädt am kommenden Samstag, 6. März, ab 14.30 Uhr, alle Mitglieder zu einem geselligen Kaffeenachmittag in das Gemeindehaus an der Zehnmorgenstraße 46 ein Auf dem Rahmenprogramm steht auch die Ehrung verdienter Mitglieder. li/09
Zum Frühjahrs-Kinder- und Jugendbasar können sich Verkäufer und Interessenten für gebrauchte Kinderkleidung, Spiel- und Sportartikel am Samstag, 6. März, von 15 bis 17.30 Uhr, im Saal der katholischen Gemeinde Sta. Familia (Ginnheim), Am Hochwehr 11, treffen. Dabei werden auch Sachspenden für Frankfurter Frauenhäuser gesammelt. Tischvermietungen sind noch möglich unter Tel. 53 19 57. li/09
Ein Friedenskonzert für Bosnien gibt der Jugendchor Eschersheim am Sonntag, 7. März, 17 Uhr, in der katholischen Josefskirche in Eschersheim (Nähe Weißer Stein). Das Motto heißt: "Singt für den Frieden in der Welt". Die Kollekte bei diesem Benefizkonzert ist für ein Krankenhaus in Bosnien bestimmt. li/09
Bärtige Männer in paillettenbestickten Röckchen und Netzstrümpfen oder auch nur knapp mit Lederstreifen ihre Nacktheit verhüllend und zu den Klängen der Kapellen den Tanzrhythmus auf dem Straßenpflaster stampfend: Das waren einge der farbenprächtigen und teilweise frivolen Darbietungen des diesjährigen "Mardigras", den Karnevalsumzug der Schwulen und Lesbierinnen in Sydney.
Zehntausende von Besuchern aus allen Teilen Australiens und dem Ausland mischten sich unter die 450 000 Menschen, die am Samstag abend die Oxford Street Sydneys säumten, um den Karnevalsumzug mit über 100 Festwagen und 10 000 Mitwirkenden zu sehen.
Auch zwölf Landespolitiker, die sich besonders für die Rechte der Schwulen und Lesbierinnen einsetzen, nahmen als Gruppe an dem Umzug teil.
"Eine Rekordbeteiligung", freuten sich die Organisatoren. Um rund 15 Millionen australische Dollar haben die aus dem Ausland angereisten Homosexuellen die Devisenbestände des Landes angereichert. Nach dem Umzug gab es ein Feuerwerk und Massentanzfest auf dem riesigen landwirtschaftlichen Ausstellungsgelände von Sydney. Bei dieser, wie es die Werbung darstellte, "größten Party der Welt unter freiem Himmel" mit 18 000 Homosexuellen und Lesbierinnen war so ziemlich alles erlaubt, außer Fotoapparaten und Videokameras. Bei diesem ganznächtlichen Ereignis waren Heterosexuelle nicht erwünscht. "Die normale Gesellschaft hat genügend andere Möglichkeiten, sich zu amüsieren", erklärte "Mardigras"-Präsidentin Susan Harben. Beim ersten "Mardigras" im Jahre 1978 nahm die Polizei ganze Scharen von Homosexuellen und Lesbierinnen wegen anstößigen Verhaltens in der Öffentlichkeit fest. Als die frühere Labor-Regierung aber die Homosexualität legalisierte, mußte die Polizei bei den alljährlichen Umzügen die Teilnehmer vor den Ausschreitun- gen der sittenstrengen Kreise schützen.
Bei dem letzten "Mardigras" blieb das 160 Mann starke Polizeiaufgebot jedoch untätig, denn es gab keine Zwischenfälle. Die Polizeidirektion hatte die jungen Polizisten vorsorglich gewarnt, daß sie "Dinge zu sehen bekommen würden, die sie vorher nicht gesehen" hatten.
Sydney hat mit schätzungsweise 350 000 Männern und Frauen die größte homosexuelle und lesbische Bevölkerungsgruppe in Australien.
Auch dieses Mal hatten kirchliche Kreise die Regierung von Neusüdwales dazu gedrängt, das "Mardigras" aus moralischen Gründen und wegen der Aids- Gefahr zu verbieten. Aber die Regierung, die jetzt ein Gesetz vorbereitet, das den Haß und die Diskriminierung gegen die Homosexuellen und Lesbierinnen ausmerzen soll, will sich nicht vorwerfen lassen, daß sie eine Minderheit verfolgt und überhört diese Rufe.
Der prominente Sydneyer Moralverfechter Pfarrer Fred Nile hatte sogar zu einem Boykott des Karnevalsumzuges aufgerufen. Die meisten Teilnehmer des Umzuges hätten Aids, hatte er erklärt, außerdem sei der Umzug selbst "anstößig, unzüchtig und eine Blasphemie". Aber auch in dem als leichtlebig geltenden Sydney ziehen Moralpredigten nicht. BORIS B. BEHRSING (Sydney)
Auf einen Blick
1. FC Köln
Berger entlassen S 26
Ski nordisch
Schwaches DSV-Fazit S 28
Handball-WM
Durchwachsene Generalprobe S 29
Eishockey
Entscheidung bei Play-offs S 29
Leichtathletik
Präsidentenfavorit: Digel S 32
BUNDESLIGA, Frauen, Abstiegsrunde: SSC Karlsruhe - TV Bensberg 62:78 (32:35), VfL Marburg - SC HPW 69 Halle 88:71 (46:45).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: Steiner Bayreuth - TSV Speyer 93:61 (42:30), TV Lich - SV Oberelchingen 78:86 (43:43), FC Baunach - TV Langen 93:68 (45:40).
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: DJK Würzburg - Heidenheimer SB 79:74 (45:38), TSV Nördlingen - DJK Don Bosco Bamberg 74:62 (36:32).
HESSISCHER POKAL, Männer, Halbfinale: Eintracht Frankfurt - Gymnasion Oberursel 96:76 (44:34), BC Darmstadt - TSV Krofdorf- Gleiberg 87:77 (47:37).
HESSISCHER POKAL, Frauen, 1. Halbfinale: BC Darmstadt - Eintracht Frankfurt 63:56 (40:21).
Die Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts zerbrechen sich derzeit den Kopf darüber, ob die vom Bundestag verabschiedete Neufassung des § 218 den deutschen Verfassungsgrundlagen entgegensteht. Die durch die Normenkontrollklage der bayerischen Staatsregierung erzwungene Streitpause um das Abtreibungsrecht könnte dazu genutzt werden, über die Ergebnisse der Studie "Schwangerschaftsabbruch in Nordrhein-Westfalen", die von Inge Mühlberger, Petra Meiswinkel und Gaby Dobovisek im Auftrag des Pro-Familia-Landesverbandes Nordrhein- Westfalen verfaßt wurde, nachzudenken. Die soziale Situation ungewollt schwangerer Frauen im größten Bundesland der Republik ist Thema dieser umfangreichen empirischen Erhebung. Insgesamt 312 Frauen, die eine Beratungsstelle zur durch den alten § 218 vorgeschriebenen Sozialberatung aufsuchten, wurden ausführlich nach ihren Lebensverhältnissen und ihren Erfahrungen mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren zum Schwangerschaftsabbruch befragt.
Gut die Hälfte der befragten Frauen hatte bereits Kinder - davon ein Viertel zwei, ein Fünftel drei oder mehr. Ihre finanzielle Lage stellte sich teilweise dramatisch dar: 53 Prozent waren verschuldet, davon mehr als die Hälfte mit einem Schuldenabtrag von mehr als 750 DM im Monat belastet. Jede fünfte Frau hatte kein eigenes Einkommen, rund 40 Prozent standen weniger als 1000 DM im Monat zur Verfügung.
Knapp die Hälfte der Frauen mit dem Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch war verheiratet, 12 Prozent waren geschieden oder lebten getrennt vom Partner. Bei der Altersverteilung fällt der mit 46 Prozent hohe Anteil der Frauen zwischen 25 und 34 Jahren auf, nur drei Prozent waren unter 18, sechs Prozent über 40 Jahre alt. Als größte Belastung im gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren erlebten die Frauen die Indikationsstellung. Weniger als die Hälfte erhielt sie beim ersten Arztbesuch, immerhin zehn Prozent mußten dreimal einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Ein Viertel fuhr wegen der Indikationsstellung in eine andere Stadt. Nur die Hälfte der Frauen gab an, während des Arztgesprächs über medizinische Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs informiert worden zu sein. Das vorgeschriebene Beratungsgespräch in einer Sozialberatungsstelle hatte einen relativ geringen Einfluß auf die Entscheidung der Frauen für oder gegen die Schwangerschaft. Bei 86 Prozent der Frauen war bereits die Entscheidung gefallen, immerhin sank die Quote der Unentschlossenen nach dem Gespräch auf 3,3 Prozent. 4,6 Prozent entschieden sich dafür, die Schwangerschaft auszutragen. Von dem Beratungsgespräch erhofften sich die meisten Frauen (jeweils zwischen 70 und 80 Prozent) die Aufklärung über mögliche körperliche und seelische Folgen eines Abbruchs, die Ausstellung der Beratungsbescheinigung und die Aussprache über Probleme.
Mehr als die Hälfte der Frauen erachtete das bestehende Angebot an sozialen Hilfsmaßnahmen bei ungewollten Schwangerschaften als nicht ausreichend, und jede fünfte Frau glaubte, daß es Situationen gibt, in denen soziale Hilfen generell nicht greifen können.
Obwohl sich drei Viertel der befragten Frauen gut über Verhütungsmittel und deren Anwendung informiert fühlten, hatte nur rund die Hälfte von ihnen bei Eintritt der Schwangerschaft verhütet - allerdings nur weniger als jede Fünfte mit sicheren Methoden wie Pille oder Spirale. Bei einem Viertel hatte der Partner ein Kondom benutzt. Als überwiegender Grund, nicht verhütet zu haben, wurde genannt, "einmal nicht aufgepaßt" zu haben (17 Prozent). Knapp zehn Prozent waren unsicher, ob sie überhaupt fruchtbar waren oder hatten aus gesundheitlichen Gründen Verhütungsmaßnahmen abgesetzt. Immerhin drei Prozent der Frauen gaben an, trotz Sterilisation des Partners schwanger geworden zu sein. In Zukunft wollten 30 Prozent mit der Pille, 20 Prozent mit der Spirale und acht Prozent mit Kondom verhüten. Die Absicht, sich sterilisieren lassen zu wollen, äußerten 13 Prozent, bei sieben Prozent spielte der Partner mit diesem Gedanken.
Die Versorgung Nordrhein-Westfalens mit Sozialberatungsstellen und ärztlichen Beratungsmöglichkeiten (zum Erhebungszeitraum insgesamt 528) - so ein weiteres Ergebnis der Studie - ist in den Ballungsräumen gut, in ländlichen und stark konfessionell geprägten Gebieten besteht dagegen teilweise eine deutliche Unterversorgung. Besonders drastisch läßt sich das am Regierungsbezirk Detmold ablesen, wo in der Stadt Bielefeld auf rund 12 000 Einwohner eine Beratungsstelle kommt, der Kreis Minden- Lübbecke eine Stelle für ca. 142 000 Einwohner bereitstellt und das katholische Paderborn mit einer Beratungsstelle für knapp 240 000 Einwohner weit hinten liegt.
Verwunderlich ist auch, daß das traditionell sozialdemokratisch regierte Bundesland mit 51 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil an kirchlich getragenen Beratungsstellen, davon 32 Prozent katholischen, bereithält. Letztere konzentrierten sich auf den ländlichen Raum, vor allem das Münsterland. Von den 48 kommunalen Beratungsstellen versorgen 39 den ländlichen Raum - zumeist dort, wo keine anderen Träger zur Verfügung stehen. Die evangelische Kirche und Pro Familia konzentrieren sich dagegen überwiegend auf die Großstädte, wo auch die meisten Arztpraxen mit einer Beratungsberechtigung anzutreffen sind.
Ähnlich sieht es mit den insgesamt 240 Einrichtungen aus, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Die 214 Arztpraxen und 26 Kliniken sind ebenfalls mehrheitlich in den Ballungsräumen zu finden - in 15 Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens aber ist noch nicht einmal die Mindestversorgung, das heißt: eine Einrichtung pro Kreis/kreisfreie Stadt gewährleistet.
Mehr als 90 Prozent der Abbrüche in Nordrhein-Westfalen wurden im Erhebungszeitraum in Arztpraxen durchgeführt, eine weit über dem Bundesdurchschnitt (ca. 73 Prozent) angesiedelte Zahl. Dies liegt mit großer Wahrscheinlichkeit an dem ebenfalls überdurchschnittlichen Anteil an Kliniken in konfessioneller Trägerschaft, der im Jahre 1989 66,5 Prozent (davon 44,1 Prozent katholisch) betrug, im übrigen Bundesgebiet dagegen nur ca. 33,8 Prozent. Die große Anzahl von Arztpraxen weist darauf hin, daß die Frauen Beratung und Indikationsstellung in einer Hand bevorzugen.
Über ein Drittel der Beratungsstellen berät mehr als 500 Frauen pro Jahr nach dem § 218. Jede dritte Beratungsstelle muß Frauen aus Überlastungsgründen an andere Stellen weiterweisen. Spitzenreiter sind hier wiederum die Pro-Familia- Einrichtungen, die die meisten Beratungen durchführen, gefolgt von den Stellen der evangelischen Kirche.
Das auf 200 Seiten angesammelte Datenmaterial der Studie bedarf, um Handlungsbedarf daraus ableiten zu können, noch einer gründlichen Interpretation. Als Manko ist anzumerken, daß die direkte Frage nach den Gründen für einen Abtreibungswunsch nicht gestellt wurde. Dennoch ist die Untersuchung eine Fundgrube für die Sozialpolitik und Anbieter von Beratungen, die auch nach der Gesetzesnovellierung nicht arbeitslos sein werden. CHRISTIANE GIBIEC Kontaktadresse: Pro Familia NRW, Loher Str. 7, 5600 Wuppertal 2.
RIEDERWALD. Tosender Verkehrslärm erfüllte für einige Minuten den Erlenbruch am Rande der Riederwaldsiedlung. Unweigerlich drehten einige Spaziergänger die Köpfe in Richtung der Schäfflestraße. Denn just dort, wo einmal der Riederwaldtunnel - sollte er denn wirklich gebaut werden - aus der Erde kommen wird, befand sich die Qelle des ohrenbetäubenden Rauschens. Den infernalischen Krach hatte das "Aktionsbündnis unmenschliche Autobahn" am Frankfurter Kreuz aufgenommen und spielte ihn nun bei der "Mahnwache" über Lautsprecher ab. Damit wollte die Initiative einen kleinen Vorgeschmack auf den Verkehrslärm geben, der den Bewohnern der Riederwaldsiedlung durch die geplante Verbindung der Autobahnen 66 und 661 droht.
Etwa 60 Leute scharten sich um den kleinen Informationsstand an der Schäfflestraße, lasen die an Stellwände gepinnten Zeitungsartikel und studierten die ausliegenden Flugblätter. Neben dem Informationsmaterial stand eine größere Zahl von Thermoskannen. Kaffee und Kuchen sollten offensichtlich den "bitteren" Anlaß des Treffens versüßen.
Schließlich kamen auch die Redner zu Wort. Den Anfang machte Eckhart Engert, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bornheim und Landesvorsitzender Hessen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Vorhaben, die Enden der beiden Autobahnen zwischen dem Hessen-Center in Enkheim und dem Riederwald zu verbinden, nannte Engert den "größten Unfug, der vorstellbar ist". Er erinnerte daran, daß es einen gültigen Parteitagsbeschluß der Sozialdemokraten gegen den Riederwaldtunnel gegeben habe. "Ganz klar" sei auch die Haltung der SPD-Ortsvereine im Frankfurter Osten gegen den Tunnel.
Albrecht Hennemann, der für die Grünen als Stadtverordneter kandidiert, äußerte die Hoffnung, daß der Bau des Tunnels abzuwenden sei. Jürgen Schmittel, Mitglied im Aktionsbündnis, versuchte den Zuhörern zu verdeutlichen, welche Folgen die Autobahn für die unmittelbare Umgebung haben wird. "Bei 90 000 Fahrzeugen täglich wird sich die Lärm- und Schadstoffbelastung vervielfachen", mahnte Schmittel.
Welche Alternativen das Aktionsbündnis zum weiteren Ausbau der Autobahnen vorschlägt, war auf einem Flugblatt zu lesen: So setzen sich die Autobahngegner dafür ein, möglichst bald die nord- und südmainischen S-Bahnen zu bauen und den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Zudem soll der Fahrradverkehr gefördert und ein "Verkehrsberuhigungskonzept für Frankfurt" erarbeitet werden. Kurzfristig soll ein "leistungsfähiges Schnellbusnetz" im östlichen Umland als Alternative zum Individualverkehr eingerichtet werden.
Der Kundgebung des Aktionsbündnisses schloß sich ein "Mahngang" an. Von lauten Trommelschlägen begleitet setzten sich die Autobahngegner in Richtung Ratsweg in Bewegung. Ziel war das Gelände am Ostpark, auf dem bereits die ersten Bäume für die Auffahrt zur A 661 gefallen sind. "Wir wollen uns das mal anschauen", erklärte Jürgen Schmittel, "damit sich die Leute ein Bild davon machen können, was möglicherweise auf sie zukommt." gap
SACHSENHAUSEN. Der alte Mann kann es gar nicht recht fassen. Da steht er nun um halb fünf im Wahllokal und darf seinen Stimmzettel nicht mehr abgeben. Eine halbe Stunde zu spät. "Manchmal entscheidet eine Stimme. Denken Sie nur an Konrad Adenauer", sagt er. Dann setzt er sich auf einen der wenigen Stühle, schaut schweigend und aufmerksam zu, wie die Stimmzettel ausgezählt werden - und hofft. Nach einer guten Stunde weiß er: sein Mißgeschick war nicht entscheidend.
Als die 758 Stimmzettel sortiert sind, zählen die Wahlhelfer 475 Voten für den Verkauf der Heimatsiedlung an die Mietergenossenschaft (die FR berichtete). Hundert Stimmen mehr, dann wäre vermutlich alles anders gekommen. Das wären dann 50 Prozent aller Mieter gewesen, und Reinhart Bartholomäi, Leitender Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätten, hätte seinem Aufsichtsrat empfohlen, die Siedlung zum Verkauf freizugeben.
Es ist eine merkwürdige Stimmung im Gemeindezentrum der Ostergemeinde, als Wahlleiter Michael Schreier das Ergebnis bekannt gibt: Einigen Mietern steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, doch "Verlierer" Gottfried Prokein holt zwei Flaschen Sekt aus dem Kühlschrank. "Auf die Arbeit der letzten sieben Jahre", stößt der Vorsitzende der Genossenschaft an. Und fast trotzig fügt er hinzu: "Die Heimatsiedlung wird den Nassauischen Heimstätten weiterhin wie ein Klotz am Bein hängen." Ein wenig später gratuliert ihm der örtliche Verwaltungsleiter der Nassauischen Heimstätten, Dieter Huth, eher beiläufig zum "Achtungserfolg". Was hatte der Prokurist der Nassauischen Heimstätten, Reiner Wyszmirski, kurz zuvor im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau versichert? "Es geht nicht um Macht, sondern um soziale Verantwortung." Manche Gesten sprechen an diesem Abend eine andere Sprache. Alles in allem verlief der Wahltag jedoch ausgesprochen harmonisch.
"Es ist alles gesagt worden", sagt die Vorsitzende des Mietervereins, Beatrix Ruffert. "Alles", daß sind vor allem drei Zahlen: 60, 90 und 120 Millionen Mark. Irgendwo dazwischen liegt die Summe, die in den nächsten Jahren in die Heimatsiedlung investiert werden muß, denn vor allem Wasser- und Heizungsrohre sowie Stromleitungen sind vom sprichwörtlichan Zahn der Zeit zernagt. Geschäftsführer Reinhart Bartholomäi, hatte immer für eine komfortable Lösung plädiert, dagegen wollten die Vertreter der Mietergenossenschaft nur die nötigsten Instandhaltungsarbeiten vornehmen lassen. Die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten hatte bis zum Schluß ihre wirtschaftliche Potenz als Großunternehmen gegen den Idealismus der kleinen Genossenschaft in die Waagschale geworfen.
Ursula K. hat es sich nicht leicht gemacht. "Es war eine schwere Entscheidung", sagte sie, die als letzte Wählerin ihren Stimmzettel ausfüllte. "Immerhin geht es um eine ganz existentielle Frage - denn eine Wohnung ist ja heutzutage fast wichtiger als ein Arbeitsplatz." Sie hat sich letzten Endes für "Sicherheit" entschieden. Maria S. hingegen war in Vorahnung des Wahlergebnisses "traurig, sehr traurig". Wie viele alte Menschen, die zum Teil seit Jahrzehnten in der Siedlung wohnen, fürchtet sie die Totalsanierung, wie sie die Nassauischen Heimstätten angekündigt hatten.
Geschäftsführer Bartholomäi hatte vor der Abstimmung öffentlich erwogen, die Mieter für die Dauer der Bauarbeiten in anderen Wohnungen oder gar in Wohncontainern unterzubringen. "In Rüsselsheim ist das gut angekommen", hatte Bartholomäi gesagt. Es scheint, daß viele alte Mieter sich genau aus diesem Grund für die Genossenschaft entschieden haben. Das sieht auch Bernhard Block so, der zu den Gründungsmitgliedern der Mietergenossenschaft zählt: "Die älteren Menschen hängen emotional an ihren Wohnungen." Für Beatrix Ruffert zählte am Wahltag vor allem eines: "daß es endlich Klarheit gibt, daß das ewige Hin und Her ein Ende hat". Ob es tatsächlich ein Ende hat, scheint indes gar nicht so sicher: "Ich weiß nicht, wie der Aufsichtsrat am 15. März entscheiden wird", sagte Geschäftsführer Bartholomäi. Er hatte schon vor der Wahl betont, daß er aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Siedlung am liebsten loswäre und lediglich die Mietergenossenschaft vor dem finanziellen Ruin bewahren wolle. "Aber es war schwierig, das zu vermitteln", sagte Prokurist Wyszmirski am Wahlabend.
In welchem Umfang die Siedlung letzten Endes saniert wird, steht noch nicht fest. Die große Lösung für 120 Millionen Mark hält Bartholomäi nicht mehr für angebracht. "Neue Gegensprechanlagen und Türen brauchen wir nicht", sagte Bartholomäi der Stadtteil-Rundschau am Tag nach der Wahl. Eben dieser Meinung war auch die Genossenschaft gewesen. Für 60 Millionen will Bartholomäi die Siedlung jedoch nicht sanieren lassen: "Dazu bin ich nicht sadistisch genug." Denn all die Maßnahmen, die den Mietern zugute kommen sollen, kosten nach seiner Einschätzung Millionen. "Wir bauen den Leuten das wieder ein, was sie vorher hatten. Obwohl wir das nicht müßten."
Beginn, Dauer und Umfang der Sanierungsmaßnahmen stehen derzeit noch nicht fest. Sicher, so Bartholomäi, ist nur eins: "1993 passiert nichts mehr." ran
Herr Wicke soll gern Zustimmung erhalten, daß der Krause-Plan Geld von den Autofahrern in die Bahn umleiten soll (FR vom 23. 2. 1993 "Krause macht Revolution, und keiner merkt es"). Aber das Wie ist das Ärgernis und die Argumentation dazu unseriös: Mit der Autobahnvignette (und viel mehr noch mit einer Autobahngebühr à la Frankreich) wird lediglich den zahlungskräftigen Schnellfahrern auf der Autobahn Platz geschaffen, indem Verkehr auf die bisher durch die Autobahn beruhigten Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen verdrängt wird. Obendrein werden durch die dann mögliche höhere Geschwindigkeit auf Autobahnen sowohl der Rohstoffverbrauch als auch der Schadstoffausstoß erhöht.
Die Forderung einer streckenabhängigen Autobahngebühr macht eigentlich nur Sinn, wenn damit im Rahmen einer Privatisierung eine neue Goldgrube für einige wenige geschaffen werden soll. Im übrigen ist ihre Erhebung ein teures, zeitfressendes und langsam einzurichtendes Geschäft.
Wenn der Straßenverkehr für den Schienenverkehr zur Kasse gebeten wird - und das sollte er -, dann muß es über massive Erhöhungen der Mineralölsteuer und vielleicht zusätzlich eine (teure) Lkw-Vignette geschehen. Das trifft alle entsprechend ihrem Verbrauch und ist obendrein von heute auf morgen einzuführen, weil die Erhebung der Mineralölsteuer bereits läuft und lediglich andere Summen eingsetzt werden müssen.
Dr. Richard Goedeke, Braunschweig
Nur wenige strampeln organisiert Radreiseveranstalter wollen Gäste nicht überfordern
Hermann Levermann liebt sportlichen Urlaub. Wenn der Kölner Beamte seinen Urlaub antritt, schwingt er sich am Rhein mit kleinem Gepäck auf sein Rennrad, strampelt in einer knappen Woche nach Barcelona, setzt mit der Fähre nach Mallorca über und erobert die Insel mit seinem High-Tech-Drahtesel. Diese Art, einen Urlaub zu gestalten, dürfte den gut 10 000 "oganisierten" Radwanderern in Deutschland einen Schauder über den Rücken jagen. Denn für sie ist das Fahrrad primär kein sportliches Instrument, sondern - wie Tilman Uhlig, Chef des Spezialreiseveranstalters Terranova, weiß - "eher das Hilfsmittel, einen komfortableren Wander-Urlaub zu verbringen". 60 Millionen Fahrräder soll es in deutschen Haushalten geben, allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Verbandes der Fahrrad- und Motorrad-Industrie sechs Millionen neue Räder verkauft, davon ein Viertel "Trekking-Räder". Aber sie bleiben während des Urlaubs weitgehend in Kellern und Garagen oder werden auf dem Autodach an den Urlaubsort transportiert, um gelegentlich für Ausflüge genutzt zu werden. Diese Millionen Fahrrad-Eigentümer sind nicht die Klientel für Radwander- Reisen. Uhlig: "Unser durchschnittlicher Kunde hat selten ein eigenes Fahrrad, ist älter als 40 Jahre und arbeitet mit dem Kopf." Horst v. Xylander, mit dem 1973 gegründeten Unternehmen Rotalis Pionier der Radwander-Reise: "Unser Gast möchte sich körperlich fordern, ohne überfordert zu werden." Unterwegs nehme er "die in unseren Breiten reichlich angebotene geistige Nahrung auf". Dies zusammen ergebe ein hohes Zufriedenheitsgefühl. Damit dieses Gefühl entstehen kann, sind ungeahnte Aufwendungen seitens der Spezial-Reiseveranstalter erforderlich. Die marktüblichen Fahrräder sind untauglich für Radwanderungen, teure Spezialanfertigungen für ungeübte Radler werden eingesetzt. Busse für müde Mitreisende und das Gepäck sowie Anhänger für die Räder begleiten die Gäste in aller Regel, und eine eigene Werkstatt muß auch sein. Letztlich kostet das Ausarbeiten einer neuen Tour bis 80 000 Mark. Von der ersten Idee über das Abfahren mit dem Auto bis hin zum endgültigen Testen der Rundreise mit Rädern gehen - so Uhlig - meist zwei Jahre ins Land.
So ist es nicht verwunderlich, daß sich nur wenige Reiseveranstalter ausschließlich auf dieses schwierige Geschäft verlegt haben. Neben den Marktführern Rotalis in Baldham (6000 Gäste im Jahr) und Terranova in Zeppelinheim (2500 Urlauber) sind unter anderem zu nennen: Velotours in Konstanz, Schimmel Reisen in Neuhofen, Radwander-Touristik Reishofer in Rosenheim, Radsportreisen Chr. Margreiter in Nußdorf/Inn, Velociped Fahrradreisen in Marburg/Lahn. Einzelne Radwanderreisen finden sich auch bei größeren Unternehmen wie Wolters Reisen, Bremen, der TUI, Hannover, Inter Air Voss Reisen, Frankfurt, oder Studiosus, München. Die Palette der im Frühjahr, Sommer und Herbst 1993 angebotenen Radtouren reicht vom Zwei-Tages- Trip für Familien mit Kindern an der Lahn bei Marburg mit Zeltübernachtung für 160 Mark (Velociped) bis hin zur 23jägigen Tour in China, bei der einige Etappen mit dem Drahtesel bewältigt werden (ab 4998 Mark, Inter Air Voss Reisen).
Hier eine kleine Auswahl weiterer Angebote von Radel-Reiseveranstaltern: An 15 Tagen werden mit Studiosus die Landschaften Zyperns erkundet (ab 2995 Mark). Während auf der Mittelmeerinsel nur kurze Etappen geradelt werden, um viel Kultur aufnehmen zu können, geht es bei einer Rundreise durch Korsika schon sportlicher zu. Zwischen 400 und 1800 Höhenmeter und 55 bis 145 Kilometer täglich werden in unterschiedlichen Leistungsgruppen an der Westküste und im Inselinneren absolviert (1720 Mark, Radsportreisen Chr. Margreiter).
Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Istanbul führt die Türkei-Reise von Radwander-Touristik Reishofer von Izmir nach Antalya. Ephesos, Bodrum, Marmaris und Fethiye sind einige der Stationen (15 Tage ab 3350 Mark). Eine gemütliche Reise mit Etappen zwischen 20 und 60 Kilometern pro Tag und sieben Kilometern Kanufahrt hat Schimmel Reisen in der Provence/Camargue im Programm. Sie beginnt in Nimes und endet in Avignon (1250 Mark).
21 verschiedene Reisen führt Rotalis in seinem 93er Katalog auf. Deutschland, Frankreich, Österreich, die Schweiz, Italien und Irland sind die Ziele. Acht Tage im Westen der Grünen Insel sind zum Beispiel für 1520 Mark zu buchen. Die preiswerteste Tour - sieben Tage von Würzburg nach München - kostet 980 Mark. 16 verschiedene Touren bietet Terranova in diesem Jahr an. So in Thüringen von der Wartburg bis Weimar (1620 Mark für sieben Tage) oder durch Böhmen nach Prag (acht Tage 1750 Mark). Daneben geht es ins Piemont, die Toskana, nach Andalusien, Nordspanien und Mallorca. Aber anders als Hermann Levermann radeln die Gäste von Terranova nicht zu ihrem Ziel, sie fliegen auf die Balearen. JACKO A. HASSENMEIER
Der erste Preis der Kinderjury ging an den Film von Brita Wielopolska aus Dänemark: Das kahle Gespenst heißt diese zauberhafte und geheimnisvolle Geschichte. Ein Junge namens Jasper bekommt vom alten Fischer Aron, der sein bester Freund gewesen ist, zwei Schätze vererbt: einen alten Kater und einen alten Schrank, der sich aber nicht öffnen läßt und aus dem hin und wieder merkwürdige Geräusche kommen. Dann sieht Jasper auch noch einen Geist, der auf einem Boot vorübersegelt. Träumt er? Jasper ist davon überzeugt, daß dies ein Geist aus dem "Land der Unbekannten" ist, in das sein Freund Aron verschwunden ist. Viele Zeichen deuten darauf hin, daß Jasper nicht nur geträumt hat. Eine liebevoll erzählte und spannende Geschichte ohne jeden Horror. "Das kahle Gespenst" sprach alle Altersklassen an (ab acht Jahre).
Ein trauriger und ernsthafter Film über das Schicksal von Kindern im Krieg bekam den zweiten Preis der Kinderjury und die Hälfte des Preises von UNICEF. Engelchen, mach' Freude ist von dem turkmenischen (ehemals UdSSR) Regisseur Usman Saparov gemacht worden. Aus einem Dorf in Turkmenistan werden während des Zweiten Weltkrieges die deutschen Siedler vertrieben, die Kinder jedoch in Waisenhäuser verschleppt (es werden keine Kriegsszenen gezeigt, sondern Kriegsauswirkungen). Nur der kleine Georg kann sich erfolgreich verstekken. Er sucht seine Eltern und seine Freunde, doch er ist ganz allein geblieben. Nur die turkmenischen Siedler sind noch da, die ihn allerdings mitverpflegen, denn für sie ist er kein Feind, sondern ein unschuldiges Kind. Georg baut in einem Baum ein kleines Nest und hofft, daß ein Engelchen etwas hineinlegt. Tatsächlich findet er manchmal etwas im Nest, und Georg schöpft wieder Hoffnung. Ein aufwühlender, engagierter und doch kein hoffnungsloser Film (ab elf Jahre).
In dem Film Zirri - das Wolkenschaf (Regie: Rolf Losansky) findet das Mädchen Christine auf der Weide ihres Opas eines Tages ein flauschiges Wolkenschaf, das von den schwarzen Rauchwolken vom Himmel geschubst wurde. Auf der Erde kann es aber nicht überleben, auch wenn alle ganz nett zu ihm sind, und sich natürlich Christine besonders um sein Wohlergehen bemüht. Zirri muß wieder zu den anderen Wolken zurück, aber wie läßt sich das anstellen? Alle helfen und versuchen es auf ihre Weise: die Großeltern, der Viehdoktor, ein Schornsteinfeger, Leute vom Zirkus und sogar die Feuerwehr. Doch immer wieder drohen die schwarzen Rauchwolken. Das Ende ist spannend und soll nicht verraten werden (empfohlen ab sechs Jahre).
Ob das Zirkusleben wirklich so lustig ist, wie es uns in Die dumme Augustine gezeigt wird (Regie: Juraj Herz)? Während Vater August auf der Bühne den Clown spielt, führt Mutter Augustine bei der Hausarbeit im Wohnwagen ähnliche Späße für die Kinder vor. Einmal möchte aber Augustine auch das große Publikum in der Manege zum Lachen bringen. Prompt kommt August zu spät vom Zahnarzt, und Augustines großer Moment ist gekommen: Sie hat großen Erfolg in der Manege, die Menge tobt, ein Spaß für die ganze Familie. Am Ende teilt man sich sogar die Hausarbeit und die Clownerien gerechter auf als vorher (ab sechs Jahre).
Wie ein Boot ohne Wasser ist ein Film des französischen Regisseurs Dominique Ladoge, doch die Problematik ist leider auch bei uns alltäglich geworden. Fabien muß alle paar Monate auf eine andere Schule, mit anderen Kindern und neuen Lehrern. Da sein Vater ständig den Arbeitsplatz wechseln muß, lebt Fabien mit seinen Eltern im Wohnwagen. Einige Jungen in seiner neuen Klasse beschimpfen ihn deshalb als Zigeuner, weil er zudem noch etwas südländisch aussieht. Als sie ihm auch noch seine Federtasche klauen, läuft Fabien einfach weg und trifft auf echte "Zigeuner", mit denen er sich befreundet. Er hilft ihnen beim Lesen von amtlichen Briefen, während sie ihn in die Kunst des Gitarrespielens einführen. Doch der Konflikt mit der Welt der Schule und der Erwachsenen nimmt seinen unvermeidlichen Lauf. Am Ende gibt es keine Sieger, doch Fabien hat gelernt, sich durchzusetzen. Großer Beifall von den Kindern. Die zweite Hälfte des UNICEF-Preises ging an diesen Film (ab elf Jahre). STEFAN EGGERT
Wer die täglichen Fernsehbilder aus den jugoslawischen Kriegsgebieten, insbesondere diejenigen über die jüngste kroatische Gegenoffensive an der dalmatinischen Front, aufmerksam betrachtet, kann jetzt einen deutlichen "Qualitätssprung" in der militärischen Ausrüstung besonders der Kroaten erkennen: nicht mehr nur Kalaschnikows und Räuberzivil, sondern ziemlich einheitliche neue Uniformen und teilweise modernste Kleinwaffen wie zielsuchende Boden-Boden-Raketen sowie Panzer und alle Arten von Artillerie.
Es wäre wirklich aufschlußreich, einmal von einem Waffenexperten analysieren zu lassen, welche Waffen im einzelnen verwendet werden, wer sie herstellt oder verkauft, auf welchen Wegen sie geliefert werden (hat das sogenannte Embargo irgendwelche Wirkung?) und vor allem, wer die immensen Kosten dafür aufbringt.
Dr. Rolf Gmelich, Neu-Isenburg
BUTZBACH. Die Butzbacher Polizeistation muß vorerst auf eins ihrer Autos verzichten. Der Wagen geriet am Samstag abend in einen Unfall, berichtete ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Ein Autofahrer aus dem Lahn-Dill- Kreis sei bei Schnee und Eis auf der Bundesstraße 3 in der Gemarkung von Pohl-Göns ins Schleudern geraden. Sein Auto prallte gegen den entgegenkommenden Streifenwagen, der mit zwei Polizisten gerade auf dem Weg von Gießen nach Butzbach war.
Die Polizisten und der Autofahrer wurden leicht verletzt. Am Streifenwagen entstand 5000 Mark Schaden. nes
Kurz gemeldet
Lärm bei Gleisbau An der Eisenbahnstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und der Louisa wird noch bis Montag, 8. März, auch nachts gearbeitet. Nach Angaben der Deutschen Bundesbahn muß mit Lärm gerechnet werden.
Der Krise den Beigeschmack der Katastrophe nehmen Oder: Wenn Gerechtigkeit nicht zur hohlen Phrase werden soll / Von Franz Steinkühler
I.
Der Kompaß für Solidarität heißt Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist ein schillernder und häufig mißbrauchter Begriff, der durch individuelle und soziale Interessen, der durch unser Verständnis von der Gesellschaft geprägt ist. Doch nicht die Existenz unterschiedlicher Gerechtigkeitsvorstellungen ist entscheidend für die Integrations- und Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft, sondern die Fähigkeit, tragfähige Kompromisse über gemeinsame Ziele herauszuarbeiten. Und genau dies ist die Aufgabe der Politik, die sie aber zur Zeit nicht wahrnimmt.
Wenn ich hier von Gerechtigkeit im Singular spreche, so negiere ich damit nicht die Existenz differierender, ja sogar gegensätzlicher Gerechtigkeitsvorstellungen. Im Gegensatz zu vormodernen Gesellschaften ist Gerechtigkeit in der Moderne weder ein normativ vorgegebenes Ziel noch ein von staatlicher oder anderer Seite verwaltetes Gut. Vielmehr ist Gerechtigkeit Bezugspunkt sozialer Konflikte, in denen es um die Verhinderung, Gewährung und Erweiterung von Lebenschancen geht.
Da Gesellschaften immer auch Herrschafts- und damit Ungleichheitsverhältnisse sind, bringen sie soziale Konflikte hervor. Diese sind eine Quelle für den Abbau von Ungleichheit und die Erweiterung von Lebenschancen. Was sich in einer modernen Gesellschaft an Gerechtigkeit etabliert hat, ist also stets auch das Ergebnis von sozialen Konflikten. Die Entwicklung der modernen Vorstellungen von Gerechtigkeit folgt im großen und ganzen der Dynamik sozialer Konflikte und den daraus entspringenden sozialen Bewegungen.
In unserer Gesellschaft treten konkurrierende Gerechtigkeitskonzepte in einen Wettbewerb, der über Diskurs und Konflikt ausgetragen wird. Dabei geht es um die Frage, ob und inwieweit die Verallgemeinerungsfähigkeit einer Gerechtigkeitskonzeption gegeben ist. Können die anderen sozialen Gruppen den Konsequenzen der eigenen Vorstellungen zustimmen? Welche Gefahren birgt die vorgelegte Gerechtigkeitskonzeption für Menschen in anderen Ländern, für die nachfolgenden Generationen, für die natürlichen Grundlagen des Lebens? Gerade die Frage nach den Folgen des eigenen politischen Handelns für jene, die nicht gefragt werden (können), ist von größter Bedeutung. Wer diesen Fragen ausweicht, wird kaum als verantwortlicher Gestalter der Zukunft gelten können. Gerechtigkeit unter den Rahmenbedingungen einer Industriegesellschaft kann wohl nie absolut, sondern immer nur annähernd erreicht werden. Dies kann aber kein Freibrief für Unterlassungen, sondern muß eine Aufforderung zu maximaler Kraftanstrengung sein. Nur wenn Gerechtigkeit als Zielsetzung anerkannt und dafür alle Kräfte eingesetzt werden, sind Erfolge zu erreichen. Genau diese Grundsätze werden augenblicklich ignoriert.II. Die Gewerkschaften als Akteur im Kampf um mehr Gerechtigkeit.
Gewerkschaften haben maßgeblich zur Bildung einer sozialen und demokratischen Gesellschaft beigetragen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß es der solidarische Zusammenschluß der Arbeitnehmer war, der die Überwindung von Vereinzelung und die Abschwächung wechselseitiger Konkurrenz ermöglichte. Gewerkschaften haben der milieuspezifischen Arbeitersolidarität Durchsetzungskraft verliehen. Sie streiten insbesondere für eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und für eine Wirtschaft, in der die Menschen nicht nur Kostenfaktoren sind. Gewerkschaften haben aber nicht nur zur Verbesserung der Lebenslagen und Lebenschancen der eigenen Mitglieder beigetragen, sondern zugleich auch zu einer Demokratisierung und Modernisierung der gesamten Gesellschaft. Erst durch gewerkschaftliches Engagement bis hin zu Arbeitskämpfen wurde der Arbeitsmarkt reguliert, wurden sozialstaatliche Institutionen aufgebaut und tragfähige soziale Kompromisse gefunden.
Sozialem Handeln, das sich an der Gerechtigkeitsidee orientiert, geht es um die Förderung menschlicher Lebenschancen. Die Gewerkschaften gehen dabei von der Position aus, daß liberale und demokratische Teilhaberechte nicht ausreichen, wenn sie nicht in angemessener Form mit sozialen Grundrechten verknüpft sind. Es reicht nicht aus, Teilhaberechte bloß zu postulieren. Damit Teilhaberechte nicht nur von der Stellung auf dem Arbeitsmarkt abhängig sind, ist die gesellschaftliche Einbindung der privatkapitalistischen Marktökonomie notwendig.
Politisches Handeln soll eine soziale und demokratische Entwicklung fördern und muß Antworten geben auf die ungelösten Probleme der Gegenwart. Auf einige der wichtigsten Herausforderungen, auf die aktuelles politisches Handeln in Deutschland mit mehr Entschiedenheit reagieren müßte, will ich ausführlicher eingehen: Zum einen den deutschen Einigungsprozeß, zum anderen die Belastungen des Sozialstaates.
Die Spaltung der Gesellschaft, wie sie in Italien z. B. zwischen dem vor 120 Jahren geeinten Süden und Norden heute immer noch besteht, sollte uns eine Mahnung sein. Damit ein solcher Riß nicht auch unsere Gesellschaft als Ganzes bedroht, muß die Schaffung einheitlicher Lebensverhältnisse als Voraussetzung für gleichwertige Lebenschancen eine zentrale Aufgabe der aktuellen Politik sein. Wir wissen mittlerweile, daß eine Angleichung der Lebensverhältnisse nicht von heute auf morgen erreichbar ist. Die ökonomische und ökologische Hypothek der alten DDR ist größer, als wir alle gedacht haben.
Eine zu schnelle Angleichung der Lebensverhältnisse wird zudem eine so radikale und schnelle Veränderung bewirken, daß die Menschen dabei überfordert sein würden. Jedenfalls gibt es dafür bereits jetzt einige Anzeichen und dies bei einem Tempo, das vielen von uns noch als zu langsam erscheint. In der Halbierung der Geburten-, Heirats- und Scheidungszahlen in den neuen Bundesländern innerhalb eines Jahres wird die Dramatik des rasanten Wandels auch durch Zahlen greifbar.
In der Vergangenheit ist die vorhandene Bereitschaft zum Teilen zu Lasten der Arbeitnehmer und der sozial Schwachen ausgenutzt worden. Während die einen mit ihrem Steuergroschen und Sozialabgaben die soziale Sicherung im Osten finanzieren, haben andere fette Gewinne gemacht. Viele reden heute vom Aufbau Ost und meinen Sozialabbau.
Die Herausforderung des Aufbaus Ost wird durch den Abschwung West noch schwieriger. Wie können unter diesen Bedingungen die über mehrere Jahre notwendigen Transferzahlungen von etwa 150 Mrd. DM für den Aufbau Ost aufgebracht werden, ohne die Leistungsfähigkeit der westdeutschen Wirtschaft zu schwächen und die Belastungsfähigkeit der sozial schwächeren Gruppen überzustrapazieren?
Korrigiert werden muß die Schieflage bei der Finanzierung der Einheit. Dazu gehört eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige, Freiberufler und Beamte und ein Solidaritätszuschlag, der die oberen Einkommen stärker belastet als die unteren. Gefordert ist auch ein stärkeres Engagement der westdeutschen Unternehmer in den fünf neuen Ländern. Trotz einer nach wie vor hervorragenden Liquidität haben sich die Unternehmen mit ihren Investitionen in den fünf Ländern bisher zurückgehalten. Sie haben beispielsweise 1991 doppelt soviel in Irland investiert wie in der ehemaligen DDR. Um den neuen Ländern eine verläßliche Finanzplanung zu geben, brauchen wir auch eine Neuregelung des Länderfinanzausgleiches und eine weiterhin erhöhte Staatsquote.
Wir brauchen Konzepte und Bündnisse, die Perspektiven vermitteln und jeder gesellschaftlichen Gruppe den Anteil abverlangen, der ihrer Leistungsfähigkeit entspricht. Doch statt Vorschläge zu diskutieren, wie sie beispielsweise von der IG Metall mit dem Konzept zur Finanzierung der Einheit oder vom Bundespräsidenten mit seinem Konzept zu einem Lastenausgleich vorgelegt wurden, sucht die Regierung nach Sündenböcken und verfällt in die altbekannte, einfallslose Leier: Die Gewerkschaften im allgemeinen, die IG Metall im besonderen verhindere mit ihrer Tarifpolitik nicht nur den Anstieg der Beschäftigung, nein, sie sei auch für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich.
Obwohl die Metallarbeitgeber mit der IG Metall langfristige Verträge abgeschlossen haben, sollen die jetzt plötzlich nicht mehr gelten. Und weil wir dem nicht willig nachgeben, wird der offene Rechtsbruch propagiert und praktiziert; und Regierungspolitiker sanktionieren verbal noch diesen ungeheuerlichen Vorgang. Wenn das, was die Arbeitgeber im Augenblick treiben, Rechtens ist - wie sie behaupten, dann dürfen wir ab morgen die Mietzahlungen halbieren, die Überweisungen für Strom und Gas kürzen, dann dürften wir ab morgen die Steuern kürzen und beim Einkaufen die Zahlung verweigern. Wenn das, was die Arbeitgeber im Augenblick treiben, Rechtens ist, dann sind morgen in Deutschland anarchische Verhältnisse normal.
Grundlage des Fahrstuhleffektes war in den letzten vierzig Jahren ein mehr oder weniger stetiges Wirtschaftswachstum bei einem verteilungsfähigen Sozialstaat mit starken Gewerkschaften und handlungsfähigen Unternehmerverbänden. Doch nicht nur die ökonomischen Grundlagen des sozialen Kompromisses sind in Gefahr, auch seine nationalstaatliche Steuerung. In den letzten Jahren ist nicht nur durch den Weg in einen europäischen Staaten- und Wirtschaftsverbund, sondern erst recht durch die Globalisierung der Ökonomie deutlich geworden, daß wirtschaftliche Entscheidungsprozesse zunehmend internationalen Charakter besitzen. Das hat zur Folge, daß z. B. bei ökonomischen Krisen allein nationalstaatliche Gegensteuerung nur begrenzte Erfolgsaussichten besitzt.
Begleitet wird der Fahrstuhleffekt von einem forcierten Individualisierungs- und Pluralisierungsschub. Dies ist ein kollektives Schicksal. Für die einzelnen Menschen bedeutet dies geographische und soziale Mobilität, eine Freisetzung von den Zwängen des Herkunftsmilieus, aber auch von seinen Solidaritäten. Es wäre falsch, den Individualismus als einen Akt der freien Entscheidung zu verstehen. Vielmehr sind die Menschen, wie es Sartre einmal sagte, zur Individualisierung verdammt. Der einzelne muß heute sein Leben in einem viel umfassenderen Sinne als frühere Generationen selber gestalten. Was einst das Klassenschicksal war, wird heute als individuelles Versagen erlebt.
Wo immer möglich, versuchen Menschen, aus eigener Kraft voranzukommen. Den ganz Starken mag dies über weite Strecken ihres Lebens gelingen, den weniger Starken teilweise und den Schwachen gar nicht. So führt Individualisierung zur Verschärfung sozialer Ungleichheit. Wir können zwar den Prozeß der Individualisierung nicht aufhalten, wir können aber ihre negativen Seiten einfangen, um die positiven Seiten auf mehr Menschen auszudehnen. Das setzt aber voraus, daß die Mehrheit bereit ist, einen Teil ihres Einkommens für die Verbesserung der Lebenschancen am Rande der Gesellschaft einzusetzen. Die Bereitschaft dazu ist gravierend gesunken; dies unterstreicht, wie brüchig der alte Sozialstaats-Konsens inzwischen ist. Und er wird weiter zerbröseln, wenn die Politik keine Anreize für eine gerechte und solidarische Politik organisiert.
Mit der Individualisierung gehen auch neue Anforderungen an den Sozialstaat und ein anderes, in der Regel distanzierteres Verhältnis der Individuen zu den großen Institutionen einher. Diskutiert wird dies unter dem Aspekt der abnehmenden Bindekraft und der Zunahme differenzierter Ansprüche an die sogenannten Großorganisationen.
Trotz aller materiellen Verbesserungen und der Abschwächung traditioneller Risiken konnte die Entstehung einer sogenannten Mittelstandsgesellschaft nicht verhindern, daß es zu neuen existentiellen Ungleichheiten kam. Gemeint sind jene Ausgrenzungsprozesse, die wir in den letzten Jahren als Ergebnis von Dauerarbeitslosigkeit und Armut konstatieren müssen. Ich meine, daß in diesem Zusammenhang der Begriff der Zwei-Drittel-Gesellschaft sicherlich keine falsche Dramatisierung darstellt.
Die Bundesrepublik - so heißt es in Art. 20 des Grundgesetzes - ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Dieser Sozialstaatsauftrag stellt in jeder Zeit veränderte Anforderungen an die Sozialpolitik. Ihre traditionelle Funktion besteht darin, soziale Risiken auszugleichen, ihre Bedrohlichkeit aufzufangen oder zumindest abzumildern. Auch wenn es in der Bundesrepublik ohne Zweifel hohe Sozialstandards gibt, so zählen Arbeitslosigkeit, Krankheit, Frühinvalidität, sozialer Abstieg immer noch zur Alltagserfahrung vieler Menschen.
Zwischen 1982 und 1991 ist die bereinigte Bruttolohnquote am Volkseinkommen von 72,5 % (1982) auf 65,9 % (1991) gefallen. Diese Entwicklung wirkte sich zugleich negativ auf die Einnahmen der Sozialversicherung aus. Denn deren Gestaltungsspielraum hängt wesentlich von der Lohnentwicklung ab. Was dies bedeutet, will ich kurz an einem Beispiel illustrieren: Würde bei sonst gleichbleibenden Bedingungen heute die Lohnquote von 1982 existieren, so könnte die Sozialversicherung auf Mehreinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe zurückgreifen. Auf diese Weise wäre es beispielsweise möglich, einen großen Teil der Kosten für die notwendige und immer noch nicht realisierte Pflegeversicherung zu finanzieren.
Lohn- und Gehaltshöhe wirken sich nicht nur auf die aktuelle Kaufkraft aus, sie haben auch einen entscheidenden Einfluß darauf, wie Krankheit und Arbeitslosigkeit bewältigt werden können, oder wie der Lebensstandard im Rentenalter aussieht. Deshalb hat sich die IG Metall in ihrer Tarifpolitik beharrlich dafür eingesetzt, daß die unteren Lohngruppen besonders gefördert werden. Der IG Metall ist es gelungen, das Lohnniveau der unteren Lohngruppen, gemessen am Facharbeiterecklohn, im Zeitraum von 1950 bis 1992 von ca. 65 % auf 85 % anzuheben. Damit wurde nicht die Arbeitslosigkeit gefördert, wie die Unternehmerseite nicht müde wird zu behaupten, sondern dadurch wurden sowohl die Lebenschancen der Betroffenen als auch die Leistungsfähigkeit des Systems der sozialen Sicherung verbessert.
* Nach vorliegenden Schätzungen werden 1993 über 3,5 Millionen Menschen in Deutschland ohne Arbeit sein. Hinzu kommen noch einmal 1 bis 2 Millionen Menschen, die einer ungewissen Zukunft entgegensehen, weil die ökonomische Situation des Betriebs sich verschlechtert, weil sie in ungesicherten Arbeitsverhältnisse stecken, weil ungewiß ist, wie es nach der Arbeitsbeschaffungs-, Umschulungs- oder Fortbildungsmaßnahme weitergeht. Den Gewerkschaften wird manchmal vorgeworfen, daß sie eher die Interessen der in Arbeit stehenden Arbeitnehmer vertreten. Die Arbeitslosen und durchsetzungsschwachen Arbeitnehmergruppen fänden dagegen in den Gewerkschaften keinen Fürsprecher. Dies ist schlichtweg falsch.
Die IG Metall ist inzwischen in Gesamtdeutschland die größte organisierte Arbeitslosenbewegung, die es je gegeben hat. Im Osten hat die IG Metall durch Beschäftigungsgesellschaften einen eigenen Arbeitsmarkt gegen die Arbeitslosigkeit aufgebaut, der vielen Menschen den direkten Weg in die Arbeitslosigkeit ersparte. Da Arbeitslose keine eigenen politische Lobby haben, stehen sie bei der regierungsamtlichen und unternehmerischen Suche nach Sparmöglichkeiten an erster Stelle. Weil die Regierung im Kampf gegen den Subventionssumpf im Unternehmerlager keinen Erfolg hat, versucht sie um so entschiedener Kürzungspläne gegenüber Arbeitslosen und die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten durchzusetzen. Das läßt Gewerkschaften nicht gleichgültig.
Die Gewerkschaften wissen nicht zuletzt aus historischer Erfahrung, daß die Konkurrenz zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen zum Schaden beider Gruppen ist, z. B. auf dem Arbeitsmarkt. Jede Kürzung der Sozialleistungen ermuntert früher oder später auch zu Angriffen auf die materielle und rechtliche Lage der Beschäftigten.
Obwohl die materielle Situation der Arbeitslosen am wirkungsvollsten durch eine effektive Tarifpolitik gefördert wird, wird dieser gewerkschaftliche Beitrag im öffentlichen Bewußtsein kaum gewürdigt.
* Nicht weniger als die Arbeitslosigkeit bedroht die Armut die soziale Demokratie. Während die Regierung dieses Problem bagatellisiert oder sogar tabuisiert - sie ist z. B. nicht bereit, einen Armutsbericht zu erstellen -, haben die Wohlfahrtsverbände ihr Licht auf die Dunkelheit der Armut gerichtet. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen sind bedrückend. Über 4 Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland auf Sozialhilfe angewiesen. Damit ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den alten Bundesländern seit 1973 um 300 % angestiegen. Lebten damals etwa 920 000 Menschen von der Sozialhilfe, so sind es mittlerweile in den alten Bundesländern 3 Millionen. Rechnet man die verdeckte Armut hinzu, so lebt derzeit nahezu ein Viertel der Bevölkerung im Zustand der Armut oder ist armutgefährdet. Überdurchschnittlich betroffen sind vor allem junge Menschen, Ausländer, alleinstehende Männer und alleinerziehende oder geschiedene Frauen.
Bedrückend ist auch die Gleichgültigkeit gegenüber der Armut: Vor kurzem sind in Frankfurt zwei Menschen erfroren. Die öffentliche Reaktion war verhalten, Proteste wegen unzureichender Hilfsangebote blieben nahezu aus.
Immer weniger Menschen leisten sich immer mehr, und eine wachsende Zahl sitzt auf der Straße. Seriöse Schätzungen gehen mittlerweile von etwa 150 000 Obdachlosen in Deutschland aus.
Auch wenn die alten Risiken wieder unsere größte Aufmerksamkeit verdienen, so dürfen wir doch nicht ignorieren, daß es auch eine Reihe neuer Risiken und Probleme zu bewältigen gilt. Dazu gehören beispielsweise: die Pflegebedürftigkeit und die Vereinsamung von älteren Menschen, Erziehungsprobleme und Suchtgefahren bei jüngeren Menschen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die gerechte Aufteilung der Haus- und Erziehungsarbeit zwischen den Geschlechtern und das Zusammenleben zwischen den Generationen. Um diese Aufgaben bewältigen zu können, genügt keine einfache Fest- oder Fortschreibung des sozialpolitischen Status quo.
Ralf Dahrendorf hat in seinem Buch über den modernen sozialen Konflikt eine beunruhigende These aufgestellt: "Es gibt keine Grenzen für den Reichtum der Reichen und auch nicht für ihren Zynismus gegenüber den Armen" (Dahrendorf 1992).
Wenn Gerechtigkeit nicht zur hohlen Phrase werden soll, darf es uns nicht gleichgültig lassen, daß mitten im Reichtum die Armut wächst und der Wohlstand immer ungleicher verteilt wird. Die Trennlinie läuft schon lange nicht mehr nur zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern, sondern auch unter den Beschäftigten und erst recht zwischen jenen, die Arbeit haben und denen, die Arbeit suchen.
Entwurzelung, Arbeitslosigkeit, Armut und Deklassierung können eine ganze Gesellschaft vergiften und zu einer Gefahr für den sozialen und demokratischen Zusammenhalt der Gesellschaft werden. Die Fülle von Problemen läßt sich nur bewältigen, wenn die Gesellschaft sich über den Wert des Sozialstaates einig bleibt und die Ausgestaltung und Weiterentwicklung der sozialen Sicherungssysteme als eine dauernde Aufgabe begreift. Konkret bedeutet dies: die Starken müssen abgeben, damit die Schwachen auch weiterhin oder überhaupt erst an der gesellschaftlichen Entwicklung beteiligt werden können. Nur als Merkposten, den ich hier nicht ausführlicher ausdeuten kann: das gilt nicht nur für die Politik im nationalen Rahmen, sondern auch als Gebot für die Herstellung von Gerechtigkeit in der Weltgesellschaft.V. Mit dem Zusammenbruch des realen Sozialismus und dem Ende der Nachkriegsordnung gibt es kein geschlossenes System mehr, das dem Kapitalismus als historische Alternative und aktuelle Herausforderung gegenübersteht. Zugleich sind die Defizite des Kapitalismus, ich will nur erinnern an die Massenarbeitslosigkeit, an die Zunahme ökologischer Belastungen und Gefährdungen, so brisant, so bedrängend wie nie zuvor in der Geschichte. Was heißt dies? Unsere Anstrengungen können nicht auf ein neues Transzendenzmodell gerichtet sein, sondern vielmehr auf eine Reformierung und Zivilisierung der Marktwirtschaft. Das Ziel besteht darin, durch soziale Vorgaben und durch eine gesellschaftliche Einbindung des Marktes soziale Gerechtigkeit und einen darauf aufbauenden Konsens zu erreichen. Auf diesem Feld haben wir in der Vergangenheit manchen Erfolg errungen. Wir können aber nicht die Augen davor verschließen, daß angesichts genannter politischer und gesellschaftlicher Umbrüche die Durchsetzungsbedingungen schwieriger geworden sind.
Die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung ist groß geworden im Widerspruch zu unmenschlichen und ungerechten Verhältnissen. Es mag Zeiten geben, in denen die Gewerkschaften zu machtlos sind, um Ungerechtigkeiten zu verhindern. Es wird aber nie Zeiten geben, in denen sie dagegen nicht protestieren, in denen sie nicht die Auseinandersetzung für mehr Gerechtigkeit führen.
Alleine sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Wir sind darauf angewiesen, daß die Zahl der Menschen und Gruppen wächst, die erfassen, daß ein einfaches "Weiter so" weder unter sozialen, ökonomischen noch ökologischen Gesichtspunkten eine Perspektive ist.
Wir sind offen für den gesellschaftlichen Wandel, wir werden aber nicht unsere Maßstäbe aufgeben. Wir setzen uns für den Erhalt der sogenannten altbundesrepublikanischen Kompromiß- und Integrationsstrukturen ein, die sich als leistungsfähig erwiesen haben. Wir beteiligen uns aber an der Bildung von neuen Kompromissen dort, wo die alten Konsens- und Steuerungsmuster nicht mehr ausreichend in der Lage sind, politische und soziale Ungleichheiten abzubauen.
Damit Gerechtigkeit in einer veränderten Welt und in einer dynamischen Gesellschaft Maßstab politischen Handelns wird, muß sich auch ein neues Verhältnis der Bürger zur Gesellschaft entwickeln: ein neuer Gemeinsinn. Das ist aber nicht alleine eine Frage des guten Willens, vielmehr brauchen wir leistungsfähige Institutionen sozialer und politischer Praxis. Ohne Durchsetzungskraft lassen sich soziale Interessen in einer stärker individualisierten Gesellschaft weder einklagen noch durchsetzen.
Die vielen Probleme, die wir bereits jetzt haben und die in den nächsten Jahren sicherlich nicht kleiner werden, lassen sich weder nach dem Problemlösungsmuster "Augen zu und durch" noch nach dem Regierungsmotto lösen: Die Starken ent- und die Schwachen belasten. Wer dies tut, zerstört mit seiner Politik nicht nur die Lebenschancen vieler Menschen, er fördert damit auch eine weitere gesellschaftliche Destabilisierung. Durch demographische Veränderungen, zunehmende Individualisierung und Internationalisierung sind in den letzten Jahren neue Herausforderungen an die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft erwachsen, die mit einer einfachen Fortschreibung des Sozialstaates nicht gelöst werden können.
Lassen Sie mich abschließend noch die Geschichte bemühen. Der sozialstaatliche Kompromiß verdankt seinen spezifischen Charakter in Deutschland nicht alleine dem Engagement von Gewerkschaften und der Einsicht wichtiger Kreise des Bürgertums. Wesentliche Fortschritte wurden im blutigen Schatten des Ersten und Zweiten Weltkrieges erreicht. In der Vergangenheit entstand unser heutiges Gerechtigkeits- und Kompromißmodell auch unter den Bedingungen von Gewalt. Es konstituierte sich nach 1945 auch in Konkurrenz zu, ja gegen die Systeme des sich so nennenden Sozialismus. Diese historische Konstellation zwang auch die Herrschenden zu Kompromissen, zum existierenden, heute aber erodierenden sozialstaatlichen Grundkonsens.
Der Zwang der Systemkonkurrenz ist weggefallen. Ich bin mir noch unklar darüber, ob dies den Aufmarsch alter Kampffronten nach sich zieht. Manche, die vergangenen Alpträumen nachhängen, hätten das gerne so und heben schon (wieder) ihren belehrenden Zeigefinger nach dem Motto: wir haben das schon immer gesagt. Auch dies ist eine Art "self-fullfilling prophecy", die eher alte Schützengräben aushebt denn neue Probleme anpackt.
Ich bin mir aber sicher, daß dies die geballten neuen Probleme nicht lösen wird. Was bleibt, ist die Feststellung, daß wir heute die Chance haben, einen neuen Kompromiß, einen Konsens auf Humanität, Vernunft und Gerechtigkeit zu gründen. Wir müssen diese Chance nutzen. Vielleicht gelingt uns dann das, was Max Frisch einmal so ausdrückte: "Krise ist ein produktiver Zustand - man muß ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen."
Ich will zum Beginn meiner Ausführungen zurückkommen. Soziale Ungerechtigkeit, Massenarbeitslosigkeit und nachlassende soziale Integrationsfähigkeit sind auch und nicht zuletzt das Ergebnis von Politik. Da es in der deutschen Geschichte, mit der Gleichzeitigkeit von ökonomischer und gesellschaftlicher Krise bittere Erfahrungen gibt, sind wir zur besonderen Sensibilität angehalten und müssen besondere Anstrengungen entwickeln, damit eine solche Entwicklung nie wieder möglich werden kann.
Politik ist gefragt und unsere Einmischung erst recht!
Zum Thema "Sperrung der oberen Günthersburgallee" im Nordend schickte uns jetzt FR-Leser Wolfram Katscher aus der Hartmann-Ibach-Straße folgenden Brief:
Nun haben wir also wieder eine neue gesperrte Straße, welche den Autofahrer dazu zwingt, mehr Abgase und Lärm durch größere Umwege abzugeben. Konkret ist dazu zu sagen, daß ich in der Hartmann-Ibach-Straße wohne, täglich 24 Stunden ein Vielfaches an Verkehrsaufkommen im Vergleich zu den Bewohnern der Günthersburgallee ertragen muß und wahrscheinlich nie zu einer verkehrsberuhigten Straße kommen werde. Im Gegenteil: Durch die Sperrung sogenannter "Schleichwege" wuchs und wächst das Verkehrsaufkommen in Straßen wie der Hartmann-Ibach-Straße oder der Rohrbachstraße, aber dies interessiert natürlich die Leute, welche sich den exklusiven Wohnraum in der Günthersburgallee leisten können, nicht. Hauptsache, bei uns fährt kein Auto mehr!
Moment mal! Kein Auto? Natürlich nicht! Die Anwohner der Günthersburgallee werden sicher nicht auf ihr eigenes Auto und Zweitwagen verzichten wollen. Mit diesen fährt man aber nur auf Straßen, in denen die Leute über Kommentare wie "ich kann samstags von 10 bis 12 Uhr nicht einmal das Fenster öffnen" nur bitter lachen können. Ach ja, da war ja noch das Argument mit der Gesundheit der Kinder (natürlich nur der eigenen) und der Verschmutzung der Umwelt.
Hierzu möchte ich Ihnen eine kleine Rechnung aufmachen: Ich parke mein Auto meistens in der Gabelsbergerstraße und möchte zur Saalburgstraße (etwa um zu "toom" zu fahren). Folgender Weg ist dann einzuschlagen: Gabelsbergerstraße vor, Germaniastraße links (da dort die Gabelsbergerstraße die Richtung wechselt), Burgstraße rechts (neuerdings wechselt dort die Richtung der Germaniastraße wegen der Verkehrsberuhigung!), Alleenring rechts bis Rohrbachstraße (die Günthersburgallee ist ja gesperrt), Rohrbachstraße rechts, Hartmann-Ibach-Straße. Nun bin ich etwa 100 Meter vom Ausgangsort entfernt. Aus meiner Sicht war schon vor der Sperrung der Günthersburgallee und der Umkehrung der Germaniastraße der Weg recht weit, aber nun . . . Dieses Mehr an ausgestoßenen Schadstoffen, was letztendlich die "bürgernahe" rot-grüne Verkehrspolitik absegnet, macht übrigens auch nicht vor einer Straßensperrung halt!
Als Überraschung habe ich jetzt noch die Tatsache, daß ich kein Mitglied in einem Motorsportklub bin und 85 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurücklege! Wenn ich aber mit dem Auto fahre, dann möchte ich nicht ständig auf selbstgefällige Schikanen in Straßenzügen mit sowieso schon geringem Verkehr stoßen! Entweder die Bewohner der oberen Günthersburgallee verkaufen alle ihre Autos, oder die Straße muß offen bleiben - zu erwägen wäre sonst eine Sperrung der Hartmann-Ibach-Straße für "Schleichverkehr" aus der Günthersburgallee).
Am Stadttor nageln Kutscher fast verlorene, ausgetretene Eisen wieder auf die Hufe ihrer müden Kaleschenpferde. Immer im Geschirr üben diese mit Klee vor den Nüstern derweil orientalische Geduld. "Vous étes francais, deutsch, english?", kommen halbstarke Jungs an und reichen ihre stützende Hand die paar ausgewaschenen Lehmstufen zur Stadtmauer hinauf. Dann halten Sie die Hand auf. "Un Dirham, Madame!"
Taroudant, der steinalte Handelsflekken, ist braun wie die Erde und eigentümlich still. In einer Mauernische kauert ein Kaftan, den Kopf tief in einen dicken Wälzer vergraben. Koran? - Gewiß. Reiseleiter Abdus Vortrag während der ersten 90 Kilometer Busfahrt läßt darauf schließen, daß hier nichts anderes gelesen wird. Und wer nicht liest, nicht betet oder die kleine oder große rituelle Waschung begeht, um danach zu beten, feilscht vermutlich gerade im Souk.
Abdu überhaupt - in Langform Abderrahim geheißen - ist nicht nur Reiseleiter und koranfest, sondern ein wandelndes Lexikon der Absonderlichkeiten des Landes. Seine Geschichten, seine langsamen, wohlüberlegten Wort- und Satzreihungen, die er unermüdlich und scheinbar niemals versiegend aus dem Deckenlautsprecher rieseln läßt, wirken zuweilen wie Schlafmärchen, die sich im süßen Busdämmer in die Sinne schleichen. Geschichten vom bösen Blick, vom Buch Lot, von den fünf heiligen Suren, vom Wert des Wassers, von alten Sitten und weniger Sittlichem. Geschichten aus tausenden Jahren Marokko, mit denen er sogleich begonnen hat, als die vollfruchtig beladenen Orangenhaine der lieblichen Sous-Ebene mit einem verschwenderisch weiten Glashimmel über dem Anti-Atlas gerade ihre erste Einladung in die Welt der anderen Bedeutungen aussendete. Mit noch flüchtigen, skizzenhaften Bildern vorbeifliegender Lehmbauten, mit "Willkommen" wedelnden Palmenhainen, mit Akazien und Wolfsmilchgewächsen, mit dornigen Arganien, deren Kronen kletternden Ziegen als Kernobstweide dienen, mit zarten Tönen aus Wüstenpastell und Oasengrün hat sie uns angelockt. Nah und noch weit entfernt.
Jetzt, in den Gassen von Taroudant unter schummrigen Bambusdächern rückt Marokko mit seinen Farben näher. Mit der Farbe der Gewürze. Und den Farben der exotischen Kosmetika, welche aus Gebirgen schwarzer Seifenmasse und grünen, sich wie im Zauber zu rot verfärbenden Lippenstiften, aus kristallinen gelbsilbrigen Moschus-, Musk- und Jasmin-Steinen bestehen. Mit den Farben der emaillierten Töpferwaren von Grün über Blau bis Türkis, der irdenen Tongefäße, der glänzenden Jellabahs und goldbestickten, pantoffelförmigen "Babouches". Unsere Ankunft nun ruft alle Abdus und Mohammeds des Souk auf den Plan. Wie von geheimer Hand geleitet, ist mein Mohammed immer da, wo ich gerade bin. Sein Hoheitsgebiet ist der Souk, wo er, wie alle anderen "falschen Führer", die Fremden zu den "richtigen" Ständen und Läden fädelt. Gegen ein kleines Aufgeld, versteht sich, gegen eine kleine Provision hie und da. Und jetzt sind es viele hilfreiche Hände, die nach Dirhams greifen und sich dabei ein wenig gegenseitig waschen. Fast rituell - solange Allah freundlich wegsieht. Und will ich meine Nase in all die Wohlgerüche stecken, will ich an den Säcken mit Verbenien-Blüten, mit Rosenblättern, mit Minze, Ingwer und Eibischwurzel schnuppern oder mittels kleiner Holzkellen etwas von den kunstvoll aufgetürmten Kegelbergen aus Curcuma, Paprika, Pfefferpulver, Kardamom und Zimt abwiegen lassen, als könne man ebenso feinsäuberlich die Sanddünen der Sahara abtragen, die hier offenbar als architektonisches Vorbild dienen, immer ist Mohammed mit mir und davor. Solange, bis ich ihn, der mir anfangs erscheint wie ein Abgesandter aus Ali Babas Räuberbande, nur noch anlächeln kann und ihn nach Allahs Willen als meinen marokkanischen Verführer gelten lasse. Dann öffnet er mir, im Tausch gegen eine Packung Zigaretten und mit einem beschützend singenden "vous-ètes très gentille, Madame", den großen Sesam des Souk bis in die letzten labyrinthischen Winkel. Alleine wäre ich darin verloren gewesen.
Und im alten Kasbah-Hotel Salam ist die Tafel mit frischen Salaten, mit Teigtaschen, mit Spießen und süßem Reis bereits in solcher Fülle gedeckt, als sei der Gang durch den Souk nur der kleine Appetithappen gewesen. Und das Mahl im Patio zwischen wasserspeienden Kobras und Pfauenvolière, unter Engelstrompeten und Bougainvillea übertrumpft jedes Märchen. Dann tauchen wir wieder ein in Abdus Bus-Suren.
Ramadan, die Zeit der Askese und Selbstbesinnung. Genau so ist der Anti- Atlas. Gigantische graue Steinfelder, Erosionsklüfte, in denen schwarze Ziegentupfen einzelne grüne Blitzlichter aus Gras abweiden. Über die weiten, kargen Bergkuppen mit mondfarbenem Geröll geraten die Sinne in asketische Verlaufsform. "Das Schöne daran", sagt Abdu, "sind die hohen Temperaturunterschiede. Der Tag umschließt das Leben von der Morgenkühle über mittägliche Hitze bis zur frostigen Nachtkälte. Sonst wäre es sicher sehr langweilig!" Doch dahinein rutscht das Lehmdorf Tazenakht mit leuchtendem, mohnfarbenem Teppichmarkt und schokobraunen Burnussen. Es ist niemals langweilig, Abdu, dein "Land der Kontraste"!
So ähnelt der nächste Ort, Ouarzazate, dann in seinem trostlosem Charme jener Fremdenlegionärsgarnison in Sternbergs Epos "Morocco", aus der die Dietrich ihrem Gary Cooper lieber und verständlicherweise in die Wüste folgt. Ouarzazate war eine Legionärsgarnison und ist ein Knotenpunkt. Zur einen Seite erhebt sich der schneebedeckte Hohe Atlas mit dem Tichka-Paß via Marrakesch. Zur anderen öffnet sich der Weg ins palmengesäumte Flußtal des Dra - zur Straße der Kasbahs.
Hoch steigt der Tizi n'Tinififft-Paß über die dunkellackierten Hammadafelder ins vegetationslose Gebirge. Im Morgengrauen erfahren wir über die Herrschersippe der berberischen Glaoua aus dem Atlas, die durch Kollaboration mit den Franzosen ihren Machteinfluß bis in die Flußoasen ausdehnen konnten. Und sollteauch ein Buslautsprecher empfindlich für feine marokkanische Untertöne sein, so (Fortsetzung auf Seite 2)
NORDWESTSTADT. Das sei alles keine Arbeit für ihn, erklärte Karl Oertl immer wieder. Das mache ihm Spaß. Der Sicherheitsmanager der Titus Thermen redet auch sonst gern und viel; bekanntermaßen etwa beim Karneval. Er unterhält beispielsweise die einzige Büttenrednerschule in Deutschland.
Doch diesmal ging es nicht um Närrisches, bunt waren die Dias allerdings, die Karl Oertl im großen Saal des Bürgerhauses der Nordweststadt einer Gruppe von Senioren vorführte und erläuterte. Er hatte die Lichtbilder bei einer Reise nach Mexiko aufgenommen.
Oertl hatte alles in Bildern festgehalten, was ihn in Mexiko faszinierte - so die exotische Pflanzenwelt, dichte Palmenwälder ebenso wie bizarre Kakteen zwischen steinigen Hügeln. Er zeigte Aufnahmen von Land und Leuten, indianische Märkte, die berühmten Felsenspringer von Acapluco, die moderne Stadt Mexico-City genauso wie die alten Kulturdenkmäler der Azteken und Mayas.
Dazu plauderte Karl Oertl gerne über seine Eindrücke während der vierwöchigen Reise, beantwortete Fragen und freute sich sehr über die Anerkennung eines Ehepaares, das selbst schon in Mexiko gewesen war und nun in Erinnerungen schwelgen konnte.
Der Nachmittag hatte mit einer gemütlichen Kaffeetafel begonnen. Nur zögernd brachen die Senioren am Ende des Vortrags auf. So etwas, meinten viele von ihnen, müßte es öfters geben. "Schade", sagte eine Besucherin, "daß wir das nicht jeden Monat haben hier können." Karl Oertl bedauerte: Leider seien im Etat weitere Nachmittage für Senioren nicht vorgesehen - dabei habe er dafür durchaus gute Ideen.
Er könne noch über eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn berichten oder auch über Reisen ins ferne Ceylon oder nach Spanien. Auch an einige Stunden mit musikalischer Unterhaltung habe er gedacht, eventuell sogar an einen schönen Ausflug.
Schreiben Sie einfach an die "Titus Thermen" tröstete er die Senioren, "wenn genügend Zuschriften kommen, tut sich ja vielleicht etwas." li
KARBEN. Schwerverletzt wurde am Freitag eine 13jährige Fußgängerin, als sie in Petterweil die Sauerbornstraße überqueren wollte.
Als sie hinter einem Bus losmarschierte, hatte die Schülerin ein Auto nicht genügend beachtet, gegen dessen Kotflügel die Schülerin lief. str
KELKHEIM. Den schwarzen Filzstift hatte Dragoslaw Stepanovic gleich zur Hand, als er am Freitagabend ins katholische Pfarrzentrum im Stadtteil Münster kam, wo Prominente "stark gegen rechts" sprechen wollten. Kaum hatte der Eintracht-Trainer am Tisch vorne an der Bühne des Saales Platz genommen, da forderte auch schon der erste Fußball- Fan ein Autogramm vom möglichen Meistertrainer. Das Blatt Papier, das Stepanovic mit seinem Nachnamen signierte, lag an diesem Talk-Abend auf allen Tischen im Raum. "Dein Christus ein Jude, dein Auto ein Japaner, deine Pizza italienisch, deine Demokratie griechisch, dein Kaffee brasilianisch, dein Urlaub türkisch, deine Zahlen arabisch, deine Schrift lateinisch und dein Nachbar nur ein Ausländer", stand da zu lesen.
Und so war es nicht nur ein Autogramm, das Stepanovic dem jungen Eintrachtfan gab - es war zugleich ein symbolischer Akt, der den Geist des Abends in dieser einen Geste verdichtete. Denn mit Stepis Signatur hätte man die Aufzählung fortschreiben können: Und dein Fußball auch afrikanisch und dein Trainer jugoslawisch. Die Absage an den Rechtsradikalismus und die Stellungnahme gegen Ausländerfeindlichkeit.
Der erste, der oben auf dem Sofa Platz bei Moderator Holger Weinert Platz nahm, war der Hamburger Kabarettist Hans Scheibner. Der kritisierte Ausfälle wie jene des CDU-Abgeordneten Rudolf Krause, der die Bürger dazu aufrief, auf den Märkten nicht mehr bei Ausländern zu kaufen. Solche Sätze hält Scheibner für ebenso schlimm wie das "Beifallklatschen in Hoyerswerda". Scheibner bekennt, daß es auch für ihn "subjekitve Grenzen" im Umgang mit Rechtsradikalen gibt. Mit Republikaner beispielsweise würde sich der Hamburger aus sozialdemokratischem Milieu nicht an einen Tisch setzen wollen. Das ist für Scheibner "Aufgabe der demokratischen Parteien".
Das hohe Maß an Aggressivität in Deutschland hat die Sängerin Gitte Haenning erschrocken. Doch die Künstlerin, die an diesem Abend mit einem cappella gesungenen Stück der Amerikanerin Billy Holliday rauschenden Beifall erhielt, warnte die Deutschen davor, "nicht zu glauben, daß sie die böseren Menschen sind".
Yilmaz Karahasan, Vorstandsmitglied der IG Metall und seit 1958 in der Bundesrepublik, bemerkt seit Mitte der 70er Jahre zunehmend Ressentiments gegen Ausländer. Für Karahasan ist Ausländerfeindlichkeit das Resultat einer Politik, die von den "tatsächlichen Ursachen der Krise abzulenken" versucht. Heute bereite die konservative Politik im Lande ein Klima, das eine Ursache für die Ausschreitungen gegen Ausländer sei. "Worte wie Asylantenschwemme erzeugen den Eindruck, als würde eine Naturkatastrophe unmittelbar bevorstehe". Einige Ausländer spürten deshalb Angst.
Die doppelte Staatsbürgerschaft wäre für jene Ausländer, die über viele Jahre in Deutschland leben, die geeignete Alternative zur bislang üblichen Regelung. Doch eine Dikussion über das Thema findet nach Worten der hessischen Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt nicht statt. Darüber hinaus warnt sie davor, die Wählerwerbung der Kelkheimer NPD bei den Aus- und Übersiedlern überzubewerten. "Das sind nicht notwendig NPD-Wähler, nur weil sie nach Deutschland gekommen sind", sagte Hohmann- Dennhardt, "ich möchte da nicht mit Klischees arbeiten.".
Für mehr Verständigung plädierte auch Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic. "Man kann im Frieden vielmehr erreichen, als man denkt", mahnte der Trainer, der sich nach wie vor als Jugoslawe bezeichnet. Der Fußball könne dazu etwas beitragen, weil er die Menschen ein wenig lenke.
Als "Blitzableiter" sieht der ehemalige Tagesthemen-Moderator Hans-Joachim Friedrichs die Ausländer, die in den vergangenen Monaten Opfer von Gewalttaten geworden seien. "Ich glaube aber, daß das mit Ausländern eigentlich nichts zu tun hat." In schwierigen Zeiten brauchten die Menschen offenbar andere Menschen, die in noch bedrängterer Lage seien. Auch Friedrichs macht die Politik, "mit ihren Dämlichkeiten, von denen wir in den vergangenen Jahren einige hatten", mitverantwortlich für Ausschreitungen.
Die Gefahr einer neuen Diktatur sieht Friedrichs allerdings nicht. "Meine Phantasie reicht nicht aus, mir vorzustellen, daß sich ein Januar 1933 nochmal in Deutschland ereignet." Wahrscheinlich werde es immer extreme Gruppen geben und es sei womöglich ein "Zeichen der politischen Reife, wie wir mit ihnen leben". Zugleich erinnerte Friedrichs, der sein halbes Berufsleben in englischsprachigen Ländern zugebracht hat, an die Präsenz der deutschen Vergangenheit in den Köpfen der Menschen im Ausland. Zwischenfälle wie in Rostock könnten sich vielleicht auch in Le Havre ereignen, "aber in Deutschland hat das einen anderen Stellenwert, ob uns das paßt oder nicht". JÜRGEN SCHULTHEIS
Die Kampfansage der Arbeitgeber gegen "Mißbrauch, falsche Anreize und Ausuferungen" ist Kapitalismus "hoch drei" (FR vom 25. 2. 1993 "Arbeitgeber fordern weiteren Sozialabbau"). Trotz vermeintlicher "sozialer Marktwirtschaft" geht es doch nur um Senkung der Lohn- Neben-Kosten. Was ist daran "solidarisch"? Will die Arbeitgeberseite mal wieder einen "anderen Staat"?
Der Skandal sind doch nicht die Sozialhilfeleistungen, sondern die niedrigen Löhne und Gehälter, wenn sich - so die FR - "in vielen Fällen mit der Sozialhilfe ein höherer Lebensstandard realisieren (lasse) als mit Berufstätigkeit". Wer hindert eigentlich die Arbeitgeber daran, ihren Beschäftigten mehr zu zahlen?
Und: Was ist daran familienfreundlich, wenn ärztlich verordnete Kuren zur gesundheitlichen Rehabilitation auf den mühsam den Arbeitgebern abgerungenen längeren Urlaub für 14 Tage angerechnet werden sollen?
Wann begreifen diese "Sozial"-Politiker eigentlich, daß sich Menschen nicht nur über lohnabhängige Arbeit definieren lassen?
Rainer Habel, Bremen
In der "Blauen Stunde", der täglichen Lesung von Weltliteratur im Café des Literaturhauses in der Bockenheimer Landstraße 102, steht in dieser Woche Literatur aus Österreich im Mittelpunkt: Der Schauspieler Peter Niemeyer liest am heutigen Montag, 16.30 Uhr, aus Ödön von Horvaths "Jugend ohne Gott".
Am folgenden Dienstag um die gleiche Zeit liest Dietrich Rauch Robert Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" und am Mittwoch, dem 3. März, Ilona Strauß Arthur Schnitzlers "Der Ehrentag".
Inge Mathes setzt die "Blaue Stunde" am Donnerstag nachmittag fort mit einer Lesung von Ingeborg Bachmann: "Ihr glücklichen Augen", und am Freitag um 16.30 Uhr liest schließlich Jean Paquet aus Karl Kraus' "Die Fackel". Alle Lesungen finden bei freiem Eintritt statt. wp
FRANKFURT A. M. Man nimmt es einem gestandenen Mann wie Erich Fritz, der morgen seinen 60. Geburtstag feiert, gern ab, daß er als Fußball- Schiedsrichter kaum Probleme hatte. In Hungen geboren und über den SC Teutonia Watzenborn-Steinberg nach Frankfurt gekommen, fühlt er sich hier seit Jahrzehnten heimisch. Den Menschen und Firmen Frankfurts steigt er noch täglich "auf's Dach": Er ist Chef seines handwerklichen Betriebs in Griesheim.
Seine Schiedsrichter-Laufbahn begann er in den fünfziger Jahren. Es reihten sich auch bald die Einsätze in der damals höchsten (Amateur)-Klasse an, so daß ihm die Stars von damals - wie Overath, Löhr, Schäfer aus Köln, die Brüder Walter aus Kaiserslautern und vornehmlich auch die Spieler aus dem Rhein-Main- Raum - gut bekannt waren. Auch über, in Hessen spielende ausländische Teams, wie über das Nationalteam von Japan, wachte sein Schiedsrichter-Auge.
Noch heute ist der Jubilar bei Bundesligaspielen im Waldstadion oder beim FSV und Rot-Weiß als Zuschauer anzutreffen. Sein soziales Engagement beim "Schlappekicker" der FR, der Altsportlervereinigung Frankfurt und den Altfußballern von Frankfurt und Neu-Isenburg, zum Teil seit über zwei Jahrzehnten, ist bekannt und geschätzt. bm
Firmentelegramm
Kahlschlag bei Olivetti Der italienische Informatikkonzern Olivetti wird im laufenden Jahr zusätzlich 3500 Stellen streichen, davon 1500 in Italien. Ein Sozialplan wurde mit den Gewerkschaften bereits ausgehandelt. Im vergangenen Jahr waren bereits 5000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Beschäftigt werden derzeit noch etwa 40 000 Männer und Frauen weltweit. Die nun angekündigten Einschnitte werden unter anderem mit dem Umbau der Gruppe zum Systemanbieter erklärt. Demel kommt für Larsson Beim Ingolstädter Autokonzern Audi rückt mit sofortiger Wirkung der 39jährige Herbert Demel in den Vorstand auf. Er soll nach Angaben des Unternehmens das Aufgabengebiet Technische Entwicklung von Gunnar Larsson übernehmen, der zu VW wechselt (siehe obenstehenden Bericht). Entlassungen bei General Electric Der amerikanische Elektronik- und Rüstungskonzern General Electric entläßt 3900 Leute. Als Begründung werden die Kürzungen im US-Verteidigungshaushalt und sinkende Bestellungen aus der Flugzeugindustrie genannt. Insgesamt beschäftigt der Konzern derzeit 33 000 Männer und Frauen. Digital streicht mehr Stellen Der Computeranbieter Digital Equipment wird in Deutschland 400 Stellen mehr als geplant streichen. Wegen der Konjunkturflaute wird das Personal bis Juni auf 3600 Leute reduziert.
NTT rationalisiert kräftig Japans Telekommunikationsriese NTT will von April an 30 000 Arbeitsplätze innerhalb von drei Jahren einsparen. Außerdem sollen im genannten Zeitraum 400 der augenblicklich 1300 Verkaufsbüros geschlossen werden. Der Abbau sei Teil des Restrukturierungsprogramms der Gruppe und habe mit der weltweiten Konjunkturflaute nichts zu tun, heißt es. Derzeit arbeiten für NTT 230 000 Leute. BHF-Titel kosten 350 Mark Die neuen Aktien aus der bereits angekündigten Kapitalerhöhung der BHF- Bank werden den Aktionären im Verhältnis zwölf zu eins für 350 Mark das Stück angeboten. Die Bezugsfrist beginnt am 10. und endet am 24. März. Die Aktion bringt dem Institut 195 Millionen Mark. Fiat erhöht die Preise Der italienische Automobilhersteller Fiat hebt heute für einen großen Teil seiner Modelle die Listenpreise um durchschnittlich 1,6 Prozent an. Lediglich die Typen Cinquecento, Tipo und Tempera werden nicht teurer. Killy schenkt sich Cola ein Der dreifache französische Ski-Olympiasieger Jean-Claude Killy ist in den Verwaltungsrat der französischen Abteilung von Coca-Cola berufen worden. Killy, der sich 1968 aus dem aktiven Sport zurückgezogen hatte, war seither als Werbeagent für mehrere amerikanische Konzerne tätig.
NORDEND. "Schönes Nordend!?" Ob dies eine Frage oder einen berechtigten Anspruch darstellt, wollten die Sozialdemokraten aus dem Nordend in einer Diskussion unter eben diesem Motto klären. An sieben "runden Tischen" diskutierten sie im Saal der Epiphaniasgemeinde mit etwa 50 Bürgern über die Themen Bildung, Kinder, Soziales, Freizeit, Parken, Kultur und Umwelt. Axel Alexander und Howard Nadelli begleiteten die Veranstaltung musikalisch.
Die Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Wahlkampf-Großveranstaltung liegen auf der Hand: An jedem Tisch stand mindestens ein SPD-Mitglied zur Verfügung, um zu dem jeweiligen Thema Stellung zu nehmen. Bei den Gesprächsrunden mit maximal 12 Teilnehmern traute sich jeder mitzureden; Brezeln und Ebbelwei zögerten die ersten Ermüdungserscheinungen hinaus. Außerdem konnten die Ortsbeiratsmitglieder und Stadtverordneten aus dem Nordend so direkt auf die Fragen der Bewohner eingehen und Anregungen für den parlamentarischen Alltag mitnehmen.
Fragen nach der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen standen beim Thema Wohnen ganz oben auf der Tagesordnung. Das Nordend ist der am dichtesten besiedelte Stadtteil Frankfurts. Mehr als 60 000 Menschen leben auf nicht einmal fünf Quadratkilometern Fläche. Der Nahverkehr und die restliche Infrastruktur sind sehr gut ausgebaut. Die Kehrseite der Medaille: Der Stadtteil ist auch am stärksten von der Umwandlungswelle betroffen. Für die schätzungsweise 20 000 Mietwohnungen im Stadtteil sind bereits etwa 900 Anträge auf Umwandlung in Eigentumswohnungen gestellt. "Die wenigsten der betroffenen Einwohner werden die Wohnungen selbst kaufen können - sie werden verdrängt", befürchtete der Vorsitzende der SPD- Ortsbeiratsfraktion, Armin Eikenberg. Maßnahmen, die den Ausverkauf des Nordends verhindern könnten, konnte Eikenberg aber nicht nennen: Dafür sei die Bundesregierung zuständig, die Städte allein seien machtlos.
Beim Thema Parken verteidigten die Stadtteilpolitiker aus dem Nordend das Parkplakettensystem vehement: Obwohl es noch nicht flächendeckend eingeführt sei, könne jetzt schon eine Entlastung der Anwohner festgestellt werden. Auch in der Nordendstraße, in der seit der Einführung der Parkplaketten im südlichen Nordend mehr Pendler als zuvor parken, sollen bald die Anwohner bevorzugt werden. Die Faustregel "weniger Parkplätze und besserer öffentlicher Nahverkehr führt zu weniger Autoverkehr" soll für die künftige Verkehrsplanung weiterhin gelten.
Gerade für die Tempo-30-Zonen, die vorsorglich erst einmal provisorisch eingerichtet wurden, wertete Armin Eikenberg die Mitarbeit der Anwohner als unverzichtbar. Doch auch bei den anderen - teilweise hochkomplexen - Themen zeigte sich, daß die Bürger sich mehr Beteiligung und Mitspracherechte wünschen. Der "Bodenhaftung" der Politiker kann das nur gut tun. Werden sie doch im kleinen Diskussionskreis viel stärker gefordert und sind direkt mit den Problemen der Bürger konfrontiert. gun
BAD NAUHEIM. Ab Mai darf jeden Monat ein großes Fest auf dem Bad Nauheimer Marktplatz steigen. Das hat jetzt der Magistrat beschlossen.
Danach darf am 22. Mai, 12. Juni, 17. Juli, 13. und 14. August sowie 18. September auf dem Marktplatz gefeiert werden. Zum Schutz der Einwohner soll die Musik nur bis 22 Uhr ertönen. Die Außenbewirtung ist bis 23 Uhr gestattet. Um Abfall zu vermeiden, darf bei allen größeren Festen nur Mehrweggeschirr verwendet werden. str
Volles Programm in der Frankfurter Bezirksliga, doch die Spitzenbegegnung Griesheim gegen Niederursel, Erster gegen Dritter, fiel aus: Der Boden war unbespielbar. In der zweiten Top-Partie, die bereits am Samstag abend angepfiffen wurde, sorgten die leicht favorisierten Heddernheimer beim FSV für klare Verhältnisse und fuhren mit einem 3:1 nach Hause. Sie bleiben schärfster Verfolger von Griesheim. Für die Überraschung des Tages sorgte indes Eschersheim 09. Der Aufsteiger schlug im Lokalderby die TSG Frankfurter Berg glatt mit 6:0. Da erwies sich das Unentschieden der FG Seckbach, die noch tiefer als Eschersheim im Abstiegsstrudel steht, als Pyrrhussieg.
FFV 04 Sportfreunde - TSG Niederrad 5:1 (3:1). 90 Minuten lang ließen die Hausherren kaum Zweifel an ihrem Sieg aufkommen, zu überlegen spielten die "Speuzer" vor allem im zweiten Durchgang auf. In der relativ fairen Partie überzeugten sie durch eine mannschaftlich geschlossene Leistung. Die Tore erzielten Efakir (3) sowie Oldendorf und Mohammed.
Germania Enkheim - SC Goldstein 4:2 (2:0). Nach der erneuten Niederlage dürften die Abstiegssorgen bei den Goldsteinern weiter gewachsen sein. Dabei hatten sie viel Moral bewiesen und die Partie in Enkheim fast noch herumgerissen. Holder (30.), Buschbeck (35.) und Ditzinger (48.) hatten die Hausherren sicher in Front gebracht. Den aufkommenden Schlendrian bestraften die Gäste: Weber und Manso stellten innerhalb weniger Minuten den Anschluß her. Als es ganz eng wurde, sorgte Buschbecks Treffer (89.) für Aufatmen beim Germania-Anhang. Gute Noten verdienten sich bei Enkheim zudem Klein, Kemmerling, Ditzinger und Holder.
Union Niederrad - FG 02 Seckbach 2:2 (1:0). Die Situation war fast schon aussichtslos, da wachte die FGS auf: Mit zwei Toren lagen die Gäste hinten, zudem hatte Wilhelm "Rot" gesehen. Doch in einer Trotzreaktion machten die verbliebenen zehn mobil und schossen kurz vor Ende noch den Ausgleich, die Schützen waren Yagli (80.) und Koller (85.). Das Remis war auch mehr als verdient. Die "02er" zeigten bereits im ersten Abschnitt die besseren Ansätze gegen die Union, bei der nur Wolf und Solz gefielen. Ein bravouröses Spiel bei Seckbach machte der aus der A-Jugend geholte Yagli.
SKG Frankfurt - SG Riederwald 2:0 (1:0). Das vom Kampf geprägte Spiel bot wenige technische Feinheiten. Mit einem Arbeitssieg holte sich die SKG, die auch die besseren Chancen zu verzeichnen hatte, beide Zähler. Brodnik (25.) und Berggold (87.) gelangen die Treffer; beste Akteure bei den Hausherren waren Röder, Duc Duong, Horst und Kissel.
FC Tempo - FC Dubrovnic 1:1 (1:1). Zumindest als Zuschauermagnet erwies sich die Partie der beiden Vereine aus dem ehemaligen Jugoslawien. Spielerisch gab es für die 400 Besucher weniger zu sehen, mit viel Einsatz wurden die Aktionen der Gegenseite schon im Mittelfeld gestört. Die Führung für Dubrovnic markierte Goalgetter Damjanovic (25.). Zum Ausgleich schoß noch vor der Pause Aleksic (43.) ein. Bester Mann der Gastgeber, denen vier Stammspieler fehlten, war Hamin.
FV 09 Eschersheim - TSG Frankfurter Berg 6:0 (1:0). Der "Berg" zeigte das schlechteste Spiel der Saison, die Eschersheimer hatten das Schußglück, das ihnen schon so oft in dieser Runde fehlte. Etwa 300 Zuschauer waren zum Derby gekommen, sie sahen im ersten Durchgang ein noch halbwegs ausgeglichenes Spiel. Nachdem Müller in der 65. Minute zum 2:0 erhöhte, öffneten die Gäste die Abwehr und fingen einen Konter nach dem anderen. Als Vollstrecker traten Michal, Ritzu sowie die eingewechselten Wagner und Allmang auf. TSG- Sprecher Elsner beklagte nach dem Abpfiff die zu offensive Aufstellung und die mangelnde kämpferische Einstellung seiner Truppe.
FSV Frankfurt II - SV 07 Heddernheim 1:3 (0:1). Damit dürften die Träume der FSV-Reserve, in der Spitzengruppe mitzumischen, endgültig vorbei sein. Zu deutlich machte der Zweite der Liga die Unterschiede in einem Spiel klar, das wegen Schneetreibens in den Schlußminuten kurz vor dem Abbruch stand. Dabei zeigten sich die Gäste kämpferisch gegenüber den vorangegangenen Spielen verbessert. Spielerisch boten beide Seiten durchaus Ansehnliches. Kuriosum am Rande: In der 88. sowie 89. gab es auf beiden Seiten einen Handelfmeter - der jeweils verschossen wurde. Die Treffer für die auf allen Positionen bestens besetzten Heddernheimer hatten zuvor Meister (2. und 86.) sowie Etzroth (54.) markiert. Für die Hausherren traf Lauf das Tor, der Spieler, der gerade zuvor noch beim "Elfer" versagt hatte. ak
NIDDA. Mit Augenverletzungen mußte ein junger Mann am Sonntag gegen elf Uhr nach einem Verkehrsunfall von Ober-Schmitten in die Gießener Uniklinik gebracht werden. Sein Golf war auf der Fahrerseite von einem Opel gerammt worden. Dessen Fahrerin hatte offenbar die Kontrolle über ihr Auto verloren. Beim Aufprall zog sie sich eine schwere Kopfplatzwunde zu. nes
FRANKFURT A. M. Einschreiten anstatt wegzusehen, die Tür öffnen statt das Fenster schließen, kurz: Zivilcourage zeigen - das ist der Anspruch der "Aktion Zuflucht". Seit Anfang des Monats klebt an zahlreichen Frankfurter Türen ein Emblem, das einen blauen Pfeil zeigt, der unter ein schützendes Dach zielt. Wo das Zeichen zu sehen ist, können Menschen, die bedroht werden, einen Unterschlupf finden und mit Hilfe rechnen.
"Menschen, die in Gefahr sind, brauchen mehr als Lichterketten - sie brauchen aktiven Beistand", betont der Frankfurter Arzt Claus Metz. Metz ist Mitglied in der Arbeitsgruppe "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung" (IPPNW) und hat die "Aktion Zuflucht" initiiert. Die Idee war ihm gekommen, nachdem Jugendliche aus seiner Nachbarschaft im Ostend einen schwarzhäutigen Jungen mehrmals verspotteten und verprügelten. Zweimal sind auch in der Wohnung der Familie des Jungen Fensterscheiben mit schweren Steinen eingeworfen worden; einer der Wacker hat nur knapp das Bett eines Säuglings verfehlt.
Mitglieder einer Elterninitiative fragten daraufhin Mitarbeiter der umliegenden Geschäften, ob sie bei unmittelbarer Bedrohung bereit wären, Zuflucht zu gewähren und die Polizei zu alarmieren. "Sämtliche Geschäftsinhaber haben spontan ihre Zusage gegeben", sagt Metz. Prompt hätten die Angriffe auf den Jungen und dessen Familie aufgehört.
Nach der positiven Resonanz hat die Arbeitsgruppe den Aufkleber entworfen, um damit in der Stadt an Geschäften, Betrieben, Praxen, Kirchen und anderen Plätzen auf solche Zufluchtsorte hinzuweisen. "Es erschien mir einfach nicht mehr genug, sich nur zu versammeln und Betroffenheit zu zeigen. Ich wollte ein reales Hilfsangebot schaffen", erklärt Metz seine Intention. Das Beispiel aus seiner Nachbarschaft habe gezeigt, schon so ein kleines Signal reiche aus, um die Übergriffe zu stoppen.
"Die Neofaschisten brauchen für ihre feige Gewalt die Bewunderung und den Rückhalt der Bevölkerung", unterstreicht der Arzt. Die zahlreichen Aktionen, Versammlungen und Konzerte hätten den Rechten gezeigt, daß ihnen Widerstand entgegensteht. Dennoch dürfe man jetzt nicht "zur Tagesordnung" übergehen, warnt er, "sonst verglimmt das Ganze wie ein Strohfeuer".
Mit der "Aktion Zuflucht" versuche die IPPNW-Gruppe ein längerfristiges Bekenntnis und Engagement von Bürgern gegen Gewalt zu fördern. Der blaue Aufkleber soll nicht nur bedrohte Ausländer auf einen sicheren Ort hinweisen, sondern auch ein Zeichen gegen das Faustrecht des Stärkeren setzen. Das Emblem sei eine Ermutigung für alle Bedrohte, für Kinder, Frauen, Behinderte, Obdachlose, Juden und Ausländer, "daß sie bei Überfällen nicht im Stich gelassen werden", hebt Metz hervor.
Die Initiative der IPPNW fand in den einzelnen Stadtteilen breite Zustimmung. Alle Kirchen und Geschäfte, die vor Ort angesprochen wurden, hätten ohne zu zögern ihre Unterstützung zugesagt, berichtet Metz. In Seckbach hat die Idee bereits Nachahmer gefunden: Das "Seckbacher Forum gegen Fremdenhaß" hat einen eigenen Aufkleber - vier farbige Hände, die ineinandergreifen - im Stadtteil verteilt. Informationen zur "Aktion Zuflucht" gibt Claus Metz, Telefon 49 33 32. rea
OBERLIGA HESSEN, Männer: Limburger HC Ib - Eintracht Frankfurt Ib 9:5 (4:4), TEC Darmstadt - SC SAFO Frankfurt 5:6 (4:3), Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib 7:14 (5:6), Wiesbadener THC - Höchster THC 6:5 (1:3). - Abschlußtabelle: 1. SC SAFO Frankfurt 157:79 Tore, 26:2 Punkte, 2. Wiesbadener THC 119:77, 21:7, 3. SC 1880 Frankfurt Ib 114:103, 17:11, 4. Limburger HC Ib 103:98, 15:13, 5. Höchster THC 85:86, 14:14, 6. TEC Darmstadt 93:94, 12:16, 7. Offenbacher RV 88:131, 7:21, 8. Eintracht Frankfurt Ib 69:160, 0:28. SC SAFO Frankfurt nimmt an den Aufstiegsspielen zur süddeutschen Regionalliga am 12.-14.März in Nürnberg teil. Eintracht Frankfurt Ib muß in die 1. Verbandsliga Hessen absteigen.
OBERLIGA HESSEN, Frauen: Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib 8:7 (5:3), FSV Frankfurt - SKG Frankfurt 3:4 (1:1). - Tabelle: 1. Rüsselsheimer RK Ib 127:50 Tore, 24:2 Punkte, 2. Eintracht Frankfurt Ib 86:57, 19:7, 3. SKG Frankfurt 74:63, 19:9, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 114:87, 15:13, 5. Offenbacher RV 53:67, 13:15, 6. FSV Frankfurt 53:72, 8:20, 7. DHC Wiesbaden 62:119, 8:20, 8. THC Hanau Ib 51:105, 4:24. SKG Frankfurt nimmt an den Aufstiegsspielen zur süddeutschen Regionalliga der Frauen vom 12.-14.März in Worms teil. THC Hanau Ib muß in die 1. Verbandsliga Hessen absteigen.
VERBANDSLIGA HESSEN, Männer: KSV Hessen Kassel - Rüsselsheimer RK Ib 9:5, TGS Vorwärts Frankfurt - HC Bad Homburg 5:12, Wiesbadener THC Ib - SKG Frankfurt 8:6. - Abschlußtabelle: 1. HC Bad Homburg 71:38 Tore, 14:2 Punkte, 2. TG Hanau 57:45, 11:5, 3. THC Hanau Ib 70:66, 10:6, 4. TSV 1857 Sachsenhausen 68:58, 8:8, 5. KSV Hessen Kassel 58:49, 8:8, 6. SKG Frankfurt 55:62, 8:8, 7. Rüsselsheimer RK Ib 65:61, 6:10, 8. Wiesbadener THC Ib 53:82, 4:12, 9. TGS Vorwärts Frankfurt 54:90, 3:13. HC Bad Homburg steigt in die Oberliga Hessen auf. TGS Vorwärts Frankfurt steigt in die 2.Verbandsliga Hessen ab.
FRANKFURT A. M., 28. Februar (jw/ Reuter). Die Sozialdemokraten wollen in Gesprächsrunden mit der Bundesregierung und der Wirtschaft über den Energiekonsens den Ausstieg aus der Atomkraft durch die Erarbeitung einer grundlegend neuen - auf Energieeffizienz ausgerichteten - Energiepolitik möglich machen. Bei einem vorbereitenden Treffen in der niedersächsischen Landesvertretung in Bonn bekräftigten führende SPD-Politiker den Ausstiegsbeschluß der Partei, der ein Abschalten der AKWs innerhalb von zehn Jahren vorsieht. Wie schnell einzelne Atommeiler vom Netz genommen werden können, hänge von der Umsetzung der neuen Energiestruktur ab, hieß es. Niedersachsens Regierungschef Gerhard Schröder sagte, wenn noch im März mit den Gesprächen begonnen werde, sei eine Einigung bis Jahresende machbar.
Als Grundlage für die Konsensverhandlungen beschloß die SPD-Runde, der auch die Ministerpräsidenten Hans Eichel und Rudolf Scharping angehörten, ein Papier mit dem Titel "Für eine soziale und ökologisch verträgliche Neuordnung der Energieversorgung ohne Atomkraft". Darin werden eine Modernisierung der Energiestruktur, die Neufassung des Energiewirtschaftsgesetzes und die Einführung von Energiesteuern gefordert. Hemmnisse, die einem ökologischen Umbau des Energiewesens entgegenstehen, müßten gezielt abgebaut werden.
Die Konsensverhandlungen sollen von 16 Politikern und zwölf Vertretern von gesellschaftlichen Gruppen, unter ihnen Umweltschützer und Gewerkschafter, geführt werden. Die "rot-grüne" Seite bestünde nach den SPD-Vorstellungen aus sechs SPD- und zwei Grünen-Vertretern. Zu Vorgesprächen will Schröder am heutigen Montag mit Politikern der anderen Bundestagsparteien zusammenkommen.
ALTENSTADT. Bei dem Versuch, von einer Parklücke in die Vogelsbergstraße zu starten, kollidierte am Samstag in Altenstadt der Wagen einer Nidderauerin frontal mit dem eines Büdingers. Durch die Wucht des Aufpralles wurde der Büdinger leicht verletzt. str
"Männer haben Zutritt", befand das breite Bündnis von Bad Homburger Frauenorganisationen und einzelnen Unterstützerinnen auf einem Plakat anno 1918. Es war ein Aufruf des kurz nach Kriegsende gegründeten "Frauenausschusses der Demokratischen Vereinigung" zu einer Frauen-Versammlung über "Die politischen Aufgaben der Frau im neuen Deutschland". Das Engagement des Ausschusses freilich zeitigte bei den ersten Wahlen in Bad Homburg, zu denen Frauen zugelassen waren, wenig Erfolg: In der am 2. März 1919 gewählten Stadtverordnetenversammlung gab es nur eine Frau: Jenny Baumstark von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Ein Schlag vor allem für die Frauenbewegten in der SPD, die damals schon 30 Jahre lang das Frauenwahlrecht auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Möglicherweise hat sie die Gleichberechtigung der Frau im Wahlrecht sogar die politische Mehrheit gekostet: 65 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab; 33 Prozent wählten "links", mehr als doppelt so viele Stimmen bekam der rechte Block.
Das Frauenwahlrecht war geschaffen, doch war es selbst für die politisch interessierten und engagierten Frauen schwierig, sich in der Männerdomäne zu behaupten. Waren Frauen bereit, für das Stadtparlament zu kandidieren, landeten sie auf den hinteren Plätzen. Selbst die SPD hatte 1919 nur zwei Frauen auf ihrer Liste - auf den Plätzen 8 und 16. Auf der Liste der USPD mußte die einzige Kandidatin mit Platz 13 vorliebnehmen.
Der gesetzliche Sieg der Frauen über die Ausgrenzung von politischer Mitbestimmung änderte in der Praxis zunächst wenig. Frau ging nicht vor, sondern blieb außen vor: Dem Stadtparlament von 1924 gehörte gar keine Frau an. Daran änderte sich auch in den Folgejahren nichts. Erst Elisa Raspini schloß 1933 an die schier uralten Ziele der SPD an: Sie rückte unter heftigstem Protest der Nazis ins Stadtparlament nach.
Nazi-Diktatur und Krieg mögen Frauen dann motiviert haben, sich in die Politik einzumischen. Sie bewiesen im Krieg wie im Wiederaufbau, was sie zu leisten fähig sind. Und dennoch hat sich an der Einstellung der Männer, Frauen ins Haus und an den Herd zu verweisen, nichts spürbar geändert. Und die Frauen haben sich wieder für Kindererziehung und Küche alleinzuständig erklärt, erklären lassen, ihre Erfahrungen der Notzeiten preisgegeben.
Die erste Wahl der Stadtverordnetenversammlung nach dem Krieg, als im April 1946 28 Mandate aufzuteilen waren, brachte drei Frauen (Else Stephan, Olga Störk und Barbara Alberts) in die Reihen der CDU (elf Mandate). Therese Mollath war unter sieben sozialdemokratischen Stadtverordneten die einzige Frau, auf den sechs LPD-Sitzen saßen Männer.
Ähnlich dem Arbeiterrat nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Ausschuß für Hausfrauen(!)-Angelegenheiten gebildet, später in Verbraucherdeputation umbenannt. Bewirkt, so betonen die Stadtchronisten, wurde nichts. Gut zwei Jahre später wurde wiedergewählt. Diesmal waren es immerhin sieben Frauen.
Und heute? Eine Frau steht noch an der Spitze des Stadtparlamentes, drei Frauen führen die Fraktionen von SPD, Die Grünen und CDU. Insgesamt sind 17 Frauen Mitglieder des 59köpfigen letzten Stadtparlamentes vor der Wahl. Im ehrenamtlichen Magistrat sind von zehn Stadträten vier weiblichen Geschlechts. Wenn's um die Ämter in der Berufspolitik geht, ein bekanntes Bild: frauenlos. Frauen-Los? WALTRAUT ROHLOFF
Mit 1:1 fand das mit Spannung erwartete Derby ein gerechtes Ergebnis in einem Spiel, das in der ersten Hälfte die Offenbacher, in der zweiten Hälfte den FSV als die stärkere Mannschaft sah. Gästetrainer Lothar Buchmann zeigte sich mit dem Unentschieden zufrieden und lobte das Aufbäumen des FSV nach dem Rückstand. Sein Kollege Dörenberg meinte: "Trotz des schweren Bodens war das Spiel dramatisch und gut. Wir sind schlecht gestartet, haben dann aber trotz des Platzverweises von Schäfer hervorragend ausgesehen. Für Stimmung im trotz der großen Kulisse oft sehr ruhigen Derby war diesmal vor allem der Schiedsrichter zuständig.
Er sorgte schon in den ersten 20 Minuten für Aufregung. Erst waren einige seiner Pfiffe unverständlich, dann rutschte er auf dem seifigen Boden aus und kurz darauf wurde er von FSV-Neuzugang Kilian über den Haufen gerannt. Das Publikum konnte sich wenigstens über diese Einlagen freuen, denn geboten wurde bis dahin wenig. Der FSV wirkte nervös, und die Kickers konnten es daher gemächlich angehen lassen. Die erste bemerkenswerte Spielszene führte in der 23. Minute zum 0:1. Nach einem Foul von Zgraja an Behlil drehte Biehrer den Ball im Stil von Uwe Bein über die Mauer. Croonen hatte zwar die Hände am Ball, konnte das Leder aber nur noch ins Netz klatschen.
Nun endlich wurde der bis dahin verkrampft und verhalten wirkende FSV wach. Erst jetzt machten die Bornheimer das Versprechen von Trainer Dörenberg wahr, daß seine Mannschaft auf Biegen und Brechen stürmen werde. In der 32. Minute traf Etebu mit einem tollen Drehschuß nur die Latte, und kurz nach dem Wechsel verfehlten Sandt mit einem Kopfball und Grevelhörster mit einem Flachschuß nur knapp das Ziel. Dann aber hatten die Bornheimer endlich Grund zum Jubeln: Nach einem Foul von Koutsoliakos an Conrad erhielt der Offenbacher eine Zeitstrafe, und den Freistoß von Duzel bugsierte Conrad aus kurzer Entfernung über die Linie (61.).
Als sich alle auf ein packendes Spiel konzentrieren wollten, lenkte der Unparteiische wieder alle Aufmerksamkeit auf sich. Nach einem Foul von Schäfer an Gramminger zog er zur Überraschung aller die rote Karte und nahm Schwung aus dem Geschehen. Sechs gelbe Karten, zwei Zeitstrafen und ein Platzverweis waren völlig überzogen in einer Begegnung, die bei aller Rivalität fair verlief.
Trotz des Platzverweises blieb der FSV in der zweiten Hälfte überlegen, aber es kam nur noch zu zwei großen Chancen, die Grevelhörster und Haupt vergaben. Auf der Gegenseite traf Gramminger bei einem der wenigen Kickers-Konter in der 89. Minute nur die Latte. Conrad, Grevelhörster und Sandt überragten beim FSV, bei den kompakt und diszipliniert wirkenden Kickers war Libero Biehrer die dominierende Figur. PETER BUSCH
FSV: Croonen; Fischer; Zgraja, Conrad, Boy, Dutzel, Kilian, Sandt (83. Haupt), Etebu (74. Lakies), Grevelhörster, Schäfer.
Offenbach: Keffel; Biehrer; Gramminger, Albert, Schummer, Babicic, Hartmann, Koutsoliakos (72. Rüppel), Figas, Wolf (84. Schmidt), Behlil.
Tore: 0:1 Biehrer (23.), 1:1 Conrad (61.).
Schiedsrichter: Birlenbach (Hattenheim).
Zushauer: 4800.
Zum 3. Mal nach 1990 und 1991 holte sich der Rüsselsheimer RK bei seiner 5. Endspielteilnahme die 32. Deutsche Hallenhockey-Meisterschaft der Frauen in Bonn-Bad Godesberg. Im Finale besiegte er den hessischen Rivalen Eintracht Frankfurt sicher mit 6:1 (4:0). Der entthronte Titelverteidiger Berliner HC erreichte nach 9:3 gegen Klipper Hamburg den 3. Platz. Rüsselsheim hatte am Samstag im Halbfinale Mühe die Hamburgerinnen 6:4 zu bezwingen. Eintracht Frankfurt schuf mit 7:4 gegen den Europacupsieger Berliner HC eine Sensation.
Rüsselsheims Trainer Berti Rauth hatte für das Finale die Anweisung gegeben: "Sofort power". Er setzte, wie sich herausstellte zu recht, auf den Kräfteverlust der Frankfurterinnen im Halbfinale gegen den BHC. Mit einem Pfostenschuß von Tanja Dickenscheid nach zwei Minuten begann alles planmäßig. Nach 14 Minuten gelang Susi Müller nach Doppelpaßspiel mit Eva Hagenbäumer das 1:0, das Britta Becker fünf Minuten später durch die Verwandlung der 5. Ecke ausbaute. Dann fing sich die Eintracht, hatte aber Pech, daß ein Treffer von Natella Krasnikowa unerklärlich nicht anerkannt wurde und kurze Zeit später Beate Deininger mit einem 7m an der großartigen Bianca Weis im RRK-Tor scheiterte. "Das gab uns einen deutlichen Knacks," beklagte Eintracht Trainer Jürgen Fiedler, der sich durch die erste Entscheidung stark benachteiligt fühlte.
Tanja Dickenscheid, Britta Becker und Eva Hagenbäumer nutzten clever diese Situation und nach 39 Minuten war praktisch mit dem 5:0 alles entschieden. Auch das Stürmen der Frankfurterinnen in den letzten 15 Minuten nutzte nichts mehr. Lediglich Beate Deininger gelang noch das Ehrentor. Britta Becker schloß eine Minute vor Schluß mit ihrem 3. Treffer zum 6:1 RRK-Sieg ab.
Hatten sich die Rüsselsheimerinnen vom Europacup-Finale am letzten Sonntag in Berlin, wo sie dem BHC 3:6 unterlagen, in der vergangenen Woche nicht regenerieren können? Fast sah es im Halbfinale am Samstag gegen den Nordzweiten Klipper Hamburg danach aus. Unkonzentriert, ohne jegliche Mannschaftsharmonie und vor allem übernervös versuchten sie, die nur solides Hallenhockey spielenden Hamburgerinnen zu schlagen. "Gott sei dank, hat unsere Torfrau Bianca Weis ihren Kopf behalten, als alle anderen ihren verloren hatten," gestand RRK-Trainer Berti Rauth die Schwächen seiner Schützlinge ein.
Ein Spaziergang wie vom RRK erhofft wurde es auf keinen Fall. Selbst der Zwei-Tore-Vorsprung durch einen Alleingang von Eva Hagenbäumer (11.) und die Verwandlung der ersten Ecke duch Britta Becker (15.) brachte keine Ruhe ins Rüsselsheimer Spiel.
Ja das Gegenteil trat ein. Die von den Nationalspielerinnen Philippa Suxdorf und Vanessa Schmoranzer gut gelenkten Norddeutschen legten alle Scheu vor dem Favoriten ab und nach 43 Minuten hatten Suxdorf (30.) und Alexa Ihrt (43.), trotz Glanzparaden von Bianca Weis im RRK- Tor ausgeglichen. Erst als Britta Becker (Ecke, 45.) und nach schönem Doppelpaß mit Eva Hagenbäumer (52.) auf 4:2 vorlegte, wirkten sich die Anfeuerungsrufe der RRK-Fans "Jetzt gehts los" aus.
Nun überlegte Berti Rauth, wie er sein Team auf das erneute Zusammentreffen mit den Berlinerinnen einstellen sollte. Aber alle Überlegungen waren unnötig. Im zweiten Halbfinaltreffen warfen die Frankfurterinnen als Außenseiter, den Titelverteidiger und neuen Europacupsieger Berliner HC mit 7:4 aus dem Wettbewerb.
"Jetzt rächte sich die leichte Bundesligarunde in der Nordgruppe", gestand die Ex-Rüsselsheimerin Anke Wild, heute eine der tragenden Kräfte des BHC. Mit 14 Siegen hatten die Berlinerinnen als Mitkonkurrenten überrollt und waren seit über zwei Jahren ungeschlagen. Nun mußten sie erstmals einen Rückstand nachlaufen. Nach 1:0 durch Anke Wild (2.), wurde die Eintracht immer stärker und erreichte durch Dagmar Bremer (7m, 3.) und Sonja Pyrczek (Ecke, 7.) erstmals die Führung, deren Ausbau Sonja Pyrczek bei zwei weiteren dicken Chancen sogar versäumte. Erneut glich der BHC mit 7m von Silke Vogel (14.) aus. Aber bei den Frankfurterinnen nutzten eben andere ihre Möglichkeiten. Ingrid Asprion schloß eine Traumkombination von Dagmar Bremer und Natella Krasnikowa zum 3:2 (22.) ab, Beate Deininger behielt die Nerven beim 7m zum 4:2 (25.) und Sonja Pyrczek gelang mit der 5. Ecke die 5:2 Pausenführung der Eintracht.
Der BHC war konsterniert und mit ihm alle Experten. Mit der Brechstange gingen die Berlinerinnen in die zweite Hälfte. Aber die Eintracht kämpfte und hatte an diesem Tag mit Jutta Hellendahl eine Torhüterin mit Weltklassekönnen präsentierte. ks
Die Frankfurter TG kassierte in der 2. Tischtennis-Bundesliga, Gruppe Süd, der Männer beim PSV Augsburg eine 1:9-Niederlage. Die Gäste, für die Geyer/Debo im Doppel den einzigen Punkt holten, waren ohne Chance. Allerdings mußten sie erneut ohne ihren Spitzenspieler Mesaros antreten, zu dem seit drei Wochen jeglicher Kontakt abgerissen ist, weil keine telefonische Verbindung mehr mit ihm möglich ist. Die Heimatstadt des ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers ist inzwischen ebenfalls von den Auseinandersetzungen des Bürgerkriegs in Mitleidenschaft gezogen. -ger-
Kleine FR
"Schöne Bescherung" WIESBADEN. Alan Ayckbourns Komödie "Schöne Bescherung" wurde vom Ensemble des Wiesbadener Staatstheaters einstudiert. Premiere ist am Samstag, 6. März, 19.30 Uhr, im Kleinen Haus. Selbstverteidigungskursus WIESBADEN. Ein ganztägiges Seminar "Selbstverteidigung für Frauen" veranstaltet der Landessportbund am Samstag, 6. März, 10 und 17 Uhr, in der neuen Sporthalle der Integrierten Gesamtschule, Kastellstraße. Anmeldungen erbittet der Sportkreis Wiesbaden, Telefon 0611 / 401894. Ausstellung im Rathaus WIESBADEN. Acrylarbeiten, Collagen und Farbgrafiken, die sie in den vergangenen fünf Jahren gefertigt hat, zeigt die Künstlerin Ingeborg Finke vom 5. März bis 8. April im Wiesbadener Rathaus. Motto der Ausstellung "Raum-Strukturen und Licht". Die Werke können montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Die schlechten Witterungsbedingungen machten den Rückrundenstart auf vielen Plätzen zu einer Schlammschlacht. Die Spiele Riedrode - Neu-Isenburg und Langenselbold - Jügesheim fielen aus und werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Ansonsten blieb es bei der Zweiklassengesellschaft in der Landesliga Süd. Klein-Karben schlug Erbach erwartungsgemäß, wenn auch knapp. Alzenau besiegte Ober-Roden klar mit 3:0. Im Kellerduell schlug Klein-Krotzenburg den TSV Wolfskehlen. Griesheim und Bernbach trennten sich in einem hochklassigen Spiel mit 3:3.
SG Klein-Krotzenburg - TSV Wolfskehlen 2:0 (0:0). Bereits nach zwei Minuten gab es die erste Torgelegenheit für die Gastgeber. Kutzop verfehlte nach einer Flanke von Dubovina das Tor nur knapp. Wolfskehlen ging bei den schwierigen Bodenverhältnissen hart zur Sache. Klein-Krotzenburg hielt mit kämpferischem Einsatz dagegen. In der ersten Hälfte war das Spiel recht ausgeglichen, nach dem Wechsel setzten sich die Gastgeber mehr und mehr durch. Bellon (63.) und Kutzop (87.) sorgten mit ihren Treffern für den dritten Heimsieg der Klein-Krotzenburger. Klein-Krotzenburg zeigte den klaren Willen zum Sieg und zum Klassenerhalt und kam dadurch zum verdienten Sieg.
SGK Bad Homburg - Progres Frankfurt 1:3 (1:1). Der erste Spielabschnitt verlief ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für die Gäste. Dennoch ging Bad Homburg zunächst in Führung. Nach einer hohen Flanke gab es Konfusion im Strafraum der Gäste und Diergardt nutzte die Chance zur Führung. Zehn Minuten vor der Pause gelang Brcic nach einem Doppelpaß der Ausgleich. Nach dem Wechsel war Progres deutlich überlegen, ohne jedoch klare Torchancen herauszuspielen. Eine Zeitstrafe für den Bad Homburger Schumacher brachte dann die Entscheidung. Knezevic traf innerhalb von fünf Minuten zweimal per Kopf, wobei er jeweils völlig unbewacht war. In den letzten Minuten der Partie gab es etwas Hektik und mehrere Zeitstrafen, die sich aber nicht mehr auf das Ergebnis auswirkten.
KSV Klein-Karben - FC Erbach 1:0 (1:0). Durch den tiefen Boden hatten beide Mannschaften Schwierigkeiten mit dem Spielaufbau. Klein-Karben hatte eine Reihe von guten und sehr guten Tormöglichkeiten, konnte sie aber bis auf eine Ausnahme durch Bär in der 29. Minute nicht nutzen. Erbach hielt kämpferisch recht gut mit, war spielerisch aber vom Gegner überfordert und hatte eigentlich zu keinem Zeitpunkt die Chance, dem Spiel eine andere Wendung zu geben.
FC Italia Frankfurt - Spvgg. Dietesheim 1:1 (1:1). In der zehnten Minute holte Torwart Walz von Italia den durchgebrochenen DiFalco von den Beinen. Dafür sah er die rote Karte und Hofer nutzte den Foulelfmeter zum Führungstreffer. Meinert ging für die Gastgeber ins Tor und machte seine Sache sehr zufriedenstellend. Trotz eines Spielers weniger nahm Italia das Spiel in die Hand. Die Begegnung wurde von beiden Seiten recht kampfbetont geführt, nur selten gab es gelungene Spielzüge zu sehen. Noch vor der Pause gelang Schau der Ausgleich für die Gastgeber. In der zweiten Hälfte hatte Italia die deutlich besseren Möglichkeiten. Dietesheim hatte nur noch eine gute Chance durch Dymaschewski. In den letzten zehn Minuten gab es noch eine Zeitstrafe für die Gastgeber, und obwohl zwei Mann weniger auf dem Platz waren, hätte Italia gewinnen können. Doch Dietesheims Torwart Eisenhofer hielt mit einer Glanzparade den Elfmeter von Zaza.
FC Bayern Alzenau - Germania Ober-Roden 3:0 (1:0). In diesem schwachen Spiel waren die Gäste total defensiv eingestellt und wollten möglichst nur Gegentreffer vermeiden. Alzenau ging kurz vor der Pause durch Knecht (39.) in Führung. Nach dem Seitenwechsel erhöhten Klösel (46.) und Reusing (53.) auf 3:0. Ober-Roden blieb selbst bei diesem Stand völlig passiv, so daß sich die Gastgeber jede Chance mühsam erarbeiten mußten. Bereits in der fünfzehnten Minute erhielt der Ober-Rodener Rott die rote Karte, was auch zum defensiven Verhalten der Gäste beitrug.
Viktoria Griesheim - SV Bernbach 3:3 (2:1). Es war eine hochdramatische Partie. Beide Mannschaften zeigten eine tolle Leistung, die einem Spitzenspiel würdig war. Auf beiden Seiten gab es sehr viel Torraumszenen, was bei dem weichen Boden dazu führte, daß er beinahe zerstört zurückgelassen wurde. Bereits nach vier Minuten ging Bernbach durch Bangert in Führung. Zwanzig Minuten später übernahm Griesheim durch einen Doppelschlag von Rettig (26.) und Bierhals (28., Foulelfmeter) erstmals die Führung. Griesheim hatte einige Chancen, den Abstand auf zwei Tore zu vergrößern, unter anderem durch einen weiteren Strafstoß von Bierhals, den Parizon hielt. Nach dem Seitenwechsel glich Borchers (53.) zunächst aus, doch Rettig (58). brachte die Gastgeber wieder in Vorsprung. Bernbachs Torhüter Parizon erhielt in der 70. Minute die rote Karte wegen absichtlichen Handspiels außerhalb des Strafraums, als er versuchte, den durchgebrochenen Rettig aufzuhalten. Daraufhin ging Bangert ins Tor der Gäste. Mit dem Ausgleich kurz vor Spielschluß krönte Bangert seine Leistung. Er verließ das Tor und schaltete sich in den Angriff ein. Repp zirkelte einen Eckball genau auf seinen Kopf und Bernbach kam zum glücklichen Unentschieden gegen die wie entfesselt aufspielenden Griesheimer. -oli-
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Leitartikel Der Kanzler in Japan Seite 3
Jubiläum der 68er Vitales Veteranentreffen Seite 4
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Feuilleton "Hoffmann", komplettiert Seite 8
Wirtschaft Gerüchte über VW Seite 12
Dokumentation Preisrede auf Yehudi Menuhin Seite 13
Frankfurt Eiserner Steg wieder begehbar Seite 15
Hessen Zurück in die "Bleizeit" Seite 21
Pfarrer auf Abwegen Seite 23
Aus aller Welt Schüler befragen das Pendel Seite 24
Fernsehen und Funk Seiten 9/10
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Spitzenreiter Germania Dörnigheim hat seine Führung in der Bezirksliga Hanau behauptet. Mit einem 3:0-Sieg beim Verfolger Niederissigheim wahrte die Germania ihren Zwei- Punkte-Vorsprung gegenüber dem TSV 1860 Hanau, der den Tabellenvierten Langendiebach mit einem glücklichen 3:2-Erfolg abschütteln konnte.
TSV Niederissigheim - Germania Dörnigheim 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Hauser, 0:2 Vucenovic, 0:3 Kronfoth. Beste Spieler: Stuke (N), Hauser, Del Rivero (D)
Dörnigheimer SV - Eintracht Oberissigheim 2:4 (0:2). Tore: 0:1 Lange-Klumpf, 0:2 Drefs, 1:2 Heigl, 1:3 Drefs, 1:4 Parnow, 2:4 A. Maier. Beste Spieler: T. Maier (D), Drefs (O)
TSG Niederdorfelden - Kewa Wachenbuchen 2:2 (0:1). Tore: 0:1, 0:2 M. Kirschner, 1:2 Uschner (FE), 2:2 Uschner (HE). Beste Spieler: G. Schäfer, Jankov (ND), Holtbrügge, Kirschner, Akalay (W)
Vikt. Heldenbergen - SG Marköbel 1:1 (0:0). Tore: 0:1 Redmann, 1:1 Theis. Beste Spieler: Kremer, Marx (H), Redmann, Wesenberg (M)
Spvgg. Roßdorf - Türk Gücü Hanau 5:1 (2:0). Tore: 1:0, 2:0, 3:0 Traband, 3:1 Caglar, 4:1 Jung, 5:1 Traband. Beste Spieler: Traband (R).
TSV 1860 Hanau - FC Langendiebach 3:2 (1:1). Tore: 1:0 Schiller, 1:1 Zimpel, 2:1 Sawade, 2:2 Janson, 3:2 Kordowitzki. Beste Spieler: Köhler, Lange, Sawade (H), Ruth, Rustler, J. Zimpel (LD). Besonderes Vorkommnis: Rote Karte wegen Handspiels, H. Zimmerling (81./LD) gö.
FLÖRSHEIM. Einen 62jährigen Mofafahrer umgefahren und dabei schwer verletzt hat am Freitag mittag ein bislang unbekannter Autofahrer, der nach dem Unfall mit quietschenden Reifen in seinem Wagen flüchtete, ohne sich um das Unfallopfer zu kümmern. Wie die Polizei mitteilt, fuhr der ältere Mann auf seinem Mofa die Hochheimer Straße Richtung Eisenbahnstraße entlang. Der Autofahrer raste mit seinem Wagen auf die Kreuzung zur Hochheimer Straße zu.
Dabei übersah der Wagenlenker offenbar den 62jährigen, erfaßte ihn mit dem linken Kotflügel am Vorderrad und schleuderte ihn zu Boden. Durch den Aufprall wurde der Mofafahrer erheblich verletzt. Der Autofahrer schaute sich den auf dem Boden liegenden Mann kurz an und suchte dann auf der Hochheimer Straße Richtung Hauptstraße das Weite.
Obwohl nach Aussage des Mofafahrers mehrere Zeugen den Unfall gesehen haben, kümmerte sich niemand um den Mann. Trotz größter Schmerzen schleppte er sich nach Hause, wo er von seiner Frau in eine Klinik gefahren wurde.
Jetzt fahndet die Polizei nach einem roten Opel mit Frankfurter Kennzeichen, der im Frontbereich beschädigt ist, und bittet um Hinweise. gre
Informationen für Frauen
Familie - das beinhaltet heute andere Wertvorstellungen als noch zur Zeit unserer Großeltern. Und dieser Wandel hat sich in allen Industrienationen vollzogen. Das Jahr 1994 ist zum "Internationalen Jahr der Familie" ausgerufen worden. In Deutschland gibt es eine Nationalkommission, die sich mit den Vorbereitungen für dieses Jahr beschäftigt. Die erste Fachtagung wird am 12. März in Seeheim-Jugenheim stattfinden. Kontaktadresse: Geschäftsstelle der Deutschen Nationalkommission für das Internationale Jahr der Familie 1994, Celsiusstraße 112, 5300 Bonn 1, Tel.: 02 28 / 25 84 64. FR Management-Frauen
Sind Frauen karriereorientiert? Oder werden sie trotz Frauenförderplänen diskriminiert? Verzichten Frauen letztlich doch zugunsten einer Familie auf die eigenen Berufsziele? Das Institut für Personalwesen und Arbeitswissenschaft der Universität der Bundeswehr in Hamburg unter Leitung von Professor Dr. Michael Domsch hat hier nach Antworten gesucht und die Ergebnisse in einer Studie veröffentlicht. Neu ist, daß nicht nur die betroffenen Frauen selbst befragt wurden, sondern auch ihre männlichen Kollegen.
In 27 Unternehmen aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Chemie und Metallindustrie wurden 770 weibliche und männliche Führungs(nachwuchs)kräfte befragt. Die Studie ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert worden. Die Projektleitung hatten eine Kauffrau und eine Psychologin inne: Christine Autenrieth und Karin Chemnitzer.
Folgende Ergebnisse sind wichtig:
1) Die weiblichen Führungs- (nachwuchs)kräfte bringen von der Qualifikation die gleichen Leistungsfähigkeiten wie ihre männlichen Kollegen in die Unternehmen ein.
2) Obwohl alle befragten Frauen - ebenso wie die Männer - bereits in den Kreis der Führungs(nachwuchs)- kräfte aufgenommen worden waren, sind sie von ihren Unternehmensleitungen seltener zu Führungsseminaren geschickt worden als die Männer. Dabei waren Männern wie Frauen die "Karrierechancen" einst das wichtigste Entscheidungskriterium für den Einstieg in das Unternehmen gewesen.
3) Ein hoher Anteil der befragten Frauen lebt in "DCC-Partnerschaften" (Dual Career Couples). Hier verfolgen beide Partner gleichermaßen eine berufliche Karriere.
4) Die berufliche Einsatzbereitschaft, gemessen in der wöchentlichen Arbeitszeit, ist bei den befragten weiblichen wie männlichen Führungsanwärtern mit 45 bis 47 Wochenstunden gleich. Die bislang in der Forschung für Führungskräfte nachgewiesenen wöchentlichen 50 bis 60 Arbeitsstunden werden von den Nachwuchs-Aufsteigern abgelehnt.
5) Die weiblichen Nachwuchskräfte für die Führungsspitze haben eine höhere Mobilitätsbereitschaft als die Männer. Und außerdem sind die befragten Frauen eher bereit, einen höheren Preis für ihren beruflichen Erfolg zu bezahlen - sie zeigen mehr Engagement, selbst wenn es gegen ihre privaten Interessen geht.
6) Familienorientierung ist bei den Frauen nicht mehr in Konkurrenz zur Karriereorientierung zu sehen - sondern gleichberechtigt, parallel und nebeneinander existent. Bei den Männern wird hingegen die These vertreten, Frauen wäre wohl doch die Familie wichtiger als die Karriere. Die befragten Frauen erleben bei den Männern dagegen, daß deren Karrierewünsche vor den Familienwünschen rangiert.
7) Der Wunsch nach einer qualifizierten Teilzeitbeschäftigung ist zwar bei den Frauen ausgeprägter, aber selbst bei den männlichen Führungs(nachwuchs)kräften liegt er schon bei über 30 Prozent.
In der Studie wird gefolgert, diejenigen Unternehmen, die Chancengleichheit zwar proklamieren, aber nicht verwirklichen, werden in Zukunft gravierende Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen müssen. Sie übersehen und verlieren wichtiges Mitarbeiterpotential. Kontaktadresse: I.P.A. Institut für Personalwesen und Arbeitswissenschaft an der Universität der Bundeswehr Hamburg, Postfach 70 08 22, 2000 Hamburg 70. Tel.: 0 40 / 65 41 - 28 48. CHRISTINE AUTENRIETH Frauenabteile
Auf vier wichtigen Bahnfernstrecken hat die Bundesbahn Liegewagenabteile nur für Frauen eingerichtet. Nach erfolgreicher Testphase auf der Strecke Hamburg - München gibt es diese Liegewagenplätze nun auch auf den Verbindungen von Berlin nach München, nach Frankfurt und nach Stuttgart. Mindestens zwei Tage vor Reiseantritt muß reserviert werden. fib Knochenabbau
Wenn nicht alle Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose genutzt werden, verdoppelt sich bis zum Jahr 2020 in Deutschland die Zahl von heute sieben Millionen Frauen, die nach den Wechseljahren an gesteigertem Abbau des Knochengewebes leiden. Nach einem Bericht der "Phamazeutische Zeitung" erklärte Professor Dr. Helmut Minne (Bad Pyrmont) auf einem Kongreß in Köln, bei jedem Menschen setze etwa nach dem 30. Lebensjahr ein normaler Verlust von jährlich rund zwei Prozent der Knochenmasse ein. Bei Osteoporose-Patienten könnten sogar 15 Prozent erreicht werden. Ab dem 35. Lebensjahr sollte deshalb bei allen Frauen eine individuelle Diagnose des Abbaus stattfinden. Außer Östrogenmangel gehören zu wenig körperliche Betätigung und kalziumarme Kost zu den Risikofaktoren. PAM AltersWachSinn
Vom "Altersstarrsinn" wird allzu oft gesprochen. Die Zeitschrift "beiträge zur feministischen theorie und praxis" hat deshalb ihr Heft 33 unter den Titel "AltersWachSinn" gestellt. Es geht darin unter anderem um das Thema "Die Einsamkeit ist das größte Problem - Lesben im Alter" und "Die Medikalisierung der Wechseljahre". Die 1978 gegründete erste theoretische feministische Zeitschrift in der Bundesrepublik erscheint dreimal im Jahr. Kontaktadresse: "beiträge zur feministischen theorie und praxis", Herwarther Straße 22, 5000 Köln 1. Das Heft 33 kostet 19 Mark. FR Ingenieurinnen
Seit 1986 gibt es in Deutschland auch einen Verband, der sich der Ingenieurinnen annimmt. Gegründet wurde er von Studentinnen der Technischen Hochschule Darmstadt. Der genaue Titel lautet: "Deutscher Ingenieurinnen Bund e. V.", Kontaktadresse: Postfach 1 10 305, 6100 Darmstadt. Der DIB ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Benachteiligungen von Frauen im Ingenieurwesen entgegenzuwirken. FR Europafrauen
Eine Fülle von Informationen und Kontaktadressen bietet das Heft "Frauen Europas", das von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften herausgegeben worden ist. Vor allem interessantes Zahlenmaterial findet sich hier. Das Heft ist zu beziehen über den Fraueninformationsdienst der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Rue de la Loi 200, B-1049 Brüssel. Die deutsche Adresse für die Kommission der Europäischen Gemeinschaften ist die Zitelmannstr. 22 in 5300 Bonn 1, Tel.: 02 28 / 53 00 90. FR Ohne Trauschein
"Partnerschaft ohne Trauschein" heißt ein kleiner handlicher Band von Herbert Löffler und Birgit Schaeble. Er ist erschienen im Mosaik-Verlag (Neumarkter Straße 18, 8000 München 80) und kostet 16,90 DM. Worum es hier geht, wird im Untertitel erläutert: "Alles über Steuerfragen, Rechtsprobleme und Versorgungsmöglichkeiten". Ein Thema, das immer wichtiger wird, denn die Zahl der nicht-ehelichen Gemeinschaften nimmt zu. Auch der Gesetzgeber hat sich auf einigen Gebieten bereits auf diese Entwicklung eingestellt. Insofern ist eine Information besonders wichtig. Wer weiß zum Beispiel, wie das mit der Trennung bei einem gemeinsamen Mietvertrag ist? Der Band ist in der Mosaik-Ratgeber-Reihe erschienen. FR
Nur zwei Spiele gingen in der Bezirksliga Maintaunus über die Bühne, wobei der FC Sulzbach und der VfB Unterliederbach II mit ihren Siegen wichtige Punkte im Abstiegskampf sammelten.
FC Sulzbach - Germania Weilbach 2:1 (1:0). Tore: 1:0 Ciro Doldo, 2:0 Ott, 2:1 Jürgens. Beste Spieler: Ciro Doldo, Ries, Schell (S), Fautek, Bernecker (W).
VfB Unterliederbach II - SV Hofheim 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Dietze, 1:1 (Kolbe (Foulelfmeter), 2:1 Sezer. Bester Spieler: Torwart Müller (H). Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Pastar (H). wie.
WESTEND. "Der Reuterweg ist zur unerklärten Stadtautobahn geworden", ärgerte sich Christa Herbert von der Bürgerinitiative "Verkehrsberuhigung Reuterweg". Wie sich das ändern könnte, erläuterte sie zusammen mit Gisela Becker und Lilo Gwosdz während eines Diskussionsabends im Gemeindezentrum der evangelischen Nordgemeinde.
Der Lärm der Grundnetzstraße sei für Anwohner unzumutbar. Nicht einmal die Verkehrsregeln hielten Autofahrer auf der vierspurigen Straße ein; statt 50 würden sie bis zu 80 Stundenkilometern fahren. Die Bürgerinitiative möchte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie will eine Buslinie auf der Route der alten Straßenbahnlinie 13, die vor 14 Jahren stillgelegt wurde: vom Dornbusch über Reuterweg, Opernplatz und Hauptbahnhof bis zur Galluswarte.
Die Busspuren auf beiden Straßenseiten würden den Reuterweg auf zwei Fahrbahnen verengen. Die Bürgerinitiative hofft, Pendler suchen sich dann andere Wege. Und: Die Direktverbindung zum Hauptbahnhof erspare den Anwohner zweimaliges Umsteigen zwischen Bus und U-Bahn in der Holzhausenstraße und an der Hauptwache.
Weiter wünscht sich die Bürgerinitiative "Tempo 30" an der Grundschule am Bremer Platz. Die Verkehrsampeln sollten neu geschaltet werden: Wenn Fußgänger Grünlicht sehen, müßten Autofahrer aus allen Richtungen warten. Raser seien mit Geschwindigkeitskontrollen zur Vernunft zu bringen. Nicht zuletzt forderte Gisela Becker, "die Hauptverkehrsstraße darf den Staddteil nicht zerschneiden". Deshalb müsse der Reuterweg an allen Kreuzungen überquerbar sein.
Die Initiative geht davon aus, ihre Ideen lassen sich bald umsetzen. Ortsbeirat 2 und Verkehrsausschuß hätten positiv auf die Forderung nach einem Bus reagiert. Die 72jährige Lilo Gwosdz - sie gehörte vor 14 Jahren der Bürgerinitiative an, die sich dagegen wandte, die Straßenbahnlinie 13 abzuschaffen - meinte: "Sicherlich müssen wir nach der Wahl noch einmal nachhaken."
Mehr als 100 Unterschriften hat die Bürgerinitiative seit Weihnachten gesammelt. Weitere Unterstützung erhofft sie sich bei geplanten Infoständen. hes
In der Bezirksliga Gelnhausen setzte sich derSV Neuses mit einem furiosen 6:2-Erfolg über Wächtersbach wieder alleine an die Tabellenspitze.
Gelnhausen - Kassel 0:0 Beste Spieler: Panebianco, Kunkel, Senzel, Krack (K).
Neuenhaßlau - Lieblos 0:0. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (N), Weidmann, Kljucanin (L).
Meerholz - Hesseldorf 1:2 (0:2). Tore: 0:1, 0:2 Ralf Eiring, 1:2 Barthel. Rote Karte (76.) für Paller (HWN) wegen absichtlichen Handspiels. Beste Spieler: Dörr (M), Eiring (H)
Neuses - Wächtersbach 6:2 (2:2). Tore: 0:1, 0:2 Schnirch, 1:2 J. Dornhecker, 2:2 Seikel, 3:2, 4:2, 5:2 Börner, 6:2 S. Dornhecker. Beste Spieler: Börner, Dornhecker (N), Schnirch (W).
Wirtheim - Hailer 2:2 (1:0). Tore: 1:0 Weingärtner, 1:1 Krahwinkel, 2:1 Weingärtner, 2:2 Forster. Beste Spieler: Volker Müller, Weingärtner (W), Kaufmann, Krahwinkel. beh
Immer mehr schmilzt der Vorsprung von Spitzenreiter SG Höchst zusammen. Nach dem 0:0 in Dillenburg leistete sich die Mannschaft zu Hause gegen Battenberg beim 1:1 (siehe Schlagerspiel) einen ersten Punktverlust. Ganz schlechte Karten im Hinblick auf das Abstiegsgeschehen hat nach dem 0:5 in Biebrich der FC Viktoria Sindlingen. Das Unterliederbacher Spiel in Kirchhain fiel aus.
FV Biebrich - Viktoria Sindlingen 5:0 (2:0). Sindlingens Trainer Heinz Schmidt mußte mit dem letzten Aufgebot antreten und konnte nur bis zur Halbzeit auf einen Punktgewinn hoffen. Da hätten Plattek, Schaidt und Plasch durchaus für Gegentore sorgen können, sie scheiterten aber an Biebrichs Torwart Eder. Libero Bilz und Neuzugang Baez standen ebenfalls noch vor einem Torerfolg, nach dem dritten Treffer der Gastgeber bald nach der Pause aber war nur Resignation festzustellen. wi.
Rußgeschwärzte Menschen taumelten aus den Bürosilos Nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York Rätselraten um Täter und Motive Von Jürgen Koar (New York)
Bei Dunkelheit genügt ein Blick auf die Skyline von Manhattan: Mit der Stadt, die niemals schläft, ist etwas nicht in Ordnung. Aus dem Lichtermeer ragen die zwei Türme des World Trade Center wie zwei finstere gigantische Fremdkörper in den Nachthimmel. Das Börsenviertel an der Wall Street mag nach dem Wochenende wieder in den üblichen hektischen Alltagsrhythmus verfallen, aber es wird vorerst nicht zur Normalität zurückkehren. Die New Yorker Zwillings-Wolkenkratzer, die mit ihrer Rekordhöhe das Empire State Building in den Schatten stellen und nur noch vom Sears Tower in Chicago übertroffen werden, bleiben bis auf weiteres geschlossen. Zweimal 110 Stockwerke - das sind Hunderte von Firmen und Büros, in denen jeweils 55 000 Menschen arbeiten. Jeder der Türme hat seine eigene Postleitzahl. Zehntausende besuchen täglich die Touristenattraktion und werfen von ganz oben diesen schwindelerregenden Blick auf die Erde zu Füßen. Doch damit ist nun fürs erste vorbei. Seit Freitag mittag klafft in der sechsgeschossigen Tiefgarage zwischen dem "North Tower" und dem "South Tower" des World Trade Center ein Riesenkrater von zwanzig Meter Tiefe und mehr als dreißig Meter Durchmesser. Strukturell haben die beiden darüberliegenden Gebäude die Explosion am Freitag zwar unbeschadet überstanden, wie die New Yorker Hafenbehörde als Hausherrin befand, aber mit der Gewalt eines Erdbebens zerriß die Detonation Betonwände und Stahlbetondecken, Kommunikationsstränge, Elektrokabel und Wasserleitungen. Ganz unten im Keller der Garage stehen die Notstromaggregate unter Wasser, und die Kommandozentrale für die Evakuierung der Gebäude ist total zerstört. Deshalb wurde der tausendfach geprobte Eventualfall, als er mit einem ungeheuren Knall eintrat und plötzlich gespenstische Wirklichkeit war, zu einem chaotischen Alptraum - ein Horrorfilm mit fast 60 000 unfreiwilligen Statisten, die, von panischer Angst ergriffen, in Fahrstühlen steckenblieben oder in dunklen rauchgefüllten Treppenhäusern nach Atem ringend den stundenlangen Weg nach unten und ins Freie suchten. Mehr als tausend Verletzte mußten ärztlich versorgt werden, unter ihnen viele Polizisten und Feuerwehrleute.
Die meisten erlitten Rauchvergiftungen. Vier Angestellte der Hafenbehörde waren zur falschen Zeit am falschen Ort, als sie sich in einem Büro in der Tiefgarage zur Mittagspause trafen. Sie starben ebenso wie der Vertreter, der gerade seinen Wagen geparkt hatte, als die Druckwelle der Explosion die Stellflächen auf drei Etagen in einen gähnenden Abgrund verwandelte. Dadurch kam es zum "Kamin-Effekt", der den Rauch aus den brennenden Trümmern rasch in die beiden Gebäude des World Trade Center steigen ließ.
Stunde um Stunde taumelten rußgeschwärzte Menschen aus den Bürosilos. Sie hatten um ihr Leben gefürchtet. Viele mußten gestützt werden, viele ins Krankenhaus. Einige hatten sich auf die Dächer geflüchtet und wurden mit dem Hubschrauber gerettet. Eine gehbehinderte Frau wurde in ihrem Rollstuhl von zwei Kollegen 66 Stockwerke hinab ins Freie getragen. Schwangere erhielten über das Telefon ärztliche Verhaltenstips, bevor sie sich auf den mühselig-langen und gefährlichen Weg nach unten machten. Für mehrere Schulklassen wurde der Tagesausflug zum "Top of the World" ein Abenteuer-Trip mit glücklichem Ausgang. Sie werden ihn ebensowenig vergessen wie Leutnant Sherwood von der New Yorker Feuerwehr, der irgendwo ein Loch in die Wand schlug, um einen Fahrstuhl zu erreichen, in dem ein paar Dutzend verängstigte Kinder festsaßen. "Es war großartig," erzählte der Feuerwehr- Retter später, "die haben mir die Hände entgegengestreckt, als wäre ich der liebe Gott!"
Inzwischen sind die ersten Schockwellen abgeklungen. Die Bewohner der Millionenmetropole sind so schnell durch nichts zu erschüttern, selbst von einer Bombenexplosion nur vorübergehend. Jogger, Rollschuhfahrer, Spaziergänger mit und ohne Hund machen an den hellblauen hölzernen Barrieren der Polizei halt, um einen Blick zu der Garageneinfahrt mit dem verbogenen Eisentor hinüberzuwerfen. Sie schauen an den verlassenen Gebäuden hinauf, sehen die eingeschlagenen Fensterscheiben, stellen sich vor, wie denen zu Mute gewesen sein muß, die dort oben nach Luft rangen und der Verzweiflung nahe waren. Unterdessen kriechen Sprengstoff-Experten auf allen Vieren durch Lobby und Garagentrümmer, um Fragmente aufzulesen, die im Labor die einzige These erhärten sollen, die Sinn macht: daß eine Autobombe das Unglück ausgelöst hat.
Weil es für die Spurensucher anfangs zu riskant war, sich in die Nähe des Epizentrums zu wagen, gehen die Ermittlungen nur schleppend voran. Mario Cuomo, der Gouverneur des Staates New York, hat zuerst ausgesprochen, was alle dachten: Was sonst könnte eine Explosion dieses Ausmaßes verursacht haben?
FBI-Direktor Sessions informierte den Präsidenten und setzte sich mit seinem CIA-Kollegen Woolsey in Verbindung. Der Geheimdienst kennt sich mit den Terroristengruppen in aller Welt aus.
Präsident Clinton benutzte eine Rundfunkansprache am Wochenende dazu, die Zusammenarbeit der Bundesbehörden anzubieten und zu geloben: "Wir werden herausfinden, wer für diese Tat verantwortlich ist und warum sie begangen wurde. Die Amerikaner sollen wissen, daß wir alles in unserer Macht stehende tun, um ihre Sicherheit auf den Straßen, am Arbeitsplatz und zu Hause zu gewährleisten." Außenminister Christopher verriet, daß amerikanische Dienststellen auf der ganzen Welt zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen worden sind. In der Bundeshauptstadt Washington sind die Sicherheitsbeamten angewiesen worden, besondere Vorsicht walten zu lassen. Kontrollen werden etwas gründlicher durchgeführt, aber von Panik ist nichts zu spüren. Immerhin: Die Atmosphäre erinnert an die Zeit des Golf-Krieges, als mit Terroranschlägen gerechnet wurde.
Daß es sich beim Anschlag in New York um die Tat von Terroristen gehandelt haben könnte, gilt bisher als unwahrscheinlich: Zum einen wurden noch keine Spuren von Plastiksprengstoff, sondern nur von Nitrat gefunden, was den Täterkreis beliebig erweitert; zum anderen gab es vorab keine Ankündigung, wie man sie von terroristischen Vereinigungen kennt. Erst Stunden nach der Explosion meldeten sich die ersten "Bekenner".
Insgesamt waren es neunzehn. Nur einer hat die Ermittler aufhorchen lassen: Ein Mann mit starkem Akzent begründete den Anschlag mit den blutigen Kämpfen zwischen Serben und Kroaten im ehemaligen Jugoslawien. Der Anschlag erfolgte kurz nach Ankündigung des Präsidenten, daß die USA Hilfsgüter über Bosnien abwerfen würden.
Kroatische Separatisten sind für drei Anschläge in New York Mitte der siebziger Jahre verantwortlich gemacht worden. Ohne in eine bestimmte Richtung zu weisen, erklärte Außenminister Christopher eine politische Verbindung zu dem Attentat vom Freitag für denkbar.
Denkbar ist auch eine Verbindung zu dem Anschlag auf CIA-Mitarbeiter in Washington vor wenigen Wochen. Ebenfalls nicht auszuschließen ist ein Racheakt eines Mitarbeiters der Hafenbehörde. Selbst wenn die Kosten an Menschenleben zur allgemeinen Erleichterung in Grenzen blieben, ist der Schaden für New York und seine Geschäftswelt enorm: Das World Trade Center beherbergt zehn Prozent des Büroraums von "Lower Manhattan". Eine Japanische Bank hat ihre Verluste aufgrund der geschäftlichen Zwangspause allein mit 20 Millionen Dollar pro Tag errechnet. Doch mehr noch sitzt den Amerikanern der Schreck über die Tat selbst in den Gliedern. Ein Senator hatte gleich eine Therapie parat: Todesstrafe für Terroristen.
Die Frankfurter Gruppe der Umweltschutzorganisation Greenpeace wird am heutigen Montag ab 18.30 Uhr an der Hauptwache mit einer Dia-Show auf Großleinwand für die Rettung der Wale werben. Greenpeace möchte mit der Dia- Show für einen endgültigen Stopp sowohl des kommerziellen als auch des wissenschaftlichen Walfangs eintreten.
Nur zwei von sieben angesetzten Begegnungen konnten an diesem Spieltag in der Kreisliga A Frankfurt, Gruppe Nord, ausgetragen werden. Zum einen erkämpfte sich Italia-Reserve gegen Tabellenführer Nieder-Erlenbach beim 1:1 verdientermaßen einen Punkt. In der zweiten Partie überraschte die abstiegsbedrohte Germania aus Ginnheim mit einem Auswärtserfolg bei Concordia Eschersheim.
Concordia Eschersheim - Germania Ginnheim 0:2 (0:0). Tore: Kort und Dobritzsch. Beste Spieler: Bauer, The, Mook, Gagel und Stadler bei Ginnheim.
Italia Reserve - TSG Nieder-Erlenbach 1:1 (1:0). Tore: Petriglieri für Italia, O. Schnepf für Nieder-Erlenbach. Beste Spieler: Disirio, Pavia, Lombardi, Gibaldi, Philippo, Förster, Vasquez, Demir, Petriglieri, Incatasciato und Surovic bei Italia.
In der Gruppe Ost konnte sich Delfini/Italia Enkheim nach einem souveränen Sieg über Verfolger SG Bornheim GW (4:0) an die Tabellenspitze schießen, denn der bisher an erster Stelle stehende SV Croatia kam beim AC Mladost Bornheim nicht über ein 2:2 hinaus. Auf dem zweiten Platz, ebenfalls mit acht Verlustpunkten, steht nach einem sehr glücklichen 4:3- Sieg über JUZ Fechenheim nun der BSC 1919, gefolgt von Croatia (neun Minuspunkte) und der Spielgemeinschaft von GSU/Pansereikos (zehn Verlustpunkte). Nachdem am vergangenen Wochenende Borussia Sachsenhausen mit 0:17 gegen Croatia unter die Räder gekommen war, erwischte es an diesem Wochenende den SV Sachsenhausen beim SSV Heilsberg mit 0:11 - beide Sachsenhäuser Mannschaften müssen sich wohl mit dem Abstieg vertraut machen. Ausgefallen ist die Begegnung FFC Olympia - DJK Schwarz-Blau.
AC Mladost - SV Croatia 2:2 (1:2). Tore: Zecevic und Barisic für Mladost, Samardic und Zabraja für Croatia.
TSV Taras - GSU/Pansereikos 0:4 (0:0). Tore: Tsinarakis (2), Hadi und Svetko.
Spvgg. Ostend 07 - Borussia Sachsenhausen 2:1 (2:0). Tore: Detzen (2) für Ostend und Eigentor Ostend für Sachsenhausen.
BSC 1919 SW - JUZ Fechenheim 4:3 (2:2). Tore: Postel (2), Pompe und Scherpf für den BSC, S. Ben Neticha, H. Müller und M. Ben Neticha für Fechenheim. Beste Spieler: Postel, Gimbel, Burkhard und Salinas beim BSC.
Delfini/Italia Enkheim - SG Bornheim GW 4:0 (3:0). Tore: Furia (2), Genua und De Francesco.
SSV Heilsberg - SV Sachsenhausen 11:0 (3:0). Tore: Schwarz (4), Nowak (2), Schmidt (2), H. Melchert, Feuchter und Wohlgemuth.
Spvgg. Kickers 1916 - FSV Bergen 3:1 (0:0). Tore: Cvijanovic (3) für Kickers 16, Knöffel für Bergen. Bester Spieler: Rajnprecht bei Bergen.
Mit dem Sieg der SG Praunheim über die Progres Reserve, dem doppelten Punktgewinn von City und dem Remis von Tabellenführer Weiß-Blau ist das Spitzenquartett der Gruppe West noch enger zusammengerückt. Weiß-Blau steht jetzt mit einem Zähler Vorsprung vor City und zwei Punkte vor Praunheim und der Progres Reserve. Klare Verhältnisse dagegen am Tabellenende: Nach dem Erfolg über Grün- Weiß hat der FSV Hellas nun ein Sieben-Punkte-Polster gegenüber den Kellerkindern von der SG 28, Grün-Weiß und Blau-Gold.
PSV Grün-Weiß - FSV Hellas 0:3 (0:1). Tore: Aslanidis (2) und Orfanopoulos. Beste Spieler: Da Silva, Schneider, Hilbert und Atado bei Grün-Weiß, Aslanidis und Triandafilidis bei Hellas.
Barisspor - FC 66 4:0 (1:0). Tore: Ibo (3) und Arthur. Beste Spieler: Achmet, Levent und Tayfunbei Barisspor.
FC City - SG Griesheim 6:0 (1:0). Tore: Fatih (3), Kadir, Sadettin und Neco. Beste Spieler: Neco und Bilal bei City, Lwowski und Holler bei Griesheim.
SG Bockenheim - SC Weiß-Blau 1:1 (1:1). Tore: Baumann für Bockenheim, Kosok für Weiß-Blau. Beste Spieler: Liuzzo und Woywod bei Weiß-Blau.
SG 28 - ESV Blau-Gold 5:0 (2:0). Tore: Flach, Anker, Schanz, Leus und Weißbecker für die SG 28.
SW Griesheim - SG Westend 5:0 (2:0). Tore: E.Sas, Hildsberg, Mellino und Richter (2). Beste Spieler: Scholz und Spachmann bei Griesheim.
SG Praunheim - FV Progres Reserve 3:2 (0:0). Tore: Kammerer und Thiel (2) für Praunheim, Novac und Juric bei Progres. Beste Spieler: M. Bolz, Grundmann, Kammerer, D. Metz, Speyer, Schell, Schmitt, Born, Thiel, Heller, Sill, P. Bolz und S. Metz bei Praunheim. chs
FRANKFURT A. M. "Vier Jahre rot- grüne Verkehrspolitik - was hat's gebracht und wie geht's weiter?" Diese Fragen wollte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit den Verkehrsexperten der Stadtverordnetenfraktionen diskutieren. Etwa 50 Besucher folgten der Einladung des Frankfurter VCD-Kreisverbandes in das Bürgerhaus Griesheim.
Zwar nannte Moderator Florian Schwinn die Diskussion "keine Wahlkampfveranstaltung, sondern eine Veranstaltung im Wahlkampf", doch Isa Petersohn (SPD), Wolfgang Stammler (CDU) und Uli Baier (Grüne) nutzten natürlich die Möglichkeit, um auch das Programm ihrer Parteien darzustellen. Komplettiert wurde das Podium durch Bertholt Birkner, der die Ansichten des gastgebenden VCD einbrachte. Neben vielen "ausbaufähigen Bereichen", sah Birkner in einigen Punkten die letzten vier Jahre auch positiv: "Umweltticket, Nachtbusnetz, Tempo-30-Zonen, Busspuren und mehr Fahrradwege - das sind gute Signale".
Darüber hinaus wünscht er sich vor allem keine weiteren Schnellstraßen, wie beispielsweise den geplanten Anschluß der A 66 an die A 661 bei Seckbach und Bergen-Enkheim. Eine konsequente Politik müsse das Autofahren in Frankfurt begrenzen, den Parkraum verknappen und Tempo 30 flächendeckend einführen - auch auf den sogenannten Grundnetzstraßen. Die Stelle eines Fußwegbeauftragten würde er gerne eingerichtet und die des Fahradbeauftragten langfristig gesichert sehen.
Noch mehr Beauftragte, das kann sich Isa Petersohn (SPD) angesichts der Finanzlage der Stadt nicht vorstellen. Sie schlägt vor, in jedem Ortsbeirat einen Fußwegbeauftragten aus deren Reihen zu ernennen, was im Fall der Kinderbeauftragten bereits erstaunlich gut funktioniert habe. Um das Umland besser in den öffentlichen Nahverkehr einzubinden, setzt sie auf den neu entstehenden Rhein-Main Verkehrsverbund.
Die Verkehrspolitik der letzten Legislaturperiode sei eine Phase des Übergangs gewesen: "Wir haben praktisch bei null anfangen müssen", meinte sie im Hinblick auf die Zeit der CDU-Regierung. In den nächsten vier Jahren werde eine rot- grüne Koalition die Ansätze fortführen und Programme zu Ende führen. Dabei schloß sie auch das Umweltticket mit ein, für das weiterhin konstant 22 Millionen Mark an Zuschüssen vorgesehen sei.
Keine große Differenzen zu Rot-Grün sieht Wolfgang Stammler (CDU) in einigen Bereichen der Verkehrspolitik: "Auch wir sind für Tempo-30-Zonen und für Parkplaketten. Man hätte es aber wirkungsvoller und kostengünstiger machen können." Der Trend zur Verkehrsberuhigung sei erst vor zehn Jahren aufgekommen: "Auf den Zug sind alle gleichermaßen aufgesprungen." Unterschiede gebe es vor allem in "wichtigen Bereichen", wie dem Bau oder Nicht-Bau von U- Bahn-Linien, von Straßen oder dem Riederwaldtunnel. Dort habe die amtierende Regierung praktisch nichts geleistet.
Man dürfe nicht nur auf die Wohngebiete schauen: "So wichtig das ist, Frankfurt ist eine Wirtschaftsmetropole und braucht auch leistungsfähige Straßen." Das Umweltticket sei zwar für die Frankfurter erfreulich, aber es erfasse nicht das Problem der riesigen Pendlerströme. Wegen der Haushaltslage könne man wahrscheinlich nicht mehr davon ausgehen, daß es nach dem laufenden Doppelhaushalt 1992 / 93 weiterexistiere.
"Schmerzliche Entscheidungen" will Uli Baier (Grüne) in der nächsten Legislaturperiode durchsetzen: "Wir wollen, daß nicht jeder zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu jedem beliebigen Ort fahren kann."
Um dies besser und schneller verwirklichen zu können, setzt er auf die Schaffung eines eigenen Verkehrsdezernates. Da momentan verschiedene Ämter für Teilbereiche der Verkehrsplanung zuständig seien, könnten durch das neue Dezernat Reibungsverluste vermieden werden.
Finanziert werden könne dies durch Umschichtungen an anderen Stellen. Damit sprach Baier einen Streitpunkt zwischen Grünen und SPD an, die das Vorhaben für zu teuer hält.
Sollte das rot-grüne Bündnis auch nach der Kommunalwahl bestehen, wird das Verkehrsdezernat vermutlich eines der Themen der Koalitionsverhandlungen sein. laf
Zwei Wirtschaftsthemen standen bei den Gesprächen in Südkorea zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem neuen Staatspräsidenten Kim Young- Sam auf der Tagesordnung: die Fabrikautomation und der geplante Hochgeschwindigskeitszug. Das asiatische Land hat sich für den Schnellverkehr auf der Schiene entschieden - aber welcher Zug soll in Zukunft von Seoul nach Pusan fahren? In einem Ausschreibungsverfahren konkurrieren der deutsche Intercity Express (ICE), der japanische Shinkansen und der französische Train à Grande Vitesse (TGV) miteinander.
Vor etwa einem Jahr besuchte eine kleine Gruppe koreanischer Ingenieure die ICE-Herstellerfirmen in der Bundesrepublik. Ihr abschließendes Urteil war eindeutig: Fasziniert von dem technologischen Standard plädierten die Experten für den ICE. Mittlerweile sind in Fernost jedoch Zweifel an der Ausgereiftheit des deutschen Produkts aufgekommen. Denn die ICE-Köpfe wurden des öfteren wegen technischer Pannen zurückgerufen. Und hinter vorgehaltener Hand beanstanden die Koreaner die im internationalen Vergleich geringe Erfahrung der Deutschen mit Hochgeschwindigkeitszügen. Schließlich rollt der ICE nach Fahrplan erst seit Juni 1991, der TGV von Paris nach Lyon hingegen schon zehn Jahre länger und der Shinkansen von Tokio nach Osaka bereits seit 1964.
Somit gelten die Japaner als die eigentlichen Pioniere und die technisch versiertesten Hersteller. "Als Anbieter sind sie jedoch der von allen Konkurrenten am wenigsten gelittene Partner", meint Ulrich Hann. "Die Koreaner erwarten von den Japanern, daß sie sich endlich für die in der Kolonial- und Kriegszeit erlittene Schmach entschuldigen", erläutert der auf Korea spezialisierte Unternehmensberater aus Bergisch Gladbach. Außerdem will man die schon bestehende technologische Abhängigkeit von Nippon nach Möglichkeit nicht noch größer werden lassen. Also schauen die Koreaner nach Europa und hoffen auf preisgünstigere Angebote.
Der Wettbewerb zwischen Deutschland, Frankreich und Japan weist aber noch andere pikante Aspekte auf. Die Bundesbahn und die ostjapanische Eisenbahn, eines der sieben unabhängigen Schienenunternehmen im fernöstlichen Inselstaat, haben sich nämlich im November 1992 darauf verständigt, bei der zukünftigen Entwicklung von automatischen Fahrkartensystemen, der elektronischen Strekkenführung und Hochgeschwindigkeitszügen zusammenarbeiten zu wollen. So wird Japan in Korea wahrscheinlich auch dann mitfahren, wenn Deutschland das Rennen macht - und umgekehrt.
Die Koreaner selbst sähen, wie es aus Ingenieur-Kreisen heißt, am liebsten eine Zusammenarbeit der Deutschen mit den Franzosen. Doch auch sie ist nicht unproblematisch. Seit den Franzosen wegen Taiwan einige geplante Geschäfte mit der Volksrepublik China geplatzt sind, versuchen sie, auf die Koreaner Druck auszuüben. "Das ist so ungefähr das falscheste, was man tun kann", meint Berater Hann, denn diese typisch europäische Manier der Politik widerstrebt der koreanischen Mentalität zutiefst. "Mit Zuckerbrot und Peitsche kann man dort nicht verhandeln", erläutert der Experte, der deutsche Manager für Korea trainiert. "Der koreanische Weg besteht vielmehr darin, sich durch Taktgefühl, Augenmaß und Höflichkeit gewinnen zu lassen." Auch andere ausländische Kenner behaupten, daß die neue Regierung in Seoul rüdem Druck aus dem Ausland nicht nachgeben werde und sich die Chancen für die deutschen Anbieter verbesserten.
Undurchsichtig bleibt jedoch allemal, inwieweit letztlich politisches Kalkül die Vergabe des Fünf-Milliarden-Mark-Projektes bestimmt. "Koreaner lassen sich grundsätzlich nicht vorher in die Karten schauen", berichtet Hann, "denn das widerspricht konfuzianistischem Denken." Also entscheidet einzig eine geschickte und der südostasiatischen Mentalität angepaßte Verhandlungsstrategie Kohls und der Vertreter der Industrie darüber, ob der Zug für Deutschland abfährt oder nicht. Wer den Zuschlag erhält, bleibt vorerst offen. SONJA KLUG
Eine unterschiedlich starke Besetzung wiesen die Waldlaufmeisterschaften des Leichtathletikbezirks Frankfurt auf einer schneebedeckten Strecke in Merzhausen auf, die die Wintersonne um die Mittagszeit nicht leichter machten. Sieger über 10 000 m der Männer (Langstrecke) wurde Oliver Weber (Usinger TSG) mit 35:54,9 Min. Auf den Plätzen folgten Grimm (TGM Jügesheim) in 36:11,6 und Riedel (TV Gelnhausen) in 37:02,8 Minuten.
In diesem Wettbewerb fehlte die Spitze nahezu komplett. Dies traf nicht zu für die Mittelstrecke der gleichen Altersklasse, die 2820 m zu bewältigen hatte. Dieser Wettkampf wurde eine Angelegenheit der Frankfurter Eintracht mit Enrique Tortell in guten 8:42,6 an der Spitze vor Patrick Schellhammer (LAZ Bruchköbel) in 8:44,9 und Henning Schmidt (Eintracht Frankfurt) in 9:8,5. Mit Tortell, Schmidt und Seifert wurden die Riederwälder auch Mannschaftsmeister. Bei den Junioren, die die gleiche Distanz zu bewältigen hatten, dominierte der Offenbacher LC mit Michael Völker in 8:45,9 , Oliver Wohllebe in 8:58,3 und Darko Leo in 9:07,7 auf den drei ersten Plätzen, was auch den Mannschaftstitel einbrachte.
Für einen weiteren Sieg der Frankfurter Eintracht sorgte Gabi Huber im 3600- m-Lauf der Frauen in 13:05,3 Min. vor Agnes Wiesner (TSV Friedberg-Fauerbach) in 13:27,7 und Angelika Schöpplein (SSC Hanau-Rodenbach) in 13:27,8. Auch hier gewann SSC Hanau-Rodenbach den Mannschaftswettbewerb. -ch
In der Bezirksliga Friedberg sorgte Bezirksoberligaabsteiger Kaichen durch einen 1:0-Erfolg beim bisherigen Spitzenreiter Klein-Karben Reserve für die Überraschung des Rückrundenauftakts. Vom Klein-Karbener Ausrutscher profitierte der VfR Butzbach, der zu Hause gegen Niederwöllstadt zwar über ein 2:2 nicht hinauskam, aber dennoch die Tabellenführung übernahm. Im Abstiegskampf verbuchte Aufsteiger Obermörlen einen wichtigen 4:0- Auswärtserfolg beim Schlußlicht SSV Kloppenheim.
KSV Klein-Karben Reserve - FC Kaichen 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Strauch. Beste Spieler bei Klein-Karben Peter und Heiden, bei Kaichen Weber und Poser.
SSV Kloppenheim - SV Obermörlen 0:4 (0:1). Tore: 0:1 Schimpf, 0:2 Hosenseidl, 0:3 und 0:4 Kress. Beste Spieler bei Kloppenheim Kehl und Wagner, bei Obermörlen Palitov und Kress.
VfR Butzbach- SV Niederwöllstadt 0:2 (0:0). Tore: 0:1 und 0:2 Kraft, 1:2 Bingel, 2:2 Mader. Beste Spieler bei Butzbach Schulz und Meinecke, bei Niederwöllstadt Wagner und Yüceler. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Kraft (N).
SC Dortelweil - FC Niederflorstadt 0:0. Beste Spieler bei Dortelweil Kinkel und Metiner, bei Florstadt Zimmer und Reuß.
VfR Ilbenstadt - KSV Bingenheim 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Hinkel, 1:1 Meusel, 2:1 Humpel. Beste Spieler bei Ilbenstadt Weber und Haas, bei Bingenheim Hinkel und Stete.
FC Ober-Rosbach - TuS Rockenberg 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Schütz. Beste Spieler bei Ober-Rosbach Rosenfeld und Wörner, bei Rockenberg Bingel und Baier. bo
In der Bezirksliga Hochtaunus kam es am Wochenende nur zu einem dezimierten Programm. Das Spitzenspiel zwischen der Spielvereinigung Bad Homburg und dem FSV Friedrichsdorf fand allerdings statt und endete mit einem 3:2-Erfolg des Spitzenreiters. Dagegen mußte der SV Stierstadt durch ein 0:2 gegen die TG Wernborn eine weitere empfindliche Heimschlappe einstecken.
Spvv. Bad Homburg - FSV Friedrichsdorf 3:2 (0:2). Tore: 0:1 Herbert, 0:2 Möller, 1:2 Skeledzic, 2:2 Traut, 3:2 Kranz. - Besondere Vorkommnisse: Grad (Spvgg. Bad Homburg) hält einen Foulelfmeter von Hausmann (FSV), Neubauer (FSV) hält einen Foulelfmeter von Skeledzic (Spvgg.). - Beste Spieler: Faller, Brüssow (BH), Reichert, Ellmers (F).
FV Stierstadt - TG Wernborn 0:2 (0:0). Tore: 0:1, 0:2 Wolfram Baum. - Besondere Vorkommnisse: Marx (S) sieht die Rote Karte wegen Notbremse. - Beste Spieler: Geschlossene Mannschaftsleistung (W).
FC Oberursel - SG Hausen 3:0 (2:0) Tore: 1:0 Friedrich (Handelfmeter), 2:0 Friedrich, 3:0 Remy. - Beste Spieler: Geschlossene Mannschaftsleistung (O), Veidt, Hänisch (H).
Eintracht Oberusel - DJK Bad Homburg 0:0. Besonderes Vorkommnis: Oral (DJK) schießt einen Foulelfmeter über das Tor. - Beste Spieler: Geis (BH).
SC Weißkirchen - SV Seulberg 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Schwipps, 1:1 Hohmann. - Besonderes Vorkommnis: Göll (S) hält einen Handelfmeter von Peter Krämer. - Beste Spieler: Itter (W), Göll (S).
SCCP Bad Homburg - SC Inter Oberursel 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Marziano, 1:1 Santos. - Beste Spieler: Santos (BH), Potensa (O). mar.
Weitgehend unverändert ist die Tabelle nach dem 20. Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt, Gruppe West. Die Spvgg. Oberrad gewann ihr Spiel in Rodheim und liegt weiter einen Punkt vor Germania 94. Rodheim bleibt Dritter mit nun fünf Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter. Der Ausfall der Spiele Tempelsee - Rödelheim, Steinfurth - Nieder Weisel und Reichelsheim - Ockstadt strich den Spielplan stark zusammen.
Rot-Weiss Frankfurt II - Kickers Offenbach II 1:1 (1:0). Es war ein verdientes Unentschieden. Rot-Weiss hatte zu Beginn die besseren Spielanteile und hätte das Spiel für sich entscheiden müssen. Im Schlußspurt holten die Offenbacher mächtig auf, so daß Rot-Weiss letztlich mit einem Punkt zufrieden sein kann. Kruse erzielte den Führungstreffer per Freistoß. Zehn Minuten vor Schluß schaffte De Angelis den Ausgleich.
1. FC Hochstadt - Vatan Spor Bad Homburg 5:3 (1:1). In der ersten Spielhälfte war Vatan Spor emsiger, agiler und eifriger als die Gastgeber, ohne jedoch den letzten entscheidenden Druck zu machen. So konnte sich Hochstadt nach dem Wechsel steigern und doch recht sicher gewinnen. Tuomi brachte Vatan Spor nach zwei Minuten in Führung, im Gegenzug glich Kraft aus. Weitere Torschützen für Vatan Spor waren Oezdemir (50.) und Taskiran (60.), bei Hochstadt trafen Soare (55. und 57.), sowie Neumeier (65. und 82.), der damit nach neunmonatiger Verletzungspause gleich zum Matchwinner wurde. Kurz vor Schluß erhielt Oezel (Vatan Spor) die rote Karte wegen einer Tätlichkeit gegen einen Zuschauer.
SG Ober-Erlenbach - Bad Vilbel II 2:5 (1:2). Bad Vilbel war dem Gegner in allen Belangen überlegen, Ober-Erlenbach war ohne Chance gegen die sicheren Bad Vilbeler. Die Tore für die Gastgeber erzielten Bauer (11.) und Wessony (87.). Auf seiten der Bad Vilbeler waren Crom (22.), Lorentz (34., Handelfmeter und 72.) und Wrage (83. und 89.) erfolgreich. Der Ober- Erlenbacher Mischke sah in der 75. Minute die rote Karte wegen einer "Notbremse".
Germania 94 Frankfurt - FSV Bischofsheim 3:1 (1:1). In der ersten Halbzeit konnte Bischofsheim noch sehr gut mithalten, nach dem Seitenwechsel wendete sich das Blatt und Germania 94 gewann mehr und mehr Oberwasser. Gegen Ende der Partie waren die Frankfurter deutlich überlegen, was aber auch daran lag, daß Bischofsheim drei Zeitstrafen wegen Mekkerns erhielt. Milinovic (18.) brachte Germania in Führung, Bode (35.) glich aus. Die Einwechslung von Massa bei Germania sorgte für viel Druck. Ritnik (75.) und Milinovic (83.) sorgten für die beiden Treffer zum Sieg.
SG Rodheim - Spvgg. Oberrad 1:2 (0:1). Beide Mannschaften litten unter den schlechten Platzverhältnissen. Rodheim war in der ersten Hälfte zu passiv und überließ den Gästen das Spiel. Heuser brachte Oberrad nach einer halben Stunde in Führung. Nach dem Wechsel war Rodheim am Drücker, baute ein gutes Spiel auf und hatte sehenswerte Torszenen. Doch ein Freistoßtor von Heuser brachte die Entscheidung zugunsten Oberrads. Schmitt schaffte lediglich noch den Anschlußtreffer. Oberrad agierte insgesamt cleverer.
Spvgg. Fechenheim - FC Dietzenbach 2:0 (0:0). Die Spielanteile waren verteilt auf beiden Seiten. Dietzenbach trat überaschend schwach auf, Fechenheim hatte einen härteren Gegner erwartet. Bei Fechenheim fehlten drei Spieler aus der Stammelf, dennoch hatten die Gastgeber gute Torchancen. Degas (58.) erzielte die Führung. Im Anschluß setzte Dietzenbach alles auf eine Karte, und ein Kontertor von Thomas Hofmann (89.) entschied das Spiel zugunsten der Gastgeber. -oli-
Drei Spielausfälle, zwei Platzverweise und der erste Saisonsieg des Aufsteigers TSV 07 Höchst (1:0 gegen Mitaufsteiger Eintracht Windecken) prägten den 20. Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost. Germania Bieber (5:1 gegen die KSG Ober-Seemen) heißt der Sieger des Tages, rückte hinter den TSV Lämmerspiel (das wegen der Teutonia-Platzsperre auf neutralem Gelände in Obertshausen geplante Derby gegen Hausen fiel überraschend aus) auf Rang zwei vor. Golub (Weiskirchen) und Heckler (Windecken) waren die ersten Rot- Sünder im neuen Jahr.
Germania Niederrodenbach - SG Nieder- Roden 1:1 (0:0). Der Titelanwärter kam erst nach der Halbzeit auf Touren, nur Kirchner (65.) nutzte eine der zahlreichen Chancen. Nach einer Zeitstrafe gegen Cataldo (80.) warfen die Rodgauer, die vor der Pause dominierten, alles nach vorne und kamen in der letzten Minute durch Bogisic per Kopfball zum verdienten Gleichstand. Torjäger Frey (Wegbereiter des Tores) und Routinier Trimhold kamen nach schwacher Trainingsleistung erst nach der Pause, was sich positiv beim FCG niederschlug. Torwart Ungefroren und Yilmaz imponierten.
FC Hanau 93 - Sportfr. Seligenstadt 5:2 (1:0). Die Revanche für die 2:8-Pleite gelang nicht ganz. Obgleich Huth (46.) die Pausenführung von Silz (34.) ausgleichen konnte, zogen die konditionsstärkeren Platzherren durch Trageser (53./FE und 80.) sowie Jablonski (58./70.) unaufhaltsam davon. Huth nahm auch das 5:2 (88.) auf seine Kappe. Kaden sowie Silz und Jablonski ragten beim Sieger heraus, Torwart Beyer und Krapp gefielen beim Gast, der Ex- Profi Peter Löhr ab 93/94 als neuen Spielertrainer verpflichtete.
Spvgg. Weiskirchen - FSV Ravolzhausen 3:2 (2:1). Wunschgemäß erzielte Wünsch (26.) mit einem tückischen Freistoß-Aufsetzer aus 25 Metern das 0:1, nach einem Lattenabpraller von Agnetelli egalisierte Quell (30.). Schroth (37./77.) erzielte den Pausen- respektive Endstand. Dazwischen hatte Rücknagel (75.) den Rückstand ausgeglichen. Andreas (W) zielte ferner gegen den Pfosten, Schroth zweimal freistehend daneben. Wermutstropfen war der Platzverweis gegen Golub (90.) wegen Stoßens.
TSV Höchst - Eintracht Windecken 1:0 (0:0). Kube (89.) löste im Gelnhäuser Stadtteil einen Riesenjubel aus, wenngleich der erste Erfolg zu spät kommen dürfte. Beim Kopfball des Schützen verharrte Griesenbruich auf der Linie, trug damit erneut entscheidend zur Niederlage bei. Der CSFR-Import Melicharek blieb ebenso wie Schäfer fast alles schuldig, Hecklers Platzverweis vergrößert die Not.
Spvgg. Seligenstadt - SG Bruchköbel 1:1 (1:1). Die spielerischen Glanzlichter fehlten, Kampf und Hektik überwogen nach der langen Winterpause. Jäsche (10.) gelang das 1:0, Drefs (26.) markierte im Anschluß an einen Abpraller frühzeitig den Endstand. Rubin (Pfosten/13.), Jäsche und Miro sowie der stets gefährliche Bieber (B) ließen die besten Möglichkeiten verstreichen. Kosch (B) schied mit einer schweren Fußverletzung (Bänderriß?) aus. Hefter, Brecht, Rubin (S) sowie Torwart Alraum, Drefs und Bieber (B) verdienten Bestnoten.
Germania Bieber - KSG Ober-Seemen 5:1 (2:0). Nach der schmeichelhaften Halbzeitführung durch Vogel (20.) und Kissler (26.) kehrte am Waldhof der Schlendrian ein. Zaroukian (58.) verkürzte, aber Ehlert (63.), Simnmer (73.) und Mailänder (82.) sorgten doch noch für eine kräftige Packung für den Gast aus dem Vogelsberg. Kissler und Monetti (B) sowie Mesina (ließ zwei gute Chancen aus) und Torwart König (O) ragten heraus. hdp
Die beiden Tabellenersten der Bezirksliga Büdingen, SV Phönix Düdelsheim (in Nidda) und SV Mittel-/Nieder-Seemen (gegen Rohrbach), kamen wegen Unbespielbarkeit der Plätze nicht zum Zuge, die Partie des Mitbewerbers SV Orleshausen gegen FC Alemannia Gedern wurde auf 16. März verlegt. Der SV Calbach (4:3 Derbysieger in Hainchen) sowie der VfR Ulfa (2:1 in Bindsachsen) hießen die Sieger des Tages. Oberau (1:0 gegen Schotten) und Kefenrod (3:1 gegen Rommelhausen) probten am Tabellenende den Aufstand.
VfR Hainchen - SV Calbach 3:4 (1:3). Tore: 0:1 Berg, 0:2 Thomas Schamma (FE), 1:2 Eckhardt, 1:3 Bopp (Eigentor), 2:3 Thomas, 2:4 Thomas Schamma, 3:4 Nuhn. - Beste Spieler: Adam (H) sowie Thomas Schamma (C).
Sportfreunde Oberau - Blau-Weiß Schotten 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Günther (50.). - Beste Spieler: Köhler, Günther (O) sowie Eberheim, Braun (S). - Besondere Vorkommnisse. Rote Karten für Hasan Mustapha (S) wegen Schiedsrichterbeleidigung (74.) sowie Winkler (O) wegen wiederholten Foulspiels (82).
VfB Höchst - SG Steinberg/Glashütten 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Wenzel, 2:0 Eichenauer (FE). - Beste Spieler: Eichenauer, Wenzel (H) sowie Unger (SG). - Besonderes Vorkommnis: Ritzel (SG) traf in der 70.Minute die Latte.
TV Kefenrod - FC Rommelhausen 3:1 (2:1). Tore: 1:0 Dziencs, 2:0 Peuker, 2:1 Kuntz (FE), 3:1 Dziencs. - Beste Spieler: Schreiner, Jäger, Dziencs (K) sowie Torwart Schmitt, Kuntz (R).
SG Bindsachsen - VfR Ulfa 1:2 (1:1). Tore: 1:0 Schrimpf, 1:1 Majcan, 1:2 Hohmeier. - Beste Spieler: Schleucher (B) sowie Majcan, Jörg Schmidt (U). hdp
Erzählcafé im Rothschildpark einmal anders: Nicht nostalgische Erinnerungen und erlebte Vergangenheit waren das Thema der beiden Redner. "Einerlei Gesetz und einerlei Recht soll gelten für euch und für den Fremden, der bei euch wohnt", wie es schon Moses vor 3000 Jahren mit anscheinend größerem Verständnis für beide Seiten gefordert hat.
Ülkü Schneider-Gürkan, Gründerin und Vorsitzende des Türkischen Volkshauses in Frankfurt, und Detlef Lüderwaldt, Pfarrer und seit 1972 Leiter des von beiden christlichen Kirchen begründeten Initiativausschusses für ausländische Mitbürger, beschworen jüngste Frankfurter und hessische Vergangenheit, vor allem die türkischen Mitbürger, die Muslime, betreffend. Auch Türken meldeten sich bei der anschließenden lebhaften und verständnisvollen Diskussion zu Wort. "Warum werden wir von allen in der Stadt ansässigen Ausländern am wenigsten gemocht, obwohl wir die größte Zahl der Akademiker stellen, aber auch die größte Zahl der Sonderschüler?" wurde von Türken gefragt.
Auch Katholiken und Protestanten hätten gelernt, miteinander zu leben. Es werde und müsse in Zukunft auch mit den Moslems möglich sein, sagte Detlef Lüderwaldt. Während seiner Zeit als Entwicklungshelfer in Marokko hat er Land, Leute und ihre großzügige Freundlichkeit kennengelernt. Nichts habe ihm mehr Eindruck gemacht, als Anfang der 70er Jahre 5000 illegal nach Hessen eingeschleuste Türken in Frankfurt im Sonntagsanzug gemessen demonstrierten. Er zitierte den damaligen Bericht aus der FR. Die Menschen waren ohne jegliche Rechte und wurden ständig mit Abschiebung bedroht. Die Regierung Oswald schickte sie zwar nach Hause, ließ sie aber legal zurückkehren. Sie wurden ja gebraucht.
Die aus einer wohlhabenden, westlich orientierten türkischen Familie kommende Ülkü Schneider-Gürkan hat in Frankfurt und Marburg studiert, bei der Arbeiterwohlfahrt gearbeitet und das türkische Volkshaus als ein heimatliches Refugium geschaffen. Im Initiativausschuß arbeitet sie mit dem Pfarrer Lüderwaldt, Fußballfan und Casablanca-Freund, zusammen. Beide streben sie die rechtlich-politische Gleichrangigkeit der Frankfurterinnen und Frankfurter an, die nichtdeutscher Herkunft sind, und fordern doppelte Staatsangehörigkeit. Auch wenn er nicht gut besucht war: Es war ein wichtiger Nachmittag. E-S
BERGEN-ENKHEIM. Ein Bild von der Verkehrssituation machte sich CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth bei einem Besuch in Bergen-Enkheim. Mehr als 40 Bürger, die trotz des schlechten Wetters der Einladung zum Treffen mit der OB- Kandidatin gefolgt waren, warteten an der Kreuzung Marktstraße/Vilbeler Landstraße geduldig auf deren Ankunft, die sich um 45 Minuten verzögerte. Grund für die Verspätung, so Petra Roth: der "übliche Stau" im Riederwald.
Den Besuch der CDU-Politikerin nutzte Peter Grimm, Mitglied der "Verkehrsinitiative Bergen-Enkheim", um auf die Belastung der Vilbeler Landstraße hinzuweisen. Dabei nannte er eine Zahl von täglich 28 000 Fahrzeugen. Nach Peter Grimms Ansicht ließe sich diese "dramatische Situation" durch den Bau weiterer Straßen - der Ostumgehung und der Verbindung zwischen den Autobahnen 66 und 661 - verbessern. Um ein erfolgreiches "Verkehrsmanagement" betreiben zu können, seien Verkehrszählungen notwendig, erklärte Petra Roth. Auch für die Planung des öffentlichen Nahverkehrs seien "aktuelle Daten über die Verkehrsströme erforderlich". Zu einer "Probefahrt" stieg die Politikerin dann selbst in den Bus der Linie 42.
Auch für die Sorgen der Bergen-Enkheimer Vereine hatte Petra Roth bei ihrem Besuch ein offenes Ohr. In der Kleingartenanlage "Hinter der Burg" wurde dabei unter anderem die Möglichkeit angesprochen, die Anlage zu erweitern und mit einem Kanalanschluß zu versehen. Vor den Kleingärtnern verteidigte Roth ihren Vorschlag, die bisher niedrige Pacht für die Gärten zu erhöhen.
In der Rettungswache Bergen-Enkheim erfuhr die Besucherin schließlich von den wachsenden Problemen der Hilfsorganisation. Dieter Mönch, CDU- Stadtverordneter und Vorsitzender der Rettungswache, wies dabei auf den Raumbedarf für Fahrzeuge und Personal hin. Im Rahmen dieses Treffens kamen auch andere Vereinsvertreter zu Wort. Petra Roth räumte ein, daß eine Etatkürzung von 20 Prozent wahrscheinlich sei, die sich dann auch auf die Vereine auswirken werde. Die Verantwortung für diese "Finanzmisere" wies sie allerdings dem rot-grünen Magistrat zu. gap
SACHSENHAUSEN. 10.05 Uhr. Die Besucher der Ausstellung "GegenGewalt" stehen Schlange bis auf den Flur hinaus. Es ist laut, kein Stuhl mehr frei. Etwa 250 Gäste sind zur Vernissage in der Studiogalerie im Bürgerhaus Südbahnhof eingetroffen. Immer wieder stolpern junge Männer über eine Rauminstallation, bringen die diagonal gespannten Nylonfäden zum Zittern und die darauf sitzenden Turtles und Hi-Mans zum Runterfallen. Ein entschuldigender Blick in die Runde. Die Herumstehenden passen auf, daß die Installation "Bildstörung" zu guter Letzt nicht aus Versehen zerstört wird. Sie ist eine von vielen Arbeiten, in denen sich Schüler zum Thema "Gewalt" äußern: direkt, ungeniert, ungeschönt.
38 hessische Schulen, allein 30 davon aus Frankfurt, haben sich an dem ungewöhnlichen Projekt beteiligt. Mehrere Monate wurde an Bildern, Skulpturen, Environments oder Videos gearbeitet. Katrin Höhmann von der Bachgauschule in Babenhausen, Doris Stambrau vom Staatlichen Schulamt und Claus-Peter Schneider, Direktor der Sachsenhäuser Freiherr-vom-Stein-Schule, erstellten das Konzept und organisierten die Ausstellung. Sie gewährt einen tiefen Einblick in das Lebensgefühl junger Menschen.
Sie haben Angst. Angst vor Krieg, vor Ökokatastrophen, vor Fremdenhaß. Die Zukunftsangst beflügelt die einen zu Widerstand, die anderen lassen sich von geschickten Werbefeldzügen einlullen. Nach dem Motto: "The United Colors of . . ."
"Mit dieser Ausstellung wollten wir neue Wege gehen", erklärte Doris Stambrau. Monate im voraus erarbeitete sie ein Konzept zur Zusammenarbeit von Schulen und Frankfurter Museen. Schüler der Bachgauschule besuchten das Liebieghaus, nahmen an Werkstattagen teil. Die Schüler wurden an die Ideen antiker Skulpturen herangeführt und erstellten schließlich selbst Figuren aus Ton und Speckstein. Anhand von Zeichnungen kann der Betrachter ihre Auseinandersetzung mit einem Mahnmal des russisch-französischen Bildhauers Ossip Zadkine nachvollziehen. Seine Skulptur wird immer wieder gezeichnet, verfremdet und neu gestaltet. Die Schüler begeben sich auf die Suche nach den Wesenszügen der Figuren.
Die Erfinder der Installation "Bildstörung" fühlten sich von den Arbeiten des amerikanischen Künstlers Bruce Naumans animiert. Sie holten sich die notwendige Unterstützung aus dem Museum für Moderne Kunst. Ihr toter Skinhead, von martialischen Tierchen aus dem Reich des Fernsehers erlegt, ist eine kritische Anmerkung zum unkritischen Umgang mit den Medien: "Krieg im Kinderzimmer" als Synonym für den Krieg auf der Straße.
Immer wieder beschäftigen sich die jungen Kunstschüler mit den subtilen Formen der Gewalt. Sexueller Mißbrauch, körperliche und seelische Gewalt gegen Frauen wird in ihren Zeichnungen thematisiert. Andere wiederum suchen in Archiven nach Texten, Liedern und Zeichnungen aus dem Dritten Reich. So wechseln sich Arbeiten mit subjektiven Aussagen und dem Charakter von Dokumentationen ständig ab. Wer sich die Ausstellung "GegenGewalt" genauer anschauen will, muß viel Zeit mitbringen.
Das nahm sich wohl auch Horst-Eberhard Richter vor und gestaltete kurzerhand das Eröffnungprogramm um. "Das ist eine Veranstaltung von Schülern", sagte der Psychoanalytiker und Autor mehrerer Bücher über Friedens- und Konfliktforschung. Er verzichtete auf sein Einführungsreferat und bat die Schüler und Schülerinnen der 6 b der Freiherr-vom-Stein-Schule zur Talk- Runde auf die Bühne. Dort sollten sie von der alltäglichen Gewalt in der Schule berichten. Der zwölfjährige Lucas etwa erzählte von "Schutzgelderpressung" auf dem Schulhof. Ein Mädchen sprach von ihrer Angst, alleine in der Straßenbahn nach Hause zu fahren.
Die Schule ist längst keine einsame und gut behütete Insel mehr mitten im Moloch Stadt. Sie "ist ein Spiegel der Gesellschaft", wie es Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) formulierte. Und so dachten etliche Frankfurter Schüler konsequent weiter und beteiligten sich an der vom Schuldezernat und Multi-Kulti- Amt finanzierten Plakataktion "Gemeinsam sind wir bunt". Einige ihrer Plakatentwürfe werden - wie die Ausstellung "GegenGewalt" - bis zum 30. April in der Studiogalerie gezeigt. tin
Spitzenreiter SUSGO Offenthal war der große Gewinner des ersten Spieltages der Fußball-Bezirksliga Offenbach im neuen Jahr. Im Derby schlug die SUSGO den FC Offenthal mit 3:0. Die anderen Aufstiegsaspiranten mußten alle Punkte lassen. Die SG Rosenhöhe trennte sich von Kickers Obertshausen mit einem 2:2 und auch die Spvgg. Dietesheim II wurde ihrer Favoritenrolle nicht gerecht. Die Spvgg. Hainstadt nahm beim 1:1 verdient einen Zähler mit. Die SG Götzenhain unterlag beim BSC 99 Offenbach mit 0:2.
Spvgg. Dietesheim II - Spvgg. Hainstadt 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Klaus Knecht, 1:1 Bauer. Bester Spieler bei Hainstadt Petek.
BSC 99 Offenbach - SG Götzenhain 2:0 (0:0). Tore: 1:0 Gregorio, 2:0 Lorenz. Beste Spieler beim BSC Hofmann und bei Götzenhain Nieschler.
SUSGO Offenthal - FC Offenthal 3:0 (1:0). Tore: 1:0 Sommerlad, 2:0 und 3:0 Uwe Jung. Beste Spieler bei Susgo Sommerlad und Uwe Jung.
SV Dreieichenhain - SSG Langen 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Betz, 1:1 Ackermann. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Langen.
SV Zellhausen - Kickers Viktoria Mühlheim 1:2 (1:2). Tore: 0:1 Rühl, 1:1 Herr, 1:2 Schwanke von Bargen. Beste Spieler bei Mühlheim Rühl und Kinnel.
Türk SV Neu-Isenburg - FV 06 Sprendlingen 0:3 (0:1). Torschütze aller Tore und bester Spieler Viola.
SG Rosenhöhe - Kickers Obertshausen 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Geyer, 1:1 Winter, 1:2 Geyer, 2:2 Matcziek. Bester Spieler bei Obertshausen Torhüter Fleckenstein. app
FRANKFURT-WEST. Drogenszene, Rotlicht-Milieu, Kriminalität, große Bauprojekte, unerträgliches Verkehrsaufkommen und, und, und . . . In so mancher Großstadt passiert weniger als allein im Ortsbezirk 1 (Gallus, Gutleut, Bahnhof, Innenstadt). Dort sind alle Probleme zuhause, die Frankfurts zweifelhaften Ruf ausmachen. An die 50 000 Menschen leben zwischen Börneplatz und Mainzer Landstraße. Sorgen und Angst gibt es genug. Keine leichte Aufgabe für die 19 Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 1, die häufig nicht mehr sein können als "Puffer" zwischen Bürger und Magistrat. Basispolitik als Katalysator für aufgebrachte Gefühle und angestaute Aggressionen.
Denn was können die Frauen und Männer in den drei Fraktionen schon an den komplexen Problemen ändern? "Wir haben nur eine Mittlerfunktion", sagt Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD). Und eines haben die Politiker im Ortsbeirat 1 schon längst begriffen - im Gegensatz zu manch hochrangigem Volksvertreter: Mit plumper Parteipolitik und großen Versprechungen ist den Bürgern am wenigsten gedient.
"Wir arbeiten halt gemeinsam im Interesse der Bürger", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Heilmann, "trotz mancher grundsätzlicher Meinungsverschiedenheit." So war es auch in der ausgehenden Wahlperiode: Deshalb ist es kaum verwunderlich, daß die drei Fraktionsvorsitzenden und der Ortsvorsteher das gleiche Fazit ziehen: "Wir sind unzufrieden." CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Zollmann bemängelt: "Wir werden nicht ernstgenommen." Ortsvorsteher Hupe beklagt: "Das Verhältnis mit der Verwaltung ist sehr schwierig."
Die Enttäuschung kommt nicht von ungefähr. Gerade beim Thema Verkehrsberuhigung haben die Stadtteilpolitiker zwei Niederlagen einstecken müssen. Von den neuen Rechten der Ortsbeiräte hat der "Einser" wenig gehabt: So wollten die Stadtteilpolitiker im Rahmen von Tempo 30 die Friedrich-Ebert-Siedlung beruhigen, Ackermann- und Sondershausenstraße für den Durchgangsverkehr sperren. Die Tempo-30-Kommission lehnte ab. Grund: Die beiden Straßen seien die einzige Verbindung zwischen Mainzer Landstraße und Kleyerstraße. Mit einer leicht veränderten Verkehrsführung sollten die vielen Autos von der Frankenallee verdrängt werden. Die Absage der Kommission flatterte den Stadtteilpolitikern kürzlich erst auf den Tisch.
Auf den Verkehr in der Innenstadt können die Freizeitpolitiker ohenhin kaum Einfluß nehmen, Gesamtkonzepte behält sich die Stadt vor. Die Altstadt um die Fischerfeldstraße beispielsweise beruhigen die Ämter im Alleingang. Die Mitbestimmung des Ortsbeirats hört bei Radwegen rund um die Zeil, wie sie die Grünen-Fraktion fordert, auf.
"Aber wir haben einiges für den öffentlichen Nahverkehr erreicht", blickt Andreas Laeuen (Grüne) zurück. So hält der 37er Bus im Gutleut ab 20 Uhr nach Bedarf und fährt jetzt eine "Schleife" über den Hauptbahnhof. Und die Straßenbahnlinie 11 (Höchst - Fechenheim) wurde ins Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr aufgenommen.
Die 1989 erweiterten Rechte erlauben den Ortsbeiräten auch, Straßen und Plätze zu benennen. Der Ortsbeirat 1 durfte das im Fall "Friedrich-Stoltze-Platz" erst einmal nicht. Die Stadt lehnte den Vorschlag ab, dem Platz hinter der Katharinenkirche den Namen des Frankfurter Volksdichters zu geben. Der Ortsbeirat ließ nicht locker und drohte gar mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht - mit Erfolg. Zollmann: "Darauf sind wir besonders stolz."
Mit der Umbenennung des Theaterplatzes in "Willy-Brandt-Platz" wird es wohl keine Schwierigkeiten geben. Den entsprechenden Antrag schickten SPD und Grüne in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl gegen den Willen der CDU auf den Weg. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war spontan von der Idee begeistert.
Ansonsten versteht Ortsvorsteher Hupe das Stadtteilgremium als "Hilfsorgan", das seine Wünsche und die Anregungen der Bürger auf unzähligen Anträgen formuliert. Hupe: "Wir haben bei allen Angelegenheiten ein bißchen unsere Hände mit drin." Beispielsweise bei den Neubaugebieten im Ortsbezirk "sind wir immer am Ball gelieben", erinnert sich Heilmann. Auf Drängen des Ortsbeirats wurden in der Anspacher Straße auch Sozialwohnungen errichtet, im "Galluspark" bekommt das Gallus Theater sein neues Domizil und am Westhafen - die Pläne stellte Dezernent Martin Wentz vor drei Wochen vor - entsteht ein Kindergarten. Das sind nur einige Beispiele von vielen.
Gerade von den Neubaugebieten erhoffen sich die Ortsbeiräte ein besseres Klima in den Stadtteilen. Die neuen Bewohner sorgen für eine andere soziale Struktur. "Der Westhafen wird im Gutleut einiges verändern", glaubt Hupe, vielleicht auch die Situation am Rottweiler Platz entschärfen. "Betuchtere Leute" werden dann im Gutleut wohnen. Den "antiquierten" Begriff von der "gesunden sozialen Mischung", der in mancher Sitzung des Ortsbeirats überstrapaziert wurde, benutzt der Ortsvorsteher allerdings nur ungern. Grünen-Fraktionssprecher Laeuen ist nicht nur begeistert über die Neubaugebiete mit den teilweise schicken Wohnungen. "Der Galluspark zieht auch teure Geschäfte ins Viertel." Schon jetzt "müssen viele Leute in der Innenstadt einkaufen gehen".
In einem sind sich die Fraktionen aber grundsätzlich einig: Die sogenannten sozialen Brennpunkte - wie am Rottweiler Platz - "müssen wir sehr ernst nehmen", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Zollmann, und Sozialdemokrat Heilmann ergänzt: "Allein schon wegen der rechtsextremen Parteien." So machten sich die Ortsbeiräte stets für soziale Einrichtungen wie das Mädchenhaus in der Hufnagelstraße stark oder setzten das Betreuungsangebot in der Ackermannschule durch. Über die Situation am Rottweiler Platz wollen sich die Stadtteilpolitiker Anfang März bei einer Bürgeranhörung informieren. Einstimmig verabschiedeten die Fraktionen Anträge gegen die Vertreibung von Mietern aus dem Bahnhofsviertel.
Zu den wenigen Streitpunkten im "Einser" gehört allerdings die neue Sperrgebietsverordnung. Die SPD-Fraktion liegt ganz auf einer Linie mit der Stadt, die CDU ist nach wie vor gegen eine Toleranzzone, und die Grünen wollen generell "das bunte Viertel erhalten", wie Fraktionssprecher Laeuen formuliert. Doch ideologische Gefechte haben die Fraktionen selten geführt. "Dafür haben wir gar keine Zeit", meint Sozialdemokrat Heilmann, "bei den vielen Problemen." cob
Volleyball-Bundesliga Aus dem geplanten Erfolg wurde nichts
Außer Spesen nichts gewesen: Mit 3:1 (15:11, 12:15, 15:9, 15:7) mußten die Volleyballer des TuS Kriftel bei Post Telekom Berlin die Segel streichen. Nach der hervorragenden Leistung des vergangenen Wochenendes gegen Friedrichshafen und dem zwar umkämpften, aber verdienten 3:2-Sieg aus dem Hinspiel hatte sich der Aufsteiger zwar große Hoffnungen auf einen Sieg in Berlin gemacht, lieferte aber sein schwächstes Saisonspiel und verlor völlig verdient. Das Team fand während der gesamten Spieldauer nie zu der überlicherweise die Krifteler auszeichnenden mannschaftlichen Geschlossenheit.
Kriftels Trainer Luis Ferradas meinte nach der 90minütigen Partie, seine Mannschaft sei offensichtlich zu jung für zwei derart schwere Spiele innerhalb von sieben Tagen. Sie habe nun aber die Gelegenheit am kommenden Wochenende gegen den zweiten Berliner Verein Charlottenburg die unerwartete Schlappe wettzumachen.
Immerhin werde die Mannschaft nicht wieder den Gegner unterschätzen, wie das gegen das Post-Team der Fall war. In den drei verlorenen Sätzen führten die Gäste zweimal 10:8 und einmal 6:1, der Vorsprung konnte aber in keinem Fall gehalten werden. Kein Wunder, daß die Krifteler von einer bitteren Niederlage sprachen. fes
Vogelinsel wird . . .
Holubeck gab zu, daß die Informationen über die Giftigkeit des Stoffes noch nicht ins Sicherheitsdatenblatt der Werksleitung übertragen worden waren: "Ich kann dazu nur sagen, daß es nicht geschehen ist."
Heute treffen sich im Wiesbadener Umweltministerium führende deutsche Toxikologen, um sich mit den Unfall-Folgen zu befassen. (Siehe auch: "Der Unfall hätte vermieden werden können").
Chemie-Unfall bei der Hoechst-AG: Auch nach einer Woche noch keine Klarheit
USINGEN. Der Aufruf der Initiative "Stoppt die Nazis im Usinger Land" zur Lichterkette am Sonntag abend in Usingen fand bei der Bevölkerung und politischen Repräsentanten nur geringe Resonanz. Etwa 130 Menschen kamen auf den Schloßplatz, um gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit still zu demonstrieren.
Überwiegend waren es deutsche und ausländische Jugendliche, die mit Kerzen für ein friedliches Miteinander und Mitmenschlichkeit eintraten; mit dabei auch Familien mit Kindern, die auf Plakaten um "Menschenrechte für alle" baten.
Vom Schloßplatz aus bewegten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Mahngang zur Hugenottenkirche und zurück zum Ausgangspunkt, wo sie auf dem Brunnen inmitten der Kreuzung die brennenden Lichter abstellten. Die Mehrzahl äußerte sich betroffen über die unerwartet geringe Beteiligung.
Von seiten der Stadt war der Mahngang unter der Auflage genehmigt worden, daß sich die Beteiligten der Lichterkette lediglich auf den Bürgersteigen bewegen dürfen. So konnte der Autoverkehr nahezu ungehindert über die Straßen fluten. off
In der Bezirksoberliga Darmstadt fielen drei Partien den widrigen Platzverhältnissen zum Opfer. Aus dem Kreis der Titelanwärter kam lediglich TSV Neustadt zum Einsatz, der sich gegen SKV Mörfelden mit 3:1 durchsetzte. Mörfelden nimmt nunmehr nur noch einen Platz im Mittelfeld ein. Wieder in Sichtweite ist für den FCA Darmstadt die Führungsgruppe, da sich die Mannschaft gegen TSV Pfungstadt knapp durchsetzte.
SG Arheilgen - TSV Trebur 1:1 (1:1). In einer kampfbetonten Begegnung ohne spielerische Höhepunkte hatte Trebur ausreichend Chancen zum Sieg. Dennoch reichte es nur zur Punkteteilung, nachdem Spielertrainer W. Kraus das 1:1 erzielt hatte. Bereits in der ersten Spielminute war Arheilgen durch Steinmetz in Führung gegangen. In der Folge verhinderte der sichere SG-Torhüter Milius eine mögliche Niederlage seiner Mannschaft.
TS Ober-Roden - SG Bischofsheim 1:1 (0:1). Über eine Stunde bot Ober-Roden eine äußerst mäßige Leistung, fand sich dann aber besser zurecht. Emig (38.) hatte die anfangs druckvolleren Gäste in Führung gebracht, die Gregorio in der 75. Minute ausglich, als Ober-Roden durch eine Zeitstrafe dezimiert war. Selbst als Theißen nach Roter Karte des Feldes verwiesen worden war (88.), schaffte Bischofsheim den zweiten Treffer nicht.
TSV Neustadt - SKV Mörfelden 3:1 (1:0). Beide Mannschaften war anzumerken, daß ein frühzeitiger Rückstand verhindert werden sollte. Erst nach dem Wechsel wurde die Partie lebhafter. Karaman (43.) und Amend (52.) brachten die favorisierten Platzherren in Führung, ehe der eingewechselte Creter (71.) verkürzen konnte. Zuvor hatte Schwinn (51.) bereits den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber mit Foulelfmeter an Neustadts Torhüter Puntmann. Ein Konter von Reeg besiegelte Mörfeldens Niederlage. ka
In der Bezirksliga Darmstadt Gruppe Ost führt der KSV Urberach (5:1 gegen TSV Lengfeld) weiterhin überlegen die Tabelle an. Denn Verfolger Viktoria Urberach und Hassia Dieburg kamen über Punkteteilungen nicht hinaus.
Hassia Dieburg - SV Reinheim 2:2 (1:0). Tore: 1:0 Gräser, 1:1 Fischer (Foullefmeter), 2:1 Raines, 2:2 Türk.
FV Eppertshausen - FV Beerfelden 0:1 (0:0). Tor: Rieger.
VfL Michelstadt - SV MÜnster 0:5 (0:2). Tore: 0:1 und 0:2 Madau, 0:3 und 0:4 Weidner, 0:5 Adena.
FSV Groß-Zimmern - Viktoria Urberach 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Herbert, 1:1 Thiel.
KSV Urberach - TSV Lengfeld 5:1 (3:0). Tore: 1:0 Bernd Kuhl, 2:0 Seher, 3:0 Kubik, 3:1 Domes, 4:1 Bernd Kuhl (Foulelfmeter), 5:1 Pyka (Handelfmeter). ka.
BOCKENHEIM. Mit einem ungewöhnlichen Programm feierten etwa 250 Gäste der evangelischen St. Jakobsgemeinde die Ordination von Heidrun Dörken. Die neue Pastorin wurde mit Kleinkunst, Gesang, Grußworten und vielen Geschenken in der Bockenheimer Gemeinde empfangen. Dort hat Heidrun Dörken zu Jahresbeginn eine Stelle angetreten, die seit knapp zwei Jahren nicht besetzt war. "Es war eine wahnsinnig herzliche Amtseinführung. Von den persönlichen Grußworten war ich überwältigt", erklärte sie nach dem Festakt.
Am Anfang der Feier war nicht das Wort, sondern der Gesang von Ulf Klippert, der "Ultima Canzone" von Francesco Pier Tosi darbot. Am Klavier begleitete den Bariton seine Frau Gabriele Klippert, die neue Kantorin der Gemeinde (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Im Anschluß strapazierte das Kleinkunst-Duo Ute Berger und Guido Felthölter die Lachmuskeln der Besucher.
Die in Hamburg geborene und in Bergen-Enkheim aufgewachsene Heidrun Dörken studierte in Frankfurt, Marburg und Heidelberg evangelische Theologie. Professor Peter Steinbacher (ab März Kirchenpräsident der evangelischen Kirche Hessen-Nassau) bildete die neue Pfarrerin in Marburg aus. Über seine ehemalige Studentin sagte der Professor beim Festakt: "Heidrun Dörken ist in der Lage, scharf nachzudenken und über Gefühle zu sprechen." Dies seien gute Voraussetzungen für das "manchmal eiskalte Amt". Ihr Vikariat absolvierte Heidrun Dörken zwischen 1988 und 1990 in Birkenau bei Weinheim. Über ihre "Lehrzeit" sagte die jetzige Pfarrerin: "Ich habe zwar die idyllische Landschaft genossen, doch leben möchte ich in einer Großstadt." Die weiteren Etappen: Praktika beim Sender Freies Berlin und beim ZDF, Mitarbeit beim "Theologischen Seminar" in Friedberg und Religionsunterricht an der Geschwister-Scholl-Schule in der Römerstadt.
In der Jakobsgemeinde ist ein Schwerpunkt der Kontakt zum Nachwuchs im Kindergarten. Und so ungewöhnlich wie die Ordinationsfeier war auch die Predigt am selben Tag. Pfarrerin Dörken sprach sich gegen "die anti-erotische und leibfeindliche Interpretation des Sündenfalls" aus. Die Überwindung der Sünde bestehe nicht darin, etwas nicht zu tun, sondern Vertrauen zu Gott zu finden.
Auf die Zusammenarbeit mit der neuen Kollegin freut sich Pfarrer Christof Busch, seit Jahren in der Jakobsgemeinde, aus zwei Gründen: Zum einen sei Pfarrerin Dörken eine Bereicherung für die Gemeinde, "zum anderen wurde endlich die vakante Stelle besetzt." Damit sei die Pfarrei in der Lage, wieder Arbeitsbereiche abzudecken, die wegen Personalmangel gelitten hätten. "Darüber war ich und ein Teil der Gemeinde sehr verärgert." Der Grund für diese Unzufriedenheit ist nun durch den Amtsantritt von Pfarrerin Heidrun Dörken beseitigt. ara
BOCKENHEIM. Einen neuen Pfarrer hat die evangelische Markusgemeinde seit Januar 1993: Pfarrer: Reiner Dietrich-Zender ist die Schwangerschafts- Vertretung für Kerstin Mann-Schilling. Unklar ist aber bis jetzt, wie lange der neue Pfarrer in der Bockenheimer Gemeinde arbeiten wird. "Je nach Dauer des Schwangerschaftsurlaubs meiner Kollegin", erklärte der 31jährige. Eine endgültige Entscheidung falle im April.
Zwar ist die Dauer seiner Anstellung in der Markusgemeinde noch ungewiß, dennoch hat der neue Pastor Wünsche. Für sein Aufgabenbereich der Kinder- und Jugendarbeit träumt der "Neue" von einem eigenen Jugendtreff. "Jugendliche gibt es genügend." Zudem möchte Dietrich-Zender einerseits daran mitarbeiten, "die Kirche als Lebensraum zu gestalten" und andererseits "in den Stadtteil" hineinwirken. "Deshalb unterstützte ich mit der Gemeinde auch die Aktion der Max- Beckmann-Schule." Die Vortragsreihe mit dem Titel "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit" sei eine Möglichkeit, um mit Menschen aus dem Stadtteil in Kontakt zu kommen.
Pastor Reiner Dietrich-Zender studierte in Göttingen, Heidelberg, Marburg und Frankfurt evangelische Theologie und absolvierte zwischen Januar 1990 und Juni 1992 sein Vikariat in der Philippusgemeinde im Riederwald. "Den Rest des vergangenen Jahres habe ich als Seelsorger in einem Fechenheimer Altenpflegeheim gearbeitet." ara
In der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe West, erlebte Tabellenführer TSV Nieder-Ramstadt beim SV St. Stephan zum Wiederauftakt der Saison eine knappe Niederlage. Den ersten Heimsieg der Runde erzielte Grünweiß Darmstadt (3:1) gegen Schlußlicht SKG Ober-Ramstadt. Im Rüsselsheimer Derby setzte sich die Eintracht klar gegen Opel durch.
Grünweiß Darmstadt - SKG Ober-Ramstadt 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Büttner, 2:0 Göksal, 2:1 Meinecke, 3:1 Sturm.
SV Klein-Gerau - 1. FC Langen 2:2 (0:1). Tore: 0:1 U. Grohmann, 0:2 M. Grohmann, 1:2 Lantermann, 2:2 M. Feick (Foulelfmeter).
Opel Rüsselsheim - Eintracht Rüsselsheim 0:2 (0:1). Tore: 0:1 Nowka, 0:2 Pingel. ka
2. Basketball-Bundesliga der Frauen Bis zum Schluß noch Grund zur Hoffnung
Bis kurz vor Schluß der Partie hatten die Basketballerinnen von Eintracht Frankfurt noch die begründete Hoffnung auf einen überraschenden Erfolg gegen den Gast aus Leimen. Drei Minuten vor Abpfiff stand es nur 54:61, und die Gastgeberinnen setzten noch einmal alles auf eine Karte. Der Schuß allerdings ging nach hinten los, und Leimen konnte noch weiter davonziehen und einen sicheren und erwarteten Sieg mit nach Hause nehmen.
Wie schon fast üblich beklagte Trainer Klaus Veit nach dem Spiel die mangelnde Konzentration seiner Mannschaft bei leichten Würfen. Außerrdem kamen die Frankfurterinnen mit der Zonenverteidigung der Leimenerinnen überhaupt nicht zurecht. Vollends überfordert waren die Spielerinnen des Gastgebers mit der 1,90 Meter großen Centerspielerin Cranmer. Sie konnte unter dem Korb fast nach Belieben schalten und walten. Insgesamt erzielte sie 22 Punkte und holte etliche Rebounds. Insbesondere nach der Pause explodierte sie förmlich und kam zu zehn Punkten in ununterbrochener Reihenfolge.
Die meisten Punkte für Frankfurt erzielten Kudla (15), Wegeler (13) und Romero (12). fes
Eishockey-Oberliga Nord
Thornbury spielte
wieder überragend auf
EFSC - Timmendorf 7:2 (2:1, 2:0, 3:1) Mit einem klaren 7:2 (2:1, 2:0, 3:1)-Sieg nach souveräner Leistung hat die Eishokkeymannschaft des Frankfurter ESC am Sonntag abend auch das 24. Spiel in der Finalrunde der Oberliga Nord ungeschlagen überstanden. Gegner ETC Timmendorf, in der Vergangenheit häufig ein Stolperstein für die "Löwen", durfte nur im ersten Drittel beim Zwischenstand von 2:1 vorübergehenden Erfolg schnuppern. Doch je länger die ereignisreiche Partie vor 7000 Zuschauern in der ausverkauften Halle dauerte, um so mehr benötigten die Norddeutschen eine Menge Glück und das Können des überragenden Torwarts Spanting, um die Niederlage noch halbwegs in erträglichen Grenzen zu halten.
Die Meisterschaft konnten sich die Frankfurter mit diesem Sieg allerdings noch nicht vorzeitig sichern, da Verfolger ESC Wedemark beim ESC Wolfsburg mit 3:2 Toren ebenfalls gewann. Die Tore für die "Löwen", die bei ihrem Sieg auch von vereinsinternen Querelen der bei weitem nicht mehr so harmonisch wie früher spielenden Timmendorfer profitierten, erzielten Erhardt (2), Jaufmann, Nicholas, Zajic, Hannan und der wieder einmal überragend aufspielende Verteidiger Thornbury. Sim.
RUGBY ZWEITE BUNDESLIGA: Karlsruhe - 1880 Frankfurt 18:12.
"So außerordentlich guten Reitsport habe ich selten gesehen." Die Begeisterung von Turnierleiter Axel Sperlich galt der eigenen Veranstaltung. Beim 16. Kranichsteiner Hallenturnier geizten die Reiter bei den gut besuchten Springprüfungen nicht mit guten Leistungen. Unter den zahlreichen Teilnehmern waren außer der hessischen Spitze auch eine Vielzahl national und international bekannter Starter vertreten. Trotz der in diesem Ausmaß in Darmstadt nie dagewesenen Besetzung holte sich am Ende ein Außenseiter den Sieg im Großen Preis. Der für den RV Montabaur aufreitende Manfred Scheid (28) hatte im einmaligen Stechen auf Gypsy Lady zwar einen Abwurf zu beklagen, doch sein schärfster Kontrahent, der niederländische Olympia-Reiter Jos Lansink, wurde trotz fehlerfreiem Ritt nur Zweiter. Die Zeit war der alles entscheidene Faktor, und hier lag Scheid in 41,4 Sekunden vorne. Hinter Jos Lansink, der auf Olympic Concorde immerhin 53,5 Sekunden unterwegs war, erreichte Rene Tebbel (RV Oldenburg) auf Filius in 56,5 Sekunden den dritten Rang. Mit einer Verweigerung und elf Zeitstrafpunkten konnte er in die Entscheidung nicht eingreifen. Bester hessischer Reiter war der Pfungstädter Dietmar Gugler auf Platz zehn. reh
Ergebnisse und Tabellen
Mittwoch, 3. März Die Grünen: Kinderleben im Nordend, mit Spitzenkandidatin Jutta Ebeling, Harald Seehausen, Deutsches Jugendinstitut, und Helga Maß-Linne (Ortsbeirat 3). Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im AWO-Haus, Eckenheimer Landstraße 93.
Ökologische Linke Liste (ÖkolinX): Wahlkampfabschluß mit Gregor Gysi, Rainer Trampert, Rio Reiser, Jazzrock "Dryegg" und Jutta Ditfurth. Um 10 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof.
Montag, 1. März
Literatur Hess. Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Interna - "Ist das Schreiben als literarisches Handwerk lehrbar?"
Theologische Zentralbibliothek, Römerberg 9: 18.30 Uhr, "Sippenhaft" - Lesung von Briefen und Nachrichten der Familie Scholl im Gefängnis.Kino / Filme
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Gesellschaft für Deutsche Sprache: 19 Uhr, "Unwort und Ungeist 1992", Haus Gallus, Frankenallee 111, 3. Stock.
Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus; 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen.
Initiative gegen deutsche Großmachtpolitik, Vogelsbergstr. 17: 19.30 Uhr, Treffen und Gespräch "Keine Militärhilfe für die Türkei".
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Treffen. Café Rosa L., Windeckstr. 62: 18 Uhr, Wiedereröffnungs-Feier. Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e. V.: 18 Uhr, Tauschtreffen, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion- Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostr. 4, Tel. 78 28 74; Frauenhof- Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstr. 29, Tel. 67 23 65; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 319, Tel.56 36 81; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 56, Tel. Tel. 55 98 85; Lotus-Apotheke, Kaiserstr. 72, Tel. 23 63 12; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 15, Tel. 38 10 85; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Str. 296, Tel. 45 22 96.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Schubert, Eschersheimer Landstr. 86, Tel. 55 70 23; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Ergebnisse und Tabellen
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - die Lautlosen; Kinderkino: 13.30, 15.30Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 22.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; 23.15 Uhr: Sneak- Preview-Night.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege.
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Keine Vorstellung
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 20.15, 22.30 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Kinderkino: Sebastian Superbär; 18.00 Uhr: UTZ.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Keine Vorstellung
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Keine Vorstellung
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Nachtasyl, v. Akira Kurosawa; 19.45 Uhr: Die Männer, die dem Tiger auf den Schwanz traten, v. Kurosawa; 22.00 Uhr: Das Schloß im Spinnenwald, v. Akira Kurosawa.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen; 23.00 Uhr: Sneak-Preview- Night, 7,- DM.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (original English version).TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Eine Frage der Ehre.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.15, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (original English version).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15 Uhr: Die dumme Augustine; 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 20.45 Uhr: Candymans Fluch.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: White men can't jump - Weiße Jungs bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
"Unsere Lage ist nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos", zeigt der neue Abteilungsleiter des Fußball-Oberligisten SV Rot-Weiß Walldorf, Edi Hausmann (42), den schmalen Grat auf, auf dem der Verein von der Okrifteler Straße wandelt. Dabei bezieht sich seine Aussage weniger auf die aktuelle sportliche Lage, sondern auf die unklare Zukunft des Vereins. Kommt die Regionalliga 94/95, welche Kriterien werden zur Qualifikation herangezogen?
Knackpunkt in Walldorf ist und bleibt die Sponsoren-Frage. "Ob unsere Sponsoren Norbert Raab und Hans-Jürgen Kessler weitermachen, steht immer noch in den Sternen", konstatiert Hausmann erhebliche Stimmungsschwankungen in diesem Bereich. Nicht nur für den Groß- Gerauer Kreisvertreter ist eine Entscheidung des Süddeutschen Fußballverbandes bezüglich einer Regionalliga 94/95 erst im Juni existenzbedrohend. "Unsere Planungen müssen bis dahin längst abgeschlossen werden", verweist Hausmann auf die fieberhaften Aktivitäten im Trainer- und Spieler-Bereich, wobei der Nachfolger von Kurt Geinzer bis zum Wochenende gefunden werden soll.
"Vom sportlichen Aspekt her begrüße ich die Regionalliga, bin aber gegen eine Hals-über-Kopf-Aktion", setzt er auf eine Hinausschiebung des Start-Termins um mindestens ein Jahr. Kommt jetzt die große Aufrüstung in Walldorf? Mit ganz großen Scheinen will (und kann) die Fußball-Abteilung auch zukünftig nicht um sich werfen, sondern will es weiterhin mit einer grundsoliden Jugend- und Breitenarbeit, mit frischen, unverbrauchten und ehrgeizigen Kräften aus diesem Kreis versuchen. "Wir wollen ein intaktes Gefüge behalten, keine Eintagsfliegen im Kader haben. Die Spieler sollen sich mit Rot-Weiß identifizieren", lautet das Credo des neuen Abteilungsleiters, der eigentlich kein Neuer ist und auch in der Vergangenheit im Hintergrund die Fäden zog.
Er weiß, daß allein mit Eigengewächsen oder jungen Leuten aus dem Umkreis keine schlagkräftige Oberliga-Formation gebildet werden kann und setzt auch auf das Verständnis der etwa 400 Mitglieder dieser Sparte. "Es geht an jedes Mitglied ein Schreiben heraus, ob es bereit ist, fünf Mark mehr pro Monat zu bezahlen", hofft Hausmann, eine breitere finanzielle Basis zu schaffen.
"Schließlich sind die Beiträge seit zehn Jahren nicht mehr angehoben worden", verteidigt er auch hinsichtlich der neuen Anforderungen (Regionalliga etc.) diese Maßnahme.
Ab Ende März soll die Geschäftsstelle im Klubhaus mit Leben erfüllt, zweimal in der Woche feste Sprechzeiten angeboten werden. Allein ein intaktes Umfeld und gute Rahmenbedingungen reichen heutzutage jedoch bei weitem nicht aus, um den Großvereinen, die bereits einen siebenstelligen Etat (OFC Kickers offiziell rund 1,3 Millionen Mark) haben, auf Dauer die Stirn zu bieten. Daher trifft die Aussage Hausmanns, "Kurt Geinzer ist noch zu sehr Profi", den Kern. Diesen Umgang sind die Verantwortlichen und ein Großteil der Aktiven des SV Rot-Weiß nicht gewohnt. Dennoch hat die neuformierte Mannschaft bisher die Erwartungen restlos erfüllt. Zumindest in den Heimspielen. "Auswärts muß jedoch etwas passieren", setzt Hausmann auf den zwölften Versuch, der am Samstag (15 Uhr) beim Aufsteiger SC Neukirchen gestartet werden soll. 3:19-Punkte, die aus drei Remis resultieren, stellen eher die Ausbeute eines Absteigers dar.
Hausmanns weitere Ziele: "Im Angriff muß sich etwas bewegen. Hätte Markus Weidner im Sommer sein Wort gehalten, wäre auch Ralf Haub gekommen", ärgert er sich heute noch über die Hinhalte-Taktik des jetzigen Wiesbadeners. Drei Jahre war Edi Hausmann ins zweite Glied zurückgetreten, hatte aber stets den besten Draht zu den anderen Oberligisten. Und die Oberliga gilt als die richtige Klasse für "seinen" Verein. "Wir wollen Sechster werden, ganz klarer Fall und prinzipiell diese Klasse erhalten", ist er gedanklich weit von einer Regionalliga-Qualifikation entfernt. "Dazu wären als Sockelbetrag mindestens 500 000 Mark notwendig, sonst ist eine Schulden-Liga vorprogrammiert", ist er überzeugt davon, daß unter den derzeit bekannten Voraussetzungen (Zuschüssen) kein Oberligist dort spielen kann.
"Unsere Arbeit wird damit vom DFB untergraben. Wir bekommen bei dieser Festlegung Riesenprobleme im Werbe- Bereich, zumal es keine TV-Übertragungen mehr aus der vierten Klasse geben soll", verweist er auf den geplanten "Stillhalte-Betrag" von 10 000 Mark aus dem TV-Bereich. Die Crux: Werden drei Jahre herangezogen, ist die Regionalliga für den SV Rot-Weiß auch sportlich nicht machbar. Gilt nur die Saison 93/94 beziehungsweise wird diese mit dem höchsten Faktor (3) belegt, hilft nur eine Spitzenposition. Und die würde den ersten Millionen-Etat in der Vereinsgeschichte erfordern. Damit ist klar: Die Regionalliga ist unter den jetzigen Voraussetzungen für Walldorf nicht machbar, oder? HANS-DIETER PUTH
Die Regionalliga-Handballerinnen der SG Bruchköbel zogen durch einen 23:19- Erfolg über Liga-Konkurrent SG Hessen Hersfeld in die zweite Runde des Südwest-Pokals ein. Das Team der TSG Leihgestern, in der Regionalliga derzeit noch auf Rang drei postiert, scheiterte hingegen überraschend beim Rang-Achten derselben Klasse, dem BSC Urberach, mit 12:14. Die Gäste zeigten auch in Urberach ihre hinlänglich bekannte Schwäche: Sie erzielten zu wenig Tore.
Am Samstag (16 Uhr) gilt es für das TSG-Team, im Punktspiel beim ThSV Eisenach die Scharte auszuwetzen und den Anschluß an die Spitzengruppe zu wahren. Die Bruchköbelerinnen bestätigten beim Tabellenzweiten ihren Aufwärtstrend, den es am Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle der Heinrich-Böll-Schule) gegen Tabellenschlußlicht HBV Jena fortzusetzen gilt.
SG Hessen Hersfeld - SG Bruchköbel 19:23 (9:12). Die Bruchköbelerinnen profitierten in Hersfeld nicht unwesentlich vom Fehlen der Hersfelder Haupttorschützin Zrinka Bors, die offenbar für die Punktspiel-Einsätze geschont werden sollte. Überhaupt gewann man den Eindruck, daß die Hersfelderinnen nicht mit dem gewohnten Einsatz und Elan zur Sache gingen. Dem Tabellenzweiten ist der Zweikampf an der Regionalliga-Spitze mit Eintracht Wiesbaden augenscheinlich wichtiger als das Weiterkommen im Pokal-Wettbewerb. Auch die SGB konnte nicht in Bestbesetzung antreten. Andrea Wohland, Petra Hoin und Renate Spiegel mußten ersetzt werden.
Nachdem zunächst die Hersfelderinnen in Führung gegangen waren (2:1), erspielten sich die Gäste bald einen Vorsprung und hielten die Hersfelderinnen stets um zwei bis drei Treffer auf Distanz. In der munteren Partie profitierten beide Angriffsreihen von den Fehlern des Gegners in der Abwehr. Besonders gut gelang dies Felicitas Döring, die nach langer Verletzungspause wieder an ihre alte Form anknüpfte und fünf Feldtore erzielte.
Auch Hanne Koch (6/1) und Regina Kirschig (8/2) trafen sehr gut. Auf der Gegenseite erzielte Elena Jarak zehn Treffer, davon allerdings sieben Siebenmeter. Die Verletzung von Torfrau Elke Müller wenige Minuten vor dem Abpfiff erwies sich - zur Freude der Bruchköbelerinnen - als nicht gravierend. Zu diesem Zeitpunkt (55.) führte die SG bereits mit 21:17 und geriet nicht mehr in Gefahr. SG Bruchköbel: Elke Müller (bis 55.) und Julia Voggenberger (Tor); Regina Kirschig (8/2), Hanne Koch (6/1), Felicitas Döring (5), Monika Berweiler (2), Stephanie Höflich-Schmidt (1), Eva Klose (1), Heike Janus - Siebenmeter: 7/7:3/3 - Zuschauer: 200. BSC Urberach - TSG Leihgestern 14:12 (6:7). Die TSG-Mannschaft traf in Urberach auf einen hochmotivierten Liga-Konkurrenten, der den Gästen mit einem stabilen Sechser-Abwehrblock das Leben schwer machte. Keiner einzigen TSG-Spielerin gelangen bezeichnenderweise mehr als zwei Feldtore.
Daß die Partie torarm blieb, lag auch an den herausragenden Leistungen der beiden Torhüterinnen Maren von Kessel (TSG) und Silvia Löhr.
Zudem verbuchten die Gastgeberinnen durch die sichere Beate Thierolf-Seida eine hundertprozentige Siebenmeter-Ausbeute. Zum Pechvogel des Tages avancierte hingegen auf TSG-Seite Andrea Utschig. Auch sie hatte bis zur 59. Minute zwei Siebenmeter souverän verwandelt, doch beim Stand von 12:13 aus der Sicht ihrer Mannschaft versagten ihr die Nerven. Sie scheiterte an Silvia Löhr. Anstatt des Ausgleiches gelang den Gastgeberinnen im Gegenzug das alles entscheidende 14:12. TSG Leihgestern: Maren von Kessel (Tor); Britta Lenz (3/1), Andrea Utschig (2/2), Sandra Bleuel (2/2), Carmen Velten (2), Anke Wacker (2), Sabine Weidmann (1), Heike Münch, Katja Dölz, Andrea Wiegand - Siebenmeter: 6/6:6/5 - Strafzeiten: 6:2 - Schiedsrichter: Vondran (Hainburg) und Wörner (Hasselroth) - Zuschauer: 70. ina
Ein "volles Haus" und ein rechtes Handballfest bescherte den Regionalliga- Handballern des TV Groß-Umstadt der Besuch eines prominenten Gastes. Den amtierenden deutschen Meister SG Wallau-Massenheim wollten über 500 Handballfreunde aus Groß-Umstadt und Umgebung sehen und sorgten in der Halle der Ernst-Reuter-Schule für eine Bombenstimmung. Einmal mehr bewiesen die Gastgeber, daß ihnen "Große" liegen, denn sie gaben gegen den Bundesligisten keine schlechte Figur ab und trugen viel zur Attraktivität des munteren Spieles bei, welches am Ende natürlich dennoch standesgemäß mit 31:24 an die hochkarätigen Gäste ging.
Zunächst waren die Handball-Fans ein wenig enttäuscht, daß die Wallauer Stars fehlten. Die verletzten Stephan Schöne, Mike Fuhrig und der Handballer des Jahres, Mikael Källman, der sich zur Zeit in seiner finnischen Heimat erholt, wurden vermißt. Doch bald entwickelte sich ein flottes Spiel, welches die Besucher für ihr Kommen entschädigte. Bis zur Pause hielten die Gastgeber hervoragend mit und konnten das Resultat mit 11:14 recht knapp gestalten.
Während die Gäste in der Abwehr nicht mit letzter Konsequenz zu Werke gingen, überragten die beiden Wallauer Keeper, insbesondere der Alt-Internationale Peter Hofmann vor der Pause.
In der Halbzeitpause kamen drei Autogrammbälle mit den Original-Unterschriften der Wallauer zur Versteigerung, die insgesamt 700 Mark zugunsten des Schwimm-Nachwuchses des Deutschen Rollstuhlsport-Verbandes einbrachten.
Auf Wallauer Seite sprang ein Neuzugang als erfolgreichster Werfer für die fehlenden Stars in die Bresche: Der 21jährige Thomas Zilm, zu Beginn der Saison vom HCE Rostock nach Wallau gewechselt, war mit acht Feldtoren der auffälligste Spieler in der Halle. Ein "Schmankerl" wollte auch Groß-Umstadts Steffen Frankenberg beisteuern, doch sein versuchter Kempa-Trick scheiterte an der Cleverneß von Torwart-Fuchs Peter Hofmann, der den Ball locker abfing.
Auch wenn sich der deutsche Meister nach der Pause noch etwas deutlicher absetzte, vorgeführt wurden die Groß-Umstädter zu keiner Zeit. Sie hatten in Jörg Riecke, der auf der halbrechten Position "zauberte" und fünf blitzsaubere Feldtore erzielte und im wendigen Außen Oliver Kreß ihre auffälligsten Spieler und hielten technisch mit dem übermächtigen Gegner gut mit.
Die beiden Unparteiischen hatten mit der fairen Partie nur wenig Mühe. Lediglich Wallaus Abwehr-Spezialist Henry Kaufmann "langte" das ein oder andere Mal kräftig zu und mußte zweimal auf die Strafbank.
Ansonsten jedoch verlief in Groß-Umstadt alles sehr freundschaftlich. Am Ende wurden auch die jugendlichen Autogrammjäger von den "Stars" zur vollsten Zufriedenheit bedient.
TV Groß-Umstadt: Martin Rauch (Tor); Jörg Riecke (5), Fred Müller (4), Thomas Müller (4), Oliver Kreß (3), Joachim Czwikla (3/1), Klaus Keller (2), Bernd Hax (2), Dietmar Tippe (1), Per Brauneck, Steffen Frankenberg.
SG Wallau-Massenheim: Peter Hofmann (1. bis 30. Minute) und Markus Becker (Tor); Thomas Zilm (8), Dirk Beuchler (5), Martin Baumann (4), Christian Stoschek (4/1), Olaf Oster (3), Ralf Heckmann (3), Michael Scholz (2), Martin Schwalb (2/1), Henry Kaufmann, Michael Stanisel. - Siebenmeter: 1/1:2/2 - Zeitstrafen: 0:4 - Schiedsrichter: Arnold und Cepa (Reinheim) - Zuschauer: 500. jbp
HANNOVER, 28. Februar (dpa). Für die Schaffung eines Einwanderungsgesetzes hat sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgesprochen. Außerdem solle für Ausländer der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft erleichtert werden.
(Wortlaut und weitere Berichte Seite 4)
Ergebnisse aus dem regionalen Sportgeschehen
Weitere Ergebnisse Seite 33
BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 28. Spieltag: Brandt Hagen - TSV Bayer 04 Leverkusen 88:92 (48:46), Tübinger SV - BG Stuttgart/Ludwigsburg 76:91 (35:42), SVD Dortmund - BG Bramsche/Osnabrück 75:62 (38:40), TTL Basketball Bamberg - SSV Ulm 90:88 (79:79, 40:46) n. V., TVG Basketball Trier - MTV Gießen 105:90 (54:44), SG FT/MTV Braunschweig - ALBA Berlin 69:71 (61:61, 36:26) n. V.
Gruppe Nord: 1. TSV Bayer 04 Leverk. 26 21 5 2238:1999 42:10 2. ALBA Berlin 28 19 9 2371:2203 38:18 3. Bramsche/Osnabrück 28 15 13 2269:2299 30:26 4. Brandt Hagen 27 11 16 2278:2286 22:32 5. FT/MTV Braunschw. 27 11 16 2031:2131 22:32 6. SVD Dortmund 28 9 19 2134:2291 18:38
Gruppe Süd: 1. TTL Bask. Bamberg 28 17 11 2412:2233 34:22 2. BG Stuttg./Ludwigsb. 28 17 11 2269:2267 34:22 3. SSV Ulm 1846 28 17 11 2294:2297 34:22 4. MTV 1846 Gießen 28 13 15 2418:2393 26:30 5. TVG Basketball Trier 28 13 15 2241:2289 26:30 6. Tübinger SV 28 3 25 2169:2436 6:50
FRANKFURT-SÜD. 48 Sitzungen mit einer Gesamtdauer von 184 Stunden und 49 Minuten, so viel Zeit opferten die Abgeordneten im Ortsbezirk 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) in der abgelaufenen Wahlperiode für die Tagungen des Beirats. In diesen vier Jahren beschäftigten sie sich mit 2249 Tagesordnungspunkten, darunter laut der Statistik von Schriftführer Peter Werner 1101 Anträge der Fraktionen. Trotz des Mammutprogramms: So recht zufrieden zeigten sich die Parlamentarier in ihren Bilanzen kurz vor der Kommunalwahl nicht.
Woran das liegt, macht ein Blick auf das wichtigste Thema der Wahlperiode - Verkehr und Verkehrsberuhigung - deutlich: Obwohl sich das Gremium mit Feuereifer und unter großer Bürgerbeteiligung an die Arbeit machte, gibt es nach vier Jahren erst in wenigen Gebieten Tempo 30 - und vor allem die "großen Brocken" (beispielsweise der Sachsenhäuser Berg) sind da noch nicht einmal dabei. Der Grund für die Unzufriedenheit ist die zu Beginn der rot-grünen Regierungszeit durchaus begrüßte "Kompetenzerweiterung" des Ortsbeirates. Meinten die Stadtteilpolitiker damals, sie könnten tatsächlich stärker die Geschikke in ihrem Gebiet lenken, so ist dieser Glaube nun erschüttert. Wie Marcus Bocklet, Fraktionsvorsitzender der Grünen, zugespitzt formulierte: "Die Verwaltung hat sich nichts von ihrer Zuständigkeit nehmen lassen wollen." Ortsvorsteher Edmund Löffler (SPD) sieht das ein wenig anders: "Der Magistrat ist direkter anzusprechen, viele kleine Dinge lassen sich jetzt schneller und bürgernäher erledigen." Er räumte allerdings ein, bei den Tempo-30-Zonen sei das nicht unbedingt der Fall gewesen. Dennoch würde er den Ortsbeirat gern mit weiteren Aufgaben betraut sehen; so beim Planungsrecht (beispielsweise bei der Schlachthofbebauung) und bei den Finanzen. Der Beirat solle jedoch nicht über einen eigenen Etat verfügen, wie auch CDU und Grüne meinen. Vielmehr sollten Entscheidungen vor Ort "bindenden Einfluß" bekommen.
Einig sind sich die Politiker aller Fraktionen, daß der Verkehr auch in der kommenden Wahlperiode beherrschendes Thema wird. Über Parteigrenzen hinweg sind sie sich sogar zum großen Teil über die Ziele der Arbeit einig - das dürfte an der besonderen Funktion des Ortsbezirks liegen, der das "Einfallstor" für die südlichen Pendler ist. Der Beirat will deshalb konsequent die Zonen einrichten, auch die sogenannten Grundnetzstraßen sollten nicht kategorisch ausgespart werden, das Radwegenetz muß verbessert werden und ein "Muß" ist schließlich die Verlängerung der U-Bahnstrecke zur Sachsenhäuser Warte.
Darüberhinaus zeigten sich bei der Bewertung der vergangenen vier Jahre klare Unterschiede. So lobten die "Koalitionspartner" SPD und Grüne die neu entstandenen Möglichkeiten zur Kinderbetreuung - auch wenn das wie in der Siemensstraße oder im Grethenweg "vom Standort her nicht ganz glücklich ist", wie Ortsvorsteher Löffler anmerkte. Insgesamt zeigten sie sich mit der sozialen Versorgung in den drei Stadtteilen ebenso zufrieden wie mit der vor anderthalb Jahren begonnenen Diskussion um die "strukturellen Verbesserungen" im Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen.
Dagegen klagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Gilles, "erhebliche Defizite" im Bereich von Sportstätten ein. Egal ob das kleine Hallen in Sachsenhausen sind, eine große in Oberrad oder der Umbau am Waldstadion ist, da sähe sich die CDU mit ihren Vorschlägen alleine. Kritik übte die Opposition auch an der neu geschaffenen Stelle der Kinderbeauftragten. So sah Winfried Hackhausen, ursprünglich für die FDP in den Ortsbeirat eingezogen und nach seinem Parteiaustritt nunmehr fraktionsloses Mitglied, keine Notwendigkeit, für Anträge zu "Spielplätzen und Klettergerüsten" einen besonderen Posten zu schaffen.
Unterschiedlich bewerteten die Fraktionen auch die Zusammenarbeit mit den Bürgern. Während SPD und Grüne unterstrichen, in der Zeit unter Ortsvorsteher Löffler habe es ein "Optimum an Bürgernähe" gegeben, sah Wolfgang Gilles in den mitunter extrem langen Bürgerfragestunden ein Problem: "Die Fraktionen haben dann zu wenig Zeit, um untereinander zu diskutieren."
Die Differenzen im Ortsbeirat gingen teilweise sogar über das Inhaltliche hinaus. Böse und teilweise unversöhnliche Worte fielen im Streit um den Tagungsort in der evangelischen Paul-Gerhardt- Gemeinde (Niederrad) und auch in der Debatte um Alt-Sachsenhausen. Trotzdem bezeichneten SPD und Grüne die Zusammenarbeit als brauchbar. Gilles dagegen monierte, früher hätten Absprachen besser geklappt. Da dies nun anders sei, machte er an der Person des SPD- Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kadelbach fest.
Die Zwistigkeiten sind allerdings gewiß nicht Ursache dafür, daß der Ortsbeirat nach dem 7. März personell zu über 50 Prozent neu besetzt sein wird. CDU-Fraktionschef Ernst Bräter wurde von der eigenen Partei geschaßt; Marcus Bocklet (Grüne) und Constantin Westphal (CDU) wandern in den Römer ab; die Grünen- Fraktion wird komplett neu besetzt; "Einzelkämpfer" Hackhausen steht nicht mehr zur Wahl; andere Abgeordnete kandidieren nur auf Nachrücker-Positionen und die Damen von CDU und SPD verlassen - bis auf die Sozialdemokratin Elke Tafel - aus persönlichen Gründen den Beirat, unter ihnen auch Johanna Hoffmann, die seit der ersten Stunde der Ortsbeiräte vor mehr als 20 Jahren dabei ist. ask
Weltmeister Garri Kasparow kam in den vierten Runde des internationalen Schachturniers von Linares/Portugal über ein Remis gegen seinen russischen Landsmann Wladimir Kramnik nicht hinaus. Bei einer Hängepartie liegt Kasparow damit mit 2,0 Punkten auf dem vierten Rang. An der Spitze rangierten Anatoli Karpow, Viswanathan Anand und Alexej Schirow mit je 2,5 Punkten.
BAD HOMBURG. Die Rockbands "Selfmade" (Grävenwiesbach, Neu-Anspach) und "Bastards" (Lettland) haben sich heute ab 20 Uhr zu einem "Live-Gig" im Jugend-Kultur-Treff E-Werk (Wallstraße) entschlossen. Angesagt sind "emotionsgeladener Dampfhammer-Rock von "Selfmade" und Hardrock von den Letten.
Traditional-Jazz erklingt im Kulturtreff Englische Kirche (Ferdinandplatz) heute abend ab 20 Uhr: Die "White Eagle Jazz Band", eine führende New-Orleans-Formation, präsentiert unverfälschte Musik.
FRIEDRICHSDORF. Die Bad Homburger Band "Blue Rhythm Aces" swingt am Samstag, 6. März, 20 Uhr, in "Garnier's Keller". Die Jazzer spielen Stücke von Duke Ellington, Count Basie und Fats Waller und Hits aus den 60er Jahren.
OBERURSEL. Das nächste "1822-Jazz- Concert" am Samstag, 6. März, ab 20 Uhr in der Stadthalle Oberursel ist eine Blues-Night. A.C. Humphrey's Cotton Field Blues Band wird "richtig schönen Blues aus den Südstaaten" spielen.
Little Willie Littlefield, vom Wunderkind zum gestandenen Rhythm-and- Blues-Musiker gereift, der in den 50er Jahren viele Hits hatte und zwischenzeitlich vergessen wurde, entwickelt seine Musik aus dem Boogie und gilt heute als As am Piano und einfühlsamer Sänger. Mit dabei außerdem The Chicago Blues Busters und die Sängerin Joan Faulkner.
KÖNIGSTEIN. "Rock Versus Violence - Rock gegen Gewalt" nennt die Junge Union ihr Musikspektakel, das am Freitag, 5. März, ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle in Schneidhain stattfindet. Die Gruppen "Stone Age", "Alien Water Kiss", die Idsteiner Combo "Veto", "Blead the Freak" und zu guter Letzt "Spilling the Juice", die zwei Tage später in der Frankfurter Music Hall im Finale des "1822"- Nachwuchs-Festivals spielen, treten auf. Die Organisatoren und die Bands wollen mit dieser Veranstaltung ein Zeichen gegen "gewaltsame Ausschreitungen hirnloser Kahlköpfe setzen, wie sie derzeit nur allzuoft in sämtlichen Medien für Schlagzeilen sorgen", sagt Daniel Hildebrand von der Jungen Union. Der Reinerlös der Veranstaltung ist für die Kinderkrebshilfe bestimmt.
Karten beim Friseursalon Falk, Frankfurter Straße. s
Zweite Bundesliga
Bad Nauheimer verloren
in der Verlängerung
Spannender geht es kaum noch. Im vierten Spiel der Abstiegsrunde reichten dem EC Bad Nauheim und dem EHC Essen West die reguläre Spielzeit nicht. 3:3 stand es nach 60 Minuten, die Partie mußte in die Verlängerung gehen. Hier hatte der Gast aus Essen das bessere Ende für sich. Sieben Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als Ralph Pöpel den Puck zum Entsetzen der 2000 Zuschauer über die eigene Torlinie schob. Nach vier Spielen führt damit der EHC Essen West in der Gesamtwertung mit 3:1 Siegen und benötigt nur noch einen Erfolg zum Klassenerhalt.
Dabei hatte es für die Nauheimer so gut begonnen. 2:0 führten die Badestädter durch zwei Treffer von Sven Paschek nach dem ersten Drittel. Auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich hatten die kämpferisch überzeugenden Gastgeber noch die Oberhand und konnten durch einen Treffer von Roman Sindelar erneut in Führung gehen. Selbst nach dem 3:3- Ausgleich hatten die Nauheimer die größeren Chancen auf ihrer Seite, konnten sie aber nicht nutzen. ni
KRONBERG. Seit Samstag gibt es Armbanduhren, auf deren Zifferblatt die Kronberger Burg abgebildet ist. Die FDP hat sich diesen Gag ausgedacht, um den Burgverein und die Renovierung des alten Bauwerks zu unterstützen. Die Armbanduhr kostet 65 Mark; 20 davon werden dem Burgverein gutgeschrieben. Das erste Exemplar überreichte die FDP dem Verein stilgerecht vor der Burg. s
WACO, 1. März (AP). Bei zwei Feuergefechten zwischen Polizisten und schwerbewaffneten Anhängern einer Sekte sind am Sonntag in der Nähe von Waco im US-Staat Texas mindestens sechs Menschen - vier Beamte und zwei Sektenmitglieder - ums Leben gekommen. Fünfzehn Polizeiagenten und mehrere Angehörige der Religionsgemeinschaft wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Darstellung des Sektenführers soll ein zweijähriges Kind unter den Toten sein. Von den Behörden wurde dies nicht bestätigt.
Schauplatz des Dramas war ein von der Sekte als "Berg Karmel" bezeichneter festungsartiger Komplex rund 15 Kilometer östlich von Waco. Am Sonntag abend war die Situation noch unentschieden; bis in die Nacht hinein dauerten Verhandlungen zwischen beiden Seiten an.
Zu der ersten Schießerei kam es, als am Sonntag morgen über 100 Agenten des Bundesamtes für Alkohol, Tabak und Schußwaffen (ATF), einer Einrichtung des US-Finanzministeriums, und anderer Polizeibehörden mit Durchsuchungs- und Haftbefehlen anrückten, um nach Waffen und Sprengstoff zu fahnden und den Sektenführer Vernon Howell zu verhaften, der sich als Christus bezeichnet.
An dem Einsatz waren auch drei Hubschrauber der Nationalgarde beteiligt. Ein ATF-Sprecher in Washington, Jack Killorin, berichtete später, die Razzia sei seit Wochen vorbereitet worden. ATF- Agenten schlossen nicht aus, daß die Aktion verraten worden sei. "Ich kann Ihnen nicht sagen, was schiefgelaufen ist", erklärte der Leiter der ATF-Dienststelle Dallas, Ted Royster. "Es scheint, als ob sie nachgerade auf uns gewartet hätten." Nach Schätzung von Killorin bestand die Abwehrgruppe aus etwa 75 Personen, davon dürften ein Drittel Kinder gewesen sein.
Howell benutzt auch den Namen David Horesh. Er sagte später in einem CNN- Fernsehinterview, unter den Todesopfern sei ein zweijähriges Kind. Howell, der offenbar Schmerzen hatte, sagte, er sei verletzt worden.
Die Agenten waren, in Viehtransportwagen versteckt, am zentralen Gebäude des Komplexes vorgefahren. Die "Festung" wird von einem Turm mit Schießscharten beherrscht. Dem Vernehmen nach patrouillieren nachts Wachen auf dem 30 Hektar großen Gelände, das der Sekte gehört.
Nach Angaben der Behörden wurden die Agenten sofort bei ihrer Ankunft unter Feuer genommen. Howell hingegen beteuerte im Fernsehen: "Sie haben zuerst auf uns geschossen."
Der Reporter John McLemore von der Fernsehstation KWTX war Augenzeuge des ersten Kampfes. Er berichtete, es sei zugegangen wie im Krieg. "Menschen wurden getroffen, man konnte Leute vor Qual und Schmerz schreien hören." Nach rund 45minütigem Gefecht einigten sich Vertreter beider Seiten auf einen Waffenstillstand. Dann transportierten Rettungswagen und Hubschrauber Opfer ab, während ATF-Leute, Landes- und Ortspolizisten den Komplex belagerten.
Zwei ATF-Agenten wurden bei der Einlieferung ins Hillcrest-Baptistenkrankenhaus in Waco für tot erklärt, ein anderer starb nach der Aufnahme, ein vierter erlag im Providence-Hospital in Waco seinen Verletzungen. Auch ein Sektenmitglied starb laut ATF bei diesem Kampf. Von den 15 verletzten Beamten mußten die meisten zur stationären Behandlung in den Krankenhäusern bleiben. Viele von ihnen haben Schrotschußwunden, wie eine Hillcrest-Sprecherin sagte. "Einer hat mehrere Knochenbrüche."
Am Abend gegen 19.00 Uhr gab es das zweite Gefecht. Les Stanford von der ATF-Zentrale in Washington berichtete, um diese Zeit seien drei Sektenmitglieder aus dem Komplex gekommen und hätten auf die Polizisten gefeuert. Einer sei erschossen, der andere gefangengenommen worden, hieß es, der dritte habe sich, offenbar verletzt, in das Gebäude zurückziehen können.
Die Sekte firmiert als "Davidianische Linie". Sie bezeichnet sich als Zweig der Kirche der Siebentage-Adventisten, die jedoch von ihr nichts wissen will. Die Sekte entstand 1934 infolge eines Streits um die Bibelauslegung.
Am Samstag lief in der Zeitung The Waco Tribune-Herald eine große Serie über die Glaubensgemeinschaft an. Darin hieß es, die Gruppe verfüge über hochwirksame Waffen. Weiter schrieb das Blatt, der 33jährige Howell werde der Unzucht mit Kindern verdächtigt und gebe an, er habe mindestens 15 Ehefrauen.
BASEL, 1. März (AP). Mit dem traditionellen Morgenstraich ist am Montag um punkt 4.00 Uhr die Basler Fasnacht eröffnet worden. Zehntausende von Schaulustigen drängten sich bei trockenem, aber kaltem Wetter in der Innenstadt, um die mit farbigen Laternen ausgerüsteten Cliquen sowie die Trommler und Pfeifer zu sehen und zu hören. Das diesjährige Motto der drei schönsten Tage in Basel heißt "S Theater goot wyter". Höhepunkt der Basler Fasnacht bilden tra- ditionsgemäß der Umzug vom Montag nachmittag sowie der Auftritt der Schnitzelbänkler.
SEOUL, 1. März (AP). Bundekanzler Helmut Kohl hat am Montag seinen viertägigen Besuch in Japan beendet und ist nach Südkorea weitergereist, wo er der erste ausländische Gast des neuen Staatspräsidenten Kim Young Sam ist. Am Vormittag führte er in Tokio noch Gespräche mit Vertretern der Regierung und der Wirtschaft, in deren Mittelpunkt wirtschaftliche Fragen standen. Seoul ist die letzte Station auf der Asienreise des Kanzlers.
TEL AVIV, 1. März (AP). Ein junger Palästinenser hat am Montag in einem Geschäftsviertel südlich von Tel Aviv zwei Israelis erstochen und sieben zum Teil schwer verletzt.
Der israelische Rundfunk berichtete, Passanten hätten dem Mann die Waffen entrissen, bevor er auf weitere Menschen habe einstechen können. Die Polizei nahm den Mann fest, gab zunächst aber keine Stellungnahme ab.
Eine Ärztin sagte, zwei Opfer seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, drei hätten operiert werden müssen, und ihr Gesundheitszustand sei kritisch. Die übrigen seien außer Lebensgefahr. Bei den Opfern handele es sich um eine Frau und sieben Männer. Ein Augenzeuge berichtete, der Palästinenser habe offenbar mehrere Messer bei sich gehabt; eines habe er fallen lassen, dann aber weiter auf Passanten eingestochen. Nach seiner Überwältigung hätten Bereitschaftspolizisten ihn abgeführt.
Ein zweiter Zeuge, ein Taxifahrer, sagte im Rundfunk, er habe einen Araber mit einem Messer in der Hand gesehen, der vor einer Gruppe junger Leute davongelaufen sei. Diese hätten ihn schließlich festgehalten und zu Boden geschlagen. Die Polizei teilte später mit, der Palästinenser stamme vermutlich aus dem Gazastreifen. Sprecher Gadi Doron sagte, nach der Tat sei Polizeiverstärkung in das Tel Aviver Viertel geschickt worden, um Übergriffe aufgebrachter Israelis auf Araber zu verhindern. Man habe eine Reihe von Palästinensern im Zusammenhang mit dem Vorfall zum Verhör geholt, fügte er hinzu. Auch der Attentäter von Kairo tot KAIRO, 1. März (Reuter). Bei der Bombenexplosion in einem Kaffeehaus in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist nach amtlichen Angaben auch der Bombenleger ums Leben gekommen. Innenminister Abdel Halim Mussa sagte am Sonntag im Parlament, ein bei dem Anschlag getöteter Ägypter sei als Täter identifiziert worden. Nach Mussas Worten waren Moslem-Extremisten für die Tat verantwortlich. Bei dem schwersten Anschlag in Kairo seit vielen Jahren waren am Freitag vier Menschen, darunter zwei Ausländer getötet worden. 16 Personen erlitten Verletzungen.
SEOUL, 1. März (AP). Die Polizei in Seoul wird künftig Notrufe auch per Fax entgegennehmen. Wie sie am Montag mitteilte, wurden zunächst zwei Geräte aufgestellt, über die sich Bürger in Notfällen melden können. Denn die im ganzen Lande für solche Fälle geltende Telefonnummer 112 ist öfter besetzt. Wenn dieser Versuch gelingen sollte, erhielten alle Polizeiwachen in der südkoreanischen Hauptstadt Faxgeräte, über die auch Anzeigen erstattet werden könnten.
MOSKAU, 1. März (AP). Der frühere sowjetische Generalmajor Ruslan Auschew ist zum ersten Präsidenten der zu Rußland gehörenden nordkaukasischen Republik Inguschetien gewählt worden. Der 38jährige Auschew (Bild: dpa) erhielt nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax vom Montag 99,94 Prozent der Stimmen. Er war der einzige Kandidat. Stimmberechtigt waren 150 000 Inguschen. Wichtigste Aufgabe des neuen Präsidenten wird die Beilegung des Grenzkonflikts zwischen Inguschien und Nordossetien sein.
Inguschien bildete früher zusammen mit Tschetschenien eine autonome Republik innerhalb Rußlands. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 erklärten sich die Tschetschenen für unabhängig, die inguschische Führung sprach sich dagegen für den Verbleib in der Russischen Föderation aus. Daraufhin wurde im Juni 1992 vom russischen Parlament die Gründung der Republik Inguschien verfügt.
WASHINGTON, 1. März (AP). Geburtenraten in Entwicklungsländern sind rückläufig, und mindestens die Hälfte aller verheirateten Frauen außerhalb Afrikas will nach eigenen Angaben kein weiteres Kind. Diese Entwicklungen wurden am Montag in einer in Washington veröffentlichten Studie beschrieben, in der auch eine stark zunehmende Verwendung von Mitteln der Geburtenkontrolle gemeldet wird. Dennoch wachse die Weltbevölkerung weiter und nähere sich der Zahl von sechs Milliarden.
Im Bericht, den das Bevölkerungs-Informationsprogramm der John Hopkins University in Baltimore ausgearbeitet hat, wird gesagt, daß die Zunahme der Bevölkerung insgesamt zwar immer noch ein Grund zu Besorgnis sei. Doch zeige sich, daß während der vergangenen 30 Jahre in Ländern Asiens, Lateinamerikas und der Karibik ein Rückgang eingesetzt habe. Selbst einige afrikanische Staaten überraschten die Demographen damit, daß dort erstmals die Geburtenrate sank.
Insgesamt habe sich bei der Befragung von über 300 000 Frauen in 44 Ländern herausgestellt, daß die Durchschnittszahl von sechs Kindern pro Mutter in den 60er Jahren auf jetzt vier gesunken sei.
Mehr als erwartet zeigten die Frauen auch Interesse für Geburtenkontrolle, erklärten die Verfasser des Berichts. Dennoch liege die Zahl der Kinder immer noch über dem Durchschnittswert von 2,1 pro Paar, der erreicht werden müsse, wenn das starke Anwachsen der Weltbevölkerung insgesamt gestoppt werden solle. Andererseits sei inzwischen fast auf der ganzen Welt die Erkenntnis verbreitet, daß Kondome und andere Mittel die geeigneten Maßnahmen zur Geburtenkontrolle seien. "Aber noch ist ein langer Weg zurückzulegen", heißt es im Bericht.
So habe sich zwar ergeben, daß rund 20 Prozent der Frauen in Entwicklungsländern eine Schwangerschaft vermeiden wollten, aber kein Mittel der Geburtenkontrolle verwendeten.
Bryant Robey, ein Autor der Studie, sagte, daß selbst in Afrika ein neuer Trend zu beobachten sei. Es zeige sich eine Abnahme von Geburten in Ländern wie Botswana, Kenia und Simbabwe.
BONN, 1. März (AP). In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind 29 917 Aussiedler nach Deutschland gekommen, davon 13 059 Menschen im Februar. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Montag sind dies etwa 3400 Menschen weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres und fast 8000 weniger als vor zwei Jahren. Die allermeisten von ihnen kamen aus der ehemaligen Sowjetunion (28 276). Diese Gruppe ist gegenüber den Vorjahresmonaten auch weiter angewachsen. Dagegen nahmen die Aussiedlerzahlen aus Polen (682), Rumänien (911) und anderen Staaten (48) drastisch ab.
SEOUL, 1. März (AP). Bundeskanzler Helmut Kohl ist am Montag in Südkoreas Hauptstadt Seoul eingetroffen, der letzten Station seiner zweiwöchigen Asien-Reise. Der Bonner Regierungschef kam aus Tokio, wo er von Kaiser Akihito zu einer Audienz empfangen worden war. (Bericht im Wirtschaftsteil)
LEGAZPI, 1. März (AP). Der philippinische Vulkan Mayon ist am Montag erneut ausgebrochen und hat eine Panik unter den Anwohnern ausgelöst. Wie Vulkanologen vom Fuß des 360 Kilometer südöstlich von Manila gelegenen Berges berichteten, spie der Mayon rund 20 Minuten lang heiße Asche und Gesteinsbrocken, die vier Kilometer weit die Hänge hinunterrollten.
Der Ausbruch versetzte die in ihre Dörfer zurückgekehrten Bewohner in Angst und Schrecken. Wie die Polizei berichtete, setzte ein Sturm auf alle verfügbaren Fahrzeuge ein, mit denen sich jeder in Sicherheit bringen wollte. Verletzt worden sei jedoch niemand. Die zehn Kilometer entfernt gelegene Stadt Camalig wurde fast völlig von einer schokoladenbraunen Ascheschicht bedeckt.
Wie der philippinische Katastrophenschutz berichtete, sind bei dem ersten Ausbruch des Mayon am 2. Februar nach einer endgültigen Bilanz vom Montag 76 Menschen getötet worden. Danach hatten die Behörden rund 65 000 Menschen aus der Umgebung des Vulkans evakuiert. Der ersten Eruption folgte dann am 12. Februar eine zweite, schwächere. Etwa die Hälfte der Bewohner sind inzwischen aus Angst vor Plünderern und zur Bearbeitung ihrer Felder zurückgekehrt.
MÜNCHEN, 1. März (AP/Reuter). Führende Vertreter von CDU und CSU haben sich am Montag erneut gegen die Vorschläge der Länderregierungschefs zur Finanzierung des "Solidarpakts" gewandt und insbesondere Steuererhöhungen vor 1995 abgelehnt. Finanzminister Theo Waigel (CSU) bezog die Ablehnung in München allerdings vor allem auf eine Anhebung der Ertragssteuern, während er eine vorzeitige Erhöhung von Verbrauchssteuern wie etwa beim Benzin nicht ausschließen wollte. Erst nach der Kommunalwahl in Hessen am kommenden Sonntag wird Waigel mit den beauftragten Finanzministern der Länder zu Beratungen über den "Solidarpakt" zusammenkommen.
Auch der Fraktionschef der CDU/CSU, Wolfgang Schäuble, kritisierte die Potsdamer Beschlüsse. Sie ließen die "notwendige Einsicht in die tatsächlichen Erfordernisse vermissen". Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) sagte im ZDF-Morgenmagazin, alle zusätzlichen Abgaben und Steuererhöhungen seien Gift für die Konjunktur. Ab 1. Januar 1994 müsse aber die Bahnreform finanziert werden. "Diese Belastungen müssen wir dem Bürger zumuten, um den Verkehrsinfarkt zu vermeiden", sagte Bohl.
Die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier sieht in den Ergebnissen der Potsdamer Ministerpräsidentenkonferenz die Grundlage für einen Solidarpaktkompromiß zwischen Bundesregierung und Opposition. Im Saarländischen Rundfunk begrüßte sie die Potsdamer Beschlüsse als "Schritt in die richtige Richtung". Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund unterstützt die Potsdamer Beschlüsse zum gesamtdeutschen Finanzausgleich.
Im Gegensatz dazu sprach sich der Bund der Steuerzahler nachdrücklich gegen die Anhebung von Abgaben zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Wer jetzt Steuern erhöhe, fördere nicht den Aufbau Ostdeutschlands, sondern behindere ihn, sagte die Präsidentin des Verbandes, Susanne Thiemann, am Montag in Bonn. "Einigung erst in Vermittlungsausschuß"
gb FRANKFURT A. M. Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff sagte am Montag nach einer Sitzung von Präsidium und Vorstand der Bundes-FDP in Frankfurt, die Positionen von Bund und Ländern bei der Finanzierung des "Solidarpakts" seien so weit auseinander, daß er nicht mehr mit einer Verständigung bei der "Solidarpakt"-Klausur des Bundes und der Länder am 11./12. März rechne; ein Kompromiß könne frühestens im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat zustande kommen. Aus diesem Grund halte die FDP trotz der SPD- Proteste auch daran fest, daß am 10. März und damit noch vor der Klausurtagung die erste Lesung des Nachtragshaushaltes und der Begleitgesetze stattfinde.
Lambsdorff sprach sich für eine rasche Verabschiedung des "Solidarpaktes" aus. Die Bevölkerung und die Wirtschaft seien das Palaver satt. Die Forderung der SPD nach Einführung einer Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige sowie der Ergänzungsabgabe ab Jahresmitte lehnte der FDP-Politiker ab.
(Weiterer Bericht auf der Hessenseite, Leitartikel auf Seite 3)
SCHWERIN, 2. März (AP). Die Landesverfassung von Mecklenburg-Vorpommern wird voraussichtlich plebiszitäre Elemente und weitreichende soziale Staatszielbestimmungen enthalten. Landtagspräsident Rainer Prachtl sagte am Montag in Schwerin nach einer Klausurtagung der Verfassungskommission, es sei ein Durchbruch bei bisher strittigen Fragen erreicht worden. "Alle Artikel des Verfassungsentwurfes sind einvernehmlich oder mindestens mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen worden."
Ein Volksbegehren soll nach der Einigung ausgeschrieben werden, wenn mindestens 200 000 Wahlberechtigte dies verlangen. Für eine Volksinitiative sollen 15 000 Unterschriften notwendig sein.
Das Land soll mit einer Staatszielbestimmung dazu verpflichtet werden, zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beizutragen und "im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts einen hohen Beschäftigungsstand zu sichern". Alten und behinderten Menschen sei besonderer Schutz zu gewähren. Land und Gemeinden sind angehalten, darauf hinzuwirken, daß "jedem angemessener Wohnraum zu sozial tragbaren Bedingungen zur Verfügung steht".
BONN, 1. März (AP/AFP). Die Hilfe für hungernde Menschen in Somalia wird nach Ansicht des Beauftragten der Bundesregierung für humanitäre Hilfe, Hansjörg Eiff, auf längere Zeit ohne "glaubhafte" Androhung von militärischer Gewalt nicht zu sichern sein. Die Befriedung des Landes brauche "einen noch längeren Einsatz von Truppen", sagte Eiff am Montag. Der Diplomat hatte in der vergangenen Woche die somalische Hauptstadt Mogadischu und mehrere Gebiete im Landesinnern besucht.
Die Bundesregierung hatte den Vereinten Nationen (UN) im vergangenen Dezember den Einsatz von Bundeswehreinheiten in Somalia angeboten, dies jedoch von einer weitgehenden Befriedung des Landes abhängig gemacht. Ein Einsatz von Soldaten mache nur Sinn, wenn die Bereitschaft zum Einsatz von Waffengewalt auch glaubhaft gemacht werde, sagte Eiff.
Rivalisierende Banden lieferten sich am Montag in der Hafenstadt Kismayo wieder schwere Gefechte.
BONN, 1. März (AP/dpa/wüp). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat scharfe Kritik an der Praxis der Arbeitsämter bei der Vergabe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) geäußert und den Stopp neuer ABM-Stellen verteidigt. Blüm rügte am Montag in Bonn, die Bundesanstalt für Arbeit habe schon 1992 ihren Haushaltsansatz "als relativ unverbindliche Richtgröße angesehen" und um 900 Millionen Mark überzogen. Da in diesem Jahr eine ähnliche Entwicklung drohe, habe er "die Reißleine gezogen".
Nach Angaben Blüms wurden allein im Januar statt der angesetzten 10 000 neuen ABM-Stellen 34 000 Stellen bewilligt. Für Januar und Februar seien bereits zwei Milliarden Mark gebunden. Das würde für das ganze Jahr Ausgaben von zwölf Milliarden Mark bedeuten, während der Etat-Ansatz nur 9,9 Milliarden Mark betrage. Allein ein Arbeitsamt in Brandenburg habe Mittel in Höhe von 500 Millionen Mark vergeben.
Die bundeseigene Treuhandanstalt sprach sich in Berlin entschieden gegen den ABM-Stopp aus. Sie forderte die Bundesregierung auf, der Bundesanstalt für Arbeit einen Nachtragsetat zu bewilligen. Die Treuhand werde aber auch ABM auf eigene Kosten ausbauen, kündigte Personalvorstand Horst Föhr an.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) nannte die Entscheidung ein völlig falsches Signal. "Das Gegenteil wäre richtig", sagte Rau der Westfälischen Rundschau.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze schlug angesichts der Wirtschaftslage vor, Geldquellen für neue ABM-Programme zu erschließen.
Bund, Länder und Gemeinden sollten jene Beträge dafür geben, die durch die verschobene Erhöhung der Beamtenbesoldung gespart würden.
ESSEN, 1. März (AP). Die Witwe eines 1941 an Vergiftung gestorbenen Soldaten hat beim Landessozialgericht in Essen nach 52 Jahren erfolgreich auf Witwenrente geklagt. Die Richter erkannten in dem am Montag veröffentlichten Urteil an, daß der Soldat im Kriegslazarett in Rußland nicht fachgerecht behandelt wurde und er beziehungsweise seine Hinterbliebenen für solche durch den Wehrdienst bedingten Nachteile versorgungsrechtlichen Ausgleich erhalten müßten.
Der Mann hatte damals zusammen mit russischen Zivilisten gefeiert und dabei eine nach Wein schmeckende Flüssigkeit getrunken, die aber Äthylenglykol war. Am Tag nach der Feier wurde er nach Darstellung des Gerichts mit schweren Vergiftungserscheinungen in das Lazarett eingeliefert. Dort war es aber nicht möglich, kurzfristig den Giftstoff zu analysieren, denn die zuständige Wehrmachtsuntersuchungsstelle war kurz zuvor verlegt worden. Weil keine gezielten Gegenmaßnahmen ergriffen werden konnten, starb der Soldat an einer Nierenschädigung. Nach Auffassung der Richter starb der Soldat, weil die Glykolvergiftung kriegsbedingt nicht rechtzeitig erkannt und somit nicht sachgerecht behandelt werden konnte. (Az.: LSG NRW/ Essen - 6. Senat vom 27. 10. 92)
HAMBURG, 1. März (AP). Im Revisionsprozeß gegen den 32jährigen Rolf Deilke hat die Bundesanwaltschaft den Kernpunkt der alten Anklage, die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, fallengelassen. Dem Angeklagten soll nur noch wegen unerlaubten Waffenbesitzes, Urkundenfälschung und Autodiebstahls der Prozeß gemacht werden. Ihm würde danach eine Haftstrafe von zwei Jahren drohen, die aber durch die Untersuchungshaft abgegolten wäre.
Die Verteidigung hatte auf einen entsprechenden Beschluß des Gerichts keinen Einfluß. Deilkes Anwälte sagten: "Wir hätten lieber einen Freispruch gehabt. Es ist heute deutlich geworden, daß der Bundesanwaltschaft die letzten Felle davongeschwommen sind."
TEL AVIV, 1. März (AP/AFP). Zwei Israelis sind am Montag in Tel Aviv dem Amoklauf eines jungen Palästinensers zum Opfer gefallen. Der 19jährige Mann aus dem Gazastreifen stach in einem Geschäftsviertel im Süden der Stadt wahllos auf Fußgänger ein und verletzte acht Menschen zum Teil schwer. Passanten überwältigten ihn schließlich und übergaben ihn den Sicherheitsbehörden. In das Viertel wurde Polizeiverstärkung geschickt, um Übergriffe aufgebrachter Israelis auf Araber zu verhindern.
Als Tatmotiv gab der Mann der Polizei zufolge an, er sei über seine Arbeitslosigkeit verzweifelt gewesen und habe deshalb "Israelis verletzen" wollen. Er habe offenbar allein und ohne politisches Motiv gehandelt.
Am Wochenende waren in den von Israel besetzten Gebieten sechs Palästinenser von Landsleuten ermordet worden, weil sie angeblich mit den israelischen Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet hatten.
BONN, 1. März (AP). Die am 14. März mit 17 Tagen Verspätung beginnende zweite deutsche Raumfahrtmission mit dem Spacelab-Labor (D-2) wird zumindest bis nach der Jahrtausendwende das letzte große Weltraumprojekt in rein nationaler Verantwortung sein. Das hat Bundesforschungsminister Matthias Wissmann am Montag bei der Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens zwischen den Weltraumagenturen Deutschlands und Rußlands in Bonn bekanntgegeben. Der Minister begründete dies mit dem Hinweis, daß Großvorhaben dieser Art wegen der begrenzten finanziellen Mittel in nationaler Regie in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr möglich seien.
Die Deutsche Agentur für Raumfahrtangelegenheiten (DARA) berichtete am Montag von Problemen für einige der 93 wissenschaftlichen Experimente der 890 Millionen Mark teuren D-2-Mission als Folge der Startverzögerung. So seien die Haltbarkeitsgrenzen einiger Materialien für die wissenschaftlichen Experimente im All überschritten. Sie könnten sich dadurch so verändert haben, daß eine Beeinträchtigung einiger Versuchsergebnisse nicht auszuschließen sei.
Ein am Montag von den Generaldirektoren der Raumfahrtagenturen Deutschlands und Rußlands, Wolfgang Wild und Juri Koptjew, unterzeichnetes Abkommen sieht eine Zusammenarbeit bei der Erforschung des Weltraums und der Forschung im All sowie bei der Entwicklung von Raumstationen und Raumtransportsystemen vor. Erstes Projekt soll die Instrumentenkapsel Express sein, die 1994 mit einer japanischen Rakete in eine Umlaufbahn geschossen werden soll.
ADDIS ABEBA/JOHANNESBURG, 1. März (AP/hbr). Die von den Vereinten Nationen (UN) initiierten Friedensgespräche zur Beendigung des Bürgerkrieges in Angola sind am Widerstand der rechten Rebellengruppe UNITA gescheitert. Über sechs Stunden nach dem Ablaufen eines Ultimatums sagte die UN- Beauftragte für Angola, Margaret Anstee, das Treffen in Addis Abeba am Montag ab, nachdem die Führung der UNITA sich geweigert hatte, ihr Angebot anzunehmen und unter UN-Geleit in die äthiopische Hauptstadt zu kommen. Zur gleichen Zeit wurden die Kämpfe in Angola wieder heftiger. In Südafrika wurde am Wochenende berichtet, beide Konfliktparteien versuchten, südafrikanische Soldaten als Söldner anzuwerben.
Es war bereits das zweite Mal in drei Wochen, daß die Friedensgespräche mit der Regierung von Präsident Jose Eduardo dos Santos wegen der Haltung der rechten Guerilleros nicht zustande kamen. Bereits am 10. Februar scheiterte die Fortsetzung der Gespräche, weil die UNITA-Vertreter nicht erschienen. Die UNITA erklärte in der vergangenen Woche, wegen der Kämpfe um die Stadt Huambo nicht in der Lage zu sein, eine Delegation nach Addis Abeba zu entsenden. Danach hatte UN-Botschafterin Anstee angeboten, die Delegation der Rebellenorganisation mit zwei Hubschraubern von einem Platz ihrer Wahl in Angola abzuholen und in die zairische Hauptstadt Kinshasa zu bringen. Dort warte ein Flugzeug, das die Delegation nach Addis Abeba bringen solle.
Die UN haben mit dem Abzug aller Friedenstruppen für den Fall gedroht, daß sich die Bürgerkriegsparteien nicht auf eine Beendigung des Blutvergießens einigen. Der Krieg in Angola war erneut ausgebrochen, weil sich UNITA-Führer Jonas Savimbi nicht mit seiner Wahlniederlage im September abfinden wollte. Bei der seit sechs Wochen andauernden Schlacht um Huambo, wo sich das UNITA-Hauptquartier befindet, starben nach Regierungsangaben bisher 10 000 Menschen.Amokläufer ersticht Israelis
TEL AVIV, 1. März (AP). Zwei Israelis sind am Montag morgen in Tel Aviv dem Amoklauf eines jungen Palästinensers zum Opfer gefallen. Der mit zwei Messern bewaffnete 19jährige aus Gaza stach in einem belebten Geschäftsviertel im Süden der Stadt wahllos auf Passanten ein und verletzte neun zum Teil schwer. Augenzeugen überwältigten den Mann schließlich und übergaben ihn der Polizei.
Als Tatmotiv gab der Palästinenser der Polizei zufolge an, er sei über seine Arbeitslosigkeit verzweifelt gewesen und habe deshalb "Israelis verletzen" wollen. Er habe offenbar allein und ohne politisches Motiv gehandelt.
Die israelische Armee sperrte in der Nacht zum Dienstag den Gazastreifen ab. Über die Dauer der Maßnahme, von der rund 35 000 in Israel arbeitende Palästinenser betroffen sind, machte die Armee keine Angaben. Zuvor hatte Ministerpräsident Yitzhak Rabin bereits eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen angekündigt, die für die "Menschen im Gazastreifen schmerzlich sein könnten".
AACHEN, 2. März (AP). Ein Häftling des Remscheider Gefängnisses hat am Montag bei einem Freigang in Aachen einen Bankraub verübt und dabei rund eine halbe Million Mark erbeutet. Wie die Aachener Kriminalpolizei mitteilte, konnte der 38jährige Mann mit dem Geld entkommen. Der gelernte Steuerfachgehilfe hatte sich am Morgen zu einem Beratungsgespräch bei dem Leiter einer Sparkassenfiliale in Aachen-Oberforstbach angemeldet. Plötzlich zog er einen Revolver und erzwang damit die Herausgabe des Bargeldes, wie die Polizei berichtete.Clinton will sozialen Dienst
NEW BRUNSWICK, 2. März (AP). US- Präsident Bill Clinton will noch in diesem Jahr einen freiwilligen sozialen Dienst für junge Amerikaner einrichten. In der Volkshochschule von New Brunswick im US-Staat New Jersey sagte Clinton in der nacht zum Dienstag, im Sommer könnten Studenten bereits rund 1000 Stellen im sozialen Bereich angeboten werden. Studenten, die sich dazu entschlössen, könnte ein Teil der in letzter Zeit stark gestiegenen Studiengebühren an den US-Universitäten erlassen werden. Die Zahl der Plätze solle binnen fünf Jahren auf 100 000 erhöht werden. Das Vorhaben ermögliche einer größeren Zahl von Menschen eine akademische Bildung, die im Gegenzug in ihrer Nachbarschaft soziale Dienste leisteten.
Jeder zehnte US-Bürger erhielt im Dezember 1992 staatliche Lebensmittelhilfe. Wie aus den jüngsten amtlichen Statistiken hervorgeht, stieg die Zahl der Lebensmittelhilfe-Empfänger innerhalb eines Jahres um 1,8 Millionen auf 26,2 Millionen. Wirtschaftskrise und harter Winter werden als Ursachen genannt.
MOSKAU, 1. März (AP). Sechs der zehn Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) wollen ein Gremium der Zusammenarbeit nach dem Vorbild des Nordatlantikrates der NATO schaffen. Wie der Oberkommandierende der GUS-Streitkräfte, Jewgenij Schaposchnikow, am Montag mitteilte, beschlossen dies Vertreter Rußlands, Kasachstans, Armeniens, Usbekistans, Tadschikistans und Kirgisiens bei einem Treffen am Wochenende.Kurz gemeldet: Rumänien schob über 130 Flüchtlinge ab
BUKAREST, 2. März (AP). Die rumänischen Behörden haben am Montag 133 Flüchtlinge aus Sri Lanka und Indien in ihre Heimat abgeschoben. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte der AP, dies sei lediglich der "Beginn eines größeren Abschiebungsprozesses". In Rumänien leben etwa 9000 illegale Einwanderer aus Drittwelt-Staaten.
Im Blickpunkt: Unterdrückung in Irak Bericht über Todeslager
Hunderte von Schiiten aus Südirak sind einem Bericht der UN-Menschenrechtskommission zufolge in den vergangenen Monaten in "Todeslagern" ums Leben gekommen. Wie der Verfasser des Berichts, der ehemalige niederländische Außenminister Max van der Stoel, der Kommission in Genf mitteilte, haben Agenten der irakischen Regierung darüber hinaus Auseinandersetzungen unter den schiitischen Bewohnern der südirakischen Sumpfgebiete geschürt, die ebenfalls bis zu 2000 Todesopfer im Herbst 1992 forderten. Die USA wollen prüfen, ob Bagdad einen neuen Unterdrückungsfeldzug gegen die Schiiten führt. Van der Stoel berichtet, Schiiten seien in Gruppen zu 200 zu den Todeslagern im Norden Iraks gebracht worden. Hunderte von Menschen würden dort noch gefangengehalten. Der Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen beruft sich auf kurdische Augenzeugen, die Busse mit südirakischen Gefangenen im Norden ankommen sahen und am gleichen Abend noch Schüsse hörten. Van der Stoel nennt die Vermutungen darüber, was dort in den Lagern vor sich gegangen sei, äußerst beunruhigend. Die irakische Regierung hatte die Bewohner des Marschlandes nach einem gescheiterten Aufstand 1991 nach dem Ende des Golf-Krieges unter starken Druck gesetzt. Zum Schutz der Schiiten hatten die Golfkriegsalliierten südlich des 32. Breitengrades eine Flugverbotszone errichtet.
In seinem Jahresbericht fordert van der Stoel Irak auf, seine Wirtschaftsblockade gegen die Schiiten im Süden und die Kurden im Norden aufzuheben. Vor allem die Kurden würden sonst den nächsten Winter nicht überleben, da sie darauf angewiesen seien, daß Irak internationale Hilfslieferungen passieren lasse. Van der Stoel ruft die Regierung in Bagdad auch dazu auf, den Schiiten Religionsfreiheit zu gewähren.
Insgesamt spricht der Menschenrechtsbeauftragte von einer sich drastisch verschlechternden Versorgungslage in Irak infolge der UN- Sanktionen. Allerdings habe sich die Regierung die Konsequenzen selbst zuzuschreiben, da sie den UN-Plan zum Verkauf von Öl unter internationaler Kontrolle nicht akzeptiere. Van der Stoel ruft Irak außerdem dazu auf, Beobachterkommissionen zur Überwachung der Menschenrechtssituation ins Land zu lassen. Menschenrechtsverletzungen und Folter seien an der Tagesordnung.
Als Beweis führt van der Stoel einen Brief der Regierung vom 8. Februar 1989 an, der Kurden in die Hände gefallen war und in dem von "Sicherheitsoperationen" gegen feindliche Gruppen in Südirak die Rede war.
Der UN-Sonderberichterstatter spricht in seinem knapp 120 Seiten umfassenden Bericht von einer "weit verbreiteten Diskriminierung und Unterdrückung verschiedener Gruppen" im Staat Saddam Husseins. "Die Kombination eines extremen Chauvinismus mit extremer Intoleranz" führe zu der massiven Mißachtung etlicher Menschenrechte und dazu, daß schwere Menschenrechtsvergehen gerade auch der Staatssicherheitskräfte ausdrücklich straffrei blieben.
In dem Bericht erwähnt van der Stoel dabei eine offensichtlich weit verbreitete Erlaubnis, andere Menschen zu verletzen und zu töten. Die Regierung dulde keine richtige Opposition.
Die US-Regierung untersucht nach eigenen Angaben einen Bericht der britischen Zeitung Observer, nach dem Irak verstärkt gegen die Schiiten im Süden des Landes vorgeht. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, sagte am Montag in Washington, die USA seien aber noch nicht in der Lage, Einzelheiten zu bestätigen. Der Observer hatte berichtet, Saddam habe seine Truppen angewiesen, die Wasserzuflüsse im südirakischen Schiiten-Gebiet abzuleiten oder die Wasservorkommen zu vergiften. Die irakische Führung lud unterdessen ausländische Journalisten in die Sumpfgebiete Südiraks ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen. (AP/dpa/Reuter)
Seit geraumer Zeit starrt die Öffentlichkeit auf eine scheinbar außer Rand und Band geratene Jugend. Sich wehren und Zeichen setzen gegen Ausländerfeindlichkeit heißt die Parole. Auch das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit mehr als einer Million Mitgliedern bezog öffentlich Stellung gegen Rassendiskriminierung, aus bislang kaum bekanntem Grund.
Ein Münchner Herbergsleiter setzte einen jungen Mann kurzerhand vor die Tür, der das Zimmer nicht mit ausländischen Gästen teilen wollte. In Hessen sahen schockierte Herbergseltern, wie Jugendliche, die sich einzeln angemeldet hatten, zum Fahnenappell antraten. Heimatjugend, abgekürzt HJ wie einst die Hitler-Jugend, nennt sich eine Truppe, die auch unter anderen Namen immer wieder versucht, Jugendherbergen für ihre deutschtümelnden Zwecke zu mißbrauchen. Auch "Wiking-" und "Kyffhäuser-Jugend" kehren gern in deutschen Jugendherbergen ein.
Vergangenen Herbst eskalierten die brutalen Taten sogenannter Skinheads - nicht nur auf der Straße. Im sächsischen Colditz stürmten Rechtsradikale unter Rufen wie "Bambule - Randale - Rechtsradikale!" eine Jugendherberge, in der etwa 90 Jugendliche einen Geburtstag feierten. Einer von ihnen soll der linken Szene angehört haben. Das war nach Darstellung des Landeskriminalamtes Sachsen für die Angreifer Grund genug, mit Steinen, leeren Flaschen und Molotow-Cocktails loszuschlagen. Mehrere Gäste wurden verletzt. Die Sonderkommission "Rechtsextremismus" des sächsischen LKA fand in den Wohnungen der später geständigen 16- bis 24jährigen Täter neben Schreckschußpistolen und Schlagwaffen auch neonazistisches Propagandamaterial. Solche Vorkommnisse sind nicht nur Negativ-Werbung für die etwa 650 Jugendherbergen in Deutschland, sie verunsichern auch. Kürzlich sagten US-amerikanische Jugendliche ihren Osterbesuch in einer Münchner Herberge ab. Begründung: Sie wollten nicht in ein ausländerfeindliches Deutschland reisen. Türkische Eltern stornierten die Buchungen für ihre Kinder in einer Berliner Jugendherberge. Mehrere Jugendgruppen aus Berlin wollen nicht mehr wie geplant nach Mecklenburg-Vorpommern fahren. Dort sind ausländische Gäste einer Jugendherberge tätlich angegriffen worden. Gespaltene Reaktion der Landesverbände Das DJH bekennt seit Dezember unter Hinweis auf die multikulturelle Idee der Jugendherberge vorsichtig Farbe gegen Neo-Nazis und Fremdenfeindlichkeit, aber insgesamt ist die Reaktion gespalten. Einzelne Landesverbände plädieren dafür, solche ausländerfeindliche Vorkommnisse nicht zu wichtig zu nehmen oder verschweigen sie. Von etwaigen Absagen beispielsweise wollen die DJH- Vertreter weder in Berlin-Brandenburg noch in Mecklenburg-Vorpommern etwas wissen. Knut Dinter dagegen, Sprecher des Dachverbandes in Detmold, unterstreicht die Notwendigkeit, sich "sehr stark mit diesem Thema zu beschäftigen". Er ist enttäuscht, daß "die Bereitschaft bei den Landesverbänden nicht so groß gewesen ist", auf eine von der Detmolder Zentrale angestellte Umfrage zum Thema Fremdenfeindlichkeit zu antworten. Gegen die Fremdenfeindlichkeit bereitet das DJH eine Plakataktion vor. Zudem sollen noch im laufenden Jahr die Aufnahmebedingungen für körperschaftliche Mitglieder bundesweit strenger festgelegt werden, um rechtsradikale Gruppierungen von den Jugendherbergen fernzuhalten.
"Besonders tragisch" empfindet Dinter die angespannte Finanzlage der Öffentlichen Hand, die auch die Jugendherbergen trifft. Der DJH-Vorsitzende, Otto Wirthenson, erklärte kürzlich in München, Schließungen von Herbergen seien wohl unvermeidlich. Der Bund unterstütze die Jugendherbergen 1993 mit fünf Millionen Mark. Das entspreche trotz steigender Baukosten und der etwa 140 zusätzlichen Häuser in den neuen Ländern der Fördersumme von 1980. Mit 20 Schließungen sei in den kommenden sechs Jahren zu rechnen.
Die Häuser des DJH müßten auf jeden Fall attraktiver werden, um auch in Zukunft akzeptiert zu werden, fordert Richard Münchmeier vom Deutschen Jugendinstitut in München. Doch es fehlt an Geld, auch für die dringend benötigte Sanierung der ältesten Stadtjugendherberge der Welt, die 1927 in München eingeweiht wurde.
BETTINA HUHNDORF (dpa)
Von einem Ausflug in die "Steueroase" Luxemburg dürften viele deutsche Finanztouristen, die ihre Zinsen einstreichen wollen, bald zu ihrem großen Erstaunen mit leeren Geldkoffern zurückkehren. Erträge bestimmter Investmentfonds der Deutsche- Bank-Tochter DWS werden bei der Luxemburger Tochter des Geldriesen nicht mehr in bar ausgezahlt. Doch nur bei Zahlung im Ausland können Anleger den für sogenannte Tafelgeschäfte 35prozentigen steuerlichen Zinsabschlag umgehen, was im übrigen bekanntlich nichts daran ändert, daß auch die jenseits der Grenzen erzielten Einkünfte steuerpflichtig sind. Aber das "Reisefieber" hat offenbar so viele Sparer gepackt, daß die Kreditinstitute mit ihren Kapazitäten nicht mithalten können.
Auch wenn viele noch große Probleme haben, das Formular zur Befreiung vom Zinsabschlag, den Freistellungsauftrag, korrekt auszufüllen - eines scheint sich weit herumgesprochen zu haben: Wer sein Geld vor dem Fiskus in Sicherheit bringen will, sei es auch nur, um - völlig legal - die Steuervorauszahlung zu vermeiden, der ist im benachbarten Großherzogtum willkommen. 1992 wanderten 66 Milliarden Mark aus Deutschland in Luxemburger Investmentfonds. Allein in entsprechende Zertifikate der Deutsche-Bank-Gruppe flossen 29 Milliarden, doppelt soviel wie im Jahr zuvor. "Deutschstämmige" Gesellschaften bieten im kleinsten EG-Staat inzwischen rund 100 "Kapitaltöpfe" an.
Mit leichtem Grauen sieht daher Udo Behrenwaldt schon jetzt dem 1. November entgegen. Als Geschäftsführer der Frankfurter DWS sorgt er sich um seine gestreßten Kollegen in Luxemburg. Der Zinstermin für DWS- Fonds könnte zu einem Ansturm von Kupon-Schnipplern auf den Schalter der Deutschen Bank Luxembourg führen. Viele Geldhäuser haben zwar massiv für Anlagen in Luxemburg geworben, aber anscheinend nicht mit den (Er)-Folgen gerechnet. Behrenwaldt: "Auf ein derartiges Massengeschäft sind wir nicht vorbereitet. Wir haben dort nur eine Kasse, unsere Räumlichkeiten sind stark begrenzt. Wir müssen uns etwas einfallen lassen." Besonders zu schaffen machen Behrenwaldt die vielen Kleinanleger mit Minibeträgen: "Für die war das eigentlich gar nicht gedacht, sondern für einen ausgewählten Kreis von Anlegern mit mindestens 100 000 Mark."
Der jüngste Einfall der Luxemburger Filiale, Erträge bestimmter Fonds nicht mehr am Banktresen auszuzahlen, sorgte in der Kundschaft bereits für großen Ärger. Betroffen sind nach Aussage Behrenwaldts Investa, Intervest, Inrenta und der größte deutsche Fonds Inter-Renta. Problemlos sei die Zinsauszahlung allerdings für Sparer, die beim Luxemburger Ableger der Deutschen Bank über ein Konto verfügen. Dessen Eröffnung ist freilich nicht kostenlos und vor allem nur bei Einlagen von mindestens 200 000 Mark möglich.
Anleger befürchten nun, die Idee des Branchenprimus könnte von anderen Gesellschaften nachgeahmt werden. Allerdings konstatiert Behrenwaldt bei vielen Sparern eine zunehmende "Ausschüttungsmüdigkeit". So gewännen sogenannte thesaurierende Investmentfonds, bei denen die Erträge nicht ausgezahlt, sondern angesammelt werden und erneut in die Anlage fließen, enorm an Bedeutung. Im Vordergrund steht bei diesen Vermögen die Wertentwicklung der Papiere. dpa/FR
Die deutsche Luftfahrtindustrie präsentierte sich in Festtagslaune. Nahezu 3000 Gäste aus aller Welt feierten gestern auf der ehemaligen Hamburger Fischerhalbinsel Finkenwerder den "roll-out" des 44,51 Meter langen Airbus A 321. Mehr als zwei Millionen Mark kostete die Party für das modernste Kurz- und Mittelstreckenflugzeug der Welt, von dem bereits 153 Exemplare zum Preis von jeweils rund 44 Millionen Dollar fest bestellt sind.
Am 15. März soll der Jungfernflug dieses ersten Airbus-Typs stattfinden, dessen Endmontage nach Deutschland vergeben wurde. Am Knüppel wird der aus Hamburg stammende und seit 1980 in Toulouse lebende 52 Jahre alte Testpilot Karl-Eugen (Charly) Nagel sitzen, der auf die respektable Erfahrung von 12 500 Flugstunden zurückblicken kann. Damit beginnt hierzulande ein neues Kapitel im europäischen Flugzeugbau. Dem 186 bis maximal 220 Passagieren Platz bietenden zweistrahligen Airbus, der um knapp sieben Meter verlängerten Version des bisher erfolgreichsten "Bruders" A 320, wird eine große wirtschaftliche Zukunft vorausgesagt, obwohl es an Konkurrenz nicht mangelt.
Dazu zählt vor allem die neue MD-90 von McDonnell Douglas, die auch noch in diesem Frühjahr in Long Beach zum Erstflug abheben soll. Sie ist mit vergleichbar effizienten und emissionsarmen Triebwerken wie der A 321 ausgerüstet, allerdings sind von dem Typ bislang erst 77 Einheiten geordert worden. Nicht unbedingt in die gleiche Kategorie gehört die Boeing 757, ein seit mehr als zehn Jahren fliegender zweistrahliger Mittelstreckenjet mit etwas größeren Dimensionen, von dem bereits über 400 Exemplare weltweit im Einsatz sind. Letzterer hat mit maximal 8400 Kilometern eine wesentlich größere Reichweite als der A 321, der 4400 Kilometer weit fliegen kann. Sie ist auch rund acht Millionen Dollar teurer als der "deutsche Airbus".
Die Freude der hiesigen Flugzeugbauer über die nach zähen Verhandlungen vor allem mit den französischen Partnern verwirklichte Endmontage in Hamburg- Finkenwerder ändert allerdings nichts daran, daß der deutsche Wertanteil am gesamten Airbus-Programm unterhalb der 20-Prozent-Marke liegt; gleiches gilt für die französische Aérospatiale, die genauso wie die Deutsche Aerospace Airbus am europäischen Konsortium 37,9 Prozent der Anteile hält. Was in der Öffentlichkeit bis heute nicht so recht durchgedrungen ist und was auch bei den Angriffen der US-Regierung gegen die angeblich wettbewerbsverfälschenden Subventionen oft vergessen wird, ist der beträchtliche amerikanische Beitrag zum Airbus-Programm: Bei den bisherigen Modellen aus Toulouse liegt er wegen der Triebwerke und der Elektronik zwischen 20 und 30 Prozent. In Nordamerika sind rund 50 000 Arbeitskräfte vom Airbus abhängig. Hinzu kommen die Stellen bei US-Töchtern in Europa.
Das verdeutlicht, daß die Airbus-Fertigung keine rein europäische, sondern eine weltweite "Veranstaltung" ist. Selbst Kawasaki in Japan fertigt Rumpfschalen. Andererseits beschäftigt die zum Daimler-Konzern gehörende Deutsche Aerospace Airbus auch gut 8000 Zulieferer, mehrheitlich kleinere und mittelständische Firmen.
Mit dem maximal 900 Stundenkilometer schnellen Jet, der eine Spannweite von gut 34 Metern hat, dürfen die deutschen Flugzeugbauer endlich auf dauerhafte Erfolgserlebnisse hoffen. Denn an unglücklichen Versuchen, größere zivile Jets zu bauen, hat es im Nachkriegsdeutschland nicht gemangelt: Das erste (ost-)deutsche Düsenverkehrsflugzeug, die in Dresden entwickelte vierstrahlige "152", stürzte drei Monate nach dem Erstflug am 4. Dezember 1958 im darauffolgenden März ab; 1961 beschloß das SED-Politbüro auf sowjetischen Druck, das Projekt einzustellen. Vom zweistrahligen Hansa-Jet aus Hamburg wurden 47 Stück gebaut. Gewinne hat er ebenso wenig abgeworfen wie der Anfang der siebziger Jahre in Bremen hergestellte 44sitzige Twinjet VFW-614, der 23 Auflagen erfuhr. dpa/FR
Explosion in New York FBI geht von Bombe aus
NEW YORK/WASHINGTON, 1. März (dpa). Die US-Bundeskriminalpolizei FBI hat nach Ermittlungen ihrer Chemiker "keinerlei Zweifel" mehr, daß die Explosion am Freitag in einer Tiefgarage des World Trade Center in New York durch eine Bombe ausgelöst wurde. Dies sagte der stellvertretende FBI-Direktor James Fox. Auch die Polizei von New York und andere Experten glauben, daß nur eine Bombe den Riesenkrater von über 30 Metern Durchmesser reißen konnte.
Deutlich zurückhaltender sind alle bei den Vermutungen über die Motive und möglichen Urheber des Anschlags, der fünf Menschen das Leben kostete, über 1000 verletzte und die 411 Meter hohen Türme auf der Südspitze Manhattans auf unbestimmte Zeit lahmgelegt hat.
Es wird nicht ausgeschlossen, daß Terroristen die Bombe plazierten. Inzwischen haben sich 40 Anrufer bei der Polizei zu dem Anschlag bekannt.
Wie Fox am Sonntag sagte, sei es noch zu früh, darüber zu spekulieren, wer die Bombe strategisch so geschickt legte. Es könnten viele gewesen sein. Es gebe Drogenhändler, die über die US-Regierung empört seien. Es könnten aber auch Terroristen gewesen sein. Auch über die Art der Bombe gebe es noch keine ausreichenden Erkenntnisse. Die Ermittler brauchten Zeit, sagte Fox.
Der frühere Chef des Geheimdienstes CIA, Bobby Inman, teilte im Nachrichtenmagazin Time mit, daß Terrorismus- Experten des CIA das World Trade Center zu den Gebäuden zählten, die sich Terroristen aussuchen würden.
Für die meisten der Firmen und die über 50 000 Beschäftigten, die dort arbeiten, begann die Suche nach Ersatzbüros, bis die Sicherheitsanlagen repariert sind. Der Anschlag ist für die Wirtschaft der Millionenstadt ein kostspieliger Schlag. (Weiterer Bericht Seite 3)
BELGRAD / SARAJEWO, 1. März (dpa/ Reuter/AP). US-Präsident Bill Clinton hat in einem am Montag in Belgrad veröffentlichten Brief den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic gewarnt, Gewalt in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Region Kosovo anzuwenden.
"Im Falle eines Konfliktes im Kosovo, verursacht durch Handlungen der serbischen Seite, wären die USA bereit, militärische Einheiten gegen die Serben nach Kosovo und sogar nach Serbien selbst zu schicken", heißt es in dem Schreiben, das die unabhängige Belgrader Zeitung Borba veröffentlichte.
Clinton forderte Milosevic außerdem auf, seinen Einfluß auf die bosnischen Serben geltend zu machen, um sie zur Erfüllung ihrer Versprechen und unterzeichneter Abmachungen zu bringen. Falls der Prozeß der Friedensverhandlungen untergraben werde, "wäre unsere Position äußerst negativ", warnte Clinton.
Die bosnische Hauptstadt Sarajewo wurde in der Nacht zum Montag wieder mit Artillerie beschossen. Der von den Moslems kontrollierte Rundfunk meldete, der von Regierungstruppen gehaltene Vorort Stup an der Straße zum Flughafen sei in den frühen Morgenstunden rund 30 Minuten lang angegriffen worden. Auch im Stadtzentrum seien drei Granaten eingeschlagen. Am Sonntag war beim Beschuß der Altstadt Sarajewos eine Person getötet worden. Den Rundfunkangaben zufolge dauerten auch die Angriffe serbischer Truppen gegen moslemische Enklaven im Osten Bosniens bis zum späten Sonntag abend an. Vor allem in der Stadt Srebrenica sei die Lage der Bevölkerung weiterhin dramatisch. Laut Radio Zagreb verhungerten dort am Sonntag 31 Personen, darunter 13 Kinder. Schwere Kämpfe wurden auch aus Nordbosnien gemeldet, wo die Serben ihren Nachschubkorridor ausweiten möchten.
Der kroatische Rundfunk meldete unterdessen, die ostkroatische Stadt Zupanja sei in der Nacht von Serben jenseits der Grenze zu Bosnien sporadisch mit Artillerie beschossen worden. Auch die Adria-Städte Zadar und Sibenik seien von Serben beschossen worden.
Ein russischer Diplomat widersprach einem britischen Zeitungsbericht, wonach Moskau mit Belgrad ein millionenschweres Waffengeschäft vereinbart haben soll. Wie die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, sagte der russische Botschafter in Bulgarien, Alexander Awdeew, sein Land halte sich "strikt" an die Embargobestimmungen. Die britische Sonntagszeitung Observer hatte geschrieben, russische Offiziere hätten mit Serben Waffenlieferungen im Umfang von 360 Millionen Dollar (knapp 600 Millionen Mark) vereinbart. Nach Angaben der Zeitung unterzeichneten Generäle der russischen Armee sowie des Geheimdienstes am 22. Januar ein Abkommen mit serbischen Führern. Sie wollen demnach trotz des Embargos der Vereinten Nationen Panzer und Raketen nach Serbien und in serbisch besetzte Gebiete in Kroatien und Bosnien liefern.
Für die serbische Seite sollen Politiker aus der Krajina den Vertrag unterschrieben haben, damit die serbische Führung in Belgrad nicht verantwortlich gemacht werden könne. Vereinbart wurde die Lieferung von T-55-Panzern sowie einer Reihe von Raketenabwehr- und Luftabwehrraketen.Kurz notiert
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat jetzt ein Büro in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eröffnet. Die Leitung übernimmt Friedemann Kohler, der für die Agentur bisher in Moskau tätig war. Zu seinem Berichterstattungsgebiet gehören neben der Ukraine auch Weißrußland und Moldawien.
"Alpha radio", Schleswig-Holsteins zweiter privater Hörfunksender neben Radio Schleswig-Holstein (RSH), ist jetzt auf Sendung. Zehn Gesellschafter, überwiegend mittelständische schleswig-holsteinische Unternehmen, sind an dem Kieler Sender beteiligt, der 55 Mitarbeiter hat.
BONN, 1. März (dpa). Die parteiübergreifenden Gespräche über die künftige Energiepolitik haben am Montag morgen in Bonn begonnen. Verhandlungsführer sind Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP), Umweltminister Klaus Töpfer (CDU), der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne). Der Hauptstreitpunkt ist die Nutzung der Atomenergie. Während SPD und Grüne den Ausstieg aus der Kernenergie fordern, hält die Bundesregierung den weiteren Einsatz für unverzichtbar zur Sicherung der Energieversorgung.
BERLIN / DORTMUND, 1. März (dpa/ AP). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat die Arbeitsämter wegen der Verteilung der ABM-Stellen gerügt.
"Kurz vor Toresschluß ist im Dezember offenbar vieles zu den alten Bedingungen abgeräumt worden. Das waren 100 statt 80 Prozent Zuschuß", sagte Blüm der Tageszeitung Berliner Morgenpost (Montagsausgabe). Wenn da mehr an das Geld als an die Anzahl der Stellen gedacht wurde, dürfe man sich jetzt nicht wundern, wenn die ABM-Stellen zurückgingen. Die Mittelvergabe der Arbeitsämter erkläre auch, warum es im Osten jetzt nur 300 000 statt 350 000 ABM-Stellen gebe. Blüm bekräftigte, daß "kein Pfennig weniger als vorgesehen zur Verfügung steht". Er appellierte jedoch an Länder und Kommunen, mehr für den Ost-Arbeitsmarkt beizusteuern. "Der Beitragszahler ist nicht der Packesel für alle Finanzierungswünsche", sagte Blüm. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau bezeichnete den vorläufigen Bewilligungsstopp für zusätzliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angesichts steigender Arbeitslosenzahlen als ein völlig falsches Signal.
Der in Dortmund erscheinenden Westfälischen Rundschau sagte Rau: "Das Gegenteil wäre richtig. Ich kann nur hoffen, daß die Bundesregierung wenigstens jetzt dafür sorgt, daß die Bundesanstalt für Arbeit helfen kann, daß Menschen nicht ins Bodenlose fallen."
Rau erklärte weiter, er bedauere, daß die Regierungschefs der 16 Bundesländer auf ihrer Klausurtagung in Potsdam keine gemeinsame Erklärung zum ABM- Stopp abgegeben haben. Daß die Bundesanstalt für Arbeit jetzt Arbeitslosigkeit bezahle, statt Arbeit zu finanzieren sei ein "Konstruktionsfehler der letzten zehn Jahre".
TEL AVIV, 1. März (dpa). Einen Sturz aus dem neunten Stock eines Hotels hat ein 20 Monate altes Kleinkind mit einigen Knochenbrüchen in der nordisraelischen Stadt Tiberias überlebt. Wie die israelische Tageszeitung Jediot Acharonot heute berichtete, war der kleine Junge auf einem mit Koffern beladenen Gepäckwagen gelandet. "Es ist unglaublich, ein Wunder", sagte die 24jährige Mutter des Kindes, das wahrscheinlich auf das Balkongeländer des Hotelzimmers geklettert war und das Gleichgewicht verloren hatte.
LONDON, 1. März (dpa). Vor der britischen Nordostküste ist am Montag mit dem Versuch begonnen worden, einen an der Mündung des Flusses Tee gestrandeten Tanker wieder flottzumachen. Die Gefahr einer Ölpest ist gering, da das Schiff nur 1500 Tonnen Öl an Bord hat.
Die Bemühungen, den gestrandeten auf den Bahamas registrierten dänischen Tanker "Freja Svea" ins offene Wasser zu ziehen, wurden durch stürmisches Wetter mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern und zehn Meter hohe Wellen behindert. Die Hälfte der 21köpfigen Besatzung war am Sonntag abend an Land gebracht worden. Dabei war ein Rettungsboot gekentert, ein zunächst vermißter Mann konnte erst nach zehn Minuten aus dem Wasser geborgen werden.
Die restliche Besatzung blieb an Bord, um die Bergungsmaßnahmen zu unterstützen. Es soll versucht werden, Tausende von Tonnen Ballastwasser aus den Tanks zu pumpen, um das Schiff anschließend mit Schleppern wieder freizuziehen. Nach Angaben der Küstenwache hat die "Freja Svea" mehrere Lecks.
POTSDAM, 1. März (dpa). Angesichts der wirtschaftlichen Situation vor allem in Ostdeutschland hat CDU-Generalsekretär Peter Hintze vorgeschlagen, Geldquellen für neue ABM-Programme zu erschließen. In Radio Brandenburg nannte er als erstes eine Umschichtung der Mittel bei der Bundesanstalt für Arbeit, die einen Stopp für derartige Projekte verkündet hatte. Darüber hinaus sollen nach den Vorstellungen Hintzes Bund, Länder und Gemeinden jene Beträge in den ABM-Topf tun, die durch die um mehrere Monate verschobene Erhöhung der Beamtenbesoldung eingespart werden. Drei Viertel dieser Beträge sollten für ABM in den neuen Bundesländern und ein Viertel im Westen verwendet werden. (Siehe auch Seite 2)
BASEL, 1. März (dpa). Während die Narren an anderen Orten längst in den tristen Alltag zurückgekehrt sind, hat die Fasnacht in Basel traditionsgemäß erst eine Woche nach dem Rosenmontag begonnen: Um vier Uhr morgens wurde in der verdunkelten Innenstadt das klare Kommando "Morgestraich - vorwärts marsch" gegeben, das Startzeichen für die drey scheenschte Dääg. Fast 15 000 Tambouren und Pfeifer setzten ein, während sich mehr als 100 000 Menschen bei trocken-kalter Witterung auf den Straßen und Plätzen drängten, um den alten Brauch in der Stadt mitzuerleben.
HAMBURG. Die Hamburger Kunsthalle hat sich das letzte vollendete Bild des romantischen Malers Caspar David Friedrich (1774-1840) gesichert. Wie die Kulturbehörde der Hansestadt mitteilte, wurde das 1835 enstandene Gemälde "Meeresufer im Mondschein", das zuvor schon als Leihgabe ausgestellt war, mit Hilfe von privaten Stiftern und der Kulturstiftung der Länder für 3,5 Millionen Mark erworben. Das Werk war im vergangenen Jahr im Katalog des Auktionshauses Christie's angeboten worden. dpa
UTRECHT, 1. März (dpa). Jeder dritte niederländische Jugendliche ist offen für rechtsradikale Ideen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Universität Utrecht hervor, für die 2918 Niederländer zwischen zwölf und 24 Jahren befragt wurden. Rund 38 Prozent hatten der Studie zufolge "ausgesprochen intolerante Auffassungen". Sie müßten als potentielle Wähler rechtsextremistischer Parteien betrachtet werden.
Mit einem 30köpfigen Aufgebot (je 15 Männer und Frauen) tritt der Deutsche Leichtathletik-Verband bei den Hallen- Weltmeisterschaften vom 12. bis 14. März in Toronto an. An der Spitze der DLV- Mannschaft stehen mit Hochsprung- Olympiasiegerin Heike Henkel, Geherin Beate Anders und Weitspringer Dietmar Haaf drei Aktive, die ihre 1991 in Sevilla gewonnenen Titel verteidigen. Weitere Hoffnungsträger der Mannschaft sind die Hürdensprinter Florian Schwarthoff und Dietmar Koszewski sowie Dreispringer Ralf Jaros, der nach seiner Verletzung aber noch beim internationalen Hallen- Sportfest in Karlsruhe am Samstag seine Form überprüft.
Der DLV gibt bei den dreitägigen Titelkämpfen im Skydome von Toronto auch zahlreichen Nachwuchstalenten eine Chance. Als "kommende Leistungsträger", so der DLV, sollen unter anderen Sprinterin Melanie Paschke, Hochspringerin Marion Goldkamp, 800-m-Meister Nico Motchebon sowie Hochspringer Hendrik Beyer internationale Erfahrung sammeln.
Zum Aufgebot gehören auch die Mehrkämpferinnen Birgit Clarius und Beatrice Mau. Beide sind vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) eingeladen worden, am Demonstrationswettbewerb Fünfkampf teilzunehmen.
Das deutsche Aufgebot für Toronto, Männer: 400 m: Rico Lieder (Chemnitz), Karsten Just (Berlin); 800 m: Nico Motchebon (Berlin); 3 000 m: Mirko Döring (Rostock), Hauke Fuhlbrügge (Erfurt); 60 m Hürden: Florian Schwarthoff (Heppenheim), Dietmar Koszewski (Berlin); 5 000 m Gehen: Ronald Weigel (Berlin); Hochsprung: Hendrik Beyer (Leverkusen); Stabhochsprung: Werner Holl (Stuttgart); Weitsprung: Dietmar Haaf (Kornwestheim), Christian Thomas (Heppenheim); Dreisprung: Ralf Jaros (Wattenscheid); Kugelstoßen: Sven-Oliver Buder (Wattenscheid), Dirk Urban (Wedel/Pinneberg). Frauen: 60 m: Melanie Paschke (Braunschweig); 400 m: Karin Janke (Wolfsburg); 800 m: Heike Huneke (Ihrhove); 3 000 m: Christina Mai (Dortmund); 60 m Hürden: Birgit Wolf (Sindelfingen), Caren Jung (Mannheim); 3 000 m Gehen: Beate Anders (Berlin), Simone Thust (Berlin); Hochsprung: Heike Henkel (Leverkusen), Marion Goldkamp (Leverkusen); Weitsprung: Susen Tiedtke (Berlin), Helga Radtke (Rostock); Dreisprung: Helga Radtke, Anja Vokuhl (Magdeburg); Kugelstoßen: Stephanie Storp (Wolfsburg), Kathrin Neimke (Magdeburg); Fünfkampf: Birgit Clarius (Ingolstadt), Beatrice Mau (Hannover). dpa
STOCKHOLM, 1. März (dpa/AP). Nach Erhebungen des schwedischen Friedensforschungsinstitutes Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) gibt es weltweit etwa 1000 Tonnen Plutonium und 1300 Tonnen hochangereichertes Uran. Beide radioaktive Elemente sind die Schlüsselstoffe zum Bau von Atombomben: Wenige Kilogramm genügen, um eine nukleare Waffe herzustellen. Vor allem Plutonium ist hoch giftig und hat eine extrem lange Halbwertzeit von mehreren zehntausend Jahren.
Für die am Montag in Stockholm veröffentlichte Untersuchung wurden von den Wissenschaftlern David Albright, Frans Berkhout (Princeton/USA) und William Walker (Sussex/Großbritannien) sowohl öffentlich zugängliche Statistiken als auch vertrauliche Quellen genutzt, um die streng geheim gehaltenen Bestände beider Stoffe zu ermitteln. Als große Gefahr bezeichnen sie die weltweite "Überversorgung" mit Plutonium und hochangereichertem Uran. Sie werde durch die Abrüstungsvereinbarungen zwischen den USA und den Ländern der ehemaligen UdSSR noch dramatisch zunehmen.
Der Studie zufolge verfügen die Staaten der ehemaligen Sowjetunion mit 125 Tonnen und die USA mit 112 Tonnen Plutonium für Atomwaffen mit Abstand über die größten Vorräte. Es folgen Großbritannien (elf Tonnen), Frankreich (sechs Tonnen) und die Volksrepublik China (2,5 Tonnen). Der größte Teil des Plutoniums und Urans befinde sich also in den Händen der sogenannten Atommächte: USA, Ex-Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und China.
Ein Fünftel des gesamten Plutoniumbestandes befinde sich jedoch in anderen Staaten, heißt es weiter. So sollen Israel mehr als 330 Kilo Plutonium und Indien mehr als 290 Kilo besitzen. Indien und Pakistan verfügten möglicherweise über genügend Material, um zusammen mehr als 120 Atomwaffen herstellen zu können.
SIPRI berichtet, einige Länder rückten von früheren Vorhaben ab, Atomwaffen herzustellen. Genannt werden Argentinien, Brasilien, Südafrika und Taiwan. Irak, so hieß es weiter, hätte möglicherweise in zwei Jahren seine erste Atomwaffe vollendet gehabt, wenn nicht der Golf-Krieg dazwischen gekommen wäre. Iran und Nordkorea stünden weiterhin mit an der Spitze der Liste derjenigen Staaten, die offenbar nach nuklearen Waffensystemen strebten.
Bei dem fast ausschließlich für militärische Zwecke verwandten hochangereicherten Uran seien die Staaten der Ex- UdSSR mit 720 Tonnen und die USA mit 550 Tonnen die klar dominierenden Staaten vor Frankreich und China (je 15 Tonnen) und Großbritannien (zehn Tonnen).
1992 gab es in zivilen Beständen den Angaben zufolge weltweit 778 Tonnen Plutonium. Pro Jahr kämen etwa 60 Tonnen aus abgebrannten Brennstäben von Atomkraftwerken hinzu.
Die Autoren verlangen die Veröffentlichung amtlicher Bestandszahlen. Dies sei unerläßlich, um eine unkontrollierte Verwendung der für die Sprengköpfe der meisten Atomwaffen nicht mehr benötigten und für die ganze Menschheit gefährlichen Stoffe zu verhindern. USA wollen Südafrikas Uran kaufen WASHINGTON (AP). Die USA wollen nach Angaben aus Washingtoner Regierungskreisen Südafrika dessen gesamte Vorräte angereicherten Urans abkaufen und zu Brennstäben für Atomkraftwerke verarbeiten. Den Informationen zufolge machen sich Washingtoner Regierungskreise jedoch große Sorgen, ob Pretoria auch wirklich seine gesamte Menge an kernwaffenfähigem Material preisgeben wird. Vor einigen Tagen war bereits bekanntgeworden, daß die USA Rußland 500 Tonnen angereicherten Urans aus verschrotteten Atomwaffen abkaufen werden. Nordkorea sträubt sich gegen Kontrolle TOKIO (AFP). Nordkorea will seine Atomanlagen nicht von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien inspizieren lassen. Die Regierung werde dem Druck der IAEO und der USA nicht weichen, hieß es in einer offiziellen Erklärung, die am Montag veröffentlicht wurde. Die Forderungen der "Imperialisten und ihrer Handlanger" hätten zum Ziel, das politische System Nordkoreas zu vernichten und die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu verschärfen.
Die IAEO hatte eine Resolution verabschiedet, in der sie Nordkorea ultimativ aufforderte, die Inspektion von zwei Atomanlagen zuzulassen, in denen Atommüll gelagert sein soll. Nach Angaben des US-Geheimdienstes CIA verfügt das Land über genügend spaltbares Material, um mindestens eine Atombombe bauen zu können. (Kommentar auf Seite 3)
HANNOVER (dpa/FR). Niedersachsens Landesregierung denkt im Streit über den Einfluß der Westdeutschen Landesbank (WestLB) beim Hannoveraner Reisekonzern Touristik Union International (TUI) an eine eigene Beteiligung an dem Urlaubsunternehmen. Laut Rainer Peters, Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, ist ein solches Engagement "nicht mehr auszuschließen". Nach Ansicht von Minister Peter Fischer (SPD) sei eine Beteiligung zu erwarten, wenn die "Selbständigkeit von TUI nicht mehr gewährleistet ist". Peters weist darauf hin, daß Fischer jede Initiative begrüße, die geeignet sei, den "TUI- Crash-Kurs der Westdeutschen Landesbank" zu stoppen.
Fischers Erklärung ist im Zusammenhang mit einer Initiative von TUI-Altgesellschaftern zu sehen. Hapag Lloyd, das Amtliche Bayerische Reisebüro (ABR), das Deutsche Reisebüro (DER) sowie die Schickedanz-Gruppe möchten die TUI- Machtübernahme durch die WestLB verhindern. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 17. März wollen sie durchsetzen, daß die Firma Kahn - an dieser ist die WestLB beteiligt - aus dem TUI-Eignerkreis ausgeschlossen wird. Der Hintergrund: Nach dem Gesellschaftervertrag von TUI können Anteilseigner, die mehr als 25 Prozent kontrollieren, ausgebootet werden, wenn sie mit einem Konkurrenten verbunden sind - die WestLB hat das Reiseunternehmen LTU unter ihrer Fuchtel.
MADRID, 1. März (dpa). Nach schweren Schneefällen sind seit Montag über 700 Dörfer in Nordspanien mit mehreren tausend Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Vielfach waren bei eisigen Temperaturen auch die Stromversorgung und die Telefonleitungen unterbrochen. 39 Bergpässe mußten gesperrt werden, 40 andere waren nur mit Ketten zu befahren.
Rund 200 wichtige Überlandstraßen waren wegen der Schneefälle nur mit Schwierigkeiten zu befahren oder ganz blockiert. Auch die nach Norden fahrenden Züge hatten Probleme.
BERN, 2. März (dpa). Deutsche Grenzgänger in der Schweiz sollen mit einer Steuer auf ihr Einkommen auch in dem Alpenstaat zur Kasse gebeten werden können. Die Bundesregierung in Bern hat jetzt einer Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens mit Deutschland zugestimmt. Danach darf auch der "Staat des Arbeitsortes" eine Steuer (von höchstens 4,5 Prozent des Bruttolohnes) erheben. Grenzgänger verursachten dem Land, in dem sie arbeiten, erhebliche Infrastrukturkosten, lautete die Begründung. Eine Doppelbesteuerung werde durch eine entsprechende Verrechnung der Steuern vermieden.
Die Schweiz paßt die Regelung für die deutschen Grenzgänger denen mit ihren anderen Nachbarländern an. Vorher konnten Grenzgänger nur an ihrem Wohnsitz besteuert werden.
BERLIN. Mit fünf von insgesamt zwölf ausgewählten Inszenierungen sind die Berliner Theater beim 30. Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen in der Hauptstadt vertreten. Die Jury wählte auch die kürzlich gegen den Willen des Autors Rolf Hochhuth am Berliner Ensemble uraufgeführten "Wessis in Weimar" in der Regie von Einar Schleef. Zum Theatertreffen, das vom 1. bis zum 20. Mai herausragende Inszenierungen aus dem deutschen Sprachraum vorstellen soll, wurden diesmal keine Ensembles aus Österreich oder der deutschsprachigen Schweiz eingeladen.
Von den Berliner Theatern ist die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gleich zweimal vertreten: Hausherr Frank Castorf mit seiner Inszenierung von Shakespeares "König Lear" und der Schweizer Christoph Marthaler für seinen patriotischen Abend "Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab". Das Deutsche Theater ist mit Thomas Langhoffs Version von Hugo von Hoffmannsthals "Der Turm" vertreten. Die Schaubühne am Lehniner Platz gefiel der Jury mit Andrea Breths "Letzten Sommer in Tschulimsk" von Alexander Wampilow.
Aus den neuen Bundesländern wurden "Die Besessene" von Mark Galesnik in der Regie von Konstanze Lauterbach am Schauspiel Leipzig eingeladen sowie das Nationaltheater Weimar mit Leander Haußmanns "Ein Sommernachtstraum" von Shakespeare. Haußmann ist außerdem mit seiner Inszenierung von Shakespeares "Romeo und Julia" am Bayerischen Staatsschauspiel vertreten.
Ein Gast vom letzten Jahr ist Johann Kresnik, der mit seinem Choreographischen Theater Bremen "Wendewut" nach einem Text von Günter Gaus vorstellen wird. Vom Schauspielhaus Bochum kommt der "Ödipus" des Sophokles in der Regie von Dieter Hacker. Georg Büchners "Woyzeck" vom Schauspiel der amtierenden Bundeshauptstadt Bonn ist in der Regie von Valentin Jeker eingeladen. Das Heidelberger Theater ist mit "Yvonne, die Burgunderprinzessin" von Witold Gombrowicz in der Inszenierung von Hans-Ulrich Becker zu sehen. dpa/fr
KARLSRUHE, 1. März (dpa). Lärmgeplagten Nachbarn hat der Bundesgerichtshof (BGH) jetzt den Rücken gestärkt: Nach einem am Montag veröffentlichten Urteil können Anwohner die Einhaltung von baubehördlichen Lärmschutzauflagen per zivilrechtlicher Unterlassungsklage durchsetzen. Dies gilt selbst dann, wenn der Lärmpegel noch unter dem liegt, was nach allgemeinem Nachbarrecht hingenommen werden muß (Az: V ZR 74/92)
Der V. Zivilsenat wies ein Oberlandesgerichtsurteil zurück, nach dem eine Ballettschule bei laufender Musik lediglich von 19 Uhr an die Fenster geschlossen halten sollte. Laut Karlsruher Entscheidung muß die Ballettschule während der gesamten Übungsstunden und auch bei Musik die Fenster schließen.
AVELLINO, 1. März (dpa). Wegen des Verdachts auf Betrügereien im Zusammenhang mit der Hilfe für die Opfer des Erdbebens in Süditalien 1980 ist am Montag Michele De Mita, Bruder des italienischen Ex-Ministerpräsidenten Ciriaco De Mita, festgenommen worden. Außer dem 59 Jahre alten Bauunternehmer aus Nusco bei Neapel kamen elf Personen in Untersuchungshaft, denen unter anderem schwerer Betrug, Bilanzfälschung und Hehlerei vorgeworfen wird.
Bei dem Erdbeben im November 1980 waren 2700 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 100 000 Häuser zerstört worden. Von der staatlichen Hilfe für die betroffene Region in Höhe von 50 000 Milliarden Lire (heute rund 53 Milliarden Mark) soll mehr als die Hälfte in die Kassen von Profitmachern, korrupten Politikern und der Camorra geflossen sein. Noch immer leben 30 Prozent der Erdbebenopfer in Notunterkünften.
PARIS, 1. März (dpa/Reuter). Etwa 150 französische Bauern haben am Montag die Vertretung der Europäischen Gemeinschaft (EG) in Paris besetzt. Sie protestierten damit gegen die EG-Agrarreform und forderten, daß Frankreich ein Veto im Agrarstreit zwischen der EG und den USA einlegt. Die Bauern verlangten den EG-Kommissionschef Jacques Delors zu sprechen.
Frankreich wird nach den Worten von Landwirtschaftsminister Jean-Pierre Soisson auf dem Treffen der EG-Außenminister am 8. März gegen den Agrarkompromiß zwischen den USA und der EG sein Veto einlegen, wenn dort über diesen Punkt abgestimmt wird. Der zwischen der EG-Kommission und den USA erzielte Agrarkompromiß muß noch von den zwölf EG-Regierungen genehmigt werden. Die Annahme des Abkommens erfordert dabei in der EG eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten. Jedes Mitglied hat aber ein Veto-Recht.
Noch 24 Teams aus 13 Ländern greifen in Fußball-Europa nach den Sternen. Dabei sind die Italiener und die Niederländer noch in allen drei Cup-Wettbewerben vertreten. In den Viertelfinal-Spielen des Pokalsieger- und UEFA-Cups sowie am dritten Spieltag der Meister-Endrunde in dieser Woche stellen die Azzurri mit dem AS Rom nicht nur den Kontrahenten für die Dortmunder Borussen, sondern mit insgesamt vier Teams (AC Mailand, Parma, Rom und Juventus) auch die größte Streitmacht.
Die Niederlande und Frankreich sind noch mit je drei Mannschaften im Geschäft. Vor allem die Franzosen, die noch nie eine europäische Trophäe gewannen, wollen den Cup-Bann endlich brechen.
An ungewohnter Stätte möchte Olympique Marseille dem Traumfinale der sogenannten Champions-League gegen den AC Mailand einen Schritt näher kommen. Im Berliner Olympiastadion, wohin ZSKA Moskau seine beiden ausstehenden Heimspiele verlegt hat, soll die Spitzenposition in Gruppe A ausgebaut werden. Auf jeden Fall ist Rudi Völler in Berlin mit vor Ort. "Am Dienstag werde ich einen Test bestreiten und danach entscheiden, ob ich spiele", erklärte der 32jährige Stürmer, der sich im letzten Meisterschaftsspiel gegen Monaco (0:1) eine schwere Rippenprellung zugezogen hatte.
Marseille-Trainer Raymond Goethals weilt schon seit Samstag in Berlin, wollte ZSKA noch einmal in einem Testspiel beobachten. Doch Schnee und Eis verhinderten Goethals' "Spionage" im Spiel gegen Tennis Borussia.
Ärgster Kontrahent des Völler-Vereins Olympique sind die Glasgow Rangers (beide 3:1 Punkte). Der Klub, der mit 42 Landesmeistertiteln den inoffiziellen Weltrekord hält, hat zwar einmal den Cup der Pokalsieger (1972), aber noch nie den Meistercup gewonnnen. Derzeit führen die Schützlinge von Teamchef Walter Smith die schottische Liga mit elf Punkten Vorsprung an, sind in 39 Pflichtspielen in Folge ungeschlagen.
Allerdings hat Smith bei der Aufstellung einige Sorgen, da im Europacup auch die Engländer als Ausländer zählen. Auf jeden Fall aber wird gegen den FC Brügge Ally McCoist stürmen, der in den letzten beiden Serien insgesamt 89 Treffer, davon 46 in der laufenden Saison (alle möglichen Spiele gerechnet) markierte. In der B-Gruppe der Meisterendrunde wollen sich vor allem die Nationalspieler des FC Porto beim souveränen Spitzenreiter Milan (4:0 Punkte) für die Heimniederlage in der WM-Qualifikation gegen Italien revanchieren. Beim 1:3 vor einer Woche in Porto standen mit Baia, Pinto, Couto, Domingos immerhin vier Akteure des FC Porto und mit Tassotti, Maldini, Albertini, Costacurta sowie Lentini fünf Mailänder auf dem Rasen. In den Meisterschaftsproben machten beide mit ihren Kontrahenten kurzen Prozeß: Porto gewann beim SC Salgueiros mit 3:0, Milan fertigte Sampdoria Genua mit 4:0 (je zwei Tore Lentini und Papin) ab. Im zweiten Gruppenspiel treffen der PSV Eindhoven und IFK Göteborg aufeinander. Im UEFA-Cup haben die beiden französischen Klubs Paris St. Germain und AJ Auxerre mit Real Madrid und Ajax Amsterdam große Hürden zu überspringen. Die Pariser pokerten sogar in der Meisterschaft, Trainer Artur Jorge ließ mit Ginola, Weah, Fournier und Guerin beim 1:2 in Metz gleich vier Stammspieler auf der Bank, die allesamt wie der Brasilianer Valdo am Dienstag in Madrid wieder mit von der Partie sind.
Jorge sah danach im Bernabeu-Stadion das 2:1 von Real gegen den bisherigen Spitzenreiter La Coruna und war beeindruckt: "Wir müssen 200 Prozent geben, um eine Chance zu haben." Herbstmeister Auxerre schließlich hat mit dem ersten Sieg in diesem Jahr (2:0 über Montpellier) wieder Mut für die Partie gegen Ajax geschöpft. dpa
MOSKAU, 1. März (dpa). Rußland hat offiziell dementiert, ein Waffengeschäft mit Serbien in Höhe von 360 Millionen US-Dollar (etwa 594 Millionen Mark) abgeschlossen zu haben. Das Außenministerium wies einen entsprechenden Bericht der britischen Zeitung Observer vom Vortag als "vorsätzliche Desinformation" zurück.
Der Observer hatte berichtet, Rußland habe bereits seit Ende Januar zum Teil hochmoderne Waffen wie Raketen und Panzer an die selbsternannte serbische "Republik Krajina" geliefert.
GENF, 1. März (dpa). Der 59jährige Russe Wladimir Petrowski, zuletzt stellvertretender Generalsekretär für politische Angelegenheiten der UN in New York, hat am Montag die Leitung des europäischen Sitzes der Vereinten Nationen in Genf übernommen. Der aus dem russischen Wolgograd stammende Karrierediplomat (AP-Bild) löste den Franzosen Antoine Blanca ab. Der neue UN-Generaldirektor sagte, die Zusammenarbeit zwischen den UN-Organisationen an dem zweitgrößten UN-Sitz und in Europa müsse gestärkt werden. Die begonnene Strukturreform der UN werde auch in Genf weiterhin betrieben.
RABAT, 1. März (dpa). Der Geheimdienstchef der marokkanischen Polizei in Casablanca, Mustapha Tabit, soll mindestens 518, nach eigenen Aussagen sogar rund 1600 Frauen vergewaltigt haben. Gegen ihn wird nach spanischen Presseberichten vom Montag vor einem Gericht in Casablanca verhandelt. Der Prozeß werde in der marokkanischen Öffentlichkeit - angeblich wegen des Fastenmonats Ramadan - nahezu verschwiegen, hieß es.
Jahrelang benutzte Tabit seine Machtstellung als Geheimpolizist dazu, so wirft ihm die Anklage vor, um in seinem Büro Frauen unter der Androhung von Gewalt oder schwerer Nachteile und durch falsche Versprechungen zum Geschlechtsverkehr zu zwingen. Die Vergewaltigungen soll er mit einer versteckten Video- Kamera und Mikrofonen aufgezeichnet und die Aufnahmen später verkauft haben. In den Fall sind mindestens vier andere Polizei-Führungsmitglieder verwickelt. Sie werden beschuldigt, das Treiben des Kommissars Tabit gedeckt zu haben, wie die spanische Zeitung El Pais am Montag berichtet. So zwangen sie einige Opfer durch Drohungen, ihre Anzeige zurückzunehmen. Inzwischen erstatteten jedoch 27 Frauen Anzeige. Im Verlauf des Verfahrens wurden erschütternde Details bekannt. So sprang ein junges Mädchen auf der Flucht vor Tabit aus dem Fenster und stürzte zu Tode. Der Kommissar wurde nur versetzt und wegen dieses Vorfalls nie angeklagt. Tabit nutzte den Besuch von Bittstellerinnen, die etwa ein Führungszeugnis für einen Visumsantrag brauchten oder deren Männer in Polizeihaft saßen, zu Vergewaltigungen auf einem Bett in seinem Büro. Mit Drohungen brachte er fast alle Opfer dazu, den Vorfall zu verschweigen.
Teilweise - so die Anklage weiter - sprach Tabit die Opfer auch auf der Straße an und zwang sie mit Waffengewalt in sein Auto. Mehrfach - so der Vorwurf - wurden Mütter vor den Augen ihrer Kinder mißbraucht.
KUALA LUMPUR, 1. März (dpa). Der russische Vizepräsident Alexander Ruzkoi will bei seinem gegenwärtigen offiziellen Besuch der malaysischen Luftwaffe moderne Kampflugzeuge des Typs MiG-29 anbieten. Der frühere Luftwaffengeneral war am Montag nach Kuala Lumpur gekommen.
Malaysias Verteidigungsminister Datuk Seri Najib tun Razak sagte dagegen, der US-Flugzeughersteller MacDonnell habe dem südostasiatischen Land schon die Lieferung preisgünstigerer Düsenjäger des modernisierten Typs F-18 in Aussicht gestellt. Die US-Jäger kosten laut Najib pro Stück etwa 20 Millionen Ringgit (rund 12,2 Millionen Mark) weniger als die MiG-29. Allein die Preisfrage schließe jedoch nicht unbedingt einen Flugzeughandel mit Moskau aus.
BADEN-BADEN, 1. März (dpa). Ein früherer Filialleiter einer Düsseldorfer Privatbank soll rund acht Millionen Mark Firmen- und Kundengelder zur Befriedigung seiner Spielleidenschaft veruntreut haben. Laut Staatsanwaltschaft Baden- Baden vom Montag hat er die Manipulationen vollständig eingeräumt. Deshalb sei der am 22. Februar gegen den Bankkaufmann erlassene Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Dem 46jährigen wird vorgeworfen, über 30mal Gelder und Wertpapiere von Kunden und der Bank zum Glücksspiel mißbraucht zu haben. Er soll aufgrund seiner Spielleidenschaft auch sein gesamtes Privatvermögen verloren haben.
Jörg Bergers Nachfolger Wolfgang Jerat (37) gibt sich entschlossen. Der neue Trainer des 1. FC Köln orientiert sich an simplen Gesetzen der Psychologie, wenn er sich jetzt schon als Retter des Abstiegskandidaten darzustellen versucht und das Wort Angst nicht in den Mund nimmt. "Der Abstieg ist für mich kein Thema. Von seinem Potential her gehört Köln nicht in die Abstiegszone."
Kaum war er am Sonntag als Chef installiert, setzte Jerat Signale: Er will den vom Vorgänger Berger ausgemusterten Pierre Littbarski nicht als "Notstopfen" auf der Reservebank verkümmern lassen. "Litti" soll quasi sein verlängerter Arm sein und auch als Spieler frisch motiviert zum Zuge kommen, bevor er nun definitiv am 8. Mai nach dem Spiel bei Bayer Leverkusen für 800 000 Mark Ablösesumme zum japanischen Klub JEF United Tokio wechselt. Der 32 Jahre alte Routinier hat sich mit seinem neuen Arbeitgeber über einen mit 1,3 Millionen Mark pro Saison dotierten Zwei-Jahres-Vertrag geeinigt. Laut offizieller Mitteilung des Vereins wurde damit dem "Wunsch eines verdienstvollen Spielers in einer für ihn beruflich wichtigen Entwicklung Rechnung getragen". Littbarski kann also damit rechnen, die von ihm anvisierten 400 Bundesliga-Einsätze vor seinem Wechsel nach Japan zu erreichen. Fünf Spiele fehlen ihm noch. Der frühere Kapitän will dabei zugleich seinen Beitrag zur Umkehr "nach besten Kräften" leisten. Zumal er klar Position gegen Berger bezieht: "Der Wechsel auf dem Stuhl des Cheftrainers war überfällig."
Seinen Führungsstil bezeichnet der neue Trainer Jerat als "eher autoritär" und kündigt folglich einen harten Kurs an. Daß Jerat über den 30. Juni hinaus Cheftrainer in Köln bleibt, erscheint eher unwahrscheinlich. Der Vorstand des Klubs hat die Kontakte zu Morten Olsen nie abreißen lassen. Der Däne wird in der nächsten Woche in der Sportschule Hennef seinen Trainer-A-Schein erwerben und sich dann für den am 3. Mai in der Sporthochschule Köln beginnenden DFB- Trainerlehrgang einschreiben lassen. Olsen trägt sich ohnehin mit der Absicht, in die Bundesliga einzusteigen.
Vorsorglich ließ sich FC-Präsident Hartmann von Jerat versichern, daß er gegebenenfalls auch bereit sei, als Co- Trainer zu arbeiten. Wie immer, die Basis für eine Karriere in der deutschen Eliteklasse kann Jerat schon während der nächsten Wochen schaffen. Der aus Köln stammende Fußball-Lehrer verdiente sich sein erstes Trainergehalt als Assistent von Willibert Kremer bei Viktoria Köln in der Oberliga Nordrhein. Von Köln wechselte er auf Vermittlung des früheren Nationaltorwartes Wolfgang Fahrian nach Tunesien. Nach dem afrikanischen Abenteuer kam er zum Wuppertaler SV, den er in die zweite Bundesliga führte. Seit Saisonbeginn betreute er die Amateure des 1. FC Köln. dpa
RABAT, 1. März (dpa). Nach dem schweren Unglück eines deutschen Reisebusses in Nordmarokko, bei dem am Donnerstag fünf Menschen ums Leben kamen, konnten deutsche 42 Touristen am Montag den Heimweg antreten. Bei dem Zusammenstoß zwischen dem Bus aus Dessau und einem Lastwagen waren 23 Reisende zum Teil erheblich verletzt worden. Der Lkw-Fahrer, der in Haft genommen wurde, hatte sich bei einem Überholmanöver zwischen Kenitra und Tanger offensichtlich erheblich verschätzt. Bei den Toten handelt es sich um vier ältere Frauen aus Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie den Fahrer des Busses.
Nach Angaben des Reiseveranstalters "Sonja-Reisen" aus Bremen sollten die Bus-Passagiere, meist ältere Menschen aus Sachsen-Anhalt, mit einem Flug der Lufthansa von Casablanca nach Frankfurt und von dort mit Bussen in ihre Heimatorte gebracht werden.
Die Touristen befanden sich am Ende einer einwöchigen Rundfahrt durch Marokko.Mordanklage gegen Skinheads
KOBLENZ, 1. März (dpa). Wegen Mordes an einem Obdachlosen müssen sich zwei 18 Jahre alte Skinheads demnächst vor einer Jugendkammer des Landgerichts Koblenz verantworten. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, haben die beiden Männer - ein Hilfsarbeiter und ein Auszubildender - gestanden, am 31. Juli vergangenen Jahres den 51jährigen in Bad Breisig getötet zu haben. Seit ihrer Festnahme am 2. August sitzen sie in Untersuchungshaft.
HAMBURG (dpa/FR). Das Federvieh des niedersächsischen Unternehmers Lohmann legt derzeit keine goldenen Eier. Durch die Überproduktion in Europa sei das Geflügel schon 1992 "so preiswert wie seit 1970 nicht mehr" gewesen, klagt Holding-Chef Erich Wesjohann. Der Verbraucher habe im vergangenen Jahr für Hähnchen im Durchschnitt nur 4,48 Mark (1970: 4,80 Mark) pro Kilogramm bezahlt. Als Konsequenz fiel der Konzernüberschuß bereits in dem Ende Juni ausgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 deutlich schmäler aus. In der laufenden Periode könnte der Gewinn noch weiter schrumpfen, befürchtet der Manager. Allerdings "werden wir schwarze Zahlen schreiben." Trotz einer Umsatzsteigerung um 10,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark war der Ertrag zuletzt um gut 60 Prozent auf 8,5 Millionen Mark gefallen. "Mit der Umsatzentwicklung sind wir zufrieden, aber unzufrieden mit den Ergebnissen", sagt Wesjohann, der mit seinem Bruder Paul-Heinz 60 Prozent der Firmenanteile hält. Das Wachstum resultierte vor allem aus dem Geschäft mit Tiernahrung.
Im vergangenen Geschäftsjahr verkaufte der Konzern 135 Millionen Flattermänner. "Etwa 30 Millionen Hähnchen wurden in den neuen Bundesländern gezüchtet", berichtet Wesjohann. Zwei von drei "Gummiadlern" landen unter dem Label "Wiesenhof" in der Truhe. "Auf unbestimmte Zeit" verschoben ist der geplante Gang an die Börse.
PALERMO, 1. März (dpa). Der im Januar nach 23jähriger Fahndung festgenommene oberste Mafiaboß Salvatore "Toto" Riina hat am Montag bei seiner ersten Aussage vor Gericht alle Vorwürfe von sich gewiesen. "Ich bin nicht der, von dem die Zeitungen schreiben. Ich bin nur ein Arbeiter. Von Cosa Nostra habe ich nie gehört", sagte der 62jährige. Er wurde im zur Festung ausgebauten Gerichtsaal in Palermo zu Morden an Politikern in den 80er Jahren vernommen.
Der "Boß der Bosse" antwortete von seiner mit Gitterstäben und Panzerglas gesicherten Bank aus auf alle Fragen der Richter. Jede Beteiligung an den Verbrechen der Mafia stritt er jedoch ab.
Riina, der in Italien als "Staatsfeind Nummer eins" galt, war am 15. Januar überraschend in Palermo festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für den Drahtzieher zahlreicher Morde. Auch seine Mitschuld an Attentaten auf die Mafiafahnder Giovanni Falcone und Paolo Borsellino soll geprüft werden.
ANKARA, 1. März (dpa). Die Türkei bekommt als Ersatz für den beim NATO- Manöver vor fünf Monaten in der Ägäis beschädigten Zerstörer der türkischen Marine acht Fregatten zu günstigsten Bedingungen. Der türkische Verteidigungsminister Nevzat Ayaz sagte am Montag in Ankara, für die aktiv im Dienst der US-Marine stehenden Fregatten der "Knox-Klasse" werde eine "symbolische Summe" von 300 Millionen Dollar gezahlt.
Vier der Kriegsschiffe würden noch in diesem Jahr den türkischen Seestreitkräften übergeben. Der türkische Zerstörer "Muavenet" war beim NATO-Manöver "Display Determination 92" in der Ägäis von einer von zwei vom US-Flugzeugträger "Saratoga" irrtümlich abgefeuerten Luftabwehrraketen des Typs "Sea Sparrow" getroffen und versenkt worden. Dabei waren drei Offiziere und zwei Soldaten der türkischen Marine ums Leben gekommen.Für 800 000 Mark Transfersumme
Littbarski wechselt
Pierre Littbarski (32) kann pünktlich an der am 15. Mai startenden japanischen Fußball-Meisterschaft teilnehmen. Der Vorstand des abstiegsbedrohten Bundesligisten 1. FC Köln erteilte dem früheren Nationalspieler am Montag die Freigabe für den 8. Mai. "Nach unserem Bundesligaspiel an diesem Tag bei Bayer 04 Leverkusen wechselt Littbarski zum JR East Furukawa Football Club. Die Ablösesumme beträgt 800 000 Mark. Darauf haben sich die Beteiligten geeinigt", teilten die Kölner am Montag offiziell mit.
Mit der Vertragsauflösung Littbarskis vier Spieltage vor Saisonende der Fußball-Bundesliga kommt der Kölner Klub dem Wunsch des Profis entgegen: "Littbarski sieht in seinem Wechsel nach Japan für sich eine wichtige berufliche Entwicklung. Wir haben mit der Entscheidung dem Wunsch unseres verdienstvollen Spielers Rechnung getragen", erläuterte FC-Präsident Klaus Hartmann. dpa
BILLERBECK, 1. März (dpa). Straußenvögel werden in Deutschland bald neben Kühen und Pferden grasen. Zur Zucht und Vermarktung des afrikanischen Laufvogels haben am Wochenende im westfälischen Billerbeck 60 Straußenhalter und solche, die es werden wollen, die Interessengemeinschaft Straußenhaltung e.V. gegründet. Vorerst werden die deutschen Straußenzüchter nur für den amerikanischen Markt produzieren. Denn dort ist die Nachfrage nach Straußenprodukten viel größer als das Angebot.
Entsprechend hoch sind die Preise: Für das kalorienarme und cholesterinfreie Fleisch werden 80 Mark je Kilogramm gezahlt und für ein erwachsenes Straußenpaar sogar bis zu 150 000 Mark. Wetterunbilden fürchten die potentiellen Straußen-Züchter für die langbeinigen Tiere nicht: Wenn es stürmt oder regnet, kommen die Vögel halt in den Stall.
Sitz der Geschäftsstelle ist die Landwirtschaftskammer in Herford.
BERLIN, 1. März (dpa). Mangelnde Objektivität bei der Auswahl von Beweismaterial hat der angeklagte frühere DDR- General Fritz Streletz der 27. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts im Prozeß gegen Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vorgeworfen. Der frühere DDR-Vizeverteidigungsminister sagte am Montag im Totschlag-Prozeß um die Schüsse an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze, es sei im wesentlichen nur belastendes Material verlesen worden. Durch die einseitige Auswahl werde der Eindruck erweckt, die Soldaten hätten geschossen wie sie wollten. Tatsächlich sei aber die Grenzsicherung "klipp und klar" aufgrund von Rechtsvorschriften gehandhabt worden, betonte der 66jährige.
Auch die Verteidigung vermißte "jegliche Systematik" im Prozeßstoff, was der politischen Dimension des Verfahrens nicht gerecht werde. Die Anwälte von Streletz, Verteidigungsminister Heinz Keßler und dem früheren Suhler SED- Bezirkschef Hans Albrecht hatten ferner moniert, daß wesentliche Bestandteile von Protokollen des Nationalen Verteidigungsrates durch die Staatsanwaltschaft nicht vorgelegt worden seien. Sie sprachen von Täuschung. Mielke-Verteidigung zitiert alte Akten
zba BERLIN. Im Prozeß gegen den früheren DDR-Minister für Staatssicherheit Erich Mielke versucht die Verteidigung durch Verlesen von Akten aus den Jahren 1933/34 den Nachweis zu führen, daß es damals keine Rechtsstaatlichkeit gab. Mielke ist angeklagt, 1931 zwei Polizeibeamte erschossen zu haben. Er wurde nach der NS-Machtergreifung 1933 als angeblicher Täter ermittelt. Eine Akte des Jahres 1933 belegt, daß die SA ("Sturm-Abteilung") Beschuldigte aus der Untersuchungshaft holte und verprügelte. Vier Angeklagte im damaligen Prozeß wegen der Erschießung der Polizisten, die nach dem Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen wurden, kamen anschließend in "Schutzhaft" der Geheimen Staatspolizei.
ZAGREB/FRANKFURT A. M., 1. März (dpa/AP/Reuter/ing). Die USA haben in der Nacht zum Montag damit begonnen, Nahrungsmittel und Medikamente aus der Luft über Ost-Bosnien abzuwerfen. Der Erfolg für die dort von Serben eingeschlossene hungernde Bevölkerung war aber zunächst unklar. Die Hilfspakete wurden Berichten von Amateurfunkern zufolge bis zum Nachmittag nicht gefunden.
Drei Maschinen der US-Luftwaffe vom Typ C-130 Hercules waren in der Nacht in Frankfurt am Main gestartet und nach sechs Stunden zurückgekehrt, ohne beschossen worden zu sein. Ziel der an Fallschirmen abgeworfenen 21 Tonnen Lebensmittel und Medikamente war nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks der Kessel von Cerska. Der Heerführer der bosnischen Serben, Ratko Mladic, bestätigte dies. Ein Teil der Güter sei aber "nicht an der beabsichtigten Stelle gelandet". Auf die Frage, ob die Paletten auf der serbischen Seite der Front niedergegangen seien, sagte er: "So ähnlich."
Die slowenische Nachrichtenagentur STA berichtete, in der Nähe der von Moslems gehaltenen Stadt Tuzla in Nordostbosnien seien Container niedergegangen. Das US-Militär in Frankfurt machte über das Zielgebiet keine Angaben, bezeichnete den Anlauf der Mission aber als "sehr, sehr zufriedenstellend". Unklar war am Montag noch, wann die nächsten Transportmaschinen starten sollen. Die Abwurfaktion wird von Awacs-Aufklärungsmaschinen der NATO mit deutscher Beteiligung überwacht. Dies bestätigte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Bonn. Minister Volker Rühe habe noch nicht entschieden, ob sich die deutsche Luftwaffe am Abwurf von Hilfsgütern beteiligen wird.
Kroatische und bosnische Medien berichteten über neue Kämpfe in der nordbosnischen Save-Tiefebene. In Sarajewo waren die Gefechte nach UN-Angaben die schlimmsten seit dem von der bosnischen Regierung am 20. Februar ausgerufenen einseitigen Waffenstillstand.
US-Präsident Bill Clinton warnte Serbiens Präsident Slobodan Milosevic in einem Brief davor, Gewalt in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Region Kosovo anzuwenden. Im Falle eines Konflikts dort seien die USA zum Militäreinsatz bereit. (Weiterer Bericht Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
WACO, 1. März (dpa). Bei einer Schießerei zwischen der US-Bundespolizei und Anhängern einer fanatischen Sekte sind im US-Bundesstaat Texas mindestens sechs Menschen getötet und 16 verletzt worden. Nach offiziellen Angaben eröffneten die Mitglieder der Sekte Branch Davidians (Davidianer-Zweig) am Sonntag das Feuer, als die Beamten das wie eine Festung wirkende Anwesen bei der Stadt Waco nach Waffen durchsuchen wollten. 24 Stunden nach Beginn war die dramatische Auseinandersetzung am Montag noch im Gange: Während die Mitglieder der Sekte sich im Haus verschanzten, riegelte die Polizei mit einem Großaufgebot das Anwesen ab.
Unter den Opfern sind außer vier Polizisten ein Sektenmitglied und ein zweijähriges Kind. Alle waren bei einem zweiten Schußwechsel am Sonntag abend getötet worden. Sieben zum Teil schwer Verletzte wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Acht Polizisten erlitten leichtere Verletzungen und konnten ambulant versorgt werden. 75 Sektenmitglieder werden in dem Gebäude vermutet.
Der Anführer der Sekte, der sich für Jesus Christus haltende Vernon Howell, ließ in der Nacht sechs Kinder frei. Zuvor war dem 33jährigen erlaubt worden, seine religösen Botschaften über einen lokalen Radiosender zu verkünden.
Die rund 100 Beamten waren am Sonntag mit heftigem Gewehrfeuer empfangen worden. Die Sekte hatte die Beamten offensichtlich erwartet, nachdem am Vortag eine lokale Zeitung auch eine Serie über die Davidianer gestartet hatte. Darin hieß es, Howell mißbrauche alte und junge Gruppenmitglieder und beanspruche 15 Frauen für sich. Außerdem habe die Sekte große Waffenarsenale angelegt.
Die von Howell geführte Sekte mit schätzungsweise 2000 bis 3000 Anhängern ist eine Splittergruppe der in den USA erfolgreichen Adventisten-Kirche vom Siebten Tag.
LONDON, 1. März (dpa). Mit Teddybären und Tränen bereiteten die sonst eher abgehärteten Einwohner von Liverpool am Montag dem kleinen Mordopfer James Bulger einen emotionalen Abschied. Kaum ein Kriminalfall hat die Liverpooler und ganz Großbritannien in letzter Zeit so erschüttert und erregt wie die brutale Entführung und Ermordung des Zweijährigen.
Die Eltern der mußmaßlich zehnjährigen Täter mußten wegen des Volkszorns ihre Häuser verlassen und werden seitdem von der Polizei an einem geheimen Ort versteckt gehalten.
Der Priester bei James' Beerdigung sagte am Montag, sein Tod sei nicht umsonst gewesen. Tatsächlich hat er eine breite Diskussion über die Ursachen der Kinder- und Jugendkriminalität ausgelöst. Als Sündenböcke werden genannt: Familienauflösung, Arbeitslosigkeit, Gewalt im Fernsehen, Hoffnungslosigkeit, Drogen und schlechte Schulausbildung. Liverpool hat mit über 17 Prozent eine der höchsten Arbeitslosenraten. Für Jugendliche liegt sie sogar bei 32 Prozent.
NEW YORK, 1. März (dpa). Eine Dynamit-Ladung von möglicherweise 500 Kilogramm hat nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen am Freitag die 411 Meter hohen Doppeltürme des World Trade Center in New York erschüttert. Über die Täter gab es am Montag nach wie vor keine Klarheit. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI spricht alles dafür, daß konventioneller Sprengstoff, der auf vielen Großbaustellen verhältnismäßig leicht zugänglich ist, für den Anschlag verwendet wurde. Plastiksprengstoff, der militärisch und bevorzugt auch von internationalen Terroristen benutzt wird, ist weitaus schwieriger zu erhalten.
James M. Fox, stellvertretender FBI- Direktor, konnte zwar noch keine konkreten Hinweise auf die möglichen Täter geben, unterstrich aber, daß seine Behörde keineswegs im dunkeln tappe. "Wir haben eine Menge Hinweise", sagte er.
Mindestens eine Woche wird es dauern, bis nach gründlicher Überprüfung der strukturellen Sicherheit und der technischen Anlagen wieder im World Trade Center gearbeitet werden kann, sagten Sprecher der New Yorker Port Authority, der der Gebäudekomplex gehört, am Montag. Die U- und Eisenbahnlinien tief unter dem Gebäude dagegen funktionierten zum Wochenbeginn bereits wieder weitgehend normal.
Firmen-Telegramm
Eko: Konzept für integriertes Stahlwerk Der Aufsichtsrat von Eko Stahl hat den Weg zur Sicherung des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt frei gemacht. Das Gremium stimmte der Umgestaltung von Eko in ein "integriertes Mini-Flach-Stahlwerk" zu. Dafür soll ein Finanzrahmen von 750 Millionen Mark bereitgestellt werden. Eko fehlt zu einem integrierten Stahlwerk eine Warmwalz-Stufe. Der Vorstand soll den Investitionsbetrag für das Projekt "Neue Metallurgie" in Verhandlungen mit den Anbietern konkretisieren und mit der Treuhand abstimmen.
GENF, 2. März (dpa). Zwischen 30 und 40 Millionen scharfe Landminen gefährden nach Angaben der Hilfswerke Handicap International und Terre des Hommes in mehr als 20 Krisenländern der Welt die Gesundheit von Millionen von Menschen, machen Weideland unzugänglich und das tägliche Leben unsicher. Ein rasches internationales Verbot, Landminen zu verkaufen und zu exportieren, forderte in Genf Tim Carstairs von den Hilfswerken. Wenn ein Verbot chemischer Waffen möglich geworden sei, müsse ein solches auch für die gefährlichen Minen durchgesetzt werden können.
In Ländern wie Kambodscha, Laos, Afghanistan und Angola hätten viele Millionen der wahllos ausgelegten und später einfach zurückgelassenen Minen ganze Landstriche unbewohnbar gemacht. In Afghanistan seien 400 000 Menschen verletzt und etwa 200 000 von solchen Minen in den 14 Kriegsjahren getötet worden. Häufig seien Zivilisten und Kinder Opfer dieser Waffe, erläuterte Tim Carstairs.
KIEL, 1. März (dpa/AFP/AP). Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) sieht zur Zeit keine Veranlassung für einen Rücktritt seines Stellvertreters Günther Jansen. Engholm sagte am Montag in Kiel: "An seiner ausgeprägten Loyalität habe ich keine Zweifel." Wer Jansen kenne, wisse, daß "er ein außergewöhnlich menschliches Herz hat. Allzu menschlich ist jedoch politisch nicht immer klug." Jansen hatte zuvor eingeräumt, an Reiner Pfeiffer, ehemaliger Referent des toten Engholm-Vorgängers Uwe Barschel (CDU), 40 000 Mark gezahlt zu haben.
Sowohl für seinen "engen Mitarbeiter" Klaus Nilius wie für Jansen gelte, so Engholm: "Das Verhalten muß man aus politischen Gründen rügen." Für weitergehende Konsequenzen "braucht man Zeit". Es bleibe festzuhalten, daß "beide Menschen objektiv nicht geschadet haben", betonte Engholm. Er werde mit der Fraktion und der Spitze der Partei darüber sprechen, welchen "psychologisch-politischen Schaden" der Fall haben könnte: "Danach werde ich mit ihm und mir ins Gericht gehen." Engholm unterstrich, es passe zu Jansen, daß dieser das Geld privat abgezweigt habe.
Die CDU in Bonn forderte eine "schonungslose" Aufklärung der "Kieler Schmiergeld-Affäre" und der Rolle Engholms. Parteisprecher Rolf Kiefer sagte, Jansens Erklärungsversuche ließen nur den Rückschluß zu: "Hier soll wieder einmal vertuscht werden." Die Zahlungen bestätigten die zwielichtige Rolle Pfeiffers und der SPD in einer Affäre, die die Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein an die Macht gebracht habe. Kiefer verlangte auch Aufklärung über die Rolle Engholms.
Der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Lutz Graf Kerssenbrock, der 1988 im Barschel-Untersuchungsausschuß saß und wegen seiner hartnäckigen Fragen in der eigenen Partei heftig kritisiert worden war, sprach von einer "Bombe". Den Lübecker Nachrichten sagte er: Jetzt "muß wohl die Geschichte der Barschel- Affäre um einen SPD-Teil erweitert werden". Daß Barschel gelogen habe, stehe für ihn aber weiterhin fest.
MÜNCHEN, 2. März (dpa). In Bayern ist ein zweiter Freilandversuch mit genetisch veränderten Pflanzen geplant. Die Technische Universität (TU) München will in einem dreijährigen Experiment manipulierten Mais und Raps im Landkreis Fürstenfeldbruck bei München anpflanzen. Dabei soll herausgefunden werden, ob und wie sich die künstlich eingebrachten Fremdgene unkontrolliert ausbreiten, berichtete der Projektleiter, Professor Gerhard Fischbeck, jetzt in München.
Der erste Freilandversuch mit manipulierten Pflanzen in Bayern soll bereits im Frühjahr in Oberviehausen beginnen. Ein Unternehmen will genveränderte Zuckerrüben anpflanzen. Das Bundesgesundheitsamt Berlin hat über den Versuch noch nicht entschieden. In der Bundesrepublik gab es bisher erst einen solchen Freilandversuch, bei dem 1990/91 in Köln Petunien untersucht wurden.
Für den neuen Versuch in Bayern ist laut Fischbeck Mitte Februar die Genehmigung beim BGA beantragt worden. Das Saatgut, das von dem Chemieunternehmen Hoechst zur Verfügung gestellt wird, enthält zwei zusätzliche Gene. Sie machen die Pflanzen gegen ein bestimmtes Antibiotikum und gegen das Totalherbizid "Basta" widerstandsfähig (resistent). Das von Hoechst produzierte Unkrautvernichtungsmittel zerstört alle Pflanzen, nur die genmanipulierten nicht.
NEW YORK (dpa/FR). Aus Unzufriedenheit mit einer von dem US-Ölkonzern Atlantic Richfield (Arco) erworbenen Firma zieht der Münchner Elektromulti Siemens vor den Kadi. Die beim zuständigen US-Bundesdistriktgericht angestrengte Klage gegen den amerikanischen Verkäufer hat einen Streitwert von 150 Millionen Dollar (rund 245 Millionen Mark). Die Siemens-Tochter Solar Industries hatte 1990 die Arco Solar, die Produkte für die Umwandlung von Sonnenlicht in Strom herstellt, für knapp 36 Millionen Dollar übernommen.
Arco hatte das damals unbedeutende Unternehmen 1977 gekauft und in den Folgejahren 200 Millionen Dollar investiert. Arco Solar warf aber in keinem Jahr einen Gewinn ab. Siemens behauptet in der Klage, der kalifornische Eigner habe gewußt, daß die bei seiner Tochter hergestellten Produkte niemals kommerziell erfolgreich sein würden. Hingegen weist Arco den Vorwurf zurück, Siemens hintergangen zu haben. Die Münchner hätten schließlich unzählige Stunden damit verbracht, die Einrichtungen und Produktionsverfahren zu prüfen.
Der bayerische Multi will sich nicht nur die Kaufsumme von 35,9 Millionen Dollar erstatten lassen, sondern auch die Verluste, die er seit der Übernahne mit seinem Solar-Ableger erlitten hat. Diese werden in der Klageschrift auf 20 Millionen Dollar im Jahr beziffert. Schließlich fordert Siemens noch 50 Millionen Dollar Schadenersatz.
BERLIN. Der Präsident der Akademie der Künste in Berlin (West), Walter Jens, hat sich verärgert über die seiner Meinung nach unverständliche zögernde Haltung Brandenburgs bei der Bildung einer gemeinsamen Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste geäußert und die für April vorgesehene Frühjahrsmitgliederversammlung der West-Akademie auf Juni verschoben.
Jens will die Ost-Mitglieder nur noch als stimmberechtigte Mitglieder einladen, was erst nach der Auflösung der Ost- Akademie geschehen könne. Während Berlin längst seine "Schularbeiten" gemacht habe und die Vorlage für das Abgeordnetenhaus seit 1991 auf dem Tisch liege, sei nun Brandenburg in der Pflicht. "Wenn das Unternehmen noch vor der Sommerpause nicht durchgeführt ist, dann werden wir sagen müssen: ,Leb wohl Matrose, grüß mir den Kapitän!&rquote; Wir sind keine Narren und keine Popanze, die man beliebig hinhalten kann."
Das Brandenburgische Kulturministerium betonte, daß der politische Wille für eine gemeinsame Akademie ungebrochen sei. Die Kabinettsvorlage sei komplett und wenn das Kabinett zugestimmt habe, könne die erste Lesung schon in der nächsten darauffolgenden Landtagssitzung stattfinden, sagte die Leiterin des Ministerbüros, Marion Guthrie. Die bisherige Verzögerung erklärte sie damit, daß die Aufstellung der Liegenschaften der Akademie noch daraufhin geprüft worden seien, welche Belastungen auf das Land Brandenburg zukommen könnten, wenn Sanierungen aus dem gemeinsamen Haushalt getragen werden müßten. dpa
HITZACKER, 2. März (dpa). Auf die Einrichtung eines großen Naturschutzgebietes im Elbetal haben sich jetzt Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein geeinigt. Wie die Umweltminister der Elbanliegerländer in Hitzacker sagten, soll das rund 130 000 Hektar umfassende Schutzgebiet bis 1998 in ein Biosphärenreservat, einen Nationalpark sowie mehrere Natur- und Landschaftsschutzgebiete eingeteilt werden.
Der Deutsche Tennis Bund (DTB) will das mißliche Thema "Daviscup-Streit" endgültig von der Tagesordnung verdrängen. Am Montag nachmittag veröffentlichte der DTB auf Geheiß seines Präsidenten Claus Stauder (Essen) eine Pressemitteilung, in der das Ende der Auseinandersetzung verkündet wurde. "Boris Becker und Michael Stich haben ihren sogenannten Daviscup-Streit endgültig beigelegt", hieß es in dieser Mitteilung. Dies sei das Ergebnis zweier Einzelgespräche, die Stauder mit Becker und Stich in der vergangenen Woche geführt hatte.
Indirekt wurde dabei Becker vom DTB zugesichert, jederzeit ins Team zurückkehren zu dürfen. In dem am Montag verbreiteten Kommuniqué heißt es dazu: "Der Deutsche Tennis Bund wird sich auch zukünftig bemühen, die jeweils stärkste Mannschaft an den Start zu bringen."
Stauder dementierte gegenüber dpa gleichzeitig Pressemeldungen, nach denen Becker schon bald als "spielender Kapitän" das Amt des Teamchefs übernehmen wolle: "Da ist im Augenblick überhaupt nichts dran. Ich habe gestern abend noch mit ihm telefoniert und weiß, daß dies kein Thema ist."
Sowohl Becker als auch Stich seien nach Darstellung des DTB-Präsidenten froh über die "wirklich guten Gespräche" gewesen. Über die weiteren Perspektiven des zuletzt in die Schlagzeilen geratenen Miteinanders der beiden Wimbledon- und Olympiasieger heißt es in der offiziellen Mitteilung.
"Beide Spieler betonten, daß sie jetzt unter die ganze Angelegenheit einen Schlußstrich ziehen wollen. Es wurde verabredet, daß sich beide demnächst zu einem persönlichen Gespräch treffen, um über gemeinsame Zielsetzungen in der Zukunft zu sprechen."
An der Konstellation für das Daviscup- Erstrunden-Match gegen Rußland vom 26. bis 28. März in Moskau ändert sich durch die jüngste Aussprache allerdings nicht. Es bleibt danach bei der Zusage Stichs und der Absage Beckers.
Für den zuletzt heftig kritisierten DTB scheint es zumindest in zwei Punkten vorwärtsgegangen zu sein: Noch beim Turnier in Stuttgart hatten sich die beiden Hauptkontrahenten jeweils ausführlich vor Presse und Fernsehen zu der Auseinandersetzung geäußert.
Zu einem Gespräch unter vier Augen aber fanden sie, obwohl im selben Hotel wohnend, nicht zusammen. Dies soll sich nun offenbar ändern - voraussichtlich schon in anderthalb Wochen beim Turnier in Key Biscayne/Florida. "Michael will Boris anrufen", wußte Präsident Claus Stauder.
Außerdem kommt der DTB mit der Zusage, immer das stärkste Daviscup-Team aufbieten zu wollen, auch der Forderung Beckers nach klaren Worten entgegen. Stichs mehrfach geäußerte Auffassung, daß in den weiteren Runden nur spielen solle, wer auch in Moskau dabei war, gilt damit als offiziell abgelehnt, und Becker hat dadurch jederzeit eine Chance zum Comeback. Und dies offenbar, ohne daß sich Michael Stich nun seinerseits zurückzieht. "Ich glaube, alle Beteiligten haben aus den Ereignissen der letzten Wochen gelernt", sagte Stauder und blickt nach dem Hauskrach wieder etwas optimistischer in die Zukunft. dpa Pilic hat "Schnauze voll" Daviscup-Teamchef Niki Pilic hat sich einen Tag nach dem von DTB-Präsidenten Claus Stauder "offiziell" beendeten "Streit" zwischen Boris Becker und Michael Stich zu Wort gemeldet: "Ich habe die Schauze voll von diesem Thema. Ich bin froh, daß es zu Ende ist." Pilic sagte am Dienstag in München: "Das Thema ist ad acta gelegt. Ich hatte eine schwere Position, denn ich stehe in der Mitte."
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird in der letzten Juli-Woche Verhandlungen über die Vergabe der amerikanischen Fernsehrechte von den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta führen. Wie das IOC mitteilte, sollen die Vorgespräche dafür schon demnächst beginnen. In Barcelona hatte der kommerzielle Sender NBC die US-Rechte für 401 Millionen Dollar erhalten.
Die Einnahmen aus den Fernsehrechten sind ein wesentlicher Bestandteil für die Finanzierung Olympischer Spiele. In Atlanta werden 60 Prozent dieser Einnahmen an das Organisationskomitee der Stadt gehen. Den Rest teilen das IOC, die NOK's und die Internationalen Verbände unter sich auf.
"Das IOC hat eine starke Präferenz, eine Übereinkunft mit einem der traditionellen Fernsehstationen zu erreichen, wir kennen sie und haben eine große Erfahrung in der Zusammenarbeit mit ihnen", erklärte der Kanadier Richard W. Pound als Vorsitzender der Verhandlungskommission des IOC für die Fernsehrechte. Bisher waren die Rechte stets an NBC, CBS oder ABC gegangen.
Pound schloß aber auch andere Konstruktionen nicht aus, indem er auf die "Veränderungen der Fernsehindustrie der USA" hinwies. Denkbar wäre eine Aufteilung der Rechte auf verschiedene amerikanische Anbieter, wobei das Pay- TV eine Rolle spielen könnte. Das IOC erhofft sich eine Gesamteinnahme für die US-Rechte von etwa 600 Millionen Dollar.
Bisher hat es für Atlanta 1996 lediglich einen Abschluß zwischen dem IOC und der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gegeben. Die EBU erhielt die Rechte für 250 Millionen Dollar. dpa
LÜNEBURG, 3. März (dpa). Die Stadt Hildesheim darf trotz gerichtlicher Klagen ein Übergangswohnheim für Asylbewerber errichten. Der 1. Senat des Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg änderte in einem jetzt bekanntgewordenen Eilbeschluß die bisherige Rechtssprechung des Verwaltungsgerichts Hannover, durch die der Bau wegen Proteste von Nachbarn nicht möglich gewesen wäre (Aktenzeichen: 1 M 290/93).
Vier Nachbarn hatten die Gerichte angerufen, weil das Asylbewerberheim auf einer Fläche errichtet werden sollte, für die der Bebauungsplan die Nutzung als "Sportfläche - Stellplätze" vorsah. Nach Ansicht des OVG haben jedoch Nachbarwidersprüche auch gegen Asylbewerberunterkünfte nach dem 1990 erlassenen "Wohnungsbauerleichterungsgesetz" nicht automatisch aufschiebende Wirkung. Die Nachbarn hätten, so ein Gerichtssprecher, nur eine Chance gehabt, wenn eine Verletzung eigener Rechte durch die Baugenehmigung auf dem Spiel gestanden hätte. Dies sei aber "wenig wahrscheinlich".
MÜNCHEN (dpa/rtr). Der Zinsabschlag hat auch bei der Adig-Investment zu einem Milliarden-Transfer von Deutschland nach Luxemburg geführt. Während bei der hiesigen Mutter Anteile für 3,5 Milliarden Mark zurückgegeben wurden, konnte der Ableger Alsa im Großherzogtum solche für 11,6 Milliarden verkaufen. Geschäftsführer Christian Humbert sieht für seine Gruppe in dem insgesamt auf reichlich acht Milliarden Mark mehr als verachtfachten Mittelaufkommen eine Trendwende. Die Kapitalanlagegesellschaften, hinter denen hauptsächlich die Bayerische Vereins- und die Commerzbank stehen, verwalten mittlerweile 34 (Vorjahr 26) Wertpapier-Publikumsfonds.
Das Fondsvermögen des nach dieser Abgrenzung Branchenvierten kletterte binnen Jahresfrist von gut 24 auf fast 33 Milliarden Mark. Rund 90 Prozent entfallen auf Rentenfonds. Nach dem Aufkommen mit einem von 4,1 auf 14,3 Prozent emporgeschnellten Marktanteil liegt die Adig-Gruppe auf dem dritten Platz. Die Entwicklung von 1992 setzte sich zu Beginn des neuen Jahres fort. Im Januar und Februar wurden 2,2 Milliarden Mark neu hereingenommen. Einem Rückgang um 426 Millionen hierzulande stand ein Zuwachs von mehr als 2,6 Milliarden in Luxemburg gegenüber. Neben der dortigen "Steuerstundung" werden auch die "größeren Freiräume beim Angebot neuer Fondskonzepte" hervorgehoben. So könne in der Bundesrepublik der Rücknahmepreis nicht garantiert werden.
BONN, 1. März (dpa). Die Zahl der nach Deutschland gekommenen Aussiedler ist im Februar gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat leicht gestiegen. Nach der am Montag veröffentlichten Statistik des Bundesinnenministeriums wurden 13 059 Aussiedler registriert, 1588 mehr als im Februar 1992. Das Hauptkontingent stellten mit 12 448 Personen die Staaten der ehemaligen Sowjetunion. 334 kamen aus Rumänien, 264 aus Polen und 13 aus anderen Ländern. Seit Jahresbeginn siedelten 29 917 Menschen aus Osteuropa in die Bundesrepublik über, im Vergleichszeitraum 1992 waren es noch 33 334.
Euro-Freiheit
Politiker zeigt
Kontrolle bei
BONN, 1. März (dpa). Der Europaabgeordnete Dieter Rogalla (SPD) hat Mitarbeiter der Lufthansa angezeigt, weil sie bei der Abfertigung für einen Flug von München nach Birmingham (England) seinen Paß verlangt haben.
Weil dies gegen das Abkommen über den Wegfall der Binnengrenzen in der Europäischen Gemeinschaft verstoße, habe er unter anderem gegen den Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa, Jürgen Weber, Strafanzeige wegen Amtsanmaßung und Nötigung gestellt, teilte Rogalla am Montag in Bonn mit.
Daß sich die Lufthansa "aus Profiterwägungen zum Handlanger einzelner EG-Mitgliedsstaaten macht, kann ich als Bürgervertreter nicht dulden", erklärte Rogalla. Die Lufthansa möge zwar "eine tolle Fluggesellschaft sein. Unter keinem Gesichtspunkt ist sie aber eine zur Prüfung der Personalien ermächtigte Behörde". Er legte Wert auf die Feststellung, daß seine Anzeige "ausschließlich europarechtlich und europapolitisch motiviert" sei.
BONN, 1. März (dpa/Reuter). Die vier Bundestagsparteien und die Grünen wollen die Suche nach einem parteiübergreifenden Energiekonsens mit einer Klausurtagung am 19./20. März beginnen. Darauf einigten sich die Verhandlungsführer der Parteien - Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP), Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und die Umweltminister Hessens und Bayerns, Joschka Fischer (Grüne) und Peter Gauweiler (CSU) - am Montag in Bonn.
Auf der für die Klausur festgelegten Tagesordnung stehen nach Angaben Rexrodts und Fischers sechs Punkte: Atomenergie, Entsorgungsfragen, Energieeinsparung, fossile Energieträger (Kohle, Öl und Gas), regenerative Energien und europäische Energiefragen. Ort und genaue personelle Besetzung der "Verhandlungsgruppe" mit 16 Politikern stehen noch nicht fest. Die "Arbeitsgruppe Energiekonsens", der zusätzlich auch je drei Vertreter der Industrie, der Gewerkschaften, der Umweltverbände und der Elektrizitätswirtschaft angehören, soll erst nach der Klausur der Parteivertreter erstmals tagen.
Die SPD will in den Konsensgesprächen den "Einstieg in eine . . . Energieversorgungsstruktur ohne Atomkraft" erreichen. Das hatte eine Arbeitsgruppe des SPD-Parteivorstandes unter Leitung Schröders am Sonntag als Ziel der Gespräche festgelegt. Die Bundesregierung hat dagegen wiederholt erklärt, daß sie die weitere Nutzung der Kernenergie für unverzichtbar hält.
Fischer zeigte sich trotz des neuen Termins skeptisch, daß noch vor der Bundestagswahl Ende 1994 ein Konsens jenseits der Atomenergie möglich sei. Bei der Klausurtagung gehe es nicht nur um den Ausstieg aus der Atomenergie, sondern auch um Energiesparen und um den Umstieg auf umweltfreundlichere Energie.
Gauweiler will sich dafür einsetzen, daß schnellstmöglich mit dem Bau neuer "sicherheitstechnisch fortgeschrittener" Atomkraftwerke begonnen werden kann.
BONN (dpa). Die Sozialdemokraten machen wieder Front gegen den privaten Abfallentsorger Duales System Deutschland (DSD), der den Grünen Punkt für Verpackungen vergibt. Das System sei kein Ausweg aus der Wegwerfgesellschaft, meint die stellvertretende umweltpolitische Sprecherin der Bonner SPD-Fraktion, Marion Caspers-Merk.
Vor allem bemängelt sie, der Anspruch auf Müllvermeidung als oberstes Ziel aller abfallpolitischen Anstrengungen sei bei den Verpackungen faktisch aufgegeben. Da DSD für jeden Grünen Punkt Lizenzgebühren einnehme, sei für die Vermeidung auch kein Anreiz vorhanden. Große Mängel gebe es zudem in der Abfallverwertung. Recyclinghöfe und Sortieranlagen verwandelten sich in Zwischenlager, weil das DSD nicht in der Lage sei, die gesammelten Stoffe sinnvoll in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen.
Caspers-Merk betont, wenn das System sinnvoll weiterarbeiten solle, müßten im Abfallrecht mehrere Aspekte verankert werden. Dazu gehörten ein weitgehendes Verbot von Einwegverpackungen, die Pflicht des Handels, Mehrwegsysteme zu führen ("Lex Aldi"), die Angabe der Kosten des Grünen Punktes auf den Gebinden und die Kennzeichnung von Materialien, vor allem von Kunststoffen, um Sortierung und Verwertung zu verbessern.
Das Duale System hat derweil gegen sämtliche Freistellungsbescheide der Länder Klage vor den Verwaltungsgerichten erhoben. Die Verfahren richteten sich gegen "bürokratische Auflagen", die nicht mit der Bonner Verpackungsverordnung übereinstimmten, so ein DSD-Sprecher. Die Länder hatten die Freistellungsbescheide vor kurzem erteilt, nachdem die DSD ein flächendeckendes System zur Sammlung und Verwertung von Verkaufsverpackungen mit dem Grünen Punkt aufgebaut hatte. Der Handel muß Verkaufsverpackungen nun nicht im Laden zurücknehmen. Damit waren allerdings bestimmte Auflagen verbunden. Die DSD wendet sich gegen die ihrer Meinung nach verschärften Nachweispflichten für die Sammel- und Sortierquoten. Während Bonn laut Verpackungsverordnung nur einmal im Jahr die Vorlage der Zahlen verlange, forderten manche Länder vierteljährliche Berichte.
BONN, 1. März (dpa). D1-Kartenbesitzer können ab sofort in Großbritannien telefonieren. Wie die Bundespost Telekom am Montag in Bonn mitteilte, ist ein Vertrag mit dem englischen Netzbetreiber Vodafone abgeschlossen worden. In sieben europäischen Ländern - so in Dänemark, Finnland, Italien, Norwegen, Schweden und in der Schweiz - sind danach Gespräche mit einem Mobiltelefon möglich. Das Telefon müsse jedoch nach dem weltweiten System für mobile Kommunikation (GSM) arbeiten.
BONN, 1. März (dpa). Die Frauen in der SPD verlangen ein durchschaubareres Wahlverfahren für die Richter am Bundesverfassungsgericht und die paritätische Besetzung des höchsten deutschen Gerichts mit Männern und Frauen. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) forderte am Montag die öffentliche Diskussion über mögliche Kandidatinnen und Kandidaten und die Wahl durch eine Zweidrittelmehrheit des ganzen Bundestages.
Sonst gerate die Wahl der Verfassungsrichter zur "Hinterzimmer-Mauschelei", sagte die AsF-Vorsitzende Karin Junker in Bonn. Bisher werden die Verfassungsrichter durch ein zwölfköpfiges "Wahlmännergremium" des Bundestages mit Zweidrittelmehrheit bestimmt.
Hintergrund ist auch der Ärger der AsF-Frauen, daß ihr Vorschlag, die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach zur Nachfolgerin des scheidenden Vizepräsidenten Ernst-Gottfried Mahrenholz zu wählen, offenbar keine Zustimmung gefunden hat. Dem Vernehmen nach haben sich beide Parteien auf den SPD-Politiker Jürgen Schmude verständigt. Die Wahl ist im April.
BONN, 1. März (dpa). Die deutschen Grenzschutzbehörden haben im Januar mehr als 6400 illegal eingereiste Ausländer ermittelt, 24 Prozent mehr als im vergangenen Dezember und 140 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Diese Zahlen gab Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) am Montag in Bonn bekannt. Seiters führte die Steigerung vor allem auf die Aktivitäten "zunehmend besser organisierter und technisch ausgerüsteter internationaler Schlepperbanden" zurück. Allein im Januar sei die Zahl der aufgeklärten Schleusungen um 44 Prozent und die der aufgegriffenen Schleuser um 40 Prozent gestiegen.
LOS ANGELES. Die US-Filmschauspielerin und Tänzerin Ruby Keeler ist in Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien 83jährig gestorben. Die Tochter eines Eisverkäufers hatte im Alter von zehn Jahren mit dem Tanz begonnen und vier Jahre später ihre Karriere aufgenommen. In Hollywood traf Keeler bei den Dreharbeiten zu Kurzfilmen ihren späteren Ehemann, den Sänger Al Jolson. In ihrem ersten großen Film, "42. Straße", spielte sie 1933 eine Ballett-Tänzerin. Es folgten Filme wie "Goldgräber von 1933" und die Broadway-Show "Dames". Nach der Trennung von Jolson beendete Keeler 1941 ihre Filmkarriere. AFP
MOSKAU, 1. März (AFP). Die russischen Bergleute sind am Montag in einen Warnstreik getreten, um gegen die Verzögerungen bei der Umsetzung des wirtschaftlichen Reformkurses zu protestieren. Am Morgen folgten etwa ein Drittel der Bergleute dem Streikaufruf, wie Gewerkschaftskreise in Moskau berichteten. Gestreikt wurde den Angaben zufolge in den Gruben von Kusbass, Workuta, Inta und Tscheliabinsk. In anderen Gruben seien Versammlungen geplant.
ISLAMABAD, 1. März (dpa/AFP). Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ist am Montag zu Friedensgesprächen nach Pakistan gereist. Der inter- afghanische Dialog wurde von Pakistan in der Hauptstadt Islamabad arangiert. An dem Treffen nehmen Vertreter von verschiedenen afghanischen Gruppen - darunter auch Abgesandte des radikalen Moslemführers Gulbuddin Hekmatyar - teil, die in den blutigen Machtkampf in Kabul verstrickt sind. Angeblich soll sich auch der Geheimdienstchef von Saudi- Arabien, Prinz Faisal el-Turki, in die Verhandlungen eingeschaltet haben. Die Regierung in Kabul kündigte die Freilassung der letzten 20 russischen Kriegsgefangenen an, die sich in der Hand der regierungstreuen Jamiat-e Islami befinden.
BASTIA, 1. März (AFP). Korsische Nationalisten haben sich am Sonntag abend zu zwei Sprengstoffanschlägen bekannt, die in der vorangegangenen Nacht erhebliche Sachschäden in den regionalen Schulverwaltungen von Aix-en-Provence und Toulouse verursacht hatten. Die Untergrundbewegung FLNC-Canal historique warf dem französischen Staat in einer als echt identifizierten Mitteilung vor, die korsische Sprache zu unterdrücken, die "einer der Hauptpfeiler" des korsischen Widerstands sei.
TOKIO, 1. März (AFP). Nordkorea will seine Atomanlagen nicht von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) inspizieren lassen. Die Regierung werde dem Druck der IAEO und der USA nicht weichen, hieß es in einer offiziellen Erklärung, die von der Nachrichtenagentur KCNA am Montag veröffentlicht wurde. Die Forderungen der "Imperialisten und ihrer Handlanger" hätten zum Ziel, das politische System Nordkoreas zu vernichten und die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu verschärfen. Die IAEO hatte in der vergangenen Woche eine Resolution verabschiedet, in der sie Nordkorea ultimativ aufforderte, binnen eines Monats die Inspektion von zwei Atomanlagen zuzulassen, in denen Nuklearmüll gelagert sein soll.
PARIS, 1. März (AFP/dpa). In Frankreich hat am Montag der Wahlkampf für die Parlamentswahlen im März offiziell begonnen. Zugleich bestätigten neue Umfragen, daß die regierenden Sozialisten mit einer schweren Niederlage rechnen müssen. Laut der am Montag veröffentlichten Meinungsumfrage des CSA-Instituts kommen die Sozialisten auf 19 Prozent der Stimmen. Die Umweltparteien liegen bei 17 Prozent. Nichts geändert hat sich am enormen Vorsprung des rechten Lagers: Der Bürgerblock aus neogaullistischer RPR (Rassemblement pour la République) und liberal-konservativer UDF (Union pour la Démocratie Française) liegt bei 38,5 Prozent.
Nach dem französischen Mehrheitswahlrecht kämen RPR und UDF damit auf 424 bis 436 der 555 Sitze in der Nationalversammlung, während die Sozialisten und ihre Verbündeten nur mit 91 bis 98 Mandaten rechnen können. Die Umweltparteien würden trotz ihres hohen Stimmenanteils nur zwei bis acht Sitze erhalten. Die Kommunisten erhalten dagegen mit etwa neun Prozent der Stimmen zwischen 20 und 24 Abgeordnete. Die rechtsextreme Nationale Front (FN) kommt danach auf elf Prozent der Wählerstimmen (zwei Sitze). Nach der neuen Umfrage wollen sich 33 Prozent der Stimmberechtigten der Stimme enthalten.
Der erste Wahlgang ist am 21. März. In den Wahlkreisen, in denen kein Kandidat eine absolute Mehrheit bekommt, gibt es am 28. März zwischen den beiden stärksten Kandidaten eine Stichwahl. Danach wird eine neue Regierung gebildet. Der noch bis 1995 amtierende sozialistische Staatspräsident François Mitterrand hat bereits klargemacht, daß er bereit ist, einen konservativen Premier zu ernennen und mit ihm zusammenzuarbeiten (Kohabitation). Die entscheidende Macht liegt in Frankreich beim Präsidenten.
Der UDF-Vorsitzende und frühere Staatschef Valery Giscard d'Estaing gab unterdessen klar zu verstehen, daß er in einer konservativen Regierung nicht das Amt des Premierministers anstrebe. Wer die Regierungsspitze unter dem Staatspräsidenten Mitterrand übernehme, der schwäche seine Chancen für die nächsten Präsidentschaftswahlen, sagte Giscard am Sonntag in einer Fernsehsendung. Bauernprotest in Paris
PARIS (dpa/Reuter). Etwa 150 französische Bauern haben am Montag die Vertretung der Europäischen Gemeinschaft (EG) in Paris besetzt. Sie protestierten damit gegen die EG-Agrarreform und forderten, daß Frankreich ein Veto im Agrarstreit zwischen der EG und den USA einlegt. Die Bauern verlangten, den EG-Kommissionschef Jacques Delors zu sprechen.
Frankreich wird nach den Worten von Landwirtschaftsminister Jean-Pierre Soisson auf dem Treffen der EG-Außenminister am 8. März gegen den Agrarkompromiß zwischen den USA und der EG sein Veto einlegen. Der Kompromiß muß noch von den zwölf EG-Regierungen genehmigt werden.
BONN (AFP/FR). Die Versicherten müssen im EG-Binnenmarkt nach Meinung der SPD besser geschützt werden. Durch das Inkrafttreten des gemeinsamen Marktes für Assekuranzprodukte im Juli 1994 entstünden "große Lücken im Verbraucherschutz", kritisiert die Bundestagsabgeordnete Lilo Blunck. Die Bundesregierung beschränke sich gleichwohl im wesentlichen auf den Hinweis, die Kunden sollten sich vor dem Abschluß einer Police bei der Stiftung Warentest und der Verbraucherberatung informieren. Dies sei "ein bißchen wenig".
Unter anderem fordert Blunck die Entwicklung einheitlicher Vertragsbedingungen innerhalb der EG. Just dieses Vorhaben der Harmonisierung hatte die Brüsseler Kommission allerdings erfolglos aufgegeben. "Hilfsweise", so die Abgeordnete, sollten zumindest Musterkontrakte und ein "Gütesiegel" eingeführt werden. Das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen müsse über "schwarze Schafe" besser informieren können. Darüber hinaus fordert die SPD-Politikerin eine Änderung des Provisionssystems, die übrigens auch von einigen Branchenvertretern unterstützt wird: Demnach sollen die Vertreter ihr Geld nicht mehr beim Abschluß, sondern (teilweise) erst im Zuge der "Bestandspflege" der Policen erhalten. Vom kommenden Sommer an können Versicherungen, die in einem EG- Land zugelassen sind, ohne Auflagen über die Grenzen expandieren.
BIELEFELD, 1. März (AFP). In diesem Winter sind nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Deutschland bereits mindestens 29 Obdachlose erfroren. Zwischen Mitte Oktober und Anfang Februar seien 27 Männer und zwei Frauen auf Parkbänken, in Abbruchhäusern, Einkaufspassagen, an Bushaltestellen, in Höhlen oder Bretterverschlägen gestorben, teilte der Verband am Montag in Bielefeld mit. Er forderte deshalb, U-Bahn-Stationen und Bahnhöfe über Nacht offenzuhalten.
(Bericht "Aus aller Welt", Seite 26)
LÜBECK, 2. März (AFP). Wegen Verdunklung "schwerster Umweltkriminalität" wollen zwei Europa-Abgeordnete der Grünen Strafanzeige gegen Mecklenburg-Vorpommerns Umweltministerin Petra Uhlmann (CDU) und ihren Staatssekretär Peter-Uwe Conrad (CDU) stellen. Der Belgier Paul Staes und die Deutsche Hiltrud Breyer warfen der Ministerin am Montag vor der Presse in Lübeck vor, die Öffentlichkeit bewußt bei der Aufklärung über den Verbleib dioxinhaltiger Rückstände des Chemieunglücks im italienischen Seveso aus dem Jahr 1976 zu täuschen.
Nachdem im Dezember 1992 erneut das Gerücht aufgetaucht war, 150 Tonnen dioxinhaltiger Seveso-Abfälle seien auf der mecklenburgischen Deponie Schönberg eingelagert worden, hatte Petra Uhlmann dies dementiert und einen noch durch die DDR-Behörden abgelehnten Antrag der Firma Mannesmann Italiana präsentiert. Laut Staes und Breyer gab es jedoch einen zweiten Antrag, den Staes 1990 bei Recherchen im DDR-Umweltministerium entdeckt hat. Er war über den französischen Müllhändler Bernard Paringaux gestellt worden. "Zu diesem Antrag hat Frau Uhlmann sich bis heute nicht geäußert, obwohl er ihr bekannt sein muß", sagte Staes. Laut Staes ist der Antrag von Paringaux nicht auf einer Liste abgelehnter Anträge verzeichnet.
MANAGUA, 1. März (AFP). Drei Jahre nach ihrem Wahlsieg über die Sandinisten haben Führer der nicaraguanischen Nationalen Oppositionsunion (UNO) damit gedroht, das Land "lahmzulegen", falls Staatspräsidentin Violeta Chamorro ihre Regierungskoalition mit den linksgerichteten Sandinisten fortsetzen sollte. Die UNO, deren Sieg am 25. Februar 1990 Chamorrro an die Macht brachte, boykottiert seit Januar die Parlamentsarbeit und befindet sich auf Konfrontationskurs zur gemäßigten Politik der Präsidentin.
Am Sonntag rief die UNO auf dem Platz der Republik im Zentrum der Hauptstadt Managua 20 000 Personen zu einer Protestkundgebung gegen die Regierung zusammen. Der UNO-Führer und frühere Parlamentspräsident Alfredo Cesar forderte Chamorro auf, ihre Politik zu ändern. Anderenfalls werde das "verzweifelte Volk" zu einem Generalstreik und zu "Aktionen des zivilen Ungehorsams" übergehen.
BRASILIA (AFP). Brasiliens Finanzminister Paulo Haddad ist zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger wurde der Ingenieur Eliseu Rezende bestellt. Justizminister Mauricio Correa versicherte, daß es unter dem neuen Amtsinhaber keine Änderung der bisherigen Wirtschaftspolitik unter Staatspräsident Itamar Franco geben werde. Haddad sei hauptsächlich zurückgetreten, weil es ihm nicht gelungen sei, die "galoppierende Inflation" in den Griff zu bekommen.
Haddads Abschied kam zwar überraschend, aber nicht vollkommen unerwartet, weil Franco die Amtsführung seines Finanzministers wiederholt öffentlich kritisiert hatte. Am Wochenende hatte der Präsident ihm eine dreimonatige Frist eingeräumt, um die Teuerung endgültig einzudämmen und die anderen wirtschaftlichen Probleme des Landes zu meistern. Der Finanzminister reichte daraufhin seinen Rücktritt mit der Begründung ein, es sei ihm unmöglich, innerhalb dieses Zeitraums ein wirksames Programm zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits und der Inflation vorzulegen. Letztere beträgt amtlichen Angaben zufolge 27 Prozent.
MÜNCHEN, 1. März (AFP). Als Konsequenz aus den Affären um Gratisreisen und -limousinen für CSU-Spitzenpolitiker hat die bayerische FDP-Landtagsfraktion am Montag in München einen "Ehrenkodex für Politiker" vorgelegt. Dieser Entwurf hält sich nach Angaben von Fraktionschef Jürgen Doeblin eng an den im vorigen Jahr vom US-Kongreß verabschiedeten Verhaltenskatalog. Bei gravierenden Verstößen sollen Parlamentarier aus der Fraktion ausgeschlossen, Regierungsmitglieder durch ein konstruktives Mißtrauensvotum abgelöst werden. Die FDP will den Gesetzentwurf noch im März im Landtag einbringen.
Im einzelnen wird verlangt, daß Geschenke nur bis zu einer Gesamtsumme von 500 Mark pro Jahr erlaubt sein sollen. Darüber hinaus soll es Politikern nicht mehr gestattet sein, sich gegenüber staatlichen Stellen für Unternehmen einzusetzen, an denen sie selbst beteiligt oder von denen sie finanziell abhängig sind.
Kurz gemeldet:
Clinton trifft Aristide am 16. März WASHINGTON, 1. März (AFP). US-Präsident Bill Clinton wird am 16. März mit dem vom Militär gestürzten haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide zusammenkommen und zusätzliche fünf Millionen Dollar für die Bearbeitung von Asylanträgen in Haiti bereitstellen. Das gab US-Außenminister Warren Christopher am Sonntag bekannt. Senegals Präsident im Amt bestätigt DAKAR, 1. März (Reuter). Senegals Präsident Abdou Diouf ist nach Berichten der staatlichen Medien in seinem Amt bestätigt worden. Er habe bei den ersten freien Wahlen mehr als 58 Prozent der Stimmen erhalten. Sein schärfster Rivale, Oppositionschef Abdoulaye Wade, sei auf 32 Prozent gekommen. Fundamentalistenführer verhaftet ALGIER, 1. März (AFP). Der algerische Geistliche und Fundamentalistenführer Ikhlef Cherati ist bei Algier verhaftet worden, berichtete die Zeitung Le Matin am Montag. Cherati gilt als Vizechef der "Bewaffneten Islamischen Bewegung" (MIA), einem Zusammenschluß militanter Fundamentalistengruppen. Verheerender Bombenanschlag in Lima LIMA, 1. März (AFP). Bei der Explosion einer Autobombe in Lima sind am Montag mindestens zwei Menschen getötet und vierzig zum Teil schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei explodierte ein mit hundert Kilogramm Sprengstoff beladene Kleinwagen in der Nähe eines Rekrutierungszentrums der peruanischen Streitkräfte.
BONN, 1. März (AFP). Scharfe Kritik haben der Deutsche Richterbund und der Deutsche Anwaltsverein (DAV) an dem Gesetz zur Entlastung der Rechtspflege geübt, das am Montag in Kraft getreten ist. DAV-Vizepräsident Günter Bandisch bezeichnete das Gesetz vor Journalisten in Bonn als "Etikettenschwindel". Frauen und Kinder, die Opfer von Sexualdelikten wurden, müßten nunmehr in vielen Fällen ein weiteres Mal vor Gericht erscheinen, um die an ihnen begangenen Taten zu schildern, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Richterbundes, Victor Weber. Die beiden Organisationen kritisierten, der Gesetzgeber habe in den vergangenen Jahren zunehmend neue Regelungen gegen das einhellige Votum der Verbände beschlossen. Auch wenn das Gesetz zur Entlastung der Rechtspflege zunächst nur bis 1998 gelten solle, schenkten die Organisationen dieser Ankündigung kein Vertrauen. Die Kronzeugenregelung, die ebenfalls gegen ihre Stellungnahmen verabschiedet wurde, sei im vergangegen Jahr trotz Fehlens einer Erfolgsbilanz verlängert worden. Bandisch bezweifelte, daß durch das neue Gesetz die beabsichtigte Wirkung - die Freistellung westdeutscher Richter für Tätigkeiten in den neuen Ländern - "in nennenswertem Umfang" erzielt wird.
WASHINGTON, 1. März (AFP). Die Leistungsfähigkeit der Vereinten Nationen (UN) wird nach Ansicht des ehemaligen US-Justizministers Dick Thornburgh von einer veralteten Verwaltung, überflüssigen Beamten und einem Haushalt in "phantastischer Höhe" (1,64 Milliarden Mark) beeinträchtigt. Das meldete die Washington Post am Montag. Die Zeitung veröffentlichte einen Bericht Thornburghs, dessen einjähriges Mandat als stellvertretender UN-Verwaltungsdirektor am Montag ablief. In seinem Bericht hatte Thornburgh UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali aufgefordert, einen Generalinspekteur zu ernennen, der ständig den Mißbrauch in der UN bekämpfen soll, hieß es weiter.
PARIS, 2. März (AFP). Der Internationale Verband der Zeitungsverleger (FIEJ) mit Sitz in Paris zeichnet UNESCO-Generaldirektor Federico Mayor (Archivbild) für dessen Einsatz für die Meinungsfreiheit aus. Unter Mayors Leitung sei die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur "erstmals in ihrer Geschichte" zur Tribüne geworden, auf der freie Medien aus allen Kontinenten Staaten anprangern können, welche gegen die Meinungsfreiheit verstoßen, hieß es am Dienstag. Mit dem UNESCO- Direktor zeichnet der Verlegerverband erstmals eine Persönlichkeit aus, die nicht aus dem Journalismus kommt.
MOSKAU, 2. März (AFP). Ein Reaktorblock des Kernkraftwerks Saporoschje im Südosten der Ukraine ist seit Mittwoch vergangener Woche wegen Reparaturarbeiten abgeschaltet. Seit 1992 haben sich immer wieder als "geringfügig" eingestufte Störungen ergeben.
WETZLAR. Ein Elfjähriger hat mit profihaften Ermittlungen in Wetzlar ein Verfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei gegen einen Schafhalter ins Rollen gebracht.
Getreu dem Motto "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" habe der Sohn eines Wetzlarer Kriminalisten-Ehepaares nach dem Zufallsfund eines toten Schafes dem Tatverdächtigen mit einem Fotoapparat aufgelauert, teilte die Polizei am Montag mit.
Das von dem Jungen in einer Lichtbildmappe zusammengestellte Beweismaterial, Fotos des angeblichen Tierquälers, des Kadavers und verstreuter Tierknochen sowie Ablichtungen des in einem Gartengelände gelegenen Tatorts, habe die Polizei zur Aufnahme von Ermittlungen veranlaßt.
Der anschließend identifizierte 43jährige Schafhalter, der seine Tiere in einer baufälligen Bretterbude untergestellt hatte, muß laut Angaben des Polizeisprechers mit einem Verfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei und des Verstoßes gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz rechnen. lhe
Dieser Winter in Hessen war nicht kalt genug, war zu trocken und zu sonnig für die eigentlich kalte und dunkle Jahreszeit. Wie das Deutsche Wetteramt in Offenbach am Montag zum meteorologischen Frühlingsanfang mitteilte, stellte sich das echte Winterwetter erst im Februar ein.
In Frankfurt lagen die Temperaturen in den vergangenen drei Monaten mit einem Mittelwert von 2,7 Grad um 1,3 Grad höher als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre, berichtete Klimatologe Wolfgang Terpitz. Der kälteste Tag in Frankfurt war der 3. Januar mit minus elf Grad. Dagegen gab es knapp drei Wochen später mit 13,9 Grad fast frühlingshafte Temperaturen. Das Wetteramt registrierte in Frankfurt mit 39,5 Millimetern Niederschlag in den drei vergangenen Monaten nur 68,5 Prozent des "üblichen Naß". lhe
Zur Person:
KARL LEHMANN, Vorsitzender der deutschen katholischen Bischofskonferenz, hat den Deutschen und Europäern mangelnde Bereitschaft zum Teilen vorgeworfen. "Wir sperren uns gegen ein wirklich grundlegendes Teilen in unserem Land, in Europa und im Nord- Süd-Konflikt", sagte Lehmann (dpa-Bild) zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Essen. Zu fragen sei, ob nicht eine "manchmal geradezu dämonische Selbstliebe" den Deutschen so viele Probleme mit Solidarität und dem Teilen von Lebenschancen und materiellen Gütern bereite. Lehmann kritisierte zugleich eine "ständig zunehmende Hetze" der elektronischen Medien gegen Papst und Kirche. "Wir sind nicht wehleidig, aber das Maß ist voll", sagte er. (KNA)
LONDON, 1. März (KNA). Rund 30 Prozent aller britischen Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren fliehen vor Problemen in Alkohol- oder Zigarettenkonsum. Dies geht aus einer in der in London erscheinenden Sonntagszeitung Sunday Times veröffentlichten repräsentativen Umfrage unter 20 000 Kindern hervor. 25 Prozent der Befragten gaben an, Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder LSD ausprobiert zu haben.
DETLEV HAMMER, 1991 gestorbener Konsistorialpräsident der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen, hat wegen "arglistiger Täuschung" nachträglich den Beamtenstatus aberkannt bekommen. Damit habe die Kirchenleitung dienstrechtliche Folgerungen aus Hammers Mitarbeit bei der DDR-Staatssicherheit gezogen, teilte das Konsistorium in Magdeburg mit. Inzwischen hätten sich die ihr seit 1992 vorliegenden Informationen zu der "zweifelsfreien Erkenntnis" verdichtet, daß der Kirchenjurist seit 1970 inoffizieller und seit 1977 hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi gewesen sei. Eine Übernahme in das kirchliche Beamtenverhältnis wäre undenkbar gewesen, wenn diese 1980 bekannt gewesen wäre, betonte die Kirchenleitung. (epd)
JERUSALEM, 1. März (epd). Die Schlange aus dem Paradies, die bekanntlich Adam und Eva verführte, hat ein neues gemütliches Heim erhalten: Der "Biblische Zoo" in Jerusalem ist am Sonntag mit neuen, weitläufigen Gehegen, künstlichen Seen und allerlei anderem paradiesischen Komfort neu eröffnet worden. Wie die Jerusalem Post am Montag berichtete, sind auf dem Gelände im Süden der Stadt alle in der Bibel vorkommenden Tiere - beziehungsweise ihre Nachkommen - anzutreffen. Besucher können an den Käfigen die entsprechenden Bibeltexte nachlesen. Der seit 1939 bestehende "Biblische Zoo" gilt als besondere Touristenattraktion Jerusalems.
Zur Person:
ALI YÜKSEL, muslimischer Diplomtheologe, ist in sein Amt als geistliches Oberhaupt des Islamrates der Bundesrepublik Deutschland eingeführt worden. Der neue aus der Türkei stammende Sheikh ul-Islam bekannte sich in einer Ansprache zu einer "wohlverstandenen Integration" der Muslime in Deutschland unter Wahrung ihrer Identität. Wie die Beratungsstelle für Islamfragen der rheinischen und westfälischen Kirche in Wuppertal am Montag mitteilte, verpflichtete sich das neue Oberhaupt des Islamrats in seinem Gelöbnis auf das Grundgesetz. Dem Islamrat gehören nach eigenen Angaben 13 Verbände an, die rund 502 örtliche islamische Gemeinschaften vertreten. Neben ihm gibt es den "Islamischen Arbeitskreis in Deutschland" (Köln), dem 17 Verbände angehören. (KNA)
FRANKFURT A. M., 1. März (epd/gb). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" haben an die Abgeordneten des Bundestages appelliert, den neuen Asylgesetzen in der vorliegenden Form nicht zuzustimmen. Sie seien ein verfassungswidriger Versuch, die Bundesrepublik "flüchtlingsfrei" zu machen, heißt es in einem am Montag in Frankfurt am Main veröffentlichten offenen Brief, der vom DGB-Vorstandsmitglied Jochen Richert und Pro-Asyl-Sprecher Herbert Leuninger unterzeichnet ist. Der Entwurf verstoße auch gegen internationales Flüchtlingsrecht.
Der Frankfurter FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto forderte dagegen die SPD auf, den "Asylkompromiß" nicht durch "Draufsatteln" scheitern zu lassen. Ein Junktim zwischen Verträgen mit Polen und der Tschechischen Republik und der Änderung des Grundgesetzes lehnte Otto, der die FDP bei den Parteiengesprächen über die Grundgesetzänderung vertritt, ab.
BIELEFELD, 1. März (epd). Mindestens 29 Männer und Frauen sind nach Informationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in diesem Winter auf Straßen und Plätzen erfroren. Noch nie habe es so viele Tote durch Erfrieren gegeben wie 1992/93, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Martin Berthold, am Montag in Bielefeld. Es sei nicht auszuschließen, daß in diesem Winter noch weitere Menschen ohne ein Dach über dem Kopf sterben werden. Berthold appellierte an Städte und Kommunen, die U-Bahnen, Bahnhöfe und Gemeindehäuser unbeschränkt offenzuhalten. Laut Wohnungslosenhilfe sind derzeit rund 25 000 bis 30 000 Menschen ganz ohne Unterkunft und müssen auf Parkbänken, in Abbruchhäusern, an Bushaltestellen, in Einkaufspassagen oder selbstgebauten Bretterverschlägen übernachten. In vielen Städten seien die Übernachtungsheime überfüllt, einige nur am Tage geöffnete Wärmestuben könnten den Betroffenen nur in zwei Schichten für einige Stunden Schutz vor Kälte bieten, so Berthold. Menschenunwürdige Bedingungen in Übernachtungsquartieren, Enge, Schmutz, Angst vor Diebstahl und Gewalt hielten manche ab, dort Unterschlupf zu suchen.
Die meisten Toten waren in Berlin zu beklagen, wo vier Menschen starben, je zwei Wohnungslose erfroren in Leipzig, Frankfurt am Main und Hamburg. Die Bundesarbeitsgemeinschaft weist darauf hin, daß es bei Todesfällen unter Wohnungslosen eine Dunkelziffer gebe. Im Winter zuvor waren nach ihrer Kenntnis zwölf Menschen gestorben.
DAKAR, 1. März (Reuter). Senegals Präsident Abdou Diouf ist nach Berichten der staatlichen Medien bei freien Wahlen in seinem Amt bestätigt worden. Wie Rundfunk und Fernsehen am Sonntag meldeten, erhielt er bei dem Urnengang vom vorausgegangenen Sonntag mehr als 58 Prozent der Stimmen. Sein schärfster Rivale, Oppositionschef Abdoulaye Wade, sei auf 32 Prozent gekommen. Sechs weitere Kandidaten landeten weit abgeschlagen. Die regierungsnahe Zeitung Le Soleil veröffentlichte die gleichen Ergebnisse. Die nationale Wahlkommission wollte die Zahlen jedoch nicht bestätigen.
Tankerunglück vor England Sturm behindert Rettung
LONDON, 1. März (Reuter/AP). Sturm und schwere See haben die Bergungsmaßnahmen für den vor Nordostengland auf ein Riff aufgelaufenen Tanker "Freja Svea" am Sonntag behindert. Das auf den Bahamas registrierte dänische Schiff hat nach Angaben der Küstenwache nur eine geringe Frachtmenge Öl an Bord. Die "Freja Svea" hatte sich am Sonntag vor der Tees-Mündung bei Redcar vom Anker losgerissen und war später auf einem Felsen leckgeschlagen. Ein Hubschrauber der Luftwaffe konnte bis zum Abend neun der 21 Besatzungsmitglieder bergen. Die anderen warteten darauf, daß Schlepper den Havaristen wieder flottbekämen.
Der Kapitän habe bestätigt, daß sich an Bord des 97 000-Tonnen-Tankers nur eine geringe Restmenge Öl befinde, außer dem Treibstoff für das Schiff selbst. Die Gefahr einer Ölkatastrophe wie Anfang Januar bei dem Tankerunglück vor den Shetland-Inseln sei deshalb nicht gegeben.
Die "Freja Svea" hatte im Tees-Delta beladen werden sollen. Ein britischer Parlamentarier nannte es einen reinen Glücksfall, daß die Havarie nicht nach der Beladung geschehen sei.
Schlepper konnten sich dem festsitzenden Schiff wegen des hohen Seegangs zunächst nicht nähern. Die restlichen Besatzungsmitglieder warteten auf besseres Wetter, um bei der geplanten Abschlepp- Aktion mitzuhelfen, hieß es. Ohne Schlepper werde der Tanker voraussichtlich nicht wieder flottkommen.
Bei dem Versuch, sich dem Schiff zu nähern, war am Abend ein Seenotrettungskreuzer zweimal umgeschlagen. Es habe sich aber von selbst wieder aufrichten können. Ein über Bord geschleuderter Seemann sei von einem Hubschrauber gerettet worden. Sein Zustand wurde als gut bezeichnet.
BAGDAD, 1. März (Reuter). Irak hat am Sonntag ausländische Journalisten eingeladen, sich davon zu überzeugen, daß die Regierung keinen neuen Unterdrückungsfeldzug gegen die schiitische Bevölkerung im Süden des Landes gestartet habe.
Ein Sprecher des Informationsministeriums teilte mit, Korrespondenten aus Großbritannien und anderen Ländern könnten die Sumpfgebiete in Südirak besuchen, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Die Zeitung Observer hatte in ihrer Sonntagausgabe berichtet, Iraks Staatschef Saddam Hussein habe seine Truppen angewiesen, der Region das Wasser abzudrehen oder es einfach zu vergiften.
Der irakische Sprecher warf der Zeitung enge Verbindungen zur iranischen Regierung vor und beschuldigte sie, iranische Lügen und Fabrikationen verbreitet zu haben.
Laut dem Zeitungsbericht von einem Korrespondenten des Blattes, der sich zehn Tage lang bei der schiitischen Bevölkerung in den südirakischen Sumpfgebieten aufgehalten hatte, nimmt die irakische Armee jede Nacht Dörfer unter Beschuß. Schlimmer jedoch sei der Plan Saddams, die Wasserläufe in der Region durch das Einleiten giftiger Chemikalien zu vergiften, schrieb der Korrespondent. Die irakischen Streitkräfte leiteten zudem Zuflüsse von Euphrat und Tigris um. Dadurch sei der Wasserstand in den Marschgebieten drastisch gefallen und lasse befürchten, daß viele Familien in den kommenden Monaten gezwungen sein könnten, das Gebiet wegen Wassermangels zu verlassen.
KAIRO, 1. März (Reuter). Bei der Bombenexplosion in einem Kaffeehaus in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist nach amtlichen Angaben auch der Bombenleger ums Leben gekommen. Innenminister Abdel Halim Mussa sagte am Sonntag im Parlament, ein bei dem Anschlag getöteter Ägypter sei als Täter identifiziert worden. Nach Mussas Worten waren Moslem-Extremisten für die Tat verantwortlich. Bei dem schwersten Anschlag in Kairo seit vielen Jahren waren am Freitag vier Menschen, darunter zwei Ausländer getötet worden. 16 Personen erlitten Verletzungen.
LEGAZPI, 1. März (Reuter). Der Vulkan Mayon auf den Philippinen ist am frühen Montag morgen erneut ausgebrochen. Wie Vulkanologen berichteten, traten Lava- und Aschemassen aus dem Krater aus und wälzten sich die Berghänge herab. Dörfer und Farmen seien nicht in Gefahr. Jedoch sei der Vulkan sehr unberechenbar, so der Chef-Vulkanologe der Regierung, Delfin Garcia. Vor einem Monat waren bei einem Ausbruch des Mayon 72 Menschen ums Leben gekommen. 50 000 Menschen mußten die unmittelbare Umgebung des Berges verlassen. Erste Anzeichen für einen erneuten Ausbruch hatte es am Sonntag gegeben, als mehrere Erdbeben registriert wurden.
PARIS, 1. März (Reuter). Frankreichs bürgerliche Opposition hat drei Wochen vor Beginn der Parlamentswahlen einer Umfrage zufolge ihren Stimmenvorsprung ausgebaut und kann mit einem sicheren Wahlsieg rechnen. Nach einer heute veröffentlichten Umfrage kam das bürgerliche Oppositionsbündnis (UPF) auf 38,5 Prozent der Stimmen. Damit würde die UPF 436 der 555 Sitze in der Nationalversammlung erhalten. Die 22 Sitze der französischen Überseegebiete wurden in der Umfrage nicht berücksichtigt. Vor einer Woche hatten sich 37 Prozent der Befragten für die UPF ausgesprochen. Die Sozialisten kamen auf 19, die Grünen auf 17 Prozent.
ADDIS ABEBA, 1. März (Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) sind weiter darum bemüht, die angolanische Rebellenbewegung Unita zu Verhandlungen mit der Regierung zu bewegen.
Delegierte, die seit Freitag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba auf die Aufnahme der Gespräche warteten, sagten am Sonntag, die UN hätten Kontakt zur Unita. Den Delegierten zufolge hatte die Rebellenbewegung die UN zuvor formell darüber unterrichtet, daß sie an den Verhandlungen nicht teilnehmen wolle. Ihr bisheriges Fernbleiben hatte die Unita mit Angriffen der Regierungstruppen auf ihr Hauptquartier im umkämpften Huambo begründet.
Die UN haben der Rebellenbewegung Transportmöglichkeiten aus Huambo angeboten. Die UN-Gesandte für Angola, Margaret Anstee, hatte die Regierungstruppen zu einer Feuerpause aufgerufen und der UNITA zugleich Hubschrauber und ein Flugzeug angeboten, mit denen ihre Delegationsmitglieder von Gove nahe Huambo nach Äthiopien gebracht werden könnten. Unita-Vertreter Marco Samondo lehnte die Pläne jedoch mit dem Argument ab, daß Gove von Regierungstruppen kontrolliert werde. Die Unita ziehe eine Vertagung der Verhandlungen vor.
Die Friedensgespräche zielen auf ein Ende des wieder mit voller Härte ausgetragenen Bürgerkriegs ab, der nach der Wahlniederlage der Unita im September 1992 entbrannt war. 15 000 Menschen sollen dabei bereits umgekommen sein.
MOSKAU, 1. März (Reuter). Die russische Staatsanwaltschaft will gegen Söldner vorgehen, wie sie im ehemaligen Jugoslawien und einigen Gebieten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) eingesetzt werden. Staatsanwalt Valentin Stepankow sagte am Sonntag im GUS-Fernsehen, er habe Maßnahmen vorgeschlagen, um ein Verbot dieser Gruppen zu erwirken. Ein russischer Parlamentsausschuß sollte nach Stepankows Worten am Montag über einen Gesetzesentwurf beraten, der die Anwerbung und Ausbildung von Söldnern untersagt. Das GUS-Fernsehen hatte vergangene Woche berichtet, daß rund 200 Russen in Bosnien auf serbischer Seite kämpften.
BONN, 1. März (Reuter). Die Kritik an dem Bewilligungs-Stopp für neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) riß auch am Montag nicht ab.
Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, nannte die Entscheidung der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit "eine katastrophale" Entwicklung. Im ZDF-Morgenmagazin verlangte Fink eine Aufstockung der Finanzmittel. Wenn das Geld nicht für ABM ausgegeben würde, müsse es später für Arbeitslosengeld eingesetzt werden.
Kritik übte auch der nordrhein-westfälische Regierungschef Johannes Rau (SPD). In einer Zeit steigender Arbeitslosigkeit sei der ABM-Stopp das falsche Signal. In der Westfälischen Rundschau (Montagsausgabe) beklagte der Rau, daß sich die 16 Ministerpräsidenten bei ihrer Potsdamer Klausurtagung nicht auf eine gemeinsame ABM-Erklärung verständigt hätten. Er hoffe, daß bald gemeinsame Beschlüsse gefaßt würden, fügte Rau hinzu.
In der Berliner Morgenpost bemängelte Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) die Vergabepraxis der Arbeitsämter. Die Behörden hätten offenbar kurz vor Toresschluß im Dezember vieles zu den alten Bedingungen, also 100 statt 80 Prozent Zuschuß, zugeteilt. Blüm bekräftigte, daß "kein Pfennig mehr als vorgesehen zur Verfügung" stehe. Im Etat der Bundesanstalt für Arbeit sind für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 1993 knapp zehn Milliarden DM vorgesehen.
FRANKFURT A. M. (rtr). An den europäischen Finanzmärkten haben Äußerungen von Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger über einen bestehenden Zinsspielraum die Spekulationen über eine schnelle Lockerung der deutschen Geldpolitik verstärkt. In Frankfurt, London und Paris stiegen die Kurse von Aktien und Renten, weil viele Händler es für möglich halten, daß der Zentralbankrat bereits am kommenden Donnerstag die Leitzinsen senken wird. Der deutsche Kapitalmarktzins (Umlaufrendite) fiel weiter auf 6,44 (Freitag 6,51) Prozent. Der Bund senkte die Rendite seiner fünfjährigen Obligationen abermals, und zwar auf 6,09 (6,21) Prozent.
"Das Kursfeuerwerk beruht eindeutig auf Rentenkäufen von Ausländern, die auf eine Zinssenkung spekulieren", hieß es auf dem Frankfurter Börsenparkett. Zwar rechnen viele Volkswirte mit dem nächsten Schritt der deutschen Währungshüter erst am 18. März, weil bisher der "Solidarpakt" nicht ausgehandelt ist. Doch die Märkte orientierten sich gestern mehr an den Aussagen Schlesingers auf dem Treffen der Siebenergruppe in London (siehe gestrige FR). Er hatte unter anderem erklärt: "Wir haben Spielraum bei den offiziellen Sätzen." Die Bundesbank sei keinesfalls unflexibel in ihrer Politik. Daß die westdeutsche Inflationsrate im Februar nur wenig gefallen ist, dämpfte die Zuversicht an den Finanzmärkten kaum. So schloß der Deutsche Aktienindex (Dax) mit 1700,95 erstmals seit dem 17. Juli 1992 über der Marke von 1700. Dabei legten besonders die als zinsreagibel geltenden Finanzwerte zu. Die Mark verlor dagegen im Zuge der Zinsspekulationen an Wert. Der Dollar stieg beim "Fixing" um fast einen Pfennig auf 1,6518 Mark. Gegenüber einigen europäischen Währungen büßte die Mark noch stärker ein. Das britische Pfund kletterte um 2,8 Pfennig auf 2,371 Mark.
Am Geldmarkt sorgte die Senkung der Mindestreserven gestern zeitweise für Turbulenzen. Bei von Händlern als "chaotisch" beschriebenem Geschäft stieg der Zins für Tagesgeld vorübergehend auf das Lombardniveau von neun Prozent. Später normalisierte sich die Lage.
DUISBURG (rtr/dpa). Rund elf Wochen nach der Anmeldung des Vergleichsverfahrens haben die Klöckner-Werke ihren endgültigen Vorschlag dazu unterbreitet und dem Amtsgericht übergeben. Er sieht vor, daß die Gläubiger auf 1,4 Milliarden der insgesamt 2,7 Milliarden Mark hohen Forderungen verzichten. Ihnen werden zwei Besserungsscheine in Aussicht gestellt, die den Zugriff auf mögliche Überschüsse in Zukunft sichern. Dem weiteren Fahrplan zufolge müssen die Industrie- und Handelskammer Duisburg sowie der Vergleichsverwalter Gutachten zu einem möglichen Vergleich abgeben. Auf deren Basis muß das Amtsgericht prüfen, ob das Verfahren eröffnet werden kann.
Klöckner hat nach Angaben eines Sprechers keine Anhaltspunkte dafür, daß der Vergleich von den Gläubigern nicht getragen wird. Die Deutsche Bank bestätigte gestern ihre Absicht mitzuziehen. Um einen Konkurs abzuwenden, müssen die Gläubiger mit mindestens 80 Prozent der Forderungen den Vorschlag absegnen.
Klöckner und die Deutsche Bank reagieren damit auf eine Meldung des Spiegel, der von Unmut unter den Gläubigerinstituten berichtet hatte. In der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins heißt es, mehrere Häuser, darunter die drei größten Schweizer Banken, wollten den Vergleich nicht unterstützen. Damit drohe Klöckner der Anschlußkonkurs.
KIEW, 1. März (Reuter). Die Ukraine hat am Montag den vom russischen Präsidenten Boris Jelzin gewünschten Sonderstatus Rußlands als Garant des Friedens auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion strikt abgelehnt. Der Chefberater des ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk für politische Fragen, Mikola Michailtschenko, erklärte, die Ukraine habe nie und werde nie Sonderinteressen Rußlands auf ihrem Boden anerkennen. Die Ukraine werde niemals zulassen, daß Rußland wieder eine Art Großer Bruder werde. Die Ukraine wolle Beziehungen auf der Grundlage der Gleichheit, sagte Michailtschenko in Kiew.
Jelzin hatte am Sonntag einen Sonderstatus für Rußland gefordert, um auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion ethnische Konflikte beenden zu können. Die Vereinten Nationen sollten Rußland Vollmachten zur Gewährleistung von Frieden und Stabilität geben.
BONN, 1. März (Reuter). Für die 1994 geplante Verteuerung des Straßenverkehrs soll es eine Mischlösung aus Autobahngebühr (Vignette) und Erhöhung der Mineralölsteuer geben. Diese Grundsatzentscheidung habe die Arbeitsgruppe der Bonner Regierungskoalition unter Leitung von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) getroffen, berichteten Teilnehmer am Montag. Einzelheiten seien noch nicht festgelegt.
(Bericht auf Seite 3)
FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Die Deutsche Bank wird das Geschäft ihres Versicherers für Firmen-Altersversorgung der Gerling-Gruppe zuschustern. "Wir befinden uns in der Phase der Überleitung der Geschäfte auf Gerling", bestätigt ein Sprecher des Instituts, das seit Juli 1992 mit 30 Prozent an der Kölner Assekuranz beteiligt ist. Seit Anfang diesen Jahres zeichne die Firmen-Lebensversicherung der Deutschen Bank kein eigenes Geschäft mehr, heißt es in der Versicherungswirtschaft. In den Kreisen wird die Verlagerung als erster Schritt einer Neuordnung der Risikoschutz- und Vorsorge- Aktivitäten des Frankfurter Geldriesen gesehen.
Die DB Firmenleben, an der die Deutsche Bank zu 70 Prozent und Gerling zu 30 Prozent beteiligt sind, war 1989 gegründet worden, kurz nach der Lebensversicherung der Deutschen Bank. Nach Informationen aus der Branche will der Primus des Geldgewerbes sein Assekuranzgeschäft mit Firmen voll auf Gerling konzentrieren, während das Privatkundengeschäft beim Deutschen Herold zentralisiert werden soll. Eine solche Neuordnung dürfte später auch die DB Leben umfassen, die dann wahrscheinlich unter das Herold-Dach käme, heißt es. Das Kreditinstitut hatte im vergangenen September mit der Bonner Versicherung angebandelt und hält inzwischen 56 Prozent von deren Anteilen.
Die DB Leben begann den Geschäftsbetrieb im September 1989, konnte nach den Informationen den erhofften Durchbruch über den Verkauf am Bankschalter aber offenbar noch nicht erzielen.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde des Handels um 4,06 Punkte geklettert. Am Freitag war er um 5,67 auf 3370,81 Zähler gestiegen.
In Tokio zeigte die Entwicklung zum Wochenbeginn abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel sank um 73,75 auf 16 879,60 Punkte.
Die irische Zahlungsbilanz ist sechs Jahre lang falsch berechnet worden. Nach Angaben des Zentralamtes für Statistik bringen neue Kalkulationen für die Jahre 1986 bis 1991 statt eines Überschusses von 2,5 Milliarden Punt (umgerechnet rund 6,2 Milliarden Mark) nur noch ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis.
Die starken Abweichungen erklärt ein Vertreter der Behörde vor allem mit Dienstleistungs-Importen multinationaler Unternehmen. Bis vor ein, zwei Jahren seien die entsprechenden Informationen von der Zentralbank übernommen worden. Die Qualität der Daten habe aber zuletzt ziemlich nachgelassen.
Nach Auskunft der Statistiker ergibt sich für die Zahlungsbilanz im zweiten Halbjahr 1991 und in der ersten Hälfte des vorigen Jahres nun ein Aktivsaldo von fast 1,8 Milliarden Punt. Am allgemeinen Trend vom Defizit zum Überschuß seit 1986 habe sich damit nichts geändert, tröstet sich die Behörde. Der Wechsel vom Minus ins Plus habe lediglich einige Jahre später als angenommen stattgefunden. rtr
BRÜSSEL (rtr). Die EG will laut Verkehrskommissar Abel Matutes finanzielle Hilfen des Staates für Fluggesellschaften künftig strenger unter die Lupe nehmen. Je weiter sich der Binnenmarkt in der Gemeinschaft entwickle, desto striktere Maßstäbe werde Brüssel bei den Beihilfen anlegen müssen. Es sei zudem mehr als zweifelhaft, ob die Beibehaltung einer eigenen Fluggesellschaft in jedem EG-Land die richtige Antwort auf die Konkurrenz aus Drittstaaten sei, so der Kommissar.
"Es war sicherlich viel leichter, die Bewilligung durch die Kommission vor zwei Jahren zu bekommen, als dies in zwei Jahren sein wird", sagt Matutes. Noch im ersten Semester 1993 will die Kommission Richtlinien zu Finanzspritzen für Fluggesellschaften vorlegen, die sich seit dem Inkrafttreten des EG-Binnenmarkts im freien Wettbewerb befinden.
Die Kommission sehe ein, daß die an staatliche Eingriffe gewöhnten Unternehmen Zeit brauchten, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Aber die EG-Behörde werde deutlich machen, daß Fluglinien, die einen "neuen Start" etwa durch Investitionsbeihilfen bekämen, von Regierungskontrollen entbunden werden und wirtschaftlich arbeiten müßten.
HOHENWUTZEN, 2. März (Reuter). Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD) hat am Montag an der deutsch-polnischen Grenze zwischen Hohenwutzen und Osinow einen weiteren Übergang eröffnet. Wegen Bauarbeiten wurde die Oderbrücke nördlich von Bad Freienwalde zunächst nur für Pkw, Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Mitte 1993 solle der Übergang auch für den Lkw-Verkehr freigegen werden, sagte Ziel.
Die im Krieg zerstörte Brücke war 1957 aufgebaut worden, aber nie für den Zivilverkehr freigegeben worden.
BELFAST, 2. März (Reuter). Mit Granatwerfern hat die Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) am Montag einen Stützpunkt der Polizei in der nordirischen Ortschaft Bessbrook angegriffen. Nach Polizeiangaben wurden dabei mindestens drei Zivilisten verletzt. Mehrere Häuser seien beschädigt worden. Den Angaben zufolge schlugen zwei Granaten in dem scharf bewachten Stützpunkt der Royal Ulster Constabulary ein. Sie seien von zwei Fahrzeugen hinter dem Gelände aus abgefeuert worden. Der Schaden innerhalb des Komplexes sei nicht sehr groß, erklärte die Polizei weiter. Die IRA bekannte sich zu dem Anschlag.
"Charly" Schütz zog schon 1963 als erster Borusse in die Ewige Stadt. 30 Jahre nach dem Wechsel des damaligen Nationalstürmers zum AS Rom, am heutigen Dienstag Dortmunds Gegner im Viertelfinal-Hinspiel des UEFA-Cups, machen sich die schwarz-gelben Erben auf, das Olympiastadion zu erobern. Als Verstärkung werden sie von rund 8000 freudig erregte BVB-Fans begleitet, die ihre Mannschaft zum größten internationalen Erfolg in der Vereinsgeschichte nach dem Europacup-Triumph 1966 verhelfen wollen.
"An den Bildschirmen wird uns ganz Fußball-Deutschland die Daumen drükken", ist Trainer Ottmar Hitzfeld überzeugt. Doch bei der Partie in Rom müssen die Dortmunder vermutlich auf gleich zwei "Legionäre" verzichten. Denn neben dem für den Europapokal noch nicht spielberechtigten ehemaligen "Italiener" Matthias Sammer hofft der Dänen Flemming Povlsen (Knöchelblessur) auf einen Einsatz.
Trotz der mäßigen Vorstellung beim 0:0 im Revierderby am Samstag "auf Schalke" dokumentieren die Borussen Selbstbewußtsein und Entschlossenheit. "Denn wer Glasgow und Saragossa ausgeschaltet hat, braucht sich auch vor Rom nicht zu fürchten", sagt Hitzfeld trotz der Personalsorgen, die sich zudem zu reduzieren scheinen, weil Nationalspieler Knut Reinhardt (Muskelbeschwerden im Oberschenkel) Besserung signalisiert. Hitzfeld: "Die Entscheidung fällt am Dienstag unmittelbar vor dem Anpfiff."
Spielen wollen sie alle im Hexenkessel des mit rund 65 000 Zuschauern gefüllten Olympiastadions, wo die deutsche Nationalelf vor drei Jahren zum Weltmeister gekürt wurde. Die Borussen wollen sich dort nicht verstecken, sondern erneut ein Auswärtstor erzielen. Hitzfeld: "Mit einem 1:2 könnte ich leben."
Die Dortmunder Hoffnungen auf eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel ruhen besonders auf dem Schweizer Nationalspieler Stephane Chapuisat, der die Borussen mit jeweils einem Tor in Glasgow und Saragossa in die Runde der letzten acht schoß. Vor rund einem Jahr war Rom ernsthaft an der Verpflichtung des Torjägers interessiert, doch "Chappi" winkte ab und verlängerte den Vertrag in Dortmund bis 1995.
Dafür kam Claudio Caniggia zum Klub des Weltmeisters Thomas Häßler. Der Argentinier enttäuschte jedoch und wird wegen einer Zerrung aus dem Länderspiel gegen Europameister Dänemark nicht zum Einsatz kommen. Dafür aber meldete sich Stürmer Rizzitelli nach vierwöchiger Verletzungspause zurück.
Roms Trainerfuchs Vujadin Boskov hat zwar neue Sorgen mit Verletzungen von Libero Comi und Spielmacher Giannini, kann aber vermutlich die derzeit stärkste Elf aufbieten. Roma und vor allem Thomas Häßler zeigten am Sonntag in der Generalprobe beim 2:1 über Juventus Turin eine starke Leistung. "Die Chancen stehen 50:50", sagte Weltmeister Häßler voraus.
Die Trainer Boskov und Hitzfeld haben den Gegner per Video und auch vor Ort genauestens studiert. Boskov rechnet auf: "Dortmund hat Chapuisat und den Vorteil, schon Samstag gespielt zu haben. Unser Plus ist, daß Sammer nicht dabei ist." sid So wollen sie spielen
Rom: Cervone - Comi (Aldair) - Garzja, Aldair (Benedetti), Bonacina - Piacentini, Häßler, Giannini, Mihajlovic - Carnevale, Rizzitelli.
Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Zorc, Rummenigge, Franck, Reinhardt (Kutowski) - Mill (Povlsen), Chapuisat.
Schiedsrichter: van der Ende (Niederlande).
Englands Fußball-Gewerkschaft lief Sturm
"Verschärfte Kontrollen"
Die wachsende "Fremdenlegion" im englischen Profifußball ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten: Bei einer Konferenz in London einigten sich Vertreter der Spielergewerkschaft (PFA), des Fußball-Verbandes (FA) und der Ligaklubs auf künftig "verschärfte Kontrollen" bei der Lizenzerteilung für Spieler aus dem Nicht-EG-Bereich.
Nach den Worten des PFA-Vorsitzenden Gordon Taylor, der auf eine Verschärfung der Regelung gedrängt hatte, werden mit sofortiger Wirkung Lizenzen zur Spielberechtigung nur noch für eine Dauer von einem Jahr erteilt. Am Ende einer jeden Saison wird ein spezielles Lizenz-Komitee über die Verlängerung der Spielberechtigung entscheiden.
Bewerber auf eine solche Lizenz müssen aktive Nationalspieler sein, und zwar mit einer internationalen Laufbahn von mindestens zwei Jahren Dauer. Die PFA setzte sich aber nicht mit ihrer Forderung nach präzisen Kriterien für eine Lizenzerteilung durch; die Mindestzahl von 20 A-Länderspielen war vor dem Wochenende im Gespräch gewesen.
Die jüngste Kontroverse hatte sich - vor dem Hintergrund einer rasch steigenden Zahl von Anträgen insbesondere von Spielern aus den Ländern des früheren Ostblocks - an dem Fall des Bulgaren Bontscho Gentschew entzündet. Erst nachdem Ipswich Town (aus der Premier League) Gentschews Spielberechtigung erlangt hatte, stellte sich heraus, daß sich dessen Länderspielkarriere in einem einzigen Freundschaftsspiel erschöpfte. Die neue Regelung gilt ausschließlich für Spieler aus dem Nicht-EG-Bereich. sid
SPD-Bundestagsfraktion:
Zu Sport im Verein gibt
Der "Goldene Plan Ost" für Erhalt und Ausbau der Sportstätten der ehemaligen DDR muß "Bestandteil des Solidarpaktes werden". Das forderte in Bonn der sportpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt. Die Anhörung des Sportausschusses zum Goldenen Plan Ost habe "das Ausmaß der Defizite im Sportstättenbau und die Notwendigkeit der sofortigen Sicherung und Sanierung von Sportanlagen in den neuen Ländern bestätigt".
Nur mit einem "Goldenen Plan Ost" hat nach Ansicht der Sozialdemokraten im Deutschen Bundestag der Vereinssport in den neuen Ländern eine echte Chance. Die "sportliche Grundversorgung" dürfe nicht wegen gesellschafts- oder sozialpolitischen Gründen vernachlässigt werden. Gewerbliche Angebote seien vielfach zu teuer: "Zum preiswerten Sport für alle im Verein gibt es keine Alternative." sid
Für US-Brigadegeneral Donald E. Loranger war die Aktion "ein sehr großer Erfolg": Auf "den besten und sichersten Weg", um den Menschen in den von Serben umlagerten ostbosnischen Ortschaften zu helfen, wurden in der Nacht zum Montag drei Transportflugzeuge der US-Luftwaffe mit 22 Tonnen Lebensmitteln und Medikamente an Bord geschickt. Sechs Stunden später landeten die Maschinen unbeschadet wieder auf dem amerikanischen Teil des Rhein-Main-Flughafens in Frankfurt. Die Luftbrücke hatte begonnen.
Später Sonntagabend, 21.40 Uhr. Drei Maschinen des Typs C-130 "Herkules" heben nacheinander von der Startbahn des US-Luftwaffenstützpunkts in Frankfurt ab. Knapp drei Stunden Flug haben sie vor sich. Dann nähert sich auch das Transportflugzeug, das von Pilot Pete Schweyher gesteuert wird, seinem Ziel, einer Ortschaft in Ostbosnien. "Dort ist es", bemerkt Navigator Tip Scinnette. Der internationalen Presse will er am frühen Montag morgen indes nicht sagen, wo genau die Heckklappe der "Herkules" geöffnet wurde. Schweyher ließ die Maschine nur für wenige Sekunden absacken. Neun Paletten mit Lebensmitteln und Medikamenten wurden in der Luft in nicht bezifferter Höhe entladen. Fertig, Rückflug: Um 3.35 Uhr landet das Transportflugzeug wieder auf der US Air Base in Frankfurt, gemeinsam mit den anderen beiden Maschinen der US-Luftwaffe, die zum Start der Luftbrücke eingesetzt wurden, um Hunger leidende Menschen in Ostbosnien aus der Luft zu versorgen.
Alle Maschinen "sind sicher zurück", verkündete Loranger bei einer Pressekonferenz auf dem Luftwaffenstützpunkt anderthalb Stunden nach der Landung. "Hoffnungsvoll" sei er, daß "es den Menschen jetzt schon besser geht als vor ein paar Stunden". Das konnten freilich, wie die Agenturen ergänzend melden, Funkamateure in den Zielgebieten nicht bestätigen: Nichts gefunden, meldeten sie am Montagvormittag. Der Brigadegeneral kündigte unterdessen an, daß Ostbosnien weiter aus der Luft versorgt werden soll: Vorbereitet würden weitere Hilfsflüge, "solange es nötig sein wird", erklärte Loranger.
Wann die Luftbrücke fortgesetzt werde, ließ der General allerdings offen: Das wolle er "im Moment nicht sagen". Fest steht aber: Die Maschinen werden nur nachts unterwegs sein und "immer wieder andere Orte anfliegen", die "sorgfältig ausgesucht" worden seien. Zusammen mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) war die Aktion vorbereitet worden: Das UNHCR hatte den USA eine Liste vorgelegt, auf der die von Moslems bewohnten Orte genannt wurden, die aufgrund der serbischen Belagerung nicht über den Landweg erreicht werden können.
"Es ist eine rein humanitäre Aktion", betonte Loranger noch einmal. "Die bedeutende Mission in einer Zeit, in der die Menschen am Boden hungern", sei nicht von bewaffneten Militärflugzeugen begleitet gewesen. Auch die Paletten, die mit speziellen Fallschirmen über Ostbosnien abgeworfen wurden, hätten "überhaupt keine Waffen" enthalten. Die Fracht der "Hercules"-Maschinen war am Samstag von vier Inspektoren der UNHCR untersucht worden. Überprüfen sollten die Inspektoren, die den drei am Bürgerkrieg beteiligten Volksgruppen der Serben, Kroaten und Moslems angehören, daß sich keine Waffen unter den Hilfslieferungen befinden. Sie hatten den Versorgungsflügen zugestimmt.
Beladen war jede der Maschinen mit neun Paletten mit jeweils 6915 Fertiggerichten: Spaghetti mit Fleischsauce, Hühnchen und Corned Beef. Zu den Wurfsendungen gehörten auch Medikamente, Pflaster und Verbandszeug. Die Luftbrücke soll nach Auskunft von General Loranger mit drei bis fünf "Herkules"-Maschinen pro Einsatz fortgesetzt werden. Dann könnten 20 736 bis 34 560 Fertiggerichte aus Beständen der US-Armee in Europa sowie medizinische Güter nach Ostbosnien gebracht werden.
Die Aktion war in der Nacht zum Sonntag mit dem Abwurf von zwei Millionen Flugblättern eingeleitet und den mutmaßlichen Empfängern der Hilfslieferungen ausführlich erklärt worden. Doch auch über den Auftakt der "Aktion Fallschirm" nebst Echo in der ostbosnischen Bevölkerung ist nicht viel zu erfahren. Aus dem Gebiet, in dem die Texte gelandet sein sollen, war in Belgrad nichts zu hören.
Der bosnische und gar der serbische Rundfunk konnten oder wollten nicht melden, welche Töne die Ouvertüre zur "Aktion Fallschirm" bei der lokalen Bevölkerung ausgelöst hatte. Die Nachrichtensendungen beschränkten sich am Sonntag auf nichtssagende Kurzinformationen aus westlichen Quellen, daß das Unternehmen mit dem Abwurf von Flugblättern begonnen habe. Über den Inhalt der Flugblätter wurde nur mitgeteilt, daß keiner, der in Bosnien ein Gewehr trage, auf die langsam fliegenden Maschinen schießen möge.
Eben das hatte Generalmajor Milan Gwero bereits zugesagt, der zweithöchste Offizier der Truppen der auf bosnischem Territorium ausgerufenen "Serbischen Republik".
Er versah jedoch die Zusicherung, wonach "das Militär der Serbischen Republik die amerikanische ,Operation Fallschirm&rquote; nicht stören wird", mit einem politischen Seitenhieb. Da die Serben den Abzug einer großen Zahl von Zivilisten aus Ost-Bosnien durch gesicherte Korridore erlaubt hätten, hielten sich dort jetzt vorwiegend muslimische Truppen auf, so Gwero.
MATTHIAS ARNING (Frankfurt A. M.)/ HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
Elfhundertelf 3er-(Spreng-)Sätze Das postume Genie eines literarischen Anarchisten: Félix Fénéon in der "Anderen Bibliothek"
Seit 1906 (!) hatte er nichts mehr publiziert, war aber, wie der ebenfalls außergewöhnliche Kritiker Jean Paulhan schrieb, die vielleicht einzige Ausnahme im Bereich des "kritischen Gewerbes", weil er mit traumwandlerischer Sicherheit den zeitbedingten Fehltritt einer Überschätzung des Zeitbedingten vermied und die kommenden Genies der Malerei und Literatur seiner Zeit vor allen anderen erkannte: Rimbaud und Verlaine, Mallarmé und Jarry, Seurat und Cézanne, Gauguin und van Gogh.
Seine "Aufmerksamkeit für das Einzigartige" (Paulhan) ist phänomenal gewesen - wie seine Diskretion, die zur Anonymität tendierte. Mit Pseudonymen hat er sein Verschwinden präludiert, dem er in ein langes Schweigen folgte; ob er an anarchistischen Attentaten in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beteiligt (& womöglich ein Mörder) war, gehört bis heute zum Geheimnis einer Existenz, die ein großer Schweiger sein einzigartiges verborgenes Eigentum nannte.
Wenn er, dieser Minimalist des kritischen Worts, zum öffentlichen Reden sich gezwungen sah, z. B. während des Prozesses, der ihn einer Mittäterschaft an anarchistischen Umtrieben überführen sollte, weil man bei ihm, als einem Mitarbeiter des Kriegsministeriums (!) Zündkapseln und Quecksilber gefunden hatte, dann spielt sich der Dialog zwischen dem Angeklagten Fénéon und dem Richter folgendermaßen ab:
"In Ihrem Büro wurden Zündkapseln gefunden, wo stammen sie her? - Mein Vater hat sie auf der Straße aufgelesen. - Wie erklären sie sich, daß man Zündkapseln auf der Straße finden kann? - Der Untersuchungsrichter hat mich gefragt, weshalb ich sie nicht zum Fenster hinausgeworfen habe, anstatt sie ins Ministeriums mitzunehmen. Wie Sie sehen, kann man also durchaus Zündkapseln auf der Straße finden. - Ihr Vater hätte diese Gegenstände nicht behalten. Als Angestellter bei der Bank von Frankreich hatte er keine Verwendung für sie. - In der Tat glaube ich nicht, daß er sie verwenden wollte, ebensowenig wie sein Sohn, der Angestellter im Kriegsministerium war."
ing FRANKFURT A.M., 1. März. Ohne Zwischenfälle hat die amerikanische Luftwaffe in der Nacht zum Montag mit der Luftbrücke nach Ostbosnien begonnen: Die drei Transportflugzeuge, die um 21.40 Uhr auf der US-Air-Base in Frankfurt gestartet waren, brachten 22 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in das von Serben umlagerte Gebiet. Um 3.25 Uhr kehrten "alle Maschinen sicher zurück", berichtete Brigadegeneral Donald E. Loranger im Rahmen einer Pressekonferenz anderthalb Stunden nach der Landung. Die Hilfsaktion soll fortgesetzt werden. Wann die nächsten Flugzeuge starten werden, ließ Loranger offen.
Wer sich "In Gefahr und Höchster Not", nämlich realiter ertappt, derart genial, nämlich (wie Paulhan schreibt) ebenso höflich wie schüchtern, ebenso bescheiden wie zutreffend (wie ich sagen würde: ebenso rational wie rationell, weil aufs Höchste und Schärfste gewitzt) der juristischen Schlinge zu entziehen versteht: - der muß als Sprach- & Gedankenartist ein Unikat sein.
Félix Fénéon, der Entdecker der Gleichgesinnten der französischen Moderne, ist ein solcher weißer Rabe oder Albino im Schwarz-Afrika der Belle Epoque - und wenn ich nun an ihn denke, dann im Lichte späterer Vertrautheiten, denen er vorauslief. Z. B. im Eingedenken jenes versteckt-verschrobenen Journalisten, der seinen Lebensunterhalt im Schreiben von Nachrufen fristete, den François Truffaut in seiner kleinen Inkunabel des Chambre verte selbstdarstellte (als sentimentale Variante des anonymen Genies); oder als geheime Eminenz des Spätwerks von Luis Bunuel, z. B. des Phantoms der Freiheit, worin der diskrete Charme der Bourgeoisie mit präziser Eleganz und gewitztem Choc in einer Folge von Knallfroschdetonationen explodierte.
Wer sich von der Grazie, die dem Literaten Fénéon zur sprachlichen Verfügung stand, ein optisches Bild machen will, das seiner brillanten und geheimnisvollen Lakonie entspricht, der kann sich in den Filmen, die der Georgier Otar Jiosseliani - z. B. den Günstlingen des Mondes - in Frankreich gedreht hat, eine Vorstellung davon machen. Von dem womöglich ganz und gar in Frankreich unbekannten Fénéon zu den filmischen Expressionen Jacques Tatis und Jiosseliani führt ein roter Faden des Unbewußten: literarischer & filmischer Slapstick.
Besser vorgestellt, enthusiasmierter und kenntnisreicher interpretiert, kann man sich jedoch Félix Fénéon kaum vorstellen, als jetzt im 99. Band der Anderen Bibliothek geschehen. Die 1111 wahren Geschichten werden nämlich von einem brillanten Essay des literarischen Entdeckers Jean Paulhan eingeleitet (der über den späten Freund nicht nur, sondern auch über "die Kritik" schreibt) - und die Brüder Lasowski (wer auch immer das sein oder gewesen sein mag) haben das deutsche Debüt des subtilen Anarchisten für uns Nach-Leser aufgeschlüsselt; eine ebenso hilfreiche wie notwendige Handreichung, weil diese "surrealen Prosa-Haikus" (H. M. Enzensberger) solches Begleitschutzes bedürfen, um die Règles du jeu zu verstehen, mit dem der Autor auftrumpft; und daß der Herausgeber HME in Hans Thill (?) einen Übersetzer gefunden hat, dem es gelang, die unscheinbaren Pointen dieses Artisten auf deutsch zu reproduzieren, ist ein Wunder, das jedoch unerläßlich wurde zum Genuß der Meisterschaft dieses Minimal-Künstlers eines Surrealismus avant-la-lettre.
So ganz kommt Sportkegeln nicht ohne Kneipen-Atmosphäre aus. Laut und turbulent geht es zu, auch in der Bundesliga. Vor den hochtechnischen Kegelbahnen, die mit einer Glasfront vom Sitz- und Gastronomie-Teil abgetrennt sind, sitzen und stehen die Spielerinnen, die Teamtrainer und -betreuer, zahlreiche Fans und Interessierte. Zigarettenrauch kräuselt sich unter den Lampen und so manche Flasche Bier steht auf dem Tisch. "Ein Achter, da lacht er, ha-ha-ha," brüllt die muntere Gemeinschaft im Sportzentrum West der SG Bockenheim unvermittelt. Eine der Frankfurter Bundesliga- Keglerinnen hat einen Achter geworfen - Grund genug für die zahlreichen Fans, dies mit einem Verslein zu bedenken.
An diesem Wochenende ging es eher gemütlich zu. Die Gäste vom SKC Buna Schkopau (Sachsen-Anhalt) reisten mit nur sechs Spielerinnen an und hatten wenig gegen die Kegel-Frauen des KSC Eintracht Bockenheim (ein Klub der SG Bockenheim) auszurichten - sportlich wie auch akustisch. Mit 2100:2044 Punkten dominierten die Frankfurterinnen, denen der Sieg den Sprung vom siebten auf den sechsten Tabellenplatz einbrachte.
Im Aufgebot der Frankfurterinnen stand wieder einmal Roswitha Kranz, eine erfahrene Spielerin, die gemeinsam mit der ebenfalls erst kürzlich reaktivierten Ingeborg Maisenbacher der jungen Frauen-Mannschaft etwas mehr Halt geben soll. Nach dem dritten Platz von 1991 hatte der Bockenheimer Verein vor einem Jahr Probleme bekommen - verletzungsbedingte Ausfälle und der Wechsel der beiden Stammspielerinnen Karin Fassauer und Beatrix Albus-Dietrich zu anderen Vereinen haben dem einstigen Star-Ensemble arg zugesetzt. Der zur Saison 1992/93 gestartete Versuch, an frühere Erfolge mit einem jungen Team anknüpfen zu wollen, scheiterte. Derzeit kämpft Bockenheim gegen den Abstieg.
Die Auswärts-Bilanz sieht negativ aus: Alle Spiele wurden verloren. Allein die schwierige Anlage im Sportzentrum West sichert den Bockenheimerinnen Heimvorteil und ab und an einen Punkt. Aber bei Punktgleichheit mit mehreren Vereinen gilt nun einmal die Auswärtsbilanz. Die ausstehenden sechs Spieltage werden zeigen, ob der Einsatz von Maisenbacher und Kranz den Weg in die 2. Liga noch stoppen kann. ANDREAS RIPPL
Wer sie beschreiben will, muß nach Superlativen greifen: Mit über 1200 Jahren auf dem Buckel ist Liederbach, 1977 aus den Ortsteilen Niederhofheim und Oberliederbach zusammengefügt, eine der ältesten Kommunen im Kreis und mit genau 7276 Einwohnern und einer Fläche von 6,2 Quadratkilometern knapp hinter Sulzbach die kleinste. Ein Titel, mit dem sich die Liederbacher inzwischen arrangiert haben. Längst begraben sind die ehrgeizigen Überlegungen zu Beginn der 80er, die alte Bauern- und Müllergemeinde zur 40 000 Einwohner-Stadt expandieren zu lassen. "Beschauliche Wohngemeinde" lautet vielmehr die Bestimmung, die sich die Liederbacher gegeben haben. Wohnort für Angestellte aus der Mainmetropole - allen voran aber für die der nahegelegenen Hoechst AG.
Der Chemieriese hat sich denn auch schon vor Jahren mit Bauland in der Taunusgemeinde eingekauft. Im Kohlruß II, dem Baugebiet hinter dem neuen Marktplatz in Niederhofheim, wird noch in diesem Jahr eine weitere "Hoechst-Siedlung" entstehen.
Auch wenn sich die "Niederhofheimer Hämmel" und die "Oberliederbacher Gäns" längst als Einheit begreifen, in punkto Optik hat die Verschmelzung nicht so recht geklappt: Der neue Ortskern von Oberliederbach rund ums Rathaus ist durch den Liederbachpark vom Niederhofheimer Teil abgehängt, und dessen neue Mitte hinter der Liederbachhalle fristet bisher noch ein Dasein als selten aufgesuchter "Geisterbezirk", in dem sich Läden nicht oder nur schwer über Wasser halten können. "Verfehlte Planungs- und Baupolitik", deren Gestaltung Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) weitgehend der in Liederbach allgegenwärtigen Baugesellschaft Domizil überlassen habe, rügen SPD und die Unabhängige Liederbacher Liste (ULL). Der neue Marktplatz als Zentrum öffne sich zu einer Seite, die erst besiedelt werden muß, sei vom Ort her aber nicht zugänglich. Immerhin, besagte Hoechst-Siedlung könne den Marktplatz künftig mit Leben füllen.
Wohnungen entstehen ebenfalls noch in diesem Jahr im Baugebiet Brühl III, was die politisch Verantwortlichen jedweder Couleur auch für dringend nötig halten. Denn längst drücken die Probleme des Ballungsraumes auf die "Heile- Welt-Idylle" der Gemeinde: Siedlungsdruck, Wohnungsnot und Verkehr lauten die zentralen Stichworte. Die Miet- und Grundstückspreise stehen kaum noch hinter denen im teuren Bad Soden zurück.
Bei der Erschließung neuer Baugebiete wollen SPD und ULL künftig auch auf die "soziale Infrastruktur" wie Spielplätze oder Angebote für Jugendliche und alte Menschen drängen. Auch Verkehrsströme sollten von Anfang an berücksichtigt werden. Nicht zuletzt will die SPD Grundstücke für öffentlich geförderten Wohnraum reservieren. "Bisher hat der Bürgermeister alle Grundstücke nur möglichst teuer verscherbelt", rügt Fraktionschefin Ursula Eilmes.
Das Bauen soll in Zukunft auch im alten Ortskern von Oberliederbach möglich sein, der von alteingesessenen Bauernanwesen geprägt ist und einer Veränderungssperre unterlag. Sechs Vollerwerbs- und etwa 15 Nebenerwerbslandwirte bestellen noch ihre Felder. Ein Gewerbe ohne Zukunft: Die Preise für bäuerliche Erzeugnisse rutschen mehr und mehr in den Keller, Ackerflächen werfen als Bauland ein Vielfaches ab. Die Folge: Anbauflächen werden immer kleiner.
Die Bauern sollen nun leerstehende Scheunen und Ställe zu Wohnungen umbauen können, um neben der reinen Felderwirtschaft mit den Mieten ein zweites Einnahmestandbein zu erhalten. Damit, lobt CDU-Chef Gerhard Metschies, sei den Bauern geholfen, gleichzeitig werde die Wohnungsnot gelindert. Es liege bereits ein Konzept vor, wie die großräumigen Hofflächen verdichtet werden könnten, ohne das Ortsbild zu zerstören.
Weniger einträchtig, schätzt der ULL- Fraktionsvorsitzende Joachim Unverzagt, dürfte die Planung weiterer Gewerbeansiedlungen debattiert werden. Auch wenn der neue Raumordnungsplan des Regierungspräsidiums die benachbarten Reserve-Gewerbeflächen von Liederbach und Frankfurt zwischen der Taunusgemeinde und Unterliederbach als Frischluftschneise vorsieht, ist der ULL-Mann überzeugt, daß die Mainmetropole weiterhin an ihren Erschließungsplänen festhält.
Und daß in dem Zusammenhang auch die Idee eines gemeinsam genutzten, größer angelegten Gebietes an Liederbachs Gemarkungsgrenzen wieder aufgewärmt wird. "Da kommt sicher noch eine Menge Ärger auf uns zu", ist er überzeugt. ana
Moto-Cross der Spitzenklasse wird an diesem Wochenende in Bauschheim geboten. In dem Stadtteil von Rüsselsheim wird die internationale deutsche Moto- Cross-Meisterschaft ausgetragen, die bislang größte Motorsport-Veranstaltung, die das Rhein-Main-Gebiet gesehen hat. 80 Starter, davon die Hälfte aus dem europäischen Ausland, werden mit ihren Motorrädern auf der 1800 Meter langen Strecke an den Start gehen. Nur die 40 besten davon werden aber am Sonntag auch tatsächlich um die deutsche Meisterschaft streiten. Wer dies sein wird, das soll in den Vorläufen am Samstag ermittelt werden.
Für den Sonntag verspricht Kurt Stolz, Vorsitzender des ausrichtenden Motor- Sport-Clubs (MSC) Bauschheim, daher ein hochkarätiges Teilnehmerfeld und Spitzensport pur. Ein Rahmenprogramm mit zweit- und drittklassigen Piloten wird es nicht geben. Dafür haben sich die Mitglieder des MSC eine andere Sensation für die Zuschauer ausgedacht: Bungee- Jumping. In den Pausen zwischen den einzelnen Läufen können sich Zuschauer wie auch Piloten aus über 50 Metern in die Tiefe stürzen.
Die hohe Rennbeteiligung aus dem Ausland ist ein Novum in der siebenjährigen Geschichte dieser internationalen deutschen Meisterschaft. Für Kurt Stolz liegt die große Nachfrage nach dem Bauschheimer Rennen am recht frühen Termin in diesem Jahr, denn somit hat der Meisterschaftslauf zugleich auch noch Auftakt-Charakter für die Moto- Cross-Saison 1993. Der frühe März-Termin konnte deshalb gewählt werden, weil im Rhein-Main-Gebiet kaum mit extremen Wintereinbrüchen zu rechnen ist.
Daß gerade der MSC Bauschheim den Zuschlag für eine derart hochrangige Meisterschaft erhalten hat, liegt an seiner vorbildlichen Anlage. Seit gut drei Jahren wird die Strecke nach modernsten Gesichtspunkten umgebaut. Bauschheim beherbergt das deutsche Moto- Cross-Leistungszentrum. Daher beteiligte sich auch der ADAC mit sechsstelligen Zuschüssen an den Baumaßnahmen, die die Bauschheimer Piste zur Vorzeige- Bahn in Deutschland machen sollen. Damit ist das Gelände in dem Rüsselsheimer Stadtteil auch WM-tauglich. "Vielleicht werden wir hier auch mal einen WM-Lauf erleben", zeigt MSC-Chef Kurt Stolz auf, woran derzeit gearbeitet wird.
Fürs erste hat der Verein aber mit der internationalen Meisterschaft genug zu tun. Neben den rein sportlichen Dingen muß sich der Verein auch um eine ganze Latte von Dingen kümmern. Doch Kurt Stolz hat die Lage im Griff. Parkflächen gibt es auf dem Gelände des angrenzenden Großmarktes mehr als genügend. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird die Meisterschaft gut zu erreichen sein (mit der S14 bis Rüsselsheim und von da weiter mit dem Stadtbus der Linie 6 bis zur zusätzlichen Haltestelle).
Eine Reise nach Rüsselsheim-Bauschheim lohnt sich für Moto-Cross-Freunde allemal. Im Teilnehmerfeld sind alle 25 deutschen Top-Piloten vertreten, also auch der erst 19jährige Titelverteidiger Pit Beirer aus Ludwigshafen, der 17malige Meister und Multi-Champion Roland Diepold aus Neumarkt (27 Jahre) oder der für Deutschland startende Südafrikaner Collin Dugmore. Als hessischer Vertreter hat Jochen Jasinski aus Hadamar durchaus Chancen, sich im Spitzenfeld zu etablieren.
Der Zeitplan sieht wie folgt aus: Samstag, 10 bis 15.30 Uhr: Fahrzeug-Abnahme, 13 bis 13.45 Uhr: Freies Training Gruppe I, 14 bis 15.30 Uhr: Freies Training Gruppe II, 16.10 bis 16.40 Uhr: Qualifikationsrennen Gruppe A, 16.45 bis 17.45 Uhr: Qualifikationsrennen Gruppe B.
Sonntag: 9.30 bis 11.30 Uhr: Freies Training, 13 bis 13.30 Uhr: erster Lauf, 14 bis 14.30 Uhr: Sonderlauf für alle, die sich nicht für das Rennen qualifziert haben, 15 bis 15.30 Uhr: zweiter Lauf, 17 bis 17.30 Uhr: dritter Lauf, danach Siegerehrung. rip
USA: Luftbrücke nach Bosnien voller Erfolg
Von Matthias Arning
FRANKFURT A. M., 1. März. Die drei US- Frachtflugzeuge, die am späten Sonntag abend um 21.40 Uhr von der US-Air-Base in Frankfurt gestartet waren, um Hunger leidende Menschen in Ostbosnien aus der Luft mit 22 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen, sind am frühen Montag morgen wieder in Frankfurt gelandet. Um 3.25 Uhr erreichten sie die US-Air- Base: Alle Maschinen des Typs C-130 "Hercules", mit denen die Luftbrücke begonnen hat, "sind sicher zurück", freute sich Brigadegeneral Donald E. Loranger am frühen Montag morgen im Rahmen einer Pressekonferenz auf dem Luftwaffenstützpunkt. Loranger bezeichnete die Aktion als "großen Erfolg": Die Luftbrücke sei "der beste und sicherste Weg", um den Menschen zu helfen: "Hoffnungsvoll" sei er, daß "es den Menschen jetzt schon besser geht als vor ein paar Stunden". Der Brigadegeneral kündigte an, daß die Ortschaften in Ostbosnien, die von Serben umlagert sind, weiter aus der Luft versorgt werden sollen: Vorbereitet würden weitere Hilfsflüge, "solange es nötig sein wird", sagte Loranger.
Wann die Luftbrücke allerdings fortgesetzt werde, ließ der General vor der internationalen Presse am Montag morgen, anderthalb Stunden nach der Landung der Maschinen in Frankfurt, offen: Das sei "im Moment nicht zu sagen". Feststeht aber: Die Maschinen werden nur nachts unterwegs sein und "immer wieder andere Orte anfliegen", die "sorgfältig ausgesucht" worden seien. Zusammen mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) war die Aktion vorbereitet worden: Das UNHCR hatte den Amerikanern eine Liste vorgelegt, auf der die moslemischen Orte genannt wurden, die über den Landweg aufgrund der serbischen Belagerung nicht erreicht werden können. "Es ist eine rein humanitäre Aktion", betonte Loranger noch einmal. "Die bedeutende Mission in einer Zeit, in der die Menschen am Boden hungern", sei nicht von bewaffneten Militärflugzeugen begleitet gewesen.
Auch die Paletten, die mit speziellen Fallschirmen über Ostbosnien abgeworfen wurden, hätten "überhaupt keine Waffen" enthalten. Die Fracht der "Hercules"-Maschinen war am Samstag von vier Inspektoren der UNHCR untersucht worden. Überprüfen sollten die Inspektoren, die den drei am Bürgerkrieg beteiligten Volksgruppen der Serben, Kroaten und Moslems angehören, daß sich keine Waffen unter den Hilfslieferungen befinden. Sie hatten den Versorgungsflügen zugestimmt.
Beladen war jede der Maschinen mit insgesamt neun Paletten, die in einer nicht benannten Höhe über den abgeschnittenen ostbosnischen Ortschaften abgeworfen wurden. Insgesamt waren in jedem Flugzeug 6915 Fertiggerichte: Spaghetti mit Fleischsauce, Hühnchen und Corned Beef. Zu den Wurfsendungen gehörten auch Medikamente, Pflaster und Verbandszeug. Fortgesetzt werden soll die Luftbrücke nach Auskunft von General Loranger mit drei bis fünf "Herkules"- Maschinen pro Einsatz. Dann könnten 20 736 bis 34 560 Fertiggerichte aus Beständen der US-Armee in Europa sowie medizinische Hilfsgüter nach Ostbosnien gebracht werden.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
PRAUNHEIM. Die Praunheimer Konzerttage der evangelischen Auferstehungsgemeinde beginnen am Sonntag, 7. März, mit einem Orgelkonzert. Ab 18 Uhr spielt Kantor Bernd Lechla Werke von Bach, Brahms, Fanck, Ritter und Vierne. Der Eintritt kostet 15 Mark, ermäßigte Karten zehn Mark.
Weitere Konzerte mit Solisten an verschiedenen Instrumenten folgen am 14., 17. und 21. März. Den Abschluß bildet das Oratorienkonzert mit Händels "Messias" am Sonntag, 28. März. Der Erlös der Musiktage, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler stehen, ist für den Bau einer neuen Orgel in der barocken Saalkirche in der Graebestraße 2 bestimmt. rw
PRAUNHEIM. Rechtzeitig zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im Zentrum der katholischen Christ-König-Gemeinde (Damaschkeanger 158) hat der Praunheimer Männerchor Liederkranz sein umfangreiches Jahresprogramm für die kommenden Monate vorgelegt.
Dessen erster Teil ist jedoch bereits "abgehakt", denn mit närrischem Schwung starteten die "Happy Singers" ins neue Jahr und sorgten bei einer ganzen Reihe von Fastnachtsveranstaltungen für Stimmung im Saal.
Der nächste große Auftritt der 60 Sänger unter dem neuen Dirigenten Wolfgang Wels ist für Sonntag, 23. Mai, im Mozartsaal der Alten Oper beim Preisträgerkonzert des Frankfurter Sängerkreises geplant. Die Praunheimer haben die Gestaltung dieses Konzerts übernommen. Am 11. Juni fährt der Männerchor zum Juniläumskonzert ins Weindörfchen Wikker.
Der traditionelle Herbstball mit buntem Abend im Bürgerhaus Nordweststadt steht am 23. Oktober auf dem Programm. Neben dem Sommerfest und dem Vereinsausflug sind noch eine ganze Menge Auftritte bei Vereinen, in Alten- und Pflegeheimen sowie bei Jubiläen in Vorbereitung, ehe mit dem weihnachtlichen Ehrenabend am 11. Dezember das Jahr beendet wird.
Noch allerdings sind die Liederkranz- Chöre "nicht ausgebucht", wie Vorsitzender Wilfried Roth sagte, "bei Jubiläen jedwelcher Art oder anderen Festen können wir schon noch singen." Nähere Auskünfte über die Sänger gibt's unter der Telefonnummer 57 42 71. rw
Namen + Notizen
DR. ALBRECHT BENDER, katholischer Krankenhausseelsorger am Nordwest-Krankenhaus, feiert am Samstag, 6. März, sein 40. Priesterjubiläum. Seit 1987 wohnt der in Schwanheim geborene Priester im obersten Stockwerk im Pfarrhaus im Damaschkeanger und vertritt Pfarrer Josef König, wenn dieser mal verhindert ist. Nach dem Abitur am Gagern- Gymnasium studierte Bender an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Sachsenhausen und war anschließend in verschiedenen Gemeinden als Kaplan tätig. Dann unterrichtete er als Oberstudienrat am Gymnasium in Wetzlar. Außerdem hatte er einen Lehrauftrag an der Universität in Gießen. Im Alter von 60 Jahren machte er nochmal "was Neues": Er wurde Krankenseelsorger am Nordwest-Krankenhaus und baute dort eine Patientenhilfe auf. Das ist eine Gruppe von freiwilligen Helferinnen und Helfern, die besonders Langzeitkranke ehrenamtlich betreut. Mit 65 Jahren tritt er zum 1. April nun endgültig in den Ruhestand. Am 6. März aber wird um 18 Uhr mit einem Festgottesdienst das Jubiläum gefeiert. Anschließend ist die Gemeinde zum Abendimbiß eingeladen. rw
WILLI SCHUMM, langjähriger Stadtbezirksvorsteher und Ortsgerichtsvorsteher Hausens von den 50er bis in die 70er Jahre, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Bereits 1931 engagierte er sich in der SPD gegen die braunen Machthaber. Das brachte ihm eine lange Arbeitslosenzeit ein, bis er als gelernter Mechaniker bei Hartmann & Braun dienstverpflichtet wurde. Gleich nach Kriegsende widmete er sich dem Wiederaufbau der demokratischen Organisationen und war Mitbegründer der Hausener SPD, in deren Vorstand er viele jahre lang aktiv war. Für sein sozialpolitisches Engagement spricht auch die über 35jährige Mitgliedschaft in der Hausener AW. Eine große Tauergemeinde gab ihm dieser Tage auf dem Westhausener Friedhof das letzte Geleit. rw
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Miss Daisy und ihr Chauffeur, 20 Uhr.
Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (16 Uhr); Night on Earth , Orig. mit deutschen Untertiteln (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (15, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Wiedersehen in Howards End (20.15 Uhr). Ausstellungen
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali - seine berühmten Werke, Eröffnung, 19 Uhr.
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?", Ausstellung der AsF, 9 bis 12, 15 bis 17 Uhr (bis 8. 3.).
Liederbach. Rathaus: "Seh-Weisen" von Gabriele Schliesser, Werner Keller und Doris Schwager, 9 bis 12, 15 bis 19 Uhr (bis 10. 3.).
Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12, 15 bis 18 Uhr (bis 17. 3.).
Vorträge / Kurse Kelkheim. "Aotearoa - Land der langen, weißen Wolken", Diavortrag über Neuseeland von Gudrun und Herbert Schwab, Rathaus, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Offenes Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl).
Flörsheim. Gemütlichkeit Weilbach: Freizeitnachmittag, Clubraum der Weilbachhalle, 15 Uhr.
Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.
Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.
Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche
Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Liebesgeschichten vom Franz", Hauptstraße 48, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.
Kelkheim. Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr. Sonstiges
Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.
Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.
Hofheim. Langenhain, Europäisches Haus der Andacht: "Wir wollen gemeinsam für den Frieden in der Welt beten", Eppsteiner Straße 89, 20 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Grüne Tomaten (20 Uhr).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.).
Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4, 17 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen
Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr.
Zeilsheim. Frankfurter Bonsai-Freunde: Treffen, Stadthalle, Raum 2, 19 Uhr. Senioren
Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Kurhaus: 4. Symphoniekonzert, Werke von Berlioz, 20 Uhr. Filmspiegel
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Hälfte des Lebens - das Schicksal Hölderlins (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (17, 19.45 Uhr); 1941 Wo bitte geht's nach Hollywood?" (22.15 Uhr).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.) , Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Vorträge / Kurse
Familienkundliche Gesellschaft für Nassau und Frankfurt e. V.: Dr. Hartmut Heinemann "König Adolf von Nassau und seine Familie", Vortragsraum des Hessischen Staatsarchivs, Mosbacher Straße 55, 17 Uhr.
Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25.
Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr.
- ohne Gewähr -
Kulturspiegel
RODGAU. Kindertheater im Bürgerhaus Nieder-Roden: Das Schauspieltournee-Ensemble Oenicke sorgt am Sonntag, 7. März, 15 Uhr, mit dem Stück "Der kleine August" von Pavel Kohout für viel Klamauk. Die farbenfrohe Welt des Zirkus soll das junge Publikum begeistern.
RÖDERMARK. Samba und Bossa Nova auf der Bühne der Halle Urberach: Clemer Andreotti, Cristina Azuma, Oscar Ferrfira und Martin Müller präsetieren am 5. März, 20.30 Uhr, eine Brazilian-Guitar-Night.
SELIGENSTADT. Das Theaterensemble des Kunstforums führt am Freitag, 5. März, 20 Uhr, im Riesen " Biedermann und die Brandstifter" auf. Regisseur Uwe Studtrucker erhält um 22 Uhr den Oscar des Kunstforums. Bei dem Preis handelt es sich um die Plastik "Bettler - oder wie Künstler sich manchmal fühlen". fin
GROSS-GERAU. Eröffnet wurde die ständige Ausstellung des Stadtmuseums - und dies galt gleichzeitig als der richtige, offizielle Start der Einrichtung im einstigen, für rund fünf Millionen Mark renovierten AOK-Gebäude am Marktplatz. Bisher hatte es nur verschiedene, wechselnde Sonderausstellungen gegeben. Viel Prominenz kam zur Eröffnung - als "Stargast" die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Evelies Mayer. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Darmstädter Adelphikon-Ensemble.
Besonderen Grund zur Freude hatte Museumsleiter Jürgen Volkmann, der mit seinem Team nach Monaten der Vorbereitungen ein gelungenes Werk und ansprechendes Konzept vorstellen konnte.
Die drei neuen Abteilungen zeigen
1. Groß-Gerau im Mittelalter (zehntes bis 15. Jahrhundert) mit Themen wie der königliche Hof Geraha, Kirchenschenkungen, Burg Dornberg und die Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen.
2. Groß-Gerau in vorindustrieller Zeit (1600 bis 1800), wobei Fragen behandelt werden wie das Ortsbild zu Anfang des 17. Jahrhunderts, die Marktfahne - Zeichen der Landesherrschaft, der 30jährige Krieg und seine Folgen, Bevölkerungsentwicklung und Einzelschicksale, Groß- Gerauer Handwerk, Forstwirtschaft und vorindustrielle Technik.
3. Groß-Gerau in der Zeit des Umbruchs (1800 bis 1850) mit: Die Auflösung der alten Herrschaftsverhältnisse, Agrarreform, Groß-Gerau wird Kreisstadt, soziale Konflikte und Vormärz, Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Biedermeier.
Nach jahrelangen Vorarbeiten sei es endlich zur Einrichtung und Eröffnung eines Museums gekommen, erinnerte Bürgermeister Manfred Hohl. Wesentliche Vorarbeiten hätten dazu der Heimatforscher Wilhelm Hermann Diehl sowie nach Ernst Schneider geleistet. Die Weichen seien schon 1927 gestellt worden, als Funde aus Groß-Geraus Gemarkung nur noch als Leihgabe ans Darmstädter Museum - einst der Adressat von allem - weitergegeben worden seien. 1929 schließlich seien dann prähistorische Funde auch im historischen Rathaus der Kreisstadt ausgestellt worden. Als Ergänzung des professionellen Engagements habe zum Gelingen der neuen Einrichtung viel ehrenamtliche Arbeit beigetragen, so des Museumsfördervereins unter Leitung von Leberecht Viebahn, der Museumswerkstatt unter Peter Schneider und schließlich die Mitarbeit von Stadtarchivar Franz Flach.
Wie Hohl weiter ausführte, habe Groß- Gerau in den zurückliegenden Jahren im innerstädtischen Bereich rund 15 Millionen Mark fürs neue Museum, Bücherei und andere Einrichtungen zur Belebung des kulturellen Lebens aufgewendet. Vielleicht sei es gut, daß die entscheidenden Parlamentsbeschlüsse vor fünf bis sechs Jahren unter günstigeren Rahmenbedingungen gefallen seien. Nachdrücklich bekannte sich Hohl zu dieser Weichenstellung. Bewußt sei für die neue Einrichtung das Konzept eines historischen, letztlich demokratischen Museums gewählt worden, werde auch das Leben der kleinen Leute dargestellt und nicht nur der Großen mit glanzvollem Namen: "Wir wollten zeigen, wie unsere Vorfahren gelebt haben". Dazu bekannte sich auch Landrat Enno Siehr, der das neue Museum ausdrücklich lobte.
Darüber hinaus wurden Sonderausstellungen zu Themen präsentiert wie "Der römische Limes in Deutschland", "Konservierung und Restaurierung des archäologischen Bestandes des Stadtmuseums" und "Ausstellung der evangelischen Jugend des Dekanats Groß-Gerau mit kreativen Arbeiten einer Kindergruppe". Geöffnet ist das Stadtmuseum außer montags und dienstags jeweils von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. cas
Sechs Tote bei Sturm auf Sektenfestung
DIEBURG. Die allgemein angespannte Haushaltslage hat auch Auswirkungen auf den jüdischen Friedhof in der Stadt Dieburg. Für das Wiederaufstellen von einigen Grabsteinen stehen keine Mittel des Landes Hessen mehr bereit, heißt es in einem Bescheid des Innenministeriums.
In Dieburg zeigt man sich indes enttäuscht darüber, da es sich bei diesem Friedhof um ein laufendes Projekt handele. Seit einigen Jahren werden dort bereits Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Auf dem Dieburger Judenfriedhof wurden früher die Juden aus dem gesamten Dieburger Bereich beerdigt. Erstmals wird die Begräbnisstätte um 1530 erwähnt. sch.
Die bosnische Hauptstadt, faszinierender Schnittpunkt von mittel- und südosteuropäischer Kultur, stark geprägt von wechselnden Herrschaften, war früher das Ziel von Tagesausflügen aus Dubrovnik. Einfach mal übers Gebirge nach Sarajewo fahren, vielleicht dabei einen Abstecher in die herzegowinische Hauptstadt Mostar machen und abends wieder zurück sein in Dubrovnik - das war sehr beliebt und ganz normal. Durch den Krieg ist es unmöglich geworden. Und nach dem Krieg? Und die neuen Grenzen?
In Dubrovnik reden manche davon, in einem "Reservat" zu leben. Das gilt gewiß für die Gegenwart, in der das Leben in der Enklave nur mit humanitärer Hilfe und unter militärischem Schutz möglich ist. Es kommen aus vielen Ländern, vor allem aus Frankreich und Italien, die Freunde der Stadt, vermessen die Schäden, sammeln - beispielsweise durch Kunstverkäufe und Benefizkonzerte - Geld für den Wiederaufbau und versprechen auch sonst tätige Solidarität. Die UNESCO hat als Ersthilfe schon mal für 250 000 Dachpfannen gesorgt.
Natürlich, die Stadt muß rekonstruiert und erhalten werden - wozu Kroatien mit seiner weithin darniederliegenden Wirtschaft nun wirklich nicht in der Lage ist. Bürgermeister Poljanic hat in schönen Worten darauf hingewiesen, daß der Wiederaufbau nur mit dem "festen Willen, standzuhalten und das Leben und die Tradition fortzusetzen", nur unter Einsatz aller kreativen Kräfte, nur "mit Hand und mit Herz" gelingen könne. Und das Stadtoberhaupt wünschte sich Hilfe von denen, die "sich in der Kultur unseres alten Kontinents Europa wiedererkennen".
Gerade aus den blumigen Wendungen von Poljanic wird klar, daß Geld und Arbeit zwar notwendige Voraussetzungen, aber allein nicht ausreichend sind für die Reanimation der "Weltkulturstadt". Es muß mehr geschehen, damit Leben in die Stadt zurückkehrt. "Die Seele von Dubrovnik ist kaputt", sagt auch der Ökonom und Fremdenverkehrsexperte Nikola Bagaric, "die Menschen haben ihre Unternehmungslust verloren. Sie sehen keine Entwicklung, Zukunft und Sicherheit, weil der Feind in der Nähe ist." Viele versuchten, dorthin zu gehen, wo Sicherheit ist - nach Istrien, Deutschland oder in die Schweiz.
Oder nach Schweden, wo Vojo Bravacic, genannt Roy, auf bessere Zeiten wartet. Der Fremdenführer, der die Touristen außer in Kroatisch auch in Englisch, Italienisch und eben Schwedisch betreuen kann, hat in seiner Heimatstadt kein Auskommen mehr. Im Frühsommer 1992 war er noch an der Adria, aber ein ganzes Stück weiter nördlich, nämlich in Opatija, wo er mit vielen Flüchtlingen aus Vukovar im k. u. k. Hotel Imperial lebte und mit wachsender Spannung die Fernsehberichte von zu Hause verfolgte. Eines Abends mußte er quasi live eine der letzten großen Attacken auf Dubrovnik mitansehen, die ein unerschrockener Kameramann ganz aus der Nähe übertragen hat.
Vojo Bravacic verließ das Land schweren Herzens, wußte allerdings sein Haus in der guten Obhut seines Schwagers Velio Stojanoski, der aus der Belagerungszeit von einem seltsamen Morgenritual erzählt: Zwei Orangen habe er sich täglich gegönnt, eine zur Gesichtswäsche, die andere als Frühstück. Zum Glück habe er etwas Holz zum Heizen gehabt, zum Essen aber wenig, etwas Brot. Gelassen und klaglos blickt Stojanoski zurück und auch nach vorn: "Ich persönlich habe keine Angst, daß es einen neuen Angriff auf Dubrovnik geben könnte. Wir leben hier aber natürlich in der Situation von Eingeschlossenen." Er hofft wie zahlreiche Dubrovcani darauf, daß sich nach der Rückeroberung der Maslenica-Enge am 22. Januar und der so möglichen Straßenverbindung zwischen seiner Stadt und anderen Teilen Kroatiens daran bald etwas ändert.
In und um Dubrovnik gibt es Orangenbäume, die auf der einen Seite zerfetzt oder verbrannt sind und auf der anderen Hälfte schon prächtige Früchte tragen. Die Bäume, die ein so mildes Klima brauchen, scheinen von großer Zähigkeit. Man sieht sie manches Mal in den Höfen und im grauschwarzen Schutt ausgebombter Häuser. Auch im historischen Kreuzgang des Franziskanerklosters stehen sie so lebensverheißend, als wären dort nicht mehr als dreißig Granaten eingeschlagen. An den Doppelreihen der Säulen und an der Balustrade sind erhebliche Schäden entstanden; heil blieben die älteste europäische Apotheke und die bedeutsame Bibliothek.
Damals, am Nikolaustag, brannten Teile der Altstadt und des Bootshafens so heftig, daß manche Städter wohl nie wieder die üblichen Feuerwerke im Sommer werden ertragen können - genauso, wie vielen nach den stromlosen Monaten der Sinn für den Reiz von Kerzenlicht dauerhaft abhanden gekommen ist. Der Schriftsteller Djordje Obradovic jedenfalls hat eine kleine Erzählung mit dem trotzigen Leitmotiv geschrieben, daß er "niemals wieder ein Dinner bei Kerzenlicht" haben wolle.
Auf Schritt und Tritt trifft man in der Stadt, in der Galerien und Museen noch geschlossen sind, weil viele Exponate in Sicherheit gebracht wurden, auf mit Brettern versperrte Sehenswürdigkeiten: den Rektoren-Palast, die Eingänge von Blasius-Kirche und Kathedrale, auch Brunnen und Hochaltäre. Man kann natürlich nicht erkennen, ob die Bretter entstandene Schäden schamvoll bedecken oder Schäden vermeiden helfen sollen oder beides. Nachdem es sinnloses Opfer eines aberwitzigen Krieges geworden ist, präsentiert sich Dubrovnik in Teilen verhüllt: Es wirkt gegenwärtig wie einzig angemessen. Der von der alten Seerepublik Ragusa überkommene Stolz ist nicht mehr oder noch nicht wieder erkennbar; geblieben sind Würde und - trotz allem - Schönheit.
DARMSTADT-DIEBURG. Mit einer Spende von über 40 000 Mark unterstützt der Kreis Darmstadt-Dieburg den Aufbau eines Berufsbildungszentrums der "Escola Dzidzai Bassa" im ostafrikanischen Staat Mosambik.
Vom nächsten Jahr an sollen dort jedes Jahr insgesamt 72 Jugendliche geschult werden. Außerdem haben die Verantwortlichen des Bildungszentrums vorgesehen, daß dort 54 Arbeitskräfte aus der regionalen Kleinindustrie in ihrem jeweiligen Beruf höher qualifiziert werden können. sch.
Giorgio Manganelli hat mit seinen Hundert Romanen in Pillenform das epische Genre seriell eingedampft; Félix Fénéon mit seinen 1111 wahren Geschichten so etwas wie die geringfügig verrückte Chronik der laufenden Ereignisse in der II. Republik Frankreichs dokumentiert, indem er die Musterkollektion der "faits divers" - was unseren "Vermischten Nachrichten" auf der "Letzten Seite" entspricht - mit dem gnadenlos-hellsichtigen Blick dessen durchmusterte, der im Lebens-"Zufall" den grimmigen Witz des Lebens-"Systems" entdeckte. Der "unschuldige" Augenaufschlag scheinbar "nebensächlicher" Ereignisse verwandelte sich durch seine sprachliche und grammatikalische Anordnung, seine Hellhörigkeit für den Symbolismus von Namen und deren Echowirkungen und durch den Pas des trois seiner "Dreisätze" in das ironische Zwinkern des irrwitzigen gesellschaftlichen Zwangs.
Die Kunst dieses Subersiven sucht - wie die der anarchistischen Militan- ten -: den Alltag, die Anonymität und die chemische Fusion der Explosivstoffe auf kleinstem Raum. Er findet, was er sucht, in den Meldungen des Tages, die er in der Tageszeitung Le Matin auf drei Zeilen verdichtet, und indem er "zwischen Ironie und Bitterkeit, skeptischer Bodenhaftung und Auflehnung des Geistes" (wie die Brüder Lasowski schreiben) die Ereignisse "zurichtet", seziert Fénéon spöttisch und haarsträubend kühl den "gesunden Menschenverstand" und das "gute Gewissen" - vor allem aber die Macht von Justiz, Politik, Polizei und Militär.
Die über tausend Dreizeiler (und wenn sie nur zwei Zeilen umfaßten, hatte das auch seinen Sinn), die der große Schweiger und Verschwiegene kurz vor seinem endgültigen Verstummen anonym dem Matin 1905/6 einverleibte - und die erst 1948 von Jean Paulhan als ein romanhaftes Fabulatorium der Belle Epoque zu einem Werk versammelt wurden - fungieren jedoch nicht, wie im gleichzeitig in Wien begonnenen Oeuvre Karl Kraus', als Zitatbelege für den sich ankündigenden, verborgenen Untergang der Welt durch Schwarze Magie.
Der französische Symbolist und Prä- Surrealist ist kein Sprachkritiker wie Kraus, der das verdrängte Wahre im Unbewußten des falsch Gesagten enthüllte. Félix Fénéon sorgte eher als Zeitungsredakteur dafür, daß das Gift seiner unfrommen Denkungsart im journalistischen Corpus selbst zirkulierte; freilich nicht nur als moralische Säure, wenn er z. B. meldet: "Weil die Familie Lemoine aus Asnières ihre Miete schuldig blieb, sägte der Hausbesitzer die Treppe ab: Sturz der Kinder - aus mehreren Metern Höhe"; oder "Der 60jährige Gallot aus Saint-Ouen wurde festgenommen, als er ein paar Soldaten mit seinem Antimilitarismus anstecken wollte".
FRANKFURT A. M. Auch in Hessen müssen zahlreiche Jugendherbergen wegen ihrer Geldnot dichtmachen. Das vermeldete jüngst eine Agentur und sorgte damit in einigen Bereichen für unnötige Unruhe: Denn im Hessenland, wo in den vergangenen zweieinhalb Jahren bereits acht Herbergen aus dem Verzeichnis verschwunden sind, wird nach Angaben des Landesverbandes derzeit keine Jugendherberge mehr ihre Pforten schließen müssen. Allerdings müssen die für einige Häuser dringend erforderlichen Umbaupläne aufgrund der Mittelknappheit auf Eis gelegt werden. Unter anderem das Haus in Laubach (Kreis Gießen), das für rund 2,5 Millionen Mark umgebaut und modernisiert werden sollte, wird deshalb bis auf weiteres so bleiben, wie es ist: sanierungsbedürftig.
Alarm geschlagen hat das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit Sitz in Detmold, Dachverband der bundesweit 640 Herbergen. Der Grund: Während der Bund in den vergangenen Jahren immer fünf bis sechs Millionen Mark Zuschüsse für Bau- oder Modernisierungsvorhaben bewilligt hatte, sollen in diesem Jahr nur noch vier bis viereinhalb Millionen Mark fließen. Und weil es für Projekte in diesem Bereich eine sogenannte Drittelfinanzierung gibt (jeweils ein Drittel übernehmen Bund und Land, das restliche Drittel wird in der Regel von Herbergen und Kommunen gemeinsam aufgebracht), werden auch die Länderzuschüsse mit dem Rotstift zusammengestrichen. Das jedenfalls befürchtet Ulrich Bunjes, der DJH-Hauptgeschäftsführer.
Für ihn liegen die Probleme auf der Hand: Seit vielen Jahren wurden die Zuschüsse nicht erhöht, obwohl die Baupreise bekanntlich kräftig anstiegen. Dazu kommt, daß sich die Zahl der Jugendherbergen aufgrund des Zuwachses im Osten von 500 auf 640 vergrößerte und in vielen Häusern (gerade auch in den neuen Ländern) ein massiver Sanierungsbedarf besteht. Weil das nötige Geld in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung stehen wird, zeichnet Bunjes ein gar düsteres Zukunftsbild.
Einige Herbergen haben Glück gehabt. Die in Kassel zum Beispiel konnte vor drei Jahren noch mit 6,6 Millionen Mark um- und ausgebaut werden - zur modernsten in Hessen. Derweil blieben andere freilich auf der Strecke. Denn im Land hat sich der "Strukturwandel" bereits weitgehend vollzogen: 46 Häuser gab es noch im Sommer des Jahres 1990, nunmehr stehen lediglich noch 38 Häuser mit rund 5600 Betten im Herbergsverzeichnis. Acht Unterkünfte, so sagt Peter Eitner, Geschäftsführer des hessischen Landesverbandes der Jugendherbergen, wurden "aus wirtschaftlichen Gründen" geschlossen: Jahrelang hätten sie rote Zahlen geschrieben, obwohl sie kostendeckend wirtschaften müßten.
Die große Herbergsfamilie stützt sich zwar gegenseitig: So gibt es florierende Häuser, die aufgrund ihrer schwarzen Zahlen vielleicht gar mehrere kleine, defizitäre Betriebe am Leben erhalten - eine Zeitlang jedenfalls. Wenn die Zahlen unter dem Strich jahrelang mit Rot geschrieben werden müssen, gerät auch die Hilfsbereitschaft an ihre Grenzen.
So kam es, daß in den vergangenen zweieinhalb Jahren acht Häuser in Hessen die Pforten schlossen. Die Herberge in Bad Wildungen traf es ebenso wie die im Reinhardswald und im Kellerwald. Weitere Schließungen stehen laut Eitner nicht bevor: "Wir haben unseren Plan abgearbeitet", sagt er, dies sei unter Beachtung der sozialen Belange der Mitarbeiter "in aller Ruhe" geschehen.
Die Sorge des Landesverbandes gilt nunmehr jenen Häusern, für die seit mehr oder weniger langer Zeit Umbauten geplant sind. Neben der Laubacher Herberge steht Hilders in der Rhön auf der Liste. 750 000 Mark müßten dort zum Beispiel für den Umbau, vor allem im sanitären Bereich, aufgewendet werden. In Zwingenberg an der Bergstraße oder die Herberge Hoherodskopf im Vogelsberg haben lange schon einen Bedarf von jeweils 500 000 Mark angemeldet.
Bundesweit fehlen nach den Worten des DJH-Geschäftsführers Bunjes mittelfristig etwa 200 Millionen Mark. Allein für alle 38 hessischen Häuser hat "Landeschef" Eitner für die nächsten zehn Jahre einen Bedarf von rund zwanzig Millionen Mark errechnet. Weil zumindest in absehbarer Zeit nicht mit entsprechenden Mitteln zu rechnen ist, will er in in den betrofffenen Herbergen "kleine Brötchen backen" und auf bessere Zeiten warten: Nur die absolut notwendigen Maßnahmen sollen verwirklicht werden - in der Hoffnung, die Gebäude damit zu erhalten.
Diese Überlebensstrategie dürfte bundesweit nicht greifen. Denn unter den 640 Herbergen sind etliche, die einen akuten Sanierungsbedarf haben und die geschlossen werden müssen, wenn das nötige Geld nicht kommt. Denn wenn die Behörden wegen des Feuerschutzes etwa den Bau eines zweiten Treppenhauses fordern, gibt es keinen Kompromiß: Dann muß gebaut - oder zugemacht werden.
Weniger dramatisch ist die Lage zwar, wenn es "nur" um die Modernisierung von Herbergen geht und entsprechende Baumaßnahmen auf die lange Bank geschoben werden. Auf mittlere Sicht allerdings wird diese Rechnung wohl nicht aufgehen. Es ist ja eine Binsenweisheit, daß die Gäste schlecht ausgestattete Herbergen, in denen sie ihr Haupt womöglich noch in großen Schlafsälen zur Ruhe betten müssen, meiden. Folglich rechnet auch das DJH damit, daß die Übernachtungszahlen in diesen Betrieben mittelfristig absacken mit der Konsequenz, daß mehr rote Zahlen geschrieben werden. So dürften dann auch etliche Häuser auf der Strecke bleiben.
Vor diesem Hintergrund hat DJH-Chef Bunjes Alarm geschlagen: Dem Verband geht es nicht nur um die Existenz vieler Herbergen, sondern vor allem auch um deren jugendpolitische Bedeutung. Schon an der Wiege der Jugendherbergen stand die Idee, die Häuser als Ort des sozialen Lernens zu nutzen. Inzwischen haben sie auch als Begegnungsstätte für deutsche und ausländische Jugendliche eine äußerst wichtige Funktion. Insgesamt werden jährlich rund zehn Millionen Übernachtungen registriert, etwa zehn Prozent davon entfallen auf ausländische Gäste. Von Fremdenfeindlichkeit sei in der Herbergen "keine Spur", sagt Bunjes.
Die zuständigen Bonner Ausschüsse haben die Bedeutung der Herbergen nach Einschätzung des DJH auch längst erkannt. Bei den Haushaltspolitikern hat Bunjes diese Erkenntnis noch nicht ausgemacht. ANNE RIEDEL
Aufgespießt
"Das Jugendherbergswerk kämpft gegen Geldnot und Rassismus" Titel eines Features der Deutschen Presse-Agentur
Nach dem fünften von sechs Konzerten innerhalb einer Saison mit den Bamberger Symphonikern, bei denen die Musiker als "Orchestra in Residence" in der Jahrhunderthalle auftraten, darf man dem Veranstalter zu seinem mutigen Entschluß gratulieren, eine solche Unternehmung durchzustehen, auch wenn die regelmäßig geringe Anzahl der belegten Plätze dem zu widersprechen scheint.
Vielleicht hätte man sich schon im Vorfeld der Saison ein gegenüber den mehrjährig eingelaufenen Reihen variiertes "Marketing" leisten sollen, um auf die (eine einzige Ausnahme bestätigt um so sicherer die Regel) ausgezeichneten Solisten aufmerksam zu machen, vielleicht hätte ein Titel wie "Raritäten-Reihe" die Kartenkäufer darauf aufmerksam gemacht, daß sie im Verlauf einer Saison Werke zu hören bekommen, die nur selten aufgeführt werden: Es sei nur an Altistin Marjana Lipovseks umjubelten jüngsten Auftritt erinnert. Daß die Auftritte eines Orchesters nicht nur aus Spitzenleistungen bestehen können, ist eine Erfahrung, mit der ein Publikum zu leben lernen sollte. Das geht nicht nur den Bambergern so, sondern auch den Londoner Orchestern und sogar den Berliner Philharmonikern. Daß die Bamberger allerdings an einem einzigen Abend sehr unterschiedliche Qualitäten zur Schau stellen, ist ein ganz spezifisches Phänomen, vor dem sie offensichtlich weder Dirigent noch Solist bewahren kann.
Mit dramatischem Schwung sauste die Ouvertüre "Der Korsar" von Berlioz über das Podium, vom Dirigenten Heinrich Schiff straff zusammengehalten und hörbar präzise vorbereitet, denn die Streicherexercises, die das Orchester unisono zu absolvieren hatte, waren vorbildlich genau. Dazu gab es auch punktgenaue Einsätze des Blechs und der Pauken.
Indes scheinen solche Bravourstücke dem Publikum weniger und weniger zu gefallen, der Beifall bleibt in allen Konzertsälen matt (zur Beruhigung: selbst dann, wenn die Wiener Philharmoniker ihren Strauß in die Berliner Philharmonie exportieren). Wesentlich mehr erwärmte sich das Publikum für die Sinfonie espagnole von Edouard Lalo. Tedi Papavrami, fast eine Privat-Entdeckung des Höchster Intendanten, erhielt bereits seine zweite Chance, und der im Auftreten so bescheidene, dabei aber überaus perfekte Geiger wußte sie bestens zu nutzen.
Lalo hat den Solopart für den typischen Virtuosen des 19. Jahrhunderts geschrieben, damit er sich vor dem Publikum profiliere. Papavrami meisterte die Skalen und Pizzicati mit traumwandlerischer Sicherheit und einer Dezenz, daß man meinen könne, er spiele einen bescheidenen Klassiker. Mit dem in Streicherangelegenheiten naturgemäß sehr erfahrenen Heinrich Schiff hatte er einen Kollegen am Dirigentenpult, der umsichtig die Einsätze koordinierte, Tempi anhielt und beschleunigte, Klänge zurückhaltend arrangierte, auf daß die Geige immer das Sagen hatte, wenn es die Partitur gebot. Den Dank des Publikums belohnte Papavrami mit einem beruhigenden Bach. Mit Tschaikowksys schwermütiger Sinfonie Nr. 6, der "Pathétique", verabschiedeten sich die Bamberger Symphoniker an ihrem fünften Abend. Der Eindruck war nicht ganz so eindeutig positiv wie zuvor. Zwar hielt Schiff das Orchester gut zusammen, schuf farbige klangliche Eindrücke von großer und dichter Expressivität, ließ aber weniger Raum für die individuelle Entwicklung der Themen in einzelnen Instrumentengruppen und die Entfaltung durchsichtiger kontrapunktischer Strukturen.
Schiff, der begabte Analytiker komplizierter Partituren, hätte hier bei Proben energischer nachfassen können. Aber das mochte auch ein Zeitproblem gewesen sein.
KLAUS K. FÜLLER
Kulturspiegel · Kulturspiegel
NEU-ISENBURG. Zwei Stimmen, die es in sich haben, sind am Freitag, 5. März, in der Hugenottenhalle zu hören. Joy Fleming und Bill Ramsey werden von 20 Uhr an Jazz und Swing bieten. Dazu spielt die Big Band des Hessischen Rundfunks unter Leitung von Kurt Bong. Der Erlös des Konzerts, das der Isenburger Lions Club veranstaltet, soll der örtlichen Stiftung Altenhilfe zugute kommen.
"Wir sind der Pichelsteiner Eintopf" heißt es am Freitag und Samstag, 5. und 6. März, im Haus zum Löwen in der Löwengasse 24. Chefköche des Improvisations-Kabaretts sind die Isenburger "Spottlichter".
Um das "Geld anderer Leute" geht es in der gleichnamigen Komödie von Jerry Sterner, die am Samstag, 6. März, um 20 Uhr in der Hugenottenhalle aufgeführt wird. Die Geschichte eines Wallstreet-Hais, der eine Firma ausschlachten möchte und einer Rechtsanwältin, die genau dies verhindern will, wird demnächst auch in den Kinos zu sehen sein - mit Danny De Vito und Michelle Pfeiffer in den Hauptrollen.
Freunde harter Rockmusik kommen am Samstag, 6. März, im Treffpunkt in der Bahnhofstraße 50 auf ihre Kosten: Von 20 Uhr an fegt dann die Frankfurter Gruppe "Gypsys" über die Bühne.
DREIEICH. Im vorigen Jahr ließen sie das Bürgerhaus in Sprendlingen aus den Nähten platzen, jetzt kommen sie wieder - die Mimen des Dreieicher Koffertheaters. Am Donnerstag und Freitag, 4. und 5. März, zeigen sie jeweils um 20 Uhr ihr zugleich irrwitziges und realistisches, auf alle Fälle aber komisches Satire-Kabarett: "Verdammt, wer liebt mich?!?"
Die weltbekannte Sängerin Gail Gilmore gastiert am Sonntag, 7. März, mit einem Benefiz-Konzert für Multiple Sklerose-Kranke im Sprendlinger Bürgerhaus und singt von 20 Uhr an Lieder und Arien von Bizet und Gershwin sowie Gospels und Spirituals. Begleitet wird die Künstlerin vom Pianisten Ivan Törzs.
Fast alles über das Saxophon unterhaltsam zu vermitteln, verspricht die Stadt bei ihrem Familien-Konzert am Sonntag, 7. März, im Bürgerhaus Sprendlingen. Für den musikalischen Part sorgen Achim Rinke und die Saxophonklasse eines Frankfurter Konservatoriums; erläuternde Worte spricht Horst Langkamm.
Das Schwarze Theater "Die Velvets" gibt am Montag, 8. März, um 20 Uhr ein Gastspiel im Bürgerhaus Sprendlingen, und zwar mit Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach.
Klassische Musik steht in der Dreieichenhainer Burgkirche am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr auf dem Programm. Auf Einladung der evang. Pfarrgemeinde spielen Dorothee Birke und Michael Hahn auf Violinen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Jaques Aubert.
LANGEN. "Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert?" fragt Werner Koczwara am Mittwoch, 3. März, in der Langener Stadthalle. Der als Allround- Talent bekannte Autor präsentiert um 20 Uhr sein Kabarett-Programm, mit dem er bereits im Düsseldorfer Ko(m)- mödchen Erfolge feierte.
Geige, Banjo und Thin-Wistle sind die Instrumente der Langener Folkgruppe "The Tuners", die am Freitag, 5. März, um 20 Uhr mit irischen und schottischen Balladen im Zentrum der evangelischen Johannesgemeinde in der Carl-Ulrich-Straße 24 gastieren.
Wie sich die Ablehnung einer 72jährigen weißen Witwe in tiefe Zuneigung für ihren dunkelhäutigen Diener wandelt, ist das Thema von Alfred Uhrys Komödie Miss Daisy und ihr Chauffeur - zu sehen am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Langener Stadthalle. leo
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Hausputz in Feld und Flur BAD ORB. Zum Hausputz in Feld und Flur sind alle Orber Bürger am Umwelttag der Kurverwaltung, Samstag, 13. März, aufgerufen. Von 13 bis 16 Uhr soll entlang der Wanderwege Müll aufgesammelt werden. Wer mitsammeln möchte, wende sich an die Kurverwaltung, Telefon 0 60 52 / 83 21. Schnellbahn kein Wahlkampf-Thema BAD SODEN-SALMÜNSTER. "Die Schnellbahntrasse durch den Huttengrund ist kein Thema für den Kommunalwahlkampf", meint die gleichnamige Bürgerinitiative. Deshalb bedankt sich der Vorstand nun bei verschiedenen Politikern für ihre Fürsprache und Unterstützung, betont aber gleichzeitig: "Wir lassen uns nicht parteipolitisch vereinnahmen." Tagung der Heimatstelle BIRSTEIN. Schloß Birstein und der gleichnamige Ort stehen im Mittelpunkt der Frühjahrstagung der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises am Samstag, 20. März, ab 10 Uhr im Gemeindezentrum. Interessierte sollen sich bis zum 15. März bei der Heimatstelle im Landratsamt Gelnhausen anmelden.
BRACHTTAL. Einen Basar für Kindersachen aus zweiter Hand organisiert der Kindergarten in Neuenschmidten für Sonntag, 7. März. Die Waren werden am Samstag, 6. März, 14 bis 16 Uhr angeliefert. Information bei Kossbu, Telefon 0 60 53 / 32 95, 19 bis 21 Uhr.
FREIGERICHT. Ihr 20. Jubiläum feiert die Versehrtensportgemeinschaft Freigericht am Samstag, 6. März, um 15 Uhr im Saal der Gaststätte "Zum Engel" in Somborn.FDP stellt Kandidaten vor
GELNHAUSEN. Die FDP präsentiert ihre Kandidaten zur Kommunalwahl in einer öffentlichen Versammlung am Dienstag, 2. März, ab 20 Uhr im Gasthaus "Felsenkeller", Barbarossastraße 65. Die Liberalen wollen "frei von Ideologien bürgernahe Themen diskutieren".
Treffen der Breitenborner Sportler GRÜNDAU. Zur Jahresversammlung trifft sich der Breitenborner Sportverein am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Sportheim. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Vorstandswahlen. Vogelschützer wählen Vorstand HASSELROTH. Einen neuen Vorstand wählt die Hasselrother Vogelschutzgruppe am 19. März um 20 Uhr im Natur- und Vogelschutzzentrum Niedermittlau. Bereits am Freitag, 5. März, um 20 Uhr hält dort Rudolf Knirsch einen Vortrag über "Feuerökologie". Junge bei Unfall schwer verletzt LINSENGERICHT. Schwer verletzt wurde am Sonntag nachmittag ein 12jähriger Beifahrer bei einem Unfall auf der Kreisstraße 894 zwischen Eidengesäß und Biebergemünd-Breitenborn. Ein Autofahrer war mit seinem Wagen auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern geraten und gegen die Böschung geprallt. Sein Sohn, der nicht angeschnallt im Heck geschlafen hatte, erlitt dabei erhebliche Verletzungen.
Kindertreff wieder geöffnet SCHLÜCHTERN. Der Herolzer Kindertreff im katholischen Pfarrzentrum ist ab Dienstag, 2. März, wieder geöffnet. Ab 15 Uhr können dort Kinder bis zu sechs Jahren singen, spielen und basteln. Versammlung der Feuerwehr SINNTAL. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Sterbfritz beginnt am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Gerätehaus.
Besuch im Kalibergwerk STEINAU. Das Kalibergwerk im thüringischen Merkers besichtigen die Ulmbacher Landfrauen am Sonntag, 7. März. Anmeldungen nimmt Renate Betz, Telefon 0 66 67 / 337 oder 12 79 entgegen.
Mitgliedertreffen der IG Metall WÄCHTERSBACH. Die IG Metall lädt ein zu Mitgliederversammlungen im Gasthaus Quelle in Aufenau am Dienstag, 2. März: ab 14.30 Uhr für Vorruheständler, Senioren und arbeitslose Mitglieder und ab 18 Uhr für "einzelzahlende" Mitglieder. Delegierte zur Vertreterversammlung sollen gewählt werden.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Bücherei wieder länger geöffnet BAD ORB. Die Stadt- und Kurbücherei und das Museum in Bad Orb sind ab 1. März wieder die ganze Woche geöffnet. Die Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 11.45 und von 15.15 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 11 Uhr. Vortrag "Frauen in der Kirche" BAD SODEN-SALMÜNSTER. Um "Frauen in der Kirche" dreht sich ein Vortrag von Pfarrer Rainer Durstewitz am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Maximilian-Kolbe-Haus.Weltreise im Saale BIEBERGEMÜND. Unter dem Motto "Weltreise zu gewinnen" findet am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Saal Schick ein bunter Abend des Frauensingkreises Lanzingen statt. Die Weltreise spielt sich im Saale ab, der sich "in eine Weltkugel verwandelt", wie die Frauen für ihr Musikprogramm versprechen.
Information über Dorferneuerung BRACHTTAL. Der Arbeitskreis Dorferneuerung Spielberg unternimmt am Samstag, 13. März, eine Besichtigungsfahrt in die im Erneuern schon weiter fortgeschrittenen Ortschaften Biebergemünd-Wirtheim und Linsengericht-Altenhaßlau. Alle interessierten Bürger können sich anschließen. Anmeldungen im Rathaus, Telefon 0 60 53 / 80 09 38. "Harmonie"-Chef bestätigt FREIGERICHT. Gerhard Franz, Chef des Gesangvereins "Harmonie" Bernbach, wurde vor kurzem in seinem Amt bestätigt. Neu im Vorstand sind Klaus Trageser, Rudolf Trageser und Marco Franz. Der Verein, der 1992 insgesamt 71 Auftritte verzeichnete, feiert im kommenden Jahr sein 115. Jubiläum. Heringsessen beim DRK Roth GELNHAUSEN. Alle Aktiven der DRK-Ortsvereinigung Roth sind mit ihren Familien für Freitag, 5. März, ab 19 Uhr ins Vereinsheim zum Heringsessen eingeladen. Grundschule für Mittel-Gründau GRÜNDAU. Die Gemeinde Gründau will ein Grundstück für den Bau einer Grundschule in Mittel-Gründau kaufen. Verhandlungen mit dem Schulträger Main-Kinzig-Kreis seien bereits im Gange, um den Neubau so schnell wie möglich zu realisieren, berichtet die Gemeindeverwaltung.VHS-Kursus Mineralien SCHLÜCHTERN. Grundkenntnisse der Gesteinskunde vermittelt der VHS-Kursus "Mineralien" anhand einer Sammlung aus dem bulgarischen Nationalmuseum in Sofia, der am Donnerstag, 4. März, im Ulrich-von-Hutten-Gymnasium beginnt. Unter Leitung von Violeta El Kaiy treffen sich die Teilnehmer donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr.
Sondermüll-Sammlung SINNTAL. Schadstoffhaltiger Müll wird am Mittwoch, 3. März, von 15.10 bis 16 Uhr am Rathaus Sterbfritz und von 16.25 bis 17.10 Uhr am Oberzeller Feuerwehrhaus eingesammelt. CDU gründet Frauenunion STEINAU. Der CDU-Stadtverband Steinau will im Frühjahr einen Ortsverband der Frauenunion gründen. Erklärtes Ziel der Christdemokratinnen: "Die Stellung der Frau in der Kommunalpolitik verbessern." Gottesdienstordnung aus Guatemala WÄCHTERSBACH. Aus Guatemala kommt die Gottesdienstordnung, nach der die evangelische Gemeinde Wächtersbach am Weltgebetstag, Freitag, 5. März, ab 19.30 Uhr zelebriert. Das Thema heißt "Als Gottes Volk Heilung bringen". Ein Treffen im Gemeindehaus in der Poststraße 7 schließt sich an.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
"Elvis"-Gastspiel in Bad Orb BAD ORB. Mit der Musical-Show "Elvis - The Legend" gastiert das American Musical Company Orchestra am Freitag, 5. März, ab 19.30 Uhr in der Bad Orber Konzerthalle. Eintrittskarten gibt's im städtischen Verkehrsbüro, Restbillets ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. Irische Weisen mit keltischen Harfen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Musik auf keltischen Harfen erklingt am Sonntag, 7. März, um 19 Uhr in der evangelischen Versöhnungskirche Salmünster. Sylvia Reiß und Christoph Pampuch spielen "traditionelle irische und bretonische Weisen und Kompositionen aus unserer Zeit". Der Eintritt ist frei. Schülerfreizeit in Bernau BIEBERGEMÜND. Die Gemeinde bietet in ihrem Ferienprogramm für Schüler eine einwöchige Fahrt vom 9. bis 15. August ins Schullandheim Bernau an. Anmeldungen werden ab sofort im Rathaus entgegengenommen. Vortrag über Extensivierungsbetriebe BIRSTEIN. Über das "Wirtschaften in Extensivierungsbetrieben" spricht am Montag, 8. März, Evely Boland im Feuerwehrgerätehaus Fischborn. Die Veranstaltung des Amtes für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft Gelnhausen beginnt um 20 Uhr. "Rockige Zeiten" im Jugendclub BRACHTTAL. "Rockige Zeiten" brechen am Samstag, 13. März, um 20 Uhr in der Disco des Jugendclubs Udenhain an. "Bewegung im Hallenbad" FREIGERICHT. Für den Seniorenkurs "Bewegung im Hallenbad", der am 11. März um 14 Uhr beginnt, sind noch einige Plätze frei. Nähere Informationen gibt es im Rathaus unter Telefon 8 88 27. Sommerfreizeit in Südtirol GELNHAUSEN. Eine Sommerfreizeit in Südtirol organisiert das Diakonische Werk für Kinder von 10 bis 15 Jahren. Anmeldeformulare gibt es in der Braugasse 8, Telefon 0 60 51 / 39 39. Die Reise vom 7. bis 21. August kostet 590 Mark. Freigericht wird "abgehängt" GRÜNDAU. Eine der sechs Kommunen, die ihre Bioabfälle an die kreiseigene Kompostierungsanlage in Lieblos liefern, wird nach Angaben von Bürgermeister Georg Meyer ab 1. März "abgehängt". Ab dann müsse die Gemeinde Freigericht ihre organischen Abfälle nach Hohenzell bringen. Dies entlaste die Liebloser Kompostierung wesentlich und reduziere somit auch den Gestank. Jahreshauptversammlung der Feuerwehr HASSELROTH. Die Jahresversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hasselroth beginnt am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Friedrich-Hofacker-Halle. Stadt will Energie sparen SCHLÜCHTERN. Beim Bauen will die Stadt künftig Energie sparen. Auf Antrag der BISS-Fraktion beschloß das Stadtparlament, alle kommunalen Bauprojekte gemäß dem hessischen Leitfaden "Energie im Hochbau" auszuführen. Informationen zum Thema Müll SINNTAL. Um das Thema Müll dreht sich ein Vortrag des Landfrauenvereins am Donnerstag, 4. März, um 19.30 Uhr im Sportlerheim Mottgers. Referent ist Umweltberater Walter Schinzel. "Weltgebetstag der Frauen STEINAU. Der "Weltgebetstag der Frauen" wird in Steinau am Freitag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Katharinenkirche gefeiert.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Regenwassertonnen zum halben Preis BAD ORB. Regenwassertonnen nebst Zubehör gibt es bei der Stadt jetzt zum halben Preis. Ermöglicht wird dies durch Zuschüsse aus dem Stadtsäckel und der Landeskasse. Interessenten müssen bis zum 31. März ihre Bestellung bei der Stadtverwaltung abgeben. Formulare gibt es im Rathaus. Schnellbahn-Initiative informiert BAD SODEN-SALMÜNSTER. Über den neuen Stand in Sachen Bundesbahntrasse Frankfurt-Leipzig informiert die Bürgerinitiative "Keine Schnellbahn durch den Huttengrund" am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Gemeindehaus Wahlert. Baumschneide-Kursus BIEBERGEMÜND. Der Obst- und Gartenbauverein Lanzingen lädt für Samstag, 13. März, zu einem Kursus im Schneiden von Sträuchern und Obstbäumen ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Hof der Schreinerei Schick, Mühlgraben 1. "Zum Freigericht": Zuschuß bewilligt FREIGERICHT. Nachdem der Bewilligungsbescheid aus Wiesbaden rein "zufällig" kurz vor der Kommunalwahl eingetroffen sei, könne nun der Innenausbau der Gaststätte "Zum Freigericht" beginnen, berichtet die CDU. Allerdings seien 1993 von der 1,3-Millionen-Zuwendung nur 302 000 Mark verfügbar, der Rest folge 1994 und 1995. Den Ratten geht's an den Pelz GELNHAUSEN. In den nächsten Wochen soll es den Ratten in Gelnhausen an den Pelz gehen. Rattenvorkommen sollen deshalb bis zum 18. März im Rathaus, Tel. 82 00 12 oder 82 00 68, angemeldet werden. Das Gift wird in rosafarbenen Plastiksäckchen ausgelegt. Darauf sollten Eltern und Besitzer von Haustieren achten. Gründau baut Stauraumkanal GRÜNDAU. Mit einem Stauraumkanal will der Abwasserverband nach Angaben der Gemeindeverwaltung den überlasteten Kanal in der Niedergründauer Untergasse entlasten. Die rund eine Million Mark teure Anlage solle bereits 1994 gebaut werden.
CDU läßt Wahltaxi rollen JOSSGRUND. Kostenlose Fahrten zum Wahllokal und zurück bietet die Jossgrunder CDU älteren Bürgern für Sonntag, 7. März, an. Interessierte können sich unter Telefon 459 anmelden. Die Wahlparty der CDU steigt in der Pfaffenhausener Gaststätte "Haus Königsberg" ab 20 Uhr. Warten auf die Ergebnisse LINSENGERICHT. Zur Wahlparty lädt die CDU Linsengericht für Sonntag, 7. März, ab 20 Uhr in die Reinhardts-Schänke Altenhaßlau ein. Auch ein Fernsehgerät soll bereitstehen, um den Ausgang der Kommunalwahlen hessenweit zu verfolgen.Treffen der Oldtimer-Freunde SCHLÜCHTERN. Zur Jahreshauptversammlung trifft sich der Verein der Oldtimer-Fahrzeug-Freunde am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Adler". Unter anderem stehen Vorstandswahlen an. Altpapier-Sammlung SINNTAL. Altpapier wird am Freitag, 5. März, in Altengronau, Jossa, Neuengronau, Oberzell, Weichersbach und Züntersbach eingesammelt. Das Material muß ab 6 Uhr an der Grundstücksgrenze bereitsstehen.Selbstverteidigungskursus STEINAU. Einen Selbstverteidigungs- Kursus für Frauen bietet der Sportkreis Schlüchtern für Samstag, 6. März, ab 14 Uhr in der Turnhalle der Steinauer Brüder-Grimm-Schule an. Anmeldungen nimmt Susanne Dittrich, Telefon 0 66 63 / 6230 entgegen.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Bastelkursus für Ostern BAD ORB. In der Jugendkunstschule im Haus des Gastes beginnt am 9. März der Kursus "Österliche Basteleien" für Kinder von fünf bis sieben Jahren. Er umfaßt vier Nachmittage von 15 bis 16.30 Uhr und kostet acht Mark. Anmeldungen bei der Stadtverwaltung, Telefon 86 26. Altertümliches im Haus Goos BAD SODEN-SALMÜNSTER. "Altertümliches" zeigt der Heimat- und Geschichtsverein am Sonntag, 7. März, im Haus Goos in Salmünster. Die Ausstellung ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach der Wahl BRACHTTAL. Zur Wahlnachlese trifft sich der SPD-Ortsverein am Sonntag, 7. März, ab 19 Uhr in der Gaststätte "Alt Budapest" in Hellstein. Alle Mitglieder und Freunde sind eingeladen. Musikverein informiert FREIGERICHT. Über Jugendausbildung und -freizeitprogramm informiert der Musikverein Bernbach am Sonntag, 7. März, ab 14 Uhr im Proberaum am Dalles. Sprechstunde des Bürgerbeauftragten GELNHAUSEN. Der Bürgerbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises hat Sprechstunde im Landratsamt Gelnhausen (Zimmer 1, Erdgeschoß) am Donnerstag, 11. März, von 10 bis 12 Uhr. Landrat Eyerkaufer hat dort seine nächste Sprechstunde am Dienstag, 16. März, ab 9.30 Uhr. Er bittet um Anmeldung unter Telefon 0 60 51 / 8 52 12. Treffen des BUND Gelnhausen GELNHAUSEN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) lädt alle Interessierten zu einem Treffen am Montag, 8. März, in der Stadthalle ein. Beginn ist um 20 Uhr. Versammlung der Feuerwehr GRÜNDAU. Die Jahresversammlung der Mittel-Gründauer Feuerwehr beginnt am Freitag, 12. März, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Vorstandswahlen.Basar für Kindersachen SCHLÜCHTERN. Einen Basar "rund um das Kind" veranstaltet der Niederzeller Kindergarten am Samstag, 13. März, von 14 bis 17 Uhr. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 66 61 / 51 20. Informationen für Landwirte SINNTAL. Über aktuelle Fragen der Landwirtschaft spricht Kreisbauernverbands-Chef Friedhelm Schneider am Montag, 8. März, im Schwarzenfelser Gasthaus "Zur Burg". Die Veranstaltung des Bauernverbandes beginnt um 20 Uhr. Wahlfete der BIW WÄCHTERSBACH. Fans und Freunde der Bürgerinitiative Wächtersbach (BIW) sind für Sonntag, 7. März, ab 20.16 Uhr zur Wahlfete ins "Rusticana", Poststraße 19, eingeladen. Zur Stärkung nach dem Wahlstreß gibt es ein kaltes Buffet.
BAD VILBEL. "Die fahren hier alle auf der falschen Seite", wunderte sich eine englische Schülerin aus Glossop auf die Frage nach ersten Eindrücken. Unter dem Gelächter der übrigen Zuhörer schilderte sie plastisch ein erstes Erlebnis beim Radfahren in Bad Vilbel, als ihr auf der "richtigen" Seite hupend ein Auto entgegenfuhr. Das sportliche Mädel gehört zu einer Gruppe von elf Schülern und Schülerinnen, die erstmals zu einem Besuch ins Georg-Büchner-Gymnasium gekommen sind.
Außer den eigenwilligen kontinentalen Fahrgewohnheiten ist den 15- bis 17jährigen Schülern und Schülerinnen zunächst aufgefallen, daß es wenig vegetarisches Essen gibt, obwohl das Angebot bei den Gasteltern als üppig geschildert wurde. Manchen der englischen Jugendlichen schien das Verhältnis von Kindern und Eltern zu Hause in England noch mehr formell und traditionell geprägt als in der Bundesrepublik, aber die Herzlichkeit scheint auch bei uns von Familie zu Familie verschieden zu sein, wie die Eindrücke anderer Gastschüler zeigten.
Die Schüler sind bei Bad Vilbeler Gasteltern untergebracht, dafür dankte die begleitende Lehrerin, Susanne Willmott, dem Magistrat. Zusammen mit Mrs. Willmott, einer gebürtigen Österreicherin, begleitet Brian Colley die Jugendlichen. Rektor Karl-Heinz Kalbfleisch und die Pädagogin Luitgart Ehrbeck umrissen die Hürden auf dem Weg zu einem gymnasialen Schüleraustausch. Vor allem in England seien die Anfragen und Kontaktaufnahmen aus Bad Viblel weitgehend ohne Resonanz geblieben, berichtete Frau Ehrbeck, die sich auch im Vorstand des Partnerschaftsvereins Bad Vilbel- Glossop für einen solchen Austausch eingesetzt hat.
Befragt nach den Hürden meinte Mrs. Willmott, die lägen unter anderem im sozio-ökonomischen Bereich, also der etwas geringeren Kaufkraft in Glossop. Die zweite Hürde sah sie in der Zurückhaltung vieler Engländer, die Insel in Richtung Kontinent zu verlassen. Durch den Besuch der "Pioniergruppe", so hoffen die Pädagogen, könnte das Interesse der übrigen Schüler/innen des Glossop Dale County College an einem Austauschbesuch wachsen.
Die meisten Schüler/innen besuchen die Oberstufe und einige haben als Spezialfach einen Kursus beim "Training and Enterprise Council" gewählt, um Deutsch für das Geschäftsleben zu lernen. Diese Einrichtung beteiligt sich auch an der Finanzierung des Austausches. Doch dazu müssen die Jugendlichen zwei Tage bei einem Unternehmen in Bad Vilbel hospitieren und dort Interviews über die Arbeitswelt machen. Dazu wird dann ein Bericht in deutscher Sprache erwartet. Daher verteilen sich die Jungen und Mädchen am Mittwoch und Donnerstag auf vier Betriebe in Bad Vilbel: die Stadtverwaltung, die Volksbank, die Firma Stada und Brother. Am Mittwoch treffen sich die englischen Schüler und ihre deutschen Alterskollegen in der Alten Mühle. de
KASSEL. Nach dem Abitur stracks an die Universität, das gesteckte Studienziel und natürlich die Höchstförderungsdauer immer fest im Blick, Meldung zum Examen ohne schuldhaftes Zögern: So sieht es wohl aus, das Bild eines idealtypischen Studierenden. Die spezifischen Bedürfnisse von Studentinnen mit Kind oder von studierenden Vätern wurden da kaum berücksichtigt.
Chancengleichheit? Für Studierende mit Kindern ist sie an den Hochschulen nicht verwirklicht. So lautet jedenfalls ein Fazit der in diesen Tagen veröffentlichten Sonderauswertung der 13. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes (DSW), die zum Beispiel einen Fehlbedarf von bis zu 21 000 Kinderbetreuungsplätzen allein in hochschulnahen Bereichen ausgemacht hat.
"Spielräume schaffen" war dann auch Titel und zugleich forderndes Ergebnis einer Fachtagung, zu der das DSW in diesem Zusammenhang rund 150 Vertreter von Studentenwerken, Hochschulen, Landes- und Bundesministerien sowie studentische Eltern nach Kassel eingeladen hatte. "Die Hochschulen selbst müssen Studierende mit Kindern und deren besondere Belastung endlich wahrnehmen und in ihren Arbeitsbereichen zu einer Erleichterung der Studiensituation beitragen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des DSW, der Kasseler Gesamthochschule (GhK) und des örtlichen Studentenwerks. Zumal es unter anderen volkswirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen, familienplanerischen und pädagogischen Gründen absolut "sinnvoll" sei, so DSW-Präsident Albert von Mutius und die GhK-Vizepräsidentin Gabriele Gorzka, das Studium und Elternschaft miteinander zu verbinden.
Die in Kassel formulierten Forderungen zu rechtfertigen, ist angesichts der rund 100 Seiten starken DSW-Studie zur Studiensituation und zur sozialen Lage von studierenden Müttern und Vätern wohl kein Problem. Danach gibt es an den bundesdeutschen Hochschulen etwa 135 000 Studierende mit Kindern, wobei ihr Anteil in den neuen Ländern mit insgesamt elf Prozent doppelt so hoch ist wie im Westen. Und während mit 55 Prozent schon die Mehrheit der studierenden Eltern an westdeutschen Hochschulen Kinder im Krippenalter (bis einschließlich zwei Jahre) hat, beträgt der entsprechende Anteil der Studenteneltern an ostdeutschen Universitäten immerhin 72 Prozent.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen ist die Situation in den neuen Ländern für Studierende mit Nachwuchs (noch) günstiger. So sind aufgrund der weitgehend noch existierenden, besseren Versorgung mit entsprechenden Einrichtungen rund zwei Drittel der studentischen Kinder in einer Krippe, Krabbelstube oder einem Kindergarten untergebracht.
Anders im Westen: Dort überlassen nur 12 Prozent ihren Nachwuchs den Großeltern oder bringen die Sprößlinge in einen Kindergarten. Die private Betreuung durch den Partner oder die Partnerin dominiert (43 Prozent) - vermutlich zwangsläufig.
Vor diesem Hintergrund hat das DSW dann auch einen bedarfsgerechten Ausbau von (hochschulnahen) Kindertagesstätten und die Unterstützung von Elterninitiativen gefordert. Das allein wird nach Einschätzung der Experten freilich nicht ausreichen. Denn in den Studien- und Prüfungsordnungen schlug sich die Existenz von Müttern und Vätern bisher auch nicht nieder. So fordert das DSW eine stärkere Berücksichtigung ihrer spezifischen Bedürfnisse. Die Sorge des DSW freilich ist, daß in Bonn angesichts der Mittelknappheit "nicht der Mut zu strukturellen Entscheidungen" vorhanden ist. ANNE RIEDEL
FR: Wie bewerten Sie den gegenwärtigen Zustand der Erde?
HANS JONAS: Da muß ich mich richten nach dem, was die Fachleute auf den verschiedenen Gebieten zu sagen haben. Der Zustand der Erde ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Was man jeweils zu einem ökologischen Problem erhebt, das hängt ja davon ab, was der menschliche Aufprall auf die Welt gerade für Schaden anrichtet oder welcher Schaden gerade sichtbar wird oder wo man Veranlassung hat, einen besonderen neuen Schritt auf dem Wege der Überlastung der Umwelt zu befürchten.
Wenn sich plötzlich irgendwo herausstellt, daß Wälder absterben, tritt dieser Aspekt der Umweltbedrohung in den Vordergrund. Denn das fällt den Menschen auf.
Die Philosophie eignet sich nicht zur Prophylaxe?
Nein, nein, die Philosophie eignet sich vortrefflich zur Prophylaxe. Nicht, indem sie ein bestimmtes Programm der Bewältigung unseres Verhältnisses zur Umwelt aufstellt. Das ist eine Sache von drei gewaltigen Faktoren: erstens wissenschaftliche Erkenntnis mit den damit verbundenen Empfehlungen, was man machen und was man unterlassen soll. Zweitens allgemeines Bewußtsein, das bereit ist, auf so etwas sich einzulassen, sich beeindrucken zu lassen und mitzugehen. Drittens ein politisches System, eine politische Ordnung der Dinge, die imstande ist, solche Einsichten auch in der Praxis durchzusetzen gegen all die Widerstände, die sich natürlich dagegen erheben, denn es ist schlecht fürs Geschäft. Unter Umständen sehr schlecht fürs Geschäft, obwohl das, was am Ende herauskommt, wenn man nichts tut, noch schlechter fürs Geschäft sein wird, aber da es weiter weg liegt, ist es nicht so ein Gegenstand der Sorge.
Aber - prophylaktisch kann die Philosophie trotzdem werden, indem sie die Geister mit darauf vorbereitet, sich auf diese Dinge ernsthaft einzulassen. Die Philosophie kann keine bestimmten Rezepte geben, aber sie kann doch ein geistiges Klima mit vorbereiten, so, daß Menschen schon daran gewöhnt sind, daß das ein wichtiges Problem ist. Indem schon die Wichtigkeit der Problematik herausgearbeitet wird, wird ja etwas prophylaktisch mindestens versucht.
Das klingt jetzt sehr nüchtern, als Appell an die Vernunft wohl gedacht. In Ihren Schriften gehen Sie ja doch viel weiter, da fordern Sie eine Ethik der Zukunftsverantwortung, eine sogenannte "Fern-Ethik". Was hat man sich darunter vorzustellen?
Wofür ist man verantwortlich? Prinzipiell ist man verantwortlich für das, was man anrichtet. Das heißt, Verantwortung ist mit Macht verbunden. Verantwortung ist verbunden mit der Fähigkeit, den Gang der Dinge zu bestimmen, zu beeinflussen jedenfalls, mitzubestimmen. Und von jeher hat man angenommen, daß jemand verantwortlich für sein Tun ist, weil er a) es nicht gezwungen, sondern irgendwie frei getan hat - er hätte auch anderes tun können - und b) daß er es wissend getan hat, daß er ungefähr gewußt hat, was er tat, daß es nicht in völliger Unwissenheit geschehen ist. Nun, für Wissen oder Unwissen ist man selber mit verantwortlich, denn man kann ja etwas dafür tun, daß wir das Richtige wissen. Aber was die Macht anlangt, die Freiheit der Entscheidung, das ist eine etwas schwierige Angelegenheit, denn ich kann zwar erkennen, daß, indem ich mich jetzt ins Auto setze und eine Fahrt mache, die auch ebensogut unterlassen könnte, wo nichts Großes von abhängt in meiner Lebenserhaltung, aber ich trage soundsoviel bei zur weiteren Belastung der Atmosphäre.
Es ist sehr einfach, zu so einer einzelnen Einsicht zu kommen. Aber sind wir wirklich frei, zu entscheiden, ob wir das Auto benutzen oder nicht? Keineswegs. Wir haben einen Lebensstil geschaffen, ein System des Zusammenlebens der Menschen dieser Erde, des Wohnens, der Arbeitsplätze usw., wo man gebunden ist an eine sehr große, fast rücksichtslose Ausnutzung solcher technischer Mittel wie das Auto. Im ganzen ist die moderne Menschheit in dem Lebensstil, in dem sie überhaupt nur existieren kann, nicht mehr frei, ob sie, und in welchem Maße sie Gebrauch macht von all den Machtmitteln, den Nutzungsmitteln, die zum Teil auf lange Sicht umweltverderblich sind, die die moderne Wissenschaft und Technik ihr zur Verfügung gestellt hat.
Das heißt, es ist nicht eine Situation, wo man sich gewissermaßen von Tag zu Tag überlegen kann: Wollen wir so leben oder wollen wir nicht - wir müssen ja. Wie soll man sonst die Kinder zur Schule schicken, selber an den Arbeitsplatz kommen, wie soll man überhaupt dieses ungeheure Gefüge der Menschheit, die dauernd verbrauchen muß und dafür was leisten muß, um diesen Verbrauch zu dekken - ja, dafür braucht man auch die Herstellung von all diesem überflüssigen Zeug, das mit beiträgt zur Überbelastung der Umwelt.
Insofern sind wir in einer sehr schwierigen Situation. Es ist ziemlich einfach zu sehen, daß wir, wenn wir so weiter machen, aufs Verderben zusteuern; und es ist ziemlich einfach zu sehen sogar, daß wir üppige, gedankenlose Verwüster geworden sind der uns anvertrauten Erde; aber es ist keineswegs einfach, daraus die praktischen Konsequenzen zu ziehen. Darum ist die eine Voraussetzung für Verantwortung Freiheit der Tat, und daß man auch in der Lage ist, anders zu handeln, ist nicht so fraglos gegeben. Ich sage nicht, daß sie absolut fehlt, es läßt sich schon etwas tun, aber es ist nicht so fraglos gegeben, daß ich wirklich entscheiden kann darüber, wie unsere Zivilisation ab morgen oder ab nächstes Jahr aussehen soll.
Würde diese Freiheit denn nicht eingeschränkt, sinnvoll eingeschränkt, in Richtung auf ein verändertes Bewußtsein, wenn sich in der Menschheit ein kollektives Verantwortungsgefühl entwickeln könnte?
Darauf kommt alles letzten Endes hinaus. Entweder darauf oder auf die ungeheuren Ängste, die durch beginnende Katastrophen in den Menschen ausgelöst werden. Das ist der eine psychologische Faktor, daß die Furcht, die Angst, das heißt eine warnende Serie von kleineren Katastrophen - nicht wirklich endgültigen, aber kleineren, warnenden Katastrophen - die Menschen aufrüttelt, sich eine ganz andere Lebensperspektive zuzumuten. Das andere ist, was Sie eben gesagt haben, daß sich ein wirkliches sittliches, ein öffentliches, daß sich in breiten Kreisen eine Verantwortungsethik entwickelt, mit entsprechender Bereitschaft auch zu asketischen Zügen . . .
Ist das nicht zu idealistisch gedacht?
Absolut. Ich sage ja auch gar nicht, daß wir darauf rechnen können. Was ist denn das Ziel, dem man zustreben muß? Das Ziel ist ein Vermeidungsziel, man muß etwas vermeiden. Das ist nicht ein Ziel, ein positiv gesetztes, daß wir ein herrliches Zeitalter der Erfüllung der menschlichen Bestimmung herbeiführen, sondern wir müssen vermeiden, daß ein großes Unglück geschieht, ein von uns angerichtetes Unglück. Das ist schlecht, und das Ziel in diesem Sinne schon bescheiden. Aber bescheiden nur insofern, als es auf das alte Glückseligkeitsmotiv verzichtet.
Es wäre ein unberechtigter Idealismus, anzunehmen, daß mit einem Appell an die gute Gesinnung die Sache zu machen ist. Aber andererseits darf man doch nicht völlig die Idee aufgeben, daß Menschen auch zu Verstand kommen können und sogar schließlich zu einer einigermaßen auch ethisch haltbaren Handlungsweise, wenn sich die Beweiskräftigkeit der Wirklichkeit hier verbindet, außer der theoretischen Einsicht noch mit dem beginnenden Versagen der Umwelt selbst.
Man hat ein Wissen von Gefahr, das hat sich herausgebildet und ich habe ja eine bestimmte Methodologie, wie man sich mit bestimmten Fragen überhaupt beschäftigt, ich nenne das die "Heuristik der Furcht" im Gegensatz zum "Prinzip Hoffnung". Es ist die Heuristik der Furcht, sich vorzustellen, was kann da nun herauskommen, und dann sind es gewöhnlich Sachen, die irreversibel sind, sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Wenn der tropische Urwald erst einmal dahin ist, ist er dahin. Den können wir nicht wieder neu hochzüchten.
Sie plädieren für eine neue Sittlichkeit; wer soll denn die Maßstäbe hier setzen? Wäre dies eine Aufgabe für die Philosophie? Eine Aufgabe, die zweierlei braucht. Abgesehen von allen psychologischen Hilfsmitteln und Pädagogik usw. braucht es zweierlei: Einerseits die Einsicht in das Kausalgefüge der Dinge, also wissenschaftliche Einsicht in das, was vor sich geht, über das Walten von Ursache und Wirkung, und eine entsprechende projektive Darstellung der Zustände, zu denen es kommen könnte hier auf der Erde. Und das andere ist die Erziehung, Herbeiführung einer sittlichen Einsicht, die sagt, das können wir nicht verantworten, dazu dürfen wir es nicht kommen lassen. Diese zwei Dinge. Aber wenn sie beide da sind, ist immer noch nicht gesichert, daß sie sich durchsetzen.
Aber das ist die Mindestvoraussetzung: Erst mal, daß man weiß, was los ist, und zweitens, daß man weiß, daß man es nicht dazu kommen lassen darf, daß die Verantwortung des Menschen für die Zukunft der eigenen Art, für unsere eigenen späteren Generationen uns Pflichten auferlegt. Nun, es gibt ja so etwas wie sittliche Erziehung. Es hat ja Propheten, Prediger gegeben, die gewisse Sachen eingeschärft haben, und teils haben sie damit Erfolg gehabt.
Gibt es einen Ausblick von Ihnen auf die Zukunft?
Nein, Ausblick - nein, das wäre nicht richtig gesagt. Aber - Ausblick auf viele Zukünfte, mögliche, Variationen, die es da gibt. Da gibt es doch eine ganze Anzahl von Perspektiven, wo die Phantasie mal auf der einen und mal auf der anderen verweilt. Eine zum Beispiel ist, daß es vielleicht nur auf dem Wege schrecklichster Kriege dazu kommen wird, daß eine überbevölkerte Erde sich wieder etwas lichtet, ich weiß es nicht. Eine andere ist, daß sich der Erfindungsgeist der Wissenschaft und Technik darauf richtet, wie man alles machen kann mit geringerem Schmerz für die Umweltverträglichkeit. Es könnte sein, daß der Ehrgeiz, das Ziel technischen Fortschrittes gerade wird, gewisse Wirkungen zu vermeiden. Ich meine, so wie in der Medizin das Ziel immer sowieso war, daß man gegen Krankheiten kämpft, so könnte es sein, daß für die gesamte industrielle Technik ein überragendes Ziel wird, wie man generell das Lebenswohl der Menschen sichern kann, ohne die Umwelt dabei kaputtzumachen. Das heißt eine Verträglichkeit der verschiedenen Notwendigkeiten, Notwendigkeiten für die menschliche Existenz, Notwendigkeit dafür, daß der Ozean rein bleibt, Notwendigkeit dafür, daß es die Wälder gibt - daß man das miteinander versöhnen kann.
Vielleicht ist das die größte Herausforderung, die es an das technische und wissenschaftliche Ingenium für das kommende Jahrtausend oder für das kommende Jahrhundert gibt: Solche Ziele zu setzen. Nicht: Wie kann man den Umfang der menschlichen Wünsche noch erweitern, wie kann man noch Neues finden, was Menschen dann genießen können und dessen sie sich erfreuen können, sondern: Wie kann man das, was wir haben, und wovon man einiges vielleicht aufgeben muß, aber vielleicht gar nicht so ungeheuer vieles - wie kann man das so umgestalten, daß wir so einigermaßen weitermachen können, also ohne sehr viel tiefer wieder herabzusteigen unter das jetzige Niveau, aber es verträglich zu machen mit der Umwelt.
Meistens denke ich an die Zukunft meiner Kindeskinder mit Befürchtungen, mit einer ziemlichen Angst, aber nicht mit Verzweiflung. Ich glaube, es können schlimme Zeiten kommen.
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. DGB: Arbeits- u. sozialrechtliche Beratung, 14.30-16.30 Uhr, Kettelerstr. 19.
Diakon. Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychol. Beratung, Gesprächstermine nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 640 00.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.
Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung, 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Abnehmen - wie?
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Ev. Krankenpflegeverein: Gesprächskreis "Pflegende Angehörige", Treffen, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Grüner Weg 2.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Altenstadt. Freundeskreis Florstadt-Altenstadt: Gesprächskreis für Suchtkranke, Gefährdete und deren Angehörige, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus Stammheimer Str.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Bad Nauheim. Gem. z. Förderung d. Waldorfpädagogik: John Edward Kelly - Saxophon-Konzert, 20.15 Uhr, Waldorfschule. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. AWO-Seniorenclub Talstadt: Kaffeerunde, 15 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.
Butzbach. Natur- u. Vogelschutzgruppe Griedel: Jahreshauptversammlung, Taunus. Kleintierzuchtverein Kirch-Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Vereinslokal Maiwald.
Karben. KSG Klein-Karben: Jahreshauptversammlung Tanzsportabteilung, 20 Uhr, Vereinshaus.
Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Gedern. Oberh. Philatelisten-Vereinigung: Tauschaubend, Gaststätte Holzkist&rquote;l.Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenzentrumsverein: "Ich, Du, Wir - gemeinsam kreativ sein", Schnupperabend, 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
Bad Nauheim. Naturheilverein: Kochkurs "Vitalstoffreiche Vollwertkost", Kursbeginn, 19 Uhr, Stadtschule Mittelstr. Johanniter-Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil 1, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
Bad Vilbel. Ev. Familienbildungsstätte: Kalorienreduzierte gesunde Küche, Kursbeginn, 10-13 Uhr, Grüner Weg 4-6.
OVAG: Das Mikrowellenkochgerät, 14 Uhr, Friedberger Str. 8.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Autogenes Training, 18.30-20 Uhr, J.-S.- Bach-Str. 26.
Hausfrauen-Verband: Dia-Vortrag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Nidda. Seniorenclub Ulfa & VHS: Vortrag "Gesunde Ernährung" v. Fr. Seifert, BH Ulfa.
Friedberg. SPD: Talkshow über Kreispolitik, 19.30 Uhr, Stadthalle.
Bad Nauheim. CDU-Frauen-Union: "DSD - das Duale System Deutschlands", Informationsveranstaltung, 20 Uhr, Kurhaus.
Junge Liberale: Stammtisch, 20.30 Uhr, Willi's Pub.
Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Mörler Grund 3, Steinfurth.
Rosbach. Gesprächsrunde zur Beruhigung der Brunnenstraße, 20.15 Uhr, Brunnenstr. 14 a.
Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gasthaus Zum Stern.
Ortenberg. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, DGH Bergheim. Veranstaltungen zur Wahl
Nidda. CDU: Veranstaltung mit N. Kartmann zum Schulgesetz.
Hirzenhain. Wählerinitiative: Wahlkundgebung, 20 Uhr, BH Glashütten. Verschiedenes
Friedberg. Bibliothekszentrum Klosterbau: Führung durch alle Bereiche des Hauses, 16 Uhr, Augustinergasse 8.
Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus.Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März).
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Alarmstufe Rot (15, 20.15 Uhr) - Blende: Der kleene Punker (15 Uhr); Kein Pardon (20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Bodyguard (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Bodyguard (20 Uhr).
Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.
Schöneck. Sternpalast: Sister Act (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont-Neuf (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Die siebente Saite (19.30 Uhr); My new gun (21.45 Uhr).
Der Blick des Liebhabers des Feuers, des Sammlers von Nachrichten, die von ungezündeten Bomben, Selbstmördern, Ehebrechern, Streikenden, Soldaten, Polizisten, Automobilisten, Ertrunkenen und Gaunern berichten, ist jedoch bereits justiert auf die höllische Groteske, die lachätzende Absurdität des sprunghaft- töd- & tätlichen Lebens; und allergisch für die klangmalerischen Inzeste, wenn die Wörter, wie er bemerkt, "im Zufall der (unverhofften) Begegnung Possen reißen", die abgründiger sind, auch unlöslicher & -barer als Arno-Schmidtsche Etymystik vom Schutthaufen der Kalauerei: "M. Abel Bonnard aus Villeneuve-Saint- Georges spielte Billard und büßte sein linkes Auge ein, als er in seine Queue fiel"; oder "Bei Noisy-sous-Ecole fiel M. Louis Delilleau, 70 Jahre um: Sonnenstich. Schnell fraß sein Hund Fidèle den Kopf".
Mit den 1111 wahren Geschichten des Félix Fénéon, die uns jetzt in der Anderen Bibliotek vor Augen kommen, haben wir ebenso viele blitzende, im Leserhirn explodierende Gedankensplitter der Lebens-Groteske und der Ereignis-Absurdität zu entdecken. Und nicht nur neidlos, sondern mit Entzücken einen einzigartigen Großmeister der kleinsten und läppischsten Form des Journalismus zu bewundern, dem mit jeweils drei gestochen scharf formulierten Zeilen zielgenaue Schnappschüsse gelingen, die jedes breit ausgemalte Lebens- & Gesellschaftspanorama durchlöchern und den Paravant von Ordnung & Sicherheit zersieben.
Ob wir in diesem Minimalisten des Minimalsten nicht so etwas wie einen französischen Lichtenberg vor uns haben, der im "Sudelbuch" der "Vermischten Nachrichten" die ungeheuerlichsten & kolossalsten Wahrheiten mit dem Stilett seiner horriblen Sachlichkeit und seinem infernalischen Witz konfiguriert? Wer diesem Stoneface in die elfhundertelf Augen geblickt hat, wird sich so etwas schließlich fragen dürfen. WOLFRAM SCHÜTTE Félix Fénéon: 1111 wahre Geschichten. Mit einem Essay von Jean Paulhan und einem Nachwort von Patrick und Roman Wald Lasowski. Aus dem Französischen von Hans Thill. Band 99 der "Anderen Bibliothek", Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main, 1993, 222 Seiten, 44 DM.
Anderswo auf der Welt mögen Anschläge wie der in New York zum Alltag gehören, nicht aber in den USA - wenn es denn Terroristen gewesen sein sollten. Das Land ist an Morden gewiß nicht arm, und sinnlose Gewalt ist den Amerikanern nicht fremd, aber von der Heimsuchung durch Terroristen sind die Vereinigten Staaten trotz langer Grenzen und viel Platz zum Unterschlüpfen bisher fast völlig verschont geblieben.
Daß in New York eine Bombe die Explosion am Freitag verursachte, ist vom FBI bestätigt worden. Erhärtet sich der Verdacht, daß die Attentäter ein politisches Motiv hatten, käme das einem Verlust der amerikanischen Unschuld gleich. Gerade weil die Erfahrung neu ist, trifft sie die Amerikaner unvorbereitet. Die Explosion hat das Vertrauen in die insulare Sicherheit erschüttert. Sie hat bange Fragen aufgeworfen: Wie geschützt sind die USA, wie verwundbar die Mega-Metropolen, diese Ameisenhügel voller High-Tech, die ein Kurzschluß lahmlegen kann? Könnte das Land mit einer Eskalation terroristischer Gewalt fertig werden?
Furcht sei eine Waffe, und daher dürfe man ihr nicht unterliegen, hat der Gouverneur von New Jersey gefordert. Spekulationen schießen ins Kraut. New Yorks Gouverneur versucht, mit Beruhigungsformeln gegen Besorgnis anzukämpfen. Die Wachsamkeit soll erhöht und damit eine sichere Welt noch sicherer werden. Das ist vielleicht kein großes Problem, wenn es darum geht, den Präsidenten, das Weiße Haus oder den Kongreß zu schützten, aber gerade in der Millionenstadt New York, deren Profil so offen in den Himmel ragt und wo ein wimmelndes Menschenheer für eine schier hoffnungslose Unübersichtlichkeit sorgt, bieten sich Ziele für Terrorakte wie von selbst an.
Noch besteht die Hoffnung, daß es sich beim Anschlag auf das World Trade Center nicht um einen dramatischen Auftakt handelte, der Schlimmeres befürchten läßt. Doch wehe, wenn sie trügt!
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102.
Oberursel/Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.
Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32; Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Kur- Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
Kleine Lokalrundschau
Vorlesestunde LANGEN. In der Stadtbücherei, Südliche Ringstraße 77, werden am Donnerstag, 4. März, 15 Uhr, Märchen von James Krüss vorgelesen. Eingeladen sind Kinder ab sechs Jahren.
DREIEICH. Der Förderverein für die Partnerschaft von Dreieich und Stafford lädt für Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, zur Jahreshauptversammlung in den Saal der evangelischen Gemeinde in Buchschlag. Danach werden Bilder von der jüngsten Reise nach Stafford gezeigt.
DREIEICH. Beim nächsten Seniorentreff in der August-Wienand-Wohnanlage in Sprendlingen zeigen Hermann und Ingeborg Steidle Farbbilder unter dem Motto "So schön ist Hessen".
LANGEN. Die Volkshochschule, die derzeit das Programm fürs nächste Semester vorbereitet, ist offen für Vorschläge aus der Bevölkerung für neue Kurse. Wer eine Idee hat, kann sich bis zum 5. März vormittags unter der Telefonnummer 203 122 melden. Porträts und Traumbilder
LANGEN. In den Räumen der Sparkasse Langen-Seligenstadt, Zimmerstraße 25, werden bis zum 12. März Porträts, Collagen, abstrakte Malerei und Traumbilder von Gisela Schulze gezeigt. Die Malerin ist Mitarbeiterin der Filiale.
Treff der Friedensfreunde LANGEN. Bei den Treffen der Friedensgruppe in der evangelischen Johannesgemeinde, Uhlandstraße 24, sind neue Gesichter gern gesehen. Die nächste Gelegenheit, dazuzukommen, ist am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr.
EGELSBACH. Für Fragen und Anregungen stehen Katharina Deanovic und Hüseyin Özcan vom Ausländerkomitee am Donnerstag, 4. März, zur Verfügung - um 17 Uhr in Raum 28 des Rathauses.
NEU-ISENBURG. Romantische Harfenmusik wird am 4. März zwischen 18 und 20 Uhr im Erdgeschoß des Isenburg- Zentrums erklingen. Die Geschäftsleute des Einkaufszentrums haben für den kommenden "langen" Donnerstag ein Harfen-Duo engagiert, um die Kunden zu unterhalten.
NEU-ISENBURG. Um das Rätselraten vieler Bürger zu beenden, weist der Magistrat darauf hin, daß die gelben Säcke in der Woche vom 15. bis 19. März abgeholt werden, und zwar jeweils am Tag der "normalen" Müllabfuhr. Am kommenden Wochenende sollen Müllkalender an alle Haushalte verteilt werden.
NEU-ISENBURG. Eine viermotorige "Super Constellation" ist am Samstag, 6. März, Prunkstück der Ausstellung des Dietzenbacher Flug- und Modellbauclubs. Die schönsten Flugmodelle des Vereins sind im Isenburg-Zentrum in der Zeit von 9 bis 18 Uhr zu sehen.
MAINTAL. Das Seniorenkino der Stadt Maintal zeigt am Donnerstag, 4. März, um 17 Uhr im Filmraum der Maintal-Halle Dörnigheim (Berliner Straße) den Spielfilm "Kolp". Inhaltlich geht es in der Komödie um eine Odenwaldstädtchen in der Nachkriegszeit, in dem ein Primaner, der sich als US-Offizier ausgibt, für etliche Verwirrungen sorgt. Der Eintritt kostet 2,50 Mark.
Über die Reaktion seiner Konkurrenten konnte Nico Motchebon so kurz nach der Siegerehrung keine Auskunft geben: "Ich hatte noch zu wenig Kontakte. Ich bin erst einmal bemüht, mich zu orientieren." Kennt er schon kaum jemanden seiner Mitbewerber in der Disziplin 800 Meter, so fliegt er Mitte März mit lauter Fremden nach Toronto; der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat den Hallenmeister von Sindelfingen nämlich in sein Aufgebot für die Weltmeisterschaften in Kanada berufen. Selbst im Verband besaß man übrigens nur vage Kenntnisse von dem "Neuen": Auf der Sieger-Urkunde war sein (französischer) Name falsch geschrieben.
Die Geschichte des 23jährigen Nico Motchebon, Sohn einer Berlinerin und eines Kameruners, ist die eines Umsteigers, der eigentlich aussteigen wollte und nach kurzem Anlauf mit Erfolg wieder eingestiegen ist. Geübt im Fechten, Schießen, Reiten, Schwimmen und Laufen im Gelände entschloß sich Motchebon nach den Olympischen Spielen in Barcelona, dem Modernen Fünfkampf zu entsagen. Teils, weil er enttäuscht vom Verband war, der ihn, den deutschen Meister der Jahre 1989 und 1991, vor Ort zum vierten Mann "degradierte", der nicht eingesetzt wurde, teils, weil er sich nach den trainingsintensiven Fünfkampf-Jahren so langsam um seine Ausbildung kümmern mußte. Nur bis zum Vordiplom betrieb er ein Meteorologie-Studium, an dem er des hohen Physik-Anteils wegen keinen Gefallen fand, danach widmete er sich zwei Jahre ausschließlich dem Fünfkampf, zu dem er 1985 auf Rat eines Lehrers gefunden hatte.
Im Anschluß an die Olympischen Spiele fuhr Motchebon in den Urlaub, dachte über seinen weiteren sportlichen und privaten Weg nach, drehte am 31. August im Berliner Olympiastadion eine Runde, "um zu sehen, ob es sich überhaupt lohnt", begann am Dienstag, 1. September, regelmäßig kürzere Strecken zu laufen, nahm im Wintersemester das Studium der Informatik auf, klinkte sich im Trikot des Sportclubs Charlottenburg Berlin (SCC) in die Hallensaison ein und bestritt in diesem Jahr bisher sechs Rennen über 800 Meter, die ihm vier Titel einbrachten: Berliner Meister, norddeutscher Meister, deutscher Hochschulmeister und jetzt in Sindelfingen deutscher Meister.
Die Mittelstrecken-"Karriere" des Nico Motchebon ist auch ein weiteres Beispiel für Wechselfälle in der Gruppe der Fünfkämpfer. Lutz Stocklasa, Olympia-Siebter von 1968 über 100 Meter Delphin, schloß sich den Pentathleten an und schaffte es bis in den B-Kader. Achim Bellmann, Olympia-14. von 1984 im Modernen Fünfkampf, wurde später Weltmeister mit der deutschen Degen-Mannschaft. Die Fünfkämpferin Sabine Krapf fechtet zusätzlich mit großem Erfolg für den Heidenheimer SB.
Selbstverständlich erklärt sich der ungewöhnliche Aufstieg des unerfahrenen Mittelstrecklers auch mit der nur durchschnittlichen Leistungskraft der Arrivierten. Ohne Ambitionen ("eigentlich wollte ich nur abtrainieren") wählte er - seine Stärke im Fünfkampf war das Schwimmen, während er seine Laufleistungen (4000 Meter lang ist allerdings die Fünfkampf-Strecke) als "schlecht" einordnet - eine Distanz, die im DLV als Brachland gilt. Nach dem Abtritt des Weltmeisters Willi Wühlbeck mangelte es zwar nicht an Talenten (Peter Braun, Axel Harries, Jussi Udelhoven, Joachim Dehmel, Jörg Haas), doch zu einem konstanten Aufenthalt in der Gruppe der Besten in Europa oder gar der Welt brachte es noch keiner.
Unerheblich denn auch die Zeit, die Motchebon zum Titel in Sindelfingen reichte (1:52,39 Minuten), auffällig aber schon der Laufstil des Berliners: von Anfang an vorneweg. Schon schwärmt Bernd Dießner, Trainer von Motchebons Klubkollegen Jens-Peter Herold, von den "traumhaften Anlagen" des Meisters, schon ziehen Leute Parallelen zum kubanischen Doppel-Olympiasieger von 1976, Alberto Juantorena, den sie "el caballo" (das Pferd) nannten, und dem der zur Leichathletik Konvertierte figürlich ähnelt, groß und schwer und kraftvoll. So einer fällt unter den zumeist schmalen Mittelstrecklern auf.
Um den Geruch des Sensationellen zu dämpfen, erinnert Motchebon daran, daß er jahrelang jeden Tag Stunde um Stunde intensiv trainiert und im Modernen Fünfkampf "Wettkampfhärte" erworben habe. Nach der Enttäuschung von Barcelona gibt der Athlet für sich das Motto aus: "Ich bin nicht traurig, wenn ich verliere" und peilt für die Freiluft-Saison eine Zeit von unter 1:46 Minuten an. Im Prinzip aber läuft er noch ganz entspannt im Hier und Jetzt: "Vielleicht bin ich schon am Limit. Ich kenne mich ja selbst noch nicht gut genug." Er, der es schon zur Meisterschaft gebracht hat, muß sich eben erst einmal orientieren.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
KALBACH. Mit je einem Spatenstich von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) begannen am Aschermittwoch die Bauarbeiten für die städtische Kindertagesstätte in Kalbach. Bis Herbst 1994 sollen Im Hain nach den Plänen des Architekten Hans Stadler aus Karlsruhe 55 Kindergarten- und 40 Hortplätze entstehen. Im von der Stadt finanzierten und insgesamt 6,58 Millionen Mark teuren Projekt sind zudem fünf Plätze für behinderte Kinder eingeplant.
Mit der Fertigstellung der Betreuungseinrichtung werde in Kalbach, so die Schuldezernentin, dann für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren ein Kindergartenplatz bereitgestellt. Im Hortbereich sei im kommenden Jahr die angestrebte 25prozentige Versorgungsquote für Schulkinder bis zwölf Jahre erreicht. Denn: Für die derzeit 600 Kalbacher Kinder bis zu zwölf Jahren, darunter 200 im Kindergartenalter und 300 Schulkinder, gebe es 155 Kindergarten- und 36 Hortplätze. Mit den zusätzlichen 95 Plätzen bestehe im Stadtteil damit für Frankfurter Verhältnisse "eine fast einmalig gute Versorgung".
Besorgt ist Dezernentin Ebeling hingegen über die "zu wenigen" Krabbelstubenplätze für Kinder bis drei Jahre, die im ganzen Stadtgebiete rar seien: "Hier muß noch vieles geschehen." Auch an den Zuzug von Kindern in die Bebauungsgebiete Kalbach-Nord und Kalbach-Süd ist gedacht. Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte Michael Damian, persönlicher Referent Ebelings, derzeit könne zwar niemand genau sagen, wie viele Kinder zusätzlich im nördlichen Stadtteil wohnen werden, doch seien für diesen Fall Räume einkalkuliert. "Wenn nötig, wird die heutige Grundschule zukünftig für fehlende Kindergartenplätze umgerüstet." Selbstverständlich sei dies erst nach dem Umzug der Schule in den geplanten Neubau möglich.
Die Raumaufteilung der KT erläuterte Baudezernent Protzmann an einem Modell. Nach Südwesten orientiert sind die Kinder künftig in fünf Gruppenräumen des zweigeschossigen Gebäudes untergebracht. In den drei Kindergarten- und den zwei Hortgruppen stehen dem Nachwuchs 60 Quadratmeter in Gruppen- und 20 Quadratmeter in Kleingruppenräumen zu Verfügung.
Die dazugehörigen Sanitäranlagen, Garderoben und Werkräume garantierten eine großzügige Einrichtung. Der "Service-Riegel" mit Küche, Zimmer fürs Personal und zwei Mehrzweckräumen sei durch einen länglichen Flur vom Betreuungsbereich getrennt.
Damit der Nachwuchs in der Kindertagesstätte auch tatsächlich betreut werden kann, baut die Stadt auf dem 5500 Quadratmeter (die KT hat 3500 Quadratmeter Platz) großen Gelände zwischen der Umgehungsstraße und Im Hain noch ein Wohnhaus für pädagogisches Personal städtischer Einrichtungen.
Schließlich sei das Problem, so unterstrich Dezernentin Jutta Ebeling, Betreuer für die Einrichtungen zu finden, nach wie vor groß. ara
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
KUHWALD. Etwa 100 Besucher waren am Aschermittwoch der Einladung des SPD-Ortsvereins Bockenheim III zum siebten Heringsessen gefolgt. Nach (kostenlosen) Pellkartoffeln mit Hering sprach Sozialdezernent Martin Berg (SPD) über das Thema "Sozialpolitik in Frankfurt".
Die sich anschließende Diskussion im Haus Kuhwald leitete Hans-Dieter Bürger. Der SPD-Stadtverordnete hatte in seiner kurzen Begrüßungsrede den Stadtrat aufgefordert, Tacheles zu reden - "wie sich das für eine Aschermittwoch- Treffen gehört". Doch Martin Berg beschrieb mit nüchternen Zahlen und einer verständlichen Argumentation die kommunale Sozialpolitik.
"Die hängt davon ab, welche Gesetze die Bonner Regierung erläßt", erklärte Berg. Die Änderungen des Arbeitsförderungsgesetzes und die Haushalts-Kürzungen der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg hätten beispielsweise die Streichung von Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen (ABM) zur Folge. "Und das trotz steigender Arbeitslosigkeit."
Opfer dieser Politik seien darüber hinaus die begleitenden Maßnahmen des Arbeitsamtes für den verspäteten Hauptschulabschluß. Eine weitere Konsequenz sei zudem, die Umschulungsprogramme fielen weg. "Die sogenannten Einsparungen sind in Wirklichkeit eine Umverteilung von Zahlungen." Was der Bund an Mittel kürze, müßten die Städte und Gemeinden durch zusätzliche Leistungen im Sozialbereich ausgleichen.
Die angekündigte Kürzung des Wohngeldes werde für viele Menschen die angespannte Lebenssituation noch verschlechtern. "Nur eine starke SPD kann eine Schutzmacht für die Schwachen sein." Diesen Satz versuchte Berg mit der Bilanz der Frankfurter rot-grünen Koalition im sozialen Bereich zu belegen: Allein im vergangenen Jahr habe die Stadt 2194 Wohnungen neu geschaffen.
"Insgesamt haben wir in den vergangenen vier Jahren eine Milliarde Mark für den Wohnungsbau in Frankfurt investiert." Und das sei noch zu wenig für den angespannten Wohnungsmarkt.
Ein Sofortprogramm habe in der Legislaturperiode 3000 neue Betreuungsplätze für Kinder gebracht. Im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau bekräftigte Berg: "In der CDU-Ära hat die Gesamtzahl hingegen um 2700 abgenommen." Der Frankfurt Paß sei derzeit für insgesamt 45 000 Menschen eine finanzielle Erleichterung "und ist laut Oberbürgermeister eine unantastbare Errungenschaft".
In der Diskussion stand das Dilemma der Stadt im Mittelpunkt: Frankfurt ist einerseits der attraktive Standort besonders für das Dienstleistungsgewerbe. "Das führt automatisch zu hohen Mieten, die die Schlechterverdienenden nicht mehr zahlen können", sagte ein Redner. Andererseits könne die Stadt, so ein anderer Sprecher, nicht darauf verzichten - beispielsweise durch die Bewerbung um die Eurobank - diese Attraktivität des eh schon engen Standorts noch zu erhöhen. "Bei dieser Entwicklung bleiben die Schlechterverdienenden automatisch auf der Strecke." ara
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Oh, diese Männer . . .", Komödie von Françoise Dorin, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus, Ecke Dorotheenstr./Löwengasse: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880-1918, 15-19 Uhr.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Wanderausstellung, 16 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. DRK-Zentrum, Promenade 5: "Häusliche Pflege chronisch Schwerkranker, Palliativtherapie, Hospiz", Vortrag und Diskussion des Christophorus-Hauses, 19.30 Uhr.
Stadthaus-Forum: "Der Biograph Karls des Großen - Einhards Leben und Werk", Dia-Vortrag des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und Beckenbodengymnastik, Ev. Gemeindehaus, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Bürgertreff der SPD, Bürgerhaus Köppern, 19.30 Uhr.
Grävenwiesbach. Veranstaltung der SPD, Gasth. Schubert, Laubach, 19 Uhr.
Glashütten. Wahlveranstaltung der CDU, Bürgerhaus, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 9 bis 11 Uhr; Tel. 6 69 66.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .
Steinbach. Kontaktstelle Krebsnachsorge im Ev. Gemeindehaus, Untergasse, 17 Uhr, Tel. 0 61 71 / 71 06. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Gartenclub: Beratung des "Pflanzendoktors" Bernd Feuerstack, Hotel Johannisberg, Thomasstr. 5, 10 bis 12 Uhr.
Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung des Hausfrauenverbandes, Stadthallen- Foyer, 15 Uhr.
Jahreshauptversammlung des Bundes für Vogelschutz, Stadthalle, Raum Stierstadt, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singen und Spielen, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 9.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.
Singkreis, Alte Schule, Am Placken, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15-17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik 10 Uhr; Beratung für pflegende Angehörige 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Bürgerhaus Köppern: "Katze mit Hut", Aufführung des Theaters der Jugend, Bonn, 15 Uhr.
Treffen der BUND-Jugend, Ev. Gemeindezentrum, 20 Uhr.
Schmitten. Jugendtreff im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr. Müll Usingen. Standort des Sondermüll-Mobils: Bürgerhaus Kransberg, 12.30 bis 13.15; Bürgerhaus Wernborn, 13.45 bis 14.45 Uhr.
Wehrheim. Standort des Sondermüll- Mobils: Parkplatz Mehrzweckhalle Pfaffenwiesbach, 9-10 Uhr; Feuerwehrgerätehaus Friedrichsthal, 10.30 bis 11.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Freisprechungsfeier der Elektro-Innung des Hochtaunuskreises, Ratsstuben im Stadthaus, 19 Uhr.
Friedrichsdorf. Anmeldung der Schulanfänger der Grundschule Hoher Weg: 11 bis 12 Uhr (Buchstaben D, E, G und H).
Königstein. Bücherflohmarkt der Stadtbibliothek, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Glashütten. 1. Wochenmarkt in Oberems, Brunnenplatz, 9 bis 13 Uhr.
KASSEL. Über Streitigkeiten, bei denen es ingesamt um annähernd 200 Millionen Mark Steuern ging, wurde im vergangenen Jahr entschieden. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht des Hessischen Finanzgerichts in Kassel hervor.
Danach wurden 1992 fast 4400 Klageverfahren erledigt, wobei binnen Jahresfrist gleichzeitig mehr als 5300 neue Verfahren registriert wurden. Der Berg unerledigter Fälle hat sich erneut erhöht: Am Ende des Jahres wurden fast 12 200 unerledigte Klagen gezählt - 8,07 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Wer das Hessische Finanzgericht anruft, muß nach wie vor sehr viel Geduld zeigen: Die durschnittliche Verfahresdauer betrug im vergangenen Jahr rund 39 Monate.
Daß dies "entschieden zu lang" ist, wird auch im Gericht so gesehen. Da in Kürze mit der Einrichtung eines neuen, 14., Senates gerechnet wird (der schwerpunktmäßig ältere Verfahren bearbeiten soll), werden freilich günstige Prognosengestellt.
Zudem ist im Januar das Gesetz zur Änderung der Finanzgerichtsordnung in Kraft getreten, das unter anderem eine Beschleunigung der Verfahren zum Ziel hat.
Es sei allerdings nicht abzusehen, wann ein Zustand erreicht werde, in dem der Bürger "zeitnahe" Entscheidungen erwarten könne, heißt es. ari
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Fahrdienst zu Wahllokalen HATTERSHEIM. Einen Fahrdienst zu den Wahllokalen richtet die SPD am Sonntag, 7. März, für ältere und behinderte Menschen ein. Wer abgeholt werden möchte, meldet sich bei Ellen Beutel, Telefon 0 61 90 / 41 76. Infos über Schlesien HOFHEIM. Zu einem Informationsabend über die Gemeindefahrt nach Schlesien lädt die evangelische Kirchengemeinde Lorsbach für Mittwoch, 3. März, 19.30 Uhr, ins Gemeindehaus, Alt-Lorsbach, ein.
1. März 1993 Henrik Bork (Peking)Ankündigung. Liebe Kollegen, Am Dienstagabend lädt Pierre Cardin hier zur PK, da sein Maxim s im China Word Tower neu eröffnet wird. Falls die Veranstaltung interessant wird, schicke ich am Mittwoch dazu ein kurzes Stück fürs Ressort Vermischtes/Aus aller Welt.
Gruß, H. Bork.
Grüne für
die doppelte
"Herkunft"
NORDWESTSTADT. "Es geht uns vor allem um die Integration der Kinder, die hier geboren sind", erklärte Michael Damian von den Nordwest-Grünen bei einer Aktion im Nordwestzentrum. Während des Wahlkampfes sammeln die Ortsgruppen der Frankfurter Grünen an Infoständen und bei Veranstaltungen Unterschriften für das "Referendum doppelte Staatsbürgerschaft".
Hier geborenen Kindern von Ausländern soll automatisch die Möglichkeit gegeben werden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne allerdings die ihrer Eltern ablegen zu müssen. Bisher ist das nach geltendem Recht nicht möglich. Innerhalb von vier Stunden unterstützten 104 Passanten die Aktion mit ihrer Unterschrift. Noch bis zur nächsten Woche werden die Grünen die Listen an ihren Ständen ausliegen lassen. Dann wollen sie die Endergebnisse an das Büro der Initiatoren in Berlin schicken - unter anderem zeichnen der Fernsehjournalist Franz Alt und der Philosoph Jürgen Habermas verantwortlich. Durch die angestrebte Zahl von einer Million Unterstützer soll eine Diskussion über die deutsche Gesetzgebung in Gang gebracht werden. laf
Nach der überraschenden Niederlage des Tabellenführers TV Breckenheim in Sulzbach (20:23) sowie dem Remis des Verfolgers TuS Dotzheim in Idstein (15:15) haben sich Meisterschaftschancen der TSG Bürgel (26:21 gegen den TV Flörsheim) in der Männer-Handball-Oberliga Hessen wieder spürbar verbessert. Die Mannschaft von Trainer Wolfgang Schwarz muß dann jedoch am Sonntag (17 Uhr) in der Höhle des Löwen gewinnen. Der Schlager Breckenheim gegen Bürgel stellt alles andere in den Schatten. Lokalrivale TuS Dotzheim drückt den Offenbachern die Daumen, um mit einem Heimsieg bis auf einen Zähler an den TVB heranzukommen. Auch der TV Büttelborn (19:15 beim Schlußlicht SG Anspach) hat bei vier Minuszählern Rückstand zur Spitze noch eine theoretische Möglichkeit, die es am Samstag (19.30 Uhr, Georgenstraße) gegen die TSG Sulzbach zu nutzen gilt. Die Crux in diesem Jahr: Nicht einmal der Meister steigt direkt in die Regionalliga auf, sondern muß mindestens zwei Aufstiegsspiele gegen den Nord-Ersten bestreiten.
Die TG Rüsselsheim zeigte sich beim 22:15 gegen die TG Nieder-Roden gut erholt, stürzte jedoch die Rodgauer damit in neue Verlegenheiten. In Flörsheim (die Sonntagsmatinee steigt um 11 Uhr in der Graf-Stauffenberg-Halle) will Rüsselsheim im Aufsteigertreffen seine klitzekleine Chance wahren. Nieder-Roden pausiert am 20. Spieltag des 13 er-Feldes.
TSG Bürgel - TV Flörsheim 26:21 (14:11). "Wir haben unsere große Chance vor acht Tagen in Nieder-Roden verspielt. Offenbar glaubt niemand mehr so recht an eine Chance", kommentierte Trainer Wolfgang Schwarz, der bis Sommer die Bundesliga-Frauen von Grünweiß Frankfurt über Jahre hin erfolgreich coachte, den Arbeitssieg gegen die bieder spielenden Flörsheimer. Nur noch hundert Fans bildeten eine Minuskulisse. Sie versäumten immerhin 47 Treffer, davon acht Knaller von Uwe Bauch, der Wut im selben hatte. Auch Holger Zindt (7) "kreiste" geschickt. Seine Treffer resultierten schwerpunktmäßig aus schnellen Gegenstößen. Holger Schmidt (3), Hannes Heinl (3/1) und Irek Olazowka (3/2) bauten den relativ knappen Halbzeitvorsprung mit dem 17:11 respektive 21:13 bereits in der 40. Minute entscheidend aus. Dirk Ostmann (9/4) bereitete dem soliden Holger Grotemeyer im Tor ebenso wie Kai-Lars Kirchner (5) und Thomas Jung (3) diverse Probleme, was aber die TSG nicht am sicheren Erfolg hinderte.
TG Rüsselsheim - TG Nieder-Roden 22:15 (11:7). Die TGR hielt Nieder- Roden von Anfang an nieder. Nach einer knappen Viertelstunde (7:3) war der Weg geebnet. Die Mannschaft von Trainer Uli Theis hielt den Gegner anschließend stets mit mindestens vier Treffern Vorsprung auf Distanz. Knut Schaeffter, der vom TV Gelnhausen zum Oberligisten stieß, feierte mit drei Treffern am Kreis einen gelungenen Einstand. Den Takt schlugen jedoch Ingo Porz (6/1) und Eugen Kühnl (5). Roderik Becker steuerte - ebenso wie Schaeffter - drei Treffer gegen die harmlosen Rodgauer bei. Monotonie beherrschte beim Gast, der in Stefan Baus, Steffen Seib und Thomas Berner (alle 3) bereits seine Hauptschützen hatte, das Geschehen. Auch die Ablösung von Torwart Thomas Betzel nach der Halbzeit durch Michael Pfänder stellte keinen Faustpfand dar. Beide kassierten im Gleichschritt elf Treffer. Volker Vowes (R) hieß die bessere Alternative.
SG Anspach - TV Büttelborn 15:19 (6:9). Flügelflitzer Michael Janz versetzte dem letztjährigen Aufsteiger mit gekonnten Drehwürfen den Knockout. Mit insgesamt acht Erfolgen überragte der Büttelborner, der in Thorsten Schmidt (4/1) einen adäquaten Partner fand.
Bernd Römer und Ralf Sensfelder (je 2) untermauerten den nie gefährdeten Erfolg der Gäste, die mit ihrem 13:8 (39. Minute) den Gastgeber aus der Spur gedrückt hatten. Die Treffer von Gert Eifert (5/1), Andreas Datz, Olaf Sehl und Rade Stojanovic (je 3) waren oft nur Kosmetik. hdp
BAD HOMBURG. Mit einer Pistole hat ein Räuber in der Nacht zum Montag den Tankwart der Tankstelle an der A 661 bedroht, um seiner Forderung nach Geld Nachdruck zu verleihen. Der maskierte Mann erbeutete laut Polizei 800 bis 1000 Mark. Bei der anschließenden Flucht feuerte er in den Kassenraum - die Kriminalpolizei Bad Homburg konnte dadurch später feststellen, daß es sich bei der Waffe um eine Gaspistole handelte.
Die Tankstelle am Taunusschnellweg Nord war schon mehrfach Ziel von Überfällen. Diesmal war der Räuber laut Zeugenaussagen 1,80 Meter groß; er trug eine grüne Bomberjacke und eine schwarze Stoffmaske mit Sehschlitzen. stk
doe FRANKFURT A. M. "Relativ stabil" schätzt der Bonner Mischkonzern Viag seine eigene Entwicklung im vergangenen Jahr ein. Die konjunkturelle Talfahrt ist jedoch auch an dem 1988 privatisierten Unternehmen, das sein Arbeitsfeld vom traditionellen Kraftwerksbetrieb und der Aluminiumproduktion inzwischen über die Verpackungsherstellung und den Handel bis zum Speditionsgeschäft erweitert hat, nicht spurlos vorbeigegangen. Hatte der rheinische Multi im Sommer 1992 noch ein weiteres Wachstum beim Gewinn und im Dezember immerhin ein "Ergebnis auf Vorjahresniveau" für die Gesamtperiode vorausgesagt, so fiel der Kassensturz zum Ultimo offenbar ernüchternd aus: Um neun Prozent auf 370 Millionen Mark ist der Konzernüberschuß 1992 geschrumpft.
Einen weiteren Anstieg der Dividende - in den vergangenen acht Jahren kletterte die Ausschüttung kontinuierlich um 50 Pfennig pro Aktie auf neun Mark - können sich die Anteilseigner damit wohl abschminken. Immerhin stellt der Vorstand "Kontinuität" der Dividende in Aussicht. Bei Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sei die Ertragslage "zufriedenstellend". Schließlich, tröstet sich die Konzernspitze, habe man 1991 "das in der Geschichte der Viag bisher höchste Ergebnis" eingefahren.
Vorsichtig fällt die Prognose für das laufende Jahr aus: "In einigen Arbeitsgebieten", heißt es im Zwischenbericht, dürfte im zweiten Semester die "Talsohle" durchschritten sein. Damit würden sich "die geschäftlichen Perspektiven tendenziell wieder aufhellen". Was die Fortführung der "umfangreichen" Kostensenkungsprogramme und "strukturellen Bereinigungen in Teilbereichen" für das Personal bedeutet, wird nicht präzisiert. Im vergangenen Jahr war die Beschäftigtenzahl konzernweit zwar um 10 000 auf 84 183 hochgeschnellt, doch geht dieser Anstieg alleine auf das Konto von Zukäufen. Bei unverändertem Konsolidierungskreis fielen mehr als 2000 Jobs weg.
Auch der Umsatz wurde durch Akquisitionen - insbesondere die erstmalige quotale Einbeziehung der Drittel-Beteiligung an der Spedition Kühne & Nagel - aufgebläht. Er legte um drei Prozent auf 24,3 Milliarden Mark zu.
Doch auch bei den Firmenkäufen schlug der Konzern eine langsamere Gangart ein: Mit 600 Millionen Mark investierten die Bonner nur rund ein Viertel der Vorjahressumme in Beteiligungen. In Sachanlagen wurden dagegen mit 1,9 Milliarden Mark rund elf Prozent mehr gesteckt. Während die Feuerfest- und die Chemiesparte mehr Gewinn abwarfen, rutschten die Erträge vor allem beim Handel auch durch Abschreibungen auf die Klöckner-Werke "deutlich" ab.
Rutscht der TV 1890 Breckenheim noch auf der Zielgeraden aus? Der Spitzenreiter der Männer-Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Süd, strauchelte überraschend mit 20:23 beim stark abstiegsgefährdeten Taunus-Rivalen TSG Sulzbach und läuft jetzt Gefahr, von der Verfolgermeute gestellt zu werden. Vor den vier letzten Spieltagen beträgt der Vorsprung der Wiesbadener drei Zähler, aber der TVB muß am Sonntag (17 Uhr) im Spitzenspiel gegen die "Angriffsmaschine" der TSG Bürgel (24:14-Punkte) aufpassem, daß die Mitbewerber Bürgel und vor allem TuS Dotzheim (15:15 in Idstein, am Samstag, 16 Uhr, in der Halle am Schelmengraben klarer Favorit gegen Schlußlicht SG Anspach) nicht bis auf einen (Minus-)Zähler heranrücken können. Das wollen die Koch-Schützlinge vor guter Kulisse (500 Fans?) verhindern. Der TV Wicker verlor gegen den TV Großwallstadt II (20:23) und rutschte vor dem Spiel am Samstag (19 Uhr) in Holzheim mit 18:20-Punkten in die roten Zahlen. Mit der TSG Sulzbach (13:25), dem TV Flörsheim (13:27), der in Bürgel beim 21:26 chancenlos war, sowie der SG Anspach (15:19 gegen den TV Büttelborn) rangieren drei Taunus-Vereine auf den drei letzten Plätzen und sind damit erheblich vom Abstieg bedroht. Sulzbach ist in Büttelborn (Samstag, 19.30 Uhr, Georgenstraße) Außenseiter, Flörsheim will seine Heimstärke gegen den Nachbarn Rüsselsheim am Sonntag (11 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle) belegen.
TSG Sulzbach - TV Breckenheim 23:20 (9:10). Der souverän führende Gast, der allein 250 der 350 Besucher in die Eichwaldhalle mitgebracht hatte, agierte erstaunlich nervös, während die vom Abstiegskampf gezeichnete TSG nach ausgeglichener erster Halbzeit den Favoriten mit einer sicheren Abwehrleistung von einer Verlegenheit in die andere stürzte. Mit einem sicheren Klaus Börner (hatte Michael Peters abgelöst) nach dem Wechsel im Tor münzte Sulzbach den knappen Halbzeit-Rückstand binnen zehn Minuten in eine 15:10-Führung um. Damit war der Spitzenreiter, der sich noch einmal auf 19:16 heranpirschte, aus den Latschen gekippt. Mehr ließ der Gastgeber mit Dietrich Schlegel, Jochen Wegmann, Stefan Kleinschmidt (alle 4), Holger Gachot (3/1), Matthias Hieronimus (3) als Hauptwerfern nicht mehr zu. Zwei gute Werfer - Torsten Rausch (7) und Carsten Scholles (5) - sowie die starke Gesamtleistung von Matthias Sternberger (3/1) reichten beim TVB dieses Mal nicht aus, zumal sich Schlußmann Stefan Strecker nach der Pause häufiger als sein Vorgänger vergeblich streckte.
TV Idstein- TuS Dotzheim 15:15 (6:5). In der Taubenberghalle wurde technische und spielerische Schonkost verabreicht. Die Angriffsleistungen waren unzureichend, der Spannungsgehalt entschädigte die 300 Fans im Bezirksderby. Fehlpässe, Fehlwürfe und andere Unzulänglichkeiten prägten das Bild. Die Schiedsrichter schürten zusätzlich die Hektik. Dank Jens Illner (I) sowie Andreas Deichert (D) gab es bis zur Pause nur elf Tore zu bejubeln. Mit dem 9:6 schien sich der Gastgeber kurz nach der Pause absetzen zu können, Dotzheim konterte aber eiskalt zum 9:11. Gerold Hauzel verwandelte 45 Sekunden vor Schluß einen Siebenmeter zum 15:14. Nach einem Dotzheimer Lattenwurf sprang das Leder zu Idsteins Spielertrainer Josef Embs, dessen Verzögerung auf der Bank eine rote Karte und eine "Nachspielzeit" (Time-Out) von acht Sekunden nach sich zog. Mit einem siebten Feldspieler (anstelle des Torwartes) riskierte der Gast alles und schaffte durch Stefan Schwinn das kaum noch erwartete Remis. Josef Embs, Marcus Rudat und Gerold Hauzel (alle 3) sowie beim Gegner Andreas Graffe (4), Kokman Yuen und Michael Guse (beide 3) waren die besten Torschützen.
SG Anspach - TV Büttelborn 15:19 (6:9). Die SGA war erneut den Oberliga- Anforderungen nicht gewachsen. Bevor sich der Rangletzte auf den Gegner aus dem Kreis Groß-Gerau eingestellt hatte, hieß es 0:3. Dieser Rückstand konnte generell nicht mehr wettgemacht werden. Mit dem 8:13 waren nach zwei Drittel der Spielzeit die Weichen zugunsten des TVB gestellt. Die Anspacher Magerkost - Gert Eifert (5/1), Andreas Datz, Olaf Sehl, Rade Stojanovic (je 3) ausgenommen - frustrierte die Fans. Spieler wie Michael Janz (8) oder Thorsten Schmid (4/1) hatte die SGA nicht vorzuweisen.
TV Wicker - TV Großwallstadt II 20:23 (10:9). Heiko Karrer (7/2) verbreitete in der Goldbornhalle Bundesliga-Flair. Zusammen mit Burkhard Müller (5) und Mario Zengel (4) führte er die TVG- Reserve vor 150 Zuschauern zum Sieg. Pech für Wicker: Beim 20:21 gab der Feld- Schiedsrichter zunächst einen Fritsch- Treffer, aber der Torraum-Schiedsrichter entschied gegen den Gastgeber, hatte auf einen Fußfehler erkannt. Pechvogel Alexander Fritsch (mit 6/2 Toren ansonsten bester Werfer) hatte bereits beim 18:19 mit einem Siebenmeter den Ausgleich verpaßt.
Nach dem 15:13 (40.) ließ sich Wicker die Butter vom Brot nehmen. Jörg Wolf ((5/1), der auch das 20:21 (59.) markiert hatte und Nils Kohlhaas (3) waren neben Alex Fritsch am erfolgreichsten, aber Christoph Fritsch zeigte anstelle von Andreas Keller nach der Pause im Tor Schwächen.
TSG Bürgel - TV Flörsheim 26:21 (14:11). Dirk Ostmann (9/4), Kai-Lars Kirchner (5) und Thomas Jung (3) konnten das Ergebnis im Offenbacher Stadtteil freundlicher gestalten, aber die schwache Abwehrleistung (Torwart Thomas Brauße ausgenommen) verhinderte eine Überraschung. Mit dem 17:11 war die Partie kurz nach der Pause verloren, die offene 3-2-1-Deckung erwies sich oft als untauglich. Uwe Bauch (8) und Holger Zindt (7) hebelten sie immer wieder aus. hdp
Im Hintergrund: Drogen-Beobachtungszentrum Netzwerk gegen Rauschgift
Was hat der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit dem Reinheitsgrad des in Deutschland gehandelten Heroin zu tun? Wie wirken sich die Kämpfe zwischen verfeindeten Clans an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan auf die Preisbildung im europäischen Rauschgiftmarkt aus? Und warum ist die Frage der Menschenrechte und der ungerechten Wirtschaftsverhältnisse zwischen reichen Industrieländern und armen Ländern der sogenannten Dritten Welt untrennbar verbunden mit einer erfolgreichen Bekämpfung der internationalen Drogen-Mafia? Diesen Fragen geht das internationale Geopolitische Drogen-Beobachtungszentrum OGD nach, ein weltweites Netzwerk, das Informationen über Rauschgiftproduktion, -transport und -handel zusammenträgt. Gegründet wurde die private Organisation (Observatorie Géopolitique des Drogues) 1990 in Frankreich als Antwort auf den von den USA verkündeten Drogen-Krieg, den die OGD- Gründer schon damals als verfehlte, wirkungslose Strategie ansahen. Zu den Gründern gehörten der Publizist Alain Labrousse sowie Mitglieder der französischen Dritte-Welt-Bewegung. Monatlich erscheint in englisch und französisch ein Informationsdienst, geschrieben von Korrespondenten in mittlerweile 50 Ländern der Welt.
"Wir stützen unsere Berichte auf eigene Recherchen im jeweiligen Land und verwenden keine Informationen aus zweiter Hand", erläutert Norbert Neumann, einer der beiden OGD- Deutschlandkorrespondenten die Arbeitsweise. "Unser Ziel ist es, mit politisch ungefärbten Informationen einzugreifen in die Diskussion über Strategien zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität." Die Mitarbeit ist ehrenamtlich und wird nicht honoriert, Neumann ist Doktorand am juristischen Fachbereich der Frankfurter Universität. Im vergangenen Dezember hat das OGD-Büro in Paris einen ersten internationalen Kongreß veranstaltet. Das OGD streicht heraus, daß Drogen wegen der beträchtlichen Profite, die sich mit ihnen erzeugen lassen, kriegerische Konflikte verschlimmern. Die Auflösung staatlicher Einheiten und politischer Blöcke und die davon ausgehenden nationalistischen Umwälzungen sind nach den Beobachtungen des Netzwerks günstige Voraussetzungen für illegale Finanzströme.
So berichtete das OGD schon Ende 1991, daß ein Teil der Waffen - und zwar aller Konfliktparteien - für den Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit Gewinnen aus dem Drogenhandel finanziert werden. Das ehemalige Jugoslawien war Hauptdurchgangsland für den Heroin-Schmuggel nach West- Europa. 70 Prozent des zwischen 1986 und 1991 in der Europäischen Gemeinschaft sichergestellten Heroins nahm, von Afghanistan, Pakistan, der Türkei oder Libanon kommend, diesen Weg.
Durch den Krieg auf dem Balkan haben sich Schmuggelrouten verlagert, Serbien ist allerdings immer noch ein wichtiges Transitland. Von den Schmuggelrouten hängt es ab, welches Heroin welcher Qualität nach Deutschland kommt. Eine wichtige neue Rolle als Durchgangsland spielt nach den OGD-Recherchen Ungarn.
Das OGD versucht nach den Worten Neumanns die Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit auch auf den "Goldenen Halbmond" zu lenken, die Region Afghanistan, Tadschikistan und Pakistan, die 70 bis 80 Prozent des Heroins oder der Heroin- Grundstoffe für Europa produziere. Ursache sei auch dort die militärische Situation nach dem Abzug der sowjetischen Armee aus Afghanistan und - im Fall Tadschikistans - die Auflösung der Sowjetunion. Die Kämpfe rivalisierender Mudjaheddin-Gruppen im Norden Afghanistans und Pakistans seien auch Kämpfe um wichtige Gebirgspässe und damit um die Kontrolle von Schmuggelrouten.
In den ehemaligen mittelasiatischen Sowjetrepubliken, zum Beispiel auch im Grenzgebiet zwischen Kasachstan und Kirgistan, wird die Rauschgiftproduktion auch durch die verzweifelte wirtschaftliche Lage und die lange Tradition des Mohnanbaus in der Region begünstigt.
Die wichtigste Entwicklung der vergangenen fünf Jahre auf dem deutschen Rauschgift-Markt ist nach den Beobachtungen des OGD das steigende Angebot an Kokain, das nicht mehr Schickimicki-Droge ist, sondern "Straßendroge, die injiziert wird". Wichtigste Schmuggelroute für den Heroin- Transport nach Deutschland sei die deutsch-tschechische Grenze.
Das OGD hebt hervor, daß staatliche Organe und Polizeibehörden zwar häufig detaillierte Kenntnisse über Schmuggelrouten und Drogenhändlerringe haben, daß es aber an Wissen über das Zusammenspiel von Armut, Tradition oder Politik für die Entstehung von Rauschgifthandel und -produktion fehle. Hier Aufklärung zu leisten, sieht das OGD als seine zentrale Aufgabe. DANIEL RIEGGER
ESCHBORN. Zum Bilderbuchkino lädt die Stadtbücherei Eschborn für Mittwoch, 3. März, alle interessierten Kinder ein. Sie können dort Geschichten aus neuen Bilderbüchern lauschen und sich die Illustrationen anschauen. Unter anderem stellen die Bibliothekarinnen "Hast du dich verlaufen, kleiner Fuchs" und "Bauer Ente" von Martin Waddell vor.
Die Vorlesestunde beginnt um 15 Uhr in der Stadtbücherei am Rathausplatz 20. she
Stadtkreisfeuerwehrverband: Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, 15 Uhr, Sport- und Kulturhalle Unterliederbach, Hans-Böckler-Str. 4. fd/10
Stadtgruppe der Kleingärtner: Die Vereinsvertreter des Bezirks II treffen sich zur Bezirksversammlung am Donnerstag, 11. März, 19 Uhr, im Vereinshaus des Kleingärtnervereins der Kriegsopfer Bockenheim (Anlage Ginnheimer Landstraße). Tagesordnung: Neuwahlen. fd/10
Kneippverein Frankfurt: Der Verein unternimmt am Samstag, 6. März, eine Halbtagswanderung von Kronberg nach Falkenstein. Die Teilnehmer treffen sich um 13.15 Uhr am Ausgangspunkt Bahnhof Kronberg (Abfahrt mit der S 4 ab Hauptwache um 12.51 Uhr). fd/09
Deutscher Pudelklub: Die Mitglieder der Bezirksgruppe Frankfurt treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 6. März, 18 Uhr, auf dem Pudelplatz in Harheim (Grundweg). Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Heinz Köhler (Tel. 72 35 90). fd/09
Frankfurter Unterhaltungs- und Wander-Club 1904: Der Verein lädt ein zum Spaziergang entlang der Nidda. Ausgangspunkt ist die Haltestelle "Am Fischstein" in Hausen (U 6). fd/09
Internationaler Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverband: Die nächste Beratungsschau für alle Hunderassen ist am Sonntag, 7. März (9.30 bis 12 Uhr), in der Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstraße 15 (Clubraum 5). Auf dem Programm stehen Themen wie Ernährung, Haltung, Pflege und Impfung der Tiere sowie Umweltschutzprobleme. Kontakt: Heinz Weinrich (Tel. 45 00 / 2 10 51). fd/09
Country-Freunde Frankfurt: Der Verein lädt ein zum Monatstreffen mit "Joe Steier und Rainer Nolte" am Sonntag, 7. März, 14 Uhr, Gaststätte des Postsportvereins "Blau-Gelb", August-Scheidel- Straße am Ginnheimer Wäldchen. fd/09
Stadtgruppe der Kleingärtner: Zu einem Grundlehrgang für Fachwarte lädt die Stadtgruppe am Dienstag, 9. März (19 Uhr), in den Fachberater-Lehrsaal des Kleingartenzentrums Eckenheim (Feldscheidenstraße 2-4) ein. Thema: "Der Fachwart im Kleingarten, seine Stellung im Verein und seine Bedeutung für das Mitglied". Referent ist Gartenbaudirektor Frank Blecken. Weitere Auskunft gibt die Geschäftsstelle unter Tel. 54 09 33. fd/09
Sportkreis Frankfurt: Jubiläums-Feierstunde "80 Jahre Sportabzeichen" am Dienstag, 9. März, 18.30 Uhr, in der Aula des Landessportbundes Hessen, Otto- Fleck-Schneise 4. fd/09
Das Frankfurter Feldbahnmuseum am Rebstockpark (Am Römerhof 15 a) öffnet am Sonntag, 7. März (14 bis 17 Uhr), seine Pforten für Besucher. Zu besichtigen sind Feldbahn-Oldtimer, Dampflokomotiven der Baujahre 1900 bis 1952, Diesellokomotiven und Sondertriebfahrzeuge, darunter ein Schienenfahrrad. Außerdem zeigt der Verein viele Kipploren, andere Wagen und einen Schienenkran. Erwachsene zahlen zwei Mark, Kinder eine Mark Eintritt. dixi
Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Mitglieder der Bürgerwehr "Weißbüsch" beteiligen sich am Samstag / Sonntag (6./ 7. März) am Prinzenball in Leuven / Belgien. Busabfahrt dorthin ist am morgigen Freitag, 5. März (um 20 Uhr), am Ostbahnhof. fd/09
Radsportclub "Mars Rotweiß" 1902 Frankfurt: Mitgliedertreffen zum Vereinsabend am Freitag, 5. März, 20.30 Uhr, im Vereinshaus des Frankfurter Ruderclubs 1884 Oberrad, Mainwasenweg 33 (Nähe Gerbermühle). Weitere Auskunft über die Vereinsarbeit gibt Alfred Seibert über Tel. 6 66 19 62). fd/09
Turngau Frankfurt: Die nächste Gau- Schwimmstunde unter Leitung von Sabine Motsch ist am Montag, 8. März (von 20.45 bis 22 Uhr), im Stadtbad Mitte, Hochstraße 4. Anmeldungen werden im Bad vor der Schwimmstunde entgegengenommen. fd/09
Die Sport-Union Mühlheim überwand die hohe Hürde des Rangdritten SSG Bensheim (15:11) sicher und führt damit die Frauen-Handball-Oberliga Hessen weiterhin mit 32:6-Punkten knapp vor dem TV Groß-Umstadt (31:7) - 16:9 gegen Absteiger TSG Oberursel - an. Am drittletzten Spieltag hat der Offenbacher Kreisvertreter gegen Eintracht Wiesbaden II (Sonntag, 16.30 Uhr, Anton- Dey-Halle) gegenüber Groß-Umstadt (Samstag, 19.15 Uhr in Crumstadt) die leichtere Aufgabe zu lösen. Crumstadt verlor im Bezirskderby bei der TGS Walldorf glatt mit 8:14, bleibt mit 15:23-Zählern in Abstiegsgefahr, ist jedoch zu Hause stärker einzuschätzen. Walldorf will seinen Aufschwung in Kriftel (Sonntag, 16.45 Uhr) bestätigen, der PSV Heusenstamm (14:16 gegen Grün-Weiß Frankfurt II) seinen Abschwung beim weit abgeschlagenen Schlußlicht Oberursel (Sonntag, 17 Uhr) stoppen. Platz drei ist für den Neuling weiterhin möglich. Das wegen des Südwestpokal-Spiels der TSG Bürgel in Sulzbach verlegte Punktspiel der beiden Kontrahenten soll am heutigen Dienstag (19.45 Uhr, Jahnhalle) in Bürgel nachgeholt werden.
SSG Bensheim - Sport-Union Mühlheim 11:15 (6:5). Das Spitzenspiel stand bis zur 44. Minute (7:7) auf des Messers Schneide. Erst das 6:3 rüttelte die Mühlheimerinnen wach, das 7:6 durch Heike Lindner stellte die erstmalige Führung dar. Die offensiv eingestellte Bensheimer Deckung ermöglichte der Sport-Union im Schlußdrittel immer wieder Anspiele an den Kreis sowie zu den Außenspielerinnen, was letztlich den Ausschlag gab. Heike Lindner (4), Karin Härtl (3), Anja Gronostay, Ingrid Banszerus (je 2) und Sabine Klose (2/2) waren die erfolgreichsten Werferinnen, Stephanie Haus (1) hatte ihre Wurfkraft zu Hause gelassen. Stephanie Spahn und ihre Vertreterin Andrea Höf sorgten zwischen den Pfosten mit gekonnten Abwehrparaden für die nötige Sicherheit.
TGS Walldorf - SV Crumstadt 14:8 (10:5). Nach dem 3:4 reagierte Walldorfs Coach Marcus Pons, stellte von einer nicht funktionierenden 5:1-Deckung (Dorle Häuber agierte zunächst vorgezogen) auf eine 6:0-Formation um und damit Crumstadt vor unlösbare Probleme. Mit dem 9:4 war der Gast in genau einer Viertelstunde aus allen Siegesträumen gerissen worden. Damit war es beiderseits mit der Angriffsherrlichkeit vorbei. Das komplizierte Spiel führte in den zweiten 30 Minuten zu einer 4:3-Magerkost. Uschi Raiss (A-Jugend-Keeperin Ina Behrend ging nur bei einem Siebenmeter ins Tor) setzte die Glanzlichter, die Abwehrarbeit imponierte insgesamt. Die rote Karte gegen Sylvia Steinkopf (nach der dritten Zeitstrafe) bleibt ohne Folgen. Jenny Pons (3), Dorle Häuber (3/2), Esther Kurth, Anja Sander und die Jugendspielerin Doris Mattil (alle 2) imponierten beim Sieger, der mit Marita Misskampf (1) eine weitere Nachwuchskraft einbauen mußte. Torfrau Ute Rao (besser unter ihrem Mädchenname Pfaff bekannt) überragte nach der Pause bei Crumstadt, das keine überragende Werferin hatte. Marina Göötz, Tanja Müller, Ingeborg Avemarie und Ines Freinsheimer teilten sich die acht Treffer "brüderlich" auf.
TV Groß-Umstadt - TSG Oberursel 16:9 (6:2). Es war schon erstaunlich, welch lange Anlaufzeit der TVG gegen den Absteiger benötigte, um in der 15. Minute mit dem 2:1 durch Kerstin Tschotschek (3) den TSGO-Riegel zu knacken. Ute May (4/2), Ilka Belkowski (3/1), Martina Darsow (2), Anke Töpfer (2/1), Marion Zepp und Ulrike Tabola (je 1) sorgten mit ihren Treffern für Stimmung. Nach 46 Minuten (11:3) bahnte sich sogar noch ein Kantersieg an. Nach dem 16:6 ließen es die Gastgeberinnen jedoch deutlich langsamer angehen. Vor allem Claudia Schuster (5) setzte beim Hochtaunus-Verein einige Gegengewichte. In Crumstadt wird sich der Titelanwärter steigern müssen, um keine unangenehme Überraschung zu erleben.
PSV Heusenstamm - Grün-Weiß Frankfurt II 14:16 (6:7). Der PSV war nach seinem Sieg gegen Mühlheim nicht wiederzuerkennen. Obgleich die Frankfurterinnen mit ihrem letzten Aufgbeot antraten und betont langsam spielten, blieb Heusenstamm klar unter seinen Möglichkeiten. Dennoch schien Ute Köhl mit ihren Toren zum 8:7 dem Geschehen eine Wende gegen zu können. Dann setzte sich wieder die unattraktive, aber effektive Grünweiß-Taktik durch. Die schlechteste Saisonleistung des PSV blieb allen ein Rätsel, konnte kaum nur am Ausfall der routinierten Ellen Thierolf aufgehängt werden. Ute Köhl, Maria Russo (je 3), Katja Witt, Kerstin Heim und Michaela Rhein (je 2) waren zusammen kaum erfolgreicher als die überragende Frankfurterin Carmen Hornelius- Fichtner, die allein zehn Treffer warf. hdp
Handball-Oberliga Hessen-Süd der Frauen Kriftel will auf Rang neun Dafür ist aber ein Heimsieg gegen die TGS Walldorf nötig
Eintracht Wiesbaden II zog im Kellertreffen der Frauen-Handball-Oberliga Hessen-Süd seinen Bezirksrivalen TuS Kriftel (18:17) weiter mit in das Abstiegsdickicht. Die Wiesbadenerinnen haben damit ihren Rückstand gegenüber Kriftel bis auf zwei Punkte wettgemacht, stehen allerdings am Sonntag (16.30 Uhr, Anton-Dey-Großsporthalle) beim Spitzenreiter Sport- Union Mühlheim vor einer schwer lösbaren Aufgabe. Kriftel genießt am Sonntag (16.45 Uhr) gegen die TGS Walldorf (Tabellensechster) Heimrecht und kann damit sogar Rang neun (SV Crumstadt/15:23 Punkte) ins Visier nehmen. Was bleibt Absteiger TSG Oberursel? Auch in Groß-Umstadt (9:16) war das Team von Harald Perl absolut chancenlos. Gegen den spielstarken Neuling PSV Heusenstamm (trotz des 14:16-Ausrutschers gegen Grün-Weiß Frankfurt II turmhoher Favorit) dürfte es eine weitere Lehrstunde für den "TSGO-Kindergarten" setzen. Das vorletzte Heimspiel in diesen Gefilden ist für Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle der Erich-Kästner-Schule, Bleibiskopfstraße) angesetzt. Eintracht Wiesbaden II - TuS Kriftel 18:17 (9:10). Was wäre die Regionalliga-Reserve der Eintracht ohne ihre Siebenmeter-Spezialistin Kerstin Eifler? Die Ex-Hofheimerin "verhexte" Gäste-Keeperin Martina Link in allen sieben Versuchen und trug mit ihrer "Goldenen Sieben" maßgeblich zum knappen Derbysieg bei. Einmal traf die achtfache Schützin aus dem Spiel heraus. Sie übertraf damit Marion Blume (7/6) beim Gast, die ebenfalls Penalty-Qualitäten verriet. Zweimal vergab Kriftel jedoch einen Siebenmeter, was mit spielentscheidend sein sollte. Allerdings führte die Eintracht bereits 18:14 (55.), bevor der Gast in der Schlußminute mit zwei Treffern einen Spannungsgehalt vorgaukelte. Bereits mit dem 16:11 war Wiesbaden am Elsässer Platz auf der Siegerstraße. Andrea Schrobbach (3), Claudia Bubitsch und Steffi Wallrabenstein (je 2) avancierten neben Kerstin Eifler zu den Fallenstellerinnen, zu welchen auch Torfrau Bettina Schubert gehörte. Die "Fraudeckung" gegen Steffi Wallrabenstein und Kerstin Eifler ließ den anderen Eintracht-Akteurinnen mehr Raum. Platz hatte frühzeitig auch Jana Köhler (14.) gemacht, die nach einem Foulspiel die rote Karte erhielt und zumindest in Mühlheim gesperrt sein wird. Trotz des Abstiegsgerangels blieb die Partie fair. Neben Marion Blume blühten Carola Grübel (4), Gitte Simons (3) und Corinna Striepen (2) beim Verlierer am meisten auf.
TV Groß-Umstadt - TSG Oberursel 16:9 (6:2). Das langsame Spiel der "Urselerinnen" schmeckte dem TVG lange Zeit nicht. Bis zur 15. Minute (1:1) hielt das Schlußlicht mit einer couragierten Abwehrleistung gut mit. Ute May (4/2), Kerstin Tschgotschek (3) und Ilka Belkowski (3) erspähten jedoch im Laufe der Partie immer häufiger die Lücken. Beim 11:3 "roch" es nach einem weiteren Debakel des Regionalliga-Absteigers, der dank Claudia Schuster (5) aus dem 16:6 noch ein freundlicheres Resultat erzielte. Ina Langner, Sirkka Bierbaum und Andrea Wagner (je 1) steuerten die übrigen Treffer für den zukünftigen Bezirksligisten bei. hdp
NIDDA. Um 2000 Menschen ist die Stadt Nidda in den vergangenen drei Jahren gewachsen. "Das ist toll", sagte der Erste Stadtrat Georg Wegner (SPD) am Sonntag in einer DGB-Diskussionsveranstaltung. "Aber es macht uns Probleme." Die Stadt habe zwar 1,8 Millionen Mark für 40 neue Wohnungen investiert, "doch das ist nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein". Mehr Bauplätze müßten her. Wegner wörtlich: "Die Flächen, die wir mal als Biotope ausgewiesen haben, müssen wir auch mal überprüfen." Das Bauamt prüfe derzeit, wo in den 18 Niddaer Stadtteilen verdichtet Wohnungen gebaut werden könnten. Nach Angaben des FDP-Magistratsmitglieds Minna Schwarz gehen wöchentlich drei bis vier Anträge zur Umwandung von Scheunen in Wohnraum im Rathaus ein.
Diese Informationen gab es bei einem politischen Frühschoppen des DGB-Ortskartells im Bürgerhaus. Hans-Martin Wöll konfrontierte die örtlichen Parteien mit Gewerkschafts-Forderungen (zum Beispiel mehr Bau-Möglichkeiten für einkommensschwache Familien) und fragte die Programme der Parlamentskandidaten ab. Zumindest in Sachen Wohnen und Verkehr gab es interessante Aussagen.
Der CDU-Spitzenkandidat Wolfgang Schneider verkündete: "Sie wissen - in China hat der Mensch zwei Quadratmeter Wohnraumanspruch." Das Land Hessen habe in der Wohnungsbauförderung versagt, meinte er. "Das kann ich als kompetenter Mann sagen, weil ich bis Dezember mit Herrn Jordan für den Wohnungsbau zuständig war." Der Minister habe gegen ihn als Hauptpersonalratsvorsitzenden in Wiesbaden leider immer das letzte Wort gehabt. Die Fehlbelegungsabgabe sei eine Farce, weil gutverdienende Sozialwohnungs-Bewohner die Abgabe locker bezahlen könnten. Zudem sei versäumt worden, kleine Wohnungen für alleinlebende Frauen zu bauen.
Es gebe auch männliche Singles, gab darauf der Grüne Dr. Stefan Brückmann bekannt. Bauland sei nicht vermehrbar. Brückmann: "Wir fordern ein Baulückenkataster." "Das haben wir doch schon!", scholl es ihm mehrstimmig aus dem Publikum entgegen. Schlagfertig entgegnete Brückmann: "Dann müssen wir dafür sorgen, daß die Baulücken geschlossen werden." Der FWG-Kandidat Peter Eschke forderte höhere Grundsteuern für unbebaute Grundstücke und die Umwandlung von Gewerbe- in Wohnraum.
In Sachen Verkehr entsponn sich eine Diskussion darüber, ob die Hornitex-Laster nach der Holzanfuhr auf dem Rückweg fertige Spanplatten abtransportieren oder nicht. Die Frage konnte nicht abschließend beantwortet werden. Einig waren sich alle Parteien darüber, daß in Nidda sehr starker Verkehr herrsche. Schneider forderte Umgehungsstraßen, und selbst Brückmann meinte: "Wir können uns als Grüne in Nidda nicht allen Umgehungsstraßen verschließen."
Der öffentliche Personen-Nahverkehr sei zu verbessern, meinten alle Politiker. Eschke (FDP) behauptete zunächst, die Bahncard gelte nicht für die Bahnlinie im Bereich von Nidda. Als der Irrtum aufgeklärt war, forderte er: Bahncard-Besitzer müßten auch in Niddas Bussen zum halben Preis fahren können. Brückmann stellte fest, daß morgens gegen 6.40 Uhr am Häuserhof ein Bus und auch ein Zug in Richtung Frankfurt fahren: "Man kann auf eins verzichten und sparen."
Die zum Radeln benutzten Feldwege müßten besser beschildert werden, forderte der Grüne. Georg Wegner (SPD) widersprach: Für Radprofis wie seinen Sohn seien nur die vorhandenen Straßen eben und schnell genug. Für Autofahrer und Radler "müssen wir hier gemeinsam intelligente Lösungen finden".
Ein älterer Herr hörte sich die Diskussion stumm und aufmerksam an. Nur einmal fragte er die Kandidaten: Wer trägt der alten Dame die Einkaufstaschen vom Supermarkt zum Bus? Und wer bringt sie nach Hause, wenn sie in Ober-Lais von der Haltestelle noch einen Kilometer bis zur Wohnung laufen muß? Der alte Mann: "Das sind doch die Sachen, die den Wähler bewegen!" Keiner der Kandidaten antwortete ihm.
KLAUS NISSEN
Kulturspiegel · Kulturspiegel
OFFENBACH. Einen phantastischen, komischen Ausreißerkrimi spielt das Cargo-Theater am Mittwoch, 3. März, im Jugendzentrum Lauterborn, Johann-Strauß-Weg 27. Das Stück mit dem Titel "Azzuro" beginnt um 15 Uhr und ist für Kinder von sechs Jahren an geeignet.
Werke von Geissler, Beethoven und Brahms spielt das Landes-Sinfonieorchester Thüringen aus Gotha am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der evangelischen Markusgemeinde, Obere Grenzstraße.
Ein Popkonzert mit den "Prinzen" beginnt ebenfalls am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Stadthalle in der Waldstraße.
Für Kinder von fünf Jahren an ist das Stück geeignet: "Wenn ich ein Riese wär' . . .". Es wird vom Tandem- Theater aus Heidelberg am Donnerstag auf der Studiobühne des Theaters in der Goethestraße aufgeführt. Beginn ist um 11 Uhr.
Für Kinder ab sieben Jahren ist eine Veranstaltung der "Grenzgänger" gedacht, die am Donnerstag, 4. März, 15 Uhr, im Isenburger Schloß in der Schloßstraße beginnt. Der Titel des Stücks lautet: "Kasto und Sacketti".
Zu einem Rockkonzert mit "Sinner" und "Exotic Blow up" lädt der Verein "Hard'n Heavy" für Freitag, 5. März, 20 Uhr, in seine Räume in der Frankfurter Straße 63 ein.
Hardrock mit "One X One" gibt es am Freitag, 5. März, von 21 Uhr an auch im Isenburger Schloß. An diesem Abend spielt außerdem die Band "Humanimal Bunch".
Berra At The Crossroads spielen am Freitag, 5. März, 22 Uhr im Bootshaus Undine in der Reihe Easy-Listening- Jazz.
Im F 63 (Frankfurter Straße 63) spielen am Samstag, 6. März, in den Räumen von Hard&rquote;n Heavy Scarlatyna und Chased Crime.
Thomas Fritz (Ex-Zupfgeigenhansel) und Band singen am Samstag, 6. März, 20 Uhr, im Bühnenhaus des Theaters an der Goethestraße deutsche und internationale Volkslieder Beginn des "Die Gedanken sind frei" betitelten Abends ist um 20 Uhr.
Ein Flamenco-Konzert mit Labito präsentiert ebenfalls am Samstag, 6. März, 20 Uhr, die Volkshochschule in ihren Räumen in der Kaiserstraße 7.
Bei der Musik um 11, ist am Sonntag, 7. März, im Büsing-Palais "Fast alles über das Saxophon" zu erfahren. Erläuterungen gibt Horst Langkamm, Beginn ist um 11 Uhr.
Mit ihrer Bongo-Girl-Tour ist Nena am Montag, 8. März, um 20 Uhr zu Gast in der Offenbacher Stadthalle am Nassen Dreieck.
Das Schauspiel "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch ist am Dienstag, 9. März, 20 Uhr, im Theater an der Goethestraße zu sehen.
OBERTSHAUSEN. Die Komödie "Geld anderer Leute" ist am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Hausen zu sehen. Erzählt wie die Geschichte des Wallstreet-Hais Garfinger, der mit allen Mitteln eine stagnierende Firma in New England übernehmen will.
Politisches Kabarett präsentiert Michael Quast am Dienstag, 9. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Hausen. Der Titel des Abends: "Die Wüste lebt."
MÜHLHEIM. Zu einem Kammerkonzert lädt die Musikschule für Sonntag, 7. März, 17.30 Uhr, in die Friedenskirche, Untermainstraße 4, ein. Lehrkräfte der Musikschule spielen Stücke von Telemann, Spohr, Schubert und Poulenc.
Am internationalen Frauentag, Montag, 8. März, kommt Simone Fleck ins Rathaus nach Mühlheim. "Lieber ohne Mann als gar kein Mann" ist ihr kabarettistisches Thema. Beginn ist um 19 Uhr. Es gibt auch etwas zu essen und zu trinken. Tiefe Teller und Bestecke müssen mitgebracht werden.
pmü
ESCHBORN. Bis einschließlich Freitag, 5. März, wird das Kreiswehrersatzamt an der Mergenthalerallee keine Musterungen vornehmen. Die zuständige Bundeswehrverwaltung im Wehrbereich IV begründet dies mit den erforderlichen Ermittlungs- und Aufräumarbeiten nach dem Brand im Kreiswehrersatzamt vom 19. Februar. (Die FR berichtete).
Die Polizei forscht weiter nach der Brandursache. Bisher gebe es noch keine Ergebnisse. she
gb FRANKFURT A. M., 3. März. Mehr als 1100 bayerische Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker haben bisher die "Nürnberger Deklaration" gegen Fremdenhaß und Rechtsextremismus unterschrieben. Dies teilte der Erlanger Kommunalpolitiker Hans-Hermann Hann, Mitglied des Koordinationsausschusses, jetzt mit. Nach seinen Worten soll in den kommenden Monaten die Arbeit der Organisation gegen offenen und versteckten Rechtsextremismus und Minderheitenhaß verstärkt werden. Unter anderem sollen Anträge für kommunale Gremien formuliert werden, die zu einer Verbesserung der Lebenssituation ausländischer Mitbürger führen sollen. Informationen über rechtsextremistische Anträge und Aktivitäten in den bayerischen Kommunen sollen gesammelt und verwertet werden. Für Mitte Mai bereitet der fünf Mitglieder zählende Koordinierungsausschuß ein landesweites Treffen der "Gemeinde-, Kreis-, Stadt- und BezirksrätInnen gegen Fremdenhaß und Rechtsextremismus" vor.
Bei einem ersten landesweiten Treffen in Nürnberg war am 5. Dezember vergangenen Jahres als Reaktion auf die rechtsextremistischen Anschläge auf Ausländer die "Nürnberger Deklaration" verabschiedet worden. Darin verpflichten sich die Kommunalpolitiker aktiv und öffentlich für den Schutz der Ausländer einzutreten. Eindeutig wird die Forderung nach Erhalt des individuellen Rechts auf Asyl und der Rechtswegegarantie erhoben. Ferner heißt es in der Deklaration: "Wir wollen und werden auch öffentlich die Namen derer nennen, die in unseren Gemeinden, Kreisen und Städten durch Worte und Taten rechtsextremistische Parteien und Gruppen unterstützen und Fremdenhaß säen." Nach Aussage von Hann reichte die Reaktion Betroffener auf dieses öffentliche Nennen von Klageandrohung über Abwiegeln bis zum Schweigen.
Wie der Kommunalpolitiker, der als Vertreter der "Grünen Liste" im Erlanger Stadtparlament arbeitet, weiter mitteilte, wurde die Deklaration von Kommunalpolitikern der SPD, FDP, Grünen und auch aus den Reihen der CSU unterschrieben.
FRIEDRICHSDORF. Der Winter 92/93 scheint kaum dazu beizutragen, die negative Grundwasserbilanz im Taunus auszugleichen. Dem feuchten Januar folgte nämlich ein trockner Februar: Mit 20,3 Millimeter Regen (oder getauter Schnee) pro Quadratmeter erreichte der Niederschlag in der privaten Wetterstation von Eleonore Ahrens im Köpperner Tal nur etwa 40 Prozent des Durchschnitts der Vergleichsmonate der vergangenen 20 Jahre (49,5 mm/&metresq;).
Trockenheit im Wintermonat Februar ist dem statistischen Mittelwert zum Trotz dennoch nichts Außergewöhnliches: 1972, 1975, 1982 und 1986 fielen noch weniger Regen oder Schnee. che
Ein Desaster wurde für die Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften der "öffentliche Kongreß" zum Thema "Solidarität in der Krise". Drei Tage lang tauschten hochrangige Wissenschaftler, Gewerkschaftsfunktionäre und Verbandsvertreter vom 25. bis 27. Februar vor leerem Saal im Bockenheimer Bürgerhaus "Titania" Statements aus. Themen wie "Sozialstaat und Solidarität", "solidarische Politik für Frauen", Fragen wie "Zu wieviel Solidarität sind wir verpflichtet?" fanden kein Interesse. IG-Metall-Vorsitzender Franz Steinkühler - mit rund 30 Zuhörern - überlegte sich, seine Grundsatzrede über "Solidarität und Gerechtigkeit" ausfallen zu lassen. Er hielt sie dann doch. Wir veröffentlichen Steinkühlers Rede im Wortlaut.
HOCKEY
AUFSTIEGSRUNDE zur Bundesliga, Männer, Gruppe Süd mit u. a. SC 1880 Frankfurt und THC Hanau in Gernsbach, Eberstein-Halle Obertsrot (Fr., ab 18.00, Sa., ab 16.00, So., ab 10.00)
Jetzt für alle zu sehen: Auf dem Sand der "Allee Süd" ist "Niddi" zur allerletzten Ruhe gebettet worden
Ältester Nidderauer hat
nun festen Vitrinenplatz
NIDDERAU. In Frieden ruhte er rund 5000 Jahre unter der Erde. Jetzt starrt ihn jeder Passant neugierig an. Im Foyer des Rathauses liegt der "älteste Nidderauer"; wie Schneewittchen in einen Glassarg aufbewahrt. Keine Prinzesssin wird ihn wachküssen. Sein verzerrtes Gesicht mit dem aufgerissenen Mund reizt auch nicht dazu. Aber auch wenn er stumm ist kann "Niddi" viel erzählen.
Restauriert kehrte das Skelett jetzt an seinen Heimatort zurück. Am Montag lupfte Bürgermeister Otfried Betz das weiße "Knochentuch", wie er es nannte, von der Glasvitrine. Und nahm den rund 14jährigen Mann offiziell "in unsere Mitte auf". Leere Augenhöhlen blickten den Rathauschef an als dieser sagte: "So, Niddi, komm mal raus."
Bereits die Grabbeigaben lassen auf das Alter des stummen Nidderauers schließen. Der Glockenbecher neben seinem Kopf stammt aus der Zeit um 2800 vor Christi Geburt. Rote Stecknadelköpfe lenken das Auge auf die Fragmente eines Knochenplättchens und einer kleinen Steinperle, die den jungen Mann ebenfalls ins Jenseits begleiten sollten.
Mit eingezogenen Beinen liegt er da im Foyer, gebettet auf gesiebten Sand der Baustelle "Allee Süd". Niddi, wie er in Anlehnung an eine FR-Glosse heißt, maß 137,5 Zentimeter als er aus unerklärter Ursache starb. Er litt unter leichter Karies und Anämie, wie kleine Löchlein in den Augenhöhlen beweisen. Der vierte und fünfte Nackenwirbel waren zusammengewachsen, was ihn aber nicht in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, wie Gretel Callesen vom Verein für Vor- und Frühgeschichte am Montag betonte. Aus den noch nicht verknorpelten Gelenken, dem Stand der Schädelnähte und dem noch nicht geschlossenen Hinterhauptsloch lasse sich das Alter bestimmen, in dem der "Starfund" in der spätneolithischen Kupferzeit das Zeitige segnete.
Nur 30 Zentimeter unter der Erde hatten die Archäologen vor einem halben Jahr das Skelett an der Bundesstraße 45 zwischen Heldenbergen und Windecken bei Voruntersuchungen entdeckt. Sie gehen davon aus, daß sich bereits um 5000 vor Christus dort eine Siedlung von Akkerbauern befand. Von "ungewöhnlicher Qualität", so Callesen, sei die gefundene Bandkeramik aus dieser Zeit. Begeistert äußerte sich die Archäologin auch über die Erdgraben-Anlage sowie die Bandkeramik, die von Niddis Nachfahren aus der Zeit um 3800 vor Christus stammen. Des weiteren bargen Mitglieder des Vereins Koch- und Vorratsgruben sowie Fragmente eines großen Lagergefäßes aus der Zeit der Prokelten.
Eine Stellwand hinter dem gläsernen Sarg des "ältestens Nidderauers" im Rathausfoyer gibt noch bis Donnerstag darüber Auskunft. Sie erklärt anhand von Fotos und Zeichnungen näheres über den jungen Mann und die Gesellschaft, in der er lebte. Auch wenn Lastwagen und Baumaschinen an der Allee Süd tüchtig zugange sind, glaubt Callesen dort künftig noch einige Zeugnisse alter Zeiten zu finden. Vielleicht sogar weitere Gräber. Dann wäre "Niddi" nicht mehr so einsam.
JUTTA RIPPEGATHER
FRANKFURT A. M. Nicht weniger als 3,5 Millionen Frauen und Männer führt die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit derzeit als erwerbslos. In Anbetracht dieser hohen Arbeitslosenzahl hat die stellvertretende Vorsitzende des DGB Hessen, Erika Lotz, den Bewilligungsstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen als "grob fahrlässig" verurteilt. Sie forderte die Bundesregierung auf, zur aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückzukehren.
Welche Bedeutung ABM-Maßnahmen als Steuerinstrumente haben, verdeutlichte Lotz am Beispiel Hessen: 172 000 Männer und Frauen waren im Januar 1993 als arbeitslos gemeldet; die Zahl der Kurzarbeiter hatte sich innerhalb nur eines Monats um 40 000 auf 75 000 erhöht. Diese Landesstatistik, so die DGB-Vizevorsitzende, wäre ohne ABM-Stellen noch weit dramatischer ausgefallen.
Nach Angaben des Landesarbeitsamtes gab es im vergangenen Jahr in Hessen 4300 ABM-Stellen, der Anteil der Langzeitarbeitslosen betrug etwa 2900. Beschäftigt waren die Männer und Frauen zu einem Drittel in sozialen Diensten, jeweils 20 Prozent arbeiteten in Büro und Verwaltung sowie in Umwelt- und landwirtschaftlichen Projekten. Über den Erfolg solcher ABM-Maßnahmen gibt es keine zuverlässigen Statistiken. Man gehe aber davon aus, so Sprecher Karl Brosig, daß ein Drittel der ursprünglich befristeten Arbeitsverhältnisse in dauerhafte umgewandelt worden seien.
Dem Stopp für ABM-Neubewilligungen war eine kontinuierliche Mittelkürzung vorausgegangen. Während 1991 laut DGB noch 170 Millionen Mark für befristete Arbeitsverhältnisse zur Verfügung standen, belief sich der Gesamtetat für neubeginnende ABM-Maßnahmen im vergangenen Jahr nur noch auf rund 80 Millionen Mark, wobei gut neun Millionen Mark aus dem Landesetat kamen. Für das laufende Jahr habe die Nünberger Behörde ursprünglich knapp 5,5 Millionen Mark bereitgestellt, mit denen 180 Neuanträge hätten bewilligt werden können. Dies sei jetzt hinfällig.
Noch folgenreicher könnte sich nach Einschätzung von Manfred Kiesewetter, Geschäftsführer des DBG-Berufsfortbildungswerks Südhessen, die Entscheidung der Bundesanstalt auswirken, die Mittel für Fort- und Umbildung um 25 Prozent zu kürzen. Von den für 1993 bewilligten 135 Millionen Mark seien 110 Millionen bereits durch laufende Projekte gebunden. Nach Einschätzung Kiesewetters können nur noch in den kommenden zwei Wochen neue Schulungsmaßnahmen finanziell gesichert werden. "Dann steht kein Geld mehr zur Verfügung."
Welche Folgen der Sparkurs auch für die Träger der Bildungseinrichtungen hat, machte Herbert Baar, Geschäftsführer des nordhessischen Berufsfortbildungswerks, deutlich. So befänden sich die im Arbeitsamtsbezirk Bad Hersfeld bestehenden zwei Bildungsstätten, die bislang Langzeitarbeitslose neu qualifiziert hätten, nach behördlicher Angabe vor dem Aus.
Den Wiedereinstieg in eine aktive Arbeitsmarktpolitik hat neben dem DGB auch Arbeitsministerin Heide Pfarr gefordert. Sie sprach sich dafür aus, in einem Nachtragshaushalt die Mittel der Bundesanstalt aufzustocken. Ferner seien eine Arbeitsmarktabgabe und ein Solidaritätszuschlag für Besserverdienende dringend erforderlich. SABINE RIEDEL
Flüchtlings-Helferkreise
MAINTAL. Die Helferkreise für Asylbewerber und Flüchtlinge treffen sich am heutigen Dienstag, 2. März, um 19 Uhr im Clubraum des Bürgerhauses Maintal-Bischofsheim. Verantwortlich für die öffentliche Veranstaltung, zu der alle Interessierten Maintalerinnen und Maintaler eingeladen sind, zeichnet die Arbeiterwohlfahrt. Zunächst wird eine neue Sozialarbeiterin vorgestellt.
Weitere Themen laut Tagesordnung sind die Betreuung der Flüchtlinge in der Neckarstraße, die Vorbereitung zur Wahl der "Haussprecher" in den Asylunterkünften der Stadtteile Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen, die Rechtsberatung für Flüchtlinge und Deutschkurse. Unter der Telefonnummer 06109/66555 gibt der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Maintal, Lothar Volk, weitere Auskünfte. Unter der Nummer 06109/65324 ist Vorsitzender Arnold Kaiser zu erreichen. pom
GROSS-UMSTADT. Ein großes Kulturprogramm hat die Stadt Groß-Umstadt, anno 743 erstmals urkundlich als "autmundissat" erwähnt, im Jahr ihres 1250. Jubiläums zusammengestellt. So stellt Eva Larraß vom 3. bis 21. März im Rathaus "Alltags- und Festtagskleider" aus, zu sehen mittwochs, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Die Theatergruppe "Kannitverstan" gastiert am 5. März um 20 Uhr im Frauenzentrum. Der Österreicher Franz Vorraber spielt am 14. März um 20 Uhr im Pfälzer Schloß Werke von Schumann und Schubert. Am gleichen Termin ist von 14 bis 18 Uhr ein Frauen-Info-Tag in der Stadthalle.
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung der 1250-Jahr-Feier geht am Samstag, 27. März, über die Bühne des Marktplatzes, wo markante Szenen der Stadtgeschichte dargestellt werden. sch.
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Verletzt ins Krankenhaus
ORTENBERG. Eine Autofahrerin aus Schotten und ihr Beifahrer wurden Samstag nach einem Unfall auf der B 275 ins Büdinger Krankenhaus eingeliefert. Die Wagenlenkerin war hinter einem Auto aus Ortenberg nach Gedern unterwegs, als der Vorausfahrende nach links abbiegen wollte. Sie bemerkte dies nach Polizeiangaben zu spät und fuhr auf. Der Schaden wird auf 10 000 Mark beziffert. Blechschaden von 6 000 Mark WÖLFERSHEIM. Am Sonntagmittag krachte es am Melbacher Kreuz. Eine 37jährige aus Wölfersheim hatte auf der Kreisstraße, aus Melbach kommend, nach Echzell abbiegen wollen. Sie nahm dabei laut Polizei einem entgegenkommenden 33jährigen die Vorfahrt. Beide Fahrzeuge kollidierten. Die Reparaturkosten werden auf 6 000 Mark geschätzt. VW-Golf gestohlen NIDDA. Ein dunkelgrauer VW-Golf Turbo-Diesel ist in der Nacht zum Samstag in Bad Salzhausen gestohlen worden. Das Auto mit Kennzeichen NE-AZ 347, dessen Wert die Polizei mit 12 000 Mark angibt, war in der Villenstraße geparkt.
Parteien + Wähler
Ernst Welteke in Laubach GRÄVENWIESBACH. Zu einem politischen Abendschoppen mit Musik lädt die SPD für den heutigen Dienstag nach Laubach ein. Der Hessische Minister für Verkehr, Technik und Wirtschaft, Ernst Welteke, wird zur Diskussion erwartet. Den musikalischen Rahmen liefern Wolfgang Zink und Walter Breinl (Oberursel) als "Duett". Beginn in der Gaststätte "Zur frischen Quelle" ist um 19 Uhr. Fragen an Diehl und Huke GLASHÜTTEN. Bertram Huke, Bürgermeister von Königstein, und sein Glashüttener Kollege Helmut Diehl, beide CDU, wollen sich heute abend ab 19.30 Uhr im Glashüttener Bürgerhaus den Fragen der Wähler stellen. Grüne machen mobil NEU-ANSPACH. Die Grünen laden für Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr zu ihrer öffentlichen Fraktionssitzung ins Bürgerhaus ein. Dabei wird über die Arbeit im Gemeindeparlament berichtet, werden die Kandidaten und Kandidatinnen vorgestellt und zu Verkehrspolitik, Heisterbachstraße, Wassergebühren, Brandholz, Siedlungspolitik und Korruption Stellung genommen.
Briefe an die Redaktion
Als Anwohnerin der August-Bebel- Straße blicke ich mit Sorge auf die Gefährdung von Fußgängern (insbesondere Kinder, Schüler und ältere Mitbürger) durch den zu schnell fahrenden Autoverkehr, sowie die unzureichend gesicherte Kreuzung Fichte-/Hegel-/August-Bebel- Straße am Bürgerhaus. Tun die Politiker nichts? Doch! SPD und Grüne/BI streben mit ihrer derzeitigen Mehrheit schon länger eine Verkehrsberuhigung der August- Bebel-Straße an. Sie beschlossen diese Maßnahme am 31. 10. 1991 und stellten dafür im Haushalt 1992 200 000 Mark gegen die Stimmen der Opposition zur Verfügung. Mittlerweile konnte man mehrere tatsächliche als auch Beinahe-Unfälle beobachten. Warum passiert hier eigentlich nichts? An den Geldern kann es ja nicht liegen!
Laut Auskunft des Bauamtes sind noch nicht einmal die Planungen vorangetrieben worden. Bürgermeister Abeln kommt sichtlich seiner Pflicht, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung auszuführen, nicht nach und dies auf Kosten der Sicherheit von allen Verkehrsteilnehmern. Daß dies nicht die erste Verhinderung sinnvoller Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ist, zeigt sich auch am Beispiel des Schulverkehrs an der Ricarda- Huch- und Erich-Kästner-Schule in unmittelbarer Nachbarschaft. Müssen erst einmal Menschen ernsthaft verletzt werden oder gar umkommen, bevor Beschlüsse umgesetzt werden?
Dorothea Zachert, Dreieich "Man kann den Verkehr nicht einfach negieren" Unter der Überschrift "Isenburger Bürger erarbeiten Verkehrskonzept" berichtete die FR am 24. Februar über die Vorschläge mehrerer Anwohnergruppen, mit denen die Belastung durch die täglichen Autokolonnen im Nordosten der Stadt vermindert werden soll:
Die Arbeit können sie sich sparen. Die Sperrung fast aller Einfallstraßen nach Neu-Isenburg bis auf die B 3 und die L 3117 diskutieren Parteien und Parlamentarier doch bereits seit 20 Jahren. Es existiert dazu eine eminent teure Verkehrsstudie eines renommierten Büros für Stadtplanung.
Seitdem hat sich der Verkehr im Rhein-Main-Gebiet fast verzehnfacht. Und Neu-Isenburg hält sich eine Satelliten-Stadt im Osten und ist im Begriff, den Bau einer zweiten im gleichen Raum zu gestatten. Vielleicht könnte man einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Rathaus für die einzufliegenden Bürger gleich mitplanen?
Man sollte dieses Schilda in den hintersten Odenwald verlegen. Dann hätten die Isenburger Bürger - die ja auch alle Auto fahren, nur eben nicht nach und durch Neu-Isenburg, denn da wohnen sie ja schon - Ruhe vor dem Durchgangsverkehr. Glaubt man denn im Ernst, es wäre ein Vergnügen für die Leute aus Rodgau / Dietzenbach, die nach Frankfurt zur Arbeit müssen, jeden Tag Stunden im Stau zu verbringen?
Man kann den existierenden Verkehr nicht einfach negieren oder aussperren. Man muß den öffentlichen Nahverkehr verbessern: Bahn / S-Bahn / bessere Anbindung des Rodgau an die Autobahn. Und solange es keine vernünftige Alternative gibt, müssen die Verkehrsströme auf möglichst viele Straßen verteilt werden, um den Kollaps im Berufsverkehr zu verhindern.
Haben Sie schon einmal die Aggressionen erlebt, die sich morgens im Berufsverkehr aufstauen, wenn sich die zweispurig ausgebaute Friedhofstraße in Höhe des Friedhofs auf eine Spur verengt, weil dort in Ermangelung einer konsequenten Fortführung des Konzepts der Ost-West-Tangente das Parken auf der rechten Fahrspur geduldet wird? Ich habe selbst erlebt, daß bedrängte Autofahrer sich an der nächsten Ampel gegenseitig die Autotüren eingetreten haben.
Jutta Köpke, Neu-Isenburg, Stadtteil Gravenbruch
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
BAD HOMBURG. Sechs Leichtverletzte und 40 000 Mark Schaden lautet die Bilanz einer Karambolage von zwei Autos und einem Lastwagen auf der Autobahn Kassel-Frankfurt kurz vor dem Bad Homburger Kreuz in der Nacht zum Montag.
Wegen zu schnellen Fahrens sei ein Autofahrer gegen 1.30 Uhr mit seinem Wagen ins Schleudern geraten und habe einen nordhessischen Laster gerammt, so die Butzbacher Autobahnpolizei weiter. Ein nachfolgender Lastwagenfahrer habe rechtzeitig bremsen können und die Warnblinkanlage eingeschaltet; ein Autofahrer habe aber zu spät reagiert und sei mit seinem Auto aufgefahren. stk
BERLIN. Der "Krieger von Lozzo", ein Mann mit spitzem Hut, einem großen ovalem Schild vor dem Körper, in der Rechten eine Waffe - aus welcher archaischen Kultur stammt diese Bronze, die so monumental wirkt und doch nur knapp sieben Zentimeter hoch ist? Woher das furchterregende Fabeltier mit dem Löwenhaupt, aus dessen Rücken ein Adlerkopf wächst, dessen Schwanz in einen Schlangenkopf endet? Hat ein frühmittelalterlicher irischer Mönch es ersonnen und gießen lassen? Eine polychrome Terrakottabüste mit den nach oben gebogenen Mundwinkeln und eine große Hydra, deren Ausbuchtung seltsame, stürzende Zwitterwesen zeigt, die noch menschliche Beine haben und schon Delphinköpfe - beide könnte man der griechischen Kunst zuweisen, so wie den 179 cm hohen Redner, den "Arringatore", der die überdimensional langgeratene Rechte zum Gruß hebt, der römischen.
Bei den menschlichen Extremitäten in Terrakotta oder Bronze, einem Fuß, einem Ohr, einem männlichen und einem weiblichen Genitalorgan, einer weiblichen Brust, gerät man schon wieder ins Grübeln: woher die wohl kommen? Die Antwort kann den nicht mehr überraschen, der all diese Werke in der Ausstellung "Die Etrusker und Europa" im Alten Museum entdeckt.
Das stilistisch so Verschiedene gehört derselben Kultur an. Es entstand zwischen dem 9. und 1. Jahrhundert v. Chr. in Etrurien, im Siedlungsgebiet der Etrusker zwischen Arno und Tiber, das weite Gebiete der heutigen Toskana, Umbriens und der Marken umfaßte und sich zur Blütezeit etruskischer Stadtstaaten bis nach Venetien erstreckte. Es bildete so eine Landbrücke zwischen Tyrrhenischem und Adriatischem Meer - für ein Handel treibendes Volk in der antiken Welt eine strategisch höchst vorteilhafte Position.
Seit der toskanische Großherzog Cosimo I. das Fabeltier, die "Chimäre von Arezzo", an seinen florentinischen Hof holte und auf die Idee verfiel, diese "Tusci" seien womöglich seine und seiner Untertanen Urahnen, die Toskaner also älterer, sprich edlerer Abkunft als die Römer, ist über die Etrusker viel gerätselt worden; beinah jede osteuropäische oder orientalische Gegend mußte als ihr vermutliches Ursprungsland herhalten. Solche Spekulationen waren um so einfacher, als es keinerlei eigene schriftliche Zeugnisse der Etrusker gibt. Man kennt zwar das von ihnen benutzte Alphabet, weiß, welche Laute oder Konsonanten den einzelnen Zeichen entsprechen, aber die bisher gefundenen Fragmente reichen nicht aus, daraus eine Sprache zu konstruieren, gar eine Literatur. Von der wissen wir nur aus römischen Überlieferungen, die entstanden, als die Etrusker längst im römischen Reich aufgegangen waren.
Eines immerhin ist, nach mehreren hundert Jahren Etrusker-Forschung, zahlreichen Grabungsfunden in Etrurien, gewiß: die Etrusker sind italischen Ursprungs, sie haben die erste Hochkultur auf italienischem Boden geschaffen, sie wußten Metalle zu schürfen und zu verarbeiten, waren talentierte Seefahrer und begnadete Händler, die ihre Waren: Waffen, Schmuck, Gefäße, Kultgegenstände in den ganzen Mittelmeerraum und bis in den Norden Europas exportierten (noch im heutigen Niedersachsen hat man bei Grabungen etruskische Gegenstände gefunden). Das Rätsel der Etrusker ist gelöst, damit freilich auch ein Teil der Faszination dahin.
Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte man in der etruskischen Kunst allenfalls eine verderbte, provinzialisierte Nachahmung griechischer und orientalischer Vorbilder erblicken wollen; 1956, bei der ersten großen Etrusker-Ausstellung, die in Europa auf Wanderschaft ging, schließlich auch in Köln zu Gast war, hatte Massimo Pallottino das "unverwechselbar Eigentümliche" dieser Kunst gepriesen und daran die Hoffnung geknüpft, es werde sich durch neue Forschungen noch deutlicher als originär erweisen. Derselbe Pallottino, heute über achtzig Jahre alt und Doyen der Etruskologie, hat auch die neue große Ausstellung (die vorher in Paris zu sehen war) angeregt, ihr das Thema gegeben. Was sie zeigen soll, ist nicht bloß der eigenständige Beitrag der etruskischen Kunst zum "imaginären Museum", sondern auch, was Etrurien als "Relaisstation der Kulturen" bedeutete, worin also sein unverwechselbares Erbe besteht: in der energischen Anverwandlung, Umprägung fremder Muster.
Der den Etruskern eigentümliche Offenbarungsglaube, der Wahrsagern den höchsten Priester-Rang einräumte, ihr alle Lebensbereiche beeinflussender Totenkult (dem wir einen großen Teil unserer Kenntnisse verdanken - die meisten Werke wurden in Tomben, ganzen Totenstädten gefunden) verlangten eine gründliche Veränderung dessen, was an Formen und Motiven aus dem frühen Griechenland nach Italien kam. Diese Umdeutung ist die eine große Kulturleistung der Etrusker; die andere, daß sie ihre synkretistische Kultur als Händler weiter verbreiteten. Im Jahre 49 n. Chr. hat Kaiser Claudius die Etrusker-Fürsten der Großzügigkeit wegen gerühmt, mit der sie Fremden Bürgerrechte zubilligten. Claudius tat das, als er vom römischen Senat solche Rechte für die Gallier forderte - der Text der Rede wurde in Erz gegossen und ist in der Ausstellung zu sehen; ein frühes Beispiel "multikultureller" Hellsicht.
Als die Etrusker reich geworden waren, auch ihre Mittelschicht eigene Grabmähler wollte, waren sie die ersten in der antiken Welt, die eine manufakturelle Kunstproduktion in Gang setzten. (Man muß nur einmal im etruskischen Museum in Volterra die in vielen Stellagen übereinander ausgestellten, von Figuren gekrönten, gleichsam normierten Särge sehen, um zu begreifen, wie diese Manufaktur funktionierte.) Als die römische Kultur die etruskische im letzten Jahrhundert v. Chr. gleichsam aufsaugte, hatte diese schon die neuen Kunstmodelle (der "Arringatore"!) übernommen, aber bis zuletzt blieb ihr das "Expressive, Bewegungshafte", das Pallottino als ein wichtiges Merkmal etruskischer Kunst ausgemacht hat, erhalten.
Die bedeutenden Werke etruskischer Kunst, besonders schöne Gebrauchsgegenstände, Schmuck, Kultgerät, sind das Thema der größeren ersten Abteilung der Ausstellung im Alten Museum: die Qualität dieser Stücke ist evident, ohne Vorwissen begreifbar. Sie überspringen mühelos den Abstand von zweieinhalbtausend und mehr Jahren. Die in der Bildlegende angegebenen Fundorte zeigen, wie weit verbreitet diese Kunst einmal war. Die Werke reden von einem Volk, das ja auch deshalb als so rätselhaft galt, weil es uns die eigene Interpretation seines Daseins nur in solchen Kunstwerken, nicht in der Literatur hinterlassen hat.
Um die Bedeutung der Werke vollends einschätzen zu können, bedarf es freilich einiger Übersetzungsprozesse. Auch die sind - darin liegt ein weiteres Verdienst der Ausstellung - "ablesbar" (und werden im opulenten Katalog vertieft, einem Werk, das den jüngsten Forschungsstand festhält). Die Ausstellung kommt damit verschiedenen Besucher-Interessen entgegen: den vorwiegend ästhetischen wie den kulturgeschichtlichen.
Kleine Gegenstände sind in Vitrinen einleuchtend geordnet, die größeren plastischen Arbeiten auf Sockeln aufgestellt, eine komplette Grabkammer zeigt die etruskische Malerei. (Die Ausstellungsarchitektur stammt von Agata Torricella Crespi, wurde von Paris übernommen und den Gegebenheiten des Alten Museums klug angepaßt.) Die Räume der ersten Abteilung sind in einem stumpfen, den Blick auf die Objekte lenkenden Grau gehalten, die der zweiten von Crespi in einem hellen Braunrot farblich akzentuiert; da geht es um die "Wirkung", der Etrusker auf die Nachwelt seit ihrer Wiederentdeckung, um die damit verknüpften "Moden" (und Fälschungen), um den je verschiedenen "Blick" von Romantikern und Positivisten auf dies Volk, schließlich um die neuesten Forschungen. Auch diese "Abteilung", eher eine Sache für Kunsthistoriker denn für ein großes Publikum, ist didaktisch so gut aufbereitet, daß das Interesse nicht erlahmt.
Wolf-Dieter Dube, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, nennt diese Etrusker-Ausstellung das "wichtigste Unternehmen" seiner Museen im Jahr 1993, "trotz Picasso". Dessen Spätwerk hat immerhin um die dreihunderttausend Besucher in die Neue Nationalgalerie gelockt, zu den Etruskern sind in Paris ebenso viele gekommen. Natürlich hofft man in Berlin auf einen ähnlichen Erfolg.
Aber Dube bemißt "Wichtigkeit" nicht nur nach den vermuteten Besucherzahlen, nicht einmal nach dem Spektakulären, das diese Ausstellung durch ihre Größe und ihre ehrgeizige Zielsetzung hat (was den Fiat-Konzern dazu veranlaßte, einen erheblichen Teil der Kosten zu übernehmen, obwohl sie nur in Paris und Berlin, nicht aber in Italien Station macht), vielmehr an einer Vorstellung von Kultur, die hartnäckig darauf besteht, daß die Kunstgeschichte den Genuß durch Wissen vermehren soll.
Es ist die altehrwürdige Idee einer universalen Bildung, die für Dube eine solche, vom konservatorischen Standpunkt heikle Ausstellung rechtfertigt. Es geht eben nicht nur darum, daß Etruskologen ihre Forschungen ausbreiten und mit den entsprechenden Belegstücken erläutern, auch nicht darum, dem Bilder-Tourismus ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Es geht um Erkenntnisse, die mehr als ein paar hundert Fachleute betreffen: Erkenntnisse über eine Kultur, die am Beginn der abendländischen Welt steht und von der mehr zu wissen, mehr zu begreifen, auch bedeutet, mehr über uns zu wissen und zu begreifen. Darum der programmatische Titel. Ihn löst die Ausstellung glanzvoll ein.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
(Die Etrusker und Europa", Ausstellung im Alten Museum am Lustgarten bis 31. 5. 93, Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Katalog DM 50,-.)
WIESBADEN. Seit Jahresbeginn leben Flüchtlingsfamilien aus dem Bürgerkriegsgebiet des ehemaligen Jugoslawien in Klarenthal. Ihre Kinder besuchen die Geschwister-Scholl-Schule. Sie verfügen über keine deutschen Sprachkenntnisse und niemand weiß, wielange sie bleiben werden.
Die Jungen und Mädchen der Scholl- Schule kümmern sich intensiv um die Fremden, treffen Verabredungen zum Schwimmen, Eislaufen oder zum Fußballspiel. Viele Klassen haben Spielzeug- und Kleidersammlungen arrangiert.
Am heutigen Dienstag, 2. März, planen sie um 15 Uhr ein fröhliches Fest: Bei Kaffee und Kuchen wollen sie gemeinsam spielen. maf
Gericht: Todesschuß war eine "Affekttat" Urteil im Verfahren um verfeindete Sinti-Sippen Von Rüdiger Arendt HANAU/GELNHAUSEN. Mit wüsten Beschimpfungen gegen den Angeklagten ist gestern nach elftägiger Hauptverhandlung der Totschlags-Prozeß gegen den 30 Jahre alten Sinto Monty B. aus Langenselbold zu Ende gegangen. Der Musiker wurde wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte, wie berichtet, zuvor neun Jahre Gefängnis, die Verteidigung mit Rechtsanwalt Rolf Bossi aus München als Wahlverteidiger, Freispruch oder allenfalls eine Bewährungsstrafe beantragt. Das Schwurgerichtsverfahren um zwei verfeindete Sinti-Sippen gehörte zu den am strengsten bewachten in der Geschichte der Hanauer Justiz. Auch gestern hielten sich wieder zahlreiche Polizeibeamte in Uniform und Zivil in und außerhalb des Gerichtsgebäudes in der Hanauer Nußallee auf, um den Angeklagten zu schützen, nachdem in den letzten Wochen mehrfach Morddrohungen gegen ihn laut geworden waren. Nach der Urteilsbegründung stießen vor allem die Frauen der gegnerischen Sippe wüste Beschimpfungen gegen Monty B. aus, machten ihm zum wiederholten Mal deutlich, daß er mit Rache für die Tötung seines Schwiegervaters rechnen müsse. Der 30jährige, der seine Strafe nach Rechtskraft erst später antreten muß, wurde gemeinsam mit seiner Mutter, wie an den vorangegangenen Verhandlungstagen, von der Polizei an einen nicht bekannten Ort gebracht.
Der Vorsitzende Richter Dr. Klaus Frech hatte zuvor in seiner Urteilsbegründung eindringlich an die gegnerische Sippe appelliert, die Feindseligkeiten zu beenden und unter allen Umständen von Blutrache abzusehen. In dem Streit hätte keine der beiden Sippen gewonnen, für den Tod des Schwiegervaters des Angeklagten seien viele zumindest moralisch verantwortlich. Frech meinte damit vor allem die Frau des Getöteten, die ihre Sippenmitglieder zu Überfällen gegen die Familie des Angeklagten angestachelt habe. Den Angeklagten selbst bezeichnete der Vorsitzende Richter als ursprüngliches Opfer in dem ganzen Streit, der quasi in die Täterrolle gedrängt worden sei.
Wie ausführlich berichtet, hatte der 30jährige am 7. Juli 1991 in Gelnhausen- Höchst seinen Schwiegervater durch einen Genickschuß getötet. Die Waffe hatte sich der vom Charakter her eher ängstliche und "friedfertige" Angeklagte, so das Gericht, zwei Tage zuvor besorgt. Vorausgegangen waren jahrelange Streitereien zwischen Monti B., seiner Frau und vor allem mit der Schwiegermutter, die darin gipfelten, daß der Angeklagte wenige Wochen vor der Tat seine eigenen Kinder nicht mehr sehen durfte.
Mutter und Schwiegermutter gerieten sich darauf hin in die Haare, beleidigten und demütigten sich schwer, bis schließlich Monti B. und seine Mutter drei Tage vor der Tat und am Tattag selbst brutal von der gegnerischen Sippe überfallen wurden, wobei seine Mutter schwer verletzt wurde. Der anschließende "Rachefeldzug" vor das Anwesen des getöteten Schwiegervaters in Höchst im Beisein von etwa 25 Frauen und Männern auf beiden Seiten endete schließlich tödlich.
Ohne die Frauen, vor allem aus der Sippe des Getöteten, wäre der Streit sicherlich nicht tödlich ausgegangen, ließ Frech in seiner Urteilsbegründung anklingen. Die beiden Sippen-Ältesten hatten nämlich vor dem tödlichen Aufeinandertreffen am 7. Juli 1991 gegen 12 Uhr mittags in Höchst ein Schlichtungsgespräch vereinbart. Daß es dazu nicht kam, kreidete das Gericht vor allem der Frau des Getöteten an.
Neu war für die Schwurgerichtskammer, daß die Sinti sich offenbar in manchen Fällen nicht an das deutsche Strafrecht gebunden fühlen, wie es ein Sinti- Sachverständiger ausgeführt hatte. So ist es nach dem Sinti-Kodex unter gewissen Umständen erlaubt, auch vor Gericht zu lügen. Frech richtete daher eine eindringliche Warnung an die Männer der gegnerischen Sippe. Falls Monti B. der Blutrache zum Opfer fallen solle, könne der Töter davon ausgehen, nicht mehr so glimpflich davonzukommen. Dies sei dann Mord und darauf stehe "Lebenslänglich." Den tödlichen Schuß des Angeklagten wertete die Kammer als "Affekttat", der eine tiefgreifende Bewußtseinsstörung vorausgegangen sei. Der mit Waffen ungeübte Monti B. habe seinen Schwiegervater nur verletzen wollen. Gleichwohl habe er seinen Tod billigend in Kauf genommen.
Nicht nur Schaukel und Rutsche
"Die Ampel vor unserer Schule zeigt immer nur ganz kurz Grün für Fußgänger. Da kommen wir Kinder gar nicht so schnell über die Straße", berichtet ein Junge. Seine Mitschülerin findet es "blöd", daß es so wenig Spielplätze in Bockenheim gibt: "Da liegt immer Hundedreck rum. Und an der Jordanstraße schimpfen die alten Leute, die daneben wohnen."
Die Jungen und Mädchen der Klasse 4 a der Bonifatiusschule in Bockenheim hatten viel zu erzählen. Eigentlich waren die Schüler in den Römer gekommen, um dem Hessischen Rundfunk für seine Live-Sendung "Unterwegs in Hessen" ihre Nöte und Wünsche ins Mikrophon zu berichten. Weil der Ü-Wagen aber aus aktuellem Anlaß nach Schwanheim gefahren war, konnten die Kinder ihren Ärger bei Monika Schiller, der Vorsitzenden des Kinderschutzbundes in Frankfurt, loswerden.
Aufmerksam hörte Frau Schiller zu, was den Zehnjährigen stinkt: "Wir wollen hinter unserem Haus auf dem Hof Fußball spielen. Aber da jagt uns immer der Hausmeister weg", klagte ein Mädchen. "Bei uns gibt's bloß so 'ne doofe Rutsche, und auf den Rasen dürfen wir gar nicht", berichtete ihre Nachbarin.
"Wir wollen mehr Spielplätze", schrieben die Schüler hinterher an die Tafel. Ihre Forderungen sollten am Abend den Politikern bei einer Diskussion über vier Jahre rot-grüne Politik für Kinder präsentiert werden.
Die Diskussion mit den Schülern hatte den Kinderschutzbund in der Einschätzung bestätigt, daß es den Kindern in Frankfurt vor allem an "Spielraum" fehlt. "Kinder brauchen Platz, wo sie sich frei bewegen und rumtoben können und nicht auf eine Schaukel oder Wippe beschränkt bleiben", sagte Monika Schiller.
Um die Kinder selbst zu hören und ihnen ein Forum für ihre Probleme und Forderungen zu geben, hatte der Kinderschutzbund am Montag in den Römer geladen.
Aber auch, um sich selbst als "Lobby für die Kinder" vorzustellen. Schließlich kann der Verein seine vielfältigen Aufgaben - Beratungsstelle für Familien, Kindertelefon, Hilfen für Flüchtlingskinder - finanziell kaum mehr bewältigen. Im vergangenen Jahr konnte der Kinderschutzbund ein Defizit von 120 000 Mark gerade noch aus den Rücklagen decken. Die sind bald aufgebraucht.
Zumindest die Kinder wüßten schon, wie eine bessere Politik zu machen wäre. "Für die Asienreise vom Kanzler Kohl haben die Politiker genug Geld. Dafür hätten sie uns auch schöne Spielplätze bauen können." luf
Die Auseinandersetzung um die angeblich ausländerfeindlichen Äußerungen der Schulleiterin der Deutschherrenschule, Monika Intrau, sollte jüngst den kulturpolitischen Ausschuß des Landtages beschäftigen. Unterdessen hat der Verband der Lehrer an Grund-, Haupt-, Real-, Sonder- und Gesamtschulen (VDL) gefordert, "die Rolle der Frankfurter Schuldezernentin bei der Kampagne" gegen Intrau genauer zu untersuchen. Der Lehrerverband sieht die Rektorin als Opfer eines "Kesseltreibens" und spricht von "rot-grünem Faschismus".
Eine "Hetzkampagne" sieht auch der Deutsche Lehrerverband Hessen (DLH). Vorsitzender Herbert Grimme beschuldigt insbesondere die Konkurrenzorganisation GEW, Intrau auf "menschenverachtende Weise" zu diffamieren. Die GEW hatte in einem Sonderblatt ihrer Lehrerzeitung die DLH-Vertreterin Intrau in einer Fotomontage mit Kopftuch unter die Überschrift "Die Biederfrau und die Brandstifter" gestellt.
Die GEW selbst fordert nun eine schnelle und sorgfältige Klärung der Vorgänge.
Allerdings - so die Gewerkschafter - dürfe vom Staatlichen Schulamt niemand - schon gar nicht minderjährige Schüler - ohne Rechtsbeistand vernommen werden. luf
Frankfurter Schulleiter haben der Schuldezernentin Jutta Ebeling vorgeworfen, viele Schüler zu "Fehlverhalten" anzustiften. Sie trage Mitschuld, wenn Jugendliche an der Deutschherrenschule "streiken" oder, statt zu lernen, protestierend durch die Straßen ziehen. Mit ihrer öffentlichen Belobigung demonstrierender Schüler und Schülerinnen habe die Stadträtin viele Pennäler zur "Selbstbeurlaubung vom Unterricht geradezu ermutigt". In einem Brief an die Dezernentin hat die Interessengemeinschaft Frankfurter Schulleiterinnen und Schulleiter Ebeling aufgefordert, "Ihre Fehleinschätzung der Situation öffentlich zu korrigieren und Ihre Polemik gegen uns ,Pauker&rquote; zurückzunehmen".
Damit geht die Auseinandersetzung zwischen der Schuldezernentin und den Schulleitern in die dritte Runde. Nachdem Ebeling die Schüler, die nach den Ausschreitungen von Rostock während der Unterrichtszeit auf die Straße gegangen waren, öffentlich für ihr Engagement gelobt hatte, rüffelten die Oberstudiendirektoren: Dies sei "wenig hilfreich", und die Dezernentin möge sich doch künftig "etwas mehr Zurückhaltung auferlegen". Ebeling konterte, der Direktoren-Brief sei ein "Dokument unpolitischer, bürokratischer Engstirnigkeit". Angesichts rassistischer Anschläge sei diese "Verordnungsgläubigkeit" kaum zu fassen.
Jetzt schlagen die Schulleiter zurück. Nach den Äußerungen Ebelings sei der "falsche Eindruck" entstanden, sie könne Schüler zu Demonstrationen und Protestveranstaltungen vom Unterricht befreien. Die Schulleiter verweisen dagegen auf ihre "Verantwortung und Fürsorgepflicht", die es nicht erlaube, Jugendliche "ohne Wissen der Eltern zu irgendwelchen spontanen Demonstrationen aus der Schule weglaufen zu lassen". Darin sehen sich die Schulleiter ganz einig mit Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD), der auf die Frage einer Grünen-Landtagsabgeordneten erklärt hatte: "Die Teilnahme am Unterricht steht auch bei einem wünschenswerten politischen Engagement nicht zur freien Disposition der Schülerinnen und Schüler." Ebeling solle sich korrigieren, fordern die Schulleiter.
luf
MAINTAL. Die Bruno-Dressler-Straße in Maintal-Bischofsheim ist bis einschließlich 19. März wegen Kanalbauarbeiten halbseitig gesperrt. Das teilt Ordnungsamtsleiter Dieter Iffland mit und bittet um Verständnis.
Kleine Lokalrundschau
Dschungelbuch Die für Donnerstag, 4. März, im Staatstheater geplante Aufführung "Zazou und die Swing-Boys" entfällt. Statt dessen wird eine Bühnenfassung des Kipling-Romans "Das Dschungelbuch" aufgeführt. Beginn: 19 Uhr im Kleinen Haus. Berufe für Mädchen und junge Frauen Der Arbeitskreis Jugendberufshilfe des "Trägerverbunds Wiesbaden" lädt ein zum nächsten Treff am Freitag, 5. März, um 10 Uhr in der Caféteria des Johannesstiftes. Thema: "Berufliche Bildung für Mädchen und junge Frauen". VHS zieht um Die VHS-Verwaltung zieht in die Dotzheimer Straße 23 um. Daher bleibt die Geschäftsstelle am Freitag, 5. März, und Montag, 8. März, geschlossen. Sunnyland Blues Band musiziert Die Sunnyland Blues Band spielt am 5. März, 20.30 Uhr im Café Cicero, City-Passage.
Dienstag, 2. März
Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
TIB-English Pocket Theater, Bornheimer Landwehr 35: 20.30 Uhr, Tales in English.
Kommunales Kinder- & Jugend Theater, Volksbildungsheim, Am Eschenheimer Tor: 10.30 Uhr, "Ikarus" (ab 4 Jahren).
Jugendcafé Oberrad, "Zum Depot", Offenbacher Landstr. 357, Tel. 65 71 70: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste", (ab 4 Jahren).
Jugendhaus Industriehof, Lötzener Str. 31, Tel. 77 47 25: 15 Uhr, Theater Pappmobil - "Ach, du lieber Schreck" (ab 3 Jahren).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater.
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 und 15 Uhr, Fridolins Puppentheater.
Kultur im Krankenhaus: 15 Uhr, Nordwest- Krankenhaus, Steinbacher Hohl 2-26, Mitarbeiter-Cafeteria, Zauberer Dixon.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik
Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Sonderkonzert - Anne-Sophie Mutter / Lambert Orkis; Hindemith Saal: 20 Uhr, Konzert Forum Musikhochschule.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, All Colours.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, C. Neubronner Jazz-Connection.
Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Joyland.
Cooky&rquote;s, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Roy Ayers.
Sinkkasten,Brönnerstr.: 21 Uhr, Ronald Shannon Jackson & The Decoding Society.
Festhalle, Messegelände: 20 Uhr, KlassikSpektakel. Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Nana Mouskouri.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" (Einlaß 19.30, Dinner 20 Uhr).
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Dienstags-Jazz - "Sunday Morning".
Music Hall: 21 Uhr, Jefferson Starship.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: 19 Uhr, Vortrag "Als Junge in Auschwitz-Birkenau", ehem. Fabrik Günther & Co, Ecke Voltastr./Pfingstbrunnenstr.
Katholische Domgemeinde St. Bartholomäus, Pfarrsaal, Domplatz 12: 19.30 Uhr, Vortrag "Bernhard Menninger 1754-1834, Frankfurter Stiftsgeistlicher und Hofprediger".
Institut Français, Loge zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 18 Uhr, Vortrag "Eine Engländerin betrachtet Frankreich".
Paul-Ehrlich-Institut, Langen, Paul-Ehrlich- Str. 51-59, Hörsaal: 14.15 Uhr, Vortrag - "Das Hühnerei - ein universelles biologisches System für die Entwicklung von Alternativen zum Tierversuch.".
Literatur / Lesungen Buchhandlung Heinz Schutt, Arnsburger Str. 76: 20 Uhr, Lesung und Diskussion Luise F. Pusch - "WahnsinnsFrauen".
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Comicmachertreff. Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Imre Kertész - "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind".
Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim: 20 Uhr, Vorstellung des Autors Werner Fritsch von Stadtschreiber Ralf Rothmann; Stadthalle Bergen-Enkheim.Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 5 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Chit-chat social evening.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1, Tel. 59 81 52: Besichtigung Arabella- Grandhotel; Treffen 14.30 Uhr, Rezeption, Konrad-Adenauer-Str. 5-7; 14 Uhr, Handarbeitskreis Frau Hauswirth; Fahrt nach Wien; Treffpunkt 8.10 Uhr.
Informationszentrum für Männerfragen, Neuhofstr. 41 HH: 20 Uhr, Treffen zum Thema "Männerfreundschaft".
Frauen-Verband: 16 Uhr, Treffen im Historix, Historisches Museum, Saalgasse.
Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Themenabend "Allgemeines/Kommunales Wahlrecht für Ausländer/innen - eine überholte Forderung?". Ev. Familienbildung: 15 Uhr, Internationaler Frauentreff, Darmstädter Landstr. 81. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Blutspendetermine Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstraße 1: 9 bis 19 Uhr.
Ludwig-Richter-Schule, Eschersheim, Hinter den Ulmen 10: 17 bis 20 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstr. 22, Tel. 31 33 80; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstr. 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Praunheim, Heinrich-Lübke-Str. 7, Tel. 76 10 54; Hermes-Apotheke, Taunusstr. 5, Tel. 23 11 81; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstr. 34, Tel. 45 66 08; Nordend-Apotheke, Ekkenheim, Engelthalerstr.Tel. 54 43 10; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr. 81, Tel. 77 53 81; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstr. 19, Tel.57 17 85; Zeil-Apotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechubuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Wollenberger heute
MAINTAL. Die "Maintaler Literaturtage 1993" werden am heutigen Dienstag, 2. März, um 20 Uhr im Historischen Rathaus Hochstadt mit einer Lesung der Philosophin, Bundestagsabgeordneten und Bürgerrechtlerin der ehemaligen DDR Vera Wollenberger eröffnet. Die vom Kulturamt der Stadt veranstalteten "Literaturtage" - es handelt sich mittlerweile um die 2. Runde - stehen diesmal unter dem Thema "Deutschland . . . grenzenlos begrenzt". ,Ossi&rquote; und ,Wessi&rquote;, die harmlosen Paradigmen für zwei ungleiche Schwestern, stehen sich ratlos gegenüber. Die eine zur Anpassung an den ,goldenen Westen&rquote; gezwungen, die andere zur Opferbereitschaft aufgefordert", kommentiert die Maintaler Kulturdezernentin Priska Hinz (Grüne) den Lesezyklus in einer Begleitbroschüre. "Dazwischen stehen gewalttätige Rechtsradikale, Lichterketten, Identitätsverlust, neue Armut und Politikverdrossenheit."
Die eingeladenen Autorinnen und Autoren stehen laut Hinz mit ihren Publikationen "für eine bewußte Auseinandersetzung mit dem Phänomen ,Deutsche Einheit&rquote;. Sie werden uns einen Spiegel vorhalten, der nicht durch Verdrängung, sondern nur durch tätiges Handeln poliert werden kann".
Vera Wollenberger studierte Philosophie an der Humboldt-Universität, war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften der DDR, Lektorin, von 1975 bis 1983 Mitglied der SED.
Aufgrund ihrer öffentlichen Stellungnahme gegen die Stationierung von Atombomben in der DDR wurde sie 1983 mit Berufsverbot bestraft und aus der SED ausgeschlossen. Wegen versuchter "Zusammenrottung" wurde sie verhaftet, verurteilt und nach England abgeschoben. Im November 1989 kehrte Wollenberger in die DDR zurück, trat den Grünen bei. Seit 1990 ist sie Bundestagsabgeordnete für "Bündnis 90/Die Grünen". pom
MÜNZENBERG / FRANKFURT. Unter dem Titel "Rechte Zeiten" hat ein Filmteam des Stadtjugendringes Gießen zusammen mit der Lagergemeinschaft Auschwitz aus Münzenberg einen Videofilm produziert. Er soll am Mittwoch, 3. März, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen St.-Katharinen-Gemeinde in Frankfurt (Myliusstraße 53) vorgeführt und diskutiert werden.
Der Film stellt laut Ankündigung Fakten aus Auschwitz den Realitäten der heutigen rechtsradikalen Szene gegenüber und vergleicht sie. Hermann Reineck, Präsident der Lagergemeinschaft und selbst ehemaliger Häftling, kommentiert die laufenden Bilder. Seine Kernthese lautet: "Wir sind heute weit von den Verbrechen des Dritten Reiches entfernt, aber es gibt schon wieder erschreckende Parallelen."
Die Lagergemeinschaft Auschwitz lädt die Bevölkerung kurz vor den Kommunalwahlen am kommenden Sonntag zur Vorführung mit anschließender Aussprache ein. Daran werden auch die jugendlichen Filmemacher teilnehmen. Die Idee zu der Videoproduktion und ein Großteil der Aufnahmen entstanden bei einem Aufenthalt des Filmteams mit Hermann Reineck in Auschwitz.
Mit ihrer Einladung verbindet die Lagergemeinschaft einen Aufruf zum Urnengang am Sonntag, 7. März. Dazu Vorstandsmitglied Diethardt Stamm: "Erteilen Sie den rechten Zeiten bei der Kommunalwahl eine Abfuhr! Geben Sie der rechten Gewalt von NPD und REPs keine Chance und wählen Sie demokratisch! Der Film zeigt eindringlich, wohin uns die rechtsradikalen Rattenfänger bringen." mk
WIESBADEN. Spielbankchef Klaus Gülker setzt auf die 2 - für ihn in diesem Jahr die "magische Zahl": Das Casino besteht nämlich seit 222 Jahren. Und genau 200 Gulden betrug die erste Konzessionsabgabe 1771 - zu entrichten an das Waisenhaus, das Hospital und an die Gerichts- und Polizeikasse. Ein vergleichsweise bescheidener Beitrag zu den städtischen Finanzen, wenn man die Abgabenpflicht 1992 betrachtet: Mit 90 Prozent ihrer Einnahmen füllte die Wiesbadener Spielbank das Steuersäckel von Stadt und Land - Millionenbeträge, mit denen sich einige Löcher der öffentlichen Haushalte stopfen lassen. Klaus Gülker ist mit der Bilanz zufrieden - auch wenn sich der Aufwärtstrend insgesamt verlangsamt hat.
175 000 Besucher setzten im vergangenen Jahr auf ihr Glück am Roulettetisch, beim "Kleinen Spiel" waren es knapp 60 000. Sie sorgten für einen Spielertrag von 48,5 Millionen Mark. Im Durchschnitt waren die Casino-Gäste mit 146 Mark dabei - um 23 Mark risikofreudiger als im Jahr zuvor. Zweidrittel der Hasadeure sind Männer, die meisten im "reifen Alter" von über 50 Jahren. Die beliebtesten Spieltage: freitags und samstags.
Für einige Besucher hat sich der Einsatz gelohnt: Im Juli und im November ging jeweils ein Glücksspieler mit dem satten Gewinn von 200 000 Mark in der Tasche nach Hause. Zur schieren Verzweiflung brachte ein japanischer Geschäftsmann die Spielbank-Crew: Seine Glückssträhne riß wochenlang nicht ab "und wir haben schon bezweifelt", gesteht Klaus Gülker, "daß hier alles mit richtigen Dingen zugeht". Doch der Gast aus Nippon war einfach mit Fortuna im Bunde - alles in allem hat er nach mehreren Besuchen insgesamt fast eine Million Mark eingestrichen - ohne System und Schmu: "Der hatte einfach nur Glück."
Die größten Gewinner freilich sind Stadt und Land. Gemeinsam kassierten sie - die Abgaben für die Trinkgeldeinnahmen aus dem Tronc mit eingerechnet - 35,7 Millionen Mark. Wiesbadens Stadtkämmerin Inge Vittoria konnte davon 11,3 Millionen Mark auf der Habenseite des städtischen Etats verbuchen.
Was hat die Stadt mit dem vielen Geld gemacht? "Wir haben damit", berichtete Bürgermeister Hildebrand Diehl in einer Pressekonferenz der Spielbank, "einen Teil der Renovierungskosten für das Kurhaus abgetragen". 55 Millionen Mark hatte sich die Landeshauptstadt vor sechs Jahren die Restaurierung des aufwendigen Thiersch-Baus aus der Jahrhundertwende kosten lassen.
Dafür hat die Wiesbadener Spielbank nun auch ein einzigartiges Ambiente - bundesweit geschätzt und von AVIS auf Platz 3 der Hitliste "Best of Germany" gesetzt. Dennoch müßte noch einiges für den Service der glücksspielenden Gäste getan werden. Die Lösung des Parkplatz- Problems nannte Klaus Gülker hier an erster Stelle. Bürgermeister Diehl versprach Abhilfe: Die Vorplanung für eine Tiefgarage vor dem Kurhaus, die von einem privaten Investor gebaut wird, sei bereits abgeschlossen, mit dem Beginn der Realisierung könne noch in diesem Jahr gerechnet werden.
Weiteres Sorgenkind der Wiesbadener Spielbank: Der personelle Engpaß beim Aufsichtsteam der Steuerbehörde. Beamte des Fiskus achten nämlich in den Spielsalsons, daß alles bei dem Geldverkehr ohne Quittung und Papiere seine Ordnung hat. Nur sind es zuwenig, die den Gästen und Croupies dezent auf die Finger schauen - was laut Klaus Gülker häufig zu Verzögerungen der Spielabläufe und damit zu Verärgerung der Besucher führt.
Hier ist keine Hilfe in Sicht. Das Land hat die Bewilligung weiterer Stellen abgelehnt - ein Konkurrenzvorteil für das Casino in der Nachbarstadt Mainz, wo solches Personalmanko unbekannt ist. "Dort wird man sich freuen", argwöhnt der Wiesbadener Spielbank-Boß Gülker. maf
DREIEICH. Die Dritte Welt-Gruppe der Burgkirchengemeinde in Dreieichenhain ist "zutiefst betroffen, weil das Thema Asyl im Wahlkampf vermarktet wird". Die Aussagen reichten von mangelnder Information bis zu bösartiger Verleumdung. Die Gruppe bezieht sich unter anderem auf eine Wahlkampfbroschüre der CDU im Kreis Offenbach, in der von einem "massenhaften Mißbrauch des Asylrechts" die Rede ist und gefordert wird, Asylbewerbern nur noch Sachleistungen statt Geld zukommen zu lassen.
"Laßt das Thema aus dem Wahlkampf", appellieren die engagierten Christen, die für einen Erhalt des bestehenden Asylrechts sind. In Dreieich hatte auch die Friedensinitiative dafür plädiert, im Wahlkampf keine Asyldebatten zu führen. dac
MAIN-TAUNUS-KREIS. Daß ihre Wahlkampfanzeigen zum Eigentor geraten könnten und sie zudem den Ärger ihrer potentiellen Mehrheitsbeschaffer auf sich ziehen könnten, scheinen die Kelkheimer Christdemokraten nicht zu fürchten. Unbekümmert setzen sie fort, was Schuldezernent Werner Emde (FWG) vor wenigen Tagen erst als "unverantwortliche Wahlkampflüge" entlarvt hatte: Laut rot-grünen Plänen sollen die nach Haupt-, Realschul- und gymnasialem Zweig differenzierten Eingangsklassen "wie in Kelkheim" einer integrierten Gesamtschule weichen, verbreitet die Christenunion via Anzeige in der jüngsten Ausgabe des örtlichen Lokalblattes. Eine Nummer vorher ließen sie auf demselben Wege wissen, daß die Immanuel-Kant-Schule geschlossen werde. Sah sich Schuldezernent Emde erst noch genötigt, die "unverantwortliche und gelogene" Behauptung klarzustellen, verunsicherte Eltern aufzuklären und die Schule "vor größerem Schaden" zu bewahren, ist ihm nach der neuen Kanonade, die er "ebenso haltlos und ungehörig" nennt, jedes Wort zu "diesem miserablen Stil" zuviel.
Dafür findet seine Parteikollegin aus Kelkheim, Erika Bänfer, gleichzeitig schulpolitische Sprecherin der Kreis- FWG, um so heftigere Worte: Wahlkampf hin oder her - solche "Unwahrheiten" würden auch die "besonderen Zeitumstände" nicht rechtfertigen, zumal es weder Anzeichen für die proklamierten Pläne gebe, sie obendrein im Kreis keine Mehrheit fänden und selbst von Rot- Grün nicht gewollt seien. Was Bänfer besonders schofel findet: Die CDU versuche aus Ängsten verunsicherter Eltern Stimmen zu schlagen - ohne Rücksicht darauf, daß sie eine Schule massiv schädige.
Letzteres stehe außer Frage, solle die CDU-Anzeige doch suggerieren, daß die Gesamtschulen in Kelkheim gemeint sind. "Die nützen die Unwissenheit der Leute aus, um das neue Schulgesetz jetzt so auszulegen, wie es in ihre Polemik paßt." Dasselbe "Spiel" verfolge die CDU mit der Kritik an Emde, der es nicht geschafft habe, einen genehmigungsfähigen Schulentwicklungsplan vorzulegen. Bei veränderten Mehrheiten sei deshalb das vielfältige Schulangebot im Kreis in Gefahr. Auch den Punkt rückte Emde gerade: Der Kultusminister werde den Plan akzeptieren, sofern die Anmeldungen für den Hauptschulzweig an der Sulzbacher Gesamtschule stabil blieben. ana
RODGAU. Zwei Schwer- und zwei Leichtverletzte hat ein Unfall an der Anschlußstelle Rodgau der A 3 gefordert. Laut Polizei war ein Offenbacher infolge zu hohen Tempos von der Auffahrt abgekommen und hatte auf der Hauptfahrbahn einen Wagen gerammt. Beide Fahrzeuge blieben stark beschädigt an der Mittelleitplanke liegen. Während der Landung des Rettungshubschraubers mußte die A 3 gesperrt werden. ttt
MAINTAL. Zum Kinotag im Filmkeller der Dörnigheimer Maintalhalle laden die Stadt Maintal und das Filmforum am Donnerstag, 4. März, ein. Im Kinderkino werden der Märchenfilm "Frau Holle", im Seniorenkino die Komödie "Kolp" und im Filmforum der Roma-Film "Time of the Gypsies" gezeigt.
Voller Magie und doch im Grundton heiter und beschwingt ist die frei ausgelegte Verfilmung des Grimmschen Märchens "Frau Holle", die in einer 1984 entstandenen, deutsch-tschechisch-österreichischen Koproduktion um 15 Uhr im Kinderkino zu sehen ist. Die Grimmsche Handlung wird mit zauberhaften Episoden, Naturbildern und Tricksequenzen weitergesponnen. Jakob, den Frau Holle in ihr himmlisches Reich aufgenommen hat, ist erwachsen geworden. Aus Liebe zu einem Mädchen flieht er auf die Erde zurück . . .
"Frau Holle ist freigegeben ab acht Jahren und dauert 94 Minuten. Der Eintritt ins Kinderkino kostet 2,50 Mark.
Heiner Lauterbach und Ottfried Fischer wirken unter anderen in der 1984 gedrehten deutschen Filmkomödie "Kolp" mit, die das Seniorenkino um 17 Uhr zum Eintritt von 2,50 Mark zeigt. Die Handlung spielt kurz nach dem Krieg im US- amerikanisch besetzten Odenwaldstädtchen Lützbach. Mit einer Uniform und einem geklauten Jeep schlüpft dort der Oberschüler Hans Kolp in die Rolle des Leutnant Jack. Tagsüber fleißiger Pennäler, nachts US-Offizier: Das Doppelleben verhilft Kolp zu Geld und Ansehen und jeder Menge Abenteuer - bis ihm die Militärpolizei auf die Schliche kommt.
"Time of the Gypsies", um 20 Uhr im Filmforum zu sehen, wurde 1989 von Emir Kusturica in Jugoslawien gedreht. Der 142minütige Film handelt vom Leben der Roma, ist aber kein "Zigeuner"-Film im herkömmlichen Sinn: Ohne Pathos, aber auch ohne politischen Anspruch, eine unterdrückte Minderheit ins öffentliche Interesse rücken zu wollen, erzählt Kusturica die Geschichte von Perhan, dem Sohn einer Roma und eines slowenischen Soldaten, der als Waise bei seiner Großmutter, einer charismatischen Wunderheilerin, aufwächst. Aus dem Elend des armseligen Dorfes flüchtet sich Perhan in Traumwelten. Inmitten einer magischen Flußlandschaft feiert er Hochzeit mit Azra, seiner großen Liebe.
Das Filmforum zeigt die deutsche Fassung. Der Eintritt kostet fünf Mark. mu
NEU-ANSPACH. Der Frauentreff lädt zu seiner nächsten Lesung im "Literaturcafé" für Donnerstag, 4. März, ein. "Kassandra" von Christa Wolf steht auf dem Programm.
Christa Wolf läßt die Seherin und Priesterin aus Homers Troja kurz vor ihrem Tod über Krieg und Politik, Moral und Gesellschaft, Liebe und Haß sowie Glaube und Hoffnung der Menschen nachdenken.
Angelika Sievers vom Frauentreff wird ab 20 Uhr in der Schubertstraße 32 (Ärztehaus) vorlesen. cn
Experten beantworten die Frage widersprüchlich: Wie giftig ist die Decke des Kindergartens tatsächlich? Nur die teuerste Lösung ist auch die sicherste Besorgte Eltern fragen das Kreisgesundheitsamt Von Reiner Strack KARBEN. Geht die evangelische Kirchengemeinde in Groß-Karben auf Nummer Sicher und entfernt alle hölzernen Deckenverkleidungen in ihrem Kindergarten oder beläßt sie die gesundheitsgefährdenden Bretter, weil Gutachter die Gefahren unterschiedlich bewerten? Diese zentrale Frage im Karbener "Holzdeckenstreit" wird die Kirchengemeinde in den nächsten Wochen eindeutig beantworten müssen. Worum geht es? Zum Jahreswechsel hatte sich zwischen dem Flachdach und der hölzernen Deckenverkleidung des Kindergartens Kondenswasser gebildet, das in die Räume tropfte. Bei den Reparaturarbeiten wurde dann durch den Druck von Eltern auch die Raumluft nach anorganischen, sogenannten lungengängigen Fasern (Glas- oder Mineralwolle, etwa in der Deckenisolierung) sowie nach polychlorierten Biphenylen (PCB) untersucht, nicht jedoch auf die von den Eltern geforderte dioxinhaltige Pentachlorphenole (PCP), das als krebserregend gilt. Nach Angaben von Pfarrer Gerhard Lotz ergab die Untersuchung "keine Schadstoffbelastung". Zur Entwarnung bestand schon zu diesem Zeitpunkt kein Grund, denn die Gutachter fanden heraus, daß die hölzerne Deckenverkleidung des in den 60er Jahren errichteten Gebäudes mit einem damals handelsüblichen, heute jedoch als giftig erkannten Holzschutzmittel behandelt wurde. Dieses Mittel enthält das mit krebserregenden Dioxinen verunreinigte PCP. Die Gutachter der beauftragten Frankfurter Ingenieur-Societät für Umwelttechnik ermittelten die "erstaunlich hohe" PCP-Belastung in den Hölzern von 160 Milligramm pro Kilogramm Holz - womit der Richtwert 300fach überschritten wurde.
Da aus den Materialergebnissen nicht auf die Belastung der Raumluft des Kindergartens gefolgert werden kann, gab der alarmierte Kirchenvorstand eine weitere Untersuchung in Auftrag, um die Raumbelastung durch die früher in Holzschutzmitteln verwendeten Stoffe Lindan und PCP (dioxinhaltiges Pentachlorphenol) festzustellen. Obwohl dies die Eltern schon bei der ersten Untersuchung gefordert hatten, hatte Pfarrer Lotz die Gutachter - wohl aus Kostengründen - zunächst nicht nach PCP suchen lassen.
Bei den in der vergangenen Woche vorgestellten neuen Untersuchungsergebnissen ergab sich eine Belastung der Raumluft von 33 Nanogramm pro Kubikmeter für das dioxinhaltige Pentachlorphenol und 56 Nanogramm pro Kubikmeter für Lindan. Dies nutzte der Bauausschußvorsitzende der Kirchengemeinde, Rainer Patsch, zur öffentlichen Entwarnung. Die vorübergehend in die Kurt-Schumacher- Schule ausquartierten Kinder und Erzieherinnen ließ er gar wissen, daß bald wieder in den Kindergarten umgezogen werden könne. Die Entwarnung begründete Patsch mit dem Richtwert des Bundesgesundheitsamtes von 1000 Nanogramm pro Kubikmeter.
Dieser bereits vor einigen Jahren aufgestellte Grenzwert ist heute jedoch nach Angaben von namhaften Experten viel zu hoch. Dazu Martin Merkel von dem Frankfurter Untersuchungsbüro: "Derzeit wird davon ausgegangen, daß bei einem Wert von über 100 Nanogramm für beide Stoffe gehandelt werden muß. Bei darunterliegenden Werten, wie dies jetzt in Karben der Fall ist, gehen die Meinungen der Wissenschaftler auseinander. Unstreitig ist jedoch, daß auch Werte unter 100 Nanogramm die Gesundheit beeinträchtigen." Das Problem ist jedoch, daß niemand derzeit sagen kann, wie sich diese toxikologische Belastung vor allem auf Kinder auswirkt, die in ihrem weiteren Leben wahrscheinlich noch eine Vielzahl zusätzlicher gesundheitsbelastender Stoffe aufnehmen müssen.
Wegen dieser Schwierigkeiten bat nun der Kirchenvorstand das Kreisgesundheitsamt und die Berufsgenossenschaft um eine Stellungnahme.
Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, doch ist es möglich, daß sie weitere Fragen aufwerfen. Denn die Berufsgenossenschaft dürfte eher dazu neigen, die Gefahren niedrig einzuschätzen, da sie sonst mit Rentenansprüchen der beschäftigten Erzieher rechnen muß. Fraglich ist es auch, ob das Kreisgesundheitsamt über Experten verfügt. Sehr häufig schließen sich die verbeamteten Mediziner den Richtwerten des Bundesgesundheitsamtes an.
Ein für allemal gelöst wäre das Problem, wenn die Kirche einfach die Bretter abschrauben und entsorgen lassen würde. Das wissen zwar die Kirchenoberen, doch sie fürchten die Kosten in Höhe von mehreren tausend Mark.
OSTEND. Noch wirken die Räume in der Hanauer Landstraße 17 wenig einladend: Nur ein paar Tische und Stühle stehen vor kahlen Wänden. Das soll sich bald ändern: Die Jungen und Mädchen werden selbst für Leben und Farbe in ihrem neuen Domizil sorgen und bei der Einrichtung mitbestimmen.
Vorstand und Mitarbeiter der Sozialistischen Jugend Deutschlands/Die Falken (SJD) stellten in Anwesenheit von Stadtrat Martin Berg, SPD-Ortsbeiräten und Stadtverordneten sowie der Leiterin der Kindertagesstätte 119, Rosemarie Breest, ihr neues Jugendprojekt "Kids im Ostend" vor. Es ist die erste Einrichtung speziell für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren in Frankfurt. "Da sind die Falken besonders stolz drauf", freute sich die zukünftige Leiterin Ruth Janzing.
Der Treffpunkt, der in diesem Monat eröffnet wird, wendet damit an eine Altersgruppe, die bislang vernachlässigt wurde, jedoch "ganz besondere Bedürfnisse hat", wie Winfried Naß vom Vorstand der Falken einleitend sagte.
Kindertagesstätten betreuen Kinder nur bis zu zwölf Jahren, "aber ein 13jähriger ist nicht mobil genug, um sich an Jugendhäuser in anderen Stadtteilen zu wenden", beschrieb Naß die Situation. Im südlichen Ostend fehlte es jedoch bislang an Betreuungseinrichtungen sowie spielerischen und kulturellen Angeboten. In den fünf Räumen im vierten Stock der Hanauer Landstraße können die Jugendlichen künftig gemeinsam mit den pädagogischen Mitarbeitern Mittagessen und Hausaufgaben machen. Außerdem planen die Falken ein offenes Freizeitangebot. "Ein Schwerpunkt wird es sein, sich mit dem eigenen Stadtteil auseinanderzusetzen", erklärte Winfried Naß und wies beispielsweise auf die geplante Videogruppe hin. Gemeinsam könnten die Jugendlichen handwerkliche Techniken erlernen, sich mit inhaltlichen Fragen auseinandersetzen, Spiel und Spaß haben, erläuterte Winfried Naß das Konzept. Neben den gefragten Kochkursen sind für die kommenden Wochen zusätzlich ein Carromtunier, ein Theaterkurs, ein Musikworkshop und eine Sprayaktion im Flur des Jugendtreffs vorgesehen.
Ruth Janzing, bisher Bildungsreferentin bei den Falken, wird das Projekt hauptamtlich leiten. Sie hofft, daß zusätzlich ein pädagogischer Praktikant im Anerkennungsjahr angestellt wird. Außerdem werden Honorarkräfte beschäftigt; Ruth Janzing verhandelt beispielsweise für den Videokurs mit Teamern des Landesfilmdienstes.
Die Stadt bezuschußt "Kids im Ostend" mit 150 000 Mark im Jahr. "Damit kommen wir für '93 ganz gut hin. Darüber hinaus wird es nicht ganz einfach", meinte Winfried Naß. Allein für die Miete müssen die Falken 80 000 Mark im Jahr hinlegen.
Martin Berg, Stadtrat für Jugend und Soziales, betonte, der Jugendtreff sei dringend erforderlich: Nach seinen Angaben leben 400 zwölf- bis 15jährige im Ostend. 160 davon haben Eltern, die alleinerziehend oder beide berufstätig sind. "Außerschulische Betreung ist hier gefragt, gerade auch als präventive Arbeit", unterstrich der Sozialdezernent. "Die Falken sind für das Projekt eine gute Wahl, wenn man beachtet, was sie bis jetzt geleistet haben", sagte der Stadtrat weiter und verwies auf das Spielmobil, zahlreiche Ferienfreizeiten und internationale Zeltlager des Verbands.
Für die Leiterin der Kindertagesstätte (KT) 119, Rosemarie Breest, geht mit der Eröffnung des Jugendtreffs ein "Traum in Erfüllung". Denn vier Jahre lang hat sie mit dem "Arbeitskreis Ostend" um das Projekt gekämpft. Die Pädagogin erzählte, daß viele Zwölfjährige sie bäten, noch länger in der KT bleiben zu dürfen. "Jetzt kann ich sie gleich nach oben zum Jugendtreff verweisen", freute sie sich. "Die Kinder stehen wirklich schon vor der Tür", bestätigte auch Ruth Janzing.
Am 22. März wird der Jugendtreff (ab 17 Uhr) mit einem Fest eröffnet. Weitere Informationen erteilt Ruth Janzing unter der Telefonnummer 44 53 00. son
NEU-ANSPACH. Im nächsten Ganztagesseminar des Frauentreffs wird sich alles um das Thema "Geld" drehen. Wie es in der Ankündigung heißt, wollen die Veranstalterinnen die "Lebens-Werte", die "Bewertungen", die Grundsätze und Regeln sowie die Wünsche, die mit Geld verbunden sind, untersuchen.
Der Kurs findet am Samstag, 6. März, von 11 bis 18 Uhr in den Räumen des Frauentreffs (Ärztehaus) statt.
Anmeldungen nimmt der Frauentreff unter der Telefonnummer 0 60 81 / 4 37 22 entgegen. cn
Auf einen Blick
Seite II Je hitziger der Wahlkampf, desto flammender wird im Wetteraukreis der Streit um die Abfallverbrennung geführt. Einer behält einen kühlen Kopf: Niddatals Erster Stadtrat Eisenberg.Seite III Wie gefährlich sind die Holzschutzmittel in der Decke des evangelischen Kindergartens in Karben? Experten widersprechen sich, Eltern sind ratlos. Seite IV Lokalsport: Im Fußballkreis Büdingen wird der Trend zu Spielgemeinschaften auch in Zukunft anhalten.
Es mache ihr nichts aus, als "Klageweib" angekündigt zu werden, versichert Bettina Wegner bei ihrem Konzert im Hindemithsaal der Alten Oper. "Manche haben verlernt zu klagen, aber ich sage weiterhin, was mir nicht gefällt an der Welt." Zu klagen hat sie schon seit vielen Jahren über die Zustände in der Welt und wird wohl noch den Rest des Lebens gehörig viel Stoff für ihre Texte finden. Denn die Menschheit bessert sich einfach nicht, allen Klageweibern zum Trotz. Wo man hinsieht, geschehen Ungerechtigkeiten, an Frauen zumal, an Kindern sowieso und natürlich an allen, die anders sind. Bettina Wegner hat all diese Ungerechtigkeiten scharf im Blick, formuliert sie - und hat ja so recht. "Sie hat's gewußt" heißt denn auch treffend ihr neues Programm, das sie mit dem Ostberliner Gitarristen "Stefan" bestreitet.
Aber Bettina Wegner klagt nicht nur, indem sie Zustandsbeschreibungen in Verse kleidet, sondern hat sogar eine Art nostalgische Utopie. Sie weiß genau, wie ein netter Mensch beschaffen ist. "Was man gibt (an Gefühl), bekommt man auch zurück" und "nur wer sich fallen läßt, wird aufgefangen." Ob diese Sicht der Dinge optimistisch oder einfach nur blauäugig ist, ließ sich bei dem Konzert nicht feststellen, weil ohnehin lauter nette Menschen im Saal saßen. Bettina Wegner sorgte für die gehörige Betroffenheit bei Menschen die von ihr pädagogisch aufbereitet endlich einmal erfuhren, was sie immer schon wußten, nämlich daß es ungerecht zugeht auf dieser Erde. Obendrein hörten sie auch, was unbedingt zum Bildungsschatz eines aufgeklärten Menschen gehört, zum Beispiel, daß Kurt Tucholsky immer noch "erschreckend aktuell" sei.
"Cool sein" möchte Bettina Wegner auf keinen Fall lernen, und das verlangt ja auch keiner von ihr. Aber als Konsequenz gleich larmoyant zu werden, wirkt trotzdem oft unerträglich, auch der Zorn in der Stimme, selbst wenn es nur um platte Erkenntnisse geht. Bedeutungsschwanger wirkt jede Zeile, jede Betonung, Gefühl ersetzt hier ohne Umschweife den Verstand. Daß der Inhalt dabei zuweilen aus recht gewagt kombinierten Un-Zusammenhängen besteht, wie bei dem Lied von den "Zahnlückenbildern", nur um mit allen effektvollen Mitteln ein "schreiendes Unrecht" herauszustellen, vermag unter diesen Umständen kaum zu stören. Nur eines läßt sich Bettina Wegner nicht nachsagen: Daß sie es nicht ehrlich meint. Ihre Gefühle erscheinen exaltiert, aber echt.
Sinn für grimmigen Humor zeigt sie jedoch nur in ihren Zwischentexten. Zwischentexte im Programm lieferte zudem Rainer Lindner. Als Hesse sollte er für den Ausgleich von zwei "Berlinern auf einem Haufen" sorgen. Immerhin sorgte er für Kurzweil mit seinen seicht-satirischen Allerwelts-Geschichten. SIGRID OLSCHEWSKI
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein bißchen wirkt das Ganze wie ein überdimensioniertes Computerspiel. "Suchen sie mal Schacht 101", fordert Peter Schreiber von den Mainkraftwerken (MKW) Jürgen Weisbecker, den Computerspezialisten des Energieversorgungswerkes auf. Der holt sich den Straßenplan von Hofheim auf den Farbmonitor. Weiß sind die Grundstücks-Umrisse, rot die Wasserleitungen, blaue Linien markieren Elektrokabel. Weisbecker klickt mit der Maus einen Punkt am Straßenrand an; auf der nun vergrößerten Karte ist der Schacht eingezeichnet. Noch ein Tastendruck, und auf dem Schirm erscheint das Foto einer Betonröhre. Das Zauberwort für die Stadtplanung von morgen heißt CAD, Computer-unterstütztes Design.
Der Main-Taunus-Kreis ist der erste Landkreis in der Bundesrepublik, der mit CAD in Zusammenarbeit mit dem Energieversorgungsunternehmen flächendekkend eine digitale Katasterkarte erstellt: Etwa 1998, so die Vorstellungen der Katasterverwaltung, sollen die alten Karten durch Dateien ersetzt sein. Jetzt ist mit Hofheim die erste Gemarkung komplett erfaßt - in vierzehn Monaten Arbeit hat der Computer 122 Katasterkarten in 80 000 Punkte zerlegt und gespeichert. Die unscheinbare Magnetspule mit weniger als 20 Zentimetern Durchmesser, die Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) gestern Hofheims Bürgermeister Rolf Felix übergab, enthält aber noch mehr Informationen, als die Karten aufnehmen könnten.
Für Professor Hans-Ferdi Goerlich, den stellvertretenden Leiter des hessischen Landesvermessungsamtes, ist "die wichtigste Neuerung, daß jedem Punkt der Karte nun Zusatz-Informationen zugeordnet werden können". So könnte zum Beispiel eine Baumsatzung einfach und effizient angewandt werden: Zu jedem auf der Karte abgebildeten Baum werden Alter, Stamm- und Kronendurchmesser oder mögliche Krankheiten gespeichert.
Doch das so hochgelobte Computer-Kataster wird sich noch lange im Aufbau- Stadium befinden: Das Katasteramt muß erst die Karten der einzelnen Gemarkungen erfassen, die zum Teil noch auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. Ein Großrechner muß installiert werden - voraussichtlich bei den Mainkraftwerken.
Die Kommunen im Main-Taunus-Kreis können dann diese Grundlage übernehmen, von Maingas und den Mainkraftwerken die Leitungssysteme installieren lassen und dann je nach Bedürfnis eigene Daten speichern. "Das Fernziel ist die Bauleitplanung am Computer", läßt Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) Zukunftsmusik erklingen - seine Stadt wird als erste komplett mit allen Stadtteilen digital gespeichert sein.
Und, so ergänzt sein Hattersheimer Amtskollege Alfred Schubert (SPD) mit leiser Ironie: "Computer sind nicht bestechlich." Aber mit Viren zu infizieren oder von Hackern anzuzapfen, das mußten auch die Mainkraft-Spezialisten zugeben: "Aber wir haben ein umfangreiches Sicherungssystem, da kann nichts passieren", beteuert Schreiber.
Bleibt nur noch ein Problem: die Kosten. Vier Millionen Mark müssen alleine veranschlagt werden, um in speziellen CAD-Büros die Kataster-Karten erfassen zu lassen. Und Hofheim wird wohl mit einer halben Million dabei sein, um das System für den eigenen Bedarf aufzupeppen. md
Schulkinder lernen gut behütet Fahrradfahren
Die Helme sollen während der Übungen getragen werden, die von der Verkehrswacht jährlich organisiert werden und an denen alle Viertkläßler teilnehmen müssen. Zu diesem Zweck wird auf dem Schulhof ein Fahrrad-Parcours aufgebaut, beim Durchqueren lernen die Kinder Straßenschilder und Verkehrsregeln kennen.
Die Aktion hat aber auch ein pädagogisches Ziel: "Auf diese Weise gewöhnen sich die Kinder frühzeitig daran, beim Fahrradfahren einen Helm zu tragen", erläuterte Wolfgang Heil von der Verkehrswacht. Insgesamt sei die Bereitschaft dazu stark gestiegen, 50 Prozent aller fahrradfahrenden Kinder seien schon jetzt mit einem Schutzhelm ausgestattet. re
LINSENGERICHT / GELNHAUSEN. Ein Schaden in Höhe von 58 000 Mark geht auf das Konto eines alkoholisierten Frankfurters, der am späten Sonntag abend zuerst einen Unfall in der Gemarkung Geislitz und wenig später einen weiteren auf der Autobahn A 66 verursachte. Dort wurde er von der Autobahnpolizei geschnappt, das Fahrzeug sichergestellt und eine Blutprobe angeordnet.
Wie ein Sprecher der Gelnhäuser Polizei am Montag berichtete, war der Mann am Sonntag gegen 23.40 Uhr auf der Landesstraße von Schöllkrippen nach Altenhaßlau unterwegs, als sein Wagen in Höhe der Eicher Mühle von der Straße abkam. Er schleifte rund zehn Meter an der gemauerten Umfriedung eines Anwesens entlang, drehte sich anschließend um die eigene Achse und schleuderte gegen einen gegenüberliegenden Zaun.
Der Mann floh mit seinem Mercedes sofort auf die A 66 in Richtung Frankfurt, das Nummernschild blieb jedoch am Unfallort zurück. Auf der Autobahn blieb der Wagen bereits nach einem Kilometer mitten auf den Fahrbahnen stehen, weil sich die Motorhaube geöffnet hatte. Ein nachfolgender Fahrer konnte sein Auto nicht mehr rechtzeitig bremsen, es prallte auf den Mercedes. Dennoch wurde nach Angaben der Polizei niemand verletzt. tja
Der Regierungswechsel in den USA gibt hiesigen Umweltpolitikern jeglicher Couleur neue Hoffnung. Besonders weil Vizepräsident Al Gore sich in seinem Bestseller "Wege zum Gleichgewicht" als kompetenter Ökologe und in der Wolle gefärbter Umweltpolitiker vorgestellt hat.
Fünf Wochen nach Amtsantritt der neuen US-Regierung veranstaltete das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie eine internationale Tagung zum Thema "die Zukunft der Umwelt- und Klimapolitik in den transatlantischen Beziehungen". Hinter dem schwerfälligen Titel verbirgt sich eine schlichte Frage, die Tagungsleiter Reinhard Loske an den Beginn der Diskussion stellte: "Haben wir Grund zum Optimismus?"
Roger Dower vom Washingtoner World Resources Institute, das mit dem Regierungswechsel noch einflußreicher geworden ist, zeigte sich zuversichtlich. Die Schlüsselfigur in der amerikanischen und damit auch in der internationalen Umweltpolitik ist seiner Auffassung nach Al Gore. Der hat die Spitze der Umweltadministration mit seinen Vertrauten besetzt. In der Konzentration auf Al Gore sieht Roger Dower Chancen und Gefahren. Denn die Ökologie ist damit so nah am Zentrum der Macht wie noch nie, aber möglicherweise auch den entscheidenden Schritt zu weit weg. Vieles wird darum von der politischen Zukunft des neuen Vizepräsidenten abhängen. Wie gut kann er sich neben dem Präsidenten und der informellen zweiten Vizepräsidentin, Hillary Clinton, behaupten?
Der Bericht Konrad von Moltkes vom US-Ableger der Umweltstiftung WWF zeigte, wie groß auch unter den Sympathisanten der neuen Regierung die Verunsicherung durch den frischen Wind aus der Provinz ist. So sehr die Washingtoner Umweltlobbyisten die Ernennung der ausgewiesenen Ökologen Bruce Babbit zum Innenminister und Timothy Wirth zum Staatssekretär für globale Angelegenheiten begrüßen, so skeptisch zeigen sie sich gegenüber den neuen und jungen Chefinnen der Umweltbehörden.
Doch den ersten Test haben Carol Browner (36), Vorsitzende der Umweltbehörde (EPA), und Kathy McGinnie (29) vom Umweltbüro des Weißen Hauses schon bestanden. Obwohl neue Steuern in den USA immer heikel sind, konnten sie die fünfprozentige Energiesteuer mit auf den Weg bringen. Das wird zwar unter Umweltexperten als zu gering angesehen, zumal diese Steuer "vielleicht die einzige große umweltpolitische Reform in vier Jahren Clinton-Regierung sein wird" (von Moltke). Auch verdankt sie sich dem Haushaltsdefizit mindestens so sehr wie klimapolitischen Überlegungen. Dennoch sind Pragmatiker wie Roger Dower nach vier Jahren ökologischem Stillstand unter Präsident George Bush froh, daß der Bann gebrochen ist.
Mit der Einführung der Energiesteuer in den USA ist nun auch der Weg in der EG dafür frei. Die war bisher durch den OECD-Vorbehalt blockiert, nach dem die Energiesteuer hier erst verwirklicht wird, wenn sie auch in den USA und Japan gilt. Reinhard Loske glaubt, bei der Energiepolitik sei die "freiwillige Selbstblockade" der EG nicht mehr durchzuhalten. Niemand könne sich noch auf den großen Bremser USA herausreden.
Die Voraussetzungen für transatlantische Kooperation sind nicht zuletzt wegen der engen Kontakte zwischen deutschen und US-amerikanischen Nicht-Regierungs-Organisationen gut. Paradoxerweise aber auch durch die Bremserpolitik der Bush-Administration. Die hat ihre Untätigkeit in der Klimapolitik stets mit dem angeblichen Mangel an zuverlässigen Klimadaten begründet und den entsprechenden Forschungssektor kräftig gefördert. In den USA wurde viel geforscht und wenig getan, wie in der Bundesrepublik klimapolitisch viel beschlossen und fast genausowenig getan wurde. Im nachhinein erscheinen die 80er Jahre wie ein sehr langer Anlauf zu einem kurzen Sprung, der jetzt wohl erfolgt.
Der Hauptunterschied zwischen deutschen und US-Umweltpolitikern liegt derzeit in der kraß entgegengesetzten Stimmungslage. Beim pragmatischen und optimistischen Roger Dower waren Tatendrang und Siegeswille zu spüren, wie sie den Clinton-Aufbruch allgemein auszeichnen. Der Auftritt von Michael Müller, Umwelt-Sprecher des SPD-Bundestagsfraktion, war dagegen von Pessimismus geprägt. Er krönte seinen par-force- Ritt durch die Dilemmata deutscher Politik mit dem unangenehm vertraut klingenden Verdikt: "Das Industriesystem ist nicht in der Krise; es ist die Krise." Seinem Plädoyer für ein "ökologisches Investitionsprogramm" schien Müller denn auch selbst nicht so recht zu glauben.
Während sich in den USA seit der Wahl Clintons und Gores die schwierige Lage mit einer guten Stimmung verbindet, kommt bei uns zur schwierigen Situation noch schlechtere Laune. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Wuppertaler Instituts, führt das vornehmlich darauf zurück, daß die USA ihre "Insellage" nutzen können, während hierzulande die Probleme ganz Osteuropas anlanden. Auch führe die unklare Grundstimmung bei uns zu einem krisenverschärfenden Mangel an Investitionsbereitschaft. Dieser Eindruck wurde vom defensiven und vagen Auftreten des Vertreters des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Bernd Dittmann, bestätigt. Von Weizsäkkers These, wer sich umweltpolitisch zuerst bewege, werde den größten ökonomischen Profit erzielen, scheint bei der verunsicherten deutschen Industrie noch nicht auf großen Widerhall zu stoßen.
Auch die deutsche Politik verfährt noch nach dem Motto "wer wagt, verliert". Die Spar- und Steuerbeschlüsse der Regierung Clinton funktionieren dagegen nach dem Prinzip: "Je mehr ich kürze, desto geringer das Geschrei." Letztlich konnte die Frage, warum die Stimmungsfunken aus Washington kaum über den Atlantik kommen, nicht befriedigend geklärt werden. Grund zum Optimismus besteht. Ob es bei den hiesigen Umweltpolitikern und der Opposition auch den Mut dazu gibt, steht dahin.
Im Blickpunkt: Spaniens Sozialisten Gonzalez in Bedrängnis
Die tiefe Wirtschaftskrise hat Spaniens Sozialisten in unerwartet harte Bedrängnis gebracht. Unternehmer, Banken und nun auch die Gewerkschaften stellen sich gegen den Plan von Ministerpräsident Felipe Gonzalez zur Ankurbelung der Wirtschaft. Dazu kommt erstmals offener Zwist in der eigenen Partei. Gonzalez kämpft, um die Initiative nicht zu verlieren. Zum Stimmungsumschwung gegen die Regierung hat eine Zahl beigetragen, die die Bevölkerung wie ein Schock getroffen hat: Die Zahl der Arbeitslosen ist in einem Jahr um 480 000 gestiegen und hat die psychologische Schranke von drei Millionen Personen, das heißt 20 Prozent der Beschäftigten, erreicht. Die pessimistischsten Aussagen sind übertroffen worden. Die Regierung, die bisher auf ihren "Wirtschaftserfolg" stolz war, hat - ausgerechnet im Wahljahr 1993 - einen wichtigen Trumpf verloren.
Am heutigen Dienstag will Gonzalez den Reaktivierungsplan seiner Regierung im Parlament verteidigen. Gonzalez hat bis Ende 1994 Investitionen von 4,3 Milliarden Mark für öffentliche Bauten versprochen; dazu will die Regierung mittleren und kleinen Unternehmen Billigkredite und Entschädigungen gewähren, wenn sie Arbeiter in Langzeitverträgen anstellen.
Die ersten Reaktionen auf den "Rettungsplan" der Sozialisten waren negativ. Unternehmer sprechen von "Flickwerk" und verlangen Neuwahlen. Ein Großbankenvertreter folgerte, die Lage zwinge die Regierung zur Änderung ihres Anpassungsplans für den Eintritt in die Wirtschafts- und Währungsunion der EG 1997. Dieser Plan sieht unter anderem eine Senkung der Teuerung und des Haushaltsdefizits vor. Auch die Gewerkschaften fordern ein Abrücken von dem Plan und eine Erhöhung der Staatsausgaben zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Doch Gonzalez will dieser "Versuchung" nicht verfallen. Er befürchtet, Staatsdefizit und Inflationsraten könnten die Eingliederung Spaniens in die "reichen" EG-Nationen gefährden. Die Mitgliedschaft in der Wirtschafts- und Währungsunion ist für ihn weiter höchstes Ziel.
Doch das Vertrauen der Spanier in die Wohltaten der EG ist erschüttert. In Umfragen hat erstmals eine Mehrheit der Befragten ausgesagt, die Nachteile des EG-Beitritts seien größer als die Vorteile. Wie zur Bestätigung dieser Umfrage werden am Freitag mehrere zehntausend Bauern, die die Konkurrenz durch billigere Produkte aus anderen EG-Ländern spüren, in Madrid für eine "würdige" Zukunft demonstrieren. Die Sozialisten haben den Beitritt zur Gemeinschaft bisher als einen ihrer wichtigsten Erfolge betrachtet.
Erschwerend für Gonzalez kommt hinzu, daß in seiner Partei offener Zwist ausgebrochen ist. Der liberal denkende Wirtschaftsminister Carlos Solchaga fordert, daß das zwischen Partei und Gewerkschaften vereinbarte Streikgesetz im Oberhaus zugunsten der Unternehmer abgeändert werde. Zur Bestürzung der Parteimehrheit und der Gewerkschaften unterstützte Gonzalez diese Forderung. Für den Premier wird es immer schwieriger, mit Kompromißformeln die einzelnen Parteiflügel zusammenzuhalten. Mit ihrer Einheit vermochten die Sozialisten bisher Wähler zu gewinnen. Diese Einheit demonstriert heute die rechte Opposition der Volkspartei. Nach Umfragen verlieren die Sozialisten Stimmen nach rechts sowie nach links - an die "Vereinte Linke" - und liegen noch vier Prozent vor der Volkspartei.
WERNER HERZOG (Madrid)
Zum Start in das Fußballjahr 1993 übernahm der KSV Klein-Karben die Tabellenführung in der Fußball-Landesliga Süd und präsentierte einen spektakulären Neuzugang. Ex-Profi Holger Friz (Eintracht Frankfurt, Fortuna Köln), der zuletzt bei Tennis Borussia Berlin unter Vertrag stand, dort jedoch nicht zum Zuge kam, gab dem KSV den Zuschlag und wird ab dem 15. April spielberechtigt sein. Wie gelegen dem KSV die Verpflichtung des "Vollblutstürmers" kommt, belegt das magere 1:0 gegen den Tabellenvorletzten FC Erbach. Die entscheidende Phase der Saison, die in den Augen von Trainer Karl-Heinz Volz mit der Partie bei Progres Frankfurt am Sonntag (15 Uhr) beginnt, müssen die Klein-Karbener jedoch noch ohne ihren neuen Goalgetter bewältigen.
Die kommenden Wochen, so schätzt Volz, werden darüber entscheiden, ob der KSV noch in das Rennen um den Titel eingreifen kann. Nach Minuszählern ist der SV Mörlenbach dem KSV noch drei Zähler voraus. Nicht nur Karl-Heinz Volz vermutet, daß die Mörlenbacher ihre Nachholpartien gewinnen werden. "Wir wollen realistisch bleiben. Die Tabelle gibt ein verschobenes Bild wider", erklärt der Trainer. Daß für den KSV noch "alles möglich" ist, daraus macht jedoch auch Volz keinen Hehl.
Holger Friz ist in den Augen seines neuen Trainers eher ein Faustpfand für die Zukunft, die entscheidende Verstärkung bezüglich des Titelrennens der laufenden Saison. Friz wird zwar zum Topspiel gegen den SV Mörlenbach am 22. April spielberechtigt sein, doch bis dahin steht der KSV noch vor den schwierigen Aufgaben in Bernbach (20. März) und gegen "unseren Spezialgegner" (Volz), Viktoria Griesheim (27. März). In diesen Partien müssen die Klein-Karbener unbedingt ihre Tormöglichkeiten besser verwerten als gegen Erbach. "Gute Stürmer müssen Tore schießen", schreibt Karl-Heinz Volz seinen Angreifern ins Gebetbuch.
Einer, der Tore schießen kann, ist Holger Friz. Der 27jährige siedelte von Berlin wieder ins Hessenland um, da er den Fleischwaren-Großhandel seiner Eltern in Frankfurt übernehmen wird. Sein Engagement beim KSV, das nicht zuletzt aufgrund seiner Freundschaft mit Josef Sarocca zustande kam, soll über die Saison 1993/94 hinaus andauern. Die KSV- Stürmer Braunwart und May bekommen Konkurrenz und die belebt ja bekanntlich das Geschäft.
Von "Leistungsdruck" will Karl-Heinz Volz nichts wissen: "Kein Verein kommt mit zwei Stürmern aus. Wer gut ist, setzt sich durch. Wer die Konkurrenz nicht verkraftet, der soll sich eine andere Sportart suchen", gibt der Coach die Richtung an. Einen "Freibrief" habe bei ihm niemand. Wenn alle drei Angreifer sich in Topform präsentieren sollten, dann würde Karl-Heinz Volz auch mit drei Spitzen auflaufen.
Volz, der seinen Vertrag "ohne großes Larifari" verlängerte, wünscht sich neben Friz noch weitere Verstärkungen in der Offensive. "Ein torgefährlicher Stürmer und auch ein offensiver Mittelfeldspieler würden uns noch gut zu Gesicht stehen", lautet sein Wunsch bezüglich der kommenden Saison in Richtung Vorstand, mit dem er "sehr gut zusammenarbeitet". Sollte der Aufstieg in diesem Jahr nicht geschafft werden, dann wollen die Klein- Karbener selbstverständlich in der neuen Saison wieder zum Angriff blasen.
Doch den Kopf zerbricht sich Volz, der in Klein-Karben ungestört und kontinuierlich arbeiten kann, nicht über die ferne Zukunft. "Wir schauen von Spiel zu Spiel. Die Aufgabe in Progres ist eine sehr schwierige", meint der Coach, der angesichts der mangelhaften Chancenverwertung gegen Erbach "um Jahre gealtert ist". Der kommende Gegner, der in professionellem Stil arbeitet, hat sich über die Winterpause noch mit einem jugoslawischen Nationalspieler verstärkt und will unbedingt in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen. Für beide Teams wäre eine Niederlage gleichbedeutend mit einem herben Rückschlag.
Volz kann wieder auf Sven Reuter zurückgreifen, der aus beruflichen Gründen zuletzt nicht regelmäßig trainierte. Für ihn war gegen Erbach nach überstandener Kopfverletzung Jürgen "Ede" Bär wieder dabei, der sich mit dem Siegtreffer gut einfügte. Personell kann Volz aus dem Vollen schöpfen, nur seinen neuen Stürmer Holger Friz darf er noch nicht einsetzen.
So hofft er, daß May und Braunwart endlich ins Schwarze treffen und ihm nicht einige weitere Jahre seines Lebens "nehmen" werden. INA SCHNEIDER
Für Hausbesitzer, die ihre alte Heizung noch nicht auf den neuesten ökologischen Stand gebracht haben, wird es höchste Zeit. Vom 1. Oktober 1993 an gelten für solche Anlagen nämlich andere Höchstgrenzen für den Schadstoffausstoß. Die Übergangsfrist der Bundesimissionsschutzverordnung endet am 30. September. Danach kennen die Behörden kein Pardon mehr. Wer bis dahin seine "Dreckschleuder" nicht umgerüstet hat und bei Kontrollen erwischt wird, dem drohen harte Strafen bis zu 100 000 Mark. Künftig dürfen Heizungen, egal wie alt sie sind, mit einem Volumen von 25 Kilowatt Nennwärmeleistung nur noch einen Abgasverlust von zwölf Prozent aufweisen. Bei 25 bis 50 Kilowatt sind maximal elf Prozent zulässig. Unter Abgasverlust ist die Wärmemenge zu verstehen, die bei der Energieumwandlung nicht zum Heizen genutzt werden kann und daher in die Umwelt entweicht.
Eile bei der Umrüstung ist deshalb angebracht, weil die Handwerker nicht gerade Schlange stehen, um Aufträge entgegenzunehmen. Nicht immer muß die Anlage aber komplett ausgetauscht werden. Um dies zu klären, sollten Hauseigentümer sich nach der nächsten Immissionsmessung vom Schornsteinfeger beraten lassen. cri
has FRANKFURT A. M. Die konjunkturelle Flaute in Deutschland sorgt in der Musikbranche nicht für Mißtöne. Im Vergleich zu anderen arg gebeutelten Zweigen können die Instrumenten- und Notenanbieter sogar anläßlich der morgen in Frankfurt beginnenden und bis zum 7. März dauernden Musikmesse noch auf die Pauke hauen. Mit der Fachschau werden jedenfalls große Erwartungen verbunden. Nach den Worten von Winfried Baumbach, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Musikinstrumentenhersteller, konnten die hiesigen Unternehmen im vergangenen Jahr ihre Produktion um etwa drei Prozent auf rund 620 Millionen Mark steigern. Seiner Ansicht nach wäre das Ergebnis noch höher ausgefallen, hätte das Weihnachtsgeschäft "nicht erst sehr spät" eingesetzt. Die Folge: Die sich "überschlagenden Nachorders" des Einzelhandels konnten von den Fabrikanten "nur bedingt erfüllt werden". Baumbach vermutet zudem, daß die Verkaufsstellen im zweiten Halbjahr 1992 ihre Lager deutlich reduzierten. Dies wird von Händlern bestätigt.
Dieses Verhalten hat auch seine guten Seiten, sorgt es doch dafür, daß jetzt im Geschäft noch Musik ist. Von der Messe erwarten die Instrumentenbauer nun eine "rege Ordertätigkeit".
Auch für das laufende Jahr versprechen sich die deutschen Hersteller also florierende Geschäfte. Baumbach knüpft diese Einschätzung allerdings an eine Voraussetzung, nämlich die, daß die Einfuhr aus Niedriglohnländern wie der Tschechischen Republik, Korea, Taiwan, China und der Ukraine "überschaubar bleibt".
Für ihre Exporte macht die deutsche Branche nach einer im Januar in den USA über die Bühne gegangenen Musikmesse "Anlaß zu Optimismus" aus. Die Rede ist von "besten Umsätzen" und einem "aussichtsreichen Nachmessegeschäft". Die Ausfuhren deutscher Musikinstrumente fielen im vergangenen Jahr um knapp vier Prozent auf rund 420 Millionen Mark.
Über die Hersteller in den neuen Bundesländern berichtet Baumbach, der Großteil der dortigen Firmen habe "Anschluß an den westlichen Standard" gefunden. Die Unternehmen kalkulierten mit Umsatzzuwächsen in diesem Jahr von "zwanzig und mehr Prozent". Die Auftragslage werde meist als sehr gut bezeichnet. Angepeilt würden "schwarze Zahlen" im operativen Geschäft.
Auf der Frankfurter Musikmesse präsentieren diesmal 1194 (Vorjahr: 1151) Aussteller aus wiederum 39 Ländern ihre Produkte. Davon stammen 611 Firmen aus dem Ausland. Die Messeleitung spricht von "vorsichtigem Optimismus", mit dem die internationale Musikszene in den nächsten Tagen nach Frankfurt am Main blicke.
Frau Luise Schmidt, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.
Frau Irmgard Münzberg, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Frieda Jauer, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Ernst Kottek, Okarben, zum 78. Geburtstag.
Frau Katharina Kurbadfinski, Okarben, zum 85. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Übelacker, Rendel, zum 73. Geburtstag.
Herrn Arthur Veidt, Rendel, zum 82. Geburtstag.
Frau Martha Wurlitzer, Rendel, zum 88. Geburtstag.
Lange bevor das erste Atomkraftwerk in Deutschland gebaut wurde, forderte Ende 1957 die Deutsche Atomkommission in einem Memorandum: "Die Entwicklungsarbeiten müssen sich vor allem auf die sichere Beseitigung der radioaktiven Verunreinigungen erstrecken." In den 35 Jahren seither ging ein Reaktor nach dem anderen in Betrieb, und von Jahr zu Jahr entstand mehr Atommüll. Aber die "sichere Beseitigung", obwohl als vorrangig erkannt, läßt auf sich warten.
In einem großen Zelt auf dem Schützenplatz von Salzgitter-Lebenstedt und später in einer Tennishalle des abgelegenen Dorfes Wetlenstedt versuchte die interessierte Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten herauszufinden, wie weit die 1957 geforderten Entwicklungsarbeiten inzwischen gediehen sind. Das dem Bundesumweltministerium unterstehende Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) behauptete, in der beantragten Atommüllkippe "Konrad", einer ehemaligen Erzgrube am Stadtrand von Salzgitter, könnten "alle Arten radioaktiver Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung unter Betriebs-, Störfall- und Langzeitbedingungen sicher endgelagert werden". Rund 290 000 Einwender bestritten das (einzelne Bürgerinnen und Bürger, aber auch große Organisationen und Institutionen wie der DGB, die braunschweigische evangelische Landeskirche, Umweltschutzverbände und Kommunen). Nur Haarspaltereien?
An mehr als 70 Verhandlungstagen wurden die meisten Einwendungen mit Sachverständigen und dem BfS als Antragsteller erörtert. Der letzte der zehn Tagesordungspunkte, "Sonstiges", ist erreicht. Wahrscheinlich wird die Erörterung in den nächsten Tagen zu Ende gehen. Als Vertreter der Stadt Salzgitter und der Nachbarstädte Braunschweig und Wolfenbüttel zog der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen bereits ein Resümee: "Im wesentlichen wurden die Bedenken der Städte nicht entkräftet, sondern bestätigt, teilweise verstärkten sie sich noch." Ganz anders reagierte das BfS; es machte sich über die Einwender lustig, warf ihnen "Haarspaltereien" vor, beklagte den Zeit- und Kostenaufwand und verlautbarte, es hätten sich "keine neuen Gesichtspunkte ergeben".
Zur Verständigung zwischen beiden Seiten kam es in keiner einzigen wichtigen Frage. Wenn Einwender unter Hinweis auf die Gorlebener Erfahrungen mit falsch deklarierten, nicht lagerfähigen Atommüll-Fässern aus Mol Zweifel äußerten, ob der Inhalt der nach Salzgitter kommenden Behälter stets mit den Begleitpapieren übereinstimmen werde, versicherte BfS-Sprecher Bruno Thomauske, die Kontrolle werde "hundertprozentig" funktionieren. Wenn Nachbarstädte Auskunft über die Risiken eines Brandes auf dem Endlager-Gelände verlangten, beteuerte das Bundesamt, unter Tage verhindere die eingesetzte Technik den Ausbruch eines Brandes, und wenn über Tage ein Feuer entstehe, werde es "schnell gelöscht". Solche vollmundigen Antworten wirkten nicht vertrauensbildend, im Gegenteil.
Der Braunschweiger Chemie-Professor Rolf Bertram, einer der hartnäckigsten Einwender, machte auf die unübersehbare Vielzahl möglicher chemischer Reaktionen in einer solchen Deponie aufmerksam, wovon in den Planunterlagen keine Rede sei. Der Antragsteller wies den Wissenschaftler zurecht: Wenn man alle erdenklichen chemischen Reaktionen berücksichtigen und jeweils den Beweis dafür führen müßte, daß von ihnen keine Gefahr ausgehe, wäre es nicht mehr möglich, irgendeine Deponie einzurichten.
Der vom DGB als Strahlen-Experte aufgebotene Marburger Professor Horst Kuni warnte vor dem Glauben an willkürlich festgelegte Grenzwerte - als ob jede Strahlendosis unterhalb dieser Grenzwerte unbeachtlich wäre. Die Strahlenschutzverordnung des Bundes berücksichtige nicht, daß neuen Erkenntnissen zufolge langfristige Niedrigstrahlung die Gesundheit stärker schädigen könne als eine kurzfristig emittierte hohe Dosis, sagte Kuni. BfS-Anwalt Frank Scheuten entgegnete, dieses Thema dürfe im Planfeststellungsverfahren gar nicht erörtert werden; denn für die Planfeststellungsbehörde, das niedersächsische Umweltministerium, gelte als gesetzliche Grundlage die Strahlenschutzverordnung mitsamt den darin genannten Grenzwerten. Wenn diese Grundlage weiter in Zweifel gezogen und über Niedrigstrahlung gesprochen werde, komme das Bundesamt nicht für die Kosten des Erörterungstermins auf, drohte Scheuten.
Auch auf das Thema der ständigen Strahlenbelastung durch täglich mehrmalige Atommüll-Transporte nach Salzgitter und der Transportunfall-Risiken mochte sich das BfS nicht einlassen, sondern verwies stereotyp auf eine Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), obwohl gerade diese Studie auf viel Skepsis gestoßen war. Das Bundesamt beharrte auf der Position, die Transporte ständen jetzt noch nicht zur Genehmigung an und dürften bei der Erörterung des Endlager- Konzepts keine Rolle spielen.
Als Anwohner, Bauern und andere Gewerbetreibende Ängste vor einem ewig strahlenden Nachbarn "Konrad" vortrugen, hielt ihnen der Antragsteller herrisch entgegen: "Jeder einzelne Bürger ist verpflichtet, eine dem Atomgesetz entsprechende Anlage zu dulden." Eine BfS- Expertin für "Strahlenhygiene" fügte - ebenfalls nicht gerade beruhigend - hinzu: "Alle Arten von Energiegewinnung sind mit Risiken verbunden."
Rechtsanwalt Geulen rügte, die Einwender hätten im Erörterungstermin wenig und manchmal gar keine Antwort bekommen. BfS-Sprecher Thomauske konterte: Verfahrensrechtlich sei der Antragsteller nicht einmal verpflichtet, bei diesem Termin anwesend zu sein. Tatsächlich kam es im Laufe des Termins vor, daß die Vertreter des Bundesamts einfach den Saal verließen, weil ihnen der Ablauf mißfiel.
Vieles blieb unklar, aber eines steht am Ende des Termins außer Zweifel: Eine "sichere Beseitigung" der radioaktiven Abfälle, wie sie 1957 als Voraussetzung für die Nutzung der Atomenergie verlangt worden war, läßt sich weiterhin nicht garantieren. Das Sicherheitskonzept hat viele Lücken. Einige wurden vom Antragsteller eingeräumt: Es gebe zum Beispiel das "Restrisiko" eines Flugzeugabsturzes. Dagegen werde die Anlage nicht geschützt sein. Das gelte auch für eine Druckwelle infolge chemischer Reaktionen.
Je länger verhandelt wurde, desto häufiger erwiesen sich die Planunterlagen als unvollständig. So beanstandete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Auswirkungen auf Boden, Wasser, Luft und Klima seien unzureichend untersucht worden. Viele Einwender vermißten Aussagen darüber, wie die geplante Einleitung radioaktiver Abwässer aus der Deponie in das Flüßchen Aue nicht nur dem Gewässer selbst, sondern auch den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und einem Trinkwassergewinnungsgebiet bekommen wird. Das BfS unterließ es bisher auch, die wasserrechtliche Erlaubnis für die absehbare radioaktive Kontaminierung oberflächennahen Grundwassers oder die bergrechtliche Genehmigung für die Aufhaldung von Abraum aus dem Bergwerk zu beantragen. Eine Weisung von Töpfer Auf Kritik daran, daß mit derart unvollständigen Unterlagen überhaupt ein Genehmigungsverfahren eingeleitet wurde, antwortete das niedersächsische Umweltministerium als Genehmigungsbehörde mit der lakonischen Erinnerung an die "bundesaufsichtliche Weisung" von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), die Unterlagen als vollständig anzusehen. Die Einwender bewegt jetzt die Frage, ob eines Tages aus Bonn auch die Weisung an die Genehmigungsbehörde kommen wird, das Projekt zu genehmigen. Wird es etwa möglich sein, über Einwendungen wie die von Rolf Bertram einfach hinwegzugehen, im BfS-Konzept sei nicht berücksichtigt, daß sich im Endlager das Isotop Americium 241 mit einer hundertmal stärkeren Alpha-Strahlung als Plutonium 239 bilden werde? Betram hatte das Konzept schon aus diesem Grunde als unrealistisch bewertet.
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig hält, wie ihr Umweltbeauftragter, Pfarrer Friedrich Krüger, in der Wetlenstedter Tennishalle sagte, das Risiko der Atommüll-Endlagerung in Salzgitter für "unkalkulierbar". Ähnlich warnte der Ethik-Professor Walther Zimmerli (Bamberg) vor "nicht korrigierbaren Entscheidungen" und kritisierte, daß kein Alternativ-Standort untersucht worden sei. Salzgitter liege nicht mehr wie zu Beginn der Planungen am Rande der Bundesrepublik, sondern im Zentrum, und der Verkehr sei hier dichter als anderswo. Die Genehmigungsbehörde solle dem Antragsteller mindestens die Rückholbarkeit der einzulagernden Abfälle zur Auflage machen, empfahl Zimmerli. Thomauske bewertete diesen Gedanken sofort als "völlig illusorisch" und bescheinigte dem Philosophen, "populistisch" gesprochen zu haben.
Verhandlungsleiter Christoph Schmidt- Eriksen, ein Beamter des Umweltministeriums in Hannover, bemängelte ebenfalls, nach dem Planfeststellungsrecht hätte geprüft werden müssen, welche Alternativen es zu "Konrad" gebe. Doch der Antragsteller berief sich aufs Atomrecht, das eine solche Vorschrift nicht enthalte. "Entscheidend ist der Nachweis der Eignung des Standorts. Dieser Nachweis wurde vom BfS erbracht", vermeldete das BfS.
Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD), die Chefin der Genehmigungsbehörde, würdigte am Mittwoch die Einwenderinnen und Einwender, die mit ausgewiesenen Experten die Planungen kritisch unter die Lupe genommen und so maßgeblich dazu beigetragen hätten, daß sich die Erörterung über weite Strecken auf hohem wissenschaftlichem Niveau bewegt habe. Der Antragsteller sei dadurch zunehmend in Erklärungsnotstand geraten und habe sich in stereotype Wendungen geflüchtet. "Wer bei kritischen Fragen kneift, vermehrt das Mißtrauen in die Planungen", rügte die Ministerin.
RODGAU. Während Bundeskanzler Helmut Kohl durch Japan tourt und fernöstliche Industriebosse zu verstärktem Engagement in Deutschland zu animieren trachtet, ist am heutigen Dienstag eine kleine Delegation der in Osaka beheimateten Kubota Corporation in Rodgau zu Gast, um sich über den neuen Standort ihrer Deutschland-Niederlassung zu informieren.
Während sich die Geschäftsleitung des japanischen Universalherstellers - die Firmenpalette umfaßt weitaus mehr als 2000 Produkte, darunter Pumpen, Ventile, Verkehrsautomaten und nicht zuletzt Kontrollanlagen für den Umweltschutz - vom Magistrat während einer Rundfahrt die Stadt zeigen läßt, wächst im Industriegebiet in Nieder-Roden auf einer Fläche von über 22 000 Quadratmetern ein Vertriebszentrum empor, in dem einmal 150 Menschen Arbeit finden können.
Sein bisheriger Sitz in Egelsbach war dem weltweit elf Milliarden Mark Nettoumsatz erzielenden Unternehmen zu eng geworden. Kubota verkauft seine Erzeugnisse in 130 Länder der Erde und verzeichnete im vergangenen Jahr allein in Deutschland einen Umsatz von 90 Millionen Mark, wobei sich der Umsatz der Abteilung Industriemaschinen auf 82,2 Millionen Mark belief. Im Rodgauer Rathaus erhofft man sich von dem 102 Jahre alten Multi "im Zuge ganz normaler Fluktuation der Belegschaft und weil die öffentlichen Verkehrsverbindungen zwischen der Gemeinde Egelsbach und Rodgau nicht die besten sind" (Erster Stadtrat Thomas Przibilla) auch eine Belebung des örtlichen Arbeitsmarktes.
Entsprechend aufmerksam werden die Gäste behandelt: Einem Empfang im Magistratssitzungszimmer um 10 Uhr folgt ein Besuch bei der Firma "Esquire", einem international bekannten Lederwarenhersteller, schließlich die Stadtrundfahrt mit anschließendem Mittagessen in einem Rodgauer Restaurant. ttt
Nachfolgender Leserbrief dreht sich um unsere Berichterstattung über den Störfall bei der Hoechst AG:
"Immer wenn Stimmen laut wurden, die die Sicherheit der Hoechst AG kritisch hinterfragten, wurden sie von seiten des Vorstandes der Hoechst AG, des Mehrheitsbetriebsrates, der CDU und gewissen Medien in der Ecke der Nörgler, der Panikmacher, der Arbeitsplatzvernichter, der grünen Spinner gestellt.
Jetzt scheint es, sind alle von der Wirklichkeit eingeholt worden, ja überholt. Ausgerechnet die CDU, sonst immer in Übereinstimmung mit der Hoechst AG, schwingt sich dazu auf, dem hessischen Umweltministerium Versäumnisse vorzuwerfen. Welche Heuchelei, wird an das Verhalten der CDU, bei den Brennelementen in Hanau gedacht.
Welche Menschenverachtung von Seiten der Hoechst AG, die nicht weiß, welche Auswirkungen ihre Chemikalien bei einem GAU überhaupt haben. Da wird ein Stadtteil verseucht, und wie immer, die Hoechst AG versucht abzuwiegeln und zu vertuschen.
Von seiten des Ortsbeirates 6 haben wir, mit Ausnahme von Herrn Schlimme (Grüne), keine Stellungnahme gehört. Hat es dem sonst so rührigen Fraktionsvorsitzenden der SPD, Herrn Wildhirt, die Sprache verschlagen? Oder spielt der "Altortsbeirat und Stadtverordnete der SPD, Arnold Weber, noch den Berater?"
Monika Hohlung DGB-Arbeitskreis in den westlichen Stadtteilen Melchiorstraße 14 6230 Frankfurt / Main "Rege Bautätigkeit positiv beurteilt" Zu unserem Artikel "Nie etwas anderes als Baustellen gesehen" (FR, 9. Januar) erreichte uns folgender Leserbrief:
"Der Artikel bedarf einiger Korrekturen. Matthias Drobinski interviewte einige Damen und Herren der Bürgerrunde östliches Nied, um die Ziele dieser Runde zu erfahren und zu veröffentlichen. Dabei sind ihm einige Fehler unterlaufen, die bei Lesern zu Irritationen geführt haben.
Die Bemerkung, Nied sei ein "Null-Vorort", stammt nicht von mir. Tatsächlich wurde in der Runde beklagt, daß es vielen Neubürgern schwerfällt, sich mit Nied zu identifizieren, und daß es vor allem in den Neubaugebieten an Infrastruktureinrichtungen mangelt.
Als Beispiel für das rasche Anwachsen des Stadtteils wurde die rege Bautätigkeit genannt, im positiven Sinne übrigens. Wir gehören ja selbst zu den "Häuslebauern" und wohnen in ruhiger und schöner Lage in der Parkstadt - ohne Blick auf Baufahrzeuge und nicht an der Birminghamstraße.
Die Mitglieder der Bürgerrunde möchten einen Beitrag leisten zur Entwicklung und Gestaltung Nieds und sich auch in Zukunft für ihren Stadtteil engagieren, in welchem sie gern leben. Dies möchten wir ausdrücklich betonen.
Sie sehen sich damit nicht im Widerspruch zu den vielen örtlichen Vereinen, deren Arbeit sie sehr schätzen, oder zu den Politikern, die sich auf ihre Weise ebenfalls für den Stadtteil engagieren."
Waltraud Schrader Auf den Gleichen 15 6230 Frankfurt 80
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
WEHRHEIM. Eine Gruppe Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde hat sich parteiübergreifend zusammengetan, um einen Appell an die Wahlberechtigten zu richten: "Unterstützen Sie bei den Kommunalwahlen am 7. März die demokratischen Parteien durch ihre Stimmabgabe in ihrer Arbeit." Der Gruppe gehören Mitglieder der Friedensgruppe und der beiden Kirchengemeinden an.
Wer sein Wahlrecht nicht ausübe, verzichte auf das Recht zur Mitgestaltung und stärke die Wahl unerwünschter Randgruppen, betonen die Mitglieder in einer Presseerklärung. Darin heißt es weiter: "Gerade bei der Kommunalwahl werden Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden gewählt, die sich in ihrer Freizeit in der Gemeindevertretung, in den Ortsbeiräten, im Kreistag und im Umlandverband um die Lösung der Probleme bemühen, die uns hier auf den Nägeln brennen." Als Beispiele führt die Gruppe die Themen Wohnungen, Kinder- und Hortplätze, die Wasserversorgung und -entsorgung sowie den inner- und überörtlichen Verkehr auf. cn
Mit Vorliebe samstags stellen sie sich den eilig einkaufenden Bürgern in den Weg, jeder muß auf den paar Metern an der Schnittstelle Kumeliusstraße/Vorstadt in Oberursel daran vorbeilaufen, doch keiner kommt an ihnen vorbei: Es ist Wahlzeit und Hoch-Zeit für Informationsstände. Morgens vor neun ist die Wahlwerbewelt noch in Ordnung und funktioniert nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark": Da hilft der Mann von der FDP schon mal dem Kollegen von der CDU, die Pappattrappe vom Alten Rathaus aufs Dach des Unterstellhäuschens zu heben. Die Wahl-Diensthabenden aller Parteien und Gruppen stehen im Small talk zusammen, reden über Organisatorisches und miteinander. Das Hin und Her zwischen den Ständen ist in diesem Jahr einfach, sie sind alle enger zusammengerückt, stehen in Reih und Glied bereit. Bis auf die "Wähler-Initiative Lebenswertes Oberursel" (WILO), die die Konfrontation gewählt hat: Sie blickt dem Gegner, den Grünen und der SPD, von schräg gegenüber mutig ins Gesicht.
Die SPD und die CDU trennt nur der Straßendurchgang zum Rathausplatz, aus verkehrstechnischen, nicht ideologischen Gründen, versteht sich. Weiter, Richtung Bären-Arkaden, hat sich die OBG zwischen CDU und FDP gedrängt. Ob der vorbeieilende Wähler ausmachen kann, wer da Nähe und Wärme von wem sucht?
Die Kandidaten treten den Wählern mutig entgegen, sie versperren ihnen einfach den Weg, halten ihnen ein Bündel Papier vor die Nase: "Dürfen wir Ihnen das mitgeben . . .?" Sie dürfen meistens, aber dann tauchen die Angesprochenen wieder eilig in der Menge unter, der Wähler bleibt halt lieber anonym und trägt die Werbebroschüren heim - oder nur bis zum nächsten Papierkorb. Die SPD garniert die Kampagne mit bunten Luftballons und kriegt so wenigstens Eltern mit Kindern zu "fassen", die Kleinen bestehen auf einem Ballon. Die Nennen wir's doch lieber "Parteienpräsentation" FDP verteilt mit der einen Hand Zettel mit dem Hinweis "Denken Sie bitte daran, nicht Parteien sind bestechlich, sondern Personen" und schiebt mit der anderen den Bürgern Filztücher und Reinigungsschwämme für den Hausgebrauch zu.
Um 12 Uhr mittags ist der Spuk zu Ende, alle packen ein. Ob die Aktionen die Wähler an die Urnen bringen - keiner wagt eine Prognose, doch Informationsstände sind Pflichtübungen im Wahlkampf. Kampf? Das Wort wird vermieden, es klingt zu aggressiv. Die Parteiengemüter sind sensibler geworden, und auf den Ansteckknöpfen steht "Ich bin gegen Gewalt". "Nennen Sie es doch Parteienpräsentation in der Wahl-Vorbereitungszeit", schlägt ein SPD-Mann vor, "auch wenn das wie eine amtliche Anordnung klingt." nau
KARBEN. Der Entwurf für die Fortschreibung des Regionalen Raumordnugnsplanes Südhessen (ROP) sieht den Bau der Nordumgehung Groß-Karbens nicht mehr vor. Darauf weist der Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Karbener Stadtparlament, Stefan Zahradnik, in einer Pressemitteilung hin. Seine Parteifreunde in der Regionalen Planungsversammlung, dem Gremium, das letztlich über die künftige Entwicklung in der Region beschließt, hätten ihn um eine Stellungnahme dazu gebeten. Die CDU habe "im Interesse der weiteren Entwicklung der Stadt Karben" prompt reagiert: Die Fraktion bittet in ihrem Schreiben nicht nur die Unions-Vertreter in der Versammlung, sich für die Nordumgehung einzusetzen, sondern auch, zwei Planungsvarianten für den Weiterbau der B 3 a in den Regionalen Raumordnungsplan (ROP) aufzunehmen - obwohl die Mehrheit den Weiterbau über den Forst Alte Berg abgelehnt hat. Auch bei der Ausweisung von Baugelände versucht die CDU in ihrer Stellungnahme, ihre eigenen Wünsche nach Baugelände in Kloppenheim, die im Parlament scheiterten, in die übergeordnete Planung einzuschleusen. Daran schließt sich die Bitte an, Karben als Mittelzentrum statt (weniger wachstumsorientiertes) Unterzentrum einzustufen.
Bürgermeister Detlev Engel (SPD) hebt zur Nordumgehung hervor, nicht die CDU sei auf die Tatsache gestoßen, daß im ROP die Nordumgehung nicht mehr enthalten ist. Gerade er habe mit Schreiben von 17. Februar, also vor rund zwei Wochen, darauf aufmerksam gemacht. Gleichzeitig hätten die CDU- und die SPD-Fraktion im Karbener Stadtparlament eine Stellungnahme zur Fortschreibung des Planes erhalten, aus der eindeutig hervorgeht, daß es sich bei dem vorliegendne Papier um einen Entwurf handele, also keine beschlossene Planung.
Es sei ihm stets bewußt gewesen, daß Karben für die Nordumgehung kämpfen müsse, diesem Ziel habe auch die Information der Fraktionen gedient, so Engel. Daher hatte er die Karbener Fraktionsvorsitzenden gebeten, ihre Fraktionen in der zuständigen Regionalen Planungsversammlung entsprechend zu informieren. Damit weist Engel entschieden den Versuch zurück, den Eindruck zu erwecken, er habe etwas verbergen wollen, vielmehr sei die Information gerade von ihm selbst ausgegangen. de
Kontaminierte Bäume abgeholzt Erneuter Störfall im Werk Griesheim Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle "Meine kleine Tochter ist am Rosenmontag geboren worden, ist also genauso alt wie das Chemieunglück. Was raten Sie uns?" Der junge Schwanheimer Vater war am Montag vormittag in die Turnhalle des Stadtteils gekommen, um auf einer vom Hessischen Rundfunk initiierten Bürgerversammlung aus berufenem Munde zu erfahren, wie es denn um die Zukunft seines Wohnviertels bestellt sei. "Man sollte hierbleiben", antwortete Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) dem besorgten Bürger und fügte an: "Das ist allerdings leider kein Frischluftgebiet mehr." Das in der Tat ist augenfällig. Der vom giftigen Niederschlag betroffene Teil Schwanheims glich am Montag teilweise einer Mondlandschaft. Mit einer riesigen Fräse hatten Sanierungsarbeiter begonnen, den mit o-Nitroanisol verseuchten Asphalt der Rheinlandstraße abzuschrappen und auch den obersten Belag am Großparkplatz Frankenfurt wegzurasieren. Das soll kontinuierlich auf allen fünf Fahrwegen des 36 Hektar großen Wohnquartiers passieren, über dem vor einer Woche nach einem Störfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG ein "gelber Re- gen" des möglicherweise krebserregenden Haut- und Atemgifts gefallen war.
Am Montag nachmittag wurde auch die Westspitze der "Schwanheimer Vogelinsel" - ein Biotop und Brutrevier für Reiher und Kormorane auf dem Main - gero- det. Auf einer Fläche von 250 Meter Länge und 15 Meter Breite fielen kontaminierte Bäume und Gehölze. "Das ist der wichtigste Teil unseres Naturschutzes", klagte Umweltdezernent Koenigs, "deshalb tut mir das besonders weh. Ich denke jedoch, daß die Hoechst AG hier zum Schadenersatz wieder Holzgewächse pflanzt."
Das wird das Unternehmen auch an vielen anderen Stellen tun müssen. Der Rasen auf Grünanlagen und der Bolzplatz sind komplett abgetragen, Hecken, Sträucher und Bäume im gesamten Viertel und in hundert Kleingärten gestutzt und abgehackt worden. "Es sind bis jetzt 400 Kubikmeter Boden, Holz, Bewuchs und Freimobiliar weggeschafft worden", bilanzierte Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries am Montag morgen, "damit ist die größte Last draußen. Allein durch das Rasenmähen sind 90 Prozent der klebrigen Masse weggekommen. Ich denke, wir haben den größten Teil der Kontamination erwischt."
Als nächstes stehe nun die Dachsanierung auf gut hundert Häusern an. Man müsse vor dem nächsten "großen Regen" die dort noch haftende "zähe feste Creme" (Ries) abgetragen haben. Zur Zeit werde das Abflußwasser aus den Regenrinnen in 300 Tonnen gesammelt. "Wir müssen auf alle Fälle verhindern, daß da irgendwas von dem Zeug ins Grundwasser sickert", ist die Marschrichtung der Feuerwehr. Unklar blieb bis Redaktionsschluß immer noch, wie giftig das o-Nitroanisol nun wirklich ist, welche toxischen Stoffe im "gelben Regen" vom Montag noch auf den 1400-Einwohner- Ortsteil runtergingen und wie abbaubar die Substanzen im einzelnen sind. Darüber versuchte am Montag in Wiesbaden eine vom Umweltministerium zusammengetrommelte Runde der renommiertesten deutschen Toxikologen Klarheit zu gewinnen. Der Expertentreff dauerte bei Redaktionsschluß noch an.
Am Sonntag nachmittag war ein weiterer Giftunfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG bekanntgeworden. Zwei Liter hochgradig konzentrierte Schwefelsäure entwichen aus dem Flansch einer undichten Rohrleitung. Die sofort alarmierte Werkfeuerwehr hat, so Berufsfeuerwehrchef Ries, diese "sehr unangenehme und auch gefährliche Substanz" jedoch sofort mit einem Wasserschleier niederschlagen können. Die Säure sei nicht nach außen getragen worden.
KRONBERG. In diesen Tagen zieht der Rotmilan aus seinen Winterquartieren am Mittelmeer zurück in seine Brutgebiete in den deutschen Mittelgebirgen. Die stark zersiedelte Umgebung von Kronberg wählt diese mit 1,60 Metern Spannweite größte heimische Vogelart allerdings nicht mehr, um die Jungen aufzuziehen, schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Milane machen bloß eine Stippvisite: In den ersten Märztagen fliegen die Raubvögel aus westlicher Richtung heran, rasten wenige Minuten in der Kronberger Gemarkung und ziehen dann weiter, dem Taunuskamm folgend, nach Osten. Der BUND ruft jetzt alle vogelinteressierten Kronberger auf, vermehrt nach Rotmilanen Ausschau zu halten.
Rotmilane, die auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen, sind nach BUND-Auskunft leicht zu erkennen: an ihrem charakteristischen langen, tief gegabelten Schwanz, der ihnen auch den Namen "Gabelweihe" eingebracht hat. Wer die Raubvögel gesehen hat, soll Tag, Uhrzeit, Ort, Anzahl der Tiere und ihre Zugrichtung an den BUND weitermelden - an Thomas Gottschalk, Burgerstraße 2, Telefon 0 61 73 / 12 64.
Für Samstag, 6. März, lädt der BUND zu einer ganztägigen Zugplanbeobachtung ein. Dann sollen neben den Rotmilanen, von denen dann der Hauptschwung erwartet wird, auch andere Vögel erfaßt werden. Beobachtungsstandort soll das Oberhöchstadter Feld unterhalb des Tenniscenters sein. Nähere Auskunft über Thomas Gottschalk.
Am heutigen Dienstag abend, 20 Uhr, ist schließlich im Kronberger Schützenhof ein Vorbereitungstreffen zur Brutvogelerfassung im gesamten Kreis. mak
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Seniorennachmittag BRUCHKÖBEL. Zum nächsten Seniorennachmittag lädt die katholische Kirchengemeinde "St. Familia" für Dienstag, 9. März, um 14.30 Uhr ein. An den Gottesdienst schließt sich eine Kaffeetafel im Haus Shalom an. KAB-Termine BRUCHKÖBEL. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung gibt für den Monat März folgende Termine bekannt: Freitag, 12., um 20 Uhr Treff und Spielabend in der Katakombe; Sonntag, 14., um 9.30 Uhr Familiengottesdienst mit anschließendem gemütlichen Beisammensein im Don- Bosco-Haus; Freitag, 26., um 20 Uhr Jahreshauptversammlung im Haus Shalom. Frühschichten vor Ostern BRUCHKÖBEL. Die Jugendgruppe "Babbelstubb" lädt ein zu Frühschichten in der Fastenzeit, die jeden Dienstag um 6 Uhr im Haus Shalom beginnen. Die Themen lauten "In die Wüste gehen", "Unterwegs in das Land der Verheißung", "Vor der Entscheidung", "Licht aus dem Dunkel", "Sterben, um zu leben" und "Hosianna - ans Kreuz mit ihm". An die Meditation schließt sich jeweils ein gemeinsames Frühstück an. Weltgebetstag BRUCHKÖBEL. Auf den Weltgebetstag bereitet sich die katholische Frauengemeinschaft am Mittwoch, 3. März, um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche "Erlöser der Welt" und anschließendem Treffen im Don-Bosco-Haus vor. Eine Second-Hand-Verkaufsaktion veranstaltet die Gruppe am Samstag, 20. März, um 13 Uhr im Don-Bosco-Haus. Jugend-Treff BRUCHKÖBEL. Der nächste Jugendgottesdienst mit der Band "Taktel" findet am Samstag, 6. März, um 18 Uhr in der Kirchengemeinde "St. Familia" statt. Die Jugendlichen treffen sich anschließend zum Plausch im Haus Shalom. Buchausstellung BRUCHKÖBEL. Ideen für passende Geschenke zu Ostern und für die Erstkommunion will die Buchausstellung am 13. / 14. sowie am 20. und 21. März im Haus Shalom vermitteln. Altkleidersammlung BRUCHKÖBEL. Eine Kleidersammlung für ein Dritte-Welt-Projekt in Brasilien veranstaltet die katholische Kirchengemeinde in Bruchköbel. Die Altkleidersäcke können am Samstag morgen, 3. April, bis 10 Uhr in den Pfarrbüros abgeholt werden. Zugunsten der Hilfsorganisation Misereor veranstaltet die Pfarrei "St. Familia" am Sonntag mittag, 28. März, ein Eintopfessen im Haus Shalom. Bauern-Treffen BRUCHKÖBEL. Zu einer Informationsveranstaltung über die Probleme des Vieh- und Fleischmarktes lädt der Kreisbauernverband Main-Kinzig für Dienstag, 9. März, um 20 Uhr in die Mehrzweckhalle im Bruchköbeler Stadtteil Roßdorf ein. CDU-Wahlfete LANGENSELBOLD. Ungeachtet des Ausgangs des Urnengangs am 7. März lädt der CDU-Stadtverband für diesen Abend um 19 Uhr zur Wahlparty in der Gaststätte Am Kinzigsee ein. Teppiche erbeutet LANGENSELBOLD. Sechs Teppiche im Gesamtwert von rund 30 000 Mark erbeuteten Unbekannte am Sonntag bei einem Einbruch in eine Wohnung in der Vogelsbergstraße. Weiteres Diebesgut hatten sie bereits zum Abtransport bereitgestellt, ließen es jedoch zurück, als der Wohnungsbesitzer auftauchte. Versammlung der "Naturfreunde" HANAU / RODENBACH. Die Ortsgruppe Hanau des Touristenvereins "Die Naturfreunde" trifft sich am Samstag, 13. März, zu seiner Jahreshauptversammlung. Sie findet im Oberrodenbacher Naturfreunde-Haus statt und beginnt um 15 Uhr. Unter anderem soll der Vorstand neu gewählt werden. Landesversicherungsanstalt LANGENSELBOLD. Einen Beratungstermin bietet die Landesversicherungsanstalt am Dienstag, 16. März, von 8.30 bis 12 Uhr im Rathaus, Zimmer 2, an.
Kleine FR
Turner wählen Vorstand NIDDERAU. Vorstandswahlen stehen unter anderem auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" Windecken. Das Treffen findet am 20. März ab 20 Uhr in der Schloßberghalle statt. Busfahrt ins Volkstheater NIDDERAU. "Der Raub der Sabinerinnen" steht am Sonntag, 28. März, auf dem Spielplan des Frankfurter Volkstheaters. Der SPD Ortsverein hat für Ältere Karten und einen Bustransfer organisiert. Wer mitfahren will, erfährt näheres unter der Telefonnummer 3370.
Wahlkampf im "Hessischen Hof" NIDDERAU. Informationen über das Baugebiet "Allee Süd" und eine Frauenbeauftragte bieten die Grünen während einer Wahlkampf-Veranstaltung am Donnerstag, 4. März, im "Hessischen Hof" in Heldenbergen an. Beginn ist um 20 Uhr. Folklore in der Schloßberghalle NIDDERAU. Europäische Folklore präsentiert der Kulturring am Samstag, 13. März, in der Schloßberghalle. Gruppen aus verschiedenen Ländern haben sich angesagt, außerdem gibt es ein Quiz zur EG mitsamt Preisen. Eintrittkarten sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse erhältlich.
Die "Entwarnung" des Vorsitzenden des Bauausschusses der evangelischen Kirchengemeinde, Prof. Rainer Patsch (FR vom 26. Februar), hat Widerspruch provoziert: "Die in der vergangenen Woche veröffentlichte Stellungnahme von Professor Dr. Rainer Patsch, Vorsitzender des Bauausschusses der ev. Kirchengemeinde Groß-Karben, kann ich als Vater eines betroffenen Kindes nicht unkommentiert lassen.
Professor Patsch nimmt die Veröffentlichung der Meßergebnisse zum Anlaß, per Rundumschlag gegen besorgte Eltern und Erzieherinnen auszuholen: inkompetente Personen hätten eine Angststimmung erzeugt und daraus einen unverantwortlichen Aktionismus entstehen lassen. Seine Aussagen gipfeln in dem Vorwurf, die vermeintlichen Überreaktionen der Betroffenen bedrohten letztlich das Gemeinwohl der Kinder.
Von sachlicher Auseinandersetzung, die Professor Patsch sonst gerne anmahnt, ist hier nichts zu erkennen. Die unverantwortliche Ignoranz, mit der Professor Patsch der Besorgnis der Betroffenen begegnet, ist nur als skandalös zu bezeichnen. Er mißbraucht sein Amt, um öffentlich ihm mißliebige Personen zu diskriminieren, und disqualifiziert sich so selbst als Funktionsträger in einer Kirchengemeinde. Professor Patsch, gegen dessen Widerstand die Messungen durch das Engagement der von ihm Angegriffenen erst möglich wurden, sollte akzeptieren, daß andere Menschen zum Thema Gesundheitsgefährdung möglicherweise andere Ansichten haben als er. Daß Eltern sich um die gesundheitliche Gefährdung ihrer Kinder sorgen, darf doch heute nicht mehr dazu führen, daß diese öffentlichen Angriffen ausgesetzt werden. Dankenswerterweise zeigt der Groß-Karbener Pfarrer Lotz hier mehr Fingerspitzengefühl." Andreas Hertsch
Brückmannscher Hof 10
6367 Karben
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HEUSENSTAMM. Mit Befremden hat die Bürgerinitiative im Bastenwald auf eine Ankündigung des Umweltdezernenten des Umlandverbandes Frankfurt, Thomas Rautenberg, reagiert, eine Informationsveranstaltung zur geplanten Biomüllkompostierungsanlage gegenüber der Müllverbrennungsanlage in Heusenstamm erst nach den Wahlen zu veranstalten.
Die Bürger seien am 7. März aufgerufen, auch den Umlandverbandstag zu wählen, deshalb hätte man es sich gewünscht, daß die Verantwortlichen schon vor diesem Termin eine Stellungnahme zu dem Projekt abgeben, erklärte Erika Henneke.
Die Bürgerinitiative spricht sich nicht nur gegen die Biomüllkompostierung aus, sie befürchtet, daß am Rande Heusenstamms ein Abfallzentrum entsteht mit allen möglichen Belastungen. Die Informationsveranstaltung selbst, für die der genaue Termin noch nicht feststeht, wird von der Bürgerinitiative begrüßt.
Sie fordert allerdings, daß die Verantwortlichen vom Umlandverband sowie die Heusenstammer Kommunalpolitiker zuvor eine Begehung des Geländes unternehmen, damit auf die schon vorhandenen Umweltbelastungen aufmerksam gemacht werden kann. pmü
Erst gab es eine schöne Erbsensuppe, und die Stimmung war friedlich. Aber hinterher, als die 50 Personal- und Betriebsräte der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft (DAG) die Teller leergelöffelt hatten, zuckten die vier Politiker auf dem Podium manchmal zusammen. Fragte doch ein Betriebsrat glatt, "wie Frankfurter in dieser Stadt noch wohnen sollen". Ein anderer befand, daß die SPD "mit den versprochenen 4000 Wohnungen den Mund sehr voll genommen hat". Der FVV bekam schlechte Noten: "Zu kurze Züge, zu lange Taktzeiten". Und eine Personalrätin beschrieb, "daß ich nachts in Heddernheim auf dem U-Bahnhof stehe und das große Zittern kriege". Die DAG fordert, den jeweils ersten U- oder S-Bahn-Wagen nahe beim Fahrer "für Frauen zu kennzeichnen". "Da ist ja eine Menge Polemik drin", staunte Horst Hemzal, CDU-Fraktionschef im Römer. Die dreistündige Diskussion zeigte: (Kommunal-)Politik und Arbeitswelt haben nicht selten nicht viel miteinander zu tun.
Das bekam auch Uli Baier, Fraktionschef der Grünen, zu spüren. Da gibt es, sagte eine Hoechst-Betriebsrätin, in der Nähe von Tor Ost ein Grundstück für einen dringend benötigten Betriebskindergarten. Andererseits stehen da auch "schöne, alte Bäume" - und der Betriebsrat fürchte jetzt, "daß die Bäume vorgehen!" Die Grünen, beteuerte Baier ein wenig hilflos, "sind gar nicht die hundertprozentigen Dogmatiker!"
Überhaupt: Hoechst und der Griesheimer Störfall. Den machten sich die Politiker höchst unterschiedlich zueigen. Hans-Joachim Otto, dem FDP-Spitzenkandidaten, fiel dazu vor allem ein, daß der Gießener Regierungspräsident eine geplante Human-Insulin-Anlage von Hoechst "blockiert". Der Gießener Regierungspräsident ist ein Grüner. Sieghard Pawlik, SPD-Unterbezirkschef und Hoechst-Mitarbeiter, plädierte dafür, staatliche Genehmigungszeiten für neue Chemie-Anlagen zu verkürzen - "unter Wahrung und Ausbau von Sicherheitsstandards". Wenn die Chemie-Industrie aber "auf alten Quetschen sitzenbleibt", werde sie Standorte und Arbeitsplätze verlagern.
Die Betriebsräte nahmen es ohne Murren hin - auch die Forderung des Grünen Baier, die Hoechst AG dürfe nicht "mehr machen, was sie will". Zu diesem Zeitpunkt - nach mehr als einer Stunde - waren die Personalvertreter längst auf dem (verbalen) Rückzug. Und die Politiker eroberten sich verlorengegangenes Terrain zurück. Redend, selbstredend. Der Tagesrekord: Ein "Statement" des grünen Fraktionschefs, 17 Minuten lang.
Da half auch das Einschreiten von DAG-Bezirksleiter Egon Willmann ("Herbert, Du hast das Wort!") nicht viel. Die Politik-Profis siegten nach Punkten. jg
GRÄVENWIESBACH/WEILROD. Splitter der berstenden Windschutzscheibe haben eine Autofahrerin im Gesicht verletzt, deren Wagen in der Nacht zum Montag zwischen Laubach und Gemünden auf glatter, schneebedeckter Straße von der Fahrbahn abgekommen und umgekippt ist. Das Auto erlitt dabei einen Totalschaden; die Usinger Polizei schätzt seinen Wert allerdings nur auf 1500 Mark. Die Frau sei mit ihrem Wagen in einer glatten Rechtskurve nach links von der Straße abgekommen und gegen die Böschung gefahren, berichtet die Polizei weiter. Dort sei das Auto auf die Seite gekippt. Die leichtverletzte Frau wurde laut Polizeiangaben im Usinger Kreiskrankenhaus ambulant behandelt. stk
EVELIES MAYER und JÜRGEN ZÖLLNER, sozialdemokratische Wissenschaftsminister in Hessen und Rheinland-Pfalz, wollen den neu ab Wintersemester 1993/94 beschlossenen bundesweiten Numerus clausus im Fach Jura abmildern. Zusammen mit einigen anderen Ländern wollen sie in der zweiten Augusthälfte, wenn die exakten Bewerberzahlen vorliegen, Gespräche über eine "freiwillige Überbuchung" ihrer Jura-Studiengänge führen. Damit solle "möglichst vielen Bewerbern" doch noch ein Studienplatz angeboten werden, meinten beide Minister in einer gemeinsamen Erklärung. Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) hatte der Bitte von Hessen und Rheinland-Pfalz (beide bislang als einzige Länder ganz ohne Jura- Zulassungsbeschränkungen) nicht entsprochen, zunächst nur ein sogenanntes "Verteilungsverfahren" einzuführen, bei dem zwar allen Bewerbern ein Platz sicher ist, nicht jedoch am Ort ihrer Wahl. Im ZVS-Verwaltungsausschuß war die nötige Dreiviertelmehrheit der Bundesländer für einen solchen "weichen" Numerus clausus nicht zustande gekommen. (me)
NEU-ANSPACH. "Bei Ihnen gilt offenbar nicht das gesprochene, sondern das gebrochene Wort", macht der Elternbeirat der Kindertagesstätte Ulrich-von-Hassel- Weg in einem offenen Brief seinem Unmut über Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) und den Gemeindevorstand Luft. Die Gemeinde bemühe sich nicht um genügend Personal, mache zudem Versprechungen, die sie nicht einhalten könne.
Auf einen Erzieher beziehungsweise eine Erzieherin kämen 25 Kinder. Die Nachbargemeinden hätten doppelt so viel Personal; dort liege der Personalschlüssel bei 2 : 25. Hinzu komme, daß bei Ausfällen von Fachkräften eine kontinuierliche Arbeit nicht mehr möglich sei. Beispiel für die verfehlte Politik sei auch die im Oktober eingerichtete "provisorische Hortgruppe". Rübsamen habe verbindlich zugesichert, daß es sich hier nur um eine Übergangslösung bis Ende 1992 handele; außerdem würden die Erzieherinnen des Kindergartens nicht in die Hortbetreibung einbezogen und der Tagesablauf im Kindergarten nicht gestört.
Tatsache sei jetzt aber, daß der Hort bis auf absehbare Zeit im Kindergarten bleibe, weil das Landesjugendamt die Grundschule als Hortplatz ablehnte und das Provisorium bis 1994 absegnete. "Dann darf man nicht vollmundig versprechen ,es geht&rquote;, wenn es doch nicht geht", erklärt der Elternbeiratsvorsitzende Claus Drewes. Die Arbeit im Kindergarten sei nun mehr als gestört; Erzieherinnen müßten zwangsläufig in der Hortgruppe aushelfen. Eine sinnvolle Betreuung sei nicht mehr möglich. Erschwerend komme hinzu, daß die Erzieherstelle für den Hort seit November nicht mehr besetzt ist. "Es reicht dann nicht, Stellenanzeigen nur lokal aufzugeben - man muß in überregionalen Zeitungen inserieren."
Auch die drei als Aufsichtspersonen angestellten Hilfskräfte seien nur "Augenwischerei": Sie seien nach Ansicht der ausgebildeten Erzieherinnen mehr hinderlich als hilfreich, weil sie keine pädagogische Arbeit leisten könnten.
Zu den Vorwürfen will Rudi Rübsamen erst heute Stellung nehmen. jd
WETTERAUKREIS. Die meisten der in der Wetterau erscheinenden Tageszeitungen haben im laufenden Wahlkampf Anzeigen von rechtsextremen Parteien veröffentlicht. Die jeweiligen Verlagsleitungen wollen mit Hinweis auf den "Gleichbehandlungsgrundsatz" auch künftig bezahlte Annoncen beispielsweise der Parteien Republikaner und NPD abdrucken. Das ist das Ergebnis einer Briefaktion des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Wetterau, der 20 000 Mitglieder unterschiedlicher Einzelgewerkschaften vertritt.
Kreisvorsitzender Harald Fiedler ist über das Ergebnis enttäuscht. Anfang Februar hatte er die Verlagsleitungen aufgefordert, die Wünsche rechtsextremer Parteien nach Anzeigenveröffentlichungen abzulehnen. Einzig die Verlagsleitung der Frankfurter Rundschau hat Fiedler zufolge eindeutig versichert, Wahlanzeigen solcher Parteien nicht zu veröffentlichen. Das sei in der Vergangenheit so gewesen und gelte auch für die Zukunft. Die Verlagsleitungen von Kreis-Anzeiger und Wetterauer Zeitung hätten in Telefongesprächen teils bedauernd ihr Unvermögen beklagt, Anzeigen rechtsextremer Parteien aus rechtlichen Gründen nicht ablehnen zu können. Sie seien aber bemüht, darauf zu achten, daß in den Anzeigentexten keine "volksverhetzenden Aussagen" stehen.
Überhaupt nicht reagiert auf den Appell des DGB-Kreisverbandes haben bis gestern der Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Butzbacher Zeitung.
DGB-Chef Fiedler bedauert, daß sich immer wieder Verlage ohne Not auf eine formaljuristisch zweifelhafte Position zurückziehen und nicht genügend Mut beweisen, sich eindeutiger für die Demokratie zu engagieren, und zwar auch unter Verzicht auf Einnahmen durch den Verkauf von Zeitungsplatz an rechtsrextreme Parteien. Fiedler: "Wir können und wollen nicht akzeptieren, daß Rechtsradikale in demokratischen Medien ein Forum finden."
Wenn die Verlagsleiter den Verkauf von Anzeigenraum an Demokratiefeinde mit dem "Gleichbehandlungsgrundsatz" begründen, fordere der DGB im Wetteraukreis die Verlage auf, endlich das "Gleichverhaltensprinzip" anzuwenden. pgw
Ergebnis-Telegramm
BEZIRKSLIGA II, Männer: Et. Frankfurt - TSG Oberursel 13:14.
BEZIRKSLIGA II, Frankfurt, Frauen: Zeppelinheim - Steinbach 19:8, Erlensee - Bad Homburg 9:9.
KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: Schwanheim - Petterweil II 22:17, Vorw. Frankfurt - Petterweil II 15:17, Gonzenheim - Sachsenhausen 21:13, Frankfurter Berg - Sossenheim 11:11, Nordw. Frankfurt - Kronberg 14:17, Bad Vilbel - Bergen-Enkheim 22:17, Nieder-Eschbach II - TG Schwanheim 19:20.
KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TSG Oberursel - TV Petterweil 6:8, SG Nied - TG Schwanheim 6:7, Nordw. Frankfurt - Usingen 11:11, SG Riederwald - Sachsenhausen 11:11, GW Frankfurt III - FSV Frankfurt 15:5. ma. VOLLEYBALL
OBERLIGA MÄNNER, 15. Spieltag: VC Ober- Roden - DSW Darmstadt 0:3, VC Ober-Roden - FTG Frankfurt 1:3, SG Rodheim - TV Babenhausen 3:0, SG Rodheim - TGV Schotten 3:1, TSG Eigershausen - Et. Frankfurt II 3:0, TSG Eigershausen - VC Dornheim 3:0
OBERLIGA HESSEN FRAUEN, 15. Spieltag: TV Wächtersbach - Et. Frankfurt 3:2, Wächtersbach - VC Hofheim 3:1, TV Oberstedten - TV Königstädten 3:2, TV Wetzlar - VC Wiesbaden II 3:0, TV Wetzlar - TSV Spangenberg 3:0.
LANDESLIGA MITTE MÄNNER, 15. Spieltag: Salmünster - Frankfurt 2:3, Salmünster - Bommersheim 1:3, Rodheim II - Friedberg 3:0, Rodheim II - TG Hanau 3:0, Neuses - Erlensee 3:2, Neuses - Büdingen 3:2.
LANDESLIGA MITTE FRAUEN, 15. Spieltag: TG Hanau - TV Dipperz 1:3, TG Hanau - TSV Hanau 1:3, FTG Frankfurt - Eintracht Frankfurt II 3:1, FTG Frankfurt - TV Kesselstadt 3:1, TV Sindlingen - TSV Sachsenhausen 0:3, TV Sindlingen - TG Römerstadt 0:3
LANDESLIGA SÜD MÄNNER, 15. Spieltag: VC Wiesbaden - Groß-Rohrheim 3:0, VC Wiesbaden - DSW Darmstadt II 3:1, TSV Bleidenstadt II - RW Auerbach 0:3, Bleidenstadt II - TV Lampertheim 0:3, SSV Brensbach - SVC Gernsheim 3:2, Brensbach - TG Naurod 3:1.
LANDESLIGA SÜD FRAUEN, 15. Spieltag: Lampertheim - Darmstadt 0:3, TV Lampertheim - Rüsselsheim II 0:3, TV Dreieichenhain - RW Auerbach 3:0, Dreieichenhain - Groß- Umstadt 2:3, VC Hofheim II - VC Ober-Roden 0:3, VC Hofheim II - Orplid Darmstadt II 0:3.
VERBANDSLIGA MITTE MÄNNER, 10. Spieltag: TV Horas - TV Bommersheim II 3:1, TV Horas - TG Römerstadt 3:1, TV Lieblos - OSC Höchst 3:0, TV Lieblos - SG Enkheim 3:0, TG Hanau II - Et. Frankfurt III und TG Hanau II - TV Oberstedten verlegt auf 21.3.
VERBANDSLIGA MITTE FRAUEN, 10. Spieltag: TG Römerstadt II - OSC Höchst 1:3, TG Römerstadt II - VC Schöneck 3:0, TGV Schotten - VGG Gelnhausen 2:3, Schotten - TuS Steinbach 3:1, TV Bommersheim - Hanau II 1:3, Bommersheim - Orp.Frankfurt 3:1.
VERBANDSLIGA SÜD MÄNNER, 10. Spieltag: TV Jugenheim - BG Groß-Gerau 3:1, TV Jugenheim - VC Breuberg 3:1, TV Königstädten - Spvgg. Hochheim 3:1, TV Königstädten - TG Schwalbach 3:1, TG Rüsselsheim II - TSV Dudenhofen 3:0, TG Rüsselsheim II - Orplid Darmstadt III 3:0.
VERBANDSLIGA SÜD FRAUEN, 10. Spieltag: TV Crumstadt - SC Nauheim 1:3, TV Crumstadt - Eintracht Wiesbaden II 2:3, BG Groß-Gerau - TV Dreieichenhain II 3:1, BG Groß-Gerau - SF Seligenstadt 3:1, TSV Höchst - TSV Bleidenstadt II 0:3, TSV Höchst - CVJM Arheilgen 3:1.
jk FRANKFURT A. M. Die Möglichkeiten einer Verlagerung des innerdeutschen Linienflugverkehrs auf die Schiene sollten nicht überschätzt werden. Denn selbst unter Annahmen, die als optimistisch im Sinne der Eisenbahn anzusehen sind, erscheinen aus heutiger Sicht zur Jahrhundertwende allenfalls zwischen 14 und 21 Prozent der Linienflüge innerhalb der alten Bundesländer durch die Bahn ersetzbar. Unter weniger vorteilhaften Voraussetzungen für das Schienenunternehmen liegt die Spannbreite sogar nur zwischen acht Prozent und 13 Prozent.
Das sind zwei Ergebnisse der vom Deutschen Verkehrsforum beim Institut für Verkehrswissenschaften an der Universität Köln in Auftrag gegebenen Studie. Als entscheidenden Faktor für eine Umlenkung definiert Institutsdirektor Professor Herbert Baum die Reisezeit. Insofern stünde die Bahn als Alternative um so besser da, je eher ihr Hochgeschwindigkeitsnetz komplettiert ist und je glatter das Umsteigen vom Zug zum Flugzeug oder umgekehrt abläuft.
Bei einem weitgehenden Ausbau der Schieneninfrastruktur und der "Realisierung optimaler Kooperationsformen" insbesondere für die Umsteiger sieht Baum Chancen für eine Verlagerung von 22 bis 30 Prozent der innerdeutschen Linienflugverbindungen auf die Schiene bis zum Jahr 2010. Das würde bedeuten, daß rund 50 000 Flüge pro anno eingespart werden könnten. Dazu müßte aber "die Bahnfahrt ein Teil der Flugreise" werden. Eine solche Kooperation verlange unter anderem kombinierte Flug- und Bahntikkets, abgestimmte Flug- und Fahrpläne mit der Aufnahme der Zug-Anschlußverbindungen in die Reservierungssysteme der Fluggesellschaften, Gepäck-Einchekken in den Bahnhöfen durchgehend bis zum letzten Reiseziel, schnelle und reibungslose Systemwechsel durch eine Intercity-Anbindung der Airports. Gerade letzteres erfordert neben der neuen Eisenbahntrasse zwischen Frankfurt in das Rhein-Ruhr-Gebiet erhebliche Investitionen. Denn derzeit sind gerade eineinhalb (Frankfurt und zur Hälfte Düsseldorf) Flughäfen mit dem Fernverkehr der Bahn verknüpft.
Selbst wenn es gelingen sollte, die von Baum bezifferte Verlagerung zu erreichen, hat dies nach Darstellung des Wissenschaftlers zweierlei nicht zur Folge: erstens eine nennenswerte Entlastung für die Umwelt und zweitens einen möglichen Verzicht auf den Ausbau der Verkehrsflughäfen. Die stärkste von den Kölner Wissenschaftlern berechnete Substitution des Flugzeuges durch die Schiene würde die Schadstoffemissionen des Gesamtverkehrs nur um Promillesätze und den Ausstoß im deutschen Luftraum um etwa 1,5 Prozent verringern. Auf den Flughäfen in Frankfurt und Düsseldorf würde die gegenwärtige Kapazitätsüberlastung durch einen stärkeren Zug zum Zug gemildert, doch bleibe deren Ausbau unverändert erforderlich.
Sowohl Hemjö Klein, Vorstandsmitglied Personenverkehr der deutschen Bahnen, als auch Thomas Nagel, Chef des neuen für den innerdeutschen Flugverkehr verantwortlichen Lufthansa Express, sprachen sich bei der Vorlage der Studie für eine engere Kooperation aus, wobei Nagel allerdings Zweifel an den im Extremfall einzusparenden 50 000 innerdeutschen Flügen pro anno anmeldete.
"Wir müssen viel für die Seele Dubrovniks tun." Auch Tomo Vlahutin spricht davon, und er meint damit Kulturveranstaltungen. Aber der Direktor des großen Sommer-Festivals ist ein Repräsentant des amtlichen Optimismus. Mit dem Festival, das ab 10. Juli mehr als sechs Wochen lang 54 Theater- und Musikveranstaltungen bietet, sollen Touristen angelockt und soll der weitverbreiteten Lähmung entgegengewirkt werden. Das galt schon für das Fest des Ortspatrons St. Blasius am 3. Februar, wo entsprechend der Tradition wieder kirchliche Pracht entfaltet wurde. Das gilt auch für den Kongreß des internationalen Autorenverbandes PEN im April, wofür derzeit die Voraussetzungen geschaffen werden. Man will es sich und aller Welt beweisen.
"Ich bin sicher, daß in dieser Saison wieder Touristen kommen, vielleicht erst mal zehn bis fünfzehn Prozent derer von 1989", sagt Vlahutin, "und ich bin sicher, daß wir wieder ein Zentrum der kroatischen, europäischen Kultur werden - wenn nicht in diesem, dann im nächsten Jahr." Ist es denn angemessen, sich schon den Kopf über die Wiederbelebung des Fremdenverkehrs zu zerbrechen? Für viele Dubrovcani ist dies keine Frage. "Die Interaktion von Kultur und Tourismus ist Grundlage für unser Leben", stellt Tomo Vlahutin fest.
Viele Urlauber hatte es stets in die Dörfer an der Küste oder ins Konavle, eine außerordentlich üppige Landschaft, gezogen. Hier, auf dem Weg der Aggressoren nach Dubrovnik, sind die Verwüstungen noch viel schlimmer. Etwa in Cilipi, einem Folklore-Zentrum, stehen außer der Kirche nur noch Grundmauern von Wohnhäusern; andere Dörfer sind erst ausgeplündert und dann bis auf ein paar Kaminstümpfe buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht worden. Nikola Bagaric fand sein Haus in Plat zwar äußerlich fast unversehrt vor, drinnen aber hatten die Besatzer Schweine gehalten, vom Lichtschalter bis zum Wasserboiler alles abmontiert, Öl über die Treppen fließen lassen und sich mit Messerschlitzen in allen Polstermöbeln verabschiedet.
Bagarics Freund Zofko Ljubo, der mehr als zwei Jahrzehnte in Deutschland und Holland gearbeitet und gespart hatte, hatte gerade vor dem Krieg sein vierstökkiges Haus für fünfzehn Pensionsgäste in Mlini über dem Meer fertiggestellt. Dann trafen sieben Granaten das Haus. Während seine Frau und die beiden Kinder noch in einem Flüchtlingshotel in Zagreb ausharren müssen, ist Ljubo unruhig zurückgekehrt, um das Dach mit Folien abzudecken und Wetterschäden zu verhindern. In Mlini, zwei Kilometer von der Grenze entfernt, lebt derzeit nur etwa ein Fünftel der früher zweitausend Einwohner.
Viele Dorf- und Landbewohner verbringen ihre Tage entmutigt in den Unterkünften von Dubrovnik. "Viele leben hier und gehören eigentlich nicht hier hin. Das siehst du ihnen an", stellt Vjekoslav Vierda, Geschäftsführer des Amtes für Wiederaufbau, ratlos fest. Bei der Stadtverwaltung geht die Furcht um, daß die einst gutsituierten Bauern im Gefühl, verloren zu sein, sich nicht mehr zur Arbeit auf ihren Höfen aufraffen könnten. Die Stadt hat ihnen das Angebot gemacht, morgens mit Bussen auf die Dörfer zu fahren und abends nach Dubrovnik zurückzukehren. Das stieß nur auf geringes Interesse. Manche meinen, daß die Resignation durch die Art der humanitären Hilfe noch verstärkt wird. Diese Hilfe werde doch verfrühstückt, anstatt daß mit Sendungen von Samen und Dünger die Produktivität gefördert werde. Allerdings: Auch Wassermangel infolge fehlenden Regens und zerstörter Leitungsnetze erschwert die Bodenbearbeitung. Im Konavle ist man fast überrascht, wenn mal irgendwo der Wein beschnitten, ein Feld umgepflügt oder ein Garten gewässert wird.
Der Verlust der Seele, des Selbstbewußtseins und des Mutes - eine Folge der tödlichen Bedrohung, die Dubrovnik unvorbereitet getroffen hat. Die Menschen haben es nicht fassen können. Der Schock sitzt tief. Es wird darauf ankommen, sagt Vizebürgermeister Nikola Obuljen, die jungen Leute hierzuhalten und nicht zu resignieren - so lange, bis man wieder sagen könne: "Wir sind stolz auf unsere Stadt."
KÖNIGSTEIN. Mehrere tausend Mark stahl ein Einbrecher am Wochenende aus einem Firmengebäude in der Wiesbadener Straße in Schneidhain. Wie die Polizei mitteilte, schlug der Unbekannte die Fensterscheibe eines Büros im ersten Stock ein und durchsuchte das Gebäude. Näheres ist nicht bekannt. esi
Pekings Schüler schrubben die Straßen für Olympia Wenn das IOC am Sonntag kommt, soll Chinas Hauptstadt sauberer aussehen als sonst im März unter Kohlendunst
Die Volksrepublik hat sich um die Austragung der Jahrhundert-Spiele beworben, und am kommenden Samstag wird eine Untersuchungs-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der Hauptstadt erwartet. Da soll Peking so sauber wirken, wie es in dieser rußigen und staubigen Steinwüste nur eben möglich ist. Zeitungen und Fernsehen schüren in altgewohntem Propagandastil den "Enthusiasmus der Massen", überall wird gebürstet, gewienert und gemalt, 5000 Flaggen mit den bekannten Kringeln flattern entlang des Chang'an- Boulevards, und jeder freie Bauzaun ist auf chinesisch und englisch mit dem Slogan bepinselt: "Ein offeneres China erwartet die Olympiade."
"Die Polizei ist so scharf wie noch nie", stöhnt der Taxifahrer Zhang He, "alles wegen diesem olympischen Dingsda" - auch eine Verkehrserziehungskampagne soll die IOC-Schiedsrichter beeindrucken. Und die schmuddeligen Rotlichtbars, in denen sonst leichtbekleidete Mädchen auf ausländische Besucher warten, mußten vorübergehend schließen.
So kämpft Peking an allen Fronten gegen seinen Hauptwidersacher Sydney; diese beiden Städte führen derzeit in den Londoner Wettbüros die Liste der aussichtsreichsten Kandidaten an. Zwar wird die Entscheidung des unberechenbaren IOC erst am 23. September in Monte Carlo fallen, doch schon jetzt fühlen sich die beiden asiatischen Bewerber als Favoriten (die australische Metropole Von Henrik Bork (Peking) wird sicher gegen diese kontinentale Zuordnung keine Einwendungen erheben; sie könnte ihr Sympathien verschaffen).
Asien, so denkt man sowohl in Sydney als auch in Peking, wäre zwölf Jahre nach den Spielen von Seoul wieder als Austragungsort an der Reihe. Europa hatte erst im vergangenen Jahr eine olympische Sport-Show, und 1996 wird der internationale Sportzirkus ins amerikanische Atlanta reisen. Diese Meinung wird freilich nicht von den Mitbewerbern Berlin, Istanbul, Manchester, Brasilia und Mailand geteilt.
Ginge es bei den Entscheidungen des IOC lediglich um die besten Voraussetzungen einer Stadt, wäre Sydney der chinesischen Hauptstadt in diesem Rennen weit überlegen. Die australische Stadt ist relativ sauber, auf ihren Straßen rollt der Verkehr, und Kommunikation ist eine Selbstverständlichkeit. Peking dagegen ist vor allem im Winter mit einer dicken Rußschicht aus Millionen von Kohleöfen bedeckt. Wer mit dem Auto durch die Stadt will, kriecht stundenlang durch gigantische Staus, und bis auch nur ein einziges Telefonat zustandekommt, dauert es oft noch länger. Sydney hat einen der schönsten Häfen der Welt vorzuzeigen. Peking dagegen hat den eindrucksvollen Platz des Himmlischen Friedens, der allerdings bei den meisten Besuchern eher unvorteilhafte Erinnerungen weckt.
Chinesische Kader murren über den ungünstigen Zeitpunkt für den Besuch der IOC-Kommission; denn Anfang März ist noch Heizperiode und die Luftverschmutzung mit dem bloßen Auge - und an dem Kratzen im Hals - zu erkennen. Doch mit der Ankündigung großer Infrastrukturprojekte und dem Vertrauen auf die Phantasie der zwölfköpfigen Delegation will man diesen Nachteil wettmachen. "In den kommenden sieben Jahren werden wir jährlich viel Geld für den Umweltschutz und die Reduzierung der Kohleverbrennung ausgeben. Im Jahr 2000 wird Peking eine wundervolle Stadt sein", sagte Pekings Vize-Bürgermeister Li Runwu kürzlich der Presse. In der Tat gleicht Peking schon heute einer riesigen Baustelle. Sieben Milliarden US-Dollar will die Stadt für die Verbesserung ihrer Infrastruktur ausgeben. Die zweite, dritte und vierte Umgehungsstraße sowie das U-Bahn-Netz werden ausgebaut. Ein neuer internationaler Flughafen soll her. Gasleitungen werden verlegt, um bis zur Jahrtausendwende angeblich 70 Prozent der Kohlestaub spuckenden Schornsteine verschwinden zu lassen. "Für das Jahr 2000 können wir Umweltwerte garantieren, die den vom IOC aufgestellten Standards entsprechen", sagte Zhang Baifa, Vizepräsident der Pekinger Bewerbungskommission, auf einer Pressekonferenz. Sein Lieblingsspruch lautet: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
Doch dieser Weg ist vor allem politischen Unwägbarkeiten gepflastert. Schon als Peking seine Bewerbungsabsicht öffentlich verkündet hatte, regte sich weltweit Protest. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an das Massaker vom Juni 1989, als die nun von Jungpionieren geputzten Straßenzäune von Panzern zermalmt wurden und Hunderte friedlicher Demonstranten im Feuer der "Volksbefreiungs-Armee" starben. Als China kürzlich in einer symbolischen Geste drei prominente Dissidenten vorzeitig aus der Haft entließ, wurde dies von Diplomaten in Peking auch als Geste an das IOC verstanden. Doch Tausende von politischen Häftlingen verbüßen weiter ihre zum Teil jahrzehntelangen Haftstrafen.
Auf der Habenseite steht für Peking dagegen der offenbare Ehrgeiz des IOC unter seinem Präsidenten Juán António Samaranch (ehemals Sportfunktionär unter Spaniens Diktator Franco), die Olympischen Spiele weltweit zu einem Faktor politischer und gesellschaftlicher Veränderung werden zu lassen. Nach einer Vergabe der Spiele 2000 an Peking könnte sich das IOC rühmen, den Prozeß der Öffnung und Reform in dem einst von der Welt isolierten China gefördert zu haben. Auch wenn das Samaranch nicht den ersehnten Friedensnobelpreis einbringen mag, wäre es dennoch ein unbestreitbarer Image-Gewinn für das IOC.
Auch dem Trend der unaufhaltsamen Kommerzialisierung der Olympischen Spiele würde die Austragung in Peking sehr entgegenkommen. Der Ausblick auf ein Feuerwerk der Sportwerbung in dem sich gerade öffnenden Consumermarkt von mehr als einer Milliarde Menschen muß Sponsoren wie Coca-Cola oder Kodak das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Was die Ausstattung mit Sportarenen betrifft, ist Peking jedenfalls nach Einschätzung der meisten Experten gut gerüstet. Seit China 1984 wieder an den Spielen teilnimmt, hat es auf eine eigene Olympia-Veranstaltung hingearbeitet. Eine wichtige Vorbereitung war die erfolgreiche Austragung der Asienspiele im Jahre 1990. Die damals gebauten Hallen und Sportler-Unterkünfte im Norden Pekings bilden eine gute Basis für die Veranstaltung olympischer Spiele. Die bereits existierenden 29 Stadien und Gymnasien sollen um weitere neun Bauten erweitert werden, darunter ein Stadion für 100 000 Zuschauer, eine neue Regatta-Strecke und Tennisplätze.
Für die chinesische Regierung stehen bei der Bewerbung allerdings eindeutig politische und nicht sportliche Ziele im Vordergrund. Sie hofft, der gute Ruf der Olympischen Spiele als friedliches Happening der Völkerverständigung werde abfärben auf ihr seit dem Massaker bei der eigenen Bevölkerung arg lädiertes Image. Ähnlich gut ließen sich die Spiele für die Regierungspropaganda vom "offeneren" China instrumentalisieren, Hunderte und Tausende von nach wie vor von der Außenwelt abgeschlossene Arbeitslagern hin oder her. Und schließlich wären die Spiele eine kostenlose Werbung für die ersehnten Auslandsinvestitionen.
Die Chinesen, von vereinzelten Kritikern abgesehen, hoffen mehrheitlich auf die Spiele in Peking. Dafür sorgt schon der traditionell sehr ausgeprägte Patriotismus. "Wir sind ein sportbegeistertes Volk und das bevölkerungsreichste Land der Erde. Es wird Zeit, daß die Olympischen Spiele nach Peking kommen", sagt ein Pekinger Student.
Stadt öffnet Ämter zur "Spätsprechzeit" Publikumsstarke Bereiche mittwochs bis 18 Uhr Von Regine Schlett HANAU. Die Stadt Hanau will die Öffnungszeiten ihrer Ämter bürgerfreundlicher gestalten. Nachdem eine Arbeitsgruppe seit Ende vergangenen Jahres Besucher und Mitarbeiter nach den günstigsten Sprechzeiten befragte, soll das Ergebnis ab April in der Praxis erprobt werden: Publikumsstarke Bereiche des Ordnungs- und Umweltamtes sowie der Stadtteil-Verwaltungsstellen werden mittwochs zu einer "Spätsprechzeit" bis 18 Uhr geöffnet haben. Oberbürgermeister Hans Martin findet den Mittwoch geeigneter als einen "langen Donnerstag". Dieser werde "nicht gut angenommen", beruft sich der Rathauschef auf Erfahrungen aus anderen Verwaltungen. Mittwochnachmittags habe eine Reihe von Berufsgruppen frei, argumentiert er mit der Regelung in vielen Arztpraxen. Mit der Ausdehnung auf 18 Uhr haben Berufstätige künftig die Möglichkeit Besorgungen, Antragsstellungen und Vorsprachen in den Ämtern nach Feierabend zu erledigen, mit denen Bürger den meisten Kontakt pflegen: Beim Einwohnerwesen, das sich um Pässe und Ausweise kümmert, sowie im Ausländerwesen. Auch für die Verwaltungsstellen in Großauheim, Wolfgang, Steinheim, Klein-Auheim sowie Mittelbuchen gilt künftig die neue Regelung. Bisher gab es nachmittags nur die Möglichkeit, die Verwaltungen von 15 bis 16.30 Uhr zu erreichen. Künftig werden die betroffenen Dienststellen jedoch künftig montags bis freitags - wie derzeit bereits das Hanauer Rathaus - auch für den generellen Publikumsverkehr geschlossen bleiben. Die Zeit soll für Aufarbeitungen, Termingespräche und Sitzungen genutzt werden. Die Konzentration komme ebenfalls allen Antragsstellern zugute, glaubt Martin, da der stark angewachsene Schriftverkehr damit sach- und zeitgerecht bewältigt werden könne. Die längeren Öffnungszeiten sollen die Mitarbeiter im Rahmen der gleitenden Arbeitszeit ausgleichen. Jetzt muß noch eine Dienstvereinbarung mit dem Personalrat abgeschlossen werden. Da der Vorstoß abgesprochen sei, "dürfte es keine Probleme geben", sagt Martin.
Das Angebot, das Martin für eine "wichtige zusätzliche Serviceleistung hält", soll ab 5. April zunächst erprobt werden, um sowohl die Nachfrage der Bürger als auch den Zeitausgleich der Rathausbediensteten zu testen. Sollte sich die Regelung bewähren, so Martin, werde eventuell auch überprüft, ob auch andere Dienststellen sich den Öffnungszeiten anschließen.
Die Verwaltungsstellen sowie die Sachgebiete Einwohnerwesen, Paß- und Ausweisangelegenheiten sowie das Ausländerwesen des Ordnungs- und Umweltamtes haben ab April dienstags und donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Wenn Anthony Yeboah in diesen Tagen seinen Arbeitsplatz erreichen will, dann ist Geduld gefordert. Langsam, schwerfällig, behäbig, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, die 82 Kilogramm Körpergewicht auf einer Krücke abfangend, humpelt der sonst so flinke und geschmeidige Stürmer an den Riederwald. Frankfurts Torjäger ist außer Gefecht. Außer Gefecht gesetzt durch ein ausgerenktes Grundgelenk am linken großen Zeh. "Für mich ist ein Einsatz am Samstag unmöglich", sagt Eintracht-Arzt Georg Degenhardt unmißverständlich. "Das ist keine Kleinigkeit. Immerhin ist die Bandkapsel gerissen, die erst heilen muß. Eine Pause von drei Wochen wäre total normal." Dabei hat Degenhardt Schlimmeres noch dadurch verhindern können, indem er den ausgerenkten Zeh, der nach dem Preßschlag mit dem Kölner Nilsen parallel verschoben war, am Samstag noch im Stadion wieder eingerenkt hatte. Eine Röntgenaufnahme am Abend im Krankenhaus hatte ergeben, daß zumindest der Knochen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Das Problem bei dieser Art der Lädierung sei, sagt "Doc" Degenhardt, daß bei jedem Schritt ein enormer Druck auf das Sprunggelenk ausgeübt werde. "Beim Laufen rollt man immer über den sogenannten großen Onkel ab - genau das darf Yeboah jetzt aber nicht." Als Therapie hat Degenhardt stabilisierende Verbände und Ruhigstellung verordnet. Derweil hat am Riederwald Physiotherapeut Lutz Meinl seinen freien Tag geopfert, um Yeboah vielleicht doch noch fit zu bekommen für das Spiel gegen die Bayern. "Die Schwellung ist um die Hälfte zurückgegangen, das ist ein gutes Zeichen." Im übrigen sei es noch zu früh für eine definitive Aussage. "Unser Ziel ist, daß Tony am Mittwoch oder Donnerstag mit einem ersten Laufversuch beginnen kann." Erst danach lasse sich übersehen, ob der treffsichere Mann aus Ghana - möglicherweise mit einer schmerzstillenden Spritze und dick "getaped" - doch noch im Olympiastadion spielen kann. Über einen Einsatz könne ohnehin erst frühestens am Freitag entscheiden werden. "Da der Zeh nicht genügend Stabilität hat, könnte die Verletzung bei einem neuerlichen Preßschlag oder Torschuß jederzeit wieder auftreffen", sieht Degenhardt aus ärztlicher Sicht eher schwarz. "Man soll die Hoffnung nie aufgeben", sagt dagegen Meinl.
Für Yeboah hat die Woche der Entscheidung ohnehin nicht gerade glücklich begonnen. Die Nationalmannschaft Ghanas, für die der Vielumschwärmte am Freitag am Ball war, verspielte durch eine 1:2-Niederlage in Algerien jegliche Chance auf die WM in den USA, dann war Yeboah erst zwei Stunden vor dem Spiel gegen Köln nach einer wahren Odyssee in Frankfurt gelandet, spielte trotzdem von Anfang an und mußte schließlich nach 23 Minuten verletzt vom Feld. Und jetzt ist auch noch sein Einsatz im Top-Spiel der Bundesliga gegen die Münchner Bayern akut gefährdet. Ausgerechnet gegen die Bayern, die den Stürmer dem Vernehmen nach mit einer 1,5 Millionen-Mark-Gage ködern. Die Bayern wollen bis "spätestens Mitte März" eine definitve Entscheidung von Yeboah, behauptet Berater Joachim Leukel, der - schon aus Eigennutz - Vermutungen zerstreuen möchte, die Bayern wollten mit ihrem Angebot Unruhe in das Team eines Meisterschafts-Konkurrenten bringen. "Wenn Tony gewollt hätte, hätte er binnen 48 Stunden den Vertrag unterzeichnen können." Was er aber nicht tat. Und im Moment hat er ohnehin andere Sorgen. THOMAS KILCHENSTEIN
&blt; Duke, Count and King
Adrienne West und David Camaron gastieren vom 2. bis zum 27. März in der Frankfurter "Groschenoper" (Düsseldorfer Straße 1). Unter dem Titel "Unforgettable Memories" beschäftigt sich das Programm mit Duke Ellington, Count Basie und Nat King Cole. Einlaß 19.30 Uhr. &blt; Über Wahnsinns-Frauen Luise F. Pusch stellt am heutigen Dienstag in der Frankfurter Buchhandlung Heinz Schutt, Arnsburger Straße 76, das Buch "Wahnsinns Frauen" vor, das Frauen porträtiert, die hochbegabt und "wahnsinnig" waren. Beginn 20 Uhr. &blt; Bilder von Lissy Theissen "Weisheit der Indianer" und andere Bilder von Lissy Theissen zeigt bis zum 28. März die Galerie Heussenstamm-Stiftung (Barckhausstraße 1-3). Ausstellungseröffnung ist am heutigen Dienstag um 19 Uhr; geöffnet ist die Galerie Dienstag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr. &blt; Lesung: Als Junge in Auschwitz Zur Ausstellung "Auschwitz - das Verbrechen gegen die Menschheit" ist am heutigen Dienstag, 19 Uhr, eine Lesung im Ausstellungsgebäude, ehemalige Fabrik Günther (Eingang Ecke Voltastraße): "Als Junge in Auschwitz Birkenau". &blt; Klavierkonzert In der Reihe "Forum Musikhochschule" spielt am heutigen Dienstag um 20 Uhr Jung Sun Kim, Klavier, Werke von Bach, Beethoven, Bartok, Debussy und Schumann. In der Alten Oper Frankfurt. &blt; Lesung Werner Fritsch Aus "Sense" und anderen neuen Arbeiten liest am heutigen Dienstag Werner Fritsch in der Stadthalle Bergen-Enkheim. Beginn ist um 20 Uhr. &blt; Eine Engländerin über Frankreich Die englische Schriftstellerin Marina Warner, die bereits einiges über Frankreich geschrieben hat, wird am heutigen Dienstag einen Dia-Vortrag halten über die englische und die französische Märchenwelt. Beginn 18 Uhr, Ort ist die Loge zur Einigkeit in der Kaiserstraße 37 in Frankfurt. Eintritt frei. &blt; "Nordwind" für Jugendliche Der Theaterclub Elmar zeigt am heutigen Dienstag um 11 und 20 Uhr das Stück "Nordwind" für Menschen ab fünfzehn im Schultheater-Studio Frankfurt (Hammarskjöldring 17a). &blt; Comicmacher-Treff In der Frankfurter Romanfabrik, Uhlandstraße 21, sind am heutigen Dienstag Nicolas Kaiser und Michael Merschall Gäste des Comicmacher-Treffs. Sie berichten über Neues auf dem Comic-Markt in Italien, Spanien und Frankreich. Beginn 20 Uhr.
Die warme Stube macht zum Jahresende dicht Die Sozialberatung Dreieich, ein beliebter Treffpunkt der Berber an der B 3-Schiene, sucht neue Räume Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka WESTKREIS OFFENBACH. Rauh ist das Leben auf der Straße. Und so hat es sich unter den Berbern auf der Nord-Süd-Route Frankfurt- Darmstadt herumgesprochen, daß es in Sprendlingen eine warme Stube, Duschen und eine Waschmaschine gibt. Mittlerweile existiert die Sozialberatung Dreieich zwei Jahre. Bis zum Ende des Jahres muß sie sich eine neue Bleibe suchen. Eher schleppend ging es los, als der Paritätische Wohlfahrtsverband im Februar 1991 die Anlaufstelle für Obdachlose in der Frankfurter Straße startete. Küche und Duschen waren noch nicht fertig, der Telefonanschluß ließ auf sich warten, und die Betroffenen wußten von nichts.
Auf den Sozialämtern an der B 3-Schiene, wo sich die Berber, wie sie sich selbst nennen, mittags ihren Tagessatz abholen, machten dann Flugblätter auf die neue Einrichtung aufmerksam, und es dauerte nicht lang, bis die Mund-zu-Mund-Propaganda in der Szene funktionierte. Nach Angaben der drei Mitarbeiter wird der Treff seit gut einem Jahr "ziemlich oft angelaufen". In Zahlen: insgesamt 1500 Kontakte, etwa 35 Stammkunden, die regelmäßig da sind.
Die Männer zwischen 20 und 60 Jahren kommen, um sich aufzuwärmen, ihre Wäsche zu waschen und den Schlafsack zu trocken, um zu duschen und sich zu rasieren und um sich mal wieder ein warmes Essen zu kochen. "Die Öffnungszeiten von 10 bis 14 Uhr werden voll ausgeschöpft", sagt Thomas Schüler.
Neulinge sind anfangs eher zurückhaltend und werden von den Sozialarbeitern in Ruhe gelassen. "Manche checken uns zwei bis drei Wochen ab, bis sie anfangen zu reden", sagt Hilde Weiß. Was die Helfer dann erfahren, sind meist traurige Geschichten, die bei einer Scheidung, Arbeitslosigkeit und ähnlichen Problemen anfangen und bei den Schwierigkeiten, "Platte zu machen", enden. Einige Berber sind nur zu dritt unterwegs: Vor allem Frankfurt gilt als gefährliches Pflaster.
Von den Stammkunden ist etwa ein Drittel mehr oder weniger in der Region ansässig: Sie leben zum Beispiel in Zelten im Wald. Einige, da sind sich die Sozialarbeiter sicher, würden gerne wieder richtig seßhaft werden. Doch ihre Chancen auf dem Wohnungsmarkt sind minimal. "Brot, Arbeit und ein geregeltes Leben": So sieht das Ziel der Sozialberatung nach den Worten von Günter Woltering, Landesgeschäftsführer beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, aus. "Es geht nicht darum, den Berbern ihr jetziges Lebens so schön wie möglich zu machen." Allerdings weiß auch er, daß seine Mitarbeiter nur "ganz kleine Schritte" tun können. Zusätzlich erschwert wird ihre Arbeit durch die ungewisse Zukunft der Beratungsstelle. Das Haus in der Frankfurter Straße wurde verkauft, der Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus. Pech, denn das Zusammenspiel mit den Nachbarn klappte nach anfänglichen Reibereien sehr gut. Nun sucht der Verband eine neue Bleibe an der B 3-Schiene. Nach Ansicht der Sozialarbeiter sollte auf alle Fälle Platz für zwei oder drei Betten sein. Derzeit müssen sie selbst bei minus zehn Grad einen kranken Berber wieder auf die Straße schicken. Da es in der Region zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten gibt, hilft auch die Suche nach anderweitigen Schlafplätzen häufig nicht weiter.
Auf der Wunschliste der Sozialarbeiter steht außerdem eine medizinische Ambulanz für ihrer Klienten. Viele haben Ekzeme und offene Beine. Jeden Tag die Binde wechseln - das wird bei einem Leben auf der Straße zum Problem. Deshalb gehört nach Ansicht der Helfer zu einem Obdachlosen-Treff auch eine regelmäßige medizinische Versorgung.
Ob solche Ideen realisierbar sind, ist ungewiß. Schon in Vorbereitung sind dagegen die ersten Ausflüge und sogar eine fünftägige Freizeit, bei der die Berber ihren Alltag einmal hinter sich lassen können. Dazu werden - trotz gut gefüllter Kleiderkammer - noch Spenden gebraucht: Wanderstiefel und -kleidung sowie große Pullover.
Die Sozialberatung Dreieich, Frankfurter Straße 100, ist montags bis donnerstags zwischen 10 und 14 Uhr geöffnet, Telefon 69 329.
MAINTAL. Gestern vor zehn Jahren - am 1. März 1983 - hat der promovierte Jurist und Sozialdemokrat Dr. Walter Unger das Amt des Bürgermeisters der noch nicht einmal neun Jahre jungen Stadt Maintal übernommen. "Die Stadt ist seither erwachsen geworden", wertete Unger in einem Gespräch mit der FR die zurückliegende Dekade. "1984 stellte man sich noch die Frage, ob man das 10. Jubiläum der Stadtgründung überhaupt feiern sollte, um nicht alte Wunden aufzureißen. Der 20. Geburtstag wird anders aussehen."
Zum Amt des Bürgermeisters sei er gekommen "wie die Jungfrau zum Kind", erinnert Walter Unger. Und aus seiner Sicht ist das Bild durchaus angemessen, denn erst am 1. Mai 1980, also exakt 22 Monate zuvor, hatte er in Maintal das Amt des Ersten Stadtrates und Baudezernenten übernommen.
Von Wiesbaden, wo er zuvor das Ordnungsamt leitete, war Unger von den Genossen nach Maintal gerufen worden, weil sich die ewigen Streithähne Josef Sigulla und Peter Laskowski damals schon nicht einigen konnten, wer wem den Vortritt zu lassen habe - mit dem bekannten Ergebnis, daß schlußendlich keiner von beiden einen Magistratsposten bekam, woran heute indes in der SPD niemand mehr erinnert werden möchte, schon gar nicht fünf Tage vor der Kommunalwahl . . .
Dennoch ist ein Rückblick auf die Kindertage der Stadt sinnvoll, um ihre Pubertät und schließlich ihr Reifen zur Vernunft zu verstehen. Das zentrale Problem, der aus vier selbständigen Kommunen entstandenen Verwaltungseinheit, war die allgemeine Eifersucht und die spezielle Rivalität der beiden größten Stadtteile Dörnigheim und Bischofsheim, die immer wieder auch in der SPD durchschlug.
Die seit Kriegsende nahtlos regierenden Sozialdemokraten hatten die absolute Mehrheit verloren und waren 1980 bei Walter Ungers "Einstieg" mit 22 Sitzen im Parlament gegen 21 Christdemokraten auf zwei FDP-Stadtverordnete angewiesen. Unger war als Erster Stadtrat Nachfolger von Wilhelm Lapp (FDP) geworden. Bürgermeister war Erwin Henkel (SPD, zuvor Bürgermeister von Dörnigheim), Stadtrat und Kämmerer war Günther Hack (SPD, zuvor Bürgermeister von Wachenbuchen). Als die FDP dann 1982 die Wende zur CDU auf Bundesebene auch in Maintal mitvollzog, warf Bürgermeister Henkel mitten in der Legislaturperiode das Handtuch, und die SPD mußte sich nach einem Nachfolger umsehen. Dem Vernehmen nach war Unger nicht begeistert von der Entscheidung der Genossen, nun müsse er antreten.
Die neuen Mehrheitsfraktionen CDU und FDP hätten auch im Maintaler Rathaus die Macht übernehmen können. Doch die CDU zerfleischte sich gegenseitig im Streit um die Bürgermeister- Kandidatur. Und bei der Wahl siegte Unger überraschend schon im ersten Durchgang - mit mindestens einer Stimme aus dem CDU/FDP-Lager.
Bis 1985 mußte Unger mit einer wackligen Mehrheit im Parlament regieren, denn auf die durch eine Abspaltung von der CDU entstandene Freie Fraktion-Gemeinschaft (FFG) war nur bedingt Verlaß. Die folgende Legislaturperiode - die SPD hatte 21 Sitze, die CDU 18, die FDP und die neu hinzugekommenen Grünen jeweils drei - bezeichnet Walter Unger rückblickend als fruchtbare Zeit: "Die SPD mußte sich Mehrheiten suchen für ihre Vorlagen, bis hin zum Haushalt. "
Die Umgestaltung der Hochstädter Hauptstraße ist in der Zeit beschlossen worden, der Bau des zweiten Rathausses auf dem Klosterhof, der Umbau des "Frankfurter Hofes" zum Jugendzentrum, und - aus Ungers Sicht ein wesentlicher Schritt - die Planungen für ein zentrales Rathaus im Mittelbereich sind aufgegeben worden. "Das war eine Entscheidung für die Stadtteile und führte dazu, daß Maintal heute geschlossener dasteht als je zuvor."
Die Stadtteile hätten bis dahin im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt, erinnert der Bürgermeister: "Seit Gründung der Stadt 1974 hatte sich eine leichte Schizophrenie eingeschlichen. Auf Bänken am Mainufer stand zum Beispiel ,Eigentum der Stadt Maintal 1&rquote;. Die Ortsteilnamen wurden unterbunden, der Name Maintal absolut gesetzt, aber durch die Anhängsel 1, 2, 3, 4 wieder aufgepalten. 1985 lautete die Grundbotschaft: Wir haben vier Stadtteile, die wir als Kristallisationspunkte erhalten und nicht verdrängen durch Bezeichnungen Maintal 1, 2, 3, wir sind eine Einheit, aber arbeitsteilig."
Sei zuvor unter den Stadtteilen um erwirtschaftetes Geld gestritten worden ("wo's verdient wird, soll's auch ausgegeben werden"), habe man sich ab 1985 auf Schwerpunktfunktionen einigen können, beipielsweise für Freizeit und Erholung in Hochstadt, Handel und Dienstleistung in Bischofsheim, Arbeitsplatzausbau in Dörnigheim, Wohnreserven in Wachenbuchen.
Dieses neue Zusammenspiel der Kräfte verdeutlicht Unger am Bild der musisch begabten Familie, in der ein Mitglied Gitarre und eins Klavier spielen kann, während das dritte eine Ader für Malen und Zeichnen hat: "Das heißt, nicht jeder muß alles können oder unbedingt auch haben. Die Stadt ist heute eine arbeitsteilige Einheit, die zwar baulich nicht zusammenwächst, gedanklich als Einheit empfunden wird."
Seit 1989 steht die SPD (22 Sitze) mit den Grünen (4) in einer festen Koalition gegen CDU (17) und FDP (2). Als problematisch erachtete - und erachtet - Unger die Schwäche seiner Parlamentsriege: "Die SPD hat schon immer über die Hauptamtlichen regiert mit wenig konzeptionellem Denken aus der Fraktion. Es gab zahlreiche Versuche, das zu ändern, etwa durch Arbeitskreise, doch der Erfolg war mäßig. Man verläßt sich auf Anstöße aus dem Magistrat."
Aber das Problem der Freizeitpolitiker ist für Unger auch eine Frage der Arbeitsbelastung. Deshalb liefen Hauptamtliche ständig Gefahr, "daß die zarten Pflänzchen von Eigeninitiativen vernichtet werden". Und deshalb ist für Unger auch die Direktwahl - seine eigene ist 1995 erstmals fällig - fragwürdig: "Die Gestalt der Hauptamtlichen wird noch dominierender. Für das Parlament heißt das, der macht Vorschläge, und wir entscheiden darüber. Und in den Augen der Bürger wird die Position so sehr gestärkt, daß auch die Erwartungshaltung wächst."
HELMUT POMPLUN
Zwei Welten: man sieht eine ehemalige Fabrik- oder Lagerhalle, groß und kahl, darin ein Frauengrüppchen. Jeans, Pullover, Halstücher, helle Gesichtsfarbe: von "Süden" keine Spur. Der füllt mit Klängen den Raum: italienische Gesänge in emphatischer Diktion und kräftigem Kolorit, aufregend exotisch, packend expressiv. Man singt, als sei's das eigene Idiom - und das schon nach wenigen Stunden gemeinsamen Gesangs mit der italienischen Komponistin Giovanna Marini, bei einem vom Frauenkulturhaus Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut Frankfurt veranstalteten Wochenendseminar zum Thema "Ethnische Musikkultur Italiens".
Giovanna Marini, geboren 1937 in Rom, sammelt und erforscht seit 1963 die traditionelle ländliche Musik in verschiedenen Regionen Italiens. Als Sängerin machte sie Stadt- und Theaterpublikum damit bekannt. Sie arbeitete mit Pier Paolo Pasolini und Dario Fo zusammen und war 1975 an der von Musikern initiierten Gründung der "Scuola Populare di Musica di Testaccio" in Rom beteiligt, wo sie die Techniken des "wilden" Gesangs der Landbevölkerung lehrt. Im September 1986 war beim Hamburger "Festival der Frauen" ihr kurz zuvor in Paris uraufgeführtes "Requiem - Cantata delle cinque stanze" zu hören.
In diesem Werk kombinierte Giovanna Marini die lateinischen Liturgietexte mit einer "Wanderung" durch die Leiden der Menschheit. Die Gesänge über Hunger widmete sie den Arbeiterinnen auf dem Reisfeld, die über den Durst schrieb sie für sardische Hirten. Diese waren im "Requiem" präsent durch den "Coro di Orgosolo di Peppino Marotto": urtümlicher, gleichermaßen ungebärdiger wie konzentrierter Vokalklang, der aus dem Kontext der komponierten Avantgardemusik vehement herausstrahlte, bei aller Fremdheit des Tonfalls enorm suggestiv in seiner Ausdrucksintensität.
Die Leute auf dem Land, so Giovanna Marini, die bei ihrer Arbeit mit den acht Seminarteilnehmerinnen viel erzählt, Verständnis schafft, singen mit Lebensnotwendigkeit: Jeder Ton, jedes Lied hat seine Funktion, seinen Anlaß. Man singt, um Kinder einschlafen zu lassen, um die Männer bei ihrer gefährlich monotonen Arbeit an der Olivenmühle vor dem Einnicken zu bewahren... Jedes Lied hat seine Zeit. So konnte Giovanna Marini einen Totengesang erst aufnehmen, als es einen veritablen Trauerfall gab, vorher war die Sängerin nicht dazu bereit.
"Aufgezeichnet" wurde die ländliche Musik nicht - sie wird mündlich weitergegeben und konserviert: Nichts darf verändert werden. Man kämpft um die Verbesserung der Lebensbedingungen, bewahrt aber die Kultur, in der die Identität steckt.
Der Gesang als Zeigen von persönlicher Präsenz: man singt laut. Wer leise singt, wird für krank gehalten. Mit dem Singen versichert man sich und andere seiner Stärke, die für arme Leute nur in der eigenen Person besteht. Deshalb soll die Stimme beim Körper bleiben und nicht in den Kopf steigen, nur vom Brustkorb bis in die Region der Backenknochen. Dadurch wird der Vokalklang, besonders in höheren Lagen, komprimiert, durchdringend, behält Individualität.
Der gleichzeitige Gesang solcher Einzelstimmen bekommt so faszinierende Farbigkeit, die mit dem Wechsel des "Solisten" changiert, auch wenn dessen Part mitunter zwischen den anderen Stimmen verschwindet, da jeder so kräftig singt, wie er nur kann, auch beim "basso di ascolto", der als Zeichen des Zuhörens und der freundlichen Anteilnahme von den Hörern gesungene Quintklang zur Begleitung. Das muß man erst lernen: die gewohnte, oft verlangte Zurückhaltung überwinden - auch so kann Selbstbewußtsein entstehen.
Von Giovanna Marinis energisch-liebevoller Animation beflügelt, entdecken die Sängerinnen, und die, die es gerade geworden sind, daß sie mit den Stimmen rabiater Bäuerinnen und naturverbundener Hirten (ein kräftiges "määä" im gregorianischen Gebet) singen können, deren Emotionalität verstehen.
Auch als Zuhörer beginnt man schnell, die in der intensiven, im begrenzten, aber mikrotonal aufgefächerten Tonraum vibrierende Spiritualität zu fühlen. Die Töne werden nicht "getroffen", man nähert sich ihnen - so erscheint die Musik zwar ernst, aber ohne Strenge, prägnant, aber nicht aggressiv.
Das (fürs eigene Wohlbefinden, zur Ergänzung theatralischer Aktivitäten, für avantgardistisches Singen, zur Erweiterung des multikulturellen Bewußtseins) Erfahrene, Erlebte, Gelernte wurde am Ende des Seminars in einem von überaus interessiertem Publikum (das, so Giovanna Marini, der vorangegangenen Arbeit erst ihren Sinn gab) besuchten Werkstattkonzert vorgetragen.
Gebannte Blicke, Staunen, strahlende Gesichter, leuchtende Töne: Beglückung. Noch von einer anderen Seite lernt man die mit Witz und Herzlichkeit begeisternde Komponistin kennen: als politisch engagierte Liedermacherin. Solche Frauen braucht das Land!
VERA LUMPE
ERLENSEE. Jürgen Mohn bleibt Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Langendiebach. Bei den Neuwahlen zum Vorstand wurde der Wehrführer in seinem Amt ebenso bestätigt wie Schriftführer Rolf Gerlach und Kassierer Holger Viel. Als Nachfolger für den stellvertretenden Vorsitzenden Wolfram Heitzenröder, der nicht mehr kandidierte, wählten die Mitglieder Horst Winterhalter.
Im vergangenen Jahr rückten die Langendiebacher Blauröcke 68 Mal aus und leisteten dabei über 2000 Arbeitsstunden ab. Am meisten zu tun hatten die Feuerwehrleute beim Brand der Großsporthalle an der Grundschule.
Für die nächsten Monate plant der Verein folgende Veranstaltungen: 27. März Halbtages-Informationsfahrt, 1. Mai Wanderung um Erlensee, 20. Mai Vatertagstreffen im Gerätehaus, 10. bis 12. September Tag der offenen Tür und 40. Jubiläum der Jugendfeuerwehr, 16. Oktober Tanzveranstaltung, 27. November Kameradschaftsabend, 6. Dezember Weihnachtsfeier der Jugendwehr. hein
ULF FINK, brandenburgischer CDU-Vorsitzender, muß sich wegen seiner Haltung in der Stahlkrise kritische Töne aus den eigenen Reihen anhören. Nach Ansicht des CDU-Bundestagsabgeordneten THOMAS MOLNAR aus Spremberg (Brandenburg) lasse Fink "die eigenen Arbeitslosen im Regen stehen". Fink tue das, "was er als DGB-Bonze schon immer tat - als hätte es die Einheit nie gegeben", monierte Molnar das vornehmliche Engagement des DBG-Vize für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Kumpel an der Ruhr. In den Braunkohlerevieren Mitteldeutschlands und der Lausitz würden aber von einstmals 130 000 Beschäftigten nur 25 000 ihren Job behalten. Molnar: "Von Ämterhäufer Fink hat man außer nichtssagenden Erklärungen nicht viel dazu vernommen." Er singe, so Molnar, statt dessen weiter sein Lied: "Play it again, Ulf. Der unvergessene Song vom wackeren Ruhrkumpel". (Vbn)
In Zeiten knapper Haushaltsmittel wird in Bonn die Mark mehrmals umgedreht. Alle Behörden sind gehalten, ihr Scherflein zur Schonung der öffentlichen Kassen beizutragen und/oder neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Der Sparzwang scheint dabei in einen wahren Ideen-Wettbewerb umzuschlagen. Denn seit Monaten wird die Öffentlichkeit mit allen möglichen Vorschlägen traktiert. Erinnert sei an die zahlreichen (un)sinnigen Einfälle zur Finanzierung der Pflegeversicherung, die von Karenztagen bis zur Abschaffung von Feiertagen wie dem Pfingstmontag reichen. Auch die Bonner Familienministerin Hannelore Rönsch gab jetzt einen Geistesblitz zum besten. Sozialhilfeempfänger sollen nicht mehr länger faul zu Hause herumsitzen und einfach kassieren, sondern verstärkt zu Arbeiten herangezogen werden.
Derart drastisch hat sie es zwar nicht ausgedrückt. Aber sie macht aus ihrer Ansicht keinen Hehl, daß jene, die von der "Solidargemeinschaft" alimentiert werden, auch umgekehrt einen Beitrag leisten müssen. Außerdem hält sie dies auch für pädagogisch sinnvoll, wie am Sonntag abend in den Tagesthemen von ihr zu hören war. Schließlich würden auf diese Weise vor allem junge Leute an Tätigkeiten herangeführt, die sie bislang gar nicht kannten.
Das kommt an jedem Stammtisch an, wo der Mißbrauch öffentlicher Leistungen ein Dauerthema ist, jeder Zechbruder mindestens einen Arbeitslosen kennt, der sich von der "Stütze" gerade eine Urlaubsreise gönnt und die generelle Ansicht vorherrscht, daß junge Leute sowieso nicht hart genug angepackt werden. Für ihren Vorstoß dürfte die CDU-Politikerin aber nicht nur in Kneipen manches beifällige Kopfnicken ernten. Denn schließlich klingt es durchaus plausibel, daß ein arbeitsloser Sozialempfänger die Gartenanlagen in der Kommune säubert, Schnee schippt oder Müll sortiert - Zeit genug dafür hat er ja.
Aber warum sollte er? Sozialhilfe bekommen in der Regel nur jene, deren Arbeitsverdienst zum Leben nicht ausreicht oder die schon längere Zeit keinen Job finden. Wenn es denn in Städten und Gemeinden allerorten soviel zu tun gibt, warum werden dann nicht mehr Leute eingestellt? Die Antwort ist einfach und beschämend: Sozialhilfeempfänger sind "billiger". cri
HANAU. Wegen Totschlags in einem minder schweren Fall hat die Hanauer Schwurgerichtskammer einen 30 Jahre alten Sinto aus Langenselbold (Main- Kinzig-Kreis) zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der Musiker wurde für schuldig befunden, am 7. Juli 1991 gegen 12 Uhr mittags in Gelnhausen seinen 54jährigen Schwiegervater mit einem Genickschuß getötet zu haben. Der Staatsanwalt hatte zuvor eine neunjährige Freiheitsstrafe, der Verteidiger des Angeklagten, der Münchner Rechtsanwalt Rolf Bossi, Freispruch wegen vermeintlicher Notwehr, allenfalls eine Bewährungsstrafe, beantragt.
Der seit Januar laufende Prozeß gehörte zu den am strengsten bewachten in der Hanauer Justizgeschichte. Vorausgegangen waren mehrere Morddrohungen gegen den Angeklagten. Der tödliche Schuß im Sommer 1991 ist vor dem Hintergrund einer langjährigen Auseinandersetzung zwischen der Sippe des Angeklagten und jener des Getöteten zu sehen. Ehestreitigkeiten hatten wenige Wochen vor der Tat dazu geführt, daß dem Angeklagten verweigert worden war, seine beiden Kinder zu sehen.
Dabei spielten sich die Auseinandersetzungen und schweren gegenseitigen Beleidigungen vor allem zwischen den beiden Müttern ab. Der Vorsitzende Richter machte in seiner mündlichen Urteilsbegründung insbesondere die Ehefrau des Getöteten moralisch mit für das tödliche Geschehen verantwortlich. "Der Angeklagte ist quasi von der Opferrolle in die Täterrolle gedrängt worden."
Vor dem tödlichen Schuß waren der Angeklagte und seine Familie zweimal von Mitgliedern der gegnerischen Sippe überfallen worden. In einem Fall war die Mutter des 30jährigen schwer verletzt worden. Bei einem anschließenden "Rachefeldzug", in dessen Verlauf sich etwa dreißig Frauen und Männer der verfeindeten Familien gegenüberstanden, fiel dann der tödliche Schuß.
Das Gericht bezeichnete die Tat als "Affekt-Tat", der eine tiefgreifende Bewußtseinsstörung bei dem 30jährigen vorausgegangen war. Der Angeklagte und seine Mutter genießen nach wie vor Polizeischutz und halten sich an unbekanntem Ort auf. are
RÖDERMARK. Mit einem neuen Fahrplan schicken die Sozialdemokraten ihren Stadtbus am Samstag, 6. März, erneut durch alle Rödermärker Stadtteile auf die Reise. "Die SPD geht nicht davon aus, daß ihr Verkehrskonzept mit der letzten Stadtverordnetensitzung vor der Wahl gestorben ist", erläuterte SPD-Chef Norbert Schultheis den neuerlichen Aktionstag.
Die Stadtverordnetenversammlung hatte in der vergangenen Woche einen SPD- Antrag zum innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehr mit der absoluten Mehrheit der CDU abgelehnt.
Der Bus fährt am Samstag um 8.30 Uhr durch die Wohngebiete, bevor er auf seine schon bekannte Route Messenhausen - Friedhof Ober-Roden - Marktplatz - Einkaufszentrum Breidert zusteuert. ttt
Gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in Reichelsheim regt sich Widerstand. Auf unseren Beitrag "Internationaler Kreis will Flüchtlinge schützen" (Ausgabe vom 17. Februar) reagiert die Interessengemeinschaft "Im Alten Dorf":
"Die Stadt Reichelsheim soll laut der Ersten Kreisbeigeordneten, Frau Gila Gertz, vorläufig 61 Asylbewerber aufnehmen. Davon sollen bereits 23 Asylbewerber in ein bestehendes Zweifamilienwohnhaus in die Straße Im Alten Dorf ab März 1993 einziehen.
Dieses Haus liegt in einer Straße, die als reines Wohngebiet anzusehen ist. An das schon bestehende Zweifamilienhaus wird bereits ein Dreifamilienhaus angebaut, in das mindestens 23 weitere Asylbewerber nach Fertigstellung einziehen sollen. Der ganze Gebäudekomplex überschreitet deutlich das Maß der Bebauung der benachbarten Baugrundstücke.
Die Bedenken der Anwohner richten sich nicht gegen die Unterbringung von Asylbewerbern allgemein in Reichelsheim, sondern hauptsächlich gegen die Zentralisierung der Asylbewerber auf so engem Raum in einer schmalen Anliegerstraße ohne Bürgersteig, die als offizieller Schulweg genutzt wird.
Da das Asylbewerberheim in einer unübersichtlichen Kurve liegt und nicht genügend Stellplätze aufweist, wird dann die zugeparkte Straße zu einem erhöhten Unfallrisiko für die Schulkinder führen.
Aus Sicht der Anwohner handelt es sich bei der Errichtung bzw. Umnutzung dieses Gebäudekomplexes (Alt- und Neu-(An-)bau zur Unterbringung von Asylbewerbern um eine sozial unverträgliche Maßnahme.
Auf der Informationsveranstaltung im Bürgerhaus Reichelsheim am 15. 2. 1993 teilte die Erste Kreisbeigeordnete mit, daß im Oktober 1992 Herr Uwe Berg die Baugenehmigung für das zu errichtende &rquote;Asylbewerberwohnheim&rquote; erhielt.
Dem steht gegenüber, daß das erst jetzt lange nach Bau- bzw. Umbaubeginn vorhandene Bauschild ausweist, daß lediglich eine Baugenehmigung für einen Wohnhausbau erteilt wurde.
Dies ist jedoch etwas völlig anderes als eine Baugenehmigung für die Errichtung und eine Nutzungsänderungsgenehmigung für die Umnutzung eines vorhandenen Wohnhauses in eine Asylbewerbergemeinschaftsunterkunft, für die jeweils eine entsprechende Baugenehmigung durch die Bauaufsicht zwingend einzuholen ist und bei deren Erteilung wegen tangierter nachbarschützender Vorschriften die Nachbarn an einem Baugenehmigungsverfahren in jedem Falle zu beteiligen gewesen wären.
Da weder dies geschehen ist noch das Bauschild die Erteilung einer Nutzungsänderungsgenehmigung bzw. Baugenehmigung für die Umnutzung bzw. Errichtung einer Asylbewerbergemeinschaftsunterkunft in diesen beiden Häusern ausweist, andererseits Frau Gertz in der Veranstaltung mitteilte, daß ein Vertrag für eine dreijährige Nutzung dieser Gebäude als Asylbewerberunterkunft mit dem Betreiber Berg bereits im letzten Jahre geschlossen worden ist und ausweislich Pressemitteilungen der Bezug des alten Gebäudes alsbald erfolgen soll, stellt sich uns Anwohnern die Frage, wie man in einem reinen Wohngebiet offensichtlich ohne die erforderlichen Genehmigungen für das bereits bestehende Haus und den noch fertigzustellenden Anbau eine Asylbewerbergemeinschaftsunterkunft in solch sozial unverträglicher Weise betreiben kann."
Hr. Krebs, Interessengemeinschaft "Im Alten Dorf"
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HASSELROTH. Unbekannte Täter haben am frühen Samstag morgen zwei Lastwagen in der Neuenhaßlauer Industriestraße in Brand gesteckt. Den entstandenen Schaden bezifferte die Polizei am Montag auf rund 150 000 Mark. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Brandstifter führen, hat nun die geschädigte Firma 8000 Mark Belohnung ausgesetzt.
Nach den ersten Ermittlungen haben die Täter an den Tanks der beiden Lastwagen manipuliert und das Dieselöl entzündet. Hinweise nehmen die Kriminalpolizei in Bad Orb, Telefon 0 60 52 / 10 01, oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. tja
Kleine FR
Vortrag zum Kloster Lorsch BIEBESHEIM. "Die kulturelle Bedeutung des Klosters Lorsch für unsere Heimat" wird Paul Schnitzer am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, im Tagesraum des Altenwohnheims (Heidelberger Straße) in einem Dia-Vortrag darstellen. Der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Lorsch referiert auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins Biebesheim. Seniorenfreizeiten geplant KELSTERBACH. Vier Seniorenfreizeiten hat der Magistrat genehmigt. Nach Bischofsgrün geht's mit der Vhs vom 30. April bis 14. Mai, vom 10. bis 24. Juli, vom 24. Juli bis 7. August sowie vom 16. bis 30. September. Funkkolleg Literatur KREIS GROSS-GERAU. "Literarische Moderne" ist das Funkkolleg 1993 / 94 überschrieben, das am 11. Oktober beginnt und das nach zwei Semestern mit einem staatlich anerkannten Zertifikat enden kann. Darauf weist die Kreisvolkshochschule hin. Die Gebühren betragen 125 Mark. Infos und die ab Mai mögliche Anmeldung erfolgen über: Funkkolleg Zentralbüro, Robert-Mayer-Straße 20, 6000 Frankfurt, Tel. 069 / 798-2556. Jagdgenossen tagen BÜTTELBORN. Zur Jahreshauptversammlung tritt die Jagdgenossenschaft Büttelborn am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Gasthaus "Zum Löwen" zusammen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuwahlen.
Klemm liest aus seinem Dyba-Buch
Veranstaltung in diesem Monat in Hanau / Diskussion mit Gegnern der Schrift?
Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Lothar Klemm, Vorsitzender des Main- Kinzig-Kreistags und der hessischen SPD-Landtagsfraktion, will noch in diesem Monat in Hanau aus seinem in der Öffentlichkeit heftig umstrittenen Buch "Gnadenlos intolerant - Bischof Johannes Dyba" lesen. Möglicherweise kommt es dann auch zu einer Podiumsdiskussion. Dazu bereit wäre nämlich Tobias Angert, Mitglied des Katholikenrats der Diözese Fulda. Mit ihm haben sieben andere Mitglieder des katholischen Laiengremiums Klemm mittlerweile in einem offenen Brief wissen lassen: "Mit Ihrer Schrift treffen Sie nicht nur Bischof Johannes Dyba, sondern verletzen die religiösen, moralischen und ethischen Grundsätze der katholischen Glaubensfamilie." In Klemms Landtagsbüro war dagegen davon die Rede, daß zu den positiven Reaktionen auf das Dyba-Buch auch die katholischen Pfarrer gezählt hätten. Klemm selbst wollte "bewußt politisch wirken", wie er der FR sagte. In einer aufgeklärten Gesellschaft müßten unterschiedliche Auffassungen auch zu einem katholischen Bischof möglich sein. Insofern sei er überrascht darüber gewesen, wie heftig gerade die reagiert hätten, die sein Buch als Tabubruch empfänden und sich ihre Meinung schon gebildet hätten, ohne die Schrift zu kennen.
Dabei seien die Fälle Dyba'scher Verfehlungen alle schon insbesondere von der unabhängigen linkskatholischen Zeitschrift "Publik-Forum" im Laufe der Jahre thematisiert worden. Und in einem Fall zitiert er die kirchenfreundliche "Fuldaer Zeitung", die 1991 in einem offenen Brief Dyba fragte, ob er einen kritikfreien Raum beanspruche und ob es mit christlicher Nächstenliebe vereinbar sei, von "dahergelaufenen Schwulen" zu sprechen. Klemm will nun "endlich mal darüber reden, was drin steht" - statt immer nur darüber, ob er dieses Buch hätte schreiben dürfen.
Auf Buchinhalte gingen die Katholikenratsmitglieder aus dem Main-Kinzig- Kreis in ihrem Klemm-Brief auch nicht ein, weil nach den Worten Angerts alle Meinungen eh schon schwer unter einen Hut zu bringen gewesen seien. Vielmehr beschuldigten sie Klemm, mit "zum Teil wertenden Zeitungsberichten, mit unvollständigen Zitaten und mit persönlichen Ansichten einseitig ausgewählter Gewährsleute" gearbeitet zu haben. Klemm verzerre Dybas Persönlichkeit völlig. Wer Dyba persönlich kennenlerne, der wisse, "daß er durchaus zur Diskussion und auch zu Kompromissen bereit ist".
Eine Version, die ein inzwischen aus dem Main-Kinzig-Kreis verzogenes ehemaliges Katholikenratsmitglied nicht teilt: Als es 1987 um eine Südafrika-Resolution gegangen sei, die dem Bischof nicht gepaßt habe, habe es nicht die Spur eines fairen Dialogs mit ihm gegeben, Dyba habe nachher sogar öffentlich dagegen gepredigt. Das sei symptomatisch für viele Fälle gewesen, wie Dyba mit politisch unliebsamen Katholiken umgehe. Keinen vertrauensvollen Dialog mit Andersdenkenden zu führen, das warf 1988 auch die damalige Generalsekretärin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands Dyba vor.
Klemm zitiert den früheren Diözesanfrauenseelsorger, der wegen Dyba zurücktrat und dabei unter anderem mit der "Angst" vieler in der Diözese Fulda argumentierte, "ja nicht mit dem Erzbischof in Konflikt zu kommen". Und er ruft den Fall eines aus dem Leben geschiedenen, fortschrittlichen Pfarrers in Erinnerung, der einem Freund gegenüber Dyba so dargestellt hatte: "Ich halte es bald mit diesem Mann nicht mehr aus."
Er habe anfangs auch ein negatives Bild von Dyba gehabt, später aber gemerkt, "mit dem kann man reden", so Katholikenratsmitglied Angert zur FR. Mittlerweile sei es auch möglich, in einer Ratskommission über feministische Theologie zu reden, deren erklärter Gegner Dyba ist. "Katholische Kirche ist hier im Bistum nicht nur Dyba, sondern die Laien tragen Mitverantwortung", das ist Angert wichtig. Und dem Laien-Einfluß schreibt er zu, daß der Bischof beispielsweise den Bund der Deutschen Katholischen Jugend wieder finanziell unterstütze und die in Erregung gesagten Worte von "hergelaufenen Schwulen" wieder zurückgenommen habe. Das erwähne Klemm nicht, wirft er dem Buchschreiber vor. Er frage sich, was sozialdemokratisch gesonnene Katholiken von Klemms Buch hielten. Besonders kritikwürdig sei, wie er mit bestimmten Bevölkerungsgruppen umgehe. JOACHIM HAAS-FELDMANN
Im Hause Eggebrecht ist was versickert Für 180 000 Liter Wasser will der Ex-Bürgermeister keine Kanalgebühren zahlen
USINGEN. Der Gebührenbescheid der Stadt für Wasser- und Abwasser von 1992 hat nicht nur die Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" zum Widerspruch veranlaßt. Auch der abgewählte Bürgermeister Rolf Eggebrecht - im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal gestand er, Geld und Sachleistungen für 390 000 Mark angenommen zu haben - hat sich beim Magistrat gemeldet. Wie der FR bekannt wurde, fordert Eggebrecht von der Stadt rund 900 Mark Abwassergebühren zurück. Begründung: Etwa 180 000 Liter Wasser seien auf seinem Grundstück versickert - hätten also die städtische Abwasserversorgung nicht belastet. Eggebrecht selbst wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Die Anfrage der FR zum rätselhaften Auslaufen dieser ungewöhnlich hohen Wassermenge - ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt im Usinger Land verbraucht rund 150 000 Liter im Jahr - wies Eggebrecht als "Eingriff in meine Intimsphäre" zurück. Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) bestätigte hingegen auf Anfrage den im Magistrat vorliegenden Antrag. Demzufolge registrierte der Wasserzähler im Eggebrechtschen Haus in der Anton-Bruckner-Straße einen um rund 180 000 Liter höheren Verbrauch als im Vorjahresvergleich. Während dadurch die Lieferung des Trinkwassers und somit die Gebühren nicht umstritten sind ("Die muß er zahlen", so Ortmann), beschränkt sich der Einspruch des Ex-Bürgermeisters auf die entsprechende Abwassergebühr. Er fordert die rund 900 Mark - der Usinger Tarif beträgt fünf Mark pro Kubikmeter - zurück, da das zusätzliche Wasser seinen Angaben zufolge unbemerkt aus Hausleitungen ausgetreten und außerhalb des Hauses im Grundstück versikkert sei.
"Warum dies so geschehen ist und warum dies niemand bemerkte, vermag ich nicht zu sagen", faßt Ortmann sein Erstaunen darüber zusammen, daß die Hausbewohner nicht frühzeitig durch Geräusche, Wasserflecken oder beim Blick auf den Zähler auf einen Rohrbruch aufmerksam wurden. Von einem Leitungsschaden im Hause Eggebrecht hat Ortmann allerdings schon seit geraumer Zeit erfahren. "Da mußten sogar Wände aufgerissen werden."
Den Nachweis, daß das Frischwasser nicht in das städtische Kanalnetz floß, muß der Antragsteller erbringen. Das sei bislang noch nicht geschehen, so Ortmann. Wenn der Schadensvorfall dargelegt ist, wird die Verwaltung die Sache prüfen und der Magistrat anschließend entscheiden. Ortmann betont, daß der Vorgang als solcher nicht ungewöhnlich sei. "Rohrbrüche kommen vor allem in den Wintermonaten regelmäßig vor, und ein Gebührenerlaß ist generell möglich, wenn das Versickern nachgewiesen werden kann", sagt Ortmann.
Der Bürgermeister weist darauf hin, daß der Magistrat in den letzten Monaten einen ähnlichen Fall positiv beschieden habe. Das Ausmaß jenes Rohrbruchs: 20 000 Liter. "Das war plausibel dargestellt, und es bedurfte keines großen Verwaltungsaufwandes", sagt Ortmann. Im Vergleich dazu muß er im Fall Eggebrecht denn doch eine Ungewöhnlichkeit einräumen: "Diese Größenordnung ist nicht üblich." CLAUDIA NENNINGER
UTRECHT, 2. März (dpa). Jeder dritte niederländische Jugendliche ist offen für rechtsradikale Ideen. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Untersuchung der Universität Utrecht hervor, für die 2918 Niederländer zwischen zwölf und 24 Jahren befragt wurden. Rund 38 Prozent hatten der Studie zufolge "ausgesprochen intolerante Auffassungen". Sie müßten als potentielle Wähler rechtsextremistischer Parteien betrachtet werden.
Die Untersuchung ergab ferner, daß die niederländischen Jugendlichen überzeugtere Marktwirtschaftler sind als ihre Eltern. Besonders junge Männer mit hohem Schulabschluß sehen in einer Gesellschaft mit großen Einkommens- und Statusunterschieden nichts Schlechtes. Progressiver als die ältere und mittlere Generation denken die Jungen über Abtreibung, Sterbehilfe und alternative Formen des Zusammenlebens.
DIETZENBACH. Unter dem Dachverband "Dietzenbacher Kulturgesellschaft" haben sich örtliche Künstlerinnen und Künstler zu einem Forum zusammengeschlossen, um in der Öffentlichkeit um mehr Verständnis für ihre Arbeit zu werben. Bei einem ersten Treffen stellten Vertreterinnen und Vertreter der bildenden Kunst sich und ihre Arbeit vor. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagten, daß sich angesichts der neuen Entwicklung in der Kulturpolitik mittelfristig die Notwendigkeit ergeben könne, eine neue Interessensvertretung zu gründen. Die bildende Kunst müsse gegenüber der Stadt Positionen beziehen.
Einen Namen hat die Künstlergruppe, die alle zwei Monate zusammenkommen möchte, noch nicht. Kontakt: Helmut Hild, Römerstraße 61, 6057 Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 28 472. fin
LANGENSELBOLD. Die Selbolder Liste (SL) hat einen angeblichen Stillstand der Partnerschaften mit den Kommunen Simpelveld, Mondelange und Bad Klosterlausnitz kritisiert. Die Kontakte zu Simpelveld seien ganz zum Erliegen gekommen, auch zwischen Langenselbold und Klosterlausnitz herrsche inzwischen Funkstille.
Die Sl schlägt vor, im Rathaus eine Koordinierungsstelle für die Partnerschaften einzurichten. Diese Aufgabe könnten die für Kultur und Freizeit zuständigen Mitarbeiter gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern übernehmen. Darüber hinaus biete sich, nachdem der Kreis bereits eine Partnerschaft mit der Region Esztergom übernommen habe, eine weitere Verbindung zu einer ungarischen Kommune an. hein
Sportverein 1907 Heddernheim: Jahreshauptversammlung ist am Freitag, 5. März, 19 Uhr, im Vereinshaus auf dem Sportplatz Brühlwiese. Auf der Tagesordnung stehen auch Neuwahlen. jh/09
Ein Klavierabend mit der Pianistin Irina Balasnikowa aus Petersburg ist am kommenden Sonntag, 7. März, 17 Uhr, im Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Eschbach, Görlitzer Straße 26-28, zu hören. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Beethoven, Chopin und Rachmaninov. uv/09
Zur Neueröffnung der Katholischen Familienbildungsstätte in der Nordweststadt (Tituscorso 2 b) lädt die Einrichtung Bürger und Bürgerinnen zu einem "Tag der offenen Tür" ein (Samstag, 6. März, von 10 bis 16 Uhr). Gezeigt werden Arbeiten und Darbietungen aus dem gesamten Kursprogramm; auch für Kinder gibt es viel zu tun und zu sehen. uv/09
Das Akkordeon-Orchester Heddernheim probt jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr im Vereinshaus Heddernheim in der Oranienstraße 6 a. Neue Mitspieler und Mitspielerinnen werden gesucht; Ansprechpartner ist die Erste Vorsitzende Ingrid Sziedat (Tel. 57 98 94). uv/09
Der VdK-Ortsverband Eschersheim lädt für Samstag, 6. März, um 14.30 Uhr zu seinem Kaffeenachmittag ein. Das Treffen ist im Gemeindehaus an der Zehnmorgenstraße in Eschersheim. uv/09
"Orientalische Nacht" bricht am Freitag an
OBERURSEL. Die Firma Taunus Textildruck hat zum dritten Mal hintereinander den Preis für umweltbewußte Unternehmensführung gewonnen, der von der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer in Bonn vergeben wird. "Das ist eine Motivation für unsere Mitarbeiter und erhöht natürlich auch unser Image", freute sich Geschäftsführer Andreas Zimmer. So hat die Firma durch eine Wasser- Recyclinganlage und Verfahrensverbesserungen 1991/92 ihren Wasserverbrauch um ein Drittel gesenkt.
Eine weitere Recycling-Anlage geht demnächst in Betrieb. Zudem wurde das Kanalnetz unter dem Firmengelände für knapp 1,5 Millionen Mark erneuert. "Oberursel ist als Produktionsstätte sehr teuer", erläuterte Zimmer am Montag dem CDU-Landrat Jürgen Banzer die Situation, der zu einem kurzen Besuch vorbeigekommen war. "Wir stellen uns die Standortfrage immer wieder." Seine Forderung an den Politiker: mehr Unterstützung für die Firmen und weniger für Umweltschutz zuständige Ämter.
Banzer, der sich auch das neue Chemikalienlager auf dem Gelände im Zimmersmühlenweg angesehen hatte, zeigte sich "beruhigt" über die Sicherheitsvorkehrungen. esi
SCHWALBACH. Mit einigen neuen Leuten tritt die Schwalbacher CDU am kommenden Sonntag zur Kommunalwahl an. Dafür fehlen bekannte Namen wie der des langjährigen Fraktionsvorsitzenden Alexander Tauber, der die CDU in den vergangenen beiden Jahren im Magistrat vertrat. Auch Stadtrat Karl Heinz Lenz scheidet aus. Beide Christdemokraten waren nach Auskunft von Fraktionsvorsitzendem Paul Marcus nicht einverstanden mit ihrer Plazierung auf der Liste und verzichteten während einer Mitgliederversammlung darauf, sich noch einmal aufstellen zu lassen.
Die CDU-Liste führt der Finanzexperte Paul Marcus an, gefolgt vom Kaufmann Roland Winter und der Rechtsanwältin Bianca-Maria Feser-Zimmer, die neu hinzugekommen ist. Auf weiteren aussichtsreichen Plätzen kandidieren erstmals die Hausfrau Edith Bendzin, der Student Helmuth Sage, Studentin Sabine Schuster und die physikalische Therapeutin Barbara Baatz.
Die CDU zieht vor allem mit dem Thema Sicherheit in den Wahlkampf, das viele Bürger beschäftige. Sie wiederholt ihre Forderung nach einer Schwalbacher Polizeistation, die allerdings wenig Aussichten auf Erfolg hat. Auch die SPD ist dafür, verstärkt Polizisten Streife gehen zu lassen, kritische Bereiche wie den Bahnhof und die Tiefgarage mit Kameras zu überwachen und mehr Notrufeinrichtungen zu schaffen. Die CDU will keine "VerkehrsbeUNruhigung" in der Limesstadt und Ost- und Westring so erhalten, wie sie sind. Außerhalb der Busfahrzeiten soll ein Anrufsammeltaxi zur Verfügung stehen. Die Christdemokraten möchten Wohnungsbau vor zusätzlichem Industriebau Vorrang geben, Umweltverträglichkeit bei allen Baumaßnahmen sicherstellen und Baulücken schließen, bevor neue Bebauungspläne aufgestellt werden müssen. Auch preiswerten Wohnraum will die CDU schaffen.
Genau wie SPD und FDP plädiert sie für ein Senioren- und Pflegeheim in Schwalbach. Streetworker sollen mit Jugendlichen arbeiten. Das Jugendzentrum in der Limesstadt will auch die CDU, und eine Kulturkneipe soll ebenfalls eingerichtet werden. Die CDU hatte bisher 14 von 37 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung. she
"Welchen Wert legen die Deutschen noch auf die Arbeit?" fragte der Präsident des japanischen Unternehmerverbandes Nikkeiren, Takeshi Nagano, den Bundeskanzler während eines Arbeitsfrühstücks. Helmut Kohls Antwort wird dem Japaner gefallen haben: "Wir haben die kürzesten Lebens- und Wochenarbeitszeiten der Welt. Das ist nicht zu akzeptieren." Die Laufzeiten der Maschinen müßten unbedingt verlängert werden, die Deutschen sollten wieder mehr arbeiten. "Sonst", so der Kanzler, "müssen wir immer mehr Ausländer holen." Kohl verriet: "Viele Deutsche gehen in ihrer Freizeit schwarzarbeiten." Das alles sei "ökonomisch blödsinnig". German Industry Center
Mit keinem Wort erwähnte der Kanzler vor den japanischen Managern die Themen Handelsüberschuß und Handelshemmnisse. Dabei gab der Präsident des Marubeni-Konzerns von sich aus zu, daß es "für mittelständische Unternehmen aus dem Ausland nicht leicht" sei, ihre Waren auf dem Nippon-Markt zu verkaufen. Er hoffe, daß die Bonner Regierung Exportbemühungen ihrer Mittelständler bald genauso unterstützen werde, wie dies Paris schon tue. Kohl versprach, er werde "über Modelle nachdenken, wie man das bewerkstelligen kann". Tokios Minister für Industrie und Handel, Yoshiro Mori, behauptete, Japan bemühe sich mehr als alle anderen Staaten darum, Ausländern den Einstieg zu erleichtern. Er begrüße die Einrichtung des "German Industry Center" in Yokohama sehr. In diesem von der Deutschen Bank finanzierten Gebäude konnten etwa 30 kleinere deutsche Unternehmen günstige Büro- und Lagerräume mieten. Zu den Hauptproblemen der Newcomer im Inselreich gehören die hohen Immobilienpreise und Mieten.
Wenn schon nicht Kohl, so brachte doch Eberhard von Koerber, ABB- Chef und Vorsitzender des Elektroindustrieverbandes ZVEI, den enormen Überschuß der Japaner im Handel mit Deutschland in zweistelliger Milliardenhöhe (in Mark) zur Sprache. Er warf Tokio vor, es gebe immer noch zu viele Einfuhrbeschränkungen. Eine Beschwerdeliste hatte die örtliche Deutsche Handelskammer zum Kanzlerbesuch erstellt: Die Bindung vieler Einzelhändler für Elektrotechnik an einen Hersteller beispielsweise mache es ausländischen Konkurrenten schwer, ihre Ware zu vertreiben. Auch die Anbieter von Investitionsgütern, Komponenten oder Chemikalien würden durch die japanischen Großkonzerne behindert. Viele Nippon-Unternehmen weigerten sich, Kapitalanteile an ausländische Interessenten zu verkaufen. Einzelne Handelspartner, etwa die amerikanischen Autoteilehersteller, würden besser behandelt als die Deutschen. Und bei öffentlichen Ausschreibungen seien die Konditionen und Fristen oft so gestaltet, daß Ausländer keine Chance hätten.
Der Vorsitzende der Handelskammer in Tokio, Folker Streib, macht jedoch auch die deutschen Unternehmer selbst für ihren mäßigen Japan- Erfolg verantwortlich: "Sie sind viel zu sehr auf Deutschland bezogen und haben oft von Japan keine Ahnung." Nur mit dem "gemeinsamen Engagement aller deutschen Entscheidungsträger" werde sich am Handelsdefizit gegenüber Japan etwas ändern. Streib hofft, daß zumindest Kanzler Kohl dank seiner Reise "die Wichtigkeit Japans und Asiens" erkannt habe.
Wenigstens rhetorisch hat er. Kohl wurde nicht müde, die "Bedeutung Asiens im 21. Jahrhundert" hervorzuheben. Genauso hartnäckig forderte er die japanischen Unternehmer auf, in den neuen Bundesländern zu investieren: "Die Menschen dort sind als Industriefacharbeiter erprobt und wollen arbeiten." Es gebe in Ostdeutschland "Investitionserleichterungen, wie sie nur in wenigen Bereichen der Welt zu finden sind". Minister Mori sagte zu, er werde noch in diesem Jahr eine Delegation aus Unternehmern und Beamten in die Ex-DDR schicken, um die Lage dort zu erforschen. "Kooperationsrat" wird geprüft
Er bedaure sehr, daß seine Landsleute bislang kaum investiert hätten; dies hänge auch mit der schlechten Konjunktur in Japan zusammen. Kohls Idee, einen "Kooperationsrat" zu gründen, werde er in seinem Hause prüfen lassen. Das Gremium soll die deutsch-japanische Zusammenarbeit in der Dritten Welt sowie auf den Gebieten High-tech und Umwelttechnologie organisieren.
Alle japanischen Gesprächspartner stimmten Kohl zu, daß es vor dem Tokioter Wirtschaftsgipfel im Sommer eine Einigung im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) geben müsse. Voraussetzung ist, daß Japan seinen Reismarkt öffnet. Kohl versuchte Mori die Idee schmackhaft zu machen: Eine Einigung in der Gatt- Runde wäre ein großer Erfolg für das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrieländer. TINA STADLMAYER (Tokio)
Jugendzentrum im Zelt
FRIEDBERG. Für Ersten Stadtrat Gerhard Mosbach (SPD) geht es in Ordnung, daß Jugendliche 5000 Mark Kaution zahlen müssen, bevor sie auf der Seewiese in einem Zelt für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum werben dürfen. Die Höhe der Kaution bestimme sich "je nach Risikogruppe", und im konkreten Fall habe sich der Stadtjugendring "verbündet mit den Hausbesetzern". Ihnen werde nach wie vor Sachbeschädigung im Usa-Bau vorgeworfen. (Das leerstehende Gebäude war Ende vorigen Jahres von jungen Leuten vorübergehend besetzt worden.) Der Stadtrat: "Die hängen immer noch in einem schwebenden Verfahren drin."
Die Kaution dient Mosbachs Worten zufolge dazu, das Gelände gegebenenfalls nachträglich reinigen zu lassen, Müll abzufahren und Schäden an Sanitäranlagen auf der Seewiese zu beseitigen. Da diese Vorsorge getroffen worden sei, gehe er "davon aus, daß das jetzt läuft".
Aus der Sicht Mosbachs ist die Kaution von den Jugendlichen ohne Schwierigkeiten aufzutreiben gewesen. Der Stadtjugendring verfüge über einen eigenen Etat, die Burgfest-Arbeitsgemeinschaft "sitzt auf zigtausend Mark". Warum die Kaution erst am Freitag mittag hinterlegt worden ist, kann Mosbach sich nicht erklären. Bettina Hein und Michael Busch vom Stadtjugendring seien bereits einige Tage zuvor darüber informiert worden, daß Bargeld hinterlegt werden müsse. Schecks würden nicht akzeptiert, die seien womöglich nicht gedeckt.
Bis zum Samstag wollen die Jugendlichen den Friedbergern mit einem Programm beweisen, daß ein Jugendzentrum eine sinnvolle Einrichtung ist. Für den heutigen Dienstag ist Jonglieren, Theaterspielen und Skat angekündigt. sal
Dienstag, 2. März
Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen". TIB-English Pocket Theater, Bornheimer Landwehr 35: 20.30 Uhr, Tales in English.
Kommunales Kinder- & Jugend Theater, Volksbildungsheim, Am Eschenheimer Tor: 10.30 Uhr, "Ikarus" (ab 4 Jahren). Jugendcafé Oberrad, "Zum Depot", Offenbacher Landstr. 357, Tel. 65 71 70: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste", (ab 4 Jahren).
Jugendhaus Industriehof, Lötzener Str. 31, Tel. 77 47 25: 15 Uhr, Theater Pappmobil - "Ach, du lieber Schreck" (ab 3 Jahren). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46 a, Tel. 30 30 90: 10 und 15 Uhr, Fridolins Puppentheater.
Kultur im Krankenhaus: 15 Uhr, Nordwest-Krankenhaus, Steinbacher Hohl 2-26, Mitarbeiter-Cafeteria, Zauberer Dixon.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, internat. Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Sonderkonzert - Anne-Sophie Mutter / Lambert Orkis; Hindemith-Saal: 20 Uhr, Konzert Forum Musikhochschule.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, All Colours.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, C. Neubronner Jazz-Connection.
Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Joyland.
Cooky&rquote;s, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Roy Ayers.
Sinkkasten, Brönnerstr.: 21 Uhr, Ronald Shannon Jackson & The Decoding Society.
Festhalle, Messegelände: 20 Uhr, Klassik-Spektakel. Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Nana Mouskouri.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" (Einlaß 19.30, Dinner 20 Uhr).
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Dienstags-Jazz - "Sunday Morning".
Music Hall: 21 Uhr, Jefferson Starship.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Telefon 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 21 23 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Caféteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostr. 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: acht junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr: aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u.a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. März).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika-Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).
Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler Aquarelle/Collagen (bis 8.5.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16 Uhr, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. April)
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Ökozentrum / Eine-Welt-Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16 Uhr, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. April)
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Ökozentrum / Eine-Welt-Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
BRUCHKÖBEL. Die Verwaltung hat jetzt eine Mitteilung herausgegeben, wie die vom Parlament beschlossene Einrichtung von Tempo-30-Zonen abschnittsweise verwirklicht werden soll. Demnach ist im laufenden Jahr geplant, die Straßen um die Kindertagesstätte in Niederissigheim umzugestalten. Aufplasterungen sind an den Einmündungen Spessartring / Schlesierstraße und Issigheimer Straße sowie Issigheimer / Obermarkersdorfer Straße geplant.
In Roßdorf soll an der Ecke Hanauer / Kilianstädter Straße mit Baumpflanzungen ein Torbogeneffekt erzielt werden, um die Autofahrer abzubremsen. Links und rechts werden Linden gesetzt. Auch hier soll eine Schwelle eingebaut werden. Außerdem werden die Mittelstraße, Ringstraße, Kilianstädter Straße, Bogenstraße und Schäfergasse zu Tempo-30-Zonen erklärt. In der Kernstadt sind Aufpflasterungen an der Einmündung Eichenweg / Hauptstraße sowie Lindenallee und Birkenweg vorgesehen. Tempo 30 wird außerdem für Buchenweg und Ahornweg, Atzelsgraben und Waldstraße verordnet. Eine Verengung der Fahrbahnen sol- len die Hauptstraße ab Viadukt, außerdem die Geschwister-Scholl-Straße mit Parkbuchten und Pflanzstreifen erfahren. hein
Sie war klein und zierlich, aber standfest; sie war fragil, doch unzerbrochen; sie war jungfräulich, ohne sauertöpfisch zu wirken: Lillian Gish ist seit den Zehner Jahren dieses Jahrhunderts eine der großen Menschendarstellerin des amerikanischen Kinos. Ihr erstes Auftreten markierte schon den Übergang. Nicht mehr die ewig puppenhafte Jungfrau à la Mary Pickford, genannt "America's Darling" war gefragt, sondern ein junges Mädchen, das sich mehr als dem familiären Entzücken aussetzt, nämlich Wind und Wetter.
Ein Mädchen, das den Schutzraum der Verwöhnung verläßt, um ins Freie zu treten. Lillian Gish trat wie ein früher Pionier der amerikanischen Eroberung aus den Studios ins Freie, um sich dort dem Härtetest der Dreharbeiten unter bittersten Bedingungen auszusetzen. Ihr Rollenbild ging über das der Mary Pickford hinaus. Sie stellte nicht mehr die verehrte Unschuld, sie stellte die verfolgte Unschuld dar.
In einem deutschen Filmbuch von 1929 wird sie wie folgt gekennzeichnet: "Ein rührendes Denkmal von Leid und menschlicher Hilflosigkeit, ging sie durch viele Filme, immer ausgeliefert dem Stärkeren, dem sie nichts entgegenzusetzen hat als dieses wundervoll zarte Gesicht, diese zerbrechliche Gestalt und ihren grenzenlos gütigen Blick." Daß diese Sentimentalität auch immer geprägt war vom szenischen Sadismus, daß Lillian Gish dem mehr entgegensetzen konnte als ein hilfloses Gesicht, nämlich eine Körpersprache des überlebenstüchtigen Realismus, das wurde erst sehr viel später entdeckt.
Ihre Gegenwehr war Unauffälligkeit. Nie bot sie sich der Gewalt mit provokanter Schönheit an. Eher diente sie als quirliges Instrument zwischen der sentimentalen Story und der Möglichkeit, diese auch komisch bewegt zu erzählen. Gish war nicht immer rührend, sie war praktisch - sonst wäre sie rasch zum abgegriffenen Emblem der niedlichen Kindfrau verkommen. Das untergrub sie durch Charakter und eigenwillige Persönlichkeit. Der Regie machte sie Vorschläge, am Drehbuch arbeitete sie mit. Vom Film verstand sie mehr als mancher Kollege. Sie wollte bei den Dreharbeiten ihren kleingeschminkten Mund nicht halten.
Am 14. Oktober 1896 wurde sie in Springfield, Ohio geboren. Mit 18 Jahren gab sie ihr Filmdebüt. Der große Regisseur des Stummfilms, D. W. Griffith entdeckte sie. In seinen Filmen wurde Lillian Gish berühmt: "Birth of a Nation" (1914), "Intolerance" (1916), "Way Down East" (1920) oder "Orphans in the Storm" (1922; hier spielten die Schwestern Lillian und Dorothy Gish gemeinsam) sind die bekanntesten Filme.
Gish über sich: "Ich wurde oft ein Griffith-Produkt genannt. Das trifft natürlich zu. Andererseits stimmt es auch wieder nicht. Denn meine Filme wurden vom berühmten Kameramann Billy Bitzer gedreht, der für den Film dem Regisseur gleich wichtig war." Gish wußte eben auch, daß der Kameramann für sie wichtig war.
Einer ihrer schönsten Filme ist "Broken Blossoms", den Griffith mit ihr 1919 drehte. Lillian Gish spielt darin die Tochter eines arbeitslosen Alkoholikers, der Inbegriff sadistischer Gewalt ist. Um sich aus dieser Vaterklammer zu lösen, wendet sich Gish einem jungen Chinesen in den Londoner Slums zu. Der gewalttätige Vater ahnt, daß diese Zuwendung die Ablösung von ihm bedeutet. In einem Anfall von Wahn der Eifersucht und Wut des Rassismus erschlägt er den jungen Chinesen und tötet damit den einzigen Menschen, dem seine Tochter zugetan war.
Das klingt nach viktorianischer Moral und Hollywood-Sentiment, ist es aber nicht. Die Fragilität, die Lillian Gish hier im Spiel beweist, übersetzten Regie und Kamera in eine Fragilität des Raumes und des Lichts. Gish ist ein Mensch im Zwielicht, der seine Gefühle entdeckt und sich dazu bekennt. Ihre Rolle der Kindfrau ist höchst ambivalent. Sie schillert in der Erotik. Sie weiß noch nicht, wohin sie will. Im Dunkeln der Gefühle ist Gish wie ein Irrlicht, ein Kind, dem die Last der Ängste und Neurosen zu früh aufgeladen wurde.
Ende der zwanziger Jahre, als der Tonfilm aufkam, zog sich Gish vom Film zurück. Ihr Typ war festgelegt und vielleicht auch erschöpft. Auf einem Kostümfest in Hollywood konnte Mary Pickford es sich leisten, im Kostüm der Lillian Gish zu erscheinen, während Gish im Kostüm einer Jane-Austen-Figur auftrat und Charlie Chaplin übrigens als Napoleon . . .
In den fünfziger Jahren hatte Lillian Gish ein Comeback in Mutterrollen. King Vidor drehte mit ihr "Duell in der Sonne", William Dieterle den Film "Jenny". Einer neuen Generation von Zuschauern ist sie erinnerlich in ihrer eindrucksvollen Rolle als Erzählerin in dem abgründigen Film "Die Nacht des Jägers", von Charles Laughton. Marguerite Duras war davon so beeindruckt, daß sie fast nur über die Stimme von Lillian Gish schrieb.
Gish schrieb selber auch. Ihre Erinnerungen tragen den liebenswürdig altmodischen Titel "The Movies, Mr. Griffith, and Me". Sie erschienen 1969 und sind ganz auf die Stummfilmarbeit dieser Darstellerin abgestellt. Ihre langfristige Arbeit mit vielen bedeutenden Regisseuren der amerikanischen Filmgeschichte scheint sie eher beiläufig einzuschätzen.
Zuletzt drehte sie mit Robert Altman in seinem Film "A Wedding" (Eine Hochzeit, 1977). Da stirbt Gish einen würdevollen Tod, der allerdings der Hochzeitsgesellschaft würdelos verheimlicht wird. Lillian Gish, noch kein "Denkmal" des Leids, war eine große Bildhauerin unvergessener Gestalten des Films. Sie erlag am vergangenen Samstag in New York einem Herzleiden. KARSTEN WITTE
Kleine FR
Rentner- und Pensionärstreffen KARBEN. Die Kapelle "Edelweiß" spielt beim Treffen der Rentner- und Pensionärsgemeinschaft Karben am Mittwoch, 3. März, von 15 bis 20 Uhr im "Rendeler Hof" zum Tanz auf. Bei dem Treffen werden Anmeldungen für die Tagesfahrt zu Karbens thüringischen Partnerstadt Luisenthal am 21. April angenommen.TC Gronau spricht über neue Anlage BAD VILBEL. Bau und Finanzierung der neuen Tennisanlage sind das Hauptthema einer Mitgliederversammlung des TC Gronau am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Gasthof "Alt-Gronau". Gemeinsam kochen und spielen BAD VILBEL. Gemeinsames Kochen und Essen steht am Mittwoch, 3. März, um 11.45 Uhr auf dem Programm der "Bürgeraktive" Bad Vilbel, Frankfurter Straße 15. Um 15.30 Uhr werden Gesellschaftsspiele veranstaltet, um 18 Uhr trifft sich die Mundharmonika-Gruppe, und um 20 Uhr findet der offene Männertreff statt.
wz JERUSALEM, 1. März. Der in Israel wegen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus zum Tode verurteilte John Demjanjuk hat am Montag einen dreitägigen Hungerstreik begonnen. Er will damit gegen die Länge des bereits seit neun Monaten laufenden Revisionsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof protestieren.
Demjanjuk, der beschuldigt wird, als "Iwan der Schreckliche" die Gasöfen im Nazi-Todeslager Treblinka bedient zu haben, befindet sich mittlerweile sieben Jahre in israelischer Haft. Während das Bezirksgericht von Jerusalem 1988 "nur zwei Monate brauchte", um zu einem Schuldspruch zu gelangen und den Angeklagten zum Tode zu verurteilen, so klagte Demjanjuks Verteidiger Yoram Scheftel am Montag, "warten wir und warten wir", ohne daß der Oberste Gerichtshof zu einer Entscheidung gelange. Demjanjuk bestreitet die ihm gemachten Vorwürfe und macht geltend, er werde mit einer anderen Person verwechselt.
OBERURSEL. Die letzte Galionsfigur der südamerikanischen Befreiungstheologie ist heute abend im Pfarrheim St. Hedwig zu Gast, um im Kreisgebiet die Misereor-Fastenaktion zu eröffnen: Erwin Kräutler, Bischof in Brasilien, spricht ab 19.30 Uhr (Freiherr-vom-Stein-Straße); dazu singt der Friedenschor "Cantaré".
Der Österreicher Kräutler (53) kam 1965 als Wandermissionar nach Brasilien, wo er bald in den Bann der sozialreformerischen Bischöfe Helder Câmara und Evaristo Arns geriet, die gemeinsam mit Leonardo Boff die Befreiungstheologie begründet hatten. Doch während jene resignierten oder entmachtet wurden, hält Kräutler weiter an dem Glauben fest, der die Armen in ihrem Streben nach menschenwürdigen Lebensbedingungen nicht aufs Jenseits vertröstet.
Kräutler, der 1981 Bischof der Amazonas-Prälatur Xingu, trennt soziale Anliegen nicht von ökologischen Fragen. Das Elend der Menschen, und vor allem der Indios, in seiner Prälatur hat für ihn dieselben Ursachen wie der Raubbau an der Natur: eine ungerechte, auf Ausbeutung fußende Gesellschaft. mak
Kleine FR
Grüne tagen nach der Wahl WETTERAUKREIS. Zur öffentlichen Mitgliederversammlung laden die 152 eingetragenen Wetterauer Grünen für Dienstag, 9. März, ab 20 Uhr ins Bruchenbrückener Gemeinschaftshaus ein. Wichtigster Punkt: "Die Grünen nach der Wahl - Analysen, Perspektiven". Die Erforschung unserer Träume BAD NAUHEIM. "Der Traum - ein Weg zu unserem Unbewußten" ist das Motto eines Vortrags am Freitag, 19. März, ab 19.30 Uhr im Sportheim. Zum selben Thema bietet der Naturheilverein ein Seminar am Samstag, 20. März, von 10 bis 18 Uhr an. Informationen gibt Margarete Gath, Tel. 0 60 36 / 17 02. Unterschriften-Aktion verlängert BÜDINGEN. Bis zum 12. März verlängert der katholische Caritas-Verband seine Unterschriftenaktion gegen geplante Kürzungen im sozialen Bereich. Interessenten können sich in der Geschäftsstelle in der Berliner Straße 18 in Büdingen eintragen, meldet die Caritas.
DARMSTADT. Rot, gelb, grün, blau - sind diese schräg im Erdboden versenkten, 12 Meter hohen und knallbunten Stangen mit Hütchen obendrauf die Nägel mit Köpfen, die die Polizei gern machen möchte? Oder doch Schirme und damit Symbol der Schutzfunktion der grünuniformierten "Freunde und Helfer"? Festgäste durften gestern frei philosophieren über die Kunst am Bau - das neue Darmstädter Polizeipräsidium, erster Neubau seiner Art in Hessen seit 1914, wurde offiziell eröffnet.
97,6 Millionen Mark hat das sorgsam in ein ökologisches Schutzgebiet eingepaßte Ensemble gekostet, vierzig Prozent der Summe ging für aufwendige Technik drauf. Auch Natur hat ihren Preis: Das Naturdenkmal "Klappach-Eiche" auf dem Feuchtgelände wurde eigens baumchirurgisch behandelt, auf den Dächern wächst Grünes. Der gesamte Komplex ist so konzipiert, daß er die natürlichen Grundwasserströme nicht stört. Regenwasser von den Dächern wird in der 240 Kubikmeter fassenden Zisterne aufgefangen.
Auf 40 000 Quadratmeter Grundstücksfläche ist genug Platz für rund 530 Bedienstete, für "Bonzo" oder "Oscar" in den 16 Hundezwingern, für die Reiterstaffel mit Stall samt Krankenbox, Schmiede und Heuboden. Die neun Pferde dürfen sich hier zudem nach langem Ausritt unter Solarium-Lampen erholen.
Nebenan sitzt die Umweltschutzermittlungsgruppe, im Haus ist die für ganz Südhessen zentrale Waffen-, Auto- und Fernmeldewerkstatt der Polizei untergebracht. Im Keller gibt es drei Schießanlagen, die Bekleidungskammer ("Sommerhose", Schirmmütze bis "Oberhemden weiß") für die Beamtinnen und Beamten, einen Fitneßraum.
"Spartanisch, karg und wirksam" nennt der mit dem Neubau wie aus dem Effeff vertraute Hauptkommissar Werner Trautmann die weiß gefliesten, mit Wasserstrahl zu reinigenden 16 Zellen des Polizeigewahrsams, der Zwangsunterkunft bis zu 48 Stunden Dauer.
Technik vom Feinsten ist in der Einsatzzentrale montiert, ein paar Türen weiter steht ein Lagezentrum für Großeinsätze und Katastrophenfälle bereit. Aufnahmen von einer Demonstration, aus Einsatzhubschraubern gefilmt, können in der Befehlsstelle auf Bildschirme live eingespielt werden.
Den meisten Beamten muß der zwischen August und Dezember vorigen Jahres in Raten abgewickelte Einzug wohl wie ein Märchen vorgekommen sein - Umzug von einer "Bruchbude" in den Palast. Denn auf Anhieb hatte jeder Neu- Darmstädter kaum glauben wollen, daß das heruntergekommene Anwesen in der Nieder-Ramstädter Straße, in dem seit 1946 Ordnungshüter Einsätze koordinierten und Schwerverbrechen aufklärten, ein Polizeipräsidium war.
1869 als "Großherzogliche Landesidiotenanstalt" erbaut, genießen die Gebäude zwar bis heute Denkmalschutz, aber aus dem Provisorium nach dem Krieg wurde am Ende ein 46 Jahre währender, kaum noch zumutbarer Dauerzustand. Seit 1974 wurden vier Millionen Mark in den notdürftigen Erhalt des Präsidiums gesteckt.
Aber "gemütlich war's schon im Irrenhaus", sagen bereits die ersten Beamten nicht ohne nostalgische Verklärung, trotz der Erinnerung an die Warnschilder, Aufzüge und Treppenaufgänge nicht mit mehr als drei Personen gleichzeitig zu benutzen. Unterm Dach und bei unerträglicher Sommerhitze brütete die Kripo über Mordfälle, unten im Keller glichen die Zellen eher einem Burgverlies.
Nach Psychiatrie und Polizei sollen im alten Präsidium nun Studierende der TH einziehen. Noch gibt es keine konkreten Umbaupläne für Wohnheime. Die hatten Studierende des Fachbereiches Architektur an der TH im vorigen Herbst vorgestellt - hochgelobt vom Dekan, weil die Entwürfe kein neues Bauland "verbrauchen", gewürdigt auch von OB Günther Metzger. Der verlieh den Studenten den von der Stadt ausgeschriebenen und mit 5000 Mark dotierten Georg-Moller-Preis.
Aber wie es nun einmal die Krux dieser Auszeichnung ist: Die kleinen Häuschen und Bäumchen auf dem Modell, das ließ der OB offen durchblicken, werden wie ihre prämierten Vorgänger auch nur graue Theorie bleiben. JÖRG FEUCK
FREIGERICHT. Am Morgen nach der Wahl mußten die Christdemokraten umdenken. Mit dem Verlust der absoluten Mehrheit blies den bis dahin unumschränkten Herrschern in Freigericht ein ungewohnt kühler Wind ins Gesicht. Neben der SPD hatte die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) kräftig zugelegt und sah sich mit einem Mal in der Rolle der umworbenen, wenn auch wenig heiratswilligen Braut. Möglicherweise muß sich die CDU nun auf eine weitere Verschiebung im Machtgefüge ihrer Hochburg gefaßt machen. Denn diesmal treten zwei weitere Bewerber zur Kommunalwahl an: Neben den Grünen, die mit einem jungen Team für "frischen Wind im vorsintflutlichen und verhärteten Gemeindeparlament" sorgen wollen, greifen auch die rechtsextremen Republikaner nach Sitz und Stimme.
"Beide Gruppierungen werden in Freigericht nicht gebraucht", meint indes CDU-Fraktionschef Martin Trageser, "weder Rechtradikale noch die grünen Strömungen aus dem Café Wojtyla." Bereits in der vergangenen Legislaturperiode habe es so oft "keine richtigen, sondern Zufallsmehrheiten" in der Gemeindevertretung gegeben, daß ihm vor einer weiteren Aufsplitterung graut. Auch den beiden anderen Altparteien ist bei dem Gedanken an weitere Konkurrenten nicht wohl. Allerdings: Wenn man im Freigericht einem der Neulinge Chancen zum Sprung über die Fünf- Prozent-Hürde zutraut, dann schon eher der Ökopartei.
Weder die SPD noch die UWG glauben, daß sich die Unzufriedenheit der Wähler mit der einen oder der anderen Partei zugunsten der Republikaner auswirkt. "Die haben außer hohlen Sprüchen doch weder personell noch programmatisch etwas zu bieten", betont der Sozialdemokrat Bernd Geist und wünscht sich ebenso wie UWG-Fraktionschef Reinhold Trageser, "daß die höchstens bei 4,8 Prozent hängenbleiben".
Die Grünen rechnen unterdessen "auf jeden Fall" mit einem Parlamentssitz, wie ihr Spitzenkandidat Achim Kreis betont. Zum einen will sich die Ökopartei, die als einzige mit fast ebenso vielen Männer wie Frauen antritt, dann für eine flächendeckende Verkehrsberuhigung einsetzen. Das bisherige Konzept hält Kreis für verfehlt: "Abschnittsweise Tempo 30 nur auf den Hauptstraßen statt in den Wohngebieten, das bringt doch nichts."
Zum anderen wollen die Grünen, Mitinitiatoren einer Demonstration gegen den vom Verwaltungsgericht verhinderten Auftritt von Schönhuber, ein deutliches Zeichen gegen rechts setzen. Auch in der kommunalen Asylpolitik muß aus ihrer Sicht "noch einiges passieren". So seien zum Beispiel die Wohncontainer für Flüchtlinge durch Leichtbauhäuser zu ersetzen.
Auch die SPD ist "guter Dinge", was den Wahlausgang anbelangt. "Selbst wenn uns die Grünen einige Stimmen kosten, kompensieren wir das mit den CDU-Verlusten", glaubt Geist, der nur dann wieder als Gemeindevorstands- Mitglied zur Verfügung stehen will, wenn er erneut Vize-Bürgermeister wird. Doch sogar mit erneuten 47,7 Prozent der Christdemokraten würde er sich abfinden. Hauptsache, keine Republikaner.
"Nicht versprechen, was wir nicht halten können" - das haben sich die Genossen auf alle Fälle vorgenommen. Der CDU gegenüber fühlen sie sich im Vorteil, "weil die total ausgelaugt und ganz unten ist". Derlei Getrommel nimmt Martin Trageser jedoch nicht ernst. Zwar verlasse ein Drittel der CDU-Mandatsträger das Parlament, "aber dafür kommen viele junge nach".
Auch Reinhold Trageser setzt darauf, daß die FWG mit einem verjüngten Team - "bei uns sind viele Jugendlichen dabei" - ihren 16,3-Prozent-Anteil von 1989 zumindest halten, wenn nicht sogar ausbauen kann.
Die Themen der bisherigen Parlamentarier sind so unterschiedlich nicht. Neben Verkehrsberuhigung, dem Bau einer Umgehungsstraße und dem Ausbau der sozialen Infrastruktur stehen eine sparsame Finanzpolitik und der Ausbau der Freigericht-Halle bei allen drei Parteien auf dem Programm. Bei Thema Bauen und Wohnen scheiden sich die Geister dann schon wieder: Hinter dem bisherigen Freigerichter Modell in Sachen Baulandaufkauf- und -umlegung steht nur noch die CDU, auch wenn laut Trageser die Richtlinien einer Überarbeitung bedürfen.
Die Genossen hingegen verlangen ein Umdenken. Das Freigerichter Modell sei nicht mehr zeitgemäß, fördere den Wildwuchs und die Verteuerung der Grundstückspreise. Deshalb seien die zu hohen Forderungen der Bodeneigner zurückzuschrauben und künftig die Zahl der Wohnungen in Bebauungsplänen festzuschreiben. Die FWG fordert ebenfalls eine gesteuerte Planung und eine Vergabekommission, "um Spekulanten das Handwerk zu legen.
Der Streit um die Nutzung der historischen Gaststätte "Zum Freigericht" mitten in Somborn scheint sich inzwischen gelegt zu haben. Dank des Landeszuschusses in Höhe von 1,3 Millionen Mark für den Innenausbau wünscht sich die SPD eine Nutzung als Altenbegegnungsstätte und Treffpunkt für die Vereine, die UWG setzt auf ein "Vereinshaus", und die CDU sieht dort ebenfalls Bürger und Vereine als Nutzer. "Eine Pizzeria brauchen wir dort auf jeden Fall nicht", kontern Genossen und Unabhängige.
Die Wogen um das autonome Jugend- und Kulturzentrum Café Wojtyla haben sich inzwischen wieder geglättet. Die Wojtylaner hatten vor der heißen Phase des Wahlkampfs mit einem satirisch gemeinten, aber als Glaubenshetze verstandenen Flugblatt zur Asylproblematik ein Erdbeben in der erzkatholischen Gemeinde ausgelöst. Nachdem ein Dringlichkeitsantrag der Christdemokraten mit der Forderung nach ernsten Konsequenzen im Parlament scheiterte, und die Jugendlichen Besserung in Sachen Hygiene gelobten, ist in der alten Lateinschule zumindest vorerst wieder Ruhe eingekehrt. KATJA SCHOSSER
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
CDU 47,7 Prozent (18 Sitze) SPD 36 Prozent (13 Sitze) UWG 16,3 Prozent (6 Sitze)
Schulzeit-Vorschlag "beerdigt" Länderchefs stoppten Finanzminister / Bund hält an Thema fest
me/jr WIESBADEN/FRANKFURT A. M., 1. März. Die Überlegungen der Finanzminister der Länder vom Wochenende, die Schulzeit bis zum Abitur aus Finanzgründen von 13 auf zwölf Jahre zu verkürzen, sind am Montag bei Schüler- und Lehrerorganisationen auf harsche Kritik gestoßen. Allerdings haben die Ministerpräsidenten ihre Finanzminister bereits in Potsdam zurückgepfiffen, wie der hessische Regierungschef Hans Eichel (SPD) am Montag der FR bestätigte. Eichel sagte, die parallel zur Ministerpräsidentenkonferenz tagenden Finanzminister hätten auch in einer Reihe anderer Punkte Ideen für mögliche Einsparungen gesammelt. Die Regierungschefs hätten noch in Potsdam beschlossen, die schriftlich vorgelegten Ideen der Finanzminister nicht zu akzeptieren. Auch der Schulzeit-Vorschlag sei von den Regierungschefs damit sofort "beerdigt" worden.
Dennoch äußerten sich die Standesorganisationen der Lehrer am Montag zu der "Idee" und bezeichneten eine Umsetzung als "dramatische Wertminderung des deutschen Abiturs" (Philologenverband). Für die Bundesschülervertretung (BSV) kündigte ihr Sprecher Daniel Zeller in Potsdam Protestaktionen gegen eine "elitäre Schmalspurausbildung" an.
Trotz der "Beerdigung" durch die Ministerpräsidenten sorgt der Streit über die Schulzeit weiter für Konflikte, da die Bundesregierung an dem Thema festhält und es auf dem "Bildungsgipfel" (Bundeskanzler und Ministerpräsidenten) behandelt wissen will. Selbst der Protest der Konferenz der Kultusminister (KMK) von Anfang Februar, diese Fragen gehörten wegen der verfassungsmäßigen Zuständigkeit der Länder nicht auf einen "Bildungsgipfel", blieb ergebnislos, denn eine zur Vorbereitung des "Gipfels" angesetzte Anhörung einer Bund/Länder-Arbeitsgruppe am heutigen Dienstag in Bonn sieht das Schulthema vor. Daraufhin stoppten vier Schulminister (Bremen, Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) ihre Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe und sprachen ihr ein Mandat ab. Das geht aus einem Brief des Bremer Schulsenators Henning Scherf (SPD) an die KMK hervor, der der FR vorliegt.
WETTERAUKREIS. Die Bevölkerung des Wetteraukreises ist auch im ersten Halbjahr 1992 weiter gewachsen. Am 30. Juni wurden 272 536 Menschen gezählt, 2416 mehr als sechs Monate zuvor. Wieder ist der Zuwachs allein auf Wanderungsgewinne zurückzuführen, denn die Zahl der Gestorbenen war mit 1528 deutlich höher als die der Geborenen mit 1389, wie Kreispressesprecher Michael Elsaß mitteilt. 1991 war die Kreisbevölkerung um 5200 Personen angewachsen und im Jahr zuvor sogar um 5700.
Erstmals seit einigen Jahren verzeichneten im ersten Halbjahr 1992 einige Wetterauer Kommunen einen Bevölkerungsrückgang. Gedern verlor 79 Bürgerinnen und Bürger und zählte nur noch 7131, Wöllstadt schmolz um 32 auf 5442 zusammen, Glauburg um neun auf 3059.
Die größte Stadt im Wetteraukreis ist nach wie vor Bad Nauheim mit 28 916 Menschen. Sie ist zugleich auch die internationalste, denn 4155 Bürgerinnen und Bürger - also jeder siebte Kurstadtbewohner - hatten keinen deutschen Paß. Kreisweit wurden 23 694 ausländische Bürgerinnen und Bürger gezählt, das sind 8,7 Prozent.
Zweitgrößte Stadt ist weiterhin Bad Vilbel mit 25 600 Einwohnern, gefolgt von Friedberg mit 25 049 und Butzbach mit 23 063. Die fünftgrößte Stadt ist Karben mit 20 306 Menschen. Die kleinste Gemeinde bleibt Kefenrod mit 2782 Einwohnern (plus 61), gefolgt von Hirzenhain mit 2934 (plus 27) und Glauburg mit 3059 (minus neun). ieb
FRANKFURT-OST. Die Stadt wird bis zum Sommer zwei weitere Geschirrmobile anschaffen und dann über acht solcher Wagen verfügen. Das berichtete Stadtrat Tom Koenigs auf eine Anfrage des SPD- Stadtverordneten Lothar Birzer (Fechenheim). Ehemalige Langzeitarbeitslose, die im Projekt "Porzellan statt Plastik" des Vereins "Werkstatt Frankfurt" tätig sind, sollen auch die neuen Mobile betreuen.
Es habe sich als positiv erwiesen, die Verantwortung an diese Gruppe zu übertragen, schrieb Koenigs auf Birzers Anfrage. Die Geschirrmobile seien so jederzeit einsatzbereit. Der Stadtrat empfiehlt Veranstaltern, besonders in den Sommermonaten rechtzeitig ihren Bedarf anzumelden. Für Aktionen mit weniger als hundert Gästen könne auch nur das Porzellan zur Verfügung gestellt werden. bay
BAD HOMBURG. Säulen zieren die Fassade, der Kurpark stellt die repräsentative Umgebung, weißgewandete Menschen gehen ein und aus - das neue Clubhaus des Bad Homburger Tennis- Clubs ist seit dem Wochenende geöffnet.
Seit Mai waren die Arbeiter am Werk. Damals haben sie zunächst den Vorgängerbau abgerissen, dann errichteten sie binnen sieben Monate den Neubau. Architekt Peter Hoffmann hat sich bei seinen Plänen am englischen Clubhausstil der Jahrhundertwende orientiert. Ein Innenhof verbindet das Nebengebäude mit Umkleideräumen und Duschen mit dem Hauptbau. Dieser birgt Büros und Schulungsräume ebenso wie ein Restaurant.
Kulturspiegel · Kulturspiegel
KELSTERBACH. "Freunde" heißt es beim Kindertheater im Rahmen der städtischen Kulturreihe am kommenden Donnerstag, 4. März, 10.30 Uhr, bei einer Aufführung des Offenbacher Figurentheaters im Stufensaal der Integrierten Gesamtschule.
GROSS-GERAU. Mit selbstkomponierten Songs ist am kommenden Freitag, 5. März, 20 Uhr, im Kulturcafé die Gruppe "ZETT" zu hören und sehen. Zum Auftakt der Reihe "Internationale Kultur im Café" ist am gleichen Ort in der Kreisstadt die westafrikanische Gruppe "Susu Bilibi" am kommenden Samstag, 6. März, 20 Uhr, angesagt. RÜSSELSHEIM. Im Stadttheater gastiert die Landesbühne Sachsen-Anhalt am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, mit dem Musical "Chicago".
Das Landes-Sinfonie-Orchester Thüringen ist am Samstag, 6. März, 20 Uhr, im Stadttheater bei einem Konzert mit Werken von Geißler, Beethoven und Mozart zu hören. Solistin ist Kathrin Rhebus (Violine).
Die französische Band "Le Clou" präsentiert dem Publikum beim Verein "Dorflinde" am kommenden Samstag, 6. März, 20 Uhr im Museumskeller Cajun Music.
Im Bürgerhaus Bauschheim wird am Samstag, 6. März, 20 Uhr, die "A.U. F.F."-Premiere-Party mit der Gruppe "Anything can happen" geboten.
Am kommenden Sonntag, 7. März, 17 Uhr, wird die Mozart-Oper "Die Zauberflöte" gegeben. Nach Rüsselsheim kommen das Freie Opernensemble und Kammerorchester unter den Linden mit der Walldorfschule Mainz.
Das Frauenkabarett "Die Lotterlädies" sind am nächsten Montag, 8. März, 20 Uhr, im "Rind" mit ihrem Programm "Wir drehen durch" zu sehen und zu hören.
Eine weitere Aufführung der "Zauberflöte" findet am Dienstag, 9. März, 19 Uhr, im Stadttheater statt. cas
ZUM VORMERKEN: MÖRFELDEN-WALLDORF. Karten gibt es im Vorverkauf für die Aufführung der Komödie mit dem Namen "Oh, diese Eltern!" mit Heidi Kabel, Heidi Mahler und anderen am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Rahmen der städtischen Kulturreihe in der Stadthalle Walldorf.
KELSTERBACH. Den 7. Kelsterbacher Talentschuppen hat für Freitag, 26. März, 19.30 Uhr, sowie Samstag, 27. März, 19 Uhr, jeweils im Schloßkeller die Initiative Kelsterkult vorbereitet. cas
Nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit einer Taxifahrerin ist eine Kundin vom Frankfurter Amtsgericht zur Zahlung von 3000 Mark Schmerzensgeld verurteilt worden. Wie aus dem veröffentlichten Urteil - Aktenzeichen: 30 C 320/92-79 - hervorgeht, waren die Frauen darüber in Streit geraten, ob nach Taxiuhr zu zahlen oder ein Festpreis zu entrichten sei.
Ausgangspunkt der turbulenten Taxifahrt in den frühen Morgenstunden des 3. Oktober 1991 war eine Diskothek am Frankfurter Flughafen. Die Tour sollte ins Nordend gehen, wo die Taxikundin und ihre Kollegin - beide waren in der Diskothek beschäftigt - wohnten. Nachdem es bereits während der Fahrt zu heftigen Wortwechseln gekommen war, eskalierte die Situation bei Ankunft in der Rohrbachstraße.
Wie die Taxifahrerin in ihrer Klageschrift behauptete, weigerte sich die Beklagte auszusteigen. Statt dessen sei sie von der Frau an den Haaren gezogen und ins Gesicht geschlagen worden. Dabei erlitt sie Prellungen und Hautabschürfungen an Kopf und Armen.
Wegen dieser Verletzungen war die Taxifahrerin neun Tage lang krank geschrieben worden und mußte auch auf einen bereits gebuchten Urlaub verzichten.
Dagegen berief sich die Beklagte auf Notwehr. Schon während der Fahrt habe sich die Taxifahrerin in das Gespräch mit der Kollegin eingemischt und sie, die Kundin, als Nutte beschimpft. Als sie, die Beklagte, nach dem Streit um den Fahrpreis eine Quittung verlangt habe, sei ihr diese verweigert worden. Statt dessen sei die Taxifahrerin rabiat geworden - mit der Folge, daß es zum Schlagabtausch kam, bei dem die Kundin schließlich die Oberhand gewonnen habe.
Entscheidend für den Ausgang des Prozesses war die Frage, wer von beiden Frauen beweispflichtig war. Da die Beklagte auch keinen Hehl daraus machte, daß sie geschlagen hatte, war es dem Gericht zufolge ihre Aufgabe, den Nachweis für die Notwehr zu erbringen. Das jedoch gelang ihr nicht, obgleich sie mit der Kollegin aus der Disko eine Zeugin hatte.
Wie das Gericht die Zeugenaussage bewertete, enthielt sie etliche Ungereimtheiten. Unter anderem paßte nicht ins Bild, daß die Taxifahrerin als angebliche Angreiferin mit nur noch einem Schuh am Fuß geflüchtet war.
Den anderen hatte ihr die Kundin nachgeworfen, wobei auch noch die Heckscheibe des Taxis zerbrach. Ebensowenig überzeugend war, daß die Zeugin nur von "harmlosen Schlägen" gesprochen hatte, obgleich vom Arzt erhebliche Verletzungen attestiert worden waren.
Lepp
BAD HERSFELD. Die nach der Vereinigung beider deutschen Staaten entstandenen Verkehrsprobleme und großen Pendlerströme sind nach Ansicht des hessischen Landesentwicklungsministers Jörg Jordan (SPD) "nicht zu lösen durch immer neue Straßen". Bei der ersten Hessen-Thüringen-Konferenz sagte Jordan am Montag in der Stadthalle von Bad Hersfeld, Ökologie und Ökonomie "sind zwei Seiten derselben Medaille". Nur was die Ökologie erhalte, habe auch eine wirtschaftliche Zukunft.
Die vor einem Jahr von beiden Ländern verabredete Konferenz, in der Fachleute landes- und regionalplanerische Entwicklungskonzepte über die Grenzen beider Bundesländer hinweg berieten, dient vor allem dem Dialog und soll helfen, Fehlentwicklungen zu vermeiden und abgestimmte Zukunftskonzepte in Gang zu setzen.
In einem Europa der offenen Grenzen, so Jordan und sein thüringischer Kollege, Umweltminister Hartmut Sieckmann (FDP), am Montag übereinstimmend, leisteten länderübergreifende Raumplanungen einen wesentlichen Beitrag zur sinnvollen Entwicklung der Regionen.
An Appellen zu mehr Zusammenarbeit fehlte es nicht: "Beste Erfolge", so der Landrat des südthüringischen Kreises Sonneberg, habe zum Beispiel eine Arbeitsgemeinschaft erzielen können, in der sechs Landkreise aus Südthüringen und Oberfranken zusammengeschlossen sind.
Sich aus dieser Kooperation ergebende weitergehende Forderungen allerdings stießen in Hersfeld auf ihre Grenzen: So ist es laut Jordan keineswegs notwendig, eine derartige Zusammenarbeit aus Gründen der Planungsvereinfachung in einem Staatsvertrag zu regeln, wie dies in der Konferenz vorgeschlagen wurde. Statt dessen plädierte er für eine "größtmögliche Viefalt" der Gespräche auf vielen Arbeitsfeldern. Stellvertretend für ein bereits funktionierendes Konzept nannte Jordan die Initiativen Thüringens, Bayerns und Hessens für den Aufbau des Biosphärenreservates Rhön.
Die Kasseler Regierungspräsidentin Ilse Stiewitt warnte vor negativen Entwicklungen, wie sie vor allem an der Peripherie beider Länder mitunter zu beobachten seien. Auf diesen "beliebten Spielfeldern", wo sich problematische Projekte unter den verschiedensten Vorwänden offenbar leichter durchsetzen ließen als dies im jeweiligen Landesinnern der Fall sei, würde versucht, Gewerbeflächen, Einkaufszentren oder Wohnbauflächen in die Landschaft zu bringen. Argumente wie, "die andere Seite machte das auch", "wir müssen auch Angebote für jenseits der Landesgrenze vorhalten" oder "drüben liegt noch alles im argen" würden dabei gebraucht.
Die Regierungspräsidentin warnte ebenfalls vor einem allzu starken Ausbau der Verkehrswege: Es gebe "nicht schlechthin einen Nachholbedarf" in Nordhessen, sagte Frau Stiewitt, wenngleich man "zu akzeptieren" habe, daß es neben der alten Nord-Süd-Transitfunktion nun auch eine in Ost-West-Richtung hinzugekommen sei.
Das Thema neue Straßen, die zu einem Teil auch in Hessen gebaut werden müßten, wird vor allem in Ostdeutschland forciert: So vertrat Sieckmann erneut die Forderung seines Landes nach dem Bau der A 44 nach Kassel anstelle der von Hessen favorisierten Lösung eines Ausbaus der bestehenden B 7 mit großzügigen Umgehungen der Ortschaften. Thüringen werde in der zweiten Jahreshälfte darüber hinaus Überlegungen für die Trassierung einer Bundesstraße von Fulda nach Meiningen vorlegen. Diese Straße allerdings, so der FDP-Minister, "darf die Rhön nicht durchschneiden".
Für den Thüringer sind bisweilen auch "kleine Verbindungen" wichtig, da sie, wie etwa zwischen Lauchröden und Herleshausen, von Bedeutung für die Entwicklung des Tourismus seien. Weitere Forderungen zu Straßenbauten kamen von den Landräten des Nachbarlandes, sie behandelten zum Beispiel Straßenbauprojekte wie die B 249 östlich von Eschwege oder eine verbindende "Spange" für die noch zu bauenden Autobahnen A 82 und A 44 - "die fehlt dann eigentlich nur noch", argumentierte ein Landrat. STEPHAN BÖRNECKE
FRANZ JOSEF JUNG, Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, macht sich Sorgen um die Besetzung der SPD-Spitzenämter. Er hat am Montag den Rücktritt des SPD-Fraktionschefs Lothar Klemm gefordert. Der Grund: Dessen Buch über den erzkonservativen Fuldaer Bischof Johannes Dyba sei noch schlimmer als zunächst befürchtet. Nachdem die Union schon seit Wochen den vorab verbreiteten Text des Buchs kritisiert, ist Jung nun bei Vorliegen der "endgültigen Version" (des fertigen Buches) sechs Tage vor der Kommunalwahl eine Karikatur aufgestoßen, die Dyba "mit einem Kreuz in der Hand zeigt, an das ein Embryo geschlagen worden ist" (so Jungs Presseerklärung). Klemm habe damit "die letzten Schranken durchbrochen".
Volkhard Nebrich hat den Sprung ins unbekannte tiefe Wasser gewagt - nun wird er beweisen müssen, daß er schwimmen kann. Nebrich, der vor einigen Jahren noch als Chefkoch der Alten Oper hinterm Herd stand, hat sich mit bewundernswerter Geschwindigkeit zum Unternehmer gemausert: Inzwischen ist der clevere Geschäftsmann nicht nur selbständiger Betreiber der "Gastronomie Nebrich" für die ganze Alte Oper und Inhaber eines Gastronomiebetriebes im Westend: Seit dem 1. September vergangenen Jahres ist er auch Pächter des Zoo-Gesellschaftshauses. Nun versucht er, nicht nur mit seinen gastronomischen Ambitionen mit Restaurant, Pavillon und Biergarten das Publikum zu locken, sondern auch mit Tanz und Gesang: Im eigens dafür umgebauten Großen Saal des Zoo-Gesellschaftshauses will die neue Revue des Berliner Friedrichsstadt-Palastes, "Crazy Dance", die Frankfurter vom 2. April bis zum 31. Juli in Atem halten.
Mehr als zwei Millionen will Nebrich für die Abend-Revue investiert haben, die nach dem Programm, also nach 23.30 Uhr, noch mit Tanz oder Barbesuch bis vier Uhr morgens verlängert werden kann.
Endlich haben also all jene, die glauben, daß eine Großstadt ohne ein solches Etablissement nicht auskommen könne und daß Unterhaltungen solcher Art zur Kultur einer Stadt gehören (vor allem, weil es auch früher schon mal so was gab), die Genugtuung, daß Frankfurt wieder in der vordersten Reihe tanzt.
Getanzt wird in der Revue allerdings nur dienstags bis samtags, von 19 bis 22.30 Uhr. Die Eintrittspreise bewegen sich Dienstag, Mittwoch und Donnerstag zwischen 30 und 55, am Freitag und am Samstag zwischen 30 und 60 Mark (zuzüglich zehn Prozent Vorverkaufsgebühr).
Das Programm umfaßt alles, was man von einer Revue erwarten kann: Ballett in knappsten Kostümen oder wallenden Silbermähnen, exotische Tanznummern mit viel Hüftschwung, vielfarbige Light- Show-Effekte mit wabernden Trockeneisnebeln, ein wenig Erotik von der ungefährlichen Sorte, ein wenig Brutalo-Rock, der ins Groteske changiert, und artistische Darbietungen: das jedenfalls suggerierte ein gestern gezeigter Film mit Programm-Ausschnitten.
Tigerpalast, Groschenoper, Zoo-Gesellschaftshaus, Café Cult und vielleicht noch Harry Owens mit seinem Projekt: Der Frankfurter Amüsier-Betrieb nimmt wahrhaft großstädtische Ausmaße an. wp
BARBARA WILZ, HILDEGARD SÖRGEL-WARWEL und BORIS WARWEL, Künstler aus Mainhausen, stellen vom 4. bis 26. März im Dietzenbacher Rathaus Aquarelle, Pastelle und Acryl aus. Vernissage ist am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr. Drei Bilder sollen verlost werden. Lose gibt's an der Vorverkaufsstelle. Der Erlös fließt der Mainhäuser Litauen-Hilfe zu. fin
GÜNTER LUDWIG, katholischer Priester, wird am Sonntag, 28. März, 15 Uhr, bei einem Gottesdienst in sein Pfarramt von "Sankt Marien" in Dietzenbach eingeführt. fin
MARGARETE KUNDE, SPD-Stadtverordnete in Dietzenbach, und ihre CDU-Kollegen THOMAS BRAUN, RUDOLF FÜSSEL, ALFONS FAUST, Dr. KLAUS LIPPOLD und Dr. DIETRICH REHSCHUH wurden jetzt zu Stadtältesten ernannt. RICHARD WEILMÜNSTER, von 1989 an Stadtrat der ehemaligen Unabhängigen Kommunisten, trägt den Titel Ehrenstadtrat. fin
GERHARD DELLER, Landwirt aus Seligenstadt, wurde zum stellvertretenden Leiter der neuen Pflegegemeinschaft gewählt. Vorsitzender des Gremiums ist Ortslandwirt NORBERT ZÖLLER. fin
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ins Frauentreff im Goldenen Apfel lädt der Verein "der Kinder wegen" für heute um 20 Uhr ein: Dabei soll das Profil einer "Arbeitsgruppe Kinder" erstellt werden, wie es Bürgermeister Brehl gefordert habe, um ein solches Gremium auf kommunaler Ebene einzurichten. Sprecherin Sabine Heimsch unterstrich die Notwendigkeit, "da es keine Lobby für Kinder und keine Vernetzung von Initiativen gibt". lis
Jetzt beginnt der Rückbau der Berliner Straße S-Bahn-Halbzeit: Erster Zug soll im Mai 1995 fahren Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Halbzeitbilanz bei den S-Bahnbauern: Der Finanz- und der Zeitplan konnten weitgehend eingehalten werden. Der erste Zug wird im Mai 1995 durch Offenbach (von Frankfurt nach Hanau) fahren, und von 1997 an dann auch in den Rodgau. Das versicherte S-Bahn-Projektleiter Eckard Ventzke von der Bundesbahn. Der 3,5 Kilometer lange Tunnel ist im Rohbau bis auf ein kleines Stück in der Bieberer Straße fertig. Jetzt beginnen die Rückbauarbeiten in der Berliner Straße. Viele Versorgungsleitungen müssen wieder umgelegt werden. Das bedeutet häufige Verkehrsflußänderungen in allen Kreuzungsbereichen der Berliner Straße. Bürgermeister und Verkehrsdezernent Klaus Bodensohn bittet die Bürger weiterhin um Verständnis.
Nach einem Grundsatzbeschluß der Stadtverordnetenversammlung wird die bislang vierspurige Durchgangsstraße Berliner Straße zu einem zweispurigen Boulevard umgestaltet. Bürgermeister Bodensohn kann sich zwar vorstellen, daß über diesen Beschluß und das Festhalten am Nordring als ewige Umgehungs- und Entlastungsstraße für die Berliner Straße neu nachgedacht wird, hält es aber für unwahrscheinlich, daß diese Beschlüsse angesichts der Anlieger- Proteste aufgehoben werden.
Die Berliner Straße werde jedoch so umgestaltet, daß das Abbiegen in den Kreuzungsbereichen zügig von sich gehen könne und nicht zu Staus führe.
Der Rückbau der Berliner Straße wird um die 30 Millionen Mark kosten. Wieviele davon Bund und Land übernehmen, wird zur Zeit noch verhandelt. Nach dem S-Bahn-Finanzierungsvertrag teilen sich Bund, Land und Stadt alle durch den S- Bahnbau entstehenden Kosten im Verhältnis 60, 27,5 und 12,5 Prozent.
Heike Hollerbach, Leiterin des Straßenverkehrsamtes, und Karl-Heinz Oberländer, als Tiefbauamtsleiter städtischer S-Bahn-Projektleiter, versprechen den Autofahrern, sich um eine funktionierende Verkehrsführung "ohne Schikanen" in den 69 verschiedenen Rückbau-Phasen der Berliner Straße und auf den Umgehungsstraßen zu bemühen. Besondere Probleme macht es dabei, rund 21 Kilometer Versorgungsleitungen so zu verlegen, daß der Verkehrsfluß nicht wesentlich unterbrochen wird. Vor allem an der Kreuzung Berliner Straße/Kaiserstraße werden Hilfspolizistinnen per Handzeichen den Verkehr lenken.
Die Berliner Straße soll Ende 1994/Anfang 1995 fertig sein. Um den Ost-West- Verkehr sowohl aus der Berliner Straße als auch von Nord- und Südring herauszuholen, plädiert Bodensohn für den Ausbau der Bundesstraße 448 vom Bieberer Berg über den Main nach Fechenheim. Seit Jahresende liege dem Magistrat ein Gutachten vor, in dem der weitergebauten B 488 bescheinigt wird, keine Konkurrenz zur S-Bahn zu sein.
Dieses Gutachten soll jetzt noch von den Experten geprüft und dann der Bundesbahn und den Verkehrsministerien in Wiesbaden und Bonn vorgelegt werden. Der zwischen Bundesbahn, Land und Kommunen ausgehandelte S-Bahn-Finanzierungsvertrag schließt den Bau von Straßen aus, die der S-Bahn die Kundschaft wegnehmen könnten.
Der Bau der 17 Kilometer langen S- Bahn von Oberrad durch Offenbach und Mühlheim nach Hanau kostet eine Milliarde Mark, das 6,5 Kilometer lange Stück im Offenbacher Stadtgebiet 670 Millionen Mark. Davon verschlingt der 3,5 Kilometer lange Tunnel allein 360 Millionen Mark. 650 Aufträge wurden bislang an 81 Firmen, davon 23 aus Offenbach, vergeben. Seit die Bundesregierung am Solidarpakt schnürt und überlegt, Gelder für den Straßen- und S-Bahnbau einzusparen, befürchten die Kommunalpolitiker der Region, daß auch der S-Bahnbau durch Offenbach, in den Rodgau und nach Darmstadt eingestellt wird. Eine Entscheidung werde in Bonn wohl in den nächsten Tagen gefällt. Projektleiter Ventzke geht jedoch davon aus, daß die Offenbacher S-Bahn auf alle Fälle fertig gebaut wird: "Wir haben bereits alle Großaufträge vergeben. Jetzt die S-Bahn stillzulegen, käme erheblich teurer als das Weiterbauen."
Ventzke gibt sich überzeugt, daß auch die Rodgau-Strecke bis 1997 gebaut wird, wenn schnell Baurecht geschaffen wird. Der Forderung der Offenbacher FDP, am Bieberer Bahnübergang einen umweltfreundlichen, aber sehr teuren Trog statt des billigen Schlupfes zu bauen, erteilte er erneut eine Absage.
Der Tunnel ist im Rohbau fertig. Der Graben wird wieder mit dem nicht kontaminierten Aushub, am Kaiserlei und am Bieberer Berg zwischengelagert, gefüllt. Weil zunächst keine Lagermöglichkeiten für kontaminierten Boden gefunden werden konnte, so berichtet Ventzke, geriet der Baufortschritt um ein halbes Jahr in Verzug. Nun wird die Straße asphaltiert.
Architektonisch und künstlerisch gestaltet werden die drei Haltestellen Kaiserlei, Ledermuseum und City. Dafür soll die Stadtverordnetenversammlung noch 500 000 Mark beschließen. Der Bahnhof Ost ist fast fertig und geht bereits schon am 22. März 1993 probeweise in Betrieb.
Angesichts der Tatsache, daß in den vergangenen zwei Jahren keine großen Schwierigkeiten beim S-Bahnbau auftraten, rechnet Ventzke mit einem weiteren reibungslosen Verlauf bis zur Vollendung dieses Jahrhundertbauwerkes. Durch den Tunnelbau entstandene Setzrisse an Anlieger-Häusern werde es nun nicht mehr geben.
Diese Schäden und die nachgewiesenen Umsatzeinbußen der Geschäfte entlang der Baugrube werde die Bundesbahn über ihre Versicherung ausgleichen. Ventzke schließt nicht aus, daß in einigen Fällen die Gerichte über die Höhe der Entschädigungen befinden müssen.
Die deutschen Bahnhöfe gefallen ihm. Der Hamburger: so belebt. Der Leipziger: groß und leer. Der Dresdner: dämmrig, gemütlich und irgendwie vertraut. 1980, als er für drei Monate ein Übersetzer-Stipendium in der DDR hatte, schrieb er in sein Tagebuch: "Heute ist mir klar geworden, daß dies der Bahnhof ist, von dem ich 1945, aus Buchenwald kommend, nach Hause fuhr."
Fünf Jahrzehnte später fährt Imre Kertész wieder mit der deutschen Eisenbahn. Er ist auf Lesereise. Von Hamburg bis Zürich trifft er Publikum, trifft Freunde, die ihm für einen halben Tag ihre Stadt zeigen. Dann muß er weiter. Er freut sich seines späten, bescheidenen, aber doch bemerkenswerten Erfolges. Ein verschlepptes Debut, ein junger Autor von 64 Jahren. Zwar ist "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" nicht sein erstes Buch, aber das erste, das gelesen wird, weniger in Ungarn, sondern in der deutschen Übersetzung. Er hat Glück, er hat einen einflußreichen, ehrlich interessierten Verleger und findet eine funktionierende Öffentlichkeit vor. Vor allem aber hat Imre Kertész ein starkes und gültiges Stück Literatur geschrieben.
"Kaddisch" ist der lange, erregte Monolog eines Mannes, der sich weigert, nach Auschwitz noch Kinder in die Welt zu setzen. Obwohl der Holocaust dabei nur Untergrund ist, wird Kertész bei Veranstaltungen vor allem zu eigenen Erlebnissen befragt. Geduldig spricht er darüber, um Aufrichtigkeit bemüht, ein feiner Herr von altmodischer Freundlichkeit, mit geblümter Krawatte und schwarzem Hut. Beim Vorlesen wirkt er ernst, im Gespräch dagegen fröhlich. Er lacht für sein Leben gern. Beides zusammen vermittelt eine Idee von Tapferkeit.
Immer wieder wird er gefragt, ob der Autor und der Protagonist des Romans ein und derselbe wären. Ob er denn selbst Kinder habe? Nein. Ob seine Frau sich auch von ihm getrennt hätte? Oh, nein, sie seien seit 40 Jahren verheiratet. Ob er seine Existenz ähnlich radikal in Frage stelle wie seine Romanfigur? Ja, antwortet er, allerdings. Und scheu und leise fügt er hinzu, auch er hätte natürlich Selbstmordgedanken gehabt. Später sagt er den Satz, der Stalinismus hätte ihn vor dem Selbstmord bewahrt. Indem er ihm alle Illusionen raubte und zu einer radikalen Privatexistenz zwang. "Ich hegte keine Hoffnungen. Ich lebte von der Öffentlichkeit abgeschnitten, fast wie im Kloster. Im Kommunismus konnte man das machen. Man konnte 15 Jahre lang nachdenken. Das hat mich gerettet." Leidtragender zweier Diktaturen, wurde Kertész zu einem Experten des Überlebens. "Auschwitz habe ich mehr oder weniger zufällig überstanden. Ich war noch Kind, ich hatte keine Strategie, blieb passiv, vielleicht war gerade das mein Glück. Den Stalinismus aber erlebte ich voll und bewußt." Der Schriftsteller fand Halt in der Suche nach einer Sprache, die wahrhaftig wäre. "Immer wurde nach fremden Worten gelebt. Man wurde determiniert, es wurde einem gesagt, wer man ist. Daraus resultiert ein Grundzug unserer Epoche - die Schicksalslosigkeit. Das Leben war und ist, nach strenger Untersuchung, leer. Dem wollte ich ein sinnvolles Schreiben entgegensetzen."
Den Ostdeutschen attestiert er keine gute Überlebenstechnik. "Was einem auffiel; die totale Anpassung. Sie gaben sich schnell auf, schneller als es nötig war. Die Leute, so schien es mir, hatten keinerlei Glauben, sie glaubten vor allem nicht an sich. Sie hatten mit sich selbst nichts vor." In Ungarn habe es wenigstens eine zweite Realität gegeben, das Streben nach einem gelungenen Doppelleben. (Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstraße 102, Beginn 20 Uhr.) STEFAN SCHOMANN
FRIEDRICHSDORF. Das Seulberger Feuerwehrgerätehaus und die Post sollen aufgestockt werden. Die Stadt will darauf fünf Mietwohnungen errichten. Der Bauausschuß hat diesen Plänen kürzlich zugestimmt.
Die Kosten des Projekts schätzt die Stadtverwaltung auf 1,4 Millionen Mark. Für dieses Jahr ist bereits gut eine halbe Million Mark im Etat vorgesehen, das Land schießt 240 000 Mark zu.
Die 70 bis 85 Quadratmeter großen Wohnungen sollen einkommensschwachen Familien zu einem Preis von zwölf Mark je Quadratmeter vermietet werden.
Nach der Zustimmung des Bauausschusses stehen jetzt noch die Beratungen im Finanzausschuß und im Seulberger Ortsbeirat aus. Sie sollen erst nach der Wahl und der Konstituierung des neuen Stadtparlaments erfolgen. stk
pid. NORTHEIM. Die rechtsextreme Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) bestraft abtrünnige Gesinnungsgenossen offenbar mit brutalen Methoden: Vertraute des FAP- Landesvorsitzenden Thorsten Heise sollen im März vergangenen Jahres in dessen Wohnung in Nörten-Hardenberg (Kreis Northeim) einen 23jährigen ehemaligen Skinhead mit einem Schlagstock verprügelt und dazu gezwungen haben, Liegestütze über einem offenen Messer zu machen. Das Opfer, das nach einiger Zeit kraftlos zusammenbrach, stürzte in das Messer und zog sich eine Stichwunde im Bauch sowie Blutergüsse zu.
Wegen dieser Mißhandlungen sollten sich am Montag vor dem Amtsgericht Northeim ein 25jähriges FAP-Mitglied und eine 18jährige Anhängerin der Partei aus Nörten-Hardenberg verantworten. Allerdings erschien zu Prozeßbeginn nur die 18jährige Angeklagte vor Gericht. Gegen den 25jährigen Mitangeklagten, der offenbar seit einigen Wochen in den Untergrund abgetaucht ist, beantragte die Staatsanwaltschaft Göttingen am Montag Haftbefehl.
Insgesamt sollen drei Personen den 23jährigen mißhandelt haben. Während zwei Frauen, von denen eine nicht namentlich ermittelt werden konnte, laut Anklage mit einem Schlagstock auf ihn eingeschlagen, soll der 25jährige dem Opfer das Messer unter den Bauch gehalten haben. Aus Angst hatte sich das Opfer erst einige Tage später bei der Polizei gemeldet und ins Krankenhaus begeben.
Der 25jährige Angeklagte war bereits im Sommer vergangenen Jahres vom Jugendschöffengericht Göttingen zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er mit zwei anderen Kumpanen am Göttinger Bahnhof einen Frührentner zusammengeschlagen hatte. Ein weiteres Verfahren gegen ihn läuft derzeit vor dem Amtsgericht Oldenburg (Holstein). Auch dort war er nach Angaben eines Gerichtssprechers nicht zur Verhandlung erschienen. Gemeinsam mit fünf Gesinnungsgenossen soll er nach einer FAP- Versammlung in Heiligenhafen einen Pkw gestoppt und drei Wageninsassen verletzt haben. Jetzt wird nach ihm bundesweit gefahndet. * * *
KARBEN/BAD VILBEL. Post von Ehrenbürgermeister Paul Schönfeld haben in den vergangenen Tagen zahlreiche ältere Karbener/-innen erhalten. Den "lieben Seniorinnen und Senioren" listet der ehemalige Karbener Verwaltungschef auf, was die Kommune, für die er weiterhin als Seniorenbeauftragter aktiv ist, für ihre älteren Mitbürger/-innen leistet. "Wählen Sie SPD, damit wir weiter arbeiten können", empfiehlt Schönfeld - sehr zum Ärger der Christdemokraten. Mit seinem Schreiben, kritisiert die Union, habe Schönfeld sein "von der Aufgabe her neutrales Amt" und gleichzeitig "die ihm als Seniorenbeauftragten zur Verfügung stehenden Anschriften der älteren Bürger mißbraucht".
Mehr als eine "solide und dennoch etwas plumpe Wahlpropaganda" (Dr. Jürgen Milnik) vermag die CDU Schönfeld allerdings nicht vorzuhalten. Einen Amtsmißbrauch kann sie juristisch nicht begründen, weil sich Schönfeld nicht als Seniorenbeauftragter, sondern lediglich mit dem Titel des Ehrenbürgermeisters zu Wort gemeldet hat. Allenfalls den Datenschutz, argwöhnt Milnik, könnte Schönfeld verletzt haben. Tatsächlich hat sich der Ehrenbürgermeister dabei in einer Grauzone bewegt, die auch schon sein noch amtierender christdemokratischer Kollege Biwer in Bad Vilbel reichlich genutzt hat. 1989 schrieb Günther Biwer als Bürgermeister alle über 60jährigen Vilbeler an und bat sie, die CDU zu wählen. Weil er das gleiche bei den örtlichen Gewerbetreibenden sowie bei seinen Verwaltungsmitarbeitern praktizierte, wurde damals die Wahl angefochten und mußte wiederholt werden. mu
Obwohl schon seit einigen Wochen benutzt, ging das neue Parkhaus am Bahnhof gestern offiziell in Betrieb Auch die Stadt Frankfurt half bei der Finanzierung Bereits zu 80 Prozent von Pendlern ausgelastet Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Das erste Parkhaus der Barbarossastadt, die "Park & Ride-Anlage" am Bahnhof, ist gestern auch offiziell in Betrieb genommen worden. Mitte Dezember durften die ersten Autos einfahren und mittlerweile sind Vertreter der Bundesbahn und der Stadt gleichermaßen zuversichtlich, die Anfangsschwierigkeiten bald ganz bewältigt zu haben. Die Bahnkunden gewöhnen sich an die Neuerung und bei der Polizei soll sich das Kontrollefahren mittlerweile buchstäblich eingeschliffen haben: Ein grün-weißer VW- Bus passierte forsch die nur 2,15 Meter hohe Durchfahrt, so die erste in Bahnerkreisen augenzwinkernd erzählte Parkhaus-Anekdote, und kam ohne seinen Blaulicht-Aufsatz wieder heraus. Zum strategisch günstigen Termin sechs Tage vor der Kommunalwahl hatte Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) zur symbolischen Eröffnung der neun Millionen Mark teuren Großgarage geladen. Sie bilde mit ihren 327 Stellplätzen einen "wesentlichen Beitrag zur Befriedung des ruhenden Verkehrs", lobte der Verwaltungschef die neckisch begiebelte Konstruktion aus Stahl und Beton. Wesentlich erleichtert worden sei das Werk durch eine vorbildliche Zusammenarbeit mit den Beamten der Bahn und des Landesamtes für Straßenbau.
Das Parkhaus ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt, Bahn, Land und Bund. Die Stadt Gelnhausen zahlte 2,4 Millionen Mark. Bund und Land steuerten rund fünf Millionen Mark bei. Zudem flossen 1,6 Millionen Mark aus der Kasse der Stadt Frankfurt. Die Main-Metropole verfolgt damit das Konzept, zur eigenen Entlastung Parkraum für Autos im Umland zu finanzieren, um so die Verlagerung der Pendlerströme auf die Bahn zu unterstützen. Auf diese Weise haben die Frankfurter bisher neun Park & Ride- Anlagen mit insgesamt neun Millionen Mark gefördert.
Ausgangspunkt für die Planung des Parkhauses neben der Gelnhäuser Bahn- Empfangshalle waren stetig wachsende Probleme in den bahnhofsnahen Gebieten Weiherfeld und Hailerer Straße mit der Blechlawine der Pendlerautos. Für die Anwohner sei die Situation unerträglich geworden, blickt Michaelis zurück. Nach einer Parkplatz-Bedarfsanalyse einigte sich die Stadt mit der Bahn auf den Bau in städtischer Regie auf bahneigenes Gelände direkt neben den Gleisen.
Die Baugeschichte ist nicht frei von Reibungspunkten: Um das Fällen einiger stattlicher Bäume gab es Konflikte mit Naturschützern, zumal die Säge zuerst ausgerechnet in der Brutzeit der Krähenkolonie am Bahnhof angesetzt werden sollte. Später machte die Baustelle Schlagzeilen, weil die Bagger im Erdboden auf Öl stießen, das dort keineswegs natürlich vorkam.
Diese Wogen haben sich längst geglättet. Nun gibt es andere Kritikpunkte. Willi Kurz (CDU), Ortsvorsteher von Gelnhausen-Mitte, und die Stadträtin Ingrid Reußwig (SPD) bemängelten am Rande der Eröffnungsfeier, daß das Parkhaus nicht mit einer Toilette ausgestattet sei. Kurz: "Ein unmöglicher Zustand". Dringend müsse ein selbstreinigendes WC installiert werden. Das bislang einzige unter dem Bahnhof sei "eine Katastrophe". Auch Ingrid Reußwig berichtete von zahlreichen Beschwerden wegen dieses Mangels.
Das Parkhaus ist montags bis freitags Bahnkunden vorbehalten. Monatskarten sind im Bahnhof zum Preis von 20 Mark im überdachten Teil und 15 Mark auf dem obersten Deck erhältlich. Wer sich einmieten möchte, muß eine Monatsfahrkarte der Bahn für eine beliebige Strecke vorweisen. Die Parkgebühren gehen zu 80 Prozent an die Stadt. Den Rest behält die Bahn als Provision.
Weiterhin gibt es auch noch Parkplätze im Freigelände auf der entgegengesetzten Seite des Empfangsgebäudes für zehn Mark monatlich. Nur für das Freigelände können auch Tagesparkkarten erworben werden. Mancher Benutzer dort mußte sich auf etwas unbequemere Plätze umstellen, weil 73 Stellplätze, die Eigentum der Stadt sind, nach Öffnung des Parkhauses in eine gebührenpflichtige Kurzparkzone umgewandelt wurden. Aber auch im Parkhaus nahe am Bahnsteig sind noch Plätze zu haben. Laut Bahnhofsvorsteher Armin Hempel beläuft sich die Auslastung gegenwärtig auf ungefähr 80 Prozent.
Bisher ist das Einfahren auch ohne Parkkarte möglich, da auf die üblichen Schranken verzichtet wurde. Die städtischen Ordnungshüter, die im Parkhaus für die Kontrolle zuständig sind, haben laut Ordnungsamtschef Klaus-Rüdiger Schmidt bisher die Augen zugedrückt und Falschparkern erst einmal "einen freundlichen Schrieb" unter die Scheibenwischer geklemmt.
Unbelehrbare sollen demnächst mit 20 Mark Verwarnungsgeld zur Kasse gebeten werden. Schmidt hofft, daß die Stadt sich die Anschaffung der kostspieligen Schranken sparen kann. Festhalten wolle man auch an der Regelung, daß im Parkhaus samstags und sonntags kostenlos auch Autofahrer ohne Parkkarte ihr Vehikel abstellen können. Derweil hat die Park & Ride-Anlage auch gar nicht so willkommene Fans gefunden. Wie es im Bahnhof heißt, haben nicht nur Autofahrer, sondern auch Skateboard-Piloten das Parkhaus hervorragend angenommen und sind auf die Kurven der Ein- und Ausfahrten schon recht gut trainiert.
"Höchste Zeit für die Briefwahl!": Mit diesem Satz begann ein Aufruf von Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD). Und Oskar Rohde, Abteilungsleiter im Frankfurter Wahlamt, konnte dem Politiker nur zustimmen - denn bei der Briefwahl ergibt sich ein besorgniserregender Rückstau. 32 000 Bürger hatten bis zum Wochenende die Briefwahl in Frankfurt beantragt - aber nur 15 000 schickten ihre ausgefüllten Unterlagen bisher ans Wahlamt zurück. Insgesamt rechnet die Kommune sogar mit bis zu 45 000 Briefwählern. Wahlbriefe aber, die nicht bis spätestens Sonntag, 7. März, um 18 Uhr bei der Gemeinde eingegangen sind, dürfen bei der Ermittlung des Wahlergebnisses nicht mehr berücksichtigt werden - darauf machte Minister Günther aufmerksam.
Letzter Termin für die Ausgabe von Briefwahlunterlagen ist Freitag, 5. März, um 18 Uhr.
Fachmann Rohde gab aber schon jetzt die dringende Empfehlung ab, die Wahl- Briefe spätestens am kommenden Freitag, 5. März, in den Briefkasten zu stekken. Anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen nämlich gibt es keine Sonderleerungen der Bundespost. Und für die rechtzeitige Zustellung des Wahlbriefes ist rechtlich weder die Post noch die Stadt, sondern jeder Wähler selbst verantwortlich - Vorwürfe an Dritte helfen den Bürgern also nichts.
Rohde räumte ein, daß die Fristen vor der Kommunalwahl "sehr, sehr eng kalkuliert sind". Erst vor 14 Tagen konnte die Behörde beginnen, die Briefwahlunterlagen zu verschicken - erst dann nämlich stand fest, wie sich die einzelnen Wahlzettel aufbauen. Innenminister Günther empfahl am Montag allen Bürgern, die Wahlämter persönlich aufzusuchen und dort die Briefwahlunterlagen in Empfang zu nehmen - das spare Zeit. Auch wer schon Briefwahlunterlagen besitzt, gibt sie aus der Sicht der Fachleute in den kommenden Tagen am besten persönlich bei den Wahlämtern ab.
In Frankfurt existieren drei Anlaufstellen: Für die Innenstadt und die citynahen Stadtteile bietet sich das Wahlamt selbst, Zeil 3, an. Für die westlichen Vororte steht die Verwaltungsstelle Höchst im Bolongaropalast zur Verfügung, für die östlichen Stadtteile die Verwaltungsstelle Bergen-Enkheim, Marktstraße 30.
"Überdurchschnittlich gut" nannte Fachmann Rohde in Frankfurt den Briefwahlrücklauf von Urlaubern, Geschäftsleuten oder Studenten, die sich allesamt im Ausland aufhalten. Über 1200 Wahlbriefe gingen aus diesem Personenkreis bereits ein - selbst Frankfurter in Australien mochten auf ihr Wahlrecht am 7. März nicht verzichten.
Am kommenden Sonntag treten dann in Frankfurt eigene Briefwahlvorstände zusammen, um die eingegangenen Stimmen auszuzählen. jg
Im Wortlaut: Gewaltfreie Bosnien-Helfer Fallschirm-Aktion begrüßt
Als richtigen Schritt in einem Konzept "ziviler Konfliktbearbeitung" hat das Komitee für Grundrechte und Demokratie (Sensbachtal) die Entscheidung der US-Regierung begrüßt, Hilfsgüter über Ostbosnien abzuwerfen. Das Komitee ruft zugleich dazu auf, die Diskussion über eine Militärintervention im ehemaligen Jugoslawien zu beenden und kündigt weitere eigene Hilfsaktionen an. Im folgenden dokumentieren wir leicht gekürzt die Stellungnahme des Komitees, die von dessen Sprecher Andreas Buro sowie von Komitee-Sekretär Klaus Vack verfaßt wurde: "Der Krieg in Bosnien-Herzegowina und das große Leid der dort lebenden Menschen können nicht durch eine militärische Intervention schnell und ohne weitere Opfer beendet werden. Im Gegenteil, es besteht die Gefahr der Ausweitung und Intensivierung des Krieges. Die Folge wäre ein noch schrecklicheres Ausufern von Feindschaft, Rache und Leid. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hat deshalb konsequent eine zivile, nichtmilitärische Bearbeitung des Konflikts gefordert und seine eigenen Aktivitäten in Ex-Jugoslawien auf politische und humanitäre Hilfe konzentriert. Die Entscheidung der Clinton-Administration, in Bosnien humanitäre Hilfe aus der Luft zu leisten, halten wir für einen richtigen Schritt. Er ist gleichzeitig eine Absage an die Idee einer militärischen Intervention. Wir haben seit langer Zeit eine solche Form der Unterstützung vorgeschlagen. Dabei machen wir uns keine Illusionen über die ständig vorhandenen Risiken einer Eskalation durch Zwischenfälle. Doch auch in dieser Hinsicht hat die US-Regierung zwei wichtige Vorentscheidungen getroffen: Die Hilfsflüge werden nicht militärisch abgesichert, und die Hilfe geht an alle notleidenden Menschen der Region, gleichgültig, ob es sich um Muslime, Serben, Kroaten oder andere handelt. Beide Entscheidungen verhindern die Eskalationsgefahr erheblich, wie auch die Kontrolle der Hilfsgüter auf Waffen durch internationale Organisationen und Vertreter der Kriegsparteien.
Die Versorgungsaktion aus der Luft bietet zudem die Chance, die Menschen aller beteiligten Nationalitäten mit allen nur möglichen Medien anzusprechen. Diese sind bislang dem Informationsmonopol der den Krieg organisierenden nationalistischen Eliten ausgeliefert. Serben, Bosnier und Kroaten sind zur Einstellung des Krieges, zu humanitärer Solidarität, Versöhnungsbereitschaft und Kooperation aufzurufen. Dies wäre ein wichtiger Schritt in einem Konzept der zivilen Konfliktbearbeitung, der mit Folgeschritten zur Stärkung der Kräfte für den Frieden ausgebaut werden müßte. Wir hoffen, daß die Clinton-Administration diese dringend erforderliche Versorgung mit Lebensmitteln, Decken, Kleidung und Medikamenten etc. aus der Luft mit der mittelfristigen Perspektive deeskalierender nichtmilitärischer Lösungsschritte verbindet.
Die deutsche Bundesregierung fordern wir auf, im Rahmen eines solchen zivilen Konzeptes konsequent humanitäre Hilfe zu leisten:
- Dazu gehört, endlich die Grenzen für Insassen von Gefangenen- und Internierungslagern sowie für Flüchtlinge aus Bosnien zu öffnen.
- Außerdem sind Mittel für die humanitäre und medikamentöse Versorgung der Flüchtlinge in sicheren Bereichen zur Verfügung zu stellen, damit Menschen dorthin fliehen können.
- Immer mehr Opfer des Krieges können nicht mehr in den Ländern Ex-Jugoslawiens medizinisch behandelt werden; humanitäres Engagement stellt hier eine wichtige Aufgabe, indem Bund und Länder erforderliche Mittel für Heilung und Rehabilitation zur Verfügung stellen.
Das Komitee . . . ruft dazu auf, die Diskussion über Militärinterventionen zu beenden und sich konsequent den Möglichkeiten der humanitären Hilfe und der zivilen Konfliktbearbeitung zuzuwenden . . .
FRANKFURT A. M. Die Arbeitsgemeinschaft Sachsenhausen der Tanzsportvereine ist am Samstag und Sonntag, 6./ 7. März, Ausrichter der Hessischen Meisterschaften im Gardetanzsport in der Stadthalle Offenbach. Auf dem Programm stehen etwa 220 Tänze für die rund 1600 Teilnehmer, unter ihnen zahlreiche Gruppen, Paare und Solisten aus der Mainmetropole. Turnierleiter ist Theo Schramm aus Sachsenhausen, Cheftrainer des federführenden Majoretten- und Tanzsportclubs (MTC).
Anerkannt ist die Hessenmeisterschaft in Offenbach als Ranglistenturnier für den Deutschlandpokal und als Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft. Zu den Titelfavoriten zählen die "Pyranias" Sachsenhausen, die derzeit erfolgreichste Gardetanzgruppe Europas. dixi
KREIS GROSS-GERAU. Zurückgewiesen hat der Erste Kreisbeigeordnete Baldur Schmitt die Behauptung des BUND- Kreisverbandes, er torpediere den geplanten Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Schmitt wies darauf hin, daß der Kreis Groß-Gerau zu den ersten gehört habe, die sich der RMV-Vorbereitungsgesellschaft angeschlossen hätten. "Wir stehen nach wie vor zu den Zielen des Verbundes und setzen uns vehement für eine Verbesserung des ÖPNV ein."
Wenn jedoch die Bundesregierung sich weigere, eine Millarde Mark für die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden freizugeben, entstehe auch für das Rhein-Main-Gebiet eine völlig neue Situation. "Dieser Entwicklung galt meine Kritik, während ich mit keinem Wort zum Verkehrsverbund und dessen Zielen sowie einer eventuellen Entscheidung des Kreises Groß-Gerau zum RMV Stellung bezogen habe." lis
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OBERRAD. Zum Heringsessen hatte der Ortsverein Oberrad der Arbeiterwohlfahrt (AW) in den Bürgertreff Depot eingeladen. Für die etwa 250 Gäste hatte die AW ein buntes Programm zusammengestellt. Die Tanz- und Gymnastikgruppe des Vereins wartete mit kurzen Balletteinlagen auf. Die Gruppe verstand es, etwas von der eigenen Freude am Tanzen zu vermitteln, und forderte die Besucher zum Mitschunkeln auf. Ebenfalls Tanz - etwas jünger und schneller - bot die Kindertanzgruppe der Falken mit einem Discostep und einem Märchentanz.
Erinnerungen an die zurückliegenden tollen Tage weckte der zehnjährige Rene, der über seine Sorgen klagte, die er mit den Erwachsenen habe. Den Kehrvers des Vortrages "Kinder haben's wirklich schwer" sprach das Publikum bald mit.
Die Oberräder SPD war ebenfalls vertreten: Ihre Kandidaten verteilten vom Ortsverein gestiftete Brezel und nutzten die Gelegenheit, mit den Wählern ins Gespräch zu kommen. Der Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch ermunterte die Zuhörer, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Busch machte sein Anliegen deutlich, für eine hohe Wahlbeteiligung zu kämpfen. "Wenn Sie glauben, meine Partei aus verschiedenen Gründen nicht wählen zu können, dann geben Sie Ihre Stimme zumindest einer der anderen demokratischen Parteien."
Gern gegessen wurden dann die Heringe, die mit Kartoffeln serviert wurden, und die Hausmacherwurst, die es für die Gäste gab, die keinen Fisch mögen. mab
FRANKFURT A. M. Musik aus fünf verschiedenen Kulturkreisen ertönte kürzlich im großen Saal des Bürgerhauses Nordweststadt. Unter dem Motto "Jugend gegen Rassismus" waren mehr als 300 Besucher gekommen, um Musikgruppen mit ihrer jeweiligen Stilrichtung zu hören.
Veranstalter war der Verein türkischer Jugendlicher in Frankfurt. Dafür hatten sogar die "Rodgau Monotones" zugesagt, die ihre populären hessischen Texte und deutschen Ohren vertraute Töne rockten. Doch nur wenige der Besucher konnten die Band hören - die meisten kamen erst später.
"Rembetiko" aus Griechenland boten die "Prosechos". Ihre rhythmische Musik forderte zum Mitmachen auf - bald tanzten die Zuhörer im Saal. Begeisterung löste auch die Rock-Blues-Band "Empty Pocket" aus, deren Leadsänger schon vor Jahren aus London nach Deutschland kam. Die "Sunshine Steelband" wartete mit karibischer und südamerikanischer Musik auf, bevor Yurdun Sesi mit türkischen Volksliedern dem Abend einen schönen Abschluß gab.
Fremdenfeindlichkeit im Alltag und in der Schule, aber auch Freundlichkeit Fremden gegenüber bildeten den thematischen Rahmen, den Yasemin Arkan zwischen den Auftritten der Bands moderierte. Aufgeschlossenheit dem gegenüber, was unbekannt ist, wollten die Veranstalter mit ihrem Konzert fördern. "Wir wollen uns nicht isolieren", betonte Achil Demirtas vom Verein türkischer Jugendlicher, "wir möchten vielmehr zeigen, daß es interessant ist, sich über andere Kulturen zu informieren." Mit Hilfe der Musik und des Tanzes sei das Kennenlernen am leichtesten. Es sei eben wertvoller, etwas miteinander zu tun als gegeneinander. So könne es gelingen, das Denken des anderen zu verstehen.
Demirtas sagte, das Wort Ausländer etwa gefalle ihm überhaupt nicht. Die meisten Mitglieder des Vereins türkischer Jugendlicher seien in Deutschland geboren und fühlten sich dort heimisch: "Wir sind sozusagen Einheimische aus fremden Kulturen." Selbstverständlich ergäben sich aus dem vorgestellten gemeinsamen Leben auch politische Forderungen. Das Wahlrecht für Ausländer und die Möglichkeit einer doppelten Staatsangehörigkeit gehörten dazu. So könnten sich Ausländer im gesellschaftlichen Leben in Deutschland engagieren ohne die eigene Identität zu verlieren. Demirtas: "Wir wollen gesellschaftlich, kulturell und politisch tätig sein. Wir wollen uns nicht isolieren."
Der Verein türkischer Jugendlicher bemühe sich, offen zu sein für Anfragen Außenstehender, will aber auch die Situation in der Türkei den Deutschen verständlich machen. Vorträge, etwa über den wirtschaftlichen Status der Frau in der heutigen Türkei, gehörten ebenso dazu wie Unterricht an verschiedenen Musikinstrumenten.
Einmal in der Woche treffen sich die rund fünfzig Mitglieder, klönen miteinander, planen gemeinsame Aktionen. Die "erste Generation" des 1977 gegründeten Vereins ist dabei zu Rat und Tat bereit. Die Besucher des Konzertes nutzten die Gelegenheit, sich unvoreingenommen verschiedenen Musikkulturen zu nähern. So ist das Vorhaben der Veranstalter geglückt, über die gemeinsame Lust an der Musik das Fremde kennenzulernen. mab
Weiterer Rückgang bei Gewerbesteuereinnahmen In Hanau klafft eine Lücke von 3,4 Millionen Mark Von Regine Schlett HANAU. In Hanau zeichnet sich ein weiterer Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen ab. Wie Kämmerer Norbert Kress (CDU) am Montag mitteilte, klafft bereits derzeit eine Lücke von 3,4 Millionen Mark mit "steigender Tendenz", so Kress. "Wenn es so weiter geht, sind wir gezwungen, Leistungen einzusparen", prophezeit der Finanzdezernent. Mit Rücksicht auf die schlechte Konjunkturlage und den Ausfall von 3,7 Millionen Mark im Vorjahr hatte Kress in diesem Jahr die Gewerbesteuereinnahmen mit 80 Millionen Mark bereits niedrig angesetzt. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage haben eine Reihe Hanauer Unternehmen nun noch niedrigere Steuervorauszahlungen angemeldet, die einen erneuten Rückgang von 3,4 Millionen Mark zur Folge haben. Kress fürchtet darüberhinaus, daß dies lediglich "ein Löchlein" im Vergleich zu weiteren Einbußen sein könnte, die noch durch die Konjunkturprobleme drohen. "Die Lage ist ernst", sagt er.
"Die Gewerbesteuer ist seit einigen Jahren unser Sorgenkind", kommentiert Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) die Entwicklung. So liegen die derzeitigen Einnahmen zum Teil niedriger als in den vergangenen Jahren. Die neue Stadtverordnetensitzung, so Kress, müsse sich überlegen, ob sie das Loch mit einem Nachtragshaushalt oder Ausgabesperren stopfen wolle. Nachdem bereits im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Mark aus der Rücklage zur Deckung des Haushalts entnommen werden mußten, ist dieser Spielraum beschränkt. Derzeit betragen die Rücklagen noch sieben Millionen Mark. Nach Ansicht Martins seien jedoch auch die Möglichkeiten bei den Leistungskürzungen gering: "Wir können doch nicht Kulturangebote oder Kindergärten abschaffen." Entlastung erhofft er sich von der Stellenbesetzungssperre.
Steigende Einnahmen bescherte dagegen in den vergangenen Jahren die Einkommenssteuer. Lag sie noch 1991 bei 58 Millionen Mark, wird sie in diesem Jahr mit 68 Millionen Mark veranschlagt. Von dieser Entwicklung, beklagt Martin, profitieren jedoch die Umlandgemeinden stärker als die Stadt Hanau, weil sie meist als Wohngebiete für Besserverdienende fungieren.
Über Parteigrenzen hinweg fürchten Martin und Kress außerdem weitere Belastungen durch die Sparbeschlüsse der Länder, die beispielsweise beim Finanzausgleich die Kommunen treffen.
GIESSEN. Es gibt Wähler und Nichtwähler, Politikverdrossene, Parteiverdrossene und Allgemeinverdrossene. Letztere müßten nicht zwangläufig zur kollektiven Verweigerer-Kaste gehören, die, anstatt ihr Kreuz zu machen, lieber selbiges dreimal schlägt und tausend gute Gründe weiß, warum sie ihre "Stimme" auch am 7. März nicht im Wahllokal "abgeben" wird. Es gibt Leute im Land, die, viel schlimmer, mitreden wollen, aber es nicht dürfen. Und die aus diesem Grund verdrossen sind.
Der Herr H. aus Gießen respektive aus Bad Nauheim (da befinden wir uns auch schon unversehens mittendrin in der Geschichte) ist sauer. Weil er die Qualifikation für die Teilnahme an der Kommunalwahl nicht bestand, wird für ihn der erste Märzsonntag kein fröhlicher Tag sein. Dabei standen die Chancen des Herrn H. gar nicht einmal so schlecht. Die beiden ersten Hürden, die der Gesetzgeber in der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) aufgebaut hat, nahm er mit Bravour. Herr H. ist erstens Deutscher im Sinne des Artikels 116, Absatz 1, des Grundgesetzes und zweitens längst über die Vollendung des achtzehnten Lebensjahres hinaus. Doch am Hindernis 3 hat er gepatzt: seit mindestens drei Monaten (vor dem Wahltag) in der Gemeinde seinen Wohnsitz zu haben, das war nicht drin.
Kein Wunder, denn Herr H. ist umgezogen. Am 14. Januar 1993. Von Bad Nauheim nach Gießen. Leider zu spät. Hätte er diesen Schritt bereits am Nikolaustag getan, er wäre fehlerfrei durch den Paragraphen-Parcours der Gemeindeordnung gekommen. Doch weil der Gesetzgeber die Zugangsberechtigung für die Kommunalwahl nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip verteilt, darf der Herr H. weder über die künftige Zusammensetzung des Bad Nauheimer, noch über die des Gießener Stadtparlaments ein "Wörtchen" mitreden. Verständlich, das der solcherart Ausgebootete überaus verärgert reagiert. "Ich halt die Verweigerung eines Grundrechtes für ein großes Unrecht", läßt er die FR in einem Schreiben wissen.
Daß in allen Wahlgesetzen der Republik diese Drei-Monate-Frist existiert, wie Pressesprecher Gert-Uwe Mende vom Wiesbadener Innenministerium versichert, macht die Notwendigkeit dieser Regelung nicht unbedingt plausibel. Das angemahnte "Mindestmaß an Kenntnissen der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse am Wohnort" (wiewohl man sich ihnen durch jahrelanges Üben auch geschickt entziehen kann) scheint zumindest bedenkenswert. Am überzeugendsten ist allerdings der Einwand, daß man nicht für jeden Einzelfall in den 426 Gemeinden Ausnahmeregelungen treffen könne. Pech für Herrn H.
Der Frust des unfreiwilligen Nichtwählers sitzt tief. Auch kein Wunder: Wohnortwechsler haben in der Politik noch immer keine Lobby. Niemand weiß, wie vielen Menschen in Hessen ein ähnliches Schicksal widerfährt. Die Gruppenstärke taucht in keiner Statistik auf. Ganz im Unterschied zu jenen, die könnten, wenn sie wollten. Etwa jeder dritte, so wird vermutet, der die Kriterien für die diesjährige Kommunalwahl erfüllt hat, wird zum Entscheid gar nicht erst antreten. Für Herrn H. allenfalls ein schwacher Trost: In Zeiten wie heute will man dürfen können. Selbst wenn man letztlich gar nicht will. VOLKER TRUNK
hll BONN, 1. März. Zwei Bannmeilen- Prozesse vor dem Bonner Landgericht endeten am Montag mit Freisprüchen. In beiden Fällen urteilte das Gericht, den Beschuldigten seien Straftaten nicht nachzuweisen. Wegen "Verletzung des Bannkreises" um den Bundestag waren Manfred Stenner vom Bonner Büro des Netzwerks Friedenskooperative, und - in einem anderen Verfahren - Helga Prauß aus Frankfurt a. M.-Hoechst, die sich als Mutter eines "politischen Gefangenen" bezeichnet, angeklagt. Beide waren angezeigt worden, weil sie "in den befriedeten Bannkreis" im Regierungsviertel eingedrungen seien und damit gegen den Strafgesetzbuch-Paragraphen 106 a verstoßen hätten.
Stenner war Versammlungsleiter einer von ihm angemeldeten Kundgebung am 14. Januar 1991, die ursprünglich als Mahnwache am Rande des Bannbezirks geplant war. An jenem Tag fand im Bundestag eine Debatte über den Golf-Krieg statt. Von den rund 500 Teilnehmern liefen die meisten zum Parlamentsgebäude und protestierten dort vor dem Eingang, so daß sich einige Abgeordnete gestört fühlten. Stenner wollte nach eigenen Angaben die Demonstranten auffordern, die Bannmeile wieder zu verlassen, obwohl er das Bannmeilengesetz, das Demonstrationen innerhalb dieser Zone verbietet, für "sinnlos" hält, wie er vor Gericht sagte. Der Staatsanwalt beantragte Freispruch.
Ein zweiter Angeklagter, der anhand eines Polizeifotos identifiziert worden war, wurde ebenfalls freigesprochen. Seine Teilnahme an dem Antikriegs-Protest sei nicht zu beweisen, erklärte das Gericht.
Helga Prauß hatte am 27. April 1992 zusammen mit weiteren Frauen im Regierungsviertel für die Freilassung der RAF-Häftlinge Bernd Rösner und Günter Sonnenberg demonstriert. Sie wies nach, daß sie an jenem Tag einen Gesprächstermin mit einem Beamten im Bundeskanzleramt hatte. "Wir waren angemeldet, und da mußten wir hin. Ich weiß gar nicht, wo die Bannmeile anfängt und wo sie aufhört", sagte sie. Zwölf weitere Verfahren in diesem Fall stehen bevor.
SINDLINGEN. Schwere Verletzungen erlitt am Sonntag ein 57jähriger Hattersheimer bei einem Verkehrsunfall auf der B 40 A. Er fuhr gegen 15.15 Uhr Richtung Krifteler Dreieck und wollte bei der Anschlußstelle Sindlingen von der Bundesstraße abfahren. Auf dem Verzögerungsstreifen raste er so, daß ein 27jähriger Kelkheimer, der auf diese Spur einfädelte, sofort wieder nach links ziehen mußte, um einen Auffahrunfall zu verhindern.
Schließlich konnte der Hattersheimer dem Kurvenverlauf der Ausfahrt nicht mehr folgen und schleuderte geradeaus auf die dortige Grünfläche. Dabei riß er einige Verkehrsschilder mit sich. Sein Wagen überschlug sich und blieb total beschädigt auf dem Dach liegen. Verkehrsteilnehmer zogen den 57jährigen Fahrer aus dem Wrack, er mußte laut Polizei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Der 21jährige Kelkheimer erlitt einen Schock, sein Auto blieb unbeschädigt. ege
WESTLICHE STADTTEILE. "Was bedeutet der Unfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG für meine Gesundheit ?" Diese Frage wollen die Höchster Schnüffler un' Maagucker und die Ortsverbände 71 und 80 des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) versuchen zu beantworten: heute, Dienstag, 2. März, 20 Uhr, im Pfarrhaus der Mauritiusgemeinde in Schwanheim, Mauritiusstraße 14. Die beiden Umwelt-Gruppierungen laden dazu alle Betroffenen ein. Die Veranstalter wollen außerdem detailliert erklären, wie der Unfall passieren konnte und diskutieren, was Bürger gegen einen erneuten Unfall unternehmen können. "Wie könnte die Anlage technisch verbessert werden ?" ist eine weitere Frage, die sich die Umweltschützer an diesem Abend stellen.
Unterdessen hat sich am vergangenen Sonntag gegen 16 Uhr ein weiterer Störanfall ereignet - diesmal im Remazol- Farben-Betrieb im Nordwerk der Hoechst AG. Dabei traten aus einer defekten Flanschverbindung an einer Rohrleitung zwei Liter giftiges Schwefeltrioxid aus. Wie die Hoechst AG mitteilt, schlug die Werksfeuerwehr die Schwefeltrioxid- Dämpfe in dem Gebäude mit einem Wasserschleier nieder. Nach Angaben der Hoechst AG sei die durch einen chemischen Umwandlungsprozeß entstandene Schwefelsäure ebenfalls aufgefangen worden. Die Schwefeltrioxid-Werte seien bei Messungen unter der Nachweisgrenze gewesen.
Seit Sonntag teilt die Hoechst AG wieder Ethanol als Reinigungsmittel an die Bevölkerung aus. Das bestätigte Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries der FR auf Anfrage. "Die Wischsanierung mit Ethanol ohne Atemschutz ist ungefährlich", sagte Ries. Das habe die Arbeitsgruppe herausgefunden, die Hessens Umweltminister Joschka Fischer eingesetzt hatte. Allerdings müßten alle Bürger beim Abholen des Ethanol darüber informiert werden, daß diese Chemikalie nur mit Gummihandschuhen "zu verarbeiten" sei. Nachdem so "grünes Licht" von den Wiesbadener Fachleuten gegeben wurde, hat der Frankfurter Feuerwehrchef sein Ethanol-Verbot wieder aufgehoben. gre
"Sein Gasofen brachte die Chemikalie zur Explosion, Fenster und Türen gingen zu Bruch, die Räume waren demoliert. Trost für den unverletzt gebliebenen Heimwerker: Die Tapeten klebten noch." Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in einem Artikel über Heimwerker.
"Wir werden uns wohl nicht wehren können." Mladen Dijuric, Vorsitzender des Romaclubs Negotin Krajina im Hamburger Karolinenviertel, macht sich Sorgen. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) hat den Mietvertrag für seinen Club gekündigt. Damit geht für die etwa 600 Roma, zum Teil Flüchtlinge aus dem jugoslawischen Kriegsgebiet, zum Teil seit langem hier ansässige Arbeitsemigranten, der einzige Treffpunkt verloren. Dieser Tage steht die Räumung an. "Ohne uns Ersatzräume zu geben, will die STEG damit beenden, was wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben."
Die STEG sieht das anders. Vom Club seien beständig Ruhestörungen ausgegangen, die Existenz des Clubs sei den anderen Mietern deswegen nicht mehr zuzumuten gewesen. Daß es Konflikte gibt, wird von niemandem bestritten. Daß die STEG eine Lösung für alle Beteiligten versucht hat, schon. Parallel zur Kündigung hat die Sanierungsgesellschaft nämlich einen "Bericht zur Situation der Roma im Karolinenviertel" veröffentlicht, der - so lautet die Einschätzung der Roma und der Mitglieder der Initiativgemeinschaft Karoline - "dem auch in unserem Stadtteil vorhandenen Rassismus zuarbeitet".
Tatsächlich enthält das 68seitige Dokument eine Vielzahl rassistischer Stereotype. Zum Beispiel die Aussage, daß Roma "lauter und exotischer" seien als Sinti. "Beiden Gruppen gemeinsam ist aber eine traditionelle Händlermentalität: Ein Lebensziel, das in Deutschland für sie kaum auszuleben ist. Die Folgen sind häufig Sozialhilfebezug."
Die Erkenntnis, daß zur "kulturellen Identität" der "Zigeuner" "ihre Offenheit für das Irrationale, ihr Sinn für Schönheit und ihr Verhältnis zur Musik" gehört, steht neben der lapidaren Feststellung, Roma hätten so viele Kinder wegen der "damit verbundenen materiellen Versorgung (u. a. Kindergeld)".
Konsequenz dieser Studie, die sich unter anderem auf die Arbeit "Das Zigeunerproblem" von Hermann Arnold stützt, der sich als Schüler des NS-Rassehygienikers Robert Ritter einen schlechten Namen gemacht hat, ist ein Plädoyer für die Einrichtung eines nur von Roma bewohnten Roma-Hauses, ein Modell, das die Betroffenen selbst als Ghettoisierungs-Maßnahme ablehnen. Außerdem hoffen die Stadtplaner, daß die in den letzten Jahren ins Karolinenviertel gezogenen Roma dieses wieder verlassen. Ein "Zuzugsstopp sozial Schwacher" soll die Lage weiter entspannen.
Für Michael Herrmann, ehemaliger GAL-Abgeordneter und Sozialarbeiter im Viertel, zielen diese Vorschläge in die ganz falsche Richtung, weil die vielschichtigen Probleme des Stadtteils, in dem viele arme und ganz unterschiedlich benachteiligte Menschen aufeinandertreffen, hier einseitig den Roma als Verantwortlichen aufgebürdet würden. "Was fehlt, ist eine kontinuierliche gemeinsame Arbeit an der Situation. Die positiven Ansätze der letzten Zeit, zum Beispiel die Einstellung eines aus Jugoslawien stammenden Roma als Lehrer und eine Aktionswoche der Initiativgemeinschaft Karoline im Herbst, werden von der STEG aber gar nicht aufgegriffen."
Auch die Vorschläge für neue größere Clubräume, die von seiten der Roma und der Initiativgemeinschaft Karoline gemacht wurden, sind bei der STEG auf taube Ohren gestoßen. Einen Beschluß des Stadtplanungsausschusses des Bezirks Mitte, auf einem zur Zeit als Parkplatz genutzten Gelände einen Pavillon zu errichten, in dem der Club Negotin sich einrichten kann, will die STEG nicht ausführen. "Die Anwohner werden dagegen Sturm laufen, dort ist wegen einer Motorradwerkstatt schon genug Lärmbelästigung", erklärt STEG- Pressesprecher Rüdiger Dohrendorf die vorauseilende Rücksichtnahme auf die Roma-Gegner.
"Was sollen Lichterketten in Deutschland, solange es solche Behörden wie die STEG gibt", fragen die Roma, auf deren Bedürfnisse die Stadtplaner wenig Rücksicht nehmen, verbittert in einem Flugblatt.
OLIVER TOLMEIN (Hamburg)
Bei einer Polizeiaktion im Westend blieb zwar nicht der gesuchte Bankräuber im Fahndungsnetz hängen, statt dessen aber ein Rauschgifthändler der gehobenen Klasse aus Dietzenbach. Der 47jährige verweigerte bei der richterlichen Vernehmung die Aussage, doch auf Grund der Beweislast ist er in Untersuchungshaft geschickt worden.
Nach dem Überfall auf die Bethmannbank in der Mendelssohnstraße hatte eine Streife des 13. Revieres gegen 14.30 Uhr den Auftrag, den mit 11 000 Mark entkommenen Täter im südlichen Westend zu suchen. Dabei fiel der 47jährige den Beamten in der Beethovenstraße auf, weil er beim Anblick des Funkwagens die Flucht ergriff.
Die beiden Ordnungshüter holten ihn jedoch schnell ein und hatten auch bald eine Erklärung für dessen auffälliges Verhalten: In seinem Plastikbeutel steckten zwei Kilo Haschisch.
Nach dieser Entdeckung befaßte sich die Polizei gründlich mit dem Festgenommenen. Zunächst untersuchten Fahndungsbeamte sein in der Nähe geparktes Fahrzeug. Darin entdeckten sie 130 Gramm Kokain, 21 LSD-Trips und weitere 25 Gramm Hasch.
In seiner Wohnung im Dietzenbacher Starkenburgring hatte der Drogenhändler 47 000 Mark aufbewahrt. Schwarzes Geld aus den Rauschgiftgeschäften, wie die Polizei die Konfiszierung des Betrages begründet. habe
FEUILLETON 8
KASSEL. Der Kasseler Mieterverein hat im vergangenen Jahr einen Mitgliederzuwachs wie nie zuvor in seiner 96jährigen Geschichte erlebt: Wie der Verein mitteilte, erwarben im vergangenen Jahr mehr als 2200 Familien die Mitgliedschaft. Mit insgesamt über 16 200 Mitgliedern ist der Mieterverein der weitaus größte Nordhessens.
Ursache für den registrierten Ansturm ist nach Einschätzung der Mietrechtsexperten zweifellos eine zunehmende Verunsicherung der Mieter, die vielfach nicht aufgrund konkreter Probleme, sondern "rein vorsorglich" die Mitgliedschaft erwerben.
Allerdings sei auch die Zahl derjenigen, die rechtliche Hilfe benötigen, gewaltig angestiegen: die Zahl der Beratungen stieg auf über 8400 - rund 1000 mehr als im Vorjahr.
Der Vermieter, der mit der "Brechstange" arbeitet, ist laut Mieterverein zwar nach wie vor die Ausnahme. Allerdings seien eine Fülle von Mieterhöhungen bis an die Grenzen des gesetzlich Zulässigen registriert worden: Die "Lust auf mehr Profit", so der Verein, sei gewachsen. ari
SCHÖNECK. Im Falle eines Wahlsiegs will die CDU die Müllgebühren nach Gewicht berechnen lassen. Diese Neuerung zählt zu den Kernpunkten, den die Partei für die Kommunalwahl formulierte.
Des weiteren sieht das Programm eine Einbahnstraßenregelung in der Frankfurter Straße in Kilianstädten vor, um diese vom Verkehr zu entlasten. Die Ampel an der Einmündung der Büdesheimer Straße zu der Hauptverkehrsader will die CDU abstellen und mittels eines Verkehrsrechners "die Bedürfnisse des Verkehrsflusses und der Anwohner berücksichtigen". Die Pläne für das neue Rathaus müssen nach ihrer Meinung "erheblich geändert und abgespeckt werden". Außerdem sollen die Lärmbelästigungen in der Odenwaldstraße in Oberdorfelden ein Ende haben, ist in dem Programm zu lesen. jur
Wie strahlen die Augen der Gärtnerin aus Liebe, wenn sie auf dem Komposthaufen die frischgebildete Erde durchwühlt und in ihr auf Regenwürmer stößt: das natürliche Werk, in Gang gesetzt mit geschickter Menschenhand, war wieder einmal gelungen, die Natur hatte es akzeptiert, belebt, in den Kreislauf des Werdens & Vergehens aufgenommen. Eine Kulturleistung allererster Sahne, viel zu wenig gewürdigt.
Nur wer dazu in der Lage ist - Sie sollten's jetzt sein -, kann ermessen, was jüngst etlichen postkommunistischen Unternehmern zustieß, und wie es einzuschätzen ist. "Unproduktive Regenwürmer haben ein Dutzend Ungarn in den finanziellen Ruin getrieben", meldet die britische Agentur Reuter und stellt damit, typisch für den Nachrichten-Journalismus, das Unwichtige an die Spitze. Denn nicht der Bankrott ist die eigentliche Meldung, sondern, wie's weiter heißt, "daß die Erdwürmer nicht in der Lage gewesen seien, Humus in einer profitablen Menge zu produzieren". Da haben die ungarischen Wurm-und-Boden-Spekulanten wohl etwas anderes durcheinandergebracht als Haus- und Gartenabfälle und dürfen sich nicht wundern, daß sie ihre "Kredite in Höhe von zig Millionen Mark" zurückzuzahlen außerstande sind.
Denn man kann nicht einfach, ganz Wirtschaftsboß, die Regenwürmer ("Gleichschlängeln, marsch!") in die Produktion schicken, auf daß aus dem Nichts der Pusta Biohumus werde. Erst muß nämlich Erde sein, dann wird Wurm, und der Humus läßt noch immer auf sich warten.
Würmer, zumal Regenwürmer, sind Kulturfolger und nicht Humusbringer. Sie graben nicht mit dem Spaten - darin unterscheiden sie sich vom Gärtner -, sondern mit dem ganzen Leib die Erde um und lassen sogar diese jenen passieren. Eine derartig innige, erdhafte Verbundenheit läßt keinen Spielraum für finanzielle Erwägungen oder gar Kreditrücksichten. Was Würmer erbringen, ist primär eine Kulturleistung, man kann mit Fug sagen: die irdischste unter allen. Sollte sie also einmal "unproduktiv" bleiben, dann liegt das nicht an ihnen, sondern an mangelnder Unternehmenskultur. Merke: Was der Komposthaufen nicht lehrt, wird dem Biohumus verwehrt (alte Regenwurmweisheit). HS
ESCHERSHEIM. Zu Barney B. Hallmanns Lieblingsautoren zählt Kurt Tucholsky. Der Rezitator aus Kiel trägt deshalb gerne dessen Gedichte und Satirestücke vor. "Wenn schon Tucholsky, dann muß man auch Farbe bekennen", meinte er und band sich ein knallrotes Halstuch um.
Hallsmann ist Autodidakt in diesem Metier. Sein Geld verdient er als Beamter. In Rezitationen, seinem Hobby, übt er sich seit zehn Jahren; seit etwa fünf bis sechs Jahren tritt er vor größerem Publikum auf. Er will noch besser und bekannter werden: Arbeit gehört dazu, Sprach- und Schauspieltechniken sind Voraussetzung. Zu seinem Repertoire gehören auch Texte von Büchner, Hesse, Ossietzky, Ringelnatz und Kästner.
Hallmann wußte sein Publikum zu fesseln. Überzeugend unter anderem sein "völlig blauer" Gemüseladenbesitzer, der im Berliner Wahlkampf der Weimarer Republik auf Versammlungen staatsbürgerliche Erkenntnisse sammelt. Zuweilen ersetzt Hallmann Textstellen durch aktuelle Bezüge. So wurde aus der unter "kaiserlichem Zwang" eine unter "alliiertem Zwang" gegründete Republik. Und im Gedicht über die Sozialdemokratie ("wie ein Radieschen - außen rot und innen weiß") erschienen bei ihm die Namen Engholm, Klose und Renger.
"Man hat nicht immer ein historisch informiertes Publikum", erläutert er dazu, "und bis auf solche Kleinigkeiten sind Tucholsky-Texte ja heute mehr als aktuell." Hallmann macht das Rezitieren sichtlich Spaß - und den vermittelt er auch seinem Publikum im Clubraum des Hauses Am Brückengarten 9 a.
Eingeladen zu diesem Literatur-Vormittag hatte der SPD-Ortsverein Eschersheim. Die Matinee gehört zu der Reihe "Kultur in Eschersheim". In diesem Programm hatten sich in Eschersheim bereits die Schriftsteller Valentin Senger und Herbert Stettner vorgestellt, außerdem war der Talkmaster und Liedermacher Diether Dehm (SPD) aufgetreten.
Ortsvereinsvorsitzender Karl Semmelbauer hatte unter den Gästen besonders die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Rainer Henze sowie Ortsbeiratsmitglied Beatrix Henze begrüßt. Er freue sich, sagte er, daß so viele Gäste in den Club gekommen sein, obwohl es in Eschersheim zur gleichen Zeit eine weitere Veranstaltung gebe.
In den Pausen zwischen den Rezitationen bot der SPD-Ortsverein einen Imbiß an, zur Nachkarnevalzeit passend ein Heringsessen. Mitglieder des Ortsvereins hatten dazu einige Schüsseln voll der delikaten Speise gespendet. Die Gäste hatten die Auswahl zwischen verschiedenen Zubereitungsarten, die aber offenbar alle gleich gut mundeten.
Semmelbauer versprach, die Reihe "Kultur in Eschersheim", die inzwischen gut angekommen sei bei den Bürgern, bald fortzusetzen. li
FRANKFURT-NORDWEST. Im Herbst wollten die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die Fußgängerüberwege über die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Malßstraße sicherer machen. Zwei Anträge standen dazu auf der Tagesordnung, einer von der CDU-, einer von der Grünen-Fraktion. Lange diskutierten die Politiker, um einen Kompromiß zu finden. Vergeblich. Ein Abgeordneter fehlte - beide Anträge wurden bei Stimmengleichheit abgelehnt.
Beobachtern mag das peinliche Procedere symptomatisch für die Arbeit des Gremiums erscheinen - auch wenn solche Patts nur selten vorkommen. Die Mehrheit haben CDU und FDP. Typisch aber ist das Verhältnis zwischen Diskussion und Ergebnis.
Vier Jahre lang debattieren die Abgeordneten einmal monatlich über die Verkehrsberuhigung. Eigentlich wollten sie in dieser Zeit elf Wohnviertel in Tempo-30-Zonen verwandeln. Inzwischen stehen nur die Pläne für die Dornbusch- Siedlung - ohne die Sperre in der Fritz- Tarnow-Straße allerdings, die Bewohner in einer Anhörung einhellig und lautstark gefordert hatten. An den Vorschlägen für weitere drei Viertel arbeiten zwei Ingenieurbüros.
Die Pläne sind fertig, eine Entscheidung des Ortsbeirats steht seit Herbst vergangenen Jahres aus. In vier Quartieren sollen nur Schilder und Kölner Teller dafür sorgen, daß Autos langsamer fahren. Büros wurden in diesen Fällen gar nicht eingeschaltet. Mehr hat sich nicht bewegt; sichtbare Veränderungen gibt es, im Gegensatz zu anderen Ortsbezirken, überhaupt noch nicht. "Verzögerung" und "Verschleppung" werfen Bürgerinitiativen in der Kirchhainer Straße und in der Kurhessenstraße darum dem Ortsbeirat vor (siehe Kasten) - und auch die zweiköpfige Fraktion der Grünen ist sauer.
90 Prozent der Ortsbeiräte empfinde "Schwellen und Umwege als Schikane", schreiben die Abgeordneten Freya Linder und Peter Steinberg in ihrer Wahlzeitung. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach also nicht nur die CDU, sondern auch die SPD. "Absurd" seien auch Forderungen der SPD, in Alt-Eschersheim und Ginnheim lediglich Tempo-30-Schilder aufstellen zu lassen. "Der Ortsbeirat 9 schert aus der Tempo-30-Zonen-Planung aus!", betitelten die Grünen ihre Presseerklärung zu diesen SPD-Anträgen, die gegen die Grünen angenommen wurden.
Von diesem Vorwurf wollen die Sozialdemokraten jedoch nichts wissen. "Verkehrsberuhigung geht auch mit einfachen Mitteln", meint Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Sperren und eine veränderte Verkehrsführung - gefordert von den Grünen und den Bürgerinitiativen - "drängen doch den Verkehr nur auf die Hügelstraße und die Eschersheimer Landstraße".
Daß sich der Ortsbeirat 9 "sehr schwer" getan hat mit der neuen Aufgabe, das Tempo der Autos in den Wohnvierteln zu drosseln, gesteht aber auch Semmelbauer ein. Wer ist schuld? "Die CDU hat sich am Anfang klar gegen die Verkehrsberuhigung verhalten", sagt Semmelbauer. "Unsinnig" war seiner Meinung nach die Umfrage zur Verkehrsberuhigung im westlichen Eschersheim, die die CDU gegen die rot-grüne Opposition durchsetzte. Nach langen Diskussionen sei nicht mehr als ein "Bruchteil der Bögen" zurückgekommen. Semmelbauer: "Die Bürger, die interessiert sind, die melden sich auch in einer Anhörung!"
Zufrieden ist nur die CDU - damit, daß die Grünen "mit ihrer radikalen Lösung abgeblitzt sind", so der Fraktionsvorsitzende Hans-Günter Müller. Zufrieden, daß der Ortsbeirat "so gründlich arbeitet, daß es bei uns kein Fiasko à la Bornheim gibt".
Außerdem: "Die ersten beiden Zonen waren beachtlich groß", sagt Müller. "Wir sind sehr viel weiter, als man meint." Manchmal aber einigen sich auch die Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 9. Daß der "Neuner" trotz aller peinlichen Verkehrs- Debatten etwas geschafft hat - davon sind alle Fraktionen überzeugt. Die CDU ist froh darüber, daß die Ziehenschule erweitert wird (auf Drängen des Ortsbeirats). Über das neue Feuerwehrhaus in Ginnheim freut sich die SPD. Die Grünen sind zufrieden mit der Fahrrad-Verbindung, die demnächst östlich der Eschersheimer Landstraße entlang in die Innenstadt führen wird.
Einig in der Betroffenheit waren sich die Stadtteilparlamentarier auch am 26. November letzten Jahres: An diesem Tag starb Gerda Sklorz. Die resolute Christdemokratin hatte dem Gremium seit seiner Gründung vor 20 Jahren angehört und ihm seit 1989 vorgestanden. sen
FRANKFURT-NORDWEST. Wut und Enttäuschung - das ist die Bilanz der Bürgerinitiativen, die sich im Ortsbeirat 9 vier Jahre lang für Verkehrsberuhigung engagierten. "Der Ortsbeirat verschleppt und verzögert", ärgern sich die Anwohner, die sich im Viertel um die Kurhessenstraße für Verkehrsberuhigung starkmachen, und rüffeln: "Nichts ist passiert!"
Auch die Initiative "Kirchhainer Straße/Burgholzer Platz" ist unzufrieden mit dem Gremium. Seit Jahren arbeitet sie dafür, daß sich in ihrem Viertel, durch das der Durchgangsverkehr dröhnt, etwas ändert. "Die Parteien wollten die Verkehrsberuhigung gar nicht", moniert Gunter Westenberger, der nicht müde wird, sich in jeder Bürgerfragestunde nach dem neusten Stand zu erkundigen. Ein letzter Beschluß steht noch immer aus.
"Verhinderungspolitik" wirft die "Initiative der Bürger in Alt-Eschersheim" dem Gremium in einem offenen Brief an Planungsdezernent Martin Wentz vor. "Der Ortsbeirat 9, der sich ohnehin mit der Bürgerbeteiligung äußerst schwer tut, ist offensichtlich nicht bereit, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchzuführen", so die Kritik. Die Debatten sollen ihrer Meinung nach lediglich "hinhalten".
Abgeblitzt sind auch Anwohner, die in der Dornbuschsiedlung eine veränderte Verkehrsführung mittels einer Sperre in der Fritz-Tarnow-Straße forderten - dies ließ der Ortsbeirat nicht einmal vom beauftragten Planungsbüro BGS überprüfen.
Inzwischen mischen sich auch andere ein. Der Elternbeirat der Kindertagesstätte 89 Am Lindenbaum hofft auf "weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen". Deren Sprecher Christoph Rauschenberger: "Zwar wurden bereits Tempo-30-Schilder aufgestellt, aber tatsächlich hat der Verkehr dort eine deutlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit." sen
Waffenfähiges Plutonium und für Atombomben taugliches Uran fällt in Kraftwerken zwar nicht in reiner Form an - aber es fällt an. Das industrielle Problem, das spaltbare Material beispielsweise aus abgebrannten Brennstäben herauszubekommen und zu reinigen, ist lösbar. Das politische Problem ist komplizierter: Wie kann verhindert werden, daß immer neue Staaten zu Atomwaffenmächten werden? Das Unterthema "Auffindung von Produktionsanlagen" ist am irakischen Beispiel als schwer lösbar erkannt worden. Die Berechnung der Stockholmer Friedensforscher, daß rund ein Fünftel des Plutoniumbestandes wohl nicht bei den fünf bekannten Atomwaffenmächten lagert, zeigt die Ausmaße des Problems.
Unabhängig vom vermuteten illegalen Handel mit Atomwaffenmaterial suchen nun die USA eine Lösung zu praktizieren, die auf den ersten Blick einleuchtet. Sie kaufen den GUS-Staaten angereichertes Uran ab, damit es nicht in die falschen Hände gerät. Mit dem Erlös soll Rußland (Nachfolger der UdSSR) die Vernichtung derjenigen Atomwaffen finanzieren, die es vertragsgemäß ohnehin verschrotten muß. Damit ist freilich ein Bestandteil jenes feierlichen Vertrags unterlaufen, der die Weitergabe von Atomwaffen und entsprechendem Material verbieten soll: das Vertrauen. Zum Handel mit dem Meistbietenden ist der Schritt dann wohl nur sehr kurz.
Regelt sich der Besitz von Atomwaffen nach Marktgesetzen? Das wäre der Bankrott der Abrüstungspolitik, vielleicht von Politik schlechthin. Der Traum, nach dem Ende der vermuteten Bedrohung aus dem Osten käme nun ein friedliches Zeitalter, gar das Ende aller Geschichte, war kurz und unwirklich. gro
Zum Stadtjubiläum: Gegenwart kommt in dem Buch nicht zu kurz
20.30 Uhr live in Sat. 1
Die Automobilindustrie sollte sich nicht scheuen, die Reisebranche um taktische Ratschläge zu bitten. Weiß sie inzwischen doch viel besser, wie man mit der Kritik an den folgenschweren Auswirkungen von Massenphänomenen umgeht: Man erstickt sie, indem man sich selbst zur Speerspitze der Kritik macht.
In beiden Wirtschaftszweigen geht es um das gleiche Problem: Um den zur Selbstverständlichkeit gewordenen Anspruch, ohne jede Einschränkung alle nur denkbaren Variationen von individueller Entfaltung ausleben zu können, als sei dies ein von der Verfassung garantiertes Grundrecht ("Freie Fahrt für freie Bürger").
Sich gegen diesen Irrtum abzuschotten - in stillschweigender Übereinkunft mit dem Verbraucher -, gelingt heutzutage einzig der Tourismusindustrie. Reisen ist das letzte gesellschaftspolitische Tabu, weil es - obschon dem Status nach eine soziale Errungenschaft - ein aus -schließlich privates Thema zu sein verspricht. Von daher wird es, im Gegensatz zu Müll-, Energie-, Klima- und Verkehrsfragen, vehement als solches verteidigt.
Wer daran rüttelt, gerät rasch in den Verdacht, Unsoziales oder Undemokratisches im Schilde zu führen, muß sich gar des Vorwurfs erwehren, für Elite-Reisen "wie für Adelige im vorigen Jahrhundert" zu plädieren - und wird demzufolge mit Totschlag-Argumenten zur Strecke gebracht. Nicht einmal der Hinweis, daß das Reisen eigentlich teurer sein müßte und eine bestimmte Mindestdauer nicht unterschreiten dürfe, ist derzeit noch statthaft. (Einerseits, um durch die Reduzierung der bloßen Masse die ökologischen Belastungen zu verringern, andererseits aber, um in den vom Tourismus abhängigen Regionen keine wirtschaftliche Katastrophe auszulösen.)
Wer nämlich über die Preisfrage anfängt, Ökologie ins Spiel zu bringen, so die dann einsetzende Knüppel-Rhethorik, wolle mit voller Absicht riskieren, Familien mit Kindern zu benachteiligen oder den "einfachen Arbeiter" aus Dortmund- Mengede. Daß sich auch hierfür ordnungspolitische Grundsätze finden ließen, wird in dieser, von emotionalen Unterstellungen geprägten Atmosphäre, gar nicht erst weiterverfolgt. Die "Totalverweigerer" einer weiterführenden Debatte über die Zukunft des Tourismus wollen mit ihrer "Sozial-Argumentation" lediglich der ökologischen Neuorientierung einen Riegel vorschieben, weil sie dem Reisen in seiner jetzigen Form - besser: in diesem Ausmaß - die "private Plattform" entziehen würde. Vor diesem Hintergrund ist es den professionellen Urlaubsverkäufern um ihr Geschäft denn auch kaum bange. Im Gegenteil, sie bereiten jetzt schon die nächsten Schritte vor. Sie werden in Zukunft - um die Unantastbarkeit des Themas Reisen zu erhalten - sogar das "gute Gewissen" anbieten; man wird bei ihnen die "ökologische Unbedenklichkeit" buchen können, und es ist auch vorstellbar, daß sie die "ethisch-soziale Verträglichkeit" einer Reise unter Beweis stellen werden. Die Tourismusindustrie wird dies alles tun, weil sie ihre Lektion gründlich gelernt hat. Sie definiert sich nicht länger ausschließlich über ihre Rolle als Transporteur oder Bettenverkäufer. Die Urlaubsbranche gibt sich den Anschein, daß ihr die Mitverantwortung in diesem Milliarden-Business bewußt geworden ist. Und es stimmt ja auch: Jede Kläranlage, die auf Drängen der hiesigen Tourismusindustrie in den Zielorten gebaut worden sein mag, ist besser als gar keine. Jedes Hotel, das auf ökologische Betriebsführung umstellt, ist begrüßenswert. Doch würde das alles wesentlich mehr Sinn machen, wenn nicht genau durch dieses "Ökomäntelchen" zugleich das ungebrochene Wachstums-Denken verschleiert werden könnte.
Die Skepsis wäre unbegründet, wenn es der Reisebranche nicht tatsächlich innerhalb von sechs Jahren gelungen wäre, ihre schärfsten Kritiker auf's Kreuz zu legen. Was sich 1986 erst unter der programmatischen Überschrift "Tourismus mit Einsicht" als Arbeitsgemeinschaft von Kritikern gebildet hatte, ist 1992 bereits wieder verschwunden. Und was da dereinst als Pfeil in Richtung Tourismusindustrie abgeschossen wurde, ist dort zur "grünen" Strategie geraten. Die Kritiker haben sich ihre Meinungsführerschaft ganz einfach abnehmen lassen, die von ihnen angestrebte Einsicht hat nie stattgefunden.
Schon auf der letztjährigen ITB, der Internationalen Tourismus-Börse, waren die auf den Kopf gestellten Verhältnisse augenfällig. Während die Arbeitsgemeinschaft "Tourismus mit Einsicht" erhebliche Mühe hatte, überhaupt noch Gehör für ihre Themen zu finden (etwa "Menschenrechte im Tourismus"), saßen nicht wenige Medienvertreter bereits auf der Pressekonferenz des Marktführers TUI (Touristik Union International) - wohl um endlich einmal wieder auch Positives berichten zu können. Verkündet wurde dort aber nichts anderes als eben die Absichtserklärung, ein auf Jahre hinaus vorgedachtes Unweltkonzept umzusetzen, sofern sich vom Markt her die tatsächliche Notwendigkeit ergibt, das heißt, wenn der Verbraucher danach verlangt. So ist der 1980 von Robert Jungk geprägte Begriff vom "sanften Tourismus" (der ja eigentlich als Notschrei gedacht war), inzwischen zum "Schlachtruf" der Branche aufgestiegen. Nicht selten nur, um einen oberflächlich "erlösenden" Ausweg präsentieren zu können; um die Koalition mit dem durchaus kritischer gewordenen Urlauber nicht zu gefährden. Denn nur so lange wie beide, Urlauber und Urlaubsbranche, einhellig der Meinung sind, wer für eine Neuordnung in Sachen Reisefreiheit plädiere, greife ein sakrosanktes "Grundrecht" an, nur so lange lassen sich die Konsequenzen aus diesem Tun auch ausblenden, verschieben und auf die nächste Generation vertagen. Alles andere würde unweigerlich den Nerv der Branche treffen, der seit Jahrzehnten von einem einzigen Zustand geprägt ist: dem des steten Wachstums. Überraschend sind die jährlichen Wachstumsziffern keineswegs. Die Arbeitnehmer hierzulande kommen auf jährlich 42 Urlaubs- und Feiertage (ohne die Wochenenden). Die Freizeitausgaben eines westdeutschen Haushalts betrugen 1991, laut Statistischem Bundesamt, monatlich 679 Mark. Alleine die nur in 1991 neu gebildeten privaten Ersparnisse der westdeutschen Haushalte, summieren sich, nach Angaben der Bundesbank, zu einer Größenordnung von 238 Milliarden Mark. So konnten die (statistisch nun vereinigten) Bundesbürger in 1992 runde 58 Milliarden Mark für Auslandsreisen ausgeben, für 1992 werden 61 Milliarden prognostiziert.
Wer will angesichts dieser Potenz noch für die Rückkehr zur Vernunft plädieren? Das jedoch erscheint mehr als notwendig, sobald man sich jene Reiseform herauspickt, die innerhalb des Tourismusgeschäftes die größten Umweltbelastungen verursacht: den lieben guten alten deutschen Tagesausflug, die Wochenend-Tour in den Schwarzwald oder die Alpen.
Da geht zwar den Kurorten derzeit die Luft aus vor lauter Ausflugsverkehr, doch der Gesetzgeber droht eher mit dem Entzug des Kurort-Prädikats, als daß er politisch unbeliebte Rahmenrichtlinien schafft. Der ADAC Baden-Württemberg gibt just dieser Tage lieber eine neue Radwanderkarte für den Nord- und Südschwarzwald heraus - mit Hinweisen auf Radwege ohne Kfz-Verkehr (!) -, als daß er sich in den Begleitmaterialien dazu aufgerufen fühlt, beispielhaft zu zeigen, wie man in diese eh schon von Waldschäden betroffene Region mit öffentlichten Verkehrsmitteln anreist. Das Verkehrsaufkommen im Berchtesgadener Land - stellvertretend für alle herausgegriffen - spricht da Bände: Zu den 250 000 Einwohnern kommen jährlich 420 000 Feriengäste und dazu noch einmal 3,2 Millionen Tagesausflügler, von denen rund 70 Prozent mit dem Auto anreisen. Genau hier wäre also der Ansatz gegeben, Rahmenrichtlinien zu schaffen, die dieser "Heimsuchung" Einhalt gebieten.
Im baden-württembergischen Umweltministerium gab es zwar schon Denkansätze, den automobilen Ausflugsverkehr zu den massiv besuchten Seen- und Gipfelzielen des Südschwarzwaldes großräumig und radikal zu unterbinden, in einem Regionalkonzept dafür ausschließlich auf Bahn- und Busverkehr zu setzen, doch da sind die "Hardliner" vor. Der Landesfremdenverkehrsverband des Südweststaates präsentiert lieber die Hochglanz-Broschüre "Das Fünf-Sterne- Land", weil im Ländle nun mal "der Frühling ein paar Tage früher kommt und der Sommer länger bleibt".
Der nächste Punkt auf der Agenda der Arglosigkeit sind die so beliebten Kurzreisen mit dem Flugzeug: Das verlängerte Wochenende auf den Balearen, der kleine Abstecher nach Paris. Die Maschine wäre ja eh geflogen, sagt man. Nur wer ignoriert, daß 222 Mark für eine Flugreise nach London keinem realen Preis entsprechen können (einem, der die ökologische Wahrheit sagt schon gar nicht), bleibt für die neuerdings ausgestreuten Öko-Botschaften der Airlines empfänglich; denn allein dadurch, daß sich der Weltluftverkehr in seinem Passagieraufkommen seit 1970 gut vervierfacht hat, sind spritsparende und auf Schadstoffreduzierungen ausgelegte Turbinen heute lediglich das mindeste und nicht das größte, was es an neuzeitlichen Technologien zu feiern gibt. Die rein kaufmännische Wahrheit ist, daß man sich Sitzplatzkapazitäten herangezüchtet hat, die möglichst häufig umgeschlagen werden müssen. Ein London-Besucher, der vernünftigerweise zehn, zwölf Tage bleibt, ist für die Airlines ein denkbar schlechter Geschäftspartner. Drei Besucher im gleichen Zeitraum statt dessen, mit einer Verweildauer von jeweils nur vier Tagen, sind da allemal besser. Doch genau diese Form von ökonomischem Denken blockiert jede weiterführende Diskussion. Das Geschäft mit den "schönsten Wochen des Jahres" ist also nach zehn Jahren Dauerfehde zwischen den unterschiedlichen Lagern immer noch auf Verbrauch angelegt, auf Abnützung, auf Aussaugen und Fallenlassen.
Bis auf ganz wenige Gemeinden in Österreich und teilweise der Schweiz (die sich statt von Fremdenverkehrsprofis, von Landschaftsplanern und Geographen beraten lassen), gibt es kaum tourismuspolitische Ansätze, von denen man sagen könnte, sie folgen einer durchdachten Struktur. Erst dort nämlich, wo "Leitbilder" nahezu verbindlich festschreiben, wohin man sich entwickeln will und welche Grenzen man sich selbst auferlegt - zuerst auf der Ebene von Gemeinden, dann auf ganze Regionen bezogen -, erst dort wird es allmählich gelingen, den eifersüchtig-neidischen Konkurrenzkampf zwischen den Urlaubsgebieten umzugestalten: In eine Art konzertierte Aktion zur Erhaltung der "Geschäftsgrundlagen" für alle. KLAUS BETZ
Das Wetter
FRANKFURT A. M., 1. März (FR). Heiter bis wolkig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen um drei Grad, die Tiefstwerte zwischen minus zwei und minus sieben Grad, örtlich unter minus zehn Grad. Aussichten: wenig Änderung. (Siehe auch Lokalteil)
WETTERAUKREIS. Je heißer der Wahlkampf, desto flammender der Streit, ob es sinnvoll ist, den Wetterauer Abfall durch den Schornstein einer Müllverbrennungsanlage zu jagen. Die Grünen meinen nun auch Landrat Rolf Gnadl (SPD) als Müllpyromanen ertappt zu haben, weil der in einem vom Kreis-Anzeiger inszenierten Streitgespräch mit seinem CDU-Kontrahenten Rainer Schwarz einen Müllofen in Gießen angesiedelt sehen wollte, "schon wegen der Wärmenutzung". Wärmenutzung hin oder her, "warm anziehen" müsse sich Gnadl wegen solcher Ansichten bei neuen Koalitionsverhandlungen, meint Grünen-Sprecher Gerhard Salz. Der Wetterauer CDU- Chef und glühende Verfechter eines Wetterauer Müllofens, Norbert Kartmann, fühlt sich indessen von der "Wetterauer Bürgerinitiative für das bessere Müllkonzept" völlig mißverstanden. Er wolle gar nicht zur Erhöhung der Brennfähigkeit des Abfalls auch Altreifen, Klärschlamm und von den Bürgerinnen und Bürgern eingesammeltes Altpapier verfeuern lassen, beteuert Kartmann.
Von diesem Wahlkampfgeplänkel setzt sich der Sprecher der Wetterauer Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) und der Niddataler Erste Stadtrat Dieter Eisenberg wohltuend ab. Der SPD-Politiker hat die umfangreichen Untersuchungen des Ingenieurbüros Töpfer über das Wetterauer Müllaufkommen studiert und festgestellt, daß es noch enorme Möglichkeiten zur Müllvermeidung gibt. Die derzeit 92 000 Tonnen Abfall könnten auf die Hälfte reduziert werden, "und zwar in realtiv kurzer Zeit", so Eisenberg. Es sei "völlig unverantwortlich auf der Basis der jetzigen Mengen eine Müllverbrennung zu fordern", meint er.
Das Ingenieuerbüro Töpfer hat im Mai und September 1992 in ausgewählten Untersuchungsgebieten den Inhalt der Hausmülltonnen analysiert. Hochgerechnet auf den Kreis fallen demnach 175 Kilogramm Hausmüll je Einwohner im Jahr an. 114 Kilogramm davon sind Wertstoffe und nur 60 Kilogramm nicht verwertbar.
Der schlechteste Wert wurde für ein Wohnblockgebiet in Butzbach ermittelt, in dem der Abfall in 1100-Liter-Containern entsorgt wird. Dort sind 267 Kilogramm Abfall pro Bewohner registriert worden. 170 Kilogramm davon waren wiederverwertbar und 96 Kilogramm unverwertbar. Ein Wohngebiet mit Mehr- und Einfamilienhäusern in Friedberg schnitt am zweitschlechtesten ab. Hier gibt es nur 240-Liter-Tonnen. Pro Bewohner wurden 229 Kilogramm Abfall gewogen, davon 159 Kilogramm Wertstoffe und 70 Kilogramm Unverwertbares.
Der beste Wert wurde in Niddatal in einem reinen Eigenheimgebiet ermittelt. Nur 97 Kilogramm Müll waren es hier pro Bewohner, davon aber immerhin noch 60 Kilogramm Wertstoffe. 37 Kilogramm waren unverwertbar.
In einer "leichten Utopie" rechnet Eisenberg nun diese 37 Kilogramm unverwertbaren Abfall hoch, schlägt ein Drittel zu, kommt so auf 50 Kilogramm Restmüll pro Wetterauer Bürger und Bürgerin im Jahr, multipliziert das mit den 242 000 Einwohnern, die der Wetteraukreis ohne Bad Vilbel (das seinen Abfall über den Umlandverband Frankfurt entsorgt) zählt und erhält so nur noch 12 000 Tonnen Hausmüll im Jahr, die deponiert werden müssen. 30 000 Tonnen Restmüll seien einsparbar. Eisenberg rechnet flugs die Kosten hoch und kommt auf Einsparungen von 21 Millionen Mark jährlich, "eine Summe für die sich manche Anstrengung lohnt". Konzentrierten alle Gemeinden und der Wetteraukreis "ihre ganze Kraft und ihren Einfallsreichtum auf dieses Ziel", sei es, so glaubt Eisenberg, "in etwa fünf Jahren erreichbar".
Erste und wichtigste Maßnahme auf dem Weg dorthin sei, daß die Städte und Gemeinden, in denen noch viel Papier und Glas in den Restmülltonnen zu finden sei, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, Vorschriften in der Satzung und Kontrolle dieses Materials Recyclingstoffe aus dem Müll halten. Daneben sei ein mengenbezogener Müllabfuhrtarif wichtig, denn, so weiß Eisenberg: "Wird der Bürger am Geldbeutel gepackt, so sortiert er wesentlich eifriger als ohne direkte finanzielle Belohnung." Nur 14 der 25 Wetterauer Kommunen haben bislang einen solchen mengenbezogenen Tarif.
Schließlich müsse flächendeckend die braune Tonne für kompostierbaren Abfall kommen, denn die Küchenabfälle sind der Töpfer-Untersuchung zufolge die wichtigste Gruppe der Wertstoffe. Die kompostierbaren Abfälle müßten nach Gewicht abgefahren werden, um den Hausbesitzern weiter einen Anrzeiz zu geben, ihren Bio-Abfall selbst zu kompostieren, rät Eisenberg.
Die Grünen sehen die Wetterauer Bürgerinnen und Bürger bereits auf dem richtigen Weg. Das Restmüllaufkommen sei in den vergangenen fünf Jahren stark verringert worden, freut sich Gerhard Salz. 1987 seien noch 85 770 Tonnen Restmüll auf die Depoie gekarrt worden, 1992 seien es nur noch 63 674 Tonnen gewesen, 25,77 Prozent weniger.
Die Prognose des Töpfer-Gutachtens ist allerdings weniger positiv. Bis 1995 könne der Wetterauer Restmüll noch um 28 Prozent gegenüber 1992 vermindert werden, nämlich von knapp 100 000 Tonnen auf 71 000 Tonnen. Danach sinke er nur noch leicht auf gut 68 000 Tonnen. "Etwas sorgenvoll" mache sie diese Prognose, gestand denn auch die Erste Kreisbeigeordndete Gila Gertz, als sie das Gutachten dem Kreistag vorlegte.
Eine Müllvermeidung findet offenbar nicht statt. Diplom-Ingenieuerin Karin Foerster und Diplom-Biologin Susanne Jackl, die den Wetterauer Abfall für das Institut Töpfer analysierten, prognostizieren jedenfalls, daß das gesamte Abfallaufkommen der Wetterauer Haushalte von 87 781 Tonnen 1991 auf 107 730 Tonnen im Jahr 2003 steigt. BRUNO RIEB
RÜSSELSHEIM. Geklaut und vermutlich in einem Weiher versenkt wurde am Wochenende die sogenannte blaue Gruppe der "Rüsselsheimer Familie" - ein Werk des Künstlers Otmar Hörl - das im Stadtpark aufgestellt gewesen war. Die Gruppe zeigt wie die an anderen Punkten des Stadtgebiets aufgestellten weiteren fünf Figurengruppen gleicher Art, aber anderer Farbe: Mann, Frau, zwei Kinder und einen Hund.
An der blauen Gruppe hatten vor einiger Zeit Unbekannte ein Hundeohr abgesägt. Diesmal gaben sich die Täter nicht mit Kleinigkeiten zufrieden, sondern schweißten jedes Teil vom Sockel ab und warfen vermutlich alles in den Weiher. Laut Kripo besteht aber noch keine Klarheit darüber, ob das gesamte Kunstwerk in dem teilweise zugefroreren Teich versenkt worden ist. Erst Taucher könnten darüber Gewißheit erbringen. Die Kripo bittet um Hinweise. cas
HANAU. Der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel will sich für eine gymnasiale Oberstufe an der Lindenau-Schule in Großauheim stark machen. So das Fazit eines Gesprächs Holzapfels mit dem Hanauer Schuldezernenten Klaus Remer und dem SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen. Wie berichtet, setzen sich Großauheimer Eltern und Lehrer der Lindenau-Schule, der dortige Ortsbeirat sowie die Stadtverordnetenversammlung für eine solche Oberstufe ein, während das Staatliche Schulamt wegen möglicherweise zu niedrigen Klassenstärken das Ansinnen bislang negativ beurteilt.
In diesem Punkt sieht allerdings auch Holzapfel den Pferdefuß. Seiner Ansicht nach müssen in Großauheim mindestens 55 Schüler einer Jahrgangsbreite zusammenkommen, bevor er die Genehmigung für eine gymnasiale Oberstufe an der Lindenau-Schule erteilen kann. Remer und Battenhausen sehen in den Äußerungen des hessischen Kultusministers gleichwohl einen großen Erfolg in Richtung Gymnasialausbildung in Großauheim.
Es werde jetzt darauf ankommen, allen Eltern in Großauheim deutlich zu machen, daß eine Anmeldung für ihre Kinder an einem Hanauer Gymnasium nicht mehr notwendig sei, sondern ein Schulbesuch in der Lindenau-Schule von der Klasse 5 bis zur Klasse 10 den Übergang in eine gymnasiale Oberstufe in der gleichen Schule ermögliche.
Wenn alle potentiellen Gymnasialschüler in Großauheim diese Möglichkeit wahrnähmen und auch die Schülerzahl aus dem Umland sowie aus anderen Stadtteilen Hanaus in etwa so bliebe wie bisher, sei bereits eine notwendige Jahrgangsbreite für die gymnasiale Oberstufe garantiert. In einigen Jahren könne dann mit dem Aufbau begonnen werden. are
Die Brisanz in der Tischtennis-Regionalliga Südwest der Männer ist kaum zu überbieten. Angesichts von fünf möglichen Absteigern sind acht der elf dort angesiedelten Teams in den Kampf um den Klassenerhalt verstrickt, während die Meisterschaftsfrage nur noch zwischen dem TV Gönnern und dem TTC Elz geklärt werden muß. Auch der TV Burgholzhausen, im Vorjahr noch Tabellenzweiter und knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt, steckt mitten im Abstiegskampf und verschlechterte seine Situation zuletzt durch eine 5:9-Niederlage beim Tabellenvorletzten SV DJK Bous.
"Die Lage ist schon heikel", gibt auch Mannschaftssprecher Volker Correll offen zu. Eine Erklärung für das bisher so schlechte Abschneiden weiß auch die Burgholzhausener Nummer eins nicht zu geben. Fakt ist, daß in Bous dem hinteren Paarkreuz Stefan Glinkemann und Oliver Gruber kein einziger Punktgewinn gelang sowie auch Markus Fischer in der Mitte weit unter Form spielte und erfolglos blieb. Dies überraschte doch arg, während man die beiden Niederlagen Bernd Strieders an der "zwei" schon eher auf der Rechnung hatte.
Positiv überraschte hingegen Dirk Metz (4) mit zwei Erfolgen. Er präsentierte sich in deutlich verbesserter Form gegenüber den vergangenen Spielen.
Volker Correll agierte gewohnt zuverlässig und steuerte zwei weitere Zähler bei, doch im Doppel an der Seite von Fischer blieb auch er unerwartet erfolglos. Den fünften Punkt steuerten Gruber/ Strieder bei. Unter dem Strich leisteten sich die TV-Akteure jedoch zu viele Ausfälle, auch wenn das Satzverhältnis von 15:20 dafür steht, daß die Partie nicht so eindeutig verlief, wie das 5:9 vermuten läßt. Knapp verloren ist auch verloren. Diese Erfahrung mußten die Burgholzhausener in dieser Saison bereits einige Male machen. Ihr Spielverhältnis von 97:97 belegt, daß sie ihren Gegnern meist nur um das "Quentchen" unterlagen. Doch über die akute Abstiegsgefahr hinwegtäuschen kann diese tröstlich Tatsache auch nicht.
Zum Schlüsselspiel für den TVB könnte die Partie gegen Saarbrücken werden, die für den 27. März anberaumt ist. Doch zunächst müssen die Burgholzhausener nach Elz (Samstag) und Lampertheim (Sonntag) reisen, wo sie nur geringe Aussichten auf ein Erfolgserlebnis haben. "Vielleicht ist in Lampertheim etwas zu holen, Elz ist wohl zu stark", meint Correll.
Unabdinglich wird es sein, am 21. März beim abgeschlagenen Schlußlicht Püttlingen zu siegen, um aus einer guten Position in die möglicherweise entscheidende Partie gegen Saarbrücken zu gehen. Am abschließenden Doppelspieltag besteht noch eine Siegeschance gegen Heusenstamm, während die Partie gegen den übermächtigen TV Gönnern zum Abschluß eher eine Formsache sein dürfte.
Einen "Trumpf" hat der TV für den Rest der Saison nicht mehr im Ärmel. Es wird entscheidend sein, ob die Akteure ihre Form in den Griff bekommen oder nicht.
Nach wie vor ein großes Problem stellt die Doppelbesetzung dar: "Wir stellen einfach keine zwei starken Doppel auf die Beine", klagt Correll. Eine eventuelle Alternative zur derzeitigen Besetzung könnte Holger Ludwig sein, der sich ja zu Ende der vergangenen Saison in die zweite Mannschaft zurückzog. "Mal sehen", will sich Correll nicht in die Karten schauen lassen. Doch einen "Royal Flash" hat er gewiß nicht auf der Hand. Die Burgholzhausener müssen hoch reizen, wollen sie am Ende nicht als einer der Verlierer dastehen.
TABELLE: 1. TV Gönnern 26:0-Punkte/117:33-Spiele, 2. TTC Elz 24:2/113:58, 3. TTC Lampertheim 18:6/91:74, 4. TTC Heusenstamm 15:15/104:106, 5. ESV Jahn Kassel II 14:14/95:100, 6. TTC Herbornseelbach 12:16/96:105, 7. TV Burgholzhausen 11:17/97:97, 8. 1. FC Saarbrücken 10:16/ 83:97, 9. SV DJK Bous 10:18/87:108, 10. SV Darmstadt 98 9:21/85:115, 11. TTC Püttlingen 1:25/41:116. ina
Briefe an die Redaktion
"Kopfhainbuchen fachgerecht gepflegt" "Unrichtig" sei die Berichterstattung in den Zeitungen zum Thema "Kopfhainbuchen" gewesen (FR vom 25. Februar), meint die BISS-Kandidatin und Vorsitzende des BUND Ortsvereins Schlüchtern-Sinntal-Steinau: "Unsere Arbeit an den Kopfhainbuchen ,Am Bühl&rquote; in Breitenbach hat für einige Unruhe und falsche Darstellungen in der Presse gesorgt.
Die Notwendigkeit von Pflegemaßnahmen auf dem Gelände ist unumstritten. Welche Bäume beschnitten werden sollen und Art und Umfang der Arbeit wurden genau festgelegt. Bei einer Versammlung der Vereinsgemeinschaft wurde die Arbeit des BUND kritisiert. In Gesprächen mit Herrn Grabausky, Herrn Möller und Herrn Hans Müller konnten keine konkreten Beanstandungen in Erfahrung gebracht werden. Herr Grabausky erklärte sogar unter Zeugen, daß der BUND sich Punkt für Punkt und fachgerecht an die Abmachungen gehalten habe. Trotzdem war von diesem eine Woche später in der FR die Aussage zu lesen, daß genau die falschen Bäume entastet worden seien.
Ein weiteres Mal wurde der Eindruck erweckt, daß BUND-Mitglieder unsachgemäß arbeiten. Ein abschließender Ortstermin am 23. Februar mit Herrn Seifert vom Forstamt sowie dem Bürgermeister Fritzsch und dem Umweltberater der Stadt Schlüchtern, Herrn Schinzel, ergab: Der BUND hat vereinbarungsgemäß und fachgerecht die Pflegemaßnahmen durchgeführt und damit den Anfang zur Rettung und Erhaltung der Kopfhainbuchen gemacht. Wir würden uns freuen, wenn sich Bürger und Mitglieder der Vereinsgemeinschaft - wie angekündigt - an der Pflege des schützenswerten Gebietes beteiligen könnten.
Der BUND ist eine überparteiliche Organisation, die sich fachkompetent und ehrenamtlich der Belange von Umwelt- und Naturschutz annimmt. Wir wehren uns gegen eine Diffamierung unserer Arbeit und unseres Namens zu Wahlkampfzwecken." Dr. Gabriele Frenz, Schlüchtern
"In Brachttal sind solche Schweinereien legal" "Landschaftsbauer deponierte auf seinem Butterstädter Grundstück Abfälle, die dort nichts zu suchen haben / Schutt und Eisen haben mit Mutterboden wenig zu tun" (FR vom 26. Februar).
"Es ist wirklich erstaunlich, worüber man sich in Bruchköbel so aufregt. Etwa 30 Lastwagenladungen mit Bauschutt riefen Ordnungsamt und Polizei auf den Plan, sogar die Untere Naturschutzbehörde zeigt sich empört.
Bei uns in Brachttal sind solche Schweinereien völlig legal und laufen unter der Bezeichnung ,naturnaher Gewässerausbau&rquote; (Original-Ton aus dem Rathaus). Bei der Dorferneuerung des Ortsteiles Hellstein wurden hochoffiziell etwa 150 Lastwagenladungen mit Bau- und sonstigen Schutt, mehr oder minder belastet, in Feld, Wald und Flur gekippt, größtenteils in den Auenschutzbereich. Untere Naturschutzbehörde, Polizei, Abfallbehörde beim RP, Kreisbauamt, Obere Naturschutzbehörde, alle waren nicht mit dieser Form der Abfallentsorgung einverstanden, aber zuständig war leider niemand. Das war 1989. ,Wo schon was liegt, kann man ruhig noch dazukippen&rquote;, dachte in den folgenden Jahren manch Bürger und entledigte sich seiner alten Moniereisen, zerbröselten Hohlblocks und abgerissenen Kaminsteine ebenfalls am Bachufer.
Zum Glück haben wir ab und zu Hochwasser: das nimmt jedesmal eine gehörige Portion des Dreckes mit in Richtung Kinzig. Im Rathaus setzt man sich unterdessen wortreich dafür ein, möglichst unbelastetes Quellwasser als Trinkwasser für das Ballungszentrum Frankfurt anzubieten, um die Grundwasserreserven zu schonen." Erika Wurst, Brachttal
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Vbn BERLIN, 1. März. Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD) hat sich hinter den Plan seines Bonner Kollegen Rudolf Seiters (CDU) gestellt, die deutsche Ostgrenze mit Infrarot- und Radargeräten zu "sichern". Der Bundesgrenzschutz (BGS) müsse über eine gute technische Ausrüstung verfügen, so Ziel in einem Interview mit einer Berliner Boulevardzeitung. "Es kann ja nicht angehen, daß die Schlepperbanden besser ausgerüstet sind, als der Grenzschutz." Ziel begrüßte auch den Seiters-Vorstoß, den BGS mit Hilfspolizisten zu verstärken. Gegenwärtig läuft die größte Anwerbe- Aktion in der Geschichte des BGS.
KAIRO, 1. März (Reuter). Bei der Bombenexplosion in einem Kaffeehaus in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist nach amtlichen Angaben auch der Bombenleger ums Leben gekommen. Innenminister Abdel Halim Mussa sagte am Sonntag im Parlament, ein bei dem Anschlag getöteter Ägypter sei als Täter identifiziert worden. Nach Mussas Worten waren Moslem-Extremisten für die Tat verantwortlich. Bei dem schwersten Anschlag in Kairo seit vielen Jahren waren am Freitag vier Menschen, darunter zwei Ausländer, getötet worden. 16 Personen erlitten Verletzungen.
Nach Mussas Worten konnten Experten feststellen, daß der Sprengsatz zwei Kilogramm TNT enthielt und unter einem Stuhl in dem Café deponiert worden war. Die für frühere Attentate auf Ausländer verantwortliche Moslem-Organisation el Gama'a el Islamija (Islamische Gruppe) hatte zuvor bestritten, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein.
Die schrecklichen Meldungen, daß über Nacht wieder zahlreiche Muslime - darunter viele Kinder - in Ostbosnien verhungert sind, unterstreichen auf grausame Weise, wie nötig es ist, die von den Serben abgeschnittene Bevölkerung zu versorgen. Die Meldungen, daß vorerst keine der abgeworfenen Hilfsgüter im Zielgebiet der Stadt Cerska gefunden wurden, beweisen, wie schwierig es ist, dies zu tun, ohne die Hilfsflüge zu gefährden und ohne den Krieg anzuheizen.
Für eine rein humanitäre Aktion hat Präsident Bill Clinton in den USA Rükkendeckung. Für mehr nicht. Um dies einzuhalten, müssen die US-Maschinen ohne Geleitschutz und deshalb unregelmäßig und bei Nacht fliegen. Und sie müssen ihre Hilfslasten aus großer Höhe abwerfen. Mit Fehlabwürfen, Streuung und Verlusten mußte man dabei rechnen.
Ohnehin kann die Versorgung aus der Luft nur ein Notnagel in einer ziemlich hoffnungslosen Lage sein. Die Versorgungsmengen, die an Fallschirmen zu den Notleidenden gebracht werden können, sind zu klein, um mehr als eine humanitäre Geste zu sein. Die Alternative wäre, resigniert zuzuschauen, wie Krieg, Winter und Hunger weiter Opfer fordern. Selbst eine Aktion mit hoher Fehlerquote wirkt da erleichternd.
Immerhin verrät die US-Aktion eine Entschlossenheit zu helfen, die die Europäer nicht aufgebracht haben. Zugleich hat die US-Luftwaffe eine absehbar hohe Fehlerquote bei der Hilfe auf sich genommen, um den Krieg nicht international zu eskalieren und der Suche nach Friedenslösungen durch die Vereinten Nationen keine Hindernisse in den Weg zu stellen.
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Statt 20 regionaler Verwaltungsstellen der Allgemeinen Ortskrankenkassen in Hessen sollte es künftig nur noch fünf geben: Kassel, Gießen/Marburg, Fulda- Hersfeld, Wiesbaden/Limburg, Frankfurt/ Offenbach (mit Hanau und Bad Homburg) und Darmstadt. Das betonte dieser Tage Hans-Georg Kraushaar, Geschäftsführer der AOK Region Frankfurt und Wetteraukreis.
Zusammen mit anderen AOK-Direktoren und Arbeitnehmervertreter Jürg Schaefer, nahm Kraushaar die seit längerem geführte Diskussion über die künftige Neugliederung der AOK auf, "die durch das am 1. Januar 1993 in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz neuen Zündstoff erhalten hat". Nach Ansicht Kraushaars komme eine landesweite AOK für ganz Hessen aus vielerlei Gründen nicht in Frage. Daß man aber eine Straffung der Verwaltungen brauche, sei schon vor Seehofers Plänen "ein Thema" gewesen. In Hessen gibt es zwischen Kassel und Darmstadt Unterschiede in den Beitragssätzen zwischen 12,9 (Bad Homburg) und 15,4 Prozent (Homberg bei Kassel). Frankfurt liegt bei 13,4, der hessische Durchschnitt bei 13,9 Prozent.
Die fünf neuen AOK-Verwaltungen wären am Ende deckungsgleich mit den fünf sogenannten "Krankenhauskonferenzen" in Hessen, die schon immer darüber befunden hätten, wie nicht nur Krankenhauskosten aus "Praxisnähe" optimal zu regeln seien, sondern auch andere Gesundheitsthemen, etwa Drogensucht, Operationskapazitäten, Kauf medizinischer Großgeräte. "Das alles läßt sich nur in der Region entscheiden", hieß es. Das Modell "Krankenhauskonferenzen" habe sich hier längst bewährt.
Laut Gesetz kann so eine Vereinigung beantragt werden und wird dann im Laufe eines Jahres von der Landesregierung politisch abgesegnet. Kraushaar: "Wir müssen auf die Gestaltung Einfluß nehmen. Die Hochversorgungsdichte des Rhein-Main-Gebietes muß ja nicht von Nordhessen mitgetragen werden." Man handle dann nach dem Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung. Und die Beitragssätze wären im Niveau eher anzugleichen: Für Kassel lägen sie bei 13,4 Prozent, im Bereich Darmstadt bei 13,3.
Die fünf AOKs, deren Mitgliederzahlen sich zwischen 150 000 und 600 000 bewegten, seien große, wettbewerbsfähige AOKs, die aber immer noch überschaubar blieben. Markt- und nicht Machtpolitik seien ihre Kennzeichen. Die Kundennähe bliebe, weil die Geschäftsstellen draußen erhalten werden.
Die Erfahrungen nach der Fusion mit dem Wetteraukreis, der erst kürzlich zu Frankfurt kam, wurden beispielhaft erwähnt: Hier habe "die große" nicht die "kleine" Verwaltung geschluckt, es seien schon 20 Millionen Mark eingespart worden. -vau
HOFHEIM. Ging bei der fristlosen Kündigung des technischen Betriebsleiters der Hofheimer Stadtwerke, Waldemar Haasis, alles mit rechten Dingen zu? Nun hat - nach der SPD - auch die Grün-Offene Hofheimer Liste GOHL Zweifel angemeldet. Das Arbeitsgericht hatte die fristlose Kündigung der Stadt gegen Haasis verworfen - die Umstände sprächen für "einen vorgeschobenen Kündigungsgrund", so die Ohrfeige der Richter für die Stadt (die FR berichtete).
Rechtsanwalt Reinhold Wendl von der GOHl hat nun den Eindruck, daß Bürgermeister Rolf Felix den Parteien vor der Gerichtsverhandlung "einige Dinge falsch dargestellt" habe. Doch der will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. "Wahlkampfgeplänkel", nennt Sprecher Ulrich Müller-Braun die Oppositionskritik.
Und jeder der Kontrahenten will vom anderen gezwungen worden sein, kurz vor den Kommunalwahlen an die Öffentlichkeit zu gehen. Wendl, weil er seiner Meinung nach von Felix falsch informiert wurde, als er dem fristlosen Haasis-Rauswurf zustimmte: "Heute würde ich das nicht mehr tun." Und im Rathaus fühlt man sich durch die Oppositions-Kritik genötigt, "in ein schwebendes Verfahren einzugreifen, obwohl wir das nicht wollen", wie Müller-Braun formuliert.
Inhaltich geht es vor allem um die Frage: Wie sehr ist der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Hermann Hanel, mit von den Vorwürfen gegen den technischen Leiter betroffen? Er nämlich soll beantragt haben, aus finanztechnischen Gründen den Auftrag zu Sanierungsarbeiten im Hallenbad zu erteilen; die Betriebskommission habe dem zugestimmt - so interpretiert Wendl die Protokolle des Stadtwerke-Kontrollgremiums.
Somit könne das Argument des Rathauschefs für die Entlassung nicht stimmen, Haasis habe eigenmächtig Aufträge gesplittet, um die Prüfung duch die Betriebskommission zu umgehen. "Es kann nicht sein, daß der technische Leiter die Prügel für sein Verhalten bekommt, während das Verhalten des kaufmännischen Leiters ebenfalls überprüft werden muß", resümiert Wendl. Ähnlich hatte auch das Gericht argumentiert. Eine weitere Ungereimtheit für Wendl: Ein Mitglied der Betriebskommission bekam den Auftrag, obwohl das Eigenbetriebsgesetz dies verbiete. "Nichts als Wahltaktik", kommentiert Rathaussprecher Müller-Braun die Vorwürfe. Die finanztechnische Aufteilung der Schwimmbad-Sanierung und das Splitting, das Haasis vorgeworfen werde, seien zwei Paar Schuhe: "Hanel hat gesehen: Die Sanierung wird eine Viertelmillion teurer als geplant und gesagt: Leute, dafür reicht das Geld 1991 nicht, laßt uns einen Teilbetrag in den Haushalt 1992 stellen." Haasis dagegen habe ein Angebot über 97 000 Mark auf unter 60 000 Mark heruntergerechnet und dann einen Nachfolgenatrag eingereicht; "der kaufmännische Leiter mußte jedesmal die buchhalterische Richtigkeit bestätigen, also hat Hanel unterschrieben." Das hätten auch die Oppositionsparteien wissen können, so Müller-Braun.
Daß Mitglieder der Betriebskommission Aufträge der Stadtwerke erhalten, findet der Rathaussprecher auch in Ordnung: "Dort sitzen auch Fachleute aus der Wirtschaft, Pfarrer können uns hier nicht weiterhelfen. Und wenn jemand das günstigste Angebot macht, bekommt er den Auftrag."
Doch wenn alles in Ordnung war, warum dann die offensichtlich unerwartete Niederlage der Stadt vor Gericht? "Das war eine wirklich dumme Sache", gibt auch der Bürgermeister-Sprecher zu. Verwaltungschef Felix habe in den Zeugenstand gewollt, um die Zweifel des Gerichtes zu zerstreuen - der Richter aber habe ihn nicht gelassen.
In einem Punkt immerhin sind die Kontrahenten einig: Haasis soll entlassen werden. "Eine fristlose Entlassung ist wohl nicht mehr drin", mutmaßt Rechtsanwalt Wendl, "aber wenn, wie geschehen, ständig Aufträge ohne korrekte Ausschreibung vergeben werden, gibt es keine Alternative." Doch nicht nur deshalb begrüße die GOHL, daß die Stadt in die Berufung geht: "Wir sind sehr gespannt, was die Berfungsinstanz noch ans Tageslicht bringen wird."
MATTHIAS DROBINSKI
SULZBACH. Ihre Kandidaten für die Kommunalwahl am 7. März stellt am heutigen Dienstag die Grün-Alternative Liste Sulzbach vor. Wer die politischen Zugpferde der Wählerliste und ihre Vorstellungen von künftiger Lokalpolitik kennenlernen will, hat dazu heute ab 20 Uhr die Chance. Treffpunkt ist das Feuerwehr-Gerätehaus am Oberliederbacher Weg.
Spitzenzkandidaten sind Ulla Heitmüller, Horst Günther und Gerhard Schoeffel. Als wichtigste Punkte des Grün-Alternativen Programms gelten die Themen Verkehr und Bauen. ubk
BÜDINGEN. Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) rechnet fest damit, daß sich drei Unternehmen als Investoren für ein Bauvorhaben bewerben werden, das auf dem Sportgelände in der Innenstadt ein Nebeneinander von Arbeiten, Wohnen und Freizeit ermöglichen soll. Die Kaufhausgruppe Joh, die Bauner zu dem Bewerber-Trio zählt, ist nach den Worten ihres Geschäftsführers Gerd Grohmann allerdings "da nicht konkret irgendwo dran".
Erster Stadtrat Wilhelm Kröll (SPD), ein Gegner des von der CDU als "Jahrhundertprojekt" titulierten Planes, bewertet Bauners Behauptungen als "blanken Wahlkampf".
Vor wenigen Wochen hatte Bauner die Öffentlichkeit mit der Idee überrascht, das 3,3 Hektar große Sportgelände neben dem Bürgerhaus an einen privaten Investor verkaufen zu wollen.
Dieser solle dort Wohnungen, Büros, Einzelhandelsgeschäfte und Grünanlagen schaffen. Den Großteil des Ertrags aus dem Grundstücksgeschäft (der Bürgermeister glaubt etwa 16 Millionen Mark erlösen zu können) möchten er und seine Partei für den Bau einer modernen Sportanlage am Schulzentrum auf dem Dohlberg investieren. Das Innenstadt-Gelände will Bauner nur an Investoren verkaufen, die bereit sind, mit ihren Bauarbeiten bis zur Eröffnungsfeier der Sportanlage auf dem Dohlberg zu warten. Repräsentanten aller drei Interessenten, neben Joh angeblich Unternehmen aus Friedberg und dem Großraum Nürnberg, hätten sich mit ihm bereits einzeln zu "persönlichen Gesprächen" getroffen und seien mit seinen Bedingungen "vom Grundsatz her einverstanden".
Peter Johs Kaufhaus-Geschäftsführer Grohmann bestätigt, daß es bereits ein Gespräch mit Bauner über das sogenannte "Jahrhundertprojekt" gegeben hat. Bauner habe seine Idee "einmal dargestellt", irgendwelche Zusagen von Joh existierten nicht. Die notwendigen Investitionen seien auch für eine gutgehende Kaufhaus-Kette beträchtlich. Schließlich gehe es nicht allein um den Grunderwerb, sondern zusätzlich um die Baukosten, die ein Vielfaches von 16 Millionen Mark betragen würden. Alles sei noch "so etwas von vage", sagte Grohmann im Gespräch mit der FR weiter, "es weiß noch keiner, wie das funktionieren soll".
Stadtrat Wilhelm Kröll rechnet damit, daß sein politischer Kontrahent Bauner schon bald nach der Kommunalwahl bekanntgeben muß, keinen Investoren für sein Lieblingsprojekt finden zu können. Der Bürgermeister werde wohl kaum einen Kapitalgeber die Zusage abringen können, die neue Sportanlage am Dohlberg vorzufinanzieren und das eigene Projekt mehrere Jahre lang zurückzustellen.
Bauner habe "ein Windei" produziert und werde die Wähler zum Schaden für die Politik enttäuschen. sal
WIESBADEN. Sie seien "unkalkulierbar" und "hoffnungslos zerstritten", als politischer Bündnispartner "unzuverlässig und deshalb indiskutabel": Um den Ruf der Wiesbadener Grünen steht es nicht zum Besten - und dennoch ist ihr Selbstbewußtsein ungebrochen. "Wir sind", meint Jan-Karsten Meier, "die einzige Oppositionsgruppe im Stadtparlament." Doch die Konfliktfreude und der Spaß am Disput, mit denen die Umweltpartei hier kokettiert, richtete sich in der Vergangenheit fatal gegen sie selbst. Interner Zwist führte zur personellen Auszehrung: Die Stadtverordneten Heidi Lankisch und Jens-Christian Müller verließen die Fraktion (nicht aber das Parlament!) und wandten sich der Ökologischen Linken zu. Damit schrumpfte die kleine Öko-Truppe im Wiesbadener Parlament von sieben auf fünf Abgeordnete. Der kräftezehrende Krach um die Kulturdezernentin Margarethe Goldmann, die die Grünen nach Wiesbaden geholt hatten, deren Amtszeit sie dann aber nach endlosen Debatten nicht verlängerten, markierte schließlich den vorläufigen Höhepunkt ihrer kommunalpolitischen Selbstzerstörung. Fraktions- und Kreisvorstände wechselten infolge der Querelen in atemberaubender Geschwindigkeit.
Die alten Wunden waren noch nicht verheilt, da wurden bereits neue geschlagen. Volker Kastner, seit einem Jahr bienenfleißiger Fraktionschef, wurde bei der Kandidatenkür für die neue Stadtverordnetenversammlung im Oktober vergangenen Jahres brüskiert: Er fehlt auf der Wahlliste der Grünen. Viele Mitglieder im Kreisvorstand, hatte Volker Kastner diese Zurückweisung bitter kommentiert, hätten noch immer nichts dazugelernt. "Sie meinen weiterhin, Völkerball spielen und gute Leute abschießen zu müssen." Statt dessen nominierte die Umweltpartei fast ausschließlich politische Greenhorns - neue, weitgehend unbekannte Gesichter. Nur Bärbel Heimann und Jan- Karsten Meier sind wieder mit von der Partie. "No-Names" sagen Beobachter der Wiesbadener Polit-Szene über diesen rigiden Personalwechsel. Kontert Jan-Karsten Meier trotzig: "Die werden uns schon noch kennenlernen." Und er fügt hinzu: "Manche Sozialdemokraten hokken schon seit 20 Jahren in der Stadtverordnetenversammlung, die kennt noch immer niemand."
Nun hoffen die Grünen, daß die SPD am kommenden Sonntag ihre absolute Mehrheit einbüßen und auf Bündnispartner angewiesen sein wird. Sie empfehlen sich zur Mitarbeit an einer "sozial-ökologischen Neuorientierung" - wohlwissend, daß Oberbürgermeister Achim Exner nach eigenem Bekunden eher seinen Chefsessel im Rathaus räumen als mit den Wiesbadener Grünen eine Koalition eingehend würde. Die Alternative wäre eine Elefantenhochzeit zwischen SPD und CDU - eine Perspektive, die die Grünen das Fürchten lehrt. Sie sind nach wie vor zuversichtlich, daß eine breite Strömung innerhalb der SPD Achim Exner umstimmen und eine Neuauflage der rot-grünen Partnerschaft durchsetzen werde - wie sie bereits in den Jahren 1985-1989 in der Landeshauptstadt bestanden hatte. "Wir stehen für eine Zusammenarbeit mit der SPD zur Verfügung", sagt Jan-Karsten Meier, fügt jedoch gleich warnend hinzu: "Aber nicht um jeden Preis und nur bei ernsthaftem Bemühen beider Seiten."
Was würde sich in Wiesbaden ändern, wenn den Grünen kommunalpolitisches Mitspracherecht im Rathaus eingeräumt würde? Christiane Hinninger nennt eine Liste ökologischer Schwerpunkte: Die städtebauliche Planung für eine Umgestaltung der Mainzer Straße würde umweltverträglicher ausfallen, es gäbe weder eine Garage unter dem Kurhaus noch eine auf dem Wallufer Platz, die Busfahrpreise würden nicht erhöht, die Autos würden aus der Innenstadt verbannt, Bioabfälle würden kompostiert. Es gäbe keine Kunst- und Musikschule auf dem Dernschen Gelände, sondern eine Grünfläche und es würden deutlich mehr Sozialwohnungen gebaut. Ihr politischer "Lieblingsfeind" in Wiesbaden? "Immer die Mehrheit", sagt Jan-Karsten Meier salomonisch. MARGIT FEHLINGER
Kurz gemeldet
Fragen des Zusammenlebens Das Zusammenleben von Juden und "Nichtjuden" und die Frage, wie es verbessert werden kann, wird die Historikerin Frolinde Balser und Ignatz Bubis als Vorsitzenden des Zentralrats der Juden am Mittwoch abend, 3. März, 20 Uhr, in einer Podiumsdiskussion beschäftigen. Veranstalterin ist die Humanistische Union, Veranstaltungsort das Restaurant im Jüdischen Gemeindezentrum, Savignystraße 66.
"Durchsetzungskraft" der Frauen Frauen, die ihre "Durchsetzungskraft entdecken", bietet die Volkshochschule einen Kursus unter gleichnamigem Titel. Frauen, die sich zu sehr der vermeintlich typisch weiblichen Friedfertigkeit beugen, sollen hier lernen, ihre Standpunkte zu behaupten. Der Kursus beginnt am heutigen Dienstag abend, 2. März, um 19.15 Uhr im Volksbildungsheim, Oeder Weg 3. Telefonische Information unter der Rufnummer 212 3-83 72.
Türkischer Altenclub eröffnet Seit Anfang des Jahres gibt es in der Baumertstraße 57 einen türkischen Altenclub, der vom Verein zur Förderung der älteren Menschen, Eltern und Jugendlichen aus der Türkei getragen und von der Stadt Frankfurt mitfinanziert wird. Ansprechpartner ist Hidir Aslan von der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländer-Vertretung Frankfurt (KAV), Buchwaldstraße 45, Telefon 45 75 79.
gb FRANKFURT A. M., 1. März. Mit der FDP wird es nach Aussage ihres Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff keine nationale Stahlkonferenz geben. Der FDP-Politiker lehnte nach einer Sitzung von Vorstand und Präsidium eine Konferenz unter Beteiligung der Bundesregierung ab. Die Probleme müßten von Unternehmen und Gewerkschaften gelöst werden und dürften nicht der Regierung "auf den Tisch gelegt" werden. Den Stahlunternehmen warf er vor, in einer Zeit, in der es ihnen wirtschaftlich gutgegangen sei, nicht die notwendigen Strukturveränderungen vorgenommen zu haben. Die Gewerkschaften seien aufgrund der Montan-Mitbestimmung an den Unternehmensentscheidungen beteiligt und könnten nicht so tun, als trügen sie keine Verantwortung.Das Leben ein Kampf Tanztheater "Drifting" von COAX im Mousonturm
Die Bühne sieht aus wie ein Boxring. Mittendrin steht eine Maschine, deren höhenverstellbarer Arm seitwärts weit herausragt. Seiner köpfenden Wucht versuchen die vier Tänzer der Gruppe "COAX" zu entgehen. Es kommt zu keinen durchgehenden Bewegungsabläufen, da jeder Akteur ständig fürchten muß, das Ding könne ihn umhauen. Deshalb nennt Choreographin Rica Blunck ihr dynamisches Stück "Drifting" (Wegtreiben) und im Untertitel "oder 500 verschiedene Möglichkeiten, den Kopf anzuschlagen".
Alle Tänzer tragen Sportkleidung, die Frauen anfangs noch ein schwarzes Tutu, den kurzen Ballerinenrock, darüber. Zu wilden, hämmernden Rhythmen von Pee Dee springen sie immer wieder in die Arena, tanzen kurze Sequenzen, legen dann in den Ringecken kurze Atempausen ein. Sie wirbeln und hüpfen kraftvoll, rollen über den Boden, immer die Schlagstange im Auge.
In modernen Krafttanz mischen sich kleine Sequenzen aus klassischem Ballettkodex. Romantische Tanzmimik wird zeitgemäß nachgeahmt. Aber statt mit elegantem Finger auf die Brust zu tippen (ich), die Hände vorm Herzen zu kreuzen (liebe) und auf den Partner zu weisen (dich), geraten hier die Gesten derber. Man faßt energisch an den Busen oder die Hoden, signalisiert mit aufschießenden Unterarmen "fuck off - schieb ab", gibt Partnern Tritte oder fährt sich nervös selbstverliebt durchs lange Haar.
All die hochleistungssportlichen Szenen mit etlichen Erotikposen bringen wenig kommunikative Momente. Es entwickeln sich keine echten Beziehungen. Kaum hat man sich mit einem Partner eingelassen, überwiegen schon wieder Fluchtreflexe. Die Soli sind Symbole einer egomanen Zeit. Im rasanten Bewegungswirbel wirken die Frauen (Rica Blunck und die pfiffige Karin Lechner) intelligenter und witziger als die Männer (Arthur Stäldi als muskelprotzender Macho und Marek Jason Isleib als poetischer Träumer) - eben wie im echten Leben.
Die pausenlose Athletik dauert achtzig Minuten. "Drifting" macht Angst offenkundig, analysiert Selbstverliebtheit ohne Lust zu tieferen Beziehungen, zeigt das Leben als permanenten Wettkampf und verbreitet so skeptischen Kulturpessimismus. Wiederholungen deuten Zwanghaftigkeit an. Doch der Kampf verbraucht sich. Es kommt am Ende gar etwas Langeweile auf. Man sehnt sich nach Brüchen, Hoffnungsschimmern, etwas Zärtlichkeit und mehr dramaturgischer Spannung. Letztere steckt eher in den Tänzern selbst, deren Bewegungsorkan immerhin durch seine frische und unermüdliche Vitalität beeindruckt. Der Mousonturm als Koproduzent hat ein gutes Stück zeitgenössischen deutschen Tanzes gefördert. (Am 2. und 3. März im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, 20 Uhr.) ROLAND LANGER
MAIN-KINZIG-KREIS. Einen umfangreichen Fragenkatalog haben die Bürgerinitiativen "Kein Müll ins Selbolder Dreieck" und "Keine Mülldeponie in Ronneburg", beides eingetragene Vereine, im Vorfeld der Kommunalwahl an die politischen Parteien gerichtet. Geantwortet haben auf Kreisebene die SPD, CDU und Grüne, außerdem Sozial- und Christdemokraten aus Langenselbold. Jedenfalls liegen der FR keine weiteren Stellungnahmen vor.
Die Reaktionen sind, so der Vorsitzende der Langenselbolder Gruppe, Werner Neumann, weitgehend mit bisherigen Statements der genannten Parteien identisch. Als positiv wertet Neumann, daß die Politiker bemüht gewesen seien, die 27 Fragen detailliert zu beantworten: "Weniger zufrieden sind wir mit dem, was manche Parteien zur Megadeponie zu sagen haben."
Nach wie vor, so der Initiativensprecher, "bevorzugen SPD und Grüne die Deponierung des Restmülls vor der thermischen Verwertung", wie er die Verbrennung nennt. Ferner: "Nach wie vor sehen sie kaum Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Landkreisen bei der Entsorgung. Und nach wie vor unterstützen beide die vom Kreistag mit den Stimmen von SPD und NPD beschlossene Standortfestlegung im Langenselbolder Dreieck."
Keine Neuigkeit ist die Festlegung der Christdemokraten gegen die beschlossene Konzeption und für die Verbrennung. Gestützt werde diese Haltung weitgehend von den Freidemokraten und der neugegründeten Freien Wählergemeinschaft auf Kreisebene, die eine "Megadeponie" im Fallbachtal auf jeden Fall verhindern wolle.
Unbeantwortet, so Werner Neumann "bleibt bei der CDU allerdings die Frage nach einem möglichen Standort für die Lagerung der Verbrennungsrückstände "Farbe bekennen" aus einer Müllverbrennungsanlage, sollten neue Mehrheitsverhältnisse eine thermische Entsorgung tatsächlich zulassen. Die CDU wird in diesem Punkt Farbe bekennen müssen. Die Bürgerinitiativen haben nicht gegen eine Restmülldeponie Hohestein/Eckenberg gekämpft, nur um anschließend am selben Standort mit einer Schlackendeponie konfrontiert zu werden."
Zum Thema Basisabdichtung und den "Abspeckungsplänen" von Mülldezernent Erich Pipa meint die Gruppe, mit diesen Vorstellungen stehe die SPD ziemlich allein da: "Selbst den Grünen ist die Kostenreduzierung nicht geheuer. Auch CDU, FDP und FWG sehen das Problem der Abdichtung als bisher nicht gelöst an. Wir sehen uns durch die Antworten der Parteien in unserer Auffassung von der Deponie als mögliche Zeitbombe für kommende Generationen bestätigt. Woher die SPD ihren Glauben nimmt, daß trotz Reduzierung der Kosten um ein gutes Drittel ein gleiches Maß an Sicherheit zu gewährleisten sei, ist uns schleierhaft," betont die Gruppe.
Erhebliche Zweifel haben die Initiativen außerdem daran, daß die geplanten Entlastungsstraßen bis zur Fertigstellung der Deponie ebenfalls gebaut sind, die übrigens von den Grünen abgelehnt werden. Gefragt wurde erneut nach den Grundwasserströmen im Deponiebereich, die die Initativen als ebenso "ungeklärt" ansehen wie mögliche Geruchsbelästigung und "Kaltluftströme".
Neumanns Resümee dazu: "Für die CDU und FDP erübrigt sich letztlich die genaue Überprüfung. In ihrer Konzeption hat eine Deponie der genannten Art keinen Platz. Auch für die FWG steht der Widerstand im Vordergrund. Die SPD dagegen vertraut auf das Planfeststellungsverfahren, bei dem ihrer Ansicht nach alle Aspekte untersucht werden. Die Grünen bieten sogar an, eine Umweltverträglichkeitsprüfung zusammen mit den Bürgerinitativen durchzuführen."
Die SPD im Kreis hatte unter anderem nochmals betont, daß der jetztige Standort in Ronneburg nicht mehr zur Disposition stehe und die mögliche Alternative "Gaulschinder" endgültig ausgeschieden sei. Die Verantwortlichen seien bei der Umsetzung der Konzeption weiter daran interessiert, die betroffenen Bürger in die Diskussion einzubeziehen. Die Langenselbolder Genossen wiesen darauf hin, daß selbst bei der Umsetzung der Technischen Anleitung Siedlungsabfall, die die Müllverbrennung bevorzugt, weiterhin eine Deponie gebraucht werde.
An Spekulationen, wonach die Bodendurchlässigkeit des Standortes wegen entsprechender technischer Fortschritte bei der Abdichtung des Deponiekörpers keine Rolle mehr spiele, wollten sich die Sozialdemokraten nicht beteiligen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung halten sie allerdings ebenso für erforderlich wie den zeitgleichen Bau einer eigenen Autobahnanbindung, speziell für die neue Kreismülldeponie.
Die CDU auf Kreisebene ließ einige Fragen gänzlich unbeantwortet oder verwies darauf, nicht zuständig zu sein. Im übrigen nennt die Union das Konzept "Fairer Lastenausgleich" "der Herren Eyerkaufer / Pipa" überholt. Notwendig sei vielmehr ein "fairer Lastenausgleich zwischen dem Main- Kinzig-Kreis, dem Wetteraukreis und - möglicherweise - dem Umlandverband Frankfurt. Dabei könnte eine Müllverbrennungsanlage auf dem Areal des ehemaligen Braunkohle-Kraftwerks Wölfersheim und eine Schlackendeponie auf dem Gebiet des Main-Kinzig-Kreises entstehen."
Der Langenselbolder CDU-Stadtverband ergänzt diese Aussage mit der Forderung nach einem Schwel-Brenn-Verfahren. Das gewährleiste eine "fast hundertprozentige Verwertung der Wertstoffe, so daß lediglich noch etwa 0,5 Prozent der Müllmenge als Sondermüll zu beseitigen sind". Bei dem genannten Verfahren würde die Schlacke durch hohe Temperaturen verglast und könne anschließend unbedenklich wiederverwandt werden, etwa beim Straßenbau oder für Schallschutzmaßnahmen. Eine Deponie erübrige sich somit, meinen Langenselbolds Christdemokraten.
Wie die SPD üben die Kreis-Grünen in diesem Zusammenhang Kritik an dem Grünen Punkt und dem Dualen System und fordern, mehr Wert darauf zu legen, daß Müll erst gar nicht entsteht. Sie sprechen sich weiter für die "kalte Vorbehandlung" organischer Abfälle anstelle der Verbrennung aus, außerdem für eine von unten begehbare Basisabdichtung der Deponie.
Das von ihrem Ex-Abfalldezernenten Dr. Harald Friedrich betriebene Standortsuchverfahren bezeichnen die Grünen als wissenschaftlich abgesichert und somit korrekt. Den "Gaulschinder" halten sie zwar für den besseren Standort als "Hohestein / Eckenberg", "stehen" aber zu der politischen Entscheidung, den Vertrag zwischen Kreis und der Gemeinde Neuberg, wonach diese keine weitere Deponie dulden muß, zu achten. hein
WETTERAUKREIS. "Im Grunde ist das alles doch gar kein Problem", sagt Siegfried Schunk vom Bad Nauheimer Makler- und Versicherungsbüro S.M.D. Die Änderung der Postleitzahlen zum 1. Juli sei eine notwendige Neuerung, auf die man sich eben einstellen müsse. "Sicher", meint er, "in der ersten Zeit wird es auch Fehler geben", aber die ganze Aufregung darüber "ist übertrieben." Er hat seine Kundenadressen im Computer gespeichert. Bei jedem Brief, den der Rechner adressiert, wird gleichzeitig die Postleitzahl aktualisiert. "Außerdem teilen wir unseren Kunden mit der nächsten Post unsere neue Postleitzahl mit", sagt er - alles in allem also kein großer Arbeits- und Kostenaufwand.
Eine Stellungnahme wie diese ist wohl eher die Ausnahme als die Regel. Denn den meisten Firmen graut es schon jetzt davor, ihre gesamte Kundenkartei zu überarbeiten. Sämtliche Adreßfelder müssen in der EDV geändert werden, bereits gedruckte Briefbögen stimmen nicht mehr.
"Das wird eine Katastrophe", sagt Inge Adams von Digital Data Service in Bad Vilbel voraus. "Mindestes zwei Tage lang wird jemand nur damit beschäftigt sein, die Adressen der Dauerkunden 'rauszusuchen und die neuen Zahlen einzugeben." Weil viele Kunden sehr selten angeschrieben werden, könne es zwei Jahre dauern, bis alles komplett überarbeitet ist und richtig läuft, schätzt sie.
Ganz ähnlich sieht das Stefan Knitterscheit von der Firma Eurocomp in Friedberg: "Einige Tage, vielleicht eine Woche müssen wir einplanen, um alles auf den neuesten Stand zu bringen." Weil dazu im Moment gar keine Zeit ist, wird das erst auf den letzten Drücker passieren. So wie er reagieren die meisten Firmen: "Wir warten damit bis zum letzten Tag." Und: "Für so etwas haben wir jetzt wirklich keine Zeit."
Die Hauptarbeit, so sehen es die meisten Befragten, ist an den Bildschirmen zu leisten. Sicher ein Grund dafür, daß die Druckereien von der bevorstehenden Umstellung auf die neuen Postleitzahlen bislang kaum etwas bemerkt haben. In seiner Druckerei seien allerdings die Nachbestellungen zurückgegangen, sagt Henner Fiebig aus Bad Vilbel. Bei Rolf- Dieter Hilk von der Druckerei Bindernagel in Friedberg ist immerhin schon ein Auftrag für Neudrucke mit veränderter Postleitzahl eingegangen. "Wir haben unseren Kunden empfohlen, sich Aufkleber für ihre alten Briefbögen machen zu lassen", sagt er, "es wäre ja unsinnig, alles wegzuwerfen." Mit einem großen Ansturm kurz vor dem 1. Juli rechnet er ebensowenig wie sein Kollege aus Bad Vilbel: "Die Leute lassen das langsam angehen." So langsam, daß noch nicht einmal neue Etiketten bestellt wurden, um alte Adressen zu überkleben: "Wir haben noch keine Probleme", ist vom Ettikettenhersteller "etimark" in Bad Nauheim zu hören, "die Bestellungen sind noch nicht spürbar gestiegen."
Vielleicht denken auch viele so wie die Bad Vilbeler Firma, die erst mal ihre alten Briefbögen aufbrauchen will: "Das Ganze ist doch sowieso ein Witz, wer weiß, ob sich das bis zum Juli nicht noch einmal ändert." REGINE EBERT
KÖNIGSTEIN. Der Magistrat hat vorsorglich Widerspruch gegen den Parlamentsbeschluß zur Offenlegung des Bebauungsplans Wiesengrund/Kurbad eingelegt. Grund: Bei der Abstimmung am 28. Januar hatte auch Wilhelm Schulte- Mattler (CDU) teilgenommen - der jedoch hatte als Architekt jahrelang an Gebäuden für das Grundstück geplant. Nach eigenen Angaben ist er seit einem Jahr nicht mehr für den Bauherrn tätig.
Die ALK hatte Mattlers mögliche Befangenheit in der Parlamentssitzung angesprochen. Die Verwaltung kam daraufhin zu dem Schluß, daß sie "nicht gänzlich auszuschließen" sei. esi
Chemieunfall der Hoechst AG: Mondlandschaft in Schwanheim
"Keine Überdramatisierung . . ."
(Fortsetzung von Seite 16)
Vogelinsel" - ein Naturreservat und Brutrevier für Reiher und Kormorane auf dem Main - gerodet. Sträucher und höhere Gehölze kamen weg, an drei großen Bäumen wurden Äste gestutzt. Betroffen war von den Arbeiten jedoch auf 250 Meter Länge und 15 Meter Breite nur ein Viertel des Eilands. "Lediglich dieser Bereich ist sehr stark kontaminiert", sagte Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries, "da verläuft eine sehr scharfe Grenze - direkt daneben findet sich schlagartig überhaupt nichts mehr vom o-Nitroanisol." Auch auf den 36 am Rosenmontag verseuchten Hektar Schwanheim sei nur noch wenig von von der gelben Substanz zu finden. "Es sind in dem gesamten Gebiet bis jetzt 400 Kubikmeter Boden, Holz, Bewuchs und Freimobiliar weggeschafft worden", bilanziert Ries die Sanierungsarbeiten der zurückliegenden Woche, "und damit ist die größte Last draußen. Allein durch das Rasenmähen sind 90 Prozent der klebrigen Masse weggekommen. Ich denke, wir haben den größten Teil der Kontamination erwischt." Als nächstes stehe nun die Sanierung von 120 Dächern an, auf denen noch die giftige "zähe feste Creme" (Ries) haftet. Das soll in zwei Etappen geschehen, Männer von Feuerwehr und Hoechst AG haben am Montag im Sauerackerweg mit dem ersten Schritt begonnen. "Ich gebe der Hoechst AG zwei Tage Zeit für diese erste Phase", sagt Ries, "dann will ich das weghaben. Wir müssen auf alle Fälle verhindern, daß irgendwas von dem Zeug ins Grundwasser sickert."
Die Methode: Wasser wird als "künstlicher Regen" mit Feuerwehrschläuchen auf die Firste, Schrägen, Pfannen und Flachdächer gespritzt. Zwei Drittel des o- Nitroanisols werden so ausgeschwemmt und fließen über die Regenrinnen in bereitstehende Auffangtonnen.
Und was ist mit dem letzten Drittel? "Das ist nicht wasserlöslich. Da sind wir noch am Experimentieren", räumt Peter Schuster, der Chef der 200 Hoechst-Sanierungskräfte, ein: "Unsere Spezialisten sind dran, eine Methode zu entwickeln." Ries: "Das sollen die auch. Hoechst muß auch mit dem fertigwerden, was nach der ersten Etappe noch drauf ist."
Die Firma verspricht es und gab am Abend in einem anderen Sorge-Punkt Entwarnung. Hoechst-Messungen und Analysen des Fresenius-Instituts hätten übereinstimmend ergeben, daß beim Störfall am Rosenmontag "keine gesundheitsrelevanten Mengen" an Dioxinen und Furanen in Schwanheim entstanden seien. Sowohl im Reaktionsgemisch als auch im "gelben Regen" habe man stets weniger als drei Nanogramm pro Kilo gefunden. Hoechst: "Damit werden die Grenzwerte der neuen, verschärften Dioxinverordnung erheblich unterschritten." Im übrigen seien jetzt mehr als 97 Prozent der nach dem Chemieunglück "freigewordenen" Substanzen identifiziert, teilte das Unternehmen mit.
BAD VILBEL. Nicht nur lamentieren und fordern, sondern selbst Probleme anpacken: In diesem Sinn hat der BUND- Ortsverband Bad Vilbel am Wochenende den ersten Schritt für eine langfristige ökologische Aufwertung des sogenannten Massenheimer Wäldchens vollzogen. In einer mehrstündigen Säuberungsaktion hatten vier Helfer der Ortsgruppe Plastikeimer, Kanalrohre aus Beton, verrostete Gartenliegen und sieben Kubikmeter Grünabfälle aus dem der Stadt gehörenden Wäldchen zusammengetragen, der in der Verlängerung der Straße An den Bankgärten liegt.
Die Mitglieder des BUND waren besonders überrascht darüber, daß es offensichtlich in Massenheim noch Bürger gibt, die mit ihrem Kraftfahrzeug in das kleine Wäldchen fahren, um Grasschnitt und Laub abzuladen. Denn wenn die Vilbeler schon ihre Wagen beladen, könnten sie auch gleich zur Kläranlage in der Nähe des Südbahnhofes fahren, wo sie jeden Samstag vormittag und Mittwoch nachmittag kostenlos ihre Grünabfälle abliefern dürfen, meint der stellvertretende BUND-Ortsverbandsvorsitzende Peter Paul. Die Gartenabfälle wurden deshalb vom BUND entfernt, weil die üppigen Mengen nur langsam verrotten und die natürliche Krautschicht erstickt.
Peter Paul und seine Mitstreiter wollen es nicht bei der Aktion belassen. Die Fraktionen des Massenheimer Ortsbeirates wurden aufgefordert, dafür zu sorgen, daß zukünftig solche Ablagerungen durch Anwohner und Mitbewohner unterlassen werden. Mehr noch: Damit das innerstädtische Biotop aufgewertet wird, soll die Randzone des Wäldchens mit heimischen Sträuchern wie Kornelkirche, Waldhasel, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Feldahorn bepflanzt werden.
Die fremden Gewächse sollen entfernt werden. Den Grund nennt Peter Paul: "Die exotischen Sträucher bieten den Kleinlebewesen keine Nahrungs- und Lebensräume, weil sie sie nicht kennen und häufig die Blüten nicht ausbeuten können."
Um langfristig den Fortbestand des zwischen 80 und 100 Jahre alten Buchen- und Eichenwaldes zu sichern, soll die Stadt für eine Verjüngung des Baumbestandes durch Nachpflanzungen sorgen.
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WIEN. Elfriede Jelineks Klavierspielerin hat einen Geschlechtswandel vollzogen und hat sich in einen Bernhardschen Raum begeben, auf den Dachboden eines Konversatoriums, in dem 111 Klaviere gelagert sind. So etwa ließe sich Gert Jonkes humoristische Fingerübung für vier Schauspieler zusammenfassen. "Opus 111" dauert im Volkstheater, wo Stephan Bruckmeier die Uraufführung inszeniert hat, anderthalb Stunden. Die Namen, die Jonke seinen Figuren gibt, tun nichts zur Sache, man kann zur Erläuterung des Geschehens gleich auch die Namen der Schauspieler verwenden.
Zwei Brüder, Michael Rastl und Rainer Frieb, besuchen die Stätte ihrer Ausbildung, das Konservatorium. Sie steigen in den offenen Lift ein, der sie auf den Dachboden bringt. Dort erklärt Frieb, der wegen Verlustes einiger Finger die Pianistenlaufbahn aufgegeben hat und ein erfolgreicher Klavierspediteur ist, seinem Bruder, einem Komponisten, die Art und Weise, wie die Klavierbehälter konstruiert sind. Michael Rastl, ein Quartalssäufer, leidet schrecklich und gekonnt unter Entzugserscheinungen, krümmt sich vor Schmerzen und hört Frieb mit wenig Aufmerksamkeit für die Sache zu.
Noch gibt es wenig zu lachen, denn der Regisseur stilisiert alle Pointen weg, die sich aus Jonkes gewundenem Text ergeben könnten. Der Pedell, Rudolf Jusits, hält die beiden Brüder für Einbrecher und holt den Direktor, Otto Tausig, bei dem einst die beiden Brüder Klavierunterricht genommen haben. Tausig, der schon in den fünfziger Jahren, Seite an Seite mit Karl Paryla im - von der sowjetischen Besatzungsmacht unterstützten und deshalb nach dem Staatsvertrag grundlos aufgelassenen - "Scala"- Theater als Nestroy-Schauspieler brilliert hat, haut dem Regisseur die Stilisierung à la Bernhard mühelos zusammen und serviert einen Hagel von komischen Einfällen, ein pedantischer und eitler Pädagoge, fast vom Zuschnitt eines Groucho Marx. Daß sowohl Michael Rastl wie Rudolf Jusitz sich mehrere Male mit einigen Pointen behaupten können, spricht für deren Präsenz. Den Spaß mit den Klavieren, das Geschenk eines Mäzens, das auf dem Dachboden verkommt, beendet Jonke jäh - der Pedell bringt dem Direktor, der nicht weiß, wie er die alten Klaviere los wird, die Nachricht, ein weiterer Mäzen wolle wieder jene Zahl von Klavieren stiften, die der Opuszahl der letzten Klaviersonate Beethovens entspricht. Vorher noch erblickt Rastl im Delirium tremens unten auf der Straße Spaziergänger, deren Haupt in Flammen lodert - der Symbolismus soll dem Schwank nachträglich wohl den Adel der Poesie verschaffen.
Jonke hat seine feingesponnene Erzählung "Schule der Geläufigkeit" für die Bühne in der Absicht eingerichtet, ein unterhaltendes Theaterstück zu schreiben. Daß ein zeitgenössischer österreichischer Dichter an Unterhaltung denkt, hat sich beim Publikum des Volkstheaters offenbar nicht herumgesprochen. Die wenigen, die zur Uraufführung erschienen waren, lachten über die Späße Otto Tausigs ausgiebig. PAUL KRUNTORAD
HOFGEISMAR. Es war einmal eine Stadt im Landkreis Kassel, die laut Werbeslogan "alles hatte": Geschäftsleute und Lokalpolitiker lobten ihre "gute Infrastruktur" und den "hohen Wohn- und Erholungswert". Jährlich kamen mehrere 10 000 Touristen, um den historischen Stadtkern zu bewundern und das Dornröschenschloß Sababurg oder den nahegelegenen Tierpark zu besuchen. Der Bürgermeister und seine Genossen waren stolz auf sich und ihre märchenhafte Stadt. Doch eines Tages - kurz vor der Kommunalwahl - wurde ihre Ruhe empfindlich gestört: "Nestbeschmutzer", so mußten sie plötzlich feststellen, hatten sich in das Stadtparlament eingeschlichen, wollten "das Ansehen" Hofgeismars "ruinieren".
Der Gruppe der Grünen erschien ihre Stadt gar nicht so märchenhaft. Nicht zuletzt, weil sich der nördliche Zipfel des Kreises - im Dreiländereck von Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gelegen - zu einer Drehscheibe des Drogenhandels entwickelt hatte, wie Experten im vergangenen Herbst feststellten. Den Vorschlag der Öko-Fraktion, einen Streetworker einzustellen, aber lehnte die SPD-Mehrheitsfraktion ab - was die Grünen sehr verbittert.
"Dornröschen hat genug geschlafen!" entschieden sie und kündigten an, den Landkreis Kassel "wachzuküssen". In derselben Anzeige (erschienen in einem in der Region verteilten "Szene"-Blättchen) ordneten sie dem Namenszug von Hofgeismar auf einer Landkarte eine Heroinspritze zu. Doch damit nicht genug: Um auf eine Diskussionsveranstaltung zum Drogenproblem hinzuweisen, bedienten sie sich des bekannten Hofgeismarer Slogans "Eine Stadt, die alles hat".
Das war zuviel für die Sozialdemokraten: "Das Maß ist voll", so ließen sie die Bürger ihrer Stadt in einem Flugblatt wissen, "Nestbeschmutzer haben in den Parlamenten nichts zu suchen."
Niemand weiß nun, ob das Geplänkel Geschichte machen wird - und ob die Wähler, wenn sie nicht gestorben sind, sich deswegen so, anders oder gar nicht entscheiden. ebo
"Kunst kommt von Müssen" - diese im Zusammenhang mit dem Finale des diesjährigen "Musik Kreativ"-Wettbewerbes in der Frankfurter Kunsthalle Schirn verschiedentlich geäußerte Formel spiegelt in ihrem nur scheinbar griffigen, letztlich aber unbestimmten Charakter den Eindruck wider, den die Veranstaltung insgesamt hinterläßt.
Ausgewählt aus 385 Einsendungen und 5000 Beiträgen bewarben sich hier an zwei Tagen 20 Ensembles, Gruppen und Solisten um den vom Verband deutscher Musikschulen nach 1991 zum zweiten Mal verliehenen "Amadeus" und die zusätzlichen Geldpreise im Wert von 100 000,- Mark.
Gesucht wurden "innovative Beiträge" aus allen Bereichen zeitgenössischer Musikstile, wegweisende Formen, ungewöhnliche Interpretationen und Verbindungen zu anderen künstlerischen Bereichen. Schließlich erwiesen sich aber auch unter den Finalteilnehmern nur wenige diesem Anspruch gewachsen.
Unbekannte oder neue ästhetische Perspektiven wurden nicht erschlossen. Setzt man aber anstelle des Anspruches auf Innovation die Suche nach Außergewöhnlichem, Eigenständigem, so hatte der Wettbewerb einiges zu bieten, und das in einer großen Vielfalt musikalischer Stilrichtungen, von Neuer Musik über Jazz und Rock bis hin zu Performance-Darbietungen und multimedialen Konzepten.
Die daraus resultierende Nicht-Vergleichbarkeit der Beiträge empfanden die Musiker selbst als positiv, weil sie einem Konkurrenzdenken entgegensteuere, wie es vor allem bei Wettbewerben im Bereich klassischer Musik häufig zu beobachten sei.
Tatsächlich waren aktive Teilnehmer immer wieder in den Konzerten auch als Zuhörer zu finden, und einige gaben gerne zu, daß sie an den beiden Veranstaltungstagen auch Musikformen kennengelernt hätten, mit denen sie ansonsten nicht in Berührung kämen. Daß der einzige goldene "Amadeus" für das Duo Steffen Schorn/Claudio Puntin aus Köln, die mit exotischen und sehr seltenen Holzblasinstrumenten arbeiten, unumstritten war, mag nicht zuletzt in der kollegialen und offenen Atmosphäre begründet liegen.
Abgesehen von den insgesamt sechs Preisträgern war das Niveau aber genauso unterschiedlich wie die Auffassungen von Musik. Traditionell-Folkloristischem aus Gambia etwa stand die intellektuelle Reflexion über Improvisation und Repertoire gegenüber, dem sicheren Beherrschen anspruchsvollster musikalischer Technik folgte vereinzelt Dilettantisches.
Die zukünftige "Kultband des Jahrtausendwechsels" im Rahmen von "Musik Kreativ" vorzustellen, diese gewagte Vision formulierte der Vorsitzende des Verbandes deutscher Musikschulen Reinhard von Gutzeit bei der Preisverleihung. Diesmal war sie wohl noch nicht dabei. OLIVER GÜNTHER
Pierre Littbarski verläßt den 1. FC Köln. Der kleine Berliner mit den krummen Beinen hat fast 400 Bundesligaspiele für die Kölner bestritten, hat sich in die Herzen des Kölner Publikums gespielt und auch gekauft. Gekauft, als er seinen zumindest sportlich mißglückten Ausflug nach Paris vor sechs Jahren mit viel Geld aus der eigenen Tasche vorzeitig beendete und sich für seinen 1. FC freikaufte. Der Dribbelkünstler hat viele Erfolge mit dem Gründungsmitglied der Bundesliga gefeiert, und nun, ausgerechnet in der Stunde der fußballerisch größten Not, wendet er seinen Kölnern den Rücken. Vier Spieltage vor dem Ende der Runde geht Littbarski nach Japan, in der Hoffnung, daß bis dahin der Klassenerhalt für die Kölner gesichert ist. Sollte er das nicht sein, geht "Litti" dennoch, die Saison in Japan beginnt.
Bei dieser Entscheidung mag natürlich die nachgerade fürstliche Entlohnung in der künftigen Heimat eine Rolle gespielt haben, aber sie ist auch ein Zeichen für die sich dem Ende neigende Karriere Littbarskis. Unter dem geschaßten Trainer Jörg Berger war für Littbarski kein Platz mehr in der Mannschaft, das Publikum pfiff immer öfter auch den einstigen Nationalspieler aus, als Kölns Weg immer weiter in den Bundesligakeller führte. Nun also, auf dem drittletzten Tabellenplatz angelangt, meint der Verein, den erst 32jährigen ziehen lassen zu können. Er habe dem Wunsch seines "verdienstvollsten" Spielers Rechnung stattgegeben, ließ der Bundesligist verlauten. Ob dieser Verein, für den einst Namen wie Schumacher, Overath, Löhr und Weber in der Bundesliga antraten, auf einen Spieler wie Littbarski wirklich verzichten kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Denn mit Littbarski lassen die Kölner ihren letzten Spieler mit einem großen Namen ziehen. In dieser Mannschaft der Namenlosen und Unbekannten - einmal von dem blassen Bodo Illgner abgesehen - gibt es nun keinen Star mehr, keine Figur, die unbedingt und allein mit dem 1. FC Köln verbunden wird.
Dies mag ein Generationswechsel am Rhein sein, dies mag aber auch ein letztes Anzeichen für den Niedergang dieses einstmals bedeutenden Fußballklubs sein. Das rechte Maß der Dinge jedenfalls scheinen die Kölner Offiziellen endgültig verloren zu haben, als sie allen Ernstes das Bleiben ihres Trainers Berger mit einem Punktgewinn in Frankfurt verknüpften. Wohlgemerkt, ein Abstiegskandidat war beim Tabellenzweiten zu Gast. Aber vielleicht baut ja gerade ein unbekannter Trainer mit einem Team der Namenlosen einen neuen 1. FC Köln auf.
ARND FESTERLING
FRANKFURT-OST. In Seckbach-Nord quält sich der Verkehr nicht mehr durch die Hofhausstraße; die Straßen rund um die Lurgi sollen im April von der täglichen Blechlawine befreit werden, in Fechenheim-Nord und im Riederwald gilt Tempo 30. Der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Seckbach, Riederwald) war in der abgelaufenen Wahlperiode recht fleißig. "Wir können zufrieden sein", meinen denn auch Ortsvorsteher Peter Reinwart und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und Grünen. Nur die CDU ist da ganz anderer Meinung: "Was haben die denn schon gemacht?", fragt Fraktionschef Dieter Kunzler und gibt sich die Antwort gleich selbst: "Nichts, nur viel Geld für ein Planungsbüro ausgegeben."
Bei den anderen Fraktionen im Ortsbeirat ernten die Konservativen für ihre Haltung schon lange nur Kopfschütteln. Konsequent blieb die CDU den Verkehrs- Arbeitsgruppen fern und boykottierte die Zusammenarbeit mit dem Darmstädter Planungsbüro Frank - Stete und Partner. "Die Planer wissen doch gar nicht, was die Bürger wollen", behauptet Kunzler.
Sie wußten es offensichtlich doch: Schließlich kamen viele Bürger regelmäßig in die Arbeitsgruppen und diskutierten mit Experten und Ortsbeiräten über ihre Wünsche. Ergebnis: Im Seckbacher Norden wurde der Verkehr beruhigt, der tägliche Feierabendstau in der Hofhausstraße umgeleitet; Kölner Teller und andere Hindernisse zwingen die Autofahrer, in den engen Straßen zu bremsen.
Ein weiterer Erfolg des Ortsbeirats: Im April wird der Seckbacher Süden beruhigt - gegen den Willen der dort beheimateten Firma Lurgi. Dem Unternehmen paßt es nicht, daß die Gelastraße dichtgemacht und die Gwinnerstraße von der Borsigallee aus Sackgasse wird. "Dann müssen die vielen Pendler halt demnächst einen Umweg fahren oder den öffentlichen Nahverkehr benutzen", setzt Reinwart auf die U-Bahnlinie 7 in Richtung Enkheim und auf die Verlängerung des 44er Busses von Fechenheim-Nord nach Seckbach.
Für die CDU-Fraktion bringen nur neue Straßen "wirklich Verkehrsberuhigung". Die Konservativen fordern vehement die Ortsumfahrung Bergen, um "die Autos auch aus Seckbach zu verdrängen", sagt Kunzler. Die anderen Fraktionen lehnen ab. "Dann käme noch mehr Verkehr auf die ohnehin schon überlastete Wilhelmshöher Straße", befürchtet FDP- Beirat Albrecht Reinhard.
Den umstrittenen Riederwaldtunnel allerdings befürwortet der Liberale. Und auch die SPD-Fraktion ist mittlerweile umgekippt - wenn auch mit "Bauchschmerzen", gibt Sozialdemokrat Reinwart zu. Anfangs der Wahlperiode sträubten sich die Genossen im "Elfer" noch gegen das Riesenprojekt am Erlenbruch, legten sich selbst mit dem Magistrat an. "Aber der Tunnel ist ja ohnehin nicht mehr aufzuhalten", sagt Reinwart heute und hofft auf Schadensbegrenzung. Der Schaden wird groß, prophezeit Thomas Dorn, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Teufelsbruch und Erlenbruch, die einzigen Biotope in diesem Gebiet, werden völlig zerstört".
Ansonsten blickt der Grüne zufrieden auf die Zusammenarbeit mit SPD und FDP in Verkehrsfragen zurück. "Nur leider sind andere Themen zu stark in den Hintergrund gerückt." Beispielsweise "hätten wir ein größeres Augenmerk auf die Industrie wie die Versuchsanlage der Lurgi richten sollen", bedauert Dorn. Für die kommende Wahlperiode wünscht sich der Grüne deshalb "mehr Prüfungen auf Umweltverträglichkeit". Auch einigen Sozialthemen hätte sich der Ortsbeirat nach Ansicht Dorns mehr widmen müssen.
Eines ihrer Hauptziele konnte die Ökopartei durchsetzen: Der Fechenheimer Mainbogen wird Teil des Grüngürtels, der Leinpfad zurückgesetzt und das Ufer begrünt. Auch SPD und FDP begrüßen die Pläne des Umweltdezernenten Tom Koenigs. Die CDU ist dagegen: "Der Leinpfad gehört ans Mainufer", fordert Kunzler. Trauriger Höhepunkt der CDU-Proteste war der verbale Ausrutscher von Wolfgang Bodenstedt während einer Anhörung zum Thema Mainbogen: Die geplante Zusammenlegung der Fechenheimer Ruderklubs erinnerte den CDU-Politiker "an Konzentrationslager". Der CDU- Stadtverordnete Edwin Schwarz entschuldigte sich kurz darauf im Römer für seinen Parteikollegen. Die CDU im Ortsbeirat hielt das nicht für notwendig.
Ob das "gespannte Verhältnis" (Reinwart) zwischen der CDU und den anderen Fraktionen in der kommenden Wahlperiode besser wird, scheint fraglich. Das Personalkarussell dreht sich munter - auch in der CDU. Hardliner Bodenstedt geht als Spitzenkandidat der Union ins Rennen. Ortsvorsteher Reinwart, der nicht mehr kandidiert, unkt: "Der wird vielleicht sogar mein Nachfolger." cob
Der Frankfurter FDP-Vorsitzende Hans-Joachim Otto glaubt, daß sich die Stimmungslage in der Öffentlichkeit für seine Partei wenige Tage vor der Kommunalwahl verbessert hat. Otto sagte nach einer Sitzung von Bundesvorstand und Präsidium seiner Partei, die wegen der Kommunalwahl in Hessen in Frankfurt tagten, das Abschneiden der FDP werde darüber entscheiden, ob SPD und Grüne weiterhin in Frankfurt eine Mehrheit hätten.
Nur wenn die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde komme, bestehe eine Chance auf Veränderung der Mehrheitsverhältnisse und dafür, daß sich die SPD aus der "babylonischen Gefangenschaft" durch die Grünen löse.
Otto sprach sich in diesem Falle dafür aus, durch eine Zusammenarbeit der drei "klassischen demokratischen Parteien" eine stabile Mehrheit für Frankfurt zu bilden.
Eine "Ampelkoalition" mit SPD und Grünen halte er aufgrund der erheblichen Meinungsunterschiede zwischen seiner Partei und den Grünen kaum für möglich, sagte Otto, der ausdrücklich hinzufügte, daß er die Grünen nicht als undemokratisch bezeichne. Die FDP wolle aber eine andere Politik als die Umweltpartei.
Der FDP-Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt sagte, die Kommunalwahl am 7. März sei die einzige Meinungsumfrage über Form und Verfassung der Politik in diesem Jahr. Ziel seiner Partei sei es, die demokratische Mitte zu stabilisieren. Den extremen Parteien müsse am 7. März eine Absage erteilt werden. gb
Verwirrung rund um den Müll Unterschiedliche Ortssatzungen irritieren die Bürger
HANAU / LANGENSELBOLD.
Beispiel Numero eins: Thomas H. aus Großauheim nennt sich umweltbewußt. Brav sammelt er alles getrennt, auch wenn die Wege weit sind. Denn vor dem Miethaus, in dem er wohnt, steht weder eine grüne Altglastonne noch ein blaues Behältnis, in dem er sich des Papiers entledigen kann.
Obwohl der Hanauer deshalb bereits bei seinem Vermieter vorstellig wurde, hat sich an dieser für ihn unbefriedigenden Situation nichts geändert. "Kann die Stadt dem Vermieter nicht zwingen, Glastonnen oder Komposttonnen aufzustellen," fragt der FR-Leser verärgert.
Sie kann nicht, wie Karl Schurr, Leiter des Stadtreinigungs- und Fuhramts bedauert. "Rein rechtlich gibt es keinen Zwang. Das muß auf freiwilliger Basis geschehen." Jedem Hausbesitzer stehe frei, was er auf seinem Grundstück aufstellt und was nicht.
Dem Großauheimer kann er nur raten, sein Anliegen dem Vermieter nochmals vorzutragen. Er könne ja "argumentativ Druck" ausüben, indem er die "ökologische und wirtschaftliche Seite" anspricht. Vielleicht wisse der Hausbesitzer nicht, daß die zusätzlichen Tonnen keinen Pfennig an Gebühren mehr kosten. Wenn diese Taktik auch keinen Erfolg beschert, könne Thomas H. sich ja vielleicht mit Nachbarn arrangieren, die die entsprechenden Tonnen vor der Tür stehen haben, lautet Schurrs Tip.
Beispiel Numero zwei: Im Garten von Sonja B. aus Langenselbold steht seit Nobember 1991 ein von der Gemeinde subventionierter Komposter. Dennoch muß laut Stadtverordentenbeschluß ab 1. Juli auch vor ihrer Haustür eine braune Biotonne stehen, worüber sich die FR-Leserin bei der Stadt beschwerte. "Ziel des ganzen ist es, den Biomüll zu 100 Prozent aus dem Restmüll herauszuziehen", schrieb ihr daraufhin die Kommune.
Die Erfahrung habe gezeigt, "daß 98 Prozent der Selbstkompostierer sogenannte "Sonntagskompostierer" sind, die nur das auf den Kompost geben, was sich gut kompostieren läßt". Knochen, Speisereste, Nußschalen und große Mengen Rasenschnitts würden sonst weiter in die Restmülltonne wandern.
"Die Biotonne stellt keinen Ersatz für die Eigenkompostierung, beziehungsweise den Schnellkomposter dar, sondern eine sinnvolle Ergänzung", heißt es in dem Brief.
Auch bei der Altpapiertonne herrscht in Langenselbold "Anschlußzwang", ergänzt der für Abfallbeseitigung zuständige Günter Volz im Gespräch mit der FR. So stehe es in der Ortssatzung, über die die Stadtverordnetenversammlung entscheidet.
Möglicherweise sei diese von Kommune zu Kommune verschieden. Doch die Regelung in Langenselbold ist nach seiner Auffassung die gerechtere. Denn mit den Abfallgebühren bezahle der Bürger nicht nur die Abfuhr der Restmülltonne, sondern auch die der anderen Behältnisse, trägt somit auch die höheren Kosten, die durch die Getrenntsammlung entstehen. "Indirekt wird jedes Aufdröseln teuer, weil man ja immer neue Wagen braucht", sagt Volz.
Wenn also Thomas H. aus Großauheim für seine Restmülltonne die gleichen Gebühren zahlt wie seine Nachbran, vor deren Tür Altglas- und Altpapierbehältnisse stehen, sei dies ungerecht. "Da wird Ungleiches gleichbehandelt", meint Volz. jur
FRANKFURT A. M. (dpa). "Vertrauen in die Ehrenhaftigkeit der Vorstandsmitglieder" sollte die Gewähr dafür bieten, daß die Vermögensinteressen des früheren Handelskonzerns co op bei verschiedenen umstrittenen Stiftungen in der Schweiz gewahrt blieben. Das sagte der ehemalige Firmenchef Bernd Otto gestern im Frankfurter co op-Prozeß. Rechtliche Garantien für die Durchsetzung von co op-Interessen habe es dagegen nicht gegeben, mußte er einräumen. Die Staatsanwaltschaft hält Otto unter anderem persönliche Bereicherung über die Stiftungen vor.
Auch die Dokumentation der Stiftungsaktivitäten ließ zu wünschen übrig. "Diese Dokumentation war lückenhaft, das wissen wir heute", erklärte der Ex-Manager. Dem in der Befragung vor Gericht angedeuteten Vorwurf, er habe nach seiner Ablösung bei co op dem Nachfolge- Vorstand Informationen über die Vorgänge bei den Stiftungen verweigert, trat Otto entgegen. Er behauptete, solche Informationen seien teils "nicht gefragt" gewesen, teils von interessierter Seite vor allem in der Schweiz "systematisch verhindert" worden.
In letzterer Hinsicht nannte der Angeklagte den einst bei co op stark engagierten Schweizerischen Bankverein (SBV). Otto beteuerte, er sei damals zur Mitarbeit an der "Sachaufklärung" bereit gewesen, und er sei es auch heute noch, "soweit mir das möglich ist".
TOKIO. Der japanische Regisseur Ishiro Honda, der mit seinen "Godzilla"-Filmen Weltruhm erlangte, ist in einem Krankenhaus in Tokio im Alter von 81 Jahren gestorben. Der erste "Godzilla"- Film, den Honda 1954 drehte, lockte 13 Millionen Menschen in die Kinos. Das saurierähnliche Ungeheuer, durch Atomtests im Pazifik zu neuem Leben erweckt, stürmte darin über zahlreiche hohe Gebäude. In späteren Filmen verteidigte Godzilla Japan gegen alle erdenklichen Bedrohungen. Honda führte zwischen 1951 und 1975 in mehr als 45 Filmen Regie, darunter in etwa einem Dutzend "Godzilla"-Filmen. AP
Peter Rübenach wird neuer Trainer des Fußball-Landesligisten FC Italia Frankfurt. Rübenach, der in der vergangenen Saison den FV Bad Vilbel in die Oberliga geführt und kürzlich dort einen ihm angebotenen Zwei-Jahres- Vertrag abgelehnt hatte, sagte am Montag den Italia-Vertretern mündlich für ein Jahr zu. Grundsätzlich ist jedoch an eine längere Zusammenarbeit gedacht.
"Die Aufgabe reizt mich. Wie schon zuvor in Klein-Karben, Höchst und Bad Vilbel, möchte ich Aufbauarbeit leisten, ohne daß wir uns zunächst übertriebene Ziele setzen", begründete Rübenach seine Entscheidung. Rübenach, der für vorsichtige Prognosen bekannt ist, strebt mit seinem neuen Verein in der Saison 93/94 einen Platz in der ersten Landesliga-Tabellenhälfte an, den Oberligaaufstieg hält er im Zuge der geplanten Verjüngung des Team für unrealistisch.
Mit dem Engagement Rübenachs ist zunächst einmal die Zukunft des seit Ende letzten Jahres nach dem Ausscheiden von Stefan Lottermann als Spielertrainer tätigen Oliver Posniak unklar. Rübenach will mit Posniak, mit dem er einst beim FSV Frankfurt gemeinsam in der zweiten Liga spielte, in den nächsten Tagen ein Gespräch führen, ob er künftig wieder nur als Spieler dem FC Italia zur Verfügung steht. -ger-
NORDEND. Die BP will ihre Tankstelle im Oeder Weg modernisieren: Anstatt der bisherigen sechs einzelnen Zapfsäulen sollen künftig vier sogenannte "Mehrproduktsäulen" aufgestellt werden. Ein Vorhaben, gegen das die Anwohner der Tankstelle protestieren. Die Bewohner des Hauses Oeder Weg 55 klagen bereits seit geraumer Zeit über Lärm- und Geruchsbelästigung. Auch die Initiative "Verkehrsberuhigtes Nordend" ist gegen den geplanten Ausbau. Sie befürchtet, daß eine "attraktivere" Tankstelle noch mehr Verkehr in die Straße zieht. Gemeinsam mit den betroffenen Anliegern demonstrierten sie am vergangenen Samstag im Oeder Weg und sammelten Unterschriften gegen die Erweiterung der BP.
Um Mißverständnisse auszuschließen, wiesen die Demonstranten auf einem großen Schild an ihrem Stand darauf hin, daß die Tankstelle nicht von sechs auf 16 Zapfsäulen, sondern lediglich auf 16 Zapfmöglichkeiten (das heißt: vier Säulen mit je vier Zapfhähnen) erweitert werden soll. Die BP Tankstellen GmbH hatte auf dieser Richtigstellung bestanden.
Auch die FDP Nordend warnte vor einer "gewaltsamen Blockade" der Tankstelle. Ihr Sprecher Franz A. Zimmermann vermutete hinter der ganzen Aktion gar einen "Rachefeldzug gegen die Inhaberin dieser Tankstelle, weil diese sich erfolgreich gegen die Sperre des Oeder Weges gewehrt hatte". Aus derlei Diskussionen hielt sich die BP raus. Sie wolle nur verhindern, schrieb die Direktion, daß es durch einen Druckfehler im Flugblatt der Anwohnerinitiative zu Mißverständnissen komme.
Die beabsichtigte Investition bringt laut BP Oil mehrere Vorteile mit sich: So soll beim Umbau ein sogenanntes Gasrückführsystem installiert werden. Weiterhin könne an den modernen Säulen jeder Kunde an jedem Zapfplatz den gewünschten Kraftstoff tanken - dadurch werde unnötiges Rangieren der Fahrzeuge verhindert, "was unter Umweltgesichtspunkten vorteilhaft ist". Auch die Kapazitätserweiterung der unterirdischen Tanks von 50 auf 120 Kubikmeter komme "Nachbarschaftswünschen" entgegen, schreibt die BP: So müßten die Tankfahrzeuge die Station künftig nicht mehr so oft zum Auffüllen der Tanks anfahren.
Diese Argumente können die Anwohner allerdings nicht überzeugen. Bei einem Gespräch zwischen den betroffenen Nachbarn und der Leitung des Kraftstoffkonzerns Ende vergangenen Jahres konnten zwar einige Verbesserungen erreicht werden - beispielsweise wurden "Schnüffelventile" in die Entlüftungsleitungen eingebaut, um die Geruchsbelästigung zu verringern. Auch für den beklagten Lärm wurden Lösungen angeboten: Selbstbedienungs-Staubsauger sollen erst wieder eingesetzt werden, wenn lärmarme Modelle vorhanden sind; es soll häufiger kontrolliert werden, ob das Tor zur Waschanlage geschlossen ist, und das Personal hat zugesagt, die Tankstelle morgens leiser aufzumachen. Doch bei einer Hauptforderung der Anwohner, die Öffnungszeiten wieder zu kürzen, war das Unternehmen nicht zu Konzessionen bereit. Seit etwa einem Jahr hat die Tankstelle von 6 bis 22 Uhr - früher von 7 bis 19 Uhr - geöffnet. "Jeden Morgen ist um Schlag 6 Uhr die Nachtruhe vorbei", beschweren sich die Anwohner, die in dem Haus über der Tankstelle wohnen. Sie befürchten, daß mit der Erweiterung der Kapazität möglicherweise auch ein 24-Stunden-Service geplant ist.
Und wie auch die Initiative "Verkehrsberuhigtes Nordend" sind sich die Anlieger sicher, daß die Modernisierung der Tankstelle mehr Autos in den Oeder Weg zieht. Schon jetzt sei der Verkehr dort erheblich gestiegen, seit zwei Tankstellen in der näheren Umgebung schließen mußten. Den Anwohnern jedenfalls reicht es: "Wir wollen den Umbau der Tankstelle unter allen Umständen verhindern." rea
Fußball-Europapokal
Endrunde (3. Spieltag): Gruppe A: ZSKA Moskau - Olympique Marseille 1:1 (0:1) in Berlin, FC Brügge - Glasgow Rangers 1:1 (1:1).
Gruppe B: PSV Eindhoven - IFK Göteborg 1:3 (1:3), FC Porto - AC Mailand 0:1 (0:0).
1. AC Mailand 3 3 0 0 7:1 6:0 2. IFK Göteborg 3 2 0 1 4:5 4:2 3. FC Porto 3 0 1 2 2:4 1:5 4. PSV Eindhoven 3 0 1 2 4:7 1:5
Feyenoord Rotterdam - Spartak Moskau 0:1 (0:1), Sparta Prag - AC Parma 0:0, FC Antwerpen - Steau Bukarest (Do.), Olympiakos Piräus - Atletico Madrid (Do.).
AS Rom - Borussia Dortmund 1:0 (0:0), Real Madrid - FC Paris St. Germain 3:1 (2:0), FC Auxerre - Ajax Amsterdam 4:2 (2:2), Benfica Lissabon - Juventus Turin (Do.).
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Handel: Waffenschmieden, das liebste Kind der NAFTA -- Kanadische Friedensorganisation kritisiert Doppeldeutigkeit des Vertragswerks =
Ottawa, 1. März (IPS/Stephen Dale) -- Erst im Dezember wurde er unterzeichnet, doch schon ist der Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zwischen den USA, Kanada und Mexiko unter Beschuß geraten.
Trotz genereller Handelsfreiheit begünstige das Abkommen die Rüstungsindustrie, denn durch die Hintertür werde millitaristischen Tendenzen enormer Vorschub geleistet, warnt die kanadische Organisation ,Wissenschaft für den Frieden'.
Zwar sähen die NAFTA-Bestimmungen nach dem Modell des kanadisch-US-amerikanischen Freihandelsabkommen (FTA) ein grundsätzliches Verbot aller Exportsubventionen vor. Faktisch aber, bemängelt die Friedensgruppe, entbinde die Aufnahme des FTA-Artikels 2003 die Rüstungskonzerne von dieser Klausel.
Untersagt doch gerade dieser Artikel Handelssanktionen gegen Staaten, die vorgeben, ihre Waffenschmieden aus ,, Gründen der nationalen Sicherheit'' fördern zu müssen.
,,NAFTA treibt den Rüstungswahnsinn ungehindert voran. Niemals wird sich die Industrie aus einer finanziell abgesicherten Domäne zurückziehen'', beklagt David Parnas, der Vorsitzende der Organisation.
Längst ist die Friedensinitiative keine reine Akademikervereinigung mehr, die sich ausschließlich gegen die Vereinnahmung der Forschung durch den militärischen Sektor wehrt. Wie ,Greenpeace', die ,Verteranen gegen Nuklear-Waffen' und der ,Rat der Kanadier' haben sich der Gruppe ,Wissenschaft für den Frieden' dutzende gleichgesinnter Verbände angeschlossen, um die Doppelzüngigkeit der NAFTA-Bestimmungen zu entlarven .
Und man ist bestens informiert. Denn Parnas, der heute an der McMaster University in Hamilton (Kanada) Informatik lehrt, hat lange für das US-amerikanische Militär gearbeitet. Als man ihm jedoch die Entwicklung der Software für das Mammutprojekt SDI -- Strategische Verteidigungsinitiative -- auftragen wollte, quittierte er seinen Dienst.
Gerade durch Programme wie die SDI, erklärt Parnas, bestimme das Militär die Richtung des technischen Fortschritts. Es sei ein Mythos, daß die Regierung hier keine Subventionen schalte. Tatsächlich würden ganze 70 Prozent der Computerforschung aus militärischen Quellen finanziert, und es könne nicht mehr lange dauern, bis sich auch Mexiko und Kanada diesem Trend unterwürfen.
Noch dazu, so Parnas, schade dieses Kontrollsystem der US-amerikanischen Wirtschaft. Die unter militärischer Aufsicht entwickelten Zivil-Technologien seien Konkurrenzprodukten hoffnungslos unterlegen.
,,Die ökonomische Situation der USA ist nicht von ungefähr so miserabel. Japanische Videorekorder haben wie eine Bombe eingeschlagen, aber welcher Normalverbraucher kauft schon strahlungsgeschützte elektronische Bauteile?''
Kaum werden die NAFTA-Bestimmungen die unseelige Verquickung zwischen technischem Fortschritt und militärischen Interessen auflösen, doch, wie Audrey Tobias von der Vereinigung der ,Verteranen gegen Nuklear-Waffen' befürchtet, stehen auch außenpolitische Probleme vor der Tür.
Kanada, so Tobias, müsse Mexiko vor den Gefahren warnen, die dem Land drohen, wenn es sich mit der US-amerikanischen Rüstungsindustrie einlassen sollte. Kanada selbst sei seit Unterzeichnung des Abkommens über eine gemeinsame Produktion von Verteidigungswaffen in den späten 50er Jahren zum Sklaven des US-amerikanischen Militär-Sektors geworden.
Zu 85 Prozent gehe die kanadische Rüstungsproduktion in die Vereinigten Staaten, aber das Land sei auf die Arbeitsstellen angewiesen. Ein Abbau sei undenkbar, auch wenn sich die Vorwürfe mehrten, daß Kanada zu allen Militäraktionen des Handelspartners ja und amen sage, weil sein wirtschaftliches Wohlergehen von ihm abhänge.
,,Eigentlich kann von einer unabhängigen Außenpolitk keine Rede sein. Überall da, wo das US-amerikanische Militär eingreift, sind kanadische Waffenteile mit von der Partie'', meint Tobias.
Energisch plädiert die Vereinigung der ,Veteranen gegen Nuklear-Waffen' für eine Umwandlung der kanandischen Rüstungsindustrien in zivile Produktionsstätten. Doch Tobias zufolge muß dies solange eine Utopie bleiben, wie die NAFTA-Bestimmungen am Subventionsverbot für nicht-militärische Güter festhalten.
NAFTA sei völlig falsch konzipiert, stimmt Parnas zu. Gerade in die Zivilgüterproduktion müßten die staatlichen Gelder fließen. So wie es jetzt aussehe, habe beispielsweise die Umwelttechnologie keine Chance je auf den grünen Zweig zu kommen.
Richtig betrachtet, meint auch Maude Barlow vom ,Rat der Kanadier', sind die NAFTA-Bestimmungen überholt noch bevor sie begonnen haben zu wirken. (Ende/IPS/hl/ger/1993)
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Taiwan: US-Umweltgruppen fordern Boykott wegen Verstoßes gegen das Artenschutzabkommen =
Washington, 1. März (IPS) -- Vier US- amerikanische Tier- und Umweltschutz- Organisationen haben zum weltweiten Boykott taiwanesischer Produkte aufgerufen, damit das asiatische Land endlich den geächteten Import von Rhinozeros- Hörnern, Fell und anderen Körperteilen von Tigern aufgibt. Taiwans Regierung bezeichnete den Boykottaufruf als ,,total unfair und unmoralisch.''
Das ,Animal Welfare'- und das ,Earth Island-Institute' sowie die ,Environmental Investigation' Agentur und die ,Humane Society' haben Ende vergangener Woche den Vorstand des Internationalen Artenschutzabkommens (CITES) gebeten, Sanktionen gegen Taiwan und andere Länder zuzustimmen. Gemäß den Bestimmungen der Artenschutzkonvention ist der Handel mit Körperteilen von Tigern und Nashörnern illegal.
,,Wir können nicht einfach zuschauen, wie Taiwan Rhinozerosse und Tiger aussterben läßt'', sagte Dr. John Grandy, der Vize-Präsident von ,Humane Society' und verwies darauf, daß in den vergangenen 30 Jahren die Rhinozeros-Population um 90 Prozent reduziert wurde. Der Dickhäuter steht jetzt kurz vorm Aussterben.
In den schwarzafrikanischen Staaten tummeln sich nur noch weniger als 3.000 Nashörner. Vor 25 Jahren waren es noch 65.000. Ähnlich drastisch reduziert hat der Mensch auch die Tiger. Drei Arten sind bereits ausgerottet und auch die siberische Raubkatze steht kurz vor dem Artentod. Insgesamt soll es weltweit nur noch weniger als 6.000 Wildtiger geben.
Taiwan hat die Artenschutzkonvention nicht unterzeichnet, aber trotzdem ähnliche Regelungen und an der Konvention orientierte Einfuhrverbote erlassen. Christine Stevens vom ,Animal Welfare Institute' beklagt, daß sich die Behörden in Taiwan jedoch nicht um die Auflagen kümmerten.
In der traditionellen chinesischen Küche und Medizin werden Teile von Tigern wie auch von Nashörnern verarbeitet. Nach Angaben von Samuel LaBudde haben Mitarbeiter des San Franciscoer ,Earth Island Institute' bei Besuchen in Taiwan mehr als 12.000 Restaurants und Apotheken ausfindig gemacht, die Tierteile im Topf beziehungsweise Tiegel hatten, eingerechnet auch Fell- und Hornhändler. LaBudde schätzt, daß taiwanesische Importeure zwischen fünf und zehn Tonnen zerstossenen Rhinozeros-Horns lagerten. Der Gegenwert: 35 bis 70 Millionen US-Dollar. Für diese Menge müßten zwei- bis viertausend gehörnte Dickhäuter getötet werden.
Allen Thornton von der ,Environmental Investigation Agency': ,,Solange Taiwanesen und Menschen in anderen Ländern bereit sind, die emporschnellenden Preise für Nashorn-Körperteile zu zahlen, wird jeder im verarmten Afrika versuchen, genau das zu verkaufen.''
Nicht die Verkäufer, sondern die reicheren Einkäufer sollten sanktioniert werden. Und Taiwan ist im Vergleich zu vielen afrikanischen Staaten vergleichsweise wohlhabend. Die sechstgrößte Handelsmacht der Welt stellt gerade für multinationale Unternehmen wie Philips, Nike, Puma und Adidas Sportbekleidung und Elektronik her.
Deshalb will ,Humane Society' seine 1,6 Millionen Mitglieder mobilisieren, um Präsident Bill Clinton dazu zu bringen, Sanktionen gegen Taiwan zu verhängen. Thornton versucht die US-amerikanischen Niederlassungen der Sportartikelriesen Nike, Puma und Adidas für die Kampagne zu gewinnen.
Auch die EG soll aufgefordert werden, Taiwans Importmöglichkeiten zu beschränken. Der ,Koordinationsrat für nordamerikanische Angelegenheiten' reagierte prompt mit einer Stellungnahme von Taiwans Regierunng. Der Rat ist die inoffizielle Vertretung des asiatischen Staates in den USA. Als die Vereinigten Staaten 1979 ihre Beziehungen zu China normalisiert hatten, machte Taiwan die Botschaft dicht.
Die Boykott-Kampagne wird in dem Schreiben als ,,total unfair, unverantwortlich und unmoralisch'' bezeichnet. Doch die vier Umwelt- und Tierschutzgruppen schlugen mit einem Zitat von Dr. Esmond Bradley Martin zurück. Martin ist im UN- Umweltschutzprogramm für Artenschutz zuständig und er soll Strategien gegen das Aussterben der Nashörnern entwikkeln. Martin hat ein ,,einzelnes, großes Problem'' ausgemacht: Taiwan.
Kommt hinzu, daß das Land auch wegen seiner Fischereitechniken unter Druck steht. Regierungsmitarbeiter und Umweltgruppen beobachten sehr sorgsam, ob Taiwan sich an den UN-Beschluß gegen die Schleppnetzfischerei hält. In Schleppnetzen verfangen sich nicht nur die gewünschten Speisefische, sondern auch Delphine. Aber für sie ist das Netz tödlich. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
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Paraguay: ,Archive des Schreckens' sollen für USA geschlossen bleiben =
Buenos Aires, 1. März (IPS) -- Gegen die Beteiligung der USA an der Auswertung von Polizeiarchiven aus 35 Jahren Militärdiktatur in Paraguay hat sich der Vorsitzende der parlamentarischen Menschenrechtskommission, Sandino Gill Oporto, ausgesprochen.
KARBEN. "Theaterarbeit? Auswendiglernen von Texten? - Da hab' ich keinen Bock zu." Solche Reaktionen bei Jugendlichen schließt Jugendpfleger Hansfriedrich Iffland nicht aus. Doch für die junge Theater-AG am Jugendkulturzentrum (Jukuz) bedeutet Theaterspielen eher: Experimentieren mit Bewegung, Haltung, Gestik, Mimik, Stimme, Rhythmik, Gefühlen, Rollen und Typen sowie allen Phantasiemitteln und Theaterformen.
Daher ruft Iffland theaterfreudige Menschen zum Mitmachen auf. Die Gruppe trifft sich am Donnerstag, 11. März, um 19 Uhr im Jukuz, erster Stock.
Weitere Informationen sind bei der Stadtjugendpflege unter Tel. 0 60 39 / 32 50 zu erhalten, einfach Didi verlangen oder eine Nachricht hinterlassen: Er ruft zurück. de
Gill Oporto, der Regierungspartei ,Colorado' angehört, befürchtet die Verschleierung wichtiger Tatsachen. Aus den sogenannten ,Archiven des Schreckens', die erst im letzten Dezember entdeckt worden waren, ginge nämlich klar hervor, daß die USA das Regime von Alfredo Stroessner von 1954 bis 1989 beratend unterstützt hätten.
Damit distanziert sich Gill Oporto von dem kürzlich unterzeichneten Abkommen zwischen dem Obersten Gerichtshof in Paraguay und der US-Botschaft, das die Zusammenarbeit bei der Erfassung und Registrierung der Polizeiakten auf Mikrofilm regeln soll. Die US-Agentur für internationale Entwicklung hat dafür einen Zuschuß in Höhe von 40.000 Dollar zugesagt.
Nach Meinung von Gill Oporto besteht der Verdacht, daß bereits einige der Dokumente aus den Archiven entfernt worden seien. ,,Wenn die weitere Auswertung nicht unter Aufsicht paraguayischer Regierungsbeamter stattfindet, wird noch viel mehr Material verschwinden'', warnt der Abgeordnete.
Zu der Finanzhilfe der USA befragt, erklärte Gill Oporto jüngst, daß Paraguay ein ,,bettelarmes Land'' sein müßte, wenn es nicht über 40.000 Dollar verfügte, um derartige Nachforschungen zu ermöglichen. Weitere Polizeiakten aus der Stroessner-Zeit, die aus einer längst aufgelösten Behörde des Innenministeriums stammen, haben unterdessen neues Licht auf die Kooperation mit den Diktatoren in Chile, Argentinien, Brasilien und Uruguay in den 70er Jahren geworfen.
Der damalige Chef des ,Nationalen Verwaltungsamtes für technische Angelegenheiten', Antonio Campos Alum, hielt in einem Notizbuch Namen, Anschriften und Telefonnummern von Polizisten und Militärs aus den betreffenden Ländern fest, die sich wahrscheinlich gegenseitig bei repressiven Maßnahmen Schützenhilfe geleistet haben.
Die Tageszeitung ,Noticias' aus Asuncion veröffentlichte bereits Auszüge dieser Aufzeichnungen, in denen drei chilenische Militärs, die Obristen Julio Tapia und Horacio Otaiza sowie Oberstleutnant Ramon Caceres Jorquera, erwähnt werden. Campos Alum soll auch Kontaktpersonen aus den USA registriert haben.
Die Behörde von Campos Alum sei ebenfalls an der ,Operation Condor' beteiligt gewesen. Dieses 1974 zunächst zwischen Paraguay und Chile geschlossene Abkommen über die Verfolgung Oppositioneller bezog bald auch die übrigen Militärregime des Südkegels mit ein.
Die Untersuchung der Polizeidokumente hat die paraguayische Justiz bereits veranlaßt, von der brasilianischen Regierung die Auslieferung Stroessners zu verlangen, der dort seit seinem Sturz 1989 im Exil lebt. (Ende/IPS/ck/ger/1993)
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Afrika: Kulturimperialismus via Satellit? -- Ein Kontinent schaltet auf Empfang =
Lagos, 1. März (IPS/Toye Olori) -- Über ganz Afrika schwappt eine Welle von Seifenopern, Nachrichten-, Sport- und Musikprogrammen europäisch-amerikanischen Zuschnitts, denen das heimische Angebot nach Meinung der Zuschauer nicht das Wasser reichen kann.
,,Der Lokalsender ist mir einfach zu langweilig. Er bringt nichts als Regierungskram'', beschwert sich der Nigerianer Olu Fashakin über das Angebot der ,Nigeria Television Authority' (NTA). Wie viele der etwa 600 Millionen Afrikaner ist auch er dem Charme deftiger Western erlegen. Die Nigerianische Journalistenvereinigung packt angesichts derartiger Vorlieben das Grauen. ,,Die Satellitensender sind für Afrika nicht nur ohne jeglichen ökonomischen Wert.
Viel schlimmer, sie sind die jüngste Form eines Kulturimperialismus'', beklagt Ladi Lawal, der Vorsitzende des Verbandes. Über kurz oder lang werden wir uns dem westlichen Denken und Urteilen angepaßt haben.
,,Die afrikanische Jugend läuft Gefahr, anglo-amerikanischen Ideologien mit Haut und Haaren zu verfallen. Einer wertlosen Tradition und einem Kultur- Mischmasch ohne gleichen wird hier der Boden bereitet'', empört sich gar Fred Omu, ein Mitglied des nigerianischen ,Nationalen Beratungskommitees für Information'. Lange, so befürchten die Hüter afrikanischer Traditionen, werde es nicht mehr dauern, bis die Satellitenschüssel zum wichtigsten Utensil eines mittelständischen afrikanischen Haushalts aufgestiegen ist.
Kaum mehr als 400 US-Dollar muß man in Afrika heute für die High-Tech- Antennen anlegen, die noch vor zehn Jahren das Zehnfache kosteten. Inzwischen gehören sie zur Grundausstattung von Gemeindezentren und Hotels, so daß auch den Ärmeren Tür und Tor zum Genuß der westlichen Fernsehprogramme offenstehen.
Nicht jeder blickt dieser Entwicklung mit Pessimismus entgegen. ,,Die westliche Kultur läßt sich nun einmal nicht totschweigen'', erklärte IPS gegenüber Chemist Siziba aus Simbabwe.
Noch im diesem Jahr wird Sizibas Fernsehsender ,Cosmos Television' (CTV) in Betrieb gehen. Auf dem Programm stehen Sendungen des amerikanischen ,Cable News Network' (CNN), ebenso wie ,Eurosport' und ,Music Television' (MTV).
Mit Siziba wehrt sich auch die simbabwische Intelligenz gegen die Ausklammerung der westlichen Kultur. Es seien, so ihr Vorwurf, in erster Linie doppelzüngige Politiker, die sich über einen freien Informationafluß aufregen.
Des Tags propagierten sie Zensurmaßnahmen in Namen der afrikanischen Moral, abends aber seien sie die letzten, die sich von Lokalprogrammen langweilen ließen. Wenn sie das Fernsehen anschalteten, dann erschiene selbstverständlich das CNN-Logo auf der Mattscheibe, so ein simbabwischer Schriftsteller. (Ende/ IPS/hl/ger/1993)
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Honduras: Vom Saulus zum Paulus -- Industriemagnat bildet Lobby für Menschenrechte und Umweltschutz =
Tegucigalpa, 1. März (IPS/Juan Ramon Duran) -- Eine Kehrtwendung um 180 Grad hat Adolfo Facusse Handal, ein bis dahin in Honduras als Hardliner gefürchteter Wirtschaftsboß, in den letzten Monaten vollzogen. Der Präsident der ,Nationalen Assoziation von Industriellen' (ANDI) will sich von nun an als Wortführer der Randgruppen in ihrem Kampf für Menschenrechte und Umweltschutz verstanden wissen.
Die honduranische Geschäftswelt reagierte zunächst irritiert, als Facusse im Dezember die ,erste öffentliche Versammlung für Privatunternehmen' ins Leben gerufen hatte.
Das Treffen, besucht von Unternehmern, Gewerkschaftlern, Bürgerorganisationen und der honduranischen Umweltbewegung,
erarbeitete ein Konzept, das den Kampf gegen Korruption, eine Korrektur der wirtschaftlichen Strukturanpassung sowie einen verstärkten Einsatz für Umwelt, Bildung und Menschenrechte thematisierte. Unterstützung erfährt Facusse von dem Präsidenten des ,Rates der Privatunternehmen', Juan Ferrera. Ihm zufolge stehe die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter dem wirtschaftlichen Anpassungsprogramm. Das von Staatspräsident Rafael Callejas im März 1990 eingeleitete Konzept müsse überarbeitet werden, da es im Verlauf der Umsetzung zu vielen Abweichungen gekommen sei.
Der Wirtschaftsplan habe lediglich zu einer Importschwemme geführt, jedoch die Exportzahlen auf einen Nullpunkt gebracht. So beliefen sich 1992 die Einfuhren Honduras auf 1,1 Milliarden Dollar. Hingegen wurden Waren im Wert von nur 950 Millionen Dollar ausgeführt.
Federführend bei dem Wirtschaftsmodell für Honduras war der Harvard-Professor Arnold Hamberger. Er hatte 1980 in dem mittelamerikanischen Land eine Studie, finanziert von der US-,Kommission für Internationale Entwicklung' (AID), für den ,Rat der Privatunternehmen' durchführen lassen.
Mario Aguero, Geschäftsführer des Rates reagierte hingegen verhaltener auf die veränderte Position des Industriemagnaten. ,,Aber der Mut, seine Ideen auszusprechen, ist anerkennenswert.''
Sein Sinneswandel sei ausgelöst worden durch Unterhaltungen mit Menschen vor allem aus den untersten Gesellschaftsschichten. ,,Dadurch wurde mir die dringliche Notwendigkeit bewußt, für Bildung und allgemeine Grundrechte aktiv einzutreten'', erklärte Facusse.
,,Ein jeder hat das Recht auf eine saubere Umwelt, eine vernünftige Ausbildung. Und ein Mindestmaß an Lebensqualität und politische Freiheit steht jedem Bürger zu'', so der ANDI-Präsident.
Facusse, der Anfang des Jahres die Regierung aufgefordert hatte, mit den gesellschaftlichen Randgruppen des Landes Gespräche über ihre Forderungen zu beginnen, hat sich durch sein Engagement den Namen eines ,Kommandanten' eingehandelt. In der Vergangenheit wurde dieser Begriff in Lateinamerika vorwiegend für linke Guerillaführer benutzt. Dazu erklärte Facusse, er habe endlich akzeptiert, daß der Respekt der Menschenrechte der Demokratie des Landes zugute komme, und dafür wolle er sich einsetzen. (Ende/IPS/af/ger/1993)
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Kenia: Erster Gelbfieber-Ausbruch seit 1943 unter Kontrolle =
Nairobi, 1. März (IPS) -- Die Gelbfieber- Epidemie in der westlichen Rift-Valley- Provinz Kenias, die bislang mindestens 500 Tote gefordert hat, scheint unter Kontrolle. 40.000 Menschen in dem am stärksten betroffenen Elgeyo-Marakwet- Distrikt sind bereits gegen die Viruskrankheit geimpft worden.
250.000 Einwegspritzen und 300.000 Dosen Gelbfieber-Impfstoff haben die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Weltkinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF eingeflogen.
Die Krankheit, die zum ersten Mal seit 1943 wieder aufgetreten war und die eine Sterblichkeitsrate von über 50 Prozent erreichen kann, wird durch den Stich der sogenannten Gelbfiebermücke übertragen. Die Regierung hatte erst sehr spät reagiert. Wie Frank Gitau, ein medizinischer Berater in der kenianischen Hauptstadt Nairobi erklärte, seien bereits im vergangenen Oktober erste Berichte über Gelbfiebererkrankungen im medizinischen Forschungszentrum Kenias (KEMRI) eingetroffen.
Für die Verzögerung machte Peter Tukei, Chef der Abteilung für virologische Forschung bei KEMRI, Schwierigkeiten bei der Diagnose der Krankheit verantwortlich. Nach den ersten Fällen hätten die Mediziner zuerst auf andere Ursachen für die Todesfälle getippt, wie zum Beispiel Virushepatitis. Gesundheitsminister Joshua Angatia hatte sogar von Malaria und Typhus gesprochen.
Erst nachdem sich Kenia an die WHO und an das US-amerikanische ,Zentrum für übertragbare Krankheiten' im US- Bundesstaat Colorado gewandt hatte, lautete die Diagnose auf Gelbfieber. (Ende/ IPS/sl/ger/1993)
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Philippinen: Irischer Geistlicher in Subic Bay bemüht sich um die Nachkommen US-amerikanischer Soldaten -- ,Wegwerfkinder' verklagen die US-Marine =
Subic Bay, 1. März (IPS/Kunda Dixit) -- Für die Früchte philippinisch-amerikanischer Liebesbeziehungen setzt sich schon seit langem der irische Geistliche Shay Cullen ein. Die Väter der etwa 50.000 Kinder, einst US-Soldaten auf dem philippinischen Marinestützpunkt Subic Bay und dem der Luftwaffe Clark, sind auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Aktualität gewinnen die Fälle unterlassener Fürsorge nun durch die Klage vier betroffener Jungen und Mädchen vor einem kalifornischen Bezirksgericht in dieser Woche.
Für die meisten der amerikanischen Marineangehörigen, die seit dem Abzug aus Subic Bay im Dezember vergangenen Jahres und der Aufgabe des Clark-Luftwaffenstützpunktes 1991 längst wieder in den USA leben, hat der irische Geistliche und Anti-Stützpunkt-Verfechter Shay Cullen kein gutes Wort übrig.
,,Das Auftreten der Seeleute hier war unverantwortlich und eine Verletzung der Rechte von Frauen und Kindern'', erklärt Vater Cullen in Subic Bay. ,,Was die US-Marine sich hier geleistet hat, geht auch gegen die Verfassung ihres eigenen Landes.''
Der irische Seelsorger, der seit 1969 auf den Philippinen lebt und arbeitet, hat nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten und war deshalb ständig von der Ausweisung bedroht. Aber nach wie vor bietet er den Straßenkindern, zu denen auch viele amerikanisch-asiatische Halbwüchsige gehören, in seinem Kinderzentrum ein Essen und einen Platz zum Schlafen an.
,,Gerade amerikanisch-asiatische Halbwüchsige haben besondere Bedürfnisse. Keines der Kinder hat einen Vater, viele noch nicht einmal eine Mutter. Sie sind absolut auf sich alleine gestellt und in der Schule noch zusätzlich dem Rassismus und Spott der anderen ausgesetzt'', erklärt der Geistliche weiter.
,,Sie sind die Wegwerfkinder. Unter der Gleichgültigkeit der US-Marine, die hier eine kommerzielle Sexindustrie mit Einverständnis der lokalen Behörden geschaffen hat, leiden sie noch immer'', schimpft Vater Cullen.
Als besonders verwerflich erscheint Cullen, daß die US-Marine nie über das menschliche Leid, das ihre Angehörigen jahrzehntelang in Olongapo verursacht haben, Rechenschaft habe ablegen müssen. Geheime Nachforschungen der US- Marine ergaben bereits 1988, daß amerikanische Militärs sogar in Fälle von Unzucht mit Kindern verwickelt waren.
Bei den in Olongapo dokumentierten Straffällen sind zum Teil Kinder im Alter von nur vier Jahren betroffen gewesen. Laut Cullen habe die Marine nicht nur nichts unternommen, sondern sogar versucht, die brisante Angelegenheit zu vertuschen. Cullen steht mit der amerikanischen Regierung auf Kriegsfuß, seit er für eine Gleichbehandlung der philippinischen Kinder mit koreanischen und vietnamesischen eintritt. Diese waren nach Kriegsende in die USA evakuiert worden. Zum Teil erhielten sie dort die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Für die Filipinos gebe es keine Gleichbehandlung, heißt es von offizieller Seite in Washington. Das Argument: Anders als die ,Kriegskinder' Vietnams und Koreas hätten sie nach dem Abzug der US- Truppen keine Vergeltungsmaßnahmen seitens ihrer Regierung zu fürchten.
Sozialarbeiter hingegen haben bisher die Namen von 150 Vätern, die in Subic Bay gewohnt haben, zusammengetragen. Deren Nachkommen, zum Teil schon Teenager, sind -- gerade im Falle von farbigen Vätern -- häufig Opfer von Diskriminierung und Schikanen.
Unterstützung erhalten philippinische Kinder von dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Pearl S. Buck-Stiftung, benannt nach der gleichnamigen amerikanischen Schriftstellerin. Beide Organisationen verfügen über Geldmittel für Schul- und Ausbildungsstipendien. Ohne Hilfe ist bisher Jessa Blanco geblieben, die ihre Zwillinge Francis und Richard alleine aufzieht. Der Vater, der auf dem US-Kriegsschiff ,Kitty Hawk' Dienst getan hat, zahlt keinen Unterhalt. Die Filipina kennt seinen Namen: Richard Eyskens.
Epifania Leuterio ernährt ihre fünf Enkel. Zwischen sieben und 16 Jahre alt, stammen sie von fünf verschiedenen Vätern ab. ,,Alle sind Nachkommen von US- Soldaten, den Freunden meiner Tochter, als sie noch in der Bar gearbeitet hat'', erklärt die 67Jährige. ,,Weder von den Vätern noch der Mutter habe ich bisher Unterstützung erhalten.''
Die alte Frau arbeitet als Wäscherin in Olongapo, einer Stadt außerhalb von Subic Bay, um wenigstens etwas Geld für die Kinder zusammenzukratzen. Christopher ist zwar schon ein Teenager, sieht aber aus wie zehn. Seit einer verpfuschten Abtreibung ist er von der Hüfte abwärts gelähmt. Der Junge gehört mit seiner Halbschwester Ruby sowie den Zwillingen Francis und Richard und deren Mutter Jessa zu den Klägern im Fall der philippinisch-amerikanischen Kinder gegen die US-Marine, der diese Woche vor einem kalifornischen Bezirksgericht vorstellig wird. Eine bekannte Anwaltssozietät in Kalifornien, die sich bisher zu der Höhe des Streitwertes nicht geäußert hat, will ihre Interessen kostenlos vertreten. (Ende/IPS/il/ger/1993)
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Indien: Wechselkurs der Rupie freigegeben =
Neu-Delhi, 1. März (IPS) -- Mit der Freigabe des Wechselkurses der Rupie hat der indische Finanzminister Manmohan Singh die marktwirtschaftlichen Reformbestrebungen des Subkontinents fortgesetzt.
Bei der Vorlage des dritten Budgets unter seiner Federführung am vergangenen Samstag, erklärte er vor dem Parlament, daß die Regierung beschlossen habe, das Doppelsystem von amtlichem und internationalem Wechselkurs aufzugeben. Exporteure könnten nun 100 Prozent ihrer Deviseneinnahmen zum freien Wechselkurs tauschen. Darüber hinaus wird der Höchstzollsatz für Importe von 110 auf 85 Prozent gesenkt.
Wirtschaftsexperten warnen jedoch, daß die Freigabe des Wechselkurses die indischen Importe verteuern könnte. Besonders bei Öl, Düngemitteln und Rüstungsgütern seien Preissprünge wahrscheinlich. Bei steigendem Ölpreis, so rechnete der Wirtschaftsfachmann T. N. Ninan, werde es in Indien zu einer Verteuerung aller Güter kommen.
Das neue Budget für das Finanzjahr 1993-94 sieht eine Steigerung der Sozialausgaben um 32 Prozent auf 21,3 Milliarden US-Dollar und eine Erhöhung des Verteidigungsetats um 13 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar vor. Das Haushaltsdefizit wird mit fünf Prozent des Bruttosozialprodukts deutlich unter der von Weltbank und Internationalem Währungsfonds festgelegten Obergrenze liegen. (Ende/IPS/sl/ger/1993)
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Nigeria: Streik der Staatsbediensteten zu Ende =
Lagos, 1. März (IPS) -- Der Generalstreik im öffentlichen Dienst der nigerianischen Bundesstaaten scheint vorüber zu sein. Nach zwei Monaten, in denen die Verwaltung eines Großteils der 30 Unionsstaaten lahmgelegt war, kehrten die ersten Angestellten Ende vergangener Woche wieder an ihre Arbeitsplätze zurück.
Der ,Nigerianische Arbeiter-Kongreß' (NLC) hatte zum Ausstand aufgerufen, nachdem die einzelnen Bundesstaaten sich geweigert hatten, die von der Zentralregierung versprochene Lohnerhöhung von 45 Prozent umzusetzen.
,,Mit Schmerzen'', so der Gouverneur des Bundesstaates Ogun, Olusegun Osoba, habe man nun den auch vom NLC geforderten 45 Prozent zugestimmt. Die Umsetzung der Vereinbarung werde die Finanzen der Staaten jedoch auf das Äußerste belasten.
Die verschiedentlich erhobene Behauptung, die Zentralregierung in Abuja wolle die Bundesstaaten finanziell ausbluten lassen, hat der nigerianische Vizepräsident Augustus Aikhomu vergangene Woche als unbegründet zurückgewiesen.
Die landesweite Wirtschaftskrise sei eine Herausforderung auch für die einzelnen Unionsstaaten, meinte er. Darüber hinaus seien die Gehaltslisten vieler Staaten Nigerias durch politische Pfründe übermäßig belastet. (Ende/IPS/sl/ ger/1993)
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Ecuador: Maoistische Rebellen für Bombenattentat verantwortlich =
Quito, 1. März (IPS) -- Eine Gruppe maoistischer Rebellen, die sich mit den Zielen der peruanischen Guerillaorganisation ,Leuchtender Pfad' identifiziert, hat die Verantwortung für den Bombenanschlag auf ein Gebäude des ecuadorianischen Finanzministeriums vom vergangenen Donnerstag übernommen.
Wie am Wochenende bekannt wurde, drohte die Organisation namens ,Rote Sonne' mit weiteren Angriffen, sollte die Regierung Ecuadors ihr letzte Woche vorgestelltes Privatisierungsprogramm in die Tat umsetzen.
Das von Staatspräsident Sixto Duran- Ballen dem Parlament in Quito vorgelegte Programm sieht neben einer Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung auch den Verkauf eines Großteils der staatlichen Firmen vor. Insgesamt 13 Milliarden US-Dollar hofft die Regierung damit einzunehmen.
Die Rote-Sonne-Rebellen hatten schon anläßlich ihrer Gründung im Oktober 1992 eine Reihe von Bombenattentaten verübt, um gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der Regierung zu protestieren. (Ende/IPS/sl/ger/1993)
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WÖLFERSHEIM. Eine Demonstration gegen den Rechtsextremismus soll am Donnerstag um 19 Uhr am Ortseingang aus Richtung Hungen beginnen. Das teilte Olli Brack im Namen von etwa 30 jungen Leuten, des Antifa-Arbeitskreises Nidda und des Antifa-Arbeitskreises der Gießener Kreisschüler-Vertretung der FR gestern telefonisch mit. Der Mitorganisator: "Wir hoffen, daß viele Leute dabei sind." Vom Tengelmann-Markt wollen sich die Demonstranten durch Wölfersheim zum Rathaus bewegen und dort zwanzig weiße Kreuze niederlegen. Jedes sei Symbol für einen von Rechtsextremisten ermordeten Menschen, so Olli Brack. Aufrufe zur Teilnahme an der Demonstration kursierten an den Schulen in den Kreisen Gießen und Wetterau.
Offiziell angemeldet ist die Demonstration bisher nicht. Die Organisatoren versuchten nach eigenem Bekunden mehrfach vergeblich, einen Ansprechpartner im Wölfersheimer Rathaus zu erreichen. Bürgermeister Bommersheim ist seit Anfang Dezember krank, sein Stellvertreter Hermann-Ulrich Pfeuffer arbeitet weiter in seinem Hauptberuf als Bankkaufmann. Die Wölfersheimer Verwaltung ist nach Auskunft der Staatlichen Abteilung im Friedberger Landratsamt für die Donnerstags-Demo zuständig, weil die Gemeinde mehr als 7500 Einwohner hat. Für kleinere Gemeinden nimmt das Landratsamt mindestens drei Tage vor dem Ereignis Demo-Ankündigungen entgegen.
Auch am Wahl-Sonntag wollen die jungen Leute aus der Wetterau und dem Kreis Gießen in Wölfersheim aktiv werden. Laut Brack suchen sie dann vor den Wahllokalen das Gespräch mit der Bevölkerung - "um den Leuten zu sagen, wen sie nicht wählen sollen". Gemeint ist damit wohl die NPD, die 1989 mehr als 17 Prozent erzielte. Deren Chef Volker Sachs posiert zur Zeit auf Plakaten mit seinem schweren Motorrad. Vorigen Samstag schickte er einen Lautsprecherwagen mit schmissigen Marschmelodien durch den Ort. nes
WIESBADEN. Nach der Ministerpräsidenten- und Finanzministerkonferenz vom Wochenende in Potsdam steht zumindest der Verteilungsschlüssel fest, nach dem die West-Länder ab 1995 die Gelder für die Unterstützung der Ost- Länder nach dem Länderfinanzausgleich (LFA) aufbringen wollen. Hessen soll dabei (pro Kopf der Bevölkerung) größtes Zahlerland bleiben, hat gegenüber den ursprünglichen Plänen der Finanzminister aber noch geringfügige Verbesserungen für sich erreicht.
Die bereits von den Regierungschefs in Potsdam zurückgewiesenen Überlegungen der Länderfinanzminister, aus Spargründen die Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre zu verkürzen, sorgten auf Landesebene am Montag noch einmal für scharfe Reaktionen: Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) sprach von einer "kurzsichtigen Milchmädchenrechnung" - der Hessens Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) freilich im Kollegenkreis ebenfalls zugestimmt hatte.
Den Potsdamer Beschluß zum Länderfinanzausgleich bezeichnete Fugmann-Heesing als "grundsätzliche Weichenstellung". Hessen würde - wenn der Bund das Konzept so akzeptieren würde - danach "nur" mit rund einer Milliarde Mark zusätzlich pro Jahr belastet. Das gesamte Länder-Konzept beruht aber darauf, daß die West-Länder zwar rund zwölf Milliarden Mark an Transferzahlungen für den Osten aufbringen, der Bund allerdings weitere fast 27 Milliarden aus der Umsatzsteuer und der bisherigen Berlin-Hilfe drauflegen müßte, was er strikt ablehnt. In Potsdam wurde also nur das "erste Wort" im Gerangel zwischen Bund und Ländern gesprochen. Auch in Wiesbaden wird davon ausgegangen, daß die Zusatzbelastung der Länder am Ende höher sein wird, als jetzt angeboten - und weil Hessen nach dem beschlossenen Berechnungsverfahren das (pro Kopf) finanzstärkste Land ist, wird es immer auch am relativ meisten einzahlen müssen.
Viel aufgeregter als über den Finanzausgleich wurde am Montag in Wiesbaden über den Finanzminister-Vorschlag der Schulzeitverkürzung diskutiert - obwohl Regierungschef Hans Eichel (SPD) gegenüber der FR bestätigte, daß die Ministerpräsidenten diesen Vorstoß noch am selben Konferenz-Wochenende postwendend wieder "beerdigt" haben.
Selbst die Jugendorganisationen der Parteien reagierten: Die Junge Union auf Landesebene begrüßte die "Schulzeitverkürzung", die Jungsozialisten des Rheingau-Taunus-Kreises zeigten sich "bestürzt".
Die Landtags-Grünen kritisierten "massiv" den Eingriff der Finanzminister in die Länderhoheit und kündigten einen Landtagsantrag gegen das Ansinnen an. Holzapfel bezweifelte den angestrebten Spareffekt bei Streichung eines Schuljahres, weil die entsprechenden Unterrichtsstunden dann in anderen Jahren zusätzlich erteilt werden müßten, um den Stellenwert des Abiturs nicht zu gefährden. Außerdem sei dann die Durchlässigkeit der Bildungswege nicht mehr gegeben. me
og MADRID, 1. März. Ohne konkrete Ergebnisse endeten am Montag in Madrid Gespräche zwischen dem spanischen Außenminister Javier Solana und dem englischen Kollegen Douglas Hurd über die Zukunft der britischen Kronkolonie Gibraltar. Hurd räumte ein, daß er bei dem ersten Treffen seit zwei Jahren keine neuen Lösungsvorschläge zur Entkolonisierung Gibraltars unterbreitet habe.
Beide Länder verhandeln seit 1982 über Gibraltar. Weiterhin ist die gemeinsame Nutzung des Flughafens von Gibraltar, die 1987 beschlossen wurde, wegen Widerstands von Joe Bossano, des Regierungschefs von Gibraltar, nicht verwirklicht. Im Gegenzug blockiert Spanien die Verordnung über die EG-Außengrenzen. Madrid fordert die Rückgabe der Felsenkolonie. Solana sagte, der Fall Gibraltar sei ein "Anachronismus". Hurd betonte, London wolle weiter den Willen der Einwohner von Gibraltar respektieren. Diese sind bisher mehrheitlich gegen eine Integration in Spanien eingestellt. Bossano will weder einen Anschluß an England noch an Spanien, sondern drängt auf das Selbstbestimmungsrecht der 30 000 Einwohner von Gibraltar und den Eintritt in die EG.
Der mit 50 000 Mark dotierte Max- Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt wird in diesem Jahr an den russisch- ukrainischen Künstler Ilya Kabakov verliehen. Dies hat das Kuratorium für die Verleihung des Preises auf seiner Sitzung vom 15. Februar einstimmig beschlossen. In Frankfurt war Kabakov 1988 mit einer Ausstellung im Portikus vertreten und hatte im Wintersemester 1992/93 eine Stiftungsprofessur an der Städelschule inne.
Ilya Iosifovitsch Kabakov, 1933 in Dnepropetrovsk geboren, lebte seit 1945 in Moskau und studierte dort von 1951 bis 1957 an der Surikov-Hochschule der Künste. Seit wenigen Jahren lebt und arbeitet er in New York. Er gehörte zu den Mitgliedern jener inoffiziellen Moskauer Künstler, die sich vor allem in einer konzeptuellen Kunst kritisch mit dem sozialistischen Realismus und dem Einfluß von Ideologien auf die Kunst auseinandersetzten. Kabakov benutzt dabei sowohl das traditionelle Tafelbild, das häufig mit Schrift kombiniert wird, als auch komplexe Installationen, in denen er eine umfangreiche Auseinandersetzung über Kunst und Gesellschaft führt.
Seit 1965 nahm Kabakov an zahlreichen Ausstellungen der inoffiziellen sowjetischen Kunst im In- und Ausland teil. Mit Beginn der achtziger Jahre hat er raumbezogenen Installationen Aufmerksamkeit gewidmet. Für ihn ist die künstlerische Installation die wichtigste zeitgenössische Rezeptionsform von Kunst, wobei er einen engen Kontext zur Literatur herstellt. Durch seine Arbeit hat er bedeutenden Einfluß auf die jüngere russische Avantgarde-Kunst ausgeübt.
Nach 1985 wurden Einzelausstellungen seiner Arbeiten in Bern, Paris, Zürich, London, Bonn und New York möglich. Für die Silvesterausgabe 1992/93 der Frankfurter Rundschau hatte Kabakov eine Beilagenseite gestaltet und dafür eine Fotografie nach seiner Installation mit dem Titel "Der Mensch, der in den Kosmos flog" gewählt. fr/pia
PN LONDON, 1. März. In Großbritannien wachsen die Zweifel am Sinn der Inbetriebnahme der neuen atomaren Wiederaufarbeitungsanlage "Thorp", auf dem Gelände des Atomkraft-Zentrums Sellafield. Jüngsten Presseberichten zufolge sind sich die Ministerien der konservativen Regierung uneins, ob London die bislang verzögerte Genehmigung für "Thorp" erteilen soll oder nicht. Das staatliche Sicherheitsinspektorat weigert sich, den "Thorp"-Betrieb zu genehmigen.
"Thorp", Englands hochmoderne Thermaloxid-Wiederaufarbeitungsanlage, ist in den vergangenen zehn Jahren für mehr als sechs Milliarden Mark auf dem Sellafield-Gelände errichtet worden und sollte bereits Ende letzten Jahres den Betrieb aufnehmen. Aus wirtschaftlichen und aus Sicherheits-Gründen verzögerte sich die Genehmigung. Wie die Zeitung Independent am Montag berichtete, dringe das Industrieministerium nun auf rasche Inbetriebnahme. Dagegen herrschten im Finanzministerium Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Anlage. Im Außen- und im Umweltministerium mache man sich Sorgen wegen der geplanten Plutonium-Transporte über See und wegen der radioaktiven Belastung der Gebiete und Gewässer um Sellafield.
Allgemein wird erwartet, daß "Thorp" zumindest für zehn Jahre eine Betriebsgenehmigung erhält. Für diesen Zeitraum hat "Thorp" eine Anzahl in- und ausländischer Kunden, darunter vor allem deutsche und japanische Atomkraftwerke, fest unter Vertrag. Die Einhaltung schon geschlossener "Neuverträge", für die Zeit über das Jahr 2000 hinaus, steht aber zunehmend in Frage. Das deutsche Umdenken beim Thema atomare Endlagerung gefährde die Rentabilität und den Fortbestand "Thorps", hieß es. Ungeklärt sind bislang auch Fragen der Lagerung von hochradioaktivem Abfall aus importiertem Brennmaterial in Sellafield sowie der künftigen Strahlen-Höchstwerte.
Vor zwei Wochen hatte das Atomzentrum Sellafield die Meldung zweier ernster Zwischenfälle an das Sicherheits-Inspektorat bewußt verzögert. Die Eltern leukämiekranker Kinder führen Prozesse gegen die Betreiber. (Kommentar Seite 3)
zba Berlin. 1. März. Akten der Jahre 1933/34, die am Montag im Prozeß gegen den früheren DDR-Staatssicherheitsminister Erich Mielke vor dem Berliner Landgericht verlesen wurden, werfen ein bezeichnendes Licht auf damalige Verhältnisse der Berliner Justiz. Mielke ist angeklagt, 1931 zwei Polizeibeamte erschossen zu haben. Er wurde nach der NS-Machtergreifung 1933 als angeblicher Täter ermittelt. Eine Akte des Jahres 1933 belegt, daß die SA ("Sturm-Abteilung") Beschuldigte aus der Untersuchungshaft holte und verprügelte. Vier Angeklagte im damaligen Prozeß wegen der Erschießung der Polizisten, die nach dem Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen wurden, kamen in Schutzhaft der Geheimpolizei. Mit der Verlesung der Akten will Mielkes Verteidigung Fragwürdigkeit und mangelnde Rechtsstaatlichkeit damaliger Verfahren bloßstellen. Außerdem wurde eine Aussage des verstorbenen Hauptbelastungszeugen Johannes Broll verlesen, der 1933 zu Protokoll gab, "von Schüssen gehört" zu haben; 1934 sagte er aus, "gesehen" zu haben, Mielke sei hinter den Polizisten hergegangen und der angebliche Mittäter Erich Ziemer habe eine Pistole in der Hand gehalten.
Am 13. März im Bürgerhaus Dietzenbach Sportler-Ehrung für das Jahr 1992
Die Stadt Dietzenbach lädt für Samstag, den 13. März, zum dritten Mal zu der Ehrung erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler ein. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus. Gewürdigt wird das Abschneiden aus dem Jahr 1992. prd
BAGDAD, 1. März (Reuter). Irak hat am Sonntag ausländische Journalisten eingeladen, sich davon zu überzeugen, daß die Regierung keinen neuen Feldzug gegen die schiitische Bevölkerung im Süden des Landes gestartet habe. Ein Sprecher des Informationsministeriums teilte mit, Korrespondenten aus Großbritannien und anderen Ländern könnten die Sumpfgebiete im Südirak besuchen, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Die britische Zeitung Observer hatte in ihrer Sonntagsausgabe berichtet, Iraks Staatschef Saddam Hussein habe seine Truppen angewiesen, der Region das Wasser abzudrehen oder es zu vergiften.
Der irakische Sprecher warf der Zeitung enge Verbindungen zur iranischen Regierung vor und beschuldigte sie, iranische Lügen verbreitet zu haben. Iran wolle damit angesichts der bevorstehenden Diskussion im Weltsicherheitsrat über eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen Irak in Mißkredit zu bringen.
Iraks Staatsschef Saddam Hussein ist nach Darstellung des syrischen Außenministers Faruk el Schara 1991 von den Siegermächten des Golf-Krieges bewußt nicht gestürzt worden, obwohl dies möglich gewesen sei. Der Grund dafür sei die Furcht vor einer Beeinträchtigung der Stabilität im gesamten Nahen Osten.
Vielleicht ist das Leben des Enrico Mreule, das Claudio Magris in seiner Erzählung verfolgt, nur Fußnote einer anderen Biographie - der einer anderen Person oder auch der immer wieder von neuen Grenzen zerrissenen Welten von und um Triest, die der Schriftsteller schon lange historiographisch und literarisch erforscht, der in der einst habsburgischen Hafenstadt geboren ist und lebt. Zumindest würden sich so die Rätsel, die das erzählte Leben behält, auf plausibler Folie abzeichnen - denn Fußnoten-Existenzen anderer Biographien runden sich selten zum autonomen Leben und bleiben meist das Leporello rätselhafter Hypothesen im Bann der berühmteren Figur.
Die Gravität einer eigenen Vita hat das Leben Enrico Mreules, 1886 zur Zeit und im Raum des k.u.k-Reiches geboren und 1959 im heute nicht weniger gespensterhaften Jugoslawien gestorben, in dieser Erzählung jedenfalls nicht. Eher ordnen seine Fragmente sich im überstarken Magnetfeld des Jugendfreundes Carlo Michelstaedter, des Dichters und Philosophen: die in Görz das Gymnasium besuchten und in der Dachstube des Dritten im Jugendbund, Nino, Vorsokratiker, Platon und Schopenhauer, Upanischaden, Evangelium und Buddha, Ibsen, Tolstoi und Leopardi lasen und lateinisch und altgriechisch sprachen. Carlo, der sich - nachdem er Dichtungen und sein philosophisches Werk zur Überzeugung der Willensverneinung und ihre Gegenwelt der Rhetorik geschrieben hatte - 1911 das Leben nahm, überstrahlt Enricos weiteres Leben; eine Lebensspur steht in der Werkausgabe des Freundes - als Fußnote, die ein falsches, um sechsundzwanzig Jahre vorverlegtes Todesdatum angibt.
Ein anderes Meer phantasiert die falsche Fußnote aus. Hätten Fußnoten Alpträume, würden sie vielleicht diese Geschichte erzählen. Daß Magris die Erzählung wieder im Kernraum europäischer Krisen verlaufen läßt, wo jeder politische Wettersturz die Grenzen Österreichs, Italiens und Jugoslawiens verwandelt und "die Vermischung der Völker und ihre Entflechtung . . . eine hohe Schule der Kultur und des Todes (sind)", mäßigt ihre Abgründe nicht gerade. Ob Enricos Leben "nur eine Dreiecksberechnung jener Dachstube" ist, "in der sich alle drei täglich getroffen haben"; ob es, ausgelöst vom Gefühl des Mangels vitalen Seins, das in der Luft der letzten Jahrhundertwende lag, auf fundamentalontologische Expedition zum einfachen und reinen Sein geht; oder ob sein buddhistisch Welt und Willen ignorierendes Leben auch fatalistischer Reflex der triestinischen Krisenregion ist, wo zum Untergang verurteilt ist, wer zu sehr auf sichere Gestalten von Dingen und politischer Welt setzt: dieses Leben ist eine so provisorische wie groteske Verweigerung.
Für Enricos Lebensverlauf bietet Claudio Magris keine Motive, nur Andeutungen, oft genug widerprüchliche. Als Mreule die Jugendzeit in Görz Revue passieren läßt, ist er - nach seinem Altphilologie-Studium - schon auf der Schiffsreise nach Patagonien, wo er zwischen 1909 und 1922 als Gaucho dahintreiben wird: kein Eroberer fernen Lebens, sondern ein merkwürdiger Heiliger, der sein Ich, dessen Ziele und Wünsche in einer Landschaft auf null zu stellen sucht, wo "die Dinge nicht passieren". Es heißt, sein Herz sei "in Görz geblieben, wo Carlo ist, doch es lebt sich ausgezeichnet ohne Herz"; er sei "eine leere Hülle, die Spur von etwas, was ihm weggenommen wurde." Daß Philoktet als Lieblingsfigur dieses Wundenträgers erwähnt ist, verwundert kaum, indiziert aber auch nicht, was ihm die Wunde schlug; man muß sich mit dem Urbild des Verlustes begnügen, das Magris zu Beginn der Erzählung gibt: der junge Enrico betritt den Klassenraum und spürt, "daß etwas fehlte: das Tintenfaß auf der Bank, ein tiefes, finsteres Zyklopenauge, doch die Tinte malte blaugestreifte Reflexe ins Glas, die an die Ferne des Meeres" erinnern; die blauen Reflexe, die Ein anderes Meer durchspielen.
Im Jahre 1922 kehrt er ins inzwischen italienische Görz zurück. Er hat, nach zwei Skorbuterkrankungen, das Ende der patagonischen Geschichte konstatiert. Motivlos übertritt er die Schwelle zur nächsten Lebensphase. Nur daß er in einem hinterlassenen Dialog Carlos als Verkünder der "Überzeugung" figuriert, der Selbstmord, Angst vor Leben und Tod verdammt, erscheint ihm als Mißbrauch. Er hat nichts zu verkünden - er haßt Schüler, Kinder und alle Lehren, obwohl er nun in Görz vorübergehend Lehrer wird; der Tod Carlos erscheint ihm als "Niederträchtigkeit, die verhindert, daß die Dinge klargestellt werden": denn er sieht sich nicht die Tat zu Carlos Traum vollbringen. "War es nicht besser, einfach zusammenzubleiben, in der Dachstube zu diskutieren, vielleicht lieber ohne zu schreiben, auch Carlo nicht?"
Zwischen Erinnerungs(t)raum und meerhaft wogendem Sein dahintreibend, wird Enrico wunderlich. Zum "Buddha des Westens" überhöht er Carlo in der Erinnerung, der jene asketische Existenz in der "reinen Gegenwart" skizzierte, der Enricos Lebensversuche gelten und an deren Verhinderung die Zivilisation erkrankt sei. So wird Enrico ein Don Quichotte gegen die Dämonen der Moderne: den Lärm der Flugzeuge und Radios, mit aufgespanntem Schirm durch Görzer Straßen laufend, um sich gegen Autolicht zu schützen. Doch dieses Leben, das das soziale Asketentum eines Tolstoi verachtet, folgt dem Spießbürgertum Schopenhauers: Welt und Willen verneinend, aber sorgsam auf Börse und Tisch achtend. 1933 zieht Enrico nach Istrien, kauft ein Landstück am Adriaufer, wo er mit Carlo und Nino einige stille Tage verbrachte und "die Linien seiner Notwendigkeit" erkannte.
Dort umtobt diesen Gegenwartssucher die Gegenwart, die er nicht sucht: Italien ist faschistisch, der Weltkrieg beginnt. Die Verwandten Carlos verschwinden - als Juden - in deutschen Konzentrationslagern. Fetzen des Partisanenkriegs dringen an sein Ohr, ein fernes Rauschen, dem er sich mit Blick - und der Fahrt im Boot mit Namen "Maja" - aufs Meer entzieht. Er hat geheiratet; die erste Frau, elektrischem Licht und Lebensluxus nicht abhold, ist davongegangen; er nimmt eine andere zu sich, weil ein alleinstehender Mann zu auffällig wäre. Titos Partisanen besetzen Istrien, es wird jugoslawisch; wie andere Italiener kommt er in Haft, aber sein Ruf harmloser Wunderlichkeit schützt ihn. In seinem farblosen Leben rufen Ereignisse und Menschen immer weniger Reflexe hervor. Zuletzt löst es sich einfach auf: längst ein Element des Meeres, das dieser Utopist des Rückzugs wunderlich- grimmig ein Leben lang suchte.
"Der Tod ähnelt allzusehr dem Verzicht, der zu seiner Überwindung notwendig ist": diese dialektische Figur nennt ein Schlüsselmotiv der Erzählung von dieser Schattenfigur. Aber sie erschöpft sich nicht darin, den Wider-Sinn in der Existenz dieses Sprößlings der literarischen Familie von Büchners Lenz und Kracauers Ginster aufzuweisen. Er allein könnte die Erzählung nicht tragen. Tragfähig ist der Wider-Sinn erst als erzählter Kommentar zu dem Text, dessen Fußnote Enricos Existenz ist.
Der Anti-Held gibt das Bild eines Grenzfalls: nicht nur zwischen Sein und Nichtsein, sondern an der Grenze zu den vollständigen - biographischen oder historischen - Texten übermächtiger Anderer, wo ihn die Grenzpolizei des Sinns abweisen würde. Magris hat seine Erzählung der diskontinuierlichen Folge von Existenzspuren angemessen, die nichts beweisen und nicht zu beweisen sind. Weder ist diese Vita die Tat zu einer Theorie des Lebens noch eine Figur dieser europäischen Krisenregion. Ihre Elemente sind jedoch rätselhaft und farblos genug, um deren großen Sinn - oder Irrsinn - zu brechen. Magris erzählt, wie sich das buchstäbliche Scheitern der großen Texturen in einer Fußnote versteckt.
UWE PRALLE
"A white elephant", einen weißen Elefanten, nennen die Engländer eine Fehlinvestition größerer Dimension - ein industrielles oder ein technisches Kunstwerk, das am Ende ist, bevor es noch den Betrieb aufnehmen kann. Der Jagdflieger TSR-2 war mal so ein weißer Elefant und in gewissem Maße das Überschallflugzeug Concorde - mit viel Know-how und gutem Geld entwickelt, aber ohne Märkte, ohne Zielflughäfen nach der Fertigstellung. Nun droht, meinen Experten, einem anderen Mammut-Projekt auf der Insel dasselbe Schicksal. "Thorp", die nukleare Wiederaufbereitungsanlage des englischen Atomkraftwerks Sellafield, nach zehnjähriger Bauarbeit für umgerechnet über sechs Milliarden Mark fertiggestellt, nimmt sich zum Zeitpunkt ihrer Betriebsbereitschaft wie ein Anachronismus, wie ein Geschöpf aus einer anderen Ära aus.
Nicht nur die hartnäckigen Zweifel an der Sicherheit des Sellafield-Betriebs haben für diese Perspektive gesorgt. Die ökonomische Landschaft Sellafant selbst hat sich während der Bauzeit "Thorps" grundlegend geändert. Billiges Uran, der Kollaps des britischen Nuklear-Programms, Transportprobleme für Brennmaterial, ein Umdenken in anderen Ländern haben "Thorp" den wirtschaftlichen Boden unter den Grundsteinen weggezogen. Kündigen die Deutschen, wie überwiegend erwartet, ihre Langzeitverträge mit "Thorp", rutscht das Werk in die Zone der Unrentabilität ab.
Dennoch wäre es eine Sensation, wenn London "Thorp" zur Industrieruine erklärte. Aus politischen Gründen kann es sich die Tory-Regierung kaum leisten, eine Fehlentwicklung dieser Größenordnung einzugestehen - vor allem nicht mitten in einer Rezession und nach den fatalen Fehlgriffen in der Kohlepolitik. Fast neue Bergwerke zu schließen ist schlimm genug. Aber eine funkelnagelneue WAA, ein Herzstück britischer Zukunftsinvestition? Auf so einem Elefanten, ob weiß, ob rot, ob tory-blau, mag kein Politiker gern sitzenbleiben.
PETER NONNENMACHER (London)
Der reiche melodische Einfall, der Gioaccino Rossinis Opern eignet (selbst Beethoven wagte ein Lob), prägt auch die in späteren Jahren entstandenen Kirchenmusikwerke, die der Erfinder des Belcanto in seiner Pariser Zeit schuf. Neben dem Stabat mater, entstanden 1832, komponierte er, 1863, fünf Jahre vor seinem Lebensende, die "Petite Messe solennelle". Interessanterweise wurde die Kirchenkomposition auf einer Pariser Bühne, jener des legendären "Théatre des Italiens" erstmals gegeben. Dort standen als Begleitinstrumente gerade zwei Klaviere und ein Harmonium zur Verfügung. Der Not gehorchend komponierte der Italiener somit für diese recht eigenwillige und vor allem seltene Besetzung. Noch heute wird diese "kleine Messe" auch für Chöre realisierbar, die die Kosten umfangreicherer Apparate scheuen.
Das "Frankfurter Vokalensemble" unter der Leitung des n zur Dirigentenprominenz avancierenden Ralf Otto, einst noch Musikschuldirektor und Kirchenmusiker zu Hofheim, nun Professor für Chordirigieren an der Musikhochschule Essen, präsentierte die "arme, kleine Messe" (Rossini über sein Werk) auf Einladung der Frankfurter Kunstgemeinde im Sendesaal des Hessischen Rundfunks.
Ralf Otto, bekannt als Dirigent dynamischer Tüfteleien, verlangte der Singgemeinschaft immer wieder durchnuancierte Pianissimi, ja gar dreifache Piani (ppp) mit Erfolg ab: ein wesentliches, da ausgeprägtes Merkmal der dadurch sensitiv eingestellten Aufführung, was die Chorleistung betrifft.
Diese Dynamisierung, knapp vor der Grenze zum Manierismus gesteuert, bestimmte schon das Kyrie in seiner gestalterischen Grundhaltung. Gleichzeitig engagierten sich die Sänger für sakrale Gradlinigkeit. Tempi waren knapp gehalten. Harmonisch verblüffende Wendungen, etwa Scheinmodulationen, wurden zügig durchmusiziert und in den organischen Fluß von Melodik/Harmonik/ Rhythmus integriert. Der Effekt überzeugte und verblüffte um so mehr.
Erst gegen Ende der knapp neunzigminütigen Aufführung, die Pausen nicht gestattete, verlor der Chor, vor allem in polyphonierenden Episoden, an Spannkraft und stimmlicher Ausstrahlung. Dem wirkte entgegen, daß Fritz Walther- Lindqist am ersten Klavier intensive motorische Momente gelassen zündete. Am zweiten Klavier (das nur von Mal zu Mal verstärkende Funktion hat), agierte Elisabeth Krämer, und am ebenso nur koloristisch eingeblendeten Harmonium bewegte sich Constantin Alex. Bei den Gesangssolisten bleibt Lobfür die bewegliche Altistin Mechthild Georg; Torsten Kerl, Tenor des Abends, die Sopranistin Tomoko Nakamura und der eingesprungene Bassist Stephan Schreckenberger haben die reiche Koloristik ihrer Partien allenfalls korrekt umgesetzt.
ALEXANDER ULLMANN
SINDLINGEN. Zwei junge Frauen wurden am vergangenen Samstag nach ihrer Festnahme wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft genommen. In 46 Fällen war die 18jährige bisher bei der Kriminalpolizei registriert, die 16jährige trat 32mal in Erscheinung.
Zuletzt hatten die beiden am Freitag abend zwei 17jährige Mädchen in der S- Bahn zwischen Sindlingen und Frankfurt-Hauptbahnhof bedroht und ihnen einen Bomberjacke, eine Armbanduhr, einen Walkman und 120 Mark Bargeld geraubt. ege
Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) stellt weiterhin alle acht Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Lufthansa-Tochter "Lufthansa-Service GmbH" (LSG). Dies ist das Ergebnis der Wahlen zum Kontrollorgan der LSG.
Der Vorsitzende der ÖTV Hessen, Herbert Mai, wertete das eindeutige Votum für seine Gewerkschaft als "Vertrauensbeweis für die bisherige Arbeit der erfolgreichen Lufthansa-Tochter". Der Erfolg des Unternehmens sei auch ein Resultat der Mitbestimmung sowie der Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat, Betriebsräten, Geschäftsführung und Gewerkschaft, heißt es in einer Stellungnahme der ÖTV.
Die LSG beschäftigt bundesweit 8500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte davon sind in Frankfurt und Neu-Isenburg tätig. Auf der Arbeitnehmerseite gehören dem Aufsichtsrat vier Arbeiter, ein Angestellter, ein Leitender Angestellter sowie zwei Gewerkschaftsvertreter an. gang
GENF, 1. März (dpa). Die internationale Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) dringt auf eine Wende in Europas Energiepolitik und einen drastisch verringerten Schwefelausstoß. Ansonsten würden die europäischen Ökosysteme erheblich geschädigt, warnte Adam Markham vom WWF am Montag in Genf. Die gegenwärtige Energiepolitik setze weiterhin auf zunehmenden Verbrauch fossiler Energie, was den sauren Regen und die Naturzerstörung beschleunige.
In einem WWF-Bericht für eine Gesprächsrunde über grenzüberschreitende Luftverschmutzung in Europa, die am Montag in Genf begann, heißt es, 35 Prozent der europäischen Ökosysteme litten darunter, daß die erträglichen Grenzwerte für Schwefelbelastung erreicht oder überschritten seien. Die derzeitige Politik der Ausstoßverringerung werde nur dazu führen, daß im Jahr 2000 immer noch 22 Prozent dieser Ökosysteme unter Schwefelmengen über dem Toleranzwert leiden müßten.
Aufgespießt
"Mit Europa ist es wie mit den Damen: Wenn sie elegant und kapriziös sind, ist es schwieriger, mit ihnen umzugehen, als wenn sie von einfacher Struktur sind. Aber es macht auch mehr Spaß, wenn ich das richtig sehe."Bundeskanzler Helmut Kohl beim Frühstücksgespräch mit Unternehmern in Tokio.
BÜDINGEN. Einen Einstieg in die Entspannungstechnik Yoga ermöglicht ein Wochenend-Kursus der Kreisvolkshochschule, der Samstag und Sonntag, 20. und 21. März, im alten Büdinger Gymnasium laufen soll. Georg Hartmann leitet an. Anmeldungen nimmt die KVHS unter der Rufnummer 0 60 42 / 885 - 192 oder - 199 entgegen. Dort können sich auch Leute anmelden, die Lust haben, selbst Flamenco zu tanzen. Ein Seminar voller Tanz und Musik bietet die KVHS am dritten Märzwochenende. Der Lehrgang beginnt samstags um 10 Uhr in der Philipp-Dieffenbach-Schule. mk
FRIEDRICHSDORF. Gegen Bürgermeister Gerd Schmidt als Vorsitzenden des Abwasserverbandes Oberes Erlenbachtal hat die "Bürgerinitiative gegen eine Großanlage zur Klärschlammtrocknung in Ober-Erlenbach" Dienstaufsichtsbeschwerde beim Regierungspräsidenten in Darmstadt erhoben. Anlaß ist ein Störfall im Klärwerk, der im vergangenen Herbst publik wurde; die Bürgerinitiative wirft Schmidt vor, bis heute nicht über das Ergebnis der Ermittlungen informiert zu haben.
Im September 1992 war eine überhöhte Dosis Zyanid in die Brühe der Kläranlage gelaufen. "Wir haben den Täter damals ,in flagranti&rquote; erwischt", berichtet Bürgermeister Gerd Schmidt, "und sogleich die Umweltpolizei eingeschaltet." Wegen des "Verdachts der Gewässerverunreinigung" habe dann die Staatsanwaltschaft Frankfurt Ermittlungen aufgenommen. "Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt", sagt Schmidt, deshalb könne er darüber auch keine Auskunft geben.
Als "vollkommen falsch" stuft Schmidt die seinerzeit in Umlauf gebrachte Behauptung ein, der mit Zyanid verseuchte Klärschlamm sei zur landwirtschaftlichen Verwertung freigegeben worden. "Das verseuchte Wasser floß nur in die Kanalisation", beteuert Schmidt, und sei in der Kläranlage sofort gesäubert worden. Schmidt weiter: "Der Klärschlamm war infolgedessen nicht verseucht."
Die nach Darmstadt geschickte Dienstaufsichtbeschwerde wird ihre Reise nach Bad Homburg fortsetzen dürfen. Zuständig ist der Landrat, der den Brief der BI noch nicht kennt. dag
EPPSTEIN. Eine 37jährige Frau starb am Freitag vermutlich an den Folgen ihrer Drogensucht. Wie die Polizei gestern mitteilte, fand der Lebensgefährte die 37jährige um 12 Uhr in der gemeinsamen Wohnung in Vockenhausen. Der Notarzt stellte nur noch den Tod der Frau fest. Sie hatte mit etwa 22 Jahren begonnen, Heroin zu spritzen.
In der Vergangenheit soll sie mit ihrer Gesundheit erhebliche Probleme gehabt haben.
Die Polizei geht davon aus, daß die Frau an einer Vergiftung starb, die verschiedene Arzneimittel in ihrem geschwächten Körper hervorriefen. she
Die Zeiten haben sich geändert. Motorsport ist heute anders als früher. Nein, die Autos sind nicht unbedingt schneller geworden. Die Piloten sitzen nicht im High-Tech-Anzug und mit Weltraum-Fahrer-Helm in ihren Karossen. Für den einfachen Motor-Sport-Club (MSC) Kelsterbach erschöpft sich heute das Vereinsleben weitgehend mit einigen Feiern und einem harmlosen Automobil-Turnier. Dabei geht es im weitesten Sinn um Verkehrserziehung, zu den Disziplinen gehört Einparken und Slalomfahren durch rot-weiße Hütchen. Motorsport? Quitschende Reifen, verbranntes Gummi?
Fehlanzeige, zumindest in Kelsterbach. Selbst die großen Nachtorientierungsfahrten, die in den 60ger und 70ger Jahren regelmäßig über hundert Auto-Freunde anlockte, selbst diese Rennen finden heute nicht mehr statt. Die Zeiten haben sich geändert. Dem Motorsport wehte und weht harsche Kritik entgegen. Motorsport möchte niemand vor seiner Haustür haben. Slogans wie ,Freie Fahrt für freie Bürger&rquote; sind Relikte der Nachkriegsära. Längst hat die Öffentlichkeit erkannt, daß das Auto ein durchaus problematisches Fortbewegungsmittel ist, wenngleich nicht wegzudenken. Aber die Zahl der Mitmenschen, die aus Spaß an der Freude mit ihrem vierrädrigen Vehikel durch die Gegend heizen, die sinkt. Und das schon seit Jahren.
Die Nachtorientierungsfahrten des MSC Kelsterbach zum Beispiel wurden einfach nicht mehr genehmigt. Jede Gemeinde, die bei einer solchen Fahrt durchquert wird, muß dem zustimmmen, und das taten in den letzten Jahren immer weniger. Irgendwann kam der Punkt, an dem sich der Vorsitzende des MSC, Friedrich Fuchs, eingestehen mußte: "Es geht einfach nicht mehr." Und damit nahm das Dilemma seinen Lauf. Jugendliche interessieren sich kaum noch für den Kelsterbacher Verein. Die Mitgliederstruktur ist völlig überaltert. Für Fuchs eine schwierige Situation, ist er doch auch für den Umweltschutz und sich der Problematik mit den luftverpestenden Rennmaschinen durchaus bewußt. Dennoch blickt er mit etwas Wehmut zurück: Was waren das noch für Zeiten, als der MSC noch gestandene und erfolgreiche Motorradfahrer in seinen Reihen hatte, damals, in der Gründerjahren des Vereins.
Die größte Veranstaltung war damals das Seifenkistenrennen. "Da war was los in Kelsterbach", erinnert sich Friedrich Fuchs. Eine zweite Hochphase erlebte der heute 40jährige Verein in den 60er Jahren mit den Nachtorientierungsfahrten. Heute versucht der Verein, die Mitglieder mit den harmlosen Automobilturnieren bei Stange zu halten. Um auch zu Kindern und Jugendlichen Zugang zu finden, wurde jetzt ein Pop-Cart angeschafft, ein Mini-Auto mit Viertakt-Motor und fünf PS, das auch Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre fahren dürfen.
Hier gibt es richtige Rennen und richtiges Jugendtraining. Erst vor kurzm erhielt der MSC Kelsterbach von der Stadt zu die Zusage, jeden Mittwoch auf dem Parkplatz der Gesamt-Schule eine Trainingseinheit durchzuführen. Auch bei einer Projektwoche in der Karl-Treutel- Schule will Fuchs mit seinem Kinder- Auto vorstellig werden und Pop-Cart-Fahren als Projekt anbieten. Dennoch sieht Friedrich Fuchs für den Motorsport insgesamt kaum noch Chancen. "Klar bin ich auch für Umweltschutz", sagt Fuchs. Aus dem Dilemma Motorsport contra Umweltschutz gibt es nur einen Ausweg: Rennen mit Solar- und Elektro-Mobilen. Vor zwei oder drei Jahren hat der MSC Kelsterbach bei einen landesweiten Solar-Rennen des ADAC mitgeholfen und dabei äußert positive Erfahrungen gemacht. "Was diese Autos geleistet haben, das war sagenhaft", schwärmt der Vereinsvorsitzende noch heute. Autos mit Solarenergie sind heute schon technisch möglich, doch häufig fehlt es einfach am Willen der Hersteller, diese Umweltmobile bis zur Marktreife weiterzuentwickeln. Große Umweltrallyes wie zuletzt die ADAC-Tour könnten da helfen, mehr Akzeptanz zu erreichen, bei der Bevölkerung, aber auch bei der Automobilindustrie. ANDREAS RIPPL
"Deutschland ist Südafrikas wichtigster und zuverlässigster Handelspartner", prahlt eine Broschüre der ersten deutschen Industriemesse am Kap, die Anfang der Woche in Johannesburg eröffnet wurde. Unverblümter sagt es ein Mitarbeiter der Deutsch-Südafrikanischen Kammer für Handel und Industrie: "Sanktionen? Die haben wir immer weitgehend ignoriert." Auch nach der Verhängung von EG-Sanktionen 1986 lag die Bundesrepublik in der Riege der Handelspartner Südafrikas an erster Stelle. Ziel der Messe ist es nun, die Beziehungen auszubauen.
In dem Bestreben, ihre Position am Kap zu konsolidieren, ist die deutsche Industrie nicht alleine. Seit Präsident Frederik de Klerk Anfang 1990 mit dem Reformprozeß begann, der zur Abschaffung der Apartheid führen soll, haben die Wirtschaftsdelegationen aus aller Welt ununterbrochen Klinken geputzt. Aber Deutschland ist das erste Land, das eine eigene Messe in diesem Ausmaß veranstaltet. "Südafrika ist ein Schlüsselmarkt", erklärt die Messebroschüre das Interesse. "Nicht nur an sich, sondern auch aufgrund seiner ausgezeichneten Lage mit Bezug auf den gesamten afrikanischen Kontinent."
Die Ausgangsposition der Deutschen ist dabei besonders gut. 1991 bedeutete der erste Platz unter den Handelspartnern ein Volumen von 7,9 Milliarden Mark, wobei Waren im Wert von 4,7 Milliarden nach Südafrika exportiert wurden. Auf zwei Milliarden Mark beliefen sich damals die Investitionen von 325 deutschen Firmen mit Filialen an der Spitze des Schwarzen Kontinents. Sie beschäftigten 60 000 Menschen.
Dabei haben deutsche Unternehmen deutlich davon profitiert, daß sie es mit den Sanktionen nicht so ernst meinten - im Gegensatz zu den USA etwa und Japan, deren Engagement in den vergangenen Jahren stark zurückging.
Südafrikas stellvertretender Finanzminister Theo Alant würdigt den Einsatz der Deutschen "selbst in den unglücklichen Zeiten, die jetzt hinter uns liegen". "Wir hoffen auf einen neuen Fluß von Investitionen aus Deutschland", sagt er. Aber nach Ansicht des Bonner Botschafters Hans-Christian Ueberschaer ist es dafür noch zu früh. "Deutsche Firmen werden investieren, sobald der Rahmen gegeben ist: Stabilität, eine Marktwirtschaft und keine Gefahr der Verstaatlichung", meint der Diplomat. Allerdings weiß niemand, wann eine nichtrassistische Regierung in Südafrika die Macht übernehmen und ob das tatsächlich Stabilität bringen wird.
Die Messe in Johannesburg präsentiert sich mit Elektronik und Maschinen, Kommunikationstechnik, chemischem Know-how und Luxuslimousinen. Aber auch mit den im Ausland so beliebten Klischées: Blaskapelle, Lederhosen und Grillwürste. Am aufwendigsten vertreten sind Konzerne wie Siemens oder Daimler, die ohnehin starke Tochtergesellschaften in Südafrika haben. Zudem sind unter den 145 Anbietern mehr als 30 Firmen aus den neuen Bundesländern zu finden. Über eigene Informationsstände verfügen Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen.
Die schwierige Weltwirtschaftslage erfordert allerdings Vorsicht bei den Prognosen. Für viele der Aussteller läuft die Beteiligung unter dem Motto: Flagge zeigen. "Wir sind seit 20 Jahren Mitglied der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer", sagt Rainer Baur, der am Kap landwirtschaftliche Geräte verkauft. "Da muß man sich bei einer solchen ersten Ausstellung sehen lassen."
Werner Marzin, Vorsitzender des veranstaltenden Internationalen Messe- und Ausstellungsdienstes aus München, betont, daß die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium "absolut fundamental" für den Erfolg der Industrieschau sei. "Wir wollen mit dieser Messe ein Zeichen setzen", meint der bayerische Wirtschaftsminister August Lang. "Gerade in schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, alte Verbindungen aufrecht zu erhalten."
Einer der Aussteller wird noch deutlicher: "Der deutschen Wirtschaft geht es sauschlecht. Wir müssen Märkte suchen, wo wir können."
HANS BRANDT (Johannesburg)
BAD VILBEL. Der Beamte Theobald Maske muß sich mit schwierigen Konflikten auseinandersetzen, als seine verträumte Frau auf der Straße ihre (Unter-) Hose verliert, ausgerechnet in dem Augenblick, als die kaiserliche Majestät vorbeifährt. Maske bangt um Amt und Würden. Wie die Kette von Mißgunst und Intrigen ihren Lauf nimmt, kann man sich bei der Aufführung des bürgerlichen Lustspiels: "Die Hose" am Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr, im Kurhaus anschauen.
Der Magistrat hat dazu einen Buszubringer eingerichtet. Der Bus fährt ab Dortelweiler Bahnhof um 18.45 Uhr, katholische Kirche, 18.50 Uhr; Gronau, Berger Straße, 19 Uhr; evangelisches Gemeindezentrum Massenheim, 19.10 Uhr; Ankunft Kurhaus 19.15 Uhr; Amtsgericht, 19.20 Uhr; Ecke Berliner Straße, 19.23 Uhr; Altenheim Heilsberg, 19.30 Uhr; Hochhaus Heilsberg, 19.32 Uhr; Friedensstraße/Schlesienring, 19.35 Uhr, Ankunft Kurhaus, 19.45 Uhr.
Vorverkauf und Information bei der Kulturpflege im Kulturzentrum Alte Mühle, Lohstraße 13, Telefon (06101) 602227 oder 602333. de
ojw BERLIN, 1. März. Nach 48 Jahren Parteizugehörigkeit ist der frühere Berliner Schulsenator Carl-Heinz Evers aus der SPD ausgetreten. Evers, der seit Ende der 60er Jahre die sozialdemokratische Bildungspolitik mitbestimmte und auch Mitglied des Bundesvorstands war, begründete seinen Schritt vor allem mit der Haltung der Parteiführung in der Asylrechtsfrage, die "substanzverändernd von den Beschlüssen des Sonderparteitags im November 1992 abgewichen" sei. Hinter der Fassade des Satzes "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" werde ein Kernbestand des Grundgesetzes völlig zurückgenommen: "Begleitgesetze und -regelungen", heißt es in dem Austrittsschreiben des 71jährigen, "blieben draußen vor oder vage: Keinerlei Abkehr von der Ideologie des ,deutschen Blutes&rquote; bei der deutschen Staatsbürgerschaft; kein Einbürgerungs- und Einwanderungsgesetz vor der GG-Änderung; keine verstärkte Hilfe für die Herkunftsländer der Flüchtlinge, als hätte es die Arbeit der Nord-Süd-Kommission unter Willy Brandts Vorsitz nie gegeben".
Zu den weiteren Gründen des Austritts zählt bei Evers ferner das Nachgeben der Berliner SPD bei der von der CDU geforderten Einführung von "Elite"-Klassen.
Selbst bei einem Spritpreis von zwei Mark wäre das Benzin inflationsbereinigt heute billiger als 1980 (im Westen), schreibt Arnold Vaatz (CDU) auf der FR-Umweltseite. S. 6
HOCHTAUNUSKREIS. Rechtzeitig zum Frühjahr stellt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Usinger Land (ADFC) seinen Tourenplan für 1993 vor. Darin enthalten sind insgesamt 17 Touren mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, bei denen teilweise auch öffentliche Verkehrsmittel benutzt werden.
Die Hefte liegen bei allen Fahrradhändlern Wehrheims, Usingens und Neu- Anspachs und in einigen Geschäften dieser Gemeinden aus. Außerdem erhältlich sind sie bei Fahrrad Löhr in Emmmershausen, Fahrrad Störkel in Weilrod und der "Sport Box" in Laubach.
Nachgedruckt wurde zudem die erste Ausgabe der "Touren Tips"; dabei handelt es sich um ein Heft mit sechs Vorschlägen für Radtouren rund um Wehrheim. Gegen Einsendung von drei Mark in Briefmarken an den "ADFC Usinger Land, Postfach 1219, 6393 Wehrheim", sendet der Fahrradclub je ein Exemplar der beiden Ausgaben zu. jd
FLÖRSHEIM. Ohne sich um sein Opfer zu kümmern, fuhr ein Autofahrer am Freitagmittag um 12.40 Uhr auf der Hochheimer Straße einfach davon. Er hatte zuvor einem 62jährigen Mofafahrer beim Einbiegen aus der Grabenstraße die Vorfahrt genommen und ihn dabei mit dem Vorderrad erwischt. Der 62jährige stürzte und erlitt einen mehrfachen Trümmerbruch am Arm. Nach Polizeiangaben schleppte sich der schwer verletzte Mann noch bis nach Hause. Seine Ehefrau brachte ihn ins Krankenhaus.
Der Polizei, die erst vier Stunden später von dem Unfall erfuhr, sagte der Verletzte, bei dem Unfallfahrzeug habe es sich um einen roten Opel mit Frankfurter Kennzeichen gehandelt. Ein etwa 40jähriger Mann mit einer ungefähr gleichaltrigen Mitfahrerin habe ihn gelenkt.
Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise auf Fahrer oder Auto geben können, sich zu melden. Insbesondere möchte sie mit einem LKW-Fahrer sprechen, der sich zum Unfallzeitpunkt hinter dem Mofa befunden haben soll. Auch eine ältere Dame, die den Unfall beobachtete, soll sich bei der Polizei melden, Tel. 0 61 45 / 2001.
Insgesamt registrierte die Flörsheimer Wache am Freitag und Samstag zehn Unfälle wegen Glätte. she
Firmen-Telegramm
Anschlußkonkurs bei Neff Über das Vermögen des Maschinenbau-Zulieferers Neff in Waldenbuch ist das Anschlußkonkursverfahren eröffnet worden. Grund dafür sei der rezessionsbedingte Umsatzrückgang der Firma, teilt Konkursverwalter Volker Grub mit. Zur Fortführung des Betriebes sei eine Auffanggesellschaft namens Neff Antriebstechnik Automation gegründet worden. Neff beschäftigte Ende vergangenen Jahres noch 165 Leute. Bull auf Stellenabbau programmiert Der französische Computerhersteller Bull will seine Belegschaft um weitere 800 bis 900 Männer und Frauen reduzieren. Schon in den vergangenen drei Jahren waren insgesamt 3500 Arbeitsplätze weggefallen. Derzeit verdienen bei Bull noch 13 500 Menschen ihr Geld. Junge KHD-Aktien kosten 80 Mark Der Kölner Maschinen- und Anlagenbaukonzern Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) hat den Ausgabekurs für die jungen Aktien aus der anstehenden Kapitalerhöhung auf 80 Mark pro Stück festgelegt. Die Bezugsfrist läuft vom 11. bis 24. März. KHD beschafft sich durch die Aktion gut 250 Millionen Mark an frischen Mitteln. Die Aktie des Kölner Unternehmens notierte an der Frankfurter Börse zuletzt etwas über 100 Mark. Die neuen Titel werden im Verhältnis zwei zu eins zum Bezug angeboten.
Rohde & Schwarz kappt 290 Jobs Das Kommunikations- und Meßtechnik-Unternehmen Rohde & Schwarz will 290 seiner momentan weltweit rund 5000 Stellen abbauen. Betroffen davon sind im Inland hauptsächlich Arbeitsplätze im Raum München. Die Firma begründet die Einschnitte mit sich abzeichnenden geringeren Umsätzen. Im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Juni) waren rund um den Globus 967 Millionen Mark (plus zehn Prozent) erlöst worden. Die Perspektiven für 1992/93 hätten sich jedoch stark eingetrübt, so Rohde & Schwarz. NEC droht hoher Verlust Japans Elektronikriese NEC wird erstmals seit 19 Jahren in die Verlustzone absacken. Das Unternehmen beziffert den sich für das Geschäftsjahr 1992/93 (Ende März) abzeichnenden Fehlbetrag auf umgerechnet rund 602 Millionen Mark. In der Vorperiode war noch ein Gewinn von 187 Millionen Mark herausgesprungen.Banken heben Karl May aus dem Sattel Die geplante Plazierung von Karl-May- Aktien an der Frankfurter Börse ist zumindest zunächst gescheitert. Weder die Deutsche noch die Dresdner Bank wollen die Einführung der Titel begleiten. Die Karl May Aktiengesellschaft möchte mehrere Ferien- und Abenteuercamps bauen und sich das Geld dafür durch den Gang an die Börse beschaffen.
Zivilbeamte des Sonderkommandos Süd haben einen Taschendieb auf frischer Tat erwischt. Die Beamten konzentrierten sich auch diesmal am Sachsenhäuser Flohmarktufer auf Langfinger. Dabei beobachteten sie einen Mann, der im Gedränge zwischen den Verkaufsständen mehrere Versuche unternahm, in die Mantel- und Jackentaschen der Besucher zu greifen. Bei einer 15jährigen aus Marburg hatte er schließlich Erfolg.
Doch unmittelbar danach waren die Polizisten an seiner Seite und führten den Dieb ab. Bei der Leibesvisitation fanden sie das Portemonnaie der Schülerin, in dem 15 Mark steckten. Außerdem stellten sie 150 Mark und 60 tschechische Kronen sicher, die der 46jährige möglicherweise bei weiteren Diebstählen erbeutet hat. habe
Es ist ja nicht so, daß er es nicht versucht hätte. 1985 etwa, als das Kreuzband im rechten Knie zum ersten Mal riß. Da hat er geschuftet im Kraftraum, alleine im Wald seine Runden gedreht. Nur um wieder dabeizusein in der Bundesliga für die Frankfurter Eintracht. Oder 1987, als das Kreuzband zum zweiten Male zerfetzte. Er hat um sein Gesundung gekämpft in der Rehabilitationsklinik, sich dann zu Borussia Dortmund ausleihen lassen, hat seine Chance dort gesucht. Oder 1990, als ihm ein heranspringender Gegner Schien- und Wadenbein brach. Nach Erfurt ist er gegangen, Tabellenletzter der zweiten Liga damals, egal, Hauptsache er konnte wieder spielen. Nur irgendwann, sagt Alexander Conrad, "irgendwann war mir klar, das Geld, mich mit 35 auf die faule Haut zu legen, würde ich nicht verdienen".
Es hat gedauert, bis sich Conrad, mittlerweile 26 Jahre alt, mit dieser Erkenntnis abfinden konnte. Sieben Jahre arbeitete er als Fußballprofi, trainierte morgens, trainierte abends, Samstags beim Spiel wirkte er manchmal mit, sah aber öfters noch zu. Sieben Jahre für 26 Bundesligaspiele, es war ein langer Weg, ein Leidensweg zumeist. Wer verstehen will, warum Conrad sieben Jahre lang durchgehalten hat, allein getragen von der vagen Hoffnung, es doch noch zu schaffen als professioneller Fußballer, muß den Anfang seiner Geschichte kennen.
"Wenn die Verletzungen nicht gewesen wären", sagt Conrad, "hätte ich dort auch stehen können." Dort, wo die Freunde von damals stehen, etwa bei Juventus Turin unter Vertrag (Andreas Möller), in der Nationalmannschaft (Stefan Reuter) oder im Statistikbuch als Weltmeister (Bodo Illgner). Mit 18 spielten sie gemeinsam in der Junioren-Nationalmannschaft, am Wochenende spielt Möller mit Turin gegen Neapel, Reuter mit Dortmund gegen Uerdingen, Illgner mit Köln gegen Dresden - und Conrad mit dem FSV Frankfurt am Sonntag um 15 Uhr am Brentanobad bei Rot-Weiss Frankfurt. Das mag traurig klingen, und doch hat die Geschichte ein schönes Ende genommen.
In der Drittklassigkeit gehört er zu den Hauptdarstellern, und das, hat er festgestellt, ist immer noch besser, als immer nur den Statisten zu spielen für die erstklassigen Darsteller des Gewerbes. "Hier", sagt der Vorstopper, "bin ich auf dem Platz eine Führungskraft, schieß ich sogar ein paar Tore." Er genießt die Freiheit, sich auch mal Fehler erlauben zu können, und wer ihn spielen sieht auf den Provinzbühnen des Schauspiels Fußball, der mag das Potential erkennen, das noch immer in ihm steckt, er aber nie offenbaren konnte in der Bundesliga.
"Das ist vorbei", sagt Conrad. Was gewesen ist, daran möchte er nicht denken, denn es würde unweigerlich der Gedanke folgen, was hätte sein können. "Du bist verletzt, baust dich wieder auf, und dann hast du ein Spiel", erzählt er von vergangenen Tagen, "ein einziges Spiel, in dem du alles beweisen sollst. Du bist nervös, machst einen Fehler, wirst noch nervöser und machst auf einmal alles falsch." Das war&rquote;s dann zumeist für eine Saison. So ging es ihm oft bei der Eintracht, unter Jörg Berger (1990 in Stuttgart) genauso wie unter Dragoslav Stepanovic (1991 in Uerdingen) - und irgendwann der Gedanke: Das schaffst du nicht mehr.
Den Schnitt hat er gemacht, in Kronberg ein Reisebüro eröffnet. Zuweilen kommt es vor, daß sich ein Kunde erinnert. An damals. Möller, Reuter, Illgner und Conrad in einer Mannschaft. Der große Traum ist zerplatzt, das kleine Glück hat Alexander Conrad gefunden.
RONALD RENG
WIESBADEN. Überraschend hat Wissenschafts-Staatssekretär Bernd Kummer (SPD) am Wochenende sein Interesse am Posten des Oberstadtdirektors in Düsseldorf widerrufen.
Nachdem - wie berichtet - die Spitzen von SPD und CDU in der nordrhein- westfälischen Landeshauptstadt sich in der vergangenen Woche auf Kummer als gemeinsamen Kandidaten verständigt hatten, teilte dieser am Montag mit, er habe am Sonntag telefonisch "klargestellt", daß er für die Position des Oberstadtdirektors in Düsseldorf nicht zur Verfügung stehe.
Er sei "irritiert", heißt es in der Erklärung, "wie mein Name ohne meine Zustimmung in die öffentliche Diskussion gelangte". me
Nun ist es auch offiziell. Der Bornheimer Ast der Straßenbahnlinie 14 zwischen dem Zoo und der Endstation Inheidener Straße wird weiter bedient. Die Züge der Linie 14 werden auf dem Weg von Neu-Isenburg zumindest bis zum Ende des Sommerfahrplans im September wie bisher durch die Wittelsbacherallee fahren. Dies haben Gesellschafterversammlung und Rat des FVV jetzt beschlossen.
In der Vergangenheit war wiederholt spekuliert worden, der Verbund wolle die Trambahn am Zoo kappen, weil die weitere Strecke durch Bornheim parallel zur neuen U-Bahnlinie U 7 verlaufe, unnötige Kosten verursache und zahlreiche Fahrgäste ohnehin längst auf die schnelle U- Bahn umgestiegen seien.
Die Befürchtungen sind trotz des FVV- Beschlusses offenbar nicht unbegründet. Denn der Verkehrsverbund hat am Montag auch eine "Rentabilitätsprüfung" der Straßenbahnlinie angekündigt. Dabei soll geprüft werden, "ob eine Weiterführung dieses Streckenabschnittes in Hinblick auf die Kosten von 1,290 Millionen Mark pro Jahr noch vertretbar ist".
Zur Zeit benutzen täglich noch rund 2500 Fahrgäste die Linie 14 im Abschnitt zwischen Zoo und Wittelsbacherallee. Als "kritische Grenze" gelten 2000 Reisende pro Tag. Von dieser Grenze an wäre der Betrieb nicht mehr rentabel. gang
BONN/FRANKFURT A. M., 1. März (Reuter/jw). Für die 1994 geplante Verteuerung des Straßenverkehrs soll es eine Mischlösung aus Autobahngebühr (Vignette) und Erhöhung der Mineralölsteuer geben. Diese Grundsatzentscheidung habe die Arbeitsgruppe der Bonner Regierungskoalition unter Leitung von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) getroffen, berichteten Teilnehmer am Montag. Einzelheiten seien noch nicht festgelegt.
Der sächsische Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) hat sich mit dem Argument "Die Vignette produziert volle Straßen und finanziert leere Züge" gegen das von Krause favorisierte Modell einer Autobahngebühr gestellt. In einem Gastbeitrag schreibt Vaatz in der Frankfurter Rundschau, die Vignette werde dem Ziel, Verkehr auf die Schiene zu verlagern, nicht gerecht: "Weniger als vorher kommt der Autofahrer in die Versuchung, mit dem Zug zu fahren, sobald er eine Vignette hat." Vaatz beklagt auch, daß die Vignettenlösung Straßen-Gütertransporte nicht entsprechend der Entfernung verteuert, was besonders für die Wirtschaft in den neuen Bundesländern verheerend wirke. Der Minister plädiert dafür, die Vignetten-Pläne zugunsten einer Erhöhung der Mineralölsteuer aufzugeben, und zwar als Einstieg in eine ökologische Steuerreform, die "so konjunkturverträglich wie eben möglich werden müsse".
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
Querfeldein
RSC Frankfurt scheitert in Verlängerung Erst in der Verlängerung mußten sich die Rollstuhl-Bastketballer des RSC Frankfurt im Spitzenspiel der Bundesliga in München geschlagen geben. Nach Ablauf der regulären Spielzeit stand es 54:54 (22:22). Am Ende gewannen die Münchener 63:59. Die Gäste konnten nicht wie gewohnt punkten. Besonders Wirz und Albrecht blieben unter ihren Möglichkeiten. Bester Frankfurter war Karaman mit 24 Punkten. Handball am Dienstag In der hessischen Handball-Oberliga der Frauen empfängt die TSG Offenbach- Bürgel heute um 19.45 Uhr in der Sporthalle an der Jahnstraße den TV Sulzbach. Peter und Brigitte Hahne aufgestiegen Der Tanzklub Schwarz-Silber Frankfurt verfügt über ein weiteres Paar in der attraktiven Hauptklasse A Standard. Peter und Brigitte Hahne tanzten in Köln bei 15 Teilnehmern auf einen fünften Rang und erreichten in Griesheim den dritten Platz bei 22 gestarteten Paaren. Dies war die fünfte Plazierung dieses Paares und berechtigt zum Aufstieg von der Hauptklasse B in A, der zweithöchsten Leistungsstufe. Ralf Scharlach/Annabel Calzado (Schwarz-Silber) belegten beim Turnier in Köln den dritten Platz. Zahlreiche Funktionäre ausgezeichnet Silberne und bronzene Ehrennadeln des DLV und HLV gab es für langjährige ehrenamtliche Funktionäre des Leichtathletik-Bezirkes Frankfurt. Der Vorsitzende des Kreises Offenbach-Hanau, Karl Biermann (Bruchköbel), sowie K.H. Landua, Norbert Engel (Hanau), Bernd Metzsch (Roßdorf) erhielten die Silberne des DLV, mit der Silbernen des Hessischen Leichtathletikverbandes wurde Gerhard Götze (Frankfurt-Fechenheim) bedacht. Die Bronzenadel des HLV erhielten M. Sachsenberg, Elisabeth Landua (Frankfurt), Angela Simson-Kany (Frankfurt), Hans-Rudolf Mathhäi (Harheim) sowie Bruno Franke (Frankfurt). Sportabzeichen-Lehrgang in Kalbach Der Sportkreis Frankfurt bietet wieder einen Lehrgang für Sportabzeichen-Prüfer an. Im Sportzentrum Kalbach wird am 13. März von 9.30 bis 18.00 Uhr und am 14. März von 9.30 bis 12.00 Uhr gelehrt. Anmeldungen beim Lehrgangsleiter Heinrich Nolte, Telefon: 069 / 39 16 41, die Lehrgangsgebühr beträgt 20 Mark.
&blt; Ausstellung: Deutsche und Polen
Das Historische Museum Frankfurt eröffnet am heutigen Mittwoch um 18 Uhr eine Ausstellung "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung. Eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991)". Zu sehen ist die Ausstellung mit Beständen des Karikaturenmuseums Warschau bis zum 18. April. Im Rahmen der Ausstellung wird es zwei Vorträge geben: am 10. und am 17. März, 18 Uhr. &blt; Wiederaufnahme des "Igelhans" Das kommunale Kinder- und Jugendtheater ("Komm.theater") nimmt "Igelhans" (nach einem Märchen der Brüder Grimm) wieder auf. Die erste Vorstellung wird am Donnerstag, 4. März, um 10.30 Uhr im Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor gegeben. &blt; Ballett in Lille und Antwerpen Das Ballett Frankfurt wird vom 8. bis 10. März in der nordfranzösischen Stadt Lille gastieren und William Forsythes Choreographie "Artifact" zeigen. Vom 19. April bis 2. Mai ist die Kompanie dann in Antwerpen zu Gast. &blt; Jubiläum "Caféhaus unterwegs" Die fünfzigste Veranstaltung der Reihe "Caféhaus unterwegs" der Frankfurter Saalbau ist am heutigen Mittwoch ab 15 Uhr im Haus Dornbusch, auch diesmal mit dem Ballroom-Orchester unter der Leitung des Stehgeigers Karl Katz. Die weiteren Termine des wandernden Caféhauses: am 8. März im Bürgerhaus Bornheim, am 13. im Bürgerhaus Gallus, am 24. in Fechenheim (Turmhalle), am 6. April im Bürgerhaus SÜdbahnhof und am 19. im Bürgerhaus Nordweststadt. &blt; Die Füße im Wasser "Les Pieds dans L'Eau", die Füße im Wasser heißt eine Inszenierung Jérôme Deschamps und Macha Makeieffs, die vom 3. bis zum 14. März im Frankfurter Theater am Turm zu sehen ist, wo Deschamps in den vergangenen Jahren schon mehrmals gastierte. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. &blt; Deutsch-sorbisches Theater Im Mousonturm gastieren am heutigen Mittwoch, am Donnerstag und am Samstag, jeweils um 21 Uhr, das Landestheater Altenburg und das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bauzen mit dem Kroetz- Stück "Furcht und Hoffnung in Deutschland". Im Anschluß an die Vorstellung vom heutigen Mittwoch findet im Foyer ein Gespräch über das Thema "Kulturpolitik und die Situation der Theater in den neuen Ländern" statt. &blt; Gerechtigkeit im Judentum Im Jüdischen Museum am Untermainkai findet heute abend um 18 Uhr innerhalb der ZEDAKA-Ausstellung eine Führung unter dem Thema "Soziale Gerechtigkeit im Judentum" statt. &blt; Führungen im Städel "Grenzen und Möglichkeiten kennerschaftlicher Betrachtung" heißt das Thema einer Führung, zu der Kunsthistoriker Jochen Sander heute um 18.30 Uhr in der Gemäldegalerie des Städel einlädt. Jutta Schütt führt zur selben Zeit durch die Sonderausstellung mit den "Lichträumen" von Dan Flavin. Um 18 Uhr bereits führt das Frauenkulturhaus ebenfalls ins Städel und wird dabei Frauendarstellungen in der Malerei des 20. Jahrhunderts im Auge haben. &blt;"Tora San, mein Onkel" Im Deutschen Filmmuseum am Schaumainkai 41 wird heute um 17.30 Uhr der japanische Film "Tora San, mein Onkel" gezeigt. &blt; Masken malen und zeichnen Unter der Leitung von Bertholf Steiger findet heute von 17 bis 19.30 im Museum für Völkerkunde der erste einer Reihe von Kursen statt, in denen Gelegenheit geboten wird, Masken aus Ozeanien, Indonesien, Afrika, Amerika und Mitteleuropa zu zeichnen und zu malen. Viele Künstler wie Matisse, Picasso, Max Ernst bis zu A. R. Penck waren und sind von der Kraft dieser Masken und Skulpturen beeinflußt. Die Materialien sind mitzubringen; eine Gebühr von 30 Mark wird erhoben. Eine Anmeldung unter 21 23 59 23 oder 21 23 47 14 ist erforderlich. &blt; "Rechte Zeiten" "Rechte Zeiten" heißt ein Film, den junge Leute gedreht haben. Er ist am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr in Frankfurt im Gemeindehaus der Katharinengemeinde, Myliusstraße 53, zu sehen.
jk FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Teuerungsrate klettert wieder von ihrem nicht zuletzt durch den Mehrwertsteuer-Aufschlag hochgedrückten Stand herunter. Anhand der Ergebnisse aus vier Bundesländern gibt das Statistische Bundesamt den Anstieg der Verbraucherpreise im Februar gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat mit 4,2 Prozent an. Im Januar hatte der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte noch um 4,4 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist gelegen.
Unabhängig davon ist die Teuerung immer noch stärker ausgeprägt, als die Bundesbank für tolerierbar hält und die Wirtschaftsforscher in ihren Vorausschätzungen für das laufende Jahr unterstellen. Denn von Januar auf Februar haben die Lebenshaltungskosten um 0,4 Prozent zugenommen. Das entspricht einer jährlichen Inflationsrate nach der in den USA üblichen Hochrechnungsmethode von mehr als fünf Prozent.
Weit über dem Durchschnitt liegt der Preisauftrieb in Hessen. Das Statistische Landesamt meldet für Februar eine jährliche Teuerung von 4,9 Prozent nach 5,1 Prozent im Vormonat.
Heute ist Dienstag, 13. Juli 1993, 7.30 Uhr. In der S-Bahn aus dem Taunus, in der die Pendler dem Arbeitstag in der Frankfurter City entgegendösen, stehen alle Klappfenster offen. Schon zu dieser frühen Stunde erhoffen sich die Menschen Kühlung vom Fahrtwind, denn nach wochenlangem Sonnenschein sin- Von Hans-Helmut Kohl ken auch nachts die Temperaturen kaum unter 15 Grad.
Der Zug hält im Bahnhof Frankfurt- Höchst; eilig steigen Dutzende ein und aus, und der Triebwagen nimmt Fahrt auf. Nach einem weiteren Stop im Stadtteil Nied rollt er auf die Station Griesheim zu. Plötzlich spritzt eine stark riechende, gelbe Flüssigkeit gegen die Scheiben, und durch die gekippten Fenster wehen etliche Tropfen auch ins Innere der Wagen. Die leichtgekleideten S- Bahn-Insassen, die Spritzer auf die Haut bekommen, empfinden an diesen Stellen spontan einen ätzenden Schmerz, die Augen beginnen zu tränen, und auch die Nasenschleimhäute reagieren gereizt.
Eine sanfte Brise aus dem Westen - nicht nur auf dem Rhein-Main-Flughafen gilt dies als Hauptwindrichtung - treibt die gelbe Wolke, die über dem Werk Griesheim der Hoechst AG aufgestiegen ist und durch die der S-Bahn-Zug gerade hindurchfuhr, in Richtung Frankfurter Innenstadt. Auf ihrem Weg zur Schule - in zehn Minuten beginnt die erste Stunde - lachen die Kinder in Griesheim, im Gutleutviertel oder im westlichen Sachsenhausen zunächst noch über die gilbig gesprenkelten Klassenkameraden, bevor sie hustend und mit Tränen in den Augen ihre Lehrer bestürmen. Doch die Pädagogen, die sonst auf alle Fragen Antworten wissen sollen (wenn sie denn ein solches Vertrauensverhältnis vorweisen können), haben selbst mit aufkommender Panik zu kämpfen.
Auf der Mainzer Landstraße, einer der großen Einfallstraßen aus westlicher Richtung in die sich zu diesem Zeitpunkt schnell füllende City, stehen schimpfende Autofahrer um ihre Karossen herum, auf denen die gelbe Brühe breite Schlieren zieht. Diejenigen, die mit offenem Schiebedach oder heruntergekurbeltem Seitenfenster unterwegs waren, klagen spontan über Verätzungen, geschwollene Schleimhäute und tränende Augen. Der Berufsverkehr bricht zusammen - die Menschen, die nicht wissen, was da auf sie herabregnete, gestikulieren herum. Dann stehen sie vor den in Frankfurt "Wasserhäuschen" genannten Trinkhallen Schlange und versuchen, die schmerzenden Flecken von ihrer Haut abzuwaschen.
Denn in diesen heißen Sommertagen - Ozonloch hin oder her - gibt es viel Haut zu sehen: Frauen in Sommerkleidern, Miniröcken oder Hotpants, Großstadt-Yuppies mit krawattenbestückten, aber ärmellosen City-Hemden und Pennäler mit kurzen Hosen, T-Shirts und Sandalen bieten der gelben Flüssigkeit genug Angriffsfläche. Die Kleinsten der Kleinen sind gerade in den Kindertagesstätten auf die Spielplätze geschickt worden, und sie reagieren auf die "autschenden" Verätzungen mit hemmungslosem Weinen, das auch nach vielen Streicheleinheiten nicht aufhören will.
Doch all die hektischen Versuche, das Zeug mit Wasser abzuwaschen, sorgen nur dafür, daß es gleichmäßiger verteilt wird und noch mehr schmerzt. Eigentlich notwendig wäre eine Reinigung mit sogenannten organischen Lösungsmitteln, also beispielsweise Alkohol, wie die Frankfurter den Sondermeldungen auf öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunkwellen entnehmen, die eine Dreiviertelstunde später zum ersten Mal ausgestrahlt werden.
Aber wer hat schon reinen Alkohol bereitstehen, und wo sind die "Duschen", unter denen sich die Menschen von dem ekligen Zeug befreien können, das ihnen aus im Wortsinn heiterem Himmel auf den Kopf regnete? Und vor allem: Zum Zeitpunkt der Sondersendungen haben sie, wie sie Stunden später erfahren werden, die Substanz längst über die Haut in ihren Blutkreislauf aufgenommen, wie ihr Blutbild mit dem Rückgang der roten Blutkörperchen zeigt.
Was sich so oder ähnlich für den 13. Juli 1993, 7.30 Uhr oder einen beliebigen anderen Sommertag beschreiben (und dramatisch ausschmücken) läßt, ist fünf Monate zuvor, am 22. Februar, 4 Uhr morgens, tatsächlich geschehen. Allerdings lag die Temperatur um den Gefrierpunkt, und der Wind wehte - ungewöhnlicherweise - aus nördlicher Richtung, als im Griesheimer Werk der Hoechst AG nach einem Bedienungsfehler rund zehn Tonnen aggressiver Chemikalien in nach wie vor nicht genau ermittelter Zusammensetzung entwichen, darunter 2,5 Tonnen Ortho-Nitroanisol.
Seitdem sind Hunderte Hoechst-Mitarbeiter und Frankfurter Feuerwehrmänner damit beschäftigt, die gelbe, wegen der Kälte nicht flüssige, sondern klebrig- feste Substanz von den Oberflächen so schnell wie möglich abzulösen oder gleich komplett den belasteten Boden abzutragen. Da werden Straßenbeläge abgefräst, eine Vogelschutzinsel mit Stumpf und Stiel ausgerupft, Kleingärten "entsorgt" und Autobahn-Leitplanken auf Kosten der Hoechst AG ausgetauscht, weil dies billiger als die Reinigung kommt.
Eine Woche nach dem "Störfall" ist noch kein Ende abzusehen, aber: War dies denn eigentlich ein "Störfall"? Oder hat die Anlage nicht exakt so funktioniert, wie es die Sicherheitsphilosophie des Chemiekonzerns und der "Stand der Technik" vorsehen? Hat sie nicht den durch den Bedienungsfehler aufgebauten Überdruck nach dem Prinzip des Dampfkochtopfs in die Umwelt "abgeblasen", bis der Druck wieder stimmte und so eine Explosion vermieden, bei der noch -zig Tonnen Chemikalien mehr samt Metall- und Gebäudeteilen über die Umgebung herabgeregnet wären? Und ist diese "Philosophie" hinzunehmen?
"Wie eigentlich", so fragte am Montag ein Experte im Gespräch mit der FR, "hätten die Menschen reagiert, wenn nicht ihre Autos, Häuser und Gärten, sondern sie selbst gelb geworden wären?" Mit der Formel "Glück gehabt" dank Jahres- und Tageszeit und niedriger Temperatur kann es, selbst wenn die "Sanierung" in Frankfurt erfolgreich fortgesetzt wird, wohl ernsthaft nicht sein Bewenden haben.
Die gelbe Wolke, die an den Zwillingstürmen der Deutschen Bank in der Frankfurter City abregnet oder über dem Hauptbahnhof niedergeht: Sie muß Fiktion bleiben, darf nie Realität werden.
Eine "absolute Katastrophe" sieht Inge Köhler vom Sozialdezernat auf die Stadt zukommen, wenn das Arbeitsamt keine zusätzlichen Mittel für sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) erhält. "Viele werden wieder in die Sozialhilfe abrutschen. Auch die Bevölkerung wird die Folgen spüren. Etwa ein Drittel der ABM-Stellen sind im sozialen Bereich angesiedelt."
Seit Wochen kann das Arbeitsamt keine ABM-Stellen mehr bewilligen oder verlängern. Die 600 000 Mark, die das Amt bislang von der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg erhalten habe, seien längst ausgegeben, so Arbeitsamtsdirektor Hans-Peter Griesheimer am Montag. 1992 standen 22,8 Millionen Mark zur Verfügung. Ob und wieviel ABM-Mittel in diesem Jahr noch nach Frankfurt fließen, vermag der Arbeitsamtsdirektor derzeit nicht zu sagen.
Mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ist in den vergangenen Jahren ein für Frankfurt typisches Netz an sozialen und kulturellen Angeboten und Einrichtungen entstanden. "Viele gute Ideen konnten durch ABM umgesetzt werden", erklärte Köhler. Von der Kinderbetreuung bis zur Altenpflege, im Umweltschutz oder im Theaterhaus "Schützenstraße" - überall sind "ABMler" am Werk. Viele der auf ein Jahr befristeten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen werden erst in einigen Monaten beendet sein, so daß die Auswirkungen des Bewilligungs- Stopps erst nach und nach spürbar werden. Köhler rechnet damit, daß demnächst viele Träger die Stadt bitten werden, bei der Finanzierung einzuspringen. "Aber das können wir nicht. Leider."
Arbeitsamtsdirektor Griesheimer wies darauf hin, daß nicht nur die Arbeitsbeschaffung, sondern auch die Arbeitslosigkeit teuer sei. Eine ABM-Stelle kostete das Arbeitsamt 1992 durchschnittlich 39 000 Mark. Bezahlt wird nach Tarif, wobei das Arbeitsamt 50 bis 70 Prozent der Kosten übernimmt - je nachdem, wie schwer "vermittelbar" der Langzeitarbeitslose in der freien Wirtschaft ist. Ein durchschnittlicher Arbeitsloser belastete die Kasse des Arbeitsamtes im letzten Jahr mit jährlich 24 500 Mark. In dieser Rechnung nicht enthalten sind die materiellen Werte, die durch eine ABM-Beschäftigten geschaffen werden. Außerdem, so das Arbeitsamt weiter, verhindern solche Maßnahmen die negativen Folgen der Arbeitslosigkeit wie den Verlust des Selbstbewußtseins und ermöglichen es, den beruflichen Anschluß zu halten.
Aktuell gefährdet ist zum Beispiel das Projekt "Arbeit und Bildung" für jugendliche Arbeitslose, das von der städtischen Beschäftigungsgesellschaft "Werkstatt Frankfurt" seit vielen Jahren mit großem Erfolg betrieben wird. Wenn im Nachtragshaushalt der Bundesanstalt - er soll im Mai verabschiedet werden - die ABM-Mittel nicht kräftig aufgestockt werden, fallen 80 Plätze für problembeladene Jugendliche unter den Tisch, die ohne fremde Hilfe kaum eine Lebensperspektive finden werden.
Arbeitsamtsdirektor Griesheimer diagnostizierte ein "dickes Loch in der Arbeitsmarktpolitik". Der Vorwurf von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, die Arbeitsämter hätten im vergangenen Jahr zu viele Stellen bewilligt, sei falsch. Seit Mitte '92 werde in Frankfurt bei ABM- Maßnahmen gespart. Dies sei vor allem zu Lasten kleiner Träger gegangen. Gab es im Januar 1992 noch rund 700 ABMler, so seien im Januar 1993 nur noch rund 350 gewesen. ft
Breiter Widerstand gegen Enteignungspläne85 Mannheimer Grundbesitzer machen Front gegen neues Wohnungsbaugesetz und die Stadtjoe. MANNHEIM. Noch wachsen auf der Mannheimer Hochstätt Tabak, Zuckerrüben, Getreide und Mais. Wenn es nach den Plänen der Stadt geht, werden die Felder allerdings bald verschwunden sein und an ihrer Stelle Wohnungen stehen. 1100 Wohneinheiten - von Sozialwohnungen bis zu Eigenheimen - möchte die Stadt bauen. Als eine der ersten Großstädte will Mannheim dabei das neue Wohnungsbauerleichterungsgesetz aus dem Jahr 1990 anwenden. Danach kann eine Kommune ein Entwicklungsgebiet festlegen und dann, im Gegensatz zu den sonst geltenden Vorschriften, Grundstücke auch ohne Vorliegen eines Bebaungsplans enteignen. Hauptnachteil für die betroffenen Grundstückseigentümer: sie werden mit einem weitaus geringerem Preis entschädigt, als dem, den die Gemeinde später für das Bauland bekommt. So will der Gesetztgeber die Wertsteigerung, den die Wohnungsplanung mit sich bringt, abschöpfen und zugleich der Gemeinden Mittel für die Erschließung verschaffen.
Ob das Gesetz tatsächlich den Bau von Wohnraum erleichtert oder ob es nur zu neuen rechtlichen Auseinandersetzungen führt, wird sich zeigen müssen. Die 85 betroffenen Grundstückseigentümer in dem künftigen Baugebiet in Mannheim sind jedenfalls entschlossen, eine Enteignung, die für sie nur Nachteile bringt, nicht klaglos hinzunehmen. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die, "wenn es sein muß," bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen will. "Das wird nicht schnell gehen," sagt ihr Sprecher, Richard Karl: "Wir werden uns energisch wehren."
Etwa 20 Landwirte und über 60 Privatleute haben Grundstücke in dem Areal, das die Stadt bebauen möchte. Nicht alle sperren sich grundsätzlich gegen einen Verkauf oder einen Grundstückstausch, wohl aber gegen die bisher zur Diskussion stehende Entschädigung. In einem ersten offiziellen Gutachten wurden der Quadratmeter mit rund 25 Mark bewertet. Das entspricht Ackerpreisen in der Gegend. Daß die Felder als Bauland mindestens das zehnfache wert sein werden, ist nicht nur für die Betroffenen klar: "Das ist in unseren Augen eine Bereicherung der Stadt - mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun" erklärt Karl.
Die Grundstückseigentümer haben inzwischen den Stuttgarter Rechtsanwalt Hansjörg Hartmann mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut. In einem 40 Seiten langen Schriftsatz hat der der Mannheimer Stadtverwaltung dargelegt, was man aus rechtlicher Sicht alles gegen das neue Gesetz im allgemeinen und seine Anwendung auf der Mannheimer Hochstätt im besonderen einwenden kann. Nach Meinung des Amwalts erheben sich "mehrere verfassungsrechtliche Bedenken." Sie reichen von der Frage, ob dem Bund in diesem Falle überhaupt die Gesetzgebungskompetenz zusteht bis zur Frage, ob das Verfahren der vorgesehenen Enteignung mit dem Wohl der Allgemeinheit begründet werden kann - oder ob es nicht schlicht dazu dient, zulasten weniger Eigenttümer Millionenbeträge zu beschaffen, die eigentlich aus Steuermitteln kommen müßten.
Um einen Eingriff wie eine Enteignung zu begründen, meint Hartmann, müßte die Stadt exakte Flächeilanzen vorlegen - mit allen fehlbelegten Sozial-, und Dienst- sowie den leerstehenden Wohnungen in der Stadt; schließlich könne es nicht im Wohl der Allgemeinheit liegen, wenn der Verdrängungswettbewerb auf dem Wohnungsmarkt in der Weise gelöst werde, daß zugunsten von Bürgern, die aus Wohlstandsgründen zu große Wohnungen belegten, anderer Leute Eigentum beansprucht werde. Darüberhinaus stünden auch der Landesentwicklungs- und der geltende Regionalplan der vorgesehenen Babauung entgegen, meint Hartmann. Auf dem Mannheimer Rathaus hat man mittlerweile erste Konsequenzen aus der Kritik gezogen: Man hat erneut einen Gutachterausschuß beauftragt, einen Kaufpreis für das Gelände zu ermitteln. In zwei bis drei Monaten rechne man mit den Ergebnissen. Danach, erklärte der Erste Bürgermeister Norbert Egger, werde sich entscheiden, wie es weitergehen soll. Sei der Preis für die Stadt zu teuer, werde man das Projekt zu den Akten legen müssen, andernfalls werde man dem Gemeinderat vorschlagen, das Entwicklungsgebiet auf der Hochstätt festzulegen. Bei welchem Preis die Stadt die Obergrenze sieht, wollte der Finanz- und Baudezernent nicht sagen. Bei dem ganzen Verfahren, meint er, gehe es "auch um die Tauglichkeit des Gesetzes." Dies sehen offenbar auch die Eigentümer ähnlich: "Wir wissen, daß die Städte überall in der Umgebung darauf warten, wie das Verfahren ausgeht," erklärte Richard Karl. "Wenn der Einstieg in Mannheim klappt, gibt das einen Flächenbrand." Den will seine Interessengemeinschaft erklärtermaßen verhindern. "Die Stadt soll einen anständigen Preis zahlen - oder das Bauen bleiben lassen."-E
tma MÜNCHEN. Der Computerhersteller NCR hofft nach seinem Weg durch das "Tal der Tränen" 1993 auf ein Frühlingserwachen. In der laufenden Periode sollen der Umsatz wieder wachsen und schwarze Zahlen geschrieben werden. Anlaß zur Hoffnung bietet der im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres um 50 Prozent höhere Auftagseingang. Im Ende November abgeschlossenen Turnus 1991/ 92 ist das Unternehmen zum ersten Mal seit Kriegsende in die Verlustzone gerutscht. Den Fehlbetrag beziffert Deutschland-Chef Rainer Liebich mit 21 Millionen Mark, nachdem zuvor noch ein Plus von 25,7 Millionen Mark in den Büchern gestanden hatte.
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sackte auf minus 22,9 Millionen von zuvor 60,9 Millionen Mark Gewinn ab. Das Management macht dafür einen "mörderischen Preisverfall" vor allem bei Personalcomputern um bis zu 40 Prozent verantwortlich, der allerdings auch 1993 in abgeschwächter Form anhalten dürfte. Mit Einsparungen, unter anderem auch beim Personal, soll der Ertrag wieder aufgemöbelt werden. Nach 300 Stellen in der abgelaufenen Periode werden in der laufenden 150 gestrichen werden. Derzeit beschäftigt der deutsche Ableger der jüngst vom US-Konzern AT & T übernommenen Muttergesellschaft 2600 Männer und Frauen. Der Umsatz schrumpfte zuletzt um fast fünf Prozent auf rund 860 Millionen.
NEU-ISENBURG. Mit einem Trick haben sich drei Männer am Wochenende ein 35 000 Mark teures Auto "ergaunert": Wie die Polizei sagt, hatte das Trio auf dem Automarkt in Gravenbruch einen Wagenbesitzer angesprochen, der seinen Mercedes 190 verkaufen wollte. Nach einer Probefahrt wurde der Handel perfekt gemacht.
Die Männer übergaben dem 52jährigen ein Bündel Geld und fuhren mit dem Auto davon. Als der Verkäufer das Geld nachzählte, entdeckte er, daß das Geldbündel oben und unten je einen Tausend- Mark-Schein, dazwischen aber nur weniger wertvolle Dinarscheine enthielt.
Doch der Mann hatte Glück: Die Polizei stellte die Betrüger am gleichen Tag an der Grenze zur Tschechischen Republik. leo
Bei einem Frankfurter hat die Polizei seit kurzem einen Stein im Brett. Ihrem Einsatz verdankt der 41jährige nämlich die schnelle und unerwartete Rückgabe von 610 Mark, die ihm drei Trickdiebe im U-Bahnhof Kirchplatz aus der Geldbörse gestohlen hatten.
Die Jugendlichen sprachen ihr Opfer gegen 13.45 Uhr auf dem Bahnsteig ganz harmlos an und fragten ihn, ob er eine Mark zum Telefonieren wechseln könne. Der Mann stellte fest, daß er den dreien nicht helfen konnte, wollte ihnen jedoch 30 Pfennige überlassen. Darauf gingen diese nicht ein, sondern veranlaßten den 41jährigen erneut, die Geldbörse zu öffnen. Dabei fingerten sie die Scheine so geschickt heraus, daß der Mann den Diebstahl erst bemerkte, als das Trio bereits verschwunden war.
Im Verlauf der Fahndung nach den Dieben meldete ein Taxifahrer, er habe die drei Jugendlichen in der Nähe der Konstablerwache abgesetzt.
So konnte die Polizei die Gesuchten in der Großen Friedberger Straße festnehmen. Es handelt sich um zwei 17jährige und einen 16jährigen, die bereits wegen mehrerer Trickdiebstähle aufgefallen sind. habe
OBERURSEL. Durch die Aufmerksamkeit von Anwohnern gingen der Polizei in den vergangenen Tagen ein Wohnungseinbrecher und zwei Autoknacker ins Netz. Allen dreien werden weitere Straftaten zur Last gelegt, die sie zum Teil auch zugaben.
Beim Einfangen des Einbrechers hatte sich am Donnerstag abend ein Oberurseler ganz nach Polizei-Empfehlung verhalten. Als er gegen 20 Uhr bei der Rückkehr in seine Wohnung in der Feldbergstraße bemerkte, daß ein Einbrecher am Werk war, zog er sich vorsichtig zurück und rief die Polizei. Beamte der Bad Homburger Kripo, die zufällig in der Nähe waren, nahmen den Täter beim Verlassen der Wohnung fest.
Der 22jährige Drogenabhängige aus Frankfurt war mit Videorecorder, CD- Player und einer Fotoausrüstung bepackt. Außerdem wurde bei ihm Schmuck gefunden, der aus einem Einbruch in der Dornbachstraße am selben Tag stammte. Bei seiner Vernehmung gab er noch zwei weitere Einbrüche in Bad Homburg und zwei in Friedrichsdorf zu; außerdem kommt er nach Ansicht der Kripo für drei weitere Taten in Frankfurt in Frage, die nach demselben Muster abliefen.
Die beiden Autoaufbrecher wurden bereits in der Nacht zum Mittwoch gefaßt. Gegen 3.20 Uhr bemerkte ein Oberurseler, wie sich draußen vor seinem Fenster zwei junge Männer an einem Auto zu schaffen machten. Auch er alarmierte sofort die Polizei. Beamte aus Bad Homburg und Oberursel konnten die beiden, die bereits mit ihrem Auto das Weite gesucht hatten, in Bad Homburg festnehmen. Der 26jährige Bad Homburger und sein gleichaltriger Komplize, der in Frankfurt wohnt, werden verdächtigt, in mindestens vier weiteren Fällen Autos geknackt zu haben. Sie kamen nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß. esi
WETTERAUKREIS. Die ersten 1300 Bücher über die Kelten in Wetterau und Vogelsberg sind vergriffen, meldet die Sparkasse Wetterau als Herausgeberin des 84-Seiten-Werks. Sie ließ eine zweite Auflage des Forschungsberichts von Dr. Uwe Vogt drucken. Der Archäologe beschreibt darin das Leben, die Religion, die Gesellschaft und das Handwerk der Kelten, die vor rund 2000 Jahren in der Wetterau lebten. Das Buch ist zum Preis von 9,80 Mark wieder in den Sparkassen- Filialen und im Buchhandel zu kaufen.
Die Publikation ist der Abschluß einer Veranstaltungsreihe zum Thema Kelten in Wetterau und Vogelsberg. Die Sparkasse hat eigens einen promovierten Historiker eingestellt, um künftig mehr auf dem Gebiet der Regionalgeschichte zu veröffentlichen. nes
Dem einen zu weit, dem anderen nicht weit genug Auch in Rheinland-Pfalz soll nun ein Weiterbildungsgesetz verabschiedet werden
Die sozial-liberale Regierungskoalition, in Mainz fest im Sattel, denkt jedoch nicht mehr daran, einen Gesetzentwurf zurückzuziehen, der eine der Kernforderungen sozialdemokratischer Politik beinhaltet. Das Bundesland, unter jahrzehntelanger CDU-Vorherrschaft in Reformunwilligkeit erstarrt, will endlich das nachvollziehen, was acht andere Länder schon längst garantieren.
In Berlin besteht ein "Bildungsurlaubsgesetz" bereits seit 1974. Bremen und Hamburg verankerten den gesetzlichen Weiterbildungsanspruch im selben Jahr. 1984 folgten Hessen und Nordrhein-Westfalen, 1990 das Saarland und Schleswig- Holstein und 1991 Niedersachsen. Die Festschreibung von Weiterbildungsansprüchen der Beschäftigten war immer auch ein Teil sozialdemokratischer Arbeitnehmer- und Gesellschaftspolitik in Regierungsverantwortung. Und nach erster grundsätzlicher Kritik am "Bildungsurlaub", lernten die Gesetzesmacher schnell dazu. Statt vom Urlaub für die Bildung, wie in Berlin, Hamburg oder Hessen, war in den neueren Texten unverfänglicher von "Freistellung für Bildungsmaßnahmen" die Rede. Die Kritik blieb auch nach der Streichung des mißverständlichen Wörtchens Urlaub dieselbe.
Mit den Widerständen der Unternehmerverbände und Handwerkskammern, aber auch mit kritischen bis ablehnenden Äußerungen der Gewerkschaft, der Jungsozialisten, verschiedener Wirtschaftsvereinigungen und der CDU, hat der rheinland-pfälzische Wissenschaftminister Jürgen Zöllner (SPD) gerechnet. Die Rollen beim Ringen um Bildungsfreistellung seien seit dem ersten Gesetzgebungsvorhaben immer gleich verteilt gewesen. Dem einen gehe ein gesetzlich garantierter Bildungsanspruch im Berufsleben zu weit, dem anderen greife die Bildungsgarantie nicht weit genug. Gewundert hätte sich Zöllner, wäre diese traditionelle Debatte in Rheinland-Pfalz ganz ausgeblieben. Allerdings wird der Streit weniger heftig geführt als noch vor einem Jahrzehnt in Hessen.
In Rheinland-Pfalz entzündete sich bislang kein politischer Flächenbrand überdas Bildungsfreistellungsgesetz. Die Gewerkschaften murren zwar wegen einzelner Passagen, die Unternehmer erfüllen ihre Pflichtübungen an grundsätzlicher Kritik, aber die Wirtschaftsliberalen, die Freien Demokraten in Mainz, stehen nach kurzzeitigem Wackeln zur Koalitionsvereinbarung. "Bildungsfreistellung war eben ein Essential der SPD-Politik," meint der bildungspolitische Sprecher der FDP und Jungunternehmer Birger Ehrenberg. Und Jürgen Zöllner spürt auch einen Hauch von Rückenwind bei der CDU, wenn er auf Äußerungen des Bundeskanzlers Helmut Kohl zur Bedeutung der Bildungs- und Weiterbildungspolitik für den Standort Bundesrepublik Deutschland verweisen kann. Da ist der Rheinland-Pfälzer Kohl dann seinen Unions-Parteifreunden in Mainz voraus, die an der Seite der Unternehmer pflichtgemäß alte Gefechte führen.
Weiterbildung als programmatisches Aufgabenfeld, das ist schon in der von der Mainzer SPD/FDP-Regierung gewählten Benennung des Ministeriums ablesbar. Der Universitätsprofessor Zöllner, der als Präsident der Mainzer Universität adminstrative Erfahrungen sammelte, steht als einziger Länderminister einem "Ministeriums für Wissenschaft und Weiterbildung" vor. Zöllner versteht angesichts der "zunehmend kürzer werdenden Halbwertzeiten einmal erworbenen Wissens" Weiterbildung als dauernde Herausforderung, als ständige Aufforderung auch an politisches Handeln. Der Hochschullehrer wünscht sich die lebenslange Verzahnung von Arbeit und Weiterbildung, von Wissenschaft und Beruf.
Genüßlich reibt er seinen Kritikern Erkenntnisse aus den Vereinigten Staaten unter die Nase. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden in den USA zunehmend auch mit den Problemen und der Vernachlässigung des Bildungssystems begründet. Der neue Präsident Bill Clinton will das lebenslange Lernen zum Programm erheben, um die USA wieder an die Spitze der Industrienationen zu führen.
Ab April 1993 sollen Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz ihren gesetzlich verbrieften Weiterbildunganspruch erhalten. Allerdings hat das Mainzer Gesetz, das in diesem Monat verabschiedet wird, einige Besonderheiten, die sich in anderen Bundesländern so nicht finden. Während selbst Niedersachsen und Hessen noch die Beamten von der Weiterbildung ausnehmen, gilt der Anspruch in Mainz auch für die beamteten Mitarbeiter in Ministerien, bei der Polizei oder in den Kommunen. Wenn der Staat ein Gesetz mache, so Zöllners Überzeugung, dann könne er Beamte nicht anders behandeln als andere Arbeitnehmer auch. Die Ausnahme: Lehrer und Hochschulbedienstete sollen ihre Bildungsansprüche nur in den Ferien verwirklichen.
Zehn Tage in zwei Jahren lautet der Anspruch, den rheinland-pfälzische Beschäftigte erwerben und auch darüber hinaus ansammeln (kumulieren) können. Die Gesetzesmacher haben allerdings eine Reihe von Einschränkungen vorgesehen, um Widerstände in der mittelständisch geprägten Wirtschaft von vornherein einzudämmen. In Betrieben mit bis zu fünf Beschäftigten können die Arbeitnehmer dieses Recht nicht einfordern. In Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten zahlt das Land Zuschüsse, wenn Werktätige sich in Weiterbildungsmaßnahmen verabschieden. Teilzeitbeschäftigte mit ihren Ansprüchen werden dabei wie Viertel-, Drittel- oder Halbe-Arbeitnehmer behandelt. Für die Gewerkschaften Anlaß zu grundsätzlicher Kritik, auch über die Benachteiligung von Frauen. Die DGB- Frauensekretärin Rita Schmitt empörte sich über die Behandlung der "Bruchteilarbeitnehmerinnen", denen der Minister den Anspruch auf Weiterbildung verwehre. Und noch etwas fanden die Gewerkschafter in dem Entwurf: Jeder finanzieller Ausgleich für Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten bedeute auch, daß es eine finanzielle Grenze für Bildungsurlaub gibt, die durch den Landeshaushalt gesetzt ist. Wenn die knappen Landesmittel nicht mehr ausreichen, dann entfällt dort das Recht auf Weiterbildung. Zöllner ist sich solcher Schwächen im Gesetz bewußt. Er kann allerdings auch auf die grundsätzliche Zustimmung des DGB- Landesbezirksvorsitzenden Dieter Kretschmer verweisen. Der Mainzer DGB- Chef schätzt trotz aller "Kritik im Detail" das Gesetz als wichtigen Fortschritt der Landespolitik ein.
Für Zöllner bedeutet Weiterbildung die Verwirklichung des Grundrechtes auf Entfaltung der Persönlichkeit auch im Arbeitsleben. Der Gesetzestext geht dabei nicht von einem lediglich an betrieblicher Praxis orientierten Weiterbildungsbegriff aus, sondern schließt die "Vermittlung von ökonomischer, ökologischer, sozialer und politischer Kompetenz" ebenso ein wie "Persönlichkeitsentfaltung, Chancengleichheit und Demokratisierung". Ein "Zentnersatz" spottete der frühere CDU-Kultusminister Georg Gölter über die "großen Worte" seines Teil-Nachfolgers, um dann millionenschwere betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Rechnungen über die zusätzliche Belastung der rheinland-pfälzischen Unternehmen aufzumachen. Zöllner hält jeder Kritik die auch wirtschaftlich begründete Notwendigkeit auf lebenslange Weiterbildung entgegen. Um Mißbräuchen vorzubeugen, sollen Gewerkschaften, Arbeitgeber und unerkannte Weiterbildungseinrichtungen gemeinsam in Anerkennungsausschüssen für rheinland-pfälzische Bildungsmaßnahmen sitzen. Außerdem winkt der Weiterbildungsminister da ab, wo Unternehmer und Christdemokraten eine Hemmung des Produktivitätsfortschrittes durch gesetzlich garantierte Weiterbildungsmaßnahmen sehen. Bundesweit nehmen nicht einmal zwei Prozent der Arbeitnehmer ihr verbrieftes Bildungsrecht in Anspruch. Eine Zahl ,die Zöllner gern erhöhen möchte. Denn Weiterbildung ist für den Mainzer Minister die "vierte Säule des Bildungssystems, die immer bedeutsamer für die wirtschaftliche Entwicklung wird". "Kreativität und Innovationsfähigkeit auf der Basis eines hohen Wissenstandes", so meint Zöllner, "sind der eigentliche Motor des wirtschaftlichen Fortschrittes". Das gelte nicht nur für Spitzenjobs, deren Inhaber noch nie Probleme hatten, sich fachlich und gesellschaftlich auch auf Firmenkosten weiterzubilden, sondern eben für jeden normalen Arbeitnehmer. MICHAEL GRABENSTRÖER
HÖCHST. Unter dem Motto "Zuhause in der Fremde" hält der türkische Dichter Nevfel Cumart einen Vortrag über die Lebenssituation der zweiten Ausländergeneration in der Bundesrepublik.
Die Infothek Höchst lädt dazu am Mittwoch, 3. März, um 19.30 Uhr im Rahmen ihrer Aktionswoche "Und mein Name ist Mensch" gegen Ausländerfeindlichkeit ein. In der Stadtbücherei in der Michael- Stumpf-Straße 2 wird der Autor dann außerdem aus seinem Werk vorlesen und sich der Diskussion mit dem Publikum stellen. ege
wz JERUSALEM, 1. März. "Wir brauchen nicht jeden Quadratmeter" des Golan, hatte Yitzhak Rabin im Wahlkampf seine Bereitschaft angedeutet, für den Frieden mit Syrien territoriale Konzessionen zu machen. In einer Rede vor Mitgliedern der "Konferenz der Präsidenten der wichtigsten amerikanisch-jüdischen Organisationen" kehrte Israels Ministerpräsident jetzt diesen Satz um. Er wolle versuchen, nicht die gesamten Golanhöhen aufgeben zu müssen, sagte Rabin. "Wir versuchen unser Bestes, daß sich das Beispiel des endgültigen Friedens mit Ägypten, den Israel mit der Rückgabe jedes von Kairo geforderten Quadratzentimeters bezahlte, nicht wiederholt."
Außenminister Schimon Peres sagte, die Friedensverhandlungen verlangten von Israel "schwierige Entscheidungen von historischen Dimensionen". Die Araber begännen zu begreifen, daß "wir alle in Kategorien regionaler Sicherheit denken müssen". Raketen seien von Grenzen nicht zu beeindrucken. Der tatsächliche Feind seien "die Kräfte des Fanatismus".
KARBEN. "Wissende Kinder - geschützte Kinder", lautet der Titel eines Volkshochschulkurses, der am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Petterweil beginnt.
"Sind Eltern offen für sexuelle Fragen und unterstützen sie Kinder zu einem selbstbestimmten und selbstbewußten Leben in Familie, Kindergarten und Schule, kann dies ein Schutz vor sexuellen Übergriffen sein", so Kursleiterin Sabine Pflügel in der Ankündigung. Der Kursus erstreckt sich über sechs Abende und ist gebührenfrei. mu
Vbn BERLIN, 1. März. Dem Potsdamer Landtags-Ausschuß, der eine mögliche Stasi-Mitarbeit des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) untersucht, droht in seiner letzten öffentlichen Sitzung ein Eklat. Acht für den heutigen Dienstag geladene ehemalige DDR-Bürgerrechtler werden sich der Befragung durch den Ausschuß verweigern. Dies teilte der frühere DDR-Dissident und Schriftsteller Lutz Rathenow der Frankurter Rundschau mit.
Rathenow sprach von "Boykott". Die Bürgerrechtler wollen dem Ausschuß vielmehr "symbolisch" noch einmal die Gutachten der Stasiakten-Behörde übergeben, die Stolpe ("IM Sekretär") belastet hatten. Der Ausschuß, so Rathenow, solle endlich "zur Kenntnis nehmen, was eigentlich als Material im Detail vorliegt".
Die Stolpe-Kritiker - darunter auch Bärbel Bohley, Ralf Hirsch und das Ehepaar Templin - protestieren damit auch gegen den späten Zeitpunkt ihrer Ladung. Der Untersuchungsausschuß hatte im April 1992 seine Arbeit aufgenommen. "Es geht einfach nicht, daß kurz vor Schluß im Schnelldurchlauf Probleme besprochen werden, die man von Anfang an hätte klären müssen", sagte Rathenow. Im übrigen spreche man den Ausschußmitgliedern "die Fähigkeit zur analytischen Bewertung" der Aktenlage und der Zeugenaussagen ab. Zum Teil sei auch mit "grenzenloser Naivität" vorgegangen worden. So blieben die Abgeordneten bis zum heutigen Tag in puncto Sachkenntnis von Stasi-Akten weit hinter dem Kenntnisstand von Mitarbeitern der Gauck-Behörde zurück.
In Potsdam bereitet man sich bereits auf die Aktion der Stolpe-Kritiker vor. Ausschußvorsitzender Lothar Bisky (PDS) schickte ihnen am Montag ein Telegramm, in dem er "auf die Folgen unentschuldigten Fehlens" hinwies.
OBERURSEL. Zum Start vor einem Jahr gab's noch etliche skeptische Stimmen, heute herrscht - glaubt man den Verantwortlichen in Kreis, Stadt und Schule - eitel Sonnenschein: Das Modell "betreute Grundschule" in seiner Oberurseler Variante hat sich bestens bewährt. Vor genau zwölf Monaten machte die Grundschule-Nord mit der Betreuung kreisweit den Anfang, andere folgten bald. Und sobald die Raumprobleme in Oberstedten und Weißkirchen gelöst sind, soll Oberursel die erste Hochtaunus- Stadt mit einem flächendeckenden Angebot sein. Das versprachen jetzt Landrat Jürgen Banzer und der Oberurseler Sozialdezernent Gerd Krämer (beide CDU).
Und so funktioniert die Betreuung: Vor und nach dem Unterricht, von 7.30 bis 13.30 Uhr, sowie in Freistunden können Grundschüler in eigens eingerichteten Gruppen unter Aufsicht basteln, spielen, lernen oder auch ausruhen. In Oberursel übernehmen Honorarkräfte die Aufsicht - in der Grundschule-Nord elf Mütter, die stundenweise die bis zu 35 Kinder betreuen. In der Steinbacher Grundschule sollen dagegen die Lehrer selber ran; Friedrichsdorf-Seulberg wiederum hat eine Pädagogin eingestellt. Banzer will bei den verschiedenen Betreuungsmodellen frei nach Mao "hundert Blumen blühen" lassen und keine Variante bevorzugen.
Hiltrud Eifert, Leiterin der Grundschule-Nord, schwört jedenfalls auf die Oberurseler Methode: "Das läuft so gut, daß alle Skeptiker verstummt sind." Die glaubten nämlich, so Eifert, daß die Kinder zur Betreuung eine feste Bezugsperson brauchten. Daß sie in ihrer Schule nun derer elf haben, sei sogar ein Vorteil: "Mit der einen Frau basteln sie gerne, eine andere ist ihre Lieblings-Vorlesetante." Auch würden die Mütter - zwei Väter hatten sich anfangs ebenfalls interessiert, waren aber bald abgesprungen - als pädagogische Laien von der Aufgabe nicht überfordert. Und den Kinder tue es "gut, nicht überpädagogisiert zu werden".
Den Besuch von Banzer und Krämer nutzte Eifert, sich zwei Wünsche absegnen zu lassen. Kinder, deren Eltern nur an bestimmten Tagen eine Betreuung wünschen, sollen ebenfalls in die Gruppe dürfen. Die Bezahlung (an sich 50 Mark pro Kind und Monat) sollte über eine Art Zehner-Karte "wie im Schwimmbad" geregelt werden. Und dann möchte die Schulleiterin direkt an der Frankfurter Uni Lehramtsstudenten als Betreuer anwerben. Eifert: "Die suchen nämlich oft verzweifelt nach Möglichkeiten, praktische Erfahrungen in der Schule zu sammeln." mak
Der Kieler Hochschullehrer Bodo Schmidt verzichtet auf eine Kandidatur für das Amt des Sportwartes im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Schmidt war einer der drei Präsidentschaftskandidaten, die sich am Wochenende den Vorsitzenden der DLV-Landesverbände vorgestellt hatten. In einer Abstimmung landete er abgeschlagen auf Rang drei, schied damit aus dem Rennen aus, war aber als Kandidat für das Amt des Sportwartes im Gespräch geblieben.
In besagter Abstimmung konnte der Darmstädter Helmut Digel 98 Stimmen auf sich vereinigen, während es der Bonner Manfred Steinbach nur auf 56 Voten brachte. Westfalen, zweitstärkstes DLV- Mitglied, enthielt sich der Stimme, soll aber auch zu Digel tendieren.
Die Mannschaft von Digel, der auch die im Kampf gegen Doping engagierten Athleten hinter sich weiß, beginnt sich zu bilden. Während der bisherige Antidoping-Beauftragte Rüdiger Nickel und Heide Rosendahl sich noch verständigen wollen, wer am 24. April auf dem DLV- Verbandstag in Duisburg für das Amt des Sportwartes kandidiert, ist der frühere Hürden-Europameister Harald Schmid wieder zu Gesprächen über eine Mitarbeit bereit. Wunschkandidat für die Cheftrainerposition ist Jürgen Mallow, früher Nachwuchs-Cheftrainer und derzeit Landestrainer in Berlin. rh
BAD VILBEL. Mit der Lüge, ein Zählerableser zu sein, verschaffte sich ein etwa 40jähriger Mann im blauen Arbeitsanzug mit sächsischem Dialekt nach Angaben der Polizei am Aschermittwoch Zugang zur Wohnung einer 82jährigen Frau auf dem Heilsberg. Dort stahl er in einem unbeobachteten Augenblick die Handtasche mit 650 Mark Bargeld, Personalausweis und flüchtete.
Nachforschungen der Polizei ergaben, daß im Raum Berlin ein Mann mit ähnlichem Trick "arbeitet", der sich Frank Stein oder Dahl nannte, blond, mit schmalem Gesicht und einigen schiefen Zähnen im Oberkiefer. Außerdem trägt er an jedem Finger der linken Hand einen Ring.
Die Kripo rät dringend, vorsichtig zu sein, falls unangemeldet Handwerker, Angehörige einer Wohnungsverwaltung oder Wasserableser auftauchen. Falls diese Personen nicht persönlich bekannt sind, sollte man sich bei der Stadtverwaltung informieren, auch wenn der Betroffene womöglich einen Betriebsausweis vorlegt. de
KIEL, 1. März. Der schleswig-holsteinische Sozialminister Günther Jansen (SPD) hat nach eigenen Angaben 40 000 Mark an den Kronzeugen in der Affäre um den einstigen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU), Reiner Pfeiffer, gezahlt. Das Geld sei Barschels früherem Medienreferenten Pfeiffer bei zwei Treffen in den Jahren 1989 und 1990 auf Autobahnparkplätzen in der Nähe von Hamburg überreicht worden, sagte Jansen am Montag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Kiel. Geldbote des damaligen SPD-Landesvorsitzenden Jansen war Klaus Nilius, ein enger Mitarbeiter des heutigen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD). Nilius hatte bereits während der Barschel-Affäre im Jahr 1987 frühzeitig Kontakte zu Pfeiffer gehabt.
Engholm sei wie die übrige SPD-Spitze erst am vergangenen Wochenende von dem Geldtransfer unterrichtet worden, sagte Jansen. Engholm habe auf seinen Bericht "stinksauer" reagiert. An Rücktritt denkt Jansen nach eigenen Angaben nicht. Er wolle zunächst die Reaktionen in der Öffentlichkeit und in der eigenen Partei beobachten.
Jansen wandte sich an die Presse, nachdem er erfahren hatte, daß die Hamburger Illustrierte stern in ihrer neuen Ausgabe berichten werde, die Sozialdemokraten hätten Pfeiffer nach der Barschel-Affäre 50 000 Mark gezahlt. Dazu sagte Jansen, es handele sich um 40 000 Mark, und das Geld stamme nicht von der Partei, sondern sei von ihm selbst und seiner Frau gespart worden. Er habe es nach Abschluß des damaligen parlamentarischen Untersuchungsausschusses "als nicht gerecht empfunden, daß die einen aus dem Umfeld Dr. Barschels ihre Berufe behielten und andere neue Tätigkeiten fanden oder in Pension gingen, während Herr Pfeiffer keine neue Tätigkeit bekam", obwohl sich die meisten seiner Angaben später als richtig erwiesen hätten. Er habe sich entschlossen, Pfeiffer "von Zeit zu Zeit materiell zu helfen".
Jansen legte in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, er habe Pfeiffer in seinem Leben nur einmal getroffen. Das sei am 7. September 1987 in Lübeck gewesen, eine Woche vor der Landtagswahl und dem Bericht des Spiegel über die Machenschaften Barschels gegen den SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm. Er habe damals aber Zweifel an der Richtigkeit der später zum großen Teil bestätigten Aussagen Pfeiffers gehabt, und habe sie nicht in den Wahlkampf hineintragen wollen. Jansen hatte dieses Gespräch mit Pfeiffer nach eigener Darstellung damals gegenüber Engholm genauso verschwiegen wie auch Engholms Mitarbeiter Nilius, der das Treffen vermittelt und bereits seit längerer Zeit Kontakte zu Pfeiffer gehabt hatte. Da Jansen - so berichtete er weiter - das Geld in den folgenden Jahren nicht selbst Pfeiffer habe übergeben wollen, habe er sich an Nilius gewandt. Dieser habe das Geld übergeben, ohne Pfeiffer über den Spender zu unterrichten. Pfeiffer bestätigte diese Darstellung am Montag auf Anfrage von Journalisten einschließlich der konspirativen Übergabe an der Autobahn.
Barschel war im Oktober 1987 zurückgetreten und neun Tage später in einem Genfer Hotel tot aufgefunden worden. (Weiterer Bericht auf Seite 4, Kommentar auf Seite 3)
Der Solidarpakt als Alibi
Von Rolf-Dietrich Schwartz (Bonn)
Ton und Umgang zwischen den Regierungschefs von Bund und Ländern nehmen fast schon kriegerische Züge an. Es geht um Geld. Da bestimmt immer die Kassenhaltung die Geisteshaltung. Altgewohnte parteipolitische Frontlinien müssen dahinter zurücktreten. So warnt Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen von der CDU die von seiner Partei geführte Bundesregierung vor vorschneller Ablehnung der Potsdamer Beschlüsse der 16 Ministerpräsidenten vom Wochenende. Der CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel teilt seinerseits aus an die Adresse der Länder und will sich von ihnen sein föderales Konsolidierungsprogramm nicht als "Kampfansage an die Länder" kaputtreden lassen. Sachsen-Anhalts regierender "Wossi" Werner Münch (CDU) geht mit dem Ruf "Steuererhöhungen sofort" auf Konfliktkurs mit seinem in Bonn regierenden Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Bayerns Amigo-Spezi Max Streibl ärgert seinen in Bonn als Kassenwart überforderten Parteichef mit der Behauptung von einem "tragbaren Kompromiß für alle Seiten", die sich Waigel verbittet.
Die mehrheitlich in den Ländern regierenden Sozialdemokraten sind bei diesem Frontverlauf aber nur scheinbar fein raus. Ob Aufbau Ost oder Aufschwung West, ob Sparen oder Steuererhöhungen - der Druck der aktuellen Zwänge ist mit seinen Erwartungen an die Bundesregierung allemal stärker als der Gegendruck zwischen den Ländern, Schwarz gegen Rot, Arm gegen Reich, Ost gegen West, Nord gegen Süd.
So einig nämlich, wie die 16 Länderchefs im "Geist von Potsdam" vor den Kameras und Mikrofonen tun, sind sie auch wieder nicht. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist aus Bonner Sicht der größte gemeine Zahler: der Bund, der einschneiden soll, ohne daß es weh tut; der abgeben soll, ohne seine Aufgaben zu vernachlässigen; der die Einnahmen verbessern soll, ohne sich festzulegen. Immer, wenn's konkret wird, löst sich der "Geist von Potsdam" in Luft auf. Statt konkreter Zahlen bietet er abstrakte Buchstaben.
Sie sollen in zehn Tagen bei der mehrtägigen Klausur mit Kanzler Kohl in Bilanzen festgeschrieben und in Gesetzen ausgeführt werden. Schon wird der "Ungeist von Bonn" beschworen - wenn nämlich zusammengerechnet werden muß und nackte Ziffern wieder mehr zählen als erhabene Worte. Als Objekt der Politikverdrossenheit dürfte dann wieder das Provisorium auf Abruf am Rhein gut genug sein. Noch geht zur Zeit der Krieg der Worte zwischen den Landeshauptstädten und der Bundeszentrale über die Köpfe des Publikums hinweg. Es interessiert sich mehr für den Inhalt als für die Verpackung der "großen nationalen Kraftanstrengung". Die Frage nach Siegern und Besiegten wollen "die da unten" nicht politisch mit Blick auf die Länder und Parteien beantwortet haben, sondern nach einem Griff ins eigene Portemonnaie. Wenn dabei wieder nur eine Lösung mit einer klaffenden Gerechtigkeitslücke herauskommen sollte, wird es auch wieder nur Verlierer bei den Verantwortlichen geben. Gewinner gibt es dann unter den beteiligten Parteien jedenfalls nicht.
Das scheint die Strategie des ewigen Wahlkämpfers Kohl von Beginn des Solidarpaktes an gewesen zu sein. Was könnte dem Parteichef im Kanzleramt auch Besseres passieren als die Einbindung des parteipolitischen Gegners in eine Verantwortung, die gemeinhin nur Regierende zu tragen haben? Nach Recht, Gesetz und politischen Stärkeverhältnissen benötigt die Bonner Koalition für die Verabschiedung ihres Solidarpaktes weder im Bundestag noch in der Länderkammer die Zustimmung der Sozialdemokraten; mit Ausnahme der Bahnreform und der EG-Finanzierung, die einer verfassungsändernden Mehrheit bedürfen. Gegen alle anderen "Solidar"-Vorhaben Kohls reicht der geballte Widerstand der SPD-Regierungen im Bundesrat nicht aus, da sie durch Koalitionsabsprachen in den meisten Landeshauptstädten zur Stimmenthaltung verpflichtet sind. Die SPD hat keine Mehrheit in der Länderkammer! Dem regierenden CDU-Chef sind die "Sozis" lediglich als Alibi nützlich, wenn es im Wahljahr 1994 an die Schuldverteilung geht.
So erst bekommt der von Kohl geschnürte Solidarpakt seinen Sinn: nicht das Füreinander der Besserverdienenden mit dem Benachteiligten, des reichen Westens mit dem armen Osten, der "Leistungsträger" mit den Leidensträgern soll Ergebnis der "nationalen Kraftanstrengung" sein, sondern das Verwischen von Verantwortung, das Miteinander von Koalition und Opposition, das gemeinsame Verhängnis für die beiden Volksparteien. Der anhaltende Abbau Ost und der unvermeidliche Abschwung West sind für jede Regierung im Wahljahr mit mehr Aussicht auf Erfolg zu überstehen, wenn auch "die anderen" schuld sind, weil jede Alternative als "Verweigerung vaterlandsloser Gesellen" mißbraucht wird.
Es sind freie Bürger, die sich - zum Beispiel als vierköpfige Familie - aus freiem Willen entscheiden, für die Saurier-Schau auf der Messe 60 Mark auszugeben. Wer schließlich drin ist, wundert sich dann, daß es in dieser Urwelt so viele Blitzlichter gibt und surrende Kameramotoren das mäßig furchterregende Brüllen des Tyrannosaurus Rex begleiten. Zwischen Lightshow und Bodennebel strahlt Mutti im Doppelporträt mit dem Diplodocus ins Objektiv. Klickediklick.
Natürlich muß niemand etwas außer dem Eintritt bezahlen. Mit Hilfe moderner Erziehungsmethoden werden die Kinder am Eisstand und den Verkaufsständen mit den vielen kleinen Saurieren vorbeibugsiert. Allein die Losbude macht die freie Entscheidung schwer. "Jede Nummer gewinnt", steht da auf dem Schild. Die Gewinne sind zwar nicht so, daß sie das Lebensglück entscheidend beeinflussen könnten, aber immerhin. Jede Nummer gewinnt.
Schnell drei gekauft, für nur fünf Mark. Allein, es sind keine Nummern drauf. Nur kluge Sprüche. Das freut dann Kinder, falls sie schon lesen können: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht." Ihr Bastian
NORDEND. "Unser Verkehr ist hausgemacht. Es sind nicht die bösen Pendler, sondern wir selbst, die den Alleenring zustopfen und im Nordend unsere Kreise durchs Quartier drehen", lautete der provokative Vorwurf von Lutz Sikorski (Grüne). Nach neuesten Untersuchungen, so der Stadtverordnete, seien Autofahrten bis zu einem Kilometer enorm angestiegen; der Anteil von Fahrten zum Einkaufen oder in der Freizeit sei doppelt so hoch wie Arbeitsfahrten; weiter gebe es bei 60 Prozent aller Touren keine "Sachzwänge", sondern nur den "subjektiven Eindruck", das Auto zu benötigen. Sikorskis Folgerung: "Verkehrsreduzierung muß also heißen, hier in Frankfurt anzusetzen und nicht beim öffentlichen Nahverkehr in den umliegenden Städten".
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Römer präsentierte in einer Veranstaltung der Nordend-Grünen Zahlen und Daten, auf die die Zuhörer teils mit ungläubigem Staunen, teils mit entschiedenem Widerspruch reagierten. Mit seinem Vorwurf ("Wir als Täter") hatte Sikorski einen Nerv getroffen. So erklärte ein Anwohner aus dem Unterweg offen, er sei enttäuscht von der Verkehrspolitik der Grünen. Er habe erwartet, daß "die Pendler vertrieben und nicht die Anwohner schikaniert" würden. Auch bei anderen Einwänden wurde das zwiespältige Verhältnis vieler Bürger zum Auto deutlich: Sie würde ihr Kind mit dem Auto zum Kindergarten fahren, "weil draußen die Luft wegen der Abgase so schlecht ist", sagte eine Frau.
Es war eine ungewöhnliche Wahlkampf-Veranstaltung, zu der die Grünen im Ortsbeirat 3 ins Philanthropin eingeladen hatten: Statt sich gegenseitig Lobeshymnen zu singen, wurden sowohl die Politiker als auch die potentiellen Wähler heftig kritisiert. Es müsse "chic" werden, Bahn zu fahren, sagte Sikorski, in den Köpfen müsse ein Umdenken stattfinden. "Das ist ein frommer Wunsch, aber kein Programm", entgegnete prompt eine Zuhörerin.
Auch die Ortsbeiratsmitglieder blieben nicht verschont: Die Pläne zur Sperrung des Oeder Weges seien "dilettantisch" gewesen, die Einrichtung der Tempo-30-Zonen hätte zwar die Wohngebiete beruhigt, dafür aber den Verkehr auf die Grundnetzstraßen verdrängt, bei den Parkplaketten seien die Zeiten, in denen das System gilt, abends zu kurz. Uwe Paulsen vom Ortsbeirat 3 räumte ein, daß es bis jetzt nicht gelungen sei, die Verkehrsmenge im Nordend zu reduzieren. "Dennoch ist Tempo 30 als Beruhigung grundsätzlich richtig", betonte er. Und die Grundnetzstraßen zu entlasten sei die zentrale Aufgabe in den kommenden vier Jahren: "Verkehrspolitik geht eben nicht von heute auf morgen. Erst recht nicht mit leeren Kassen", bat er um Geduld.
Den Vorwurf, daß die Grünen in Sachen Verkehr nichts getan hätten, wies er entschieden zurück: Die Wiederbelebung der Straßenbahn, das Radwegenetz, das Nachtbussystem, das Umwelt-Abo und die Schaffung separater Busspuren waren nur einige der Stichworte, die der Politiker als Erfolge grüner Politik aufzählte. Zum Thema "Pendler" widersprach Paulsen allerdings seinem Parteikollegen aus dem Römer: Die Pendlerströme seien enorm - "dagegen muß man dringend etwas tun", betonte er. Das Beispiel der Buslinie 30 (Bad Vilbel- Frankfurt), die ihre Fahrgastzahlen verdoppelt habe, zeige, daß Pendler potentielle Umsteiger seien.
Und ob die Zahlen, die Sikorski vorgetragen hatte, für das Nordend zutreffen, zweifelte der Stadtteilpolitiker ebenfalls an. Paulsen hatte ein unschlagbares Argument parat: "Wer im Nordend 800 bis 1000 Meter mit dem Auto fährt, spinnt; der gibt ja seinen Parkplatz auf." rea
Ein "Reiterdorf" in der Puszta ist das neueste Angebot der "Dorfhotels und Bauerndörfer Gesellschaft m.b.H.", einer Tochter des Hannoveraner Großveranstalters TUI. Genaugenommen handelt es sich dabei um ein Vier-Sterne-Hotel (mit 58 Zimmern), dem 20 Appartementhäuser mit 40 Einheiten angeschlossen sind. Die Anlage mit dem Namen "Epona" steht mitten in der Hortobagy-Puszta und dürfte vor allem für Reitsportfreunde interessant sein. Das "dorfeigene" Gestüt hält etwa 400 Pferde für die erwarteten Urlauber bereit. Im Hotel kostet die Übernachtung (im Doppelzimmer samt Frühstücksbüfett) 70 Mark pro Tag, das Appartement für bis zu sechs Personen wird mit 280 Mark berechnet.
Vier Bauerndörfer in Kärnten (Seeleitn, Schönleitn, Unterkirchleitn, Oberkirchleitn) sowie zwei Dorfhotels in Heiligenblut und Gosau hat die mit derzeit 3300 Betten größte Hotelvereinigung Österreichs im Sortiment. Während die Hotels neu gebaut wurden, bestehen die Dörfer weitgehend aus alten Bauernhäusern, die freilich ebenfalls neu errichtet und zu einem dörflichen Ensemble arrangiert wurden. Mit dem seit zehn Jahren praktizierten Konzept landete die TUI einen Volltreffer. Vor allem die Dörfer sind im Jahresdurchschnitt fast zu 90 Prozent ausgelastet und erbrachten allein im letzten Jahr gegenüber &rquote;90 / 91 eine Umsatzsteigerung von 40 Prozent. Der Urlaub im Bauerndorf spricht in erster Linie Familien mit Kindern an. Alle Dörfer verfügen über einen eigenen Kindergarten und sind autofrei. Gebucht werden kann - außer in Reisebüros - auch direkt bei den Dorfhotels und Bauerndörfern, St. Martiner Str. 44, A-9500 Villach, Tel. 0043 / 4242 / 56351, Fax 0043 / 4242 / 56351-20. FR
DRESDEN, 4. März (KNA). Die ostdeutschen katholischen Bischöfe haben eine Kommission zur Aufarbeitung der Kontakte zwischen der Kirche und dem früheren DDR-Ministerium für Staatssicherheit eingerichtet. Wie der zum Leiter dieser Arbeitsgruppe bestellte Prälat Dieter Grande in Dresden mitteilte, wird sich die Gruppe der wissenschaftlichen Aufarbeitung der 40jährigen Geschichte der katholischen Kirche unter der DDR-Diktatur widmen.
Nach Angaben Grandes, der auch Leiter des Katholischen Büros Sachsen ist, wird aus jedem der sechs ostdeutschen Jurisdiktionsbezirke mindestens ein Vertreter in dieses Gremium berufen, das bei der Arbeitsgemeinschaft der Bischöfe der Region Ost der Deutschen Bischofskonferenz angesiedelt sei. Er solle noch im März mit seiner Arbeit beginnen. Untersuchen soll die Kommission vor allem die Stasi-Akten der kirchlichen Amtsträger. Dazu zählten, so Grande, nicht nur Bischöfe und Priester, sondern dies betreffe auch haupt- und ehrenamtliche Laien wie Diözesanratsvorsitzende.
fw BONN, 1. März. Eime Arbeitsgemeinschaft aus Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) und des Bundesverbandes Sonderabfallwirtschaft (BPS) wird in der nächsten Woche damit beginnen, den in der Nähe der rumänischen Stadt Sibiu gelagerten deutschen Giftmüll zurückzutransportieren. Das kündigte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Montag in Bonn an.
In Sibiu, dem früheren Hermannstadt, lagern 420 Tonnen Abfälle. Dabei handelt es sich vor allem um Pflanzenschutzmittel aus der ehemaligen DDR. Aber auch Altfarben, Altlacke und ähnliches Material aus den alten Bundesländern wurden nach Rumänien verschoben. Welche Firmen dafür verantwortlich sind, ist bislang unbekannt. Fest steht aber, daß ein Teil des giftigen Abfalls aus einem Zwischenlager im Saarland stammt.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte den Giftmüll im Frühjahr 1992 entdeckt.
Nach Angaben des Ministers werden am heutigen Dienstag zwei Experten vom TÜV-Rheinland in Sibiu erwartet. Sie sollen den Abtransport des Abfalls vorbereiten. Am 8. März wird nach den Plänen des Ministeriums ein Expertenteam der Arbeitsgemeinschaft, die den Namen ARGE Rumänien trägt, damit beginnen, einen Zug mit dem Sondermüll zu beladen. 80 bis 87 Tonnen sollen in der Untertagedeponie im hessischen Herfa-Neurode gelagert werden. Außerdem hat das Land Sachsen-Anhalt, aus dem ein Großteil der Pflanzenschutzmittel kommt, eine Regelung mit der Chemie AG Bitterfeld über ein Zwischenlager von 40 Tonnen getroffen. Wo der Rest entsorgt werden soll, ist noch nicht sicher. Laut Töpfer kostet die Aktion rund 3,3 Millionen Mark.
ESCHERSHEIM. Auf dem Fußballplatz am Berkersheimer Weg krachten die Böller. Aus Großhabersdorf bei Nürnberg waren die Schützen eigens herbeigeeilt, um - unterstützt von Eschersheimer Schießsportlern - für die Schützenkönigin Gabriele Hartwich den Salut zu schießen. Die Gäste erschienen im prächtigsten Schützenstaat, in Trachtenanzügen mit viel Hirschhorn, Gamsbart und silbernen Münzenschmuck. Auch die Eschersheimer Schützenkönigin und ihre Vereinsfreunde hatten Trachtenkostüme und Trachtenanzüge hervorgeholt.
"Im 90. Jahr des Schützenvereins Eschersheim" konnte sich Gabriele Hartwich in die allmählich wachsende Zahl von Schützenköniginnen einreihen. Sie hatte alle im Verein ausgeschriebenen Wettbewerbe gewonnen. Da der Schützenverein Eschersheim viel Wert auf Tradition legt, bedeutet "diese Ehre" für sie auch "Verpflichtung".
Gabriele Hartwich ist im Stadtteil keine Unbekannte, sie gehört der CDU-Fraktion des Ortsbeirats 9 an. Zu der neuen Würde wollten daher viele Bürger gratulieren; prompt reichten die Räume des Vereins im Bunker Im Wörth nicht aus, um alle Gäste zu empfangen. Die Schützenkönigin gab deshalb ihren Empfang im Heim des Fußballvereins 09 am Berkersheimer Weg.
Die meisten Eschersheimer Vereine hatten ihre Vorstände in das Clubhaus entsandt. Hubert Handrow vom Turnverein Eschersheim ließ Königin Gabriele hochleben. Karl Scherer, Vorsitzender der Sängervereinigung, hielt eine Gratulationsrede im Namen seines Vereins, der Freiwilligen Feuerwehr, des Turnvereins, der Kleintierzüchter und des Fußballvereins 09.
Prominenter Gast des Empfangs war die CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, Petra Roth. Für sie wurde der Anlaß zu einem Wahlkampftermin: Vor laufenden Fernsehkameras hielt sie eine Rede. In ihrem roten Mantel stand sie zeitweise mehr im Mittelpunkt der Zusammenkunft, als die mit der Schützenkönigskette geschmückte Gabriele Hartwich.
Alle Gäste wurden schließlich noch mit einem kleinen Imbiß bewirtet. Die Schützen aus Großhabersdorf mit ihren wuchtigen, funkelnden Böllerpistolen machten sich als erste auf den Heimweg. li
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1. Bayern München - Eintracht Frankfurt 0 2. Wattenscheid - Kaiserslautern 0 3. Dortmund - Uerdingen 1 4. Mönchengladbach - Schalke 1 5. Saarbrücken - Bochum 1 6. Stuttgart - Leverkusen 1 7. 1. FC Köln - Dresden 1 8. Mannheim - Stuttgarter Kickers 0 9. Hertha Berlin - Fort. Köln 1 10. Braunschweig - Leipzig 0 11. Chemnitz - Hannover 1
Tips für 6 aus 45 13 - 25 - 26 - 28 - 38 - 45
Eitel Sonnenschein im Fußballkreis Gelnhausen. Nachdem der ehemalige Pressewart Klaus Behnsen während der vergangenen Saison nach Querelen mit Kreisfußballwart Heinz Noack sowie den Mitgliedern des Kreisfußballausschusses von seinem Amt zurücktrat, sind nun alle Beteiligten wieder gewillt, gemeinsame Sache zu machen. Behnsen wird sich erneut der Öffentlichkeitsarbeit des Fußballkreises widmen, sofern er am 8. April während des Kreisfußballtages wiedergewählt wird. Aber mehr noch: seine Kandidatur als Kreisfußballwart zieht er zugunsten von Heinz Noack zurück. Wollte dieser kürzlich noch aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen sein Amt zur Verfügung stellen, hat es sich noch einmal anders überlegt und wird erneut als Oberhaupt kandidieren.
Ad acta gelegt worden seien alle Differenzen in einem klärenden Gespräch, so hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung, damit nun "ein erfolgreiches Wirken im Sinne der gemeinsamen Sache" möglich sei. ih
Ein Blick zurück können ältere Menschen während einer Erzählrunde des Familienbildungswerks, Escherheimer Anlage 21, wagen. Das erste Treffen ist am Donnerstag, 4. März.(??? Uhrzeit ???)
Jusos in Sachsen "Leipziger Blüten" mit seltsamem Ruch
Mitteldeutschland? Von Mitteldeutschland anstatt Ostdeutschland reden? "Die deutsch-polnische Grenze ist endgültig", sagte der sächsische SPD-Vorsitzende Michael Lersow am Wochenende in Meißen. Deutschland gegenüber Ausländern abschotten? Das sei schon 1912 nicht gelungen, als böhmische Wanderarbeiter nach Sachsen zogen. Dann beendete Lersow fix den ungeliebten Exkurs: "Es muß ohne Nationalismus möglich sein, über die deutsche Nation offen und ehrlich zu reden", sagte der Landesvorsitzende und mied fortan das heikle Thema.
Michael Lersow hielt seine kleine Ansprache nicht vor Vertriebenenverbänden. Er stand in der Aula des Meißener Gymnasiums vor dem eigenen Parteinachwuchs, den "Jungen SozialdemokratInnen und JungsozialistInnen Sachsens". Seine Rede war mit Spannung erwartet worden, weil sich Genossen ein klares Wort ihres Vorsitzenden zu einer einmaligen Spezies in der bundesdeutschen Juso-Landschaft erhofft hatten, den deutschnationalen "Jungen Sozialdemokraten Leipzigs".
Mit dem, was Jusos landläufig auf ihre Fahnen schreiben, haben die etwa dreißig Leipziger nichts am Hut. Multikulturelle Gesellschaft? Ein Greuel. Ihre Flugblätter sprechen eine andere Sprache: "Die Berufspolitiker, die über multikulturelle Gesellschaft und Ausländerwahlrecht diskutieren, haben offensichtlich keine Ahnung von den Ängsten und Sorgen des Mannes auf der Straße." Nachdenken über Auschwitz? "Die Deutschen und allen voran unsere Politiker, müssen sich von den sinnlosen Schuldkomplexen, der tiefen Nationaldepression lösen. Es muß Schluß sein mit der Komprimierung tausendjähriger deutscher Geschichte auf zwölf schreckliche Jahre." Leipzigs Jusos, "angetreten, Jugendlichen deutsche Kultur und Geschichte nahezubringen", verbringen ihre Freizeit gern mit Fahrradtouren nach Breslau ("Auf den Spuren der Vergangenheit") oder unter dem Kyffhäuserdenkmal. "Deutsche Wurzeln" ausgegraben
Die Leipziger Blut-und-Boden-Jusos hängen alten Tagen nach. "Was waren das für Zeiten, als vor allem sozialdemokratische Politiker in der Weimarer Republik nach dem Wort Kaiser Wilhelms II. handelten: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche."
Von der SPD Björn Engholms halten sie nichts. "Die neumodische Sozialdemokratie unserer Tage hat ihre eigenen deutschen Wurzeln verraten", beklagen sie. Im April vergangenen Jahres gründeten sechs von ihnen deshalb "einen Verein zur Förderung des nationalen Gedankens", der sich auf den Hofgeismarer Kreis der SPD in der Weimarer Republik bezieht. Unter dem Eindruck der Ruhrbesetzung hatten sich Ostern 1923 Jungsozialisten aus dem Ruhrgebiet, aus Hamburg und Berlin in Hofgeismar getroffen, um aus der "Quelle deutschen Volkstums" den Sozialismus zu erneuern.
Im Leipzig der Gegenwart dominieren die "Hofgeismarer" um den 20jährigen stellvertretenden Landeschef Sascha Jung die Jusos. Und auch im Landesvorstand geben sie den Ton an. Sie sorgen nach außen für den Eindruck, unter den rund 200 aktiven Jusos im Freistaat gebe es nur Rechte. Was falsch ist: Die meisten sächsischen Juso-Gruppen haben sich von den Leipzigern distanziert.
Wer sich gegen die "Hofgeismarer" stellt, macht zuweilen böse Erfahrungen. Der als links geltenden Landesvorsitzenden Dagmar Kirsche, auch aus Leipzig, hetzten sie einen Rechtsanwalt auf den Hals. Seitdem bestreitet die Frau, die übrigens erzählen kann, wie ein Juso-Kollege Homosexuelle als "Untermenschen" beschimpfte, seitdem bestreitet sie also, im Leipziger Juso-Büro eine Reichskriegsflagge gesehen zu haben. In das Büro hinein traut sie sich schon lange nicht mehr. Die Parteispitze schaut weg
Sachsens SPD sieht dem Treiben der jungen Rechten tatenlos zu. Zweimal hat der Juso-Bundesvorsitzende Ralf Ludwig an Michael Lersow geschrieben und Klarheit gefordert - ohne Ergebnis. Der Bundesvorstand ist darüber verwundert, daß die sächsische SPD-Spitze keine Signale setzen will. "Der Kreis um Sascha Jung muß gehen", fordert Ludwig. "Der Bogen ist überspannt." Carola Parniske- Kunz, die Juso-Bundessekretärin, sieht die Sache ähnlich: "Dieses nationale Gestammel und Geschwätz hat mit Jusos nichts zu tun." Auch sie will die "Leipziger Blüten" rauswerfen.
Die Führungsspitze der Landes-SPD schweigt. Vorsitzender Lersow hält sich raus: Die Affäre sei Sache des Unterbezirks Leipzig. Und dort wird so getan, als seien die Reden der "Hofgeismarer" unbedeutender Kinderkram. Geschäftsführer Ingo Reitmann hält nichts von einem Ausschluß. "Es gab mal ungeschickte Äußerungen", sagt er. Auch die Wortwahl, so Reitmann, sei "zum Teil zu salopp". Andererseits faßten die Leipziger Jusos "kitzelige Dinger an - und das ist gut".
Einer der wenigen, die sich öffentlich gegen die völkischen Jusos stellen, ist der Landtagsabgeordnete Thomas Mädler aus dem Leipziger Ortsverein Lindenau- Leutzsch. Dort hat man jetzt ein Parteiordnungsverfahren gegen Unterzeichner des Hofgeismarer Aufrufes angestrengt. Was Reitmann als "saloppe Wortwahl" bezeichnet, erinnert Mädler an "faschistische Tendenzen". Im Unterbezirk herrsche mehr Verständnis für als Empörung über die Jugendlichen, ärgert sich Mädler. "In der Partei hat keiner durchgeblickt, welchen Schaden das anrichtet." Der Nachwuchs stehe den rechtsradikalen Republikanern näher als der Sozialdemokratie. Es gebe sogar schon zahlreiche interessierte Jugendliche, die sich nicht zu den Jusos trauten.
Ein Grund für das Zaudern der Parteispitze, vermuten Genossen in Dresden, liege in der Mitgliederzahl der SPD. In Sachsen, wo Ferdinand Lassalle im Mai vor 130 Jahren den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gründete, gibt es heute gerade mal 4679 Sozialdemokraten, Tendenz minimal steigend. Will die unscheinbare sächsische SPD an ihre glorreiche Vergangenheit anknüpfen, bräuchte sie "mindestens noch mal 130 Jahre", lautet Spott in den eigenen Reihen. "Oder sie nimmt, was sie kriegen kann."
WÄCHTERSBACH. Die Preisträger des Wächtersbacher Kulturpreises 1992 stehen fest. Der Grafiker und Maler Wilhelm Malkemus sowie das Chor- und Instrumetalensemble "Happy Day" erhalten gemeinsam die Auszeichnung und jeweils 1250 Mark.
Dies hat der Stadtverordnetenausschuß für Kultur, Fremdenverkehr und Wirtschaft auf Vorschlag des Magistrates entschieden.
Mit der Verleihung des Preises an den Grafiker Malkemus wollen die Politiker "die kulturellen Bemühungen von diesem Künstler in unserer Stadt anerkennen" und ihn für "seine konsequente Arbeit in gleichbleibender künstlerischer Qualität auszeichnen".
Der 1937 geborene Malkemus studierte an der staatlichen Werkkunstschule in Kassel bei den Professoren Jupp Ernst und Karl Oskar Blase. Grafik, Design, Schrift, Malerei und Zeichnen sind sein künstlerisches Metier. Im Jahr 1964 erhielt er die Auszeichnung "Industrial Design und Graphik" auf der Dokumenta in Kassel. "GraphikDesign Deutschland" 1967 und 1974 sind Ausstellungsstationen seiner graphischen Werke.
Die Stadtverwaltung hebt hervor, daß Malkemus den Wächtersbacher Kunstfreunden durch die Gestaltung der Werbung des Wächtersbacher Kunstsalons und des WCV-Campagneheftes ein Begriff sei. Als Maler habe er sich an mehreren Ausstellungen des Kunstsalons beteiligt.
Mit größeren Ausstellungen sei er unter anderem 1988 in Schwalmstadt, 1991 bei "Art im Amt" im Wächtersbacher Rathaus und 1992 in der französischen Partnerstadt Chatillon präsent gewesen.
"Für die hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Musik" erhält das Ensemble "Happy Day" den Kulturpreis, auch "insbesondere für die Bereicherung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens über die Stadtgrenzen von Wächtersbach hinaus". Laut Magistrat soll die Ehrung dem Ensemble auch zusätzlich zu dem verdienten Beifall des Publikums Anerkennung und Auftrieb für die Zukunft geben.
Chorleiterin Ulrike Faupel hat das Ensemble seit 1985 aus einer Pfadfindergruppe aufgebaut. Heute zählt der Chor rund 100 Mitglieder, von denen 60 aktiv sind. Das Ensemble ist nach Einschätzung des Magistrats "wohl der beliebteste Chor in Wächtersbach".
Die Sängerinnen und Sänger vermittelten sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen Freude an der Musik und wollten sie ermuntern, selbst zu musizieren. Sie bereicherten mit ihrer Musik das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Wächtersbach und Umgebung.
Der Chor gibt jedes Jahr zahlreiche Konzerte, von denen das bekannteste im Bürgerhaus bislang stets von tosendem Beifall gekrönt war. Gegenwärtig sind die Ensemble-Mitglieder besonders eingespannt: Sie wollen in Bälde ihre erste Schallplatte herausbringen und müssen dafür ausgiebig proben und allerlei Vorbereitungen treffen.
Zum Repertoire von "Happy Day" gehören vor allem Gospel und Swing, dargeboten in Form breiter und mehrstimmiger Arrangements oder auch mit Soloeinlagen. Hinzu kommen Titel aus der älteren und neueren Rock- und Popmusik sowie Jazz-Stücke. lex
Nachrichten-Börse
Baugeld abermals billiger Der Trend zur Verbilligung von Baudarlehen geht weiter. Die Hypobank nimmt den Effektivzins für erststellige Hypotheken bei 100 Prozent Auszahlung und fünf Jahren Festschreibung auf 7,44 Prozent nach 7,66 Prozent zurück. Baugeld mit zehn Jahren Festzins kostet neuerdings effektiv 7,71 (7,93) Prozent. Slowaken lehnen Euroschecks ab Banken in der Slowakei nehmen neuerdings keine Euroschecks mehr an, weil die Handelsbank in Prag nicht mehr als Clearing-Stelle für den neuen Nachbarstaat tätig sein will. Hütten auf Sparflamme Die deutschen Hütten haben im Januar nur noch knapp 2,8 Millionen Tonnen Rohstahl produziert und 2,2 Millionen Tonnen Walzerzeugnisse hergestellt. Das waren fast 21 Prozent und reichlich 15 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Spanien kurbelt Wachstum an Kredite zu Vorzugsbedingungen und Steuererleichterungen für den Mittelstand hat die spanische Regierung zur Konjunkturankurbelung beschlossen.
NIEDERRAD. Ganz im Zeichen des närrischen Jubiläums "Viermal elf Jahre NCV" stand das traditionelle Heringsessen mit Ordensfest des Niederräder Carnevalvereins im Gemeindesaal Unterkirche. Vorsitzender und Ministerpräsident Rainer Schroth begrüßte nahezu die gesamte NCV-Familie. Er bedankte sich bei den Aktiven für ihr hervorragendes Engagement in der jetzt abgelaufenen Kampagne '93.
"Es war eine sehr erfolgreiche Saison", berichtete der Vorsitzende stolz. Die Mitglieder hätten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, daß die NCV-Veranstaltungen ausverkauft waren. Schroth erinnerte auch an die Jubiläums-Ausstellung in den Sparkassenräumen, die auf sehr gute Resonanz stieß. Ein besonderes Lob richtete er an die Gardemitglieder, Betreuerinnen und Trainerinnen. Außer den Auftritten bei den eigenen Veranstaltungen waren die Gardemädchen bei Turnieren und Meisterschaften mehrfach erfolgreich.
In seinen Dank bezog der Vorsitzende die Gönner des Vereins mit ein, zu dem unter anderen Pfarrer Heinz Duchscherer von der katholischen Gemeinde Mutter vom Guten Rat gehört. Er stellte einmal mehr den Karnevalisten für die jüngste Veranstaltung den Gemeinderaum zur Verfügung. Besonders fleißige Aktive, wie zum Beispiel die Vereinsfrauen, bekamen Blumen und Präsente. So etwa Dagmar Briel, Edith Kolmar Susi Pöhls, Karin Cöster, Karin Wagner, Gabi Evertse, Thea Pfeifer, Gabi Cordova, Alex Kirsch oder Günter Schroth, um nur einige stellvertretend zu nennen. Über einen Sonderorden durfte sich der NCV Haus- und-Hof-Fotograf Heinz Briel freuen. Bildschöne Jubiläumsorden gingen an Hermann Wutzke, Ossi Evertse, Bernhard Groß, Manfred Kiesenwetter, Uwe Kirsch, Werner Brining, Susanne, Stefanie und Elke Blum, an Gisela Rohrbach und Heinz Duchscherer. Kurt Kirsch, ehemaliges Vorstands- und Elferratsmitglied, heute bei den "Gaudispatzen" aktiv, wurde für Verdienste und langjährige Mitarbeit im NCV mit dem "Goldenen Vlies" ausgezeichnet.
Den NCV-Verdienstorden sowie den Jubiläumsorden bekam Christian Wagner, einer der emsigsten Helfer. Die Trainerin der grünweißen Borzel, Andrea Groß, wurde ebenfalls mit dem Verdienstorden geehrt. Martina Kirsch (seit 15 Jahren Gardemitglied) und Martina Kraus, die ihre Laufbahn in der Garde beendet, zeichnete der Vorsitzende mit dem "Goldenen Gardestern", Daniela Rink mit dem Gardestern in Silber aus. Schließlich ehrte Schroth Gudrun Rehberger sowie Marion Schroth (bisher Trainerin des Gardecorps) mit der "Goldenen Flamme", Helga Pöhls, Wolfgang Schwenk und die neue Gardetrainerin Rosi de Stoppany mit der "Silbernen Flamme".
Bei diesem gemütlichen Beisammensein stellten verschiedene aktive Mitglieder ihre Hilfsbereitschaft erneut unter Beweis: Das "Küchenpersonal" bereitete leckere Heringe und andere Speisen zu, andere unterstützen den Vorsitzenden bei den Ehrungen oder versorgten die Mitglieder mit Getränken. "Bei uns klappt so etwa wie am Schnürchen", lobte Rainer Schroth. dixi
hbr JOHANNESBURG, 1. März. Die Friedensversuche in Angola sind gescheitert. Trotz eines UN-Ultimatums an die UNITA-Rebellen, bis Montag früh zu Friedensverhandlungen mit der angolanischen Regierung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zu erscheinen, tauchte die UNITA-Delegation nicht auf. Statt dessen wurden die Kämpfe in Angola intensiver. In Südafrika wurde am Wochenende berichtet, daß beide Konfliktparteien versuchten, südafrikanische Soldaten als Söldner anzuwerben.
UNITA-Sprecher sagten am Wochenende, daß sie nicht nach Addis Abeba kommen könnten, weil sie das UNITA-Hauptquartier in der schwer umkämpften Stadt Huambo nicht verlassen könnten. Nach Gesprächen mit der UN-Vertreterin in Angola, Margaret Anstee, erklärte sich die angolanische Regierung daraufhin bereit, die Sicherheit der UNITA-Delegation zu garantieren. Die UN stellte Flugzeuge bereit, um die Delegation von einem Flugfeld ihrer Wahl in Angola abzuholen. UNITA-Vertreter weigerten sich jedoch, dieses Angebot anzunehmen. Dies war das zweite Mal, daß eine UNITA- Zusage zu Friedensgesprächen nicht eingehalten wurde. Nach einer ersten Gesprächsrunde im Januar war ein zweites Gespräch im Februar nicht zustande gekommen. Ein erstes Ultimatum der USA, Rußlands und Portugal, der offiziellen internationalen Garanten des Friedensprozesses in Angola, lief Mitte Februar ab. Auf Wunsch der UNITA wurden die Gespräche verschoben. Trotzdem kamen keine Verhandlungen zustande.
Kontakte zwischen Anstee und UNITA- Führer Jonas Savimbi sind schwierig. Sie laufen nur per Satellitentelefon. Deshalb weiß niemand genau, wo sich Savimbi und seine Berater aufhalten. Militärische Experten bezweifeln, daß Savimbi in der weitgehend zerstörten Stadt Huambo ist. In der vergangenen Woche bestritt die südafrikanische Regierung Vorwürfe der dortigen KP, daß Savimbi in Südafrika Unterschlupf gesucht habe.
Beobachter meinen, daß UNITA kein Interesse an Friedensgesprächen hat.
FRANKFURT A. M. (FR). Nach dem von Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger ausgelösten Kursfeuerwerk an den Aktienbörsen (siehe auch Bericht auf Seite 11) zeigt die Tendenz auch weiterhin nach oben. Das glauben Frankfurter Händler. "Es geht mit Sicherheit weiter nach oben bis zur Zentralbankratssitzung am Donnerstag", sagte gestern ein Marktteilnehmer voraus. Die Börse sei "nach unten gut abgesichert". Auf dem Parkett waren gleichwohl auch warnende Stimmen zu hören. Nach den von Zinssenkungshoffnungen gestützten Kurssteigerungen sei "die Luft nun dünner".
Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1700,95 Punkten um 16,60 Zähler höher als am Freitag. Erstmals seit Mitte Juli vergangenen Jahres sprang der Dax damit über die Marke von 1700 Einheiten.
Zu den Tagesfavoriten zählten vor allem Finanzwerte. Deutsche Bank-Aktien zogen um acht Mark an. Dresdner stiegen um 7,90 und Commerzbank um 6,50 Mark. Allianz-Titel kletterten um 41 Mark. Mit Stahlwerten - Ausnahme Mannesmann - ging es hingegen abwärts.
Die Hoffnungen auf sinkende Leitzinsen prägten auch das Geschehen am Rentenmarkt. Das Gros der öffentlichen Anleihen verzeichnete Kursaufschläge, die bis 0,80 Mark reichten. Die Durchschnittsrendite knickte dementsprechend deutlich ein, sie stellte sich auf 6,44 (6,51) Prozent. Rentenhändler meinten, in den jetzigen Kursen sei bereits eine Leitzinssenkung um einen halben Prozentpunkt enthalten. Zum Marktausgleich gab die Bundesbank Titel im Nennwert von 172,2 Millionen Mark ab.
DREIEICH / LANGEN. Den internationalen Frauentag am 8. März hat der Landesfrauenrat Hessen zum "Lila Montag" erklärt. Die Farbe soll ein Symbol für das "Ende der Bescheidenheit, für die Stärke und die Entschlossenheit von Frauen" sein. Deshalb sind an diesem Tag landesweit alle Frauen aufgerufen, sich lila zu kleiden und auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
In Dreieich laden die Frauenbeauftragte Karin Siegmann, das DGB-Ortskartell und das Fachfrauennetzwerk des Kreises und der Stadt Offenbach am Montag um 20 Uhr in den Burgkeller Dreieichenhain ein. Außer Speis' und Trank gibt es Musik von den "Trommelaien", zwei Frauen mit Power in den Händen, und kurze Statements von frisch gewählten Kommunalpolitiker/innen zur Frauenpolitik.
In Langen ist am internationalen Frauentag von 16 bis 17 Uhr eine "Happy Hour" im Rathaus. Zu den lila Drinks laden die Frauenbeauftragte Annerose Gebhardt und das Frauenforum ein. Damit ein "Lila Netzwerk" zustande kommt, bitten die Veranstalterinnen noch um lila Wollreste, die im Rathaus beim Pförtner oder im Frauenbüro abgegeben werden können. dac
wüp BERLIN. Zeiss in Jena ist zu einem deutsch-deutschen Streitfall geworden. Die Thüringer Landesregierung und die Treuhand lehnen die Pläne von Zeiss Oberkochen, beim Ex-Kombinat Carl Zeiss weitere 450 Stellen zu streichen, strikt ab. Derzeit sind bei der Firma, an der die Oberkochener 51 Prozent halten, knapp 3000 Leute beschäftigt. Die Zahl entspricht der Vereinbarung, die Zeiss Oberkochen mit Thüringen traf, als das Kombinat 1990 zerlegt und 3,6 Milliarden Mark an Steuergeldern für Sozialpläne und die Sanierung bereitgestellt wurden. 587 Millionen Mark davon zahlte die Treuhand an Zeiss West für die Übernahme. Darin waren die Verluste für 1992 und 1993 von zusammen hochgerechnet knapp 260 Millionen enthalten.
Inzwischen meinen die Schwaben aber, daß die Ost-Tochter mindestens 1500 Leute zuviel hat. Hintergrund sind die stagnierenden Optikmärkte und die geringeren Rüstungsgeschäfte. Die Regierung in Erfurt fürchtet, daß Zeiss West deshalb am liebsten aus dem Vertrag aussteigen möchte. Trotzdem wollen Treuhand und Land auch nach einer Krisensitzung am vergangenen Donnerstag in Jena hart bleiben und auf den Zusagen bestehen.
Das Gutachten über den Straßenbau von der Höchster Leunabrücke durch das Schwanheimer Feld muß neu erstellt werden. Darauf haben sich das hessische Wirtschaftsministerium und der Frankfurter Magistrat geeinigt. Das Ingenieurbüro Kocks Consult soll auf der Grundlage aktueller Daten erneut prüfen, von welcher Trasse die höchste Verkehrsentlastung der Stadtteile nördlich des Mains zu erwarten ist. Mit einem Ergebnis wird noch in diesem Frühjahr gerechnet.
Die rot-grünen Partner hatten nach der gewonnenen Kommunalwahl vor vier Jahren in ihrem Koalitionspapier vereinbart, die Leunabrücke solle über eine Trasse am Ostrand der Hoechst AG mit dem bestehenden Straßennetz verbunden werden.
Eine von der CDU favorisierte kürzere Alternative - über den Westhöchster Weg zur Schwanheimer Brücke - lehnten die Koalitionäre wegen der ihrer Meinung nach schwerwiegenden Folgen für das Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen ab. Doch mit diesem Beschluß gab sich die Landesregierung nicht zufrieden. Sie verlangte einen Nachweis über den Verkehrswert der Farbwerksrandstraße.
Sofern die Stadt per Gutachten belegen könne, daß ihre Straßenbauplanung geeignet sei, genug Autoverkehr aus Unterliederbach, Höchst und Nied auf das südliche Mainufer umzuleiten, sei sie bereit, den vollen Landeszuschuß von 25 Millionen für den Brückenbau zu zahlen. Solange bleiben 12,3 Millionen Mark gesperrt. Letzten Sommer präsentierte die Stadt das Gutachten von Kocks Consult. Die Experten schätzen darin den Verkehrswert einer direkten Verbindung von der Leunabrücke zur Schwanheimer Brücke um rund ein Drittel höher ein. Grundlage für dieses Ergebnis waren die fortgeschriebenen Daten des Generalverkehrsplanes der Kommune. Ökologische Aspekte wurden gemäß Auftrag nicht berücksichtigt. Mittlerweile hat sich die Ausgangslage verändert. Die Verkehrsdatenbasis Rhein-Main, eine Datenbank des Hessischen Straßenbauamtes, ist nämlich schneller als erwartet aufgebaut worden. Sie wird in nächster Zeit zur Verfügung stehen. Die Verkehrsplaner von Kocks Consult sollen ihr neues Gutachten auf diese Datenbasis gründen. Aus dem Büro verlautet, sobald das Zahlenmaterial zur Verfügung stehe, könne die Expertise innerhalb von drei Wochen erstellt werden. Danach sind die Politiker wieder am Zug.
Baudezernent Hanskarl Protzmann bleibt optimistisch: "Ich gehe fest davon aus, daß die Ostrandstraße zuschußfähnig ist." Allerdings nach sorgfältiger Abwägung zwischen den Interessen der Verkehrsplaner und der Umweltverträglichkeit. habe
OFFENBACH. Mit schweren Verletzungen mußte eine 82jährige Frau in das Stadtkrankenhaus eingeliefert werden. Wie die Polizei berichtet, wurde die Rentnerin am Sonntag um 17.10 Uhr im Rodauweg überfallen. Ein höchstens 18jähriger junger Mann, mit einer weißen Mütze auf den Kopf, entriß ihr die Handtasche. Die Frau stürzte und brach sich den Oberschenkelhals. Die Polizei glaubt, daß zum Täter noch zwei Jugendliche gehören, die auf einem Moped saßen.
Die Polizei bezeichnet die Gewalttat als sinnlos, zumal in der Tasche nur der Herzschrittmacher-Ausweis der Geschädigten, Hand- und Taschentücher waren. Hinweise auf die Täter erhofft die Polizei unter der Nummer 069/8090-259. lz
Mit insgesamt 18 000 Mark dotiert ist der "Heinz-Lindner-Preis 1992", den der Landessportbund Hessen (lsb h) jetzt ausgeschrieben hat. Der Preis soll für außergewöhnliche Maßnahmen, Programme und Arbeiten, die das Vereinsleben bereichern und es in der Öffentlichkeit positiv zur Geltung bringen, verliehen werden. Insbesondere werden Projekte, die innerhalb der vom lsbh-Präsidium entwickelten "Sozialen Offensive im Sport" durchgeführt werden, gewürdigt.
An der Ausschreibung können alle im Landessportbund organisierten Vereine teilnehmen. Bewerbungen sind bis zum 13. April unter dem Stichwort "Heinz- Lindner-Preis" an den Landessportbund Hessen, Otto-Fleck-Schneise 4, 6000 Frankfurt 71, zu richten. Nähere Auskünfte erhalten interessierte Sportvereine vom Referat Breiten- und Freizeitsport des lsb h (Tel.: 069/6789-111).
Der Heinz-Lindner-Preis wurde 1979 anläßlich des 75. Geburtstags von Heinz Lindner, des ersten Vorsitzenden und langjährigen Ehrenvorsitzenden des Landessportbundes, erstmals verliehen.
Auch außergewöhnliche Leistungen im Frauensport sollen erneut honoriert werden. Zu diesem Zweck ist der Lu-Röder- Preis ausgeschrieben worden. Gesucht werden Frauen, die das Verständnis für die besondere Situation der Frau im Sport, die Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Entwicklung in der Sportorganisation durch ihren Einsatz in der Verbands- oder Vereinsführung fördern. Der Preis ist mit 3000 Mark dotiert,die zweckgebunden für die Frauenarbeit im Verein, Sportkreis oder Sportverband verwendet werden sollen. Bewerbungen müssen formlos über Vereine oder Verbände an die zuständige Frauen-Vertreterin des jeweiligen Sportkreises oder Sportverbandes gerichtet werden, die die Bewerbung kommentiert bis zum 24. Mai an den lsb h gibt. prd
NIED. Einen kleinen Jungen als Komplizen hatte am Samstag mittag offenbar ein Trickdieb, der mit Hilfe des Kindes einer 34 Jahre alten Niederin das Portemonnaie in einem Lebensmittel-Großmarkt stahl. In der Geldbörse waren 100 Mark Bargeld, der Personalausweis sowie diverse Bank- und Kreditkarten. Der Kleine rempelte die Niederin an der Kasse an, als sie gerade dabei war, ihre Waren auf das Band zu legen. Zunächst von der Frau völlig unbemerkt gelang es dem Mann, seinem Opfer die Börse aus der Manteltasche zu ziehen. gre
ESCHBORN. "Puuh, es ist kalt, mach' schnell die Tür zu." Drinnen im Bauwagen sitzen sechs junge Leute bei Kerzenlicht um den Tisch. Der Ofen bullert. Draußen ist es sternenklar - jedesmal wenn jemand die kleine Holztür zum Küchenwagen aufklinkt, weht es eiskalt rein. Ole (alle Namen geändert) trägt eine gefütterte Lederweste und Bettina einen bunten Schal über dem dicken Pullover. Seit sechs Wochen leben sie und ein paar andere junge Leute aus Eschborn, Schwalbach und Umgebung in den Bauwagen auf einer Wiese an der Stadtgrenze zu Schwalbach.
Nach jahrelangen vergeblichen Versuchen, in ihren Heimatorten bezahlbare Wohnungen zu finden, entschlossen sich die jungen Männer und Frauen, auf einem städtischen Grundstück das kleine Bauwagendorf "Art" zu gründen und aus der Not eine Tugend zu machen. Denn mittlerweile möchten sie in den fliegenden Bauten miteinander leben, weil sie diese Art des Wohnens als neue kreative Entfaltungsmöglichkeit entdeckten.
Ole und die anderen arbeiten und bemühen sich, mit der Stadt und den Nachbarn in Frieden zu leben. Deshalb zogen sie von dem idyllischen Platz unter Apfelbäumen nach vorne an die Straße, als sich herausstellte, daß sie die Wagen teilweise auf privatem Grund abgestellt hatten.
Doch auch auf dem städtischen Areal ist das Leben für die jungen Leute keineswegs sorgenfrei. Am 12. Februar brachte die Polizei ein Schreiben vorbei, in dem sie aufgefordert wurden, binnen drei Tagen mit den Wagen davonzuziehen. In einem Gespräch erreichten die jungen Leute einen Aufschub, um Auflagen zu erfüllen. Sie hatten bereits beantragt, an die Müllabfuhr angeschlossen zu werden, eine Wasserleitung zu bekommen und Abwässer in die Kanalisation leiten zu können.
Das Bau- und das Ordnungsamt reagierte mittlerweile und schrieb zurück, ein Wasseranschluß koste 25 000 Mark und sei bedenklich wegen Naturschutz und städtebaulicher Gründe. "Das ist ein Witz", entfährt es Bettina. Die jungen Leute, die bisher Wasser von Freunden in Kanistern bekommen, baten nur darum, ein Standrohr an einem etwa zehn Meter entfernten Hydranten anzubringen, um von dort Wasser zu zapfen. Sie bauten einen Palettenweg zu den Bauwagen, stellten ein Chemieklo auf und sind auch sonst gewillt, die Auflagen zu erfüllen, so gut sie können.
Doch Erster Stadtrat Michael Bauer (FDP), der für heute einen Gesprächstermin mit den Leuten vom Bauwagendorf verabredet hat, sieht schwarz. "Ich gehe davon aus, daß keine Stadt langfristig bereit ist, solche alternativen Lebensformen hinzunehmen in unserem Ballungsraum." Der Verwaltung lägen Beschwerden von Nachbarn vor - wegen "ungeordneter Verhältnisse". Doch die Bauwagenleute berichten auch von positiven Reaktionen der Nachbarn. Leute brächten Holz vorbei, andere versprächen, bei der Stadt anzurufen und zu sagen, daß sie das Projekt gut finden.
Und auch Michael Bauer hat den "Eindruck, daß sie versuchen, mit den Nachbarn in Einklang zu leben". Was den Anschluß an die Müllabfuhr angeht, sieht er keine Probleme. Anders ist es mit dem Wasserzapfen vom Hydranten aus. Da müßten erst die Feuerwehr und das Wasserwerk befragt werden. Und um einen Anschluß an die Kanalisation kämen die jungen Leute wohl nicht herum.
Aber selbst wenn sie alle Auflagen erfüllen, schließe das nicht aus, daß die Stadt als Grundstückseignerin das Bauwagendorf räumen läßt. Auf die Frage, was die jungen Leute denn machen sollten, wenn sie keine Wohnung finden, sagte Bauer: "Das ist klar, daß das unangenehm ist."
Ole, Bettina und die anderen wollen jetzt überall Zettel aufhängen, daß sie ein Grundstück zur Pacht für das Bauwagendorf suchen. Und weitere Unterschriften sammeln, damit sie zunächst auf dem städtischen Areal bleiben dürfen.
Ein Beleg für die gute Nachwuchsarbeit, die bei der Judo-Abteilung der TG Bad Homburg geleistet wird: In Dörnigheim wurde die männliche B-Jugend hessischer Mannschafts-Vizemeister 1993.
Die HTG startete erstmals nach 15jähriger Abstinenz bei den Landesmeisterschaften in dieser Altersklasse. Zwar konnte HTG-Trainer Hans Georg Seyfried nur sechs der sieben Gewichtsklassen besetzen, dennoch schaffte seine Mannschaft durch glatte Siege gegen den JC Rüsselsheim (4:0), Titelverteidiger Rot-Weiß Kassel (5:2) und den JC Wiesbaden (5:2) den Einzug ins Finale, in dem es dann eine 2:4-Niederlage gegen den PSV Grün-Weiß Kassel gab.
In Dörnigheim gingen folgende Starterinnen und Starter für die TG Bad Homburg auf die Matte: Oliver Hardt, Rachid Fennan und Alexander Gäde (alle bis 40 Kilogramm), Nadir Fennan (bis 45 Kilogramm), Olaf Deussen (bis 50 Kilogramm), Dominic Bögel (bis 60 Kilogramm), Quido Lang (bis 65 Kilogramm) und Stephan Scheede (über 65 Kilogramm). gst
WIESBADEN. Durch die Fernseh-Sendung "XY ungelöst" kam die Wiesbadener Polizei jetzt endlich dem Bankräuber auf die Spur, der am 30. Juli die Filiale der Nassauischen Sparkasse in der Niederwaldstraße überfallen hatte. Der Täter - ein 19jähriger Mann aus Oestrich-Winkel - wurde jetzt festgenommen. Er hatte damals über 30 000 Mark erbeutet.
Den entscheidenden Hinweis lieferte ein Fernsehzuschauer, der den Mann in der Sendung erkannte. Allerdings meldete er sich mit beträchtlicher Verspätung bei der Polizei: "XY ungelöst" flimmerte am 6. November vergangenen Jahres über die Fernseh-Mattscheiben, doch der Zeuge wandte sich erst im Januar an die Wiesbadener Polizei. Der gelang die Festnahme dann am vergangenen Freitag: Vorher weilte der Gesuchte nicht in seiner Wohnung. Der 19jährige gestand den Überfall, von der Beute ist nichts mehr vorhanden. maf
WIESBADEN. Mit einem Sprung aus dem Fenster einer Wohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses in der Wilhelmstraße versuchte am Sonntag gegen 23.20 Uhr ein 25 Jahre alter Mann seinem Leben ein Ende zu setzen. Passanten fanden den Schwerverletzten auf dem Bürgersteig und verständigten Notarzt und Polizei. Nach den Ermittlungen hatte er mit drei anderen Männern in seinem Appartement Rauschgift konsumiert. Es kam zum Streit, in dessen Verlauf der junge Mann ans Fenster ging. Eine Zeugin beobachtete aus der gegenüberliegenden Wohnung, wie der 25jährige plötzlich zurücktrat, Anlauf nahm und aus dem geöffneten Fenster sprang. maf
HASSELROTH. Seit kurzem ist Neuenhaßlau als Förderschwerpunkt im hessischen Dorferneuerungsprogramm anerkannt. Wie Bürgermeister Klaus Traxel (SPD) mitteilt, leitet das Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft Gelnhausen nun die "Informations-, Beratungs- und Motivationsphase" ein.
Will heißen: Gemeinsam mit interessierten Bürgern soll ein Dorfentwicklungsplan entwickelt werden, der anschließend schrittweise umgesetzt wird. Damit, so Traxel, sei auch die Sorge ausgeräumt, daß über die Köpfe der Einwohner hinweg entschieden werde.
Die Förderquote für private Vorhaben liege bei 30 Prozent der Kosten, höchstens jedoch 40 000 Mark pro Projekt. Mit der Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung sei das Jordan-Ministerium in Wiesbaden einem entsprechenden Beschluß der Gemeindevertretung vom 7. November 1991 gefolgt. "Ohne Konsens ist ein solches Projekt nicht sinnvoll zu realisieren." tja
WIESBADEN. Gasalarm in der Nettelbeckstraße: Bewohner eines Hauses hatten Gasgeruch bemerkt und sowohl Polizei als auch Mitarbeiter der Stadtwerke gerufen. Die stellten fest, daß eine Leitung unter der Straße undicht war. Während der Reparaturarbeiten mußte die Fahrbahn gesperrt werden. maf
Kleine Lokalrundschau
"Paradies"-Film mit Dennis Quaid NEU-ISENBURG. "Komm und sieh das Paradies" ist der Titel des Films, der vom kommunalen Kino am Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr in der Hugenottenhalle vorgeführt wird. Die Hauptrolle in dem Liebesdrama zwischen einem Amerikaner und einer Japanerin, einem Paar, das von den Wirren des Zweiten Weltkriegs auseinandergebracht zu werden droht, spielt Dennis Quaid. Basar bei Sankt Josefs-Gemeinde NEU-ISENBURG. Wer Kinderkleider, Umstandsmode, Spielzeug oder Bücher günstig erstehen möchte, ist beim Basar der katholischen Kirchengemeinde Sankt Josef am richtigen Platz - am Freitag, 5. März, zwischen 11 und 14 Uhr in der Kirchstraße 20. Vorlesestunde mit dem kleinen Franz NEU-ISENBURG. Um Christine Nöstlingers Geschichten "Neues vom Franz" geht es in der Vorlese- und Bastelstunde der Stadtbücherei am Freitag, 5. März, um 16 Uhr. Ort des Geschehens ist die Zweigstelle Westend in der Bahnhofstraße 212. Dämmerschoppen der FDP DREIEICH. Die Reihe der vom Dreieicher Ortsverband der Liberalen veranstalteten "Dämmerschoppen" endet am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Offenthal. Offene Türen in Heine-Schule DREIEICH. Einen "Tag der offenen Tür" veranstaltet die Heinrich-Heine- Schule in der Lindenstraße 20 am Freitag, 5. März. In der Zeit von 16 bis 18 Uhr können sich vor allem Eltern über das Angebot der Gesamtschule informieren, stellt sich doch in den nächsten Wochen die Frage, welchen Schulzweig die derzeitigen Viert- und Sechstkläßler künftig besuchen werden. Erziehungshilfe für Eltern DREIEICH. "Wie erziehe ich mein Kind richtig?" Diese Frage steht im Mittelpunkt des Elternseminars der evangelischen Familienbildung, das am Freitag, 5. März, um 16 Uhr in der Sprendlinger Methodistengemeinde in der Konrad Adenauer-Straße 27 beginnt und danach in wöchentlichem Abstand bis in den Mai hinein fortgesetzt wird. Anmeldungen sind unter der Rufnummer 069 / 81 69 01 möglich. Diskussion mit CDU-Politikern DREIEICH. "CDU-Politik in Stadt und Kreis" ist das Thema der Diskussion, zu der die Christdemokraten im Stadtteil Buchschlag für Freitag, 5. März, in den dortigen Bürgersaal einladen. Von 19.30 Uhr an werden auf dem Podium sitzen: Landratskandidat Peter Walter, der ehemalige Landrat Karl Martin Rebel, Ehrenbürgermeister Hans Meudt und der derzeitige Verwaltungschef Bernd Abeln. Waldschützer treffen sich LANGEN / EGELSBACH. Nicht nur Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Langen und Egelsbach, sondern alle Interessierten können am Freitag, 5. März, an der Jahreshauptversammlung teilnehmen, die um 19.30 Uhr im Kasino der Sparkasse Langen-Seligenstadt in der Zimmerstraße beginnt. Meisterschaften mit Roß und Reiter NEU-ISENBURG. Zu den Klubmeisterschaften im Dressur- und Springreiten lädt der Isenburger Reit- und Fahrverein alle Neugierigen für Samstag, 6. März, ein. Von 10 Uhr an gehen in der Reithalle "An den drei Eichen" insgesamt 50 Pferde und Reiter an den Start. Zunächst steht die Dressur auf dem Programm, um 16 Uhr folgen die Springprüfungen. Der Eintritt ist frei. Noch Plätze frei bei Selbsterfahrung NEU-ISENBURG. Ein Tip für Kurzentschlossene: Beim Wochenendkursus "Körper-Selbst-Erfahrung" der Volkshochschule am 6. und 7. März sind noch einige Plätze frei. Interessierte können sich bei der VHS unter der Rufnummer 0 61 02 / 25 47 46 informieren und anmelden.Zu früh gefreut Abwasserrechnung irritierte
EGELSBACH. Als Fredi Ruths jetzt die Abwasserrechnung für 1992 ins Haus flatterte, wunderte er sich darüber, daß die Gebühren noch genauso hoch waren wie im Jahr zuvor. Dabei hatte er doch im vorigen Frühsommer - wie alle Egelsbacher Grundbesitzer - auf Verlangen der Gemeinde jeden Quadratmeter seines Areals, der asphaltiert oder bepflastert ist, penibel abgemessen und die Größe dieser Fläche in einen Fragebogen eingetragen. "Damals hieß es, jeder brauche nur noch für die Abwassermenge zu zahlen, die über versiegelten Boden in die Kanalisation läuft", erinnert sich der Egelsbacher. Doch von einer niedrigeren Gebühr konnte nun keine Rede sein. War alle Mühe umsonst?
"Natürlich nicht", sagt Gemeindesprecher Manfred Kraus, "aber die geänderte Abwassersatzung muß nach der Kommunalwahl erst noch vom neuen Parlament beschlossen werden." Die Bürgerinnen und Bürger bekämen die ersten neuen Gebührenbescheide etwa Mitte des Jahres zugesandt. Mit Hilfe der Fragebogen-Aktion habe sich die Verwaltung erst einmal eine verläßliche Datengrundlage verschaffen wollen.
Mit dem neuen System solle für die Grundstückbesitzer ein Anreiz geschaffen werden, entweder einen Teil ihres Geländes zu "entsiegeln", so daß Regenwasser wieder versickern könne und nicht die Kanäle und Kläranlagen belaste. "Oder die Leute lassen das Pflaster so wie es ist und bauen sich kleine Rückhaltebecken. Auch dadurch senken sich die Gebühren", sagt Kraus.
Bislang müsse pauschal für jeden Quadratmeter Fläche zehn Pfennig gezahlt werden - unabhängig davon, ob es sich um Rasen, Gemüsebeete oder gepflasterte Auffahrten und Wege handele: "Künftig werden wir einen gerechteren Maßstab anlegen. Die Egelsbacher werden das noch in diesem Sommer an den Bescheiden ablesen können."
Damit ist auch Fredi Ruths einverstanden. Aber: "Die Gemeinde hätte die Betroffenen ja schon einmal aufklären können, in welchem Zeitraum sie uns mit der Neuerung beglücken will." Vielleicht hätte dann der eine oder andere Grundbesitzer schon längst damit begonnen, eine Zisterne zu bauen oder entbehrliches Pflaster wegzureißen. leo
Überaus harmonisch verlief die Jahreshauptversammlung des Clubs der Alt- Fußballer in Oberstedten, bei der in Abwesenheit des Landesbeauftragten Willi Roos und von Kreisfußballwart Gerhard Koch der komplette Vorstand für drei Jahre im Amt bestätigt wurde. Die 33 anwesenden Mitglieder des Clubs der Alt- Fußballer im Hochtaunuskreis wählten Fritz Ruthe (Bad Homburg) erneut zum Obmann, Heini Scheuring (Oberstedten) zu dessen Stellvertreter, Gretel Eller (Bad Homburg) zur Kassenwartin und Lilo Ruthe (Bad Homburg) zur Schriftführerin. Kassenprüfer: Edith Herrmann, Hans Schlemmer und Helmut Werner. gst
Rechnet sich die umweltschonendere Technologie, oder rechnet sie sich nicht? Wenn eine Frankfurter Bank oder ein Kaufhaus überlegen, mit welcher Klimatechnik sie künftig Mitarbeiter, Kunden und Computer kühlen wollen, kann das Frankfurter Energiereferat weiterhelfen. Ein ausgefuchstes Computerprogramm des ehemaligen Fachhochschul-Studenten Markus Hergenröther zeigt exakt an, welche Maschine unter den Aspekten Energieverbrauch, Umweltbelastung und Betriebskosten die günstigste ist.
Dem Studenten brachte die Arbeit ein erstklassiges Diplom-Zeugnis ein, die Stadt ist stolz auf eine neue Service-Leistung, die dazu beitragen könne, den Energieverbrauch in Frankfurt zu vermindern.
"Die Kooperation funktioniert sehr gut", sagt Professor Johann Schneider, der Rektor der Frankfurter Fachhochschule (FH). Die Hochschule hatte im vergangenen Jahr mit dem Umweltdezernat vereinbart, gemeinsam aktuelle Fragen der Energienutzung zu bearbeiten. Die Stadt fördert Studenten und Diplomarbeits-Projekte und bekommt dafür "fundierte Antworten auf ganz gezielte Fragen", sagt Werner Neumann vom Energiereferat. Die Hergenröther- Arbeit beispielsweise soll Firmen mit wissenschaftlicher Exaktheit nachweisen, daß es unter bestimmten Bedingungen durchaus möglich, billig und sinnvoll ist, die Kältemaschinen nicht von elektrischer Energie, sondern von Fernwärme aus den Heizkraftwerken antreiben zu lassen: "Das klingt paradox, ist aber technisch überhaupt kein Problem", sagt der Verfahrenstechniker Professor Rolf Schraewer, der die Arbeit betreut hat.
Andere Beispiele aus der Kooperation zwischen Stadt und FH: Eine Analyse des Studenten Martin Kuschka, die zeigt, daß Haushalts-Heizungen mit moderner Brennwerttechnologie rund 15 Prozent weniger Energie verbrauchen würden, ohne daß es zu den von Heizungsbauern und Schornsteinfegern befürchteten Problemen mit leicht sauerem Kondensationswasser kommen müsse.
Anette Loeven und Peter Moskaluk haben gemeinsam aus Akten, Befragungen und Fotos herausbekommen, welche Industriebetriebe in den vergangenen Jahrzehnten in einem Teil des Frankfurter Osthafens angesiedelt waren, und nach welchen Bodenbelastungen dort bei eventuellen Sanierungen geforscht werden müßte.
Die Stadt, sagt Neumann, habe für jede dieser Arbeiten rund 4000 Mark ausgegeben. Gutachten professioneller Institute hätten wohl zumindest das Zehnfache gekostet. mat
FRANKFURT A. M., 1. März (mat/me/fw/AP). Der jüngste Chemieunfall bei der Frankfurter Hoechst AG wäre vermeidbar gewesen, wenn sich das Unternehmen nicht vor zwei Jahren einer freiwilligen Sicherheitsüberprüfung verweigert hätte. Der für Anlagensicherheit zuständige Referatsleiter im hessischen Sozialministerium, Helmut Dübbelde, sagte am Montag, durch diese Studie wäre "mit Sicherheit" herausgekommen, daß die Anlage nicht den Anforderungen der Störfallverordnung entsprochen habe.
Dübbelde betonte, das Sicherheitsventil, aus dem die Giftwolke ausgetreten ist, hätte "zwingend mit einem Auffangbehälter oder einer anderen Einrichtung abgesichert sein müssen". Hoechst habe die Überprüfung damals mit dem Argument abgelehnt, daß man an eigenen Sicherheitsanalysen arbeite. Diese Werks-Untersuchung habe das Frankfurter Gewerbeaufsichtsamt anschließend vom privaten Battelle-Institut überprüfen lassen. Obwohl es sich nur um eine grobe "Plausibilitätskontrolle" gehandelt habe, seien in dem Gutachten "eine ganze Seite lang Mängel und Unklarheiten" aufgelistet.
Namhafte Toxikologen aus Universitäten und Bundesbehörden stuften den in Frankfurt freigewordenen Stoff o-Nitroanisol als "schwach krebsgefährlich" ein. Nur nach langfristiger Aufnahme des Stoffs sei ein erhöhtes Krebsrisiko zu erwarten, teilte Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) am Montag im Anschluß an ein Expertentreffen in seinem Wiesbadener Ministerium mit. Auch bei erhöhten Außentemperaturen sei nicht mit einem "erkennbar höheren" Risiko zu rechnen. Fischer sagte, die Expertenrunde habe "keinen Anlaß zur Überdramatisierung, aber auch keinen Grund zur Entwarnung" gegeben. Evakuierungen seien einstweilen nicht nötig. Nach Angaben von Hoechst sind in dem Niederschlag nur geringe Mengen an hochgiftigen Dioxinen und Furanen enthalten. Im Chemikaliengemisch seien pro Kilogramm unter drei Nanogramm (drei Milliardstel Gramm) dieser Stoffe gefunden worden. Der Grenzwert für Siedlungsflächen betrage 1000 Nanogramm.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) nannte in Bonn die Informationspolitik der Hoechst AG "unbefriedigend".
(Weitere Berichte Seite 3 und Lokalteil)
Treuhand gegen ABM-Stopp/ ,,Schon jetzt gehen 50 Prozent der Enlassenen direkt in die Arbeitslosigkeit''/
wüp. BERLIN. Die bundeseigenene Treuhandanstalt in Berlin hat sich entschieden gegen den von Bonn verfügten Stopp weiterer Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) ausgesprochen. Personalvorstand Horst Föhr forderte stattdessen vor Journalisten in Berlin die Bundesregierung auf, der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg einen Nachtragshaushalt zu bewilligen, damit sie weitere ABM finanzieren kann. ,,Wir können die Menschen hier in Ostdeutschland nicht einfach in die Arbeitslosigkeit entlassen'', sagte Föhr. Bereits jetzt gingen 50 Prozent der Menschen, die aus Treuhandbetrieben entlassen werden, direkt in die Arbeitslosigkeit. Vor einem Jahr sei es nur ein Viertel gewesen. Föhr schreibt diese dramatische Entwicklung vor allem der Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) zu, die im Herbst letzten Jahres in Kraft trat und die Schaffung von ABM erschwert.
Die Treuhand werde, so Föhr, ABM in diesem Jahr auf eigene Kosten ausbauen. Paragraph 249 h AFG erlaube der Staatsholding, im Umweltbereich AB-Maßnahmen zu finanzieren. Allein für die Sanierung von Chemie- und Braunkohle-Altlasten werde für 1993 eine Milliarde DM aufgewandt. Derzeit ist die Treuhand nach Föhrs Angaben noch an 10 Arbeitsförder- Gesellschaften (ABS) beteiligt. Mit weiteren 150, die knapp 100 000 Leute beschäftigen, habe man Kooperationsverträge geschlossen. Insgesamt seien 1992 rund 200 Millionen DM (ohne Sozialpläne) für diesen Bereich aufgewandt worden.
Die Treuhand, die Ende des Jahres ihr operatives Geschäft, also die Unternehmensprivatisierung, beendet haben will, steigt derzeit systematisch als Gesellschafter aus den Fördergesellschaften aus. ,,Die finanzielle Unterstützung aber bleibt, sie wird sogar erhöht'', betonte Föhr. Inwieweit die Staatsholding in Ostdeutschland über ABM oder ABS auch Sozialpolitik betrieben soll, ist seit langem umstritten.
Ende
HOCHTAUNUSKREIS. "Die steigende Zahl der Nichtwähler und der Protestwähler hat die demokratischen Parteien in Unruhe versetzt", analysiert die Landeszentrale für politische Bildung. "Dramatisch" sei die Wahlbeteiligung gesunken, urteilt infas-Wahlforscherin Ursula Feist. Uneins sind sich die Experten aber, ob dies Zeichen für eine Normalisierung oder für eine Krise der Demokratie sind.
"Die Zufriedenheit mit der Demokratie ist sehr groß", macht sich Dieter Roth von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen für die Normalisierungsthese stark: Die Wähler gingen vor allem zur Wahl, wenn sie Krisen fürchten, so aber sagten sich viele, "ich werde nicht jedesmal gebraucht". Ursula Feist hingegen sieht in der sinkenden Wahlbeteiligung "ein Signal für vielfältig motivierte politische Unzufriedenheit".
Die Interpretation ist unklar, der Fakt jedoch eindeutig: Die Wahlbeteiligung, die in den 70er Jahren Höchstwerte erreichte, ist auf Minusrekordmaß zurückgefallen. Lag sie bei Bundestagswahlen seit den 50er Jahren stets bei 86 bis 91 Prozent, so lockte die angeblich historische Wahl zwischen Kohl und Lafontaine 1990 nur noch 78,6 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen.
Vor allem "die jüngste Generation geht immer mehr auf Distanz zur repräsentativen Parteiendemokratie", so Ursula Feist, "vielleicht suchen und gehen die Jungen heute andere Wege der politischen Mitbestimmung?"
Dafür spricht, daß die sinkende Wahlbeteiligung nicht mit einer Entpolitisierung einhergeht. Im Gegenteil: Das politische Interesse steigt. Wahlforscher Michael Eilfort: "Wahlenthaltung dürfte somit heute weniger Ausdruck von Interesselosigkeit . . . als vielmehr das Ergebnis eines bewußten Entscheidungsprozesses sein." stk
KRONBERG. Die Baufirma Jung aus Bad Homburg hat die Stadt Kronberg auf 200 000 Mark Schadensersatz plus Zinsen verklagt. In einer 45seitigen Klageschrift, die am 24. Februar beim Frankfurter Verwaltungsgericht eingereicht wurde, wirft sie der Stadt "permanente Untätigkeit" bei der Abwicklung des Umlegungsverfahrens und des Bebauungsplanverfahrens des Baugebiets "Am Henker" vor. Seit Januar 1990, dem Zeitpunkt, zu dem die Grundstücke ihrer Ansicht nach hätten "baureif" sein sollen, seien knapp 500 000 Mark an Zinsen für bereits getätigte Investitionen gezahlt worden.
Wie berichtet, besitzt die Baufirma über 5000 Quadratmeter der Fläche "Am Henker" in Oberhöchstadt, die sie bebauen will. Das Umlegungsverfahren ist noch immer nicht abgeschlossen, weil einer der anderen Grundstückseigentümer Normenkontrollklage erhoben hat. Denn der Stadt war beim Aufstellen des Bebauungsplans ein Formfehler unterlaufen: Sie hatte vergessen, das Baugebiet aus dem damals bestehenden Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen. Deshalb ist - laut einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes in Kassel von 1988 - der gesamte Bebauungsplan nichtig.
Wie die Baufirma Jung auflistet, muß sie täglich 1800 Mark an Zinsen für bereits getätigte Investitionen zahlen. Mit anderen Bürgern, die ebenfalls im "Henker" bauen wollen, hat sie sich zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen. Die Klage hat allerdings die Baufirma allein eingereicht, die von den Bad Homburger Rechtsanwälten Wolfgang Mickel und Herrmann Neher vertreten wird.
Wie die Firma ankündigt, werden ihre Anwälte beim Frankfurter Verwaltungsgericht demnächst auch eine Untätigkeitsklage gegen die "Verantwortlichen der Stadt Kronberg" einreichen. esi
Sie wählten sich einen denkwürdigen Tagungsort, die 40 Mitglieder der einstigen "Ökumenischen Versammlung" der Kirchen der DDR, jenes Zusammenschlusses von Protestanten und Katholiken, der Anfang Mai 1989 den Startschuß für eine Veränderung der DDR gegeben hatte. Damals forderten sie ausgehend von Grundsatzpositionen zu Fragen der Gerechtigkeit, des Friedens und der Erhaltung der Umwelt: "Umgestaltung zu mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Rechtlichkeit, mehr Mündigkeit und eigenverantwortliche Mitarbeit." Am vergangenen Wochenende fanden sich die Christen auf dem "Hainstein" in Eisenach unterhalb der Wartburg zusammen. Im Herbst 1989 hatte dort die Synode der evangelischen Kirchen mit Forderungen nach freien Wahlen, nach "demokratischer Parteienvielfalt" und nach "offener und öffentlicher Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen" den Wandel in der DDR weiter kräftig beschleunigt.
Die Diskussionen im größer gewordenen Deutschland um deutsche Blauhelm-Einsätze in Jugoslawien und anderswo, um Einsätze der Bundeswehr außerhalb des NATO-Gebietes ("out of area"), aber auch um kirchenpolitische Fragen, wie die Übernahme des Militärseelsorgevertrages für ostdeutsche Kirchen oder die mögliche Verweigerung bei der Einziehung der Kirchensteuer durch den Staat, hat die engagierten Kirchenleute jetzt wieder zusammengeführt. Nun wollen sie eine zweite "Ökumenische Versammlung" für ganz Deutschland einberufen, zusammen mit kirchlichen Friedens-, Gerechtigkeits- und Ökologiegruppen aus dem deutschen Westen. Vorgesehen dafür ist das Jahr 1995. Das haben jetzt zum Ende der Tagung in Eisenach jene verabredet, die in den Umsturzwochen 1989 an vielen Stellen in der DDR eine entscheidende Rolle gespielt haben.
"Vor einem Jahr wäre noch kaum einer der damals 150 Mitglieder der Ökumenischen Versammlung einem solchen Aufruf gefolgt", sagte der Ingenieur Klausdieter Wazlawik, der heute in der Außenstelle Berlin des Bundesumweltministeriums Referatsleiter ist. In Eisenach waren sich alle einig, daß die Zeit drängt. Den Ton gaben der Erfurter Propst Heino Falcke und der Studienleiter an der Evangelischen Akademie Mülheim, Hans-Jürgen Fischbeck, vor, die beide 1988 und 1989 die Beratungen der Ökumenischen Versammlung in der DDR entscheidend mitbeeinflußten und ihr wesentliche Gedanken gaben. Fischbeck wurde später Mitbegründer der DDR- Bürgerrechtsbewegung "Demokratie jetzt".
Falcke nannte die Beschlüsse vom Mai 1989 "zum Teil höchst aktuell". Sie stellten auch heute Christen die "Aufgabe, am Aufbau einer Kultur schöpferischer Gewaltfreiheit mitzuarbeiten". Gewaltfreiheit heiße, für die Armen, für die Opfer von Gewalt einzutreten. Die vorrangige Verpflichtung für Gewaltfreiheit sei kein prinzipieller Pazifismus, sondern "Verantwortungspazifismus". Gewaltanwendung sei als Grenzfall nicht ausgeschlossen, wenn alle Formen der Gewaltfreiheit erschöpft seien. Die Kirche muß nach Ansicht Falckes als Anwalt der Opfer, der Armen stets darüber wachen, daß der Grenzfall Gewaltanwendung Grenzfall bleibe und nicht Präzedenzfall werde.
Im ehemaligen Jugoslawien aber, so meint der Kirchenmann, ist der Grenzfall, bei dem militärische Einsätze ethisch und politisch verantwortbar wären, noch nicht gegeben. In gewaltfreien Aktionen seien die Skandale von Rüstungs- und Waffenexporten zu entlarven oder zu bekämpfen. Nicht militärische Stärke sei gefragt, sondern gewaltfreie, menschen- und sachgerechte Konfliktbearbeitung. Debatten über das "Ob" und "Wie" raubten nur die Zeit. Falcke bezweifelte, daß Soldaten richtig ausgebildet sind für Missionen, bei denen sie Krisen ohne Waffengewalt lösen sollen.
In Anlehnung an die Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschrekkung und der Abgrenzung, wie sie Kirchen der DDR in den achtziger Jahren vornahmen, müsse heute eine Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschottung treten. Grenzen zum Schutz vor Flüchtlingen zu schließen widerspreche jedem globalen Denken.
Fischbeck forderte ein stärkeres Eintreten der Kirchen gegen die "gewalttätige Macht der Ökonomie". Sie zerstöre Leben und Menschenwürde, wie man im deutschen Osten gerade erfahre. Den jährlichen Transfer von 140 Milliarden Mark in den Osten empfindet Fischbeck für die Menschen dort als entwürdigend. Ökonomische Gewalt sei die bedeutendste Gewalt der Welt, aber sie werde öffentlich kaum benannt. Er forderte deshalb eine Absage der Kirchen an die Gewalt in allen Lebensbereichen.
KARL-HEINZ BAUM (Eisenach)
OBERRAD. In immer mehr Frankfurter Kindertagesstätten (KT) wird der Notstand ausgerufen. Aufgrund des Personalmangels müssen Kinder zwangsbeurlaubt, Hortgruppen komplett geschlossen werden. Damit wollen sich die Eltern der KT 116 in der Georg-Treser-Straße nicht abfinden. Sie baten dieser Tage Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in einem Offenen Brief um "persönliche Hilfe", damit die Hortgruppen in der KT 116 nicht dichtgemacht werden müssen.
"Die Wiederbesetzungssperre für Erzieherinnen ist aufgehoben", erklärte Michael Damian, persönlicher Referent der Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne), auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Doch es fehlt an Bewerberinnen. Mit einer Reihe von Vergüngstigungen will der Magistrat den Beruf der Erzieherin künftig attraktiver gestalten. Ob dies schnelle Verbesserungen bringt, ist allerdings fragwürdig. "Eventuell müssen Erzieherinnen aus anderen KTs aushelfen", meinte Andreas Helfer, Referent des Oberbürgermeisters.
Die Situation in der KT 116 spitzt sich seit Monaten zu. Nachdem eine Erzieherin, die eine der beiden Hortgruppen betreut, im Oktober vergangenen Jahres gekündigt hatte, wurde bei der Stadt sofort Ersatz angefordert. "Es passierte nichts", erklärte Elisabeth von Künsberg, Mutter eines Kindes. Die zweite Erzieherin aus dem Hortbereich geht Anfang April in den Mutterschutz, so daß nur noch eine Praktikantin für beide Hortgruppen zur Verfügung steht. Zwar will sich die KT- Leiterin Barbara Morgner darum bemühen, daß die 40 Kinder, solange es geht, weiterhin betreut werden. Die KT-Leiterin wird bis zu den Sommerferien den Spagat zwischen Verwaltung, Kindergartenbereich und Hortkindern wagen. "Das ist eine ungeheure Belastung", meinte von Künsberg. Sollte die Stadt bis dahin keine Lösung gefunden haben, droht den Kleinen die Zwangsbeurlaubung.
Noch schlimmer ist die Situation in der KT 34 in der Herrnstraße. Mitte Dezember wurde eine der beiden Hortgruppen geschlossen, 20 Kinder kurzerhand auf die Straße gesetzt. "Wir haben das mit den Eltern abgesprochen", erklärte die KT-Leiterin Gaby Allam. Zwangsbeurlaubt wurden zunächst nur diejenigen, die kurzfristig bei Verwandten oder Freunden unterkommen können. Eine extreme Belastung für die Eltern, die täglich die Unterbringung ihres Kindes neu organisieren müssen. Das sind verschärfte Bedingungen vor allem für Alleinerziehende. "Einige von uns haben schon Abmahnungen vom Arbeitgeber erhalten", sagte Ute Paap, Sprecherin des Elternbeirats der KT 34. Findet sich kein "Babysitter", muß die Mutter zuhause bleiben. Ute Paap kann das Risiko einer Kündigung nicht eingehen. "Dann bin ich ein Sozialfall."
Die Statistiken lesen sich weniger dramatisch. Von 1000 Stellen "sind 50 unbesetzt", schilderte Damian. In den Tabellen tauchen allerdings nur die tatsächlich nicht besetzten Planstellen auf. Unter den Tisch fallen bei dieser Rechnungen kurzfristige Kündigungen und Krankheitsfälle. Von den drei Teilzeitjobs in der KT 34 ist nur eine Stelle ständig besetzt und von den drei Ganztagskräften geht eine Erzieherin Ende März in Rente, ohne daß eine Nachfolgerin in Aussicht ist. Wird auch nur noch eine Arbeitnehmerin krank, "bricht das Chaos aus", sagte die KT-Leiterin.
"Die Entlohnung der Erzieherinnen steht in keinem Verhältnis zur Ausbildung, zur Verantwortung und dem Einsatz, den dieser Beruf fordert", heißt es in dem Offenen Brief, den die Eltern der KT 116 an den Oberbürgermeister schrieben. "Das ist ein schwerer Job", gibt der Referent den Ausführungen der Eltern recht. Zumal zwei Drittel aller Frankfurter KTs in den sogenannten "sozialen Brennpunkten" liegen. Erzieherinnen, die in den "problematischen Gebieten arbeiten, bekommen von der Stadt eine Zulage von rund 200 Mark".
Doch mit der Zulage und der Tariferhöhung wurde das Problem auch nicht gelöst. "Wer findet in Frankfurt noch eine Wohnung", fragte von Künsberg. Bevor Erzieherinnen nach Frankfurt zögen, "muß die Stadt Wohnraum zur Verfügung stellen". Das sah das Schuldezernat mittlerweile ein. Obwohl nach der Wiedervereinigung in der Partnerstadt Leipzig auf einen Schlag 400 Erzieherinnen arbeitslos wurden, "haben sich bisher nur vier Erzieherinnen aus Leipzig bereiterklärt umzuziehen", so Damian.
Auf dem Gelände der KT-Neubauten in Kalbach und Ginnheim sollen jetzt auch Wohnungen für die Arbeitnehmer errichtet werden. Mit Flugblättern, die in allen Ämtern ausgelegt werden, "wollen wir eine weitere Offensive starten und zur Bewerbung aufrufen". Und in Zusammenarbeit mit der VHS soll ein effektiver Ausbildungsweg zur Erzieherin vor allem für Frauen mit Hauptschulabschluß angeboten werden. Im Zeitraum von sechs Fortsetzung auf Seite 2
KREIS OFFENBACH. Die Ökologisch- Demokratische Partei (ÖDP) fühlt sich von den Naturschützern im Kreis ungerecht behandelt. In der vergangenen Woche hatten sieben Umweltverbände die Ergebnisse einer Umfrage bei allen Parteien bekanntgegeben, die sich am 7. März zur Wahl stellen. Im Falle der ÖDP monierten sie, daß die Antworten oftmals oberflächlich und mehrfach lediglich ein Auszug aus dem bundesweiten Parteiprogramm gewesen seien. "Mangelnde Kompetenz", lautete der Vorwurf.
"Wir standen unter Zeitdruck", sagt Isenburger ÖDP-Kandidat Ulrich Felder. Anders als bei den übrigen Parteien hätten sich die Naturschutzverbände nicht an die ÖDP gewandt: "Wir mußten erst nachfragen, warum sie uns nicht einbezogen haben." Danach habe die ÖDP für die Antworten nicht - wie alle anderen politischen Gruppen - sechs Wochen, sondern nur noch 48 Stunden Zeit gehabt.
"Als wir die Aktion Mitte Januar starteten, war noch nicht klar, ob die ÖDP antritt", erklärt Ernst Böhm von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), warum die ÖDP nicht angeschrieben wurde. leo
MÖRFELDEN-WALLDORF. Am 29. Mai, Pfingstsamstag, soll die Gaststätte des Waldenserhofes nach drei Jahren Schließung wiedereröffnet werden. Diesen Termin nannte Bürgermeister Bernhard Brehl. Das Architektenbüro habe ihm mitgeteilt, daß die Renovierung Ende April abgeschlossen sein soll. Rund 18 Monate haben damit die Arbeiten an und in der traditionsreichen und denkmalgeschützten Gaststätte gedauert, die das erste Wirtshaus von Walldorf war. Die Kosten für den Umbau betragen rund 2,3 Millionen Mark.
Offen ist noch, wer als Pächter die Gaststätte übernehmen wird. Auf die städtische Ausschreibung seien gut ein Dutzend Bewerbungen eingegangen, sagte Brehl. In den nächsten Wochen werde der Magistrat über die Vergabe entscheiden. Im Waldenserhof soll es gemäß der Ausschreibung vor allem deutsche Küche - Schwerpunkt hessische Gerichte - geben. lis
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Für die SPD ist die Ortsumgehung Mörfelden nicht verhandelbar." Das erklärte der Ortsverbandsvorsitzende Hans-Jürgen Vorndran "bewußt vor der Wahl". Vorndran reagierte damit auf das Abstimmungsverhalten der Grünen im Haupt- und Finanzausschuß sowie im Bau-, Verkehrs- und Planungssauschuß. Die Grünen hatten dort gegen eine Vorlage votiert, die vom zügigen Bau der Straße ausgeht, da sich durch die ablehnenden Stellungnahmen der Naturschutzverbände keine neuen Erkenntnisse ergeben hätten.
Die Ortsumgehung zu wollen, ist in der Koalitionsvereinbarung von SPD und Grünen festgeschrieben. Die Grünen hatten sich indes auf eine "Öffnungsklausel" berufen, die abweichendes Verhalten aufgrund neuer Sachlage ermögliche.
Dazu erklärte Vorndran, daß "eine einseitige Inanspruchnahme der Öffnungsklausel durch die Grünen der Koalitionsvereinbarung nicht entspricht und eine schwerwiegende Vertragsverletzung vorliegt". Zudem sei eine neue Sachlage nicht gegeben, da die Gutachten der Naturschutzverbände nur eine der Entscheidungsgrundlagen sind.
Die Grünen hätten mit ihrem Nein die Basis der Koalition verlassen. Das sei bedauerlich, auch wenn es kurz vor Ende der Legislaturperiode "nur von marginaler Bedeutung ist, denn die rot-grüne Koalition hat bis auf diesen Punkt erfolgreich zusammengearbeitet".
Bürgermeister Bernhard Brehl erklärte indes, er denke über eine Diskussions- und Gesprächsrunde mit den örtlichen Naturschutzverbänden nach der Kommunalwahl im März nach. Er habe noch immer die Hoffnung, daß sich mit den örtlichen Verbänden ein Konsens erreichen lasse. Zudem sei zu überlegen, in den Straßen, die durch die Ortsumgehung vom Verkehr entlastet werden sollen, Lärm- und Immissionsmessungen durchzuführen: "Wenn diese Werte bekannt sind, ändert das vielleicht die Diskussion." Geben wird es in jedem Fall eine neue Verkehrszählung, und zwar früher als geplant. Ursprünglich sollte diese erst während des Planfeststellungsverfahrens sein. Nun werde sie auf Weisung des Regierungspräsidenten (RP) schon im Raumordungsverfahren vom Hessischen Straßen- und Verkehrsbauamt vorgenommen. Das verzögert nach Brehls Einschätzung zwar den Zeitpunkt für den Erörterungstermin vor dem RP, sei aber auf das gesamte Verfahren gesehen ein Vorteil. lis
MÖRFELDEN-WALLDORF. Viel zu oft würden alte Menschen ins Altersheim verwiesen, obwohl dies gar nicht notwendig sei, bedauert Jürgen Richter, bis vor kurzem Leiter des Alten- und Pflegezentrums in der Schubertstraße. Dabei sei dem, der sich nicht mehr komplett selbständig versorgen könne, häufig schon mit ambulanten oder teilstationären Angeboten geholfen. Daß solche Möglichkeiten zu wenig genutzt werden, führt Richter auf die fehlende Aufklärung und die schlechte Koordination der Angebote zurück. Dieses für Mörfelden-Walldorf zu ändern, hat sich das Alten- und Pflegewohnheim vorgenommen und sich erfolgreich um die Teilnahme an einem Modellversuch des Bundessozialministeriums beworben.
Ziel ist es, neue und kostengünstige Wege zur humanen Altenpflege zu verwirklichen. Was von Bonn für drei Jahre mit 650 000 Mark unterstützt wird, nennt Richter "ein Netzwerk der Möglichkeiten an einem Ort": konkret unter dem Dach des 1991 eröffneten Alten- und Pflegewohnheims. Hier in der Schubertstraße gibt es neben der Möglichkeit zu wohnen, auch Angebote in der Kurzzeit- und in der Tagespflege. Bei dem Modellversuch soll mit der örtlichen Sozialstation eng zusammengearbeitet werden; in ihr bieten soziale und karitative Verbände mobile und ambulante Dienste für alte und pflegebedürftige Menschen.
Um das Bündel an Möglichkeiten abzustimmen gibt es zum 1. April eine neu geschaffene Koordinationsstelle. Anja Jourdan wird Bindeglied zwischen Altenheim und Sozialstation sein sowie alte Menschen und ihre Angehörigen beraten, was für sie das beste Angebot ist.
Zum Modellversuch gehört auch die Ausweitung der Tagespflege von fünf auf 15 Plätze zum April. Die Tagespflege selbst sei ein seit zwanzig Jahren bewährtes Angebot, erklärt Edith Dinkelaker, Nachfolgerin von Richter. Die Bedeutung für den Modellversuch besteht darin, das Angebot im Altenhilfezentrum anzubieten. Der große Saal mit komfortablen Sesseln für den Mittagsschlaf ist dabei der zentrale Ort der Tagespflege.
Wenn sich die unterschiedlichen Arten der Altenpflege und Betreuung unter einem Dach abspielen, senkt das die Hemmschwelle vor dem Schritt ins Altenheim und letztlich die Angst vor dem Alter, weiß Dinkelaker. "Es fällt dann leichter, hier auf Dauer einzuziehen, wenn es einmal notwendig sein sollte."
Christel Lehmann, Betreuerin in der Tagespflege, weiß dies aus ihrer bisherigen Arbeit zu bestätigen. "Vielen gefällt es so gut, daß sie hier einziehen wollen - das ist ein sehr gutes Zeichen." Schließlich will die Tagespflege, die montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr angeboten wird, nicht nur Angehörige entlasten. Vielmehr möchte sie die alten Menschen in ihrer Eigenständigkeit unterstützen, soziale Kontakte fördern und Angebote zur Freizeitgestaltung machen. Dazu gehören etwa Gedächtnistraining, Malen, Ausflüge in Museen, aber eben auch Hilfe bei der Körperpflege, beim Arztbesuch, Sitzgymnastik und Haushaltstraining.
In die Tagespflege einbezogen sind bewußt auch altersverwirrte Menschen, "um hier integrativ zu wirken", erzählt Richter. Er streicht neben den pädagogischen Ansätzen den finanziellen Vorteil heraus: "Die Tagespflege kostet ein Drittel der stationären Kosten."
Die Nutzer der Tagespflege werden bei Bedarf von zu Hause abgeholt und dort nachmittags wieder hingebracht. Der Preis hierfür beträgt 18,40 Mark pro Tag.
Die Tagespflege selbst kostet 68,25 Mark täglich, wobei drei Mahlzeiten im Preis enthalten sind. Richter, in dessen Regie die Bewerbung zum Modellversuch entstand, weist daraufhin, daß diese Tagessätze erheblich niedriger liegen, als es ohne Zuschüsse aus Bonn der Fall wäre. Geld gibt es auch für die Supervision der Mitarbeiterinnen. Ferner wird Begleitforschung betrieben vom Institut für Sozialforschung Saarbrücken, um nach drei Jahren sagen zu können, inwieweit sich der Modellversuch bewährt hat.
Wer die Tagespflege nutzen will, sollte dies mindestens an zwei Tagen in der Woche tun. Der Wohnort Mörfelden-Walldorf ist keine Pflicht, "allerdings können wir nicht den ganzen Kreis bedienen," sagt Richter, "weil wir die Transportkosten selbst tragen müssen". lis
HÖCHST. Einen Strafantrag gegen den Besitzer zweier Schäferhunde stellte jetzt der Besitzer eines Schafes. Wie die Polizei mitteilt, hatten sich die beiden herumstreunenden Hunde unter einem Weidezaun in Nied in der Straße Am Strandbad 3 hindurchgezwängt und das Schaf totgebissen.
Als der Eigner des Schafes die Hunde mit einem Stock vertreiben wollten, die sich in seinem inzwischen leblosen Tier festgebissen hatten, griffen die Schäferhunde den Mann an. Der konnte flüchten und wurde nur leicht verletzt. gre
Irena Lipowicz ist ein höflicher Mensch. "Wir Polen haben großes Verständnis für die innenpolitische Situation bei Ihnen", sagt die führende Abgeordnete der Demokratischen Union, einer Partei, die das Warschauer Regierungsbündnis mitträgt. "Wir achten die souveränen Entscheidungen Ihres Landes", wiederholt sie, die außerdem seit Jahren der deutsch-polnischen Parlamentariergesellschaft vorsitzt, ein paar Mal. Und sie versichert den Gästen aus der Bundesrepublik Deutschland mehrfach: "Natürlich wissen und akzeptieren wir, daß es beim
Von Ferdos Forudastan (Bonn)
Doch hindert ihre Höflichkeit Irena Lipowicz nicht daran, offen auszusprechen, was sie von den Bonner Plänen für ein neues Asylrecht hält. "So geht man mit Nachbarn nicht um", sagt sie der deutschen Delegation aus Ministerialbeamten, Richtern, Anwälten, Wissenschaftlern, Vertretern der Kirchen und der Wohlfahrtsverbände und Journalisten. "Solche für uns weitreichenden Entscheidungen müßten doch eigentlich abgesprochen werden." Und sie faßt das Verhalten Deutschlands gegenüber Polen in ein bedrückendes Bild: Auch nach deutschem Recht dürfe der reiche Nachbar auf seinem Grundstück nicht einen Palast bauen, der dem armen Nachbarn Wasser und Licht wegnimmt.
In der Tat hatten die Bundesregierung, CDU/CSU, FDP und SPD nie mit Warschauer Politikern darüber gesprochen, welche Folgen der Asylkompromiß zwischen den deutschen Parteien von Ende Dezember für den östlichen Nachbarn Deutschlands nach sich ziehen wird. Dabei sind diese Folgen gravierend, eigentlich nicht tragbar. Die künftigen deutschen Asylgesetze erklären Polen zum sogenannten sicheren Drittstaat. Menschen, die dieses Land bei ihrer Flucht hierher durchqueren, sollen sofort dorthin zurückgeschoben werden. Ein Asylverfahren will man ihnen dann mit dem Hinweis verwehren, sie sollten doch in Polen Schutz vor politischer Verfolgung beantragen. So könnten sehr bald jährlich Zehntausende von Flüchtlingen in einem Land ankommen, das bis jetzt mit etwa tausend Schutzsuchenden im Jahr umgehen mußte.
Drei Tage lang sucht die deutsche Delegation nach Indizien dafür, daß stimmt, was das Bundesinnenministerium über die Asylverhandlungen zwischen Bonn und Warschau verbreitet. Man habe sich in den zentralen Punkten geeinigt, heißt es seit Wochen aus dem Hause Seiters. Sehr bald sei das angestrebte Abkommen über den gegenseitigen Umgang mit Asylbewerbern und über deutsche Hilfen für den Aufbau einer Asylverwaltung in Polen unterschriftsreif. Alle wesentlichen Probleme unseres Nachbarn mit dem künftigen deutschen Asylrecht seien also gelöst.
Doch gerade letztere Behauptung vermag keine der zahlreichen Begegnungen, kein Gespräch während des von der katholischen Akademie Stuttgart-Hohenheim hervorragend organisierten Besuchs in Warschau zu stützen. Im Gegenteil.
Zum Beispiel das Amt für Flüchtlingswesen und Migration. Es existiert seit 1991, besteht aus 36 Personen, vier davon entscheiden über alle Asylanträge. Das Amt ist auch zuständig für die beiden Heime, in denen die Flüchtlinge gut versorgt werden. Auf wesentlich mehr Menschen, als jetzt in Polen Schutz suchen, sei Polen "gänzlich unvorbereitet", sagt Tomasz Kozlowski, der Leiter des Amtes. Es fehle einfach an allem: an ausreichend präzisen rechtlichen Vorschriften für den Umgang mit Asylbewerbern, an der notwendigen technischen, organisatorischen, personellen Ausstattung.
Oder die Wohlfahrtsverbände. Etwa 50 Vertreter von Gruppierungen wie dem polnischen Roten Kreuz, dem Verein christlicher junger Männer, der Caritas Polen, Unicef, der Helsinki-Stiftung für Menschenrechte vermitteln den Gästen aus Deutschland ein scharfes Bild von der Bedeutung der deutschen Asylrechtsänderung für den östlichen Nachbarn. "Wir können zur Flüchtlingsfrage nichts sagen. Wir haben damit nicht genügend Erfahrung." So oder so ähnlich spricht einer nach dem anderen. Lediglich Roman Jasica, der Präsident des Roten Kreuzes, weiß ein wenig Genaueres vorherzusagen: Angenommen Polen müßte 50 000 Flüchtlinge aufnehmen, so würden die Möglichkeiten des Landes zur Unterbringung und Verpflegung höchstens für drei Tage ausreichen. Knapp, aber eindringlich fügt er an, um ein Vielfaches höhere Flüchtlingszahlen könnten es eines Tages "sehr schwermachen, zu erklären", weshalb der Staat für einen Flüchtling drei bis vier Millionen Zloty monatlich ausgibt, ein Arbeitsloser aber nur 900 000 Zloty erhält. Und das bei 2,5 Millionen Arbeitslosen.
Oder die Kirchen. Witold Benedyktowicz vom Ökumenischen Rat kann nicht einmal sagen, welche Hilfen sein Land von der Bundesrepublik erwartet, um die künftig drastisch ansteigenden Flüchtlingszahlen zu bewältigen. Er begründet eindrucksvoll, warum dies so ist: "Eine Antwort überschreitet unser Vorstellungsvermögen." Und er warnt davor, die polnische Gesellschaft zu überfordern. "Wir befürchten einen wachsenden Fremdenhaß, wenn die Flüchtlingszahlen sehr schnell und drastisch steigen."
Als "großen Schritt voran" hatte der deutsche Innenstaatssekretär Johannes Vöcking die zweite Runde der deutsch- polnischen Asylverhandlungen vor einigen Wochen bezeichnet. Dabei hatte er entspannt und selbstsicher gelächelt. Sein polnischer Partner, der Vize-Innenminister Jerzy Zimowski, redet über diese Gespräche mit bitterer Miene. "Wir Polen sind in einer schlimmen Lage", sagt er. Leider müsse er feststellen, daß "auf dem Altar der Politik die Moral geschlachtet wird".
Im Unterschied zu seinen Verhandlungspartnern meint er, daß Bonn sich nicht auf das deutsch-polnische Rückführungsabkommen aus dem Jahre 1991 berufen kann, um den Polen in den nächsten Monaten Zehntausende Flüchtlinge zurückzuschicken. In diesem Abkommen verpflichtet sich Warschau zwar, über die polnische Grenze illegal nach Deutschland eingereiste Personen zurückzunehmen. Aber, sagt Jerzy Zimowski, die jetzige Situation sei vor zwei Jahren nicht vorhersehbar gewesen. Damals habe das liberale deutsche Asylrecht gegolten. Dennoch, ausdrücklich weigert sich der polnische Vize-Innenminster lediglich, Zehntausende sogenannter Altfälle aus Deutschland zurückzunehmen. Und in diesem Punkt hat Bundesinnenminister Seiters bereits ein Einlenken signalisiert.
"Mehr Zeit", antworten fast alle Gesprächspartner der deutschen Delegation auf die Frage nach ihren Forderungen an die Bundesregierung. Eine Übergangsregelung für mindestens zwei bis drei Jahren verlangt etwa die Abgeordnete Irena Lipowicz. In dieser Zeit müßte eine "gerechte Lastenverteilung" gelten, die Polen lediglich verpflichte, einen kleinen Teil der Flüchtlinge zurückzunehmen.
Sollten die deutsch-polnischen Verhandlungen ein "schlechteres Ergebnis" als dieses bringen, sollte Deutschland Polen mit einem Mal Zehntausende von Flüchtlingen zuschieben, dann sieht die Parlamentarierin Schlimmes voraus: "Die Regierung der Ministerpräsidentin Hanna Suchocka würde stürzen".
Die Methode ist nicht sehr originell, aber bisweilen durchaus erfolgreich: Wer in der Politik etwas durchsetzen will, versucht schon mal, durch öffentliche Verlautbarungen Tatsachen zu schaffen. Dieses Mittels bediente sich kürzlich der im Taktieren freilich eher ungeübte Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU), Von Charima Reinhardt (Bonn) als er vor laufenden Fernsehkameras freudestrahlend verkündete, die Koalition habe soeben beschlossen, die Autobahnen zu privatisieren und in einem ersten Schritt Autobahn-Benutzungsgebühren einzuführen.
Ob Krauses Vorstoß als geglückter Streich oder als Fehlschlag einzuordnen ist, erweist sich spätestens am Mittwoch. Dann will die von der Koalition eingesetzte Arbeitsgruppe ihr Ergebnis vorlegen. In Sachen Vignette zeichnet sich bestenfalls ein Teilerfolg für Krause ab, während schon beschlossene Sache zu sein scheint, was der Mann aus dem Osten auf jeden Fall verhindern wollte: eine Erhöhung der Mineralölsteuer. Diese zusätzliche Belastung wollte er seinen ostdeutschen Landsleuten ersparen.
So lief am Montag alles auf die von Bundeskanzler Helmut Kohl vorgegebene "Mischlösung" hinaus. Bei ihren Beratungen war sich die Koalitionsarbeitsgruppe unter Leitung Krauses zunächst nicht einig, ob es eine Mineralölsteuererhöhung für alle und eine Vignette nur für Lkw geben soll, was europarechtlich schwierig ist, oder eine "kleine Vignette" ebenfalls für alle. Im ZDF-Morgenmagazin verbreitete der FDP-Verkehrsexperte Ekkehard Gries, eine Anhebung der Mineralölsteuer um zehn Pfennig je Liter bringe dem Staatshaushalt schon sieben Milliarden Mark jährlich ein. Über die Vignette müßte demnach noch eine Milliarde Mark erbracht werden, denn Krause muß insgesamt acht Milliarden Mark im Jahr zur Tilgung der Altschulden der Bahn beisteuern. Dazu hat ihn der Finanzminister verpflichtet.
Welch riskantes Spiel er in Gang gesetzt hatte, dürfte Krause schon kurz nach seinem Auftritt im Fernsehen gedämmert haben. Er sonnte sich noch im vermeintlichen Erfolg, da hagelte es bereits Dementis. Die Freien Demokraten ließen verlauten, es habe in der Koalitionsrunde am 9. Februar zwar Zustimmung zur Autobahnprivatisierung gegeben, nicht aber zur Vignette. Auch in Krauses CDU rieben sich einige verwundert die Augen. Der Mann müsse wohl auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein, mutmaßten die CDU-Politiker Manfred Kanther, Christa Thoben und Klaus Töpfer. Sie erinnerten sich nämlich einer erst wenige Tage alten Begegnung mit Krause in Frankfurt. Dort hatte man sich samstags eingefunden, um über die Finanzierung der Bahnreform zu sprechen.
Wie erwartet verlangte Krause auch bei dieser Gelegenheit vehement die Autobahngebühr. Langfristiges Ziel sei es, die Maut über ein elektronisches System einzukassieren - zehn Pfennig für jeden Autobahnkilometer. Vorläufig aber sei kein Geld für solch aufwendige Technik vorhanden, vielmehr müßten sofort zusätzliche Mittel her, sonst scheitere die Bahnreform. Als kurzfristig verfügbare Einnahmequelle biete sich die Vignette an: Jeder Pkw- und Lkw-Fahrer solle sich künftig eine Vignette kaufen, um eine Autobahn benutzen zu dürfen.
Die übrigen Teilnehmer der Runde mochten Krauses Begeisterung für die Vignette nicht teilen. Sinnvoller sei es, die Mineralölsteuer zu erhöhen, anstatt mit hohem Verwaltungsaufwand eine neue Abgabe einzuführen, wandte Umweltminister Töpfer ein. Auch umweltpolitische Argumente sprächen für eine Anhebung der Steuer, die das Benzin verteuere: Wer viel fahre, zahle mehr. Eine Vignette führe dagegen zur Verlagerung des Verkehrs auf die Landstraßen. Zusätzlich animiere sie dazu, das Auto häufiger als nötig zu benutzen. Zustimmung fand Krauses Argument, daß der ausländische Verkehr, besonders die Lkws, an den Kosten für Bau und Instandhaltung der Autobahnen beteiligt werden müsse. Schließlich erging der Auftrag an Krause, er möge das Modell "Steuererhöhung plus Vignette für Lkw" durchrechnen.
Als dann Krause öffentlich die Vignette für alle verkündete, fühlten sich die CDU- Präsidien hintergangen. Der hessische CDU-Landeschef Kanther war wütend. Wenn sich an Absprachen sowieso nicht gehalten werde, brauche er zur nächsten Präsidiumssitzung ja gar nicht erst zu erscheinen, wetterte er. Kanther kam doch und trug gemeinsam mit Töpfer dem vom CDU-Vorsitzenden Kohl geleiteten Gremien vor, was sich in Frankfurt zugetragen hatte. Trotz des Unmuts schien Krauses Rechnung beinahe aufzugehen. Fraktionschef Wolfgang Schäuble sprang dem in Bedrängnis Geratenen zur Seite: Die Sache mit der Vignette sei nun raus und dahinter könne man nun nicht mehr zurück, ohne sich öffentlich zu blamieren. Der für Stimmungen sensible Kanzler beschied daraufhin, alle sollten über die tollen Tage noch einmal überlegen, wie das Problem am elegantesten zu lösen sei.
Am nächsten Tag bereits - das Bundeskabinett hatte soeben die Bahnreform beschlossen - gab Kohl im Gespräch mit Bonner Journalisten die Linie vor: Seiner Meinung nach müsse es ein Mischsystem geben, etwa aus Mineralölsteuererhöhung für alle und Vignette nur für Lkw. Auch diesen möglichen Ausweg fanden keineswegs alle überzeugend. Sowohl Schäuble als auch Verteidigungsminister Volker Rühe wandten ein, Steuererhöhung und Vignette bedeuteten lediglich "statt einmal Ärger zweimal Ärger".
Dennoch setzte sich "Mischlösung" durch. Zufrieden ist damit keiner. Krause wollte die Mineralölsteuererhöhung nicht, die anderen keine Vignette. Krause nutzte seine Hartnäckigkeit nichts, auch wenn er betont: In Wahrheit sei man sich über die Autobahngebühr grundsätzlich einig gewesen, die Vignette als Übergangslösung zudem Teil des von der Koalition abgesegneten "Föderalen Konsolidierungsprogramms" Waigels. Das Fazit eines Teilnehmers der Koalitionsarbeitsgruppe lautete: Keiner außer Krause will die Vignette, trotzdem werde es sie wohl geben. Der Verkehrsminister habe halt die Rückendeckung des Kanzlers.
Namen + Notizen
MARCEL KEIFFENHEIM, Redakteur der Frankfurter Rundschau im Hochtaunuskreis, hat beim Wettbewerb "Für die lokale Presse", veranstaltet vom Verband Hessischer Zeitungsverleger, einen mit 1000 Mark dotierten Anerkennungspreis gewonnen. Die Jury honorierte damit eine im Frankfurter Lokalteil veröffentlichte Serie Keiffenheims über das Problem der längerfristigen Trinkwasserversorgung Frankfurts. Mit dem Preis sollen der journalistische Nachwuchs in Hessen und Thüringen gefördert und auf den "Lokaljournalismus als den wichtigsten Journalismus überhaupt" aufmerksam gemacht werden, hieß es bei der Übergabe der Auszeichnungen in Frankfurt. Den ersten Preis des Wettbewerbs gewann
ROLF HORBACH (58) leitet seit 20 Jahren die Jugendverkehrsschule im Hochtaunuskreis und beging in diesen Tagen seine 40jährige Zugehörigkeit zur Polizei.
Der gebürtige Kölner trat 1953 in die hessische Polizei ein, fünf Jahre später begann sein Dienst als Streifenbeamter beim damaligen Polizeikommissariat Bad Homburg. Ehe Horbach die Leitung der Jugendverkehrsschule übernahm, bildete er Schülerlotsen aus und erteilte Verkehrsunterricht an den Schulen.
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Bevölkerungswachstum Kurve zeigt nach unten Seite 2
Leitartikel Der "Solidarpakt" als Alibi Seite 3
Hamburg Roma diskriminiert Seite 4
Spanien Sozialisten in Not Seite 5
Feuilleton Hans-Jonas-Gespräch Seite 7
Wirtschaft Großfeuerwerk an der Börse Seite 11
Sport Yeboahs Einsatz gefährdet Seite 15
Frankfurt Gift "schwach krebserregend" Seite 17
Aus aller Welt Bonn holt Giftmüll zurück Seite 26
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Börse Seite 13
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Roman Seite 22
Schleswig-Holsteins Sozialminister Günther Jansen ist ein guter Mensch. Ihm ist ohne weiteres zuzutrauen, daß er dem aus der Barschel-Affäre hinreichend bekannten Medienreferenten Reiner Pfeiffer aus der eigenen Schatulle Geld spendiert hat, als es diesem nicht sonderlich gut ging. Denn den meisten anderen, die an der Schmutzkampagne gegen Björn Engholm beteiligt waren, ging es danach nicht sonderlich schlecht. Einige davon sitzen heute in Schweriner Amtsstuben, andere konnten bleiben oder sind anderswo untergekommen.
Günther Jansen ist jedoch auch ein erfahrener Politiker, langjähriger Landesvorsitzender seiner Partei und angesehener Minister. Seine Geldzuwendungen und besonders die Geheimniskrämerei, die er daraus gemacht hat, muten daher so naiv an, daß Mißtrauen die fast zwangsläufige Folge sein wird. Sollte vielleicht doch mit Geld etwas vertuscht und belohnt werden, was bisher noch nicht zur Sprache gekommen ist? Gewiß werden sich in den kommenden Tagen wieder diejenigen zu Wort melden, die von Beginn der Schmutzaffäre an versucht haben, entgegen allen Zeugenaussagen und anderen Beweisen den Regisseur Barschel als Opfer und Pfeiffer als Agenten anderer Mächte darzustellen.
Jansen hat sich nach eigenem Bekunden vor einiger Zeit gefragt, ob er nicht doch Engholm besser von seiner Geldsammlung für Pfeiffer unterrichtet hätte. Vielleicht hätte er es tun sollen, bevor ihn eine Zeitung dazu zwang. Er hätte gewiß besser daran getan, das Geld erst gar nicht aus der Schublade zu holen oder es an Bedürftigere zu verteilen, wie er es gelegentlich zu tun pflegt. pl (Hamburg)
Kleine FR
Suchtkrankenhilfe lädt ein KÖNIGSTEIN. Auch die Selbsthilfegruppe Königstein der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe will einen Beitrag zur ZDF-Suchtwoche liefern. Sie lädt alle Interessierten zu einem Besuch ihres Gruppenabends am heutigen Dienstag, 2. März ein: von 19 bis 21 Uhr im Kyrios-Gemeindezentrum, Im Wolfsweg (am Kreisel). Kontakt: Tel. 0 61 73 / 48 70. Treffen für Krebs-Operierte STEINBACH. Hilfe für die Zeit nach einer Krebsoperation will eine vom Roten Kreuz organisierte Betroffenen-Gruppe geben, die sich am heutigen Dienstag, 2. März, von 17 bis 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in der Untergasse trifft. Kontakt: Tel. 0 61 71 / 7 16 06. Bebauungsplan ausgelegt OBERURSEL. Der Bebauungsplan "Am Müllerweg" liegt bis zum Mittwoch, 24. März, im Stadtplanungsamt zur Einsicht aus: während der Dienststunden im Zimmer 413, 4. Stock. Jahreshauptversammlung OBERURSEL. Zur Jahreshauptversammlung lädt die Naturschutzbund- Ortsgruppe Oberursel heute um 19.30 Uhr in die Stadthalle, Raum Stierstadt, ein.
HÖCHST. Das Höchster Filmforum in der Emmerich-Josef-Straße 46 a beteiligt sich an der Aktionswoche "Mein Name ist Mensch" gegen Ausländerfeindlichkeit und zeigt Filme über fremde Kulturen.
Die Reihe startet mit "Himmel über der Wüste" von Bernado Bertolucci - nach einem Roman von Paul Bowles. In gigantischen Bilderzyklen afrikanischer Wüstenlandschaften erzählt der Film von einem amerikanischen Ehepaar, das in Nordafrika geographisch immer tiefer in die fremde Welt eintaucht, die ihnen kulturell verschlossen bleibt. Als Pat an Typhus gestorben ist, zieht Kit mit einer Karawane weiter. Sie wird Geliebte eines Tuareg, sprach- und willenlos löst sie sich in der körperlichen Liebe auf. Zu sehen ist "Himmel über der Wüste" am Donnerstag und Freitag, 4. und 5. März, jeweils um 20 Uhr.
Die algerisch-französische Produktion "Cheb" dokumentiert das Leben eines 19jährigen Algeriers, der seit frühester Jugend in Frankreich lebt. Eines Tages wird er ausgewiesen und nach Algerien zurückgeschickt. Merwan fühlt sich in Algerien wie in Frankreich gleichermaßen als Einwanderer, trotzdem beschließt er mit der ungebundenen Malika nach Frankreich zurückzugehen. Rachid Boucharebs Originalfassung mit Untertiteln läuft am Samstag, 6. März, und am Mittwoch, 10. März, um 18.30 Uhr sowie am Sonntag, 7. März, um 20.30 Uhr.
Mit "Halfaouine - Zeit der Träume" spürt der Regisseur Ferid Boughedir im Tuniser Altstadtviertel mit seinem Helden Noura der eigenen Kindheit nach. Noch ist der 12jährige Nouara im Frauenbad und hinter den Mauern, wo die Frauen ihre Schleier abnehmen, kochen, schwatzen und feiern, mehr zu Hause als im öffentlichen Leben der Männer auf den Straßen und Basaren von Tunis. Das Filmforum zeigt Boughedirs ersten Langfilm am Samstag, 6. März, und am Dienstag, 9. März, um 20.30 Uhr und am Samstag, 7. März, um 18.30 Uhr.
"Tee im Harem des Archimedes" bringt die Probleme junger Emigranten und Franzosen in den Pariser Vorstädten auf die Leinwand, berichtet von der Solidarität unter den Unterprivilegierten. Mehdi Charefs Film läuft am Mittwoch, 10. März, um 10 Uhr und um 20.30 Uhr.
Außerhalb der Reihe wird am Dienstag, 9. März, um 17.30 Uhr "Geheimnisse einer Seele" von G. W. Pabst gezeigt. Der psychoanalytische Stummfilm von 1926 führt die tiefenpsychologische Therapie im Stile Freuds vor.
In der Spätvorstellung um 22.30 Uhr gibt's am Samstag, 6. März, Jim Jarmuschs "Down by Law" im Original mit Untertiteln - die fabelhafte Geschichte einer Freundschaft zwischen drei Knastausbrechern. Für Kinder läuft am Freitag und Sonntag, 5. und 7. März, um 15 Uhr, der Zeichentrickfilm "Asterix und Kleopatra" von Goscinny/Uderzo. ege
Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement auf sozialem Gebiet ist die Frankfurter Bürgerin Renate Wolf mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bernhard Mihm hat die Ehrung im Römer vorgenommen.
In zahlreichen Gremien und Institutionen hat sich die Geehrte betätigt. Seit 1977 arbeitet sie als ehrenamtiche Sozialpflegerin für das Sozialamt der Stadt Frankfurt. pia
KRIFTEL. Die Freien Wähler im Krifteler Gemeindeparlament wollen die Kommunalaufsicht des Main-Taunus- Kreises einschalten, um zu klären: "Ist das Parlament vom Gemeindevorstand belogen worden?" Denn das, was die Staatsanwaltschaft Frankfurt dem inhaftierten Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) im Zusammenhang mit nicht gezahlten Handwerker-Rechnungen für Arbeiten in seinem Wohnhaus vorwerfe, stehe im krassen Gegensatz zur einer öffentlichen Stellungnahme des Gemeindevorstands vom März vorigen Jahres.
Schon damals ging es um die Frage, warum der Hofheimer Architekt Müller der Gemeinde Kriftel sein elterliches Haus für rund tausend Mark vermietet, der Bürgermeister davon als Untermieter aber nur 680 Mark tragen müsse. Auf ihre Frage, wer in welchem Umfang für die Unterhaltung des Grundstücks und des Gebäudes zahlungspflichtig sei, erhielt die FWG ebenso wie die anderen Fraktionen mit der Drucksache 638 vom Gemeindevorstand laut Wolfgang Gerecht folgende schriftliche Antwort: "Grundstückseigentümer, Mieterin und Untermieter haben vereinbart, daß die Unterhaltskosten für Grundstück und Gebäude durch den Untermieter getragen werden. Während der Dauer des Mietverhältnisses sind Aufwendungen von nachweislich mehr als 100 000 DM erwachsen." Diese seien nicht von der Gemeinde bestritten worden.
"Wenn hier das Wort nachweislich steht, dann ist das für mich eine Garantstellung. Das kann man nur schreiben, wenn man entsprechende Belege hat", meint FWG-Chef Wolfgang Gerecht. Doch diese Belege könne der Gemeindevorstand ja wohl kaum gesehen haben, wenn dem Bürgermeister jetzt vorgeworfen werde, daß er die Handwerker-Rechnungen nicht gezahlt habe - und dafür möglicherweise die Unternehmen bei Auftragsvergaben bevorzugt wurden.
"Das gesamte Parlament ist belogen worden", ist Gerecht überzeugt. "Jetzt gehen wir an die Kommunalaufsicht. Von diesem Gemeindevorstand kann ich ja wohl keine Aufklärung mehr erwarten", schimpft der FWG-Mann, setzt aber nach eigenem Bekunden auch auf die Kontrollbehörde beim Kreis nicht allzu große Hoffnung. ubk
FR: Herr Eichel, die Ministerpräsidenten haben am Wochenende in Potsdam noch einmal beschlossen, hart zu bleiben. Sie haben eine Streichung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes ebenso abgelehnt wie die Regionalisierung der Bahn ohne "volle Kostenerstattung". Wie lange hält diese Front?
Eichel: Die Länderfront steht. Sie wird nicht zu knacken sein - und zwar deswegen nicht, weil das Konzept von Finanzminister Waigel niemand bezahlen kann. Hinzu kommt ja auch noch, daß die wirklichen Kosten für die Bahn-Regionalisierung wahrscheinlich sehr viel höher liegen werden, als vom Bund bisher angegeben. Der Regionalverkehr befindet sich zum Teil ja in einem sehr schlechten Zustand. Deswegen bin ich ganz sicher: Eher scheitert die Bahnreform, als daß die Ministerpräsidenten in dieser Frage umfallen.
FR: Über welche Größenordnung reden wir?
Eichel: Der Bund spricht von jährlich 7,7 Milliarden, aber in Wirklichkeit geht es um viel mehr. Die Schätzungen beginnen bei 14 Milliarden, die kommunalen Spitzenverbände gehen von sehr viel höheren Beträgen aus. Das wird zwischen uns in den kommenden Tagen noch geklärt, bevor wir am 10. März ein Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister führen.
FR: Nun hat die Bundesregierung ihre Bahnreform dennoch ins Verfahren gebracht, und Waigel hat gleich nach der Wochenend-Tagung der Ministerpräsidenten angekündigt, daß es auch beim "Föderalen Konsolidierungs-Programm" bleiben soll, mit dem der Bund sich aus der Nahverkehrs-Finanzierung zurückziehen will. Wie soll es da zu einer Annäherung kommen?
Eichel: Ich bin ganz sicher, daß Waigels Föderales Konsolidierungs-Programm, wenn es so bleibt, nicht durchgeht. Wir haben angeboten, uns mit dem Bund zu einigen - aber nicht so, daß damit die Länder in den Ruin getrieben werden.
FR: Die Länder wollen die volle Kostenübernahme der Bahnreform durch den Bund . . .
Eichel: Ja, sicher, es ist ja seine Sache. Er will die Aufgabe loswerden, uns aber nicht die Gelder geben und sogar noch die Bundesgelder des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes wegnehmen. Das ist eine völlig unvertretbare Position. Im Gegenteil: Personennahverkehr und Regionalverkehr werden in Zukunft mehr Geld kosten, weil hier ausgebaut werden muß, um den Verkehrskollaps zu verhindern.
FR: Das wirkt nun doch alles etwas wie ein Hin- und Herschieben der Schuld dafür, daß das Geld nicht aufgebracht werden kann. Sie erklären, Sie seien prinzipiell zur Übernahme der Verantwortung für den Nahverkehr bereit - aber sie fordern Geld dafür, das Sie in dieser Höhe kaum bekommen werden.
Eichel: Dann werden wir die Aufgabe nicht übernehmen. Wir übernehmen doch nicht die Verantwortung für den Abbau des Regionalverkehrs. Wenn der Bund meint, der öffentliche Nahverkehr sei nicht mehr zu finanzieren, dann muß er die Verantwortung dafür tragen. Wir haben ihm angeboten, die Verantwortung zu übernehmen, vorausgesetzt, er ist mit uns zusammen bereit, dafür eine Finanzierungsquelle aufzutun. Das mitzutragen wird dann auch unpopulär, aber das ist unser Angebot.
Bei zusammengerechnet mindestens 20 Milliarden Mark, die Bahn-Regionalisierung und Zuschuß-Streichungen jährlich ausmachen werden, ist es völlig ausgeschlossen, daß die Länder ohne Bundesgeld einspringen. Das ist dann entweder der Ruin des Verkehrs oder der Ruin der Kommunalhaushalte.
FR: Sie haben darauf hingewiesen, daß für Hessen schon in diesem Jahr 120 Millionen Mark Bundesmittel blockiert sind, weil der Bund seine Gelder nicht freigibt. Steht der Nahverkehr schon in diesem Jahr vor dem Einbruch?
Eichel: Der Bund steht mit der geplanten Bahnreform zum 1. Januar 1994 unter Zeitdruck. Das setzt eine Grundgesetzänderung in diesem Jahr voraus. Deswegen ist meine Antwort noch mal ganz klar: Entweder der Bund wird uns eine verfassungsrechtlich abgesicherte Finanzquelle zur Verfügung stellen, oder die Bahnreform wird scheitern.
FR: Ihr Vorschlag für die Finanzquelle?
Eichel: Eine verfassungsrechtlich abgesicherte Beteiligung der Länder an der Mineralölsteuer.
FR: In welcher Höhe?
Eichel: Das ist nicht meine Frage, weil zunächst der Bund entscheiden muß, ob er sich anderswo refinanziert, oder ob er zu Steuererhöhungen greifen muß.
FR: Die 400-Mark-Vignette ist vom Tisch, ein "Mix" ist angesagt. Die hessische CDU hat eine kleine 100-Mark-Vignette und zusätzlich 20 Pfennig mehr Steuer pro Liter Benzin vorgeschlagen. Könnten Sie sich damit anfreunden?
Eichel: Die Vignette halte ich für völlig verfehlt. Auch sie braucht mit Sicherheit die Zustimmung des Bundesrates, und dafür sieht zumindest die SPD bislang keine Möglichkeit. Es wird offenkundig aber nun in jedem Fall die Tendenz hin zur Mineralölsteuer geben, und dazu sage ich: Wenn die Regierung mit einem solchen Vorschlag kommt, werden die Länder dem sicher nicht entgegenstehen.
FR: Angenommen, es gibt die Finanzquelle - wie wird es dann weitergehen?
Eichel: Es müßte ein Regionalisierungsgesetz des Bundes geben, das die Zustimmung des Bundesrates braucht - und vielleicht ebenfalls eine verfassungsrechtliche Absicherung, wie wir sie beim Geld aus alter Erfahrung mit dem Bund auf jeden Fall wollen. Die Mineralölsteuer, die bisher nur dem Bund zugute kommt, muß eine Gemeinschaftssteuer von Bund und Ländern werden.
Wenn der Bund sich herauszieht, wird es eine gänzliche Umstellung des Finanzierungssystems geben: Entweder gibt es eine neue starke Finanzquelle für die Länder, die dann die Kommunen beim Ausbau ihrer Strecken fördern. Man kann sich aber auch überlegen, ob man Geld nicht gleich an die Kommunen gibt, was bei der Mineralölsteuer aus rechtlichen Gründen aber nicht geht.
FR: Wann werden diese Grundsatzentscheidungen fallen, wenn sie denn fallen?
Eichel: Der rechtliche Vollzug kann vielleicht erst im Herbst erreicht werden. Wichtig ist aber, daß die politische Einigung vorher kommt. Das werden wir in den kommenden zwei Monaten wissen.
FR: Nun ist die Verkehrspolitik in den Finanzgesprächen ja immer Teil größerer Gesamtpakete, die die gesamten Bund- Länder-Finanzbeziehungen umfassen . . .
Eichel: . . . nein, das ist es nicht. Das ist der schwerwiegende Fehler, den der Bundesfinanzminister gemacht hat - über den der Bundesverkehrsminister außerordentlich unglücklich ist. Denn das Verkehrsthema ist von einer solchen Brisanz, daß es nicht vermauschelt werden kann im großen Thema Bund-Länder-Finanzbeziehungen. Wir müssen für die Herausforderungen der Umstellung unseres Verkehrssystems eine eigene, sichere Basis haben. Das war immer die Position der Länder . . .
FR: . . . und doch ist der zeitliche Zusammenhang aber da.
Eichel: Wir lehnen einen sachlichen Zusammenhang ab, weil die Aufgabe für sich erfüllt werden muß. Der Bundesfinanzminister hat durch diesen Zusammenhang dem Bundesverkehrsminister praktisch den Boden unter den Füßen weggezogen.
FR: Was wird nun passieren, wenn bis zum Frühsommer keine Einigung in Sicht ist. . .
Eichel: . . . dann gibt's keine Bahnreform . . .
FR: . . . und der Bund seine Mittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz weiter nicht auszahlt?
Eichel: Da sind Gelder für dieses Jahr bis zur politischen Einigung blockiert, aber die sind ja noch da. Ich glaube nicht, daß der Bund das durchhält. Aber es stimmt natürlich: Durch die Bonner Blockade können Aufträge nicht erteilt werden, erstaunlicherweise auch beim Straßenbau. Selbst Rot-Grün würde viel mehr Straßen bauen, Ortsumgehungen insbesondere, als nach der Bonner Finanzpolitik bezahlbar sind. Deswegen haben alle Großprojekte im Fernstraßenbau, wie sie in Hessen zur Zeit diskutiert werden, schon gar keine Realisierungschance. Mit Hans Eichel sprach der Wiesbade ner FR-Korrespondent Richard Meng.
POTSDAM. Da spricht einer ein großes Wort gelassen aus: "Das Schlimmste auf der Welt ist, daß Menschen auf ihr leben." Da haben es denn ja Mars, Jupiter, Venus und all die anderen Himmelskörper, die eine Milliarde Lichtjahre und mehr von uns entfernt existieren, ja ziemlich gut. Kein Mensch weit und breit. Auch sonst ist dort nicht viel los. Wunderbar. Der Satz stammt allerdings nicht vom britischen Dramatiker Edward Bond, sondern von einem noch ziemlich jungen Regisseur namens Holger Schultze, der im Potsdamer Leichtmetall-Theaterhaus am Alten Markt Bonds nicht eben häufig zu sehendes Stück "Early Morning - Trauer zu früh" inszeniert hat. So weit würde Bond wohl nicht gehen, er beklagt nur, es sei das Schlimmste an der Welt, daß sie von Politikern regiert werde.
Der Dramatiker, der nach seinem "Lear" keinen großen Erfolg mehr erzielen konnte und mit seinen letzten Stükken gar nicht mehr auf deutschen Bühnen gelangt ist, hat mit seiner schon 1967 uraufgeführten tiefschwarzen Komödie den Zeitgeist unserer neunziger Jahre vorausgeahnt. Der Besetzungszettel nennt die Queen Victoria, deren Prinzgemahl Albert, die Premierminister Disraeli und Gladstone, die Pazifistin Florence Nightingale, aber auch schlichte Offiziere und einfache Gefreite. Damit sind keine Individuen gemeint, sondern der ganze Herrschaftsapparat einer zufällig gewählten Epoche. Das Prinzenpaar ist zusammengewachsen; in Potsdam nur zusammengegürtelt, auch dies ist nicht realistisch gemeint, sondern stellt die wohlbekanntenzwei Seelen in einer Brust dar.
Das Stück ist gut gebaut, in zahlreiche aktionsreiche kleine Szenen gegliedert; es geht um immer neue Kämpfe, die um der Macht willen geführt werden. Die Queen ist ein böses Monster, der Nightingale lesbisch verbunden, die wiederum die eine Kronprinzenhälfte ehelichen soll. Schließlich landen alle im Himmel, wo fröhlicher Kannibalismus herrscht, einer frißt den anderen, doch das Gefressene wächst wieder nach. Einen Ausweg gibt es, Prinz Arthur klettert an einer Strickleiter hinauf in einen Oberhimmel, ganz allein, während alle anderen einen zweiten Tod gestorben sind. Ein neuer Adam einer zweiten Menschheit?
"Early Morning" - dieser Titel beruht auf der Doppelbedeutung des Morning als Tageszeit und Trauer - ist in Deutschland nicht oft gespielt worden, es kam wohl zu früh. Auch wenn der Regisseur es jetzt für das wichtigste Stück hält, so ist es heute doch nur noch eine Stimme im großen Chor der Weltuntergangspropheten und -wünscher. Dies um so mehr, als Schultzes Regie nicht besonders kraftvoll ist, eher in der Art eines Lustspiels, keine wirkliche Provokation mehr darstellt wie Peter Palitzsch sie bei seinem Amtsantritt in Frankfurt am Main mit dem "Lear" erzielte. Gleichwohl strömte jetzt ein beträchtlicher Teil des Potsdamer Premierenpublikums auf und davon, ohne daß Intendant Guido Huonder zum Ausgleich mit großem Zulauf aus Berlin rechnen kann, bleibt doch die Resonanz selbst dann gering, wenn er mit seinem Ensemble im Berliner Hebbel-Theater gastiert, so jüngst mit Oliver Bukowskis "Inszenierung eines Kusses".
Huonder überfordert nicht nur sein Schauspielpublikum, er mutet seine Akteuren auch Aufgaben zu, denen sie nur mit Maßen gewachsen sind, sieht man von der Queen der Christel Leuner ab. Viel mehr als der ordentlich gesprochene Text kommt nicht über die Rampe. kp
(Weitere Aufführungen vorgesehen für den 5., 14., 25. und 27. März.)
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 5 049 298,30 DM; Kl. 2: 1 263 073,70 DM; Kl. 3: 52 628,- DM; Kl. 4: 5991,80 DM; Kl. 5: 110,40 DM; Kl. 6: 62,- DM; Kl. 7: 8,20 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 45 811,90 DM; Kl. 2: 1480,90 DM; Kl. 3: 112,30 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: 297 692,10 DM; Kl. 2: 31 468,- DM; Kl. 3: 2030,10 DM; Kl. 4: 53,50 DM; Kl. 5: 7,10 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 3 431 035,10 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 34,40 DM; Kl. 2: 27,30 DM; Rennen B: Kl. 1: 101,40 DM; Kl. 2: 71,50 DM. Kombinations-Gewinn: 7203,40 DM.
(Ohne Gewähr)
Stadt weist leerstehende Wohnungen Familien zu Eigentümer lehnte trotz Bußgeldern Vermietung ab Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Sozialdezernent Martin Berg (SPD) sprach von einem "Instrument für die Zukunft": Zum ersten Mal hat die Stadt wohnungsuchende Familien in vier seit langem leerstehende, private Wohnungen eingewiesen. Dem Besitzer des Hauses im Nordend nahm die Kommune seine Unterkünfte per Ersatzvornahme weg - er hatte sich trotz zweier städtischer Bußgelder in Höhe von insgesamt 38 000 Mark geweigert, die leeren Wohnungen zu vermieten. Die vier Familien waren bisher, weil sie keine bezahlbare Wohnung fanden, von der Stadt in Hotels untergebracht gewesen. Berg erklärte ausdrücklich, er betrete "juristisches Neuland". Sein Referent Roland Frischkorn ließ aber keinen Zweifel daran, daß die Stadt künftig allen Hausbesitzern, die Wohnungen hartnäckig leerstehen lassen, mit der Einweisung von Mietern droht. Zum ersten Mal versucht die Kommune dabei, das hessische Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz anzuwenden - es gibt einer Gemeinde ausdrücklich das Mittel der Beschlagnahme an die Hand. Ob sich die Stadt auch bei einem möglichen Rechtsstreit durchsetzt, bleibt abzuwarten.
Die Einweisung der vier Familien in das Haus in der Wielandstraße begrenzte die Kommune zunächst auf ein halbes Jahr - dem Hauseigentümer soll eine "letzte Möglichkeit" eingeräumt werden, mit den neuen Bewohnern ordentliche Mietverträge abzuschließen.
Die "Zwangsvermietung gegen Zweckentfremdung" (Frischkorn) besitzt eine Vorgeschichte. Im Februar 1991 waren nach Angaben der Stadt die Wohnungen in dem Zehn-Familien-Haus im Nordend gekündigt worden - zuvor hatte der Besitzer gewechselt. Der neue Eigentümer plante eine Modernisierung des gesamten Gebäudes samt Einbau eines Aufzuges. Durch den neuen Aufzug aber wäre in jeder Wohnung des Hauses ein Raum weggefallen - aus Sicht des Sozialdezernates hätten sich "familiengerechte Drei- Zimmer-Wohnungen" so in Zwei-Zimmer- Unterkünfte verwandelt. Deshalb verweigerte das städtische Wohnungsamt seine Zustimmung zum Umbau.
Im Gegenzug weigerte sich der Hauseigentümer, die Wohnungen wieder zu vermieten. Er akzeptierte laut Stadt auch keine Zwischenvermietung bis zur Klärung der Angelegenheit - und blieb trotz zweimaligem Zwangsgeld hart. Die Stadt sah "keine andere Möglichkeit" als die Beschlagnahme. 1990 hatte die damalige Sozialdezernentin Christine Hohmann- Dennhardt (SPD) 50 Wohnungssuchende in einem leerstehenden Haus in der Bokkenheimer Jordanstraße untergebracht. Damals bediente sich die Stadt allerdings einer anderen, später als wenig tauglich angesehenen Rechtsgrundlage - des Gesetzes für Sicherheit und Ordnung.
Die Unterbringung dauerte vom 21. Juni 1990 bis zum 31. Juli 1992. Bergs Referent Frischkorn rechnete gestern vor, daß die Stadt auf diese Weise gegenüber dem vorherigen Domizil der Familien im Hotel 650 000 Mark eingespart habe.
"Caféhaus unterwegs", die Veranstaltungsreihe des Saalbau GmbH, die am 10. September 1991 begann, feiert am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr ihre 50. Version im Haus Dornbusch.
Da ertönt wieder die Caféhaus-Musik von anno dazumal, mit dem Ballroom- Orchester unter Leitung des Stehgeigers Karl Katz, da wird getanzt und geplaudert. Diesmal wird Geschäftsführer Andreas Eichstaedt mit der Journalistin Jutta W. Thomasius über Perspektiven kultureller Aktivitäten reden. Die Sachsenhäuser Bergspatzen bringen ein Ständchen, und das Profi-Tanzpaar Berger zeigt flotte Schrittfolgen.
Die nächsten Termine sind in folgenden Bürgerhäusern angesetzt: Bornheim (8. März), Gallus (13. März), Fechenheim (24. März), Südbahnhof (6. April) und Nordweststadt (19. April). -vau
Querfeldein
Frankfurter Bowler erfolgreich Beim 10. Münchner Goldmünzen-Turnier der Bowler sicherte sich der Frankfurter Carlo Greulich den Titel im Einzel. Den Doppel-Wettbewerb gewann das Frankfurter Duo Martina Beckel/Corinna Stiepani. Jahreshauptversammlung in Goldstein Am Freitag, 5. März, 20 Uhr, lädt der VfL Goldstein seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung ein. Auf dem Programm im Bürgerhaus Goldstein stehen Ehrungen, Erläuterungen zum Haushaltsplan und Wahlen.
BASEL. Ballettpuristen glauben, daß ein Klassiker wie "Dornröschen", bei dem Choreograph Marius Petipa und Komponist Peter Tschaikowsky vor rund hundert Jahren in kongenialer Zusammenarbeit jeden Schritt genau fixiert haben, nicht modernisiert werden dürfe. Jede Folgeinszenierung hielt sich mehr oder weniger an die imperiale Pracht der Uraufführung in St. Petersburg. Nach zaghaftem, aber schlüssigem Versuch durch Ingrid Collet in Oldenburg, wo eine Fixerin im Heroinrausch das Märchen phantasiert, hat jetzt Youri Vàmos das Werk mit dem Basler Ballett radikal verändert. Es heißt nunmehr "Dornröschen . . . die letzte Zarentochter".
Nikolaus II. von Rußland war als Zarewitsch um 1890 intensiv in die Ballerina Mathilda Ksessinskaja verliebt. Sie tanzte zwar nicht in der Uraufführung, aber bereits kurze Zeit später triumphal und protektioniert das Dornröschen. Die jüngste Zarentochter Anastasia hat historisch gesichert mit ihrer Familie 1918 durch Sowjetschützen den Tod gefunden, lebte aber im Hirn einer anderen Frau weiter. Sie hieß Anna Anderson und wurde in Berlin 1920 nach einem Suizidversuch aus dem Kanal gefischt. Bis zu ihrem endgültigem Sterben 1984 belebte sie die weltweite bunte Presse und Hollywoods Traumkino mit wilden Spekulationen, ob sie die echte Anastasia oder nur eine Schizophrene sei. Der kürzlich verstorbene Kenneth MacMillan hat ihr 1967 in Berlin ein Ballett gewidmet.
Choreograph Vàmos, Basels Ballettchef, läßt Anna Anderson alias Anastasia sich zurückerinnern. Dabei bleibt die geschichtliche Problemlösung in der Schwebe. Er zeichnet psychologische Strukturen einer gespaltenen Frauenseele sensibel auf. Daneben läßt er historische Deutungen zu. Zar Nikolaus II. hat sich nie recht um Politik gekümmert, sondern sich auf die Familie konzentriert, dadurch den Ersten Weltkrieg entscheidend mitverschuldet und sein System ruiniert. Es war angenehmer, unter den Kommunisten als unter der Zarenknechtschaft zu leben. Armut im Berlin der zwanziger Jahre ist für Vàmos auch eine Folge zaristischer Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit.
Genau skizziert sind jene zwei Bilder im opulent imperial ausgestatteten Winterpalais. Dekorateur Michael Scott hat mit goldenem Pomp und prächtigen Kostümen detailgetreu Geschichte nachempfunden. Hier feierte Anastasia kindlich Geburtstag, von edlen Prinzen umschwärmt, vom Papa abgöttisch geliebt. Zwischen bunte Pracht schieben sich graue Bilder aus ärmlicher und einsamer Welt der Anna Anderson als aufrüttelnder Kontrast.
Joyce Cuoco tanzt sowohl alle expressiven Partien der seelisch gespaltenen Anna als auch jene pur klassischen des Dornröschens bravourös. Beim Rosenadagio hält sie ohne jeden Wackler lang die Arabesquen auf einbeiniger Spitze. Tibor Olah gibt einen gütigen, aber egoman dümmlichen Zaren. Seine Frau (Gudrun Kranz) hält mit Neurose und Starrsinn sämtliche Familienfäden in der Hand und steuert so Europa ins Unglück. Dabei hilft ihr ein psychologisch durchtriebener Rasputin (Marc Wenke) mysteriös und offenkundig zugleich.
In der Choreographie als Melange aus Historismus und Originalvariationen nach Petipa wird kraftvoll, schön, elegisch und klassisch perfekt getanzt. Miwa Horimoto und besonders Jörg Simon fliegen als Blaue Vögel scheinbar schwerelos durch die Luft. Eleganter Hofstaat oder gebeuteltes Volk füllen lebhafte Massenszenen. Am eindrucksintensivsten gelingt jenes Bild, da sich Anastasia im Traum multipliziert, um sehnsüchtig dem toten Vater nah zu sein.
Leider verleiht das Basler Sinfonie-Orchester unter James Tuggle der breiten und klangfarbigen Partitur Tschaikowskys kaum Glanz. Er holpert mit dem ehernen Vorsatz, der Musik jegliche Süße zu nehmen, rüde durch das Werk. Am Schluß feierte das Premierenpublikum die Tänzer laut. Der intelligent kompromißlose Youri Vàmos wird gnadenlos ausgebuht, weil er sich konventioneller Ästhetik aufrecht verweigert, ohne das Märchen zu denunzieren. Er erweitert es durch spannend eingeflochtene Fakten und genaue psychologische Deutungen. Sein "Dornröschen . . . die letzte Zarentochter" deckt Deflorationsphobien und verlogene Moral auf, statt sie mit Zuckerguß zu kaschieren. Vàmos bleibt ein tapferer Choreograph. ROLAND LANGER
(Weitere Aufführungen: am 9. und 19. 3.)
"Hoechst-gefährlich" titelt das Hessische Fernsehen (Drittes Programm) sein "Stadtgespräch extra", das am heutigen Dienstag, 2. März, 20 bis 21.30 Uhr, live aus der Schwanheimer Martinuskirche ausgestrahlt wird.
Die Bürger aus dem kontaminierten Stadtteil sind eingeladen, kommen wollen auch Umweltminister Joschka Fischer, der Kieler Toxikologe Otmar Wassermann, Umweltdezernent Tom Koenigs, Thomas Schlimme von der Bürgerinitiative der "Maagucker", Vorstandsmitglieder der Hoechst AG und des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Die Moderation hat Uwe Günzler, Einlaß in die Kirche ist um 19 Uhr.
Die Fernsehzuschauer haben Gelegenheit, in der Sendung anzurufen und Fragen an die Gäste auf dem Podium zu stellen. peh
BAD SODEN. "Das ist ja der Genscher!" Überrascht bleiben die beiden Mädchen stehen. Tatsächlich, da steht der Außenminister im Ruhestand mitten in Bad Soden auf dem Adlerplatz - wie man ihn aus dem Fernseher kennt: der gelbe Pullover mit V-Ausschnitt, die markanten Ohren. Und er redet so, wie es der Fernsehnation mehr als zwei Jahrzehnte ins Wohnzimmer rieselte, mit dem Hallenser Zungenschlag und den Gemeinplätzen, deren Unwiderlegbarkeit ihm Popularität einbrachte und Kritiker das Verb "genschern" erfinden ließ, will einer nicht auf den Punkt kommen.
Der Platz, der gegen 16 Uhr noch große Lücken aufweist, hat sich bald gefüllt - trotz der beißenden Kälte. Der Name Genscher zieht, und etwa 250 Menschen bibbern dem Auftritt entgegen. Für eine halbe Stunde durchweht ein Hauch von großer Politik die Kurstadt, dann muß der Ex- Außenminister noch weiter zum Heringsessen nach Eppstein und nach Wiesbaden. Genscher redet von der deutschen Einheit und davon, daß nun alle den Gürtel enger schnallen müssen. Er betont, wie wichtig die Kommunalwahlen auch für Europa sind, und spricht vom Frieden, den er den Menschen im ehemaligen Jugoslawien wünscht, dessen Völker ein Recht auf Selbstbestimmung hätten.
Da sind auch die 20 Männer mit der kroatischen Flagge gerührt. In der Plastiktüte haben sie eine Statue des kroatischen Nationalhelden Banus Jelacic, der 1848 gegen die Ungarn und für Österreichs Kaiser kämpfte, und eine Flasche besten Slibowitz. Das kriegt beides Genscher, "weil er uns unser Land zurückgegeben hat".
Es kommt nicht auf die schon tausendmal gesagten Worte des "Elder Statesman" an. Der Mann selber ist das Phänomen. Andenkenfotografen, Autogrammjäger und Hobby-Filmer drängen sich. "Er sieht viel besser aus als früher", freut sich Erich Tischmann, "bekennender Genscher-Sympathisant". "Das ist ganz gut, was er sagt", finden Christoph und Arno, die beiden 15jährigen, und gehen in die Startlöcher - es geht ums Autogramm. Und die beiden alten Damen können ihn sich gut als Bundespräsidenten vorstellen, "das Alter hat er ja". Daß der Chemie-Unfall bei Hoechst sie besorgt mache, hätten sie ihm gerne gesagt, "aber er kann sich ja nicht um alles kümmern".
Pünktlich um 16.30 Uhr ist Schluß. Genscher hat den Verwirrten überstanden, der sich auf die Bühne drängelte und schnell von zwei Polizisten heruntergezogen wurde (wie mag sich da ein Politiker fühlen?). Die Kroaten sind Schnaps und Statue losgeworden. Routiniert gibt er Autogramme, ebenso routiniert entzieht er sich dann der Menge.
Wie wars? Monika Cerny hinter dem FDP-Stand lacht - "Ich hab Glühwein und Würstchen verkauft und nichts mitgekriegt." Alltag eines Kommunalpolitiker-Daseins. md
Zu Beginn des Festivals wurde heftig gefeiert in Berlin. Mit dabei waren auch die Kinder von der Jury (Bild oben).
Das ist Benjamin Rotheborg Vibe als Jasper im "Kahlen Gespenst".
Franziska malte die dumme Augustine (Bild rechts oben) und auch den Berliner Bären, das Logo für das Kinderfilmfest.
Hier seht ihr "Zirri - das Wolkenschaf". Das hat auch Franziska gemalt.
(Bilder: Stefan Eggert)
Barcelona Hotels billiger
Der Zustrom ausländischer Besucher nach Spanien ließ im vergangenen Jahr relativ gesehen nach. Zwar verbuchten die Behörden einen Zuwachs an Deutschen von 0,9 Prozent, doch dürfte im Vergleich zum Vorjahr eher ein Minus herauskommen, zieht man die Olympia- und EXPO-Reisenden ab. 1991 waren immerhin 11,4 Prozent mehr Deutsche als im Vorjahr nach Spanien gereist. FR
Tausche rote Nelke gegen "Lila Pause": Welk ist sie geworden, die Erinnerung an die Arbeiterbewegung. Die Farbe Rot hat ausgedient, und durch die Blume mögen Gewerkschafterinnen auch nichts mehr sagen - es hört ja doch keiner drauf. Moderne Zeiten verlangen neue Symbole, andere Gesten. So bekommen die 200 Beschäftigten im Gewerkschaftshaus zum Internationalen Frauentag am 8. März nicht die traditionelle rote Nelke, sondern einen Schokoriegel, eben jene "Lila Pause" mit mindestens 31 Prozent Kakaobestandteilen.
Eine Milka-Kuh kommt selten allein. Weil es ja in erster Linie um Politik geht, ist der Schokoriegel an einem Flugblatt befestigt, damit deutlich wird, daß er in eine Aktion eingebettet ist: "Lila Montag statt Lila Pause" lautet das Motto (den Riegel darf man trotzdem essen). Es soll die Frauen ermuntern, an diesem Tag auf ihre Arbeit, ihre Leistungen und ihre Forderungen hinzuweisen. Außerdem enthält das Flugblatt die Drohung: "Auch Frauen könnten blaumachen?!" Noch aber gibt es für eine kollektive Verweigerung bei den Frauen keine Anzeichen, noch machen sie am Frauentag nicht blau, sondern höchstens lila. Landesfrauensekretärin Marita Eilrich: "Das ganze soll ein Gag sein. Wir wollen mit den Frauen ins Gespräch kommen." Ein Sponsorenvertrag mit der Herstellerfirma Jacobs Suchard? "Liegt nicht vor."
Der DGB-Landesvorsitzende Karl- Heinz Jungmann fand die Neugestaltung des Internationalen Frauentages "spontan ganz gut". Ein paar Bauchschmerzen hatte er, weil es sich ja auch um Produktwerbung handele. Aber das müsse man wohl schlucken.
Und sonst? Ach, ja. Abends, ab 19.30 Uhr, gibt es im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, eine "Veranstaltung zur Positionsbestimmung von Frauenpolitik" vor dem Hintergrund von Rechtsentwicklung, Fremdenfeindlichkeit und Sozialabbau mit Informationsständen und Kulturprogramm. ft
Als die Fernsehkameras in der Sachsenhäuser Warte noch nicht liefen, saß man friedlich zusammen und plauderte. Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) machte Smalltalk mit der CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth, die manchmal zustimmend nickte und sogar lächelte. Nicht weit davon entfernt saß der SPD- Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik, gleichfalls mit freundlicher Miene ins Gespräch vertieft. Kaum zu glauben, daß das Trio, ergänzt durch den verspätet eintreffenden FDP-Kreisvorsitzenden Hans- Joachim Otto, sofort übereinander herzufallen begann, als die Kameras surrten.
Der "Stammtisch", der für RTL aufgezeichnet wurde, machte seinem Namen alle Ehre. Es gingen Beschuldigungen hin und her, es wurde lautstark geschimpft, und als das Thema Sicherheit aufs Tapet kam, hob ein allgemeines Geschrei an, das der Moderator mit beherztem Eingriff beenden mußte. Wenige Tage vor der Wahl versuchten alle, noch schnell Punkte zu sammeln - egal wie.
Dabei gelang es Roth, ihren Kontrahenten Koenigs ein paar Mal aus der Fassung zu bringen. Sie stelle die Vorstellungen der Öko-Partei zur Sicherheits- und Drogenpolitik so dar, als ob "ein grünes Teufelchen auf dem Tisch tanzt", schnaubte Koenigs. Er hielt es auch für einen "schlechten Scherz", daß die CDU-Politikerin ihm, dem eisernen Radfahrer, vorwarf, eine Verkehrspolitik zu seinen Gunsten zu betreiben. Die Stichelei veranlaßte Koenigs zu der selbstkritischen Bemerkung: "Wir hätten im Radverkehr sehr viel mehr hinkriegen können." Fußgänger und Radler hätten in seinen Augen "klare Priorität".
Heftiges Gezänk gab es auch beim Dauerbrenner Wohnungsbau. Pawlik rühmte die Koalition, die "Wohnen wieder zum Thema in Frankfurt gemacht hat", nachdem zu CDU-Zeiten die Bautätigkeit "nahezu auf null gebracht worden ist". Das wollte Roth natürlich nicht akzeptieren und versuchte ihrerseits, den Koalitionären ein neues Wahlversprechen in punkto Wohnungen zu entlocken. Die verwiesen jedoch nur auf "1500 öffentlich geförderte Wohnungen im Jahr" und erklärten vorsichtig: "Wir wollen das fortsetzen." Auch Roths Einlassungen ("Mit Zahlen soll man vorsichtig sein") blieben vage und zielten in die ferne Zukunft: Sie sprach von 15 000 Wohnungen - bis zum Jahr 2000. FDP-Mann Otto wetterte schließlich noch, daß der Magistrat "mutwillig den frei finanzierten Wohnungbau blockiert". Aber so sei das nun mal, "wenn Ideologen reinregieren".
In dieser Form ging es dann noch ein Weilchen munter weiter. - Wer wirklich nichts besseres vorhat, kann sich am heutigen Dienstag einen Zusammenschnitt im "Hessen-Report" von RTL anschauen. vo
Die Seven Year Bitch im Negativ - war das letztes Jahr oder im vergangenen Monat oder doch gerade am letzten Sonntag? Es ist so an einem vorbeigedröhnt und es ist nichts hängen geblieben. Es war Rockmusik, ja, im aktuellen Sound zwischen Punkdreck und Metalbreaks, schnelle und schwerfällige Beats im abrupten Wechsel wie schon tausendmal gehört. Der Gesang folgt vorwiegend als Gekreisch den rhythmischen und harmonischen Vorgaben, entwickelt kein Eigenleben. Da ist keine musikalische Identität, kein Profil, es bleibt ein wuchtiger Soundteppich für den untergrundigen Minimalkonsens - Auslegeware.
Weshalb bekommt diese Band aus dem Nichts heraus einen Plattenvertrag, eine Tournee in Europa, einen fetten Artikel im deutschen Nachrichtenmagazin (dem älteren)? Weil sie erstens aus Seattle stammen und weil es zweitens vier junge Frauen sind. Der Herkunft wegen darf man es weiterhin Grunge nennen, das zieht immer noch als schwammiger Begriff für wildes Gerocke von jungem amerikanischen Gemüse. Und wenn innerhalb dieser Szene eine Frauenband mit markigen Sprüchen ("Dead men don't rape") loslegt, da riecht auch die "Indi"-Industrie eine/n schnelle/n Mark/Dollar. L7 und Babes in Toyland, die Sluts und die Slags sind nicht genug, es kann noch etwas draufgesetzt werden.
Das soll freilich den Musikerinnen selbst nicht automatisch angelastet werden. Sie kommen endlich aus den Übungsräumen heraus, und auch wenn es anläßlich einer Modewelle passiert, den Fans hat so ein Boom schon manch tolle Musik beschert. Daß im Eifer des Geschäfts auch musikalische Windeier wie Seven Year Bitch gefördert werden, daran hat man sich ja (leider) schon fast gewöhnt - erst recht bei männlichen Bands. Der Unterschied ist, daß schlechte Frauencombos immer wieder auf einem Widerspruch festgenagelt werden zwischen dem feministischen Anspruch, der sich bei den Seven Year Bitch nur noch in den - live nicht zu verstehenden - Texten äußert, und ihrer vielleicht nicht ganz so vordergründigen Vermarktung als auf der Bühne präsentierte Objekte der Karohemden-Begierde - durch das natürlich immer noch von Männern geführte Rockbusiness (das Publikum bestend ebenfalls wie üblich zu mindestens zwei Dritteln aus Männern). Dieser als Vorwurf unsinnige Widerspruch verstärkt sich zwar in dem Maße, in dem die Belanglosigkeit der Musik zunimmt, verpufft aber auch ebenso schnell, wie die Band wieder in der Versenkung verschwindet. 6as bleiben wird, sind zwei bis drei Namen sowie der SPIEGEL-Begriff "dreckiger Weiberrock", der das Ganze zwar zum Trend gerinnen läßt, trotzdem aber das Selbstverständnis der genannten Bands aufgreift, die ganz bewußt und etwas provozierend Begriffe wie "Schlampen" oder "Huren" aus dem Schimpfwörter-Sumpf heraushieven und für sich vereinnahmen wollen. Und das wäre eine nicht zu unterschätzende kulturelle Leistung. STEFAN RAULF
Wie der FR-Mitarbeiter Frank-Thomas Wenzel in seinem Artikel vom 18. 2. 1993 "Im Gespräch: Der peruanische Priester Alejandro Cussianovich - Arbeit gibt den Kindern Würde" richtig schreibt, reiste Alejandro Cussianovich im Februar auf Einladung der GEW durch Deutschland - für insgesamt 16 Tage, mit einem einwöchigen Zwischenstopp in Paris. Dort nahm er am Gründungskongreß einer neuen internationalen pädagogischen Zeitschrift teil.
Als er am Montag, dem 15. Februar, aus der französischen Hauptstadt kommend zum zweiten Mal während seiner Reise deutschen Boden betreten wollte, wurde er am Flughafen Hamburg von den dortigen Grenzbehörden festgehalten - obwohl er gültige Papiere vorzeigen konnte.
Hätten ihn nicht einige Mitarbeiter der Hamburger GEW erwartet, denen es aber erst nach längeren Verhandlungen mit den Grenzbeamten gelang, ihn durch die Kontrollen zu schleusen, wäre Alejandro Cussianovich wahrscheinlich noch geraume Zeit festgehalten und dann nach Peru zurückgeschickt worden. Dies allein aufgrund eines bis ins letzte konstruierten Verdachtes auf Drogenschmuggel, der von einem Beamten ausschließlich mit dem Argument gestützt wurde, die kolumbianische Drogenmafia habe in letzter Zeit ihre Aktivitäten verstärkt nach Peru verlagert.
Alejandro Cussianovich nahm den Fall gelassener als seine deutschen Freunde und Kollegen: in Peru würden ständig Menschen aus dubiosen Gründen von der Polizei für einige Zeit festgehalten und schikaniert, er sei solche Situationen also gewohnt.
Daß die Bundesrepublik mit einem Land auf eine Stufe gestellt werden kann, in dem die Verletzung der Menschenrechte an der Tagesordnung ist, stellt der deutschen Demokratie wirklich ein hervorragendes Zeugnis aus.
Zumal der geschilderte Fall längst nicht mehr alleine steht. Eine kubanische Filmemacherin wurde im vergangenen Herbst auf dem Flughafen Tegel festgehalten, als sie zu einem Kongreß nach Berlin einreisen wollte; eine Kolumbianerin, die nach fünf Jahren endlich genügend Geld für eine Reise nach Deutschland gespart hatte, um ihren in einem deutschen Gefängnis wegen Drogenschmuggels einsitzenden Ehemann besuchen zu können, wurde auf dem Flughafen Frankfurt nicht durch die Grenzkontrollen gelassen.
Beide Frauen wurden glücklicherweise - genauso wie Alejandro Cussianovich - von Freunden und Bekannten am Flughafen erwartet, die ihnen schließlich die Einreise nach Deutschland ermöglichen konnten - nach zermürbenden Stunden des Wartens und immer erst nach langen Verhandlungen mit ignoranten Grenzbeamten und geharnischten Protesten.
Wohlgemerkt: alle drei Personen hatten gültige Einreisepapiere, die offizielle Einladung einer Institution oder die Zusicherung von Freunden, während ihres Aufenthalts in Deutschland bei ihnen wohnen zu können, alle drei waren nur zu Besuch in Deutschland und sind inzwischen längst in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Wenn selbst in solchen Fällen die Grenzbehörden Ausländer, die nach Deutschland einreisen wollen, mit derart überzogenen Maßnahmen behandeln, kann man sich vorstellen, wie Flüchtlinge (inzwischen) behandelt werden, die in Deutschland Asyl beantragen.
Neben den Angriffen auf Flüchtlinge und hier lebende Ausländer scheint sich, wesentlich weniger medienwirksam und eher im Verborgenen, die Tendenz durchzusetzen, daß Deutschland sich an seinen Grenzen (und nicht nur denen im Osten) zunehmend abschottet: mit bürokratischen Schikanen und willkürlichen Verdächtigungen wird versucht, vor allem Menschen, die aus anderen Kontinenten kommen, den Zutritt nach Deutschland zu verwehren.
Wer nicht will, daß Deutschland zur Festung ausgebaut wird, in die Menschen von außen kaum mehr hinein können, wer das "Deutschland den Deutschen" zurückweist, der sollte sich überlegen, ob es ausreicht, eine Kerze in einer Lichterkette anzuzünden und danach beruhigten Gewissens wieder nach Hause zu gehen.
Michael Köhler, Frankfurt am Main
Die sofortige Stillegung von Chemieanlagen, in denen Giftstoffe wie o-Nitroanisol verarbeitet werden, forderten der AStA der Frankfurter Fachhochschule bei einer Protestkundgebung auf dem Paulsplatz.
Die fraglichen Werksteile dürften erst "nach dem Umbau auf umweltfreundliche Herstellungsverfahren und Produkte wieder in Betrieb genommen werden", hieß es. Der Vorstand der Hoechst AG müsse, so ein AStA-Sprecher, "massenhaft wegen fahrlässiger Körperverletzung und Umweltzerstörung angezeigt werden". peh
Auch Tom Koenigs (Grüne), der Umweltdezernent der Stadt, glaubt es. Und er sagte es am Montagmittag auf der vom Hessischen Rundfunk initiierten Bürgerversammlung im Kolleg der Schwanheimer Turnhalle: "Ich glaube durchaus, daß es bereits ähnlich Unfälle mit ähnlichen Auswirkungen bei der Hoechst AG gegeben hat, die vertuscht worden sind."
Thomas Schlimme von den "Höchster Schnüfflern und Maaguckern" nennt da auch ein Datum: Am 20. Januar 1986 sei über Griesheim ein "gelber Regen" aus Chlornitrobenzol niedergegangen - "da war die Unfallursache absolut identisch mit dem Störfall vom Rosenmontag. Doch Hoechst hat das wieder vertuscht und verharmlost, wie sie das eben bei jedem Unglück machen."
Die alten Schwanheimer regt so was nicht sonderlich auf. "Das geht doch seit Jahren schon so", wettert einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, "mal kommt was Blaues runter, dann wieder mal was Gelbliches - nur waren das halt immer kleinere Sachen. So schlimm wie jetzt ist das noch nie gewesen."
Griesheimer vom anderen Mainufer berichten ähnliches. Und alteingesessene Familien dort geben sich skeptisch, ob ihre Wohngebiete denn auch tatsächlich vom "gelben Regen" verschont worden sind. Man klagt jedenfalls auch dort, wo die Wolke angeblich gar nicht gezogen sein soll, über Hautreizungen und Atembeschwerden. Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries kann sich das nicht erklären.
"Wir haben über 100 Anrufe von Bürgern bekommen, die teilweise fünf bis sechs Kilometer vom Kontaminationsgebiet entfernt leben - aus allen Himmelsrichtungen", berichtet er und beteuert: "Wir sind denen allen nachgegangen, fuhren hin, haben gemessen und nix gefunden."
Einmal gar sei das angebliche o-Nitroanisol als ganz profaner Senf identifiziert worden, "der halt irgendwie ausgelaufen war". Dennoch, so verspricht Riese, "werden wir weiterhin jedem Hinweis von außerhalb nachgehen". peh
FLÖRSHEIM. Eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier schildert der Streifen "Wolfsblut", der am heutigen Dienstag um 15 Uhr für Kinder im Flörsheimer Keller aufgeführt wird.
Der Film mit faszinierenden Tier- und Naturaufnahmen ist frei ab sechs Jahren, der Eintritt kostet 2,50 Mark. ubk
Firmen-Telegramm
Michelin schaltet auf Kurzarbeit Der Reifenhersteller Michelin geht in seinen fünf deutschen Werken zu Kurzarbeit über. Als Grund dafür wird der Produktionsrückgang in der Autoindustrie genannt. Betroffen von den Zwangspausen sind 7100 Beschäftigte an den Standorten Karlsruhe, Landau, Hallstadt, Homburg (Saar), Trier und Bad Kreuznach. Rohde & Schwarz kappt 290 Jobs Das Kommunikations- und Meßtechnik-Unternehmen Rohde & Schwarz will 290 seiner momentan weltweit rund 5000 Stellen abbauen. Betroffen davon sind im Inland hauptsächlich Arbeitsplätze im Raum München. Die Firma begründet die Einschnitte mit sich abzeichnenden geringeren Umsätzen. Im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Juni) waren rund um den Globus 967 Millionen Mark (plus zehn Prozent) erlöst worden. Die Perspektiven für 1992/93 hätten sich jedoch stark eingetrübt, so Rohde & Schwarz. Cassella macht Hoechst Freude Der Chemiekonzern Hoechst, der nach dem Unfall im Werk Griesheim und seiner mangelhaften Informationspolitik momentan wenig zu lachen hat, kann sich über seine gut 75prozentige Tochtergesellschaft Cassella freuen. Der Ableger überweist für 1992 eine unveränderte Dividende von 32 Mark je 100-Mark- Aktie. Cassella steigerte den Jahresüberschuß um reichlich ein Fünftel auf 35,7 Millionen Mark.
Zum Tod von Ernst Leuninger, der am 19. Februar im Alter von 78 Jahren starb, haben Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch der Witwe Helene Leuninger ihr Beileid ausgesprochen.
Leuninger hat Frankfurt viele Jahre im Hessischen Landtag vertreten, war Mitglied im Rundfunkrat und lehrte an der Akademie der Arbeit.
In all diesen Funktionen und insbesondere als Direktor der Landesversicherungsanstalt habe sich Leuninger durch sein engagiertes Wirken um die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt verdient gemacht, hieß es in dem Beileidsschreiben. FR
"Das muß einem doch der gesunde Menschenverstand sagen, daß es so nicht geht." Helmut Dübbelde, Referatsleiter für Anlagensicherheit in hessischen Arbeits- und Sozialministerium, kann "eigentlich nicht verstehen", wieso solche "eklatanten Sicherheitsmängel" im Griesheimer Werk der Hoechst AG "nicht erkannt worden sind". Eine "simple elektrische Schaltung im Wert von nicht mal 200 Mark" hätte seiner Ansicht nach den Gift-Ausstoß verhindern können.
Nach Darstellung der Hoechst AG, hatten Beschäftigte es versäumt, ein Rührgerät einzuschalten, so daß in dem fraglichen Kessel eine unkontrollierte chemische Reaktion eintrat. "Standard" wäre gewesen, so Dübbelde, daß der Stoffdosierer, der die Chemikalien in den Kessel beförderte, mit dem Rührgerät gekoppelt werde, so daß sich beide gleichzeitig einschalteten.
Das Fehlen einer solchen Schaltung wäre nach Ansicht Dübbeldes durch die "Risikopotentialstudie" erkannt worden, die das Sozialministerium Hoechst, aber auch den Firmen Merck, Degussa und Casella kostenlos angeboten habe. Diese Studie war vom TÜV-Rheinland ausgearbeitet worden, um Schwachstellen und Gefahrenpunkte in chemischen Großanlagen aufzuspüren. "Die Herren vom Vorstand haben sich das alles sehr interessiert angehört, aber dann gesagt, daß sie doch lieber eine eigene Sicherheitsanalyse machen wollten."
Diese werkseigene Untersuchung von Hoechst brachte dann aber offenbar auch nicht an den Tag, daß das Sicherheitsventil, durch das die Giftwolke ausgetreten war, nicht durch einen Auffangbehälter oder eine vergleichbare Vorrichtung abgesichert war. "Genau das ist aber in der Anlagen-Störfallverordnung vorgeschrieben", sagt Dübbelde. Die Anlage hätte seiner Auffassung nach gegen den Austritt von Chemikalien gesichert sein müssen, wenn die Reaktion nicht ordnungsgemäß verlaufe.
Daß diese Versäumnisse auch von der staatlichen Gewerbeaufsicht in Frankfurt nicht erkannt worden waren, erklärt sich Dübbelde mit "Arbeitsüberlastung" und "sehr oberflächlicher Kontrolle". Die Frankfurter hatten zwar eine grobe "Plausibilitätskontrolle" beim Battelle-Institut angefordert. Aber sie hätten nicht registriert, daß dort über eine "ganze Seite lauter Mängel und Unklarheiten" aufgelistet seien. Die Beamten bei der Gewerbeaufsicht hätten wohl nur die Zusammenfassung des Battelle-Gutachtens gelesen, vermutet Dübbelde. Denn darin habe "seltsamerweise" gestanden, daß die Sicherheitsanalyse der Hoechster "vollständig" sei. mat
In einem Punkt stimme ich Herrn Kondruß (FR/FRA vom 25. 2. 1993 "Verzicht auf die Form, kreative Provokation!") zu. Auch ich verzichte gerne auf solche kreativen Provokationen wie den Artikel von Frau Margolina, wenn sie nicht von vornherein als Debatte angelegt sind.
Die gemeinsame kritische Erwähnung des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein und des Israel-Korrespondenten der taz, Amos Wollin, kann jedoch keine ernst zu nehmende Kritik sein. Herr Augstein, der auch für mein Empfinden u. a. zum deutsch-israelischen Verhältnis Haarsträubendes geschrieben hat, hat als Herausgeber des Spiegel natürlich einen erheblichen Einfluß auf die inhaltliche Berichterstattung dieser Zeitung.
Dagegen hat Herr Wollin als erfahrener Korrespondent in Israel keinen Einfluß auf die Gesamtberichterstattung der taz und nicht einmal auf die Art und Weise, wie seine Beiträge dort redigiert werden.Jörn Böhme, Frankfurt am Main
"Keine Überdramatisierung und auch keine Entwarnung" Sanierungsmaßnahmen von Experten gutgeheißen Von Peter Holle und Richard Meng (Wiesbaden) "Schwach krebsgefährlich" ist der bei der Hoechst AG freigewordene Stoff o-Nitroanisol nach Ansicht namhafter Toxikologen, die zu einer Expertenrunde im Wiesbadener Umweltministerium zusammengekommen sind. Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sagte im Anschluß an die mehr als siebenstündige Sitzung der Experten, diese Einordnung biete keinen Anlaß zur "Überdramatisierung", aber auch keinen zur Entwarnung. Die begonnenen Sanierungsmaßnahmen seien ausdrücklich "für gut befunden" worden und sollten fortgesetzt werden. Evakuierungen seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht nötig. Bei steigenden Temperaturen müßten die Behörden sich "weitere Maßnahmen" aber vorbehalten. An der Expertenrunde hatten unter anderen mehrere Professoren sowie Vertreter von Bundesgesundheitsamt, Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt teilgenommen. O-Nitroanisol ruft laut Fischer nach ihrer "einhelligen" Auffassung erst dann ein erhöhtes Krebsrisiko hervor, wenn es "langfristig" in den Körper aufgenommen wird. Ein erhöhtes Risiko sei selbst bei kurzfristiger Aufnahme hoher Dosen, wie am Rosenmontag bei einigen Personen (ein Passant sowie einige Arbeitnehmer) geschehen, nicht gegeben. Eine "erkennbare Erhöhung des Krebsrisikos" könne auch für die Bewohner der betroffenen Stadtteile nicht angenommen werden - selbst dann nicht, wenn es wärmer werde.
Fischer sagte, die Experten hätten o-Nitroanisol, das 25 Prozent der insgesamt freigewordenen Substanzen ausmache, bei ihrer Bewertung des Risikos als gefährlichsten Stoff zugrunde gelegt. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor ergebe sich noch daraus, daß es über die Gefährlichkeit zweier weiterer freigewordenen Stoffe (Azobenzole und Azoxybenzole - zusammen zwölf Prozent der freigewordenen Substanzen) "keinerlei Erkenntnisse" gebe. Es seien "Reaktionsprodukte, die in chemischen Prozessen normalerweise nicht vorkommen".
Abweichend von den anderen Experten hatte der Kieler Toxikologe Otmar Wassermann am Vormittag in einem Interview mit dem HR von einem "extrem" krebserregenden Stoff o-Nitroanisol gesprochen und die vorübergehende Evakuierung der 102 Kinder aus den verseuchten Wohngebieten gefordert. Laut Fischer ist Wassermann dann vorzeitig abgereist. Der Minister bedauerte, daß er mit ihm nicht habe reden können.
Fischer kündigte an, daß die Entgiftungsmaßnahmen "zügig" fortgesetzt werden sollen. Vor allem wegen der beiden unbekannten Substanzen müsse die Umweltpolitik "sich auf die vorsichtige Seite stellen". Wasser und Luft sollen weiter regelmäßig überprüft werden.
Die Sanierungsarbeiten laufen derweil auf Hochtouren. Nachdem die kontaminierten Freiflächen größtenteils abgetragen wurden, stehe nun die Sanierung von 120 Dächern an, auf denen noch die giftige "zähe feste Creme", so Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries, haftet. Das soll in zwei Etappen geschehen, Männer von Feuerwehr und Hoechst AG haben am Montag im Sauerackerweg mit dem ersten Schritt begonnen. "Ich gebe der Hoechst AG zwei Tage Zeit für diese erste Phase", sagt Ries, "dann will ich das weghaben. Wir müssen auf alle Fälle verhindern, daß irgendwas von dem Zeug ins Grundwasser sickert."
Die Methode: Wasser wird als "künstlicher Regen" mit Feuerwehrschläuchen auf die Firste, Schrägen, Pfannen und Flachdächer gespritzt. Zwei Drittel des o- Nitroanisols werden so ausgeschwemmt und fließen über die Regenrinnen in bereitstehende Auffangtonnen. Und was ist mit dem letzten Drittel? "Das ist nicht wasserlöslich. Da sind wir noch am Experimentieren", räumt Peter Schuster, der Chef der 200 Hoechst-Sanierungskräfte, ein: "Unsere Spezialisten sind dran, eine Methode zu entwickeln." Ries: "Das sollen die auch. Hoechst muß auch mit dem fertigwerden, was nach der ersten Etappe noch drauf ist."
Die Firma verspricht es und gab am Abend in einem anderen Sorge-Punkt Entwarnung. Hoechst-Messungen und Analysen des Fresenius-Instituts hätten übereinstimmend ergeben, daß beim Störfall am Rosenmontag "keine gesundheitsrelevanten Mengen" an Dioxinen und Furanen in Schwanheim entstanden seien. Sowohl im Reaktionsgemisch als auch im "gelben Regen" habe man stets weniger als drei Nanogramm pro Kilo gefunden. Hoechst: "Damit werden die Grenzwerte der neuen, verschärften Dioxinverordnung erheblich unterschritten."
Im übrigen seien jetzt mehr als 97 Prozent der nach dem Chemieunglück "freigewordenen" Substanzen identifiziert, teilte das Unternehmen mit.
Im Feuilleton der FR vom 25. 2. 1993 veröffentlichten Sie ein Interwiew mit Frau Schoenberg-Nono ("Er hatte eine Autorität, die nicht aus der Macht kam"). Was mich an diesem Artikel ziemlich verärgert hat, war die ins Auge springende Darstellung dieser Frau. Es gab nur die beiden Fotos, unterschrieben mit "Der Vater . . ." und "Der Ehemann . . .", von ihr gab es bedauerlicherweise kein Foto.
Ich bin in der Männerarbeit tätig und von daher bemüht, Männer auf typisch männliche Verhaltensweisen aufmerksam zu machen. Eine der unangenehmsten ist, daß Männer Frauen über deren Väter und Ehemänner definieren, wie es in Ihrem Artikel passiert ist.
Ich bin der Ansicht, daß dies Ihrer Zeitung im Jahre 1993 nicht mehr passieren sollte.
Werner Szeimis, Frankfurt am Main
"Russische Experten halten ihre Atomkraftwerke für sicher" heißt es am 25. Februar 1993 in der FR. Sicherlich hät- ten auch deutsche Experten diesen Befund für ihre Nuklearverdampfer bedenkenlos ausgestellt. Aber . . . Atomkraftwerke sind nur so lange sicher, bis die Experten, die jene Behauptung so freizügig verkünden, bei einem GAU (größter anzunehmender Unfall) Verantwortung tragen müßten.
Und wenn Schadensersatzansprüche aus Atom-Unfällen gemäß dem Verursacherprinzip behandelt werden, zerfällt der Tilgungsetat nach einer Halbwertszeit von wenigen Millisekunden.
Fragen Sie 'mal ihren Atomkraftberater nach seiner Deckungssumme, dann werden Sie überrascht feststellen, daß die Pkw's auf den Parkplätzen der Atomkraftwerke besser versichert sind als der strahlende Hausherr.
Bezeichnend ist auch die Situation nach dem jüngsten Chemieunfall der Hoechst AG. Nach der Verschleierungsphase zu Beginn der Emission folgte eine Beschwichtigungspropaganda um die Giftigkeit von o-Nitroanisol. Dabei ist doch das verwandte 2-Nitroanisol (Kenn-Nummer 647) nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift für wassergefährdende Stoffe als wassergefährdend (WKG:2) eingestuft. Ein Blick in die Literatur macht belesen. Nachschlag: Die Angabe 2,5 Tonnen auf 36 Hektar sind immerhin 7 g pro &metresq; (bei einer unterstellten homogenen Verteilung).
Rüdiger Voßberg, Berlin
LOS ANGELES. Trotz dunkler Regenwolken und Winterstürmen scheint dies ein Ausflug ins Paradies zu sein: Orangenhaine säumen den Highway 150, der durch den kalifornischen Künstlerort Ojai führt. Der pinkfarbene Briefkasten mit der Aufschrift "B. Wood" am Straßenrand gehört zu dem auf einer kleinen Anhöhe gelegenen Farmhaus.
Beatrice Wood, eine der bedeutendsten amerikanischen Keramikkünstlerinnen, lebt hier. Am 3. März feiert sie ihren 100. Geburtstag. Sie gehörte zur ersten Avantgarde-Bewegung in den USA, die vor achtzig Jahren mit provokanter Dada- Kunst das New Yorker Establishment schockte. Erst mit 37 entdeckte die in San Francisco geborene Künstlerin ihre Leidenschaft für die Keramikkunst.
In den meisten ihrer Arbeiten geht es um die Beziehung zwischen Mann und Frau: um Liebe und Erotik, Untreue, Verlassensein. Viele ihrer Werke nähern sich dem "großen Geheimnis der Tränen und des Glücklichseins" mit Humor. Ihre Vorliebe für indische und präkolumbianische Volkskunst ist vor allem in den Tonfiguren zu erkennnen, die sie selbst als "anspruchsvoll naiv" bezeichnet.
Sie sei in einem strengen Elternhaus unter einer überängstlichen Mutter aufgewachsen. Mit neun Jahren habe für sie festgestanden, daß sie irgendwann von zu Hause fortlaufen werde. "Ich hatte dieses rebellische Gefühl in mir, ich wollte frei sein!" Der erste Ausbruchsversuch erfolgte mit neunzehn und führte nach Paris. Beatrice wollte zeichnen, als Bohemien unter Künstlern leben. Statt dessen studierte sie an der Comedie Française, die nach ihrem Geschmack nur einen Fehler hatte: "Sie war zu traditionell."
Der Ausbruch des Erste Weltkrieges beendete das unvollkommene Abenteuer. Beatrice kehrt nach New York zurück und spielt in der French Repertory Company in den folgenden zwei Jahren Theater. 1916 traf sie den Maler Marcel Duchamp, der mit seinem Werk "Nude descending a staircase" gerade die Kunstwelt in Aufregung versetzt hatte.
Duchamp machte sie mit seinem engen Freund, dem französischen Diplomaten und Autor Henri-Pierre Roché, bekannt. Zwischen den Dreien entwickelte sich "eine wundervolle Freundschaft" - eine "amour à trois", die Roché zu der in den sechziger Jahren von François Truffaut verfilmten Novelle "Jules et Jim" inspirierte. Daß sie nicht die einzige Frau ist, die sich in der von Jeanne Moreau dargestellten Titelheldin wiedererkennt, stört Beatrice nicht. Sie habe mit Duchamp und Roché "außergewöhnliche Abenteuer" erlebt, das allein sei wichtig.
Beide Männer unterstützten ihre künstlerischen Ambitionen. Duchamp stellte ihr sein Studio zum Zeichnen zur Verfügung. Die Abende verbrachte sie im Apartment der Kunstsammler Louise und Walter Arensberg, dem damaligen Treffpunkt moderner Künstler und Literaten. Sie lernt unter anderem Francis Picabia, George Bellow und Joseph Stella kennen und wurde bald selbst ein Mitglied der New Yorker Dada-Bewegung.
Ihre Zeichnungen erschienen in "The Blindman", der ersten amerikanischen Avantgarde-Zeitschrift, die sie zusammen mit Duchamp herausgab und eigenhändig verteilte. "Wir glaubten, die Welt retten zu müssen." 1916 gelang ihr sogar ein kleiner Kunstskandal. In der ersten Ausstellung der Gesellschaft unabhängiger Künstler im Grand Central Palace wurde eines ihrer Werke gezeigt: die Zeichnung eines nackten Frauenkörpers; auf das Schamhaar hat sie ein echtes muschelförmiges Stück Seife geklebt.
Der "vergnüglichen und intellektuell herausfordernden Zeit" in der New Yorker Dada-Bewegung folgten Jahre, in denen sie unter finanziellen Sorgen, schlechten Gelegenheitsjobs und einem gebrochenenm Herzen litt. "Alle meine wunderbaren Liebesbeziehungen endeten mit einem gebrochenen Herzen". 1928 zog sie nach Los Angeles.
Eigentlich habe sie nur eine Teekanne herstellen wollen und deswegen einen Keramikkurs an der Hollywood Highschool belegt. Die Teekanne sei mißlungen - statt dessen habe sie ein paar Figuren geformt, die sich sogar verkaufen ließen. In den folgenden Jahren zeigten ihr bekannte Keramikkünstler wie Glen Lukens, Gertrud und Otto Natzler, Otti und Viveka Heino den Weg vom Handwerk zur Kunst. 1940 waren Beatrice Woods Keramikarbeiten im Metropolitan Museum of Art in New York zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen.
1948 verließ sie Los Angeles. Sie zog nach Ojai, in die Nähe der "Happy Valley Foundation", einer von dem indischen Philosophen Krishnamurti, Anni Besant, Aldous Huxley und Rosalind Rajagopal gegründeten alternativen Schule. In dem etwa 120 Kilometer nördlich von Los Angeles gelegenen Ort entwickelte sie ihre berühmten Glasuren. Die "Happy Valley Foundation", zu der sie enge Beziehungen unterhielt, gab ihrem Leben indessen "eine ganz neue Wende". Sie lernte von ihren neuen Freunden vor allem eines: "Menschen sind wichtiger als Kunst."
CHRISTA PIOTROWSKI
(Ausstellung zum 100. Geburtstag, in der Gallerie Berndt, Köln, Albertusstr. 9-11).
doe FRANKFURT A. M. Auch in Deutschlands Werbeagenturen wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Gleichwohl können die Kreativschmieden über die Rezession bislang kaum klagen. Es klinge "fast unglaubwürdig", wenn er von einem zweistelligen Wachstum im vorigen Jahr berichte, entschuldigt sich Georg Baums, der Präsident des Gesamtverbandes Werbeagenturen (GWA), geradezu. In der laufenden Periode dürften die Reklamefirmen nach seiner Einschätzung ihre Einnahmen immerhin noch um drei bis vier Prozent steigern können: "Wenn es gut ausgeht, könnten auch vier bis fünf Prozent herausspringen."
Rückenwind spüren die 162 GWA-Mitgliedsfirmen mit mehr als 10 000 Beschäftigten, die 1992 ein Werbevolumen von 13,4 Milliarden Mark (plus 10,5 Prozent) betreuten, bislang vor allem durch die Erschließung des ostdeutschen Marktes, den Boom der Fernsehreklame und den schärferen internationalen Wettbewerb, dem ihre Kunden ausgesetzt sind. Die ersten beiden Faktoren dürften sich, so Baums, im laufenden Jahr etwas beruhigen. Hingegen hat die Konjunkturkrise bislang weit weniger auf das Geschäft der Anzeigen- und TV-Spot-Macher durchgeschlagen als die wirtschaftlichen Einbrüche in den siebziger Jahren.
Die werbetreibende Wirtschaft, glaubt GWA-Geschäftsführer Dieter Schweickhardt, habe ihre Lektion gelernt und wisse, daß gerade in schwierigen Zeiten gegengesteuert werden müsse. So erwarte man keine Etatkürzungen bei der Konsumgüterindustrie, dem Handel sowie bei Banken und Versicherungen. Allerdings habe die Autobranche ihre Aufwendungen nach den Boomjahren 1990/91 wieder "normalisiert".
Weiter angespannt ist nach Darstellung von Georg Baums die Ertragslage der Reklamemacher. Seit längerem schon klagt die Branche über einen wachsenden Druck der Auftraggeber auf die Margen. Baums beziffert die durchschnittliche Vorsteuerrendite auf zwei Prozent des betreuten Volumens (Billings). Hierbei handelt es sich jedoch größtenteils um einen durchlaufenden Posten. Bezieht man den Gewinn auf die direkten Agentur-Erlöse (Gross Income), dann beträgt die Quote 13 Prozent. Sparmöglichkeiten bei eventuellen Etatkürzungen sieht Baums alleine beim Personal: In einem solchen Fall müßten die Arbeitsplätze "verringert" werden.
Bei den großen Agenturen ist davon bislang allerdings wenig zu spüren. Mit Ausnahme von Young & Rubicam, die 30 Jobs strich, stellten die Top Five 1992 zusätzliche Leute ein. Unverändert rangierte die Düsseldorfer Agentur BBDO mit 691 Köpfen und (durch Zukäufe) um 15,2 Prozent auf 895 Millionen Mark gesteigerten Billings an der Branchenspitze. Daß ausgerechnet der Marktführer seit 1991 dem GWA nicht mehr angehört, scheint Baums doch zu wurmen. Die Persil-Werber, meint er, müßten sich fragen, wie lange sie noch den "gemeinsamen Interessen" fernbleiben wollten.
Der 1991 vom Thron gestürzte Hamburger Reklameriese Lintas, der unter anderem die neuen Postleitzahlen anpreist, landete trotz guter Geschäfte (plus 15,4 Prozent auf 834 Millionen Mark) im vergangenen Jahr erneut auf dem zweiten Platz. Deutliche Verschiebungen weisen die weiteren Ränge auf: Mit 711 Millionen Mark Billings (plus 15,1 Prozent) verdrängte die Düsseldorfer Grey-Gruppe die Frankfurter Young & Rubicam vom Bronze-Treppchen. Noch herber dürfte die Truppe vom Eschenheimer Turm (nur plus 1,1 Prozent auf 635 Millionen) getroffen haben, daß sie auch den Lokalkonkurrenten McCann-Erickson vorbeiziehen lassen mußte. Die Westendler konnten nach dem schwachen Vorjahr zuletzt trotz Personalquerelen um 14,8 Prozent auf 687 Millionen zulegen und den vierten Platz zurückerobern.
Werke von Mendelssohn-Bartholdy und Enescu erklingen am kommenden Sonntag, 7. März, 16 Uhr, in der evangelischen Wartburgkirche, Hartmann-Ibach- Straße 108 (Nordend). ks/09
Eine Krabbelstube gibt es ab sofort für Kinder, deren Eltern die Gottesdienste der evangelischen Epiphaniaskirche, Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße, besuchen. Nähere Informationen erteilt die Gemeinde unter Tel. 5 97 02 66. ks/09
Bunte Dias zu Leo Lionnis Buch "Matthias und sein Traum" können Kindern ab fünf am Mittwoch, 10. März, 15 Uhr herstellen. Die Stadtteilbücherei Seckbach, Arolser Straße 11, bittet um vorherige Anmeldung: Unter Tel. 47 38 05. ks/09
Für Kinder ab fünf Jahren spielt am Freitag, 5. März, um 15 Uhr, das Theater "Maskara", im Kinderhaus Innenstadt, Battonnstraße 4-8 sein Stück "Zottelhaube". Weitere Informationen gibt es unter Tel. 2 12 367 60 ks/09
Die evangelische Luthergemeinde im Nordend feiert am Palmsonntag, 4. April, Goldene und Diamantene Konfirmation. Wer vor 50 oder 60 Jahren in der Lutherkirche konfirmiert wurde und an der Feier teilnehmen möchte, wird gebeten, im Gemeindeamt (Tel. 43 43 52) oder im Pfarramt (Tel. 43 44 32) anzurufen. ks/09
Vielleicht kapiert es Ihre Redaktion endlich, daß wir keine "Seniorenpartei", sondern für Alt und Jung gemeinsam sind (FR vom 22. 2. 1993 "Finanzgebaren der Seniorenpartei ,Die Grauen&rquote; im Zwielicht").
Nach den Urteilen des Bundesverfassungsgerichts ist die Spendenpraxis der "Grauen" korrekt.
Daß wir 30 Prozent aus der Wahlkostenerstattung an den Senioren-Schutz- Bund "Graue Panther" abführen, findet weitaus die Mehrheit bei uns in Ordnung. Würde z. B. die SPD den gleichen Satz an die AWO abführen, müßten deren Heimplatzkosten nicht in solch schwindelerregenden Höhen liegen.
Die zweimalige Formulierung "keine mehr" in Zusammenhang mit Mitgliederzahlen soll wohl den Anschein erwecken, die Mitgliederzahlen seien rückläufig. Das Gegenteil ist der Fall. Während bei den anderen Nichtextremen die Mitglieder scharenweise austreten, haben wir, nach den mir vorliegenden Zahlen, im "Ländle" praktisch täglich Neueintritte - berechtigt.
Daß Bundesvorstandsmitglieder während des Wahlkampfes in Baden-Württemberg und wohl genauso in anderen Bundesländern Tage mit 15 und mehr Arbeitsstunden zusammenbrachten, kann ich bezeugen, standen sie doch mit uns bei jedem Wetter gemeinsam an den Infoständen. Wenn irgendwo ein Landesvorstandsmitglied wirklich nur eine Stunde täglich tätig ist, kann sich dort kein Erfolg einstellen. Aber Flaschen gibt es bekanntlich überall.
Von wegen "Gefälligkeitsbescheinigungen". Bei uns wird gearbeitet. Nur wird allzuoft vergessen, diese "geldwerte Leistung" auch als "Spende" an den Schatzmeister weiterzuleiten. "Tue Gutes und schreibe es auf" hat sich in unserem Denken noch nicht festgesetzt.
Erich R. Waldner, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes Ludwigsburg Die Grauen, initiiert vom SSB-"Graue Panther"
OBERURSEL. In der Reihe "Movies for Youngsters" läuft im Jugendcafé am Freitag, 5. März, 16 Uhr, der Film "Der mit dem Wolf tanzt". Kevin Costner begegnet als Soldat am Vorposten Sioux-Indianern.
KRONBERG. In der Filmreihe "Korruption" (VHS und Kronberger Lichtspiele), läuft am Donnerstag, 11. März , 20.15 Uhr, "Bob Roberts" - die Geschichte eines Folk-Sängers, der für einen Sitz im Senat kandidiert und durch ein von ihm selbst inszeniertes Attentat auf sich zum Märtyrer der neuen Rechten wird. s
HAMBURG. Der im 19. Jahrhundert einsetzende Streit um die Bewertung des Kunstanspruchs der Fotografie ist lange schon entschieden. Würde auch heute niemand der Fotografie prinzipiell ihren Kunstcharakter absprechen, so ist sie doch zur Magd eines neuen Realismus geworden, das letzte Refugium einer Abbildtheorie der Wahrheit.
Die praktische Verwertbarkeit hat über die eigentliche Funktion des Mediums entschieden. Vom Schnappschuß bis zum Paßfoto, von der Fotodokumentation zur Reportage, die Fotografie gilt als universaler Maßstab der Reproduktion der dinglichen und wiedererkennbaren Wirklichkeit. Das Foto ist die bildnerische Gebrauchsform des 20. Jahrhunderts.
Offensichtlich kommt auch die Malerei um diese Tatsache nicht herum: Sowohl die frühen Arbeiten von Gerhard Richter als auch die Bewegung des Foto- oder Hyperrealismus stehen - wie ironisch auch immer - im Banne der Fotografie. Noch die übermalten Fotos von Arnulf Rainer setzen trotz ihrer Überwindungsgeste gegenüber der fotografisch reproduzierten Wirklichkeit diese doch zumindest voraus.
Im Gegensatz zu den genannten Beispielen problematisieren Axel Hüttes Landschaftsfotografien das Verhältnis von gemalter und fotografierter Wirklichkeit nicht auf den ersten Blick. Den Vergleich mit dem Tafelbild provozieren sie allerdings schon durch die überdimensionalen Bildformate: jedes der Bilder mißt in Höhe oder Breite annähernd zwei Meter, eine Größe, die die gängige Vorstellung von Fotografie bei weitem übertrifft. Stative und extreme Negativformate sind nötig, um bei den genannten Bildmaßen eine hohe fotografische Auflösung zu gewährleisten. Ein solcher Aufwand in der Produktion entfernt die Bilder darüber hinaus von der Idee der Fotografie als einer spontanen Momentaufnahme.
Die Fotografie des 19. Jahrhunderts mußte ihre medialen Möglichkeiten verleugnen, um die höheren Weihen erhalten zu können. Damit sie als Kunst anerkannt wurde, "verhuschte" sie die Landschaft zum impressionistischen oder doch zumindest malerischen Eindruck: Legitimation durch Unschärfe.
Genau das Gegenteil leisten die Arbeiten Axel Hüttes. Einerseits bleiben sie in der Überschärfe des Bildvordergrunds Fotos, andererseits orientieren sie sich doch gleichzeitig in Auswahl und Arrangement des Motivs am gemalten Bild. Die großformatigen Arbeiten zeigen durchweg italienische Landschaften, Landschaften jedoch einer kulturell überformten Region: der Toscana. Traditionsgesättigter hätte der Gegenstand nicht gewählt werden können, und Bildtitel wie "San Miniato" lassen den Betrachter die Kunst der Renaissance und das kunsttheoretische Problem der Komposition assoziieren.
Aber zwischen einer solchen Assoziation und dem sichtbaren Foto entstehen Reibungen: Keines der Architekturmotive etwa wird zum Selbstzweck, nicht die historische Fassade, die Schauseite eines Gebäudes sind von Interesse, sondern die Gegenüberstellung von Architektur und Landschaft. Immer wieder werden die Landschaften durch die Architektur gerahmt und somit rigoros der kompositionellen Absicht untergeordnet. Dennoch entstehen keine Ideallandschaften. Und ist auch die Wirkung des zum Sfumato werdenden Hintergrunds durchaus als malerisch zu beschreiben, so ist doch das Verbindende aller Fotografien die stark geometrisch ausgerichtete Komposition. Es sind die Gebäude - zum größten Teil schlichte Nutzbauten -, die die folgende Landschaft perspektivieren, so als wäre die Schönheit der Natur, ja überhaupt ihr Erscheinen nur um den Preis der Kultur zu erfahren. Ohne jede Verklärung, lakonisch wird dieser Kontrast inszeniert.
Wie anders als traditionalistisch könnte man diese Betonung der Komposition als individueller Bildfindung und Begründung der Bildautonomie verstehen? Denn in scheinbar naiver Weise beansprucht jedes Bild trot seiner prinzipiellen Reproduzierbarkeit eine Ganzheit, im emphatischen Sinne ein Werk zu sein. Keine der fotografischen Kompositionen läßt sich durch additive oder serielle Schemata begreifen, sondern jedoch stellt eine individuelle Lösung dar: Eine Antwort, die ihre Frage zuallererst entstehen läßt.
Dieser Bild gewordene Widerspruch zwischen Werk und Reproduktion, malerischem Eindruck und gestochen scharfer Fotografie machen den Reiz dieser Arbeiten aus. Sie erscheinen wirklich und unwirklich zugleich. Sichtbar, aber unerreichbar ist diese Welt. Ästhetisch verdichtet, aber menschenleer und fremd.
Eine Frage stellt sich dennoch. Würden diese Fotos den gleichen ästhetischen Eindruck vermitteln, wenn sie erheblich kleiner wären? In jedem Fall kennt man den umgekehrten Effekt, Reproduktionen von Gemälden, die noch in winzigen Abbildungen monumental erscheinen und dadurch - wenn dies überhaupt möglich ist - das Pathos der Komposition begründen. Zumindest in diesem Punkt scheint die Malerei die Fotografie wieder einzuholen. Bleibt also bei einer vorgeblichen Inszenierung des Fotos zum Gemälde? Dies will überprüft sein.
JÜRGEN MÜLLER
(Die Ausstellung ist vom 12. 2. bis 28. 3. geöffnet. Der Katalog kostet 30 DM)
Zu Peter Sichrovskys Leserbrief (FR/ FRA vom 27. 2. 1993 "Herr Rothschild hat mich in meiner Kritik bestätigt"):
Ein Leserbrief, den ich an "Profil" schrieb, wurde nicht veröffentlicht.
Elfriede Jelinek hat bei mir keine Antwort bestellt. Ich hatte mit ihr seit Sichrovskys Brief im "Profil" weder schriftlich noch mündlich Kontakt. Indem Sichrovsky vorgibt, von einer Bestellung zu wissen, die nie stattfand, versucht er einmal mehr über seine Unfähigkeit zur Recherche hinwegzutäuschen. Dazu paßt es, daß er regelmäßig aus Elfriede Jelinek eine Jellinek macht.
Das Buch von Peter Sichrovskys Vater Harry, den ich, anders als seinen Sohn, stets schätzte, erschien Jahre nach Peter Sichrovskys Leserbrief über seine Vorfahren. Auf diesen bezog sich meine Bemerkung. Ich hoffe, Peter Sichrovsky hat zu seinem Vater ein engeres Verhältnis als ich zu Bankskandalen und Rotwein. Ich bin mit keinem der Rothschilds verwandt, auf die Sichrovsky mit einem Hintergedanken, den auszusprechen ich zögere, verweist.
Daß Peter Sichrovsky mit mir nichts gemeinsam hat, möchte ich doch sehr hoffen. Ich denke, auch Elfriede Jelinek wird gut damit leben können, daß ihn wenig mit ihr verbindet.
Thoms Rothschild, Frankfurt am Main
Wie sich die Bilder - trotz unterschiedlicher Staatsform - ähneln: Der Münchener Gauleiter Gießler forderte 1943 Studentinnen der Münchener Universität auf, sie sollten sich nicht an der Uni herumdrücken, sondern dem Führer Kinder schenken (Professorin Gerda Freise im Göttinger Tageblatt vom 24. 2. 1993).
Bundesfamilienministerin Rönsch (CDU) sagte 1993: "Es ist wichtig, Eltern in ihrem Kinderwunsch zu unterstützen. Schließlich braucht der Verteidigungsminister auch genügend junge Soldaten, um eine wehrtüchtige Armee aufrechterhalten zu können" (FR vom 11. 2. 1993)
Auch ohne diese Parallele: Wo bleibt die Entlassung von Frau Rönsch?
Doris Herrmann, Gleichen
Ernst Elitz, trotz SPD-Parteibuch, beteiligt sich treuherzig an der Medienkampagne gegen seinen Parteifreund (FR vom 18. 2. 1993 ",Panorama' im Schummerlicht").
Wer nimmt ihm ab, daß er in seinem Tagesthemen-Kommentar nur die hehre Monstranz des deutschen Journalismus zu Markte tragen wollte? Nein, er nutzte seine "Macht", Oskar Lafontaine eine deftige Ohrfeige zu verpassen. So ist das unter Parteifreunden.
Helmut Lölhöffel stimme ich zu, daß es "Panorama" nicht um den Saarländer, sondern um Lütgert und Haberbusch gegangen ist, eine Art Profilneurose also. Und da kam der in Bedrängnis geratene SPD-Vize gerade recht. Es ist das Schicksal von führenden Politikern, mit so etwas leben zu müssen, auch mit einem wie Ernst Elitz.
Warum kümmern sich die Herren eigentlich nicht mal intensiv um unsere bayerischen "Amigos"? Da gäbe es "Rotlichtfutter" en masse.
Karl Schirmer, Ainring
HAMBURG. Die Frage drängt sich auf: Wächst dem deutschen Theater in Klaus Pohl ein zweiter Rolf Hochhuth heran? Nach dem Besuch von zweimal "Wessis in Weimar" (einmal in Berlin/Ost, chorisch-abstrakt, und einmal in Hamburg/ West, individuell-realistisch) kennt man die Technik des Autors zum Überdruß: Personen zu seinem Sprachrohr zu machen, ohne ihnen die geringste Eigenexistenz zu gewähren. Und siehe da: die gleiche Technik begegnet in "Die schöne Fremde" kaum weniger kompakt.
Beide Autoren, im Alter etwa zwanzig Jahre auseinander, drängt es zu Problemen der deutschen Gegenwart (was sie ehrt), aber auch zu einer unbedenklichen Kompilation von Beweisen, einer radikalen Nonchalance gegenüber den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit, grober Nachlässigkeit im Umgang mit Realitäten. Menschen sind ihre Figuren nicht, nur Marionetten an den Fäden ihrer Meinungswut. Die Absicht ist ehrenwert, Skandalöses aufzudecken, Kritik zu üben an den Mißständen der Gesellschaft. Aber wie schlecht darf ein Theaterstück sein, um seine gute Absicht noch zu rechtfertigen?
Gute Absicht zweifellos bewegte Jürgen Flimm, angesichts massiver Ausschreitungen gegen Ausländer ein Stück über Fremdenhaß ins Programm zu nehmen; ausdrücklich verzichtete er für Klaus Pohls "Die schöne Fremde" auf ein anderes Projekt. Der Intendant des Hamburger Thalia-Theaters hat sich nie gescheut, politisch Stellung zu beziehen, hat erst jüngst mit einer großen Veranstaltung "Wider das Vergessen" ein theatralisches Mahnmal gesetzt.
Pohls Stück über eine Ausländerin, die es nach Bebra verschlägt, dort Zeugin eines Mordes an einem Polen und selbst Opfer sexueller Gewalt wird, wurde vor zwei Jahren in Recklinghausen bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt und erntete miserable Kritiken. Die jetzt publizierte "Hamburger Fassung" macht es kaum besser, wenngleich einiges geglättet und ausgedünnt, manche Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung abgemildert wurden. Flimm bemüht sich um realistische Grundierung, Rolf Glittenberg als Bühnenbildner steht ihm zur Seite. Statt abstrahierender, zeichensetzender Szenenkompositionen wie sonst von ihm zu sehen, entwarf Glittenberg diesmal Räume, die sich am Geschmack des deutschen Spießers orientieren. Anfangs ein riesiger, dunkler Speisesaal, unter gebündelten Neonröhren hängt ein Adventskranz, Bilder von deutschen Schäferhunden an den Wänden; später ein Hotelzimmer mit geblümter Tapete, kaum findet der Gast Platz zwischen den vielfach zusammengewürfelten Möbeln.
Erster Akt: Mampfen der weihnachtlichen Gans. Aus der Gastwirtsfrau vermag Hildegard Schmahl fast eine glaubwürdige Person zu machen, ängstlich und selbstgerecht. Die Bürger (Justus von Dohnány, Jörg Holm) sind bieder, böse und besoffen, der Mord an dem Polen passiert fast beiläufig. Hier hinein gerät "die schöne Fremde", Dorothée Reinoss als ein elegantes Mannequin, eine Farbige, keine Jüdin, wie Pohl in der ursprünglichen Fassung andeutete. Die Schauspielerin aus Rostock, an der Ernst- Busch-Schule in Berlin (Ost) ausgebildet, überzeugt in ihrer anfänglichen Ahnungslosigkeit, auch in ihrer Empörung und Angst. Ihr gelingt aber nicht die radikale Wende der Figur von der Unterdrückten zur Rächerin, die Mensch und Tier aufeinander hetzt.
Aber wie sollte sie diese Wandlung auch begründen, wenn der Autor ihr in der läppischen, unlogischen Kopenhagener Hochzeitsszene (da soll der Zuschauer glauben, wenn getanzt und gefeiert wird, sei die Trauung noch nicht vollzogen) nur Plattitüden schreibt. Ebensowenig überzeugt Hans Kremer als Mörder und Fast-Vergewaltiger, weder zeigt er einen brutalen Gewalttäter noch einen fast irren Fanatiker, er wirkt nur irgendwie verbiestert und starrt so vor sich hin, aber sein Hund, der kann bellen!
Die Inszenierung endet weder mit dem Massaker der ursprünglichen Version noch mit dem vagen Schluß der "Hamburger Fassung", die das Schicksal der schönen Fremden offenhält. Flimm läßt die Frau vielmehr als Siegerin abgehen; wenn alle aufeinander wüten, verläßt sie unbemerkt die Szene. Doch auch seine sorgsame Inszenierung vermag das Stück nicht zu retten. MECHTHILD LANGE
Als einer der Referenten beim Kongreß der Akademie der Künste "Solidarität in der Krise" wurde ich (FR vom 20. 2. 1993 "Die Zukunft als Schrumpfkopf") von der Tagungsorganisatorin als Beweis dafür in Anspruch genommen, daß es sich bei der Tagung nicht um eine unter dem Feigenblatt der Wissenschaft vom Magistrat finanzierte Wahlveranstaltung handele, wie die CDU mutmaßte.
Ich weiß natürlich nicht, auf welche Weise welche Wähler welche Wahlentscheidung fällen, habe aber gewissen Zweifel, ob dies im Rahmen von Akademie-Tagungen in größerem Umfang passiert.
Warum hatte ich zur Tagung zugesagt? Weil die Sicht von Unternehmern und ihrer Organisationen darzustellen, meiner Meinung nach immer und überall genutzt werden sollte.
Für die Debatte freilich darüber, ob eine Akademie der Wissenschaft in Frankfurt sein muß, habe ich Verständnis. Zum einen zeigt das Beispiel der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 (WIPOG), wie ehrenamtlich geführte "Gesprächsakademien" aufblühen können. Die vom geschäftsführenden Vorsitzenden, Dr. Harti Schwarz, auf die Beine gestellten Veranstaltungen, erstrangig besetzt, erfreuen sich seit Jahren großer Zuhörerschaft. Zum anderen hat man doch die renommierten Römerberg-Gespräche, die man freilich für das normale Publikum sehr viel bekannter machen könnte. Ein etwas weniger arrogantes Getue in der Durchführung - und man hat die Gesprächsakademie der Stadt, die angeblich fehlt.
Dr. Henning von Vieregge (Vereinigung der Hessischen Unter- nehmerverbände), Frankfurt am Main
"Ich bleibe Demokrat und Sozialist" Der Brief, den der Bildungspolitiker und Schulreformer Carl-Heinz Evers zum Austritt aus der SPD schrieb
Lieber Burkhard,
formal bist Du, als mein Ortsvereinsvorsitzender, der richtige Adressat dieses Briefes, inhaltlich nicht.
Kürzlich las ich in der Tagespresse das Bedauern eines Mitglieds des Parteivorstandes, daß bei den derzeitig vielen SPD-Austritten etliche Mitglieder nicht einmal den Grund oder die Gründe mitteilen. Deshalb wird dieser Brief ausführlich. Ich schreibe den Brief im 48sten Jahr nach meinem SPD-Beitritt im November 1945 in der sowjetischen Besatzungszone. Bald darauf mußte ich meine in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft stark lädierte Gesundheit kurieren, in ländlicher Umgebung. Nach Genesung teilte mir der Ortsvereinsvorsitzende, ein alter Sozialdemokrat, mit, er führe mich weiterhin als Mitglied in der nun fusionierten Partei. Er beschwor mich dabeizubleiben, um sozialdemokratische Mehrheiten zu sichern. Als Student der Universität Halle/Saale ab Herbst 46 merkte ich dann sehr bald, wer in der Einheitspartei das Sagen hatte. Die Führung der Partei, in der die Zahl der Sozialdemokraten rasch abnahm, hatte "immer recht". So trat ich im Spätsommer 1947 in Halle/S. aus. Daß ich aus der Bekennenden Kirche kam und der Evang. Studentengemeinde Halle angehörte, erleichterte diesen gefährlichen Schritt. Aber 1949 war mein "Konto" bei den Staatsorganen der gerade gegründeten DDR so überzogen, daß ich nach West-Berlin flüchten mußte. Nach einer Orientierungsphase und nachdem die SPD die hiesigen Wahlen verloren hatte, trat ich 1951 erneut der SPD bei.
Nun will ich nicht alle meine SPD-Aktivitäten - in der Bildungspolitik und darüber hinaus - aufzählen, sondern auf einige lebensgeschichtlich wichtige Ereignisse hinweisen, die die Substanz dieses Briefes erklären.
1961/63 habe ich die Konsequenzen begriffen, die Egon Bahr und Heinrich Albertz aus der politischen Situation in und um Berlin zogen; Willy Brandt war von Anfang an dabei, auch wenn er sich zunächst taktisch bedeckt hielt. Ich habe diese "Politik der kleinen Schritte", des "Wandels durch Annäherung" unterstützt und nach außen vertreten, gerade auf dem Hintergrund meiner oben angedeuteten politischen Biographie. Das tat damals nur eine kleine Minderheit in der Westberliner SPD. Ich bin auch heute noch überzeugt, daß diese Politik zu den Veränderungen in Osteuropa und Ostdeutschland beigetragen hat ebenso wie die Arbeiten Erhard Epplers und anderer zu einer zivilen Streitkultur. Und ich habe mich geschämt, wie Teile der SPD diese Politik nach dem Herbst 1989 verstekken oder vergessen machen wollten.
Allerdings hielt ich - wie Günter Grass - Art und Tempo des Vereinigungsprozesses schon 1989/90 für verfehlt, ohne das, angesichts meines sehr schlechten Gesundheitszustandes, öffentlich ausdauernd deutlich machen zu können, wie in den 70ern und 80ern etwa meine Opposition gegen Berufsverbote oder in der Friedensbewegung gegen die Raketenpolitik. Daß die SPD sich 1990 darauf einließ, der Vereinigung nach Artikel 23 statt nach Artikel 146 des Grundgesetzes zuzustimmen - dafür bekommt sie jetzt in der Verfassungskommission aus Bundestag und Bundesrat die Quittung: Nichts ist zu erreichen, was nicht vor der Grundgesetzänderung niet- und nagelfest verankert ist. Die Konservativen haben doch keinerlei Interesse am "mehr Demokratie wagen". (Und die politischen und ökonomischen Folgen dieser "Sturzgeburt" sind ja täglich greifbar.)
Trotz dieser Erfahrungen sind SPD- Führung und -Bundestagsfraktion mehrheitlich in bezug auf den Art. 16 GG substanzändernd von den Beschlüssen des Sonderparteitages im November 1992 abgewichen. Hinter der Fassade des Satzes "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" wird ein Kernbestand des Grundgesetzes völlig zurückgenommen. Wie sollen überhaupt noch politisch Verfolgte nach Deutschland kommen können - per Fallschirm oder schwimmend an die ostfriesische Wattenmeerküste?
Begleitgesetze und -regelungen blieben draußen vor oder vage: keinerlei Abkehr von der Ideologie des "deutschen Blutes" bei der Staatsbürgerschaft; kein Einbürgerungs- und Einwanderungsgesetz vor der GG-Änderung; keine verstärkte Hilfe für die Herkunftsländer der Flüchtlinge, als hätte es die Arbeiten der Nord-Süd- Kommission unter Willy Brandts Vorsitz nie gegeben; anmaßende Zumutungen gegenüber unseren polnischen und tschechischen Nachbarn, als hätten die nicht schon genug unter Deutschland gelitten.
Und innerparteilich: Da mühen sich im Herbst 92 SPD-Organisationsteile nachhaltig, die Petersberger Vorschläge der Parteiführung grundsätzlich zu korrigieren; das gelingt sogar weitgehend auf dem Sonderparteitag im November 92. Aber schon hier erklärt der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, es gäbe kein "imperatives Mandat". Das ist formal richtig. Aber wie steht es dann mit der Motivation der Mitglieder, Beiträge zu bezahlen, zu spenden oder in Wahlkämpfen Lackbildchen zu verteilen für eine Politik, auf die sie keinerlei Einfluß haben? Der Berliner SPD-Landesvorsitzende hat kürzlich angeregt, Mitgliederbefragungen einzuführen. Wozu eigentlich, wenn die Vorsitzenden der Partei und der Bundestagsfraktion schon mit Parteitagsbeschlüssen so willkürlich umgehen wie in der Vereinbarung mit CDU/ CSU und FDP im sogenannten Asyl"Kompromiß"? Die SPD hat bisher auch keine ernsthafte Anstrengung unternommen, die konservative Frage nach "Deutschlands Weltgeltung" von der verengenden Fixierung auf Bundeswehreinsätze in aller Welt im Sinne einer weltweiten Sozialpolitik umzudrehen. Das wäre der richtige Ansatz, nachdem in diesem Jahrhundert von Deutschland zwei Weltkriege mit unsäglichem Leid und unzähligen Toten ausgingen. Die SPD-Führung thematisiert nicht einmal die Interessen der Rüstungsindustrie, die hinter dem Ruf nach Kampfeinsätzen der Bundeswehr in aller Welt stehen. Dazu der Politikversuch Gerhard Schröders mit den Kriegsschiffen für Taiwan . . .
Einen Teil dieser Kritik wollte ich im Januar 93 brieflich mit der Stellvertretenden Partei- und Fraktionsvorsitzenden diskutieren. Aber sie reagierte eher pikiert und mit der Formel "Gerade Du als alter Sozialdemokrat müßtest wissen . . ." - wirklich eine ähnlich "überzeugende" wie selbstgefällige Antwort wie die von "Wissenden": "Was, das fragst Du noch?" auf neugierige Fragen von Menschen, die sich zu fragen trauten - 1946/47 in Halle/Saale. Seither bin ich gegenüber einer solchen Floskel besonders empfindlich.
In meinem Briefwechsel mit Herta Däubler-Gmelin hatte ich eingeräumt, daß mein emotionales Verhältnis zur Berliner SPD durch einen unglaublichen Vorgang beeinträchtigt sei: 1970 war ich als Berliner Schulsenator zurückgetreten und wenige Wochen später in den SPD- Parteivorstand gewählt worden. 1990 erfuhr ich durch Akteneinsicht, daß ich seit 1970 vom hiesigen Verfassungsschutz observiert wurde, ohne daß es irgendeinen "Anfangsverdacht" oder irgendeine aktenkundige Begründung gab. Die "gravierendste" Eintragung - bei einem halben Dutzend ohnehin offenkundiger Inhalte - war die, daß ich 1986 als Präsident der Berliner Sektion der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille an Erich Fried übergeben hatte! Der 1970 verantwortliche Innensenator war damals zugleich Stellvertretender SPD-Landesvorsitzender. Bereits bei der Einsichtnahme 1990 beteuerte zwar der zuständige Beamte, hier liege ein schwerer Verstoß gegen Recht und Gesetz vor, aber leider seien die politisch und fachlich Verantwortlichen nicht mehr zu belangen. Der 1990 amtierende Innensenator hat sich ebenso bei mir entschuldigt wie der damalige SPD-Landesvorsitzende. Aber die tiefe Verletzung ist geblieben. Ich habe den damaligen SPD- Parteivorsitzenden über den Rechtsbruch informiert, der mir sein volles Verständnis ausdrückte.
Eigentlich wollte ich mit einem Brief dieses Inhalts warten, bis die GG-Änderung zu Artikel 16, vermutlich leider mit den Stimmen etlicher SPD-Abgeordneter, beschlossen sein wird. Auf eine Sperrminorität mit Hilfe von SPD-Abgeordneten oder durch rot-grün regierte Länder im Bundesrat wage ich nicht mehr zu hoffen. Um ein randvolles Maß zum Überlaufen zu bringen, genügt letztlich ein Tropfen. Anfang 1991 ging die Berliner SPD mit der CDU eine große Koalition ein. Ich war, ebenso wie mein alter Gefährte Harry Ristock, dagegen - konnte mich aber wegen meines sehr schlechten Gesundheitszustandes öffentlich nicht einmischen. Angesichts des Wahlausganges im Dezember 1990 hätte ich es verstanden, wenn die SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses einer CDU-Minderheitsregierung ins Amt geholfen und diese dann im Parlament getrieben und gezügelt hätte. Es kam anders. Ich habe mich dann ein bißchen mit dem schulpolitischen Stillhalteabkommen getröstet. Mit einem solchen hatte ich ja Erfahrungen, als ich von 1959 bis 1963 Landesschulrat bei einem CDU-Volksbildungssenator in einer SPD/CDU-Koalition war.
Nun aber nimmt, jenseits der Koalitionsvereinbarung, die SPD hin, daß ihr Partner mit den sog. "Elite"-Klassen die Axt an die sechsjährige Grundschule legt. So etwas wäre in der damaligen Großen Koalition unmöglich gewesen. Und nicht mal die CDU/FDP-Koalition bis 1989 hat sich an die sechsjährige Grundschule herangewagt.
Welch deformierter Leistungsbegriff zudem! Denn gerade in der "Erziehung nach Auschwitz" gewinnt Leistung ihren Sinn und ihre Richtung erst durch Mitmenschlichkeit und Solidarität. So jedenfalls steht es in bildungspolitischen Grundsatzpapieren der SPD, die Mitte der 80er unter meiner Leitung zustande kamen. Daß Gewalt in Schulen viel mit einem sinnentleerten Leistungsbegriff und mit einem gesellschaftlichen Zustand politisch-sozialer Hoffnungslosigkeit der "Ausgelesenen" und "Aussortierten" zu tun hat, steht inzwischen sogar in Illustrierten. Ich belasse es bei diesen Gründen, wenn ich hiermit meinen Austritt aus der SPD erkläre.
Dabei weiß ich, daß viele mir vertraute Genossinnen und Genossen zähneknirschend und zornig in der SPD bleiben werden, auch manche, die mich als einen ihrer politischen "Ziehväter" bezeichnen. Ich respektiere das; denn was für mich richtig ist, beansprucht keine Allgemeingültigkeit. Ich werde etlichen von ihnen politisch-inhaltlich verbunden bleiben. Bei meinem jetzigen Schritt überwiegt die Traurigkeit.
Es ist seitens der SPD-Führung viel von einer Öffnung der Partei für Nichtmitglieder die Rede. Das bietet auch die Möglichkeit, bisherige Beiträge und Spenden, auf deren Verwendung (wie z. B. die Rechtfertigung des Asyl-"Kompromisses") ein Mitglied keinen Einfluß hat, dorthin zu geben, wo andere und ich mit den politischen Inhalten übereinstimmen - für konkrete Projekte.
Dir, lieber Burkhard, bleibe ich ohnehin politisch und persönlich eng verbunden. Nicht zufällig haben ja die Herausgeber meiner 1987 erschienenen politisch-pädagogischen Biographie für die SPD zwei langjährige Weggefährten zu Worte kommen lassen: Willy Brandt und Dich.
Herzliche Grüße für Dich und gute Wünsche für Deine politische Arbeit.
Ich bleibe Demokrat und Sozialist.
Carl-Heinz Evers
Als die Ehe noch als unauflöslich galt und Scheidungen indiskutabel waren, als die Post noch mit Kutschen transportiert und Kirchengemeinden sorgfältige Geburts-, Heirats- und Sterberegister führten, da gab es noch Familiennamen, die von Glanz und Untergang ganzer Familiendynastien kündeten. Doch inzwischen haben Familiensippen, männliche Erbfolgeregelungen und Ahnenreihen an Bedeutung eingebüßt. Scheidungen kommen auch in den besten Familien vor, Familienunternehmen werden längst nicht nur an Töchter vererbt, sondern auch von ihnen geführt, und nicht selten ist der einzige "Stammhalter" weiblichen Geschlechts. Da blieb es nicht aus, daß Frauen immer häufiger auf eine Gleichstellung im Namensrecht pochten.
Am 5. März 1991 war es soweit. Das Bundesverfassungsgericht verkündete - immerhin 42 Jahre nach Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgebots des Grundgesetzes - die Männerdominanz im Namensrecht als nicht statthaft. Unvereinbar mit Art. 3IIGG sei, "daß der Mannesname von Gesetzes wegen Ehename wird, wenn die Ehegatten keinen ihrer Geburtsnahmen zum Ehenamen bestimmen" (bisher § 1355, Abs. 2, Satz 2 BGB). Bis zu jenem denkwürdigen Tag durfte jeder Mann, der sich mit seiner Angebeteten nicht auf einen gemeinsamen Familiennamen einigen konnte, mit dem Schutz der Rechtsordnung rechnen. Namenskontinuität zu seinen Gunsten und Namensverzicht für die Frau war die vom Mann als Gesetzgeber und Staatslenker postulierte Staatsphilosophie. Im Streitfall wurde kraft Gesetz stets sein Name zum Familiennamen, auch für alle folgenden ehelichen Kinder. Die rechtmäßige Gattin wurde damit abgefunden, daß sie ihren Namen dem Familiennamen voranstellen durfte. So war sie für alte Schulfreundinnen im Telefonbuch auffindbar, doch ihre Kinder blieben mutternamenslos.
Eine Inflation von Doppel- und Endlosnamen setzte ein, kaum aussprechbar und meist zu lang für Scheckkarten und Computerregister. Auch im Deutschen Bundestag sitzen 20 Doppel- und 3-fach NamensträgerInnen, darunter 19 Frauen!
Bei der Namenswahl, so scheint es, gerät die Emanzipation ins Stocken. Mancher Mann sieht es noch immer als sein natürliches Vorrecht an, der Familie seinen Namen zu geben. "Das war schon immer so", lautet die lapidare Begründung. Aber der Bräutigam irrt.
Weder ist die deutsche Namenspraxis anderswo so üblich, noch stammt sie aus fernen Urzeiten. Ob in den kapitalistischen USA oder der früheren kommunistischen Sowjetunion, ob im protestantischen Schweden oder im katholischen Spanien, in 107 Ländern dieser Erde können Ehepartner ihren Geburtsnamen beibehalten.
In Deutschland besteht erst seit Ende des 18. Jahrhunderts für Eheleute der gesetzliche Zwang zur Führung eines gemeinsamen Familiennamens. Ziel war damals die Verwaltungsvereinfachung und die Absicherung der vermögensrechtlichen Vorherrschaft des Mannes. Im Allgemeinen Preußischen Landrecht wurde verfügt, daß bei der Heirat die Frau den Namen des Mannes annehmen mußte. So entschwand die Frau ins Haus und ihr Name aus der Öffentlichkeit.
Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1900 bekräftigte bis 1953 die Herrschaft des Mannes über Arbeitskraft, Körper und Namen der Frau. In den 50er Jahren zogen streitbare Frauen, die sich unter ihrem Geburtsnamen als Ärztinnen, Rechtsanwältinnen oder Wissenschaftlerinnen eine eigene berufliche Existenz aufgebaut hatten, vor die Gerichte. Sie bestanden darauf, ihren Namen beizubehalten, trotz Eheschließung und glücklicher Mutterschaft.
Ab 1958 war es soweit. Von nun an war es der verheirateten Frau gestattet, ihren Geburtsnamen dem männlichen Familiennamen zuzufügen, aber nur als Anhängsel. Dadurch blieb sie zwar identifizierbar, aber noch immer nicht im Telefonbuch auffindbar. Der fortgeltende Familiennamenszwang beschädigte die Identität der Frau. Der Familienname blieb für sie ein geliehener Name. Wurde nämlich die Frau "schuldig" geschieden, hatte der Mann selbstverständlich das Recht, seinen "guten Namen" zurückzufordern.
Erst die Namensrechtsreform der sozialliberalen Koalition von 1975 brachte Besserung. Aber auch sie enthielt den Zwang zur gemeinsamen Namensführung und machte im Streitfall den Mannesnamen zum Familiennamen. Die Frau ging leer aus. Einen Doppelnamen aus Vaters und Mutters Namen zu tragen, blieb dem Kind verwehrt.
Gegen diese Regelung setzten sich immer mehr Frauen zur Wehr. Doch nach gesicherter Erkenntnis maßgeblicher politischer Persönlichkeiten unseres Landes war dies "nicht die Masse der Frauen", sondern nur eine "kleine, elitäre Minderheit, meist akademischer Herkunft". Und stets wurde bedeutet, es gäbe wahrlich "wichtigere Probleme" - so sprachen vor allem jene, die intensiv an ihrem eigenen Namen hingen.
Als ich einmal - frauenbewegt und kühn - einer solchen Persönlichkeit mit ministeriellen Weihen die Reform des Namensrechts antrug, mußte ich der Unbedachtheit meines Ansinnens gewahr werden. Die Entgegnung, mein Vorschlag würde künftig die "Ahnenforschung unmöglich machen", beschämte mich ob meiner unbotmäßigen Wissenschafts- und Geschichtsfeindlichkeit.
Zu allem Überfluß und angesichts der "viel bedeutsameren Probleme unseres Landes" hat nun auch noch das Bundesverfassungsgericht die bewährte Pflicht zur Führung eines gemeinsamen Namens bezweifelt. Seit Urteilsverkündung 1991 gilt weder das Mannesprivileg, im Streitfall seinen Namen zum Familiennamen zu erheben, noch der gemeinsame Familiennamenszwang. Das männliche Thronfolgeprinzip war tatsächlich - 42 Jahre nach Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgebots der Verfassung - gestürzt! Von nun an gibt es keinen Vorrang des Mannesnamens bei der Eheschließung im Falle der Nichteinigung auf einen gemeinsamen Familiennamen.
Die Abschaffung des Männernamensprivilegs hat Folgen auch für spätere Kinder aus der gemeinsamen Verbindung. Wenn die Eltern einen Doppelnamen für ihren Sprößling bestimmen, wer soll die Reihenfolge der beiden Elternnamen für das Kind festlegen, wenn sich die Eltern nicht einigen können? Eine Streitfallregelung, die keinen Elternteil bevorzugt oder benachteiligt, muß her.
Diverse Modelle sind oder waren in der Diskussion. Sie reichen von einer Zufallsregelung durch den Losentscheid über die obrigkeitsstaatliche Variante über order de mufti durch das Vormundschaftsgericht bis zur ordnungsrechtlichen Lösung qua alphabetischer Sortierung. Sie münden im Rachegedanken eines zu verhängenden Eheverbots, sofern eine Einigung nicht freiwillig erzielt wird.
Vor der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hatten das Saarland und Hamburg bereits eigene Gesetzesentwürfe vorgelegt. Das Saarland favorisierte eine staatsnahe Lösung. Im Streitfall sollte das Vormundschaftsgericht entscheiden. Hamburg kreierte hingegen den Einigungszwang und wollte die Eheschließung verweigern, falls die Eheleute sich nicht einigen konnten oder wollten.
Das Bundesverfassungsgericht seinerseits wollte jedoch einer Eheschließung nicht im Wege stehen. Es setzte weder auf Hindernis noch auf Gericht, sondern auf das Schicksal. Das Los sollte das Letztentscheidungsrecht erhalten. Und so bestimmt seit fast 2 Jahren im Streitfall eben dieses, in welcher Reihenfolge die Namen von Mutter und Vater für das Kind sortiert werden. Der Standesbeamte spielt die Glücksfee. Welch entzückende kommunikativen Szenen sind auf dem Standesamt denkbar, wenn "Kopf und Zahl" oder das "längere Streichhölzchen" zählt!
Seit der Verfassungsgerichtsentscheidung ist für die Detailregelung der Gesetzgeber gefragt. Seit nunmehr zwei Jahren ist die gesetzliche Neuregelung überfällig.
Doch das zuständige Justizministerium tut sich schwer. Nicht etwa mangels ausformulierter Gesetzesvorlagen, sondern wegen erheblicher Widerstände in den Koalitionsfraktionen. Dabei hatte die Opposition bereits in der vergangenen Legislaturperiode einen entscheidungsreifen Gesetzentwurf vorgelegt. Er gestattete weitgehend die freie Namenswahl und sah eine Streitfallregelung vor, die Doppelnamen in alphabetischer Reihenfolge sortierte. Dann stünde Herrn Adams Name vor dem von Frau Eva, Frau Schmalzkopf triumphierte über Herrn Ziegenfuß.
Doch die Begeisterung für diese Regelung hielt sich in Grenzen. Am Ende hießen alle nur noch Adam und die Telefonbücher wüchsen im vorderen Teil stärker, während sie hinten schrumpften, lautete der entwaffnende Einwand. Der für die derzeitige Legislaturperiode überarbeitete Gesetzentwurf der SPD verzichtete daher auf die alphabetische Sortierung und bekannte sich uneingeschränkt zum Recht auf Beibehaltung des angestammten Namens als Regelfall bei Heirat.
Auf Wunsch sollen aber auch andere Varianten möglich werden: Ihr oder sein Name als gemeinsamer Ehename, Doppelnamen in gewünschter Reihenfolge, beliebige Namenskombinationen bei Heirat von Doppelnamensträgern, jedoch mit Begrenzung der Namenszahl. Im Streitfall, d. h. bei Nichteinigung über die Reihenfolge von Doppelnamen beim Kind soll - gemäß der Bundesverfassungsgerichtspräferenz - das Los entscheiden.
Nicht durchsetzen konnte sich bedauerlicherweise ein Antrag von SPD-Fraktionsfrauen, der - vergleichbar dem skandinavischen Rechtskreis - bei der Kindesnamensgebung im Streitfall eine Mutternamensregelung wirksam werden lassen wollte. So sieht z. B. das norwegische Namensrecht vor, daß im Streitfall ein Kind nach Bedenkzeit der Eltern, die bis zum sechsten Lebensmonat des Kindes dauert, danach automatisch den Mutternamen erhält. Noch großen Anfangswiderständen vor gut zehn Jahren stört sich heute niemand mehr an dem Gesetz.
Von besonderem Reiz wäre eine Regelung, wonach ein Kind stets den Mutternamen erhielte. Der Charme eines solchen Denkens, auch von Bündnis 90/Grüne favorisiert, bestünde in der Namensidentität von Mutter und Kind. Das ist vor allem nach Scheitern einer Ehe von Vorteil. Angesichts des weitaus häufigeren Verbleibs von Kinder bei ihren Müttern nach einer Scheidung, bliebe die Namensidentität zwischen Mutter und Kind erhalten, wenn die Mutter auch in einer neuen Verbindung ihren und des Kindes Namen beibehält. Gleiches gilt für ein erneutes Scheitern ihrer Ehe. Zudem würden durch eine mütterfreundliche Regelung endlich auch das eheliche mit dem nichtehelichen Kind zumindest namensrechtlich gleichgestellt.
Aber soweit sind die meisten Männer noch nicht. Ein solcher Vorschlag ginge "wirklich zu weit", erlaubten sich unsere stets eifrigen Bedenkenträger eilfertig anzumerken. Die bisher praktizierte Frauendiskriminierung könne schließlich nicht mit einer umgekehrten Männerdiskriminierung beantwortet werden und sei daher gewiß auch verfassungswidrig. Darob verblaßten Argumente, wie das der namensrechtlichen Gleichbehandlung von Kinder, unabhängig von ihrem Familienstand, oder gar der Verweis, daß eine frauenfreundliche Neuregelung auch Ausgleich für erlittene Diskriminierung sein könne.
Im Gegensatz zum Bündnis 90/Grüne gingen Frauen der SPD-Fraktion mit ihrem Antrag unter und so kam es wieder zu der bekannten Losentscheidsregelung. Anderthalb Jahre nach höchstrichterlichem Spruch gingen ins Land, bis endlich das Justizministerium in der Lage war, den mehrfach angemahnten Gesetzentwurf der Bundesregierung vorzulegen. Eine gewisse Nähe zu sozialdemokratischen Vorstellungen ist unverkennbar. Zum großen Kummer der Konservativen verzichtet der Gesetzentwurf auf den gesetzlichen Zwang zur Führung eines gemeinsamen Familiennamens und beschränkt sich auf eine Soll-Regelung. Die Eheleute sollen ihren oder seinen oder ihrer beide Namen in gewünschter Reihenfolge zum Familiennamen bestimmen. Tun sie es nicht, behält jede/r ihren/seinen angestammten eigenen Namen bei.
Wie die SPD und das Bundesverfassungsgericht sieht auch der Regierungsentwurf eine Losregelung im Streitfall vor sowie die Abkehr vom gesetzlichen Zwang zur gemeinsamen Namensführung. Beide Neuerungen lösten wütenten Protest aus. Mißbehagen hat sich unter Unionschristen ausgebreitet. Unionsmänner bezeichnen den Losentscheid als "unwürdig" und als blanke "Willkür" und lassen "erheblichen Widerstand" spüren. Mehrfach mußte das Thema von der Tagesordnung der zuständigen Bundestagsfachausschüsse abgesetzt werden oder es kam gar nicht erst darauf. Z. B. der Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer, mit dem ihm eigenen berüchtigten Ruhm, grämt sich ob der 64 Varianten der Namenswahlmöglichkeiten für Eltern und Kinder. Der Rechtsprofessor Dieter Schwab errechnet gar 125 Varianten. Die Zahlen sind eindrucksvoll, beweisen sie doch, wie bürokratisch, kompliziert, überflüssig oder lächerlich das neue Gesetzesvorhaben sein soll.
Doch noch schlimmere Gefahren lauern. Erwin Huber, CSU-Generalsekretär, wittert einen "Anschlag auf die Familie" durch das neue Namensrecht. Die Abkehr vom gemeinsamen Familiennamen werde ein "Namenschaos" auslösen, warnt er eindringlich. Doch nicht genug der Schrecknisse. Die stockkonservative Familienminissterin Hannelore Rönsch entlarvt die Losentscheidsregelung gar als "Verachtung des Menschen". Keiner dieser selbsternannten Familienschützer und Bewahrer bequemer Männerprivilegien hat sich je wegen der namensrechtlichen Frauendiskriminierung gegrämt oder wenigstens eigene Regelungsvorschläge unterbreitet - aber das stört den Chor derer wenig, die glauben, durch das Mannesnamensprivileg Ehen und Familien erretten zu können.
So waren die Frauen der Regierungsfraktionen gefragt. Wegen der anhaltenden Widerstände in den eigenen Reihen gaben Unions- und liberale Frauen nach. Im mitberatenden Bundestagsausschuß Frauen und Jugend beantragten sie selber Einschränkungen. Ausdrücklich heben sie die Bedeutung des gemeinsamen Familiennamens vor, begrüßen nur noch nebenbei die Beibehaltung des Geburtsnamens. Den Losentscheid bezeichnen auch sie als "unwürdig" und wollen ihn durch eine vormundschaftsgerichtliche Lösung ersetzt wissen. Nach welchen klügeren und weiseren Kriterien das Gericht entscheiden soll als die künftigen Eheleute ohnehin geltend machen, bleibt offen.
Sie haben ihre Mehrheit im Ausschuß benutzt, Änderungsanträge der SPD- Frauen zu verhindern, wie z. B. die Abschaffung der bürokratischen und altertümlichen Regelung, daß ein Ehegatte, der seinen/ihren Namen dem gemeinsamen Namen zufügen will, immer zuerst mit dem neuen Familiennamen unterschreiben muß, um den angestammten/ angeborenen Namen wieder annehmen zu dürfen.
Abgelehnt wurde auch die von der SPD für sogenannte "Altehen" gewünschte Regelung, auch Kindern im Streitfall per Losentscheid einen Doppelnamen zu geben, sofern sie nicht älter als fünf Jahre sind. Der Regierungsentwurf sieht für solche Kinder nur eine einvernehmliche Namensänderungsmöglichkeit vor. Widerspricht ein Elternteil der Namensänderung (in der Regel tragen Kinder den Vaternamen), kann dieser mit seinem Veto verhindern, daß Kinder einen Doppel- oder den Mutternamen bekommen.
Und gänzlich auf Ablehnung stieß das SPD-Begehren, die Beibehaltung des zum Zeitpunkt der Eheschließung geführten Namens zum Regelfall zu machen. Diese Regelung wünscht auch der Bundesrat in seiner weisen Mehrheit. Doch wer nun glaubt, jetzt sei die überfällige Namensrechtsreform "gängig" gemacht worden, irrt. Zwar hatte die Bundesjustizministerin, selber gekennzeichnet durch einen nicht ganz einfachen Doppelnamen, in der ersten Februar-Woche geplant, im federführenden Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages ihr Vorhaben höchst selbst zu vertreten. Aber "aktuelle Ereignisse" ließen eine Beratung partout nicht zu. So wurde wieder mal verschoben. Aber auch in der zweiten Februar-Woche 1993 wurde das Thema von der Tagesordnung abgesetzt und Frau Ministerin ausgeladen. Was war passiert? Neue Schrekkensmeldungen beunruhigte die Männerwelt - diesmal die blaublütige. Der Adel ängstigt sich. Die Inflationsgefahr seiner Namen macht ihm zu schaffen. Heiratet nämlich nach geplantem Recht eine Gräfin den schlichten Herrn Bürger und gibt dieser Mesalliance gar ihren Namen, darf er im Scheidungsfall den Adelsnamen nicht nur behalten, sondern bei Wiederheirat, auch mehrmaliger, gar auf alle neuen Gattinnen unbeschränkt übertragen. Und auch diese dürfen ihre neuen wohlklingenden Namen durch erneute Heirat weiterverbreiten - ein wahrer Horror für edles blaues Blut!
Und ein weiteres Detail erschreckt, diesmal Geschäftswelt und Behörden. Durch die von Konservativen durchgesetzte Privilegierung des Ehenamens gegenüber dem angestammten Geburtsnamen ist im Gesetzentwurf der Bundesregierung ein Namenswechsel zum gemeinsamen Ehenamen ohne Fristsetzung und auch noch rückwirkend möglich. Danach dürfte ein Ehepaar, bisher ohne gemeinsamen Namen gut ausgekommen, jederzeit einen Ehenamen wählen, auch rückwirkend. Das gilt auch für ein Paar z. B. nach 60jähriger Ehe, das - vielleicht aus Furcht bald seinem Schöpfer gegenübertreten zu müssen - einen gemeinsamen Ehenamen nun zu tragen wünscht. Rückwirkung bedeutet, daß auch alle Kinder, Kindeskinder und deren Abkömmlinge - so sie einverstanden sind - den neuen Ehenamen der geläuterten Eltern annehmen dürfen.
O Graus - zu welcher Beliebigheit verkommt der gute Name, annehmbar, umhängbar, ablegbar, wie ein Modeschmuckstück. Oder hat das Justizministerium die anstehende Namensrechtsreform gar absichtlich konterkariert? Aber ein Trost bleibt. Immerhin bleibt der Vorname lebenslang bestehen und macht einen Teil des Trägers identifizierbar. Möglicherweise werden eines Tages die umstrittenen Personenkennziffern helfen, das durch Heirat und Scheidung verlorengegangene Individuum wiederzufinden!
Die Beliebigkeit des Namenswechsels zu vermeiden gäbe es eine hinreißend einfache Lösung, aber so weit mag fast niemand gehen. Mehrfachnamen ließen sich gleichermaßen wie Losentscheide und Gerichtsbefassungen vermeiden, wenn jeder Mensch nicht nur seinen Vornamen, sondern auch seinen Nachnamen von Anfang bis Ende, von Geburt bis zum Tod behält, unabänderbar und konstant. Der Nachname könnte - wie der Vorname - nur in besonders begründeten Ausnahmefällen nachträglich geändert werden. Für die Kinder könnte eine Regelung wie im norwegischen Namensrecht gelten und keine weiteren Varianten wären zulässig. Das schüfe Klarheit, Nachvollziehbarkeit und Ordnung.
Verwaltung und Justiz wären entlastet und Gläubiger fänden ihre Schuldner trotz Heirat und Scheidung stets wieder. O divina simplicitas! Aber soweit ist die Republik noch nicht. So wird auch künftig wohl gestritten über das neue Ehenamensrecht. Brautleute, Ehepaare und Kinder werden sich mit dem vorläufigen Verfassungsrecht zum Namensrecht begnügen müssen. Sie werden weiterhin auf den Gesetzgeber warten, dem zwei lange Jahre bisher nicht ausreichten, ein vergleichsweise einfaches Problem zu lösen. Oh, welch Mühsal, die Gleichberechtigung in der trauten Familie zu schaffen. Die Emanzipation ist eine Schnecke!
Edzart Reuter hält Spitzenpolitiker für unterbezahlt (FR vom 15. 2. 1993 "Zur Person"). Das mag sein. Aber wie könnte man das ändern? Tarifvertrag mit Lohngruppen geht ja wohl nicht. Sein Arbeitgeber wäre ja der Wähler, der "Souverän" und der steht selber wieder für verschiedene Parteien, große und kleine. Der Spitzenmanager kann ja seine Bezahlung mit dem Unternehmen, das ihn haben möchte oder bei dem er sich bewirbt, frei aushandeln und einen entsprechenden Vertrag unterschreiben. Mit wem soll sich nun der Spitzenpolitiker an den Verhandlungstisch setzen? Sein direkter Arbeitgeber wäre seine jeweilige Partei, zu deren Spitze der Spitzenpolitiker ja meistens gehört und die für ihn den berühmten sicheren Listenplatz hat. Hinzu kommt, daß beim Spitzenmanager diejenigen, die ihn bezahlen, ein Wörtchen mitzureden haben.
Uns Wähler hat doch niemand gefragt, wieviel Geld wir den Leuten zahlen wollen. Ich bin aber sicher, daß wir uns eine gute Politik einiges kosten lassen würden, zumal uns die schlechte oft noch mehr kostet.
Bleibt also nur, daß die Politiker (in Bund und Ländern) ihre Bezahlung selber festlegen. Was sie ja auch tun. Ob aber mehr Geld auch mehr Qualifikation bedeutet, das weiß ich nicht. Und welcher Politiker ist Spitze, Durchschnitt oder Flasche? Gilt da der Wahlerfolg, die Rangordnung oder das innehabende Amt? Nun ja, da werden die Meinungen wohl sehr auseinandergehen. Auch in Managerkreisen.
Wie dem auch sei, Herrn Reuters (ich bin übrigens, ob Sie es glauben oder nicht, so 'ne Art Reuterfan) kleine Einlassung hat mich nachdenklich gemacht. Man kommt da fast zwangsläufig zu dem Umkehrschluß: Sind Spitzenmanager, nicht nur unsere, "völlig unvertretbar" überbezahlt? Ich kann mir nicht vorstellen, daß, wenn das Einkommen statt sechsstellig siebenstellig ist, dann auch der vorhandene IQ statt dreistellig vierstellig wird. Das hat unser Schöpfer wohl nicht vorgesehen. Vielleicht schaffen das ja unsere Gen-Techniker einmal. Ist aber unwahrscheinlich. Und überhaupt: ein Politiker, der mehr am Geld als an der Sache interessiert ist, hat wohl auch nicht unbedingt die richtige Qualifikation.
Für eine "standesgemäße" Lebensweise reicht es für beide, Spitzenmanager und Spitzenpolitiker und ihre Familien, allemal. Notfalls kann ja der eine dem anderen etwas unter die Arme greifen, falls es ein Amigo ist.
Und daß ein hochbezahltes Management nicht unbedingt eine Garantie für das Wohlergehen eines Unternehmens ist, dafür gibt es ja auch einige Beispiele. Wenn dann also so ein Unternehmen das Schicksal ereilt und es den Bach runter geht, was ja vorkommt, dann nimmt eventuell jemand seinen Hut und heuert woanders an. Sodann erscheint der Oberspitzenmanager und versucht zu retten, was zu retten ist.
Mit den bewährten Mitteln als da sind: Umstrukturierung, Verkauf von Betriebsteilen, Freistellungen in vier- bis fünfstelliger Höhe - natürlich mit Sozialplan - und wenn es gar nicht zu umgehen ist, auch mit Staatsknete wegen Arbeitsplätzen usw., alles und, oder . . .
Manfred Schölling, Langen
BAD HOMBURG. August von Kotzebues Lustspiel "Die deutschen Kleinstädter" ist eine Satire: Kleinstädtische Beschränktheit, Aufgeblasenheit und Titelsucht werden aufs Korn genommen. Das Geschehen spielt sich in Krähwinkel um 1800 ab, die Bürgermeisterstochter Sabine verliebt sich in einen jungen Mann, der nicht des Vaters Kandidat ist. Damit die Sache nicht auffliegt, gibt Sabinchen das Bild des Liebsten als das des Königs aus. Und für den hält ganz Krähwinkel den jungen Mann, als er plötzlich im Städtchen auftaucht.
Das Tournée-Theater "die scene" gastiert mit dem Stück am Montag, 8. März, 20 Uhr, im Kurtheater (Abonnement D). Restkarten sind im Verkehrsamt im Kurhaus zu bekommen.
KRONBERG. "Das Bankjubiläum" und "Der Heiratsantrag", zwei Einakter von Anton Tschechow, werden am Samstag, 6., und Sonntag, 7. März, 20 Uhr, noch zweimal im Recepturkeller gezeigt. Die Theatergruppe "die hannemanns" hat die Stücke bereits im vergangenen Jahr einstudiert und mit Erfolg aufgeführt. Im "Bankjubiläum" geht es um ein Geldinstitut, das fast pleite ist, aber dennoch Jubiläum feiern möchte, und im "Heiratsantrag" um ein polterhaftes Mädchen und einen wehleidigen Gutsbesitzer, die Probleme haben, zueinander zu finden. Die Würze der Stücke liegt in den brillant gezeichneten Charakteren und überspitzten Darstellungen von Zeitgenossen Tschechows.
STEINBACH. "Cyprienne" oder "Scheidung auf französisch" heißt das Stück von Victorien Sardou, das die Theater- Produktion Kuhnen aus Berlin am Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, im Steinbacher Bürgerhaus zeigt.
Die bürgerlich erzogene Cyprienne erwartet von der Ehe den eigentlichen Beginn ihres Lebens. Doch Ehemann von Prunelle zieht nach amouröser Vergangenheit lieber die Ruhe vor. Die Hauptrollen spielen Angelika Wedekind, die für die erkrankte Loni von Friedl einspringt, und Jürgen Schmidt. nau
BAD HOMBURG. Ab Sonntag, 7. März, stellt das Museum im Gotischen Haus "Mode für Millionen" aus - Überblick über das Lebenswerk von Heinz Oestergaard. Der eröffnete 1946 als jüngster Modeschöpfer Berlins seinen eigenen Salon und wurde mit seinen Kreationen bald über Deutschland hinaus bekannt. Er sorgte auch für die Demokratisierung der Mode, damit nicht nur einige Auserwählte seine schicken Kollektionen kaufen konnten.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 6. März, 18 Uhr, wird Oestergaard über seine Arbeit und Mode sprechen, außerdem am Montag, 8. März, mit den 10. Klassen der Kaiserin-Friedrich- Schule ab 10 Uhr im Gotischen Haus über Mode diskutieren.
Die Ausstellung ist bis 2. Mai zu sehen: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr (mittwochs bis 19 Uhr) und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Als erste Begleitveranstaltung - eine weitere folgt - werden am Sonntag, 21. März, 20 Uhr, unter dem Motto "Mit Karacho um den Nierentisch" Lieder der 50er/60er Jahre gesungen. s
EISHOCKEY 1. ESC Frankfurt 23 192:72 44:2 2. ESC Wedemark 24 155:75 40:8 3. ESC Wolfsburg 24 139:91 31:17 4. ETC Timmendorf 23 156:123 26:20 5. EC Harz-Braunlage 23 90:125 15:31 6. REV Bremerhaven 22 101:158 12:32 7. Schalker Haie 23 76:173 10:36 8. Herforder EG 22 84:176 6:38
Zum vietnamesischen Neujahrsfest am Samstag, 6. März, 18 Uhr, lädt der Verein der vietnamesischen Flüchtlinge in den großen Saal des Griesheimer Bürgerhauses, Schwarzerlenweg 57, ein. Während des traditionellen "Tet"-Fests treten vietnamesische Künstler, Tanz- und Musikgruppen sowie Sänger aus Paris auf. Gereicht werden asiatische Speisen. mb/09
Dienstag, 2. März
Vorträge / Diskussionen Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: 19 Uhr, Vortrag "Als Junge in Auschwitz-Birkenau", ehem. Fabrik Günther & Co, Ecke Voltastr./Pfingstbrunnenstr.
Katholische Domgemeinde St. Bartholomäus, Pfarrsaal, Domplatz 12: 19.30 Uhr, Vortrag "Bernhard Menninger 1754-1834, Frankfurter Stiftsgeistlicher und Hofprediger".
Institut Français, Loge zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 18 Uhr, Vortrag "Eine Engländerin betrachtet Frankreich".
Paul-Ehrlich-Institut, Langen, Paul-Ehrlich- Str. 51-59, Hörsaal: 14.15 Uhr, Vortrag - "Das Hühnerei - ein universelles biologisches System für die Entwicklung von Alternativen zum Tierversuch.". Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 5 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Chit-chat social evening.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1, Tel. 59 81 52: Besichtigung Arabella- Grandhotel; Treffen 14.30 Uhr, Rezeption, Konrad-Adenauer-Str. 5-7; 14 Uhr, Handarbeitskreis Frau Hauswirth; Fahrt nach Wien; Treffpunkt 8.10 Uhr.
Informationszentrum für Männerfragen, Neuhofstr. 41 HH: 20 Uhr, Treffen zum Thema "Männerfreundschaft".
Frauen-Verband: 16 Uhr, Treffen im Historix, Historisches Museum, Saalgasse.
Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Themenabend "Allgemeines/Kommunales Wahlrecht für Ausländer/innen - eine überholte Forderung?". Ev. Familienbildung: 15 Uhr, Internationaler Frauentreff, Darmstädter Landstr. 81. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Blutspendetermine Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstraße 1: 9 bis 19 Uhr.
Ludwig-Richter-Schule, Eschersheim, Hinter den Ulmen 10: 17 bis 20 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstr. 22, Tel. 31 33 80; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstr. 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Praunheim, Heinrich-Lübke-Str. 7, Tel. 76 10 54; Hermes-Apotheke, Taunusstr. 5, Tel. 23 11 81; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstr. 34, Tel. 45 66 08; Nordend-Apotheke, Ekkenheim, Engelthalerstr.Tel. 54 43 10; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr. 81, Tel. 77 53 81; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstr. 19, Tel.57 17 85; Zeil-Apotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechubuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Ist Auschwitz ausstellbar? fragt der "Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz" die Teilnehmer eines Podiumsgesprächs morgen, Freitag, 5. März, um 19 Uhr, in der ehemaligen Bockenheimer Fabrik Günther & Co, Voltastraße 31 / Ecke Pfingstbrunnenstraße. Am Samstag, 6. März, referiert an gleicher Stelle ab 19 Uhr Fransciszek Piper über die Zahl der Opfer in Auschwitz. mb/09
Demoskopen messen, Journalisten schreiben, Politiker sind erschüttert: Das Wort von der Parteienverdrossenheit ist in aller Munde. Und es hat auch den zu Ende gehenden Wahlkampf im Hochtaunuskreis beeinflußt: Die etablierten Parteien sind enger zusammengerückt.
Das hat seine Nachteile: Einigkeit ersetzt nicht Problemlösung, Profillosigkeit täuscht das Fehlen von Interessenkonflikten allenfalls vor. Zwei abstrakte Sätze, die auf manches Kommunalparlament ebenso gemünzt sind wie auf den Kreistag. Dem müssen die Kritiker immerhin zugute (?) halten, daß sein Mangel an finanziellem Spielraum einen Mangel an politischer Gestaltungsfreiheit zur Folge hat. Die Institution Kreistag an sich ist reformbedürftig.
Freilich: die Auswirkungen der Parteienverdrossenheit auf den Wahlkampf im Taunus haben auch ihre Vorteile. Rufmordkampagnen und ideologische Schlammschlachten im Stil des Schulkampfs der 70er und 80er Jahre fanden kaum statt, die Bad Homburger CDU verzichtete entgegen früherer Absichten dankenswerterweise in ihrem Wahlkampf weitgehend auf das Asylthema.
Die Spatenstiche und Einweihungen in Bad Homburg und die urplötzlichen Erfolgsmeldungen aus dem Landratsamt nach langer Funkstille lassen andererseits eine Taktik vermuten, die den mündigen Bürger so ganz ernst nun doch nicht nimmt.
So manche Wahlveranstaltung hingegen prägte eine neue Sachlichkeit: Der Vorrang der eigenen Truppenstärke beim politischen Feldgottesdienst (genannt ,Kundgebung&rquote;) wurde ersetzt durch die Suche nach Argumenten, durch das Bemühen, politischen Gegnern, vor allem aber nicht festgelegten Mitmenschen und Wählern zuzuhören. Beim Kulturforum der SPD Hochtaunus zum Beispiel, beim Streitgespräch zwischen dem Friedrichsdorfer Stadtrat Bastian und dem BUND-Vorsitzenden König oder beim medienpolitischen Podium der CDU Bad Homburg.
Gewiß, nicht immer sind diese Gespräche am Ende gelungen. Und es gibt auch keine Garantie dafür, daß die Ohren der Parteien über den Wahlabend hinaus offen bleiben. Aber es wurden Ansätze entwickelt. Und Aus dem Verdruß wurde manches gelernt mancherorts schien es schon so, daß selbst abgebrühte Parlamentsstrategen und Vorstandstaktiker es als spannend empfinden können, wieder mal etwas Neues zu lernen.
Als institutionalisierten Ansatz neuen Denkens verstehen sich manche Wählergemeinschaften, die die Freiheit von jeder Parteiprogrammatik zu ihrer programmatischen Ideologie erheben. Ob sie es schaffen, ihr Bekenntnis zur intellektuellen Offenheit in die Praxis des politischen Alltags hinüberzuretten, bleibt abzuwarten.
Dumpfe Bekenntnisse beispielsweise "zum Wohl aller Bad Homburger" stimmen eher skeptisch, verleugnen sie doch selbstverständliche Interessensgegensätze. Und die Aggressivität etwa der FWG/UBN in Neu-Anspach läßt befürchten, daß sie auf ihrem Weg ins Rathaus als erstes parlamentarische Untugenden studiert hat.
Es wäre freilich ebenso voreilig wie falsch, wollte man alle Wählergemeinschaften, die um der Bürger Gunst buhlen, über einen Kamm scheren. Ob ihnen die Probezeit zur politischen Bewährung zugestanden wird, entscheiden am Sonntag die Wähler. GÜNTHER SCHERF
Das Dach und die Heizung werden erneuert / Wegen der Gefahr für Kinder wurde der Teich abgedeckt 2,6 Millionen Mark für allerlei Kosmetik Das Bürgerhaus Weiskirchen wird wieder saniert Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RODGAU. Sechs Jahre, nachdem es aus Anlaß der 700-Jahr-Feier von Weiskirchen für repräsentative Zwecke herausgeputzt worden war, stehen dem dortigen Bürgerhaus erneut kosmetische Eingriffe bevor. Innerhalb von drei Jahren will die Stadt in drei Abschnitten insgesamt 2,66 Millionen Mark investieren, um das 20 Jahre alte, stark frequentierte Bauwerk auch über eine absehbare Zukunft hinweg zu sichern. Mit den Stimmen von Christ- und Sozialdemokraten bewilligte das Stadtparlament in seiner jüngsten und letzten Sitzung vor der Wahl für dieses Jahr zunächst einmal rund eine dreiviertel Million.
Die Grünen waren dagegen, weil sie sozialem Wohnungs- und Radwegebau Priorität einräumen. Zur unabwendbaren Dachsanierung sagte er noch ja, "aber dann ist die Messe gelesen", meinte Günther Rohr von der Öko-Fraktion.
Die Garderoben für Künstler und Vereinsmitglieder im Kellergeschoß werden mit 225 000 Mark zu Buche schlagen, der An- und Umbau von Nebenräumen für die Gaststätte wird mit 200 000 Mark kalkuliert, die Modernisierung der Heizungsanlage soll 100 000 Mark kosten. Allein die Lüftung des Kleinen Sängersaals wird mit 20 000 Mark veranschlagt, und die Dacheindeckung am Bürgerhaus sowie am benachbarten früheren Rathaus verschlingt weitere 200 000 Mark.
Bleiben 6000 Mark für die Absicherung des kleinen Teiches am Eingang, der vor sechs Jahren als Blickfang angelegt worden war. Kaum in der Landschaft, bekamen es die Eltern von Kleinkindern mit der Angst zu tun. Das Mini-Gewässer war so tief geraten, daß da ein Knirps ertrinken könnte. Der Teich wurde mit einem Gitter abgedeckt.
Im nächsten Jahr wird wieder ein ähnlicher Batzen zur Debatte stehen. Die neue Belüftungsanlage für den Großen Saal wird auf 400 000 Mark veranschlagt, der Ausbau der Bühne auf 325 000 Mark. Summa summarum: 725 000 Mark.
Man wird das Jahr 1995 schreiben, wenn der Ausbau und die Erweiterung der Kegelbahn 650 000 Mark vom Steuerzahler erfordern, der Kleine Saal, Außenanlagen und - so steht's geschrieben - die Pflasterung vor der Teeküche weitere 500 000 Mark.
Es seien ja Vermögenswerte, die die Stadt zu erhalten verpflichtet sei, rechtfertigte die Sozialdemokratin Hannelore Schmiedel die Investitionen.
HAINBURG. Am liebsten zelebriert Alain Jadot, 45 Jahre alter Künstler aus Paris, seine Performance-Show in einem Waschsalon am Montmartre. Da ist ein Kommen und Gehen und nicht die andachtsvolle Stille wie bei einer hehren Dichterlesung.
Gegenwärtig allerdings ist Alain Jadot zu Gast in der Bücherstube Klingler in Hainstadt, und da ist auf den ersten Blick erkennbar, daß dem Wortspieler, dem Wortjongleur kein Begriff und erst recht kein Buch heilig sind. "Buchzifix & fertig" nennt er sein Objekt - die Bibel, ausgeschnitten in Kreuzesform und daneben im gewohnten Format. Und während der ganz in Weiß gewandete Buchmessias ultimativ fordert: "Nie wieder Semikolon, entweder ganze oder gar keine Kolonnen", fällt der Blick auf sein Buch mit sieben Siegeln. Akkurat verpackt, mit sieben roten Siegellack- Klecksen darauf; das macht neugierig auf den Inhalt.
Alain Jadot hat eine Menge Drehbücher. Jeder Band, der sich um die eigene Achse drehen läßt, ist für ihn ein solches Exemplar.
"Genitiv für alle, und zwar sofort", skandiert der Textual-Triebtäter unvermittelt in seine kleine, aber feine Zuhörerschaft, so daß fast die an der Wand hängende Falle zuschnappt. Aber die ist nur für Leseratten gedacht.
Das Stammbuch des Franzosen besteht aus der Scheibe eines Baumstammes mit zwei Dutzend Jahresringen vielleicht. Und daß sein Ästebuch nicht astrein ist, wundert inzwischen schon niemanden mehr.
"Bibliomania" nennt der seit einem Vierteljahrhundert in Berlin lebende, von Fremdsprachen faszinierte, wortspielende Bankkaufmann, Buchhalter, Programmierer, Verleger und Übersetzer, den Claudia Becker-Klingler auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt und sofort nach Hainstadt verpflichtet hat, seine Show, und beginnt, inmitten der Regale Inventur zu machen: "Buch, Buch, Buch, Buch, Buch, Bücher, Bücher, am büchesten. Johann Sebastian Buch ist sein Lieblingskomponist, und bei einem Besuch in Weimar noch zu DDR-Zeiten hat er herausgefunden, daß Wolfgang Amadeus von Goethe in Wirklichkeit Klempner war. Ich ging im Garten so für mich hin, um Zinn zu suchen, das war mein Sinn". Den Zinn einer leckgeschlagenen Dachrinne genauer, und so habe der olle Goethe ständig nachdichten müssen, meint Jadot.
"Chili con carne" ist für den selbsternannten Kerlkönig ("Wer bohret so spät durch Nacht und Wand . . .") das erste Politbuch für Hunde und Katzen. Sein Fehlbuch ist nichts anderes als ein leerer Buchhalter oder -ständer, und seine Spätlesedrucke eignen sich bestens als Nachtlektüre.
Während er beim Verzehr einer Linsensuppe mit Knackern in der Zeitung die Kontaktanzeigen liest, fällt sein Blick auf das Inserat "Linse sucht Linse für schöne Stunden zu zweit, alte Knacker zwecklos". Seine Haftschalen aber fallen in die Suppe. So blödelt, nein witzelt er sich hin zur Kontaktlinse und betet zum Herrgott, daß sich die zwei Linsen aus der Annonce zumindest in seinem Magen finden.
Jadot's wörtlich genommene Buch- Objekte sind noch bis zum 27. März in der Bücherstube zu besichtigen und zu belächeln, zu bewundern und zu bestaunen - und auch zu kaufen.
Seine Vernissage beendet er mit einer Schweigeminute. Auf englisch. ttt
Berlin grenzenlos. Spuren von Einschnürung und Teilung, vom schrecklichen Damals, an diesem kalten Vorfrühlingstag finden sie sich am ehesten an der Peripherie. Auf dem Terrain des ehemaligen Kontrollpunkts Dreilinden etwa, wo man halbe Sommertage in einer sonnendurchglühten Warteschlange verbracht hat, und nun ein paar Minuten zwischen Glasscherben und Resten von borstig emporragendem Stahlskelett. Hier also kämpfen ein amerikanischer und ein deutscher Investor zwischen den Trümmern alter Sicherungsanlagen um die Errichtung eines Modezentrums oder eines Technik- und Dienstleistungs-Centers, die Verheißung Tausender neuer Arbeitsplätze auf den Lippen; ein Abfertigungshäuschen aus der DDR-Schurigelzeit hat man gerade noch rechtzeitig im Museum für Verkehr und Technik für die Nachwelt in Sicherheit gebracht. Es regnet. Ein Anblick von schwer zu überbietender Trostlosigkeit. Aus diesen Ruinen soll neues Leben erwachsen? Tatsächlich?
Dann fährste im Zentrum Berlins die einstige "Demarkationslinie" entlang, diesem in seinen Winkelzügen unberechenbaren Zickzackband, mußt aufpassen wie ein Schießhund (falls dieser Ausdruck längs des innerstädtischen Mörderstreifens erlaubt ist): War hier bis zur Wende noch Ost oder schon West? Diese kahle Fläche voller Unrat an den Rändern, war hier nicht einmal der Übergang Heinrich- Heine-Straße, an dem die DDR-Grenzer den Westdeutschen mit dem einlaßgewährenden Bundespaß die realsozialistischen Demütigungsrituale beibrachten? Die Glitzerwelt der Leuchtreklame hat die Morbidität des alten Grenzlandes noch nicht ganz weggestrahlt. Es regnet weiter. Von einer öligen Pfütze festgehalten ein Flugblattrest: "NIE WIEDER DEUTSCHLAND".
Vier Mauerstreifen hat die Stadtregierung Anfang Februar zu erhalten beschlossen, der Orientierung und der Erinnerung wegen. Natürlich die 1,3 Kilometer Beton der East-Side-Gallery im Bezirk Friedrichshain: 118 Künstler aus 21 Ländern haben sich nach dem Zusammenbruch des SED-Systems auf Initiative eines schottischen Galeristen hier verewigt, da hat sich keiner drangetraut. Je zweihundert Meter dann am Invalidenfriedhof und längs dem Prinz-Albrecht-Gelände, auf dem ab 1933 die SS ihr Hauptquartier hatte.
Hölzerne Türme haben hier an der steinernen Trennungslinie gestanden, damit man von hüben nach drüben hat schauen können. Die drüben durften nicht einmal frei gucken. Wenn man gewinkt hat, verführerisch, unsicher, verlegen, und der/die andere hat zurückgewinkt, hat man's mit der Angst gekriegt: daß dem/der ja nichts passiert, deswegen. Wessis haben andächtige Gesichter gezeigt beim Anblick von Laufgraben, Schäferhund und aus Sehschlitzen unheilvoll blinkenden Feldstechern.
Schließlich reichlich einhundert Meter Gedenk-Piste längs der Bernauer Straße, wo nach dem Mauerbau von 1961 die Menschen aus den Fensterhöhlen der Häuser-Ost hingen, um sich ins Sprungtuch der Feuerwehr und in höchster Not auch auf den steinernen Bürgersteig- West fallen zu lassen. Häuser, die bald geschleift wurden, um 70 Meter tief hinter dem "antifaschistischen Schutzwall" Schußfeld für Gefängnisinsassen zu schaffen. Das Deutsche Historische Museum soll hier das Stück Memorial- Wall gestalten, als wär's Geschichte, gut abgehangen, mit klaren Linien. Doch die Alten, gedankenverloren den Schlamm durchquerend, haben die schrecklichste Meile Berlins noch selbst erlebt. Die Jungen bräuchten Bücher.
Streit ist in der Luft. Was gut sein mag für die Geschichte, gut für den nachlassenden Strom der Touristen, muß nicht gut sein für die Berliner. Da sind Tausende, die leichthin sagen "Die Mauer muß wieder her"; es muß nicht so gemeint sein, die Stadt ist einfach voller Dehnungsschmerzen. Da sind die einzelnen, Vereinzelten, die (wie etwa einer in der Kreuzberger Stresemannstraße) bis hinauf zum Oberverwaltungsgericht auf Erhalt wenigstens eines kleines Stückchens dieses "häßlichsten Bauwerks der Welt" klagen, nur einmal quer über die Straße bitte: Die teilungsbedingte Idylle einer verkehrsberuhigten Stresemannstraße ist doch 28 Jahre lang so schön gewesen. Wen haben schon die paar Schüsse in der Nacht gestört; nun geht alles schief, selbst die Klage.
Umgekehrt vor Kopf und Herz gestoßen der Pfarrer der Kreuzberger Sophiengemeinde, Johannis Hildebrandt, über den vom Berliner Senat beschlossenen und verkündeten Gedenk-Mauerstreifen an der Bernauer Straße. Da kämen dann doch ein Haufen Schaulustiger, befürchtet er, und diese Schaulustigen würden die Ruhe des im Mauerbereich gelegenen Friedhofs stören. "Ich habe 28 Jahre lang im Schatten der Mauer Tote beerdigt und bin zu einer permanenten Friedhofsschändung nicht bereit." Unbewältigte Gegenwart.
Erst recht verbittert: die "Interessengemeinschaft ehemaliger Grundstückseigentümer auf dem Mauerstreifen Berlin e. V.". Denn wem gehört das ehemalige Grenzgelände jetzt, da alles vorbei ist? 52 Kilometer lang ist der Riegel zwischen den Teilen der Stadt gewesen und 35 Meter breit, staatssicherheitshalber. Die DDR-Regierung hat im Schnellverfahren enteignet, für 'n Appel und 'n Ei, und nicht mal ein gutes Wort. Die Beraubten haben das Maul halten müssen, sonst wär es gestopft worden.
"Die ham ja ne Menge gebraucht damals, von wegen der Sicherheit", sagt der Experte von der städtischen Bauverwaltung, "und die in Bonn brauchen jetzt alles, von wegen der Moneten." Die Regierung am Rhein nämlich hat sich gleich nach der Wende auf den Standpunkt gestellt, die ehemaligen Eigentümer der "Mauergrundstücke" seien nach dem DDR-Verteidigungsgesetz enteignet worden, das Gesetz sei Rechtens, die Konfiszierungen seien Rechtens. Rückgabe oder Entschädigung? Von wegen. Das ehemalige Schußfeld ist beiläufig ein paar Milliarden wert.
Vergeblich daher bislang der einstimmige Appell des Berliner Abgeordnetenhauses, man könne das Rückgabe-Prinzip aus dem Einigungsvertrag nicht ausgerechnet am Beispiel der Unrecht und Gewalt des SED-Staats exemplarisch verkörpernden Mauergrundstücke durchbrechen. Vergeblich bisher eine Bundesratsinitiative des Berliner Senats: Andere Bundesländer befürchten, womöglich selbst zur Kasse gebeten zu werden, falls der Bund durch Rückgabe der wertvollen Mauergrundstücke an die ursprünglichen Eigentümer Milliarden-"Verluste" erleide. Das Bundesjustizministerium nennt ungebrochen die Inbesitznahme der ehemaligen Schußfelder "korrekt", allenfalls mit einem "politischen Makel" behaftet.
In dieser Woche muß die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) vor dem Justizausschuß des Bundestags den Standpunkt ihres Hauses verteidigen. Vorsitzender des Ausschusses ist der CDU-Abgeordnete Horst Eylmann, der öffentlich erklärt hat: Die Mauer sei keine Verteidigungsanlage gewesen, sondern ein "Gefängniszaun. Wenn Grundstücke aus SED-Unrechtstaten der Bundesrepublik zugute kommen, dürfen wir sie nicht stillschweigend behalten. Es kann nicht hingenommen werden, daß sich der Fiskus einfach solche Grundstücke unter den Nagel reißt". Der namhafte Jurist Rudolf Wassermann vermutet wie Eylmann als "wahren Grund" für die von der Bonner Exekutive zäh verteidigte Position als Wende-Gewinnler, "daß es sich größtenteils um sehr wertvolle Grundstücke in zentraler Lage handelt, die der Bund gerne einstecken möchte".
Man sieht, es geht um Werte. Deutsche Werte. Noch immer hat sich der trübe Regentag über das Brachland am ehemaligen Übergang Heinrich-Heine-Straße gelegt. Ein Schuppen-Ost brennt langsam nieder. Drei Feuerwehrzüge sind gemächlich im Einsatz. Aus dem schwarzen Qualm schaut einsam die Oberkante einer Werbetafel heraus mit der Aufschrift: "Auch 1993 auf der richtigen Seite." Janusköpfig ist sie aus beiden Richtungen gleichermaßen zu lesen.
Laßt die Rechten links liegen, unter diesem Motto steht der Mahngang zur Kommunalwahl am Donnerstag, 4. März. Der Mahngang beginnt um 18 Uhr an der Alten Oper, die Abschlußkundgebung ist am Römer. Die Veranstalter sind die DGB-Jugend, die evangelische und katholische Jugend Frankfurt, die Jüdische Initiative, der Frankfurter Jugendring, das Internationale Werk sowie der Verein Saz Rock. ov/09
An der Aktion "Lila Montag" zum Internationalen Frauentag beteiligt sich der Frauenausschuß des Landessportbundes Hessen am Montag, 8. März, und bietet ab Freitag, 5. März, landesweit 34 Selbstverteidigungskurse für Frauen an. Die Kurse sind kostenlos. Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl gewalttätiger Angriffe auf Frauen und Mädchen wollen die Frauenvertreterinnen des Sports ein deutliches Zeichen setzen. Anmeldungen unter Tel. 06 11 / 55 21 53 (abends) sowie Tel. 06 11 / 67 58 58 (tagsüber). bri
Der Barbier von Sevilla wird am Samstag, 6. März, in der Kammeroper Frankfurt (zum ersten Mal unter Regie von Rainer Winter), im Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstraße 37, aufgeführt. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr. ov/09
Meine Art zu vertonen präsentiert Dr. Bruckner am kommenden Montag, 8. März, den Mitgliedern des Amateur Film Clubs Frankfurt (AFC). Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Fahrgasse 6 (Altstadt). ov/09
Eine Seniorenwanderung zum Billtalhaus im Taunus organisieren die Naturfreunde der Ortsgruppe Frankfurt am Donnerstag, 4. März. Abfahrt ist um 8.45 Uhr an der Bushaltestelle Westerbachstraße in Rödelheim. Weitere Informationen gibt es bei Paul Gutermuth unter der Telefonnummer 0 61 95 / 614 39. ov/09
Karwendel, ein Lichtbildervortrag von Heinz Zak, veranstaltet der Deutsche Alpenverein - Sektion Frankfurt, am Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr, im Dominikanerkloster in der Kurt-Schumacher-Straße. Der Eintritt kostet für Mitglieder vier Mark, für Nichtmitglieder acht Mark. ov/09
Die Bergsteigergruppe des Deutschen Alpenvereins - Sektion Frankfurt organisiert am Freitag, 5. März, einen Dia- Abend. Helmut Brutscher und Georg Gwildis zeigen: "Meteora: Wasser von außen - Retsina von innen". Die Diashow beginnt um 19.30 Uhr im Bürgertreff, Schwälmer Straße 28 (Bockenheim). ov/09
Der Naturschutzbund Deutschland - Kreisverband Frankfurt, organisiert am Sonntag, 7. März, eine Wanderung durch das Naturschutzgebiet Enkheimer Ried. Die Wanderung unter der Leitung von Gerhard Lambert dauert etwa zwei Stunden. Treffpunkt ist 8.30 Uhr am Parkplatz des Schwimmbads in Enkheim. ov/09
NEW BRUNSWICK, 2. März (AP). Präsident Bill Clinton hat seine Ansicht bekräftigt, daß in den USA der Zugang zu Waffen erschwert werden solle. Während eines Aufenthalts in New Brunswick im Staat New Jersey äußerte sich Clinton am Montag kritisch über den einflußreichen Schützenbund NRA. Er hielt der konservativen Vereinigung vor, sie sei einseitig auf das Recht zum Tragen von Waffen fixiert und nehme keine Rücksicht auf die wachsenden Sorgen wegen der öffentlichen Sicherheit.
HEFTRICH. "Susi, Susi, komm' her", brüllt Hans Neuhaus durch den Taunus-Wald bei Heftrich, einem Ortsteil von Idstein, und pustet noch einmal kräftig in seine Hundepfeife. Sofort raschelt es im Unterholz, kleine Äste knacken, und aus dem Busch bricht - ein Wildschwein. Wie andere Leute mit einem Hund Gassi gehen, ist der 57 Jahre alte Neuhaus aus Heftrich jeden Tag zwei bis drei Stunden mit dem Wildschwein unterwegs. Der Frischling Susi ist mittlerweile neun Monate alt und schon mehr als einen Zentner schwer.
Zufällig kam der frühpensionierte Maurer Neuhaus an Susi, die ihm inzwischen handzahm folgt: "Ein Freund von mir ist Jäger. Als er im letzten Jahr im Mai auf Ansitz war, fand er zwei frisch geworfene Wildschweine ohne die Bache, die wohl vom Auto überfahren worden ist, oder totgeschossen. Also nahm er die Frischlinge mit, eins behielt er, eins bekam ich." Neuhaus und seine Frau zogen den Frischling mit der Flasche auf. "Das war am Anfang ganz schön anstrengend, denn Susi hat alle vier Stunden die Milchflasche bekommen."
Inzwischen ist Susi auf 50 Zentimeter Schulterhöhe gewachsen und wiegt 55 Kilogramm. Laut Neuhaus frißt sie mittlerweile alle Arten von Futter: Weizen, Hafer, Bananen und Kartoffeln. Im Wald suche sie selbst nach Eicheln und Kastanien.
Neuhaus und seine Frau haben schon einmal ein junges Tier aus dem Wald aufgenommen, ein Rehkitz. "Das war vom Bauern angemäht worden, und wir hatten es dann fünf Jahre. Es war richtig zahm." Die Geschichte endete traurig. Als das zahme Reh einmal in den Wald weggelaufen war, wurde es Beute eines Jägers, erzählt Neuhaus. "Ich konnte dem Mann nicht böse sein, der wußte ja nicht, daß das Reh zahm war."
Susi sei auch schon einmal verschwunden: "Vor zwei Monaten war sie mal einen Tag abgerückt, da lief sie ein paar Kindern nach. Ich hatte die Suche schon aufgegeben. Als ich am Abend dann wie mit einem siebten Sinn noch einmal in den Wald gegangen bin, kam sie mir entgegen."
Der Wildschwein-Ersatzvater Neuhaus wohnt in einem Haus mit großem Garten. "Ins Haus kommt sie aber nicht, da haben Tiere nichts zu suchen." Susi hat einen mit Heu ausgestreuten Stall im Garten. Frei herumlaufen darf sie auf dem Grundstück auch nicht. "Die tät' mir alles umwühlen." Neuhaus sagt, das Wildschwein sei absolut zahm: "Meine drei Jahre alte Enkelin spielt mit Susi, die setzt sich da rauf und nix passiert." Auch mit dem Mischlingshund Teddy, der zum Haushalt gehört, würde sie sich vertragen.
Wenn Susi ausgewachsen ist, kann sie bis zu 90 Zentimeter groß werden. Wildschweine erreichen ein Alter von bis zu 15 Jahren. "Ich glaube, sie könnt' im Wald auch allein überleben. Aber warum? Sie hat's hier doch viel besser als im Wald", meint Neuhaus.
CLAUS-PETER TIEMANN (AP)
. . . und außerdem Femegruppe läßt Drogenbosse zittern
Eine zum Kampf gegen das größte kolumbianische Rauschgiftkartell angetretene Geheimorganisation hat sich jetzt zu einem Mord bekannt. Wenige Stunden nach seiner Entführung am Montag ist, wie die Polizei bekanntgab, ein wohlhabender Geschäftsmann namens Luis Guillermo Londono White außerhalb der Rauschgiftmetropole Medellin tot aufgefunden worden. Bei der Leiche fand man eine Notiz, die besagte: "Wegen Kollaboration mit Pablo Escobar."
Unterzeichnet war die Notiz von einer seit einigen Wochen aktiven Femegruppe, die sich "Von Escobar verfolgte Menschen", abgekürzt "Pepes", nennt. Sie ist zum Kampf gegen alle angetreten, die Verbindung mit Pablo Escobar hatten. Der Chef des "Medellinkartells", des größten Rauschgiftsyndikats Kolumbiens, entkam im Juli 1992 aus seinem Luxusgefängnis in der Umgebung von Medellin und ist seither untergetaucht.
Zwei Tage vor dem Mord war die Luxusvilla des Bruders von Londono White in Brand gesteckt worden. Der Geschädigte, Diego Londono White, ein Architekt, sagte einer örtlichen Fernsehstation, eine Anzahl von Personen habe in seinem Anwesen vergeblich nach ihm gesucht und dann das Haus angezündet. Der Architekt berichtete, er habe früher Baupläne für Escobar entworfen.
Der Femegruppe werden elf Anschläge zugeschrieben, die in den vorangegangenen Wochen gegen Eigentum von Escobar, seiner Familie und seiner Partner verübt wurden. Unter anderem ging Escobars Sammlung wertvoller alter Autos in Flammen auf.
Die Behörden wissen nach eigener Darstellung nicht, wer die "Pepes" sind. Escobar, der von Killerbanden mehrere hundert Menschen umbringen ließ, hat sich unzählige Leute zu Feinden gemacht. In Behördenkreisen wird gemutmaßt, bei den Pepes könnte es sich um Konkurrenten von Escobars Organisation handeln. Grund zur Rache hätte beispielsweise aber auch die Polizei von Medellin. Escobars Banden haben während der letzten drei Jahre in der Zweimillionenstadt über 400 Polizeibeamte umgebracht. Die "Pepes" wurden aktiv, nachdem Escobar-Leute im Januar in der Hauptstadt Bogotá einen Bombenanschlag verübt hatten, bei dem 21 Menschen ums Leben kamen, darunter fünf Kinder. Die Polizei schreibt Escobars Organisation insgesamt sechs Autobombenanschläge während der beiden letzten Monate zu. Dabei kamen über 45 Menschen ums Leben, und über 540 wurden verletzt.
In letzter Zeit nehmen führende Mitglieder von Escobars Organisation zunehmend wieder das Angebot der Regierung an, sich den Behörden zu stellen. Als Gegenleistung können sie mit einer milden Bestrafung rechnen.
Am Sonntag abend ergab sich der 38jährige José Fernando Posada in Medellin einer Gruppe von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft, die vor einem Kino auf ihn wartete. Posada gilt als der leitende Finanzfachmann des Medellinkartells. Er ist der vierte führende Kopf des Syndikats, der sich in den letzten Wochen den Behörden stellte. Man brachte ihn in ein als ausbruchsicher geltendes Gefängnis bei Medellin, in dem bereits eineinhalb Dutzend Kartellmitglieder einsitzen.
Am Montag nachmittag kam einer Rundfunkmeldung zufolge ein weiterer Angehöriger des Syndikats, William Cardenas Calle, zur Staatsanwaltschaft Medellin und stellte sich. Auch er wurde in die Haftanstalt im Vorort Itagui gebracht. Wie die Rundfunkstation RCN meldete, war Cardenas Calle im Zusammenhang mit den jüngsten Bombenanschlägen in Bogotá gesucht worden. (AP)
KÖLN, 2. März (AP). Als "unglaubliches Verhalten" hat die Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Monika Wulf-Mathies, den in der Potsdamer Ministerpräsidentenkonferenz geäußerten Vorstoß bezeichnet, im öffentlichen Dienst möglicherweise wieder die 40-Stunden-Woche einzuführen. "Das ist eine völlig irrige Vorstellung", erklärte Wulf-Mathies in einem Interview der Kölnischen/Bonner Rundschau. Wer solche Gedanken äußere, gefährde die Geschäftsgrundlage des diesjährigen Tarifabschlusses.
MILWAUKEE, 2. März (AP). Eine US-Großbrauerei will demnächst farbloses, kalorienarmes Bier auf den Markt bringen. Nach Angaben der Unternehmensleitung soll mit "Miller Clear" einer "wachsenden Vorliebe der Verbraucher für Biere Rechnung getragen werden, die vollen Geschmack bieten, ohne schwer zu sein". Der Alkoholgehalt soll dem des üblichen Biers entsprechen, jedoch soll der physiologische Brennwert dank reduzierten Kohlehydratanteils geringer sein. Klare Getränke kommen in den USA zunehmend in Mode. Auch die großen Cola-Firmen haben bereits farblose Varianten herausgebracht.
SEOUL, 2. März (AP). Bundeskanzler Helmut Kohl will anhand der deutschen Erfahrungen Korea auf dem Weg zur Wiedervereinigung unterstützen.
Kohl vertrat am Dienstag auf einer Pressekonferenz in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul die Ansicht, wenn das koreanische Volk wolle, werde es seine Einheit erreichen. Die Zeit sei dafür günstig. "Ich weiß, daß die Teilung nicht das letzte Wort der Geschichte ist", sagte der Kanzler. Am Dienstag nachmittag besuchte er den bekannten Ort Panmunjom in der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea.
Kohl stellte sich auch hinter die Forderung Südkoreas nach einer Sonderüberprüfung des nordkoreanischen Nuklearprogrammes. Südkorea und die USA verdächtigen den kommunistischen Norden, er wolle Kernwaffen entwickeln.
Kohl sagte, eingehende Inspektionen seien eine Vorbedingung für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Nordkorea. Er sprach sich bei der Pressekonferenz dafür aus, daß nicht nur die Internationale Atomenergiebehörde IAEA eine Überprüfung vornehmen solle, sondern daß beide koreanischen Staaten sich auch gegenseitig Inspektionen ermöglichen sollten.
Ebenfalls am Dienstag erklärte in Peking der nordkoreanische Botschafter Chu Chang Jun, seine Regierung werde die von der IAEA geforderte spezielle Überprüfung nicht zulassen. Er sagte, die Forderung basiere auf US-Informationen.
Kohl und Staatspräsident Kim erörterten in Seoul auch die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen. Dabei ging es um das Projekt einer Hochgeschwindigkeits- Bahnverbindung zwischen Seoul und der 450 Kilometer entfernten Industriemetropole Pusan. Um den Auftrag bemüht sich, neben Franzosen und Japanern, auch ein deutsches Firmenkonsortium.
BONN, 2. März (AP). Die Zahl der neu registrierten Asylsuchenden in Deutschland ist im Februar erneut gestiegen. Unter den 38 071 Flüchtlingen, die in Deutschland Asyl beantragten, stellten Rumänen mit 12 853 Menschen die größte Gruppe, teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag in Bonn mit. An zweiter Stelle stehen Asylbewerber aus dem ehemaligen Jugoslawien mit 5637 Flüchtlingen, deren Zahl jedoch im Vergleich zu den Vormonaten weiter zurückging. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres stellten damit 74 350 Menschen einen Asylantrag. Die Februarzahl bedeute im Vergleich zum Januar eine Steigerung um fünf und im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar eine Erhöhung um 22 Prozent. Besonders auffällig sei der Anstieg bei Rumänen und Bulgaren, die im Februar fast 45 Prozent der neu registrierten Flüchtlinge stellten.
MÜNCHEN, 2. März (AP). Schneeverwehungen haben am Dienstag in Ostbayern zu erheblichen Verkehrsbehinderungen vor allem in Teilen der Oberpfalz geführt. Nach Angaben der bayerischen Grenzpolizei mußte der östlich von Tirschenreuth gelegene Grenzübergang Bernau in die Tschechische Republik geschlossen werden. Auf tschechischer Seite waren vor dem Übergang mehrere Lastwagen und Autos in den Schneemassen steckengeblieben. Auch der Grenzübergang Mering wurde zeitweilig wegen Verwehungen gesperrt. Nach Polizeiangaben kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen.
Zur Person:
JOACHIM GAUCK, Bundesbeauftragter für die Stasi-Akten, sieht das Interesse der Öffentlichkeit an der Aufarbeitung des Stasi-Terrors schwinden. Gauck sagte dem Mitteldeutschen Express: "Es ist zu beobachten, daß ein gewisser Überdruß das Interesse an diesem Thema abebben läßt." Solange der Reiz des Neuen dagewesen sei, habe man noch zugehört. Wenn es aber darum gehe, substantiell über das Funktionieren der Arbeit des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit nachzudenken, würden viele sagen: "Hört bloß mit dem Thema auf - es reicht uns langsam." Gauck zufolge äußern sich so besonders diejenigen, die weit entfernt von Schmerz und Unterdrückung gelebt hätten. (AP)
BONN, 2. März (AP). Japanische Autos haben nach dem jüngsten TÜV-Report in den ersten Jahren die wenigsten erheblichen Mängel, im höheren Alter ändert sich das zugunsten deutscher Fabrikate. So stellen bei den drei Jahre alten Gebrauchtwagen Toyota und Mazda, bei den zehn Jahre alten Autos Mercedes, Opel und Porsche die "Mängelzwerge". Bei der Präsentation des "Auto-Reports 93" sagte der Geschäftsführer des Verbands der Technischen Überwachungs-Vereine, Lutz Wessely, am Dienstag in Bonn, ab zehn Jahren sei die "deutsche Produktion ganz eindeutig führend".
Ausschlaggebend für die Einstufung war bei den 4,5 Millionen ausgewerteten Prüfungen von 80 Typen aller Klassen die Quote der "erheblichen Mängel". Zu diesen sicherheitsgefährdenden Schwachstellen gehören "zu schlappe Bremsen, vom Rost zerfressene und daher geschwächte tragende Teile von Rahmen oder Karosserie, ausgeschlagene Lenkgelenke oder beschädigte Bremsschläuche". Unter den drei Jahre alten Autos waren die "Mängelzwerge" Mazda 323, Toyota Carina, Toyota Starlet, Toyota Corolla und Opel Senator. Als "Mängelriesen" erwiesen sich Fiat Regatta, Citroën 2 CV, Opel Manta und Lada Nova. Bei den Zehnjährigen schnitten die Mercedes S-Klasse, Mercedes 200-300 (123), Opel Ascona und Porsche 924/944 am besten ab. In diesem Alter waren die schlechtesten Nissan Bluebird, Citroën 2 CV und Renault 4.
Es gebe Pkw-Typen, heißt es in dem TÜV-Report weiter, die in allen Altersklassen Mängelriesen oder -zwerge seien. Zu den ersteren gehörten Citroën 2 CV, Lada Nova, Renault 4, Seat Ibiza und die Geländewagen Mitsubishi Pajero und Nissan Patrol. Wenig Schwachstellen wiesen dagegen die Toyota-Typen Carina und Corolla, Opel Ascona, VW Polo/Derby, Volvo 340-360 und Ford Sierra auf.
Wessely forderte für Autos ab dem siebten Jahr eine obligatorische jährliche Prüfung anstatt des geltenden Zwei-Jahres-Intervalls. Auch werde immer noch nach einem alten Katalog geprüft, obwohl eigentlich auch die Fahrzeugelektronik, das Anti-Blockier-System ABS und der Airbag geprüft werden müßten. "Im Augenblick ist jeder bemüht, den Autofahrer kräftig zu schröpfen", meinte der Geschäftsführer im Hinblick auf die Diskussion über Autobahngebühr und Mineralölsteuererhöhung. Deshalb finde man in der "politischen Landschaft" wenig Gehör selbst für kleine Verbesserungen wie die relativ billigen Prüfungen von Bremsflüssigkeit und Stoßdämpfern.
Der "TÜV Auto-Report 93" ist ab dem heutigen Mittwoch für 9,80 Mark an Kiosken, im Zeitschriftenhandel und an den TÜV-Prüfstellen zu kaufen.
BRAZZAVILLE, 2. März (AP). Beim Zusammenbruch der Rampe zu einer Fähre sind in Brazzaville, der Hauptstadt Kongos, mindestens 146 Menschen ertrunken. Wie die Polizei am Dienstag berichtete, stürzten die Menschen in den Fluß, als sie auf die Fähre "Matadi" drängten, mit der sie in die zairische Hauptstadt Kinshasa zurückkehren sollten.
Die Opfer sind Bürger Zaires, die von der kongolesischen Regierung ausgewiesen wurden und deshalb nach Kinshasa ausreisten mußten.
Die Polizei erklärte, die dem staatlichen Nationalen Transportdienst Zaires gehörende "Matadi" nehme normalerweise 200 Passagiere auf. Doch am Montag hätten sich weit mehr Menschen auf die Fähre gedrängt. Die Rampe habe dem Ansturm nicht mehr standgehalten und sei zusammengebrochen, worauf die Menschen in die Fluten gestürzt seien.
WIEN, 2. März (AP). Einen Monat nach seinem gescheiterten Volksbegehren gegen die Zuwanderung von Ausländern hat der rechtsgerichtete Politiker Jörg Haider erneut für einen Eklat in Österreich gesorgt. In der am Dienstag erschienen Ausgabe des Wiener Monatsmagazins Basta nannte er den sozialdemokratischen Bundeskanzler Franz Vranitzky einen "Austrofaschisten" und den konservativen Vizekanzler Erhard Busek einen "Schrumpfaustriaken". Die Parteien der großen Koalition reagierten darauf mit der Empfehlung an Haider, sich in die Behandlung eines Psychologen zu begeben.
Der Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) erklärte unter anderem, in Österreich gebe es eine "Wiedergeburt des Austrofaschismus". Haider warf seinen Gegnern vor, wer ihn ausgrenze, sei im Prinzip "ein Faschist, weil er sich mit normalen demokratischen Mitteln nicht mehr zur Wehr setzen" könne. Statt Argumenten würden "Macht und gesellschaftliche Ächtung" eingesetzt.Barschel-Vertrauter vor Gericht Prozeß gegen Ahrendsen nach Morddrohung unterbrochen
KIEL, 2. März (AP). Mit einer Morddrohung hat am Dienstag der Prozeß gegen Herwig Ahrendsen, stellvertretender Regierungssprecher aus der Amtszeit des CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel, begonnen. Nach knapp zweistündiger Verhandlungsdauer ließ der Vorsitzende Richter am Kieler Landgericht, Helmut Schlimm, den Schwurgerichtssaal räumen, alle Besucher und Beobachter des Prozesses mußten sich einer Durchsuchung unterziehen. Gefunden wurde allerdings nichts.
Ahrendsen muß sich wegen des Vorwurfs dreier eidesstattlicher Falschaussagen im Zusammenhang mit einer anonymen Steueranzeige gegen den damaligen Oppositionsführer Björn Engholm (SPD) verantworten. Barschels Medienreferent Reiner Pfeiffer, der die Vorgänge in der Kieler Staatskanzlei 1987 ans Licht der Öffentlichkeit gebracht hatte, beschuldigt den heutigen Regierungsdirektor, von der Anzeige im Auftrag Barschels gewußt zu haben. Ahrendsen hatte dies unter Eid abgestritten. Am ersten Prozeßtag beschrieb er seine Beziehung zu Barschel als "gutes Dienstverhältnis". Der ehemalige Barschel-Vertraute sagte weiter, daß er von einem besonders engen Verhältnis des Ministerpräsidenten zu Pfeiffer nie etwas bemerkt habe. Der Medienreferent habe seine Arbeit ordentlich gemacht, sei aber nicht die Verstärkung gewesen, die sich die Pressestelle von einem "erfahrenen Journalisten" erwartet hatte.
Ausführlich befragte Richter Schlimm den Angeklagten zu einem Telefonat mit dem Personalreferenten der Landesregierung, Claus Asmussen, in dem Ahrendsen auf Bitten Pfeiffers um eine Zusammenstellung der Einkünfte Engholms gebeten hatte. Die von Asmussen erstellte Auskunft diente später als Grundlage für eine anonyme Steueranzeige gegen Engholm. Ahrendsen erinnerte sich nach eigenen Angaben nicht mehr genau, um welche Auskünfte er im Januar 1987 gebeten hatte. Er habe die Angelegenheit damals als belanglos angesehen.
Als Zeugen werden auch Pfeiffer, der Kieler Sozialminister Günther Jansen und Günther Hebbeln, unter Barschel Chef der Staatskanzlei, aussagen.
ARD und ZDF haben eine Untersuchung der Gewaltdarstellung im deutschen Fernsehen in Auftrag gegeben. Der ARD-Vorsitzende Jobst Plog hob als Leiter der gemeinsamen Medienkommission der öffentlich-rechtlichen Sender in Hamburg hervor: "Die Diskussion um Gewalt im Fernsehen muß mit mehr Sorgfalt als bisher geführt werden. Neben der Leichenzählerei müssen wir unbedingt qualitative Unterschiede berücksichtigen."
Mit der Analyse beauftragt wurde Udo Michael Krüger vom Institut für empirische Medienforschung in Köln. Für die Studie werden die Programmanalysen genutzt, die dort seit 1985 erarbeitet werden, wie der NDR weiter mitteilte. AP
MÜNCHEN, 2. März (AP/dpa). Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hat den Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bayerischen Staatskanzlei, Gunter Graß, von seinen Aufgaben entbunden. Graß kehrt als Sprecher in das bayerische Umweltministerium zurück, dessen Pressesprecher er bereits in früheren Jahren war. Gründe für die Änderungen wurden offiziell nicht bekanntgegeben. Wie in München jedoch zu erfahren war, ist Streibl wegen des negativen Presseechos, das er wegen der "Amigo-Affäre" ausgelöst hatte, mit der Arbeit von Graß unzufrieden.
Als dessen Nachfolgerin hat die bayerische Regierungssprecherin Susanne Kirner nun die alleinige Verantwortung für die Pressearbeit in der bayerischen Staatskanzlei übernommen. Nach Angaben der Staatskanzlei in München ist sie damit zugleich Pressesprecherin Streibls und der bayerischen Staatsregierung.
GENF, 2. März (AP). Nach langen und zähen Verhandlungen hinter den Kulissen hat die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UN) am Dienstag in Genf eine internationale Untersuchung über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit beschlossen. Verschiedene Redner hatten Ausschreitungen gegen Ausländer in den Industriestaaten beklagt und dabei nach dem Eindruck deutscher Diplomaten vor allem auf die Übergriffe gegen Gastarbeiter und Flüchtlinge in der Bundesrepublik angespielt.
In einer von der Türkei eingebrachten und ohne Abstimmung angenommenen Resolution wird auf eine wachsende Vielfalt von Erscheinungsformen das Rassismus hingewiesen. Die Kommission äußert sich zwar besorgt über die Diskriminierung von Minderheiten "in vielen Teilen der Welt", bezieht sich aber in ihrem Ruf nach einer Untersuchung "besonders (auf) Entwicklungen in jüngster Zeit".
Mit der Resolution wird einem "Sonderberichterstatter" ein auf drei Jahre begrenztes Mandat erteilt, Untersuchungen "über alle gegenwärtigen Formen" des Rassismus durchzuführen.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Dienstag etwas schwächer eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel während der ersten Handelsstunde um 5,40 Punkte. Am Vortag war er um 15,40 auf 3355,41 Zähler gesunken.
In Tokio gab der Nikkei-Index gestern geringfügig um 15,35 auf 16 864,25 Einheiten nach.
GIFHORN, 3. März (AP). Ein 18jähriger Führerscheinneuling hat am Dienstag bei Gifhorn einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem drei Familienangehörige ums Leben kamen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war der junge Mann, der erst vor 15 Tagen den Führerschein gemacht hatte, im niedersächsischen Hankensbüttel durch eine Windbö mit seinem Auto von der Fahrbahn abgekommen und gegen zwei Bäume geprallt. Dabei wurde der Wagen in zwei Teile zerissen. In den Autotrümmern starben die 56jährige Mutter, der 57jährige Vater und die 19jährige Schwester des Fahrers, der als einziger mit leichten Verletzungen davonkam. Er hat noch zwei jüngere Geschwister.Haftbefehl gegen Moslem
ANKARA, 3. März (AP). Die Türkei hat Haftbefehl gegen einen in Deutschland lebenden moslemischen Geistlichen erlassen. Dies meldete jetzt die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia. Nach Angaben des Oberstaatsanwalts Nusret Demiral wird dem Geistlichen Cemalettin Kaplan die Anwerbung von Sympathisanten für die fundamentalistische Bewegung unter den Türken in Deutschland vorgeworfen. Demiral ließ offen, ob Ankara seine Auslieferung verlangen wird.
Kaplan wurden wegen seiner Aktivitäten bereits die Bürgerrechte aberkannt. Der Haftbefehl geht Demiral zufolge auf Videoaufzeichnungen zurück, die den Geistlichen bei einer Predigt im November in Köln zeigen. In der Bundesrepublik leben etwa 1,8 Millionen Türken. Ankara gelang es auf diplomatischem Wege bislang nicht, die deutschen Behörden zum Vorgehen gegen Kaplan zu bewegen.
ROM, 3. März (AP). Die am Konflikt in Berg-Karabach beteiligten Parteien haben sich auf die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe in das kaukasische Krisengebiet verständigt. Das teilte der Präsident der unter Schirmherrschaft der KSZE in Rom stattfindenden Berg-Karabach-Konferenz am Dienstag mit. Mario Raffaelli zufolge kam die Einigung bereits am Sonntag zwischen Vertretern Armeniens, Aserbaidschans und der armenischen Bevölkerung in dem auf aserbaidschanischem Boden liegenden Gebiet Berg-Karabach zustande.
Wie Raffaelli mitteilte, steht noch nicht fest, wie viele Friedenssoldaten in Berg- Karabach stationiert werden und welche Staaten sich an einer solchen Aufgabe beteiligen. Ihre Hauptaufgabe werde sein, einen noch zu vereinbarenden Waffenstillstand zu überwachen.
WACO, 2. März (AP). Der mit 75 Menschen in einer Festung im texanischen Waco verschanzte Sektenführer David Koresh hat sich am Dienstag zur Aufgabe bereit erklärt. In einer von zwei Rundfunksendern verbreiteten fast einstündigen Erklärung sagte Koresh, er sei damit einverstanden, mit allen Leuten sofort und friedlich das Gebäude zu verlassen.
Nach einer Schießerei zwischen Polizei und Sektenmitgliedern am Sonntag, bei der sechs Menschen ums Leben gekommen waren, hatte die Sekte sich in der Festung verbarrikadiert und bis Dienstag abend 18 Kinder freigelassen. Die Polizei wollte den Sektenführer, der sich selbst als Jesus bezeichnet und den Weltuntergang predigt, wegen illegalen Waffenbesitzes verhaften und hatte versucht, das Gebäude zu stürmen. Nach Berichten von Fernsehsendern wurden die beiden Krankenhäuser in Waco aufgefordert, sich für die Aufnahme Verletzter bereitzuhalten. Einige Räume seien für Notaufnahmen hergerichtet worden.
Sektenwahn Drama nimmt kein Ende
WACO, 2. März (dpa). Auch zwei Tage nach der Schießerei zwischen Polizei und Anhängern einer fanatischen religiösen Sekte im US-Bundesstaat Texas, bei der mindestens fünf Menschen getötet und 16 verletzt wurden, zeichnet sich kein Ende der dramatischen Auseinandersetzung ab. Hunderte von Bundespolizisten hielten den wie eine Festung wirkenden vierstöckigen Gebäudekomplex östlich der Stadt Waco weiter umstellt, in dem sich über 70 teilweise schwer bewaffnete Sektenmitglieder verschanzt haben sollen.
Verhandlungen der Bundespolizei mit dem 33jährigen Sektenchef, der sich für Jesus Christus hält, verliefen bislang erfolglos. Nach den Schußwechseln vom Sonntag, bei denen mindestens ein Sektenmitglied und vier Polizisten getötet wurden, verhielt sich die Bundespolizei am Montag abwartend, da bei einem Sturm auf das Gebäude ein Massenselbstmord oder Massaker unter den Sektenmitgliedern befürchtet wurde.
Die Mitglieder der Sekte mit dem Namen Branch Davidians (Davidianer- Zweig) hatten am Sonntag morgen das Feuer eröffnet, als rund 100 Beamte mit Unterstützung von drei Hubschraubern das Anwesen auf Waffen und Sprengmaterial hin untersuchen und Verhaftungen vornehmen wollten.
Am Montag konnten insgesamt zehn Kinder den Gebäudekomplex verlassen. Zuvor hatte Sektenchef Vernon Howell, der sich selbst David Koresh nennt, seine religiösen Botschaften über einen lokalen Radiosender verkünden können. Howell gab an, selbst schwer verwundet worden zu sein. Bei der Schießerei soll auch ein zweijähriges Kind ums Leben gekommen sein. Medizinische Hilfe lehnte die Sekte ab, die eine Splittergruppe der Adventisten-Kirche vom siebten Tag ist.
(Siehe auch letzte Seite)
KOPENHAGEN, 2. März (dpa). Bei einem Hubschrauber-Absturz im Nordwesten Grönlands sind am Montag vier von sieben Insassen, darunter ein vier Wochen altes Baby, ums Leben gekommen. Die Zwillingsschwester des Kleinkindes und ein 18 Monate alter Bruder überlebten das Unglück ebenso wie die Mutter. Die beiden Besatzungsmitglieder des Hubschraubers und ein weiterer Passagier kamen ums Leben. Die Maschine war bei einem Linienflug zwischen zwei Siedlungen aus bisher ungeklärter Ursache abgestürzt. Augenzeugen des Unglückes setzten sofort eine Rettungsaktion in Gang und bargen die Überlebenden mit Hundeschlitten.
MÜNCHEN, 2. März (dpa). Im Streit nach einem Zechgelage hat ein 40jähriger Betriebsschlosser in der Nacht zum Dienstag in einem Münchner Sozialwohnheim einen 38jährigen Monteur totgeschlagen. Nach Ermittlungen der Polizei gerieten drei Männer in einem Appartement des Wohnheims aneinander. Die Meinungsverschiedenheiten eskalierten zu einer Schlägerei, in deren Verlauf der Schlosser mit Fäusten und Füßen auf den Monteur einschlug und -trat, bis dieser leblos am Boden lag. Schließlich verständigte der Täter einen Notarzt, der jedoch nicht mehr helfen konnte. Das Opfer starb noch in dem Wohnheim an den Folgen der Schläge und Tritte. Der betrunkene Schlosser wurde von der Polizei am Tatort festgenommen.
MOSKAU, 2. März (dpa). Die Bergleute der russischen Kohlereviere haben am Dienstag morgen nach einem eintägigen Warnstreik die Arbeit wiederaufgenommen. Das sagte der Vorsitzende der Unabhängigen Gewerkschaften im westsibirischen Kusbass-Revier, Wjatscheslaw Scharipow, der dpa. Seinen Worten zufolge kann jederzeit wieder gestreikt werden, sollten die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag mit der Regierung fehlschlagen. Die Kumpel verlangen höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Auch in den Kohlerevieren von Workuta am Nordpolarkreis und Rostow am Don fuhren die Kumpel am Morgen wieder in die Zechen ein.
MESSINA, 2. März (dpa). Beim Einsturz einer Straßenbrücke zwischen Messina und Palermo auf Sizilien sind in der Nacht zum Dienstag mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Die Rettungsmannschaften entdeckten am Dienstag morgen zwei weitere Leichen, nachdem bereits kurz vor Mitternacht zwei Tote aus den Trümmern der Brückenkonstruktion geborgen worden waren. Als mutmaßliche Ursache des Einsturzes gaben die Behörden die schlechten Wetterbedingungen an. Insgesamt waren drei Autos von der Staatsstraße 113 bei Treme Vigliatore, etwa 50 Kilometer von Messina entfernt, in die Fluten eines Flusses gestürzt.
PEKING, 2. März (dpa). Die renommierte Peking Universität hat das obligatorische Militärjahr für Studienanfänger abgeschafft. Der nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 eingeführte militärische Drill werde zum Herbstsemester wieder aufgehoben, bestätigte ein Vertreter der Universität, die vor vier Jahren das Zentrum des Studentenprotestes war. Junge Chinesen hatten die Universität zunehmend gemieden. Das Plansoll für die Neuzulassungen war im vergangenen Jahr nicht erfüllt worden. In einer abgelegenen Kaserne hatten zuletzt 1800 Neuanfänger den Militärdienst und die politische Schulung über sich ergehen lassen müssen.
LOS ANGELES, 2. März (dpa). Paul Simon und Art Garfunkel, deren Songs in den 60er Jahren die Hitlisten eroberten, sind am Montag abend in Los Angeles wieder zusammen aufgetreten. Nach Welterfolgen wie "Bridge Over Troubled Water" und "Mrs. Robinson" hatten sich die Amerikaner auf dem Höhepunkt ihrer Karriere 1970 wegen persönlicher Differenzen getrennt und zuletzt 1983 in den USA noch einmal gemeinsam ein großes Konzert gegeben. Jetzt standen sie wieder zusammen auf der Bühne: Sie stellten eigenen Angaben zufolge ihre persönlichen Gefühle beiseite, um Geld für die Gesundheitsfürsorge bedürftiger Kinder zu sammeln. Wie die Künstler erklärten, soll es nicht bei diesem einen großen Benefizkonzert bleiben.
Bundespräsident
Genscher ist
Favorit für
HAMBURG, 2. März (dpa). Nahezu jeder zweite Bundesbürger ist für den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher als Nachfolger von Bundespräsident Richard von Weizsäcker.
48 Prozent der Befragten meinten in einer repräsentativen Umfrage des Dortmunder Meinungsforschungsinstituts Forsa, der FDP-Politiker sei am besten geeignet als künftiges deutsches Staatsoberhaupt. Von Weizsäckers Amtszeit läuft im kommenden Jahr ab.
Jeweils zwölf Prozent der Befragten entschieden sich für die Sozialdemokraten Hans-Jochen Vogel und Johannes Rau. Auf jeweils sechs Prozent brachte es Bundeskanzler Helmut Kohl und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis.
Schlußlicht bei der in der jüngsten Ausgabe der Illustrierten stern veröffentlichten Umfrage vom Februar wurde Kohls derzeitiger Favorit, Mecklenburg- Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite. Für ihn votierten zwei Prozent der Befragten.
England will Schotten dichtmachen
Die Verantwortlichen des englischen Fußballs sind entschlossen, durch strengere Zulassungsbestimmungen die Zahl der ausländischen Spieler in den britischen Vereinen einzuschränken. Während EG-Bürger ohne Kontrolle bei englischen Profivereinen anheuern dürfen, soll der Kreis der hauptsächlich aus Skandinavien und Osteuropa einwandernden Spieler erheblich beschränkt werden. Diese Spieler benötigen eine Arbeitsbewilligung, die vom Arbeitsamt des Innenministeriums ausgestellt wird.
Auf der Sitzung wurde beschlossen, daß diese Behörde diese Lizenz nur mit Zustimmung eines Ausschusses erteilen darf, der sich aus Vertretern der Profispielergewerkschaft, des Dachverbandes, der Premier League und des Nationalligaverbandes zusammensetzen soll. "Die importierten Profis von außerhalb der EG werden sich durch zweijährige internationale Erfahrung in ihrer A-Nationalmannschaft ausweisen müssen", sagte ein Sprecher der Spieler-Gewerkschaft.
Carl-Uwe Steeb mühte sich beim 1,7- Millionen-Dollar-Tennisturnier in Indian Wells in Runde zwei. Der Linkshänder aus Stuttgart kämpfte den spanischen Qualifikanten Tomas Carbonell am Montag nach mehr als zwei Stunden 6:0, 3:6, 7:6 (7:5) nieder, hatte aber nur im ersten Durchgang ordentliche Form. Steebs Gegner in Runde zwei wird zwischen dem an Nummer 15 gesetzten Alexander Wolkow (Rußland) und Wally Masur (Australien) ermittelt. Ausgeschieden ist dagegen überraschend Guy Forget. Der an Nummer elf gesetzte Franzose unterlag dem US-Amerikaner Jim Grabb 6:7, 3:6.
"Ich bin froh, daß diese Partie vorbei ist", sagte Steeb, "am Ende hätte es auch noch andersrum ausgehen können." Während Daviscup-Kollege Michael Stich erst später ins Geschehen eingreift, boten die vier Mitglieder des US-amerikanischen Daviscup-Teams am ersten Tag eine überragende Leistung. Neben Grabb erreichten David Wheaton (6:1, 7:5 gegen Alex O'Brien/USA), Brad Gilbert durch das 6:7 (3:7), 6:2, 7:6 (7:4) über den Spanier Sergi Bruguera und Grabbs Doppelpartner Ritchey Reneberg (7:5, 7:5 gegen Jordi Arrese (Spanien) die zweite Runde in dem hochklassig besetzten Feld.
Die Tennis-Weltranglistenzweite Steffi Graf aus Brühl trifft beim mit 375 000 Dollar dotierten Frauen-Turnier in Delray Beach in ihrem Auftaktspiel auf Yayuk Basuki. Die Indonesierin besiegte Mercedes Paz aus Argentinien 6:4, 0:6, 6:4. Die topgesetzte Steffi Graf hatte in der ersten Runde ein Freilos.
Unterdessen hat auch die Münchnerin Maja Zivec-Skulj die zweite Runde erreicht. Dagegen ist Sabine Hack (München) durch eine 0:6-4:6-Niederlage gegen die Japanerin Kyoko Nagatsuka in der ersten Runde ausgeschieden. sid/dpa
MÖNCHENGLADBACH, 2. März (dpa). Bei einem bundesweiten Schlag gegen Tierschmuggler haben deutsche Zollfahnder 458 wertvolle Papageien aus Übersee beschlagnahmt. Wie das Mönchengladbacher Zollfahndungsamt am Dienstag berichtete, waren bereits am 15. Februar die Räume von 33 Vogelhändlern und -züchtern durchsucht worden. Drahtzieher des Schmuggels soll ein 48jähriger Tierimporteur aus dem Großraum Düsseldorf gewesen sein. Die Vögel wurden in Zoos gebracht. Schwerpunkte der Aktion waren die Städte Münster, Bielefeld, Dortmund, Lübeck, Nürnberg und Hannover. Das illegale Geschäft - so die Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf - "war höchst lukrativ". So zahlte ein Ingenieur aus Hamburg allein für ein Banks-Raben-Kakadu-Pärchen aus Australien rund 35 000 Mark.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der "U 20"-Junioren bringen vom Freitag bis 20. März die international erfolgreichen Verbände von England, Brasilien, Portugal, Rußland und Deutschland ihren besten Nachwuchs aufs Feld. 16 Mannschaften haben sich für diesen Titelkampf in Australien qualifiziert, wo bereits 1981 das Turnier stattfand und der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um Trainer Dietrich Weise einen überraschenden 4:0-Endspielsieg über Katar bescherte. Die Wiederholung dieses Erfolgs fällt sicherlich schwer, denn das Team von Rainer Bonhof konnte in den Vorbereitungsspielen nur selten überzeugen.
Afrikas Meister Ghana wird bei den Experten in Australien hoch gehandelt. Bei den Buchmachern liegt jedoch Brasilien vor Portugal, Australien, Türkei, Mexiko, Ghana und Deutschland in Front. Bei den vergangenen internationalen Jugend-Turnieren wurde das Alter der Spieler aus Ghana oft angezweifelt. So waren bei der Akkreditierung der Mannschaft am Dienstag in Brisbane die DFB- Verantwortlichen aufmerksame Beobachter, denn Delegationsleiter Engelbert Nelle (Hildesheim) hatte auf gründliche Überprüfung der Geburtsurkunden und Reisepässe bestanden.
Bonhofs Spieler haben mit Vize-Europameister Portugal, dem Südamerika- Vertreter Uruguay und Ghana eine sehr schwere Gruppe in der Vorrunde erwischt. Mit Libero Jens Nowotny (Karlsruhe) fehlt ein starker Abwehrspieler, mit Uwe Gaspodarek (Bayern München) ein erfahrener Torwart.
"Die sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent können unserer Mannschaft hier sehr zu schaffen machen", meinte Bonhof, dessen Spieler erstmals am Samstag gegen Portugal antreten müssen. "Wir brauchen einen erfolgreichen Auftakt, denn das gibt enormen Anschub für den weiteren Verlauf", sagt Bonhof.
Die Vorrundenspiele der DFB-Auswahl in Brisbane: Samstag (9.15 Uhr/MEZ): Deutschland - Portugal, 9. März (9.15 Uhr): Deutschland - Ghana, 11. März (9.15 Uhr): Deutschland - Uruguay.
PEKING, 2. März (dpa). In China gibt es zur Zeit "mindestens 200 Millionen Arbeitslose". Wie die Wirtschaftszeitung Jingjiribao am Dienstag ferner schrieb, errechne sich die Zahl, die einem Sechstel der Bevölkerung entspricht, aus "versteckten Ziffern" und den Statistiken. Die häufige Praxis in China, Arbeitslose als "auf Arbeit Wartende" einzustufen, sei "nur ein Spiel mit Worten, das die Tatsache nicht ändert, daß es immer mehr Arbeitslose gibt", schrieb das Blatt.
MOL, 2. März (dpa). Knapp 100 Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Dienstag morgen die Ausfahrt des atomaren Brennelementewerks im nordbelgischen Mol blockiert. Die Umweltschützer hatten sich vor der Anlage aneinandergekettet, um gegen die geplante Belieferung deutscher Atomkraftwerke aus dem belgischen Brennelementewerk zu protestieren. Rund die Hälfte der Aktivisten war nach Greenpeace-Angaben aus Deutschland angereist.
Greenpeace befürchtet, daß bei einer dauerhaften Stillegung der Plutoniumverarbeitung in Deutschland ab 1994 die Belgier die Lieferung übernehmen werden. Dafür müsse aber die Kapazität des Werks Dessel-Mol der Belgonuclaire erheblich erweitert werden.
MÜNCHEN. Im Alter von 79 Jahren ist in München nach längerer Krankheit der renommierte deutsch-ungarische Pianist Julian von Karolyi gestorben. Karolyi begann bereits als Kind mit dem Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren trat er erstmals öffentlich in Budapest auf.
Es folgten Auftritte in nahezu allen Musikzentren der Welt. Von 1972 an unterrichtete Karolyi an der Würzburger Musikhochschule. Er galt als mustergültiger Interpret des Klavierschaffens von Chopin und Liszt. dpa
Im eigenen Land fürchtet Tischtennis- Europameister Jörg Roßkopf schon seit fünf Jahren keine Konkurrenz. Deshalb nimmt der 23 Jahre alte Düsseldorfer Ausnahmespieler vor den 61. deutschen Meisterschaften von Freitag bis Sonntag in Münster auch Rücksicht auf seine Geldgeber. "Ich habe mit meinen Sponsoren keine Prämie für den deutschen Meistertitel ausgehandelt. Das tue ich denen nicht an", sagte Roßkopf, der in der Halle Münsterland seine sechste Meisterschaft in Folge anstrebt.
Viel mehr Spannung verspricht die Damen-Konkurrenz. Wahrscheinlich steht sogar erstmals eine gebürtige Chinesin auf dem Siegertreppchen. "Für mich ist Jie Schöpp die Favoritin", meinte Titelverteidigerin Christiane Praedel (Glane) über die in Baoding südlich von Peking geborene Abwehrspielerin aus Steinhagen. Sie besitzt seit dem 29. Januar einen deutschen Paß und ist deshalb startberechtigt. Aber auch die Europa-Top12- Zweite Olga Nemes (Dülmen) und die viermalige Meisterin Nicole Struse (Steinhagen), frischgekürte Turniersiegerin von Bratislava, wollen ein Wort mitreden.
In Münster werden auch die letzten Fahrkarten für die Weltmeisterschaften im Mai in Göteborg vergeben. "Außer Jörg Roßkopf, der persönlich qualifiziert ist, können wir noch vier Damen und fünf Herren mitnehmen", erklärte Cheftrainerin Eva Jeler. Hinter Roßkopf und dem Abonnements-Zweiten Steffen Fetzner wäre normalerweise Peter Franz der dritte Mann für die Mannschaft. Doch der Lübecker laboriert seit Monaten an einem Ermüdungsbruch; auch Nationalspieler Torben Wosik (Düsseldorf) mußte wegen einer Schulterverletzung viele Wochen lang pausieren.
"Wir entscheiden kurzfristig über unsere Teilnahme. Ich fühle mich seit drei Wochen beschwerdefrei. Zwei oder drei Runden könnte ich überstehen", sagte Torben Wosik, der seinen Doppelpartner Peter Franz kurzfristig in seiner Wohnung aufnahm. Die Überraschungssieger von Rostock 1992 bereiteten in einem Düsseldorfer Rehabilitationszentrum ihr Comeback vor.
Eva Jeler äußerte sich optimistisch: "Peter Franz kann den Schläger in die Hand nehmen und spielen, als wenn nichts passiert wäre. Das ist absolut phänomenal, auch wenn er dann aus allen Löchern pustet." dpa
KARLSRUHE, 2. März (dpa). Die Verurteilung des 58jährigen Schweizers Maurice-Leon Schoch wegen Mordes an einem 37jährigen verdeckten Drogenermittler in Mannheim ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe verwarf die Revision Schochs gegen ein Urteil des Landgerichts Mannheim vom August 1992. Der BGH bestätigte die lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes mit schwerem Raub und auch die Wertung einer "besonders schweren" Schuld im Rahmen des Mordvorwurfs. Der Angeklagte muß danach jedenfalls mehr als 15 Jahre der Strafe verbüßen, so die Richter in einer Mitteilung vom Dienstag.
Der Kriminalbeamte war am 4. Dezember 1991 bei einem vorgetäuschten Drogengeschäft in einem Mannheimer Hotelzimmer mit mehreren Schüssen aus einer Pistole mit Schalldämpfer niedergestreckt worden. Bei dem Scheingeschäft wollte die Polizei 50 Kilogramm Heroin sicherstellen, für die dem Verkäufer sechs Millionen Mark zugesichert worden waren. Nach Feststellung des Gerichts wollte der Angeklagte aber kein Heroin liefern, sondern dem vermeintlichen Käufer den vereinbarten Millionenbetrag abnehmen.
TIRANA, 2. März (dpa). Die albanische Journalistenvereinigung hat gegen gewaltsame Übergriffe auf Journalisten protestiert. Konservative Kräfte wollten die neugewonnene Pressefreiheit unterdrücken, heißt es in einer Stellungnahme zu mehreren blutigen Zwischenfällen.
PRAG, 2. März (dpa). Zwei dunkelhäutige deutsche Staatsbürger sind im Prager Stadtzentrum von zwei 18jährigen Skinheads angegriffen und verprügelt worden. Wie die tschechische Presse am Dienstag berichtete, mußten die zwei Deutschen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Skinheads seien festgenommen worden. In den letzten Monaten meldet die tschechische Polizei immer häufiger Angriffe auf dunkelhäutige Touristen und Roma.
MANILA, 2. März (dpa). Alle 160 000 Angehörigen des philippinischen Militärs, einschließlich des Oberbefehlshabers der Streitkräfte, müssen unverzüglich zum Aids-Test antreten. Nach Angaben eines Militärsprechers vom Dienstag wurde die Untersuchung angeordnet, nachdem bei einem Soldaten der Marine vor einem Einsatz bei den UN-Friedenstruppen in Kambodscha der HIV-Virus festgestellt worden war.
Ein Jahr nach Sendebeginn hat der Münchner "Kabelkanal" eine positive Bilanz gezogen. Bis zum Jahresende hoffe man auf Einschaltquoten von knapp vier Prozent, sagte Geschäftsführer Karlheinz Jungbeck in München. Auch die Werbeeinnahmen würden mit mehr als 30 Millionen Mark den Erwartungen entsprechen.Im Zusammenhang mit der Konzentrationsdebatte sieht Jungbeck für seinen Sender, an dem mit jeweils 45 Prozent die Beisheim-Gruppe (Schweiz) und Pro 7 (München) beteiligt ist, keine Probleme.
Kritik übte Jungbeck an den neuen Werberichtlinien, die Werbung vor und nach Kindersendungen untersagen und eine Verringerung von Werbeeinblendungen bei Spielfilmen vorsehen. Sollten sie von den Gremien der Landesmedienanstalten verabschiedet werden, werde es für den Sender "ganz eng". dpa
MÜNCHEN. Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache im Ausland erhalten der Regisseur Patrice Chereau (Frankreich), die Autoren Michel Tournier (Frankreich) und Jose Maria Carandell (Spanien) sowie der Publizist Adam Krzeminski (Polen) die Goethe-Medaillen 1993.
Der Präsident des Goethe-Instituts, Hans Heigert, wird die Auszeichnungen am 29. März 1993 in Weimar verleihen. Die Festrede hält der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. dpa
FRANKFURT A. M., 2. März (dpa). Die Zahl der Schmuggelversuche von radioaktivem Material hat im vergangenen Jahr in Deutschland stark zugenommen. Neun Angebote radioaktiven Materials zählte die Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in Frankfurt im vergangenen Jahr - nach je ein bis zwei aufgeflogenen Fällen von Atomschmuggel in den Vorjahren. Die Friedensforscher fürchten, künftig könnten "mit solchem Material durch Androhung einer Umweltverseuchung Erpressungsversuche unternommen werden".
Das 1992 sichergestellte Material war nach Angaben der Stiftung in keinem Fall militärisch wichtig, wie die Wissenschaftler Harald Müller und Annette Schaper in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Friedensforschung aktuell" schreiben. Bisher seien Schmuggelversuche mit Mengen und Materialien, die für Atom- und Wasserstoffbomben benötigt werden, nicht bekannt geworden.
KÖLN. Der Abriß von DDR-Denkmälern wie Lenin- oder Thälmann-Figuren und der gleichzeitige Wiederaufbau historischer Bauten und Monumente kennzeichnen nach Ansicht des Landeskonservators für das Rheinland, Prof. Udo Mainzer, die "Schizophrenie unserer Zeit". "Was unmmittelbar hinter uns liegt, können wir nicht mehr ertragen", sagte Mainzer auf einer Fachtagung.
Wichtiger als die Wiedererrichtung der barocken Frauenkirche in Dresden sei der Erhalt der noch intakten Städte im Osten. Wenn am Deutschen Eck in Koblenz ein gewaltiges Kaiser-Wilhelm-Monument neu entstehe, sei dies Kennzeichen "einer neuen deutschen Gemütlichkeit". Hinter dem Neubau alter Denkmäler stünden oft eindeutig "knallharte Wirtschaftsinteressen". dpa
NEUBRANDENBURG, 2. März (dpa). Die Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg hat am Dienstag mehrjährige Freiheitsstrafen für sieben junge Leute beantragt, die im August 1992 an einem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern beteiligt waren. Das geforderte Strafmaß reicht von von zwei Jahren und drei Monaten bis zu sieben Jahren.
Zwei Angeklagten - darunter ein zur Tatzeit 17jähriges Mädchen - wird versuchter Mord, besonders schwerer Landfriedensbruch und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen: Sie sollen Brandflaschen entzündet und auf das Heim geworfen haben. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Bei den übrigen fünf Angeklagten hat die Anklage den Vorwurf des versuchten Mordes fallengelassen. Für zwei weitere Beschuldigte wurde wegen mangelnder Beweise Freispruch beantragt.
KAISERSLAUTERN (dpa/rtr). Der größte Nähmaschinenkonzern der Welt, die kanadische Singer Company, scheint eine Beteiligung an Pfaff in Kaiserslautern oder deren Übernahme zu erwägen. Pfaff-Vorstandsmitglied Norbert Obry bestätigt bisher allerdings nur, daß man mit Singer über mögliche Kooperationen verhandele. In den vergangenen dreieinhalb Jahren sei auch mit anderen Firmen der Branche über "strategische Allianzen" gesprochen worden. Ziel von Pfaff sei es, den Anteil am Weltmarkt von gegenwärtig vier bis fünf Prozent zu erhöhen, sagt Obry. Das Bundeskartellamt teilt mit, es hätten "informelle Gespräche" mit nicht genannten Dritten über Pfaff stattgefunden. Daß es sich dabei um Singer handelt, wird von der Wettbewerbsbehörde weder bestätigt noch dementiert.
Der vor zwei Jahren in die roten Zahlen geratene Pfaff-Konzern mußte 1992 bei einem unter eine Milliarde Mark gesunkenen Umsatz vermutlich noch höhere Betriebsverluste als in der Vorperiode (18,2 Millionen) hinnehmen. Die Belegschaft wurde um rund 1000 auf 6700 Leute abgebaut. Die "restriktive Personalpolitik" soll nach Angaben der Unternehmensleitung fortgesetzt werden. Singer setzt laut Zeitungsberichten umgerechnet rund 1,5 Milliarden Mark im Jahr um.
Die in Ludwigshafen erscheinende Rheinpfalz berichtete, Pfaff-Großaktionär Wolfgang Schuppli verhandele mit Singer über den Verkauf seiner Anteile. Der Wiesbadener Rechtsanwalt und Unternehmer hält mindestens 28 Prozent, angeblich sogar weit mehr als die Hälfte des deutschen Nähmaschinenherstellers.
WACO, 2. März (dpa). Die Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einer fanatischen religiösen Sekte im US-Bundesstaat Texas gingen auch am Dienstag weiter. Die Behörden verstärkten in der Nacht das Sicherheitsaufgebot vor dem Gebäudekomplex.
Schätzungsweise weitere 150 Beamte wurden in Stellung gebracht. Mehrere hundert Sicherheitskräfte haben mit gepanzerten Fahrzeugen das auf freiem Gelände liegende vierstöckige Anwesen östlich der Stadt Waco weiträumig umstellt.
Am Sonntag waren mindestens fünf Menschen - darunter vier Polizisten - getötet worden, als die Beamten das Gebäude nach Waffen durchsuchen und den 33jährigen Sektenführer Vernon Howell festnehmen wollten. Verhandlungen mit dem Chef der Branch Davidians (Davidianer-Zweig), der sich für Jesus Christus hält, verliefen bislang erfolglos.
Im Verlauf des Montags konnten insgesamt 16 Kinder den Gebäudekomplex verlassen.
JERUSALEM, 2. März (AFP/dpa/Reuter). Die israelischen Behörden haben am Dienstag den besetzten Gazastreifen "bis auf weiteres" abgeriegelt. Mit der Maßnahme reagierten die israelische Regierung und die Armee auf einen Anschlag vom Montag morgen in Tel Aviv. Dort hatte ein 19jähriger Palästinenser aus dem Gazastreifen zwei Israelis erstochen und sieben weitere verletzt. Die 775 000 Palästinenser, die in dem von Israel besetzten Gazastreifen leben, sind damit von der Außenwelt abgeschnitten. Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin verteidigte die Maßnahme, die er als "vorübergehend" bezeichnete, als Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitslage.
Die Schließung der Grenzübergänge trifft besonders jene 35 000 Palästinenser, die täglich aus dem Gazastreifen nach Israel zu Arbeit fuhren. Für die Einreise nach Israel benötigten die Palästinenser eine besondere Aufenthaltsgenehmigung, über die auch der Attentäter von Tel Aviv verfügte. Wie ein Polizeisprecher bekanntgab, war seine Genehmigung allerdings vor zwei Wochen abgelaufen. Die Verantwortung für den Anschlag hatte die Palästinenserorganisation "Islamischer Heiliger Krieg" übernommen. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) verurteilte die Sperrung als ein "abscheuliches Verbrechen" und "neue Methode der kollektiven Bestrafung" des palästinensischen Volkes. Rabin wurde vorgeworfen, er wolle die Menschen im Gazastreifen aushungern. Weiter wurde Israel angeklagt, "terroristische Akte" gegenüber den Palästinensern in den besetzten Gebieten begangen zu haben. Ausdrücklich erwähnt wurde auch die Deportation von rund 400 Palästinensern.
Am Dienstag wurde ein israelischer Siedler im Gazastreifen von Unbekannten ermordet. Nach Berichten des Armeesenders kam der Mann ums Leben, als sein Auto in einem Flüchtlingslager Jibna bei Rafah mit Steinen beworfen und er dann erschossen wurde. Die israelische Armee riegelte das Lager ab.
Ein Israeli erschoß im Osten Jerusalems einen 74jährigen Palästinenser, nachdem sein Auto mit Steinen beworfen worden war. Der Israeli flüchtete.
STUTTGART (dpa). Mehr als 88 Millionen Fluggäste wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gezählt. Dies bedeutet nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) gegenüber 1991 einen Zuwachs um über elf Prozent. Während die Linie reichlich neun Prozent zulegte, gab es im Charterverkehr ein Plus von nahezu 20 Prozent. Im Vergleich zum Normaljahr 1990 vor dem Golfkrieg beträgt die Steigerung insgesamt 5,6 Prozent.
Beachtenswert nennt die ADV die Entwicklung in den neuen Bundesländern. Sowohl Dresden als auch Leipzig-Halle begrüßten im Dezember den millionsten Passagier und erreichten damit Zuwachsraten von 65 respektive 69 Prozent. Auch bei der Post macht sich die Vereinigung bemerkbar mit einem Aufkommen von 325 000 Tonnen, die einer Zunahme um nicht ganz neun Prozent entsprechen. Dagegen wuchs der deutsche Luftfrachtumschlag nur um knapp zwei Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen. Ferner wurden an allen Airports 1,7 Millionen Starts und Landungen gezählt (plus 5,7 Prozent).
In diesem Jahr rechnet die Arbeitsgemeinschaft wegen der konjunkturellen Flaute nur mit einer Zunahme der Passagierzahl um etwa drei Prozent.
MOSKAU, 2. März (dpa). Der russische Präsident Boris Jelzin hat mit "äußersten Maßnahmen" gedroht, um Demokratie und Reformen in seinem Land zu retten. Erneut warnte er die Opposition am Dienstag eindringlich davor, die Konfrontation fortzusetzen.
Bei einer Tagung des Parteienblocks "Demokratische Wahl" zur Vorbereitung eines außerordentlichen Volksdeputiertenkongresses machte Jelzin keine Angaben darüber, was unter "äußersten Maßnahmen" zu verstehen ist. "Konservative Kräfte" könnten über den Kongreß an die Macht gelangen und die Reformen zurückdrehen, erklärte er.
"Der Präsident hat in dieser Lage keine leichte Wahl", sagte Jelzin. "Die Demokraten allein können den Karren nicht aus dem Dreck ziehen." Deshalb müsse der Präsident sich auf Konsultationen mit anderen Organisationen, Vereinigungen und Parteien des politischen Zentrums einlassen.
Zum ersten Mal seit dem kommunistischen Putschversuch im August 1991 erklärte sich Jelzin bereit, auch mit den "gesunden und nüchternen Kräften" unter den Kommunisten nach Verbündeten zu suchen. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Prawda", dem Organ der Kommunisten, bekräftigte Jelzin, er sei zum Dialog mit allen politischen Kräften bereit, um einen Ausweg aus der Verfassungkrise zu finden.
Es war das erste Interview Jelzins mit dem KP-Organ seit über einem Jahr. "Ich denke, man muß den Kommunisten mit Achtung begegnen, wie jeder anderen Partei", sagte er.
Vor Journalisten erklärte Jelzin am Dienstag am Rande der Tagung der Demokraten, er halte es durchaus für möglich, daß der Kongreß der Volksdeputierten weder den von ihm vorgeschlagenen Verfassungkompromiß noch das bislang für April geplante Referendum billigen werde. In diesem Fall werde er eine Meinungsumfrage in Auftrag geben. Darin sollten die drei Fragen des Präsidenten enthalten sein, die er für das Referendum vorgesehen habe.
Unterdessen äußerte der Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission, Wassili Kasakow, die Ansicht, es sei "das Wahrscheinlichste, daß die Volksbefragung einfach nicht stattfindet". Ein Grund dafür sei vor allem die Politikmüdigkeit der Bevölkerung, sagte Kasakow der Gewerkschaftszeitung Trud.
HAMBURG (dpa). Die verschärften Öko-Vorschriften führen zu einer Ausdünnung des Tankstellennetzes in Deutschland. "In den nächsten fünf bis sieben Jahren werden rund 3000 Stationen aus dem Markt gehen, weil sich für sie die nötigen Umwelt-Investitionen von 300 000 bis 400 000 Mark nicht lohnen", schätzt der Leiter des Tankstellengeschäfts der Esso, Herbert Kirchhof. Bereits in den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Tankstellen von 43 000 auf derzeit noch knapp 19 000 - davon stehen 1600 in Ostdeutschland - mehr als halbiert worden; und dies, obwohl sich der Bestand an Kraftfahrzeugen mehr als verdoppelt hat und auch der Benzinabsatz stark gestiegen ist.
Zum Schutz der Umwelt schreibt der Gesetzgeber unter anderem innerhalb der nächsten fünf Jahre die Ausrüstung der Zapfsäulen mit Gasrückführanlagen vor - in der Öffentlichkeit als "Saugrüssel" bekannt. Mit diesem System sollen beim Tanken Benzindämpfe und Kohlenwasserstoffe eingefangen werden. Esso wird noch bis Ende des laufenden Jahres 150 ihrer 1660 Stationen - davon 50 in den neuen Bundesländern - mit dieser Technik ausrüsten. In den darauffolgenden Jahren sollen jeweils 200 bis 300 Anlagen entsprechend ausgestattet werden, kündigt Kirchhof an.
Neue Kanalisationssysteme, Doppelmanteltanks, flüssigkeitsdichte Fahrbahnen, die das Eindringen von überlaufendem Kraftstoff in das Erdreich verhindern, seien weitere Vorhaben. Derartige Umbauten kosteten pro Tankstelle rund 400 000 Mark. Mittelständische Unternehmen können sich diese Investitionen nach den Worten Kirchhofs kaum leisten. Verschont von den gesetzlichen Auflagen blieben nur die kleinen Tankstellen mit einer jährlichen Abgabe von weniger als einer Million Liter Benzin.
Den radikalen Wandel, der sich in den vergangenen 20 Jahren in der Verteilung der Erlöse an den Zapfstationen vollzogen hat, macht der Esso-Manager an folgender Beispiel-Rechnung deutlich: Die Tankstellenunternehmer erzielten heute ihr Einkommen zu etwa je einem Drittel aus dem Agenturgeschäft (Verkauf von Kraft- und Schmierstoffen), Dienstleistungen (Wagenwäsche sowie kleinere Wartungsarbeiten) und aus den Shop- Umsätzen. Letztere hatten noch 1971 im Schnitt nur ein Prozent zum Bruttoverdienst beigetragen.
CHEMNITZ, 2. März (dpa). Eine 67jährige Frau ist am Dienstag in einem Paternoster in einem Chemnitzer Bürohaus tödlich verunglückt, als sie den Ausstieg im Erdgeschoß verpaßte. Wie die Polizei mitteilte, hatte die Frau dennoch versucht, den Fahrstuhl zu verlassen, wobei sie eingeklemmt und tödlich verletzt wurde.
Laut einem Gesetz sollen die rund 500 noch vorhandenen Paternoster bis Ende 1994 stillgelegt werden. Sie seien gefährlicher als normale Aufzüge, urteilten TÜV-Experten. Doch hat der Paternoster seine Freunde: Der Präsident des Deutschen Städtetages, Stuttgarts Oberbürgermeister Manfred Rommel, stellte sich kürzlich an die Spitze der Nostalgiker: "Wenn man Paternoster verbietet, muß man vieles verbieten, was noch erlaubt ist - zum Beispiel den Betrieb von Skiliften, das Bohnern oder das Autofahren."
MÜNCHEN, 3. März (dpa). Die Kirchenglocken von Eglharting im oberbayerischen Landkreis Ebersberg dürfen auch künftig zwischen 8 und 18 Uhr jede Viertelstunde läuten. Das Verwaltungsgericht in München hat am Dienstag die Klage eines Anwohners gegen die Gemeinde wegen "Lärmbelästigung" abgewiesen. Es hielt den Glockenschlag mit seinem Schallpegel von 69 Dezibel für "zumutbar" und der "Situation eines verständigen Durchschnittsbürgers angemessen" (Az.: M 16 K 92.2177). Der 46jährige Kläger kann nach eigenen Worten "überhaupt nicht mehr ausschlafen". Es seien schon Nachbarn weggezogen, sagte er und wies von anderen "Glockengeschädigten" 74 Unterschriften vor.
BRÜSSEL, 3. März (dpa). Zum neuen Vorsitzenden der Christdemokratischen Internationale (IDC) ist zum Abschluß eines zweitägigen Kongresses am Dienstag in Brüssel der derzeitige italienische Außenminister, Emilio Colombo, gewählt worden. Er folgt dem Venezolaner Eduardo Fernandez, dessen Mandat nach drei Jahren abgelaufen war. Der 72jährige Colombo (Bild: AP) war schon Vorsitzender des europäischen Verbandes der Christdemokraten gewesen. In dem Dachverband sind christdemokratische und -soziale Parteien aus rund 70 Ländern vertreten.
Bombenanschläge in Madrid
MADRID, 3. März (AP). Die linksgerichtete spanische Untergrundorganisation Grapo hat am Mittwoch in Madrid Bombenanschläge auf ein Arbeitsamt und Vertretungen zweier Wirtschaftsverbände verübt. Ein Mann erlitt leichte Verletzungen. In allen drei Fällen entstand Sachschaden. Walesa erlitt Schwächeanfall WARSCHAU, 3. März (dpa). Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hat am Mittwoch einen Schwächeanfall erlitten. Wie sein Büro in Warschau mitteilte, mußte er sich in einem Krankenhaus einer ärztlichen Kontrolle unterziehen. Türkischer F-5-Bomber abgestürzt MERSIN, 3. März (dpa). Ein F-5-Bomber der türkischen Luftwaffe ist vor der Küste der türkischen Stadt Silifke ins Mittelmeer gestürzt. Nach offiziellen Angaben kam der Pilot ums Leben. Sikh-Rebellen gaben Waffen ab NEU-DELHI, 3. März (AFP). Rund hundert Sikh-Rebellen haben sich freiwillig der Polizei im nordindischen Staat Punjab ergeben. Wie die indische Nachrichtenagentur PTI meldete, übergaben die Sikhs dem Polizeidirektor ihre Waffen. Blockade belgischer Atomfabriken BRÜSSEL, 3. März (Reuter). Die belgische Polizei hat am Dienstag abend die Blockade zweier Atomfabriken im nordbelgischen Dessel beendet. Mitglieder der Umweltschutz-Organisation Greenpeace hatten seit dem Morgen mit der Blockade gegen die geplante Ausweitung der Produktion plutoniumhaltiger Brennelementen in den Fabriken protestiert. US-Regierung kürzt Asyl-Mittel WASHINGTON, 3. März (AP). Die US- Regierung will wegen Geldknappheit die Mittel für die Unterstützung von Personen kürzen, die in den USA politisches Asyl erhalten haben. Wie im US-Bundesanzeiger bekanntgegeben wurde, sollen sie künftig statt acht nur noch fünf Monate lang Unterhaltshilfe und kostenlose medizinische Versorgung erhalten. Haftstrafen für Tötung von Zivilisten CARACAS, 3. März (AFP). Ein Militärgericht in Venezuela hat 15 Soldaten und Polizisten zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, die im Oktober 1988 in einem Dorf an der Grenze zu Kolumbien 14 Einwohner getötet hatten. Die Angeklagten hatten erklärt, sie hätten kolumbianische Guerilleros bekämpft.
MOSKAU, 3. März (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl unterbricht heute in Moskau den Rückflug von Asien zu einem etwa einstündigen Gespräch mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin. Kohl wird Jelzin am Nachmittag unter anderem über die Ergebnisse seiner zwölftägigen Asienreise unterrichten. Es wird erwartet, daß der Kanzler vor allem die Positionen Japans und mögliche Hilfen Tokios zur Unterstützung des russischen Reformprozesses erläutern wird. Wie aus dem russischen Außenministerium verlautete, will Jelzin Bonn um Unterstützung für die Aufnahme Rußlands in den Kreis der führenden westlichen Industrienationen (G 7) bitten.
HAVANNA, 3. März (dpa). In einer der positivsten Äußerungen über einen US- Präsidenten seit vielen Jahren hat Kubas Staats- und Parteichef Fidel Castro Bill Clinton einen "Mann des Friedens" genannt, der "eine gewisse Ethik haben könnte". In einer Fernsehrede bezog sich Castro bei dieser Einschätzung auf die Äußerung des US-Präsidenten, er würde niemals die Ermordung (des irakischen Staaschefs) Saddam Hussein billigen.
Castro unterstrich seine Bereitschaft, die Beziehungen zu den USA zu normalisieren, wenn Washington die Souveränität der sozialistischen karibischen Inselrepublik anerkenne. Andererseits hat Castro seit der Amtsübernahme Clintons mehrfach Skepsis darüber geäußert, daß die USA ihre Politik gegenüber Kuba wesentlich ändern würden.
NEW YORK, 3. März (dpa/AFP). Der UN-Sicherheitsrat hat Generalsekretär Butros Butros-Ghali am Dienstag einstimmig aufgefordert, trotz aller Schwierigkeiten so rasch wie möglich die Voraussetzungen für ein Referendum in der Westsahara zu schaffen. Spätestens im Mai dieses Jahres solle er einen neuen Bericht über diese Bemühungen vorlegen und darin auch "die Kooperation der Parteien" deutlich machen. Das Referendum solle auf jeden Fall noch in diesem Jahr stattfinden.
Eine der "Parteien", die die Kooperation verweigert, ist das Königreich Marokko, das offenbar nur noch wenig Anlaß sieht, seine Ansprüche auf das Gebiet von den UN behindern zu lassen. Vor einem Jahr schon hätten die Saharauis nach dem ursprünglichen UN-Plan an den Wahlurnen darüber entscheiden sollen, ob sie sich Marokko anschließen oder einen eigenen Staat bilden.
Wenn andererseits der Plan durchgesetzt würde, den der Butros-Ghali-Vorgänger Javier Perez de Cuellar im Dezember 1991 vorgelegt hatte, würde die Gegenpartei die Kooperation verweigern - die Befreiungsfront Polisario. Perez hatte kurz vor dem Ende seiner Amtszeit vorgeschlagen, das für Anfang 1992 geplante Referendum in dem umstrittenen Gebiet "um einige Monate" zu verschieben, um sich über die Listen der Abstimmungsberechtigten zu einigen. Dagegen hatte die saharauische Regierung in der einstigen spanischen Kolonie scharf protestiert. Mit seinem Bericht habe sich der Generalsekretär "parteiisch, ungerecht und vollkommen auf die Seite des Aggressors, des marokkanischen Kolonisators" gestellt, hieß es dort.
Der Sicherheitsrat forderte Butros- Ghali jetzt auf, mit der "aktualisierten Liste der Volkszählung von 1974" die Wahlberechtigten zu erfassen. Auf dieser Grundlage hatte die UN rund 70 000 stimmberechtigte Saharauis ermittelt. Marokko transportierte jedoch Zehntausende von Menschen in die Westsahara, die angeblich unter spanischer Kolonialherrschaft von dort fliehen mußten, und verlangte ihre Beteiligung an dem Referendum.Freiheitsstrafe für Stimmenkauf gefordert
BONN, 2. März (dpa/gb). Die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen will die Bestechung von Parlamentariern unter Strafe stellen. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf soll eine Lücke im Strafgesetzbuch geschlossen werden, sagte der rechtspolitische Sprecher von Bündnis 90/Grüne, Wolfgang Ullmann, am Dienstag in Bonn.
Nach dem Entwurf soll der Stimmenkauf von Abgeordneten mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden. Wie die Abgeordnetengruppe auf Anfrage erläuterte, soll sowohl derjenige bestraft werden, der den Abgeordneten besticht, als auch der Politiker, der sich darauf einläßt (Bestechlichkeit). Der Gesetzentwurf soll ebenso wie ein ähnlicher SPD-Entwurf am heutigen Mittwoch im Rechtsausschuß des Bundestages beraten werden.
Gerade weil Abgeordnete nach Artikel 38 des Grundgesetzes "nur ihrem Gewissen unterworfen" seien, müßten sie sich an strengen Maßstäben messen lassen, sagte Ullmann. Nach dem geltenden Strafgesetz könnten nur Amtsträger - also Beamte, Richter, Notare und Minister - nicht aber Abgeordnete wegen Bestechlichkeit bestraft werden. Mehrere Versuche, die Lücke zu schließen, seien vom Bundestag abgeschmettert worden.
BONN, 2. März (dpa). Der neue Vorsitzende der FDP-Nachwuchsorganisation Junge Liberale (Juli), Ralph Lange, hat die FDP-Führung aufgefordert, nationalliberalen Tendenzen in der Partei stärker entgegenzutreten. Wenn in weiten Teilen des Bundesgebietes, insbesondere in den neuen Ländern, einzelne FDP-Kreisverbände von Nationalliberalen repräsentiert würden, sei das gefährlich, sagte er am Dienstag in Bonn.
Lange, bisher stellvertretender Juli- Chef in Nordrhein-Westfalen, war am Wochenende mit großer Mehrheit zum Nachfolger der ausgeschiedenen Bundesvorsitzenden Birgit Homburger gewählt worden. Die Julis fordern nach Angaben Langes, daß die FDP alle Kontakte zu der rechtsorientierten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) abbricht und daß die FPÖ aus der Liberalen Internationale ausgeschlossen wird. Lange sagte, die Julis würden unter seiner Führung offensiver als bisher für ein liberal-rechtsstaatliches Profil der FDP kämpfen.
BONN, 2. März (dpa/gra). Nach heftigen internen Auseinandersetzungen ist der Konflikt zwischen den Unionsmitgliedern der Bonner Verfassungskommission und der Fraktionsführung vorerst ausgeräumt worden. Der CDU-Abgeordnete Rupert Scholz solle sein Amt als einer der beiden Vorsitzenden des Gremiums wieder wahrnehmen, sagte der CDU-Abgeordnete Horst Eylmann am Dienstag nach einem Gespräch zwischen den Kommissionsmitgliedern und Fraktionschef Wolfgang Schäuble.
Dabei habe Übereinstimmung geherrscht, daß die Kommunikation zwischen Fraktionsführung und der Arbeitsgruppe Verfassung verbessert werden müsse. Sie sei zu lange in dem Glauben gelassen worden, ihr mit der SPD gefundener Kompromiß über die Aufnahme des Staatszieles Umweltschutz in das Grundgesetz werde von der Fraktion akzeptiert. Vor der Abstimmung seien die Abgeordneten vom Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers, dann "zu hart" angehalten worden, diesen Passus abzulehnen. Dabei habe es gewisse Verletzungen gegeben.
Scholz sagte, er verfolge die Aufnahme des Staatszieles weiter; Eylmann meinte hingegen, das sei "abgehakt".
(Leitartikel auf Seite 3)
BONN, 2. März (Reuter). Außenminister Klaus Kinkel hat die afrikanischen Staaten dazu aufgerufen, die Chancen einer Neuorientierung nach dem Ende des Kalten Krieges wahrzunehmen. Kinkel sagte am Dienstag bei einem Treffen mit den in Bonn akkreditierten Botschaftern aus den afrikanischen Staaten südlich der Sahara, das Ende des Ost-West- Konflikts biete die Möglichkeit, sich frei von Fremdbestimmung voll auf die Lösung der wirtschaftlichen und politischen Aufgaben zu konzentrieren. Es müsse auch ausgenutzt werden, daß früher durch den Rüstungswettlauf gebundene Kräfte jetzt frei würden.
Kinkel sagte seinem Redetext zufolge, die Bundesrepublik werde auch in Zukunft in großem Umfang Entwicklungshilfe für Afrika leisten. Im laufenden Haushalt seien etwa acht Milliarden Mark für Entwicklungshilfe vorgesehen, davon gut drei Milliarden für Afrika.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) dringt auf eine grundlegende Reform der Entwicklungspolitik durch die Geberländer. UNDP-Direktorin Inge Kaul sagte in Bonn, der Ost-West-Konflikt habe die Entwicklungshilfe verzerrt und eine systematische Entwicklungspolitik verhindert. Jetzt biete sich die Möglichkeit, zu einer tiefgreifenden Reform, die die Hilfe nicht mehr nur an den nationalen Interessen der Geber orientiert.
BONN, 3. März (dpa). Die Zusicherung weiterer Unterstützung auf dem "schmerzhaften Weg" zu Demokratie und Marktwirtschaft hat der albanische Außenminister Alfred Serreqi bei seinem ersten offiziellen Besuch in Bonn erhalten. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) unterstrich bei dem Meinungsaustausch die guten Beziehungen. Die Bundesrepublik gehöre mit bisher rund 100 Millionen Mark zu den größten Geberländern. Serreqi betonte den albanischen Wunsch, UN-Friedenstruppen im benachbarten Kosovo zu stationieren.
Kinkel äußerte Verständnis für die albanischen Sorgen. Der Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Wighard Härtl, stellte Albanien für 1993 bis zu 41 Millionen Mark für Projekte in Aussicht.
LONDON, 2. März (AFP). Über schwere Verletzungen der Menschenrechte und Folterungen in Algerien seit der Verhängung des Ausnahmezustandes im Februar 1992 berichtet die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai).
In einem am Dienstag in London veröffentlichten Bericht der Organisation heißt es, seitdem seien etwa 9000 Menschen festgenommen worden, die unter dem Verdacht standen, fundamentalistische islamische Aktivisten zu sein. Tausend von ihnen seien gegenwärtig inhaftiert. Etwa 300 Menschen, wurden ai zufolge bei Demonstrationen gegen die Regierung von Polizeieinheiten getötet. In dem Bericht heißt es weiter, 270 Polizisten und etwa 20 Zivilisten seien von "Gruppen der bewaffneten Opposition" getötet worden. Die Menschenrechtsorganisation verurteilte diese Handlungen, betonte aber, derartige Provokationen dürften nicht als Rechtfertigung für die Verletzungen der Menschenrechte durch die Regierung dienen.
amnesty versicherte, ihr lägen zahlreiche Zeugenaussagen vor, die die Folterungen in den algerischen Gefängnissen bestätigten. Zwischen 1989 und der Verhängung des Ausnahmezustandes habe es beinahe keine Folterungen mehr gegeben. Danach sei damit wieder begonnen worden.
In den letzten vier Monaten des vergangenen Jahres habe die Zahl der Folterungen rapide zugenommen. Besonders häufig werde eine Foltermethode angewandt, bei der dem Opfer ein mit Chemikalien getränkter Lappen in den Mund gestopft werde, während ein Wächter ihm die Nase zuhalte. Nach Einschätzung von ai unterstützt die Regierung diese Folterungen, da sie sie niemals öffentlich verurteilt habe.
LONDON, 2. März (AFP). Die nordirische Untergrundorganisation IRA hat am Montag abend eine Polizeistation im Süden Nordirlands mit zwei Granaten angegriffen und dabei elf Zivilisten verletzt. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Granaten aus zwei Fahrzeugen in die stark befestigte Polizeistellung in der Ortschaft Bessbrook, nahe der Grenze zu Irland, abgefeuert.
Innerhalb der Polizeistellung entstanden den Angaben zufolge keine größeren Schäden, doch wurden 50 bis 60 Häuser in der Umgebung beschädigt. Es seien Notunterkünfte für die Bewohner errichtet worden, da die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lägen. Die Explosionen waren nach Angaben von Bewohnern mehrere Kilometer weit zu hören. Die Telefonverbindungen der Ortschaft seien unterbrochen worden. Die IRA bekannte sich später zu dem Angriff.
CARACAS, 2. März (AFP). Bei einer Gefängnisrevolte in der venezolanischen Stadt Maracay sind nach Polizeiangaben mindestens elf Insassen getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden. Der für die Überwachung des Gefängnisses zuständige Offizier der Nationalgarde, Hernan Castellanos, teilte am Montag in Maracay mit, die Revolte habe begonnen, als am Sonntag 230 Häftlinge aus dem 70 Kilometer östlich gelegenen Caracas in das Gefängnis verlegt worden seien. Sie hätten sich mit den übrigen Insassen einen Machtkampf geliefert, der am frühen Montag eskaliert sei.
OSNABRÜCK, 2. März (AFP). Eine Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre ist nach Ansicht der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Ingrid Matthäus-Maier dringend notwendig.
So könne durch einen früheren Berufseinstieg der Wohlstand gesteigert und der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt werden, sagte die SPD-Finanzexpertin der Neuen Osnabrücker Zeitung (Dienstagausgabe). Matthäus-Maier kritisierte, daß die wirtschaftspolitischen Vorteile bei einem Abitur nach zwölf Jahren bisher in der Diskussion zu kurz gekommen seien. Ein früherer Eintritt ins Berufsleben sei auf jeden Fall ökonomisch und sozialpolitisch sinnvoller als der von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vorgeschlagene spätere Renteneintritt.
Allerdings müsse der Verkürzung der Schulzeit auch eine Verkürzung der Studienzeit folgen, sagte die Sozialdemokratin. Hier liege ein enormes wirtschaftliches Potential brach. "Deutschland kann sich nicht länger den Luxus der ältesten Studenten und der längsten Studienzeiten leisten."
Matthäus-Maier wies darauf hin, daß die Finanzminister der Länder ein Einsparvolumen von jährlich mehr als einer Milliarde Mark durch die Verkürzung der Schulzeit errechnet hätten. Dieses Geld werde dringend für die Bewältigung der wieder zunehmenden Schülerzahlen benötigt. Im übrigen sei in fast allen ostdeutschen Ländern ein Abitur nach der zwölften Klasse möglich, so daß eine Angleichung ohnehin auf der Tagesordnung stehe.
RIO DE JANEIRO, 2. März (AFP). Die Cholera-Epidemie hat die brasilianische Metropole Rio de Janeiro erreicht. Bürgermeister Cesar Maia bestätigte am Montag, daß innerhalb von 24 Stunden zehn neue Fälle im Norden und Westen der Stadt registriert worden seien. Zuvor waren bereits drei Fälle gemeldet worden. Die Epidemie habe "sozialen Charakter". Wenn alle Stadtviertel mit sauberen sanitären Einrichtungen ausgerüstet seien, gäbe es keine Cholera. Rund 60 Prozent der neun Millionen Einwohner stehen kein sauberes Trinkwasser und keine sanitären Anlagen zur Verfügung. Der Leiter der städtischen Gesundheitsbehörden, Ronaldo Gazola, warnte davor, daß die Epidemie alle Bewohner der Stadt treffen könne, die nicht die Vorbeugemaßnahmen beachteten. Cholera wird vor allem durch verseuchtes Wasser übertragen.
HAVANNA, 2. März (AFP). Kuba und Nordkorea haben ein Handelsabkommen für 1993 abgeschlossen, berichtete die amtliche kubanische Nachrichtenagentur AIN. Kuba soll demnach Zucker, Nickel und Medikamente liefern und Metalle, Industrie-Rohstoffe sowie Hilfe beim Bau von Wasserkraftwerken erhalten.
WASHINGTON, 2. März (AFP). Die Rekordzahl von 26,2 Millionen US-Amerikaner, das ist jeder zehnte, hat im Dezember 1992 staatliche Lebensmittelhilfe erhalten. Wie aus den am Montag veröffentlichten amtlichen Statistiken hervorging, stieg die Zahl der Lebensmittelhilfe-Empfänger innerhalb eines Jahres um 1,8 Millionen. Ein Regierungssprecher nannte die Wirtschaftskrise und den harten Winter als Ursachen für den Anstieg.
JERUSALEM, 2. März (AFP). Nach dem Amoklauf eines jungen Palästinensers, bei dem zwei Israeli getötet und acht verletzt wurden, hat die israelische Regierung die 775 000 Palästinenser, die in dem besetzten Gaza-Streifen leben, am Dienstag morgen von der Außenwelt abgeriegelt, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte. Mit der Maßnahme, die "bis auf weitres" gilt, reagierten Regierung und Armee auf den Anschlag vom Montag morgen in Tel Aviv, bei dem ein 19jähriger Palästinenser aus dem Gaza-Streifen zwei Israeli erstochen und acht weitere zum Teil schwer verletzt hatte.
MOSKAU, 2. März (AFP). Die ukrainische Regierung hat offiziell gegen den Vorschlag des russischen Präsidenten Boris Jelzin protestiert, daß Rußland von den Vereinten Nationen (UN) damit beauftragt werden sollte, Frieden und Stabilität im Gebiet der früheren UdSSR zu garantieren.
Dies meldete am Dienstag die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass. Das Außenministerium der Ukraine habe in einem Schreiben an UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali betont, niemand in der Ukraine habe Jelzin zu einem derartigen Vorstoß ermächtigt. Weiter hieß es in dem Schreiben, die Umsetzung einer solchen Idee würde "eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten" der Ukraine bedeuten und ihre "territoriale Integrität bedrohen".
Das Ministerium wies nach diesen Angaben ferner darauf hin, der Vorstoß Jelzins bedeute einen schweren Verstoß gegen internationale Normen, so gegen die Charta der Vereinten Nationen und gegen die wichtigsten Vereinbarungen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE).
Jelzin hatte seinen Vorschlag am Sonntag vor einer Versammlung der einflußreichen "Bürgerunion" in Moskau gemacht. Diese Organisation, die sich selbst als Bewegung der politischen Mitte versteht, verfügt über starken Rückhalt unter führenden Vertretern der Industrie Rußlands.
In einem Interview mit der Zeitung Prawda erklärte Jelzin am Dienstag, er wünsche einen politischen Dialog mit der "Bürgerunion" und anderen politischen Kräften. Dadurch wolle er seinen Machtkampf mit Parlamentspräsident Russlan Chasbulatow beenden. In dem Interview, dem ersten Jelzins mit der kommunistischen Zeitung seit dem Putschversuch in Moskau von 1991, sagte der Präsident weiter, auch die Kommunisten müßten "wie jede andere Partei" respektiert werden. Jelzin wies darauf hin, ein Teil der Kommunisten akzeptiere inzwischen bis zu einem gewissen Grad politische Reformen in Rußland.
MOSKAU (AFP/AP/FR). Aus ihren Streitereien über Öl- und Gaslieferungen sowie angeblich unbezahlte Energierechnungen scheinen die einstigen Sowjetrepubliken Lehren zu ziehen. Vertreter von zwölf Staaten der früheren UdSSR einigten sich im sibirischen Surgut darauf, einen gemeinsamen Rat zur Erdöl- und Gasversorgung auf Regierungsebene zu schaffen. Das Abkommen sieht unter anderem vor, gemischte Unternehmen und Aktiengesellschaften zu bilden sowie die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken auszubauen. Sitz des Rates soll Tjumen, die sibirische "Erdölhauptstadt", sein. Seine erste Sitzung ist für den 30. März in Moskau geplant. Zu den Hauptaufgaben des Rates wird die Zusammenarbeit bei Förderung, Transport und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas gehören. Dabei sollen die Interessen der einzelnen Mitglieder gewahrt bleiben.
Dem Rat gehören Rußland, die Ukraine, Weißrußland, Litauen, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan und Tadschikistan an. Von den 15 Republiken der Ex-UdSSR schlossen sich Estland, Lettland und Turkmenistan nicht dem Abkommen an, das allerdings für weitere Kandidaten ausdrücklich offensteht. Das Treffen in Surgut war von der russischen Regierung einberufen worden. Sie hatte sich in der Vergangenheit mehrfach darüber beschwert, daß die Ausfuhren in die ehemaligen Sowjetrepubliken im Vergleich zu den in Devisen bezahlten Exporten in den Westen wenig lukrativ seien. Von den Republiken, die aus der Rubelzone ausgetreten sind, verlangt Rußland seit Februar für Öl- und Erdgaslieferungen Weltmarktpreise, wobei die Rechnungen mit Devisen zu begleichen sind.
Wegen des Übergangs zu Weltmarktpreisen bei Erdgas hatte es zuletzt einen heftigen Disput zwischen Moskau und der Ukraine gegeben, der in der Androhung eines Lieferstopps gipfelte. Ein von Rußland ausgesprochenes Ultimatum zur umgehenden Bezahlung der Januar- Rechnung an Kiew wurde später verlängert. Das Problem, das auch westliche Abnehmerländer berühren könnte, ist in Surgut nicht aus der Welt geschafft worden. Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit wird nun in den nächsten Tagen erwartet.
BRAZZAVILLE, 2. März (AFP). Mehr als 140 Menschen aus Zaire sind nach einer neuen Bilanz am Montag beim Einsturz eines Bootsstegs in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville im Fluß Kongo ertrunken. Nach Angaben der kongolesischen Polizei vom Dienstag wurden bisher 146 Leichen geborgen. Die Zairer, die von den kongolesischen Behörden ausgewiesen worden waren, wollten nach diesen Angaben über den Steg eine Fähre im Hafen von Brazzaville besteigen. Der Steg war plötzlich zusammengebrochen, als sich die Menge am Eingang des Schiffes zusammendrängte, das sie in die zairische Hauptstadt Kinshasa bringen sollte.
BONN, 2. März (AFP). Die Zahl der Asylbewerber ist im Februar gegenüber dem Vormonat leicht angestiegen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Dienstag beantragten 38 071 Menschen Asyl, 1792 mehr als im Januar. Erneut kamen die meisten Antragsteller - rund 12 850 - aus Rumänien. Im Januar hatte ihre Zahl bei 7800 gelegen. Dagegen ging die Zahl der Flüchtlinge aus den Republiken des ehemaligen Jugoslawien im Februar um fast tausend auf rund 5600 zurück. Im Vergleich zum Februar 1992 erhöhte sich die Zahl der Asylbewerber im vergangenen Monat um 22 Prozent.
Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf entschied den Angaben zufolge im Februar über rund 34 500 Anträge, von denen nur 1,6 Prozent anerkannt wurden. 68 Prozent wurden abgelehnt, 30 Prozent wurden zurückgenommen oder erledigten sich von selbst.
BRATISLAVA, 2. März (AFP). Der erste Präsident der Slowakei, Michal Kovac, ist am Dienstag vereidigt worden. Bis auf den ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk, der verhindert war, wohnten alle Staatschefs der Nachbarländer der Zeremonie bei.
Vertrag Frankreichs mit Lettland PARIS, 2. März (AFP). Einen französisch-lettischen Freundschafts- und Kooperationsvertrag haben die beiden Staatspräsidenten, François Mitterrand und Anatolijs Gorbunovs, am Dienstag in Paris unterzeichnet. Mitterrand sicherte Gorbunovs bei dieser Gelegenheit militärische Hilfe zu.
Rumänien schob über 130 Flüchtlinge ab BUKAREST, 2. März (AP). Rumänien hat am Montag 133 Flüchtlinge aus Sri Lanka und Indien in ihre Heimat abgeschoben. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, dies sei nur der "Beginn eines größeren Abschiebungsprozesses". In Rumänien leben etwa 9000 illegale Einwanderer aus Drittwelt-Staaten.
Reaktor in der Ukraine abgeschaltet MOSKAU, 2. März (AFP). Ein Reaktorblock des Kernkraftwerks Saporoschje im Südosten der Ukraine ist seit Mittwoch vergangener Woche wegen Reparaturarbeiten abgeschaltet. Seit 1992 haben sich immer wieder als "geringfügig" eingestufte Störungen ergeben.
Handelsabkommen Nordkorea - Kuba HAVANNA, 2. März (AFP). Kuba und Nordkorea haben ein Handelsabkommen für 1993 abgeschlossen, berichtete die amtliche kubanische Nachrichtenagentur AIN. Kuba soll demnach Zucker, Nickel und Medikamente liefern und Metalle, Industrie-Rohstoffe sowie Hilfe beim Bau von Wasserkraftwerken erhalten.
Albanische Journalisten protestieren TIRANA, 2. März (dpa). Die albanische Journalistenvereinigung hat gegen gewaltsame Übergriffe auf Journalisten protestiert. Konservative Kräfte wollten die neugewonnene Pressefreiheit unterdrücken, heißt es in einer Stellungnahme zu mehreren blutigen Zwischenfällen.
MOSKAU, 2. März (AFP). Das russische Institut für Atomenergie arbeitet mit einer israelischen Firma an einem schwimmenden Atomkraftwerk, das vor der israelischen Küste verankert werden soll. Das gab die Direktion des Kurtschatow-Instituts am Dienstag bekannt. Wenn die theoretischen Arbeiten beendet seien, müßten die Regierungen beider Länder den Vertrag der beiden Firmen noch bestätigen, sagte Nikolai Ponomarew-Stepnoi, stellvertretender Institutsleiter. Informationen über die israelische Firma, die Höhe des Vertrages, die Kosten des Projekts und die Dauer der Arbeiten gab er nicht.
Der geplante Meiler soll auch Meerwasser in Trinkwasser umwandeln können. Das schwimmende Kraftwerk müßte in internationalem Gewässer vor Anker gehen, um nicht gegen die internationalen Atomabkommen zu verstoßen, die jeden Handel mit Israel verbieten. "Die Konfrontationen im Nahen Osten sind aus den Kämpfen um Öl und Wasser entstanden: Diese Konflikte wollen wir lösen", sagte Ponomarew-Stepnoi.
PARIS, 2. März (AFP). Der französische Verteidigungsminister Pierre Joxe hat sich besorgt über die "Mehrkosten" durch Verpflichtungen französischer Streitkräfte im Ausland geäußert. In diesem Jahr entstünden voraussichtlich Mehrkosten von umgerechnet rund 1,2 Milliarden Mark durch derartige Einsätze. In der Wirtschaftszeitung Les Echos bezeichnete Joxe dies als "vermutlich" dauerhafte Erscheinung.
MEDELLIN, 2. März (AFP). Ein Mitarbeiter des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar und einer seiner mutmaßlichen Strohmänner sind am Montag getötet worden. Das gab die Polizei bekannt. Der als Verantwortlicher von Escobars Militärapparat geltende Hernan Henao wurde am Abend in der Stadt Medellin bei einer Schießerei von Sicherheitskräften erschossen. Stunden zuvor war der von einer bewaffneten Gruppe verschlepppte Ingenieur Luis Guillermo Londono getötet worden. Er soll enge Geschäftsverbindungen zu dem seit Juli 1992 flüchtigen Escobar unterhalten haben. Nach Angaben seines Sohnes wurde er von den sogenannten Pepes ("den von Pablo Escobar Verfolgten") entführt und getötet. Die Gruppe hat Escobar, dem Chef des Kokainkartells von Medellin, den Krieg erklärt und in den vergangenen Tagen mehrfach Anschläge gegen Häuser seiner Angehörigen verübt.
Der Bruder des Ingenieurs, Diego Londono, stellte sich nun den Behörden. Laut Polizei war er einer von Escobars Strohmännern und als solcher in mehrere Entführungsfällle verwickelt.
MAGDEBURG/BERLIN, 2. März (AFP). Nachdem auch die Metall-Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt den laufenden Tarifvertrag gekündigt haben, steht die gesamte ostdeutsche Metallindustrie vor einem Arbeitskampf.
Forderungen des Arbeitgeber-Verbandes, Verhandlungen für einen neuen Tarifvertrag aufzunehmen, wies die IG Metall zurück.
"Wir bereiten uns auf betriebliche Auseinandersetzungen vor", sagte eine IG- Metall-Sprecherin in Frankfurt. Die Friedenspflicht endet am 1. April.
Der Metall-Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalts (VME) hatte die Kündigung des Tarifvertrages am Montag abend auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen. Angesichts der Absatz- und Beschäftigungskrise in der Metall- und Elektroindustrie könne der vorgesehene Tarifsprung um 26 Prozent nicht aufgebracht werden, teilte der VME zur Begründung mit. Zuvor hatten bereits Thüringen, Berlin-Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern die Tarifverträge gekündigt.
Gewerkschaft: Nur zehn Prozent ft FRANKFURT A. M. Nicht um 26 Prozent, sondern nur um zehn Prozent werden die Löhne und Gehälter in der thüringischen Metallindustrie nach Gewerkschaftsangaben steigen, wenn die nächste Stufe der vereinbarten Angleichung an die in Hessen gültigen Leistungen zum 1. April tatsächlich umgesetzt würde. Die thüringischen Arbeitgeber hatten einen entsprechenden Tarifvertrag am 27. Februar mit der Begründung gekündigt, daß die darin enthaltenden Verbesserungen zusammen einer Lohnanhebung um 26 Prozent entsprächen und dies nicht bezahlbar sei.
Durch die zum 1. April vereinbarten Verbesserungen werde ein Arbeitnehmer in Thüringen erst 62,8 Prozent dessen verdienen, was in Hessen üblich ist - bislang seien es 52 Prozent. In der Gegenrechnung der Gewerkschaft wurden auch die Unterschiede bei den Urlaubstagen, beim Urlaubs- und Weihnachsgeld und bei der Arbeitszeit berücksichtigt. In Thüringen gilt noch die 40-Stunden- Woche.
KARLPETER PUSZKAJLER, Richter in München, ist für sein aufsehenerregendes Urteil gegen die Einkesselung von Demonstranten beim G7-Gipfel in München mit dem Krenkl-Preis der Münchner SPD ausgezeichnet worden. Puszkajler hatte im vergangenen Juli die sofortige Freilassung der Demonstranten veranlaßt, die bei ihren Protesten gegen den Weltwirtschaftsgipfel von der Polizei eingekesselt und festgenommen worden waren. Die Münchner SPD würdigte nun den "wirklich unabhängigen Richterspruch" und die "entspannte Haltung gegenüber der Obrigkeit" mit der einmal im Jahr vergebenen Auszeichnung, einer kleinen Zinn-Trophäe zu Ehren des Münchner Kutschers Krenkl. Krenkl hatte sich nicht nur durch seinen Einsatz für München einen Namen gemacht, sondern vor allem durch seine - despektierliche - Entscheidung, trotz eines Verbots König Ludwig von Bayern mit seiner Pferdekutsche zu überholen und diesem beim Vorbeifahren zuzurufen: "Wer ko der ko." (dpa)
VENEDIG. Das Gemälde "Jungfrau mit Kind" von Giovanni Bellini ist bei Renovierungsarbeiten aus einer Kirche in Venedig gestohlen worden. Nach Polizeiangaben gelang es den Dieben, über ein Gerüst in die verschlossene Kirche einzudringen. Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von 20 Jahren, daß dieses Werk aus der Kirche Madonna dell'Orto entwendet wurde. AFP
PARIS, 2. März (AFP). Einen französisch-lettischen Freundschafts- und Kooperationsvertrag haben die beiden Staatspräsidenten, François Mitterrand und Anatolijs Gorbunovs, am Dienstag in Paris unterzeichnet. Mitterrand sicherte Gorbunovs bei dieser Gelegenheit militärische Hilfe zu.
PARIS. Der französische Lyriker Jean Tortel ist im Alter von 88 Jahren in seinem südfranzösischen Wohnort Avignon gestorben. Der Dichter, der zeitlebens seiner provencalischen Heimat , hinterläßt ein Werk, das rund 30 Gedichtbände umfaßt. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte Tortel 1931 unter dem Titel "Cheveux bleus" (Blaue Haare).
1986 wurde Tortel mit dem Großen Lyrikpreis des Kulturministeriums ausgezeichnet. Kulturminister Jack Lang würdigte den Verstorbenen am Dienstag als "einen unserer größten Dichter". AFP
ALGIER, 3. März (AFP/AP). Algerische Gendarmen haben am Dienstag in der Nähe von Damous, 70 Kilometer westlich von Algier, neun mutmaßliche moslemisch-fundamentalistische Untergrundkämpfer erschossen. Wie von seiten der Polizei mitgeteilt wurde, eröffnete eine Patrouille der Gendarmerie das Feuer, als die Gruppe, die in einem Lastwagen unterwegs war, die Flucht ergriff. Die Gendarmen stellten den Angaben zufolge mehrere Schußwaffen, Granaten und Munition sicher.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begann am Mittwoch vor einem Sondergericht in Algier der Prozeß gegen 80 angebliche islamische Fundamentalisten. Die Anhänger der Islamischen Heilsfront (FIS) werden beschuldigt, an Terroranschlägen und "subversiven" Handlungen beteiligt gewesen zu sein. Die von fünf Richtern geführte Verhandlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
JOHANNESBURG, 3. März (AFP). Die Gespräche zwischen der südafrikanischen Regierung und der radikalen Schwarzenorganisation Panafrikanischer Kongreß (PAC) sind in der botsuanischen Hauptstadt Gaborone ohne Ergebnis beendet worden. Am Wochenende sollten die Verhandlungen mit weiteren Parteien in Johannesburg fortgesetzt werden, teilte der Organisator des Treffens, Theuns Eloff, mit.
Der PAC wolle an den Mehrparteiengesprächen teilnehmen, sagte PAC-Sprecher Willie Sereti. Der Leiter der Regierungsdelegation und Minister für Gesetz und Ordnung, Hernus Kriel, erklärte, er wolle die Teilnahme des PAC nicht verhindern. Kriel zufolge brachten die Gespräche mit dem PAC kein Ergebnis, weil die Schwarzenorganisation nicht zustimmen wollte, die Angriffe auf Weiße einzustellen. Der PAC hatte sich 1959 vom Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) abgespalten.
BUDAPEST, 2. März (AFP). Ungarische Zöllner haben an dem ungarisch-serbischen Grenzposten Tompa einen in Frankreich zugelassenen Lastwagen mit 18 000 romanischen Kunstgegenständen aus dem vierten Jahrhundert beschlagnahmt. Dies meldete am Dienstag die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die dortigen Zollbehörden. Die Gegenstände haben den Angaben zufolge einen Wert von sechs Millionen Forint (umgerechnet rund 66 000 Mark).
Die ungarischen Zollbeamten fanden weiter 600 000 Dinar unter dem Sitz des jugoslawischen Fahrers, der festgenommen wurde. Dieser erklärte gegenüber den Behörden, er habe französische Hilfspakete ins frühere Jugoslawien transportiert. Auf dem Rückweg sei er gezwungen worden, die romanischen Kunstgegenstände nach Frankreich zu schaffen.
LONDON, 3. März (AFP). Mit einem Beatles-Lied auf latein hat ein britischer Abgeordneter am Dienstag während einer Debatte über Bildungspolitik im Unterhaus für allgemeine Heiterkeit gesorgt. Der Labour-Abgeordnete und Lateinlehrer Derek Enright erklärte, er habe Beatles-Lieder ins Lateinische übersetzt, um das Interesse seiner Schüler zu wecken. Die Abgeordneten des Unterhauses brachte er mit seiner Version von "Yellow Submarine" zum Lachen. Der Präsident des Unterhauses rief Enright jedoch zur Ordnung und erinnerte ihn daran, daß es streng verboten sei, im ehrenwerten britischen Parlament zu singen.
BAD HOMBURG, 2. März (lhe). Etwa 4000 Mark haben zwei Räuber in der Nacht zum Dienstag bei einem Überfall auf eine Tankstelle an der Autobahn Frankfurt-Oberursel bei Bad Homburg (Hochtaunuskreis) erbeutet. Nach Auskunft des Regierungspräsidiums Darmstadt ereignete sich die Tat gegen 23.15 Uhr: Während einer der Männer im Fluchtauto wartete, ließ sich der andere mit vorgehaltener Waffe den Kasseninhalt in eine Papiertüte packen. Die Fahndung blieb erfolglos.
Sieben Jahre Haftstrafe wegen Totschlags hat die 21. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt gegen einen 35 Jahre alten Obdachlosen verhängt, der am 4. Mai vergangenen Jahres einen 27jährigen Stadtstreicher am Historischen Museum auf dem Frankfurter Römerberg erstochen hatte.
Das Tatmotiv ergab sich aus einem Streit um den Schlafplatz, war aber laut Urteil letztlich "nicht aufzuklären", da sowohl der Täter als auch das Opfer erheblich alkoholisiert waren.
Während der Staatsanwalt mit 14 Jahren genau das Doppelte der schließlich verhängten Haftstrafe forderte, hielt das Gericht die von der Anklage unterstellte "Heimtücke" des Täters nicht für erwiesen und erkannte lediglich auf Totschlag.
Der 35jährige war nach der Tat nicht gleich in Verdacht geraten, sondern erst später von einem anderen Obdachlosen "verpfiffen" worden. Das Gericht war daher weitgehend auf die eigenen Angaben des Angeklagten angewiesen.
Vor Gericht erinnerte sich der Angeklagte an eine Auseinandersetzung um einen Schlafplatz, jedoch nicht mit dem später Getöteten, sondern mit einem anderen Obdachlosen.
Dieser habe ihn mit der Drohung vertrieben, er würde "platt gemacht". An die Tat will der 35jährige wegen starker Alkoholisierung zur Tatzeit keine Erinnerung haben. lhe
FRANKFURT/MAIN. Die Zeitschrift "Neue deutsche Literatur" (Aufbau-Verlag/Berlin) erhält den diesjährigen Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Die mit 5 000 Mark verbundene Auszeichnung des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel wird am 12. Mai in Bonn übergeben.
Die Zeitschrift traue sich in Zeiten, die der Literatur nicht wohlgesonnen seien, zu, die Tradition kritischer Literaturzeitschriften fortzuführen, heißt es in der Begründung zur Preisvergabe. Mit dem seit 17 Jahren bestehenden Preis zeichnet das Börsenblatt jährlich einen besonders bemerkenswerten Literaturteil einer deutschsprachigen Zeitung oder Zeitschrift, eines Hörfunk- oder Fernsehprogramms aus. dpa
Das Senioren-"Büro Aktiv - nach Beruf und Familie" für die große Gruppe der "neuen jungen Alten" in unserer Gesellschaft hat offiziell seine Arbeit aufgenommen. Es ist das erste in Hessen und eines von drei Modellprojekten in der Bundesrepublik.
Das Büro soll Menschen, die im Ruhestand leben, sich auf das Rentnerdasein vorbereiten helfen oder denen, deren Kinder aus dem Haus gegangen sind, sinnvolle Aktivitäten vermitteln.
Ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums machte zum Start des Projektes auf die Umkehr der Alterstruktur in der Bevölkerung der Bundesrepublik aufmerksam: Bereits heute sei jeder fünfte Bürger älter als 60 Jahre bei einem nur noch gleich großen Anteil von unter 20 Jahren. Angesichts dieser Veränderung bedürfe es einer neuen "Seniorenkultur", die von den Senioren selbst entwickelt werden müsse. lhe
"Republikaner"-Wahlhelfer überfallen Kurz vor der Kommunalwahl sind in Gießen vier Wahlhelfer der rechtsextremen "Republikaner" überfallen, am Kleben von Wahlplakaten gehindert und mit Baseballschlägern und Schlagstöcken verprügelt worden. Eine 42jährige Frau und ein 40 Jahre alter Mann seien dabei verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die nach Zeugenaussagen schwarzgekleideten und vermummten Täter konnten laut Polizei in einem Auto flüchten.
Teuerungsrate wieder unter fünf Prozent Der Anstieg der Verbraucherpreise in Hessen hat sich von Januar bis Februar leicht verlangsamt. Wie das Statistische Landesamt berichtete, sank die im Jahresvergleich gemessene Teuerungsrate auf 4,9 Prozent, nachdem sie im Januar noch 5,1 Prozent betragen hatte. Der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte lag im Februar um 0,4 Prozent höher als im Monat davor. SPD-Politiker appellieren an Kohl
Sozialdemokratische Oberbürgermeister und Landräte haben an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) appelliert, "die Kommunen nicht mit untragbaren Lasten zu belegen". Der Anlaß für die Aufforderung: In wenigen Tagen will das Bonner Kabinett über das "Föderale Konsolidierungsprogramm" entscheiden. Allein nach den Plänen von CDU/CSU und FDP entstünden für die hessischen Kommunen im Jahr 1995 Mehrbelastungen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Mark, rechnen die Sozialdemokraten vor.
Mechanik mit "Köpfchen" Mechanische Bauteile mit "Köpfchen" werden für Fahrzeugbau, Luftfahrt und Produktionstechnik immer wichtiger. Diese Einschätzung hat jetzt über 200 Wissenschaftler aus aller Welt in Darmstadt zu einer Tagung über das noch junge Forschungsgebiet der Mechatronik zusammengeführt. Diese Disziplin kombiniert Maschinenbau mit Computerwissenschaft und befaßt sich mit der Entwicklung mechanischer Bauteile, die sich dank eingebauter Sensoren und Rechnerchips selbst regulieren und wechselnden Bedingungen anpassen. Beispiele dafür sind Antiblockiersysteme und Drei-Wege- Katalysatoren.
Die Bedeutung von Rhein-Main als Pauschalreise-Flughafen wächst. Selbst im Golfkriegsjahr 1991 konnte die europäische Luftverkehrs-Drehscheibe vom Pauschaltourismus profitieren, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Demnach flogen 1991 rund 1,238 Millionen Pauschalflugreisende über Rhein- Main zu europäischen Zielen und nach Übersee. 1990 waren es noch 1,167 Millionen, 1989 etwa 992 000 Pauschalreisende.
Dagegen büßte der Düsseldorfer Flughafen, der den mit Abstand größten Anteil des Flugpauschaltourismus in Deutschland abwickelt, Passagiere ein. Ihre Zahl sank von 2,415 Millionen Passagiere in 1990 auf 2,229 Millionen im Jahr 1991. Deutlich zugelegt hat auch der Hamburger Flughafen, dessen Pauschalreise-Anteil von 631 000 im Jahr 1989 auf 718 000 in 1990 anstieg. lhe
KASSEL. Das Wahrzeichen der documenta des Jahres 1992, den "Himmelsstürmer" des Amerikaners Jonathan Borofsky, haben Berufsschüler aus Kassel im Kleinformat hergestellt und schon 700 mal für 30 Mark verkauft. Bis nach Portugal und in die USA wurde die Metall- Miniatur verschickt.
Mit einem Laserstrahl haben die Schüler die Figur aus dem Metall herausgeschnitten und auf bislang rund 1200 Meter Metallrohr montiert. Den Erlös von 18 000 Mark stifteten die Schüler der Stadt Kassel. dpa
BAD HERSFELD. Ein 44jähriger Mann aus Bad Hersfeld ist nach einem Streit unter Wohnsitzlosen gestorben.
Wie die Kriminalpolizei gestern mitteilte, war es am vergangenen Donnerstag in einer Lagerhalle am Bad Hersfelder Bahnhof unter den Obdachlosen zu Auseinandersetzungen gekommen, bei denen der 44jährige erhebliche Kopfverletzungen erlitt. Er sei noch zu Fuß ins Krankenhaus gegangen, dort aber am Montag seinen Verletzungen erlegen. Einzelheiten über die Auseinandersetzung konnte die Polizei noch nicht nennen. ew
Im Frankfurter Skandal um Schiebereien mit Industriemüll sind noch einmal vier Verdächtige festgenommen worden. Wie der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, berichtete, sitzen die beiden Geschäftsführer und ein Vorarbeiter der Frankfurter Entsorgungsfirma Eumet sowie der Geschäftsführer einer Transportfirma aus Mühlheim am Main in Untersuchungshaft. Ihnen wird illegale Müllbeseitigung, Gewässerverunreinigung und das Betreiben einer Abfallbeseitigungsanlage ohne Genehmigung vorgeworfen.
Bundesweit seien 50 Objekte im Zusammenhang mit den Müllschiebereien durchsucht worden. Neben Eumet im Osthafen war laut Harth die Düsseldorfer Firma Thyssen-Sonnenberg Schwerpunkt der Polizeiaktionen. Zahlreiche Unterlagen wurden beschlagnahmt.
Die neuen Durchsuchungen und Festnahmen sind Teil der Ermittlungen um umfangreiche Sondermüllschiebereien, die im August vergangenen Jahres bekannt wurden. Fünf andere Verdächtige, die im Zusammenhang mit der Affäre festgenommen worden waren, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Jahrelang sollen die Verantwortlichen mehrerer Firmen in großem Stil Industriemüll, darunter Elektronikschrott, Schlämme und Tankrückstände, mit Erdaushub vermischt und illegal auf Bauschuttdeponien oder einfach in die Landschaft gekippt haben.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen rund 50 Beschuldigte. Bei den illegalen Praktiken sollen auch Behördenmitarbeiter geholfen haben. Der angerichtete Schaden für die Umwelt sei unabsehbar, heißt es. Ein Ende der Ermittlungen ist derzeit nicht abzusehen. lhe
MARBURG. Die Marburger Kriminalpolizei hat einen 35jährigen Elektriker aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf festgenommen, der seit Juni 1992 mehrfach versucht haben soll, drei Firmen und eine Familie um Millionenbeträge zu erpressen. Wie ein Sprecher der Kriminalpolizei am Dienstag in Marburg mitteilte, hatte der Mann über einen längeren Zeitraum schriftlich und telefonisch gedroht, das Trinkwasser und Waren der Firmen mit Kolibakterien zu vergiften.
Von einer Fabrik in Stadtallendorf forderte der Erpresser laut Polizei drei Millionen Mark, von zwei anderen Firmen wollte er 100 000 Mark und von der Familie 250 000 Mark haben. Gegen das Haus und ein Auto der Familie wurde im Juni 1992 ein Brandanschlag verübt. Die Firmen zeigten über verschlüsselte Mitteilungen in einem Anzeigenblatt ihre Bereitschaft, auf die Forderungen des Erpressers einzugehen. Zur Zahlung der geforderten Summen kam es aber nicht.
Bereits im Herbst 1992 bestand dringender Tatverdacht gegen den Elektriker. Er wurde Anfang Dezember festgenommen, kam aber, weil der Ermittlungsrichter die Beweise für unzureichend hielt, im Januar 1993 wieder frei. Nach weiteren Ermittlungen wurde Ende Februar erneut Haftbefehl erlassen.
Über die Tatmotive wollten Polzei und Staatsanwaltschaft keine Angaben machen. Vermutlich spielte eine persönliche Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Erpresser und Angehörigen der erpreßten Familie, die zudem bei den bedrohten Firmen beschäftigt sind, eine Rolle. lhe
GENF, 2. März (epd). Die Vereinten Nationen haben die internationale Gemeinschaft dringend zur Soforthilfe für Georgien aufgefordert. Etwa 21 Millionen US- Dollar seien notwendig, um Hunderttausende von Menschen bis zum Dezember mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Appell der humanitären Organisationen der UN und der Internationalen Liga der Rote-Kreuz- und Rote-Halbmond-Gesellschaften. Die Lebensbedingungen in Georgien hätten sich durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch sowie politische und militärische Auseinandersetzungen in Abchasien, Süd-Ossetien und anderen Gebieten erheblich verschlechtert. Schätzungsweise 108 000 Menschen seien am schlimmsten betroffen und müßten dringend mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgt werden.
LONDON, 2. März (epd/AFP). Folter und Menschenrechtsverletzungen haben in Algerien seit Verhängung des Ausnahmezustandes im Februar 1992 drastisch zugenommen. Dies stellte die Menschenrechtsorganisation amnesty international in einem am Dienstag in London veröffentlichten Bericht fest. In den vergangenen zwölf Monaten seien mehr als 9000 Menschen unter dem Verdacht, islamische Aktivisten zu sein, ohne Anklageerhebung in Internierungslagern in der Wüste inhaftiert worden. Rund 1000 von ihnen würden noch gefangengehalten.
Wegen regierungsfeindlicher Gewalttaten habe die Respektierung der Menschenrechte bei dem regierenden "Hohen Staatskomitee" Algeriens einen geringen Stellenwert, klagt amnesty. Schätzungen zufolge seien rund 300 Menschen von staatlichen Kräften getötet worden. Den Gewalttaten seien aber auch 270 Soldaten und Polizisten sowie mehr als 30 Zivilisten zum Opfer gefallen, was amnesty ebenfalls verurteilte. Derartige Provokationen dürften aber nicht als Rechtfertigung für Verletzungen der Menschenrechte durch die Regierung dienen.
Die Lage in Algerien hatte sich Ende 1991 zugespitzt, als das Militär nach einem Wahlsieg der Islamischen Heilsfront die Macht übernahm und die Heilsfront verbot. amnesty sammelte Dutzende von Zeugenaussagen, die die drastische Zunahme von Folterungen belegen. So seien Gefangene mit blutigen Gesichtern von Verhören zurückgebracht worden. 1989 sei die Folter in Algerien praktisch ausgerottet gewesen. Nun aber werde sie von den Machthabern geduldet, die Täter würden nicht daran gehindert und nicht bestraft.
FLORENZ. Der Turm der Kirche Badia Fiorentina, unter dem sich Dante mit seiner Jugendliebe Beatrice traf, ist vom Einsturz bedroht. Wie das italienische Fernsehen RAI berichtete, ergibt ein vom Kulturamt in Florenz in Auftrag gegebenes Gutachten, daß der Glockenturm der ehemaligen Benediktinerabtei aus dem 13. Jahrhundert schon durch starken Wind oder eine leichte Erderschütterung in sich zusammenstürzen könnte. Für die ersten Sofortmaßnahmen zur Renovierung des Turms würden umgerechnet 800 000 Mark benötigt, sagte ein Sprecher des Kulturamts. Die Badia Fiorentina ist die einzige Kirche in der Stadt am Arno, die Dante in der "Göttlichen Komödie" erwähnt. Er wohnte ganz in ihrer Nähe und sah Beatrice dort zum ersten Mal in einer Messe. epd
WASHINGTON / SARAJEWO, 2. März (AP/Reuter/AFP). Die US-Streitkräfte haben im Rahmen ihrer Luftbrücke für Ostbosnien bisher rund 45 Tonnen Hilfsgüter abgeworfen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP wurden über Cerska und - in der Nacht zum heutigen Dienstag - über Zepa insgesamt 41 Tonnen Nahrungsmittel und 3,5 Tonnen medizinisches Material abgeworfen.
Obwohl weiterhin ungewiß ist, wie viele Güter, die in der Nacht zum Montag bei Cerska niedergingen, ihr Ziel erreichten, nannte US-Verteidigungsminister Les Aspin die Aktion einen Erfolg. In einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Erklärung von Aspin und US- Generalstabschef Colin Powell hieß es, viele Pakete seien in Reichweite des Zielgebietes niedergegangen. Aspin und Powell stützten ihre Angaben offenbar auf Fotografien, aufgenommen von Flugzeugen oder Spionagesatelliten. Anhand dieser Informationen könnten sie bestätigen, daß viele Paletten mit Hilfsgütern auf freiem Gelände in der anvisierten Zielzone bei Cerska gelandet seien.
Ein Sprecher des US-Stabes, Hauptmann William Smullen, sagte, viele der Pakete seien entweder in oder einige hundert Meter außerhalb des per Computer ermittelten Abwurfgebietes entdeckt worden. Von Cerska aus seien sie zu Fuß zu erreichen. Smullen erklärte, gemessen an der Abwurfhöhe, dem zum Zeitpunkt des Abwurfs vorherrschenden Wind und der Tatsache, daß es Nacht gewesen sei, sei die erste Abwurfaktion ein "voller Erfolg" gewesen.
Auch US-Aufklärungssatelliten hatten nach Angaben aus UN- und US-Militärkreisen in Sarajewo am Montag einige der in der Nacht abgeworfenen Paletten lokalisiert. Ein Teil der Landeorte sei der bosnischen Regierung übermittelt worden.
Bosnische Amateurfunker hatten dagegen zuvor berichtet, die moslemische Bevölkerung in der Region um Cerska hätte noch keine Paletten entdeckt. Erst am Dienstag morgen wurden in Sarajewo erste Meldungen über Erfolge bei der Suche nach Hilfsgütern verbreitet. Zu der verworrenen Lage gehört auch eine Meldung der slowenischen Nachrichtenagentur STA, die unter Berufung auf Amateurfunker berichtete, einige der Hilfsgüter seien in der von Serben belagerten nordostbosnischen Stadt Tuzla gefunden worden. Damit hätten die Pakete ihr Ziel um mehr als 100 Kilometer verfehlt.
Der Präsident von Bosnien-Herzegowina, Alija Izetbegovic, traf am Montag abend in New York ein, wo er mit den Jugoslawien-Vermittlern Cyrus Vance (UN) und Lord Owen (EG) zusamentreffen will. Izetbegovic sagte bei seiner Ankunft, die Priorität bei der neuen Verhandlungsrunde, die am Montag begann, müsse bei der internationalen Kontrolle der schweren Waffen in Bosnien liegen.
Eine Unterzeichnung des militärischen Teils des Vance-Owen-Plans hänge von einer neuen Definition dieser Frage ab. Zuvor hatte der Präsident in Washington gesagt, die Moslems könnten ein Abkommen über die Kontrolle der schweren Waffen unterzeichnen, wenn die USA die Durchsetzung des Abkommens wirklich garantierten.
In Bosnien-Herzegowina verfügen vor allem die serbischen Einheiten über schwere Waffen. Vance und Owen hatten am Montag drei Stunden lang mit dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic gesprochen.
WASHINGTON, 2. März (Reuter). In der südsomalischen Hafenstadt Kismayo haben US-Soldaten zwei Somalier erschossen. Ein amerikanischer Militärsprecher teilte am Dienstag mit, die Soldaten hätten am Vorabend einen Mann getötet, der auf sie geschossen habe. Kurz darauf hätten sie beim Versuch, die Leiche des Getöteten zu bergen, einen Heckenschützen erschossen. In Kismayo waren vergangene Woche heftige Kämpfe zweier rivalisierender somalischer Clans ausgebrochen. Diese haben die Stadt mittlerweile auf Geheiß der US-Streitkräfte verlassen.
Bosnien-Hilfe Moslems fanden US-Pakete
SARAJEWO / FRANKFURT A. M., 2. März (Reuter/AP). Die in der ostbosnischen Stadt Cerska eingeschlossenen Moslems haben nach einer Meldung von Radio Sarajewo einige der Nahrungsmittel und Medikamente gefunden, die die US-Luftwaffe am Montag dort abgeworfen hatte. Der Sender zitierte den bosnischen Vizepräsidenten Ejup Ganic am Dienstag mit den Worten, die Moslems hätten zunächst Schwierigkeiten gehabt, die Hilfsgüter zu finden und zu bergen, weil die serbischen Belagerer die Stadt beschossen hätten. Ein Funkamateur hatte am Montag aus Cerska berichtet, daß noch keines der Hilfspakete entdeckt worden sei.
Drei US-Transportflugzeuge warfen am frühen Dienstag morgen zum zweitenmal Hilfsgüter über Ostbosnien ab. Wie das Europakommando der US-Streitkräfte in Frankfurt mitteilte, ließen die Besatzungen an Fallschirmen Behälter mit Nahrungsmitteln und Medikamenten auf die Stadt Zepa niedergehen. Abgeworfen wurden 18,6 Tonnen Nahrungsmittel und eine halbe Tonne medizinisches Material. Bei den Nahrungsmitteln handelt es sich um 21 312 Packungen Fertigmahlzeiten, wie sie bei den US-Streitkräften im Gebrauch sind.
Zepa war vom Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen als Zielort empfohlen worden. Letztmals war am 21. Februar eine Lastwagenkolonne in der Stadt angekommen, die nach Darstellung der UN 29 Tonnen Nahrungsmittel pro Tag nötig hätte.
Die drei Flugzeuge kehrten am Dienstag morgen auf den militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens Frankfurt zurück, von wo sie gestartet waren. Abflug- und Rückkehrzeit wurden nicht bekanntgegeben.(Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 3)
KÖLN, 2. März (Reuter). Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat nach den Worten ihres Vize- Präsidenten Martin Bangemann die ohnehin pessimistischen Konjunkturerwartungen nach unten revidiert.
Auf einem Unternehmerkongreß warnte Bangemann am Dienstag in Köln zugleich vor einer weltweiten Flaute. Sie mache die Lösung der nationalen Probleme noch schwieriger. Mit einem Wiederaufschwung sei vor Jahresende nicht zu rechnen. Die ersten Hoffnungszeichen aus den USA seien eher psychologisch erklärbar. Auch die Krise in Japan sei tiefer als angenommen. Es bestehe aber weder Grund zur Beschönigung noch zur Schwarzmalerei.
Zugleich forderte er, Europa müsse sich zu einem "globalen Spieler" entwikkeln, um in der Welt den seiner Geschichte entsprechenden Rang einzunehmen. Die Gemeinschaft müsse auch weiterhin stabil bleiben, denn wirtschaftliche Krisen ließen sich nur gemeinsam lösen. Die lange Liste von Beitrittskandidaten beweise die Attraktivität der Gemeinschaft für neue Mitglieder.
Bangemann forderte zugleich offene politische Entscheidungen in Brüssel. Europapolitik lasse sich nicht mehr länger in geheimer Diplomatie betreiben. Über Europa und die Politik der Gemeinschaft müsse genauso gestritten werden wie bei nationalen Entscheidungen. Nur dann sei Europa vor nationalistischen Parolen geschützt, sagte er auf dem Unternehmerkongreß des Bundesverbandes der Filialbetriebe und Selbstbedienungs-Warenhäuser (BFS).
Bangemann nannte die Ratifizierung der Maastrichter Verträge immer dringlicher. Die wirtschaftlichen, außen- und sicherheitsplitischen Herausforderungen ließen sich "mit Blick auf den Balkan- Krieg nur noch gemeinsam lösen".
BONN, 2. März (Reuter/dpa). Die Bonner Koalition hat sich noch nicht auf die Einführung einer Autobahn-Vignette einigen können. In Bonn wurde bekannt, während der entscheidenden Koalitionsrunde am Mittwoch abend würden zwei Modelle vorgelegt.
Am Montag war berichtet worden, Koalitionsexperten hätten sich auf eine "Mischlösung" aus Autobahn-Vignette und Mineralölsteuer-Erhöhung zur Finanzierung der Bahnreform geeinigt.
Während die CSU eine Kombination aus einer Autobahn-Vignette für 180 Mark pro Auto und Jahr und einer Erhöhung der Mineralölsteuer um fünf bis sechs Pfennig befürworte, werde in FDP und CDU ein Verzicht auf die Vignette erwogen, hieß es in den Kreisen.
Dieses Modell von FDP und CDU sehe dagegen vor, nur die Mineralölsteuer zu erhöhen. Im Gespräch seien nach diesem Modell entweder rund 20 Pfennig mehr beim Benzin und etwa fünf Pfennig mehr bei Dieselkraftstoff oder je 13 Pfennig für beide Kraftstoffarten.
Nach Darstellung des verkehrspolitischen Sprechers der FDP-Fraktion Ekkehard Gries habe "umfassende Einigkeit" über das Ziel bestanden, durch eine streckenbezogene Autobahngebühr so bald wie möglich eine gerechte Anlastung der Wegekosten im Straßenverkehr zu erzielen.
Wie Gries ergänzend in einem dpa-Gespräch deutlich machte, befürwortet er nach wie vor eine reine Mineralölsteuer- Lösung, wobei die Anhebung stufenweise erfolgen könnte. Die Erhöhung müßte aus seiner Sicht zwischen zehn und 20 Pfennig betragen, um die notwendigen acht Milliarden Mark jährlich zur Bedienung der Altschulden der Bahn aufzubringen. Der FDP-Politiker geht davon aus, daß es bei dem Koalitions-Spitzengespräch - Bundeskanzler Helmut Kohl wird nach Rückkehr von seiner Fernostreise daran teilnehmen - zu endgültigen Festlegungen kommt, da die Zeit dränge. Dies gilt aus seiner Sicht auch für die noch immer ausstehende EG-Entscheidung über die Einführung einer Lkw-Autobahngebühr.
Ebenfalls für eine Anhebung der Mineralölsteuer und gegen eine Vignettenlösung sprach sich der Vorsitzende der Enquetekommission des Bundestages zum Schutz der Erdatmosphäre, Klaus Lippold (CDU), aus. Eine Autobahngebühr sei ökologisch falsch und finanzpolitisch wenig praktikabel. Kritiker einer Anhebung der Mineralölsteuer, darunter auch Krause, haben stets darauf verwiesen, daß ausländische Lkw wegen ihres großen Tankvolumens in Deutschland kaum tanken müßten. Lippold plädierte zugleich für die Umstellung der Kfz-Steuer auf die jeweiligen Schadstoffwerte des Fahrzeuges.
Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Klaus Daubertshäuser, meinte zum Beratungsergebnis der Koalitionsarbeitsgruppe: "Der Kuddelmuddel ist perfekt." Eine zeitbezogene Autobahnvignette und eine Mineralölsteuererhöhung seien verkehrspolitisch völlig unsinnig. (Kommentar auf Seite 3)
Beim Technologie-Festival auf der Expo 1993 in Südkorea wird er präsentiert: der erste Roboter, der nicht nur sehen kann, sondern auch Entscheidungen trifft. Dort wird sich Cair-2 - so heißt die in Südkorea entwickelte Neuheit - wahrscheinlich selbst vorstellen. Die blau/pinkfarbene Maschine soll vom 7. August bis zum 7. November Besucher herumführen, Wege beschreiben und versuchen, Berührungsängste mit einem Spiel - Fangen - abzubauen.
Für viele Menschen mag das nicht besonders aufregend klingen, aber in der Welt der künstlichen Intelligenz bedeutet der Cair-2 einen großen Schritt nach vorne, besonders in Bezug auf den wohl am schwierigsten zu kopierenden menschlichen Sinn, die Sehkraft. Der Erfinder des Roboters, Yang Hyun Seung, ist Professor am Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (Cair). Dieses gehört zum staatlichen Institut für Wissenschaft und Technologie in der Provinzhauptstadt Taejon im Westen Südkoreas.
Wenn auch Aufgaben wie Rasenmähen und Staubsaugen für Cair-2 noch zu schwierig sind, so ist der Roboter doch in der Lage, einen Gegenstand zu identifizieren und anzusteuern, ohne dabei über Hindernisse zu stolpern. "Das klingt sehr einfach, aber die eingesetzte Technologie ist sehr kompliziert", erklärt Yang. Er ist einer in der wachsenden Schar junger Südkoreaner, die im Ausland an Spitzenhochschulen ausgebildet wurden und voller Tatendrang in ihre Heimat zurückkehren. Yang promovierte an der amerikanischen Purdue-Universität.
Er ist sicher, daß seine Erfindung mit ähnlichen Projekten in den USA, Europa und Japan Schritt halten kann. Weit überlegen sei Cair-2 seinen Konkurrenten im Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Hardware für die künstliche Sehkraft sei für nur 13 000 Dollar zu haben; bei einer ähnlichen, in den USA entwickelten Maschine koste sie eine Million Dollar. Angesichts der preiswerten Herstellung stehen die Chancen für die Nachkommen des Cair-2 gut, eines Tages in vielen Haushalten lästige Arbeiten wie etwa Putzen und Bierholen zu übernehmen.
Der große Preisvorteil kommt laut Yang dadurch zustande, daß die menschlichen Sinne durch eine Vielzahl billiger Mikroprozessoren nachgeahmt werden. Das amerikanische Modell verwende separate Computersysteme für jedes einzelne Organ. Die künstliche Nachbildung der Sehkraft wurde nach Angaben des Erfinders seit mehr als 40 Jahren erforscht.
Bislang ist die Reaktion auf Yangs Entwicklung jedoch enttäuschend. Zwar hätten sich Vertreter der südkoreanischen Industrie Cair-2 angeschaut, aber konkrete Pläne für seine Verwendung gebe es noch nicht. "Vielleicht werden wir in zwei oder drei Jahren Prototypen dieses Roboters im Einsatz sehen, vor allem in Japan." rtr
PIETERMARITZBURG, 2. März (Reuter/dpa). In der Hauptstadt der südafrikanischen Provinz Natal, Pietermaritzburg, sind nach Polizeiangaben am Dienstag fünf Menschen erschossen worden. Nach ergänzenden Angaben einer örtlichen Menschenrechtsgruppe handelt es sich bei den Opfern um schwarze Schüler. Bei dem Überfall habe es zudem zwei Verletzte gegeben, sagte die Sprecherin der Gruppe, Felicity Wiggle. Polizei und Armee schickte Einheiten zum Tatort, der in der Schwarzensiedlung Table Mountain liegt.
Natal ist seit Jahren Schauplatz eines Machtkampfes zwischen den Schwarzen- Organisationen ANC und Inkatha. Dabei geht es um die Führung der bislang politisch rechtlosen Bevölkerungsmehrheit auf dem Weg in die Gleichberechtigung mit den herrschenden Weißen.
BONN, 2. März (Reuter). Außenminister Klaus Kinkel hat die afrikanischen Staaten dazu aufgerufen, die Chancen einer Neuorientierung nach dem Ende des Kalten Krieges wahrzunehmen. Kinkel sagte am Dienstag bei einem Treffen mit den in Bonn akkreditierten Botschaftern aus den afrikanischen Staaten südlich der Sahara, das Ende des Ost-West- Konflikts biete die Möglichkeit, sich frei von Fremdbestimmung voll auf die Lösung der wirtschaftlichen und politischen Aufgaben zu konzentrieren. Es müsse auch ausgenutzt werden, daß früher durch den Rüstungswettlauf gebundene Kräfte jetzt frei würden.
Kinkel sagte seinem Redetext zufolge, die Bundesrepublik werde auch in Zukunft in großem Umfang Entwicklungshilfe für Afrika leisten. In Deutschland stünden Regierung und Bevölkerung gleichermaßen für Solidarität und Entwicklungspartnerschaft mit dem Kontinent. Trotz hoher eigener Belastungen habe sich Deutschland nicht ins europäische Schneckenhaus zurückgezogen. Im laufenden Haushalt seien etwa acht Milliarden Mark für Entwicklungshilfe vorgesehen, davon gut drei Milliarden für Afrika.
DÜSSELDORF, 2. März (Reuter/AP). Das preisbereinigte Einkommen der westdeutschen Arbeitnehmer ist nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Jahr 1992 gesunken. Reinhard Bispink vom Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Institut des DGB sagte am Montag abend in Düsseldorf, trotz der Tariferhöhungen zwischen fünf und sechs Prozent habe das durchschnittliche Realeinkommen der Arbeitnehmer in Westdeutschland um 0,1 Prozent abgenommen. Wegen der zu erwartenden Tarifrunden mit Lohn- und Gehaltserhöhungen zwischen drei und 4,5 Prozent müßten die Arbeitnehmer auch 1993 mit Nettoeinbußen rechnen.
Das Realeinkommen in den neuen Bundesländern ist nach Angaben der Bundesregierung von 1990 bis 1992 unter Berücksichtigung des achtprozentigen Preisanstiegs um real 11,3 Prozent gestiegen.USA billigen Raketenbau
TAIPEH, 2. März (Reuter). Die US-Regierung hat taiwanesischen Medienberichten zufolge die Zusammenarbeit der US-Rüstungsfirma Raytheon mit Taiwan beim Bau von Raketen gebilligt. Taiwans Rundfunk und Zeitungen bezogen sich am Dienstag auf Berichte in Militärzeitschriften der USA. Das Verteidigungsministerium in Taipeh und die US-Vertretung gaben keine Stellungnahme ab. Das Projekt sieht den Berichten zufolge den Bau einer der von Raytheon hergestellten Patriot ähnlichen Luftabwehrrakete vor, die 1995 einsatzfähig sein soll. Die Kosten des Projekts wurden mit einer Milliarde Dollar angegeben.
Die deutsche Bundesregierung hat vor kurzem der Zulieferung deutscher Bauteile für die US-Raketen RAM und Patriot zugestimmt, die von den USA an Taiwan verkauft werden sollen.
MOGADISCHU, 2. März (Reuter/AP). Unter Schirmherrschaft von UN und USA haben sich die Vertreter von 16 somalischen Miliz- und Stammesorganisationen am Dienstag in Mogadischu zu einer weiteren Friedenskonferenz versammelt. Nach US- und UN-Angaben sind die meisten Bürgerkriegsfraktionen inzwischen dem Aufruf zur Abgabe ihrer schweren Waffen gefolgt. US-Sonderbotschafter Robert Oakley teilte mit, nach dem Abzug der Miliz unter Mohamed Said Hersi alias Morgan habe auch dessen Widersacher Ahmed Omar Jess den Rückzug von Kismayo angetreten.
Das Treffen der Vertreter der Bürgerkriegsfraktionen war eines der letzten vor dem geplanten Abzug der US-Truppen aus Somalia und der Übergabe des Kommandos über die internationalen Truppen an die UN. Nach Angaben aus Militärkreisen haben die meisten der 16 somalischen Fraktionen fristgemäß Listen über Restbestände an Waffen und Soldaten vorgelegt.
Nach den heftigen Kämpfen zwischen Anhängern von Morgan und Omar Jess in der Nähe der Stadt Kismayo sei die Spannung nach dem Rückzug beider Miliz-Gruppen in die ihnen zugewiesenen Gebiete beträchtlich gesunken, sagte Oakley. Beide hätten versichert, künftig Frieden halten zu wollen.
US-Militärsprecher Ken Roberts bestätigte, wie Morgan habe auch Omar Jess schwere Waffen an die Friedenstruppe übergeben.
Der mit Omar Jess verbündete Teil des Vereinigten Somalischen Kongresses unter Clan-Chef General Mohammed Farah Aidid warf indes den USA vor, Morgan begünstigt zu haben.
In Kismayo erschossen US-Soldaten einen somalischen Heckenschützen und verletzten einen weiteren schwer.
PIETERMARITZBURG, 2. März (Reuter/dpa). Bei einem Überfall auf eine Schülergruppe sind am Dienstag in der südafrikanischen Provinz Natal sechs Kinder erschossen worden. Sieben weitere seien verletzt worden, teilte die Polizei in Pietermaritzburg mit. Polizei und Armee seien mit Suchhunden auf der Fahndung nach den Tätern. Sie hatten nahe der Provinzhauptstadt einen Lieferwagen mit 22 schwarzen Kindern auf der Fahrt zur Schule gestoppt, einer der Männer war auf die Ladefläche gesprungen und hatte mit einem Sturmgewehr des russischen Typs Kalaschnikow das Feuer auf die Kinder eröffnet.
Natal ist seit Jahren Schauplatz eines Machtkampfs zwischen den Schwarzen- Organisationen ANC und Inkatha, bei dem es bereits Tausende von Toten gegeben hat.
Mitglieder der südafrikanischen Regierung und Kommandanten des Guerilla- flügels APLA der schwarzen Befreiungsbewegung Pan Africanist Congress (PAC) sind unterdessen in Botswana erstmals zu direkten Gesprächen zusammengetroffen.
FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Aktienmarkt hat gestern seine leichte Konsolidierungsphase zum Börsenschluß wieder beendet. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1696,74 Punkten um 4,21 leichter und knapp unter seinem Tageshoch bei 1696,76. Händler sprachen von lustlosem Geschäft, wobei Bankaktien gegen Ende der Börsensitzung wieder gefragt gewesen seien. "Die Konsolidierung scheint schon vorüber zu sein. Die Zinsphantasie bleibt weiter im Markt", sagte eine Händlerin. Bei einer Bank sprach man von "einem kleinen Rückschlag, der nicht besorgniserregend" gewesen sei.
Zwar seien die Optimisten durch die Ausschreibung eines Mengentenders zu 8,49 Prozent zunächst etwas gebremst worden, doch setze sich die Einsicht durch, daß die Bundesbank bei einer der nächsten Zentralbankratssitzungen die Leitzinsen senken werde. "Wenn sie es am Donnerstag nicht tut, dann in 14 Tagen", hieß es bei einer Bank.
Von den Standardwerten fielen VW und Hoechst auf. Ein Plus von 4,50 Mark bei den Autopapieren erklärten Händler mit der Äußerung des VW-Vorstands, der Konzern werde 1993 die Gewinnschwelle erreichen. Hingegen mußten Hoechst Kurseinbußen hinnehmen. Die Aktie ging um 5,10 Mark schwächer aus dem Markt. "Es dringt langsam in die Köpfe der Anleger, daß dieser Chemieunfall für Hoechst eine teure Sache wird", sagte ein Händler.
Der Rentenmarkt tendierte schwächer. Bei Kursabschlägen bis zu 45 Pfennig kletterte die Durchschnittsrendite um drei Stellen auf 6,47 Prozent.
KIEL, 2. März (dpa/Reuter). Schleswig- Holsteins Sozialminister Günther Jansen (SPD) hat dem früheren Barschel-Referenten Reiner Pfeiffer nach Informationen der Illustrierten stern mehr Geld und zu einem früheren Zeitpunkt übergeben lassen, als Jansen zugegeben hat. Das Blatt meldete am Dienstag November 1988 und November 1989 als Zeitpunkte der Geldübergabe.
Der Bild-Zeitung sagte Jansen, er wolle nicht ausschließen, daß er Pfeiffer insgesamt 44 000 oder 45 000 Mark habe zukommen lassen. Die erste Geldübergabe habe wohl bereits vor Weihnachten 1988 stattgefunden. Damit bestätigte Jansen im wesentlichen die Darstellung des stern. Am Vortag hatte er noch von rund zweimal 20 000 Mark gesprochen und den Zeitpunkt der ersten Geldübergabe auf Anfang 1989 datiert. Jansen gab außerdem bekannt, neben seiner Frau und dem Engholm-Referenten Klaus Nilius, der das Geld an Pfeiffer übergeben hatte, gebe es noch einen Freund außerhalb der Partei, der von der Sache gewußt habe.
Die CDU Schleswig-Holsteins forderte am Dienstag den Rücktritt Jansens. Ihr Fraktionschef Ottfried Hennig sagte, Jansen sei weder als stellvertretender Ministerpräsident noch als Minister tragbar. Auch stelle sich die Frage, ob Björn Engholm als Ministerpräsident und SPD- Bundesvorsitzender wirklich nicht über die Geldschiebereien informiert gewesen sei, sagte Hennig. CDU-Generalsekretär Peter Hintze sprach von einer "Judaslohn-Affäre".
In der SPD Schleswig-Holsteins herrscht nach Angaben ihres Vorsitzenden Willi Piecyk "ein großer Konsens zu diesem Sozialminister Jansen". "Wir können uns keinen besseren Sozialminister in Schleswig-Holstein vorstellen", sagte er im Norddeutschen Rundfunk. Jansens Geldspende sei eine "persönliche Aktion" gewesen, das Geld stamme nicht von der SPD. Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, wertete Jansens Spende an Pfeiffer als "politische Dummheit". (Weitere Berichte S. 3 und 4)
SARAJEWO, 2. März (Reuter/AP/dpa/ AFP). Die ostbosnische Stadt Cerska, Ziel der ersten Hilfsgüter-Abwürfe der USA, ist laut Rundfunkberichten in die Hand der serbischen Belagerer gefallen. Im kroatischen Rundfunk hieß es, die Stadt mit etwa 30 000 Einwohnern sei erobert, fünf nahe Dörfer seien niedergebrannt worden. Nach UN-Angaben haben die serbischen Truppen mit Massakern unter der Zivilbevölkerung begonnen. Serbische Soldaten in Cerska "plündern, morden und brandschatzen" den Angaben zufolge. Mindestens 500 Zivilisten, vor allem Alten, Frauen und Kindern, sei die Kehle durchgeschnitten worden. Die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Lyndall Sachs, sagte, wenn nur zehn Prozent der Berichte der Funkamateure aus der Region stimmten, sei die Situation auch in Srebrenica "sehr kritisch und verzweifelt". Dem bosnischen Rundfunk zufolge flüchteten etwa 10 000 Menschen aus Cerska in die umliegenden Berge. Bereits am Sonntag seien Hunderte bei Kämpfen umgekommen. Die Serben nähmen die Ausfallstraßen mit den Fliehenden unter Beschuß, auf den Straßen lägen Tote und Verletzte. Drei Flugzeuge der US-Armee aus Frankfurt warfen in der Nacht zum Dienstag weitere 19 Tonnen Hilfsgüter über Ostbosnien ab. Eine US-Militärsprecherin sagte, als Ziel sei Zepa mit 29 000 eingeschlossenen Menschen ausgewählt worden. Ein Amateurfunker aus Zepa meldete, es seien zwei Pakete mit Medikamenten, aber keine mit Lebensmitteln gefunden worden. Die bosnische Regierung bestritt US-Angaben, wonach die Abwürfe für Cerska ein Erfolg gewesen seien. Inzwischen wurde auch im US-Verteidigungsministerium eingeräumt, daß nur ein Drittel der abgeworfenen Güter im Zielgebiet niedergegangen sei.
Rußland könnte sich nach den Worten von Außenminister Andrej Kosyrew an der US-Luftbrücke für die notleidende Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina beteiligen. Der Nachrichtenagentur Interfax zufolge sagte Kosyrew am Dienstag, Präsident Boris Jelzin habe die Ausarbeitung von Plänen dafür angeordnet. Dabei sollten russische Flugzeuge auch Flughäfen der NATO benutzen können, fügte Kosyrew hinzu. (Weiterer Bericht Seite 2)
FRANKFURT A. M. (rtr). Der Musikinstrumentenbauer Hohner schlägt etwas angenehmere Töne an. In dem Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 1992/93 soll der Umsatz etwa auf Vorjahreshöhe verharren, als 187 Millionen Mark eingespielt wurden. Doch glaubt Vorstandschef Günter Darazs, den Verlust vermindern zu können. Genaue Zahlen möchte er noch nicht nennen. Allerdings räumt der Manager ein, daß bis zum Erreichen der Gewinnschwelle noch einige Jahre vergehen dürften. Nicht vor 1996/97 werde das in der Vergangenheit tief in die Minuszone gerutschte Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben. Im vorigen Jahr hatten die Banken durch einen Forderungsverzicht von 21,7 Millionen den Fehlbetrag im Konzern von 12,1 auf 5,3 Millionen Mark gedrückt.
Die Aussichten für die kommende Geschäftsperiode beurteilt Darazs aufgrund der sich abzeichnenden Entwicklung als "gemischt". Während in den USA, Frankreich und England Zuwächse erzielt würden, verlaufe das Geschäft im Inland, in der Schweiz und Österreich zurückhaltend, im Osten gar "sehr bescheiden". Die vor zwei Jahren angelaufene Sanierung des durch seine Mundharmonikas bekannten Unternehmens beinhaltet laut Darazs auch eine Ausweitung der Produktpalette auf Software und Musikpädagogik.Ergebnis-TelegrammEISSCHNELLAUF
WELTCUP in Inzell, Männer, 5000 Meter: 1. Veldkamp (Niederlande) 6:53,29 Minuten, 2. Zandstra (Niederlande) 6:53,75, 3. Titsma (Niederlande) 6:56,72, ... 12. Tröger (Inzell) 7:04,48, 13. Dittrich (Chemnitz) 7:06,21, ... 26. Taubenrauch (Erfurt) 7:18,04, 27. Tonat (Berlin) 7:18,47.
Weltcupstand 5000/10 000 Meter: 1. Veldkamp (Niederlande) 97 Punkte, 2. Ritsma (Niederlande) 84, 3. Koss (Norwegen) 83, ... 11. Tröger (Inzell) 37, 16. Dittrich (Chemnitz) 28.
Frauen, 3000 Meter: 1. Niemann (Erfurt) 4:22,81 Minuten, 2. Warnicke (Erfurt) 4:24,14, 3. Zijlstra (Niederlande) 4:27,99, ... 12. Pechstein (Berlin) 4:35,85, ... 23. Mischke (Berlin) 4:46,69.
Weltcupstand: 1. Niemann (Erfurt) 125 Punkte, 2. Warnicke (Erfurt) 113, 3. Zijlstra (Niederlande) 99, ... 7. Pechstein (Berlin) 60, ... 10. Mischke (Berlin) 47. FUSSBALL
UEFA-POKAL, Viertelfinale, Hinspiel: Benfica Lissabon - Juventus Turin 2:1 (1:0).
JUNIOREN-WELTMEISTERSCHAFT U-20 in Australien, Eröffnungsspiel, Vorrunde, Gruppe A, in Sydney: Australien - Kolumbien 2:1 (1:1). GOLF MEDITERRIANA OPEN bei Valencia (540 000 Mark), Stand nach der zweiten Runde (Par 72): 1. Payne (England) 135 Schläge (68+67), 2. Parnevik (Schweden) 138 (71+67), 3. Harwood (Australien/69+70), Roe (England/69+70), Alvarez (Argentinien/71+68), Feherty (Nordirland/70+69), Luna (Spanien/67+72) je 139, ..., 22. Thül (Köln) 142 (69+73), ..., 61. Langer (Anhausen) 146 (72+74). LEICHTATHLETIK HALLEN-MEETING in Sevilla, Männer: 60 m: 1. Terzian (Griechenland) 6,54 Sekunden, 2. Surin (Kanada) 6,54, 3. Isasi (Kuba) 6,62.
800 m: 1. Tanui (Kenia) 1:46,12 Minuten, 2. Cacho (Spanien) 1:46,79, 3. Kibet (Kenia) 1:47,73.
1500 m: 1. Di Napoli (Italien) 3:44,35 Min., 2. Fuhlbrügge (Fürth) 3:45,31, 3. Silva (Portugal) 3:45,88.
Frauen: 60 m: 1. Tarnopolskaja (Ukraine) 7,23 Sek., 2. Malchugina (Rußland) 7,31, 3. Allen (Kuba) 7,32.
200 m: 1. Malchugina 22,81 Sek. 2. Woronowa (Rußland) 23,11.
Weitsprung: 1. Bereschnaja (Rußland) 6,86 m. MOTORSPORT RALLYE PORTUGAL, Stand nach der dritten Etappe (29 von 38 Prüfungen): 1. Delecour/ Grataloup (Frankreich) Ford Escort Cosworth 4:15:02 Std., 2. Biasion/Siviero (Italien) Ford Escort Cosworth 0:36 Min. zurück, 3. Aghini/Farnocchia (Italien) Lancia HF Integrale 1:53. SKI NORDISCH KOMBINATIONS-WELTCUP in Lahti/Finnland, Stand nach dem Springen: 1. Ogiwara 224,9 Punkte, 2. Abe 224,0, 3. Kono (alle Japan) 215,1, 4. Braun (Baiersbronn) 205,7, 5. Schwaar (Klingenthal) 205,4, ... 18. Dufter (Hammer) 180,5, . . . 20. Pohl (Schonach) 175,6.
Langlauf, 4x10-km-Staffel der Männer (klassisch) : 1. Schweden (Majbäck, Jonsson, Mogren, Häland) 1:55,19,9 Stunden, 2. Rußland (Worobjew, Badamschin, Prokuronew, Botwinow) 1:56,50,5, 3. Deutschland (Walter/Furtwangen, Behle/Hirschau, Mühlegg/Marktoberdorf, Rein/Altena) 1:53,01,5.
Weltcup-Gesamtstand: 1. Norwegen 2706 Punkte, 2. Italien 1648, 3. Schweden 1493, ... 7. Deutschland 688.
JUNIOREN-WM in Harrachov, Springen, Normalschanze: 1. Ahonen (Finnland) 233,2 Punkte, 2. Widhölzl (Österreich) 225,6, 3. Herr (Rohrhardtsberg) 224,4, ... 18. Börnig (Oberwiesenthal) 186,0, ... 26. Hornschuh (Zella-Mehlis) 175,0, ... 43. Müller (Oberstdorf) 139,4. TENNIS FRAUEN-TURNIER in Delray Beach (375 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: M.-J. Fernandez (USA) - Cecchini (Italien) 6:1, 6:3, Garrison- Jackson (USA) - Schultz (Niederlande) 7:5, 6:3, Coetzer (Südafrika) - Rehe (USA) 5:3 (Aufgabe Rehe). - Viertelfinale: Coetzer (Südafrika) - Davenport (USA) 6:4, 6:2.
Doppel, 2. Runde: Neiland/Novotna (Lettland/ Tschechische Republik) - Graf/Rehe (Brühl/ USA) nicht angetreten, Sanchez/Stubbs (Spanien/Australien) - Wild/Rittner (USA/Leverkusen) 6:2, 6:3, Dahlman/Field (Finnland/Australien) - Bowes/Whittington (USA) 7:5, 7:5, Collins/McQuillan (USA/Australien) - Basuki/ Miyagi (Indonesien/Japan) 7:5, 6:3, Fernandez/ Zwerewa (USA/Weißrußland) - Fernandez/ Garrison-Jackson (USA) 6:4, 5:7, 6:3, Hetherington/Rinaldi (Kanada/USA) - McCarthy/Werdel (USA) 6:4 6:3.
ATP-TURNIER in Indian Wells/Kalifornien (1,7 Millionen Dollar); Einzel, Achtelfinale: Courier (USA/Nr. 1) - Martin (USA) 7:5, 6:2, Wolkow (Rußland/Nr. 15) - Sampras (USA/Nr. 2) 7:5, 6:4, Chang (USA/Nr. 4) - Washington (USA/ Nr. 13) 6:7 (4:7), 6:3, 6:1, Ferreira (Südafrika/Nr. 14) - Reneberg (USA) 6:3, 7:5, Rosset (Schweiz) - Gilbert (USA) 6:4, 6:2, Mancini (Argentinien) - Grabb (USA) 6:4, 3:6, 7:5, Santoro - Yzaga (Peru) 6:2, 6:3.
Viertelfinale: Chang (USA) - Korda (Tschechische Republik) 6:1, 6:3.
ATP-TURNIER IN KOPENHAGEN (200 000 Dollar(): Einzel, 2. Runde: Prinosil (Amberg) - Holm (Schweden) 6:4, 2:6, 6:2, Prpic (Kroatien) - Damm (Tschechische Republik) 6:3, 6:3, Kulti (Schweden) - Camporese (Italien) 6:4, 6:4, Raoux (Frankreich) - Jonas Bjoerkman (Schweden) 7:5, 4:6, 6:2.
Viertelfinale: Steven (Neuseeland) - Prinosil (Amberg) 6:3, 3:6, 6:3, Larsson (Schweden) - Raoux (Frankreich) 6:3, 6:4. WASSERBALL POKAL, Männer, 1. Finale: SV Würzburg - SSF Wuppertal 5:14 (0:3, 2:2, 1:4, 2:5).
Zehnkampf-Bundestrainer Claus Marek (Kamp-Lintfort) wirft seinem Vorgänger Wolfgang Bergmann vor, dieser habe den früheren Junioren-Weltmeister Michael Kohnle (Göppingen) "kaputtgemacht". Laut Marek hat Bergmann Kohnles Trainerwechsel forciert, in dessen Umfeld Unruhe geschaffen. Marek kritisiert: "Heute gibt es keine Pillen mehr, um liebe Jungs aggressiv zu machen. Und es reicht auch schon lange nicht mehr, mit dem Scheckheft umherzureisen."
Damit reagierte Marek auf eine Pressemitteilung Bergmanns, die Kooperation mit Kohnle sei mit sofortiger Wirkung beendet. Der umstrittene Cheftrainer für den Sprungbereich erklärt, er sehe nach der komplizierten Handverletzung Kohnles und dessen Einstieg in den Beruf nach beendeter Lehre keine Möglichkeit mehr für dessen "adäquate internationale Entwicklung".
Bergmanns Mitteilung endet mit dem Hinweis, "beide legen großen Wert darauf, daß die bisherige gute persönliche Beziehung auch zum Umfeld von Michael (Trainer und Familie) sich nicht geändert hat und sich nicht ändern wird". sid
TSV Bayer 04 Leverkusen - Brandt Hagen 95:69 (44:30)- Beste Werfer: Koch (26), Wheeler (13), Kleine-Brockhoff (12), Deuster (11), Wucherer (10) für Leverkusen - Neuhaus (13), Herkelmann (12), Suhr (10) für Hagen - Zuschauer: 450.
Eishockey
Abstiegs-Play-off, 1. Runde EV Landshut - EHC Freiburg 5:2 (1:1, 2:1, 2:0) - Tore: 0:1 Smicek (13:08), 1:1 Bleicher (15:12), 2:1 Handrick (21:19), 3:1 Bjakin (33:19), 3:2 Vanik (39:20), 4:2 Bjakin (45:44), 5:2 Schneider (49:37). - Zuschauer: 3500. - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Strafminuten: Landshut 16 - Freiburg 16.
"Sich zielstrebig zu engagieren, Schwerpunkte zu setzen, aber dabei niemals das Ganze aus den Augen zu verlieren" - das empfiehlt die Bad Homburgerin Hilda von Jordan Frauen, die in der Politik mitbestimmen wollen. Daß sie selbst mit dieser Devise erfolgreich gefahren ist, wird niemand bestreiten: Die 59jährige gelernte Buchhalterin, die seit vielen Jahren Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Hessen (früher "Neue Heimat Südwest") ist, saß schon in den 60er Jahren für die SPD im Kreistag des damaligen Obertaunuskreises, als Vorsitzende des Haupt- FR-Porträt und Finanzausschusses, was damals noch eine Seltenheit in der kommunalpolitischen Landschaft war.
Außer ihr habe es in der CDU und der FDP je eine Abgeordnete gegeben, erinnert sich Hilda von Jordan und versichert, daß die Herren Abgeordneten sie wie ihresgleichen behandelt hätten. Frauenfeindlichkeit habe sie in ihren Kreistags-Jahren nicht gespürt. "Vielleicht lag es daran, daß wir nur wenige waren und nicht als Konkurrenz von den Männern angesehen wurden."
"Ich habe mich immer danach gerichtet, was ich mir selbst zutraute", beschreibt sie ihren Weg in Politik und Wirtschaft gleichermaßen. So habe sie den Eintritt in die typische Männerdomäne nicht als etwas Besonderes empfunden. In der Kommunalpolitik müsse nach optimalen sachlichen Lösungen gesucht werden, bekennt Hilda von Jordan: "Wenn ich der Überzeugung bin, daß jemand anderes, ganz gleich ob Mann oder Frau, eine Aufgabe besser erfüllen kann als ich, lasse ich ihm oder ihr den Vortritt." Bei gleicher Qualifikation plädiert sie freilich dafür, "daß dann die Frau die Aufgabe übernimmt". Daß Hilda von Jordan sich in die Politik einmischen konnte, gesteht sie ein, liegt auch an ihrem familiären Umfeld: Sie hat keine Kinder, ihr Mann ("er ist eigentlich unpolitisch") hat sie immer unterstützt.
Hilda von Jordan ist die älteste von fünf Geschwistern: "Mein Vater war Arbeiter, er hat uns immer Platz für eigene Entscheidungen gelassen, nie Vorschriften gemacht", erinnert sie sich. Daraus sei früh das Gefühl in ihr gereift, daß "man als Bürger immer eine Verantwortung hat". 1955 schloß sie sich in Oberursel den Jungsozialisten an. "Da waren auch ein paar Mädchen dabei." Und wenn die sich engagierten, so hat sie es empfunden, seien sie genauso gehört worden wie ihre männlichen Kollegen.
Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit allen politischen Fragen, nicht nur den frauenspezifischen, ist für Hilda von Jordan auch heute noch die wichtigste Voraussetzung für "politische" Frauen. Sie selbst blieb nach ihrer Tätigkeit im Obertaunus-Kreistag (1961 - 1969) lange politisch abstinent: "Damals war ich gerade kaufmännische Leiterin meiner Firma geworden, und das beanspruchte meine ganze Zeit." 1987 kandidierte sie in Bad Homburg wieder einmal für den SPD-Vorstand und wurde auf Anhieb gewählt ("Ich dachte, es ist an der Zeit, wieder etwas zu tun"). Letztes Jahr gab sie das Amt zurück: Wegen beruflicher Überlastung, aber auch, weil sie "effektive Arbeit" in der Partei vermisse.
Berliner sind seit jeher für ihre angeblich große Klappe verschrien: "Bedeutendstes Bahnhofsbauwerk dieses Jahrhunderts" erklärt Berlins Bausenator Wolfgang Nagel. "Ein Jahrhundertbauwerk", ergänzt Bahnchef Heinz Dürr. Bloß daß beide keine Berliner sind, und daß ihre Beschreibung wahrscheinlich zutreffend ist. Mag der Hamburger Architekt Meinhard von Gerkan mit seinem von einem 15 Meter hohen Glasdach geprägten Entwurf dem ICE-Kreuzungspunkt des Jahres 2000 alle Monumentalität nach Möglichkeit genommen haben: Mit einem Investitionsvolumen allein für die Bahn-Infrastruktur von 700 Millionen Mark und einer Frequenz von täglich mindestens 60 000 Reisenden wird der neue Lehrter Bahnhof nördlich des Spreebogens Deutschlands bedeutendster Bahnhof sein, bisher zweitgrößtes Hauptstadtprojekt nach dem benachbarten künftigen Parlamentsviertel. Ein Milliardending, zählt man die (freilich erst noch zu suchenden) Privatinvestoren hinzu. Sie sollen mittels eines "Service-Centers" aus Geschäften, Kneipen und Büros die überlebensgroße Menschenumschlagsstätte wohnlich machen, denn, so Dürr: "Die Reisenden müssen sich schon vor dem Einsteigen in den Zug wohl fühlen."
Das Mammutprojekt sprengt alle Berliner Dimensionen. Die Eisenbahnstruktur der Stadt war seit anderthalb Jahrhunderten von den stadtbildprägenden Kopfbahnhöfen geprägt. Ihre Namen bekundeten, wohin die Reise ging: Hamburger Bahnhof, Anhalter Bahnhof, Stettiner Bahnhof, Schlesischer Bahnhof. "Diesen Karren, der durch die Welt läuft", hatte der spätere König Friedrich Wilhelm IV schon früh prophezeit, "hält kein Menscharm mehr auf." Der im Stil der italienischen Hochrenaissance ab 1869 erbaute Lehrter Bahnhof diente nach der Eingliederung Hannovers in das Deutsche Reich seit 1871 der Magdeburg-Halberstädtischen Eisenbahngesellschaft als Ausgangspunkt für eine durch neue Streckenführung um zwei Fahrstunden verkürzten Route ins Rheinland und nach Paris; auch an die Nordsee ist man von hier aus gekommen.
Der alte Lehrter Bahnhof, kriegszerstört, wurde 1959 abgetragen. Der neue Lehrter Bahnhof soll gemäß dem Bundesverkehrswegeplan von 1992 in einem Jahrzehnt annähernd soviele Reisende aufnehmen wie alle Berliner Kopfbahnhöfe in Berlins "großer Zeit" zusammen: Die Nord-Süd-Achse unterirdisch ins Zentrum der Stadt geführt werden, die Ost-West-Achse dagegen auf Normalniveau, zwischen beiden Ebenen eine Verteileretage. S- und Regionalbahn kommen hinzu; dem zur 750-Jahrfeier Berlins 1887 aufwendige herausgeputzem S-Bahnhof wird die Abrißbirne das letzte Geleit geben.
1995 soll mit dem Aushub für das "Achsenkreuzkonzept" begonnen werden. Sieben Jahre später sollen nach Dürrs Angaben täglich 382 Züge ein- und ausfahren. Den Berliner, steht zu erwarten, wird die kesse Lippe bald erstarren. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer erwartet in wenigen Jahren die Hauptstadt als "größte Baustelle Europas"; Spezialgesellschaften zur Beseitigung von Trümmern und Erdmassen sind in einem speziellen Gründungsfieber. Von der Errichtung des neuen Lehrter Bahnhofs erwartet Bausenator Wolfgang Nagel auf Jahre hinaus "Unbequemlichkeiten" im innerstädtischen Verkehr. Die Berliner werden, so gesehen, schon noch zu spüren bekommen, daß es immer etwas schwerer ist, Hauptstadt zu werden als man zuvor gedacht hat.
Weis an Stz-Frau Janositz FR-AAW/ KStA
ojw, Berlin. Berliner sind seit jeher für ihre angeblich große Klappe verschrieen: "Bedeutendstes Bahnhofsbauwerk dieses Jahrhunderts" erklärt Berlins Bausenator Wolfgang Nagel. "Ein Jahrhundertbauwerk", ergänzt Bahnchef Heinz Dürr. Bloß daß beide keine Berliner sind, und daß ihre Beschreibung wahrscheinlich zutreffend ist. Mag der Hamburger Architekt Meinhard von Gerkan mit seinem von einem 15 Meter hohen Glasdach geprägten Entwurf dem ICE- Kreuzungspunkt des Jahres 2000 alle Monumentalität nach Möglichkeit genommen haben: Mit einem Investitionsvolumen allein für die Bahn-Infrastruktur von 700 Millionen DM wird und einer Frequenz von täglich mindestens 60 000 Reisenden wird der neue Lehrter Bahnhof nördlich des Spreebogens Deutschlands bedeutendster Bahnhof sein, bisher zweitgrößtes Hauptstadtprojekt nach dem benachbarten künftigen Parlamentsviertel. Eine Milliardending, zählt man die (freilich erst noch zu suchenden) Privatinvestoren hinzu. Sie sollen mittels eines "Service-Centers" aus Geschäften, Kneipen und Büros die überlebensgroße Menschenumschlagsstätte wohnlich zu machen, denn so Dürr: "Die Reisenden müssen sich schon vor dem Einsteigen in den Zug wohlfühlen".
Das Mammutprojekt sprengt alle Berliner Dimensionen. Die Eisenbahnstruktur der Stadt war seit anderthalb Jahrhunderten von den stadtbildprägenden Kopfbahnhöfen geprägt. Ihre Namen bekundeten, wohin die Reise ging: Hamburger Bahnhof, Anhalter Bahnhof, Stettiner Bahnhof, Schlesischer Bahnhof. "Diesen Karren, der durch die Welt läuft", hatte der spätere König Friedrich Wilhelm IV schon früh prophezeit, "hält kein Menscharm mehr auf". Der im Stil der italienischen Hochrenaissance ab 1869 erbaute Lehrter Bahnhof diente nach der Eingliederung Hannovers in das Deutsche Reich seit 1871 der Magdeburg- Halberstädtischen Eisenbahngesellschaft als Ausgangspunkt für eine durch neue Strekkenführung um zwei Fahrstunden verkürzten Route ins Rheinland und nach Paris; auch an die Nordsee ist man von hier aus gekommen.
Der alte Lehrter Bahnhof, kriegszerstört, wurde 1959 abgetragen. Der neue Lehrter Bahnhof soll gemäß dem Bundesverkehrswegeplan von 1992 in einem Jahrzehnt annähernd soviele Reisende aufnehmen wie alle Berliner Kopfbahnhöfe in Berlins "großer Zeit" zusammen: Die Nord- Süd-Achse unterirdisch (Fachjargon: Ebene - 2) ins Zentrum der Stadt geführt werden, die Ost-Westachse dagegen auf Normalniveau, zwischen beiden Ebenen eine Verteileretage. S- und Regionalbahn kommen hinzu; dem zur 750- Jahrfeier Berlin 1887 aufwendige herausgeputzem S-Bahnhof wird die Abrißbirne das letzte Geleit geben.
1995 soll mit dem Aushub für das "Achsenkreuzkonzept" begonnen werden. Sieben Jahre später sollen nach Dürrs Angaben täglich 382 Zugpaare ein- und ausfahren. Den Berliner, steht zu erwarten, wird die kesse Lippe bald erstarren. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer erwartet in wenigen Jahren die Hauptstadt als "größte Baustelle Europas"; Spezialgesellschaften zur Beseitigung von Trümmern und Erdmassen sind in einem speziellen Gründungsfieber. Von der Errichtung des neuen Lehrter Bahnhofs erwartet Bausenator Wolfgang Nagel auf Jahre hinaus "Unbequemlichkeiten" im innerstädtischen Verkehr. Die Berliner werden, so gesehen, schon noch zu spüren bekommen, daß es immer etwas schwerer ist, Hauptstadt zu werden als man zuvor gedacht hat.
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Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Keine Vorstellung.
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Wiedersehen in Howards End (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali - seine berühmten Werke, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?", Ausstellung der AsF, 9 bis 12 Uhr (bis 8. 3.).
Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12 Uhr (bis 17. 3.). Kurse / Vorträge Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).
Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 16 bis 18 Uhr.
Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene: AOK, Wilhelmstraße 16, 15 bis 17 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitnesstraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u.a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr;
Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.
Handarbeitskreis St. Josef: Treffen im Pfarrzentrum St. Josef, 14.30 bis 17 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß; Russisch-Stammtisch, 17.30 Uhr. Kinder / Jugendliche
Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Himmel über der Wüste (20 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen MKW, Brüningstraße 1: "ErneuerbareEnergien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Institut für Legastheniker-Therapie, telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, R.-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.
Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.
Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treffen, Gasthaus "Zur Goldenen Rose", Bolongarostraße, 20 Uhr.
Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr.
Höchst. Senioreninitiative, Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr.
Sonstiges Höchst. Sprechstunde der Kinderbeauftragten Christine Schwab, Bolongaropalast, Zimmer 123, Tel. 31 06 / 54 41, 15 bis 17 Uhr.
WIESBADEN
Theater / Konzerte
Theater, Großes Haus: Otello, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus, Jugend-Club- Theater: Das Dschungelbuch, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Der Tod und das Mädchen, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: "Zeitwände" - eine Version des Theatre Piece von John Cage, 20.30 Uhr.
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Jimmy Hoffa (13, 16, 19, 22 Uhr).
Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Ehemänner und Ehefrauen (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster" - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht - usw., von Barbara Heier-Rainer, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Halbstündiges Bild-Gespräch, Jochen Gerz "Die Bücher von Gandelu 1974 / 75", Dr. Renate Petzinger, 13 Uhr;
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.) , Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Vorträge / Kurse
"Lauerjäger und Fadenweberinnen - über die Spinnenfauna", Joachim Stendel, Naturfreunde Wiesbaden, DRK, Flachstraße, 19 Uhr.
Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Pro familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Marcobrunnenstraße 7, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Wiesbaden, Woche der Brüderlichkeit: Rabbiner Ehud Bandel, Jerusalem, berichtet über die Arbeit von mehr als 120 Rabbinern, die sich als Verteidiger der Menschenrechte verstehen, Rathaus, Saal 22, 19 Uhr.
Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr.
- ohne Gewähr -
WIESBADEN. Irgendwann hatte sich die Frage eingeschlichen. Die Gewalt gegen Ausländer, Asylbewerber, die Gewalt in der Schule - die ist hinreichend dokumentiert, kann inzwischen nicht mehr geleugnet werden. Doch wer sind die Täter? Eltern von Schülern der Helene-Lange-Schule in der Langenbeckstraße kam plötzlich ein Gedanke, der sie betroffen machte: Diese Kinder, diese Jugendlichen, die Brandsätze auf Asylbewerberheime werfen und Mitschüler quälen, diese Kinder könnten unsere Kinder sein! Die Betroffenheit wich bald dem Wunsch, die Ursachen der zunehmenden Gewaltbereitschaft bei Kindern zu erforschen und Wege zu finden, sie zu bekämpfen. Denn nicht nur die Gewaltbereitschaft sei in den letzten Jahren ständig gestiegen, die ausgeübte Gewalt ist auch brutaler geworden, wie die Leiterin der Helene-Lange-Schule, Enja Riegel, beobachtet hat. Sie verherrlicht die Vergangenheit nicht. Aber das mehrere Große auf einen Kleinen losgegangen sind, hat es früher nicht gegeben, meint sie. Aber heute, heute würde auch noch jemand getreten, der schon längst auf dem Boden liegt.
Die Eltern ergriffen die Initiative. Statt einseitig die Medien für die zunehmende Brutalisierung verantwortlich zu machen (wenn auch 70 Fernsehmorde am Tag vielleicht trotzdem nicht ganz ohne Wirkung blieben, räumen sie ein). Im Schulelternbeirat wurden Antworten gesucht. Die selbstgestellten Fragen: "Woher kommt die Gewalt? Was können wir dagegen tun?". Am vergangenen Samstag startete der erste Versuch, gemeinsam Erklärungen zu finden. In sechs Gesprächskreisen, einer Plenumsdiskussion und einem von den Schülern aufgeführten Theaterstück ging es um "Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt", so der Titel der Veranstaltung. Eine Eltern- und keine Schulveranstaltung, wie der Vorsitzende des Schulelternbeirats, Hans Prange-Wegmann betont. Die Resonanz war super, meint er. Die Gesprächskreise, unter der Leitung von Juristen, Psychologen und sachkundigen Eltern gut besucht. Und für das Theaterstück, angelehnt an Max Frischs "Andorra" mußten noch Stühle herbeigeschafft werden.
Patentlösungen konnten sie keine finden, wollten es auch nicht. Ursachenforschung war gefragt, im Gespräch mit anderen Eltern, so Elke Geist, Mutter und Mitinitiatorin. Den Kindern, so hat sie von ihren eigenen Sprößlingen erfahren müssen, fehlt vielfach in einer Zeit des Wertewandels die Lebensperspektive. Ihr Sohn habe sie einmal darum beneidet, daß sie von Anfang an gewußt habe, wie ihr Leben einmal aussehen würde. Eine Umfrage unter Neunkläßlern habe hingegen ergeben, daß die wenigsten sich vorstellen könnten, wie ihr eigenes Leben in zehn Jahren aussehen könnte. Sie haben Angst vor der Zukunft. Schnell fürchten sie, in der Leistungsgesellschaft zu versagen. Schlechte Noten, Druck von zu Hause erhöhe die Unsicherheit. Die Kinder der "no-future-Generation" begriffen ihr Möglichkeiten nicht als Chancen, sondern als Bedrohung. Godela Wirtz, Mutter von sechs Kindern: "Die Rechtsextremen bieten feste Leitbilder, eine Orientierung in einer Zeit des Wertewandels". Selbstempfundene Minderwertigkeit werde mit der angeblichen Größe der Nation kompensiert. Die Eltern müßten sich der Orientierungslosigkeit der Kinder annehmen, um die leichte Verführbarkeit zu verhindern. Das erfordere aber Kraft und Willensstärke auf Seiten der Eltern. Psychologen wie Beate Kunze und Jochen Raue hatten am Samstag nochmal unterstrichen, daß die Eltern einen festen Lebensrahmen bieten müssen. Nur an den Schwierigkeiten, diesen aus eigenen Kräften individuell zu erweitern, könnten die Nachwachsenden reifen. Weil aber viele Eltern, auch aus eigener Schwäche oder Angst vor der Konfrontation, keine festen Regeln mehr vorgäben, wären viele Kinder schreiend hilflos, trieben es teilweise bis zum äußersten, nur um ein klares "Nein" zu bekommen. Viele Eltern, so die Initiatoren der Informations- und Diskussionsveranstaltung hätten bestätigt, daß eine weitere Beschäftigung mit dieser Problematik nötig ist. Elternfortbildungen dazu sind geplant. Wenn es auch keine Patentrezepte oder fertige Lösungsvorschläge gibt, wie alle Eltern einmütig erklären, eines kann den Kindern beim Älterwerden auf jeden Fall helfen: "Die Kinder brauchen unsere Zuneigung, das Gespräch mit uns, auch wenn es die Eltern Zeit und Kraft kostet. Sie brauchen das Gefühl, nützlich zu sein", setzt Elke Geist Vorgaben.
Und Enja Riegel konkretisiert: "Wir müssen ihnen einfach klar machen, daß es gut ist, erwachsen zu werden, daß es sich lohnt".
BAD NAUHEIM. Wer den Ertrag seiner Obstbäume durch die richtige Pflege steigern will, sollte am Samstag, 6. März, den Schnittlehrgang der Naturschutzgruppe Bad Nauheim besuchen. Treffpunkt ist um 9 Uhr die Frauenwaldschule im Stadtteil Nieder-Mörlen.
Eingangs sollen Dias die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen deutlich machen. In einem theoretischen Teil werden dann allgemeine Pflegemöglichkeiten und -zeiten erläutert und dargestellt, welche Äste entfernt werden müssen.
Die theoretischen Kenntnisse werden anschließend auf einem Obstbaumgelände praktisch vertieft.
An dem von 9 bis 16 Uhr dauernden Lehrgang können alle teilnehmen, die Interesse an der Pflege und Erhaltung von Obstbäumen haben. Während der Mittagspause bietet die Naturschutzgruppe Getränke und einen kleinen Imbiß. Der Kursus wird geleitet von Michael Lehman.
Weitere Informationen über den Lehrgang und die Naturschutzgruppe Bad Nauheim gibt Alfred Kuhn unter Tel. 0 60 32 / 8 46 58ab 18 Uhr. str
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Fahrt zum Kirchentag HANAU. Die Friedenskirche in Kesselstadt bietet eine Fahrt zum Evangelischen Kirchentag in München vom 9. bis 13. Juni an. Interessierte sollten sich spätestens bis 10. März in der Castellstraße 9 in Hanau anmelden. Weltgebetstag der Frauen HANAU. Zum Weltgebetstag am Freitag, 5. März, laden Frauen aller Konfessionen zu drei Gottesdiensten ein: Um 10.30 Uhr wird in der Alten Johanneskirche ein Gottesdienst besonders für Mütter mit Kindern gestaltet, der mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt. Um 15.30 Uhr wird ein Gottesdienst in der Kapelle der Martin-Luther-Anlage abgehalten, und um 19.30 Uhr laden die Baptistinnen in ihre Kirche am Frankfurter Tor 16 ein.
Kurt Biedenkopf in Hanau HANAU. Der CDU-Kreisverband Main- Kinzig lädt für Donnerstag, 4. März, von 10 bis 11 Uhr zu einem Wirtschaftsgespräch mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf ein. Die Wahlveranstaltung findet im Kurhaus in Hanau-Wilhelmsbad statt. Ministerpräsident Biedenkopf wird über die Stimmung der Menschen in den neuen Bundesländern berichten. Heinrich Böll im Literaturtelefon HANAU. Das Hanauer Literaturtelefon bringt ab Freitag, 5. März, unter der Telefonnummer 2 41 41 Auszüge aus Heinrich Bölls Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann" aus dem Jahr 1974. Der Literaturnobelpreisträger, der von 1917 bis 1985 lebte, prangert darin journalistische Praktiken von Boulevardzeitungen an. Wahlparty in der Altentagesstätte HANAU. Die SPD-Großauheim/Wolfgang baut am Samstag, 6. März, ab 9.30 Uhr Infostände am Rochusplatz und an der Ecke Bruchwiesenweg/John-F.-Kennedy-Straße auf. Außerdem lädt sie am Sonntag, 7. März, ab 18 Uhr in der Altentagesstätte in der Alten Langgasse zu einer Wahlparty ein. Formen der Ernährung HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, informiert ab Montag, 8. März, über verschiedene Ernährungsformen. An vier Abenden jeweils ab 20 Uhr werden Alternativen zu herkömmlichen Gewohnheiten vorgestellt. So stehen Vegetarismus, Makrobiotik und verschiedene Richtungen der Vollwerternährung auf dem Programm. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 2 23 12 möglich. Computermarkt HANAU. Gebrauchte und neue Hardware, Disketten und Computerzubehör gibt es beim nächsten Computermarkt am Sonntag, 7. März, in der Hanauer Stadthalle. Interessenten können von 11 bis 17 Uhr kommen. Puppenkursus HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, bietet ab Mittwoch, 10. März, ab 19.30 Uhr einen Puppenkursus an. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 2 23 12 anmelden.
KREIS GROSS-GERAU. Als völlig falsche Weichenstelllungen werten die Grünen die Äußerungen des Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt zum geplanten Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Der SPD-Politiker sah den Beitritt des Kreises vor dem Hintergrund der Bonner Sparmaßnahmen in Frage gestellt, da der Kreis die dazu notwendigen 2,5 Millionen Mark nicht aufbringen könne.
Die Kreis-Grünen machen sich für den Beitritt stark: "In unserer hochbelasteten Region muß der Anschluß an den verbesserten Schienenverkehr zehn Mark pro Einwohner wert sein - es geht um Ökologie und Gesundheit." Das Geld "kann ohne weiteres durch Streckungen oder Kürzungen bei Straßenbauvorhaben aufgebracht werden", so Gabriele C. Klug, grüne Spitzenkandidatin. lis
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Wahlparty in der "Schweinehalle" HANAU. In der Hanauer Schweinehalle steigt am Sonntag, 7. März, ab 18 Uhr eine Wahlparty für alle Sieger und Verlierer. Die hessischen Wahlergebnisse laufen über eine Großleinwand ein. Vegetarisches Buffet nach der Wahl HANAU. Die Hanauer "Grünen" laden für Sonntag, 7. März, ab 18 Uhr zu einer Wahlparty im neuen Café Zeitlos am Goldschmiedehaus ein. Es gibt ein vegetarisches Buffet. Am Samstag, 6. März, stehen die Kandidaten nochmals an einem Infostand ab 10 Uhr vor dem Hanauer Rathaus. Sich selbst finden HANAU. "Loslassen und sich selbst finden" heißt das Thema eines Gesprächsabends am Mittwoch, 10. März, ab 20 Uhr in der Katholischen Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a. Es geht um die Probleme von Eltern, deren Kinder erwachsen werden. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 22312. Konzert der Passionszeit HANAU. In der Reihe "Philippsruher Schloßkonzerte" beginnt am Sonntag, 14. März, um 16.30 Uhr ein Konzert der Passionszeit im Weißen Saal des Schlosses Philippsruhe. Das "Collegium Instrumentale" unter der Leitung von Alois Kottmann spielt Werke von Igor Strawinsky, Antonio Vivaldi und Felix Mendelssohn- Bartholdy. "Menschenkunst" im Café Zeitlos HANAU. "Menschenkunst" von Isolde Nagel ist ab Freitag, 12. März, im alten und neuen Café Zeitlos in Hanau zu sehen. Die Ausstellung wird um 19 Uhr in den Räumen am Altstädter Markt eröffnet. Die Präsentation der Arbeiten, die für die Künstlerin "ein Versuch, dem Menschen näher zu kommen" darstellen, dauert bis 18. April.
"It's a little fairytale", sagt Rui Horta und lacht. Das Märchen, das der Choreograph meint, ist die Erfolgsgeschichte der Gruppe "S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt", deren künstlerischer Leiter er ist. Es ist gerade mal zwei Jahre her, daß das Künstlerhaus Mousonturm die Gründung einer hauseigenen Tanzkompagnie bekanntgab. Inzwischen hat es drei abendfüllende Stücke im Programm, bekam den 1. Preis der "Rencontres Chorégraphiques Internationales de Bagnolet" und beim "Festival International de Nouvelle Danse" in Montréal den "2. Preis der Publikumswertung". Die Nachfrage nach Auftritten ist heute so groß, daß der Mousonturm es sich leisten kann, einzelne Angebote abzulehnen. Stolz berichtete jetzt Mousonturm-Chef Dieter Buroch, zwei Jahre nach Gründung der Truppe, vom Erfolg seiner Idee.
Für ihn ist S.O.A.P. auch ein Modell dafür, wie freies Theater funktionieren kann. Die Gruppe sei inzwischen "ein kleines Unternehmen geworden, mit 13 Leuten" (Horta, acht Tänzerinnen und Tänzer, Techniker, eine Betreuerin, die sich um die Organisation kümmert); 1993 wird die Kompagnie einen Umsatz von etwa 600 000 Mark machen und einen Zuschuß von rund 250 000 Mark brauchen - das sei nicht mehr, als viele freie Gruppen bekämen, die kleiner seien, sagt Buroch, gibt aber auch zu, daß S.O.A.P. teurer kommt, als zunächst angenommen. Ute Kirchhelle, Leiterin des Theaterreferats des Goetheinstituts, das bei der Tourneeplanung hilft, führt den Erfolg - "jeder will S.O.A.P." - auf die "hervorragende Qualität" zurück.
Mit Blick auf drohende Kürzungen im Kulturhaushalt versichert Buroch: "Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet." Er habe auch schon, sozusagen als Geste guten Willens, angeboten, 217 000 Mark aus seinem Etat einzusparen, ein Betrag, der minutiös aus verschiedenen Posten zusammengerechnet worden sei.
Trotz Kommunalwahl und ungewisser kulturpolitischer Zukunft geht die Planung für S.O.A.P. natürlich weiter: Tourneen durch Südamerika, Osteuropa und ins Baltikum stehen schon fest - insgesamt werden es in diesem Jahr Auftritte in 17 verschiedenen Ländern sein. In Frankfurt werden sich die Tänzer im Mai mit eigenen Choreographien vorstellen und im Juni wird S.O.A.P. die Summertime eröffnen. Außerdem ist die Gruppe vom 5. bis zum 7. März mit "Domestic Arrangements" im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, zu sehen. sy
Seltsam mutet die Bezeichnung "Uraufführung" für das an, was man unter dem Titel "Der Traum des Ikaros" im Großen Saal der Alten Oper hörte. Angekündigt war ". . . ein musikalischer Flug durch die Kulturen und Musikstile" - mit Einsatz des mit Streich- und Blasinstrumenten, Synthesizer, Perkussion und Klavier besetzten Orchesters "The Modern Ionic Ensemble" unter Leitung von Richard Williams und unter Mitwirkung der Vokalisten Julie Dennis (England), Joan Faulkner (USA), Alexandra Grizopoulou (Griechenland) und der Instrumentalisten Paul Morris (Klavier) und Mimis Poulakis (Saxophon, Flöte). Eine gut zweistündige Abfolge von Stücken in griechisch-englischem Stil, auf Texte des von 1863-1933 vorwiegend in Alexandria lebenden Poeten Konstantinos Kavafis und der als Sängerin anwesenden Julie Dennis.
Es geht um antike Geschichten und allgemeinmenschliche Emotionen. "Wie das freundliche Trojanische Pferd ist Liebe nie, was sie zu sein scheint" ist ein für Stil und Inhalt durchaus repräsentatives Zitat. Kavafis' Metaphern sind anspruchsvoller.
Auf pompös gestalteten Programmseiten liest man, wie man die Musik des 1966 in Katerini geborenen Komponisten Alexander Karozas zu verstehen habe: als ". . . Versuch, Brücken zu schlagen, Brücken zwischen Kulturen, Musikrichtungen, Herzen und Gefühlen". Ein achtbarer Vorsatz - indes zeigt sich, daß Karozas seine Brücken im Seichten baut. Nur solches förderte er zutage, als er ". . . viele Schubladen wie Klassik, Soul, Pop und auch byzantinische Klänge . . ." öffnete: lauter gefällige Banalitäten, nach bewährten Effektrezepten angerichtet. Nichts, was man noch nie gehört hat: ein Hauch von Folklore, eine Prise Barock, einige Takte Rock, ein paar Gramm Pathos, einen kräftigen Schuß Expression überall hinein - und das alles, ". . . ohne daß eine Musikrichtung ihre wahre Identität dabei verliert". Keine Meisterleistung ist hier vollbracht worden: In Karozas' Versionen hat keines der verwendeten Idiome irgendeine Identität, außer der des einigermaßen effektvoll, zumeist mit mehr oder weniger dickem Zuckerguß, Arrangierten. "Der Traum des Ikaros" besteht hier wohl darin, in flachem Klangbad weich zu landen. Von vielem etwas, von allem zu wenig, und trotzdem zu viel (Schaum). Das Publikum fühlte sich wohl darin: Wenigstens der Beifall war stürmisch. V. L.
HANAU. Bis voraussichtlich Samstag, 13. März, behindern Bauarbeiten an der Bahnüberführung im Bereich Hafenplatz den Verkehr. Gearbeitet wird nachts von 19 bis 6 Uhr. Dies erfordert eine halbseitige Sperrung der Fahrbahnen der Bundesstraße 45 im Unterführungsbereich.
Den Autofahrern in Richtung Hafen oder nach Steinheim steht daher während dieser Zeiten nur ein Fahrstreifen zur Verfügung. Da nur nachts gearbeitet wird, bleibt der Berufsverkehr verschont. res
HANAU. "Alte Handarbeiten" werden ab Freitag, 12. März, bei einer Ausstellung in der Martin-Luther-Stiftung in Hanau gezeigt. Eröffnung ist um 14.30 Uhr im Kleinen Speisesaal des Ernst-Sopp- Hauses.
Im Rahmen der Schau, die freitags bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist, werden auch verschiedene Handarbeitstechniken vorgeführt, wie beispielsweise Klöppeln, Verspinnen von Rohwolle oder Schwälmer Stickerei. res
GROSS-GERAU. Beim nunmehr "10. Kreativmarkt" stellen vom 5. bis 7. März in der Jahnturnhalle Hobby-Künstler aus dem Gerauer Land ihre Werke aus. Veranstalter sind das Kulturamt der Kreisstadt und die Künstler-Initiative GG. Zu sehen sein werden Malerei, Zeichnungen, Grafiken, Collagen, Materialobjekte, Keramik, Skulpturen und Fotografien.
Offizielle Eröffnung ist am Freitag, 5. März, 19 Uhr, durch Bürgermeister Manfred Hohl und als Vorsitzende der Initiative, Ursula Warnke. Für Musik sorgen "Charly's Salsa Band" unter Leitung von Karl Wambold, ein Ensemble der städtischen Musikschule. Der Kreativmarkt ist geöffnet am Samstag von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr. Für die Besucher wird ein Café eingerichtet. cas
FRANKFURT A. M. Christdemokrat Willy Rabenecker, der langjährige Vorsitzende des Sportausschusses, der zum Ende der Wahlperiode aus seinem Amt ausscheidet, hat einmal gesagt: "Der Sport genießt in Frankfurt nicht den Stellenwert, den er verdient." In den vergangenen vier Jahren war das nicht anders. Lothar Birzer (SPD) jedenfalls beklagt: "Wir müssen in den eigenen Fraktionen mehr für unsere Interessen kämpfen, als im Sportausschuß." Denn im Gremium ziehen SPD, CDU und Grüne für die Interessen des Sports an einem Strang.
So haben die Stadtverordneten seit 1989 einiges erreicht. Eine kleine Auswahl: Der hohe Standard der Vereinförderung konnte gehalten werden - auch 1991, als viele der etwa 460 Frankfurter Vereine wegen der Haushaltssperre um ihre Unterstützung bangten. Der Zuschuß für Jugend- und Übungsleiter wurde von 2,50 Mark pro Stunde auf drei Mark angehoben. Ein Betrag, der gerade engagierten Klubs mit einem großen Angebot die Arbeit erleichtert. Für Alten- und Behindertensport setzten die Stadtverordneten einen Einzelposten von 160 000 Mark im Haushalt durch. Das Frankfurter Fan- Projekt zur Betreuung der Fußballanhänger wurde gegründet und mit 120 000 Mark von der Stadt bezuschußt.
Hinzu kommen die vielen kleinen Erfolge: Zuletzt verabschiedete der Ausschuß einen Antrag für ein Umkleide- und Funktionsgebäude auf der Sportanlage Lärchenstraße - die Griesheimer Fußballer warten darauf schon seit Jahren. Und wie für die Bezirksanlage in Fechenheim machten sich die Stadtverordneten stets für neue Sportstätten in den Stadtteilen stark. Doch dabei mußten sie so manche Niederlage einstecken.
Denn gerade die vermeintlich kleinen Projekte bereiten den Sportpolitikern häufig die größten Probleme. Schließlich haben der Naturschutzbeirat und die Untere Naturschutzbehörde ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Beispielsweise verhinderte der Naturschutzbeirat eine Traglufthalle über dem Bergen-Enkheimer Freibad für den dortigen Schwimmclub - "weil die Halle die Umluft schädigen würde", erinnert sich Birzer. Der sportpolitische Sprecher der SPD, der sich auch im Umweltausschuß engagiert, sieht noch ein weiteres Problem auf den Sport zukommen: die neuen Lärmschutzbestimmungen. Erinnert sei dabei nur an die Proteste der Anwohner gegen das Panorama-Bad in Bornheim.
Die reduzierten Öffnungszeiten der Schwimmbäder gehörten zu den wenigen Punkten, die auch im Sportausschuß für Kontroversen sorgten. Die CDU kritisierte das "unschlüssige Konzept" von Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD). Doch wegen der hohen Personalkosten "bleibt uns keine andere Wahl", verteidigt Birzer die Stadträtin und prophezeit: "Im Sommer, wenn alle Hallenbäder geschlossen werden, wird's noch mehr rappeln."
Für Streit zwischen Rot-Grün und der CDU sorgte auch die Großhalle am Kaiserlei. Gerne hätten die Konservativen das Riesenprojekt in Auftrag gegeben, träumten von der Sporthauptstadt Frankfurt. SPD und Grüne legten die Arena für 18 000 Besucher vorerst auf Eis. Denn: "Wer soll das bezahlen?" Der Stadtsäckel ist leer. Und Birzer meint: "Der Breitensport ist derzeit wichtiger." Darin sind sich die Fraktionen im Sportausschuß wieder einig. cob
RÜSSELSHEIM. Eine satirische Aktion mit durchaus ernstem Hintergrund startet heute um 16 Uhr die fNEP-Kommunalwahllliste an der Autobahnauffahrt Mitte. Wie sich konkret die Pläne der Bundesregierung für eine Autobahnvignette und deren Kontrolle auswirken, soll mit einer provisorischen Mautstelle und Verteilung von Vignetten dargestellt werden. cas
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Lebenshilfe Frühförderstelle: offener Spielnachmittag für Eltern mit entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kleinkindern, 15-17 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 u. 14.30-18 Uhr Diätberatung; 17.30-20 Uhr Ernährungskurs; 19.30 Uhr Kurseelsorge: Gespräch über die Schöpfung.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; offenes Treffen f. Freunde / Angehörige, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 871 34.
Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Anne Bärenz (Klavier) & Frank Wolff (Cello) - "Fremd bin ich ausgezogen", Konzertcollage, 20.30 Uhr, Lohstr. 13.
Lehr- und Wanderbühne Überlingen - "Egmont" v. J.W. Goethe, 20 Uhr, Dottenfelderhof.
Nidda. Unterhaltungsmusik, 10.30- 11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Büdingen. Kultur Company Bochum - "Der kleine Prinz", Vorstellung f. Kinder ab 6 J., 15.30 Uhr, Altes Gymnasium.
Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache. Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gemeinsam Kochen und Essen, ab 11.45 Uhr; Gesellschaftsspiele von 9-90 und Tauschmarkt für Spiele, 15.30-17 Uhr; Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
AWO-Seniorenclub Gronau: Kaffeerunde, 15 Uhr, Bergerstr. 4.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
TC 84 Gronau: Versammlung, 20 Uhr, Gasthof Alt Gronau.
Rosbach. BUND OV: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, A.-Reichwein-Halle.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. AWO-Begegnungsstätte: Stillgruppe, 15-17 Uhr, Sozialzentrum, Johann-Sebastian-Bach-Str. 26.
Karben. Arbeitskreis Umwelt: Versammlung, 20 Uhr, Ratskeller Petterweil.
Rentner- u. Pensionärsgemeinschaft: Treffen, 15-20 Uhr, Rendeler Hof, Rendel. Ev. Kirchengemeinde Groß-Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum: Babytreff I, f. Mütter mit Kindern bis ca. 6 Monate, 15-17 Uhr; Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr; Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
Seniorenclub Waldsiedlung: Treffen, 14.30 Uhr, Gem.-Haus Waldsiedlung.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Nidda. Altenclub: Ballade "Die Bürgschaft" v. F. Schiller, Bürgerhaus.
Jugendfeuerwehr Wetterau: Versammlung, 19.30 Uhr, BH Ulfa.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.
Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche.Vorträge / Kurse Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Autogenes Training, 20.15-21.45 Uhr, J.-S.- Bach-Str. 26.
Karben. KVHS: Englisch-Kurs, Informationsabend, 20 Uhr, Grundschule Petterweil.Parteien / Parlamente Friedberg. AsF: Seniorenrunde, 15 Uhr, Engelsgasse 8.
Sitzung des Ortsbeirates Bauernheim, 19 Uhr, DGH Bauernheim.
Bad Vilbel. CDU: Politiker im Dialog - mit. Chr. Schwarz-Schilling u. G. Biwer, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Butzbach. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Rolandsbogen. Veranstaltungen zur Wahl Büdingen. SPD: Wahlveranstaltung mit W. Kröll, 20 Uhr, DGH Dudenrod. Verschiedenes Nidda. Ferkelmarkt. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Alarmstufe Rot (15, 20.15 Uhr) - Blende: Der kleene Punker (15 Uhr); Kein Pardon (20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Bodyguard (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Bodyguard (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Alarmstufe Rot (20 Uhr) - Princess: Dracula (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sister Act (19.45); Die Liebenden v. Pont-Neuf (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Theater und Film: 94-56-89 Marilyn Monroe + Misfits (20 Uhr). (ohne Gewähr)
Kleine Lokalrundschau
Treffen der Solidaritätsgruppe FLÖRSHEIM. Um Ausländergesetze geht es beim nächsten Treffen der internationalen Solidaritätsgruppe Flörsheim am heutigen Mittwoch um 20 Uhr in der Begegnungsstätte Falkenberg.
Ein Fachanwalt für Verwaltungsrecht wird über die Gesetzeslage referieren und Fragen beantworten. Stammtisch der CDU HOFHEIM. Die Christdemokraten im Stadtteil Langenhain laden für Mittwoch, 3. März, in Sanders Bistro ein. Der CDU- Stammtisch beginnt um 20 Uhr. Disco-Time im Jugendtreff HATTERSHEIM. Die Tanzfläche gibt der Eddersheimer Jugendtreff am Freitag, 5. März, frei. Von 19 Uhr an dürfen dort Beine, Hüften und andere Körperteile im Takt der Musik bewegt werden. Sprechstunde in Rentenfragen HATTERSHEIM. Eine gemeinsame Sprechstunde bieten LVA und BfA am Dienstag, 9. März, von 16 bis 17.30 Uhr im Rathaus, Sitzungszimmer, an. Walter Ruppert und Michael Volk beantworten Fragen zur Renten- und Krankenversicherung.Stadtelternbeirat trifft sich ESCHBORN. Der Stadtelternbeirat der Kindertagesstätten lädt für Mittwoch, 10. März, um 20 Uhr zu seinem nächsten Treffen im Verwaltungsgebäude an der Hauptstraße 295 ein.
Der Beirat informiert über altersübergreifende Einrichtungen und diskutiert seine Zielsetzungen. Interessierte Eltern sind herzlich eingeladen. Schwimmclub Schwalbach feiert SCHWALBACH. Der Schwimmclub Schwalbach feiert Mitte Juli seine Gründung vor 25 Jahren und sucht interessierte ehemalige Mitglieder, die mitfeiern möchten.
Wer Lust hat, ruft bei der Ersten Vorsitzenden Schmidt an, Telefon 0 61 96 / 8 54 91 oder schreibt an den Schwimmclub Schwalbach, Postfach 2701, 6231 Schwalbach.
Neue Öffnungszeiten der Bücherei HOCHHEIM. Neue Öffnungszeiten hat die Hochheimer Stadt- und Schulbücherei. Dienstags, donnerstags und samstags können Bücher jeweils von 10 bis 12 Uhr sowie montags und mittwochs von 13 bis 19 Uhr ausgeliehen werden.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (17 Uhr); Monty Python's "Der Sinn des Lebens" (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wiedersehen in Howard's End (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Oh, diese Männer . . . ", Komödie von Françoise Dorin, Aufführung der Volksbühne, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus, Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe" von Martina Sittel, 16 bis 19 Uhr.
Galerie Michael Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae urbis Romae", Grafikwerk (1690) von Bonaventura van Oberbeek, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.
Oberursel. Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Wanderausstellung, 16 bis 18 Uhr.
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf du und du" von Heinz Jürgen Göttert, 18 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Säuglingspflegekurs der Elternschule Taunus, Alte Schule Seulberg, 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Wahlveranstaltung der Grünen, Gasthaus "Zum Löwen", 20 Uhr.
Neu-Anspach. Wahlveranstaltung der Grünen, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Oberursel. "8 nach 8 im Rosengärtchen", SPD-Veranstaltung zum Thema "Öffentlicher Haushalt", Gemeinschaftshaus Rosengärtchen, 20.08 Uhr.
Kronberg. Wahlveranstaltung der FDP, Stadthalle, 17 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Gesundheitsamt, Taunusstraße 3: Mütterberatung, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Sprechstunde der ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11: 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47: 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7: 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44: 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103: 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90: 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24: 16 bis 18 Uhr.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche: 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familie, Dr.-Fuchs- Str. 5: 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a: 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Telefon 0 61 72 / 73 13 00.
Persönliche Beratung der Rheuma-Liga, Landgraf-Friedrich-Klinik: 13 bis 15 Uhr.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9: 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrings, Kurhaus, 15 Uhr.
Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a: 9.30 bis 11.30 Uhr.
Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg: 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club: 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5: 10.30 bis 11.30 Uhr.
Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten, 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten, 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Gymnastik im Ferdinand- Balzer-Haus, Schulstr. 25: 9, 10 und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde, 14.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: "Das Gesundheitsstrukturgesetz", Vortrag der AOK, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff, Kronberger Str. 2: Hohlsaumstickerei, 15 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a: 17 bis 22 Uhr. Sondermüll-Abfuhr Kronberg. Katharinenstr. 2: 10.30 bis 12.15 Uhr; Schönberg, Friedrichstr. 37: 13 bis 14.45 Uhr.
Königstein. Bürgerhaus Falkenstein, 9 bis 10 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1 um 13.20 Uhr.
Friedrichsdorf. Anmeldung der Schulanfänger der Grundschule Ho- her Weg: 11 bis 12 Uhr (Buchstaben I bis M).
Königstein. Bücherflohmarkt in der Stadtbibliothek, 9 bis 12 Uhr.
Briefwahl ist noch bis
OFFENBACH. Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahlen am Sonntag gibt es im Rathaus, Berliner Straße 100, Erdgeschoß, Saal 5, nur noch bis Freitag, 5. März, 18 Uhr. Darauf weist das Amt für Wahlen und Öffentlichkeitsarbeit hin. Das Briefwahllokal im Rathaus ist täglich von 9 bis 12 und von 13.30 bis 18 Uhr geöffnet, am Donnerstag bis 20 Uhr. Wer zur Wahl noch Fragen hat, kann sich im Rathaus direkt ans Wahlamt unter den Rufnummern 8065-2461, 8065-2561, 8065-2661 und 8065-2761 wenden. lz
Die Herren des Beaux Arts Trios, die seit Jahrzehnten zusammenspielen, würden wohl lächeln, wenn sie von einem Trio hörten, das erst 1990 gegründet wurde und sich zwei Jahre später schon die großen Podien erobert. Aber in der Tat offenbart das Dresdner Trio, im Oktober 1990 gegründet, daß die sensibelste Art des Zusammenspiels in zwei Jahren perfekt zu erwerben ist. Schon nach der Exposition von Beethovens Opus 1 Nr. 1, dem Klaviertrio in Es-Dur, konnte kein Zweifel bestehen, daß sich an diesem Abend im Mozart-Saal der Alten Oper Außergewöhnliches begeben würde.
Die Pianistin Roglit Ishay, der Geiger Kai Vogler und der Cellist Peter Bruns bildeten eine Spielgemeinschaft, die wechselseitig von solcher Rücksichtnahme getragen wurde, daß sie an Homogenität des Klangs schwerlich zu übertreffen sein dürfte. Für die Pianistin bedeutete das zwar, daß sie bei völlig geöffnetem Flügel des öfteren das linke Pedal einsetzen mußte, was dem Flügel natürlich glitzernde Obertöne raubte, aber weder die Geige noch das bei Beethoven in seinen Möglichkeiten nicht voll ausgenutzte Cello hatten je Nöte, sich gegenüber dem klangmächtigeren Instrument zu behaupten. Jugendfrisch, wie sich das Opus 1 des damals gerade aus Bonn in Wien frisch eingetroffenen Pianisten (und erst in zweiter Linie Komponisten) in der Partitur präsentiert, wurde es auch vorgetragen. Spielfreude und tiefer Ernst wechselten sich unterhaltsam ab, und die skurrilen Seiten des Meisters wurden mit viel Humor herausgearbeitet.
Bei Schumanns zweitem Trio, dem Opus 80, zeigte das Dresdner Trio, daß es ein Werk, das in besagter Stadt komponiert wurde, mit besonderer Wärme und Kantabilität zu spielen weiß. Die vier Sätze wirkten wie die vier Strophen einer Ballade: beredt und mitunter auch dramatisch, aber doch sich vorrangig immer wieder dem schönen Gesang ergebend. Für das Zusammenspiel, an dem nun auch das Cello gleichberechtigt teilnahm, ergab sich eine geradezu magische Dichte. Das Publikum folgte schon hier konzentriert und spendete warmen Beifall.
Nach der Pause trat "als Gast" der Bratscher Ulrich Eichenauer zum Trio und machte es so zum Quartett, das sich dem Spiel des zweiten, wegen der Tonart A-Dur so lichten Klavierquartetts von Johannes Brahms widmete. Natürlich ist es unfair, ein Trio mit einem Quartett zu vergleichen, da die Bratsche - nach Hindemith die "braune Soße" im Quartettspiel - naturgemäß eine höhere Klangdichte bewirkt. Eichenauer wirkte denn auch nicht "als Gast", sondern als konstitutiver Bestandteil des Ganzen, die Qualität des Trios bewahrend und die Möglichkeit schaffend, das selten zu hörende Werk mit Genuß zu hören. Mit dem Dresdner Trio alle Klaviertrios von Beethoven zu hören, müßte übrigens reizvoll sein. Man könnte sie ja mit den schönsten Werken der gleichen Gattung von Haydn kontrastieren. K. K. F.
ROSBACH. "Wer ersetzt mir den Wertverlust meines Hauses, wenn in der Nähe Asylbewerber einquartiert werden? Warum müssen 100 Flüchtlinge nach Rodheim, verteilt sie doch auf mehrere Quartiere. Welche Menschen kommen: Nur Männer, Familien, nur Frauen und Kinder...?" Solche und ähnliche Fragen warfen Rosbacher und Rodheimer Bürger in der Diskussion über eine mögliche "Unterbringung von Asylbewerbern" am Montag abend im Dorfgemeinschaftshaus von Nieder-Rosbach auf.
Eingeladen hatte dazu Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD): "Irgendwann werden wir auch in Rosbach mit der Notwendigkeit konfrontiert, Flüchtlinge aufnehmen zu müssen. Daher halte ich es für wichtig, daß wir uns rechtzeitig damit auseinandersetzen und überlegen, wie wir damit umgehen."
Der Bürgermeister zeigte drei mögliche Standorte für Flüchtlingsunterkünfte auf: eine städtische Fläche neben der Sporthalle Eisenkrain, den Festplatz neben dem Rodheimer Schwimmbad oder ein privates Gelände außerhalb Rodheims bei der Dickmühle. Die Standorte müssen verfügbar sein, also in städtischem Besitz, oder der Eigentümer muß zugänglich sein, schilderte der Rathauschef die Voraussetzungen. Außerdem müssen Ver- und Entsorgung möglich und die Projekte genehmigungsfähig sein.
Als erfreuliches Ergebnis nahm Medebach aus der Diskussion mit ins Rathaus, daß sich alle politischen Parteien und Gruppen grundsätzlich für die Hilfe für Flüchtlinge aussprachen, von FDP über FWG, Grünen und SPD. Allein die Vertreter der CDU steuerten ihre Variante bei: Grundsätzlich ja, aber es müsse erst die neue politische Mehrheit nach der Wahl abgewartet werden. Auf Nachfragen stellte CDU-Fraktionsmitglied Hartmut Saenger heraus, die Vertreter seiner Fraktion seien gekommen, um an der Diskussion teilzunehmen, nicht aberkonkret in Lösungsversuche einzusteigen. Die Verwaltung solle erst einmal eine Vorlage erarbeiten.
Betroffen machte etliche Teilnehmer/-innen indes mehr die Schilderung über deutliche ausländerfeindliche und rechte bis rechtsradikale Äußerungen unter Jugendlichen, die sich Grundsätzlich zur Hilfe bereit in den beiden Jugendclubs von Rodheim und Rosbach treffen. Das bestätigte die neue Jugendpflegerin Christiane Meurer im Gespräch mit der FR. Es gebe einige junge Leute, die inzwischen arbeitslos seien oder keine Lehrstelle gefunden hätten. Sie machten ihren Ängsten in oft platten bis haßerfüllten Äußerungen gegen Ausländer Luft - auch und gerade gegen im Ort lebende ausländische Jugendliche. Tenor: die Angst, die Ausländer würden ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. Versuche, dagegen zu argumentieren, seien ihr fehlgeschlagen, bedauert die neue Jugendpflegerin. Die Argumente würden nicht angehört. Daher bereitet sie eine Diskussion mit den Jugendlichen und Fachreferenten möglichst bald vor.
Vielleicht kommt dabei auch eine Zusammenarbeit mit einer anderen Rosbacher Jugendgruppe bei der evangelischen Kirchengemeinde zustande. Im Club "Der Treff" würden zwar gelegentlich auch schon mal pauschale Wortschablonen nachgeplappert. Doch weiß Pfarrerin Rita Mick-Solle im Gespräch manches aufzugreifen und findet dann die jungen Gäste im "Treff" für die Argumente aufgeschlossen. Vor allem aber hat sie beobachtet, daß die große Mehrzahl der rund 20 Jugendlichen des Treffs sich selbst untereinander über diese Themen in christlichem Sinn austauschen. .
Bürgermeister Medebach will als ein Ergebnis der Diskussion im Dorfgemeinschaftshaus in etwa zwei Wochen zu einer Podiumsdiskussion einladen, um weiter für Akzeptanz und praktische, sachliche Lösungen zu werben.
So könne verhindert werden, daß unglückselige Emotionen geschürt werden, wenn der absehbare Fall eintritt, daß auch in Rosbach Asylbewerber untergebracht werden müssen. de
MAIN-KINZIG-KREIS. Frauen wehren sich. Frauen machen Kultur, nehmen die Kommunalpolitik unter die Lupe - und nicht zuletzt feiern sie: Anläßlich des 8. März macht das weibliche Geschlecht wieder mit Aktionen und Informationen auf seine Benachteiligung auf allen Ebenen aufmerksam. Weil der internationale Frauentag diesmal auf einen Montag fällt, startet die Veranstaltungsreihe ungezählter Organisationen im Main-Kinzig-Kreis bereits zwei Tage früher.
In der Stadthalle Schlüchtern beginnt am Samstag, 6. März, das vielseitige Programm. Von 15 Uhr an stellt Ilse Werder dort das Buch "Frauenleben in Schlüchtern" vor. "Frauengestalten im Märchen" ist nicht nur eine Ausstellung gewidmet. Entsprechende Geschichten sind auch zu hören, wenn Märchenerzählerin Gertrud Hempel und die Ethnologin Susanne Schröter um 15.30 Uhr das Wort ergreifen. Eine Diskussion schließt sich um 16.30 Uhr an, bevor "pro familia" Schlüchtern um 17 Uhr Bänkelgesänge von Frauen für Frauen präsentiert.
An diesem Nachmittag, an dem das weibliche Geschlecht unter sich bleibt, präsentieren sich verschiedene Frauengruppen an Infoständen. Wenn das Theater "Mimikri" aus Büdingen um 20 Uhr spielt, dürfen auch Männer die Stadthalle betreten. Das Stück "Mamie 1780-1794" stellt die Revolution aus Sicht eines Kindes dar. Der Eintritt kostet 15 Mark, ermäßigt fünf Mark.
Die Puppen tanzen läßt das Frauenbüro der Stadt Hanau in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein und dem Trägerverein Pumpstation am Sonntag, 7. März, in der "Schweinehalle". Ab 11 Uhr spielen die "London Puppet Players" die Stücke "Victoria" und "Lysistrata". Der Eintritt für die Doppelaufführung kostet zehn Mark.
Auf dem Marktplatz in Hanau treffen sich Frauen zum "Lila Montag" am 8. März. Außer Infoständen und Aktionen ist eine Analyse der Kommunalwahl angekündigt. "Wieviel Frauen haben wir in den Parlamenten?" lautet die Frage, die Bürgerinnen in den vergangenen Wochen bei einer Postkartenaktion beantworteten. Die Verlosung unter den Teilnehmerinnen findet auf dem Marktplatz statt. Mütter können ungestört an der Veranstaltung teilnehmen. Zwei Märcherzählerinnen unterhalten die Kleinen.
Um 17.30 Uhr treffen sich Frauenbewegte am Bürgerhaus in Maintal- Bischofsheim. Als "symbolische Aktion gegen Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien, gegen AusländerInnenhaß und Rechtsradikalismus in Deutschland" pflanzen Maintaler Frauengruppen eine Linde. Der Gedenkbaum soll sowohl ein "Zeichen ihrer Trauer" sein als auch ihrer "Hoffung auf friedvollere Zeiten" Ausdruck geben.
Auch die Frauen im Landessportbund Hessen stehen beim internationalen Frauentag nicht außen vor. Sie bieten eine kostenlose Einführung in Selbstverteidigung an. Der Sportkreis Hanau veranstaltet seinen Kursus am Samstag, 6. März, zwischen 14.30 und 18.30 Uhr sowie am Sonntag, 7. März, von 10 bis 13 Uhr in der Sporthalle der Gebeschus-Schule in der Hanauer Friedrich-Engels-Straße. Anmeldungen nimmt Brigitte Senftleben unter der Telefonnummer 0 61 85 / 23 03 entgegen. jur
HOCHHEIM. Ein Wiedersehen mit den Leinwandstars der 50er Jahre gibt es am Dienstag, 9. März, im Kino Schaulust im Hochheimer Hof. Um 15.30 Uhr läuft dort "Pünktchen und Anton". Die Hauptrollen in dem 1953 nach dem Buch von Erich Kästner gedrehten Film spielen Paul Klinger, Hertha Feiler und Heidemarie Hatheyer.
Erzählt wird die Geschichte von Pünktchen, die von ihren Eltern oft allein gelassen wird. Eines Tages lernt sie den zwölfjährigen Anton kennen. Der verdient Geld mit Botengängen und Geschirrspülen - seine Mutter ist zu krank zum Arbeiten. Und Pünktchen will Anton helfen. kkü
Mit insgesamt 18 000 Mark dotiert ist der "Heinz-Lindner-Preis 1992", den der Landessportbund Hessen (lsbh) jetzt ausgeschrieben hat. Der Preis soll für außergewöhnliche Maßnahmen, Programme und Arbeiten, die das Vereinsleben bereichern und es in der Öffentlichkeit positiv zur Geltung bringen, verliehen werden. Insbesondere werden Projekte, die innerhalb der vom lsbh-Präsidium entwickelten "Sozialen Offensive im Sport" durchgeführt werden, gewürdigt.
An der Ausschreibung können alle im Landessportbund organisierten Vereine teilnehmen. Bewerbungen sind bis zum 13. April unter dem Stichwort "Heinz- Lindner-Preis" an den Landessportbund Hessen, Otto-Fleck-Schneise 4, 6000 Frankfurt 71, zu richten.
Nähere Auskünfte erhalten interessierte Sportvereine vom Referat Breiten- und Freizeitsport des lsbh (Tel.: 069 / 67 89 - 111).
Der Heinz-Lindner-Preis wurde 1979 anläßlich des 75. Geburtstags von Heinz Lindner, des ersten Vorsitzenden und langjährigen Ehrenvorsitzenden des Landessportbundes, erstmals verliehen. prd
HOFHEIM. Förderstunden in Hauptfächern, Freizeitkurse oder Mittagessen - das und mehr soll der Ganztagszug an der Gesamtschule Am Rosenberg bieten, der vom Schuljahr 1993/94 an Jungen und Mädchen aller drei Schulzweige aufnimmt. Heute können sich Eltern und Kinder ab 20 Uhr im Filmsaal der Schule über die Ganztagsschule für Haupt-, Real- und Gymnasialschüler informieren.
Wer keine Zeit hat, kann sich unter Tel. 0 61 92 / 50 65 beraten lassen. pms
HOCHHEIM. Ein Leben, wie es kein zweites gibt, urteilt Regisseur und Drehbuchautor Peter Schamoni über Max Ernst. Stationen aus dem Leben des revolutionären Schöpfers hat der Filmemacher 1991 nachgezeichnet, läßt dabei die Phasen dessen ruhelosen Vagabundierens lebendig werden. Den Streifen zeigt das Kino Schaulust am Dienstag, 9. März, um 20 Uhr im Hochheimer Hof.
Schamoni nimmt Ernsts Spuren im Köln der 20er Jahre auf, verfolgt sie über die Zeit des Surrealismus in Paris, den Rückzug in die Provence, Flucht nach New York, Wiedergeburt bei Hopi-Indianern bis zur Rückkehr nach Europa. kkü
Fördergesellschaft wählt neuen Vorstand
RÜSSELSHEIM. Zur ordentlichen Mitgliederversammlung tritt die "Gesellschaft zur Förderung des Ingenieurstudiums in Rüsselsheim" am Donnerstag, 4. März, 17.15 Uhr, im CIM-Zentrum der Fachhochschule zusammen. Auf der Tagesordnung stehen neben verschiedenen Berichten auch Neuwahlen. Außerdem geht's ums Rüsselsheimer Kontaktstudium. cas
BAD NAUHEIM. "Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt selbst dabeisein kann", hat Monik Mlynarski noch vor zwei Tagen gesagt. Kurz vor seinem Ehrentag lag er mit einer Grippe im Bett. Der 69jährige erhält heute abend im Kurhaus Bad Nauheim das Bundesverdienstkreuz, unter anderem für seinen Einsatz beim Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim nach dem Zweiten Weltkrieg. Übergeben wird es von der Hessischen Ministerin für Arbeit, Frauen und Sozialordnung, Heide Pfarr.
Monik Mlynarski ist direkt nach dem Krieg in die Wetterau gekommen. Im wesentlichen ist es seinem Engagement zu verdanken, daß hier wieder eine Jüdische Gemeinde entstanden ist. Von Anfang an hat er sich aber auch für eine Annäherung zwischen der jüdischen und der christlichen Gemeinde in Bad Nauheim eingesetzt und versucht, seine kleine Gemeinde in das städtische Leben einzubinden.
1986 wurde Mlynarski Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, 1988 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau. Seit 1986 lädt die Stadt jüdische Bürgerinnen und Bürger ein, die während der Nazi-Zeit die Kurstadt hatten verlassen müssen und heute in aller Welt leben. Auch hierfür hat er sich eingesetzt und Treffen in der Synagoge organisiert.
Monik Mlynarski wurde 1923 in Modrzejow im heutigen Polen und damaligen Oberschlesien geboren. Er ging dort zur Schule und machte eine Lehre in der Textilbranche. Als 16jähriger wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und nach Buchenwald verschleppt, wo er bis zum Ende des Krieges inhaftiert blieb. "1945 haben uns die Amis befreit", sagt er. Von Buchenwald aus ist er nach Erfurt und von dort nach Friedberg gekommen.
Eigentlich wollten er und seine Frau Helene - sie hatten 1946 geheiratet - nach Frankfurt ziehen. "Aber da war so kurz nach dem Krieg kein Zimmer zu kriegen." Ein halbes Jahr wohnte das Ehepaar in einem Friedberger Hotel, bis ein Bekannter ihnen eine Wohnung in Bad Nauheim vermittelte.
Mlynarski arbeitete zunächst wieder in seinem erlernten Beruf und eröffnete Das FR-Porträt ein Textilgeschäft in Friedberg. Anschließend leitete er fünf Jahre lang ein Restaurant in Rödelheim und von 1956 bis 1974 eine Blusenfabrik mit Sitz in Friedberg. Bis 1984 verwaltete er Immobilien in Berlin.
Gleich nach seinem Umzug nach Bad Nauheim beschäftigte er sich mit der Wiederbelebung der Jüdischen Gemeinde. "Nicht so sehr aus religiösen Gründen", erinnert er sich in einem Gespräch mit der FR, "sondern weil ich in Deutschland geboren bin und wollte, daß hier wieder jüdisches Leben stattfindet." Einfach war es nicht: "Viele jüdische Menschen hatten nach dem Krieg ihren Glauben verloren." Anfangs waren es vor allem die Älteren - "die den Holocaust überlebt hatten" -, um die er sich kümmerte, zum Beispiel bei Behördengängen oder bei der Wohnungssuche.
Die Synagoge in Bad Nauheim war eine der wenigen, die nicht verbrannt waren, "aber innen war sie völlig demoliert." Doch trotz aller Schwierigkeiten habe ihm die Arbeit immer viel Spaß gemacht. Ganz wichtig sei dabei die Unterstützung durch die Stadtverwaltung gewesen: "Die Zusammenarbeit war immer gut, ich habe nie eine Ablehnung erfahren."
Zwischen 40 und 50 Mitglieder zählte die kleine Gemeinde nach dem Krieg, "heute sind es um die 120, darunter auch wieder Jugendliche". Es gibt eine Schule, in der einmal pro Woche zehn Schüler unterrichtet werden. Aus anderen Städten Deutschlands, auch aus anderen Ländern, kommen Menschen jüdischen Glaubens nach Bad Nauheim: "Wir sind die einzige orthodoxe Gemeinde in Deutschland."
Auf die Frage, ob es ihm nach seinen Erfahrungen im Dritten Reich nicht schwergefallen sei, in Deutschland zu bleiben, antwortet er: "Vergessen kann man so etwas natürlich nie. Aber es hat auch keinen Zweck, den Haß ständig weiterzutragen." Direkt nach dem Krieg hatte er zwar geplant, mit seiner Frau nach Ohio auszuwandern: "Aber ich bin in Deutschland geboren, und dort wäre mir alles fremd gewesen."
Enttäuschend ist für den engagierten Bad Nauheimer jedoch, daß die Bevölkerung so wenig Interesse zeigt an der Jüdischen Gemeinde: "Zu den Veranstaltungen der Christlich-Jüdischen Gesellschaft kommen oft nur 50 bis 60 Leute." Und noch ein anderes Problem beschäftigt ihn: "Ich bin im Moment einfach überlastet, aber ein Nachfolger ist nicht in Sicht." Als er vor einem halben Jahr mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus mußte, hat er sogar von dort aus weitergearbeitet.
Über die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland, den wachsenden Ausländerhaß und Antisemitismus, sagt Mlynarski: "Es gibt eine große Schuld der Regierung," sie habe bestimmte Wähler nicht vergraulen wollen. "Ich hoffe, daß Deutschland stark genug ist, das zu meistern. Wenn man jetzt nichts unternimmt, kann es einmal zu spät sein." REGINE EBERT
FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen, die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.
Die Anmeldung zu den Kursen bei der Katholischen Medienarbeit Rhein-Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1. Weitere Informationen unter Telefon 0 64 31/ 29 54 79. ov
BUTZBACH. Wer das Butzbacher Jugendzentrum kennenlernen und die Sozialarbeiter sprechen möchte, der sollte am 4. März, die Jugendbegegnungsstätte in der August-Storch-Straße 7 besuchen. Eingeladen sind vor allem Eltern von Jugendlichen, die sich direkt im Jugendzentrum der Stadt informieren möchten. Als Gesprächspartner stehen die Sozialarbeiter zur Verfügung. Derzeit befindet sich das Jugendzentrum im Umbruch, weil neue Besucher für eine Verjüngung des Publikums sorgen. Die ersten Kurse im Musikbereich haben bereits begonnen, weitere befinden sich in Planung, wie aus einer Mitteilung des Jugendzentrums hervorgeht. Sportliche Ambitionen können in der alten Turnhalle mit Tischtennis und Krafttraining ausgelebt werden. Ein Fotolabor und ein Medienraum ergänzen das Angebot, das auch von anderen Gruppen und Vereinen genutzt werden kann. Aber auch kritische Fragen und Entwicklungen sollen beim Elternabend nicht zu kurz kommen. Bedenken und Sorgen von Eltern, die bis in die jüngere Vergangenheit auch so weit reichten, daß sie ihren Zöglingen den Besuch des Jugendzentrums untersagten, können und sollen offen diskutiert werden.
Willkommen sind aber auch diejenigen Eltern, die dem Jugendzentrum positiver gegenüberstehen - auch ihre Anregungen zur Verbesserung der Arbeit sollen aufgegriffen werden. str
EGELSBACH. Die Preisfrage: Was haben Millionenstädte wie Montreal, Seoul und Barcelona mit Egelsbach gemeinsam? Die Lösung: Wenn dort Sportler an den Start gehen, hat jedesmal Heiner Henze seine Finger im Spiel gehabt. Nur mit dem Unterschied, daß es in den ersten drei Fällen um Olympische Spiele ging, und die 9500-Seelen-Gemeinde schon einmmal Schauplatz der Hessischen Leichtathletik-Meisterschaft war. "Aufs richtige Organisieren kommt's an, hier wie dort", sagt der 51jährige Egelsbacher, der zu einer oftmals gescholtenen Gattung gehört - den Sportfunktionären.
Daß Sportler Siege erringen und Rekorde brechen können, obwohl sie von Funktionären "betreut" werden - diesen pauschalen Vorwurf mag Heiner Henze nicht gelten lassen. "Wie überall gibt es Gute und Schlechte", betont er. Seine persönlichen organisatorischen Fähigkeiten kann der gebürtige Breslauer gleich mehrfach unter Beweis stellen: hauptberuflich auf der weltweiten Athletenbühne als Geschäftsführer des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), nach Feierabend auf dem hiesigen Sportplatz als stellvertretender Abteilungsleiter der Leichtathleten in der Sportgemeinschaft Egelsbach (SGE).
An seinem Schreibtisch im "Haus des Sports", wenige Meter vom Frankfurter Waldstadion entfernt, bereitet Henze alles vor, was nötig ist, um das "Abenteuer Olympiade" immer wieder neu zu überstehen - von der Unterbringung und Verpflegung der deutschen Sportler in den jeweiligen Städten bis zum Transport der Turnierpferde per Flugzeug.
"Vorolympische Zeit ist immer", sagt er. Kaum seien die letzten Rechnungen der Sommerolympiade in Barcelona bezahlt, da stünden im kommenden Jahr schon die Winterspiele im norwegischen Lillehammer bevor. Und bis 1996 die Wettkämpfe im amerikanischen Atlanta starteten, sei es auch nicht mehr lang hin.
Die ersten Erfahrungen sammelte Henze vor knapp 30 Jahren, 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio - als "Mädchen für alles" beim NOK: "Damals habe ich mir sogar meinen Flug nach Japan aus eigener Tasche bezahlen müssen."
Schon in seiner Kindheit gehörte Henze zu den "Frühstartern". Als er mit den Eltern nach den Kriegswirren in Kassel gelandet war, schickte ihn der Vater - "ein begeisterter Fußballer" - mit noch nicht einmal fünf Jahren in den Sportverein und ließ ihn Turnen und Fußball spielen. Obwohl Heiner Henze später als Sportstudent fast alle erdenklichen Disziplinen ausprobierte, fühlte er sich am Ende bei der Leichtathletik am wohlsten.
So schnell er über Hürden laufen konnte, so früh kam der Abschied vom aktiven Sport: "Die Erfolge waren ohnehin nicht umwerfend." Stattdessen organisierte er bereits während des Studiums in Frankfurt mehrere Uni-Meisterschaften.
Danach ging es ebenso rasant weiter: Mit 29 Stellvertreter des NOK-Generalsekretärs, mit 32 selbst Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und nun seit 1989 Geschäftsführer des NOK. Außerdem wirkte er bislang in mehr als einem Dutzend Verbände und Kommissionen mit und organisierte Wettbewerbe, bis hinauf zur Europameisterschaft 1986 in Stuttgart.
Kommt er bei all den Funktionärspflichten überhaupt noch dazu, sich auf dem Egelsbacher Sportplatz sehen zu lassen? "Viel zu selten", räumt Heiner Henze ein. "Dazu fehlt mir die Zeit." Wenn er die hätte, würde er am liebsten junge Sportler aus der Gemeinde trainieren. So beschränkt er sich darauf, der SGE sein organisatorisches "Gewußt wie" zur Verfügung zu stellen und Sponsoren für Wettkämpfe "an Land zu ziehen".
Denn ohne Geldgeber ist im Sport, so Henze, kein Staat mehr zu machen - ob in Übersee oder Egelsbach: "Was oben Millionenbeträge sind, ist unten ein Tausend-Mark-Schein." Beispielsweise habe sich die SGE darum beworben, 1994 die deutschen Mehrkampf-Meisterschaften der Schüler auszurichten. Und so wird der erfahrene Olympia-Mann auch diesmal wieder bei den Unternehmen und Geschäftsleuten in der Region anklopfen und Werbeverträge aushandeln oder Spenden ins Vereinsheim bringen.
Stichwort Kommerzialisierung: Was bei olympischen Spielen zunehmend schärfer kritisiert wird - in Atlanta sitzt nicht zufällig die Zentrale des Hauptsponsors Coca-Cola -, ist in den Augen von Heiner Henze auch für Klubs wie die SGE ein Problem.
Der Wunsch nach leistungsstarken Mannschaften und attraktiven Veranstaltungen müsse klare Grenzen haben: "Wenn ein Wettkampf abgesagt werden muß, weil kein Geldgeber mehr da ist und deswegen ein Team absteigt, dann haben diese Vereine etwas falsch gemacht." Die Folgen des Reizthemas Doping glaubt Henze ebenfalls in Egelsbach zu erkennen. Das Gerede über Anabolika und Hormone halte viele Eltern davon ab, ihre Kinder zum Wettkampfsport zu motivieren. Er selbst konnte seine Kinder mit seinem Engagement für diesen nicht anstecken. Obwohl die beiden Töchter in einem durch und durch sportbeseelten Zuhause aufwuchsen - Mutter Elke war selbst Leichtathletin -, geht es ihnen beim Badminton, Schwimmen und Skifahren vor allem um Spaß. "Es ist heute nicht mehr sehr attraktiv, an die eigene Leistungsgrenze zu gehen", sagt Vater Heiner Henze. GERHARD BAYER
FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen., die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.
Der vierteilige Kurs "Umgang mit der Presse", der praktische Übungen einschließt und für Mitarbeiter geplant wurde, die in der Öffentlichkeitsarbeit kirchlischer Gemeinden und Verbände engagiert sind, beginnt mit einer ersten Kurseinheit am Mittwoch, 21. April. Alle Kurse laufen von 17.30 bis 19. Uhr.
Nutzen können die Teams der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden außerdem einen Layout-Service, der Pfarrbriefe auf ihre Außenwirksamkeit überprüft. Die Anmeldung zu den Kursen ist bei der Katholischen Medienarbeit Rhein-Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1, möglich. Detaillierte Informationen gibt es beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats, Roßmarkt 10 in 6250 Limburg, Telefon 0 64 31 / 29 54 79. ov
FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen., die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.
Der vierteilige Kurs "Umgang mit der Presse", der praktische Übungen einschließt und für Mitarbeiter geplant wurde, die in der Öffentlichkeitsarbeit kirchlischer Gemeinden und Verbände engagiert sind, beginnt mit einer ersten Kurseinheit am Mittwoch, 21. April. Alle Kurse laufen von 17.30 bis 19. Uhr.
Nutzen können die Teams der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden außerdem einen Layout-Service, der Pfarrbriefe auf ihre Außenwirksamkeit hin überprüft.
Die Anmeldung zu den Kursen ist bei der Katholischen Medienarbeit Rhein- Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1, möglich. Detaillierte Informationen gibt es beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats, Roßmarkt 10 in 6250 Limburg an der Lahn, Telefon (0 64 31) 29 54 79. ov
USINGEN. Als "Unverfrorenheit" haben die Grünen den Antrag des in den Korruptionsskandal verstrickten Ex-Bürgermeisters Rolf Eggebrecht bezeichnet, Abwassergebühren von der Stadt zurückzufordern. Für 180 000 Liter Wasser will Eggebrecht keine Kanalgebühren zahlen, weil sie seiner Ansicht nach nicht in die städtische Abwasserversorgung geflossen sein sollen (siehe FR vom 2. März). "Eggebrecht hat durch die Korruptionsaffäre enorme Schulden bei der Stadt, und es ist ein Skandal, wenn er jetzt den Spieß umdrehen will", sagte die Grünen-Stadtverordnete Petra Sell.
Eine Rückerstattung der Abwassergebühren im Falle Eggebrecht halten die Grünen aus zwei Gründen für falsch. Zum einen liegt ihrer Ansicht nach bei einem angeblich unbemerkten Versikkern von rund 180 000 Liter Wasser eine Fahrlässigkeit des Hauseigentümers vor. Zum anderen sind die Grünen davon überzeugt, daß das Versickern des Wassers im Grundstück ohne Inanspruchnahme der städtischen Abwasserversorgung nicht nachgewiesen werden könne. "Schließlich handelt es sich hier nicht um ein altes Lehmhaus. Neue Häuser haben eine Drainage. Und wenn Wasser austritt, fließt es in die Haus-Drainage und dadurch ins Kanalsystem", sagte Petra Sell.
USINGEN. Auch die Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" hat sich dagegen ausgesprochen, Gebühren an den Ex-Bürgermeister zurückzuerstatten. Selbst für den Fall, daß Eggebrecht seinen Anspruch nachweisen könnte. "Wir fordern die Erstattung auszusetzen und mit den Schadensersatzforderungen, die die Stadt Usingen ja sicher irgendwann einmal geltend machen wird, zu verrechnen", teilte die Sprecherin der Bürgerinitiative, Monika Mann, in einer Presseerklärung mit.
Außerdem fordert die Gruppe den Magistrat auf, "in diesem Fall" zwei Punkte besonders kritisch zu prüfen: Erstens, ob dieser ungewöhnlich hohe Wasserverlust von 180 000 Litern tatsächlich erfolgt ist; und zweitens, ob er nicht möglicherweise vom Hauseigentümer selbst verantwortet werden muß. cn
Richard Streim läßt nicht locker. Vor Wochen hatte der Landesvorsitzende der Hessischen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer für Aufsehen und Proteste gesorgt - damals verglich er städtische Erhaltungssatzungen für erschwinglichen Wohnraum und gegen Luxusmodernisierung mit dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten. Und er rief dazu auf, bei der Kommunalwahl "den roten Rathaus-Herren auf die Finger zu schlagen". Sprachen SPD und Grüne im Römer von "Gewaltphantasien", erstattete Wiesbadens Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) gar Strafanzeige gegen Streim wegen Beleidigung und übler Nachrede.
Der Landesvorsitzende wiederum verklagt jetzt Exner - "wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung".
Wäre die Sache nicht zu ernst, könnte man ihr fast komische Seiten abgewinnen. Bei der FR aber melden sich immer mehr Hausbesitzer, die sich von Richard Streim nicht mehr vertreten fühlen. Einer von ihnen ist Franz Kremer aus der Wielandstraße, der "entsetzt" war über den "Wahlaufruf" des Verbandes, dem er seit langen Jahren angehört. "Hauseigentümer", beteuert Kremer, "sind keine Rechtsextremen!" jg
has FRANKFURT A. M. Der im vergangenen Jahr in eine finanzielle Schieflage geratene deutsche Orgelhersteller Wersi schlägt anläßlich der Frankfurter Musikmesse optimistische Töne an. Nach Meinung von Konkursverwalter Dirk Pfeil hat das Unternehmen durch die Sanierungsarbeit samt organisatorischer Straffung an Innovationskraft gewonnen und wartet auf der Fachausstellung mit einer Reihe neuer Produkte auf. Bei dem im strukturschwachen Hunsrück beheimateten Orgelbauer konnte die Hälfte der früher 150 Arbeitsplätze erhalten bleiben. "Klare Dur-Töne" erwartet Pfeil nun von der Musikmesse.
Wersi berichtet von einem nach dem Weihnachtsgeschäft "überraschend guten Ordereingang". Branchenunüblich sehen die Lieferpläne des Unternehmens aus: Direkt nach der Musikmesse sollen alle neuen Produkte zur Abgabe an den Einzelhandel bereitstehen. Möglich ist dies aber nur, weil die Produktion trotz der Firmenkrise "nach kurzer Unterbrechung" schon im vergangenen Oktober "mit hohen Stückzahlen" fortgeführt werden konnte. Daß bei Wersi neue Musik drin ist, zeigt auch die Ankündigung, in Marktsegmente vordringen zu wollen, die bisher ausschließlich Anbieter aus Fernost beackern. Bei diesen Bemühungen soll aber keineswegs das Orgelgeschäft vernachlässigt werden.
FRANKFURT-NORDWEST. Im Herbst wollten die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die Fußgängerüberwege über die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Malßstraße sicherer machen. Zwei Anträge standen dazu auf der Tagesordnung, einer von der CDU-, einer von der Grünen-Fraktion. Lange diskutierten die Politiker, um einen Kompromiß zu finden. Vergeblich. Ein Abgeordneter fehlte - beide Anträge wurden bei Stimmengleichheit abgelehnt.
Beobachtern mag das peinliche Procedere symptomatisch für die Arbeit des Gremiums erscheinen - auch wenn solche Patts nur selten vorkommen. Die Mehrheit haben CDU und FDP. Typisch aber ist das Verhältnis zwischen Diskussion und Ergebnis.
Vier Jahre lang debattieren die Abgeordneten einmal monatlich über die Verkehrsberuhigung. Eigentlich wollten sie in dieser Zeit elf Wohnviertel in Tempo-30-Zonen verwandeln. Inzwischen stehen nur die Pläne für die Dornbusch- Siedlung - ohne die Sperre in der Fritz- Tarnow-Straße allerdings, die Bewohner in einer Anhörung einhellig und lautstark gefordert hatten. An den Vorschlägen für weitere drei Viertel arbeiten zwei Ingenieurbüros. Die Pläne sind fertig, eine Entscheidung des Ortsbeirats steht seit Herbst vergangenen Jahres aus. In vier Quartieren sollen nur Schilder und Kölner Teller dafür sorgen, daß Autos langsamer fahren. Büros wurden in diesen Fällen gar nicht eingeschaltet. Mehr hat sich nicht bewegt; sichtbare Veränderungen gibt es, im Gegensatz zu anderen Ortsbezirken, überhaupt noch nicht.
"Verzögerung" und "Verschleppung" werfen die Bürgerinitiativen in der Kirchhainer Straße und in der Kurhessenstraße darum dem Ortsbeirat vor (siehe Kasten) - und auch die zweiköpfige Fraktion der Grünen ist sauer.
90 Prozent der Ortsbeiräte empfinde "Schwellen und Umwege als Schikane", schreiben die Abgeordneten Freya Linder und Peter Steinberg in ihrer Wahlzeitung. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach also nicht nur die CDU, sondern auch die SPD. "Absurd" seien auch Forderungen der SPD, in Alt-Eschersheim und Ginnheim lediglich Tempo-30-Schilder aufstellen zu lassen. "Der Ortsbeirat 9 schert aus der Tempo-30-Zonen-Planung aus!", betitelten die Grünen ihre Presseerklärung zu diesen SPD-Anträgen, die gegen die Grünen angenommen wurden.
Von diesem Vorwurf wollen die Sozialdemokraten jedoch nichts wissen. "Verkehrsberuhigung geht auch mit einfachen Mitteln", meint Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Sperren und eine veränderte Verkehrsführung - gefordert von den Grünen und den Bürgerinitiativen - "drängen doch den Verkehr nur auf die Hügelstraße und die Eschersheimer Landstraße".
Daß sich der Ortsbeirat 9 "sehr schwer" getan hat mit der neuen Aufgabe, das Tempo der Autos in den Wohnvierteln zu drosseln, gesteht aber auch Semmelbauer ein. Wer ist schuld? "Die CDU hat sich am Anfang klar gegen die Verkehrsberuhigung verhalten", sagt Semmelbauer. "Unsinnig" war seiner Meinung nach die Umfrage zur Verkehrsberuhigung im westlichen Eschersheim, die die CDU gegen die rot-grüne Opposition durchsetzte. Nach langen Diskussionen sei nicht mehr als ein "Bruchteil der Bögen" zurückgekommen. Semmelbauer: "Die Bürger, die interessiert sind, die melden sich auch in einer Anhörung!"
Zufrieden ist nur die CDU - damit, daß die Grünen "mit ihrer radikalen Lösung abgeblitzt sind", so der Fraktionsvorsitzende Hans-Günter Müller. Zufrieden, daß der Ortsbeirat "so gründlich arbeitet, daß es bei uns kein Fiasko à la Bornheim gibt". Außerdem: "Die ersten beiden Zonen waren beachtlich groß", sagt Müller. "Wir sind sehr viel weiter, als man meint."
Manchmal aber einigen sich auch die Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 9. Daß der "Neuner" trotz aller peinlichen Verkehrs- Debatten etwas geschafft hat - davon sind alle Fraktionen überzeugt. Die CDU ist froh darüber, daß die Ziehenschule erweitert wird (auf Drängen des Ortsbeirats). Über das neue Feuerwehrhaus in Ginnheim freut sich die SPD. Die Grünen sind zufrieden mit der Fahrrad-Verbindung, die demnächst östlich der Eschersheimer Landstraße entlang in die Innenstadt führen wird.
Einig in der Betroffenheit waren sich die Stadtteilparlamentarier auch am 26. November letzten Jahres: An diesem Tag starb Gerda Sklorz. Die resolute Christdemokratin hatte dem Gremium seit seiner Gründung vor 20 Jahren angehört und ihm seit 1989 vorgestanden. *sen
MAINTAL. Der Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Maintal-Bischofsheim eG sucht einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der bisherige Vorsitzende Winfried Bös hat am späten Montagnachmittag über die Hanauer Anwaltskanzlei Nickel, Dröse & Partner doch noch "eine gütliche Trennung" erreicht, wie Aufsichtsratsvorsitzender Friedrich Grimm gestern auf Anfrage der FRbestätigte.
"Die erzielte Einigung kommt einer ordentlichen Kündigung gleich", kommentierte Grimm. "Herr Bös ist aus dem Vorstand ausgeschieden." Das Gespräch habe sozusagen "in letzter Minute" vor der Mitgliederversammlung stattgefunden, die am Montagabend über die "Abberufung" von Bös entscheiden sollte. Grimm: "Die Versammlung hatte somit keine Entscheidung mehr zu treffen. Es war ein reiner Informationsabend."
Winfried Bös war, wie mehrfach berichtet, aufgrund einer politischen Anzeige ins Schußfeld des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Bonn geraten.
BVR-Präsident Wolfgang Grüger hatte sich bei Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth für die - seiner Meinung nach alle Bundestagsabgeordneten diffamierende und den Ruf des ganzen Verbandes gefährdende - Anzeige aus Maintal entschuldigt und versichert, der BVR werde sich darum bemühen, daß Bös "abberufen" werde.
Der Genossenschaftsverband Hessen/ Rheinland-Pfalz/Thüringen setzte nach und forderte vom Maintaler Aufsichtsrat eine Entscheidung, die indes mehrfach hinausgezögert wurde und schließlich der Mitgliederversammlung überlassen werden sollte, nachdem mehrere Versuche einer "gütlichen Einigung" gescheitert waren. Grimm nannte jetzt auch den Grund: Bös sei zu den Terminen gar nicht erschienen.
Mit der Entscheidung, die Mitgliederversammlung einzuberufen, war Winfried Bös vorläufig von seinen Aufgaben entbunden und Aufsichtsratsmitglied Friedel Burger befristet in den Vorstand gewählt worden. Laut Grimm wird Burger die Funktion bis zur Neubesetzung des Postens behalten.
Winfried Bös war gestern für die FR nicht zu erreichen. Rechtsanwalt Harald Nickel eklärte auf Anfrage, von Kündigung könne nicht die Rede sein. Vielmehr sei aufgrund der Belastungen des Vorstandsvorsitzenden von diesem selbst "ein vergleichswürdiger Aufhebungsvertrag" angeboten worden, der nach Verhandlungen über die materiellen Voraussetzungen schließlich vom Aufsichtsrat auch mit Wirkung zum 30. April akzeptiert worden sei. HELMUT POMPLUN
FRANKFURT-NORDWEST. Wut und Enttäuschung - das ist die Bilanz der Bürgerinitiativen, die sich im Ortsbeirat 9 vier Jahre lang für Verkehrsberuhigung engagierten. "Der Ortsbeirat verschleppt und verzögert", ärgern sich die Anwohner, die sich im Viertel um die Kurhessenstraße für Verkehrsberuhigung starkmachen, und rüffeln: "Nichts ist passiert!"
Auch die Initiative "Kirchhainer Straße/Burgholzer Platz" ist unzufrieden mit dem Gremium. Seit Jahren arbeitet sie dafür, daß sich in ihrem Viertel, durch das der Durchgangsverkehr dröhnt, etwas ändert. "Die Parteien wollten die Verkehrsberuhigung gar nicht", moniert Gunter Westenberger, der nicht müde wird, sich in jeder Bürgerfragestunde nach dem neusten Stand zu erkundigen. Ein letzter Beschluß steht noch immer aus.
"Verhinderungspolitik" wirft die "Initiative der Bürger in Alt-Eschersheim" dem Gremium in einem offenen Brief an Planungsdezernent Martin Wentz vor. "Der Ortsbeirat 9, der sich ohnehin mit der Bürgerbeteiligung äußerst schwer tut, ist offensichtlich nicht bereit, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchzuführen", so die Kritik. Die Debatten sollen ihrer Meinung nach lediglich "hinhalten".
Abgeblitzt sind auch Anwohner, die in der Dornbuschsiedlung eine veränderte Verkehrsführung mittels einer Sperre in der Fritz-Tarnow-Straße forderten - dies ließ der Ortsbeirat nicht einmal vom beauftragten Planungsbüro BGS überprüfen.
Inzwischen mischen sich auch andere ein. Der Elternbeirat der Kindertagesstätte 89 Am Lindenbaum hofft auf "weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen". Deren Sprecher Christoph Rauschenberger: "Zwar wurden bereits Tempo-30-Schilder aufgestellt, aber tatsächlich hat der Verkehr dort eine deutlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit." *sen
ULRICH ONNEKEN, Kreistagsabgeordneter der Grünen von 1985 bis 1989, ist am vergangenen Donnerstag, wenige Wochen vor seinem 68. Geburtstag, in Friedrichsdorf gestorben. Onneken, der der Partei der Grünen seit 1980 angehörte, war zugleich engagiertes Mitglied der Friedensbewegung und internationaler Menschenrechtsorganisationen.Roth: Verzögerung ist Schuld der Stadt
In der Auseinandersetzung um eine möglichst zügige Abwicklung der Asylverfahren kriminell gewordener Asylbewerber hat die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) vorgeworfen, er selbst habe zu verantworten, daß diese Verfahren so lange dauerten. Petra Roth: "Fakt ist doch, daß die Stadt Frankfurt am Main monatelang keinerlei Meldungen über straffällig gewordene Asylbewerber an die bundesdeutschen Zentralbehörden weitergegeben hat. Damit trägt sie die Verantwortung dafür, daß in diesen Fällen keine beschleunigte Entscheidung über die Asylanträge erfolgen konnte."
Wie berichtet, hatte die Stadt tatsächlich erst im September vergangenen Jahres solche Fälle an das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge mit dem Ziel schnellerer Abschiebung gemeldet. Stadtrat Vandreike hatte erklärt, erst durch eine Veröffentlichung in der FR Kenntnis von einem Erlaß des Bundesinnenministeriums vom Mai erfahren zu haben, in dem das Zirndorfer Amt angewiesen wurde, hier Prioritäten zu setzen.
In der Folgezeit hatte die Frankfurter Ausländerbehörde 16 Asylbewerber an das Bundesamt gemeldet. Erst jüngst hatte der Stadtrat gerügt, daß entweder Akten nicht nach Frankfurt zurückgeschickt werden oder es bis zu sechs Wochen dauere, bevor die hiesige Ausländerbehörde Kenntnis von ablehnenden Bescheiden des Bundesamtes bekomme. Petra Roth hingegen vertrat jetzt die Ansicht, das Bundesamt habe in diesen Fällen binnen weniger Tage entschieden. enk
HANAU. Der Mensch stand für den Bildhauer Albrecht Glenz stets im Mittelpunkt. Die Stadt Hanau würdigt sein über Hanau hinaus bekanntes Werk jetzt in einer umfangreichen Ausstellung in der Galerie des Museums Schloß Philippsruhe. Wegen seiner zahlreichen Arbeiten im öffentlichen Raum, dazu gehört auch die Märchenskulptur "Die sechs Schwäne" am Freiheitsplatz, und seiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer der Hanauer Zeichenakademie war der 1990 verstorbene Künstler insbesondere bei vielen Hanauer Bürgern bekannt.
Die Schau im Schloß Philippsruhe lenkt den Blick auch auf die unbekannteren Seiten seines künstlerischen Werkes: Tusche- oder Kohlezeichnungen, die teils als Skizzen zu den Plastiken, teils als eigenständige Arbeiten Gültigkeit haben. Wie in der Plastik auch hält sich Glenz dabei überwiegend an die figürliche Darstellung: Neben einfühlsamen Akten und mit sicherem Strich umrissenen Figurengruppen skizziert er jedoch auch Landschaften.
Von besonderem Reiz sind die Zeichnungen und Plastiken, in denen Glenz die Aussage auf das Wesentliche reduziert und damit an Ausdruckskraft gewinnt. Wie der Künstler selbst formulierte, geht es ihm um "die Entwicklung eines Sinnbildes" für den Gegenstand der Darstellung. Dabei bedient er sich der "Konzentration und Abstraktion" bis zur "adäquaten Erfindung" der Form. Die bleibt bis auf wenige kleine Zeichnungen, die sich ganz vom Abbild lösen, jedoch noch immer erkennbar.
Von der Unbestimmtheit der stark abstrahierenden Werke, insbesondere der Bronzereliefs, bei denen die Linien der Figuren manchmal nur noch erahnbar sind, geht eine geheimnisvolle, fast mythische Kraft aus. Ihr sakraler Charakter entspricht einem wichtigen Tätigkeitsfeld des Künstlers: Er schuf viele Arbeiten für kirchliche Auftraggeber in Hanau, Frankfurt, Göttingen und Erbach, so beispielsweise auch das Altarkreuz und die Leuchter für die Hanauer Christuskirche 1962 und den Klappaltar für die Stephanuskirche in Göttingen, an dem er von 1979 bis 1980 arbeitete.
Die Ausstellung zeigt auch die frühen Arbeiten, Elfenbeinschnitzereien um 1925 und erste noch stark naturalistisch geprägte Akte. 1907 in Erbach als Sohn des Elfenbeinschnitzers Otto Glenz geboren, wuchs der junge Albrecht mit der Liebe zur Kunst und dem handwerklichen Können des Vaters auf. Nach der Schule absolvierte er die Fachschule für Elfenbeinschnitzerei und studierte anschließend bildende Kunst in München und Düsseldorf. Nach Auslandsaufenthalten ließ sich der junge Mann zunächst in Frankfurt nieder, wo er lange Jahre seinen künstlerischen Schwerpunkt hatte. Nach dem Krieg wurde Glenz, der inzwischen eine Familie gegründet hatte, Leiter der Elfenbeinschule in Erbach.
Die Zeichenakademie, an die er 1955 als Dozent versetzt wurde, führte ihn nach Hanau. Bis 1970 war er an der Einrichtung Dozent und arbeitete anschließend als freischaffender Bildhauer in der Brüder-Grimm-Stadt. Seit 1960 bekam er regelmäßig Aufträge aus dem kirchlichen und öffentlichen Bereich, unter anderem auch für die Wandplastik im Schwurgerichtssaal des Hanauer Landgerichts.
Die Ausstellung im Schloß Philippsruhe, die sich schwerpunktmäßig den freien Arbeiten widmet, ist nach seinen drei wichtigsten thematischen Schwerpunkten gegliedert: Neben der figürlichen Darstellung in Skulptur, Relief und Zeichnung beschäftigte sich der Bildhauer viele Jahre lang mit einer ausgearbeiteten, abstrakten Form: dem "Lebensbaum", den er in unterschiedlichsten Materialien von Lindenholz bis Bronze nach der gleichen formalen, geometrisch bestimmten Gesetzmäßigkeit umsetzt. Bei der Beschäftigung mit dem "Wald" - ob in beweglichen, großformatigen Kupferskulpturen oder graphischen Arbeiten - konzentriert sich Albrecht Glenz auf die Linien der Stämme und Äste und ihre räumliche Zuordnung, Elemente, die er später auch in anderen Arbeiten wieder aufgreift.
Die Ausstellung wird bis zum 18. April gezeigt. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.
REGINE SCHLETT
FRANKFURT-WEST. Drogenszene, Rotlicht-Milieu, Kriminalität, große Bauprojekte, unerträgliches Verkehrsaufkommen und, und, und . . . In so mancher Großstadt passiert weniger als allein im Ortsbezirk 1 (Gallus, Gutleut, Bahnhof, Innenstadt). Dort sind alle Probleme zuhause, die Frankfurts zweifelhaften Ruf ausmachen. An die 50 000 Menschen leben zwischen Börneplatz und Mainzer Landstraße. Sorgen und Angst gibt es genug. Keine leichte Aufgabe für die 19 Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 1, die häufig nicht mehr sein können als "Puffer" zwischen Bürger und Magistrat. Basispolitik als Katalysator für aufgebrachte Gefühle und angestaute Aggressionen.
Denn was können die Frauen und Männer in den drei Fraktionen schon an den komplexen Problemen ändern? "Wir haben nur eine Mittlerfunktion", sagt Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD). Und eines haben die Politiker im Ortsbeirat 1 schon längst begriffen - im Gegensatz zu manch hochrangigem Volksvertreter: Mit plumper Parteipolitik und großen Versprechungen ist den Bürgern am wenigsten gedient.
"Wir arbeiten halt gemeinsam im Interesse der Bürger", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Heilmann, "trotz mancher grundsätzlicher Meinungsverschiedenheit." So war es auch in der ausgehenden Wahlperiode: Deshalb ist es kaum verwunderlich, daß die drei Fraktionsvorsitzenden und der Ortsvorsteher das gleiche Fazit ziehen: "Wir sind unzufrieden." CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Zollmann bemängelt: "Wir werden nicht ernstgenommen." Ortsvorsteher Hupe beklagt: "Das Verhältnis mit der Verwaltung ist sehr schwierig."
Die Enttäuschung kommt nicht von ungefähr. Gerade beim Thema Verkehrsberuhigung haben die Stadtteilpolitiker zwei Niederlagen einstecken müssen. Von den neuen Rechten der Ortsbeiräte hat der "Einser" wenig gehabt: So wollten die Stadtteilpolitiker im Rahmen von Tempo 30 die Friedrich-Ebert-Siedlung beruhigen, Ackermann- und Sondershausenstraße für den Durchgangsverkehr sperren. Die Tempo-30-Kommission lehnte ab. Grund: Die beiden Straßen seien die einzige Verbindung zwischen Mainzer Landstraße und Kleyerstraße. Mit einer leicht veränderten Verkehrsführung sollten die vielen Autos von der Frankenallee verdrängt werden. Die Absage der Kommission flatterte den Stadtteilpolitikern kürzlich erst auf den Tisch.
Auf den Verkehr in der Innenstadt können die Freizeitpolitiker ohenhin kaum Einfluß nehmen, Gesamtkonzepte behält sich die Stadt vor. Die Altstadt um die Fischerfeldstraße beispielsweise beruhigen die Ämter im Alleingang. Die Mitbestimmung des Ortsbeirats hört bei Radwegen rund um die Zeil, wie sie die Grünen-Fraktion fordert, auf.
"Aber wir haben einiges für den öffentlichen Nahverkehr erreicht", blickt Andreas Laeuen (Grüne) zurück. So hält der 37er Bus im Gutleut ab 20 Uhr nach Bedarf und fährt jetzt eine "Schleife" über den Hauptbahnhof. Und die Straßenbahnlinie 11 (Höchst - Fechenheim) wurde ins Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr aufgenommen.
Die 1989 erweiterten Rechte erlauben den Ortsbeiräten auch, Straßen und Plätze zu benennen. Der Ortsbeirat 1 durfte das im Fall "Friedrich-Stoltze-Platz" erst einmal nicht. Die Stadt lehnte den Vorschlag ab, dem Platz hinter der Katharinenkirche den Namen des Frankfurter Volksdichters zu geben. Der Ortsbeirat ließ nicht locker und drohte gar mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht - mit Erfolg. Zollmann: "Darauf sind wir besonders stolz."
Mit der Umbenennung des Theaterplatzes in "Willy-Brandt-Platz" wird es wohl keine Schwierigkeiten geben. Den entsprechenden Antrag schickten SPD und Grüne in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl gegen den Willen der CDU auf den Weg. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war spontan von der Idee begeistert.
Ansonsten versteht Ortsvorsteher Hupe das Stadtteilgremium als "Hilfsorgan", das seine Wünsche und die Anregungen der Bürger auf unzähligen Anträgen formuliert. Hupe: "Wir haben bei allen Angelegenheiten ein bißchen unsere Hände mit drin." Beispielsweise bei den Neubaugebieten im Ortsbezirk "sind wir immer am Ball gelieben", erinnert sich Heilmann. Auf Drängen des Ortsbeirats wurden in der Anspacher Straße auch Sozialwohnungen errichtet, im "Galluspark" bekommt das Gallus Theater sein neues Domizil und am Westhafen - die Pläne stellte Dezernent Martin Wentz vor drei Wochen vor - entsteht ein Kindergarten. Das sind nur einige Beispiele von vielen.
Gerade von den Neubaugebieten erhoffen sich die Ortsbeiräte ein besseres Klima in den Stadtteilen. Die neuen Bewohner sorgen für eine andere soziale Struktur. "Der Westhafen wird im Gutleut einiges verändern", glaubt Hupe, vielleicht auch die Situation am Rottweiler Platz entschärfen. "Betuchtere Leute" werden dann im Gutleut wohnen. Den "antiquierten" Begriff von der "gesunden sozialen Mischung", der in mancher Sitzung des Ortsbeirats überstrapaziert wurde, benutzt der Ortsvorsteher allerdings nur ungern. Grünen-Fraktionssprecher Laeuen ist nicht nur begeistert über die Neubaugebiete mit den teilweise schicken Wohnungen. "Der Galluspark zieht auch teure Geschäfte ins Viertel." Schon jetzt "müssen viele Leute in der Innenstadt einkaufen gehen".
In einem sind sich die Fraktionen aber grundsätzlich einig: Die sogenannten sozialen Brennpunkte - wie am Rottweiler Platz - "müssen wir sehr ernst nehmen", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Zollmann, und Sozialdemokrat Heilmann ergänzt: "Allein schon wegen der rechtsextremen Parteien." So machten sich die Ortsbeiräte stets für soziale Einrichtungen wie das Mädchenhaus in der Hufnagelstraße stark oder setzten das Betreuungsangebot in der Ackermannschule durch. Über die Situation am Rottweiler Platz wollen sich die Stadtteilpolitiker Anfang März bei einer Bürgeranhörung informieren. Einstimmig verabschiedeten die Fraktionen Anträge gegen die Vertreibung von Mietern aus dem Bahnhofsviertel.
Zu den wenigen Streitpunkten im "Einser" gehört allerdings die neue Sperrgebietsverordnung. Die SPD-Fraktion liegt ganz auf einer Linie mit der Stadt, die CDU ist nach wie vor gegen eine Toleranzzone, und die Grünen wollen generell "das bunte Viertel erhalten", wie Fraktionssprecher Laeuen formuliert. Doch ideologische Gefechte haben die Fraktionen selten geführt. "Dafür haben wir gar keine Zeit", meint Sozialdemokrat Heilmann, "bei den vielen Problemen." cob
FRANKFURT-NORDWEST. Das sei alles keine Arbeit für ihn, erklärte Karl Oertl immer wieder. Das mache ihm Spaß. Der Sicherheitsmanager der Titus- Thermen redet auch sonst gern und viel; etwa beim Karneval. Er unterhält beispielsweise die einzige Büttenrednerschule in Deutschland. Doch diesmal ging es nicht um Närrisches, bunt waren die Dias allerdings, die Oertl im großen Saal des Bürgerhauses der Nordweststadt einer Gruppe von Senioren vorführte und erläuterte. Er hatte die Fotos bei einer Reise nach Mexiko aufgenommen.
Oertl hatte alles in Bildern festgehalten, was ihn in Mexiko faszinierte, so die exotische Pflanzenwelt, dichte Palmenwälder ebenso wie bizarre Kakteen zwischen steinigen Hügeln. Er zeigte Aufnahmen von Land und Leuten, indianische Märkte, die berühmten Felsenspringer von Acapluco, die moderne Stadt Mexico-City genauso wie die alten Kulturdenkmäler der Azteken und Mayas. Dazu plauderte er über seine Eindrücke während der vierwöchigen Reise, beantwortete Fragen, freute sich sehr über die Anerkennung eines Ehepaares, das selbst schon in Mexiko gewesen war und nun in Erinnerungen schwelgen konnte.
Der Nachmittag hatte mit einer gemütlichen Kaffeetafel begonnen. Nur zögernd brachen die Senioren am Ende des Vortrags auf. So etwas, meinten viele von ihnen, müßte es öfters geben. "Schade", sagte eine Frau, "daß wir das nicht jeden Monat haben können." Karl Oertl bedauerte: Leider seien im Etat weitere Nachmittage für Senioren nicht vorgesehen. Dabei habe er durchaus gute Ideen. Er könne noch über eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn berichten, über Reisen nach Ceylon und Spanien. Auch an einige Stunden mit musikalischer Unterhaltung habe er gedacht, sogar an einen Ausflug.
Schreiben Sie einfach an die "Titus- Thermen" tröstete er die Senioren, "wenn genügend Zuschriften kommen, tut sich ja vielleicht etwas." *li
FRANKFURT-NORDWEST. Zu Barney B. Hallmanns Lieblingsautoren zählt Kurt Tucholsky. Der Rezitator aus Kiel trägt deshalb gerne dessen Gedichte und Satirestücke vor. "Wenn schon Tucholsky, dann muß man auch Farbe bekennen", meinte er und band sich ein knallrotes Halstuch um.
Hallsmann ist Autodidakt in diesem Metier. Sein Geld verdient er als Beamter. In Rezitationen, seinem Hobby, übt er sich seit zehn Jahren; seit etwa fünf bis sechs Jahren tritt er vor größerem Publikum auf. Er will noch besser und bekannter werden: Arbeit gehört dazu, Sprach- und Schauspieltechniken sind Voraussetzung. Zu seinem Repertoire gehören auch Texte von Büchner, Hesse, Ossietzky, Ringelnatz und Kästner. Hallmann wußte sein Publikum zu fesseln. Überzeugend unter anderem sein "völlig blauer" Gemüseladenbesitzer, der im Berliner Wahlkampf der Weimarer Republik auf Versammlungen staatsbürgerliche Erkenntnisse sammelt. Zuweilen ersetzt Hallmann Textstellen durch aktuelle Bezüge. So wurde aus der unter "kaiserlichem Zwang" eine unter "alliiertem Zwang" gegründete Republik. Und im Gedicht über die Sozialdemokratie ("wie ein Radieschen - außen rot und innen weiß") erschienen bei ihm die Namen Engholm, Klose und Renger. "Man hat nicht immer ein historisch informiertes Publikum", erläutert er dazu, "und bis auf solche Kleinigkeiten sind Tucholsky- Texte ja heute mehr als aktuell."
Hallmann macht das Rezitieren sichtlich Spaß - und den vermittelt er auch seinem Publikum im Clubraum des Hauses Am Brückengarten 9 a. Eingeladen zu diesem Literatur-Vormittag hatte der SPD-Ortsverein Eschersheim. Die Matinee gehört zu der Reihe "Kultur in Eschersheim". In diesem Programm hatten sich in Eschersheim bereits die Schriftsteller Valentin Senger und Herbert Stettner vorgestellt, außerdem war der Talkmaster und Liedermacher Dr. Diether Dehm (SPD) aufgetreten.
Ortsvereinsvorsitzender Karl Semmelbauer hatte unter den Gästen besonders die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Rainer Henze sowie Ortsbeiratsmitglied Beatrix Henze begrüßt. Er freue sich, sagte er, daß so viele Gäste in den Club gekommen sein, obwohl es in Eschersheim zur gleichen Zeit eine weitere Veranstaltung gebe.
In den Pausen zwischen den Rezitationen bot der SPD-Ortsverein einen Imbiß an, zur Nachkarnevalzeit passend ein Heringsessen. Mitglieder des Ortsvereins hatten dazu einige Schüsseln voll der delikaten Speise gespendet. Die Gäste hatten die Auswahl zwischen verschiedenen Zubereitungsarten, die aber offenbar alle gleich gut mundeten.
Semmelbauer versprach, die Reihe "Kultur in Eschersheim", die inzwischen gut angekommen sei, bald fortzusetzen. *li
FRANKFURT-NORDWEST. Franz Kafka war Vegetarier, Ernest Hemingway ein unersättlicher Gourmet und fanatischer Wildjäger. Honoré de Balzac trank während der Arbeit Unmengen von Kaffee, William Faulkner begab sich von Zeit zu Zeit in die Tiefen des Whiskey-Rausches und George Sand rauchte Zigarren - Essen, Trinken und Literatur, das ist seit ewigen Zeiten etwas gewesen, über das viel geschrieben und geredet wurde.
In der Nordweststadtbücherei wurde vor einem Jahr die Idee geboren, Kultur (und dazu gehört Literatur immer noch) und Kulinarisches zu verbinden. Das Ergebnis dieser Überlegungen war die Reihe "Kulturbuffet", die interessante und außergewöhliche Themen aufgriff und gleichzeitig die Besucher zum Essen einlud. Jetzt feierten die Organisatoren - die Stadtteilzentren Nord und Nordwest der Volkshochschule (VHS), die Katholische Familienbildung, das Resozialisierungsprojekt der VHS Preungesheim und die Stadtteilbücherei - einjähriges Bestehen mit einem amüsant-humorigen Programm unter dem Motto: "Essen-Trinken-Fasten".
Moderator Jürgen Engelhardt, ein in Frankfurt lebender Autor, versprach literarische Preziosen vom Mittelalter bis zur Moderne. Und er hielt sein Wort. War schon der Auszug aus Norbert Elias' Buch über die Zivilisation (Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der VHS, las daraus über mittelalterliche Eßgewohnheiten der "tierisch veranlagten Menschen") ein sprichwörtliches Vergnügen, steigerte sich dies in der Folge noch beträchtlich.
Aus Großmutters Kochbuch erfuhren die Besucher von den enormen Schwierigkeiten beim Zerlegen der prallen Weihnachtsgans und ein paar Lebensweisheiten ("das Kochen ist eine Kunst, zu der man den Geist benötigt"). Die Mitglieder des Reso-Projektes lasen anschließend in verteilten Rollen Mark Twains krude Erzählung "Der Menschenfresser in der Eisenbahn", Jürgen Engelhardt nahm danch den Zeitgeist kritisch- ironisch unter die Lupe - ein wahrer (satirischer) Genuß.
Welch ein Glück (denkt man an die kannibalistischen Szenen bei Twain), daß die Gäste gestärkt an den Tischen saßen. Denn von 18 bis 19 Uhr war das Buffet geöffnet. Zum Selbstkostenpreis boten die Frauen des Resoprojektes, die die Reihe seit einem Jahr kulinarisch betreuen, Salate, Suppen und andere Leckereien an. Dazu ein Glas Wein, charmante Salonmusik vom Band - die Atmosphäre glich beinahe der Stimmung in einem (Frankfurter?) Caféhaus. Das ist Konzept der "Macher": "Die Besucher sollen Lust an der Kultur bekommen", sagte einer der Initiatoren.
Das gelang. Als Experiment gedacht, erwies sich das "Kulturbuffet" als voller Erfolg. Zu den Abenden kamen regelmäßig zwischen 40 und 100 Besucher, ob es nun zu den Themen "Knastliteratur", "Argentinischer Tango" oder "Tod als Geschäft" war. Lioba Kunz von der Katholischen Familienbildung glaubt, daß es auch an den ausgefallenen Ideen ("Wir erfinden die Themen") liegt: "Das ist einmal etwas anderes, als herkömmliche Kulturveranstaltungen bieten.
Denkt man an Mark Twains großartige und mit Verve deklamierte Geschichte, ist dieser Eindruck sicher richtig. Die Verbindung zwischen Erzählern und Publikum ist in der Bücherei enger als in irgendwelchen dunklen, anonymen Sälen. Im nächsten Jahr wird es, das steht fest, einmal im Monat, jeweils am letzten Donnerstag, das "Kulturbuffet" geben. Gehen Sie mal hin - es lohnt sich! *jot
Interview mit Kristofer Lamos, Hochspringer der LG Frankfurt. "Zehn Uhr", hatte er am Tag zuvor gesagt, "ist eine gute Zeit". Um zehn Uhr im Olympiastützpunkt Frankfurt an der Otto-Fleck- Schneise, Sportlerheim: In der Küche frühstücken ein paar Volleyballer, im Kraftraum stemmt ein kleiner, muskulöser Mann Gewichte, und Kristofer Lamos - schläft. Die schwarzen Haare zerzaust, die Knie angezogen, die Arme um das Kissen geschlungen. Die Putzfrau weckt Kristofer Lamos. Wenig später sitzt er in seinem Sessel, die Haare mit Gel gebändigt, Kaugummi kauend, und sagt: "Gestern abend habe ich gut trainiert, da war ich so müde. Ich habe den Wecker nicht gehört".
Kristofer Lamos ist ein ausgeschlafener Junge. Das denkt, wer ihn grinsen sieht, das merkt, wer ihn hochspringen sieht. Ein schlaksiger Kerl, 1,90 Meter groß, nur 78 Kilogramm schwer und erst 19 Jahre alt. Kristofer Lamos nimmt die Höhe meist im ersten Versuch und er läßt die Meßlatte höher legen als alle anderen seines Alters in Deutschland.
Vergangenes Wochenende beispielsweise beim Junioren-Länderkampf gegen Weißrußland, Rußland und Bulgarien in Minsk. 2,00 Meter überquerte er mit dem ersten Sprung, 2,03, 2,06 ebenso, bei 2,09 bedurfte es einen zweiten Versuch, 2,12 und 2,15 Meter nahm er wieder problemlos. Wieviel Zentimeter zwischen ihm und dem nächstbesten lagen, weiß er gar nicht. "2,09 ist der gesprungen, oder vielleicht auch 2,12." Kristofer Lamos orientiert sich in erster Linie an sich und dem, was er bisher geleistet hat. 2,20 Meter nennt er als sein bestes Resultat, gesprungen vergangenes Jahr bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul. Fünfter war er damals. Dieses Jahr darf er noch immer in der Juniorenklasse starten, und deshalb soll es bei den europäischen Nachwuchsmeisterschaften im Spätsommer nach Möglichkeit ein Platz unter den ersten dreien sein. 2,20 Meter, glaubt Lamos, würden da wohl schon reichen.
Auf dieser Höhe war er diesen Winter nicht. Die deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften gewann er mit 2,13 Meter, sein sechster nationaler Titel, das höchste der Gefühle waren die 2,15 Meter von Minsk. Zu wenig, findet Lamos, "ich habe mehr erwartet". Daß es nicht mehr geworden ist, lag daran, daß er mehr getan hat diesen Winter. Zu viel trainiert vielleicht, oft zweimal täglich, und dazu "mich noch falsch ernährt". Fast nur Nudeln, erzählt Lamos, habe er gegessen. Der Körper bekam nicht genug Mineralstoffe, vor allem an Eisen mangelte es. "Ich war total schlapp und lahm", erinnert sich der Schüler an den Dezember. Eine Blutuntersuchung gab Aufschluß, im Januar wurde Lamos wieder aufgepäppelt, reduzierte das Training auf einmal täglich, und näherte sich im Februar wieder den besten Höhen an.
Noch höher soll es in Zukunft hinaus gehen. Wie, ist klar: mit viel Training und noch mehr Schlaf. RONALD RENG
gb FRANKFURT A. M., 2. März. Mit einem umfassenden Sicherheitsprogramm für die Chemieanlagen in Hessen will Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sicherstellen, daß künftig Unfälle wie der von Frankfurt-Griesheim mit technischen Mitteln verhindert werden. Der hessische Umweltminister stellte am Dienstag in Wiesbaden das Programm vor, das bereits wenige Tage nach dem Unfall anlief.
Im Rahmen des Sicherheitsprogramms sollen alle vergleichbaren Chemieanlagen in Hessen überprüft werden. Nach Angaben des Ministers handelt es sich dabei um rund 100 der insgesamt 300 hessische Chemieanlagen, in denen chemische Reaktionen mit Druckentlastungseinrichtungen wie etwa Berstscheiben oder Sicherheitsventilen stattfinden. Für diese Anlagen sei nach der Störfallverordnung eine Sicherheitsanalyse vorgeschrieben. Unabhängige technische Überwachungsvereine sollen im Auftrag der Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter die Anlagen überprüfen.
Dabei sollen sie feststellen, ob alle technischen Möglichkeiten, die dem Stand der Sicherheitstechnik entsprechen, installiert sind. Auch sollen sie prüfen, ob alle notwendigen organisatorischen Maßnahmen ergriffen worden seien, um eine Freisetzung von Schadstoffen auszuschließen.
WIESBADEN. Mit einem Kabarettfest für ein "buntes Wiesbaden" gehen die Grünen der Landeshauptstadt am Mittwoch, 3. März, in die Endphase des Wahlkampfs. Auf dem Programm stehen ein "Hirnaktivierendes Sprachgewitter" von Thomas Reis, eine "Gnadenlose Alltagssatire" über "Märchenprinzen" und ein Bericht über den "Tosenden Geschlechterkampf" mit dem Titel "Herrchens Frauchen".
Beginn: 20 Uhr in der Wartburg, Schwalbacher Straße. maf
MÖRFELDEN. Jahreshauptversammlung ist am Freitag, 5. März, ab 20 Uhr im Gasthaus "Zum Wiesenthal" bei der Mörfelder Gruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV), Naturschutzbund Deutschland, angesagt. Auf der Tagesordnung stehen Vorstandswahlen. Vor kurzem haben die Vogelfreunde ein Paar Schleiereulen entdeckt. cas
Kleine Fr
Die Ausländerbehörde, Schillerplatz 1, bleibt wegen ihrer Umorganisation in der Woche vom 8. bis 12. März geschlossen. Unter der Rufnummer 31 21 16 wird ein telefonischer Notdienst eingerichtet.
Auf Einladung des Volksbildungswerks Bierstadt referiert Dr. Margot Reichenbacher am Donnerstag, 4. März, um 19.30 Uhr in der Theodor-Fliedner-Schule, Biegerstraße, über "Eßstörungen bei Jugendlichen".Fußball verbindet
Unter dem Motto "Fußball verbindet" veranstaltet das Kinder- und Jugendzentrum am Samstag, 6. März, ein internationales Hallenturnier mit deutschen, griechischen, marokkanischen und türkischen Hobbymannschaften. Anpfiff ist um 13 Uhr in der Dyckerhoffsporthalle, die Siegerehrung folgt abends im Biebricher Jugendzentrum, Bunsenstraße 6.
Im Kurhaus gastiert am Sonntag, 7. März, um 11 Uhr das Elvira-Quartett aus Dijon mit einem Konzert. Die Musiker des Conservatoire de Dijon spielen Werke von Haydn, Ravel und Schostakowitsch.Wir gratulieren
Herrn Heinrich Blum, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.
Herrn Gustav Jansen, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Herrn Otto Dorenter, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Erich Franz, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Ruth Wagner, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Pieter Van&rquote;tHof, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Otto Röth, Kloppenheim, zum 87. Geburtstag.
Frau Irmgard Schmeer, Okarben, zum 76. Geburtstag.
Herrn Erich Schröder, Okarben, zum 70. Geburtstag.
Frau Charlotte Bormann, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
WIESBADEN. Wie wird man eine gute Tänzerin, ein guter Tänzer? Das zeigen Lehrer und Schüler der Tanzschule Weber erstmals in einer "Jazz-Ballett-Step- Matinee" am Sonntag, 7. März, von 11 und 14 Uhr in der Wilhelmstraße 36. Auf dem Programm stehen 23 Darbietungen verschiedener Jazz-, Ballett- und Stepgruppen aller Alters- und Leistungsklassen. Am bekanntesten sind die Jazztänzer: ihre Schritte und Figuren sind "Weltspitze". Dietmar Knolls Training brachte ihnen den Meisterschaftstitel ein. maf
WIESBADEN. Eine "Woche der Brüderlichkeit" richtet die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im März aus.
Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe am heutigen Donnerstag, 4. März, um 19 Uhr im Rathaus mit einem Vortrag von Rabbiner Ehud Bandel aus Jerusalem über die Arbeit von mehr als 120 Rabbinern, die sich als Verteidiger der Menschenrechte verstehen und deren Verletzungen - auch durch Israelis - aufdekken.
Dr. Werner Jochmann, Professor für Zeitgeschichte an der Hamburger Universität, spricht am Dienstag, 16. März, um 19.30 Uhr im Roncalli-Haus, Friedrichstraße, über "Politik, Gesellschaft und Antisemitismus".
Höhepunkt ist am Sonntag, 14. März, im Plenarsaal des Hessischen Landtags ein Festakt, zu dem auch der frühere Botschafter Dr. Niels Hansen erwartet wird. Er hält die Festansprache über "Deutschland und Israel - Besondere Beziehungen im Wandel".
Die "Woche der Brüderlichkeit" klingt aus mit einem Konzert am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Landtag. Das Collegium Musicum Judaicum aus Amsterdam spielt "Musik der Bibel". maf
WIESBADEN. Nach dem Hubschrauber-Absturz auf dem Erbenheimer Flugplatz am 23. Februar, bei dem vier US- Soldaten getötet und vier weitere schwer verletzt wurden, hat die Bürgerinitiative "Keine Reaktivierung des Erbenheimer Flugplatzes" ihre Forderung nach einer "Null-Lösung" auf der Air-Base bekräftigt.
Horst Domes, Sprecher der Bürgerinitiative: "Wir sind nach wie vor der Auffassung, daß der Flugplatz widerrechtlich seit 1983 genutzt wird, weil bislang keine luftverkehrsrechtliche Genehmigung erteilt worden ist." Das Unglück habe einmal mehr gezeigt, mit welchen Risiken für die Bevölkerung des Rhein-Main- Gebiets der militärische Flugbetrieb verbunden sei.
Haupteinwände der BI gegen den Erbenheimer US-Flugplatz: Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestflughöhen würden unterschritten und erhöhten damit das Absturzrisiko in Wohngebieten, Gefahr durch Vogelschlag drohe wegen nahegelegener Mülldeponien, Feuchtgebiete und Seen, unzumutbarer Fluglärm in der ohnehin schon hochbelasteten Region und schließlich die Einschränkung der kommunalen Planungshoheit: Weil die Lärmgrenzwerte überschritten werden, könne das geplante Entwicklungsgebiet Nordenstadt überhaupt nicht genehmigt werden.
Die BI fordert die Bundes- und Landesregierungen, die Politiker der Städte Mainz und Wiesbaden sowie des Main- Taunus-Kreises auf, "mit allen rechtlichen und politischen Mitteln kompromißlos für die sofortige Stillegung des widerechtlichen Flugbetriebs in Erbenheim einzutreten". Und Horst Domes droht: Sollte Wiesbaden mit dem Bundesverteidigungsminister eine Vereinbarung treffen, die nicht die Null-Lösung beinhaltet, "werden wir juristische Schritte zur Erreichung unseres Ziels ergreifen". maf
Ist Dieter Kraft, dem Vertreter der Grünen im Magistrat, die Zunge ausgerutscht, als er vor einigen Wochen morgens in der Haingasse sein Auto im absoluten Halteverbot parkte, um Wahlkampfmaterial abzuliefern? Oder ist dem städtischen Hilfspolizisten, der ihn bei diesem Tun stellte, eine Drohung brachialer Art entfleucht? Das ist die Kernfrage. Und es steht, wie so oft, Aussage gegen Aussage.
Der Magistrat, nichtsdestotrotz, soll den Fall klären. Bernd Hamer, Krafts CDU-Kollege im erlauchten Gremium, will es so. Schon zweimal berieten die Haupt- und Ehrenamtlichen der Stadtregierung den Vorfall, gerade am Montag wieder anderthalb Stunden lang. Herausgekommen ist (noch) nichts. Bernd Hamer will per Tischvorlage erreichen, daß die Magistratsspitze die Sache prüft. Und dann soll Wer war wohl der wahre Wüterich? der grüne Öko-Geschäftsmann dazu Stellung nehmen.
Daß das alles "mit Wahlkampf gar nichts zu tun hat", mag man dem Christdemokraten glauben oder nicht. Eingestiegen ist er jedenfalls unter Hinweis auf eine Vorgeschichte: Danach sei Kraft schon des öfteren verbal entgleist, und Hamer will jetzt auch die älteren Fälle in die Prüfung einbezogen wissen.
Ein Stadtrat bekleide ein exponiertes Amt. Und er habe Vorbildcharakter, argumentiert der CDU-Vorsitzende. Der Grüne - Hamer fällt zu ihm das Attribut "cholerisch" ein - könne keine Sonderrechte geltend machen.
Dieter Kraft ist durchaus zu Zugeständnissen bereit. Einmal, vor Jahren, habe er sich in der Tat in einer ähnlichen Lage vergaloppiert, sei anschließend ins Stadthaus gegangen, um sich zu entschuldigen. Aber diesmal, so schwört er Stein und Bein, habe er sich nichts zuschulden kommen lassen: "Diesmal bin ich nicht Täter, sondern Opfer."
Für die nächste Folge ist also gesorgt. Derweil begegnen sich die beiden Kontrahenten im Magistrat nicht eisig, sondern kollegial-ironisch. Business as usual eben. Hamers Vorschlag für die Zukunft (wenn schon die Live- Aufnahme nicht geht): "Die Hipos müssen immer zu zweit laufen." Und die FR fügt an: die Bürger am besten auch. tom
WIESBADEN. Zu einem Gesamtschulmarkt, auf dem Informationen über die Arbeit hessischer Gesamtschulen feilgeboten werden, lädt der hessische Landesverband der "Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule" für Samstag, 6. März, zwischen 10 und 16 Uhr in die Klarenthaler Gesamtschule, Geschwister- Scholl-Straße 10, ein.
In mehreren Workshops für Lehrer, Eltern und Interessierte werden die Schwerpunkte der pädagogischen Konzeption reflektiert. maf
BÜDINGEN. "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry wird am heutigen Mittwoch um 15.30 Uhr im neuen Jugendzentrum an der Gymnasiumstraße aufgeführt. Die Stadtjugendpflege und die Bochumer Kultur Company laden dazu alle Kinder ab sechs Jahren ein. Das Theaterstück ist Teil der Jugendzentrums-Eröffnungs-Woche. Im zweiten Stock des alten Gymnasiums geht sie am Donnerstag, 4. März, ab 12.30 Uhr mit einem internationalen Fest weiter. Schülerinnen und Schüler der Berufsschule bereiten dazu internationale Gerichte vor. Die "Drei Eisheiligen" unterhalten mit Jonglage und Comedy.
Bereits um 11.30 Uhr kommt am Donnerstag der Schriftsteller Urs M. Fiechtner ins Jugendzentrum. Er wird dort aus einem seiner Südamerika-Bücher vorlesen. Anschließend diskutiert er mit mit Schülerinnen und Schülern des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums.
Als "Knaller" zum Schluß der Eröffnungswoche kündigt die Stadtjugendpflege ein Rockkonzert mit "Catharsis" an. Es beginnt um 20 Uhr in der Düdelsheimer Phönixhalle. Als Vorgruppe spielt "Two' s a crowd". nes
Busse und Bahnen werden in Zukunft sogar mehr kosten, weil hier ausgebaut werden muß, um den Verkehrskollaps zu verhindern, meint Hans Eichel. Wortlaut S. 5
"Unsere Planungen zum 60. Vereinsgeburtstag stehen. Das Gastspiel des Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern am 31. Mai soll der sportliche Höhepunkt sein", freut sich Werner Korb, 1. Vorsitzender des SV 1933 Kilianstädten über die Zusage der Pfälzer, auf dem Sportplatz am Wald anzutreten. Da auch Traditionsklubs wie der Deutsche Meister 91/92 nicht einfach aus Lust und Liebe zu einem Bezirksligisten in den Main- Kinzig-Kreis kommen, benötigt der SVK eine entsprechende Zuschauerresonanz. "2000 zahlende Zuschauer sind bei zehn Mark Eintritt erforderlich, um den 1. FC Kaiserslautern zu bezahlen", verweist der Vereinschef auf das Fixum für die Männer vom legendären Betzenberg. "Dieser Betrag bereitet mir Bauchschmerzen, und wir hoffen entsprechende Sponsoren zu finden, um das finanzielle Risiko abzumildern", will er tunlichst ein Defizit aus diesem Spiel vermeiden. Eine attraktive Tombola soll die Fans zudem anlocken.
Die Skepsis im Schönecker Ortsteil ist in Anbetracht von 120 Besuchern pro Bezirksliga-Heimspiel angebracht, des weiteren ist die Ortsnähe zu Frankfurt, wo jeder für wenig Geld Bundesliga "live" erleben kann, ein wesentlicher Faktor. Dabei ist der Tarif der "Lauterer" nicht einmal sonderlich hoch, Eintracht Frankfurt verlangt bei vergleichbaren Begegnungen etwa 30 000 bis 35 000 Mark. "Wir haben zwölf Bundesligisten angeschrieben. Die Lauterer haben uns zugesagt, mit ihrem kompletten Aufgebot zu diesem Tarif zu kommen", verweist Korb auf die relativ günstigen Konditionen. Der finanziell gesunde Verein, der zwischen 1987 und 1990 (Bezirksoberliga Frankfurt) seinen sportlichen Höhenflug hatte, muß derzeit selbst in der Bezirksliga Hanau um den Klassenerhalt bangen, weshalb der Besucherstrom momentan entsprechend gering ist. Gemeinsam mit Türk Gücü Hanau und Victoria Heldenbergen rangiert Kilianstädten (alle 14:26 Punkte) in der direkten Abstiegszone, lediglich Langenbergheim (11:25) ist noch schwächer.
Mit dem Festkommers (29.Mai, Bürgertreff) und dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sollen die Feierlichkeiten eingläutet werden, der Vereinsausflug (inklusive Turnierteilnahme der 1. Mannschaft) nach Waldenburg/Sachsen (11. bis 13. Juni) sowie das 3. Helmut-Dux-Turnier für E- und F-Jugend-Mannschaften (mit den Teams von Darmstadt 98, FSV Frankfurt, OFC Kickers, Borussia Fulda, Viktoria Aschaffenburg, FV Bad Vilbel etc.) am 17./18.Juli sollen weitere Glanzlichter im Jubiläumsjahr setzen.
Der SV 1933 Kilianstädten, der bis auf wenige Unterbrechungen seit elf Jahren von Werner Korb (51 Jahre) geführt wird, packt mit einer verjüngten Führungsmannschaft diese Aufgaben an. Neben Korb wurde bei der kürzlich anstehenden Jahreshauptversammlung Helmut Wagner (41) zum neuen 2.Vorsitzenden und Dieter Metz (32) zum neuen Geschäftsführer gewählt. Der bisherige "Vize" Heribert Scheib (48) fungiert fortan als Schatzmeister, Peter Anders (51) als Clubhaus-Manager. Des weiteren tragen Manfred Kühne (35) als Jugendleiter und Dieter Otto (29) als Pressewart im Hauptvorstand Verantwortung. Der agile Vorstand arbeitet längst mit Computereinsatz, wickelt die Mitgliederverwaltung und alle übrigen "schriftlichen Dinge" in dieser Weise ab.
Die miserablen Platzverhältnisse in Kilianstädten, wo ein holpriger Grasplatz (von Rasen kann keine Rede sein) sowie ein löchriger Nebenplatz (ähnelt einer Mondlandschaft) bei Aktiven und Trainern immer wieder für Verdruß (und Verletzungen) sorgen, werden sich in näherer Zukunft allerdings kaum zum Positiven verändern. "Unser Antrag auf den Bau eines Hartplatzes ist 18 Jahre alt", kann sich Wagner einen Seitenhieb Richtung Kommune nicht verkneifen. Und derzeit ist diese Forderung in der Priorittätenliste wieder nach hinten gerutscht. Im Jugendbereich blockieren die fehlenden Spielmöglichkeiten eine bessere Entwicklung, außer bei der C-, E- und F- Jugend kann der SVK im Jahr seines 60. Geburtstages keine eigenständige Nachwuchsformation vorweisen. Die B- und D- Jugend kikkt in der JSG Büdesheim/Kilianstädten, eine A-Jugend bringen beide Schönecker Ortsteile gemeinsam nicht zustande. Das ist allerdings keine Sache der Kommune.
Im Bereich der ersten Mannschaft erwies sich die Verpflichtung von Udo Gerlach, früher FC Hanau 93 und Spvgg. 1910 Langenselbold, als Flop. Seit Anfang Oktober schwingt Bernd Kuhn das Zepter als Spielertrainer. Bis auf Jockel Keilholz (1. FC Hochstadt) hatte es keinen Weggang, mit Ralf Schäfer (SV Reichelsheim), Oliver Mohn (Spvgg. Roßdorf), Thorsten Marx (Victoria Heldenbergen) und Burkhard Schleich (Spvgg. Hüttengesäß) jedoch vier Neuverpflichtungen gegeben. Dazu kam Gerlach.
Trotz intensiver Vorbereitungen (unter anderem in der HFV-Sportschule Grünberg) verlief der Start holprig, nach 2:10 Punkten (verbunden mit saftigen Niederlagen) trennte man sich von Gerlach. Dem ersten Aufschwung (8:0 Punkte) folgten weitere Rückschläge, wodurch in der Winterpause neuer Handlungsbedarf bestand. Detlef Müller (FC Büdesheim) kehrte zum SVK zurück, ist jedoch erst ab 30. März (bei entsprechender Freigabe, aber auch Trainingsleistungen) spielberechtigt. Maslum Karaali (Türk Gücü Hanau) feierte inzwischen seinen Einstand "Am Wald". Der Start ins neue Jahr (3:2 gegen Niederissigheim und 3:1 gegen Niederdorfelden) verlief optimal, gegen Eintracht Oberrodenbach (2:5) gab es jedoch einen Rückschlag. Das Motto beim SVK lautet: Zunächst den Klassenerhalt schaffen und dann als Belohnung gegen Kuntz und Co. spielen. HANS-DIETER PUTH
GELNHAUSEN. Die CDU hat den Vorwurf des SPD-Politikers Hans-Jürgen Freund zurückgewiesen, grundlos Gelnhäuser Eltern in schulpolitischen Fragen zu verunsichern. Vielmehr sei die Schulpolitik der Kreis-SPD tatsächlich ungenügend, bekräftigt der Gelnhäuser CDU- Fraktionschef Hansgeorg Engels die Kritik. Der Landrat verletze seine Pflichten als Schuldezernent. Auch die kürzlich gegründete Liste "Bürger für Gelnhausen" mischt sich in die Schuldiskussion ein. Sie wartet mit einer Idee auf, wie der Philipp-Reis-Schule zu mehr Platz verholfewn werden kann.
Freund hatte seine Parteifreunde im Landratsamt mit einer öffentlichen Erklärung gegen Gerüchte über angeblich geplante Schulschließungen verteidigt (die FR berichtete). Die Leistungen in der Schulpolitik könnten sich sehen lassen. Als Beispiele hatte Freund auch die Grundschule Roth und die Philipp-Reis- Schule angeführt.
Nach Engels Auffassung hat der im Landratsamt beschäftigte Freund mit dieser Parteinahme für seinen Dienstherren bewiesen, daß er kein Sachwalter der Gelnhäuser Interessen sein könne. Ihm sei entgangen, daß ohne die Initiative von Bürgermeister Jürgen Michaelis und dem ersten Stadtrat Hubert Müller zusätzliche Räume für die Grundschule Roth nicht gefunden worden wären. Schließlich sei es die Stadt gewesen, die die Räume zur Verfügung gestellt habe.
Trotz dieses Engagements der Stadt fehlten zu Beginn des neuen Schuljahres in Roth wegen der gestiegenen Schülerzahl schon wieder Räume, beschwert sich Engels. Aus dem Schulentwicklungsplan des Kreises, den Freund so gepriesen habe, gehe dies wohl nicht hervor.
Auch mit der Situation an der Grund- und Hauptschule Hailer-Meerholz ist die CDU unzufrieden. Nicht nur, daß es an Räumen fehle, so Engels, "in dieser Schule müssen die Lehrer sogar Material zur Fußbodenerneuerung mitbringen und die Eltern bei der Renovierung selbst Hand anlegen".
Zwar seien seit 1988 zusätzliche Räume beschlossen. Aber ein Baubeginn sei nicht in Sicht, da hierzu wohl wegen der finanziellen Schieflage des Kreises die Gelder fehlten. Demnach dürfte auch die nach Freunds Worten für 1994 geplante Erweiterung der Philipp-Reis-Schule im Stadtteil Mitte eine Fiktion über das Jahr 2000 hinaus sein.
Die prekäre Lage an der Schule mit dem Namen des Telefonerfinders unterstreichen auch die "Bürger für Gelnhausen" (BG). Sprecherin Elfriede Seipp: "Klassenräume müssen doppelt belegt werden, Fachräume werden zu Klassenzimmer umfunktioniert, kleine Nebenräume müssen für den Unterricht genutzt werden und trotzdem müssen noch Klassen nach Höchst ausgelagert werden." Die BG wollen diesen "akuten Raumnotstand" durch die Nutzung der amerikanischen Schule in Kasernennähe an der Frankfurter Straße beseitigen.
"Es müssen sofort Gespräche mit den amerikanischen Streitkräften geführt werden", verlangt Elfriede Seipp, "um sie auf die Notsituation unserer Grund- und Hauptschule aufmerksam zu machen, damit dies bei den Truppenabzugsplänen berücksichtigt werden kann." Die US- Schule sei nur noch zur Hälfte belegt. Mittlerweile würden dort schon Kinder aus anderen Garnisonsorten unterrichtet. Die BG schlagen vor, diese Kinder in Hanau zu unterrichten. Dort stehe eine neue Schule zur Verfügung, die ebenfalls nicht mehr ausgelastet sei.
Elfriede Seipp und ihre Mitstreiter wollen verhindern, daß "die dringend erforderliche Hilfe" für die Gelnhäuser Schule "durch Grundsatzdiskussionen über Schulpolitik zerredet wird". Als unabhängige Wählervereinigung gedenken sie, die "Hilfsaktion" in den städtischen Gremien voranzubringen. lex
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. LouisenApotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78; Kapersburg-Apotheke, Friedrichsdorf- Köppern, Köpperner Str. 87.
Oberursel/Steinbach. Rosengärtchen- Apotheke, Oberursel, Im Rosengärtchen 39; Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.
Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
HOCHTAUNUSKREIS. Besonders gefordert sind am Sonntag die Wähler in Bad Homburg, Steinbach und Neu-Anspach: Hier gilt beim Souverän Volk das Modell Zigarettenautomat: Die drei Kom- munen ermitteln die Sieger und Verlierer per Wahlmaschine. Der Vorteil liegt auf der Hand - das mühsame Zählen entfällt, und um 18.01 Uhr weiß man in jedem Wahllokal, wie abgestimmt wurde.
Mehr Zeit entfällt auf das telefonische Übermitteln der Ergebnisse in die Zentrale. So dürfte in Bad Homburg das Resultat der Bezirke bereits gegen 18.30 Uhr vorliegen. Allerdings kommt noch die Briefwahl hinzu, und da erspart nichts die Handarbeit. Bis 20 Uhr, so schätzt Rudolf Becker, der Leiter des Statistik- und Wahlamts, müßte es das vorläufige Endergebnis der Kurstadt geben.
Doch der technische Fortschritt hat - wie so oft - auch Nachteile. Trotz aller Hinweise und schriftlichen Erklärungen ist mancher Wähler, manche Wählerin angesichts der vier in der Wahlkabine gestapelten Maschinen verwirrt. So dauert die Stimmabgabe häufig deutlich länger als auf dem papiernen Wege - für die Stadt Kronberg der Grund, warum die durchaus vorhandenen Geräte nicht zum Einsatz kommen, sondern an eine andere Kommune verliehen sind.
Rund 100 Maschinen tun in den 30 Bad Homburger Wahlbezirken ihren Dienst: je eine für Gemeinde-, Kreis- und Umlandverbands-Wahlen, dazu in Dornholzhausen, Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach eine für den Ortsbeirat. So wird die Wahl auch eine Muskelsache: Jede Maschine wiegt rund 80 Kilogramm, muß sowohl hin- als auch zurück ins Stadthaus geschleppt werden.
Zwar sei mit den Geräten noch nie etwas schiefgegangen, weiß Becker; wenn der Fall doch eintritt, liegen in jedem Bezirk Stimmzettel bereit.
Nach dem Rückzug des TSV Kirchhain, der vier Spieltage vor Saisonende das Handtuch warf, schrumpfte die Frauen- Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Nord auf elf Mannschaften. Hierdurch werden alle Ergebnisse gegen dieses Team, das als erster Absteiger feststeht, gelöscht. Für den TV Gedern (11:11 in Bad Hersfeld) schlagen jetzt 16:20 Punkte (7. Platz) zu Buche, endet die Saison acht Tage früher als geplant bereits am 13. März. Mit den Heimspielen gegen den TSV Klein- Linden (Samstag, 17 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule) und den designierten Meister TSV Ost-Mosheim (13.3., 17 Uhr) beschließen sie die Runde. Dem TV Ortenberg (17:18 in Kassel/jetzt 17:17 Zähler) gingen gleich vier Punkte verloren, während der TSV Klein-Linden (16:17 gegen Ost-Mosheim/20:16 Punkte) auf sein Heimspiel gegen Kirchhain verzichten muß und zwei Zähler einbüßte. Der TV Ortenberg erwartet am Samstag den Hünfelder SV.
TSV Klein-Linden - TSV Ost-Mosheim 16:17 (5:9). Heike Breithaupt war mit sechs Treffern erfolgreichste Werferin in beiden Mannschaften. Dennoch reichte es in der Gießener Westhalle nicht ganz, denn erst nach dem 14:17 (58.) gelang Spielertrainerin Uli Valentin der Anschluß. Mehr ließen die Nordhessinnen nicht mehr zu. TSV KLEIN-LINDEN: Andrea Schulz (bis 10.), Sabien Engel (Tor); Michaela John (2), Heike Breithaupt (6), Simone Küster (1), Uli Valentin (3), Inka Gnittke, Caro Strauch (1/1), Karen Schäfer, Barbara Gruber (1). TV Bad Hersfeld - TV Gedern 11:11 (3:6). Ohne Ina Müller und Heike Haas reichten die Kräfte genau 38 Minuten , um den Pausenvorsprung mit dem 8:5 zu verteidigen. Dann gab es zwei vergebene Tempogegenstöße und binnen zwölf Minuten ein böses Erwachen: beim Hersfelder 10:8 schien die TVG-Niederlage perfekt, aber nach dem 11:9 (57.) garantierten die überragenden Sylvia Langlitz (58.) und Birgit Appel (60.) doch noch das verdiente Remis.TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (6/1), Sylvia Langlitz (4/1), Ursula Silberling (1), Katharina Jung, Dagmar Silberling, Angela Lachmann, Daliborga Trisic.
VfL Kassel - TV Ortenberg 18:17 (13:4). Gut begonnen (2:0-Führung) und stark geendet (vom 18:12 auf 18:17 herangekommen) - der TVO zeigte in Kassel seine beiden Gesichter. Das strahlende verhieß durch Heike Mitschola und die wesentlich verbesserte Nancy Glathe eine ganz Menge, das häßliche ließ an der Oberligatauglichkeit (vor allem im Torfrauen- und Abwehrbereich) zweifeln. Kassel zimmerte aus dem 0:2 ein 8:2 beziehungsweise 13:4 bis zum Wechsel zurecht. Der Büdinger Kreisvertreter wirkte dabei wie ein Absteiger. 18 Würfe bescherten vier Treffer. 40 Sekunden vor Schluß vergab Heike Mitschola sogar noch den Ausgleich... TV ORTENBERG: Claudia Lux, Judith Jobst (wechselten sich wiederholt im Tor ab); Heike Mitschola (8/3), Nancy Glathe (3), Bettina Lenz (2), Katja Preuß (1), Annett Kraban (1), Andrea Heinl (1), Katja Müller (1), Petra Müller. HANS-DIETER PUTH
KASSEL/ESCHWEGE. Der Kreisverband Werra-Meißner des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht sich in seiner Forderung nach einem Nachtfahrverbot auf der B 7 durch eine erste Anhörung bestätigt.
Die vom Regierungspräsidium veranstaltete Anhörung (an der Vertreter von Behörden, Fachverbänden und Bürgerinitiativen teilnahmen) habe verdeutlicht, daß ein Verbot für den Lkw-Durchgangsverkehr die Anwohner spürbar entlasten würde. Der Schallpegel würde sich demnach um mehr als die Hälfte verringern.
Laut Oberer Straßenverkehrsbehörde im Kasseler Regierungspräsidium könnte das Nachtfahrverbot ab Kaufungen-Papierfabrik (Kreis Kassel) bis zur thüringischen Landesgrenze zwischen 8 Uhr abends und 6 Uhr früh für Fahrzeuge über vier Tonnen gelten. Sie würden dann in dieser Zeit über die Autobahnen 4 und 7 umgeleitet. Ausgenommen von dem Verbot wären jene Lkw, die in Stadt und Kreis Kassel sowie im Werra-Meißner-Kreis ent- und beladen werden sollen. Sie stellen rund ein Drittel der insgesamt 600 bis 800 Lastwagen, die jede Nacht auf der B 7 verkehren.
Die während der Anhörung vorgetragenen Stellungnahmen werden nun vom Regierungspräsidium ausgewertet und - mit einer Stellungnahme versehen - nach Wiesbaden geschickt. Sie sollen Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) als Grundlage für die Entscheidung über das Nachtfahrverbot dienen. ebo
Trotz des "Pokalhelden" Wolfgang Schäfer (Bayer Uerdingen, FC Homburg, OFC Kickers), des neuverpflichteten Tschechoslowaken Lubos Melicharek (TS Spartak Hluk/2.Liga), der ehemaligen Oberligaakteure Achim Griesenbruch und Heinz Puschkasch (beide Hanau 93) sowie Frank Uffelmann (Spvgg. Dietesheim) muß Fußball-Bezirksoberligist SC Eintracht-Sportfreunde Windecken weiter um den Klassenerhalt bangen. Höhepunkt der Negativserie war die 0:1-Niederlage beim sieglosen Schlußlicht TSV 07 Höchst. Mit 17:23 Punkten sind die Nidderauer hierdurch erster Anwärter auf die Teilnahme an der Relegationsrunde mit den entsprechenden Bezirksliga- Zweiten. Zum Abstiegsrang 15 (Weiskirchen) klaffen allerdings noch fünf Punkte Unterschied.
Trainer Karl-Dieter "Charly" Weitzel, der bereits jetzt seinen Vertrag bis 93/94 verlängert hat, verweist auf die Ausfälle von fünf Stammkräften, wodurch er auf der Bank nur noch Somaspieler hat. "Jetzt kommt noch die rote Karte von Uwe Heckler, der mit einer vierwöchigen Sperre rechnen muß, dazu und ich habe nur noch Jürgen Hundt von der SOMA auf der Bank", hofft der Trainer auf die Rückkehr von Heinz Puschkasch (hat eigentlich seine Laufbahn beendet) sowie von Rainer Lilienthal und Urlauber Manfred Wörner. Die "bänderverletzten" Thorsten Schmidt und Leo Alig fallen weiter aus. "Wir haben uns durch Disziplinlosigkeiten selbst um einen Punkt gebracht", hadert er besonders mit Schäfer. "Der handelte sich schon wiederholt wegen Meckerns Zeitstrafen ein. Wenn ich personell besser besetzt wäre, könnte ich ihn auch einmal auf der Bank lassen", zeigt Weitzel seinen geringen Handlungsspielraum auf. "Hitzkopf" Schäfer konnte sich in der Bundesliga diesbezüglich mehr erlauben. In der dritthöchsten Amateurklasse wird jedoch kleinlicher gepfiffen, hören die Unparteiischen vor allem mehr. Daran hat sich der Ex-Profi bis heute nicht gewöhnt. Seine Dialoge mit den Schiedsrichtern sind bekannt, nicht alle reden jedoch gerne mit dem Torjäger, der zusammen mit Damir Bognar (FC Teutonia Hausen) und Reinhold Jessl (FSV Bad Orb) - jeweils 18 Treffer - die Torschützenliste dieser Klasse anführt.
Und am Sonntag (15 Uhr, Niddersportfeld) kommt es gegen Hausen zum Vergleich mit dem kroatischen Ballvirtuosen Damir Bognar, der zusammen mit seinem Bruder Dalibor Bognar mit Fortuna Köln in Verbindung gebracht wird. Anpassungsprobleme hat auch Lubos Melicharek, der 31 Jahre alte ehemalige Zweitligaspieler hat konditionelle Rückstände und vor allem Sprachprobleme. Diese Woche durfte er seine Familie in Prag besuchen, soll dann frohgemut gegen Hausen sein Heimdebüt geben. Schäfer, Melicharek und Puschkasch sollen den zuletzt brachliegenden Offensivbereich neu beleben.
"Ich hoffe auf eine Trotzreaktion", glaubt Weitzel, daß inzwischen alle Spieler erkannt haben, daß es nur noch ums sportliche Überleben gehen wird. Der Einsatz stimmte zuletzt nicht hundertprozentig, gegen Hausen (3:3 in der Vorrunde) soll die Mannschaft nicht nur an die Leistung in diesem Spiel (nach 3:1-Rückstand noch aus dem Feuer gerissen), sondern insgesamt an den guten Saisonstart (11:5 Punkte) anknüpfen. Nach dem Ausscheiden im Kreispokal (0:2 in Bruchköbel) und im Bezirkspokal (0:3 in Oberrad) sowie nach der großen Enttäuschung in Höchst (0:1) ist auf dem Sportfeld an der Nidder das Frühlingserwachen angesagt, schließlich ist der Aufsteiger seit dem 22. November 1992 (2:0 gegen den SV Birstein) sieglos. HANS-DIETER PUTH
Quartette von Mozart,
GELNHAUSEN. Werke von Mozart, Schumann und Reger trägt am Samstag, 13. März, das Gasteig-Streichquartett in der ehemaligen Synagoge vor. Beginn ist um 20 Uhr. Karten sind ab sofort im Verkehrsbüro der Stadt Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 82 00 54, erhältlich. völ
HANAU. Wer Schnittwurst oder -käse kauft, sollte eigene Behälter mitbringen, um Verpackungsmaterial zu sparen. Dazu rät die Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 16605) und beruft sich dabei auch auf die hessische Lebensmittel-Überwachung. Der Kunde habe allerdings grundsätzlich keinen Anspruch darauf, die Ware in eigenen Gefäßen übergeben zu bekommen.
Um nachteilige Einflüsse auf die Lebensmittel anderer Verbraucher auszuschließen, solle die Bedienungstheke als sogenannte Hygiene-Barriere angesehen werden. Mitgebrachte Aufbewahrgefäße sollten möglichst nicht hinter die Theke gelangen.
Weigert sich das Verkaufspersonal anhaltend, die mitgebrachten Behäkter zu akzeptieren, raten die Verbraucherschützer dazu, in einem anderen Geschäft einzukaufen. him
Jugendhaus . . .
Ab April bleibt wegen des großen Bedarfs das Jugendhaus auch in den Schulferien ganztägig geöffnet. Außerdem soll künftig ein "Kinderrestaurant" die Kleinen versorgen, denn schließlich macht auch Spielen hungrig. Damit die Kapazitäten des Hauden die Räume auch von anderen Gruppen genutzt. So kommen die Senioren einmal wöchentlich zum Tanzen, es gibt einen Frauen-Malkurs, die Naturfreunde und die "Falken" haben dort ebenfalls eine Heimat gefunden.
"Gerade bei dem knappen Angebot und den finanziellen Schwierigkeiten ist es wichtig, daß wir uns zum Stadtteil mehr öffnen", erklärt Richard Kranz. Auch müsse man sich mit anderen Einrichtungen absprechen und wie in einem Netzwerk flächendeckend arbeiten, damit sich nicht wichtige Projekte überschneiden oder immer nur auf die gleiche Zielgruppe ausgerichtet sind. aar
Der Froschkönig, ein Ballettmärchen, tanzen und spielen am Sonntag, 7. März, 15 Uhr, 150 Kinder aus Ballettgruppen der Turn- und Sportgemeinschaft 1888 Nieder-Erlenbach (im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10). ks/09
Seit Anfang März ist der Verstärkungsbus, der um 7.21 Uhr von der Staton Hopfenbrunnen bis zur U-Bahn-Station Kalbach fährt, bis zur U-Bahn-Station Nieder-Eschbach verlängert. Damit fogt der FVV dem Wunsch vieler Eltern und Schüler der Otto-Hahn-Schule. Ab der U- Bahn-Station Kalbach fährt der Verstärkungsbus über den Ben-Gurion-Ring zur U-Bahn-Station Nieder-Eschbach. ks/09
Fotografien über Ghettos in Portugal zeigt Daniel Fuchs von Donnerstag, 4., bis Freitag, 26. März, in der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr und Samstag ab 10.30 Uhr. Die Austellung wird heute, 19.30 Uhr, eröffnet. ks/09
BAD VILBEL. Zwei starke Scheinwerfer sorgen in der riesigen, bis zur Decke gekachelten Halle für ungewohntes Licht. Die 2000 Kubikmeter Wasser sind aus der Kammer des Hochbehälters abgelassen worden. Mit Wasserstrahl und Schrubber reinigen Thomas Riede und Manfred Becker Wände und Boden von Sand- und Rohrablagerungen. Ein wenig verloren wirken sie da unten in dem gigantischen, gekachelten Bassin, in das sonst kein Lichtstrahl dringt und in dem der Widerhall so groß ist, daß die beiden Mitarbeiter der Stadtwerke sich nur verständigen können, wenn sie dicht aneinander herantreten.
Ein etwas beklemmendes Gefühl stellt sich ein, wenn man die riesige, von einer Zwischenwand durchtrennte Kammer durch die kleine Luke in Bodenhöhe betritt. "Nach einer Stunde hat man sich daran gewöhnt, in dem geschlossenen Raum zu arbeiten", meint Thomas Riede, der zum ersten Mal bei der Reinigung des Wasserspeichers dabei ist. Eineinhalb Tage dauert es, bis diese überdimensionale "Badewanne" geschrubbt ist. Dann wird der Speicher wieder bis zu einem Pegel von fünf Meter Höhe aufgefüllt und kommt die zweite, ebenfalls 2000 Kubikmeter fassende Kammer an die Reihe.
Der 1988 mit einem Kostenaufwand von 2,3 Millionen Mark errichtete Hochbehälter auf der Schanz wird alljährlich dieser Prozedur unterzogen. Der westlich der B 3a gelegene Speicher versorgt den Stadtteil Dortelweil und den nördlichen Teil Bad Vilbels, insbesondere das Industriegebiet, mit Wasser der OVAG und des Zweckverbandes Unteres Niddatal. Die Übergabestation für beide Leitungen befindet sich am Hofgut Hensel an der B 3. Im Behälter selbst wird das Wasser gemischt und auf die beiden Kammern verteilt.
Die Einspeiseventile werden elektronisch gesteuert, erläutert Wassermeister Peter Lohrey. Alle Daten, vom Wasserstand in den Kammern über die augenblickliche Abnahme bis hin zu den ständig überwachten PH- und Chlorwerten werden an den Zentralrechner der Stadtwerke weitergeleitet. mu
pid BRAUNSCHWEIG, 2. März. Weil sie zwei Jungen verwechselt und das falsche Kind operiert haben, sind zwei niedergelassene Ärzte aus Braunschweig vom örtlichen Amtsgericht wegen Körperverletzung zu 5000 Mark Schmerzensgeld verurteilt worden (Az.: 113 C 3144/92). Wie Gerichtssprecher Edgar Börschmann am Dienstag sagte, hatten die Mediziner am April 1992 zufällig zwei Jungen mit gleichen Nachnamen zur Operation in ihrer Praxis. Das eine Kind sollte wegen einer Vorhautverengung, das andere wegen eines Leistenbruches operiert werden. Die Knaben, die zur selben Zeit narkotisiert wurden, landeten jedoch auf den falschen Operationstischen.
Die Eltern eines der Jungen zogen daraufhin vor Gericht. Sie wollten es nicht hinnehmen, daß ihr sechsjähriger Sohn statt an der Vorhaut an der Leiste operiert worden war. Hinzu kam, daß die Ärzte sich für die Verwechslung nicht entschuldigt hatten, sondern die Fehloperation sogar noch in Rechnung stellten, sagte der Gerichtssprecher.
DREIEICH / NEU-ISENBURG. Das mittelamerikanische Land Guatemala ist in diesem Jahr das zentrale Thema des Weltgebetstages am Freitag, 5. März. Zahlreiche Pfarrgemeinden in Dreieich und Neu-Isenburg laden zu Gottesdiensten ein:
In Sprendlingen gestalten Frauen aus neun Gemeinden eine ökumenische Feier, die um 18.30 Uhr in Sankt Stephan am Wilhelmshof beginnt. In Dreieichenhain ist ein Gottesdienst um 18 Uhr im Dekanatszentrum in der Taunusstraße 47 vorgesehen. Götzenhainer Gläubige versammeln sich um 19 Uhr in der Sankt- Marien-Gemeinde an der Schwarzwaldstraße.
In der Isenburger Johannesgemeinde beginnt um 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst, der von Frauen der katholischen Sankt Josef- und Franziskus-Gemeinde, der freikirchlichen Christusgemeinde und der evangelischen Lukas- und Johannesgemeinde vorbereitet wird.
Die Sorgen und Nöte der Menschen in Guatemala stehen auch im Mittelpunkt der christlichen Feier in der evangelisch- reformierten Buchenbuschgemeinde. An der Veranstaltung, die um 16 Uhr beginnt, beteiligt sich die katholische Gemeinde Heilig Kreuz. leo
WETTERAUKREIS. Beispiele für eine bessere Wasser- und Windnutzung im Alltag zeigt das DGB-Bildungswerk allen Interessierten in einer Tagestour am Freitag, 14. Mai. Der Bus fährt zum Inheidener Wasserwerk, zum Wasserkraftwerk in Lißberg und zur Windkraftanlage auf der Herchenhainer Höhe. Die Fahrt ist kostenlos; Interessenten sollten sich schnell beim Gewerkschaftsbund in Friedberg, Kettelerstraße 19, anmelden. Informationen gibt der Kreisvorsitzende Harald Fiedler unter Tel. 0 60 31 / 54 77.
Die Wirtschafts- und Strukturpolitik im Wetteraukreis ist Thema eines zweiten Seminars im DGB-Bildungswerk. Es findet am 4. und 5. Juni in Oberreifenberg statt. Auch hierzu informiert Fiedler. nes
WETTERAUKREIS. Bei den Amtsgerichten fällt künftig mehr Arbeit an, und das bleibt nicht ohne Folgen für die Prozeßbeteiligten. Die mittelhessischen Richterräte rechnen damit, daß die Betroffenen künftig länger warten müssen, bis ihnen in Zivilsachen überhaupt ein Verfahrenstermin genannt werden kann. Auch das Verfahren selbst, so lautet die Prognose, wird von nun an länger dauern. Das sind die Folgen des neuen "Gesetzes zur Entlastung der Rechtspflege", das im November vorigen Jahres vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde und an diesem Montag in Kraft getreten ist.
Die zusätzliche Arbeit für die Amtsgerichte entsteht, weil Zivilsachen mit einem Streitwert bis zu 10 000 Mark künftig dort verhandelt werden. Bislang lag die Obergrenze bei 6000 Mark. Ging es um mehr als 6000 Mark, waren die Landgerichte zuständig.
Gemeinsam mit Richterräten aus anderen mittelhessischen Amtsgerichten haben sich die Gremien der Justiz in Büdingen/Nidda und Friedberg/Butzbach bereits im Dezember vorigen Jahres in einer bislang einmaligen "Gemeinsamen Erklärung" an die Öffentlichkeit gewandt. Das Gesetz, so hieß es damals, sei "entgegen allen Bedenken und Einwänden" im Bundestag beschlossen worden. "Schon jetzt läßt sich absehen", hieß es damals, "daß die Reform zu Lasten der Richterschaft gehen wird, ohne daß diese mit ihren auf praktischerer Erfahrung beruhenden Vorschlägen zur Verfahrensverbesserung überhaupt angehört - geschweige denn berücksichtigt - worden wäre."
Einer der Unterzeichner der "Gemeinsamen Erklärung", Dietrich Frank vom Richterrat Butzbach/Friedberg, muß seiner eigenen "vagen Prognose" zufolge pro Jahr künftig 60 bis 70 Zivilsachen mehr als bisher verhandeln - also 620 und mehr gegenüber 550, so viele waren es im vorigen Jahr. Da der Streitwert in den zusätzlichen Verfahren vergleichsweise hoch ist, handelt es sich nach seinen Worten "mit Sicherheit nicht um die einfachsten Fälle". Mit einem neuen Kollegen kann Frank nicht rechnen. Ein Dilemma, in dem sonst in Hessen lediglich noch das Amtsgericht in Alsfeld steckt.
Das bedeutend größere Amtsgericht in Büdingen erhält immerhin eine halbe Richterstelle zusätzlich. Amtsgerichtsdirektor Udo Lichtenegger rechnet künftig mit 200 Entscheidungen in Zivilsachen mehr pro Jahr (1992: 1200). Die Folgen des neuen Gesetzes werden sich allerdings auch in Büdingen und Umgebung negativ bemerkbar machen. Der Butzbacher Richterrat Frank und der Büdinger Amtsgerichtsdirektor beklagen gleichermaßen, daß der Personalschlüssel in den jeweiligen Geschäftsstellen unverändert bleibt und weder mehr Protokollanten noch Schreibkräfte eingestellt werden. Aus der Sicht Lichteneggers kann das nicht ohne Folgen bleiben: Schließlich müssen von nun an bei gleichem Personalschlüssel im mittleren Dienst mehr Zeugen geladen, mehr Klagen zugestellt, mehr Schriftsätze übermittelt und mehr Entscheidungen verschickt werden.
Reserven gibt es seinen Schilderungen zufolge nicht. In der Geschäftsstelle und bei den Schreibdiensten sei "schon die ganze Zeit ordentlich geschafft worden". Die Personalsituation in der Justiz sei "landesweit angespannt". Immer mehr Menschen ließen Konflikte vor Gericht lösen. Lichtenegger verzeichnet seit geraumer Zeit "jedes Jahr im Schnitt zehn Prozent mehr Zivilsachen".
Der Butzbacher Amtsrichter Dietrich Frank rechnet damit, daß sich die Prozeßbeteiligten auch an den Landgerichten künftig noch mehr als bisher werden gedulden müssen. Strafkammern sollen dort in der Regel nur noch mit zwei statt drei Berufsrichtern entscheiden. Da nur ein Berufsrichter ein Urteil schreiben dürfe, sei auch an den Landgerichten mit einem "Verfahrensstau" zu rechnen, weil die Arbeit auf weniger Schultern verteilt werde. Für Frank ist es ein Trugschluß anzunehmen, daß die Mehrbelastung der Amtsgerichte zu einer Entlastung der Landgerichte führt. Dort nämlich würden freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt. BERND SALZMANN
OBERTSHAUSEN. Nach knapp fünfmonatiger Bauzeit wurde auf der Baustelle in der Vogelsbergstraße das Richtfest für einen neuen - den dann sechsten - städtischen Kindergarten gefeiert. Das 3,5 Millionen-Mark-Projekt soll im Herbst bezogen werden.
Eine halbe Million Mark hat ein Bürger gespendet, der allerdings ungenannt bleiben will.
In dem Haus werden 95 Kinder unterkommen - drei Gruppen in der Kindertagesstätte und eine Gruppe im Hort. Im Dachgeschoß des Gebäudes werden zudem zwei Wohnungen für Erzieherinnen eingerichtet. Zusammen mit den drei konfessionellen Kindergärten wird es dann fast für alle Kinder aus Obertshausen einen Kindergartenplatz geben, machte Bürgermeister Josef Seib (CDU) beim Richtfest deutlich. pmü
LANGEN. Zum Jubiläum wirbelten ein Hahn, eine Maus und ein Schwein über die Bühne der Langener Stadthalle: Doch gestern galt es dort nicht etwa einen besonders ausgefallenen Viehmarkt zu feiern, sondern die 150. Vorstellung der Reihe "Theater für Schulen". Das Offenbacher Figurentheater führte die Geschichte "Freunde" nach dem gleichnamigen Buch von Helme Heine auf - mit Franz von Hahn, Johnny Mauser und dem dicken Waldemar in den Hauptrollen.
Zur Feier des Tages hatten sich der Buchladen und der Middelhauve-Verlag zusammengetan und schenkten jedem der jungen Theaterbesucher eine Taschenbuchausgabe der "Freunde".
Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) war ebenfalls gekommen und lobte die Ausdauer der Langener Lehrerinnen und Lehrer, die "Theater für Schulen" vor 14 Jahren aus der Taufe gehoben hatten. Seitdem kamen nicht nur Jungen und Mädchen der Grundschule in die Vorstellungen, sondern auch ältere Schüler - von der Förderstufe bis zur Abiturientenklasse. Entsprechend breit gestreut war das Angebot: Märchenspiele und Zaubergeschichten waren ebenso zu sehen wie Pantomimenstücke, Figurentheater, Kindermusicals und Aufführungen in englischer Sprache. Darunter fanden sich auch Inszenierungen weltbekannter Literatur: beispielsweise "Der zerbrochene Krug" von Heinrich Kleist, Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." oder "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt. leo
"Ermächtigungsgesetz gegen die Natur" BUND kritisiert Baulandgesetz / Negativbeispiele Langenselbold und Gründau Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Das neue Baulandgesetz - dessen Ziel soll auch das Abkürzen langer Verfahrenswege sein - hat im Kreisverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) einen entschiedenen Kritiker gefunden. Der BUND hat ausgemacht, daß "bereits im Vorfeld dieses Ermächtigungsgesetzes gegen die Natur einige Gemeinden ihre eigenen fragwürdigen Methoden zur Baubeschleunigung anwenden". Die BUND- Kreisvorsitzende Loeki Häger-Hogerland sieht die Lage so: "Dabei bleibt häufig nicht nur der Naturschutz als Verlierer zurück, sondern wird nicht zuletzt auch die Bürgerbeteiligung ihrer Wirkung beraubt." Der Kreisverband Main-Kinzig hat nach eigenem Bekunden "vermehrt festgestellt", daß sich die Fälle häufen, in denen Gemeinden Vorabsprachen mit der Oberen Naturschutzbehörde und der Abteilung Regionalplanung beim Regierungspräsidium getroffen haben. Deren Inhalt soll weder der Öffentlichkeit noch den anerkannten Naturschutzverbänden bekannt werden, meint der BUND. Solche informellen Kontakte, noch bevor ein erster Entwurf für einen Bebauungsplanvorliegt, stünden "einer gerechten Abwägung im Rahmen des späteren Bauleitplanverfahrens entgegen", da zustimmende Aussagen des RP sehr frühzeitig eine präjudizierende Wirkung für die Gemeinde entfalten könnten. Öffentliche Belange, zu denen der Gesetzgeber auch den Naturschutz zähle, würden dann nur noch pro forma gegeneinander abgewogen. "Wesentliche Naturschutzbelange ziehen dabei fast regelmäßig den Kürzeren", kritisiert der BUND.
Nach Meinung der Umweltorganisation gehen manche Kommunen strategisch vor. Vor Einleitung des offiziellen Verfahrens werde der Standort für ein Baugebiet in den Grundzügen von den oberen Behörden "abgesegnet", um dann bei der folgenden Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der einzelnen Bürger "alle Bedenken vom Tisch zu wischen". Der BUND-Kreisverband stellt sich die Frage, welches Gewicht denn überhaupt noch die Stellungnahmen der Naturschutzverbände und die der übrigen Träger öffentlicher Belange im Bauleitverfahren hätten. Befürchtet wird, daß mit dem neuen Baulandgesetz "solche undurchsichtigen Mauscheleien nur noch stärker gefördert werden".
Mit Blick auf die Region Main-Kinzig nennt der BUND Beispiele, die ihm gar nicht behagen. So plane die Stadt Langenselbold unterhalb des größten zusammenhängenden Streuobstgebietes in ihrer Gemarkung ein Gewerbegebiet auszuweisen. Diese Fläche liege nach dem gültigen Regionalen Raumordnungsplan innerhalb des regionalen Grünzuges. Nach Darstellung des BUND handelt es sich dabei um ein rechtskräftig ausgewiesenes Wasserschutzgebiet. Das Gelände weise zudem für die Landwirtschaft wertvolle Böden auf. Wesentlich erscheint dem BUND insbesondere die Tatsache, daß der gesamte Langenselbolder Weinberg im Gutachten zum Landschaftsrahmenplan als "Kaltluftentstehungsgebiet gekennzeichnet" sei. Vor allem aber stelle ein Gewerbegebiet in diesem Ortsteil eine gravierende Landschaftszersiedelung dar. Auch werde das Streuobstgebiet von Lagerhallen verdeckt und somit das Landschaftsbild beeinträchtigt.
Der BUND zeigt sich befremdet darüber, daß die Stadt Langenselbold mehrmals öffentlich erklärt habe, die obere Naturschutzbehörde und die Regionalplanung beim RP hätten "keine Bedenken gegen das Gewerbegebiet an dieser Stelle". Der Kreisverband moniert: "Absprachen hierüber fanden zu einem sehr frühen Zeitpunkt statt, noch bevor ein Entwurf zum Bebauungsplan vorlag." Die Kommune wolle offensichtlich alles daran setzen, "daß bestimmte naturschutzbezogene Flächenausweisungen wieder aus den Plänen herausgenommen, bzw. erst gar nicht in den neuen Regionalen Raumordnungsplan aufgenommen werden". Dagegen hat der BUND Main- Kinzig nun seinen "entschiedenen Widerstand" angekündigt.
In Langenselbolds Nachbargemeinde Gründau führt der BUND ein weiteres Negativbeispiel an. Dabei zitiert der Kreisverband aus einem Vorentwurf eines Bebauungsplanes, wonach "vor Einleitung des förmlichen Verfahrens durch die Gemeinde in einer Voruntersuchung ein geeigneter Standort für den Bau des Hochregallagers ermittelt" worden sei. Laut BUND heißt es in dem Entwurf an anderer Stelle: "Abweichend von der Einordnung der Gemeinde Gründau im Regionalen Raumordnungsplan wurde in einem Abweichungsantrag der Gemeinde vom hessischen Ministerium des Innern die Zulassung einer Sondergebietserweiterung für Bau- und Holzmarkt und Gartencenter der Firma Walther zugestimmt." Die benötigte Verkehrsfläche könne "in Abstimmung mit den Fachbehörden" im Landschaftsschutzgebiet "Auenverbund Kinzig" liegen. Der BUND zieht daraus den Schluß, daß auch in diesem Fall eine Vorabstimmung zumindest mit der oberen Naturschutzbehörde (zuständig für Ausnahmen von der Landschaftsschutzgebietsverordnung) stattgefunden habe.
Der BUND hatte sich bereits im vergangenen Jahr zusammen mit den 29er Verbänden an Minister Jordan gewandt und auf die Problematik der zunehmenden Zahl von Entlassungsanträgen von Teilflächen aus dem "Auenverbund Kinzig" aufmerksam gemacht.
"Commerzbank muß Pläne abspecken" Kurz vor der Wahl wünschen plötzlich alle Parteien eine kleinere Erweiterung Von Claudia Nenninger GLASHÜTTEN. Mit gemischten Gefühlen machten sich die Oberemser nach der Bürgerversammlung am Montag abend auf den Heimweg. Nach dreieinhalb Stunden Diskussion über die geplante Erweiterung des Schulungszentrums der Commerzbank verbreitete sich gedämpfte Zuversicht: "Das erste Ziel haben wir geschafft." Die Bank muß ihre Pläne abspecken - nachdem sich alle Parteien ebenso wie Bürgermeister Helmut Diehl unter dem Druck der Bürger und der Wahl am kommenden Sonntag mehr oder minder deutlich gegen die Dimensionen des Projektes im Emsbachtal aussprachen. Die Volksvertreter mußten gegen Ende der Versammlung Farbe bekennen, als sich die rund 250 Zuhörer an den Sinn der Veranstaltung erinnerten: "Das ist eine Bürgerversammlung und wir können unsere gewählten Mandatsträger befragen." Dabei erlebten die Oberemser eine Überraschung nach der anderen. So forderte der CDU-Fraktionsvorsitzende Horst Gadesmann plötzlich eine Alternative zu dem Projekt mit der Begründung: "Wir haben starke Bedenken gegen die Größenordung". Sein Amtskollege von der SPD, Manfred Pippert, bekräftigte das Nein, das seine Partei in ihrer jüngsten Mitgliederversammlung beschlossen hatte. Die FWG, deren Fraktionsvorsitzender in der Podiumsrunde fehlte, erklärte: "Das Projekt ist einfach zu groß." Und auch der FDP mißfiel nach den Worten ihrer Fraktionschefin Gisela Starke "die Größenordnung". Sie wünschte sich ebenfalls eine kleinere Lösung.
Den Grünen, die bis vor kurzem allein mit ihren Bedenken gegen das "völlig überdimensionierte Projekt" standen, blieb nur das Staunen. Sogar Bürgermeister Diehl, der bisher eifrigste Verfechter, wollte nun nicht mehr hintanstehen und bot dem größten Steuerzahler der Gemeinde die Stirn: "Auch mit mir wird über das Projekt zu streiten sein." Zugleich warnte er aber auch die Oberemser vor dem drohenden Rückschritt, "wenn diese Entwicklung in dieser Gemeinde so weitergeht".
Zu Beginn der Veranstaltung ließ die Commerzbank, deren Vertreter sich übrigens nicht selbst äußerten, die Verfasser der bisher einzigen Studie die Erweiterungsmaßnahme erläutern. Die Pläne lagen bisher nur den Parteien vor (die FR berichtete). Professor Walter Belz vom Architektenteam zeigte anhand von Bildern und Modellen den künftigen Gebäudekomplex, der zum Teil fünf Stockwerke (und 19 Meter an der höchsten Stelle) umfaßt. Die bereits vorhandenen 85 Parkplätze sollen auf 150 bis 160 aufgestockt werden; ein Hubschrauberlandeplatz sei nicht vorgesehen, ebensowenig wie Sportplätze. Die Individualanreise von Seminargästen soll durch einen "stark erhöhten" Busverkehr so gering wie möglich gehalten werden.
Beim Thema Wasser war es an den Fachleuten der Studie, für eine Überraschung zu sorgen: Trotz der Erweiterung soll künftig weniger Wasser wie bisher verbraucht werden. Die Lösung: Regenwasser soll auf den Dachflächen aufgefangen und ebenso wie leicht verschmutztes Wasser aus Dusche und Bad in Zukunft für die Toilette wiederverwendet werden. Dadurch könne der Trinkwasserbedarf von derzeit 6000 Kubikmetern im Jahr auf 5500 reduziert werden - obgleich der künftige Bedarf mit 8300 Kubikmeter veranschlagt wird. Die Einsparung basiert ferner auf einem Tagesverbrauch von 110 Litern pro Person.
Unter den Zuhörern löste diese Kalkulation heftige Diskussionen aus: Das Regenwasser fehle erstens im Grundwasser. Und außerdem belaste es trotzdem als Schmutzwasser den Kanal, hakten sie nach. Der Busverkehr wurde als Köder, die Präsentation der Bank als "Verniedlichung" bezeichnet. Die geplanten Bauten im Außenbereich verglichen die Bürger mit ihren Anträgen für Gartenhütten: "Warum soll die Commerzbank die Ausnahme sein, und die Bürger die Regel, die abgelehnt wird?" Mehrfach wurde ein Gegenvorschlag laut: Die Erweiterung soll woanders gebaut werden - nur nicht in Oberems. Die Bürgerinitiative gegen das Projekt teilte mit, schon 336 Unterschriften von 664 wahlberechtigten Oberemsern gesammelt zu haben.
HANAU. Joachim Günther, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministreium, sieht gute Chancen für die Stadt Hanau, 1994 mit den geplanten innenstadtnahen Wohnungen in den Kasernen südlich der Lamboystraße ins Förderprogramm "Experimenteller Städtebau" zu kommen. Auf einer Veranstaltung der FDP Hanau riet er Stadtbaurat Jürgen Dressler aber, vorher abzuklären, ob die Denkmalbehörden nicht Ensembleschutz für die Hessen-Homburg-, Hutier-, Francois- und Yorkhof-Kasernen wollten.
Dressler hatte die Entwicklungsperspektiven vorgestellt, die dem Magistrat an der Lamboystraße vorschweben: der Umzug der Bereitschaftspolizei in die Hessen-Homburg-Kaserne, wenn die bosnischen Flüchtlinge dort ausgezogen sind; eine Dependance der Fachhochschule Frankfurt in der Hutier-Kaserne und ein Technologiepark direkt daneben zum Lamboywald hin. Südlich der Lamboystraße seien rund 350 neue Wohneinheiten denkbar, möglicherweise vornehmlich für Studentinnen und Studenten. Die Lamboystraße will Dressler "anders gliedern", um den Bussen zu bevorrechtigter Fahrt zu verhelfen.
Mit diesem Plan fürs Lamboy bewarb Hanau sich Mitte 1992 erstmals fürs Bundesförderprogramm, ging aber bisher leer aus. Laut Günther werden in diesem Jahr sechs von 70 sich bewerbenden Kommunen gefördert. 1994 wiederhole sich das vermutlich, Hanau müsse sich dafür frühzeitig ins Gespräch bringen. Die Chancen für das "sehr interessante Projekt" stiegen, wenn auch das Land Hessen finanziell mitwirke.
Dressler sieht Unwägbarkeiten in den Bodenpreisen, die die Bundesvermögensverwaltung für den Verkauf an die Stadt anpeilt. Er habe aus dem Bundesfinanzministerium Quadratmeterpreise von rund 300 Mark gehört. Trotz teils erst zu saniernder Altlasten im Boden halte er das für utopisch, kritisierte Dressler.
Staatssekretär Günther sagte, den größten denkbaren Abschlag könne die Stadt Hanau erzielen, wenn sie Wohnraum für Studenten schaffe.
Gerhard Morlock, Gastgeber dieser Veranstaltung und Hanauer FDP-Spitzenkandidat, bekundete das Interesse seiner Partei daran, der Stadt auf der Parteischiene ins Bundesbauministerium weiter dabei helfen zu wollen, durch Umwandlung militärischer Flächen zukunftsweisenden Städtebau vorzeigen zu können. him
Letzte Sitzung vor der Wahl RODENBACH. Die Einzelintegration von behinderten Kindern in die kommunalen Kindertagesstätten ist eines der Themen der letzten Gemeindevertretersitzung vor der Wahl am Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr im Bürgertreff Oberrodenbach zusammen. Außerdem müssen die Kommunalpolitiker über mehrere Bauvorhaben diskutieren.
GIESSEN. "Out of Jost's Songbooks" steht, amüsant für den, der den in Gießen lebenden und lehrenden Saxophonisten (und Professor dazu) kaum als Belcantisten kennt, auf den Plakaten, von denen eins auf einem Altglascontainer klebte - durchaus nicht unpassend, denn die "Kompositionen und Konzepte aus drei Jahrzehnten im Jazz", ursprünglich geschrieben für kleine Besetzung, wurden für das Konzert im Institut für Musikwissenschaft/Musikpädagogik der Universität Gießen einer Art von Recyclingverfahren unterzogen und nun von der "Gießen-Köln-Connection" mit Reiner Winterschladen (Trompete), Detlef Landeck (Posaune), Frank Gratkowski (Altsaxophon), Wollie Kaiser (Tenorsaxophon), Ekkehard Jost (Baritonsaxophon), Manfred Becker (Akkordeon, Klavier), Dieter Manderscheid (Kontrabaß) und Joe Bonica (Schlagzeug) präsentiert.
"Ich weiß auch nicht, was los ist" entstand 1979 für die Gruppe GRUMPFF, die unter Jostens Anleitung zwischen 1975 Anfang der achtziger Jahre mit spektakulären Happenings und rabiatem Sound Furore machte - beispielsweise als Ausnahmeerscheinung bei vorwiegend frühjahrsmüden Darmstädter MusikerzieherTagungen. Frischer Wind also, damals wenigstens einen Abend lang, für ein Milieu, in dem viele Unbelehrbare entsprechendes Wesen trieben: mittlerweile sieht sich Ekkehard Jost in der Obhut der Jazzpädagogik herangewachsenen Verwaltern und Bewahrern "amtlicher" Tonkünste gegenüber, die ihrem Alter an Unbeweglichkeit weit voraus sind. Er selbst, vom Zeitgeist (den der zeitlos hämische Trauermarsch-Biß der namentlich erwähnten GRUMPFF-Musik derzeit wieder angemessen anpackt) in seinem musikalischen Impetus unbehelligt, und er findet auch andere Musiker: temperamentvoll kommunikative, individualistisch und gruppen-dynamisch spielfreudige Charakterköpfe, die sich in kompositorisch gesetztem Rahmen kreativ entfalten können. Solche gab es in Josts Umgebung immer, in "harmonischer" Kombination: die Gruppen hielten lange.
Die "Gießen-Köln-Connection" wurde eigens für "Out of Jost's Songbooks" konstituiert. Ein städteverbindendes Ensemble mit multikulturellen Titel: "Palestrinas Reise nach Cadiz", "La Santa Espina", "Rue de Lappe", "Lonely Langgöns", "Segeln in der Wetterau ã Fünf (mitten im Apfelwein)" und anderen: "Stieselkick", "Dat Walzerle", "Mobibobi/Donald Mu/Omega Jive". Man ahnt schon beim Lesen explosives Kolorit, versteckten Witz und vordergründige Späße, emphatisches Chaos, lakonisches Sentiment. Man hört noch mehr: wildes Toben in allen (Schräg-)Lagen, konzentrierte Expression, gezackte, kratzbürstige Kantilenen, fauchende Instrumentalfauna.
Pointierte Präzision, spontane Spielfreude: die Musiker lassen sich anmerken, daß sie fast nur Vorgeschriebenes ausführen ("Freiräume" wachsen mit der zur Verfügung stehenden Zeit). Ekkehard Jost, langjähriger Sympathisant des strukturierten Free Jazz, weiß, für wen er komponiert, die Musiker können, bei offenen Ohren füreinander, "sich selbst" spielen - das beflügelt ungemein, auch zu kleinen (instrumentalen) Frechheiten.
Maliziöses tönt, ins Sentimentale changierend, aus der Zugabe: Friedrich Hollaenders "Johnny, wenn du Geburtstag hast" (in pompösem, aber auch mit einer Spur von Schlüpfrigkeit versehenem Bläsersatz) ist eine der "Weimarer Balladen", mit denen das Ekkehard Jost Ensemble - Becker, Bonica, Jost, Kaiser, Landeck, Manderscheid, diesmal mit Dieter Glawischnigg (Klavier), Herbert Hellhund (Trompete, Flügelhorn), Friederike Nicklas (Vocal), Uli Orth und Martin Pfleiderer (Saxophon) und Gerd Stein (Gitarre) - sogar im Stadttheater des "mittelhessischen Kulturzentrums" (ein alter, aber unvergessener Poststempel) auftreten konnte. Wohl deshalb, weil die sonst eher mit Männerchören sympathisierenden Zuständigen Wiedervereinigungsnostalgisches erwarteten - jetzt weiß man, wie man "Gießener Pferde" mit Alternativkunst trojanisch für Ignoranten aufstellt.
"Jazzmusikalisch umgedeutet" wurden Songs, Chansons, Schlager und Filmmusik aus der Zeit der Weimarer Republik. Wie, können Konzertverpasser auf der von FISH MUSIC (Gießen, Georg-Philipp- Gail-Str. 10) live aufgenommenen CD hören. Umspielt, umsungen werden unter anderem "Komm auf die Schaukel, Luise", "Bei dir war es immer so schön", "Eine Nacht in Monte Carlo", "So oder so ist das Leben" . . . Eher aus- als umgedeutet: Improvisationspassagen, Arrangements, Vokalisen und Textartikulation bringen die Expression von Worten und Musik in erhellendes Zwielicht.
Besonders eindrucksvoll changiert Hanns Eislers "Auf den Straßen zu singen" zwischen Skepsis und Emphase. Das "Gaslied", komponiert im Jahre 1929, nachdem in einer Fabrik bei Hamburg heimlich hergestellte Giftgasgranaten explodiert waren, wird in Zusammenhang gebracht mit "Oh Lord, don't let them drop that atomic bomb on me". Heute wären noch andere Bezugspunkte vorhanden. Musik, die sich mit gemischten Gefühlen einmischt. Was könnte man derzeit besser gebrauchen! VERA LUMPE
HANAU. An wie vielen Stellen entlang der Bahnstrecken im Hanauer Stadtgebiet abgerissen, gebuddelt, Beton gegossen und um-, an- und aufgebaut wird, weiß Ekkehard Kiesewetter nicht auswendig. Obwohl er der Leiter der Bahnmeisterei am Hanauer Hauptbahnhof ist, darf man ihm das auch nicht verdenken. Schließlich soll zum Sommer 1995 die südmainische S-Bahn ihren Verkehr aufnehmen - allen Unkenrufen von Politikern zum Trotz, die die Finanzierung durch den Bonner Sparkurs (Stichwort: Solidarpakt) in akuter Gefahr sehen.
HANAU. Wegen des Handels mit Kokain muß sich seit gestern vor der Ersten Großen Strafkammer am Hanauer Landgericht ein 43 Jahre alter Italiener verantworten, der zuletzt in Hanau gewohnt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Dezember 1989 ein Kilogramm Kokain erworben und zum Teil weiter verkauft zu haben. Das Rauschgift war mit Puderzucker auf das doppelte Gewicht gestreckt worden. Der Angeklagte bestritt gestern den ihm zur Last gelegten Rauschgifthandel.
Dreh- und Angelpunkt des Kokainhandels soll ein Spielcasino am Frankfurter Tor in Hanau gewesen sein. Ein früherer Pächter des Casinos wurde wegen Rauschgifthandels bereits zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Er war einem Scheinkäufer der Polizei auf den Leim gegangen.
Der bereits Verurteilte blieb auch gestern als Zeuge bei seinen früheren Aussagen, er habe das Rauschgift in seinem Lokal von einem ihm bis dahin unbekannten Libanesen angeboten bekommen und es für 30 000 Mark von ihm gekauft. Den Angeklagten kenne er kaum, beteuerte er.
Das Gericht nahm dem Zeugen auch gestern diese Aussage nicht ab und bezweifelte, daß das Geschäft ohne zuvorige "vertrauensbildende Maßnahmen" zustande gekommen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, daß der Deal gemeinsam mit dem 43jährigen Angeklagten lief.
Für diese Behauptung gibt es einen Hauptbelastungszeugen, der sich allerdings gegenwärtig in Frankreich in Haft befindet und dessen Aussagen erst nach langen behördlichen Schwierigkeiten "vor Ort" aufgenommen werden mußten. Seine Aussagen sollen in der jetzigen Hauptverhandlung verlesen werden.
Der Zeuge aus Frankreich will gesehen haben, wie das Kokain im Casino "gestreckt" worden ist. Der Prozeß wird mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. are
Braunzeit droht in Rudolstadt. Die von der Heidecksburg mächtig überragte Residenzstadt im Saaletal, wenig größer als das unterfränkische Miltenberg, geriet ohnedies unlängst in den Ruch neonazistischer Umtriebe. Offenbar sind die derzeitigen Stadtväter wild entschlossen, dem lädierten Rudolstadt-Ruf trotzig deutschtreu zu bleiben. Man kann's kaum fassen: Sie scheinen gesonnen, als "Managerintendanten" für ihr Theater einen abgehalfterten Rechtsaußen-Bürgermeister aus dem Westen zu holen, einen Herrn Hartmut H. Boehmer, der in seiner mit Hilfe der NPD bewerkstelligten Amtszeit als Stadtoberhaupt von Bad Hersfeld (bis 1989) die nicht unnamhaften dortigen Festspiele in die künstlerische Bedeutungslosigkeit führte.
Herrscht Theaternot in Rudolstadt? Man möchte es eher umgekehrt sehen: Mit dem derzeitigen Intendanten Prof. Peter Paul Pachl gehört diese kleine thüringische Bühne zu den lebendigsten, interessantesten, eigenwilligsten in den neuen Bundesländern (und nicht bloß dort). Besonders das Musiktheater lockt viele Gäste und Freunde von weither an. Mag sein, daß es Pachl (einem als Theatermann hochgeachteten, gestandenen "Wessi") an der nötigen Devotion für die politischen Amtsinhaber fehlt - diese achten auf derlei mindestens so wie die alten Bonzen, nicht nur in Rudolstadt.
So wird der Unmut der politischen Clique flugs als "Kritik des Publikums am Programmkonzept" der Theatermacher frisiert; die harmlose Lokalpresse lanciert das, als wär's Tatsache. In Wahrheit geht es um die Ausschaltung eines unbequemen, nonkonformistischen Künstlers und seines Teams, um Gleichschaltung.
So ist denn zu befürchten, daß Boehmer, der vom Theaterzweckverband hereingedrückte Kandidat, dem Geist und dem Klima einer dem Rechtsradikalismus wohlgesonnenen Kommune weitaus besser entspricht als Pachl. Boehmer scheint sich für Rudolstadt schon dadurch zu qualifizieren, daß er wiederholt SS-Treffen an seiner früheren Wirkungsstätte genehmigte. 1983 ließ er sich als Bürgermeister eine mehrbändige Geschichte des 1. SS-Panzerkorps zum Geschenk machen. Diese mag er künftig als Regiebuch für seine thüringische Theaterpolitik benutzen, wenn es denn zu seiner skandalösen Berufung käme. Heil Rudolstadt! Da wendet sich die Kunst mit Grausen. H. K. J.
Ärger (anderer Art) leider auch am Theater in Trier. Jürgen Kloth war dort zu Beginn der vorigen Spielzeit zum Künstlerischen Leiter des Schauspiels bestellt worden. Ihn hatte sich Reinhard Petersen, gerade vom GMD zum Intendanten avanciert, für den von der Stadt gewollten neuen Anfang des reichlich abgewirtschafteten Theaters geholt. Und das hatte sich als eine gute Entscheidung erwiesen: Kloth gelang, gemeinsam mit der Regisseuse Eva Gallé und dem Dramaturgen Peter Junkuhn, in verblüffend kurzer Zeit der Aufbau eines jungen Ensembles, der Spielplan war eine spannende Mischung älterer und neuerer Texte, in lebhaften Aufführungen wurden unter anderem Sophokles und Shakespeare, Lorca und Horváth gespielt, das ließ sich alles sehr gut an, auf einmal wirkte das Theater wieder in die Stadt hinein, das zeigte sich auch an der positiven Entwicklung der Besucherzahlen.
Aber jetzt paßt dem Intendanten die ganze (jugendliche) Richtung einer hochmotivierten Theaterarbeit nicht mehr. Schon daß ein Kinderstück von Waechter ins Programm kam, mißfiel Reinhard Petersen, die geplante Inszenierung von "Die Zeit und das Zimmer" des Botho Strauß wollte er dem Trierer Publikum nicht zugemutet wissen, ein Stück nur für Metropolen sei das; und gegen das jüngste Vorhaben von Kloth, Hansjörg Schertenleibs "Rabenland" herauszubringen, eine Szenenfolge, die auf deutsche Wirklichkeit reagiert (das Stück wird Ende des Monats am Münchner "Residenztheater" uraufgeführt), hat der Intendant sich mit dem Hinweis auf ein paar Schmuddelwörter im Text gestellt.
Kloth und sein Ensemble haben sich gegen diese Behinderungen ihrer in der erzkonservativen Stadt ohnehin nicht leichten Arbeit durch die Chefetage des eigenen Hauses begreiflicherweise gewehrt: Sie wollten, neben den Klassikern im Spielplan, in jeder Saison mindestens ein zeitgenössisches Stück spielen, der Intendant vermochte dieser vollkommen richtigen Überlegung nicht zu folgen - so hat man sich zerstritten. Weil die Leute vom Schauspiel ihm nicht folgsam genug sind, hat Petersen der Künstlerischen Leitung vor drei Tagen zum Ende der Spielzeit gekündigt. Wie es heißt, läßt er von der "Zentralen Bühnenvermittlung" schon nach anderen Kräften suchen.
Ein grober Fehler ist das, weil das Schauspiel in Trier einmal ein Beispiel dafür (gewesen) ist, wie sich die Theaterarbeit an einer Bühne in der Provinz sinnvoll entwickeln läßt. Jürgen Kloth, der zuvor als Schauspieler und Regisseur an großen Bühnen gearbeitet hatte, wollte mit jungen Leuten in Trier etwas Neues versuchen, sein Elan war anstekkend, der Erfolg bisher unbestreitbar. Wenn der Versuch nun abgebrochen wird, ist das eine willentliche Selbstlähmung des Theaters.
Die Bedeutung des Vorgangs reicht über Trier hinaus. Es könnten nämlich für das deutsche Theater viel mehr Impulse gerade von den kleineren (mit keineswegs ganz geringen Mitteln ausgestatteten) Bühnen ausgehen als das der Fall ist. Gelingt es aber, wie in Trier, doch einmal, einen Betrieb in der Provinz aufregend zu stimulieren, kommt einer wie Petersen und macht einfach Schluß. Das Beste wäre jetzt, er würde sich im letzten Moment noch einsichtig zeigen. Das Zweitbeste: Es fände sich niemand, der nun noch am Schauspiel in Trier arbeiten wollte. P.I.
In Eisenhüttenstadt brennen Mahnfeuer. In der "Stahlkrisenregion" an der Oder sollen die Flammen erst wieder erlöschen, wenn die Zukunft des größten Arbeitgebers gesichert ist. Zwei Hürden hat Eko Stahl zu überwinden, soll die Rettung gelingen. Die eine sind die europaweiten Überkapazitäten, die nach dem Willen des Ministerrates und der EG-Kommission drastisch abgebaut werden müssen. Beim Poker um Produktionsanteile und Werke kämpft der ostdeutsche (Noch)-Staatsbetrieb gegen die Konkurrenz von der Ruhr. Dabei droht eine weitere deutsch-deutsche Auseinandersetzung um Arbeitsplätze.
Noch höher aber ist die zweite Hürde: Eko braucht mehr als eine Milliarde Mark an Subventionen. Land und Treuhand wollen das Geld für den Bau eines neuen "integrierten Stahlwerks" und die Modernisierung des Kaltwalzwerkes zwar in die Hand nehmen. Der Aufsichtsrat hat, wie erwartet, am Montag darüber auch einen Grundsatzbeschluß getroffen. Doch ob die EG diese Hilfe genehmigt, steht in den Sternen.
Zunächst ist ein Gutachten bestellt, das bis Monatsende Finanzierung und technische Machbarkeit des Ausbaus klären soll. Dann müssen Vorstand und Verwaltungsrat der Treuhand die Investition verabschieden, danach Bonn der Subvention zustimmen. Und schließlich haben Kanzler Helmut Kohl (CDU) und sein Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) die schwierige Aufgabe, unter anderem beim Brüsseler Kommissar Martin Bangemann (FDP) auszuhandeln, daß die anderen EG-Partner die Zuschüsse akzeptieren.
Für Brandenburgs Regierung gibt es trotzdem keine Frage: Eko muß erhalten bleiben. Denn geht das Werk kaputt, droht in der strukturschwachen Grenzregion mit bereits hoher Arbeitslosigkeit eine Beschäftigungskatastrophe. Heute wird der Potsdamer Landtag über die Zukunft der verbliebenen Industriestandorte beraten. Eko steht dabei ganz oben, Proteste der Stahlwerker werden die Sitzung begleiten. Doch in der Ampelkoalition brauchen sie kaum noch jemand umzustimmen. Ob SPD- Landesvater Manfred Stolpe ("Der Erhalt von Eko ist die Nagelprobe für die Aufrichtigkeit des Solidarpakts") oder FDP-Wirtschaftsminister Walter Hirche - die führenden Köpfe haben sich längst für die Rettung von Eko ausgesprochen und wollen dafür einige hundert Millionen Mark lockermachen.
Vor allem Hirche setzt sich seit Wochen für Eko in einer Weise ein, die für einen Liberalen bemerkenswert ist. Ob Bonner Parteifreunde, Treuhand, die Stahlbarone an Rhein und Ruhr oder Milliardensubventionen aus der Staatskasse - wenn es um das Stahlwerk geht, kennt der Mann weder Pardon noch Tabus. "Die Theoretiker in der FDP" habe er wegen deren Vorstöße gegen Staatseingriffe in Ostdeutschland "scharf im Visier", meinte Hirche jüngst in einer Journalistenrunde mit unverkennbarem Seitenhieb auf Parteichef Graf Lambsdorff. Es sei leicht, über Grundsätze der Ordnungspolitik schlaue Aufsätze zu schreiben , "doch bei uns stehen die Leute auf der Matte". In Ostdeutschland könne man "den Aufbau der Marktwirtschaft nicht nur der Marktwirtschaft überlassen". Das hat der frühere niedersächsische Landespolitiker nach eigenem Bekunden in Brandenburg, wo nur noch ein Bruchteil der einstigen Industrie übrig ist, schnell lernen müssen.
Und deshalb will Hirche "auch als liberaler Minister nicht mitmachen, daß hier alles totgebissen wird, nur damit Westkonzerne die Märkte besetzen können" und dabei "die Treuhand noch als Helfer mißbrauchen". Die Staatsholding habe sich zu lange von Krupp, Salzgitter und Thyssen hinhalten lassen, anstatt Eko international auszuschreiben und möglicherweise auch amerikanische oder asiatische Konkurrenz für einen Einstieg zu gewinnen.
Doch nicht nur starke Sprüche, sondern auch Argumente für die Rettung von Eko hat Hirche zur Hand. In Eisenhüttenstadt seien im Gegensatz zur Westkonkurrenz binnen dreier Jahre bereits zwei Drittel der Kapazität abgebaut worden und jetzt nur noch 3500 von einst 12 000 Leuten beschäftigt. Der Osten habe seinen Teil geleistet. Der verbliebene "Industriekern" müsse nun erhalten und umstrukturiert werden. An ihm hingen zudem 1600 Stellen in bereits ausgegründeten Firmen und 900 Jobs in Neuansiedlungen. Das neue Mini-Stahlwerk, das 1996 stehen soll, würde laut Hirche wegen des modernen, integrierten Walzgießverfahrens erhebliche Preisvorteile ermöglichen. Die Qualitätsprobleme mit dem in Deutschland entwickelten Herstellungsprozeß, der bisher nur in den USA und Italien erprobt wurde, seien weitgehend bereinigt. Die Westkonkurrenz habe die Vorteile des Verfahrens sogar schon bestätigt - "das Schönste, was passieren konnte". Im Grunde, so Hirche, fürchte die Konkurrenz diese "Pionieranlage".
Auch vor einer Milliardensubvention, an der sich Brandenburg wohl mit mindestens 200 Millionen Mark beteiligen müßte, ist dem Liberalen nicht bang. "Warum sollen wir Eko nicht zuerst sanieren und dann privatisieren?" Der Bund habe es bei Salzgitter schließlich ebenso gemacht. Und auch ein Hausbesitzer, so Hirches Rat an die Treuhand, renoviere zuerst die Fassade, bevor er sein Heim zum Verkauf anbiete. Einen Teil der Sanierungskosten hoffen die Potsdamer durch den Verkauf der nicht mehr benötigten Grundstücke hereinzubekommen. Die Alternative zur Sanierung, ist laut Hirche, "Eisenhüttenstadt und die Lausitz vor die Hunde gehen zu lassen". Dann, warnt der Minister, "wird ein Aufschwung dort nur noch teurer, als wenn wir gleich dafür bezahlen".
THOMAS WÜPPER
GLAUBURG. Christoph, Yvonne, Kai, Andrea und die anderen Stockheimer Teenies bekommen jetzt neues Aufsichtspersonal in ihrem Jugendclub: die eigenen Mütter. Die Mamas schieben ab nächster Woche unbezahlten Schichtdienst im ersten Stock des Gemeinschaftshauses. Die bisherige Jugendpflegerin Sabine Schulz-Zacharias muß ihren Posten verlassen, weil die Gemeinde Glauburg kein Geld für die halbe Planstelle ausgeben wollte.
Die mit absoluter Mehrheit regierenden SPD-Gemeindevertreter lehnten jüngst ab, die bisher vom Arbeitsamt bezahlte Jugendpflegerin zu übernehmen. Im Wahlkampf dagegen werben die Sozialdemokraten mit Sabine Schulz-Zacharias. In einer am Wochenende verteilten Hauswurfsendung der SPD heißt es: "Die gemeindliche wie auch die vereinsgebundene Jugendarbeit wird durch die Arbeit der hauptamtlichen Jugendpflegerin (halbe Stelle) wirkungsvoll unterstützt".
Diese Arbeit sollen nach Vorstellung des Glauburger Bürgermeisters Eberhard Langlitz (SPD) nun die Jugendlichen selbst machen. Sie könnten sich einen verantwortlichen Vorstand wählen, sagte Langlitz im Gespräch mit der FR.
Die Mütter halten dies für unrealistisch: Mit 13 bis 16 Jahren seien sie dafür noch zu jung. Auch wenn - wie geplant - ein zum 1. März eingestellter Zivildienstleistender zeitweise die Aufsicht übernehme.
Damit der Stockheimer Jugendtreff nicht - wie bereits die Glauberger Einrichtung - geschlossen werden muß, wollen jetzt fünf Mütter als Aufsichtspersonen einspringen. Sie halten die Lösung nicht für ideal. Schließlich wolle sich ihr Nachwuchs in der Pubertät gerade von den Eltern ablösen, sagte die Mutter Ute Finke. Es sei doch der Sinn eines Jugendclubs, daß die Kids Kontakt zu anderen Menschen außerhalb der eigenen Familie finden.
79 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren gibt es nach Angaben der scheidenden Jugendpflegerin in Stockheim. In Glauberg zähle man 139 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren. Mit dieser - oft in einer stürmischen Lebensphase stekkenden - Bevölkerungsgruppe tun sich die etablierten Politiker offensichtlich schwer. Im Glauberger Jugendclub sei viel Inventar kaputtgegangen; außerdem habe es Einbrüche gegeben, klagte Bürgermeister Langlitz. Jugend-Discos und ein internationales Fest durften bisher nicht im Stockheimer Gemeindesaal stattfinden. Aus Angst vor Zerstörungen? Mit dem Ausdruck des Bedauerns sparen die Politiker bei der Jugendarbeit jedenfalls besonders effektiv. Die halbe Planstelle der Glauburger Jugendpflegerin hätte nach Angaben von Sabine Schulz- Zacharias etwa 25 000 Mark im Jahr gekostet.
Für die sechswöchigen Ferienspiele im vorigen Jahr habe es 1000 Mark gegeben. Für einen eintägigen Senioren-Ausflug zum Holiday-Park solle die Gemeinde dagegen anstandslos 6000 Mark gegeben haben.
Und für die eigenen Feiern greifen die Stadtoberen auch mal tief in die Stadtkasse. Mehr als 6700 Mark kostete die festliche Veranstaltung Ende Januar vergangenen Jahres, mit der der ehemalige Bürgermeister Rolf Gnadl (SPD) in sein neues Amt als Landrat verabschiedet und der neue Bürgermeister Eberhard Langlitz (SPD) in sein Amt eingeführt wurde. Lediglich 1000 Mark waren für die Feier im Haushalt vorgesehen gewesen.
Die Kosten seien so unerwartet hoch gewesen, weil viel mehr Gäste gekommen seien als erwartet, erklärt Bürgermeister Langlitz. Das Gemeindeparlament genehmigte die Mehrausgaben von über 5750 Mark im Nachtragshaushalt. nes/ieb
Kleine FR
Härtebereich drei GROSS-GERAU. Das an die Haushalte in Groß-Gerau gelieferte Wasser liegt im Härtebereich drei. Dementsprechend sollten die Verbraucher ihre Waschmittelmenge bemessen. Anmelden GROSS-GERAU. Schnelle Anmeldung empfiehlt die VHS für den am Freitag, 7. Mai, geplanten Informationsbesuch beim ZDF in Mainz. Auskunft und Anmeldung: Büro der VHS, Telefon 0 61 52 / 7 16 92.
FRANKFURT-NORDWEST. Nicht zuletzt der dreimalige Wechsel des Sozialdezernenten innerhalb der vergangenen vier Jahre "hat die Arbeit schwer gemacht", erklärte Fritz Goeder, Vorsitzender des Seniorenbeirats des Ortsbezirks 9, dieser Tage. Auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) zog er Bilanz. Die Seniorenbeiräte, meinte er, sollten nicht länger ein Hilfsorgan des Sozialdezernenten sein, sondern zum "direkten Ansprechpartner" der Stadtverordnetenversammlung werden. So könnte effektiver auf Mißstände reagiert werden.
Goeder forderte mindestens fünf weitere Altenwohnanlagen in Frankfurt. Zu beachten sei allerdings, "daß die Wohnanlagen im Stadtgebiet liegen, denn die älteren Bürger verlassen ungern ihren Stadtteil". Er plädierte zudem für den Bau von Altenwohnungen und -pflegeheimen auf einem Grundstück.
Als erfolgreich bezeichnete Goeder auch die Einrichtung des "Seniorenrathauses" an der Eschersheimer Landstraße. Und das System der "aufsuchenden Altenpflege" habe sich bewährt. *tin
Notdienste
Bad Homburg/Friedrichsdorf. Kur- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße/ Thomasstraße; Burg-Apotheke, Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.
Oberursel/Steinbach. Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.
Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Marien-Apotheke, Königstein, Georg- Pingler-Str. 5.
MÜHLHEIM. Wenn die Bahnhofstraße fertig umgebaut ist, dann wird sie auch in einem neuen Licht erstrahlen. Der Magistrat beschloß, zwischen den Kreuzungen Dietesheimer und Mozartstraße 17 neue Straßenlaternen vom Typ "City-Seidenweber-Leuchte" aufzustellen. 4,50 Meter hoch, werden sie ein besseres Licht verbreiten als die derzeitigen Kofferleuchten mit ihren neun Meter hohen Auslegern, verspricht Erster Stadtrat Horst Lehr.
26 000 Mark wird die neue Beleuchtung kosten. Installiert werden die modernen Lampen von den Stadtwerken. Die Masten der alten Laternen, die sich oft dicht an den Häusern befinden und zum Teil durch deren überhängende Dächer hindurchgehen, bleiben bis auf die Ausleger stehen. An diesen Masten wird nämlich die Weihnachtsbeleuchtung befestigt.
Nachdem sich die Bauarbeiten im oberen Teil der Bahnhofstraße wegen des Frostes verzögert haben, wurden sie zu Beginn der Woche wieder aufgenommen. Die Mühlheimer müssen also noch einige Zeit mit der Umleitung leben, bevor in der Jahn- und der Feldstraße alles wieder so wie früher wird.
Wieder in Bewegung gekommen sind auch die Planungen für das andere Ende der Straße am Bahnhof. Nachdem Lehr zu Beginn des Jahres in Frankfurt nachgefragt hatte, hat nun die Bundesbahndirektion mitgeteilt, das Projekt eines Geschäfts- und Wohngebäudes auf dem Gelände am Kopfende der Straße, dort wo derzeit noch ein Brunnen steht, mit Vorrang zu bearbeiten. Die Stadt möchte auf dem knapp 5000 Quadratmeter großen Grundstück, das zum größten Teil der Bundesbahn gehört, ein solches Gebäude errichten, "um die Bahnhofstraße zangenartig zu einer attraktiven Einkaufsstraße umzugestalten", sagt Lehr.
Die Bundesbahn habe zugesagt, nunmehr zu prüfen, ob für sie das Gelände entbehrlich ist und veräußert werden kann. "Ich gehe jetzt davon aus, daß noch vor der Sommerpause ein Investorenwett- bewerb ausgeschrieben werden kann", sagt der Erste Stadtrat. Die Stadt denke hier auch über eine Tiefgarage nach.
Wie es mit der Gestaltung der Bahnhofstraße weitergehen soll, dazu soll im März ein Gespräch mit Anwohnern, Geschäftsleuten und Interessierten anberaumt werden. Dieser Termin ist als Einstieg in die Gründung eines Beirates gedacht, der sich mit der Gestaltung der Einkaufsstraße beschäftigen soll. Die Idee für den Beirat ist bei einer Bürgerversammlung entstanden. pmü
cri FRANKFURT A. M. Die Lage im westdeutschen Maschinenbau verdüstert sich von Monat zu Monat. Die Januar- Konjunkturdaten des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) liefern hierfür einen traurigen Beleg. Der Auftragseingang sackte im Jahresvergleich real um 18 Prozent ab. Als Spiegelbild der Rezession schrumpften die Bestellungen aus dem Inland um 24 Prozent. Aber auch die ersehnte höhere Auslandsnachfrage läßt auf sich warten, vielmehr orderten auswärtige Kunden elf Prozent weniger. Laut VDMA-Chefstatistiker Herbert Kriegbaum wird sich die Lage vor allem in der Bundesrepublik für die Firmen eher "noch verschärfen". Die Zahl der Kurzarbeiter hat sich bereits von Dezember auf Januar um 38 300 auf 150 000 erhöht.
Der aussagekräftigere Dreimonatsvergleich hellt das Bild nicht gerade auf. Von November bis Januar fielen die Bestellungen insgesamt im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um real 13 Prozent, wobei deutsche Kunden 22 und ausländische drei Prozent weniger orderten. Laut Kriegbaum ist das Ergebnis "auf der ganzen Linie" enttäuschend. Von den 40 ausgewerteten Sparten verbuchten in den drei Monaten nur fünf Nachfragezuwächse. Dazu gehörten unter anderem Hütten- und Walzwerkeinrichtungen sowie der Apparatebau. Ansonsten geht es überall steil bergab. Das Sorgenkind Nummer eins, der Werkzeugmaschinenbau, mußte erneut einen drastischen Ordereinbruch von 35 Prozent hinnehmen.Christdemokraten drücken bei A 4 aufs Tempo Autobahn durch Rothaargebirge und Burgwald soll in Kategorie "vordringlicher Bedarf"
WIESBADEN. Vor dem Hintergrund erneuter Bemühungen von CDU-Politikern aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Thüringen aber auch aus Hessen, die 130 Kilometer lange Autobahn A 4 durch Rothaargebirge und Burgwald im neuen Bundesverkehrswegeplan doch noch in die Kategorie "vordringlicher Bedarf" einzustufen, haben sowohl der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) als auch Landesentwicklungs- und Naturschutzminister Jörg Jordan (SPD) diesem Projekt eine klare Absage erteilt.
Welteke plädierte in einem Gespräch mit der FR dafür, statt Milliardensummen in den aus seiner Sicht überflüssigen Autobahnbau zu stecken, solche Gelder in den Bahnausbau zu investieren. Staatsminister Jörg Jordan hatte sich bereits am Montag auf der Hessen-Thüringen-Konferenz, wo erneut Forderungen aus Thüringen nach mehr Straßen wie etwa der A 44 zwischen Kassel und Eisenach erhoben wurden, ebenfalls strikt gegen eine Autobahn quer durch die Waldgebiete Nordhessens ausgesprochen.
Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums wird die Höherstufung der A 4 von der Kategorie "weiterer" in den "vordringlichen Bedarf" durch die angestrebte zeitliche Streckung des ersten gesamtdeutschen Bundesverkehrswegeplans möglich. Der Plan, dessen Verabschiedung sich verzögert, trat nicht bereits 1992 in Kraft, sondern wird voraussichtlich erst in diesem Sommer vom Bundestag verabschiedet. Seine Laufzeit wird um zwei Jahre auf das Jahr 2012 verlängert. Dadurch konnten neue Projekte angemeldet werden, darunter auch acht aus Hessen, wie zum Beispiel die B 3a zwischen Bellnhausen und Marburg.
Die Höherstufung des Projektes A 4 soll vom Verkehrsausschuß des Bundestages in der Aprilsitzung zumindest für den Abschnitt zwischen dem heutigen Autobahndreieck Olpe (Nordrhein-Westfalen) bis zur Landesgrenze von Hessen beschlossen werden. Damit bliebe zwar der überwiegende Teil der Trasse - wie vom Bundesverkehrsministerium zunächst auch für die gesamte Strecke vorgesehen - nur mit "weiterem Bedarf" versehen, dies aber lediglich aus "finanzsystematischen" Gründen (so der CDU- Bundestagsabgeordnete Paul Breuer). Ansonsten wäre das vorgegebene finanzielle Volumen des Verkehrswegeplans überschritten worden.
Daß es Bonn mit Planung und Realisierung der gesamten Autobahn dennoch sehr ernst meine und sie auch finanzieren werde, solle aus einem verbindlichen Anhang hervorgehen: Mit einem "Sternchen-Zusatz" im Bedarfsplan, bestätigen Breuer und eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums übereinstimmend, werde sichergestellt, daß auch für den hessischen Autobahnabschnitt die Planung "bis zur Baureife" vorangetrieben werde. Damit würde die Dringlichkeit betont, denn man habe, so die Sprecherin, trotz engem finanziellem Spielraum "keine Zeit zu verschenken".
Wenn Bonn in fünf Jahren den jetzt zur Verabschiedung anstehenden Verkehrswegeplan fortschriebe, werde die Strecke nach Hoffnung des Christdemokraten Breuer allein schon aufgrund der präjudizierenden Wirkung der vorangetriebenen Planung und des erklärten vordringlichen Bedarfs für den Westabschnitt auch auf ganzer Länge in die höchste Kategorie übernommen.
Die von Umweltschutzorganisationen seit Jahren heftig befehdete A 4 stößt auch bei SPD und Grünen beider Länder auf starke Kritik. So hatte der nordrhein- westfälische Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) gesagt, diese Straße werde "nur über meine Leiche" gebaut. Hessens Verkehrsminister Welteke nannte sie im FR-Gespräch "utopisch", weil sie ein "Großprojekt mit geringem Nutzen" darstelle, deren Baukosten von mindestens einer Milliarde Mark viel sinnvoller einzusetzen seien - etwa beim Bau von Umgehungstraßen, bei Bahnprojekten oder bei der Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs.
Der Naturschutzreferent des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Thomas Norgall, bezeichnete das Projekt der A 4 schon deshalb als "widersinnig", weil zur Zeit für die B 62 (etwa im Raum Biedenkopf) diverse, künftig aber überflüssige Ortsumgehungen in Planung seien. Die B 62 verläuft parallel zur möglichen Trasse der A 4.
Bereits vor einem Jahr hatte Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) Zwangsmittel angedroht, wenn sich Hessen und Nordrhein-Westfalen gegen Planung und Bau der A 4 sperren würden. Nach der Aufnahme in den Bedarfsplan erhielten die Länder den "Planungsauftrag und werden diesem im Rahmen der Auftragsverwaltung gemäß Artikel 90 Grundgesetz nachkommen", hatte der Minister erklärt. STEPHAN BÖRNECKE
Bonn kann sich nicht auf Vignette einigen
HATTERSHEIM. Rock, Folk, Mainstream, Country-Blues und Heavy Metal - eine breite musikalische Mischung bietet der Hattersheimer Posthofkeller in seinem Märzprogramm. Insgesamt acht Konzerte sind in den nächsten vier Wochen vorgesehen.
Den Auftakt machen am Freitag, 5. März, die "Midnight Ramblers". Die Band aus Marktheidenfeld hat sich dem harten Texas Rock verschrieben. 1991 schlossen sich die vier Musiker zusammen, traten unter anderem bei "Rock gegen rechts" auf. Neben eigenen Songs spielen sie Cover-Versionen von den Rollings Stones, Tom Petty, Status Quo und Bad Company.
Ein Tag später steigt das Konzert des Monats: Für Samstag, 6. März, sind die "Domino Cats" angekündigt. Die alten Hasen des Rock-Geschäfts, die einst als "Fats and his Cats" durch die Lande tingelten, halten auch unter dem neuen Band-Namen an ihrem Stil fest: Und da geben Fats Domino, Ray Charles und Bill Haley den Takt vor.
Gestandene Leute sind auch die drei Musiker der 1981 gegründeten Band "Buckshot". Die beiden Liederbacher und ein Höchster geben am Freitag, 12. März, im Posthofkeller ihr Stelldichein, spielen vorwiegend eigene Stücke. Und die pendeln zwischen Hard Rock, Heavy Metal und Mainstream.
Deutsche Texte zu rockigen Tönen präsentiert die Gruppe "Tabu". Durch Himmel und Hölle zu reisen, versprechen die fünf Musiker für Samstag, 13. März. Und auf diesem Weg sei kein Thema tabu, kündigt die Gruppe vielsagend ihren Auftritt an.
Vom Rhein-Neckar-Delta an den Main kommen "The Gangster of Blues" am Freitag, 19. März. Wild Boy Bobby und Lightning Wolf haben sich dem Blues verschrieben, beherrschen Bottleneck ebenso wie Finger-Picking.
Folk mit rockigen Untertönen stimmt die Gruppe "Hands on the wheel" am Samstag, 20. März, an.
Der Weg der Band um Thomas Ripphahn ist kometenhaft. Zusammen mit Henning Doms, René Detroy und Stefan Arnold belegte er beim "Sony Talent Award" Ende 1991 den zweiten Platz unter 1500 Gruppen. Gut ein halbes Jahr später erschien das Debüt-Album der Band - und die Kritiker überschlugen sich.
Ein "hypergalaktisches Sounderlebnis" verspricht "Taste of time". Die Frankfurter Band bewegt sich zwischen kanadischem Hardrock und britischem Independant. Am Freitag, 26., geben die vier Musiker im Posthofkeller davon eine Kostprobe.
Mit Rock-Musik aus vier Jahrzehnten klingt das März-Programm aus. Am Samstag, 27. März, ist die Bühne frei für "The Runners". Die drei Berufsmusiker gehen seit Mai 1990 regelmäßig auf Tour, spielen in Clubs ebenso wie auf Festivals. Ihr Konzert beginnt, wie alle anderen im Posthofkeller, um 21 Uhr.
Eintrittskarten können tagsüber unter der Rufnummer 0 61 46 / 74 53 reserviert werden. kkü
BAD HOMBURG. "Grund-Riesz der Hochfürstlichen Residenz Stadt Homburg vor der Höhe. Aufgenomen, Gemeßen und Ausgefertiget den 9ten Februari Anno 1787 durch Friedrich Bruch Land Renovator." So prangt es, mit Ornamenten reich verziert, vom ältesten rekonstruierten Stadtplan und - das ist neu - vom Begleitbuch, das der Verein für Geschichte und Landeskunde jetzt vorstellte. Wie den Plan können Interessierte auch das Buch kaufen, das der Homburger Familienforschung ein weites Feld eröffnet.
Reinhard Michel, sein Mitautor Erich Deckert und zahlreiche Helfer haben jahrelang gearbeitet - Katasterunterlagen, Stadtpläne, Archive, Örtlichkeiten und Personennamen erforscht. Insgesamt sind das mehr als 7000 Namen, die mit viel Geduld in Beziehung zueinander gesetzt wurden und das Geschehen in der damaligen Alt- und Neustadt Homburgs über rund 100 Jahre, also etwa bis 1890, dokumentieren. Michel: "Wir haben in jedweder Weise Neuland betreten."
Diese aufwendige Arbeitsweise ließ Zeitdauer, Umfang und Kosten des Buchs kräftig steigen, doch der Verein brachte die Gelder in Stadt und Land zusammen. Gedruckt wurden 1000 Exemplare; doch wegen der Exemplare für die Mitglieder, die Tauschpartner bei anderen Vereinen und für die Stadt werden nicht allzu viele in den Handel kommen. "Wer schlau ist, holt sich schnell eins", meint der Autor Michel. Vermutlich kommende Woche werden die Bände ausgeliefert; der Preis dürfte bei rund 40 Mark liegen.
Erhältlich wird das Werk - die Nummer 41 der fortlaufenden Publikationsreihe des Vereins für Geschichte und Landeskunde - an vier Stellen sein: am Info-Schalter des Stadthauses, im Verkehrsamt (Kurhaus), im Gotischen Haus und bei der Volkshochschule (Elisabethenstraße 4-8).
Und auch den rekonstruierten Stadtplan gibt es, mit etwa einem mal 1,30 Meter um rund 20 Prozent kleiner als das Original, das in vier Teile zerschnitten war und im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Bisher haben rund 550 Pläne zu je 49 Mark Liebhaber gefunden - gerahmt ein gern gesehener "Wandschmuck", wie Reinhard Michel weiß. Wer darüber hinaus in die Lokalhistorie einsteigen will, muß sich um das Begleitbuch bemühen, dem der Verein und Michel eine "recht weite Verbreitung" wünschen. tom
TSG 98 Nordwest: Der Sportverein im Frankfurter Norden bietet ab sofort wieder Wirbelsäulengymnastik jeden Donnerstag (von 17 bis 18 Uhr) und jeden Samstag (von 11 bis 12 Uhr) in seiner Turnhalle am Weißkirchener Weg 12. Die Angebote "Schwimmstunden für erwachsene Anfänger" sind jeweils mittwochs (immer von 19.15 bis 20 Uhr) im Lehrschwimmbecken der Ernst-Reuter-Schule im Praunheimer Weg in der Nordweststadt. Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Eva-Marika Futas-Bernhardt unter Tel. 76 40 60. uv
MAIN-KINZIG-KREIS. Die hessische Landesregierung soll berichten, wie der Stand der Dinge zu den beiden S-Bahn- Linien südlich und nördlich des Mains ist. Dies fordert der Abgeordnete Walter Korn in einer Kleinen Anfrage, die Licht in die laufende Diskussion um das Finanzgefüge der beiden großen Bauvorhaben bringen soll.
Das Land soll eine Einschätzung liefern, wann mit dem Bau der Strecke Frankfurt-Maintal-Hanau vermutlich begonnen wird und wie dringlich diese Verbindung grundsätzlich eingestuft wird. Zum zweiten will der Politiker wissen, wann mit dem Abschluß der Bauarbeiten an der Strecke Frankfurt- Mühlheim-Hanau zu rechnen ist. az
USINGEN. Günter Rexrodt überraschte die Zuhörer mit der Nachricht, daß er früher zwei Jahre lang in Bad Soden gelebt hat: Ansonsten spielte der Lokalbezug mit Usingen als "Austragungsort" der Kommunalwahl keine Rolle. Bei der großen Wahlkampfveranstaltung der Usinger FDP - in den letzten vier Jahren zur außerparlamentarischen Opposition verdammt - sprach der liberale "Doppelpack" in Form von Bundeswirtschaftsminister Rexrodt und Landesvorsitzendem Wolfgang Gerhardt über die hohe Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Stimmung am Montag abend in der Stadthalle war gelöst; gut 100 Gäste hörten Bekenntnisse zum freien Unternehmertum, für Privatisierung von Post und Bahn sowie gegen Steuererhöhungen und "zu viel Sozialstaat".
Rexrodt zufolge hat die deutsche Wirtschaft in Zukunft vor allem drei Aufgaben zu bewältigen. Zum einen müsse die Rezession bekämpft werden. "Noch herrscht keine Katastrophensituation, auch wenn Exportzahlen und Investitionsneigung sinken", erklärte der ehemalige Treuhand-Vorstand und Nachfolger des vor einigen Wochen wegen der "Chip-Affäre" zurückgetretenen Jürgen Möllemann.
Wichtig seien zudem der Aufschwung im Osten und die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Industriestandort. Die Arbeit hier sei nicht "produktiv genug organisiert"; weil sie zu teuer geworden sei, würden viele Arbeitsplätze ins Ausland verlegt. Bei seinen Ausführungen wurde er nur wenige Male von Applaus unterbrochen - einmal allerdings um so heftiger, als er Kürzungen bei der Sozialhilfe rechtfertigte: "Wir wollen verhindern, daß solche Leute mehr Geld bekommen als die Arbeitnehmer in den unteren Lohngruppen."
Zustimmung erntete er auch, als er eine Arbeitsmarktabgabe von Beamten und Freiberuflern ablehnte ("Ein Frevel"). Nur indirekt ging er am Rande auf den Rechtsextremismus ein: Dies seien "Scharlatane", die bloß plakative Antworten auf komplizierte Fragestellungen hätten.
Zur anschließenden Frage eines Schülers, wie sich diese Aussage denn mit der Einladung des österreichischen FPÖ- Rechtsaußen Jörg Haider zum "Karl- Herrmann-Flach-Disput" vertrage, erklärte der Kreis-Vorsitzende Frank Blechschmidt: "Wir wollen uns mit Andersdenkenden auseinandersetzen und sie nicht in ihrer Ecke lassen."
Der eigentliche Anlaß der Veranstaltung - die Kommunalwahl - wurde nur am Rande gestreift. Auf die Frage, ob sich Wolfgang Gerhardt eine Ampelkoalition mit Grünen und SPD vorstellen könne, sagte dieser: "Auf keinen Fall, dafür sind unsere Philosophien in der Wirtschafts- und Verkehrspolitik zu unterschiedlich" - und das, obwohl Rexrodt einen quietschgrünen und er selbst einen roten Binder trugen. jd
KELKHEIM. Kalter Wind pfiff um die Ohren, zerrte am Haar, und vor den Augen lag der Batzen Arbeit, den sich Kelkheims Naturschützer für die nächsten Jahre vorgenommen haben: Das 2,2 Hektar große Gelände der früheren Pelztierfarm - Schandfleck im Schmiehbachtal - soll rekultiviert werden. Der umzäunte Hang, auf dem jetzt noch Bretterhütten der früheren Nutria-Zucht einem Hundezüchter als Zwinger dienen, soll dann als offene Streuobstwiese heimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Auch der Schmiehbach, der das Grundstück am Fuße des Hanges begrenzt, wird auf der Breite des Geländes wieder sein angestammtes, natürliches Bett mit weitläufiger Talaue erhalten.
"Erstmal müssen die Zäune, Pfosten und Hütten weg; alle alten, toten Bäume raus, junge Hochstämme gepflanzt werden und die Betonplatten im Bach verschwinden." Was Oliver Conz vom Bund für Vogelschutz der kleinen Delegation der Kelkheimer Stadtverwaltung und des Kreises mit ein paar Gesten umreißt, wird gut fünf Jahre dauern und rund 110 000 Mark kosten, schätzt Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD). Von gut dem Doppelten spricht gar Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan (CDU), interessiert an einem möglist hohen Landeszuschuß.
Doch über Geld streiten die beiden ungleichen Politiker nicht, haben sie das Projekt schließlich eingefädelt beziehungsweise die Vorausetzung für dessen Umsetzung geschaffen: Wie berichtet kauft die Stadt das 2,2 Hektar große, "L"-förmige Gelände vom Pelzhändler Anton Fuchs und dessen Schwester Helga Reindl zum stattlichen Gesamtpreis von 454 020 Mark. Ein stolzer Batzen - genau das Doppelte der Summe, die Gutachter des Regierungspräsidenten als akzeptabel vorgeschlagen hatten. Kelkheim zahlt unterm Strich jedoch "nur" 162 000 Mark. 80 000 Mark stammen aus Abgaben der Baugesellschaft TEKA, die die Stadt als Entschädigung für verbaute Natur kassierte. Der größte Brocken, eben jene von den Gutachtern geschätzten 224 000 Mark wird aus dem Ausgleichsabgabentopf des Landes bestritten, in dem allein aus dem Main-Taunus-Keis 2,5 Millionen Mark an "Naturschutz-Bußen" stammen.
Geld, das der Kreis wiederum für Naturschutzprojekte abrufen kann - und dazu war es auch höchste Zeit, meint Vogelschützer Oliver Conz. Denn hätte der Kreis nicht schnell zugegriffen, wären die Mittel für andere frei gewesen. Was Umweltdezernent Mehler natürlich verhindern wollte und deshalb außer dem Kelkheimer Projekt "schnell" noch drei weitere in die Tat umsetzte: In Hochheim wird für 120 000 Mark aus dem Landestopf der Kalksteinbruch auf dem Dyckerhoff-Gelände rekultiviert; 90 000 Mark sollen in die Talaue des Schwalbacher Sauerbornbachs fließen, und weitere 900 000 Mark verwendet der Kreis, um eine alte Kiesgrube bei Hattersheim zu rekultivieren.
Kaufpreis und Zuschuß für die Rekultivierungsarbeiten zusammengerechnet, könnte die Stadt Kelkheim rund 330 000 Mark vom Land kassieren. Ein seltener Großmut und für Bürgermeister Winfried Stephan offenbar "Argument" genug, trotz des hohen Kaufpreises den Handel einzugehen. Zumal der Landschaftsschutz seiner Meinung nach "unvermeidliche Aufgabe der Zukunft" ist. Zwei Vollerwerbslandwirte gebe es noch auf der 3000 Hektar großen Kelkheimer Gemarkung: "Die Stadt gibt jetzt schon rund 100 000 Mark zum Schutz der insgesamt 1500 Hektar Waldflächen aus. Künftig müssen wir ebensoviel für die Landschaftspflege aufbringen." ana
BÜDINGEN. Wie bereits angekündigt, wollen die evangelischen Kirchengemeinden des Dekanates Büdingen den Flüchtlingen im ehemaligen Jugoslawien helfen, indem sie ihnen halt- bare Lebensmittel und Hygieneartikel zukommen lassen. Die Pfarrämter nehmen noch bis Donnerstag, 11. März, Spenden an.
Bis zu diesem Stichtag werden auch am Wolfgang-Ernst-Gymnasium (WEG) in Büdingen Kinderschuhe gesammelt. Sie sollten möglichst gereinigt und paarweise verschnürt im Raum 405 des WEG abgegeben werden. mk
NEU-ANSPACH. Die Vorfahrt mißachtet hatte laut Polizeibericht am Montag gegen 13.15 Uhr ein Autofahrer, der die Straße Am Dornstück entlangfuhr und in die Saalburgstraße biegen wollte. Es kam zum Zusammenstoß mit einem anderen Wagen.
Der Sachschaden beläuft sich auf 10 000 Mark. dag
KRIFTEL. Was vor zwölfeinhalb Jahren als "beispielhafter Modellversuch" im Krifteler Bahnhof eingerichtet wurde, soll von April an aufs Abstellgleis: der Verkauf von Bundesbahn-Fahrkarten in Gemeinderegie. Das Gemeindeparlament hat beschlossen, den Kunden-Service aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen - Krifteler können sich Fahrkarten aber auch im Reisebüro an der Frankfurter Straße kaufen, und FVV-Tickets sind weiterhin im Bahnhofsgebäude zu haben.
Der Modellversuch begann im Juli 1980 - drei Jahre, nachdem die Bahn ihre Verkaufsstelle am Bahnhof geschlossen hatte. Die Krifteler sollten wieder Bundesbahn-Fahrkarten vor Ort bekommen. Während die Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung in den ersten Jahren viel Arbeit mit dem Verkauf hatte, gingen die Umsatzzahlen von 1984 an immer weiter zurück. 1991 wurden nicht einmal halb so viele Fahrkarten verkauft wie neun Jahre zuvor. Der Umsatz in diesem Jahr lag bei 40 800 Mark. Auf einer Besucherliste konnte nachgewiesen werden, daß an manchen Tagen des Jahres 1991 nicht eine einzige DB-Fahrkarte verkauft wurde.
Alle Möglichkeiten, den Verkauf kundenfreundlich und kostengünstig zu organisieren, sind nach Ansicht des Gemeindevorstands ausgeschöpft. Der Negativ- Trend habe sich nicht aufhalten lassen. Die Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung am Bahnhof, die von April an die FVV-Fahrkarten verkauft, soll intensiver in der Bibliothek mitarbeiten. pms
HANAU. Mit dem Rettungshubschrauber mußte eine 18 Jahre alte Autofahrerin aus Aschaffenburg ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem sie sich am Montag nachmittag bei einem Unfall auf der A 45 schwere Verletzungen zugezogen hatte.
Nach Angaben der Autobahnpolizei Langenselbold war die junge Frau in Höhe des Hanauer Kreuzes beim Spurwechsel gegen einen Lastwagen aus Lüdenscheid geprallt. Das Auto der 18jährigen kam ins Schleudern, überschlug sich mehrmals und blieb schließlich an einer Böschung liegen. az
NIDDERAU. Spielsachen, Baby- und Kinderklamotten, Babyausstattung und Umstandsbekleidung wechseln am Sonntag 14. März, in der Schloßberghalle ihre Besitzer. Der Kinderverein Nidderau veranstaltet dort zwischen 14 und 17 Uhr einen Second-Hand-Markt. Die Standgebühr beträgt acht Mark plus Kuchenspende. Für Tischreservierungen zeichnen Frau Großmann-Kraus, Rufnummer 0 61 87 / 16 07, und Frau Schmidt, Telefonnummer 2 27 03, verantwortlich. jur
NEU-ISENBURG. Was die Theatergruppe der Isenburger Lukasgemeinde in den vergangenen Monaten einstudiert hat, soll am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Kurt-Schumacher-Straße 8 erstmals aufgeführt werden: Jack Popplewells Kriminalkomödie "Keine Leiche ohne Lily". Auch nach der Premiere gibt es noch Gelegenheit, die Künste der Hobbymimen zu bestaunen, und zwar an gleicher Stelle am Samstag, 6. März, 19 Uhr, und tags darauf, 7. März, ebenfalls um 19 Uhr, allerdings in der Johannesgemeinde in der Friedrichstraße 94. leo
Frau Marga Schnöd aus Maintal-Dörnigehim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 3. März.
HANAU. Sich nicht schwach zeigen zu dürfen, das lernen die meisten Jungen früh. Zu dieser Geschlechtsidentität paßt es nicht, sexuell mißbraucht zu werden. Stets schwingt der Gedanke mit, von anderen als homosexuell abgestempelt zu werden. Und so liegt dieses Thema bisher im Dunkel des Tabuisierten. Um Jungen und ihre Probleme kümmert sich kaum jemand.
Daß allmählich auch die Jungen reden wollen, haben die Beraterinnen der Hanauer "Lawine" zu spüren bekommen. Im vergangenen Dreivierteljahr kamen mehr 14- bis 15jährige denn je mit der Absicht, ihren sexuellen Mißbrauch zum Thema machen zu wollen. Doch das Angebot der "Lawine" endet mit zwölf, zudem suchten die meisten Jungen eine Bezugsperson ihres Geschlechts, die ihnen so oft fehlt. Da die "Lawine" mit Harald Mondon-Kuhn von der Opferberatung "Hanauer Hilfe" bereits zusammenarbeitet, entschloß sich die "Hanauer Hilfe", die Beratung über sexuellen Mißbrauch zu ergänzen und Anlaufstelle für männliche Opfer ab zwölf sein zu wollen (montags bis freitags ist die "Hanauer Hilfe" von 9 bis 18 Uhr in der Salzstraße 11 erreichbar, Telefonnummer 2 48 71 oder 2 20 26).
In seinem Vortrag bei der "Hanauer Hilfe" berichtete Jochen Hoffmann vom Männerzentrum Frankfurt davon, daß immer mehr Männern dann bewußt werde, als Heranwachsender sexuell mißbraucht worden zu sein, wenn ihre heutigen Lebensgefährtinnen das vorher auch entdeckt hätten. Diese Beziehungen seien stark gefährdet, weil beide Traumata nebeneinander kaum auszuhalten seien.
Erst allmählich, so Hoffmann, werde auch deutschen Fachleuten bewußt, was Untersuchungen aus den USA und Großbritannien belegten: daß fast genauso viele Jungen wie Mädchen von sexuellem Mißbrauch betroffen sind. Die Mißhandler seien in 80 bis 90 Prozent der Fälle Männer.
Daß aber auch Frauen mißbrauchten, dürfe nicht tabuisiert werden. Diese Übergriffe beträfen meist Mütter, die ihre Jungen wüschen oder deren Geschlechtsteile untersuchten. Auch wiederholte beiläufige Bemerkungen oder Blikke der Frauen schädigten die Jungen.
Nach Hoffmanns Überzeugung fühlen sich Jungen ihrer Geschlechtlichkeit im Innern oft keineswegs sicher. Macho-Gehabe sei dann nur aufgesetzt. Einfühlsame männliche Bezugspersonen seien zu rar, um mit denen über eigenen Nöte sprechen zu können. Zu wenige Sozialarbeiter trauten sich zu, Ansprechpartner zu sein.
Daraufhin rief eine Frau der "Hanauer Hilfe" die Männer auf, sich um ihre Verletzungen ebenso zu kümmern, wie es die Frauenbewegung getan habe. him
So wie er begonnen, soll er nun auch wieder enden, der Streit zwischen Boris Becker und Michael Stich, heimlich, still und leise - zumindest nach dem Willen des Deutschen Tennis-Bundes. Der nämlich spricht kühn bereits von einem "beigelegten" Zwist, kaum daß sein Präsident Claus Stauder mit den beteiligten Streithähnen gesprochen hat. "Klare Worte" in der leidigen Angelegenheit um seine befristete Daviscup-Absage hatte Boris Becker vom DTB gefordert und erhalten. In einer Weise allerdings, mit der er selbst wohl kaum gerechnet hat. Denn der DTB lieferte nicht nur die Erklärung, er werde immer mit dem möglichst besten Team antreten, was heißt mit Bekker, so dieser den Schläger zu schwingen bereit ist. Nein, frei Haus wurde auch der Friedensschluß der Cracks verbreitet.
Claus Stauder vermittelte diesen scheinbaren Frieden, der aber den Betrachter eher an eine Waffenruhe gemahnt. Denn die beiden Wimbledon-Sieger konferierten bisher nur über den Mittelsmann Stauder; direkt miteinander haben sie noch nicht gesprochen, wiewohl ihnen sicherlich die Segnungen der modernen Kommunikationstechnik in Form eines Telefons zugänglich sind. Daß dies nicht gerade den Eindruck einer herzlichen Versöhnung vermittelt, ist offenbar auch dem DTB-Präsidenten aufgegangen. Daher beeilte er sich auch, dem Tennispublikum zu versichern: "Michael will den Boris anrufen."
Hier soll nun nicht die Geschichte des Zwists Becker/Stich noch einmal erzählt werden, andererseits gilt es sich durchaus einer ersten Erklärung des DTB in dieser Sache zu erinnern, die das Ende der Auseinandersetzung nicht gerade befördert hat. Damals in Stuttgart hatte der DTB eine Erklärung verbreitet, derzufolge es in der Woche zuvor in Mailand kein Treffen des Daviscup-Teams unter Ausschluß Beckers gegeben habe. Der hatte dies zuvor behauptet und stand nun als Lügner oder von falschen Informanten geleimter Trottel da. Auch in dieser Sache hatte Becker klare Worte verlangt, ebenso wie von Teamchef Niki Pilic, sein angebliches Versprechen betreffend, im Daviscup starten zu wollen. Pilic immerhin fand sich bereit, Becker zuzugestehen, eine derartige Zusage nie gemacht zu haben. Damit steht Becker als Punktsieger der Auseinandersetzung fest. Pilic und DTB lieferten die verlangten Ehrenerklärungen; Stichs Ansinnen, nur die Moskauer Mannschaft bei weiteren Spielen antreten zu lassen, wurde abgeschmettert. Zudem wird Stich auch noch zum Telefon greifen. Bleibt nur zu hoffen, daß Stauder ihm auch Beckers Nummer in die Hand gedrückt hat. ARND FESTERLING
Kontrolle ist besser
Von einer Krise ist zu berichten - der Krise einer Kommission, die antreten mußte, um die nationale Einheit Deutschlands mit einer sinnvollen Korrektur des Grundgesetzes abzurunden. Die nach Ansicht links-liberaler Patrioten zu guter Letzt noch das Unmögliche hinbiegen sollte: Eine Versöhnung mit dem als banal empfundenen Beitritt der ehemaligen DDR zum Geltungsbereich der bundesrepublikanischen Magna Charta. Manche - noch hochgestimmter - glaubten gar, das anfängliche Legitimationsdefizit der Konstitution auf diese Weise heilen zu können. Anders als beim Parlamentarischen Rat nach dem Zweiten Weltkrieg habe das Volk jetzt endlich die Gelegenheit (wenn auch nur begrenzt) mitzubestimmen, nach welchen Prinzipien staatliches Leben sich auszurichten habe.
Alles Utopie, durchzogen von Erwartungen, die nie den Hauch einer Chance hatten? Der Zustand des Gremiums aus 32 Mitgliedern des Bundestags und 32 des Bundesrats, das gemeinsame Änderungsvorschläge als Empfehlung dem Hohen Hause, der Bundesregierung und der Länderkammer abliefern soll, provoziert solchen Einspruch. Mehr noch: Der Sinn des gesamten Unterfangens steht zur Debatte. Deshalb ist die Frage zulässig, ob sich die Politiker wie bisher den Kopf über Plebiszite oder Selbstauflösung des Bundestages, über neue Staatsziele oder soziale Grundrechte, über das Verhältnis Bund-Länder, über Finanzverfassung oder den Status der Parteien und Fraktionen zerbrechen sollen.
Den Grund für solche Skepsis liefern Volksvertreter eigenhändig frei Haus. Da verabschiedet sich einer der beiden Vorsitzenden der "Gemeinsamen Verfassungskommission", der CDU-Abgeordnete und Staatsrechtslehrer Rupert Scholz, erst mal von der Ausübung seiner Funktion. Sein Kompromiß mit der SPD beim Umweltschutz hatte vor einigen Wochen den Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, ermuntert, sich einzumischen. Das geschah auf eine Art und Weise, die vielfach und völlig korrekt als Versuch gewertet wurde, konservative Mitglieder des Gremiums auf ein imperatives Mandat zu verpflichten. Er wurde inzwischen zart gerüffelt, die Form ist gewahrt, in der Sache bleibt wohl alles beim alten.
Der gleiche, fraktionshorizontbegrenzte Mann, rügte auch Vereinbarungen über das geplante Recht des Parlaments, sich selbst aufzulösen und bekrittelte die "bemerkenswerte Eigendynamik" der 64 Kollegen, die sich - schlimm genug - zum Teil allen Sitzungen standhaft verweigern. Bundespräsident Richard von Weizsäcker wiederum monierte den "unsäglichen Streit" über den Umweltschutz. Reflexe aus den Reihen der CSU ließen nicht lange auf sich warten - wie gehabt in München, wenn das Staatsoberhaupt Laut gibt.
Machen wir uns nichts vor: So oder so ähnlich konnte sich eigentlich jeder den weiteren Vollzug der deutschen Einheit ausmalen, der bereits die anders gelagerten und dem gleichen Ziel dienenden Vorläufer des Jahrhundertereignisses beobachtet hatte. Schon der sogenannte Königsweg des Zusammenschlusses nach Artikel 23 des Grundgesetzes war umstritten und bleibt es. Der Ausnahmezustand sei damals zur Stunde der Exekutive geworden, hat Helmut Simon eingewandt. Jetzt nerven die komplizierten, kostspieligen und emotionsgeladenen Bemühungen, auf schnellstem Weg die wirtschaftliche Gleichheit der Lebensbedingungen herzustellen. Sie kommt, vielleicht, aber langsam, wenn überhaupt.
Und nun die Verfassungsfragen! In der Inszenierung nationaler Wiedergeburt hätte ein bereinigtes, angepaßtes Grundgesetz zum Höhepunkt eines bewegenden Stücks deutscher Geschichte werden können. Voraussetzung wäre eine öffentliche Debatte, Kern jeder freiheitlichen Demokratie, wären interessierte, begeisterte, diskutierwillige Bürger und Medien, die sich alle einschalten. Statt dessen erleben wir den Vorrang für andere Sorgen und registrieren Machtkämpfe der Parteien hinter und neben der Kulisse, out of area der Märkte zumeist.
Bis heute ist die Existenz der Kommission verschwommen geblieben. Bis zur Stunde hat kaum ein Bürger das Gefühl, da werde für die Republik etwas Entscheidendes verhandelt. Nicht einmal die alarmierende Auseinandersetzung zwischen Scholz und Rüttgers bewirkte bislang mehr als ein Kräuseln auf glatter See. Professor Wilhelm Hennis, emeritierter Politikwissenschaftler aus Freiburg, hat jüngst in der FAZ Alarm geschlagen und aus den vorhandenen Unterlagen herausgelesen, daß sich wieder einmal alles nur um die Machtinteressen der Beteiligten drehe; die der Länder, die der Parteien. Da nistet nicht bloß bei ihm der böse Verdacht, unter dem Deckmantel einer Abrundung der deutschen Einheit werde mit dem Schlagwort "Modernisierung" des Grundgesetzes vorwiegend ausgelotet, wie sich gruppenspezifische Interessen zu verfassungsändernden Mehrheiten bündeln lassen.
Das darf nicht passieren. Es wäre verheerend, würden die wenigen wirklich wichtigen Ergänzungen wie zum Beispiel ein stark verankerter Umweltschutz gekippt und die Rahmenbedingungen der Parteien aufgewertet. Daher ist es höchste Zeit, die Kommission an die Rampe unter Scheinwerferlicht zu stellen. Jeder, der will, muß nachprüfen können, was die Experten dort treiben. Kontrolle ist besser.
Kleine FR
"Gründe für Grün" LANGENSELBOLD. Zu einer Informationsveranstaltung über die Ziele der Kreis-Grünen in der kommenden Wahlperiode lädt der Langenselbolder Ortsverband für Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr in die Klosterberghalle ein. Rede und Antwort werden Spitzenkandidatin Ursula Conen, Peter Stahl und Eckart Hengel stehen. Wahllokal verlegt ERLENSEE. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, daß das Wahllokal für den Bezirk 3 am Sonntag, 7. März, von der Grundschule in das Haus der Arbeiterwohlfahrt, Hanauer Straße 11, verlegt wurde. Annahme von Grünschnitt ERLENSEE. Gartenabfälle werden ab Samstag, 6. März, wieder alle zwei Wochen, jeweils von 8 bis 11 Uhr am Bauhof in Langendiebach und am Parkplatz des Alten Rathauses in Rückingen kostenlos angenommen. Wie die Gemeindeverwaltung weiter mitteilt, kann Styropor nicht mehr abgegeben werden. Verbraucher sollen das Material ab sofort in die Gelben Sack geben. SPD-Wahlparty BRUCHKÖBEL. Den Wahlausgang wollen die Bruchköbeler Sozialdemokrateam Sonntag, 7. März, ab 19 Uhr im Bürgerhaus Oberissigheim feiern. Dazu sind neben den Parteimitgliedern auch alle Symphatisanten ganz herzlich eingeladen.Rock aus den 70ern BRUCHKÖBEL. Rock-Evergreens von den Stones bis Joe Cocker spielt die Formation "B-Ebene" am Samstag, 6. März, um 20 Uhr in "Kennedy's Pub" in Roßdorf. Stimmenfang mit Eintopfessen LANGENSELBOLD. Zum Eintopfessen am Informationsstand lädt die Selbolder Liste zum Abschluß des Kommunalwahlkampfs am Samstag, 6. März, ab 10.30 Uhr zum HL-Markt ein. Die große Wahlparty findet am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr in der Gaststätte "Friedrichseck" statt.
USINGEN. Leichte Verletzungen erlitten zwei Autofahrer, die am Montag gegen 22.40 Uhr in Merzhausen zusammenstießen. Einer der beiden, der die Schießhüttenstraße entlanggefahren war und in die Weilstraße einbiegen wollte, mißachtete die Vorfahrt des anderen. Der Sachschaden beträt nach Auskunft der Polizei 11 000 Mark. dag
Der Abstieg des TV Gelnhausen in die Handball-Regionalliga Südwest ist besiegelt, der Aufstieg des Main-Kinzig-Kreisrivalen SG 1910 Schlüchtern in die Oberliga Hessen keineswegs beschlossene Sache. Dagegen votierte insbesondere Nachbar TV 1897 Steinau, der im Derby den zuvor verlustpunktfreien Spitzenreiter Schlüchtern mit 20:18 besiegte und damit selbst noch die Chance wahrte, in der Bezirksliga Fulda Meister zu werden. Schlüchtern führt die Tabelle mit 28:2 Zählern jedoch weiterhin vor der TG Rotenburg (25:3) sowie dem TV Steinau (25:5) an. In sieben Spielen kann jedoch noch eine ganze Menge passieren. Am 28. März erwartet Steinau beim nächsten Knüller die TG Rotenburg (17 Uhr, Großsporthalle "Im Steines"), und am letzten Spieltag kann es durchaus zu einem "echten Endspiel" kommen: Rotenburg empfängt am 24.April (17 Uhr) die SG 1910 Schlüchtern. Die Frage lautet: Schafft ein Verein aus dem Sportkreis Schlüchtern den Sprung in die Oberliga? Mit der SG Bruchköbel könnte zudem ein ein weiterer Main-Kinzig-Verein über die Rille der Bezirksliga Frankfurt in die Oberliga aufrücken. Schlüchtern oder Steinau kämen jedoch im Gegensatz zu Bruchköbel in die Nord-Gruppe.
TV Steinau - SG Schlüchtern 20:18 (8:7). Die Sporthalle "Im Steines" platzte fast aus allen Nähten - nahezu 700 Zuschauer (davon kann Gelnhausen derzeit in der 2. Bundesliga nur noch träumen) erwiesen den beiden Erzrivalen in der fünften Spielklasse ihre Reverenz. Der aus der B-Klasse (TV Wächtersbach) gekommene Marc Schmidt (21 Jahre) neutralisierte Schlüchterns "Wurfkanone" Bernd Otto (beim 22:16 Vorrundensieg der Schlüchterner noch zehnfacher Schütze), wodurch der Torjäger nur zu einem Feldtreffer kam. Ein Verdienst auch von Trainer Peter Hampl, der die Schlüchterner viele Jahre coachte und von daher die geeigneten Gegenmittel kannte."Wir werden unserem Coach ein Angebot bis 1995 unterbreiten", freute sich Handballchef Heinz Kreile, der seit einem Vierteljahrhundert die Geschicke beim TV 1897 lenkt, über die taktische Meisterleistung seines Trainers. Für Peter Hampl, der aus Fulda stammt und in Weimar arbeitet, ist die Trainertätigkeit jedoch mit weiten Wegen verbunden. Zu jedem Training muß er extra nach Steinau kommen. Das Derby steckte voller Zündstoff, was die roten Karten gegen den Steinauer Eldin Krso (37.Minute) sowie den Gast-Akteur Adolf Rathschlag (57.) belegen. Letztgenannter muß mit einer Sperre rechnen. Sieben Zeitstrafen gegen Steinau und sogar zehn gegen Schlüchtern, zeigen mit welcher Verbissenheit gekämpft wurde. Nach 58 Minuten (20:16) war die Frage nach dem Sieger beantwortet, die beiden Treffer des überragenden Schlüchterners Wolfgang Reith (10/4) reichten nicht mehr zur Wende aus. Der "Otto-Motor" lief selten rund, der langjährige Büdinger Regionalligaspieler Rathschlag wirkte oftmals ratlos, und der Ex-Gelnhäuser Jan Kienzler war die bessere Alternative (gegenüber Klaus Herrmann) zwischen den Pfosten. So war der Gast dem Druck des Gewinnenmüssens, der allerdings mindestens in gleicher Form auf Steinau (letzte Chance) lastete, nicht gewachsen. In der entscheidenden Phase blieb die SG 1910 zuletzt immer wieder auf der Strecke. Reiths "Ein-Mann-Combo" reichte nicht aus, das bessere Kollektiv aus der Brüder-Grimm-Stadt spielte oft märchenhaft auf. Und der 1,90m große Marc Schmidt hielt nicht nur Otto in Schach, sondern war mit vier Feldtoren auch Steinaus erfolgreichster Feldtorschütze. "Mit dieser Mannschaft könnten wir allerdings in der Oberliga Hessen-Nord nicht bestehen, aber wir würden auch ohne spektakuläre Verpflichtungen, zu denen uns die finanziellen Mittel fehlen, den Aufstieg riskieren", konstatierte Abteilungsleiter Kreile nach diesem Triumph. "Zum 30. Geburtstag der Handballabteilung wäre der Sprung in die Oberliga das schönste Geschenk", träumt er weiter vom größten Erfolg in der Geschichte dieser Sparte. Die Brüder Grimm lassen grüßen . . . TV 1897 STEINAU: Jan Kienzler (Tor); Stefan Schlotthauber (2), Michael Krüger (5/3), Eldin Krso (4/2), Kai Engelbrecht (2), Marc Schmidt (4), Peter Bassermann (2), Matthias Segieth, Dittmar Fink (1), Günter Metschan.
SG 1910 SCHLÜCHTERN: Klaus Herrmann (Tor); Peter Weiß, Jürgen Drechsler, Bernd Otto (3/2), Roland Dittmar (1), Wolfgang Reith (10/4), Jens Orth, Matthias Kircher (3), Adolf Rathschlag, Peter Dang, Jörg Weise (1).
SIEBENMETER: 6/5:7/6. - STRAFMINUTEN: 14:20. - ZUSCHAUER: 700. -ROTE KARTEN: Eldin Krso (nach der 3.Zeitstrafe/38.) und Adolf Rathsclag (57. wegen Foulspiels). HANS-DIETER PUTH
Kleine FR
Fahrt endete am Mast RANSTADT. In einer unübersichtlichen Linkskurve der Bahnhofstraße kam Montagabend ein Büdinger mit seinem fahrbaren Untersatz ins Rutschen. Er schoß über die Asphaltpiste hinaus und prallte gegen einen Peitschenmast, der umknickte, und gegen einen Blumenkübel. Die Polizei schätzt den Schaden auf 5 800 Mark. Abnehmen mit Vernunft WETTERAUKREIS. In dem AOK-Lehrgang "Abnehmen - aber mit Vernunft", der am Donnerstag, 4. März, um 13.30 Uhr in der Tennishalle Kraft, An der Kleibscheibe, Büdingen, beginnt, sind noch Plätze frei. Wer mitmachen möchte, der kann sich bei Anita Rüb (Tel. 0 60 42 / 8 41 05) und Sieglinde Scholl (Tel. 0 60 31 / 9 37 90) informieren und anmelden.
Hortgruppen . . .
Fortsetzung von Seite 1 Jahren können die Bewerberinnen ihren Realschulabschluß machen, Berufspraxis sammeln und ein Jahr Fachschule absolvieren. "Besonders für ausländische Frauen ist das Angebot attraktiv", meinte Damian. Außerdem finanziert die Stadt Stipendien über 1000 Mark im Monat. Ende des Schuljahres werden 30 Stipendiatinnen in die Berufspraxis gehen. Trotzdem kein Grund zur Freude. Denn: Derzeit liegen dem Personalamt nur 18 Bewerbungen vor. tin
BAD HOMBURG. Heimlich still und leise schlich sich ein 17 Jahre alter Schüler zum Mercedes seines Vaters, um damit eine Spritztour zu unternehmen. Sie endete allerdings abrupt in der unteren Saalburgstraße. Das Auto prallte gegen zwei andere Fahrzeuge. Offensichtlich in Panik machte sich der junge Mann auf und davon. Die Polizei traf ihn jedoch in der elterlichen Wohnung an. Der Ausflug war teuer: 40 000 Mark Schaden. dag
Down by law, der "Kultfilm" von Jim Jarmusch, wird am kommenden Sonntag, 7. März, um 20 Uhr, im Jugendzentrum (Juz) Bockenheim in der Varrentrappstraße 38, gezeigt. ov/09
WESTLICHE STADTTEILE. Die Ortsgruppe westliche Stadtteile im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) unterstützt die Pläne des Umweltdezernats, das Sossenheimer Unterfeld als "attraktives Naherholungsgebiet" zu erhalten. Der Landschaftsplan für das Gebiet sieht vor, die Kulturlandschaft mit Wiesen und Streuobstbeständen zu schützen und eine ökologisch orientierte Landwirtschaft zu fördern. "Dadurch könnten Rückzugsgebiete für geschützte Tiere wie Graureiher und Eisvögel erhalten und langfristig sogar neu geschaffen werden", erklärte Barbara Michalski vom BUND.
Die Umweltschützer begrüßen einen Rückbau von asphaltierten Straßen im Sossenheimer Unterfeld in wassergebundene Wege. Eine Südumgehung oder eine Bezirkssportanlage lehnt der BUND ab. "Es würde noch mehr Verkehr angezogen und Sossenheim damit noch stärker als heute schon mit Lärm und Abgasen belastet." Spielfächen in Ortsrandlage, wie sie der Landschaftsplan vorsieht, halten die Umweltschützer für ausreichend. tos
HÖCHST. Das Wort vom "Huckepack- Verkehr" geisterte kürzlich während einer Sitzung des Ortsbeirats 6 einmal mehr durch den Bolongaro-Palast. Höchst und Zeilsheim müßten mit vielen Brummis auf ihren Straßen rechnen, werde der Güterbahnhof an der Silostraße zur Container-Verladestation ausgebaut, war eines der Argumente von SPD und CDU für den Bau einer Umgehungstraße zwischen Zeilsheim und Jahrhunderthalle.
Doch glaubt man Walter Henss, Sprecher der Deutschen Bundesbahn (DB), ist die Idee, in Höchst Lastkraftwagen mit Containerladung auf die Bahn rollen zu lassen, "längst beerdigt". Ein enstprechendes "Denkpapier" habe es zwar gegeben, bestätigte der DB-Sprecher. Der Höchster Vorteil: Die Nähe zum Rangierbahnhof am Rebstockgelände. Von den Überlegungen in der DB-Zentrale hätten Anfang '91 wohl einige Leute Wind bekommen. "Und die können offenbar nicht mehr davon lassen", vermutet Henss.
Warum Höchst aus den Planungen raus ist? Der Güterbahnhof an der Silostraße liegt etwa zehn Schienenkilometer von der Container-Verladestation im Ostbahnhof entfernt. "Beide müßten über ein viel zu langes und heute schon überlastetes Gleisnetz kommunizieren", erklärte Henss.
Um den "gut aus-, aber nicht überlasteten Ostbahnhof" zu entlasten, werde die DB künftig wahrscheinlich noch mehr mit Containern bepackte Brummis nach Mainz-Bischofsheim lenken. Dort steht neben Frankfurt-Ost der zweite Container-Bahnhof der Rhein-Main-Region. Und der kann Henss zufolge noch kräftig ausgebaut werden. "Dort können wir klotzen und müssen nicht kleckern." tos
GRÜNDAU. Den Schwank "Der doppelte Moritz" führt am Sonntag, 14. März, um 14.30 Uhr das Theater-Ensemble Rothenbergen im örtlichen Dorfgemeinschaftshaus Rothenbergen für Gründauer Senioren auf.
Für An- und Abfahrt stellt die Gemeinde kostenlos Busse zur Verfügung. Genaue Abfahrtszeiten werden noch bekanntgegeben. völ
SINDLINGEN. Fahrstuhl unnötig, Treppenstufen auch: auf dem Hosenboden rutschen die Kinder runter in den 2600 Quadratmeter großen Garten. Denn im ersten Stock der neuen Kindertagesstätte in Sindlingen-Nord soll am Geländer der riesigen Dachterrasse eine Rutsche festgeschraubt werden. Drinnen können von Frühjahr 1995 an 95 Kinder tollen - in drei Kindergarten- und zwei Hortgruppen, in denen auch Behinderte mitbetreut werden sollen.
Die Planung für das futuristisch anmutende Gebäude stellten Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) Stadtteilpolitikern und der Presse vor. Das Gelände hierfür ist schon gefunden. Der in pastellfarbenem Blau, Grün, Rot und Gelb verputzte quadratische Bau soll am Ende der Herrmann-Küster-Straße errichtet werden.
Die ersten Bagger rollen nach den Sommerferien auf das Areal, das die Stadt für nur 200 000 Mark gekauft hat. Die Kosten seien mit 7,1 Millionen Mark "enorm gering", meint der Stadtrat Hanskarl Protzmann. Um Geld zu sparen, haben die Architekten auf den Keller verzichtet. Die komplette Heizungsanlage haben die Bauplaner kurzerhand auf das Dach gepackt.
Das Gebäude gibt's - in fast identischer Ausführung - schon einmal in Frankfurt: Einen Hort und Kindergarten am Sachsenhäuser Grethenweg haben dieselben Architekten geplant. Dieses Haus werde, so Protzmann, gerade verputzt. Technik, Statik sowie Rohrleitungen hätten nicht noch einmal berechnet werden müssen. Auch das habe "zu dem enorm günstigen Preis" beigetragen.
"Das ganze Haus muß man sich als begehbares Spielzeug vorstellen", kündigt der Baudezernent an. An jeder Ecke des quadratischen Baus steht ein Turm, der jeweils einen Teil eines Gruppenraumes beherbergt. Die Räume selbst erhalten verschiebbare Wände, so daß Gruppen auch zusammengelegt werden können.
In einem der Gruppenräume gibt es sogar eine kleine Empore. Dort können sich die Kleinen dann im Theaterspiel üben. Die zwei außenliegenden Wände eines jeden Gruppenraumes sind voll verglast. Ebenso kommt im oberen Stockwerk, in das die beiden Hortgruppen einziehen sollen, Tageslicht durch das Glasdach. Auf der Dachterrasse können Textilplanen zuviel Sonnenschein abschirmen.
Das soll sich auch bei schlechtem Wetter bewähren, dann können die Kinder auch im Regen in frischer Luft tollen. Obendrein sehe das "auch noch witzig aus, gibt dem Ganzen einen Zirkuszelt- Charter", meint der Stadtrat.
Bei den Nebenräumen wurde dafür mit Glas gespart. In Abstellkammern, Toiletten und Küche sind die Fenster klein. Denn die neuen Häuser der Stadt Frankfurt will Protzmann nur noch nach neuesten Dämm-Richtlinien bauen lassen. Die Isolierwerte der Kindertagesstätte in der Hermann-Küster-Straße seinen doppelt so gut, wie sie Bundesgesetze für öffentliche Gebäude vorschrieben, lobt der Baudezernent. Das sei nicht nur ökologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, weil es helfe, Heizkosten zu sparen.
An des burgartige Haus schließt sich ein eingeschossiger "Funktionstrakt" an. Der soll aber auch so gestaltet werden, daß die Hort-Kinder zusammen mit ihren Erzieherinnen dort kochen können.
Wenn die Bauarbeiten im September dieses Jahres beginnen, dann soll die Anwohner möglichst wenig Baulärm nerven. Die Planer haben eigens eine Baustraße durchs Feld vorgesehen, auf der Betonmischer, Lastwagen und Bagger rollen sollen. Die schweren Fahrzeuge meiden so das Wohngebiet an der Herrmann-Küster-Straße. gre
Mittwoch, 3. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Beton".
Fritz Rémond Theater im Zoo: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Endlich satt!".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater; Studiobühne: 21 Uhr, Theater Altenburg/ Bautzen - "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau" (Premiere).
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 10: 11 Uhr, Institut für Plötzliche Bewegung - "Käthi B." (ab 8 Jahren).
Kinderinsel, Tel. 70 74 301: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren), Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28.
Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstr. 1, Tel. 42 10 92: "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil".
Kommunales Kinder- und Jugend-Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 15 Uhr, "Ikarus" (ab 4 Jahren).
Kultur im Krankenhaus, St.-Elisabethen- Krankenhaus, Ginnheimer Str. 3: 15 Uhr, Zauberer Dixon.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Opernchor des Nationaltheaters Prag; Mozart- Saal: 20 Uhr, Concerto Grosso Frankfurt.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Thearapy?/The Notwist.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, No Mercy.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Stage Band with Karen Johnson.
Spritzehaus: 21 Uhr, The Gypsys.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Happy Oldtime Swingers.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Mouthharp-Showdown. Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jazz 'n' Blues Session.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jerrome Hindnom Quartett.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Haus Gallus, Frankenallee 111: 20 Uhr, Uli Beckerhoff Group.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Nekromantix / Frantic Flintstones.
Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs. Vorträge / Diskussionen Jüdisches Gemeindezentrum: 20 Uhr, Vortrag "Juden und Nichtjuden in Frankfurt".
Naturmuseum Senckenberg, Senckenberganlage 25: 18.30 Uhr, Vortrag "Spülsaum und Ölverschmutzung - Bedeutung und Schicksal einer Saumbiozönose am Arabischen Golf".
Evangelische Familienbildung, Spenerhaus, Dominikanergasse 6: 20 Uhr, Informations- und Diskussionsveranstaltung, "Gute Mutter, guter Vater, glückliche Kindheit - der Mythos von der heilen Familie".
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Sicherheit - Politik im Umbruch, Herausforderung für die Streitkräfte"; Kundenzentrum Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.
Ökozentrum Frankfurt, Schäfergasse 46: 19.30 Uhr, Vortrag "Die Galapagosinseln: Traumziel für den Tourismus - Alptraum für die Natur?".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Was Frauen krank macht - und was zu ihrer Gesundung geschehen kann".
Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Vortrag "Wege zur Schrift und Kultur". Deutsch-Japanische Gesellschaft, Kolpinghaus, Lange Str. 28: 20 Uhr, Vortrag "Blick auf den japanischen Büchertisch - Literarische und feuilletonistische Anmerkungen".
Theosophische Gesellschaft (TGD): 19.30 Uhr, Vortrag "Wandern heißt Dir begegnen in jedem Augenblick". Museen / Führungen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: 18 Uhr, Führung im Städel - "Frauendarstellungen in der Malerei des 20. Jahrhunderts".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bill Viola 'The Stopping Mind'"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmeliterkloster, Münzgasse 9: 16 Uhr, Führung für Lehrerinnen und Lehrer durch die Ausstellung "Bronzezeit in Ungarn".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die garstige Alte, um 1500".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen- Menschen - Weltbilder".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Literatur / Lesungen Stadtbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Gabriele Rabkin: Schreiben, Malen, Lesen mit lese- und schreibungewohnten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Stadtteilbücherei Höchst, Michael-Stumpf- Str.: 19.30 Uhr, Nevfel Cumart: Zuhause in der Fremde - Die Lebenssituation der 2. Ausländergeneration in der BRD. Kino / Filme Filmmuseum / Deutsch-Japanische Gesellschaft: 17.30 Uhr, "Torra-san, mein Onkel"; Schaumainkai 41.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 33 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, offenes Treffen für alle die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.
Nichtraucher-Initiative, : 18 Uhr, Treffen, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 172 Uhr, Doppelkopfrunde.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Treffen, Bürgerhaus Südbahnhof.
Hausfrauen-Verband: 10.30 Uhr, Besichtigung der St.-Leonhard-Kirche, Alte Mainzer Gasse, mit Führung; Treffpunkt: Kirchenpforte; Spaziergang mit Frau Behm zum Ginnheimer Wäldchen; Abfahrt 13.45 Uhr Hauptwache, U 1.
Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Blutspendetermine DRK-Heim, Bergen-Enkheim, Neuer Weg 3: 17 bis 20 Uhr.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 12, Tel. 31 34 19; Berger-Apotheke, Bornheim, Berger Str., 233, Tel. 45 39 03; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstr. 24 / Ecke Hügelstr. 78, Tel. 51 11 43; Hessen-Apotheke, Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Kettenhof- Apotheke, Bockenheim, Feuerbachstr. 31, Tel. 72 73 98;
Schönhof-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr. 5, Tel. 77 96 71; Severus-Apotheke, Heddernheim, Severusstr. 77, Tel. 57 29 40; Sonnenring- Apotheke, Sachsenhausen, Mailänder Str. 8, Tel. 68 62 62; Struwwelpeter-Apotheke, Im U- Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offen- bach, Hochtaunuskr. Main-Taunus-Kreis, wäh rend der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frank- furt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochen- enden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31/56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 6 Uhr:) Dr. Wachhaus-Chilcott, Offenbacher Landstr. 263, Ffm. 70, Tel. 65 27 99, privat 65 71 80; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02. Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- Ohne Gewähr -
SOSSENHEIM. Feuchte Kälte hängt in den Mauern. Die Bühne, auf der verlassen das Rednerpult steht, ist noch kahl und nackt. Unten, auf nassem Beton, rekken 250 Menschen die Hälse zur Empore. Dort setzt Maurer Hans Witte zum fünften Mal das Weinglas an, nimmt einen letzten Schluck und wirft das leere Glas den Gästen vor die Füße.
Nach jahrhundertealtem Brauch wurde auf der Volkshaus-Baustelle Richtfest gefeiert. "Eine der schönsten Etappen beim Bau", wie Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) bemerkte. "Das Werk nimmt Konturen an, und die endgültigen Dimensionen sind erkennbar."
An der Siegener Straße entsteht für rund 34 Millionen Mark ein Komplex, der den 33 Sossenheimer Vereinen Anfang '94 zum kulturellen Mittelpunkt werden soll. Der große Saal im Neubau mit 740 Plätzen ist das Prunkstück des Neubaus, der sich harmonisch an das alte Volkshaus anschließt.
Das traditionsreiche Gebäude zeigt sich jetzt wieder "original" mit Spitzbogenfenstern. Im entkernten Innenraum entstehen vier Clubräume für Vereine. Für die Jugend gibt es im Untergeschoß eine Disco, ein Fotolabor und ein Café.
Nur wer die Vorgeschichte kenne, könne die Freude über das voranschreitende Bauwerk ermessen, sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Anlaß für den Bau des Volkshauses war der "Sossenheimer Apfelweinkrieg". Damals wollten die Wirte den Schoppen nur noch für 14 Pfennig ausschenken. Da streikten die Sossenheimer und zwangen die Gastwirte mit einem Boykott in die Knie. Die gaben sich schließlich wieder mit zwölf Pfennig zufrieden, rächten sich allerdings mit Lokalverbot an der Freien Turnerschaft. Denn die hatte den Aufstand angezettelt.
Der obdachlose Verein beschloß daraufhin kurzerhand, ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Viele packten ehrenamtlich mit an, halfen, damit die Turnerschaft am 15. November 1924 ins Volkshaus einziehen konnte. 1970 verpachtete der Volkshaus-Verein das Gebäude an die städtische Saalbau GmbH. Und die entschloß sich auf Druck Sossenheimer Vereine und Kommunalpolitiker, den Neu- und Umbau anzupacken.Denn das Volkshaus genügte längst nicht mehr den Ansprüchen einer lebendigen Vereins- und Kulturarbeit. Beim Richtfest begrüßte Saalbau-Geschäftsführer Andreas Eichstaedt neben OB von Schoeler auch Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) und Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD). Unter den Gästen waren auch Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und ihr Kollege Günther Weißenseel (CDU). Beide, so Eichstaedt, hätten politischen Druck ausgeübt, um das Projekt auf die Beine zu stellen.
Daß die Saalbau GmbH ein "Defizitunternehmen" sei, "liegt eben auch daran, daß wir so schöne Häuser errichten", erklärte Eichstaedt. "Wir betreiben kein Mißmanagement oder baden in Luxus", verteidigte Eichstaedt die Saalbau GmbH. Von 20 Millionen Mark Schulden gingen 19 Millionen Mark allein auf das Konto von Bauprojekten.
Auch beim Volkshaus Sossenheim ist es mit einer einmaligen Investition nicht getan. Etwa ein Fünftel der Bausumme müssen nach Angaben des Saalbau-Geschäftsführers als Folgekosten pro Jahr einkalkuliert werden.
Doch ans liebe Geld brauchte beim Richtfest keiner zu denken. Im Rohbau des umgebauten alten Volkshauses gab's Bier, Brezeln, Handkäs' und Wurst gratis. Im fertiggestellten Gebäude zieht die Gatronomie dann in den Mittelbau. Von hier können großer Saal, Foyer, Gaststätte und Terrasse angedient werden.
Von den mehrgeschossigen Tiefgaragen, in denen 76 Wagen abgestellt werden können, verspricht sich Andreas von Schoeler eine "Entkrampfung der Parksituation für die Nachbarschaft". tos
UNTERLIEDERBACH. Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) bläst der Wind scharf ins Gesicht. Nach der Unterliederbacher SPD haben jetzt die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 6 ihrem Genossen noch einmal unmißverständlich deutlich gemacht, warum sie das gewünschte Unterliederbacher Gewerbegebiet für verantwortbar halten.
Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten bestätige genau die Linie, die die SPD im Frankfurter Westen von Anfang an eingeschlagen habe, schreiben die Sozialdemokraten dem Minister. Die Experten des TÜV Südwest in Freiburg waren zu dem Ergebnis gekommen, daß Hang-Abwinde, die vom Taunus nach Frankfurt strömen, bei einer Bebauung, die bestimmte Regeln beachtet, nicht umgeleitet würden. Die Gutachter hatten unter anderem empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost anzulegen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude errichtet werden.
Landesentwicklungsminister Jörg Jordan, der sich wiederholt dagegen ausgesprochen hat, das im Raumordnungsplan als Grünfläche ausgewiesene Gelände südwestlich der Höchster Straße umzuwidmen, hat die SPD-Fraktion im Ortsbeirat jetzt noch einmal ihre Bedingungen für das gewünschte Gewerbegebiet genannt: Auf dem 31 Hektar großen Areal sollen nur "umweltschonende Betriebe" angesiedelt werden.
Außerdem will die SPD das Areal an die Königsteiner Kleinbahn anbinden. Über die Straße soll das Gewerbegebiet möglichst direkt erreichbar sein - ohne daß benachbarte Wohngebiete belastet werden. "Die Planungen für die Ostumgehung Zeilsheim sind deshalb zügig voranzutreiben", so die Sozialdemokraten.
Im Gewerbegebiet sollte so wenig Boden wie möglich versiegelt werden. Das Areal stellt sich Fraktionschef Norbert Wildhirt als parkähnliche Anlage mit vielen Grünflächen und breiten Frischluftschneisen vor. Damit Taunus-Winde auch weiterhin in den Frankfurter Westen strömen könnten, müßten die Geschoßhöhen entsprechend begrenzt werden. In den USA seien solche "grüne Gewerbegebiete" längst selbstverständlich. "Für die Arbeitnehmer bieten sie in den Pausen sogar eine Art Erholungsraum." tos
FRIEDRICHSDORF. Gleich von fünf Männern umringt und bedroht wurde am Mittwoch gegen 23.15 Uhr in der Straße Hoher Weg (in Höhe der Philipp-Reis- Schule) ein Mann auf dem Weg zu seinem Auto. Sie forderten sein Geld.
Als er antwortete, er habe kein Geld bei sich, drohten sie ihm Prügel an. Daraufhin gab der Mann alles her, was er mit sich führte. Mehr als 40 Mark waren es dennoch nicht. FR
GELNHAUSEN. Die SPD in Gelnhausen hat verdiente Mitglieder geehrt. An erster Stelle steht Liselotte Wettig (85), die der Sozialdemokratie seit 65 Jahren die Treue hält. In der NS-Zeit mußte sie emigrieren. Nach dem Krieg arbeitete sie in Düsseldorf in der Arbeiterwohlfahrts- Ausbildungsstätte. Vor 19 Jahren ist sie wieder in ihre Vaterstadt Gelnhausen zurückgekehrt.
Auf eine 40jährige Mitgliedschaft in der Partei blickt Heiner Dudene zurück, der in den 70er und 80er Jahren als Landtagsabgeordneter und mit weiteren Ämtern die Politik in Land und Kreis mitbestimmte.
Seit vier Jahrzehnten gehört auch Karl Schröder der SPD an, der bei der AOK in Gelnhausen beschäftigt war. Ebenso unterstützt Eugen Oswald seit 40 Jahren die Sozialdemokratie.
Für 25 Jahre Parteizugehörigkeit wurde Knut Himstedt geehrt. Der Vize-Chef des Büdinger Gymnasiums hat die SPD in den 70er Jahren in führender Rolle im Stadtparlament vertreten.
Dankesworte für 25jährige Parteitreue gab es auch für den stellvertretenden Ortsbezirksvorsitzenden Gerhard Kühnel und die Mitglieder Karl Wolf und Hans Aland. Sie seien in einer Zeit allgemeiner Politikverdrossenheit Vorbilder politischen Handelns, lobt der SPD-Ortsbezirk Gelnhausen-Mitte. lex
ZEILSHEIM. Nur die Hand heben, dann springen die Erwachsenen. Das macht den 200 Kindern und Jugendlichen im Saal der Zeilsheimer Bartholomäus- Gemeinde Spaß. Wer etwas zu sagen hat bei der Kinderanhörung, zu dem kommen die Männer vom Kinderbüro mit ihren drahtlosen Mikrophonen. Damit auch die zartesten Stimmchen nicht in dem lauten Gemurmel untergehen können.
Christine Schwab, Kinderbeauftragte für die westlichen Stadtteile, hatte eingeladen, und auch drei Ortsbeiräte aus dem Frankfurter Westen sowie der SPD-Stadtverordnete Axel Weidner standen den Youngsters Rede und Antwort.
Moderator Martin Lauer vom HR-Kinderfunk braucht die Gäste nicht lange zu bitten. Der schwarzhaarige, selbstbewußte 13jährigen schnappt sich als erster das Mikrofon selbst. Cool lehnt er sich erst einmal zurück.
Die Mädels aus der Klasse hinter seiner Stuhlreihe schauten ihn bewundernd an. "Is' ganz klar, wir brauchen ein Jugendhaus", meint er und kaute effektheischend zweimal auf seinem Kaugummi herum, bevor er fortfährt.
Es gebe so viele Jugendliche in Zeilsheim, denen es mittags und abends langweilig sei. "Die sagen sich dann, laß' uns 'mal 'was kaputtmachen." Und das sei gefährlich und teuer. Seine Nachbarin meldet sich zu Wort. In der Stadthalle stehe immer gleich der Hausmeister parat, um ihre Clique wieder herauszuwerfen, wenn sie sich treffen wollten. "In die Kneipe gehen dürfen wir nicht, sind ja nicht volljährig", schildert sie ihr Leid. Die Sindlinger hätten es da viel besser. Gleich drei Jugendtreffs gebe es da.
Das Mädchen mit dem Pferdeschwanz und einer schwarzen Kunststoffbrille will auch etwas loswerden. Sie hat ein vorbereitetes Schreiben zu verlesen, spricht für die siebte und achte Klasse der Reichwein-Schule. Eine Foto-AG müsse es in einem neuen Jugendzentrum genauso geben wie Malkurse und eine Bibliothek. Ganz wichtig: Eine Disko. Und wer Schwierigkeiten beim Lernen habe, für den müsse unbedingt noch eine Hausaufgabenhilfe her. Ihr Nachbar gibt ihr recht und setzt noch einen drauf, was ihm stürmischen Applaus einbringt: "Wir wollen für die Mädchen einen Mädchentreff."
Jetzt sind die anwesenden Politiker gefordert. SPD-Stadtverordneter Weidner fühlt sich in der Pflicht. "Gewollt ist ein Jugendhaus hier schon lange", erklärt er. Derzeit sei der Magistrat auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück.
"Ich kann nicht versprechen, wann es für euch einen Jugendtreff geben wird, aber ich kann versprechen, daß es einen geben wird", sagt der Politiker aus dem Römer. Die jungen Zeilsheimer reagieren mit dröhnendem Applaus.
Christdemokrat Manfred Ullrich aus dem Ortsbeirat 6 will ehrlich zu den Jugendlichen sein. "Das Jugendhaus zu verwirklichen wird nicht einfach. Aber ihr habt uns an eurer Seite, da bleiben wir im Ortsbeirat fest dran." Den Coolen mit den schwarzen Haaren hält es nicht mehr auf dem Stuhl.
"Kriegen wir das schriftlich?" fragt er in barschem Ton - und erhält keine Antwort. Die Jüngeren trauen sich zu Wort. "Wir wollen ein Jugendhaus auch für Kinder mit einer Puppenecke, fordert ein Knirps, der kaum höher ist als der Stuhl, auf dem er sitzt.
Seiner Freundin mit der Baseball-Mütze fühlt sich auf ihrem Spielplatz unwohl. "Kann ma nich' den Sand auswechseln, der ist so 'was von dreckig", ruft sie entrüstet ins Mikrophon.
Für sie ist Werner Breuckmann da, Abteilungsleiter beim Garten- und Friedhofsamt und zuständig für die Unterhaltung von Spielplätzen. "Bis März ist auch bei dir alles frisch, verspricht er. Derzeit seien er und seine Mitarbeiter dabei, auf 400 Frankfurter Spielplätzen den Sand auszutauschen.
Ein Siebtkläßler preist die Ideen seiner Klasse an, hat sogar eine Folie bemalt, auf der die Schüler ihren Streichelzoo im Grundriß entworfen haben. Genau haben sie schon festgelegt, wo die Karnickel und wo die Ponys hinkommen könnten, die Ställe für die Meerschweinchen sind auch schon verplant.
Und einen stichhaltigen Grund hat der Junge natürlich auch parat, um zu erklären, warum die Zeilsheimer Kinder und Jugendlichen den Mini-Zoo benötigen: "Wer andere verkloppt, der braucht 'was zum Streicheln." gre
ERWIN LEONHARDT (Ober-Rosbach) ist alter und neuer Obermeister der Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Friedberg im Wetteraukreis. Zu seinem Stellvertreter wählte die Jahreshauptversammlung WALTER THORN (Karben). Um die Lehrlinge kümmert sich ECKHARD EULER (Butzbach). "Besonders stolz", so Geschäftsführer Heinz Kessler in seiner Pressemitteilung, sei die Innung darauf, daß in den Vorstand vier junge Mitglieder und zum ersten Mal mit ROSEMARIE SCHILBE-BUTTLER (Bad Nauheim, Beisitzerin) auch eine Frau gewählt worden sei. Vor den Neuwahlen hatte Obermeister Leonhardt den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern HELMUT SCHILBE, ROLF GABLER, KURT MOHR und RICHARD MAIER mit einem Präsent für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement gedankt. Die Innung überlegt nun, ob Lehrgänge zum Thema Entsorgung von Asbest, der beim Demontieren alter Geräte anfällt, angeboten werden sollen oder ob die Betriebe eine Sachkundeprüfung ablegen müssen. Probleme bereite trotz gesetzlicher Regelung auch der Umgang mit Verpackungsmaterialien. Ein weiterer Punkt, auf den bei der Versammlung eingegangen wurde: der "Gesamt-Lehrlingsbestand". Derzeit betreut die Innung 43 Auszubildende und damit 13 weniger als im Vorjahr.
Offizielle Wahlergebnisse signalisieren mehr Zustimmung zu den Parteien alsunter der Bevölkerung vorhanden
doe FRANKFURT A. M. Immer mehr Fernsehsender buhlen mit immer mehr Reklameplätzen um die Gunst der Werbekunden. Trotzdem müssen Zeitungen und Zeitschriften nach Meinung von Paul Vogler, dem Media-Chef der Werbeagentur Ogilvy & Mather, nicht um ihre Existenz fürchten: "Ich glaube, daß der TV- Boom vorbei ist." Irgendwann, so Vogler, sei "einmal Schluß" mit der immer weiteren Streuung der Spots. Auch sei die Zahl der Markenartikler, für die eine aufwendige Fernsehkampagne wirtschaftlich sei, begrenzt. Und schließlich drohe eine Übersättigung der Zuschauer. Der Experte ist daher überzeugt: "Die Printmedien werden sich stabilisieren."
Planung und Einkauf von Reklamezeiten oder Anzeigenplätzen werden für die Agenturen immer wichtiger. Die deutsche Ogilvy & Mather (O & M), Tochter des gleichnamigen US-Konzerns, der wiederum zur britischen WPP-Gruppe gehört, hat deshalb ihre diesbezüglichen Aktivitäten in der Media Consult verselbständigt. Ein weiterer wichtiger Ableger, die O & M-Direkt, trägt ein Viertel zum Umsatz bei. Das Direkt-Marketing besitzt damit ebenso wie die blühende Pharmawerbe-Sparte (zehn Prozent Anteil) bei O & M im Vergleich zur Konkurrenz ein überproportionales Gewicht. Nur 55 Prozent ihrer Einnahmen erzielte die Nummer sechs der Branche 1992 mit klassischer Werbung - unter anderem für das "Unternehmen Zukunft" Bundesbahn.
"Wie ein Orchester", schwärmt Ogilvy- Chef Lothar Leonhard, arbeiteten die diversen Töchter zusammen. Insgesamt betreuten sie im vergangenen Jahr ein Volumen von 572 Millionen Mark (plus 5,2 Prozent). Gut 13 Millionen Mark blieben davon trotz des branchenweiten Ertragsdrucks als Vorsteuergewinn hängen. Für 1993 ist Leonhard hinsichtlich der Umsatzentwicklung ungeachtet der Konjunkturkrise "noch optimistischer": Die Wachstumsrate soll zumindest gehalten werden. Gleichwohl wird die Belegschaft von 419 Leuten nicht ausgebaut.
Auch räumlich bleibt die Kreativschmiede bei ihren Leisten. Zuletzt wurden die Aktivitäten auf die Standorte Frankfurt und Düsseldorf konzentriert. Eine Niederlassung in Berlin wird angesichts des Ost-Anteils von 1,5 Prozent am Gruppenumsatz "ohne falsche kurzfristige Erwartungen" eher unter strategischem Gesichtspunkt betrieben. Weiteren Schub verspricht sich Leonhard vor allem durch Etatgewinne: So sollen nach seinen Worten im laufenden Jahr Kampagnen für Milka, Hannen Alt und die Frankfurter Rundschau anlaufen.
Hilfe vom
Computer
WIESBADEN. "Ich suche 'was über Wölfe" - bis vor kurzem ein zeitraubender Auftrag für die Mitarbeiter der Hessischen Landesbibliothek. Die mußten bei solch vagem Literaturwunsch dicke Kataloge und Verzeichnisse wälzen und waren dennoch kaum in der Lage, ein umfassendes Titelverzeichnis vorzulegen. In Zukunft hilft dem Bibliotheks-Team Kollege Computer. Das Stichwort "Wolf" eingetippt - und schon erscheinen alle lieferbaren Büchertitel zum Thema Isegrim auf dem Bildschirm. Daraufhin kann gezielt im Büchereiverzeichnis nachgeblättert werden: Welche der Veröffentlichungen sind in der Landesbibliothek vorhanden, welche müßten auf dem Weg der "Fernleihe" besorgt werden.
Drei PCs machen diesen Super-Service für Bücherwürmer möglich. Auf einer Compact Disk mit dem geheimnisvollen Code ROM (Read Only Memory) sind vier Datenbanken gespeichert - die der Deutschen Nationalbibliographie mit dem gesamten deutschsprachigen Schrifttum vom Erscheinungsjahr 1986 an, dann das Verzeichnis aller lieferbaren Bücher mit über 500 000 Titeln aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Verlagen, schließlich der Zeitungsindex von 1982 bis 1989, in dem 19 Zeitungen ausgewertet wurden, von denen sich wiederum neun in der Hessischen Landesbibliothek befinden und zum Schluß Veröffentlichungen zur "Arbeitsrechtlichen Praxis" mit allen Entscheidungen der Arbeitsgerichte ab 1954.
Die Literaturfreunde - vor allem Studenten, Schüler und Akademiker - sollen künftig die PCs selbst bedienen. Entsprechende Anleitungen liegen schriflich vor und sind nach den Erfahrungen von Bibliothekschef Dr. Dieter Wolf "in höchstens zehn Minuten bequem durchzuackern". Wer dennoch Schwierigkeiten mit der EDV hat, kann sich bei den Mitarbeitern der Landesbücherei Rat und Hilfe holen. Die Landesbibliothek bietet sogar bis Mitte April einstündige Informationsveranstaltungen an - Schulung für die PC-Freaks unter den Leseratten. Die Termine: montags und dienstags von 15 bis 16 Uhr, donnerstags von 17 bis 18 Uhr und freitags von 14 bis 15 Uhr.
"Unsere Arbeit wird wesentlich erleichtert", schildert Dr. Wolf die Vorteile der neuen "Informationsvermittlungsstelle". Schon bruchstückhafte Angaben genügen, um das gesuchte Werk zu finden. Beispiel: "Es gibt da ein neues Buch über Ernst Bloch. Der Autor heißt Meier, ob mit ey oder ai geschrieben, weiß ich nicht. Der Vorname fängt, glaube ich, mit H. an. Aber ich bin nicht sicher." Solch nebulöse Beschreibung eines Buchtitels hat die Bibliothekscrew früher schier zur Verzweiflung gebracht: Wo anfangen mit der Suche? Heute geht alles ganz einfach. Der Computer knackt die Formel mit den geheimnisvollen Chiffren "au=m??er" und "sw=bloch" und liefert in Sekundenschnelle den gewünschten Titel. maf
ALTKREIS DIEBURG. Die neue Rettungswache in Schaafheim ist einsatzbereit. Elf Sanitäter garantieren Präsenz rund um die Uhr. Alarmiert werden die Hilfskräfte von der Rettungsleitstelle in Dieburg. Von der neuen Rettungswache werden die Gemeinden Schaafheim und Babenhausen sowie Teile von Groß-Umstadt versorgt. Damit verkürzt sich die Anfahrt erheblich. Bislang mußten die Fahrzeuge aus Dieburg kommen. sch.
BAD HOMBURG. Alte Brillen, Brillengläser und -Gestelle sammelt die Arbeiterwohlfahrt in Ober-Eschbach und Ober- Erlenbach. Sie sollen einer Augenklinik in Zimbabwe geschickt werden, die ein deutscher Arzt leitet.
Ursula Oesterling, Lorscher Straße 15, und Bernd Feucht, Kleine Brückenstraße 11, nehmen die Brillen bis Ende März entgegen.
Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Beton".
Fritz Rémond Theater im Zoo: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Endlich satt!".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater; Studiobühne: 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen - "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau" (Premiere).
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 10: 11 Uhr, Institut für Plötzliche Bewegung - "Käthi B." (ab 8 Jahren).
Kinderinsel, Tel. 70 74 301: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren), Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28.
Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstr. 1, Tel. 42 10 92: "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil."
Kommunales Kinder- und Jugend- Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 15 Uhr, "Ikarus" (ab 4 Jahren).
Kultur im Krankenhaus, St. Elisabethen-Krankenhaus, Ginnheimer Str. 3:15 Uhr, Zauberer Dixon.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik
Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Opernchor des Nationaltheaters Prag; Mozart Saal: 20 Uhr, Concerto Grosso Frankfurt.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Thearapy?/The Notwist.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, No Mercy.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Stage Band with Karen Johnson.
Spritzenhaus: 21 Uhr, The Gypsys.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Happy Oldtime Swingers.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Mouthharp-Showdown.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jazz'n'Blues Session.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jerrome Hindnom Quartett.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories. Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Haus Gallus, Frankenallee 111: 20 Uhr, Uli Beckerhoff Group.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Nekromantix / Frantic Flintstones.
Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs. Der VdK-Ortsverband Eschersheim lädt für Samstag, 6. März, um 14.30 Uhr zu seinem Kaffeenachmittag ein. Das Treffen ist im Gemeindehaus an der Zehnmorgenstraße in Eschersheim. uv/09
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung" I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Städel, Schaumainkai 63: 18 Uhr, Führung zum Thema "Frauendarstellungen in der Malerei des 20. Jahrhunderts" (Veranstaltung des Frauenkulturhauses, Tel. 70 10 17).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu der Plastik "Die Garstige Alte".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: "Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen-Menschen - Weltbilder".
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u. a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstraße 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika-Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstraße 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstraße 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Foto- grafie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).
Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstraße 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8.5.). Ausstellungen
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation" (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 8. 5.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation" (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).
Beim augenblicklichen Rückgang der Hypothekenzinsen und tendenziell weiter steigenden Mieten wächst die Entschlossenheit zum Erwerb oder Bau eines Eigenheims. Ohne Zweifel ist das Ersparte in eigenen vier Wänden gut angelegt. Eine derartige Investition will jedoch gut überlegt sein. Denn bis das Haus steht oder die Wohnung bezugsfertig ist, sammelt sich so manche Rechnung an. Deshalb: Eine gute Kalkulation ist die halbe Miete und einer der Schlüssel für das Glück im Eigenheim.
Eine Liste mit Ausgaben, die bei der Planung einzukalkulieren sind, haben die Sparkassen in der März-Nummer ihrer Fachzeitschrift Geschäftswelt aufgestellt. Das Blatt liegt in vielen Filialen der Institute aus. Bei Neubauten ist demnach mit folgenden Posten zu rechnen:
Der Kaufpreis für das Grundstück sowie Nebenkosten unter anderem für Notar und Makler. Die zusätzlichen "Kleinigkeiten" können sich auf bis zu zwölf Prozent der Summe für das eigentliche Areal addieren.
Hinzu können Aufwendungen für Erschließungen wie Zufahrt oder Wasser kommen. 100 Mark pro Quadratmeter sind da durchaus drin.
Der dickste Batzen sind natürlich die eigentlichen Baukosten. Hierbei sollten Austattungen, wie etwa Türen und Installationen, nicht unterschätzt werden. Diese Positionen fallen letztlich mit bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten ins Gewicht.
Mit etwa einem Zehntel müssen die Positionen Gartengestaltung, Einfriedung und Geländearbeiten veranschlagt werden.
Hinzu kommen die Baunebenkosten wie Architektenhonorare, Zinsen während der Bauzeit sowie die Kosten eines Kredits. Ferner fallen Genehmigungsgebühren sowie kleinere Beträge etwa für die Brotzeit der Handwerker an.
Und schließlich sind auch die nicht unerheblichen Aufwendungen für den Umzug zu beachten, der meist zudem neue Anschaffungen von Möbeln und Gardinen nötig macht.
Faustregel: Die tatsächlich verfügbaren Eigenmittel sollten zwischen 25 und 35 Prozent der Gesamtkosten betragen. Wer weniger hat, vertagt das Projekt Eigenheim besser. cri
Verfällt die Demokratie?
BAD NAUHEIM. Der Verfall demokratischer Sitten ist das zentrale Thema einer Podiumsdiskussion am Freitag, 12. März, im Konzertsaal des Kurhauses Bad Nauheim. Dazu laden gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim, das städtische Kulturamt und die internationale Vereinigung "Sietar Europa" alle engagierten und interessierten Bürger ein. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Unter Leitung von Professor Manfred Schlenke diskutieren die Professoren Hermann Glaser und Wolf- Dietrich Bukow, Dr. Ansgar Koschel und Pfarrer Dr. Ulrich Becke.
Professor Hermann Glaser ist Autor zahlreicher kulturgeschichtlicher Bücher und Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik. Vor Jahren war er Kulturdezernent der Stadt Nürnberg. Dr. Ansgar Koschel ist Geschäftsführer der Buber- Rosenzweig-Stiftung und Generalsekretär des deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit Veröffentlichungen zu den Themen "Deutsch-polnisches Verhältnis" und "Friedensethik".
An der Podiumsdiskussion nimmt auch Dr. Ulrich Becke teil, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bad Nauheim ist und Mitgründer des internationalen Clubs Bad Nauheim. Intensiv mit historischen, sozialen, politischen und pädagogischen Hintergründen von Rechtsextremismus, Neonazismus, Antisemitismus, Terror und Krieg hat sich der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Wolf-Dietrich Bukow auseinandergesetzt. Mit der Podiumsdiskussion sollen diese europäischen Probleme versachlicht werden durch wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursachen und Wirkungen.
Die Arbeitsgemeinschaft Geschichte betrachtet die Veranstaltung zudem als ergänzenden Beitrag im Rahmen ihrer 1993 durchgeführten Vortragsreihe zum Generalthema "Deutschland und die Deutschen". Das Streitgespräch ist Bestandteil des internationalen Symposiums "Burning Issues in the Emerging Europe", das vom 11. bis 14. März im Kurhaus von Bad Nauheim von der Gesellschaft Sietar Europa veranstaltet wird. Zum Symposium und zur Podiumsdiskussion haben sich bereits 150 Gäste aus zwöf Nationen angemeldet. str
Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft". Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museums- führungen Di.-Fr., 11 Uhr; Ausst. kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg. Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bockenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz/ Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael-Stumpf- Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
HÖCHST. Bürger, die zu Haussanierung oder Renovierungsarbeiten Fragen haben, können sich heute, Mittwoch, beim städtischen Denkmalpfleger Hans- Günther Hallfahrt Rat holen. Zwischen 16 und 18 Uhr hält er im Greifenklau'schen Haus im Wed 13 Sprechstunde; Ortstermine sind möglich. ege
KREIS GROSS-GERAU. Schulpolitik im Kreisgebiet bleibt eines der heißen Eisen und umstritten zwischen SPD und CDU. Das macht ein Schlagabtausch pro und kontra neuer Gymnasien - so in Mörfelden-Walldorf - deutlich.
So meldete die schulpolitische Sprecherin der CDU-Kreistagsfraktion, Maria Schasiepen, aktuellen Handlungsbedarfs für die Schaffung ausreichender Plätze an Gymnasien wegen derer prekären Raumsituation an. Zur ersten Sitzung des Kreisparlaments werde die Union einen Antrag einbringen, der diese Mißstände aufgreife und Abhilfe verlange. So müsse kurzfristig Raum zur Verfügung gestellt werden für alle Schüler, die zum 1. August 1993 das Gernsheimer Gymnasium im Südkreis besuchen wollten. Gleichzeitig müsse dort eine langfristige Lösung angegangen werden. Die CDU warne vor einem "unsinnigen Aufnahmestopp" für auswärtige Schüler am Gernsheimer Gymnasium und Schaffung eines Präzedenzfalles. Schließlich besuchten 1757 Gymnasiasten aus dem Kreis Schulen anderenorts. Hinzu komme noch eine starke Gruppe, die Schulen in Mainz besuchen. Wie viele das seien, stehe nicht fest, weil zwischen Bundesländern keine Gastschulbeiträge gezahlt würden. Während der Kreis Groß-Gerau selbst nur knapp 250 Schüler von außerhalb am Gernsheimer Gymnasium aufnehme, zudem rund 50 an seiner Rüsselsheimer Oberstufe - der Gustav-Heinemann- Schule - und wenige in Groß-Gerau, würden etwa sechs mal soviel Kinder an Schulen außerhalb abgegeben. Dies entspreche dem Volumen von etwa zwei Gymnasien. Daraus müsse man Konsequenzen ziehen.
So sprach sich Schasiepen für die CDU zugunsten eines weiteren Gymnasiums im Mittelkreis im Einzugsbereich des Groß-Gerauer Prälat-Diehl-Gymnasiums aus. Für den Nordkreis solle ein eigenständiges Gymnasium in Mörfelden-Walldorf geschaffen werden. Dies bringe Entlastung für Groß-Gerau und stelle eine "tatsächliche Alternative" für jene Eltern dar, die ihre Kinder auf ein Frankfurter Gymnasium schickten.
Als "bildungspolitischen Unfug" bezeichnete der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Jürgen May, die Aussage, im Kreis fehlten zwei komplette Gymnasien: "Jedes Kind weiß, daß das gymnasiale Angebot im Kreis Groß-Gerau gut ist, besser als in manchem CDU-geführten Kreis". Der CDU-Vorstoß sei offensichtlich ein Versuch, wegen der schlechten Wahlaussichten ob ihrer Bonner Politik auf einen Nebenschauplatz auszuweichen. Die Union mache eine Milchmädchenrechnung auf, wenn sie einfach Schülerzahlen addiere. Es sei unseriös, mit Zahlen der Kinder zu operieren, die ein Gymnasium in Rüsselsheim oder in nahen Großstädten besuchten. Hier seien die kürzeren Wege, in Frankfurt und Mainz aber auch die differenzierteren Wahlmöglichkeiten ausschlaggebend.
Im Kreis bestünden fünf Gymnasien, einschließlich Rüsselsheim, oder gymnasiale Oberstufen, eine weitere entstehe zum Schuljahresbeginn in Mörfelden- Walldorf. Der Kreis investiere mehr als ein Drittel seiner Mittel für Schulen in die Gymnasien. So sei für 13 Millionen Mark ein Erweiterungsbau des Prälat- Diehl-Gymnasiums in Groß-Gerau errichtet und 1992 in Betrieb genommen worden. In Gernsheim werde derzeit der naturwissenschaftliche Zweig des Gymnasiums modernisiert und ein Erweiterungsbau sei in Planung. cas
FR: Herr von Lersner, manche verunsicherten Frankfurter sprechen nach dem Hoechst-Störfall schon von einem Seveso am Main. Können Sie die beruhigen?
Heinrich von Lersner: Der Störfall ist unter vergleichsweise glücklichen Umständen abgelaufen und scheint bei den Menschen keine direkten Schäden verursacht zu haben. Wenn man den Vergleich zu Seveso ziehen will, kann man sagen: Griesheim ist zwar nicht überall, aber man kann auch aus dem Unfall im Grieheimer Werk Lehren ziehen, was wir tun müssen, um schlimmere Störfälle zu verhindern.
FR:Was sagen Sie zu der Forderung, Kinder aus dem verseuchten Gebiet zu evakuieren?
von Lersner: Da kann ich mich von Berlin aus nicht einmischen. Solche Forderungen können nur vor Ort in Frankfurt entschieden werden. Die Toxikologen, die der hessische Umweltminister dazu gehört hat, haben eine Evakuierung ja nicht empfohlen - von einem abgesehen, der aber wohl als Außenseiter anzusehen ist.
FR: Nach den Schocks von Seveso und Sandoz hätte man eigentlich erwartet, daß ein solch großer Unfall mit Freisetzung von gefährlichen Stoffen nach draußen gar nicht mehr passieren kann. Erstaunlich, daß das Ablassen von Gefahrstoffen noch immer als Sicherheitsprinzip gilt.
von Lersner: Wir waren auch überrascht, daß gerade bei einem so großen und weltweit angesehenen Unternehmen solche Pannen passieren können. Aber wir müssen jetzt auch daraus lernen; so gesehen hat der Griesheimer Fall doch Vorteile für uns.
Wir haben gelernt, daß erstens die Sicherheitsanalysen kritischer überprüft werden müssen, und zwar von unabhängigen Stellen. Zweitens müssen bei gefährlichen Stoffen Sicherheitssysteme mit zwei Barrieren, die Schadstoffe zurückhalten, eingebaut werden; das Fehlen der zweiten Barriere war ja schon in Seveso und bei Sandoz das Hauptproblem. Drittens fehlen umfassende Störfall-Szenarien, in denen alle Folgen eines Unfalls durchgespielt werden, damit zum Beispiel die Feuerwehr sofort weiß, wie sie reagieren soll.
Und eine vierte Lehre sollte man ziehen: Offenbar funktioniert die innerbetriebliche Organisation der Umweltbeauftragten nicht richtig. Bei Hoechst war das beim Konzern vorhandene Wissen über die Gefährlichkeit des Stoffes o-Nitroanisol anscheinend nicht bis zu dem Betrieb durchgedrungen, in dem er hergestellt wird. Man braucht Betriebsbeauftragte, die innerhalb des Unternehmens die Informationen von der Konzernspitze bis in den einzelnen Betrieb bringen, wenn sie umweltrelevant sind.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will jetzt keine Hoechst-Beschimpfung daraus machen. Es geht einfach darum, die Konsequenzen zu ziehen aus dem noch relativ glimpflich verlaufenen Griesheimer Fall.
FR: Müßte die Bonner Störfall-Verordnung nicht noch einmal verschärft werden? Die Novellierungen von 1988 - als Reaktion auf Sandoz - und 1991 haben ja den Fall Hoechst nicht verhindert.
von Lersner: Theoretisch steht in der Störfall-Verordnung alles Notwendige schon drin. Sie ist aber möglicherweise nicht konkret genug. Vielleicht muß man das Zwei-Barrieren-Prinzip in der Verordnung und in den Vollzugsvorschriften dazu noch klarer - vollzugsgerechter - festschreiben.
FR: Was hat man sich unter dem Zwei- Barrieren-Prinzip denn konkret vorzustellen?
von Lersner: Das sieht technisch von Fall zu Fall anders aus. Es kann eine zweite Wanne, ein Auffangbecken, sein, wie man es bei wassergefährdenden Stoffen kennt, oder eine Art Containment, das den Austritt von Stoffen in die Atmosphäre verhindert.
FR: Wie kann es denn sein, daß Hoechst eine Sicherheitsüberprüfung der Griesheimer Anlagen vor zwei Jahren rundweg abgelehnt hat, wie das Wiesbadener Sozialministerium mitteilte?
von Lersner: Das kann ich als Vertreter einer Bundesbehörde nicht beantworten. Da müssen Sie die zuständigen Vollzugsbehörden fragen. Ein kluges Unternehmen würde bei Stoffen wie dem o-Nitroanisol aber auch von sich aus Sicherheitsanalysen machen, ohne gesetzlich dazu verpflichtet zu sein.
FR: Aus dem Kölner Chemiegürtel ist zu hören, daß sich dort ein Störfall wie in Griesheim nicht ereignen könnte. Hat Hoechst in der Sicherheitstechnik geschlafen?
von Lersner: Es hat mich auch sehr überrascht, daß andere in der Branche mit dieser Sicherheit erklären: "Das könnte bei uns nicht passieren." Es kann schon sein, daß der spezielle Unfalltyp und diese Konstellation dort ausgeschlossen sind. Eigentlich geht es aber ums Gesamtsystem eines Chemie-Unternehmens, nicht um einen bestimmten technischen Fehler. Auch die anderen Chemie- Unternehmen bedürfen einer Verbesserung ihrer Sicherheitspolitik.
FR: Braucht die chemische Industrie also eine ganz neue Sicherheitsphilosophie?
von Lersner: Die Philosophie muß nicht grundsätzlich erneuert werden, aber die Lehren, die wir seit Seveso in Sicherheitsfragen gezogen haben, müssen endlich auch in den letzten Betrieb vordringen und ausgeführt werden. Es nützt uns nichts, wenn die Umweltbeauftragten die Probleme kennen, aber vor Ort an den Anlagen geschieht nichts.
FR: Gibt es denn in der Bundesrepublik noch viele andere Betriebe, in denen Störfälle wie in Hoechst geschehen könnten? von Lersner: Daß sich derselbe Fall wiederholt, ist unwahrscheinlich. Aber andere Konstellationen mit schwerwiegenden Auswirkungen sind vielerorts möglich. Deswegen müssen die Hoechster Lehren auf alle Firmen übertragen werden, auf die großen und die mittelständischen. FR: Die Informationspolitik der Hoechst AG kann wohl gleichfalls nicht als Modell dienen?
von Lersner: Wer vom Rathaus kommt, ist immer klüger. Ich glaube, das hat man auch in Hoechst erkannt. Es gibt ja zwei Arten von Informationspolitik. Die einen sagen: gleich die Hosen runter, die Sachen transparent machen. Und die anderen sagen: Um Gottes willen, da verschrecken wir die Nachbarn.
Leider vertritt Hoechst eher die zweite Linie. Vor einigen Jahren wurde zum Beispiel die interne Handlungsanleitung für das Unternehmen bekannt, in der es damals zum Abwasserproblem hieß: bloß nicht zuviel Informationen herausgeben, sonst irritiert das die Bevölkerung. Diese eher konservativ-vorsichtige Informationspolitik, wie sie in diesem Hause betrieben wurde - und nicht nur dort -, hat sich jetzt als sehr ungeschickt herausgestellt, so daß auch die Pressereferenten daraus lernen sollten: Lieber gleich offensiv informieren, als sich Stück für Stück die Informationen aus der Tasche ziehen zu lassen.
FR: Ist das Umweltbundesamt mit den Hoechst-Konkurrenten BASF und Bayer denn in der Vergangenheit besser zurechtgekommen? von Lersner: Das kann man generell nicht sagen. Wir hatten ähnliche Probleme auch schon mit anderen Unternehmen. Das Manko Informationspolitik trat bei Hoechst aber wiederholt auf.
FR: Der in Griesheim ausgetretene Stoff o-Nitroanisol gehört zu den sogenannten Altstoffen, deren Gefährlichkeit nach den Vorschriften des Chemikaliengesetzes erst nach und nach untersucht wird. Geht es dabei nicht sehr schleppend zu? Von den vielen tausend Stoffen sind erst knapp 100 abgehakt.
von Lersner: Diese Arbeit wird in einem Arbeitskreis geleistet, in dem die Industrie, Wissenschaftler und Behörden zusammensitzen. Das dauert auch uns zu lange, obwohl wir natürlich wissen, daß die Arbeit sehr aufwendig ist. Mir wäre es auch lieber, wir wüßten schon über mehr Stoffe genau Bescheid. Zum Teil ist es aber sehr mühsam, bei den jeweiligen Produzenten eines Stoffes die Analysen und Meßwerte herauszuholen. Auch das gehört zum Thema Informationspolitik der Chemie.
FR: Ginge es mit mehr Geld schneller?
von Lersner: Natürlich würde ich gerne mehr Mitarbeiter in diesem Bereich einsetzen. Aber nicht in jedem Fall wäre das Problem dann schon gelöst. Zum Teil hat man es mit Verzögerungstaktiken der Beteiligten zu tun: Manche sind gar nicht daran interessiert, daß ein Bericht schnell fertig wird.
FR: Die Akzeptanz der Chemie-Industrie hat durch den Hoechst-Störfall nicht gerade zugenommen. Gibt es denn grundsätzliche Erwägungen dazu, wie das Gefährdungspotential der Chemie verringert werden kann? Das o-Nitroanisol zum Beispiel gehört ja in die umstrittene Stoffgruppe der Chlorchemie.
von Lersner: Ja sicher. Es ist sogar eine Enquetekommission des Bundestages damit beschäftigt, die sogenannten Stoff-Flüsse der Produkte zu untersuchen - sozusagen von der Wiege bis zur Bahre - und Alternativen dazu zu erörtern. Denn wir werden auch in Zukunft nicht ohne Chemie auskommen können. Auch wenn ein solcher Unfall das Ansehen der chemischen Industrie spürbar belastet, ist die Ansicht mancher umweltbewußter Zeitgenossen "Natur ist gut, Chemie ist schlecht" zu pauschal. Manchmal sind es natürliche Stoffe, die uns zum Beispiel im Grundwasser viel mehr Ärger machen als künstliche chemische.
Wir müssen also dafür sorgen, daß die Chemie umweltgerecht wird, und da gilt es, Produktvergleiche und Produktlinienanalysen zu machen. Wenn die Methodik dafür steht, wird man entscheiden können: "Was ist das Risiko dieses oder jenes Stoffes etwa aus der chlorchemischen Produktion, was sind die Vorteile?" - und vor allem: "Was wären die Alternativen?", bevor man pauschal den Ausstieg aus der Chlorchemie fordert.
Mit Heinrich Freiherr von Lersner sprach FR-Redakteur Joachim Wille.
FRANZ THIEMEL, emeritierter Professor, der an der Fachhochschule Fulda bis 1989 im Fachbereich Sozialpädagogik lehrte, wurde vom hessischen Wissenschaftsministerium kommissarisch als Prorektor der FH eingesetzt. Das teilte Rektor Joseph Dehler mit. Der bisherige Prorektor Günther Stahlmann hatte es abgelehnt, über den Januar hinaus die Geschäfte weiterzuführen. Seine Amtszeit war bereits im Sommer 1992 abgelaufen. Dem Konvent der Fachhochschule war es im vorigen Jahr in zwölf Wahlgängen nicht gelungen, einen neuen "Vize" zu finden.
GUDRUN PAUSEWANG, die in Schlitz (Vogelsbergkreis) lebende Autorin, hat sich mit etwa fünfzig Büchern in die Herzen von Kindern und Jugendlichen geschrieben. Großen Anklang bei ihren Lesern fand die ehemalige Grundschullehrerin, die an diesem Mittwoch 65 Jahre alt wird, mit "Die letzten Kinder von Schwewenborn" (1983) und "Die Wolke"(1987); Bücher in denen sie sich mit den Folgen von Atomkriegen und Katastrophen auseinandersetzt. - Die 1928 im ostböhmischen Wichstadtl geborene Schriftstellerin hat ihre Kindheit dort, die Vertreibung und die politischen Verhältnisse, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert wurde, immer wieder literarisch verarbeitet. Als Leitmotiv findet sich in vielen Werken Gudrun Pausewangs ihr Wunsch nach Frieden und Völkerverständigung, die Mahnung, die Umwelt zu erhalten.
NORBERT BERND, Sachbearbeiter in der zentralen Bußstelle im Kasseler Regierungspräsidium (RP), ist in den erlauchten "Graf-Kuno-Orden" aufgenommen worden. Dieser Ehre wurde er durch die Narren in Bruchsal teilhaftig, hatte er doch einen Bußgeldbescheid auf humorvolle Weise garniert. - Und das kam so: Ein Temposünder aus dem Badener Land hatte sich in Versform für sein Vergehen zu entschuldigen versucht: Nach einem "gelungenen Rendezvous" sei er halt aus Verträumtheit zu schnell gefahren. Der Kasseler, nicht faul, sattelte ebenfalls den Pegasus für seine Replik: "Ist der Reim auch noch so gut gelungen, zum Bußgeld seh ich mich gezwungen. Kommen Sie wieder mal von dieser Frau, nehmen Sie den Zug, sei'n Sie schlau." Daraufhin wurde Bernd zu Prunksitzung und Ordensaufnahme nach Bruchsal eingeladen, vom Karnevalspräsidenten persönlich. Ihm hatte, so stellte sich heraus, das Kasseler "Knöllche" gegolten.
WETTERAUKREIS. Einen Tag nach der Wahl des neuen Kreistages tritt der Ausschuß für Kreisentwicklung des noch amtierenden alten Kreisparlamentes zusammen.
Er berät über die Schulwegsicherung in Bruchenbrücken und in Stammheim, den Radweg an der Kreisstraße 184 zwischen Ober- und Unter-Widdersheim und die Baumpflanzungen entlang der Kreisstraßen.
Außerdem geht es in der Sitzung, die am Montag, 8. März, um 11.30 Uhr im Sitzungszimmer 201 des Kreishauses beginnt, um die Ortseinfahrt Dauernheim der Landesstraße 3187 und der Kreisstraße 196. Ferner werden sich die Ausschußmitglieder mit der Ortsdurchfahrt Orleshausen - der Kreisstraße 228 und 229 - der Ortsdurchfahrt Södel - der Kreisstraße 172 -, der Kreisstraße 200 zwischen Schwickartshausen und Fauerbach, der Kreisstraße 202 von Fauerbach zur Landesstraße 3185 und der Kreisstraße 197 von Dauernheim nach Ober-Mockstadt beschäftigen. ieb
In die Zielgerade biegt die zweite Handball-Bundesliga (Gruppe Süd) ein. Noch fünf Spieltage stehen auf dem Programm, der Vorjahresmeister Eintracht Wiesbaden hofft noch auf die erneute Meisterschaft und dem in dieser Saison automatisch verbundenen Erstliga-Aufstieg. Allerdings können die Schützlinge des kürzlich seinen Vertrag verlängernden Trainers Manfred Bengs - an dem Erstligist SG Leutershausen Interesse zeigte - nicht mehr aus eigener Kraft den Aufstieg schaffen. Der Rückstand auf Spitzenreiter SG Stuttgart-Scharnhausen konnte immerhin von vier auf zwei Zähler verkürzt werden. Nun muß neben dem Anhalten der Wiesbadener Super- Serie noch eine Niederlage der Schwaben her.
An diesem Wochenende stehen beide Spitzenteams - der Rest ist bereits deutlich abgeschlagen - vor delikaten Auswärtsaufgaben. "Da könnte eine Vorentscheidung für oder gegen uns fallen", meinte Manager Heinz Seliger. Während Wiesbaden am Samstag (19.30 Uhr) beim Achtplazierten VfL Günzburg antreten muß, gastiert Scharnhausen zum gleichen Zeitpunkt beim Drittplazierten TSG Oßweil. Diesem bereits fünf Punkte zurückliegenden Team raubte Wiesbaden am vergangenen Wochenende die letzte Meisterschaftschance, hofft nun trotzdem auf ein engagiertes Auftreten der bekanntlich heimstarken Oßweiler gegen den Spitzenreiter.
Voraussetzung zum Erhalt der Meisterschaftschance ist jedoch ein Anhalten der Serie von nun elf Spielen hintereinander ohne Niederlage in Günzburg. Der ehemalige Erstligist hat sich inzwischen ins (nicht) sichere Mittelfeld vorgearbeitet, allerdings mit zum viertletzten (Absteiger-) Platz nur zwei Zähler Vorsprung. "Die Günzburger kämpfen ums nackte Überleben, wir um den Titel. Da könnten die Nerven eine entscheidende Rolle spielen", so Seliger.
Die Günzburger verstärkten sich während der Saison mit dem letztes Jahr noch mit der SG Wallau/Massenheim die deutsche Meisterschaft holenden Kreisläufer und Abwehr-Strategen Jörg Löhr. Seitdem geht es steil bergauf bei dem drittletzen Eintracht-Auswärtsgegner. Anschließend muß Wiesbaden noch in Pfullingen (das kürzlich Wallau in einem Freundschaftsspiel besiegte) und zum Rundenschluß am 3. April in Leipzig antreten. Dazwischen liegen noch die lösbaren Heimaufgaben gegen die auswärtsschwachen Teams Fürstenfeldbruck und Heppenheim.
Die zuletzt grippekranken Spieler Schulze und Karrer sind in Günzburg mit von der Partie. Auch Torjäger Klotz (Zahn-Operation) will am Samstag dem starken Gegner den Zahn ziehen. jo
DIETZENBACH. Eine Geldbombe mit 3000 Mark hat Montag abend kurz nach Geschäftsschluß ein etwa 17 bis 18 Jahre alter Räuber erbeutet, der in der Babenhäuser Straße in Dietzenbach kurz vor einem Geldinstitut eine 25jährige Geldbotin niederschlug. Anschließend flüchtete der Täter zu Fuß. Die Frau mußte im Offenbacher Stadtkrankenhaus behandelt werden. Der Mann war nach Auskunft der Überfallenen mit einer blauen Jeans und einer blauen Jacke bekleidet. Er soll außerdem eine helle Mütze getragen haben. ttt
Klassische Altenheime ohne Zukunft Neue Wohnanlage für Senioren eingeweiht / Wohnungsbau wird forciert Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Vor wichtigen Wahlen häufen sich die ersten Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Richtfeste und Einweihungen. Das ist kein Zufall, denn da treffen sich alle Kommunalpolitiker, um dem Wähler zu verdeutlichen, was gerade sie so alles zu seinem Wohle getan und wofür sie seine Steuergelder ausgegeben haben. Erst vor wenigen Wochen wurde feierlich das Jugendzentrum Waldhof seiner Bestimmung übergeben, gestern die Senioren-Wohnanlage mit 81 Wohnungen im Lämmerspieler Weg/Emmastraße. Weil die Wohnanlage ein 18,9-Millionen-Mark-Projekt ist und vom Land mit 7,347 Millionen Mark (plus 880 000 Mark für die Einrichtung) bezuschußt wurde, war auch Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) aus Wiesbaden gekommen und lobte das monumentale und architektonisch ansprechende Gebäude so: "Dieses Musterbeispiel für betreutes Wohnen im Alter können Sie überall vorzeigen."
Die Stadt investierte 5,3 Millionen Mark und gab das Grundstück.
Sozialdezernent Stefan Grüttner (CDU) erläuterte, warum die Anlage Modellcharakter hat: "Das klassische Altersheim hat keine Zukunft mehr. Alte Menschen sollen selbstbestimmt und selbständig in Wohnungen leben können."
Alle Wohnungen, nutzbar für ein oder zwei Personen, sind deshalb behinderten- und altengerecht gestaltet. Das Rote Kreuz, das direkt in der Nachbarschaft, in der Annastraße, eine Senioren-Wohnanlage hat, betreut und pflegt die betagten Mieter. Unterstützt werden sie außerdem von ambulanten Hilfsdiensten wie Essen auf Rädern.
Die subventionierte Miete pro Quadratmeter liegt bei sieben Mark. Die Stadt selbst hat vorübergehend 41 Wohnungen angemietet, um 120 pflegebedürftige Menschen aus den baufälligen Pavillons im städtischen Altenheim unterzubringen. Die Wohnungen werden wahrscheinlich erst in ein paar Jahren frei, wenn der Neubau des Altenheimes steht.
Gebaut hat die Senioren-Wohnanlage die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach (GBO), die eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist, im Auftrage der Stadt. Der Magistrat mietet die Anlage zurück. Mit dieser Konstruktion wurden auch schon das Jugendzentrum Waldhof, die Kindertagesstätte Marienstraße gebaut, weil die Stadt angesichts ihrer prekären Finanzlage keine Kredite mehr aufnehmen darf.
GBO-Vertragsarchitekt Michael Katz hörte bei der Einweihung viel Lob über seinen Entwurf.
Rund 5000 Offenbacher haben bei der GBO und auch beim Magistrat nach einer bezahlbaren Mietwohnung nachgefragt. Wohnungsbauminister Jörg Jordan, Stadtkämmerer und GBO-Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Grandke (SPD), und auch Sozialdezernent Grüttner nutzten sogleich die Gelegenheit, um über den sozialen Wohnungsbau in Hessen und speziell in Offenbach zu referieren. Alle drei waren sich einig: Es müssen noch mehr Wohnungen mit öffentlicher Förderung gebaut werden.
Jordan rechnet vor, daß die rot-grüne Landesregierung ihr Wahlversprechen, bis 1995 rund 40 000 Wohnungen zu bezuschussen, locker erfüllen werde. Bereits jetzt seien schon rund 29 000 Wohnungen gebaut oder deren Bau bewilligt worden. Konkret für Offenbach, so rechnete Grandke vor, sind in den vergangenen Jahren bereits 270 Wohnungen geschaffen worden. Zur Zeit würde an der Realisierung von tausend Wohneinheiten in Bieber- Nord, von 80 Wohnungen in der Arthur- Zitscher-Straße und an einer noch nicht zu beziffernden Menge in Bürgel an der Staudenstraße gearbeitet. Durch die Füllung von im ganzen Stadtgebiet verstreuten Baulücken, so hofft Grandke, werden nochmals rund tausend Wohnungen entstehen. Die Landesregierung, so versprach Jordan, wird sich auch weiterhin im sozialen Wohnungsbau in Offenbach engagieren, vor allem, wenn nach den neuen ökologischen Baurichtlinien, die Energie und Wasser sparen, gebaut werde.
Jordan hebt in diesem Zusammenhang hervor, daß die Umwandlungswelle von Miet- in Eigentumswohnungen gestoppt werden müsse, weil der Rausschmiß älterer Menschen aus ihrer angestammten Wohnung sozial unverantwortlich sei. Nachdem auf Initiative Hessens der Bundesrat einem Umwandlungsverbot zugestimmt, die Mehrheit des Bundestages dies aber abgelehnt hat, kündigte Jordan eine neue entsprechende hessische Initiative in Richtung Bonn an.
MAIN-KINZIG-KREIS. Menschen in Krisenregionen zu helfen, stellt sich oft als schwierig heraus, selbst wenn man über persönliche Kontakte zu Betroffenen verfügt. Denn in deren Heimat geht es bekanntlich oftmals drunter und drüber.
Diese Erfahrung mußte das Ehepaar Zern aus Rodenbach machen. Im vergangenen Sommer hatte es im Rahmen einer Aktion des Main-Kinzig-Kreises vier Wochen lang den 16jährigen Sascha aus dem russischen Bezirk Istra zu Gast. Im Oktober schickte es dem jungen Mann und seiner Familie ein Paket. Seitdem wartet die Familie auf eine Empfangsbestätigung.
Von dem "zuverlässigen Paketdienst" erfuhr das Ehepaar aus der Zeitschrift "Partnerschaft" des gleichnamigen in Bad Orb ansässigen Vereins. Also füllte es einen Karton mit Lebensmitteln, Schokolade, Nüsse und Nudeln sowie einem Paar Turnschuhe und brachte die Kiste zu der in dem Blatt angegebenen Sammelstelle nach Flörsbachtal. Dort mußten die Zerns stolze 94 Mark auf den Tisch legen.
Die Familie Hübner, die das Paket annahm, garantierte ihnen, daß sie eine Empfangsbestätigung erhalten, sobald das Paket beim Adressaten angekommen ist. Sie leitete den Karton an die Firma Janzen in Offenburg weiter.
Das war am 25. Oktober vergangenen Jahres. Von diesem Zeitpunkt an hörten die Rodenbacher nichts mehr von der Sendung. Dreimal habe Sascha ihnen inzwischen einen Brief geschickt, doch nie das Paket erwähnt. "Wir wissen auch nicht, ob unsere Briefe angekommen sind", so Roswita Zern, die befürchtet, "Geschäftemachern" aufgesessen zu sein.
Willi Henß, Ehrenvorsitzender der Bad Orber Istra-Inititive, weiß, daß "es da Schwierigkeiten gibt". Diese, meint er, liegen aber weniger an dem Transportunternehmen in Offenburg als in der GUS selbst: "Das Problem ist, daß dort alles nicht so klappt." Von persönlichen Gesprächen mit Russen wisse er, daß "der KGB immer noch die Finger im Spiel hat" und Briefe abfängt. "Mit der Post klappt es auch nicht." Kontakte zu Menschen in der Ex-Sowjetunion aufrechtzuerhalten, sei "sehr schwierig. Ich habe noch nie auf dem normalen Postweg Post aus Rußland bekommen."
Nach seiner Erfahrung funktioniert der Schriftverkehr nur, wenn ein Vertreter seiner Initiative Briefe oder Pakete persönlich vor Ort abgibt. "Wo Not und Mangel herrschen, wird man nicht verhindern können, daß sich Leute an sowas vergreifen", wirbt der Ehrenvorsitzende um Verständnis. Er plädiert ohenhin dafür, "Geld mit einem Boten rüberzuschaffen". Lebensmittel gäbe es in der GUS genug und dort könnten die Menschen "ein Mehrfaches mit dem Geld kaufen als hier".
Devisen könnten Russen jedoch nur in Moskauer Banken gegen Rubel eintauschen. Und daß dort Geschäftemacher sind, verschweigt Henß nicht: "Das Helfen ist gar nicht so einfach." Weil das Paket der Zerns aber nun einmal unterwegs ist, empfiehlt er den Rodenbachern, sich mit der Firma Janzen in Verbindung zu setzen.
Das geschah bereits im Januar. "Bei Reklamationen wird sofort ein Telex nach Rußland geschickt", versichert Lina Leibham im Auftrag der Unternehmensleitung auf Anfrage der FR. "Jetzt sind sie dort auf der Suche nach der Sendung", sagt sie und bittet die Rodenbacher noch um etwas Geduld.
Seit zwei Jahren transportiert die Firma Waren und Post von 300 Sammelstellen aus dem Bundesgebiet nach Noworijski in Rußland, von wo aus sie weitergeleitet werden. "Die ehemalige Sowjetunion ist riesengroß und wir haben mehrere Filialen. Deshalb dauert das manchmal seine Zeit." Wegen der kalten Witterung und der politischen Situation hätten sich in den vergangenen Wochen die Lieferzeiten "etwas verlängert". Bestimmte Regionen könnten derzeit überhaupt nicht beliefert werden, beispielweise Tadschikistan oder Moldawien. "Es ist einfach schwer."
Über diese Hintergründe aufgeklärt, will sich die Rodenbacher Familie noch eine Weile gedulden. "Jetzt können wir das ja auch verstehen", sagt Roswita Zern. "Aber die hätten uns das ja mitteilen können." Immerhin habe sie ja "viel Geld bezahlt" und könne dafür auch verlangen, daß sie informiert werde. jur
In seinem letzten Heimspiel empfängt Volleyball-Erstligist TuS Kriftel am Samstag (20 Uhr) in der Weingartenhalle den Zweitplazierten SCC Berlin. Die Charlottenburger können angesichts von vier Punkten Rückstand zum Spitzenreiter Wuppertal und nur noch drei Spieltagen auf ein mittelgroßes Wunder hoffen, um doch noch die Meisterschaft an die Spree zu holen. "Wir werden in Kriftel nichts verschenken, solange der Titel theoretisch noch zu holen ist", lautete die Ankündigung aus dem SCC-Lager.
Für Kriftel dürfte die Negativserie von zuletzt einkalkulierten fünf Niederlagen hintereinander anhalten. Bisher gab es sowohl in der Bundesliga (0:3) als auch im Pokal (1:3) mehr oder weniger klare Niederlagen für den Erstliga-Neuling.
Kriftel hatte bereits vor der Negativ-Serie den Klassenerhalt geschafft. Inzwischen gibt es angesichts von acht Punkten Vorsprung vor dem Vorletzten SC Leipzig und nur noch drei Spielen auch keine theoretischen Zweifel mehr am Klassenerhalt und damit der insgesamt dritten Erstligasaison der Ferradas-Schützlinge. Dafür laufen bereits die Vorbereitungen im personellen Bereich. Mit dem guten Mittelfeldplatz (derzeit Siebter) dürften Neuverpflichtungen - trotz des nach wie vor eingeschränkten finanziellen Spielraumes - leichter als im Vorjahr zu realisieren sein.
Gegen die Spree-Athener soll der lange Zeit verletzte Kapitän Volker Braun erstmals wieder über die volle Spielzeit eingesetzt werden. "Seine Einstellung ist schon wieder optimal, aber richtig fit wird Braun erst wieder in zwei Wochen sein", meinte Trainer Luis Ferradas, der die Außenseiter- Rolle angesichts von gleich fünf Nationalspielern im Gäste-Aufgebot hervorhob. "Wir wollen aber zumindest wie im Pokal unseren Fans mindestens mit einem Satzgewinn für die gezeigte Treue während der Saison im letzten Heimspiel danken", so Ferradas, der anschließend mit seinem Team noch zweimal in der Fremde (Leipzig und Hamburg) antreten muß. Da ist der siebte Platz noch in Gefahr, denn Verfolger TSC Berlin liegt nur noch zwei Zähler zurück. jo
Lorscher . . .
Dieser Meinung ist auch der zuständige Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim und Westhausen). Bereits im August 1990 hatte er einstimmig ein Gesamtkonzept zur Verkehrsberuhigung verabschiedet. Das 18seitige Papier wanderte auf dem bürokratischen Weg in den Römer - "doch passiert ist da nichts", wie Peter Gärtner etwas resigniert meinte (siehe Kasten).
Und das, obwohl die Arbeitsgruppe bereits im Dezember 1991 aus Protest gegen die städtische Verkehrspolitik die Lorscher Straße blockiert hatte. Wenn sich nichts ändere, hatte damals Gruppen-Sprecher und Stadtbezirksvorsteher Alf Haubitz die Verkehrsplaner gewarnt, "stehen wir hier bestimmt nicht zum letzten Mal." Er hat, wie die Rödelheimer mit Blick auf die Blechlawine nun verärgert bemerkten, Recht behalten. Doch es kann noch schlimmer kommen. Wenn in dem neuen Stadtteil Bockenheim-Süd (ehemals City West) die Angestellten ihre Büros beziehen, könnte sich das Einfallstor Lorscher Straße weiter öffnen: Als Schleichweg auf dem Weg von der Autobahn zum Arbeitsplatz bietet die Straße sich den Pendlern geradezu an. mic (Siehe obenstehenden Kasten)
Auf einen Blick
Seite II Heute wird der Wiederbegründer der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, Monik Mlynarski, geehrt. Seite III In Rosbach diskutierte Rathauschef Medebach mit Bürgern. Seite IV Lokalsport: Holger Friz muß auf seinen ersten Einsatz warten.
SELIGENSTADT. Beim Linksabbiegen in den Stehnweg zwischen dem Stadtteil Froschhausen und Seligenstadt achtete Montag abend ein Autofahrer nicht auf einen entgegenkommenden Wagen und prallte mit ihm zusammen.
Nach Darstellung der Polizei verletzte sich die Fahrerin in dem zweiten Auto leicht. Der Blechschaden an den beiden Fahrzeugen beläuft sich auf 15 000 Mark. Der Autofahrer mußte sich eine Blutprobe gefallen lassen und seinen Führerschein anschließend bei der Polizei abliefern. ttt
FLÖRSHEIM. "Erbarmen, die Hesse komme" - am Samstag, 6. März, sind sie volle Lotte da, die Rodgau Monotones. Und mit der Pampa-Power beschließt die Flörsheimer Grüne Alternative Liste (GALF) ihren Kommunalwahlkampf. Die heiße Rocknacht in der Weilbacher Sport- und Kulturhalle beginnt um 19 Uhr.
Hessens renommierteste Rockband präsentiert sich nach ihrer Umbesetzung mit neuen Songs und neuer Sängerin: Kerstin Pfau. Dennoch wollen die Monotones an alte Qualitäten anknüpfen, die da sind: direkter Kontakt zum Publikum, Texte mit einer ordentlichen Portion Humor und geradlinige Rock-Musik. Motto des Abends: "Wer zu Hause bleibt, ist selber schuld."
Den Boden für die Monotones ebnen zwei Vorgruppen in der Weilbachhalle: "Mistress" und "Powerhaus".
Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf im Kulturlädchen der Stadt, im Flörsheimer Blumenladen und bei Schreibwaren Weidner sowie bei den Politikern der GALF und im Kreisbüro der Grünen in Hofheim in der Kirschgartenstraße. kkü
Barrelhouse Jazzband
GELNHAUSEN. Die Barrelhouse Jazzband um Reimer van Essen tritt am Freitag, 12. März, zusammen mit ihren Gästen "Mason & his hot five" in der Stadthalle auf. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Karten für die Jazznacht gibt es im Verkehrsbüro, Telefon 0 60 51 / 82 00 18. völ
GELNHAUSEN. Die Klasse 10 c der Kreisrealschule hat beim Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung einen Hauptpreis gewonnen. Die Schüler untersuchen in ihrer Arbeit die Frage, weshalb Jugendliche Gewalt anwenden. Der Hauptpreis, mit dem die 10c unter die Wettbewerbsbesten eingestuft wurde, brachte der Klassenkasse 1000 Mark ein.
Als konkretes Fallbeispiel hatten sich die Schüler den versuchten Brandanschlag auf die Asylbewerberunterkunft in der Coleman-Kaserne herausgesucht. Am 4. September des vergangenen Jahres konnte eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife gerade noch verhindern, daß vier junge Männer an der Kaserne von ihren selbstgebastelten Molotow-Cocktails Gebrauch machten.
Die Schüler haben für ihre Analyse des Geschehens und der Hintergründe mit Polizisten, dem Untersuchungsrichter und einem der Täter gesprochen. Die Gelnhäuser Realschüler stachen mit ihrer Studie nach Meinung der Jury aus mehreren 1000 eingereichten Arbeiten hervor.
lex
Briefe an die Redaktion
Wie kein Zweiter für seine Gemeinde eingesetzt Fast täglich sorgt der Fall für Schlagzeilen: Kriftels Bürgermeister Hans Werner Börs in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem CDU-Mann unter anderem Bestechlichkeit vor. Dazu folgender Leserbrief:
Seit dem 28. Oktober 1992 sitzt unser Bürgermeister Hans Werner Börs wegen angeblicher Bestechlichkeit in U-Haft, zuerst in Frankfurt-Höchst, dann in Preungesheim. Als die Zustände dort ruchbar wurden, erfolgte seine Verlegung nach Hanau. Zu den Vorwürfen gegen ihn will ich nicht Stellung nehmen. Sehr wohl aber gegen das Verfahren, das mit ihm durchexerziert wird.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier ein Mann, der sich nach meiner Meinung wie kein zweiter für seine Gemeinde eingesetzt hat, durch die Untersuchungshaft seelisch zerstört werden soll. Die mir bekannten Anschuldigungen stehen nach meinem Rechtsempfinden in keinem Verhältnis zur Dauer seiner U-Haft. Man braucht nur eine Tageszeitung zu sehen, um festzustellen, mit welchem menschlichen Verständnnis Verbrecher gegen Leib und Leben von der Justiz bedacht werden. Da ich selbst fünfeinhalb Jahre hinter sowjetischem Stacheldraht verbringen mußte, habe ich wohl etwas mehr Einfühlungsvermögen für die Lage, in der Herr Börs sich befindet. Wie schnell die Staatsanswaltschaft den Fall Börs bearbeitet, mag allein die Tatsache beweisen, daß, wie mir bekannt ist, Briefe von ihm von der Staatsanwaltschaft bis zur Post 22 Tage benötigen. Daß ein paar Gerechte in unserer Gemeinde für ein solches Verfahren, das heißt 120 Tage Untersuchungshaft, noch Freude und Genugtuung empfinden, finde ich beschämend. Ich wünsche ihnen jedenfalls nicht, daß sie jemals in eine solche Lage kommen.
Robert Gutt
Crufterostraße 23
6239 Kriftel
Für einen in Kriftel wohnenden Menschen ist die schon fast religiöse Verehrung von Bürgermeister Börs nur schwer nachvollziehbar. Es müssen starke Irrationalismen bei einem Teil der Bevölkerung zum Tragen kommen, die in einer Gesellschaft aller Freien und Gleichen schwer verständlich sind. Vielleicht ist mit Karl Jaspers eine Erklärung zu finden. Er schreibt in seinen Baseler Vorlesungen (1947!) zum Begriff des "philosophischen Glaubens": "Im Menschen ist die Neigung, einen vollendeten Menschen zu sehen, der gleichsam für ihn ist, was er selbst sein möchte, aber nicht sein kann."
Fritz Noll
Rossertstraße 5
6239 Kriftel.
Bei einem Verkehrsunfall ist ein Fußgänger in Niederursel schwer verletzt worden. Der Autofahrer entfernte sich von der Unfallstelle, ohne sich um den am Boden liegenden Passanten zu kümmern. Der 47jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Unfallort war gegen 13.30 Uhr der Überweg vor dem Haus Alt-Niederursel Nr. 3. Dort wurde der Fußgänger von einem grünen Ford Taunus älteren Baujahrs angefahren. Hinter dem Steuer saß ein grauhaariger Mann, der zwischen 50 und 60 Jahre alt sein soll. habe
Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit in der BRD, lädt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu zwei Veranstaltungen ein: Offener Gesprächsnachmittag zum Thema "das Fasten nach dem Buch Esther als Vorbereitung von Purim", am heutigen Donnerstag, 17 Uhr, im Buchcafé des Jüdischen Museums, Untermainkai. Podiumsdiskussion um das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht, was seit 1913 nicht reformiert worden ist.
BAD HOMBURG. Durch die Louisenstraße zockelt gemächlich die Straßenbahn, Linie 25, die Stadt begnügt sich mit einem Bürgermeister ohne "Ober-", das "Homburger Kaufhaus" mit einer Etage, nebenan trifft sich die Jugend im Tanzsaal - "in diese beschauliche Situation kommt Hertie nach Bad Homburg".
Kaufhaus-Geschäftsführer Paul Herbertz schwelgte gestern in Erinnerungen - aus gutem Grund. Die Hertie-Eröffnung in Bad Homburg jährte sich am Montag zum 25. Mal. Das Kaufhaus feiert den Geburtstag ab morgen neun Tage mit vollem Programm.
"Wir sprechen nicht von Jubiläum, sondern von Geburtstag - aus wettbewerbsrechtlichen Gründen", erläutert Herbertz. Jubiläen darf allein ein Gesamtunternehmen feiern. Bei Hertie ist das nächste 2007 fällig: 125 Jahre nach der Gründung des ersten Einzelhandelsgeschäfts Hermann Tietz - Her-Tie - in Gera. Heute hat die Kette 71 Warenhäuser; Tochterfirmen und ihre Filialen nicht mitgezählt.
Das Bad Homburger Haus liege vom Verkaufsergebnis her "im ersten Drittel", rühmt sich Herbertz, der die Geschäftsleitung Ende des Monats an Hans Rochlus übergibt. Die Erfolgsgeschichte begann 1968: Das Kaufhaus öffnete am 1. März - mit mehr als 10 000 Quadratmetern das größte öffentliche Gebäude der Stadt. Von den alteingesessenen Geschäftsleuten wurde es "stark angefeindet", erinnert sich Herbertz, bald hätten sie aber erkannt, daß von den angezogenen Kunden alle profitieren. Zumal der Konzern der Stadt auch ihr erstes Parkhaus bescherte.
Die Einzelhändler haben sich seitdem allerdings auch an mannigfaltige andere Konkurrenz gewöhnen müssen. Einkaufszentren wuchsen, und Fachmärkte locken heute allerorten - vor 25 Jahren dagegen kamen die Kunden laut Herbertz bis aus dem Vogelsberg zu Hertie in die Kurstadt, so einmalig war ein großes Kaufhaus außerhalb Frankfurts.
Zuvor aber wurden die alten Häuser in der Louisenstraße abgerissen ("heute bekäme niemand mehr die Genehmigung", so Herbertz) und durch einen damals top- modernen Bau ersetzt. Heute erregt die als "Klagemauer" verspottete Fassade ästhetische Gemüter - damals hat nicht der Konzern, sondern die Stadt darauf bestanden, beteuert Paul Herbertz: "Das ist amtlich."
Die 200 Beschäftigten feiern den Geburtstag heute abend intern. Das offizielle Programm beginnt am morgigen Donnerstag um 10 Uhr mit dem Anschnitt der Geburtstagstorte. Dann folgen bis Samstag, 13. März, an allen Werktagen Attraktionen mit Clowns, Musicalstars, Zauberern und Malaktionen für Kinder. Dazu verspricht der Konzern "tolle Sonderangebote" und ein Preisausschreiben. Auf eine Feier für die Prominenz wurde verzichtet - zugunsten der örtlichen Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe. stk
Als 1917 die Ufa gegründet wurde, sollte das Bürgertum stilgerecht im "Lichtspieltheater" abkomodiert werden. Die "Universum-Film AG", zu deren Besitz von Anfang an auch Kinos gehörten, ließ in den Großstädten prachtvolle Erstaufführungstheater mit Samt, Plüsch und Marmor bauen: Diese Paläste der Zerstreuung sind derzeit in einer kleinen Foto-Ausstellung zu sehen, die in der Galerie des Filmmuseums im 2. Stock (Dauerausstellung) eingerichtet ist.
Die Schau zeigt sowohl Innenräume wie angestrahlte Fassaden - mit Fotos aus der Vor- und Nachkriegszeit, aus den Metropolen Berlin, München und Hamburg (der Ufa-Palast dort war in den zwanziger Jahren mit 2600 Plätzen das größte Kino Europas) wie aus der Provinz von Wiesbaden bis Wuppertal. Allein an Berlin läßt sich beinahe die ganze Bandbreite des deutschen Kino-Bauens nachverfolgen - von der barocken Repräsentivität des "Gloria-Palasts" über die weihevolle Gestaltung des "Zoo-Palasts" bis zu der Neuen Sachlichkeit beim "Universum", die in den 50er Jahren von der durch die Alliierten nur dürftig entflochtenen "neuen" Ufa in schnödem Funktionalismus utopie-entfremdet wurde.
Fern aller architektonischen Geschmacksfragen sind die Fotos aber Dokumente einer vergangenen, von der Glotze im Wohnzimmer unberührten Kino-Kultur. Und auch die besseren Tage Frankfurter Lichtspiele sind dort festgehalten: Die vom ehemaligen "Schwan" im Steinweg wie die des Gloria-Palasts in der Kaiserstraße. (Bis Mitte April Filmmuseum, Schaumainkai 41). oll
KASSEL. Auch wenn er sehr viel kleiner ist - keck wie das Original auf dem Kasseler Friedrichsplatz schreitet der "Little man walking to the sky" voran: Rund 700 Exemplare haben Schüler aus dem Kreis Kassel nach dem Vorbild des documenta-Kunstwerks von Jonathan Borofsky gebaut und für je 30 Mark an Liebhaber der Skulptur verkauft.
Die Idee, die dahinter steckt, ist so einfach wie bestechend: Die kleinen Abbilder des "Himmelsstürmers" sollen mithelfen, das Original für Kassel zu erwerben. Nach Abzug der Materialkosten kam eine Spende von 18 000 Mark zusammen, die gestern übergeben wurde.
Das documenta-Kunstwerk sei ein "optimistisches Symbol", so stellte Wilhelm Asbrand, Leiter der Beruflichen Schulen im Landkreis, anläßlich der Übergabe fest. Das dachten wohl auch jene 25 Schüler, die gegenwärtig ein Berufsvorbereitungsjahr im Bereich Metall absolvieren: Den Vorschlag ihres Lehrers Dieter Petersohn für das Projekt nahmen sie begeistert auf.
Doch da war zunächst noch eine Hürde zu nehmen. Ohne Zustimmung der New Yorker Galerie Borofskys konnte die Sache nicht laufen. Die spielte schließlich mit und tat das sicher nicht ohne Eigennutz - immerhin wird sie gut am Verkauf des rund 400 000 Dollar teuren Kunstwerkes verdienen. Die erste (halbe) Rate ist bereits bezahlt. Ob die Stadt jedoch, wie mit der Galerie vereinbart, schon Ende März die Restschuld begleichen wird, ist noch ungewiß. Zwischen 400 000 und 500 000 Mark sind nach Angaben des Kasseler Kulturamtes bislang gespendet, runde 200 000 Mark (je nach Dollarkurs können es auch ein paar tausend Mark mehr oder weniger sein) fehlen noch.
Doch im Kulturamt ist man zuversichtlich, daß die Galerie noch einmal ein Auge zudrücken wird, wenn das Geld nicht ganz pünktlich eintreffen sollte. Daß die erforderliche Summe zusammenkommt, daran bestehe jedenfalls kein Zweifel: An jedem Tag, so hieß es, gehen weitere Spenden ein.
Auch die jungen Modellbauer werden weiter dazu beitragen, daß der Spendenberg wächst. Denn noch liegen 300 Vorbestellungen auf ihrem Tisch. Mit solch einer Resonanz hatte Fachlehrer Petersohn freilich nicht gerechnet, an "30 bis 50" Exemplare hatte er zunächst gedacht. Die Aluminiumstäbe, auf denen die "little men" voranschreiten, gingen deshalb schon im Dezember aus, und es bedurfte einiger Telefonate, bis Nachschub da war. Erst dann konnte weiter produziert werden.
Bei aller Begeisterung der Schüler steht inzwischen allerdings fest, daß nach dem 1000. "Himmelsstürmer" Schluß sein wird. Weitere Vorbestellungen werden nicht mehr angenommen.
ELKE BOCKHORST
Briefe Vereinfacherer
Es sind "schreckliche Vereinfacherer", denen beim Wort Asyl nichts anderes einfällt als Drogentourismus, Beschaffungskriminalität, Sicherheitsgefährdung. Ebenso einfach ist für sie die Unterscheidung in Kasten: Hie Eigenheimbewohner, hie Asylheimbewohner. Widersprüchliches der einen Aussage ficht solche Vereinfacherer nicht an. Einerseits nähme der Verkehr angeblich durch Asylbewerber unerträglich zu, andererseits werden die armen Leute scheinheilig-fürsorglich beklagt, die so weite Wege zu Post, Bahn und Supermarkt haben werden.
Besonders trifft mich der Zynismus, mit dem einige zur Unterbringung von Asylbewerbern unmögliche Standorte vorgeschlagen werden. So hilft man nicht Probleme lösen. Übrigens auch nicht, indem man innerhalb der Ausländer noch einmal Kasten schafft, nämlich Leute mit Arbeit und Wohnung und Leute ohne dies. Die einen dürfen - so die Einteilung - hier leben, die anderen nicht. Früher gab es den lockeren Spruch: "Leben und leben lassen". Gilt heute "leben lassen" nur noch für jeden Einzelnen selbst?
Marianne Huf, Burgweg 8, 6242 Kronberg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
RÖDERMARK. Erheblichen Widerstand leistete Montag abend ein 52jähriger Autofahrer auf der Rödermärker Polizeiwache, als ihm eröffnet wurde, daß er sich einer Blutprobe unterziehen müsse. Die verständigte Ärztin und ein Polizeibeamter trugen leichte Verletzungen davon, weil der Mann wild um sich schlug.
Zuvor hatte er beim Rechtsabbiegen von der Kreisquerverbindung in die Bundesstraße 459 in Richtung Dietzenbach einen Wagen gerammt, dessen Fahrerin sich ordnungsgemäß auf der Linksabbiegerspur der B 459 in Richtung Rodgau eingeordnet hatte, wobei Schaden in Höhe von 22 000 Mark entstanden war. Bei dem Aufprall hatte es im Motorraum des Autos des 52jährigen einen Kurzschluß gegeben, das Fahrzeug stand wenig später in Flammen und brannte völlig aus. Nach einer Blutprobe ist der Fahrer seien Führerschein vorläufig los. ttt
"Nachdem wir nun die ganze Zeit über das Mutter-Thema Betreuung geredet haben, müssen wir auch über ein Vater-Thema sprechen: die Kosten."Der FDP-Politiker Helmut Freiherr Schenk zu Schweinsberg in einer Diskussion über zukunftsorientierte Familienpolitik in Kronberg.
Wir übernehmen doch nicht die Verantwortung für den Abbau des Regionalverkehrs. Wenn der Bund meint, der öffentliche Nahverkehr sei nicht mehr zu finanzieren, dann muß er die Verantwortung dafür tragen. Wir haben ihm angeboten, die Verantwortung zu übernehmen, voraus- gesetzt, er ist bereit, dafür eine Finanzierungsquelle aufzutun.
ERLENSEE. Die neue Wählergruppe FDP / Unabhängige Bürger hat sich nach scharfer Kritik an der "zu laschen Oppositionspolitik" der CDU jetzt auch der SPD angenommen. Sie rügt den Bau "immer neuer Sportstätten", gemeint sind die Stadionpläne und der Handel zugunsten einer neuen Sporthalle der TSGE.
Statt dessen müsse der soziale Wohnungsbau stärker gefördert werden, fordert Roland Huth, Kandidat der Wählergruppe. Auch die vorgesehene Erweiterung des Bauhofs müsse hinter dieser wichtigen Aufgabe zurückstehen. Huth bezeichnet es als Skandal, daß an bauwillige Gemeindebedienstete Darlehen in Höhe von 100 000 Mark vergeben würden.
Die Gruppe fordert außerdem den Rückbau der Leipziger Straße und den Bau einer Umgehungsstraße für Langendiebach - beides wird vom Parlament seit langer Zeit in Angriff genommen. Auch eine sofortige Verkehrsberuhigung in der Friedrich-Ebert-Straße und die Sanierung des Kanalnetzes soll es laut Wahlprogramm geben. hein
OBERTSHAUSEN. "Die scharfe Schily- Show" präsentieren die SPD und die Jusos am Freitag, 5. März, 20 Uhr, in der Mehrzweckhalle der Eichendorffschule. Stargast Otto Schily wird in der Talkrunde von dem Soziologen und Juristen Gerd Bender interviewt, der als wissenschaftlicher Referent im Max-Planck-Institut tätig ist. Danach sollen auch die Obertshausener zu Wort kommen. Themenschwerpunkte sind die deutsche Einheit, außenpolitische Fragen wie Blauhelm-Einsätze und Politikverdrossenheit, wobei es vor allem um die Verfassungsreform (Bürgerbegehren) gehen soll. pmü
Eigentlich waren die Volleyballerinnen des TV Wächtersbach schon "abgeschrieben", und auch die Wächtersbacherinnen selbst begannen sich schon mit dem Gedanken an den Abstieg abzufinden. Nach einer völlig mißratenen Vorrunde deutete alles darauf hin, daß die zweite Oberliga- Saison auch die vorerst letzte bleiben würde. Doch nach drei Siegen in Folge ist nicht nur Trainer Kurt Bartuschek davon überzeugt, daß der Zug für den TV noch nicht abgefahren ist. Endgültig "zusteigen" könnten die Wächtersbacherinnen am 14. März (13 Uhr, Großsporthalle Wächtersbach) mit einem Sieg über den Tabellensechsten 1. VC Wiesbaden II.
Die positive Wende in Wächtersbach deutete sich bereits beim 2:3 gegen Oberstedten an, wo der TV nur knapp unterlag. Nach dem glatten 3:0-Erfolg in Bischofsheim war dann die Chance, doch noch Anschluß zu finden, plötzlich wieder in greifbare Nähe gerückt. "Jetzt wollten wir es noch einmal wissen", erzählt Bartuschek. Hochmotiviert ging die Mannschaft in den Heimspieltag gegen den VC Hofheim und Eintracht Frankfurt. Gegen Schlußlicht Hofheim wirkte das Team noch nervös und mußte über den Kampf zu seinem Spiel finden, ehe die Gastgeberinnen den Tie-Break deutlich mit 15:6 für sich entschieden. Gegen die Eintracht war wieder Sicherheit in das Spiel der Wächtersbacherinnen eingekehrt, und sie beendeten die Partie mit einem 3:1.
Durch diese beiden Erfolge schlossen die Wächtersbacherinnen in der Tabelle zur TS Bischofsheim auf. Nur mit drei Oberliga-Absteigern ist zu rechnen, und mit dem aufgelösten Team aus Wiesbaden steht bereits einer fest. Auch der Tabellenletzte Hofheim dürfte dem Abstieg kaum noch entrinnen können. Alles läuft auf einen Zweikampf zwischen dem TVW und Bischofsheim in der Frage um den dritten Absteiger hinaus.
"Wir haben die besseren Karten", erklärt Kurt Bartuschek. Noch liegt sein Team, das bislang ein Spiel weniger bestritt als Wiesbaden, auf dem vorletzten Rang, doch der TV verbucht das bessere Satzverhältnis, und die Bischofsheimer haben noch ein schweres Restprogramm vor sich.
"Es macht uns jetzt wieder Spaß", beschreibt Bartuschek den Motivationsschub, der seinen Spielerinnen Kraft für den Schlußspurt verleihen soll. Die zweite Oberliga-Saison war mit vielen Handicaps gespickt und verlief nicht annähernd so glatt wie noch die erste (4. Platz). Auch am vergangenen Spieltag fehlte mit Helga Eckel (Grippe) eine wichtige Spielerin, Siggi Hinze setzte sich trotz laufender Nase auf die Ersatzbank. Die beiden etatmäßigen Stellerinnen Manuela Kieron und Andrea Schinzel können aufgrund schulischer und privater Verpflichtungen nicht immer im Training sein, und mit Petra König (Rükkenbeschwerden) schied zu Saisonbeginn eine Leistungsträgerin aus.
Eine, die jene Lücke bald vollständig schließen könnte, ist die 16jährige Jugendspielerin Kerstin Mecke, die zu Beginn der Saison ins "kalte Wasser" geworfen wurde und sich immer energischer freischwimmt. Sie hatte maßgeblichen Anteil an den letzten Erfolgen.
TV WÄCHTERSBACH: Anette Seitz, Manuela Kieron, Siggi Hinze, Andrea Schinzel, Anke Wolf, Franziska Schneider, Angelika Götzl, Kerstin Mecke ina
Wachstum und Energieverbrauch heißt ein Informationsabend, zu dem die Grünen Dornbusch / Eschersheim / Ginnheim am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, ins Haus Dornbusch (Eschersheimer Landstraße 248, Klubraum 1) einladen. Kurt Kress, Physiker, Schulbuchautor und ehemaliger Grünen-Stadtverordneter im Römer, wird dabei darlegen, "warum die gegenwärtige Energiepolitik die Lebensgrundlagen gefährdet und die Kernenergie keine Alternative ist". uv/09
1. Mörfelder Blues-Night steigt am heute im Juz
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur ersten Mörfelder Blues-Night lädt das Jugendzentrum (Juz) für heute in seine Räume am Bahndamm ein. Von 20 Uhr an werden zwei lokale Bands auftreten: die "Sauren Gummern" um Bodo Kolbe und die Blues-Neulinge von "Applepie", die das Juz in Club-Atmosphäre hüllen sollen. lis
BONN. Das Wunder findet im ersten Aufzug statt, die Revolution im zweiten. Zunächst schießt der Jägerbursche Max, dem der mit dem Satan paktierende Gefährte Kaspar eine sogenannte Freikugel in den Vorderlader appliziert hat, auf den Boden und holt doch einen Adler vom Himmel. Das ist allseitig bekannt, wenngleich in der Bonner Oper etwas heftig ausgestellt.
Im zweiten Akt wird es dann bei der Revolution subtiler. Da sehen wir,daß dem Gemälde vom Erbförster Kuno, das Agathe auf den Kopf gefallen ist, der Inhalt fehlt: es besteht nur aus einem Rahmen. Das ist so revolutionär, als wär's für eine Inszenierung von Ruth Berghaus (zu ihrem Zürcher "Freischütz" siehe FR vom 23. Februar): wir erleben den Triumph der abstrakten Kunst in einem Umfeld, das vor Realismus nur so strotzt.
Aber der Triumph dauert nur einen Augenblick. Ännchen nutzt den Rahmen, um der etwas verängstigten Braut Agathe mit einem Kasperlespiel Spaß und Mut zu machen. Da sind wir von Ruth Berghaus zu Sigmund Freud gelangt und bekommen Totem und Tabu vorgeführt. Denn ein ernstzunehmendes Bild im Rahmen ist in dieser Aufführung verboten, sie propagiert die rahmenlose Endlosmalerei Werner Tübkes.
Tatsächlich ist der Altmeister des sozialistischen Historismus aus der DDR (nach 1772 Quadratmetern ölbemalter Leinwand für sein Bauernkriegspanorama im thüringischen Bad Frankenhausen) zugunsten Bonns tätig geworden und hat in zweijähriger Arbeit im Maßstab 1:20 Staffage für den "Freischütz" entworfen. Sie wurde von diversen Kulissenmalern auf Bühnenformat gebracht und beherrscht als Abfolge von vier Landschaftstableaus und einem am Zuschauer vorbeirollenden Wandelprospekt für die Wolfsschlucht in Länge von 45 Metern die Szene.
Zusammengehalten wird das alles durch einen Zwischenvorhang, der schon vor der Ouvertüre beklatscht wird. Auf ihm sehen wir ein Panorama zwischen Dürer, Bosch und Callot: Ritter, Tod und Teufel zu Fuß, zu Stuhl, zu Tisch, zu Pferd oder just am Himmel fliegend, vermischt mit den dort heimischen Dämonen. In der Mitte oben ein Kreis von zwei Echsen, die sich wechselseitig in den Schwanz beißen: ein treffendes Signum dieser Inszenierung.
Die später sichtbar werdenden Landschaften zeigen uns, durch milchige Farben getönt, fast schon karstige Vorgebirgsprospekte mit knorrigen Bäumen und lauschigen Katen, mit Bach und See, aber auch mit merkwürdig tierhaften Protuberanzen, die aus dem Boden wachsen.
Die Idee Gian-Carlo del Monacos, Tübke als Bühnenbildner zu gewinnen, diente seinem schon 1974 in Ulm und anderthalb Jahre später in Wuppertal erprobten Versuch, die berühmte Wolfsschluchtszene als Traum der Agathe zu zeigen. Und die Jungfrau gibt diesmal sogar aus ihrem Bett die Zählkommandos für das Kugelgießen vor. Während das Podest, auf dem sie liegt, wie ein Schiff im Sturm auf- und ab-, hin- und herwallt, gießt Samiel im leeren Rahmen des Försterbildes die sündhaft treffsicheren Kugeln. Und hinter der Szene läuft Tübkes Wandprospekt ab: wie in der Uraufführung des "Parsifal" bei den Verwandlungsmusiken im ersten und dritten Akt. Das Prinzip Panorama als Drehorgel.
Doch der Bonner Versuch führt zur Planierung der Menschen vor und unter Tübkes Prospekten, deren Original übrigens schon von einem Sammler akquiriert wurde und demnächst im Römisch- Germanisches Museum Nürnberg zu sehen sein wird. Del Monaco wagt gegen Tübkes einschüchternden Akademismus weder eine psycho-logische Personenführung noch eine geistige Auseinandersetzung mit dem Stoff. Die Bühne ist ein bis auf wenige Versatzstücke leeres Spielpodest, auf dem Stadttheater der simpelsten Sorte abläuft: mit symbolisch nach unten organisierten Auf- und Abgängen - Menschen sind in diesem Kunsttempel Kellerkinder.
Auch wird nicht gefragt, wieso Agathes Träume sich keineswegs zu Phantasien in Callots Manier verdichten, sondern plan ablaufen, warum sie lügt, wenn sie einen anderen Traum erzählt, als wir ihn zu sehen bekommen. Auch wird das Verhältnis zwischen Staat und Kirche nicht hinterfragt, nicht einmal das soziale zwischen Jägern und Bauern durchleuchtet. Am Ende darf gar der tote Bösewicht Kaspar auferstehen und sich stimmlos dem seligen Reigen des Finaljubels anschließen. Oper als naives Flachrelief.
Die Brautjungfern kommen als nazarenische Kitschorgie in Bleu und Rosa daher, der Fürst tritt auf im verlogenen Arrangement gesellschaftlicher Versöhnt4heit. Beides wird von einem Schnellzeichner im Bild festgehalten, auf daß auch dem Dümmsten aufgehe, wie handlungs- und spannungsreich Tübkes Ölverbrauch im Vergleich mit den auf der Bühne verheizten Darstellern ist.
Was den Fall über seine geschmackliche Problematik hinaus zu einem Ärgernis macht, ist die Unterwerfung des Theaters unter die bemalte Fläche. Del Monaco nimmt die Oper aus der Pflicht, Menschen in ihrer Problematik und Komplexität zu zeigen. Sie verkümmern in Bonn, entsprechend ausstaffiert vom Maler Tübke, zu Medaillons einer Genrekunst. Aus der Oper, diesem faszinierenden Spiegel menschlicher Individuation, wird angewandte Fassadenmalerei.
Das merkte man der Premiere auch musikalisch an. Während Tübkes Tableaus kräftig ausgeleuchtet wurden, legte sich Mehltau über Webers Partitur. Dennis Russel Davies gelang die hoffentlich unfreiwillige Annäherung an Tübkes Vordergrundkunst in der Begradigung von Hörnerlinien, ansonsten klang Webers orchestrale Zauberharfe verstimmt. Daß René Kollo, dem Burschen Max um Lichtjahre entwachsen, die Töne stetsvon unten ansang, machte uns schmerzhaft bewußt, um welch stratosphärische Kunst es sich bei Weber handelt.
Blaß die Agathe von Turid Karlsen, gut bis sehr das Ännchen von Eva Lind und der Kaspar von Falk Struckmann, auch die Comprimarii (Thomas Mohr als Fürst, Stephan Bronk als Förster, Herbert Hechenberger als Bauer, mit Abstrichen an Textverständlichkeit auch George-Emil Crasnaru als Eremit). Insgesamt aber ist diese Produktion ein Unglück. Buhs für Kollo und den Dirigenten, sonst starker, wenngleich schnell abebbender Beifall: Jubel für Werner Tübke.
ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen geplant für den 6., 11., 14., 17., 20., 23., 26., 30. März)
czyk POTSDAM. Die ostdeutsche Landesbausparkasse (LBS Ost) sieht in dem Wohlstandsgefälle zwischen alten und neuen Bundesländern wachsende Probleme für die Einheit des Landes: "Bei der Ausstattung mit Geld- und Sachvermögen vertieft sich der Graben", konstatiert Vorstandschef Carl Gottfried Rischke. Während die Bürger im Westen in den vergangenen Jahrzehnten über drei Billionen Mark an Geldvermögen - durchschnittlich 115 000 Mark pro Haushalt - ansammelten, hätten ostdeutsche Sparer gerade 25 000 Mark auf der hohen Kante. Allein durch die Wiederanlage der Zinserträge wachse der Vorsprung der Westler im Verhältnis eins zu fünf ständig weiter. Das lasse sich selbst bei einer Zunahme der ostdeutschen Sparquote von derzeit 12,3 Prozent der verfügbaren Einkommen kaum jemals aufholen.
Aus diesem Grund sollten "schnellgreifende Vermögensbildungsstrategien" - selbstredend unter Einschluß der Eigenheimförderung - speziell für Ostdeutschland entwickelt werden, empfiehlt Rischke. Dem Bauspar-Manager schwebt neben dem bestehenden Instrumentarium aus Prämien und Zulagen vor allem eine stärkere Wiederbelebung der Ansparförderung vor. Denn schließlich, so die Beobachtung von Rischke und seinen Kollegen, stagniere östlich von Elbe und Werra die Wohneigentumsquote bei derzeit 22 Prozent. Im Westen sitzen dagegen fast vier von zehn Haushalten in den eigenen vier Wänden.
Die LBS Ost, deren sämtliche Anteile am 31. Januar vom Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverband (OSGV) übernommen worden sind, ist mit einem Verlustvortrag von 35,8 Millionen Mark ins dritte Jahr ihrer Geschäftstätigkeit gegangen. Gleichwohl herrscht in der Geschäftsführung Zuversicht. Erstens soll 1993 ein "nahezu ausgeglichenes" Ergebnis präsentiert werden. Und zweitens konnte zuletzt mit rund 90 000 Vertragsabschlüssen über gut 2,9 Milliarden Mark Bausparsumme das Nettoneugeschäft um 8,6 Prozent ausgeweitet werden - "extrem gegen den Branchentrend" zwischen Anklam und Zwickau, wie Rischke findet. Damit hatten die Manager zu Silvester insgesamt 266 000 Kontrakte über knapp 8,7 Milliarden Mark in ihrem Bestand. Derzeit beträgt der Marktanteil rund 15 Prozent. Den will sich Rischke auch nicht ohne weiteres nehmen lassen: Das "Regionalprinzip als über Jahre gepflegter Stil" solle beibehalten werden, sagt er in Anspielung auf die Querelen mit der LBS Hessen in Thüringen sowie mit der Westberliner Bausparschwester in Brandenburg. In beiden umstrittenen Gebieten will die LBS Ost das Feld nicht der West-Konkurrenz überlassen.
Im Blickpunkt: Deserteure der NS-Zeit Todesurteil kein Unrecht?
Der Unterausschuß "Wiedergutmachung" des Bundestages befaßt sich am morgigen Donnerstag zum wiederholten Mal mit der Frage, ob und wie verurteilte Wehrmachtsdeserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz eine Wiedergutmachung erhalten sollten. Einer der bisher leer ausgegangenen Kriegsgegner will die "skandalöse" Entscheidungspraxis der Finanzbehörden jetzt mit einem Musterprozeß zu Fall bringen. "Wenn man diese Entscheidung liest, dann fragt man sich, in welchem Staat wir leben", schimpft der FDP- Bundestagsabgeordnete Wolfgang Lüder. Genauso empört ist sein SPD-Kollege Uwe Lambinus: "Die Lektüre der Unterlagen erzeugt nur noch Zorn in mir." Der parteiübergreifende Ärger gilt einer Entscheidung der Oberfinanzdirektion Köln. Die OFD hatte 1992 mit Rückendeckung des Bundesfinanzministeriums dem Bremer Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann (71) die Zahlung einer Entschädigung dafür verweigert, daß die NS- Militärjustiz ihn 1942 wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt hat - ein Urteil, das später in zwölf Jahre Haft umgewandelt wurde und für Baumann bis zur Befreiung durch die Russen drei Jahre Leiden bedeutete: Erst in der Todeszelle ("vier Monate lang dachte ich jeden Morgen: jetzt holen sie dich!"), dann in KZ-Lagern im Emsland, im berüchtigten Wehrmachtsgefängnis Torgau und im "Strafbataillon 500". Danach war er für Jahre ein gebrochener Mann. Noch heute verfolgen ihn Alpträume.
Für die Entschädigungsbehörde ist Baumanns Leidensweg kein Grund für eine laufende Beihilfe nach den "Härtefallrichtlinien" für NS-Opfer. Denn seine zur Haftstrafe umgewandelte Verurteilung sei nicht "besonders hart und übermäßig". Fahnenflucht sei schon immer streng geahndet worden, meint die OFD und beruft sich dabei auf das Militärstrafgesetzbuch der Nazis von 1935. Auch in Demokratien seien Todesurteile üblich gewesen und somit kein "typisches NS-Unrecht".
Mit dieser Bewertung stellt sich die OFD in krassen Widerspruch zu einem Urteil des Bundessozialgerichts. Das BSG hatte 1991 der Witwe eines hingerichteten Deserteurs Entschädigung zuerkannt und dabei erstmals höchstrichterlich mit der Wehrmachtsjustiz abgerechnet: Die Militärrichter hätten "Terrorjustiz" betrieben. Die etwa 30 000 Todesurteile seien grundsätzlich "offensichtlich unrechtmäßig". Auch im Vergleich mit dem Ausland werde die "rechtsstaatswidrige Entartung der Todesurteilspraxis" deutlich: Die USA hätten im ganzen Krieg nur ein Todesurteil wegen Fahnenflucht vollstreckt. Die deutsche Militärjustiz habe dagegen über 20 000 Deserteure oder "Wehrkraftzersetzer" hingerichtet; weitere 10 000 seien erst zum Tode verurteilt und später zu hohen Haftstrafen "begnadigt" worden.
Seit dem BSG-Urteil bekommen Witwen von Deserteuren der Nazizeit eine Rente wie SS- und Wehrmachtssoldatenwitwen. Die Deserteure selbst gehen dagegen noch immer weitgehend leer aus. Ihre Haftjahre würden nicht einmal als Ersatzzeiten für die Rente mitgezählt, rügt Ludwig Baumann, Mitbegründer der "Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e. V.". Nur einige SPD-Bundesländer zahlten kleine Summen aus Härtefonds. "Aber das läuft nur sozusagen auf dem Gnadenweg", meint Baumann. Er will jetzt ein Recht auf Entschädigung einfordern und hat deshalb gegen den Ablehnungsbescheid der OFD Klage beim Verwaltungsgericht erhoben. Daneben versucht der agile 71jährige, eine Rehabilitierung der NS-Deserteure und "Wehrkraftzersetzer" zu erreichen. "Der Bundestag muß endlich die Militärjustiz-Urteile für Unrecht erklären", fordert er. "Sonst gelten wir weiterhin als vorbestraft." Daß die Kriegsgegner von damals noch immer auf eine Wiedergutmachung warten müssen, kann sich Baumann nur so erklären: "Wenn wir, die sich Hitlers Krieg verweigerten, recht bekommen, dann sind wir eine Anklage gegen die ganze männliche deutsche Kriegsgeneration."
ECKHARD STENGEL (Bremen)
BONN, 2. März. Der Schwulenverband in Deutschland (SVD) fordert von der Bundesregierung ein Programm zur Bekämpfung von Gewalt gegen Homosexuelle. Es müsse etwas geschehen, "denn die Übergriffe haben 1992 in erschreckendem Maß zugenommen", sagte SVD-Sprecher Günter Dworek am Dienstag vor der Presse in Bonn.
In Berlin hat im vorigen Jahr das "Schwule Überfalltelefon" des Vereins Mann-o-Mann 211 Gewalttaten gegen Homosexuelle registriert; im Jahr zuvor waren es nur 181. In Köln registrierten die Polizeibeamten 122 Delikte mit schwulenfeindlichem Hintergrund. Im Jahr zuvor waren es noch 83 Fälle. Das ist eine Steigerung um 44 Prozent. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine hohe Dunkelziffer. "Wir gehen davon aus, daß nur einer von zehn Fällen gemeldet wird", erläuterte Günter Dworek.
Offizielle Statistiken über anti-schwule Gewalttaten gibt es bislang nicht. Das soll anders werden. Der SVD verlangt vom Bundeskriminalamt, Übergriffe zu registrieren und regelmäßig zu veröffentlichen. "Nur dadurch schaffen wir ein Problembewußtsein in der Bevölkerung", betonte Dworek.
Der SVD-Sprecher verwies auf eine neue soziologische Untersuchung: Von 3000 Befragten hätten fünf Prozent angegeben, in den letzten zwölf Monaten wegen ihrer Homosexualität angegriffen worden zu sein. "Eine vergleichbare Opferrate in der Allgemeinbevölkerung hätte vermutlich längst dazu geführt, daß Krisenstäbe gebildet werden."
Die Täter sind nach den Recherchen des Schwulenverbandes meistens junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren. Häufig würden sie die Homosexuellen an Schwulentreffs, in Parks oder auf öffentlichen Toiletten überfallen, sagte Volker Beck vom SVD-Bundesvorstand. Die Palette der Delikte reiche von Raub, über Körperverletzung bis zu Mord. Die Motive der Täter seien häufig diffus. Beck: "Das sind ganz normale Jungs von nebenan, die sich ihre Männlichkeit beweisen wollen." Oft komme ein Haß auf alles Fremde und Andersartige hinzu. Nur ein geringer Teil der Gewalttaten werde von rechtsextremen Gruppen verübt.
Von Bundesfamilienministerin Angela Merkel (CDU) fordert der SVD in diesem Jahr rund 450 000 Mark, um die bestehenden Beratungsstellen in Köln und Berlin zu unterstützen und eine dritte in Leipzig zu eröffnen. 1994 soll nach den SVD-Plänen ein flächendeckendes Netz mit Beratungsstellen in allen Bundesländern entstehen. Beck: "Dafür müßten im Bundeshaushalt knapp sieben Millionen Mark bereitgestellt werden."
OBERURSEL. Der ehemalige Stadtrat Albert Jung (CDU) ist der Ansicht, daß Bommersheim-Süd nicht so problemlos als "städtebaulicher Entwicklungsbereich" nach dem Wohnungsbauerleichterungsgesetz verfügbar gemacht werden kann, wie sich das SPD, FDP und Grüne vorstellen. Zum einen hätten SPD und FDP zwar 1977 den sogenannten ASAD- Plan mit verabschiedet (ein Entwicklungskonzept, das auf dem Stadtentwicklungs- und dem Generalverkehrsplan basiert). Dieses Konzept hätten sie jedoch "durchbrochen", als sie später dem daraus entwickelten Flächennutzungsplan des Umlandverbandes nicht zustimmten. Dies habe den Bau von Erschließungsstraßen verhindert und damit die "Vollzugsplanung zumindest verzögert".
Außerdem sieht Jung "langwierige juristische Klärungsprozesse" auf die Stadt zukommen. Das Gebiet sei in den 60er Jahren als "Bauerwartungsland" zu entsprechend gestiegenen Preisen aufgekauft worden. Vorkaufsrechte der Stadt oder auch Enteignungen würden sich nun an diesen Preisen orientieren müssen. Jungs Fazit: Kurzfristiges und preiswertes Bauland in Bommersheim-Süd bleibe wohl noch "eine geraume Weile Wunschdenken". esi
BAD VILBEL/KARBEN. Seit mehr als hundert Jahren veranstalten katholische und evangelische Frauen weltweit am Freitag der ersten Märzwoche den "Weltgebetstag der Frauen". Der ökumenische Gebetsgottesdienst, der am Freitag, 5. März, jeweils um 19 Uhr stattfindet, wird in jedem Jahr von Frauen eines anderen Landes vorbereitet.
Diesmal haben Frauen aus Guatemala Texte und Gebete festgelegt. Das Thema des Gottesdienstes lautet: "Als Gottes Volk Heilung bringen". Guatemala ist das drittgrößte Land Mittelamerikas. 60 bis 70 Prozent der rund neun Millionen Einwohner sind indianische Nachfahren der berühmten Mayas. Die meisten von ihnen leben aufgrund einer ungerechten Landverteilung mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft und gehören dem katholischen Glauben an, den die spanischen Kolonisatoren im 16. Jahrhundert einführten.
Der Gottesdienst in Bad Vilbel findet in der evangelischen Christuskirche im Grünen Weg 2 statt. Im Anschluß können sich die Besucher über die Verhältnisse in Guatemala und besonders über die Situation der Frauen in dem mittelamerikanischen Land informieren.
Katholische wie evangelische Frauen aus dem Stadtteil Gronau werden in diesem Jahr in die evangelische Kirche nach Niederdorfelden gebeten. Dort findet im Anschluß an den Gottesdienst ein "festliches Beisammensein" statt.
Gronaus Pfarrerin Kleppe zum diesjährigen Thema des Weltgebetstages: "Die Frauen aus Guatemala laden uns ein, in dem Reichtum ihrer Tradition, die noch etwas vom Einklang des Menschen mit der Schöpfung weiß, Heilung und Hoffnung für die Zukunft zu entdecken."
In Groß-Karben findet der ökumenische Gottesdienst in der evangelischen Kirche, in Petterweil in der katholischen St.-Bardo-Kirche statt. Dort werden im Anschluß auch Waren und Speisen aus Guatemala angeboten. mu
KRONBERG. Die Stadt Kronberg soll in der nächsten Zeit ermitteln lassen, welche Betreuungsangebote genau die Eltern für ihre Kinder wünschen. Vertreter aller Kronberger Parteien räumten am Montag abend in einer Diskussion der Stadteltern-Vertretung über "zukunftsorientierte Familienpolitik" ein, daß ihnen exakte Daten fehlen, um den Bedarf an Krabbelstuben, Kindertagesstätten und Horten abzuschätzen. Während SPD, UBG und Grüne auf die "Versorgungslücke" für Kinder nach der Grundschule aufmerksam machten, wollen CDU und FDP "mehr Eigeninitiative der Eltern" bei der Kinderbetreuung.
Ingrid John (SPD) und Petra Fischer- Thoens (Grüne) forderten unisono eine Kinderbeauftragte für Kronberg, die sämtliche Entscheidungen der Verwaltung auf ihre Auswirkungen für die Kinder abklopfen soll. Außerdem müsse ein Jugendhaus speziell für Zehn- bis 15jährige her. Fischer-Thoens sagte, viele Eltern seien "ratlos", wo ihre Kinder hin können, nachdem sie aus der Hortbetreuung herausgewachsen sind.
Gisela Bretz (CDU) machte da auf die Altkönigschule aufmerksam, die gerne Ganztagesschule würde. Damit daraus was wird, müßten aber die Eltern selbst an die Schule herantreten. Fischer- Thoens meldete jedoch Zweifel an der Qualität einer solchen Betreuung an; John machte auf das Problem der langen Schulferien aufmerksam, weshalb ein spezielles Jugendhaus vorzuziehen sei.
Bretz wie auch Helmut von Schenk (FDP) wollen die Stadt aber hier nicht noch weiter in der Pflicht sehen: "Kinderbetreuung ist keine öffentliche Aufgabe". Was die Familien selbst nicht leisten könnten, sollte vorrangig über freie Träger abgedeckt werden. Eine Zuhörerin (bis auf eine Handvoll Männer waren nur Frauen zur Diskussion gekommen) fordete Schenk auf zu erklären, wie die von ihm verlangte private Initiative aussehen solle. Der FDP-Politiker erwiderte, daß er darauf keine Antwort geben könne.
Martina Hansen von der Unabhängigen Bürgergemeinschaft (UBG) wünschte sich "mehr Flexibilität" bei Öffnungszeiten und Mittagstisch, um den Bedürfnissen von Alleinerziehenden und Doppelverdienern entgegenzukommen. Doch würden die hohen Kosten "wahrscheinlich ein Problem sein". Angesprochen, wie groß die Belastung der Eltern für die Kinderbetreuung sein dürfe, nannte sie wie auch SPD und Grüne "maximal 150 Mark pro Kind und Monat" als Obergrenze.
Einig waren sich die Parteien, daß Familienpolitik sich nicht in Betreuungsfragen erschöpfen dürfe. Gisela Bretz will da pauschal "die Kinderfeindlichkeit bekämpfen"; Ingrid John möchte eine kinderfreundliche Wohnraum- und Verkehrspolitik verwirklicht sehen. mak
GELNHAUSEN. Am 2. März vor 450 Jahren hat der Rat der damals noch freien Reichsstadt Gelnhausen die Einführung der Reformation beschlossen. Im Jahr 1543 wurde die Barbarossastadt protestantisch. Danach konnten Katholiken, aber auch Anhänger des Calvinismus, keine Bürgerrechte erwerben, wie eine Stadtordnung von 1599 festlegte.
Die evangelische Kirchengemeinde feiert das 450. Reformations-Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen. Den Auftakt bildet eine Feierstunde am morgigen Donnerstag, 4. März, ab 19.30 Uhr in der Stadthalle. Den Festvortrag hält der Dekan im Ruhestand Joachim Haupt. Er will die Einführung der Reformation an sich, aber auch ihre Entwicklung und ihren Einfluß auf die Menschen in Gelnhausen beleuchten.
Über den Festakt hinaus hat sich die Gemeinde vorgenommen, danach zu fragen, was Reformation für das heutige Zusammenleben bedeutet. Für Freitag, 5. März, 10 Uhr, lädt die Gemeinde zu einem Schulgottesdienst ein. Außerdem sind eine Theateraufführung, eine Ausstellung mit Raritäten aus der Zeit der Reformation und verschiedene Vorträge im Romanischen Haus geplant.
Wie Haupt in der März-Ausgabe des Gemeindeboten darstellt, ist die Reformation in Gelnhausen verhältnismäßig spät eingeführt worden, "eigentlich auch gar nicht amtlich und offiziell". Die feierliche Übergabe des Vertrages, den der Convent des Klosters Langenselbold zuvor beschlossen hatte, an Bürgermeister und Rat der Stadt sei nicht der Beginn und nicht der Abschluß der Reformation in Gelnhausen gewesen.
Mit der Übergabe der Pfarreirechte an die Stadt habe sich einfach die Reformation durchgesetzt, die schon vorher sowohl unter den Gelnhäuser Bürgern als auch unter den in der Stadt wirkenden Geistlichen ihre Anhänger gefunden hatte. Durch den Vertrag vom 2. März sei die Stadt ohne Zwang und Druck irgendeiner Herrschaft evangelisch geworden. Dieser "sanfte Weg" zur Reformation sei für die Entwicklung der Stadt und für das Selbstbewußtsein ihrer Bürger von großer Bedeutung gewesen. In der Geschichte der Reformation sei dieser Weg wohl eine Besonderheit.
Laut Haupt hatten sich die Gelnhäuser als vorsichtige Leute lange Zeit in Fragen der Machtverteilung zwischen Kirche und Staat nicht offen engagiert. Mit gutem Grund, denn "das Gebiet um Gelnhausen war ein Flickenteppich von verschiedensten Herrschaften mit verwirrenden Abhängigkeiten und politischen und wirtschaftlichen Interessen". Außerdem sei die Sache der Reformation im interessenpolitischen Spiel der Fürsten, der Kirche und des Reiches "noch sehr unsicher und gefährdet" gewesen. "Da war es klug", so Haupt, "sich als kleine Reichsstadt bedeckt zu halten."
Nach Darstellung des Dekans i. R. war es der Stadt gelungen, größeren Streit sowohl gegenüber der Pfandherrschaft (die Herren von Hanau und die Pfalzgrafen bei Rhein) als auch der Kirche und ihren Geistlichen zu vermeiden. In klugen Kompromissen hätten die Gelnhäuser ihre Interessen geschickt durchgesetzt. Haupt: "Was in anderen Reichsstädten schwere Kämpfe auslöste, etwa das Steuerrecht über die kirchlichen Einnahmen und damit die Kontrolle der geistlichen Besitztümer oder die Alleinzuständigkeit der weltlichen Gerichte auch in weltlichen Anliegen der Geistlichen - das wurde in Gelnhausen ohne große Auseinandersetzung gelöst.
Auch in der Frage der Reformation sollte sich die Geduld und die Vorsicht der Stadtväter bezahlt machen. Die letzte Bastion klösterlicher Bevormundung, nämlich das Recht der Pfarrerberufung und Besoldung, fiel ihnen 1543 in den Schoß. Mit dem von Abt Konrad Jäger angebotenen Vertrag war die Stadt rechtlich abgesichert und brauchte auch nicht die gerade sich in Gang setzende Gegenreformation zu fürchten."
Für die Gelnhäuser mag die Sache auch dadurch erleichtert worden sein, daß die Selbolder Prämonstratenser aus Personalmangel schon vorher der Stadt Freiheiten bei der Pfarrerberufung eingeräumt hatten. Man holte den Peter Strupp, einen Prämonstratenser, der schon in Grünberg lutherisch gepredigt hatte und fortan in Gelnhausen allmählich alte Bräuche abschaffte.
Allerdings brach mit der Reformation keineswegs die große Freiheit für die Bürgersleute herein. Die 1599 unter dem Titel "Reformation, Policei und Stadtordnung zu Gelnhausen" fixierten Regeln waren nach den zehn Geboten geordnet und steckten enge Grenzen ab, wie aus einem Aufsatz der Historikerin Sabine Tischer hervorgeht. Artikel 2 legt fest: "Da der Sonntag nicht zum Zechen, Spielen, Müßiggehen und anderen weltlichen Geschäften da ist, sondern Gottes Wort zu hören und zu lernen, so sollen alle Bürger zu der Zeit, da man Gottes Wort handelt, nicht auf dem Ober- und Untermarkt, auf den Gassen oder den Pforten müßig stehen, sondern sich in der Kirche finden lassen." Auch waren die Bürger gehalten, "übermäßige Kosten bei den Hochzeiten zu vermeiden". Bei Strafe durfte "die Zahl der Geladenen die 50 nicht übersteigen". Auch "soll kein Bürger nach auswärts heirathen".
Auch wegen der übrigen Regeln in der evangelischen Stadtordnung hätten die Stadtpolizisten heutzutage viel Strafgelder einzutreiben. "Da die Trunkenheit der Quell allen Übels ist", so Artikel 6, wird dies allen Bürgern strengstens verboten, in Besonderheit "sollen im Sommer und zu andern Zeiten die Arbeitsleute und Bürger nicht morgens zum gebrannten Wein gehen" und "der Wirth soll nicht borgen". lex
BERLIN. Ein "musikalisches Gerechtigkeitskomitee", nuschelt Toni Krahl, "nee, das wollen wir nicht sein". Zwar gehört Krahl, sparsam behaarter Kopf der kürzlich reformierten Ostberliner Band "City", zu den prominenten Erstunterzeichnern des vor Monaten deutschlandweit heißdiskutierten Gerechtigkeits-Aufrufes. "Aber mit der Band und der Musik", findet sein langjähriger, kurzhaariger Kumpel und Gitarrist Fritz Puppel, "hat das doch nicht unmittelbar zu tun."
Was man durchaus auch anders sehen kann. Wenn "City" heute irgendwo östlich der Elblinie eine Bühne betreten, dann werden sie vom Publikum nicht nur für alte Hits wie "Am Fenster" gefeiert. Nein, "City", im Westen namenlos wie eh und je, müssen im Jahr drei der deutschen Einheit immer wieder stellvertretend das Maul aufreißen gegen die-da-oben und die-da-drüben. Die Band formuliere "glaubhaft ostdeutsche Befindlichkeiten", haben die stets wachen Feuilletonisten einer Hamburger Wochenzeitung denn auch schleunigst ausgemacht.
Krahl lästert über die Realität der beiden bislang nur flüchtig zusammengenagelten Teile des Vaterlandes und ironisiert bittere Wahrheiten auf seine ganz eigene Art. Mitten im wie immer ausverkauften Konzert taucht der "City"-Sänger mit einem Fotoapparat auf der Bühne auf, blitzt zwei-, dreimal ins Publikum und tönt dann grinsend: "Nee, keine Aufnahmen fürs Bandalbum. Die sind für die Zeit, wenn wiedermal keiner dabeigewesen sein will."
Krahl spricht aus eigener Erfahrung. Gehörten er und "City" zu DDR-Zeiten doch zu den etablierten Bands, die im Ausland touren, Platten macht und auch schon mal andeutungsweise kritische Texte singen durften. Kapellen wie "City", "Silly", die "Puhdys", "Karat" oder "Pankow" traf der Umschwung am härtesten. Ein Staat verschwand, und über Nacht wollte seine Rocker niemand mehr hören. Platten wie Citys erstes postrevolutionäres Epos "Keine Angst" oder "Café Größenwahn", das Plattendebüt der hochgelobten "Zöllner" gelangten kaum in den im Umbruch befindlichen Ost-Handel. Geschweige denn, daß im Westen von ihnen Notiz genommen wurde.
Doch daß die bis dahin vielbejubelten Ersatz-Rockheroen plötzlich nichts mehr von sich hören ließen, fiel niemandem weiter auf. Die alten Fans der DDR- Bands waren überwiegend damit beschäftigt, sich auf alles zu stürzen, was neu und teuer und - vor allem - aus dem Westen war. Ostrock ging in dieser Situation gerade mal noch über den Grabbeltisch weg. "Das Publikum hat seinen Künstlern einen richtiggehenden Arschtritt verpaßt", hat Westrocker Heinz Rudolf Kunze aus der Ferne messerscharf beobachtet. Kapellen wie "Rockhaus", "Transit" oder "Elektra" liefen auseinander, Konzerthallen machten dicht, das Veranstalter-Monopol der staatlichen Konzert- und Gastspieldirektion brach auseinander.
Die Veteranen des Ostrock waren angesichts der neuen Wirklichkeit gelähmt, die jungen Gruppen aus der zweiten Reihe paralysiert: Ob die linksautonomen "Herbst in Peking" oder DDR-Nationalpreisträger "Karat" - die kleinen wie die großen Kapellen aus den fünf neuen Ländern stürzten in ein abgrundtiefes Loch aus Schweigen.
Ihre wohlhabenden Mitglieder versuchten sich als Plattenfirmengründer wie Toni Krahl oder als Hoteliere wie Wolf- Rüdiger Raschke, Ex-Chef der Leipziger Gruppe "Karussell". Andere mit weniger gutgepolsterten Konten wechselten in ABM-Stellen in der Jugendarbeit wie Karsten Knabe, Ex-Sänger der Naumburger Artrockband "Passion". Der Osten aber war tot und er sollte es für lange bleiben.
Erst in den letzten Monaten hob sich der Nebel überm Schlachtfeld. Und siehe da: Pünktlich zum zweiten Jahrestag der Einheit erstand der Phönix aus der Asche. Schon länger angekündigt von sogenannten "Ossi-Diskotheken", in denen von Nina Hagens "Du hast den Farbfilm vergessen" bis zu Sandows "Born In The GDR" die alten DDR-Hitparaden rauf- und runtergespielt werden, und sogenannte "Ostivals", die fünf-, sechstausend Zuschauer anziehen, belebte sich die Rockszene Ost in geradezu atemberaubendem Tempo.
Einerseits sind da die alten, ehemals staatstragenden Fossile wie "City" oder die "Puhdys", die aus der Versenkung auftauchen, ihre Bürojobs Bürojobs sein lassen und auf der Welle der durch den Osten schwappenden Vergangenheitsnostalgie zu neuen Triumphen reiten. Andererseits aber schießen neue, junge Bands ostlandauf, -landab wie Pilze aus dem umgepflügten Boden.
Es sind Bands wie die "Inchtabokatables", "Bobo In White Wooden Houses", "Keimzeit", "Sandow" "DEKAdance" oder die "Skeptiker", allesamt unbekannte Exoten im alten Teil der Republik, die die Zukunft der Rockmusik im deutschen Osten verkörpern. Sie alle, wie auch "Big Savod", "Michele Baresi", "Die Firma", "Freygang" oder "Iron Hennig", stehen für ein neuerwachtes ostdeutsches Selbstbewußtsein.
"Wenn Du da drüben ein bißchen reingerochen hast", erzählt Norbert Leisegang, Ex-Lehrer und "Keimzeit"-Sänger, nach zwei Jahren Erfahrung mit dem freien Rockmarkt, "dann kriegste schnell mit, daß die alle bloß mit Wasser kochen." "Keimzeit", die Erfolgsband des Nachwende-Ostens schlechthin, kochen kräftig mit: mehr als 200 ausverkaufte Konzerte im letzten Jahr sorgten für inzwischen 100 000 verkaufte Platten. Allerdings ausschließlich im Osten, denn "im Westen spielen wir nicht", sagte Leisegang, "das war uns einfach zu viel Streß".
So verschieden die musikalischen und inhaltlichen Ansatzpunkte, so ähnlich die Resonanz: Ob die hübsche Bobo nun zum Abend mit gepflegtem Powerpop einlädt oder die als Schlagerband verschrienen A-capella-Prinzen einen Saal nur mit dem Mund befriedigen; ob "Sandow" krachend den Geist des musikalischen Avantgardismus beschworen oder die Altpunkte von "Feeling B" zur "Slamer"- Party mit "Pogotanz" laden - die Klubs und Hallen zwischen Greifswald und Suhl sind ausverkauft.
Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen unverbraucht und überraschend klingender Bands wie den geigenden Pogues-Enkeln "Inchtabokatables", längst totgeglaubten musikalischen Dinosauriern wie den "Puhdys" und frenetisch bejubelten Senkrechtstartern wie "Bobo In White Wooden Houses" und den "Prinzen" ist das "O" vor der Postleitzahl. In Zeiten, in denen Ost und West weiter auseinander zu liegen scheinen als je zuvor, besinnt man sich in Dresden, Wittenberg und Cottbus wieder auf Hausgemachtes. Test the West ist gut, kost the Ost ist in.
Vorreiter des Ostrock-Revivals waren dabei eher politisch orientierte Bands wie die zu DDR-Zeiten mit Spielverbot belegten "Keimzeit", die Mitte der 70er zwangsaufgelösten "Renit", die hausbesetzten und ebenfalls verbotsgeadelten "Freygang" oder eben "City",die mit traditionellem Rock und zweideutigen Texten nahtlos dort weitermachen, wo sie in der Endzeit der DDR aufgehört haben.
Aussagen kommen bei ihnen wie bei den meisten Ostbands nicht plakativ wie bei den Westkollegen, sondern poetisch verbrämt und vorsichtig verschlüsselt: die Botschaft steckt traditionell nicht in, sondern zwischen den Zeilen. "Dabei ist ziemlich verwunderlich", freut sich Tamara Danz, Chefin der schon totgeglaubten Gruppe "Silly" und mehrfache "DDR- Rocklady Nr. 1", "daß viele unserer alten Stücke auf die neue Situation passen wie der Arsch auf 'n Eimer."
Weniger verwunderlich ist, daß die Masche zieht. "Ost-Jugendliche besinnen sich wieder auf ihre Herkunft, ihre Lieder und ihre Geschichte", meint der Psychologe Hans-Joachim Maaz. Und den Soundtrack zu der haben neben Udo Lindenberg, den Rolling Stones und BAP eben auch die "Puhdys" und "Karat" geschrieben. Auch eine "DDR-Nostalgie"? "Nein, das trifft es nicht", weist Toni Krahl zurück, "viele Bands, die heute erfolgreich sind, gab es ja in der DDR noch gar nicht."
Daß die großen Stars aus dem Westen den neuen Teil Deutschlands meist nur sporadisch in ihre Konzertplanung einbeziehen und die Ost-Altstars quasi abgetreten waren, hat für die jungen Bands erst den Weg frei gemacht. Zuerst ging das Publikum Ost aus Trotz in die kleinen Klubs, in denen "DEKAdance", "Messer Banzani" und Co. in selbstorganisierten Konzerten aufspielten; nicht viel später aber bekamen schon einige der gerade neugegründeten neuen Konzertagenturen wie das Cottbusser "Andere Büro" oder die Hallesche "Mawi-Concerts" Wind vom "schier unglaublichen Andrang auf die Ostbands", wie Uwe Schmidt vom Erfurter "Neufünfländeroffice" erzählt.
Größere Hallen wurden gebucht, richtige Tourneen zusammengestellt. Und parallel zum "beginnenden Ostrevival in den großen Hallen", wie es der Merseburger Plattenhändler Alf Picht nennt, stiegen auch die Platten-Verkaufszahlen der Lokalmatadoren aus Weimar, Belzig und Cottbus "ziemlich steil an". Im "Woodstock-Center" Leipzig laufen "Bobo", "Skeptiker" und "Keimzeit" "seit Monaten wie von selbst", das auf Ostrock spezialisierte Berliner Buschfunk-Label meldet "Wahnsinnsverkäufe" von Gerhard Schöne, "Freygang" und Gerhard Gundermann, und auch die Potsdamer Filiale von City-Music verkauft nach Auskunft von Einkaufsleiter Alexander Schmitz "unglaublich viel Ostrock". Im Hansa-Music Halle, wo die erste Nachwende-Puhdys-Platte, die man "zuallererst gar nicht bestellt hatte", wie eine Verkäuferin gesteht, momentan "weggeht wie warme Semmeln", hat man wie im Woodstock- Center Schlüsse gezogen und den Ostrock zum Schwerpunkt gemacht.
Die vom "NM!Messitsch", dem einzigen überregionalen Rockmagazin der neuen Länder, regelmäßig bei Plattenhändlern ermittelte "Beliebtheitsskala Ost" wird denn auch nicht von "Genesis", Madonna oder Prince angeführt, sondern von den "Inchtabokatables" (Leipzig), die innerhalb eines Monats 10 000 Exemplare ihres bei einem holländischen Indie-Labels erschienenen Debütalbums verkauften, "Bobo" (Berlin) oder den "Freunden der italienischen Oper" (Dresden).
"Freunde der was? Nee, die kenn ich leider nicht", schütteln Westrocker wie Wolf Maahn oder Heinz Rudolf Kunze, beide vergleichsweise häufige Besucher zuerst der DDR und später der neuen Länder, den Kopf. Und wie ihnen geht es nahezu allen "Wessis": Nach den "Prinzen", deren A-capella-Künste in Ost wie West höchste Käufer- und Kollegenanerkennung finden, ist Schluß.
Bands wie "Big Savod", "Die Wahnfrieds", "Die Zöllner" oder "Messer Banzani" haben zwar auch Major-Verträge, werden aber im Westteil des Marktes konsequent wie Importe aus Rotchina behandelt. "Airplay" gibt es höchstens beim inzwischen auf zischende Mittelwelle- Frequenzen verbannten Kultsender DT 64. Promotion wird nicht gemacht, die großen Musikzeitungen nehmen auch nicht Notiz vom als "pomadig", "70er- orientiert" und langweilig verschrienen Rockschaffen/Ost. "Kein Wunder", so FAZ-Plattenkritiker Heinz Rudolf Kunze, einer der Westabräumer im Osten, "daß man dann glaubt, es gebe da nix." Seine "Herbst in Peking"-CD jedenfalls, gesteht er zerknirscht, obgleich ihm von seinem alten Bekannten Toni Krahl mit der Bitte um Besprechung zur Begutachtung zugeschickt, "liegt seit zwei Jahren unberührt in irgendeiner Ekke".
Osten und Westen schmoren auch im Pop- und Rockbereich wie gehabt im eigenen Topf. Selbst im vereinigten Berlin musizieren Bands meist säuberlich nach Ost- und Westmusikern getrennt in säuberlich nach Ost und West getrennten Klubs vor säuberlich nach Ost und West getrenntem Publikum. Wer Hilfe im Studio braucht, sucht sie stets im eigenen Lager, wer Tourneeverstärkung sucht, findet sie unter alten Bekannten. So wächst zwar zusammen, was zusammengehört - aber es wächst eben nicht zusammen.
"Allerdings", schränkt Kunze-Gitarrist Heiner Lurig die gegenseitige Abschottung der beiden Szenen voneinander ein, "werden wir wohl unsere traditionelle A- capella-Nummer aus dem kommenden Live-Programm streichen - das können ja Bands aus Sachsen neuerdings auch ganz gut."
Und die müssen die Konkurrenz ihrer etablierten Westkollegen wenigstens im eigenen Haus nicht mehr fürchten. Die Prinzen ziehen im Osten schon lange soviel Publikum wie Ex-Mentor Udo Lindenberg, in dessen Vorprogramm sie noch vor einem Jahr ihre allererste Tournee absolvierten. Und während "Rausch", "Plan B" oder die "Jeremy Days" trotz hochgelobter Platten im Osten immer noch vor halbleeren Sälen angegähnt werden, finden sich für Schmuddelrocker wie "Keimzeit", bei deren zweiter Platte im Westen kein Baustein umfiel, kaum noch ausreichend große Hallen.
Wenn also der Dresdener MusicCircus, das Leipziger Haus Auensee oder die hallesche Easy Schoore, die ersten Konzertadressen in den neuen Ländern, neuerdings aufrüsten und ihre Säle um etliche hundert Plätze vergrößern, dann "bestimmt nicht für Rory Gallagher oder Wolf Maahn", wie Schorre Veranstaltungschef Dirk Götze auf Nachfrage milde zurechtweist. "Nee, die zusätzlichen Plätze brauchen wir fürs nächste "Keimzeit"-Konzert." STEVE HÖRNER
BÜDINGEN / HAMMERSBACH. Tödliche Verletzungen hat am Dienstag vormittag ein 48 Jahre alter Bulgare aus Hirzenhain erlitten, als er auf der Straße zwischen Langenbergheim und Eckartshausen von einem Lastwagen aus Heppenheim erfaßt wurde.
Der genaue Hergang des Unfalls steht noch nicht fest. Der Bulgare - soviel ist derzeit bekannt - benutzte als Fußgänger den rechten Randstreifen der ziemlich schmalen Landstraße. Warum er plötzlich vor den Lastwagen geriet, muß noch geklärt werden. az
jm FRANKFURT A. M., 3. März. Die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) hat sich gegen die Absicht von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) gewandt, die Ausgaben für psychotherapeutische Behandlungen auf jährlich 800 Millionen Mark zu begrenzen und eine Selbstbeteiligung der Patienten einzuführen. DGVP-Präsident Rolf Kegel rügte, daß es damit "dem Geldbeutel und dem Zufall überlassen" würde, wer psychotherapeutisch behandelt werden könne. Ein solcher Eingriff in die Therapiefreiheit des Arztes sei nicht hinnehmbar.
Kegel forderte Seehofer auf, seine Pläne noch einmal zu überdenken. Jeder Patient müsse auch in Zukunft psychotherapeutisch versorgt werden können, wenn dies medizinisch notwendig sei und nicht nur dann, "wenn noch Geld in der Kasse" sei.
BRUCHKÖBEL. Der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke hat den Sofortvollzug für den Weiterbau der neuen Bundesstraße 45 mit Umgehung des Bruchköbeler Stadtteils Roßdorf angeordnet. Die Landesregierung entschloß sich zu diesem Schritt, nachdem ein letzter Einigungsversuch mit dem Kläger gegen das Projekt gescheitert war.
Der von der Planung betroffene Biobauer Thomas Stöppler hatte sich gegen die Zerschneidung seiner Äcker gewandt und die Zusicherung von Ersatzflächen gefordert.
Während das Verkehrsministerium keine Angaben über die jüngsten, erfolglosen Verhandlungen am Montag machen wollte, sagte Thomas Stöppler im Gespräch mit der FR, die Unterhändler hätten ihm erneut andere Flächen zum Ausgleich angeboten. Auf seine von jeher bestehende Forderung nach Änderung der geplanten Trasse seien die Verantwortlichen in Wiesbaden jedoch nicht eingegangen.
Streitpunkt ist nach wie vor der sogenannte "politische Bogen" bei der Straßenführung. Er war bereits vor etlichen Jahren zwischen den damaligen Stadträten von Hanau und Bruchköbel, Anderle und Sümmchen, ausgehandelt worden. Mit Hilfe dieser Regelung versuchten die Kommunalpolitiker damals, die Mittelbuchener Bauern friedlich zu stimmen, die sonst ebenfalls betroffen gewesen wären. Deshalb wurde die Trasse in einer langgestreckten Kurve weiter nach Osten auf Bruchköbeler Gebiet gerückt.
Dieser "politische Bogen" gilt als Schwachstelle bei einem nun beginnenden Verfahren. Das verantwortliche Straßenbauamt konnte sich nicht dazu entschließen, ihn zurückzunehmen, weil damit die gesamte Planung in Frage gestellt und der Baubeginn um Jahre verzögert worden wäre.
Auf die Frage, ob Stöppler nun gegen den Sofortvollzug des Ministeriums klagen will, antwortete der Landwirt, er wolle alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. hein
Der Pastellkreide
MÜHLHEIM. Eine Gemäldeausstellung: "Körper - Geist - Seele" ist bis 28. März im Mühlheimer Stadtmuseum zu sehen. Die in unterschiedlichen Techniken angefertigten Bilder stammen von der Mühlheimerin Jutta Ingeborg Kurtz. Aus Krankheitsgründen mußte sie 1987 ihren Beruf als Bauzeichnerin aufgeben und nutzt seither ihre zusätzliche Freizeit, um sich mit der Malerei zu beschäftigen. Erste Arbeiten waren Seidentücher und -bilder. Später entwickelte Jutta Ingeborg Kurtz eine Vorliebe für Pastellkreide.
Die Künstlerin wird jeweils am Mittwoch und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr im Museum an der Ecke Markt- und Offenbacher Straße anwesend sein und über ihre Arbeit informieren. pmü
wef PARIS. Französische Pharmaunternehmen und kleinere Arzneimittelhändler wollen den deutschen Pillengrossisten Gehe offenbar am massiven Vordringen auf ihren Markt hindern. Eine Reihe von Firmen, darunter der staatliche Chemiekonzern Rhône-Poulenc und die Pharmafirma Sanofi, Tochter des Mineralölkonzerns Elf Aquitaine, schmiedet zusammen mit anderen Investoren Pläne, um eine Mitte Februar von Gehe bekanntgegebene Kauf-Offerte für den Pariser Arzneimittelhändler Office Commercial Pharmaceutique (OCP) zu Fall zu bringen. Der Übernahmekandidat, der 1992 bei einem Umsatz von 33 Milliarden Franc (rund zehn Milliarden Mark) einen Gewinn von 102 Millionen Franc erzielte, hält in Frankreich einen Marktanteil von 43 Prozent. Für jede OCP-Aktie bietet Gehe 800 Franc. Dieses Angebot liegt 140 Franc über dem letzten Börsenkurs.
Ein hundertprozentiger Einstieg würde Gehe 2,1 Milliarden Franc kosten. Die eventuellen Nebenbuhler wollen ihre Offerte gegebenenfalls bis auf 2,3 oder 2,5 Milliarden steigern. Das Gehe-Angebot wird in den nächsten Tagen zu laufen beginnen, nachdem die Pariser Börsenaufsicht ihr Plazet dafür gab. Offenbar mit Unterstützung des Industrieministeriums soll deshalb - wie französische Wirtschaftsgazetten berichten - verhindert werden, daß Gehe (Pharma-Umsatz 4,5 Milliarden Mark) durch Übernahme von OCP einen allmächtigen Einfluß auf den Arzneimittelmarkt des Nachbarlandes gewinnen und dadurch ein Preisdiktat ausüben könnte. Beobachter argumentieren, der französische Staat könne den wichtigen Pillenvertrieb nicht unter die ausländische Fuchtel geraten lassen.
has FRANKFURT A. M. In der deutschen Wirtschaft droht eine neue Pleitewelle. Erstmals seit sechs Perioden haben im vergangenen Jahr die Fälle von Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung wieder zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Westen der Republik 14 117 Insolvenzen registriert, fast 1200 mehr als zuvor. Noch drastischer sieht die Entwicklung in Ostdeutschland aus. Dort stellten 1181 Adressen ihre Zahlungen ein, womit sich die Anträge auf Eröffnung eines Gesamtvollstreckungsverfahrens - wie Insolvenzen in den jungen Ländern tituliert werden - nahezu verdreifachten.
Hinter den nackten Zahlen verbergen sich dramatische Vorgänge. Denn der Anstieg der Insolvenzen im Westen ist ausschließlich darauf zurückzuführen, daß der Pleitegeier unter Firmen mehr Opfer fand. Die Zahl der Unternehmen, die hier das Handtuch werfen und den Gang zu den Amtsgerichten antreten mußten, kletterte um 16,4 Prozent auf 9828. In den neuen Bundesländern war für 1088 Betriebe die Vergleichs- oder Konkursanmeldung angesagt. Die Gründe für Insolvenzen sind vielfältig. Doch neben der mangelnden Ausstattung mit Eigenkapital, Managementfehlern sowie Markt- und Strukturproblemen dürfte den Unternehmen 1992 die flaue Konjunktur verstärkt zu schaffen gemacht haben. Angesichts der vom Statistischen Bundesamt ermittelten Ergebnisse für 1992 erhebt
der Bundesverband Inkasso warnend seine Stimme. Der Schaden, der die Gläubiger im zurückliegenden Jahr getroffen
Gläubiger eines "fallierten Unternehmens", so die Inkasso-Gilde, gingen meist leer aus. Bei zwei Drittel der angemeldeten Insolvenzen von Firmen und Selbständigen hätten die Gerichte eine Verfahrenseröffnung wegen Vermögenslosigkeit abgelehnt oder das Prozedere nach kurzer Zeit eingestellt. Erinnert wird zudem daran, daß Konkurse nur "die Spitze des Eisberges" seien - denn pro anno würden hierzulande rund 250 000 Unternehmens- und Gewerbeabmeldungen gezählt. Der Verband warnt ferner vor dem "Domino-Effekt der neuen Insolvenz- Flut". Vor allem kleinere Firmen würden oft in den Strudel gezogen, den der Zusammenbruch eines wichtigen Kunden verursache. In Zeiten "angespannter Konjunktur und hoher Bankzinsen" seien schlagartige Umsatzeinbußen zusammen mit uneinbringlichen Außenständen für viele nicht zu verkraften.
WETTERAUKREIS. Es stehe noch gar nichts fest. Von einer Umstrukturierung der Forstverwaltung könne keine Rede sein. Es gebe lediglich Überlegungen, die Forstverwaltung zu optimieren und effizienter zu machen, sagt ganz vorsichtig die Sprecherin des hessischen Ministeriums für Regionalentwicklung und Forsten, Constanze Rauert. "Die Diskussion ist völlig offen", beteuert sie. In Büdingen bangen indessen Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) und Erster Stadtrat Wilhelm Kröll (SPD) um den Bestand des Büdinger Forstamtes. "Wenn das kommt, dann gehen wir auf die Barrikaden", kündigte Bauner an. Der Landrat des Vogelsbergkreises, Hans-Ulrich Lipphardt, und der Grebenauer Bürgermeister Jürgen Ackermann stehen dort schon und kämpfen "ganz entschieden für den Erhalt des Forstamtes Grebenau".
Die Sorgen um die Forstämter wurden durch Rolf Praml, Staatssekretär der Ministeriums für Regionalentwicklung und Forsten, genährt. Der hatte Mitte Februar in einem Beitrag für die Zeitschrift "Forstliche Mitteilungen" der Gewerkschaft Gartenbau-, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) geschrieben, um 60 Stellen durch Umschichtung zu gewinnen, könnte "eine gewisse Zahl von kleineren Forstämtern aufgelöst und den Nachbarämtern zugeschlagen" werden. Praml weiter: "Eine Reduzierung der Ämterzahl um knapp zehn Prozent wäre schon deshalb vertretbar, weil es eine Reihe von Forstämtern gibt, deren Größe deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt (Durchschnitt in Hessen: 7000 Hektar; Fläche der kleinsten Ämter: 3470 bis 5500 Hektar)." Exakt 111 Forstämter gibt es derzeit in Hessen.
Auch einige der 772 Revierförstereien könnten aufgelöst und Nachbarrevieren zugeschlagen werden, erwog der Staatssekretär. Dadurch werde zwar die durchschnittliche Reviergröße um fünf bis zehn Prozent oder 50 Hektar erweitert, es gebe aber "heute noch viele Reviere, deren Größe und Arbeitslast zum Teil deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt", so Praml. Die Reviergröße schwanke zwischen 550 und 1500 Hektar.
Den vier Wetterauer Forstämtern mit ihren 25 Revierförstereien werde es wahrscheinlich nicht ans Leder gehen, obwohl einige kleiner sind als der Landesdurchschnitt, meinen übereinstimmend der Leiter des Forstamtes Bad Nauheim, Rigobert Oberländer-Simanavicios, der auch als Spartenvertreter höherer Dienst in der GGLF aktiv ist, und sein Kollege Jochem Stahl-Streit, Chef des Forstamtes Butzbach. Die Forstämter im und am Ballungsgebiet Rhein-Main seien schon durch den größeren Publikumsverkehr erheblich stärker belastet als anderswo.
Die beiden Forstamtsleiter haben aber auch grundsätzliche Kritik an den Überlegungen in Wiesbaden zur Umorganisation der Forstverwaltung. Seit fast 20 Jahren habe es keine Analyse der Aufgaben der Forstverwaltung mehr gegeben und es fehle auch eine Beschreibung der künftigen Aufgaben, kritisiert Oberländer-Simanavicios. Erst auf dieser Grundlage könne man sich Gedanken über die künftige Organisationsform machen. Stahl-Streit: "Bevor man nicht weiß, welche Aufgaben die Forstämter haben, soll man die bestehenden Strukturen nicht kaputt machen."
Ministeriumssprecherin Rauert sieht das anders: "Die Aufgaben sind eindeutig beschrieben, beispielsweise die naturge-
mäße Waldbewirtschaftung." "Wir machen nicht einfach irgendwelche Läden dicht", betont sie. ieb
MAINTAL. Die Maintaler Sozialdemokraten haben für ihre zentrale Wahlkampfveranstaltung - am heutigen Mittwoch, 3. März um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Dörnigheim (Berliner Straße) - ihren ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Peter Laskowski, inzwischen Erster Stadtrat von Gotha, eingeladen. Laskowski wird in einer Art Talk-Show gemeinsam mit Maintals Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Dr. Walter Unger Antwort auf die Doppelfrage suchen: "Die Stadt - unerschöpfliches Füllhorn für alle? Was können wir uns noch leisten?" Die Moderation übernimmt Rolf P. Schmidt, ehemals Chefredakteur des "Maintal Tagesanzeigers".
In einem Städte-Vergleich wollen die Politiker Parallelen und Gegensätze aufzeigen und dabei deutlich machen, daß die Kommunen derzeit durchaus nicht mehr in der Lage sind, alle Bürgerwünsche zu erfüllen. Zur Auflockerung spielt die Gruppe "Candles". pom
Für alle diejenigen, die in den sechziger Jahren aufbrachen, die Schule zu reformieren, war er die Leitfigur in der SPD: Carl-Heinz Evers. Als er unter dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, Schulsenator wurde, führte er erstmals Bildungsplaner, Bildungsforscher, Lehrer und Eltern zusammen. Engagiert schob der Sozialdemokrat auch die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) als "Lobby-Organisation" für die Gesamtschule mit an, mischte bei der Arbeitsgemeinschaft von Sozialdemokraten im Bildungsbereich mit. Jetzt ist "Kalle" Evers aus der SPD ausgetreten. Er begründete diesen Schritt in einem Brief an seinen Ortsvereinvorsitzenden.
FRANKFURT-NORD. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im März wieder im Norden unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.
Am Donnerstag, 4. März, stoppt ein Gefährt am Frankfurter Berg: Um 9 Uhr am Fliederweg bei Haus Nummer 16. Am Mittwoch, 10. März, steht ein Wagen von 18 bis 19 Uhr auf dem Walter-Möller- Platz im Nordwestzentrum.
Gleich vier Termine stehen am Montag, 15. März, auf dem Programm: Von 9 bis 10 Uhr stehen die Mitarbeiter vor der Feuerwache in Nieder-Eschbach, Deuil- la-Barre-Straße 71. Zur gleichen Zeit ist ein Fahrzeug in Harheim auf dem Parkplatz in der Straße Zur Untermühle.
Zwei Stunden später, um 11 Uhr, machen sie in Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) und in Kalbach auf dem Parkplatz (Kalbacher Stadtpfad) Halt. Der Frankfurter Berg wird am Dienstag, 16. März, 9 Uhr, angesteuert: Das Schadstoffmobil kommt in den Fliederweg (Haus Nummer 16).
Zur gleichen Zeit ist ein anderes Gefährt in Berkersheim, an der Kreuzung zwischen den Straßen Am Hohlacker und An der Roseneller. In Bonames hält ein Fahrzeug um 11 Uhr: auf dem Parkplatz Im Storchenhain. Auch die Eckenheimer werden um 11 Uhr bedient: auf dem Festplatz in der Hügelstraße.
Die Bewohner von Preungesheim können ihren Müll am Mittwoch, 17. März, in der Hoherodskopfstraße (bei Haus Nummer 100) loswerden. Auch der Dornbusch liegt am Mittwoch, 17. März, auf der Route: Von 11 bis 12 Uhr steht ein Fahrzeug in der Kaiser-Sigmund-Straße 67-75.
Der Stadtteil Heddernheim wird am Samstag, 20. März, angesteuert, von 9 bis 10 Uhr, an der Kreuzung zwischen Heddernheimer Landstraße und Dillenburger Straße. Zwei Stadtteile liegen am Dienstag, 23. März, auf der Route: Eckenheim (Festplatz, Hügelstraße) um 16 Uhr und Eschersheim (Am Schwalbenschwanz, bei Haus Nummer 39) um 18 Uhr.
In Nieder-Eschbach können die Bewohner ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 25. März, von 14 bis 15 Uhr in der Siedlung Am Bügel, Berner Straße 69 a, abgeben. Von 16 bis 17 Uhr ist ein Mobil am Frankfurter Berg am Fliederweg bei Haus Nummer 16.
Nieder-Eschbach wird noch einmal um 18 Uhr angefahren. Ein Wagen steht bis 19 Uhr vor der Feuerwache in der Deuil- la-Barre-Straße 71.
Vier Stationen steuert das Schadstoffmobil schließlich am Donnerstag, 25. März, an. Heddernheim (Heddernheimer Landstraße/Dillenburger Straße) um 9 Uhr, Nieder-Erlenbach vorm Bürgerhaus (Im Sauern 10) von 14 bis 15 Uhr.
Und der Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad wird um 16 Uhr, der Parkplatz in der Harheimer Straße Zur Untermühle um 18 Uhr angefahren. *sen
Steinauer Reinhardskirche ist schon geschlossen, nun droht das gleiche Schicksal der Katharinenkirche Bunter Nagekäfer labt sich am sakralen Gebälk Holz erheblich angegriffen / Wer trägt die Kosten? Von Katja Schoßer STEINAU. Als "Kleinod aus dem Mittelalter" ist die spätgotische Katharinenkirche am Kumpen bekannt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts fertiggestellt, trägt das Bauwerk nicht unerheblich zum historischen Ambiente des Steinauer Stadtzentrums bei. Und die nahegelegene, 250 Jahre später geweihte Reinhardskirche gilt unter Kennern als reichstes Werk des evangelischen Barocks weit und breit. Doch so standfest, wie sie von außen wirken, sind die beiden Bollwerke protestantischer Konfession mitnichten. Wegen gravierender Statikmängel mußte die Reinhardskirche schon vor etlichen Monaten geschlossen werden, und auch dem Gotteshaus am Kumpen dräut aller Voraussicht nach eine teure Sanierung. Beides kostenintensive Projekte, die ein gewaltiges Loch in die Kassen der evangelischen Kirche reißen dürften. Denn allein die Beseitigung der Schwammschäden im maroden Holzskelett der Reinhardskirche dürfte nach Auskunft des Landeskirchen-Architekten Norbert Neitzke mit rund 800 000 Mark zu Buche schlagen. Wie teuer die ebenfalls anstehende Reparatur der Katharinenkirche komme, sei derzeit noch unklar. Neitzke nimmt jedoch an, "daß die Sache mindestens so viel kostet wie bei der Reinhardskirche".
Offen ist aus seiner Sicht auch noch, auf wessen Konto die Sanierungslast geht. Soll heißen: wer für die Renovierung des Gotteshauses aufkommt. Während die Landeskirche die Reparaturarbeiten der Reinhardskirche komplett übernehmen muß, fühlt sie sich bei dem spätgotischen Bauwerk nicht allein zuständig. Schließlich habe die Katharinenkirche als "traditioneller Versammlungsort" schon seit langem "mehr Stadthallen-Charakter", sagt Neitzke vorsichtig: "In diesem Sinne sehen wir eine städtische Beteiligung gegeben." Allerdings, "der politischen Gemeinde wird's auch mal reichen", meint der Architekt mit Blick auf die erst vor drei Jahren mit Millionenaufwand beendete Restaurierung des Gotteshauses, für die Stadt und Bürger einiges haben springen lassen.
Eine Beteiligungspflicht der Stadt sieht Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch indes nicht. Die Kirche habe in dieser Hinsicht zwar immer mit der Stadt reden können, sei jedoch noch nicht an ihn herangetreten: "Da muß man erst mal abwarten." Vorerst habe das Stadtparlament 25 000 Mark für die 100 000 Mark teure Renovierung des Turms der Katharinenkirche zur Verfügung gestellt, der bei einem Orkan zu Schaden kam. Die seien noch nicht abgerufen worden, könnten jedoch jederzeit auch für erste Arbeiten am Gebälk verwendet werden. Sanierungsfehler in der Vergangenheit sind wohl die Ursache der Schäden in den beiden Sakralbauten. Allerdings mag so recht niemand das Kind beim Namen nennen. "Früher hat man halt mehr geflickt als von Grund auf erneuert", deutet der Landeskirchen-Architekt "frühere Provisorien" an. Beispielsweise hätten in der Reinhardskirche, deren jüngste Komplettsanierung nach seinen Angaben rund 30 Jahre zurückliegt, "schon damals ganze Balken erneuert werden müssen".
Jedoch will Neitzke keinesfalls die gesamte Schuld den damaligen Handwerkern in die Schuhe schieben: "Schließlich mußten die quasi am lebendigen Leib arbeiten, große Aufbrüche waren nicht 'drin." Auch seien die Dachböden beider Kirchen über Jahre hinweg nicht kontrolliert worden. Derlei Versäumnisse will man nun aufholen: "Die angegriffene Substanz muß komplett 'raus, damit der Schwamm nicht weiterfrißt."
Die aus Sicht von Gutachter Bernd Wicher "lokal massiven" Schäden im Gebälk der Katharinenkirche gründen offenbar ebenfalls auf mangelnder Sorgfalt bei früheren Restaurierungen. Denn dort wurde zwar die Statik mit einer Stahlkonstruktion gesichert und das Holz der ehemals tragenden Balken mit einem Schutzmittel versehen. Doch anscheinend wurde laut Neitzke der Holzschutz "nur oberflächlich aufgebracht". Innen habe er nicht ausgereicht. Denn der "bunte Nagekäfer", der unter dem neuen Dielenbelag des Dachbodens munter weiterfraß, macht sich sich nur in fäulegeschädigtem Holz breit.
Inwieweit nun auch die Statik des Sakralbaus am Kumpen gefährdet ist und eine weitere Schließung bevorsteht, vermag Neitzke nicht zu sagen: "Die Statiker rechnen noch." Auf jeden Fall sei eine komplette Sanierung dringend erforderlich, meint Diplom-Holzwirt Wicher. Der gesamte Belag des Dachbodens müsse entfernt werden, um das Ausmaß des Käferfraßes abschätzen zu können, die maroden Teile der antiken hölzernen Deckenkonstruktion seien "gesundzuschneiden" und etwaige Sanierungsdefizite zu beseitigen. "Es muß kein Millionenschaden sein", schätzt der Gutachter, "aber da muß man jetzt was tun."
Die bereits begonnenen Arbeiten an der Reinhardskirche werden sich laut Neitzke "noch mindestens ein Jahr" hinziehen - sofern dabei keine weiteren Mängel ans Licht kommen und alles nach Plan läuft. Sollte sich voher herausstellen, daß eine vorläufige Schließung der Katharinenkirche ebenfalls unvermeidlich ist, muß sich die Gemeinde wohl einen neuen Versammlungsort suchen.
SCHLÜCHTERN / GELNHAUSEN. "Die Partnerschaft zwischen der russischen Stadt Troizk und dem Kreiskrankenhaus Schlüchtern füllt sich mit Leben", berichtet die Kreisverwaltung. Ziel des Abkommens: "Weniger mit Geld denn mit Sachverstand und Hilfeleistung vor Ort" wolle man zum Aufbau des Gesundheitswesens in Troizk beitragen und so die Patientenversorgung sicherstellen. Für die konkrete Arbeit hat sich der Kreis die Unterstützung des DRK-Kreisverbandes Gelnhausen gesichert.
Die Kosten des Projekts gehen laut Partnerschaftsvertrag zu Lasten der Troizker Stadtverwaltung. Schwerpunkte sind die Organisation von Stadtkrankenhaus und Rettungsdienst sowie die Einrichtung einer Pflegeschule und einer Apotheke, die selbst Arzneimittel herstellt. Die ersten Kontakte zu der 35 000- Einwohner-Stadt südlich von Moskau knüpften Bürger aus dem Kreisgebiet, zahlreiche Hilfslieferungen folgten. Beim ersten Besuch in Troizk hatte die Kreisverwaltung den Austausch von Krankenschwestern und Ärzten angeregt. Es folgte der Besuch einer russischen Delegation im Kreiskrankenhaus Schlüchtern, bei dem die Gäste den Umgang mit den Geräten lernten, die mit Hilfslieferungen an die Troizker Klinik gingen. Im Oktober 1992 reisten dann drei Krankenschwestern aus der Bergwinkelstadt für einige Wochen in die russische Kommune.
Die Arbeit vor Ort organisiert eine Arbeitsgruppe, zu der auch der Schlüchterner Pflegedienstleiter gehört. Der Aufbau der Apotheke hat ebenfalls begonnen. Ein Apotheker aus dem Main-Kinzig- Kreis ist dort auf eigene Kosten tätig. Außerdem will das Rote Kreuz Gelnhausen ein Rettungsfahrzeug für Troizk beschaffen, dessen Personal dann ein DRK- Mitarbeiter in Rußland schulen soll. tja
KARBEN. Ein Zuschuß des Magistrates zum "Bockbieranstich" wäre nicht unrechtens gewesen. Das geht aus der Stellungnahme der staatlichen Abteilung des Landratsamtes zur Dienstaufsichtsbeschwerde der FDP gegen den Magistrat wegen dessen geplanter finanzieller Bezuschussung des "Bockbieranstiches" hervor. Die FR hat über den Vorstoß der Karbener Liberalen berichtet.
Kern der Meinung der Komunalaufsicht: "Unter dem Gesichtspunkt der Rechtmäßigkeit ist gegen die Bezuschussung der Veranstaltung in der vorgesehen Weise also nichts einzuwenden. Die Prüfung der Zweckmäßigkeit steht der Kommunalausicht nicht zu."
Am Montag abend hat der Magistrat "einvernehmlich" beschlossen, sich nicht mehr finanziell an dem Abend zu beteiligen. Er war traditionell ein "Dankeschön" an Vereine, Verwaltungsmitarbeiter und Aktive im Karbener Vereins- und Kulturleben, wie Bürgermeister Detlev Engel (SPD) berichtet hatte. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Aufgrund einer Beschwerde von DKP / Offene Liste hat Gemeindewahlleiter Willi Siegel entschieden, daß die namentlichen Bezeichnungen auf den Plakatständern jetzt entfernt wurden: "Die Ständer dürfen von allen kandidierenden Parteien und Gruppen benutzt werden, es gebe keine Feldreservierungen mehr. Andere Lösungen scheiden auf Grund des kurzen Zeitablaufs bis zur Wahl aus."
Siegel beruft sich auf eine Stellungnahme des Landrates. Bürgermeister Brehl hatte zunächst erklärt, es gebe keinen Anlaß, aufgrund der Beschwerde etwas zu verändern. Die DKP / Offene Liste hatte moniert, daß für sie - obwohl im Parlament vertreten - kein eigenes Feld auf den Ständern vorgesehen war, sondern sie unter der Rubrik "Sonstige" liefen. lis
gam KOPENHAGEN, 2. März. Eine Einladung an den russischen Parlamentspräsidenten Ruslan Chasbulatow, auf der Tagung des Nordischen Rates in Oslo als Gastredner aufzutreten, hat unter den skandinavischen Regierungs- und Parlamentsmitgliedern einen heftigen Streit ausgelöst. Politiker aus allen Lagern bezeichneten die vom finnischen Parlamentsvorsitzenden Ilkka Suominen vermittelte Einladung als absolut verkehrt und drückten die Befürchtung aus, daß Chasbulatow sie in seinem Machtkampf mit Präsident Jelzin ausnützen werde.
Das Thema der Rede Chasbulatows waren die Beziehungen zwischen den nordischen Staaten und der GUS. Die norwegischen Gastgeber hatten eine Attacke gegen Präsident Jelzin vor einer Versammlung befürchtet, die dessen Reformpolitik eindeutig unterstützt. Ursprünglich hatte der umstrittene Jelzin- Gegenspieler über "Menschenrechtsverletzungen im Baltikum" reden wollen. Dies war vom Präsidium des Rates jedoch als unpassend abgelehnt worden.
Gastredner im letzten Jahr war Helmut Kohl.
HEDDERNHEIM. "Absolute Konzeptionslosigkeit in Fragen der Verkehrsberuhigung" werfen die Heddernheimer CDU und die Junge Union-Nord dem rot- grünen Magistrat in einer Presseerklärung vor. Auslöser ist der Tempo-30-Leitfaden der Stadt: Der sieht vor, in verkehrberuhigten Gebieten die Ampeln zu beseitigen. Daran mußten sich in Heddernheim auch der zuständige Ortsbeirat 8 und das Ingenieurbüro Burgholzer und Trieb richten, als sie die Pläne für die dortige Tempo-30-Zone ausarbeiteten. Ergebnis: Die drei Lichtzeichenanlagen an der Kreuzung Titus- / Konstantinstraße, an der Ecke Habelstraße und in der Heddernheimer Landstraße werden abmontiert. Dadurch wird die Titustraße zur Durchfahrtsstraße, befürchten die Christdemokraten.
"Künftig können die Autofahrer problemlos und ohne Zeitverlust das Wohngebiet durchqueren, um sich dann von der Heddernheimer Landstraße aus in den Verkehr der Dillenburger Straße einzufädeln", schreiben die Konservativen in ihrer Mitteilung. Das sei keine Beruhigung, sondern eine Belastung. Fazit: "Die Kosten, die durch den Umbau entstehen, sind folglich hinausgeworfenes Geld."
Jürgen Aha, der Vorsitzende der Jungen Union-Nord, will bemerkt haben, daß der rot-grüne Magistrat mit dem neuen Verkehrberuhigungskonzept "große Unruhe unter die Bürger gebracht" habe. Aha weiter: "Vielfach werden Bürgerproteste und Bürgerinitiativen übergangen und dem Einzelhandel und anderen Gewerbebetrieben Schaden zugefügt." cob
Anläßlich des Störfalls bei der Hoechst AG lädt Christine Schwab, die Kinderbeauftragte des Ortsbezirkes 6 (Schwanheim, Goldstein und westliche Stadtteile) am heutigen Donnerstag, 15 bis 17 Uhr, Kinder und Erwachsene in ihre Sprechstunde im Höchster Bolongaropalast (Zimmer 123), Bolongarostraße 109, ein. Zur gleichen Zeit ist sie auch telefonisch erreichbar: 3106-5441. ks/09
Keramikarbeiten zeigt Gisela Jost im Pflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7. Die Ausstellung wird am Sonntag, 7. März, 15 Uhr eröffnet. ks/09
MAINZ, 2. März. Hunderte von Obdachlosen und Nichtseßhaften in Rheinland- Pfalz hoffen nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes in Koblenz darauf, in Zukunft wieder den vollen Sozialhilfesatz von zur Zeit 509 Mark monatlich zu erhalten. Den "Ärmsten der Armen", so ein Sprecher der Mainzer Diözesancaritas, war aufgrund einer anderen OVG-Entscheidung 1991 der Sozialhilfesatz "generell" um 25 Prozent zusammengestrichen worden. Jetzt stellte das OVG in seiner neuen Entscheidung (Az.: 12 A 11708/92.OVG) im Fall einer 35jährigen Frau fest, daß auch alleinstehende Wohnungslose einen Anspruch auf die "ungekürzte laufende Hilfe zum Lebensunterhalt" haben können. Nach Überzeugung des 12. Senats in Koblenz kann durchaus nicht immer davon ausgegangen werden, daß die Kosten für einen Wohnungslosen regelmäßig niedriger sind als die Aufwendungen für einen Sozialhilfeempfänger mit Wohnung.
Die Obdachlose hatte sich - soweit bisher bekannt - als einzige juristisch gegen die Kürzung ihrer Sozialhilfe gewehrt. Die Frau beschrieb dem Gericht ihre finanziell nicht immer billige Situation. Ihre private Habe muß sie tagaus tagein in einem Bahnhofsschließfach verstauen. Für ihre Wäsche ist sie auf kostenpflichtige öffentliche Duschen angewiesen. Selbst der Gang zur Toilette kostet die Frau, die auf der Straße lebt, Geld. Ihre Kleidung muß sie im Waschsalon gegen Bares waschen. Und zum Essenzubereiten verfügt sie nicht über eine Kochstelle, die die kostengünstige Herstellung von Mahlzeiten erlauben würde. Ernähren muß sie sich teilweise an Kiosken, Imbißbuden oder in Gaststätten.
Die Koblenzer Richter konnten der vorgebrachten Argumentation folgen. Obwohl feststehe, "daß bei einem Alleinstehenden, der keine Wohnung und damit auch keinen Haushalt hat, Haushaltskosten nicht grundsätzlich anfallen", könne dennoch ein auf die Obdachlosigkeit "zurückzuführender Mehrbedarf" entstehen. Das Gericht erkannte aufgrund der besonderen Lebenssituation die höheren Ausgaben der wohnungslosen Frau an. Der Minderbedarf, der durch die fehlende Wohnung durchaus anrechenbar sei, werde durch einen "Mehrbedarf", der aus den Zusatzkosten der Nichtseßhaftigkeit resultiere, ausgeglichen.
Für Heinrich Griep von der Rechtsabteilung der Caritas im Bistum Mainz ist diese Entscheidung endlich eine "gründliche richterliche Prüfung" der Situation der Wohnsitzlosen. Griep hofft, daß Rheinland-Pfalz nun die Praxis beendet, den Obdachlosen nur eine um ein Viertel gekürzte Hilfe zum Lebensunterhalt auszuzahlen. Auch die Pfarrer-Landvogt-Hilfe, ein Verein, der sich um Nichtseßhafte kümmert, sieht nun eine Chance, "daß die als Diskriminierung empfundene Kürzung der Sozialhilfe für Hunderte von Wohnungslosen zurückgenommen wird".
1991 hatten der Landkreistag und Städtetag Rheinland-Pfalz umgehend reagiert und das kostensparende Kürzungsurteil für Nichtseßhafte umgesetzt.
Der Mainzer Sozialdezernent Willi Abts (SPD) sprach gegenüber der FR von einer "Einzelfall-Entscheidung" ohne generelle Auswirkungen für die Auszahlungspraxis der Sozialämter. In Mainz sei bislang stets nach dem Individualitätsprinzip bei der Vergabe der Sozialhilfe an Wohnsitzlose geprüft worden.
Namen + Notizen
Als beispielhaft bezeichnet er in dieser Hinsicht die Zusammenarbeit zwischen Fröbelschule und Leibnizgymnasium. Weil die Zuschüsse der Stadt und des Landes immer spärlicher flössen, sei der Elternverein auf mehr Mitglieder und Spender auch außerhalb der Fröbelschule angewiesen, um den behindertengerechten Unterricht in der bisherigen oder sogar verbesserten Form durchführen zu können. Spenden erbittet der Verein auf das Konto Nummer 107 748 bei der Städtischen Sparkasse, Bankleitzahl 505 500 20. pmü
ADAM TRUSZCZYNSKI, der für die Heusenstammer SPD seit fast 25 Jahren und fast ohne Unterbrechung in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, wurde jetzt von der Fraktion zum Ehrenmitglied ernannt. Ein Titel, den Fraktionsvorsitzender Gerhard Winter erstmals vergab. Adam, wie der mehr als 70jährige von allen genannt wird, wurde erst mit 49 Jahren erstmals in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Im Laufe der Jahre hat er sich als Mitglied des Bauausschusses zum Experten für Bau- und Verkehrsfragen entwickelt. Vor drei Jahren wurde er zum Stadtältesten ernannt.
Mit der zu Ende gehenden Legislaturperiode wird sich Truszczynski aus dem politischen Geschäft zurückziehen. Er hat sich nicht mehr für die SPD auf die Liste setzen lassen. pmü
MAINTAL. Wie frei ist die Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM)? Ihren so vehement betonten Anspruch auf politische Unabhängigkeit kann die Gruppe, die durchaus Chancen hat, neben SPD, CDU und Grünen die vierte Kraft im Parlament zu werden, kaum noch aufrechterhalten. Auf die bei einer Pressekonferenz im Hotelgasthof "Zur Mainlust" von der FR gestellte Frage, ob der Vorstand sich von Friedrich Schmicker (Listenplatz 5) zu distanzieren gedenke, reagierten die anwesenden FM-Mitglieder mit Unverständnis und Gelächter.
Schmicker, ehemals Maintaler FDP- Stadtverordneter, hat nicht nur mit wahrlich atemberaubenden Formulierungen alle diejenigen zwischen Maintal und Frankfurt verteufelt, die seinen eigenen Vorstellungen von "Verkehr" widersprechen. Schmicker diente sich auch in einem offenen Brief der Frankfurter CDU-Spitzenkandidatin als hilfsbereiter Verkehrsexperte an, "mit den besten Wünschen für Ihren Wahlsieg". Das läßt die FM genauso kalt wie die Mitgliedschaft des ehemaligen Maintaler CDU-Politikers Joseph Wipperfürth, der beim "Widerstand" gegen Asylbewerber offenbarte, wo sein Herz schlägt, und nun - entgegen ehemals anderslautender FM-Beschlüssee - für den Kreistag kandidieren kann.
Auf Platz zwei der Liste für das Parlament kandidiert der ehemalige SPD-Stadtverordnet Ludwig Stein. Den 3. Platz hält Rudolf Pollmüller, Sprecher der Bürgerinitiative Rhönstraße, die ihre Interessen auch mit körperlicher Gewalt durchzusetzen bereit ist. Pollmüller selbst provozierte den ersten Polizeieinsatz in einer Maintaler Stadtverordnetensitzung.
Die FM - ein Sammelbecken Unzufriedener? "Wir sind Leute, die nie mit Politik zu tun haben wollten", erklärte FM-Vorsitzender und Spitzenkandidat Bernhard Schneider. "Wir haben uns ganz spontan zusammengefunden, aus der Summe der Verärgerungen, damit der Filz nicht dauerhaft wird." Ludwig Stein ergänzte: "Die Leute kannten sich vorher gar nicht, aber unser Ansatz ist gemeinsam. Wir müssen was zusammen tun, und die Chance war noch nie so gut."
Da hat er wohl recht, denn gemeinsam mit der CDU könnte es der FM gerade so reichen, mit an die Macht zu kommen und die derzeitige rot-grüne Koalition in die Rolle der Opposition zu verweisen. Das hängt gegebenenfalls davon ab, ob die rechtsradikalen "Republikaner", mit denen die FM "absoltut nichts" zu tun haben will, die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, und ob die FDP es schafft.
Daß die FM mit dem Anspruch antritt, die "Republikaner" in Maintal zu verhindern, betonte ein Vorstandsmitglied nochmals: "Gebe Gott, daß sie nicht reinkommen. Wir hoffen auf Protestwähler und auf Nichtwähler." Aber der FM ist auch bewußt, daß möglicherweise sie selbst die FDP verhindert. Daß sie eine Art Ersatz- FPD und Interessenvertretung des gewerblichen Mittelstandes werden könnte, wies Schneider entschieden zurück: "Der Mittelstand hat durchaus nicht hinter der FDP gestanden." Zudem sei die Maintaler FDP nicht erst in jüngster Zeit so schwach geworden, sondern "sie war schon schwach".
Und was wollen die FM inhaltlich? Sie sehen "ihre Hauptaufgabe darin, in Maintal eine Kommunalpolitik zu betreiben, die die Wünsche, Sorgen und Nöte der Bürger dieser Stadt in den Mittelpunkt aller Bemühungen stellt und den Bürgern in den einzelnen Gremien mehr Gehör verschafft".
Das wäre ja schon was. Und sonst? Sie wollen erst die Finanzen klären und dann Geld ausgeben. Daß es Rahmenbedingungen gibt, denen auch neue Machthaber kaum wesentlich mehr Spielraum verschaffen dürften, ist für die FM kein Argument. Sie wollen "Schwerpunkte im sozialen Bereich setzen". Geld dafür versprechen sie den Wählern durch die Auflösung der Maintalwerke GmbH.
FM-Pressesprecher Peter Czerwonka (Listenplatz 4), der sich in der Runde sowohl als der rhetorisch Gewandtestete als auch als der fachlich Informierteste erwies, bezeichnete die neue Energiepolitik der rot-grünen Koalition als "Volksverdummung". Statt von der EAM werde eben Strom von den RWE bezogen. Und Stein setzte nach: "Den Strom kriegen wir doch sowieso aus der Steckdose. Da wird ja schon fast ein Glaubenskrieg draus." HELMUT POMPLUN
Vor gut einem Jahr wurden die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geöffnet. In der Behörde des Stasi-Aktenverwalters Joachim Gauck häuften sich die Anträge auf Einblick, prominente Bürgerrechtler blätterten im Scheinwerferlicht der Kameras in den Dossiers. In Fernseh-und Zeitschriftenmagazinen wurden die gekauften Akten von "IMs" (Inoffiziellen Mitarbeitern) ausgebreitet. In dieser Woche tagte erneut der Untersuchungsausschuß im Potsdamer Landtag, der die Stasi-Akten über Manfred Stolpe prüfen soll. Anmerkungen zum Thema machte jetzt Ehrhart Körting, Vizepräsident des Berliner Verfassungsgerichtshofes.
WETTERAUKREIS. Mit einer Diskussion geben die Wirtschaftsjunioren den Spitzenkandidaten am 4. März ab 18 Uhr Gelegenheit, sich und ihre Politik vorzustellen. Erwartet werden Rolf Gnadl (SPD), Gila Gertz (Grüne), Rainer Schwarz (CDU) Barbara Uhdris (FDP). Das Gespräch ist in der Hanauer str.5. mk
KRIFTEL. Die Ausstellung "Wasser und Vegetation" wird am heutigen Mittwoch mit einem Festabend eröffnet. Von 20 Uhr an sind nicht nur 23 Tafeln mit Bildern, Graphiken, Tabellen und Texten zu sehen; auch eine Tonbildschau soll die Gäste der Eröffnung darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, die Lebensqualität in Städten durch mehr Grün zu verbessern. Themen der Schau sind unter anderem Fassaden- und Dachbegrünung, Anpflanzung von Bäumen und wasserdurchlässige Beläge für Höfe und Plätze. Landschaftsarchitekt Professor Luz hat die Schau konzipiert. pms
Fatimas Hand
(Fortsetzung von Seite 1)
Sofern der Ruf des Muezzin dem ins heilige Ritual des Handelns verstrickten Moslem Stundung gewährt, ist nicht verwunderlich, weshalb sich auf diesem mitten in der halbwüsten Stille pulsierenden Marktflecken niemand gen Mekka wirft. Hierher kommen die Menschen aus dem einsamen Umland nicht zur inneren Einkehr. Dirhamquoten ausrufende Megaphon-Litaneien übertönen den durchs Tal wehenden melancholischen Ruf zum Morgengebet. Man ist da, um zwischen aufgeregtem Geschepper von Kupfertöpfen und schreienden Dattelverkäufern alles Erdenkliche anzupreisen und auszutauschen. Kleider, Geräte, Tiere, die neuesten Nachrichten und die Fortsetzung der Geschichten vom Markttag des vergangenen Donnerstags.
In Abdus Erzählung gerät der Weg zum Markt zum Weg der Erkenntnis. Alles sei eine Frage der Sicht auf die Dinge, muß eine seiner Gestalten da erfahren, während wir uns durch das üppige grüne Tal des Dra schlängeln, in dem ein poetisch in der Landschaft ruhender Weiler, ein Ksar den anderen ablöst. Auf diesem Weg muß ein alter Mann so viele Hinweise von vorbeikommenden Berbern darüber entgegennehmen, ob nun er oder sein Sohn das Recht habe, auf seinem Esel zu sitzen, daß zuerst nur er allein, dann das Kind und dann beide auf dem Tier reiten. Und zwischen den Weilern erscheinen die Marabout-Gräber der heiligen Männer wie in sich versunkene Zeugen einer Welt voller Andeutungen und Symbole, während am Schluß der Geschichte der Alte seinen Esel auf dem Rücken trägt, da keiner der erfolgten Ratschläge das Problem eindeutig lösen konnte. Und jetzt mischt sich auch Fatima, die Lieblingstochter des Propheten, in die Geschichte, deren Hand im Zeichen der heiligen islamischen Fünfheit vor dem bösen Blick des Neids und der Mißgunst schützt. Ebenso die fünf Treppengiebel auf Mauern und Türmen der Wohnburgen, welche sich erst im Innern, hinter dem trutzig und abweisend wirkenden Mauerwerk, erschließen. Abdus Rieselstimme öffnet wie von fern einige schwere Tore, die mit eisernen Fatima- Händchen beschlagen sind, und läßt uns zusehen, wie eine Braut an Händen und Füßen mit rotem und schwarzem Henna tätowiert, wie ein heulendes Knäblein beschnitten wird, ein frommer Mann am Brunnen zur kleinen Waschung den Burnus lupft. Und geht da nicht auch der mit dem Esel?
Der Ksar von Tinsouline fließt vor malerischen Tafelbergen an uns vorbei wie ein im Mittagsdunst gemaltes Pastell. Kürbisse liegen auf Mauergesimsen zum Trocknen, als seien sie Teil der Ornamentik. Dattelberge ruhen auf Terrassen, und Dattelreisig wartet auf Dreschplätzen, um zu Kehrbesen zu werden. Es ist eine Allegorie der stillstehenden Zeit und eines letzten Stücks vom uralten Marokko, wo noch zehn Jahre zuvor Berber-Nomaden mit tausenden Kamelen vor den Toren der Kasbah in ihren Zelten lagerten. Inzwischen sind sie in deren Innerem verschwunden und seßhaft geworden.
Mehr davon, Abdu. Erzähl weiter! Nein. Den Hohen Atlas überläßt er der Stille. Serpentine um Serpentine, während sich die Landschaft verfärbt, sparsamer wird unter schneebedeckten Gipfeln. Terrassierungen aus Flußgestein stützen mattrote, mit Steineichen und Oleander beladene Abhänge. Darin erscheinen vereinzelt Frauen und Kinder in aufleuchtenden Gewändern, die in den steil in die Tiefe stürzenden Bergen ihren Tieren nachklettern. Auf dem Höhepunkt des Tichka-Passes ein Straßendorf mit Garküchen, in denen sich duftender Couscous unter den kegeligen Deckeln irdener Feuertöpfe entfaltet und wo an jeder Hausecke tonnenweise falsche und auch echte Schätze aufgebahrt sind. "La rose de Sable, Madame! Hier Madame, Achat, look, kostet nichts, nur gucke Madame." Ich höre: Dirham, Dirham . . . Der Reiseleiter schweigt - wir müssen aufwachen für Marrakesch. Das ist eine andere Welt.
Marrakesch, die Königsstadt mit den roten Häusern, mit Parkanlagen, Palästen und Moscheen als unvergleichliche und komplizierte Blüte mitten in einem Palmenmeer aufgegangen, ist ein Wachtraum. Hinter den Toren der kilometerlangen Stadtmauer beginnt er zu galoppieren. Im Bahia-Palast, unter feinstziselierten Stukkaturen aus Gips, der Sonne des Orients in blaugrünen Kachelfeldern, dem Wort Allahs in Friesen und über allem ein Gemäldehimmel aus Henna, Minze, Safran und Indigo in zedernhölzernen Decken, herrscht Ruhe. Draußen tönt es, als würde diese Stadt einen unablässig fordernden Ruf durch die Gassen der Medina und des Souks schicken, der unweigerlich auf dem Jemaa el Fna, dem Platz der Gehängten, zu einem Dauerton eskaliert.
Nein, das muß langsamer gehen: mit der Kutsche eine gleichmäßige hufklappernde Umkreisung. Aus der sicheren Deckung der Karosse ungläubige Blicke in die Abgründe dunkler Bordsteinwerkstätten werfen, wo hier ein Uhrmacher die verstaubte Zeit in dutzenden lädierter Weckergehäusen eingefangen hat und wo dort Silberschmiede und Schneider an den Accessoires der Verhüllungen und Enthüllungen werkeln. Sich auf diese Weise annähern an das, was jetzt gleich alle Nervenenden auf einmal traktieren wird: die geheime Ordnung des unbändig brodelnden, vor Menschen überkochenden Jemaa el Fna. Hier würde selbst Mohammed von Taroudant nur schwer Boden gewinnen. Der erste Versuch, den Schlangenbeschwörern und Schaustellern mit Kapuzineräffchen, den Märchenerzählern, den Wasserverkäufern und den Scharlatanen des Glücksspiels nahezukommen, kostet 15 Dirham für drei nicht von der Seite weichende Abduls und endet in sturzartiger Flucht auf die Dachterrasse des Café de France zu einem beruhigenden Minztee.
Aber da ist dieser Grundton aus schlangenbeschwörender Klarinette und der dumpfe Trommelschlag der Darboukas, das Geklingel der Wasserverkäufer, das flackernde Licht der Karbidlämpchen an Essenswagen und Obstständen, da zerren plötzlich "fliegende" Händler meterlange blaue Planen voller Galoschen und Jeansimitaten wie vom Hafer gestochen quer durchs Verkehrsgetümmel, um einer für uns unsichtbaren Razzia zu entgehen . . . Es gibt nur die Flucht nach vorne, wieder hinein in diesen dröhnenden, verlockenden Zauber, für die nächsten fünf Dirham, mit irgendeinem Abdul. Bis zu den Basaren, in denen hunderte Chamäleons als Glücksbringer in Käfigen warten, selbsternannte Homöopathen ihre Pulverdosen aufschrauben, wo Schmiede, Drechsler, Zimmerleute plötzlich nicht mehr dem touristischen Handwerk nachgehen.
Und da ist es wieder: Marokko, kontrastreich, archaisch verschlossen, verschwenderisch und aberwitzig. Später wird uns Abdu auffordern, alles darüber zu berichten. Auch das Schlechte. Doch sollten wir dabei immer bedenken, daß auch der Bettler nicht Bettler habe werden wollen.
Und jetzt, da Abdu keine neuen Geschichten mehr erzählt, muß ich an drei alte, verhutzelte Männer in Fes denken, die neben dem großen Hammam in einem verrußten lichtlosen Gewölbe kauerten. Sie mußten zwölf Stunden am Tag einen prähistorischen Steinofen mit Sägespänen vollstopfen, um über ein abenteuerlich verlaufendes Rohrssystem das Dampfbad mit heißem Wasser für die so wichtigen Waschungen zu versorgen. Die drei Heizer waren vollständig bekifft, tranken in aller Stille ihren Minztee und machten ihre Sache offenbar gut.
ROSBACH. Glück im Unglück auf Wetterauer Straßen: Nur leicht verletzt wurden die beiden an einem Unfall beteiligten Fahrer im Einmündungsbereich der Rodheimer in die Frankenstraße in Nieder-Rosbach am Montag mittag.
Außerdem entstand ein Schaden von 2000 Mark, wie die Polizei berichtet.
Abends stießen auf der Landstraße zwischen Rodheim und Nieder-Wöllstadt zwei Männer aus Frankfurt mit ihren Wagen zusammen. Bei der Kollision entstand nach Angaben der Polizei ein Sachschaden von insgesamt 13 000 Mark. de
Der Kinderarzt Christian Kohls betreibt seine Praxis in unmittelbarer Nähe des Griesheimer Hoechst-Werks. Er ist einer von vielen Ärzten, die seit dem Chemieunfall mit einer Flut von Anfragen alarmierter Eltern konfrontiert ist.
FR: Wie hat sich ihr Praxisalltag seit dem Tag des Unfalls verändert?
Kohls: Die Unruhe in der Bevölkerung begann am Dienstag, nachdem die Eltern ihre Kinder am Rosenmontag auf die Straße geschickt hatten und die Kinder natürlich im Dunstkreis dieser Wolke Fasching gefeiert hatten. Die Angst hat dann so zugenommen, daß jedes Krankheitssymptom indirekt auf diesen Vorfall bezogen wird. Wir haben zur Zeit eine Grippewelle, so daß die Eltern völlig verunsichert sind, alles auf den Unfall beziehen und nicht mehr auf den Infekt, der dahinter steht.
FR: Mit welchen Symptomen kommen die Kinder?
Kohls: Durch die Bank mit Symptomen einer Virusinfektion. Wir haben direkt nach dem Unfall ein paar Kinder gesehen, die Reizungen hatten im Bereich der Binde- und Schleimhäute. Ansonsten haben wir keine Auswirkungen gesehen, die das Gift selber betreffen.
FR: Heißt das, daß in keinem Fall die Symptome zurückzuführen waren auf den Kontakt mit Nitroanisol oder anderen freigesetzten Stoffen?
Kohls: Soweit würde ich nicht gehen, weil wir nicht bei jedem Kind Blut- und Urinuntersuchungen gemacht haben. Dennoch ist es so, daß wir bei gründlicher Untersuchung keinen Anhalt dafür haben. Was die Spätfolgen dieser Geschichte sind, kann ich nicht beurteilen.
FR: Kennen Sie Fälle, in denen Eltern, um jeden Zweifel auszuschließen, von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, Urinproben ihrer Kinder vom Stadtgesundheitsamt analysieren zu lassen?
Kohls: Ja. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden aber erst in zwei bis drei Wochen vorliegen. Wir haben auch einige Mütter gehabt, die, weil sie den beschwichtigenden Formeln von Hoechst nicht glaubten, mit den Kindern erst einmal zu Verwandten gefahren sind, um abzuwarten.
FR: Sind in der medizinischen Literatur die gesundheitlichen Folgen des Kontakts mit den jetzt freigesetzten Stoffen überhaupt beschrieben?
Kohls: Die Gefährlichkeit dieser Stoffe kann nur von einem Chemiker, nicht von einem Mediziner bewertet werden, der damit ja das erste Mal in seinem Leben konfrontiert ist und deshalb auch von Hoechst schnellstmögliche Aufklärung erwartet hätte. Die kam aber erst am 25. Februar, also vier Tage nach dem Unglück.
FR: Sie sprechen von neuer Unruhe in Griesheim. Jetzt, da das in Schwanheim abgetragene kontaminierte Erdreich auf dem Werksgelände von Hoechst-Griesheim gelagert ist.
Kohls: Man fragt sich jetzt eben: Was passiert damit? Das Material ist von Planen abgedeckt, und diese Planen wirken ja wie ein Treibhaus. Es besteht also die Gefahr, daß diese Masse teilweise wieder im gasförmigen Zustand in die Umwelt gelangt. Als hier vor Ort ansässige Kinderärzte fordern wir die Firma Hoechst auf, spätestens eine Stunde nach einem Unglück umfassend über den Unfall, die Folgen sowie primäre Schutzmaßnahmen aufgeklärt zu werden. Dies ist eine Frage der Ehrlichkeit im Umgang miteinander.
Mit Christian Kohls sprach FR-Mitarbeiterin Sabine Riedel.
Fünfzehn Monate nach dem Mord an einem 80 Jahre alten Küster in Bad Vilbel hat in Frankfurt der Prozeß begonnen. Angeklagte vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts sind ein 21- und ein 19jähriger, die nach dem Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft aus Habgier getötet haben sollen.
Unterwegs zur katholischen Kirche "Verklärung Christi", wo er die Vorbereitungen zur Frühmesse treffen wollte, war der Küster am 3. Dezember 1991 gegen 5.35 Uhr auf der Frankfurter Straße überfallen worden. Infolge einer Serie von Schlägen und Tritten, durch die ihm fast sämtliche Rippen gebrochen wurden, erlag er etwa eine Stunde später seinen schweren Verletzungen. Zur Enttäuschung der Täter, die auf Bargeld aus waren - "Gib cash, Alter!" -, war die Beute praktisch wertlos: Sie bestand aus Schlüsselbund, Taschentuch, Feuerzeug und ein paar Zigaretten. Beide Männer flüchteten nach dem Überfall zur Haltestelle, wo sie den ersten Bus nach Frankfurt nahmem. Offensichtlich erheblich alkoholisiert, unterhielten sie sich während der Fahrt über Einzelheiten der Tat. Fahrgäste, die das mitbekamen, konnten der Polizei wichtige Hinweise geben, die zur Festnahme führten.
"Ich kam nie auf die Idee, daß er sterben würde", erklärte der 19jährige gestern zum Auftakt seiner Vernehmung. Ihm sei auch nicht klar gewesen, wie alt das Opfer war. Er habe angenommen, der Mann mit seiner Platzwunde "wird schon wieder aufstehen - ich jedenfalls hätte das getan". Was die Rolle des mitangeklagten 21jährigen betrifft, habe dieser den Küster zwar mit Reizgas aus einer Sprühflasche angegriffen, sich aber nicht an den Schlägen beteiligt.
Folgt man den Angaben der Angeklagten, hatten sie die Nacht hindurch eine Menge Bier getrunken und auch Hasch geraucht. Nach dem Besuch eines Vilbeler Lokals, wo sie die Zeche nicht bezahlten, seien sie in eine Tankstelle eingedrungen, um sich mit Dosenbier und Zigaretten zu versorgen. Als ihnen in den frühen Morgenstunden der Küster über den Weg lief, kam ihnen die Idee, er könnte etwas Geld bei sich haben.
Zum Auftakt des Prozesses unter Vorsitz von Richter Heiner Mückenberger wurde auf der Anklagebank viel gelacht. Dazu meinte der Richter, es sei kennzeichnend für den Fall, "daß auch dort gelacht wird, wo es nicht paßt". Inwieweit das Lachen zu den Symptomen einer krankhaften seelischen Störung zählt, soll in der Verhandlung von einem auf Jugendpsychiatrie spezialisierten Gutachter aus Marburg geklärt werden.
Während der jüngere ohne seine Mutter aufwuchs und zuletzt von seinem überforderten Vater auf die Straße gesetzt wurde, stammt der ältere, deutlich schmächtigere aus stark behütetenden Verhältnissen. Beide waren nach dem Schulbesuch immer tiefer ins Alkohol- und Drogenmilieu abgeglitten, orientiert an einem Bekanntenkreis, der sich zunehmend in Straftaten verstrickte. Lepp
Das verflixte 13. Jahr
Ach ja, das dreizehnte Schuljahr. Wie oft ist ihm schon der Fehdehandschuh hingeworfen worden: von den Siegermächten, den Bildungsreformern um '68, den Bundeswehroffizieren, den Finanzministern . . .
Einst, nach dem Zweiten Weltkrieg, rückten die Siegermächte ihm und dem Gymnasium zu Leibe, weil sie in diesem deutschen Sonderweg der gegliederten Klassenschule eine Spur entdeckten, die auch zum antidemokratischen Denken der Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus geführt hatte. Doch der Versuch der Engländer und Amerikaner, den Deutschen nicht nur Demokratie zu verordnen, sondern auch ihr Gymnasium zu zerschlagen, scheiterte an der Nachkriegsrestauration der Adenauer-Zeit und der Beharrlichkeit der Gymnasial-Lobby.
Bei letzterer ist es seit über vier Jahrzehnten geblieben, obwohl es immer wieder gute und weniger gute Gründe gegeben hat, an der Logik von der Sexta bis zur Oberprima zu zweifeln. Zu den guten Gründen zählten in den sechziger Jahren die Überlegungen, die deutsche Schule insgesamt übersichtlicher, durchlässiger, moderner, demokratischer und europäischer zu gestalten. Der Bildungsrat, dieses hochkarätige Expertengremium, schlug damals Abschlüsse vor, die sich an Modellen unserer westlichen Nachbarn orientierten: ein Abitur I nach der zehnten Klasse und ein Abitur II nach der zwölften. Im ideologisch aufgeheizten Streit über die Gesamtschule und eine Reform der Lehrlingsausbildung, für die sich der Bildungsrat auch stark machte ("die vergessene Majorität"), gingen diese Vorschläge samt dem Gremium unter - dank tatkräftiger Unterstützung der Christdemokraten und der Philologen- Lobby. Das Gymnasium in der traditionellen deutschen Form blieb erneut "Sieger", nicht zuletzt durch die ungeheure Propaganda der Konservativen.
Wenn Eltern in den sechziger und siebziger Jahren eines aus dem Kulturkampf um die Schule begriffen hatten, dann dies: Sie mußten ihr Kind unbedingt auf ein Gymnasium schicken, wenn es denn in dieser Gesellschaft bestehen und Vorsprünge auf dem angespannten Arbeitsmarkt behaupten wollte. Nach dem deutschen Zusammenbruch war damit die zweite Chance für ein modernes und europäisches Schulsystem vertan.
Die dritte Chance, über den Sinn einer Schulzeit nachzudenken, lieferte Mitte der achtziger Jahre die Bundeswehr, die im (noch) gespaltenen Europa auf einem längeren Wehrdienst beharrte: das Militär als Schule der Nation. Das kannten wir schon aus Kaiser Wilhelms Zeiten, ebenso die Reaktion der Kultusminister und Hochschulrektoren, die in eilfertigem Gehorsam in unendlichen Sitzungen und zahllosen Krächen darüber feilschten, zu wessen Lasten die Wünsche des Militärs erfüllt werden sollten. Fast wäre das 13. Schuljahr gekippt, auf zwölfeinhalb hatten sich selbst die strammsten Lobbyisten schon herunterhandeln lassen. An die wahrlich gespenstische Diskussion mag sich heute kaum noch ein Beteiligter erinnern, schon gar nicht die Konservativen, die zwischen ihrem Gymnasium und ihrem Militär hin- und hergerissen waren. Nichts mehr blieb von dem hehren Dogma, daß nur in dreizehn Jahren für das Leben, sprich Abitur, gelernt werden kann.
Nur: Die Zeiten änderten sich abrupt mit dem Fall der Mauer. Das Militär baut ab, auch die Wehrdienstzeiten. Das neunjährige Gymnasium erkämpfte sich verlorenes Terrain zurück - fast. Gäbe es nicht den Osten, die Finanzminister und einen Parteitagsbeschluß der Christdemokraten, der über zehn Jahre alt ist und nächtens gefaßt wurde, als nur noch die (hessisch-pfälzischen) Kämpfer für ein Expreß-Gymnasium im Saal waren.
Die zehnjährige Oberschule und die zweijährige Erweiterte Oberstufe, eine Verordnung der sowjetischen Siegermacht, konnten die Ostdeutschen nicht schnell genug durch das Gymnasium ersetzen. Allerdings verbinden die Eltern jenseits der Elbe mit dieser Schulform am wenigsten deutsche Geistestraditionen, Humanismus und Hochschulreife. Für sie ist diese Schule der Inbegriff von kapitalistischer Leistungsschule. Wer hier lernt, hat die Aufholjagd schon fast gewonnen. Kunst und Bildung, Zeit zum Lernen und - sehr altmodisch - Reifwerden tauchen als Bildungsziele nicht mehr auf. Die Entscheidung von Sachsen und Thüringen, aus dem Gymnasium eine Expreß-Schule von acht Jahren zu machen, stößt durchaus auf Zustimmung. Die Eltern drücken auf Tempo und Nützlichkeit und treffen sich mit den Finanzministern, die nur das Sparen im Kopf haben.
Doch die staatlichen Rechenmeister übersehen eine Kleinigkeit. Ein gespartes Schuljahr im Osten bedeutet noch längst nicht, daß bei einer Übertragung auch im Westen Lehrer gespart werden könnten, um sofort Löcher in den Haushalten zu stopfen. Auch hier herrscht deutsche Beharrlichkeit. Das Streichen von Planstellen ist mindestens so mühselig wie das Streichen des 13. Schuljahres, ob der Anstoß dazu nun vernünftig ist oder unvernünftig. Womit die Geschichte eine sehr deutsche und unendliche ist.
WETTERAUKREIS. Heruntergerissen, übersprüht, die Porträts der Spitzenkandidaten verhohnepipelt oder links (rechts) liegengelassen: Schicksal der meisten Wahlplakate, die seit Wochen das Straßenbild auch im Wetteraukreis prägen. Sonntag ist Wahltag und die Werbestrategen buhlen für Geld oder bloße Anerkennung ihrer Auftraggeber um die Gunst der Bürgerinnen und Bürger. Ob das, was auf den papierenen Fetzen steht, auch nach der Wahl noch Gültigkeit hat, kann ihnen egal sein. Nicht aber denen, die Sonntag nach mehr oder weniger reiflicher Überlegung ihr Kreuzchen setzen. FR-Mitarbeiterin Monika Kappus sprach mit Passantinnen und Passanten auf Friedbergs Einkaufsmeile über Sinn oder Unsinn der Wahlwerbung.
Der obdachlose Bettler am Trottoirrand meint auf die Frage "Darf ich Sie etwas fragen?" vorsichtig: "Kommt drauf an". "Wie wirkt die Wahlwerbung auf Sie?" Resigniert und abwehrend läßt er den Kopf sinken. Ein Gespräch kommt nicht zustande. Ähnlich die Reaktion der jungen Frau, die mit ihrem Kind an der Bushaltestelle wartet. "Mmm", schüttelt sie den Kopf.
Die 79jährige Rentnerin aus Echzell ist aufgeschlossener: "Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, was ich wählen soll. Ich habe immer die SPD gewählt, aber jetzt bin ich im Zweifel, ob das das Richtige ist." Die gesamte augenblickliche Situation verunsichere sie. Was sie damit konkret meint: "Die Arbeitslosigkeit, vor allem die, die jetzt noch kommt." Auch auf lokaler Ebene hält sie die Unterbeschäftigung für "mein Hauptproblem, auch wenn mich das gar nicht mehr interessieren müßte". Und die Werbeplakate, helfen die ihr, sich zu orientieren? "Ach, jeder sagt doch von sich, daß er der Beste ist. Was die alles zu tun versprechen - und wenn sie dran sind, kommt doch alles ganz anders." Aber immerhin steht für die Rentnerin, die 1914 geboren wurde und sich noch gut an die Weimarer Verhältnisse und die Nazi-Diktatur erinnert, fest, daß sie Sonntag wählen gehen wird.
Anders der 62jährige aus Wöllstadt, der vor etwa fünf Jahren aus der SPD ausgetreten ist: "Was soll man noch wählen gehen? Die machen sich doch eh nur die Säcke voll." Ja, er sei einer jener Politik- und Parteiverdrossenen, über die soviel geredet wird. Nein, zur Urne geht er nicht mehr. "Ich bin jetzt Rentner, das interessiert mich alles nicht mehr, solange ich mein Geld noch bekomme."
Und was müßte geschehen, damit er von seinem Stimmrecht wieder Gebrauch machen würde? Unlogisch, aber erschrekkend aussagekräftig seine Antwort: "Ein kleiner Hitler wäre am besten, damals hatte man keine Angst, nachts auf die Straße zu gehen." Er hatte keine, an die von den Nazis Gehetzten denkt er offenbar nicht. Das Geld für die Wahlwerbung solle lieber den vielen Armen in Deutschland zukommen, empfiehlt er.
Das findet auch ein 52jähriger Frührentner aus Wölfersheim: "Die Wahlplakate bräuchten wir nicht, dafür sollte lieber was für arme Leute getan und nicht alles den Bonzen in den Arsch geblasen werden", drückt er sich drastisch aus. Der Widerspruch: Eingangs auf seinen Eindruck von der Wahlwerbung angesprochen, sagt er einfach nur: "Sehr gut, vor allem die Reps finde ich gut, weil ich da Mitglied bin."
"Ich sehe Plakate der rechtsradikalen Parteien, die darauf ,kein Wahlrecht für Ausländer' fordern und ,Scheinasylanten raus'. Das stört mich schon", beklagt sich ein 32jähriger Türke, der seit seinem zwölften Lebensjahr in Deutschland lebt, hier die Schule besucht hat und arbeitet. Scheinasylanten gibt es für ihn nicht. Es sei klar, daß der Hungrige dahin flieht, wo es etwas zu essen gibt. Der primitive Instinkte ansprechenden ausländerfeindlichen Wahlpropaganda erteilt er eine eindeutige Absage: "Man muß nicht anderen an den Kragen gehen, um gute Politik zu machen."
Natürlich würde er gern in Deutschland wählen gehen, doch nach deutschem Recht ist ihm das nicht erlaubt. Er hat die türkische Staatsangehörigkeit: "Ich gehöre zu dieser Generation, die nicht weiß, wohin sie gehört - ich bin ein Grenzgänger. Die Doppelstaatsbürgerschaft würde ich wahrscheinlich beantragen, wenn sich in dieser Richtung etwas bewegte." Und überhaupt findet der Mann: "Die ganzen Grenzen müßten abgeschafft werden."
Zu den Wahlparolen fällt einer gehbehinderten älteren Frau aus Fauerbach nur ein: "Die Politiker hören doch gar nicht hin, was meine Probleme sind." Die anderen beiden Frauen, die vor der Telefonzelle warten, nicken. Die Fauerbacherin findet: "Man müßte bissi mehr für die älteren Menschen tun." Stünde eine Seniorenpartei wie etwa die Grauen Panther zur Wahl, "könnte ich wenigstens mein Herz ausschütten". Das tut sie dann noch kurz: Die Plakate, "das ist überflüssige Kleberei". Das Geld sollte lieber in bessere Busverbindungen investiert werden. Sie komme von Fauerbach ja nicht mal direkt zur Friedberger Stadthalle. "Das sind die echten Probleme", meint die Frau, die als Traditionswählerin aber bei allem Unmut doch schon weiß, wo sie ihr Kreuzchen am 7. März plazieren wird.
Die Wahlparolen findet die 14jährige Melanie Jansen, die die Gesamtschule West in Friedberg besucht, schlicht "blöd. Sie sagen zu wenig, was eine Partei in Friedberg machen würde, zum Beispiel für die Umwelt." Am liebsten würde sie sofort wählen gehen: "Dann kann man jemanden wählen, weil er's gut macht, der andere nicht so gut, und hat die Chance, aus diesem Land etwas Besseres zu machen."
Nicht gut informiert fühlt sich auch ein 18jähriger vom Friedberger Augustiner- Gymnasium. Die eigentlichen Ziele der Parteien seien für ihn, der zum ersten Mal wählen geht, "in dem Wust nicht zu finden". Er wünscht sich, daß die Programme der Parteien an den Schulen ausgelegt würden. Noch besser wäre, die Schule veranstalte selbst eine Diskussion mit den kommunalen Volksvertretern. Gerade morgens habe die Tutorin ihre Schülerinnen und Schüler gefragt, was sie wählen wollten und warum. Der Zwölftkläßler zitiert eine Mitschülerin: "Weil sie keine Informationen hat und nicht weiß, was sie wählen soll, bleibt sie daheim." Hintergrundinformationen hat der Gymnasiast nach eigenen Aussagen auch nicht: In den zwölf Jahren, die er nun die Schulbank drückt, habe ihn niemand darüber aufgeklärt, wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene laufen. "Keine Ahnung" hat er, wer die Spitzenkandidaten im Kreis sind.
Zwei junge Männer schauen sich die große Plakatwand mitten auf der Kaiserstraße an: Ein A für Anarchie ist darüber gesprüht. Thomas (22, "arbeitsuchend") und Günter (29, Betriebselektriker) sind sich einig: "Das ist albern, wir amüsieren uns darüber." Günter meint weiter: "Lug und Trug überall. Die Aussagekraft dahinter ist gleich Null." Auf diese unsinnige Plakatiererei könne er gern verzichten. Was er da sehe, beeinflusse ihn höchstens negativ. Thomas gibt zu bedenken: "Irgendwo beeinflußt einen das wahrscheinlich schon unbewußt. Wenn man's hunderttausendmal sieht, brennt sich's ein. Sonst würden die das doch nicht machen."
Dennoch versuche er für sich, "mei- nen Weg zu finden", heißt: zu entscheiden, "was das kleinere Übel ist". Auch Günter will zur Wahl gehen, seine Stimme aber in ungewöhnlicher Form "abgeben". "Ich werde im Wahllokal laut fragen, welche Partei einen Schwulenvertreter hat."
Da er davon ausgeht, daß keine einen Extra-Beauftragten für die "zehn Prozent Lesben und Schwule in der Bevölkerung" hat, will er dann wieder gehen - ohne gewählt zu haben. Wenn ihn etwas störe, gehe er eben direkt zur Stadtverwaltung.
Auf einen Blick
Seite II SCHMITTEN. Landrat Banzer jubelte zu früh: Vereinbarung über Schulneubau ist noch nicht unterschrieben. Seite III KRONBERG. Zum Henker mit dem Henker: Bad Homburger Baufirma verklagt Stadt wegen "Untätigkeit". Seite IV FRIEDRICHSDORF. Neue Wohnungen in Seulberg: Post und Feuerwehr werden aufgestockt.
ROSBACH. Die Polizei bittet um Hinweise von Bürgern, die womöglich am Montag nachmittag Verdächtige in der Nähe der Bürgerhaus-Gaststätte von Rodheim beobachtet haben. Wie die Kripo berichtet, haben Unbekannte die Gaststätte aufgebrochen und aus dem Thekenbereich 300 Mark gestohlen. Hinweise nimmt die Kripo in Friedberg, Telefon 06031/6010, entgegen. de
HÖCHST. Am 19. Januar bereute es Thomas Watzik, daß er seine TV-Gebühren bezahlt hatte. Denn seine Fernseh- Gemütlichkeit - zusammen mit einem Freund mit ein paar Pullen Bier vor dem alten Bildschirm - nahm ein jähes Ende. Die erste Folge der ost-westdeutschen Fernsehserie "Motzki" flimmerte über die Kanäle der ARD. "Du Ostkuh" aus dem Mund von "Motzki"- Darsteller Jürgen Holtz hat sich der 19jährige Thomas Watzik noch gefallen lassen. Wenige Sekunden später wurde er schon leicht sauer über "Ihr alten Zonendödels". Und was dann folgte, brachte den Krankenpflege-Schüler "auf 180": Bei der Feststellung von "Motzki", Ostdeutsche seien faul, schaltete er den Fernseher ab. Und beschloß, etwas gegen die Sendung zu unternehmen.
Thomas Watzik lebt erst seit 1989 in Westdeutschland. In dem kleinen Dorf Perleberg an der Ostsee ist er geboren, der Vater war als Küster Angestellter der Kirche. Vier Jahre nach seiner Geburt verschlug's die Familie nach Längefeld im Erzgebirge. Als dann 1989 die ungarische Grenze geöffnet wurde, flüchteten die Watziks in die Bundesrepublik. Zunächst wohnte er zusammen mit seinem Vater in Griesheim, seit dem Herbst steht Thomas auf eigenen Füßen: Sein neuer Arbeitgeber, das Höchster Krankenhaus, vermietete dem Auszubildenden für 150 Mark monatlich ein Zimmer im Personalwohnhaus.
"Die Sendung ,Motzki&rquote; legt nahe, daß wir Ostdeutschen Menschen zweiter Klasse sind", schimpft Watzik. Nach der Ausstrahlung der ersten Folge der Serie habe er erst einmal noch ein paar Nächte darüber geschlafen, um sich in Ruhe zu überlegen, wie er "den Verantwortlichen eins reindrücken" könne.
Montags nach der Sendung schließlich ging der angehende Krankenpfleger zur Höchster Polizeiwache. Er zeigte dort Motzki-Darsteller Jürgen Holtz und den verantwortlichen Intendanten Friedrich Nowotny an - wegen Beleidigung. Außerdem bat er darum, zu prüfen, ob die Sendung nicht auch noch den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Etwas ungläubig habe ihn der Polizeibeamte angeschaut. "Der Jürgen Holtz ist doch ein Schauspieler", habe der Ordnungshüter zu dem 19jährigen gesagt. "Mir egal, und wenn's der Papst persönlich ist", antwortete Thomas Watzik. Und bestand auf der Anzeige.
Um Rache geht's mir nicht, sagt er ruhig. "Ich will, daß sich der Nowottny bei allen Ossis entschuldigt." Zahlen soll der WDR-Intendant auch, wenn es nach dem Willen des jungen Mannes mit dem Mecki-Schnitt geht. Etwa an ein ostdeutsches Krankenhaus.
Nach seiner Anzeige hatte die Lokalrundschau schon einmal über ihn berichtet. Direkt nach der Veröffentlichung sei er mit der Bahn von Höchst nach Frankfurt gefahren. Und habe dem Gespräch zweier Männer gelauscht, die sich über seinen Strafantrag lustig gemacht hätten. "Der soll erst einmal erwachsen werden", sei das Resümee der Unterhaltung gewesen. "Da hab' ich mich vor Wut nicht mehr auf der Bank halten können", erzählt Watzik. Nachdem er den beiden S- Bahn-Fahrgästen freundlich erklärt habe, wie seine Beweggründe waren, gegen das Fernsehen vorzugehen, hätten die Verständnis für ihn gehabt. Auch glaubt er, das andere Bevölkerungsgruppen sich beleidigt fühlen. Wer Japaner als "schlitzohrige Affen" beschimpfe, wie "Motzki" in einer Folge, der bekomme sicherlich noch mehr Strafanzeigen. "Dadurch verbessern sich meine Chancen", meint Watzik.
Das sieht Hubert Harth, Oberstaatsanwalt und Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, nicht so. Jeder Künstler - auch ein Schauspieler - könne sich auf Artikel 5 des Grundgesetzes berufen, der die Meinungs- und Kunstfreiheit garantiere. Es sei nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, über guten oder schlechten Geschmack zu urteilen. "Artikel 5 gibt allen künstlerischen Darbietungen einen ganz großen Rahmen, der ist bei ,Motzki&rquote; noch lange nicht erreicht", erklärte Harth. Watzik werde wohl demnächst ein Schreiben erhalten, daß ein Strafverfahren abgelehnt wird. THOMAS GRETHER
Mit der Einweisung obdachloser Familien in leerstehende Wohnungen hat Sozialdezernent Martin Berg (SPD) eine "alte Forderung der Grünen endlich wahrgemacht" - so sahen es am Dienstag die Grünen. Berg habe zugleich verdeutlicht, "daß in Frankfurt die Bäume der Haus- und Grundbesitzer nicht in den Himmel wachsen". Die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Martina Schmiedhofer, sagte, angesichts explodierender Kosten für die Hotelunterbringung von Obdachlosen und grassierender Wohnungsnot sei "Wohnungsleerstand ein öffentlicher Skandal". Die Grünen hofften, daß von nun an in der ganzen Stadt "spekulativer Leerstand konsequent mit der Einweisung von Obdachlosen beantwortet wird". jg
KARBEN. Was unter sexuellem Mißbrauch von Kindern zu verstehen ist, welche Möglichkeiten der Vorbeugung es gibt und was man tun kann, wenn "es" passiert ist, darüber wird auf Einladung des Karbener Mütterzentrums Karin Jakob von Pro Familia am heutigen Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Gemeindezentrum der Bonifatiuskirche im Karbener Weg referieren. Das Thema ihres Vortrages: "Kein Küßchen auf Kommando".
Ein weiterer Vortrag in Zusammenarbeit mit Pro Familia findet dann am Dienstag, 9. März, um 20 Uhr im Mütterzentrum in der Okarbener Hauptstraße 84 statt.
Dr. Monika Schmidt-Rau gibt aktuelle Informationen nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofes über den Paragraphen 218.
Der Kostenbeitrag zu beiden Veranstaltungen beträgt jeweils sieben Mark. Information und Anmeldung bei Barbara Cloos-Braun, Telefon 06039/43616. mu
"Der Mönch lebt nicht vom Brot allein" Neue Führungen in der Benediktinerabtei Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß SELIGENSTADT. "Der Mönch lebt nicht vom Brot allein", das abgewandelte Bibelwort machte die Kulturanthropologin Heidrun Merk zum Titel einer Reihe von insgesamt zehn Führungen durch die Anlagen der alten Benediktinerabtei in Seligenstadt, die dort im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in diesem Jahr über die Bühne gehen wird. Der Fachfrau ist unter anderem wichtig, das Kloster als Wirtschaftsbetrieb mit geschlossenem Nahrungskreislauf, in dessen Mauern es sich gut leben ließ, erfahrbar zu machen. Stein des Anstoßes für diese Betrachtung eines Kulturdenkmals "aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel", so der Verwaltungsdirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Kai Mathieu, ist die in den kommenden Jahren anstehende grundlegende Sanierung des zur Zeit Karls des Großen, im Jahre 830, gegründeten Klosters. "Wir werden auf Dauer wegen der Bauarbeiten nicht sicherstellen können, daß das Publikum die Museumsräume, wie Prälatur, Kreuzgang, Sommerrefektorium und Klosterküche wird besichtigen können", meint Mathieu. So wurde, um das Kloster während der Bauzeit als attraktiven Anziehungspunkt zu erhalten, von der Schlösser-Verwaltung, die ihren Sitz in Bad Homburg hat, beschlossen, künftig jährlich thematische Reihen zu veranstalten, die den Besucher/innen das Kloster immer wieder von einer anderen Warte aus vorstellen sollen.
Bereits fertiggestellt ist das ehemalige Verwaltungsgebäude des Klosters. Die Fassaden einiger Gebäude sind in Arbeit, die Mühle wurde vergangenes Jahr wieder in Betrieb genommen. In diesen Tagen wird mit der Wiederherstellung der Klosterküche begonnen. Sie soll wieder komplett eingerichtet werden, samt originalgetreu nachgebautem Herd und wieder in Betrieb genommenem Brunnen. Unter der im Lauf der Jahrhunderte rußgeschwärzten Decke wird dem Publikum nachvollziehbar gemacht werden unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wurde. Das Kochen am höchstens kniehohen Herd, so Merk, sei "mit Sicherheit" kein Vergnügen gewesen. "Rauch füllte den Raum, die Augen tränten und die schweren, heißen Eisentöpfe mußten an langen Stielen manövriert werden", schildert die Wissenschaftlerin die Schwerstarbeit des Küchen-Gesindes im 17. und 18. Jahrhundert.
Gelder für die größer angelegte Sanierung von Prälatur und Konventhaus (das später einmal das Landschaftsmuseum des Kreises Offenbach beherbergen soll), deren Dachstühle völlig neu aufgehängt werden müssen, sind erst in der mittelfristigen Finanzplanung des Landes, von 1996 an, bereitgestellt. Bis dahin müssen sich die Besucher/innen mit kleineren Maßnahmen zufrieden geben.
"Auf daß alles Notwendige sich innerhalb der Klostermauern befinde", heißt die erste Führung der Jahresreihe 1993, die am kommenden Sonntag, 7. März, um 11 Uhr, beginnt. Heidrun Merk wird den St. Galler Klosterplan als architektonische Umsetzung der benediktinischen Regel vorstellen. Neben Kreuzgang und Sommerrefektorium wird die ehemalige Klosterküche besichtigt. Weiter geht es dann am Sonntag, 28. März. Interessierte erfahren in dieser zweiten Führung alles Wissenswerte über "Landwirtschaftliche Produktion und Klosterökonomie". Am Ende des Jahres wird die Schlösser-Verwaltung eine Broschüre herausgeben, die die wesentlichen Erkenntnisse Merks als thematischer Führer durch die Klosteranlage anschaulich zusammenfaßt.
BAD HOMBURG. Kaum 24 Stunden nach dem Überfall auf die Tankstelle an der Autobahn 661 Richtung Oberursel/ Usingen nutzten in der Nacht zum Dienstag erneut zwei Räuber die Abgeschiedenheit, die Tankstelle zu überfallen. Mit gezogener Schußwaffe, das Gesicht mit einem Nylonstrumpf entstellt, bedrohte ein zwischen 20 und 25 Jahre alte Täter den Kassierer. Vor der Tür wartete sein Komplize in einem Opel auf ihn. Mit einer Beute von mehreren tausend Mark machten sich die zwei aus dem Staub.
Innerhalb eines halben Jahres sind an dieser Tankstelle nun fünf Raubüberfälle verübt worden; nicht nur in Nacht- und Nebelaktionen, sondern auch am hellichten Tag, als andere Kunden dort tankten. Mitarbeiter und Pächter fürchten um Leib und Leben. Inzwischen hat auch die Polizei dem Pächter geraten, sich schnellstens um bessere technische Sicherheitsvorkehrungen zu bemühen, denn schließlich "ist der Besitzer (dazu) verpflichtet", sagt Kriminalhauptkommissar Hans Kooijmans. Diese Pflicht liegt in diesem Falle allerdings bei der Aral AG. Anders als bei anderen Autobahntankstellen hat das Unternehmen hier an der A 661, die früher nur eine Schnellstraße war, nicht nur einen Liefervertrag.
"Im Zuge eines gesamten Umbaus wird die Tankstelle noch in diesem Jahr mit den modernsten Sicherheitssystemen ausgerüstet", verspricht Aral-Pressesprecher Dirk Sauer. Dasselbe gelte für die Tankstelle auf der gegenüberliegenden Seite. Bei dem Problem des "schnellen Fluchtweges" sei das Unternehmen allerdings machtlos. Auf den Sicherheitsseminaren für die Mitarbeiter der Tankstellen laute die Devise: "Spielt bei Überfällen nicht den Helden!" Hinsichtlich des dem Pächter in der Kasse fehlenden Geldes sagt Sauer: "Aral erstattet die Summe, wenn der Pächter Anzeige erstattet hat."
Für den jüngsten Überfall sucht die Polizei (0 61 72/12 00) Zeugen, die zwischen dem 27. 2. und dem 1. 3. einen Opel Rekord (silbermetallic) mit dem Kennzeichen F- WY 241gesehen haben.
Im Kleingartengelände, nur unweit des Tatortes fand die Polizei diesen gestohlenen Wagen, der lichterloh brannte. Wahrscheinlich handelt es sich um das Fluchtauto. dag
FULDA. Die Bundeswehr will das Thema "Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit" in ihrem staatsbürgerlichen Unterricht für wehrpflichtige Soldaten künftig intensiver behandeln. Darauf wies am Dienstag in Fulda beim 1. Seminar "Der Soldat und der Fremde" des "Flugabwehrregiments 2 Kassel" Regimentskommandeur Hans Werner Patzki hin.
Drei Tage, bis zum heutigen Mittwoch, nehmen 30 Offiziere und Offiziersanwärter des Regiments an der Veranstaltung im "Bonifatiushaus" teil, die - auch als Ausdruck der guten Kontakte zwischen Regiment und dem Kasseler Ausländerbeirat - gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Hessen organisiert wurde.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen Diskussionen mit Soldaten aus Belgien, England und den USA, mit Vertretern der Evangelischen Kirche und der Ausländerbeiräte in Hessen, mit Gewerkschaftern sowie Mitarbeitern in Sozialdiensten und Ausländerbetreuung.
Oberstleutnant Patzki hat für sein Regiment das Thema Ausländer in Deutschland schon vor einem Jahr angepackt: es gab spezielle Veranstaltungen, Begegnungen mit Angehörigen ausländischer Streitkräfte, aber auch Besuche von Soldaten in Asylbewerberheimen. Seine Erfahrung: "Wenn der Fremde für uns ein Gesicht bekommt, können wir Vorurteile nicht mehr so aufrechterhalten."
Bundeswehr-Offiziere haben nach Ansicht des Oberstleutnants neben Ausbildung und Führung auch die Aufgabe, ihre Soldaten zu "erziehen". Neben den Schulen sei die Bundeswehr die einzige staatliche Einrichtung, die einen großen Teil der jungen Menschen unmittelbar erreiche. An die Offiziere gerichtet meinte Patzki: "Grundsatz für uns Offiziere sollte sein, daß Fremde nicht vom Mob der Straße angegriffen werden dürfen." Ausländer, die in Deutschland arbeiteten oder Schutz suchten, dürften nicht zum Prügelknaben für ungelöste soziale und wirtschaftliche Probleme werden. Politische oder moralische Kritik müsse an die politischen Volksvertreter gerichtet und nicht den Fremden aufgebürdet werden.
"Steine sollen nicht auf Fremde geschmissen, sondern dem Gesetzgeber hingeworfen werden", faßte der Regimentskommandeur, der seinen Vortrag vor den Bundeswehr-Führungskräften unter ein Wort von Immanuel Kant stellte: "Es ist das Recht jeden Fremdlings, nicht feindselig behandelt zu werden und sich zur Gesellschaft anzubieten". gw
HOFHEIM. Die Frauen-Union lädt für heute, 20 Uhr, in die Stadthalle: Dort soll ein "bunter Reigen Hofheimer Geschäfte" bei der 15. Modenschau mit Musik präsentiert werden. Der Eintritt kostet zwölf Mark. pms
BAD VILBEL. Ein vierjähriges Kind lief am Montag nachmittag in der Paul- Gerhardt-Straße aus einem Haus direkt auf die Straße, ohne auf ein nahendes Auto zu achten. Wie die Polizei berichtet, prallte es gegen die Beifahrertür, stürzte und wurde schwer verletzt. de
FLÖRSHEIM. Die neuen Räume in der Begegnungsstätte machen es möglich: regelmäßige Treffs für Vereine, Gruppen, Parteien und Familien. Geht es nach dem Willen von Erstem Stadtrat Norbert Hegmann (CDU), gibt es dort künftig auch einen festen Termin für ältere Bürger.
Als Datum hat der Stadtrat den jeweils ersten Donnerstag eines Monats ausgedeutet. Ein Vorschlag, der bei etwa 60 älteren Menschen bei einem ersten Kaffeeklatsch Zuspruch fand. Sie beschlossen, am 1. April wieder in der Begegnungsstätte zusammenzukommen. kkü
Eine Auto- und Skisprungshow präsentiert das Nordwestzentrum mit dem Autohaus Glöckler vom 4. bis 13. März. Im Zentrum ist eine zehn Meter hohe Trockensprungschanze aufgebaut, an der Skiakrobaten "Kunststücke auf Weltniviveau" zeigen (jeweils vor- und nachmittags am 4./5./6. März und am 11./12./13. März). Die Autoshow mit "technischen Leckerbissen wie dem Audi-Rettungssimulator" ist ganztägig geöffnet. ks/09
Ein 22 Jahre alter wohnsitzloser Mann ist in der Toilette im Hauptbahnhof an einer Überdosis Heroin gestorben. Mitarbeiter des Reinigungspersonals fanden ihn dort gegen 20.30 Uhr tot auf.
Wie die Polizei mitteilte, wies der Tote am linken Arm einen frischen sowie mehrere schon ältere Einstiche auf. Der 22jährige war dem Rauschgiftkommissariat bereits seit längerem als drogenabhängig bekannt. Gegen ihn wurde laut Polizei insgesamt zwölf Mal wegen Beschaffungskriminalität ermittelt.
Er ist das zwölfte Rauschgiftopfer in diesem Jahr in Frankfurt. enk
Viele unerwünschte Postsendungen hat FR-Leserin Renate F. in den vergangenen Tagen aus dem Briefkasten geholt. Adressatin war ihre 18jährige Tochter, die am 7. März zum ersten Mal wählen darf. Mit allerlei Werbematerialien versuchen verschiedene Parteien, bei Erstwählern und -wählerinnen auf Stimmenfang zu gehen, was die FR-Leserin jedoch als "nichtssagende Profilierungsversuche" und "plumpe Anbiederungsschreiben" bezeichnet. Besonders ärgerlich fand sie die Briefe von der DVU. Neben Aufklebern nationalistischen Inhalts habe die Partei kostenlos eine Schallplatte mit den drei Strophen des Deutschlandlieds angeboten.
Mit dem Werbe-Wust konfrontiert, stellt sich Renate F. die Frage, ob die Daten des Einwohnermeldeamtes für die Parteien einfach so zugänglich sind. Nach ihrem Rechtsempfinden werde der Datenschutz und die Privatsphäre der Bürger verletzt. Außerdem stört sie, daß trotz der Briefkasten-Aufschrift "Bitte keine Reklame" die Werbebotschaften eingeworfen wurden.
Mit ihren rechtlichen Bedenken liegt die FR-Leserin jedoch falsch. Nach dem Hessischen Meldegesetz können die Parteien beantragen, die Adressen der Erst- und Jungwähler aus dem Melderegister zu bekommen, sagt Oskar Rohde, Leiter der Abteilung Wahlen im Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen. Rund 13 000 Adressen-Etiketten wurden diesmal ausgedruckt.
Acht Parteien machten von dieser Datei vor der Kommunalwahl Gebrauch: SPD, CDU, FDP, Grüne, Ökolinx, DVU, NPD und "Republikaner". Sie müssen auch die Kosten für den Ausdruck begleichen. Ferner verpflichten sich die Parteien, so Rohde, die Adressen "nur im Zusammenhang mit der anstehenden politischen Wahl zu nutzen". Bei anderweitiger Verwendung drohen Bußgelder.
Wer von den politischen Botschaften nicht behelligt werden will, kann seine Adresse sperren lassen. Das Wahlamt habe diese Möglichkeit rechtzeitig bekanntgegeben, erklärt Rohde. Das Echo sei jedoch "verschwindend gering" gewesen.
Schutz bietet auch ein Aufkleber gegen Werbesendungen am Briefkasten. Dies gelte auch für die Wahlinformationen der Parteien, heißt es bei der Oberpostdirektion. Daß Renate F. trotzdem Werbebriefe bekommen habe, sei wohl ein Versehen. vo
WIESBADEN. Wie haltet Ihr es mit der Wohnungspolitik? Diese "Gretchenfrage" stellte Wiesbadens Mieterschutz-Verein allen Fraktionen des Stadtparlaments. Die Antworten sollen den Wählern beim bevorstehenden Urnengang am Sonntag Orientierungshilfe bieten. Auf eine Wahlempfehlung hat der Verein in seinem Resümee verzichtet: "Die Wiesbadener Mieter können aus den Stellungnahmen selbst ersehen, wer ihre Interessen am besten vertritt." Gleichwohl macht Jost Hemming, Geschäftsführer des Mieterschutz-Vereins, nach der Lektüre der Parteien-Post aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Die FDP vertrauen auf die heile Welt eines freien Wohnungsmarkts, die Grünen bleiben bei der Frage nach der Ausweisung neuer Baugebiete schwammig."
Christ- und Freidemokraten setzten nach wie vor auf die "Kräfte des Markts - trotz dessen offensichtlichen Versagens in den vergangenen Jahren", interpretiert Jost Hemming die Antworten von CDU und FDP. CDU-Sprecher Ulrich Weinerth in einer "grundsätzlichen Vorbemerkung": Es müßten verstärkt private Investoren für den Wohnungsbau gefunden werden. Deren Interesse könne allerdings nicht geweckt werden, "wenn ihnen ein Blutsauger-Image verpaßt und wirtschaftliche Selbstverständlichkeiten, zum Beispiel die Forderung nach einer kostendeckenden Miete, verteufelt werden".
CDU und FDP plädieren überdies für "Subjekt- statt Objektförderung". Im Klartext: Anstatt mit städtischem Geld Sozialwohnungen zu bauen, solle man lieber Mietzuschüsse für Einkommensschwache gewähren. Ein Vorschlag, den Fachmann Hemming als "völlig untauglich" zurückweist. "Das wird dem Wohnungsproblem nicht gerecht." Es werde zwar die "monatliche Belastung im Einzelfall gesenkt", aber es entstehe "keine einzige neue Wohnung". Verhängnisvoller Nebeneffekt dieser Empfehlung aus dem "bürgerlichen Lager": Städtische Beihilfen ermuntern Vermieter zu weiteren Preiserhöhungen. Und Kommunen hätten überdies kein Belegungsrecht mehr.
Ausgesprochen sauer reagierte Jost Hemming auf die CDU-Antwort in Sachen "Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen". "Ein Ärgernis", kommentierte er die Unions-Haltung. Denn die Christdemokraten sprachen sich gegen eine Änderung der entsprechenden gesetzlichen Möglichkeiten aus und verwiesen in diesem Zusammenhang auf den Kündigungsschutz von sieben Jahren. Was die CDU verschweigt: Diese Regelung gilt aber nur bis Ende 1997. Und weil in Hessen bereits eine fünfjähriger Kündigungssperrfrist gelte, könne dieses Bonner Gesetz für die meisten der von solchen Umwandlungen betroffenen Mieter überhaupt nicht greifen. "Der Druck wird weiter anhalten." Er ist nach Auskunft des Wiesbadener Mieterschutz-Vereins ohnehin außerordentlich stark. 171 Hausbesitzer beantragten seit Juli vergangenen Jahres beim Wiesbadener Bauamt eine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Betroffen sind genau 1227 Wohnungen, davon 884 in Altbauten. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 1990 waren es lediglich 148 Anträge.
Begrüßenswert sei die Einsicht der Wiesbadener Parteien (Jost Hemming: "Mit Ausnahme der FDP"), daß der Erhalt von preiswertem Wohnraum hohe Priorität habe. Doch bei der Formulierung dieser hehren kommunalpolitischen Zielsetzung habe sich die CDU in Widersprüche verwickelt. Einerseits spricht sie sich nämlich für einen "niedrigeren Preisanstieg als bisher" aus, andererseits plädiert sie aber dafür, "Anreize für Bauwillige" zu schaffen, damit sich entsprechende Investitionen rentierten.
Enttäuscht ist der Mieterschutz-Verein über die Haltung der Grünen, wenn es um die Ausweisung neuer Baugebiete geht. Da bleibe die Umwelt-Partei vage, ziehe sich auf ökologische Bedenken zurück. Die Grünen hatten zu verstehen gegeben, daß sie bei Neubaugebieten darauf achten werden, "den Landschaftsverbrauch so gering wie möglich zu halten. Hochfliegende Pläne für städtisches Größenwachstum lehnen wir ab". Sie führen im übrigen die Wohnungsnot unter anderem auf eine "strukturpolitische Fehlsteuerung" zurück, die in den Ballungsgebieten zu steiler Zunahme von Arbeitsplätzen und Bevölkerungszahlen führe. Das Bodenrecht fördere die Spekulation. Wohnungen würden in den Städten für immer mehr Menschen unerschwinglich teuer. "Dadurch wächst der Druck auf die Kommunen, für die verdrängte Bevölkerung preiswerten Wohnraum auf neuen Flächen zu errichten. Das kann aber künftig nur noch unter sorgfältiger Beachtung ökologischer Bauprinzipien geschehen." MARGIT FEHLINGER
adt MÜNSTER, 2. März. Seit sieben Jahren prozessiert die Freie und Hansestadt Hamburg erfolglos um die Eigentumsrechte an einem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Siegelstempel, der 1945 zum Kriegsende auf ungeklärte Weise verlorengegangen ist. Der historische Siegelstempel der Stadt Hamburg - auf einer Kunstmesse schon einmal für 6000 Mark angeboten - bleibt aber in Privatbesitz. Dies entschied jetzt das Oberverwaltungsgericht in Münster. Rechtmäßige Eigentümerin ist nach wie vor eine Kunsthändlerin aus Köln, die das Siegel 1986 auf einer öffentlichen Versteigerung zum Preis von 2100 Mark erworben hat. Eine Herausgabe an das Hamburger Staatsarchiv, weil das Siegel sozusagen öffentliches Eigentum sei, lehnte das OVG ab (Az.: 20 A 1289/91).
eh WARSCHAU, 2. März. Im NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau sollen noch im Laufe dieses Jahres neue Gedenktafeln angebracht werden. Darauf wird die Zahl der Opfer von vier Millionen auf 1,5 Millionen korrigiert werden. Die ursprünglich genannte Zahl der Opfer geht nach Angaben der stellvertretenden Museumsdirektorin Krystyna Oleksy auf eine sowjetische Sonderkommission zurück; sie sei dann von polnischen Stellen übernommen worden. Die neue Schätzung entspreche dem neuesten Stand der seit Jahren geführten wissenschaftlichen Untersuchungen und stütze sich auf Quellen, die inzwischen besser zugänglich seien.
Nach mehr als drei Jahren intensiver Diskussion um die Formulierungen des Textes hat der Internationale Museumsrat in Auschwitz bereits Ende Januar Empfehlungen für den neuen Text der vor drei Jahren entfernten Gedenktafeln gegeben. Die Aufschrift auf der Hauptgedenkplatte soll in hebräischer, polnischer und englischer Sprache sowie in der Hauptsprache der Zigeuner - wie sich die Sinti und Roma in Polen selbst bezeichnen - lauten: "Dem Gedenken an die Opfer des hitlerischen Völkermordes an Juden, Zigeunern, Polen, sowjetischen Kriegsgefangenen und aller, die hier gelitten haben und gestorben sind. Die Welt schwieg." Damit soll erstmals der Hauptanteil der Juden und der besonders große Anteil der Zigeuner unter den Opfern gewürdigt werden. Auf den Seitentafeln soll stehen: "Dieser Ort, an dem die Nazis etwa 1,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder - vor allem Juden aus verschiedenen Ländern Europas - ermordeten, sei für Jahrhunderte ein Aufschrei der Verzweiflung und eine Warnung an die Menschheit. Auschwitz-Birkenau 1940 bis 1945." Schließlich soll ein Zitat aus dem Buche Hiob (16,18) angebracht werden: "Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt!"
Die endgültige Entscheidung des polnischen Kultusministeriums über den Text auf den Tafeln steht noch aus. Nach Angaben von Krystyna Oleksy wird der Vorschlag des Rates, in dem alle an Auschwitz interessierten Stellen beteiligt sind, wahrscheinlich akzeptiert werden.
MAIN-KINZIG-KREIS. Über "Wild und Waldbewirtschaftung" hat der Leiter des Staatlichen Forstamtes Wolfgang, Dieter Müller, auf der jüngsten Revierpächterversammlung des Hanauer Jagdclubs informiert. Dabei ging Müller auch auf den großen Anteil an Fallwild im Straßenverkehr ein. Im Bereich des Forstamtes Wolfgang, insbesondere an den Schwerpunkten der B 8 und B 43, soll die Quote dabei zwischen 25 und 40 Prozent pendeln. Nach der Statistik - darauf verwies der Forstexperte - hat sich die Rehwildstrecke im Amtsbereich Wolfgang in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt. Laut Müller ist es das Ziel, Wilddichten zu erreichen, die eine Aufzucht des Baumnachwuchses trotz einiger Verbißschäden ermöglichen. Zur Zeit könnten Neukulturen nur in Gattern herangezogen werden. Im Forstamt Wolfgang wird ein Anstieg der Rehwild-Population erwartet. Das führt Müller auf stärkere Vegetation zurück - bedingt durch aufgelichtete Wälder nach Sturmschäden. Nach Meinung des Amtsleiters kann man diese Entwicklung zum Beispiel durch Wildäcker, Daueräsungsflächen und auch "geeignete Jagdmethoden" in den Griff bekommen.
Daß es dem Wald nicht gutgeht, das erfahren auch Jäger bei ihren Reviergängen. Zu den Ursachen zählen schleichendes Sterben durch Immissionen und Klimastreß, Orkanschäden mit regelrecht durchlöcherten Beständen, Grundwasserabsenkungen, fehlender Regen und ausbleibende Schneefeuchtigkeit, Verlust durch Industrie, Besiedelung und Straßenbau. Zudem sorgt Wildverbiß für Kummer. Obendrein beklagen Waldbesitzer und Forstleute die purzelnden Holzpreise. Das Thema "Wild und Waldbewirtschaftung" soll nun im Frühjahr durch einzelne Exkursionen in die Reviere "vor Ort behandelt" werden. Laut Müller müßten Forstleute und Privatjäger verstärkt zusammenarbeiten. hok
BAD VILBEL. "...wenn unser Kind nicht schlafen will", lautet das Thema eines Elternstammtisches bei der evangelischen Christuskirchengemeinde, Grüner Weg 4, am Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr. Eltern können ohne Voranmeldung teilnehmen.
GELNHAUSEN / BAD ORB. In einer Bühnenbearbeitung von Pavel Kohout ist am Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, Friedrich Hebbels Drama "Die Nibelungen" in der Gelnhäuser Stadthalle zu sehen. In dem 1861 in Weimar uraufgeführten Stück wirken unter der Leitung von Martin Lüttge unter anderem Katharina Höfels Hans E. Schons sowie Thomas Lichtenstein mit. Karten gibt es im Verkehrsbüro, Telefon 0 60 51 / 82 00 54. Ab 19 Uhr bietet Nils Haupt in der Caféteria der Stadthalle eine Einführung an.
Am Freitag, 12. März, werden "Die Nibelungen" um 20 Uhr in der Konzerthalle Bad Orb gezeigt. Restkarten sind noch im städtischen Verkehrsbüro erhältlich. Die Abendkasse ist ab 19 Uhr geöffnet.
Der Hintergrund des Namens Nibelungen ist schwer zu bestimmen. Auch das Nibelungenlied gibt hierüber keine genaue Auskunft. Zunächst heißt einer der beiden Brüder, auf deren Bitte hin Jung- Siegfried den Schatz teilt, Nibelung. Beide werden jedoch im Stück als die "Nibelunge" bezeichnet. Lange ging man davon aus, daß "Nibelungen" in der Sage der ursprüngliche Name der Burgunder sei, in deren Region der Name seinen Ursprung hat. völ
HOFHEIM. Seine Erfolge im Skisport haben Horst Müller bekanntgemacht. Von einer ganz anderen Seite wird er sich allerdings heute von 20 Uhr an dem Publikum im Kleinen Kulturzentrum präsentieren: Mit einem Klavierabend. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke der Komponisten Bach, Beethoven und Bartok.
Der Diedenbergener will am 15. März das Klavierexamen am Peter-Cornelius- Konservatorium in Mainz ablegen. pms
Wenn es um die Versorgung Frankfurts mit Trinkwasser ging, hat er über viele Jahre hinweg an entscheidender Stelle die Weichen gestellt: Wolfram Rißland, der technische Leiter des Betriebszweiges Wasser bei den Stadtwerken. Nach fast 40 Dienstjahren in Frankfurt wird der 65jährige am heutigen Mittwoch in den Ruhestand verabschiedet.
Unter seine Verantwortung fielen - neben dem Bau zahlreicher neuer Leitungen, Aufbereitungsanlagen und Wasserspeicher - auch die damaligen Entscheidungen zur Erschließung neuer Trinkwassergebiete im südhessischen Ried und im Vogelsberg für die Frankfurter Wasserversorgung. mat
Über das Angebot des ZDF an die ARD, sich am deutschsprachigen Satellitenprogramm 3sat zu beteiligen, ist noch keine Entscheidung gefallen. (Die FR berichtete darüber.) Der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Jobst Plog, der auch Vorsitzender der ARD ist, verweist auf die in der zweiten März- Hälfte anstehende Klausurtagung der ARD-Intendanten, bei der das Kooperationsangebot behandelt werden soll.
Auch ARD-Programmdirektor Günter Struve betonte gegenüber epd, daß der ZDF-Vorstoß zunächst in der ARD diskutiert werden müsse. Innerhalb der ARD- Gremien gebe es teilweise die Bereitschaft zur Beteiligung. Struve sieht in dem Vorschlag, den ZDF-Intendant Dieter Stolte in einem Schreiben dem ARD- Vorsitzenden übermittelt hatte, ein völlig neues Angebot, das konträr zur bisherigen Haltung" des ZDF stehe.
Noch in einer im Januar veröffentlichten Studie des ZDF hieß es, daß eine Zusammenlegung von 3sat mit dem ARD- Satellitenprogramm Eins Plus "abzulehnen" sei. Der jetzige ZDF-Vorstoß geht zunächst von Programmzulieferungen der ARD zum 3sat-Programm aus. Im einzelnen müsse verhandelt werden, wieweit die Partnerschaft gehen könne. 3sat- Koordinator Walter Konrad ergänzte gegenüber epd diese Zielsetzung mit der Bemerkung, daß das ZDF die Federführung für dieses deutschsprachige Programm aus rechtlichen und praktischen Gründen behalten solle. Insgesamt müsse besonders darauf geachtet werden, daß die bisherigen 3sat-Partner des ZDF - der österreichische ORF und die schweizerische SRG - bei einer solchen erweiterten Beteiligung "nicht zu kurz kommen".
Struve bedauerte, daß das ZDF "den guten und praktikablen Vorschlag" der ARD, das Satellitenprogramm Eins Plus gemeinsam als Informationskanal zu betreiben, ausgeschlagen habe. Die von der ARD daraus abgeleitete Programmkonstellation sei das "bessere Angebot" gewesen, mit ARTE einen europäischen Kulturkanal, mit 3sat einen deutschen Kulturkanal und mit Eins Plus einen öffentlich-rechtlichen Informationskanal zu schaffen. Mit diesem Vorschlag, so Struve weiter, habe die ARD eine uneigennützige Position eingenommen und sich bereit gezeigt, "Opfer zu bringen". Nachdem das ZDF diese Perspektive abgelehnt habe, müsse jetzt "jede Seite sehen", wie sie sich der Forderung der Ministerpräsidenten nach Kooperation der Kulturkanäle stellt".
Zu der Stolte-Anregung, die Satelliten- Ausstrahlung von Dritten Programmen der ARD-Anstalten aus Ersparnisgründen einzustellen, sagte Struve, daß es in dieser Frage bereits seit Jahren keine einheitliche Meinung innerhalb der ARD gebe. Der NDR, der Westdeutsche Rundfunk und der Bayerische Rundfunk zeigten "keinerlei Neigung", von der Satellitenverbreitung ihrer Dritten Programme abzugehen. Auch der MDR plane sie fest ein. Deshalb werde diese ZDF-Vorstellung nicht zu erfüllen sein. Struve, der sich früher aus Kostengründen mehrfach gegen eine Satellitenverbreitung der Dritten Programme ausgesprochen hatte, hat diese Auffassung inzwischen selbst revidiert. "Wir müssen für die dramatisch wachsende Zahl von Haushalten, die nicht mehr über terrestrische Antennenanlagen, sondern nur mehr über Satellitenschüsseln verfügen, die technische Empfangbarkeit sicherstellen, auch für unsere Dritten."
Die Pläne zur Umwandlung von Eins Plus in einen Informationskanal mit kulturellem Schwerpunkt seien, so Struve ergänzend zum Komplex der Angebots- Neuordnung, "inzwischen weit gediehen". Allerdings sei noch nicht endgültig darüber entschieden, ob es zur Umsetzung komme. Weil das ZDF als dafür idealer Partner ausgeschieden sei und sich auch die Deutsche Welle als möglicher Partner nicht besonders aktiv zeige, müsse in den nächsten Wochen entschieden werden, "ob die ARD willens und finanziell in der Lage ist, eine solche Veränderung allein vorzunehmen". epd
Der ausgefallenen Partie am vergangenen Wochenende in Sindelfingen trauert er nicht nach. Das Derby am Sonntag um 14 Uhr am Bornheimer Hang gegen die SG Praunheim und eine Woche später das Heimspiel gegen den VfR Saarbrükken sind nämlich eine viel bessere Ausgangsposition für die angestrebte Aufholjagd in der Fußball-Frauen-Bundesliga, Gruppe Süd. Peter Walz, seit Saisonbeginn Trainer des FSV Frankfurt, ist nach langer Winterpause genauso wie die Mannschaft sehr ehrgeizig. Der im laufenden Wettbewerb bereits gescheiterte Pokalsieger 1992, Meister der Bundesliga- Südgruppe in der vergangenen Saison und erfolgreichste hessische Frauen-Fußball-Abteilung seit vielen Jahren will unbedingt die Krise überwinden, in der er zuletzt steckte, und wieder an bessere Zeiten anknüpfen.
Und dazu wähnt sich Walz, einst gleichermaßen seriöser wie effektiver Oberliga-Trainer bei den Männern von Viktoria Griesheim und FSV Frankfurt, danach Konditionstrainer beim Handball-Bundesligisten TV Groß-Wallstadt, auf dem richtigen Weg. Nach seiner Einschätzung sind die augenblicklich hinter Saarbrükken und Sindelfingen sowie vor Praunheim auf dem vierten Tabellenplatz rangierenden FSV-Frauen jedenfalls besser als ihr Ruf. Seine Prognose für die zweite Saisonhälfte ist folglich nur konsequent: "Bei einem Rückstand von zwei Minuspunkten ist der zweite Platz noch realistisch für uns, und die damit verbundene Halbfinal-Teilnahme im Kampf um die deutsche Meisterschaft wollen wir auf alle Fälle erreichen." Die Testspiele im Februar gegen Abonnementmeister Siegen (1:2) und den Nord-Bundesligisten Rheine (3:0) haben ihm Mut gemacht, das begehrte Ziel in den neun bis 16. Mai ausstehenden Spielen zu schaffen. Eine erfolgreiche Titelverteidigung im Süden ist freilich nicht mehr machbar, denn der Abstand zur der verlustpunktfrei an der Tabellenspitze rangierenden TuS Niederkirchen beträgt immerhin acht Zähler. Walz ist selbstkritisch genug, um längst analysiert zu haben, woran das eher dürftige Abschneiden des FSV in der Vorrunde lag. Es gibt aus seiner Sicht viele Gründe. Da war einmal das Hin und Her um die als Trainerin zurückgetretene Abteilungsleiterin Monika Koch-Emsermann, der Walz erfolgreiche Arbeit bescheinigt, und der Rückzug des Sponsors. Beides hatte entscheidenden Einfluß auf die personelle und finanzielle Planung. So kam es, daß mit Martina Walter (Praunheim) und zuletzt auch Britta Unsleber (Siegen) zwei Leistungsträgerin ihren Abschied nahmen, ohne daß adäquater Ersatz gefunden wurde. Außerdem war die Vorbereitungszeit relativ kurz, denn knapp vier Wochen vor der ersten Bundesliga-Begegnung traf man sich zum ersten Training.
Ein weiteres Handikap bedeuteten im Laufe der Runde zahlreiche Verletzungen mit operativen Eingriffen. Und last, but not least kamen zahlreiche Problemchen hinzu, als die bisher so erfolgsverwöhnten FSV-Frauen angesichts unerwarteter Niederlagen trotz guter Trainingsleistungen immer mehr Nervenflattern bekamen und gleichzeitig mit den von Walz initiierten taktischen Umstellungen ihre Schwierigkeiten hatten. Es war jedenfalls mit einigen Schwierigkeiten verbunden, daß Walz verstärkt auf Raumdeckung und zugleich auf offensivere Spielweise setzte. Inzwischen scheint alles halbwegs überwunden, und entsprechend zuversichtlich gibt sich der in der Szene wahrlich nicht als "Lautsprecher" bekannte Walz.
Ungeachtet aller FSV-Bundesliga-Ambitionen fiebern drei Spielerinnen in den nächsten Wochen einem weiteren Höhepunkt entgegen. Die Nationalspielerinnen Dagmar Pohlmann, Sandra Minnert und Katja Bornschein wollen im Sommer bei der Europameisterschaft in Italien möglichst erfolgreich mit von der Partie sein.
HARALD STENGER
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreisjugendhilfeausschuß unter der Leitung von Landrat Karl Eyerkaufer hat sich in der letzten Sitzung der Legislaturperiode mit der investiven Förderung von Tageseinrichtungen zur Kinderbetreuung befaßt. Dem Main-Kinzig-Kreis wurde vom Land Hessen dafür ein Bewilligungsvolumen in Höhe von 5,38 Millionen Mark in Aussicht gestellt.
Dem Jugendamt waren 15 Bauvorhaben kommunaler und freigemeinnütziger Träger gemeldet worden, die in diesem Jahr realisiert werden könnten. Es handelt sich dabei um sechs Kindergartenneubauten und um neun Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen. Folgende Prioritätenliste wurde beschlossen: Gemeinde Schöneck, 90 Plätze; evengelische Kirchengemeinde Bruchköbel in Niederissigheim, 55 Plätze; Gemeinde Hammersbach, 80 Plätze; Gemeinde Freigericht, 100 Plätze; katholische Kirchengemeinde Gelnhausen Hailer-Meerholz, Erhalt von Plätzen; evangelische Kirchengemeinde Steinau-Hintersteinau, 25 Plätze; Gemeinde Biebergemünd-Kassel, 25 Plätze, Stadt Bruchköbel-Roßdorf, 20 Plätze; Stadt Wächtersbach-Hesseldorf, 25 Plätze. are
WETTERAUKREIS. Drei Schwerverletzte und ein Leichtverletzter sowie einen Schaden von 95 000 Mark waren in der Nacht zum Dienstag die Folge einer Karambolage mehrerer Fahrzeuge auf der Autobahn Frankfurt - Kassel bei Friedberg. Die Verletzten wurden von Notarztwagen in Krankenhäuser nach Friedberg und Bad Nauheim gebracht.
Wie die Autobahnpolizei mitteilte, war gegen 3.30 Uhr das Auto eines Frankfurters wegen eines Reifenschadens ins Schleudern gekommen. Der Wagen krachte mehrfach an die Leitplanke und blieb dann unbeleuchtet auf der Autobahn liegen. Ein nachfolgender Fahrer konnte nicht mehr ausweichen und kollidierte mit dem Wagen.
Ein Fahrzeugführer aus Offenbach sah wenig später die auf der Fahrbahn liegenden Blechteile und bremste ab. Drei weitere Autos fuhren auf.
Die Feuerwehr aus Rosbach sowie die Autobahnmeisterei Frankfurt waren an den Bergungs- und Aufräumarbeiten beteiligt. str
FRANKFURT A. M., 2. März (FR). Im Süden auflockernde Bewölkung, sonst heiter bis wolkig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus ein und plus drei Grad, die Tiefstwerte zwischen minus drei und minus acht Grad. Aussichten: Wenig Änderung. (Siehe auch Lokalteil)
FLORSTADT/WETTERAUKREIS. Unter dem Motto "Grüner Frühling zieht in Florstadt ein" hat sich die erste Jugendgruppe der Grünen im Wetteraukreis gebildet. Am heutigen Mittwoch abend, um 19 Uhr laden die Gründungsmitglieder ins "Kaminzimmer" des Nieder-Florstädter Bürgerhauses ein, um über Jugendzentren in allen Florstädter Ortsteilen zu diskutieren.
Die Initiative von Christine Bauer, Hellen Fitsch, Markus Pezold und zwei weiteren Gründungsmitgliedern, allesamt Schüler/innen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, hat bereits erste Signalwirkung auch außerhalb Florstadts gezeigt. Wie Markus Pezold, 17 Jahre alter Gymnasiast, berichtet, sind ebenfalls mehrere seiner Mitschüler in Friedberg an einer Mitarbeit in der Jugendbewegung "Grüner Frühling" interessiert. Die kleine Florstädter Gruppe könnte folglich schon bald überörtliche Bedeutung gewinnen. Die fünf jungen umweltengagierten Florstädter/innen, deren Eltern teilweise bei den Grünen aktiv sind, verstehen ihre jugendpolitische Initiative als Probelauf. Sie wollen sich in Florstadt für die Bereitstellung von Jugendräumen einsetzen, die von einem Jugendpfleger betreut werden. Beabsichtigt ist, mit Diskussionsrunden und Informationsveranstaltungen die örtlichen Jugendlichen über aktuelle (kommunal-)politische Fragen aufzuklären und mehr in die Politik vor Ort einzubinden. Aufklärungsarbeit ist natürlich vor allem im Umweltbereich (etwa über das Duale System) beabsichtigt. Der Theorie sollen aber auch Taten folgen. So will sich die Gruppe für mehr Glascontainer in ihrer Gemeinde einsetzen und auch Säuberungsaktionen in der Florstädter Gemarkung durchführen. Einsetzen wollen sich die "jungen Grünen" auch für den Erhalt des Grundgesetzartikels 16 zur Asylgewährung für politisch Verfolgte. mu
FRANKFURT-SÜDWEST. Die Kinderbeauftragte des Ortsbeirats 6 (Schwanheim, Goldstein und westliche Stadtteile), Christine Schwab, lädt am heutigen Donnerstag, 4. März, von 15 bis 17 Uhr, Kinder und Erwachsene in ihre Sprechstunde im Höchster Bolongaropalast (Zimmer 123), Bolongarostraße 109, ein.
Die Kinderbeauftragte hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Anrufe besorgter Eltern wegen des Störfalls im Griesheimer Werk der Hoechst AG erhalten. Wer in der Sprechstunde nicht vorbeikommen kann, erreicht Frau Schwab zur gleichen Zeit telefonisch unter 31 06 - 54 41. star
SCHMITTEN. Landrat Jürgen Banzer (CDU) und Schmittens Bürgermeister Josef Braun (FWG) haben die Verwaltungsvereinbarung über die Schmittener 1,8-Millionen-Spende an den Kreis noch nicht unterschrieben. Die entsprechende Presseerklärung Banzers über die Schulneubauten ist falsch. "Dafür muß ich geradestehen", erklärte der Landrat.
Der Presseerklärung vom Freitag zufolge (die FR berichtete) haben Josef Braun als Vertreter der Gemeindevorstandes und Jürgen Banzer als Vertreter des Kreisausschusses die Verwaltungsvereinbarung schon unterzeichnet. Eine solche Unterschrift hätte Rechtswirkung entfaltet und die Gemeinde gebunden. Obwohl Josef Braun nämlich nur einen Verhandlungsauftrag hat und die eigentliche Beschlußfassung durch die Gemeindevertretung erfolgen soll, ist er als Bürgermeister nach außen hin zur Stellvertretung befugt - unabhängig von internen Bevollmächtigungen durch die Gemeinde.
Banzer erklärte jetzt, daß die entsprechende Vereinbarung bisher nur im Entwurf vorliege; die Meldung von der unterschriebenen Version sei irrtümlich herausgegeben worden. Man habe zwar "im wesentlichen" Übereinkunft erzielt; bei den 500 000 Mark für Arnoldshain zum Beispiel sei "alles klar". Hinsichtlich der 1,3 Millionen Mark für die Grundschule Reifenberg jedoch müßte noch die Erschließung mit Gas und Strom im Bereich des Festplatzes geklärt werden. "Wir wollten die verantwortlichen Gremien natürlich nicht übergehen", sagt Banzer zu seinem Faux-Pas.
Genau das hatten Schmittener Parlamentarier befürchtet. Obwohl für Schulneubauten, sah die FDP in Brauns vermeintlichem Verhalten eine "Mißachtung der demokratischen Grundregeln" und eine "Überschreitung seiner vom Parlament vorgegebenen Kompetenzen" - zumal zu den 1,8 Millionen Mark noch rund 300 000 für das neue Schulgrundstück kämen. "Dadurch wird unser Haushalt auf Jahre hinaus belastet", erklärt die FDP.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Sybille Röll, die Braun wegen Absprachen mit Banzer noch in der letzten Parlamentssitzung "Gemauschel hinter dem Rücken der Gemeinde" vorgeworfen hatte, erklärt: "Braun hat uns versprochen, nichts im Alleingang auszukungeln. Wenn er jetzt schon unterschrieben hätte, wäre das auf eine Loslösung der Verwaltung von den parlamentarischen Gremien hinausgelaufen."
Josef Braun zufolge sollen die 500 000 Mark in den Nachtragshaushalt eingebracht werden; die 1,3 Millionen würden "frühestens" 1995 akut. Dabei sieht er keine Schwierigkeiten, daß das Schmittener Parlament diese Mittel auch billigen wird. "Ich kenne doch meine Parteivorsitzenden. Das Verhandlungsergebnis wird eine Mehrheit finden."
JÜRGEN DICKHAUS
BAD VILBEL. Vor dem Frankfurter Landgericht hat am Dienstag der Prozeß um die Ermordung eines 80 Jahre alten Küsters begonnen.
Der alte Mann war am 3. Dezember 1991 auf dem Weg zur Frühmesse in der katholischen Kirche "Verklärung Christi" überfallen worden. Kirchgänger hatten den Mann tot vor der Kirche aufgefunden.
(Siehe ausführlichen Bericht in der Stadtrundschau.)
Das Amtsgericht wird voraussichtlich in einigen Tagen darüber entscheiden, ob der gültige Frankfurter Mietspiegel wissenschaftlich abgesichert ist, um auch als Grundlage bei Bußgeldverfahren des Amtes für Wohnungswesen wegen Mietpreisüberhöhungen herangezogen zu werden. Das Wohnungsamt hatte in der Vergangenheit verstärkt Bußgeldverfahren gegen Vermieter verhängt.
Die Amtsanwaltschaft, die bei Vermieter-Einsprüchen gegen die Amtsbescheide die Anklage vor dem Amtsgericht vertreten muß, spricht den Verfassern der Mietwertabelle vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt (IWU) ab, seriös gearbeitet zu haben. Dies, obwohl die 11. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt zweimal bei privatrechtlichen Streitigkeiten im Sinne der IWU-Wissenschaftler entschieden hatte.
Beispielhaft nannte der Leiter der Amtsanwaltschaft, Werner Koch, den Fall einer 47 Jahre alten Wohnungseigentümerin aus Eschersheim. Sie hatte 1991 eine 130 Quadratmeter große Sechs-Zimmer-Wohnung, die Anfang der 50er Jahre gebaut worden war, zu einem Preis von 2500 Mark kalt vermietet. Als es zum Krach zwischen dem neuen Mieter und der 47jährigen kam, schaltete der Mieter das Amt für Wohnungswesen ein. Ein Außendienstmitarbeiter des Amtes, der jetzt auch vor dem Amtsgericht aussagte, kam zu der Überzeugung, daß auf Grund der Merkmale dieser Wohnung, die Vermieterin nach der Mietwerttabelle nicht mehr als 1180 Mark Kaltmiete monatlich hätte verlangen dürfen. Die Behörde verhängte ein Bußgeld von 8000 Mark und forderte die Vermieterin auf, rund 11 000 Mark zuviel erhaltene Miete zurückzuzahlen. Die 47jährige legte Einspruch ein, über den nun verhandelt wurde.
Zu dem Termin waren als Gutachter drei Experten geladen worden, um etwas über die wissenschaftliche Qualität des Frankfurter Mietspiegels auszusagen. Roland Alles, Mitautor des Frankfurter IWU-Mietspiegels. Der Regensburger Professor Walter Oberhofer, der ebenfalls wie die IWU-Leute bei der jüngsten Erstellung des Münchner Mitspiegels auf die stichprobenartige Untersuchung der Wohnverhältnisse setzte (Regressionsanalyse), dabei aber nicht die Quadratmeterpreise, sondern die absoluten Kaltmieten heranzog. Ferner erschien der Dortmunder Statistik-Professor Walter Krämer. Der Wissenschaftler hatte im vergangenen Jahr im Auftrag der "Vereinigung der Frankfurter Haus- und Grundeigentümer" ein Gutachten erstellt, in dem er der IWU vorwarf, sie habe wichtige Regeln der Statistik verletzt.
Bei der mehrstündigen Befragung der Gutachter kam es Amtsrichter Harald Illmer vor allen Dingen auf eines an: Ist die Regressionsanalyse, die auch die IWU bei Erstellung des Mietspiegels anwendete, der Tabellenmethode, bei der für Wohnungen nach Lage und Ausstattung Mietspannen eingeführt werden, überlegen? Trotz aller Differenzen bejahten dies alle drei Sachverständigen.
Zur Verblüffung der anwesenden Vertreter des Amtes für Wohnungswesen erklärte Oberstaatsanwalt Werner Koch nach diesen Stellungnahmen: "Der Frankfurter Mietspiegel ist falsch." enk
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit einem Appell, der geplanten Änderung des Grundrechts auf Asyl und der Kürzung der Sozialhilfe an Flüchtlinge nicht zuzustimmen, wendet sich der Ausschuß "Flüchtlinge im Main-Taunus" des katholischen Bezirksamtes an die Bundestagsabgeordneten des Kreises. Die Katholiken setzen sich dafür ein, die bisher im Grundgesetz verankerte Garantie des Rechtsweges zu erhalten und ein menschenwürdiges Leben der Flüchtlinge zu sichern. she
BAD VILBEL. Das als "Bonmot" glossierte Abstimmungsverhalten des CDU-Vertreters im Umlandsverbandstag, Dr. Herbert Spitz, sei keines gewesen, stellt dieser ausdrücklich fest (FR vom 19. Februar). Seine Abstimmung gegen die Änderungspläne der Regionalen Raumordnungsplanung (ROP) habe sich nicht auf den konkreten Einzelfall der Änderung in Bad Vilbel bezogen, sondern grundsätzlich gegen die Methode des Landes Hessen bei der Änderung. Das schließe nicht aus, daß die Gemeinden wie bisher auch weiterhin ihre berechtigten Interessen geltend machen können.
Es ist "überhaupt keine Frage", wie Dr. Spitz in seinem Schreiben betont, "daß wir Bad Vilbeler CDU-Abgeordneten im Umlandverband die Stadt Bad Vilbel bei der Erreichung ihrer Bebauungsabsicht ohne Wenn und Aber unterstützen werden." Mit dem geplanten Baugebiet auf dem heutigen Ackergelände wird nach Ansicht von Dr. Spitz eine "sinnvolle Arrondierung erreicht und ein Wohngebiet mit hoher Wohnqualität und guter Verkehrsanbindung geschaffen". Außerdem werde in der Nähe in Dortelweil "ein gewaltiges Biotop in der Nidda- Aue durch eine ganz naturnahe Golfplatzanlage entstehen". de
Im Hintergrund: Referendum in Malawi Schauspiel für den Westen?
Vertreter der Demokratiebewegung in Malawi haben jetzt in Bonn auf die Lage der Menschenrechte in dem südafrikanischen Land aufmerksam gemacht, wo am 14. Juni das Volk über demokratische Reformen entscheiden soll. Die FR veröffentlicht Auszüge ihrer Erklärung, die das katholische Hilfswerk Misereor veröffentlicht hat. "Der Westen sollte nicht wieder warten, bis die Situation außer Kontrolle geraten ist", mahnten die Mitglieder der Demokratiebewegung. Internationale Solidarität für die Demokratiebewegung des Landes sei dringend erforderlich. Die Bevölkerung unterstütze die Einstellung der westlichen Hilfe, die das einzige Mittel sei, um Druck auf Präsident Hastings Kamuzu Banda auszuüben. Dies gelte auch für die Nahrungsmittelhilfe der Europäischen Gemeinschaft, die von der malawischen Regierung für ihre politischen Zwecke mißbraucht werde.
Malawi wird seit der Unabhängigkeit im Jahre 1964 von Präsident Hastings Kamuzu Banda und der Staatspartei "Malawi Congress Party" (MCP) mit harter Hand regiert. Die Opposition in Malawi befürchtet daher, daß das für den 14. Juni 1993 angesetzte Referendum über die Einführung eines Mehrparteiensystems lediglich ein Schauspiel für die westlichen Geldgeber sein wird, die eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in Malawi fordern. Die Regierung ist nach Meinung der Demokratiebewegung nicht an einem fairen Referendum interessiert. Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit gäbe es in Malawi nicht. Den Befürwortern eines Mehrparteiensystems werde bisher der Zugang zu den staatlich kontrollierten Medien verweigert und ihre Versammlungen würden verboten. Da es in Malawi seit 30 Jahren keine freien Wahlen gegeben hat, sei eine ausführliche Information der Bevölkerung wichtig. Dies werde aber bisher weitgehend verhindert. Zudem werden immer wieder Mitglieder der Oppositionsgruppen "United Democratic Front" (UDF) und "Alliance for Democracy" (AFORD) verhaftet.
Die Registrierung der Wahlberechtigten für das Referendum läuft nach den Erfahrungen der Vertreter aus Malawi unter willkürlichen Bedingungen ab, die großen Spielraum für Manipulationen eröffnen. Außerdem soll es nach dem Willen von Präsident Banda in den Wahllokalen jeweils eigene Wahlurnen für die Ja- und die Neinstimmen geben. Befürworter des Mehrparteiensystems sind damit leicht zu identifizieren. Die Auszählung der Stimmen soll an einem zentralen Ort erfolgen, was weitere Manipulationen ermögliche. Bisher habe Präsident Banda, so die Mitglieder der Demokratiebewegung, keinerlei Konzessionen gemacht. Auch die Verschiebung des ursprünglich für den 15. März geplanten Referendums sei nur vordergründig als Einlenken zu betrachten, da der Termin ohnehin vollkommen unrealistisch gewesen sei.
Der Demokratieprozeß in Malawi war durch einen Hirtenbrief der acht katholischen Bischöfe des Landes im März 1992 angestoßen worden. In ihrem von der Regierung als "subversive Publikation" verbotenen Text hatten sich die Bischöfe sehr kritisch mit der Einparteiendiktatur von Präsident Hastings Kamuzu Banda auseinandergesetzt. Die Bischöfe forderten in ihrem Fastenhirtenbrief die Zulassung mehrerer Parteien, eine offene politische Debatte sowie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Zudem beklagten sie Mißstände im Bildungs- und Gesundheitswesen und verlangten eine gerechtere Verteilung des nationalen Einkommens.
Der greise Präsident Banda hatte das ressourcenarme Binnenland, das etwa ein Drittel der Größe Deutschlands hat, 1964 in die Unabhängigkeit geführt. Banda läßt sich als Erlöser (Ngwazi) bezeichnen und behandelt Malawi wie seinen Privatbesitz.
Eichel droht Bonn mit Stopp der Bahnreform
"Waigel treibt die Länder in den Ruin"
me WIESBADEN, 2. März. Die Bahnreform und das "Föderale Konsolidierungs-Programm" der Bonner Regierung werden nach Ansicht des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) scheitern, wenn der Bund den Finanzforderungen der Länder nicht nachgibt. In einem Interview der FR sagte Eichel, das "Konsolidierungs-Programm" von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) treibe die Länder "in den Ruin". Auch die Übernahme der Nahverkehrsstrecken der Bahn könne "niemand bezahlen", wenn der Bund den Ländern und Kommunen nicht eine Finanzquelle erschließe. Eichel forderte dazu eine "verfassungsrechtlich abgesicherte" Beteiligung der Länder an der Mineralölsteuer. Eher werde es keine Bahnreform geben, als daß die Länder bei dieser Finanzierungsfrage "umfallen" würden. Die Länder seien nicht bereit, "die Verantwortung für den Abbau des Regionalverkehrs" zu übernehmen. Wenn der Bund meine, der öffentliche Nahverkehr sei "nicht mehr zu finanzieren", müsse er die Verantwortung dafür selbst tragen. Ein schwerer Fehler Waigels sei es gewesen, die Bahnreform mit der Neuregelung der Bund-Länder- Finanzbeziehungen zu verknüpfen, sagte Eichel. Damit habe er dem Verkehrsminister "den Boden unter den Füßen weggezogen".Video-Zeitreisein eine Traumwelt
HATTERSHEIM. "Wünsche, Träume, Perspektiven" ist der Titel eines Workshops für Jugendliche aus Hattersheim, Okriftel und Eddersheim. In der Projektwoche sollen die jungen Menschen ihre Vorstellungen von Beruf, Partnerschaft und Familie auf Video bannen. Auftakt dazu ist am Freitag, 5. März. Von 16 Uhr an werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Eddersheimer Jugendtreff im Umgang mit der Videokamera geschult. In der Woche vom 8. bis 12. März treffen sich die Jugendlichen jeweils von 14 bis 18 Uhr wiederum im Keller des Begegnungshauses. Gemeinsam mit Betreuern das Sachgebietes Jugendarbeit des Main-Taunus-Kreises und Mitarbeitern der Beratungsstelle Jugend und Beruf in Eschborn starten die jungen Leute zu einer Zeitreise ins Jahr 2005. Dabei sollen sie sich vorstellen, wie ihre Umgebung in der Zukunft aussieht, welche Wünsche und Träume sie verwirklichen möchten.
Der Ausflug in die Traumwelt von morgen soll mit der Videokamera und in Interviews dokumentiert werden. Aus den einzelnen Clips sollen die Jugendlichen ein komplettes Video zusammenschneiden. Auch das Vertonen des Bandes erfolgt in eigener Regie. Am Mittwoch, 17. März, werden die Schalter am Drumcomputer und am Synthesizer bedient.
Während der Projektwoche und am 17. März bleibt der Jugendtreff den Teilnehmern des Workshops vorbehalten. Wer daran mitwirken möchte, kann sich vorab unter der Rufnummer 0 61 45 / 3 09 82 informieren. kkü
Im Konzert der postmodernen Messe- Bauten tut sich ein bescheidenes, noch gänzlich schmuckloses Relikt der Nachkriegszeit seit Jahren schwer: Die Kongreßhalle an der Theodor-Heuss-Allee.
Ihre Tage sind nun endgültig gezählt - OB Andreas von Schoeler und die Messe-Geschäftsführung präsentierten, was der Frankfurter Architekt Helmut Joos "eine behutsame Neudefinition des Stadtbildes im Westen" nannte.
Joos und damit das Architekturbüro JSK, Perkins & Will gewann das Gutachterverfahren für ein internationales Kongreßzentrum mit 500-Betten-Hotel und Büros - es soll 1997 an die Stelle der Kongreßhalle treten.
Tatsächlich wird die riesige, ungegliederte Freifläche zwischen Messekreisel und Messegelände ihr Gesicht völlig verändern. Joos entwarf ein fast halbmondförmig geschwungenes, 50 Meter hohes Gebäude, das die Rotunde der benachbarten, denkmalgeschützten Festhalle aufnimmt - und um ein gutes Stück überragt.
Politiker und Architekt halten sich aber einen nur 18 Meter hohen Vorbau zugute, der die Platzkante markieren soll und zugleich das Foyer des künftigen "Congress-Center Messe Frankfurt" (CMF) bildet.
Wer sich von der Wiesbadener Autobahn aus dem Messekreisel nähert, wird zuerst einen 50 Meter hohen Büro-Flügel des Kongreß-Zentrums sehen, zwölf Meter niedriger als das Poseidon-Haus gegenüber, als "parallele Einfassung der Heuss-Allee als große Einfallstraße" (Planungsdezernent Martin Wentz).
Von der Theodor-Heuss-Allee aus sind auch die zweigeschossigen Tiefgaragen unter beiden Gebäudeteilen zu erreichen - sie bieten Stellfläche für 500 Autos.
Mit etwas Glück klappt auch die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die städtischen Fachleute schätzen, daß die U-Bahn-Linie zur Messe "frühestens 1997 in Betrieb geht". Der schon lange geplante S-Bahnhof Messe steht allerdings wegen der Sparpläne des Bundes derzeit völlig in den Sternen.
Messe-Geschäftsführer Hans Dethloff sprach von einer "Investition zum Nulltarif" - zumindest für Stadt und Messe. Denn bezahlt wird das knapp 500 Millionen Mark teure Projekt von dem niederländischen Entwickler Corniche (Rotterdam) sowie dem Bouwfonds Nederlandse Gemeenten (Hoevelaken).
Die Verträge mit der Stadt sind nach "sehr ehrgeizigem Zeitplan" (von Schoeler) unterschriftsreif. Das Kongreßzentrum soll künftig der Messe zur Verfügung stehen, das Hotel betreibt die renommierte britische "Forte"-Kette.
Architekt Joos setzte sich gegen starke Konkurrenz durch - auch gegen Helmut Jahn, den Architekten des benachbarten Messe-Turmes.
Jahn präsentierte, was in Kreisen der Jury ein wenig spöttisch "liegender Messe-Turm" genannt wurde: eine 70 Meter hohe Hochhaus-Scheibe, die aus Sicht der Stadt die Dimensionen des Messeplatzes gesprengt hätte. jg (Siehe Kasten)
KREIS GROSS-GERAU. Für die Stunden, in denen die Ergebnisse der Kommunalwahl bekannt werden, gibt es Sonntag, 7. März, zahlreiche "Wahlfeten", die, sofern nicht anders angegeben, um 18 Uhr beginnen.
Mörfelden-Walldorf. Im Vereinsraum des "Goldenen Apfel" treffen sich alle, die es zur SPD zieht. Gleich nebenan im Gewölbekeller des Goldenen Apfels finden sich die Grünen ein. Die CDU lädt in den Clubraum II der Stadthalle, die DKP / Offene Liste trifft sich im Clubraum des Bürgerhauses. Groß-Gerau. Im Landratsamt laufen am Sonntagabend wichtige Drähte zusammen. Im zweiten Stockwerk sitzen die meisten Parteien mit ihren Spitzenvertretern. Traditionsgemäß tagen im Sitzungssaal des Landrates und angrenzenden Konferenzraum 2 die Sozialdemokraten. In den Räumen des Hauptamtes hat sich die CDU eingerichtet. Auf der gleichen Ebene sind noch FDP, FWG und Republikaner mit Anlaufstellen vertreten. Dagegen laden ab 20 Uhr die Grünen unter dem Motto "Ab jetzt fetzt&rquote;s im Landratsamt" in den im Erdgeschoß liegenden Konferenzraum 1 zu einer Party mit "Zambo&rquote;s Blues-Band" und Cocktail-Bar ein. Im Konferenzraum 3 (Anbau) ist für Sonntagabend ein Pressezentrum eingerichtet worden. Kelsterbach. Im kleinen Saal des Bürgerhauses trifft sich die SPD. Die CDU lädt für 19 Uhr in ihre Geschäftsstelle am Schloßplatz. Im Kolleg der "Dickworz" feiert die WIK. lis / cas)
MÜHLHEIM. Eine einwandfreie Wasserqualität auch im Kinderbecken werden die Badegäste im Lämmerspieler Freibad im Sommer vorfinden, versprach jetzt Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD). Für rund 30 000 Mark wird die Chloranlage, genauer gesagt die Regelmeßanlage, erneuert.
Schon im vergangenen Jahr hat die Stadt rund 35 000 Mark in die Modernisierung dieser Anlage gesteckt. Mit ein Grund dafür war die Solaranlage, die 1991 in dem Bad installiert wurde.
Wie der Magistrat schon in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Wilfried Bodensohn erklärte, hat die Solaranlage zunächst einmal nicht etwa Geld eingespart, sondern Kosten nach sich gezogen. So sind die Betriebskosten um 20 Prozent gestiegen, weil das Bad mit seiner konstanten Wassertemperatur auch bei kühler Witterung die Schwimmerinnen und Schwimmer anlockte.
Durch die hohen Wassertemperaturen seien zudem der Verbrauch von chemischen Zusatzmitteln wie Chlor sowie die Frischwasserzugabe um etwa 30 Prozent angestiegen. pmü
WETTERAUKREIS. Der Tod des eigenen Kindes ist der Alptraum aller Eltern. Wen dieses Schicksal getroffen hat, der kennt das Entsetzen darüber. Wie kann man dieses Leid ertragen? Wie überleben Eltern solche Katastrophen? Antworten auf diese Fragen versucht das katholische Dekanat Wetterau-West jetzt mit einem entsprechenden Seminar zu geben, denn die Trauer um ein Kind ist ein sehr langer und schwieriger Prozeß. In der Einladung zu dem Wochenendseminar heißt es: "Wenn dieser Weg mit anderen gemeinsam gegangen werden kann, wird der Weg nicht kürzer, aber niemand muß ihn einsam gehen."
Dieses Seminar soll ermöglichen, daß sich Betroffene - unabhängig von Alter und Todesursache des Kindes - in ihrer Trauer begegnen und ihren eigenen Trauerweg finden können. Das Angebot des katholischen Dekanates ist offen für alle Betroffenen.
Die Teilnahme kostet für Erwachsene 50 Mark. In diesem Betrag sind die Unterkunft, Verpflegung und Tagungskosten enthalten. Das Seminar ist vom 14. bis 16. Mai in dem Familienferiendorf des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Herbstein im Vogelsberg. Die Unterbringung erfolgt in Häusern mit jeweils sechs Betten (zwei Kinderzimmer mit Stockbetten, ein Doppelbett) und einem Reisekinderbett.
Anmeldungen nimmt ab sofort Joachim Michalik vom katholischen Dekanat Wetterau-West in der Stresemannstraße 8 in 6350 Bad Nauheim (Tel. 0 60 32 / 3 54 25) entgegen. str
Ein Versöhner, ein Barmherziger im jesuanischen Sinne ist der Fuldaer Bischof Johannes Dyba gewiß nicht. Die Selbstgerechtigkeit des Erzbischofs wirkt für viele oft unerträglich. Dies hat der SPD-Fraktionschef im Hessischen Landtag, Lothar Klemm, an- Selbstgerechtigkeit oft unerträglich hand vieler Beispiele faßbar zusammengetragen.
Neu erfunden hat er es sicherlich nicht. Denn die profundeste Dyba-Kritik kam schon lange vorher aus katholischen Reihen selbst.
Das beweist nicht nur der von Klemm zitierte frühere Frauenseelsorger. Das zeigt vor allem die linkskatholische Zeitschrift "Publik-Forum", die den Bischof von Fulda einmal zusammenfassend als "kleinen Despoten" bewertete.
Und der katholische Psychoanalytiker Eugen Drewermann hat in "Kleriker" geschrieben: "Man muß es als die entschiedene Tragödie der katholischen Kirche betrachten, daß sie auf die geistigen Herausforderungen der Neuzeit immer wieder . . . mit dem Versuch der Disziplinierung und Homogenisierung des Denkens statt mit dem Vertrauen in die Überzeugungskraft ihrer Lehren . . . geantwortet hat."
Daß der SPD-Politiker Klemm insofern die "katholische Glaubensfamilie" getroffen haben soll, wie von den Mitgliedern des Katholikenrats behauptet wird, ist absurd. Sie wollen den Übermittler der Dyba-Äußerungen geißeln statt Dyba selbst.
Zum Glück hat das Bundesland Hessen mit dem Limburger Bischof Franz Kamphaus auch einen liberalen katholischen Geistlichen.
Von dem versucht sich Dyba jedoch zu distanzieren, wann immer es geht.
JOACHIM HAAS-FELDMANN
Professor Otmar Wassermann, Chef des Instituts für Toxikologie an der Kieler Universität, bleibt dabei: Die 102 Kinder, die in dem von o-Nitroanisol und anderen Chemikalien verseuchten Teil Schwanheims leben, sollen "für eine Übergangszeit evakuiert werden". Der 58jährige Gift-Experte zeigte sich im Gespräch mit der FR vom Gegenvotum, das eine vom Hessischen Umweltministerium zusammengetrommelte Kollegenrunde am Vorabend nach siebenstündigem Kolloquium abgegeben hatte, unbeeindruckt. Wassermann, der an der Sitzung teilnahm, ging im Streit: "Ich wollte mich nicht in einen Konsens einwickeln lassen. Bei solchen Umarmungen mache ich nicht mit."
Im Gegensatz zu seinen Fachkollegen hält der Kieler Gelehrte das über Schwanheim niedergegangene o-Nitroanisol für "stark krebserregend". Und er teilt auch nicht die Einschätzung der Toxikologen-Runde, daß die ebenfalls über dem Stadtteil aus der gelben Hoechst- Wolke geregneten Chlorazobenzolderivate "nicht dioxinähnlich wirken könnten". Wassermann: "Wir haben doch nur extrem wenig Datenmaterial über diese Stoffe. Deshalb müssen wir sie aus Präventionsgründen in ihrer Wirkung gleichsetzen mit dem Seveso-Gift Dioxin."
Man habe es, so Wassermann, schließlich bei zehn Prozent des Niederschlags von Schwanheim zu tun "mit einer Mischung von krebserregenden Verbindungen, deren Potenz wir nicht kennen und von deren Zusammenwirken wir nichts wissen".
Es bestehe "trotz aller Sanierung" die "große Gefahr", daß von diesem Gift-Gemenge Reste auf "porösen Strukturen wie am Putz von Häusern oder auf Dächern" überdauerten und dann "bei wärmer werdender Witterung" die Menschen krank machten.
Da seien, sagt Wassermann, Kinder "wesentlich stärker gefährdet als ausgewachsene Organismen". Es drohe Krebs, "aber es könnte auch zu allergisierenden Wirkungen kommen, und man kann ja auch schleichend krank werden". Deshalb solle man die Schwanheimer Buben und Mädchen "für eine Übergangszeit" evakuieren, die Wohnungen ihrer Eltern "ständig auf Belastungen messen und überwachen" und im Zweifel "auch an die Außenhaut der Häuser gehen, um die Gefährdungen zu beseitigen".
Frankfurts Umwelt-Stadtrat Tom Koenigs und Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (beide Grüne) halten das "für falsch". Auch seien "Kinderlandverschickungsaktionen jeglicher Art an keinem Punkt sinnvoll oder vertretbar". Koenigs und Nimsch berufen sich dabei auf das (ohne Wassermann einstimmige) Mehrheitsvotum des Wiesbadener Toxikologen-Gipfels.
Nimsch: "Wenn ein Kind von jetzt an täglich sein ganzes Leben lang ein Gramm des kontaminierten Schwanheimer Bodens essen würde, betrüge das Krebsrisiko gerade eins zu zehntausend."
Es gelte darum, zu verhindern, daß die Menschen die Substanz in die Hand nehmen, in den Mund stecken oder runterschlucken. Nimsch und Koenigs betonten, daß es "keine Akutgefahr für Ausgasungen" gebe. Der Schmelzpunkt von o-Nitroanisol liege zwar bei zehn Grad, doch da werde es erst einmal flüssig. In gasförmigen Aggregatszustand wandele sich die Substanz erst bei 273 Grad Celsius.
Koenigs und Nimsch räumten ein, daß diese Information von Römer-Seite in den ersten Tagen "mißverständlich" gelaufen sei. Leider habe sich dadurch "in den Köpfen festgesetzt, daß es bei wärmeren Temperaturen zu riesigen Ausgasungen in Schwanheim kommen könnte". Dies sei falsch. peh
"Abtreibungspille RU 486 notfalls per Zwangslizenz einführen"
Der Chemiekonzern Hoechst sorgt wieder einmal für Negativschlagzeilen. Als Folge eines Betriebsunfalls im Hoechst- Werk in Frankfurt-Griesheim haben große Mengen eines krebserzeugenden Giftes die Luft, Böden und das Grundwasser verseucht. Das Ausmaß der Schäden für die Anwohner ist noch gar nicht abzusehen.
Der Chemiekonzern Hoechst, der den Betriebsunfall bis zum heutigen Tag verharmlost und vertuscht hat, der durch sein Verhalten die Gesundheit der Kinder im angrenzenden Stadtteil Schwanheim gefährdet hat, schwingt sich in der Diskussion um die Abtreibungspille RU 486 dazu auf, aus scheinbar ethisch-moralischer Verpflichtung die Zulassung von RU 486 in Deutschland zu verhindern. Dabei ist die unter dem Handelsnamen Mifepriston beispielsweise in Frankreich, Großbritannien und Schweden längst im Handel erhältliche Abtreibungspille ein weitaus schonenderes Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft als andere "Pillen danach". Auch die Verwendung von RU 486 als bessere Alternative zum chirurgischen Eingriff wird durch die Nichtbeantragung der Zulassung verhindert. Hoechst trägt durch seine Verweigerung dazu bei, daß schwangere Frauen in Deutschland bei einem Schwangerschaftsabbruch risikoreichere Wege für einen Eingriff wählen müssen. Obwohl das französische Tochterunternehmen der Hoechst AG bereits das Präparat RU 486 entwickelt und auf den Markt gebracht hat, setzt sich Hoechst in erschreckender Weise über medizinische und ethische Pflichten hinweg, ein einsatzreifes Medikament auf den Markt zu bringen, das einen weitestgehend nebenwirkungs- und schmerzfreien Abbruch der Schwangerschaft herbeiführt. Sollte sich die Firma Hoechst weiterhin weigern, die Zulasssung des Präparats RU 486 zu beantragen, plädiere ich dafür, die Abtreibungspille notfalls per Zwangslizenz in Deutschland einzuführen. Eine solche Möglichkeit ist im Patentrecht vorgesehen, wenn das im öffentlichen Interesse geboten ist. Ein solches öffentliches Interesse besteht, weil auch den Frauen in der Bundesrepublik nicht länger schonendere und weniger risikoreiche Methoden des Schwangerschaftsabbruchs vorenthalten werden dürfen. Frauen in der Bundesrepublik sind nicht weniger mündig als Frauen in Frankreich, Großbritannien oder Schweden. Es muß künftig auch in Deutschland möglich sein, das Präparat RU 486 in Kliniken unter strenger ärztlicher Aufsicht und Kontrolle einzusetzen.
Sollte sich die Firma Hoechst weigern, die Zulassung zu beantragen, könnte per Zwangslizenz eine andere Firma, die diese Zwangslizenz beantragt, das Präparat herstellen. Die Bundesregierung muß deshalb unverzüglich dafür sorgen, daß der Schwangerschaftsabbruch auch in Deutschland mit modernen und gesundheitsschonenderen Methoden durchgeführt werden kann.
Ingrid Matthäus-Maier ist stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag
BÜDINGEN. Für Eberhard Bauner, den amerikanophilen Bürgermeister von Büdingen, gilt es im gastronomischen Angebot der Stadt eine Lücke zu schließen. Bislang mußten Einwohner und Besucher sich in der "schönsten Stadt Deutschlands" mit der hiesigen gutbürgerlichen Küche oder kulinarischen Spezialitäten begabter Köche aus Italien und anderen europäischer Ländern begnügen. Bald darf es, so lautet der Wunsch des Christdemokraten, auch "McDonalds" sein.
Weil Bauner nicht ohne jeden Neid seit geraumer Zeit hinüber nach Rosbach blickt, wo sein Kollege Reinhold Medebach "ganz happy" wegen der dort boomenden Fast-Food-Niederlassung sei, sprach er "mehrfach schon selbst" mit Repräsentanten des weltweit agierenden Unternehmens. Künftig, so äußert er geheimnisvoll, werde "ein Mittelsmann" die Kontakte pflegen. Schließlich, so Bauner im Stil eines Werbefachmannes, sei McDonalds "für die junge Generation ein Fast-Food-Restaurant zu günstigen Preisen".
Kaufhaus-Chef Peter Joh bat der Bürgermeister bereits um Mithilfe auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie. Der Geschäftsmann versprach, so sein Geschäftsführer Gerd Grohmann: "Wenn ihr das wollt, finden wir einen Weg, das zu realisieren."
Bauner-Kontrahent Kröll, Büdingens sozialdemokratischer Stadtrat, will nicht als Miesmacher dastehen. "Zu einer Stadt", sagt Kröll, gehöre nun mal "eine Vielfalt an Angeboten". Auch wenn er persönlich sich eher nach einem "schönen Fischgeschäft" sehnt. sal
Polizeibeamte, die sich im Schwanheimer Krisengebiet in vorderster Linie aufhalten, müssen Schutzanzüge mit Gesichtsmasken tragen. Das hat Polizeipräsident Karlheinz Gemmer in einem Fernschreiben an alle Dienststellen der Schutzpolizei angeordnet. Der Behördenleiter entsprach damit auch einer Forderung des Personalrates im Präsidium, der einen Initiativantrag zum Schutz der Beamten vor Ort verabschiedet hat.
Der Initiative aus dem Präsidium waren Beschwerden der in Schwanheim zur Verkehrsregelung eingesetzten Beamten vorausgegangen. Die wurden nämlich ohne jeden Schutz der Staubwolke ausgesetzt, die beim Abfräsen der Asphaltdekke entstanden und von der Uferstraße aufgestiegen ist. Der Trupp zur Dekontaminierung steckte dagegen in weißen Spezialanzügen. Mund und Nase wurden mit Masken geschützt.
Der Polizeipräsident wies die Beamten an, zu Sanierungsarbeiten in dem Viertels möglichst einen Abstand von 50 Metern zu halten. Wenn dies aufgrund der Aufgabenstellung nicht gewährleistet werden könne, sei dieselbe Schutzkleidung vorgeschrieben, wie sie von der Berufsfeuerwehr und von den Hoechst-Kolonnen benutzt werde.
Der Personalratsvorsitzende Hansgeorg Koppmann schätzt, daß mittlerweile eine Hundertschaft der Polizei in Schwanheim eingesetzt wurde. Koppmann wies darauf hin, vor allem von Montag bis Mittwoch letzter Woche seien die Beamten einem Gefahrenrisko ausgesetzt worden.
Der Schutzpolizeichef Heinrich Bernhard hat eine Namensliste angefordert und den Kollegen generell empfohlen, den Polizeiarzt aufzusuchen. Die Uniformen sollten in Plastiksäcken verpackt werden. Die Spinde werden gereinigt, Polizeifahrzeuge zur Hoechster Waschanlage gefahren. Die Schuhe, so der Hinweis in dem Fernschreiben an die Reviere, könnten auf der Feuerwache 5 gereinigt werden.
Der Personalrat hat die Maßnahmen der Behördenleitung ausdrücklich begrüßt. Hansgeorg Koppmann ist jedoch der Meinung, daß entsprechende Anordnungen bereits in der vergangenen Woche notwendig gewesen wären. habe
Experten und Ausschüsse befaßten sich auch Dienstag mit den Auswirkungen bei Hoechst / Fischer sieht keine Schuld der Behörden
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit dem starken Kontingent von neun Gruppen wird der Main-Kinzig-Kreis auf dem Hessentag in Lich vertreten sein, der vom 9. bis zum 18. Juli stattfindet. Dabei konnte der Kreisausschuß nicht einmal alle Gruppen berücksichtigen, die an der Teilnahme interessiert waren, heißt es in einer Mitteilung aus dem Landratsamt. Die Organisationsleitung des Hessentages läßt mehr Teilnehmer nicht zu.
Gemeldet wurden:
Die Trachtengruppen aus Großkrotzenburg und Steinau, das Vogelsberger Griebentheater aus Schlüchtern, die Historische Bürgergarde Schlüchtern, der Eisenbahner-Musikverein aus Schlüchtern- Elm, der Motivwagen Märchenhaftes Bad Orb, der Motivwagen Kaiserpfalz Barbarossaburg aus Gelnhausen, der Bartverein aus Steinau und der Twirling Club aus Langenselbold. are
cri FRANKFURT A. M. Die zum Teil üppigen Steueranreize regen vor allem den Bau von Eigentumswohnungen an. Um mehr als 30 Prozent auf 125 972 sind zumindest die Genehmigungen für derartige Vorhaben im vergangenen Jahr in Westdeutschland gestiegen. Ein Umstand, den die Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer auch auf die "Stabilität im Mietrecht" zurückführt. Die Eigentumswohnungen machen damit mehr als die Hälfte der insgesamt genehmigten neuen Heime in Mehrfamilienhäusern aus. Angesichts dieses hohen Anteils beeilt sich das Bauministerium auch in einer Presseinformation hinzuzufügen, daß "erfahrungsgemäß" etwa die Hälfte der Eigentumswohnungen vermietet werde.
Insgesamt setzten die zuständigen Ämter ihren Stempel unter Anträge für 458 807 neue Wohnungen, was einem Zuwachs um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ministerin Schwaetzer ist zuversichtlich, daß die Vorhaben bald umgesetzt werden. Darauf ließen unter anderem die hohen Auftragseingänge der Bauwirtschaft schließen.
Mit einem Anstieg um gut acht Prozent auf 103 974 haben auch wieder die Genehmigungen für Einfamilienhäuser angezogen. Der durch das hohe Zinsniveau bedingte Einbruch in der Vorperiode "konnte damit überwunden werden", heißt es in Bonn. Bei Zweifamilienhäusern registrierte das Statistische Bundesamt, das seine Erkenntnisse allerdings erst heute veröffentlichen darf, ein Plus von gut 17 Prozent auf 52 250 geplante neue Objekte.
MÖNCHENGLADBACH, 2. März (dpa). Bei einem bundesweiten Schlag gegen Tierschmuggler haben deutsche Zollfahnder 458 wertvolle, vom Aussterben bedrohte Papageien aus Übersee beschlagnahmt. Wie das Mönchengladbacher Zollfahndungsamt am Dienstag berichtete, waren bei der Aktion am 15. Februar die Räume von 33 Vogelhändlern und Vogelzüchtern durchsucht worden.
Drahtzieher des Schmuggels soll ein 48jähriger Tierimporteur aus dem Großraum Düsseldorf gewesen sein. Er ist voll geständig, hieß es. Die beschlagnahmten Vögel wurden in Zoos gebracht. Artenschutz-Abkommen ohne Folgen
BONN (AFP). Das Washingtoner Artenschutz-Abkommen von 1973 hat nach Einschätzung des Deutschen Naturschutzrings (DNR) die "Naturausplünderung" nicht verhindert. Jedes Jahr werde eine Million in der Wildnis gefangene Vögel in die Europäische Gemeinschaft importiert. Die Zahl der eingeführten Zierfische liege vermutlich bei mehr als 150 Millionen. Vor allem in den neuen Bundesländern seien die Verbraucher nicht ausreichend über den Artenschutz informiert, bemängelte der Deutsche Naturschutzring am Dienstag in Bonn.
Kleine Lokalrundschau
Sprechstunde im Frauenbüro FLÖRSHEIM. Eine Sprechstunde bietet Flörsheims Frauenbeauftragte Brigitte Wagner-Christmann am heutigen Donnerstag von 18.30 bis 19.30 Uhr im ersten Stock der Alten Kirchschule an. Vortrag über Sicherheit SCHWALBACH. "Wie sicher ist es in Schwalbach?" lautet der Titel eines Vortrages bei der Frauen-Union am heutigen Donnerstag um 17 Uhr im Gruppenraum 7 / 8 des Bürgerhauses. Das Referat hält Volker Simon, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle Eschborn. Prüfung für Hundeführerschein FLÖRSHEIM. Einen Kursus zum "Hundeführerschein" bietet der Verein für Schäferhunde am Samstag, 6. März, an. Erstes Treffen des sechs Monate dauernden Lehrgangs ist um 15 Uhr auf dem Übungsplatz in der Seegerstraße. Dabei lernen Hunde jedweder Rasse, auch ohne Leine bei Fuß zu gehen. Info und Anmeldungen unter Tel. 0 61 45 / 5 26 28.
Exkursion durch Mainauen HATTERSHEIM. Das Schutzgebiet der Mainauen in Okriftel ist Ziel einer Exkursion des Bundes für Umwelt und Naturschutz am Sonntag, 14. März. Treffpunkt: 9 Uhr am ehemaligen Phrix-Werk.
Disco im Güterschuppen FLÖRSHEIM. Heiße Musik erklingt am Freitag, 5. März, im Güterschuppen am Flörsheimer Bahnhof. Dort steigt von 19.30 Uhr an eine Disco.
Wanderer planen Touren HATTERSHEIM. Ihr Jahresprogramm erstellen die Mitglieder des Wander- und Kulturvereins am Samstag, 13. März. Die Versammlung beginnt um 20 Uhr im Vereinslokal "St. Barbarba".
Härtegrad zwei ESCHBORN. Das Eschborner Wasser liegt im Härtebereich zwei. Dies teilt die Stadtverwaltung mit, die das Institut Fresenius die Härte des Trinkwassers untersuchen ließ. Sie bittet die Haushalte, die Wasserhärte zu berücksichtigen, wenn sie Pulver in ihre Waschmaschinen kippen.
HANAU. Drei junge Männer haben am Montag nachmittag in der Frankfurter Landtraße einen elf Jahre alten Jungen, der mit seinem Mountainbike unterwegs war, gestoppt, geschlagen und getreten in der offensichtlichen Absicht, ihn zu berauben.
Der Junge floh in einen Laden, die Täter verschwanden mit dem Rad.
Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az
OBERURSEL. Auf "behutsame Weiterentwicklung" der Stadt setzt nach eigenen Worten die Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) in ihrem Wahlprogramm. Die OBG, die zur Zeit mit fünf Vertretern im Oberurseler Parlament sitzt, hat insgesamt 41 Kandidaten für Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeiräte aufgestellt. Spitzenkandidat ist Helmut Reutter.
Im Verkehrsbereich tritt sie vor allem für die Fertigstellung der B 455 neu ein, für die Weingärtenumgehung und die Südumgehung Weißkirchen. "Wir haben hier in den letzten Jahren durch Intervention der verschiedensten politischen und unpolitischen Lobbies viel Zeit verloren", meint Fraktionschef Karl Böhle dazu. Außerdem lehne die OBG "den Bau von Wohngettos und Trabantenstädten in Bommersheim" und weitere massive Gewerbeansiedlungen ab.
Einsetzen will sich die Bürgergemeinschaft auch für den Bau des Seniorenstifts, für den Ausbau von Kindergärten und eine stärkere Betreuung von Jugendlichen. Die Konkurrenten sieht sie zerstritten: Der SPD diagnostiziert sie "innerparteiliche Polarisation", und die Grünen hätten Probleme durch die "Abspaltung der WILO", deren Wahlvorschlag auch von der Grünen und "militanten Feldbergzubringer-Gegnerin" Anette Zmyi unterschrieben worden sei. esi
"Kommen Sie schnell, es ist eine Schande, was hier passiert!" Landschaftsarchitektin Ute Wittich aus Oberrad alarmierte die FR, als sie sah, daß auf ihrem Nachbargrundstück, hinter dem Haus Nr. 10 an der Mathildenstraße, "eine wunderschöne, alte Weide mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,20 Metern" entastet und Stück um Stück abgetragen wurde.
Für den Fotografen war es noch nicht zu spät: Die behelmten Männer einer Spezialfirma waren noch mit kreischenden Sägen bei der Arbeit. Das weckt Emotionen bei den Anwohnern: Kurz vor Frühlingsbeginn stirbt ein Baum, der 20 Meter in den blauem Himmel ragt und für den Grünbereich auf der kleinen Wiese nicht nur eine optische Bereicherung darstellt. Die dort wohnenden Mieter gehören zur städtischen Wohnheim GmbH.
Um es vorwegzunehmen: Rechtlich war dies alles abgesichert. Es wurde, nach Begutachtung durch eine neutrale Fachfirma und Besichtigung durch das Gartenamt, deshalb die Genehmigung zum Fällen gegeben, weil der Baum mit seinem weichen Holz "stark vom Pilz befallen ist", so Horst Heil, Leiter des Friedhofs- und Gartenamtes der Stadt.
Was allerdings wieder einmal schiefgelaufen war: Weder die Mieter der "Wohnheim", noch die anderen Nachbarn wurden informiert. "Dann hätten wir mehr Verständnis aufgebracht", sagte eine Anwohnerin. Das räumt auch Heinrich Friedrich von der "Wohnheim" ein: "Wir beantragen sowas nicht gern. Das kostet einige tausend Mark - aber es mußte sein."
Dennoch stellt sich Ute Wittich, als "Fachfrau" mit solchen Fragen öfter befaßt, nach wie vor die Frage, ob denn gleich der ganze Baum weg mußte. "Ein starker Rückschnitt hätte es vielleicht auch getan, damit der Wind nicht mehr soviel Angriffsfläche hätte", meint sie.
Auch dem widerspricht Gartenamtschef Heil: "Wir machen es uns nicht leicht. Hier hätte auch ein Baumchirurg nichts gutmachen können." Es seien schon während der letzten Stürme starke Äste abgebrochen. "Wir müssen auf Nummer Sicher gehen, wenn die Standsicherheit gefährdet ist. Denn wir haften, wenn etwas passiert!"
Daß die Leute ringsum nicht unterrichtet wurden, hält auch er nicht für gut. Dennoch: "Es ist uns nicht immer möglich, über das Presseamt die Zeitungen von solchen Baumfäll-Arbeiten zu unterrichten, weil wir Privatfirmen beauftragen, die einen bestimmten Zeitplan schwer einhalten können."
Das Gartenamt lehne viele Anträge ab, etwa, wenn jemand sagt, Wurzeln würden Gehsteigplatten heben oder eine Mauer gefährden. Hier suche man zuerst nach anderen Lösungsmöglichkeiten.
"Aber Wurzeln kann man dann nicht abhacken, wenn sie tragend sind", sagt Heil.
Zur Informationspolitik meint er: "Wir haben schon überlegt, Bäumen Schilder umzuhängen, auf denen steht, warum sie fallen müssen." -vau
HANS J. SCHUCH, seit 24 Jahren für die Sozialdemokraten in Stadtparlament, Ausschüssen und Magistrat tätig und seit vielen Jahren im Vereinsring aktiv, ist im Umgang mit Auszeichnungen schon ziemlich erfahren. Jetzt darf er sich einer ganz besonderen Ehrung freuen: Gestern verlieh ihm Main-Taunus-Landrat JOCHEN RIEBEL (CDU) das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens.
Seit 17 Jahren ist Schuch Vorsitzender des Hattersheimer Carneval-Clubs und seit 22 Jahren schon dessen Sitzungspräsident. Die Narretei wurde ihm bereits in die Wiege gelegt: 1934 ist er in Mainz geboren.
1960 zog er mit seiner Frau Marie- Louise nach Hattersheim, ist Vater zweier 24 und 27 Jahre alter Söhne. Von 1958 bis 1992 war er bei der Lufthansa beschäftigt, gehörte seit 1961 der Gewerkschaft ÖTV an, war zwölf Jahre hauptamtliches Mitglied des Gesamtbetriebsrates und mehr als 22 Jahre Mitglied der Bundestarif- und Verhandlungskommission seiner Gewerkschaft. Für sein vielfältiges Engagement wurde Schuch bereits mit den Rathausplaketten in Bronze, Silber und Gold und außerdem mit den Ehrenbrief des Landes Hessens ausgezeichnet. Das Bundesverdienstkreuz erhielt der Hattersheimer nun laut Riebel für "uneigennütziges Handeln im Dienste und zum Wohle der Allgemeinheit".
LANGENSELBOLD. Mit dem ersten Spatenstich fiel jetzt der Startschuß für den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 18 Sozialwohnungen in der Birkenstraße 5. Ihre Größe wird mit 60 und 101 Quadratmeter angegeben, die Miete soll 8,15 Mark pro Quadratmeter kosten. Der Entwurf sieht ein behindertenfreundliches Erdgeschoß vor.
"Mit dem Wohnungsbaukonzept pakken wir die eigentlichen Probleme an", sagt Bürgermeister Hans-Peter Ebner. Von diesem Weg lasse er sich "durch Miesmacher" nicht abbringen. CDU und SL hatten bei der jüngsten Parlamentssitzung die Vergabepraxis der Stadt kritisiert. Sie habe die Hanauer Baugesellschaft ohne öffentliche Ausschreibung als Bauherrin ausgewählt. Deren Eigenanteil beträgt 625 000 Mark, die Stadt bewilligte ihr ein Darlehen von 783 000 Mark für das Projekt, das insgesamt 4,16 Millionen Mark kosten wird. jur
BAD VILBEL. Der Magistrat will den Stadtbus für den Dauerbetrieb empfehlen. Als wichtigstes Ergebnis des fünftägigen Probelaufes des möglichen Stadtbusses mit dem eingängigen Namen Vilbus stellt zweiter Stadtrat Jörg Frank (CDU) in einer Zwischenbilanz heraus, daß die Innenstadtlinie von 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr sehr gut angenommen wurde. So erstaunt es denn auch nicht, daß der Magistrat der Presseerklärung von Stadtrat Frank zufolge den Probebetrieb als Erfolg bewertet. Daher werde der Magistrat dem Parlament vorschlagen, den Bus auf Dauer einzurichten. Die Stadtverordnetenversammlung wird allerdings vor der Kommunalwahl nicht mehr tagen.
Unter den Anbindungen an die Ortsteile Dortelweil, Gronau und Massenheim sei die von und nach Dortelweil am meisten frequentiert worden - obwohl zwischen Dortelweil und der Kernstadt auch eine S-Bahnanbindung besteht.
Zuvor schon hatten sich die Oppositionsparteien von SPD, FDP, Grünen und auch die Umweltliste in einer selten einmütigen Erklärung entschieden dafür ausgesprochen, den Stadtbus von einem Probe- im Regelbetrieb ab September 1993 zu fahren. Die Parteien, die Grünen voran, haben seit Jahren Druck zur Einführung des Stadtbusses gemacht. Daß ihre Initiativen im Parlament seit Jahren stets abgelehnt wurden, begründete Bürgermeister Günther Biwer bei der "Jungfernfahrt" des Vilbus Ende vergangenen Monats mit dem Hinweis, es sei noch zu früh dazu gewesen. Erst die (laufende) Umgestaltung der Verkehrsführung zum Innenstadtring mache das Angebot möglich.
Die Oppositionsparteien fordern unter anderem, die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, den Busverkehr zu beschleunigen und Investionen im ÖPNV Priorität einzuräumen. Bei der Umsetzung des Konzeptes müßten die städtischen Gremien (Parlament, Ortsbeiräte) beteiligt werden.
Indirekt geht Stadtrat Frank auch auf die "Eckpunkte" der gemeinsamen Parteien-Erklärung ein: Der Wert des Probelaufes lag nach seinen Worten im Erkennen von Tendenzen des Fahrgastverhaltens, in der Möglichkeit, Anregungen aufzunehmen und praktische Probleme bei der Routenführung auszumachen. Mitarbeiter des Planungsbüros Dr. Storost hatten rund 300 Fahrgäste befragt und dabei bestätigt gefunden, was eigentlich niemanden erstaunt: Rund 98 Prozent seien für den Vilbus gewesen, 90 Prozent hätten ihn als Alternative zum Auto empfunden. Während der kurzen Probezeit nutzten allerdings nur 20 Prozent den Vilbus anstelle des Autos - es ist ja unsicher, ob der Bus ständiges Angebot wird, das Auto ist aber da. Der Tarif von einer Mark wird von der großen Mehrheit als angemessen empfunden. Auf ähnliche Akzeptanz stießen Lage und Zahl der Haltestellen.
Bei der Beurteilung der beiden Bustypen schnitt der etwas größere besser ab, da dieser eine tiefere Konstruktion beim Einstieg aufweist. Der Fahrplan habe sich als zu knapp bemessen erwiesen, obwohl er vorher in 15 Testfahrten erprobt worden sei. Das liegt laut Frank in der "über Erwarten hohen Zahl der Mitfahrwilligen". Außerdem hätten sich manche Ampelphasen als Hemmnisse erwiesen, dort müßten größere Spielräume eingeplant werden. Die S-Bahn habe regelmäßig drei bis fünf Minuten Verspätung, darauf müsse sich der Bus einstellen. Die Umlaufzeiten würden sich außerdem verbessern, wenn die Nordumgehung die Autostaus in der Stadt beseitige.
Den Vorschlag zum Dauerbetrieb will die Verwaltung mit einem Konzept untermauern. Der Bus soll allerdings nicht fahren bevor die Frankfurter Straße fertiggestellt ist, vorher sei das wegen dauernder Änderungen unsinnig. de
Die beiden heimischen Zweit-Bundesligisten AV Schaafheim und FSV Münster werden auch bei den Einzelmeisterschaften der Freistilringer, die am Wochenende in Berlin ausgetragen werden, stark vertreten sein. Nach Abschluß der Rundenkämpfe und der Landes-Einzelmeisterschaften strebt die Saison damit ihrem Höhepunkt und Ende entgegen. Am 12. und 13. März folgen in Mühlheim an der Ruhr noch die Meisterschaften im klassischen Stil.
Der FSV Münster schickt mit Olgun Levent, Klaus Schmitt, Thomas Winter und Thomas Wörner vier Ringer ins Rennen. Papiergewichtler und Freistil-Spezialist Thomas Wörner, der im Verlauf der Zweitliga-Saison nur zweimal unterlag und eifrigster Münsterer Punktesammler war, sicherte sich im Vorfeld der "Deutschen" ungefährdet die hessische Meisterschaft der Junioren. Dies ist nach seinem Sieg in der 48-kg-Konkurrenz der Aktiven bereits seine zweite Goldmedaille in diesem Jahr. Der FSV- Youngster fährt dementsprechend zuversichtlich nach Berlin.
Die Ringer des AV Schaafheim haben nur teilweise Gelegenheit, sich von der Strapazen der Bundesliga-Saison und der Aufstiegsrunde zu erholen. Ringer-Trainer Mario Gattnar und Engin Ürün werden in Berlin versuchen, in der erfolgreichsten Saison seit Bestehen des AV weitere Meriten zu sammeln. Hoffentlich ist Berlin für die Ringer des FSV Münster und des AV Schaafheim eine Reise wert. jbp
Zur Person:
FRIEDRICH BOHL, Kanzleramtsminister, hat sich gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft ausgesprochen.
Grundsätzlich solle jeder Mensch nur einer Nation oder einem Volk angehören, sagte der CDU-Politiker (Bild: dpa) in Bonn vor Journalisten. Eine doppelte Staatsbürgerschaft überfordere und belaste die betroffenen Menschen. Als einzige Ausnahme bezeichnete Bohl aus Nazi-Deutschland geflohene Juden, die heute in den USA lebten. Ihnen könne auf Antrag neben dem US-amerikanischen auch ein deutscher Paß ausgehändigt werden. (idea)
"Der zweite Platz war nur an den Stammtischen das Saisonziel", lautet die bilanzierende Aussage von Helmut Gasper, Pressewart des FSV Münster, nach Abschluß der Saison in der zweiten Ringer-Bundesliga. Der FSV beendete diese Saison als dritter, verpaßte damit den Einzug in die Aufstiegsrunde zur 1. Liga und - was den "eingefleischten" Fans besonders sauer aufstieß: lag in der Endabrechnung um einen Zähler hinter dem ewigen Rivalen und Ortsnachbar AV Schaafheim.
Angesichts dieses Abschneidens geriet bei so manchem Betrachter das abgesteckte Saisonziel in Vergessenheit, welches lautete: ein Platz unter den ersten Fünf. Dieses Ziel hat die FSV-Staffel nicht nur erreicht, sie hat auch das bisher erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte hinter sich gebracht. Und dies in einer Liga, die nach Einschätzung Gaspers und des Abteilungs-Vorsitzenden Karl Löbig "so stark wie nie zuvor" war. Renommierte Teams wie Pirmasens, Langenlonsheim und der Vorjahresvize KG Schwalbach/Schwarzenholz müssen den Gang in die Drittklassigkeit antreten. Vielleicht lag es tatsächlich nur an den Erfolgen in Schaafheim, verbunden mit den beiden Derby-Niederlagen, daß die Münsterer Ringerfreunde trotz des objektiven guten Saisonverlaufes am Ende murrten und zeterten.
Die Niederlagen gegen Schaafheim, besonders jene im entscheidenden Kampf um Platz zwei vor eigenem Publikum, die taten den Münsterern schon arg weh. Der AV konnte bislang in sechs Kämpfen nicht einmal bezwungen werden und entwickelt sich zum Angstgegner der FSV- Staffel. Doch die Münsterer können immerhin darauf verweisen, die beste Mannschaft der Zweitliga-Rückrunde gewesen zu sein, nachdem zum Saisonstart noch recht viel Sand im Getriebe steckte. Sogar bei Meister Köllerbach gelang dem FSV ein 15:11, nur ein Kampf ging in der Rückrunde verloren: Der gegen den AV.
Die neuformierte Staffel des FSV brauchte eine gewisse Zeit, um sich zu formieren. In der neuen Saison soll dies nicht mehr nötig sein, denn die Münsterer sind bestrebt, das Team weitgehend zusammenzuhalten. Fast alle Münsterer Ringer waren in der Lage, in der zweiten Saisonhälfte noch zuzulegen und verbesserten in den Rückkämpfen ihr Punktekonto. Unter dem Strich überragte Papiergewichtler Thomas Wörner. Der 17- jährige Freistilspezialist war in dieser Saison der beste Papiergewichtler der 2. Liga und eifrigster Punktesammler des FSV. 32 Punkte sammelte er in der Vorrunde, wo er nur Schaafheims Holger Kartschall unterlag. In der Rückrunde mußte er in seiner schwächeren Stilart antreten und sammelte dennoch 30 Zähler, unterlag lediglich Juniorenweltmeister Miroslv Romanowski. Wörner, darüber sind sich die Münsterer einig, ist einer der stärksten Papiergewichtler, die der FSV je hatte. Er war zu Beginn der Saison vom KSV Wersau nach Münster gekommen.
Auch der Ex-Goldbacher Markus Rill sammelte 40 Punkte für den FSV, in der Rückrunde war er mit 23 Punkten einer der besten. Der 22jährige Juniorenmeister von 1990 wird immer mehr zur festen Größe. Dies ist Klaus Schmitt, der insgesamt 47,5 Punkte beisteuerte. Der 90-Kilo-Mann kam vom KSV Rimbach und gilt als nationale Nummer zwei im Halbschwergewicht. Fraglos hat der FSV eine starke Staffel beisammen, die im nächsten Jahr weiter an Leistung zulegen kann.
Das "Sahnehäubchen" setzte die 2. Mannschaft der Saison mit dem Meistertitel in der Landesliga. Im entscheidenden Kampf beim ASV Fulda, dem "Finale" um den Titel, setzte sich der FSV II vor 300 Zuschauern mit 15:14 durch.
Mit einer gewissenhaften Vorbereitung auf diesen wichtigen Kampf hatte die zweite FSV-Staffel den Grundstein zum Titelgewinn gelegt und die Meisterschaftsfeier entschädigte die Ringer hernach für alle vorangegangenen Entbehrungen. Auch sie feierten ausgelassen eine Saison, die zu unrecht von vielen Außenstehenden und selbsternannten Experten nicht in die Kategorie "erfolgreich" eingestuft wurde. Den Münsterern dürften die Stimmen der "Nörgler" gleich- gewesen sein, als sie auf den Tischen tanzend die Meisterschaft in der Landesliga feierten. Während die Deutschen Einzelmeisterschaften in Berlin noch laufen, bereiten sich die Ringer in Münster auf die neue Saison vor, die dann noch ein wenig erfolgreicher verlaufen soll, als die vergangene. Der Einzug in die Aufstiegsrunde dürfte angepeilt werden und - was besonders wichtig ist: zum siebten Mal der Derbysieg gegen den AV Schaafheim.
INA SCHNEIDER
MÜHLHEIM. Ein Kommunikations- und Selbstbehauptungstraining für Frauen bietet die Frauenbeauftragte der Stadt Mühlheim, Doris Globig, am Freitag, 19. März, von 19 bis 21.30 und Samstag, 20. März, von 9 bis 16 Uhr in den Räumen des Vereins "Frau-Mutter- Kind" in der Lessingstraße 25 an.
Die Leitung hat Angelika Kindt-Gey. Der Kurs kostet genau 100 Mark.
Informationen und Anmeldung bei Doris Globig, Rathaus, Friedenstraße 20, unter der Telefonnummer 0 61 08 / 60 11 05. pmü
Blech im Gallusviertel
Am Ende seiner knapp zweiwöchigen Asientournee möchte Bundeskanzler Helmut Kohl am heutigen Mittwoch abend in Moskau mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin zusammentreffen. Doch die Vorbereitung des Rendezvous gestaltet sich schwierig: Dem ermüdeten Machtkämpfer Jelzin kommt kurz vor dem nächsten Schlagabtausch mit dem konservativen Parlament der deutsche Besuch eher ungelegen. Bis gestern blieb auch unklar, ob ein Treffen überhaupt stattfinden wird.
Schon die Begründung des deutschen Landewunsches hat es in sich. Um der Frage, warum Helmut Kohl auf dem Heimflug von seiner Asienreise einen Zwischenstopp in Moskau einlegen wolle, eine möglichst belanglose Antwort zu geben, hat die deutsche Seite sich der Flugeigenschaften des Kanzler-Jets erinnert. Jene Boeing 707, heißt es, könne die lange Strecke von Südkorea nach Bonn nicht ohne "technischen Halt" zurücklegen. Und weil manch einem noch gegenwärtig sein könnte, daß die Maschine zum Auftakt der Reise ja problemlos von Deutschland nach Indien hatte fliegen können, wird ergänzt: Im fernen Südkorea seien nun einmal die Startbahnen zu kurz für einen vollgetankten deutschen Jumbo, und bei womöglich ungünstigen Winden reiche der verbliebene Sprit dann vielleicht nicht mehr bis zur heimatlichen Piste. Und wenn schon ein Auftanken notwendig ist: Was liegt dann näher als eine Visite in Moskau, der Residenzstadt von Kanzlers bedrängtem Duzfreund Boris?
Die deutsche Diplomatie ist keineswegs einfallslos. Bis zum Landeanflug auf die russische Hauptstadt am heutigen Nachmittag bleiben dem Heimkehrer Kohl alle Möglichkeiten offen. Entweder er fliegt weiter, dann standen die Winde eben günstig. Oder er landet und vertreibt sich die Zeit bis zur Weiterreise in der Flughafenkantine, dann war es der angekündigte "technische Halt". Oder aber er trifft sich tatsächlich mit Jelzin in einem Gästehaus des Präsidenten unweit vom Flughafen Wnukowo, wie die Botschaft in Moskau dies am Abend noch ankündigte.
Sicher ist nur: Wenn Kohl landet, dann betritt er wieder einmal ein unruhiges Rußland. Als der Kanzler im vergangenen Dezember nach Moskau kam, hatte man im Kreml gerade den Regierungschef gewechselt. Nun muß auch Jelzin auf dem bevorstehenden Kongreß der Volksdeputierten mit Attacken rechnen. Möglich, daß Kohl diesmal rechtzeitig kommen wollte. Noch in Tokio hatte der deutsche Gast die knauserigen Japaner am Wochenende vor einem Scheitern Jelzins gewarnt und sich für stärkere Hilfen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion eingesetzt. Die mögliche Begegnung mit dem russischen Staatslenker, um die sich die deutsche Seite bereits vor dem Beginn der Asienreise des Kanzlers bemüht hatte, sollte dem wankenden Reformer noch einmal Bonns Unterstützung signalisieren.
Doch in Moskau steht man solch gutgemeinten Gesten vorsichtig gegenüber. Bislang haben sie den gewünschten Effekt meist verfehlt. So hat etwa das russische Außenministerium in den vergangenen Wochen wiederholt auch gegenüber deutschen Besuchern angedeutet, man wünsche sich trotz oder gerade wegen des zugespitzten Machtgerangels einen zurückhaltenden Westen, der auf demonstrative Parteinahme verzichtet. Die Lage des Präsidenten, so die kaum verschlüsselte Botschaft, würde dadurch nur zusätzlich erschwert, denn die Verfassungskrise sei eine ganz normale, vor allem aber innere Angelegenheit Rußlands. "Wir brauchen keine Nächstenliebe", meinte kürzlich Außenminister Andrej Kosyrew, "sondern reale Aktionen und ernsthafte wirtschaftliche Projekte."
Wenn der Westen bislang aber überhaupt geholfen hat, dann ist das vor allem dem deutschen Engagement zu verdanken. Auch deshalb kann man erwarten, daß Jelzin seinen Freund Helmut bei dessen Zwischenstopp nicht dem russischen Februarfrost auf der Piste überlassen wird: Schließlich würde auch eine kurzfristige Absage des kurzfristig anberaumten Treffens der russischen Opposition als Munition dienen. DIETMAR OSTERMANN (Moskau)
ROM, 2. März. Die seit einem Jahr durch täglich neue Enthüllungen immer gewaltigere Ausmaße annehmenden Korruptionsaffären, in die bestechliche Politiker verwickelt sind, lassen in Italien fast kein anderes Thema hochkommen. Während die Polizei Michele De Mita, den Bruder des früheren Ministerpräsidenten Ciriaco De Mita in Handschellen abführt, ist sogar die "Demokratische Linke" (PDS), Nachfolgerin der Kommunisten, in den Verdacht geraten, Schmiergelder angenommen zu haben. Derweil bemüht sich die Regierung vergebens um eine "politische Lösung" des Problems.
Unter der Federführung des neuen Justizministers Giovanni Conso diskutierte das Kabinett eine Reihe von Dekreten, mit deren Hilfe die politische Atmosphäre in Rom entspannt werden soll. Conso will der staatlichen Parteienfinanzierung ein Ende machen. Ein Spendengesetz, das die Möglichkeit steuerfreier Zuwendungen durch Bürger und Gesellschaften verbessert, soll an ihre Stelle treten. Die Regeln öffentlicher Ausschreibungen für staatlich finanzierte Arbeiten, wo sich das System der "tangenti" (Schmiergelder) zuerst eingenistet hatte, sollen reformiert und ihre Einhaltung streng überwacht werden.
Angesichts der von einer großen Bürgermehrheit getragenen Forderung nach Bestrafung aller Schuldigen, die Milliardenbeträge kassierten und dafür "Gefälligkeiten" gewährten, wagt in Rom niemand, eine Amnestie zu verlangen. Nach Giovanni Consos Vorstellungen soll jedoch künftigen Gesetzesübertretungen eher mit Milde begegnet werden. Reuigen Sündern, die ihre "tangenti" zurückzahlen, bliebe das Gefängnis erspart. Allerdings müßten sie sich fünf Jahre lang vom politischen Leben fernhalten. Heftige Reaktionen, vor allem unter Italiens Richtern, veranlaßten die Politiker jedoch, die Pläne noch einmal zu überdenken und ihre Entscheidung bis Ende dieser Woche aufzuschieben.
Einer der Kritiker ist Franco Ippolito, Generalsekretär der nationalen Richtervereinigung: "Natürlich wagt keiner, einfach Schwamm drüber zu sagen. Doch die Regierung plant schon einen Strafnachlaß. Halten wir uns vor Augen", warnt der Jurist, "wer Schmiergelder zahlt oder nimmt, manipuliert die Demokratie und vergiftet die Politik." Der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Ettore Gallo, läßt noch pessimistischere Töne hören: "Die Parteien stimmen einem solchen Kuhhandel zu. In diesem Land ist es doch üblich, daß Gesetze ungestraft übertreten werden."
Sogar die "Demokratische Linke", Nachfolgepartei der KPI, läuft Gefahr, den Ruf der Unbescholtenheit zu verlieren. Anfang der Woche wurde der langjährige Turiner Funktionär und KPI- Schatzmeister Primo Greganti unter Korruptionsverdacht verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Der selbst unter Tatverdacht stehende Industriemanager Lorenzo Panzavolta sagte aus, er habe "tangenti" in Höhe von umgerechnet 650 000 Mark auf ein geheimes Parteikonto in der Schweiz gezahlt. Die Kontonummer habe ihm Greganti genannt. PDS-Chef Achille Occhetto: "Wir werden jeden verklagen, der diese Behauptung wiederholt."
OBERURSEL. Eigenständig und doch Teil einer wirtschaftsstarken Region sollte Oberursel nach Ansicht der FDP sein. Die Liberalen, zur Zeit mit drei Vertretern im Stadtparlament, haben erneut Dieter Rosentreter zum Spitzenkandidaten gekürt. 20 Parteimitglieder kandidieren für die Stadtverordnetenversammlung, zwölf für die Ortsbeiräte.
In der Stadtentwicklung hat die Wohnraum-Schaffung für die FDP höchste Priorität - etwa in Bommersheim-Süd, wo man ihrer Ansicht nach einen Architektenwettbewerb ausschreiben sollte. Parken sollte nur noch am Rande von Altstadt und Fußgängerzonen möglich sein. Auch die FDP ist für die B 455 neu, die Weingärten- und die Südumgehung. Ein dichtes Radwegenetz und ein attraktiver ÖPNV sollen die Straßen entlasten. Schulgebäude und -flächen könnten an Nachmittagen und in den Ferien für Jugenliche offenstehen, ein zweiter Jugendtreff müßte her, und für alte Menschen sollten eine Tagesklinik und die Wohnanlage in der Austraße gebaut werden. Das alte Bahnhofsgebäude sähen die Liberalen gerne als Kulturzentrum. Und zum Schutz der Natur in der Umgebung Oberursels sollten zwei Feldhüter als "Umweltpolizei" eingestellt werden. esi
BUTZBACH. Ein Kaktuswels wurde bei einem Einbruch in der Nacht zum Samstag aus einer Firma für Betonteile und Aquaristik in Münster gestohlen. Das Unternehmen wurde dreimal binnen sechs Tagen von Einbrechern heimgesucht. Beim ersten Mal, in der Zeit vom 19. bis 24. Februar, wurde die Lagerhalle aufgebrochen und eine größere Zahl Werkzeug, darunter drei Motorsägen, gestohlen, teilt die Polizei mit. Beim zweiten Mal, am vergangenen Samstag, wurde aus dem Aquaristikgeschäft Zubehör für Aquarien und Hydrokulturen und eben jener wertvolle Kaktuswels davongeschleppt. In der Nacht zum Montag suchten nun erneut Ganoven das Aquariumgeschäft heim und nahmen größere Mengen Aquaristikzubehör mit. Der Schaden beträgt laut Polizei mehrere tausend Mark. ieb
FLÖRSHEIM. Der Ball rollte für einen guten Zweck in der Wickerer Goldbornhalle: Insgesamt 12 000 Mark kamen bei dem Benefiz-Fußballturnier am Sonntag zusammen. Das Geld geht an die Kinderkrebsstation der Gießener Uniklinik.
Organisiert hatte das Turnier ein Wiesbadener Hotel gemeinsam mit dem Wickerer Winzerverein. Vor knapp 900 Zuschauern zeigten zahlreiche Prominente Hackentricks und steile Flanken. Zu den Kickern zählten unter anderem ZDF-Sportmoderator Dieter Kürten und der mehrmalige Turn-Weltmeister Eberhard Gienger. Das Turnier gewann die Mannschaft des Champagner-Herstellers Veuve- Cliquot gegen das Team des ZDF mit 4:2 Toren. kkü
pid BAD HARZBURG, 3. März. Bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft in Bad Harzburg haben unbekannte Täter Goldschmuck, Colliers und Juwelen im Wert von rund 400 000 Mark erbeutet. Wie die Kripo Goslar erst am Dienstag mitteilte, haben der oder die Einbrecher den Laden in der Hauptgeschäftsstraße der Kleinstadt im Harz bereits in der Nacht zum Montag ausgeräumt. Sie knackten das Schloß eines Rolladens vor der Eingangstür mit Spezialwerkzeug, hebelten eine zweite Tür auf und gelangten unbemerkt in das Geschäft, wo sie die Schaufensterauslagen plünderten. Die Kripo geht davon aus, daß es sich bei den Einbrechern um "Profis von außerhalb" handelt, die "den Bruch sorgfältig vorbereitet haben". Von den Tätern fehlt bisher jede Spur.
Auch er ist irgendwann von einer Auslandsreise nicht mehr zurückgekehrt und stand dann in den Fahndungsbüchern der DDR. 1989, als er das Märkische Stipendium für Literatur erhielt, kehrte er zurück, jetzt bereitet er seinen Umzug nach Leipzig vor: Bernd Jentzsch, Jahrgang 1940, Schriftsteller, Lektor und Gründungsdirektor des Instituts für Literatur in Leipzig, stellte sich bei den Interna im Hessischen Literaturbüro vor.
Das Institut in Leipzig will im Herbst seine Pforten öffnen. Bis dahin ist der Vorgänger, das Johannes-R.-Becher-Institut, aufgelöst, ein Stück Literaturgeschichte der DDR beendet. Das neue Institut, das kulturpolitisch nur schwer durchsetzbar war, habe aber, versichert Jentzsch, mit dem alten nichts zu tun. "Es wird sich um eine Kunsthochschule ohne den Status derselben handeln", beschreibt Jentzsch das künftige Profil des Hauses, das formal Teil der Universität Leipzig ist. Wer wird dort studieren? Jentzsch denkt derzeit über Qualifikation und Zulassung nach - Thema auch dieser Interna unter dem Motto: "Ist das Schreiben als literarisches Handwerk lehrbar?" Für Jentzsch ist etwa das "Abitur nicht der ausschlaggebende Punkt für künstlerische Potenz", und um die soll sich schließlich bald alles drehen. Geplantes "Herzstück der Arbeit" sind "schöpferische Seminare", wo auch praktische Kenntnisse vermittelt werden. So träumt Jentzsch von einem Haus, in dem man sich kennt - rund 20 Literaturstudenten werden pro Jahrgang aufgenommen - und in dem man sich wohl fühlt.
Volker Bohn, Jahrgang 1941, in Frankfurt Professor für neuere deutsche Philologie, Leiter der Poetik-Dozentur, und zusammen mit Jentzsch zu Gast im Literaturbüro, kann da nur neidisch zuhören. Denn sein Terrain ist genau abgesteckt, und Ideen, wie die Einrichtung einer "Art Schule des Buches" bleiben angesichts des Geldmangels Utopie. So wird es für Germanistikstudenten an der Uni Frankfurt weiterhin keinen (universitären) Ort geben, wo sie die Arbeit am und mit dem Text praktisch üben können.
Wünschenswert sei ein solcher Platz schon, meint Bohn. Er ist zwar wie Jentzsch davon überzeugt, daß Schreiben nicht lehrbar und Begabung auch für angehende Schriftsteller die Grundvoraussetzung sei. Aber zum Talent kommt das handwerkliche Können, die Beherrschung der Mittel - das sei trainierbar.
Kreativität hat für Jentzsch Vorrang vor dem Lehren des Regelwerks. "Es gibt unendliche Möglichkeiten, mit einem Text zu arbeiten, nur produktiv muß es sein", sagt er. Die praktische Arbeit an Texten wird, davon ist er überzeugt, bei vielen Studenten ihre hochgesteckten Erwartungen an das Literaturinstitut zerstören - ein guter Handwerker ist eben noch lange kein guter Literat.
"Wenn jemand an das Institut kommt, mit der Absicht Großschriftsteller zu werden, und er verläßt es nach drei Jahren als angehender Literaturkritiker, dann finde ich das gut", sagt Jentzsch, "denn dann hat er gelernt, qualifiziert mit Texten umzugehen". SUSANNE BROOS
Querfeldein
Leichtathletische Großveranstaltungen Der Leichtathletik-Bezirk Frankfurt richtet in diesem Jahr drei Großveranstaltungen aus. Die hessischen Meisterschaften über 100 Kilometer werden am 24. April in Rodenbach durchgeführt, ein internationales Sportfest wird am 10. Juni in Bad Homburg ausgetragen, und die hessischen Schülermeisterschaften sind für 10. und 11. Juli in Bruchköbel geplant. Eintracht spielt erfolgreich Basketball Beim Endturnier der hessischen Jugendmeisterschaften im Basketball qualifizierten sich bei der männlichen A- Jugend der BC Wiesbaden und Eintracht Frankfurt für die Meisterschaften der Regionalliga. Bei der männlichen B- Jugend werden Gießen und Eintracht Frankfurt an dem Wettbewerb teilnehmen. Langen und die Eintracht setzten sich bei der weiblichen A-Jugend durch. Ski und Tennis in Vorarlberg Der Hessische Tennisverband (HTV) veranstaltet in diesem Jahr seine Ski- und Tennismeisterschaften in Vorarlberg. Vom 25. bis 27. März werden die Wettkämpfe in Tschagguns (Montafon) ausgerichtet. Die Klasseneinteilungen: Frauen (offen), Jungseniorinnen (1963 und älter), Seniorinnen (bis 1953), Männer (offen), Jungsenioren (1958 und älter), Senioren (bis 1948). Die Ausschreibung (Meldeschluß 12. 3.) kann auf der Geschäftsstelle des HTV (069/837085) angefordert werden.
Hessens Chemiefirmen sollen sicherer werden Fischer ordnet Überprüfungsprogramm an Von unserem Korrespondenten Richard Meng WIESBADEN, 2. März. Hessen will die Sicherheitsstandards von Chemieanlagen erhöhen. Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) kündigte am Dienstag als Konsequenz aus dem Chemieunfall bei der Frankfurter Hoechst AG ein Überprüfungsprogramm an, das nach seiner Einschätzung zu "gravierenden" Sanierungsmaßnahmen bei rund 100 Anlagen in ganz Hessen führen wird. Die neuen hessischen Maßstäbe sollen sicherstellen, daß sich ein Unfall wie bei Hoechst nicht wiederholen kann. Unter anderem müssen danach vergleichbare Anlagen in Zukunft über technische Vorkehrungen verfügen, daß verschiedene chemische Substanzen nur bei laufenden Rührgeräten gemischt werden können. Daß zuviel Substanz in den Mischbehälter ("Reaktor") gelangt, soll ebenfalls technisch ausgeschlossen werden. Untersagt werden soll außerdem, daß "giftige und gefährliche Stoffe" über Druckentlastungseinrichtungen wie etwa Notventile in die Umwelt abgeleitet werden. Die Freisetzung müsse "in oder an der Anlage beherrscht werden".
Der TÜV soll nun zunächst für alle hundert hessischen Chemieanlagen mit Druckentlastungseinrichtungen, für die nach der Bonner Störfallverordnung eine Sicherheitsanalyse vorgeschrieben ist, entsprechend den neuen Kriterien einen "individuellen Bericht über eventuell nötige Nachrüstungsmaßnahmen" erstellen. Fischer kündigte an, daß die Behörden diese Vorschläge gegenüber den Firmen rechtswirksam durchsetzen werden. Dieses Sicherheitsprogramm werde "nicht billig", sei aber für die Sicherung des "Chemiestandorts Hessen" nötig.
Nach Angaben des Sozialministeriums hatten neben Hoechst zwei weitere (ungenannte) Firmen eine Sicherheitsüberprüfung ihrer Anlagen verweigert.
Neben dem Nachrüstprogramm sollen auch die Alarmpläne und die Regelungen für die Zusammenarbeit der Behörden bei schweren Unfällen überprüft werden. Von der Industrie forderte Fischer einen "Sicherheitsdialog" mit der Bevölkerung. (Kommentar S. 3, Bericht im Lokalteil)
Kleine Lokalrundschau
Lebensrettende Sofortmaßnahmen RODGAU. Einen sich über vier Doppelstunden erstreckenden Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" bietet die DRK-Ortsvereinigung Weiskirchen Führerscheinbewerbern in der Sozialstation am Bürgerhaus an. Beginn: Samstag, 20. März, um 13 Uhr. VEF-Jahreshauptversammlung RÖDERMARK. Die Jahreshauptversammlung des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen (VEF) findet am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in den Vereinsräumen in der Trinkbrunnenstraße 21 in Ober-Roden statt. Internationale Rodgau-Wanderung EPPERTSHAUSEN. Die Sport- und Wanderfreunde Eppertshausen richten am 13. und 14. März die 17. Internationale Rodgau-Wanderung aus. Zwei Wanderstrecken von zehn und zwanzig Kilometer sind möglich. Start ist an der Mehrzweckhalle zwischen 7 und 13 Uhr. Anmeldungen bei Anton Menesch, Abteistraße 5a in 6116 Eppertshausen. Die SPD nach der Wahl RÖDERMARK. Die SPD lädt zu einer Mitgliederversammlung für Montag, 8. März, 20 Uhr, in die Kleinkunstbühne der Halle Urberach. Im Mittelpunkt steht die Diskussion des Kommunalwahl-Ergebnisses.Eisentore als Schutz SELIGENSTADT. Rücksichtslos gehen einige Seligenstädter mit dem historischen Romanischen Haus um: Die Wände im Innern werden besprayt, die Ecken als Toilette mißbraucht. Die Stadt erwägt nun, die zwei offenen Sandsteinbögen mit schmiedeeisernen Toren zu schließen. Die Denkmalschutzbehörde muß diesem Vorhaben noch zustimmen. Info-Gespräch in Mainhausen MAINHAUSEN. Zu einem Bürgergespräch lädt die SPD für Samstag, 6. März, zwischen 9 und 13 Uhr an einen Info- Stand am HL-Markt in Mainflingen ein. Neben Informationen von prominenten Sozialdemokraten aus dem Kreis gibt es (bei entsprechender Witterung) wieder Glühwein. Vortrag über Erziehung DIETZENBACH. "Erziehung zur Selbständigkeit" ist Thema eines Vortrags, der am Montag, 8. März, um 14.30 Uhr während des Stillgruppen-Treffens der Elternschule gehalten wird. Die Gruppe trifft sich regelmäßig jeden zweiten und vierten Montag im Monat bei der Arbeiterwohlfahrt, Wiesenstraße 9. Auskünfte: Telefon 06074 / 9 83 79. Kinderhort bald fertig SELIGENSTADT. Die Bauarbeiten am Kinderhort Niederfeld gehen zügig voran, wie Bürgermeister Rolf Wenzel mitteilte. Inzwischen wurden Lampen und Möbel bestellt. Der Hort kann Ende Mai in Betrieb genommen werden. Jahreshauptversammlung verlegt DIETZENBACH. Einen neuen Termin hat der Heimatverein für seine Jahreshauptversammlung festgelegt. Ursprünglich geplant war die Sitzung am 7. März im Göpferthaus. Da dort am gleichen Tag ein Wahllokal untergebracht ist, treffen sich Mitglieder und Freunde des Heimatvereins erst am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr im Göpferthaus. Vernissage in der Galerie SELIGENSTADT. Arbeiten des Frankfurter Künstlers Bernhard Jäger präsentiert das Kunstforum in der Galerie im Alten Haus bis zum 18. April. Die Vernissage beginnt am 14. März um 17 Uhr in den Galerieräumen, Frankfurter Str. 13. Einführung ins Steuerrecht DIETZENBACH. Zu einer Einführung ins Steuerrecht für Steuerzahler lädt die Volkshochschule ein. Der Kursus - am Freitag, 19. und 26. März, und Samstag, 20. und 27. März - kostet 64 Mark. Schwerpunkte werden nach den Wünschen der Teilnehmer/innen gesetzt. Auskünfte und Anmeldungen: Volkshochschule, Darmstädter Straße 33, Telefon 06074 / 2 67 49.
OFFENBACH. 3400 Mark an Spenden sind durch den "Offenbacher Aufruf für Zivilcourage gegen die Diskriminierung von Frauen durch Rassismus und Gewalt" zusammengekommen, an dem sich rund 150 Leute finanziell beteiligten.
Wie Karin Dörr vom Frauenbüro der Stadtverwaltung mitteilt, kommt das Geld vergewaltigten Mädchen und Frauen im ehemaligen Jugoslawien zugute.
Der Betrag wurde dem "Hilfsfonds vergewaltigte Frauen" beim Postgiroamt Köln, Konto-Nummer 336 666 500 überwiesen. Für die zweckgebundene Verwendung der Gelder haben sich die Bundestagsabgeordneten Uta Würfel und Herta Däubler-Gmelin verbürgt. pmü
spi ESSEN. Das Vertrauen des Bürgers in die öffentliche Sicherheit und auch in die Verbrechensverhütung durch die Polizei ist in den vergangenen Jahren offenbar deutlich zurückgegangen. Immer häufiger bedienen sich Unternehmen, aber auch Kommunen einschlägiger privater Hilfen. "Überdurchschnittliche Wachstumserfolge" beim Verkauf von Sicherheitsdienstleistungen meldet daher beispielsweise das zum Veba-Konzern gehörende Handelshaus Raab Karcher.
Als neues Arbeitsgebiet hat die Firma 1992 die Überwachung des öffentlichen Personennahverkehrs (samt U- und S- Bahnhöfe) entdeckt. Nach München und Hamburg sind die privaten Schutzleute von Raab Karcher nun auch in Duisburg und Essen engagiert. Ermutigt von den Resultaten der noch jungen Sparte hat das Unternehmen sogar mit dem Aufbau einer eigenen Sicherheits-Fachschule begonnen. Firmenchef Helmut Mamsch berichtet, das Einsatzfeld werde ständig breiter. Dabei werde scharf getrennt zwischen privaten und staatlichen Sicherheitsorganen. Man sei keine "Hilfspolizei". Rund 350 Millionen Mark ließen Auftraggeber 1992 für den Schutz durch Raab Karcher springen. Das Geschäft mit der Angst zahlt sich also aus.
Insgesamt setzte das Handelshaus im vergangenen Jahr 9,4 Milliarden Mark um, ein Achtel weniger als in der Vorperiode. Ausschlaggebend für den Rückgang war die Abgabe des Mineralölvertriebs an die Schwestergesellschaft Veba Oel. Alle Sparten von Raab Karcher sollen "schwarze Zahlen" geschrieben haben.2,8 Millionen Mark für das Stadtkrankenhaus
HANAU. Das Land Hessen hat Mittel in Höhe von rund 2,8 Millionen Mark für verschiedene Sanierungsmaßnahmen im Hanauer Stadtkrankenhaus bereitgestellt. Dies teilte gestern die Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), mit.
Die Mittel sind vorgesehen für Brandschutzmaßnahmen der Elektrozentrale III mit Trafostationen, Notstrom- und Sauerstoffversorgung. Im einzelnen handelt es sich um zwei Trafos, ein Notstromaggregat, Reserveplätze und dafür notwendige Hoch- und Niederspannhauptverteilungen der Elektrozentrale.
Das Stadtkrankenhaus Hanau ist ein Krankenhaus der Allgemeinversorgung mit insgesamt 689 Planbetten in den Fachrichtungen Chirurgie, innere Medizin, Gynäkologie, Hals-, Nasen- und Ohrenmedizin, Kinderheilkunde, Augenheilkunde, Strahlentherapie und Haut- und Geschlechtskrankheiten. are
Kleine FR
Wanderer wählen FRIEDRICHSDORF. Einen neuen Vorstand wählen die Mitglieder des Taunusklubs in Köppern am Samstag, 6. März, 15 Uhr, im "Haus im Wald". Baumschneiden FRIEDRICHSDORF. Das Schneiden von Bäumen können Gärtner bei einem Kurs des Obst- und Gartenbauvereins Seulberg am Samstag, 20. März, ab 9 Uhr an der "Eselsbrücke", der verlängerten Straße Frankfurter Hohl, lernen. Den Kurs leitet Hans-Joachim Ozco. Shiatsu-Kurs der VHS BAD HOMBURG. Shiatsu heißt Fingerdruck und ist eine Massagetechnik. Wegen der großen Nachfrage bietet die VHS einen zweiten Kurs an, vorgesehen ist er für das Wochenende 20./21. März. Anmeldungen nimmt bis Mittwoch, 10. März, die VHS-Geschäftsstelle, Elisabethenstraße 4-8, (Tel. 2 30 06) entgegen. Vollwert-Ostermenüs BAD HOMBURG. Ein Festmenü kochen, das vollwertig und kulinarisch interessant ist? Die Volkshochschule bietet einen Kurs dazu an. Beginn ist am Dienstag, 9. März, um 18.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Schule in Gonzenheim. Informationen und Anmeldungen: Tel. 2 30 06.
KRIFTEL. Auf dem Krifteler Ostermarkt gibt es die ersten buntgefärbten Eier: Am Sonntag, 7. März, sind sie tatsächlich schon vor der Karwoche zu haben. Der Ostermarkt beginnt um 14 Uhr in der Weingarten-Schule. Der Bund für Volksbildung kündigt ein "Riesenangebot" an Osterschmuck-Ideen an. Die Heimat- und Festwagengesellschaft bewirtet die Gäste mit Kaffee und Kuchen, der Eintritt ist frei.
Die Kinder können Eier ausblasen und in der Malstube mit dem Pinsel verzieren. Und wer einen Osterhasen nicht aus dem Gedächtnis heraus auf die Schale zu bannen vermag, kann sich bei der Frage nach den richtigen Proportionen auch am lebendigen Vorbild orientieren: Es werden auch Hasen auf dem Markt erwartet. pms
USINGEN. Der Bürgerinitiative (BI) "Ehrliche Gebühren" ist jetzt die Geduld geplatzt. Seit einem Jahr, so die Sprecherin der BI, Monika Mann, bemühe sich die Gruppe darum, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, weshalb die Wasser- und Abwassergebühren in Usingen fast doppelt so hoch sind wie im Landesdurchschnitt. Bisher vergebens, den letzten Versuch in einer Bürgerversammlung betrachtet die Gruppe als gescheitert. In ihrem Treffen am Montag abend beschloß die BI daher, sich an die Landesregierung zu wenden. "Sie soll die Berechnungen durchleuchten und überprüfen lassen", teilte Monika Mann mit.
Um ihre Forderung zu unterstützen, will die Gruppe außerdem eine Unterschriftenaktion starten. Eine Mängelfeststellung des Hessischen Rechnungshofes, die auf das Jahr 1984 zurückgeht, hat die BI zu ihrem Hilfsgesuch veranlaßt. "Hier sehen wir eine Chance, daß auf dem Wege über die Landesregierung in Wiesbaden eine Überprüfung erfolgt."
Von einer Offenlegung aller Unterlagen, die die Stadt versprochen habe, könne außerdem keine Rede sein, klagt die BI. Die gewährte Akteneinsicht sei bisher auf die Haushalte der Stadt für die Jahre 1989 bis 1991 beschränkt geblieben. "Kalkulationsunterlagen oder weitergehende Belege vom Wasserbeschaffungs-, Abwasser oder Umlandverband konnten nicht vorgelegt werden", stellte Monika Mann fest. Nach ihren Berechnungen muß die Stadt dieses Jahr für Wasser und Abwasser einen Kredit von 1,6 Millionen Mark aufnehmen, um die Kosten zu decken.
NEU-ANSPACH. Die FWG-UBN hat unterdessen ihr neues Gebührenmodell vorgestellt. Es basiert auf einem billigen Grundbedarf-Tarif, dessen Überschreitung teuer zugekauft werden muß. Dadurch soll auch das Sparen gefördert werden. Dem Modell zufolge spart ein Vier-Personen-Haushalt bei einem Durchschnittsverbrauch von 200 Kubikmetern im Jahr rund 110 Mark gegenüber der derzeitigen Gebührenberechnung. Ein Drei-Personen-Haushalt rund 70 Mark und zwei Personen 30 Mark. cn
KASSEL. Unter Berufung auf die Glaubens- und die Gewissensfreiheit weigert sich ein 46jähriger Mann, seine inzwischen zwölfjährige Tochter zur Schule und damit in ein "verdorbenes Umfeld" zu schicken. Deshalb wurde er wegen (wiederholten) Verstoßes gegen das Schulpflichtgesetz angeklagt. Gestern wurde das Verfahren vor dem Kasseler Amtsgericht eingestellt. Denn Staatsanwaltschaft und Gericht kamen am Ende der mündlichen Verhandlung nicht nur zu dem Ergebnis, daß der Mann aus tiefer religiöser Überzeugung handelt, auch das Wohl des zwölfjährigen Kindes sei jedenfalls derzeit nicht gefährdet.
Das Mädchen wächst in einer Familie auf, für die diese Welt böse, schlecht, voller Gefahren und Versuchungen ist. Etwa in Form von Bildern nackter oder leicht bekleideter Menschen. Fels in der Brandung ist die Bibel und Gottes Wort, wobei der 46jährige von der Kirche, die für ihn nur ein Gebäude aus Stein ist, nichts hält. Weil das Böse überall sei, hat er seine Tochter, seit sie schulpflichtig wurde, auch von der Schule ferngehalten. Dafür ist er schon einmal (mit einer Geldstrafe) zur Rechenschaft gezogen worden.
Das erste Verfahren blieb im Ergebnis wirkungslos: Das Kind wurde weiterhin daheim von einer erwachsenen Stiefschwester unterrichtet. Daß auch strafrechtliche Sanktionen in diesem Fall keine Änderung der Auffassung bewirken werden, meinte am Ende der mündlichen Verhandlung auch der Vertreter der Staatsanwaltschaft. Er selbst hielt eine Einstellung des Verfahrens für vertretbar. Denn das Kind, so die Begründung, lebe in geordneten, geregelten Verhältnissen. Die Zwölfjährige, die von einer schon erwachsenen Stiefschwester unterrichtet wird, fühle sich wohl und bekomme alles, was es derzeit benötige.
Staatsanwaltschaft und Gericht sahen allerdings die Gefahr, daß das in gewissem Sinne bereits von der "normalen" Gesellschaft isolierte Kind mittelfristig gefährdet sein könnte. Denn es gebe Dinge, so sagte es die Vorsitzende Richterin an die Adresse des Vaters, die "Sie nicht vermitteln können".
Auf die strafrechtliche Sanktion wurde zwar verzichtet. Ob das zwölfjährige Mädchen weiterhin wohlbehütet nur im Kreise der Familie lernen und aufwachsen kann, ist allerdings fraglich. Das Gericht deutete an, daß der Schulbesuch möglicherweise durch "vormundschaftliche Maßnahmen" sichergestellt werden kann. Unter Umständen droht gar die Unterbringung des Kindes in einer anderen Familie. ari
MONIKA WULF-MATHIES, Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, hat den in der Potsdamer Ministerpräsidentenkonferenz geäußerten Vorstoß, im öffentlichen Dienst möglicherweise wieder die 40- Stunden-Woche einzuführen, ein "unglaubliches Verhalten" genannt. "Das ist eine völlig irrige Vorstellung", sagte Wulf- Mathies der Kölnischen/Bonner Rundschau. Wer solche Gedanken äußere, gefährde die Geschäftsgrundlage des diesjährigen Tarifabschlusses. Sämtliche Diskussionen über längere Arbeitszeiten seien völlig überflüssig, meinte die Gewerkschafterin und forderte die politisch Verantwortlichen auf, "die Hirngespinste der Länderfinanzminister nicht weiter zu verfolgen". "Wir werden die mit den Arbeitgebern ausgehandelten Verträge mit Klauen und Zähnen verteidigen." (AP)
Im Hintergrund: Bund-Länder-Finanzstreit Kluft von 30 Milliarden Mark
Die "alten Hasen" in der Bonner Polit-Szene wie FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff haben die am 11. März beginnende dreitägige Klausur mit den Spitzen aus Regierung, Parteien und Bundesländern bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) über den "Solidarpakt" längst aufgegeben. Sie setzen auf den "normalen" Gesetzgebungsgang mit einem Kompromiß im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat vor der Sommerpause Anfang Juli. Andere halten dagegen und rechnen mit einem heilsamen Einigungszwang durch den Niedergang der Konjunktur und der Parteien in den Umfragen. Zu der befürchteten "Feldschlacht" über die Verteilung der Lasten der deutschen Einheit zwischen Bund und Ländern, zwischen Bonner Koalition und SPD-Mehrheit in den Ländern, wird es in der Klausur aber nicht kommen, hoffen beide Seiten. Höchstens zu zwei "Feldlagern", die sich die Folterinstrumente zeigen.
Die sehen nach der Einigung der Ministerpräsidenten aus Bonner Sicht furchterregend aus. Die Experten im Bundesfinanzministerium haben die jeweiligen Argumente geordnet und präsentierten ihrem Chef Theo Waigel eine Gespenster-Rechnung. Von der Gesamtlast in Höhe von 105 Milliarden Mark durch die Neuordnung der Finanzbeziehungen ab 1995 bürden die Länder dem Bund 88 Milliarden Mark Etatdefizit auf. Ganze fünf Milliarden Mark hätten dann die alten Länder, zwölf Milliarden Mark die neuen Länder als rote Zahlen zu tragen. Waigels Föderales Konsolidierungskonzept sah für den Bund nur ein Minus von 56 Milliarden Mark vor, für die Westländer eines von 35 Milliarden Mark und für die Ostländer von 14 Milliarden Mark. Diese Kluft von rund 30 Milliarden Mark kann allein schon Kohls Klausur kippen lassen.
Hauptstreitpunkt ist der Finanzausgleich für die Ostländer, zu dem der Bund 20 Milliarden Mark beisteuern soll, die Westländer nur sieben Milliarden Mark. Ferner soll Bonn Ergänzungszuweisungen von rund 25,5 Milliarden Mark leisten. Weiter verlangen die Länder vom Bund sieben Milliarden Mark als Finanzhilfen, 3,4 Milliarden Mark für Bremen und das Saarland sowie 6,7 Milliarden Mark aus der Umleitung der Berlinhilfe in die neuen Länder. Insgesamt kämen auf den Bund gut 106 Milliarden Mark Ausgleichslasten zu, während die neuen Länder 60 Milliarden, die alten Länder 2,6 Milliarden Mark erhielten.
Entlasten kann sich der Bund nach Ländermeinung um 18 Milliarden Mark, davon zwölf Milliarden durch Mehreinnahmen eines Solidaritätszuschlags, 4,5 Milliarden durch Subventionsabbau und 1,5 Milliarden durch Ausgabekürzungen. Den alten Ländern blieben dadurch vier Milliarden Mark mehr. Einzige Gemeinsamkeit der Positionen von Bund und Ländern ist die Übernahme der "Erblasten" und der Wohnungsbauschulden aus DDR-Zeiten von jährlich 44 Milliarden Mark durch den Bundeshaushalt.
Die Bonner Gegenrechnung im Föderalen Konsolidierungskonzept sieht für die Westländer einen Beitrag von 21 Milliarden Mark als Finanzkraftausgleich für den Osten vor, zu dem der Bund Ergänzungszuweisungen von sieben Milliarden Mark für verbleibende Fehlbeträge, 22,5 Milliarden Mark für Sonderanforderungen in den neuen Ländern und zehn Milliarden Mark für Finanzhilfen beisteuern will. Jeweils 2,5 Milliarden Mark sieht die Rechnung Waigels für die ärmeren der reichen Westländer und für die Haushaltssanierung in Bremen und dem Saarland vor. Entlasten will sich der Bund um 20 Milliarden Mark (Kürzungen 3,5 Milliarden Mark, Subventionsabbau 4,5 Milliarden Mark und Solidaritätszuschlag zwölf Milliarden Mark). Zugleich schiebt Waigel 14 Milliarden Mark Nahverkehrskosten, zwei Milliarden Mark EG-Steuerlasten und zehn Milliarden Mark aus der Umsatzsteuerneuverteilung aus dem Bundesetat auf die Länder ab.
Unter dem Strich sieht der Bund für sich eine Zusatzlast von gut 42 Milliarden Mark vor, während er den Westländern knapp 30 Milliarden Mark und den neuen Ländern sechs Milliarden Mark zumutet. Die Rechnung der Ministerpräsidenten dagegen will dem Bund 75 Milliarden Mark aufdrücken, die westlichen Länder aber nur mit 4,4 Milliarden Mark und die östlichen mit 3,2 Milliarden Mark belasten. Der "Swing" von 30 Milliarden Mark zwischen den entgegengesetzten Positionen kann die Puppen in Kohls Klausur zum Tanzen bringen.
ROLF DIETRICH SCHWARTZ (Bonn)
WETTERAUKREIS. Bis 1998 ist die Personenbeförderung auf der Eisenbahnstrecke von Hungen nach Beienheim sichergestellt. Dafür soll der Kauf eines modernen Triebwagens für 3,8 Millionen Mark sorgen, der heute vormittag im Hungener Rathaus durch einen Vertrag des Gießener Landrates Rüdiger Veit mit dem Präsidenten der Bundesbahndirektion Frankfurt besiegelt werden soll.
Die Kosten für den Triebwagen mit der amtlichen Bezeichnung "VT 628/928" finanziert das Land Hessen zu 87,5 Prozent - unter anderem aus Mitteln des Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Programmes
Ursprünglich hatte die Deutsche Bundesbahn - bedingt durch weniger Fahrgäste und hohe Betriebskosten - erwogen, den Schienenverkehr auf dieser Strecke einzustellen. Da dies die Gebietskörperschaften nicht hinnehmen wollten, gaben sie ein Gutachten in Auftrag. Darin steht, daß der Erhalt der Strecke aus volkswirtschaftlichen Gründen gesichert werden müsse. Hinzu kam, daß die Strekke weiterhin in die Konzeption für einen erweiterten Rhein-Main-Verkehrsverbund einbezogen werden soll.
Der erste Schritt für die Erhaltung der Strecke ist jetzt durch den Kauf des neuen Triebwagens gemacht worden. Der Wagen ist wesentlich betriebswirtschaftlicher als seine Vorgänger. Der neue Triebwagen soll im Mai diesen Jahres ausgeliefert werden. Mit dem Fahrplanwechsel wird dann auch das Schienenangebot auf der Strecke um etwa 65 Prozent ausgeweitet: Von montags bis freitags werden pro Richtung elf Fahrten angeboten. Durch diese Steigerung erwartet die Deutsche Bundesbahn eine Steigerung der Fahrgastzahlen um rund 30 Prozent.
Trotz des neuen Triebwagens muß bis zum Mai 1998 eine akzeptable Konzeption für den Weiterbetrieb der Strecke gefunden werden, da über diesen Termin hinaus erhebliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich sind. str
Kleingärtnerverein Am Marbachweg: Zu ihrer Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder des Kleingärtnervereins am kommenden Samstag, 6. März, um 16 Uhr im Vereinshaus des VfR Bockenheim an der Ginnheimer Landstraße 37 (an der Bezirkssportanlage West). Auf der Tagesordnung der Sitzung stehen unter anderem Neuwahlen. nd/09
ha BRÜSSEL. Zum Schutz der Endverbraucher im EG-Binnenmarkt sollen unfaire Klauseln in Kauf- und Dienstleistungsverträgen künftig verboten sein. Eine entsprechende Richtlinie hat der Ministerrat der Zwölf am Dienstag verabschiedet. Für die Anpassung der nationalen Gesetzgebung wird den Mitgliedsstaaten eine Frist bis Ende 1994 eingeräumt. Entgegen den Absichten der Brüsseler Kommission und noch weitergehender Wünsche des Europaparlaments werden sich die Konsumenten aber auch von 1995 an beim Abschluß von Kauf- oder Leistungskontrakten mit Firmen aus anderen EG-Staaten nicht auf eine einheitliche Rechtsprechung zu ihren Gunsten verlassen können. Grundsätzlich verboten sind "mißbräuchliche" Klauseln, die nach dem Gebot von Treu und Glauben erheblich von dem abweichen, "was der Verbraucher berechtigterweise erwarten kann", heißt es in der Begründung der Richtlinie. Als für die Praxis wichtigste Bestimmung ist vorgesehen, daß Verbraucherverbände das Recht erhalten, die Streichung unfairer Klauseln aus Standardverträgen (etwa für Mietverhältnisse) bei Gericht zu beantragen.
Gegen eine Einheitslösung wandte sich die Mehrheit der Mitgliedsstaaten unter anderem mit der Begründung, daß die Möglichkeit schärferer Schutzbestimmungen in einzelnen EG-Ländern erhalten bleiben müsse. Eine Liste von immer noch verbreiteten unfairen Klauseln wurde der Richtlinie als unverbindliche Vorgabe für die nationalen Gesetzgeber beigefügt. Demnach soll unter anderem folgendes künftig untersagt sein:
- daß die gesetzliche Haftung des Gewerbetreibenden für Tod oder Körperschäden des Kunden eingeschränkt wird;
- daß der Gewerbetreibende vorausgezahlte Beträge einbehalten kann, wenn der Verbraucher ganz oder teilweise vom Vertrag zurücktritt;
- daß das Kündigungsrecht für beide Vertragspartner unterschiedlich ist;
- daß ein befristeter Vertrag automatisch verlängert wird, sofern der Verbraucher ihn nicht gekündigt hat (Versicherungen, Abonnements);
- daß der Gewerbetreibende die Merkmale des Erzeugnisses oder der Dienstleistung ohne triftigen Grund ändern oder den Preis zum Liefertermin erhöhen kann (Beispiel: Neuwagenkauf).
Den ersten Wettkampftag mußten die Landesliga-Turner der KTV Main-Kinzig noch ohne ihren beiden "Vorturner" überstehen. Am Samstag, 6. März, hoffen sie während des zweiten Auftritts dieser Saison beim TV Elz ihre Punktekonto erheblich nach oben zu schrauben. Denn dort dürfen sich auch Reiner Schinzel (TV Lieblos) und Achim Börner (TV Bernbach) nach dreimonatiger Sperre aufgrund der Regionalliga-Auftritte für Wetzlar und Sonnenberg das "KTV-Turnhemd" wieder überstreifen.
167,75 zu 149,15 Punkte mußten sich die Kinzigtaler in Ober-Ramstadt gefallen lassen - "eine Niederlage, die abzusehen war", betonte der KTV-Vorsitzende Bernd Trageser. Doch konnte der stets Optimismus verbreitende Boß dem Saisonauftakt auch sein Postives abringen. "Es war ein Test für uns, jetzt wissen wir über unsere Stärken und Schwächen besser Bescheid und können unsere Turner gezielter an den sechs Geräten einsetzen", so Trageser. Neben Reiner Schinzel, der bereits in der zweiten Bundesliga startete und dem Ex-Eintracht-Bundesligaturner Achim Börner wird insbesondere ein neuer Mann sehr oft auf der Startliste stehen. Dietmar Reeder, mit 36 Jahren im Turngeschäft eigentlich schon ein Oldie, bewies in Ober-Ramstadt bereits an fünf Geräten seine Klasse. 7,30 Punkte am Boden, 7,60 am Pferdsprung und 7,50 am Barren waren seine herausragenden Resultate. Nur an den Ringen hat sich der aus Nordhausen stammende Diplomsportlehrer diesmal noch zurückgehalten, "er wird aber in Zukunft einen Sechskampf turnen", versprach Trageser. Auf drei Geräte konzentriert sich während dieser Saison Volker Hindermann vom TV Wächtersbach. Daß er auf die richtigen drei gesetzt hat, bewiesen die 8,5 (Tageshöchstwert) an den Ringen, die 7,7 am Barren und 7,75 am Reck. Vereinskamerad Maik Jurinka empfahl sich insbesondere für das Punktesammeln am Boden (8,1), Kai-Uwe Diehl (Hailer) war am Pferdsprung mit 7,8 Zählern der herausragende Akteur. Der Sprung von der zweiten in die erste KTV-Mannschaft ist dem 18jährigen Christoph Lehmann gelungen. Am Boden (6,4) und am Sprung (7,6) wird die Nachwuchshoffnung auch weiterhin zum Zuge kommen.
Der Jüngste war er während des ersten Wettkampftages in Ober-Ramstadt allerdings nicht. Zwei Turner hatte die KTV in ihren Reihen, die sicherlich noch mehr als nur einen Kopf kleiner waren. Volker und Harald Berg vom TV Lieblos, zwölf Jahre alt und hessische Einzelsieger ihrer Altersklasse, bekamen die Gelegenheit einmal bei den "ganz Großen" mitzumischen. An Boden, Seitpferd, Ringen und Barren waren sie für Achim Börner und ihren Trainer Rainer Schinzel "eingesprungen", kamen zwar nicht in die Wertung, schnupperten aber schon einmal Landesligaluft für die Jugend-Runde.
Stiefkind ist und bleibt für die KTV das Seitpferd. Und wenn neben den beiden "Regionallia-Ausreißern" auch noch Spezialist Thomas Riedel fehlt, wird es ganz arg: 13,55 zu 24,20 Punkte setzte es an den Pauschen. Bleibt zu hoffen, daß sie die in Elz besser im Griff haben. ih
Freie Aussprache
"Hoechst-gefährlich" Der Chemieunfall vom Montag im Griesheimer Werk der Hoechst-AG ist eines der kleineren Risiken, die wir schon seit Jahren bereit sind zu ertragen, um unseren "Lebensstandard" zu erhalten. Die von Menschen erzeugten Risiken haben inzwischen globale Ausmaße angenommen, die unsere Lebensgrundlagen zerstören und nach "bestem Wissen und Gewissen" nicht mehr verantwortbar sind.
Die Giftwolke von Schwanheim ist eine weitere deutliche Warnung, und der Frankfurter Umweltdezernent liegt richtig, wenn er von einem "beängstigenden Tatbestand" redet, wenn man auch gleichzeitig fragen muß, warum überhaupt mit diesem Gift hantiert wurde, wenn man den "genauen Grad der Giftigkeit nicht kennt" und nicht einmal "taugliche wissenschaftliche Erkenntnisse über die Abbaubarkeit von o-Nitroanisol" vorliegen? Es stellt sich die Frage nach der Verträglichkeit der Farben, die mit dem krebserregenden Grundstoff hergestellt werden? Otto Walter, Waldernbach
Die öffentliche Lüge: "mindergiftig", mit der der Chemiemoloch Hoechst seine Umweltvergiftung verniedlicht, ist ebenso infam und menschenverachtend wie seinerzeit die Behauptung der Nazis, Zyklon B sei nur ein Reinigungsmittel.
Hoechst bleibt hoechstgefährlich, für Mensch und Umwelt!
Gerd Kehrer, Frankfurt
Meine Kritik gilt der Äußerung der Gesundheitsdezernentin Frau Nimsch:
Die Analysen hätten ergeben, daß die Giftbelastung etwa der einer stark befahrenen Straße entspräche! Wie legt man das aus? Ist alles nur halb so schlimm, weil die Bewohner von Hanauer Landstraße, Mainzer Landstraße noch leben?
Oder ist es ein Versäumnis, daß man dort nicht auch die Gärten fünf Zentimeter abträgt, nichts mehr daraus verzehren dürfte? Hoffentlich hält der jetzt so starke unangenehme Geruch nicht noch über den Sommer an, so daß man kein Fenster offenlassen kann.
Rudolf Schmidt, Frankfurt
Zukünftig sollten alle Unternehmen, die Gefahrengut produzieren, wissen, was sie herstellen und einen Störfallplan erstellen. Dieser muß enthalten:
1. Was wird produziert;
2. Was für chemische Substanzen sind enthalten;
3. Welche toxischen Stoffe könnten freigesetzt werden;
4. Sofortige Gegenmaßnahme; und
5. Sachkundige Sofortinformationen für Bürger und Umwelt.
Derartige Vorschriften und regelmäßige öffentliche Kontrollen könnten sicherlich einen Störfall wie diesen auf ein Minimum reduzieren.
Die Chemie ist auf der einen Seite eine große Hilfe für Mensch und Umwelt, aber wenn sie aus den Fugen gerät, kann sie auch vernichtend sein.
Dieter Bracht, Frankfurt "Museum schließen?" Zum Interview mit Lutz Sikorski, dem Geschäftsführer der Römer-Grünen, und seiner Frage "Was passiert denn, wenn wir ein Museum ein Jahr schließen?": In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des - das Museum für Kunsthandwerk begleitenden - Kunstgewerbevereins in Frankfurt möchte ich darauf hinweisen, daß Frankfurter Bürger in den vergangenen Jahren weit über eine Million Mark gespendet haben, um das Haus in didaktischer Hinsicht auszustatten, Veranstaltungen durchzuführen und Kunstwerke zu erwerben, die über den Ankaufsetat des Museums nicht finanziert werden können.
Sie hätten kein Verständnis dafür, wenn das Museum - und sei es nur befristet - geschlossen würde: Spen- den kann man nur erhalten, wenn man ihren sinnvollen Einsatz nachweisen kann.
Dieser Sinn, nämlich die Bevölkerung an handwerkliche Kunst heranzuführen, ist in der uns umgebenden Plastikwelt und Wegwerfgesellschaft besonders wichtig. Was den Bürgern bei Schließung des Museums darüber hinaus an Erlebnisreichtum entgeht, wird Herr Sikorski nicht ermessen können, denn offensichtlich gehört die Museumswelt nicht zu seinen Interessengebieten.
Joachim Schwarzkopf, Kunstgewerbeverein in Frankfurt Geschlossene Veranstaltung Zum Bericht über die Parteiveranstaltung der Frankfurter CDU am 18. 2. im Südbahnhof:
Durch Plakate an Litfaßsäulen wurde ich auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Gegen 19 Uhr war ich im Südbahnhof. Vor der Eingangstür standen Ordner der CDU und Beamte der Polizei und des Grenzschutzes. Die Ordner ließen nur CDU-Mitglieder in den Saal. Als Begründung gaben die Ordner an, es wäre eine CDU-Veranstaltung, die "anderen" würden später eingelassen werden. Gegen 20.15 Uhr verkündete ein CDU- Ordner mit Megaphon, der Saal wäre überfüllt, es würde niemand mehr reingelassen. Wie sollen sich die Bürger ein Bild von der Kandidatin Roth machen, wenn ihnen der Zutritt ins Bürgerhaus Südbahnhof verwehrt wird, obwohl sie rechtzeitig da waren. Am selben Abend sah ich die zweite Ausgabe der Frankfurter Rundschau mit der Überschrift "Parteien beklagen Mitgliederschwund". Bei solchen Erlebnissen brauchen sich die Parteien nicht über eine allgemeine Politikverdrossenheit zu wundern.
Peter Bäuml, Frankfurt
bho DRESDEN, 2. März. Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat am Dienstag den medien- und kulturpolitischen Sprecher der CDU- Fraktion im Landtag, Friedbert Groß, zum sächsischen Kultusminister ernannt. Der 55jährige Musikpädagoge und Komponist tritt die Nachfolge von Stefanie Rehm an, die am 15. Februar aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Rehm, die in Dresden als überfordert galt, erhielt am Nachmittag von Biedenkopf ihre Entlassungsurkunde. Ebenso der parlamentarische Staatssekretär Klaus Husemann (CDU), für den noch kein Nachfolger gefunden ist.
Mit dem Ausscheiden Rehms hat die einzige Frau das sächsische Kabinett verlassen. Biedenkopfs ursprünglicher Plan, wieder einer Frau das Kultusministerium anzuvertrauen, war gescheitert, nachdem ihm seine Favoritin, die Meißner Landrätin Renate Koch, einen Tag nach dem Rücktritt Rehms abgesagt hatte.
Biedenkopf sagte in Dresden, er habe nach Kochs Absage auch überlegt, das Kultusministerium dem Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer (CDU) zu unterstellen. Dies sei aber "nicht sinnvoll", da die Aufgaben an den Universitäten und Schulen "zu umfangreich" seien, um sie zusammenzufassen.
Der 41 Jahre alte Dieter Menzel wird beim hessischen Oberligisten SV Rot- Weiß Walldorf Nachfolger von Kurt Geinzer. Der ehemalige Landesligaspieler der Rot-Weißen, der bis Saisonende den Bezirksligisten TSV Nieder-Ramstadt coachen wird und einen Einjahresvertrag unterschrieb, soll am 1. Juli seine Arbeit aufnehmen.
Bis zuletzt war auch Peter Rübenach im Gespräch, nach dessen Vertragsunterzeichnung beim FC Italia Frankfurt war der Weg für den A-Lizenz-Inhaber frei. Der in Worfelden wohnhafte Prokurist betritt mit der Oberliga Neuland. "Menzel ist nicht so teuer wie Rübenach, stammt mehr oder weniger aus unserem Verein, kennt das Umfeld, und wir trauen ihm durchaus die Führung einer Oberligamannschaft zu", erläuterte Spielausschuß-Vorsitzender Adam Fiederer diese Verpflichtung. Sie soll, so fügte er noch hinzu, auch im Falle eines Abstiegs Gültigkeit haben soll. hdp
Es sind nur noch wenige Tage bis zum Urnengang, aber ein Wahlkampf- Getümmel ist nicht auszumachen. Jedenfalls nicht auf dem weiten Felde der Kultur. Nicht auffallen, stillhalten, totstellen scheint die Devise - aus Angst vielleicht, es gehe sonst der Kultur an den Kragen.
Doch halt, ein einsamer Rufer erhebt in der gedanken- und konzeptlosen Wüstenei immer wieder seine Stimme, erörtert hier mal Ideen zur Strukturreform der Städtischen Bühnen, legt dort ein Papier zur Zukunft der Kulturgesellschaft vor; jetzt gibt er "Vorschläge zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Haushaltsführung der Frankfurter Kulturinstitute" zum Besten: Hans-Jürgen Hellwig ist's, der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer; er füllt das Vakuum, die Leere in den Köpfen, die entstanden ist aus Furcht vor der vermeintlich drohenden Leere in den Kassen der Kulturverkäufer.
Dabei sind sich alle einig: Es muß etwas geschehen. Und im Prinzip stimmen sie sogar darin überein, was geschehen soll: Sparsamkeit tut not. Aber wer was wo wie sparen soll, das muß ja, vor der Wahl zumal, nicht so laut gesagt werden.
Auch Hans-Jürgen Hellwig will zunächst mal niemandem etwas wegnehmen. Im Gegenteil, die Museen der Stadt zum Beispiel sollen etwas bekommen: Erlöse aus Eintrittsgeld. Das Museum für Moderne Kunst hatte das Tabu des freien Eintritts im vergangenen Jahr gebrochen und danach nicht weniger Besucher verzeichnet. Die anderen Häuser sollten dem Beispiel folgen, folgert Hellwig; Vergünstigungen wie den Frankfurt-Paß will er (anders als seine Parteifreunde) erhalten.
Die Einnahmen durch Eintrittsgeld und Katalogverkauf sollen die Museen behalten (und nicht, wie bisher, an die Stadt abführen). Hellwig fordert prinzipiell mehr "Eigenverantwortlichkeit" der Institute. Dazu gehört, daß alles, was ein Haus "über die Haushaltsansätze hinaus erwirtschaftet", dort verbleibt. Das sieht der Stadtverordnete als "Anreiz" für höhere Einnahmen.
Zudem soll das vor Jahresende noch nicht ausgegebene Geld für das kommende Jahr verwendet werden können. Damit will Hellwig der bislang üblichen Verschwendung begegnen: Manch ein Direktor läßt im November noch schnell Tische, Stühle und Lampen anschaffen.
Umgekehrt soll ein Museum auch die Schulden von einem Jahr mit ins nächste nehmen müssen. Ausnahme: Wenn es dem Hause "trotz aller Anstrengungen nicht gelinge", im Etat-Rahmen zu bleiben. Dann darf (muß) die Stadt einspringen. Hellig will das aber nicht als Schlupfloch verstanden wissen. Er nennt als Beispiel den Kunstverein, der nach dem Brand im vergangenen Jahr kaum Einnahmen erzielen konnte.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not: Wenn die Museen zudem mittelfristige Wirtschaftspläne vorlegten, könnten sie sogar innerhalb eines größeren Zeitraums ihre Mittel einplanen, also in einem Jahr sparen, um Projekte - wie eine große Ausstellung - im anderen Jahr besser finanzieren zu können, erklärt Hellwig. Schließlich plane Rudolf Sailer in der Alten Oper auch auf drei Jahre hinaus. Das hat das Konzerthaus allerdings nicht vor einem riesigen Schuldenberg bewahrt.
Im Bestreben, kommunale Kultur- Stätten wie die Museen in ihrer Struktur den GmbH (Kulturgesellschaft, Alte Oper, Stadtwerke) anzugleichen, geht Hellwig noch weiter: Die Mittel für Anschaffungen außerhalb des künstlerischen Etats sollten in einen Pool kommen, damit (für größere Posten) Rabatte heruasspringen. Der künstlerische Etat soll nicht für andere Zwecke verwendet, der Personal-Haushalt gar nicht angetastet werden dürfen: Genau dort aber, das weiß auch Hellwig, liegt ein wunder Punkt: So ist von Museumsleitern immer wieder zu hören, längere Öffnungszeiten seien nur über Personalkosten zu finanzieren.
Aber insgesamt ist Hellwig ja nicht an Konflikten gelegen, sondern an "vernünftigen Vorschlägen im Interesse der Sache". Und wenn er auch nicht soviel neues bietet: Er faßt das Gesagte zusammen, und läßt die Römerkoalition blaß aussehen. Er habe "nun mal ein bißchen Sachverstand aufgrund meiner normalen Tätigkeit", sagt der Anwalt und Notar bescheiden und verweist darauf, in wieviel einschlägigen Gremien er sitze. Doch zur Frage, ob er nicht lieber im Kulturdezernat, auf dem schönen schwarzen Ledersessel des Chefs sitzen möchte, dazu sagt Hellwig nichts. Er lacht nur. seg
LEICHTATHLETIK
FRANKFURTER HALBMARATHON von Spiridon (So., 10.00, Start und Ziel Waldstadion).
WALDLAUFMEISTERSCHAFTREN des Kreises Dieburg (Sa., 13.30, Groß-Umstadt-Heubach.Romantikam Abend
OBERURSEL. "Romantische Abendmusik" präsentiert das "Trio Zirkon" am Samstag, 13. März, 18 Uhr, in der Versöhnungsgemeinde, Weißkirchener Straße 62. Es spielen Martin Wehn (Klavier), Claudia Louise Weigand (Violine) und Barbara Thiemeyer (Violoncello). esi
Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sieht "nach heutigem Erkenntnisstand" keinen Grund zu Vorwürfen gegenüber den Behörden, die die Chemieanlage bei der Hoechst AG genehmigt haben, aus der am Rosenmontag zehn Tonnen Chemikalien-Gemisch ausgetreten sind. Fischer sagte am Dienstag in einer Pressekonferenz in Wiesbaden, neben der Gewerbeaufsicht hätten auch sämtliche eingeschalteten Gutachter den jetzt eingetretenen Unfall nicht vorhergesehen. Sämtliche Expertisen hätten dazu nichts ausgesagt - weil bei den Sicherheitsanalysen von "unzureichenden Grundlagen" ausgegangen worden sei. Das will Fischer jetzt durch erhöhte Sicherheitsstandards für alle rund hundert vergleichbaren Chemieanlagen in Hessen ändern.
Der Umweltminister legte in einer Sondersitzung des Landtags-Umweltausschusses einen 40 Seiten dicken Bericht über den Griesheimer Chemieunfall vor, in dem über den Stand der Aufklärung der Unfallursache (mehrfaches menschliches Fehlverhalten) und über die anschließende mangelhafte Information von Behörden und Bevölkerung berichtet wird. Als "den gravierenden Mangel" der Informationspolitik von Hoechst bezeichnete es Fischer, daß die Bevölkerung in Schwanheim am Rosenmontag nicht vor Beginn des Berufsverkehrs aufgefordert worden ist, in den Wohnungen zu bleiben. Dazu "wäre Zeit gewesen". Nach wie vor sei ihm "schlicht unverständlich", daß Hoechst nicht umgehend informiert habe. Schon angesichts der Menge an freigesetztem Material sei klar gewesen, daß es sich um einen schweren Unfall habe handeln müssen.
Fischer bekräftigte, daß die Sanierungsmaßnahmen in Schwanheim unverändert weitergehen sollen, auch wenn führende Toxikologen die freigesetzten Chemikalien (2,5 Prozent der Stoffe sind immer noch unbekannt) am Montag nur als "schwach krebserregend" eingestuft haben. me
Nachrichten-Börse
Belgien startet Jumbo-Anleihe Das Königreich Belgien legt unter Federführung der Deutschen Bank eine Euroanleihe über eine Milliarde Mark mit fünf Jahren Laufzeit auf. Die Emission kommt mit einem Nominalzins von 6,375 Prozent und zu einem Ausgabekurs von 101,70 Prozent auf den Markt. Die kleinste Stückelung dieser "Jumbo-Anleihe" beträgt nach Angaben der Deutschen Bank 10 000 Mark. Slowaken nehmen wieder Euroschecks Die Probleme mit Euroschecks in der Slowakei (siehe FR von gestern) scheinen behoben zu sein: Vom heutigen Mittwoch an werde die Slovenska Vseobecna Uverova Banka (Allgemeine Slowakische Kreditbank) die Formulare wieder akzeptieren, erklärt die Deutsch-Slowakische Wirtschaftsvereinigung. Lat macht Rubel platt Lettland wird an diesem Freitag eine neue Landeswährung einführen. Das bisherige Ersatzgeld Lettischer Rubel soll schrittweise aus dem Verkehr gezogen und durch den Lat ersetzt werden. Die neuen Banknoten wurden in Deutschland gedruckt und sollen fälschungssicher sein. Nach Angaben der Agentur Baltfax soll ein Lat 1,32 Dollar kosten. Zunächst kommt der Fünf-Lat-Schein in den Verkehr.Fällungsmittel wird jetzt automatisch zugegeben
DIETZENBACH. "Etwa eine halbe Million Mark", so Erster Stadtrat Lothar Niemann, mußte die Stadt Dietzenbach für die neue Phosphatfällungsstation, die im städtischen Klärwerk in Betrieb gegangen ist, auf den Tisch legen. Die Installation der Anlage war wegen des Gewässerschutzes notwendig geworden.
Nährstoffe wie Phosphor- und Stickstoffverbindungen belasten Gewässer, so Klärwerksleiter Rainer Lückermann, da sie zu verstärktem Pflanzenwachstum anregen. Die Pflanzen verbrauchen dann soviel Sauerstoff, daß das Gewässer umzukippen droht, also stirbt. Schon seit Anfang Juli 1991 regelt deshalb ein gesetzlicher Grenzwert, daß pro Einwohner und Liter nicht mehr als zwei Milligramm Phosphat ins Abwasser gelangen dürfen.
Zwar schränkt die zunehmende Verwendung der seit einigen Jahren im Handel erhältlichen phosphatfreien Waschmittel die Zufuhr um 40 Prozent ein, aber selbst bei völligem Verzicht auf Phosphate in Waschmitteln gelangen über Nahrungsmittelreste und Ausscheidungen der Menschen immer noch zu viele Phosphate, nämlich täglich zwei Gramm, in die Gewässer. Um die Phosphate zu reduzieren, half sich die Stadt Dietzenbach deshalb bisher mit einer "mobilen Phosphatfällungsstation", mit deren Hilfe von Hand Fällungsmittel zugesetzt wurden. Bestandteile dieser Fällungsmittel verbinden sich mit den Phosphaten zu wasserunlöslichen Stoffen, die dann als Schlamm dem Wasser entnommen werden können.
In Dietzenbach wird das alkalische Fällungsmittel Natriumaluminat verwendet, weil es weniger Schwermetallanteile hat und deshalb umweltverträglicher ist, so Lückermann. Saure Eisensalze, die andere Kläranlagen meist verwenden, würden das Dietzenbacher Wasser, mit seinem pH-Wert um sieben, zu sauer machen. "Dann müßten wir die Säure mit Kalk abpumpen", meint der Klärwerksleiter.
Automatisch wird in der neuen Station mittels einer photometrischen Meßanlage der Phosphatanteil im Abwasser gemessen und die erforderliche Menge Fällungsmittel zugegeben. Zur Anlage gehören außerdem zwei 15-Kubikmeter-Tanks zur Lagerung des Fällungsmittels und ein Labor. Als nächstes soll im Klärwerk den Stickstoffen (Nitrate) der Garaus gemacht werden. Wie das verfahrenstechnisch gelöst wird, darüber wird an der Limesstraße noch gegrübelt. Kämmerer Niemann erwartet einen Investitionsbedarf von 30 Millionen Mark, der in den kommenden Jahren insgesamt für das Klärwerk fällig wird. fra
Tempo-30-Zone in Westhausen: Der Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und Industriehof) hat auf seiner letzten Sitzung der zu Ende gehenden Wahlperiode die Entscheidung über die Westhausener Tempo-30- Zone bis nach den Kommunalwahlen verschoben. Damit wurde ein Antrag der Grünen gegen deren Stimmen abgelehnt. In der Kürze der Zeit könne man sich nicht mehr gründlich genug mit den Planungen auseinandersetzen, begründeten SPD, CDU und FDP ihr Nein. laf
KRONBERG. Kurz vor der Kommunalwahl hat der Kronberger Bund der Selbständigen eine Umfrage unter den Geschäftsleuten veröffentlicht, wonach die Verkehrsberuhigung sich verheerend auf den Umsatz auswirkt. 13 Prozent weniger Kunden, zehn Prozent Mindereinnahmen habe ihnen die neue Straßenführung eingebracht, klagen die Befragten. Dennoch betonte Selbständigen-Vorsitzender Franz Merten, die Beruhigung sei nicht grundsätzlich falsch, nur "zu rigide". Bürgermeister Kreß findet die Umfrage dagegen "nicht aussagekräftig", ihre Veröffentlichung zum derzeitigen Zeitpunkt nennt er "bloßen Wahlkampf".
Daß der Bund der Selbständigen überhaupt mit Zahlen aufwarten kann, hat er "einigen Damen" zu verdanken. Denen hatte laut Merten nicht gefallen, daß eine Fragebogenaktion vom vergangenen Herbst im Sande verlaufen war. Seinerzeit hatten die Kronberger Geschäftsleute einen mehrseitigen, detaillierten Katalog erhalten, in dem sie Umsatzentwicklung, die Anzahl der Kunden sowie ihre Ansicht zum Verkehrsstreit vermerken sollten. Die Aktion wurde zum Flop: "Der Rücklauf an verwertbaren Fragebogen war so gering, daß der Vorstand keine repräsentative Meinung erkennen konnte", mußte Franz Merten zugeben.
Das Fiasko aber ließ besagte Damen, deren Namen der Selbständigen-Chef nicht herausrückte, nicht ruhen. In den vergangenen zwei Wochen verteilten sie die Umfragebögen erneut und leisteten wohl auch Überzeugungsarbeit, daß die Antworten zurückgeschickt wurden. Das Ergebnis: 70 Bögen erhielt Merten. 13 davon sortierte er freilich gleich wieder aus, weil die Angaben so grotesk waren, daß sie zwar auf überzeugte Gegnerschaft zum Verkehrsversuch, aber auch auf wenig Wahrheitsliebe schließen ließen. Einer kreidete der neuen Straßenführung gleich 350 Prozent Umsatzeinbuße an.
Bleiben 57 Auskünfte, die laut Mertens gleichwohl ein realistisches Bild abgeben. Demnach machten die Geschäfte bis zum Start des Verkehrsversuchs im August 1992 ein solides Plus: 5,5 Prozent von 1990 auf 1991, noch einmal 7,1 Prozent in der ersten Jahreshälfte '92. Doch dann ging's - glaubt man den Zahlen - steil bergab: 12,1 Prozent weniger Umsatz August 1992 im Vergleich zum Vorjahresmonat, im September weitere 8,9 Prozent Minus.
Zieht man die Zahl der Kunden hinzu, wird das Bild noch düsterer: 14,7 (August), beziehungsweise 13,3 Prozent (September) weniger Käufer betraten die Geschäfte. Wer dennoch kam, schimpfte auf die Verkehrsführung, gaben die Selbständigen an: 84 Prozent der Kunden hätten sich negativ geäußert. Eine Meinung, die die Befragten teilen: 86 Prozent wollen eine andere Verkehrsführung, 76 Prozent wieder den alten Zustand.
Widersprüchlich bleibt, daß 84 Prozent Autos in der Friedrich-Ebert-Straße wieder zulassen möchten, 64 Prozent sich aber gleichzeitig für eine Einkaufszone in der Altstadt aussprechen. Mertens erklärt das mit den Emotionen, die in der Sache steckten: Hätten die Kunden noch einige Kurzzeit-Parkplätze zur Verfügung, wäre dem Streit "die Spitze genommen". Als Fazit sieht er, daß "die Hain- und die Katharinenstraße am meisten leiden". Mertens Lösungsvorschlag ist, die Friedrich-Ebert-Straße jeweils von Westen und von Osten in einer Richtung bis zur Tanzhausstraße freizugeben, durch die der Verkehr dann abfließen könne. Weiter müsse die Hainstraße wieder in beiden Richtungen befahrbar sein.
Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) hält freilich von Mertens "Zahlenspielen" wie von seinen Schlüssen wenig. Seine Kritikpunkte: zu geringe Datenbasis, Angaben nicht nach Branchen gegliedert, lediglich der Verkehr und nicht auch die allgemeine Rezession seien als Ursache berücksichtigt. Der Bürgermeister will eine detaillierte Stellungnahme ausarbeiten, die am heutigen Mittwoch vorlegt werden soll. MARCEL KEIFFENHEIM
STEINBACH. Pfingstturnier, Ausstellung, Seniorenurlaub, Bücheraustausch: Die Liste der Aktivitäten, die sich die Partnerschafts-Delegationen von Steinbach und St. Avertin auf ihrem jüngsten Treffen für dieses Jahr überlegt haben, ist lang. Tradition ist bereits der Besuch der Franzosen zum Fußballturnier an Pfingsten, ebenso der Steinbacher Andenken-Stand beim Folkorefest von St. Avertin, das diesmal am 26. und 27. Juni stattfindet.
Ein bißchen eingeschlafen sind die Kontakte zwischen den beiden Tennisvereinen - doch nun sollen sie durch eine Einladung des Steinbacher Tennisclubs aufgefrischt werden. Auch die Judo- Abteilung des Turn- und Sportvereins fährt dieses Jahr nach St. Avertin, ebenso wie eine Gruppe des Radsportvereins. "Wir klären noch über den Vereinsring ab, ob wir da vielleicht einen gemeinsamen Termin finden", meint Kulturamtsleiter Toni König, der auch in der Partnerschaftskommission sitzt.
Vom 15. bis zum 24. Mai wird der Werkstattkreis eine Ausstellung im neuen Bürgerhaus der französischen Partnerstadt zeigen. Zwischen den Büchereien beider Städte sollen wieder neue Bücher zum Ausleihen getauscht werden - vor allem solche über die jeweiligen Regionen. Ein Termin muß noch für zwölf Ministranten festgelegt werden, die gerne auf einen Besuch in die Taunusstadt kommen möchten.
Beim Waldfest am 16. Mai wird eine Familienstaffel aus St. Avertin dabeisein. Und wenn die Steinbacher im Juni zum Folklorefest fahren, soll zum dritten Mal eine Delegation aus Pijnacker mitfahren. Als besonderes Bonbon für dieses Jahr ist geplant, einen Auszug der Steinbacher Stadtchronik ins Französische zu übersetzen. Wie König berichtet, haben sich schon mehrere Helfer bereitgefunden. esi
STUTTGART, 2. März. Der 21jährige Sascha Senst ist von seinem Amt als Vorsitzender der "Jungen Republikaner" in Baden-Württemberg zurückgetreten und als Mitarbeiter der Stuttgarter Landtagsfraktion der rechtsextremen Partei fristlos gekündigt worden. Senst hatte verschwiegen, daß er 1992 vom Jugendschöffengericht wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu einer Geldbuße von 2500 Mark verurteilt worden war, nachdem er ein Jahr zuvor zusammen mit zwei anderen Tätern einen Brandanschlag auf ein angeblich linksgerichtetes Jugendzentrum in Pforzheim unternommen hatte. Über den Fall hatte am Montag abend das ARD-Fernsehmagazin "Report" berichtet.
Der Stuttgarter Fraktionsvorsitzende Rolf Schlierer teilte mit, der gelernte Bankkaufmann distanziere sich inzwischen selbst von dieser "Jugendverfehlung", die er auch "aus Leichtsinn", "ohne viel nachzudenken" und im Rahmen einer "gruppendynamischen Entwicklung" begangen habe. Nach den Feststellungen des Gerichts hat Senst selbst die Schnapsflasche mit Benzin gefüllt, die dann aus einem von ihm gelenkten Wagen in der Nähe des Jugendzentrums auf die Straße geschleudert wurde. Sach- oder Personenschaden gab es nicht.
Zur Vorgeschichte gehöre, fuhr Schlierer fort, daß Senst mehrfach von Besuchern des Jugendzentrums persönlich angegriffen worden sei. Auch der Treffpunkt des Fan-Clubs des 1. FC Pforzheim, dessen Mitglied Senst war, sei von dort attackiert worden. Noch am Tattag sei Senst "zum Messerkampf herausgefordert" worden, erst die Polizei habe ihn befreit. Schlierer sprach dennoch von einer Tat, "die weder zu rechtfertigen noch zu entschuldigen ist". Jedoch werde eine "unheilvolle Gewaltspirale" von links nach rechts sichtbar.
Der "Report"-Redaktion warf Schlierer "modernen Inquisitionsjournalismus" vor. Sie habe das ihr schon länger bekannte Material bewußt bis zur hessischen Kommunalwahl am kommenden Sonntag "in Reserve gehalten". Der Landesvorsitzende der baden-württembergischen "Republikaner", Christian Käs, sprach von einer "hochgezogenen Kampagne".
SEOUL/TOKIO, 2. März (AP/tst). Bundeskanzler Helmut Kohl hat dem koreanischen Volk seine Unterstützung auf dem Weg zur Wiedervereinigung zugesagt. Auf der letzten Station seiner Asienreise erklärte Kohl am Dienstag in Seoul, angesichts der dramatischen Veränderungen in der Welt sei die Zeit dafür günstig. Bei einem Besuch an der Grenze in Panmunjom zeigte Kohl sich "zutiefst deprimiert" über die Teilung des Landes und äußerte zugleich "tiefe Dankbarkeit" für die deutsche Vereinigung.
Der Kanzler erklärte auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit dem erst vor fünf Tagen in sein Amt eingeführten Präsidenten Kim Young Sam: "Wenn das koreanische Volk dies will, wird es die Einheit erreichen. Wir möchten Korea auf diesem Weg auch aufgrund unserer Erfahrungen unterstützen." Der Kanzler riet dem südkoreanischen Präsidenten: "Sie müssen Geduld haben, an die Einheit glauben und eine günstige Gelegenheit ergreifen." Kim antwortete: "Die deutsche Vereinigung hat uns Mut gemacht." Aber das deutsche Beispiel habe auch gezeigt, daß die Vereinigung nicht "zu eilig" geschehen dürfe und "gut vorbereitet" werden müsse.
Der Bundeskanzler unterstützte den südkoreanischen Präsidenten im aktuellen Konflikt um die nordkoreanischen Nuklearanlagen. Er habe Verständnis dafür, daß die Überprüfung der Atomanlagen durch internationale Experten für Seoul eine wichtige Voraussetzung für bessere Beziehungen zwischen den beiden Koreas sei. Südkorea befürchtet, daß der Norden an einer Atombombe baut.
Kohl sprach mit dem südkoreanischen Präsidenten auch über ein geplantes Schnellzug-Projekt. Die Regierung in Seoul will einen ausländischen Hochgeschwindigkeitszug kaufen und dafür die Strecke Seoul-Pusan ausbauen lassen. Sie wird sich entweder für den deutschen ICE, für den französischen TGV oder für den japanischen Shinkansen entscheiden. Der Kanzler sagte anschließend, der Präsident habe versprochen, die Angebote streng nach sachlichen Kriterien zu prüfen - "wir sollten einfach auf das Ergebnis warten".
FLÖRSHEIM. Sechs Tage vor der Kommunalwahl stehen die Zeichen auf Sturm, bläst Norbert Hegmann (CDU) ein christdemokratisches Tief aus Bonn entgegen. Doch im heimischen Flörsheim verschafft eine Hochdruckzone, wenn auch deutlich kleineren Ausmaßes, dem Ersten Stadtrat dezenten Rükkenwind. Da rückte ein Weilbacher Bürger aus, Unterschriften zu sammeln für des Hauptamtlichen Wiederwahl. Und da pinselten Unbekannte just vor des Stadtrats Amtsitz in der Riedstraße an die Wand: "Weiter so, Norbert."
"Erst dachte ich, was ist denn das für ein Fan", sagte Hegmann. Doch die klammheimliche Freude über derlei Sympathie-Beteuerung währte nur kurz. "Ich habe meine Leute veranlaßt, Strafanzeige zu erstatten." Schließlich handele es sich um Schmierereien in größerem Umfang. Außer an der Hegmann-Residenz waren die Sprüher am Terra-Geschäftsgebäude, an der evangelischen Kirche, in der Wickerer Straße und an anderen Häuserwänden am Werk. Teilweise sind die Parolen mit "fNEP" signiert. "Ich nehme an, daß die Polizei in diese Richtung ermittelt."
Dazu sahen die Gesetzeshüter zumindest gestern noch keinen Anlaß. "Uns liegt noch keine Strafanzeige vor", sagte ein Sprecher.
Die mutmaßlichen Urheber indes gehen auf Distanz. In einer Pressemitteilung erklären die Mitglieder der Liste für Nicht-, Erst- und ProtestwählerInnen, daß ihr Listenkürzel "fNEP" "auf hinterhältigste Weise mißbraucht wurde". Deniz Yücel: "So doof sind wir nicht." Der "verachtungswürdige Angriff galt nicht nur der fNep, sonderm dem gesamten Rechtsstaat". In dieser "schweren Stunde der Not rufen wir alle Demokratinnen und Demokraten auf, . . . den Chaotinnen und Chaoten entschlossen entgegenzutreten."
Ohne den Mitgliedern eine Schuld zuweisen zu wollen, sieht Hegmann einen Zusammenhang mit der "chaotischen Liste". Seine Mitarbeiter habe er angewiesen, die Parolen schnellstens zu entfernen - auch das "Norbert, weiter so" unter seinem Fenster.
Haften bleibt indes, was ein Weilbacher Bürger unternahm. Er heißt Hans- Georg Schön, ist nach eigenem Bekunden parteilos ("ich gehöre nirgendwohin") und lernte Hegmann als Bürgermeister von Weilbach bei einem Ölunfall in seinem Haus kennen ("Da hat er sofort geholfen; der Umwelt ist kein Schaden entstanden"). Hegmann soll Erster Stadtrat bleiben, wünscht sich Schön. Und dafür sammelte er Unterschriften. Mehr als 110 Menschen unterschrieben das Papier, sind wie er der Meinung, Hegmann solle im Amt bleiben. Schön will seine Aktion nicht als Aufruf verstanden wissen, die CDU zu wählen. Hegmann habe auch mit der FDP eine Chance, habe die doch bereits im Vorfeld signalisiert, daß sie für ihn stimmen werde. kkü
Leser-Forum
Die Kongreßhalle - an ihr machen sich für viele Frankfurter Erinnerungen fest. In den 50ern, auch noch in den 60er Jahren, war sie zum Beispiel der Ort der Jazz-Konzerte. Die Fans drängten sich, wenn Louis Armstrong, Dizzy Gillespie oder Duke Ellington übern großen Teich anreisten.
Das künftige Congress-Center Messe Frankfurt (CCMF) bietet zwar an der Ecke zur Theodor-Heuss-Allee hin auch einen "zweistöckigen Ballsaal" - dient aber vorrangig doch anderen Zwecken. "Tagen, Wohnen, Ausstellen unter einem Dach" - so faßte es am Dienstag Messe-Geschäftsführer Hans Dethloff zusammen.
Der große Saal faßt bis zu 2300 Menschen - er ist für all die Massenveranstaltungen gedacht, die bisher mangels Unterbringungsmöglichkeit "in Frankfurt nicht stattfinden konnten" (Eike Markau, Vorsitzender der Messegeschäftsführung). Als Beispiel nannte die Messe schon in der Vergangenheit gerne den Weltkongreß der Zahnärzte - der mobilisiert immerhin 2000 Mediziner.
Da sind ein "weiterer großer Ecksaal für 500 Personen" und "ein abgestuftes Programm mittlerer und kleinerer Säle". Zweifel, die Stadt mache sich mit dem CCMF selbst Konkurrenz - etwa der Alten Oper - zerstreut die Messe. Kongresse, raunte Markau verheißungsvoll, verstehe man ja als "Vorläufer von Messen".
1994 wollen die Investoren mit dem Bau beginnen, als "reine Bauzeit" kalkuliert Architekt Helmut Joos "zwei bis zweieinhalb Jahre". Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zeigte sich am Dienstag überzeugt, daß das Kongreßzentrum auch in "wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten" Sinn mache.
Den Zweiflern kann der OB immerhin eines entgegenhalten: Schon jetzt gibt es "die ersten Anfragen für Zimmer- Reservierungen" (Messe-Geschäftsführer Dethloff). jg
bho DRESDEN, 3. März. Die sächsische Regierung hat sich nach monatelangen Diskussionen für eine Autobahntrasse von Dresden nach Prag entschieden. Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) teilte jetzt in Dresden mit, aus vier verschiedenen Möglichkeiten sei die von der A4 an Dresden vorbei nach Liebenau an der tschechischen Grenze führende Variante gewählt worden. Die 47 Kilometer lange Autobahn soll rund 1,1 Milliarden Mark kosten. Baubeginn ist voraussichtlich im Oktober 1995.
Noch in dieser Woche sollen Verhandlungen mit der Prager Regierung über die Weiterführung der Autobahn auf tschechischem Gebiet aufgenommen werden. Das Verkehrsministerium geht davon aus, daß der Autoverkehr im Großraum Dresden durch die neue Autobahn wesentlich entlastet wird. Rund 38 000 bis 46 000 Autos, schätzen Verkehrsexperten, werden die neue Straße befahren.
SINDLINGEN. Sofort tot war ein Motorradfahrer, der am gestrigen Dienstag gegen 14 Uhr mit seiner 250er Yamaha ins Schleudern geraten und gegen einen entgegenkommenden Wagen geprallt war. Wie die Polizei mitteilt, ereignete sich der Unfall auf der Landesstraße 3006 zwischen dem Sindlinger Kreisel und dem Tor Nord der Hoechst AG. Der 27jährige Zeilsheimer war mit seiner Maschine in Richtung Sindlingen unterwegs, als er aus noch unbekannten Gründen ins Trudeln kam, stürzte und vom Motorrad flog. Er schlitterte auf die Gegenfahrbahn und prallte mit seinem Helm gegen den Nebelscheinwerfer eines entgegenkommenden Golfs. Der Autofahrer, ein 61 Jahre alter Hattersheimer, konnte nicht mehr bremsen. Der Aufprall war so stark, daß der Helm des Motorradfahrers zerbrach und der Schädel des 27jährigen zertrümmert wurde. Er rutschte noch 50 Meter weiter, das Zweirad prallte nach 100 Metern gegen eine hohe Bordsteinkante.
Wie die Polizei weiter mitteilt, wird das Motorrad jetzt von einem Gutachter untersucht. Starker Wind und zu hohe Geschwindigkeit seien als Grund für die tödliche Fahrt nicht auszuschließen. gre
Ranstädterin schwer verletzt ORTENBERG. Eine Autofahrerin aus Ranstadt kam am Montag aus unbekannter Ursache mit ihrem Fahrzeug von der Kreisstraße 218 ab und prallte gegen die Ortstafel. Dabei verletzte sie sich nach Polizeiangaben so schwer, daß sie ins Krankenhaus Schotten eingeliefert werden mußte. Den Blechschaden beziffert die Polizei auf 1700 Mark.
Fischer: Kein Grund zu Kritik an Behörden Auch CDU und FDP im Landtag über Hoechst empört Von Peter Holle und Richard Meng (Wiesbaden) Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sieht "nach heutigem Erkenntnisstand" keinen Grund zu Vorwürfen gegenüber den Behörden, die die Chemieanlage bei der Hoechst AG genehmigt haben, aus der am Rosenmontag zehn Tonnen Chemikalien entwichen sind. Fischer sagte am Dienstag, Gewerbeaufsicht und alle Genehmigungs-Gutachter hätten den jetzt eingetretenen Unfall nicht vorhersehen können, da sie bei den Sicherheitsanalysen ganz legal von "unzureichenden Grundlagen" ausgegangen seien. Die will Fischer jetzt durch erhöhte Sicherheitsstandards für rund hundert Chemieanlagen in Hessen ändern. Die Hoechst AG hat Anliegen und Verfahrensvorschlag Fischers zugestimmt. Der Umweltminister legte in einer Sondersitzung des Landtags-Umweltausschusses einen 40 Seiten dicken Bericht über den Griesheimer Chemieunfall vor, in dem über den Stand der Aufklärung der Unfallursache (menschliches Fehlverhalten) und über die schlechte Information von Behörden und Bevölkerung berichtet wird. "Gravierendster Mangel": Die Schwanheimer seien am Rosenmontag nicht vor Beginn des Berufsverkehrs aufgefordert worden, in den Wohnungen zu bleiben. Dazu "wäre Zeit gewesen".
Fischer bekräftigte, daß die Sanierungsmaßnahmen in Schwanheim unverändert weitergehen sollen, auch wenn führende Toxikologen die freigesetzten Chemikalien am Montag nur als "schwach krebserregend" eingestuft und ein erhöhtes Krebsrisiko verneint haben. Bei der Sanierung müsse man "auf der sicheren Seite" sein, meinte der Minister. Außerdem stehe fest, daß die Aufnahme von o-Nitroanisol in den Körper über längere Zeit sehr wohl krebsgefährlich sei.
Nach Empfehlung der Toxikologen sollen die Messungen in Schwanheim so lange fortgesetzt werden, bis nachgewiesen ist, daß der Zustand wie vor dem Unfall wieder hergestellt ist. Kurzfristig soll danach auch Haus- und Staubsaugerstaub untersucht werden. Bei Belastungen größer als 7,5 Mikrogramm o-Nitroanisol pro Kubikmeter sollen Nachmessungen und Reinigung erfolgen. Bei Bodenbelastungen größer als ein Milligramm pro Kilo oder fünf Milligramm pro Quadratmeter wird Sanierung empfohlen. Die Hoechst AG und die Stadt Frankfurt haben dieses Programm am Dienstag gebilligt. Und im Landtagsausschuß gab es auch von den Oppositionsparteien CDU und FDP keine Kritik am Vorgehen Fischers. Sprecher der Union nannten das Verhalten der Hoechst AG "unmöglich", die FDP sprach von "unerträglicher Informationspolitik" des Konzerns. Roland Koch (CDU) forderte, Hoechst müsse "umgehend öffentlich darlegen", wie ein "solch leichtfertiges Vorgehen" künftig vermieden werden soll.
Im Römer herrschte am Dienstag gedämpfter Optimismus. "In Schwanheim kehrt Beruhigung ein", behauptete Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne). Er und Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) zeigten sich "sehr erleichtert" vom Ausgang des montäglichen Toxikologen-Gipfels in Wiesbaden. "Wir haben kein Dioxinproblem in Schwanheim", sagte Nimsch, "und auch das Krebsrisiko ist äußerst gering."
Die Sanierungsarbeiten im kontaminierten Viertel gingen weiter, die Dachreinigungen - 150 Einfamilienhäuser, 20 große Flachdächer - liefen auf vollen Touren. "Ich will durchdrücken, daß das bis zum Wochenende fertig ist", sagte Feuerwehrchef Reinhard Ries.
Die Luftbelastung mit o-Nitroanisol ist am Sonntag und Montag weiter zurückgegangen. An der Hauptmeßstation Rheinlandstraße, an der zuvor zwischen 14 und 18 Mikrogramm des Stoffs pro Kubikmeter Luft registriert worden waren, lag "kein Wert mehr über acht Mikrogramm - trotz der Fräsarbeiten", sagte Umweltamtschef Jörg Hennerkes. An den vier übrigen "Luft-Stationen" hätte "alles unter der Nachweisgrenze" gelegen.(Weitere Berichte auf Seite 23)
HÖCHST. Zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam es gestern, als die Silostraße zwischen 14.45 und 21 Uhr vollständig gesperrt worden war, weil eine Glasfabrik beim Umbau ihres Schmelzofens Schwierigkeiten mit der Kühlung hatte. Die Feuerwehr mußte eingreifen und Schlauchbrücken verlegen, die die Straße vollständig blockierten. ege
BAD VILBEL. In der Nacht von Sonntag auf Montag sind unbekannte Täter in die Gaststätte des Bürgerhauses Heilsberg eingedrungen, berichtet die Kriminalpolizei. Die Einbrecher hebelten den Zigarettenautomaten auf und nahmen neben dem Hartgeld und den Zigaretten auch noch diverse Spirituosen sowie ein drahtloses Telefon der Bundespost, Typ Sinus 11, mit. Die Kripo bittet unter 06031/6010 um Zeugenhinweise. mu
NEW YORK/SARAJEWO, 2. März (AFP/Reuter/dpa). In New York sind in der Nacht zum Dienstag die Friedensverhandlungen für Bosnien-Herzegowina unter der Schirmherrschaft von UN und EG wieder aufgenommen worden. Konferenz-Sprecher Fred Eckhard sagte, nach Ansicht der Vermittler David Owen und Cyrus Vance seien die Bürgerkriegsparteien "sehr nah an einer Einigung".
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic sprach mehr als drei Stunden mit Vance und Owen. Anschließend sagte er, er werde neue Vorschläge in die Verhandlungen einbringen. Einzelheiten nannte der Serbenführer nicht.
Auch der bosnische Präsident Alija Izetbegovic traf in New York ein und sprach mit Vance und Owen. Zuvor war er in Washington mit US-Vizepräsident Al Gore zusammengetroffen. Izetbegovic sagte, er sei bereit, ein Abkommen zur Kontrolle der schweren Waffen in Bosnien-Herzegowina zu unterschreiben, wenn die USA "physisch" die Durchsetzung dieses Abkommens garantierten. Die Vorschläge von Vance und Owen für diese Kontrolle seien zu vage und müßten präzisiert werden. Izetbegovic sagte, er nehme nicht direkt an den Verhandlungen teil, der bosnische Delegationsleiter sei Außenminister Haris Silajdzic.
In Sarajewo schlug am Dienstag eine Granate in eine Gruppe Zivilisten ein, die um Wasser anstanden. Dabei wurden zwei Menschen getötet und mindestens fünf verletzt.
Die Donau wird weiterhin an einer rumänischen Schleuse von serbischen Schiffen blockiert. Eine Woche nach Begin der Aktion am Donau-Schiffahrtssystem Eisernes Tor II gibt es nach Berichten der Belgrader Presse vom Dienstag keine Anzeichen einer baldigen Wiederherstellung des Flußverkehrs. Etwa 65 serbische Schiffe und Lastkähne sind an der Blockade beteiligt. Die Besatzungen verlangen die Durchfahrt durch die Schleuse, weil die Strecke der einzige Wasserweg zwischen mehreren serbischen Donauhäfen ist. Rumänien verbietet die Fahrt der Schiffe unter Berufung auf die gegen Rest-Jugoslawien eingeführte UN-Handelsblockade.
POTSDAM, 2. März. Mit einem Eklat ist am Dienstag die letzte geplante öffentliche Sitzung des Potsdamer Stolpe-Untersuchungsausschusses zu Ende gegangen. Aus Protest gegen die ihrer Meinung nach unzulängliche Arbeit des Landtags- Gremiums, das die Stasi-Kontakte des heutigen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (geführt als "IM Sekretär") untersuchen soll, verweigerten acht frühere DDR-Bürgerrechtler ihre Aussage. Der Ausschuß beantragte daraufhin beim Potsdamer Bezirksgericht "Zwangsmittel". Den einstigen DDR-Oppositionellen droht zunächst ein Ordnungsgeld. Darauf wollen sie es ihrer eigenen Aussage zufolge ankommen lassen. Der frühere DDR-Dissident Ralf Hirsch sagte, er habe "noch aus DDR-Zeiten Übung mit Ordnungsstrafen".
Bärbel Bohley hatte vor Beginn der Anhörung in einer vor dem Sitzungs- Raum verlesenen Erklärung die Motive der Verweigerer erläutert: sie stünden als "Zeugen", nicht aber als "Alibi" zur Verfügung. Die Bürgerrechtler monieren, daß der seit April tagende Ausschuß sie zu spät vorgeladen habe - zu einem Zeitpunkt, wo bereits am Abschlußbericht gearbeitet worden sei. Im Anschluß an diese Erklärung übergab Hirsch dem amtierenden Ausschußvorsitzenden Reinhart Zarneckow (SPD) eine Mappe mit persönlichen Erklärungen der geladenen Zeugen, den zwei Untersuchungsberichten der Gauck-Behörde sowie anderen Dokumenten, die der Ausschuß "bagatellisiert und beiseitegeschoben" habe.
In ihrer Erklärung fordern die früheren DDR-Oppositionellen einen "unabhängigen Untersuchungsausschuß, in dem sich die einzelnen Mitglieder weder durch Regierungsbeteiligung noch durch Koalitions- oder Parteiinteressen gebunden fühlen". Regina Templin sagte, das Gremium sei zu einem bloßen "Verteidigungsausschuß" des Ministerpräsidenten verkommen. Bärbel Bohley verlas einen Katalog von Kritikpunkten: Der Ausschuß habe "die Akten nicht ernst genommen"; er habe die Rechercheergebnisse der Gauck-Behörde "diskreditiert"; er habe "die Glaubwürdigkeit der Zeugen nicht überprüft" und "ehemalige IM (Inoffizielle Stasi-Mitarbeiter, d. Red.) ungeprüft als seriöse Zeugen angehört"; er habe nicht geprüft, "welche Vorabsprachen zwischen Zeugen und der Staatskanzlei" stattfanden. Außerdem bemängeln die Bürgerrechtler, daß der Untersuchungsausschuß "vorhandene Aktenbestände" nicht genutzt habe - so unter anderem "Opferakten, IM-Akten, Justizakten, Kirchen- und Blockparteiakten, Unterlagen von SPD, KGB".
Nach Ansicht der Bürgerrechtler gibt es ein ganzes Bündel von "Fakten, die der Ausschuß nicht zur Kenntnis nehmen will": So sei Stolpe als "IMB registriert". Niemand sei langfristig als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter registriert worden, "der sich nicht wie ein IM verhalten hat". Stolpe, so heißt es in der Erklärung weiter, "hat Informationen weitergegeben. Niemand hat ihn dazu beauftragt." Der damalige Kirchenmann Stolpe habe überdies die Konspiration strikt eingehalten und von Stasi-Minister Erich Mielke einen Orden erhalten: "Mielke hat nur an seine Leute Orden verteilt."
Für den Antrag auf Verhängung von "Zwangsmitteln" stimmten die Abgeordneten Rosemarie Fuchs (FDP) sowie Siegfried von Rabenau (SPD). Fuchs sagte, die Angriffe der Bürgerrechtler auf den Ausschuß seien "disqualifizierend"; die "Leute der Bürgerbewegung" hätten sich "diskreditiert". Der brandenburgische SPD-Landesvorsitzende Steffen Reiche, ebenfalls Ausschußmitglied, meinte, die Bürgerrechtler seien "weniger an der Wahrheit interessiert als die bisher geladenen Zeugen". Stolpe sagte, die "Verweigerungshaltung" der Ex-Bürgerrechtler sei ihm "völlig unverständlich". Derartige "Spektakel" dienten der Wahrheitsfindung nicht. Zu DDR-Zeiten hätten die Bürgerrechtler immer den Rechtsstaat gefordert: "Jetzt haben sie ihn und treten ihn mit Füßen." (Kommentar auf Seite 3)
Verkehrsminister Günther Krause kämpft um die Vignette, als ginge es um sein politisches Schicksal. Dem verbissen agierenden Mann wäre es durchaus zuzutrauen, daß er dem Bundeskanzler mit Rücktritt droht. Krause weiß: Für die angeschlagene Bundesregierung käme seine Demission einer Katastrophe gleich. Auch wenn er sich in der Koalition weitgehend isoliert hat - der Verkehrsminister gilt immer noch als der ostdeutsche Vorzeigepolitiker im Kabinett Kohl.
Gegenargumenten unzugänglich, will Krause der Regierung die Zustimmung zu einer völlig unsinnigen Autobahngebühr aufzwingen. Ihre Einführung würde Millionen Mark an Verwaltungskosten verschlingen und hätte umwelt- wie verkehrspolitisch enorme Nachteile. Der Verkehr würde nicht weniger, sondern lediglich auf die Landstraßen verlagert.
Stur wehrt sich Krause gegen die einzig sinnvolle Alternative, nämlich die Erhöhung der Mineralölsteuer. Sie brächte Geld in die leere Staatskasse, und so mancher Autofahrer überlegte sich genauer, ob er angesichts eines deutlich höheren Benzinspreises das Auto öfter mal stehen lassen sollte.
Es bleibt zu hoffen, daß die Koalition nicht an falscher Stelle Solidarität mit einem Politiker übt, der sich zunehmend ins Abseits manövriert. rei (Bonn)
Gut möglich, daß sich der Mann dereinst näher erklären wird. Doch solange sich der deutsche Redefluß des Kochaber Tsahadaze auf ein paar Höflichkeitsfloskeln beschränkt, müssen die Fußballer von Eintracht Frankfurt eben ohne nähere Erklärungen damit leben, daß sich ihr neuer Mitspieler nicht gern einen "Russen" nennen läßt.
Wenn Tsahadaze spricht, tut er dies für gewöhnlich leise und meist lächelt er freundlich dabei. Nur einmal in den vergangenen sieben Wochen hat er die Stimme erhoben. Und sein Blick ist ganz finster geworden. "Ich kein Russe, ich Georgier", hat er seine neuen Kollegen in Frankfurt radebrechend wissen lassen.
Gleichwohl hat der Georgier Kochaber Tsahadaze gut zwölf Monate in Rußland Fußball gespielt. Die Tatsache als solche mache ihn aber noch lange nicht zum Russen, auch wenn gerade diese Zeit seinen Weg direkt in die Flugbahn Richtung Deutschland münden ließ, erklärt Tsahadaze. Erst die russische Hauptstadt Moskau, die Spiele für Spartak und Dynamo, wo sie schon zu Zeiten, als der Staatenbund der UdSSR noch Sowjetunion hieß, stets die Besten der Besten versammelt haben, hat gesteigert, was im Branchenjargon Marktwert heißt. Verteidiger mit Privilegien
Aus Tiflis, wo ihn jeder kannte, wo er ein Held war, ein Privilegierter und vor allem ein überdurchschnittlich guter Verteidiger, hatten sie ihn nach Moskau geholt. Was der damals 23jährige nicht bedacht hatte, war die Tatsache, daß dies zum Politikum werden könnte. Ihm war daheim in Tiflis einfach der Fußball zu schlecht geworden, "ich wollte es wieder mit stärkeren Gegnern zu tun haben".
Auf dem Sprung in die A-Nationalmannschaft war Tsahadaze schon 1990. Doch die WM in Italien spielte die damalige UdSSR noch ohne ihn. Direkt danach hatte sich der georgische Fußball-Verband ebenso wie der Litauens von der allmächtigen Schaltzentrale in der Luzhnetskaja-Naberzhnaja-Straße Nr. 8 in Moskau abgenabelt. Nun hatten die gewaltigen politischen Umwälzungen in der Sowjetunion konsequenterweise auch Auswirkungen auf den Sport. Ebenso konsequent lehnten nun Fußballer aus der Ukraine, aus Weißrußland und auch aus Georgien Einladungen in die Nationalmannschaft ab, weil sie aus Moskau, von der alten Adresse kamen. Und mit der wollte jetzt, wo doch alles neu, besser, schöner werden sollte, keiner mehr etwas zu tun haben. Selbst den Regierungschef verärgert
Auch nicht Kochaber Tsahadaze. Als sich aber die ehemaligen Nationalspieler der Ukraine, aus Georgien und Weißrußland in einem konspirativen Treffen darauf einigten, bei der Europameisterschaft 1992 in Schweden für das Team der "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS) zu spielen, willigte auch er ein. "Aber ich wollte damit doch meine Heimat nicht verraten, ich wollte nur Fußball spielen." Arglos akzeptierte er das Angebot aus Moskau, und kickte fortan für Spartak. Fußball-Land in Sicht, nachdem er sich Ende 1991 drei Monate vergebens in Schweden beim Aufsteiger Sundsvar gemüht hatte, "aber da wurde hirnlos gespielt, das hat mir nicht gefallen".
Doch kaum war der Wechsel nach Moskau publik geworden, wendete sich das Blatt gegen den strebsamen Helden des Sports. Sogar der damalige georgische Regierungschef Gamsachurdia zeigte sich erbost. Höchstselbst, so erinnert sich Tsahadaze, habe der über die Medien Stimmung gegen ihn gemacht: Nach Moskau gehen, daß tue ein braver Georgier doch nicht in so einer Zeit. In einer Presse- Konferenz erläuterte der gescholtene Tsahadaze seine ach so unpolitischen Beweggründe: "Spartak spielt auf hohen Niveau Fußball und ich will in einem guten Team sein." Doch Tsahadaze galt als Verräter einer gerade neu geordneten Anschauung von Vaterland und Bodenständigkeit, "vom Liebling der Fans war ich plötzlich zum politischen Feind geworden. Aber das dauerte nicht lange, dann war Gamsachurdia nicht mehr Präsident und die Leute beruhigten sich."
Mit Spartak Moskau gewann er den 1992 einmalig ausgespielten GUS- Pokal, fuhr zur Europameisterschaft, spielte mit, als die GUS gegen Schottland 0:3 verlor, was niemanden außer der deutschen Auswahl etwas nutzte, die sich nämlich nur aufgrund des schottischen Sieges für das Halbfinale qualifizierte. Kaum zurückgekehrt nach Moskau gab es Ärger bei Spartak. Dort wollten sie den Vertrag nicht zu den Konditionen verlängern, die Tsahadaze sich vorgestellt hatte. Also unterschrieb er bei Dynamo und half künftig dem Moskauer Polizei-Klub im UEFA-Pokal gegen den AC Turin und Benfica Lissabon das Tor sauber zu halten.
Für zwei Wochen war er zum Jahreswechsel 1992/93 heim nach Georgien gefahren. Am 2. Januar kehrte er zurück nach Moskau und wurde drei Tage später in die Gemächer des Dynamo-Präsidenten und früheren Nationalspielers Nicolai Tolstych gerufen. Dort saß im Plüschsofa auch Trainer Valerij Gazaew und ein Mann, der sich Tsahadaze mit "Knispel - Wolfgang Knispel" bekannt machte.
Der Schatzmeister des deutschen Bundesligisten Eintracht Frankfurt, Experte für Ost-Transfers, war auf Anraten von Bernd Hölzenbein ins tief verschneite Moskau geeilt. Bei der Erledigung seiner "Hausaufgaben" war der Vizepräsident mittels Studium einiger Video-Bänder auf den kopfballstarken Verteidiger aufmerksam geworden. Im ersten Gespräch lud Knispel Tsahadaze auf die spanische Ferien-Insel Gran Canaria ein. Doch als Worte fielen wie "vorspielen" und "testen", fiel bei dem 24jährigen die Klappe. "Ich hatte schon einen Namen und war dagegen, mich auf diese Weise unter die Lupe nehmen zu lassen". Doch Knispel, ein ganz Gewiefter bei derartigen Verhandlungen, legte sich in die Kurve. "Er sagte, es sei anders. Ich solle den Verein, die Mitspieler, den Trainer und den Vorstand kennenlernen, mich kenne man bereits. Das hat mir dann gefallen." Ganz besonders aber gefiel Tsahadaze das Studium der Bundesliga-Tabelle und die Aussicht, vielleicht gleich im ersten Jahr im Ausland einen Titel gewinnen zu können.
Und so reiste er vor dem Hintergrund wechselseitiger Kennenlern- Versuche mit nach Gran Canaria und anschließend nach Portugal in die beiden Eintracht-Trainingslager. Erst dann traf er seine Entscheidung und die Eintracht die ihre. "Kacha", wie in längst alle riefen, wollte und sollte bleiben. Abermals flog Knispel nach Moskau und einigte sich mit Dynamo - unter Umgehung jeglicher Wodka- Gelage, die bei derlei Geschäften nicht unüblich sind - auf eine Transfersumme von 1,5 Millionen Mark.
Ein Betrag, der die Branche aufhorchen ließ. Doch für all das viele Geld haben die Frankfurter, das haben sie spätestens nach den Spielen in Dresden und gegen Köln erkannt, "einen sehr, sehr guten Mann verpflichtet". Selbst Dietmar Roth, der im Eintracht-Team seinen Platz für Tsahadaze räumen mußte, spricht mit Hochachtung von dem Neuen: "Seine Sprungkraft ist enorm."
Der Mann aus Georgien, der in bescheidenen Verhältnissen als Sohn eines Angestellten einer meteorolo- gischen Fabrik unweit von Tiflis in Rustawi groß geworden ist, spricht ungern über seine Stärken, da schweigt des Sängers Höflichkeit: "Ich kenne meine Qualitäten, aber darüber rede ich nicht." Bei der Frage aber, ob er Sprungkraft speziell trainiere, lacht Tsahadaze: "Ja, indem ich springe." Fünfzig-, manchmal sogar hundertmal, so erklärt der Mann mit den kantigen Physiognomie, gehe er nach jedem Training über eine Hürde.
Bereits daheim in Rustawi, unweit der Grenze zu Armenien und Aserbeidschan, wo er schon als 16jähriger in der zweiten Liga gespielt hat, gewann er mühelos fast jedes Kopfball- Duell. Wie jetzt Eintracht Frankfurt (Hölzenbein: "Wir haben uns auf einer Position verstärkt, auf der wir immer Angst haben mußten, wenn der Gegner mit der Brechstange kam"), so hatte auch Dynamo Tiflis den damals 18jährigen wegen seiner Verteidiger- Qualitäten geholt. Und so ein Wechsel war nützlich in der UdSSR: Wohnung, Auto, Verbesserung der Lebensumstände, "alles war plötzlich kein Problem mehr. Überall, wo man vorher stundenlang anstehen mußte, öffneten sich die Türen von selbst". Und dann die Geschichte mit der Armee. Seinen Wehrdienst leistete Tsahadaze bei Dynamo Tiflis. Doch nur einmal in den zwei Jahren trug er eine Uniform: "Als ich den Eid auf die sowjetische Fahne geleistet habe."
Alles Schnee von gestern. Tsahadaze lächelt. Er, der leidenschaftliche Fußballer, freut sich über die neue Herausforderung in Deutschland, und darüber, daß seit dem vergangenen Wochenende endlich seine Frau Tina mit Sohn Batschana (5) und Tochter Sofia, die im Mai zwei Jahre alt wird, aus Moskau nachgekommen sind, daß er am 15. März in sein Haus einziehen kann, daß demnächst die Eltern zu Besuch kommen werden und daß er in Frankfurt im ersten Anlauf den Sprung in die Mannschaft geschafft hat. Kochaber Tshadaze weiß, daß sein Gegenspieler am Samstag Bruno Labbadia heißt, daß die Partie gegen die Bayern von enormer Wichtigkeit ist, und daß "ich mich darauf energisch vorbereiten muß". Und Tsahadaze hofft, "von ganzem Herzen", daß die "Dinge daheim in Georgien bald richtig in Gang kommen und die Menschen dort endlich normal leben können". Er hofft auch, daß er gesund bleibt, damit er Fußball spielen kann und seine Spielkameraden verinnerlicht haben, daß sie ihn gefälligst nicht einen Russen zu nennen haben.
WALTHER LÜCKER
BUTZBACH. Das Butzbacher Unternehmen Fläkt ist neu strukturiert worden. Zwar wurde das Unternehmen bereits 1988 vom internationalen Konzern Asea Brown Boveri (ABB) übernommen, bislang blieb es jedoch selbständig. Das änderte sich im vergangenen Jahr, als die ABB AG in Mannheim zur Holding des verschachtelten Konzerns wurde.
Eine 100prozentige Tochter dieser Holding ist die Fläkt GmbH, die wiederum in elf Geschäftsbereiche untergliedert ist.
In Butzbach werden in insgesamt vier Geschäftsbereichen rund 500 Arbeitnehmer beschäftigt, die unterschiedliche Produkte planen und konstruieren.
So beschäftigt sich die ABB Lufttechnik GmbH mit einer guten Be- und Entlüftung und Klimatisierung von größeren Industrie-Anlagen, die bis hin zu Anlagen in der Größe für Flughäfen reichen.
Die ABB Service GmbH übernimmt die kompletten Dienstleistungen für Gebäude, die von der Einbruchsicherung bis hin zur Übernahme von Wartungs- und Hausmeistertätigkeiten reicht.
Die Umwelttechnik GmbH plant Rauchgasreinigungs- und Entschwefelungsanlagen und konstruiert und baut auch Müllverbrennungsanlagen.
Die ABB Oberflächentechnik GmbH entwickelt für die Automobilindu- strie Lackieranlagen, deren Wirkungsgrad gegenüber den herkömmlichen Anlagen mehr als doppelt so hoch sein soll.
Dazu Professor Dr. Kurt-Volker Boos, der Vorsitzender der Geschäftsführung der ABB Fläkt GmbH ist: "Die weitere Schonung von Ressourcen und die Entwicklung von Wertstoff-Kreisläufen werden der Industrie Chancen in einem wirtschaftlich immer schwieriger werdenden Umfeld eröffnen.
Die Unternehmen, die sich am schnellsten auf diese sich schnell wandelnden Anforderungen einstellen, werden auch wirtschaftlich erfolgreich sein." Deshalb habe der Konzern auch selbständig arbeitende kleine Firmeneinheiten geschaffen, um schneller auf Marktentwicklungen reagieren zu können.
Boos hofft auf weitere Umsatzsteigerungen. Butzbach bezeichnete er während einer Pressekonferenz als "sichere Basis, die in Zukunft weiter gestärkt werden soll." Konkrete Zahlen für eine personelle Aufstockung in Butzbach wollte Boos jedoch nicht nennen.
Die ABB Fläkt-Gruppe erarbeitete 1992 mit rund 1700 Mitarbeitern einen Umsatz von 600 Millionen Mark. str
BONN, 2. März. Anstelle der von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) geplanten Einführung einer Gebühren-Vignette für die Benutzung der bundesdeutschen Autobahnen zeichnet sich in den Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und FDP eine Mehrheit für eine Erhöhung der Mineralölsteuer ab. Die verkehrs- und umweltpolitischen Sprecher lehnten am Dienstag einhellig auch eine Kombination aus Vignette und Steuererhöhung ab. Sie plädierten dafür, auf die Vignette ganz zu verzichten und nur die Mineralölsteuer anzuheben. Die Fraktionen wollten am späten Nachmittag die Vorschläge einer Koalitionsarbeitsgruppe diskutieren, aber keinen Beschluß fassen. Endgültig entscheiden soll eine Koalitionsrunde unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Mittwoch abend in Bonn.
Eine Arbeitsgruppe der Koalition unter Leitung Krauses hatte sich nicht auf einen einheitlichen Vorschlag verständigen können. Sie schlug zwei Varianten vor: Entweder soll die Mineralölsteuer um fünf bis sechs Pfennig je Liter erhöht und zusätzlich eine Vignette eingeführt werden, die 180 Mark im Jahr, 30 Mark im Monat oder 12,50 Mark in der Woche kosten könnte; oder auf eine Vignette wird ganz verzichtet und statt dessen nur die Mineralölsteuer um 10 bis 20 Pfennig pro Liter angehoben.
Beide Varianten würden zwar dem Staat die zur Finanzierung der Bahnreform notwendigen acht Milliarden Mark jährlich einbringen; Mitglieder der Arbeitsgruppe wiesen aber darauf hin, daß die Verwaltungskosten in Höhe von 760 Millionen Mark im Jahr den Ertrag einer Vignette auffräßen. Eine Vignette müsse etwa 1000 Mark im Jahr kosten, damit sich der Aufwand lohne, hieß es. Dies aber sei politisch nicht durchsetzbar. "Wenn die Vignette trotzdem kommt, dann nur, damit Krause sein Gesicht wahren kann", sagte einer der Verhandlungsführer.
In der CDU unterstützten Bundesumweltminister Klaus Töpfer, der Vorsitzende der Enquête-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre", Klaus Lippold, und der verkehrspolitische Sprecher Dirk Fischer die Mineralölsteuererhöhung als die verwaltungstechnisch einfachere und umweltpolitisch bessere Lösung. Lippold regte eine zusätzliche Lkw-Gebühr bei gleichzeitiger Ausgabe von Tankgutscheinen in Höhe von zehn Pfennig pro Liter Sprit an, die nur beim Tanken in Deutschland eingelöst werden könnten.
Für die FDP sprachen sich Verkehrsexperte Ekkehard Gries, der umweltpolitische Sprecher Gerhart Baum und die Abgeordnete Birgit Homburger für die Mineralölsteuererhöhung aus. Gries bezeichnete die Vignette als unsinnig, Baum und Homburger verwiesen auf die fehlende ökologische Lenkungswirkung der Vignette, die obendrein "ökonomisch fragwürdig" sei. (Kommentar auf Seite 3)
SULZBACH. "Hören Sie die Motorsäge?" Aus dem Telefon kommt ein kreischendes Geräusch. "Sie fällen gerade zwei Riesenahorne hier", sagt der Mann am anderen Ende der Leitung. Seinen Namen möchte er nicht nennen, wohl aber auf einen "Skandal" aufmerksam machen.
15 bis 20 Meter hoch seien die Bäume, die da auf einem Privatgrundstück an der Mühlstraße in Sulzbach gefällt würden, erzählt er. Und fügt empört hinzu: "Das sieht verheerend aus."
Auf Hinweis der FR schickte der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Kreishaus, Wolfgang Meinert, kurz vor Feierabend am Montag noch einen Mitarbeiter raus. Und in der Tat: Privatleute fällten die großen Bäume illegal. Der Kanal sei durch die Wurzeln verstopft und zerstört worden, erklärten sie dem Mann von der Behörde. "Das ist eine unbewiesene Behauptung, und sie kann nicht dazu führen, daß die das selbständig machen", schimpft Wolfgang Meinert. Die Grundstückseigner hätten vielmehr bei der Naturschutzbehörde beantragen müssen, die Bäume fällen zu dürfen.
Denn es gibt Situationen, in denen die Behörde tatsächlich erlaubt, das Beil anzusetzen: wenn ein Baum ein Zimmer völlig verdunkelt, die Verkehrssicherheit gefährdet oder den Kanal verstopft. Doch wer ohne Genehmigung zur Säge greift, muß entweder die ursprüngliche Situation wiederherstellen oder - weil das oft nicht möglich ist - eine Ausgleichsabgabe zahlen. Im Fall der Ahornbäume vermutlich ein paar tausend Mark. she
Conrad Felixmüllers Gemälde "Fabrikarbeiter im Regen", eines der Hauptwerke des Expressionisten, ist am Wochenende durch die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer, in einer Feierstunde dem Landesmuseum Darmstadt überreicht worden.
Das Bild, das 550 000 Mark gekostet hat, ist vom Ministerium mit Hilfe der Hessischen Kulturstiftung aus Privatbesitz erworben und dem Museum als Trostpflaster für die empfindlichen Lükken übergeben worden, die der Weggang der Sammlung Frank im Herbst 1992 nach Stuttgart in die Bestände des Hessischen Landesmuseums gerissen hat.
Die Bemühungen des Ministeriums, die Leihgabe der Sammlung Frank zu halten, seien erfolglos geblieben, sagte die Ministerin, und durch die Konkurrenz der Länder, bekannte Sammlungen zu erwerben, sei das Vertrauensverhältnis zwischen Leihgebern und Museen mehrfach erschüttert worden. Mayer will sich dafür einsetzen, daß sich die Ländern an solchen Wettbewerben nicht mehr beteiligen. wp
ha BRÜSSEL. Gegen die von Washington gegen EG-Stahllieferanten verhängten Strafzölle hat die Brüsseler EG-Kommission jetzt einen ersten Schritt unternommen. Gemäß den Regeln der internationalen Handelsorganisation Gatt hat sie zunächst "Konsultationen" eingeleitet, wie ein Sprecher bekanntgab. Die von Brüssel bestrittene Berechnungsmethode für die Straf- und Anti-Dumpingzölle der USA sei am vergangenen Freitag beim Gatt in Genf mit der amerikanischen Seite erörtert worden, heißt es. Als herausragende Beispiele "falscher" Beschwerdegründe der US-Stahlindustrie, auf denen die teilweise sehr hohen Zölle basierten, nannte der Sprecher:
1. Die US-Firmen hätten einen Zeitraum von 15 Jahren bei der Kalkulation von öffentlichen Beihilfen für die einzelnen EG-Stahlkonkurrenten zugrunde gelegt, obgleich Dumpingklagen sich auf einen aktuellen Beschwerdezeitraum beziehen müßten,
2. sei die bei allen EG-Exportgeschäften übliche Rückvergütung der Mehrwertsteuer als "Beihilfe" für die Ausfuhr in die USA gewertet worden,
3. seien Hilfen einbezogen worden, die zur Vorbereitung einer Privatisierung (der früher staatlichen Werke von British Steel) mit der Absicht echter Wettbewerbsverhältnisse in den achtziger Jahren gezahlt worden waren.
SELIGENSTADT. Der Notarzt aus dem Rettungshubschrauber versorgte gestern nachmittag einen 36jährigen, bevor dieser mit dem Notarztwagen nach Offenbach transportiert wurde. Wie die Polizei berichtet, war der Mann um 13.50 Uhr auf der Steinheimer Straße in Richtung Klein-Krotzenburg unterwegs. In Höhe der Firma AEG geriet er aus noch unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn, wo das Fahrzeug mit einem entgegenkommenden Auto kollidierte. Der Fahrer dieses Wagens wurde leicht verletzt. Der Schaden: 50 000 Mark. pmü
Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektrobranche sehen den Industriestandort Frankfurt in Gefahr. Innerhalb eines Jahres bauten die Betriebe in und um Frankfurt 4000 Arbeitsplätze ab, bis zur Jahresmitte sollen es weitere 2000 sein, hat eine Umfrage des Frankfurter Arbeitgeberverbandes bei seinen 160 Mitgliedsfirmen ergeben. Das bedeutet, daß innerhalb von achtzehn Monaten 10 Prozent der Arbeitsplätze verlorengegangen sein werden. Von den geplanten Rationalisierungsmaßnahmen werden künftig nicht nur schlecht qualifizierte Arbeitnehmer, sondern auch Manager der mittleren Führungsebene betroffen sein, erläuterten Vertreter des Arbeitgeberverbandes am Dienstag.
Zwischen dem Arbeitgeberverband, dem Magistrat und der Industriegewerkschaft Metall (IGM) herrsche Einigkeit darin, daß die Frankfurter Wirtschaft eine "starke industrielle Komponente" brauche, erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Artur Bade. Vor knapp zwei Monaten sei eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Kommunalpolitik, der Gewerkschaft und der IGM gebildet worden, die Vorschläge zur Standortsicherung entwickeln soll. Die größten Nachteile Frankfurts seien der Mangel an Gewerbeflächen, billigem Wohnraum und die Verkehrssituation.
Stephan Fischbach vom Arbeitgeberverband der Hessischen Metallindustrie forderte in diesem Zusammenhang den Bau von Ring- und Stadtautobahnen. Der Innenstadt-Verkehr sei vom rot-grünen Magistrat "ja eher behindert worden". Beim Rhein-Main-Flughafen müsse eindeutig auf Expansion gesetzt werden. Wolfgang Scholz, Vorstandsmitglied der AEG Aktiengesellschaft, bedauerte, daß die Bundesregierung nicht bereit sei, die Einkommensgrenze für den Bezug von Sozialwohnungen anzuheben. Die gültige Einkommensgrenze liege so niedrig, daß kein einziger AEG-Mitarbeiter anspruchsberechtigt sei.
Der Industriegewerkschaft Metall warfen die Arbeitgeber vor, einer Verschiebung der zum 1. April vereinbarten Arbeitszeitverkürzung angesichts der gegenwärtigen Konjunkturflaute nicht zustimmen zu wollen. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde entspreche einer Kostensteigerung von 2,8 Prozent, rechnete Scholz vor. Der Trend, Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern, werde sich verstärken. Der Geschäftsführer des Verbandes, Norbert Rosenbusch, warnte: "Die Arbeitsplätze, die jetzt wegfallen, sind ein für allemal weg."
Frühestens 1994 werde es wieder aufwärtsgehen, meinten die Arbeitgeber. Auch die befragten Betriebe zeichneten für das laufende Jahr ein düsteres Bild. Mehr als die Hälfte beurteilte die allgemeine Geschäftslage als "schlecht". Die Mehrzahl klagte über zu wenig Aufträge. Hinzu komme, daß die Kosten zwar um sechs Prozent gestiegen seien, dies aber nur zu einem Teil durch höhere Preise wieder ausgeglichen werden könne. ft
HÖCHST. "Möge Deutschland halbwegs zurechtkommen in den nächsten Jahren, möge das Land die vielen Außenstehenden nicht enttäuschen, die ihre Hoffnungen mit ihm verbinden. Möge Euch nie das Geld ausgehen, Deutsche, damit niemand erfahre, wie verdorben Ihr seid" - so schließt Chaim Nolls Essay "Nachtgedanken über Deutschland". Das Buch des deutsch-jüdischen Schriftstellers ist eines von knapp siebzig, die in der Ausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" nun 14 Tage lang in der Stadtbücherei Höchst zu sehen sein werden.
Nach den sechs Themengebieten Flüchtlingsursachen, Handlungsansätze, Fremde in Deutschland, Rassismus, Rechtsradikalismus und Nationalsozialismus hat Gudrun Baldes, Lektorin der Stadtbüchereien Frankfurt, die Ausstellung gegliedert. Die meisten Bücher können aktuelle Fakten präsentieren, sind 1992 erschienen.
So auch "Heimat Babylon", ein Sachbuch, in dem Daniel Cohn-Bendit und Thomas Schmid zum einen Beispiele liefern, zum anderen ein Plädoyer für die Anerkennung der multikulturellen Gesellschaft in Deutschland formulieren. Sie erklären den Umgang mit der moslemischen Minderheit am konkreten Beispiel des Konflikts um eine Moschee in Höchst und konstruieren die Analyse eines Einwanderungslandes mit seinen Vorzügen und dunklen Kehrseiten.
"Wir beteiligen uns mit dieser Ausstellung an der Höchster Aktionswoche gegen die Ausländerfeindlichkeit", sagt Hildegard Günther, die Leiterin der Höchster Stadtbücherei. Es geht um die Präsentation von Büchern, die politische, historische und gesellschaftliche Hintergründe aufzeigen, sowie um Geschichten und Romane, die literarische Menschenbilder entwerfen und so die Gefühlswelt von Fremden in Deutschland transparent machen. ege
WIESBADEN. Eine 35 Jahre alte Wiesbadenerin, die im fünften Monat schwanger ist, wurde am Montag Opfer einer rabiaten Gewalttat. Ihr 41jähriger Bekannter, der sie verdächtigte, seine Tochter entführt zu haben, trat sie in den Unterleib und bedrohte sie mit einer Gaspistole. Er hatte die Frau in der Wellritzstraße getroffen, wo sie sich gerade mit einer Nachbarin unterhielt, die eine Taschenlampe in der Hand hielt. Der Mann entriß ihr die Leuchte und schlug damit auf die Frau ein. Erst der Polizei gelang es, den Aufgebrachten zur Vernunft zu bringen. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Die Schwangere mußte ärztlich behandelt werden, sie hatte Prellungen und Blutergüsse erlitten. maf
Es sollte ein Symbol für Begegnung, Verständigung und Toleranz darstellen - nun droht es zu einem Symbol für neu aufkeimende Intoleranz zu werden: das "Familientreffen" von Ottmar Hörl. Die Skulpturengruppe, im vergangenen Herbst an sechs Plätzen in der Stadt Rüsselsheim aufgestellt, ist erneut zur Zielscheibe handfester Aggressionen geworden. Am Wochenanfang demontierten Unbekannte eine der stählernen "Familien" im Stadtpark. Fachmännisch, sauber, spurlos. Mit einem Schneidbrenner gingen die Frevler zu Werke. Der Verbleib der Plastik ist unbekannt, ebenso die Täter. Über das Motiv dürfte es allerdings keinen Zweifel geben: Nicht um den Kunstwert ging es den Tätern, sondern um die Entwertung von Kunst - im öffentlichen Raum, aber auch darüber hinaus. Daß dieser demonstrative Akt der Zerstörung kurz vor den Kommunalwahlen inszeniert wurde, ist kaum zufällig. In Hörls Plastiken sahen die Rüsselsheimer schließlich den Inbegriff einer neuen Kulturpolitik. Lokale Identität und internationales künstlerisches Niveau wurden hier glücklich miteinander verbunden. Sehr zum Unbehagen der konservativen Rathaus-Opposition: Rasch schlossen sich die CDU-Fraktion und der FDP-Ortsverein den wenigen, aber lautstarken Beschwerden einiger aufgebrachter Bürger an, man solle das viele Geld doch besser anderweitig ausgeben - entweder in Form liebreizender Brünnlein, oder besser noch, in Gestalt größerer Parkplätze. Von Rechtsaußen rief man gar nach einer "Volksabstimmung" über Kunst im öffentlichen Raum. Es mögen populistische Stimmen wie diese gewesen sein, die die Täter inspiriert haben. Für die Galeristin Anita Bekkers, eine der Initiatorinnen des "Familientreffens", ist die Verbindung deutlich sichtbar: "Es wird immer stärker versucht, die hier eingeschlagene Kulturpolitik zu untergraben."
Und das, obwohl die Akzeptanz der neuen Linie - einschließlich der Hörl-Plastiken - zuletzt eher gestiegen war. "Es hat noch niemals ein Kunstwerk einen derart fruchtbaren Diskurs in dieser Stadt angeregt", darüber sei man sich im Kulturdezernat, in der Verwaltung wie auf Seiten der privaten Förderer einig. Da sollte es den Kulturpolitikern nicht schwerfallen, den Kurs der Toleranz auch weiterhin zu halten. Die eher defensive Position der Initiatoren nach den ersten, peinlichen Gegenstimmen im Herbst, sie hat, nunmehr offensichtlich, weder die Kunst noch die Politik vor Schaden bewahrt. Eine entschiedenere Parteinahme für die Kultur (und für die Streitkultur) ist nun geboten - auch, um Hörls Figuren das nötige Gewicht zu verleihen, damit sie künftigen Anfechtungen standzuhalten vermögen. THOMAS A. WOLFF
Manchmal kann man ihn glatt vermissen, den "alten" Joschka Fischer. Wie hätte er früher, als Oppositionspolitiker, auf Hoechst AG und staatlichen Versäumnissen herumgeprügelt. Wie hätte er sich einen Landesumweltminister vorgeknöpft, der bei dem schweren Chemieunfall im Griesheimer Werk des Konzerns erst spät die volle Wahrheit erfuhr und dessen Behörden mit dieser Art (rein technisch korrekter) Ventilfunktion im Falle von Überdruck nie gerechnet hatten. Fehlanzeige.
Der "neue" Joschka, nun selbst der verantwortliche Minister, reagiert ganz anders. Wie schon nach vergleichsweise harmlosen Störfällen im Hanauer Siemens-Plutoniumwerk meidet er eher die öffentliche Rhetorik und setzt auf knallharte Administration. Der Politiker in ihm weiß nur zu genau, welches Risiko ein Umweltminister (zumal direkt vor einer Kommunalwahl) läuft, der überreagiert. Fischers Lektion: Meist erst im Schatten eines Unfalls schafft der Staat es, gravierende Sicherheitsauflagen durchzudrücken. Also läßt er den Staat antreten.
Der Fall Hoechst zeigt, daß höhere Sicherheitsstandards für Chemieanlagen überfällig waren. Fischer will sie jetzt verordnen, wenn die Industrie sie freiwillig nicht akzeptiert. Der Ausgang wird vielleicht früher noch als beim politischen Streitthema Atomkraft zeigen, wie weit Umweltpolitik an Sicherheitsargumenten entlang kommen kann: Es geht darum, jetzt in der Chemie einen höheren Stand der Technik durchzusetzen, dem sich dann auch außerhessische Firmen nicht mehr entziehen könnten. Leider erst jetzt. me (Wiesbaden)
Händler aus ganz Deutschland treffen sich am Sonntag, 7. März, von 11 bis 18 Uhr in der Stadthalle Friedberg zu einer Schallplatten- und CD-Börse. Außer reinen Tonträgern werden dort auch Videos, Poster oder Bildplatten angeboten.
Am darauffolgenden Sonntag, 14. März, findet die "29. Marburger Schallplattenbörse" von 10 bis 17 Uhr im Bürgerhaus Cappel statt. b-i
sp HANNOVER, 2. März. In Niedersachsen übernimmt künftig die Landeskasse Krankheitskosten von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die Landesregierung will mit diesem Beschluß vom Dienstag die Aufnahme von Flüchtlingen durch Privatpersonen erleichtern. Die örtlichen Ausländerbehörden, die über die Aufnahme entscheiden, haben bisher in vielen Fällen ihre Genehmigung davon abhängig gemacht, daß sich die deutschen Gastgeber verpflichten, im Fall einer Erkrankung von Flüchtlingen für die Kosten aufzukommen.
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Mosambik: UN-Friedensmission bringt 4.000 Arbeitsplätze =
Maputo, 2. März (IPS) -- Mosambiks begehrtester Arbeitgeber ist dank hoher Löhne heute die UN-Friedenstruppe UNIMOZ. Die erwarteten 8.000 Blauhelme sollen die Einhaltung des Vertrages von Rom kontrollieren, den Präsident Joaquim Chissano und die Rebellenfront RENAMO im Oktober 1992 unterzeichnet hatten und die Wahlen, die für Oktober diesen Jahres angesetzt sind, begleiten. Dazu sollen 4.000 Arbeitsplätze für Mosambikaner entstehen, mit deren Rekrutierung die ersten UNIMOZ-Mitarbeiter beschäftigt sind.
80 Mosambikaner haben bereits als Sekretärin, Fahrer, Putzfrau und -mann sowie Übersetzer eine Stelle bei der UN- Friedensmission gefunden. Vor dem Hauptquartier in Maputo drängen sich täglich hunderte, denn die Bezahlung ist ungewöhnlich gut. Ein UNIMOZ-Fahrer, der als Übersetzer arbeitet, verdient rund 500 US-Dollar, doppelt soviel wie ein Universitätsabsolvent. Täglich werden Gespräche mit 60 bis 70 Stellenbewerbern geführt. Aufgrund des großen Andrangs hat UNIMOZ in dem Rovuma Hotel, ihrem Sitz in Maputo, bereits einzelne Stockwerke für die Öffentlichkeit gesperrt. (Ende/IPS/ebr/ ger/1993)
Umwelt: World Wildlife Fund identifiziert die zehn meist gefährdeten Tier- und Pflanzenarten der Welt -- Schutz ungenügend =
Washington/Neu-Delhi, 2. März (IPS) -- Bald könnten sie nur noch in Zoos zu besichtigen sein, die neun meist gefährdeten Tierarten der Welt, die der World Wildlife Fund jetzt aufgelistet hat. Sibirische Tiger, Nashörner, Orang-Utans, Sumpf- und die echten Karett-Schildkröten, Kakadus, Panda- und asiatische Schwarzbären sowie Orinoko-Krokodile stehen kurz vor dem Aussterben.
In der Liste der zehn gefährdeten Arten findet sich auch eine Pflanze: der brasilianische Rosenholzbaum. Rosenholz wird zu teuren Möbeln und Musikinstrumenten verarbeitet.
Kurz vor der Ausrottung stehen nach Angaben des WWF, der größten privaten Naturschutzorganisation der Welt, aber auch einzelne Schmetterlings- und Orchideenarten, die schwarze Koralle, der blaue Thunfisch, die pazifische Fledermaus und die Steppenantilope.
Der Artentod steht fast durchgehend in Zusammenhang mit illegalem Handel. Profite, die im Schmuggel mit den begehrten Arten zu erzielen sind, reichen nach Schätzung des WWF mit zwei bis drei Milliarden Dollar jährlich an die Einkünfte aus dem Drogenhandel heran.
Trotz der verschärften Bestimmungen des internationalen Artenschutzabkommens, klagt der WWF, hielte der Schmuggel mit verschwindenden Arten unverändert an. Verantwortlich seien vor allem einzelne Länder, die den Handel nur sehr nachlässig kontrollierten.
Erst kürzlich war Taiwan deswegen in die Schußlinie geraten. Vier US-Umweltgruppen hatten den florierenden Handel mit zerstoßenen Rhinozeros-Hörnern und Tigerteilen beklagt und einen internationalen Boykott gegen taiwanesische Produkte ausgerufen, auf den die Regierung äußerst erbost reagiert hatte. Taiwan gehört allerdings nicht zu den 118 Unterzeichnerstaaten des Artenschutzabkommens CITES.
Kathryn Fuller, WWF-Präsidentin: ,,Das Artenschutzabkommen hat bislang einige gefährdete Spezies wirkungsvoll geschützt, beispielsweise Leoparde oder Frösche und Schmetterlinge.
Aber solange die Unterzeichnerländer nicht mehr Aktivität im Kampf gegen den Artenschmuggel zeigen, wird CITES seine Ziele nicht erreichen.''
Besondere Befürchtungen hegt der World Wildlife Fund um die verbliebenen Sibirischen Tiger. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion könnten die letzten Exemplare, die noch in den GUS- Staaten leben, verschwinden. Die Sowjetunion, so Grenette Hemley, hat die bedrohte Art streng und erfolgreich geschützt. Jetzt erscheint der Schutz nicht mehr gewährleistet.
Unterdessen hat Indien sich zum Fürsprecher des Tigerschutzes gemacht. In der vergangenen Woche trafen sich 300 Experten während der ersten internationalen Tiger-Konferenz in Neu-Delhi und gründeten das ,Globale Tiger Forum', dem Länder mit Populationen der Wildkatze angehören. In Indien leben rund zwei Drittel der verbliebenen 6.000 Tiger.
Seit 1973 schützt der südasiatische Staat die Großkatze in dem weltweit einmaligen systematischen ,Projekt Tiger'. Indien strebt damit eine Erhöhung der Tigerpopulation auf bis zu 25.000 Tiere an.
Indiens Forst- und Umweltminister mußte allerdings zugeben, daß ,,politische und bürokratische'' Hindernisse die Umsetzung des ehrgeizigen Plans behindert haben. Erfolgsmeldungen über steigende Populationen seien zuweilen geschönt, und menschliche Eingriffe in die ,,Lungen Indiens'', die ehemals dichten Waldgebiete, vertrieben auch die letzten der Tiger.
Tiger sind vor allem von der traditionellen chinesischen Medizin bedroht. Aus den Knochen der Großkatze werden Elixiere gebraut, die vor Rheuma und Alpträumen schützen sollen, gegen Typhus, Malaria und Verbrennungen wirksam sind.
1991 haben Chinas Medizinfirmen mehr als 15.000 Kartons mit Tabletten exportiert, die gemahlenes Tigerknochen- Mehl enthielten. 31.000 Flaschen sogenannten Tiger-Weins wurden zum Verkaufpreis von rund vier US-Dollar nach Westeuropa geliefert und rund 5.250 Kilogramm schwere Tigerfell-Mäntel und Jacken ausgeliefert. Ein mittelgroßer Sack voller Tigerknochen bringt in Asien, wo die chinesische Medizin praktiziert und fabriziert wird, einen satten Ertrag von 20.000 US-Dollar.
In Delhi einigten sich die Tiger- Experten deshalb darauf, Kontakt zu den chinesischen Medizinfirmen in Ostasien aufzunehmen und gemeinsam nach Alternativen zu den Raubtierknochen zu suchen. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
Chile: Und nun der ,Apfelkrieg' mit der EG? =
Santiago, 2. März (IPS) -- Ein ,Handelskrieg' bahnt sich zwischen Chile und der Europäischen Gemeinschaft an. Darauf deuten heftige Reaktionen der Regierung in Santiago und der Obstbauern und -exporteure auf die jüngsten EG- Einfuhrbeschränkungen auf Äpfel hin.
Nach der Entscheidung Brüssels muß Chile mit einem Rückgang der Apfelexporte in die EG-Länder um 29 Prozent und mit Einnahmeverlusten in Höhe von 20 bis 50 Millionen US-Dollar rechnen. Äpfel und Tafeltrauben sind die führenden Obstsorten im Fruchtexport Chiles, der zehn Prozent der Einnahmen in der Handelsbilanz ausmacht.
Die neue EG-Regelung sieht nicht Einfuhrquoten wie bei Bananen vor, erfordert aber den Erwerb von Lizenzen um Früchte in die Länder der Gemeinschaft einführen zu können.
Die EG-Maßnahme prangerte die chilenische Regierung in einer öffentlichen Stellungnahme an und sprach von einem ,,drohenden Handelskrieg''. Der EG-Beschluß sei gefaßt worden, als die Uruguay-Runde des ,Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens' (GATT) ins Stocken geraten war. Außerdem verletze sie die Grundsätze des internationalen Warenverkehrs, hieß es in der Erklärung kürzlich. Vor einem ,,Agrar-Handelskrieg'' warnte ebenfalls der Vorsitzende der Vereinigung der Obstbauern, Ricardo Ariztia. Auch der Präsident des Verbandes der chilenischen Exporteure, Ronald Bown, gab gegenüber der konservativen Tageszeitung ,La Nacion' an, daß Chile sich gegen die Handelsbeschränkungen zur Wehr setzen und protektionistische Maßnahmen ergreifen müsse, selbst wenn es dies eigentlich gar nicht wolle. (Ende/ IPS/ck/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
BAD VILBEL. Bei einem Einbruch in den Kindergarten Elisabethenstraße erbeuteten die Täter einen geringen Geldbetrag und einen Videorecorder, wie die Polizei berichtet. Die Kripo bittet um Hinweise unter Tel. 06031/6010.
Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag drangen unbekannte Täter in ein Bürogebäude in der Dortelweiler Theodor- Heuss-Straße ein. de
Die Grünen Nordwest treffen sich jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte "Frieseneck" in der Heddernheimer Landstraße (Heddernheim). Nähere Informationen gibt Frank Mahlmeister unter Tel. 57 82 46. uv/08
Zur Goldenen Konfirmation lädt die evangelische Emmausgemeinde Eschersheim am Sonntag, 6. Juni, in ihre Kirche, Alt-Eschersheim, ein. Auskunft und Anmeldung unter Tel. 52 56 05. ov/22
Ortsgericht Nieder-Eschbach: Das Amtsgericht hat Alfred Zimmermann, Oberer Kirchwiesenweg 5, 6000 Frankfurt am Main 50, zum Ortsgerichtsvorsteher ernannt. Sprechstunden sind dienstags zwischen 17 und 18 Uhr in der Verwaltungsstelle, Deuil-la-Barre-Straße 26. di
Ev. Nazarethgemeinde in Eckenheim, Feldscheidenstraße 36: Jugendliche ab 13 Jahren treffen sich jeden zweiten Donnerstag (von 16 bis 18 Uhr), Jugendliche ab 17 Jahren treffen sich nach Absprache einmal im Monat (Tel. 5 48 18 81). gn
Die Hoechst AG hat Mängel bei ihrer Sicherheitsanalyse für das Griesheimer Werk eingeräumt. Der Leiter der Hoechst-Sicherheitsabteilung, Christian Jochum, sagte, es sei ihm selbst "völlig unklar", warum die Analyse nicht aufgezeigt habe, daß beispielsweise eine automatische Kopplung zwischen Stoffmischer und Rührgerät an der Anlage gefehlt habe. Nach Ansicht von Experten ist eine der wesentlichen Ursachen des Giftunfalls, daß nach dem Zusammenmischen der Chemikalien im Kessel das Anstellen der Rührmaschine "vergessen" worden sei.
Gleichzeitig wies Jochum den Vorwurf aus dem hessischen Sozialministerium zurück, der Giftunfall hätte vermieden werden können, wenn sich Hoechst nicht geweigert hätte, eine vom Ministerium angebotene "Risikopotentialstudie" vornehmen zu lassen. Diese Studie, so Jochum, wäre "wesentlich grober gewesen als unsere eigene Analyse".
Auch Umweltminister Joschka Fischer und der Staatssekretär im Sozialministerium, Dietmar Glaser, gingen inzwischen auf Distanz zu der Ansicht, der Unfall wäre durch die Studie zu verhindern gewesen. Dies hatten der im Sozialministerium für die Gewerbeaufsicht zuständige Abteilungsleiter Gerd Albracht und der Referatsleiter für Anlagensicherheit Helmut Dübbelde erklärt. Nach Angaben der Hoechst AG hatte das hessische Umweltministerium selbst der Firma gegenüber einige Zeit vor dem Unfall die Ansicht vertreten, die werkseigene Sicherheitsanalyse sei ausreichend.
Um die "Plausibilität" der Hoechst-Untersuchung zu kontrollieren, hatte das Frankfurter Gewerbeaufsichtsamt als zuständige Behörde ein Gutachten des Battelle-Instituts eingeholt. Diesem Gutachten, so die Hoechst AG, sei eindeutig zu entnehmen, daß die Sicherheitsventile der Griesheimer Anlage ins Freie führten und nicht in einen Auffangbehälter. Aus einem der Sicherheitsventile war die Giftwolke vergangene Woche ausgetreten. Helmut Dübbelde vom Sozialministerium hatte am Montag die Meinung vertreten, das Fehlen einer Auffangvorrichtung widerspreche den Anforderungen der Störfallverordnung. "Das haben die Behörden damals aber nicht beanstandet", sagt Jochum. Der stellvertretende Leiter der Frankfurter Gewerbeaufsicht, Bernhard Lieberknecht, räumte ein, daß sein Amt aufgrund der knappen Personaldecke "nicht alles so gründlich nachlesen kann, wie es nötig wäre". Für die Arbeitssicherheit der gesamten Hoechst AG stehe der Behörde beispielsweise nur ein einziger Sachbearbeiter zur Verfügung. Nach Ansicht Lieberknechts hätte das Fehlen der Auffangbehälter "natürlich entdeckt werden müssen". Möglicherweise habe ein Mitarbeiter zu sehr auf die Schlußbewertung des Battelle-Papiers vertraut. Darin heißt es zwar, die Hoechst-Analyse sei "stellenweise nicht nachvollziehbar". Aber trotzdem wurde das "Gefährdungspotential" der 1960 genehmigten Anlage von Battelle als "gering" eingestuft.
Nach Darstellung der Hoechst AG wird die werkseigene Sicherheitsanalyse derzeit "nachgebessert" und den Erfordernissen der novellierten Störfallverordnung angepaßt. Die Auffangbehälter hinter Sicherheitsventilen seien aber derzeit "noch kein Standard", sagt Jochum: "Die haben wir nur vereinzelt eingebaut, und sie sind unserer Ansicht nach auch nicht durch die Störfallverordnung gefordert."
Ob bei der Erstellung oder der Kontrolle der Sicherheitsanalyse vor dem Giftunfall fahrlässig gehandelt wurde oder nicht, ist auch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen, hieß es bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft. mat
Die Grünen Nordwest treffen sich jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte "Frieseneck" in der Heddernheimer Landstraße (Heddernheim). uv/09
DREIEICH. Die Dreieichbahn soll wirklich so attraktiv werden, daß sie später auch voll wird, selbst Autofahrer zum Umsteigen verleitet. Dann aber genügt das nicht, was die Bundesbahn jetzt im Bereich der Stadt Dreieich vorschlägt. So hat der Magistrat jetzt befunden, gleich Verbesserungsvorschläge aus seiner Sicht gemacht und diese am Dienstag abend der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt.
In den verkehrsstarken Zeiten soll die Dreieichbahn dereinst zwischen Rödermark-Urberach und Buchschlag im 20- Minuten-Takt verkehren.
Die Bundesbahn will den Triebwagen VT 628 einsetzen. Darauf sind ihre baulichen Vorschläge abgestimmt: 50 Meter lange Bahnsteige, 55 Zentimeter über der Schienenoberkante.
Die Stadt Dreieich aber will Bahnsteige auf je 100 Meter Länge und diese 76 Zentimeter hoch. Sie möchte dafür gerüstet sein, daß auch lokbespannte Schienenfahrzeuge, zum Beispiel eine S-Bahn, eingesetzt werden können - der Magistrat votiert schließlich für den Anschluß der Dreieichbahn an einen Zug nach Frankfurt. Für solche Züge aber müßte der Bahnsteig länger und höher sein.
Der Magistrat fordert die Bundesbahn ferner auf, folgende Punkte bei der Planung zu berücksichtigen:
• Alle Stationen sollen für Fahrgäste mit Kinderwagen oder in Rollstühlen gut erreichbar sein.
• Die Dreieichbahn soll nach Frankfurt weitergeführt werden, ohne daß in Buchschlag umgestiegen werden muß, weil nur dann die Fahrgäste diese Verkehrsverbindung auch akzeptierten.
• Der Zugverkehr muß mit dem Busverkehr verknüpft werden.
• An der Weibelfeldschule soll ein zusätzlicher Haltepunkt aus nördlicher Richtung eingerichtet werden.
Vorgesehen hat die Bundesbahn auf Dreieicher Gebiet bis jetzt die Stationen Bahnhof Buchschlag/Sprendlingen, Bahnhof Sprendlingen, Bahnhof Dreieichenhain, Bahnhof Götzenhain, Bahnhof Offenthal.
Wichtig wäre der Stadt, daß der Bahnhof Offenthal mehr zum Ort hin verlegt würde. Sie denkt an einen Standort im Bereich der alten Rheinstraße zwischen den beiden Baugebieten Borngarten und Birkenau, wo eines Tages sehr viele Menschen leben würden. Dort sei eine Station sinnvoll.
Die Vorschläge des Magistrats zielen alle darauf ab, "daß der individuelle Autoverkehr nicht weiterhin für Probleme im innerstädtischen Bereich sorgt", wie Bürgermeister Bernd Abeln sagt. buc
Wegen der vom HR-Fernsehen organisierten Bürgerversammlung zum Hoechst-Störfall in Schwanheim am Dienstag abend sagten die Grünen ihre parallel geplante Abschlußkundgebung zur Kommunalwahl im Bürgerhaus Südbahnhof ab. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer und Umweltdezernent Tom Koenigs, die bei der Kundgebung im Bürgerhaus Südbahnhof sprechen wollten, standen statt dessen in Schwanheim Rede und Antwort.
Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski sagte, die Information der betroffenen Bürger vor Ort stehe für die Grünen im Vordergrund. jg
ha Brüssel, 2. März. Gegen die verheerende Verschmutzung des Schwarzen Meeres aus den ehemals kommunistischen Anrainerstaaten will die Europäische Gemeinschaft mit weiteren vier Millionen Mark helfen. Die Hälfte der Mittel soll auf die Ergründung der Verschmutzungsursachen in Rumänien und Bulgarien verwendet werden, die andere Hälfte in Rußland, der Ukraine und Georgien ausgegeben werden.
Schon 1991 und 1992 hatten die EG und andere westliche Industriestaaten rund 30 Millionen Mark für den Umweltschutz bei der Donau und ihren Zuflüssen aus den Balkanländern bereitgestellt. Die zunehmende Verschmutzung durch Abwässer, giftigen Abfall, Düngemittel in den Böden sowie Schäden durch Öl- und Erdgasbohrungen vor den Küsten habe schon eine erhebliche Beeinträchtigung der Fischerei im Schwarzen Meer bewirkt, heißt es in einer Brüsseler Begründung. Der früher blühende Tourismus an den Schwarzmeerstränden habe durch Choleraepidemien (und durch den Bürgerkrieg in Georgien) gelitten.
Spatenstich für den neuen Kindergarten
"Ein Gerechtigkeitsfanatiker mit einem weiten Herz" Die Bonner Genossen erscheinen in Entsetzen erstarrt, doch die in Kiel sind sich einig: Sie lieben Günther Jansen weiterhin
Wer sagt denn, lautet der letzte Satz in Björn Engholms Buch, "daß Sisyphos ein unglücklicher Mensch gewesen ist?" Der von den olympischen Göttern bestrafte Korintherkönig Sisyphos mußte, so ist in der griechischen Sage zu lesen, einen Marmorblock auf einen Berg wälzen. Immer wenn der Geplagte dachte, die Höhe erreicht zu haben, entglitt ihm der Felsen. Niemals sollte es ihm gelingen, seine Aufgabe zu erfüllen. Als Björn Engholm vor vier Jahren das Buch "Vom öffentlichen Gebrauch der Vernunft" schrieb, ahnte er nicht, daß er bald danach SPD-Vorsitzender und Kanzlerkandidat seiner Partei würde. Und als er seinen Gedanken zu Sisyphos formulierte, konnte er noch nicht wissen, daß ihm selbst vielleicht ein ähnliches Schicksal droht. Auch Engholm muß wieder einmal von unten anfangen. Er weiß es. "Das hättest du mir nicht antun dürfen", war seine erste aus Kiel überlieferte Reaktion auf Jansens Geständnis.
Gerade befand sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident mit 59 Prozent auf einem Hoch in der Beliebtheitsskala, während Bundeskanzler Helmut Von Helmut Lölhöffel (Bonn) und Karsten Plog (Kiel) Kohl auf 30 Prozent abrutschte. Gerade schien es so, als habe die SPD mit einer mühsam gefundenen gemeinsamen Linie zum "Solidarpakt" einen Haltegriff gefunden; viele Parteimitglieder atmeten auf. Trotz weiterhin offener Fragen wie in der Asylpolitik, zu Bundeswehreinsätzen und zur inneren Sicherheit sah es so aus, als könne sich die größte Bonner Oppositionspartei allmählich berappeln.
Da zog die jüngste Spätfolge der Kieler Barschel-Affäre die SPD erneut in den Strudel nach unten. Die öffentlich bekannt gewordene und zugegebene Zahlung des schleswig-holsteinischen Sozialministers Günther Jansen von 40 000 Mark an den zwielichtigen früheren "Medienreferenten" Reiner Pfeiffer erwischte die SPD noch auf ihrem Tiefpunkt und stürzte sie erneut in Depression. "Was der Björn alles ertragen muß . . .", seufzt Horst Jungmann, Bundestagsabgeordneter aus Plön. "Eine Katastrophe", stöhnt Manfred Opel, Abgeordneter aus Husum. Kopfschüttelnd, staunend, verzweifelt reagieren die meisten Bonner SPD-Parlamentarier auf die Berichte aus Kiel. "Man hat Angst vor den Wochenenden", sagt einer und meint damit die verbreitete Sorge, in einem der nächsten Magazine könne wieder irgendein Skandal auftauchen.
"Ausgerechnet Jansen!", sagen viele, die diesen Sozialdemokraten kennen, der von 1980 bis 1988 Bundestagsmitglied war. "Kaum zu fassen", sagt auch Opel, der in Jansens ehemaligem Abgeordnetenbüro mit der Nummer 1608 sitzt. Aus Telefongesprächen mit Leuten in seinem norddeutschen Wahlkreis weiß er, daß niemand Jansen eine Schandtat zutraut und deshalb die unangenehme Überraschung umso größer ist: "enttäuschte Liebe". Büronachbar Jungmann berichtet: "Der Günther ist ein Mensch, der immer praktisch umsetzt, was er denkt und was er sagt. Ein Gerechtigkeitsfanatiker mit einem weiten Herz." Wie ihm das nur unterlaufen konnte? Achselzucken, Schweigen, keine Ahnung.
Ratlos ist auch der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose. "Ich kann mir den Vorgang nur schwer erklären. Und ich mache auch gar nicht den Versuch, ihn zu erklären", weicht Klose aus, der auf der 16. Etage des Abgeordnetenhochhauses ebenfalls Jansens Nachbar war. Jedenfalls gebe es "eine ganze Reihe von Fragezeichen", und überhaupt sei das "politisch in hohem Maße mißlich". Die Auswirkungen auf die SPD und auf die Wählerschaft? "Wenn es mich schon irritiert", antwortet Klose bedächtig, "wird es viele in der Partei und in der Öffentlichkeit geben, die es auch irritiert". Niemand wagt es laut auszusprechen, aber viele Sozialdemokraten in Bonn sehen voraus, daß Engholm aus dieser Affäre "nicht unbeschädigt herauskommt", zumal er, wie intern angemerkt wird, "den Zeitpunkt für eine Personalentscheidung beinahe schon verpaßt hat". Daß an diesem Dienstag vormittag in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt das Stück um Barschel und Engholm wiederaufgenommen werden sollte, war seit langem geplant. Nur für die Hauptfigur war eine andere Besetzung vorgesehen: der ehemalige Vertraute von Uwe Barschel, Herwig Ahrendsen. Als dessen Prozeß vor dem Kieler Landgericht begann, wo ihm drei falsche eidesstattliche Aussagen angelastet werden, war der Medienrummel tatsächlich so groß wie erwartet. Doch gesprochen wurde vor dem Gerichtssaal nicht über Ahrendsen und die gefälschte Steueranzeige, mit der vor sechs Jahren der Sozialdemokrat Björn Engholm hereingelegt werden sollte. Thema waren vielmehr die Geldspenden des Sozialministers Günther Jansen an Reiner Pfeiffer. Hat Jansen wirklich aus der eigenen Schatulle gespendet? Was wußte Engholm? Was wird die CDU jetzt tun? Eine Bombendrohung , die beim Gericht einging, brachte Zeit für ausführliche Spekulationen.
In den Räumen der SPD-Fraktion im Kieler Landeshaus herrschte am Dienstag morgen wieder ein, wenn auch gedämpfter, Optimismus, nachdem die ersten Meldungen des Vortags dort zum Teil noch blankes Entsetzen ausgelöst hatten. Am Montag abend war der Landesausschuß der Partei zu einem routinemäßigen Treffen zusammengekommen, das dann natürlich ganz anders verlief als geplant. Mit deftiger Kritik zumindest an der Art und Weise, wie der Sozialminister den einstigen Kronzeugen bezahlte, hätte bei der SPD eigentlich gerechnet werden können. Hatte doch der Ministerpräsident selbst am Montag öffentlich klargemacht, daß er die ganze Sache für eine politische Katastrophe hält, die man ihm nicht hätte antun dürfen.
Der Landesvorsitzende Willi Piecyk jedenfalls war zu Recht "ein Stückchen überrascht" über die Zustimmung, die er bekam, als er äußerte, er könne sich "keinen besseren Sozialminister für Schleswig-Holstein vorstellen als Günther Jansen". Ein "wuchtiger, unterstützender Beifall" sei da aufgebrandet. Auch für seine anschließende Forderung, "das soll so bleiben", habe er "einmütige Unterstützung" gefunden, berichtete Piecyk. Und von der streitbaren Finanzministerin Heide Simonis, um ein scharfes Wort selten verlegen, wird erzählt, sie habe lediglich sanft gemeint, Jansen habe "einen Klaps verdient" - was immer das konkret bedeuten mag. Beunruhigt ist man nur darüber, wie man die eigene Zustimmung anderen vermitteln kann. Das Fazit eines Teilnehmers nach der Sitzung: "Die Partei steht zu ihm, und wir lieben ihn weiter, wir haben aber ein nicht unerhebliches Vermittlungsproblem." Das klingt angesichts des bundesweit kritischen Echos und ungläubigen Staunens schon ein wenig wie das vielzitierte laute Pfeifen im dunklen Keller und ist mit Vernunftsgründen kaum zu erklären. Das versuchen die meisten Genossen im Landeshaus auch gar nicht erst. "Es hat damit zu tun, daß Jansen hier ganz unglaublich beliebt ist. Jansen genießt hier ein Vertrauen , das vielleicht außerhalb Schleswig-Holsteins unbegreiflich ist. Aber so ist es eben", heißt es in den Fraktionsräumen der SPD. Und so konnte es nicht verwundern, daß sich am Dienstag nachmittag die Fraktion ebenfalls geschlossen hinter den Minister stellte. Allerdings gab es in der Fraktion auch Stimmen, die sich kritisch mit der Art und Weise der Geldübergabe auseinandersetzten. Wie aber würde die größte Oppositionspartei, die CDU, reagieren, bei der Jansen aufgrund seines persönlichen Umgangs und seiner fachlichen Kenntnisse ebenfalls ein sehr angesehener Mann ist? Könnte die Union ein Interesse daran haben, die alten Barschel-Geschichten aufzuwärmen? Würde sie "nur" den Rücktritt Jansens fordern oder darüber hinaus einen Untersuchungsausschuß? Von zusätzlichem Bedarf an Aufklärung wurde schon frühzeitig gesprochen.
Am Dienstag mittag ging der Fraktionsvorsitzende Ottfried Hennig in die Offensive. Er hat den großen Vorteil, im Gegensatz zu anderen führenden Unionspolitikern niemals nur in die Nähe von Uwe Barschel gekommen zu sein. Als er 1989 nach Schleswig-Holstein gekommen sei, so Hennig vor Journalisten, sei für ihn die "Barschel-Pfeiffer-Affäre" im Prinzip beendet gewesen. "Das Geständnis von Günther Jansen zeigt, daß die Affäre ein neues Kapitel bekommen muß." Die CDU habe sich "weitgehend" erneuert, die "Mitwisser der SPD, insbesondere Günther Jansen und Klaus Nilius, sind nach wie vor in Amt und Würden". Er habe das Gefühl, so Hennig, daß "die Rolle der SPD und ihrer damaligen Führungsspitze aufgrund der besonderen psychologischen und faktischen Situation nicht ausreichend untersucht worden ist". Hennig forderte den sofortigen Rücktritt Jansens und kündigte eine kurzfristige Antwort auf die Frage an, ob die CDU-Fraktion im Landtag einen Untersuchungsausschuß beantragen wird.
Zu erwarten stand, daß die Opposition Engholm nicht mit der Spendengeschichte verschonen wird. Gleich zweimal hat einer seiner engsten Mitarbeiter, Klaus Nilius, eine eigenartige Rolle gespielt: Im Jahr der Barschel-Affäre hat Nilius den Medienreferenten und Drahtzieher Pfeiffer frühzeitig gekannt und zumindest einiges erfahren. Nilius hat damals immer wieder versichert, er habe Engholm nicht hineinziehen wollen, weil er gewußt habe, wie sehr solche schlechten Nachrichten Engholm hätten treffen müssen. Jetzt hat er Jansens Spenden nächtens an Pfeiffer übergeben, wenn auch nach Jansens Aussage nur sehr widerwillig.
"Vor dem Hintergrund jeder Lebenserfahrung", so der CDU-Fraktionsvorsitzende Hennig, stelle sich die Frage, "ob wirklich ein Spitzenkandidat, Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzender über Aktionen und solche Geldschiebereien nicht informiert gewesen ist". Es stelle der Führungsfähigkeit des Ministerpräsidenten ein denkbar schlechtes Zeugnis aus, "wenn er erneut einräumen muß, von seinen engsten politischen Mitarbeitern und Freunden hintergangen worden zu sein". Was wiederum den SPD-Fraktionsvorsitzenden Gert Börnsen auf den Plan rief, der seinerseits den CDU-Mann mahnte, nicht in alte Barschel-Zeiten zurückzufallen.Kupfer mit Goethe und Schiller Frankfurter Musikpreis an Opernregisseur Harry Kupfer
Dem Regisseur Harry Kupfer ist am Dienstagabend im Kaisersaal des Rathauses von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler der Frankfurter Musikpreis 1993 überreicht worden. Von Schoeler lobte die konstante Leistung des Regisseurs, gerade angesichts einer Zeit wie der unsrigen, in der "Unübersichtlichkeit und Beliebigkeit" fast alles erlaubten.
Die Laudatio hielt die Pianistin und Rektorin der Berliner Musikhochschule, Annerose Schmidt, die in ihrer Charakteristik des Musiktheaters als schöpferische Kunst aus Goethes "Maximen und Reflexionen" zitierte, die zur lebendigen Einheit des Kunstwerks führten und dessen Anspruch sich Kupfer immer wieder stelle: "Sich zu freuen, sich zu vereinen, sich ins Allgemeine zu ergehen, im Besonderen zu verharren, sich zu verwandeln, sich zu spezifizieren und, wie das Lebendige unter 1000 Bedingungen sich dartun mag, hervorzutreten und zu verschwinden...zu erstarren und zu fließen, sich auszudehnen und sich zusammenzuziehen. Weil nun alle diese Wirkungen im gleichen Zeitmoment zugleich vorgehen, so kann alles und jedes zu gleicher Zeit eintreten. Entstehen und Vergehen, Schaffen und Vernichten, Geburt und Tod, Freud und Leid, alles wirkt durcheinander, im gleichen Sinn und gleichem Maße; deswegen denn auch das Besondere, das sich ereignet, immer als Bild und Gleichnis des Allgemeinen auftritt."
Kupfer habe, so sagte Annerose Schmidt, angesichts der Adornoschen Skepsis, dem Medium Oper keine Zukunft prognostizieren zu können, eigentlich das Gegenteil bewiesen. So sei ein Publikum gewachsen, das mit neuem Anspruch, mit geistigen Erwartungen neue Sichten des bekannten Werkes sucht, das eher die Haltungen der Darsteller psychologisch zu hinterfragen sich bemüht und aus den dargestellten Widersprüchen einer Inszenierung befriedigendere Antworten findet als aus den mit fotografischer Akribie dargestellten Bühnenstükken der Vergangenheit. Schließlich sei aber auch die Schillersche These, das Theater als moralische Anstalt müsse zu Ausbildung der Humanitas wirken, Kupfers Motto.
Harry Kupfer sagte bei seiner Dankesrede, daß seine Liebe von Jugend an der Musik gehörte. So habe später nahegelegen, die Musik im Verhältnis zum gesprochenen und gedachten Wort zu seinem eigentlichen Thema zu machen. Die Preissumme von 25 000 Mark überwies der Regisseur an den Aidsfonds. wp
Der Neubau der südmainischen S-Bahn-Strecke von Frankfurt-Mühlberg nach Hanau wird rund 1,4 Milliarden Mark kosten
Touristen, die in den kommenden Monaten die Türkei besuchen, müssen mit Terrorkampagnen türkischer Kurden nunmehr in allen Feriengebieten des Landes rechnen. Dies geht aus einer Erklärung der linksextremen "Arbeiter-Partei Kurdistans" (PKK) hervor. Man werde dieses Jahr "eine Großoffensive gegen die Quellen der türkischen Wirtschaft" nicht nur in allen touristischen Zonen Kurdistans, sondern auch in den Tourismusgebieten der Ägäis, der Mittelmeer- und der Marmara- Region starten. Die Aktionen richten sich laut PKK gegen "alle touristischen Anlagen", ein Besuch der Türkei sei "nur unter Lebensgefahr" möglich. Urlauber sollten die Warnungen ernst nehmen, die Kämpfer würden keine Verantwortung tragen, "wenn bei bewaffneten Aktionen Menschen in Gefahr geraten oder sogar getötet werden".
Der Direktor der Informationsabteilung des türkischen Generalkonsulats in Frankfurt a. M., Faruk Erol, nimmt diese Warnung eher auf die leichte Schulter: "Touristen können bedenkenlos in die Türkei reisen, das ist nur Propaganda, die die PKK zu Beginn der Reisesaison streut." Nach seinen Angaben besuchten 1992 rund 1,2 Millionen Deutsche die Türkei, 450 000 mehr als in den vorangegangenen zwölf Monaten. Erol: "Und 1993 erwarten wir 1,5 bis 1,6 Millionen Bundesbürger."
Auch das Auswärtige Amt in Bonn sieht noch keine Gefahr für das Gros der Türkei-Urlauber. "Nach pflichtgemäßer und sorgfältiger Überprüfung der Sachlage", so ein Sprecher, "sehen wir zur Zeit keine Veranlassung, vor Reisen in die touristischen Zentren der Westtürkei zu warnen." Vor Reisen in die südöstlichen Provinzen des Landes - Hakkari, Sirnak, Mardin, Siirt, Bitlis, Van, Diyarbakir, Adiyaman, Elazig, Bingoal, Mus, Batman und Tuncelli - wird hingegen "weiterhin dringend abgeraten". Pro Jahr kommen in dem Kampf gegen die Staatsmacht durch kurdische Untergrundkämpfer in der Türkei nach Angaben der türkischen Botschaft in Bonn zwischen "300 und 400 Menschen" ums Leben. Von den Auseinandersetzungen betroffen waren im August 1991 auch zehn deutsche Touristen, die entführt und nach acht Tagen wieder frei gelassen wurden. tdt
HANAU/WIESBADEN. Das Siemens- Brennelementewerk in Hanau plant für die rund 300 Mitarbeiter im Bereich Plutoniumverarbeitung erneut Kurzarbeit.
Nach rund 20 Monaten Stillstand sei das Werk "aus Kostengründen" dazu gezwungen, erklärte Firmensprecher Rainer Jend am Dienstag. Jeder Tag Stillstand verursache einen Verlust von fast 500 000 Mark.
Jend gab der rot-grünen Landesregierung die Schuld daran, daß die 300 Spezialisten - wie schon zur Jahreswende 1991/92 - kurzarbeiten sollen. Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sei "anscheinend nicht gewillt", den Weiterbetrieb der Anlage zuzulassen oder die noch ausstehenden Zustimmungen für den Neubau zu erteilen.
Fischer bekräftigte in Wiesbaden die Stillegungsverfügung von 1991. Die Altanlagen der Plutoniumverarbeitung seien gegen schwere Störfälle nicht ausgelegt, sagte er in seiner Pressekonferenz zu Konsequenzen aus dem Chemieunfall bei der Hoechst AG. Er forderte den Bundesumweltminister und Siemens auf, die Hanauer Anlagen jetzt "endgültig stillzulegen". me
&blt; "Schöne Bescherungen" verschoben
Wegen Erkrankungen im Schauspiel- Ensemble verschiebt das Staatstheater Wiesbaden die Premiere des Ayckbourn- Stücks "Schöne Bescherungen" vom 6. auf den 18. März. Am 16. März um 18 Uhr ist (anstelle von "Zazou") eine öffentliche Probe von "Schöne Bescherungen". &blt; "Ist Auschwitz ausstellbar?" Im Rahmen der Ausstellung "Auschwitz, das Verbrechen gegen die Menschheit" ist am heutigen Donnerstag in Frankfurt um 19 Uhr eine Diskussion zum Thema "Ist Auschwitz ausstellbar?": im Ausstellungsgebäude, ehemalige Fabrik Günther, Eingang Ecke Voltastraße. &blt; Sozialgeschichte der Menstruation "Die unpäßliche Frau" ist ein Vortrag zur Sozialgeschichte der Menstruation überschrieben, den Gudrun Maierhoff und Sabine Hering heute um 20 Uhr im Frankfurter Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, halten. &blt; Ein Schwager aus der Schweiz Die Gruppe Moshammer/Stadler aus Berlin gastiert am Donnerstag (20 Uhr) und am Samstag (20 und 22 Uhr) im Frankfurter Gallustheater, Krifteler Straße 55, mit dem Stück "Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz". Am Freitag um 20 Uhr ist wieder einmal Philipp Mosetter mit seinem "monolithischen Theater" im Gallustheater zu sehen. &blt; Kammermusik und Orchesterkonzert Im Konzertsaal von Dr. Hoch's Konservatorium (Hebelstraße 15-19 in Frankfurt) gibt am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr die Klasse Eric Lynn Kelley ein Konzert mit Kammermusik des 18. Jahrhunderts, mit Werken von Händel, Hotteterre, Loeillet, Telemann, Duphly, C.P.E. Bach, Naumann und Sammartini. Eintritt frei. In der Aula des Frankfurter Gagern- Gymnasiums (Am Tiergarten 6) geben Schüler am Donnerstag und Freitag um 19.30 Uhr ein Orchesterkonzert mit Werken von Vivaldi, Gabrieli, Smetana, Dvorak und Berlioz. &blt; Eva Demski liest In der Frankfurter Romanfabrik, Uhlandstraße 21, liest am heutigen Donnerstag ab 20.30 Uhr Eva Demski aus ihrem neuen Roman "Afra", der aus der Perspektive eines Mischlingskindes geschrieben ist, das in Bayern aufwächst. Eva Demski war 1988 / 89 Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. &blt; Ausstellungseröffnungen Das Literaturhaus Frankfurt (Bockenheimer Landstraße 102) eröffnet am heutigen Donnerstag um 18 Uhr die Ausstellung: "George Sand - Zeichnungen und Aquarelle", die bis zum 25. März zu sehen sein wird (geöffnet Sonntag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr). In der Nordweststadtbücherei (Nidaforum 6) wird um 19.30 Uhr eine Ausstellung mit Fotografien von Daniel Fuchs eröffnet. Sie ist bis zum 26. März zu sehen und Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Das Frankfurter Kunstkabinett (Börsenplatz 13-15) zeigt bis zum 30. März Fotografien von Irene von Mering und Malerei von Bernhard Wolf. Zur Vernissage am heutigen Donnerstag ab 18 Uhr sind beide Künstler anwesend. Das Kunstkabinett ist Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Die Wiesbadener Galerie Ressel stellt bis zum 8. April unter dem Titel "Ohnmacht und Behauptung" Bilder von Walter Raum aus. Vernissage heute um 18 Uhr, Schöne Aussicht 24 in Wiesbaden. Und in der Kapelle der Universitätsklinik Frankfurt (Hasu 23) wird heute um 16 Uhr eine Ausstellung mit Naiver Malerei von I. Büsing eröffnet. &blt; Peter Horton und Slava Kantcheff Im Café Cult, Schillerpassage in Frankfurt, gastieren vom 4. bis zum 7. März Peter Horton und Slava Kantcheff als "Duo Feuerfinger". Beginn 20 Uhr. &blt; Diskussion im Filmmuseum Das Deutsche Filmmuseum (Schaumainkai 41) veranstaltet am heutigen Donnerstag um 20.15 Uhr eine Diskussion zum Thema "Von Babelsberg nach Hollywood". Eingeladen sind die Regisseure Erwin Leiser und Thomas Mitscherlich sowie Michel Friedmann, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Dazu läuft der Film "Abschied" (1930) von Robert Siodmak. &blt; "Am Anfang war das Wort" Im Dominikanerkloster (Kurt-Schumacher-Straße 23 in Frankfurt) hält am heutigen Donnerstag Michael Stöppler einen Vortrag zum Thema "Am Anfang war das Wort - Betrachtungen zu einer Tautologie". Beginn 20 Uhr.
ost MOSKAU, 2. März. Der russische Präsident Boris Jelzin hat vor einer Machtübernahme durch reformfeindliche Kräfte in Rußland gewarnt und angekündigt, dies notfalls mit "extremen Schritten" zu verhindern. Rußland erlebe derzeit die schwierigste Phase seit dem Krieg, sagte Jelzin am Dienstag auf einer Konferenz der ihm nahestehenden Parteienallianz "Demokratische Wahl" in Moskau. In Anspielung auf den voraussichtlich Mitte März zusammentretenden außerordentlichen Kongreß der Volksdeputierten, auf dem die Opposition in der Mehrheit ist, erklärte der Präsident: "Man kann einen Machtantritt der Konservativen erwarten", um "vollen Rückgang der Reformen zu verwirklichen."
Sollte die Opposition jedoch "äußerste Maßnahmen treffen, um Rußland zu zerstören", dann müsse nach "anderen Wegen" zur Rettung der Reformen und der Demokratie gesucht werden. Welche Wege dies sein könnten, sagte Jelzin nicht, verwies aber darauf, daß er das Recht habe, sich direkt ans Volk zu wenden.
Wie Radio Moskau am Dienstag ergänzend meldete, erwartet Jelzin nicht, daß die Volksdeputierten die von ihm formulierten drei Fragen für das geplante Referendum akzeptieren werden. In diesem Fall verfüge er über die "letzte Variante"; er hoffe aber nicht, daß es dazu kommen werde. Die Verfassung läßt ein Präsidialregime unter Notstandsbedingungen zu. Bereits vor dem letzten Volksdeputiertenkongreß hatte Jelzin mehrfach die Möglichkeit einer Ausschaltung des Parlaments und einer direkten Präsidialherrschaft als letztes Mittel angedeutet.
In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der ehemaligen Parteizeitung Prawda erklärte der Präsident jedoch gleichzeitig seine Gesprächsbereitschaft. Sein Auftritt auf einer Versammlung des zentristischen Oppositionsbündnisses "Bürgerunion" am Wochenende könne durchaus als Kursänderung verstanden werden. Die "Vernünftigen" unter den Kommunisten sollten in den Dialog einbezogen werden. Das Interview mit der Prawda, die heute der altkommunistischen und nationalistischen Opposition nahesteht, hatte Jelzin offenbar in dem Bemühen gegeben, vor dem Kongreß der Volksdeputierten einen möglichst breiten Dialog zu beginnen.
(Kommentar auf Seite 3)
NEU-ISENBURG. Dank des Engagements von Gravenbrucher Jugendlichen kann in diesen Tagen in einer brasilianischen Kindertagesstätte eine weitere Gruppe eingerichtet werden. Das Jugendzentrum im Stadtteil hatte den Erlös der jüngsten Weihnachtsdisco in Höhe von 2400 Mark einer Initiativgruppe in Brasilien zur Verfügung gestellt, die möchlichst vielen Kindern eine Schulausbildung geben möchte. Wie es in einem Schreiben aus Südamerika heißt, könne mit dem Geld aus Gravenbruch ein Lehrer zwei Jahre lang bezahlt werden. leo
STEINBACH. An Kinder ab vier Jahre wendet sich das Figurentheater Klatt, das am Sonntag, 7. März, um 15 Uhr in der Turnhalle der Geschwister-Scholl- Schule gastiert. "Oma reißt aus", heißt die Produktion, in der neben der agilen Oma auch der Kasper, die Hexe, Seppel und Gretel auftreten. tom
KARBEN. Es muß ein Bild für die Götter gewesen sein: Zehn junge Bauern und Handwerker aus dem Dorf Petterweil, die singend ins benachbarte Städtchen Vilbel ziehen. Vorneweg marschiert ein Trompeter. Dahinter laufen die restlichen Burschen. Ihr Lied: "Wir sind die Petterweiler Husaren." Der Clou: Die Truppe trägt Uniformen, genauer: Uniformstücke.
Kunterbunt und ohne Einhaltung irgendeiner Kleidervorschrift hatten Heinrich, Balthasar, Wilhelm, Hannes, Henrich, Schorsch, Ludwig, Konrad, Lorenz und Gerd sich ein Sammelsurium aus dem Armeebekleidungs-Fundus des Petterweiler Rathauses angezogen: Klamotten, die durchziehende preußische, russische, französische und österreichische Soldaten zurückgelassen hatten. Kein Wunder, daß es ein großes Hallo gab, als die Truppe in der damaligen Kantonshauptstadt Vilbel ankam. Unter allen, die sich dort versammelt hatten, um Soldat zu werden, waren sie die einzigen in solch auffälliger Montur.
Der Eindruck, den die sogenannten Petterweiler Husaren damals, am 3. März 1818, hinterließen, war so bleibend, daß noch heute, 175 Jahre später, die Anekdote in dem Karbener Stadtteil gern erzählt wird. Zum Jubiläum wollen die Petterweiler Pfadfinder, Stammesname "Graue Adler", an ihrer traditionellen Vatertagsfeier im Mai die Geschichte der Petterweiler Husaren als historisches Theaterstück aufführen. Allerdings: möglichst wahrheitsgetreu.
Die etwa 25 Hauptdarsteller erarbeiten selbst die Dialoge. Etliche Originalzitate und der bereits feststehende Handlungsablauf setzen einer all zu lebhaften Phantasie jedoch Grenzen. Das Happy-End der Geschichte, wie sie im Volksmund überliefert ist: Die Burschen wurden Soldaten des Großherzogs Ludewig von Hessen-Darmstadt und lebten glücklich und zufrieden - vielleicht nicht bis an ihr Lebensende, aber doch eine ganze Zeitlang.
"In Wirklichkeit sah das ganz anders aus", weiß Jürgen Diener (60), Hobby-Historiker und altgedienter Pfadfinder, Spitzname "Umba". Schon etwa drei Wochen nach ihrem spektakulären Zug gen Vilbel sei ein Teil der Bauern und Handwerker wieder nach Hause geschickt worden. Offizielle Formulierung: "Zur mobilen Landwehr versetzt". Für Großherzog Ludewig war dies die billigste Lösung, ein Heer zu unterhalten. Die Soldaten der mobilen Landwehr mußten sich selbst verpflegen und selbst für die Bewaffnung sorgen. Jürgen Diener: "Das kostete ihn keinen Pfennig."
Dabei war es vielleicht gerade die Aussicht auf einen vollen Magen gewesen, die ein Jahr zuvor, mitten in einer Hungersnot, die jungen Männer bewogen hatte, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Beim sogenannten "Freibier- und Geldstrafen für Ehebrecher Soldatenfest" hatten die Petterweiler Husaren ihre Unterschrift zum Eintritt in die Armee gegeben. Elf von den 30 jungen Männern des Dorfes hatten sich damals beschwatzen lassen. Einer desertierte bereits vor der Einberufung. Die soziale Lage anno 1818 war alles andere als ruhig. Studenten riefen zur Gründung von Landständen auf - was "den Unwillen des Großherzogs" erregte. Ludewig nämlich mußte dafür sorgen, daß er die Anzahl Soldaten vorweisen konnte, zu deren Unterhalt er sich gegenüber dem Deutschen Rheinbund verpflichtet hatte. Wenige Jahre zuvor, bei der Leipziger Völkerschlacht, hatte er noch auf seiten Napoleons kämpfen lassen. Nach Niederlage und plötzlichem Sinneswandel ordnete er seinen Truppen kurz darauf die Verfolgung des einstigen Verbündeten an.
Seit etwa anderthalb Jahren recherchieren die Pfadfinder, vor allem Jürgen Diener: mit zum Teil verblüffenden Ergebnissen über die damaligen Lebensverhältnisse. Glaubt man den Archiven, war es nichts Ungewöhnliches, uneheliche Kinder zu haben. Diener: "Jeder zweite Petterweiler hatte uneheliche Plagen." Wer sich beim Fremdgehen erwischen ließ, zahlte allerdings hohe Geldstrafen und hatte den Makel des Vorbestraften. In den Archiven entdeckte Diener sogar einen Ehemann, der wegen Hurerei bestraft worden war, obwohl die angebliche Hure anderen Dokumenten zufolge längst die Ehefrau des Beschuldigten war.
Weil dieser Übeltäter nun ausgerechnet genauso hieß wie der Petterweiler Schultheiß, nämlich Johann Georg Holzmann, muß sich bei den Pfadfindern Rolf-Dieter Gress (44) in der Rolle des Schultheißen die Vorwürfe seiner Ehefrau, gespielt von Elvira Mende (55), anhören. Kostprobe: "Bei jedem Wedder biste naus un' hast geguckt, ob de' Nachtwächter schläft, nur weil se fünf Jahr jünger is' als ich."
Die schauspielerischen Pfadfinder versuchen zwar, den Dialekt wiederzugeben, aber die Sprache von 1818 würden wohl nur wenige verstehen können. Der Kompromiß, so Diener: "Euro-Hessisch, das versteht jeder."
Auch bei der Kostümierung wurden Abstriche gemacht: "Es wird eine Mischung zwischen bäuerlicher Kleidung und städtischer Mode geben müssen." Den Pfadfindern ist es wichtiger, die sozialen Umstände auf die Freilichtbühne zu bringen. Etwa die Devise, mit der die zehn Petterweiler Husaren spätestens bei ihrer Ausbildung in einer Darmstädter Kaserne bekannt wurden: "Der Soldat muß mehr Angst haben vor seinem Offizier als vor der Kugel des Feindes."
Verständlich, daß Eltern und Geschwister der Husaren versuchten, sie zurückzuhalten. Ellen Haas (16), Sandra Henkel (17) und Stefanie Stadler (18) feilen noch am Text, mit dem sie als Schwestern eines Husaren ihren Bruder zum Bleiben überreden wollen. Sandra Henkel: "Ich habe schon bei mehreren Theaterstücken mitgespielt, aber noch nie selbst geschrieben." Was gar nicht so einfach ist, denn das erklärte Ziel aller, so Ellen Haas, lautet: "Es soll besonders gut werden."
Die etwa 800 Karten für die Aufführung am 20. Mai sind Verwandten und Freunden der 200 Petterweiler Pfadfinder vorbehalten. JÖRN KOPPMANN
KREIS OFFENBACH. Siebzig "Einzelschöpfungen der Natur" unterliegen jetzt dem strengen Schutz des Naturschutzrechts, nachdem das Regierungspräsidium in Darmstadt die vom Kreisausschuß im September vergangenen Jahres beschlossene Naturdenkmal-Verordnung für den Kreis Offenbach genehmigt hat. Neben 30 bereits bestehenden Naturdenkmalen, deren veraltete Verordnung damit novelliert worden ist, sind 40 neue in die Liste aufgenommen worden.
Zahlreiche natürliche oder durch den Menschen geschaffene Erscheinungsformen sind nun für die Zukunft gesichert: Steinbrüche, Quellen, Moore, Dünen oder die seltenen Speierlingsbäume.
Der Schwerpunkt der Neuausweisung liegt weiterhin bei einzelnen Bäumen oder Baumgruppen, die ihrer besonderen Eigenart und Schönheit wegen im besiedelten Bereich und in der freien Landschaft eines besonderen Schutzes bedürfen. Drei Dutzend neue Naturdenkmale werden durch Bäume geprägt.
Von den zum großen Teil bereits seit 1953 ausgewiesenen 37 Naturdenkmalen wurden sechs nicht mehr aufgelistet, weil sie inzwischen vom Erdboden verschwunden sind oder sich innerhalb eines Naturschutzgebietes befinden und somit ohnehin tabu sind.
"Für jedes der 70 Naturdenkmale liegt jetzt ein übersichtliches Verordnungsblatt vor, in dem neben einer Kurzbeschreibung des Objekts und des Schutzgrundes die genaue Lage und die geltenden Verbote aufgeführt sind", erläuterte der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Frank Kaufmann die Verordnung. "Der Verbotskatalog wurde maßgerecht auf jedes Naturdenkmal zugeschnitten. Bei den Bäumen wurden zudem Pufferzonen aufgenommen, um auch indirekte Schädigungen, beispielsweise durch Bodenveränderungen oder Feuer, auszuschließen."
Genau 40 Jahre nach Inkrafttreten der ersten Verordnung hat der Kreis damit seine bestehenden Naturdenkmale auf ein rechtlich festes Fundament gestellt. Zusammen mit den 40 neu ausgewiesenen Objekten besitzt er nun ein Grundgerüst an geschützten Bäumen und Lebensräumen, das mitwirken soll, die Lebensqualität im Kreis Offenbach zu sichern. ttt
Kulturelles Leben
Passionsmusik in Weilburg In der Reihe "Alte Musik im Weilburger Schloß" werden am Sonntag, 7. März, um 17 Uhr in der dortigen Schloßkirche Passionsmusiken von Dietrich Buxtehude, Johann Schop, Johann Christoph Bach zu hören sein. Ausstellung in Schloß Zeilitzheim Ab Samstag, 6. März, ist im Schloß Zeilitzheim eine Ausstellung mit dem Titel "Mikrokosmen" - Objekte, Gemälde und Zeichnungen zu sehen. Die Künstler sind Heribert Wolf und Magnus P. Kuhn. Die Ausst. ist geöffnet am 6. und 7. März sowie am 13./14. März, jeweils von 14-18 Uhr. "Mode für Millionen" "Mode für Millionen" heißt die Oestergaard-Ausstellung mit Beständen aus dem Berlin-Museum, die am Samstag, 6. März, um 18 Uhr im Gotischen Haus in Bad Homburg v. d. Höhe eröffnet wird. Flötenmusik alter Meister In den Spachbrücker Abendmusiken lassen am Sonntag, 7. März, um 17 Uhr der Flötist Martin Hublow und Walter Geist am Cembalo "Virtuose Flötenmusik" des 15. und 18. Jahrhunderts in der kleinen Pfarrkirche des Reinheimer Stadtteils erklingen. Konzertwochenende in Bad Homburg Neben den Kurkonzerten täglich außer montags um 15.30 Uhr, sonntags auch um 10 Uhr, in der Konzerthalle im Kurpark, bestreitet Bad Homburg an diesem Wochenden vier große Konzerte an drei Tagen. Am Freitag, 5. März, 20 Uhr, gilt es sich zu entscheiden zwischen Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" und Werken von Tartini und Bottesini, einer Aufführung des Bad Homburger Kammerorchesters unter Horst Schönwälder in der Englischen Kirche am Ferdinandplatz und einer "Passionsmusik" in der Schloßkirche des Landgrafenschlosses. Dort ist unter Leitung von Michael Schneider ein Telemann-Oratorium zu hören. Am Samstag, 6. März, 19.30 Uhr, bestreitet die Frankfurter Kantorei ein geistliches Konzert mit Kompositionen von Liszt und Dvorák in der St.-Marien-Kirche, Dorotheenstraße. Die St.-Martins-Kirche im Stadtteil Ober-Erlenbach ist am 7. März, um 17 Uhr Aufführungsort für Bachs "Johannispassion". Messiaens "Ende der Zeit" Im Bach-Saal der Lutherkirche Wiesbaden am Gutenbergplatz findet am kommenden Sonntag, 7. März, um 17 Uhr die Aufführung von Oliver Messiaens "Quartett für das Ende der Zeit" statt. Ausführende Künstler sind Heiner Rekeszus, Klarinette, Ingo Klöckl, Violine, Stephan Breith, Violoncello, und Klaus Uwe Ludwig, Klavier. Kantaten in Darmstadt Den Kantatengottesdienst in der Pauluskirche im Niebergallweg in Darmstadt wird am Sonntag, 7. März, um 10 Uhr die selten aufgeführte Solosonate für Alt, Viola, Basso "O Gott, du meine Hoffnung", von B. Marcello bereichern.
Kempowski und Klaviermusik Zur Saisoneröffnung im Künstlerhaus Edenkoben, Edenkobener Tal, Klosterstraße 175, stellt am Sonntag, 7. März, um 11 Uhr Walter Kempowski, Autor des "Tadellöser & Wolff", sein neues Werk "Mark und Bein" unterlegt mit Klaviermusik von Debussy, Ravel, Satie in der Interpretation von Jorge Zulueta vor. Es dürfte nicht die Deutsche Weinstraße sein, würde nicht anschließend in ein zünftiges Weinlokal geladen. Gail V. Gilmore singt Die Mezzosopranistin Gail V. Gilmore gibt am Sonntag, 7. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen ein Benefizkonzert zugunsten von Multiple-Sklerose-Kranken. Das Programm umfaßt Lieder und Arien von Obradors, Bizet und Gershwin sowie Gospels und Spirituals. Gail Gilmore wird am Flügel begleitet von Iven Törzs, ebenfalls gebürtiger Amerikaner. Eintrittskarten zum Preis von 20 Mark (Begünstigte 15 Mark) sind beim Bürgerhaus Sprendlingen, Telefon 0 61 03 / 60 00 31, und beim Kartenkiosk Sandrock, Telefon 069 / 29 18 44, erhältlich.
KREIS OFFENBACH. Die Waldschäden im Kreis Offenbach nehmen weiter zu. Das geht aus der ersten Fortschreibung und Aktualisierung des vor anderthalb Jahren erstmals erschienenen Umweltberichts hervor. Dieser Report gibt Auskunft über die umwelt- und gesundheitsrelevanten Belastungen im Kreis Offenbach. Detailliert behandelt er die Themen Wasser, Boden, Altlasten, Luft, Lärm, Verkehr, Schadstoffe in der Nahrung, Energie und gibt eine Übersicht über Zuschüsse für Umweltinvestitionen.
Neben der Aktualisierung der Daten vom Oktober 1991 beschreibt der 92er Umweltbericht des Kreises Offenbach auch neue ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückte Bereiche. So wird zum Beispiel über Fragen berichtet, die sich mit dem Wassernotstand im Sommer 1992 oder auch der Problematik der mit Marsberger Ziegelrot belasteten Flächen beschäftigen.
"Um nur einige Stichpunkte dazu zu nennen, so droht uns bei erneut trockenem Sommer 1993 ein Absinken des Grundwasserspiegels unter den Tiefpunkt von 1976", erklärte der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Frank Kaufmann. Mit Umwelt hat es auch etwas zu tun, wenn die Kraftfahrzeugdichte im Kreis Offenbach deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt. "Die Datensammlung des Berichts macht überaus deutlich, daß Naturschutz nach wie vor eines der vordringlichsten Themen im Kreis zu sein hat", so Kaufmann.
An die Bürgerinnen und Bürger des Kreises appelliert er, mit Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschlägen die künftigen Fortschreibungen des Umweltberichts zu unterstützen. Das Umweltamt sei für jeden Hinweis dankbar.
Der Umweltbericht kann von allen Interessenten kostenlos beim Umweltamt des Kreises, Berliner Straße 60 in Offenbach, abgeholt oder telefonisch unter der Rufnummer 0 69 / 8 06 83 94 angefordert werden. Außerdem wird er in den nächsten Tagen auch in den Rathäusern der einzelnen Städte und Gemeinden zu haben sein. ttt
Ihr habt den Rechtsstaat. Wir haben die Gerechtigkeit. Ein bißchen von dem Credo der enttäuschten Bürgerrechtler aus dem Mauer- und Spitzelstaat DDR schwang mit, als sie sich am Dienstag absprache- und erwartungsgemäß in vollkommener Verweigerungshaltung vor der Tür des Potsdamer Stolpe-Auschusses versammelten: mediengerecht aufgebaut zum wohl letzten Gefecht. Zu viel mehr als zur Positionsfestigung im Glaubenskrieg um die Person Manfred Stolpe (ein Mann der Stasi? ein Mann der Kirche?) hat es auch diesmal nicht gereicht. Mehr war auch nicht drin. Mehr ist nicht drin. Man war in der Minderheit. Man ist es geblieben.
Ob es je anders gekommen wäre, hätte der seit April tagende Untersuchungsausschuß - wie vehement gefordert - die Bürgerrechtler früher angehört und nicht erst alibihalber in seiner letzten Sitzung, ist kaum anzunehmen. In diesem Punkt konkurrieren Blauäugigkeit (der einstigen DDR-Oppositionellen) und Peinlichkeit (der Ausschußmitglieder, es nicht doch getan zu haben).
So wurde es denn eine Nachhilfestunde in moralischem Rigorismus: Der Ausschuß tauge nichts, ein anderer müsse her. Doch solche Fundamentalopposition schwächt die Kraft der Kritik an diesem so unkritisch arbeitenden Gremium im Potsdamer Landtag. Vbn (Potsdam)
RODGAU. Einen "Wendo"-Selbstverteidigungskursus bietet das Jugendhaus Dudenhofen zehn- bis zwölfjährigen Mädchen im März jeweils freitags von 15 bis 17 Uhr an. Wendo umfaßt neben der Technik auch Gespräche und Diskussionen. So können beispielsweise unangenehme Situationen im Rollenspiel nachempfunden und Reaktionsmöglichkeiten eingeübt werden. Die Teilnahme an allen Terminen kostet 20 Mark, nähere Informationen unter der Rufnummer 2 44 11. ttt
Kurz gemeldet
Treffen der Münzsammler Die Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte lädt für den 4. März zum Münzsammler-Tauschtreffen ins Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77. Die Veranastaltung dauert von 15.30 Uhr bis 19 Uhr. Neue Verkehrsführung in Praunheim Am Mittwoch, 3. März, wird die Verkehrsführung in den Straßen "Am Alten Schloß" zwischen Dietrichstraße und Oberfeldstraße sowie "Heilmannstraße" zwischen Dietrichstraße und Heilmannstraße 41 geändert. Die Straße "Am Alten Schloß" ist dann wieder - wie vor Einführung der Tempo-30-Zone - Einbahnstraße in Richtung Oberfeldstraße und die Heilmannstraße Einbahnstraße in Richtung Dietrichstraße. IHK-Information für Firmen Die nächste IHK-Informationsveranstaltung für Firmengründer findet am Mittwoch, 3. März, um 9 Uhr im Plenarsaal der Kammer, Börsenplatz 4, statt. Fachleute werden die Interessenten ausgiebig beraten. Psychodrama mit Kindern Eine Fortbildung für Fachkräfte, die in die Möglichkeiten des Psychodramas mit Kindern einführt, beginnt am Freitag, 5. März, an der Volkshochschule. Information unter Telefon 212 3-83 29.
BAD HOMBURG. Klezmer-Musik - die über Jahrhunderte tradierte, typische Musik aus dem Schtetl des untergegangenen Ostjudentums - erklingt am Mittwoch, 10. März, in der Englischen Kirche (Ferdinandsplatz). Zu Gast ist die vierköpfige Gruppe "Colalaila", was übersetzt "Die ganze Nacht" heißt.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Veranstalter sind das Kulturamt und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. tom
RODGAU. Damit Eltern ihren Urlaub planen können, hat der Magistrat schon jetzt die Sommerferien der städtischen Kindergärten festgelegt: Dudenhofen, Dr.-Weinholz-Straße, 22. Juli bis 13. August; Dudenhofen, Freiherr-vom-Stein- Straße, 12. August bis 3. September; Dudenhofen, Am Rückersgraben, 5. August bis 3. September; Weiskirchen, Schillerstraße, 26. Juli bis 17. August; Nieder- Roden, Am Bürgerhaus, 12. August bis 3. September; Nieder-Roden, Alte Schule, 13. August bis 3. September; Nieder-Roden, Rollwald, 29. Juli bis 13. August; Hainhausen, Robert-Koch-Straße (gruppenweise jeweils drei Wochen), 22. Juli bis 3. September; Jügesheim, Nordring, 12. August bis 3. September. ttt
DREIEICH. An Familien mit Kindern bis zu drei Jahren und mit pflegebedürftigen Angehörigen, gibt die Stadt Dreieich künftig kostenlos "Windelsäcke" aus. Die Säcke sind aus Recyclingmaterial und fassen 90 Liter. Abgeholt werden die Säkke alle 14 Tage mit dem Hausmüll. Das Angebot gilt zunächst für ein Jahr.
Erforderlich wurde diese Maßnahme, weil sich der Müll nach Einführung des Gelben Sackes in Haushalten mit kleinen Kindern nicht um die Hälfte reduziert, und die 14tägige Müllabfuhr in solchen Haushalten meist nicht ausreicht. Je nach Nachfrage wird geprüft, ob es den Sack im nächsten Jahr auch noch geben wird, und ob dafür Gebühren erhoben werden. Erhältlich sind 24 Säcke gegen Unterschrift bei allen Außenstellen des Rathauses, im Umweltamt und auf dem Sprendlinger Betriebshof. fra
Im Rahmen der alljährlichen Ausstellung "Du und Dein Garten" im Palmengarten wird das Amt für Aus- und Fortbildung 14. März ausführlich über den Ausbildungsberuf Gärtner/in informieren.
Auf dem 50 Quadratmeter großen Freigelände im Palmengarten werden die zuständigen Ausbilder und Auszubildende in einem eigens eingerichteten Zelt (Stand F 14) über die dreijährige Ausbildung informieren.
Telefonische Auskünfte über diesen Beruf unter der Rufnummer 212 3-88 12 oder direkt in der Außenstelle, Motzstraße, Telefon 41 65 95 durch Herrn Raue. pia
RODGAU. Einen Workshop zum Thema Suchtprävention bietet die Stadt Rodgau am Samstag, 12. Juni, im Bürgerhaus Nieder-Roden an. Angesprochen sind vor allem Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren, die Verantwortung in der Jugendarbeit tragen - sei es als Jugendsprecher, Spartenleiter oder Leiter von Gruppen.
Vereine, die noch nicht angeschrieben wurden, und Jugendgruppen können sich beim Sozial- und Jugendamt der Stadtverwaltung, Telefon 69 31 68, melden.
Gestaltet wird der um 13 Uhr beginnende Nachmittag vom Theaterensemble "Wilde Bühne" in Form eines Workshops zum Thema Sucht. Um 19.30 Uhr wird das Theaterstück "Es geht ab" aufgeführt.
Dieser Teil der Veranstaltung ist offen für alle Jugendlichen. Das Theaterstück versucht nicht, mit pädagogisch erhobenem Zeigefinger eine Botschaft zu vermitteln; es bietet vielmehr Bilder zum unmittelbaren, sinnlichen Miterleben. Gleichzeitig will es Denkanstöße und Anknüpfungspunkte bieten, um mit den Zuschauern ins Gespräch zu kommen. Die Jugendlichen können sich, wenn der Vorhang gefallen ist, mit den Schauspielern unterhalten und diskutieren.
Nähere Auskünfte erteilt das Sozial- und Jugendamt im Rathaus. ttt
SELIGENSTADT. Eine Sonderausstellung "Ansiedlung der Heimatvertriebenen im Kreis Offenbach" wird am heutigen Donnerstag, 4. März, um 18 Uhr im Kreismuseum der Heimatvertriebenen in der Frankfurter Straße 13 eröffnet. Die bisher gezeigten Klöppel- und Handarbeiten der Jahrhundertwende haben Leihgaben wie farbenprächtigen Trachten der Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen Platz gemacht. ttt
RODGAU. Das künstlerische Schaffen der Nieder-Röderin Angela Frank präsentiert der Arbeitskreis für Heimatkunde am Sonntag, 7. März, von 11 Uhr an im Heimatmuseum. Obwohl mitten in der Vorbereitung aufs Abi wird sie die Arbeit mit Pastellkreide zeigen und erläutern. ttt
BURKHARD MÜLLER-ULRICH
Bürgerinitiativen fordern bessere Zusammenarbeit Planung für Ortsumgehung muß weiterverfolgt werden Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott HAINBURG. Die Bürgerinitiative Umgehungsstraße Hainburg hat die politisch Verantwortlichen aufgefordert, die von der Gemeindevertretung 1989 getroffene Entscheidung zugunsten einer Gesamtlösung der Ortsumgehung konsequent weiterzuverfolgen. Dazu gehöre es, einmal gefaßte Beschlüsse nicht zu torpedieren, sondern zu akzeptieren und zu unterstützen. Durch Polemik in Versammlungen, persönliche Angriffe und ideologisch gefärbte Winkelzüge sei niemandem gedient, hat der Vorstand der Bürgerinitiative in seiner jüngsten Sitzung formuliert: "Der Bürger erwartet von allen Parteien Zusammenarbeit und Unterstützung." Konkret erwartet die Bürgerinitiative Umgehungsstraße die Aufnahme von Gesprächen mit Seligenstadt, um eine akzeptable Gesamtlösung für den Raum Seligenstadt/Hainburg zu finden. Die umfangreichen Studien, Gutachten und Erhebungen seien dabei zwar mit in Betracht zu ziehen. Das Hauptziel, alle Wohngebiete vom Durchgangsverkehr zu entlasten, sei aber immer im Auge zu behalten. Die Mandatsträger, auch die in der Opposition stehenden Mitverantwortlichen, sollen, so die BI, "die einmal gefaßten Beschlüsse umsetzen und weiter voranbringen". Dazu gehörten die Planung von konkreten Trassenverläufen, die Aufnahme der Planungsergebnisse in den Flächennutzungs- und Raumordnungsplan, das Einleiten der erforderlichen Genehmigungsverfahren sowie die Durchsetzung dieser Schritte bis hin zur Mittelbeschaffung für das Bauvorhaben.
Nur wenn diese Schritte unternommen seien, werde es eine innerörtliche Verkehrsentlastung geben. Daß dies nicht von heute auf morgen möglich sei, sondern viele Jahre noch in Anspruch nehme, sei selbst Optimisten inzwischen klar. "Nachdem bereits sechs Jahre untersucht und diskutiert wurde, sollten in den nächsten Jahren die Planungen laufen, damit die Umgehung gebaut wird", fordert die Bürgerinitiative.
Sie unterstützt auch den angestrebten vorgezogenen Bau der Westspange als Teil der Gesamtumgehung, wenn diese von der Limesbrücke weiträumig um das bebaute Gebiet bis zur Landesstraße am Katzenbuckel geführt würde. Die Umgehung von der Limesbrücke nur bis "Auf das Loh" und damit den Verkehr über die Offenbacher Landstraße durch bebautes Gebiet zu führen, ist für die Bürgerinitiative Umgehungsstraße hingegen keine akzeptable Lösung.
Den politischen Parteien und Fraktionen wirft die Interessenvertretung der für eine baldige Umgehung plädierenden Bürger vor, kaum Gespräche geführt zu haben, weil man angeblich keinen gemeinsamen Termin habe finden können, auf eine Umweltverträglichkeitsstudie gewartet zu haben, die dann das "überraschende" Ergebnis gezeitigt habe, daß im Interesse der Umwelt keine Lösung die beste Lösung sei.
Auch hätten die Hainburger versäumt, bei Land und Kreis mit dem nötigen Nachdruck darauf gedrängt zu haben, Planungen und Genehmigungsverfahren in die Wege zu leiten. Statt dessen erzähle man den Bürgern, daß es schade um die schöne Natur sei ("auf der Strecke bleiben jedoch die Menschen, sprich Anwohner von Haupt- und Offenbacher Landstraße"), für die Planung kein Personal zur Verfügung stehe, es woanders noch viel schlimmer zugehe und deshalb die Prioritäten anders gesetzt seien, heute der Verkehr prinzipiell eingedämmt werden solle und überhaupt die Kassen leer seien.
GÜNTER VERHEUGEN, Bundestagsabgeordneter der SPD aus Kulmbach, ist mit überraschend hoher Stimmenzahl zum neuen parlamentarischen Geschäftsführer seiner Fraktion gewählt worden. Der 48jährige, der Generalsekretär der FDP war, bevor er 1982 in die SPD übertrat, erhielt am Dienstag 124 Stimmen, während sein Gegenkandidat HERMANN HAACK aus Extertal (Lippe) mit 75 Stimmen klar unterlag. Verheugen, der zahlreiche Funktionen in der bayerischen SPD hat und in Bonn die SPD-Landesgruppe führt, rückt damit in die engere Spitze der Bundestagsfraktion ein und ist für politische Kampagnen sowie für die Koordination zwischen Fraktion und Partei zuständig. Er ist Nachfolger von FRANZ MÜNTEFERING, der Sozialminister in Nordrhein-Westfalen wurde. (hll)
"Basic line" heißt die neue Botschaft für den Frühling
Da freute sich Alfred Schmitt, Obermeister der Friseur-Innung in Frankfurt: Am Mittag hatte der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks in Hamburg die neue Frisurenmode für Frühling und Sommer 93, die "basic line", vorgestellt. Am Abend wurde sie bereits im Frankfurter Palmengarten vom Fachbereirat und den Junioren der Friseur-Innung geschnitten, gewickelt, gebürstet und mit Gel in Form gebracht.
Aus ganz Hessen waren die Friseure und Auszubildenden angereist, um Impulse und neue Techniken kennenzulernen. Alle hörten es mit Befriedigung: Das Jahr der Dauerwellen ist angesagt. Sie ist die Basis für die "basic line".
Vor allem glänzende, von Wellen natürlich bewegte und mittellange Haare benötigt man für die aufs Feminine ausgerichtete Frisur, die natürlich aber nie frisiert aussehen soll. Aber auch nicht verstrubbelt. Dem so soliden "Hausfrauenlook" haben die Figaros den Kampf angesagt. Gern sind sie bereit, jene Tricks zu verraten, wie man die auf papillottenähnliche Längswickel - die alten, hergebrachten sind verpönt - gerollten Locken ausbürstet und sie mit den Fingern zupft und legt, bis jenes natürlich gewellte Frisurenbild entsteht. Die Köpfe bleiben zwar immer die gleichen, aber die Haare lassen sich verändern. Gefärbt wird bevorzugt mit Pflanzenfarben. Schokobraune, bronzene und aubergine Töne behaupten sich neben dem hellen Blond.
Auch haarbewußte Männer brauchen eine Dauerwelle, damit man ihnen ungefährdet in die Locken greifen kann. Der Haaransatz ist nicht mehr sichtbar. Junge Konturen, sauber geschnitten, aber nicht mehr so kurz, heißt die Losung.
Mit Rundbürste und Lockeneisen, aber auch mit dem Haartrockner entstanden beachtenswerte topmoderne Haarschöpfungen. Dicke Lockentuffs im Nacken, angesteckte Blumenbordüren und ins Haar geflochtene Perlen veränderten die geduldig ausharrenden Models für den großen Auftritt.
Martina Acht aus Offenbach, deutsche Meisterin und Top-Akteurin, lieferte überzeugende Beispiele angewandter Kunst auf den Köpfen, so feminin als möglich und kein klassisch inspirierter "Hausfrauenlook". Das Make-up des Sommers ist zart. Die Augen werden mandelförmig betont. Die Lippen weniger auffallend geschminkt. Alles ist "basic line". E-S
KASSEL. Einst trat er an, um als Polizist für Recht und Ordnung zu sorgen. Dann wechselte er die Seiten, versuchte sich Mitte der siebziger Jahre als Bankräuber und wurde beim zweiten Raub durch einen beherzten Schlag mit einem Besenstiel gestoppt. Jetzt wurde der inzwischen 50jährige Ex-Polizist zu sieben Jahren und sechs Monaten Haftstrafe verurteilt - wegen Totschlags.
Die 5. Strafkammer des Kasseler Landgerichts nahm in der Urteilsbegründung an, daß der Mann seine Frau nach einem verbalen Streit lange und mit erheblicher Kraftaufwendung gewürgt habe. Deshalb wurde ihm "Tötungsvorsatz" oder auch "Vernichtungswillen" zur Last gelegt. Strafmildernde Umstände sah das Gericht nicht. Damit steht fest, daß die Kammer der Schilderung des Angeklagten in den entscheidenden Punken keinen Glauben schenkte.
Nach dieser von ihm immer wieder vorgetragenen Version war er der ausgeglichene, treusorgende Vater und Hausmann, während seine Frau die Familie tyrannisierte. Seine berufstätige Ehefrau habe immer wieder "hysterische Tobsuchtsanfälle" bekommen, ihn als Ehemann nicht nur beschimpft, sondern auch körperlich attackiert, sagte er. Um der beiden Kinder willen habe er sie gebeten, mit diesen Angriffen aufzuhören.
Auch am fraglichen Abend. Da habe sie ihn aber nicht nur beschimpft, sondern ihm auch noch ein Backblech auf den Kopf geschlagen und ihn schließlich gar in den Unterleib getreten.
Wie es zur Tat kam, will der ehemalige Polizeibeamte nicht mehr wissen. Nur noch, daß er "plötzlich" über ihr lag, mit beiden Händen an ihrem Hals. Als er merkte, daß seine Frau tot war (wie die Obduktion ergab, war sie an Erbrochenem erstickt), hat er sie angeblich warm angezogen ("es war ja kalt draußen") und die Leiche in einem Naturschutzgebiet abgelegt.
Und um den Kindern nicht auch noch den zweiten Elternteil zu nehmen, habe er später versucht, die Spuren seiner Tat zu verwischen. Fest steht, daß er mehrfach mit einer Axt auf den Hals der Leiche einschlug - vermutlich, um die Würgemale unkenntlich zu machen.
Hätten die Richter diese Darstellung glauben können, wäre der 50jährige "nur" wegen Totschlags in einem minder schweren Fall (zu höchstens fünf Jahren Haft) verurteilt worden. Die entscheidenden Punkte glaubten sie ihm freilich nicht. Denn die Darstellung des Ex-Polizisten hörte sich auch nach richterlicher Einschätzung "lehrbuchhaft" an - wie aus der "allerfeinsten" Kommentierung zum Strafgesetzbuch entnommen, so der Vorsitzende Richter Wolfgang Löffler.
Der Vertreter der Staatsanwaltschaft muß es ähnlich gesehen haben. Der Angeklagte habe "gewußt, was er tat, und er hat es gewollt", hatte er in seinem Plädoyer gesagt und daher acht Jahre Freiheitsstrafe beantragt.
Eine zentrale Rolle in diesem Prozeß spielte ein psychologisches Gutachten. Danach wurden bei dem 50jährigen neben einer leichten Hirnschädigung Persönlichkeitsstörungen festgestellt. Der Psychologe charakterisierte den Angeklagten als narzißtisch, als egozentrisch und als Person, die ihre Frömmigkeit übertrieben zur Schau trage und die eigene Schuld verleugne. Die Tat habe er als eine Art "Unfall" erlebt, wobei er sich selbst als bedauernswert empfinde.
Verminderte Schuldfähigkeit könne nur dann anerkannt werden, so das Fazit des Gutachters, wenn der Angeklagte tatsächlich von seiner Frau heftig provoziert worden sei. Ebendiese Version mochte das Gericht am Ende der Beweisaufnahme nicht glauben. Deshalb wurde bei ihmeine uneingeschränkte Schuldfähigkeit angenommen.
Das Urteil hat noch keine Rechtskraft. Es ist nicht auszuschließen, daß der Ex- Polizeibeamte die Entscheidung in der Revisionsinstanz anfechten wird. ari
NEU-ANSPACH. Die Paket-Sammelaktion "Hilfe für Bosnien" war ein voller Erfolg. "Über 150 prall gefüllte und vorbildlich verpackte Lebensmittelpakete wurden abgegeben. Die Betroffenheit der Neu-Anspacher Bevölkerung über die Not in Bosnien versiegt nicht im Alltagstrott, sobald die Tageszeitung zugeklappt wird", sagt Heinrich Emmerich für die "Mission ohne Grenzen" in Usingen, zu deren Gunsten DRK und Evangelische Kirchengemeinde gesammelt hatten.
Die Pakete seien gleich transportfähig abgegeben worden; so könne man sie direkt weiterleiten, sagt Emmerich. Persönlicher und gezielter sei Hilfe nicht möglich. Die "Mission ohne Grenzen" ist Teil eines überkonfessionellen Hilfsdienstes, das seine Arbeit ausschließlich durch Spenden von Gemeinden, Gruppen und Freunden bestreitet. In den vergangenen Monaten wurden bereits 100 Tonnen Hilfsgüter mit fünf Lkw-Transporten nach Bosnien gebracht und unter oft lebensbedrohlichen Umständen übergeben.
Die Hilfslieferungen gehen weiter. Das Spendenkonto bei der "Mission ohne Grenzen", Hattsteiner Allee 17 in Usingen, befindet sich unter dem Namen "Hilfe für Bosnien" bei der Naspa, Nummer 304 028 777, Bankleitzahl 510 500 15. jd
Parteien + Wähler
Klaus Kinkel kommt KRONBERG. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) ist heute bei seinen Kronberger Parteifreunden zu Gast: ab 17 Uhr spricht er in der Stadthalle über "Liberale Politik für Frieden und Sicherheit". 8 nach 8 OBERURSEL. Nochmals vor der Wahl "8 nach 8" im Rosengärtchen: Heute um 20.08 Uhr spricht SPD-Spitzenkandidat Hans-Georg Brum im Gemeinschaftshaus über "Ebbe in öffentlichen Haushalten - Was ist noch finanzierbar?". WILO lädt ein OBERURSEL. Über "Kinder und alte Menschen in Oberursel" will die neugegründete Wähler Initiative Lebenswertes Oberursel (WILO) am Donnerstag, 4. März, diskutieren: um 19 Uhr in der Stadthalle, Raum Weißkirchen. "Roter Stachel" fällt aus OBERURSEL. Der Stammtisch "Roter Stachel" der SPD Oberursel fällt am Donnerstag, 4. März, wegen einer Veranstaltung in der Stadthalle aus. Nächster Stammtisch ist am 1. April. Ernst Welteke in Steinbach STEINBACH. Die Südumgehung, die U 6-Verlängerung, die Erweiterung des Gewerbegebiets und der Rhein-Main-Verkehrsverbund sollen angesprochen werden, wenn der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) am Freitag, 5. März, 19 Uhr, ins Bürgerhaus kommt. Die Steinbacher SPD bietet übrigens auch einen Fahrdienst zur Wahl an. Info: Karlheinz Stahl (Tel. 7 14 96), Ingrid Bakowsky (Tel. 7 41 70), Claus Gießen (Tel. 7 17 84).
Am 5., 6. und 7. März finden in Oberhof (Thüringen) die Europameisterschaften im Schlittenhunderennen über Middle- Distance und Long-Trail statt. Erwartet werden rund 120 Teilnehmer aus fast allen europäischen Ländern. Die Wettkämpfe finden an drei Tagen mit je drei Läufen in zwölf verschiedenen Rennkategorien statt. Gespanne von einem bis drei Hunden, vier bis sechs Hunden sowie zwölf bis 16 Hunden und mehr gehen an den Start. Dabei müssen Hunde und Sportler Strecken von 23, 34 oder 47 Kilometern zurücklegen.
Besonderheit in der Long-Trail - Kategorie ist das Biwakieren, das heißt: Übernachten des Mushers im Zelt und das Übernachten des Hundegespanns in unmittelbarer Nähe unter freiem Himmel.
An allen drei Tagen dauert der Rennbetrieb von 10 bis 15 Uhr. Gestartet wird im Abstand von ein bis zwei Minuten, kleinere Pausen von 10 bis 15 Minuten zwischen den einzelnen Renn-Kategorien sind notwendig. Start und Ziel befinden sich im Skistadion am Grenzadler, etwa 500 Meter außerhalb von Oberhof in Richtung Schmalkalden. Mehrere Tausend Zuschauer werden an diesen Tagen in Oberhof erwartet; eigene Hunde sollten möglichst nicht mitgebracht werden. An den Wettkampftagen verkehrt zwischen Oberhof und dem Start- und Zielbereich Grenzadler Buspendelverkehr.
Weitere Informationen beim Organisationskomitee, Bollenwaldstaße 107, in (W-8750) Aschaffenburg, Telefon 0 60 28/72 57.
OBERURSEL. Eine rege Diskussion könnte die Folge sein: "Deutsch als Männersprache" heißt das Thema, wenn die feministische Satirikerin und Autorin Luise F. Pusch in der Stadtbücherei spricht.
Ihr Vortrag zur Feminisierung der Sprache beginnt am Dienstag, 9. März, um 20 Uhr am Marktplatz tom
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Kreisausschuß hat die Prioritätenliste für Investitionen im Bereich Kindergärten, Tagesstätten und Horte beschlossen. Sie gibt vor, wie Zuschüsse vom Land verteilt werden. Ausschlaggebend ist der Versorgungsgrad mit Kinderbetreuungsplätzen in einer Kommune. Der geplante Kindergarten in Liederbach steht auf Platz eins - wie von Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) voriges Jahr in Aussicht gestellt, weil die Liederbacher mit ihren unfertigen Plänen zugunsten des Schul- und Hortbaues in Kriftel zurücktraten. Liederbach folgen Hofheim und Schwalbach.
Bewilligt das Land alle beantragten Mittel gibt es laut Landrat Riebel (CDU) 8,425 Millionen. Den Rest der 17,3 Millionen, die alle Projekte kosten, müssen Kommunen und Kreis aufbringen. ana
Boris Jelzin, der Präsident Rußlands, hat offenbar eingesehen, daß er mit dem Rücken an der Wand steht. Er geht nicht mehr davon aus, daß die Volksdeputierten seine Fragen akzeptieren werden, die er dem Volk in einem Referendum vorlegen möchte. Zuletzt hat sich der wichtigste Mann des Industriellen- und Unternehmerverbandes, Arkadij Wolski, gegen die "Eile" gewandt, mit der das Volk zur Entscheidung über die Verfassungskrise aufgerufen werden soll. Wolski verfügt mittels seiner Partei der "roten Direktoren", die den militär-industriellen Komplex repräsentiert, über die parlamentarisch entscheidenden Bataillone.
Nun droht Jelzin, ohne mehr als eine Kralle der Katze aus dem Sack zu lassen, mit den besonderen Machtmöglichkeiten seines Amtes, der "letzten Variante", von der er rhetorisch hofft, daß sie nicht in Anspruch genommen werden muß. Es ist die Präsidialherrschaft. Die Drohung mag, zwei Tage vor dem Zusammentreten der Volksdeputierten, als Einschüchterung verstanden werden. Es dürfte aber mehr dahinterstecken. Die Deputierten sind ja Kinder des ancien régime. Sie kämpfen um dessen Restexistenz.
Aber Jelzin wirbt auch in der - oppositionellen - Prawda um die Mithilfe der "Vernünftigen" unter den Kommunisten. Friedensangebot oder Alibi? Die Krise wird entscheidungsreif. So oder so. gro
Das Musikmobil kommt nach Fechenheim: Ein Musikprojekt für Zwölf- bis 15jährige beginnt am Donnerstag, 4. März, im Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstraße 1. Die Kurse sind dann alle 14 Tage donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Wer keine Noten lesen kann oder kein Instrument beherrscht, kann trotzdem mitmachen. Anmeldung unter Tel. 42 10 92. ov/09
Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen bietet der Verein "Frauen in Bewegung" in einem Wochenendseminar am Samstag, 6., und Sonntag, 7. März. Teilnehmen können Mädchen ab 15 Jahren. Sie lernen, sich gegen Anmache und körperliche Angriffe zu wehren. Informationen unter Tel. 49 50 71 0 oder gegen Freiumschlag an: Frauen in Bewegung, Gaußstraße 12, 6000 Frankfurt 1. ov/09
Eine Familienfreizeit in Südtirol organisiert die evangelisch-lutherische St. Paulsgemeinde, vom 15 bis 24. April. Die Reise geht nach Natz. Die Fahrt kostet pro Person 390 Mark, Kinder zahlen weniger. Auskunft und Anmeldung sind bis Montag, 15. März, unter Tel. 28 58 09 oder 55 75 86 möglich. ov/09
DLRG Bornheim: Die Gruppe Bornheim bietet Jugend- und Rettungsschwimmen sowie Übungsstunden für "Juniorenretter" jeden Mittwoch, ab 19 Uhr, im "Panoramabad Bornheimer Hang", Inheidener Straße. Auskunft über alle DLRG-Angebote gibt Peter Blänkle unter Tel. 5 48 78 06). od
Karnevalgesellschaft "Fechemer Dutte": Die Vereinsgeschäftsstelle befindet sich in der Lachnerstraße 4, 6000 Frankfurt 60 (Petra Uhl). od/05
"Face your fears - Momente zwischen Himmel und Erde": Unter diesem doppelsinnigen Slogan steht der Moto-Cross- Auftakt am 7. März in Rüsselsheim- Bauschheim. Zum einen werden sich Cross-Piloten auf der sehr anspruchsvollen Piste mit sehr vielen fortbewegen, zum anderen können die Zuschauer ähnliches bei einer Bungee Jumping-Aktion im Rahmenprogramm miterleben.
Die Bauschheimer Rennstrecke ist zu erreichen über die BAB 60, Ausfahrt Bischofsheim/Bauschheim oder Rüsselsheim-Süd. Aus Richtung Frankfurt und Mainz mit der S-Bahn (S14) bis Rüsselsheim und von dort mit der Buslinie 6 direkt zur eigens eingerichteten Haltestelle an der Rennstrecke. b-i
BONN/FRANKFURT A. M., 2. März (dpa/AP). Die Bonner Koalition und die SPD werden an diesem Donnerstag die geplanten Änderungen zum Asylrecht weitgehend gemeinsam in den Bundestag einbringen. Auf ihrer Fraktionssitzung beschlossen die Sozialdemokraten am Dienstag abend, die Entwürfe zum Asylverfahrensrecht zusammen mit CDU/ CSU und FDP dem Parlament vorzulegen. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Erwin Marschewski, wertete das Abstimmungsergebnis als "Sieg der Vernunft".
Bei den vorgesehenen Leistungskürzungen für Asylbewerber, deren finanzielle Unterstützung von der Sozialhilfe abgekoppelt werden soll, versagte die SPD-Fraktion dagegen ihre Zustimmung und forderte in mehreren Punkten Nachbesserungen. Die Abgeordneten betonten, die Änderungen zum Asylrecht könnten nur im Gesamtpaket verabschiedet werden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose verwies auf die mit der Koalition vereinbarte "Geschäftsgrundlage", wonach vor allem mit Polen ein Zusatzabkommen geschlossen werden müsse. Ohne diesen Vertrag könne er eine Mehrheit seiner Partei für eine Grundgesetzänderung nicht garantieren.
Für eine Beschäftigung von Asylbewerbern hat sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, eingesetzt. In einem Interview der in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift Tribüne sagte er: "Wer am Arbeiten gehindert wird, den drängen wir in eine Außenseiterposition, weil die arbeitende Bevölkerung sagt: Die müssen wir noch mit ernähren."
Nach der gegenwärtigen Rechtslage können laut Angaben der Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" Asylbewerber im Grundsatz eine Arbeit aufnehmen, wenn sie eine Arbeitserlaubnis erhalten, sie müssen sich aber beim Arbeitsamt in die Warteschlange einreihen.
KRONBERG. 400 Kronberger Altstadtbürger haben unterschrieben, daß die Friedrich-Ebert-Straße nicht wieder für den Verkehr geöffnet werden soll. Die Signaturen hat der Aktionskreis Lebenswerte Altstadt gesammelt; Bürgermeister Wilhelm Kreß sollen die Listen heute überreicht werden.
In ihrem Bemühen um eine beruhigte Ebert-Straße können sich die Altstadtbewohner auf eine breite Parteienbasis stützen: SPD, UBG, Grüne und FDP versprachen, die Autos draußen lassen zu wollen, sagte Aktionskreis-Mitglied Hanna Feldmann. Die CDU trete dagegen für eine Wiedereröffnung der Straße ein. mak
Musikbegeisterte Kinder und Jugendliche, die eine Band gründen wollen, sind beim Fechenheimer Kinder- und Jugendhaus, Pfortenstraße 1, richtig. Dort beginnt am heutigen Donnerstag, 4. März, um 15 Uhr ein Projekt mit dem "Musikmobil" - einem fahrbaren Proberaum mit Schlagzeug, Gitarren und Keyboards. Kurz: mit allem, was eine Band braucht. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Weitere Informationen und Anmeldungen unter Tel. 42 10 92. mb/09
Freizeitangebote für Kinder und Erwachsene bietet das Kirchliche Werk für Freizeit und Erholung im Evangelischen Regionalverband Frankfurt für das Jahr 1993 an. Broschüren können beim Regionalverband, Kurt-Schumacher-Straße 23, angefordert werden. di
LANGEN. Aufträge in Höhe von rund 1,17 Millionen Mark für die Ausstattung der neuen Operationssäle des Dreieich- Krankenhauses in Langen vergab der Kreisausschuß Offenbach auf seiner jüngsten Sitzung.
Etwa 500 000 Mark kosten Lieferung und Einbau der vier modernen Operationstische. Stahlmöbel in Spezialausführung wurden für 335 000 Mark bestellt. Rund 266 000 Mark muß der Kreis insgesamt für Spezialleuchten auf den Tisch legen. Hinzu kommen 67 000 Mark für Türen und Einbaumöbel aus Holz. fra
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Kohl in Südkorea Tips zur Vereinigung Seite 2
Leitartikel Geheime Verfassungsdebatte Seite 3
Deserteure Todesurteil kein Unrecht? Seite 4
Irak Schiiten in Not Seite 5
Feuilleton "Etrusker" in Berlin Seite 8
Dokumentation C.-H. Evers verläßt die SPD Seite 12
Wirtschaft Pleitegeier zieht Kreise Seite 13
Medienrundschau RTL 2 startet am Samstag Seite 18
Sport Sport mit Aussiedlern Seite 19
Kulturspiegel Rüsselsheimer Kunstraub Seite 28
Hessen Autobahn A 4 rückt näher Seite 29
Aus aller Welt TÜV-Bericht zu Gebrauchtautos Seite 36
Fernsehen und Funk Seiten 10+11
Börse Seite 16
Freie Aussprache Seite 17
Roman Seite 18
Filmspiegel Seite 33
KRONBERG. Nach den Anliegern der Schiller- und der Friedrichstraße sind jetzt auch drei Bewohner der Hainstraße mit ihrer Klage gegen die Verkehrsberuhigung in Kronberg abgewiesen worden. Diesen Beschluß des Verwaltungsgerichts Frankfurt vom 26. Februar gab Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) gestern bekannt.
Die Anlieger hatten geltend gemacht, daß fast doppelt soviel Verkehr durch die Hainstraße fließe als früher. Laut Gericht müßten aber auch die Entlastung in anderen Bereichen gesehen, generell der Ausgang des Verkehrsversuchs bis August '93 abgewartet werden. mak
geg BERLIN, 2. März. Die Berliner Parlamentspräsidentin Hanna Renate Laurien (CDU) hat dem Bundestag am Dienstag das künftige Berliner Abgeordnetenhaus als vorübergehenden Sitz angeboten, um einen schnelleren Umzug von Bonn nach Berlin zu ermöglichen. DerBundestag könne übergangsweise den ehemaligen Preußischen Landtag beziehen, der zur Zeit als Plenarsaal für das Berliner Abgeordnetenhaus umgebaut wird. In ihrem Brief an Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sowie die Fraktionen des Bundestages und des Berliner Parlaments schreibt Laurien, ein vorgezogener Umzug könne ein "Signal" sein, das zur Beschleunigung wie zur Kostendämpfung beitrage. Das Abgeordnetenhaus sei zu diesem Zweck bereit, seinen Sitz im Rathaus Schöneberg zu behalten.
Das Haus in Berlin-Mitte, in Sichtweite des Reichstages, umfaßt einen Plenarsaal und zahlreiche Arbeitsräume.
Der Hauptausschuß des Landessportbundes (LSB) hat beschlossen, gemeinsam mit der Stadt Frankfurt einen Trägerverein für das Sportmuseum zu gründen. Die Gründung ist für April geplant, sagte der Geschäftsführer des Landessportbundes, Ralf Koch. Man werde sich auch an den anfallenden Kosten beteiligen, erklärt Koch weiter. Zur Zeit verfügt die Einrichtung laut Museumsleiter Wolfgang Klameth über anderthalb Stellen. Eine personelle Aufstockung nach der Vereinsgründung hält er aber durchaus für möglich.
Beim Landessportbund gebe es "eine Fülle von Material", das geordnet und zugänglich gemacht werden müsse, sagte Koch. Man habe hierzu in der Vergangenheit "eine Reihe von Anläufen" gemacht, die aber nicht zu Ende geführt worden seien. Eine sporthistorische Aufarbeitung hält Koch auch mit Blick auf das Jahr 1996 für notwendig - denn dann feiert der Landessportbund sein 50jähriges Jubiläum. Der LSB-Geschäftsführer kann sich auch durchaus vorstellen, daß "das Museum auf Wanderschaft geht", um seine Ausstellungen zu präsentieren.
Mit einer Ausweitung des Arbeitsgebiets dürfte sich in Kürze auch die Frage neuer Räumlichkeiten für das Frankfurter Sportmuseum stellen. Zur Zeit hat das Museum ein eher provisorisches Domizil neben der alten Radrennbahn in der Mörfelder Landstraße gefunden. "Das ist sicher keine Lösung auf Dauer", erklärte Carola Steber, Referentin von Sportdezernentin Sylvia Schenk.
Konkrete Pläne für einen Umzug gebe es jedoch noch nicht. Steber wies darauf hin, daß das Sportmuseum sich 1994 mit einer großen Ausstellung über den Rudersport in Frankfurt an der 1200-Jahr-Feier der Stadt beteiligen wird. vo
Die vier Landtagsfraktionen haben dazu aufgerufen, die öffentliche Diskussion über angebliche ausländerfeindliche Äußerungen der Rektorin der Deutschherrenschule, Monika Intrau, zu beenden.
Der eigens zu diesem Thema einberufene kulturpolitische Ausschuß des Landtags beschloß nach Angaben seines Vorsitzenden Walter Korn (CDU), daß Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) nach Abschluß der Überprüfung der Vorwürfe gegen Intrau und nach Prüfung, ob "andere beteiligte Beamte" sich gegenüber der Rektorin korrekt verhalten haben, einen Bericht vor dem Gremium abgeben wird.
Strittig blieb, ob Holzapfel sich öffentlich eindeutig vor Intrau stellen sollte. Der Minister hat nach Angaben des Ausschußvorsitzenden Korn erklärt, die staatliche Fürsorgepflicht für die Rektorin werde vom Staatlichen Schulamt in Frankfurt wahrgenommen. me
Flanieren am alten Festungsgürtel
Der Mainzer liebster Spaziergang ist zu jeder Jahreszeit die Rheinpromenade und Uferstraße - gut zwei Kilometer zwischen Winter- und Zollhafen, Dagobert- und Feldbergtor. Sie ergehen sich dort vorzugsweise nicht nur der frischeren Luft und der vielen Schiffe wegen, die rheinauf, rheinab vorbeiziehen. Der Rhein gehört zu ihrer Stadt wie der Dom und der Marktplatz. Und den Main und die gegenüberliegenden Örtlichkeiten betrachten sie seit zwei Jahrtausenden als dazugehörig, seit die Römer drüben in Kastell ihren Brückenkopf hatten und auf der Mainspitze ihre Schafe weiden ließen, worauf nun die ungewöhnlichste Gebietskonstruktion beruht: Die nach dem Krieg Wiesbaden zugesprochenen rechtsrheinischen Ortsteile darf dieses zwar weiter verwalten, aber im Namen haben sich die Mainzer die drei zurückgeholt - Mainz-Amöneburg, -Kastell, -Kostheim.
Der Rheinstrom, der sich vor Mainz besonders mächtig zeigt, verleiht der Stadt eine Portion Weltläufigkeit. Bis ins vorige Jahrhundert war er ja ihre Haupt-Straße, bis es befahrbare Landstraßen gab und die Schiene in Form der "Hessischen Ludwigsbahn" (aus der Zeit, als Mainz zu Hessen-Darmstadt gehörte) sich ausgerechnet zuerst hier ans Ufer zwängte, das es vorher ja noch gar nicht gegeben hatte. Denn der ganze Streifen zwischen Rheinstraße, Rheinallee und Rhein, wo jetzt gewohnt, gearbeitet und eben auch gelustwandelt wird, war früher Flußbett. In gewaltigen Erdbewegungen ist das Vorland aufgeschüttet worden.
Der Ausflug (mit der S-Bahn bis Mainz-Süd) führt dann die Dagobertstraße ein kurzes Stück hinab zum nur noch namentlich vorhandenen Dagoberttor am Winterhafen, in dem die Kajütboote auf den Frühling warten. Die rheinlandpfälzische Landeshauptstadt, schon in ihren römischen Jugendjahren von Mauern umgeben, war jahrhundertelang eine ringsherum verbarrikadierte Festung. Entlang der Dagobertstraße verlief lediglich der engere und älteste von schließlich drei Festungsgürteln. Bei der Uferverlegung wurden neue Schutzbauten noch ab 1870 an die Rheinfront vorgeschoben, nämlich eine mit Toren und Durchlässen versehene durchgehende Mauer entlag der gesamten Spazierstrekke sowie "Kaponnieren" an deren Anfang und Ende. Das "Fort Malakoff", bei dem das Rheinufer in Sicht kommt, schiebt sich als solch ein Schießbunker halbkreisförmig immer noch vor. Seine dikken Sandsteinmauern haben zur Flußseite nur Schießlöcher für ein weites Schußfeld über das Wasser. Das Dach ist zur Tarnung begrünt - wie bei vielen der ehemaligen Festungsbauten.
So martialisch dieses noch vollständig erhaltene Verteidigungswerk auch aussieht, das erste, das Templertor mit schmückendem Aufsatz flußabwärts daneben, gleicht eher der Einfahrt zu einem hochherrschaftlichen Anwesen. Acht ähnliche Tore passiert dieser Spaziergang. Im Ernstfall sollten sie mit schweren Stahltüren verriegelt werden, die Zargen dafür sind noch vorhanden. So kriegerisch die Zeiten für Mainz auch vielfach waren, dieser Fall trat während der kurzen Lebensdauer dieser letzten Festungsanlagen nicht ein. Denn schon Anfang unseres Jahrhunderts wurden sie abgebaut, später auf Grund des Friedensvertrags von 1919 geschleift. All die gewaltigen Mauerwerke rings um die Stadt hatten Eindringlinge ohnehin nie wirklich aufhalten können.
Die Tore sind nun eher Schmuck als Schrecken: Holztor, Weintor, Rotes Tor, Schloß-, Raimundi-, Kaisertor oder wie sie alle heißen. Nur das Fischtor am gleichnamigen Platz, wo jetzt die weiße Flotte anlegt, ist einem anderen Kriegsmal gewichen. Die unübersehbar hohe Gedenksäule am Ufer gilt dem "heldenhaften (Paten)Kreuzer Mainz", der 1914 mit 163 Mann "mit wehender Fahne ehrenvoll vor dem Feinde vor Helgoland gesunken" ist.
Seit die Stadt mit dem aufgeschütteten Rheinufer neues Bauland gewann, wuchsen in bevorzugter Lage mit Rheinblick mehrstöckige Wohnhäuser im gerade aufkommenden Jugendstil. Teils nobel, teils protzig-steif säumen sie den Anlagestreifen davor, der erst in jüngerer Zeit zum Skulpturengarten wurde. Das neue Rathaus auf hohem Podest (Tiefgarage) dazwischen betrachten Wohlwollende als größtes dieser Bildwerke. Hinter starken Gittern und abweisenden Steinquadern wirkt es festungsartiger als die historischen Kriegsbauten. Dicht dahinter und hinter der schon äußerlich ernüchternden Spielbank läßt sich auch bei den Reliefs sieben geharnischter Herren am Roten Tor über die Qualität streiten. Es sind ein König und sechs Kurfürsten, die die Mainzer Geschicke lenkten. Hinter der Theodor-Heuss-Brücke, zur Zeit für mindestens drei Jahre als Baustelle schwindelerregend halbiert, verbarrikadierten sich die Herren in der Martinsburg.
Von dieser Wasserburg, die abgebrochen wurde, ist im Graben des rot leuchtenden Kurfürstlichen Schlosses (Römisch-Germanisches Museum) nur noch eine Eckmauer zu erkennen. Sehr repräsentativ sind in der gleichen Linie auch die gut 100 Jahre jüngeren schloßartigen Deutschordenskommende (Landtag) und das Zeughaus (Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz). Letzte Station der Schlenderstrecke ist die Kaponniere beim Feldbergtor. Ein Zwilling davon stand früher am Fischtor.
Mit dieser kleinen Zinnenburg wurde die Festungsbaurei 1887 endgültig beendet. ELISABETH REGGE
DIETZENBACH. "Das ist die Meldung des Jahres", freute sich Lothar Niemann, Erster Stadtrat und Umweltdezernent Dietzenbachs, darüber, daß nun ein in Ein- bis Dreifamilienhäusern einsetzbarer Brennwertkessel auf dem Markt ist, der erstmals einen sogenannten Stirling- Motor integriert hat.
Dieser Motor setzt 80 bis 90 Prozent der eingesetzten Energie in Strom und Wärme um. Eventuelle Stromüberschüsse könnten an die Stadtwerke verkauft werden. Derzeit liegt der Verkaufspreis laut Niemann bei neun bis elf Pfennig, "wir wollen 13 Pfennig". Niemann will sich dafür einsetzen, daß die Stadt Dietzenbach im Sommer, im Rahmen eines Pilotprojekts, Hauseigentümer bezuschußt, die sich einen solchen Kessel einbauen wollen. Kessel mit Benzin- oder Dieselmotoren, die ebenfalls die eingesetzte Energie optimal nutzen, gibt es zwar bereits, sind aber, so Niemann, in Einfamilienhäusern nicht zu gebrauchen, weil sie zu laut sind. Ein weiterer Vorteil des Stirling-Motors: Er wandelt Sonnenenergie direkt in Strom und Wärme um. Was der neue Kessel kosten wird, steht noch nicht fest.
Zu überlegen wäre, so Niemann, ob die Förderung der einfachen Brennwerttechnik durch die Stadt Dietzenbach künftig nicht zugunsten der Stirling-Motor-Kessel eingestellt werden sollte. fra
KRONBERG. Der Jahresbericht 1992 und ein "Aktionsprogramm" für dieses Jahr stehen heute auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung des Partnerschaftsvereins Kronberg - Ballenstedt. Beginn ist um 19 Uhr in der Stadthalle. Im Anschluß an das Treffen, um 20.15 Uhr, tritt das Kabarett "Die Radieschen" aus Ost-Berlin auf. Es stellt sein aktuelles Programm "Vom Winde verweht" vor. Der Eintritt ist frei.
Danach haben die Bürger beider Städte Gelegenheit, im Foyer zusammenzutreffen. Zu Gast sind an diesem Abend unter anderem der Bürgermeister Ballenstedts, Wolfgang Gurke, und Hans-Joachim Schulze, der Vositzende des dortigen Partnerschafts-Vereins. esi
Parteien + Wähler
"Kinder - gut aufgehoben?" FRIEDRICHSDORF. "Kinderbetreuung - wo sind unsere Kinder gut aufgehoben?" lautet das Thema der letzten Veranstaltung einer dreiteiligen Reihe der Friedrichsdorfer SPD zur Kommunalwahl am Freitag, 5. März, ab 19.30 Uhr im katholischen Pfarrzentrum Burgholzhausen. Mit Eltern und Interessenten diskutieren der Pädagoge Dietmar Gutjahr, die Sozialpädagogin Maria Schulz-Bartmann, der schulpolitische Sprecher der Kreistags-SPD, Walter Gräf, und Günter Zenk (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses. Es moderiert SPD-Fraktionschef Dieter Roghé. Für Intermezzi sorgt mit Soul und Jazz das Duo "Two you". UBiT gegen Grünen-Baurat HOCHTAUNUSKREIS. Die Besetzung des Amtes des Baudezernenten und Vize- Landrats ist ein Anliegen der UBiT (Unabhängige Bürger im Taunus). Spitzenkandidat Bernd Mauder betonte in einer Mitteilung, neuer Kreisbaudezernent solle ein "Fachmann ohne Parteibuch" werden. Eine Kandidatin oder einen Kandidaten der Grünen für die Position lehne UBiT ab. Sollte UBiT in den Kreistag einziehen, würden die Abgeordneten "ihren Beitrag dazu leisten", daß die Stelle bundesweit ausgeschrieben und eine kompetente Persönlichkeit gefunden werde. CDU demonstrierte mit FRIEDRICHSDORF. "Aus Anerkennung und Solidarität haben CDU-Spitzenkandidat Hans-Dieter Richter und der stellvertretende Parteivorsitzende Hans- Ludwig Becker selbstverständlich an der Demonstration teilgenommen", versichert Jürgen Funke für die Friedrichsdorfer CDU. Journalisten der FR und anderer Zeitungen hatten die Unions-Vertreter nicht bei der Demonstration durch Köppern vorigen Freitag für eine Umgehungsstraße ausgemacht und ihr Fehlen notiert. UBiT will nicht in CDU-Ecke HOCHTAUNUSKREIS. Die "Unabhängigen Bürger im Taunus" (UBiT) wehren sich dagegen, in die CDU-Ecke gestellt zu werden. "Auf der Liste der neuen Wählergemeinschaft, die erstmals für den Kreistag Hochtaunus kandidiert, stehen Mitglieder von acht verschiedenen Wählergemeinschaften. Keine dieser Wählergemeinschaften ist Bündnispartner der CDU", betont UBiT-Sprecher Robert Rohr. Anlaß sind Vorwürfe der Grünen, die Freien Wähler seien "in fast allen Stadt- und Gemeindeparlamenten im Hochtaunuskreis Bündnispartner der CDU". Eine feste Koalition zwischen CDU und Freien Wählern gibt es in der Tat inzwischen nur noch in Oberursel. CDU spendet Werbegeld FRIEDRICHSDORF. 1000 Mark hat die Friedrichsdorfer CDU dem Förderverein der neuen Diakoniestation gespendet. Es handele sich um Geld, das die Partei im Wahlkampf gespart habe, erklärt CDU- Stadtchef Hans-Wilhelm von Haugwitz. So habe die CDU auf eine umfangreiche Straßen-Plakatierung verzichtet. Die Spende soll die Verbundenheit der CDU mit der Sozialstation zeigen, deren Einrichtung sie seinerzeit beantragt habe.
Eine Glasscherbe lag auf dem Pflaster. Ein herausgebrochener
"Du blöde Kuh, Du blöde!" Die Marktfrau war sauer. Weil sie jetzt ihre Kunden gefährdet sah. Oder auch nur, weil ihr etwas aus dem Blickfeld genommen war, über das sie sich herrlich aufregen konnte. Und so gifteten sich die beiden Frauen an. Minutenlang gab ein Wort das andere.
Erst später dämmerte es der empörten Fußgängerin: Die Zeit, die sie gestritten hatte, wäre besser zu nutzen gewesen. Etwa wenn sie die Scherbe aufgehoben und in den nächsten Abfalleimer geworfen hätte. Dann hätte für sie aus dem Tag vielleicht noch etwas werden können. Ihre Bastienne
UNTERLIEDERBACH. "Laßt die Rechten links liegen - keine rechtsradikalen Parteien in den Römer" unter diesem Schlagwort fordert die katholische Gemeinde St. Johannes zu einem Mahngang anläßlich der Kommunalwahl auf. Treffpunkt ist am Donnerstag, 4. März, um 18 Uhr die Alte Oper; abschließend findet am Römer eine Kundgebung statt. ege
SCHMITTEN. Landrat Jürgen Banzer (CDU) und Schmittens Bürgermeister Josef Braun (FWG) haben die Verwaltungsvereinbarung über die Schmittener 1,8-Millionen-Spende an den Kreis noch nicht unterschrieben. Die entsprechende Presseerklärung Banzers über die Schulneubauten ist falsch. "Dafür muß ich geradestehen", erklärte der Landrat.
Der Presseerklärung vom Freitag zufolge (die FR berichtete) haben Josef Braun als Vertreter der Gemeindevorstandes und Jürgen Banzer als Vertreter des Kreisausschusses die Verwaltungsvereinbarung schon unterzeichnet. Eine solche Unterschrift hätte Rechtswirkung entfaltet und die Gemeinde gebunden. Obwohl Josef Braun nämlich nur einen Verhandlungsauftrag hat und die eigentliche Beschlußfassung durch die Gemeindevertretung erfolgen soll, ist er als Bürgermeister nach außen hin zur Stellvertretung befugt - unabhängig von internen Bevollmächtigungen durch die Gemeinde.
Banzer erklärte jetzt, daß die entsprechende Vereinbarung bisher nur im Entwurf vorliege; die Meldung von der unterschriebenen Version sei irrtümlich herausgegeben worden. Man habe zwar "im wesentlichen" Übereinkunft erzielt; bei den 500 000 Mark für Arnoldshain zum Beispiel sei "alles klar". Hinsichtlich der 1,3 Millionen Mark für die Grundschule Reifenberg jedoch müßte noch die Erschließung mit Gas und Strom im Bereich des Festplatzes geklärt werden. "Wir wollten die verantwortlichen Gremien natürlich nicht übergehen", sagt Banzer zu seinem Faux-Pas.
Genau das hatten Schmittener Parlamentarier befürchtet. Obwohl für Schulneubauten, sah die FDP in Brauns vermeintlichem Verhalten eine "Mißachtung der demokratischen Grundregeln" und eine "Überschreitung seiner vom Parlament vorgegebenen Kompetenzen" - zumal zu den 1,8 Millionen Mark noch rund 300 000 für das neue Schulgrundstück kämen. "Dadurch wird unser Haushalt auf Jahre hinaus belastet", erklärt die FDP.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Sybille Röll, die Braun wegen Absprachen mit Banzer noch in der letzten Parlamentssitzung "Gemauschel hinter dem Rücken der Gemeinde" vorgeworfen hatte, erklärt: "Braun hat uns versprochen, nichts im Alleingang auszukungeln. Wenn er jetzt schon unterschrieben hätte, wäre das auf eine Loslösung der Verwaltung von den parlamentarischen Gremien hinaus gelaufen."
Josef Braun zufolge sollen die 500 000 Mark in den Nachtragshaushalt eingebracht werden; die 1,3 Millionen würden "frühestens" 1995 akut. Dabei sieht er keine Schwierigkeiten, daß das Schmittener Parlament diese Mittel auch billigen wird. "Ich kenne doch meine Parteivorsitzenden. Das Verhandlungsergebnis wird eine Mehrheit finden."
JÜRGEN DICKHAUS
SCHWALBACH. Grundlegend verändern werden sich die Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament nach der Kommunalwahl aller Voraussicht nach nicht. Es treten keine neuen Gruppierungen an, die Wählerstimmen abziehen können. Die oppositionelle CDU rechnet nicht mit erheblichen Gewinnen, und SPD, FDP, Unabhängige Liste und bei aller Kritik und Distanz auch die Grünen stehen gemeinsam für eine Politik, die im Sozialen und im Umweltbereich Akzente setzen will. Doch nach der Wahl gilt es erst recht, die Ärmel hochzukrempeln. Sozialer Sprengstoff liegt in der Limesstadt und auch in Alt-Schwalbach. Planungen wie das Jugendzentrum und das Kinderhaus im Limes müssen dringend verwirklicht werden. Gleichzeitig verweist Kämmerin Ulrike Scholtz jedoch darauf, daß der finanzielle Spielraum der Kommune immer enger wird.
HÖCHST. Über Sozialabbau und neue Armut referiert Heinz Bierbaum von der IG Metall Frankfurt am Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr im Pfarrheim St. Josef in der Schleifergasse 2. Zum Thema "Geht's mit uns bergab" diskutieren anschließend mehrere Personal- und Betriebsräte mit dem Publikum. ege
SCHMITTEN. Günstiger Wohnraum besonders für junge Familien, Betreuungsangebote für Kinder, Jugendliche und Senioren sowie Vorrang für öffentliche Verkehrsmittel: Das sind die Schwerpunkte der Schmittener SPD in den nächsten vier Jahren. "Soziale und gerechte Politik" haben sich die Sozial demokraten vorgenommen, die bei der letzten Gemeindewahl 14,2 Prozent der Stimmen erhielten und mit fünf Abgeordneten im Parlament vertreten sind.
"Am Krückstock" gehe der soziale Wohnungsbau in Schmitten, kritisiert die SPD. Deshalb müsse für die Baulandpreise ein Konzept erstellt werden, das Bewerber mit "mittleren und schwachen Einkommen" berücksichtigt. Zugleich verlangt die Partei mehr Hort- und Kindergartenplätze, damit die Eltern "mit zwei Einkommen den stark gestiegenen Preisen" entgegentreten können.
USINGEN. Leichte Verletzungen erlitten zwei Autofahrer, die am Montag gegen 22.40 Uhr in Merzhausen zusammenstießen. Einer der beiden, der die Schießhüttenstraße entlanggefahren war und in die Weilstraße einbiegen wollte, mißachtete die Vorfahrt des anderen. Der Sachschaden beträt nach Auskunft der Polizei 11 000 Mark. dag
KRONBERG. Kurz vor der Kommunalwahl hat der Kronberger Bund der Selbständigen eine Umfrage unter den Geschäftsleuten veröffentlicht, wonach die Verkehrsberuhigung sich verheerend auf den Umsatz auswirkt. 13 Prozent weniger Kunden, zehn Prozent Mindereinnahmen habe ihnen die neue Straßenführung eingebracht, klagen die Befragten. Dennoch betonte Selbständigen-Vorsitzender Franz Merten, die Beruhigung sei nicht grundsätzlich falsch, nur "zu rigide". Bürgermeister Kreß findet die Umfrage dagegen "nicht aussagekräftig", ihre Veröffentlichung zum derzeitigen Zeitpunkt nennt er "bloßen Wahlkampf".
Daß der Bund der Selbständigen überhaupt mit Zahlen aufwarten kann, hat er "einigen Damen" zu verdanken. Denen hatte laut Merten nicht gefallen, daß eine Fragebogenaktion vom vergangenen Herbst im Sande verlaufen war. Seinerzeit hatten die Kronberger Geschäftsleute einen mehrseitigen, detaillierten Katalog erhalten, in dem sie Umsatzentwicklung, die Anzahl der Kunden sowie ihre Ansicht zum Verkehrsstreit vermerken sollten. Die Aktion wurde zum Flop: "Der Rücklauf an verwertbaren Fragebogen war so gering, daß der Vorstand keine repräsntative Meinung erkennen konnte", mußte Franz Merten zugeben.
Das Fiasko aber ließ besagte Damen, deren Namen der Selbständigen-Chef nicht herausrückte, nicht ruhen. In den vergangenen zwei Wochen verteilten sie die Umfragebögen erneut und leisteten wohl auch Überzeugungsarbeit, daß die Antworten zurückgeschickt wurden. Das Ergebnis: 70 Bögen erhielt Merten. 13 davon sortierte er freilich gleich wieder aus, weil die Angaben so grotesk waren, daß sie zwar auf überzeugte Gegnerschaft zum Verkehrsversuch, aber auch auf wenig Wahrheitsliebe schließen ließen. Einer kreidete der neuen Straßenführung gleich 350 Prozent Umsatzeinbuße an.
Bleiben 57 Auskünfte, die laut Mertens gleichwohl ein realistisches Bild abgeben. Demnach machten die Geschäfte bis zum Start des Verkehsversuchs im August 1992 ein solides Plus: 5,5 Prozent von 1990 auf 1991, noch einmal 7,1 Prozent in der ersten Jahreshälfte '92. Doch dann ging's - glaubt man den Zahlen - steil bergab: 12,1 Prozent weniger Umsatz August 1992 im Vergleich zum Vorjahresmonat, im September weitere 8,9 Prozent Minus.
Zieht man die Zahl der Kunden hinzu, wird das Bild noch düsterer: 14,7 (August), beziehungsweise 13,3 Prozent (September) weniger Käufer betraten die Geschäfte. Wer dennoch kam, schimpfte auf die Verkehrsführung, gaben die Selbständigen an: 84 Prozent der Kunden hätten sich negativ geäußert. Eine Meinung, die die Befragten teilen: 86 Prozent wollen eine andere Verkehrsführung, 76 Prozent wieder den alten Zustand.
Widersprüchlich bleibt, daß 84 Prozent Autos in der Friedrich-Ebert-Straße wieder zulassen möchten, 64 Prozent sich aber gleichzeitig für eine Einkaufszone in Altstadt aussprechen. Mertens erklärt das mit den Emotionen, die in der Sache steckten: Hätten die Kunden noch einige Kurzzeit-Parkplätze zur Verfügung, wäre dem Streit "die Spitze genommen". Als Fazit sieht er, daß "die Hain- und die Katharinenstraße am meisten leiden". Mertens Lösungsvorschlag ist, die Friedrich- Ebert-Straße jeweils von Westen und von Osten in einer Richtung bis zur Tanzhausstraße freizugeben, durch die der Verkehr dann abfließen könne. Weiter müsse die Hainstraße wieder in beiden Richtungen befahrbar sein.
Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) hält freilich von Mertens "Zahlenspielen" wie von seinen Schlüssen wenig. Seine Kritikpunkte: zu geringe Datenbasis, Angaben nicht nach Branchen gegliedert, lediglich der Verkehr und nicht auch die allgemeine Rezession seien als Ursache berücksichtigt. Der Bürgermeister will eine eine detaillierte Stellungnahme ausarbeiten, die am heutigen Mittwoch vorlegt werden soll. MARCEL KEIFFENHEIM
BAD HOMBURG. 171 Luftballons wurden während eines Familienfestes der Bad Homburger SPD gestartet, 22 Karten, die mit davon geflogen waren, kamen zurück. Gewinnerin des Weitflugwettbewerbs ist, wie die SPD jetzt mitteilt, Michelle Farr aus Oberursel. Ihr Luftballon wurde in Breitenbrunn im Erzgebirge gefunden. Auf Platz 2 landete der Ballon von Maurizio Palumbo aus Bad Homburg; er sank bei Auerbach im Vogtland zu Boden.
Als Hauptgewinne setzte die SPD eine Jahres- und eine Halbjahreskarte fürs Seedammbad aus. off
"Geradezu unverfroren" sind aus der Sicht des hessischen Makler-Verbandes die Aussagen von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) zur Wohnungspolitik der Stadt. Gerade einmal 1500 gebaute Sozialwohnungen in vier Jahren könne man wahrlich nicht als Erfolg bezeichnen. Auch die 2500 von privaten Investoren errichteten Wohnungen im gleichen Zeitraum nennen die Makler "für eine Stadt mit über 600 000 Einwohnern nicht diskutabel".
Bei "günstigeren Rahmenbedingungen", meinte Pressereferent Peter Hofer, sei "das Drei- bis Vierfache möglich". Hofer behauptete, in Frankfurt stünden 5000 Wohnungen leer - zum größten Teil "wegen nicht mehr berechenbarer Miet- Rechtssprechung". Die Makler fordern Personal für "das Bauamt" - statt im Wohnungsamt "große Abteilungen zu schaffen, die Mietwucher bekämpfen". jg
OBERURSEL. Mehr Landschaftsschutzgebiete und weniger Straßen, keine neuen Gewerbeflächen, dafür massiv geförderter sozialer Wohnungsbau: mit diesen Grundaussagen versuchen die Grünen in Oberursel, Wähler für sich einzunehmen.
Das Taunus-Landschaftsschutzgebiet möchten die Grünen um die Urselbachauen und Streuobstwiesen erweitert wissen; Kleingärten in den Feuchtwiesen "In der Au" lehnen sie ebenso ab wie weiteren Straßenbau: Gegen Feldbergzubringer, Weingärtenumfahrung, Südumfahrung und ausgebaute Nassauer Straße kündigen sie weiteren Widerstand an. Statt für die Autos zu planen, wünscht die Öko- Partei eine größere Fußgängerzone inklusive neu gestaltetem Epinay-Platz sowie einen besseren Personennahverkehr.
Weiterer Schwerpunkt ist die Frauen- Politik: Grüne wollen mehr Geld fürs Frauenhaus, einen Umbau der Parkhäuser nach Bad Homburger Vorbild und eine bevorzugte Berücksichtigung von Frauen bei der Vergabe städtischer Wohnungen. Generell sollte die Stadt kostenlos Wohnraum vermitteln, der - ökologisch geplant und gebaut - auf dem Camp-King-Gelände und in Bommersheim-Süd entstehen könnte. mak
Erde in Stahl Madeleine Dietz fragt: Hat das Leben noch eine Chance?
In ihrem alten Haus bei Landau schweißt und feilt Madeleine Dietz an Stahlplatten. Nach Friedberg brachte sie eine menschengroße Pyramide mit, deren Spitze abgeschnitten ist. Daneben liegt ein stählernes Quadrat - vielleicht die Grundfläche der Pyramide. Auf der anderen Seite schichtete die Künstlerin den ganzen vergangenen Dienstag lang eine gleichgroße Pyramide aus Lehmbrocken. Diesen Prozeß hat FR-Fotograf Winfried Eberhardt mit seiner Kamera beobachtet. Verhüllte die stählerne Pyramide zuvor die Erde? Die Zuschauer sollen sich auf Wunsch der Künstlerin darüber selbst Gedanken machen.
Im Nebenraum findet man einen stählernen Kubus. Er ist quer durchgeschnitten und auseinandergezogen. Dazwischen kommen wieder Lehmscheiben zum Vorschein, die Madeleine Dietz aus einem vertrockneten Tümpel geborgen hat. An der Galeriewand liegt ein längs zerschnittener, zwei Meter langer stählerner Stamm. Auch er ist mit Schlamm gefüllt, der längst von Trockenrissen gezeichnet ist. Solche wüstenhafte Erde sah die Künstlerin zuerst vor acht Jahren, als sie in Afrika die Savanne erlebte. "Es kann keine Frucht mehr herauskommen", sagt Madeleine Dietz. Zumal der Stahl als Symbol der menschlichen Zivilisation die lebendige Erde einschließt. "Früher hab ich den Deckel draufgesetzt und zugeschweißt", erinnert sich die Künstlerin. Jetzt läßt sie den Deckel weg. Ein Liter Wasser vielleicht, und die Pflanzen könnten trotz des Stahls sprießen. Aber kommt das Wasser? Geht das Leben weiter oder nicht? Wie ist es mit dem Menschen? Diese Fragen bewegen die blonde Frau mit den kräftigen Händen.
Was darüber hinaus zu sagen wäre, vernebelt im Katalog: "Jede skulpturale Formgestalt ist zugleich Metapher für prinzipielle existentielle Zuständigkeiten, denen Madeleine Dietz geradezu architekturalen Ausdruck gibt. . . . Ihre Skulpturen, Installationen und Performances verdinglichen Prozesse, deren Merkmal das Transitorische des Seins ist." KLAUS NISSEN
Termine am Wochenende - Vorschau auf einen Blick
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen, Aufstiegsrunde: MTV Kronberg - DJK Würzburg (So., 15.30, Sportzentrum Altkönigschule). - Abstiegsrunde: USC Freiburg - Eintracht Frankfurt (Sa.).
REGIONALLIGA, Frauen: u. a. TV Hofheim - TV Oppenheim (Sa., 16.00, Gymnasium Oberstufe), Eintracht Frankfurt - BG Hillscheid (Sa., 18.00, Freiherr-vom-Stein-Schule), SV Dreieichenhain - ACT Kassel (So., 16.30, Weibelfeldschule). REGIONALLIGA, Männer: u. a. Eintracht Frankfurt - PSV Bernkastel (Sa., 20.00, Sporthalle Süd), MTV Kronberg - BC Wiesbaden (So., 17.30, Sportzentrum Altkönigschule). BOXEN ZWEITE BUNDESLIGA: CSC Frankfurt - PSK Schwedt (So., 10.30 Uhr, Sporthalle Süd). EISHOCKEY ESC Wolfsburg - Frankfurter ESC (Fr.), Frankfurter ESC - Harz-Braunlage (So., 19,00 Uhr, Eissporthalle Ratsweg). EISKUNSTLAUFEN LANDESMEISTERSCHAFTEN, Frankfurter Eissporthalle (Beginn Sa. und So. 8 Uhr). FUSSBALL BUNDESLIGA: Werder Bremen - Karlsruhe SC, 1. FC Nürnberg - Hamburger SV (beide Fr., 20.00); Bayern München - Eintracht Frankfurt, SG Wattenscheid 09 - 1. FC Kaiserslautern, Bor. Mönchengladbach - Schalke 04, 1. FC Saarbrücken - VfL Bochum, VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen, 1. FC Köln - Dynamo Dresden (alle Sa., 15.30); Borussia Dortmund - Bayer Uerdingen (Sa., 20.00).
BUNDESLIGA FRAUEN, Gruppe Süd: VfR Saarbrücken - VfL Sindelfingen, TuS Ahrbach - TuS Niederkirchen (So., 14.00), TSV Ludwigsburg - SC Klinge-Seckach, Wacker München - TSV Battenberg (So., 11.00), FSV Frankfurt - SG Praunheim (So., 14.00).
2. BUNDESLIGA: Waldhof Mannheim - Stuttgarter Kickers, FSV Mainz 05 - VfB Oldenburg, MSV Duisburg - VfL Osnabrück, SV Meppen - Fortuna Düsseldorf, FC Homburg - FC Hansa Rostock, FC St. Pauli - SpVgg. Unterhaching, Hertha BSC Berlin - Fortuna Köln, SV Darmstadt 98 - Wuppertaler SV, Eintracht Braunschweig - VfB Leipzig, FC Remscheid - VfL Wolfsburg, FC Carl Zeiss Jena - SC Freiburg, Chemnitzer FC - Hannover 96 (alle Sa., 15.30).
OBERLIGA HESSEN: Kickers Offenbach - Eintracht Haiger (Fr., 19.30), SV Wehen - Spvgg. 05 Bad Homburg, FV Bad Vilbel - SG Egelsbach, KSV Hessen Kassel - VfB Mar- burg, SC Neukirchen - Rot-Weiss Walldorf, Borussia Fulda - SV Wiesbaden (alle Sa., 14.30), Rot-Weiss Frankfurt - FSV Frankfurt, Eintracht Frankfurt Amat. - VfR Bürstadt (beide So. 14.30).
LANDESLIGA SÜD: Spvgg. Dietesheim - FC Bayern Alzenau, SV Bernbach - SG Kl. Krotzenburg (beide Sa., 15.30), Spvgg. Neu-Isenburg - FC Italia Franfurt, FC Erbach - SG Riedrode, Progres Frankfurt - KSV Klein-Karben, TSV Wolfskehlen - SGK Bad Homburg, SV Jügesheim - SV Mörlenbach, 1. FC Germ. Ober Roden - Spvgg. Landenselbold (So., 15 Uhr).
LANDESLIGA MITTE: VfR Limburg 19 - SG 01 Höchst, FC Vikt. Sindlingen - Spfr. Burkhardsfelden, FC 80 Herborn - TSV Kirchhain, TSV 1883 Grünberg - FC Alem. Ndr-Brechen, VfR 1920 Lich - FSV 1926 Steinbach, TSV BW Battenberg - RSV Würges (alle Sa., 15.30), VfB Unterliederbach - FV Biebrich 02, FVgg. Kastel 06 - SV Wehen, SSV 1911 Dillenburg - VfB 09 Wetter (alle So., 15.00).
LANDESLIGA NORD: SV Hünfeld - FSV Germania Fulda, SG Dillich-Nass-Tro. - SG Gilsa-Jesberg, SC Willingen - TSG Wattenbach, RSV Petersberg - ESV Hönebach, FSC Lohfelden - Eintracht Baunatal, SV Hermannia Kassel - SV Buchonia Flieden, KSV Baunatal - Hessen Bad Hersfeld, SG Bad Soden- Ahl. - KSV Hessen Kassel II (alle So., 15.00) LANDESLIGA FRAUEN, Gruppe Süd: Schaafheim - Bad Nauheim, Limburg/Linter - Limburg 07, Praunheim II - Reichelsheim, Eschollbrücken - Oberrad, Hofheim - Flörsheim II, FSV II - Aschbach.
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: SV Nieder-Weisel - SV Reichelsheim (Fr., 20.15), Germania Ockstadt - Rot-Weiss Frankfurt II, FV Bad Vilbel II - SV Steinfurth, 1. FC Rödelheim - SG Ober-Erlenbach, Vatan Spor Bad Homburg - Gemaa Tempelsee, Spvgg. 05 Oberrad - 1. FC Höchstadt, FC Dietzenbach - SG Rodheim, Bischofsheim - Fechenheim, Kickers Offenbach II - Germ. 94.
BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FG Seckbach - SKG Frankfurt, SC Goldstein - Union Niederrad, SV Niederursel - Germania Enkheim, TSG Niederrad - Spvgg. Griesheim 02, SV Heddernheim 07 - Sportfreunde, TSG Frankfurter Berg - FSV Reserve, SG Riederwald - FC Tempo (alle So. 14.30).
KREISLIGA B FRANKFURT: TSG Niedererlenbach - SV Bonames, SG Harheim - Italia Reserve, TuS Makkabi - SAZ-Rock, FC Kalbach - TuS Niedereschbach, Gencler Birligi - FV Berkersheim, Germania Ginnheim - Viktoria Preußen, SC Eckenheim - TSG 51 Ffm. (alle So. 15.00).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: FC 66 - SG Bockenheim, SG Griesheim - Barisspor, FSV Hellas - FC City, SG Westend - PSV Grün-Weiß, Progres Reserve - SW Griesheim (So., 13.15), SC Weiß-Blau - FV Hausen (alle So. 15.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: Schwarz-Blau - TSV Taras, SG Bornheim/ Grünweiß - Olympia 07, FSV Bergen - Delfini/Ital. Enkheim, SV Croatia - Kickers 16, Borussia Sachsenhausen - AC Mladost, SV Sachsenhausen - Ostend 07, JUZ Fechenheim - Heilsberg, GSU/Panserreikos - BSC 19 SW.
KREISLIGA B FRANKFURT, Gruppe West: Espanola - Sportfreunde Süd, SV Iran - SC Achilleas (beide Sa., 15.00), FC Bürgel - SV Dahlak, Jeta e Re - Birlik Spor, VfR Bockenheim - Kültürspor, Corum Spor - SV Gutleut, Azzurri del Sud - PSV Blau-Gelb, Italia Fechenheim - Fortuna, Eritrea - Pena Gallega (alle So. 15.00).
A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: Kickers Offenbach - FV Biebrich 02 (Sa., 15.00), SV Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt, VfB 1900 Gießen - KSV Baunautal (So. 11.00), VfL Marburg - SG 01 Höchst (So. 10.30), Rotweiss Frankfurt - Borussia Fulda, KSV Hessen Kassel - FC Burgsolms (So. 11.00).
B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt 98 (So., 11.00), CSC 03 Kassel - FSV Frankfurt, SG 01 Höchst - VfL Marburg, Borussia Fulda - Rotweiss Frankfurt (alle So. 13.00), KSV Hessen Kassel - FC Burgsolms (So., 11.00). HANDBALL REGIONALLIGA Südwest, Gruppe Nord, Männer, u.a.: TuS Griesheim - TV Bürgstadt (Sa., 18 Uhr Gerhart-Hauptmann-Schule), TSG Münster - SSV Erfurt (Sa., 19 Uhr, Eichendorff-Schule Kelkheim), HSG Asbach/Modau - TV Lützellinden (So., 17 Uhr, Großsporthalle Ober-Ramstadt), TSG Groß-Bieberau - HSV Apolda (So., 18 Uhr, Großsporthalle "Im Wesner"), TV Groß-Umstadt - TSV Eschwege (So., 18 Uhr, Ernst-Reuterschule).
REGIONALLIGA Südwest, Gruppe Nord, Frauen, u.a.: TuS Eintracht Wiesbaden - Hessen Hersfeld (Sa., 19 Uhr, Sporthalle am Elsäßer Platz), TSG Ober-Eschbach - BSC Urberach (Sa., 19.30 Uhr, Albin-Göhring-Sporthalle), SG Bruchköbel - HBV Jena (So., 17 Uhr, Heinrich-Böll-Schule), TV Hofheim - TV Flörsheim (So., 17 Uhr, Brühlwiesen-Halle).
OBERLIGA Südhessen, Männer: TuS Wiesbaden-Dotzheim - SG Anspach (Sa.,16 Uhr, Schelmengraben-Halle) TV Büttelborn - TSG Sulzbach/Taunus (Sa., 19.30 Uhr, Grundschule Georgen-Straße), TuS Holzheim - TV Wicker (Sa., 19.30 Uhr, Sportzentrum Diez/Lahn, Am Katzenstein), TV Flörsheim - TG Rüsselsheim (So., 11 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle) TV Wiesbaden-Breckenheim - TSG Offenbach-Bürgel (So., 17 Uhr, Sport- und Kultur-Halle), TV Großwallstadt II - TV Idstein (So., 18.30 Uhr).
OBERLIGA Südhessen, Frauen: SV Crumstadt - TV Groß-Umstadt (Sa., 19.15 Uhr), SU Mühlheim - TuS Eintracht Wiesbaden II (So., 16.30 Uhr, Groß-Sporthalle), TuS Kriftel - TGS Walldorf (So., 16.45 Uhr, Schwarzbach-Halle) TSG Oberursel - PSV Heusenstamm (So., 17 Uhr, Erich-Kästner-Schule), PSV Grünweiß Frankfurt II - TSG Offenbach-Bürgel (So., 18 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), TV Sulzbach/Main - Bensheim (So., 18 Uhr).
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SG Dietzenbach - HC Friedrichsdorf (Sa., 19.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), TSG Oberursel - TV Kesselstadt (Sa., 19.30 Uhr, Erich-Kästner-Schule), FTG Frankfurt - TG Hainhausen (Sa., 19.45 Uhr, Wilhelm-Merton-Schule) TG Hanau - Eintracht Frankfurt (So., 17.30 Uhr, Main-Kinzig-Halle), TuS Zeppelinheim - TV Langenselbold (So., 18 Uhr, Am Sportplatz), SG Wehrheim/Obernhain - SV Seulberg (So., 18.30 Uhr, Am Bürgerhaus).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietesheim/Mühlheim - TV Eschersheim (Sa., 16.45 Uhr, Anton-Dey-Sraße), FTG Frankfurt - SG Dietzenbach (Sa., 18.15 Uhr, Wilhelm-Merton-Schule, Ginnheim), Artemis Sport Frankfurt - SV Dreieichenhain (Sa., 18.30 Uhr, Wächtersbacherstraße), SG Wehrheim/Obernhain - HSV Götzenhain (Sa., 19.00 Uhr, Am Bürgerhaus), TuS Niedereschbach - FT Dörnigheim (So., 16.15 Uhr, Otto-Hahn-Schule), TSG Neu-Isenburg - TV Niedermittlau (So., 18.00 Uhr, Im Sportpark).
BEZIRKSOBERLIGA II FRANKFURT, Frauen: SG Hainburg - TuS Zeppelinheim (So., 17.00 Uhr, Königsberger Straße), Spvgg. Bad Homburg - TG Hainhausen (So., 17.45 Uhr, Gesamtschule am Gluckenstein), VfL Goldstein - TV Gelnhausen (So. 18.00 Carl- von-Weinberg-Schule), SKG Sprendlingen - SV Erlensee (So., 18.30 Uhr, Breslauer Straße), TV Bad Vilbel - SW Griesheim (So., 18.40 Uhr, Am Sportfeld). HOCKEY AUFSTIEGSRUNDE zur Bundesliga, Männer, Gruppe Süd mit u. a. SC 1880 Frankfurt und THC Hanau in Gernsbach, Eberstein-Halle Obertsrot (Fr., ab 18.00, Sa., ab 16.00, So., ab 10.00). MOTORSPORT INTERNATIONALE DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Moto-Cross (Sa., ab 13,00 Uhr, So., ab 9,30 Uhr, Finalläufe ab 13.00 Uhr, Rüsselsheim-Bauschheim).LEICHTATHLETIK FRANKFURTER HALBMARATHON von Spiridon (So., 10.00, Start und Ziel Waldstadion). RADSPORT SCHELMENBURG-POKAL der Kunstradfahrer (So., ab 10.00 Uhr, Riedsporthalle). RUGBY QUALIFIKATION zur 1. Bundesliga Süd: RK Heusenstamm - SC Heidelberg-Neuenheim (So., 14.30 Uhr, Sportzentrum Martinsee).
QUALIFIKATION zur Zweiten Bundesliga Süd: SC 80 Frankfurt - RC Rottweil, So., 12,30 Uhr, Adickesallee). SCHIESSEN HESSISCHE MEISTERSCHAFTEN der Sportschützen, Luftgewehr Frauen (Finale 18.45 Uhr) und Laufende Scheibe Männer (Finale 14.30 Uhr, beide Sa. Landesleistungszentrum/Ffm-Schwanheim). Luftpistole Frauen (Finale 18.15 Uhr, So., LLZ/Schwanheim). WASSERBALL SÜDDEUTSCHER POKAL, Viertelfinale: u.a. WBC 80 Frankfurt - WV 70 Darmstadt (Samstag, 20.30 Uhr, Stadtbad Mitte).
Toptip
Szene
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - die Lautlosen; Kinderkino: 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act; Mi. 3. 3., 20.00 Uhr: Preview: Spike Lee's Malcolm X.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege.
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Grüne Tomaten.GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Kinderkino: Sebastian Superbär; 18.00 Uhr: UTZ.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Keine Vorstellung
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Mi. 17.30 Uhr: Japanischer Filmclub, Voß Yamada, Otoko we Tsurslyo Olfeen Es ist hart ein Mann zu sein. Mein Onkel, Japan 1990, OmU. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Jon Jost: Repetition, USA 1963, OF. - 20.15 Uhr: Jon Jost: Rembrandt Laughing, Rembrandt lacht, USA 1969 (OmU), Jon A. English, Barbara Harries. - 22.15 Uhr: Porträt: Gregory Peck, William A. Wellman: Yellow Sky, USA 1948, OF, Gregory Peck, Anne Baxter.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Nachtasyl, v. Akira Kurosawa; 19.45 Uhr: Die Männer, die dem Tiger auf den Schwanz traten, v. Akira Kurosawa; 22.00 Uhr: Das Schloß im Spinnenwald, v. Akira Kurosawa.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; 23.00 Uhr: Das Schweigen der Lämmer, 9,- DM.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (original English version).TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Eine Frage der Ehre.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.15, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (original English version).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15 Uhr: Die dumme Augustine; 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 20.45 Uhr: Candymans Fluch.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: White men can't jump - Weiße Jungs bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
"Es ist unglaublich, daß keiner von der Hoechst AG da ist. Ich habe geglaubt, die kommen jetzt zu einer echten Sicherheitspartnerschaft. Aber die haben wieder mal gekniffen." Hessens Umweltminister Joschka Fischer hatte bei dieser Schelte auf das Management des Chemie-Multis den Beifall der Schwanheimer sicher.
Die Herren von Hoechst waren geladen worden, um in der Martinuskirche auf der Fernseh-Bürgerversammlung "Stadtgespräch" Rede und Antwort zu stehen - doch ihre Stühle blieben leer.
Dem Moderator Rainer Günzler hatte Hoechst des Nachmittags gefaxt, daß man sich ja schließlich bereits zwei Bürgerversammlungen gestellt habe, einen Info-Service rund um die Uhr betreibe und demnächst wieder mal eine "große Pressekonferenz" veranstalten wolle. Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) gab dem HR einen Korb. Man wolle "nicht aus dem hohlen Bauch" zum Fall Griesheim Stellung nehmen, lautete die Begründung für die VCI-Absage. Da war denn auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler "stinksauer", daß die Verursacher alle schwänzten.
Draußen vor der Kirchentür artikulierten bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Sendung Kinder in Sprechchören Zorn, Wut und Angst: "Wir wollen saubere Luft!" skandierten sie. Wer ihr Spalier passiert hatte, mußte dann vor Betreten des Gotteshauses blaue Überschuhe überstreifen. Drinnen im Altarraum ließ Pfarrer Burkhard Sulimma wegen des Publikumsandrangs noch zusätzlich Kirchenbänke ranschaffen. Der Gottesmann wirkte leicht gestreßt: "Mehr als 20 Anrufe am Tag", berichtet er, "die meisten fragen mich: Können wir hier bleiben? Was sollen wir mit unseren Kindern machen?"
Das waren auch die zentralen Fragen im "Stadtgespräch". Die Menschen zeigten sich beunruhigt ob der Evakuierungs- Forderung des Toxikologen Otmar Wassermann - aber auch der war nicht gekommen. Sein Würzburger Kollege Neumann vertrat die Gegenposition, OB Andreas von Schoeler schloß sich an: "Es ist nicht gerechtfertigt, solch weitreichende Maßnahmen zu treffen."
Minister Fischer sekundierte: Er habe das mit den Top-Experten zwei Stunden lang rauf und runter diskutiert, die seien einhellig nicht zu einer Evakuierungs- Empfehlung für die Kinder gekommen. Es gelte jedoch, weiter "ein dichtes Meßnetz in Wasser, Boden, Luft aufrechtzuerhalten", da die Gefahr durch die in Schwanheim ebenfalls niedergegangenen Azobenzole nicht abzuschätzen sei. peh
Mittwoch, 3. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Beton".
Fritz Rémond Theater im Zoo: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Endlich satt!".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater; Studiobühne: 21 Uhr, Theater Altenburg/ Bautzen - "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau" (Premiere).
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 10: 11 Uhr, Institut für Plötzliche Bewegung - "Käthi B." (ab 8 Jahren).
Kinderinsel, Tel. 70 74 301: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren), Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28.
Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstr. 1, Tel. 42 10 92: "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil".
Kommunales Kinder- und Jugend-Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 15 Uhr, "Ikarus" (ab 4 Jahren).
Kultur im Krankenhaus, St.-Elisabethen- Krankenhaus, Ginnheimer Str. 3: 15 Uhr, Zauberer Dixon.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Opernchor des Nationaltheaters Prag; Mozart- Saal: 20 Uhr, Concerto Grosso Frankfurt.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Thearapy?/The Notwist.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, No Mercy.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Stage Band with Karen Johnson.
Spritzehaus: 21 Uhr, The Gypsys.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Happy Oldtime Swingers.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Mouthharp-Showdown. Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jazz 'n' Blues Session.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jerrome Hindnom Quartett.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Haus Gallus, Frankenallee 111: 20 Uhr, Uli Beckerhoff Group.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Nekromantix / Frantic Flintstones.
Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs. Vorträge / Diskussionen Jüdisches Gemeindezentrum: 20 Uhr, Vortrag "Juden und Nichtjuden in Frankfurt".
Naturmuseum Senckenberg, Senckenberganlage 25: 18.30 Uhr, Vortrag "Spülsaum und Ölverschmutzung - Bedeutung und Schicksal einer Saumbiozönose am Arabischen Golf".
Evangelische Familienbildung, Spenerhaus, Dominikanergasse 6: 20 Uhr, Informations- und Diskussionsveranstaltung, "Gute Mutter, guter Vater, glückliche Kindheit - der Mythos von der heilen Familie".
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Sicherheit - Politik im Umbruch, Herausforderung für die Streitkräfte"; Kundenzentrum Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.
Ökozentrum Frankfurt, Schäfergasse 46: 19.30 Uhr, Vortrag "Die Galapagosinseln: Traumziel für den Tourismus - Alptraum für die Natur?".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Was Frauen krank macht - und was zu ihrer Gesundung geschehen kann".
Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Vortrag "Wege zur Schrift und Kultur". Deutsch-Japanische Gesellschaft, Kolpinghaus, Lange Str. 28: 20 Uhr, Vortrag "Blick auf den japanischen Büchertisch - Literarische und feuilletonistische Anmerkungen".
Theosophische Gesellschaft (TGD): 19.30 Uhr, Vortrag "Wandern heißt Dir begegnen in jedem Augenblick". Museen / Führungen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: 18 Uhr, Führung im Städel - "Frauendarstellungen in der Malerei des 20. Jahrhunderts".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bill Viola 'The Stopping Mind'"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmeliterkloster, Münzgasse 9: 16 Uhr, Führung für Lehrerinnen und Lehrer durch die Ausstellung "Bronzezeit in Ungarn".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die garstige Alte, um 1500".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen- Menschen - Weltbilder".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Literatur / Lesungen Stadtbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Gabriele Rabkin: Schreiben, Malen, Lesen mit lese- und schreibungewohnten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Stadtteilbücherei Höchst, Michael-Stumpf- Str.: 19.30 Uhr, Nevfel Cumart: Zuhause in der Fremde - Die Lebenssituation der 2. Ausländergeneration in der BRD. Kino / Filme Filmmuseum / Deutsch-Japanische Gesellschaft: 17.30 Uhr, "Torra-san, mein Onkel"; Schaumainkai 41.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 33 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, offenes Treffen für alle die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.
Nichtraucher-Initiative, : 18 Uhr, Treffen, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 172 Uhr, Doppelkopfrunde.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Treffen, Bürgerhaus Südbahnhof.
Hausfrauen-Verband: 10.30 Uhr, Besichtigung der St.-Leonhard-Kirche, Alte Mainzer Gasse, mit Führung; Treffpunkt: Kirchenpforte; Spaziergang mit Frau Behm zum Ginnheimer Wäldchen; Abfahrt 13.45 Uhr Hauptwache, U 1.
Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Blutspendetermine DRK-Heim, Bergen-Enkheim, Neuer Weg 3: 17 bis 20 Uhr.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 12, Tel. 31 34 19; Berger-Apotheke, Bornheim, Berger Str., 233, Tel. 45 39 03; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstr. 24 / Ecke Hügelstr. 78, Tel. 51 11 43; Hessen-Apotheke, Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Kettenhof- Apotheke, Bockenheim, Feuerbachstr. 31, Tel. 72 73 98;
Schönhof-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr. 5, Tel. 77 96 71; Severus-Apotheke, Heddernheim, Severusstr. 77, Tel. 57 29 40; Sonnenring- Apotheke, Sachsenhausen, Mailänder Str. 8, Tel. 68 62 62; Struwwelpeter-Apotheke, Im U- Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offen- bach, Hochtaunuskr. Main-Taunus-Kreis, wäh rend der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frank- furt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochen- enden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31/56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 6 Uhr:) Dr. Wachhaus-Chilcott, Offenbacher Landstr. 263, Ffm. 70, Tel. 65 27 99, privat 65 71 80; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02. Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- Ohne Gewähr -
In seinem Roman "Die Ästhetik des Widerstands" beschreibt Peter Weiss den jungen Kommunisten Hans Coppi, sein "Gesicht, mit kurzsichtigen Augen hinter Brille mit dünnem Stahlrand . . ., aufmerksam, mit breitem, scharfgezeichnetem Mund, großer vorstoßender Nase".
Coppi ist zu der Zeit etwa zweiundzwanzig Jahre alt. Vier Jahre später, im Dezember 1942, wird er in Plötzensee hingerichtet. Er hatte sich der Widerstandsgruppe um Harro Schulze- Boysen angeschlossen (eine der Gruppen, die die Nazis unter der Bezeichnung "Rote Kapelle" zusammenfaßten), um für sie als Funker zu arbeiten. Das Urteil: Todesstrafe "wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage". Ein ähnliches Urteil ergeht an Hilde Coppi. Sie wird im August 1943 ermordet.
Nach Hans und Hilde Coppi wollte vor kurzem eine Initiative am 6. Gymnasium Lichtenberg in Berlin-Ost ihre Schule benennen. Der Anschluß der östlichen an die westliche Hälfte der Stadt führte zur Auflösung der bestehenden Schulen, neue wurden gegründet. Der Demokratisierungsprozeß erfaßte auch die Schulnamen und führte im Fall des 6. Gymnasiums zu einer heftigen Kontroverse. Peter Klepper, Studienrat für Geschichte, schlug statt Hans und Hilde Coppi den DDR- Systemkritiker Robert Havemann vor.
1910 geboren, schließt sich Robert Havemann während der Nazi-Diktatur verschiedenen Widerstandsgruppen an, wird 1943 verhaftet und durch den Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode verurteilt, kommt aber 1945 frei. Ab 1950 arbeitet er als Professor und Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Berliner Humboldt-Universität in der DDR, wird 1964 wegen seines kritischen Engagements aus der SED ausgeschlossen und aller Ämter enthoben. Von 1972 bis zu seinem Tod 1982 lebt er in Grünheide unter Hausarrest.
Soweit die Fakten. Darüber ließe sich reden. Doch ein kleiner, aber markanter Unterschied erschwert die Diskussion: Studienrat Klepper kommt aus dem Westen, ist dem Appell des Schulsenators gefolgt und hat sich für ein Jahr in die östliche Hälfte der Stadt abordnen lassen. Einer von denen, die nichts ändern mußten - keine Lehrpläne, keine Methoden, keine Schulstrukturen - kommt zu denen, die sich gemaßregelt, verunsichert, gedemütigt fühlen. Da ist mit Empfindlichkeiten zu rechnen. Klepper läßt es deshalb, sollte man denken, bei seinem Vorschlag bewenden.
Doch er sucht das siegreiche Argument. Zwar habe auch Havemann "im ersten Nachkriegsjahrzehnt den Verführungskräften von Karriere und Macht vorübergehend nachgegeben", schreibt Klepper, erteilt dem Wissenschaftler aber die Absolution: "Havemanns kritische Auseinandersetzung mit dem Stalinismus beginnt nach dem XX. Parteitag der KPdSU 1956". Havemanns Haltung, so das Fazit des Geschichtslehrers, beruhe auf einer demokratischen Grundlage.
Anders Hans und Hilde Coppi. Sie haben sich zwar im Widerstand gegen die Nazis engagiert; gleichzeitig aber hätten sie sich "einem System verbunden gefühlt, das ebenfalls für Terror und Gewalt steht, dem Stalinismus." Daß sie durch ihren frühen Tod nicht die Chance hatten, sich zu Systemgegnern zu entwickeln, läßt Klepper nicht gelten: ". . . unter demokratischen Bedingungen ist von einem/einer Namensgeber/in mehr zu verlangen als Mut im antifaschistischen Kampf."
Wer wagt zu widersprechen? Coppi oder Havemann - dem Lichtenberger Bildungsstadtrat Jürgen Bergmann (SPD) fehlt jedes Verständnis für dieses gegeneinander "Ausspielen" von Menschen, die alle verdienstvoll waren, jeder nach seinen Möglichkeiten. Peter Klepper, sagt der Stadtrat, zeige hier eine "Profilierungssucht", die der Verständigung zwischen den beiden Stadthälften kaum dient.
"Resignation" herrsche inzwischen unter den Schülern des Lichtenberger Gymnasiums, sagt Theophil Wonneberger aus der 9. Klasse - einer der immerhin zur "Schülerinitiative für Robert Havemann" gehört; allerdings, betont er, wolle die Initiative sich eindeutig von Kleppers Formulierungen distanzieren. Im März findet die endgültige Abstimmung über den zukünftigen Schulnamen statt. "Ich vermute", sagt Wonneberger, "daß der dritte Vorschlag gewählt wird: Gymnasium Karlshorst - aus Trotz und weil es den meisten jetzt egal ist". HANNEGRET BIESENBAUM
"Stadtgespräch" ohne Hoechst Auch Chemie-Verband kam nicht zur TV-Sendung
Zudem wurde ein Katalog mit Forderungen und eigenen Vorschlägen für eine Studienreform verabschiedet. Die Studierenden wollen damit nicht nur nur auf die Aktivitäten der Landesregierungen und der Bundesregierung reagieren, sondern mit eigenen Vorschlägen in die Offensive gehen.
Als eine der wichtigsten Ursachen für die Misere der Hochschulen wird die Machtposition der Professoren und Professorinnen genannt. Durch die absolute Mehrheit der Dozierenden in den Hochschulgremien haben die Studierenden keine Chance, ihre Interessen ausreichend zu vertreten. So wehren sich noch immer viele der Dozierenden gegen die Evaluierung ihrer Lehrveranstaltungen. "Es geht nicht an, daß Institutsdirektoren stolz darauf sein können, seit Jahren keinen Rechenschaftsbericht abgegeben zu haben oder jemand, der nicht lehrt, noch Professor heißen darf" empörte sich eine Fachschafterin. Als Lösungsvorschläge wird Drittelparität gefordert, die - zwar vom Bundesverfassungsgericht mit knapper Mehrheit verworfen, damit aber noch revidierbar - die Macht der Professoren und Professorinnen stutzt. Ein Wahlverfahren, bei dem jede Gruppe sich um die andere bemühen muß, soll Blockbildung verhindern. Eine verfaßte Studierendenschaft mit Satzungs- und Finanzhoheit und allgemeinpolitischem Mandat soll die Interessen der Studierenden nach außen hin vertreten.
Aus der Presseerklärung der Fachschaftskonferenz der Uni Heidelberg am 13. Februar.
Als bildungspolitisch katastrophalen Kahlschlag hat die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) die Absicht der Länderministerpräsidenten bezeichnet, das 13. Schuljahr bundesweit zu streichen, um damit einen Teil des Solidarpaktes zu finanzieren. "Dieser Plan ist ein reiner Schildbürgerstreich", betonte der KED-Bundesvorsitzende, Dr. Walter Eykmann, in einer heute in Bonn veröffentlichten Erklärung. Die vermeintliche Einsparung geschehe auf Kosten der Kinder, weil ein Großteil der Unterrichtsziele zum Abitur dann in die Mittelstufe verlagert werde.
Der Vorsitzende der mit 300 000 Mitgliedern größten Elternorganisation Deutschlands meinte weiter: "Die Ministerpräsidenten sind so auf dem besten Wege, das Gymnasium zu amputieren und das lehnen wir Eltern ab." Größere Klassen und ein auf zwölf Schuljahre verkürztes Abitur werden Deutschland in eine Bildungskrise stürzen unter der kommende Generationen leiden werden, vermutet der KED-Bundesvorsitzende Eykmann. "Das ist Bildungspolitik mit dem Rasenmäher."
Aus einer Presseerklärung des Verbandes vom 2. März.
WASHINGTON, 3. März (AP). Die Regierung von US-Präsident Bill Clinton hatte nach eigenen Angaben Kontakte zur fundamentalistischen Moslemorganisation Hamas unterhalten, die für Terroranschläge in Israel verantwortlich gemacht wird. Wie Außenamtssprecher Richard Boucher am Dienstag abend in Washington mitteilte, sind diese Kontakte zwischen US-Diplomaten im Nahen Osten und Vertretern der Hamas aber mittlerweile eingestellt worden.
Die israelische Regierung hatte im Dezember auf Anschläge der Hamas gegen Israelis mit der Ausweisung von rund 400 Palästinensern nach Südlibanon reagiert, die der Bewegung nahestehen sollen.
Zur Art der Kontakte mit Hamas sagte Boucher, es habe sich nicht um einen Dialog gehandelt. Man sei allenfalls an Informationen über Entwicklungen in der islamischen Welt interessiert gewesen.Die Koczian in der "Kaktusblüte"
BAD NAUHEIM. Walter Matthau spielte im Film einen Arzt, der seine Freundinnen stets mit dem Hinweis auf seine nicht existierende Familie auf Distanz hielt. Schließlich angelte ihn seine Sprechstundenhilfe (Ingrid Bergman) doch - und der Film "Kaktusblüte" wurde ein Erfolg. In der Bühnenversion kommt das Stück nun am am Montag, 8. März, ab 19.30 Uhr ins Kurtheater. Das Theater am Kurfürstendamm bietet im Bad Nauheimer Gastspiel Johanna von Koczian und Rudolf Grabow in den Hauptrollen auf.
Der Eintritt: je nach Platzgüte 26 bis 45 Mark. nes
Zweite Eishockey-Bundesliga Der Oberliga wieder ein Stück nähergekommen
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim steht bereits mit einem Bein in der drittklassigen Oberliga. Am Dienstagabend setzte es für die Sindelar-Schützlinge trotz Gegenwehr beim EHC Essen-West mit dem 3:6 (1:1, 2:2, 0:3) bereits die vierte und alles entscheidende Niederlage im fünften Vergleich. Damit ist Essen vorzeitig gerettet, während der EC nun im "Abstiegsendspiel" der beiden Verlierer (voraussichtlich gegen Rießersee) noch eine letzte hachdünne Chance besitzt. Dann müßte der EC diese Play-Off-Runde gewinnen und anschließend noch die Relegationsspiele gegen den Oberliga-Zweiten erfolgreich gestalten.
Sven Paschek markierte das frühe 0:1 (2.) für die Hessen, die für den gesperrten Kanadier Latta den Amerikaner Tim Schnobrich einsetzten. Der Russe Jaschin brachte die Essener vor 2200 Zuschauern etwas glücklich mit seinen beiden Toren (17. und 32.) in Führung. Schnobrich glich postwendend aus, ehe Jaschins Landsmann Kaminiew erneut die Führung der Gastgeber besorgte. Wiederum fast im Gegenzug egalisierte Paschek zum 3:3 nach dem Mitteldrittel.
Im Schlußdrittel stellten Gailer (2) und Dambon den Endstand her. Ein Trostpflaster für den EC: ein Bensheimer Unternehmen will den Konkursclub mit einer Million Mark sanieren. jo.
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim und der ebenfalls weitaus bessere Zeiten erlebende Ex-Meister SC Riessersee kommen in den zweifelhaften Genuß, die Runde noch für einige Wochen unfreiwillig zu verlängern. Beide Traditionsvereine erwischte es im jeweils fünften Play- off-Spiel der ersten Runde im Abstiegskampf. Riessersee verlor am Dienstagabend mit 4:5 erneut äußerst unglücklich und bereits zum dritten Mal mit einem Tor Unterschied gegen den damit geretteten Neuling SC Memmingen. Dem SCR gelang ebenso wie Bad Nauheim nur ein einziger Heimsieg.
Der EC muß nach der 3:6-Niederlage in Essen nun in die "Schicksalsspiele" gegen den SC Riessersee, die erste Runde wird am 12. März im Olympiastadion unter der Zugspitze ausgetragen. "Riessersee ist zweifelsohne durch die bessere Vorrundenplazierung gegenüber uns im Vorteil, besitzt zunächst und in einem möglicherweise entscheidenden Spiel in de Schlußphase den wichtigen Heimvorteil", sieht EC-Trainer Rudolf Sindelar den "Abstiegsendspielen" mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
Selbst wenn den Cracks aus der Wetterau der Coup (drei Siege sind notwendig, es kann also zu fünf Spielen kommen) gegen die Werdenfelser gelingt, ist der Klassenerhalt noch lange nicht perfekt. Der Sieger aus diesen mit Sicherheit nervenaufreibenden Duellen muß noch im Anschluß Relegationsspiele gegen den Verlierer des Endspieles um die Deutsche Oberligameisterschaft bestreiten, an denen pikanterweise der EC- Nachbar ESC Frankfurt "Die Löwen" teilnimmt. Die Frankfurter Partien (voraussichtlich gegen den EC Bad Tölz) finden am 19. (auswärts) und 21. März (in Frankfurt) statt. Kommt es zum Nachbarschaftsduell?
Die sportliche Perspektive sieht ausgesprochen schlecht angesichts des Riesserseer Heimvorteiles aus. Verliert der EC diese Spiele, ist er automtisch in die Oberliga abgestiegen. Finanziell zeichnet sich dagegen ein Silberstreif am Horizont ab. Das Bensheimer Unternehmen Travimpex will dem Konkursclub angeblich eine Million Mark zur Verfügung stellen. Davon sollen 350 000 Mark der Tilgung von Altschulden dienen. Das Unternehmen ist bereits mehrfach (u.a. beim Fußball-Oberligisten SV Wiesbaden und mit einer sechsstelligen Summe mit einer Helmwerbung bei den Frankfurter Löwen) positiv in Erscheinung getreten. Auch der Boxer Henry Maske wird von Travimpex gesponsert. Das Konkursverwalterbüro Reuß in Friedberg, vertreten durch Rechtsanwalt Dauernheim, wollte noch keinen Kommentar zu dem sich offensichtlich anbahnenden Vertrag abgeben. Verständlich, erlebte der finanziell arg gebeutelte Verein in dieser Hinsicht schon einmal einen Reinfall. Nun wird aber in Fachkreisen kaum an der Seriosität der Offerte gezweifelt, damit könnte der EC endlich den Weg aus dem Konkurs finden und selbst bei einem Oberligaabstieg positiv in die Zukunft schauen. Weder sportlich noch wirtschaftlich ist aber eine endgültige Entscheidung gefallen. jo
Neue Toiletten und neue Umkleideräume: Gerätehäuser sollen bald umgebaut werden Friedrichsdorfs Frauen drängt es in die Feuerwehr Brandschützer legen Magistrat ihre Wunschliste vor Von Stefan Kuhn und Günther Scherf FRIEDRICHSDORF. "Der Trend ist da", sagt Friedrichsdorfs Stadtbrandinspektor Rolf Röder, "und um unsere Tagesstärke auf absehbare Zukunft zu sichern, wäre es auch wichtig." Der Trend, von dem der Hauptbrandmeister aus dem Stadtteil Köppern spricht, ist der Wunsch von Frauen und Mädchen, in den blauen Rock zu schlüpfen. Doch der wird in der Hugenottenstadt bisher allein im Stadtteil Burgholzhausen erfüllt. Gudrun Libowsky (37) und Melanie Hesse (17) sind bisher Friedrichsdorfs einzige Feuerwehr-Frauen. Zu den beiden weiblichen Mitgliedern der Burgholzhäuser Einsatzabteilung kommen nach Aussage von Stadtjugendfeuerwehrwart Wolfgang Fuchs noch acht Mädchen in der Jugendfeuerwehr des kleinsten Stadtteils. Diese haben auch dafür gesorgt, daß Gudrun Libowsky bei der Wehr eingestiegen ist. "Es sind so viele dabei, da brauchen sie halt auch jemanden für die Mädchen", erklärt sie. Und so kümmert sie sich seit Dezember um die Mädchengruppe.
"Es macht Spaß", lautet ihre erste Bilanz, wobei sie auf die Gemeinschaft der Wehr verweist. Auch die männlichen Kollegen fürchteten keine Konkurrenz, sondern seien "froh, wenn Frauen dabei sind". Erfahrungen mit Bränden und Unfalleinsätzen hat Gudrun Libowsky in ihren ersten drei Wehrmonaten noch nicht sammeln müssen. Besondere Rücksicht auf das angeblich schwache Geschlecht sei aber überflüssig. "Gefahren gibt es überall", meint die Feuerwehrfrau, "ich habe keine Bedenken, daß Frauen das nicht schaffen." Melanie Hesse schafft es schon seit vier oder fünf Jahren. Die 17jährige war schon in der Burgholzhäuser Jugendfeuerwehr aktiv, bevor sie in die Einsatzabteilung kam. In der Kernstadt, in Seulberg und in Köppern hingegen ist der Kampf gegen den roten Hahn noch immer reine Männersache.
Wenn es nach dem Stadtbrandinspektor und den vier Wehrführern geht, wird der Einbruch in die Männerclique aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. "Es gibt konkrete Anfragen", versichert Rolf Röder, und ein Köpperner Feuerwehrmann pflichtet ihm: "Eine Mädchengruppe zu gründen, wäre schon heute gar kein Problem." Wenn es denn in den Gerätehäusern getrennte Umkleideräume und getrennte Toiletten gäbe! Seitdem die Einsicht wächst, daß tagsüber immer weniger freiwillige Feuerwehrmänner am Wohnort arbeiten, zum Einsatz also oft nicht zur Verfügung stehen, hängt der Vormarsch der Frau bei der Wehr weniger an patriarchalischen Ansprüchen als an sanitären Voraussetzungen.
In der Kernstadt kann dies schon bald anders werden. Zur Feier ihres 100. Geburtstags, der mit dem Landesfeuerwehrtag verbunden wird, wollen die Wehrleute im Spätsommer 1994 den ersten Spatentisch für ein neues Feuerwehrhaus an der Plantation beklatschen. Wie das Raumprogramm des auf mindestens drei Millionen Mark geschätzten Projekts aussehen soll, haben sie jetzt Bürgermeister Gerd Schmidt erläutert. Und der hat die "qualifizierte Wunschliste" (Schmidt) sogleich an ein Darmstädter Architektenbüro weitergeleitet, das die konkreten Entwürfe zeichnen soll.
Die Köpperner Feuerwehr sähe ihr Gerätehaus gerne aufgestockt. Dann könnten nicht nur Toiletten und Umkleideräumen für Frauen und Mädchen eingerichtet, sondern auch den inzwischen beengt stehenden Fahrzeugen in der Halle mehr Platz geschaffen werden. "Wir lassen prüfen, ob das statisch möglich ist", kommentiert Bürgermeister Schmidt den Wunsch. Geld sei im mittelfristigen Investitionsprogramm der Stadt dafür allerdings ebensowenig vorgesehen wie für einen Umbau des Burgholzhäuser Gerätehauses. Dort, wo die Frauen schon mit dabei sind, sollte nach den Vorstellungen der Wehrleute die Werkstatt in einen Anbau ausgelagert werden, um Unfallrisiken zu mindern und die unübersichtliche Enge in der Fahrzeughalle zu beseitigen.
Mit Sicherheit gebaut wird demnächst am Seulberger Feuerwehrhaus. Dort werden über der Fahrzeughalle und dem angrenzenden Postamt fünf Wohnungen entstehen. "Weil erstens preisgünstige Wohnungen ohnehin gebraucht werden und zweitens eine neue Dachlandschaft anstelle der derzeitigen Flachdächer das Ortsbild am Placken verschönern wird", begründet Bürgermeister Schmidt das Vorhaben. Die Seulberger Feuerwehr unter ihrem Chef Rolf Bergerfurth könnte davon zumindest indirekt profitieren, wenn es gelingt, möglichst viele Wohnungen an Feuerwehrleute zu vermieten.Steigende Selbstmordrate in Rußland
MOSKAU, 3. März (AP). In Rußland hat 1992 die Zahl der Selbstmorde stark zugenommen. Nach Angaben des staatlichen Komitees für Statistik, die am Dienstag von der Moskauer Zeitung Iswestija veröffentlicht wurden, begingen im letzten Jahr rund 46 000 Menschen Selbstmord, das waren 7000 mehr als im vorangegangenen Jahr. Insgesamt starben 1992 in Rußland 250 000 Menschen eines unnatürlichen Todes. Ein Rückgang der Geburtenrate und zunehmende Sterblichkeit trugen mit dazu bei, daß die Bevölkerungszahl des Landes zurückging, und zwar um 40 000. "Es handelt sich um eine direkte Spiegelung der Krise in unserer Gesellschaft", schrieb das Blatt.
BOGOTÁ, 3. März (AP/Reuter). Das Imperium des aus der Haft entkommenen kolumbianischen Rauschgiftbosses Pablo Escobar bricht offenbar auseinander, nachdem sich am Dienstag zwei weitere Führungsmitglieder des nach der kolumbianischen Rauschgiftmetropole benannten "Medellinkartells" gestellt hatten. Zuvor war ein Cousin von Escobars Frau, Hernan Dario Henao, von der Polizei erschossen worden.
Die in Bogotá erscheinende Zeitung El Tiempo schrieb: "Pablo Escobar ist jetzt fast allein."
Die Rundfunkanstalt Caracol berichtete, zwei leitende Angehörige des Rauschgiftkartells, Dario Cardozo, genannt "Comanche", und Gonzalo Antonio Restrepo, genannt "Chalo", hätten sich der Staatsanwaltschaft Medellin gestellt. Für die Ergreifung von Cardozo war eine Belohnung von 125 000 US-Dollar ausgesetzt gewesen. Damit haben im Verlauf von zwei Wochen sechs Führungsmitglieder der Rauschgiftorganisation kapituliert. Die Regierung hat Rauschgiftgangstern, die sich freiwillig stellen, eine milde Bestrafung zugesichert. Hernan Dario Henao wurde von einer Sondereinheit erschossen, die nach Escobar fahndet. Ein Anrufer, der eine ausgelobte Belohnung von 125 000 Dollar haben wollte, hatte der Polizei den Aufenthaltsort mitgeteilt. Henao, ein Vetter von Escobars Frau Maria Victoria, soll zahlreiche Escobar gehörende Liegenschaften verwaltet haben und "Sicherheitschef" des Kartells für das Magdalena-Tal in Mittelkolumbien gewesen sein.
Der Bruder des am Sonntag von einer Femegruppe erschossenen Geschäftsmanns Luis Guillermo Londono White, Diego Londono White, hat sich den Behörden gestellt und gestanden, daß er ebenfalls dem Kartell angehört.
Nach einem Bericht der New York Times will sich Ecobar den kolumbianischen Behörden stellen, wenn seine Familie, die sich in Lebensgefahr befinde, in den USA Schutz fände. Er habe dies dem Blatt in einem Telefax mitgeteilt, auf dem sich seine Fingerabdrücke befunden hätten, berichtete die Zeitung.
In Peru ging der Polizei ebenfalls ein großer Fisch ins Netz: Eine Oberbefehlshaberin der maoistischen Rebellenorganisation "Leuchtender Pfad", Margot Dominguez (Commandante "Edith"), sei gefaßt worden, wurde offiziell mitgeteilt.
Der 40. Jahrestag von Stalins Tod fällt in dem um Demokratie ringenden Rußland mitten in eine Renaissance des Stalinismus. Bei Demonstrationen gegen Präsident Boris Jelzin und die sozialen Folgen seiner marktwirtschaftlichen Reformen sind die Porträts des Diktators unübersehbar. Fast scheint es so, daß der Schatten Stalins die Verarmten und Unzufriedenen, die Nationalisten und Kommunisten einen könnte. Jelzin selbst spielt im Machtkampf mit dem kommunistisch-nationalistisch beherrschten Parlament auf uralte bolschewistische Lösungen an, warnt vor der Rückkehr der Allmacht der Räte (Sowjets), vor Konterrevolution und Bürgerkrieg.
Josef Wissarionitsch Dschugaschwili, bekannt, verehrt, gefürchtet und berüchtigt als Stalin ("der Stählerne"), starb am 5. März 1953 im Alter von 73 Jahren an einer Hirnblutung. Zwölf Stunden hatte der Diktator tot in seinem Eßzimmer gelegen.Seine Diener hatten es nicht gewagt, den mächtigsten Mann der Sowjetunion zu stören. Niemand wußte, daß er krank war. Seine Leibärzte waren im Gefängnis oder warteten auf ihren Prozeß.
Trotz der Terrorherrschaft, trotz des unfaßbaren Schreckens brachen die Menschen in der Sowjetunion in Tränen und Trauer aus, als Radio Moskau meldete: "Das Herz des Waffengefährten Lenins hat aufgehört zu schlagen." Millionen gingen in der UdSSR, die Stalin mit unerbittlicher Härte geprägt, dessen tyrannische Umsiedlungspolitik unermeßliches Leid verursacht hatte, trauernd auf die Straße. Sie hatten Angst vor der Zukunft.
Fast 30 Jahre, unumstritten von Lenins Tod im Januar 1924 bis 1953, hatte Stalin die Sowjetunion mit seiner erbarmungslosen Hand geführt. Er war für die Industrialisierung des rückständigen Landes und der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft über Leichen gegangen, hatte jede nationale Regung in dem Vielvölkerstaat mit Unterdrückung und Umsiedlung bestraft, ideologische Abweichung oder Opposition in der Partei mit Verbannung oder Tod geahndet. 21 Millionen kamen in seiner Schreckensherrschaft nach Schätzungen um, weitere Millionen vegetierten in den Straflagern Sibiriens dahin. Mit seiner rücksichtslosen Nationalitätenpolitik hinterließ Stalin dem riesigen Land Wunden, die mit dem Ende der UdSSR wieder blutig aufbrachen. Als der letzte sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow den Druck lockerte, brachen die ersten Nationalitätenkonflikte auf, zwischen Armenien und Aserbaidschan im Kaukasus wegen des Streits um Berg-Karabach, im Baltikum erstarkte die Unabhängigkeitsbewegung. 40 Jahre nach Stalins Tod werden in vielen der ehemals 15 Sowjetrepubliken blutige Regionalkonflikte ausgetragen, werden sogar Bürgerkriege geführt wie in Tadschikistan und Georgien. Auch Rußland selbst ist alles andere als ein einheitlicher, gefestigter Staat.
"Der 40. Todestag Stalins erinnert uns sehr lebhaft daran, daß Stalin noch immer unter uns ist", resümiert der Historiker und ehemalige General Dmitri Wolkogonow, Jelzins wichtigster Militärberater. "Wir müssen wachsam sein. Nationalisten, Pseudopatrioten und Kommunisten, die sich jetzt zusammenschließen, stellen eine große Gefahr für unser Land dar. Ich schließe nicht die Möglichkeit einer Terrorherrschaft aus." Der Autor einer Stalin-Biographie, die sich auf die geheimen Archive des Diktators stützen kann, fügt hinzu: "Stalin hat viele Anhänger, und ihre Zahl steigt."
Der ehemalige Dissident und Geschichtswissenschaftler Roy Medwedew bezeichnet den Stalinismus als einen Nationalkommunismus, "als ein Symbol, ein Idol, einen Mythos". Stalin werde in anderer Gestalt wiederbelebt. "Im Bewußtsein der jungen Leute von heute ist Stalin etwas ganz anderes, als er in Wirklichkeit darstellte. Sie wissen nicht, wer Stalin war, welche Verbrechen er gegen unser Land beging, welch großen Schaden er unserem Volk zufügte. Sie sagen: Stalin sorgte für Ordnung und Disziplin. Unter Stalin gab es weniger Kriminalität. Wir hatten niedrigere Preise und waren eine Supermacht unter Stalin. Jetzt sind wir am Boden zerstört und nur noch Bettler."
Einer der bekanntesten Köpfe im Lager der Stalinanhänger, die St. Petersburger Chemieprofessorin Nina Andrejewa, beschreibt das Phänomen der Stalin-Renaissance so: "Je mehr wir uns von der Vergangenheit entfernen, desto bedeutender und größer wird seine Figur. Trotz all der bösartigen Propaganda, trotz der von den Söldnerzeitungen gestreuten Hysterie und insbesondere des bourgeoisen Fernsehens - die Persönlichkeit Stalins zieht mehr und mehr Menschen an." (AP)
NEW ROCHELLE, 3. März (AP). Louis Taylor wird möglicherweise ins Gefängnis müssen - weil er ein Schachbrett vor sich hatte, als er in der Stadtbibliothek von New Rochelle im US-Staat New York ein Schachlehrbuch studierte. Die Bitte der herbeigerufenen Polizei, das Brett einzupacken oder das Haus zu verlassen, ignorierte der 41jährige, obwohl es auf einem in der Bibliothek angebrachten Aushang heißt: "Brettspiele verboten!" Taylor verteidigte sich damit, das Brett nur zu Studienzwecken vor sich gehabt zu haben. Richter Kenneth Rudolph kam hingegen zu dem Schluß, Taylor habe eine Rechtsverordnung mißachtet. Taylor wurde schuldiggesprochen. Das Strafmaß - zulässig sind Haft bis zu 15 Tagen und 250 Dollar Geldbuße - soll am 16. März verkündet werden.
LONDON, 3. März (AP). Die britische Polizei hat zwei Männer im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf das Londoner Kaufhaus Harrods vom 28. Januar festgenommen. Scotland Yard teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, in der Wohnung der zwei habe man Waffen und Sprengstoff gefunden. Einer der mutmaßlichen Täter sei bei der Festnahme verletzt worden. Bei dem Harrods-Anschlag wurden vier Menschen verletzt; die nordirische Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) erklärte, sie habe die Tat verübt.
BERN, 3. März (AP). Das Schweizer Parlament hat am Mittwoch überraschend den Neuenburger National- und Staatsrat Francis Matthey in den Bundesrat gewählt. Der Sozialdemokrat soll Nachfolger von Rene Felber werden, der für Ende März seinen Rücktritt angekündigt hat. Matthey siegte deutlich vor der offiziellen Kandidatin der Sozialdemokraten, der Genfer Nationalrätin Christiane Brunner.
14 Todesopfer in Waco? Sektenführer gibt nicht auf
WACO, 3. März (AP). Bewaffnete Sondereinheiten haben in der Nacht zum Mittwoch die Festung des Sektenführers David Koresh im texanischen Waco weiterhin umstellt, ohne daß sich ein Ende des Belagerungszustands absehen ließ. Trotz einer von zwei örtlichen Rundfunksendern übertragenen Erklärung, in der sich Koresh am Dienstag abend zur Aufgabe bereit gezeigt hatte, blieben die rund 75 Sektenmitglieder hinter ihren Barrikaden.
Koresh, der früher Vernon Howell hieß und sich selbst als Jesus Christus bezeichnet, ließ den Rundfunkstationen eine 58minütige Erklärung auf Tonband zukommen. Darin kündigte er an, nach der Übertragung seiner Botschaft mit allen Anhängern friedlich aus seiner Festung herauskommen zu wollen. Er habe diesen Entschluß gefaßt, weil er sich um das Leben seiner Brüder ebenso sorge wie um das Leben der gesamten Menschheit. "Selbst Christus muß sich der Tatsache stellen, daß man nicht an ihn glaubt", sagte der 33jährige Sektenführer. Noch während der Rundfunkübertragung fuhren Militärfahrzeuge vor der Festung auf, um die herauskommenden Sektenmitglieder in Empfang zu nehmen, doch Stunden später war hinter den Barrikaden noch keine Bewegung zu erkennen.
Unterdessen war verschiedenen Quellen zu entnehmen, daß bei der Schießerei am Sonntag, als die Polizei Koresh wegen illegalen Waffenbesitzes festnehmen wollte, mindestens 14 Menschen ums Leben kamen. Nach inoffiziellen Angaben eines Regierungsbeamten starben etwa zehn Sektenmitglieder. Der Houston Chronicle berichtete am Dienstag, die 16 freigelassenen Kinder hätten auf dem Gelände der Festung mindestens sieben Tote gesehen, doch sei die Polizei davon überzeugt, etwa 15 Sektenmitglieder erschossen zu haben.
FLORENCE, 3. März (AP). Ein des Mordes an seiner Verlobten für schuldig befundener US-Amerikaner ist am Mittwoch morgen in einem Gefängnis im Staat Arizona mit einer Giftinjektion hingerichtet worden. Knapp zwei Stunden zuvor hatte das Oberste Gericht der USA den von einem Berufungsgericht verhängten Aufschub der Exekution aufgehoben. Der Delinquent, der 27jährige John George Brewer, hatte erklärt, er verdiene für seine Tat den Tod.
Brewer war für schuldig befunden worden, seine im fünften Monat schwangere Verlobte 1987 in Flagstaff nach einem Streit erdrosselt zu haben. Er gestand die Tat und sagte kurz vor seiner Hinrichtung: "Ich habe das Verbrechen begangen, und ich denke, es (die Exekution) ist eine angemessene Strafe dafür."
Es war die 192. in den USA seit Wiederzulassung der Todesstrafe 1976.
NEW YORK, 3. März (AP/Reuter). Eine Belohnung von 200 000 Dollar ist in New York für Hinweise zur Aufklärung des Anschlags auf das World Trade Center ausgesetzt worden. "Wir können und wir werden jenen Kräften nicht nachgeben, die unsere Stadt in Panik versetzen wollen", sagte Bürgermeister David Dinkins, als er die Belohnung in Aussicht stellte. Es ist die höchste Summe, die die Stadt New York jemals ausgesetzt hat.
James Fox, der Chef des New Yorker Büros des FBI, sagte während einer Pressekonferenz, daß er sich von dem Auffinden der zwei noch fehlenden Videokameras einen Durchbruch bei den Ermittlungen verspreche. Nach Ansicht von Experten muß die eingeschleuste Bombe aufgrund ihres Gewichts die Federung des sie transportierenden Autos so stark nach unten gedrückt haben, daß dies auf den Aufnahmen erkennbar sein müßte.
Wie der Fernsehsender CNN berichtete, konzentrieren sich die Ermittlungen auf den ersten von 19 Bekenneranrufen. Bislang war den Behörden keine "Serbische Befreiungsfront" bekannt.
BONN, 3. März (AP). Der Stadtstaat Hamburg will bis 1997 die Kinderbetreuung so umfassend ausbauen, daß der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz erfüllt werden kann. Wie die Hamburger Jugendsenatorin Rosemarie Raab am Mittwoch in Bonn erklärte, erfordert dieses Sonderprogramm mindestens 150 Millionen Mark Investitionen. Hinzu kämen dann jährlich 52 Millionen Mark Betriebskosten. Die Leistungen Hamburgs sollten Signalwirkungen für andere Bundesländer haben.
MOSKAU, 3. März (AP). Wegen eines Lecks im Kühlkreislauf ist der erste Reaktorblock des Atomkraftwerks Tschernobyl abgeschaltet worden. Wie der Sprecher der Anlage, Sergej Pawlowski, am Mittwoch mitteilte, wurde der Störfall bereits am Montag entdeckt. Da das Leck in einer Wasserpumpe des Reservekreislaufs aufgetreten sei, werde der Zwischenfall nicht als ernst eingestuft.
GENF, 3. März (AP). Die Umweltorganisation Greenpeace wirft der Autoindustrie Größenwahn und mangelnden Willen zur Bewältigung der von ihr verursachten Umweltprobleme vor. Selbst die bescheidensten Bemühungen zur Eindämmung des Benzinverbrauchs würden zum Scheitern gebracht, meinte die Organisation am Mittwoch in einem Bericht zum Auftakt des Genfer Autosalons.
Mit den dringend notwendigen Energiesparmaßnahmen nähmen es bisher weder die Autohersteller noch die Regierungen ernst, schreibt die Organisation in ihrem Bericht mit dem Titel "Die drekkige Spur der Autoindustrie". Mercedes wird als "Pionier der Unternehmensphilosophie, jede Generation von Autos noch schwerer und größer zu bauen als die vorhergehende", bezeichnet. Mit einem Energieverbrauch von 15,4 Litern auf 100 Kilometer seien die Fahrzeuge der S- Klasse von Mercedes "benzinfressende Monster". Auch die neue 7er Serie von BMW weise mit einem Verbrauch von 16 Litern im Stadtverkehr einen "völlig unakzeptablen" Wert auf.
Die Autoindustrie bediene sich zwar gern der grünen Rhetorik, was aber wirklich gebaut werde, zeige ab Donnerstag wieder der Autosalon. Die neuen Modelle würden entwickelt nach der Devise "größer, stärker, verschwenderischer", bemängelt Greenpeace.
Der Anteil des Straßenverkehrs am gesamten Erdölverbrauch habe in den letzten Jahren dramatisch um 65 Prozent zugenommen und inzwischen fast die Hälfte des weltweiten Verbrauchs erreicht, teilte Greenpeace weiter mit. Jedes Jahr seien mehr als 16 Millionen Autos neu unterwegs. Jedes Auto gebe dabei jährlich mehr als das Vierfache seines Gewichts an Kohlendioxid ab.
LEGAZPI, 3. März (AP). Der philippinische Vulkan Mayon hat am Mittwoch wieder glühende Asche einen Kilometer hoch in die Luft geschleudert. Menschen wurden nicht verletzt. Der neueste Ausbruch ließ aber einen Teil des Gipfels einstürzen. Starke Regenfälle verhinderten laut Behörden eine Ausbreitung der Ascheschwaden, doch kam es zu mehreren Erdrutschen. Dadurch seien einige verlassene Hütten verschüttet und Straßen blockiert worden, hieß es.
ISLAMABAD, 3. März (AP). In Afghanistan bietet sich erstmals seit dem Sturz der Regierung vor elf Monaten die Aussicht auf Frieden. Präsident Burhanuddin Rabbani und Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar kamen am Mittwoch in Islamabad überein, sich die Macht in Kabul zu teilen. Wie Präsidentensprecher Mohammed Asis Murad berichtete, soll Rabbani das höchste Staatsamt behalten, während sein mächtigster Rivale Hekmatyar Ministerpräsident werden soll.
Die ersten Verhandlungen zwischen den verfeindeten Seiten waren vom pakistanischen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif vermittelt worden. Das Ergebnis muß noch von den Anführern der neun übrigen Moslemgruppen in Afghanistan bestätigt werden. Zuvor waren Rabbani und Hekmatyar übereingekommen, die Waffen ruhen zu lassen.
MAINZ, 4. März (AP). Ein Arbeitnehmer, der in einer Dienstwohnung lebt, kann unter Umständen auch nach Feierabend noch unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung stehen. Wie das Mainzer Landessozialgericht jetzt entschied, gilt ein Unfall als Arbeitsunfall, solange noch ein "innerer Zusammenhang" zu den betrieblichen Aufgaben des Geschädigten besteht. Dieser Zusammenhang könne selbst bei einem Sprung aus dem Fenster noch bestehen.
Die Hausmeisterin einer öffentlichen Bibliothek war aus ihrer Dienstwohnung im ersten Stock gesprungen, als in der Bücherei ein Brand ausbrach und die einzige Treppe zur Wohnung durch das Feuer versperrt war. Die Frau zog sich beim Aufprall mehrere Brüche zu, das Sprunggelenk ihres rechten Beins ist nach dem Unfall steif geblieben. Entschädigungsleistungen waren von der gesetzlichen Unfallversicherung mit der Begründung abgelehnt worden, der Unfall sei im privaten Bereich erfolgt. Das Landessozialgericht dagegen gab der Frau recht (Aktenzeichen: Landessozialgericht L 3 U 92/91).
SMYRNA/FLORENCE, 3. März (AP). Zwei wegen Mordes verurteilte Männer sind am Mittwoch in den USA mit einer Giftspritze hingerichtet worden. Die Hinrichtungen erfolgten in Gefängnissen in den Staaten Delaware und Arizona. Damit wurden seit Wiederzulassung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten vor 17 Jahren 193 Todesurteile vollstreckt.
Bei einem der Delinquenten handelte es sich um einen Indianer vom Stamm der Sioux. Ein Gnadengesuch hatte er mit der Begründung, er sei ein Krieger, abgelehnt. Bei dem anderen Verurteilten hatte das Oberste Gericht der USA knapp zwei Stunden vor der Hinrichtung den von einem Berufungsgericht verhängten Aufschub der Exekution aufgehoben.
SOFIA, 4. März (AP). Etwa 20 000 Anhänger der oppositionellen Union der Demokratischen Kräfte haben am Mittwoch in Sofia gegen die bulgarische Regierung demonstriert und Neuwahlen gefordert. Es war die erste Protestkundgebung seit dem Amtsantritt der Regierung des unabhängigen Wirtschaftsexperten Ljuben Berow vor zwei Monaten. Die Union der Demokratischen Kräfte, die die größte Parlamentsfraktion stellt, hatte die Wahl Berows abgelehnt. Der von ihr gestellte Premier Filip Dimitrow war im Oktober vorigen Jahres mit einem Mißtrauensvotum im Parlament gestürzt worden. Durch einige Maßnahmen der neuen Regierung ist es in den letzten Wochen zu drastischen Preissteigerungen gekommen.
PRAG, 3. März (dpa). An der über 600 Kilometer langen tschechisch-deutschen Grenze floriert das Geschäft mit der "Ware" Mensch. Jeden Tag versuchen Hunderte von Flüchtlingen aus Osteuropa, aber auch aus Asien, noch vor der geplanten Verschärfung des Asylgesetzes nach Deutschland zu gelangen.
Internationale Schlepperbanden haben die "Marktlücke" längst entdeckt und kassieren jetzt Millionensummen. Ganz Nord- und Westböhmen ist von einem dichten "Geschäftsnetz" überzogen, in denen Fluchtwillige zappeln. Russen, Ukrainer, Jugoslawen, aber auch Griechen und Tschechen stoßen sich an der Wanderung der Elenden gesund, die oftmals ihre gesamten Ersparnisse für den illegalen Gang über die Grenze opfern.
Die Schlepper kassieren im Durchschnitt 1000 Dollar pro Person. In Einzelfällen wird diese Summe jedoch deutlich überboten. Erst kürzlich wurden an der Grenze zu Bayern 14 Chinesen geschnappt, die sich seit Januar in Prag aufhielten und mit Taxis bis zur illegalen Übergangsstelle befördert worden waren. Die Schlepper, die noch immer von der Polizei gesucht werden, hatten von dem chinesischen Grüppchen 655 000 Kronen (fast 39 000 Mark) abkassiert.
Internationale Reisebüros in China, Libanon, Sri Lanka, Somalia und auf den Philippinen sollen sich durch die Organisation von Reisen in die Tschechische Republik mit anschließender illegaler Überschreitung der Grenze nach Deutschland ein saftiges Zubrot verdienen, meldete dieser Tage die auflagenstärkste tschechische Zeitung Mlada fronta dnes.
Untermauert wird dieser Bericht durch einen Prozeß, bei dem sich in Prag fünf Libanesen und sechs Tschechen wegen der Organisation illegaler Grenzgänge verantworten müssen. Bezeichnenderweise ist einer der libanesischen Angeklagten Besitzer eines Reisebüros in Beirut. Die Richter waren über die detailliert ausgearbeiteten Pläne der Schlepperbande erstaunt. Per Flugzeug brachten sie ihre Klienten, von denen sie pro Person bis zu 2500 Dollar für die Einschleusung nach Deutschland verlangten, in die Tschechische Republik. Dort mußten sie in Hotels oder Pensionen abwarten, bis sie mit einem Lieferwagen bis zur Grenze gebracht wurden. Ihr weiterer Weg soll nach Berlin geführt haben. Die meisten Schlepperbanden setzen ihre Kunden jedoch kurz vor der Grenze ab, wo sie ihrem Schicksal überlassen werden. Den meisten gelingt der "Schritt" in den Westen.
Im vergangenen Jahr wurden an der tschechischen Grenze 24 000 illegale Grenzgänger festgehalten. Im Januar stellte der tschechische Grenzschutz allein an dem 340 Kilometer langen Abschnitt zu Sachsen 1649 Flüchtlinge, dreimal mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Zudem mehrten sich die Fälle, daß bei der Paßkontrolle gefälschte Dokumente vorgelegt werden, sagte der Chef der nordböhmischen Ausländerpolizei, Josef Hudera.
Nach Schätzungen des Prager Innenministeriums ist im vergangenen Jahr 100 000 Flüchtlingen der Weg über die "grüne" Grenze nach Deutschland gelungen. Erkenntnissen der Polizei zufolge haben in den letzten drei Jahren in Böhmen 1100 Schlepper der unterschiedlichsten Nationalitäten aus dem Geschäft mit der "Ware" Mensch Kapital geschlagen. Hinzu kommt, daß die tschechische Gesetzgebung kaum Mittel in der Hand hat, um Schlepperbanden das Handwerk zu legen.
Ihre Tätigkeit kann nicht mit Freiheitsstrafen geahndet werden. Der Prager Innenminister Jan Ruml fordert nun ein Gesetz, mit dem künftig Schlepperdienste als Menschenhandel bestraft werden können.
Fall Pfeiffer
Union fordert
Rücktritt von
OSNABRÜCK, 3. März (dpa). Die CDU/CSU hat den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm zum Rücktritt aufgefordert, wenn er in dieser Woche nicht zweifelsfrei darlegen könne, daß ihn selber "keinerlei Schuld" am Jansen-Pfeiffer-Fall treffe.
In einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung betonte der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Johannes Gerster, "der schleswig-holsteinische Regierungschef und SPD-Bundesvorsitzende steckt mittendrin im Sumpf". Das Ganze sei "ein handfester Engholm- Skandal".
Daß der Ministerpräsident seinen Sozialminister Günther Jansen (SPD) und seinen Referenten Klaus Nilius nicht sofort gefeuert habe, "legt den Verdacht nahe, daß Engholm als Mitwisser eingeweiht war und mitverantwortlich ist", sagte Gerster. "Es drängt sich der Verdacht auf, daß der Ex-Medienreferent Barschels ein Provokateur im Auftrag der SPD war", sagte der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende.
(Siehe auch Seite 3)
ZAGREB/BELGRAD, 3. März (dpa/AP/ Reuter/AFP). In Ostbosnien sind nach kroatischen Rundfunkberichten rund 20 000 Menschen aus der besetzten Stadt Cerska auf der Flucht vor den serbischen Truppen. Die Flüchtlingskolonne der hauptsächlich moslemischen Bewohner werde ständig beschossen, hieß es am Mittwoch morgen im Rundfunk. Bisher seien zwölf Leichen gefunden worden, sieben der Getöteten seien Kinder. In Belgrad hatte am Dienstag eine Sprecherin des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) unter Berufung auf Funkamateure im Raum Cerska berichtet, serbische Kämpfer bewegten sich frei in vielen Teilen der weiträumigen Stadt. Nach diesen Berichten sollen in Cerska mindestens 500 Zivilisten, vor allem Alten, Frauen und Kindern, die Kehlen durchgeschnitten worden sein. UNHCR-Sprecherin Lyndall Sachs bestätigte Meldungen über die serbische Eroberung Cerskas. "Die Meldungen über Massaker an Zivilisten und Plünderungen stammen aber nicht von UNHCR, sondern von moslemischen Funkamateuren aus Cerska, die Kontakt zu Tuzla hatten", sagte sie. "Wir haben über diese Greueltaten gehört, können das aber nicht bestätigen, denn wir haben keine eigene Beobachter in diesem Gebiet." Widerstand gebe es in dem Dorf Konjevic Polje, 15 Kilometer südöstlich von Cerska, aus dem viele Einwohner in die winterlichen Wälder geflohen seien. Frau Sachs sagte: "Die Menschen bitten darum, lebendig herausgeholt zu werden. Sie können nirgends hin. Sie müssen gerettet werden, wir brauchen Zugang zu der Gegend." UNHCR-Sprecher Ron Redmond sagte in Genf, wenn auch nur zehn Prozent der Berichte von Funkamateuren aus der Region wahr seien, "dann findet ein Massaker statt". Redmond berichtete auch, es gebe Informationen, daß Moslems, die am Montag versucht hatten, abgeworfene Hilfsgüter aufzusammeln, von Serben niedergeschossen worden seien.
Ein Lastwagenkonvoi des UNHCR brach am Mittwoch von Belgrad aus nach Konjevic Polje auf, wohin nach UN-Angaben bis zu 1500 Moslems aus Cerska geflüchtet sind. Vorgesehen ist die Evakuierung von verwundeten und kranken Moslems. Der Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, Ratko Mladic, will den Lastwagen nach Angaben des UNHCR aber die Durchfahrt nur dann erlauben, wenn die Moslem-Verbände in Cerska kapitulieren und die Zivilisten den Ort verlassen. Das UNHCR will die Bedingungen der Serben aber nicht akzeptieren.
Konjevic war in der Nacht zum Mittwoch Ziel der US-Transportflugzeuge, die zum drittenmal Hilfsgüter über dem Osten Bosniens abwarfen. Dies wurde am frühen Morgen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Rhein/Main bei Frankfurt mitgeteilt. Nach Angaben des US-Europakommandos ließen vier Transportflugzeuge des Typs C-130 Hercules 19,5 Tonnen Nahrungsmittel und 600 Kilogramm medizinisches Material und Medikamente an Fallschirmen niedergehen. Die Maschinen kehrten gegen 01.30 Uhr nach Frankfurt zurück, von wo sie am Dienstag abend gestartet waren.
Nach Angaben der US-Streitkräfte sind jetzt insgesamt knapp 57 Tonnen Nahrungsmittel, bestehend aus fast 65 000 Fertigmahlzeiten, und 1,6 Tonnen Medikamente und medizinisches Material über dem Osten Bosniens abgeworfen worden. Laut Berichten aus der Region soll aber nur ein kleiner Teil der abgeworfenen Güter an die Moslems gelangt sein. US-Verteidigungsminister Les Aspin kündigte an, die Luftbrücke werde vorübergehend unterbrochen, könne aber bei Bedarf schnell wiederaufgenommen werden.
Nach Angaben des bosnischen Rundfunks in Sarajewo wurden nahe der Stadt Zepa, einer weiteren moslemischen Enklave im Osten Bosniens, zwei US- Hilfspakete gefunden. Sie gehörten zu den Hilfssendungen, die während der Nacht zum Dienstag mit Fallschirmen abgeworfen worden waren. Die Suche nach anderen Containern wird durch den hohen Schnee in der Region erschwert.
In der naheliegenden Stadt Srebrenica, aus der keine Meldungen über mögliche Funde der US-Hilfe gekommen sind, seien am Dienstag neun Personen an Hunger gestorben, meldete der bosnische Rundfunk. Die Region werde außerdem von starken serbischen Truppen angegriffen, berichtete Radio Sarajewo.
Die NATO will mehr für einen Frieden im ehemaligen Jugoslawien unternehmen. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner sagte nach seinem Besuch bei US-Präsident Bill Clinton am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin: "Die NATO-Mitgliedstaaten haben sich verständigt, wenn die Vereinten Nationen dies wollen, dort Hilfe zu leisten." Die NATO sei bereit, zum Beispiel bei der Umsetzung des Flugverbots oder bei der Überwachung schwerer Waffen zu helfen. An komplizierte militärische Operationen sei die Allianz gewöhnt.
Das Parlament der Föderativen Republik Jugoslawien hat am späten Dienstag abend eine neue Regierung für das aus Serbien und Montenegro bestehende Restjugoslawien gewählt. Wie das Belgrader Fernsehen berichtete, wurde der bisherige Vize-Ministerpräsident Radoje Kontic neuer Regierungschef und Nachfolger des vom Parlament im Dezember abgesetzten Milan Panic.
STUTTGART, 3. März (dpa). Neue Schneefälle haben am Mittwoch morgen den Berufsverkehr in Teilen Baden-Württembergs erheblich behindert. Auf vielen Autobahnen und Straßen gab es infolge Schnee- und Eisglätte kilometerlange Stauungen und viele Unfälle. Ein acht Kilometer langer Stau wurde von der Autobahn A 8 Stuttgart-Karlsruhe im Bereich der Anschlußstellen Pforzheim-West und Ost gemeldet, ein Vier-Kilometer-Stau zwischen Heimsheim und Pforzheim-Ost. Auch auf der A 81 Heilbronn-Würzburg kam es bei Möckmühl zu erheblichen Behinderungen nach mehreren Unfällen infolge Schneeglätte.
TOKIO (dpa). Der japanische Autohersteller Mazda hat seine Pläne aufgegeben, mit Ford in Deutschland Wagen für den europäischen Markt zu bauen. Die Firma aus Hiroshima begründet den Abbruch der Verhandlungen über das Projekt mit Unstimmigkeiten über einen "gegenseitig akzeptablen Gewinn".
Ursprünglich wollte Mazda in den Ford-Werken in Köln oder Saarlouis 100 000 Mittelklasse-Modelle pro Jahr produzieren. Zeitweise waren auch Standorte in den neuen Bundesländern und in Belgien im Gespräch. Ford, mit einem Anteil von 23,9 Prozent größter Mazda-Aktionär, kooperiert mit dem Unternehmen in den USA und in Japan. Im Gegensatz zu den anderen führenden japanischen Herstellern ist Mazda nach wie vor ohne Aussicht auf eine eigene Fertigungsbasis in der Europäischen Gemeinschaft. Nissan, Toyota und Honda haben Fabriken in Großbritannien errichtet. Mitsubishi wird von 1995 an gemeinsam mit Volvo und Renault in den Niederlanden Fahrzeuge bauen.
Mazda werde nun die Suche nach Alternativen "fortsetzen und noch verstärken", heißt es in Hiroshima. Präsident Yoshihiro Wada hatte zuletzt erklärt, sein Haus prüfe für den Fall des Scheiterns der Gespräche mit Ford auch eine Zusammenarbeit mit anderen europäischen Herstellern.
MADRID, 3. März (dpa). Die spanische Polizei hat am Mittwoch die Festnahme eines Deutschen in dem Ort Blanes bei Gerona bekanntgegeben, der pornographische Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen gemacht hat. Die Polizei wurde zufällig durch ein Gespräch zwischen zwei Jungen auf den Fall aufmerksam, die sich über die Bezahlung durch den Deutschen stritten.
Bei einer Durchsuchung des Hauses des Deutschen, der seit acht Jahren in Blanes lebt, wurden den Angaben zufolge rund 1000 pornographische Kinder-Fotos sowie einschlägige Zeitschriften gefunden. Der Deutsche solle die Aufnahmen mit einer Polaroid-Kamera gemacht und die Fotos möglicherweise an entsprechende Publikationen verkauft haben. Die Polizei hat bereits sieben Jungen in Blanes und Lloret de Mar ausfindig gemacht, die sich gegen Bezahlung als Modelle für die Porno-Fotos zur Verfügung gestellt haben.
NEW ORLEANS, 3. März (dpa). Mafia-Boß Carlos Marcello, einst bekannt geworden als möglicher Hintermann der Ermordung von US- Präsident John F. Kennedy, ist nach Berichten vom Mittwoch im Alter von 83 Jahren in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana gestorben. Marcello war in den 50er Jahren der unerklärte König der Cosa- Nostra in New Orleans. Von dort soll er nach Behördenangaben ein Verbrechernetz errichtet haben, das von der Golfküste bis nach Texas reichte. Anfang der 80er Jahre gelang es dem FBI, das Imperium Marcellos mit Scheingeschäften zum Zusammenbruch zu bringen.
ERFURT, 3. März (dpa). In Ost-Thüringen ist mit Hakenkreuzen für kulinarische Spezialitäten einer Nürnberger Firma geworben worden. Die Erfurter Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf - gegen Unbekannt, wie der Leiter der Behörde, Otto Kretschmer, am Mittwoch mitteilte. Es sei unklar, wie das Nazi-Symbol in die Druckvorlage geraten konnte.
Auf den Werbeschriften befindet sich ein thüringisches Wappen, das aus der Nazi-Zeit stammt: Der Thüringer Löwe hält ein Hakenkreuz in der Pfote. Die Polizei stellte mehrere Exemplare der Schriften sicher. In Thüringen sei eine Auflage von 528 500 Stück verbreitet worden, sagte eine Polizeisprecherin.
Der Labour-Abgeordnete Derek Enright hat sich im britischen Unterhaus einen Ordnungsruf eingehandelt, weil er in einer Debatte ein Lied der Beatles sang - und das auch noch lateinisch. "Singen verstößt gegen die Regeln für Parlamentsdebatten", erläuterte am Mittwoch ein Sprecher der Unterhaus-Verwaltung.
Enright, ein früherer Lehrer für klassische Sprachen, hatte mit seiner lateinischen Interpretation des Songs "Yellow Submarine" während einer Erziehungsdebatte am Dienstag abend ein Beispiel für interessante Unterrichtsmethoden geben wollen. Als ihn ein Parlamentarier der regierenden Konservativen dabei zu einer Probe seines Gesangskönnens herausforderte, schwieg der Oppositionelle nicht lange. "Ich konnte nicht widerstehen", entschuldigte er seinen von viel Beifall begleiteten Verstoß gegen die Bestimmungen. (dpa)
WIEN, 3. März (dpa). Der frühere Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Norbert Steger, ist aus der Partei ausgetreten. In der Zeitschrift News begründete er seinen Entschluß unter anderem mit Ausfällen seines Nachfolgers an der Parteispitze, Jörg Haider, gegen führende Repräsentanten des Staates. Steger, ein 48 Jahre alte Rechtsanwalt, verurteilte in dem Interview "das faschistische Gedankengut der neuen FPÖ-Führung".
Haider - er löste Steger 1986 als FPÖ- Chef ab - hatte Bundeskanzler Franz Vranitzky einen "Austrofaschisten im Nadelstreif" und Vizekanzler Erhard Busek einen "Schrumpfaustriaken" genannt.
LONDON, 3. März (dpa). Zur Sicherung von 1 400 Arbeitsplätzen bei der Stadtverwaltung von Sheffield haben knapp 20 000 Mitarbeiter der englischen Kommune einer Kürzung ihrer Bezüge um 3,25 Prozent zugestimmt. Sie werden dafür eine Stunde pro Woche weniger arbeiten. Die damit verbundenen Einsparungen begrenzen - zusammen mit anderen Kürzungen - den Haushaltsplan auf 366 Millionen Pfund (870 Millionen Mark), wie ein Sprecher der Verwaltung am Mittwoch bestätigte. Diese Obergrenze war der 520 000 Einwohner zählenden Industrie-Stadt von der britischen Regierung auferlegt worden.
Der kanadische Sprinter Ben Johnson soll bei Doping-Kontrollen erneut positiv getestet worden sein. Dies berichtet die kanadische Tageszeitung "Toronto Star" in der Mittwoch-Ausgabe. Danach sollen bei drei Tests des 31jährigen Leichtathleten unzulässig hohe Testosteron-Werte festgestellt worden sein. Die Kontrollen waren bei den Hallen-Meetings Mitte Januar in Hamilton, Montreal und Europa vorgenommen worden. "Bis jetzt haben wir noch keine Bestätigung. Und spekulieren dürfen wir nicht", erklärte Jayne Pearce, die Sprecherin des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) am Mittwoch. Obwohl die B-Probe bereits gemacht worden ist, liegt das Ergebnis noch nicht vor.
Ben Johnson hatte nach seinem 100-m- Sieg bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul für den größten Doping-Skandal in der Geschichte der Leichtathletik gesorgt, als er positiv getestet worden war. Der gebürtige Jamaikaner gestand schließlich 1989 vor einem kanadischen Untersuchungsausschuß, von 1981 bis 1988 systematisch Anabolika - er nahm das Präparat "Stanazolol" - eingenommen zu haben. Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) sperrte ihn für zwei Jahre und annullierte seine beiden unglaublichen 100-m-Weltrekorde, die er bei der Weltmeisterschaft 1987 in Rom (9,83 Sekunden) und bei der Olympiade 1988 (9,79) aufgestellt hatte.
Am 12. Januar 1991 feierte Johnsen beim internationalen Hallen-Meeting im kanadischen Hamilton sein Comeback. Im vergangenen Jahr qualifizierte er sich sogar für die Olympischen Spiele in Barcelona und scheiterte im 100-m-Halbfinale in mäßigen 10,77 Sek. Über 100 m hat Johnson seit seiner Rückkehr die 10-Sekunden-Marke nicht mehr unterbieten können. Auch in der Halle fand er nicht mehr zu alter Schnelligkeit. dpa
WARSCHAU, 3. März (dpa). Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hat am Mittwoch einen Schwächeanfall erlitten. Wie sein Pressebüro in Warschau mitteilte, mußte er sich einer ärztlichen Kontrolle unterziehen. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt.
RUDOLSTADT. Dem umstrittenen Bad Hersfelder Ex-Bürgermeister Hartmut Boehmer fehlen nach eigenen Angaben vertragsrechtliche Voraussetzungen für seine Ernennung zum Intendanten und Verwaltungsdirektor des Rudolstadter Landestheaters in Thüringen (siehe auch gestrige Glosse). "Ich kann noch nicht erkennen, ob ich Intendant werde." Der bisherige Intendant Peter Pachl habe einem Aufhebungsvertrag nicht zugestimmt.
Der Thüringer Bühnenverein hatte zuvor gegen die Entscheidung des Zweckverbandes Theater/Orchester Rudolstadt für Boehmer massiv protestiert. Ihm wurde vor allem seine Vergangenheit vorgehalten. Boehmer hatte während seiner Amtszeit als CDU-Bürgermeister in Bad Hersfeld (Hessen) von 1978 bis 1989 Veranstaltungen von SS-Ehemaligen genehmigt und damit Schlagzeilen gemacht. Der heute parteilose Rechtsanwalt arbeitet derzeit als Berater für ostdeutsche Kommunen und Kreise. Er habe bei Gesprächen in Rudolstadt erklärt, warum er 1989 abgewählt wurde, sagte Boehmer, der sich auf diese Art nicht "verheizen" lassen will. Er sei nicht bereit, mit Leuten über seine Vergangenheit zu reden, die sich selbst nicht mit ihrer Geschichte befassen wollten. dpa
Französischer Lyriker
PARIS. Der französische Lyriker Jean Tortel ist im Alter von 88 Jahren in seinem südfranzösischen Wohnort Avignon gestorben. Der Dichter, der zeitlebens seiner provencalischen Heimat , hinterläßt ein Werk, das rund 30 Gedichtbände umfaßt. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte Tortel 1931 unter dem Titel "Cheveux bleus" (Blaue Haare).
1986 wurde Tortel mit dem Großen Lyrikpreis des Kulturministeriums ausgezeichnet. Kulturminister Jack Lang würdigte den Verstorbenen am Dienstag als "einen unserer größten Dichter". AFP Hansgünther Heyme will
BREMEN. Der Generalintendant des Bremer Theaters, Hansgünther Heyme, hat den Aufsichtsrat der Bühne "aus künstlerischen Gründen" um eine vorzeitige Auflösung seines bis zum Ende der Spielzeit 1996/97 datierten Vertrages gebeten. Das teilten Heyme und die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Kultursenatorin Helga Trüpel (Grüne) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Heyme strebt eine Vertragsauflösung mit Ende der Spielzeit 1993/94 an.
Heymes Schritt ist der Höhepunkt eines seit langem andauernden Streits über die finanzielle Ausstattung des Theaters. Die Kultursenatorin hatte Heyme mehrfach öffentlich vorgeworfen, den Etat von über 40 Millionen Mark "in Millionenhöhe" überschritten zu haben, obwohl ihm die Höhe der Mittel vor Vertragsabschluß bekannt gewesen sei. Heyme, der auch Leiter der Ruhrfestspiele in Recklinghausen ist, war erst im August vergangenen Jahres von den Städtischen Bühnen Essen nach Bremen gewechselt. Für den Rest dieser Spielzeit und für die Spielzeit 1993/94 hat Heyme einen auf die vorhandenen Gelder abgestimmten Spielplan vorgelegt, der gewährleisten soll, daß die prognostizierten Verluste (rund 500 000 Mark pro Jahr) der Theater GmbH bis Ende der kommenden Spielzeit ausgeglichen werden. Nach Auffassung des Intendanten sind damit "Einbußen an künstlerischer Qualität" verbunden, so daß er sich außerstande sehe, für die volle Vertragslaufzeit die "künstlerische Leistungskraft und das Ansehen des Bremer Theaters zu fördern". dpa
Lateinamerika als Thema des
AUGSBURG. Vom 4. bis zum 7. März findet an der Universität Augsburg der diesjährige Deutsche Hispanistentag statt. Thema der Tagung, in deren Rahmen auch der kubanische Schriftsteller Jesús Días vortragen wird, ist "Lateinamerika - Vielfalt der Kulturen". Auskünfte erteilt: Universität Augsburg, 8900 Augsburg, Tel. 08 21 / 598 - 654 fr
BUDAPEST, 3. März (dpa). Ungarische Behörden haben Schritte gegen einen vermuteten Verkauf von Babys in die USA eingeleitet. 28 von insgesamt 32 Kindern, die rumänische Frauen seit November 1992 in Szeged geboren hatten, wurden vorläufig in einem staatlichen Kinderheim untergebracht, wie Zeitungen des Landes am Mittwoch berichteten. Alle Krankenhäuser wurden verpflichtet, Entbindungen von Ausländerinnen zu melden.
Zuvor hatten ungarische Familien gegen Entgelt die Babys versorgt, die an Adoptiveltern in den USA vermittelt werden sollten. Ihre Mütter, oft Roma- Frauen, waren von der US-Stiftung Adam's Children Fund zur Entbindung nach Ungarn gebracht worden. Die US- Botschaft in Budapest bestätigte, daß "etliche" Visaanträge für solche Kinder vorlägen. Rumänien hatte vor kurzem die Adoptionsbedingungen verschärft.
Die US-Stiftung hatte am Dienstag den Vorwurf des Kinderhandels zurückgewiesen. Ihr Präsident Wayne Coombs sagte in Budapest, die Organisation handele ausschließlich in humanitärer Absicht, um verlassenen Kindern der Region, deren Müttern und einigen der rund zwei Millionen amerikanischen Familien zu helfen, die auf ein Adoptivkind warteten.
WEINHEIM, 3. März (dpa). Im Alter von über 111 Jahren ist die wahrscheinlich älteste Einwohnerin Deutschlands, Paula Baumgärtner, in Weinheim gestorben. Das bestätigte die Stadtverwaltung am Mittwoch auf Anfrage. Die Seniorin starb bereits am 24. Februar. Die alte Dame gehörte zu den zehn ältesten Menschen auf der Welt, deren Alter urkundlich nachgewiesen ist.
Paula Baumgärtner wurde am 16. August 1881 in Witten an der Ruhr als Paula Breder geboren.
HAMBURG, 4. März (dpa). Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat eine Begrenzung der Amtszeit des Bundeskanzlers, der Länder-Ministerpräsidenten und der Parteivorsitzenden gefordert. In einer 80seitigen Kritik zum Entwurf für ein neues CDU- Grundsatzprogramm, aus dem die Hamburger Wochenzeitung Die Woche Auszüge veröffentlicht, schreibt Biedenkopf, das Amt des Bundeskanzlers, eines Ministerpräsidenten oder eines Parteivorsitzenden solle "vom jeweiligen Amtsinhaber nur eine begrenzte Zeit wahrgenommen werden" können. "Auf diese Weise wird nicht nur im Amt selbst, sondern auch in den das Amt tragenden Personalstrukturen in regelmäßigen Abständen für Erneuerung gesorgt."
Zugleich werde das Interesse der Parteien an der Förderung von Nachwuchs und der Entwicklung von Alternativen gestärkt, zitiert Die Woche aus dem Biedenkopf-Papier.Größte Kultur-Kooperation gegen Fremdenhaß
DÜSSELDORF. Zu der bisher in einer deutschen Stadt wohl größten Kultur-Kooperation gegen Gewalt und Fremdenhaß haben sich Bühnen und Bibliotheken, Museen und Schulen, Kinos und Kirche in Düsseldorf zusammengefunden: Unter dem Titel "was tun" stehen vom 14. März an gut 100 Veranstaltungen auf dem Programm, an dem sich mehr als dreißig "freie" und kommunale Kulturinstitute beteiligen. dpa
KOPENHAGEN, 3. März (dpa). Ein mysteriöser Piepton hat am Mittwoch zur zwangsweisen Schließung alle Zentralen der dänischen Telefonauskunft in Jütland geführt. Eine entsprechende Verfügung erließ die dänische Gewerbeaufsicht wegen gesundheitlicher Gefährdung der Beschäftigten.
Die Telefongesellschaft JTAS, deren Techniker für die in den Kopfhörern der Mitarbeiter immer wieder auftretenden Hochfrequenztöne noch keine Erklärung haben, muß die Gehälter weiterzahlen, bis das Piepen abgestellt ist.
Damit führte ein Streik der 600 Mitarbeiter der Telefonauskunft in Jütland am Mittwoch zu einem ersten Erfolg. Die Beschäftigten legten am Morgen die Arbeit nieder, nachdem über Wochen ihre Klagen auf dem Dienstweg nichts bewirkt hatten.
PARIS, 3. März (dpa). Frankreich hat am Mittwoch ein Eingreifen der Vereinten Nationen in die "Kämpfe zwischen Ruanda und seinem Nachbarland Uganda" gefordert. Staatspräsident François Mitterrand wies das Außenministerium an, wegen des "internationalen Aspekts" des Konfliktes in den UN-Gremien vorstellig zu werden.
Frankreich hat 600 Soldaten in dem ostafrikanischen Kleinstaat Ruanda stehen, die nach offiziellen Angaben zum Schutz der dort lebenden Franzosen dienen. Die überwiegend von der Volksgruppe der Tutsi-Minderheit gestellte Guerillabewegung Patriotische Front Ruandas (RPF) wirft ihnen dagegen vor, das Regime der Hutu-Mehrheit zu verteidigen.
Paris beschuldigt Uganda, an der Seite der RPF in die Kämpfe einzugreifen; Uganda bestreitet dies. Großbritannien hat Paris zugesagt, mäßigend auf seine ehemalige Kolonie Uganda einzuwirken. Wegen des Bürgerkriegs gibt es in Ruanda bereits mehr als eine Million Flüchtlinge.Zur Person:
CARL H. HAHN, Aufsichtsratsmitglied der Volkswagen AG, hat sich bei einem Wirtschafts-Kongreß in Köln entschieden für die Abschaffung des letzten Gymnasial-Schuljahres ausgesprochen. "Wir müssen unser Bildungssystem verbessern, straffen und intensivieren", forderte Hahn. Nur mit Hilfe gut ausgebildeter Arbeitskräfte, die möglichst früh ins Berufsleben eintreten, könne die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig bleiben. Er betonte: "Nicht die Zahl der Roboter und Computer, die Größe und technische Perfektion der Arbeitszentren oder der Grad der Automatisierung wird über unseren zukünftigen Erfolg entscheiden, sondern die Ressource Mensch." (dpa)
KARLSRUHE, 3. März (dpa). Zigarettenhersteller dürfen Rauchern nicht länger "blauen Dunst" vormachen: Wirbt eine Firma mit der Bezeichnung "mild" für ihre Zigarette, so muß diese auch tatsächlich "leichter" sein und darf nur so wenig Nikotin enthalten, wie dies das sogenannte Mild-Abkommen der Zigarettenindustrie zuläßt. Dies entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Entscheidung hob er damit ein Urteil des Hamburger Landgerichts auf und verurteilte den Zigarettenhersteller Philip Morris unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu einer halben Million Mark auf Unterlassung der "blickfangmäßig" hervorgehobenen Angabe "Mild" bei der Marke "LM", sofern diese die dafür festgelegten Werte überschreitet.
Das Unternehmen hatte im Februar 1990 seine Marke als "mild" angepriesen, obwohl der Rauch einer LM-Zigarette mit 0,9 Milligramm Nikotin und 13 Milligramm Kondensat die von der Zigarettenindustrie selbst dafür auferlegten Werte (10 Milligramm Kondensat und 0,8 Milligramm Nikotin) überschritten hatte.
BREMEN. Der Generalintendant des Bremer Theaters, Hansgünther Heyme, hat den Aufsichtsrat der Bühne "aus künstlerischen Gründen" um eine vorzeitige Auflösung seines bis zum Ende der Spielzeit 1996/97 datierten Vertrages gebeten. Das teilten Heyme und die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Kultursenatorin Helga Trüpel (Grüne) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Heyme strebt eine Vertragsauflösung mit Ende der Spielzeit 1993/94 an.
Heymes Schritt ist der Höhepunkt eines seit langem andauernden Streits über die finanzielle Ausstattung des Theaters. Die Kultursenatorin hatte Heyme mehrfach öffentlich vorgeworfen, den Etat von über 40 Millionen Mark "in Millionenhöhe" überschritten zu haben, obwohl ihm die Höhe der Mittel vor Vertragsabschluß bekannt gewesen sei. Heyme, der auch Leiter der Ruhrfestspiele in Recklinghausen ist, war erst im August vergangenen Jahres von den Städtischen Bühnen Essen nach Bremen gewechselt.
Für den Rest dieser Spielzeit und für die Spielzeit 1993/94 hat Heyme einen auf die vorhandenen Gelder abgestimmten Spielplan vorgelegt, der gewährleisten soll, daß die prognostizierten Verluste (rund 500 000 Mark pro Jahr) der Theater GmbH bis Ende der kommenden Spielzeit ausgeglichen werden. Nach Auffassung des Intendanten sind damit "Einbußen an künstlerischer Qualität" verbunden, so daß er sich außerstande sehe, für die volle Vertragslaufzeit die "künstlerische Leistungskraft und das Ansehen des Bremer Theaters zu fördern". dpa
BONN, 4. März (dpa). Der "Rat der Baha'i" in Deutschland hat in Bonn die Bundesregierung aufgefordert, sich mit Nachdruck gegen die "offene Verletzung der Menschenrechte" der rund 300 000 Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft in Iran zu wenden. Baha'i-Sprecher Christopher Sprung sagte, Teheran habe die seit der islamischen Revolution 1979 praktizierte Verfolgung der Baha'i inzwischen offiziell als politisches Ziel propagiert.
Er berief sich auf einen in der vergangenen Woche in Genf vorgelegten Bericht des UN-Sonderberichterstatters Galindo Pohl. Angaben der Vereinten Nationen zufolge gibt seit 1991 einen Geheimplan, der auf den ersten Blick eine gewisse Duldung der Baha'i vermuten lasse, aber in Wahrheit die Ächtung und allmähliche Auslöschung der Gemeinschaft von höchster islamischer Seite sanktioniere.
Besorgt äußerte sich Sprung über eine Anweisung in dem Plan, Maßnahmen zu treffen, um die "kulturellen/ideologischen Wurzeln (der Baha'i) außerhalb des Landes anzugreifen und zu zerstören". "Ob damit beispielsweise mehrere tausend deutsche Baha'i oder gar die insgesamt rund fünf Millionen Bahai'i in über 170 Ländern direkt gefährdet sind, ist heute noch nicht absehbar", sagte er.
LANDSHUT, 3. März (dpa/AP). Das Geschäft mit einem V-Mann ist zwei Falschgeld-Händlern zum Verhängnis geworden: Nach monatelanger Telefonüberwachung und Oberservation der Verdächtigen deckte das bayerische Landeskriminalamt den bisher größten Falschgeld- Coup in der Geschichte des Freistaats auf. Den Beamten fielen fünf Millionen gefälschte US-Dollar in die Hände.
Der V-Mann hatte die Ganoven kontaktiert und ein Scheingeschäft eingefädelt. Für 120 000 echte Mark erhielt er am vergangenen Freitag auf einem Parkplatz in Vilsbiburg eine Million falsche Dollar. In einer Garage in Pfarrkirchen stießen die Beamten auf weitere Blüten im Nennwert von 3,9 Millionen Dollar, teilte die Polizei am Mittwoch in Landshut mit. Ein 35jähriger Mann aus Pfarrkirchen und sein 42jähriger Komplize aus Bad Birnbach wurden in Haft genommen, ebenso wie der "Blüten"-Produzent aus Tirol.
Dollarnoten stehen bei Geldfälschern nach Angaben von Experten hoch im Kurs, da sie als Zweifarben-Druck vergleichsweise leicht nachzumachen sind und weder Wasserzeichen noch Sicherheitsstreifen haben.
WACO, 3. März (dpa/AP/FR). Der blutige Stellungskrieg zwischen der religiös- fanatischen Davidian-Sekte und einer Armee von US-Bundespolizei bei Waco im US-Staat Texas hat sich am Mittwoch zugespitzt. 450 Beamte warteten darauf, daß sich Sektenführer Vernon Howell und seine Gefolgsleute ergeben. Die Polizei berichtete am Abend, Howell habe mitgeteilt, er warte auf weitere Befehle von Gott. Der Sektenführer habe weiter gesagt, in der Festung befänden sich 110 Menschen, darunter 20 Kinder. Zuvor war von 75 eingeschlossenen Sektenmitgliedern die Rede gewesen.
Am Dienstag hatte die Bundeskriminalpolizei FBI eine Forderung des 33jährigen Howell, der sich David Koresh nennt, erfüllt: Eine religiöse Botschaft wurde über Radio gesendet. Howel hatte zugesagt, nach Veröffentlichung der Botschaft friedlich aufzugeben. Howell erfüllte sein Versprechen nicht. Ein FBI- Sprecher sagte, man hoffe immer noch, daß er sich stellt. In seiner 58 Minuten langen Rundfunk-Botschaft zitierte Howell Passagen aus der Bibel. Er äußerte Besorgnis über die Menschen auf der Farm und in der ganzen Welt. "Sogar ein Mann wie Christus muß sich dem Unglauben stellen", sagte er.
In der blutigen Auseinandersetzung, die am Sonntag begann und bei der es zwei Schießereien mit den offenbar schwer bewaffneten Sektenanhängern gab, sind vier Polizisten getötet und 15 verwundet worden. Die Zahlen über Tote und Verletzte auf seiten der Sekte schwanken.
Zeitungsberichten zufolge sollen einige der freigelassenen Kinder berichtet haben, es seien sieben Sektenmitglieder bei dem Schußwechsel mit der Polizei getötet worden. Die Behörden gingen sogar von 15 Toten aus, hieß es.
Die Sekte und ihr Anführer hatten die 100 Bundespolizeibeamten, die am Sonntag das Anwesen nach Waffen und Sprengstoff durchsuchen wollten, bei der Ankunft mit Gewehrfeuer empfangen. Im Laufe der Belagerung hatte Howell 18 Kinder und zwei Frauen, 75 und 77 Jahre alt, freigelassen. Sie wurden inzwischen der Verschwörung und Mordes an Polizeibeamten angeklagt.
Howells Sekte hat schätzungsweise 2000 bis 3000 Mitglieder. Er war Berichten zufolge 1987 nach einem bewaffneten Machtkampf mit den Sieben-Tage-Adventisten als Sieger hervorgegangen. Die Sieben-Tage-Adventisten betonen, daß die Davidianer und ähnliche Gruppen nichts mit der heutigen Freikirche zu tun hätten.
Die dramatische Auseinandersetzung bescherten dem Reality-TV eine Sternstunde: Die US-Fernsehzuschauer waren dabei, als in bester Western-Manier am Sonntag aus dem vierstöckigen Anwesen der Sekte Polizisten mit Gewehrsalven regelrecht niedergemäht wurden.
Rundfunk und Fernsehen gaben sich her, um die Botschaften des Sektenführers in alle Welt zu verkünden. Doch die neue Dimension dieser Form von Reality- TV - in den USA anders als in Deutschland praktisch Alltags-Realität - hat bei den Behörden zu scharfer Kritik geführt. Beamte der Bundespolizei FBI haben dem Fernsehen vorgeworfen, durch ihre Live-Präsenz für den Tod der vier Beamten mitverantwortlich zu sein.
Pikanterweise hatte die Polizei jedoch selbst dafür gesorgt, daß die Medien von Anfang an dabei waren. Die lokalen Medien hatten über die bevorstehende Sekten-Razzia einen Tip erhalten. Eine durchaus gängige Praxis, denn die Behörden erhoffen sich dadurch Publicity für ihre Arbeit. Wenig angetan war die Polizei, als die Fernsehgesellschaft CNN den 33jährigen Sektenführer 20 Minuten lang über seine wirren Theorien am Telefon interviewte. Damit war die einzige Telefonleitung, die zu Verhandlungen genutzt wurde, blockiert.
BERLIN, 4. März (dpa). Im siebten Mauerschützenprozeß sind die Zweifel an der Identität des Maueropfers Michael Bittner ausgeräumt worden. Ein früherer Regimentsarzt identifizierte den Toten am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht an Hand eines Fotos. Der Arzt hatte den 25jährigen Ende 1986 nach den Todes-Schüssen zweier DDR-Grenzer untersucht. In Protokollen waren zuvor widersprüchliche Angaben aufgetaucht: Die Stasi hatte den Angehörigen erzählt, Bittner habe sich erfolgreich in den Westen absetzen können.
Am siebten Prozeßtag wurde bekannt, daß es sich bei Teilen der Ermittlungsakten möglicherweise um fragwürdige Dokumente handelt. Die Nebenklage will nachweisen, daß die Militär-Staatsanwälte, die nach der Wende mit den Ermittlungen im Fall Bittner betraut waren, zuvor aktiv an den Verschleierungsmaßnahmen der Stasi im gleichen Fall beteiligt waren. Die Stasi hatte sowohl Dokumente als auch die Leiche Bittners verschwinden lassen.
BERLIN, 3. März (geg/dpa). Im Prozeß gegen den früheren RAF-Anwalt Klaus Croissant hat die Bundesanwaltschaft am Mittwoch vor dem Berliner Kammergericht eine Haftstrafe von 30 Monaten wegen Spionage für die Stasi beantragt. Außerdem wurden ein vierjähriges Berufsverbot und die Aberkennung des Wahlrechts in dieser Zeit gefordert.
Nach Überzeugung der Ankläger hat Croissant in den 80er Jahren als "IM Taler" Informationen aus dem linken Spektrum der Bundesrepublik an die Abteilung Terrorabwehr des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und die Hauptabteilung Aufklärung weitergeleitet. Außerdem habe er dem MfS Stationierungsorte atomarer Erstschlagwaffen der US-Streitkräfte in Deutschland bekanntgegeben. Croissant habe zudem seine inzwischen verstorbene Lebensgefährtin, die Europaabgeordnete der Grünen, Brigitte Heinrich, angeworben. Der Angeklagte sei eine hochmotivierte zuverlässige Quelle für das MfS gewesen und habe gehandelt, um der Bundesrepublik zu schaden, hieß es weiter.
Croissants Verteidiger beantragte Freispruch für seinen Mandanten und Aufhebung des Haftbefehls. Der Anwalt sagte, Croissant sei in der Bundesrepublik stets offen für die Belange der DDR aufgetreten. Deshalb könne von einer konspirativen Tätigkeit keine Rede sein.
Wegen starken Schneefalls und schlechter Sichtverhältnisse ist das für Mittwoch in Morzine (Frankreich) vorgesehene erste Training für die Ski-Weltcup-Abfahrt der Damen am Samstag abgesagt worden.
STADE, 3. März (dpa). Wegen Totschlags in Tateinheit mit unerlaubtem Waffenbesitz hat das Landgericht Stade am Mittwoch den 47 Jahre alten Wilfried Schulte aus Salzgitter zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt.
Das Gericht sah es nach fünf Verhandlungstagen als erwiesen an, daß Schulte am 13. August 1992 seine Ehefrau, die 41jährige Lehrerin Eva Lerp-Schulte, mit einer Schrotflinte in einem Klassenraum der Grundschule in Dorum bei Cuxhaven erschossen hat.
KÖLN, 3. März (dpa). Die deutsche D-2- Mission steht offenbar unter einem schlechten Stern. Wie die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln am Mittwoch mitteilte, muß der Starttermin erneut verschoben werden. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest. Damit müssen die deutschen Astronauten Ulrich Walter (39) und Hans Wilhelm Schlegel (41) noch länger auf ihren Einsatz im Weltraum warten. Nach ersten Schätzungen wird sich der Start "um einige Tage" verschieben. Ursprünglich sollte die Mission am 25. Februar beginnen, wurde dann aber wegen technischer Probleme mit den Sauerstoffpumpen der drei Haupttriebwerke auf den 14. März verlegt. Ursache für die jüngste Startverschiebung sei ein Leck im Hydrauliksystem der Raumfähre "Columbia", aus dem Öl austrete, hieß es.
FRANKFURT A. M. (dpa/FR). Die deutschen Wellpappenhersteller werden auch in diesem Jahr aus der "Wachstumsdelle", in der sie sich nach eigener Einschätzung befinden, nicht herauskommen. Für 1993 sei mit einem Produktionsrückgang von vier bis fünf Prozent und weiterem Personalabbau zu rechnen, sagt der Vorsitzende des Verbandes der Wellpappenindustrie, Robert Sieger.
Seinen Worten zufolge schrumpfte die Fertigung im vergangenen Jahr um rund zwei Prozent. Sie befinde sich mit 3,1 Millionen Tonnen jedoch noch auf "hohem Niveau". Die vom Bundesumweltministerium ausgetüftelte Verpackungsverordnung habe sich bisher nicht nachfragemindernd ausgewirkt. Zu schaffen mache der Branche vor allem, daß die steigenden Kosten bislang nicht über höhere Preise an die Kunden weitergegeben werden konnten. Der Umsatz der Branche fiel zuletzt um sechs Prozent auf 5,2 Milliarden Mark. Die Zahl der Beschäftigten bei den Mitgliedsfirmen des Verbandes nahm um 2,8 Prozent auf 17 420 ab.
Sieger berichtet zudem von Überkapazitäten im Wellpappen-Zweig. Diese sind auf modernisierte Maschinen und auf die Inbetriebnahme von vier neuen Fabriken in den vergangenen beiden Jahren zurückzuführen. Trotz weiterhin hoher Nachfrage fiel die Auslastung der Kapazitäten daher unter die Marke von 90 Prozent.
Viereinhalb Jahre nach seinem ersten Doping-Sündenfall bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 ist der kanadische Sprinter Ben Johnson offenbar rückfällig geworden. Der 31 Jahre alte Leichtathlet soll Anfang des Jahres bei drei Kontrollen positiv getestet worden sein. Diese Exklusiv-Information des Toronto Star verdrängte in Kanada in allen Nachrichtensendungen die Politik von dem ersten Platz. Allerdings war zunächst von den Sportverbänden keine Bestätigung zu erhalten. Johnson ließ über seinen Anwalt erklären, er habe nie wieder verbotene Substanzen genommen, seit er in den Spitzensport zurückgekehrt sei.
Johnson hatte nach seinem 100-m-Sieg in Seoul für den größten Doping-Skandal in der Geschichte der Leichtathletik gesorgt, als er positiv getestet worden war, seine Goldmedaille und den Weltrekord verlor. Der gebürtige Jamaikaner gestand schließlich 1989 vor einem kanadischen Untersuchungsausschuß, von 1981 bis 1988 systematisch Anabolika - unter anderen das Präparat Stanazolol - eingenommen zu haben. Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) sperrte ihn für zwei Jahre und annullierte seine 100-m-Weltrekorde, die er bei der Weltmeisterschaft 1987 in Rom (9,83 Sekunden) und bei den Spielen 1988 (9,79) aufgestellt hatte.
Nach den Informationen des Toronto Star sollen Tests bei Hallen-Meetings am 15. Januar in Hamilton, am 17. Januar in Montreal und zwei Tage später in Toronto einen unzulässig hohen Testosteron/ Epitestosteron-Quotient ergeben haben. Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde der Sprinter auf Lebenszeit gesperrt werden.
"Bis jetzt haben wir noch keine Bestätigung", erklärte Jayne Pearce, die Sprecherin des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) am Mittwoch in London. Obwohl die B-Probe bereits untersucht worden sei, liege das Ergebnis noch nicht vor. Eigens für die vorgeschriebene Gegenanalyse ist der IAAF- Beauftragte Bryan Wotton von London nach Montreal entsandt worden. Außerdem soll bereits die Anti-Doping-Kommission der IAAF unter Vorsitz des Schweden Arne Ljungqvist zu seiner Sondersitzung eingeladen sein.
Sollte sich der Verdacht gegen Johnson bestätigen, so würde der Sprinter praktisch das Opfer jener Konsequenzen werden, die in Kanada nach dem spektakulären Fall von 1988 gezogen wurden. Eine von den Sportverbänden unabhängige staatliche Kontrollinstanz übernahm die Dopingtests, durch die nun Johnson möglicherweise erneut überführt wurde. Kanadas höchster Drogenfahnder Dr. Andrew Pipe wollte die Meldung der Zeitung nicht bestätigen. dpa/sid
STOCKHOLM, 4. März (dpa). Im Reaktor 1 des schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals ist am Mittwoch erneut ein radioaktives Leck entdeckt worden. Der Siedewasserreaktor, der erst in der Vorwoche wegen eines ähnlichen Lecks an einem Ventil tagelang lahmgelegt war, wurde wieder abgestellt. Die Werksleitung nannte das neue Leck, wie schon in der Vorwoche, "unbedeutend". Es seien "extrem geringe Mengen" Radioaktivität entwichen.
Zusammen mit vier weiteren Siedewasserreaktoren war Ringhals 1 wegen schwerwiegender Sicherheitsmängel im September 1992 für mehrere Monate von der schwedischen Strahlenschutzbehörde außer Betrieb gesetzt worden.
Der erste Reaktorblock des ukrainischen Kernkraftwerks Tschernobyl nahm nach einer kurzen Pause den Versuchsbetrieb wieder auf. Das sagte der Chefingenieur des Werks, Viktor Wassiltschenko. Die Bedienungsmannschaft hatte den Reaktor seinen Angaben zufolge am Montag wegen eines Lecks an einer zehn Millimeter dicken Leitung im Reservekühlsystem stillgelegt.
STRALSUND, 4. März (dpa). Eine Jugendstrafe von vier Jahren wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes hat das Landgericht Stralsund gegen einen 20jährigen Greifswalder verhängt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der junge Mann im Oktober 1991 gemeinsam mit vier anderen vor einer Telefonzelle in Greifswald einen marokkanischen Studenten mit einem Baseball-Schläger zusammengeschlagen und schwer mißhandelt hat. Das Tatmotiv, so der Vorsitzende Richter, sei Ausländerhaß gewesen. Dieser niedere Beweggrund rechtfertige eine Verurteilung wegen versuchten Mordes. Das Gericht hatte erst am Vortag die Anklage von versuchtem Totschlag in versuchten Mord abgeändert.
Dem Marokkaner waren im Oktober 1991 beide Hände zertrümmert worden.
Handball-Länderspiel Zerbe überzeugte in Abwehr und Angriff
Eine Woche vor dem Auftaktspiel bei der Handball-Weltmeisterschaft in Malmö gegen Dänemark gewann Deutschland vor 3500 Zuschauern in Göppingen ein Länderspiel gegen die Schweiz mit 24:19 (11:11). Rückraumspieler Volker Zerbe (Lemgo) mit sieben Toren, der kurzfristig für den Niederwürzbacher Jürgen Hartz nachnominierte Kieler Thomas Knorr, der sechs Treffer erzielte, sowie Torhüter Andreas Thiel boten dabei Glanzleistungen.
Die Mannschaft von Bundestrainer Armin Emrich erspielte sich zunächst mit großem Selbstvertrauen und Disziplin in der Abwehr und im Angriffsspiel eine 6:4- Führung. Die Wende stellte sich ein, als der Schweizer Trainer Arno Ehret Torwart Hürlimann gegen den Baseler Dobler austauschte. Nachdem dieser einen Siebenmeter von Roos (Großwallstadt) gehalten hatte, holten die Eidgenossen Tor um Tor auf. Nach dem 11:11 bei Halbzeit fing sich die deutsche Mannschaft wieder. Zerbe erwies sich dabei als Rückgrat der Abwehr und gab der Mannschaft die nötige Stabilität zu einer 14:11- Führung (36. Minute). Der Sieg fiel zum Schluß mit 24:19 deutlicher als erwartet aus. dpa
BONN, 3. März (dpa). Die Milliardenzahlungen der westdeutschen Kirchen zugunsten der Kirche in der DDR haben wesentlich zum Zusammenbruch des Sozialismus beigetragen. Zu diesem Ergebnis kommt der vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) jetzt beschlossene Bericht über "kirchliche Transferleistungen im evangelischen Bereich in die DDR von 1957 bis 1990". In erster Linie seien die rund 3,2 Milliarden Mark (West) der Kirche und nicht dem Staat zugute gekommen, sagte das mit der Untersuchung der Zahlungen beauftragte Ratsmitglied Barthold Witte am Mittwoch in Bonn. Die "autonome Existenz und Wirkung der Kirche im totalitär angelegten Herrschaftssystem der Marxisten-Leninisten erwies sich als dessen eigentliche zum Tode führende Schwäche", heißt es in Wittes Bericht. Auch Dank der Zahlungen sei die Kirche als einzige gesellschaftliche Großorganisation der DDR nicht in deren Macht- und Kontrollsystem integriert gewesen: "Manchmal gegen den Willen derer, die sie leiteten, blieb die Kirche ein unentbehrlicher Hort der Freiheit, von dem aus die Bürgerbewegung zum friedlichen Sturz des Regimes ansetzen konnte."
Der Bericht spart den ebenfalls über das Diakonische Werk abgewickelten Häftlingsfreikauf aus, weil dafür allein die Bundesregierung verantwortlich zeichnete. Er konzentriert sich auf die "Kirchengeschäfte A", das waren Warenlieferungen und Finanzhilfen für die Landeskirchen in der DDR. Nach den Recherchen Wittes wurden zwischen 1957 und 1990 Waren im Werte von rund 1,8 Milliarden Mark an die Ost-Kirche geliefert - von Textilien und Kühlschränken über Lebensmittel, Baustoffen bis zu medizinischen Geräten und Medikamenten. Außerdem lieferte die EKD über Vertragsfirmen Rohstoffe und Konsumgüter im Wert von 1,4 Milliarden Mark direkt an DDR-Regierungsstellen, die den Erlös in Ostmark an die Kirchen auszahlte.
(Kommentar Seite 3)
JÜRGEN MÖLLEMANN, Ex-Bundeswirtschaftsminister und FDP-Chef von Nordrhein-Westfalen, hat die Bonner Koalition heftig kritisiert und dabei auch Bundeskanzler HELMUT KOHL (CDU) schwere Fehler angekreidet. "Die Bonner Koalition steckt im Formtief, auch die FDP wird vom Abwärtstrend der Union erfaßt", schrieb Möllemann in einem Beitrag für die Zeitschrift Forum Liberal. "Wenn sich die politischen Diskussions- und Entscheidungsprozesse der vergangenen zwölf Monate nicht nachhaltig bessern, wenn an die Stelle der fragwürdigen Mischung aus Präsidialdemokratie und Küchenkabinett, die der Bundeskanzler eingeführt hat, nicht bald eine geordnete, die Ressourcen der Ressorts voll nutzende, eine koordinierte und durch klare und erklärte Entscheidungen geprägte Regierungstätigkeit bürgerlich- liberaler Prägung tritt, dann dürfte Helmut Kohl schon bald für längere Zeit der letzte von der Union gestellte Regierungschef gewesen sein." (dpa)
BONN, 3. März (dpa/AFP/AP/aga). In einer scharf geführten Bundestagsdebatte über den Stopp von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) hat die SPD der Bundesregierung eine "konzeptionslose und wirre" Arbeitsmarktpolitik sowie "unsoziales und zynisches Handeln" vorgeworfen. Der Bewilligungsstopp beim "letzten Notnagel des Arbeitsmarktes" in der "größten Krise seit den dreißiger Jahren" sei "gesellschaftspolitischer Sprengstoff", hielt der SPD-Sozialpolitiker Ottmar Schreiner der Regierung am Mittwoch in der von seiner Partei beantragten Aktuellen Stunde des Parlaments vor.
Größere Arbeitslosigkeit fördere Ausländerfeindlichkeit sowie die Neigung zur Rechtsradikalität und Gewalt, sagte Schreiner. Dagegen sei eine aktive Arbeitsmarktpolitik vorbeugende Gesellschaftspolitik und "tausendmal billiger als Ausweitung der Stellen bei Polizei und Justiz".
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) verteidigte den vorläufigen Bewilligungsstopp damit, daß "auch die Bundesanstalt für Arbeit sich an das Haushaltsrecht halten" müsse. An den für 1993 bereitgestellten ABM-Mitteln von 9,9 Milliarden Mark werde "keine Mark gekürzt", doch seien im Januar und Februar bereits zwei Milliarden abgeflossen.
In der von vielen Zwischenrufen begleiteten Debatte warf Blüm der SPD wütend vor, sie fürchte offenbar die Fakten, "weil das ihre Angstkampagne stört". Im laufenden Jahr würden 50 Milliarden Mark für Arbeitsmarktpolitik ausgegeben. Das seien 50 Prozent des Haushalts der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit. Zu Zeiten der SPD-Regierung habe dieser Anteil nur 18 Prozent betragen.
Wie andere Koalitionspolitiker warf auch die FDP-Sozialexpertin Gisela Babel der Bundesanstalt für Arbeit vor, nicht umsichtig mit ihren Etatmitteln umgegangen zu sein. Der jetzt notwendige Bewilligungsstopp sei offenbar dadurch verursacht, daß ein großer Teil der Neubewilligungen noch im Dezember 1992 vorgenommen worden sei.
SPD-Redner wie Barbara Weiler wandten sich dagegen, der Bundesanstalt den "Schwarzen Peter" zuzuschieben.
Scharfe Kritik am Bewilligungsstopp für AB-Maßnahmen kam auch von einzelnen Landesregierungen, Verbänden und sozialen Organisationen.
Der Brandenburgische Landtag forderte die Bundesregierung auf, die Pläne zurückzunehmen. Die Einschränkungen stünden im Widerspruch zu den Bemühungen, "die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung auch durch eine arbeitsmarktpolitische Flankierung zu verbessern", heißt es in einer Resolution.
Der ABM-Stopp ist nach Ansicht des Berliner Wirtschaftssenators Norbert Meisner (SPD) ein "Schlag gegen den Aufbau der Wirtschaft in Ostberlin und in ganz Ostdeutschland". Er hinterlasse das Gefühl, "als werde dort am sozialen Frieden gezündelt".
Die Senatorin für Arbeit und Frauen, Christine Bergmann, kündigte in einem Brief an Blüm eine "Berliner Aktion" unter dem Motto "Recht auf Arbeit" an.
Die Hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Heide Pfarr, bescheinigte der Bundesregierung "Menschenfeindlichkeit und Unvernunft der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik".
Der Fachverband Drogen und Rauschmittel bekräftigte, ein ABM-Stopp brächte für Projekte, die sich der Nachsorge für Suchtkranke widmeten, das Aus. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl zeigte sich auch der Förderverein Psychomotorik, der sich um behinderte Kinder kümmert, "entsetzt über die Leichtfertigkeit, mit der politisch Verantwortliche Entscheidungen fällen".
Die Abteilung Jugend des DGB-Bundesvorstandes wies darauf hin, daß ein ABM-Stopp zur Einstellung vieler Projekte in den neuen Bundesländern führen müßte, die eine Betreuung von Jugendlichen zum Ziel hätten. Die ohnehin schon enttäuschten Hoffnungen der Jugendlichen im Osten würden in Gewalt und Ausländerfeinlichkeit umschlagen, Drogen- und Alkoholprobleme nähmen zu.
New Yorker Anschlag 200 000 Dollar ausgesetzt
NEW YORK, 3. März (AFP). Für Hinweise auf die Hintergründe des Anschlags auf das World Trade Center ist eine Belohnung von 200 000 Dollar (rund 330 000 Mark) ausgesetzt worden. Der New Yorker Chef der Bundespolizei FBI, James Fox, sagte am Dienstag vor Journalisten, die Ermittler hofften, in den Trümmern weitere Video-Aufzeichnungen der Überwachungskameras zu entdecken, die Aufschluß über die Fahrzeugbewegungen zur Tatzeit machen könnten. Bislang seien zwei Videos in den Händen der FBI, die allerdings von schlechter Qualität seien und wenig nützliche Hinweise böten. Mit Hilfe eines Roboters suche die Polizei nach weiteren Überwachungskameras in den Trümmern nahe des Tatorts in den Untergeschossen des Wolkenkratzers. Das Band der Kamera, die den Verkehr in dem Stockwerk B2 überwachte, wo der Sprengsatz explodierte, sei noch nicht gefunden worden. Durch den Anschlag waren am Freitag fünf Menschen getötet und mehr als tausend verletzt worden. 34 von ihnen wurden nach Polizeiangaben am Dienstag noch in Krankenhäusern behandelt. Eine Person gilt als vermißt. Bürgermeister Dinkins rief alle möglichen Zeugen auf, sich zu melden. Der US- Fernsehsender CNN berichtete, die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen braunen Laster mit einem roten Streifen, in dem möglicherweise die Bombe deponiert war. Das FBI lehnte jeden Kommentar ab.
Nach Angaben der New Yorker Polizei wurden bisher 56 Bekenneranrufe bei den Behörden registriert. Entgegen ersten Berichten sei jedoch keiner von ihnen vor der Explosion eingegangen. Neben den Bekenneranrufen seien seit Freitag 364 neue Bombendrohungen bei der Polizei eingegangen.
KÖLN, 3. März (AFP). Der Vorstoß des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble, den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin so schnell wie möglich umzusetzen, ist auch bei Unionsabgeordneten auf Kritik gestoßen. Der Thüringer CDU-Abgeordnete Heinz-Jürgen Kronberg bezeichnete den Vorschlag in der Kölner Tageszeitung Express als "falsch". Auf der größten Baustelle Europas sei keine vernünftige und effektive Arbeit möglich, wie sie von Politikern erwartet werde. Der SPD-Abgeordnete Hans Martin Bury hat dem Blatt zufolge mit anderen Abgeordneten einen Antrag auf Verschiebung des Umzugs auf das Jahr 2010 formuliert.
WASHINGTON, 3. März (AFP). US-Präsident Bill Clinton erlebte bei der Einladung der Oppositionsführer im Parlament in Washington gleich zwei angenehme Überraschungen. Erst servierten die Republikaner sein Lieblingsessen - Hamburger und Pommes frites -, und dann gab es zum Nachtisch auch noch eine Spende für die geplante Joggingbahn hinter dem Weißen Haus. Der Führer der Republikaner im Senat, Bob Dole, übergab ihm einen Scheck über 250 Dollar für die Betonbahn. Insgesamt 20 000 Dollar Spenden sollen für die Joggingbahn gesammmelt werden, damit der Präsident durch seine morgendlichen Touren nicht ständig ein Verkehrschaos auf den Straßen um seinen Amtssitz verursacht.
MANAGUA, 3. März (AFP). Bei einem Gefecht zwischen einer bewaffneten Gruppe von Sandinisten und rechtsgerichteten Recontra-Rebellen sind im Norden Nicaraguas nach inoffiziellen Angaben elf Menschen getötet worden. Wie am Dienstag der sandinistische Sender Radio Ya berichtete, wurde bei der Schießerei am Vortag in der Ortschaft Mulukuku, 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Managua, auch ein Chef der Recontras, José Gomez, getötet. Ein Militärsprecher konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen.
In Nicaragua operieren insgesamt rund 15 Gruppen wiederbewaffneter Contras (Recontras) und irregulärer Sandinisten- Kämpfer (Recompas). Sowohl Recontras als auch Recompas fordern von der Regierung von Präsidentin Violeta Chamorro die Einhaltung von Zusagen zur gesellschaftlichen Integration von ehemaligen Soldaten und Rebellen, vor allem die ausreichende Zuteilung von Land.
LIMA, 3. März (AFP). Ein weiteres mutmaßliches Führungsmitglied der maoistischen Guerilla-Organisation "Leuchtender Pfad" ist am Dienstag von der Polizei in der peruanischen Hauptstadt Lima gefaßt worden. Das wurde offiziell mitgeteilt. Margot Dominguez ("Edith") gilt als militärische Oberbefehlshaberin der Rebellenorganisation in der nördlichen Zone von Lima. Die Polizei vermutet auch, daß sie dem Zentralkomitee des "Pfades" angehört.
Dominguez war kurz vor ihrer Festnahme in Abwesenheit von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft wegen Beteiligung an der Ermordung des obersten peruanischen Gewerkschaftschefs Pedro Huilca im Dezember verurteilt worden. Wie Staatsanwalt Daniel Espilchan am Dienstag weiter mitteilte, wurden insgesamt sieben Rebellen wegen des Anschlags zu lebenslanger Haft verurteilt.Neuer Chef hat Hand auf fast allen Adidas-Aktien
PARIS (afp). Der französische Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus, der kürzlich 15 Prozent der Adidas-Anteile übernahm und im April neuer Vorstandschef des Sportartikelherstellers wird, genießt eine Option auf fast alle Aktien des deutschen Unternehmens. Dies erklärte der Manager in einem Gespräch mit der Wirtschaftszeitschrift L'Expansion. Weiter sagte er, die beiden Investmentfonds Omega Ventures und Coatbridge Holdings, die etwa 35 Prozent des Adidas- Kapitals kontrollieren und über die so gut wie nichts bekannt ist, würden "in zwei bis fünf Jahren" wieder aussteigen.
Die Verluste von Adidas für das vergangene Jahr schätzt Louis-Dreyfus auf "über 100 Millionen Mark". Er wäre jedoch "enttäuscht, wenn wir 1993 nicht in die Gewinnzone kämen", meinte er. Louis-Dreyfus, der in diesem Monat die Leitung der britischen Werbeagentur Saatchi & Saatchi abgibt und zu Adidas wechselt, kündigte ferner an, er werde versuchen, das Image der Firma zu verjüngen. Adidas habe die "Zielgruppe der Jungen verfehlt". Er wolle Designer aus Italien, Frankreich und anderen Ländern zur Produktgestaltung hinzuziehen. Bislang werden die Drei-Streifen-Artikel ausschließlich in Deutschland gestylt. Besonderes Augenmerk möchte er auf den Fernen Osten und vor allem China richten, "wo wir rasch präsent sein sollten".
PARIS, 3. März (AFP). Etwa jeder vierte Angestellte (28 Prozent) in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Deutschland möchte "vor 55 Jahren" in Ruhestand treten, fast jeder zweite (48 Prozent) ist zur Teilzeitarbeit bereit. Dies geht aus einer im Auftrag des französischen Versicherungsunternehmens Axa vorgenommenen Erhebung hervor, die am Dienstag in Paris veröffentlicht wurde. 60 Prozent der befragten Angestellten in den fünf europäischen Staaten glauben jedoch nicht an eine dauerhafte Herabsetzung des Rentenalters auf 60 Jahre und rechnen damit, zwischen ihrem 61. und dem 65. Lebensjahr aus dem Berufsleben auszuscheiden.
BONN, 3. März (AFP). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und zwei Gewerkschaften haben sich gegen das geplante Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz gewandt. Zwei Tage vor der Beratung des Entwurfs der Bundesregierung im Bundesrat forderten der BUND, die Gewerkschaft Gartenbau und die IG Bau-Steine- Erden die Ministerpräsidenten auf, das Gesetz abzulehnen. Mit dem Wohnbaulandgesetz drohe ein großangelegter "Umwelt-Kahlschlag", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom Mittwoch.
Entgegen den Behauptungen der Bundesregierung sei der Naturschutz nicht für den Mangel an Wohnungen verantwortlich. Außerdem würde durch die Neuregelungen die Vergeudung wertvoller Flächen begünstigt.
Pablo Escobar gerät zunehmend in Bedrängnis, so jedenfalls sehen es die kolumbianischen Behörden. Die Festnahme des seit Juli flüchtigen Drogenbosses sei "jeden Moment" möglich, versichern sie mit zunehmendem Nachdruck seit einigen Tagen. Der offiziell verbreitete Optimismus stützt sich darauf, daß die Gefolgschaft des Kokain-Barons abbröckelt. Fünf seiner mutmaßlich engsten Mitarbeiter haben sich seit der vergangenen Woche freiwillig gestellt, ein weiterer wurde von der Polizei erschossen. Hinzu kommen die spektakulären Aktionen der mysteriösen Organisationen mit dem Namen "Von Pablo Escobar verfolgte Personen" (abgekürzt "Pepes"): Die Femegruppe, hinter der Polizisten oder auch rivalisierende Drogenhändler vermutet werden, hat in den vergangenen Wochen eine Serie von Anschlägen gegen Besitzungen und Vertraute Escobars geführt.
Der Boß selbst meldete sich am Mittwoch in der New York Times zu Wort - mit einem neuen Angebot für seine Rückkehr ins Gefängnis. Als Bedingung nannte der Chef des Medellin-Kartells, daß seinen engsten Angehörigen Aufnahme in den USA gewährt wird. "Meine Kinder versuchen, das Land zu verlassen, weil die Polizei, die hier die Regierung ist, gedroht hat, sie zu töten." Die Zeitung hatte Escobar über dessen Anwalt schriftlich Fragen übermittelt, die dieser per Telefax beantwortete.
Escobars zwei Kinder hatten vor knapp zwei Wochen versucht, in Medellin eine Maschine in die USA zu besteigen. Sie waren jedoch von den Behörden daran gehindert worden, obwohl sie im Besitz von Touristenvisa für die USA waren. Die US-Botschaft in Bogota hatte die Visa am darauffolgenden Tag für ungültig erklärt. Wie ernst die neuen Erklärungen Escobars zu nehmen sind, ist schwer einzuschätzen. Seit seiner Flucht aus dem Luxusgefängnis von Envigado bei Medellin hat der Kokain-Baron mehrfach "Bedingungen" für seine Rückkehr in die Haft präsentiert, etwa daß er in das Gefängnis von Itagui verlegt wird, wo bereits zwölf seiner Komplizen einsitzen.
Andererseits hatte Escobar Mitte Januar in einem Brief an den Generalstaatsanwalt angekündigt, er werde jetzt zum "bewaffneten Kampf" gegen die Regierung übergehen. Die Welle der Bombenanschläge nahm danach zu. Bei dem schwersten waren Ende Januar in der Hauptstadt Bogota 21 Menschen getötet worden. Trotz der intensiven Fahndung von über tausend Polizisten und Soldaten in Medellin und Umgebung ist Escobars an eine Legende grenzender Ruf, wie ein Phantom den Behörden immer wieder entwischen zu können, bislang nicht ins Wanken geraten.
"Wir suchen Escobar 24 Stunden am Tag, und er wird von Tag zu Tag schwächer", versicherte Verteidigungsminister Rafael Pardo am Dienstag vor der Presse. Er betonte, daß das Medellin-Kartell durch die Aktionen der Polizei inzwischen bereits "stark dezimiert" sei. Erst am Vorabend hatte die Polizei bei einer Schießerei in Medellin Hernan Hernao erschossen, der als Leiter von Escobars Militärapparat galt. Am Dienstag abend stellten sich dann zwei weitere berüchtigte Mitglieder des Kokain-Kartells den Behörden, Dario Cardozo und Gonzalo Restrepo, die als Chefs von Killerbanden des Kokain- Kartells gelten. Insgesamt 18 Führungsmitglieder der Organisation stellten sich seit Escobars Flucht im Juli den Behörden, um von den in diesem Fall vorgesehenen Straferleichterungen für Dealer zu profitieren.
Neben dem personellen "Aderlaß" des Kokain-Kartells sieht sich Escobar mit den Racheakten der vor einigen Wochen erstmals in Erscheinung getretenen "Pepes" konfrontiert. In den vergangenen Wochen verübten die Pepes eine Serie von Anschlägen auf Besitzungen Escobars, seiner Familie und seiner Partner. Am Montag entführten 15 mit Kapuzen maskierte Personen in Medellin einen Ingenieur, der als Strohmann Escobars gearbeitet haben soll. Der Mann wurde später erschossen aufgefunden - die "Pepes" bekannten sich zu dem Anschlag.
Darüber, wer sich hinter der mysteriösen Femegruppe verbirgt, wird in Kolumbien viel spekuliert. Vermutet wird, daß die "Pepes" mit Escobar rivalisierende Drogenhändler sind oder Polizisten, die Rache für die Tötung ihrer Kollegen nehmen wollen. Die Zeitschrift Semana berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Chef der Femegruppe sei Fidel Castano (alias "Rambo") eine schon seit längerem als Anführer paramilitärischer Gruppen bekannte Figur der Unterwelt. Castano erwarb dem Bericht zufolge als früherer Verbündeter Escobars ein immenses Vermögen vor allem mit dem Kokain-Handel. Im vergangenen Jahr habe er mit Escobar gebrochen, weil dieser einen seiner Freunde töten ließ. In der Vergangenheit habe der fanatische Antikommunist Castano-"Rambo" paramilitärische Heeresverbände gegründet, um die linksgerichtete Guerilla zu bekämpfen. (AFP)
BONN, 3. März (AFP). Bei der Treuhandanstalt und ihren Beteiligungsgesellschaften sind nach Angaben der Bundesregierung aufgrund krimineller Machenschaften Schäden in Höhe von rund drei Milliarden Mark aufgedeckt worden. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der PDS/ Linke Liste hervor, teilte die Bundestagspressestelle am Mittwoch mit. Allerdings habe der überwiegende Teil der Vermögensgegenstände gerettet werden können. Dadurch sei der Schaden auf rund 300 Millionen Mark begrenzt worden.
BAGDAD, 3. März (AFP). Eine Inspektorengruppe der Vereinten Nationen (UN) hat Irak am Mittwoch erneut vorgeworfen, die nach dem Golf-Krieg beschlossenen UN-Resolutionen weiter nicht zu erfüllen. Die irakischen Behörden weigerten sich beispielsweise, eine komplette Liste der ausländischen Unternehmen vorzulegen, die am Bau einer irakischen Atomanlage beteiligt waren, sagte Dimitri Perricos, Leiter der UN- Mission, bei seiner Ankunft in Bagdad.
Die von Perricos geleitete Mission soll das irakische Atompotential überprüfen. Irak ist dem UN-Beschluß zufolge verpflichtet, seine Massenvernichtungswaffen zu zerstören.
PARIS. Wegen Renovierungsarbeiten im ehrwürdigen Salle Richelieu wird die Comédie-Française in der Spielzeit 1993/94 im Pariser Theatre Mogador, einem Haus mit 1700 Plätzen, spielen. Diese Entscheidung, die mit einem staatlichen Kredit von 35 Millionen Franc verbunden ist, wurde vom für Theater zuständigen Vertreter des Kulturministeriums Alain Van Der Maliere bekanntgegeben. Gleichzeitig wurde Jacques Lassalle für weitere drei Jahre als Administrator des berühmtesten französischen Theaters bestätigt. Im Stammhaus der Comédie-Française seit 1792, im Palais Royal, sollen der Bühnenraum und die Bühnenmaschinerie renoviert und die Fassade gereinigt werden. AFP
TALLAHASSEE, 4. März (AFP). Frauen dürfen in Florida ihre Kinder künftig in der Öffentlichkeit stillen. Ein entsprechendes Gesetz verabschiedete der Senat des US-Bundesstaates am Mittwoch. Nach der neuen Regelung dürfen Mütter, die ihren Babys vor anderen Leuten die Brust geben, nicht mehr wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses belangt werden. Bisher war zwar kein Fall bekanntgeworden, in der eine Frau für das Stillen ihres Kindes belangt wurde. Befürworter einer Neuregelung berichteten jedoch, Polizeistreifen hätten beispielsweise in Einkaufszentren Frauen wiederholt für ihr Tun gerügt.
MOSKAU, 4. März (AFP/Reuter). Das russische Parlament hat sich besorgt über einen Bericht geäußert, demzufolge die Armee von Präsident Boris Jelzin entschiedene Schritte zur Beendigung der politischen Krise gefordert hat.
Die Abgeordneten des Obersten Sowjets verlangten bei ihrem Treffen am Donnerstag das Protokoll des Treffens Jelzins mit der Generalität im Moskauer Kreml vom Vortag. Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, ein Gegner Jelzins, erklärte, wenn solche Vorgänge andauerten, fürchte er, daß Verteidigungsminister Pawel Gratschow entlassen werde.
Die Zeitung Iswestija hatte am Mittwoch berichtet, die Generäle hätten ihre Sorge über den Machtkampf zwischen dem Präsidenten und dem Parlament geäußert und von Jelzin gefordert, die politische Krise zu beenden. Der Korrespondent des Blattes hatte an dem Treffen teilgenommen. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte bisher stets erklärt, die Streitkräfte würden sich nicht in die Innenpolitik einmischen.
Chasbulatow berichtete unterdessen, er habe am Mittwoch eine 90minütige Unterredung mit Jelzin gehabt. Einzelheiten wollte er aber nicht sagen.
Der russische Präsident Boris Jelzin will intensive politische Beratungen mit dem Volksdeputiertenkongreß aufnehmen, um die Ausrufung eines Notstandes zu vermeiden.
Er und das Parlament müßten sich im Streit um die künftige russische Verfassung versöhnen, sagte Jelzin nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass vor Ministerialbeamtinnen des Kremel. Jelzin hatte am Dienstag indirekt mit der Ausrufung des Notstandes gedroht, um die demokratischen Reformen in der bevorstehenden Sondersitzung des Volksdeputiertenkongresses gegen die konservative Opposition durchzusetzen. Der Oberste Sowjet soll am Donnerstag den Volksdeputiertenkongreß voraussichtlich für den 10. März einberufen.
Jelzin sagte, seiner Ansicht nach würden auch die konservativen, reformfeindlichen Abgeordneten nicht zum Schaden Rußlands handeln. Wenn dies doch der Fall sei, so werde Rußland in 50 bis 60 Einzelstaaten zerfallen, die sich über Jahrhunderte hinweg bekriegen würden, fügte er hinzu. In dem Verfassungsstreit zwischen Parlament und Präsident tritt Jelzin für eine starke Position des Präsidenten in der Verfassung ein. Dies sei notwendig, um die Einheit Rußlands zu bewahren. Das Parlament lehnt dies ab.
Das Parlament will nach Ansicht des stellvertretenden Direktors der juristischen Abteilung des Präsidialamtes, Anatoli Sliwa, die Abhaltung des Referendums verhindern.
Mit seinem engen Zeitplan werde es keine Zeit haben, die notwendigen Bestimmungen für die Abhaltung des Referendums über eine neue russische Verfassung am 11. April zu verabschieden, sagte Sliwa vor Journalisten. Es werde unmöglich sein, die Fragen, die in der Volksabstimmung beantwortet werden sollen, im Parlament bis zum 12. März zu erledigen.
Wenn das Parlament die Bestimmungen für das Referendum nicht verabschiede, werde es nicht stattfinden können, fügte er hinzu. Parlamentspräsident Russlan Chasbulatow, der im vergangenen Dezember gemeinsam mit Jelzin das Referendum beschlossen hatte, um den Verfassungsstreit zu lösen, war in den vergangenen Wochen wieder von diesen Plänen abgerückt.
FRANKFURT A. M., 3. März (lhe). Die Autobahnen rings um den Frankfurter Flughafen waren am Mittwoch zur morgendlichen Hauptberufszeit nach mehreren Unfällen weitgehend blockiert.
Begonnen hatte die Serie von Unfällen auf der Autobahn Darmstadt-Frankfurt, wo drei Personenwagen kollidierten und zwei Menschen ums Leben kamen. Auf der Umleitungsstrecke zwischen Wiesbaden und dem Frankfurter Kreuz verunglückte kurze Zeit später noch ein Lastwagen, so daß sich auf insgesamt vier Autobahnabschnitten der Verkehr weiter als 30 Kilometer staute.
Wie die Polizei in Darmstadt berichtete, geriet eine 24jährige Frau aus Neustadt an der Weinstraße auf der Strecke Darmstadt-Frankfurt nach einem Überholmanöver bei Mörfelden-Walldorf ins Schleudern und prallte gegen die Mittelleitplanke. Ein folgender Personenwagen aus Saarlouis rammte das Auto der Frau mit hoher Geschwindigkeit. In die Unfallstelle fuhr ein drittes Fahrzeug aus Freiburg. Die Fahrerin aus Neustadt und der 43jährige Fahrer aus Saarlouis starben noch an der Unfallstelle, die Frau aus Freiburg wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die Trümmer der Fahrzeuge blockierten sämtliche vier Fahrspuren, so daß der Fernverkehr aus Richtung Süden bei Darmstadt auf die Strecke Rüsselsheim-Mönchhofdreieck umgeleitet wurde.
Auf diesen vom Umleitungsverkehr bereits belasteten Fahrbahnen bildeten sich rasch zusätzliche Staus, als ein Lastwagen zwischen dem Mönchhofdreieck und dem Frankfurter Flughafen gegen die Mittelleitplanke raste. Dabei wurden sowohl der Lastwagen als auch zwei Personenwagen erheblich beschädigt.
Als Folge dieses Unfalls meldete die Polizei zwischen Wiesbaden und Raunheim sechs Kilometer, zwischen Mainz und Rüsselsheim fünf Kilometer und zwischen Groß-Gerau und Raunheim 13 Kilometer Stau.
STUTTGART (dpa). Neue Schneefälle haben am Mittwoch morgen den Berufsverkehr in Teilen Baden-Württembergs erheblich behindert. Auf vielen Autobahnen und Straßen gab es infolge Schnee- und Eisglätte kilometerlange Stauungen und viele Unfälle. Ein acht Kilometer langer Stau wurde von der Autobahn A 8 Stuttgart-Karlsruhe im Bereich der Anschlußstellen Pforzheim-West und Ost gemeldet, ein Vier-Kilometer-Stau zwischen Heimsheim und Pforzheim-Ost. Auch auf der A 81 Heilbronn-Würzburg kam es bei Möckmühl zu erheblichen Behinderungen nach mehreren Unfällen infolge
GIFHORN (AP). Ein 18jähriger Führerscheinneuling hat am Dienstag bei Gifhorn einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem drei Familienangehörige ums Leben kamen.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war der junge Mann, der erst vor 15 Tagen den Führerschein gemacht hatte, im niedersächsischen Hankensbüttel durch eine Windbö mit seinem Auto von der Fahrbahn abgekommen und gegen zwei Bäume geprallt. Dabei wurde der Wagen in zwei Teile zerissen.
In den Autotrümmern starben die 56jährige Mutter, der 57jährige Vater und die 19jährige Schwester des Fahrers, der als einziger mit leichten Verletzungen davonkam. Er hat noch zwei jüngere Geschwister.Frühling wartet überm Atlantik Ab Samstag wärmer
Der Winter hat zum Endspurt angesetzt. Heute wird er in Deutschland noch für Kälte und Schnee sorgen, dann aber setzt sich rasch Milderung durch. Für das Wochenende prophezeit der Deutsche Wetterdienst den Einzug des Frühlings.
Unter der Woche zeigte sich der Winter von zwei Seiten: Südlich der Mainlinie in Bayern und Baden-Württemberg mit reichlich Schnee, in der Mitte und im Norden Deutschlands trocken mit teils aufgelockerter und teils starker Bewölkung. Die Temperaturen lagen meist zwischen minus drei und plus zwei Grad. Der Meteorologe beim Wetterdienst in Offenbach sagten für den Nordosten leichte Schneefälle voraus, die ein Randtief über der Ostsee in die Bundesrepublik trägt.
Mit der großen Wetterumstellung ist am heutigen Freitag zu rechnen: Ein Frontensystem bringt vom Atlantik Niederschläge heran, die zunächst noch als Schnee und später als Regen fallen. Damit ist dann der Startschuß für eine merkliche Milderung zum Wochenende und den Einzug des Frühlings gegeben: Schon morgen sollen die Temperaturen auf über fünf Grad, am Sonntag auf zehn Grad und Anfang der kommenden Woche auf 15 Grad steigen. Auch die Sonne wird sich von Sonntag an zunehmend durchsetzen. lhe
WALTER GENDERS ist mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. Er ist der Beauftragte der Landesregierung für Angelegenheiten der Schwerbehinderten in der Landesverwaltung. Bei der Überreichung des Ordens in einer Feier im Wiesbadener Landtag betonte Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) die generelle Verpflichtung aller Dienststellen des Landes, vorrangig Behinderte einzustellen. Im Laufe des Jahres 1993 sollten zusätzlich etwa 200 Schwerbehinderte in Behörden des Landes übernommen werden.
IDSTEIN, 4. März (KNA/AFP). Ein sofortiges Rüstungsembargo aller EG- und NATO-Staaten gegen die Türkei hat die "Kampagne gegen Rüstungsexport" gefordert. Von der Bundesregierung verlangte die Initiative in Idstein, die militärische und rüstungswirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei unverzüglich zu beenden und den Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Kurdistan zu verlängern. Den Kurden solle der Status von Kriegsflüchtlingen zuerkannt werden.
Die "Kampagne" wies darauf hin, daß die Türkei bei den Herkunftsländern der Flüchtlinge, die in die Bundesrepublik kämen, an dritter Stelle liege. Die Flüchtlinge von dort verließen ihr Land aus Angst vor in die Türkei exportierten deutschen Waffen.
Bei neuen Gefechten in Südostanatolien sind seit Anfang der Woche nach offiziellen türkischen Angaben 44 kurdische Untergrundkämpfer und vier Zivilisten getötet worden.
ROM, 3. März (KNA). In Bosnien-Herzegowina vergewaltigte Ordensfrauen dürfen nach nach den Worten des vatikanischen Pressesprechers Monsignore Piero Pennacchini im Falle einer Schwangerschaft nicht abtreiben. Der Vatikan habe "noch nie und in keinem Fall" in ähnlichen Situationen, wie etwa bei Missionarinnen in der Dritten Welt, einen Schwangerschaftsabbruch genehmigt, sagte Pennacchini am Mittwoch in Rom. Über die Zahl vergewaltigter Ordensfrauen in Ex-Jugoslawien teilte der Vatikan nichts mit. Dem Vernehmen nach soll es sich nur um wenige Ordensschwestern handeln. Allerdings gebe es nur ungenügende Informationen über das Schicksal einiger Ordensinstitute in den Kriegsgebieten, hieß es in Vatikankreisen.
GENF, 3. März (epd). Immer mehr Menschen werden nach Angaben der Flüchtlingshochkommissarin der Vereinten Nationen, Sadako Ogata, weltweit aus ihren Häusern und ihrer Heimat vertrieben. Die "ethnischen Säuberungen" im früheren Jugoslawien seien nur ein "schmerzhaftes Beispiel" dafür, wie überall auf der Welt Menschenrechte absichtlich verletzt würden, um Menschen zur Flucht zu zwingen, sagte Ogata am Mittwoch vor der UN-Menschenrechtskommission in Genf.
Die Hochkommissarin trat dafür ein, das Bleiberecht aller Menschen international stärker zu schützen. Auch die Großzügigkeit der Aufnahmeländer könne den Asylsuchenden nicht völlig ihre Heimat ersetzen und den "Schmerz des Exils" erleichtern. Sie setzte sich zudem dafür ein, daß dem "Recht, zu Hause zu bleiben" und dem "Recht auf Rückkehr in Sicherheit und Würde" der gleiche Stellenwert eingeräumt werde wie dem Asylrecht. Mit Nachdruck bestand sie auf dem Festhalten am Asylrecht und dem Verbot des Zurückschickens von Verfolgten.Ecuador wehrt sich gegen EG
QUITO, 3. März (epd). Ecuador will bei der geplanten Beschaffung von 2000 Stadtomnibussen nur Lieferländer berücksichtigen, die Bananen ohne Einfuhrbeschränkungen importieren. Mit dieser Ankündigung reagierte die Regierung des südamerikanischen Landes auf die von der Europäischen Gemeinschaft beschlossene Beschränkung der Bananeneinfuhren aus Lateinamerika auf jährlich zwei Millionen Tonnen. Die Maßnahme diene nicht nur der Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, sondern auch der Erschließung neuer Absatzmärkte für das zweitwichtigste Exportprodukt des Landes, sagte Staatsminister Roberto Dunn am Dienstag in der Hauptstadt Quito. Ecuador ist mit einem weltweiten Marktanteil von 25 Prozent der wichtigste Bananenexporteur und von den am 1. Juli in der EG in Kraft tretenden Einfuhrbeschränkungen für lateinamerikanische Anbauländer am stärksten betroffen. Im vergangenen Jahr hatte Lateinamerika 2,7 Millionen Tonnen Bananen in die EG exportiert.
FREETOWN, 3. März (epd). Die Armee Sierra Leones hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in den vergangenen Tagen mit Unterstützung von Truppen aus Guinea Brücken und Städte an der Grenze zu Liberia von den Rebellen zurückerobert. Neben einer Reihe kleinerer Städte sei auch die strategisch wichtige Brücke über den Mano-Fluß im Südosten des Landes eingenommen worden, sagte Vize-Verteidigungsminister Komba Mondeh am Dienstag in Freetown.
Damit sei die Rebellenbewegung "Revolutionäre Vereinigte Front" (RPF) unter Fouday Sankoh vom Nachschub aus Liberia abgeschnitten. Die RPF wird vom liberianischen Rebellenführer Charles Taylor unterstützt. Nach Darstellung der sierraleonischen Armee wurden an der Mano-Brücke rund 50 RPF-Rebellen getötet. Beobachter sehen in dem Vorgehen die Eröffnung einer neuen Front im Kampf der Eingreiftruppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft gegen die Taylor-Rebellen in Liberia.
BRÜSSEL, 3. März (Reuter). Die belgische Polizei hat am Dienstag die Blockade zweier Atomfabriken im nordbelgischen Dessel durch Mitglieder der Umweltschutz-Organisation Greenpeace beendet. Den Stopp hatte die Firma Belgonucleaire vor Gericht durchsetzen können. Die Nachrichtenagentur Belga berichtete, die Polizei habe die rund 75 Demonstranten einer Identitätskontrolle unterzogen und später wieder gehen lassen. Die Greenpeace-Mitarbeiter hatten seit dem Morgen gegen die geplante Produktionsausweitung von plutioniumhaltigen Brennelementen in den beiden Fabriken protestiert.
ROM, 3. März (Reuter). Italiens Regierung will den politischen Schaden aus den Korruptionsskandalen der jüngsten Vergangenheit offenbar durch eine Verminderung der Strafbarkeit in solchen Fällen begrenzen. Gegen den Protest der Kommunisten und Neo-Faschisten drückte die Vier-Parteien-Koalition am Dienstag in einem Parlamentsausschuß Vorschläge durch, nach denen die Übertretung des Parteien-Finanzierungsgesetzes nur noch mit einer Geldstrafe, nicht aber mit Haftstrafe geahndet werden soll. Die Opposition verurteilte die Vorschläge als Versuch der Regierung, sich reinzuwaschen und einigen ihrer Spitzenpolitiker Gefängnisstrafen zu ersparen. Die Vorlage muß noch beide Kammern des Parlaments durchlaufen.
JERUSALEM/GAZA, 3. März (Reuter/ AFP). In Israel und den besetzten Gebieten nimmt die Gewalt kein Ende. Am Dienstag töteten Palästinenser in einem Flüchtlingslager im abgeriegelten Gaza- Streifen einen Israeli.
Nach israelischen und palästinensischen Angaben war der Mann in das Lager Jibna gefahren, wo er von wütenden Lagerinsassen zunächst gesteinigt und dann von einem Maskierten erschossen wurde. Danach sind bei Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern am Dienstag abend in dem Flüchtlingslager zehn Palästinenser durch Schüsse verletzt worden. Das verlautete aus Palästinenserkreisen. Dutzende Palästinenser seien festgenommen worden.
Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Armee den Gaza-Streifen abgeriegelt. Grund dafür war die Tötung zweier Israelis durch einen Palästinenser am Montag in Tel Aviv.
Im arabischen Ostteil Jerusalems erschoß der Fahrer eines israelischen Wagens am Dienstag einen Palästinenser, nachdem sein Auto mit Steinen beworfen worden war. Der Polizei zufolge stieg der Fahrer aus und gab mehrere Schüsse ab. Aus Palästinenserkreisen verlautete, bei dem Toten handele es sich um einen 65 bis 70 Jahre alten Mann.
Das US-Außenministerium gab derweil den Abbruch aller Kontakte zur islamischen Fundamentalistenbewegung Hamas bekannt, die die Verantwortung für mehrere Anschläge gegen Israelis in den vergangenen Monaten übernommen hat. Israel wirft den rund 400 ausgewiesenen Palästinensern Verbindungen zu Hamas vor.
BERLIN/BONN (rtr/dpa/FR). Die Bundesregierung befindet sich mit ihrem geplanten Standortsicherungsgesetz nach Meinung zahlreicher Wirtschaftswissenschaftler auf dem Holzweg. Auch die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) lehnte bei einer Anhörung des Finanzausschusses des Bundestages das Paragraphenwerk ab. Nach ihrer Ansicht bringt es nur "Steuergeschenke für nicht investierende Unternehmen". Während gegenwärtig die Förderung von Investitionen in Sachwerte im Vordergrund stehen müsse, habe Bonn steuerliche Vergünstigungen "von reinen Finanzinvestitionen vor". Dies sei nicht nur ein falscher Ansatz, sondern eine "völlige Fehlorientierung".
Von einem falschen Ansatz spricht auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem jüngsten Wochenbericht. Es sei zweifelhaft, ob durch eine Kombination aus Steuererleichterungen und eingeschränkten Abschreibungsmöglichkeiten tatsächlich Investitionen und Arbeitsplätze in Deutschland dauerhaft gesichert würden.
Gerade bei investitionsfreudigen Firmen reichten die geplanten Steuerentlastungen nicht aus, um verschlechterte Abschreibungsbedingungen auszugleichen, stellen die Berliner Wissenschaftler fest. Nach dem Bonner Entwurf sollen die Höchstsätze der Einkommensteuer bei gewerblichen Einkünften von 53 Prozent auf 44 Prozent gesenkt werden. Bei der Körperschaftsteuer ist eine Rücknahme auf 44 (50) Prozent für einbehaltene und 30 (36) Prozent für ausgeschüttete Gewinne vorgesehen.
In Simulationsrechnungen ermittelte das DIW, daß sich die Mindereinnahmen des Staates an Einkommen- und Körperschaftsteuer auf 7,5 Milliarden Mark im nächsten Jahr und auf 8,5 Milliarden Mark 1996 belaufen dürften. Hingegen würden den Firmen wegen der weniger großzügigen Regeln für Abschreibungen 1994 Mehrbelastungen von rund 6,3 Milliarden zugemutet. Bei einem unterstellten Investitionsverlauf würde die Bürde auf 12,3 Milliarden Mark 1996 zunehmen, ehe sie sich nach 1997 zwischen sechs und elf Milliarden pro anno einpendeln werde. Allerdings räumen die Forscher ein, daß es schwierig sei, die künftigen Abschreibungen realistisch zu ermitteln.
Dessen ungeachtet gebe es Erfahrungen aus dem Ausland, denenzufolge eine kombinierte Senkung von Steuern und Verschlechterung von Abschreibungsbedingungen "nicht ohne weiteres attraktive Rahmenbedingungen für Investoren schafft". Es sei zu befürchten, daß eine solche Steuerpolitik die Neigung zu Investitionen in Sachanlagen beeinträchtigen werde.
Unter Hinweis auf die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Anhebung des Steuerfreibetrages auf das Sozialhilfeniveau stellt das Institut weiter fest, bei einer aufkommensneutralen Änderung wäre eine neuerliche und merkliche Erhöhung sowohl der Eingangs- wie auch der Spitzensätze bei der Einkommensteuer wohl unvermeidlich.
In der Anhörung des Finanzausschusses warnte der Freiburger Professor Alois Oberhauser den Bund davor, den eingeschlagenen Weg zu gehen. Vielmehr sei eine expansive Finanzpolitik unter Inkaufnahme einer höheren Neuverschuldung angezeigt, um aus der Rezession herauszukommen. Die Bonner Politik leide unter einem "Verschuldungstrauma" und übersehe die positiven Effekte einer Konjunkturankurbelung für die Steuereinnahmen. "Ökonomisch unsinnig" nannte auch der Bochumer Betriebswirtschaftler und Steuerexperte Professor Dieter Schneider das Vorhaben.
Anfang vergangenen Monats hatte die Mehrheit von CDU/CSU und FDP das Standortsicherungsgesetz im Bundestag in erster Lesung gegen die Stimmen der SPD gebilligt. Im Bundesrat, wo sie über die Mehrheit verfügen, wollen die Sozialdemokraten einen unveränderten Spitzensatz der Einkommensteuer bei gewerblichen Einkünften durchdrücken und bei der Körperschaftsteuer für einbehaltene Gewinne lediglich auf 46 Prozent heruntergehen. Verschlechterte Abschreibungsbedingungen hält auch der neue Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) für "kontraproduktiv".
BELGRAD, 3. März (Reuter). Das jugoslawische Parlament hat in der Nacht zum Mittwoch den bisherigen stellvertretenden Regierungschef Radoje Kontic zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Die amtliche Nachrichtenagentur Tanjug meldete, auch Kontics Kabinett sei von den Abgeordneten beider Kammern gebilligt worden. Der Montenegriner Kontic hatte bereits als kommissarischer Regierungschef amtiert. Im Dezember war der Serbo-Amerikaner Milan Panic durch ein Mißtrauensvotum des Parlaments gestürzt worden.
PHOENIX, 3. März (Reuter). Im US-Bundesstaat Arizona ist am Mittwoch ein verurteilter Mörder nach amtlichen Angaben mit einer Giftinjektion hingerichtet worden. Der 27jährige John George Brewer hatte sich selbst für diese Todesart entschieden. Er war zum Tode verurteilt worden, weil er im November 1987 seine 23jährige Freundin erdrosselt hatte, die in der 22. Woche schwanger war. Brewer hatte die Tat gestanden und erklärte, er wolle sie mit seinem Tod sühnen. Brewer war der erste Todeskandidat, der sich gemäß einem neuen Gesetz in Arizona seine Hinrichtungsart selbst aussuchen konnte. Er zog die Giftspritze der Gaskammer vor.
FRANKFURT A. M., 3. März (Reuter/ AP). Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef im Deutschen Bundestag, Johannes Gerster, hat den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm zum Rücktritt aufgefordert, falls dieser nicht zweifelsfrei darlegen könne, daß ihn "keinerlei Schuld" am Jansen-Pfeiffer-Fall treffe. Engholm stecke "mittendrin im Sumpf", meinte Gerster am Mittwoch in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Gerster bezeichnete die Spenden-Geschichte als einen "handfesten Engholm-Skandal".
Daß der schleswig-holsteinische Ministerpräsident seinen Sozialminister Günther Jansen und seinen Referenten Klaus Nilius nicht sofort entlassen habe, lege "den Verdacht nahe, daß Engholm als Mitwisser eingeweiht war und mitverantwortlich ist", zitierte die Zeitung Gerster. Es dränge sich der Verdacht auf, daß der ehemalige Barschel-Medienreferent Reiner Pfeiffer "ein Provokateur im Auftrag der SPD, zumindest aber eine Art Doppelagent für Barschel und die SPD war".
Jansen will - wie berichtet - Pfeiffer anonym 40 000 Mark aus seiner Privatschatulle geschenkt haben; Nilius soll das Geld übergeben haben. CDU-Generalsekretär Peter Hintze bezeichnete es in Bonn als unglaubwürdig, wenn Engholm behaupte, von den Vorgängen nichts gewußt zu haben. Er erinnerte daran, daß der SPD-Chef schon einmal an zentraler Stelle eine Gedächtnislücke gehabt habe. Im Gegensatz zu seinen Behauptungen vor der Öffentlichkeit habe Engholm damals vor dem Untersuchungsausschuß in Kiel einräumen müssen, daß er von Kontakten zwischen seinem engen Vertrauten Nilius und Pfeiffer doch schon früher gewußt habe. "Ist es heute wieder genauso?" fragte Hintze. Engholm müsse alles und sofort offenbaren, forderte der CDU- Politiker. Es gehe um die persönliche Glaubwürdigkeit Engholms und um die politische Verantwortung für das, was in seiner engsten Umgebung geschehe.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Willfried Penner sagte der Westdeutschen Zeitung, nur wenn Engholm als Ministerpräsident das Heft des Handelns behalte, sei eine Gefahr für ihn und seine bundespolitische Aufgabe abzuwenden.
KARLSRUHE, 3. März (Reuter). Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat die Zulassung privater Grundschulen erleichtert. Es legte Kriterien fest, wann die Unterrichtsverwaltung ein "besonderes pädagogisches Interesse" anerkennen muß. Auch kann nun die behördliche Ablehnung einer privaten Grundschule von den Verwaltungsgerichten inhaltlich nachgeprüft werden (AZ: 1 BvR 167/87). Das Grundgesetz bestimmt in Artikel 7, daß eine private Grundschule nur zuzulassen ist, "wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes pädagogisches Interesse anerkennt". Das BVG stellte fest, es genüge, wenn die Schule eine "sinnvolle Alternative zum bestehenden Schulangebot" darstelle. Das Konzept brauche aber "weder neu noch einzigartig" zu sein.
BONN, 3. März (Reuter). Das Finanzamt fordert vom Deutschen Beamtenbund (DBB) eine Steuernachzahlung von 100 Millionen Mark. Ein Sprecher des Beamtenbundes sprach am Mittwoch in Bonn von einem Auslegungsstreit zwischen dem Beamtenbund und dem Finanzamt St. Augustin bei Bonn. Als "aus der Luft gegriffen" und falsch bezeichnete der DBB dagegen eine Meldung der Bild-Zeitung, daß die Steuerfahndung in der Sache ermittele und Millionenbeträge am Finanzamt vorbei dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zugeschoben worden seien. Er forderte eine Gegendarstellung der Zeitung.
Nach Angaben des Beamtenbundes geht es um den auch dem Finanzamt bekannten Sachverhalt, daß das Beamtenheimstättenwerk (BHW) - das je zu 48 Prozent über Firmen dem DBB und dem DGB gehört - Gewinne nicht gleichmäßig auf die beiden Firmen BTA, im Besitz des Beamtenbundes, und BGAB, im Besitz des Gewerkschaftsbundes, verteilt habe.
STUTTGART (dpa/rtr/FR). Zur Senkung ihrer Kosten wollen große Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie offenbar auch die bisherigen freiwilligen Sozialleistungen heranziehen. Ein erstes Gespräch zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsleitung bei Mercedes-Benz, in dem der Vorstand den Abbau derartiger Zahlungen angesprochen habe, ist nach Angaben von Gesamtbetriebsratschef Karl Feuerstein "ergebnislos beendet" worden. Angeblich plant die Karossenschmiede, Zuschüsse zu Kuren und Verpflegung zu kürzen.
Auch der größte deutsche Autozulieferer Robert Bosch will bei seinen Rotstiftplänen "die freiwilligen Entgeltbestandteile und Sozialleistungen nicht ausklammern". Der Stuttgarter Konzern schreibt nach eigener Darstellung seit einigen Monaten im operativen Geschäft Verluste. Die Entwicklung des Betriebsergebnisses gebe Anlaß zur Besorgnis, heißt es in der jüngsten Ausgabe der Firmenzeitung Bosch-Zünder. Anfang 1993 habe sich die Lage weiter verschlechtert. Der Umsatz sei im Januar um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen.
Nach dem ungünstigen Start müßten die Umsatz- und Ertragserwartungen für 1993 weiter nach unten korrigiert werden. Die vor zwei Jahren eingeleiteten Programme zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung hätten nicht ausgereicht. Der Bosch-Personalstand ist seit Anfang 1992 weltweit um 12 000 auf 169 000 Beschäftigte gesunken.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse an den bundesdeutschen Aktienmärkten sind gestern im Verlauf des Handels wieder gefallen. Nach einem euphorischen Beginn kippte der Deutsche Aktienindex (Dax) zum Schluß wieder unter die Marke von 1700 Punkten. Vorübergehend war er bis auf 1709,86 Zähler geklettert, schloß aber bei 1693,73. Anfangs war der Markt von Hoffnungen auf ein Sinken der Zinsen und dem festen New Yorker Aktienmarkt stimuliert worden, Gewinnmitnahmen hätten aber später wieder auf die Notierungen gedrückt.
Schwächer tendierten auch gestern die Titel der Großchemie. Nach wie vor wirke sich hier das Giftunglück bei Hoechst in Frankfurt-Griesheim aus, meinten Börsianer. Die Höchster sowie die anderen Konzerne stünden zunehmend unter Druck, die Sicherheit ihrer Anlagen zu erhöhen, meinte ein Händler. "Dieser Chemieunfall wird nicht nur für Hoechst Folgekosten haben, sondern für die gesamte Branche", meinte der Experte einer Großbank. Hoechst fielen um 4,30, Bayer um 3,30 und BASF um 2,40 Mark.
Am Rentenmarkt war die Stimmung gestern wieder ausgelassen. Die Aufwärtsbewegung sei ungebrochen, hieß es. Warnungen vor einem drohenden Rückschlag würden ignoriert. Die Kurse der öffentlichen Anleihen kletterten um bis 40 Pfennig. Lediglich vereinzelt kam es zu Abschlägen. Die Durchschnittsrendite sank auf 6,45 (6,47) Prozent. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 268,7 Millionen Mark, nachdem sie am Vortag 232,7 Mark aufgenommen hatte.
Mark-Auslandsanleihen tendierten gut behauptet.
Im Blickpunkt: Schweizer Regierung Frauen unerwünscht
Die Genfer Sozialdemokratin, Juristin und Gewerkschafterin Christiane Brunner versuchte am Mittwoch erfolglos den Sprung in die Schweizer Regierung, obwohl sie die offizielle Kandidatin ihrer Partei als Nachfolgerin für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Außenminister Rene Felber war. Die Schweizerische Bundesversammlung, bestehend aus den Mitgliedern beider Kammern des Parlamentes in Bern, ließ Christiane Brunner (AP-Bild) im zweiten Wahlgang klar durchfallen. Die überwiegend männlichen Abgeordneten wählten den 51jährigen Neuenburger Sozialdemokraten Francis Matthey und brachten damit der Sozialdemokratischen Partei (SP) eine Menge politischer Probleme. Mit Brunner scheiterte aber in erster Linie die Hoffnung vieler Frauen, zum zweiten Mal in der Schweizer Geschichte wieder in der Regierung vertreten zu sein, nachdem die frühere Justiz- und Polizeiministerin Elisabeth Kopp in Zusammenhang mit einer Geldwaschaffäre Anfang 1989 zurücktrat.
Die Entscheidung rührt aber auch an den Grundregeln der Schweizer Vier-Parteien-Regierung. Die Sozialdemokraten (SP) fühlen sich von den anderen Regierungsparteien "desavouiert" und sind momentan ziemlich ratlos. Matthey übte zunächst Partei- Solidarität und hat die Wahl noch nicht angenommen. Er und die SP haben eine Woche Bedenkzeit für die Entscheidung und vor allem auch dafür, wie es insgesamt weitergehen soll.
Nimmt Matthey die Wahl an, bekommt die SP wohl große Probleme mit ihrer Basis. Verläßt die SP die Koalition, zerbricht das Schweizer politische System, wonach die Regierung seit 1959 gemäß der sogenannten "Zauberformel" gebildet wird: Die Regierung (Bundesrat) besteht immer aus je zwei Ministern der Freisinnig- Demokratischen Partei (FDP), der Christlich-Demokratischen Volkspartei (CVP), der SP und einem Minister der Schweizerischen Volkspartei (SVP). Sämtliche Optionen sollten jetzt diskutiert werden, ein möglicher Austritt aus der Regierung genauso wie die Annahme der Wahl Mattheys, sagte Parteipräsident Peter Bodenmann.Einzelne SP-Vertreter wie der Abgeordnete Otto Piller wollen die Wahl aber nicht einfach hinnehmen: "Die SP läßt sich nicht desavouieren, und beliebig spielen kann man mit uns nicht." Die Fraktionsvorsitzende Ursula Mauch zweifelte an der politischen Kultur in der Schweiz: "Es ist Ende dieses Jahrhunderts nicht mehr möglich, daß der Bundesrat nur aus Männern besteht. Die Lebenserfahrung der Frauen fehlt vollständig in der Schweizer Regierung."
Doch auch Parlamentarier aus dem bürgerlichen Lager waren verbittert, am meisten die Frauen. Die CVP-Abgeordnete Judith Stamm sagte: "Die Bundesversammlung hat über der Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zur Landesregierung gewährt." Ihre Parteikollegin Rosmarie Dormann meinte: "Ein Mann wird nach seinen Ämtern und Positionen gewählt und eine Frau nach ihrem Aussehen." Einigen Parlamentariern habe Brunner offenbar nicht gefallen, anderen wäre sie zu gescheit und unbequem gewesen.
Der Abstimmung war eine entwürdigende Kampagne über das Privatleben Brunners vorausgegangen. Ein anonymes "Komitee für die Rettung der Moral in den Institutionen" drohte mit angeblich peinlichen Enthüllungen und Nacktfotos. Statt der politischen Ideen Brunners wurde weit mehr ihr Lebenslauf beleuchtet.
Dabei hätte Brunners politische Einstellung genug Ansatzpunkte für eine ernsthafte Debatte gegeben. So kämpfte die Genferin etwa für die Abschaffung der Armee und für ein liberales Abtreibungsrecht. Sie bezeichnet sich als Feministin und ist Präsidentin des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeitnehmer-Verbandes. ANETTE RAMELSBERGER (Reuter)
ROSTOCK, 3. März (Reuter). Das Landgericht Rostock hat am Mittwoch den 22jährigen Bernd T., der im August 1992 bei den Krawallen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen einen Brandsatz auf Polizisten geworfen hatte, zu zwei Jahren und sechseinhalb Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Die Strafkammer sprach ihn des schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz schuldig. Sie blieb damit unter dem Antrag der Ankläger, die drei Jahre Haft gefordert hatten. Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe empfohlen.
Im wesentlichen folgte das Gericht der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die am Vormittag den ursprünglichen Tatvorwurf des versuchten Mordes an einem Polizisten zurückgenommen hatte. Der Vorsitzende Richter Manfred Luckow sprach von einer "spontanen Handlung", die nicht geplant gewesen sei. Für die Verurteilung zu einer Haftstrafe ohne Bewährung spreche, daß T. die brennende Flasche direkt auf den Beamten geworfen habe. Strafmildernd bewertete das Gericht, daß T. zur Tatzeit betrunken gewesen sei. Die Kammer äußerte die Überzeugung, daß T. dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen sei. Dafür spreche, daß sich der Angeklagte kurzfristig zur Reise nach Rostock entschlossen und zur Tatzeit das Aussehen eines Skinheads gehabt habe. Verdächtige von Hoyerswerda in Haft
DRESDEN (AP). Alle sieben mutmaßlich Schuldigen am Tod des 22jährigen Musikers, der Ende Februar beim Überfall auf einen Jugendklub in Hoyerswerda erschlagen wurde, sind in Haft. Wie das sächsische Landeskriminalamt am Mittwoch mitteilte, drohen den festgenommenen Rechtsradikalen hohe Strafen wegen Mordes, versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung. Das Amtsgericht Bautzen habe bereits den ersten Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen. Es handele sich um jene sieben Rechtsextremisten, die vor dem Jugendklub einen Kleinbus auf den zuvor zu Boden geprügelten 22jährigen Fahrer einer Rockgruppe gestürzt hätten.
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
MOSKAU, 3. März (Reuter). Führende Offiziere der russischen Streitkräfte haben Präsident Boris Jelzin einem Pressebericht zufolge nachdrücklich aufgefordert, die politische Krise im Land mit entschiedenen Maßnahmen zu beenden. Die Zeitung Iswestija meldete am Mittwoch, Generale und Admirale hätten dem Staatschef bei einem Treffen im Kreml ihre Sorge über die sich vertiefende Krise bekundet. Verteidigungsminister Pawel Gratschow versicherte, die Armee würde sich nicht in die Innenpolitik einmischen, also auch nicht putschen. Jelzin forderte alle Kräfte zur Versöhnung auf.
Rußland droht nach Ansicht Jelzins "ein jahrhundertelanger Krieg", wenn die gegenwärtige politische Krise außer Kontrolle geraten sollte. Der Präsident, der mit dem von Altkommunisten und Nationalisten beherrschten Parlament um die Macht ringt, sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge bei einem Treffen mit Frauenvernbänden, die gegnerischen Parteien müßten Frieden schließen. Er könne sich aber nicht vorstellen, daß die Reformgegner auf dem nächsten Volksdeputiertenkongreß so weit gehen werden, das ganze Land "in die Luft zu jagen". Es bestehe aber die Gefahr, daß das Land in 50 bis 60 feindliche Gebilde auseinanderbricht.
Jelzin beklagte zudem das Fehlen klarer außen- und militärpolitischer Konzepte. Vor dem Sicherheitsrat sagte er TASS zufolge, so lange diese Fragen ungelöst blieben, "wird unsere Außenpolitik kein System haben". Jelzin und seiner reformorientierten Regierung ist von konservativen Politikern vorgeworfen worden, sie verspielten Rußlands Supermachtstellung, unter anderem mit dem Truppenabzug aus Osteuropa.
Bundeskanzler Helmut Kohl hat sich abermals für die Reformpolitik Jelzins ausgesprochen. Nach einem Gespräch mit Jelzin sagte der Kanzler am Mittwoch vor seinem Weiterflug nach Bonn, Deutschland wolle ihn im Rahmen der Möglichkeiten unterstützen. Kohl ist zuversichtlich, daß Jelzin zum Weltwirtschaftsgipfel in Tokio eingeladen werde. Er habe dem russischen Präsidenten zugesagt, ihm in den laufenden Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds zu helfen.
MÜNCHEN (rtr). Beim Schachcomputerhersteller Hegener & Glaser ist das Vergleichsverfahren eröffnet worden. Die den Gläubigern angebotene Quote beträgt nach Firmenangaben 38 Prozent. Erfüllt werden solle der Vergleich innerhalb von elf Monaten. Die Banken als Hauptgläubiger hätten bereits Zustimmung zum Konzept, das die Fortführung des Unternehmens vorsieht, signalisiert. Der Vorstand erwartet, daß auch die übrigen Geldgeber auf der Gläubigerversammlung am 27. April mitziehen.
Hauptgrund für die zustimmende Haltung der Banken war nach Darstellung von Hegener & Glaser, daß das für enorme Verluste verantwortliche US-Engagement Fidelity als "bereinigt anzusehen" sei. Hoffnungsvoll stimme aber ganz besonders der Verlauf der zurückliegenden Spielwarenmesse in Nürnberg. Die Veranstaltung sei aufgrund eines "beispiellosen Solidarisierungseffekts" vieler Kunden als die bislang überhaupt erfolgreichste Ausstellung des Unternehmens einzustufen. Nach der Konzentration auf das Kerngeschäft mit Mephisto-Schachcomputern, elektronischen Spielen und Berlitz-Übersetzungscomputern will Hegener & Glaser die Voraussetzung geschaffen haben, um "bereits 1993 wieder positive Ergebnisse" erzielen zu können. Wenn dennoch weiter Gespräche mit potentiellen Investoren über ein Engagement geführt würden, geschehe das, um langfristiges Wachstum sicherzustellen.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Mittwoch während der ersten Stunde des Handels um 4,32 Punkte gefallen. Am Vortag war er kräftig um 45,12 Zähler oder gut 1,2 Prozent auf 3400,53 geklettert.
In Japan sank der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 10,33 auf 16 853,92 Einheiten.
LUANDA, 4. März (Reuter). Einen dringenden Hilferuf hat Angolas Regierung an die Weltöffentlichkeit gerichtet. Sozialminister Norberto dos Santos berichtete am Mittwoch, derzeit litten mehr als zwei Millionen Menschen in Angola an den Folgen der Dürre und des Bürgerkriegs. Das Land bleibe auf Lebensmittelhilfen des Auslands angewiesen.
In diesem Jahr würden rund 260 000 Tonnen benötigt. Mindestens 24 000 Tonnen müßten monatlich durch internationale Hilfswerke verteilt werden, um eine Hungerkatastrophe zu verhindern. Die Vereinten Nationen und die Europäische Gemeinschaft hätten bislang für 1993 aber erst 89 000 Tonnen verbindlich zugesagt.Mehrzahl ist deutschstämmig
BUKAREST, 4. März (Reuter). Mehr als 50 Prozent der Auswanderer aus Rumänien in den vergangenen drei Jahren waren nach amtlichen Angaben deutschstämmig. Wie das Innenministerium am Mittwoch in Bukarest mitteilte, haben seit dem Umsturz im Dezember 1989 insgesamt 222 670 Rumänen das Land verlassen. 54,6 Prozent davon seien Deutschstämmige gewesen. Die Ansiedlungsländer nannte das Ministerium nicht.
Im Rekordjahr 1990 wanderten insgesamt 132 829 Rumänen aus, darunter 96 072 Deutschstämmige. 1992 waren dagegen nur 9951 Deutschstämmige unter 33 889 Emigranten.
Kurz gemeldet:
Fischer überfallen Lagerhaus RENNES, 4. März (Reuter). Aus Protest gegen billige Fischimporte haben französische Fischer haben in Concarneau in der Bretagne ein Lagerhaus überfallen und etwa 80 Tonnen Fisch vernichtet. Französische Fischer protestieren seit Wochen gegen fallende Preise und billige Importe. Festnahmen wegen Harrods-Anschlag LONDON, 4. März (AP). Im Zusammenhang mit einem am 28. Januar von der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) auf das Londoner Kaufhaus Harrods verübten Bombenanschlag hat die Polizei drei Personen in Untersuchungshaft genommen. Opposition demonstrierte in Sofia SOFIA, 4. März (AP). Etwa 20 000 Anhänger der oppositionellen Union der Demokratischen Kräfte haben am Mittwoch in Sofia gegen die bulgarische Regierung demonstriert und Neuwahlen gefordert. Es war die erste Protestkundgebung seit dem Amtsantritt der Regierung des unabhängigen Wirtschaftsexperten Ljuben Berow vor zwei Monaten. Attentat auf ägyptischen Offizier KAIRO, 4. März (dpa). Ein hoher ägyptischer Offizier und sein Sohn sind in der Nacht zum Donnerstag von unbekannten Tätern im oberägyptischen Verwaltungsbezirk Assiut erschossen worden. 150 mutmaßliche islamische Extremisten wurden bei einer Razzia festgenommen. Sieben Algerier getötet ALGIER, 4. März (dpa). Aus Polizeikreisen in Algier verlautete am Donnerstag, bei jüngsten Zusammenstößen mit staatlichen Kräften seien sieben Fundamentalisten getötet worden. Das Blutvergießen begann mit dem Militärputsch und dem Verbot der Fundamentalistenpartei Islamische Heilsfront (FIS) 1992. China größter Waffenimporteur der USA WASHINGTON, 4. März (dpa). China hat von 1989 bis 1991 fast zwei Millionen Waffen in die USA exportiert. Die Washington Post berichtete aufgrund offizieller Angaben, daß Peking bei Kleinwaffen auf dem US-Markt größter ausländischer Lieferant ist. Begehrt sei die halbautomatische Handfeuerwaffe AK-47.
Ganze 47 Minuten dauerte der erste Auftritt von Steffi Graf beim Frauen-Tennisturnier in Delray Beach in Florida. Die Brühler Weltranglistenzweite besiegte nach einem Freilos in der ersten Runde die Indonesierin Yayuk Basuki mit 6:2, 6:1. Ihre nächste Gegnerin wird zwischen der Amerikanerin Ann Grossman und der Kroatin Iva Majoli ermittelt.
"Ich habe ziemlich solides Tennis gespielt, aber das Match war kein Maßstab", sagte Steffi Graf nach dem überlegenen Sieg gegen die im Computer auf Platz 47 der Weltrangliste notierte Yayuk Basuki.
Auch im Doppel konnte sich Steffi Graf für die zweite Runde qualifizieren. Mit der Amerikanerin Stephanie Rehe gab es ein 6:4, 6:2 gegen die Kanadierin Rene Simpson-Alter und die Münchnerin Maja Zivec-Skulj.
Michael Stich, der beim mit 1,4 Millionen Dollar dotierten Grand Prix in Indian Wells in Kalifornien als Nummer acht der Setzliste ebenfalls zunächst ein Freilos hatte, muß zunächst gegen Fabrice Santoro antreten. Der Franzose setzte sich gegen den Amerikaner Jeff Tarango mit 6:2, 0:6, 6:3 durch.
Für eine Überraschung sorgte der Münchner Bernd Karbacher, als er den an Nummer zehn eingestuften Spanier Carlos Costa mit 4:6, 7:6 (7:3), 6:2 aus dem Rennen warf. Nächster Gegner ist der Italiener Stefano Pescosolido.
Die Überraschung von Indian Wells war die Zweitrunden-Niederlage des schwedischen Weltranglistendritten Stefan Edberg, der in der zweiten Runde dem amerikanischen Doppel-Spezialisten Richey Reneberg mit 3:6, 6:4, 4:6 unterlag. "Das habe ich mir selbst zuzuschreiben", sagte Edberg, der im Schlußsatz eine 4:2- Führung nicht zum Sieg nutzen konnte. Der in der Weltrangliste auf Platz 60 geführte Reneberg war lediglich mit einer "Wildcard" in das stark besetzte 48köpfige Hauptfeld gelangt. sid
Trainer Ottmar Hitzfeld: "Das 1:0 ist ein schwieriges Ergebnis" Defizite bei den sonst so bewährten Stürmern
Die bewährtesten Dortmunder Spieler hatten beim Kampf in Rom einen Aussetzer. Das hochkarätige Sturmduo mit dem Schweizer Nationalspieler Stephane Chapuisat und dem dänischen Europameister Flemming Povlsen blieb wirkungs- und torlos. Nach dem 0:1 (0:0) von Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel des UEFA-Pokals bei AS Rom kritisierte Trainer Ottmar Hitzfeld unverblümt: "Die Abwehr hat überzeugt, in der Offensive sind starke Defizite."
Nur ein Treffer (1:0 über Bochum) steht für die Schwarz-Gelben in den insgesamt drei Pflichtspielen seit dem Ende der Winterpause zu Buche. Besonders Torjäger Chapuisat, der in Punktspielen neunmal, im UEFA-Cup bislang schon viermal traf und die Borussia mit zwei wichtigen Auswärtstoren in Glasgow und Saragossa ins Viertelfinale schoß, läuft seiner Form aus dem vergangenen Jahr meilenweit hinterher.
"Ich habe seit vier Wochen Rückenprobleme", begründete "Chappi". In der Halbzeit in Rom renkte Klubarzt Dr. Achim Bücher einen Wirbel ein. "Ich kann mich nicht frei bewegen und brauche unbedingt eine Pause zur Behandlung", ergänzte der Stürmerstar.
Doch der Angriff, Hitzfelds derzeitiges Sorgenkind, hat mehrere prominente Namen: Chapuisat, den angeschlagenen Povlsen und die Zulieferer Stefan Reuter sowie Knut Reinhardt, der mit chronischen Muskelproblemen auch im Olympiastadion von Rom passen mußte. "Bis zum Rückspiel werden sie alle Fortschritte machen. Das stimmt mich zuversichtlich", ergänzte Hitzfeld mit Blick auf das zweite Duell am 18. März im seit Wochen ausverkauften Westfalenstadion.
Nichts war's also mit dem erhofften Auswärtstor trotz der Unterstützung von 8000 lautstarken und friedlichen BVB- Fans in der Ewigen Stadt. Daß sich dem überragende Abwehrrecken Michael Schulz die größte Chance bot, bevor der Kroate Sinisa Mihajlovic (66.) das Siegtor für Roma erzielte, steht als Beweis für das Borussen-Manko.
"Das 0:1 ist ein schwieriges Ergebnis, kein gutes und auch kein schlechtes. Ich hätte lieber 1:2 verloren. Im Rückspiel müssen wir geduldig auf unsere Chancen warten", kommentierte der BVB-Coach, während sich Präsident Dr. Gerd Niebaum ein Weiterkommen gut vorstellen kann: "Nürnberg hat 1988 in Rom gewonnen und zu Hause verloren. Wir machen es umgekehrt. Mit unseren Fans im Rükken werden wir es schaffen."
Die Mannschaft habe sich gegen einen "hochkarätigen Gegner mit den besseren Einzelspielern achtbar aus der Affäre gezogen", befand der BVB-Boß mit dem Hinweis auf die exzellente erste Halbzeit. Doch fehle es der Borussia im Gegensatz zu den Italienern nach der langen Winterpause noch an Spielpraxis.
Der Auswärtstrend der Römer, die seit acht Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage sind, stimmte Trainer Vujadin Boskov selbstbewußt: "Bisher haben wir auswärts immer mindestens ein Tor geschossen. Die Chancen dazu werden sich auch in Dortmund ergeben, wenngleich die Borussia wie eine Spitzenmannschaft aufgetreten ist."
Im Porträt: US-Verteidigungsminister Les Aspin Außer Gefecht gesetzt
Kaum war er Verteidigungsminister, da war er auch schon außer Gefecht gesetzt: Les Aspin lag im Krankenhaus, von den Ärzten zum Nichtstun gezwungen. Eine Verdickung des Herzmuskels macht ihm zu schaffen, er leidet unter Anfällen von Atemnot. Nach einer Typhusimpfung für den geplanten Besuch bei der Truppe in Somalia wurde Aspins Zustand plötzlich besorgniserregend. Er bekam Fieber und wurde zur Beobachtung eingewiesen. Nun soll der Pentagonchef kürzertreten, sich mehr Ruhe gönnen, nicht mehr Squash spielen und sich einen Herzschrittmacher einsetzen lassen. Nichts davon paßt ihm. "Er ist ein Arbeitstier und schwer zu zügeln", klagte Dr. Pearle von der Universitätsklinik in Georgetown. Das war ein Understatement. 12- bis 14-Stunden-Tage die ganze Woche hindurch sind fast die Norm für Les Aspin. Der Stab des Verteidigungsausschusses im Repräsentantenhaus kann dies aus leidvoller Erfahrung bestätigen. Sieben Jahre lang führte der Abgeordnete aus Wisconsin den Vorsitz. Auch seine Ex- Frau soll unter seiner Arbeitswut gelitten haben. Er hat nicht wieder geheiratet und hat keine Kinder.
Als Herr über 1,8 Millionen Bürger in Uniform und rund eine Million Angestellte in Zivil bleibt ihm natürlich zur Muße erst recht wenig Zeit. Les Aspin muß sich um die Hilfsflüge nach Bosnien kümmern, um die Truppen in Somalia, und er muß ein Auge auf Irak haben. Er muß weitere Haushaltskürzungen vorschlagen, die Aufhebung des Homosexuellen-Banns vorbereiten und gemeinsam mit dem Präsidenten die "nationale Sicherheit" nach dem Ende des Kalten Krieges neu definieren.
Was der Verteidigungsminister zur eigenen Sicherheit nicht braucht, hat er schnell abgeschafft: Den Wachtposten vor seiner Bürotür im dritten Stock des Pentagons erklärte er sofort für überflüssig. Doch der 54jährige Aspin neigt eher dazu, Probleme gründlich zu überdenken und sie auszudiskutieren. Er ist ein Analytiker von hoher Intelligenz und den meisten seiner Kollegen im Repräsentantenhaus, dem er 22 Jahre angehörte, bei weitem überlegen. Während Bill Clinton der unerfahrenste Oberbefehlshaber seit langem im Weißen Haus ist, gilt Les Aspin als einer der größten Militärexperten im Lande.
Im Pentagon löste seine Ernennung trotzdem zunächst bange Fragen aus: Der Demokrat war ein Gegner des Vietnamkrieges, er hat als Abgeordneter den Militärs auf die Finger gesehen - und geklopft -, wenn er Ausgaben für unnötig hielt, und er ist entschlossen, nach möglichen Einsparungen zu suchen.
Dennoch scheinen die Befürchtungen unbegründet: Aspin hat maßgeblich dazu beigetragen, daß die Abgeordneten ihre Zustimmung zum Golf- Krieg gaben, indem er selbst klar Position bezog und seine Kollegen bearbeitete, was ihm liberalere Parteifreunde übelnahmen. Und er hat den Haushaltsentwurf seines Vorgängers Cheney als vernünftig akzeptiert, weil auch ihm drastischere Kürzungen zu riskant (und zu schmerzhaft für die Wirtschaft) erschienen.
Skeptiker fürchten eher, daß Aspin nicht entscheidungsfreudig genug für seinen Posten ist, sondern die Rolle eines Hamlet im Pentagon spielen wird. Als Professor hatten Studienfreunde sich ihn vorstellen können, nicht aber als Chefverwalter einer Riesenbehörde. Tatsächlich redet er gerne und lange über Ideen und Strategien, liebt lebhafte Diskussionen und Seminare, wobei er auf Äußeres wenig Wert legt. Häufig haben seine Hemdkragen keinen Sitz, und seine Anzüge sind so zerknautscht wie der Trenchcoat von Kommissar Columbo.
Sein Vater kam aus England und war Buchhalter, die Mutter brach ihr Jurastudium wegen der Wirtschaftskrise ab. Der Sohn wuchs mit dem Gefühl auf, daß die Eltern es hätten weiter bringen können. Er studierte mit größtem Erfolg Wirtschaft an der berühmten Yale Universität, machte seinen Magister in Oxford und seinen Doktor am hochangesehenen Massachusetts Institute of Technology. Als junger Hauptmann mit überdurchschnittlich hohem Intelligenzquotienten wurde Leslie Aspin Jr. unter dem damaligen Verteidigungsminister Robert McNamara rekrutiert und in die Abteilung für Systemanalyse gesteckt. Es folgten erste politische Gehversuche, eine Professur und schließlich 1970 in Wis Kandidatur für einen Sitz im Kongreß.
JÜRGEN KOAR (Washington)
Der Dreck am Straßenrand ist voll von Schwermetallen Erde muß mittlerweile auf Hausmülldeponien abgelagert werden / Teures Recycling für Streusplit / Kolloquium in Darmstadt
DARMSTADT, 3. März. Der unscheinbare graue Abfall am Straßenrand wird zunehmend zum ökologischen Problem: Die obere Erdschicht auf den Seitenstreifen neben dem Asphalt ist so stark mit Schwermetallen wie Blei, Kupfer, Nickel und Zink sowie feinsten Rückständen aus dem Abrieb von Bremsbelägen angereichert, daß die Landwirtschaft als Abnehmer dieses regelmäßig abgetragenen "Bankettschälgutes" kaum noch in Frage kommt. "Die Forschung hat der Straßenbauverwaltung deutlich vermittelt: Schluß damit", sagte der im Fachgebiet Straßenentwurf und Straßenbetrieb an der Technischen Hochschule Darmstadt lehrende Professor Walter Durth im Gespräch mit der FR anläßlich des Kolloquiums der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, an dem in Darmstadt 300 Wissenschaftler und Verkehrspraktiker teilnahmen.
Der sich am Rand ansammelnde Staub von abgeriebenem Straßenbelag und Reifengummi, aus Rückständen von Öl und Benzin, Schmutz und Sand bildet auf dem 1,50 Meter breiten Seitenstreifen eine wachsende Kruste und muß von den Straßenmeistereien im Turnus von fünf bis zehn Jahren "abgeschält" werden, weil das Regenwasser auf der verbackenen Erschicht nicht mehr versickert, sondern abläuft und so die Aquaplaninggefahr vergrößert.
Nach einer Untersuchung der Fachhochschule Münster sollte das "Bankettschälgut" von Bundes- und Landesstraßen je nach Verseuchungsgrad in dünnen Schichten in Straßennähe, unter Gehölz an Straßenrändern und auf Grünflächen an Auffahrten verteilt und der Rotte überlassen werden oder bei Erdbaumaßnahmen der Straßenbauverwaltung verwendet werden - mit Rücksicht freilich auf Trinkwasserschutzgebiete und andere wasserwirtschaftlich sensible Areale. Hochgradig kontaminierte Erde an Autobahnen gehöre auf die Hausmülldeponie.
Im Bezirk des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe fallen jährlich 7000 Kubikmeter Schälgut von Autobahnen und 30 000 Kubikmeter von den übrigen Straßen an. Bereits ein Viertel dieser Gesamtmenge wird auf Hausmüllhalden gebracht. Der Kehricht aus der Region (5500 Tonnen pro Jahr an Autobahnen, 4500 Tonnen an den übrigen Betonpisten in Landes- und Kreisregie) muß wegen seiner Konzentrationen an Schwermetallen, Mineralölkohlenwasserstoffen, Sulfaten und Chloriden grundsätzlich deponiert werden.
Laut Durth wären 200 bis 300 Millionen Mark nötig, um die jährlich im Bundesgebiet an "klassifizierten" Straßen anfallenden zwei Millionen Tonnen Kehricht zu reinigen und wiederzuverwenden. Für Streusplitt gibt es bereits - allerdings noch teure - Recyclingmodelle, bei denen durch Erhitzen und Sieben Fremdstoffe wie Hundekot abgeschieden und Staub entfernt werden. Als Problem bleibt aber der Schwermetallanteil in dem gesammelten und aufgearbeitetem Granulat.
Auch für das Mähgut aus dem Straßengraben müßten andere Wege der Beseitigung gesucht werden, meinte Durth - im Extremfall bis hin zum Transport von besonders belastetem Grünschnitt von Autobahnen-Knotenpunkten auf Hausmülldeponien. Statt Mulchen (Verteilen und Liegenlassen des Mähgutes auf Wiesen und Feldern nahe den Straßen) setze sich bei der Straßenbauverwaltung immer mehr die Kompostierung durch - und die Praxis, an den Straßenrändern Magerrasen mit wenig Wachstum zu halten. Die 139 staatlichen Autobahn- und Straßenmeistereien in Bayern, die ein Netz von 25 000 Kilometern betreuen, betreiben schon flächendeckende Kompostierung: Von den im Jahr anfallenden 750 000 Kubikmeter Laub, Gras und Holzschnitt können rund zwei Drittel nicht an Ort und Stelle belassen werden - das bedeutet für jede Meisterei rund 3000 Kubikmeter Bioabfall. Kompost aus Mähgut von Straßenrändern mit einer Verkehrsbelastung unter 20 000 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden sei "relativ gering mit Schwermetallen belastet" und liege "im Durchschnitt deutlich unter den Grenzwerten für die Vergabe des Umweltzeichens", berichtete Ministerialrat Ludwig Steinhauser vom bayerischen Innennministerium. Die Verwendung des Bodenverbesserers und Düngers aus geschnittenem "Straßenbegleitgrün" sollte als Torfersatz vorgeschrieben werden.
Kinder sind in unserer Verfassung, dem Grundgesetz, nur Rechtsobjekte, stellt nun die Kinderkommission des Deutschen Bundestages fest (FR vom 12. 2. 1993 "Kinderrechte sollen Verfassungsrang erhalten"). Wie wahr! Doch wer hat die Kinder zu bloßen Rechtsobjekten gemacht und hält sie weiter in dieser Position? Doch wohl der Gesetzgeber und damit eben der Bundestag selbst mit seiner Gesetzgebung.
Der als Kinderbeauftragte der FDP der Kinderkommission angehörende Bundestagsabgeordnete Norbert Eimer stellte schon im Jahre 1988 fest, daß er über die Folgen der von ihm selbst mitbeschlossenen Gesetze erschüttert ist. Dieser Meinung ist er ebenso wie die anderen Mitglieder der Kinderkommission auch heute noch. Deshalb stellt sich die Frage, ob er und die anderen Mitglieder der Kinderkommission auch dagegengestimmt haben, als der Bundestag im vergangenen Jahr die in dem FR-Artikel erwähnte Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte der Kinder nur unter Vorbehalten ratifizierte, durch die diese internationale Menschenrechtsvereinbarung für die Bundesrepublik zu einem wertlosen Stück Papier gemacht wurde.
Zu dem Ratifizierungsgesetz wurde nämlich eine Zusatzerklärung bei den Vereinten Nationen hinterlegt, nach der das gesamte, dieser Konvention zutiefst widersprechende deutsche Familienrecht von diesem Übereinkommen unberührt bleibt (siehe auch FR/FRA vom 17. 9. 1992 "Meilenstein in der Kinderrecht-Geschichte plattgewalzt").
Ratifiziert wurden somit nur diejenigen Teile der Konvention, die zumindest in demokratisch regierten Ländern ohnehin erfüllt werden, und es kann also gar keine Rede davon sein, daß diese Konvention seit 1992 in Deutschland gültig ist.
Die Kinderkommission fordert weiter, der Schutz von Kindern vor körperlicher und seelischer Gewalt müsse schnellstmöglich verbessert werden. Auch diese Forderung ist nur zu begrüßen. Man kann allerdings nur hoffen, daß dann auch die staatlich legalisierte und von Familiengerichten angeordnete Gewalt gegen Scheidungskinder, die nicht bei dem Elternteil leben wollen, dem sie von einem weisen Familienrichter zugeordnet worden sind, abgeschafft wird, über die die FR in einem aufsehenerregenden Artikel von Prof. Dr. Uwe-Jörg Jopt berichtete (FR vom 17. 8. 1991 "Die gestattete Gewalt"). Nicht zu Unrecht bezeichnete Prof. Jopt die diesbezügliche Praxis als Mißachtung der Menschenwürde von Kindern.
Reginald Rubart, Hannover
Je länger ich darüber nachdenke, desto wütender und entsetzter werde ich. Was zum Teufel muß denn noch alles passieren, damit nicht nur ein, noch dazu viel geschmähter und von den Bundesbehörden nicht ernstgenommener Minister den Mut hat, sich endlich für die Menschen und nicht für den Profit von einigen wenigen einzusetzen (FR vom 27. 2. 1993 "Hoechst AG reinigt verseuchtes Gebiet")?
Die ganzen Katastrophen der letzten Jahre (Bhopal, Tschernobyl, Tankerunglücke in der ganzen Welt, durch Giftmüll und Atomversuche/Atomanlagen verseuchte Erde und Wasser, lecke Mülldeponien, Waldsterben durch abgasverseuchte Luft usw. usw.) treffen doch immer nur den "kleinen" Mann, der sich, weil durch laxe Gesetze und Verniedlichung verhindert, nicht gegen diese Schweinereien wehren kann.
Wann wird endlich auch anderen Politikern klar, daß sie nicht nur an den Geldtöpfen und in den "sauberen" Wohnvierteln sitzen, sondern daß ihr Mandat bedeutet, sich für das gesamte Volk (nicht nur für ihre Wähler) einzusetzen und die besten Lebensbedingungen zu schaffen, und daß es inzwischen nicht nur unglaubwürdig, sondern geradezu lächerlich ist, die Leute mit grünem Punkt und Umwelttonnen als besondere Umweltmaßnahmen abzuspeisen.
Es ist todtraurig, daß es in unserem Land nur einen "kleinen" Minister gibt, der den Blick für die Realität anscheinend noch nicht verloren hat.
Claudia Weber, Frankfurt am Main
Nicht nur "viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen es nach wie vor dankbar zu schätzen, daß Karl Gerold die entscheidende rechtliche Voraussetzung geschaffen hat, um dem journalistischen Auftrag gerecht zu werden - frei von jedem Zugriff von außen" (FR vom 27. 2. 1993, S. 2). Auch viele Leserinnen und Leser der Frankfurter Rundschau wissen dies dankbar zu schätzen - und hoffen, daß es so bleibt.
Frieder R. I. Kudis, Malsch-Völkersbach
Im Lokalteil ihrer Ausgabe vom 27. 2. 1993 beklagt die FR erhebliche Informationsdefizite nach dem Unfall in Frankfurt-Schwanheim, informiert über fahrlässigen Umgang mit Chemikalien und berichtet über die Notwendigkeit eines umfangreichen Arbeitsschutzkonzepts für Sanierungsarbeiten.
Die Wissenschaftsredaktion hingegen weist in der gleichen Ausgabe auf die angebliche Bedrohung der Grundlagenforschung durch eine Bürokratie hin, welche sicherheitstechnische Betriebsanweisungen auch für Hochschullabors fordert ("Ausufernde Bürokratie droht die Grundlagenforschung ernsthaft zu behindern - deutsche Chemiker beklagen in einem Offenen Brief zunehmende Reglementierungen"). Dadurch würden die Hochschulen entmündigt und ihrer Schöpfungskraft beraubt. Ferner seien die Sicherheitsanforderungen selbst in Betrieben der Großchemie so überzogen, daß die Innovationsfreudigkeit um gut zwei Drittel gesunken sei.
Ich frage mich nun, wer die gesellschaftlich notwendige Akzeptanz der chemischen Forschung und Industrie mehr bedroht: die Bürokratie mit ihrem Präventivansatz für Mensch und Umwelt oder die immer wieder zutage tretende Ignoranz einiger Chemiker in Hochschule oder Industrie?
Helmut A. Klein, Bonn
Jürgen Trittin, Parteimitglied der "Grünen" und Minister in Niedersachsen, hat bei einem Vortrag in London wesentliche Teile der deutschen Bevölkerung als rassistisch charakterisiert: "Rassismus ist in Deutschland keine Randerscheinung."
Das Land, das 80 Prozent aller Flüchtlinge aus allen Nationen der Welt in Europa aufnimmt, kann wohl kaum als rassistisch bezeichnet werden.
Es dürfte einmalig auf der Welt sein, daß ein Minister sein eigenes Land im Ausland diskreditiert (FR vom 20. 2. 1993 "Trittin bleibt Minister"). Herr Trittin hat dem deutschen Ansehen schwer geschadet.
Erika Mayer, Königstein
Stellen Sie sich vor, liebe FR-Leser, da will einer mit einer Autobahnvignette, die jährlich 7 bis 11 Milliarden Mark einbringen soll, das jährliche Defizit der Deutschen Bundesbahn von 12 Milliarden Mark und die Altschulden von 78 Milliarden Mark abbauen. Gleichzeitig soll das Angebot der Bahn im Fernverkehr, öffentlichen Personennahverkehr und Güterverkehr ausgebaut und verbessert werden (FR vom 23. 2. 1992 "Krause macht Revolution und keiner merkt es"). Welch wundersame Mär. Die Vignette als Erretter jahrzehntelang verfehlter Verkehrspolitik und Allheilmittel für den ökölogischen Super-GAU.
Wer einmal in dem modernsten Verkehrsmittel aller Zeiten, dem ICE, 31/2 Stunden auf der Strecke von Frankfurt nach Hamburg zwischen Gepäck und auf den Gängen sitzenden Müttern mit kleinen Kindern gestanden hat, fragt sich, wo der Herr Staatssekretär Wicke die Tausende von Autofahrern, die mit Hilfe der Vignette zum Umsteigen auf die Eisenbahn bewegt werden sollen, unterbringen und transportieren will? Vielleicht hat er auf den bei Politikern üblichen Bildungsreisen nach Indien oder anderen Entwicklungsländern Anleihen über die dort übliche intensive Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel aufgenommen. Man stelle sich Trauben von Menschen vor, die an den Waggons eines ICE's hängen, der dann aus Sicherheitsgründen mit dem heute noch unvorstellbaren Tempo von 30 km/h durch deutsche Lande braust.
Das gleiche gilt für den Gütertransport mit der Bahn, bei dem bereits heute Engpässe wegen nicht vorhandener Waggons auftreten.
Als jemand, der auch beruflich häufig die Bahn benutzt, stelle ich in verstärktem Maße fest, daß es auch in der Woche immer schwieriger wird, ohne vorherige Reservierung einen Sitzplatz zu ergattern. Ein Umdenken der Bundesbürger hat bereits eingesetzt. Bloß wer einmal in einem ICE gestanden hat, überlegt sich beim nächsten Mal, ob er nicht besser im eigenen Kfz im Stau sitzt.
Bei der Autobahnvignette geht es nur um ein brutales Abkassieren beim Autofahrer zum Wohle des leeren Staatssäkkels ohne Rücksicht auf die sozialen Folgen. Der Reiche bezahlt das aus der Portokasse, Otto Normalverbraucher bleibt zu Hause oder benutzt Bundes- und Landstraßen.
Seit Jahrzehnten wird aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung (vielleicht besser Fehlentwicklung) in unserem Lande der mobile Arbeitnehmer propagiert. Wer seit vielen Jahren in großer Entfernung von familiären Bindungen arbeiten und leben muß, weiß, wie wichtig die ohnehin viel zu seltenen Familienheimfahrten sind. Das gilt nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Studierende, Bundeswehrangehörige und viele mehr. Wenn die Kosten für diese Heimfahrten ins Unerträgliche steigen und bei der Bahn "indische" Verhältnisse einkehren, brechen dann die ohnehin schon brüchig gewordenen sozialen Bindungen vieler Bundesbürger völlig auseinander. Wohin das führen kann - siehe Liverpool im Februar 1993.
Es ist sicher unstrittig, daß in der Verkehrspolitik ein Umdenken erforderlich ist hin zu einer umweltverträglicheren Verkehrspolitik. Hier müssen aber sämtliche Verkehrsmittelträger wie Schiene, Straße, Luft und Wasser gleichermaßen einbezogen werden. Die Autobahnvignette ist zwar geeignet, das jährliche Defizit der Bahn zu verkleinern, sofern das Geld überhaupt der Bahn zugute kommt. Sie paßt aber auch in die ausschließlich von betriebswirtschaftlichen Überlegungen gelenkte Verkehrspolitik dieser Bundesregierung, die unwirtschaftliche Eisenbahnstrecken stillegt und damit die Leute auf die Straße zwingt, wo diese dann wieder zum "ökologischen Super-GAU" beitragen.
Eberhard Schütz, Offenbach
HEIDELBERG. Georg Friedrich Händels letzte Oper "Deidamia" schildert den Aufbruch in den trojanischen Krieg aus der Perspektive der Frauen; sie wirkt damit thematisch ungemein aktuell, als Vorläuferin von Werken wie den Berliozschen "Trojanern" und Reimanns "Troades". Die in der Mythologie relativ unprominente Skyrerprinzessin, Tochter des Königs Lycomedes, wird hier tragisch zur Titelfigur und Partnerin des Achilles und gleichsam dessen Witwe, da ihm der Kriegstod prophezeit ist.
Doch die Geschlechterbeziehungen am Rande des Krieges bekommen in Paolo Antonio Rollios klugem Libretto (erst recht in Händels sensibel-souveräner Theatermusik) auch komische Züge. Männersache scheint da die Erotik als kurzweiliges Gesellschaftsspiel; den Frauen gerät auch die notorische Verführungs- und Eifersuchtsmechanik ernster. Die Männer sind, als Kriegshelden, nahezu seelenlose Maschinen, denen sogar die Jagd, geschweige das ehrenvolle Soldatentum, mehr gelten als Beziehungsarbeit, dieses schöne, menschliche, aber in seinen männlichen Fäden arg rissige Gewebe der Frauen.
Hermann Kleinselbeck brachte die an nachdenklichen und nicht ohne Bitterkeit heiteren Motiven reiche Händeloper lebendig auf die relativ kleine Heidelberger Bühne. Saskia Zschochs im Halbrund die Spielfläche abschließende Mauer ließ sich zerlegen in vielfältig raumstiftende Einzelteile; mit bestirntem Rückprospekthimmel und schwebendem Baldachin war Barockoptik dezent angedeutet; Landschaft imaginierte ein wie aus Birnham heranmarschierender Kakteenwald. Der handlichen Spieldauer von gut zweieinhalb Stunden wurden viele Arienteile geopfert; oft blieben den Darstellern nur Rumpf-Formen als vokale Befindlichkeitskommentare. Händels stürmischer Koloraturenstil stellte auch so noch allerhand Anforderungen. Sie wurden von der Sängerequipe durchweg mustergültig erfüllt. Und Kleinselbecks Personenregie nutzte, ohne auf billige Gags zu greifen, alle aus der Musik und dem Text (es wurde deutsch gesungen) sich ergebenen Spannungsmomente mit klarem Blick und wachem Ohr.
Die Hosenrolle des als Mädchen verkleidet auftretenden Achilles, gewissermaßen eine Travestie um zwei Ecken, versah Carolyn Frank mit lebhaftem Mienenspiel, körpersprachlicher Jägerinnen- Gewandtheit und schöner stimmlicher Noblesse. Mechthild Bachs Deidamia war schwerblütiger angelegt, als Passionsfigur mit einem schon bald vom Schicksal versteinerten Gesicht, trostlos Sitzengelassene bereits im scheinbar von munteren Liebesintrigen illuminierten Glück. An lyrisch-dramatischen Gesangsqualitäten hatte diese Deidamia ungemein Überzeugendes zu bieten. Dritte Hauptperson war der Countertenor-Odysseus von David Cordier, ein Darsteller mit starker Bühnenpräsenz, dessen evokatives Augenspiel allein schon eine doppelte Gage wert wäre; die schneidend aggressive, am besten vielleicht (in Anlehnung an ei- ne typisch chinesische Würzmischung) als süßscharf zu bezeichnende Stimme rundete die eindringliche Kolorierung eines sehr schillernden Kriegs- und Frauenhelden ab. Sein besonderes Leitinstrument im Orchester war die Gitarre. Erstaunlich überhaupt, wie abwechslungsreich und farbig, dabei präzis und spritzig das Heidelberger Theaterorchester unter der Leitung von Bodo Reinke mit Händels Musik zurechtkam (der Chor, in der Schlußszene als bizarr vertrottelte Höflingsgesellschaft auftretend, hatte nur einen kleinen Part). Ein spannender Opernabend, der die Reise lohnte.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Der Artikel "Mit Jesus in Israel theologisches Niemandsland verbannt" (FR vom 22. 2. 1993) vermittelt ein schiefes Bild von Israel.
Das 1986 aus Zimbabwe nach Israel eingewanderte Ehepaar Shirley und Gary Beresford halte jüdische Relegionsvorschriften ein und sei vom rechtmäßigen Anspruch zionistischer Juden auf "Eretz Israel" überzeugt. Somit erfülle es die Voraussetzungen, um als rechtmäßige Bürger Israels anerkannt zu werden.
Da sie aber an Jesus als Messias glauben, werde ihnen vom israelischen Staat die Staatsangehörigkeit verweigert, so Wertz.
Alles falsch. Weder die Einhaltung von Religionsvorschriften noch eine zionistische Gesinnung sind Voraussetzungen dafür, die Staatsbürgerschaft Israels zu erhalten. Sonst würde sie die Mehrzahl der aus der ehemaligen Sowjetunion einwandernden Juden (die weder gläubig noch Zionisten sind) nie bekommen. Der Glaube an Jesus ist genausowenig ein Hinderungsgrund: Würde der Pariser Kardinal Lustiger nach Israel einwandern, müßte er nicht seinen katholischen Glauben ablegen, um israelischer Staatsbürger zu werden.
Da seit der Staatsgründung die als Mehrheitsbeschaffer benötigten religiösen Parteien mehrere Versuche der Liberalen und des Arbeitspartei-Blocks verhindert haben, die Frage "Wer ist Jude" gesetzlich zu regeln, entscheiden darüber die Rabbinate. Und für die gilt nach wie vor: Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder nach Regeln der Halacha zum Judentum übergetreten ist.
Da das Judentum vor 2000 Jahren auf jegliche Missionierung verzichtet hat, wird der Übertritt zum Judentum nicht leicht gemacht: Ob die Beresfords es versucht haben, einen orthodoxen Rabbiner zu finden, der sie aufnimmt, und ob ihr Glaube an Jesus als Messias ihnen dabei im Wege stand, darüber schweigt sich Wertz aus.
Es wäre sicherlich auch berichtenswert, welche Probleme in Israel die Tatsache bereitet, daß der gesamte Bereich des Ehe- und Familienrechts allein von den Religionsgemeinschaften geregelt wird (von den Christen und Muslimen genauso wie von den Juden).
Jan Mühlstein, Gräfelfing
Von vielen Seiten wird Kritik an den geplanten Asylrechtsänderungen laut. So auch in einer Erklärung der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), abgedruckt in der FR vom 1. 3. 1993 "Im Wortlaut: EKD zur Asylrechtsänderung - Keine reinen Hände". Die Prämisse, die dieser wie auch vielen anderen kritischen Stellungnahmen etwa aus SPD zugrundeliegt, ist: Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung seien zur Wahrung des inneren, sozialen Friedens unausweichlich, man könne keine reinen Hände behalten. Aber so, wie es der Parteienkompromiß vorsehe, gehe es nicht.
So sehr ich die Kritik an einzelnen Punkten der geplanten Änderung des Grundrechts auf Asyl teile, so sehr wehre ich mich gegen die unreflektierte Übernahme der These von der Notwendigkeit für zuwanderungssteuernde und -begrenzende Maßnahmen.
Gewiß, die Anschläge auf das Leben von Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Hoyerswerda, Rostock, Hünxe und anderswo sind Fanale für einen latenten inneren und sozialen Unfrieden. Und sie begründen ebenso wie die applaudierenden Zuschauer und die schweigenden Dulder politischen Handlungsbedarf. Aber was jetzt als Asylrechtsänderung geplant ist, macht allein die Flüchtlinge zum Opfer, die durch Flucht aus ihren Heimatländern und durch Anfeindungen bei uns schon zweifaches Opfer geworden sind.
Betrachtet man die Asylrechtsdiskussion von ihren Anfängen Ende der 70er Jahre bis heute, dann war dies stets eine maßgeblich von CDU und CSU initiierte Mißbrauchsdiskussion mit dem Ziel der Flüchtlingsabwehr. Eine strategische Komponente war immer auch, mit statistischen Zahlentricks Handlungsbedarf zu suggerieren. Ein strategisches Ziel war meist und ist insbesondere heute, von innenpolitischen Defiziten abzulenken. Und gerade diese Defizite zum Beispiel in der Sozialpolitik und in der Wohnungsbaupolitik, die Probleme bei der Finanzierung der deutschen Einheit sind zusammen mit der jahrzehntealten Mißbrauchsdiskussion die tiefersitzenden Ursachen für die Angriffe auf Asylbewerber. Wer sich wie die EKD vor diesem Hintergrund auf die von Politikern behauptete Notwendigkeit zuwanderungssteuernder und -begrenzender Maßnahmen beruft, handelt unhistorisch und kurzschlüssig. Dadurch wird die Politik der Flüchtlingsabwehr der Vergangenheit und der Zukunft salonfähig. Kritik an Einzelpunkten der dafür vorgesehenen gesetzlichen Maßnahmen, die immerhin die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl bedeuten würden, ändert daran wenig.
Notwendig ist dagegen, die tatsächlichen Ursachen für die Flüchtlingsabwehr offenzulegen und in den sozialen Bewegungen gegen die Aushöhlung des Sozialstaats (für die Flüchtlinge wie im Fall der Sozialhilfe gewissermaßen als Dammbrecher mißbraucht werden) zu streiten und für soziale Gerechtigkeit bei der Umsetzung des deutschen Einigungsprozesses. Denn das von der EKD behauptete Dilemma, zwischen sozialen, inneren Frieden einerseits und der Zurückweisung von Menschen in Not andererseits entscheiden zu müssen, ist keins.
Die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl wird uns den inneren Frieden nicht sichern bzw. zurückbringen können, weil der alte Artikel 16 II, 2 Grundgesetz nicht wirklich ursächlich für unseren Unfrieden ist. Eher wird der Frust über falsch geweckte und unerfüllte Erwartungen den inneren Unfrieden verstärken.
Hartwig Oertel, Hofheim
WETTERAUKREIS. Bei den Amtsgerichten fällt künftig mehr Arbeit an, und das bleibt nicht ohne Folgen für die Prozeßbeteiligten. Die mittelhessischen Richterräte rechnen damit, daß die Betroffenen künftig länger warten müssen, bis ihnen in Zivilsachen überhaupt ein Verfahrenstermin genannt werden kann. Auch das Verfahren selbst, so lautet die Prognose, wird von nun an länger dauern. Das sind die Folgen des neuen "Gesetzes zur Entlastung der Rechtspflege", das im November vorigen Jahres vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde und an diesem Montag in Kraft getreten ist.
Die zusätzliche Arbeit für die Amtsgerichte entsteht, weil Zivilsachen mit einem Streitwert bis zu 10 000 Mark künftig dort verhandelt werden. Bislang lag die Obergrenze bei 6000 Mark. Ging es um mehr als 6000 Mark, waren die Landgerichte zuständig.
Gemeinsam mit Richterräten aus anderen mittelhessischen Amtsgerichten haben sich die Gremien der Justiz in Büdingen/Nidda und Friedberg/Butzbach bereits im Dezember vorigen Jahres in einer bislang einmaligen "Gemeinsamen Erklärung" an die Öffentlichkeit gewandt. Das Gesetz, so hieß es damals, sei "entgegen allen Bedenken und Einwänden" im Bundestag beschlossen worden. "Schon jetzt läßt sich absehen", hieß es damals, "daß die Reform zu Lasten der Richterschaft gehen wird, ohne daß diese mit ihren auf praktischerer Erfahrung beruhenden Vorschlägen zur Verfahrensverbesserung überhaupt angehört - geschweige denn berücksichtigt - worden wäre."
Einer der Unterzeichner der "Gemeinsamen Erklärung", Dietrich Frank vom Richterrat Butzbach/Friedberg, muß seiner eigenen "vagen Prognose" zufolge pro Jahr künftig 60 bis 70 Zivilsachen mehr als bisher verhandeln - also 620 und mehr gegenüber 550, so viele waren es im vorigen Jahr. Da der Streitwert in den zusätzlichen Verfahren vergleichsweise hoch ist, handelt es sich nach seinen Worten "mit Sicherheit nicht um die einfachsten Fälle". Mit einem neuen Kollegen kann Frank nicht rechnen. Ein Dilemma, in dem sonst in Hessen lediglich noch das Amtsgericht in Alsfeld steckt.
Das bedeutend größere Amtsgericht in Büdingen erhält immerhin eine halbe Richterstelle zusätzlich. Amtsgerichtsdirektor Udo Lichtenegger rechnet künftig mit 200 Entscheidungen in Zivilsachen mehr pro Jahr (1992: 1200). Die Folgen des neuen Gesetzes werden sich allerdings auch in Büdingen und Umgebung negativ bemerkbar machen. Der Butzbacher Richterrat Frank und der Büdinger Amtsgerichtsdirektor beklagen gleichermaßen, daß der Personalschlüssel in den jeweiligen Geschäftsstellen unverändert bleibt und weder mehr Protokollanten noch Schreibkräfte eingestellt werden. Aus der Sicht Lichteneggers kann das nicht ohne Folgen bleiben: Schließlich müssen von nun an bei gleichem Personalschlüssel im mittleren Dienst mehr Zeugen geladen, mehr Klagen zugestellt, mehr Schriftsätze übermittelt und mehr Entscheidungen verschickt werden.
Reserven gibt es seinen Schilderungen zufolge nicht. In der Geschäftsstelle und bei den Schreibdiensten sei "schon die ganze Zeit ordentlich geschafft worden". Die Personalsituation in der Justiz sei "landesweit angespannt". Immer mehr Menschen ließen Konflikte vor Gericht lösen. Lichtenegger verzeichnet seit geraumer Zeit "jedes Jahr im Schnitt zehn Prozent mehr Zivilsachen".
Der Butzbacher Amtsrichter Dietrich Frank rechnet damit, daß sich die Prozeßbeteiligten auch an den Landgerichten künftig noch mehr als bisher werden gedulden müssen. Strafkammern sollen dort in der Regel nur noch mit zwei statt drei Berufsrichtern entscheiden. Da nur ein Berufsrichter ein Urteil schreiben dürfe, sei auch an den Landgerichten mit einem "Verfahrensstau" zu rechnen, weil die Arbeit auf weniger Schultern verteilt werde. Für Frank ist es ein Trugschluß anzunehmen, daß die Mehrbelastung der Amtsgerichte zu einer Entlastung der Landgerichte führt. Dort nämlich würden freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt. BERND SALZMANN
Das Wuppertal-Institut hat in der Woche dankenswerterweise ein Seminar zu der Frage veranstaltet, ob sich mit der Clinton/Gore-Administration Chancen für eine neue transatlantische Kooperation ergeben. Dabei hatte ich eine Kontroverse mit dem Teilnehmer Bernd Ulrich, der meine Einschätzung der Lage in der Bundesrepublik als zu düster kritisiert und statt dessen empfahl, auf die "amerikanische Stimmung" zu setzen (FR vom 2. 3. 1993 "Hoffen auf den Al-Gore-Effekt").
Ich bin keinesfalls dagegen, in der Bundesrepublik eine reformpolitische Aufbruchstimmung zu erzeugen, aber sie muß Substanz haben und läßt sich nicht erzwingen. Auch Helmut Kohl hat bei der deutschen Einigung Wahlkampfstimmungen erzeugt, statt einen sozial, ökonomisch und ökologisch tragfähigen Weg zur Verwirklichung der deutschen Einigung zu gehen. Und die Aufgabe der "ökologischen Revolution" ist noch ungleich schwieriger.
Wenn meine Ausgangsthese richtig ist, daß die Ökologiepolitik zur gesellschaft- lichen Reformpolitik werden muß, um Stagnation und Rückschritt zu überwinden, dann müssen gerade die Umweltpolitiker eine realistische Bestandsaufnahme des Zustands unserer Gesellschaft vornehmen. Wir haben es heute mit drei miteinander verflochtenen Problembereichen zu tun, die in unterschiedlichen Wirklichkeiten zur Kenntnis genommen werden: Die Verwirklichung der deutschen Einheit, die mit enormen Verteilungsproblemen verbunden ist. Die Bewältigung der weltwirtschaftlichen Strukturkrise, die nahezu alle Wirtschaftsbranchen erfaßt hat. Die ökologische Modernisierung, die vor allem Begrenzung und Gestaltung erfordert.
Die gemeinsame Ursache für diese Problemzusammenballung liegt in der heutigen Organisation und Interessenbestimmtheit des Wachstums. Es funktioniert in seiner heutigen Form nur für eine privilegierte Minderheit, aber nicht als globales Modell, denn es produziert aus sich heraus wachsende Ungleichheit und geht zu Lasten der Natur.
Deshalb muß ökologische Reformpolitik versuchen, eine gemeinsame Schnittmenge der in den neuen Bundesländern, im Ruhrgebiet oder bei den Umweltschützern unterschiedlich gesehenen Wirklichkeit zu suchen, die eine Umbaustrategie möglich macht. Ich plädiere deshalb für ein ökologisches Zukunftsinvestitionsprogramm, das neue Perspektiven weist, eine Antwort auf die ökonomische Strukturkrise gibt und in die richtige Richtung geht.
Schade, daß der Journalist Bernd Ulrich darüber nicht informiert, sondern sich nur mit seiner Meinung profilieren will. Das ist ihm unbelassen, aber sie sollte nicht zum Meinungsjournalismus führen.
Michael Müller (SPD/MdB), Bonn
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Flörsheim. Flörsheimer Keller: FAT Schau + Spiel "Anton Cechov und die Königinnen von Frankreich", 20 Uhr.
Hattersheim. Posthofkeller: Texas- Rock "Midnight Ramblers", 21 Uhr.
Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).
Eschborn. Stadthalle, Eschborn K: Schtonk (20.15 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz,
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Stalingrad (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr).
Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali - seine berühmten Werke, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?", Ausstellung der AsF, 9 bis 12, 17 bis 20 Uhr (bis 8. 3.).
Liederbach. Rathaus: Ausstellung der Lebenshilfe "Seh-Weisen" von Gabriele Schliesser, Werner Keller und Doris Schwager, 8 bis 12 Uhr (bis 10. 3.).
Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12 Uhr (bis 17. 3.).
Parteien / Parlamente Schwalbach. SPD: Frühjahrskleidermarkt der SPD-Frauen, Foyer des Bürgerhauses, 14 bis 17 Uhr.
Disco und Talk mit Jörg Wiegand, DJ vom Hessischen Rundfunk, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57. Vereine / Organisationen Bad Soden. Verein für Briefmarkenkunde: Briefmarkentausch, Restaurant Hubertus, Königsteiner Straße 222, 20 Uhr.
Flörsheim. Heimatverein, Kolpingfamilie: Geschichtsvortrag "Herrschaft Eppstein", Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 20.15 Uhr.
Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Café, 14.30 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr; Seniorenkino, 14.30 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Disco im Güterschuppen, 19.30 Uhr.
Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 19 Uhr.
Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Kurverwaltung: Stadtführung, Treffpunkt: Badehaus, 14 Uhr.
Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr.
Schwalbach. Antirassistische / Antifaschistische Gruppe und Ausländerbeirat: Veranstaltung mit Menschen aus Iran, Kurdistan, Lateinamerika und der BRD zu Fluchtgründen, Bürgerhaus, 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Yarinistan "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen", Musik-Theater, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm Der Komet im Muminland (15 Uhr); Himmel über der Wüste (20 Uhr). Ausstellungen MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aquarelliergruppe, 10 Uhr; Offener Treff für alle, die gerne spielen, 14.30 Uhr; Stammtisch in der "Stadt Höchst", Hostatostraße 6, 17 bis 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde: Jugendgruppe für 14 bis 16jährige, Gemeindehaus Rombergstraße 63, 20 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Zazou und die Swing Boys, Musical, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Der Tod und das Mädchen, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: "Zeitwände" eine Version des Theatre Piece, 20.30 Uhr.
Café Cicero, City-Passage: Sunnyland Blues Band, 20.30 Uhr.
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Violinabend mit Matthias Neundorf, Werke von Bach, Prokofieff, Reger und Ysaye, 20 Uhr.
Kurhaus: 8. Meisterkonzert, Rudolf Buchbinder, Klavier, 20 Uhr.
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30, 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30, 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (14, 17, 20, 23 Uhr).
Alpha: Jimmy Hoffa (13, 16, 19, 22 Uhr).
Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Ehemänner und Ehefrauen (14, 17, 20, 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Reinecke Fuchs (13.30 Uhr).
Ausstellungen Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: "Raum- Strukturen und Licht" von Ingeborg Finke, Eröffnung, 19 Uhr.
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster" - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht - usw., von Barbara Heier-Rainer, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Parteien / Parlamente SPD: Wahl-Party der Jusos mit Cecile & Band und Lickety Split und Turned Around Turtles Tattersall, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
Landesversicherungsanstalt Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Kinder / Jugendliche Trägerverbund Wiesbaden: Treff des Arbeitskreises Jugendberufshilfe "Berufliche Bildung für Mädchen und junge Frauen", Cafeteria des Johannesstiftes, 10 Uhr. Sonstiges Förderkreis Aktives Museum Deutsch- Jüdischer Geschichte in Wiesbaden: Rundgang durch Wiesbadens Innenstadt "Spuren jüdischen Lebens", Treffpunkt: Vor dem Pariser Hof, jüdisches Badehaus "Zum Rebhuhn", Spiegelgasse 9 - 11, 15 Uhr, Anmeldung Tel. 14 09 22.
- ohne Gewähr -
Nun haben doch wieder die eine Bestätigung erhalten, die die Gieske/Piltz/ Schröder/(Fischer)-Initiative zu Gesprächen über einen Atom-Energie-Konsens von Anbeginn argwöhnisch verfolgt und als völlig unzureichend kritisiert haben (FR vom 27. 2. 1993 "Der ,Karren&rquote; der Energiegespräche droht rückwärts zu rollen"). Nur, der Karren droht nicht rückwärts zu rollen, er wurde gar nicht erst angeschoben, lediglich die Deichsel wurde für einen Fototermin mit der Presse angefaßt.
Daß hinter dem Engagement von Gerhard Schröder vor allem wahltaktische Motive stehen, kann vermutet werden. Auffällig ist, daß die großen politischen Parteien sehr darauf bedacht sind, die Atomenergiefrage aus dem Wahlkampfjahr 1994 herauszuhalten und möglichst noch in 1993 eine Einigung zu erzielen. Dahinter könnte doch vor allem die Hoffnung einiger SPD-Leute stehen, daß ihr Ausstiegsbeschluß von 1986 mit Hinweis auf den Konsens endlich gekippt werden kann.
Weiterhin wurde auf einem Symposium im Frankfurter Römer am 26. 2. 1993 allzudeutlich, daß es keinerlei Verständigung zwischen der Atomindustrie und Atomgegner/innen geben kann. Denn, das Vorstandsmitglied der Preussen Elektra Fabian hat unmißverständlich auf der Tagung die Position der Energiewirtschaft vorgestellt. Da ist kein Wort mehr von einem Auslaufen der Atomenergie, keine "Option" (also Möglichkeit), sondern das "Muß" der weiteren Nutzung der gefährlichsten Möglichkeit der Stromerzeugung.
Daraus folgt: Der einzige Konsens, den die Atomindustrie (am liebsten ohne die gesellschaftlich relevanten Gruppen, nur mit den Parteien) anstrebt, ist, die Milliardeninvestitionen zu retten, Gewinne weiterhin auf Kosten der Umwelt abzuschöpfen und die Fortführung der Atomenergie-Nutzung zu sichern. Dieses Ansinnen muß aufs schärfste zurückgewiesen werden.
Verhandlungen über eine zukünftige Energieversorgung, die klima-, umwelt- und sozialverträglich gestaltet wird, beginnen jenseits der Frage der Atomenergienutzung.
Bezüglich der Atomenergienutzung kann es nur einen Weg geben und der heißt: kompromißloser und sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie.
Jürgen Siebert, Braunschweig
"So werden auf dem Römerberg herausgerissene Pflastersteine nicht etwa korrekt ersetzt, sondern mit Teer zugekleistert. Überhaupt verstärkt sich der Eindruck, daß es an vielen Stellen der Stadt mit der Sauberkeit nicht zum Besten steht." Die hilflose Presseerklärung Nr. 797 der CDU-Fraktion macht deutlich, wie schwer sich die Frankfurter Union in den letzten Tagen des Kommunalwahlkampfs tut. Die Klage über den unordentlich hergerichteten Kunststeinbelag vor dem Rathaus trifft im Frühjahr 1993 den Nerv der Wähler gewiß nicht. Die sind in ihrer großen Mehrheit angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch in der "reichen" Bankenstadt am Main vor allem an einem funktionierenden Krisenmanagement im Römer interessiert. Die Zeit stadtgestalterischer
Von Claus Gellersen
Wie die 170 000 Ausländer in der Stadt sehen die meisten Deutschen zudem mit Angst und Bangen dem anscheinend unvermeidlichen Einzug einer starken rechtsextremistischen Gruppe in den Römer entgegen.
Nachdem auch die CDU in einem weitgehend fairen und oftmals drögen Wahlkampf diesmal das "Ausländerthema" ausklammerte, erklärten dennoch knapp sieben Prozent der Befragten vor vier Wochen bei einer Umfrage des Mannheimer Ipos-Instituts, daß sie am Sonntag den rechtsradikalen Republikanern ihre Stimme geben wollen. Ob es den mit versteckt ausländerfeindlichen Parolen werbenden Rechtsaußen gelingt, die Mehrheitsverhältnisse im Römer entscheidend zu beeinflussen - das ist die Frage dieses Sonntags. Die Antwort ist von Belang weit über Frankfurt hinaus. Zumal, da die Kommunalwahl 1993 die einzige Abstimmung in der Bundesrepublik ist und als Test für das Wahlmarathon im nächsten Jahr gilt.
Während der SPD-Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth enttäuschte Bürger in beschwörenden Appellen warnen, die demokratischen Rathausparteien mit Proteststimmen für Republikaner, NPD oder DVU zu bestrafen, und angestrengt versichern, die Fledderer und Profiteure der Politikverdrossenheit könnten noch knapp vor dem Römer gestoppt werden, kolportieren die Grünen als letztes schocktherapeutisches Mittel "bisher unveröffentlichte" Umfrageergebnisse, die 13 Prozent allein für die in der Stadt weitgehend unbekannten Kandidaten der Schönhubertruppe ausweisen. Nachdem vor vier Jahren die NPD vor allem in den früheren Arbeiterstadtteilen entlang des Mains Proteststimmen holte und mit 6,6 Prozent den Sprung in das Rathaus schaffte, zielen jetzt die Republikaner ohne ein erkennbares kommunalpolitisches Konzept mit Schlagworten auf die sozial Schwachen, die Arbeitslosen, auf die Verlierer der scharf gegeneinander abgegrenzten Frankfurter Drei-Viertel-Gesellschaft.
Auch in "Boomtown" Frankfurt werden unterdessen fast acht Prozent Arbeitslose registriert. Die Industrie- und Handelskammer meldet, daß erstmals seit zehn Jahren in Hessen mit einer ungünstigeren Entwicklung der Industriekonjunktur gerechnet werden muß als im übrigen Westdeutschland. Die Stadt selbst, die (zunächst) mehr als tausend von insgesamt 25 000 Arbeitsplätzen abbauen muß, steht mit fast acht Milliarden Mark bei den Banken in der Kreide und zahlt über eine halbe Milliarde Zinsen und Tilgung jährlich.
Für die meisten Wähler sind dies so abstrakt hohe Summen, daß sie deren politische Brisanz nicht einschätzen können. Doch in den nächsten Jahren wird hier erstmals schmerzhaft zu spüren sein, daß der bisherige Großinvestor Stadt nicht mehr in der Lage ist, die Wirtschaft in der Krise mit Milliardenaufträgen antizyklisch anzukurbeln.
Bei den Wählern setzt sich die Erkenntnis durch, daß die wichtigen Entscheidungen für Entwicklung und Wohlstand der Stadt künftig noch mehr in Bonn und in den Vorständen der Großunternehmen fallen werden. Viele zornige Fragen zielen an Informationsständen und bei Wahlveranstaltungen auf die Bundespolitik, auf die Kosten der Einheit oder die angekündigten Massenentlassungen bei Stahlkochern und Autobauern. Die Krise setzt sich auch in den Köpfen gutverdienender Frankfurter fest. Was wunder, daß mehr als fünfzig Prozent der Wähler am 7. März vor allem nach bundespolitischen Gesichtspunkten entscheiden wollen, wie die Umfrage eines Radiosenders sagt. Was wunder auch, daß den hiesigen Christdemokraten flau ist in diesen Vorwahltagen. Wenn am 7. März vor allem die Bonner Politik quittiert wird, wird die Rechnung teuer für die Frankfurter CDU, die schon 1989 aus einer absoluten Römermehrheit auf 36,6 Prozent absackte und der laut Ipos-Umfrage diesmal gerade noch 35 Prozent der Wähler ihre Stimmen geben wollen.
Der auf Wahlplakaten als energischer "Profi" und "Einsatzleiter" posierende 44jährige Andreas von Schoeler läßt in diesen Wochen zudem keine Möglichkeit aus, sich vor Unternehmern, bei Pressekonferenzen und vor Baustellen als kompetenter Wirtschaftspolitiker darzustellen, der auch den Erhalt des sozialen Netzes in der Stadt sichern kann. Schoeler hat die rot-grüne Koalition ohne Glanz, aber auch ohne dramatische Einbrüche durch zwei schwere Jahre geführt. Die vier Jahre ältere Petra Roth, die sich als "Oberbürgermeisterkandidatin" vorstellt, obwohl nur das Stadtparlament, nicht aber das Amt des bis 1997 gewählten OB zur Disposition steht, kommt schwer gegen das sorgsam gepflegte Macher- und Managerimage des Rathauschefs an.
Die wirtschaftliche Entwicklung im bisher vermeintlich krisensicheren Frankfurt und die Angst um den eigenen Arbeitsplatz haben viele kommunalpolitischen Themen bei den knapp 400 000 Wahlberechtigten der Stadt in den Hintergrund rücken lassen. Zudem: Probleme wie hohe Mieten und der Wohnungsmangel werden von allen Parteien mit ermüdend wiederholten und durchsichtig- verlogenen Phrasen abgehandelt. So weisen sich rot-grüne Koalition und oppositionelle CDU seit Jahren jeweils die Schuld daran zu, daß der öffentliche Wohnungsbau weit hinter dem Bedarf zurückbleibt. Nachdem die bis 1989 in Frankfurt mit absoluter Mehrheit regierende Union in fataler Fehleinschätzung des Mangels die Errichtung von Wohnungen fast einstellen ließ, tun sich Rote und Grüne - behindert von Geldmangel und einer schwerfälligen Bürokratie - seither schwer, neue Projekte anzukurbeln und großmäulige Versprechen zumindest annähernd einzuhalten.
Natürlich sind die stinkenden, alltäglichen Staus auf den Straßen, die qualvolle Enge in überfüllten und unpünktlichen Verkehrsmitteln den Bürgern der Großstadt ein ständiges Ärgernis und den Politikern ein Thema. Aber es beherrscht den Wahlkampf nicht. Auch wenn die bis zur Selbstverleugnung pragmatischen Grünen vor allem hier das Feld sehen, auf dem sie sich gegen den Koalitionspartner SPD mit der Forderung nach einer "autofreien Innenstadt" abgrenzen können. In ihrer von Umfragen verstärkten Not nähern sich manche Frankfurter CDU-Politiker und viele Freidemokraten derweil wieder der schlichten Autofahrerthese "Freie Fahrt für freie Bürger" an.
Nachdem Schoeler mit Hilfe der Landespolizei und gegen den dosierten taktischen Widerstand des grünen Partners rechtzeitig vor der Wahl die Drogenszene in der "Hauptstadt der Kriminalität" abräumen und vertreiben ließ, nachdem verstärkte Polizeistreifen und der Ausbau ziviler Sicherheitskräfte die City nachweisbar sicherer machten, läuft eine teure, sorgsam ausgetüftelte CDU-Kampagne weitgehend ins Leere: Petra Roth, die sich auf Plakaten in düster-leeren U- Bahnhöfen präsentiert, sollte als Garant für eine städtische Law-and-Order-Politik aufgebaut werden.
Die Landtagsabgeordnete, deren Wahlkampfetat auf zwei Millionen Mark geschätzt wird, konnte sich bisher vor allem als Sportpolitikerin ausweisen. Der Mutter zweier erwachsener Söhne, die ihre ersten politischen Gehversuche unter Wallmann im Römer machte, werden die Eigenschaften burschikos, patent und sympatisch zugeordnet. Sie versucht auch im Wahlkampf, sich von den einfältigen Politikerparolen zu lösen, und kommt vor kleinem Publikum besser an als in großen Sälen. Daß sie sich der Herrenriege im CDU-Vorstand beugte und zunächst einer klaren Absage an jede Zusammenarbeit mit den Republikanern auswich, hat der Spitzenkandidatin ebenso geschadet wie ihre wankelmütige Haltung zur gesetzlichen Regelung der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum, in Frankfurt ein brisantes Thema.
Petra Roth trat zur Kommunalwahl an, weil es renommierte und saturierte Köpfe der Union dankend abgelehnt hatten, den einst von Walter Wallmann par force genommenen Rathaussessel in einer der wichtigsten deutschen Städte zurückzuerobern. Auch der von Helmut Kohl aus dem Kabinett gedrängte frühere Forschungsminister Heinz Riesenhuber hatte den erwarteten Frankfurter Opfergang nicht auf sich nehmen wollen.
Daß die Christdemokraten allenfalls die Chance auf eine große Koalition haben, wenn es für SPD und Grüne am Sonntag nicht mehr reicht, räumen führende CDU-Politiker außerhalb der Wahlveranstaltungen unumwunden ein. Petra Roth malt gestern das Schreckgespenst einer Wahlbeteiligung von unter 70 Prozent (1989: 77,2) an die Wand. Zusammen mit der konservativ-rechten FDP, die sich der Union heftig als Juniorpartner für ein "bürgerliches Bündnis" andient, kommen die beiden Parteien nach den Umfragen auf knappe 39 Prozent. Die Liberalen scheiterten seit 1981 regelmäßig an der Fünf-Prozent-Hürde und werden von Ipos auch diesmal nur bei 3,8 Prozent notiert.
Bisher deuten sämtliche Prognosen darauf hin, daß die Grünen, die 1989 über zehn Prozent erreichten, am Sonntag zu den Siegern zählen werden. Der Joschka- Fischer-Partei wird ein Zuwachs von fünf Prozent signalisiert, obwohl die durchweg realpolitische Rathausmannschaft ihren Wählern vor allem bei der Verkehrsberuhigung vieles schuldig geblieben ist. Die "Preußen" der Römerkoalition, wie Geschäftsführer Lutz Sikorksi seine Truppe gern nennen läßt, könnten das rot-grüne Bündnis retten, nachdem der SPD (1989: 40,2 Prozent) Verluste bis zu fünf Punkten vorhergesagt werden. Der Chemieunfall bei den Farbwerken Hoechst, der seit über einer Woche die Stadt in Atem hält, könnte den Grünen sehr zum Verdruß der ehemaligen Parteifreundin Jutta Ditfurth weitere Stimmen zutreiben.
Die frühere Sprecherin der Bundesgrünen tritt mit einer Ökologisch Linken Liste an, bei der auch PDS-Politiker kandidieren. Ihr werden so wenig Chancen eingeräumt wie den anderen neun kleinen Gruppen, zu denen Bibeltreue Christen ebenso gehören wie die Frankfurter Mitte des Malers Ferry Ahrle, der seit Jahren bemüht ist, sich auch politisch ins Gespräch zu bringen. Die Römerpolitiker erwarten, daß NPD und DVU weit unter fünf Prozent hängen bleiben, weil die Republikaner allein am äußersten rechten Rand abkassieren werden. Daß niedrige Wahlbeteiligung, eine bröckelnde SPD und ein Erfolg der ReChtsaußen den Grünen die Neuauflage des Rathausbündnisses verdirbt und die Sozialdemokraten in eine große Koalition nötigt, ist der Alptraum der erwarteten "Wahlsieger".
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20 Uhr). Kino II: Der Duft der Frauen (14.45, , 20.15 Uhr).
Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr), Bitter Moon (17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (16 Uhr), Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr), Grüne Tomaten (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kein Pardon (20.30 Uhr).
Casino: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). Kulturmix Nidderau. Ausstellungseröffnung "Augenblicke", von Eugen Krammig, 16 Uhr, im Rathaus.
Langenselbold. Ausstellung "Terracotta", von Helmut Kiel, 10 bis 18 Uhr, Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.
Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28: 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 9.15 und 10.30 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 9.30 Uhr Französisch für Frauen, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 Uhr Strickmaschinenkursus, 15 Uhr Yoga für Kinder, 19.30 Uhr Englisch für Frauen, 19.30 Uhr Vollwert-Rohkost. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4: 8.30, 9.30 und 10.30 Uhr Gymnastik, 9 Uhr Aquarellmalen für Anfänger, 9.30 Uhr Babytreff für Kinder unter 6 Monaten, 9.30 und 15.30 Uhr Spielkreis, 14.30 Uhr Musik für Kinder im Vorschulalter, 14.45 und 15.45 Uhr Spielen und Turnen mit Babys, 15.30 Uhr Aquarellmalen für Fortgeschrittene, 17 Uhr Gymnastik für ältere Frauen, 17.30 Uhr Nähen, 19 Uhr Gymnastik für junge Frauen, 20 Uhr Würz- und Heilkräuter aus dem Garten (Neubeginn). Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe-Kontakt-Telefon, 10 bis 12 Uhr, 25 55 00.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr, Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr, evangelisches Gemeindehaus, Theodor-Heuß-Straße 2, Großauheim.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus.
Treffen der Diabetiker-Selbsthilfe- Gruppe, 19 Uhr, Café Zeitlos.
Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 bis 21 Uhr, Café Zeitlos, Martin-Luther- Anlage.
Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 Uhr, Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Str- aße 2.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 11 bis 19 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 20, Telefon 80 98 31.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz, 14 bis 16 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Beratung, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr, evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.
Hammersbach. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 14 bis 17 Uhr, Rathaus.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr, Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 10 bis 14 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 52 68.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Parteien/Parlamente Rodenbach. Öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Bürgertreff Oberrodenbach. Wahlveranstaltungen Langenselbold. Informationsveranstaltung der Grünen: "Gründe für Grün - Grüne informieren", 20 Uhr, Klosterberghalle.Vereine Nidderau. Vortrag des Obst- und Gartenbauvereins über "Fuchsien und andere Kübelpflanzen", 20 Uhr, Bürgerhaus Ostheim.
Großkrotzenburg. Jahreshauptversammlung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, 20 Uhr, Wachstation am See.
Langenselbold. Tauschabend der Briefmarkenfreunde Kinzigtal, 17.30 bis 19.30 Uhr für Jugendliche, ab 20 Uhr für Erwachsene, Fröbelschule, Schulstraße.
Treffen des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, 19.30 Uhr, im Museum.
Wächtersbach. Sprechstunde des Kreisbauernverbandes, 14.15 Uhr,Gaststätte Mohr. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 16 Uhr, Theater- und Geschichte(n)gruppe, altes Bürgerhaus.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Frauenhilfe, 10 und 19 Uhr Malen und Meditieren, 20 Uhr Kammermusikabend Gemeindezentrum Waldsiedlung; 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr offener Treff FAN 70 im Teehaus Marienstraße; 15 Uhr Mutter-Kind- Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg. Maintal. Seniorenkino: "Kolp", 17 Uhr, Maintalhalle Dörnigheim.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13: 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus, Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14.45 Uhr Kinder- und Damenballett, 15 Uhr Töpfern. Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Hobbythek: 17 Uhr Aquarellkursus, 19.30 Uhr Zeichnen, 19.30 Uhr Hardanger Stickerei.
Jugendzentrum, Hermann Löns Straße 2a, Dörnigheim, 16 bis 19.30 Uhr, Gruppenarbeit, Sport, Mädchengruppe.
Bruchköbel. Seniorentreff: 17 Uhr, Musical-Nachmittag (Generalprobe) im Bürgerhaus. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 15 Uhr Frauenhilfe. Nidderau. Stillgruppe des Kindervereins, 15.30 Uhr, Schloßberghalle.
Schöneck. Krabbelgruppe des Eltern- Kind-Vereins Struwwelpeter für Kinder von 1 bis 2 Jahren: 10 bis 12 Uhr, evangelisches Gemeindehaus, Büdesheim.
Jugendtreff Café Mars: 16 bis 19 Uhr Video-AG, 18 bis 21 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
Langenselbold. Kostenloser Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1 bis 12: 15 Uhr, Sozialstation, Uferstraße.
Evangelische Kirchengemeinde: 10 Uhr Stillgruppe, 19 Uhr Jugendkreis, Im Ellenbügel 95.
Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation, Uferstraße.
Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6: 9 Uhr Nähkursus, ab 15 Uhr Musizieren mit Kinder, 20 Uhr Folkloretanz.
Seniorentreff: 14.30 Uhr TGS-Seniorengymnastik, Schulturnhalle; 15 Uhr DRK- Gymnastikgruppe, DRK-Haus, Ahornweg 3: 17.30 Uhr, Kegeln in der Bürgerhalle. Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15 bis 21 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8: 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff. Energieberatung Nidderau. Das Energiemobil steht in der Zeit von 9.30 bis 16 Uhr vor dem Feuerwehrgerätehaus Eichen.
BAD NAUHEIM. Nur wenige Menschen können bei einem Herz- oder Atemstillstand lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Da besonders die ersten drei Minuten nach einem solchen Ereignis wichtig sind, bietet die Johanniter-Unfall-Hilfe jetzt einen Kursus zur Herz-Lungen-Wiederbelebung an.
Durch Informationen über die Anatomie, die Funktionsweise der Atmungsorgane, des Herz-Kreislaufsystems und durch ein praxisorientiertes Training an modernen Phantomen sollen die Teilnehmer einfach und umfassend die Herz- Lungen-Wiederbelebung erlernen.
Der Kursus umfaßt drei Doppelstunden, kostet 35 Mark und wird in den Räumen des Kreisverbandes der Johanniter- Unfall-Hilfe, Hauptstraße 54, in 6350 Bad Nauheim durchgeführt.
Anmeldungen nehmen die Johanniter ab sofort unter der Rufnummer 0 60 32 / 3 19 16 entgegen. str
MÖRFELDEN-WALLDORF. Als "politische Zechprellerei" hat Gerd Schulmeyer (DKP) das Verhalten der Grünen zur Ortsumgehung Mörfelden kritisiert. Als hätten sie nicht mit der SPD in der Koalitionsvereinbarung von 1989 die Tolerierung der Südumgehung unterschrieben, "stellen sie sich kurz vor der Kommunalwahl als einzige Partei dar, die schon immer und erst recht heute gegen die Südumgehung ist". Die Grünen hatten jüngst in einer Ausschußsitzung der Stadtverordnetenversammlung gegen eine Vorlage gestimmt, die vom zügigen Ausbau der Umgehungsstraße ausgeht. lis
Kommt er, oder kommt er nicht? Für Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch und dessen Kontrolleure schien eigentlich alles klar. Auf der nächsten Sitzung des VW-Aufsichtsrates am 16. März sollte neben einer Reihe anderer Personal-Entscheidungen auch die Einstellung von Ignacio Lopez de Arriotua abgesegnet werden. Den "Würger von Rüsselsheim", wie ihn Zulieferer schon kurz nach seinem Amtsantritt als Einkaufschef bei Opel im Jahr 1987 tituliert hatten, will der seit 1. Januar in Wolfsburg residierende Porsche-Enkel mit einer Doppel- Aufgabe betrauen - sowohl in der Produktion als auch bei der Materialbeschaffung die Möglichkeiten von Kostensenkungen ausloten und schnellstens umsetzen. Doch der knallharte Baske, nach seiner Zeit in Deutschland zu einem der Vizepräsidenten von General Motors aufgerückt, ließ plötzlich verkünden, er fühle sich "glücklich" in Detroit und werde für den weltweiten Einkauf des immer noch größten Autoherstellers auf dem Erdball zuständig bleiben.
Ob die Stellungnahme als endgültige Absage zu verstehen ist oder ob dahinter nur Taktik steckt, weil der Name Lopez zur Unzeit aus den wieder so zahlreich gewordenen offiziösen Wolfsburger Quellen tröpfelte, läßt sich im Augenblick nicht beantworten. Der Fall macht eines aber deutlich: Seit der Begriff VW und das Wort Krise wieder in einem Atemzug genannt werden, fühlen sich jede Menge Leute zu Firmensprechern berufen.
Ministerpräsident Gerhard Schröder ist einer von ihnen. Als Vertreter des 20- Prozent-Eigentümers Niedersachsen im Aufsichtsrat verbreitete er die Schrekkensnachricht, mit einer Milliarde Mark werde der Konzern allein in den ersten drei Monaten so viel Verluste einfahren wie ursprünglich für das gesamte Jahr 1993 geplant. Karl-Heinz Mihr, Betriebsrat des Getriebewerkes Baunatal, treiben "katastrophale Einbrüche" der Bestellungen in den ersten Wochen des Jahres "auch bei Volkswagen und Audi" bis 40 Prozent zu der Warnung an die Bonner Adresse, die Autokonjunktur nicht per Mineralölsteuererhöhung und/oder Vignette vollends plattzutreten. Derweil meldet Hans-Jürgen Uhl, der den exklusiven Posten eines Geschäftsführers des Gesamtbetriebsrates bekleidet, Vorbehalte gegen Sozialpläne an und gibt die Losung aus, den angestrebten Personalabbau mit Aufhebungsverträgen und über die normale Fluktuation verwirklichen zu wollen. Zu allem Überfluß droht auch Beistand vom Wirtschaftsministerium in Hannover. Es setzte eine aus elf Köpfen bestehende Arbeitsgruppe ein, die "Hilfsmöglichkeiten für VW und seine Zulieferer" in Niedersachsen untersuchen soll.
Das wird Piëch ganz bestimmt freuen, ihm aber kaum weiterhelfen. Denn die Aufgabe, nach der sich der 55 Jahre alte Diplom-Ingenieur und bisherige Chef von Audi so sehr gedrängt hatte, daß Vorgänger Carl Hahn seinen ursprünglich verlängerten Arbeitsvertrag vom Aufsichtsrat wieder verkürzt bekam, nimmt immer größere Dimensionen an. Unter Bank- Analysten ist nur noch die Höhe des Verlustes im laufenden Jahr umstritten. Von Gewinn, wie vor wenigen Tagen in Genf VW-Markenvorstand und Berufsoptimist Daniel Goeudevert, redet in diesen Kreisen keiner. Am weitesten nach vorn wagt sich das Brokerhaus S. G. Warburg. Seine Prognose: Der Fehlbetrag werde 2,1 Prozent des Umsatzes ausmachen. Das wären um die 1,5 Milliarden Mark - etwa so viel wie das Grundkapital.
Daß in der hektischen öffentlichen Diskussion die erhebliche Differenz zwischen den wie auch immer definierten betrieblichen Verlusten und den letztlich in den Bilanzen stehenden Beträgen sowie die Unterschiede zwischen AG- und Konzern-Ergebnissen nicht mehr wahrgenommen werden, ändert nichts an dem Befund: Volkswagen steckt in der tiefsten Krise seit zwei Jahrzehnten.
Dort hineinmanövriert hat das Unternehmen ein Management, dem Marktanteile über alles gingen. Geleitet von der fixen Idee, nur der Größte werde langfristig im Konkurrenzkampf um Autokunden überleben, schlug die Führungsriege unter Carl Hahn eine Expansionsstrategie mit Schwerpunkt Europa ein, die Mitte der achtziger Jahre mit dem Erwerb des spanischen Unternehmens Seat ihren ersten Höhepunkt erlebte und zuletzt in der Übernahme des tschechischen Herstellers Skoda kulminierte. 1982 ließ der Konzern, dessen weltberühmten Käfer noch der Großvater des heutigen Vorstandschefs konstruiert hatte, weltweit gerade etwas mehr als zwei Millionen Autos von den Bändern rollen. Zehn Jahre später waren es bereits 3,5 Millionen.
Alle Sinne und Anstrengungen auf das Verkaufen gerichtet, kam den Top-Leuten in Wolfsburg das Denken in Kosten- und Produktivitätskategorien abhanden. Lange Zeit wurden die Konsequenzen dieser verhängnisvollen Einseitigkeit von der automobilen Super-Konjunktur gnädig zugedeckt, die in Deutschland, ein paar kleine Dellen einmal außer acht gelassen, praktisch eine volle Dekade andauerte und noch einmal eine Aufbau- Spritze durch die deutsch-deutsche Vereinigung erhielt. Hatte die heimische PS- Branche 1982 knapp 3,7 Millionen Pkw und Kombi zusammengeschweißt, steht der im vergangenen Jahr aufgestellte Rekord nun bei 4,9 Millionen.
Vor einem solchen Hintergrund entwickelte sich "kein echtes Gefühl für den Problemdruck", konstatiert heute durchaus selbstkritisch ein Mitglied des Aufsichtsrates. Weshalb auch? Steigende Verkaufszahlen sorgten für die Rückkehr in die Gewinnzone. Dividenden wurden wieder ausgeschüttet, und mit der Personalzahl ging es ebenfalls - wenigstens für einige Jahre - aufwärts. Da erschien es von minderer Bedeutung, daß Volkswagen in Deutschland am Schluß und in Europa am unteren Ende der Rentabilitätsskala rangiert. Die Masse sollte es bringen. Und die brachte es auch. Jedenfalls solange die Nachfrage die Produktionsmöglichkeiten überstieg. Nur kleine Fortschritte
Zwar gab es immer mal wieder ernsthaftere Versuche, das wenig ertragreiche Verhältnis zwischen Beschäftigtenzahl und Fertigungsvolumen zu verändern. Doch die Fortschritte in dieser Richtung blieben gemessen an der Konkurrenz, der teils Quantensprünge gelangen, eher Trippelschritte. Eine hausinterne Rechnung beziffert die Steigerung der Mitarbeiterproduktivität zwischen 1987 und 1991 auf 3,8 Prozent pro anno. Dagegen bescheinigen selbst die VW-Strategen ihrem Wettbewerber Renault Zuwachsraten von jeweils 4,7 Prozent. Auch an jeder anderen Kennziffer läßt sich das Produktivitätsdefizit festmachen. Die Rabobank Deutschland schreibt in einer kürzlich fertiggestellten Analyse: 1991 habe im Wolfsburger Werk der Umsatz je Beschäftigten bei 286 000 Mark gelegen, während Opel auf 476 000 und Ford auf 466 000 Mark gekommen seien.
Auch wenn der Vergleich einzelner Werke mit ganzen Unternehmen nicht ganz sauber erscheint, so beleuchtet er doch das Hauptproblem. Im VW-Konzern hapert es am meisten im Mutterhaus - in der AG - und dort wiederum am stärksten im Zentrum, in Wolfsburg. Da tobt sich die groteske Situation aus, daß die installierte Fertigungskapazität zu 104 Prozent ausgelastet sein müßte, um auch nur ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Wird "nur" auf vollen Touren produziert, setzt es bereits Verluste. Nicht gerade ein Ruhmesblatt für Marken-Chef Goeudevert, der Kritik an seinen Management-Qualitäten bisher freilich mit dem Argument abwehren konnte, der Expansionsfetischist und strahlende Marketing-Mann Hahn habe ihn an überfälligen Rationalisierungsschnitten gehindert.
"Einen Koloß wie Wolfsburg auf lean production zu trimmen, ist objektiv ein Problem", stellt ein Insider fest, andererseits aber vordringliches Gebot der Stunde. Zur Zeit arbeiten in dem Werk 56 500 der noch 118 000 AG-Beschäftigten. Wieviel des beschlossenen Abbaus von 12 500 Stellen auf den Standort in der Nähe der ehemaligen Zonengrenze entfallen wird, mag Firmensprecher Peter Schlelein nicht exakt beziffern. "Etwas weniger als die Hälfte", zieht er sich vorsichtig aus der Affäre. Daß es hier demnächst aber stärker als bei den Töchtern funken dürfte, scheinen Belegschaft und Betriebsrat begriffen zu haben. "Zukunft des Werkes Wolfsburg sichern!" überschreibt die Arbeitnehmervertretung ihr jüngstes Informationsblatt und knüpft daran die Forderung nach einem täglichen Produktionsniveau zwischen 3500 und 3600 Fahrzeugen. Das entspricht auch dem augenblicklichen Normal-Ausstoß der Modelle Golf und Vento. In der heißesten Konjunkturphase hatten die Wolfsburger manchmal mehr als 4000 Vehikel zusammengekloppt.
Dennoch gilt: Anders als oftmals in der Vergangenheit besteht derzeit kein grundsätzlicher Dissens über die notwendigen Schritte. Aufsichtsrat, Führungsspitze und Arbeitnehmerseite sind sich einig, "daß die Kosten runter müssen auf allen Gebieten", daß es darum geht, "sämtliche Prozesse schlanker zu machen, bessere Abläufe zu etablieren", wie Schlelein sich ausdrückt. Nachdem raus war, daß in der AG innerhalb von zwei Jahren 12 500 Arbeitsplätze und im Konzern 36 000 bis Ende 1997 verschwinden sollen, gab es zwar, wie Albert Schunk berichtet, "betretene Gesichter". Aber das ändere nichts an dem von allen gesehenen Erfordernis, "den gefährlich hohen break-even-point", die Gewinnschwelle, senken zu müssen. Was der Leiter der Abteilung Internationales beim Vorstand der IG Metall, der seit eineinhalb Jahrzehnten Mitglied des VW-Aufsichtsrates ist, berichtet, wurde auch auf der Betriebsversammlung am Donnerstag in Wolfsburg deutlich. Gemeinsamkeit statt Konfrontation beherrschte die Szene. Und kein geringerer als der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates erinnerte an das bislang dunkelste betriebswirtschaftliche Kapitel in der VW-Geschichte - an 1974 und 1975, als kurzzeitig sogar das Geld für die fälligen Löhne und Gehälter fehlte.
Und heute? "Noch reagieren die Banken nicht so komisch wie damals", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Außerdem habe der Konzern im Gegensatz zu jenen Tagen keine gravierenden Probleme mit dem Modellprogramm. Golf und Vento fahren allen Konkurrenten auch in dem stark geschrumpften Markt noch weit voraus. Andererseits ist der Wettbewerb um etliche Grade härter und die gesamtwirtschaftliche Situation schlechter als Mitte der siebziger Jahre.
Der neue Vorstandsvorsitzende wird also einiges bringen müssen, um Volkswagen heil über die Rüttelstrecke zu lenken. Der Personalabbau und die Halbierung der Investitionsausgaben auf unter fünf Milliarden Mark im laufenden Jahr zur Sicherung der Liquidität bedeuten nichts anderes als den überfälligen Tritt auf die Bremse. Den verschlungenen Weg zum Ziel gilt es in den kommenden Monaten zu finden. Als ein Schlagloch hat der bestbeleumundete Techniker Piëch offenbar die kostenintensive Teilevielfalt in den einzelnen Modellreihen erkannt. Diesen Wildwuchs scheint er, wie sich seine Ausführungen auf der Betriebsversammlung interpretieren lassen, als nächstes beschneiden zu wollen.
Am Ehrgeiz des gebürtigen Wieners, Volkswagen zu einem renditestarken Autokonzern aufzupäppeln, besteht kein Zweifel. Gerade weil ihm der Porsche- Clan die Erfüllung seines Wunschtraumes, die Chef-Position bei der Zuffenhausener Sportflitzer-Firma, verwehrte. Aber hohe Ingenieurkunst und Ehrgeiz sind keine Erfolgsgaranten - vor allem nicht in Wolfsburg. Rudolf Leiding, jener Mann, unter dessen Ägide VW zuletzt - vor 20 Jahren - in existentielle Nöte geschlittert war, mußte genau diese ernüchternde Erfahrung machen.
JÜRGEN KLOTZ
Beschäftigte sollten ihren Arbeitsvertrag erst dann kündigen oder in gegenseitigem Einvernehmen beenden, wenn sie einen neuen Job sicher in der Tasche haben. Seit Jahresanfang sind die Sanktionen nämlich zum Teil erheblich strenger geworden, wenn wegen selbstverschuldeter Erwerbslosigkeit eine Sperrzeit verhängt wird. Darauf weist das Landesarbeitsamt Hessen hin. Wer ohne einen triftigen Grund seinen Kontrakt löst oder durch vertragswidriges Verhalten verliert, erhält in der Regel zwar auch weiterhin zwölf Wochen lang kein Arbeitslosengeld. Dies wurde aber insofern verschärft, als die Dauer der Leistung nunmehr um mindestens ein Viertel gekürzt wird.
Diese neue Regelung ist vor allem für ältere Beschäftigte von Bedeutung. Angenommen, sie haben im Laufe ihres Berufslebens eine Anwartschaft auf 832 Tage Arbeitslosengeld erworben. Bisher wäre diese bei selbstverschuldeter Erwerbslosigkeit nur um die Sperrzeit, also 72 (Werk-)Tage, verringert worden. Seit Anfang Januar aber schrumpft sie um 208 Tage.
Dieser Umstand muß auch berücksichtigt werden, wenn Firmen Auflösungsverträge, verbunden mit einer Abfindung, anbieten. Bevor ein Beschäftigter auf eine solche Offerte eingeht, sollte er sich auf jeden Fall vom Arbeitsamt beraten lassen. cri
Mit dem Unvollkommenen, dem Zurechtgebastelten und Hingepfriemelten tun sich die Deutschen schwer. Der französische Soziologe und zeitweilige Berater von Olivetti, Alain Minc, hatte vor Jahren schon gesagt, Deutschlands (damals noch Westdeutschlands) Industrie habe die Umstellung von fein gearbeiteten, perfekten, aber eben in der Herstellung viel zu teuren Kugellagern auf leicht auswechselbare Verschleißteile aus Plastik verpaßt und stehe über kurz oder lang vor einer schweren strukturellen Krise. Im Konsumboom der Wiedervereinigung wurden derlei Anmutungen ins reich typisch französisch-etatistischen Modernismus abgeschoben. Nun aber scheint's, als behalte Minc doch recht.
Nicht nur in der materiellen Produktion, auch in der geistigen ist das Basteln hierzulande nicht beliebt. Kaum daß der Erfinder des Begriffs "bricolage" für einen bestimmten, strukturalistischen Typus theoretischen Arbeitens auch nur ein wenig über den Rhein lugte, da wurden auch schon die schweren Geschosse zur Abwehr des "strukturalistischen Angriffs auf die Geschichte" und wie die verschiedenen Traktate sonst noch intituliert werden, in Stellung gebracht.
Allein die im Begriff "bricolage" gar nicht zwangsläufig angelegte Möglichkeit, Theorie könne sich öffnen für die Vorläufigkeit der Rhetorik und abwenden vom Ziel, definitive Gedankengebäude zu errichten, erschien verwerflich. Auch später hatten die Theoretiker der realen Postmoderne wenig Glück auf dieser Seite des Rheins.
"Schwaches Denken" (Vattimo), "Dekonstruktivismus" (Derrida), "Postmoderne" (Lyotard) oder welches auch immer die Etiketten waren, vor allem abgewehrt werden sollten die ungeliebten und unbeliebten Verunsicherungen der schönen Gewißheiten. Heute, paradoxerweise nachdem das letzte utopische gesellschaftliche Großexperiment kläglich gescheitert ist, scheint die kurze Saison des theoretischen Bastlers definitiv zu Ende zu gehen. Es mehren sich die "gründelnden" und "tümelnden" Artikel übers Wesen der Deutschen, die Substanz der Gemeinsamkeit. Wertbeständiges und Großes ist gefragt, nicht Vorläufiges und Vergängliches. Bloß nicht die reale, fragmentierte Welt der Postmoderne zur Kenntnis nehmen und versuchen, in ihr zu leben. Und sei's um den Preis antediluvianischer Ethymologien beispielsweise, die ein mittelmäßiger Bühnenautor aufwärmt, dieweil er über den "Rechten in der Richte" raunt.
Es ist die Zeit des Kündens und der Erlösung. Politisierende Kirchenmänner sind deren (Vor-)Boten, und die Intellektuellen, die sich darauf einlassen, auf merkwürdige Weise deren Nachhut. Ein beachtlicher Teil der kulturellen Welt der neuen Bundesrepublik Deutschland hat sich in den Arsenalen der Vorgeschichte auf die Suche nach der Substanz und den Werten begeben, die sich über den Pragmatismus in der atomisierten Welt erheben.
Da wird der Patriotismus "links" besetzt, da werden Gemeinschaften von der Heimat- bis zur Kultgruppe zu Heilmitteln eines angeblich kalten Liberalismus umgedeutet, und da gewinnt nicht zuletzt auch der totalisierende Gedanke des Systems oder der "Regel der Regel" neue Dignität. Vor lauter Geschichte, Psychologie der Volksseele und Gesetz schwindet aus dem Bewußtsein: Die neue Bundesrepublik Deutschland hat vielleicht eine Vorgeschichte, aber keine Geschichte. Die liegt noch vor ihr. Ob es eine demokratische wird, das muß sich weisen.
Bis dahin ist allen letztlich totalitären Versuchungen, die Ungewißheit der Zukunft im sicheren Kästchen traditioneller Gewißheiten einzufangen, die, libertäre, Maxime Albert Camus' vorzuziehen: Unversöhnt sterben. ULRICH HAUSMANN
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auf mehreren Autobahnen rund um Frankfurt gab es am Mittwoch vormittag als Folge von Unfällen erhebliche Behinderungen und kilometerlange Staus.
Bei einem Unfall auf der Autobahn Darmstadt-Frankfurt nahe Mörfelden- Walldorf kamen zwei Menschen ums Leben, eine Person wurde verletzt. Eine Autofahrerin war beim Ausscheren zum Überholen von der Fahrbahn abgekommen und gegen die Mittelplanke geprallt. Zwei weitere Wagen fuhren auf das Unfallfahrzeug auf. Die Autobahn blieb von 5 Uhr an für dreieinhalb Stunden gesperrt; der Verkehr wurde vom Darmstädter Kreuz aus über das Mönchhofdreieck umgeleitet.
Zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam es am Mittwochvormittag auch auf der Autobahn Köln-Würzburg. In der Gemarkung von Kelsterbach war gegen acht Uhr ein Lastzug beim Fahrspurwechsel auf den Mittelstreifen mit einem Auto kollidiert. Der Chauffeur zog seinen Lastwagen auf die dritte Spur, wo er mit einem weiteren Auto zusammenstieß. Einige der geladenen Papierrollen fielen auf die Fahrbahn. Verletzt wurde niemand.
Nach der Karambolage war die Autobahn nur als Nadelöhr passierbar. Das verursachte einen kilometerlangen Stau. Der Verkehr wurde ab dem Wiesbadener Kreuz über die Autobahn Wiesbaden-Frankfurt umgeleitet, ehe gegen 12 Uhr die Fahrspuren wieder für den Verkehr freigegeben werden konnten, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt mit. lis
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 5. März in
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,03 (0,03) 0,02 (0,03) NO2 0,06 (0,03) 0,05 (0,03) Staub 0,07 (0,05) 0,09 (0,06) CO 0,9 (0,7) 0,8 (0,6)
- = kein Meßwert bekannt xx = Schadstoff wird dort nicht gemessen
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir, wie stark Wiesbadens Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid, CO für Kohlenmonoxid. Diese Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben. SO2 und NO2 sind wesent- lich am "sauren Regen" beteiligt. Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe wie Schwermetalle oder beispielsweise Dioxine anhaften.
Die Grenzwerte betragen laut Smogverordnung in der Vorwarnstufe für SO2 0,60 Milligramm je Kubikmeter, bei CO 30 mg, bei NO2 0,60 mg.
In der ersten Alarmstufe: 1,20 mg für SO2, 45 mg für CO und ein Milligramm für NO2. In der zweiten Alarmstufe: für SO2 1,80 mg, für CO 60 mg und für NO2 1,40 mg. Der Grenzwert für Staub beträgt 0,45 Milligramm nach einer Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).
(Alle Angaben ohne Gewähr)
"Griesheim ist zwar nicht überall, aber man muß aus dem Störfall bei Hoechst die Lehren ziehen", sagt der Chef des Umwelt-Bundesamtes, Heinrich von Lersner. S. 12
KREIS GROSS-GERAU. 165 559 Wähler und Wählerinnen sollen bei der Kommunalwahl am Sonntag, 7. März , sagen, wo es künftig im Kreis Groß-Gerau politisch lang geht. Gewählt werden morgen für die Kreisebene der Kreistag sowie in den 14 Kommunen auf örtlicher Ebene die Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen. Daher hat am Sonntag jeder Wahlberechtigten mindestens zwei Stimmen zu vergeben, eine für das Kreis- und eine fürs Lokalparlament. Außerdem werden in Rüsselsheim und Gernsheim Ortsbeiräte und in Kelsterbach Vertreter für den Verbandstag, das Parlament des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), gekürt.
Für den Kreistag kandidieren sechs Parteien: Die bislang im Parlament vertretenen SPD (1989: 51,6 Prozent), CDU (28,6) und Grüne (12,1) sowie FDP (4,3), Freie Wählergemeinschaft (FWG) und Republikaner. Größer ist die Auswahl nur in Rüsselsheim, wo sich sieben Listen um die Wählergunst mühen.
Die Ausgangslage vor der Wahl: Der Kreistag wird mit absoluter SPD-Mehrheit regiert; von den 14 Kommunen gilt nur Gernsheim als traditionelle CDU- Hochburg, in alle anderen holten die Sozialdemokraten die meisten Stimmen. Beim näheren Hinsehen ist das Bild differenzierter. So besteht in der größten Stadt des Kreises, Rüsselsheim mit 39 257 Wahlberechtigten, eine Koalition zwischen SPD und CDU. In der zweitgrößten Kommune, Mörfelden-Walldorf mit 20 719 Wahlberechtigten, fand sich nach der Wahl 1989 eine SPD-Grüne-Koalition zusammen. Auf Rang drei: die Kreisstadt Groß-Gerau, 15 880 Wahlberechtigten. Hier hat die SPD die absolute Mehrheit.
Bei der Kommunalwahl 1989 wurde im Kreis eine Wahlbeteiligung von 77,6 Prozent registriert. Immerhin drei Prozent, das waren 3839 Bürger, wählten damals ungültig. Bei der Landtagswahl 1991 lag im Kreisgebiet die Wahlbeteiligung nur bei 71 Prozent. Für die morgige Wahl befürchten manche Parteistrategen Wahlmüdigkeit oder -enthaltung bei den Bürgern, geschürt von allgemeiner Parteien- und Politikverdrossenheit. Nicht zuletzt die Wahlbeteiligung könnte am Sonntag den Ausschlag vor allem dort geben, wo Mehrheitsverhältnisse knapp sind.
Gemessen an der Zahl der ausgegebenen Briefwahlunterlagen ist eine geringere Beteiligung als 1989 festzustellen. Nach den gestern 11 Uhr im Wahlamt des Landratsamtes vorliegenden Zahlen haben kreisweit 6,9 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen erhalten, 1989 waren es 7,9 Prozent gewesen. Die Zahlen für die Kommunen:
Biebesheim: 7,1 Prozent (1989: 8,6).
Bischofsheim: 6,1 (6,3).
Büttelborn: 6,4 (8,0).
Gernsheim: 7,9 (9,5).
Ginsheim-Gustavsburg: 5,5 (7,2).
Groß-Gerau: 7,8 (7,6).
Kelsterbach: 6,6 (7,1).
Mörfelden-Walldorf: 8,2 (8,9).
Nauheim: 7,5 (9,2).
Raunheim: 5,5 (5,6).
Riedstadt: 7,3 (8,3).
Rüsselsheim: 6,0 (7,0).
Stockstadt: 7,4 (7,3).
Wer jetzt am Sonntag kurzfristig nicht zwischen 8 und 18 Uhr ins Wahllokal gehen kann, aber wählen möchte, muß den Nachweis "einer plötzlichen Erkrankung" erbringen und erhält dann Wahlschein und Briefwahlunterlagen in seinem Rathaus. Letzter Termin: Sonntag um 15 Uhr.
Wer die Ermittlung des Wahlergebnisses miterleben will, kann dies tun: das Auszählen der Stimmen in den Wahllokalen ist öffentlich. Von dort werden die Ergebnisse an die "Zentrale" gemeldet: für Mörfelden-Walldorf, wo sich SPD, CDU, Grüne, DKK / Offene Liste und FDP um die 45 Stadtverordnetenmandate bewerben, ist sie im Rathaus Walldorf.
Mörfelden-Walldorf ist in 17 Wahlbezirke unterteilt - trotzdem sind rund 950 Bürger/innen aufgefordert, ins Wahllokal Nummer 18 (Kindertagesstätte in der Parkstraße) zu gehen. Der Grund: Es existiert kein Wahllokal zehn - das gibt es erst, wenn im Stadtteil Walldorf aufgrund von Neubaugebieten oder gestiegener Einwohnerzahl ein weiterer Wahlbezirk notwendig wäre. Die Wahlbezirke eins bis neun liegen im Stadtteil Walldorf, jene von 11 bis 18 in Mörfelden. Hinzu kommen noch vier Briefwahlbezirke.
Auch wenn es für das Gesamtergebnis ohne Belang ist: die Wahlbezirke sind unterschiedlich groß. In Mörfelden-Walldorf sind die meisten Wähler/innen (1367) im Wahlbezirk 14 (Wahllokal Albert-Schweitzer-Schule) registriert, die wenigsten (715) im Wahlbezirk neun (Waldenserschule). Von Mörfelden-Walldorfs 32 054 Einwohner/innen sind 20 719 wahlberechtigt, wobei die Frauen mit 52,1 Prozent in der Überzahl sind. 419 Einwohner/innen dürfen erstmals wählen, 479 sind Jungwähler/innen (können erstmals bei einer Kommunalwahl abstimmen).
Damit die Wahl reibungslos über die Bühne geht, sind ehrenamtliche Wahlhelfer/innen im Einsatz - neun je Wahllokal. Das summiert sich in Mörfelden- Walldorf auf rund 180 Personen, die sich freiwillig gemeldet haben oder von den Parteien vorgeschlagen wurden. Städtische Bedienstete mußten in Mörfelden- Walldorf nicht verpflichtet werden. Jeder der Wahlhelfer erhält für seinen Dienst vierzig Mark Erfrischungsgeld.
Unterschiedlich ist die Art und Weise, wie gewählt wird: Während etwa in Mörfelden-Walldorf und Groß-Gerau an Wahlmaschinen Stadtverordnetenversammlung und Kreistag gewählt werden, müssen Rüsselsheimer und Kelsterbacher nach althergebrachter Weise Kreuzchen auf den Stimmzetteln machen. lis / cas
HOFHEIM. "Babbele muß mer könne", raunte ein Kundgebungsbesucher mit nickendem Kennerblick seinem Nebenmann zu. "Babbele" kann er auch, der christsoziale Theo, bayrischer Kassenwart bundesrepublikanischer Finanzen - wenn auch nicht gerade hessisch. Und dazugelernt hat er auch: Brotzeiten für alle, die bei seinen Kundgebungen stehen müssen, spendiert Waigel nicht mehr, wie weiland noch in München. Das hätte am Dienstag abend auch teuer werden können, denn in der Hofheimer Stadthalle reichten die Stühle nicht.
Geld hat er kein's, da macht der Mann mit den starken Augenbrauen keinen Hehl draus. 90 Milliarden Mark pro Jahr für die neuen Bundesländer sind schließlich kein Pappenstiel. Aber bevor auch nur ein Laut des Unmuts gegen Steuererhöhungen, die Autobahn-Vignette und sonstige Geißeln aus dem "Förderalen Konsolidierungskonzept" im Auditorium zu hören war, ging der Strauß-Erbe in die bekannte Bayernoffensive und stellte seine Gegenrechnung auf: Erhardt hat über Marx gesiegt, der Sozialismus liegt darnieder, ost-westliche Abrüstung, Gorbi kommt zum Fischessen nach München und dirigiert auch noch die Kapelle im Hofbräuhaus - jo-doa-legst-di-niedar. Und nicht zu vergessen natürlich: Die Vereinigung von Deutsch-West und Deutsch-Ost und von Europa auch. Begeisterter Beifall der versammelten Anti- Motzkis aus dem Taunus und ein zünftiges "Jawoll Theo, hier iss der Wolfgang" schallte aus den hinteren Reihen vor zum Krumbacher Polit-Profi am Rednerpult, von dem postwendend ein "Wolfgang-du- bist-in-Ordnung" zurückschallte.
Hemdsärmelig, ein Finanzminister zum Anfassen, so gefällt sich Waigel. Er plauderte von ersten Besuchen in Gera, vom spontanen, "ganz persönlichen" Besuch bei den alten Diamant-Fahrrad-Werken - einfach so, "an einem Samstag morgen um acht". Von denen stammte sein erstes Rad. Vom gefallenen Bruder hat er's anno '44 bekommen. Klar, daß der Waigel "ein bisserl Werbung" macht, die diamantene Drahtesel-Produktion anzukurbeln. Über die lästige Bonner Bürokratie hinweg - für den zupackenden Bayer in seiner nordrhein-westfälischen Diaspora ohnehin ein Graus - zugunsten des Aufschwungs Ost und zur Entlastung der Bundeskasse West. Da kam er dann auch so richtig auf, wehte unverkennbar durch die Stadthalle: der vielzitierte historische Hauch der Geschichte.
"Positive Zeichen" sieht Waigel jeden Tag, die bösen Medien leider nicht. So muß er's dem hessischen Wahlvolk zwischen Fraktionssitzung und Gezackere ums Bonner Sparpaket eben selber sagen: Daß es aufwärts geht, wenn jeder anpackt, und daß sich die CDU für zehn Jahre Kohl nicht zu schämen brauche. Im Gegenteil: "Zehn Jahre Aufschwung" und ein "Leben auf hohem Niveau". Das hat es seit '45 nicht gegeben. Die Sozis, die ihn als "fröhlichsten Schuldenmacher" titulieren, hätten das jedenfalls nie "fertiggebracht". So dürfe sich jetzt niemand beklagen, "wenn mal ein Jahr lang" Gürtel-enger-schnallen angesagt ist. Bei Löhnen und in der Sozialpolitik, darf der CSU-Mann unter Beifall sagen, weil "mit hohen Steuern die Konjunktur niemals angekurbelt werden kann".
Bei so viel Unerfreulichem braucht's Perspektiven, weiß der kommunalerprobte Volksminister: Den Volkszorn schürt allein die Angst vor dem Ungewissen. Bei Waigel heißen die Perspektiven eher "schöne Erinnerung": So beschwört er - in spürbarer Sorge vor Protestwählern und Verweigerern - den Mut der Nachkriegsgenerationen und die "kantigen" Glanzzeiten hessischer Christenunion unter Dregger und Wallmann. Die Stimme wird laut, Fingerknöchel klopfen rhythmisch aufs Pult, gut 800 Handflächen spenden Beifall - Bahn frei für den Zug der Geschichte. . . ANITA STRECKER
NIDDA. Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach ist am Freitag, 5. März, ab 20.30 Uhr in der katholischen Kirche zu hören. Es singt der Kammerchor der Singakademie Niedersachsen, dirigiert von Claus-Ulrich Heinke aus Bad Nauheim. Die Solisten sind Alexander Bassermann und Martin Post (Tenor), Peter Frank und Michael Humann (Baß), Christiane Heinke (Sopran) und Werner Marschall (Altus). Es begleitet sie das etwa 20köpfige Instrumentalensemble "Concertino Notturno Praha".
Schirmherr des deutsch-tschechischen Gemeinschaftsprojekts ist der Botschafter der tschechischen Republik in Bonn. Das Auswärtige Amt der Bundesregierung fördert die Gastspielreise, teilt der künstlerische Leiter Claus-Ulrich Heinke mit. Heinke organisierte im vorigen Jahr bereits die "Singakademie Wetterau". Sängerinnen und Sänger aus dem Kreisgebiet führten nach einem Workshop in Bodenrod im August Mendelssohns Walpurgisnacht und Beethovens Chorfantasie auf. Jetzt finden die gemeinsamen Proben der beiden Ensembles in Bad Nauheim statt. Die Musiker sind in den Familien der katholischen Bonifatiusgemeinde zu Gast.
Eintrittskarten für das Niddaer Konzert am morgigen Freitag gibt es im Reisebüro Schwarze. An der Abendkasse zahlen Erwachsene 20 oder 25 Mark, Schüler und Studenten 20 oder 15 Mark. Die Johannespassion wird in Nidda von fünf Sängerinnen und Sängern in jeder Stimme gesungen. Der Kammerchor hat sich auf Barock-Chorwerke mit kleiner Besetzung spezialisiert.
Am Samstag, 6. März, gastiert die Singakademie ab 20 Uhr in der Usinger Laurentiuskirche. Am Sonntag ist die Johannespassion ab 17 Uhr in Ober-Erlenbach bei Bad Homburg in der Kirche St. Martin zu hören. Die Tournee setzt sich dann in Prag, Teplice und Marienbad fort. nes
KARBEN. "Wir haben hier eine sehr gute Ausstattung, jetzt geht es darum, in der Arbeit die Jugendlichen aus der Konsumhaltung herauszubringen." Für die neue Jugendpflegerin Inge Roth heißt das, die jungen Besucher des Karbener Jugendkulturzentrums (Jukuz) erfahren und umsetzen zu lassen, daß dieses Jukuz ihr eigener Ort ist - den die auch selbst in Ordnung zu halten haben. Vor allem aber will sie sich der Integration der verschiedenen Besuchergruppen widmen. Bürgermeister Detlev Engel und Erster Stadtrat Hans Puchtinger, beide SPD, stellten die 38jährige am Mittwoch an ihrer Wirkungsstätte im Jukuz vor. "Damit ist das Team der Jugendarbeit komplett", freute sich Engel.
Angesprochen auf die wiederholte Kritik der Union an dem Aufwand für das Jukuz betonte der Bürgermeister: "Wir werfen kein Geld aus dem Fenster, wir versuchen, schlimmen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Gewalt und Drogenkonsum, entgegenzuwirken. Wir haben die Familien nicht in den Arbeitsprozeß gezwungen, so daß viele Kinder sich selbst überlassen sind", umriß Engel den gesellschaftlichen Hintergrund der jugendpolitischen Bemühungen der Stadt.
Stadtrat Puchtinger stellte außerdem heraus, das Jukuz sei keineswegs nur für die offene Jugendarbeit da, sondern für alle Karbener Jugendlichen. So könnten auch die Vereinsgruppen die Einrichtungen des Hauses wie Computer, später Foto- und Siebruck-AG und natürlich auch den offenen Cafébetrieb nutzen. Das Freigelände wird außerdem für die Karbener Ferienspiele genutzt.
Kritikern empfahl der Bürgermeister, sich abends mal reinzusetzen und einen Blick auf die Programmangebote zu werfen. Es sei klar, daß sich die Einrichtung erst durchsetzen muß. Zumal der Bauabschnitt für den Werkstattbereich im Schuppen noch in diesem Jahr begonnen werden soll. Darauf folgt die Vergrößerung der Veranstaltungsscheune. Das Häuschen für die Hausmeisterwohnung steht inzwischen im Rohbau. An die Scheune schließt der Sanitärbereich an, der auch bei Konzerten oder dem "Wäldchestag" genutzt werden kann.
Mit insgesamt vier Jugendpfleger/innen auf dreieinhalb Stellen verfügt die Jugendpflege zusammen mit gelegentlichen Honorarkräften nun über eine gute Ausstattung, freute sich auch Stadtjugendpfleger Herbert Goetz, der seit rund 15 Jahren diese Arbeit macht. Engel hob außerdem hervor, daß die Jugendarbeit im Jukuz nicht wie auf einer Insel ablaufe, sondern mit der vom Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreis ausgeschriebenen Stelle zur Schulsozialarbeit und der halben Stelle zur Drogenberatung vom Verein Jugendhilfe (die andere Hälfte geht nach Bad Vilbel) ein "Netzwerk von Hilfsmöglichkeiten" geschaffen werde. "Wir wollen nicht nur kritisieren, sondern nach Lösungen suchen", betonte Engel angesichts der vielen Klagen über Gewalt, Drogen und weiterer negativer gesellschaftlicher Entwicklungen.
Die "Neue", Inge Roth, ist in Klein-Karben aufgewachsen, lebt heute mit ihrer Familie in Münzenberg. Sie ist Diplompädagogin mit gesprächstherapeutischer Ausbildung mit sexuell mißbrauchten Mädchen und kann ein ganzes Spektrum von Betreuungsarbeit und Fortbildung im sozialpsychologischen Bereich aufweisen.
Als gezielten Einstieg in die ihre Arbeit strebt sie zur Vollversammlung im Jukuz am 15. März eine offene Bilanz aller Jugendlichen über die Einschätzung der ersten vier Monaten seit Bestehen der Einrichtung an. Dort möchte sie auch einen Gesprächskreis mit dem Arbeitstitel "Koran" anbieten, in dem es darum geht, sowohl den deutschen, aber auch den türkischen Jugendlichen den kulturellen und religiösen Hintergrund des eigenen Verhaltens klar zu machen. Im Gespräch mit den türkischen Buben ist die junge Frau nach eigenen Worten nicht zimperlich. Sie hat ihnen schon vor Augen gehalten, daß Frauen und Mädchen bei ihnen zu Hause sozusagen als Heilige gelten - jene weiblichen Wesen aber, die sich in der Öffentlichkeit aufhalten, gelten offenbar als "verkommene Subjekte". Diese auch im konservativen Christentum bekannte Aufspaltung und die dahinterliegenden Probleme, auch die der negativen Selbsteinschätzung, die dadurch deutlich wird, sollen in dem Gesprächskreis thematisiert werden.
Weitere künftige Angebote sollen Kino- und medienpädagogische Kurse sein, später Holz-, Metall- und Keramikwerkstatt, Foto- und Siebdrucklabor. Außerdem baut Diddi Iffland Theater- und Akrobativkurse auf. Erste praktische Zusammenarbeit habe es da schon mit dem Berufsbildungswerk in Karben gegeben, erwähnte Goetz. Großen Zuspruch finden nach seinen Worten die Computerkurse. Die sollen einmal auch speziell für Mädchen angeboten werden. Ab Mai wird sich Helga Künstner der Mädchenarbeit widmen und die Stellung der Mädchen im Jukuz stärken. Konflikte, die im Haus und in Karben zwischen deutschen und ausländichen Jugendlichen, zwischen Mädchen und Jungen auftreten, sollen von der Jugendpflege aufgegriffen und offen angesprochen werden. Nur so seien Lösungen und letztlich friedliches Zusammenleben möglich, davon ist Frau Roth überzeugt. GEORG LINDE
Ob in den Vereinigten Staaten, Schweden oder Spanien - in insgesamt 107 Ländern dieser Erde können Frauen nach einer Eheschließung ihren Namen behalten. In Deutschland dauerte es dagegen bis zum 5. März 1991, ehe das Bundesverfassungsgericht der Gleichberechtigung im Namensrecht auf die Beine half und den Gesetzgeber zu einer Änderung aufforderte. Doch bis heute gibt es kein Gesetz, lediglich einen Entwurf der Justizministerin, und die Vorstellungen der Parteien umfassen eine verwirrende Vielfalt. Wir dokumentieren eine Analyse der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Marliese Dobberthien, die eigene Vorschläge zum Namensrecht unterbreitet.
GROSS-GERAU. Dienstag abend in der baulich weitgehend fertigen neuen Stadtbücherei in der Gernsheimer Straße 5: Beinahe wäre dies der Eröffnungstag - noch rechtzeitig zur Kommunalwahl - geworden. Wegen Wassereinbruch und dadurch bedingter Zusatzarbeiten soffen der Keller und der ehrgeizige Terminplan gemeinsam ab. Daher wird erst am 6. Mai offiziell gefeiert. Dennoch hatten die Kommunalpolitiker am Dienstag beim Exklusivtreff des Kultur- und Sportausschusses in der schmucken neuen Einrichtung Grund zur Freude: Nach aktuellem Stand der Endabrechnung liegt man laut Architekt unter den Kostenschätzungen. Ende März sollen mit Einzug und Aufbau der Bücher begonnen werden, künftig neue Medien wie CDs hinzukommen.
Ende Februar 1992 war mit dem Erdaushub für das Projekt unweit des Stadthauses begonnen worden. Nach dem Auszug aus dem früheren Domizil ist die Stadtbücherei sehr beengt im historischen Rathaus untergebracht, ruht wegen qualvoller Enge sogar knapp die Hälfte des 27 000 Bände umfassenden Buchbestandes in Kartons. Kein Wunder, daß Büchereileiterin Kathrin Knappke und ihr Team der Eröffnung in den schmucken neuen Räumen entgegenfiebern. Das wurde auch bei der Ausschußsitzung am Dienstag deutlich. Die Bedingungen für die auch künftig 15 Wochenstunden Ausleihe werden erheblich besser. Dafür steht allein schon das Raumangebot, das eine Ausweitung von derzeit 100 auf 800 Quadratmeter bringt.
Beim von Peter Boß geleiteten Ausschußtreff war unter anderem von Bürgermeister Manfred Hohl zu hören, daß vor etwa vier Wochen ein Wassereinbruch im Keller für unerwartete Schwierigkeiten sorgte. Offensichtlich wurde bei einer Rohrverlegung unsachgemäß gearbeitet, so daß es Land unter hieß. Wer dafür verantwortlich ist, darüber wird noch gestritten. Die Mehrkosten von 19 000 Mark will die Kommune nicht tragen.
Dabei legten Investoren und Planer ob hohen Grundwasserstandes gerade auf den Keller großen Wert, schalteten sogar ein Spezialunternehmen zur Abdichtung ein. Daher konnte die übliche Garantie gegen Wassereinbruch von fünf auf zehn Jahre verlängert werden. Vor diesem Hintergrund ist auch der Magistratsbeschluß nach dem Zwischenfall zu sehen, kein Trockenverfahren mit letztlich ungewissem Ausgang einzuleiten, sondern den Estrich völlig erneuern zu lassen. Wie wichtig das weit über übliche Kellernutzung hinausgehende Untergeschoß ist, davon konnten sich die Kommunalpolitiker bei einem Rundgang informieren; denn hier soll unter anderem der Kinderbereich mit Sitzecken entstehen.
Im Erdgeschoß werden laut Büchereileiterin Knappke der Eingangs- und Thekenbereich zur Ausleihe sowie Flächen für Romane, fremdsprachliche Werke, Großdruckbücher und Literaturkassetten untergebracht. Neu ist auch der Platz, wo Bücherwürmer interessanten Lesestoff erst einmal schmökern können.
Der erste Stock gehört vor allem Sachbüchern, hinzu kommen Arbeitsplätze im Fensterbereich, größere Gruppen finden im Erker Unterschlupf. Im Dachgeschoß ist ein Veranstaltungsraum, beispielsweise für Autorenlesungen, untergebracht. Darüber freute sich Kathrin Knappke besonders, weil dann künftig nicht mehr auf Räume außerhalb ausgewichen werden müsse: "Eine tolle Sache". Wie es bei der Ausschußsitzung weiter hieß, wurden von den hochgerechneten 1,542 Millionen Mark Kosten (ohne Technik) bisher nur 1,537 erreicht. Bei den Politikern herrschte darüber eitel Freude. Insgesamt wird die Stadtbücherei voraussichtlich knapp über drei Millionen Mark kosten.
Trotz widriger Umstände und Raumnot haben Groß-Geraus Leser auch im Vorjahr erstaunliche Leistungen vollbracht. Dies weist der von Büchereileiterin Knappke präsentierte Jahresbericht '92 aus: 50 634 Ausleihen sind da registriert, die eingetragene Leserzahl kletterte um 469 Neuanmeldungen auf 3663. An der Spitze der Beliebtheitsskala standen Kinder- und Jugendbücher, gefolgt von Belletristik und Sachliteratur. cas
RIEDSTADT. Im Psychiatrischen Krankenhaus "Philippshospital" gibt es ein neues Blockheizkraftwerk. Für die im Rahmen der Sanierung der gesamten Energieversorgung des Krankenhauses verwirklichte Neuerung investierte der Landeswohlfahrtsverband (LWV) als Träger unterm Strich 1,7 Millionen Mark. Daran beteiligte sich das Land Hessen mit 30 Prozent.
Offiziell in Betieb genommen wurde das neue Blockheizkraftwerk durch den Dezernenten der LWV-Bauabteilung, Klaus-Martin Berger. Damit stellte der Trägerverein wie in seinen Kliniken Herborn und Hadamar auch in Riedstadt auf umweltfreundliche Erzeugung von Strom und Wärme um und hofft außerdem noch, die Energiekosten erheblich zu senken: 250 000 Mark weniger sollen es nach Auskunft des Ersten Beigeordneten des LWV, Albrecht Glaser, im Jahr werden. In Herborn habe sich die Investition innerhalb von drei Jahren amortisiert.
Betrieben wird das BHKW im "Philippshospital" durch drei schadstoffarme Gasmotoren mit Drei-Wege-Katalysatoren auf der Basis von Lastwagen-Motoren. Mit diesem Kraftpaket sollen im Jahr etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Etwa die Hälfte davon wird im Krankenhaus selbst verbraucht, der übrige Teil an die Groß-Gerauer Überlandwerke verkauft und in deren Netz eingespeist. Gelobt wurde von Fachleuten der hohe Ausnutzungsgrad des Blockheizkraftwerkes mit rund 85 Prozent Ausnutzung der Primärenergie. Bei herkömmlichen Kraftwerken würden nur 30 Prozent erreicht. cas
Initiative "Beruhigung Reuterweg" stellte Ideen vor
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Gesundheitsamt: Aids-Beratung, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Honig - plus : minus; 18.30-20 Streßkurs; 19.30 Uhr Vortrag (siehe auch Rubrik Vorträge/Kurse).
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Diabetiker-Bund: Treffen, 20 Uhr, Diabetes-Klinik. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15-17 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Kulturmix Bad Vilbel. Abonnement-Theater: "Die Hose" v. C. Sternheim, 20 Uhr, Kurhaus.
Nidda. Kurkapelle: Unterhaltungsmusik, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Lesung Bad Vilbel. Alte Mühle: Sabine Deitmer - "Wenn Frauen morden", 20.30 Uhr, Lohstr. 13. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
Bad Nauheim. VDK: Videovorführung "Fidelio", 14.30 Uhr, Altes Rathaus.
Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschule Wilhelmskirche. Verein der Köche: Versammlung, 20 Uhr, Gaudesberger.
Bund der Berliner: Stammtisch, 17 Uhr, Kurhaus.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Bad Vilbel. AWO-Seniorenclub Heilsberg: Treffen, 15 Uhr, Jahnstr. 17.
Jahrgang 1910/11: Monatstreffen, 16 Uhr, Zum Prinz Karl.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Bürgeraktive: Offener Gesprächskreis z. Thema: "Gesundheit - Krankheit - Lebensfreude", 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.; Offener Single-Treff, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.
Butzbach. Jugendzentrum: Elternabend, 20.15 Uhr, August-Storch-Str. 7.
Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus, Neugasse.
Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Echzell. TV 1903: Generalversammlung für das Turnjahr 1992, 20 Uhr, Horlofftalhalle. Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Seniorenclub Rodenbach-Heegheim: Treffen, 14.30 Uhr, Gaststätte Zum Sepp, Rodenbach.
Nidda. VHC: Hauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. AWO: Feierstunde f. langjährige Mitglieder, 20 Uhr, Pferdestall Oberhof.
Hirzenhain. VHC: Seniorenwanderung, 14 Uhr, Rathaus. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Naturheilverein: Vortrag "Alternativen in der Krebstherapie", Dr. med. R. Matejka, 19.30 Uhr, Sportheim.
VHS: Vortrag "Einstein - Wandlungen in den Grundlagen der Physik" v. Prof. Dr. M. Zahn, 19.30 Uhr, Haus der Gesundheit. Rosbach. Magistrat: Dia-Audiovision "Irland, die grüne Insel im Zauber des Lichtes", 20 Uhr, A.-Reichwein-Halle.
Butzbach. Bund für Volksbildung: Dia- Vortrag "Alaska", 20 Uhr, Bürgerhaus.
Altenstadt. Kinderlobby & Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Stammheimer Str. 6.
Büdingen. AOK: "Abnehmen - aber mit Vernunft", Informationsveranstaltung zum Kurs, 13.30 Uhr, An der Kleibscheibe 8. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Veranstaltungen zur Wahl Friedberg. CDU Kreisverband: Abschlußkundgebung, 20 Uhr, Stadthalle.
Wirtschaftsjunioren: Podiumsdiskussion mit Spitzenkandidaten verschiedener Parteien, 18 Uhr, Hanauer Str. 5.
Rosbach. SPD Rodheim: "ÖPNV im Rhein-Main-Gebiet", Bürgergespräch mit H. Polster, 20 Uhr, BH Rodheim. Verschiedenes Ober-Mörlen. Sportlerehrung für Sportler des Jahres 1992, 20 Uhr, DGH Langenhain-Ziegenberg.
Rosbach. Freizeit für Senioren: Fahrt zum Landratsamt Friedberg, Abfahrten: 13 Uhr Marktplatz Rodheim, 13.05 Uhr Gaststätte Wehrheim Nieder-Rosbach, 13.10 Uhr Marktplatz Ober-Rosbach.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März). Filmspiegel Bad Nauheim. Terminus: Stalingrad (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Stalingrad (20 Uhr) - Bambi: Candyman (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr) - Princess: Alarmstufe Rot (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Verleihung des Filmpreises "Kinokultur auf dem Lande" des Landkreises Gießen (19.30 Uhr).
(ohne Gewähr)
HANAU. Zwei bislang unbekannte Täter mit dunklen Wollmasken haben gestern in den frühen Morgenstunden in der Lamboystraße einer jungen Frau an der Haustür aufgelauert, mit Reizgas angegriffen, mit einem Messer bedroht und die Handtasche geraubt. Nach dem vergeblichen Versuch, auch in die Wohnung der Frau zu gelangen, flüchteten die Räuber unerkannt.
Als die 24jährige kurz nach 4 Uhr mit einem Taxi nach Hause kam und die Haustür des Mehrfamilienhauses aufgeschlossen hatte, drängten sie plötzlich zwei dunkel gekleidete und maskierte Männer in den Hausflur, sprühten ihr Reizgas in die Augen und bedrohten die junge Frau mit einem Messer.
Die Täter entrissen ihr die Handtasche, in der sich neben einem geringen Geldbetrag und ihrem Personalausweis auch die Hausschlüssel befanden und versuchten, in die Wohnung der Frau zu gelangen. Nach vergeblicher Suche in mehreren Etagen gaben die Räuber schließlich auf und flüchteten. are
Wenn die Stuttgarter Südmilch AG, die zu den größten Molkerei-Unternehmen in Europa gehört, eines Tages ihre Firmengeschichte schreiben läßt, dann könnte eines der umfänglichsten Kapitel überschrieben sein mit "Wolfgang Weber - und kein Ende". Es würde neben Erfreulichem auch viel Unangenehmes erzählen müssen und wohl manches, was man heute noch gar nicht weiß, obwohl das Regiment des dynamischen Endfünfzigers bei Südmilch bereits vorüber ist. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart jedenfalls hat erneut begonnen, gegen ihren langjährigen Kunden Weber zu ermitteln. Der jüngste Verdacht lautet, Weber habe Bilanzen frisiert.
Dem Vernehmen nach liegt eine anonyme Anzeige aus Künzelsau vor, einer Kleinstadt im Hohenloheschen, woher Weber stammt und wo er bis heute Geschäftsführer der Landgold AG ist, einer Südmilch-Tochter. Ein Indiz dafür, daß an der Geschichte etwas dran ist, dürfte sein, daß die Firma be- stätigt hat, sie selbst habe vor einigen Wochen interne Ermittlungen gegen den einst allmächtigen Chef aufgenommen.
Sollte der zur Zeit erkrankte Weber wie gewohnt alle Vorwürfe als gegenstandslos zurückweisen, wird die Zahl derer, die ihm seine Unschuldsbeteuerungen abzunehmen bereit sind, nicht mehr sehr groß sein. Allzuviel hat Weber, von 1970 bis 1992 Vorstandsvorsitzender der Südmilch, seinen treuen Anhängern zugemutet. Zuerst kam auf, daß er das Finanzamt über seine ebenso komplizierten wie einträglichen (Abschreibungs-) Grundstücksgeschäfte in Paraguay nicht unterrichtet und auf diese Weise mindestens zehn Millionen Mark am Fiskus vorbeigelotst hatte. Sein verschachteltes System von tatsächlichen Unternehmen und bloßen Briefkastenfirmen, Beteiligungen, manipulierten Pachtzahlungen und aufgeblähten Verlustrechnungen hatte über Jahre hinweg nur noch Wolfgang Weber selbst durchschaut.
Dann stellte sich heraus, daß diese Geschäfte bei weitem nicht so privat waren, wie Weber immer behauptet und es ihm der Südmilch-Aufsichtsrat lange geglaubt hatte. Und schließlich bekam auch der Lack am Image des erfolgreichen Südmilch-Managers tiefe Kratzer. Er, dem das schwäbische Unternehmen zweifellos viel zu verdanken hat - "Landliebe"-Joghurt beispielsweise ist Webers "Kind" und im In- und Ausland bis heute ein Renner -, mußte zum Jahresende 1992 einen Verlust von 30 Millionen Mark auf seine Kappe nehmen. Ganz abgesehen davon, daß die Gesellschaft feststellen mußte, daß ihr umtriebiger Ex-Chef auch hierzulande ein sonderbares Imperium von Firmen und vielfältig verbandelten Geschäftsfreunden gebastelt hatte, in dem bilanzschönende interne Käufe und Verkäufe an der Tagesordnung waren.
Auch an den einfachen Bauern, denen ein erklecklicher Teil der Südmilch- Aktien gehört und auf deren Unterstützung der rhetorisch begabte Weber bei Hauptversammlungen lange zählen konnte, ist all das nicht spurlos vorübergegangen. Dabei hatte es Ende 1991, nach der Verurteilung ihres Idols zu zwei Jahren Haft mit Bewährung und saftigen Geldbußen von über zwei Millionen Mark wegen der Paraguay-Geschäfte, zunächst noch so ausgesehen, als halte die Mehrheit der Aktionäre in ihrer "fast unglaublichen Nibelungentreue" (Stuttgarter Zeitung) auch jetzt noch an ihm fest. Wenig später nämlich wurde Weber als Vorstandschef bestätigt, und wiederum ein paar Monate darauf bekam er wie selbstverständlich den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden zugeschanzt. Erst das 30-Millionen-Loch ließ ihn auch dieses Amt abgeben. Jetzt munkelt man, in dem neuen Ermittlungsverfahren gehe es um ein dubioses Geschäft zwischen der Südmilch und deren Tochter Sachsenmilch in Dresden. Vermutlich wird die Arbeit der Staatsanwälte, die Weber in den vergangenen Jahren wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr schon zweimal hinter Gitter setzten und nur gegen millionenschwere Kautionen wieder laufen ließen, auch diesmal mühselig und zeitraubend.
Eins allerdings wird es nicht mehr geben: Hauptversammlungen wie jene im vergangenen Sommer, als ein Landwirt den damals Noch-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Weber unter allgemeiner Erheiterung fragte, wie es habe kommen können, daß ein Mann wie er sich bei einer Steuerhinterziehung erwischen läßt. Das Lachen ist den Südmilch-Eignern vergangen. Es muß saniert und umstrukturiert und es müssen die roten Zahlen beseitigt werden, die Deutschlands größter Milch- Konzern gegenwärtig schreibt.
PETER HENKEL (Stuttgart)
OFFENBACH / RODGAU. In Offenbach und im Rodgau haben die Wehren neue Fahrzeuge für Brandeinsätze und Hilfeleistungen erhalten: Ein fast eine halbe Million Mark teures Feuerwehrauto für die Berufsfeuerwehr haben deren Chef, Heinz Hildebrandt, und Bürgermeister Klaus Bodensohn offiziell in Betrieb genommen.
Durch die Anschaffung dieses neuen "Hilfsleistungslöschfahrzeuges" kann die Feuerwehr ein inzwischen 24 Jahre altes, Bieber erhält altes Auto aber noch sehr brauchbares Löschfahrzeug entbehren. Es wurde der Freiwilligen Feuerwehr Bieber übergeben.
Das neue 14 Tonnen schwere Super- Auto kann in jeder Unglücks- und Katastrophensituation löschen und retten. Es hat Tanks für 20 000 Liter Wasser und 200 Liter Schaummittel. Es hat zwei "Schnellangriffsschläuche" von bis zu 80 Metern Länge an Bord. Das Auto ist auch mit einem Hochdrucklüfter ausgestattet, mit dem verqualmte Gebäude schnell entraucht werden können. Ein starker Stromgenerator macht das neue Auto autark. Ein im Heck eingebauter, auf sechs Meter Höhe ausfahrbarer Lichtmast, bestückt mit sechs Halogenleuchten (deren Leistung liegt bei tausend Watt), sorgt an den Einsatzstellen für die nötige Ausleuchtung. Die Bieberer Feuerwehr baute das 24 Jahre alte Auto in rund tausend Arbeitsstunden zu einem universell einsetzbaren Fahrzeug für Brand- und allgemeine Hilfeeinsätze um. Die Bordgeräte wurden durch modernes Handwerkszeug ersetzt. So gibt es jetzt einen tragbaren Generator, Atemschutzgeräte, eine Tauchpumpe und Geräte für den Ersteinsatz gegen radioaktive und andere gefährliche Güter. Hildebrandt sagt: "Trotz einiger noch zu beschaffender Geräte steht der Bieberer Wehr nun ein Fahrzeug zur Verfügung, mit dem sie noch besser in den abwehrenden Brandschutz der Berufsfeuerwehr integriert werden kann." lz Auch im Rodgau gibt es einen neuen Einsatzwagen. Dabei handelt es sich um ein Rüstfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr Dudenhofen. Zur Verfügung stehen soll es jedoch allen Rodgauer Wehren. Bürgermeister Paul Scherer übergab das 366 000 Mark teure Gefährt Möglichst kein Einsatz allerdings in der Hoffnung, "daß es gar nicht zum Einsatz gebraucht werden möge".
Im neuen Feuerwehrfahrzeug eingebaut sind unter anderem eine hydraulische Seilwinde mit einer Zugkraft von fünf Tonnen, ein fest eingebauter Stromgenerator mit einer Leistung von 12 000 Watt vor allem für die Scheinwerferanlage sowie ausfahrbarer Lichtmast, an dem zwei 1500-Watt-Scheinwerfer befestigt sind.
Ein Großteil der Ausrüstung konnte recht kostengünstig installiert werden, weil schon vorhandenes Gerät mit Hilfe auch der Wehrmänner für das neue Fahrzeug übernommen wurde. Das Land Hessen hat zu dem neuen Rüstfahrzeug der Rodgauer aus Wiesbaden einen Zuschuß in Höhe von rund 100 000 Mark geschickt. ttt
MAINTAL. Der hessische Umweltminister Joseph Fischer (Grüne) wird den hessischen Kommunalwahlkampf der Grünen in Maintal beschließen. Wie Karl-Heinz Herr für den Kreisvorstand der Grünen Main- Kinzig mitteilt, wird Fischer am morgigen Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Maintal-Bischofsheim (Dörnigheimer Weg) letztmals vor der Wahl öffentlich auftreten: "Neben der Maintaler Stadträtin Priska Hinz und der Spitzenkandidatin der Grünen für den Kreistag, Ursule Conen, wird Fischer als Hauptreferent zu aktuellen politischen Themen Stellung nehmen." pom
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Flörsheim. Flörsheimer Keller: Theateraufführung von FAT Schau + Spiel "Anton Cechov und die Königinnen von Frankreich", 20 Uhr.
Weilbachhalle: Konzert der Rodgau Monotones, 19 Uhr.
Hattersheim. Posthofkeller, Hauptstraße 48: Konzert des Monats "Domino Cats" (ex Fats and his Cats), Oldies, Rock'n Roll, 21 Uhr.
Parteien / Parlamente Flörsheim. GALF: Rodgau Monotones, mit den Vorgruppen Mistress (Abschiedskonzert) und Powerhaus aus Weilbach, Weilbachhalle, 19 Uhr.
Hochheim. SPD: Infomobil des Unterbezirks mit einer Kabarettgruppe und Spitzenkandidaten zur Kreistagswahl, Berliner Platz, 10 Uhr.
Vereine / Organisationen Flörsheim. GV Sängerlust: Aktivenabend, Sängerheim, 20 Uhr.
Hattersheim. "Treffpunkt": Spielkreis für Alleinerziehende, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 15 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 45 / 3 41 61.
Griechische Gemeinde: Feier im Haus der Vereine, Okriftel, 20 Uhr.
Hofheim. Musikschule des Volksbildungsvereins: Jahresvorspiele, kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75.
Sonstiges Eppstein. Freiwillige Feuerwehr Vokkenhausen: Entsorgung von Altreifen, Bauhof des Rathauses I, 14 bis 16 Uhr.
Hattersheim. Flohmarkt, Marktplatz, ab 8 Uhr.
Hofheim. Ostereiermarkt in der Stadthalle, 14 Uhr.
Kelkheim. Streuobst-Baumschnittkurs, Cafeteria des Rathauses, 10 Uhr.
Schwalbach. Antirassistische / Antifaschistische Demonstration, Treffpunkt: Marktplatz Limes, 11 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Hofheim. Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul: Europäische Orgelmusik mit Werken aus Rußland, England, Finnland, Italien und Frankreich, gespielt von Johannes von Erdmann, 17.30 Uhr.
Café Flot, Hauptstraße 4: Die lasterhaften Balladen und Lieder des Francois Villon vorgestellt von Werner Steinmassl, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. SPD: Wahlparty im Alten Posthof, Kutschersaal, 18 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. VdH: Frühschoppen, katholisches Pfarrheim St. Barbara, 10 Uhr.
Hattersheimer Schachclub: Mannschafts-Spiele, Café des Seniorenzentrums Altmünstermühle, 14 Uhr.
Hofheim. Musikschule des Volksbildungsvereins: Jahresvorspiele, kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38, 17 Uhr.
Kelkheim. Taunusklub Fischbach: Wanderung mit anschließender Jahreshauptversammlung im "Hof Gimbach", Treffpunkt: Bürgerhausplatz Fischbach, 14 Uhr. Sonstiges Hofheim. Ostereiermarkt in der Stadthalle, 10 Uhr.
Kriftel. Ostermarkt, Weingartenschule, ab 14 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino Tom und Jerry - Der Film (So. 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 17, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Der kleene Punker (Sa., So. 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (Sa., So. 15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Lucky Luke (Sa., So. 15 Uhr); Stalingrad (Sa., So. 17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15 Uhr); Stalingrad (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Sa., So. 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali - seine berühmten Werke, So. 11 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).
Hofheim. Ehemaliges Rathaus von Diedenbergen: Diedenberger Heimatgeschichtsverein "Küche und Haushalt im ländlichen Diedenbergen vor 60 Jahren", So. 15 bis 17 Uhr.
AOK, Wilhelmstraße 16: Die positive Kraft des Schönen, Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, Eröffnung 11 bis 17 Uhr.
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?", Ausstellung der AsF, Sa. 10 bis 13 Uhr, So. 10 bis 13 Uhr (bis 8. 3.).
Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", Sa., So. 14 bis 17 Uhr (bis 17. 3.).
Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Yarinistan "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen", Musik-Theater, 20 Uhr.
Musik zur Marktzeit mit anschließender Besichtigung der Ahrend-Orgel, Stadtkirchengemeinde Alt-Höchst, am Markt, Leverkuserstraße, 10.30 bis 11.30 Uhr.
Rufergemeinde, Zuckschwerdtstraße 42: Benefizkonzert zugunsten der Integrative Schule Frankfurt/Main, 19.30 Uhr.
Café Anders, Bolongarostraße 110: Pat Garcia - das Gospelkonzert, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Vereine / Organisationen Sindlingen. Arbeiterwohlfahrt: Jahreshauptversammlung, Herrenhaus des Zehnthofes, Huthmacherstraße 15, 16 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.
Höchster Orgelszene: Liszt "Der Kreuzweg", César Franck "Choral No. 2 h-moll, Frank Hoffmann, Orgel, Höchster St. Josef Kirche, 17 Uhr. Vereine / Organisationen Nied. 1. Nieder Carneval-Club: Hessenmeisterschaft im Gardetanzsport, Bürgerhaus Nied, Luthmerstraße, 9 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm Asterix und Kleopatra (So.: 15 Uhr); Cheb, Original mit Untertiteln (Sa. 18.30 Uhr, So. 20.30 Uhr); Halfaouine (Sa. 20.30 Uhr, So. 18.30 Uhr). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Hoffmanns Erzählungen, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Schöne Bescherungen (Premiere), 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Die Andre-Eisermann- Schau, eine musikalische Jahrmarktsrevue, 22 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Zeitwände - eine Version des Theatre Piece von John Cage, 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr.
Schlachthof: Rock gegen Rassismus, 19 Uhr. Sonstiges Frühstückstreffen für Frauen, Kurhaus, 8 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die drei Musketiere, 16 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben, 18 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Zeitwände - eine Version des Theatre Piece von John Cage, 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 15.30 Uhr.
Kurhaus: Austauschkonzert "Conservatoire de Dijon" der Wiesbadener Musikakademie, 11 Uhr.
Kurhaus: Konzert mit Olaf Bär "Liederabend", Brahmsgesellschaft, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Filmspiegel
Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (Sa., So. 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (Sa., So. 13, 16, 19.30, Sa. 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 14, 17.15, 20.30, Sa. 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 23 Uhr).
Alpha: Jimmy Hoffa (Sa., So. 13, 16, 19, 22 Uhr).
Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).
Gamma: Sister Act (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Ehemänner und Ehefrauen (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (Sa., So. 15.30, 20 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Reinecke Fuchs (Sa., So. 13.30 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: "Raum- Strukturen und Licht" von Ingeborg Finke, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 8. 4.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster" - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht - usw., von Barbara Heier-Rainer, Sa., So. 11 bis 13, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), Sa., So. 15 bis 17 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 9. 3.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, Sa. 11 bis 13 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten Sa., So. 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), So.: 10 bis 12 Uhr.
- ohne Gewähr -
"Deponie endgültig aufgeben"
MAINHAUSEN. Die Regionale Planungsversammlung Südhessen soll die geplante Giftmülldeponie in Mainhausen ablehnen und die Landesregierung auffordern, den Plan aufzugeben. Diesen Appell haben CDU, SPD und Grüne im Gemeindeparlament beschlossen.
Die Regionalversammlung beschäftigt sich derzeit mit dem neuen Raumordnungsplan. In der jüngsten Sitzung hatten nun SPD und Grüne im Wirtschaftsausschuß eine Empfehlung verabschiedet, wonach die seit Jahren umstrittene Deponie völlig gestrichen werden soll. CDU und FDP hatten Bedenken gegen eine solche Streichung geäußert.
Die SPD Mainhausen will nun die Resolution der Gemeindevertretung an die CDU in der Regionalversammlung schikken. Der Dietzenbacher Alfons Faust (CDU-Spitzenkandidat für den Umlandverband) hatte sich für den Plan (also Sondermülldeponie in Mainhausen) starkgemacht. Seine Antwort auf den Brief aus Mainhausen, so SPD-Sprecher Hans Christian Falkenberg, "wird hier sicher mit Interesse gelesen".
Falls CDU und FDP in der Planungsversammlung der Ausschußempfehlung und der Aufforderung aus Mainhausen nicht folgen, setzt die SPD auf ihre Vertreterin Helga Hildebrandt in diesem Gremium. Falkenberg: "Sie hat schon unschätzbare Arbeit in diesem Gremium geleistet. Alle fünf Jahre wird der Raumordnungsplan fortgeschrieben - und zwar zum Verdruß etlicher Landespolitiker ohne die Giftmülldeponie!" hf
Bei strahlendem Sonnenschein liegen die täglichen Durchschnittstemperaturen in Kuwait derzeit zwischen 20 und 25 Grad. Eine kühle Nordostbrise weht vom Meer herein und läßt diese Vorfrühlingstage noch angenehmer erscheinen, als sie es ohnehin schon sind. Vor allem in den Morgenstunden herrscht auf der Uferpromenade entlang des persisch-arabischen Golfs eine geradezu idyllische Stille - kaum Verkehr, da im gegenwärtigen Fastenmonat Ramadan Büros und Geschäfte erst spät am Vormittag öffnen. Unter den drei stilisierten, Minaretts nachempfundenen Wassertürmen, dem Wahrzeichen der Stadt, joggen US-Marines vorbei, Wachmannschaften der benachbarten amerikanischen Botschaft. Ansonsten ist der großzügig angelegte, in eleganter Linie dem Küstenverlauf folgende Boulevard menschenleer. "Welcome to Paradise", läßt der österreichische Generaldirektor eines nahegelegenen Großhotels seine Gäste begrüßen, "Willkommen im Paradies" - wie vieles in diesem Land kräftig aufgetragen zwar, aber im Rückblick auf die Monatswende Februar/März vor zwei Jahren dennoch keine Übertreibung.
Nur knapp hundert Stunden hatten seinerzeit die Bodentruppen der Alliierten gebraucht, um nach einem überraschenden Umgehungsmanöver die letzten irakischen Besatzer Kuwait Citys in die Flucht zu schlagen und das Emirat am 26. Februar 1991 für "befreit" zu erklären. Gemessen an den propagandagesättigten Erwartungen, hielten sich die am äußeren Bild der Stadt erkennbaren Zerstörungen zwar in Grenzen; im Panorama bot sich den "Befreiern" und deren journalistischem Troß jedoch eine Szenerie, auf die auch Veteranen spontan den Begriff "apokalyptisch" anwandten: Die Temperaturen waren auf sechs Grad gesunken, klamme Feuchtigkeit durchsikkerte die Kleidung, selbst in den Mittagsstunden war es so dunkel, daß zeitweise die Hand nicht vor den Augen zu erkennen war. Wie Höllenfeuer loderten am Horizont die Geysire brennender Ölquellen und schleuderten Rußwolken in die Atmosphäre, deren Partikel mit Wassertröpfchen vermischt noch auf Wochen hinaus als pechschwarze Schicht den Himmel überzogen und jeden Sonnenstrahl zu einem diesigen Grau ausfilterten. Die Vorstellungen einer von Menschen verursachten "atomaren Nacht" schienen am Golf Wirklichkeit geworden zu sein.
Dieser Alptraum ist inzwischen vorüber. Schneller als ursprünglich zu erwarten war, sind die materiellen Schäden behoben worden. Mit zwei Millionen Barrel pro Tag haben die Ölfelder wieder den Produktionsstand der Vorkriegszeit erreicht. Bei der jüngsten OPEC-Tagung in Wien wurde Kuwait sogar aufgefordert, seinen Ausstoß von März an auf täglich 1,5 Millionen Barrel zu drosseln. Erneut sind die Supermärkte mit allem gefüllt, was die internationale Warenpalette zu bieten hat - mit Ausnahme von Alkoholika, die im "trockenen" Kuwait jedoch als Schmuggelgut leicht erhältlich sind. Die von den Irakis "gekaperte" Wagenflotte ist durch neue Limousinen ersetzt worden. Strom und Wasser fließen wieder. Und der statusbewußte Kuwaiti führt seine Ferngespräche mit New York und London per Auto- oder tragbarem Satellitentelefon. Dennoch: "Welcome to Paradise"?
Die äußeren Spuren der irakischen Kuwait-Invasion mögen weitgehend beseitigt sein, das Trauma ist geblieben. Selbst zwei Jahre nach der "Befreiung" ist kaum ein Kuwaiti imstande, den Konflikt mit "Abstand" zu beurteilen. Dies gilt für Intellektuelle mit Harvard-Diplom wie für analphabetische Beduinen. Das irakische Volk, seit Jahrzehnten von Diktatoren geschunden, wird meist über den gleichen Kamm geschoren wie Saddam Hussein und seine Clique. Nicht anders geht es den Palästinensern. Nahezu 400 000 sind seit Ende des Krieges unter der pauschalen Beschuldigung, mit dem irakischen Feind kollaboriert zu haben, ausgewiesen - besser: vertrieben - worden. Vielleicht 20 000 leben derzeit noch in Kuwait - viele von ihnen im Emirat geboren. Nur selten jedoch wird ein Kuwaiti zugeben, daß der überwiegenden Mehrheit der Palästinenser Unrecht zugefügt worden ist, daß sie als Sündenbökke für die pro-irakische Haltung der PLO-Führung um Yassir Arafat herhalten mußten.
Wie tief der Schock des irakischen Überfalls noch sitzt, erwies sich in aller Deutlichkeit Anfang Januar, als irakische "Zivilisten" bei Umm Qasr die neue Grenze überschritten, um "zurückgelassenes Baumaterial" abzutransportieren. Obwohl jedermann klar sein mußte, daß Bagdad nach der vernichtenden Niederlage vom Februar 1991 und der seitherigen systematischen Zerstörung seiner Militärmaschinerie durch die Vereinten Nationen auf Jahre hinaus zu keinen Invasionsabenteuern imstande sein würde, löste diese Grenzprovokation unter den Kuwaitis Reaktionen mit allen Symptomen einer Kollektivhysterie aus: Bankkonten wurden geplündert, Lebensmittelvorräte angelegt, die Wagen für eine neuerliche Flucht in Schuß gebracht. Und während selbst die konsequentesten Saddam-Gegner unter den Arabern betreten schwiegen, als der scheidende US-Präsident George Bush kurz vor dem Amtswechsel im Weißen Haus noch einen Raketenangriff auf eine angebliche Waffenfabrik am Rande Bagdads anordnete, da wurde aus dem Emirat nur applaudiert.
Gewiß werden die Befürchtungen der Kuwaitis vor einem neuerlichen "Anschlußversuch" immer wieder durch Äußerungen führender Irakis oder durch Pressekommentare aus Bagdad bestärkt, wonach das Emirat die "19. Provinz des Irak" sei und bleibe; und tatsächlich sind auf lange Sicht Spannungen zu erwarten, da sich keine irakische Regierung - gleich welcher Form und welcher politischen Couleur - mit der neuen Grenzziehung zwischen beiden Staaten zugunsten des Emirats abfinden wird. Die Vereinten Nationen, in deren Auftrag eine Expertenkommission die neue Demarkationslinie festgelegt hat, haben damit eine Zeitbombe am Golf gelegt, die eines Tages detonieren muß, falls sie nicht durch einen politischen Ausgleich zwischen Kuwait und Bagdad etwa im Rahmen der Arabischen Liga entschärft werden kann. Auf unabsehbare Zeit hinaus wird die Sicherheit Kuwaits jedoch durch Militärallianzen mit dem auf seine reibungslose Ölversorgung bedachten Westen garantiert werden - dem jetzt allerdings auch Rußland zuzuzählen ist. Zwar will das Emirat für den Auf- und Ausbau seiner Streitkräfte bis Ende des Jahrzehnts - und damit des Jahrtausends - zwischen zwölf und 15 Milliarden Dollar ausgeben; ob die auf eine Stärke von 20 000 Mann angesetzte Armee das ihr zugedachte Arsenal modernster Waffen absorbieren und vor allen Dingen meistern kann, wird von Mitgliedern der parlamentarischen Opposition und unabhängigen Beobachtern allerdings schon jetzt in Frage gestellt. Wie das Herrscherhaus der Sabah wollen sich jedoch auch dessen Kritiker nicht auf die Unterstützung und die hypothetische Schlagkraft ihrer arabischen Brüder, etwa der Ägypter und Syrer, allein verlassen; denn wer weiß, welches Regime morgen in Kairo oder Damaskus am Ruder sein wird. In einem immer stärker werdenden anti-westlichen Umfeld fanden Emir Dschaber und seine Militärstrategen deshalb auch breite Zustimmung zu ihrer Politik der Verteidigungsbündnisse mit den USA, Großbritannien und Frankreich. Mit Rußland wurde vor kurzem eine Vorvereinbarung mit Blick auf einen militärischen Beistandspakt getroffen.
Nach Meinung vieler kritischer Kuwaitis steht der Feind derzeit jedoch nicht im Norden, in Irak, oder jenseits des Golfs in Iran; sie orten ihn eher an der Heimatfront. Nach ungebührlich langem Zögern hat das Herrscherhaus der Sabahs, im Land kurz "die Familie" genannt, im Oktober vergangenen Jahres Parlamentsneuwahlen zulassen müssen, nachdem die Abgeordneten Mitte 1986 "undemokratischen Verhaltens" wegen nach Hause geschickt worden waren. Dabei hatten sie seinerzeit im Zusammenhang mit dem epochalen Börsenkrach des "Suq al Manakh" nur das Finanzgebaren gewisser Mitglieder der Dynastie durchleuchten wollen. Ähnliches steht "der Familie" jetzt wieder in die Paläste.
Im Zusammenhang mit Milliardenverlusten bei Fehlspekulationen und -manipulationen in Spanien, Unterschleifen im Tankergeschäft sowie vom Staat übernommener Begleichung von Bankschulden werden neben den Adressen von Geschäftemachern auch wieder erlauchte Namen genannt. Abzuwarten bleibt, ob diese Affären nicht wieder unter den orientalischen Teppich gekehrt werden; denn eine Reihe der oppositionellen Abgeordneten, wenn nicht sogar deren Gros, würde bei allzu penibler Überprüfung der Tatsachen möglicherweise nur sich selber oder Mitglieder ihres Clans belasten. Wenngleich so manchem Abgeordneten unterschoben wird, nur näher an die Fleischtöpfe heranzuwollen, so dringt das Parlament auf ein verstärktes Mitspracherecht in allen, vorrangig jedoch in Finanz- und Wirtschaftsfragen. Immerhin sollen von den rund 100 Milliarden Dollar Auslandsinvestitionen des staatlichen "Kuwaitischen Investitionsbüros" aus der Vorkriegszeit gerade noch 30 Milliarden übriggeblieben sein - ein Fehlbetrag, der sich auch nicht durch die Teilfinanzierung des Krieges und durch die hohen Unterstützungsbeiträge für die kuwaitischen Flüchtlinge aus diesem Fonds erklären läßt.
Zwei Jahre danach - dies ist ein zu kurzer Zeitraum, als daß alle anstehenden Probleme hätten in Angriff genommen, geschweige denn gelöst werden können, so beispielsweise das Wahlrecht für Frauen, die Abschaffung des staatsbürgerlichen Zweiklassensystems, die Eingliederung der sogenannten "biduun", der staatenlosen Araber aus der Vorkriegspolizei und -armee in die Gesellschaft, oder die "Kuwaitisierung" der Arbeitswelt. Gemessen an allen seinen Nachbarn am Golf ist Kuwait auch jetzt schon ein demokratisches Musterland. Dennoch gewinnt man den Eindruck, daß in den vergangenen zwei Jahren mehr hätte erreicht werden können, wenn es den 600 000 Kuwaitis und ihrer Regierung gelungen wäre, sich aus ihrem Zustand der partiellen Lähmung zu lösen.
FRIEDBERG. "Hoffmanns Erzählungen" spielt das Schwarze Theater "Die Velvets" am Freitag ab 20 Uhr in der Friedberger Stadthalle. Der romantische Dichter und Musiker E.T.A. Hoffmann ist der Held dieser phantastischen Oper. Er erzählt seinen Freunden drei Geschichten von Frauen, die er geliebt hat. "Das Zusammenspiel von Personen, Puppen und Pantomimen ergibt eine organische Einheit", schreiben die Veranstalter von der Friedberger Volksbühne.
Ins märchenhafte Szenario wird die Musik von Band eingespielt. nes
has FRANKFURT A. M. Im Strafprozeß gegen frühere Manager des Handelskonzerns co op hat sich ein weiterer Angeklagter zu einer Aussage durchgerungen. Ex-Vorstandsmitglied Dieter Hoffmann betonte, aufgrund negativer Erfahrungen mit der Justiz habe er lange überlegt, ob er vom Recht zu schweigen Gebrauch machen solle, doch habe ihn letztlich "Respekt vor der Kammer" zur Einlassung bewogen.
Hoffmann betonte in der Schlußbemerkung seines knapp einstündigen Vortrags beim Frankfurter Landgericht, wer in einer herausgehobenen Stellung im geschäftlichen Leben arbeite, mache auch Fehler. Er räumte solche für sich ein, stellte aber klar, daß er "schuldhaftes Verhalten im Sinne der Anklageschrift" entschieden zurückweise. Dem co op-Führungsgremium gehörte Hoffmann von Ende 1982 bis Anfang 1989 an. Verantwortlich zeichnete er für Organisation und Datenverarbeitung sowie für Auslandsaktivitäten des Unternehmens, die nach einem Aufsichtsratsbeschluß neben dem Konzern angesiedelt waren, wofür Stiftungen in der Schweiz und später die Garvey Holding installiert wurden.
Der Beschuldigte führte aus, die Anklageschrift enthalte keine Hinweise darauf, "daß ich rechtlich zu beanstandende Fehlleistungen in meinem Verantwortungsbereich" erbracht oder "mich strafrechtlich schuldig" gemacht habe. Hoffmann sprach von "allgemeinen Schuldzuweisungen", die allein aus seiner Tätigkeit als co op-Vorstandsmitglied abgeleitet würden. Für sich führte er ins Feld, er habe für die Garvey Holding Vermögenswerte "in dreistelliger Millionenhöhe geschaffen". Die späteren "Neueigentümer" von co op, vornehmlich DG Bank und die damalige Bank für Gemeinwirtschaft (BfG), hätten dies auch "durch Saldierungstricks" nicht verbergen können. Ihnen hielt Hoffmann einen "unverantwortlichen Umgang" mit co op vor. Der Ex- Manager zitierte eine Parabel zu den Banken: Danach erlegten Jäger bei einer Treibjagd einen in ihrem Revier schon lange als störend empfundenen Bären; gegenüber der Polizei gaben sie Wilderern die Schuld; anschließend teilten die Jäger das Fell des Bären unter sich auf.
Zu den Vorwürfen des Betrugs und der Untreue erklärte Hoffmann, mehrere Anklagepunkte könne er nicht beurteilen, weil er weder für Bilanzen, Finanzen noch Recht zuständig gewesen sei. Die Zahlenwerke des Unternehmens seien ihm gegenüber von Fachleuten stets "als richtig dargestellt" worden. An der Börseneinführung der co op-Aktien sei er "nicht beteiligt" gewesen. Er habe ferner "keinen Grund gesehen", die vom Vorstand vorgeschlagenen Dividendenzahlungen nicht mitzutragen.
Auch den Vorwurf der persönlichen Bereicherung müsse er "entschieden zurückweisen". Vergütungen für seine Tätigkeiten im Ausland - über deren Anzahl, Höhe und Verbleib er unter Hinweis auf andere schwebende Verfahren keine Angaben machte - seien in einer Ergänzung zu seinem Dienstvertrag ausdrücklich vorgesehen gewesen. Diese Zahlungen seien für ihn "selbstverständlich, branchenüblich und nicht sittenwidrig" gewesen, sagte Hoffmann. Die Einschaltung von Stiftungen sei in diesem Zusammenhang ein "vorgeschriebener Weg" gewesen. Zu keinem Zeitpunkt habe er die Vergütungen "veranlaßt".
Von der Geldbeschaffung bei co op über Scheinrechnungen will Hoffmann erst aus den der Anklageschrift zugrundeliegenden Akten erfahren haben. Mit Blick auf diese Vorgänge ging der ehemalige Vorstand auf eine gemeinsame Reise mit dem früheren Vorstandssekretär Hans Gitter, der nach seinem Geständnis mit einer Bewährungsstrafe davongekommen ist, nach Lausanne ein. Bei diesem Besuch soll ein hoher Geldbetrag den Besitzer gewechselt haben und später unter co op-Führungskräften aufgeteilt worden sein. Hoffmann betonte, die Reise nach Lausanne habe für ihn "vor einem ganz anderen Hintergrund stattgefunden". Er habe damals an der Übernahme einer Portwein-Bodega in Portugal gearbeitet. "In meinem Beisein" sei weder von Scheinrechnungen noch von Geldzahlungen die Rede gewesen.
Vollbesetzt wie selten war der große Sitzungssaal im Rathaus der Stadt Langen. 88 Sportlerinnen und Sportler galt es zu ehren. Die Palette der erzielten Leistungen reichte von einer Reihe hessischer Meister-Titel über Erfolge bei deutschen Meisterschaften bis hin zu Medaillen-Gewinnen bei Weltmeisterschaften. Unter den ausgezeichneten Sportarten waren auch so exotische wie Beach-Volleyball oder der Friesenkampf. "Hinter diesen Erfolgen stecken aber nicht nur Trainingsfleiß und Einsatzbereitschaft", betonte Bürgermeister Dieter Pitthan in seiner Festrede, untrennbar sei der Sport auch verknüpft "mit einem partnerschaftlichen Mit- und Füreinander".
10 000 Mitglieder betätigen sich in den 28 Langener Vereinen sportlich. "Dies rechtfertigt meiner Meinung nach unsere Förderung", sagte Pitthan, bestätigte aber auch, daß es noch Bedarf an weiteren Sportstätten gäbe und verwies auf die Planung einer Halle in der Nähe der neuen Grundschule im Norden von Langen. Das Hauptaugenmerk werde weiterhin der Förderung des Breitensports und der Jugendarbeit gelten. Aber auch der Spitzensport solle gefördert werden, so Pitthan, gehe doch von diesem eine hohe Motivationskraft und Vorbildfunktion aus. "Daß sich diese Investitionen lohnen, beweist die hohe Zahl von Sportlerinnen und Sportlern, die heute hier stehen."
Viermal wurde die höchste Auszeichnung, das Eichenblatt der Stadt Langen in Gold, vergeben. Damit ausgezeichnet wurden Karin Scott (Schützengesellschaft Langen) für die Weltmeisterschaft 1992 im Compound-Bogenschießen, Rudi Seidel (KSV Langen) für die Weltmeisterschaft der Senioren im Gewichtheben bis 82,5 Kilogramm im Zweikampf, Edgar Zimpel (KSV Langen) für den zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft der Senioren im Gewichtheben bis 75 Kilogramm im Zweikampf und Ulrike Herchenhain (KSV Langen) für den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im Kraft- Dreikampf. Für langjährige, verdienstvolle Tätigkeit im Sport erhielten Dieter Eichhorn, Kurt Hempel und Karl Schneider die Sportplakette der Stadt Langen. Dieter Eichhorn ist seit 1970 Mitglied im Reit- und Fahrverein Langen, arbeitete dort 20 Jahre im Vorstand.
Karl Schneider ist seit 1946 Mitglied beim 1. FC Langen und war bis 1950 selbst aktiver Spieler. Danach übernahm er zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben, vom Platzkassierer bis zum "Bauleiter" des Club- und Jugendhauses. Seit 1971 gehört er dem Vorstand an.
Kurt Hempel ist seit 1959 Mitglied beim Tanzclub Blau-Gold Langen. 1962 wurde er als Organisationsleiter und Turnierwart in den Vorstand berufen, seit 1970 ist er Vorsitzender. In Langen organisierte er mehr als 50 Tanzturniere und beteiligte sich mit seiner Frau Margarethe an mehr als 350 Turnieren. lfp
Moslems aus Cerska auf der Flucht vor Serben
Ein Lastwagenkonvoi des UNHCR brach am Mittwoch von Belgrad aus nach Konjevic Polje auf, wohin nach UN-Angaben bis zu 1500 Moslems aus Cerska geflüchtet sind. Vorgesehen ist die Evakuierung von verwundeten und kranken Moslems. Der Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, Ratko Mladic, will den Lastwagen nach Angaben des UNHCR aber die Durchfahrt nur dann erlauben, wenn die Moslem-Verbände in Cerska kapitulieren und die Zivilisten den Ort verlassen. Das UNHCR will die Bedingungen der Serben aber nicht akzeptieren.
Konjevic war in der Nacht zum Mittwoch Ziel der US-Transportflugzeuge, die zum drittenmal Hilfsgüter über dem Osten Bosniens abwarfen. Dies wurde am frühen Morgen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Rhein/Main bei Frankfurt mitgeteilt. Nach Angaben des US-Europakommandos ließen vier Transportflugzeuge des Typs C-130 Hercules 19,5 Tonnen Nahrungsmittel und 600 Kilogramm medizinisches Material und Medikamente an Fallschirmen niedergehen. Die Maschinen kehrten gegen 01.30 Uhr nach Frankfurt zurück, von wo sie am Dienstag abend gestartet waren.
Nach Angaben der US-Streitkräfte sind jetzt insgesamt knapp 57 Tonnen Nahrungsmittel, bestehend aus fast 65 000 Fertigmahlzeiten, und 1,6 Tonnen Medikamente und medizinisches Material über dem Osten Bosniens abgeworfen worden. Laut Berichten aus der Region soll aber nur ein kleiner Teil der abgeworfenen Güter an die Moslems gelangt sein. US-Verteidigungsminister Les Aspin kündigte an, die Luftbrücke werde vorübergehend unterbrochen, könne aber bei Bedarf schnell wiederaufgenommen werden.
Nach Angaben des bosnischen Rundfunks in Sarajewo wurden nahe der Stadt Zepa, einer weiteren moslemischen Enklave im Osten Bosniens, zwei US- Hilfspakete gefunden. Sie gehörten zu den Hilfssendungen, die während der Nacht zum Dienstag mit Fallschirmen abgeworfen worden waren. Die Suche nach anderen Containern wird durch den hohen Schnee in der Region erschwert.
In der naheliegenden Stadt Srebrenica, aus der keine Meldungen über mögliche Funde der US-Hilfe gekommen sind, seien am Dienstag neun Personen an Hunger gestorben, meldete der bosnische Rundfunk. Die Region werde außerdem von starken serbischen Truppen angegriffen, berichtete Radio Sarajewo.
Die NATO will mehr für einen Frieden im ehemaligen Jugoslawien unternehmen. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner sagte nach seinem Besuch bei US-Präsident Bill Clinton am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin: "Die NATO-Mitgliedstaaten haben sich verständigt, wenn die Vereinten Nationen dies wollen, dort Hilfe zu leisten." Die NATO sei bereit, zum Beispiel bei der Umsetzung des Flugverbots oder bei der Überwachung schwerer Waffen zu helfen. An komplizierte militärische Operationen sei die Allianz gewöhnt.
Das Parlament der Föderativen Republik Jugoslawien hat am späten Dienstag abend eine neue Regierung für das aus Serbien und Montenegro bestehende Restjugoslawien gewählt. Wie das Belgrader Fernsehen berichtete, wurde der bisherige Vize-Ministerpräsident Radoje Kontic neuer Regierungschef und Nachfolger des vom Parlament im Dezember abgesetzten Milan Panic.
Damit nach dem Lernen nicht die Leere kommt Sozialarbeit in Schulen: Modellversuch in Isenburg Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer
NEU-ISENBURG. Nach dem Unterricht stehen Benno (Name geändert) öde Stunden bevor: Allein und ziellos läuft der Zwölfjährige durch die Stadt und das nahe Isenburg-Zentrum - solange, bis seine Eltern am frühen Abend von der Arbeit nach Hause kommen. Daheim ist zwar sein Bruder, aber mit dem versteht er sich ganz und gar nicht. Und ins Kinderhaus kommt Benno auch nicht, denn dort haben es ältere Jungs auf ihn abgesehen. Um Benno und allen Schülern zu helfen, denen es ähnlich geht, hat die Stadt einen zunächst auf drei Jahre ausgelegten Modellversuch gestartet: Vier Sozialpädagogen sollen den Mädchen und Jungen der Brüder- Grimm- und der Friedrich- Fröbel-Schule zur Seite stehen und mit ihnen die freien Nachmittage gestalten. Matthias Becker brauchte Bennos Nöte nicht zu erfinden, um seine künftigen Aufgaben zu beschreiben. Seit der 26 Jahre alte Sozialpädagoge vor wenigen Wochen in der Grimm-Gesamtschule antrat, ist er von den Lehrerinnen und Lehrern nicht nur auf den "herumstreunenden" Jungen hingewiesen worden, sondern auf viele vergleichbare Fälle.
Bis zu den Osterferien wollen Becker und seine Kollegin Maria Köhler ihr Angebot ausklügeln und testen, was bei den Schülern am besten ankommt. "Erst danach werden wir unser Programm starten." In einem der beiden Räume, die für den Modellversuch neu mit Sitzecken, Regalen und Schreibtisch eingerichtet wurden, sollen die Mädchen und Jungen vom Lernstreß abschalten, miteinander spielen und Musik hören können.
Wenn es besonders heikle Probleme zu lösen gilt, wie etwa Streit mit den Eltern, steht ein separates Büro zur Verfügung. Außerdem wollen Matthias Becker und Maria Köhler eine Sport- und eine Mädchengruppe einrichten. Um in der Stadt nicht isoliert zu bleiben, so Becker, sei ein ständiger Erfahrungsaustausch mit dem Jugendcafé und dem Kinderhaus verabredet worden.
Derzeit betreuen die Pädagogen vor allem diejenigen, die zum täglichen Mittagessen in der Grimm-Schule bleiben. In der Gesamtschule an der Waldstraße wird bereits seit geraumer Zeit nach dem Unterricht nicht nur Speis' und Trank angeboten. Von 14.30 Uhr an können die Schüler zwischen Hausaufgabenhilfe, freiwilligen Sportkursen und Arbeitsgemeinschaften, wie Schülerzeitung oder Computer-Club, wählen.
Ein erfolgreiches Konzept, meint Schulleiter Volker Dienhart: "Durch die vielfältigen Angebote können sich alle austoben. Auch deswegen ist Gewalt bei uns kein Thema." Die beiden halbtags angestellten Sozialpädagogen sollten dort eingreifen, wo die Lehrer überfordert seien - an der Nahtstelle zwischen Schule und Elternhaus.
Die Stadt läßt sich diese Aufgabe pro Jahr rund 100 000 Mark kosten; dazu kommt ein Kreiszuschuß in Höhe von 50 000 Mark. Im Gesamtbetrag sind auch die Kosten für zwei Sozialpädagogenstellen in der Friedrich-Fröbel-Schule enthalten. Dort wurde der Versuch bereits im Herbst vorigen Jahres gestartet.
Seitdem kümmern sich in der Sonderschule an der Offenbacher Straße die Sozialpädagogen Ingrid Endres und Christof Rettig um eine feste Gruppe von elf Mädchen und Jungen. Anders als in der Grimm-Schule kann nicht jedes Kind mitmachen, das sich für die Theater- oder die Musikgruppe, für die Hausaufgabenhilfe oder das Spieleangebot interessiert. Der Grund: Nur in einer so kleinen Gruppe könne ein "familiäres Miteinander" geschaffen werden, betont Schulleiter Peter Bienius.
Dreh- und Angelpunkt der Betreuung ist der tägliche Mittagstisch, der mit Beginn des Versuchs eingerichtet wurde. Die Schüler decken selbst die Tische und kümmern sich auch um den Abwasch. Bereits heute glaubt Bienius erste Erfolge zu sehen. In den beiden Klassen, aus denen die meisten der elf Kinder kämen, habe sich das Klima spürbar verändert. "Plötzlich helfen sie sich gegenseitig und hören auch mal bei den Problemen der anderen zu", sagt er: "Eigentlich müßten wir allen unserer 80 Schüler ein solches Angebot machen."
EGELSBACH. Nach einem 37 Jahre dauernden Planungsmarathon soll in den nächsten Tagen mit dem Bau des letzten Teilstücks der neuen Kreisstraße 168 begonnen werden. Politische Prominenz aus Kreis und Gemeinde traf sich gestern am südwestlichen Ortsrand zum ersten Spatenstich für die 23 Millionen Mark teure Asphaltpiste. Allein 17 Millionen Mark wird die Unterführung unter der Bahnlinie kosten; Bundesbahn und Bund steuern je ein Drittel bei, den Rest teilen sich Kreis und Gemeinde. Ende 1996 sollen die ersten Autos über die Egelsbacher Südumgehung rollen können.
Die Geschichte der umstrittenen Straße begann bereits im Jahre 1956, als der Kreis in seinem Generalbebauungsplan erstmals eine Südumgehung vorsah. Acht Jahre vergingen, bis das Gesamtprojekt in mehrere, einfacher zu handhabende Bauabschnitte aufgeteilt wurde: mangelnde Verkaufsbereitschaft der Grundstücksbesitzer und Einwände aus der Bevölkerung hatten die Kreisplaner dazu bewogen. 1974 war der erste Abschnitt zwischen Bundesstraße 3 und Woogstraße fertiggestellt.
Seit 1980 reicht die Trasse bis zur Heidelberger Straße. Der nächste Streit brach zwischen der Gemeinde und der Bundesbahn aus: Während die einen auf einer Unterführung bestanden, forderten die anderen eine Brücke. Nach Gesprächen, die sich über vier Jahre hinzogen, stimmten die Bahnmanager schließlich dem Egelsbacher Begehren zu.
Die vergangenen neun Jahre brauchten die Behörden von Kreis und Land, um Grundeigentümer und Naturschutzverbände von einer Klage gegen den Planfeststellungsbeschluß abzuhalten. Prozesse hätten den Bau der K 168 auf unabsehbare Zeit hinausgeschoben.
Am Ende wurden die Naturschützer mit der Ausweisung von Biotopen als Ausgleichsflächen für den Verlust an unversiegeltem Boden entschädigt. Außerdem wird das durch die Autos belastete Oberflächenwasser künftig nicht am Straßenrand versickern, sondern in die Kanalisation eingeleitet und gereinigt. Und die Anwohner der Thüringer Straße gaben sich damit zufrieden, daß zwischen Bahnlinie und Heidelberger Straße ein Lärmschutzwall gebaut werden soll. leo
Für die Händlerschürze oben:
Union fordert Rücktritt von Engholm
Kleine FR
Filmfestival mit Vogelflug NEU-ISENBURG. Gleich drei Werke von Heinz Hoos sind heute, 4. März, von 17 Uhr an beim Filmfestival im Altenwohnheim in der Freiherr-vom-Stein- Straße 16 zu sehen. Die Titel: "Vogelflug und Butterfahrt", "Nur 23 Kilometer" und "Ostern in Reith im Winkel". Freiwillige Feuerwehr tagt LANGEN. Zu ihrer Jahreshauptversammlung lädt die "Freiwillige Feuerwehr Langen" am Freitag, 5. März, in die Feuerwache, Darmstädter Straße 66. Beginn ist um 19 Uhr. "Dschungelmovie" zeigt Phantasiefilm NEU-ISENBURG. Das Kinderkino "Dschungelmovie" öffnet am Freitag, 5. März, seine Pforten erstmals auch für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren. Um 16.30 Uhr wird im Hort Schwalbenstraße der Phantasiefilm "Edward mit den Scherenhänden" gezeigt. "Schule zum Anfassen" DREIEICH. Unter dem Motto "Schule zum Anfassen" öffnet die Sprendlinger Ricarda-Huch-Schule, Breslauer Straße 15, am Samstag, 6. März, interessierten Bürger/innen ihre Pforten. Beginn dieses "Tags der offenen Tür" ist um 9.30 Uhr. Selbstverteidigung für Frauen DREIEICH. Einen Schnupperkurs in Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen bietet der Sportkreis Offenbach in Zusammenarbeit mit dem Sprendlinger Judo-Verein anläßlich des Internationalen Frauentags (8. März) am Samstag, 6. März, in der kleinen Sporthalle der Max- Eyth-Schule, Am Hirschsprung, an. Beginn ist um 14 Uhr. Bibelseminar und Kindergottesdienst DREIEICH. Zum Bibelseminar lädt die Evangelische Kirchengemeinde Götzenhain jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat in die Bücherstube des Gemeindehauses, Pfarrstraße 2. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Der Kindergottesdienst finden künftig nur noch einmal im Monat, dafür aber mit gemeinsamen Frühstück statt. Nächster Termin ist am Sonntag, 7. März, um 10 Uhr im Gemeindehaus, Pfarrstraße 2. Wasservögel beobachten NEU-ISENBURG. Zu den Wasservögeln an der Bongschen Kiesgrube bei Mainflingen führt die Exkursion, zu der die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), der Naturschutzbund und die Stadt für Sonntag, 7. März, einladen. Treffpunkt ist um 8 Uhr vor dem Rathaus in der Hugenottenallee 53. Interessierte ohne eigenes Auto können mitgenommen werden.
HANAU. SPD-Stadtverbandsvorsitzender Hans Heimerl erteilt Gerüchten über eine mögliche große Koalition zwischen SPD und CDU in Hanau eine deutliche Abfuhr. "Es gibt für die SPD weder vor noch nach der Wahl eine Koalition", erklärte er beim "Politischen Aschermittwoch" der Kesselstädter SPD. Oberbürgermeister Hans Martin bewertete bei der Veranstaltung die Zurückhaltung des politischen Gegners im Wahlkampf als "Taktik, um die sozialdemokratische Wählerschaft einzulullen". Wenn sie die Gelegenheit hätten, glaubt er, würden CDU und FDP ihn trotz gegenteiliger Absichtserklärungen abwählen.
"Herausragendstes" Wahlziel sei es, die extremen Parteien unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken, so Martin. Auch wenn die Zukunft in Hanau angesichts der knappen Finanzmittel schwieriger werde, sieht er darin auch eine Chance, "kreative Politik" zu machen.
Heimerl nahm in seiner Rede ausdrücklich Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) für sein "unbürokratisches Vorgehen" bei der Renovierung der Schweinehalle in Schutz. Wenn damit in Hanau zumindest für drei bis vier Jahre ein Kulturzentrum errichtet wurde, sei dies nicht nur entschuldbar, "sondern sogar geboten", so Heimerl.
Der Parteivorsitzende prangert außerdem den Sozialabbau der Bonner Regierungskoalition an. Die Beschlüsse würden "unser Land in ein soziales Klima eisiger Kälte hineinführen". Durch die geplanten Kürzungen bei Wohngeld, Sozialhilfe, Bafög, Arbeitslosenunterstützung und Arbeitslosenhilfe würden "Hunderttausende in das soziale Abseits gedrängt und in unserer Ellenbogengesellschaft allein gelassen". Heimerl weist darauf hin, daß die Konjunktur nur laufe, wenn es eine breite Massennachfrage gebe.
Der Staat, fordert Heimer, dürfe sich gerade in Zeiten, in denen viele Kinder und Jugendliche unter einer Identitätskrise leiden, nicht von seinen Verpflichtungen zurückziehen. Die Zunahme von Wohnungslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit sei ein explosives Gemisch, das eine erhebliche Zunahme der Kriminalität verursache.
Auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD, Anton Straub, registriert "Unverständnis und Erschütterung" bei den Arbeitnehmern angesichts der Leistungskürzungen. Er sieht die Ursachen für die Rezession bei der "desolaten Bonner Wirtschaftpolitik". Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der rund 125 Betriebe, die im Main-Kinzig-Kreis kurzarbeiten, wertet er außerdem die Streichungen der Arbeitsförderungsmittel der Bundesanstalt für Arbeit als "verantwortungslos". res
Chaos auf Autobahnen um den Flughafen
ORTENBERG. Mit der Salonmusik des Trio Con Brio beginnt am 12. und 13. März jeweils um 19 Uhr die große Fünfjahresfeier der Ortenberger Kleinkunstbühne "Fresche Keller". Weil das Haus in der Alten Marktstraße allerdings gerade renoviert wird, lädt Theaterchef Hans Schwab seine Gäste zum Feiern ins Bergheimer Dorfgemeinschaftshaus ein. Um 20 Uhr zieht Stephan Blinn die Fäden seiner Marionetten unter dem Motto "Piccolo Szenario". Ab 22 Uhr swingt das Sextett "What's New" aus Stuttgart. Für kulinarische Köstlichkeiten sorgt der Gasthof Lenz.
Karten können unter Tel. 0 60 46 / 13 73 vorbestellt werden. nes
HANAU. Ein Zielgruppengespräch zum Thema "Solidarpakt" mit der hessischen Finanzministerin Annette Fugmann- Heesing findet am Freitag, 5. März, ab 14.30 Uhr in der Hanauer Stadthalle statt.
Die SPD Main-Kinzig hat zu diesem Gespräch Bürgermeister, Parlaments- und Fraktionsvorsitzende, Stadtverordnete sowie Vertreter von Finanzämtern, Großbetrieben, Betriebsräten, Banken und Steuerberatern eingeladen. are
RÜSSELSHEIM. Ein vermutlich rauschgiftabhängiger Mann ist am Dienstag kurz vor 22 Uhr im Bahnhof des Opel- Werks von einem Güterzug überfahren und getötet worden. Der Lokführer bemerkte den Unfall und meldete ihn, so die Kripo. Die Leiche ist noch nicht identifiziert. Hinweise auf Fremdverschulden liegen nicht vor. lis
LANGENSELBOLD. Wer an Natur- und Umweltschutz in Langenselbold und Umgebung interessiert ist, sollte sich den Dienstag, 16. März, als wichtigen Termin vormerken.
Der Kreisverband Hanau des Naturschutzbundes Deutschland lädt am Abend um 19.30 Uhr in die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule ein. Bei dem Treffen für Naturschützer geht es um "Arten- und Biotopschutz der Gegend".
Als Ziel der Begegnung wird angestrebt, eine auf lokaler Ebene arbeitsfähige Gruppe zu bilden. Die Veranstaltung wird von Mitgliedern des Naturschutzbundes geleitet. hok
MÖRFELDEN-WALLDORF. Unter dem Vorwand, das Wasser abzulesen, verschaffte sich ein zirka 55 Jahre alter Mann in Arbeiterkleidung am Dienstag gegen 11.30 Uhr Zugang zu der Wohnung einer 74 Jahre alten Frau. Während sich der Mann mit der Frau in der Küche aufhielt, muß eine zweite Person die Wohnung betreten haben, erklärte die Kripo. Die Frau bemerkte später, daß ihr eine Brieftasche mit 2400 Mark und ein Sparbuch fehlten. Die Polizei vermutet, daß die Diebe versucht haben, auch in andere Wohnungen zu gelangen, und bittet um Hinweise unter 0 61 42 / 69 60. lis
Eine "Zusammenarbeit mit der CDU" strebt die FDP im Umlandverband Frankfurt (UVF) nach der UVF-Wahl vom 7. März an. Gleichzeitig erteilen die Liberalen, so ihr Spitzenkandidat Volker Stein, "den ,Republikanern&rquote; und anderen rechten Parteien eine absolute Absage".
Regionalpolitisch machen sich die Freidemokraten für den Bau einer dritten Müllverbrennungsanlage im Rhein-Main- Gebiet stark. Für die Nachfolge-Feststoffdeponie zum "Monte Scherbelino II" hat die UVF-FDP auch eine klare Option: "Nicht nach Langen, nicht nach Rödermark, sondern nach Mainhausen!"
Für die Wasserversorgung fordern die Liberalen eine Entlastung von Ried und Vogelsberg. Deshalb müßten Fernwasserleitungen aus Westerwald und Rothaargebirge installiert werden, "um die Trinkwasserversorgung im Ballungsraum langfristig abzusichern". peh
HANAU. Die Kaufmännischen Schulen I und II in der Ameliastraße werden vom nächsten Schuljahr an rund 240 Schülerinnen und Schülern zusätzlichen Raum bieten können - vorausgesetzt das Wetter macht der Planung keinen Strich durch die Rechnung. Diese Prognose wagte Baudezernent Jürgen Dressler anläßlich des offiziellen Baubeginns für den einstöckigen Aufbau am Dienstag nachmittag. Die zusätzlichen zwölf Klassenzimmer für die beiden Berufsschulen I und II mit insgesamt über 3000 Pennälern wurden von Eltern, Lehrern und Schülern 1992 schwer erkämpft. Nachdem die Dependance der Kaufmännischen Schulen in der alten Hola wegen des dortigen Psychiatrie-Anbaus aufgegeben werden mußte, war im vergangenen Frühjahr in Hanau ein erbitterter Schulstreit entstanden. Die Berufsschüler gingen mehrfach mit Großdemonstrationen auf die Straße. Hanaus Kommunalpolitiker, vor allem die der "regierenden" Sozialdemokraten, taten sich mit Hinweis auf die prekäre Finanzsituation äußerst schwer, den Forderungen nachzukommen. Die Auseinandersetzungen eskalierten, nachdem bekannt geworden war, daß die zwölf bis dahin in der alten Hola untergebrachten Klassen für eine Interimszeit von etwa fünf Jahren in die Limes- und die Lindenau-Schule nach Großauheim ausgelagert werden sollten. Wegen der heftigen Proteste auch aus Großauheim, die von der Hanauer CDU unterstützt wurden, gaben die SPD-Fraktionsmitglieder in der Stadtverordnetenversammlung schließlich nach und stimmten der jetzt begonnenen Aufstockung zu.
Bis zum Ende der Bauarbeiten werden sechs Berufsschulklassen an der Großauheimer Lindenau-Schule unterrichtet, die anderen sechs Klassen wurden in den Kaufmännischen Schulen selbst untergebracht - ein Kompromiß, mit dem sich alle Seiten einverstanden erklärt hatten.
Rund 3,2 Millionen Mark wird die Aufstockung kosten. Geplant hat sie das städtische Hochbauamt. Gedacht wurde auch an einen Behinderten-Aufzug und ein Behinderten-WC. Die Innenwände entstehen in Leichtbauweise. Außerdem erhält der einstöckige Aufbau ein Satteldach, nachdem man in den letzten Jahren mit den vor 30 Jahren gebauten Flachdächern große Probleme hatte.
OB Hans Martin (SPD) räumte beim offiziellen Baubeginn ein, daß man in den letzten Jahren falsche Schülerzahlen prognostiziert hatte, die Schülerzahlen also den Schulneubau-Planungen der Stadt vorausgeeilt waren. Martin wies darauf hin, daß nicht nur die Schülerzahlen in den Berufs-, sondern auch die in den Grundschulen in jüngster Zeit stark angestiegen seien. Als vordringliche Projekte für die Stadt nannte er An- und Umbauten an der Tümpelgarten- und der Anne-Frank-Grundschule. are
Ziel ist: "Das Leben zu lernen" Ausstellung über Suchtprävention im Offenbacher Rathaus
STADT UNd KREIS OFFENBACH. Bis zum 26. März ist im Offenbacher Rathaus-Foyer eine Plakat-Ausstellung zur Suchtprävention "Sucht sind immer die anderen" zu sehen. Das "Präventionsprojekt Wildhof-Dreieich" von der "Offenbacher Arbeitsgruppe Wildhof e.V." hatte mit finanzieller Unterstützung der Stadt Langen vor einem halben Jahr an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) einen Plakatwettbewerb ausgeschrieben. Nach der Statistik leben in der Stadt Offenbach (116 000 Einwohner) 30 000 Nikotinkonsumenten, 5000 Haschischkonsumenten, 3500 Alkoholabhängige, 1400 Medikamentenabhängige, 250 Heroinabhängige und 850 Menschen mit Eßstörungungen. Weil dem zunehmenden Drogenkonsum mit Abschreckung kaum noch begegnet werden kann, befaßt sich "moderne Suchtprävention" mit den suchtfördernden Faktoren in verschiedenen Lebensituationen: Die Menschen sollen deshalb lernen, Krisen konstruktiv und ohne Suchtmittel zu bewältigen. Das ist auch das Thema der Plakatentwürfe.
Oberbürgermeister Wolfgang Reuter forderte bei der Ausstellungseröffnung die Bildung eines Sozialfonds für Drogenpolitik im Rhein-Main-Gebiet. Er sagte: "Drogenpolitik muß weg von der Rechts- und hin zur Gesundheitspolitik. Dazu gehören Verbraucherberatung und Verbraucherschutz. Es müssen Informationen über die Gefährlichkeit von Drogen, über deren Wirkung und Alternativen und die Benutzung verbreitet werden. Die Zurschaustellung von Raucherbeinen und toten Fixern in Toiletten hilft da wenig."
Wolfgang Schmidt von "Präventionsprojekt Wildhof" argumentierte: "Bei der Suchtprävention geht es darum, Leben zu lernen. Die Verantwortung für Prävention ist nicht an die Experten zu delegieren. Sie muß von allen am Erziehungsprozeß beteiligten Menschen wahrgenommen werden. Das persönliche Vorbild, das persönliche Verhalten der Erwachsenen spielt eine wesentliche Rolle in der Prävention." lz
WÖLLSTADT. Bürgermeister Norbert Schilling ist kein Vorwurf daraus zu machen, daß etlichen Bewohnern des Neubaugebietes "Weingärten" in Nieder-Wöllstadt ausgerechnet am Heiligen Abend Erschließungsbescheide mit der Anforderung von teils fünfstelligen Summen zugingen (FR von Donnerstag, 4. Februar "Ärger statt ,liebe Grüße&rquote;"). Das hat jetzt die Kommunalaufsicht festgestellt. Ein Bürger aus den "Weingärten" hatte mit Datum vom 11. Januar beim Landrat Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Schilling erhoben. Die Antwort liegt nunmehr vor.
Der Anlieger hatte geltend gemacht, daß es einen Wöllstädter Parlamentsbeschluß gebe, wonach es nicht erlaubt sei, "an solchen Tagen", gemeint war der Heilige Abend, Bescheide zuzustellen. Außerdem sei es auch ohne einen solchen Beschluß üblich, "weder Rechnungen noch Gebührenbescheide zuzustellen". Der Beschwerdeführer hatte außerdem geltend Kein Versäumnis des Bürgermeisters gemacht, der am 24. Dezember zugestellte Bescheid sei unrechtmäßig. Damit sei die zum Jahresende ablaufende Frist für die Zustellung eines korrekten Bescheids nicht gewahrt. Der Bürgermeister habe versäumt, "seine Amtshandlung rechtzeitig durchzuführen". Dadurch entstehe der Gemeinde finanzieller Schaden.
Der Leiter der Kommunalaufsicht, Ernst Meiß, hat dem Bürger mit Datum vom 22. Februar mitgeteilt, daß der Zeitpunkt der Zustellung im Verantwortungsbereich der Post liege. Meiß: "Obwohl die Bescheide erst am 23. Dezember der Post übergeben wurden, war für die Gemeinde nicht von vornherein vorhersehbar, daß die Zustellung am 24. Dezember erfolgen würde." Dem Bürgermeister sei auch "nicht im entferntesten" vorzuwerfen, daß er die Abrechnung der Erschließungskosten nicht zügig abgewickelt habe. Die letzte Rechnung für das Neubaugebiet "Weingärten" sei erst am 30. November zugegangen.
Ernst Meiß äußert weiterhin die Ansicht, daß der 24. Dezember nicht als gesetzlicher Feiertag gelte und somit die vom Beschwerdeführer geltend gemachten Sonderregelungen für Sonn- und Feiertage nicht herangezogen werden könnten. Es sei lediglich eine "weitverbreitete Verwaltungspraxis", am Heiligen Abend keine Gebührenbescheide und ähnliches zuzustellen. Von einem Parlamentsbeschluß aber, wonach das Zustellen von Bescheiden am 24. Dezember untersagt sei, sei nichts bekannt.
Aber selbst wenn es einen solchen Beschluß gäbe, wäre er ohne Belang. Für den Geschäftsgang sei der Bürgermeister gemäß Hessischer Gemeindeordnung zuständig. Er wäre diesbezüglich nicht an einen Parlamentsbeschluß gebunden. Die am Heiligen Abend zugegangenen Bescheide seien rechtmäßig und fristgerecht erfolgt. Meiß: "Zusammenfassend läßt sich daher feststellen, daß hier weder ein Verstoß gegen einen bestehenden (?) Parlamentsbeschluß und damit ein Fehlverhalten von Herrn Bürgermeister Schilling noch ein Versäumnis in der rechtzeitigen Durchführung einer Amtshandlung seitens des Bürgermeisters vorliegt". Der Chef der Kommunalaufsicht gestattet sich am Schluß seiner Antwort an den Beschwerdeführer die Bemerkung, daß es allen Betroffenen bekannt gewesen sein mußte, daß im Laufe des Jahres 1992 die Schlußabrechnung für die Erschließungskosten ins Haus stehe, um einen Verjährungstatbestand zu verhindern. Es habe also damit gerechnet werden müssen, daß die Bescheide bis spätestens 31. Dezember 1992 zugestellt werden. HANNES MATHIAS
Briefe an die Redaktion
"Wir vermieten nie wieder" Vor dem Hintergrund vieler leerstehender Wohnungen in Zweifamilienhäusern hat Dietzenbachs Erster Stadtrat Lothar Niemann darauf hingewiesen, daß für diese kleineren Häuser im Vergleich zu den Hochhäusern ein anderes Mietrecht gelte. Wer mit seinem Mieter unter einem Dach wohnt, könne diesem leichter kündigen (FR vom 25. Februar).
Ich kann Herrn Niemanns Ansicht leider noch nicht bestätigen. Wir haben einen Teil unseres Hauses vermietet und prozessieren seit zweieinhalb Jahren gegen unsere Mieter, die ihre Miete teilweise mit mehrmonatiger Verspätung gezahlt haben. Obwohl bei uns seit einem halben Jahr zusätzlich noch Eigenbedarf besteht, sehen wir jetzt erst ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Von der finanziellen Seite ganz zu schweigen. Auch in Mörfelden-Walldorf stehen viele Wohnungen frei. Kann man es den Leuten verdenken? Wir vermieten nie wieder!
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Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe Rot (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Stalingrad (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthalle I: Der Tod steht ihr gut (15.30 und 18 Uhr).
Stadthalle II: Bodyguard (20.30 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurhaus: "Die Sinfonien von Schostakowitsch", musikhistorischer Vortrag von und mit Konrad Vogelsang, 19.30 Uhr.
Englische Kirche am Ferdinandsplatz: New-Orleans-Jazz mit der "White Eagle Jazzband", 20 Uhr.
Kronberg. Stadthalle: Kabarett mit den "Radieschen" aus Ost-Berlin, 20.15 Uhr.
Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880-1918.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe", von Martina Sittel, 16 bis 19 Uhr.
Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae urbis Romae", Grafiken aus dem Jahre 1690 von Bonaventura van Overbeek, 10 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, Eröffnung: 19 Uhr.
Oberursel. Braas-Galerie, Frankfurter Str. 2-4: "Kunst aus Krakau", Eröffnung: 16.30 Uhr.
Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: "Künstler vom Chiemsee", Grafik und Bronzen, 15 bis 19 Uhr.
Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", 16 bis 18 Uhr.
Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Philipp-Reis-Schule: "Sexueller Mißbrauch von Kindern", Veranstalter: Pro Familia und VHS, 20 Uhr.
Parteien/Parlamente Weilrod. Wahlveranstaltung der Grünen, Gasthaus "Zur Rose", Mauloff, 19 Uhr.
Oberursel. Stadthalle: Musik und Kabarett mit dem "Frankfurter Kurorchester", Veranstaltung der SPD, 20 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.
Frauenselbsthilfe nach Krebs, Unterkirche der Erlöserkirche, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Gemeinde Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr.
Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Feuerwehr Ober-Eschbach, 16 bis 17.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Treffen des Spielkreises für Mütter und Kinder, Ev. Gemeindehaus Burgholzhausen, 9.45 bis 11.30 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Literaturcafé im Frauentreff, Schubertstr. 32, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Vereinszentrum Alte Schule, Am Plakken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Seniorenkegeln, Gasthaus "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 bis 19.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé 14 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturtreff E-Werk, Wallstr. 24: Live-Musik mit den Rockgruppen "Selfmade" und "Bastards", 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.
Oberursel. Vorlesestunde in der Stadtbücherei: "Der kleine Häwelmann", 15.30 Uhr. Müll Schmitten. Standort des Sondermüll- Mobils: Niederreifenberg, Hauptstraße/ Emser Straße, 12.30 bis 13 Uhr; Dorfgemeinschaftshaus Seelenberg, 13.30 bis 13.45 Uhr; Dorfgemeinschaftshaus Treisberg, 14.15 bis 14.30.
Glashütten. Standort des Sondermüll- Mobils: Schloßborn, Caromber Platz, 9 bis 10 Uhr; Feuerwehrgerätehaus Oberems, 10.30 bis 11.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
Steinbach. Blutspendetermin des DRK, Geschwister-Scholl-Schule, 16.30 - 20 Uhr.
Den Eheleuten Anna und Friedrich Wieland aus Hanau-Steinheim zur goldenen Hochzeit am Donnerstag, 4. März.
Frau Gertrud Meier aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 4. März.
Frau Hedwig Glotzbach aus Maintal- Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 4. März.
Startbahn für den Höhenflug in die Vergangenheit war ein U-Bahn-Schacht mit Notbeleuchtung: So unterirdisch schlecht, wie die sieben Profis ihr Konzert begannen, kennt man es kaum von Schülerbands. Klimper, Pfeif, Heul, Jaul, Bummbumm, Tschsch, Pfiiiep... - als endlich der erste Song identifizierbar war, klang es nach Jefferson Airplane in den Sechzigern: wie ein Kofferradio aus dem Kochtopf, nur viel, viel lauter.
Vielleicht war die Ouvertüre ironisch gemeint, so begannen früher viele Rockshows. Die würdige Grace-Slick-Nachfolgerin Darby Gould trat im Flowerpower- Sonntagskleidchen auf, Gitarrist Paul Kantner mit Hippie-Stirnband, und auf der großen Trommel, da klebte sogar ein Schild. Jawohl, mit dem Namen der Band: Jefferson Starship. Ein kleines Plakat in der mau besuchten Music-Hall.
Trommler Prairie Prince entstieg als erster dem Soundschlamm, mit Wucht und Spielwitz, synkopensicher; mehr und mehr weckte er Nostalgie für jene Westcoast-Band, aus der er stammt: The Tubes. "We can be together", duettierten derweil Gould und Paul Kantner, und wen die Ouvertüre nicht zur Tür getrieben hatte, den ereilte nun die Realisierung dieses Hippie-Postulats.
Die nahezu 30jährige Geschichte der Jefferson Airplane/Starship (JAS) nachzuerzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Auch der Weg von der ersten ernstzunehmenden Designer-Droge der Welt, Lysergsäure-Diäthylamid, vulgo LSD, zum Crack war lang, und JAS ist ihn gegangen. Personalwechsel waren bei der Kommune-Band an der Tagesordnung, und eine Kurz-Genealogie kann nur lauten: Airplane, Hot Tuna, Starship. Ein Cocktail aus allem war dieses Konzert.
Als der 75jährige schwarze Geiger Papa John Creach aus der Hot-Tuna-Periode die Bühne erklomm, begann ein Blues- und Boogie-Festival, das den ganzen Abend prägte. Der alte Mann hat Rheuma im Kreuz, aber kein bißchen Gicht in den Fingern, und er fiedelte wie ein Helmut Zacharias der Bluesgeige die bei diesen Einlagen hardrockerprobt aufspielende JAS fast in den Boden - mit sympathisch greiser Persönlichkeit und großem Können, so expresssiv, daß er im Laufe des Abends zwei Bögen ruinierte.
Die Märchenstunde für Späthippies begann mit "Once Upon A Time In America" verständlich zu werden, und der nun perfekt vorgetragene Acid-Rock der Airplane-Periode wirkte fast postmodern, wie eine aktuelle "message", ja ein Hilferuf aus dem Clinton-Amerika, in dem das Establishment heute den Drogen so bärbeißig den Kampf angesagt hat, wie es zu den Glanzzeiten von JAS nicht denkbar gewesen wäre. Hillary Clinton hat im Weißen Haus striktes Rauchverbot verordnet, Sondersteuern auf Tabak angekündigt usw. Die alternde Gegenkultur steht im "vernünftigen" Amerika des neuen Baby-Boomer-Präsidenten mit dem Rücken vollends zur Wand.
Kantner spendiert dieser Situation nur zynische Bemerkungen. Die flachen Popnummern der Starship-Periode spielt JAS nicht, nicht einmal "We Built This City (On Rock'n'Roll)" - man will wohl nicht zu den Architekten der verpönten Vernunftgesellschaft zählen, die bewußte Vorgarten- und Wohlstandsmentalität mit Emanzipation gleichsetzt.
No dope, no hope? Gute Rockmusik war's allemal - und ein Beweis dafür, daß nicht jeder Aufguß in den Ausguß gehört. WOLFGANG SPINDLER
"Da ist die Planung doch mal wieder völlig schiefgelaufen." Herwig B. ärgert sich jeden Morgen, wenn er an der Bushaltestelle der Linie 70 in der Geisenheimer Straße steht, um in Richtung Höchst zu fahren. Dort wurde vor etwa zwei Jahren ein Wartehäuschen gebaut, "mit Stromanschluß und allem Drum und Dran". Kurze Zeit später aber wurde die Bushaltestelle um etwa 150 Meter verlegt. Das Wartehäuschen blieb jedoch - wenn auch ohne Funktion - am alten Platz. Und die Wartenden stehen seitdem an der neuen Haltestelle im Regen.
Vor etwa zwei Wochen nun wurde das Wartehäuschen abgebaut und abtransportiert. "Das hätte man doch an der neuen Stelle wiederaufbauen können", meint der FR-Leser. "Die ganze Sache ist doch ein Schildbürgerstreich."
Tatsächlich muß Dirk Hess, Sprecher der Stadtwerke, einige "Koordinationsprobleme" mit dem Straßenbauamt zugeben. Denn die Verlegung der Haltestelle sei einhergegangen mit dem Umbau der Geisenheimer Straße im Einmündungsbereich zur Schwanheimer Uferstraße. Wenn da sowieso schon gebaut werde, so der Sprecher, sei es den Stadtwerken damals sinnvoll erschienen, im selben Aufwasch die Haltestelle zu verlegen.
Dadurch werde auch ein besserer Anschluß zur Buslinie 62 in der Mauritiusstraße erreicht. Daß mit dem Umbau der Geisenheimer Straße so kurz nach dem Aufstellen des Wartehäuschens begonnen wurde, hätten die Stadtwerke "damals nicht vorausgesehen", meint Hess. Warum das Häuschen dann aber wenigstens nicht zusammen mit der Haltestelle verlegt worden war, wußte Hess nicht zu sagen. "Da gab's wohl technische Gründe."
Jetzt sei das Häuschen jedenfalls an der alten Stelle abgebaut worden, "weil da ja kein Bus mehr hält". Die Teile würden auf einem Betriebshof gelagert und "so bald wie möglich" am neuen Standort wiederaufgebaut. "Da müssen wohl nur noch irgendwelche Kabel verlegt werden", sagt Hess. Voraussichtlich Ende März oder Anfang April würden die Arbeiten beginnen. mat
BAD ORB. "Frau geht vor" heißt die Devise zum Internationalen Frauentag auch in der IG-Metall-Bildungsstätte Bad Orb. Für Donnerstag, 4. März, ist zu einer Gesprächsrunde eingeladen, die ab 19 Uhr das Thema "Die Armut ist weiblich" erörtert. Es diskutieren Ursula Schröter vom Institut für Sozialdatenanalyse Berlin, Christina Klenner vom Hauptvorstand der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen und die Berliner IG Metallerin Gunda Thomas. Für musikalische Variationen des Themas sorgt die Liedermacherin Ruth Eichhorn.
Die Bildungsstätte bietet außerdem ein Frauentagscafe mit Musik, Filmen, Infos und Leseecke am heutigen Donnerstag von 10 bis 15 Uhr vor dem Otto-Brenner- Saal. Daneben ist die Bilderausstellung "Frauenlohn- Geschichte" zu besichtigen, die von der IG Metall-Verwaltungsstelle Landshut erarbeitet worden ist. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung der Frauenlohngeschichte vom ersten Kollektivabkommen der Großstadtmetallindustrie Bayern von 1919 bis zu den heutigen Tarifverträgen im IG-Metall-Bezirk Bayern. lex
Ursachen und Wirkungen
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Main-Kinzig-Kreis befaßt sich bei ihrer Bezirksversammlung am kommenden Samstag, 6. März, mit "Weltweiten Flüchtlingsströmen - Ursachen und Auswirkungen". Die Veranstaltung, bei der auch Geflüchtete aus Zaire, Somalia und Pakistan zu Wort kommen, findet von 9 Uhr an im Katholischen Gemeindezentrum in Langenselbold statt. Zuvor steht ein Wortgottesdienst um 8.30 Uhr in der katholischen Kirche Langenselbold auf dem Programm. him
Brief an die Redaktion
Erstaunen und Verwunderung Zum Bericht über die Bürgerversammlung in Ronneburg-Hüttengesäß zur geplanten Kreis-Müll-Deponie auf der Ronneburger Gemarkung Hohestein/Eckenberg (FR vom 27. Februar: "SPD-Bürgermeister bringt Müllverbrennung ins Spiel") erreichte die FR folgender Leserbrief Mit Verwunderung und Erstaunen habe ich den Artikel "SPD-Bürgermeister bringt Müllverbrennung ins Spiel" vom 27. Februar 1993 in Ihrer Zeitung gelesen.
Als an Polititk interessierten Bürger ist mir schon öfter aufgefallen, daß manche Politiker ein kurzes Gedächtnis haben. Daß aber ein knapp fünf Jahre zurückliegendes Gutachten Herrn Kleine nicht in Erinnerung geblieben ist, hat mich schon etwas verwundert. Herr Kleine sagte aus, daß nur Untersuchungen für eine Kreismülldeponie in der Gemarkung Ronneburg stattgefunden hätten. Tatsache aber ist, daß in einem Gutachten des IFEU-Institutes insgesamt 16 mögliche Flächen für eine Kreismülldeponie im gesamten Kreisgebiet bewertet wurden.
Desweiteren gibt mir die Politikersprache doch zu denken. Wie kann ein Gutachten, daß "neutral in unserem Sinne" sein soll, neutral ausfallen? Ein dementsprechendes Gutachten kann nur so ausfallen, wie es der Auftraggeber, sprich die Gemeinde Ronneburg, wünscht.
Herr Kleine regt bei seinen Parteigenossen an, daß sie über Müllverbrennung nachdenken sollten. Hier reiht sich Herr Kleine bei den Politikern der CDU und FDP ein, die die Müllverbrennung statt Müllvermeidung propagieren. Mir drängt sich der Verdacht auf, daß hier von den Parteien vor der Kommunalwahl auf Stimmenfang im Ronneburger Hügelland gegangen wird. Keiner der Politiker nennt einen geeigneten Standort für eine Müllverbrennungsanlage oder einer Deponie für die in solchen Anlagen anfallenden belasteten Verbrennungsrückständen und Filterstäube (Sondermüll). Aber für alle Politiker, die der Müllverbrennung die Stange halten, hätte ich eine schöne Lösung zu bieten: Baut die doch so "unbedenkliche" Müllverbrennungsanlage in Ronneburg und beantragt gleichzeitig, daß die Gemeinde Ronneburg zum "Luftkurort" erklärt wird. Ich hätte auch schon einen Werbeslogan für Ronneburg. "Kommt ins Ronneburger Hügelland nach ,Bad Hüttengesäß&rquote;, um die gesunde Luft einer Müllverbrennungsanlage zu atmen. Bei günstiger Wetterlage ist Ihnen eine Blick auf die historische Burg Ronneburg vergönnt." Desweiteren können ja Herr Kleine und die anderen Verfechter der Müllverbrennung die anfallenden Schlacken und Filterstäube als "Bodenverbesserer" in ihre Gärten verbringen lassen.
Ich hoffe, daß sich Politiker wie Herr Kleine, Herr Reindel, Herr Pfeil u. a. für meine Vorschläge erwärmen können und diese dann sofort in Angriff nehmen. Schenkt aber dem Wahlvolk von vornherein reinen Wein über die "Ungefährlichkeit" eurer Ideen ein und legt auch gleich fest, welche Gemeinden damit "beglückt" werden.
Werner Gottstein, Am Pflanzenrain 8, 6451 Hammersbach 2
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Freizeitgärten für Kinder schaffen Obst- und Gartenbauverband Wetterau appelliert an Vereine / Geringe Resonanz
WETTERAUKREIS. Was gibt es schöneres als zu säen und das sich daraus entwickelnde neue Leben bis hin zur Ernte zu beobachten? Die Antwort fällt dem Vorsitzenden des Wetterauer Obst- und Gartenbauverbandes, Aloys Wagner, nicht schwer: "Wer einmal selbst gesät und anschließend für die richtige Pflege gesorgt hat, der weiß anschließend was er ißt. Und: Er entwickelt auch ein wesentlich besseres Verständnis für die natürlichen Zusammenhänge." Da es daran oftmals beim Nachwuchs mangelt, will der Obst- und Gartenbauverein jetzt Freizeitgärten für Kinder schaffen. Die Idee von Wagner ist einfach zu verwirklichen: Die Obst- und Gartenbauvereine stellen die benötigten Flächen zur Verfügung, sorgen für einen verbilligten Einkauf des Saatgutes und helfen auch noch beim Anlegen des Freizeitgärtchens. Unter einem kindgerechtenr Garten stellt sich Wagner vor allem schnellwachsende Pflanzen - "damit die Geduld der Kinder nicht unötig strapaziert wird" - und Früchte vor, die Kinder gerne essen, wie beispielsweise Karotten, Buschbohnen und Kartoffeln.
Für ihr Engagement sollen die Kinder und Jugendlichen eine "lebendige Anerkennung", beispielsweise in Form eines Strauches, geschenkt bekommen. Die an der Aktion teilnehmenden Vereine will der Kreisverband, der sich zwar so offiziell nennt, tatsächlich aber nur das Gebiet des Altkreises Friedberg abdeckt, mit 100 Mark belohnen.
Trotz dieser Anreize war bislang das Interesse der 24 im Altkreis Friedberg existierenden Obst- und Gartenbauvereine mit über 2000 Mitglieder nicht besonders groß. Das ist eigentlich unverständlich, denn Wagner glaubt damit auch neue Mitglieder gewinnen zu können, die für eine Verjüngung sorgen würden.
Obwohl die Vereine bereits vor Wochen von Wagner angeschrieben worden sind, haben bislang lediglich die Gemeinschaft der Usa-Gärtner in Bad Nauheim (dazu gehören die Kleingärtner zwischen Usa und Usa-Wellenbad), die Obst- und Gartenbauvereine Karben und Friedberg und der zweite Friedberger Verein "Grüne Lunge am Burgfeldried" dem Kreisverband eine Zusage gegeben. Die genannten Vereine wollen für die Freizeitgärten jeweils zwischen 200 und 300 Quadratmeter zur Verfügung stellen.
Der Grund für die Zurückhaltung der Vereine wurde während der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes am vergangenen Wochenende in Ockstadt deutlich: Es mangelt nicht an den benötigten Flächen, jedoch an den Mitgliedern, die das Projekt betreuen sollen.
Einen Ausweg aus dieser Situation scheinen die Bad Nauheimer Usa-Gärtner gefunden zu haben. Mit der Aufforderung an die Mitglieder, sich an der Aktion zu beteiligen, gaben sie gleich den Tip, daß Eltern ihrem Nachwuchs oder auch anderen Jugendlichen einen Teil ihres Gartens überlassen könnten.
Damit die Aktion doch noch erfolgreich wird, hat der Kreisverband bereits vor Wochen die über 50 Schulen im Altkreis Friedberg angeschrieben. Von dem Resultat war der ehrenamtlich arbeitende Kreisvorstand des Obst- und Gartenbauverbandes bitter enttäuscht. Wagner: "Der weit, weit überwiegende Teil der Schulen hat bis heute überhaupt nicht geantwortet."
Unter den knapp zehn Schulen, die dem Verband schrieben, waren überwiegend jene, die bereits Schulgärten haben. Durch diese Erfahrung sieht sich Wagner darin bestätigt, daß nur dort Schulgärten bestehen, wo Lehrer auch bereit sind, ein paar Stunden ihrer Freizeit für die Natur zu opfern.
Trotz dieses Rückschlages gibt Wagner nicht auf. In der nächsten Woche soll die Offerte des Kreisverbandes auch den Kindergärten im Altkreis Friedberg unterbreitet werden. Die Zeit drängt: denn Ende März beginnt die Pflanzzeit.
Wer sich für die Aktion des Obst- und Gartenbauvereines interessiert, dem hilft gerne Aloys Wagner in 6352 Ober-Mörlen, Jahnstraße 6 (Tel. 0 60 02 / 74 05), weiter. str
BÜDINGEN. Die Kulturkreise von Büdingen, Altenstadt, Ortenberg, Nidda und Gedern planen eine "kulturelle Städterunde", teilte Ingrid E. Schwann vom Büdinger Kulturkreis mit. Auch Wächtersbach, Schotten und Gelnhausen wären gern in diesem Kreis gesehen.
Eine effektivere Arbeit hat sich der Büdinger Kulturkreis in seiner Hauptversammlung vorgenommen. Die monatlichen, zwanglosen "Meetings" sollen entfallen, so die Pressesprecherin Ingrid Schwann. Die Arbeit werde auf mehr Mitglieder als bisher verteilt. Für Musik sind Maria Tedeschi und Ingrid Schwann zuständig. Dr. Volkmar Stein und Karin Radler sind Spezialisten für den literarischen Herbst. Um Ausstellungen kümmern sich Annemarie Heckel, Gabriele Jacobi und Gertrud Malorny. Den neuen Kammerchor "Ensemble Cantabile" leitet Maria Tedeschi. Das "Stadttheater" fällt in die Zuständigkeit von Carla Kleinau - der alten und neuen Vorsitzenden des Kulturkreises. Ihr Stellvertreter Dieter Egner legte sein Amt nach zwölf Jahren "wegen Arbeitsüberlastung" nieder. Sein Nachfolger wurde Dr. Volkmar Stein. Hinter den Kulissen der Büdinger Kulturszene wurde Egner zuvor angeblich wegen der unklaren Finanzierung der "Dreigroschenoper" von Brecht kritisiert. Offiziell hieß es nur: Die Freilicht-Aufführung dürfe keinesfalls aus dem Etat der Musik- und Kunstschule bezahlt werden.
In diesem Halbjahr plant der Kulturkreis mehrere Ausstellungen, einen literarischen Salon, den traditionellen Hexentrubel in der Walpurgisnacht. Für April ist ein gemischter Kammerchor aus St. Petersburg angekündigt. Er soll auch in Ortenberg und Altenstadt auftreten. Im Juni wollen der neue Büdinger Kammerchor und Solisten des Gießener Stadttheaters in Büdingen das Leben und Werk Beethovens vorstellen. nes
Schreiber glaubt noch an zugesagten Einzugs-Termin Einstein-Gymnasium: CDU sieht "monatelange Tatenlosigkeit" Von Helmut Pomplun MAINTAL. Die Arbeiten am Erweiterungsbau des Maintaler Albert-Einstein-Gymnasiums haben an Tempo verloren. Weil das Generalunternehmen BBH, Hoch-, Tief- und Stahlbetonbau GmbH & Co KG aus Friedrichsdorf aufgrund seiner Verwicklungen in den Bestechungsskandal im Hochtaunuskreis in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist, haben die Subunternehmen kein Geld mehr bekommen. CDU-Fraktionsvorsitzender Erhard Rohrbach wirft Erstem Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber (SPD) vor, er habe "monatelang tatenlos zugesehen". Schreiber erklärte auf Anfrage der FR, daß der Vertrag mit BBH in der Tat gekündigt sei und mit der Firma Hering-Bau aus Haiger zwecks Nachfolge verhandelt werde. Bei der Kündigung sei die Stadt indes an Fristen gebunden gewesen, rechtfertigte er die Verzögerung. Er sehe durchaus noch "gute Chancen", das zugesagte Datum zur Übergabe des Neubaus zum Schuljahresbeginn 1993/94 einzuhalten. Die mit rund sieben Millionen Mark veranschlagte Schulerweiterung wird von der Stadt Maintal finanziert und eigenverantwortlich gebaut, weil der Main- Kinzig-Kreis als Schulträger aufgrund leerer Kassen zu dieser überfälligen Leistung nicht in der Lage ist. Bereits beim Richtfest am 12. November 1992 war bekannt, daß der Generalunternehmer BBH "in Schwierigkeiten geraten" war. Der Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens saß vorübergehend in Untersuchungshaft, wie seinerzeit berichtet.
Inzwischen sei der Zeitplan "völlig aus den Fugen geraten", stellt Christdemokrat Rohrbach in der jüngsten Ausgabe seines Parteiorgans "Unsere Stadt Maintal" fest.
Von den bis Ende 92 zu erbringenden zwölf Bauabschnitten sei nur die Hälfte geleistet worden, weil die Subunternehmer von BBH kein Geld bekommen und die Arbeiten "größtenteils" eingestellt hätten. "Der Rückstand hat sich seitdem noch erhöht. Der Magistrat mit seinem verantwortlichen SPD-Stadtrat Dr. Schreiber hat monatelang tatenlos zugesehen und nichts unternommen", kritisiert Rohrbach und sieht auch die von der CDU geäußerten Bedenken gegen den Architekten bestätigt, der zuvor noch nie eine Schule gebaut habe.
Abschließend schreibt der Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat der CDU: "Darüber hinaus droht der Stadt wegen der mangelhaften Kontrolle des Baufortschritts auch ein finanzieller Schaden, da mit einer möglichen Neuvergabe der restlichen Gewerke in jedem Fall höhere Kosten entstehen werden."
Karl-Heinz Schreiber weist die Vorwürfe zurück. Der Vertrag mit BBH sei zwar wegen der genannten Gründe gekündigt worden, aber Rohrbach müsse als Jurist doch wissen, "daß es ein formales Verfahren gibt, das die Kündigung eines Vertrages regelt".
Über diese formale Anforderung habe sich auch die Stadt nicht hinwegsetzen können, sondern habe bis Ende Februar warten müssen, um die Kündigung aussprechen zu können.
Den Architekten Winfried Stratmann treffe keinerlei Schuld an der Situation. Er habe seine Aufgaben bisher "hervorragend erfüllt", und auch Rohrbach könnte nach Ansicht Schreibers wissen, daß mit der Auftragsvergabe an ein Generalunternehmen die Aufgabe des Architekten nahezu erschöpft sei.
Ihm bliebe lediglich die übliche "künstlerische Oberleitung", es sei indes nicht seine Aufgabe, die Einhaltung der Terminpläne zu überwachen.
Auch Mehrkosten sind laut Schreiber nicht zu erwarten, denn aus einer "Ausführungsbürgschaft" des ersten Generalunternehmers seien mehr als 400 000 Mark verfügbar. Damit könnten eventuell anfallende Mehrforderungen abgedeckt werden.
"Wir sind bemüht, das zugesagte Datum zur Übergabe des Schulneubaus eizuhalten", erklärte der Sozialdemokrat. Stichtag ist der 6. September. Schreiber verhandelt derzeit mit Hering-Bau. Die Firma hat in der Ausschreibung mit 30 000 Mark über dem Gebot von BBH gelegen und ist folglich nur "Zweitbester" gewesen.
Schreiber verweist auf gute Erfahrungen mit der Firma aus Haiger. Sie hat das Rathaus auf dem Klosterhof und den Kinderhort in der Berliner Straße gebaut.
doe FRANKFURT A. M. Mit der Erstattung des Neupreises von geklauten oder zu Schrott gefahrenen Autos in der Kaskoversicherung wird es vom 1. Mai an vorbei sein. Das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) und der HUK-Verband haben sich nach Angaben von dessen Sprecher Uwe Schmidt-Kasparek nun "endgültig" auf die neuen Vertragsbedingungen der Risikoschützer geeinigt. In der kommenden Woche werde der Verband die Gesellschaften über die erlaubte Einschränkung der bisherigen Leistungen informieren, die wohl ausnahmslos umgesetzt wird. "Mit ziemlicher Sicherheit", so Schmidt-Kasparek, dürfte die Änderung dann bei Neuabschlüssen zum 1. Mai wirksam werden. Bestehende Policen sind nicht betroffen.
Anders als bisher wird künftig beim Diebstahl oder Totalschaden eines Fahrzeugs, das jünger als zwei Jahre ist, nur noch der Wiederbeschaffungswert ersetzt. Verfügt die abhanden gekommene Karosse nicht über eine besondere Sicherung, muß der Halter überdies zehn Prozent der Summe selbst tragen. Welcher Diebstahlschutz als ausreichend angesehen wird, kann jede Assekuranz für sich definieren. "Ein Krückstockschloß wird aber kaum reichen", sagt der HUK-Mann.
Sammlung für die
HANAU. Die Hanauer Wallonisch-Niederländische Gemeinde setzt ihre Sachspenden-Sammlung für die Reformierte Gemeinde von Munkács fort. Munkács liegt in der Karpatukraine.
Die Ostersammlung hat zwei Schwerpunkte: Frühjahrs- und Sommerbekleidung jeglicher Art für Kinder und Erwachsene sowie Schuhe, die in allen Größen dringend gebraucht werden.
Die Sachspenden werden im Gemeindehaus in der Dammstraße 3 in Hanau (Telefon 22368), bis zum 15. März, montags bis freitags, jeweils von 10 bis 12 und von 17 bis 18.30 Uhr entgegengenommen.
Für eine zusätzliche Hilfssendung mit wichtigen Nahrungsmitteln und Medikamenten bittet die Niederländisch-Wallonische Gemeinde um Geldspenden auf das Konto Nummer 2498095 (Bankleitzahl 50640015) bei der Commerzbank Hanau.
Das Geld sollte unter dem Stichwort "Karpatukraine" überwiesen werden, bittet die Gemeinde. him
HOCHTAUNUSKREIS. Die rund 1000 Jagdscheininhaber, die bei der Unteren Jagdbehörde registriert sind, brauchen künftig nicht mehr jedes Jahr zum Amt, um das Papier zu erneuern. Ab 1. April wird in Hessen der Drei-Jahres-Jagdschein eingeführt. Damit geht auch eine Neuregelung der Gebühren einher: der Jagdschein für ein Jahr kostet 120 Mark, der für drei Jahre 300 Mark. off
NEU-ANSPACH. Die Gemeinde hat gegen Heinz Born (SPD) einen "gerichtlichen Finanzarrest" erwirkt. Damit kann nun auf das Privatvermögen des in den Korruptionsskandal verwickelten ehemaligen Bürgermeisters Zugriff genommen werden, erklärte der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen auf Anfrage. Eine ausführliche Darstellung, wie man den finanziellen Schaden begrenzen wolle und was für Lehren die Verwaltung aus dem Skandal gezogen habe, kündigte er für die nächsten Tage an.
Nach Ansicht der FWG-UBN hat der Schaden hingegen "weitaus größere Dimensionen" als bisher angenommen worden sei. Insgesamt rechnet die Wählergemeinschaft mit rund 10 Millionen Mark Schaden für Neu-Anspach; schließlich seien in den verschiedenen Neubaugebieten Grundstücke und Immobilien im Wert von 800 Millionen Mark verkauft worden.
Der FWG-UBN-Vorsitzende Wolfgang Hafemann behauptet, daß Heinz Born und der ehemalige CDU-Kreisgeschäftsführer Wilfried Müller insgesamt rund 1,5 Millionen Mark Bestechungsgeld erhalten hätten.
Der Schaden liege jedoch noch weit höher, denn die Gemeinde habe dem in die Affäre verwickelten Ingenieurbüro Niklas über Jahre hinweg überhöhte Planungskosten erstattet.
Der Rahmenvertrag mit dem Büro sei über zweieinhalb Jahre rückwirkend vom Gemeindevorstand beschlossen worden - mit pauschalierten Nebenkosten von "sage und schreibe" (Hafemann) zehn Prozent des Nettohonorars. Angesichts der Vermutung des Frankfurter Oberstaatsanwaltes Hubert Harth, wonach die Rechnungen um 20 Prozent überhöht seien, ergebe sich daraus ein Schaden von fast einer Million Mark.
Bei einem Schätzwert von einem Prozent an Korruptionsgeldern für das 800-Millionen-Neubaugebiet sei zudem ein Schaden von acht Millionen Mark entstanden. Von Rübsamen fordert Hafemann eine Bestätigung, daß der Gemeinde kein Fall von Korruption oder Vorteilsannahme bei der Entwicklungsmaßnahme bekannt sei.
Das sächsische Agrarministerium hat keine Probleme mit dem Investor. "Wir haben mit Müller-Milch nur gute Erfahrungen gemacht", meint Sprecher Burkhard Zscheischler. "Man könnte sagen, Müller-Milch kam als rettender Engel."
Einigen Zeitgenossen im Freistaat bereiten die Pläne des "rettenden Engels" ziemliche Kopfschmerzen. Müller-Milch will im Kreis Geithain bei Leipzig eine Großmolkerei bauen. 400 bis 500 Arbeitsplätze erhofft man sich dort durch die 180-Millionen-Mark-Investition des Aretsrieder Unternehmens. Erhebliche Bedenken meldete die Geschäftsführung der Leipziger Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (WAB) an. Müller-Milch will sich nicht an das öffentliche Wassernetz anschließen, sondern bei Nenkersdorf einen eigenen Tiefbrunnen bohren und so den immensen Wasserbedarf von 2800 Kubikmetern pro Tag abdecken. Nach Ansicht der WAB wäre dadurch die Trinkwasserversorgung der Kreisbewohner gefährdet. Peter Bracher, technischer Geschäftsführer: "Wir haben Unterlagen, die belegen, daß Brunnen trockenfallen werden, wenn Müller-Milch dort 2800 Kubikmeter entnimmt." Argumente des Landwirtschafts- oder des Umweltministeriums, die Wassermenge würde für die Geithainer und Müller-Milch ausreichen, will der WAB-Chef nicht akzeptieren: Dort würden sich ja noch andere Firmen ansiedeln, die Wasser bräuchten. Die Haltung des Landwirtschaftsministers Rolf Jähnichen (CDU), der die Müller-Milch-Pläne vehement unterstützt, sei "aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht zu verantworten". In der Region Leipzig, die nicht gerade mit erstklassigem Trinkwasser gesegnet ist, will Müller-Milch kostbare Grundwasserschichten anbohren. Für die WAB-Experten ein Unding: "Müller-Milch will diese wertvollen Wasser zu Kühlzwecken nehmen. Das kann doch nicht wahr sein", so Bracher. Westdeutschen Wasserspezialisten würden sich angesichts dieser "Dinge aus dem Tollhaus" die Haare sträuben.
Dazu kommt, daß sich auch das Landwirtschaftsministerium nicht ganz sicher ist, ob wirklich genug Wasser für die Geithainer übrigbleibt. "Nach dem bisherigen Angebot", so Zscheischler, reiche das Wasser. Falls nicht, will sein Haus Kosten übernehmen, um die Bevölkerung mit dem kostbaren Naß zu versorgen: "Wenn nötig, gehen wir in Vorleistung."
Wie das aussehen könnte, hat die WAB durchgespielt: Dann müßten die Geithainer aus dem nahe gelegenen Grimma mit Wasser versorgt werden. Dazu wäre eine mindestens zwölf Kilometer lange Pipeline zu bauen. Auf das Ministerium kämen Kosten von 20 bis 60 Millionen Mark zu. Bracher: "Und auch das könnte nur eine Zwischenlösung sein, denn Grimma ist irgendwann ja auch ausgelastet." Die WAB hat mittlerweile ihren wochenlangen Widerstand gegen die Müller-Molkerei aufgegeben. Am Montag lief die Einspruchsfrist gegen die Bewilligung durch das Geithainer Landratsamt ab. Die WAB - eine Organisation aus DDR- Zeiten, die derzeit aufgelöst und in Wasserzweckverbände umgewandelt wird - verzichtete auf eine Klage. Der neue Versorgungsverband Grimma-Geithain hatte ihr das empfohlen. Außerdem, so Bracher, stellte der Verband die WAB-Leitung von Haftungsansprüchen, die aus dem Klageverzicht entstehen könnten, frei. Bracher: "Das ist einmalig. Eine Ungeheuerlichkeit." Künftig könnten sich Juristen darüber streiten, wer zur Verantwortung gezogen wird, wenn den Geithainern das Wasser ausgeht.
Im sächsischen Landtag haben allein Bündnis 90/Grüne Widerstand gegen die Großmolkereipläne angekündigt. Deren Abgeordnete Kornelia Müller - weder verwandt noch verschwägert mit dem Aretsrieder Theo Müller - hält die Bewilligung für einen Verstoß gegen das Wassergesetz, wonach die "öffentliche Wasserversorgung aus dem Grundwasser den Vorrang vor allen anderen Nutzungen des Grundwassers genießt". Auch gegen das Naturschutzgesetz werde verstoßen: Danach habe der Verursacher die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen zu tragen, nicht das Agrarministerium, "das sich zum Handlanger des Unternehmers" gemacht habe. Für die Abgeordnete ist das eine unzulässige Förderung einer Firma. "Man muß sich fragen, ob das noch dem Allgemeinwohl dient. Die Relation zwischen Subventionierung und öffentlichem Interesse stimmt nicht mehr."
Daß es auch anders geht, zeigt eine Großmolkerei, die sich bereits in Sachsen niedergelassen hat: Die Sachsenmilch in Dresden, ein Ableger der Stuttgarter Südmilch, will ihr Wasser aus dem öffentlichen Netz ziehen und auf eigene Brunnen verzichten. "Wir haben keine Probleme damit", so Vorstand Manfred Klecker.
Im Landwirtschaftsministerium sieht man in der außergewöhnlichen Förderung für Müller-Milch "keine versteckte Subvention". Kritikern wie der WAB-Geschäftsführung hält Minister Jähnichen entgegen, "ein Investitionshemmnis" zu sein, das es baldmöglichst abzuschaffen gelte. Auch die Müller-Milch, die im Frühjahr mit dem Bau beginnen will, reagiert nervös auf Kritik: Die WAB störe sich an den Brunnen-Plänen, weil sie dadurch einen möglichen Großkunden verliere. Die Leipziger Volkszeitung, die mehrfach über das Projekt berichtete, wurde von Müller-Milch mittlerweile mit Klagedrohungen, so der Hausjurist des Verlages, "geradezu überhäuft".
BERNHARD HONNIGFORT (Dresden)
BAD NAUHEIM. 800 Mark könnte die Klasse 12 der Berufsfachschule für Informationsverarbeitung in Bad Nauheim der Kinderkrebsstation "Peiper" der Uniklinik Gießen überreichen. Das Geld haben die Schülerinnen und Schüler bei einem von ihnen organisierten Volleyballturnier in der Kaufmännischen Schule des Wetteraukreises durch den Verkauf von Getränken und Eintrittsgeldern erwirtschaftet. Insgesamt sind 19 Schülermannschaften und eine Lehrermannschaft angetreten, den ersten Platz belegten die Organisatoren. re
HANAU. Die Hanauer Rathaus-Grünen haben kritisiert, daß Stadtbaurat Jürgen Dressler seine Planungen für die Zukunft des Lamboygebiets bei einer FDP-Veranstaltung präsentiert (die FR berichtete), aber der Stadtverordnetenversammlung noch nicht vorgelegt habe. Von diesem Vorgehen fühlt sich Fraktionssprecher Elmar Diez "hinters Licht geführt".
Dresslers "Informationsverhinderung" betreffe auch das Klimagutachten, das Dressler seit Wochen vorliege, den Grünen aber noch nicht vorliege. Offenbar seien darin Aussagen enthalten, die die Grünen in ihrem Bemühen um den Erhalt des Trockenrasenbiotops "Waldwiese" bestätigten. him
Herrn Willi Krzuk, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Wolfgang Südmersen, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Erna Sonntag, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Rudolf Krombholz, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Heinrich Meuser, Groß-Karben, zum 76. Geburtstag.
Frau Hedwig Last, Rendel, zum 90. Geburtstag.Parteien + Wähler
SPD-Wahlkampfabschluß USINGEN. Unter das Motto "Es geht um die Wurst" hat die Usinger SPD ihre Abschlußveranstaltung gesetzt, mit der sie am kommenden Samstag ihren Wahlkampf beendet. An einem Infostand in der Wilhelmstraße/Ecke Zitzergasse stehen zwischen 10 und 13 Uhr die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD für das Stadtparlament und die Ortsbeiräte zum Gespräch zur Verfügung. Grüne tagen WEILROD. Für den heutigen Donnerstag, 7. März, laden die Grünen um 19 Uhr in die Mauloffer Gaststätte "Rose" ein. Außer Bürgerfragen steht die erstmalige Verkehrsanbindung der Ortsteile Mauloff und Finsternthal auf dem Programm. Als Gesprächspartner werden Hans Wagner, Siegfried Stark und Günter Ott dabei sein. Schlußveranstaltung der FWG-UBN NEU-ANSPACH. Mit einer Informationsveranstaltung zu den Themen Jugend, Senioren und Wassergebühren beendet die neue Wählergemeinschaft FWG-UBN ihren Wahlkampf am Freitag, 5. März. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Neu-Anspach.
SPD-Treffen am Wahlabend USINGEN. Nach der Schließung der Wahllokale treffen sich die Usinger Sozialdemokraten am Wahlsonntag gegen 18.30 Uhr in der Gaststätte "Alt Usingen". Alle Interessierten sind willkommen.
Infostand der Grünen WEILROD. Am Samstag, 6. März, wollen die Grünen ab 10 Uhr an einem Infostand in Rod an der Weil Rede und Antwort stehen. Es gibt Kaffee, selbstgebakkenes Vollkornschmalzbrot und das Rezept zu dessen Herstellung.
Wahlparty der FWG-UBN NEU-ANSPACH. Die neue Wählergemeinschaft FWG-UBN lädt alle Mitglieder und Freunde für Sonntag, 7. März, zu ihrer Wahlparty in der Gaststätte "Le Coq", Konrad-Adenauer-Straße 8, ein. Die Party beginnt um 20.30 Uhr.
RÜSSELSHEIM. Die sogenannte blaue Gruppe des "Rüsselsheimer Familientreffens", die am Wochenende aus dem Stadtpark gestohlen wurde, ist gestern wieder aufgetaucht: frisch einzementiert auf einer Freifläche hinter der Galluskirche in Flörsheim, wo sie städtische Angestellte fanden.
Das berichtete die Polizei, die zunächst vermutet hatte, das Kunstwerk sei im Stadtpark-Weiher versenkt worden. Die blaue Familie ist eine von fünf, die gleicher Art, aber unterschiedlicher Farbe sind und aus Mann, Frau, zwei Kindern und einem Hund bestehen.
Ein großes Aufgebot an Polizei war gestern am Fundort; die Kripo suchte nach Fingerabdrücken. Nachmittags demontierten städtische Bedienstete die Figurengruppe in Flörsheim wieder ab und brachten sie nach Rüsselsheim zurück. Da das Kunstwerk beschädigt wurde (es wurde "Mach' mal blau" und "Finger weg vom Asylrecht" eingeschweißt), ist fraglich, ob es repariert werden kann.
Kulturamtsleiter Kurt Röder hatte sich nach dem Diebstahl betroffen über die politische Unkultur in der Stadt gezeigt, die sich in diesem mit "krimineller Energie" durchgeführtem Vandalismus äußere. Die Täter müßten planstabsmäßig vorgegangen sein, da zum Diebstahl aufwendige Schweißarbeiten und Transportlogistik nötig gewesen sei - allein die "Vater-Figur" wiege 150 Kilogramm. lis
Weil kommerzieller Interessent fehlt, tritt das Sanierungsvorhaben an der Stadtschreiberei auf der Stelle Ein Nachbarschaftsladen wäre die letzte Chance Stadt sorgt sich um Einkaufssituation in der Altstadt Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Die Lebensmittelketten lehnten dankend, aber bestimmt ab, als die Stadtväter sie zu einem Engagement in der Altstadt überreden wollten. Das Einzugsgebiet sei zu gering, die Fläche zu knapp, als daß sich ein Supermarkt droben am Hang rechnen könnte, lautete in den Gesprächen mit einschlägigen Unternehmen stets das Fazit. Nun unternimmt die Stadtverwaltung den wahrscheinlich letzten Versuch, ihrer "Fürsorgepflicht" (Bürgermeister Jürgen Michaelis) für die Altstädter in dieser Hinsicht nachzukommen. Der Magistrat untersucht, ob ein Nachbarschaftsladen eingerichtet werden kann. Nur ein einziges kleines Lebensmittelgeschäft hat sich halten können in Gelnhausens mittelalterlichem Kerngebiet. Und auch dieser Laden, sichtlich beengt untergebracht in der Langgasse, wird nach den Befürchtungen des Magistrats an diesem Standort nicht in alle Ewigkeit bestehen.
Zwar sind die nächsten Geschäfte im Einkaufsviertel der Südstadt durchaus auch noch zu Fuß erreichbar, aber der beträchtliche Höhenunterschied läßt den Weg - zumal zurück mit schweren Einkaufstaschen - doch recht beschwerlich erscheinen. Deshalb wollte die Stadt die Infrastruktur im historischen Viertel stärken, indem sie die Ansiedlung eines kleinen Supermarktes für den Verkauf des einstigen Keltereigeländes an der Stadtschreiberei zur Bedingung machte.
Es fanden sich auch Investoren, die Hailerer Büromaschinenhändler Herchenhahn und Zylla, die bereit waren den maroden Gabäudekomplex für 400 000 Mark von der Stadt zu kaufen und entsprechend der Vorgaben zu sanieren. Doch zunächst wurden Not-Abbrucharbeiten notwendig, weil im Mai vergangenen Jahres das Dach des Fachwerkhauses Stadtschreiberei 8 eingestürzt war.
Dennoch stehen die Investoren nach wie vor bereit, rund zwei Millionen Mark für Wohnungen und einen Laden von 345 Quadratmetern, vielleicht auch weitere Geschäftslokale, aufzubringen. Aber es findet sich kein Pächter für das Wagnis Altstadt-Supermarkt. Und ohne Pächter können die Investoren die Klausel im Kaufvertrag nicht erfüllen. Folglich unterzeichnen sie nicht und das Sanierungsvorhaben tritt auf der Stelle.
Längst haben die Verantwortlichen im Rathaus erwogen, auf die Supermarkt- Klausel zu verzichten. Doch dann wäre die für absehbare Zeit einzige Chance vertan, auf die Versorgungs-Infrastruktur entscheidend Einfluß zu nehmen. Deshalb will der Magistrat jetzt Interesse und Engagement für die Idee eines Nachbarschaftsladens wecken. Ein solcher Laden kann nur mit aktiver Beteiligung einer größeren Zahl von Bürgern funktionieren. Sollte es die entsprechende Bereitschaft in der Altstadt nicht geben, stirbt der Supermarkt wohl. Aber dann, so Bürgermeister Michaelis, "kann uns niemand vorwerfen, daß wir nicht alles versucht hätten".
Der Nachbarschaftsladen soll laut Michaelis ein Warenangebot ähnlich dem eines Supermarktes bereithalten und auch die sogenannten "frischen Artikel" wie Obst, Gemüse, Fleisch und Brot anbieten. Um Attraktivität und Wirtschaftlichkeit zu steigern, sollen zusätzliche Leistungen vorgesehen werden wie zum Beispiel Reparaturannahmen, Geldautomat, Postdienst, Lotto- und Toto-Annahme, Vermarktung von Bio-Produkten und Stehcafe. Die endgültige Konzeption will Michaelis in enger Zusammenarbeit mit den Inhabern bestehender Geschäfte in der Altsstadt ausarbeiten lassen. "Wir wollen das Bestehende nicht schädigen" tritt Michaelis Konkurrenzängsten entgegen. Unabdingbar ist für den Laden die Unterstützung der Altstadtbewohner als regelmäßige Kunden und als Miteigentümer. Die Stadt schlägt vor, mit den in der Altsstadt vertretenen Einzelhändlern eine Betriebsgesellschaft zu gründen, an der alle Bürger Anteile erwerben können. Hilfestellung leisten würde auch das Land Hessen, wie Michaelis aus der Regierungszentrale in Wiesbaden erfahren haben will. Angesichts der "Problemsituation Überalterung und Hanglage" habe die Stadt Aussichten auf Zu- schüsse.
Alle Haushalte in der Altstadt und angrenzenden Gebieten erhalten in diesen Tagen ein Informationsschreiben des Magistrats nebst einem Fragebogen. Mit der Umfrage soll der Bedarf eruiert werden. Gefragt wird auch nach der Bereitschaft, pro Haushalt zwei bis drei Anteile zu jeweils hundert Mark zu zeichnen und stundenweise gegen Bezahlung mitzuarbeiten. Bis Ende dieses Monats soll sich herauskristallisieren, ob ein Nachbarschaftsladen Chancen hat.
Seit Monatsbeginn gibt es nur noch einen europäischen Sportsender, nämlich Eurosport. Mitte Januar war die Entscheidung gefallen, mit dem direkten Konkurrenten Sportkanal zu fusionieren, auf dessen Kanal nun nur noch Schwarzblende zu sehen ist.
Die attraktivsten Rechte des Sportkanals, über die neu verhandelt wurde, etwa vom alpinen Ski-Weltcup, Motorsport und Boxen, wurden wiedererworben und sollen allmählich in ein neues Schema integriert werden. So wird es künftig auf Eurosport öfter US-amerikanische Sportarten, z. B. aus der American Football-Liga, zu sehen geben. Schon in der nächsten Woche zeigt Eurosport, das über Kabel und Satellit empfangbar ist, Übertragungen von der US-Basketball-Profiliga und der nationalen Eishockey-Liga.
Die neuen Elemente sollen ambitionierte Pläne auf den Weg bringen. "Wir wollen im Sportbereich Trendsetter werden", meint Marco Deutsch, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation bei Eurosport. Der Trend gehe weg von den massenattraktiven Sportarten wie Tennis und Fußball hin zu individuellen Vorlieben. Dazu gehören auch neu ins Programm aufgenommene Sportarten wie Snooker, Marathon oder Golf.
Eurosport bringt in die Ehe größtenteils Rechte mit ein, die man als Eurovisionsmitglied günstig von der Europäischen Rundfunkunion (EBU), dem Zusammenschluß öffentlich-rechtlicher Sender Europas, einkaufen konnte: Highlights aus Tennis und Fußball, wie etwa das Grand-Slam-Turnier in Paris oder die Fußball-Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 1994. Weitere Schwerpunkte im Programm, das zu rund 90 Prozent aus Übertragungen von Sportereignissen und nur wenig Magazinen und Hintergrund besteht, sind Berichte aus der Formel 1, der Motorradweltmeisterschaft, Eishockey und Eiskunstlauf.
"Möglichst viele Sportevents für den europäischen Zuschauer" - so Marco Deutsch - heißt die Programmphilosophie der neuen Eurosportversion, die 40 Millionen europäische Haushalte, davon 15 Millionen in Deutschland, sehen können. Daß dies lediglich begrenzt Exklusivübertragungen sind, räumt Deutsch ein. Nur etwa 20 Prozent des Programms wird man wie bisher mit Erstrechten füllen können, den Großteil der Sportereignisse gibt es meist früher und in geraffter Form auf anderen Kanälen. Immerhin wird der Anteil der Wiederholungen aus dem eigenen Programm von 50 auf 30 Prozent sinken.
Eurosport will weiterhin "eng am Produkt" bleiben. Im Vergleich zum Deutschen Sportfernsehen gebe es keine "müden Moderatoren, langweiligen Gameshows und endlosen Interviews", so Deutsch. Der Sport an sich stehe im Vordergrund. Das mache sich auch bei der Werbekundschaft bemerkbar, die zunehmendes Interesse signalisiere. Für Eurosport, das sich fast ausschließlich aus Werbeeinnahmen finanziert, scheinen daher bessere Zeiten anzubrechen.
Vom ehemaligen Sportkanal dagegen bleibt nichts übrig. Ein Teil der Mitarbeiter ist zu Eurosport übergewandert, dessen deutsche Filiale in München angesiedelt ist. Aussichtsreichster Kandidat für die Geschäftsführung ist der bisherige Sportkanal-Chef Michael Strack. Eine französische Eurosport-Version, die sich von der europäischen unterscheidet, soll im April neu auf Sendung gehen.
GERTRAUD SCHÖN
HOCHTAUNUSKREIS. Das wehrhafte Schwarzwild findet in den Wäldern des Taunus derzeit sehr gute Lebensverhältnisse vor. Der gestreßte Wald wehrt sich gegen seine Vernichtung mit intensiver Samenproduktion, die Eichel- und Bucheckernmast floriert, die Schwarzkittel können an einem reichlich gedeckten Tisch schmatzen. Dies teilte Landrat Jürgen Banzer anläßlich der Präsentation der Jahresstatistik der Unteren Jagdbehörde am Mittwoch mit.
Die Folgen des milden Winters und der Vernichtung der Bäume bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Population des Wildes. Es fehlten auch natürliche Feinde wie zum Beispiel früher der Luchs. Die Bestandskontrolle ist den Jägern übertragen; ein weiterer Teil der Dezimierung des Tierbestands geht auf das Konto des Autoverkehrs.
Obschon der Bestand an Wildschweinen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, bleibt die Anweisung der Unteren Jagdbehörde an die Revierpächter bestehen, daß die Tiere "scharf" zu bejagen sind - mit Ausnahme der führenden Bachen, also der Mütter mit ihren Jungen. Die unterliegen einem Abschußverbot, weil sie wichtig seien als "Mutter- und Leittier zur Führung und Erhaltung der Sozialstruktur einer Rotte."
1316 Wildschweine haben die Jäger im letzten Jagdjahr erlegt: 61 Keiler, 61 Bachen, 516 Ein- bis Zweijährige (sogenannte Überläufer) und 678 Frischlinge. Damit trägt der Hochtaunuskreis zum Rekordergebnis mit erlegten 30 000 Tieren in ganz Hessen bei.
Für das laufende Jagdjahr ist ein Rückgang der Abschußzahlen zu erwarten. Die Statistik der Unteren Naturschutzbehörde ist im Moment bei 620 Schwarzkitteln angelangt, bis Ende des Jahres wird mit insgesamt rund 800 Wildschweinen gerechnet.
Der durch Abschüsse und Verkehrsunfälle herbeigeführte Rückgang des Bestandes ist für die Untere Jagdbehörde und Kreisjagdberater Harald Pinn (Schmitten) noch kein Anlaß, zur Schonung des Schwarzwildes aufzurufen. off
Da haben nun Großfeldforscher französische Bettdecken gelupft und was haben sie entdeckt: Langeweile. Die Tagezeitung Libération titelte schonender, aber nicht weniger deutlich: Sex: La France tranquille. 110 Befrager suchten fünf Monate lang mit ihren Fragen an 20 055 ausgewählte Testpersonen aufzuspüren, was sich sexuell im Lande mit dem unerschütterlichen Ruf, an der Liebesfront in Europa einsame Spitze zu sein, tatsächlich regt. Sie stießen auf viel Moral als Triebfeder des französischen Intimlebens. Auf 350 Seiten erfahren die Bewohner des Hexagons und der neugierige Rest Europas, daß Französinnen wie Franzosen in Sachen Liebe nicht über das hinausgehen und -kommen, was schon ihre Eltern für Unter der Bettdecke angemessen hielten: Er und sie sind monogam, tun es nicht allzu oft, schwören zu 80 Prozent auf Treue, und Kondome sind auch im Aids-Zeitalter kaum des Franzosen Sache.
Der nationalen Moral meinen auch einige Bürgermeister zu dienen: sieweigern sich, zu tun, was durchaus ihres Amtes ist: Paare zu trauen. Anlaß, den amtlichen Liebesdienst zu versagen, ist . . . eine Statistik. Danach sind Franzosen beiderlei Geschlechts vielleicht doch nicht so erpicht auf Moral, denn der Heiratseifer ist dramatisch rückläufig. Die nationale Hochzeitsquote soll angeblich den niedrigsten Stand seit 40 Jahren erreicht haben. Dafür aber stieg in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Eheschließungen mit Ausländern: um 50 Prozent. Eben dies beunruhigt Politiker und Bürgermeister, die bei bi-nationalen Ehen nun amtlich statt herzlich reagieren, zumal wenn der Bräutigam im gemischten Doppel aus Afrika kommt. Scheinehen vermuten die Behörden: Geld (bis zu zehntausend Dollar) statt Liebe, denn die Heiratspapiere erlauben Aufenthalt und Arbeit.
Vor zehn Jahren wehrte sich die Grande Nation mit dem Slogan "achetez français!" ("kauft französisch") dagegen, daß ausländische Produkte den heimischen den Rang ablaufen. Wird nun die ökonomische Wagenburg- Mentalität von einst auch aufs Private übertragen, feiert die Abschottung mit dem Slogan mariez français! (heiratet französisch!) seltsame Urständ?
Solch neue Beschränkung aufs inländische Ehemann-Potential, so beteuern die Offiziellen, hätten sie ebensowenig im Sinn wie Rassismus. Nein, jene Autoritäten, die Ehen abstempeln, beharren darauf, daß keine Ehe ohne Liebe sein darf.
Aber an der normativen Kraft des Faktischen kommen auch noch so strenge Amtspersonen nicht vorbei. Das führte in Toulouse doch noch zu einem Sieg für l'amour. Allerdings nur, weil die Braut, die einen Marokkaner ehelichen wollte, schwanger war. Wirklich und eben nicht schein- schwanger. ko-ko
SCHLÜCHTERN. "Nicht nur Musik - und sei sie auch noch so beziehungsreich" will die Kulturgesellschaft zur 1000-Jahr-Feier präsentieren. Aus diesem Grund musizieren am Sonntag, 14. März, um 17 Uhr "Schlüchterner für Schlüchterner" in der Stadthalle. Unter Leitung von Erwin Reck vereinen sich einheimische Berufsmusiker und Laien quer durch alle Altergruppen zu einem Sinfonieorchester.
Die meisten der Musiker sind in Schlüchtern aufgewachsen oder zur Schule gegangen, als Gäste kommen lediglich einige Bläser. Auf dem Programm stehen Werke von Stamitz, Mozart, Beethoven und Haydns Sinfonie "Mit dem Paukenwirbel". tja
LIMESHAIN. Eine größere Menge Steine und Erde ist auf einem Feldweg in der Gemarkung Hainchen "Rußland", Richtung Waldsiedlung, ordnungswidrig abgeladen worden, teilt die Gemeinde Limeshain mit.
Hinweise auf den Verursacher nimmt die Verwaltung unter Tel. 06048/491 entgegen. Sie werden im Erfolgsfall mit 100 Mark belohnt. re
cri FRANKFURT A. M. Das Angebot freier Büroräume wird sich im Laufe dieses Jahres in den Großstädten hierzulande deutlich erhöhen, und die Preise werden vielerorts weiter sinken. Robert Orr, Deutschland-Geschäftsführer der internationalen Immobilienberatungs- und Vermittlungsgesellschaft Jones Lang Wootton, veranschlagt die Leerstandsrate bis Ende des Jahres zum Beispiel für Frankfurt auf mindestens vier Prozent. Im vergangenen Jahr betrug die Quote 3,2 Prozent. Dies bedeutete, daß rund 270 000 Quadratmeter sofort für potentielle Mieter verfügbar waren. Zum Vergleich: 1989 hatte die Rate noch 1,6 Prozent betragen. Generell schätzt Orr, daß der Leerstand in deutschen Cities jeweils um 0,5 bis 1,5 Prozentpunkte zunehmen dürfte.
Dabei sind die im Bau befindlichen Objekte noch nicht berücksichtigt. Würden diese zum Beispiel in Frankfurt dazugerechnet und sich am Markt absolut nichts bewegen, könnte der Leerstand auf bis zu 5,5 Prozent klettern, rechnet Orr vor. "Ich meine aber nicht, daß dies passieren wird." Allein in diesem Monat würden am Main noch 10 000 Quadratmeter unter Vertrag gehen.
Potentiellen Mietern kann ein hoher Leerstand nur recht sein, denn er drückt auf die Preise. Bereits im vergangenen Jahr waren in Spitzenlagen von Mainhattan höchstens noch 85 Mark pro Quadratmeter Bürofläche monatlich zu erzielen - zehn Mark weniger als in der Vorperiode. In den kommenden Monaten wird das Niveau eher sinken, wobei sich Orr nicht auf eine Zahl festnageln lassen will. Selbst in Berlin sei die Spekulationswelle abgeebbt. Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten in den neuen Ländern sowie die Verzögerung beim Umzug der Bundesregierung hätten Investoren und Nutzer verunsichert. In der Folge würden die Mieten auch dort wieder zurückgehen. 85 Mark pro Quadratmeter seien nur noch in Ausnahmefällen einzustreichen. Der Leerstand betrug an der Spree zuletzt aber nur ein Prozent.
Der Boom sei vorbei, sagt Orr. "Der Mieter oder Nutzer wird zunehmend zum König auch im Immobilienmarktgeschehen." Die Konkurrenz der Eigentümer und Entwickler um Kunden habe im Verlauf des vergangenen Jahres erheblich zugenommen. Bei seiner Klientel stellt Orr fest, daß sie weitaus mehr auf Qualität schaue "und natürlich auch auf die Kosten". Für Entwickler und Investoren werde es daher zunehmend wichtiger, auf die veränderten Bedürfnisse und Anforderungen zu reagieren. Vor diesem Hintergrund wird sich nach Ansicht des Maklers ein "gespaltener Markt" von erstklassigen Neubauten auf der einen und Gebrauchtimmobilien auf der anderen Seite herausbilden, wobei der Leerstand bei letzteren künftig weitaus höher sein dürfte.
Als Grund für den Rückgang der Bürovermietung sieht Orr zum einen die konjunkturelle Flaute. Allerdings sei in den vergangenen zwei bis drei Jahren auch "mit übertriebenem Optimismus geplant" worden. Er warnt aber vor "Schwarzmalerei". In Deutschland sei die Entwicklung längst nicht so dramatisch wie andernorts. In Paris und Madrid etwa stünden sechs bis acht Prozent der Büroflächen leer, im Londoner Westend sogar 20. "Mobilitätsreserven bis zu fünf Prozent können von einem gesunden Markt nicht nur verkraftet werden", wiegelt Orr ab, sie seien zur "marktgerechten Weiterentwicklung des Bestandes" in bezug auf Quantität und Qualität "geradezu erforderlich".
Ein Ausufern des Angebots ist nach Ansicht von Orr hierzulande nicht zu befürchten. Dafür sorgten schon die Banken mit ihrer "konservativen Beleihungspraxis". Längst würden Vorhaben nicht mehr zu 100 Prozent und mehr finanziert. Im übrigen forderten die Institute im voraus den Nachweis der Vermietung, den heute kaum ein Entwickler mehr erbringen könne. Markteinbrüche, wie sie Paris und London erfahren hätten, seien daher unwahrscheinlich.
Allerdings dürfte die augenblickliche Lage auf dem Markt für Büroimmobilien so manchen Makler die berufliche Existenz kosten. "Abschlußabhängige Firmen werden Schwierigkeiten bekommen", sagt Orr. Geld sei derzeit mit Beratung und Service zu verdienen.
has FRANKFURT A. M. Die finanzielle Schieflage des niederländischen Nutzfahrzeugherstellers DAF wirkt sich jetzt auch hierzulande aus. Der Geschäftsführer der in Langenfeld ansässigen Deutschland-Dependance, Holger Meissner, mußte Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens stellen. Betroffen davon sind 134 Männer und Frauen, für die ein Sozialplan vereinbart wurde. Der hiesige Ableger gehörte zu 100 Prozent dem maroden Unternehmen aus den Niederlanden. Da die Mutterfirma schon vor einigen Wochen alle Betriebsmittel der DAF Deutschland abgetreten habe, sei der Anschlußkonkurs nicht mehr zu vermeiden gewesen. Mit der Nachfolgegesellschaft, der DAF Trucks, wurde der Sozialplan besiegelt.
Die Firma aus Langenfeld teilt ferner mit, die DAF Trucks prüfe derzeit die "notwendigen Schritte" zur Wahrung der Aktivitäten der Marke DAF auf dem hiesigen Markt. Vorgesehen sei, daß DAF auch künftig die niederländisch- belgischen Produkte in Deutschland anbieten wolle.
Unklarer scheint zu sein, was aus den aus britischer Fertigung stammenden Fahrzeugen wird. In dieser Hinsicht ist die Rede davon, daß "Absichtserklärungen" zur Erhaltung des deutschen Absatzmarktes zumindest für den Typ DAF 45 und einen Transporter vorlägen.
HANAU. Ein "Menü von Jazz, Blues und Pop" mit Klavier und Gesang servieren Annika Klar und Andreas Ordon am Freitag, 5. März, ab 19 Uhr im Café Zeitlos in der Martin-Luther-Stiftung.
Das Repertoire reicht von Stücken von Miles Waters über Billy Joel bis Anita Baker. res
Klage gegen Töpfer-Genehmigung für Siemens
HANAU. Ihre mit Dieselaggregaten betriebene Notenlüftungsanlage will die Atomfirma Siemens statt in der Versorgungszentrale ihrer neuen Plutoniumfabrik auf dem Dach des Plutoniumbunkers unterbringen. Dies zu genehmigen hatte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am 21. Januar seinen hessischen Amtskollegen Joschka Fischer (Grüne) gegen dessen Willen angewiesen. Dem Siemens-Änderungsantrag sei zuzustimmen. Da nach Fischers Rechtsauffassung die Änderung wesentlich und damit genehmigungspflichtig ist, hat der Hanauer Atomgegner Elmar Diez diese Zustimmung des Ministeriums jetzt vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof beklagt.
Diez fügte den bereits bestehenden Klagen gegen alle sechs Teilgenehmigungen für den Plutonium-Neubau eine weitere hinzu. Vier davon werden Anfang Mai in Kassel behandelt. Dabei geht es stets um Genehmigungen des CDU-Umweltministers Karlheinz Weimar zwischen 1987 und 1991. Diesmal tritt der "kuriose Fall" (Diez) ein, daß er als Grüner gegen den Grünen-Umweltminister klagen müsse, um letztlich die Rechtsauffassung von Töpfer und Siemens kippen zu wollen. Beide meinen, es gehe nicht um eine wesentliche Änderung.
Töpfer hatte sich bei seiner Weisung an Fischer offenbar die Siemens-Rechtsmeinung zu eigen gemacht, ein sogenannter Erfüllungsbrief sei Grundlage, die geänderte Plazierung der Notentlüftung zu akzeptieren. Noch vor der zweiten Teilgenehmigung hatte die Atomfirma erklärt, der Aufstellungsraum für die Notentlüftung ändere sich eventuell später, wofür keine neue Genehmigung nötig sei.
Diez' Anwalt Matthias Seipel kritisierte dies gestern vor Journalisten, weil Anwohner so nicht mehr einsehen könnten, wie sich die Neuerungen auf das Sicherheitsniveau der Atomanlage auswirkten. Eine wesentliche Änderung liege vor, weil bei der Notentlüftung auf dem Dach beispielsweise Brandschutz und Statik neu zu bewerten seien.
Darauf hob auch der TÜV Bayern als Gutachter des hessischen Umweltministeriums ab. Und das hessische Umweltministerium wies Siemens ausdrücklich auf das strafrechtliche Risiko hin, das mit Töpfers Weisung verbunden sei.
Siemens hatte im März 1992 die jetzt erteilte Zustimmung beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof auf dem Klageweg erreichen wollen. Ohne den Ausgang dieses Verfahrens abzuwarten, kritisierten Diez und Seipel, habe der Bundesumweltminister mit seiner Weisung an Fischer "fertige Tatsachen schaffen wollen", um der Plutoniumfirma das Klagerisiko abzunehmen. him
Run auf die Ferienspielplätze
ESCHBORN. Eltern, die ihre Kinder für die Ferienspiele oder Sommerfreizeiten der Stadt anmelden wollen, sollten am Montag, 8. März, früh im Büro der städtischen Jugendpflege sein. Denn im vergangenen Jahr waren schon um 17 Uhr am ersten Anmeldetag alle 100 Plätze vergeben.
In diesem Jahr treffen sich sechs bis zehn Jahre alte Kids vom 26. Juli bis zum 13. August zu den Ferienspielen in der Hartmutschule.
100 Jungen und Mädchen leben dort mit Betreuerinnen und Betreuern als große Zirkusfamilie zusammen. Als Jongleure, Clowns, Akrobaten, Musiker, Artisten und Kulissenschieber werden sie ein spannendes Zirkusleben führen.
Kinder aus Niederhöchstadt werden morgens mit dem Bus abgeholt, damit sie um 9 Uhr zum Beginn der Ferienspiele da sind, und abends nach 17 Uhr zurückgebracht.
Außerdem veranstaltet die Stadt für 15 Kinder, die zwölf und 13 Jahre alt sind, eine Radfreizeit in Seeheim. Vom 16. bis zum 27. August radeln die Kids mit ihren Betreuern durch das hessische Ried und gestalten zusammen mit ihnen ein Ferienprogramm im Freizeitheim.
Paddeln auf der Lahn, Ausflüge zur Burg Braunfels und vieles andere können zwölf Kinder zwischen acht und elf Jahren während einer Freizeit des Abenteuerspielplatzes vom 26. Juli bis zum 6. August unternehmen. Die erste Woche verbringen sie auf einem Zeltplatz an der Lahn, in der zweiten Woche ziehen sie ins Naturfreundehaus "Lahntal" bei Villmar. she
HANAU. Oberbürgermeister Hans Martin schließt sich der Forderung der Städte nach einem besonderen Leistungsrecht für Asylbewerber und Flüchtlinge an, das außerhalb des Bundessozialhilfegesetzes die Versorgung der Menschen regelt. Er verweist auf Ausführungen des Präsidenten des Deutschen Städtetags, des Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel (CDU), bei einer sozialpolitischen Fachkonferenz in Köln. Die Erstattungsregelungen der Länder für die Flüchtlingsgruppen seien zu unterschiedlich und bei weitem nicht ausreichend, lautet die Position Rommels. Martin unterstützt auch seine Kritik an der vom Bund geplanten Kürzung von beruflichen Bildungsmaßnahmen für Aussiedler bei gleichzeitiger Übertragung der beruflichen Qualifizierung als Pflichtaufgabe der Sozialhilfeträger im Rahmen des Bundessozialhilfegesetzes. Deutlicher könne Sozialpolitik nicht mehr als "Verschiebebahnhof" der Lasten vom Bund auf die Kommunen eingesetzt werden. res
Lokalmatador Oliver Weber von der Usinger TSG sicherte sich mit einem Sieg im abschließenden Lauf über 10 000 Meter den Titel und den damit verbundenen Ehrenpreis der Stadt Usingen bei den Waldlauf-Meisterschaften des Bezirks Frankfurt in Merzhausen. Die Gruppe hatte die gemeldete Zahl von 273 Läuferinnen und Läufer zwar auf rund 180 dezimiert, aber dennoch waren die Titelkämpfe auf dem anspruchsvollen Parcours auf den schneebedeckten Waldwegen eine rundum gelungene Sache. Lobte der 82jährige HLV-Ehren-Präsident Alfred Diefenbach: "Die Organisatoren vom TuS Merzhausen und dem Kreis Hochtaunus haben sich für die Ausrichtung von Hessenmeisterschaften wärmstens empfohlen."
Ergebnisauszug: Männer, Langstrecke (10 000m): 1. Oliver Weber (Usinger TSG) 35:54,9 Minuten, 2. Michael Grimm (Jügesheim) 36:11,6 Min., 3. Markus Riedel (TV Gelnhausen) 37:02,8 Min.
Senioren, 8000 Meter (M30): 1. Armin Hitschfel (LC Offenbach) 29.00,6 Minuten, 2. Peter Weiland (LC Offenbach) 29:17,9 Min., 3. Ralph Ellenberger (Usinger TSG) 33:20,4 Min., 4. Joachim Zender (Usinger TSG) 34:28,4 Min.; M35: 1. Norbert Bußhardt (TG Bad Homburg) 29:55,9 Minuten, 2. Rainer Ulrich (LC Offenbach) 30:05,1 Min., 3. Harald Steinke (RW Altenstadt) 31:05,2 Min.; M50: 1. Kurt Kaupp (Friedberg-Fauerbach) 33:17,9 Minuten, 2. Herbert Töpfer (LG Hochtaunus) 35:23,9 Min.; M55: 1. Klaus Taggesell (LSC Bad Nauheim), 2. Harald Zimmermann (LG Seligenstadt) 34:37,1 Min., 3. Udo Roschke (LG Hochtaunus) 35:58,4 Min.; M60: 1. Hans Thieme (TV Stierstadt) 33:52,1 Min.
Seniorinnen, 4000m (W30): 1. Elke Zender (Usinger TSG) 18:32,1 Minuten.
Männliche Jugend A (4000m): 1. Thorsten Zahn (LAZ Bruchköbel) 13:53,8 Minuten; weibliche Jugend A (2880m): 1. Nadine Keil (TG Bad Homburg) 12:13,1 Minuten; männliche Jugend B (3000m): 1. Jens Philipp Schneider (LG Hochtaunus) 10:57,8 Minuten, 2. Stefan Lösch (LG Hochtaunus) 10:57,8 Minuten, 3. Markus Resch (LG Hochtaunus) 11:12,5 Minuten; Mannschaften: 1. LG Hochtaunus (Schneider, Lösch, Resch) 6 Punkte.
Schüler A, 2880m (M15): 1. Thorsten Pabst (TG Melbach) 11:07,5 Minuten 2. Torsten Krah (Usinger TSG) 11:16,0 Minuten; M14: 1. Jörn Fritsch (TV Oberstedten) 11:06,9 Minuten; Schülerinnen A, 2160m (W14): 1. Catrin Heitmann (LAZ Bruchköbel) 9:08,7 Min., 2. Isabella Dröll (TV Burgholzhausen) 9:09,4 Minuten; W13: 1. Rebecca Goerke (TG Bad Homburg) 9:43,2 Minuten, 2. Patricia Gorzawsky (TG Bad Homburg) 10:19,5 Minuten, 3. Nadine Schlier (TG Bad Homburg) 10:31,8 Minuten; Mannschaften: 1. TG Bad Homburg (Goerke, Gorzawsky, Schlier) 21 Punkte, 2. TV Weißkirchen (Krah, Schmid, Krücke) 29.
Schüler B, 2160m (M13): 1. Arno Weiershäuser (TSG Friedrichsdorf) 9:34,3 Minuten, 2. Sebastian Braun (TuS Merzhausen) 9:45,7 Min., 3. Stefan Schmidt (TG Melbach) 10:27,6 Minuten; M12: 1. Christian Hoffmann (LAZ Bruchköbel) 8:42,8 Min., 3. Roman Gold (LC Steinbach) 9:11,9 Minuten.
Schülerinnen B, 1440m (W12): 1. Julia Schäfer (LC Offenbach) 5:55,1 Minuten, 3. Jana Erken (LC Steinbach) 6:14,2 Minuten; W11: 1. Iris Breitenbach (TSG Bürgel) 6:27,6 Minuten, 2. Stefanie Vey (TV Burgholzhausen) 6:41,3 Min., 3. Sabrina Tietz (TSG Friedrichsdorf) 6:41,9 Minuten; Mannschaften: 1. TSG Bürgel (Ferrlein, Breitenbach, Oremek) 15 Punkte, 2. TSG Friedrichsdorf (Tietz, Juhnke, Weiershäuser) 31.
Schüler C, Mannschaften: 1. SSC Hanau-rodenbach 12 Punkte, 3. TV Burgholzhausen (Jost, Anilick, Kuchta) 30 Punkte.
Schülerinnen C, 1000m, W10: 1. Julia Hütter (LAZ Bruchköbel) 4:47,9 Minuten, 2. Melanie Zoder (TuS Merzhausen) 4:57,4 Minuten; W9: 1. Isabelle Hahn (TV Rendel) 4:56,5 Minuten, 3. Maike Spiekermann (TSG Friedrichsdorf) 5:11,6 Minuten. gst
Johannes Käding, Albert-Schweitzer- Str. 8, Friedrichsdorf-Köppern, zum 85. Geburtstag, und
Karl Lamm, Teichmühlenweg 41, Friedrichsdorf-Köppern, zum 80. Geburtstag.
SCHLÜCHTERN. "Die Protestkundgebung der Landwirte gegen die EG-Politik blieb ebenso aus wie die christdemokratischen Demonstrationen wegen Lothar Klemms publizistischer Auseinandersetzung mit politischen Stellungnahmen des Fuldaer Bischofs Dyba." Dies berichten die Sozialdemokraten sichtlich erleich- tert nach einer Wahlkampfveranstaltung mit dem Chef der SPD-Fraktion in Wiesbaden.
Statt dessen strich Klemm den Genossen und ihren Gästen Honig um den Bart. Er rühmte den Bergwinkel als "hervorragend ausgestattetes Mittelzentrum mit bester Infrastruktur in der Mitte Deutschlands".
Dennoch blieb der Kreistagsvorsitzende von "harten Disputen" in Sachen Schnellbahntrasse, NATO-Lager und Katholikenhatz nicht verschont.
Die Fragen nach der künftigen Nutzung der NATO-Lager in Gundhelm und Alsberg konnte Klemm lediglich mit dem Versprechen beantworten, sich umgehend um parlamentarische Klärung und schnellstmögliche Information der Bevölkerung zu kümmern.
Zur Kritik an der geplanten Schnellbahnstrecke zwischen Frankfurt und Leipzig, meinte der Sozialdemokrat, "die Schiene muß in Ballungsregionen absoluten Vorrang haben".
Was den Bürgerinitiativen, die sich bereits erbittert gegen derlei Planungen wehren, wenig schmecken wird: Klemm hält besagte Trasse aus "wirtschaftlichen und umweltpolitischen Erwägungen für erforderlich". Jedoch solle zum einen die Bundesbahn ihre Planungsvarianten "endlich auf den Tisch legen", damit eine Prüfung der optimalen Trassenführung beginnen könne. Auch müsse "im Gleichlauf mit der Planung der Schnellstrecke der Nahverkehr zwischen Fulda und Frankfurt spürbar verbessert werden".
Schlüchtern ist aus Sicht von Klemm mittlerweile eine "Zuzugsstadt" geworden. Dieser Trend werde sich nach der Fertigstellung der Autobahn bis zur Kreisgrenze "in zwei bis drei Jahren noch wesentlich verstärken". Der Landtags-Fraktionschef sieht dies als "einmalige Chance" für die ehemalige Kreisstadt, warnte jedoch vor einem "Gründungsfieber".
Er riet den Politikern vor Ort, wirtschaftliche Vorhaben auf ihre soziale und ökologische Verträglichkeit hin zu prüfen, und mahnte zum sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. tja
BAD VILBEL. Stadtrat Waldemar Kunath (SPD) gibt sich mit der Ansicht der Kommunalaufsicht zur massenweisen Umlegung von Grabsteinen durch das städtische Friedhofsamt nicht zufrieden. Landrat Rolf Gnadl (SPD) hatte die von Kunath beanstandete "Umlegungspraxis" gerechtfertigt (FR von Freitag, 26. Februar, "Grabsicherheit: Landrat bestätigt Stadtverwaltung") und Kunath nicht zufriedengestellt.
Der SPD-Stadtrat erhofft sich eine "erneute Bewertung" des Sachverhaltes und behält sich ausdrücklich vor, die Kommunalaufsicht beim Hessischen Innenministerium anzurufen.
Kunath beanstandet, daß die Kommunalaufsicht auf eine Besichtigung der Vilbeler Friedhöfe, wo nach seinen Angaben bis 22. November vorigen Jahres mehr als 500 Grabsteine umgelegt worden sind, verzichtet, nicht an den Überprüfungen teilgenommen habe und sich auch nicht die Videoaufnahmen, Fotos und Protokolle der Friedhofsverwaltung angesehen habe.
Auch sei "geflissentlich " die Anhörung von betroffenen Bürgern übersehen worden. Kunath weist auf die Bemerkung der kommunalen Aufsichtsbehörde hin, daß sie selbst nicht habe zweifelsfrei feststellen konnte, ob "Gefahr im Verzuge" bei wackligen Grabsteinen und damit die Rechtfertigung für die Niederlegung der Steine gegeben war. Die Kommunalaufsicht habe versäumt, das Vorhandensein einer drohenden Gefahr festzustellen.
Wenn der Landrat nunmehr einen Prüfdruck von 50 und sogar 75 Kilogramm für gerechtfertigt halte, so fragt Kunath nach den Konsequenzen für die Mehrheit all derjenigen Gemeinden, die sich mit dem kräftigen Rütteln an Grabsteinen begnügen.
Der Stadtrat beanstandet außerdem, daß der Landrat der Stadt Bad Vilbel für die schon im März bevorstehende neuerliche Grabmalüberprüfung keine Handhabe gegeben habe, wie künftig der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit des Verwaltungshandelns gewahrt werden könnte.
Der ehrenamtliche Stadtrat ist schließlich der Ansicht, daß das Friedhofsamt unter Bruch der gültigen Friedhofsordnung auf die Einreichung von detaillierten Zeichnungen über Form und Bearbeitung eines neuen Grabsteinsverzichte.
Dieser Vorwurf wird von der Verwaltung zurückgewiesen. Wie die FR aus dem Friedhofsamt erfuhr, werden tatsächlich Anträge inklusive Zeichnungen von den Bürgern gefordert, aus denen die Höhe und Breite des Grabsteins hervorgeht. Mit welcher Technik solche Steine befestigt werden, das überlasse man dem Steinmetzgewerbe und gehe davon aus, daß die Betriebe sich an die einschlägigen Richtlinien ihres Gewerbes hielten. Nachgeprüft werde die Einhaltung der Richtlinien von der Verwaltung aber nicht. hm
FRANKFURT A. M. Kunst definiert den Raum, und der Raum definiert die Zeit. Daran arbeitet der amerikanische Künstler Dan Flavin seit dreißig Jahren. Flavin wird, was er selbst nicht möchte, den Minimalisten zugerechnet. Aufnahmen seiner Arbeiten von New York bis Köln und von Liverpool bis Otterlo zeigen sein starkes Gefühl für gliedernde Akzente oder Wahrnehmungsverschiebungen zum Beispiel eine vertikale Leuchtröhrensäule in der Mitte von Frank Lloyd Wrights Guggenheim- Museum. Man kann nach einem arbeitsreichen Leben ohne Übertreibung sagen, Dan Flavin beherrscht das Geheimnis der Metamorphose, die Magie der Verwandlung und die Stillegung der Zeit.
Unvergessen ist die "Erleuchtung", die er 1968 während der Kasseler documenta dem Unort der Fußgängerunterführung zwichen Friedericianum und Aue-Park zukommen ließ. Dan Flavin hat Pionier- arbeit geleistet und das Licht angehen lassen für eine zahlreiche Nachkommenschaft, zu der Jenny Holzer, aber auch James Turrell gehören.
Dan Flavin ist ein Klassiker. 1989 hat er seine Metamorphosenkunst, seine Gabe, mittels Kombinationen und Anordnungen von farbigen Leuchtstoffröhren die Geometrie eines Raumes zu verändern, das Klima zu senken oder zu erhöhen, in der Baden-Badener Kunsthalle bestens unter Beweis gestellt. Und jetzt ist ihm ein Fehler unterlaufen.
Der Künstler hat die Räume im Städel- Anbau unterschätzt. Es ist ihm nicht gelungen, sie sich anzueignen und mit seiner Kunst zu beherrschen. Die Magie bleibt aus. Nicht der Künstler offenbart seine Kunst, sondern der Künstler offenbart durch seine Kunst den Architekten.
Die unproportionierten Fenstertüren, die ohne Funktion an die Wand geschobenen Einzel- und Doppelsäulen die Flavin als Anker für seine Lichtstränge nutzt, die Decke mit ihren vielen und verschieden großen, dekorativ und häßlich verteilten Scheinwerfern reflektieren jetzt die Flavinsche poetische, lollypophaltige Farbpalette. Charakteristisch für Dan Flavins Farbwelt ist die Gefühlsmischung aus Regenbogen und Aquarium.
Der provozierte Spektralfarbeneffekt, der die Räume in eine diffus-schillernde Sphäre taucht, Begrenzungen auflöst und in ein entmaterialisiertes schwebendes Volumen überführt, vollbringt keine Illusionierung sondern eine Desillusion. Die Kunsträume werden zum Plagiat. Räume zum Bild. Das "Bild" sieht so aus, als hätte es Hans Peter Reuter gemalt. Die quadratischen Fußbodenplatten werden zu Kacheln.
Anders als in den Begegnungen mit dem Nichts, für die James Turrells Name steht, verstellt sich Dan Flavins Städel- Arbeit nicht jener meditativen Verführung, jener erwünschten Entführung in eine Ober- oder Unterwelt. Es werden keine "Wunder" aus Farbe und Licht in den leeren Raum gefüllt sondern die nackte Tatsache einer ungeeigneten Konstellation.
Das Miramare aus rotem, blauem, gelbem, grünem, ultraviolettem und rosanem Leuchtstoffröhrenlicht (60 Volt) ist für sechs Monate eingerichtet. Der Städel-Anbau ist bis auf weiteres durch Dan Flavins fluoreszierende Licht-Installation stillgelegt. VERENA AUFFERMANN
(Städtische Galerie im Städel, Schaumainkai. Bis zum 22. August 1993. Der Katalog mit einem Text von Beatrice von Bismarck kostet 35 Mark.)
USINGEN. Das Usinger Jugendzentrum (Juz), das die Jugendlichen seit Beginn des Jahres aus Protest selbst geschlossen hatten, weil sie ihre Interessen von der Stadt nicht berücksichtigt sahen, ist ab sofort wieder geöffnet. Der Vorstand nahm seine ehrenamtliche Arbeit wieder auf, nachdem in der letzten Sitzung des Stadtparlamentes die Einstellung eines hauptamtlichen Jugendpflegers beschlossen wurde - falls die Besetzung der Stelle mit Hilfe einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bis Ende März nicht klappt.
Das Jugendzentrum, das in den Räumen des Goldschmidtshauses untergebracht ist, ist jeweils donnerstags von 17 bis 22 Uhr und sonntags von 15 bis 22 geöffnet. In Kürze soll in der Jahresversammlung des Juz ein neuer Vorstand gewählt werden. cn
KELSTERBACH. Anläßlich des "Weltgebetstag der Frauen" am Freitag, 5. März, lädt die Evangelisch-lutherische St. Martinsgemeinde für 19 Uhr Frauen aller Konfession zu einem Gottesdienst in die St. Martinskirche ein. Die Gebetsordnung haben in diesem Jahr Frauen aus Guatemala zusammengestellt. Die Predigt hält Pfarrerin Gisa Reuschenberg. lis
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NEU-ANSPACH / USINGEN. Diebe machten in der Nacht zum Montag Neu- Anspach und Usingen unsicher. In der Bahnhofstraße in Neu-Anspach brachen Unbekannte durch das Fenster in eine Gaststätte ein und hebelten den Geldspielautomaten auf. Beute: einige hundert Mark.
In der Breitestraße verschafften sich Diebe Zugang in ein Büro und ließen eine Ledermappe im Wert von 100 Mark mitgehen. Offensichtlich nichts "Brauchbares" fanden Einbrecher in der alten Schule. Sie zogen ab, ohne etwas mitzunehmen.
Ob es ein Musikliebhaber war oder der reine Zufall? Aus dem Schaufenster eines Geschäfts in Usingen wurde eine Elektrogitarre gestohlen. Der Täter hatte dafür die Eingangstür eingeschlagen. dag
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SV Nieder-Weisel - SV Reichelsheim (Fr., 20.15 Uhr), SV Germ. Ockstadt - SG RW Frankfurt II, FV Bad Vilbel II - SV Steinfurth, 1.FC Rödelheim - SG Ober-Erlenbach - SG Ober-Erlenbach, TSV Vatan Spor Bad Homburg - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, Spvgg. Oberrad - 1.FC Hochstadt, FC Dietzenbach - SG Rodheim, FSV Bischofsheim - Spvgg. Fechenheim, OFC Kickers II - FC Germ. Frankfurt (So., 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Spfr. Seligenstadt - FC Germ. N'rodenbach, SV Mel. Roth - SV Birstein (Sa., 15.30 Uhr), TSV Lämmerspiel - Spvgg. Seligenstadt, Eintr.-Spfr. Windecken - FC Teut. Hausen, FSV Ravolzhausen - TSV Höchst, SG Nieder- Roden - Spvgg. Weiskirchen, FSV Bad Orb - FC Hanau , KSG O.-Seemen - VfB Oberndorf, SG Bruchköbel - FV Germ. Bieber (So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU: Eintr. Oberrodenbach - TSV Niederissigheim, TSV Kewa Wachenbuchen - SV Kilianstädten, Eintr. Oberissigheim - KSV Eichen, FC Sportfr. Ostheim - Dörnigheimer SV, FC Türk Gücü Hanau - KSV Langenbergheim, 1.FC Langendiebach - Spvgg. Roßdorf, SG Marköbel - TSV Hanau, FC Germ. Dörnigheim - SV Vict. Heldenbergen (So., 15 Uhr)
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SG Bindsachsen - TV Kefenrod (Samstag, 15 Uhr), Rohrbacher SV - Spfr. Oberau, SV Calbach - SV Mittel-/Nieder-Seemen, SV Phönix Düdelsheim - VfR Hainchen, FC Alem. Gedern - SC Vikt. Nidda, VfR Ulfa - SV Orleshausen, SG Steinberg/Glashütten - 1.FC Rommelhausen, SV BW Schotten - VfB Höchst (So., 15 Uhr)
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: Sg Hattenhof - FC Kressenbach, FC Britannia Eichenzell - SG marborn, SG Hohenzell - SV Mittelkalbach, SV Neuhof - SV Germania Herolz, SG Freiensteinau - SG Alemannia Weiperz, TSV Heubach - SV Nieder-Moos, SG Blau-Weiß Rommerz TSV Grebenhain, FC Hermannia Mottgers - DJK-SG Kerzell (So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FC Alemannia Klein-Auheim - SV Dreieichenhain (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. SV Steinheim - SKG Rumpenheim (Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: FC Rot-Weiß Großauheim - FC Germania Rückingen, SV Wolfgang - SKG Rüdigheim, VfR Kesselstadt - 1. FC Mittelbuchen, SV 1930 Langenselbold - VfB 06 Großauheim, FC Germania Großkrotzenburg - Spvgg. Hüttengesäß, Hanauer SC 1960 - FC Ararat Hanau, FC Hellas Maintal - Spvgg. 1910 Langenselbold II (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: SV Eintracht Altwiedermus - FSV Waldsiedlung Altenstadt, SV Lißberg - SC Rot-Weiß Gelnhaar, SG 05 Büdingen - FC Wallernhausen, SV Ober-Lais - SG Wolf/Aulendiebach, SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen - KSV Eschenrod, FC Viktoria Ober-Widdersheim - 1.FC Lorbach, VfB Ober-Schmitten - TSV Stockheim, VfR Wenings - FSG 12 Altenstadt, SSV Lindheim - TV Vonhausen (So., 15 Uhr)
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: TSV Weichersbach - SG Schlüchtern, SG Germania Sterbfritz - SV Alania Sannerz, TSV Oberzell - SG Germ. Ulmbach, ESV Viktoria Elm - TSG Züntersbach, SG RW Veitsteinbach - FSV Gundhelm, SV Teut. Wallroth - SV Frisch Auf Uttrichshausen, SG Huttengrund - SG Jossa, SG Hutten - FV 1919 Steinau (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: 1.FC Viktoria Eckartshausen - TSG Bleichenbach, FC Germania Ortenberg - SG Wolferborn/Michelau, SV Olympia Bergheim - SV Büches, FSV Heegheim/Rodenbach - KSV Effolderbach, KSG Usenborn - SV Burgbracht/Bösgesäß, SG Selters/Wippenbach - FSV Heegheim/Rodenbach (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: KTSV Borsdorf/Harb - SC Germania Nieder-Mockstadt, TSV Geiß-Nidda - SG Unterschmitten, SV Ranstadt - SG Eintr. Ober-Mockstadt, KSV Bobenhausen - FSV Dauernheim, SV Eichelsdorf - SV rainrod, SKG Eintracht Fauerbach - SC Teutonia Kohden, VfR Hirzenhain - FC Gencler Birligi Nidda, SV Merkenfritz - SV Eichelsachsen/Wingershausen (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: SV Breitenbach - SC Ahl 86, SV Seidenroth - TSV Hintersteinau, SG Bad Soden/Ahl - SG Degenfeld Vollmerz, FV Germania Bellings - SG Höf und Haid, SV Marjoß - SG Sarrod, SG Oberkalbach - SV Niederzell (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u.a. Sportfreunde Heusenstamm - SG 1990 Steinheim, DJK Eintracht Steinheim - Italsud Offenbach, TG Weiskirchen - FC Germania 1910 Steinheim, TSV Klein-Auheim - Fair Play Mühlheim (alle Sonntag, 15 Uhr). hdp
BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: Germ. Wächtersbach - FC Gelnhausen, FSV Großenhausen - SV Neuses, SV Germania Horbach - TSV Hain-Gründau, FSV Hailer - Germ. Rothenbergen, FSV Vikt. Lieblos - TSV Wirtheim, SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf - FV Viktoria Neuenhaßlau, SKG Eidengesäß - VfR Meerholz, TSV Kassel - SV Pfaffenhausen (So, 15 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: SV Salmünster - KSG Hettersoth/Hitzkirchen, SV Breitenborn - SV Sotzbach, SV Hochland Fischborn - SV Melitia Aufenau, KSG Wüstwillen-/LIchenroth - BSC Spielberg, SKG Mittelgründau - FV Vorwärts Udenhain, KG Wittgenborn - FSV Niedergründau, SV Brachttla - SG Waldensberg (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: SV Altenmittlau - SV Lettgenbrunn, FSV Mernes - FC Burgjoß, FC Italia Gelnhausen - Alem. Niedermittlau, SV Germ. Bieber - SV Bernbach Reserve, FSV Kempfenbrunn - FSV Geislitz, FSV Altenhaßlau - SG Haitz, SV Somborn - TSV Lohrhaupten (So., 15 Uhr). wh
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: VfB Friedberg - SKV Beienheim, FC Kaichen - VfR Butzbach (Fr., 20 Uhr); SV Nieder-Wöllstadt - SV Echzell, SV Ober-Mörlen - KSV Klein-Karben Reserve, FC Nieder-Florstadt - FSV Kloppenheim, TuS Rockenberg - SC Dortelweil, KSV Bingenheim - FC Ober-Rosbach, SV Hoch- Weisel - VfR Ilbenstadt (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A FRIEDBERG: KSV Berstadt - TSG Wölfersheim, KSG/20 Groß-Karben - FSG Burg-Gräfenrode, TSG Ober-Wöllstadt - FSV Dorheim, SG Weckesheim/Dorn-Assenheim - SV Germ. Leidhecken, SV Philippseck- Fauerbach - SV Bruchenbrücken, FC Hessen Massenheim - Türkischer SV Bad Nauheim (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: SG Ostend Bad Nauheim- Türk. SV Bad Nauheim Reserve (Sa., 18 Uhr); TuS Rockenberg Reserve - VfB Södel (So., 13.15 Uhr); SV Nieder-Weisel Reserve - FSG Wisselsheim, SV Germ. Schwalheim - FC Trais-Münzenberg, SG Oppershofen - FC Gambach, SG Melbach - Blau-Gelb Friedberg, SV Bad Nauheim - TFV Ober-Hörgern, Blau-Weiß Espa - TSV Ostheim (So., 15 Uhr)
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: FC Nieder-Florstadt Reserve - SKG Erbstadt (Fr., 19.30 Uhr); VfB Friedberg Reserve - SV Rosbach, SV Ossenheim - VfB Petterweil, SV Teutonia Staden - Türk Gücü Friedberg, SV Assenheim - FC Rendel, SV Oberdorfelden - SV Gronau, FC Okarben - VfR Ilbenstadt Reserve (So., 15 Uhr). bo Frauen OBERLIGA HESSEN: u.a. Spvgg. 1910 Langenselbold - TSV Münchhausen (Samstag, 17 Uhr).
LANDESLIGA SÜD: u.a. FV Viktoria Schaafheim - SV 06 Bad Nauheim (Samstag, 17 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FC Kickers Obertshausen - FC Rot-Weiß Großauheim (Samstag, 15 Uhr), SG Rosenhöhe Offenbach - FSV Frankfurt III (Samstag, 16 Uhr), TSG Nieder-Erlenbach - FV Viktoria Neuenhaßlau (Samstag, 17 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: FC Vorwärts Udenhain - SG Hammersbach II (am heutigen Freitag, 19.30 Uhr), FSV Hailer - SV Victoria Heldenbergen (Samstag, 16 Uhr).
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: TSG Wölfersheim II - SG Eintr. Ober-Mockstadt (Sa., 16 Uhr); VfR Wenings - SV Lißberg, FC Nieder-Wöllstadt - SV Phönix Düdelsheim (Sa., 17 Uhr).
KREISPOKAL HANAU/GELNHAUSEN, 2. Runde: FC Germania Wächtersbach - SV Salmünster (Samstag, 16 Uhr). hdp
Volkshochschule bietet Yoga-Kurs in Büdingen
BÜDINGEN. Einen Yoga-Kurs für Einsteiger bietet die Volkshochschule des Wetteraukreises in Büdingen am Samstag, 20., und Sonntag, 21. März, im Alten Gymnasium an. Interessierte können sich bei der VHS unter Tel. 0 60 42 / 885 - 192 bis - 199 anmelden. re
Der BSC 47 Urberach hat eine gute Möglichkeit, in die dritte Runde im Frauen-Handball-Südwest-Pokal (letzte Stufe vor der ersten DHB-Pokalhauptrunde) vorzustoßen: Nach seinem Überraschungscoup gegen den Regionalliga- Titelanwärter TSG Leihgestern (14:12) scheint die Aufgabe beim Oberliga-Vertreter TV Sulzbach (18. April, 16 Uhr) durchaus lösbar zu sein. Für den SV Darmstadt 98 gab es unter widrigen Umständen (der Regionalligist konnte durch eine Bus-Panne nur mit fünf Akteurinnen antreten) eine 20:24-Niederlage beim HSV Apolda. Wenig ergiebig war auch der Auftritt der TSG Bürgel, die in Sulzbach nach schwacher Vorstellung 16:22 verlor und aus dem Pokal ausschied.
BSC Urberach - TSG Leihgestern 14:12 (6:7). Die Entscheidung fiel in der 59. Minute: Torfrau Silvia Löhr wehrte beim 13:12 einen Siebenmeter von Andrea Utschig ab und im Gegenzug markierte Lilo Schilff den Endstand. Es war das Spiel der Torfrauen: Silvia Löhr sowie ihre Gegenüber Maren van Kessel zeigten absolute Spitzenleistungen. Insgesamt überragten die Defensivkräfte die Angreiferinnen deutlich, blieben kernige Torwürfe eine Mangelware. Mit drei Feldtoren fand sich Lilo Schilff im Abwehrgestrüpp am besten zurecht. Die erfahrene Beate Thierolf-Seida bewies wie gewohnt ihre Konzentrationsfähigkeit beim Penalty: Alle sechs Siebenmeter "paßten". Die Lindernerinnen blühten in der ersten Viertelstunde (6:3) prächtig auf, dann kam der BSC besser auf Touren, egalisierte und münzte den knappen Pausenrückstand in eine 9:7-Führung um. Sandra Bleuel egalisierte und bis zum 11:11 blieb die Partie offen. In der Endabrechnung siegte die bessere Nervenstärke, die gute Moral der Rödermarkerinnen, die fortan nicht mehr auf Inge Hose und Kerstin Braunschweig (beide hörten auf) zurückgreifen können. Zudem fielen Sabine Thimm, Andrea Gawliczek (krank) sowie Kerstin Lenhardt aus. Das Mini-Aufgebot von sieben Feldspielerinnen zog sich vor nur 70 Fans bravourös aus der Affäre.
BSC URBERACH: Silvia Löhr (Tor), Beate Thierolf-Seida (6/6), Siggi Gotta (1), Claudia Rettner (1), Ivonne Konrad (1), Lilo Schilff (3), Sandra Rinnenburger, Lydia Grießmann (2).
HSV Apolda - SV Darmstadt 98 24:20 (12:8). Pech für die Lilien: Der "Stamm- Sechser" hatte eine Bus-Panne, wodurch Torfrau Astrid Momberg, Anke Schmitz, Lis Helleboe, Claudia Wolf, Barbara Schade, Kirsten heppert und Ute Schultheiß nicht zum Spielort gelangten und Trainer Jörg Kämer mit fünf Feldspielerinnen und seiner zweiten Torfrau Meike Herdt durchspielen mußte. 60 Minuten lang in Unterzahl - unter diesem Gesichtspunkt zog sich der SVD achtbar aus der Affäre.
"Mit sechs Akteurinnen hätten wir gewonnen", haderte der Coach, denn Apolda war eher ein schwacher Gegner, nutzte jedoch die numerische Überlegenheit über die Außen geschickt aus und setzte sich sukzessive ab. Nicole Bassenauer überragte beim Gast, der bei 680 Kilometern Fahrtstrecke und 150 Zuschauern kräftig draufgelegt hat.
SV DARMSTADT 98: Meike Herdt (Tor), Anette Unsleber (3), Nicole Bassenauer (7), Petra Mares (5), Susanne Schmälter (3), Patricia Sulzmann (2).
TV Sulzbach - TSG Bürgel 22:16 (10:11). Vor einer Geisterkulisse agierte die TSG auf den Außenpositionen (Kerstin Meder/Anette Ebeling) zu undiszipliniert, kassierte über diese Rille bereits vor der Pause neun(!) Treffer. Sulzbachs spiel- und wurfstarke Rechtsaußin erzielte allein sieben Treffer, konnte von Bürgels löchriger Abwehr nie gebremst werden. Das zunächst gute und variable Angriffsspiel der Offenbacherinnen kompensierte diese Schwächen, nach der Pause dominierten die Mainfranken erstaunlich deutlich das Geschehen und knockte den Gast mit dem 16:11 bis zur 38.Minute in kurzer Zeit aus. Die Hoffnungen beim 18:15 (44.) erwiesen sich als Seifenblase.
TSG BÜRGEL: Christine Kirshcner- Grotemeyer, Christiane Schnur (bei zwei 7m im Tor); Stefanie Franz (1), Petra Bendre (2/1), Petra Bröckling (2), Annette Ebeling (2/1), Claudia Rosti (2/1), Daniela Birkenhage (2), Katja Hahn (3), Kerstin Meder, Bettina Grotemeyer (2). hdp
HOCHHEIM. Körper und Geist entspannen, das können Interessierte bei einem Meditationstag des Volksbildungswerkes am Samstag, 6. März, lernen.
Von 10 bis 16 Uhr lehrt Agnes Biermann im Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, mit welchen Übungen gestreßte Menschen Ruhe und Abstand vom Alltag finden können.
Mitzubringen sind dafür eine Decke als Unterlage, bequeme Kleidung und Verpflegung.
Die Gebühr für das Seminar beträgt 40 Mark. kkü
Donnerstag, 4. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial."
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Max-Goldt-Nachtschau.
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen, "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/ Macha Makeieff, "Les Pieds dans l'Eau".
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 20 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren).
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "Wenn ich nicht für mich bin? Wer dann?".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".
Kommunales Kinder- und Jugend-Theater, Volksbildungsheim, 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 J.).
Ev. Pfarramt Nieder-Erlenbach, An der Bleiche 10, Tel. 42 10 92: 15 Uhr, Theater Maskara, "Zottelhaube" (ab 5 Jahren).
Albrecht-Dürer-Schule, Sossenheimer Riedstr. 13, Tel. 34 66 54: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.
Musik Alte Opter, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt / Steven Isserlis (Violoncello).
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Brian Melvin Quartet.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Tanz Andrea Gebhard & Co - "Das Land zwischen Meer und Meer".
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Stage Band with Karen Johnson.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, The Gypsys.
Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Christoph Neubronner Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Wilson de Oliveira Group.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Jahrhunderthalle Hoecht: 20 Uhr, Little Richard.
Café Rosa L., Windeckstr. 62: 19 Uhr, Technoparty, Disco-Abend.
Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: 19.30 Uhr, Kammermusik des 18. Jahrhunderts.
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 20 Uhr, Peter Horton / Slava Kantcheff - "Duo Feuerfinger". Literatur Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23: 20 Uhr, Michael Stöppler, "Am Anfang war das Wort", Betrachtungen zu einer Tautologie.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 20.30 Uhr, Eva Demski: Afra. Ein Nachkriegsroman aus der Perspektive einer schwarzen Deutschen. Kino/Filme Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Diskussion mit Filmvorführung "Vor 60 Jahren: der 30. Januar 1933. Von Babelsberg nach Hollywood".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Feministisches FrauenGesundheitsZentrum, Kasselerstr. 1 A: 19.30 Uhr, Informations- und Gesprächsabend über die Hintergründe und möglichen Konsequenzen der Fruchtwasseruntersuchung; Gruppe "Gen- und Reproduktionstechnologien". Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag "Die unpäßliche Frau" - Zur Sozialgeschichte der Menstruation.
Esperanto-Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Der Mist-Computer", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Frankfurter Ring: 20 Uhr, Vortrag "Die religiöse Ekstase - Menschliche Urerfahrung im Spiegel moderner Forschung", Bürgertreff Bockenheim.
Kunst- Gesellschaft: 20 Uhr, Vortrag mit Diskussion, "Der alltägliche Rassismus am Beispiel der Bild-Zeitung"; Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5.
Greenpeace-Kontaktgruppe: 20 Uhr, Diavortrag "Neueste Geschichten vom kleinen Atom", Bürgerhaus Südbahnhof.
Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Sie wollen ein Mikrowellengerät" - Beratung vor dem Kauf. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Literaturkreis: Milan Kundera, "Fingierter Autostopp".
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeiten für soziale Zwecke; 10.30 Uhr, Englisch für Anfänger.
SchülerInnengruppe gegen Faschismus und Krieg: 18 Uhr, Diskussionsveranstaltung zum Thema "Rassismus"; Bettinaschule.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.
Deutsch-Japanische Gesellschaft: 19.30 Uhr, Treffen des Bungaku-Kreises, Ikebana-Schule Si Schulz, Gutzkow-Str. 77.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.
Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Damen-Kaffee, Restaurant Kaufhaus Schneider, Nichtraucher-Stübchen.
Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte: 15.30 Uhr, Tauschtreffen, Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-71.
Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102: 18 Uhr, Ausstellungseröffnung George Sand: Zeichnungen und Aquarelle. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 195 a, Telefon 6 31 38 38; Bonameser-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Telefon 50 13 63; Franziskus- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Telefon 59 16 23; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Telefon 31 34 93; Luisen- Apotheke, Rothschildallee 20, Telefon 45 66 77; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 79, Telefon 41 17 87; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Telefon 78 34 16; Röderberg-Apotheke, Rhönstr. 127, Telefon 43 95 20; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Telefon 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Meißen, Thomas-Mann-Str. 6 b, Frankfurt 50,Tel. 58 70 51 6; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - Ohne Gewähr -
Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: Wolfgang Schäfer (FR- Bild: Senzel), legendärer Pokalheld des FC Bayer Uerdingen und derzeit als Spieler beim Fußball-Bezirksoberligisten
"Nach der Verlängerung von Karl-Dieter Weitzel in Windecken haben wir Schäfer angesprochen und mit ihm jetzt einen Einjahresvertrag abgeschlossen", bestätigt Bruchköbels Spielausschuß-Vorsitzender Hans Jost diesen Deal. Schäfer machte damit das Rennen gegenüber Wolfgang Bauschmann (FV Bad Vilbel), dessen Verpflichtung fast bereits perfekt schien.
Schäfers Verbindungen zu Bruchköbel wurden auch über Schlußmann Hans- Jürgen Wolafka geknüpft, denn der Ex- Profi ist mit Sylke Wolafka, der Schwester des Keepers, befreundet. "Wir haben die Spieler von einer möglichen Verpflichtung unterrichtet und die Mannschaft stand diesem Ansinnen positiv gegenüber", ergänzte Jost. Die Crux: Bruchköbel spielt noch um einen möglichen Landesliga-Aufstieg, zumindest um die Relegationsrunde dorthin, die Windecker kämpfen gegen den Abstieg. Und am 18. April kommt es auf dem Sportplatz am Wald zum Treffen Bruchköbel gegen Windecken . . .
"Wir sind über die Absichten von Herrn Schäfer offiziell noch nicht informiert", zeigte sich Windeckens 1. Vorsitzender Gerd Bauscher über die Verpflichtung durch die SG Bruchköbel überrascht. Spielausschuß-Vorsitzender Karl Wagner sowie der 2. Vorsitzende Hartmut Lotz waren allerdings durch Dritte über diese Entwicklung informiert worden, und auch Hans Jost stellte fest, daß der Windecker Vorstand informiert ist.
Schäfer, der zur Zeit auch die A-Jugend der Nidderauer trainiert, hat nach einer schwierigen persönlichen Phase in Windecken wieder Fuß gefaßt, erhielt vom SC Eintracht-Sportfreunde einen Arbeitsplatz und eine Wohnung, reflektierte aber offenkundig auf die Position des (Spieler-)Trainers, die jedoch nach der Weiterverpflichtung Weitzels kein Thema mehr war.
Weitere Reaktionen waren aus Windekken aufgrund der unbestätigten Meldung seitens des Spielers nicht zu erhalten. Es dürfte jedoch feststehen, daß aufgrund des besonderen Vorstandsengagements des SC Eintracht-Sportfreunde (unter anderem Rechtsbeihilfe bei privaten Problemen) im Falle des Ex-Profis eine Freigabe nicht ohne weiteres erfolgen wird. hdp
Leicht verletzt NIDDA. Mit leichten Verletzungen kamen zwei Autofahrer davon, die auf der B 457 zwischen Unter-Schmitten und Nidda zusammenstießen. Der aus Unter- Schmitten kommende Fahrer übersah beim Linksabbiegen auf die Bundesstraße einen ihm entgegenkommenden Pkw. Der Schaden beträgt 20 000 Mark. re
Wie viele Kilometer sie seit ihrem Amtsantritt in Auto, Flugzeug oder Bahn zwischen Kienbaum, Frankfurt oder Bergisch Gladbach "gefressen" hat, vermag sie nicht zu sagen. Es dürften einige Tausende gewesen sein, die Hannelore Sauer in Diensten des Deutschen Turner-Bundes zurückgelegt hat - auf ihrer Suche nach einem Hoffnungsschimmer. Einem Hoffnungsschimmer, der die Verantwortlichen aus der Otto-Fleck-Schneise ein wenig rosiger in die Zukunft bundesrepublikanischen Frauen-Turnens blicken läßt. Und diesen Hoffnungsschimmer hat Hannelore Sauer, seit Januar Bundestrainerin und damit Nachfolgerin von Wolfgang Bohner, offensichtlich entdeckt. "Mit der Mannschaft will ich langfristig versuchen, in die Region von Platz sechs bis acht zu kommen", hat sich die 46jährige Cheftrainerin angesichts der jahrezehntelangen Flaute im deutschen Frauen- Turnen hehre und hohe Ziele gesetzt. "Im Leistungssport kann man nur etwas erreichen, wenn man die Latte hoch legt", lautet eine ihrer Überzeugungen.
Mit Hannelore Sauer, einst aktive Turnerin in Halberstadt und Magdeburg und zehn Jahre Verbandstrainerin der sehr erfolgreichen DDR-Frauenriege, verbindet der DTB denn auch einiges an Erwartungen. "Sie ist eine resolute Frau, die weiß, was sie will, und über einen Fundus an Fachwissen verfügt, mit dem wir unsere Frauen in der Rangliste weiter vorne plazieren können als bisher", verteilt etwa Bundesfachwart Hans-Jürgen Zacharias Vorschußlorbeeren, der insbesondere von den messerscharfen Analysen von Hannelore Sauer nach den Spielen von Barcelona (9. Platz) angetan war. "Was sie sagte, hatte Hand und Fuß."
Als Fachfrau ist sie, die an der DHfK in Leipzig studiert und zu Beginn ihrer Trainerkarriere beim SC Einheit Dresden gearbeitet hat, unumstritten: Und diese Erfahrungen in Verbindung mit ihrer analytischen Gabe, Fleiß und Fachkenntnis will die Berlinerin, Mutter einer erwachsenen Tochter, einbringen, um das Frauen-Turnen im DTB wieder nach vorne zu bringen. Das geht, und niemand weiß das besser als sie, natürlich nicht von heute auf morgen. Kräfte koordinieren nennt sie das, die "Paßfähigkeit zwischen Training und Wettkampf" anstreben, langfristig und vor allem zielgerichtet planen. Gerade letzteres, diesen Eindruck hat sie schnell gehabt, wurde in der Vergangenheit in der Frankfurter Zentrale vernachlässigt. Oberstes Prinzip ihres engagierten Arbeitens ist das Teamwork. "Ohne ein enges Miteinander mit den Heimtrainern hat vieles keinen Sinn." Sie erstellt die Vorgaben, nach denen die Athletinnen mit ihren Trainern in eigener Halle zu üben haben.
Ein weiterer Schwerpunkt ihres Wirkens ist die Förderung des Nachwuchses. Dabei will Hannelore Sauer, die ihren Einstand am Wochenende beim Dreiländerkampf Schweiz-Italien-Deutschland in Chiasso gibt, möglichst auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mädchen Rücksicht nehmen. Auf Kosten der Schule beispielsweise will sie niemanden ans Gerät treiben. Zudem vertritt sie die Auffassung, daß das Turnen wieder "fraulicher" werden müsse. "Es darf nicht sein, daß nur noch ganz junge Mädchen die Höchstschwierigkeiten turnen können." Eine Svetlana Boginskaja etwa muß wieder mit den "Sprungteufeln" konkurrieren können. In dieser Frage sei der Internationale Turnerbund (FIG) gefordert.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaften Mitte April in Birmingham auf Hochtouren. Am Wochen- ende des 20. und 21. März wird in Cottbus die Entscheidung darüber fallen, welche vier Athletinnen nach England fahren werden. Daß es in Birmingham angesichts der neuen, noch schwereren Wertungsvorschriften und wegen des Auseinanderbrechens in Osteuropa noch größeren Leistungsdichte für die DTB-Riege nichts zu holen gibt, ist Hannelore Sauer klar. Realistisch schätzt sie die Chancen ein: "Ich hoffe, daß ein oder zwei Mädchen eine Finalleistung bringen." Hannelore Sauer wird noch viele Kilometer fahren müssen. THOMAS KILCHENSTEIN
DIETZENBACH. Von schmächtiger Statur muß der Einbrecher gewesen sein, der sich durch ein relativ kleines Loch im Schaufenster eines Geschäftes in der Schäfergasse zwängte und einem etwaigen Komplizen ein Dutzend Lederjacken herausreichte. Der Schaden wird auf 4300 Mark geschätzt. Möglicherweise die gleichen Täter suchten den nur provisorisch gesicherten Laden in der darauffolgenden Nacht erneut auf und erbeuteten weitere sieben Lederjacken. Zeugen beobachteten Dienstag früh gegen 5.45 Uhr drei Jugendliche im Alter von zirka 16 bis 19 Jahren. ttt
OFFENBACH. Die Grippe-Welle überrollt auch die Kommunalwahlen am Sonntag. Weil Wahlhelfer aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt haben, sucht das Wahlamt im Rathaus noch ganz dringend Helfer. Der ganztägige Einsatz wird mit 60 Mark bezahlt. Interessenten können sich unter den Rufnummern 80 65 - 24 61, 80 65 - 25 61, 80 65 - 26 61 und 80 65 - 27 61 melden. lz
Briefe an die Redaktion
"Brachttal als Vorbild für Umweltschutz?" "Worte sind flüchtig, Papier ist geduldig" - mit der Brachttaler Umweltpolitik befaßt sich der folgende Brief:
"Nie werden die mit satter Mehrheit regierenden Parteienvertreter müde, Brachttal als Vorbild im Umweltschutz hervorzuheben. Da wenden sich besorgte Bürger an die Gemeinde und erwarten, daß sie als Ordnungsbehörde das Verbrennen von Abfall mitten im Wohngebiet unterbindet. Aus dem amtlichen Gemeindeblättchen haben sie gelernt, daß das verboten ist. Doch sie halten es nicht für möglich, als sie erfahren, daß die Firma, welche den Bauplatz räumt, eine ausdrückliche Genehmigung der Gemeindeverwaltung besitzt: zwar ,nur&rquote; zum Verbrennen von Ästen; doch wen regt's auf, wenn gleich allerhand andere Abfälle verschwinden?
Die giftigen Rauchschwaden vom dazugekippten Diesel (naßes Holz brennt schließlich schlecht) zieht über Wohnhäuser Richtung Kindergarten und Schule. ,Brennende Dachpappe läßt sich nur schwer löschen&rquote;, meint einer der Arbeiter, als am zweiten Brandtag nach erneuten Protesten jemand von der Gemeinde auftaucht. Fazit: Die Firma oder ihr Auftraggeber habt bares Geld gespart. Die Dreckluft durften alle einatmen. Die Atmosphäre wird weiter erwärmt, die Gifte kommen beim nächsten Regen wieder runter. Das weiß heute jedes Schulkind!
Brachttal als Vorbild im Umweltschutz? Den Worten müssen endlich Taten folgen." Bärbel Spremberg Brachttal
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
NEU-ANSPACH. Ein Arbeitskreis Taunusbahn, der sich im Rahmen des bundesweit aktiven Fahrgastverbandes "Pro Bahn" gegründet hat, hat dem kürzlich vorgestellten Fahrplan einige "Schönheitsfehler" vorgeworfen. Darunter fällt nach Ansicht des Arbeitskreises die neue Wartezeit von neun Minuten in Bad Homburg oder Friedrichsdorf für den Anschluß an die S-Bahn nach Frankfurt - gegenüber derzeit drei bis sechs Überbrückungsminuten. Die drei durchlaufenden Züge, fährt der Arbeitskreis Pro Bahn in seiner Kritik fort, seien bei der geplanten Kapazität von 600 Sitzplätzen zudem keine ausreichende Alternative. "Wie will man mehr Leute auf die Taunusbahn bringen, wenn die Sitzplätze in der Hauptverkehrszeit nicht mitwachsen?" fragt der Verein.
Außerdem spricht sich Pro Bahn dafür aus, den minutengenauen Takt erst zum Sommerfahrplan 1994 einzuführen, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen seien. Damit soll zusätzlich verhindert werden, daß frustrierte Pendler, denen die durchgehenden Züge zu früh fahren oder zu voll sind, wieder auf das Auto umsteigen. Ähnliches sei bereits heute zu beobachten, zum Beispiel bei jenem Zug, der um 8.03 Uhr in Friedrichsdorf ankommt. Da er nur eine Triebwageneinheit aufweise, seien schon in Neu-Anspach keine Sitzplätze mehr frei.
Für Sonn- und Feiertage fordert Pro Bahn statt eines generellen 2-Stunden- Taktes den 1-Stunden-Takt mit Ausdünnung am späten Vormittag, wie bereits auf der Königsteiner Strecke. Nicht zuletzt spricht sich der Verein dagegen aus, daß die DB-Fahrscheine nicht mehr benutzbar seien und Fernreisende künftig zwei verschiedene Tickets brauchen. "Diese Art von Regionalisierung akzep
NEU-ANSPACH. Auch der Arbeitskreis "Seniorenbeirat" und der Verband der kriegsbeschädigten Rentner und Hinterbliebenen (VdK) haben Kritik am Taunusbahn-Fahrplan geübt. Sie fordern die Vorlage der Fahrpläne - einschließlich des Busverkehrs - und die Mitsprache der Bürger. Die bisherigen Angaben halten die Vertreter von Senioren, Behinderten und Kriegsbeschädigten für unbefriedigend. Die Klagen vieler älterer Menschen, die meist kein Auto hätten, seien schon bei ihnen eingegangen. "Statt 20- oder 40-Minuten-Takt wollen wir konkret wissen, wie viele Busse und zu welchen Zeiten sie nach der Inbetriebnahme der Taunusbahn verkehren", sagte Gottfried Pokropp vom VdK.
Die Senioren und der VdK halten die angekündigten Verbesserungen der Verkehrsanbindung für Augenwischerei. "Das bringt Vorteile von Usingen nach Frankfurt im Berufsverkehr. Aber außerhalb dieser Zeiten wird gekürzt, und es sind erhebliche Nachteile zu erwarten", befürchtet Pokropp. Dazu zählen sie vor allem die umständlicheren und längeren Wege zu den Bahnhöfen hin und von diesen weg. Die derzeitigen Busfahrtzeiten, etwa die 22 Minuten von der Ortsmitte Anspach bis vors Homburger Kurhaus, halten die Senioren für nicht verbesserungsfähig. "Man sollte sich hüten, das Netz, das in Jahren zusammengewachsen ist, zu zerstören", meint Pokropp. cn
Stadt wirbt Erzieherinnen mit Arbeitsplatz-Qualität Personalmangel bislang weitgehend abgefangen Von Regine Schlett HANAU. Der Mangel an Erzieherinnen für Kindertagesstätten wird sich weiter verschärfen. Diese bundesweite Entwicklung trifft auch Hanau. Mit finanziellen Verbesserungen versuchte die Stadt daher bereits im vergangenen Jahr, Fachkräfte anzulocken oder zumindest zu halten. Nun wirbt das Jugendamt mit zwei Broschüren für die Qualität ihrer Arbeitsplätze in Kindertagesstätten, für die ein umfangreiches Fortbildungsangebot besteht. Nach Einschätzung von Sozialdezernent Klaus Remer hatten die Höhergruppierungen für junge Erzieherinnen und Erzieher, die das Nettoeinkommen um rund 120 Mark verbesserten, immerhin einen Effekt: "Wir konnten Abwanderung verhindern." Derzeit fehlen nach Angaben von Jugendamtsleiter Herwart Rose nur 5,5 Kräfte in den 17 Einrichtungen. "Im Moment sieht es gut aus", beschreibt er die Situation, die sich freilich von Monat zu Monat ändern kann. Denn auf die Ursachen der Probleme, wie sie Rose beschreibt, habe die Stadt keinen Einfluß. Das Interesse am Erzieherberuf mit schlechter Bezahlung und langen Ausbildungszeiten stagniert, die Nachfrage wächst durch den Ausbau von Kindertagesstätten und pädagogisch sinnvolle Verbesserung des Personalschlüssels in den Gruppen. Höhere tarifliche Zulagen lösen das Problem nicht. "Wir können uns damit nur die Kräfte im Rhein-Main- Gebiet wechselseitig abwerben", sagt Rose. Maintal etwa, das Aufbesserungen der Erziehergehälter ablehnt, kritisiert die Höhergruppierungen in Hanau.
In diesem Jahr braucht Hanau außer für die noch unbesetzten Stellen weitere 17 Kräfte für die neue Kindertagesstätte im Tümpelgarten sowie den Neubau am Sandeldamm. Wie Rose erklärt, sei ein Teil der Stellen schon abgedeckt. "Hanau kann sich im Verhältnis zu den Nachbarn nicht beklagen", sagt er. Sozialdezernent Remer führt dies auch auf die "attraktiven" Arbeitsbedingungen in den Hanauer Einrichtungen zurück. Insbesondere in Fragen der Konzeption und Entwicklung von Erziehung genieße Hanau einen guten Ruf. In den Broschüren, mit denen das Jugendamt Bewerber motivieren will, wird Fortbildung als "verpflichtendes Qualifizierungsinstrument" geschildert. Die Teilnahme an örtlichen oder überregionalen Veranstaltungen müsse daher "strukturell abgesichert und bei der Arbeitszeitbemessung" eingerechnet sein.
Eine weitere Broschüre skizziert die Konzeption der Erziehungsarbeit im Selbstverständnis des Jugendamtes. Darin werden die hohen Anforderungen an das "Breitband-Berufsprofil" der Erzieherin beschrieben, die Unterstützung durch Supervision, Praxisberatung oder Organisationsentwicklung erhält. "Erziehung, Bildung und das soziale Zusammenleben werden von Kindertagesstätten in bedeutendem Maß mitgetragen."
Angesichts dieser Aufgabe, so zumindest die Erfahrung Roses, seien Erzieherinnen in ihrer Berufsauffassung "stark ideel" geprägt. Damit erklärt er auch, daß der Mangel bisher noch nicht zu einem Ausbluten der Einrichtungen in sozialen Brennpunkten geführt hat, in denen die Arbeit häufig schwieriger ist. In der Margareten-Kindertagesstätte im Freigericht- Viertel beispielsweise seien keine Stellen unbesetzt.
KREIS OFFENBACH. Auf Autokennzeichen mit relativ neuen TÜV-Stempeln haben es Leute abgesehen, die seit August '92 in Dietzenbach, Rodgau, Dreieich, Rödermark und Langen rund 150 solcher Nummernschilder abmontiert haben. Die Täter kommen immer zur Nachtzeit und schrauben die Schilder sowohl von vor den Häusern der Fahrzeughalter als auch in Tiefgaragen geparkten Wagen ab. Zeugen sollen sich bei der Polizei melden. ttt
So sicher wie das Frühjahr kommt auch wieder die Informations- und Verkaufsausstellung "du und dein garten" ins Freigelände des Palmengartens. Und zwar ab Freitag, 5., bis Sonntag, 14. März, täglich von 9 bis 18 Uhr. Veranstalter ist die Mainzer Ausstellungs GmbH, zusammen mit dem Landesverband Hessen der Kleingärtner.
Die Angebotspalette ist groß, wie Manfred Rehberger, Leiter der Ausstellung, am Mittwoch betonte: "Von A wie Azaleen bis Z wie Gartenzaun". Da werden nicht nur Blumenzwiebeln gern gekauft, auch alle anderen Gewächse für den Zier- und Pflanzengarten oder auch fürs traute Heim sind im Angebot.
Hinzu kommen Gartenmöbel und Gartengeräte, Sonnenschirme, Stühle, Holzhütten nach bayrischer Art, Terrassengestaltung, Leuchten, Springbrunnen und Wintergärten, um nur einiges zu nennen.
Was die Besucher - in Frankfurt gibt es allein 16 000 organisierte Kleingärtner - aber mindenstens ebenso interessiert, sind die Fachvorträge und Demonstrationen, beispielsweise zu Thema Rückschnitt von Obstbäumen oder Behandlung von erkrankten Pflanzen und Sträuchern sowie Erläuterungen zum Problem "Gärtnern ohne Gift".
Hier seien nicht nur Kleingärtner umweltbewußter geworden. Der Trend laute: "Zurück zu Großvaters Garten." Viele kämen weitgehend ab von der Chemie und der bequemen Maxime: "Es gibt für alles ein Mittelchen."
Da werden Pflanzen-Kombinationen gezeigt, die nebeneinander bestehen und Schädlinge abhalten. Die Stadt und das Gartenamt sind mit einem eigenen Stand vertreten. Dort gibt es am Montag, 8. März, 14.30 Uhr, einen Vortrag über die Bedeutung des Stadtbaumes. Freitag, 12. März, gleiche Zeit, spricht Lohrberg- Gartenbauchef Franz Mühl über "standortgerechte Obstbäume". Am Vortag, 11. März, wird der Obstbaumschnitt erläutert.
Auch das "grüne Telefon" ist wieder da: Antworten auf alle "Grünfragen" gibt es unter 741 11 11, täglich von 11 bis 12 Uhr. Zusätzlich kann die Frühlingsblumenschau und die Schau Orchideen und Azaleen (sie wird heute, Donnerstag, eröffnet) mit der Eintrittskarte zu acht Mark (Erwachsene) und 3,50 Mark (Kinder) besucht werden. Kinder von drei bis sechs Jahren werden betreut.
Parkplätze sind rar: Wer eine FVV- Fahrkarte vorzeigt, erhält eine Ermäßigung. -vau
STEINBACH. Die Steinbacher Grünen geben sich optimistisch und denken deshalb voraus: Sie gehen nach eigenen Worten "ohne Koalitionsaussage" in die Kommunalwahl. Kreistagsabgeordneter Dirk Lange-Baudisch: Wenn die absolute Mehrheit der SPD "wie erwartet" falle, werde man Gespräche mit allen Fraktionen führen. Nach 40 Jahren "Alleinherrschaft" der SPD sei die politische Struktur in Steinbach "erstarrt". esi
OBERTSHAUSEN. Zu einer Fahrradtour zum Bieberbach nach Dietzenbach trifft sich die Jugendgruppe des Vogelschutzbundes und der Naturfreunde (Junio) am Freitag, 5. März, 14.30 Uhr, an der Waldschule. In Dietzenbach und Heusenstamm wollen sich die Kinder den dort noch teilweise natürlichen Bach bei Patershausen anschauen und den Bachlauf bis zur Mündung in Mühlheim verfolgen. Mitfahren können nicht nur Mitglieder der Junios. pmü
WESTLICHE STADTTEILE. "Schlampig gewartet" war nach Meinung von Peter Kyritz von den "Schnüffler un' Maaguckern" die o-Nitroanisol-Anlage im Griesheimer Werk der Hoechst AG. "Nur so konnte der Unfall passieren", sagte Kyritz. Im völlig überfüllten Pfarrhaus der katholischen Mauritiusgemeinde in der Schwanheimer Mauritiusstraße sprach Kyritz auf einer Informationsveranstaltung, zu dem seine Umweltschutzgruppe zusammen mit dem BUND alle betroffenen Bürger eingeladen hatte.
Bei den ersten Bildern von dem Störfall, die die Hessenschau gesendet hatte, sei ein abgerissenes Metallstück auf dem Boden des Hoechst-Werksgeländes zu sehen gewesen. "Fälschlicherweise ist das Teil auf dem Boden als zerfetztes Sicherheitsventil bezeichnet worden", sagte Kyritz. Richtig sei vielmehr, daß es sich bei diesem Teil der Anlage um einen sogenannten Krümmer gehandelt habe. Dieser Krümmer sei auf dem Dach der chemischen Anlage installiert worden, um bei Störfällen "das Produkt auf das Werksgelände zu pusten", damit die giftigen Stoffe nicht zu den Wohnhäusern, Gärten und öffentlichen Straßen geweht werden könnten, erklärte Kyritz. Der "Schnüffler", dem gute Verbindungen zur Belegschaft des Chemie-Konzerns nachgesagt werden, wollte sich aber nicht über seine Quelle äußern. Der Chemie- Unfall war - wie berichtet - passiert, weil Arbeiter vergessen hatten, beim Befüllen eines Reaktionskessels mit verschiedenen Substanzen ein Rührwerk einzuschalten.
Erst als der Reaktor schon stark befüllt war, schaltete ein Arbeiter den Rührer ein. So reagierten eine große Menge verschiedener Chemikalien miteinander, die Temperatur und damit der Druck erhöhte sich. Und das führte dann dazu, so Kyritz, daß der Krümmer abriß und die Chemikalien in Wohngebiete geblasen wurden. Der Unfall könne sich auch wiederholen, denn hier sei menschliches Versagen im Spiel gewesen. Die Hoechst AG aber "prüft ihre Anlagen nur nach technischem, nie aber nach menschlichem Versagen", sagte der Umweltschützer.
Die Argumente der Hoechst AG, daß das aufgenommene o-Nitroanisol im Körper nur in hoher Dosierung erbgutverändernd und krebserzeugend sei, "grenzt an eines wissenschaftliche Fälschung", sagte Wolfgang Hien von der Informationsstelle für arbeitsmedizinische Fragen im Frankfurter Gesundheitsladen. Die Leber des Menschen wandele möglicherweise die chemischen Substanzen in Stoffwechselprodukte um, die dem Erbgut schaden und auch zur Krebsentstehung beitragen könnten, meinte Hien. Seine Datenbank- Recherchen hätten ergeben, daß o-Nitroanisol schon seit 1987 durch Tierversuche im Verdacht stehe, erbgutverändernd zu wirken. Und seit November vergangenen Jahres fänden sich Hinweise in der Fachliteratur, daß das "Produkt" krebserzeugend sein könnte, erklärte Hien. Und seine Kollegin Renate Conrad ergänzte: "Es gibt keine unschädlichen Dosen von o-Nitroanisol."
Viele Bürger, die im gleißenden Licht mehrerer TV-Teams ihre Fragen stellten, äußerten ihre Ängste: "Sollen wir unsere Kinder evakuieren?" Da waren sich die Frauen und Männer auf dem Podium einig: Ein Elternteil sollte sich "die Kinder schnappen" und für etwa 14 Tage Schwanheim zu verlassen. Mit dieser Empfehlung stehen die Umweltschützer im Widerspruch zu der Expertenkommission, die Umweltminister Joschka Fischer eingesetzt hatte. Die hatte der Bevölkerung geraten, die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen.
Nur ein Fachmann der "Fischer- Runde", der Kieler Toxikologe Professor Otmar Wassermann, hatte gesagte, daß er alle 102 Kinder, die in dem Schwanheimer Stadtteil leben, evakuieren würde. (Siehe Stadtrundschau vom gestrigen Mittwoch). Dem schloß sich während der Podiumsdiskussion auch Wolfgang Hien an: "Ich würde mit meinen Kindern in ein Hotel gehen und die Rechnung der Hoechst AG schicken".
(THOMAS GRETHER)
Eisig war es und der durch die Baumwipfel jagende Wind ließ die Menschen auf dem Ehrenfeld für die Opfer des Nationalsozialismus die Arme fest an den Körper pressen. In großer Zahl waren sie jetzt auf den Hauptfriedhof gekommen, einer weiteren Ermordeten-Gruppe das Gedenken zu sichern: den 500 000 Sinti und Roma, die ihrer Abstammung wegen das Leben lassen mußten. Frankfurt hatte, das unterstrich Kulturdezernentin Linda Reisch zur Enthüllung der neuen Gedenktafel, "eine Vorreiterrolle" bei ihrer Verfolgung.
"Heute haben wir wieder Angst", sagte Adam Strauß als Vorsitzender des Landesverbands der Sinti umd Roma. Doch werde man "vor den rechtsradikalen Tätern nicht zurückschrecken". Die deutschen Sinti und Roma hätten "hier in Deutschland unsere Heimat; dieser Staat ist auch unser Staat, unser Rechtsstaat".
"Den 500 000 Sinti und Roma, die im Nationalsozialismus Opfer des Völkermords wurden", steht auf der steinernen Tafel unter der großen Hiob-Figur. Noch vor dem übrigen "Reich" hatte Frankfurt 1936 die Ausgrenzung dieser Andersartigen vorbereitet, 1937 wies man sie an der Dieselstraße in ein Sammellager ein. "Von einem Tag auf den anderen", sagte Linda Reisch in direkter Anrede des Betroffenen Herbert Adler, "war aus dem gutsituierten Postbeamtensohn, dem ganz normalen Frankfurter Bub, der Zigeuner Herbert Adler geworden: Aus der Schule gerissen, von seinen Spielkameraden getrennt, in unwürdige Lebensumstände gezwängt, geschlagen, als Kind schon zur Zwangsarbeit gezwungen".
Adam Strauß nannte die Daten der Deportationen: Im Juni 1938, im Mai 1940 und im März 1943 wurden aus ganz Deutschland die Sinti- und Roma-Familien zum Abtransport in die Vernichtungslager zusammengetrieben. Was folgte: die Menschen-Versuche, die Zwangs- Sterilisationen, die Morde - blieb, so prangerte Linda Reisch an, "bis in die achtziger Jahre hinein" perfekt verdrängt.
Inzwischen hat der Sinti- und Roma- Verband eine Arbeitsgruppe gebildet, die der Geschichte nachspüren soll. "Und wir", sagte die Kulturdezernentin, "werden im Stadtbild dokumentieren, was wir erfahren haben: Es wird weitere Gedenktafeln geben." clau
Probieren wir erst einmal die Wort-für- Wort-Übersetzung - dann wird aus dem französischen Ausdruck "bouillon de culture": Kulturbrühe. Im übertragenen Sinne ist Bouillon de culture ein mit Bakterien bewachsenes Nährsubstrat. Dann vielleicht doch lieber Kulturbrühe. . .
Auf der Suche nach einem spritzigen Titel für seine neue Kultursendung ist Frankreichs Fernsehstar Bernard Pivot auf diesen Begriff verfallen, der irgendwo zwischen bodenständigem Rezept und medizinischem Labor liegt.
Einem Labor gleicht die Stadt, für die Pivot und seine Talkshow zum ersten Mal und ausnahmsweise ihr schönes, unübertroffenes Paris verlassen haben. Nicht schwer zu erraten; es geht um Berlin. Im Apollosaal der Staatsoper Unter den Linden wurden die Kameras für "Bouillon de culture" aufgebaut, am Ende versagten ein bißchen die Lampen, aber auch deswegen ist man vielleicht nach Berlin gekommen. Ansonsten habe ihn eine alte Faszination, die er mit vielen Franzosen teilt, hierher geführt, und er sehe die Zukunft der Stadt auf kulturellem Gebiet, nicht auf wirtschaftlichem.
Nun, wo die Zukunft Berlins liegt, wird man sehen, wenn - nur so als Beispiel - die vielen Köche am Berliner Ensemble nach Einar Schleefs Pimmelparade noch andere Mahlzeiten serviert haben und wenn der an Mercedes und Sony verschenkte Potsdamer Platz funktionstüchtig vollgebaut ist.
Ein Labor zu errichten, ist leicht, gute Rezepte zu finden, schon schwerer. Vor allem wenn es um die Überwindung der kulturellen Mauer, der Spaltung zwischen Ost und West geht, die Pivot einleitend erwähnte. An gutem Willen ließen es die sechs eingeladenen Kulturgrößen nicht fehlen, an großen Träumen auch nicht. Daniel Barenhoim will aus seiner Staatsoper schlicht das Modell des 21. Jahrhunderts erschaffen - und hing doch der versunkenen Welt des realen Sozialismus nach, in der er den Wert der Kultur im alltäglichen Leben pries. Auch der neue smarte Leiter des Balletts, Michael Denard - übrigens von einer deutschen Mutter in Dresden geboren - will das Opernballett zu internationalem Ansehen führen.
"Novalis ist meine Bibel", verriet der Dritte im Ballett- und Opernbunde Maurice Béjart. Am 12. März ist Premiere seiner "Nacht"-Vorstellung. Béjart verteilte - typisch französisch - Komplimente: Für die hervorragende Kulturarbeit anderer deutscher Städte. Da mußte sich Volker Schlöndorf - typisch deutsch - gleich einmischen und "runter machen": "Das ist ja grad das Provinzielle, an dem wir alle so leiden!" Wer die Idee des Föderalismus nicht verstanden hat, wird in Babelsberg einiges zu leiden haben. . .
Jetzt schon leidet Michelle Halberstadt, die französiche Produzentin des in Babelsberg und Berlin gedrehten Films "Loin de Berlin" mit Armin Müller-Stahl: Nächste Woche läuft er in Paris an, und ein deutscher Verleih ist noch nicht in Sicht.
"Was kann Berlin retten?" fragte Pivot ein wenig verzweifelt. Nicolas Sombart, oller Preuße: Überlebenswillen, Erfolgswillen! Die Notwendigkeit, immer etwas mehr zu machen! Das klingt zackig, hört sich aber eher wie ein Hilferuf an. Sombart schrieb mal ein Erinnerungsbuch über seine Jugend im Berlin der 30er Jahre, und schon damals gab es Westberliner aus Überzeugung. Bis zum 18. Lebensjahr war er nie östlich des Stadtschlosses gewesen. Pivot verblüfft: War das Verachtung? Oder Angst? Nein, sagt der Herr aus der gebildeten Klasse, die sich aus dem Politischen raushielt: Es gab einfach keinen Grund.
Pivot - mit seiner alten Literatursendung "Apostrophe" am ehesten mit Reich-Ranicki zu vergleichen - hatte seine illustre Gesellschaft trotz Verblüffung und kleiner Verzweiflung im Zaume; er ist eine Autorität, wo Kollege Reich- Ranicki bloß autoritär ist, er lenkt, wo Ranicki eher poltert. Als Fragesteller ist er zielbewußt und doch charmant, ein bißchen jungenhaft, und das Essen und die Frauen vergißt Monsieur "jamais". Auch die Deutschen können ihn ja mal bewundern: Freitag, den 5. März, wird die in Berlin aufgezeichnete Sendung ausgestrahlt, um 22.30 im 2. französischen TV- Programm. PETER URBAN-HALLE
Ein "Sofortprogramm" für den Fall ihres Wahlsieges hat die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, am Mittwoch angekündigt. Schon am Tag nach der Wahl, "am Montagmorgen", 8. März, wolle man mit der "Beseitigung rot-grüner Verkehrsschikanen" beginnen - als Beispiel nannte sie die "Kölner Teller", die derzeit als Tempobremsen im Straßenraum montiert sind. Auch die Fahrtrichtungsänderung in der Katharinenpforte, mit der die Hauptwache vom Durchgangsverkehr entlastet werden soll, möchte Roth rückgängig machen. Weder eine Sperrung des Oeder Weges noch der Leipziger Straße werde es mit ihr als Oberbürgermeisterin geben.
Tatsächlich könnten diese Maßnahmen allerdings frühestens nach der Bildung eines neuen Magistrats im Sommer angegangen werden - die Sperrung des Oeder Weges hatte der rot-grüne Magistrat ohnehin bereits am 29. Oktober 1992 wieder aufgehoben. An eine Sperrung der Leipziger Straße ist von der Stadt bisher nicht gedacht worden.
Insgesamt strebt Roth ein neues "Verkehrsmanagement" in Frankfurt an - sie gedenkt, eine Fortschreibung des Generalverkehrsplanes 1982 in Auftrag zu geben. An einer Fortschreibung arbeiten die Fachleute von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) derzeit schon.
Angesichts der städtischen Finanzlage plant die CDU-Spitzenkandidatin, im Falle eines Wahlsieges zwei Stellen im hauptamtlichen Magistrat zu streichen. Gegenwärtig gibt es einschließlich des OB zwölf hauptamtliche Dezernenten. Roth ließ offen, welche Dezernate sie für überflüssig hält - darüber müsse eine neue CDU/FDP-Mehrheit entscheiden. Die Politikerin bekannte sich zum Ziel, mindestens ein Magistratsmitglied der SPD im Amt zu lassen - die CDU befürworte einen "multicoloren Magistrat".
Neu einrichten möchte Roth ein "Dezernat Sicherheit, Recht und Ordnung". Unmittelbar nach dem Wahlsieg, so versprach sie, werde man die Bebauungspläne Seckbach-Nord und Oberrad-Süd für etwa 2000 neue Wohnungen umsetzen. Für den Fall, daß sie als OB-Kandidatin scheitert, sicherte Roth schon jetzt zu, dennoch ihr Stadtverordneten-Mandat anzunehmen. Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtparlament möchte sie aber nicht werden - für den Fraktionsvorstand der CDU stehen im Mai Neuwahlen an. Es gilt als fraglich, ob der derzeitige Fraktionschef Horst Hemzal dann sein Amt behält. Roth plant, bei einer Wahlniederlage auch ihr Landtagsmandat weiter wahrzunehmen - das Engagement in Frankfurt und Wiesbaden lasse sich gut "verbinden", beteuerte sie.
Die CDU-Politikerin beklagte erneut "Gegenwind aus Bonn, der uns ins Gesicht bläst" - es gebe deshalb "eine Stimmung, nicht wählen zu gehen". Die Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag schätzte Roth selbst als gering ein - "zwischen 65 und 70 Prozent". Bei der Kommunalwahl 1989 hatten 77,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Dem Spitzenkandidaten der SPD, OB Andreas von Schoeler, hielt Roth vor, ihr seit Monaten aus dem Weg zu gehen - "ein Zeichen von Nervosität". jg
MÜHLHEIM. "Uns geht es in erster Linie um die Solidarität mit den ausländischen Frauen", sagt die Mühlheimer Frauenbeauftragte Doris Globig und umreißt damit das Thema des Mühlheimer Frauentages am Montag, 8. März. Zu der Veranstaltung im Rathaus in der Friedensstraße sind alle Frauen und Männer eingeladen.
Sie beginnt um 19 Uhr mit einer kurzen Ansprache der Frauenbeauftragten, die sich gegen Krieg, Verfolgung und Vergewaltigung von bosnischen Frauen aussprechen wird.
Außerdem wird es einen Büchertisch mit Frauenliteratur geben, Ingeborg Jacques wird Seidenmalerei anbieten. Der Verkaufserlös soll dem Frauenhaus im Ostkreis zugute kommen. Pakistanische muslimische Frauen werden an einem Stand das Buffet mit pakistanischen Speisen ergänzen.
Ihre Einnahmen sollen für Muslime in Bosnien gespendet werden. Damit kein unnötiger Abfall anfällt, bittet die Frauenbeauftragte die Gäste, Teller und Bestecke mitzubringen.
Zum Programm gehört auch Kabarett mit Simone Fleck: "Lieber ohne Mann als gar kein Mann."
Mitveranstalter des Frauentages sind AsF, DGB-Ortskartell, Die Grünen, Verein Frau-Mutter-Kind, die Kulturinitiative "Die Mülleimer", der Buchladen und der VVN-Bund der Antifaschisten. pmü OFFENBACH bietet zum Internationalen Frauentag am 8. März ab 17 Uhr auf dem Stadthof vor dem Rathaus einen "Markt der Frauenarbeit" an. Gewerkschaftliche, kirchliche und erwachsenbildnerische Frauenarbeitskreise informieren über typische Frauenberufe und frauentypische Lebenslagen. Außerdem appelliert der Landesfrauenrat an alle, optische Zeichen der Solidarität zu setzen: mit lila Kleidung, Schmuck, Bändern und Blumen. In Offenbach ist der Frauentag eingebettet in eine "Frauenwoche": Am Freitag, 5. März, ist Weltgebetstag, und Frauen aller Konfessionen treffen sich um 15 und 19.30 Uhr zu Gottesdiensten in der Markus-Kirche, Obere Grenzstraße. Am Dienstag, 9. März, gibt es um 20 Uhr in der Evangelischen Familienbildungstätte, Ludo-Mayer-Straße 1, eine Diskussion: "Schwestern im Streit." In der VHS-Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40, wird am Mittwoch, 10. März, über die Frauen von Rivas (Nicaragua) informiert. Die Frage, warum Frauen zum Islam übertreten, untersucht die Volkshochschule am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr in der VHS-Frauenbegegnungstätte, Kaiserstraße 40.
Im Frauenzentrum, Kaiserstraße 34, wird der Film "Frieda Kahlo - lebe des Leben" gezeigt. Gefeiert wird am Samstag, 13. März, in der Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40: ab 12 Uhr ist Tag der offenen Tür, ab 19 Uhr Frauenfest. lz
LANGENSELBOLD. Einen Scheck über knapp eine viertel Million Mark hat Landrat Karl Eyerkaufer der Stadt anläßlich eines Besuchs des Modell-Kindergartens übergeben. Mit dem Geld aus dem Kreisausgleichsstock beteiligt sich der Main-Kinzig-Kreis, wie zugesagt, zu zehn Prozent an den Kosten für die Betreuungseinrichtung in den Hohlgärten.
In dem Anfang vergangenen Jahres eröffneten Haus haben eine sogenannte integrative Gruppe mit behinderten und nichtbehinderten Kindern sowie eine Familiengruppe mit Kleinen verschiedener Altersstufen einen Platz gefunden. Innerhalb von 17 Monaten hatte die Stadt das 2,4 Millionen-Projekt verwirklicht. jur
"Im Grunde hasse ich Erinnerungen" ist eine Ausstellung des Hessischen Rundfunks überschrieben, die sich zum Ziel gesetzt hat, über das Schicksal jüdischer Runkfunkleute und Mitarbeiter des "Südwestdeutschen Rundfunks" vor und nach 1933 zu informieren. Ob der Titel glücklich gewählt ist? Die den Satz ausgesprochen hat, war die Schauspielerin Mathilde Einzig, der Prototyp der Frankfurterin, und eine der wenigen, die den Holocaust überlebten. Sie hatte wohl das Recht zu sagen, daß sie eigentlich Erinnerungen hasse. Aber es gibt sicher allzu viele, die dem zustimmen: "Eigentlich . . ., denn irgendwann muß ja einmal Schluß sein damit." Nun, für die ist die Ausstellung im Foyer des Funkhauses ohnehin nicht gedacht, und sie werden sich auch sicher nicht die Mühe machen, sie sich anzusehen. Obgleich sie einiges lernen könnten dort.
Zum Beispiel, daß Staatsmacht, gepaart mit Dummheit, nicht davor zurückschreckt, die widersinnigsten und schrecklichsten Dinge zu tun, ohne Rücksicht auf besseres Wissen, auf Anstand und Moral, wider alle Gesetze der Nächstenliebe und der Humanität.
Denn wie anders wäre es zu verstehen, daß Persönlichkeiten wie die international geschätzte Altistin Magda Spiegel, die Fotografinnen Nini und Carry Hess, die Autorin Marha Wertheimer und die Schauspieler Karl Ettlinger und Ben Spanier, nicht zu vergessen die Musiker, Komponisten, Sprecher, Autoren - unter ihnen Menschen wie Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Ernst Krenek oder Bernhard Sekles - denn sie alle arbeiteten damals auch für den Südwestdeutschen Rundfunk, der in Frankfurt seinen Sitz hatte -, daß Persönlichkeiten also wie sie innerhalb von wenigen Jahren von einem Apparat wie dem einer Rundfunkanstalt gekündigt und ins Nichts gestoßen wurden, ohne daß ein hör- oder sichtbarer Aufstand zu verzeichnen gewesen wäre. Wie die Ausstellung auf 120 Bildtafeln zeigt, fehlte es nicht an Protesten und Auseinandersetzungen einzelner, aber dadurch, daß die Nazis sofort alle Führungspositionen (darunter auch die des Rundfunkintendanten Hans Flesch, der keine gleichwertige Nachfolge fand) ausgetauscht hatten, sind eben alle Einsprüche von oben, "also von Rechts wegen", abgewürgt worden.
Was folgte waren die bekannten "Wanderungen" der Emigranten, Wanderungen ins Ausland, die in Wirklichkeit Fluchten waren, mörderische Verschleppungen in die Gaskammern der Konzentrationslager: brutalste Vernichtung, von Staats wegen angeordnet und vom Volk mehr oder minder wissentlich geduldet.
Der Hessische Rundfunk hat da ein ganz dunkles Kapitel der Geschichte der deutscher Intellektuellen erhellt, die Austreibung des Geistes aus der institutionalisierten Kulturvermittlung: ein lobenswertes Unternehmen. wp
Unverrichteter Dinge bestiegen in Tokio mißgelaunte EG-Beamte ihr Flugzeug Richtung Brüssel. Den Emissären war es erneut - bereits zum vierten Mal - nicht gelungen, Nippons Autokonzerne auf die gewünschte kleinere Exportspur zu bewegen. Der Weg zur Einigung über die japanischen Ausfuhren in die Gemeinschaft wurde diesmal angeblich von Deutschland blockiert. "Wir konnten uns nicht einigen, wie stark die Krise auf diesem größten nationalen Einzelmarkt Europas in diesem Jahr wirklich sein wird", bekennt EG- Verhandlungsführer Robert Verrue.
Von einem Scheitern der Gespräche mit den Japanern will er noch nicht sprechen. Fest steht jedoch: Gibt es keine Einigung mit den Anbietern aus Fernost, droht in Europa ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb, der zwar zunächst den Kunden Preisvorteile bescheren könnte, auf mittlere oder lange Sicht jedoch Zehn- oder gar Hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet, so Brüssels Unterhändler.
Um wenigstens ein paar versöhnliche Töne zu verbreiten, verkaufen beide Parteien als positives Ergebnis eine Annäherung der Standpunkte bei der Beobachtung japanischer Autoexporte nach Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Konkret gesagt: Man einigte sich auf einen Zählmodus für die Ausfuhren. Aber um verbindliche Quoten muß bei einer fünften Verhandlungsrunde, voraussichtlich Ende März, weiter gefeilscht werden.
Kann kein Kompromiß erzielt werden, bleibt nur eine "politische Entscheidung", teilt die EG-Vertretung in Japan mit und räumt Hilflosigkeit ein. "Unser Problem ist, daß die Vereinbarung ausgerechnet in einem für den europäischen Automarkt so schlimmen Jahr in Kraft treten muß", bedauert Verrue.
Für einen Verhandlungserfolg ist dabei unverzichtbar, daß die japanischen und die europäischen Prognosen zum EG-Automarkt übereinstimmen. Die Zwölfergemeinschaft hatte vor anderthalb Jahren mit Tokio vereinbart, daß Nippon seine Exporte bis 1999 auf maximal 1,2 Millionen Fahrzeuge limitiert und weniger liefert, wenn die Nachfrage schrumpft. Im Vertrauen darauf, daß die Nippon AG kein Interesse an "wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen" in Europa als Folge ihrer Exportstrategien habe und "einen solchen Markt schließlich nicht herausfordern" wol- le, so BMW-Chef Eberhard von Kuenheim, griff das Gefühl der Sicherheit um sich.
Nun zeigt sich, was der Deal wert ist. Aus japanischer Sicht kommt die Vereinbarung einem "Selbstbeschränkungsabkommen" gleich, was mit dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) kaum in Einklang zu bringen ist und nur nach dem fragilen Prinzip der "Freiwilligkeit" funktionieren kann. Ferner genügt Japan eine von den EG-Werten abweichende Marktprognose, um die Vereinbarung blockieren und ihre Obergrenzen beliebig ausreizen zu können, ohne gegen den ausgehandelten Text zu verstoßen. Zudem haben sich die Asiaten, betont der Tokioter EG-Verhandlungsführer ohne Wenn und Aber, bei einer wichtigen Definition durchgesetzt. Laut Verrue werden die in Nippons europäischen Fabriken gefertigten Wagen in die Quoten nicht einbezogen. Das ist ein harter Schlag für die europäische Industrie. Noch vor wenigen Tagen war sich Mercedes- Manager Helmut Werner bei einer Tokio-Visite nämlich sicher: "Japanische Autos sind alle Wagen, wo ein japanisches Markenzeichen dransteht."
Nachdem dies offensichtlich in Brüssel nicht so gesehen wird, brauchen Toyota & Co. die Quoten eigentlich nicht mehr zu fürchten. Niedrigere Exporte könnten sie leicht durch eine Produktionssteigerung in ihren europäischen Werken ausgleichen.
RAINER KÖHLER (Tokio)
SCHÖNECK. Kindersachen aus zweiter Hand gibt es am Sonntag, 28. März zwischen 14 und 16 Uhr in der SKV-Turnhalle in Schöneck-Büdesheim (Vilbelerstraße). Zum Verkauf stehen Baby-Kinder und Umstandkleidung, aber auch Babyartikel und Spielzeug.
Wer einen Tisch auf dem Second-Hand- Markt des Eltern-Kind-Vereins Struwelpeter reservieren will, kann bei Claudia Wagner-Geißler unter der Telefonnummer 06187/6842 anrufen.
Die Standgebühr kostet sechs oder acht Mark und eine Kuchenspende. Der Aufbau von Tischen und Ständern beginnt ab 13 Uhr.
Kleiderspenden für das Flüchtlingsheim Büdesheim werden gerne entgegengenommen. gem
EPPSTEIN. Wahlkampfendspurt bei der Jungen Union (JU): Am Freitag, 5. März, stehen die Nachwuchs-Politiker von 15 bis 18 Uhr und am Samstag, 6. März, von 9 bis 12 Uhr vor dem Rathaus I. Am Informationsstand am Ortsmittelpunkt Vockenhausen wollen JU-Kreitagskandidat Ulrich Krebs, JU-Spitzenkandidat zur Stadtverordnetenwahl, Christian Müller und die übrigen Kandidaten Fragen beantworten.
Aber auch nach der Kommunalwahl wird's der JU nicht langweilig: Am Samstag, 13. März, ist Jahreshauptversammlung der Jungen Union Main-Taunus im Eppsteiner Bürgerhaus. Nach vier Jahren im Amt stellt sich Kreischef Ulrich Krebs nicht mehr zur Verfügung - eine neue Frau oder neuer Mann werden gewählt. Die Versammlung beginnt um 14 Uhr. pms
KRONBERG. Als "wertlos" sehen Politiker von SPD und Unabhängiger Bürger- Gemeinschaft (UBG) die Umfrage des Bundes der Selbständigen in Kronberg an, wonach der laufende Verkehrsversuch zu empfindlichen Umsatzeinbußen geführt habe (FR vom 3. März). Die Fragebogenaktion weise so gravierende Mängel auf, daß die Zahlen keine Rückschlüsse auf die wirkliche Lage zuließen, betonte Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD). UBG-Sprecher Ulrich Brandt ärgert sich darüber, daß Selbständigen- Chef Franz Merten "versucht, unter dem Deckmantel einer scheinbar objektiven Umfrage Wahlkampf für die CDU zu machen".
Im einzelnen bemängelt Kreß, daß nicht zu erkennen sei, welcher Branche die befragten Betriebe angehören. Zudem hätten mal 58, mal nur 37 geantwortet. Tatsächlich sind bei der Umfrage, wie Merten einräumte, unterschiedliche Geschäfte - vom Blumenladen bis zur Gastwirtschaft - zusammengemixt worden. Unklar sei auch die Auswahl der befragten Betriebe. Während der Selbständigen-Vorsitzende angibt, daß alle angeschrieben worden seien, wissen Kreß und Brandt von Geschäften, die gar nicht erst gefragt wurden. Andererseits hätten sich neu zugezogene Betriebe beteiligt, die gar keinen Vergleich zur Zeit vor dem Verkehrsversuch ziehen könnten.
Auch der Umfragezeitraum ist Grund zur Kritik. Denn die Selbständigen haben lediglich Daten für August und September gesammelt, als der Verkehrsversuch gerade anlief. Kreß: "Wenn die Zahlen irgendwas aussagen sollten, hätte man zumindest das gesamte vierte Quartal 1992 und nicht nur die umsatzschwachen Sommermonate abfragen müssen." Schließlich fehlten Vergleichsangaben zur allgemeinen Geschäftsentwicklung etwa im Kreis.
Die sind auch nicht so leicht zu bekommen. Die Industrie- und Handelskammern verweigerten auf FR-Anfrage die Umsatzzahlen für den Hochtaunuskreis mit Hinweis auf den Datenschutz; die offiziellen Statistiken wiederum hinken zwei Jahre hinterher. Bürgermeister Kreß verweist jedoch auf einen ihm bekannten Manager, der mehrere Einkaufszentren betreut: Nach dessen Angaben entspricht der von den Kronberger Selbständigen dem Verkehrsversuch angelastete zehnprozentige Umsatzrückgang zumindest bei höherwertigen Gütern dem allgemeinen Konjunktureinbruch. Der Vorsitzende des Bundes der Selbständigen, Franz Merten, war gestern für die FR nicht zur erreichen. mak
"Die ungarische Regierung ist stets bereit, sich vor jedweden medialen Röntgenapparat zu stellen und ihre Arbeit von Presse, Funk und Fernsehen durchleuchten zu lassen. Was wir aber brauchen, das sind unparteiische und nicht nur unabhängige Medien, wie wir sie heute haben." Tamas Katona, unlängst noch im Budapester Außenministerium aktiv und heute als Staatssekretär im Büro von Ministerpräsident Jozsef Antall tätig, bringt seine und aus der stärksten Regierungspartei, des Ungarischen Demokratischen Forums (MDF), Sicht zum Thema Medien auf den Punkt. Kaum eine andere Frage der ungarischen Politik ist so in die aktuellen Schlagzeilen geraten wie die der Pressefreiheit.
Besonders die Frage nach Auftrag, Verfassung und Rolle der elektronischen Medien im postkommunistischen Ungarn hat weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden. Und das keineswegs positive. Gewisse medienpolitische Ereignisse könnten "eine gefährliche Drohung für die neuen und schwererrungenen demokratischen Reformen in Ihrem Land" sein, schrieb der Direktor des Londoner Internationalen Presse-Instituts, Peter Galliner, jüngst in an den ungarischen Staatspräsidenten Arpad Göncz. Sorgen aren auch im US- Kongreß laut geworden. Die Kritik vieler ungarischer Journalisten, Funk und Fernsehen sollten auf Regierungskurs gebracht werden, artikuliert der inzwischen aus seiner Funktion als TV-Präsident (Intendant) gedrängte Elemer Hankiss. "Ungarn wird jetzt an der Schande teilhaben, die in den übrigen osteuropäischen Staaten bereits Tatsache ist: Es wird keinen unabhängigen, sondern nur noch einen der Regierung unterstellten Hör- und Fernsehfunk geben", meinte er.
Seit Monaten tobt eine erbitterte parteipolitische Auseinandersetzung darüber, wer im Rundfunk das Sagen haben soll. Als im Herbst 1989 die Kommunisten die Macht an die demokratische Opposition abgaben, wähnte diese, nunmehr sei ein neues goldenes Zeitalter der Pressefreiheit angebrochen. Nach der ersten Wahl im Frühjahr 1990 einigten sich das neue Regierungslager aus MDF, Kleinlandwirten und Christ-Demokraten sowie die oppositionellen Freien Demokraten (SzDSz) und Jung-Demokraten (FIDESZ), die offenen Fragen der Privatisierung der Printmedien und Lizenzerteilung für lokale Radiosender in einem neuen Mediengesetz schnell zu regeln. Gemäß dem neuen Machtschema, innerhalb dessen der Präsidentenposten der Opposition überlassen wurde, wurde auch für das Mediengesetz die Notwendigkeit der Zwei-Drittel-Mehrheit vereinbart. Bis zu seinem Inkrafttreten bestellte das Parlament die demokratischen Wissenschaftler Elemer Hankiss und Csaba Gombar als neue TV- bzw. Hörfunkchefs.
Knapp drei Jahre danach sind die Parteien in der Medienfrage hoffnungslos zerstritten. Das lange im Parlament verhandelte und gemäß Staatssekretär Katona bereits bis zu 95 Prozent abgestimmte Mediengesetz hat plötzlich keine Chance mehr, vor Auslaufen der Legislaturperiode im Frühjahr 1994 beschlossen zu werden. Die zunehmend heftiger gewordene Auseinandersetzung darüber, wem der Rundfunk unterstellt sein soll, hat sich auch auf die Straße verlagert.
Bei den Printmedien ist das Problem weniger akut. Nur wenige ehemalige Zentralverlage sind unter staatlicher Kuratel bzw. werden über Bankenbeteiligungen kontrolliert. Viele namhafte Titel sind hingegen in ausländische Hände gelangt, deren Besitzer die Redaktionen politisch an der langen Leine laufen lassen.
Die Regierungsparteien, besonders das mächtige MDF, leiden unter doppeltem medialen Frust. Im Blätterwald haben sie nur wenig direkten Einfluß. Das einst kommunistische Regierungsblatt "Magyar Hirlap" (Auflage etwa 80 000) hat sich nach dem Zerfall des Maxwell-Imperiums im Besitz eines schweizerischen Verlages zu einer links-liberalen Zeitung gemausert. Die Privatisierung des traditionsreichen "Magyar Nemzet" erwies sich für die Regierung als medialer Flop.
Weil sein Vater bereits in der Zeitung mitgearbeitet hatte, soll Premierminister Jozsef Antall den Verkauf zur "Familiensache" erklärt und die Veräußerung an den französischen Hersant-Konzern erzwungen haben. Das Blatt, das eigentlich zum liberalen "Dagens Nyheter" tendierte, sei durch innerredaktionelle Richtungskämpfe zerstritten und keineswegs ein Sprachrohr der Regierung, meint ein Kenner der ungarischen Medienszene. Zum MDF hält lediglich die auf einen
In dem Maße wie das regierende MDF durch die unpopuläre Wendepolitik bei der Bevölkerung an Sympathie verloren hat, witterten die Herrschenden hinter jedem Journalisten einen dafür verantwortlichen Feind. Die oppositionellen Freien Demokraten seien in der Medienszene stets "überrepräsentiert" gewesen, glaubt Staatssekretär Katona. Die in marxistischer Tradition ausgebildeten Liberalen ständen dem konservativ-volkstümelnden MDF skeptisch gegenüber.
Budapester Journalisten sehen das Problem anders. Man leugnet nicht eine fast ungebrochene personelle Kontinuität in der Medienszene, deren "Säuberung" manche Politiker des Regierungslagers immer wieder fordern. Die Ursache hierfür läge in der Tatsache einer gewissen Liberalität des späteren Regimes von KP-Chef Janos Kadar begründet, das selbst ausgewiesene oppositionelle Intellektueller nach einer Anstandspause in den Medien habe arbeiten lassen.
"Der Regierung ist es nicht gelungen, den maßgeblichen Teil der Intelligenz - und besonders der Journalisten - für ihre Politik zu gewinnen", meint auch der einstige Dissidenden-Schriftsteller Istvan Eörsi. Viele ungarische Journalisten sind zudem der Ansicht, die MDF-Regierungspolitik sei so miserabel, daß sie sich mit gutem Gewissen nicht vermarkten lasse. Wichtiger scheint etwas Grundsätzlicheres zu sein: nach 40 Jahren Parteijournalismus will man von einer Neuauflage selbst unter pluralistisch-demokratischen Bedingungen nichts mehr wissen.
Vor diesem Hintergrund werden die Bemühungen der Regierenden zunehmens unverhüllter, über institutionell- personelle Eingriffe den MDF-Einfluß in den elektronischen Medien auszubauen. Am klarsten hat diese Absicht der für seine populistisch-rechtsvölkischen Themen bekannte MDF-Ideologe Istvan Csurka artikuliert. Die Partei müsse in Radio und Fernsehen zumindest jenen quantitativen Einfluß besitzen, wie er dem MDF durch die Wähler im Parlament gegeben wurde. "Heute kann nur derjenige sagen, er verfüge über (politische) Macht, der eine eigene Fernsehstation besitzt", formulierte Csurka sein medienpolitisches Credo. Und: "Im ungarischen Fernsehen muß für Ordnung gesorgt werden. Der Dreck muß von den Bildschirmen entfernt werden, falls nötig auch mit der Peitsche." Anstelle des "Drecks", wozu Csurka unter anderem das auch in Ungarn überschwappende Angebot von Western zählt, sollten Programme mit nicht näher definierten "traditionellen ungarischen Werten" treten.
Den Hebel zur Veränderung der Machtverhältnisse in den ungarischen elektronischen Medien hat die Regierung personell in den Chefetagen und beim Geld angesetzt. Zuerst beauftragte sie eine zuständige Parlamentskommission, die Befähigung der vom Parlament ernannten Intendanten zu prüfen. Die Kommission besaß ein im voraus formuliertes Verdikt, auf dessen Grundlage Regierungschef Antall die Abberufung von Elemer Kankiss und Csaba Gombar verfügte. Hierfür verweigerte jedoch Staatspräsident Arpad Göncz die Zustimmung.
Der Fall landete beim Verfassungsgericht und drohte sich zu einer Verfassungskrise auszuweiten. Das Gericht befand zwar, der Präsident müsse den Vorschlag des Regierungschef bei der Ernennung bzw. Abberufung der Intendanten gegenzeichnen, nannte allerdings keinen diesbezüglichen Terminrahmen.
Inzwischen wurden die Haushalte von Funk und Fernsehen fast zur Gänze dem Etat des Premierministers zugeordnet, womit die materielle Unabhängigkeit der beiden Anstalten nachhaltig geschwächt wurde. Gleichzeitig wurde gegen die Intendanten ein Disziplinarverfahren nach dem Beamtendienstrecht eingeleitet. Schließlich nahmen Hankiss und Gombar den Hut und reichten ihren Rücktritt ein. Die vom Premierminister eingesetzten kommissarischen Intendanten, im TV Gabor Nahlik und im Radio Laszlo Csucs, begannen prompt mit Programmreformen. Sie zielten zumindest im Hörfunk vorerst einmal auf die Entpolitisierung des Programms. Istvan Bölcs, ein Redakteur, dessen Sendung davon betroffen war, wurde mit der Feststellung zitiert: "Die Forderung, daß Programme nicht politisch sein sollten, war charakteristisch für das untergehende Kadar-Regime, als das Schiff bereits sank. Jetzt geschieht dasselbe."
Unter Budapester Fernseh- und Funkjournalisten geht gelegentlich die Angst um, sie könnten persönlich bei denkbaren Säuberungen professionellen Schiffbruch erleiden. Der bislang einheitliche Journalistenverband wurde durch ein kleines Fähnlein sich regierungstreu gebender Kollegen bereits gespalten. Zur Beruhigung trug auch die Aussage des Medien-Staatssekretärs Tamas Katona nicht bei, "gute Söldner werde man stets brauchen". HARRY SCHLEICHER
MAIN-KINZIG-KREIS. Nicht mehr der Main-Kinzig-Kreis, sondern die Oberhessische Versorgungsbetriebe AG (OVAG) wird die Heizung der Nidderauer Bertha- von-Suttner-Schule bauen und betreiben. Der Kreisausschuß hat in seiner jüngsten Sitzung einen entsprechenden Vertrag beschlossen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch der Bau eines Blockheizkraftwerkes vorgesehen. Auch dabei soll die OVAG als Bauherr und Betreiber fungieren.
Nach Darstellung des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa wird der Main- Kinzig-Kreis künftig nur einen Wärmebezugspreis analog des Verbrauchs entrichten. Die Bertha-von-Suttner-Schule ist mit einer Nachtstromspeicherheizung ausgerüstet. Diese alte Anlage entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Sie ist zudem äußerst reparaturanfällig. Auch die separate Ölfeuerungsanlage in der Turnhalle hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.
Die weitere Planung wurde bereits mit der Stadt Nidderau abgestimmt. Das ehrgeizige Projekt sieht den Aufbau einer "Nahwärmetrasse" vor. Daran sollen später Hallenbad und Rathaus angeschlossen werden. "Wir sparen Millionen an Investitionskosten", preist Pipa die Vorzüge des neuen Modells. Das sei nicht nur finanziell günstig, sondern "ökologisch überaus vernünftig".
Im vertraglich festgelegten ersten Abschnitt wird die Bertha-von-Suttner-Schule mit einer Pumpenwasserheizung ausgestattet und per Trasse mit der Schulturnhalle verbunden. Anstelle des in der Turnhalle installierten Ölkessels tritt ein neuer Erdgaskessel. Um Energie einzusparen, wird die Anlage mit "Einzelraumregelung" versehen. Sämtliche Investitionen nimmt die OVAG auf eigene Rechnung vor - einschließlich des Ausbaus der Nachstromspeichergeräte. Dem Vertrag liegt ein Investitionsvolumen von 1,4 Millionen Mark zugrunde.
Bereits 1988 hatte die Verwaltung damit begonnen, schrittweise Nachtspeicheröfen gegen Gasheizungen auszutauschen. An der Erich Käster Gesamtschule in Maintal kostete das mehr als drei Millionen Mark. Dort ist der Austausch mittlerweile abgeschlossen. Weitere 2,5 Millionen Mark sind im laufenden Haushalt für die Gesamtschule Wächtersbach ausgewiesen. Nach Übernahme der OVAG entfallen die im Etat eingeplanten eine Million Mark für die Bertha-von-Suttner- Schule. hok
mlh KÖLN. Dromedare locken keine Raucher: Die bisher wohl witzigste Camel-Werbung hinterließ bei der 80 Jahre alten Zigaretten-Marke nur Frust. Die Spots und Poster brachten ihren Schöpfern zwar etliche Preise ein, doch dem Camel-Produzenten Reynolds Tobacco keine neuen Kunden. Prompt haben die Manager des US-Konzerns die Höckertiere für immer in die Wüste geschickt. Für Europa setzen sie nun auf eine neue Kampagne mit bewährten Botschaften von Action und Abenteuer. In der Reklame kämpfen sich harte Männer und ebenso kühne Begleiterinnen durch unwegsames Gelände, um den Absatz der Glimmstengel in Schwung zu bringen.
Das haben die Reynolds-Strategen in Deutschland besonders nötig: Der Konzern hat hierzulande zwar seine größten Produktionsstätten außerhalb der USA, wird aber nur gut drei Prozent seiner Nikotin-Stäbchen los. Im Ende November abgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 kam Reynolds mit Camel, Winston oder Club nur noch auf einen Marktanteil von insgesamt 6,8 Prozent. Im Vorjahr waren es immerhin noch 7,9 gewesen. Mit rund neun Milliarden verkauften Zigaretten lag der Absatz in Deutschland knapp 16 Prozent niedriger als in den zwölf Monaten davor. Der Camel-Marktanteil fiel um einen Punkt auf 5,3 Prozent.
Um seine Spitzenmarke wieder nach vorne zu bringen, setzt Deutschland-Chef Hans-Joachim Weder allerdings nicht allein auf neue Werbung. Er bringt Camel mit veränderter Tabakmischung in Geschäfte und Automaten. Die neuen Glimmstengel sind angeblich milder und "nachfragegerechter". Ein wesentlicher Grund für die Absatz-Einbrüche bei Reynolds sei der Siegeszug der Steckzigaretten gewesen, so Weder. Mit dem Angebot der Do-it-yourself-Röllchen hatte die Firma bis zum November gezögert. Vor allem durch die Rolls konnte der Konzern dann im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres um acht Prozent zulegen.
In der vergangenen Periode hatte die deutsche Reynolds gut drei Milliarden Mark (plus 5,5 Prozent) umgesetzt, wobei der Einbruch im Inlandsgeschäft durch die Übernahme der englischen Schwesterfirma kompensiert wurde. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 200 auf 2700.
Kleine FR
LANGENSELBOLD. Die freireligiöse Gemeinde lädt für Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr im Gemeinderaum der alten Fröbelschule zur Jahreshauptversamlung mit Neuwahlen zum Vorstand ein. Grüne Wahlparty
BRUCHKÖBEL. Die Grünen laden ein zur Wahlparty am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr in der Roßdorfer Mehrzweckhalle. "Wenn die Berge erzittern"
NEUBERG. Zu einem Filmabend über Guatemala und das Leben der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu mit dem Titel "Wenn die Berge erzittern" lädt die evangelische Kirchengemeinde Ravolzhausen für Mittwoch, 10. März, um 20 Uhr ins Gemeindezentrum ein. Weltgebetstag
LANGENSELBOLD. Den Weltgebetstag begehen die Katholiken in Langenselbold am Freitag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Kirche. Ein gemütliches Beisammensein im Pfarrheim schließt sich an. Seniorennachmittag
LANGENSELBOLD. Zum Seniorentreffmit Kaffeeklatsch und Gesang lädt die Stadt am Mittwoch, 10. März, um 14.30 Uhr in das Haus Gründautal ein.
USA-Sprechtag HANAU. Zusammen mit der Deutsch- Amerikanischen Handelskammer Atlanta bietet die Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern am Mittwoch, 17. März, einen USA-Sprechtag an. Interessierte Bürger können sich an Herrn Hoelke oder Frau Birkholz bei der IHK wenden, Telefon 06181/24387. Wahlpartys in Selbold LANGENSELBOLD. Die SPD Langenselbold lädt am Wahlsonntag, 7. März, ab 18 Uhr zur Wahlparty in die Gaststätte "Felsenkeller" ein. Wie die Veranstalter mitteilen, ist ein Fernsehgerät vorhanden. Die FDP-Anhänger treffen sich am gleichen Tag um 19 Uhr in der Gaststätte "Zum Krönchen". SPD-Veranstaltungen ERLENSEE. Die Wahlparty der SPD im Haus der Arbeiterwohlfahrt beginnt am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr. Das nächste sozialdemokratische Skatturnier ist für Samstag, 13. März, um 14 Uhr in der Sport- und Kulturhalle geplant. Möbel- und Gewerbemesse NEUBERG. Die zehnte Möbel- und Gewerbeschau findet am Samstag und Sonntag, 6. / 7. März, sowie am darauffolgenden Wochenende statt. Die Eröffnung am Samstag um 12 Uhr wird von einem Musikzug des Bundesgrenzschutz-Kommandos umrahmt. Ab 18 Uhr spielen die "Rieserferner Buam" aus Südtirol. "Mütze & Z" LANGENSELBOLD. Die Jusos laden ein zu einem Konzert mit "Mütze & Z" für Samstag, 6. März, um 20 Uhr in der Klosterberghalle in Langenselbold. Eintrittskarten sind zum Preis von 15 Mark an der Abendkasse erhältlich. Museen geöffnet BRUCHKÖBEL. Der Geschichtsverein gibt bekannt, daß das Heimatmuseum im Alten Rathaus und das Museum im Neuen Spielhaus am Sonntag, 7. März, von 14 bis 17 Uhr geöffnet sind.
Aufgrund der großen Nachfrage besteht an diesem Tag nochmals die Möglichkeit, die Sonderausstellung Fossilien zu besichtigen. Zum Kirchentag anmelden NEUBERG. Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 9. bis 13. Juni können sich Christen in Ravolzhausen spätestens bis zum 15. März im Pfarramt anmelden. Am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr treffen sich interessierte Teilnehmer im evangelischen Gemeindezentrum zu einem Vorbereitungsgespräch.
BONN/STUTTGART (rds/dpa). Keinen Grund für generellen Konjunkturpessimismus sieht nach wie vor der neue Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt. Vor seinen Länderkollegen beharrte der FDP-Mann bei der Ressortministerkonferenz in Stuttgart auf der Projektion des Jahreswirtschaftsberichtes, die von einem Rückgang des Sozialprodukts um bis zu ein Prozent in Westdeutschland und einem Wachstum von fünf bis sieben Prozent in den neuen Ländern ausgeht. Rexrodt räumte allerdings ein, daß diese amtliche Vorausschau eine konjunkturelle Belebung im Verlauf des Jahres voraussetzt, "was keineswegs sicher ist".
Risiken, die den nach seinen Worten "zyklischen Abschwung" verlängern könnten, sieht der Bonner Ressortchef außenwirtschaftlich in der anhaltenden Schwäche der Weltkonjunktur (trotz des "Lichtblicks" in den USA), in den Unsicherheiten über den Ausgang der Welthandelsverhandlungen im Rahmen des Gatt und in der Gefahr weiterer Währungsturbulenzen. Binnenwirtschaftlich nennt er die Lohnkosten, die Verschlechterung der Unternehmenserträge, die hohe Staatsverschuldung und die allgemeinen Unsicherheiten über die Finanzierung der deutschen Einheit als Hauptrisiken.
Positiv stimmen den Bundeswirtschaftsminister die bisherigen "beschäftigungspolitisch angemessenen" Lohnabschlüsse in Westdeutschland und die von der Bundesregierung "glaubhaft" dokumentierte Entschlossenheit zu konsequenten Einsparungen mit dem Föderalen Konsolidierungsprogramm. "Die Gegenvorschläge der Bundesländer sind konjunktur- und wachstumspolitisch nicht zu akzeptieren", erklärte Rexrodt seinen Länderkollegen. Sie zwängen die Bundesbank zu erneuten Zinserhöhungen und schwächten das Vertrauen in die Wirtschaft.
Zur Entwicklung in Ostdeutschland besteht der Bundeswirtschaftsminister auf einem deutlichen Kurswechsel in der Lohnpolitik. "Der für Juli vereinbarte Anpassungsschritt im öffentlichen Dienst auf 80 Prozent des Westniveaus paßt keineswegs in die Landschaft", meinte er. Der ausgesprochene Stopp für ABM-Neubewilligungen brauchte nach seiner Meinung nicht zu sein, wenn sich die Tarifparteien auf einen zehnprozentigen Abschlag bei ABM einigen würden. Selbst bei optimaler Entwicklung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird der nächste Aufschwung in Deutschland nach Einschätzung des Vorsitzenden der Konferenz der Wirtschaftsminister der Bundesländer, Dieter Spöri (SPD), nicht vor 1994 kommen. Der baden-württembergische Wirtschaftsminister sagte gestern: "Der aktuelle konjunkturelle Abschwung in der Bundesrepublik ist stärker ausgeprägt als bei den Rezessionen in der zweiten Hälfte der 60er, der 70er und der 80er Jahre." Hinzu kämen diesmal Strukturprobleme in den wichtigsten Industriebranchen wie Automobil- und Maschinenbau. Diese Probleme würden selbst mit dem nächsten Aufschwung "nicht überwunden". Spöri betonte: "Wir werden deshalb auch mittelfristig im nächsten Aufschwung mit einem hohen Arbeitslosensockel rechnen müssen." Die Produktivitäts-, Kosten- und Innovationsdefizite wichtiger Branchen seien mit konjunkturpolitischen Mitteln nicht zu lösen. Dessen ungeachtet müßten alle Möglichkeiten genutzt werden, "um die dramatische Fahrt in die Rezession abzubrechen".DAG: Kein Palast auf das Dernsche Gelände
WIESBADEN. "Kein Verständnis für die Planung von Prachtbauten auf kommunaler Ebene in der heutigen Zeit" hat der Wiesbadener Vorstand der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG). Bau- und Folgekosten würden nach Ansicht der DAG das Stadtsäckel unzumutbar belasten.
Die Gewerkschafter sind der Auffassung, daß zunächst einmal "dringendere Probleme" gelöst werden müßten, zum Beispiel die Schaffung weiterer Kindergarten- und Hortplätze.
Vom Oberbürgermeister und früheren Sozialdezernenten der Stadt habe man "ohnehin mehr Engagement in dieser Richtung" erwartet.
Vorschlag der Angstellten-Gewerkschaft für das Dernsche Gelände: "Ein schön gestalteter Stadtplatz, der auch für Veranstaltungen dienen könnte, bringt der Stadt mehr als ein millionenschwerer Kulturpalast." maf
WIESBADEN. Seit 24 Jahren versucht ein unbekannter Kaufmann als "Mister Zehnprozent" auf seine Weise Solidarität mit den Menschen in der Dritten Welt zu üben. Er sucht jährlich eine bestimmte Anzahl von Spendenpartnern, die zehn Prozent ihres Einkommens, ihres Taschengeldes, ihres Haushaltsgelds oder ihrer Rente für ein Projekt in einem Entwicklungsland spenden. Findet er sie, gibt er zehn Prozent seines Einkommens frei - in diesem Jahr 33 000 Mark. Von den 333 gesuchten Spendern haben sich bereits 311 gemeldet, 22 Partner fehlen noch. Die Spender leisten Hilfe zur Selbsthilfe in der Gesundheitsvor- und fürsorge, in der Schulausbildung und in der Landwirtschaft. Wobei auch auf Ausbildung von Frauen und auf die Durchsetzung von Menschenrechten besonders geachtet wird. Projektpartner sind "Brot für die Welt" und "Misereor". Spenden werden auf das Konto 12300 bei der Wiesbadener Volksbank erbeten. maf
WIESBADEN. Gestecke in Vasen und Schalen nehmen den Frühling vorweg: Die Volkshochschule arrangiert am am 20. und 21. März in der Kurhaus-Kolonnade eine farbenprächtige Ikebana-Ausstellung. Die Blumensteck-Kunst hat in Japan eine über 1300 Jahre alte Tradition und durfte anfangs nur von Priestern und Adeligen und einigen auserwählten Damen des Hofs ausgeübt werden. Ikebana stellt eine Einheit zwischen Gefäß, Zweigen und Blumen her, das moderne Ikebana verwendet auch noch andere Materialien. Die Ausstellung wird am Samstag, 20. März, um 10 Uhr von Margarethe Goldmann, Vorsitzende des VHS- Vorstandes eröffnet. Gast ist Tomio Sakamoto, Kulturattache beim japanischen Generalkonsulat in Ffm.. Die Ausstellung ist jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. maf
hll BONN, 4. März. Eine Chance für die SPD, wieder als "politisch verantwortliche Kraft" hervorzutreten, sieht der Bundestagsabgeordnete Ingomar Hauchler in der Entwicklungspolitik. "Wenn wir dazu übergingen, unser politisches Denken weniger auf Abschottung und Militärinterventionen zu konzentrieren, sondern endlich unsere Kräfte darauf zu richten, die Entwicklungspolitik zu einer vorbeugenden Friedenspolitik zu machen, würde dies die SPD neu zusammenschweißen und so im Kampf um die politische Verantwortung in Deutschland stärker machen", sagte Hauchler der Frankfurter Rundschau am Donnerstag in Bonn.
Obwohl es im eigenen Land nur schwer gelinge, Interessen auszugleichen und Solidarität zu wecken, dürfe die SPD "ihre wertvollsten Traditionen, nämlich Solidarität und Internationalismus, nicht verleugnen, indem sie die globalen Aufgaben vernachlässigt", warnte Hauchler, der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Seinen Grundgedanken formulierte er so: "Nicht Militärpolitik, sondern nur die Entwicklungspolitik kann tragender Pfeiler für den Weltfrieden sein." Entwicklungspolitik müsse "endlich wieder einen höheren Stellenwert genießen", forderte er, und müsse "mehr sein als nur Entwicklungshilfe". Ziele, Reichweite, Inhalte und Formen von Entwicklungspolitik müßten neu bestimmt werden. Sie könne "nur noch als globale Reformpolitik begriffen werden", sagte Hauchler.
Ob dies von der SPD glaubwürdig umgesetzt werde, sei "eine Bewährungsprobe für die Bewahrung sozialdemokratischer Identität". Eine Sozialdemokratie, die sich zutraue, nicht nur Wohlstand und Sicherheit im eigenen Land zu bewirken, sondern gleichzeitig Hunger und Umweltzerstörung auf der Erde zu bekämpfen, "würde beweisen, daß sie nicht nur weitsichtiger, sondern auch handlungsfähiger ist als eine liberal-konservative Regierung, die unter globaler Verantwortung hauptsächlich ihre Beteiligung an internationalen Militärinterventionen versteht".Aufgespießt"Der genetische Fingerabdruck. Warum man die Briefmarke für einen Erpresserbrief nicht ablecken soll." In einer Schlagzeile der Forschungs-Seite zusammengefaßte Lebenshilfe-Information der Neuen Zürcher Zeitung.
Kleine FR
Naturfreunde laden ein MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wir singen alte Lieder" heißt es heute um 20 Uhr, bei den Naturfreunden im Waldheim Artur Wolf. Kurs bei DRK MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen Kurs für lebensrettende Sofortmaßnahmen veranstaltet am Samstag, 6. März, von 9 Uhr an, das Rote Kreuz Mörfelden im DRK-Heim in der Annastraße 27.
Kleine FR
Keine "Schöne Bescherung" Wegen Erkrankung eines Schauspielers muß die kommenden Samstag vorgesehene Premiere von Ayckbourns "Schöne Bescherung" auf Donnerstag, 18. März, um 19.30 Uhr im Theater verschoben werden. Auch die für 12. März geplante Vorstellung fällt aus. Am 10. März wird stattdessen "Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos" von Werner Schwab gegeben. Rock gegen Rassismus Der Vereine "Kultur- und Kommunikationszentrum" (KuK) lädt ein zu einem Konzert "Rock gegen Rassismus" am Samstag, 6. März, um 19 Uhr auf dem Schlachthof-Gelände. Björn Engholm in Wiesbaden Die Sozialdemokraten beschließen ihren Kommunalwahlkampf am Freitag, 5. März, um 15 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Schloßplatz in Wiesbaden. Erwartet wird der SPD-Bundesvorsitzende und schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm. Blues im Cafe Cicero Die Blues-Gruppe "Stefan Diestelmann & Friends" gastiert am Freitag, 12. März, um 20.30 Uhr im Cafe Cicero, City-Passage.Sportmedizin im Grenzbereich Der Landessportbund lädt ein zu einem Vortrag am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr im Rathaus. Dr. Lohrer spricht zum Thema "Sportmedizin im Grenzbereich". Nostalgie-Nacht Fünf Top-Bands der 60er und 70er Jahre präsentieren sich in einer "Nostalgie- Nacht" am Freitag, 26. März, ab 20 Uhr in den Rhein-Main-Hallen. Die Stars: Alvin Stardust, Smokie, Middle of the Road, Mungo Jerry und die Equals. Karten gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.
Der Verein "Grundwasser" veranstaltet am Freitag, 19. März, ein Seminar, in dem Chancen und Grenzen in der Wohngruppenarbeit mit Mädchen und jungen Frauen erörtert werden. Anmeldungen erbittet "Grundwasser" unter der Rufnummer 06 11 - 3 06 16 33.
Wegen des großen Erfolgs, den das Ensemble der "Komödie am Park" mit dem Schwank "Hier sind Sie richtig" hatte, wird das turbulente Bühnenstück bis 27. März auf dem Spielplan bleiben. Die Komödie ist mittwochs bis samstags um 20.15 Uhr, sonntags um 15.30 Uhr in der Wilhelmstraße 36 zu sehen.
Olympia Berlin 2000? Die Wiesbadener Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft wirbt für Berlin als Austragungsort der Olympischen Spiele im Jahr 2000 mit einer Präsentation am Freitag, 19. März, um 18.30 Uhr im Rathaus. Frauen-Film-Tage In der Reihe "Frauen-Film-Tage" wird am Freitag, 12. März um 19.30 Uhr im Biebricher Schloß Jaques Rivettes "Die Viererbande" gezeigt. Broadway-Musical "Golden Musicals of Broadway" erklingen am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in den Rhein-Main-Hallen. Karten für dieses Gastspiel der New York Broadway Musical Company gibt es im Vorverkauf bei den Rhein-Main-Hallen, Telefon 06 11 - 14 40.
HANAU. Gegen einen von 80 Siemens- Anträgen für den Neubau der Plutoniumfabrik, denen Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) aufgrund der Weisung seines Bonner Ressortkollegen Töpfer (CDU) zustimmen mußte, will ein Hanauer Atomkraftgegner vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel klagen. Dabei geht es um eine Notentlüftungsanlage, die aus der Versorgungszentrale aufs Dach des Plutoniumbunkers verlagert werden soll.
Der TÜV Bayern als Gutachter des hessischen Umweltministeriums hatte darauf hingewiesen, daß dadurch der Brandschutz und andere Sicherheitsanforderungen betroffen wären. Daher handle es sich hier um eine wesentliche Änderung, meint der Kläger. Und die bedürfe einer Genehmigung, nicht eines Erfüllungsbriefes. Mit so einem Schreiben habe Siemens 1989 angekündigt, die Notentlüftung müsse eventuell woanders gebaut werden.
Ohne eine Genehmigung hätten Anwohner keine Chance, das geänderte Sicherheitsniveau der Atomanlage beurteilen zu können. him
WIESBADEN. "Bösartige Attacken" und "verbaler Amoklauf": Der monatelange Streit zwischen Richard Streim, Landesvorsitzender der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer und Oberbürgermeister Achim Exner eskalierten jetzt in gegenseitigen Strafanzeigen. Der OB beschuldigt Richard Streim der Beleidigung und üblen Nachrede, Richard Streim - von Beruf Rechtsanwalt - kontert mit einer Anzeige wegen "Verdachts falscher Verdächtigungen". Damit hat das Verhältnis zwischen Stadt und Hausbesitzerverband einen Tiefpunkt erreicht.
Der Streit entzündete sich an Vorwürfen Richard Streims, das Wiesbadener Wohnungsamt begehe Rechtsbeugung. Der Verbandschef hatte der Behörde vorgeworfen, rechtlich zulässige Mietpreiserhöhung nach Wohnungsmodernisierung zu vereiteln. "Die Stadt geht nicht gegen Miethaie vor, sondern gegen ganz bescheidene Vermieter, die nur ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen", sagte Streim in einem FR-Gespräch. "Den Vorwurf des Rechtsbruchs halte ich aufrecht." Den aber will der OB nicht auf seinen Mitarbeitern sitzen lassen. Exner spricht von "maß- und stillosen Angriffen" gegen das Wohnungsamt.
Kein Vermieter, der sich bei Mieterhöhungen ans Gesetz halte, werde vom Wohnungsamt daran gehindert: "Das kann es auch gar nicht, weil es hierzu keine Rechtsgrundlage gäbe." Hier widerspricht Richard Streim: Modernisierungswilligen Hauseigentümern sei unter Berufung auf eine Erhaltungssatzung untersagt worden, den zulässigen Mietzins zu fordern. Dafür gebe es Beweise. Die allerdings wurden bislang nicht angetreten. "Bisher", erklärte eine Sprecherin der Stadt, "ist es noch in keinem Fall zu einem Rechtsstreit gekommen." maf
Der Streit in der Führungsetage des hessischen Fußball-Oberligisten FSV Frankfurt um den zunächst vor der Partie gegen Kickers Offenbach geplanten und erst kurzfristig abgesetzten Anstoß der OB-Kandidatin Petra Roth (CDU) ist beendet (die FR berichtete). Präsident Peter Baecker legte die Kontroverse bei, die zwischen Verwaltungsratsmitglied Diether Dehm (SPD) und Vizepräsident Pietro Giampetruzzi entstanden war.
Dehm hatte sein Veto eingelegt, allerdings der Version von Giampetruzzi widersprochen, er habe die Medien über den Fall informiert. Der Vizepräsident wollte das Verwaltungsratsmitglied wegen dessen von ihm kritisierter "Öffentlichkeitsarbeit" abwählen lassen. -ger-
WIESBADEN. Der "blaue Montag" ist allgemein bekannt - und gefürchtet. Der "lila Montag" wird es werden - allgemein bekannt und zumindest in der Männerwelt gefürchtet. Denn Frauen werden am 8. März, dem Internationalen Frauentag, hessenweit sichtbare und unsichtbare Leistungen demonstrieren. Auch in Wiesbaden, wo die streitbare Frauenbeauftragte Margot Brunner alles daran setzt, daß ihre Geschlechtsgenossinnen wenigstens einmal im Jahr deutlich machen, wieviel Service sie täglich im Haus, im Beruf und im Ehrenamt erbringen, der für selbstverständlich gehalten wird.
Auf Initiative Margot Brunners werden die Mitarbeiterinnen der städtischen Verwaltung am Montag nachmittag "blau" machen, um sich "lila" zu präsentieren - mit entsprechendem Outfit von der Garderobe bis zum modischen Schnickschnack in der Farbe des Tages. Sie sollen Gelegenheit erhalten, an einer Veranstaltung im Rathaus teilzunehmen, die um 14.45 Uhr beginnt. Die Frauenministerinnen Angela Merkel und Heide Pfarr informieren über die Gleichberechtigungsgesetze in Bund und Land. Thema: "Endspurt in der endlosen Geschichte". Anschließend ist ein Empfang geplant, künstlerisch umrahmt von der Musikerin Anne Bärenz und der Malerin Ingeborg Finke.
Die Idee vom "lila" Montag hatte Ministerin Heide Pfarr, sie begeisterte damit landesweit die Frauenverbände. Sie kämpfen dafür, daß Gleichstellung in ihren Arbeits- und Lebenssituationen endlich erreicht wird. "Es geht uns viel zu langsam. Wir sind ungeduldig. Wir wollen die Hälfte des Himmels schon heute und nicht erst für unsere Enkelinnen!" Am "lila Montag" werden sie Druck machen: "Wir sorgen Tag für Tag dafür, daß alles reibungslos läuft. Wer fragt eigentlich, was wäre, wenn das nicht so wäre?" maf
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"G.U.L.P." in der Schweinehalle HANAU. In der nächsten Runde der "Hanau Band Explosion" präsentiert der Trägerverein mit Unterstützung des Hanauer Kulturamtes am Freitag, 5. März, die Gruppen "G.U.L.P" und "Source of Friction" in der Schweinehalle. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. 32 000 Mark Schaden HANAU. Auf 32 000 Mark schätzt die Polizei den Gesamtschaden eines Auffahrunfalls in der Philippsruher Allee. Kurz vor der Bahnunterführung hatte am Dienstag nachmittag ein Wagen halten müssen. Zwei der fünf nachfolgenden Fahrer konnten rechtzeitig stoppen, drei andere nicht, so daß alle Autos demoliert wurden. Verletzt wurde niemand. "Session Hanauer Musiker" HANAU. Zur "Session Hanauer Musiker" lädt der Jazzkeller für Donnerstag, 4. März, ein. Am Freitag spielt "Mallett" Heavyrock und am Samstag, 6. März, gastiert in der Philippsruher Allee 22 die "Richard Ray Farrell Bluesband". Der Eintritt am Donnerstag ist frei, an den anderen beiden Tagen zahlen Zuhörer acht Mark. Beginn jeweils 21 Uhr.
jw/fw FRANKFURT A. M., 3. März. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, hat die Entwicklung umfassender Störfall- und Katastrophenschutz-Szenarien für die Chemie-Standorte in Deutschland gefordert. Solche Szenarien waren von der Chemie-Industrie bisher abgelehnt worden. In einem Interview der FR zu den Folgen des Störfalls bei der Hoechst AG bezeichnete Lersner ferner ein "Zwei-Barrieren-Sicherheitskonzept" in den Betrieben als notwendig.
Nach Ansicht von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) bieten die vorhandenen Bestimmungen ein "komplettes Instrumentarium zur Störfall-Vorsorge und -Abwehr". Ob die Umsetzung durch Hoechst ausreichend erfolgt sei, müsse erörtert werden, sagte er vor dem Umweltausschuß des Bundestags.
(Weitere Berichte im Lokalteil)
GLAUBURG. "Die SPD-Fraktion in Glauburg hat sich in der Vergangenheit wiederholt für eine hauptamtliche Jugendpflege ausgesprochen, so auch in ihrem Programm für die nächsten vier Jahre", betont die SPD-Fraktion in der Glauburger Gemeindevertretung in einer Stellungnahme zum Artikel "In der Not helfen Mütter im Juz" in unserer gestrigen Ausgabe. Um im Haushalt 1993 einen Betrag von 700 000 Mark einsparen zu können, habe auf die Übernahme der als ABM-Kraft beschäftigten Jugendpflegerin Sabine Schulz-Zacharias verzichtet werden müssen, meint SPD-Fraktionschef Heinz Euler, der die gesamten Personalkosten auf 42 000 Mark beziffert.
Beim Vergleich der Jugend- mit der Seniorenarbeit müßten die Gesamtausgaben herangezogen werden, argumentieren die Sozialdemokraten. Für die Seniorenarbeit seien im vergangen Jahr 11 800 Mark, für die Jugendarbeit 31 500 Mark ausgegeben worden. In unserem Artikel hatten wir darauf hingewiesen, daß für die sechswöchigen Ferienspiele lediglich 1000 Mark ausgegeben wurden, für einen eintägigen Senioren-Ausflug zum Holiday-Park dagegen 6000 Mark.
Nach "Skandal" solle der Vergleich mit der Verabschiedung des ehemaligen Glauburger Bürgermeisters Rolf Gnadl ins Amt des Landrates riechen, vermutet die SPD-Fraktion. Euler: "Aber nach 13jähriger guter Arbeit für eine Gemeinde und deren Bevölkerung ist es selbstverständlich, Abschied zu feiern. Die Gemeindegremien waren um Sparsamkeit bemüht, weshalb - wie in Glauburg allgemein üblich - nur Würstchen gereicht wurden. Von vornherein war klar, daß der Haushaltsansatz von 2000 Mark nicht ausreichen würde. Allerdings waren wir von der Anzahl der Personen, die damals Bürgermeister Gnadl verabschieden und Bürgermeister Langlitz begrüßen wollten, überwältigt. Wir werten das als Zeichen der Wertschätzung beider Personen." Während des bis nach Mitternacht dauernden Festes seien pro Person für zehn Mark Getränke und für drei Mark Würstchen vertilgt worden. Die Zeche betrug schließlich mehr als 6700 Mark. Sie wurde im Nachtragshaushalt aus der Gemeindekasse beglichen.
Die 700 000 Mark, die in diesem Jahr eingespart werden sollen, seien "durch Sparmaßnahmen an allen möglichen Stellen auf jetzt rund 220 000 Mark reduziert worden", teilt Euler mit. ieb
Donnerstag, 4. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Telefon 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial." Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Max-Goldt- Nachtschau.
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen, "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff, "Les Pieds dans l'Eau".
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 20 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren).
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "Wenn ich nicht für mich bin? Wer dann?".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel". Kommunales Kinder- und Jugend- Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 Jahren).
Ev. Pfarramt Nieder-Erlenbach, An der Bleiche 10, Tel. 42 10 92: 15 Uhr, Theater Maskara, "Zottelhaube" (ab 5 Jahren).
Albrecht-Dürer-Schule, Sossenheimer Riedstr. 13, Tel. 34 66 54: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren). Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Alte Opter, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt / Steven Isserlis (Violoncello). Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Brian Melvin Quartet.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Tanz Andrea Gebhard & Co - "Das Land zwischen Meer und Meer".
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Stage Band with Karen Johnson.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, The Gypsys.
Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Christoph Neubronner Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Wilson de Oliveira Group.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole. Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Jahrhunderthalle Hoecht: 20 Uhr, Little Richard.
Café Rosa L., Windeckstr. 62: 19 Uhr, Technoparty, Disco-Abend.
Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: 19.30 Uhr, Kammermusik des 18. Jahrhunderts.
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 20 Uhr, Peter Horton / Slava Kantcheff - "Duo Feuerfinger".
ESCHBORN. Die Kinder sind in Eschborn zum Wahlkampfthema geworden. Denn die SPD, die gemeinsam mit dem Stadtelternbeirat für ein Kinderhaus im Neubaugebiet "Rödelheimer Weg" plädiert, argwöhnt, der CDU sei es trotz 100 000 Mark Planungskosten im Haushalt nicht ernst mit dem Kinderhaus. SPD-Fraktionschef Otto Jehn macht das am Verhalten der CDU in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung fest.
Dort votierten die Christdemokraten gegen einen SPD-Ergänzungsantrag, der weitere konkrete Schritte in Richtung Kinderhaus forderte. Auch die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen moniert, daß CDU und FDP den SPD-Antrag ablehnten und die Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) sich der Stimme enthielt. Dabei sei es eine Chance, in dem neuen Baugebiet nicht einfach einen herkömmlichen Kindergarten hochzuziehen, sondern ein Haus aufzubauen, in dem "neue pädagogische Strukturen" möglich sind, also Kinder im Alter von wenigen Monaten bis zu zwölf Jahren in familienähnlichen Gruppen gemeinsam erzogen werden können.
CDU-Parlamentarier Roland Koch betonte auf Anfrage der FR, seine Partei stehe zu den 100 000 Mark für Planung und Konzeption des Kinderhauses. Man müsse sich dann aber über die Konzeption und die Auswirkungen "verständigen." Die CDU ist nämlich nach wie vor der Meinung, es sei besser, Kinder bis zum dritten Lebensjahr von den Eltern betreuen zu lassen, als von einer staatlichen Erzieherin. Koch räumte aber ein, die Stadt komme wohl nicht umhin, "auch ein Angebot für Kinder unter drei Jahren zu machen." Er verwies auf staatliche Förderung, die bei Alleinerziehenden bis zu 2000 Mark in den ersten drei Jahren ausmache. Da sei die "wirtschaftliche Notwendigkeit" für die Frauen zu arbeiten nicht mehr zwingend. Und wenn sich eine Frau beruflich verwirklichen wolle, gebe es ja Tagesmütter. Wer berufliche Vorteile suche, habe auch das Geld, die Tagesmütter zu bezahlen.
Die Sozialdemokratinnen halten dem entgegen, die CDU begegne Frauen, die ein für Männer selbstverständliches Leben mit Familie und Beruf führen wollten, mit "Verachtung". Frauen scheine solch ein Leben nur vergönnt zu sein, wenn sie und ihr Ehemann "so viel verdienen, daß sie sich entsprechendes Personal zur Versorgung der Kinder leisten können." she
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).
Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).
Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glasplasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).
Museum Judengasse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstr. Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstraße 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner NAchlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u.a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Telefon 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Telefon 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).
Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Fr. bis So., 14 bis 17 Uhr; Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis Heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei (bis 26. 3.).
Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs.
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen." Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil" (bis 5. 6.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Fr. bis So., 14 bis 17 Uhr; Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis Heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei (bis 26. 3.).
Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs.
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen." Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil" (bis 5. 6.).
LIMESHAIN. Ein Jahr nach der Eröffnung der Schul-, Sport- und Mehrzweckhalle in Limeshain zieht Rathauschef Klaus Hühn nun eine positive Bilanz: Die Halle wird von Schulen und Vereinen rege genutzt und ist fast ausgebucht.
So turnen dort Grundschulkinder herum, die früher per Bus zum Sportunterricht in die umliegenden Gemeinden gefahren werden mußten. Einen Vormittag pro Woche ist sie für den Himbacher Kindergarten reserviert. Am frühen Nachmittag und Abend sind die Vereine dran: Jeden Montag bietet der SG Himbach ein Gymnastikprogramm für Seniorinnen und Senioren an, anschließend nutzt der 1. FC Rommelhausen die Halle für sein "Mutter-Kind-Turnen" und Turnen mit Kindern und Jugendlichen. Am Abend haben die Damen des SG Himbach ihre Gymnastikstunde.
Jugendliche aus Limeshain können die Halle dienstags von 17 bis 20 Uhr nach eigenen sportlichen Wünschen nutzen. Dabei betreut sie die Jugendpflegerin. Anschließend trainiert der Handballclub. Jeden Donnerstag wird ein Breitensporttraining für Männer angeboten, ab 20 Uhr ist wieder Damengymnastik.
Während der Wintermonate sind außerdem drei Limeshainer Fußballvereine und die Jugendspielgemeinschaft zu Gast. Die Kinderabteilung des Tennisvereins trainiert im Winter ebenfalls hier.
Für die Wochenenden melden sich hauptsächlich Vereine und Privatpersonen an. Wegen der großen Nachfrage müssen sie die Räume schon ein halbes Jahr vorher buchen. Aber auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lieder- und Tanzabende sowie Ausstellungen, finden hier statt. Ein Belegungsplan ist bei der Gemeindeverwaltung einzusehen.
Der gute Erfolg habe gezeigt, daß die Entscheidung gegen eine kleinere Schulsporthalle und für die größere "Schul-, Sport- und Mehrzweckhalle" genau richtig war, urteilt Bürgermeister Hühn. Das Projekt wurde vom Wetteraukreis und der Gemeinde gemeinsam umgesetzt.
Um die Vereine stärker zu unterstützen, will die Gemeinde einheimischen Vereinen einen Zuschuß für Konzerte, Chorvorträge, Theater- und Tanzvorführungen bewilligen. Bis zu 50 Prozent ihrer Kosten, höchstens aber 1000 Mark, werden auf Antrag erstattet. Bleibt am Ende ein Defizit, so können nochmals 50 Prozent (bis 1000 Mark) beantragt werden. "Die Freiwillige Feuerwehr hat das Angebot bereits wahrgenommen", sagt Hühn, "sie hatte einen befreundeten Musikzug für ein Konzert eingeladen." re
Krach um Sanierung der Altdeponie Kreis will auf Folienabdichtung verzichten / Neubergs Parlamentarier widersprechen Von Wolfgang Heininger NEUBERG. Eine Kontroverse mit der Gemeinde Neuberg hat ein Antrag des Kreises an die Genehmigungsbehörde ausgelöst. Darin heißt es, im Zuge der Sanierung der Altdeponie Auf der Stein solle nun doch keine Folienabdichtung verwendet werden. Der Kreis begründet seine Initiative damit, daß eine mineralische Schutzschicht, die vor allem aus Ton besteht, den gleichen Zweck erfülle und zwei Millionen Mark billiger sei. Die Neuberger Parlamentarier befürchten, daß bei einer solchen Lösung weiterhin Regenwasser in den Deponiekörper eindringen und Schadstoffe herauswaschen könnte. Diese könnten ins Grundwasser gelangen, glauben sie. Schon seit Monaten warten die Neuberger sehnsüchtig darauf, daß die frühere Hausmülldeponie des Kreises vom zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt endlich als Altlast anerkannt wird - damit hängt auch ein Zuschuß für die Sanierung zusammen. Nun steht dieser Bescheid nach dem Änderungsantrag des Kreises wieder in den Sternen. Der Grund: Die Träger öffentlicher Belange müssen dazu erst einmal Stellung nehmen.
Danach dürfen die Darmstädter Beamten und Fachleute erneut über den Plänen brüten. Und die werden sich Zeit lassen, weil im Fördertopf zu wenig Geld ist. Zwar sichert Pressesprecher Dieter Ohl aus dem Regierungspräsidium die "zügige" Bearbeitung der Antragsunterlagen zu, doch er vermag keinen Zeitpunkt zu nennen, wann die Genehmigung denn endlich erteilt werden kann.
Während der Neuberger Bauausschuß Widerspruch gegen einen Verzicht auf die Kombi-Dichtung eingelegt hat und es außerdem ablehnt, daß die zugehörige Sickerwasseranlage an die Ravolzhäuser Kläranlage angebunden wird, verteidigt der Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft des Kreises, Walter Bergmann, die neue Richtung.
Neubergs Bürgermeister Uwe Hofmann selbst hält sich aus dem Streit heraus, weil er bei der Beratung im Ausschuß nicht dabei war. Der Rathauschef bezeichnet es allerdings als bedauerlich, daß der Kreis es nicht für notwendig hält, seinen Schwenk zu begründen, und spricht von einem erstaunlichen Meinungswandel. Ursprünglich war geplant, der Altdeponie eine Folienabdichtung zu verpassen, damit keine Niederschläge mehr eindringen und darin enthaltene Giftstoffe, wie beispielsweise Farbreste und Öle, herauswaschen können. Darunter sollte eine etwa 60 Zentimeter starke mineralische Schicht aus "verbessertem Ton" Schlimmeres verhindern, für den Fall, daß die Folie beschädigt würde. Über der Abdichtung ist zudem eine Sickerwasserdrainage vorgesehen. Das ganze soll schließlich mit einer etwa zwei Meter hohen Erdschicht aufgefüllt und mit flachwurzelnden Sträuchern bepflanzt werden.
Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft hat 1992 mehrere Untersuchungen an der ehemaligen Müllkippe vorgenommen. So wurden die vorhandenen Brunnen zusammengeschlossen und das Deponiegas abgesaugt. Dabei habe sich herausgestellt, daß die Gasbildung immer weniger werde, sagt Walter Bergmann. Nach Ansicht des Abteilungsleiters sind die chemischen Umsetzungsprozesse, etwa beim Verfaulen organischer Stoffe, weitgehend abgeschlossen. Was dennoch herauskommt, wird abgefackelt.
In dieser Situation sei auch die teure Folienabdichtung nicht mehr notwendig, glaubt Bergmann. Der übrige Aufbau soll allerdings der gleiche bleiben. Der Vertreter des Kreises versichert, daß die Tonschicht ausreiche: "Die Kombidichtung würde keine zusätzliche Sicherheit bringen." Für den Kreis rentiert sich diese Erkenntnis auf jeden Fall. Denn die Folie für das sechs Hektar große Gelände würde allein rund 1,8 Millionen kosten.
Die Aufstiegsspiele zur Zweiten Eishockey-Bundesliga bringen eine wahre Völkerwanderung mit sich, zumindest in Nord-Süd-Richtung. Für das Auswärtsspiel, in dem die Frankfurter "Löwen" am 19. März entweder auf den EC Bad Tölz oder auf den EV Landsberg treffen, rechnet die Geschäftsstelle des FESC mit bis zu 3000 die Mannschaft begleitenden Fans. Eine solche Situation hat es im deutschen Eishockey selten einmal gegeben, was die Vorbereitung des Unternehmens für die Organisatoren um so schwieriger macht.
Dennoch war ihre Arbeit bisher von Erfolg gekrönt. Das bislang größte Problem galt es zu Beginn dieser Woche zu lösen. Als der EV Landsberg durch die überraschende Bad Tölzer Heimniederlage gegen Füssen plötzlich wieder zu einem ernsthaften Mitbewerber um die Meisterschaft in der Oberliga Süd geworden war, mußte sich der Vorstand des Frankfurter ESC etwas einfallen lassen. Denn das Stadion in Landsberg faßt gerade einmal so viele Zuschauer, wie aus Frankfurt interessierte Beobachter erwartet werden.
Es war offenbar nicht schwer, den Landsbergern die unter diesen Voraussetzungen auf sie zukommende Problematik deutlich zu machen, und nach kurzer Verhandlung stimmten sie zu, ihr Heimrecht an einem anderen Ort wahrzunehmen. So wird denn das Spiel am 19. März, falls der EV Landsberg der Gegner sein sollte, im Stadion des ESV Kaufbeuren ausgetratgen. Dies wiederum war nur möglich, da die 6000 Zuschauern Platz bietende Arena durch das frühe Scheitern der Kaufbeurer Mannschaft in der Play-off-Runde der Bundesliga an diesem Termin nicht gebraucht wird.
Nicht ganz unproblematisch verliefen auch die Gespräche der FESC-Führung mit der Deutschen Bundesbahn. Der Wunsch des Vereins nach drei Sonderzügen mit jeweils 840 Plätzen konnten die Eisenbahner zunächst nur zu zwei Dritteln erfüllen, da Sonderzüge an Wochenenden nicht beliebig verfügbar sind. Dennoch geht Bernhard Sturm, der für die Organisation zuständige Zweite Vorsitzende des Vereins davon aus, daß sich am 19. auch noch ein dritter Zug vom Südbahnhof aus in Richtung Bayern in Bewegung setzen wird.
Aber die Schienen sind nicht der einzige Transportweg, der die "Löwen"-Fans zum Ziel (ihrer Wünsche) bringen wird. Parallel zum Verein haben auch viele Fanclubs Reisen per Bus zum Aufstiegsspiel organisiert. 900 weitere Anhänger des Frankfurter ESC haben sich bislang für diese Möglichkeit der Anreise entschieden. Sim.
NEU-ANSPACH. Mit solch einer Resonanz hatte niemand gerechnet: Rund 300 Eltern besuchten die Diskussion im Bürgerhaus zur Drogenprävention bei Kindern. Bei der Veranstaltung der Grundschule stellte sich heraus, daß das Siedlungsgebiet Neu-Anspach zwar kein Drogenschwerpunkt ist, man aber in einem Ballungsraum lebt und mit den hier typischen Problemen zu kämpfen hat. Dazu zählen mangelnde Betreuung durch Schule und Eltern, Flucht in Apathie und Fernsehkonsum und überzogene Leistungserwartungen schon an Grundschüler. "Bei Sechsjährigen werden Verhaltensweisen gelegt, die später in die Sucht münden können", erklärte Werner Rothenberger vom Staatlichen Schulamt Frankfurt.
Gekommen waren hauptsächlich Eltern von Grundschulkindern, Lehrer der Grundschule, Schülervertreter, dazu vereinzelt Jugendliche im Gesamtschulalter und sogar Eltern von Kindergartenkindern. Rothenberger betonte, daß Kinder mit intensiv betriebenen Hobbys oder Engagement für eine Sache nur selten süchtig werden. Eltern müßten daher die Interessen ihrer Kinder fördern und nicht nur "funktional" mit ihnen reden, also ihnen ausschließlich Anweisungen geben wie ,Räum auf' oder sie auf Leistung trimmen.
Nötig sei vielmehr ein Austausch "über Gott und die Welt" - ein später Appell. Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge reden Eltern nur noch durchschnittlich 15 Minuten täglich mit ihren Sprößlingen. Es sei daher kein Wunder, daß Kinder immer häufiger vor dem Videorecorder anzutreffen sind. "Das Nur noch Langeweile Sprachvermögen sinkt, den Kindern mangelt es an Phantasie, sie können sich nicht mehr aus ihrer Langeweile reißen", sagte Rothenberger, Mitglied der "Montagsrunde", einem Zusammenschluß Frankfurter Ärzte und Drogenberater.
Fast zwangsläufig würden Grundschüler mit Medikamenten vollgestopft; rund ein Viertel von ihnen bekäme regelmäßig Tabletten zur Leistungssteigerung, Förderung der Konzentration und zum "Ruhigstellen". Medikamente wirklich benötigen würde Rothenberger zufolge aber nur ein Prozent der Kinder.
Wer dann später mit Drogen experimentiere, habe in den seltensten Fällen die Droge zum Problem: Sie sei im Grunde nur ein Hilfeschrei nach Zuwendung und Ausdruck für "Mir geht es schlecht" oder "Ich möchte endlich etwas Tolles erleben".
Grundschulleiter Horst Eufinger jedenfalls hat sich Gedanken gemacht: Ab dem nächsten Schuljahr will er seine Schule mit "verläßlichen Öffnungszeiten" ausstatten. Im ersten und zweiten Schuljahr sollen Kinder also durchgängig von 8 bis 13 Uhr unter Aufsicht stehen; die entsprechenden zusätzlichen Lehrerstellen seien bereits beantragt. "Die Kinder hätten dann endlich Zeit für musische und handwerkliche Beschäftigungen, die Hektik wie bisher würde aufhören", erklärt Eufinger.
Allzuviel Hoffnung auf die Bewilligung der Lehrer kann er sich aber wohl nicht machen: Nach der neuen Stundentafel entfällt das Fach "Freie Arbeit" - was Eufinger schlicht "tödlich für eine sinnvolle Pädagogik" nennt. jd
"Ich bin ein Grenzgänger, die Grenzen müßten abgeschafft werden", sagt der Türke, der schon lange in Deutschland lebt.
Gründauer Eltern fordern zusätzliche Erzieherinnen CDU/FWG: Kein Geld / SPD und Grüne stimmen zu Von Katja Schoßer GRÜNDAU. Wenn die Wahl naht, findet sich das Thema Kindergarten in fast jedem Parteiprogramm. Dererlei Eigenlob, Versprechen und Forderungen haben die Gründauer Eltern nun mit einer Fragebogenaktion auf Herz und Nieren geprüft. Sie wollten von Kommunalpolitikern jeglicher Couleur zum einen wissen, ob sie bereit sind, die Forderung der Elternbeiräte nach zwei Erzieherinnen je Kindergartengruppe zu erfüllen und wie sich sie die Finanzierung der Mehrkosten vorstellen. Ergebnis: CDU und FWG, die seit 20 Jahren in der Gemeinde das Sagen haben, sehen sich angesichts knapper Kassen außerstande, das Kindergartenpersonal aufzustocken. SPD und Grüne hingegen unterstützen die Forderung der Eltern, wobei die Genossen jedoch über eine Anhebung der "im Vergleich zu anderen Gemeinden niedrigen Kindergartengebühren" nachdenken.
Die Elterbeiräte begründen ihre Forderung nach der Aufstockung des Spielstätten-Personals mit der "Qualität der Betreuung". Zwar sei nach den 30 Jahre alten Kindergarten-Richtlinien die derzeitige Personalplanung "sogar noch etwas überfüllt", doch verbleibe nach Abrechnung der krankheits- und urlaubsbedingten Fehlzeiten sowie dem Abfeiern von Überstunden "im Normalfall eine Erzieherin pro Gruppe". Eindeutig zu wenig, wie die Eltern betonen: In einer Gruppe mit 25 Kindern sei eine Erzieherin nicht in der Lage, den gesetzlichen Erziehungs- und Bildungsauftrag zu erfüllen. "Sie kann nicht gleichzeitig Hilfestellung beim Spiel geben, die Integration bestimmter Kinder in der Gruppe fördern, Konflikte lösen helfen, sich um Kinder mit Verhaltensaufälligkeiten kümmern und vieles mehr."
Zur Frage der Mehrkosten, die durch das aus ihrer Sicht dringend erforderliche Einstellen weiterer Erzieherinnen entstehen, meinen die Eltern nebst anderen Argumenten: "Es ist für die Gesellschaft billiger, heute in Kindergärten zu investieren als morgen Therapieplätze zu schaffen."
Im Antwortschreiben der Gründauer CDU versichert Parteichef Günther Skowski zwar, daß "eine gute Betreuung unserer Kinder ein wesentliches Element unserer politischen Verpflichtung ist". Doch anschließend erinnert er an die 3,3 Millionen Mark, die von der Gemeinde in den vergangenen zwei Jahren in den Ausbau der Kindergärten investiert worden seien, und die stetig steigenden Kosten für den laufenden Betrieb. Skowski: "In 1993 rechnen wir mit 1 743 000 Mark."
Für keine andere Einrichtung gebe die Gemeinde auch nur annähernd "derartige Beträge" aus, mahnt der Christdemokrat. Auch hat er nachgerechnet und kommt dabei zu einem anderen Ergebnis als die Elterbeiräte: In Gründaus Kindergärten sei "an den weitaus überwiegenden Tagen mehr als eine Erzieherin pro Gruppe anwesend" gewesen. Die CDU ist deshalb der Auffassung, daß über eine Aufstockung des Kindergarten-Personals dann geredet wird, "wenn dies die allgemeinen Steuer- und Einkommensverhältnisse eher rechtfertigen". Ins gleiche Horn stößt Koalitionspartnerin FWG. "Zur Zeit ist eine Aufstockung auf zwei Erzieherinnen pro Gruppe finanziell von der Gemeinde nicht zu verkraften", beteuert ihr Sprecher Helmut Rödl.
Aus Sicht der Genossen sollten hingegen "zumindest in der Kernzeiten immer zwei fertig ausgebildete Fachkräfte anwesend sein", was derzeit aus den von den Eltern genannten Gründen nicht der Fall sei. Deshalb sichert ihr Fraktionschef Ingo Evers den Elternbeiräten volle Unterstützung zu und erinnert an einen entsprechenden Antrag im Gemeindeparlament, den die SPD bereits vor zwei Jahren gestellt habe.
Jedoch bedürfen seiner Meinung nach die Gründauer Kindergarten-Gebühren des Überdenkens. Über eine "maßvolle Gebührenerhöhung bei verbesserten Leistungen seitens der Gemeinde" müssen gemeinsam mit den Eltern nachgedacht werden. Evers hat dabei verschiedene Modelle vor Augen, etwa "eine Staffelung der Beiträge nach dem Einkommen".
Über die aktuelle Situation hat sich die Grünen-Spitzenkandidation Christa Hackl bei Besuchen in allen Kindergärten informiert. "Bei einigen sieht die personelle Struktur auf den ersten Blick gut aus, bei anderen ganz miserabel", lautet ihr Fazit. Die Forderung nach mehr Personal findet sich ohnehin im Wahlprogramm der Ökopartei wieder. Der Breitenborner Kindergarten müßte nach ihrer Ansicht sogar um zwei zusätzliche Erzieherinnen aufgestockt werden. Und für die anderen Spielstätten seien ebenfalls zwei Vollzeitkräfte "zum Springen" einzustellen. "In der reichsten Gemeinde Hessens mußte es in der Tat möglich sein, den Kindergarten so zu gestalten, daß er dem Bildungsanspruch gerecht wird", schließt Hackl.
"Was die alles zu tun versprechen - und wenn sie dann dran sind, kommt doch alles ganz anders."
sp HANNOVER, 4. März . Nach Angaben der Landesregierung in Hannover dauert die Abschiebehaft, in die jährlich etwa 1500 abgewiesene Asylbewerber in Niedersachsen genommen werden, in Einzelfällen bis zu einem Jahr. Für die lange Dauer gebe es verschiedene Gründe, erklärte das Justizministerium. Als Beispiele nannte es unvollständige Papiere, mangelnde Bereitschaft des Herkunftslands der Flüchtlinge, sie einreisen zu lassen, oder Transportprobleme. Weil die Abschiebungshäftlinge keine Kriminellen seien, bemühe sich das Ministerium jetzt um Erleichterungen der Haftbedingungen, kündigte ein Sprecher an.
HOFHEIM. Nach dem Kreuzchen an der Urne, meint Werner Villmer von der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Hofheim, sollte das Wahlvolk die Gelegenheit nutzen, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Zum Beispiel zur Kunstausstellung Ortrud Philipp-Gutberlets in den AOK-Räumen in der Wilhelmstraße 16.
Die Bilderschau unter dem Titel "Dem Alltag entgegengesetzt" oder "Die positive Kraft des Schönen" ist am Sonntag, 7. März, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. pms
FRIEDRICHSDORF. Der Friedrichsdorfer Magistrat hat eine Belohnung in Höhe von 5000 Mark für Hinweise ausgesetzt, die auf die Spur des Brandstifters von Seulberg führen. "Dies sind wir dem Anspruch der Bürger auf Sicherheit und dem guten Ruf der Feuerwehren schuldig", begründete Bürgermeister Gerd Schmidt die Entscheidung. Die erhofften Hinweise nimmt die Kripo (Tel. 0 61 72 / 12 00) entgegen.
Gesucht sind der oder die Brandstifter, der oder die in den vergangenen vier Wochen im Seulberger Gewerbegebiet Anschläge auf insgesamt drei Betriebe verübten. Der bisher größte Schaden war mit rund zwei Millionen Mark am letzten Wochenende in der Arnold-Apparatebau- GmbH entstanden.
Die Brände waren jeweils in der Nacht nach Versammlungen der Feuerwehren ausgebrochen. che
"Es besteht keine schädliche Belastung der Atemluft durch PCP", hatte der Bauausschußvorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben, Dr. Rainer Patsch, in der FR vom 26. Februar erklärt und damit "Entwarnung" für den schadstoffbelasteten Kindergarten gegeben. Auf den Vorwurf des Ausschußvorsitzenden, von "einzelnen aktiven, aber fachlich inkompetenten Personen" sei eine "Angststimmung" erzeugt worden, entgegnet FR-Leser Jürgen Lehnus:
"Wie ich als besorgter Vater verschiedenen Presseberichten entnommen habe, versucht der Bauausschußvorsitzende Herr Patsch offenbar durch ,Pressearbeit&rquote; die Eltern von seinen Ansichten zu überzeugen. Man wird das Gefühl nicht los, daß hier Profilneurosen eines Kirchenvorstandsmitglieds eine nicht untergeordnete Rolle spielen. Wer zudem häufiger selbst Gutachten erstellt, weiß, daß die Auftraggeber gerne die positiven Inhalte bekanntgeben, die negativen aber nicht an die große Glocke hängen. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit Herrn Patsch scheint dies auch hier nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein. Herr Patsch hat wiederholt mit Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Weglassungen operiert. Manche Eltern fragen sich, ob hier nicht gelegentlich ,Realitätsverlust&rquote; vorliegt. Die in dem von Herrn Patsch zitierten Gutachten sicherlich enthaltene Schlußfolgerung wurde jedenfalls bisher nicht veröffentlicht.
Wenn aktiven Eltern dann auch noch ,Aktionismus, koste es was es wolle&rquote; (FR vom 26. Februar) vorgeworfen wird, so stelle ich die Frage, wo Herr Patsch war, als die ,Aktivisten&rquote; den Spielplatz des Kindergartens in Eigeninitiative instandgesetzt oder Spendenaktionen sowie andere Aktivitäten zur Aufbesserung der finanziellen Lage dieses kirchlichen Kindergartens unternommen haben. Vom Kirchenvorstand oder gar vom Bauausschuß war hier nichts zu hören, geschweige denn zu sehen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Nein danke, die Argumentation des Herrn Patsch disqualifiziert sich selbst. Ein Paradebeispiel, wie man uneigennütziges Engagement torpediert.
Hinsichtlich der Kompetenz der Beteiligten ist anzumerken, daß der Hinweis auf die angeblich mangelnde Sachkenntnis anderer offenbar die Kompetenz des Bauausschußvorsitzenden suggerieren soll. Was Werkstoffe der Elektrotechnik, die Professur des Herrn Patsch, mit Toxikologie zu tun haben, hat sich mir noch nicht erschlossen. Man bewahre uns vor selbsternannten Experten. Wer die Auftritte des Bauausschußvorsitzenden erlebt hat, kann sich zudem sicherlich eine eigene Meinung bilden, wer einem ,sachlichen Gespräch&rquote; im Wege steht.
Mir ist bisher nicht klar geworden, warum der Kirchenvorstand offenbar nicht bereit ist, jedes Restrisiko für die derzeitigen und die künftigen Kindergartenkinder sowie die Erzieherinnen auszuschließen und die kontaminierte Holzdekke schlicht und ergreifend entfernen läßt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die finanzielle Belastung die Leistungsfähigkeit der Gemeinde übersteigt. Vielleicht könnte ja auch die Stadt Karben ihr Scherflein hierzu beitragen. Es bleibt zu hoffen, daß es den Eltern gelingt, die Kirche von den Vorteilen dieser Lösung zu überzeugen bevor der nächste Winter mit weiteren Wassereinbrüchen kommt."
Jürgen Lehnus
Am Fliederbusch 7
6367 Karben
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
USINGEN/NEU-ANSPACH. Der BUND ist sauer über das jüngste Antwortschreiben des Umlandverbandes (UVF). Zu dem geforderten Alternativgutachten für die Brandholz-Erweiterung und dem Sanierungskonzept für die Altdeponie teilte UVF-Abfalldezernent Thomas Rautenberg jetzt lapidar mit, beides könne in der nächsten Sitzung des Deponiebeirates besprochen werden. Termin: "in den nächsten Wochen". Die Antwort des BUND kam um so prompter: Verzögerungstaktik.
"Hier wird auf Zeit gespielt", bescheinigt die Vorsitzende des BUND Usingen/ Neu-Anspach, Ellen Enslin, dem Deponiebetreiber UVF. Ins Bild passe auch, daß die letzte Sitzung des Beirates am 1. September stattfand. Mehr noch: Das war die bislang einzige Sitzung des Gremiums überhaupt, das sich im Juni vergangenen Jahres konstituiert hatte.
Um auch die Gegner der Mülldeponie in die Anlage einzubinden, hatte Rautenberg vor gut einem Jahr der Bürgerinitiative (BI) Brandholz, dem BUND sowie den Kommunen Neu-Anspach und Usingen die Schaffung eines Deponiebeirates als Beginn einer "neuen Qualität der Zusammenarbeit" angeboten. Vierteljährlich sollte die neue Einrichtung fortan tagen; den Teilnehmern wurden "umfassende Informations- und Anhörungsrechte" zugestanden.
Doch die Praxis wird diesen Ansprüchen bisher nicht gerecht. Die "neue Qualität" kann den Aussagen von BUND und BI zufolge auch daran abgelesen werden, daß bis heute noch nicht das Protokoll der September-Sitzung vorliegt. "Dies scheint wieder ein klassischer Fall dafür zu sein, wie die Verwaltung versucht, der Bevölkerung Mitspracherecht vorzugaukeln", meint Enslin.
Wo das Protokoll geblieben ist, konnte UVF-Pressesprecher Bernd Röttger gestern auf Anfrage ebensowenig klären wie den Termin der nächsten Beiratssitzung bekanntgeben. Abfalldezernent Rautenberg befand sich auf Dienstreise. Die Vorwürfe der Verbände wischte Röttger daher nur allgemein vom Tisch: "Der Beirat ist beispielhaft in der Bundesrepublik." Dem Argument, daß der Beweis hierfür nach nur einer Sitzung in neun Monaten durchaus nicht schlüssig ist, hielt der Pressesprecher entgegen: "Es macht keinen Sinn, nur um des Tagens willens zu tagen. Man kann erst sprechen, wenn neue Ergebnisse vorliegen."
Unterdessen, so Ellen Enslin, läuft das Genehmigungsverfahren für Brandholz neu weiter - auf der Grundlage der bisher einzigen und umstrittenen Umweltverträglichkeitsstudie von Professor Böhm, der BUND und BI gravierende Mängel vorwerfen. cn
NEW ORLEANS, 3. März (dpa). Mafia- Boß Carlos Marcello, einst bekanntgeworden als möglicher Hintermann der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy, ist nach Berichten vom Mittwoch im Alter von 83 Jahren in New Orleans im US-Bundesstaat Lousiana gestorben.
Marcello, 1910 in Tunesien geboren, war in den 50er Jahren der unerklärte König der Cosa Nostra in New Orleans. Von dort soll er ein Verbrechernetz errichtet haben, das von der Golfküste bis ins östliche Texas reichte.
Jahrelang war er für die Sicherheitskräfte der USA nicht zu fassen. Anfang der 80er Jahre gelang es schließlich der Bundespolizei FBI, das Imperium des Mafia-Bosses mit Scheingeschäften zum Zusammenbruch zu bringen.
Aufgespießt
"Ein eindeutiges Bekenntnis zum Soldaten äußerte der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Bei einem internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom sagte er, daß die Kirche nach seiner Ansicht im Soldaten die letzte Möglichkeit sehe, ,den Menschen vor der Versuchung zum Bösen zu schützen&rquote;."Aus einem Bericht in der März- Ausgabe der vom Verband der Reservisten der Bundeswehr e. V. herausgegebenen Zeitschrift loyal
heb PEKING, 3. März. Der kambodschanische Staatschef Prinz Sihanouk will aufgeben und nicht mehr bei den im Mai geplanten Wahlen, die unter Aufsicht der Vereinten Nationen (UN) stattfinden werden, für das höchste Staatsamt kandidieren. In einer am Mittwoch in Peking veröffentlichten und ungewöhnlich scharf formulierten Erklärung sprach er sich auch gegen eine Koalitionsregierung mit den aufständischen Roten Khmer aus.
Obwohl Sihanouk in der Vergangenheit Rücktrittsankündigungen mehrfach nach kurzer Zeit widerrufen hatte, hat nach Ansicht politischer Beobachter der ohnehin gefährdete Friedensprozeß nun einen neuen Tiefpunkt erreicht. "Ich verzichte endgültig darauf, die Bildung einer nationalen Koalitionsregierung unter Beteiligung der Roten Khmer vorzuschlagen", heißt es in der Presseerklärung Sihanouks, der sich seit Dienstag in seiner Pekinger Residenz aufhält.
Der Politiker äußert sich enttäuscht über den Einsatz der UN in Kambodscha und kündigte an, er werde "nicht als Kandidat" für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zur Verfügung stehen. Er werde als Staatschef zurücktreten.
Die kommunistischen Roten Khmer, unter deren Schreckensherrschaft in den 70er Jahren mehr als eine Million Kambodschaner umgebracht wurden, verweigern sich seit Wochen dem 1991 in Paris begonnenen Friedensprozeß und haben statt dessen die kambodschanischen Regierungstruppen in neue Kämpfe verwickelt. Sihanouk erklärte nun, er werde die von Vietnam unterstützte Regierung unter Ministerpräsident Hun Sen und die Roten Khmer "selbst über Frieden oder Krieg entscheiden" lassen. Er sei "müde" und selber ein Opfer der aufständischen Roten Khmer, auch wenn er früher mit ihnen zusammengearbeitet habe.
Damit wächst der Druck auf die UN- Truppen, deren beschränktes Mandat bisher eine wirkungsvolle Überwachung des Waffenstillstands verhindert hat.
GELNHAUSEN. In diesem Jahr wird zum ersten Mal der Johann-Jacob- Christoph von Grimmelshausen-Preis vergeben.
Als Stifter für den auf Initiative von Bürgermeister Jürgen Michaelis ausgelobten Preis haben sich die "Grimmelshausen"-Städte Gelnhausen und Renchen sowie die Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg zusammengefunden und bringen die 20 000 Mark Preisgeld zu gleichen Teilen auf.
Mit dem Grimmelshausen-Preis soll "eine Autorin oder ein Autor ausgezeichnet werden, die oder der in den vorausgegangenen sechs Jahren durch ein in selbständiger Druckform erschienenes erzählerisches Werk einen bemerkenswerten Beitrag zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geleistet hat".
Eine Bewerbung um den Preis ist nicht möglich. Der Preis ist nicht teilbar und wird alle zwei Jahre verliehen, abwechselnd in Renchen und Gelnhausen. In Renchen lebte der berühmte deutsche Barockschriftsteller von 1667 bis zu seinem Tod im Jahr 1676 als Schultheis.
Gelnhausen kann sich rühmen, die Geburtsstadt des Verfassers des "Simplicissimus" zu sein. Irgendwann zwischen den Jahren 1621 und 1625 wurde der Literat hier geboren. Er verbrachte seine Jugendzeit in der Barbarossastadt bis zu ihrer Zerstörung im 30jährigen Krieg im Jahr 1634.
Für den Gelnhäuser Bürgermeister Jürgen Michaelis ist bei dem Preis neben der Stadtwerbung ein ebenso wichtiges Ziel, auf das Werk Grimmelshausens hinzuweisen. "Ich sehe nicht ein", engagiert sich der Rathauschef, "daß in China und Japan der Grimmelshausen bekannter ist als teilweise in Deutschland."
Das Preisgericht tritt zum ersten Mal am 24. März in Renchen zusammen. Es besteht aus drei Persönlichkeiten des literarischen Lebens, die von den Stiftern gemeinsam bestellt werden und sechs Jahre amtieren sollen.
Die Bürgermeister der beiden Städte und die Literaturreferenten der beiden Länder gehören der Jury ohne Stimmrecht an.
Der Preis wird am Samstag nach dem Sterbetag Grimmelshausens, dem 17. August, abwechselnd in Renchen und Gelnhausen vom jeweiligen Bürgermeister während einer öffentlichen Feier überreicht, erstmals in diesem Jahr in Renchen. lex
Rund um das Alte Rathaus Bad Vilbel
Kinderkleiderbasar BAD VILBEL. Einen Kinderkleiderbasar veranstaltet die Evangelische Heilig- Geist-Gemeinde am Samstag, 13. März, von 14 bis 15.30 Uhr im Gemeindesaal. Angeboten werden guterhaltene Spielsachen und Babyzubehör sowie Frühjahrs- und Sommerbekleidung, aber keine Schuhe. Wer am Verkauf interessiert ist, meldet sich unter der Telefonnummer 06101/8 32 76.
Österliches Basteln BAD VILBEL. Österliches Basteln für jung und alt wird am Dienstag, 23. März, von 14 bis 16 Uhr in der Kindertagesstätte Elisabethenstraße angeboten. Anmeldungen nimmt Frau Schilder im Rathaus unter der Telefonnummer 602-309 ab Dienstag, 9. März, entgegen.
Vernissage im "Dominique" BAD VILBEL. Zu einer Vernissage mit Ölbildern der Karbener Malerin Angelika Bindemann lädt Dominique ins gleichnamige Café in der Alten Mühle für Dienstag, 9. März, ab 19 Uhr, ein.
"Glossop-Bad Vilbel" tagt BAD VILBEL. Der Partnerschaftsverein Glossop-Bad Vilbel kündigt die ordentliche Mitgliederversammlung für Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg an. Es werden die Aktivitäten des vergangenen Jahres und die Planung für dieses und die folgenden Jahre besprochen.
Partnerschaftsnachmittag BAD VILBEL. Zu einem Partnerschaftsnachmittag mit Kaffee und Kuchen lädt die Evangelische Christuskirche am Sonntag, 7. März, um 15 Uhr in den Gemeindesaal Grüner Weg ein. Pfarrer Hans Siebert berichtet mit Dias von seiner Reise, die er im Januar der Partnerkirche in Südindien abgestattet hat. Über die Schwester von Pfarrer Siebert war die Verbindung zu lutherischen Christen in Südindien zustande gekommen.
Schachfreunde mit Sitzung BAD VILBEL. Der Verein der Bad Vilbeler Schachfreunde lädt zur Jahreshauptversammlung am Dienstag, 30. März, um 20 Uhr in das Kurhaus ein. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Neuwahl des Vorstandes. Der Schlußtermin für Anträge ist Montag, 22. März, bei einem Vorstandsmitglied oder der Vereinsgeschäftsstelle.
Seniorenurlaub in Wien BAD VILBEL. Einen Seniorenurlaub in Wien bietet die Stadtverwaltung vom 3. bis 9. Mai an. Es sind Ausflüge nach Baden, in die Wachau und zum Neusiedlersee sowie ein Dia- und ein Theaterabend vorgesehen. Die Teilnahme kostet knapp 800 Mark. Anmeldungen werden ab Dienstag, 16. März, im Rathaus entgegengenommen.Dortelweiler Feuerwehr tagt BAD VILBEL. Die Freiwillige Feuerwehr Dortelweil kündigt die Jahresversammlung für Freitag, 12. März, um 20 Uhr im Saalbau Steul an. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Hauptvorstandes und des Kerbeausschusses. Anträge sind bis Montag, 8. März, 18 Uhr, schriftlich beim Vorsitzenden Horst Klingenhöfer einzureichen. Seminar für Partnerschaft BAD VILBEL/KARBEN. Zu einem Seminar für Partnerschaft und Ehe lädt der katholische Pfarrverband Bad Vilbel-Karben am Samstag, 13. März, von 10 bis 17 Uhr in den Pfarrsaal St. Marien Dortelweil ein. Anmeldungen nimmt das katholische Pfarramt St. Nikolaus unter der Telefonnummer 06101/2458 entgegen. Die Kosten für Verpflegung betragen zehn Mark. "Sudetenbrunnen" soll sprudeln BAD VILBEL. Einen "Sudetenbrunnen" weiht der Siedlungsverein Heimat am Samstag, 3. April, um 15 Uhr auf dem Denkmalplatz ein. Der Zug Heilsberg der Freiwilligen Feuerwehr bietet Erbsensuppe aus der Feldküche an. Der Erlös der Veranstaltung ist für die Aktion der Feuerwehr für Tschernobyl-Kinder gedacht. Frohsinn mit Versammlung BAD VILBEL. Der Volkschor Frohsinn Massenheim veranstaltet die Jahresversammlung am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Gemeindezentrum Hainstraße. Anträge nimmt Ulrike Peters, Windecker Str. 9, bis Donnerstag, 11. März, entgegen. Fundsachen werden versteigert BAD VILBEL. Fundsachen versteigert das Ordnungsamt am Donnerstag, 18. März, von 13.15 bis 15 Uhr im neuen städtischen Betriebshof Dortelweil. Versteigert werden unter anderem 26 Damen- und Herrenfahrräder, ein Moped, drei Sporttaschen, sechs Uhren, Schmuck, ein Werkzeugkasten, vier Brillen und eine Leiter. Die ersteigerten Gegenstände werden nur gegen Bargeld abgegeben. Mobiler Häckseldienst BAD VILBEL. Über das Angebot eines mobilen Häckseldienstes informiert das Stadtbauamt am Montag, 15. März, um 19 Uhr im Kurhaus. Das Häckselmobil kann von Privatleuten geordert werden, um in der Nähe des Grundstücks Äste bis zu 10 Zentimeter Dicke zu zerkleinern. Das Mobil steht am Freitag, 26., und Samstag, 27. März, zur Verfügung und kann bis Dienstag, 23. März, unter der Telefonnummer 602285 bestellt werden. Pro angefangene halbe Stunde kostet das Mobil zehn Mark Miete. Es sollte eine Mindestmenge von drei Kubikmetern vorhanden sein. Das Gerät wird von dem beauftragten Unternehmen bedient. Zureicharbeiten sind erwünscht. Finkenweg für Autos gesperrt BAD VILBEL. Der Finkenweg wird von Montag, 8. März, bis Freitag, 16. April, wegen Kanalarbeiten ab Kreuzung "Zur schönen Aussicht" für Autos gesperrt, und zwar werktags jeweils von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr. hm
MOSKAU, 3. März (AP). Wegen eines Lecks im Kühlkreislauf ist der erste Reaktorblock des Atomkraftwerks Tschernobyl abgeschaltet worden. Wie der Sprecher der Anlage, Sergej Pawlowski, am Mittwoch mitteilte, wurde der Störfall bereits am Montag entdeckt. Da das Leck in einer Wasserpumpe des Reservekreislaufs aufgetreten sei, werde der Zwischenfall nicht als ernst eingestuft. Es sei keine Radioaktivität ausgetreten.
Die Regierung der Ukraine hat die Schließung der gesamten Anlage bis zum Jahresende angekündigt. Block vier, in dem sich 1986 das schwere Reaktorunglück ereignete, ist unter einem "Sarkophag" aus Stahl und Zement stillgelegt. Block zwei ging nach einem Brand vor zwei Jahren vom Netz. Die Blöcke eins und drei wurden wegen der Energiekrise in der Ukraine im Herbst 1992 wieder in Betrieb genommen.
KELSTERBACH. Über 250 Personen werden in diesem Jahr an Austauschaktivitäten zwischen Kelsterbach und seiner französischen Partnerstadt Baugé teilnehmen. Das ist ein Ergebnis der jüngsten Konsultationsgespräche.
Zum Austausch werden vom 23. März bis 2. April 21 französische Schüler und ein Lehrer in der Stadt weilen, ehe 15 Kelsterbacher vom 8. bis zum 18. Mai den Gegenbesuch antreten. Wie Klaus Hipper, stellvertretender Direktor der Gesamtschule, erklärte, hätten etliche Eltern beider Seiten Unterbringungsprobleme und könnten keinen Gast aufnehmen.
Der Schüleraustausch soll dennoch Jahr für Jahr laufen. Dagegen wurde angeregt, den Vereinsaustausch wegen der zum Teil erheblichen organisatorischen Probleme künftig nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. So konnten die Feuerwehr und auch die Fußballer der Viktoria für dieses Jahr keinen Termin mit ihren Partnern in Frankreich finden.
Vertreter beider Seiten lobten die Partnerschaft, die gut funktioniere. Nach Baugé fahren auch Anfang April 15 Freizeitsportler. Weitere 54 Personen des Volkschores wollen vom 14. bis 16. Mai in die Provinz Maine et Loire reisen. Vierzig Mitglieder des Tischtennisclubs haben das gleiche Ziel für den 4. und 5. September fixiert.
Die meisten Gäste erwartet die Musikschule, die vom 27. bis 30. August mit etwa siebzig Mitgliedern der "Les cadets des baugeois" rechnet. Weitere Besucher kommen dann zur Gewerbeschau im Oktober nach Kelsterbach. lis
Auf einen Blick
Was denken die "Leute auf Straße" über die Wahlwerbung? Ein nicht repräsentatives Umfrageergebnis.
Seite III
Das Team ist komplett: Inge Roth wurde gestern als neue Jugendpflegerin im Jukuz Karben vorgestellt
Seite VI
Pfadfinder bringen die Geschichte der Petterweiler Husaren als Theaterstück auf die Bühne.
Kulturspiegel Wetterau: Madeleine Dietz kombiniert in Friedberg Stahl und Erde als Symbole für das Verhältnis zwischen Zivilisation und Natur.
Rhein-Main-Seite: Waren und Service im Angebot: Tante-Emma-Laden auf Rädern
Was Patrick diesen Samstagnachmittag machen wird? Keine Ahnung. Fest steht, was Patrick diesen Samstagnachmittag nicht machen wird. "Mein Kind", sagt der Vater, Ian Marsh, "spielt nicht in Griesheim Fußball." Das sähe der Spielplan für den sechs- bis achtjährigen Nachwuchs des PSV Blau-Gelb eigentlich vor. Doch auf Patrick wird die F-Jugend im Spiel bei der SG Griesheim auf jeden Fall verzichten müssen, denn "seine Gesundheit", sagt Marsh, "ist wichtiger als zwei Punkte." Und die Gesundheit der Kinder, befürchtet Marsh, wäre gefährdet, nachdem bekanntermaßen bei dem Unfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG krebserregende Chemikalien (o-Nitroanisol) freigesetzt wurden.
Das, denkt Horst Zeiser, werden wahrscheinlich andere Eltern ähnlich sehen. "Und ich kann das ja auch verstehen." Zeiser ist Fußballwart des Main-Taunus- Kreises, und als solcher hat er es dieser Tage statt mit Spielberichten mit Gutachten zu tun. Schwanheim, das am meisten von dem Unfall betroffen ist, gehört zum Fußballkreis Main-Taunus.
Gespielt worden ist seit dem Unfall vor zehn Tagen in Schwanheim nicht mehr, das wäre witterungsbedingt aber auch gar nicht möglich gewesen. Nun, wo die Sonne den Platz auftaut, folglich wieder an Training und Spiel zu denken ist, müssen sich die Veranwortlichen Gedanken machen, ob auch gespielt werden soll. "Zunächst einmal gehe ich davon aus, daß gespielt wird", sagt Zeiser. TÜV und Gesundheitsamt haben per Telefax gestern bestätigt, daß der Platz am Schwanheimer Wasserwerk ebenso wie die Sportanlagen in Griesheim (an der Lärchen- und Eichenstraße) außerhalb der gefährdeten Zone läge. Von "einer Schadstoffbelastung ist deshalb nicht auszugehen", schreibt der TÜV.
Nur sind die Irritationen in der Bevölkerung so groß, daß emotionale Ängste das Vertrauen in sachliche Gutachten mindern. Vor allem die Gegner, aber "sicher auch einige Schwanheimer", glaubt Zeiser, werden in nächster Zeit nicht mehr am Wasserwerk spielen wollen. "Da fängt die Problematik an", sagt Zeiser, der sich fühlt, als säße er zwischen zwei Stühlen. "Einerseits kann objektiv betrachtet wohl gespielt werden, anderseits muß man für die Ängste, vor allem im Jugendbereich, Verständnis haben." Die ersten Jugendspiele will Zeiser abwarten, will sehen, ob Gegner nicht nach Schwanheim kommen, ob Jugendliche von Germania Schwanheim fernbleiben, und dann mit dem Kreis-Jugendwart Klaus Wiebe entscheiden, was zu tun ist. "Eventuell muß man die Spiele an einen anderen Ort verlegen", sagt Zeiser.
Vor ein paar Tagen hat Helmut Ries, der Trainer der F-Jugend des PSV Blau- Gelb in Griesheim angerufen. Es seien Messungen vorgenommen worden, das Fußballfeld sei nicht gefährdet, habe ihm der Platzwart mitgeteilt. Aber, sagt Ian Marsh, "ob die Kinder spielen, liegt an den Eltern und nicht am Platzwart". ror
BAD VILBEL. Eine zweiteilige Aluminiumleiter ließ ein Einbrecher zurück, als er bei seiner "Arbeit" an einem Wohnhaus in der Berliner Straße überrascht wurde und flüchtete.
Die Kriminalpolizei geht davon aus, daß die Leiter in der Nachbarschaft entwendet wurde. Bisher habe sich jedoch der Eigentümer des mißbrauchten Gerätes nicht gemeldet.
Die Alu-Leiter ist ausschiebbar auf zweimal drei Meter. Die Kripo fragt, wo eine solche vermißt wird. Hinweise werden unter Telefon 06 031/6010 erbeten. de
KRONBERG. Erster Stadtrat Karsten Stahlberg wehrt sich gegen Anschuldigungen der Firma Jung-Bauträger, der Magistrat würde den Baubeginn im Neubaugebiet "Zum Henker" mutwillig verschleppen. Bis zum Herbst 1993 werde die Stadt einen neuen Plan vorlegen, nachdem die Gerichte den früheren wegen eines Formfehlers gekippt hatten (die FR berichtete). Jung-Bauträger hat unterdessen zusätzlich zur ihrer Klage beim Verwaltungsgericht Frankfurt gegen die Stadtverwaltung nun auch beim Regierungspräsidenten in Darmstadt Dienstaufsichtsbeschwerden gegen den parteilosen Stahlberg und Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) eingereicht.
Stahlberg wies noch einmal darauf hin, daß dem früheren Magistrat der Fehler beim Bebauungsplan unterlaufen sei, was die derzeitige Stadtregierung nun auszubaden habe. Nach Rechtsauskunft des Hessischen Städte- und Gemeindetages sei der Plan aber "nicht mehr zu heilen" gewesen. Damit die Bagger am "Henker" anrücken können, werde mit Hochdruck am neuen Bebauungsplan gearbeitet.
Die Bad Homburger Jung-Bauträger GmbH erinnert Stahlberg, daß sie auf dem "Henker"-Areal "keinen Rechtsanspruch auf Bebaubarkeit" hätten: "Die haben schließlich hier bloß Äcker gekauft." Die Verzögerung bis zum Baubeginn sei bedauerlich, aber eben auch "unternehmerisches Risiko". Den Jung- Vorwurf, die Stadt habe ihn erst animiert, Land zu kaufen und lasse ihn nun hängen, weist Stahlberg zurück: "Dann soll er mal sagen, wer ihn animiert hat; wir waren das jedenfalls nicht." mak
Rom: Cervone - Aldair (88. Tempestilli) - Garzja, Benedetti, Bonacina - Piacentini, Häßler, Giannini, Mihajlovic - Carnevale (77. Muzzi), Rizzitelli.
Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Zorc, Rummenigge, Poschner, Kutowski - Povlsen (83. Sippel), Chapuisat.
Schiedsrichter: van der Ende (Niederlande).
Tor: 1:0 Mihajlovic (66.).
Zuschauer: 41 351.
Gelb-Rote Karte: Bonacina wegen wiederholten Foulspiels (78.).
Jorge Amorim de Campos ist ein höflicher Mensch. Dazu freundlich, zuvorkommend, überall akzeptiert und außerdem sehr zufrieden. Mit seinem Familienleben und seinem Beruf. Im wahrsten Sinne des Wortes mit Gott und der Welt.
Weltweit ist der Mann unter seinem Künstlernamen bekannt: Jorginho. Und wie bei vielen Stars der Fußball-Szene in seiner Heimat Brasilien erinnert seine Vita ein wenig an die Story des Tellerwäschers, der zum Millionär wurde. Geboren am 17. August 1964 in Guadalupe, einem Vorort von Rio, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf, so wie nach eigenem Bekunden eben "99 Prozent" seiner Landsleute leben. Sein Vater war Postangestellter, seine Mutter Hausfrau, er war das jüngste von sieben Kindern, einer seiner beiden Brüder Alkoholiker.
Was zunächst viele Jahre wie ein Fluch auf dem Hause Jorginho lastete und manche schlimme Szene zur Folge hatte, wurde auf Umwegen und im nachhinein zu einem Segen für die Familie. Just jener "Bruder Leichtfuß" bekehrte sich nämlich zum christlichen Glauben und es war für fast alle Angehörigen das Signal zum Abschied vom Macumba-Okkultimus. Sein ureigenes Gottes-Erlebnis datiert aus dem Jahre 1986, als nach einem Muskelfaserriß die Fortsetzung seiner Karriere in Frage stand, alle ärztliche Hilfe vergeblich schien und ihn nach dem ersten zaghaften Bibelstudium ein Pfarrer gesundbetete. Was hierzulande für viele sentimental klingt, wurde für Jorginho zum Wendepunkt seines Lebens. "Ich kann nicht meinen Mund halten und muß darüber sprechen, weil ich gern meinen Freunden und Bekannten helfen möchte, wenn sie irgendwelche Probleme haben", macht der Brasilianer aus seinem missionarischen Eifer keinen Hehl. Wurde er in Leverkusen von seinen Kollegen hie und da wegen dieser Nächstenliebe mitleidig belächelt, so hat er das in München bisher nicht festgestellt und es würde ihm auch nichts ausmachen. Das Etikett des "frommen Spinners", das ihm verpaßt werden könnte, ist das Risiko, das er durch seine Art förmlich sucht, wenn er etwa an alle Bundesliga-Kapitäne eine Bibel verteilt oder den Bayern- Kader in der übernächsten Woche zu einem Bibelkreis einladen will. "Ich möchte über meinen Glauben reden und mit diesem Angebot nichts erzwingen. Die einzige Gemeinsamkeit, die wir haben müssen, ist der Wille, den sportlichen Erfolg anzustreben", versichert der wegen seines Auftretens auf und außerhalb des Sportplatzes kürzlich von der FIFA mit der Fair-play-Trophäe ausgezeichnete Mittefeld-Akteur mit dem großen Kämpferherzen und den überdurchschnittlichen technischen Qualitäten.
Apropos sportlicher Erfolg: Für Jorginho wäre es ein Traum, nach dem Titelgewinn in seiner Heimat 1987 mit Flamengo demnächst die deutsche Meisterschaft feiern zu können. Der Optimismus des 50fachen Nationalspielers und Kapitäns der brasilianischen Nationalmannschaft, einer der perfektesten Fußballer, die es gibt, ist relativ groß. Für ihn, der 1989 von dem heute in Dortmund tätigen Michael Meier und dem noch immer für Leverkusen aktiven Reiner Calmund in die Bundesliga gelotst wurde, wäre das die Krönung aller Überlegungen, die ihn zum Wechsel an die Isar veranlaßten. Neben mehr Geld - ein Zehntel seines Verdienstes überweist er an seine Heimatgemeinde in Guadalupe - gab es viele Faktoren, die ihn reizten und sich eigentlich alle zu seiner Zufriedenheit entwickelten.
Am meisten "Spaß" macht ihm, daß er auswärts durchweg vor ausverkaufter und im Olympiastadion meist vor gut besuchter Kulisse spielen kann. Er, der mit Flamengo die Mehrzahl seiner Einsätze im stimmungsvollen Maracana-Stadion bestritt, konnte sich nie mit der selbst bei Schlagerspielen eher tristen Atmosphäre im Haberland-Stadion anfreunden. Und auch die Weltstadt München mit den vielfältigen Möglichkeiten zur Freizeit-Gestaltung, den bayerischen Seen und sogar dem einst ungeliebten Schnee vor der Haustür findet er wesentlich attraktiver als die Chemie-Stadt Leverkusen und deren Ambiente. All das, was Jorginho empfindet, drückt er in einem Satz aus: "Bei Bayer war ich für einige der Ausnahmespieler und hatte alle Freiheiten. Bei den Bayern bin ich nur einer unter vielen und habe zunächst meine taktische Aufgabe zu erfüllen. Mir ist es lieber, ich bin nicht der große Star und werde dafür deutscher Meister." HARALD STENGER
HOFHEIM. Nach einer mehr als zehnmonatigen Pause kann Hofheims Erster Stadt Dr. Roman Sartowski (FWG) wieder arbeiten - "aber nur stundenweise an Vormittagen", wie der 44jährige betont. Sartowski (Foto) war vom 19. April vergangenen Jahres an krankgeschrieben, weil er unter einer schweren arthritischen Krankheit leidet. Daß seine Rückkehr - seit Montag sitzt er wieder am Schreibtisch - in die Woche vor der Kommunalwahl fällt, sieht der Erste Stadtrat als Zufall. "Welche Vorteile sollte ich von diesem Zeitpunkt haben?" fragt er. Ausschlaggebend seien nur sein Gesundheitszustand und die vorsichtige Zustimmung des Arztes gewesen. "Ich gehöre nicht zu den Polit-Taktikern."
Die vergangenen Monate seien schwer gewesen, sagt Sartowski. Unter zahlreichen arthritischen Erkrankungen gehöre seine zu den aggressivsten. "Nicht nur Gelenke können sich entzünden und deformieren, sondern der gesamte Bewegungsapparat." Außerdem müsse er schwere Medikamente einnehmen. "Wie sich mein Gesundheitszustand entwikkelt, können auch die 20 Fachärzte nicht voraussagen, die ich konsultiert habe."
Nachzuholen und nachzulesen habe er nicht viel, meint der Erste Stadtrat. Er habe sich Post nach Hause schicken lassen und Zeitungen gelesen. "Ich bin zu 97 Prozent auf dem aktuellen Stand." Die drei ehrenamtlichen Stadträte, die Bürgermeister Rolf Felix (CDU) während Sartowskis Abwesenheit aus Personalnot zu Dezernenten ernannt hatte, sind von dieser Sonderaufgabe entbunden. Felix: "Es gilt wieder die alte Dezernatsverteilung." Um Sartowski zu entlasten, werden die Ehrenamtlichen repräsentative Aufgaben, vor allem an Abenden, aber auch weiterhin übernehmen.
Felix war überrascht, als Sartowski am Montag zur Arbeit kam. "Keiner im Haus wußte das", sagt er. Die beiden Hauptamtlichen gelten nicht als Freunde. pms
Herr Podien hat uns ein "Stimmungs- Potpourri" zusammengestellt. Die Ärmel hochgekrempelt, im Geist vier Takte eingezählt - dann geht die Post ab: "Schöne Maid", "Foxtrott (mit Solo in C)", schließlich der Schlager "Weltenbummler, sei zufrieden". Der ganze Caprifischer-Charme der frühen Republik entfaltet sich in Podiens beherztem Akkordeon-Spiel. Stimmung aber will nicht aufkommen: Die Stühle vor Podiens Podest bleiben leer am ersten Morgen der Musikmesse. Dabei sollte sein Instrument eigentlich besondere Beachtung erfahren. Eine Sonderschau in der "Galleria" präsentiert den "Messe-Schwerpunkt Akkordeon", samt einer kleinen Bühne und den zugehörigen Interpreten, Leuten wie Lothar Podien - ein Restposten an Idealismus inmitten des Mega-Kommerz-Rummels.
"Wir haben aufgehört, als die Beatles angefangen haben", sagt Podien über seine ehemalige Tanzkapelle. Dann war das Akkordeon plötzlich "out", und auch Herr Podien kaufte sich eine elektronische Orgel. Deren Nachfahren nehmen auf der Musikmesse inzwischen breitesten Raum ein: Keyboards für den Hausgebrauch, japanisch, praktisch, bunt. Billige Klimperkisten für den sogenannten "Consumer"-Markt; der Bodensatz der hochgerüsteten Musikelektronik.
Was für Podiens Generation Rudi- Schuricke-Schlager waren, ist für den heutigen Hobbypianisten der US-Mainstream-Disco-Sound. Zu dessen Reproduktion muß der Musiker freilich nicht mehr viel an Spielkunst investieren. "49 Tasten, 100 Rhythmen, 100 Sounds", bewirbt eine Firma ihr Vorzeigeprodukt. Diese Sorte programmierter Spieltechnik hat die musikalische Phantasie der Amateure ohrenscheinlich kaum beflügelt. Vieles klingt, als spiele da einer auf Flohwalzer-Niveau den Pop-Charts hinterher.
Genau einen Stock höher dürfen die Hobbyisten dann dem Bravour-Spiel der Profis lauschen. Die Spielkultur der Effekte erfährt hier höchste Weihen: Teuer eingekaufte Studio-Cracks - Gitarren- Heroen und Midi-Magier - demonstrieren das technisch Machbare - wie jedes Jahr: noch ein bißchen cleaner, perfekter und ein paar Grad kälter im Sound.
Die selbstverliebte Tasten- und Saiten- Akrobatik der Stars in ihren schallgedämpften Vorführkabinen hat dabei etwas rührend Anachronistisches. Denn nicht ihre Virtuosität oder die Qualität ihrer Instrumente wird hier zur Schau gestellt: Das eigentliche Angebot der Aussteller besteht vielmehr aus den digitalen Multi-Effektgeräten, die sich Rack um Rack auf der Messe hochstapeln; dank Midi-Technik läßt der Bassist nun Chöre oder Bläser-Sätze erklingen, kann der E- Gitarrist ein halbes Orchester (via Computer) dirigieren. Der Sound macht die Musik - nicht der Musiker.
Vielleicht ist es nicht ganz zufällig, daß der rührigste Akkordeon-Hersteller auf der Messe nicht aus USA oder Japan kommt: Die "Fertigungs-Gemeinschaft Klingenthal" stammt aus dem Vogtland, wo die Handwerkskunst des Harmonika- Baus geflegt wird - auch nach der Abwicklung über die "Treuhand". Herr Podien, und mit ihm der Rest der weltweiten "Akkordeon-Gemeinde", wird es den Ostdeutschen danken. two
DREIEICH. Rund 120 Mitarbeiter der Firma "digital" fanden sich gestern vormittag zum etwa einstündigen Warnstreik vor der Niederlassung in der Sprendlinger Robert-Bosch-Straße 5 ein. Damit protestierten sie gegen den bis Ende Juni geplanten bundesweiten Abbau von 450 Stellen in dem amerikanischen Konzern, der derzeit 4050 Mitarbeiter beschäftigt. Damit reagiere die Firma auf die Probleme in der Computerindustrie, so die Pressesprecherin des Unternehmens im Hauptsitz München, Theresa Wermelskirchen.
Nachdem die Firma 1991 bundesweit noch sechs Millionen Mark Gewinn gemacht hat, schlugen 1992 145 Millionen Mark Verlust zu Buche. Jetzt soll der Konzern umstrukturiert werden.
Wie viele von den 770 Beschäftigten im Werk Frankfurt, zu dem die beiden Niederlassungen in Dreieich gehören, gehen müssen, steht noch nicht fest. Der Vertrauenskörper der IG Metall, Gerd Jesse, spricht von 100 Stellen, Wermelskirchen will darüber noch keine zuverlässige Aussage treffen. So viel wie möglich solle, so Wermelskirchen, über Fluktuation und freiwillige Kündigungen erreicht werden. "Wir können nicht ausschließen, daß wir betriebsbedingt kündigen müssen."
Die Hauptforderung der Gewerkschafter ist der Abschluß eines Haustarifvertrages, den das Unternehmen jedoch rundweg ablehnt. "Schließlich haben wir deshalb eine Betriebsvereinbarung mit Sozialplan", das müsse genügen, meint Wermelskirchen. Den Gewerkschaftern reicht das nicht, sie möchten den Arbeitgeber mit einem solchen Abkommen "verpflichten, gewisse Regeln einzuhalten", so Jesse. fra
Frau geht vor - wo? Gleichberechtigt oder nicht: Das ist hier die Frage
"Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist zwar ein ehrenwertes Ziel, das aber auch in Deutschland noch nicht errreicht ist", meint eine 25jährige Sekretärin aus Butzbach. Ein Anfang sei immerhin gemacht, der Umbruch ziele in die richtige Richtung. Dennoch seien die Unterschiede nach wie vor krass, etwa im Berufsleben: "In Entscheidungspositionen sitzen fast nur Männer." Es werde zwar überall in Chancengleichheit gemacht, doch letztlich müßten Frauen geringere Verdienste in Kauf nehmen. Noch immer gebe es zu wenig "familienangepaßte Jobs". Ärgerlich findet es die gebürtige Polin, daß häufig Männer in Gremien sitzen, die über "Schicksale von Frauen entscheiden". Beispiel hier: das Gerangel um den Paragraphen 218. Das Motto des internationalen Frauentages findet die Sekretärin "ein bißchen kraß, aber nicht schlecht". Sei das Ziel Ausgleich gemeint, gehe es in Ordnung. Ansonsten meint sie: ",Frau geht vor&rquote; ist wiederum ungleich." Momentan aber gehe Mann vor, und man müsse die Frauen nach vorne ziehen. Der Kampf um Gleichberechtigung müsse konstant weiter geführt werden, ist sie überzeugt. "Entspannung würde Rückschritt bedeuten." Setzten Frauen in Sachen Emanzipation auch auf die Beteiligung von Männern, "würde es wohl kaum Veränderungen geben", meint die Frau realistisch, fände es aber wünschenswert, wenn Männer ihren Teil der Verantwortung trügen. Der läge etwa bei der Hälfte.
Ganz anders sieht eine 27jährige technische Angestellte der Stadt Friedberg die Lage. Sie hält Gleichberechtigung zwar "in gewissem Maß für gut", sie werde aber teilweise übertrieben. Die junge Frau empfindet sich nicht als benachteiligt und fragt sich, "ob es unbedingt nötig ist, daß eine Stadt eine Frauenbeauftragte hat". Schließlich seien wir schon so weit, "daß Mann sich wieder emanzipieren muß". Das Frauentagsmotto findet sie in der Konsequenz "nicht so gut" und meint, daß Gleichberechtigung Männer und Frauen "gleich betrifft".
Eine Schwangere meint auf die Frage "Fühlen Sie sich gleichberechtigt?": "Dazu kann ich nichts sagen." Sie habe sich darüber noch keine Gedanken gemacht.
"Die Situation der Frauen ist nicht gut", ist sich hingegen eine 84jährige Kreisbesucherin aus Berlin sicher. Aber es ist doch besser als früher? "Besser? Nein, um 200 Prozent schlechter", kontert die alte Dame. Die Politik tue viel zu wenig für Frauen.
"Eigentlich immer noch schlecht", fällt einer 32jährigen Selbständigen aus Bad Nauheim zur Situation von Frauen in der deutschen Gesellschaft ein. Beispiel: "Neulich habe ich mir ,Ehen vor Gericht&rquote; im Fernsehen angetan. Unglaublich und absolut ärgerlich, auf welch hohem Roß die Männer sitzen: Wenn Frauen sich einen Fehltritt leisten, werden sie gleich als Huren und Schlampen beschimpft. Ein Mann gilt dagegen als steiler Zahn." Typisch auch: Entweder gebe man sich als Frau als Aschenputtel, dann meinten die Männer "Die hat was im Kopf". Körperbetont gekleideten Frauen, die etwas Intelligentes sagen, werde hingegen unterstellt, "es auswendig gelernt oder irgendwo nachgelesen zu haben". Dennoch meint die Selbständige, daß die Frau von heute ein Motto wie "Frau geht vor" nicht mehr nötig habe. Alice Schwarzer fällt ihr dazu ein und daß ihre Parolen heute nicht mehr aktuell seien. Frauen hätten sich doch einen gewissen "Stand und Rang erarbeitet". Männer müßten sich bei bestimmten Frauen ja schon als "kleines Kuscheltier verkaufen, um an sie ranzukommen".
"Frauen in Deutschland geht es doch verdammt gut", urteilt eine 42jährige aus Altenstadt , die sich als Hausfrau "fast als Rarität" empfindet. "Sie haben soviele Freiheiten, nehmen sie aber oft gar nicht wahr. Fast keine Frau geht in die Politik." Mit dem Frauentagsleitwort ist sie ergo "nicht ganz glücklich". "Frauenvereine", in denen sich Frauen von Männern abschotteten, "liegen mir nicht". Schließlich seien Männer da, "um auch mit ihnen zu leben". Und Frauen, die wollten, könnten sich in unserer Gesellschaft "sehr gut verwirklichen, auch als Hausfrau". Die Emanzipation mache doch "ganz gewaltige Fortschritte, zum Beispiel bei uns in Altenstadt: Frauen nehmen sich Rechte heraus, gehen allein weg. Sie fragen die Männer nicht mehr, diskutieren höchstens noch. Das war vor zehn oder 15 Jahren noch nicht so. Auch daß Frauen mit größeren Kindern sich ein neues Berufsbild machen, ist neu."
Eine 18jährige Steuergehilfin aus Friedberg hingegen meint, "das Motto ist gerechtfertigt, weil Frauen immer noch ein bißchen benachteiligt sind". Sie beläßt es bei der allgemeinen Feststellung.
Einer Mitvierzigerin fällt zu "Frau geht vor" nur die süffisant-provozierende Frage ein: "Wo?" mk
OFFENBACH. "Wir brauchen noch dringend mindestens 30 000 Mark, sonst müssen wir ab September rund hundert Kinder auf die Straße schicken", warnt Rektorin Inge Schmitt-Ciric. Die Humboldtschule, eine Grund- und Hauptschule am Rande der südlichen Innenstadt, betreut seit Jahren nachmittags die Kinder, verköstigt sie, macht ihnen Spielangebote, hilft bei den Hausaufgaben, gibt zusätzlichen Sprachunterricht und fördert so vor allem die Integration der ausländischen Kinder. "Durch unsere Arbeit, argumentiert die Rektorin, "spart die Stadt viele Hortplätze ein".
Es sind vornehmlich ausgebildete Sozialpädagogen, Lehrer, Kindergärtnerinnen, die auf Honorarbasis zu einem Stundenlohn von 15 Mark die Kinder betreuen. Weil sie, so berichtet die Rektorin, um die Finanznot der Stadt wissen, renovieren sie sogar in ihrer Freizeit kostenlos die Betreuungsräume.
Das nachmittägliche Betreuungsangebot wurde bislang vom Land Hessen mit 30 000 Mark und von der Stadt mit 70 000 Mark gefördert. Angesichts der Finanznot der Stadt reduzierten Magistrat und Stadtparlament im Haushaltsplan 1993 den städtischen Zuschuß um die Hälfte, wohl ohne sich der Konsequenzen bewußt zu sein. Der Schulelternbeirat und auch der Förderverein für die Ganztagsbetreuung sind sauer, weil das Geld hinten und vorne nicht für die Bezahlung der Betreuer reicht.
Daß die Ganztagsbetreuung aber weiter gehen muß, zumal überall jetzt in Hessen über die Einrichtung von betreuenden Schulen diskutiert und auf die guten Erfahrungen der Humboldtschule verwiesen wird, ist für Inge Schmitt-Ciric selbstverständlich. Zur Zeit melden die Eltern die Schulanfänger an. Dabei stellte die Rektorin mit Erschrecken fest, daß fast alle ausländischen Kinder noch nie einen Kindergarten besucht, also viel schlechtere Startbedingungen haben und auf die nachmittägliche Zusatzbetreuung angewiesen sind.
Die Gefahr, daß die Ganztagsbetreuung an der Humboldtschule aus Geldmangel eingestellt werden muß, sieht Schulamtsleiter Ernst Krause nicht. Die Schule habe rechtzeitig erfahren, wieviel Geld sie in diesem Jahr zu Verfügung hat: "Sie konnte sich also darauf einstellen."
"Mit 65 000 Mark kommen wir einfach nicht aus. Es kann doch nicht sein, daß wegen läppischer 30 000 Mark das ganze Projekt gefährdet wird", argumentiert Schmitt-Ciric.
Das meinen auch Stadtkämmerer Gerhard Grandke, SPD-Fraktionsgeschäftsführer Walter Noé und CDU-Stadtverordneter und Schulexperte Gerhard Länder, von der FR mit dem Problem konfrontiert. Bei den Beratungen über den Nachtragshaushalt sollen die 30 000 Mark gesucht werden, versprechen sie. Grandke sagt: "Die Budgets der einzelnen Dezernate stehen allerdings fest. Aber innerhalb der Ansätze kann jeder umschichten, wie er will." lz
MAINTAL. "Literatur ist das nur im weitesten Sinne, ich biete ein Zeitdokument. Es ist auch keine Biographie, sondern der Versuch, anhand von Einsatzplänen einen Teil der Geschichte zu illustrieren." Mit dieser Einschränkung begann Vera Wollenberger am Dienstagabend im historischen Rathaus Hochstadt die Lesung aus ihrem Buch "Virus der Heuchler - Innenansicht aus Stasi- Akten" (Elefanten Press Berlin). Mit der Veranstaltung wurden die Maintaler Literaturtage 1993 eröffnet, die unter dem Motto "Deutschland . . . grenzenlos begrenzt?" stehen und mit drei weiteren Lesungen fortgesetzt werden.
Sie hätte gerne auf diese Aufzeichnungen verzichtet, erklärte die Mutter von drei Kindern, deren Mann als Spitzel des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR enttarnt worden ist. Sie war eine der ersten, die im Januar 1992 Akteneinsicht genommen hat. Ein wichtiger Aspekt sei bisher nur am Rande geblieben, sagte die 41jährige Bundestagsabgeordnete (Bündnis 90/Grüne): "Was für eine Institution war das überhaupt? Heute sollte der Stolpe-Untersuchungsausschuß letztmals tagen. Bürgerrechtler sollten gehört werden. Bisher wurden ja fast nur Entlastungszeugen gehört. . ."
Seit dem spektakulären Auftritt Genschers Ende 1992 sei Brandenburgs Ministerpräsident Stolpe "wieder obenauf", stellte Wollenberger fest: "Einer der fatalsten Eindrücke durch die Auftritte hoher Politiker ist der, daß die Stasi eine Institution unter anderen gewesen sei, mit der man durchaus reden, verhandeln, leben konnte." Ganz zu Recht habe Bärbel Bohley wenige Stunden zuvor dem Untersuchungsausschuß die Akten von Stolpe nochmals überreicht und im Namen aller Bürgerrechtler die Aussage abgelehnt, knüpfte die Autorin an die Tagesaktualität an: "Die Rolle der Zersetzungs- und Operativpläne sind zu wenig beachtet worden, die Pläne der Zerstörung."
Im Westen sei zu wenig bekannt, daß es in der DDR seit Anfang der 80er Jahre eine offene Opposition gab, Friedensgruppen und andere. Vera Wollenberger, studierte Philosophin, Lektorin, Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften der DDR, von 1975 bis 1983 Mitglied der SED, war Mitbegründerin eines solchen Friedenskreises in Berlin-Pankow - schon 1981.
Die erste Akte über den Kreis wurde erst im Herbst 1982 angelegt. Wollenberger berichtet: "Von da an wurden im ,Operativvorgang (OV) Virus&rquote; Maßnahmepläne entworfen, Zersetzungsstrategien entwickelt und Berichte gesammelt. Im ,Eröffnungsbericht&rquote; wird angegeben, daß es sich um eine Gruppierung von etwa 30 Personen handelte, ,die sich kontinuierlich, planmäßig und koordiniert in kleinen Einzelgruppen oder als sogenannter Großer Friedenskreis treffen. Nur der gringere Teil der Mitglieder ist religiös gebunden&rquote;. In der Tat: In unserem Kreis waren Christen, Atheisten und (Noch)- Marxisten vertreten. Für manche stellte es anfangs ein Problem dar, sich nur in kirchlichen Räumen versammeln zu können. Umgekehrt war es für manche Christen ein Problem, in der Kirche mit Atheisten und Marxisten zusammenzuarbeiten."
Dieser äußere Zwang habe sich indes als ausgezeichnete Schule der Toleranz erwiesen. "Wir lernten nicht nur die Meinung des anderen zu ertragen, sondern als gleichwertig zu akzeptieren." Beim intensiven Umgang mit Andersdenkenden habe sich der Kreis von manchen ideologischen Zwängen befreien können. . .
Was Vera Wollenberger im folgenden auf rund 150 Seiten distanziert und zuweilen mit sanftem Humor schildert, knapp illustriert mit einigen Faksimiles von MfS-Akten, ist auch die atemberaubende Leidensgeschichte einer Frau, die auch noch nach dem Zusammenbruch des totalitären Systems an die Möglichkeit einer "demokratisierten DDR" geglaubt hat. Sie berichtet von ihren Erfahrungen und spiegelt sie in den Berichten der Akten, um nachzuweisen, "daß die Stasi nicht irgendeine Organisation war, sondern eine Organisation mit krimineller Energie" - zudem der größte Arbeitgeber der DDR.
Insgesamt 49 "Inoffizielle Mitarbeiter" (IM) des MfS hat Wollenberger in ihren Akten identifiziert, die in rund einer Dekade mit ihr beziehungsweise ihrem Kreis "beschäftigt" waren, hauptamtliche IM "im besonderen Einsatz", solche "der Abwehr mit Feindverbindung beziehungsweise zur unmittelbaren Bearbeitung in Verdacht der Feindtätigkeit stehende Personen" und solche "zur politisch-ideologischen Durchdringung und Sicherung der Verantwortungsbereiche".
Sie erzählt von ihrem Berufsverbot (ab 1983), wodurch sie "die erste vom Staat bezahlte unabhängige Friedensaktivistin" wurde, schildert die Charaktere der Spitzel (neun von zehn waren männlich) und weist nach, daß sie keineswegs "nur auf Weisung", sondern durchaus auch eigenverantwortlich gearbeitet haben. Und schließlich räumt sie auch mit der Legende auf, die Mehrheit der Spitzel sei erpreßt worden: "Die meisten waren freiwillig und mit Überzeugung dabei."
Schließlich durchlöchert Wollenberger auch den Mythos der Allmacht und Allwissenheit des MfS und resümiert einige aus heutiger Sicht eher komisch wirkende Pannen: "Durch die mangelnde Effektivität des gigantischen und deshalb wohl auch schwerfälligen Partei- und Sicherheitsapparates ist uns also manches erspart geblieben."
Wollenberger bedauert sehr, "daß die Rolle der Kirche in der DDR durch die Rolle von Stolpe so in Mißkredit geraten ist", und stellt bei aller Kritik, die man zu Recht am Verhalten der Kirchenleitung und etlicher Kirchenfunktionäre in bestimmten Situationen üben könne, fest: "Die unabhängige Friedens- und Umweltbewegung der DDR wäre ohne das schützende Dach der Kirche undenkbar gewesen."
Sie hat "kein Interesse an IM-Jagd, abgesehen von Leuten in Schlüsselpositionen, die Opfer sind mir wichtiger, und besonders die frühen Opfer sind übel dran." Sie wundert sich, daß heute Stasi-Leute zur Bewachung von Waffen- und Munitionsdepots eingesetzt werden.
Sie erinnert, daß die DDR schon 1983 pleite gewesen und nur mit westlichen Krediten über Wasser gehalten worden sei: "Fast die Hälfte davon ist in die Stasi geflossen. Aber darüber will hier wohl niemand sprechen."
Mit straffer Verwaltung mehr Leistung Bad Homburger Firma untersucht Organisationsstrukturen im Landratsamt Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Bad Homburger Firma hat den Zuschlag für eine millionenschwere Organisationsuntersuchung erhalten, mit deren Hilfe Arbeitsabläufe in der Main-Kinzig-Verwaltung mit ihren knapp 1500 Bediensteten gestrafft werden sollen. Der Vorstoß des Kreises ist auf große Resonanz gestoßen und hat bundesweit Beachtung gefunden, da eine solche Expertise mit dieser Zielsetzung bislang noch in keinem deutschen Landratsamt unternommen worden sein soll. Die Hauptverwaltung der Gewerkschaft ÖTV wird das Projekt wissenschaftlich begleiten. Auf die Ausschreibung hin gingen insgesamt 42 Offerten ein. Landrat Karl Eyerkaufer begründete die Auftragsvergabe gestern so: "Wir waren äußerst bemüht, unter den Angeboten das Unternehmen auszusuchen, das am ehesten Gewähr bietet, die in unserem Haus entwickelten Vorstellungen sachkompetent umsetzen zu können." Dabei schwebt den Verantwortlichen im Landratsamt vor, der Verwaltung nicht ein fertiges Konzept überzustülpen, sondern durch intensive Beteiligung möglichst vieler eine maßgeschneiderte, entwicklungsfähige Struktur zu schaffen. Eyerkaufer: "Wir müssen künftig mit einer schlankeren Verwaltung mehr Arbeit bewältigen." Die dafür nötige Steigerung der Produktivität könne aber nicht gegen das Personal erreicht werden. Das heißt: Motivationsschub durch bessere berufliche Perspektiven, verbunden mit der "Einführung betriebswirtschaftlicher Denk- und Handlungsmethoden".
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten rauchten denn auch die Köpfe, saß eine Arbeitsgruppe zusammen und brütete ihre Vorstellungen aus. Dabei wurde darauf geachtet, daß der eigentliche Adressat der Verwaltungsleistung, also der Bürger, nicht vergessen wird. Die Mitarbeiter des Organisationsamtes haben bereits zahlreiche Einladungen entgegengenommen, um in anderen Kreisverwaltungen ihre Vorstellungen zu erläutern. "Ich denke, daß wir spätestens in einem Jahr mit den dann bereits sichtbaren ersten Ergebnissen die große Neugier auch befriedigen können", zeigt sich Eyerkaufer zuversichtlich.
Das mit der Untersuchung beauftragte Bad Homburger Unternehmen wird sich mit Strukturen und Prozessen der Verwaltung, den Kosten und "der Ressource Mensch" beschäftigen. Dabei geht es auch um die Erkenntnis, daß das Dienstleistungsdenken wächst und sich damit die Verwaltung mit neuen Ansprüchen konfrontiert sieht. Als erster Untersuchungsschritt ist an eine Kundenbefragung gedacht. Über den Zeitraum einer Woche sollen ämterweise alle Besucher der Verwaltung über ihre Erwartungen, Vorstellungen und Kritik befragt werden. Eine schriftliche Umfrage in der gesamten Verwaltung und externe Interviews vervollständigen das Datenmaterial. Im nächsten Schritt sind dann Workshops geplant, in denen die Analyse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vordergrund steht. Das fließt wiederum in die direkte Untersuchung der einzelnen Verwaltungseinheiten ein.
Die Unternehmensberater arbeiten in allen Phasen nicht losgelöst von der Verwaltung. Ein gemeinsamer "Lenkungsausschuß" steuert das Vorhaben. Auf das, was nun bevorsteht, wurden Führungskräfte in der Verwaltung in Workshops bereits vorbereitet. Ein spezieller Arbeitskreis begleitet den strukturellen Umbau.
Was vom Landrat in höchsten Tönen als zukunftsweisend angepriesen wird, hat im Kreis, als die Pläne im vorigen Jahr bekannt wurden, unisono zu heftigen Vorwürfen von CDU, Grünen und FDP geführt. Die Kritik machte sich auch daran fest, daß Eyerkaufer die Verantwortung für die außerordentliche Stellenausweitung in den vergangenen Jahren in der Kreisverwaltung trage. Da war von "Treppenwitz" die Rede, weil zunächst der Personalbestand um mehr als 100 Mitarbeiter aufgestockt worden sei, um dann später über eine Untersuchung wieder Personal einzusparen.
HEUSENSTAMM. Gleich zweimal kurz hintereinander erwischte die Polizei am Dienstag einen 44jährigen Mann angetrunken am Steuer seines Fahrzeuges. Doch das war längst nicht alles: Wie sich später herausstellte, besitzt der Mann keinen Führerschein. Zeugen hatten die Polizei davon verständigt, daß der 44jährige offensichtlich angeheitert durch die Leibnizstraße kurve. Die Polizei konnte ihn gegen 19.30 Uhr aus dem Verkehr ziehen und ordnete eine Blutentnahme an.
Gegen 21.45 Uhr wurden die Beamten in den Leipziger Ring gerufen, weil dort ein Unbekannter an einer Wohnung Sturm geklingelt hatte und anschließend verschwunden war. Als sich die Beamten in der Nähe umschauten, entdeckten sie den 44jährigen, der auf einem Parkplatz rückwärts fuhr. Erneut aus dem Auto gezerrt, erklärte er, in der Zwischenzeit weitergetrunken zu haben. Zwei leere Bierflaschen im Auto waren der Beweis.
Also nahmen die Polizisten den Mann erneut zur Blutprobe mit. In der Hegelstraße gab er jedoch Fersengeld, freilich ohne mit dem Polizeihund "Satan" gerechnet zu haben. Der stoppte den Flüchtigen, der nach der zweiten Blutentnahme die Nacht in Polizeigewahrsam verbrachte. pmü
WETTERAUKREIS. Mit Genugtuung und Stolz nahm die komplette Kreisspitze mit Landrat Rolf Gnadl, Erster Kreisbeigeordneter Gila Gertz und Schuldezernent Joachim Pollmar die Bewertung des Projektes Frauen-Arbeit-Bildung durch die hessische Ministerin Heide Pfarr auf. "In jeder Weise mustergültig", urteilte sie über den Verein, in dem derzeit 14 langzeitarbeitslose Frauen eine Beschäftigung gefunden haben. In der Ernst-Ludwig-Schule und der Kaufmännischen Schule Bad Nauheim sah sich die Ministerin zwei der Arbeitsplätze an: Schulkioske, in denen statt Schokoriegel und Cola nahrhafte Brötchen und Säfte angeboten werden.
Der 1992 gegründete Verein Frauen-Arbeit-Bildung, der sich den Wiedereinstieg von Wetterauer Frauen in das Erwerbsleben zum Ziel gesetzt hat, wird zu einem Drittel mit Mitteln des Landesprogramms "Arbeit statt Sozialhilfe" gefördert. Unter fachkundiger Anleitung lernen die 14 Frauen die Bewirtschaftung der Schulkioske, erhalten über zwei Jahre Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungsmöglichkeiten, nehmen an Betriebsbesichtigungen und Praktika teil. Bezahlt werden sie nach der Gruppe II des Hessischen Lohntarifs, was etwa dem Einkommen eines Gemeindearbeiters mit Gesellenbrief entspricht. Bis auf eine Frau sind alle Beschäftigte im Projekt alleinerziehend, die Hälfte hat keine Berufsausbildung. Frauen also, die aufgrund ihrer persönlichen Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben.
"Harte Überzeugungsarbeit, um dem Projekt den politischen Boden zu ebnen", habe der Kreis für die Einrichtung des vom Frauenamt initiierten Projekts mit Sitz in Reichelsheim leisten müssen, betonte Landrat Gnadl beim Pressegespräch. Zustimmend war aber nicht nur die Rückmeldung aus Wiesbaden. "Aus Sicht der Schulen haben wir ein durchweg positives Echo", vermeldete Schuldezernent Pollmar und Frauenbeauftragte Birgit Simon wußte von zufriedenen Müttern zu berichten, die erfreut seien, daß ihre Kinder an den Schulen gesunde Nahrung angeboten bekämen. Die Kritiker des Projekts, vor allem die Mitbewerber um Zuschüsse vom Kreis wie das Apollo-Kino Altenstadt und der Naturkostladen Nidda (die FR berichtete) kamen an diesem Tag nicht zu Wort. Sie hatten auch um Gelder für die Einrichtung von Arbeitsplätzen für Frauen nachgesucht, waren jedoch leer ausgegangen.
Die Vereinsfrauen wollen mit dem Projekt nicht nur Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglichen, sondern auch die Idee des biologischen Anbaus und der Direktvermarktung unterstützen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Hierfür noch einmal das Urteil "mustergültig" von Heide Pfarr, die dem Verein in Aussicht stellen konnte, auch künftig mit Mitteln der Hessischen Landesregierung gefördert zu werden. Wie die Ministerin berichtete, beabsichtigt die hessische Landesregierung diese zukünftig sogar aufzustocken: Nach dem neuen Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" sollen bereits laufende Projekte statt mit einem Drittel zu 45 Prozent vom Land finanziert werden. cor
ZDF, ORF und SRG haben eine Bestandsgarantie für das gemeinsam veranstaltete Kulturprogramm 3sat abgegeben. Die Tatsache, daß ab der diesjährigen Funkausstellung in Berlin auch das Hauptprogramm des ZDF über den Satelliten Astra ausgestrahlt werden wird, bedeute nicht, daß 3sat als Satellitenangebot weniger wichtig werde, hob 3sat-Koordinator Walter Konrad bei der Jahrespressekonferenz in München hervor. Man werde sich noch stärker bemühen, ein alternatives Angebot auf den Bildschirm zu bringen, der Kultur im Fernsehen eine Chance zu geben.
3sat versteht sich als Programm des deutschen Sprach- und Kulturraums, das nicht nur auf die drei beteiligten Länder zielt, sondern auf ca. 140 Millionen Deutsch sprechende oder verstehende Zuschauer in ganz Europa bis hin nach Israel, wo es eine treue Fangemeinde gibt. Das Programm wird in vielen Ländern Osteuropas in den Kabelnetzen verbreitet, im Baltikum teilweise auch terrestrisch. "Wir wollen im Osten die Rolle der deutschen Sprache als lingua franca wiederbeleben, aktive Kulturarbeit leisten", so Konrad, unterstützt von seinen Kollegen Peter Zurek vom ORF und Luis Bollinger vom SRG. Gerade für Österreich und die Schweiz ist 3sat als Schaufenster ihrer Fernsehleistungen wichtig.
3sat setzt Schwerpunkte in den Bereichen Theater, Kleinkunst, Musik, Dokumentarfilm und beim cineastischen Spielfilm. So laufen im März/April beispielsweise eine Retrospektive mit Werken des Regisseurs und Autors Gottfried Reinhardt (u. a. "Stadt ohne Mitleid") und eine Bette-Davis-Filmreihe. Gut ein Viertel des 3sat-Angebotes sind Eigenproduktionen. Ein Höhepunkt des Musikangebotes wird am 11. März die Live-Übertragung des Festkonzertes "250 Jahre Gewandhausorchester" aus Leipzig sein.
Die SRG steuert als Langzeitreportage im April "Live im Gefängnis - Ein Tag in einer geschlossenen Strafanstalt" bei und engagiert sich mit HR beim "II. Frankfurter Sonoptikum" in der Alten Oper. Das ORF nimmt das Metropolen- Magazin "Inter-City" wieder auf, zum Kennenlernen geht es nach Warschau, Laibach, Pressburg, Prag und St. Petersburg. Bereits Tradition haben die Übertragungen vom Ingeborg-Bachmann- Preis in Klagenfurt, vom internationalen 3sat-Kleinkunstfestival "Mund-Art" und von der Frankfurter Buchmesse. Neu im Programm sind das wöchentliche Wagnis "Lyrik für alle" und der anspruchsvolle Kinofilm, zuschauerfreundlich montags um acht. SISSI PITZER
Helmut Würl heute in Steinheim HANAU. Hanaus Bürgerbeauftragter Helmut Würl ist am heutigen Donnerstag, 4. März, von 16 bis 18 Uhr in der Verwaltungsstelle Steinheim zu sprechen. Ebenfalls zu diesen Zeiten ist er am Montag, 8. März in Wolfgang in der Verwaltungsstelle anzutreffen, am 15. März in Mittelbuchen, am 16. März in Großauheim und am 18. März nochmals in Steinheim.Frauen nehmen ihre Stadt unter die Lupe
DIETZENBACH. "Lila Montag" haben die Frauen in ganz Hessen diesmal den 8. März getauft - den internationalen Frauentag, den sie seit Jahrzehnten feiern. Sie wollen an diesem Tag ihre Arbeit, ihre Leistungen und Forderungen sichtbar machen.
In Dietzenbach lädt die Frauenbeauftragte Ute Beuster zu einer Aktion mit Musik ein. "Frauen nehmen ,ihre&rquote; Stadt unter die Lupe - Frauenalltag in der Stadt" ist Motto des Treffens im Bürgerhaus. Der Beginn der Veranstaltung ist für 19 Uhr vorgesehen.
Eröffnet wird das Meeting mit einem gemeinsamen Essen, zu dem die Teilnehmerinnen einen kleinen kulinarischen Beitrag liefern und auch Teller plus Besteck mitbringen sollten. Musikalisch begleitet wird der Erfahrungsaustausch durch die Sängerin Gina Livingston, die zu ihren selbstgetexteten Liedern Gitarre spielt.
"Erfahrungsgemäß verbringen Frauen - insbesondere, wenn sie nicht erwerbstätig sind - viel Zeit in der Stadt, in der sie leben", stellt die Dietzenbacher Frauenbeauftragte fest. "Dadurch erfahren sie Vorzüge und Unzulänglichkeiten ihrer Umgebung oftmals intensiver als Männer." Was sie erlebt haben, können sie am 8. März loswerden.
Die Teilnehmerinnen haben die Möglichkeit, sich am Montag zu Themen wie Fuß- und Radwege, Sicherheit, Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, Wohnumfeld, Kinderbetreuung und Freizeitangebote äußern. Alle Beiträge und Ideen der Frauen werden gesammelt und sollen dann gemeinsam aufbereitet werden. hf
Wohl kaum ein Gegenwartsdrama der vergangenen Jahre wenn nicht Jahrzehnte dürfte eine vergleichbare Erfolgsbilanz aufweisen können und auf Anhieb so häufig nachgespielt worden sein wie Ariel Dorfmans "Der Tod und das Mädchen". Der Verlust, den die Uraufführungs-Produktion in seiner Heimat, am "Originalschauplatz" gewissermaßen, dem chilenischen Autor brachte, wird inzwischen längst ausgeglichen sein. Allein etwa vierzig Bühnen des deutschsprachigen Raums haben diese szenische Vergangenheitsbewältigung auf den Spielplan der laufenden Saison gesetzt. Im Rhein-Main-Gebiet, in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt ist das Kammerspiel von Schuld und erzwungener Sühne gleich viermal zu sehen, ab kommender Woche sogar in der englischen Fassung in Judith Rosenbauers English Theater.
"Wenn man die Vergangenheit leugnet, wird sie einen geisterhaft heimsuchen", warnte Dorfman in einem vielzitierten Interview vor einer Vernachlässigung des Großreinemachens im Haushalt der eigenen Geschichte. Ist derzeit also Trauerarbeit angesagt, auf der Bühne wenigstens, oder basiert der Erfolg nicht zuletzt auch auf der bis zur Broadway-Tauglichkeit geschickt auskalkulierten Mischung von Politthriller und Psychodrama?
Das Drei-Personen-Stück birgt jedenfalls genügend Spannungsmomente vor dem Hintergrund einer aktuellen Thematik und erfordert zudem nur einen relativ geringen szenischen Aufwand. Doch wird der Spareffekt nicht allein Grund dafür gewesen sein, daß sich Boris von Emdé für den "Tod und das Mädchen" als vorläufig letzte Produktion seines Goethe- Theaters im Haus in der Leipziger Straße entschieden hat. Aufgrund zu geringer Zuwendung durch die Stadt, die sich seinen Eingaben gegenüber zugeknöpft zeigte, sieht er sich außerstande, das Theater im Saisonbetrieb weiterzuführen.
Von einem Abgrund anderer Art handelt das Stück. Einem Folteropfer der Pinochet-Diktatur fällt nach Jahren der "mutmaßliche" Peiniger von einst in die Hände. Paulina Salas, der solch Gelegenheit zur Privatrache widerfährt, ist ausgerechnet mit einem Repräsentanten des jungen Rechtsstaats verheiratet, der eben zum Vorsitzenden einer Kommission zur Aufdeckung vergangener Regierungskriminalität berufen wurde. Eine ausgeklügelte Konstruktion, institutionalisierte Gerechtigkeit hat es mit einem Versuch der Selbstjustiz zu tun, die den Betrachter nicht unbeteiligt, ihn "klammheimlich" Partei ergreifen läßt für das ungesetzliche Tun der geschundenen Kreatur. Paulina erkennt in dem zufällig auftauchenden Arzt Roberto Miranda den geilen Folterknecht, legt ihn gegen den Willen ihres Mannes Gerardo in Ketten und erpreßt ihm ein Geständnisprotokoll ab.
Ungewißheit kennzeichnet das Stück, Paulina erkennt den Arzt nur anhand von Stimme und Körpergeruch; ob sie den alles Leugnenden am Ende hinrichtet, bleibt offen. Doch die Ungewißheit ist die einer unsicheren Demokratie, die ihren Konsens erst noch erarbeiten muß.
In Boris von Emdés Inszenierung ist die Normalität schlechthin der Wackelkandidat. Das Vorspiel vor dem Abgrund zeigt eine Ehe von biederer Gediegenheit, fast langweilig schon, dem etwas glatten, etwas geschwätzigen Anwalt Gerardo (Arne Fuhrmann), der es ja zu etwas gebracht hat, zuzusehen oder seinem braven Weibchen, eben der Frau an seiner Seite. Wie brüchig diese Oberfläche jedoch ist, welche Deformationen jahrelange Unterdrückung bewirken können, verdeutlicht eindringlich, mit schroffen Übergängen, Sigrid Stoetz in der Rolle der Paulina. Sie wird zum tobenden Racheengel, in emotionalem Aufruhr dennoch kühl und abgeklärt handelnd, die Mitspieler zu Marionetten ihres Willens degradierend.
Wenig geheimnisvoll allerdings, und damit zu vordergründig angelegt, erscheint Heino Wolters in der Rolle des ehemaligen Folterarztes. Ein von Anfang an unangenehm jovialer Zeitgenosse, fies und feist-polternd, Stammtisch auf etwas gehobenem Niveau, eindeutig charakterlos und schon deshalb unglaubwürdig bei seinen Unschuldsbeteuerungen. Immerhin zeigt auch er sich zur Wandlung fähig, ist mal aufbrausender Herrenmensch, mal winselnder Feigling. In diesem Reichtum an Kontrasten liegt die Stärke, zugleich aber auch eine Schwäche von Emdés Inszenierung. Sie orientiert sich fast ein wenig ängstlich am Text, der nahezu vollständig vorgetragen wird, daher gelegentlich wie vom Blatt gespielt wirkt. (Vorstellungen täglich außer Montag und Dienstag 20.30 Uhr im Goethe-Theater, Leipziger Straße 36.)
MICHAEL GRUS
WIRTSCHAFT 11
Der 7. kombinierte Mannschaftswettkampf der Reiter aus Hessen-Nassau wird am Sonntag (ab 9,00 Uhr) durchgeführt. Zu den Spring- und Dressurübungen der Klasse A haben sich 14 Mannschaften gemeldet.Das Turnier, das unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Welteke steht, findet zum dritten Mal auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins St.Georg in Oberursel-Bommersheim statt. Am 7.März beginnen die Prüfungen um 10,00 Uhr und werden durch eine Schaunummer von Nadine Krug bereichert. Der Eintritt ist bei beiden Prüfungen frei. af
Parteien + Wähler
Grüne stellen sich vor KRONBERG. Die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen stellen sich und ihr Programm am Freitag, 5. März, in der Stadthalle vor. Beginn: 20 Uhr. Infostand STEINBACH. Die CDU steht am Samstag, 6. März, von 9 bis 12 Uhr gegenüber dem Ladenzentrum am Hessenring. Einen Fahrdienst für die Wahl bietet Johannes Sendler, Tel. 7 99 67, an. Infos und Musik STEINBACH. Fetzige Live-Musik bietet die SPD am Samstag, 6. März, von 9 bis 11 Uhr an ihrem Info-Stand auf dem Pijnacker-Platz. Anschließend Spaziergang durch Steinbach mit den Kandidaten.SPD-Wahlparties OBERURSEL / STEINBACH. Der SPD- Ortsverein Oberursel feiert am Sonntag, 7. März, ab 19 Uhr im Foyer der Stadthalle eine Wahlparty. Die Steinbacher Sozialdemokraten laden ab 19.30 Uhr ins Hotel-Restaurant "Zum Brunnen" in der Bahnstraße 7 ein.
600 Briefwähler weniger als vor vier Jahren in Bad Homburg lassen eine niedrige Wahlbeteiligung befürchten Vier Kreuze werden verlangt Letzte Frist für Briefwahl Von Stefan Kuhn HOCHTAUNUSKREIS. Rosa, weiß, grün, gelb - mit einem bunten Päckchen von bis zu vier Stimmzetteln können die Wählerinnen und Wähler am Sonntag für bunte Parlamente sorgen. Für rund ein Zehntel von ihnen ist die Kommunalwahl allerdings schon vorbei: Sie haben bereits per Briefwahl abgestimmt. So haben bisher 1400 der rund 14 000 Kronberger und 3400 der gut 38 000 Bad Homburger Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen angefordert - Nachzügler können sie noch bis morgen abend erhalten. Vor vier Jahren wählten noch exakt 4008 Kurstädter per Post.
Derzeit 600 Briefwähler weniger als bei der vorigen Stadtparlamentswahl in Bad Homburg - die Zahlen sind ein erster Hinweis auf eine sinkende Wahlbeteiligung. Allerdings können sie sich noch gewaltig ändern: Bis zum morgigen Freitag, 18 Uhr, können die Briefwahlunterlagen noch in den Wahlämtern der Gemeinden in den Rathäusern abgeholt werden. Die Rathaus-Beschäftigten machen dafür Überstunden. Sie klären auch Zweifelsfälle, falls jemand noch keine Wahlbenachrichtigung erhalten hat, aber glaubt, wahlberechtigt zu sein.
Der Freitagabend-Termin gilt für alle, die voraussehbar aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres hohen Alters am Sonntag kein Wahllokal aufsuchen können. Falls jemand nachweislich danach plötzlich erkrankt, können die Unterlagen auch noch am Wahltag bis 15 Uhr in den Wahlämtern beantragt, ausgestellt und übergeben werden. Falls Briefwahl-Unterlagen von Vertretern abgeholt werden sollen, müssen die Wahlberechtigten diesen nicht nur den ordnungsgemäß unterschriebenen Antrag auf Briefwahl mitgeben, sondern auch eine Vollmacht, daß sie die Unterlagen in Empfang nehmen dürfen.
Schwierig wird es allmählich aber auch, die Stimmzettel der Briefwahl rechtzeitig wieder abzugeben. Bis 18 Uhr müssen sie am Sonntag, 7. März, bei den Briefwahlvorständen eingehen, sonst verfällt die Stimme.
In Steinbach beispielsweise läßt die Post ihre Briefkästen vor der Wahl das letzte Mal bereits am Samstag um 7.15 Uhr abfahren. Lediglich der Kasten an der Post selbst wird auch am Sonntag um 9.15 Uhr noch einmal geleert. Auch in den anderen Städten und Gemeinden können sich Briefwähler Briefkästen mit Sonntagsleerung suchen. Ein Abkommen zwischen der Post und den Wahlleitern garantiert laut Birgit Obalsky vom Bad Homburger Postamt, daß alle Briefwahl- Umschläge, die bei Briefkasten-Leerungen am Wahltag eingehen, auch bei der Stimmauszählung berücksichtigt werden können: Die Wahlleiter holen sie auf den Postämtern ab.
Wer ganz sicher gehen will, daß die Briefwahl-Stimmzettel pünktlich eintreffen, wirft sie selbst und direkt bei seinem Wahlamt im Rat- oder Stadthaus ein. Diesen Weg empfiehlt Rolf Riegel, Gemeindewahlleiter in Steinbach, "dringend".
Alle anderen Wählerinnen und Wähler, die ihre Stimme abgeben wollen, müssen am Sonntag, 7. März, zwischen 8 und 18 Uhr in das Wahllokal gehen, das auf ihrer Wahlbenachrichtigung vermerkt ist. Dort erwarten sie Wahlmaschinen oder - je nach Ort - drei oder vier Stimmzettel: Außer der Kür von Gemeindeparlamenten und Kreistag steht überall die Wahl der Vertreterversammlung des Umlandsverbands an, in den meisten Gemeinden sind zudem Ortsbeiräte zu wählen.
Auf den ersten drei Plätzen der Stimmzettel stehen überall SPD, CDU und Grüne. Auf Platz vier folgt außer in Grävenwiesbach, wo sie nicht antritt, die FDP. Diese Reihenfolge regelt sich nach der Stimmenzahl bei der Landtagswahl. Danach folgen auf den weißen Stimmzetteln für die Wahl der Gemeindeparlamente und den gelben für die Ortsbeiräte die örtlichen Wählergemeinschaften - falls in einer Gemeinde mehrere antreten, wurde ihre Reihenfolge ausgelost.
Auf den rosafarbenen Stimmzetteln für die Kreistagswahl stehen auf Platz fünf die "Unabhängigen Wähler im Taunus" (UBiT), auf Platz sechs die rechtsextremen "Republikaner" (REP) und auf Platz sieben die "Ökologisch-Demokratische Partei" (ÖDP).
BONN, 3. März. Gegen die Kürzungen der Sozialhilfe im Rahmen des "Föderalen Konsolidierungsprogramms" der Bundesregierung laufen die sozialen Organisationen weiter Sturm. Nach dem Bonner Regierungsentwurf soll die Erhöhung der Regelsätze der Sozialhilfe zum 1. Juli dieses Jahres auf zwei Prozent und in den beiden nächsten Jahren auf jeweils drei Prozent "gedeckelt" werden. Darüber hinaus müssen sich Haushalte mit mehr als drei Familienmitgliedern auf pauschale Kürzungen um fünf Prozent einstellen.
Sozialhilfeempfänger sollen auch zur Aufnahme einer Arbeit verpflichtet werden können. Die Arbeitspflicht gilt auch für Alleinerziehende mit Kindern, wenn das Kind älter als drei Jahre ist und in einer Tageseinrichtung betreut werden kann. Eine Arbeit muß vom Sozialhilfeempfänger auch dann angenommen werden, wenn sie nicht der früheren Tätigkeit entspricht, geringerwertig und der Beschäftigungsort weiter entfernt ist.
Deutscher Caritasverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband und das Diakonische Werk lehnen die schon am Mittwoch nächster Woche in erster Lesung im Bundestag zur Debatte stehenden Leistungskürzungen im Zusammenhang mit dem sogenannten Solidarpakt "mit aller Entschiedenheit" ab.
In einem Schreiben an die Bundestagsfraktionen und die Regierung gestand der Caritasverband am Mittwoch zwar zu, daß bei der gegenwärtigen ungünstigen Wirtschaftsentwicklung und der Haushaltslage eine Neuverteilung der Lasten notwendig sei. Die von der Regierung selbst gestellte Vorgabe der sozialen Ausgewogenheit werde jedoch keinesfalls erfüllt. Es gehe nicht an, daß schon Mitte dieses Jahres die Sozialhilfe und die Lohnersatzleistungen gekürzt würden, während Steuererhöhungen erst für 1995 vorgesehen seien. "Die vorgesehene Reduzierung der Möglichkeit einer steuerlichen Abschreibung von Bewirtungsspesen steht in keinem Vergleich zu einer Einschränkung des Existenzminimums", heißt es in dem Protestbrief.
Ferner macht der Caritasverband darauf aufmerksam, daß die Regelsätze der Sozialhilfe - besonders seit den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu den Steuerfreibeträgen - Bedeutung weit über die Sozialhilfe hinaus hätten. Er nannte die Steuerfreibeträge, den Selbstbehalt im Unterhaltsrecht, die Pfändungsfreigrenzen und das Pflegegeld in der Jugendhilfe. Die Ministerpräsidenten der Länder hätten 1990 nach zehnjähriger Vorarbeit zur Bemessung der Sozialhilfe ein Statistiksystem beschlossen, das den Abstand der Sozialhilfe zu den unteren Lohngruppen sicherstelle. Der willkürliche Eingriff durch eine "Deckelung" sei eine durch nichts zu rechtfertigende sozialpolitische Fehlleistung, schreibt Caritas. (Weiterer Bericht S. 4)
Festivaldirektor Michael Kötz hat es eiskalt erwischt - und das im sonnigen Burkina Faso. Dort ereilte ihn unerwartet die Kunde, daß sein "Kind", die zum "Internationalen Filmfestival Mannheim" mutierte Filmwoche, vor dem Aus steht. Hals über Kopf reiste er aus Afrika ab und durfte ohnmächtig miterleben, wie im Rahmen der Mannheimer Haushaltsdebatte um die Zuschüsse für das Festival gefeilscht wurde. Die Christdemokraten in der Arbeiterstadt wollten das zweitälteste Filmfestival Deutschlands über die Klinge springen lassen, um wenigstens ein kleines Loch im leeren Stadtsäckel zu stopfen.
Zwar konnte sich die CDU mit ihrer Forderung nach einer vollständigen Streichung der Haushaltsstelle nicht durchsetzen. Aber der Gemeinderatsbeschluß ist auch in der entschärften Version eine bittere Pille für das Festival. Von den bisherigen 400 000 Mark per anno wurde für diese Saison knapp ein Drittel gesperrt und für 1994 der gesamte Betrag. Eine Aufhebung dieser Haushaltssperre machen die Kommunalpolitiker davon abhängig, ob Kötz mittelfristig ein völlig neues Finanzierungskonzept vorlegen kann.
"Die Stadt riskiert ein Renommee, das sie durch nichts anderes bekommen kann", argumentiert der übertölpelte Festivaldirektor. "Je weiter man sich aus Deutschland entfernt, desto weniger fällt jemandem zu Mannheim noch etwas anderes ein als das Filmfestival." Die Ignoranz der Krämerseelen verachtend, muß er seine Hauptgeldgeber dennoch wie rohe Eier behandeln und mit Engelszungen beschwören. Denn Kötz weiß genau, daß das Mannheimer Filmfestival ohne die städtischen Zuschüsse (50 Prozent seines ohnehin mageren Gesamtetats) keine Überlebenschancen hat.
Gescheitert ist er in jedem Fall mit seinem Konzept vom "Festival where business does not come first" (Kötz). Ein Autorenfestival mit spröden "Independents" und einer Einbettung in anspruchsvolle Diskussionsforen kann er vergessen, wenn er das Heil im Sponsoring suchen muß. Im Gemeinderat war bereits offen von einem kommerziellen Fernsehkanal die Rede, der Interesse gezeigt habe.
Die Kötz-Gegner (von seiner Vorgängerin Fee Vaillant, mit der er sich bereits im ersten Kooperationsjahr überworfen hatte, bis zum Duisburger Dokumentarfilmfest, dem er den angestammten November-Termin streitig machte) erinnern sich voll Häme, wie Kötz im vergangenen November angesichts ausverkaufter Häuser und nur milder Kritikerschelte triumphiert hatte.
Doch vor dem Hintergrund der weiteren Mannheimer Sparbeschlüsse bleibt auch ihnen das Lachen im Halse stecken. Neben dem Festival muß auch das älteste Kommunale Kino Deutschlands bluten: Der Zuschuß für das "Cinema Quadrat" wurde um fast ein Viertel gekürzt. In Mannheim ist das bisherige Tabu gefallen, kulturelle Aushängeschilder zu opfern. SEBASTIAN HESSE
HOCHTAUNUSKREIS. Seine Fotografien zeugen nicht nur von einer selten gewordenen handwerklichen Perfektion, sie zeigen auch Motiv für Motiv die große Liebe zur Wahlheimat Hochtaunuskreis: Der umfangreiche Nachlaß des im Oktober 1990 gestorbenen Fotografen Wilfried Woscidlo wird dank einer Schenkung der Familie künftig im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises in Oberursel verwahrt. Landrat Jürgen Banzer und Maria Woscidlo, die Witwe des Fotografen, haben einen Schenkungsvertrag unterzeichnet.
Der Nachlaß "W. W.'s" wird im Kreisarchiv nicht nur verwahrt. Die Leiterin des Archivs, Kreisheimatpflegerin Angelika Baeumerth, wird die fotografischen Bestände aus über 20 Jahren in den nächsten Wochen sichten und ordnen. Da gibt es reichlich zu tun: 31 Ordner Negative, neun Kästen Groß- und Plattennegative, 52 Schuber Fotografien im Format 18 x 24 und 500 großformatige Fotos, außerdem Publikationen und Broschüren.
Vor allem aber wird der Hochtaunuskreis den Nachlaß Wilfried Woscidlos nach der Sichtung auch auswerten: Bei der Gestaltung des Hochtaunuskreis-Kalenders für 1994 sollen die Schätze erstmals gehoben werden. Auch eine Ausstellung ist geplant.
Wilfried Woscidlo hatte ein "reich erfülltes Fotografenleben", beschreibt seine Witwe Maria das Leben des Mannes, den sie 44 Jahre begleitet hat. Woscidlo (geboren 1905) war gelernter Feinmechaniker und Fernmeldetechniker und entdeckte mit Abschluß der Lehrzeit 1923 seine Liebe zur Fotografie. Erste Veröffentlichungen, unter anderem im Jahrbuch "Das deutsche Lichtbild", verbuchte Woscidlo 1931. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als fotografischer Kriegsberichter eingesetzt; zahlreiche Bilder erschienen seit 1980 in Dokumentationen der USA, Frankreichs und Großbritanniens. Die Aufnahmen sind heute im Besitz des Bundesarchivs in Koblenz.
Nach Kriegsende ließ sich Woscidlo in Frankfurt nieder. Vor der Handwerkskammer legte er seine Prüfung als Fotografenmeister ab, eröffnete ein Fotostudio, das sein Nachfolger Ingo Kilian heute noch betreibt. Seine Schwerpunkte waren Architektur, Industrie, Kunst und Kunsthandwerk; er war Vertragsfotograf für die evanglische Landeskirche, die Frankfurter Messegesellschaft und das städtische Bauamt.
Als er 65 wurde, zog sich das Ehepaar Woscidlo 1971 aus der Mainmetropole zurück, siedelte sich in Mauloff an. Maria Woscidlo: "Hier konnte er sich ganz der freien, gestalterischen Arbeit widmen".
Bis ins Alter von 85 Jahren war der auch ehrenamtlich in Berufsorganisationen tätige Mann mit der Kamera seiner fotografischen Arbeit zugetan. Landschaft und ihre Elemente begeisterten ihn. Daraus entstand das Bildarchiv, das jetzt an den Kreis überging. Wilfried Woscidlos Grab liegt auf dem kleinen Dorffriedhof von Mauloff. off
OTTAWA, 3. März (IPS). Kanada wird seine Entwicklungshilfe an 14 Länder Afrikas und Asiens einstellen. Wie ein Pressesprecher der Internationalen kanadischen Entwicklungsagentur (CIDA) der Dritte Welt-Nachrichtenagentur IPS jetzt mitteilte, werden darüber hinaus zwei Länder der Karibik, Guyana und Jamaika, im Haushaltsjahr 1993/94 drastische Kürzungen hinnehmen müssen. Die Staaten des ehemaligen Ostblocks hingegen sollen von Kanada statt bisher 100 Millionen US-Dollar künftig 147 Millionen Dollar erhalten
Generell plant die kanadische Regierung den Ausgabenposten Entwicklungshilfe in den kommenden beiden Jahren um jeweils zehn Prozent zu kürzen. Von der Einstellung der Hilfe sind sieben Länder Afrikas betroffen: Kenia, Äthiopien, Tansania, Madagaskar, Uganda, Ruanda und Burundi. In Asien werden Afghanistan, Birma, Bhutan, Kambodscha, Sri Lanka, Laos und die Malediven künftig auf jede Entwicklungshilfe aus Kanada verzichten müssen, erklärte der CIDA-Sprecher.
Auch die Beiträge Kanadas zu multilateralen Geberorganisationen sollen sinken, geht aus offiziellen Dokumenten hervor. Danach wird das Land seine Zahlungen an diese Finanzinstitutionen im kommenden Haushaltsjahr von 229 Millionen US-Dollar auf 161 Millionen Dollar reduzieren. Auslandshilfe soll US-Wirtschaft nützen
WASHINGTON (epd). Bei einer Anhörung des US-amerikanischen Senats in Washington wurde die Forderung erhoben, die Vereinigten Staaten sollten ihre Auslandshilfe künftig stärker auf ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen ausrichten. Die Wirtschafts- und Militärhilfe für die Länder der "Dritten Welt" könne nicht unangetastet bleiben, während die US-Regierung ihre öffentlichen Ausgaben kürzen und die Steuern anheben müsse, sagte Senator Patrick Leahy.
Der für die US-Entwicklungshilfebehörde AID tätige Rechtsanwalt John Hardy forderte die Einrichtung eines Fonds, aus dem Infrastrukturprojekte in Ländern der Dritten Welt finanziert werden sollten. Dies werde gleichzeitig zu einer Steigerung der US-Exporte führen und Arbeitsplätze im Inland schaffen, sagte Hardy. Hardy verwies auf das Beispiel Japans, das 70 Prozent seiner Auslandshilfe an seine wichtigsten asiatischen Handelspartner vergebe. Die US-Auslandshilfe dagegen fließe nur zu einem Prozent in wichtige US-Absatzmärkte wie Mexiko, Venezuela, Brasilien, Südkorea oder China. Von den acht größten Empfängerländern der US-Auslandshilfe sei nur Israel ein wichtiger Handelspartner.
Hilfe für Menschen, die den Teufelskreis durchbrechen möchten
HANAU. Wie es sich gerade ergab, hatte Klaus D. mal hier und mal da gewohnt, als er sich an die Wohnraumhilfe mit ihrer Geschäftsstelle in der Hanauer Akademiestraße wandte. Auch zur Arbeit war er nur sporadisch gegangen, der Schuldenberg des 22jährigen war stattlich geworden. Der jüngste von fünf Brüdern und Sohn eines Alkoholikers hatte die Trennung der Eltern und das Auseinanderreißen seiner Familie nie richtig verarbeiten können. Als er die Stiftung der Evangelischen Marienkirchengemeinde aufsuchte, war der Leidensdruck so groß geworden, daß er endlich Ruhe und Ordnung in sein Leben bringen wollte. Durch das Betreute Wohnen der Wohnraumhilfe soll er jetzt davor bewahrt werden, wieder in Wohnungslosigkeit und Drogenkonsum abzurutschen.
Dieser Fall findet sich im ersten Jahresbericht der 1992 entstandenen Hilfseinrichtung. Zielgruppe sind 18- bis 25jährige, die wohnungslos sind oder denen Obdachlosigkeit droht. Die jungen Menschen kommen meist aus sozial schwachen Familien mit hohem Konfliktpotential, haben keine ausreichende materielle Absicherung oder erleben als Ausländer den innerfamiliären Kulturkonflikt mit ihren Eltern. Allen gemein ist, nicht zu wissen, wie es weitergeht, und auf dem Wohnungsmarkt keine Chance für eine eigene Bleibe zu haben. Wer regelmäßig Drogen nimmt oder kriminell geworden ist, kann bei der Wohnraumhilfe nicht ankommen.
Die jungen Menschen wohnen allein oder zu zweit in Wohnungen, die die Geschäftsstelle der Wohnraumhilfe angemietet hat. Zwei Sozialarbeiter oder -pädagogen kümmern sich um sie, auch durch regelmäßige Gemeinschaftsveranstaltungen. Die Betreuungsdauer endet nach einem Jahr, danach können die jungen Erwachsenen als Untermieter in den Wohnungen bleiben. 24 Wohnplätze sind im Endausbau vorgesehen. Der Einzugsbereich fürs Betreute Wohnen ist der südliche Main-Kinzig-Kreis. Die Stiftung der Marienkirchengemeinde sieht ihre Zukunftsaufgabe auch darin, Beratungsstelle für junge Menschen in Wohnungsnot zu sein. Das Angebot richtet sich an Alleinstehende wie Paare und Familien. Herangezogene Wohnungen, die wegen ihrer Lage oder ihres Schnitts für Betreutes Wohnen nicht geeignet sind, sollen in Notfällen besetzt werden.
Die Wohnungssuche ist für die Stiftung weniger problematisch als vielfach erwartet. Die meisten Nachfragenden sind junge Erwachsene, die nach Konflikten das Elternhaus verlassen mußten. him
Zunächst einmal war vom stärksten Mann der Welt rein gar nichts zu erkennen. Riddick Bowe, der im vergangenen November im Schlagabtausch mit Evander Hollyfield zum neuen Boxweltmeister aller Klassen gekürt wurde, konnte sich nur mit Mühe der Huldigungen seiner Fans erwehren. In der Kantine der Frankfurter Gibbs-Barracks hielt er hof und wurde wie ein Mann vom anderen Stern andächtig bis aufdringlich bestaunt. Das 25jährige Kraftpaket aus Brooklyn/New York nahm's gelassen, erfüllte Autogrammwünsche, lächelte fürs wildfremde Familienalbum und schloß "stattliche Mannsbilder", die in seiner Gegenwart wie schmalbrüstige Hänflinge erschienen, in seine ausgebreiteten und wuchtigen Arme.
Mit der kurzen Stippvisite in Frankfurt ließ der dollarschwere Tyson-Nachfolger einen zweiwöchigen Wohltätigkeitstrip ins südliche Afrika feierlich ausklingen. Als sich die außer Rand und Band geratene Fan-Meute endlich beruhigt hatte, durfte sich der Champ gelassen zurücklehnen und das brieflich an ihn gerichtete Lob seines Präsidenten entgegennehmen. Als Botschafter des "freien demokratischen Amerika", so Bill Clinton, habe sich der Silbermedaillengewinner von Seoul '88 mit seiner Reise hervorgetan. Im Anschluß an die großzügige und imagedienliche Spendenaktion, bei der Bowe 70 000 Dollar für Lebensmittel und Medikamente in den Hungergebieten zur Verfügung gestellt und den Verwendungszweck gleich vor Ort begutachtet hatte, war es ihm ein leichtes, mit eigenen Schwächen zu kokettieren.
"Ich ziehe den Hut vor den weiblichen Army-Angehörigen, die in Somalia ihren Dienst tun. An ihrer Stelle wäre ich schon längst weinend nach Hause gelaufen." Als einer, der in seinem bisherigen Leben das Glück immer auf seiner Seite hatte, sei es ihm ein inneres Anliegen gewesen, jenen auf der Schattenseite finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. Daß dem Super-Schwergewichtler zwischen Boxring und Trainingscamp für derart ungewöhnliche Aktionen Zeit bleibt, hat er seinem branchenüblichen Selbstbewußtsein zu verdanken. Für den im Juni geplanten Revanchekampf gegen Evander Hollyfield sei eine sechswöchige Vorbereitungszeit vollkommen ausreichend. Auch vor anderen potentiellen Rivalen hat er keine Manschetten. Der junge englische Nachwuchs-Boxer Herbie Hyde, den Bowe tags zuvor in London unter die Lupe genommen hatte, schien ihm jedenfalls noch kein ernsthafter Gegner zu sein. "Dem Jungen fehlt es noch an der nötigen Würze."
MARGIT REHN
Noch sind die Wintersportbedingungen nicht nur in den Alpen sondern auch in den Skigebieten der deutschen Mittelgebirge im allgemeinen gut bis sehr gut. Schon zum Wochenende können jedoch, so die Vorhersage der Meteorologen, Temperaturanstieg und auch Regenfälle die örtlichen Gegebenheiten grundlegend ändern. Für nicht schneesichere Gebiete empfiehlt sich deshalb kurzfristige Nachfrage. Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:
Harz: 0 53 21-2 00 24 Hoher Meißner: 0 56 02-24 09 Hunsrück: 0 65 33-71 50 Kurhessisches Bergland: 0 56 86-3 67 Odenwald: 0 62 07-25 54 Rhön: 0 66 54-12 11 Siegerland/Wittgenst.:02 71-1 15 30 Taunus: 0 60 82-27 27 Thüringen: 03 68 74-5 81 Vogelsberg: 0 60 44-66 66 Waldeck: 0 56 32-4 01 32 Westerwald: 0 27 75-2 00 oder -14 11
Österreich-Info.. 0 89-76 76-25 56 Schweiz, Verkehrsb.: 0 69-2 56 00 10 Südtirol (Italien), Schneetelefon: 00 39-471-97 85 77.
ADAC-Schneebericht: 0 89-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz), -25 60 (Frankreich). FR
GELNHAUSEN. Selbst örtliche Sportfunktionäre erfuhren gestern staunend zum ersten Mal, wie Gelnhausen zur Schaltzentrale des deutschen Behindertensportes geworden ist. Die örtliche Agentur Kranz startete im Rathaus eine bundesweite Spendenaktion für den Behindertensport.
Als prominentes Aushängeschild war Esther Weber, die Goldmedaillengewinnerin der Behinderten-Olympiade "Paralympics" in Barcelona, dabei.
Der Journalist Holger Kranz ist mit seiner Agentur offizieller Repräsentant für die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Sponsoring des Deutschen Rollstuhl- Sportverbandes (DRS) und des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS).
Neue Wege beschreiten die Gelnhäuser Sport-Werber mit dem Buch "Zweimal zwei Wochen in Barcelona". Der Bildband von den Sommerspielen 1992 stellt zum ersten Mal die Leistungen der Paralympiker mit den Olympioniken gleich. Den Paralympics von Barcelona ist die Hälfte des Buches gewidmet. Es vervollkommnet, was mit einem 16seitigen Behinderten-Sportteil in einem Bildband der Winterspiele 1992 in Albertville begonnen wurde.
Zusätzlich zur integrativen Idee wollen Kranz und die Verbände den Behindertensport mit einer Spendenaktion beflügeln. Die beiden Bücher werden im Set verkauft und vom Preis gehen 20 Mark direkt an DRS oder DBS. Der Vertrieb ist nicht über den Buchhandel organisiert. Um den Preis (75 Mark einschließlich Spende) niedrig zu halten, soll die Startauflage von 5000 Sets über die Agentur und von den Sportlern selbst verkauft werden. Bestellungen werden über die Telefonnummer 0 60 51 / 1 69 71 angenommen.
Mit dem Erlös sollen unter anderem die Kinder- und Jugendsportspiele für Behinderte in Neubrandenburg und verschiedene Stiftungen für Behinderten- und Rollstuhlsport gefördert werden. Die 25jährige Fechterin Esther Weber unterstrich bei der Vorstellung des Projektes für die behinderten Athleten, "daß wir alle dahinterstehen und versuchen werden, beim Buchverkauf mitzuhelfen". Die Paralympikerin, die wegen beispielhafter Fairneß Schlagzeilen machte, wird bald öfter in Gelnhausen zu sehen sein. Sie siedelt demnächst aus dem schwäbischen Waldkirch in die Barbarossastadt über, wo sie den Mann fürs Leben fand. lex
BAD VILBEL. Ganz zufrieden ist der Magistrat mit dem Konzept noch nicht, das Verkehrsplaner Professor Rüdiger Storost zum Rückbau der Bundesstraße 3 am Schöllberg vorgelegt hat. Erster Stadtrat Klaus Minkel wertet die Planung (unsere Skizze) denn auch eher als Diskussionsgrundlage für die Beratung des Themas durch die städtischen Gremien in der nächsten Legislaturperiode.
Probleme bereitet offenbar der nicht ausreichende und nach Einschätzung des Stadtrates nicht veränderbare Querschnitt der Bundesstraße, die zwischen der Einmündung der B 521 (Fertighausausstellung) und der Einmündung der L 3008 (Bahnunterführung) in eine Gemeindestraße zurückgestuft werden soll.
Storosts Konzept sieht die Wiederherstellung der einstigen Allee am Schöllberg vor. Außerdem sollen Radwege in beide Richtungen geschaffen werden. Nach den Vorstellungen des Verkehrsplaners fallen sie mit einer Breite von nur einem Meter sehr schmal aus, weil sonst auf einen Autoparkstreifen verzichtet werden müßte. Wegen des großen Bedarfs und mangels Stellplatzalternativen sei dies jedoch nicht möglich, so Minkel. Nicht sinnvoll sei auch der Verzicht auf eine der beiden bergauf führenden Fahrspuren, weil dann die Chance vergeben werde, hier künftig eine separate Busspur einzurichten. Bliebe als Variante übrig, nur bergauf einen genügend breiten, komfortablen Radweg zu bauen und den Radverkehr bergab auf der Fahrspur zu belassen, stellt der Erste Stadtrat zur Diskussion.
Einen Antrag auf Rückstufung der B 3 hat die Kommune bereits im vergangenen Jahr beim Landesstraßenbauamt gestellt. Das Genehmigungsverfahren läuft noch. Strittig ist dabei nicht der Schöllberg, sondern das Teilstück zwischen Dortelweil und Kloppenheim. Eine mehrtägige, repräsentative Verkehrsbefragung der Autofahrer soll Aufschluß über die Nutzung der alten B 3 geben. Die Ergebnisse werden dann die Entscheidungsgrundlage für das Landesamt für Straßenbau bilden, ob das Teilstück in eine Kreisstraße - der Wetteraukreis hätte dann für die Unterhaltungskosten aufzukommen - oder in eine Landesstraße eingestuft wird. Letzteres wäre der Fall, wenn sich herausstellen sollte, daß trotz der neuen B 3a die Mehrheit der Fahrer noch immer die alte B 3 nutzt, um nach Frankfurt zu gelangen. mu
KREIS GROSS-GERAU. "Der Landkreis Groß-Gerau hat trotz gestiegener Zugangszahlen im letzten Quartal 1992 seine Aufnahmeverpflichtungen erfüllt", so lautet die Antwort der hessischen Familienministerin Iris Blaul (Grüne) auf eine Anfrage des CDU- Landtagsabgeordneten Gerald Weiß (Rüsselsheim). Dem Kreis waren für 1992 432 Asylbewerber/innen (1990: 260, 1991: 310) zugewiesen.
Nach den jüngsten amtlichen Hochrechnung haben im Kreis 913 Personen gelebt, für die Leistungen nach dem Gesetz über die Aufnahme von Flüchtlingen abgerechnet worden seien, antwortete die Ministerin weiter. Aufgrund dieses Modus seien dem Kreis 1991 für 768 Personen (die 92er Abrechnung liege noch nicht vor) über 9,3 Millionen Mark erstattet worden. Die Vergleiche zu früher: 1989 für 641 Personen über 5,1 Millionen; 1990 für 812 Personen über 6,7 Millionen Mark.
In den Statistiken sind aber noch nicht die Unterkünfte im Jagdschloß Mönchbruch (bis zu 300 Personen) und die in der Sonderstatusstadt Rüsselsheim Untergebrachten berücksichtigt. Laut Weiß leben derzeit etwa 1800 Asylbewerber im Kreis. Das Ministerium gab folgende Verteilung an: Biebesheim 46, Bischofsheim, 78, Büttelborn 111, Gernsheim 103, Ginsheim- Gustavsburg 109, Groß-Gerau 188, Kelsterbach 70, Mörfelden-Walldorf 154, Nauheim 103, Raunheim 100, Riedstadt 157, Stockstadt 52 und Trebur 105. Das sind über 1300.
Gerald Weiß kritisierte: Die Ministerin habe seine Frage nach weiteren Möglichkeiten für die Unterbringung von Asylbewerbern unbeantwortet gelassen. cas
Der Verkehr wird gebremst
ALTENSTADT. Erste kleine Erfolge können jene Höchster verbuchen, die sich gegen Belastungen durch Auto- und Schwerlastverkehr in der Mittelstraße wehren. Zwar sieht der Leiter des Hessischen Straßenbauamtes Gießen, Hans Zutt, aus finanziellen Gründen derzeit nicht die Chance, die Straßendecke zu sanieren und so den Lärm zu verringern. Allerdings bezeichnet er es grundsätzlich als "Möglichkeit, dem hohen Durchgangsverkehr evtl. mit einer Sperrung der Ortslage zu begegnen". Dafür wäre, als "die für Sie zuständige Verkehrsbehörde" allerdings "der Bürgermeister der Gemeinde Altenstadt" zuständig, heißt es in einem Schreiben von Zutt an Horst Heinzmann, einen betroffenen Bürger, der in der Mittelstraße lebt und Anfang des Jahres bereits eine Unterschriftenaktion initiiert hatte.
Heinzmann war in der vorigen Woche in der Mittelstraße mit Bürgermeister Gerd Göllner und Ordnungsamtsleiter Bernd Adler zusammengetroffen, um vor Ort mögliche Lösungen zu debattieren. Im Gespräch mit der FR berichtete Heinzmann jetzt, daß zunächst zwei Entscheidungen vorbereitet werden, um die Situation zu verbessern. Die schraffierten Parkplätze in der Mittelstraße sollen zusätzlich durch Blumenkübel markiert werden, womit in der Ortsdurchfahrt geschwindigkeitshemmende Hindernisse geschaffen wären, auch wenn am Straßenrand kein Auto abgestellt ist. Außerdem sei davon die Rede gewesen, Tempo-30-Markierungen mit Zackenmustern auf der Mittelstraße (Kreisstraße 232) anzubringen. Bürgermeister Göllner habe versprochen, so Heinzmann, diese beiden Vorschläge der örtlichen Verkehrskommission zu unterbreiten.
Im Gespräch mit der FR bestätigte Göllner die Darstellung Heinzmanns und ergänzte sie in einem wichtigen Punkt: Zwar könne er sich eine Sperrung der Straße für den Lkw-Verkehr nicht vorstellen, weil dann die Hanauer Straße in Altenstadt noch stärker frequentiert würde, doch sei in der Mittelstraße "ein Nachtfahrverbot o.k." sal
MAIN-TAUNUS-KREIS. Sie wollen den Regenwald retten, indem sie bei sich selbst beginnen: die 35 katholischen Gemeinden im Kreis. Gestern stellte das Bezirksamt die diesjährige bundesweite Fastenaktion des katholischen Hilfswerks "Misereor" vor. In der Zeit zwischen Fasching und Ostern sollen sich Gemeinden mit dem Thema "Der Regenwald und wir" auseinandersetzen.
"Uns geht es nicht nur darum, eine große Kollekte am Sonntag vor Ostern für den Re- genwald zu sammeln, sondern wir wollen auch eine Kampagne zur Bewußtseinsveränderung in den Gemeinden starten", sagt Günter Adam vom Bezirksamt.
Mit der Frage, was können wir tun, um die "Schöpfung zu bewahren, damit alle leben können", setzen sich die Katholiken freilich schon länger auseinander. In Hofheim arbeitet die Katholische Junge Gemeinde bereits seit zwei Jahren daran, Müll getrennt zu sammeln, auf Freizeiten mit Kindern und Jugendlichen umweltbewußt zu leben, im Pfarrbüro nur noch recyclebares Material zu verwenden. Und sie beantragt Doppelfenster in ihren Gebäuden einzubauen, damit nicht die Straße mitgeheizt wird.
Das allerdings setzt auch ein Umdenken beim bischöflichen Ordinariat in Limburg voraus. Dort sitzen Bau- und Finanzleute, die Verbesserungen wie umweltfreundliche Wasserkreisläufe oder Heizungen genehmigen. "Von ihnen wünschen wir uns eine noch stärkere Unterstützung", merkt Günter Adam kritisch an.
Das Bistum Limburg startete unterdessen im Sommer eine Fragebogenaktion an die Gemeinden. Umweltfachmann Volker Lindner wollte damit herausfinden, wo es noch Beratungsbedarf gibt. Aus dem Main-Taunus-Kreis antwortete jede vierte Gemeinde. Die Christen wollen aber nicht nur im eigenen Haus aufräumen, sondern im Rahmen der Fastenaktion auch an ihre jeweilige Kommune herantreten. Sie möchten die Kommunen dafür gewinnen, dem Klima-Bündnis der europäischen Städte mit den Völkern der Regenwälder zum Erhalt der Erdatmosphäre beizutreten. Bisher schlossen sich nur Hofheim und Schwalbach an. Sie verpflichteten sich, keine Tropenhölzer zu verwenden, Energie zu sparen, alles zu tun, damit sich der Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2010 halbiert und Projekte in Amazonien zu unterstützen.
Das Gebiet in Lateinamerika ist 26mal so groß wie die Bundesrepublik, berichtet Pfarrer Hans Josef Wüst, der viele Jahre dort arbeitete. Noch gibt es in Amazonien 2500 verschiedene Baumarten - in Europa sind es nur noch 300, wissen die Christen. Sie weisen darauf hin, daß in dieser Region Indianervölker durch die industrielle Ausbeutung des Gebietes schwer gefährdet sind.
Die Indianer leben seit Jahrhunderten in Amazonien und fügten sich in das bestehende Ökosystem ein. Doch seit 20 Jahren beuten multinationale Konzerne das Amazonas-Gebiet "in unvorstellbarem Ausmaß aus". Bauxit wird abgebaut, um Aluminium herzustellen (jährlicher Pro-Kopf-Verbauch in Deutschland 26 Kilogramm). Eisenerz wird aus der Erde geholt und zu 80 Prozent in der Bundesrepublik zu Stahl verarbeitet. Für die Viehzucht allein roden Farmer jedes Jahr eine Fläche, die nahezu so groß wie Bayern ist. she
Die endlose Geschichte, die vom Rechtsstreit der Fernsehjournalistin Franca Magnani gegen den Bayerischen Rundfunk (BR) erzählt, ist dieser Tage um ein Kapitel länger geworden. Vor mehr als einem Jahr hatte ein römisches Arbeitsgericht der in Deutschland bekannten und beliebten Bildschirm-Reporterin recht gegeben: Die im Herbst 1987 vom BR ausgesprochene Kündigung war null und nichtig. Das Urteil legte auch die Nachzahlung von vier Jahren Gehalt fest, was ungefähr einer Summe von 300 000 Mark entspricht.
Glaubten die Verantwortlichen in München, ein italienisches Urteil müsse nicht so ernst genommen werden wie ein deutsches? Oder brachten sie es aus Rechthaberei nicht fertig, ihre Niederlage gegen die auf ihr Recht bedachte Frau zuzugeben? Jedenfalls unternahm der BR nichts, um den Forderungen des Gerichts nachzukommen. "Ich habe selten mit soviel Arroganz zu tun gehabt wie in diesem Fall", erinnert sich Enzio Volli aus Triest, einer der beiden Anwälte Franca Magnanis. Zusammen mit seinem römischen Kollegen Pier Luigi Panici entschloß er sich deshalb, im Studio des Bayerischen Rundfunks Rom eine Zwangsvollstreckung zu erwirken.
Seit kurzem berichtet das für die ARD arbeitende Büro zwar immer noch über Italiens Merkwürdigkeiten, über Mafia und Skandale, doch auf Schreibtischen, Schränken und Stühlen, auf dem Mischpult und anderem technischen Gerät klebt der Kuckuck. Studioleiter Klaus Peter Mezger wurde im Urlaub von der Pfändung überrascht, fühlt sich aber in seiner Arbeit nicht behindert. "Ich fand alles so vor, wie ich es verlassen hatte", erklärt er ruhig. Im übrigen ist er froh darüber, mit dem lästigen Fall Magnani nichts mehr zu tun zu haben, den ihm sein Vorgänger und inzwischen Vorgesetzter Wolf Feller einbrockte.
Viele Jahre lang hatte die in der Schweiz aufgewachsene Franca Magnani mit deutschen Studioleitern problemlos zusammengearbeitet, bis der stockkonservative Feller diesen paradiesischen Zustand beendete. Gewiß, ihm war nie nachzuweisen, daß er die zugleich erfolgreiche und charmante Kollegin aus politischen Gründen in ihrer beruflichen Freiheit beschränkte. Eine in liberalem und antifaschistischem Geist erzogene Journalistin, die zudem mit einem kommunistischen Intellektuellen verheiratet war, mußte dem heutigen BR-Fernsehdirektor suspekt sein. So verdüsterte sich das Dienstverhältnis zwischen den ungleichen Bildschirm-Partnern, die endlich nicht einmal mehr dienstlich miteinander sprachen, sondern nur noch schriftliche Mitteilungen austauschten. Das Ende der Entwicklung war die vom Gericht annullierte Kündigung.
Franca Magnani erlebte die Pfändung der Studioausrüstung nicht ohne innere Bedenken: "Schließlich will ich doch niemandem die Arbeit wegnehmen." Doch dann zuckt sie die Schultern: "Welcher Weg blieb mir denn sonst noch?" Selbst wenn sich die Anwälte in den nächsten Wochen zum Verkauf der bayerischen Möbel und des technischen Geräts entschließen, entspricht der Erlös bei weitem nicht den Ansprüchen der zu Unrecht abgeschobenen Journalistin. Rechtsanwalt Panici: "Ein Verkauf bringt uns höchstens 30 Prozent."
Und auch diesen Bruchteil will der Bayerische Rundfunk seiner früheren Angestellten nicht zugestehen. BR-Justitiar Karl-Ludwig Zöller ist seiner Sache sicher: "Diese überfallartige Zwangsvollstreckung war ein Verstoß gegen die italienische Prozeßordnung. Es fehlte die vom Gesetz verlangte zweiwöchige Vorankündigung. Und vergessen wir nicht, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil wir Berufung eingelegt haben." Außerdem sei die Pfändung von Arbeitsgerät weder hier noch dort zulässig. "Warum läßt Frau Magnani das Urteil nicht in Deutschland anerkennen?" fragt Zöller listig. Er weiß allzu gut, daß die Rechtslage in beiden Ländern verschieden ist: Südlich der Alpen nämlich war die von Staatsbeamten durchgeführte Zwangsvollstreckung (übrigens mit Vorankündigung, wie die Italiener beteuern) völlig in Ordnung.
Etwas fadenscheinig ist auch das Argument, das Arbeitsgerät des in Rom tätigen bayerischen Fernsehteams sei für die Pfändung tabu. Ironisch lächelnd meint der mit mitteleuropäischem Recht gut vertraute Enzio Volli: "Es ist doch ein Unterschied, ob wir einem armen Schreiner seinen Hobel wegnehmen oder ob wir es mit den Geräten einer großen Fernsehgesellschaft zu tun haben, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllt."
Bleibt die Frage, wie die zwischen alle europäischen Feuer geratene römisch- schweizerisch-deutsche Journalistin an das ihr verweigerte Gehalt kommen kann. Wahrscheinlich wird München weiter auf Zeit spielen. Anwalt Volli ist für diesen Fall zum Äußersten entschlossen: "Notfalls gehen wir vor das Straßburger Gericht. Dann haben die Privatsender Gelegenheit, darüber zu berichten, wie eine öffentlich rechtliche Anstalt ihre Mitarbeiter behandelt." HORST SCHLITTER
HANAU. Die Stadtbibliothek Hanau lädt für Montag, 15. März, in die Hauptstelle am Schloßplatz 2 zu einem Lyrikabend mit Renate Lindemann-Strahl ein. Die Autorin, die seit 1975 in Hanau lebt, trägt ab 19.30 Uhr aus ihrem ersten Gedichtband "Kaleidoskop" vor. Die Autorin studierte Germanistik, Philosophie und Pädagogik. Außer dem Gedichtband hat sie Kurzgeschichten veröffentlicht. res
NIDDATAL. Der Einbruch in das Bürgerhaus Kaichen am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, wurde drei Jugendlichen aus Bad Orb zum Verhängnis. Als sie zu ungewöhnlicher Zeit, nämlich morgens um sechs Uhr, nach einer Diebestour schließlich in Kaichen eintrafen, wurden sie vom Wirt des Bürgerhauses erwischt. Der war wegen eines Einbruchs in das Bürgerhaus am Donnerstag zuvor wachsam gewesen. Das Trio, das einen grünen VW- Derby mit Hanauer Kennzeichen fuhr, wurde am Tatort gestellt.
Die Kriminalpolizei lastet den drei Einbrechern, die Teilgeständnisse abgelegt haben, insgesamt 42 Straftaten mit Schwerpunkt Bad Orb und Wetteraukreis an. In ihren Wohnungen wurde in großem Umfang Diebesbeute sichergestellt, die bis heute noch nicht vollständig zugeordnet werden konnten. Im Wetteraukreis sollen die jungen Männer, die sich auf Vereinsheime, Bürgerhäuser und Jugendclubs spezialisiert hatten, in Ranstadt, Altenstadt, Lorbach, Nidda, Gedern, Lißberg, Kaichen, Florstadt, Nieder- Mockstadt, Ilbenstadt und Wöllstadt aktiv gewesen sein.
Das noch nicht zugeordnete Diebesgut besteht aus elektronischen Geräten vom Videorekorder bis zum Anrufbeantworter und von Fotoapparaten bis zu Uhren und Fernbedienungen.
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Friedberg, Tel. 06031/6010 entgegen. hm
Notdienste
Wochenende
Ärzte Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Notfallrettung für den gesamten Altkreis Hanau 112, für das Ortsnetz Gelnhausen 0 60 51 / 112; Notfallrettung für den restlichen Altkreis Gelnhausen und den Altkreis Schlüchtern 0 61 81 / 1 92 22; Krankentransport für den gesamten Main-Kinzig- Kreis 0 61 81 / 1 92 22.
Steinheim/Klein-Auheim Ärztlicher Notdienst für Sonn- und Feiertage Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Langenselbold. Dr. Hüwer, Spessartstraße 27, Telefon 6 20 02.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden.Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Biebergemünd. Dr. Neumann, Telefon 0 60 50 / 16 16.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
Bad Orb. Sa.: Dr. Srocke, Telefon 0 60 52 / 23 99; So.: Dr. Trautmann, Telefon 0 60 52 / 14 55.
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77.
Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter der Telefon-Nummer 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr.
Apotheken Hanau. Sa.: Nord-Apotheke, Lamboystraße 11, Telefon 91 18 11 oder 1 57 32; Burg-Apotheke, Steinheim, Vorstadt 11, Telefon 6 21 66. So.: Orion-Apotheke, Kurt-Schumacher-Platz 3, Telefon 2 06 52; Marien-Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 11, Telefon 5 31 88.
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Klosterberg-Apotheke, Steinweg 1, Langenselbold, Telefon 0 61 84 / 36 50; So.: Rosen-Apotheke, Langendiebacher Straße 2, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 25 13.
Maintal. Sa.: Schwanen-Apotheke, Dörnigheim, Bahnhofstraße 77, Telefon 0 61 81 / 49 16 66, So.: Burg-Apotheke, Wachenbuchen, Raiffeisenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 8 52 91.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Rosen-Apotheke, Bahnhofstraße 5, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 19 79; So.: Rosen-Apotheke, Windecker Straße 14, Nidderau-Heldenbergen, Telefon 0 61 87 / 2 28 48.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Kinzig-Apotheke, Frankfurter Straße 16, Gründau-Rothenbergen, Telefon 0 60 51 / 46 00; So.: Apotheke Petri, Hanauer Landstraße 19, Meerholz, Telefon 0 60 51 / 6 69 10.
Bad Orb. Sa.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05; So.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66.
Freigericht. Laurentius-Apotheke, Hanauer Landstraße 19, Hasselroth-Niedermittlau, Telefon 0 60 55 / 97 97.
Wächtersbach. Rosen-Apotheke, Poststraße 6, Telefon 0 60 53 / 16 96.
Redaktion: Klaus Nissen
ha BRÜSSEL, 3. März. Als erste Rate neuer Soforthilfe für Ex-Jugoslawien hat die EG-Kommission am Mittwoch 120 Millionen Mark bewilligt. Wie der zuständige Kommissar Manuel Marin bekanntgab, schätzt das neugeschaffene EG-Amt für Humanitäre Hilfe (ECHO) den Gesamtbedarf an Hilfen für die Flüchtlinge und die Bevölkerung in den Bürgerkriegsgebieten allein für das erste Halbjahr 1993 auf rund 1,3 Milliarden Mark. Diese Summe solle aber außer von der EG und ihren zwölf Mitgliedsländern auch von zwölf anderen westlichen Industriestaaten aufgebracht werden.
ECHO verfügt bereits über Zweigstellen in Zagreb und Belgrad. Nur 27 Millionen Mark sollen über diese beiden Stellen direkt eingesetzt werden. 15 Millionen Mark erhält die kroatische Regierung für die Flüchtlingsunterbringung, der Rest geht an drei UN-Organisationen sowie drei deutsche und zwei italienische karitative Verbände, die in Ex-Jugoslawien tätig sind. In den vergangenen beiden Jahren hatte die EG 580 Millionen Mark für humanitäre Hilfe zugunsten der Bürgerkriegsopfer eingesetzt.
HOCHTAUNUSKREIS. Der Hochtaunuskreis vergibt zum vierten Mal einen Architekturpreis. Es sollen besondere architektonische Leistungen ausgezeichnet werden, die in den Jahren 1990 bis 1992 entstanden sind.
Als Auszeichnung gibt es nicht Geld, sondern eine Plakette für das Objekt und eine Urkunde für den Architekten oder die Architektin.
Beteiligen können sich alle freischaffenden Architekten. Die Arbeiten müssen bis 30. April, 12 Uhr, dem Kreisbauamt vorliegen, das auch Einzelheiten über die Teilnahmevoraussetzungen mitteilt.
Der Jury unter Vorsitz des Beigeordneten Barkey gehören die Vorjahrespreisträger Gerhard Guckes, Paul Rink, Jens- Peter Schwan und Ludwig Vollmer an.
FRANKFURT A. M., 3. März (FR). Vielfach starke Bewölkung und gelegentlich etwas Schneefall sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus zwei und plus zwei Grad, die Tiefstwerte in der Nacht zwischen null und minus drei Grad. Aussichten: vereinzelt Niederschläge. (Siehe auch Lokalteil)
mlh KÖLN. Mit einem Warnstreik protestierten die hiesigen Beschäftigten des US-Computerriesen Digital Equipment (DEC) gestern gegen den geplanten Abbau von über 400 Stellen in den nächsten vier Monaten. Schon von Juni bis Dezember hatten die DEC-Manager die Zahl der Arbeitsplätze von rund 4800 auf gut 4000 zusammengestrichen. Belegschaftsvertreter sehen weitere Jobverluste in der zweiten Jahreshälfte voraus. Wigand Cramer, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, hält zusätzlich rund zehn Prozent der Stellen für bedroht. Außerdem fürchtet er die Schließung von drei bis vier kleineren Vertriebsniederlassungen sowie die Aufsplitterung der vier deutschen DEC-Gesellschaften in acht oder neun Unternehmen mit ungünstigeren Arbeitsbedingungen. Eine Firmensprecherin wollte bei dem bevorstehenden Personalabbau betriebsbedingte Entlassungen nicht ausschließen.
Angesichts der umfassenden Konzernumstrukturierung pochen die deutschen Arbeitnehmervertreter auf den Abschluß eines von der IG Metall verlangten Haustarifvertrages zum Rationalisierungsschutz. Die deutsche Geschäftsleitung lehnt Verhandlungen mit einer Gewerkschaftskommission seit Monaten ab.
Briefwähler müssen
Genau 35 160 Frankfurterinnen und Frankfurter haben bisher die Briefwahl beantragt. Diesen Zwischenstand nannte am Mittwoch der Abteilungsleiter im Wahlamt, Oskar Rohde. Der Rücklauf hat sich verbessert: Gestern waren etwa 27 000 ausgefüllte Briefwahlzettel im Wahlamt und seinen Außenstellen eingegangen.
Rohde appellierte noch einmal an alle Briefwähler, ihren Wahlbrief spätestens bis Freitag, 5. März, in den Briefkasten zu stecken. Besser ist es in jedem Fall, die ausgefüllten Briefwahlunterlagen direkt abzugeben. Für die Innenstadt bietet sich das Wahlamt, Zeil 3, an.
Für die westlichen Stadtteile steht die Verwaltungsstelle Höchst, Bolongaropalast, zur Verfügung, für die östlichen Vororte die Verwaltungsstelle Bergen-Enkheim, Markstraße 43.
Unter diesen drei Adressen gibt es auch noch Briefwahlunterlagen - bis spätestens Freitag, 5. März, um 18 Uhr. jg
Vbn POTSDAM. In Brandenburg wächst die Angst, daß die Region Hauptopfer der europäischen Stahlkrise und damit in die Massenarbeitslosigkeit getrieben werden könnte. Die Landesregierung (SPD/FDP/Bündnis 90) will deshalb darauf pochen, daß sämtliche Stahlstandorte dort - einst eine der tragenden Säulen der gesamten DDR-Wirtschaft - erhalten bleiben und nicht den innerdeutschen Verteilungskämpfen der Industrie zum Opfer fallen. Diese Forderung hatten zuvor auch etwa 3000 demonstrierende Stahlarbeiter erhoben, die auf Initiative der IG Metall vor den Potsdamer Landtag gezogen waren. Brandenburgs Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) übte in seiner Regierungserklärung erhebliche Kritik an der "Konzernpolitik" westdeutscher Stahlunternehmen, namentlich der von Krupp. Das Unternehmen hatte kürzlich angedeutet, ein Ende der achtziger Jahre modernisiertes Walzwerk in Oranienburg (nördlich Berlins) zu schließen. Die "Konzernpolitik", so Hirche, gefährde den gesamten Industriestandort. Er forderte Krupp auf, die noch kürzlich gegebenen Arbeitsplatz- und Investitionszusagen "endlich zu realisieren".
Zur Beschreibung der "sozialen Realität in Deutschland" sagte der Politiker: "In Ost und West kämpft man um ein Sechstel der Arbeitsplätze im Stahl. Bei uns, damit wenigstens ein Sechstel bleibt - im Westen, weil ein Sechstel wegfällt." Brandenburgs Stahlunternehmen mußten nach der Wende gehörig abspecken: Vier von fünf Arbeitern mußten bereits ihren Helm an den Nagel hängen.
Die Kritik an der Haltung westlicher Konzerne ist parteiübergreifend. Der CDU-Abgeordnete Detlef Kirchhoff hat bereits eine "Kampagne gegen brandenburgische Stahlunternehmen" ausgemacht. Die Unternehmen nutzten die gegenwärtige Stahlkrise, so Kirchhoff, um "ostdeutsche Konkurrenten auszuschalten". Stefan Körber (SPD) nannte es "unerträglich", daß "der Chef des westdeutschen Marktführers im Stahlbereich öffentlich von der ostdeutschen Stahlindustrie von einem überflüssigen Kropf spricht, den es zu entfernen gilt". Bündnis-90-Fraktionschef Günter Nooke sprach von einem "Verteilungskampf" und erinnerte an ein Wort des letzten DDR-Regierungschefs Lothar de Maizière: "Die Teilung ist nur durch Teilen zu überwinden." Das bedeute auch, "daß man die Quoten, die zum Beispiel die EG für die Stahlproduktion vergibt, teilen muß". PDS-Fraktionschef Lothar Bisky beklagte, daß ostdeutsche Firmen in der augenblicklichen Krise einem "Marktfetischismus ausgesetzt werden, der so in der alten Bundesrepublik nie praktiziert wurde".
In Brandenburg hofft man nun, die Kontrahenten doch noch an einen Tisch zu bekommen. Die Landesregierung will gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen zu einem Stahlgespräch zwischen den betroffenen Ländern, den Geschäftsleitungen, Betriebsräten, Verbänden und dem Bundeswirtschaftsministerium einladen. Hirche forderte die Bundesregierung, die eine "Nationale Stahlkonferenz" ablehnt, auf, an dem Treffen teilzunehmen.
IG-Metall-Bezirksleiter Horst Wagner geht das Engagement der Landesregierung in Potsdam zum Erhalt der Industriestandorte nicht weit genug. Er vermißt "klare Aussagen zur Sanierung einzelner Betriebe".
ESSEN (rtr). Unter dem Motto "Fünf vor Zwölf" wollen die Stahlkocher des Essener Krupp-Hoesch-Konzerns heute mit einem 24stündigen Streik gegen die drohende Schließung ganzer Standorte protestieren. Nach Angaben des Arbeitskreises der Betriebsräte des Unternehmens soll um sechs Uhr morgens die Arbeit in allen Betrieben bis zum nächsten Morgen niedergelegt werden. Die rund 24 000 Arbeiter von Krupp-Hoesch wollen mit ihrer Aktion gegen die vom Vorstand angekündigte Schließung eines Werkes protestieren. Um "fünf vor Zwölf" soll an jedem Standort sowie an der Zentrale in Essen ein Werktor mit "Ketten des Aufruhrs" verschlossen werden.
Werner Nass vom Arbeitskreis der Betriebsräte sagte, die Bundesregierung müsse endlich aufwachen und erkennen, daß der Stahlstandort Deutschland insgesamt in Gefahr sei.
Das Ende der Sowjetunion hat eine Ausstellung im Fotografie Forum Frankfurt möglich gemacht, die einem Streifzug durch die weithin unbekannte Geschichte russischer Fotografie von der Zarenzeit bis nach der Revolution gleicht. Bestückt ist die Schau mit Originalarbeiten aus privaten Sammlungen von insgesamt 15 Fotografen, alle Vertreter unterschiedlicher Richtungen.
Darunter sind Arbeiten von Anatolli Trapani, der als großer Stmulator des russischen Piktoralismus um die Jahrhundertwende gilt, von Karl August Bergner, dem großen Porträtisten des vergangenen Jahrhunderts, von Andrej Denier, dessen Fotografien die ersten für Buchillustrationen wurden.
Auch Arbeiten von Mikhail Bukthar, einem Vertreter der ethnischen Fotografie, und Vladimir Karrick, der zu den ersten Genre-Fotografen Rußlands zählte, sind hier zu sehen.
Nicht fehlen dürfen natürlich Werke von dem wohl bekanntesten russischen Fotografen, nämlich Andrej Karelin, und von Karl Bulla. Abgerundet wird die eher schlaglichtartig konzipierte Schau durch private Bilder des letzten Zaren, Nikolai II, und durch avantgardistische Fotografien von Alexandr Rodschenko und El Lissitzky, die zugleich sichtbares Zeichen für das Ende des fotografisch beschriebenen zaristischen Rußlands sind. Zu sehen bis 28. März im Fotografie Forum Frankfurt im Leinwandhaus, Weckmarkt 17. San
HEUSENSTAMM. Im Alter von fast 70 Jahren verstarb Hans Mahrenholz aus Heusenstamm am 27. Februar. Der ehemalige Leiter der Theodor-Heuss-Berufsschule in der Stadt Offenbach hatte sich in seinem Beruf und in seinen ehrenamtlichen Funktionen insbesondere als schulpolitischer Sprecher der Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten in den Jahren von 1968 bis 1977 immer für eine fortschrittliche und auf Chancengleichheit ausgerichtete Bildungspolitik eingesetzt, so schreibt der Unterbezirk der SPD in einem Nachruf.
Der verstorbene Hans Mahrenholz war darüber hinaus SPD-Ortsvereinsvorsitzender in der Stadt Heusenstamm gewesen. Außerdem gehörte er dem Unterbezirksvorstand der SPD an. Alle diese Ämter nahm Hans Mahrenholz trotz seiner schweren Behinderung auf sich. Der SPD-Unterbezirk hatte ihn auch wieder auf die Liste zur Kreistagswahl für dieses Jahr nominiert, um damit sein politisches Engagement, das er über all die Jahre hinweg gezeigt hatte, zu würdigen. pmü
Es läuft viel, im Training des Fußball- Landesligisten SV Bernbach, in dieser Woche laufen zum Bedauern von Trainer Karl Schaffrath besonders die Nasen einiger seiner Spieler. "Alles hustet und schnupft", klagt der Coach. Krakowiak, Seidl, Auerbach und Bangert plagen sich mit grippalen Infekten herum. Definitiv nicht eingesetzt werden kann in der Partie gegen Germania Klein-Krotzenburg (Sa., 15.30 Uhr, Birkenhainer Weg) Dennis Rieth, der sich nach seiner Einwechslung vergangene Woche am Fuß verletzte.
Rieth spielte zunächst weiter, tags darauf stellte sich die Blessur jedoch als Mittelfußfraktur heraus. "Es tut mir ehrlich leid für ihn", betont der Trainer, auch wenn Rieth zuletzt nicht zur Stammelf zählte. Dennoch, so betont Schaffrath, habe er mit Rieth gerechnet und "ärgert" sich. Unwahrscheinlich ist auch der Einsatz von Martin Auerbach, der mit einer Angina im Bett liegt. Krakowiak, Seidl und Bangert sollten spielen können.
Martin Bangert, der ja in Griesheim als Torjäger im Trikot des Keepers zum Held des Tages avancierte, darf sich gegen den Abstiegskandidaten aus Klein- Krotzenburg wohl wieder ganz auf seine Qualitäten als Stürmer konzentrieren. Mit einer Sperre für den des Feldes verwiesenen Parizon ist nicht zu rechnen, denn er wurde lediglich wegen eines Handspieles außerhalb des Strafraums vorzeitig zum Duschen geschickt.
Den Gegner hat sich der Bernbacher Coach vorige Woche gegen Wolfskehlen (2:0) angesehen. "Das war ein reines Kampfspiel, aber wir dürfen diese Mannschaft nicht unterschätzen", lautet sein Urteil. Allerdings geht er davon aus, "daß wir diese Mannschaft in Normalform schlagen müssen". Auch die Verpflichtung von Ex-Profi Michael Kutzop durch die Germanen bringt den SVB-Coach nicht aus der Ruhe. ina
Firmen-Telegramm
Zahnradfabrik entläßt 960 Leute Die Zahnradfabrik Friedrichshafen wird mehr Stellen als ursprünglich geplant streichen. Statt 900 sollen nun am Sitz des Unternehmens in den kommenden Wochen 1200 Arbeitsplätze eingespart werden. Rund 960 Beschäftigte werden dabei entlassen. Außerdem wird die Kurzarbeit sowohl dort als auch an anderen Standorten ausgeweitet. Als Grund für die größeren Einschnitte werden drastische Auftragseinbrüche im Dezember und Januar angegeben. Boehringer malt schwarz Der Pharma-Konzern Boehringer Mannheim befürchtet auch in diesem Jahr einen Rückgang von Umsatz und Ertrag. Bereits in der vergangenen Periode waren die Geschäfte schlechter gelaufen als erwartet. Der Umsatz kletterte "nur" um neun Prozent auf 2,2 Milliarden Mark. Das Betriebsergebnis habe das Planziel mit 63 Millionen Mark um 27 Prozent verfehlt, erklärt der Konzern. ABB liefert Züge nach Dänemark Der schweizerisch-schwedische Elektrokonzern Asea Brown Boveri (ABB) hat von den dänischen Staatsbahnen einen Auftrag zur Lieferung von 24 Regionalzügen erhalten. Die Order hat einen Wert von 140 Millionen Dollar. AM Wohlenberg in Konkurs Über das Vermögen des Hannoveraner Unternehmens AM Wohlenberg ist der Anschlußkonkurs eröffnet worden. Der Hersteller von graphischen Systemen und Maschinen war nicht zuletzt durch den Rückzug der ehemaligen amerikanischen Muttergesellschaft AM International in die finanzielle Schieflage gerutscht. Das Unternehmen, das nichts mit dem gleichnamigen Werkzeugmaschinenbauer vor Ort zu tun hat, beschäftigte zuletzt noch rund 420 Männer und Frauen. Northwest legt sich quer Die ins Trudeln geratene US-Fluggesellschaft Northwest Airlines will die Beschäftigten nur zu einem Fünftel an dem Unternehmen beteiligen, wenn sie sich auf einen Lohnverzicht von insgesamt 900 Millionen Dollar einlassen. Die Gewerkschaften fordern vier Fünftel.
Um die Zugehörigkeit zur neustrukturierten 2. Badminton-Bundesliga geht es für die Spielgemeinschaft Hanau/Erlensee am Wochenende. "Wir trainieren rund um die Uhr", unterstreicht Abteilungsleiter Horst Kröll die Wichtigkeit der beiden Partien gegen Oberligameister SG Anspach. Zunächst haben die Hanauer im Hochtaunus anzutreten (Samstag, 17 Uhr), doch die endgültige Entscheidung wird im Rückspiel am Sonntag (10 Uhr, Ludwig-Geisler-Halle) in Hanau fallen. Nicht allein die Frage der zukünftigen Spielklasse, die für beide Vereine fraglos von richtungsweisender Bedeutung ist, auch diverse zusätzliche Modalitäten sorgen im Vorfeld der Spiele für ein überdurchschnittliches Maß an "Zündstoff".
So kommt es zum einen zum "Duell" der Geschwister Rabbia und Rukhsar Khan. Die für Hanau spielende Rabbia Khan wird zwar nicht direkt auf ihren Bruder Rukhsar treffen, da beide nicht im Mixed erwartet werden. Doch gerade hinsichtlich der Mannschaftsaufstellungen, die bis zum Spielbeginn bei beiden Klubs das bestgehütete Geheimnis sind, ist eine geschwisterliche Verbindung von einiger Brisanz.
Für weitere Diskussionen wird der Einsatz des Indonesiers Hargiono sorgen, den Hanaus Abteilungsleiter Kröll ankündigt. Die Meinungen über die Richtigkeit seiner Spielberechtigung gehen auseinander. "Ich habe mit Post vom 27.1. vom Verband die Spielberechtigung erhalten, und er wird spielen", hält Kröll die Sachlage für völlig klar. Mit einem offiziellen Protest des Gegners rechnet jedoch auch er fest.
Mit dem Indonesier verstärkt sich die Favoritenrolle der Hanau/Erlenseer, die ihren angestammten Platz in der 2. Liga zu verteidigen haben. Insbesondere im Männerbereich gelten die Hanauer als stärker besetzt. Mit Hargiono, Einzel- Hessenmeister Thomas Wurm, Alexander Merget, Doppel-Hessenmeister Hagen Skibbe sowie Andreas Schmidt und Gerald Heinecke verfügen die Hanauer bei den Männern über vielfältige Möglichkeiten und ein gewaltiges sportliches Potential.
Im Frauenbereich wird hingegen für Rabbia Khan, Jutta Riedel und Christel Skibbe gegen die starken Anspacherinnen nichts zu holen sein. Die amtierende Hessenmeisterin und aktuelle Nummer zehn der Deutschen Rangliste Sandra Mirtsching und ihre Doppel-Partnerin Nicole Raasch stellen hier eine Übermacht dar. So knobeln die Hanauer nicht zuletzt an der Zusammensetzung ihres gemischten Doppels. Dieses könnte zum entscheidenden Spiel werden, sollte unerwartet einer der fünf möglichen "Männerpunkte" doch verloren gehen. Dort verfügen die Anspacher mit Günter Entzel auch über einen Hessenmeister.
Möglicherweise wird Hargiono sein zweites Spiel im Mixed absolvieren, wird dann jedoch im Doppel fehlen. Die Spekulationen bezüglich der Aufstellungen dürften Gesprächsthema bleiben. ina
Worum es ging an diesem Abend, das machte schon ein großes Plakat unmittelbar neben dem Eingang des Bürgerhauses Südbahnhof deutlich: "Jede Stimme für die Grünen ist eine verlorene Stimme!" Unter diesem Motto sammelte die Ökologische Linke Liste (Ökolinx) im und vor dem völlig überfüllten Saal des Bürgerhauses gut 600 Menschen im Altersspektrum von 20 bis 45 Jahren - noch nach über einer Stunde begehrten Zuhörer Einlaß. Da hatten drinnen schon längst die "Anonymen Saxofoniker" aus Frankfurt mit Jazz von Charles Mingus und experimenteller Musik von Carla Bley die Veranstaltung eröffnet. Und Ökolinx-Spitzenkandidatin Jutta Ditfurth hatte in einem Satz das Programm der Gruppe gebündelt: "Wir sind der linksökologische Tritt in den rot-grün-braunen Arsch der Herrschenden!"
Die Radikalökologin und frühere Stadtverordnete der Grünen führt eine Liste an, auf der sich Gewerkschafter, Mitstreiter von Bürgerinitiativen ebenso finden wie Mitglieder der PDS - etwa der frühere Chefredakteur der "Metall", Jakob Moneta. Und so geriet die Veranstaltung zu einem regelrechten Wiedersehens- Treffen vergangener Basis-Bewegungen, vom Bündnis gegen Startbahn West bis zur Antiatom-Kampagne. Der geflügelte Satz des Abends: "Gibt&rquote;s dich auch noch!"
Kein Zweifel daran, daß sich hier unter dem Transparent mit dem großen feuerspeienden Drachen all die sammelten, denen rot-grüne Politik der vier vergangenen Jahre in Frankfurt zu wenig verändert hatte. Und Rainer Trampert, früher einmal im Bundesvorstand der Grünen, erhielt viel Beifall für seine Analyse vom Stand der Dinge in Deutschland - eine "steigende Bereitschaft zum nationalen Konsens" machte er aus, "postmodern Sozialpakt genannt". Da dürfe allenfalls noch darüber gestritten werden, "ob Flüchtlinge hier erschlagen werden sollen oder lieber von ungarischen oder polnischen Grenztruppen, die von Deutschland bezahlt und ausgebildet werden".
Die "höchste Partei-Instanz" der SPD mache "das Grundgesetz zu einem Fetzen Papier". Und Grüne wandelten sich "vom Pazifisten zum Kriegstreiber" jg
Nachdem die erste Partie der Bundesliga-Qualifikationsrunde für den Rugbyklub Heusenstamm den schlechten Platzverhältnissen zum Opfer gefallen war, startet der RK nun am Sonntag (14.30 Uhr, Sportzentrum Martinsee) gegen den Favoriten SCN Heidelberg in die Aufstiegsrunde. An dieser Runde nehmen sechs Mannschaften teil, wovon sich die ersten drei für die deutsche Eliteklasse qualifizieren. Die Gäste des RK gelten als aussichtsreichster Kandidat auf den Gruppensieg, doch auch die Heusenstammer machen sich durchaus Hoffnungen auf den Einzug in die höchste Spielklasse.
Die schlechte Witterung ist daran "schuld", daß der RK zum Auftakt gleich die vermeintlich schwierigste Aufgabe dieser Qualifikationsrunde zu bewältigen hat. "Wir werden das Beste geben und hoffentlich dem Titelanwärter ein Bein stellen", gibt Mannschaftskapitän Jürgen Walke dennoch eine optimistische Parole aus. Angesichts der guten sportlichen Entwicklung, welche die Heusenstammer unter dem erfolgreichen Trainergespann Stefan Terboczi und Paul Doran in der vergangenen Saison durchlaufen haben, brauchen sie sich zumindest nicht zu verstecken.
Die beiden RK-Trainer müssen am Sonntag allerdings auf ihre Stammkräfte Stefan Roth (Arbeitsunfall) und Harald Hees (Halsentzündung) verzichten. Das Vorspiel zu dieser richtungweisenden Partie wird die Frauen-Mannschaft des RK gegen die Frauen des SCN Heidelberg bestreiten (14 Uhr). Um 16 Uhr stellt das Aufeinandertreffen der Reserve-Teams beider Klubs dann den Abschluß des "Rugby-Nachmittages" im Sportzentrum Martinsee dar.
Während sich diese Teams in den vergangenen Wochen intensiv auf ihre Auftritte vorbereiteten, war die Jugend des RK Heusenstamm in England, dem Mutterland ihrer Sportart, unterwegs. Neben einer ausgiebigen Erkundung der Heusenstammer Partnergemeinde Tonbridge standen natürlich auch Einblicke in die Entwicklung des Rugbysportes in England im Vordergrund. Dort wird Rugby als Schulsport betrieben, sind die Schulen in der Regel mit mehreren Spielfeldern ausgestattet.
Eines derselben wurde selbstverständlich auch für ein Freundschaftsspiel gegen die Engländer genutzt, welches die routinierten Gastgeber mit 41:10 für sich entschieden. Rechtzeitig zum Auftakt der Qualifikationsrunde kamen die Jugendlichen wieder in Heusenstamm an, denn am Martinsee wird am Sonntag die Unterstützung aller RK-Mitglieder und Rugby- Freunde dringend benötigt werden. ina
HEINER KAPPEL, FDP-Landtagsabgeordneter mit Hang zu überraschenden Initiativen, hat die Auflösung des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) gefordert. In Königstein (Hochtaunuskreis) sagte Kappel, der "Verwaltungswasserkopf" des LWV sei nicht in der Lage, "schnell und flexibel" zu arbeiten. Verbandsdirektorin Barbara Stolterfoht (SPD) möge zurücktreten, und der "Verbandstag" des LWV, der sich nur noch mit Selbsterhaltung und Ausbau der eigenen Kompetenzen beschäftige, solle aufgelöst werden. Der Verband sei für die Kommunen ein "Faß ohne Boden". In der FDP-Landtagsfraktion ist man von Kappels Forderungen selbst überrascht, hält aber zumindest eine Organisationsreform des für die Kommunen immer teurer werdenden Verbandes für dringend nötig.
KRONBERG. Die neuen Sozialwohnungen Am Weidengarten in Oberhöchstadt sind als "vorbildliche Bauten" ausgezeichnet worden. Das Land und die Architektenkammer vergeben den Preis alle drei Jahre; hessenweit wurden acht Projekte belobigt.
Die Jury hebt "das hervorragende Baugrundstück sowie dessen intelligente Nutzung" hervor: "Fast alle Wohnungen haben durch die gestaffelte und leicht versetzte Anordnung der Baukörper einen direkten Landschaftsbezug".
Gut gefallen hat den Juroren das viele Grün und die "umweltverträgliche Materialwahl". Die Fassaden der "beiden einfachen, klaren Baukörper" seien "abwechslungsreich gestaltet, wenn auch nicht ganz frei von modischen Details". mak
WIESBADEN. Die FDP-Landtagsfraktion will die rot-grüne Parlamentsmehrheit bei der Reform der Ministerpensionen zum "Schwur" zwingen. Wie der FDP-Abgeordnete Hans-Jürgen Hielscher mitteilte, hat seine Fraktion einen Änderungsantrag zum Gesetzentwurf der Landesregierung eingebracht, wonach die Reform für die jetzt amtierenden Minister auch rückwirkend gelten soll. Über diesen Antrag muß im Landtag nun abgestimmt werden.
SPD und Grüne wollen die bislang üppigen Ministerpensionen zwar korrigieren. Die Neuregelung soll für die amtierenden Minister aber erst ab dem Tag gelten, an dem das Gesetz in Kraft tritt. Für ihre Amtszeit bis dahin soll ihnen nach wie vor ein Pensionsanspruch nach dem alten Recht zustehen.
Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) hatte diese Regelung damit begründet, daß eine rückwirkende Geltung der Reform rechtlich nicht möglich sei. Das aber war in einer Landtags-Anhörung von namhaften Experten bestritten worden. Zudem könnte eine rückwirkende Anwendung nur dann zu rechtlichen Problemen führen, wenn einer der amtierenden Minister klagen würde.
Die Reform für die Zukunft war im Landeskabinett einstimmig gutgeheißen worden. me
WIESBADEN. Schulabgänger, die ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis schon zum 1. August beginnen, müssen in diesem Jahr nicht bis zum letzten Schultag die Schulbank drücken. Weil die Sommerferien 1993 in Hessen erst am 26. Juli beginnen und dann nur vier Tage Erholungszeit zur Verfügung stehen würden, dürfen die Schulen die Schüler nach der Ferienordnung schon zwischen dem 10. und dem 15. Juli entlassen.
Weil der 10. Juli in diesem Jahr auf einen unterrichtsfreien Samstag fällt, hat das Kultusministerium es so geregelt, daß die Entlassung diesmal sogar schon am 9. Juli möglich ist. me
PEKING, 3. März. Der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassene Dissident Wang Dan (dpa- Bild) hat die chinesische Regierung mit einem offenen Brief herausgefordert, in dem er einen "legalen" Kampf für Demokratie ankündigt.
Der 25jährige ehemalige Geschichtsstudent war für seine führende Rolle während der Demokratiebewegung von 1989 inhaftiert und erst am 17. Februar nach drei Jahren und sieben Monaten Haft vorzeitig entlassen worden. Nur acht Tage später schickte er einen "Offenen Brief für die an mir interessierten inländischen und ausländischen Freunde" an die Pekinger Polizei, die Volkszeitung (Renmin Ribao) und die Propaganda- Abteilung der Kommunistischen Partei.
"Ich plane auf dem chinesischen Festland innerhalb der gesetzlichen Grenzen als offene Oppositionskraft aufzutreten", heißt es in der für die chinesischen Verhältnisse außerordentlich gewagten Erklärung. "Die vier Jahre im Gefängnis haben mich in meiner Entschlossenheit bestärkt, den Rest meines Lebens dem Kampf für Chinas Demokratiebewegung zu widmen", schreibt Wang, dessen vorgezogene Entlassung in Verbindung mit der Duldung, ihn ausländischen Journalisten ungestört Interviews geben zu lassen, in Peking als "Geste des guten Willens" der chinesischen Regierung an US-Präsident Clinton gewertet wird.
Wang Dan bedankt sich in dem Brief für die Unterstützung seiner Freunde während der Zeit im Gefängnis und sagt, er wolle sich nun gedanklich intensiv mit der zum Pekinger Massaker vom 4. Juni 1989 führenden Geschichtsperiode auseinandersetzen. Doch er forderte auch dazu auf, all die anderen "Gewissensgefangenen" nicht zu vergessen, die "noch in der Falle" säßen. Tausende von weniger prominenten Teilnehmern der Demokratiebewegung von 1989 verbüßen weiterhin ihre Haftstrafen, und auch im vergangenen Jahr haben die chinesischen Sicherheitsbehörden nach Informationen der Menschenrechtsorganisation "Asia Watch" mindestens 40 weitere Dissidenten festgenommen.
Entführte
Familie
entdeckt
FLÖRSHEIM. Die Madonna an der Südseite der St.-Gallus-Kirche hatte für kurze Zeit Gesellschaft: Die "blaue Familie" des Frankfurter Künstlers Ottmar Hörl versammelte sich gestern für einige Stunden zu Füßen der Sandsteinskulptur. Am Nachmittag hatte das Gastspiel ein Ende. Mitarbeiter des Rüsselsheimer Bauhofs holten die fünfköpfige Familie unter Aufsicht des Kulturamtsleiters Kurt Röder zurück in die Opelstadt. Dort waren die Kunstwerke am vergangenen Wochenende aus dem Stadtpark gestohlen worden.
Es gebe zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren, sagte Röder am Nachmittag, den Hut in die Stirn gezogen und um die "blaue Familie" schlurfend: Man könne darüber lachen - und man könne traurig sein. Er sei sprachlos. Die fünf Figuren seien mit "brachialer Gewalt abrasiert" worden. "Das ist blanker Vandalismus."
Zugeschlagen hatten die Bösewichte offenbar am Wochenende: Ohne Spuren zu hinterlassen, hatten sie Vater, Mutter samt beider Kinder und Hund entfernt, eine von insgesamt sechs Gruppen, die der Ottmar Hörl vergangenes Jahr im Auftrag der Stadt Rüsselsheim und mit kräftiger Unterstützung der Opel AG gefertigt hatte. Doch das war nicht der erste Anschlag: Bereits im vergangenen Jahr hatten Unbekannte den blauen Stahl-Hund um ein Ohr gestutzt.
Das Metall-Organ war tagelang verschwunden, tauchte dann samt Bekennerschreiben bei einer örtlichen Zeitung auf. Darin kündigten die Täter weitere Aktionen an. Bereits am 11. November folgte die nächste: Die komplette Familie war über Nacht eingekleidet worden.
Längst wieder nackt, schweißten Unbekannte die Figuren nun von ihren Sockeln. Hinweise auf die Entführung aus dem Stadtpark liegen der Abteilung Staatsschutz der Rüsselsheimer Kripo nicht vor. Entdeckt hatten die Gruppe gestern vormittag Bedienstete der Stadt Flörsheim. Die dachten zunächst an eine verspätete Faschingsmaskerade, schenkten der "blauen Familie" letztlich doch mehr Augenmerk und riefen die Polizei. "Wir haben jemanden abgestellt, der die Kunstwerke sicherte", sagte ein Beamter. Die Wache am Zwischenlager währte kurz. Alsbald nahmen die Kriminalisten aus Rüsselsheim die Spurensuche auf, staubten die Figuren mit Puder ein, in der Hoffnung, Fingerabdrücke zu entdecken. Doch die Täter hatten mit Handschuhen gearbeitet.
Fündig wurden die Ermittler allerdings vor der benachbarten alten Kirchschule. Dort waren die Unbekannten in der Nacht zu Mittwoch vorgefahren - offenbar mit einem Transporter. Schließlich bringt der blaue Vater als stattlichste der fünf Figuren 120 Kilo auf die Waage. Auf dem Weg von der Schule zur Kirche hinterließen die Täter Spuren vom Zement. Den hatten sie nach Erkenntnissen der Kripo fix und fertig angerührt mitgebracht.
Ebenfalls in Heimarbeit hatten sie sich an den Figuren zu schaffen gemacht: Dem Vater brannten sie ein Herz in die Brust und schliffen daneben den Text "Mach mal blau". Auf die Mutter gravierten sie die Zeilen "Finger weg vom Asylrecht". In die beiden Kinder-Figuren schweißten sie Löcher in Form eines Hochspannungspfeiles und eines kombinierten Mann-Frau-Symbols. Ein Kripo-Sprecher: "Das war die Arbeit von Fachleuten; die Täter sind gut ausgerüstet."
Für Kulturamtsleiter Röder ist mit der Beschädigung der Kunstwerke die Grenze eines Schülerstreichs weit überschritten. "Das ist die geplante Zerstörung eines Kunstwerkes." kkü
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Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20, SA.: 22.30 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15, Sa.: 23 Uhr).
C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18, 20.30, Sa.: 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20, Sa.: 22.30 Uhr).
Kino II: Der Duft der Frauen (14.45, 20.15 Uhr).
Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15), Bitter Moon (17.30, 20.30, Sa.: 23 Uhr).
Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 , Sa.: 23 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (16 Uhr), Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: So.: Der kleene Punker (15.30 Uhr), Kein Pardon (20.30 Uhr, So.: 18 und 20.30 Uhr).
Casino: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. "Hexenjagd" Aufführung des Histo(e)rischen Theaters, 19.30 Uhr Olof- Palme-Haus.
"Die Kaktusblüte", Komödie, 17 und 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Jazzkeller Philippsruher Allee, Richard Ray Farrell Bluesband (21 Uhr).
Langenselbold. Konzert mit der Mütze & Z. Band, Veranstaltung der Juso-AG, 20 Uhr Klosterberghalle.
Ronneburg. Ausstellungseröffnung von Georg E. Pientka, 15 Uhr im Kemenatensaal der Burg.
Langenselbold. Ausstellung "Terracotta" von Helmut Kiel, Galerie Kunstform, Sa. 9 bis 13 Uhr, Gartenstraße 5. Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum: 10 bis 12 Uhr Beratung "Alte Puppen", Parkpromenade Wilhelmsbad.
Interantionaler Frauentag Schlüchtern. Ausstellung Frauengestalten im Märchen; Infostände der verschiedenen Frauengruppen; 15 Uhr Ilse Werder stellt das Buch "Frauenleben in Schlüchtern" vor, 15.30 Uhr Frauen und Märchen - Frauen im Märchen mit der Märchenerzählerin Gertrud Hempel und der Ethnologin Susanne Schröter, 16.30 Uhr Diskussion, 17 Uhr Bänkelgesang von Frauen für Frauen, 20 Uhr Theater für alle mit "Mimikri" aus Büdingen: "Mamie 1780 - 1794, Revolution aus der Sicht eines Kindes", Stadthalle Schlüchtern.SonntagKulturmix Hanau. Ausstellungseröffnung im Puppenmuseum Wayang Golek, Javanische Stabpuppen, 11.30 Uhr Parkpromenade Wilhelmsbad,
Orgelkonzert mit Alexander Fissejski (Moskau), 17 Uhr Stadtpfarrkirche Mariae Namen.
Theateranstaltung des Kulturvereins und des Frauenbüros, die London Puppet Players führen mit Marionetten und klassischer Musik eine Frauenkrimi auf "Lysistra und Victoria", 11 Uhr in der Schweinehalle.
Langenselbold. Das Museum ist in der Zeit von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr geöffnet. Schloßkonzert mit dem Klavier Duo Kurt Bauer und Heidi Bung, 17 Uhr im Schloß.
Bad Soden-Salünster. Frühkonzert des Musikvereins 1921 Salmünster, 10 Uhr Konzerthalle.
Bruchköbel. Das Heimatmuseum im neuen Spielhaus ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Verschiedenes Maintal. Tag der offenen Tür mit Flohmarkt in der Stadtbücherei Hochstadt (Bürgerhaus) von 10 bis 16 Uhr.
Hanau. Computermarkt 11 bis 17 Uhr Stadthalle.
Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht- Mitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Brachttal. Second-Hand-Basar, 14 Uhr im Kindergarten Neuenschmidten. Wahlparties Hanau. Wahlparty der SPD Großauheim/Wolfgang, 18 Uhr in der Altentagesstätte Großauheim.
Wahlparty der Grünen, 18 Uhr Café Zeitlos am Goldschmiedehaus.
Wahlparty des Trägervereins Kulturzentrum Pumpstation, 18 Uhr in der Schweinehalle.
Langenselbold. Wahlparty der DKP, 19 Uhr Gaststätte Brauhaus.
Wahlparty der Selbolder Liste, 18 Uhr Gaststätte Friedrichseck.
Wahlparty der FDP, 19 Uhr Gaststätte Zum Krönchen, Hanauer Straße 23.
Wahlparty der CDU, 19 Uhr Gaststätte Am Kinzigsee.
Schöneck. Wahlparty der SPD, 19 Uhr Dorfgemeinschaftshaus.
Bruchköbel. Wahlparty der SPD, 19 Uhr Bürgerhaus Oberissigheim.
Wahlparty der Grünen, 18 Uhr Mehrzweckhalle Roßdorf.
Erlensee. Wahlparty der SPD, 18 Uhr im Haus der AWO, Hanauer Straße.
Ronneburg. Wahlparty der Wählergemeinschaft in Ronneburg (WIR), ab 20 Uhr bei Familie Jandt, Ahornstraße 2, Ortsteil Hüttengesäß.
Wächtersbach. Wahlparty der Bürgerinitiative, 20 Uhr im Rusticana, Poststraße 19.
Brachttal. Wahlparty der SPD, 19 Uhr Gaststätte Alt Budapest, Hellstein.
Jossgrund. Wahlparty der CDU, 20 Uhr Haus Königsberg, Pfaffenhausen.
Linsengericht. Wahlparty der CDU, 20 Uhr Gaststätte Einhardts-Schäkne, Hauptstraße 29, Altenhaßlauer.
Der Beruf des Totengräbers ist zum Traumjob avanciert, seit der Sozialismus das Zeitliche gesegnet hat. Jeder sucht sein Scherflein, das er zum Untergang Ost-Berlins beigetragen haben will. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ihres nun nach langer Schürfarbeit gefunden: Die Milliardensummen, die die westdeutschen Protestanten den ostdeutschen während DDR-Zeiten zukommen ließen, sollen zum Untergang des realsozialistischen Reiches beigetragen haben.
Die Beweisführung der obersten Protestanten ist einfach: Weil durch die Zahlungen die Kirche/Ost ihre autonome Existenz sichern konnte, habe sie sich als Zuflucht der Bürgerrechtler und damit als der Sterbehelfer des totalitären Systems bewährt. Neu an dem Befreiungsschlag gegen kritische Nachfragen um die Zahlungen ist das Verschweigen bislang sorgsam gehüteter theologischer Ansätze: etwa der Zwei-Reiche-Lehre (Gottes Reich und irdisches Reich) und der gebetsmühlenartigen Beteuerung evangelischer Bischöfe, die Kirche sei mehr als das Dach, unter dem sich systemkritische Köpfe sammeln konnten.
Bleiben wir ehrlich: Die Westchristen hielten mit ihren Spenden die Institution Ostkirche am Leben. Es ist wahr, daß sich unter deren Dach jene sammelten, die Gorbatschows Perestroika verstanden hatten und damit den Untergang der DDR erzwangen. Vergessen wir aber nicht, daß es oft gerade die Kirchenoberen waren, die diese Querköpfe nicht in ihren Reihen haben wollten und versuchten, sie ruhig zu stellen, um die eigene Institution zu retten. ber
Ein Haus voller Leben soll es sein: ein Ort der Begegnung für die, welche um das Leben anderer fürchten, das ihrer Kinder. Nach einjähriger Bauzeit ist Frankfurts erstes Elternhaus für Mütter und Väter krebskranker Kinder eröffnet worden. Den ideellen Entwurf zu diesem Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Uniklinikum lieferte der Frankfurter Verein "Hilfe für krebskranke Kinder", den betroffene Eltern vor zehn Jahren gründeten.
Zahlreiche Frankfurter Firmen, aber auch Privatpersonen trugen sich in die Liste der Spender und Sponsoren ein, das Liegenschaftsamt stellte das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung. Komturstraße 3: Ein Ort, so nannte es Professor Bernhard Kornhuber, Leiter der pädiatrischen Onkologie am Uniklinikum, der künftig Eltern Nähe und Distanz zugleich erlauben soll.
Die Nähe ist eine räumliche: In den elf Zweibett-Zimmern und zwei Zweizimmer-Wohnungen können während der stationären Behandlung Angehörige untergebracht werden. Die Distanz ist eine gefühlsmäßige: Das Leben im "Elternhaus" soll Abstand schaffen zum Klinikalltag - im Gedankenaustausch mit Menschen in ähnlicher Situation, aber auch durch Unternehmungen wie Tischtennisspiele und Gartenfeste.
Die Bedeutung einer solchen Einrichtung machte Helga von Haselberg für den Verein deutlich. Der medizinische Fortschritt bei der Therapie krebskranker Kinder ermögliche es heute, Patienten immer wieder aus der Klinik zu ihrer Familie zu entlassen.
Der Wechsel zwischen ambulanter und stationärer Therapie aber bleibe nicht ohne Folgen für das Familienleben: "Es findet nicht mehr statt." Eltern konzentrierten sich auf die Betreuung des kranken Kindes, Geschwister würden vernachlässigt. Auch für sie soll das Haus die Möglichkeit bieten, in der Ausnahmesituation der Krankheit als Familie zusammen zu leben.
Bei der Eröffnungsfeier, an der auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler teilnahm, kritisierte Kornhuber erneut den baulich und hygienisch inakzeptablen Zustand der Tagesstation in der Kinderkrebsklinik. Es gebe Überlegungen, die Kinderkrebsklinik aus der Trägerschaft des Landes herauszulösen und möglicherweise eine Stiftung zu installieren. Von einer solchen Neuorganisation erhoffe man sich mehr Engagement für die Belange der Kinderklinik. sar
Schüler und Lehrer der Philipp- Holzmann-Schule wollen sich nicht länger durch schöne Pläne vertrösten lassen. Sofort sollten die "baulichen Mißstände" an der Berufsschule behoben werden, forderte die Gesamtkonferenz anläßlich einer Podiumsdiskussion mit Politikern.
Seit mehr als 15 Jahren schleppe die Berufsschule Raumnot und eine miese Ausstattung mit sich. Seitdem wurden - mit dem Engagement und Einsatz vieler Lehrer - allerhand Pläne für Modernisierung und Umzug der Schule gemacht, ohne bis heute auch nur angepackt zu werden. Der jüngste, ein Neubau in Nied, kommt nicht in die Gänge, weil Stadt und Land nicht handelseinig werden.
Man sei eben gerade "mittendrin in Verhandlungen", bat der SPD-Stadtverordnete Gert Wagner um Geduld. Sein CDU-Kollege Gerhard Ley erläuterte, daß für ihn ein Anknüpfen an alte CDU- Pläne die "billigste und vernünftigste Lösung" wäre: der Umzug in die Ernst- Reuter-Schule I. "Wahlkampf pur", moserte da einer der mehr als 300 Schüler, die sich die Diskussion in der Aula anhörten.
Die Lehrer unterstrichen, daß sie nicht länger gewillt seien, an sechs verschiedenen Außenstellen, verteilt über ganz Frankfurt, zu unterrichten.
Zumindest das vom Bund beschlossene Einfrieren der Mittel für den Hochschulausbau werde das Neubau-Projekt in Nied nicht gefährden, sagte FH-Rektor Johann Schneider auf Anfrage. Der Bund habe seinen Anteil an der Finanzierung bereits zugesagt. Jetzt stehe nur noch die Entscheidung des Landes aus. luf
sp HANNOVER, 3. März. Die Zweifel an der Eignung des ehemaligen Erzbergwerks "Schacht Konrad" in Salzgitter als Endlager für Atommüll sind aus der Sicht des niedersächsischen Umweltministeriums im Erörterungsverfahren nicht ausgeräumt worden. "Der längste Erörterungstermin, den es je in Deutschland gab, hat eine Fülle an Ungereimtheiten, Ungenauigkeiten und Unglaublichkeiten zutage gefördert", bilanzierte Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) am Mittwoch in Hannover.
Die Ministerin sagte, mit der Fertigstellung noch ausstehender Gutachten sei erst Anfang 1994 zu rechnen. Dann werde das Ministerium noch mindestens ein Jahr benötigen, um die Planunterlagen, die Erörterungsergebnisse und die Gutachten gründlich auszuwerten. Das Ministerium schließt auch nicht aus, daß weitere Probebohrungen anzuordnen sind und daß, wenn alle Daten vorliegen, "nach erörtert", also ein zusätzlicher öffentlicher Erörterungstermin angesetzt wird. (Weiterer Bericht auf Seite 12)
ALTENSTADT. Mit einer orientalischen Nacht will die Vfl-Abteilung "Orientalischer Tanz" ihre Solidarität mit kriegsgeschädigten Frauen im ehemaligen Jugoslawien bekunden. Der "Tanz für Sarajevo" beginnt am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Altenstadt, Waldsiedlung. Die vielen Künstlerinnen und Künstler verzichten an diesem Abend auf Gage. Der Eintritt von acht Mark pro Person wird laut Gudrun Hoff von der Tanzabteilung direkt an den gemeinnützigen Freiburger Verein "Frauen helfen Frauen im Krieg" weitergeleitet. Er arbeitet mit der Berliner Frauenaktion "Scheherazade" zusammen und sorgt laut Hoff dafür, daß Spendengelder direkt zu Frauenlobbies im ehemaligen Jugoslawien gelangen.
Mit der orientalischen Nacht, die zu einem "unvergeßlichen Abend mit einem humanitärem Hintergrund" werden soll, werden Frauennotrufe und -häuser in Zagreb und Belgrad unterstützt. mk
OBERURSEL. Schmuddelig und häßlich, die Wände mit Kritzeleien verun- ziert, die Unterführung schlecht beleuchtet und eher angsteinflößend - so stellte sich bislang der Oberurseler Bahnhof den Blicken der S-Bahn-Kunden dar. Jetzt hat er auf Kosten der Stadt ein neues "Outfit" bekommen: Wände und Decken sind frisch gestrichen, die Eingangstüren neu verglast, und ein Lichtband leuchtet die Unterführung besser aus. Noch sind die Arbeiter eifrig am Streichen und Werkeln, doch Mitte nächster Woche sollen sie fertig werden.
25 000 Mark hat die Stadt das "sympathische Entree" zu Oberursel, wie Bürgermeister Thomas Schadow es nennt, gekostet. Eigentlich wäre die Renovierung Sache der Bundesbahn gewesen, aber die Stadtverwaltung bekam, so Schadow, ständig Kritik von Bürgern und Gästen der Stadt zu hören - also nahm sie die Verschönerung selbst in die Hand. Neben abwaschbaren Farben sollen durch Wandgemälde neue Schmierereien vermieden werden: Ein Kunst-Leistungskurs des Oberurseler Gymnasiums soll im Frühsommer Vorschläge für ein Graffiti erarbeiten und - nach Abstimmung mit der Stadt - im Herbst die Wandflächen der Bahnhofshalle bemalen. Außerdem sollen Halle und Unterführung künftig zweimal täglich gereinigt wer- den.
Von der Verschönerung des Bahnhofs profitiert indirekt auch die Jugendgruppe des Pfadfinder-Bundes "Stamm Grauer Bären", die seit Jahren verzweifelt nach Räumen für ihre Gruppentreffen sucht: Bei einem Ortstermin vor Beginn der Renovierungsarbeiten stellte sich heraus, daß drei kleine Räume an der Ostseite, in Graffiti im Herbst denen früher einmal die Fahrkartenausgabe untergebracht war, seit vielen Jahren nicht mehr benutzt werden. Alte Stempel und Formulare stauben dort vergessen vor sich hin. In diese Zimmer - zusammen etwa 60 Quadratmeter - können nun nach Absprache mit der Bundesbahn bis auf weiteres die "Grauen Bären" einziehen. Wasseranschluß und Heizung sind vorhanden. Renovieren müssen die Pfadfinder zwar selbst, aber die Jahresmiete von 3000 Mark und den Einbau einer Toilette und einer Küchenzeile übernimmt die Stadt. esi
LONDON/FRANKFURT A.M., 3. März (AFP/rgg/ha/ Reuter/AP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat sich am Mittwoch erstmals für Kampfeinsätze von Truppen der Vereinten Nationen in Bosnien-Herzegowina ausgesprochen, um ein mögliches Friedensabkommen durchzusetzen. Im früheren Jugoslawien gebe es wie in Somalia bestimmte Banden, die sich über die Zustimmung ihrer Führer zu Friedensvereinbarungen hinwegsetzen könnten. In diesem Fall sei die Anwendung von Gewalt unvermeidlich, sagte der UN-Generalsekretär der Londoner Zeitung The Times. Eine Abordnung der US-Armee will in den nächsten Tagen in Moskau eine mögliche russische Beteiligung an den Hilfsgüter- Abwürfen über Ost-Bosnien vorbereiten.
Butros-Ghali rückte mit seinen Äußerungen von seiner früheren Position ab. Vor wenigen Monaten hatte er davor gewarnt, daß Ex-Jugoslawien zum "Vietnam" der UN werden könne. Er unterstrich, daß er den Sicherheitsrat nicht zu militärischem Eingreifen auffordern werde, falls es kein Friedensabkommen gebe.
Die NATO ist nach den Worten ihres Generalsekretärs Manfred Wörner bereit, zur Beendigung des Krieges in Ex-Jugoslawien begrenzt militärisch einzugreifen. Nach einem Gespräch mit US-Präsident Bill Clinton in Washington sagte Wörner im ZDF, die NATO-Staaten hätten sich darauf verständigt, auf der Grundlage von UN-Beschlüssen in Ex-Jugoslawien "Hilfe zu leisten". Als Beispiele nannte er die Kontrolle des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina und die Überwachung schwerer Waffen.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic unterzeichnete in New York den militärischen Teil des Friedensplanes der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen. Damit hätten alle drei Kriegsparteien den Vereinbarungen über einen Waffenstillstand und über die Kontrolle der schweren Waffen zugestimmt, sagte der bosnische Außenminister Haris Silajdzic. Verhandelt werden muß nun noch über den Plan, Bosnien in zehn teilweise autonome Provinzen aufzuteilen.
Nach den Kämpfen in der ostbosnischen Stadt Cerska sind laut Radio Sarajewo bis zu 20 000 Moslems auf der Flucht. Sie würden von serbischen Einheiten beschossen. Für die Angaben des bosnischen Vizepräsidenten Ejup Ganic, in Cerska habe es Massaker und Hunderte von Toten gegeben, gab es keine unabhängige Bestätigung. Rund 1500 Kranke und Verwundete flüchteten nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) aus Cerska ins nahe Konjevic Polje. 8000 Flüchtlinge seien in Tuzla angekommen. Ein UN-Hilfskonvoi wurde von serbischen Einheiten nicht nach Konjevic durchgelassen.
Vier US-Transportflugzeuge warfen in der Nacht zum Mittwoch rund 20 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente bei Konjevic ab.
Der für die Luftabwürfe verantwortliche US-General Donald Loranger sagte am Mittwoch abend in Frankfurt, eine Abordnung des US-Militärs werde in den nächsten Tagen nach Moskau reisen, um Einzelheiten einer möglichen Beteiligung Rußlands an der Abwurf-Aktion zu klären. Für russische Transportmaschinen werde gegebenfalls auf der Rhein-Main- Air-Base "Platz geschaffen". Er bestätigte, daß die Luftbrücke fortgeführt werde, machte jedoch keine Angaben über den Zeitpunkt weiterer Flüge. Die starken Flüchtlingsbewegungen nach den Kämpfen um Cerska würden "neue Prioritäten" für die Abwürfe erfordern, die mit dem UNHCR abgesprochen werden sollen.
(Weitere Berichte S. 2, Kommentar S. 3)
SCHWALBACH/ESCHBORN. Am Mittwoch um 4.15 Uhr hatte die Flucht der drei Autodiebe ein Ende: Der gestohlene Opel Kadett kam in der Tagente von der A 66 zur A 5 bei Eschborn nach links von der Fahrbahn ab, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Trotz des Überschlags blieben die drei Insassen unverletzt. Sie müssen einen Schutzengel gehabt haben, meint ein Polizeisprecher. Denn: Der Fahrer war ein 15jähriger Schwalbacher, die Beifahrer zwei 14jährige aus Eschborn und Schwalbach.
Die Vorgeschichte begann um ein Uhr. Zeugen entdeckten in der Schwalbacher Julius-Brecht-Straße einen Wagen, der aufgebrochen worden war. Nach Angaben der Polizei hatten die Täter auch versucht, ihn kurzzuschließen, was aber offensichtlich nicht gelang. Am Marktplatz in Schwalbach hingegen hatten die Autoknacker Erfolg: Als sie mit dem gestohlenen Wagen auf der Limesspange unterwegs waren, wurden sie von einer Funkstreife beobachtet, wie sie bei Rot über die Straße fuhren.
Als die Polizisten versuchten, das Auto mit einer Polizeikelle zu stoppen, gab der 15jährige Fahrer Gas und fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Eschborn davon - die Streife schaltete Blaulicht und Sondersignal ein und folgte dem Fluchtfahrzeug auf der L 3005. Das Trio bog nach kurzer Jagd auf die A 66 ab und war gerade auf der Auffahrt zur A 5, als der Unfall passierte. pms
yr BELGRAD, 3. März. Die aus Serbien und Montenegro neugegründete Bundesrepublik Jugoslawien hat wieder eine Regierung. Dem neuen Ministerpräsidenten Radoje Kontic (AP-Bild) und seinem Kabinett wurde von beiden Häusern des Belgrader Parlaments das Vertrauen ausgesprochen. Die neue Regierung, die das Kabinett des faktisch schon vorher aus dem Amt verdrängten serbisch-US-amerikanischen Geschäftsmannes Milan Panic ablöst, wird fast ausschließlich von den beiden stärksten in Serbien und Montenegro regierenden Parteien, der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) Slobodan Milosevics und der Demokratischen Partei der Sozialisten Montenegros (DPS CG), gebildet.
Die neue Regierung, die als schwach und politisches Instrument Milosevics eingeschätzt wird, erhielt im ersten Haus, dem Bürgerrat, 92 Ja- und 8 Gegenstimmen. 38 Abgeordnete, darunter die meisten der oppositionellen Parteien, blieben der Abstimmung fern. Im Rat der Republiken, dem zweiten Haus, war die Zustimmung bis auf einen fehlenden Abgeordneten einstimmig. 14 Regierungsmitglieder sind Serben und sechs Montenegriner, zu denen der noch nicht ernannte Finanzminister hinzukommen könnte.
Die Besetzung der Schlüsselressorts war das Hauptproblem bei der Regierungsbildung. Das Innenministerium wechselte in serbischen Besitz, der bisherige montenegrinische Ressortchef für Inneres wurde neuer Verteidigungsminister. Die schwersten Konflikte gab es jedoch im Bereich des Finanzwesens. Die serbische Seite beansprucht offenbar das vom Montenegriner Vuk Ognjanovic besetzte Amt des Bundesbankpräsidenten. Dieser widersetzte sich aber zuerst dem ihm angebotenen Wechsel an die Spitze des Finanzministeriums. Er soll unter Druck verzichtet und damit der Regierungsbildung den Weg geebnet haben.
Touristische Tips
Die Bahn "macht Dampf" Von rund 50 Dampfsonderfahrten der Deutschen Bundesbahn finden in der kommenden Saison 20 Ausflüge und Reisen der Interessengemeinschaft Eisenbahn (IGE-Bahntouristik) im Bereich der Bundesbahndirektion Nürnberg statt. Vor dem Start der alten Züge am 1. Mai sind bereits Nostalgiefahrten nach Schweinfurt und Meiningen (Thüringen) vorgesehen. Ausführliche Informationen verschickt die Bundesbahndirektion Nürnberg, Abteilung Nostalgiereisen, Sandstraße 38-40 in W-8500 Nürnberg 70, Telefon 09 11 / 2 19 28 44. Eiermarkt im Dautphetal Am Samstag und Sonntag, 6./7. März, findet im Bürgerhaus Dautphetal-Friedensdorf (an der Bundesstraße 62 zwischen Marburg und Biedenkopf) ein Ostereiermarkt statt. Zugang am Samstag ab 14, am Sonntag ab 13 Uhr zum Preis von drei Mark; Schluß ist jeweils um 18 Uhr. In Trier dem Wetter auf der Spur Sind die extremen Wetterverhältnisse wie Hochwasser, Orkan und frühlingshafte Temperaturen im Januar die Anzeichen einer Klimaveränderung oder nur eine Laune der Natur? Wissenschaftlich fundierte Antworten auf Fragen der Wettervorgänge als physikalischen Prozeß geben die Wetterkunde-Seminare am 13./14. März, 3./4. April und 3./4. Oktober in Trier. Sie richten sich an wetterabhängige Freizeitsportler und interessierte Naturfreunde. Anmeldungen und Auskunft: Tourist-Information, Postfach 3830, W-5500 Trier, Telefon 06 51 / 97 80 80. Philatelie in Frankfurt Das Nordwest-Zentrum in Frankfurt ist am 11. März Treffpunkt für Briefmarkenfreunde. Anlaß der Veranstaltung ist die Erstausgabe von sechs Sonderbriefmarken der Deutschen Bundespost, darunter die Hessen-Marke, die im Rahmen der Serie "Wappen der Länder der Bundesrepublik Deutschland" herausgegeben wird. Das Festival der Philatelie findet von 10 bis 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt/Titus Thermen statt. Auskunft: Titus Thermen, Saalbau GmbH, Angelika Reise, Telefon 0 69 / 95 80 53 20. Petri heil an der Donau An Freunde des Angelsports wendet sich Donauwörth mit einer Wochenendpauschale ab 85 Mark. Die Region um die alte Reichsstadt bietet ideale Voraussetzungen für einen erlebnisreichen Angelurlaub. Das größte zusammenhängende Fließgewässer Süddeutschlands weist fast alle in Bayern heimischen Fischarten auf. Das Angebot kann im März/ April sowie im Oktober und November gebucht werden. Auskunft: Verkehrsamt, Rathausgasse 1, W-8850 Donauwörth, Telefon 09 06 / 78 91 45. Frühlingserwachen in Bad Dürrheim Mit seinem Programm "Frühlingserwachen" will der Schwarzwald-Kurort Bad Dürrheim Körper, Geist und Seele in Schwung bringen. Das Arrangement kann von März bis Ende Mai ab 366 Mark gebucht werden. Im Preis enthalten sind sieben Übernachtungen, Frühstück, Eintrittskarten für das Erlebnis- Therapiebad Solemar, Besuch im Sportbad Minara und drei Fitneß-Veranstaltungen. Auskunft gibt die Kur- und Bäder GmbH, Luisenstraße 4 in W-7737 Bad Dürrheim, Telefon 0 77 26 / 66 62 95. Ins Land der Burgen und Schlösser Ein neues Gastgeberverzeichnis präsentiert Hohenlohe in Baden-Württemberg. Von 30 Gemeinden des Landkreises Schwäbisch Hall und 16 Gemeinden des Hohenlohekreises sind Angebote der gesamten Gastronomie und der Beherbergungsbetriebe enthalten. So gibt es beispielsweise ab 15 Mark pro Person Übernachtung/Frühstück auf dem Bauernhof, ab 35 Mark (Übernachtung/Frühstück pro Person) in gutbürgerlichen Gasthöfen, und ab 60 Mark bezahlt der Gast für ein Hotelzimmer, Ferienwohnungen für vier Personen kosten ab 50 Mark täglich. Den 56seitigen Prospekt verschickt kostenlos: Hohenlohe-Franken Touristik, Münzstraße 1, W-7118 Künzelsau, Telefon: 07 91 / 75 54 46, oder der Fremdenverkehrsgemeinschaft Hohenlohe, Allee 17, W-7118 Künzelsau, Telefon 0 79 40 / 1 82 06.
Ein in Moskau erlassenes Gesetz über die Besoldung russischer Soldaten erregt die Politiker in den baltischen Staaten. Die Verordnung mit der Laufnummer 4328 Strich 1 regelt Lohnzuschläge und Garantien für Militärpersonal, das in Krisengebieten Dienst tut. "Es ist natürlich Sache der Russen, wie sie ihre Soldaten bezahlen und die Güter verteilen wollen", räumt Aivars Vovers, Lettlands Vizeaußenminister, ein. Daß auf der Liste der besonders gefahrvollen und daher besonders gut dotierten Dienstorte aber neben Kriegsherden wie Armenien und Aserbeidschan, Georgien und Tadschikistan auch die drei baltischen Staaten aufgeführt sind, sei eine "Demütigung", sagt Vovers.
Nicht nur, daß Rußland die einst illegal besetzten baltischen Republiken auf eine Stufe mit anderen Teilen des ehemaligen Sowjetreiches stellt. Das Gesetz deutet an, daß das Leben im vergleichsweise spannungsfreien und wirtschaftlich halbwegs funktionierenden Baltikum mit dem Überlebenskampf in Gebieten gleichzusetzen sei, in denen ethnische Auseinandersetzungen täglich Menschenleben kosten. "Wir akzeptieren nicht, daß die baltischen Staaten ein Konfliktraum sein sollen", widerspricht der estnische Außenminister Trimivi Velliste. Die umstrittene Verordnung sei ein weiteres Steinchen im russischen Propaganda- Puzzle, mit dem die baltischen Staaten in den Augen des Westens angeschwärzt werden sollten.
Die Balten sehen sich einem Propagandafeldzug aus Moskau ausgesetzt. Mit Menschenrechtsverletzungen im Baltikum beschäftigen sich auf russische Initiative UN und KSZE. Unbefriedigende Regelungen der Rechte der russischen Minderheit bremsen die Aufnahme von Estland und Lettland in den Europarat. Als Vergeltung gegen die angebliche Diskriminierung der Russen beschloß das russische Parlament Wirtschaftssanktionen gegen die baltischen Staaten, und selbst die neue US-Regierung kündigte an, auf die Handhabung der Menschenrechte im Baltikum besonderes Augenmerk zu richten.
All das sei das Ergebnis einer ausgeklügelten und nach schlechter, alter KGB-Methode durchgezogenen Kampagne, meinen die Regierungen in Riga und Tallinn. Auf den immer noch überdimensionierten russischen Botschaften in den westlichen Metropolen streuten geschulte Agenten Desinformation, der die baltischen Vertretungen, weit schlechter bemannt und mit weit weniger diplomatischer Erfahrung, nicht viel entgegenzusetzen hätten. Und weil der Nachrichtenfluß aus dem Baltikum in den Westen immer noch weitgehend durch Moskau geschleust wird, färbe die Brille der russischen Nachrichtenagentur ITAR- TASS auch die Berichterstattung der westlichen Medien.
Delegationen von UN und KSZE, die am Ort die Lage der Minderheiten erkundeten, kamen zu dem Schluß, daß von einer "Diskriminerung der russisch-sprechenden Bevölkerung" keine Rede sein könne. Zwar gebe es Mängel, die es auszubessern gelte. Generell aber entsprächen "die Verfassung Estlands und andere von der Kommission geprüfte Gesetze dem internationalen Standard für die Sicherung von Menschenrechten", erklärten die KSZE-Entsandten nach ihrer Visite. Estland garantiere die Menschenrechte aller in dem Land Lebenden, ungeachtet ihrer Nationalität, Rasse oder Religion, versicherte der estnische Präsident Lennart Meri. Dennoch gingen die Versuche "russischer Extremisten" weiter, "die Souveränität Estlands durch das Menschenrechtsthema zu zerstören". Meri zitierte Vitali Trofimov, einen Rechtsexperten im russischen Außenministerium, der dieses Thema "unsere mächtigste Waffe" nannte.
"Die russische Strategie scheint darauf abzuzielen, die Unterstützung des Westens für das Baltikum zu unterminieren, indem die drei Länder als undemokratisch, antiliberal, rassistisch, antisemitisch und nicht lebensfähig ausgemalt werden", faßte ein Leitartikel in dem in Tallinn erscheinenden Baltic Independent die Furcht der Balten zusammen. "Wenn die öffentliche Meinung im Westen die baltischen Staaten nicht mehr für verteidigungswert hält, werden die Politiker bald folgen, mit katastrophalen Folgen für uns." Mehr noch als die russischen Nadelstiche beunruhigt die Balten daher die westliche Gleichgültigkeit, die der Begeisterung über den Freiheitskampf sehr rasch gefolgt ist.
Lettlands Außenminister Georgs Andrejevs beschuldigt Rußland, die Einverleibung seines Landes durch Aufstachelung der russisch-sprechenden Bevölkerung anzustreben. "Mit Druck und Propaganda versucht Rußland eine Lage zu schaffen, die es Kräften, die nicht lettisch sind, erlaubt, die Macht zu übernehmen und Lettland an Rußland anzuschließen", behauptet Andrejevs. Auch Estlands Verteidigungsminister Hain Rebas befürchtet, daß ein Anschlag auf die Selbständigkeit seines Landes von innen kommen könne. Die Minderheiten machen in Estland mehr als ein Drittel, in Lettland nahezu die Hälfte der Bevölkerung aus. In der Hauptstadt Riga leben nur noch 30 Prozent Letten. Zusammen mit den noch in Lettland stehenden Truppen wäre die russische Bevölkerung für einen Staatsstreich sicher stark genug; die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, daß viele Russen den lettischen Unabhängigkeitskampf unterstützten.
Viele der Russen aber, die vor zwei Jahren gemeinsam mit den Letten auf den Barrikaden standen, fühlen sich nun unerwünscht, ausgegrenzt, als Bürger zweiter Klasse abgestempelt. Und dies ist nicht nur die Folge erfolgreicher russischer Propaganda, die viele Russen glauben macht, es werde für sie keine Arbeit, keine Wohnungen und kein soziales Sicherheitsnetz mehr geben. Mit einem Bürgerschaftsgesetz, das weit strenger ist als das liberale estnische und das noch großzügigere in Litauen, versuchen die lettischen Politiker zu verhindern, daß das "Staatsvolk" im eigenen Land zur Minderheit wird.
Andrejevs allerdings sagt, daß es leichter sei, Russe in Lettland zu sein als Lette in Rußland. Er sei "sehr enttäuscht" vom Westen, der dem russischen Komplott gegen die lettische Unabhängigkeit erlegen sei.
Wenn in Rußland die "braun-roten Kräfte" an die Macht kämen, wäre es um ihre eben erst errungene Selbständigkeit geschehen, fürchten die Balten. Das Militär hat sich mit dem Verlust der baltischen Basen nie abgefunden und tut alles, um den Rückzug zu verzögern. Estland und Lettland, glauben Sicherheitsexperten, wären, durch einen "Hilferuf" lokaler Agenten legitimiert, im Handstreich zu nehmen. Litauen, wo Rußland keine militärischen Interessen, nur einen kleinen Bevölkerungsanteil und außerhalb der Kaliningrad-Enklave keine gemeinsame Grenze hat, könnte dann als gefügiger Vasallenstaat überleben. "Wenn radikale Nationalisten in Moskau die Macht übernehmen, würden wir geradewegs verschluckt werden", glaubt Lettlands Außenminister. "Niemand würde uns helfen oder verteidigen, und alles, was von der internationalen Staatengemeinschaft käme, wären leere Resolutionen, die niemandem nützen." HANNES GAMILLSCHEG
Für Antoine Waechter, Sprecher der französischen Grünen, handelt es sich schlicht um "Betrug". Auch Brice Lalonde, Chef der Umweltpartei Generation Ökologie (GE), hat Verdacht geschöpft. Seine Anhänger ermahnte er, "auf der Hut zu sein". Anlaß des Mißtrauens ist eine Inflation von Kandidaten, die zur Parlamentswahl Ende März als Umweltschützer antreten - aber möglicherweise ganz anderes im Sinn haben.
Als die Präfekturen zu Beginn der Woche die in den französischen Departements eingereichten 5169 Wahlbewerbungen für die 577 Sitze in der Nationalversammlung bekanntgaben, leuchteten in den Hauptquartieren der beiden Umweltparteien die Alarmsignale auf. In 551 von 577 Wahlkreisen steht dem gemeinsamen Kandidaten von Grünen und Generation Ökologie ein Konkurrent gegenüber, der sich zu einer Partei mit dem Namen "Neue Ökologen der Bewegung Natur und Tiere" bekennt.
Diese bislang völlig unbekannte Partei, nach Ansicht der Zeitung Liberation nichts anderes als eine "erstaunliche Fälschung", verdankt ihre Entstehung der Initiative von Bernard Manovelli, eines 44jährigen Rechtsanwalts aus Marseille, und den Besonderheiten des Gesetzes über die staatliche Finanzierung der politischen Parteien in Frankreich. Manovelli, der sich nicht in Marseille, sondern in einem Wahlkreis bei Paris bewirbt, bezeichnet sich selbst als "apolitisch". In der französischen Politik ist er freilich kein ganz Unbekannter.
Anfang der siebziger Jahre gehörte er der gaullistischen Jugendbewegung an, die ihn wegen rechtsextremistischer Umtriebe ausschloß. Anfang der 80er Jahre verhängte die nachgaullistische Sammlungsbewegung RPR aus den gleichen Gründen den Bann über ihn. Bei den Kommunalwahlen 1983 führte er eine Bewegung an, die dafür eintrat, Marseille "von den Gaunern aus dem Maghreb zu befreien". Den früheren sozialistischen Justizminister Robert Badinter, mit dessen Namen die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich verbunden ist, nannte er einen "Lumpenpack-Minister". Er gründete ein Komitee zur Wiedereinführung der Todesstrafe und darüber hinaus rief er eine Partei zum Schutz der Tiere (PPDA) ins Leben, die gegen Laborversuche mit Vierbeinern eintritt. Bei den Kantonalwahlen im Herbst 1988 versprach er den Wählern für ihre Stimme Kuchen oder Schaumwein als Weihnachtsgeschenk, was ihm eine Verurteilung wegen Wahlbetrugs einbrachte, aber nicht verhinderte, daß er bei den Kantonalwahlen 1991 mit RPR-Unterstützung den Sprung in den Generalrat des Departements Bouches-du-Rhone schaffte.
Mit Hilfe der 55 000 bei seiner Tierfreundevereinigung gespeicherten Adressen gelang es Manovelli, die "Neue Ökologen"-Partei zu organisieren. Wie er dies anstellte, belegt das Beispiel einer Tierschützerin aus der Nähe von Limoges, die eine Anstecknadel gegen Vivisektionen bestellte und außer der Anstecknadel auch eine Mitteilung erhielt, sie sei nun Mitglied der Tierschutzpartei geworden und man schlage ihr vor, bei den Parlamentswahlen zu kandidieren und für den Wahlkampf der Tierschützer Geld zu spenden oder zu "leihen". Sie nahm an, wie viele andere auch. "Ich unterschrieb, weil man mir sagte, dies würde der Finanzierung von Schutzimpfungen von Tieren dienen", erklärte sie. "Die Empfänger dieser Schreiben, zum größten Teil völlig unpolitische Leute, haben sich von einem Programm faszinieren lassen, das die Gründung eines Ministeriums für Tierschutz, die Einschränkung des Jagdrechts, das Ende der Stierkämpfe und das Verbot der Tierversuche sowie die Einführung einer garantierten Mindestarbeitszeit fordert", schrieb die Lyoner Zeitung Le Progres.
Was die Kandidaten nicht wissen, ist, daß sie mit ihrer Wahlbewerbung Manovelli zum Millionär machen können. Nach dem neuen Gesetz über die öffentliche Finanzierung der Parteien wird jede Wählerstimme bei den bevorstehenden Wahlen mit etwa 14 Franc im Jahr während der nächsten Legislaturperiode belohnt. Einzige Voraussetzung ist, daß die jeweilige Partei in wenigstens 50 Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt hat. Eine ursprünglich vorgesehene Sperrklausel von fünf Prozent der Stimmen mußte auf Anweisung des Verfassungsgerichts wegen "Verletzung des Pluralismus" gestrichen werden. Für den Marseiller Advokaten war die Rechnung damit klar. Bei drei Prozent der Stimmen - soviel verspricht er sich von seinem Griff in grünen Handschuhen nach dem Wahlgeld - könnte er bei Ausgaben von nur zwei Millionen Franc rund zehn Millionen Franc kassieren. "Es geht in der Tat darum, Geld zu erhalten", bekannte er, "und das Wahlgesetz anzuwenden, kann kein Unrecht sein."
HANS-HAGEN BREMER (Paris)
geg BERLIN, 3. März. Der erste Versuch der Justiz, die Millionenschiebereien im "KoKo-Imperium" des Ex-DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski strafrechtlich zu verfolgen, hat im Kern auch vor dem Bundesgerichtshof (BGH) Bestand. Der Berliner Senat des BGH hob am Mittwoch zwar die Entscheidung des Bochumer Landgerichts auf, das 1992 den ehemaligen Geschäftsführer der Westfirma NOHA im Schalck- Konzern, Heinz Altenhoff, wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt hatte. Jedoch muß das Bochumer Gericht die Strafhöhe neu festlegen.
Die hinterzogenen Steuern, so der BGH, beliefen sich nicht auf über 5 Millionen Mark, wie in der ersten Instanz festgestellt worden war, sondern tatsächlich "nur" auf vier Millionen Mark. Diese Neuberechunung mindere den Schuldumfang (Az.: 546/92).
Altenhoff hatte nach Feststellung des Gerichts in den 80er Jahren Scheinprovisionen für Import-Export-Geschäfte mit den Ländern des damaligen Ostblocks an die SED-Firma Simpex gezahlt. Zuvor hatte die Abteilungsleiterin der DDR-Valuta-Behörde "Kommerzielle Koordinierung", Waltraud Lisowski, von ihm verlangt, die Provisionen und damit die Ausgaben von NOHA zu erhöhen, damit mehr Geld auf die Devisenkonten der DDR gelangte. Das Gericht hatte dies als verdeckte Gewinnabschöpfung gewertet. Für diese Annahme sprach auch ein weiterer Umstand: Altenhoff hatte rund 380 000 West-Mark als Schwarzgeld von Ostberliner Seite erhalten. Damit sollte ein Ausgleich geschaffen werden, weil er wegen der reduzierten Gewinne jährlich auch geringere Tantiemen erhielt. Die bar ausgezahlte Summe hatte Altenhoff nie dem Finanzamt angegeben.
Zwar hatte die Verteidigung vorgetragen, daß die höheren Provisionen zwischen drei und fünf Prozent des Warenwertes, die NOHA ab 1983 zu zahlen hatte, sich im üblichen Rahmen bewegten. Ein "ordentlicher, gewissenhafter Geschäftsführer" müsse sich am objektiven Maßstab des Fremdvergleichs orientieren, argumentierte der Karlsruher Revisionsanwalt Gunter Widmaier. Somit bleibe vom Schuldvorwurf nur "banale Alltagskriminalität", nämlich die Hinterziehung von Einkommenssteuer übrig.
Diese Auffassung teilte der BGH nicht. Auf den Fremdvergleich komme es nicht an, da die Ausschüttung jener NOHA-Gewinne, die direkt auf das Konto der Außenhandelsbank in Ost-Berlin überwiesen wurden, keine betrieblich bedingten Ausgaben waren. Die Überweisungen seien allein deshalb erfolgt, weil der allein beherrschende NOHA-Gesellschafter, die KoKo, dies verlangt habe.
In einem neuen Prozeß muß das Landgericht Bochum nun prüfen, wie weit das Prinzip des gerechten Strafens im Falle Altenhoff eingehalten wird.
Bender will Dennig Zuständigkeit für den Baubereich entziehen
BAD SODEN. Erster Stadtrat Rainer Dennig (FDP) ist seit Dienstag abend nicht mehr sonderlich gut auf Bürgermeister Kurt Bender (CDU) zu sprechen: Hat der doch vor, ihm die drei Bereiche des Bauamtes zu entziehen. Stattdessen solle sich der Verwaltungsjurist um die Kur und die Eigenbetriebe der Stadt kümmern. Was genau sich der Bürgermeister vorstellt, weiß der Erste Stadtrat nicht: "Üblich wäre es doch, ein Konzept vorzulegen und dann darüber zu reden." Überhaupt findet Dennig die Art, "einfach so zwischen Tür und Angel vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden", mehr als ungehörig. Und besonders attraktiv erscheint ihm die Offerte auch nicht, kenne er sich doch im Kurwesen "überhaupt nicht aus".
Der zweite "Schlag ins Gesicht": Bender habe bereits Amtsleiter und Mitarbeiter über die Pläne informiert. "Das letzte Wort ist aber nicht gesprochen", gibt sich Dennig kämpferisch. "Übern Tisch ziehen lasse ich mich jedenfalls nicht." Er will die Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl abwarten, "dann werden wir sehen, wie's weitergeht".
Dasselbe plant auch der Rathauschef. Vielleicht wird der kleine Koalitionspartner noch kleiner - oder es findet sich gar ein anderer. Dazu mag Bender jedoch nichts sagen. Er bestätigt auch nicht, daß die "Versetzung" als Reaktion auf die unverhohlene Kritik aller Fraktionen an Dennigs Kompetenz zu verstehen sei: "Der Erste Stadtrat bleibt Erster Stadtrat, da wird sich nichts ändern", geht Bender zu den Äußerungen des CDU-Fraktionschefs Klaus Plösser auf Distanz, der gefragt hatte, ob Soden überhaupt einen Ersten Stadtrat brauche. Auch von "Degradierung" könne keine Rede sein: Die drei Bereiche Hochbau, Tiefbau und Liegenschaftsamt würden jeweils von einem kompetenten Amtsleiter geführt und liefen gut. Die Kur GmbH hingegen fahre pro Jahr eine Million Mark Miese ein und sei nach Peter Hupperts Entlassung zudem ohne Geschäftsführer. Bender: "Hier ist die Stadt echt in Not, und bei der Verantwortung für eine Betrieb mit einer Million Umsatz, kann man wohl nicht von Degradierung sprechen." Das Kurgeschäft müsse nicht nur auf Vordermann gebracht werden - vor allem, weil in sechs Monaten das Kurmittelhaus eröffnet wird - Bender denkt auch an Umorganisation: Bis jetzt vermietet der städtische Bade- und Kurbetrieb als Eigner alle Kurgebäude und Grundstücke für rund eine Million Mark an die Kur GmbH: "Wir könnten die GmbH auflösen und mit dem Eigenbetrieb unter einen Hut bringen."
Pläne, die aber erst im Aufsichts- und Verwaltungsrat näher diskutiert werden müßten. An der Umverteilung der Aufgaben, will Bender allerdings festhalten. Auch Heiner Kappel (FDP) habe dies im Gespräch mit ihm und dem CDU-Fraktionschef Plösser "als Möglichkeit" akzeptiert. "Ich denke auch, daß sich Herr Dennig als Verwaltungsjurist einarbeiten wird." ana
KRONBERG. Das eine heißt "blaues Haus", das andere "rotes Haus". Aber wenn bis Ende März 39 Erwachsene und 20 Kinder in die neuen Sozialwohnungen Am Weidengarten in Oberhöchstadt einziehen, wird ihnen als vorherrschende Farbe Grün auffallen.
Grün sind die Rasendächer, Grün wird auch die Terrassenwiese über dem Parkdeck. Und sobald der Wilde Wein sich an den Fassaden emporgerankt hat, präsentiert sich auch der noch graue Sichtbeton im alternativen Pflanzenlook. Die namensgebenden Farbkleckse sind dagegen vergleichsweise schwach vertreten: Um die beiden langgestreckten dreigeschossigen Gebäude voneinander abzuheben, hat das eine blaue, das andere rote Haustüren.
Die beiden Neubauten sind die ersten im sozialen Wohnungsbau, die die Stadt Kronberg seit 1975 hochgezogen hat, betont Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD). Von den 520 registrierten Wohnungssuchenden in Kronberg werden 59 in den 19 Ein- bis Vierzimmerappartements einziehen können. Da zwölf schon bisher in städtischen Wohnungen lebten, haben insgesamt 71 Kronberger bald ein neues Dach über dem Kopf, rechnete Kreß vor.
Bauleiter Jochen Felten ist besonders stolz, daß die Mieter nach 14 Monaten Bauzeit einen Monat früher als geplant einziehen können. Laut Erstem Stadtrat Karsten Stahlberg hat das Projekt insgesamt 5,3 Millionen Mark gekostet.
Als Gegenwert sind 1360 Quadratmeter Wohnfläche in 19 Appartements entstanden, von denen zwei behindertengerecht ausgelegt sind. Nicht nur das: ein Spielplatz wird angelegt und 29 Autoabstellplätze in einer Art Tiefgarage unter der Terrasse. Damit die schön grün wird - noch sind die Außenarbeiten wegen des andauernden Frosts nicht fertig - gibt es zwei Zisternen. Mit dem Regen, der nicht von den Rasendächern aufgesaugt wird, sondern sich darin sammelt, soll die Terrassenwiese bewässert werden. Nach Südwesten hinaus - mit Panoramablick auf das Tal zwischen Stuhlbergbach und Westerbach - gehen von jeder Wohnung Balkons; die stützenden Stahlkonstruktionen können entweder ebenfalls begrünt oder mit Sonnensegeln ausgestattet werden.
Daß die 59 neuen Bewohner für einen Quadratmeter-Mietpreis von 6,50 Mark schöne und wegen großer Fenster lichtdurchflutete Appartements bekommen, davon sind nicht nur die Stadt und die Darmstädter Architektengruppe Stadtbauplan überzeugt, sondern auch eine internationale Jurorengruppe: Die zeichneten die Sozialwohnungen Am Weidengarten als "vorbildlich" aus (siehe auch: "Im Blickpunkt"). mak
BAD VILBEL. Nahezu ideale Übungsbedingungen finden jetzt die Stadtkapelle und der Harmonika-Spielring vor. Ihr bisheriges Domizil, der Marktpavillon an der Heinrich-Heine-Straße, ließ die Stadt mit einem Kostenaufwand von 300 000 Mark erweitern. Innerhalb von acht Monaten war der Flachdach-Anbau fertig. Die Übungsgruppen und Orchester beider Musikvereine können nun je nach Größe ihres Klangkörpers weiterhin einen 55 Quadratmeter messenden Raum oder aber einen neuen, 118 Quadratmeter großen Raum für ihre Proben benutzen. Ebenfalls eine Küche wurde in dem Erweiterungsbau eingerichtet.
Am Dienstag übergab Bürgermeister Günther Biwer die Schlüssel für den Pavillon-Anbau an die beiden Vorsitzenden der Stadtkapelle und des Harmonika- Spielrings, Heike Klause und Elke Deweil. Beide lobten die gute Akustik in dem neuen Domizil. Zuvor habe es stets Probleme bereitet, bei den Proben der 40köpfigen Orchester einzelne Instrumente differenziert wahrzunehmen.
Beide Vereine haben bei der Einrichtung ihrer neuen Behausung kräftig in die Hände gespuckt, selbst tapeziert und die Gardinen beigesteuert. Eine Brauerei konnte dazu bewogen werden, die insgesamt 14 Tische und 120 Stühle, die Garderobe und auch die Kücheneinrichtung mitzufinanzieren. Beide Vereine selbst brachten rund 20 000 Mark auf.
Der Harmonika-Spielring hatte ursprünglich ein Auge auf die Alte Mühle als Übungsstätte geworfen. Das Kulturzentrum erwies sich laut Bürgermeister Biwer aber als ungeeignet, weil die Kinder mit ihren schweren Instrumenten meist per Auto zum Übungsort gebracht werden und dann in der Lohstraße weiterere Verkehrsprobleme entstanden wären. Die jetzige Lage des Domizils sei dagegen optimal. Es gäbe keine Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten.
Johann Kroner, Ehrenvorsitzender der Stadtkapelle, die jetzt ihr 110jähriges Bestehen feiert, erinnerte an frührere, weitaus weniger geeignete Übungsstätten des Musikvereins, das Probelokal in der Ritterstraße etwa oder an den längst abgerissenen "Pfau". Stadtkapelle und Harmonika-Spielring wollen ihre Räume, die sie während des Vilbeler Marktes den Rettungsdiensten überlassen müssen, am 4. Juli mit Musikdarbietungen (wenn möglich auch im Freien) und Faßbier der Öffentlichkeit vorstellen. mu
Armin Hitschfel vom Offenbacher LC gewann bei den Waldlauf-Meisterschaften des Bezirks Frankfurt in der Klasse M30 über 8000 Meter in 29:00,6 Minuten vor seinem Vereinskollegen Peter Weiland, der 29:17,9 Minuten benötigte. Zusammen mit Rainer Ulrich, der in der Klasse M35 in 30:05,1 Minuten auf den zweiten Rang kam, holten sich die drei auch den Mannschaftssieg der Klasse M30/35. In der Klasse M40 kam Günter Schließmann von der TGM Jügesheim in 33:13,9 Minuten auf den dritten Rang. Vereinskollege Ulrich Neumann siegte in der Klasse M45 in 33:13,9 Minuten.
Bei den Seniorinnen war in der Klasse W35 über 4000 Meter Karin Schließmann (TGM Jügesheim) in 18:45,9 Minuten die Schnellste. In den Klassen W45 (Elke Hasenstab, 18:40,9 Min.) und W50 (Ingrid Vorholt, 19:17,6 Min.) lagen zwei Läuferinnen von der LG Seligenstadt an der Spitze. Hinter Ingrid Vorholt kam mit Regina Zimmermann eine weitere Seligenstädterin als Zweite ins Ziel (20:47,6 Minuten). Die Mannschaftswertung W30 und älter ging ebenfalls an die LG Seligenstadt.
Gleich einen dreifachen Erfolg feierten über 2880 Meter die Junioren Michael Völker (8:45,9 Minuten), Oliver Wohllebe (8:58,3 Min.) und Darko Leo (9:07,7 Min.), alle LG Offenbach, die damit natürlich auch Mannschaftssieger wurden (sechs Punkte).
Weitere Plazierungen: Juniorinnen (3600m): 1. Heike Möller (LC Offenbach) 13:45,3 Minuten; männliche Jugend B (2880m): 1. Martina Jäger (LC Offenbach) 11:03,9 Minuten; Schüler A, 2880m: 3. Markus Jäger (LC Offenbach) 11:20,3 Minuten; M14: 2. Stefan Mehling (LC Offenbach) 11:18,3 Minuten; Mannschaftswertung: 1. LC Offenbach (Mehling, Jäger, Kemmer) 15 Punkte.
Schülerinnen B, 1440m, W12: 1. Julia Schäfer (LC Offenbach) 5:55,1 Minuten; W11: 1. Iris Breitenbach (TSG Bürgel) 6:27,6 Minuten; Mannschaften: 1. TSG Bürgel (Ferrlein, Breitenbach, Oremek) 15 Punkte.
Schülerinnen C, 1000m, W10: 3. Katja Visciani (TSG Bürgel) 5:12,7 Minuten; Mannschaften: 2. TSG Bürgel (Visciani, Buchwald, Kleinheider) 27 Punkte. gst
Behindertentreff bietet kostenlosen neuen Service Erstmals Betreuung nur für die Freizeitgestaltung Von Wolfgang Heininger MAIN-KINZIG-KREIS. Einen neuen Service kann der Behindertentreff Langenselbold seinen über 60 Mitgliedern im Altkreis Hanau anbieten: Ab sofort können Gruppen und Einzelpersonen eine Betreuungsperson für individuelle Freizeitgestaltung in Anspruch nehmen. Das Angebot erstreckt sich auf fünf Stunden im Monat und ist kostenlos. Finanziert werden die Honorarkräfte aus Spendengeldern. Der Vorsitzende des Behindertentreffs, Walter Emmerich, und die SPD-Stadtverordnete Kerstin Winter stellten das neue Betreuungskonzept jetzt der Öffentlichkeit vor. Ihnen geht es darum, daß die Behinderten, ob sie nun im Wohnheim oder bei Verwandten leben, wenigstens einmal monatlich ihren vertrauten Kreis verlassen können, um eigene Ziele zu verfolgen, ohne Rücksichten auf andere nehmen zu müssen. Das kann ein Ausflug, ein Kino- oder Theaterbesuch sein.
Kerstin Winter beispielsweise möchte mit ihrer Gehbehinderung einfach einmal im Schnee tollen können. Alleine hätte sie vor einer solchen Unternehmung zuviel Angst. Zusammen mit einem Betreuer des Familienentlastenden Dienstes beim Behindertenwerk aber traut sie sich eine Winterwanderung zu. In Zukunft kann sie sich diesen Traum erfüllen. Wenn Schnee liegt . . .
Walter Emmerich betont dabei, daß das Angebot aus dem üblichen Betreuungsrahmen herausfällt. Es geht dabei ausschließlich um Freizeitunternehmungen. Bezahlt werden die Arbeitszeit des Betreuers bis zu fünf Stunden, die Anfahrt und ein Ausflug bis zu 50 Kilometern Entfernung. Anmelden müssen sich die Interessenten spätestens fünf Tage vor dem geplanten Termin bei Walter Emmerich, Telefon 0 61 84 / 6 33 41, oder Anja Eutin, Telefon 0 61 84 / 7288.
Der Verein plant desweiteren eine Schwimmgruppe für Spiel, Spaß und Breitensport. Bei den Behinderten besteht großes Interesse an einem solchen Angebot. Einen festen Termin gibt es zwar noch nicht, aber die Intiatoren haben inzwischen erreicht, daß die DLRG in Erlensee Betreuer zur Verfügung stellt. Sie hoffen außerdem darauf, daß sich auch Nichtbehinderte an der Schwimmgruppe beteiligen.
Winter und Emmerich sähen es gerne, wenn bei den vierzehntägigen Treffs - der nächste findet am Dienstag, 9. März, Schloßpark 6 , statt - auch einmal neue Gesichter auftauchten. Kontakte zu Nichtbehinderten aufzubauen, damit hat die Initiative schon seit ihrer Gründung vor sieben Jahren ihre Probleme. Meistens bleiben sie unter sich, bedauert Walter Emmerich.
Der diesjährige gemeinsame Ausflug soll, wenn alles klappt, einmal in weite Ferne führen. Mit dem ICE geht es bis nach Hamburg. Die genaue Planung steckt allerdings noch in der Organisationsphase. Wenn die Reise perfekt ist, wird der Verein seine Mitglieder schriftlich einladen.
WIESBADEN. Die Juristenausbildung soll auch in Hessen verkürzt werden. Nach einer entsprechenden Änderung des Bonner Richtergesetzes hat die Landesregierung jetzt einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem eine Reihe von Veränderungen erreicht werden sollen. So sollen die 1984 eingeführten "studienbegleitenden Leistungskontrollen" wegfallen; Teile der schriftlichen Prüfungsleistungen aus der ersten Staatsprüfung sollen ins Studium vorverlegt werden können.
Beabsichtigt ist außerdem, den Vorbereitungsdienst für das zweite Staatsexamen um sechs Monate auf zwei Jahre zu verkürzen. Ab 1996, wenn die neuen Bestimmungen voll greifen sollen, wird das Land durch diesen kürzeren Referendardienst rund zehn Millionen Mark jährlich einsparen. me
WIESBADEN. Die Produktion in Hessens Wirtschaft war schon im zurückliegenden Jahr 1992 rückläufig, wenn inflationsbereinigte Zahlen ("Nettoproduktion") zugrunde gelegt werden. Wie Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) mitteilte, lag die Erzeugung im Jahresdurchschnitt um 0,6 Prozent unter der des Vorjahres - gegen Jahresende sogar bereits um 4,3 Prozent niedriger.
Am deutlichsten war der Einbruch im Maschinenbau (8,3 Prozent weniger im Jahresdurchschnitt) und in der Elektrotechnik (minus 4,2). Die Chemie-Industrie lag bei 1,7 Prozent weniger (im letzten Quartal aber schon bei minus 5 Prozent); Verbrauchsgüter wurden im Schnitt 3,5 Prozent weniger hergestellt. Die Autoindustrie registrierte 1992 noch ein Wachstum um netto 2,9 Prozent, bei stark abgeschwächter Tendenz am Jahresende. me
Die Abwürfe von Hilfsgütern über Ostbosnien durch die US-Luftwaffe sind von leider zweifelhaftem Nutzen. Nur wenige Güter erreichen aufgrund der großen Abwurfhöhe auch wirklich die notleidende moslemische Bevölkerung, und sobald sich ausgehungerte Menschen auf sie stürzen, werden sie von ihren serbischen Feinden beschossen. Es bewahrheitet sich auf grausige Weise, daß Blockade und Hunger Waffen sind, die sich serbische Kommandeure nicht aus der Hand schlagen lassen. So ist absehbar, daß die Abwürfe nur sehr vorübergehend dazu taugen, das westliche Gewissen angesichts der Schlächtereien in Bosnien zu beruhigen. Der Satz "Man tut ja was" trägt kaum als Lösungsersatz.
Kaum verwunderlich war es deshalb, aus Washington Gegensätzliches darüber zu hören, ob die "Versorgungsaktion" aus der Luft ausgesetzt oder fortgesetzt wird. Egal, wie letztlich die Entscheidung heißen wird, die Rufe werden lauter, mit Truppen in den Krieg einzugreifen. Der UN-Generalsekretär forderte es zum ersten Mal, der NATO-Generalsekretär erklärte, seine Organisation warte auf entsprechende Entscheidungen der Weltorganisation. Das Problem ist: Wer den Mund spitzt, muß dann auch pfeifen. Die Drohung allein wird die Serben kaum schrecken. Niemand sollte sich darüber im unklaren sein, daß ein Eingreifen von NATO-Truppen im UN-Auftrag blutig sein wird, ein Jahrzehnt dauern kann und eine politische Lösung nicht ersetzt. Die entsetzliche Alternative ist, dem Bürgerkrieg zuzusehen und das Gewissen mit humanitären Gesten zu beruhigen oder sich auf einen in Verlauf, Ausmaß, Dauer und Ergebnis unkalkulierbaren Krieg einzulassen. sie
Der 25 Jahre alte Ägypter Agmad Kariri Abdelmalik, der in der Nacht vom 13. zum 14. Februar mit schwersten Kopfverletzungen in die Uni-Klinik eingeliefert wurde, ist vermutlich von einer Gruppe Skinheads zusammengeschlagen worden. Dies teilte die Polizei mit, nachdem der Mann, der noch immer in Lebensgefahr schwebt, am Dienstag zum ersten Mal kurz befragt werden konnte.
Bei der Befragung berichtete der Ägypter, daß er am 13. Februar gegen 23 Uhr mit der S 14 von Rüsselsheim nach Frankfurt unterwegs gewesen sei. Während der Fahrt habe eine Gruppe Skinheads ihn angepöbelt und sei schließlich über ihn hergefallen. Vier bis fünf Männer hätten brutal auf ihn eingeschlagen und seinen Kopf mehrfach gegen die Haltestangen des Waggons geschleudert. Der Ägypter konnte sich nicht erinnern, an welcher Haltestelle die Skinheads, die nach seiner Beschreibung alle etwa 20 Jahre alt waren und an den Seiten abrasierte Haare hatten, den Zug verließen. Er selbst stieg eine Station später aus.
Schwer verletzt und offenbar unter Schock stehend rief der Mann Bekannte in Frankfurt an und ließ sich anschließend von einem Taxi in deren Wohnung im Niederräder Schleusenweg fahren. Weder während des Telefonats noch während der Taxi-Fahrt habe er den Skinhead-Überfall erwähnt, sagte der Ägypter der Polizei. Kurz nachdem er gegen 23.30 Uhr in Niederrad eingetroffen war, brach er in der Wohnung seiner Bekannten zusammen. Er konnte nur noch angeben, "geschlagen" worden zu sein. In der Uni- Klinik wurde bei dem Ägypter, der zuletzt in einer Unterkunft für Asylbewerber in Rüsselsheim lebte, ein Schädelbruch festgestellt.
Die Angaben des Ägypters nannte Polizeisprecher Manfred Feist "glaubwürdig". Die Kripo gehe davon aus, "daß es sich so abgespielt hat."
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung in Höhe von 3000 Mark für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung und Ergreifung der Täter führen. Die Mordkommission bittet in diesem Zusammenhang erneut um Mithilfe der Bevölkerung. Sie sucht insbesondere Zeugen, die den Vorfall am 13. Februar in der S-Bahn beobachtet haben. Auch der Taxifahrer, der den Ägypter nach Niederrad gefahren hat, sollte sich melden. Hinweise nimmt die Kripo unter den Nummern 7 55-40 11 und -40 40 entgegen. vo
"Sie haben es sich verdient - Urlaub mit der TUI." Mit diesem Slogan rührt der in Hannover beheimatete, größte Reisekonzern Europas die Werbetrommel. In der Tat: Branchenkenner bescheinigen dem Unternehmen, weiterhin eine "gute Adresse" für Urlaubsreife zu sein. Doch seit ein paar Monaten geschehen im Gesellschafterkreis des Reise-Riesen Dinge, die nur einen Schluß zulassen: Das hat TUI nicht verdient.
Jahrelang gehörte die Touristikfirma einer illustren Schar von Eigentümern: Bei den Urlaubsmachern waren beispielsweise direkt oder zumindest indirekt der Springer Verlag, der Versender Quelle, der Warenhauskonzern Horten, die Bundesbahn-Tochter Deutsches Reisebüro (DER), Hapag Lloyd, das Amtliche Bayerische Reisebüro (abr) und die eher unbekannte Poolgesellschaft Kahn mit von der Partie. Trotz dieser Vielfältigkeit herrschte nach außen hin Ruhe. Die vermeintliche Idylle gehörte schlagartig der Vergangenheit an, als der umtriebige Chef der Westdeutschen Landesbank, Friedel Neuber, sich anschickte, eine Tourismus-Gruppe zu basteln. Dem Willen des Bankiers zufolge soll eine "vertikale Verbindung von Carrier, Reiseveranstalter, Hotelkapazitäten und Reisebüros" entstehen. Da lag der Griff nach der TUI nahe. Auf dem Weg zur Machtergreifung in Hannover scheute er sich auch nicht vor wüsten Konstruktionen.
TUI - das Kürzel steht mittlerweile auch für Tohuwabohu, Unsicherheit, Intrigen. Einst gemeinsam agierende Anteilseigner sind sich nicht mehr grün, dubiose Aktionen um Stimmrechte gehen über die Bühne. Die Belegschaft ist - gelinde ausgedrückt - verunsichert, was angesichts des Gerangels um den Einfluß im Haus keinen wundert. Komplettiert wird der Wirrwarr nun damit, daß sich die Gesellschafter des Unternehmens gegenseitig auszubooten versuchen. So wollen die sogenannten Alteigentümer Hapag Lloyd, DER, abr die Poolfirma Kahn - an dieser ist die Westdeutsche Landesbank maßgeblich beteiligt - ausschließen. Der Konter ließ nicht lange auf sich warten. Kahn schießt mit gleichem Kaliber gegen die "Alten" zurück.
Für die TUI droht durch den unsäglichen Machtkampf nachhaltiger Schaden. Wird das Kriegsbeil nicht bald begraben und nervt der zunehmend in der Öffentlichkeit ausgetragene Streit erst einmal die TUI-Kunden, kann der Reise-Riese bald reif für die Insel sein. Denn er muß sich mit anderen Problemen herumschlagen: Aus dem für 1992 versprochenen Gewinn - 25 Millionen Mark peilte das Management an - wird wohl nichts. Im Schlamassel wegen zu hoher Kapazitäten steckt der Club-Ableger Robinson; Airtours gilt gar als Sanierungsfall, und bei der Tochter Seetours soll zumindest eine handbreit Wasser unterm Kiel fehlen. Da sind streitende Eigentümer so überflüssig wie ein Kropf. has
FRIEDBERG. Nachwahlen zum Ortsvorstand (Kassierer, Jugendvertreter, Beisitzer) stehen auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung der Ortsverwaltung Friedberg der Gewerkschaft der Eisenbahner Deuschlands (GdED).
Treffpunkt am Samstag, 13. März, ab 10 Uhr in der Gaststätte "Zur Loreley" in der Fauerbacher Straße 97.
KARBEN. "Wir begegnen uns heute fast ausschließlich über den Verstand. Seit ich Reiki kenne und im Familien- und Freundeskreis Menschen die Hände auflege, mache ich zunehmend die Erfahrung menschlicher Nähe." Klaus aus einer Karbener Selbsthilfegruppe von Menschen, die ihre Selbstheilungskräfte aktivieren, versucht, seine eigene Öffnung von einem ausschließlich naturwissenschaftlich-rationalen Weltbild zu einem weiteren Verständnis nachvollziehbar zu machen. Im "Institut für ganzheitliches Heilen" in der Erich-Kästner-Straße von Klein-Karben hat der Umgang mit der heilenden Energie ihm nach eigenen Worten geholfen, dauernde Schmerzen und Verspannungen aufzulösen, die immer wieder auftreten.
Wie die meisten der übrigen acht Teilnehmer/-innen weiß er es zu schätzen, eine solche Selbsthilfegruppe am Institut in Karben zu finden und nicht mehr nur in der Großstadt. "Als ich nach meiner Ausbildung hier meiner Mutter zum erstenmal die Hände auf den schmerzenden Kopf aufgelegt hatte, atmete sie auf und bat: ,Laß deine Hände da, das tut gut, es geht durch und durch&rquote;", beschreibt er die Wirkung.
"Es ist eine Energie, die immer da war, aber lange verschüttet", schaltet sich Inge ein (die Namen wurden von der Redaktion geändert). Sie erinnert an die Verteufelung heilkundiger Frauen mit positiven Energien, die im Mittelalter als "Hexen" diffamiert und verbrannt wurden. Heute ist sie froh, mit Hilfe von Reiki ihrem Mann den Phantomschmerz des amputierten Beines nehmen zu können. Der trete zwar immer wieder auf, doch erstmals könne sie ihm helfen.
Auch Marianne hatte seit fünf Jahren immer wieder mit "üblen Kopfschmerzen und Übelkeit" zu kämpfen. Regelmäßige Spritzen und Massagen konnten nur lindern. Seit der Reiki-Behandlung seien die Schmerzen erstmals eine ganze Woche ausgeblieben.
Das führt womöglich zu einem tiefer liegenden Aspekt der heilenden Reiki- Energie, meint Karin. Denn es würden durch Reiki Blockaden im Menschen überwunden und damit Selbstheilungskräfte freigesetzt. Diese Blockaden stehen oft in Zusammenhang mit seelischen Spannungen. Bei fortgesetztem Einsatz sei zu beobachten, daß die Menschen diese zugrunde liegenden Konflikte bearbeiten könnten und so im umfassenden, ganzheitlichen Sinn ganz/heil würden, erläutert Karin.
Karin Kuhl ist Reiki-Lehrerin oder -Meisterin. Sie betont, es gehe beim Aktivieren der Selbstheilungskräfte nicht darum, in Konkurrenz zum Arzt zu treten. "Wir dürfen im medizinischen Sinn nicht heilen. Uns erscheint es auch viel besser, zu innerer Harmonie zu verhelfen, damit die Selbstheilungskräfte wirksam werden können. Bei einer akuten Erkrankung schicken wir die Leute natürlich zum Arzt", bekräftigt sie.
Zur Unterstützung der heilende Energie werden am "Institut für ganzheitliches Heilen" auch Farbfolien angewandt. Diese sollen ähnlich wie zum Beispiel Blüten- und Aromen-Therapien die Lebensenergie in jene Körperbereiche lenken, die unterversorgt sind. Schon länger arbeitet die Gruppe mit großen Kristallen, die nach Erfahrung der Mitgieder die Lebensenergie kanalisieren können. Sensible Menschen können die Schwingungen spüren, die von den Kristallen ausgehen.
Außer zu Reiki-Kursen treffen sich im Institut unter Leitung von Frau Kuhl jeden Freitag Freunde der Arbeit zu einem Gesprächsabend des Selbstfindungskreises. Interessenten können nach ihren Worten erfahren, "daß es wichtigere Dinge gibt, als sich durch den Fernseher unterhalten zu lassen", oder schlicht in die Arbeit reinschnuppern. Jeden Sonntag um 18 Uhr finden sich Interessierte zu Meditation und Gesang.
In Partnerschaftsseminaren bietet das Institut Hilfen, nicht gleich vor Schwierigkeiten in Beziehungen zu kapitulieren. Ein nächstes Partnerschaftsseminar gibt es an diesem Wochenende. Ein Reiki-Seminar wird wieder am 27. und 28. März angeboten. Über weitere Programme informiert Karin Kuhl unter der Rufnummer 0 60 39 / 30 99. GEORG LINDE
NEU-ANSPACH. Die Politikerinnen der Gemeinde machen überparteilich mobil. Auf Einladung des "Frauentreffs" diskutierten jüngst rund 20 Vertreterinnen von SPD, CDU, Grüne, FWG/UBN und FDP über die künftige Frauenpolitik in der Kleeblattgemeinde. Schwerpunkt des Gesprächs war das Thema Frauenbeauftragte. Nach einer Änderung der Hessischen Gemeindeordnung ist die Verwirklichung der Gleichberechtigung von Frau und Mann seit Mai vergangenen Jahres durch die Einrichtung von Frauenbüros oder vergleichbaren Maßnahmen sicherzustellen.
Alle Parteienvertreterinnen waren sich hierbei einig, daß für Neu-Anspach eine eigenständige, unabhängige Stelle zu schaffen sei, die Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht bei allen kommunalen Verwaltungsvorgängen besitzt. Außerdem kamen die Politikerinnen zu dem einmütigen Ergebnis, daß diese Arbeit weder ehrenamtlich noch durch Delegation an den Kreis erledigt werden könne. "Das ist nur durch entsprechende personelle und sachbezogene Ausstattung und Eingruppierung auf Amtsleiterinnenniveau möglich", stellte die Runde übereinstimmend fest. Wie notwendig die Aufgabe im Hochtaunuskreis ist, sahen die Frauen auch in jenem Auftritt von Landrat Jürgen Banzer (CDU) in der Bütt bestätigt. Für einen Tätärä-Applaus hatte sich der Landrat - Fastnacht hin, Frauenfeindlichkeit her - zu "einem Gag auf Stammtisch-Niveau" verstiegen: Frauenbeauftragte würden ja doch nur Schaden anrichten, denn "sie reden den Frauen Probleme ein, von denen sie nicht wußten, daß sie welche hatten."
Es sei dringend nötig, die Sicht der Frauen in die Politik zu tragen, fanden die Parteienvertreterinnen unisono. Sie beschlossen daher, ihr parteiübergreifendes Gespräch als "politischen Frauenstammtisch" regelmäßig fortzusetzen. Die Themen, so stellten sie fest, dürften ihnen in Neu-Anspach nicht so schnell ausgehen. Demnächst in dieser Runde: die Anbindung des Schwimmbades an den öffentlichen Nahverkehr im Sommer, Nachttaxi, Discobus für Jugendliche, Wohnraumbeschaffung, die Integration ausländischer Frauen, Beratung in Notfällen, berufliche Weiterbildung, die Situation älterer Frauen und nicht zuletzt die Ganztagsbetreuung für Kinder. cn
Sie ist eine Provokation für die Männerwirtschaft in der Schweizer Politik: die Juristin, Sozialdemokratin und Gewerkschafterin Christiane Brunner. Eben deshalb parierten die Herren Eidgenossen ihre Ministerkandidatur mit der lila Karte. Eine maskuline Quittung für die "lila Pause" - den witzigen und erfolgreichen Frauenstreik von 1991, den die Genferin angezettelt hatte - wie für den verbalen Todesstoß, den sie dem Bundesheer versetzte.
Der Eintritt in den Klub der "sieben Zwerge", wie (weibliche?) Lästerzungen die Regierung nennen, ist eben in der Schweiz kein Frauenrecht. Vor zehn Jahren scheiterte die erste Wagemutige, die Sozialdemokratin Uchtenhagen, an der Bastion der Herrschenden. Elisabeth Kopp (FDP) landete zwar als erste Frau auf einem Ministersessel, stolperte aber 1989 auch über einen Mann, ausgerechnet den eigenen.
Daß nun (der sich zierende) Herr Matthey statt Frau Brunner amtieren soll, kann an dessen fachlicher Eignung kaum liegen, gilt er doch selbst Männerfreunden als "graue Maus". Kein Politiker mochte deshalb eine "Unbedenklichkeitserklärung" für seinen Lebenswandel verlangen - ein Ansinnen, mit dem Frau Brunner sich nach dem anonymen Brief eines mysteriösen "Komitees zur Rettung der Moral" konfrontiert sah. Ebenso mochte man Matthey nicht mit der Veröffentlichung von Nacktfotos drohen.
Seine Kür aber ist kein Macho-Triumph. Eher ist die nun brodelnde Regierungskrise eine Politintrige nach Herrenart. Anlaß für die Schweizer, zu bemerken, daß nicht nur der Röstigraben ihre Zukunft überschattet, sondern auch der zwischen Mann und Frau? bk
Kleine FR
100 000 Mark teures Auto weg BAD HOMBURG. Mehr als 100 000 Mark ist der zwei Jahre alte BMW M 5 wert, den Diebe aus einem Autohaus in der Urseler Straße gestohlen haben. Das Auto ist schwarzmetallic; es trägt das Nummernschild HG - K 333. Blech für 16 000 Mark verbeult BAD HOMBURG. 16 000 Mark Schaden ist beim Zusammenstoß zweier Autos auf der Urseler Straße in Bad Homburg am Donnerstag gegen 20.40 Uhr entstanden. Einer der Fahrer wurde leicht verletzt. Wie die Polizei mitteilt, hatte ein Fahrer nach links in die Berliner Straße abbiegen wollen und dabei die Vorfahrt eines entgegenkommenden Autos mißachtet. Autoknacker schlugen zu FRIEDRICHSDORF. Ein hochwertiges Auto-Cassetten-Radiogerät, einen Kinderbuggy und -Sitz sowie eine Kristallfigur und einen Walkman für 2000 Mark haben Autoknacker am Donnerstag am Friedrichsdorfer Bahnhof erbeutet. Sie schlugen auf dem dortigen Parkplatz zu, teilt die Polizei Bad Homburg weiter mit. Frauen-Gesprächskreis FRIEDRICHSDORF. Alleinerziehende und alleinlebende Frauen will die Friedrichsdorfer Frauenbeauftragte Walburga Kandler zusammenbringen. Sie denkt an Gesprächskreise, damit Frauen über die Trennung vom Partner oder eine Scheidung besser hinwegkommen. Ziel ist es weiter, daß Frauen zusammen etwas unternehmen und sich auch bei Bedarf helfen. Kontakte können über die Frauenbeauftragte (Tel. 73 13 03) hergestellt werden. Arbeitsamt mit neuer Nummer BAD HOMBURG. Das Bad Homburger Arbeitsamt hat eine neue Telefonnummer erhalten. Es ist nun unter Tel. 48 69 - 0 zu erreichen. Das Telefax-Gerät hat die Durchwahl - 60, die zentrale Auftragsentgegennahme - 66, die Job-Vermittlung - 21, die Berufsberatung - 35, die Auskunft in leistungsrechtlichen Fragen zu Arbeitslosengeld und -hilfe - 47. Die Arbeitsvermittler haben ihre Durchwahlnummern behalten.
Kino- und Theater-
Programme auf
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Das Wetter
Wetterlage Zwischen einem Hoch über Rußland und einem Tief über dem Schwarzen Meer wird mit einer östlichen Strömung zunächst noch Kaltluft nach Deutschland geführt. Im Laufe des Freitags greift dann ein bei den britischen Inseln liegender Tiefausläufer auf den Nordwesten über.
Vorhersage, gültig bis Freitag früh Vielfach stark bewölkt und gelegentlich etwas Schneefall. Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 2 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag null bis minus 3 Grad. Schwacher bis mäßiger, zum Teil noch böig auffrischender Wind um Nordwest.
Weitere Aussichten für Freitag Von Nordwesten Durchzug eines Niederschlagsgebietes, anfangs Schnee, später in den Niederungen in Regen übergehend. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 14 Amsterdam
wolkig 0 Athen
leicht bewölkt 15 Barcelona
leicht bewölkt 10 Bordeaux
bedeckt 6 Brüssel
bedeckt -1 Budapest
Schneefall 0 Dublin
wolkig 6 Helsinki
gefr. Sprühregen -1 Innsbruck
bedeckt 2 Istanbul
wolkig 8 Kairo
leicht bewölkt 23 Larnaka
wolkig 19 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
leicht bewölkt 9 Locarno
Regen 5 London
stark bewölkt 4 Madrid
leicht bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 14 Mallorca
wolkig 12 Moskau
leicht bewölkt -4 Nizza
bedeckt 10 Oslo
leicht bewölkt -9 Paris
wolkig 4 Rom
wolkig 12 St. Petersburg
bedeckt -2 Stockholm
stark bewölkt -2 Tunis
wolkig 14 Varna
bedeckt 2 Venedig
bedeckt 7 Warschau
stark bewölkt -3 Wien
Schneefall -1 Zürich
Schneefall 1 Deutschland Berlin
wolkig -2 Dresden
stark bewölkt -4 Feldberg/Schw.
Schneefall -7 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt -5 Frankfurt/M.
leicht bewölkt 0 Freiburg
Schneefall 0 Garmisch
bedeckt 0 Hamburg
wolkenlos 1 Helgoland
leicht bewölkt 1 Köln
leicht bewölkt 3 Leipzig
bedeckt -4 München
Schneefall -1 Norderney
wolkenlos 1 Rostock
stark bewölkt 0 Sylt
wolkig 1 Zugspitze
in Wolken -12 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 07.03 Uhr Sonnenuntergang 18.13 Uhr Mondaufgang 13.22 Uhr Monduntergang 04.24 Uhr
MAIN-KINZIG-KREIS. Um rund 13 Prozent ist im vergangenen Jahr im Main-Kinzig-Kreis die Zahl der Straftaten gestiegen. Von den insgesamt 28 024 Fällen gehören rund 75 Prozent in den Bereich Diebstahl. Weiterer Schwerpunkt: rund um das Auto.
Die Aufklärungsquote ist mit 30 Prozent unbefriedigend - das zweitschlechteste Ergebnis in Hessen.
Sorgen macht den Ermittlern die Zunahme der Gewaltkriminalität, auch wenn sie nur einen Anteil von 1,8 Prozent aller Straftaten einnimmt. az
(Ausführlicher Bericht folgt)
hll BONN, 3. März. Das abschließende Urteil des Bundesgerichtshofs zu den tödlichen Schüssen an der Startbahn West des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens wird von Generalbundesanwalt Alexander von Stahl als "Gefahr einer Verunsicherung von Polizeibeamten durch Verminderung des strafrechtlichen Rechtsschutzes" bewertet. Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hermann Lutz, sieht "eine falsche Signalwirkung". Beide äußerten sich am Mittwoch auf Befragen der Frankfurter Rundschau kritisch dazu, daß der Bundesgerichtshof die Verurteilung des als Täter ermittelten Andreas Eichler wegen Totschlags bestätigt hat.
Eichler hatte am 2. November 1987 zwei Polizisten erschossen und zwei andere erheblich verletzt. Der Generalbundesanwalt wünschte eine Verurteilung wegen Mordes und versuchten Mordes. Der Bundesgerichtshof hat aber, wie berichtet, die Revision des Generalbundesanwalts gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. vom 15. März 1991 verworfen. Die schriftliche Begründung liegt noch nicht vor.
Nun argumentiert Stahl, die damals an der Startbahn-Baustelle eingesetzten Polizeibeamten seien "arglos" gewesen gegenüber "jemandem, der sich mit einer halbautomatischen Selbstladepistole unter die Demonstranten gemischt" habe; insofern liege das Mordmerkmal Heimtücke vor. Und wer sich "willkürlich zum Herrn über Leben und Tod aus politischen Motiven" erhebe, handele aus niedrigem Beweggrund und sei somit Mörder. Bei einem vergleichbaren Sachverhalt "würde ich unbeschadet der vorliegenden Urteile wiederum wegen Mordes und nicht wegen Totschlags anklagen", sagte Stahl. Die Urteile könnten sogar Auswirkungen für vergleichbare Berufsgruppen "in ähnlicher Situation" wie Strafvollzugsbeamte oder Staatsanwälte haben.
Auch für Lutz ist die im Urteil verneinte "Arglosigkeit" der Polizisten problematisch. Es stelle sich die Frage, "ob dieses Urteil bei unseren Kolleginnen und Kollegen nicht den Eindruck hinterlassen könnte, daß sie sogar bei Demonstrationen damit rechnen müssen, daß auf sie scharf geschossen wird", sagte der Chef der Polizeigewerkschaft.
FRANKFURT A. M., 3. März. Die Bundespost kann die vom 1. Juli an geltenden neuen Postleitzahlen selbst erst Ende des Jahres richtig nutzen. Weil die Briefverteilanlagen noch keine fünfstelligen Strichcodes drucken können, müssen die neuen Leitzahlen sogar teilweise in die alten vierstelligen Orts-Kennziffern zurückverwandelt werden. Erst Anfang 1994 werde die erforderliche Hard- und Software für die maschinelle Kennzeichnung mit fünfstelligen Codes zur Verfügung stehen, heißt es in einem internen Schreiben der Postdienst-Generaldirektion, das der FR vorliegt.
Postdienst-Sprecher Heinz-Hermann Herbers bestätigte am Mittwoch, daß das neue System anfangs "nur zum Teil" genutzt werde. Hierbei handele es sich keineswegs um eine Panne: "Die Software kann erst dann umgestellt werden, wenn man die einzelnen Zahlen genau weiß." Wilhelm Hübner, der Vorsitzende des Verbandes der Postbenutzer, zeigte Verständnis für die "Übergangsprozedur". Keinesfalls sollten die Kunden im Sommer einfach weiter die alten Nummern benutzen: "Das gäbe eine Katastrophe".
Nach Darstellung der Post werden die Verteilmaschinen im Juli in der Lage sein, sowohl die alten wie auch die neuen Adreßziffern zu lesen. Eine Verzögerung ergebe sich nur bei der Umstellung der Codierung. Ein Viertel der Sendungen wird bislang schon maschinell mit rosa Strichen markiert und verteilt. Bis hier eine fünfstellige Kennzeichnung möglich sei, setze der Computer die neuen Postleitzahlen in eine provisorische vierstellige "Interne Kennziffer" (IKZ) um. Diese IKZ entspreche bei kleinen Orten der alten Leitzahl, sagte Herbers.
KASSEL. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) erhielt am Mittwoch Rückendeckung aus seiner Heimatstadt: Auch im Kasseler Rathaus kritisierte man den Entwurf des "Föderalen Konsolidierungs- Programms" heftig. Dabei wandte sich Stadtkämmerer Jürgen Barthel (SPD) - wie zuvor Eichel - gegen den Plan, die Finanzierung des Nahverkehrs ganz in die Hand der Länder zu legen. Doch das war nur einer seiner Kritikpunkte: Das von CDU/CSU und FDP ausgearbeitete Programm sei nichts weiter als ein "Ausgaben- und Aufgabenverlagerungsprogramm nach unten", so Barthel, es sei "weder sozial ausgewogen noch gesamtwirtschaftlich sinnvoll". Eine Reihe von Maßnahmen müßten aus kommunalpolitischer Sicht abgelehnt werden.
Als ein Beispiel nannte Barthel den Plan, keine Bundesmittel mehr für die Städtebauförderung zur Verfügung zu stellen: "Die Investitionen werden unweigerlich zurückgehen, und damit auch die Beschäftigungszahlen in der Bauwirtschaft." Insgesamt, so der Kämmerer, werden auf die Stadt Mehrbelastungen in zweistelliger Millionenhöhe zukommen.
Unmittelbar werden sich dabei vor allem zwei geplante Veränderungen auswirken: Die Verlagerung der Finanzierung von öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Schienennahverkehr werde das Land Hessen nach ersten Schätzungen mit zweieinhalb Milliarden Mark mehr belasten. Der angestrebte Ausbau des Nahverkehrsnetzes über die Stadtgrenzen hinaus bleibe damit auf der Strecke. Außerdem werde Kassel aus dem kommunalen Finanzausgleich rund 4,3 Millionen Mark (3,6 Prozent) weniger bekommen. Daneben sehe das Konsolidierungs-Programm Einschränkungen im sozialen Bereich vor, die sich mittel- und langfristig auswirken würden: Durch Kürzungen bei der Arbeitslosenhilfe, beim Arbeitslosengeld und beim Wohngeld werde die Stadt häufiger als bisher "ergänzend" Sozialhilfe gewähren müssen. Bislang zahlte die Stadt insgesamt rund 80 Millionen Mark, 46 Prozent davon an Erwerbslose. "Das wird schon bald nicht mehr reichen", meinte der Kämmerer, auch weil die Bundesanstalt für Arbeit keine Arbeitsbeschaffungs-, Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen mehr bewillige (rund 5000 Männer und Frauen im Arbeitsamtsbezirk Kassel waren noch im vergangenen Jahr damit bedacht worden) und die Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder steigen wird.
Durch das Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" sei diese Lücke nicht zu schließen, so Christine Schmarsow, Dezernentin für Jugend, Schule und kommunale Arbeitsförderung. Durch den ABM-Stopp seien zudem auch städtische Projekte in diesem Bereich gestorben. Unter dem Strich rechnet Kämmerer Barthel durch den Bewilligungsstopp der Bundesanstalt für Arbeit und den Bonner Entwurf deshalb mit Mehrkosten von über 10 Millionen allein im Bereich der Sozialhilfe.
Was Barthel dabei besonders wurmt, ist, daß sämtliche Kommunen der alten Bundesländer über einen Kamm geschoren werden: Unabhängig davon, wie finanzkräftig sie sind und wie hoch beispielsweise die Arbeitslosenquote ist.
Als Zeichen "chaotisch-aktionistischer Politik" wertete er das Programm deshalb, und forderte (wie bereits der Deutsche und der Hessische Städtetag), die Kommunen in den weiteren Entscheidungsprozeß einzubinden: "Wir wollen uns nicht drücken", so der Kämmerer, "aber der Bund muß sich zugleich darum kümmern, seine Einnahmen - etwa durch das Vorziehen des Solidaritätszuschlags - zu vergrößern." ebo
Nachrichten-Börse
Fonds für Ost-Atomkraftwerke geplant Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung will einen Fonds zur Modernisierung osteuropäischer Atomkraftwerke einrichten. Der Topf soll anfangs 60 Millionen Ecu (116 Millionen Mark) enthalten. Frankreich, Deutschland und Großbritannien hätten schon insgesamt 40 Millionen Ecu zugesagt. Bananen-Importeure auf der Palme Die deutschen Fruchtimporteure wollen gemeinsam mit der Bundesregierung gegen den EG-Beschluß zu Bananeneinfuhren vorgehen. Nach Angaben ihres Bundesverbandes ist in der kommenden Woche dazu ein Treffen in Bonn angesetzt. Dort werde auch über eine mögliche Klage beim Europäischen Gerichtshof beraten. Mit dem jüngsten Brüsseler Beschluß soll die Einfuhr von Bananen aus Lateinamerika in die EG unter anderem durch Zölle erschwert werden. Banken überall im Osten vertreten Die privaten Banken sind nach Angaben ihres Bundesverbandes in Ostdeutschland nun flächendeckend vertreten. In 864 Filialen verwalteten 20 000 Angestellte Ende 1992 Einlagen über 54 Milliarden Mark.
"Beisitzer: Rosemarie Schilbe-Buttler" Besonders stolz sei man bei der Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Friedberg im Wetteraukreis auch darauf, so ihr Geschäftsführer Heinz Kessler, daß "das erste Mal innerhalb der Innung eine Frau in den Vorstand gewählt wurde". Zur sprachlichen Umsetzung dieses Novums reichte es bei allem Stolz nicht. "Wir haben uns für einen provokanten Slogan entschieden, weil Slogans, die niemandem weh, aber allen wohl tun wollen, in der Wahlkampf- und der Waschmittelwerbung bis zum Überdruß angeboten werden. Sprüche mit den allgemeinen Werten Frieden, Freiheit, Sauberkeit, Zukunft etc. stören niemanden, sie lassen aber auch alle gleichgültig bis zum Gähnen." Teil der innergewerkschaftlichen Begründung für den Slogan zu einer für Herbst '92 geplanten Gleichstellungskampagne. Der Slogan sollte auch Gewerkschaftsmotto zum 1. Mai '93 werden. Die Entscheidung wurde gekippt. Jetzt heißt das Leitwort zum Tag der Arbeit: "Zeichen setzen: Für Gleichberechtigung, Toleranz und Gerechtigkeit". Der DGB muß sehr müde sein. "Hilfe, mein Mann macht Karriere! Junge Mutter mit 3jähr. Sohn (zugezogen) sucht Kontakt zu anderen Müttern in der gleichen Situation . . . Raum Friedberg / Bad Nauheim." Aus einer Anzeige in der Wetterauer Zeitung vom 5. März.
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KELSTERBACH. "Wir kommen damit 1993 hin - es sei denn, daß es einen Erdrutsch gibt." Dies erklärte Erster Stadtrat Erhard Engisch zur Aufnahmekapazität der für Asylbewerber und Obdachlose errichteten Baracken-Siedlung im Südpark. Wächst aber der Bedarf bei der Unterbringung weiter, dann könnte sich laut Engisch 1994 in Kelsterbach - mangels Kapazität an dieser Stelle - die schwierige Frage stellen, wo ein zusätzlicher Standort zu finden wäre. Denn Wohnraum gebe es so gut wie keinen, statt dessen 400 Wohnungssuchende.
Die Container-Siedlung am Südpark gilt als sozialpolitischer Brennpunkt ersten Ranges: Hier leben auf engstem Raum nebeneinander in einer Art gesellschaftspolitischem Ausnahmezustand bis zu rund 90 Asylbewerber verschiedener Nationen sowie derzeit 119 Obdachlose - größtenteils Familien. Einige Leute haben aufgrund eigener Kündigung des Arbeitsplatzes bei einem lokalen Chemieunternehmen - um woanders mehr zu verdienen - ihre relativ preisgünstigen Werkswohnungen verloren und standen danach auf der Straße.
Die Obdachlosen stellen demnach die Mehrheit unter den Bewohnern der Container-Siedlung. Zu den aus den Werkswohnungen ob ihrer Kündigung Gewiesenen gesellten sich laut Stadtverwaltung in jüngster Zeit noch einige, die durch die Maschen des freien Wohnungsmarktes gefallen sind.
Aufgrund der Probleme ist die Siedlung mit ihren ursprünglich zwei Barakkenzeilen erheblich gewachsen. Auf dem Bolzplatz stehen inzwischen noch zwei doppelstöckige Container. All diese Baracken hat die Stadt angekauft, die fünf einstöckigen Container im vorderen Teil der Anlage, auf dem Parkplatz, wurden dagegen nur gemietet. Vermutlich Ende März sollen diese Behälter verschwinden, ihre derzeitigen Bewohner dann in noch freie Räume in der Anlage auf dem Bolzplatz umgezogen sein.
Die äußerliche Tristesse der amtlich als "Wohnanlage Südpark" bezeichneten Einrichtung auf dem einstigen, jetzt voll belegten Bolzplatz ist kaum zu übertreffen. Der optische Eindurck nach außen wird allenfalls durch Hecken und Dikkicht des Freizeitgeländes etwas gemildert. Trostlos wirkt die Szene rund um die Container, vor allem die an Schluchten mahnenden Durchlässe zwischen den zweistöckigen Containern. Abgerundet wird der deprimierende Eindruck so: Direkt an den Gebäuden stehen geparkte Autos. An manchen Tagen quellen die Müllbehälter über.
Im Rathaus sind die Probleme bekannt, doch Linderung durch andere Wohnungen ist laut Stadtrat Engisch nicht möglich. Die Liste der vor allem auf preislich erschwinglichen Wohnraum Wartenden sei trotz der regen, mit kommunaler Hilfe durchgeführten Bautätigkeit lang. Auf Entspannung hoffe die Stadt in Sachen Asylbewerber durch den Kompromiß der Bonner Parteien. 1993 müsse nach derzeitigem Kenntnisstand mit der Zuweisung von etwa 50 Asylbewerbern über den Kreis an Kelsterbach gerechnet werden. Einige der Obdachlosen und einstigen Mitarbeiter des Chemieunternehmens haben inzwischen neue, bessere Wohnungen gefunden, war aus dem Ordnungsamt zu erfahren.
WALTER KEBER
WETTERAUKREIS. Der "lila Montag" - in Karben beginnt er bereits um 9.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frauenfrühstück im Mütterzentrum Okarben. Mit Brötchen und Kaffee, Kaviar und Champagner, die mitzubringen sind, wollen die Frauen einen "Tag der ungeduldigen Frauen" begehen. Auch im Frauenzentrum in der Judengasse in Friedberg wollen die Frauen bei einem Frühstück ab 10 Uhr deutlich machen, was alles ohne sie nicht geht. Das Frauenamt öffnet seine Pforten an diesem Vormittag für alle, die es sich schon immer einmal ansehen wollten. Ab 14 Uhr feiern die weiblichen Bediensteten des Landratsamtes im Plenarsaal. Zur gleichen Zeit wird die Ausstellung "Frauen auf Papier" der ÖTV-Frauen im Foyer des Landratsamtes eröffnet.
Für den Abend hat der DGB des Wetteraukreises unter dem Motto "Frau geht vor" ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Zur Einleitung spricht Petra Platt für die DGB-Frauen ab 20 Uhr im Bürgerhaus Dorheim. Anschließend treten die "Graz Bürsten" mit Kabarett und die Florstädter Songgruppe mit Liedern zum Zuhören und Mitsingen auf. Texte zum Nachdenken werden von den Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums Friedberg vorgetragen, das Mütter- und Familienzentrum Bad Nauheim präsentiert seinen "Jazz Work Shop Lich", und Sprecherinnen des KreisschülerInnenrats lesen Poetisches. Das Hauptreferat hält Hiltrud Stöcker Zafari vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften IAF Frankfurt / Bad Nauheim.
Ein Zeichen gegen die Kriegsverbrechen an Frauen in Bosnien wollen Butzbacher Frauen mit einer Mahnwache setzen. Sie beginnt um 17.30 Uhr auf dem Marktplatz. Zu der Aktion sind alle Frauen gleich welchen Alters, welcher Religion, Parteizugehörigkeit und Nation aufgerufen. "Wenn wir, die wir uns in Sicherheit befinden, zu diesen abscheulichen Vorgängen schweigen, machen wir uns mitschuldig am Leid dieser Frauen und Mädchen", schreibt Irmgard Disson- Stein für die Veranstalterinnen. cor
Ärzte empfehlen
"Schreiben Sie genau auf, wo, wie und über welche Zeit sie und ihre Kinder von dem gelben Zeug belastet wurden." Das riet Wolfgang Hien von der Informationsstelle für arbeitsmedizinische Fragen im Gesundheitsladen den Schwanheimern. Mehr als 500 waren in das völlig überfüllte Pfarrhaus der katholischen Mauritiusgemeinde zu einem Informationsabend gekommen, den BUND und die Höchster Schnüffler un' Maagucker veranstalteten.
Die Papiere, auf denen die Schwanheimer ihre o-Nitroanisol-Belastung nach der Empfehlung von Hien aufschreiben sollen, seien wichtige Dokumente. Wer durch den Störfall nach Jahren krank werde, bräuchte später einen genauen Nachweis, um Schmerzensgeld einfordern zu können. "Sonst werden sie über den Tisch gezogen", sagte Hien. Auch sollten sich alle betroffenen Schwanheimer mit ihren Nachbarn abstimmen, was sie notieren. Wer über Beschwerden klagt, der soll Hiens Meinung nach keinesfalls zum Werksarzt der Hoechst AG gehen. "Sie müssen einen unabhängigen Arzt konsultieren"; er kenne Fälle, in denen die Ärzte des Chemie-Konzerns Antibiotika verschrieben hätten, nachdem Patienten nach o-Nitroanisol-Kontakt unter Halsschmerzen gelitten hätten.
Die Ärztin Lieselotte Pohlit riet den Bürgern, beim Arzt darauf zu bestehen, daß alle Symptome einer eventuellen Chemie-Vergiftung in die Patienten-Kartei eingetragen werden sollen. So könnte man später Schadensersatz gegen die Hoechst AG geltend machen.
Viele Stimmen besorgter Eltern um ihre Kinder wurden laut. Anders als die Expertenkommission, die Umweltminister Joschka Fischer eingesetzt hatte, bejahten die Teilnehmer auf dem Podium die Notwendigkeit, die Gegend von Kindern evakuieren zu lassen. Hien: "Ich würde mit meinen Kindern vorübergehend in ein Hotel ziehen und die Rechnung der Hoechst AG schicken." gre
EPPSTEIN. Ein Schneeball mit teuren Folgen wurde am Dienstag um 13.45 Uhr in den Händen eines 12 Jahre alten Jungen geformt. Der spielte auf der Schloßborner Straße in Ehlhalten mit Freunden und warf einen Schneeball auf die Windschutzscheibe eines Wagens, in dem eine 43 Jahre alte Frau mit ihrer Tochter saßen.
Die Fahrerin erschrak, kam auf die Gegenfahrbahn und stieß mit dem Wagen eines 43 Jahre alten Wildsachseners zusammen. Er, die Frau und das Mädchen wurden leicht verletzt. Der Unfallschaden: 18 000 Mark. pms
In des Wortes ursprünglichster Bedeutung "fiebert" Fußball-Bundesligist FC Bayern München dem Schlagerspiel gegen Eintracht Frankfurt entgegen. Neuer Patient der grassierenden Grippewelle beim Deutschen Rekordmeister ist seit Mittwoch Roland Wohlfarth, der allerdings wegen seiner Gelb-Roten Karten aus der Partie beim 1. FC Kaiserslautern ohnehin gesperrt ist.
Nach Raimond Aumann, Mehmet Scholl, Lothar Matthäus, Olaf Thon und Christian Ziege ist Wohlfarth allerdings schon der sechste Münchner Spieler, der über Müdigkeit und Gliederschmerzen klagt. Mit Vitaminspritzen für alle Profis versucht die medizinische Abteilung nun, das mysteriöse Virus zu bekämpfen.
Vor der Spitzenbegegnung, die am Samstag live vom Pay-TV-Sender premiere übertragen wird, ist bei den Frankfurtern der Einsatz von Stürmer Anthony Yeboah (ausgerenkter Zeh) weiterhin fraglich. Der Ghanaer läuft in Hauspantoffeln am Riederwald herum und trainiert auf dem Fahrrad-Ergometer. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit muß Trainer Dragoslav Stepanovic auch den 35 Jahre alten Mittelfeld-Routinier Rudi Bommer ersetzen, der weiterhin an den Nachwirkungen eines Muskelfaserrisses in der Wade laboriert. sid/FR
Im Blickpunkt: Der Gazastreifen Israel denkt an Rückzug
Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin war kaum drei Monate im Amt, als er öffentlich den unter Israelis weit verbreiteten Wunsch äußerte: "Ich wollte, Gaza versänke im Meer." Wohl wissend, daß er mit solchen Äußerungen Proteste der in ihrem Nationalstolz verletzten Palästinenser provozierte, fügte er vorsorglich hinzu: "Da dies aber nicht geschehen wird, müssen wir eine Lösung für den Streifen finden." Nach terroristischen Anschlägen im Gazastreifen wird in Israel regelmässig die Forderung laut, einseitig und ohne Abkommen den unkontrollierbaren Küstenstreifen am Rande von Sinai- und der Negev-Wüste einfach aufzugeben. Nachdem am Montag zwei Israelis in Tel Aviv von einem Palästinenser aus Gaza und am Dienstag ein israelischer Buchhalter in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen getötet worden waren, gehörte der Ruf einiger Minister, sich endlich aus dem "demographischen und wirtschaftlichen Pulverfaß" zurückzuziehen, fast zur routinemäßigen Wiederholung eines kaum erfüllbaren Wunsches.
Daß Haider Abdel Schafi, Chef der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Friedensgesprächen, auf solche Äußerungen nun - wahrscheinlich etwas voreilig und unbedacht - nicht nur antwortete, sondern indirekt um ein vorläufiges Verbleiben der israelischen Ordnungskräfte in Gaza bat und einen israelischen Rückzug "ohne Vorwarnung" als "Verbrechen" bezeichnete, zeigt, daß auch unter den Palästinensern Furcht vor der Zukunft herrscht. Schafis Forderung nach Sicherheitskräften aus Ägypten oder von den Vereinten Nationen, die das Gebiet bis zu demokratischen Wahlen verwalten sollten, bestätigt nur jene, die ohnehin an der Regierbarkeit des Landzipfels zweifeln.
Knapp 800 000 Palästinenser leben in dem 46 Kilometer langen und sechs bis zehn Kilometer breiten Wüstenstreifen am Ufer des Mittelmeers: 1160 Menschen pro Quadratkilometer. 540 000 der Gazabewohner sind Flüchtlinge, von denen über die Hälfte in acht von den Vereinten Nationen betreuten Lagern leben. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen erreicht gerade 1000 Dollar, die Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Prozent. Über keinen Ort in den besetzten Gebieten verhängen die israelischen Sicherheitskräfte so häufig Ausgangssperren wie in den Städten und Lagern des Gazastreifens. Nachts herrscht seit dem Golf-Krieg Ausgehverbot. Und wenn der ganze Landstrich abgeschlossen wird, wie jetzt nach den Morden an den drei Israelis, dann verlieren 33 000 weitere Palästinenser, die sonst in Israel arbeiten, ihr Einkommen.
In der brütenden Hitze von Elend und Ohnmacht gedeihen Haß und Gewalt. Nirgendwo sonst in den besetzten Gebieten nahm die Intifada, die Rebellion der Kinder und Jugendlichen, so blutige Ausmaße an, wie im Gazastreifen. "Ich will nur eines, und das ist, hier lebend wieder rauskommen", gestand ein Soldat, der in Gaza seinen Reservedienst leistete, in einem Interview und versprach: "Das nächste Mal werde ich ablehnen, in Gaza Dienst zu tun. Ich sitze lieber im Gefängnis, als hier für nichts zu sterben." Sie seien "lebende Ziele", schrieb eine ganze Reserveeinheit an Rabin und forderte: "Fällen Sie jetzt eine klare Entscheidung."
Doch ebenso regelmäßig wie ihm die Forderung nach Abzug aus dem Gazastreifen nahegelegt wird, ebenso regelmässig lehnt Rabin ab. Der israelische Regierungschef weiß, daß der Gazastreifen wirtschaftlich alleine nicht überleben kann. Nicht einmal die monatlich anfallenden Stromkosten kann Gazastadt immer bezahlen. Und nicht nur Rabin erinnert sich an die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Palästinenserfraktionen im vergangenen Jahr. Zwischen dem Gazastreifen und Israel aber gäbe es im Falle eines Rückzugs keine Möglichkeit, wie in Libanon eine Sicherheitszone einzurichten. "Der einzige Weg, den Streifen zu verlassen", schrieb eine israelische Zeitschrift, "wird gemäß den Vereinbarungen eines Abkommens sein, das Teil einer ordentlichen und umfassenden israelisch-palästinensischen Regelung ist."
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Bezirksversammlung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Main-Kinzig findet am Samstag, 6.März, im katholischen Gemeindezentrum Langenselbold statt. Sie beginnt um 8.30 Uhr mit einem Wortgottesdienst. Die Teilnehmer - auch Nichtmitglieder sind eingeladen - beschäftigen sich diesmal mit den weltweiten Flüchtlingsbewegungen, ihren Ursachen und Auswirkungen.
Als Gesprächspartner sind auch Flüchtlinge aus Syrien, Algerien und Zaire zur Stelle. Außerdem wird der Entwicklungshelfer Joachim Sikora von seinen Erfahrungen berichten. hein
STEINBACH. Die Stadt Steinbach ist einsame Spitzenreiterin im Nutzen von Schnellkompostern: Wie Bürgermeister Edgar Parnet mitteilte, wird auf 26,2 Prozent aller bebauten Grundstücke damit kompostiert. Bei den anderen Hochtaunusgemeinden seien es im Durchschnitt nur 13,4 Prozent. Errechnet hat die Zahlen, die sich auf 1991 beziehen, der städtische Kompostberater Artur-Franz Halm.
Er hat laut Parnet festgestellt, daß die 3000 Haushalte im Hochtaunuskreis, die sich 1991 an der Eigenkompostierung beteiligten, dadurch genau 950 Tonnen Hausmüll eingespart haben.
Die Steinbacher Haushalte mußten für die 250-Liter-Behälter, je nach Höhe des Zuschusses der jeweiligen Gemeinde, 50 bis 110 Mark bezahlen. Artur Halm gab ihnen dann Tips, wie der Abfall behandelt werden muß.
Steinbach hat aus der großen Resonanz die Konsequenz gezogen, die Eigenkompostierung stärker zu unterstützen. Zum einen wird der Kauf der großen Komposter weiter bezuschußt. Und zum anderen will die Stadt demnächst kostenlos 25 kleine Schnellkomposter verteilen, die auf jeden Balkon passen, damit auch Wohnungsbesitzer mitmachen können.
Die Behälter, die die Stadt im Rahmen eines Förderungsprogramms vom Umlandverband bekam, sind nur etwa einen Meter hoch und recht schmal. Sie fassen 100 Liter Abfall. Die 25 Haushalte, die so einen Komposter bekommen, nehmen quasi an einer Testreihe teil: Sie müssen mindestens zweimal einen Fragebogen ausfüllen, damit der Nutzungsgrad und vielleicht auftretende Probleme festgehalten werden können. Je nachdem, wie gut die Mini-Komposter angenommen werden, will die Stadt über ein eigenes Förderprogramm entscheiden.
Wer einen Mini-Schnellkomposter haben möchte, wende sich an Artur Halm, Kiesweg 8, 6370 Oberursel, Telefon 0 61 71 / 7 35 81. Bewerben dürfen sich aber nur die Haushalte, die noch keinen großen Komposter haben und die nachweisen können, daß sie für einen großen keinen Platz haben. Die Verteilung erfolgt nach Reihenfolge der Bestelleingänge. esi
Mit Nachahmern war natürlich nicht zu rechnen gewesen. Daß jemand freiwillig in die übergroßen Fußstapfen der tapferen Schwaben treten würde, konnte bei allem Good-will nun wahrlich nicht erwartet werden. Dieser Akt von Ausländerfreundlichkeit wird auf absehbare Zeit wohl unerreicht bleiben - als der VfB Stuttgart seinerzeit hoch droben auf der nebligen Insel gleich vier Nichtdeutschen eine Arbeitserlaubnis erteilte und für diesen Akt der Noblesse, weil unerlaubt, mit dem Ausscheiden aus dem lukrativen Cup bezahlen mußte.
Just von dieser Insel, von England nämlich, erreicht uns nun die Meldung, wonach die Vorreiter-Aktion der Stuttgarter offensichtlich auf keinen fruchtbaren Boden gefallen ist. Die Verantwortlichen des englischen Fußballs sind nämlich fest entschlossen, die Zahl ausländischer Spieler durch strengere Zulassungsbestimmungen in den britischen Klubs zu beschränken. Natürlich gilt dies nicht für alle Ausländer, EG-Mitglieder etwa sollen größtenteils von der Beschränkung ausgenommen werden. Dabei denken die Gralshüter des britischen Wesens vornehmlich an Kicker aus Skandinavien und Osteuropa. Dänen dürften also als Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft ohne besondere Kontrollen oder Bewilligungen gegen den Ball treten, Schweden oder Ungarn brauchen solche Dinge dann nicht. Künftig brauchen die Kicker aus dem Norden und aus dem Osten eine Arbeitsbewilligung, die das Arbeitsamt des Innenministeriums nur dann ausstellt, wenn ein eigener Ausschuß, in dem unter anderem die Profi-Spielergewerkschaft, der Dachverband und der Nationalverband vertreten ist, seine Zustimmung gibt.
Was derlei Restriktionen freilich sollen, bleibt weitgehend unbekannt. In einer Zeit, da überall in Europa die Schlagbäume hoch gehen, ist eine derartige Entscheidung nur mit sehr viel Wohlwollen nachvollziehbar. Was wollen die Briten damit erreichen? Den eigenen Spielern den Stammplatz sichern? Das kann ja nicht so recht der Sinn eines Hochleistungssports wie Fußball sein.
Darüber hinaus ist nicht übermittelt, daß beispielsweise seit einigen Wochen und Monaten urplötzlich Schiffe und Fähren mit überragenden fußballspielenden Wikingern in See stechen, um in Englands Premier League zu dribbeln. Bisweilen ist es schon etwas eigenwillig, was im traditionsreichen Königreich so alles möglich sein soll.
Da loben wir uns die Stuttgarter. Die tuen wenigstens aktiv etwas für ihre Ausländer. Auch wenn es einige Millionen kostete. THOMAS KILCHENSTEIN
Der Streit um einen Hund, bei dem im vergangenen Jahr in Sachsenhausen der 59 Jahre alte Physik-Professor Wolfang Pusch getötet wurde, ist möglicherweise auf ein Mißverständnis zurückzuführen. Das ergab sich vor der Schwurgerichtskammer, als im Prozeß gegen den Hundehalter (32) die ersten Zeugen vernommen wurden.
Unterwegs mit japanischen Kollegen, hatte der Wissenschaftler vom Max- Planck-Institut am 22. Juni gegen 22 Uhr nach dem Besuch eines Lokals am Halteplatz Dreieichstraße ein Taxi ordern wollen. Zeugenaussagen zufolge winkte und wedelte er dabei mit den Händen herum, so daß seine Gesten den einjährigen als nervös beschriebenen Hirtenhund "Bart Simpson" verschreckt haben könnten.
Wie der Angeklagte berichtete, war der Hund auf die Straßenbahngleise gerannt, wo er fast überfahren worden wäre. Darüber erzürnt, habe er Pusch zur Rede stellen wollen, der aber nicht darauf eingegangen sei. In dieser Situation verlor der 32jährige die Beherrschung und versetzte dem Professor einen Faustschlag. Pusch ging zu Boden, wobei er mit dem Kopf aufs Pflaster schlug und die tödliche Verletzung erlitt.
Legt die Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Richter Ulrich Baltzer diese Tatversion zugrunde, könnte der wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagte Hundehalter lediglich wegen eines minder schweren Falls verurteilt werden.
Zeugin des Vorfalls war auch die Frau des Professors, eine 53 Jahre alte Chemikerin. Was dem Faustschlag unmittelbar vorausging, hatte sie allerdings nicht beobachtet. Gemeinsam mit Puschs beiden Töchtern aus erster Ehe tritt sie als Nebenklägerin auf.
Was gegen den Angeklagten spricht, sind eine Reihe von Vorstrafen, darunter auch wegen Körperverletzung in einem Fall, bei dem er offenbar selbst wenig Verständnis für Hundehalter aufgebracht hatte: Als ihm das Tier eines Rentners vors Haus pinkelte, war er sofort auf der Straße und schlug nach dem Mann. Lepp
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Gemeinde sucht Zugriff auf das Privatvermögen von Ex- Bürgermeister Heinz Born. Seite III KRONBERG. Ein blaues und ein rotes Haus unter einem grünem Dach: neue Sozialwohnungen in Oberhöchstadt. Seite IV FRIEDRICHSDORF. Immer mehr Frauen drängt es in die Feuerwehr. Aber Umkleideräume fehlen. Seite V HOCHTAUNUSKREIS. Der Kreis übernimmt den Nachlaß des Fotografen Wilfried Woscidlo.
HOCHTAUNUSKREIS. Blick in die Galerien und Museen. Seite VI MAIN-TAUNUS-KREIS. Kultur-Kidnapping: Die "blaue Familie" wurde entführt und wieder gefunden. Seite VII MAIN-TAUNUS-KREIS. Aus der Not eine Tugend: Sechs junge Leute wohnen bei Schwalbach im Bauwagen. Seite VIII KULTURSPIEGEL TAUNUS. Ein Jahr alt und schon lauffähig - Kronberger Kulturgesellschaft gedeiht.
KREIS OFFENBACH. Ein Bildungsurlaubsseminar "Bergbauern, Alpentourismus und Ökologie" offeriert die Kreisvolkshochschule vom 22. bis 27. August in Österreich. Die Teilnehmer/innen lernen bei Exkursionen, in Gesprächen und beim Mitarbeiten den Alltag der Bergbauern aus eigener Anschauung kennen. Kosten: 550 Mark.
Eine Vorbesprechung ist für den 29. April geplant. Wer sich für den Bildungsurlaub interessiert, sollte sich an die Kreisvolkshochschule, Telefon 069 / 80 68-571, wenden. hf
SINDLINGEN. Um den bislang unklaren Unfallhergang rekonstruieren zu können, bei dem am Dienstag gegen 14 Uhr auf der Landesstraße 3006 zwischen Sindlinger Kreisel und dem Tor Nord der Hoechst AG ein Motorradfahrer ums Leben kam, sucht die Polizei noch Zeugen: Tel. 0 61 90 / 8 65 37. ege
&blt; Stück für Taxifahrer
"Der Taxifahrer . . . stimmt so" von Sigi Herold hat am heutigen Freitag um 22 Uhr im Freien Theaterhaus Frankfurt, Schützenstraße 12, Premiere. &blt; Bühne frei für Kleinkünstler In der Zeilgalerie (Ebene 7) können jeden Freitag Kleinkünstler auftreten. Heute ab 17 Uhr sind das Gabi Kentrup (Gesang) und Jörg Paulus (Klavier). &blt; Aus dem Hinze-Kunze-Roman In der Reihe "Lesungen im Nachtfoyer" des Schauspiels Frankfurt liest Christoph Hohmann heute um 21.30 Uhr aus Volker Brauns "Hinze-Kunze-Roman". &blt; Premiere: Leonce und Lena Georg Büchners "Leonce und Lena" hat am heutigen Freitag um 20 Uhr in der "katakombe" (Pfingstweidstraße 2 in Frankfurt) in einer Bearbeitung und Inszenierung von Marcel Schilb Premiere. &blt; Orgel, Kammerkonzert, Liederabend In der Katharinenkirche an der Hauptwache spielt am heutigen Freitag um 20 Uhr Martin Lücker, Orgel, Werke von Max Reger. In der Alten Oper Frankfurt (Hindemithsaal) beginnt zur selben Zeit ein Kammerkonzert mit Tilmann Wick, Violoncello, und Heasook Rhee, Klavier, die Werke von Beethoven spielen. Im Mozartsaal der Alten Oper treten Roman Trekel, Bariton, (Robert Gambill mußte absagen) und Helmut Oertel, Klavier, auf: mit "Drei Liebesliedern" von Victor Ullmann sowie Liedern von Richard Strauss und Robert Schumann. Beginn 20 Uhr. &blt; S.O.A.P. Dance Theatre Das "S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt" gastiert wieder einmal zu Hause: vom 5. bis zum 7. März zeigt das Ensemble im Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) die Choreographie "Domestic Arrangements" von Rui Horta. Beginn 20 Uhr. &blt; "Herrlich ist der Orient" Die Musik-Theater-Gruppe "Yarinistan" gastiert am Freitag und Samstag (20 Uhr) im Neuen Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46 A, mit "Herrlich ist der Orient". &blt; Ausstellungseröffnungen In der Frankfurter Galerie Experiment Kunst eröffnet am heutigen Freitag um 19 Uhr der Maler Antonio Marra eine Ausstellung mit seinen Werken. Die Ausstellung in der Großen Seestraße 42 H dauert bis 10. April. Die Galerie Tröster & Schlüter (Fahrgasse 87 in Frankfurt) zeigt bis 26. April "Sympathetische Tintenzeichnungen" von Wolfgang Müller. Vernissage heute von 19 bis 21 Uhr. Die Galerie an der Galluswarte (Mainzer Landstraße 269) zeigt bis 24. April satirische Farbstiftzeichnungen von Armin Gehret. Eröffnung: 19 Uhr. Im "Ausstellungsraum" (Alte Mainzer Gasse 4-6) ist bis 4. April "Wir fahren für Bakunin" von Andreas Siekmann zu sehen. Und die Galerie im Haus der Begegnung (Gärtnerweg 62) zeigt Werke von Chantal Wengler und Reinhard Kohler, Vernissage 19 Uhr.
NIEDERDORFELDEN. In Niederdorfelden findet in diesem Jahr die Bürgermeisterwahl statt. Die Kommunalaufsicht hat als Wahltermin Sonntag, 10. Oktober festgesetzt, wie das Pressereferat des Main-Kinzig-Kreises mitteilt.
Bei einer Stichwahl ist dafür Sonntag, 31. Oktober als Termin vorgesehen. Bürgerinnen und Bürger können erstmals selbst den Bürgermeister bestimmen. pom
Die Rezession und die Diskussionen im Ausland über rechtsradikale Ausschreitungen in Deutschland - das sind zwei zentrale Begründungen des Verkehrsamtes der Stadt Frankfurt auf die Frage, warum 1992 die Fremdenverkehrsbilanz für Frankfurt insgesamt negativ ausfällt: Mit etwa 1,8 Millionen Besuchern kamen letztes Jahr 2,3 Prozent Toristen weniger als 1991. Insgesamt verzeichneten die Herbergen 3,2 Millionen Übernachtungen, das ist ein Minus von sechs Prozent. Lediglich bei den inländischen Gästen ist eine Zunahme zu verzeichnen. Auch im Tagestourismus (elf Millionen Besucher im Jahr) fällt die Bilanz gut aus.
Diese Zahlen gaben Bürgermeister Hans-Jürgen Moog und der Leiter des Verkehrsamtes, Günther Hampel, jetzt bekannt. Während sich Großstädte wie München und Hamburg in ihren Statistiken gehalten haben, ist Berlin zurückgefallen. Nur Stuttgart legte zu.
Weil Frankfurt in erster Linie vom Messe- und sonstigen Geschäftsverkehr profitiert, hier aber seitens der Firmen ebenfalls zunehmend gespart wird, ist die Stadt samt Hotellerie und Gastronomie am stärksten betroffen. Vor allem Japaner und Amerikaner haben ihre Reisen nach Deutschland stark eingeschränkt.
Bei den Hotels mußten vor allem mittlere und kleine Betriebe aufgeben. Die großen haben noch den längeren Atem. Doch auch sie leiden zunehmend darunter, daß im Umland viele neue Hotels, "folgend auch dem Gewerbe", entstanden sind, Frankfurt selbst aber zu wenig preiswerte Grundstücke für Neubauten anbieten kann.
Auch die "Hochpreispolitik" vieler Hotels während der Messen in Frankfurt und die besseren Verkehrsanbindungen innerhalb des Rhein-Main-Gebietes tragen zur Entwicklung "weg von Frankfurt" bei. Dieser "Wettbewerb" werde sich "in den kommenden Jahren verstärken", hieß es. Denn 1993/94 sollen, laut Hotel- und Gaststättenverband, "in Frankfurt und Umgebung 5000 neue Hotelbetten entstehen".
Dies sei eine ernste Situation. Wolle man die bisherige Auslastung der Häuser halten, wäre jedoch ein Zuwachs von einer Millionen Übernachtungen notwendig: "Ein völlig aussichtsloses Unterfangen", sagen die Fachleute.
Der Konkurrenzkampf innerhalb der Region werde also härter, neue Formen der Zusammenarbeit müßten gefunden werden. Frankfurt müsse sich deshalb noch besser verkaufen als bisher. -vau
"Verheerende" Auswirkungen sagte Bundesaußenminister Klaus Kinkel gestern abend im Palmengarten bei einer Wahlkampfveranstaltung der Frankfurter FDP voraus, wenn rechtsextremistische Parteien bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag in Frankfurt Erfolge verbuchen könnten. Die Wahl werde "nach dem, was in den letzten Monaten in Deutschland war" vor allem im europäischen Ausland "ungeheuer registriert".
Auf Frankfurt, das sich als Sitz der europäischen Zentralbank bewirbt, werde besonders geachtet. Der Außenminister: "Ich glaube sicher, daß es uns ge- lingen wird, die EG-Bank nach Frankfurt zu holen - sie muß hierher." Es werde aber künftig schwerer fallen, für die Stadt im Ausland etwas herauszuholen, wenn die Republikaner in den Römer einzögen.
Kinkel, der wie FDP-Landesvorsitzender Wolfgang Gerhardt und der frühere Bonner Fraktionschef Wolfgang Mischnick gestern abend "ein bißchen dazu beitragen" wollte, daß die hiesigen Freidemokraten nach zwölf Jahren wieder den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde in den Römer schaffen - im Gegensatz zu vielen anderen Bundespolitikern aber keine Kenntnis der Frankfurter Verhältnisse vortäuschte -, konzentrierte sich auf einen knappen außenpolitischen Überblick.
Nach seiner Meinung haben die Deutschen die weltweiten Veränderungen der letzten Jahre noch nicht begriffen, obwohl sie mit der Wiedervereinigung am meisten davon profitierten. Ohne auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien einzugehen, sagte der Außenminister unter vergleichendem Hinweis auf das Ende der Nazizeit, manchmal könne Menschenrechtsverletzungen nur durch Gewalt begegnet werden.
"Frankfurt braucht dringend einen politischen Wechsel", hatte FDP-Kreisvorsitzender Hans-Joachim Otto zu Beginn der Veranstaltung vor über 400 Zuhörern im voll besetzten Irissaal des Palmengartens gesagt. Zu den zentralen Forderungen der Frankfurter Freien Demokraten zählt eine Personalkosten senkende "umfassende" Strukturanalyse bei der Stadtverwaltung, die Privatisierung "aller hierfür geeigneten" kommunalen Dienstleistungen und Betriebe samt Flughafen AG und Messegesellschaft sowie die Einsparung von 2000 Stellen bei der Stadt. Zudem soll der hauptamtliche Magistrat nach Ottos Forderung "von zehn auf acht" Stadtratposten ver- ringert werden. (Dem Frankfurter Magistrat gehören zwölf hauptamtliche Mitglieder an.)
Der Vorsitzende warf der rot-grünen Koalition schwere Versäumnisse im Wohnungsbau und Mängel bei der öffentlichen Sicherheit vor. "Nirgendwo in Deutschland sind die Bürgerinnen und Bürger so gefährdet wie in Frankfurt." Die Polizei müsse auf Kriminalitätsvorsorge und -bekämpfung konzentriert werden, Fuß- und Motorradstreifen müßten stärker präsent sein. "Reine Ideologie" des Magistrats mache den Autofahrern mutwillig das Leben in Frankfurt schwer, klagte der Redner, der den "Salonsozialisten" der SPD gleichzeitig vorwarf, daß sie keine U-Bahn fahren.
"Das Abschneiden der FDP wird am Sonntag darüber entscheiden, ob es in Frankfurt einen Mehrheitswechsel gibt", sagte der Vorsitzende, der eine Koalition der FDP mit der CDU anstrebt und seine Partei vier Tage vor der Kommunalwahl ganz deutlich im Aufwind sieht. Bei Meinungsumfragen vier Wochen vor der Wahl hatten 3,8 Prozent der Befragten die FDP genannt. Otto: "Unser Optimismus wächst täglich." cg
DIETZENBACH. Zu einem Bauchtanz- Wochenende lädt die Elternschule der Arbeiterwohlfahrt für den 13. und 14. März in den "Harmonie"-Saal, Schäfergasse 22, ein. Geübt wird samstags zwischen 10 und 19 Uhr, sonntags von 10 bis 14.30 Uhr. Kursusleiterin ist die Tanzpädagogin Yvonne Kessler. Die Teilnehmerinnen sollten eine Pumphose oder einen Rock mit Gummizug, ein Tuch für die Hüfte, ein T-Shirt oder ein Bikini-Oberteil mitbringen.
Anmeldungen oder Infos: AW-Familienbildungsstätte, Telefon 0 60 74 / 36 94. hf
Die Stadtplanung hat zugesagt, in weiteren fünf sogenannten Grundnetzstraßen zumindest abschnittsweise Tempo 30 einzuführen: im bebauten Teil der Lorscher Straße in Rödelheim, in der Baumertstraße sowie der Pfortenstraße in Fechenheim, in der Straße "Alt-Eschersheim" sowie der Bonameser Straße zwischen "Alt-Eschersheim" und dem Ende der dortigen Wohnbebauung. Nur in der Bebraer Straße (Fechenheim) hat das Planungsamt dem Wunsch des zuständigen Ortsbeirats widersprochen. Grund: Die Bebraer Straße sei keine reine Wohnstraße und teilweise gar nicht bebaut.
Bei der Tempo-30-Planung für das komplette Stadtgebiet hatte der Magistrat Ausgestaltung und Zuschnitt der Zonen in die Kompetenz der Stadtteilparlamente gelegt, sich selbst aber die Entscheidung über die Geschwindigkeitsregelung in den Grundnetzstraßen vorbehalten. Als Grundnetzstraßen gelten alle Routen mit Bus- und Straßenbahnlinien, die großen Verkehrsadern wie Mainzer Landstraße oder Hanauer Landstraße, aber auch die zahlreichen Stadtteilerschließungsstraßen. Viele Ortsbeiräte wollten allerdings auch solche Stadtstraßen beruhigen und stellten - mangels eigener Zuständigkeit - ensprechende Anträge an den Magistrat.
Der listet nun auf, daß inzwischen für exakt 88 Straßen des Grundnetzes die Einführung von Tempo 30 beschlossen worden sei. Für zwölf Straßenzüge stehe noch die Prüfung aus.
Wesentlicher Bestandteil der Prüfungen sind Versuchsfahrten der Stadtwerke mit Omnibussen und Straßenbahnen und die sich daraus ergebenden Beurteilungen des Verkehrsbetriebes über die Auswirkungen der verminderten Höchstgeschwindigkeit. Die Stadtwerke testen, wie sich die Reisezeit verändert, ob die Taktzeiten noch einzuhalten sind, mehr Fahrzeuge benötigt würden oder das öffentliche Nahverkehrsmittel durch Tempo 30 an Attraktivität verlieren würde. gang
FULDA. Trotz der seit Sommer 1991 andauernden Bemühungen der Fachhochschule Fulda hat das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst den seit längerem geplanten neuen Fachbereich Elektrotechnik noch nicht genehmigt. Wissenschaftsministerin Evelies Mayer begründete die Verzögerung gestern in Fulda mit den nötigen Abstimmungen innerhalb der Landesregierung sowie mit den noch laufenden Verhandlungen zwischen Land und Bund über Geländeerwerb vom Bundesgrenzschutz.
Ein Teil des benachbarten BGS-Areals soll der räumlichen Erweiterung der mit ihren 3500 Studenten in fünf Fachbereichen überlasteten Hochschule dienen. Die Laboreinrichtungen in diesem "Institutsgebäude" seien für eine qualitätsvolle Ausbildung der Studenten unbedingt nötig, überbrückende Provisorien böten - so Evelies Mayer - zu wenig Substanz.
Die Ministerin lobte in Fulda die "beachtlich weit gediehenen Vorbereitungen" und kündigte an: "Wir befinden uns zwar immer noch in der spannenden Phase der Gründung, aber die Rechtsverordnung kann demnächst erlassen werden." Als Folge des langwierigen Verfahrens stehen jetzt in Fulda Räume für den Fachbereich Elektrotechnik bereit (Monatsmiete: 20 000 Mark), aber es sind noch keine Professoren berufen und es können noch keine Studenten aufgenommen werden. Das Ministerium wußte seit Mitte 1992 durch zahlreiche schriftliche Anfragen und Hinweise der Fachhochschule Fulda von der drohenden Situation: "Räume ohne Studenten".
Die Ministerin war übrigens zur Eröffnung eines neuen Gebäudes der Fachhochschule gekommen, das gemeinsam von den Fachbereichen Betriebswirtschaft, Lebensmitteltechnologie und Elektrotechnik genutzt werden soll. gw
WESTLICHE STADTTEILE. Die Kinderbeauftragte der westlichen Stadtteile, Christiane Schwab, lädt heute - wie jeden ersten Donnerstag im Monat - zu ihrer Sprechstunde ein.
Zwischen 15 und 17 Uhr können Kinder und Erwachsene mit ihren Sorgen in Zimmer 123 des Höchster Bolongaropalastes vorbeischauen. Wer nicht persönlich kommen will, kann zur gleichen Zeit unter der Nummer 0 69 / 3106-5441 mit der Kinderbeauftragten telefonieren.
Wegen des Chemieunfalls der Hoechst AG erwartet Christiane Schwab besonders viele besorgte Mütter und Väter. ege
hll BONN, 3. März. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Karl Krause, der schriftlich und mündlich rechtextreme Gedanken verbreitet hat, darf in seiner Partei bleiben. Nach einer erneuten Aussprache mit dem 46jährigen Parlamentarier teilte der CDU-Vorsitzende von Sachsen-Anhalt, Werner Münch, am Mittwoch mit, Krause habe "zu Mißdeutungen Anlaß gebende Formulierungen" zurückgenommen. Die Forderung, sich von Inhalt, Sprache und Form seiner "Denkschrift zu nationalen Fragen" zu distanzieren, habe Krause erfüllt, sagte Münch. Die Partei betrachte "die Angelegenheit als erledigt". Krause habe sich zum CDU-Programm bekannt.
Ein SPD-Sprecher nannte es "erschrekkend", daß Krause "ungestraft auf seinen rechtsradikalen Thesen beharren" dürfe und wunderte sich über Münchs Interpretation, sie seien mit dem CDU-Programm vereinbar. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Siegfried Vergin forderte von CDU-Generalsekretär Peter Hintze, den "längst fälligen Trennungsstrich" zu Krause zu ziehen, der Rechtsradikalen Stichworte liefere.
LIMESHAIN. Als spendenfreudig entpuppen sich die Limeshainer Sozialdemokraten. Anfang der Woche bedachte der Ortsbezirk Rommelhausen den örtlichen Kindergarten mit 900 Mark, am Mittwoch verteilte der Ortsverein Limeshain 900 Mark unter den Kindergärten von Rommelhausen, Himbach und Hainchen.
Die Rommelhäuser verschenkten ihren Erlös aus dem Heringsessen, der vom stellvertretenden Ortsbezirksvorsitzenden Karl-Heinz Höflich noch um 500 Mark auf 900 Mark aufgestockt wurde. Dafür soll ein Holzspielhaus angeschafft werden. Der Ortsverein übergab gestern seinen Erlös aus dem Kinderfasching. sal
Kleine FR
Zeit zum Erzählen und Zuhören BAD VILBEL. Am heutigen Freitag, 5. März, hat von 15 bis 17 Uhr wieder das Erzählcafé der "Bürgeraktive" in der Frankfurter Straße 15 geöffnet. Sangesfreudige Menschen treffen sich von 17.30 bis 18.30 Uhr zum gemeinsamen Singen. Floh- und Hobbymarkt in Okarben KARBEN. Kinderkleidung, Spielzeug und Hobbyerzeugnisse werden bei einem Floh- und Hobbymarkt angeboten, der am Samstag, 6. März, von 14 bis 17 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Okarben stattfindet. Die Besucher werden mit Limonade, Kaffee und Kuchen bewirtet.
Adolph Lowe feierte seinen 100.
"Auf Wiedersehen im Mai", verabschiedete der Frankfurter Professor Adolph Lowe seine Studenten bei der letzten Semestervorlesung. Es wurde dann doch Juni - und es verging ein halbes Jahrhundert, ehe der renommierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler wieder nach Deutschland kam. Im Mai 1933 aber war er längst in England im Exil. Die Nazis hatten den Namen des Wissenschaftlers, des Juden und Sozialdemokraten, auf der Liste derer, die sie gleich nach der "Machtergreifung" verhaften wollten.
Am Donnerstag wurde Adolph Lowe hundert Jahre alt, mit einem Festvortrag hat die Johann Wolfgang Goethe- Universität ihren früheren Professor und Ehrenbürger gefeiert.
Lowe gehört zu jenen Wissenschaftlern, die an den Grenzen ihres Faches nie zu denken aufgehört haben. Seine Ausbildung hatte er als Jurist genossen, gleichwohl mußte er sich frühzeitig mit den Fährnissen der Ökonomie befassen. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges sollte er die Nachkriegswirtschaft in Deutschland gestalten.
Aber gerade die Chance, fächerübergreifend zu arbeiten, verlockte ihn, 1930 den Ruf der Frankfurter Universität anzunehmen, wo er gemeinsam mit den Soziologen und Philosophen des Institutes für Sozialforschung die Strukturen der Gesellschaft durchleuchtete und sich den Ruf eines "ökonomischen Philosophen" einhandelte. Dabei interessierte ihn besonders die Frage, welche ökonomischen Bedingungen die Freiheit der einzelnen ermöglichen oder behindern. Aber auch, wie sehr die politische Freiheit die freiwillige Beschränkung des Individuums erfordere. Adolph Lowe kehrte erst mit 90 Jahren aus seiner Emigration zurück, die er seit 1940 als Lehrer an der New School for Social Research in New York verbracht hatte. luf
WETTERAUKREIS. Wie Frauenthemen in die parlamentarische Arbeit eingebracht werden können, beschäftigt die SPD-Frauen bei ihrem Treffen am Dienstag, 9. März. Barbara Kleespieß informiert dabei über die Frauenprojekte in der Wetterau vom Frauennotruf bis zu "Wildwasser". Treffpunkt ist ab 20 Uhr bei Dr. Wiltrud Risch-Laasch in Blofeld. Mitfahrgelegenheiten werden unter Tel. 0 60 35 / 27 30 vereinbart. cor
Umweltbundesamt fordert Störfall-Szenarien
FRANKFURT A. M., 3. März. Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Heinrich von Lersner, hat die Entwicklung von umfassenden Störfall- und Katastrophenschutz-Szenarien für die Chemie-Standorte in der Bundesrepublik gefordert. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau zu den Folgen des Störfalls bei der Hoechst AG bezeichnete er außerdem die Durchsetzung eines "Zwei-Barrieren-Sicherheitskonzeptes" in den Betrieben zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt als notwendig.
Von Lersner sagte, in den Störfall-Szenarien sollten "alle Folgen eines Unfalls durchgespielt werden, damit zum Beispiel die Feuerwehr sofort weiß, wie sie reagieren soll". Die Aufstellung solcher Szenarien war von der Chemieindustrie in der Vergangenheit abgelehnt worden.
Weiter forderte der UBA-Chef eine kritischere Überprüfung der vorliegenden Sicherheitsanalysen für die Chemiebetriebe, "und zwar von unabhängigen Stellen", sowie eine bessere innerbetriebliche Organisation der Umweltbeauftragten. Diese müßten sicherstellen, daß "die Information von der Konzernspitze bis in den einzelnen Betrieb" dringt, wenn sie umweltrelevant ist.
Zu dem Störfall beim Hoechst-Werk in Frankfurt-Griesheim sagte von Lersner: "Wir waren auch überrascht, daß gerade bei einem so großen und weltweit angesehenen Unternehmen solche Pannen passieren können." Von den Auswirkungen her könne ein direkter Vergleich mit der Chemie-Katastrophe in Seveso nicht gezogen werden. "Griesheim ist zwar nicht überall, aber man kann aus dem Unfall im Griesheimer Werk Lehren ziehen, was wir tun müssen, um schlimmere Störfälle zu verhindern". Es sei unwahrscheinlich, daß sich Hoechst-Störfall in anderen Chemiewerken exakt wiederhole, sagte von Lersner: "Aber andere Konstellationen mit schwerwiegenden Auswirkungen sind vielerorts möglich". Deswegen müßten die Hoechster Lehren auf alle Firmen übetragen werden, "auf die die großen und die mittelständischen".
"Wenn er steht, steht er", bemerkte die städtische Bodendenkmalpflegerin Andrea Hampel mit einem zufriedenen Blick auf den Troß Arbeiter, der sich stundenlang mühte, einen tonnenschweren römischen Sarkophag in das Technische Rathaus zu schaffen.
Auf diesem Weg hat das 2000-Kilo- Trumm aus Vilbeler Sandstein, seit dem 3. Jahrhundert unterhalb des heutigen Nordwestkrankenhauses beigesetzt, in der Eingangshalle seinen Platz für die Zukunft eingenommen - um, wie Stadtkonservator Heinz Schomann unterstrich, "das breite Spektrum planerischen Tuns in diesem Gebäude zu dokumentieren".
Vor 100 Jahren zuletzt hatte man in Frankfurter Boden einen Sarkophag gefunden - für Andrea Hampel keine Überraschung. Denn der römische Verwaltungshauptort Nida, wo der in den Sarkophag gebettete Römer seine letzte Ruhe fand, "war nicht Rom, nicht Mainz, es war Provinz". Will sagen: So reich, so hochstehend, waren in Nida nicht viele, daß sie sich in einem solchen stilisierten Haus begraben lassen konnten.
Der Angehörige einer gehobenen Schicht also, ohne Beigaben ins Jenseits geschickt. Sein steinerner Sarg besteht aus zwei Blöcken: Das Unterteil als Trog, der Deckel mit Giebel und vier würfelförmigen Aufsätzen unten glatt. Man fand Sarkophag und Skelett auf dem Grundstück Heerstraße 2-4, das neu bebaut wurde. Zwei danebenliegende Gräber waren seit langem durch Keller zerstört. Einen Steinwurf weiter, an der Heerstraße 6-8, waren insgesamt 18 Gräber zum Vorschein gekommen. Wo die Toten des Grundstücks 2-4 lagen, da sollte die Tiefgarage des Neubaus entstehen, "also", so Hampel, "konnte der Sarkophag da nicht bleiben". So hat ihn die Grundeigentümerin, eine Wohnbaugesellschaft, als Dauerleihgabe an die Stadt gegeben; schweren Herzens, wie es heißt. Man kam auf den Standort Technisches Rathaus, denn mangels anderer Örtlichkeiten wäre "die Alternative das Magazin gewesen". Wie der Tote aus dem Heerstraßen- Sarkophag einzuordnen ist, wie groß, wie alt, in welchem Zustand er im Moment des Todes war, wird die anthropologische Untersuchung des Skeletts klären. Zur Zeit seiner Beerdigung um 250 n. Chr. war die Erdbestattung schon etwas gewöhnliches; bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts, so Andrea Hampel, war die Brandbestattung, also die Verbrennung der Leichen, die übliche Form.
Rätselhaft sind für die Archäologen die drei im Erdreich vor dem Sarkophag ausgegrabenen, zu Scherben geschlagenen Tonkrüge, von denen sich auch Teile beim Skelett fanden. Der zugehörige Ritus, so Andrea Hampel, sei nicht überliefert. clau
Die Zeitung Ashahi würdigte den Besuch des deutschen Bundeskanzlers mit einer Karikatur: Helmut Kohl (mit dikkem Bauch und riesiger Nase) sitzt am Ende eines langen Tisches; sein Gastgeber, der japanische Ministerpräsident Kiichi Miyazawa, hat am anderen Ende Platz genommen. Kohl winkt ihn mit dem Zeigefinger zu sich heran. Deutschland und Japan sind sich durch den Besuch ein wenig nähergekommen.
Helmut Kohl verlangte von der japanischen Regierung, sie solle mehr Hilfe für Von Tina Stadlmayer (Tokio) die Staaten der ehemaligen Sowjetunion zahlen. Seine Warnung, wenn "das Experiment der Liberalisierung" in Rußland mißlinge, werde es "für alle Beteiligten viel teurer", fiel bei den Kommentatoren der japanischen Zeitungen auf fruchtbaren Boden. Auch wenn die Warnung, so Mainichi, ein wenig wie eine "Drohung" klinge. Sogar der japanische Ministerpräsident stimmte der Analyse Kohls zu - ob er deshalb seine Politik gegenüber Rußland verändert, wird sich zeigen.
Die Wirtschaftsgespräche liefen relativ harmonisch ab. Zunächst hatte sich die Regierung in Tokio über die "Sondergäste" im Geleit des Kanzlers gewundert: Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende verschiedener ost- und westdeutscher Firmen waren darunter, Schiffbauer, Werkzeugmaschinen- und Elekronikhersteller, auch ein bekannter Immobilienmagnat und Brauereibesitzer. Doch war dieser Besuch weniger peinlich als die Verkaufstour des ehemaligen US-Präsidenten. George Bush war im vorigen Jahr mit den Chefs der US-Autofirmen nach Japan gekommen und hatte die Filiale eines Spielzeugkonzerns eröffnet. Das fanden die Japaner höchst geschmacklos. Kohl kam anders an, obwohl auch er für sein Land warb - vor allem für Investitionen in den neuen Bundesländern. Japanische Unternehmer und der Handelsminister waren voller Verständnis. Sie machten den Deutschen freilich auch klar, daß es wegen der eigenen Rezession in absehbarer Zeit keine größeren Investitionen geben werden.
Insgesamt hielt sich der Kanzler mit Kritik an seinen Gastgebern sehr zurück. "Bundeskanzler Kohl zeigte sich gegenüber dem japanischen Handelsüberschuß versöhnlich", kommentierte die Zeitung Yomiuri. Den in Tokio ansässigen Vertretern der deutschen Industrie war das gar nicht recht. Sie hatten erwartet, daß Helmut Kohl die japanischen Exportüberschüsse und die noch existierenden Handelshemmnisse deutlich kritisieren werde. Viele Manager klagen, daß ihnen die japanischen Vertriebsnetze verschlossen bleiben. Auch das Aufkaufen einer Firma gelingt nur selten. Die Unternehmer im Geleit des Kanzlers zeigten sich dagegen zufrieden. Dem einen oder anderen hatte sich in Japan die Aussicht auf ein Geschäft eröffnet. So werden zum Beispiel die Tokioter S-Bahn-Züge wohl bald mit deutscher Technik ausgerüstet sein.
Das Treffen der beiden Regierungschefs habe "den Weg für den Wirtschaftsgipfel im Juli bereitet", schrieb Yomiuri. In Zukunft wollen die beiden Länder in den Bereichen Technologie und Umwelttechnik enger zusammenarbeiten. Auch gemeinsame Projekte in der "Dritten Welt" sind geplant.
In Südkorea ging es ebenfalls ums Geschäft. In wenigen Wochen will die Regierung über die Vergabe eines Schnellzug- Projekts entscheiden. Kohl warb während seines Gespräches mit Präsident Kim Young Sam für den deutschen Inter City Express (ICE). Die Vertreter des ICE-Konsortiums hatten ihm genau gesagt, welche Vorzüge den ICE vom französischen und vom japanischen Konkurrenzangebot unterscheiden. Die deutschen Unternehmer waren mit dem Auftritt des Kanzlers sehr zufrieden. Wolfram Martinsen vom ICE-Konsortium gab sich "geradezu euphorisch". Der ICE liege jetzt gut im Rennen um den Milliardenauftrag. Sollten die Deutschen den Zuschlag bekommen, seien 2000 Arbeitsplätze gesichert. Aber noch ist nichts entschieden. In einigen Wochen will der französische Präsident François Mitterrand in Seoul für seinen Schnellzug TGV werben. Er wird sicher hemmungsloser auftreten als Helmut Kohl; denn der Kanzler kämpft auf Reisen wie dieser mit sich selbst. Einerseits will er nicht als Vertreter der deutschen Industrie angesehen werden, andererseits muß er alles tun, damit seinem Land ein Milliardenprojekt wie der Verkauf des Schnellzugs nicht durch die Lappen geht.
In Seoul mußte sich der Bundeskanzler allerdings auch Vorwürfe anhören: Deutschlands Überschuß im Handel mit Südkorea werde immer größer. Kim Young Sam bat Helmut Kohl, er solle sich dafür einsetzen, daß die Europäische Gemeinschaft ihre Handelsbarrieren gegenüber Importen aus Südkorea abschaffe. Der Kanzler konnte ihm nichts versprechen; denn die Einfuhr billiger Elektroartikel "made in South Korea" schadet auch der deutschen Wirtschaft. Als Investoren sind die Südkoreaner in Deutschland jedoch willkommen. Der Elektrokonzern Samsung hat bereits das Ost-Berliner "Werk für Fernsehelektronik" gekauft. Weitere Investitionen seien geplant, sagte der südkoreanische Präsident. Er bot den Deutschen die Zusammenarbeit beim Herstellen von Autos und Elektronik mit den Worten an: "Was am Rhein gut ist, ist auch am Han-Fluß gut." Der Bundeskanzler ging sofort darauf ein: "Ja, der ICE fährt sehr schön am Rhein entlang." (Leider stimmt das nicht; denn wegen der vielen Kurven kann der Hochgeschwindigkeitszug die Rheinstrecke nicht passieren.)
Der Kanzler kümmert sich eben nicht gern um solche Details. Während seiner Asienreise hatte er die konkreten Wirtschaftsverhandlungen seinen Begleitern überlassen. Er selbst machte lieber "Politik im Zeichen der neuen Weltordnung". Hinter den Kulissen vermittelte er zwischen Japan und Rußland im Streit um die Kurilen-Inseln (oder gab sich zumindest den Anschein, daß er dies tue). Und Nord- wie Südkoreaner überhäufte er mit guten Ratschlägen zum Thema Wiedervereinigung."Grobsanierung" geht in die Schlußphase Eichel in Schwanheim / Auch Töpfer kritisiert Hoechst
Auch Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) ist überzeugt, daß die Kinder aus dem durch o-Nitroanisol kontaminierten Schwanheimer Wohngebiet "nicht evakuiert werden müssen". Der Regierungschef sagte das am Mittwoch nachmittag bei einem einstündigen Informationsrundgang "vor Ort" und nach Gesprächen mit Feuerwehrchef Reinhard Ries und Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne). Eichel lobte die Arbeit der Behörden und forderte von der Hoechst AG, ihr Werk "technisch nachzurüsten - man muß nicht hinnehmen, daß bei Überdruck Gift in die Luft entweicht".
Eichel erfuhr bei seiner Visite, daß die "Grobsanierung" im Stadtteil in die Schlußphase gehe. Am Ende der Woche seien auch die Dachreinigungsarbeiten, die gut vorankämen, beendet, berichtete Feuerwehrchef Ries: "Dann ist die Hauptlast komplett raus." Ries ist "sicher, daß dann auch 90 Prozent unserer Schadstoffmessungen unter die Nachweisgrenze gehen werden".
Die Hoechst AG berichtete am Mittwoch, daß die vom TÜV in etwa 80 "stark betroffenen" Wohnungen vorgenommenen Tests nur noch Konzentrationen von 0,1 Mikrogramm o-Nitroanisol ergeben hätten (ein Mikrogramm = ein millionstel Gramm). Die Sanierungstrupps hätten zudem bis Mittwoch insgesamt 900 Kubikmeter verseuchten Boden weggeschafft und auf dem Werksgelände zwischengelagert. Für die endgültige Entsorgung dieser Menge muß Hoechst "spätestens bis 12. März" ein Konzept vorlegen. Das hat das Darmstädter Regierungspräsidium gestern angeordnet.
Zur gleichen Stunde kritisierte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) vor dem Umweltausschuß des Bundestages die Hoechst-Informationspolitik nach dem Unglück vom Rosenmontag. Der Glaubwürdigkeit der chemischen Industrie sei "dadurch ein außerordentlicher Rückschlag versetzt worden". Die Griesheimer Anlage war, so Töpfer, nicht ausreichend gegen Störungen gesichert.
Marion Caspers-Merk, SPD-Umweltexpertin im Bundestag, hat als Konsequenz aus dem Unfall gefordert, die Arbeit des Beratergremiums umweltrelevanter Altstoffe (BUA) zu intensivieren: "Denn denkbar wäre, daß bei einem Chemieunfall Stoffe freigesetzt werden, über deren gesundheitsschädigende Wirkung überhaupt nichts bekannt ist." Viele Stoffe, mit denen die Chemieindustrie seit Jahren arbeitet, seien noch nicht untersucht.
Gerhard Baum, Umwelt-Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, begrüßte das von Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) angekündigte Überprüfungsprogramm für alle hessischen Chemieanlagen, die mit der Griesheimer vergleichbar sind: "Leider werden erst wieder Dinge in die Wege geleitet, nachdem etwas passiert ist." peh
Westsahara: UN-Sicherheitsrat empfiehlt Volksbefragung über Unabhängigkeit bis Ende des Jahres =
New York, 3. März (IPS) -- Das Abhalten einer Volksbefragung über die Unabhängigkeit der Westsahara bis Ende dieses Jahres hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen empfohlen. In einer Resolution forderte das 15-köpfige Gremium am gestrigen Dienstag UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali dazu auf, die Verhandlungen über die Abstimmungsmodalitäten mit der Besatzungsmacht Marokko und der Freiheitsbewegung POLISARIO zu intensivieren.
Bisher waren alle Versuche, den seit der marokkanischen Besetzung der ehemals spanischen Kolonie im Jahre 1976 schwelenden Konflikt beizulegen, an der Frage gescheitert, wer bei einer Volksbefragung stimmberechtigt ist.
Während die POLISARIO die Wählerlisten auf der Basis der letzten spanischen Volkzählung von 1974 erstellt sehen will, beharrt Marokko auf der Beteiligung der marokkanischen Einwanderer an der Befragung.
Der Unterschied bei der Zahl der Stimmberechtigten wäre immerhin beträchtlich. Nach dem POLISARIO-Vorschlag dürften nur 74.000 Saharauis zu den Urnen gehen; 150.000 marokkanische Siedler kämen hinzu, sollte sich die Ansicht Rabats durchsetzen.
,,Es ist eine gute Resolution'', meinte der Vertreter der POLISARIO bei der UN, Bujari Ahmed. ,,Wir sind bereit, jederzeit ein Referendum abzuhalten''. Die Befreiungsbewegung wird zur Zeit von mehr als 70 Ländern einschließlich der ,Organisation für Afrikanische Einheit' unterstützt und ist auch bei den Vereinten Nationen vertreten.
Erleichtert zeigte sich Bujari vor allem über die Tatsache, daß mit der UN-Resolution andere Vorschläge zur Lösung der Streitigkeiten vom Tisch sind.
Im Januar hatte UN-Generalsekretär Boutros-Ghali drei Optionen für einen Durchbruch in den Verhandlungen über die Westsahara genannt. Der erste, jetzt vom Sicherheitsrat aufgegriffene Vorschlag sah eine Fortsetzung der Verhandlungen mit beiden Parteien vor, während Vorschlag zwei und drei die Anerkennung des marokkanischen Standpunkts beziehungsweise die Aufgabe des UN- Friedensplanes für die Westsahara vorsahen.
Noch im letzten Monat hatte auch Frankreich zusammen mit Marokko einen Resolutionsentwurf vorgelegt, der eine Volksbefragung nach dem Geschmack Rabats vorschlug. Der POLISARIO-Generalsekretär Mohammed Abdel Aziz hatte daraufhin bei einem Spanien- Besuch mit einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die marokkanischen Besatzungstruppen gedroht.
Den Vorschlag hatten schließlich die USA zu Fall gebracht, mit der Begründung, er favorisiere einseitig die Regierung in Marokko, das im Februar auch den Vorsitz im Sicherheitsrat führte.
Keineswegs enttäuscht gab sich jedoch der marokkanische UN-Botschafter Ahmed Snoussi über die gestern verabschiedete UN-Resolution. Nach seiner Ansicht gebe der Beschluß UN-Generalsekretär Boutros-Ghali freie Hand bei der Festlegung der Wahlberechtigung. ,,Als nächsten Schritt erwarten wir den Beginn der Wählerregistrierung'', erklärte Snoussi.
Während nun Boutros-Ghali und dessen Sonderbeauftragter, der Pakistaner Sahibzada Yakub Khan, zu erneuten Verhandlungen aufbrechen dürften, versucht Marokko anscheinend Proteste in der Westsahara mit Gewalt zu unterdrücken.
Nach Angaben von Amnesty International aus der vergangenen Woche sind marokkanische Sicherheitskräfte scharf gegen Saharauis vorgegangen. ,,Trotz der Anwesenheit von UN-Beobachtern sind hunderte von Saharauis wegen des Verdachts auf Unterstützung der Unabhängigkeitsbewegung und wegen Teilnahme an friedlichen Protesten verhaftet oder bedroht worden'', erklärte die Hilfsorganisation.
Darüber hinaus, so Amnesty, sei das Schicksal vieler hundert Saharauis, die zwischen 1976 und 1988 von marokkanischen Truppen verhaftet wurden und dann spurlos verschwanden, nach wie vor ungeklärt. (Ende/IPS/sl/ger/1993)
Umwelt: NGOs fordern strengere Kontrolle des ,Globalen Umweltfonds' =
Genf, 3. März (IPS/Pratap Chatterjee) -- Kritik an der Verwaltung des ,Globalen Umweltfonds' (GEF) äußerten Umweltorganisationen vor der für Ende dieser Woche in Rom geplanten Konferenz der Mitgliedsstaaten.
Bevor grünes Licht für neue Mittel gegeben wird, müßten strengere Kontrollmechanismen eingeführt werden, heißt es in einem gemeinsamen Dokument internationaler Grüngruppen, das Umweltschützer den Konferenzteilnehmern präsentieren wollen.
Vorerst existiert der von Weltbank, UN- Entwicklungsprogramm (UNDP) und UN- Umweltprogramm (UNEP) gemeinsam verwaltete GEF als dreijähriges Pilotprojekt. Künftig ist ihm eine Schlüsselrolle bei der finanziellen Abwicklung des letzten Juni am ,Erdgipfel' in Rio beschlossenen globalen Umweltaktionsprogramms ,Agenda 21' zugedacht.
Bei dem für Donnerstag und Freitag in Rom angesetzten Treffen der Mitgliedsländer geht es neben Abstimmungsprozeduren um die Bewertung der mit Ende nächsten Jahres endenden Pilotphase.
Davon werden nicht zuletzt auch die Entscheidungen der Mitgliedsländer über Gewährung oder Nicht-Gewährung neuer Mittel für den Umweltfonds abhängen, der derzeit mit 1,3 Milliarden US-Dollar dotiert ist.
Internationale Grüngruppen stellen insbesondere die Beteiligung der Weltbank in Frage, deren Rolle bei der Finanzierung von Großprojekten -- Staudämmen, Straßen, Forstentwicklung -- immer wieder heftig kritisiert wurde. Die Weltbanker wollten den GEF bloß dazu benutzen, um sich ein ,grünes Mäntelchen' umzuhängen, mutmaßen Umweltschützer.
Über 50 regierungs-unabhängige Umweltgruppen aus 20 Ländern haben ein Papier der in den USA ansässigen ,Umweltverteidigungsstiftung' (EDF) unterzeichnet, in dem neue und strengere Kontrollmechanismen für den GEF gefordert werden. Die italienischen Kollegen von ,Nord-Süd-Kampagne' wollen den Bericht Regierungsvertretern vorlegen, die am Donnerstag und Freitag in Rom beraten werden.
Unter die Lupe genommen werden sollen vor allem die Zusammenhänge zwischen GEF-Vorhaben und bestehenden Kreditprogrammen der internationalen Finanzinstitution, fordern die Umweltschützer. Nach Darstellung der Weltbankzentrale in Washington soll der GEF als Katalysator für die Einführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen auch bei anderen Vorhaben dieser Finanzinstitution wirken.
Genau das Gegenteil ist der Fall, behaupten Umweltschützer. Charles Abugre und Vandana Shiva vom in Malaysia ansässigen ,Dritte Welt Netzwerk' kamen nach Untersuchung einer Reihe von GEF-Projekten zum Schluß, daß viele davon selbst umweltschädlich seien. Über 80 Prozent des Weltbankanteils an GEF- Projekten ist nach Angabe der beiden Experten mit bestehenden Weltbank-Krediten verbunden.
In den Augen der Umweltschützer wird durch das gegenwärtige Arrangement der Bock zum Gärtner gemacht. Abugre hat kein Verständnis dafür, daß ausgerechnet die Weltbank mit ihrer ,,langen Geschichte der Umweltzerstörung'' mit einer Schlüsselrolle beim weltweiten Umweltmanagement betraut werden soll.
Außerdem fordert der GEF-kritische Bericht die Bewertung der Projekte vor Ort. Bisher wurde diese Forderung mit dem Argument zurückgewiesen, die Projekte seien noch nicht weit genug gediehen. Nach dem derzeitigen Stand ist eine Projektbewertung durch die Regierungen vorgesehen.
Dem halten die Umweltschützer entgegen, eine Bewertung dürfe sich nicht auf ,,eine Schreibtischstudie in Washington D.C. oder anderen Hauptstädten'' beschränken. Wobei sie sich nicht zuletzt auf das Papier eines früheren Weltbank- Mitarbeiters berufen können, demzufolge fehlende Projektüberwachung vor Ort in beinahe 40 Prozent der Fälle für Fehlschläge verantwortlich sei.
Tatsächlich scheint die Tendenz der Weltbank aber eher in Richtung größerer Geheimniskrämerei zu gehen. Ursprünglich hatte sich der GEF verpflichtet, alle relevanten Informationen über die Projekte zugänglich zu machen. Beim letztjährigen Treffen der Mitgliedsstaaten in der Hauptstadt von Cote d'Ivoire, Abidjan, schlug die Weltbank jedoch vor, ihre eigenen Informationsrichtlinien auf das GEF anzuwenden.
Die neuen Richtlinien seien wesentlich restriktiver, kritisiert Korinna Horta von der EDF. Die Öffentlichkeit, betroffene Bevölkerungsgruppen, das wissenschaftliche und technische Beraterteam der GEF, ja selbst Geberländer hätten dadurch keine Möglichkeit, die Projekte zu untersuchen, betont die Ökonomin der US-Umweltstiftung.
Bedenken äußern die Umweltschützer auch bezüglich der Einspruchsmöglichkeiten betroffener Anrainer. Weiters fordern sie die Einbeziehung von Sozialwissenschaftlern bei der Projekterstellung, um die Berücksichtung lokaler Bedürfnisse von vornherein zu gewährleisten.
Durch ihre bisherigen Erfahrungen fühlen sie sich in ihrem Mißtrauen bestärkt. Bei einem GEF-Projekt zum Schutz der Artenvielfalt in Costa Rica waren nach offizieller Darstellung einheimische Umweltorganisationen wie das ,Centro Cientifico Tropical' beigezogen worden. Auf Rückfrage von ,Greenpeace' erteilte das ,Centro' die Auskunft, man habe keinerlei Projektunterlagen erhalten.
Mit dem dieswöchigen Treffen ist der Diskussionsprozeß über das GEF nicht beendet. Ende Mai soll in Peking die Rolle von regierungs-unabhängigen Organisationen (NGOs) im Rahmen des GEF besprochen werden. Eine endgültige Entscheidung über die künftigen Strukturen des Ökofonds nach dem Ende der Pilotphase ist nicht vor dem für Dezember in Genf angestzten Treffen zu erwarten. (Ende/IPS/hs/AS/ger/1993)
Asien: China entpuppt sich als treibende Kraft in nordostasiatischer Freihandelszone =
Manila, 3. März (IPS/Ramon Isberto) -- Ursprünglich sollte das Tumen-Delta-Entwicklungs-Programm den fernöstlichen Regionen der ehemaligen Sowietunion zugute kommen. Einbinden wollte sie der einstige sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow -- dessen Wladiwostok-Rede von 1986 das Projekt in die Wege geleitet hat -- in ein multilaterales Handelssystem mit einigen dynamischen Wirtschaften der asiatisch-pazifischen Region.
Nun aber, so meinen Experten, habe China die Zügel in die Hand genommen und sei auf dem bestem Wege, das Tumen-Delta wie geplant in eine florierende Freihandelszone zu verwandeln.
MÜHLHEIM. Die Volksbank Mühlheim-Bürgel hat nach eigenen Angaben den größten genossenschaftlichen Marktanteil in Offenbach. Neben der Hauptstelle und drei weiteren Zweigstellen in Mühlheim verfügt die Volksbank in Offenbach und seinen Stadtteilen über noch weitere sechs Bankstellen. Das ist dem Bericht des Vorstandes über die Wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 1992 zu entnehmen. Eine Fusion mit der Offenbacher Volksbank ist derzeit jedoch kein Gesprächsthema, heißt es bei der Mühlheimer Bank.
Wie Vorstandssprecher Günter Kaiser erklärt, hat sich die Bilanzsumme der Bank 1992 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Millionen auf 506 Millionen Mark erhöht. Das Kreditvolumen stieg um 43 auf 349 Millionen Mark. Die Gesamteinlagen, einschließlich Inhaberschuldverschreibungen erhöhten sich um 17,2 auf 424 Millionen Mark.
Die Zahl der Mitglieder der Genossenschaftsbank stieg 1992 um 192 auf 7973, die Geschäftsguthaben erhöhten sich um 38 Prozent auf 6,76 Millionen Mark. Investiert hat die Volksbank im vergangenen Jahr unter anderem in die Modernisierung der Geschäftsstelle in Tempelsee in Offenbach, in bankeigene Wohnungen und in moderne Banktechnik.
Das Betriebsergebnis konnte um 1,4 auf 4,4 Millionen Mark gesteigert werden. "Es stellt das beste Ergebnis seit vielen Jahren dar," heißt es in dem Bericht. Vorstand und Aussichtsrat werden der Vertre- terversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 10 Prozent vorschlagen.
Noch in diesem Jahr möchte die Volksbank neue Zweigstellen in der Mühlheimer Ulmenstraße und in der Offenbacher Grenzstraße errichten. pmü
sdfghjklöäaertzixcvbnm,.sdziklödfhjklösdftgjklöMittel für Nordumgehung liegen in Bonn bereit
LANGEN. Der baldige Baubeginn bei der Nordumgehung Langen (Bundesstraße B 486) ist nicht gefährdet, so die Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der SPD-Bundestagsabgeordneten Uta Zapf. Die Gerüchte, daß die Bonner Sparpläne das Projekt so kurz vor Baubeginn noch gefährden könnten, hätten sich damit nicht bestätigt, sagt sie. Fünf Millionen Mark stehen im Haushalt 1993 als Anlaufrate bereit, so der Bescheid aus dem Ministerium. fra
KELKHEIM. Für den SPD-Stadtverordneten Horstpeter Kreppel ist die ganze Angelegenheit viel zu alarmierend, als daß man sie einfach mit Schweigen übergehen könne: Gemeinsam mit 50 Bürgerinnen und Bürgern hat er erneut Strafanzeige gegen die NPD in Kelkheim erstattet. Wie berichtet, hatte die rechtsradikale Partei im Februar in einem Inserat im Kelkheimer Anzeiger unter anderem gegen die Zahl der Flüchtlinge gewettert, und dabei Sinti und Roma in eine Reihe mit Mafia, Asylbetrügern, Ganoven, Verbrechern und Bankräubern gestellt.
Pikant dabei: Die NPD-Anzeige war ohne Wissen der Stadtverwaltung in einem von ihr subventionierten Teil des Blattes erschienen, der gewöhnlich für Kirchen, Vereine und Parteien im Stadtparlament als "Terminkalender" reserviert ist. Kreppel: "Gerade deshalb darf man den hetzerischen Text nicht unkommentiert hinnehmen." Die Strafanzeige hat er auch im Kelkheimer Anzeiger veröffentlicht: "Es ist toll, wie viele Leute schon angerufen haben, um mich zu bestärken."
Der gelernte Richter ist auch guten Mutes, daß der Text ein Nachspiel für die drei NPD-Kandidaten haben wird. Obwohl der Staatsanwalt die Anzeige eines Kelkheimers bereits mit der Begründung abgewiesen hat, der Text beziehe sich auf eine unbestimmte Personengruppe, die noch nicht in Deutschland lebe - der Straftatbestand "Volksverhetzung" greife jedoch nur bei "bestimmten Personen", die auch hier lebten. Kreppel sieht das anders und belegt dies gerade am Beispiel der Sinti und Roma: Sie stellten "durchaus eine bestimmte Personengruppe" dar, die "böswillig verächtlich gemacht und verleumdet" werde. Allein darin sei der Straftatbestand gegeben.
Ein Nachspiel hatte der "Fall NPD" auch für den Leiter der Kelkheimer Polizeidienststelle, Gunter Viererbe. Der hatte die Anzeige zweier Kelkheimer nicht angenommen, weil sie den Straftatbestand nicht erfülle. Er hielt die Prüfung jeder Anzeige für seine Pflicht - was die Frankfurter Staatsanwaltschaft "eindeutig" als Kompetenzüberschreitung wertete. Der Frankfurter Polizeipräsident habe Viererbe jetzt "entsprechend angewiesen", weiß Kreppel nach einem Gespräch. Er hat den Chef der Ordnungshüter außerdem gebeten, "verbindliche Anweisungen" an die Hand zu geben, "weil es in diesem Bereich offensichtlich große Unsicherheit gibt". ana
spi HANNOVER. Die Eigentümer des Reisekonzerns TUI greifen endgültig zum Kriegsbeil. Nachdem drei Gesellschafter unter Führung der Bundesbahn und der Lufthansa (etwa über Beteiligungen am Deutschen Reisebüro) sowie Hapag Lloyd den Ausschluß der Kahn Beteiligungsgesellschaft aus dem Eignerkreis beantragten, holt diese Firma nun zum Gegenschlag aus. Sie will ihrerseits das genannte Trio bei der TUI rauskegeln. Die Kahn-Holding teilt mit, sie habe dazu eine außerordentliche Gesellschafterversammlung beantragt. Sie soll am 17. März über die Bühne gehen - nur wenige Stunden vor jener, die die anderen drei Unternehmen durchsetzten.
Damit stehen sich zwei Gruppen im Kampf um die Macht bei TUI gegenüber. Auf der einen Seite Bundesbahn, Lufthansa und die von der Deutschen Bank beeinflußte Hapag-Lloyd-Gruppe. Zusammen repräsentieren sie direkt oder über ihre untereinander verflochtenen Beteiligungen DER und Amtliches Bayerisches Reisebüro knapp 34,8 Prozent des TUI- Kapitals. Ihnen gegenüber steht der Block von 40,2 Prozent der Kahn-Holding, die seit kurzem zur Einflußsphäre der Westdeutschen und der Südwestdeutschen Landesbank zu rechnen ist. Weitere 25 Prozent der TUI-Anteile haben die Konzerne Horten und Quelle gepoolt. Weil sie sich über ihr Verhalten in dem Streit nicht einig sind, haben sie sich laut Satzung der Stimme zu enthalten und gelten daher als neutralisiert.
Der Kahn-Holding wird vorgeworfen, sie habe beim Einstieg der Landesbanken die Vorkaufsrechte der anderen TUI- Gesellschafter mißachtet. Durch den auf diese Weise entstandenen maßgeblichen Einfluß der WestLB drohe dem Reise- Riesen der Verlust der Selbständigkeit. Die Bank sei nur daran interessiert, mit der TUI ihre Beteiligung, den Düsseldorfer Charterflieger LTU, zu sanieren.
Kahn weist die Anschuldigungen entschieden zurück. Die WestLB habe weder über Kahn noch über ihr Engagement bei Horten beherrschenden Einfluß auf die TUI. Die Vorkaufsrechte der anderen Gesellschafter seien beim Einstieg der Landesbanker nicht verletzt oder umgangen worden. Das gelte auch für die jüngste Übertragung von zehn Prozent des TUI- Kapitals aus dem Besitz des Springer Verlages an Kahn.
tma MÜNCHEN. Europas größter EDV- Händler, die Münchner Computer 2000, will innerhalb dieses oder des nächsten Jahres ein Konzept zum Markteintritt in den USA entwickeln. Die weltweite Nummer drei der Branche gebe damit eine Antwort auf die "Invasion" der beiden Marktführer Ingram Micro und Merisel aus den Vereinigten Staaten, erklärt der scheidende Vorstandssprecher und Mitbegründer Jochen Tschunke. Trotz anhaltenden Preisverfalls im PC-Markt, Rezession und Währungsturbulenzen fühlt sich das Unternehmen für das Elefantenrennen an der Weltspitze mit enormen zweistelligen Zuwachsraten gut gerüstet.
In dem Ende September ausgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 hatte Computer 2000 den Umsatz um 65 Prozent auf 1,8 Milliarden Mark hochkatapultiert. Rechnet man die Neuerwerbungen heraus, bleibt immer noch ein Plus von 56 Prozent. Im laufenden Jahr sollen 2,6 Milliarden und zur Jahrhundertwende rund zehn Milliarden Mark erlöst werden. Daß bei einer derart atemberaubenden Expansion der Ertrag nicht ganz mithalten kann, erscheint natürlich. Doch im Gegensatz zum Branchentrend zeigt die Gewinnentwicklung bei Computer 2000 nach oben: 30 Prozent auf 23,7 Millionen Mark legte der Überschuß 1991/92 zu. Die Dividende soll in der laufenden Periode mindestens bei zwölf Mark verharren.
DREIEICH. Dem Antrag der Grüne-/ BI-Fraktion, in Sprendlingen Fahrradstraßen einzurichten, stimmte das Dreieicher Stadtparlament in seiner Sitzung am Dienstag abend gegen die Stimmen der CDU zu. Die FDP enthielt sich geschlossen. Es geht um die Straßen Schlesienweg, Tannenweg, Immanuel-Kant- und Erich-Kästner-Straße, Am Kerbplatz, Kanonen- und Auestraße. Als Vorbild hatten die Antragsteller die Frankfurter Goethestraße im Sinn.
"Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen Radfahrer durch eine besondere Beschilderung Vorrang erhalten", heißt es in der Begründung des Antrags. Autofahrer dürfen sie nur als Anlieger benutzen, auf ihnen nicht schneller als Radler fahren und diese nicht behindern. Nach Auffassung der Grüne-/BI-Fraktion sollten die vorgeschlagenen Fahrradstraßen vorrangig umgesetzt werden, da sich dort schon jetzt sehr viele Fahrradfahrer tummeln.
Die Straßen verbinden wichtige Punkte in Sprendlingen miteinander, darunter Schulen, Ortszentrum, Bürgerhaus, Sporthalle und Siedlung Breitensee. Bisher hätten die Radler in diesen Straßen mit diversen Behinderungen, wie Einbahnregelungen und Bordsteinkanten zu kämpfen. Ihre Bedeutung für den Autoverkehr schätzt die antragstellende Fraktion "eher gering" ein. fra
WETTERAUKREIS. Eine Freizeit für alleinerziehende Frauen und deren Kinder bieten das Evangelische Dekanat Büdingen und das Diakonische Werk Wetterau für Frauen aus dem Kreisgebiet an. Die Fahrt ist in den Sommerferien, vom 26. Juli bis zum 3. August, geplant und führt ins Haus Stentrop nach Fröndenberg am Nordrand des Sauerlandes. Insgesamt können zehn Frauen teilnehmen, die Kinder sollten zwischen zwei und zehn Jahren alt sein. Die Teilnehmerinnen werden mit ihren Kindern jeweils in einem eigenen Zimmer untergebracht. Zum Haus gehört ein Gelände mit Spielplatz, Grillhütte und Sonnenterrasse.
Begleitet wird die Freizeit von zwei Sozialarbeiterinnen und weiteren Honorarkräften, die vormittags den Nachwuchs betreuen. Für die Frauen besteht in dieser Zeit Gelegenheit zu Entspannungsübungen, Gesprächen und vielem mehr. Die Nachmittage werden gemeinsam gestaltet, "man kann ins Schwimmbad gehen oder einfach auf der faulen Haut liegen", sagt Kornelia Brückmann vom Evangelischen Dekanat. Für Vollverpflegung ist gesorgt, so daß keine Frau ans Kochen denken muß.
Die Kosten betragen 200 Mark pro Person, für das erste Kind müssen 100, für jedes weitere 50 Mark gezahlt werden. Die Teilnahme ist nicht an eine Religionszugehörigkeit gebunden. Anmeldung unter Tel. 0 60 43 / 77 37 (Brückmann), oder Tel. 0 60 31 / 26 38 (Reichenberg). Anmeldeschluß ist der 30. April. re
FRANKFURT A. M. Genüßlich verbreiten in periodischen Abständen gewisse Magazine und Illustrierten die Gagen von Künstlern aus der Musikbranche. Diese sind so abschreckend hoch, daß der potentielle Konzertbesucher eigentlich alleine durch die Benennung der Summe zum Boykott aufgerufen sein müßte.
Frankfurts Alte Oper erlebte einen Duo-Abend mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter, aber von Boykott war nichts zu spüren, im Gegenteil, die Leute standen Schlange und boten Überpreise, um trotz ausverkauftem Saal noch einen Platz zu ergattern. Wir waren ausgezogen, um die über die Show mit sarkastischer Distanz zu berichten und fanden gleich Gelegenheit, uns herzlich zu amüsieren. Blumen waren kübelweise auf beiden Seiten des Podiums arrangiert, als solle ein Staatspräsident gekürt werden, und die Beleuchtung wäre angemessen gewesen, Orpheus im farbigen Schummerlicht in die Unterwelt zu schicken.
Statt dessen tauchte mit nur mäßiger Verspätung aus jener Türöffnung zur Linken, die viele Künstler mit einem abgrundtiefen Seufzer durchschreiten, die Geigerin mit ihrem hierzulande kaum bekannten Begleiter Lambert Orkis auf.
Ohne jegliches Einstimmen auf dem Podium (der Klaviertechniker der Alten Oper weiß, was er der illustren Kundschaft schuldig ist) begann das Duo mit der Partita (1984) des polnischen Komponisten Witold Lutoslwaski, der vor zwei Monaten seinen achtzigsten Geburtstag feierte. Mit dem ersten Ton erstickte die Macht des Faktischen jegliche satirische Betrachtungsweise. Frau Mutter mutete sich - damit steht sie in deutlichem Gegensatz zu ihren Kollegen, die ohne Notenblätter nicht mehr auszukommen glauben - durchaus zu, ihren Part auswendig zu spielen; einen Part, der geigerisches Können zwar weniger durch seine Modernität (manche Passagen des Werks könnte schon Ravel geschrieben haben), aber dafür durch bemerkenswerte spieltechnische Kompliziertheiten herausforderte. Die Partnerschaft der beiden Musiker war von absoluter Verläßlichkeit geprägt, und selten dürfte ein Werk aus den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts vom Publikum so freundlich beklatscht worden sein wie dieses.
Als zweiten Programmpunkt hatte sich Anne-Sophie Mutter ein Spätwerk Schuberts, die Fantasie C-Cur (D934), ausgewählt. Die wesentlichen Aussagen, die Schubert gerne in der Tonart C-Dur vornahm, wenn er auch kaum lange in ihr verweilte, und die Tradition, eines seiner eigenen Lieder aufzugreifen und zu variieren, führen zu einer Werklänge, die nur dann nicht langweilt, wenn die Interpreten ihre Zuhörer zu fesseln wissen.
Gelöst, locker, manchmal fast heiter, dann aber auch wieder mit überraschenden Temperamentsausbrüchen, ging Frau Mutter durch die vielen Seiten der Partitur, in jeder Sekunde von ihrem hervorragenden Partner Orkis ("Begleiter" wäre bei dem zu bewältigenden Pensum das falsche Wort) unterstützt. Es konnte nicht ein einziger Gedanke aufkommen, daß an dieser Interpretation etwas auszusetzen sein könnte. Der Schönklang des Instruments der Geigerin ist Ausdruck ihres phänomenalen Könnens, die Reinheit der Intonation nicht zu übertreffen, allenfalls gleichzusetzen (etwa mit der von Perlman, aber danach fiele mir schon niemand mehr ein), das Spektrum an emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten (früher war zuweilen eine gewisse glatte Kälte festzustellen) hat deutlich zugenommen.
Von womöglich noch höherer Effizienz für die Selbstdarstellung künstlerischer Temperamente ist Beethovens "Kreutzer"-Sonate, aber auch für sich genommen, bleibt sie ein Meisterwerk, das trotz seiner Beliebtheit keine Verschleißspuren aufweist. Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis befanden sich wiederum in feinst abgestimmtem Einverständnis, wobei der Pianist in bewunderungswürdiger Weise noch das Problem des Umblätterns in eigener Regie erledigte, mitunter in Sekundenbruchteilen.
Die Zugaben lenkten die Gedanken zurück auf große Geigen-Traditionen: ein Ungarischer Tanz von Brahms, eingerichtet vom geigenden Freund Joseph Joachim, und ein Schmankerl des größten Geigers dieses Jahrhunderts, des unvergeßlichen Jascha Heifetz. Natürlich, auch Anne-Sophie Mutter ist schon eine geigende Legende, aber mit dem Vorzug, uns in den nächsten Jahren noch mit weiteren Proben ihrer Kunst bekanntzumachen, wenn auch sicher bei weiter steigenden Eintrittspreisen. KLAUS K. FÜLLER
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Das Wetter
Wetterlage Zwischen einem Hoch über Rußland und einem Tief über dem Schwarzen Meer wird mit einer östlichen Strömung zunächst noch Kaltluft nach Deutschland geführt. Im Laufe des Freitags greift dann ein bei den britischen Inseln liegender Tiefausläufer auf den Nordwesten über.
Vorhersage Freitag früh Vielfach stark bewölkt und gelegentlich etwas Schneefall. Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 2 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag null bis minus 3 Grad. Schwacher bis mäßiger, zum Teil noch böig auffrischender Wind um Nordwest.
Weitere Aussichten für Freitag Von Nordwesten Durchzug eines Niederschlagsgebietes, anfangs Schnee, später in den Niederungen in Regen übergehend.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 14 Amsterdam
wolkig 0 Athen
leicht bewölkt 15 Barcelona
leicht bewölkt 10 Bordeaux
bedeckt 6 Brüssel
bedeckt -1 Budapest
Schneefall 0 Dublin
wolkig 6 Helsinki
gefr. Sprühregen -1 Innsbruck
bedeckt 2 Istanbul
wolkig 8 Kairo
leicht bewölkt 23 Larnaka
wolkig 19 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
leicht bewölkt 9 Locarno
Regen 5 London
stark bewölkt 4 Madrid
leicht bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 14 Mallorca
wolkig 12 Moskau
leicht bewölkt -4 Nizza
bedeckt 10 Oslo
leicht bewölkt -9 Paris
wolkig 4 Rom
wolkig 12 St. Petersburg
bedeckt -2 Stockholm
stark bewölkt -2 Tunis
wolkig 14 Varna
bedeckt 2 Venedig
bedeckt 7 Warschau
stark bewölkt -3 Wien
Schneefall -1 Zürich
Schneefall 1
Deutschland
Berlin
wolkig -2 Dresden
stark bewölkt -4 Feldberg/Schw.
Schneefall -7 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt -5 Frankfurt/M.
leicht bewölkt 0 Freiburg
Schneefall 0 Garmisch
bedeckt 0 Hamburg
wolkenlos 1 Helgoland
leicht bewölkt 1 Köln
leicht bewölkt 3 Leipzig
bedeckt -4 München
Schneefall -1 Norderney
wolkenlos 1 Rostock
stark bewölkt 0 Sylt
wolkig 1 Zugspitze
in Wolken -12
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 07.03 Uhr Sonnenuntergang 18.13 Uhr Mondaufgang 13.22 Uhr Monduntergang 04.24 Uhr
rei BONN 3. März. Die Verträge mit der Industrie über die Entwicklung des Jägers 90 ermöglichen Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) offensichtlich keine ausreichende Kostenkontrolle. Das geht aus einem internen Prüfbericht hervor, den Rühe am Mittwoch dem Verteidigungsausschuß des Bundestages vorlegte. Gleichzeitig forderte Rühe die Industrie zum Sparen auf.
Die im September vorigen Jahres für 1993 verlangten 1,2 Milliarden Mark für die Entwicklung des Jägers 90 hat der Verteidigungsminister bereits abgelehnt. Im Etat 1993 stehen mit 520 Millionen Mark 300 Millionen Mark weniger als geplant zur Verfügung. Die davon noch gesperrten 400 Millionen Mark will Rühe nächste Woche vom Haushaltsausschuß des Bundestages freigeben lassen. Die Industrie hattte bereits im Januar Rechnungen über 180 Millionen Mark eingereicht, wovon 146 Millionen Mark überzogene Mittel aus dem Vorjahresetat sind.
Aufgrund der vertraglichen Mängel könne eine "Kontrollfunktion im erforderlichen Umfang" nicht wahrgenommen werden, heißt es im Prüfbericht. So sei keine Überprüfung vorgesehen, inwieweit die bisher erbrachten Leistungen mit den bereits geleisteten Zahlungen übereinstimmten und ob die Kostenobergrenze von 5,85 Milliarden Mark für die Entwicklung des Jägers 90 tatsächlich eingehalten werde. Nach Angaben Rühes lassen technische Probleme, vor allem bei der computergesteuerten Flugregelung, Verzögerungen im Entwicklungsprogramm vermuten. "Insgesamt ist festzustellen, daß die Wahrnehmung der amtsseitigen Kostenkontrolle in dem Milliardenprogramm Europäisches Jagdflugzeug der Bedeutung dieser Aufgabe nicht entspricht", lautet das Fazit des Berichts.
Ungeachtet der Vertragslage müsse der Zwang zum Sparen für den Jäger 90 genauso gelten wie für alle anderen Rüstungsprojekte, sagte Rühe: "Ich kann keinem Wehrpflichtigen verständlich machen, warum sein Entlassungsgeld gekürzt wird, aber die Entwicklung eines neuen Jagdflugzeuges nicht den aktuellen finanziellen Gegebenheiten angepaßt wird." Mit der Industrie würden jetzt Gespräche mit dem Ziel geführt, die Kosten der Haushaltslage anzugleichen und den Programmablauf zu verlangsamen. Ergebnisse erwartet Rühe noch in diesem Monat. Das erste Flugzeug soll erst im Jahr 2000 statt 1997 in Dienst gestellt werden.
Eine Veränderung der Kostenobergrenze dürfe damit nicht verbunden sein, so Rühe. Der Industrie werde eine "Eigenbeteiligung" abgefordert, um mögliche von ihr verursachte Finanzlücken zu schließen. Ferner müßten die Kontrollmöglichkeiten des Auftraggebers verbessert werden. Es gehe darum, die verfügbaren Mittel auf die kommenden Jahre neu aufzuteilen und damit zeitlich zu strecken. Bis 1999 stehen für die Entwicklung noch 3,4 Milliarden Mark zur Verfügung.
Die mehr als 1000 Krankenschwestern und Pfleger der städtischen Kliniken Höchst bangen um ihre "Pflegesicherstellungszulage" - das sind 137 Mark im Monat, die bisher vor allem als "Aufwandsersatz für Wege- und Umkleidezeit" gezahlt wurden. Der Verwaltungsleiter des Klinikums, Uwe Reichle, bestätigte am Mittwoch, daß im April oder Mai die diesjährigen "Budget-Verhandlungen" zwischen Krankenkassen und der Führungsspitze der städtischen Kliniken anstehen. Was dann von der Zulage übrigbleibe, müsse sich zeigen.
Für das städtische Pflegepersonal ist es der zweite Teil seines regelmäßigen Einkommens, der von der Streichung bedroht ist. Derzeit verhandeln Stadt und Personalräte bereits über den Wegfall der Ballungsraumzulage von 100 Mark monatlich, die mit der diesjährigen Tariferhöhung von drei Prozent verrechnet werden soll. Dieses Aufgeld hatte der rot- grüne Magistrat 1990 eingeführt, um die hohen Lebenshaltungskosten für die Bürger im Rhein-Main-Gebiet zumindest zum Teil aufzufangen.
Die Zulage von 137 Mark geht nach Angaben Reichles auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) von 1989 zurück, das entschieden hatte, daß Schwestern und Pflegern ein Aufwandsersatz für Wege- und Umkleidezeit zusteht.
Reichle wollte nicht bestätigen, daß Schwestern oder Pfleger in Höchst wegen der möglichen Kürzungen ihrer Gehälter daran denken, das Klinikum zu verlassen. Das behauptete am Mittwoch die "Wählergemeinschaft Demokratische Mitte Frankfurt" (DMF) des Künstlers Ferry Ahrlé. Die DMF berief sich auf den Vorsitzenden der Bezirksärztekammer Frankfurt, Blauert, und sprach von einem "drohenden Pflegenotstand". jg
Die Polizei konnte die beiden Täter ermitteln, die am 24. Februar den Penny- Markt in der Homburger Landstraße 26 in Preungesheim überfallen haben. Ein Zeuge hatte einen der Täter erkannt und dies der Polizei gmeldet - kurz darauf wurde dieser 27 Jahre alte Mann als Mittäter festgenommen; er machte keine Angaben zur Tat und wurde wieder entlassen, nachdem er dem Haftrichter vorgeführt worden war.
Der Haupttäter, ein 20 Jahre alter Mann aus Preungesheim, hatte sich am vergangenen Montag dem Raubkommissariat gestellt. Auch er verweigerte jedoch die Aussage.
Die Tatwaffe und das geraubte Geld sind nach wie vor verschwunden. Bei dem Überfall wurden mit Waffengewalt 4000 Mark erbeutet. vo
Zur Person:
HORST SEEHOFER, Bundesgesundheitsminister
(CSU), hat den Vorschlag der stellvertretenden SPD- Fraktionschefin im Bundestag, INGRID MATTHÄUS-MAIER,
zurückgewiesen, den Frankfurter Chemiekonzern Hoechst zu zwingen, die Zulassung für die Abtreibungspille RU 486 zu beantragen. Ein solcher Schritt sei allein Sache des Unternehmens, das die Zulassung für das Präparat aber erst beantragen will, wenn das Abtreibungsrecht in Deutschland eindeutig geregelt ist. Seehofer (dpa- Bild) glaubt nach eigenem Bekunden auch nicht, daß RU 486 in Deutschland jemals als freiverkäufliches Medikament oder "verschreibungspflichtig auf Krankenschein" erhältlich sein wird. (idea)
KARBEN. Der wegen Schadstoffen in der Holzdecke heftig ins Gerede gekommene Kindergarten der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben soll nun doch grundlegend saniert werden. Der Vorsitzende des Bauausschusses, Prof. Dr. Rainer Patsch, belieferte gestern die Redaktionen mit der Meldung: "In Abwägung all dieser Fakten schlägt der Bauausschuß dem Kirchenvorstand vor, schnellstmöglichst die geplante Sanierung des Kindergartens mit einem Satteldach voranzutreiben und bei dieser Gelegenheit die Deckenhölzer zu entfernen. Verfahrensbedingt muß dann auch die Glaswolle entfernt werden. . .
Soweit die entscheidenden Sätze. Die Fakten, die Patsch abwägt, hatte das Kreisgesundheitsamt auf eine entsprechende Bitte um gutachterliche Stellungnahme geliefert. Es stellte fest, "daß bei einem hohen Anspruch an die Qualität der Innenluft die wissenschaftlich diskutierten Mindestanforderungen an die Raumluftqualität zum Schutz vor einer chronischen gesundheitlichen Gefährdung deutlich unterschritten werden". Aus dem hohen Gehalt von PCP im Holz und den geringen Konzentration von PCP in der Raumluft könnten keine Schlüsse auf den Dioxingehalt gezogen werden. Das Amt empfiehlt daher eine Dioxinraummessung.
Die würde aber 3000 Mark kosten. Auch bei Feststellung einer unkritischen Luftkonzentration, glaubt Patsch, bliebe bei "einigen oder vielen der Betroffenen ein ungutes Gefühl". pgw
BONN, 3. März. "Jetzt oder nie! Frauenrechte in die Verfassung": Unter diesem Motto wirbt ein breites Bündnis von Frauen aus Parteien, Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschaft, Medien, Bürgerrechts- und Frauenorganisationen dafür, Frauenrechte im künftigen gesamtdeutschen Grundgesetz zu verankern. Damit soll der Staat verpflichtet werden, die Gleichstellung von Frauen zu fördern.
Das Bündnis kam zustande, weil sich abzeichnet, daß in der gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat keine ausreichende Mehrheit für die Verankerung von Frauenrechten im Grundgesetz stimmen wird. Das Gremium entscheidet am 25. März über die einschlägigen Artikel 3 (Gleichberechtigung) und Artikel 6 (Ehe und Familie). Eine endgültige Entscheidung treffen Bundestag und Bundesrat im Laufe dieses Jahres.
Politikerinnen aus CDU, CSU, FDP und SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen begründeten am Mittwoch in Bonn die Aktion damit, daß Frauen gesellschaftlich noch immer benachteiligt werden. "Mehr als 40 Jahre haben nicht gereicht, um die Gleichberechtigung durchzusetzen", sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulla Schmidt. Nach wie vor seien überdurchschnittlich viele Frauen arbeitslos, und es gebe auch heutzutage nur einen ganz geringen Prozentsatz weiblicher Führungskräfte. Schmidt stellte in Aussicht, daß die weiblichen Bundestagsabgeordneten nicht für das künftige Grundgesetz stimmen werden, wenn dieses keine Frauenrechte verankert. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) plädierte für eine "Kompensationsklausel" in der Verfassung, um "den ständigen Streit vor Gerichten um Selbstverständlichkeiten zu vermeiden." Es sei ein Skandal, daß einigen Bundesländern Gerichtsverfahren drohten, nur weil sie Förderklauseln in ihrer Verfassung hätten.
Die Vorsitzende der Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion, Ursula Männle, bezeichnete einen im Hinblick auf Frauenrechte präzisierten Artikel 3 als "eine Chance, die Lücke zwischen Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit zu schließen". Die neue Bestimmung müsse den Staat auffordern, sich aktiv für die Gleichberechtigung der Frauen einzusetzen. Uta Würfel, frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, begann ihr Plädoyer für ein Staatsziel Frauenförderung mit den Worten: "Wir sind keine Edelemanzen, Flintenweiber oder Suffragetten."
Christina Schenk von der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen sagte, dem "letzten Macho im Land muß jetzt endlich klargemacht werden, es geht so nicht weiter". Wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der gesellschaftlichen Entwicklung in weiten Teilen ausgeschlossen würde, so sei dies ein Demokratieproblem. Die bayerische SPD-Landesvorsitzende Renate Schmidt verlangte eine Ergänzung des Grundgesetzartikels 6. Damit solle die wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf garantiert werden. Eine Volksabstimmung über die künftige Verfassung "wäre die größte Chance, eine Mobilisierung zu erreichen", betonte Schmidt. "Jetzt ist die Machtfrage zu stellen", sagte die SPD-Politikerin. Die Schauspielerin Marie-Luise Marjan sagte, sie beteilige sich an der Aktion, um den Frauen im Land Mut zu machen. "Laßt uns etwas erreichen, was längst fällig ist", forderte die als "Mutter Beimer" in der TV-Serie "Lindenstraße" bekannte Darstellerin.
Das Frauenbündnis hat sich noch nicht auf eine Formulierung für einen geänderten Artikel 3 des Grundgesetzes geeinigt. Die CSU-Politikerin Ursula Männle begründete dies damit, daß die Unionsfrauen erst einmal versuchen müßten, in ihrer Bundestagsfraktion eine Mehrheit für die Verankerung von Frauenrechten im Grundgesetz zu bekommen. Männle zeigte sich zwar zuversichtlich, daß dieses Ziel erreicht werden könne, doch müsse man Schritt für Schritt vorgehen.
Die SPD-Politikerin Ulla Schmidt sagte, man sei sich einig darüber, daß in der von den Frauen für das Grundgesetz angestrebten "Kompensationsklausel" zum Ausgleich für bestehende Ungleichheiten Maßnahmen zur Förderung von Frauen zulässig sein sollen. Uta Würfel berichtete, daß die FDP-Mitglieder in der Verfassungskommission den Auftrag erhalten hätten, eine "Kompensationsklausel" einzubringen.
Die Chancen sind gering, daß sich in der Verfassungskommission eine Zwei- Drittel-Mehrheit für die Verankerung von Frauenrechten findet, weil sich bislang eine ablehnende Haltung der CDU/CSU- Männer abzeichnet.
NIED. Interviews, Reportagen, Gespräche und Filme zu aktuellen Themen stehen noch bis Sonntag, 7. März, auf dem Programm des Nieder Filmcafés. Jeden Abend ist das Haus der Stadtmission in der Lotzstraße 54 ab 19.30 Uhr geöffnet.
Der heutige Donnerstagabend steht unter dem Thema "Und sie wissen nicht wohin - Esoterik, Joga, Reinkarnation und neues Zeitalter". Um 17 Uhr startet heute auch ein Filmcafé für Kinder bis 12 Jahre.
Am Freitag abend, 5. März, geht es unter dem Schlagwort "Wenn das Morgen zum Heute wird" um die Zukunft. Der Samstag ist überschrieben mit "Kein liederlicher Abend - ein Stück Musik von Hand gemacht". Zum Abschluß lädt die Stadtmission am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr, zum Filmgottesdienst ein. ege
Mehr als 130 Millionen Mark nimmt die Stadt Frankfurt aus dem Verkauf der ersten 26 Baugrundstücke für das künftige "Deutschherrnviertel" am südlichen Mainufer ein. Diese Zahl nannte am Mittwoch die SPD-Fraktion im Römer, die den Verkaufserlös als Erfolg für den rot- grünen Magistrat wertete. Die Grundstücke liegen auf dem heutigen Schlachthof-Gelände - die neuen Eigentümer wollen dort jetzt 500 Wohnungen und Bürohäuser mit 16 000 Quadratmeter Nutzfläche errichten.
Den Verkauf der Areale hatte am Dienstag der Aufsichtsrat der städtischen Mainufer-Projektentwicklungsgesellschaft beschlossen. SPD-Geschäftsführer Karl Pusch hob besonders hervor, daß auch in einem 60 Meter hohen Hochhaus am südlichen Brückenkopf der Flößerbrücke Wohnungen entstehen sollen. jg
WEHRHEIM. David hat Goliath besiegt: Als erste Gemeinde im Hintertaunus bekommt die Gemeinde Wehrheim die volle Konzessionsabgabe, ohne sich auf einen Energie-Liefervertrag mit 20jähriger Laufzeit einzulassen. "Der Durchbruch ist geschafft", erklärt Bürgermeister Helmut Michel (CDU) stolz. Der alte Liefervertrag mit dem Bad Homburger Energieunternehmen Lahmeyer aus dem Jahre 1988 wird um einen entsprechenden Nachtrag ergänzt. Statt jährlich 338 000 Mark erhält die Gemeindekasse also 466 000 Mark über die restliche Laufzeit von 15 Jahren - das macht insgesamt runde zwei Millionen Mark aus.
Daß Wehrheim sich den "erpresserischen Methoden" (SPD-Gemeindevertreterin Almut Gwiasda) nicht beugte, liegt vor allem an der Einschätzung der Wiesbadener Landes-Kartellbehörde. Die hatte die Auffassung vertreten, daß die erhöhte Abgabe auch ohne Vertragsverlängerung zu zahlen sei. Wegen Verstoßes gegen das Kartellrecht auf Grund seiner Monopolstellung würde der Energieversorger bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung wahrscheinlich unterliegen.
So gestärkt, verweigerten zunächst die Parlamentarier in der entscheidenden Sitzung Ende Januar ihre Zustimmung: Die Bindung auf 20 Jahre sei nicht akzeptabel, weil sie das Umsteigen auf umweltschonende oder durch die Öffnung Europas billigere Energiequellen unmöglich mache. Bei den Vertragsverhandlungen sagte sich Helmut Michel dann "Jetzt wage ich's" und pochte erfolgreich auf die volle Abgabe ohne Verlängerung.
Ursprünglich hatte die RWE-Tochter Lahmeyer die Zahlung der vollen Konzessionsabgabe an die Forderung geknüpft, die 20jährige Vertragsdauer mit Unterzeichnung des Nachtrages neu beginnen zu lassen. Anderenfalls, so drohte Lahmeyer noch im Dezember, zahle sie nur 72 Prozent der höchstmöglichen Abgabe. Diesem Junktim waren in vergleichbaren Fällen zum Beispiel Schmitten und Glashütten "erlegen".
Die Landeskartellbehörde jedoch hatte schon seit längerem Bedenken gegen die Praxis der Energieversorger angemeldet; so bei Verträgen Lahmeyers mit den Städten Butzbach und Friedrichsdorf. Im rheingauischen Geisenheim hat man sich aufgrund dessen schon erfolgreich gewehrt: Die dortigen Elektrizitätswerke zahlen die höchstmögliche Abgabe, nachdem sie vor Gericht unterlegen waren.
Auf seiten der Lahmeyer AG überwogen jetzt wohl die Befürchtungen, daß es ihr ähnlich ergehen könne. "Wegen der kartellrechtlichen Bedenken verzichten wir auf eine Vertragsverlängerung", erklärt der kaufmännische Leiter, Hans- Joachim Hoch - zum ersten Mal. Den anstehenden Vertragsverhandlungen mit anderen Kommunen sehe man jedoch gelassen entgegen. Damit diese Hoffnung nicht allzu begründet ist, berät das Unmweltministerium alle Gemeinden, bei denen solche Verhandlungen anstehen. Das laut Sprecherin Renate Gunzenhauser "erfreuliche" Wehrheimer Ergebnis werde hoffentlich Schule machen: Obwohl jeder Vertrag seine Besonderheiten aufweise, könne sich die jetzige Lahmeyer- Schlappe "positiv" auf die Vertragsverhandlungen im Hintertaunus auswirken.
JÜRGEN DICKHAUS
LUDWIGSHAFEN. In Würdigung der Verdienste des in Ludwigshafen am Rhein geborenen Schauspielers und Regisseurs William Dieterle vergibt die Stadt Ludwigshafen anläßlich seines 100. Geburtstages am 15. Juli erstmals den "William Dieterle Filmpreis". Der Wettbewerb, zu dem Filme in 35 mm, 16 mm und auf Video zugelassen sind, ist mit 15 000 Mark dotiert.
Dieterle, der in über 80 Filmen Regie führte, emigrierte Anfang der 30er Jahre nach Hollywood. Neben seinen preisgekrönten biographischen Verfilmungen reüssierte er unter anderem mit einer Adaption von Shakespeares "Sommernachtstraum" und von Victor Hugos "Der Glöckner von Notre Dame". Dieterle engagierte sich ferner beim Aufbau des European Film Fond, der vom Nazi-Regime Vertriebene finanziell unerstützte. fr
Wäldchestag: Künftig
Wer auch fürderhin als Beschicker des Wäldchestages draußen am Oberforsthaus unangemeldet Privat-Pkw, Wohn- und Campingwagen abstellt, wer die entfernte Laub- und Humusschicht nicht wieder aufträgt wie vorgeschrieben, wer sonstige Verstöße begeht - so werden bei feuchtem Untergrund oftmals auch die Oberflächen durch die Reifen zerstört -, der müsse zukünftig damit rechnen, keine Zulassung mehr zu bekommen.
Begründet wird dies vom Verkehrsamt und den Ordnungsbehörden (Forstamt) damit, daß bisher alle Ermahnungen wenig gefruchtet hätten. Solche Verstöße gegen die Auflagen des Umweltschutzes könnten aber nicht weiter hingenommen werden, heißt es in einem Rundschreiben an die Betroffenen. -vau
FRANKFURT A. M. (FR). Vor allem kleinere und mittlere Heizölpartien sind im Rhein-Main-Gebiet im Vergleich zur Vorwoche teurer geworden. Dies korrespondiert mit dem leichten Auftrieb der Weltmarkt-Preise und dem gestiegenen Dollarkurs.
Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM bis 900 l 73,86-74,18 (71,76-73,95) bis 1 500 l 64,06-69,75 (61,53-64,06) bis 2 500 l 53,48-60,77 (52,61-61,87) bis 3 500 l 51,09-53,88 (49,57-52,21) bis 4 500 l 47,57-50,03 (47,15-48,87) bis 5 500 l 47,07-48,88 (46,80-48,07) bis 6 500 l 46,15-48,30 (46,35-46,95) bis 7 500 l 45,57-47,38 (45,43-47,04) bis 8 500 l - (45,20-46,12) bis 9 500 l 45,00-47,04 (45,08-45,66) bis 12 500 l 44,31-46,23 (43,93-45,77) bis 15 500 l 44,08-45,77 (44,05-44,28)
Die am 3. März gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.
Sprachrohr für Regierung
BERN, 3. März (AP/Reuter). Das Schweizer Parlament hat am Mittwoch überraschend den Neuenburger National- und Staatsrat Francis Matthey in den Bundesrat (Regierung) gewählt. Der Sozialdemokrat soll Nachfolger von René Felber werden, der aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt erklärt hatte. Matthey siegte deutlich gegen die offizielle Kandidatin der Sozialdemokraten, die Genfer Nationalrätin Christiane Brunner. Matthey gewann im zweiten Wahlgang mit 130 Stimmen, auf Brunner entfielen 108 Stimmen, auf andere Bewerber vier.
Mit Tränengas ging die Polizei gegen Demonstranten vor, die vor dem Bundeshaus gegen die Nicht-Wahl Brunners protestierten. (Bericht S. 2, Kommentar S. 3)
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Leitartikel Das verflixte 13. Schuljahr Seite 3
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Malawi Schauspiel für den Westen Seite 5
Wirtschaft Bonn auf dem Holzweg Seite 13
Dokumentation Emanzipation im Namensrecht Seite 20
Feuilleton "Malcolm X"-Film Seite 27
Medienrundschau Rom: Kuckuck im ARD-Studio Seite 32
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Roman Seite 26
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Filmspiegel Seiten 42+43
Die hessische Arbeitsministerin Heide Pfarr hat der Hoechst AG vorgeworfen, sie verschleppe Untersuchungen über die mögliche Gesundheitsbelastung ihrer Beschäftigten. Das Unternehmen habe eine Woche nach dem Giftunfall noch keine Daten ausgegeben, aus denen die Belastung der Hoechst-Angestellten deutlich würde, die für Reinigungs- und Sanierungsarbeiten in Schwanheim eingesetzt worden sind.
Da die Firma hier "ihren gefahrstoffrechtlichen Verpflichtungen" nicht nachkomme, hat die Ministerin die Zentralstelle für Arbeitsschutz in Kassel verpflichtet, Arbeitsplatzmessungen bei den Sanierungsarbeiten vorzunehmen. Die Hoechst AG solle bei Mitarbeitern ein umfangreiches medizinisches Untersuchungsprogramm mit Urinmessungen, Blut- und Genuntersuchungen veranlassen, forderte Heide Pfarr. mat
WESTLICHE STADTTEILE. Notwendige und der Sicherheit dienende Investitionen seien von der Hoechst AG versäumt worden, heißt es in einem Brief des SPD-Chefs im Ortsbeirat 6, Norbert Wildhirt, an Justus Mische, Vorstandsmitglied des Chemie-Multis. Anders hätte es nicht zu dem Chemieunfall kommen können, schreibt der Sozialdemokrat. Der Störfall könnte auch Befürwortern einer Schließung des Griesheimer Werkes das Wort reden, befürchtet Wildhirt.
Er appelliert an die soziale Verantwortung des größten Arbeitgebers im Stadtteil Griesheim. Es sei mehr als verantwortungslos, die Anwohner erst mit einem Störfall heimzusuchen, um ihnen anschließend auch noch ihre Arbeitsplätze zu rauben, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. "Wir können nicht glauben, daß darüber in der Hoechst AG auch nur nachgedacht wird." gre
Scheibenklirren lockte
Eine Funkstreife der Polizei nahm einen 29 Jahre alten Mann fest, der im Verdacht steht, gegen 2.15 Uhr in ein Schmuckgeschäft in der Hasengasse eingebrochen zu sein.
Die Beamten, die sich in der Nähe aufhielten, hatten das Geräusch klirrender Scheiben gehört. Als sie in der Hasengasse eintrafen, sahen sie, daß das Schaufenster eingeschlagen worden war. Außerdem erblickten sie einen Mann, der Richtung Holzgraben lief. Nach kurzer Verfolgung wurde der Mann gestellt. Er hielt drei Uhren in der Hand, die nach Polizeiangaben zweifelsfrei aus dem überfallenen Geschäft stammen. vo
Beim großen Finale des Darmstädter Reitturniers mußten die Zuschauer sogar zusammenrücken
Ein Beweis für das starke Feld: Beerbaum unter ferner liefen
Wenn die "La-ola-Welle" durchs Stadion flutet, dann ist das immer ein Zeichen für gute Stimmung. So war es auch beim 16. Kranichsteiner Hallenturnier, wo Sattelsportler(innen) aus insgesamt acht Nationen ihr bestes gaben. Waren die eine Woche zuvor ausgetragenen Dressurwettbewerbe noch mäßig besucht, gab es beim Springen eine regelrechte Besucherinvasion. Am Samstag und Sonntag drängten sich 1500 Zuschauer im engen Rund der Halle; man mußte zusammenrücken und die Atmosphäre profitierte davon.
Doch schließlich beruht eine gute Stimmung auch immer auf Gegenseitigkeit. So konnte der Darmstädter Reiterverein seinerseits mit einem hochkarätigen Starterfeld aufwarten. Neben den österreichischen Mannschafts-Silbermedaillengewinnern Hugo Simon und Jörg Münzer waren sogar zwei Olympia-Sieger mit samt ihren besten Vierbeinern nach Darmstadt gekommen. Ludger Beerbaum und der Niederländer Jos Lansink nutzten zwei Wochen vor dem Weltcup-Turnier in Dortmund die Chance zum Form-Test für Roß und Reiter. Der günstige Termin und die Aufstockung der Preisgelder um mehr als das Doppelte war - nach Ansicht von Turnierleiter Axel Sperlich - der Grund für das hochkarätige Aufgebot. Darüber hinaus schienen auch die Show-Prüfungen "Ride and bike" sowie das in Deutschland einmalige "Jack-Pot-Springen" die Reiterinnen und Reiter anzulocken.
Unter den 33 Final-Teilnehmern, die am Sonntag zum Großen Preis aufreiten durften, waren immerhin drei Hessen. Während Thomas Mieth (RFV Rödermark) und Lars Nieberg (RV Waeldershausen) dort keine Chance hatten, ließ der Pfungstädter Dietmar Gugler mit Platz zehn aufhorchen. Hinter Sigrid Mikulski (RV Herborn), die als beste hessische Teilnehmerin ihren männlichen Konkurrenten den Rang ablief, wurde Dietmar Gugler zweitbester hessischer Reiter.
Wer nun erwartet hatte, daß sich einer der namhaften Elite-Reiter beim Großen Preis, der aus Zeitgründen nur aus einem Umlauf mit einmaligem Stechen bestand, durchsetzen könne, der mußte sich getäuscht sehen. Einzel-Olympiasieger Ludger Beerbaum (Buchloe) landete auf Almox Ratina Z unter ferner liefen und auch der ebenfalls zur nationalen Spitze zählende und aus dem nahen Großostheim stammende Otto Becker (RV Oldenburg-Münsterland) konnte das Stechen nicht erreichen. Von den drei nach dem ersten Umlauf im Feld verbliebenen Titel-Aspiranten hatte derjenige, mit dem alle am wenigsten gerechnet hatten, am Ende die Nase vorn. Der für den RV Montabaur aufreitende Manfred Scheid holte sich auf Gypsy Lady unerwartet und trotz einem Abwurf den Großen Preis.
Zweiter wurde dann doch einer der Favoriten. Der holländische Mannschafts- Olympiasieger Jos Lansink blieb auf Olympic Concorde im Stechen zwar fehlerfrei, doch war er zu langsam.
Der für den RV Oldenburg Münsterland startende René Tebbel war schließlich völlig von der Rolle. Eine Verweigerung seines Filius waren am Ende für den dritten Platz ausschlaggebend. Die Teilnehmer des Veranstaltervereins konnten sich nicht besonders hervortun. Lokalmatador Peter Illert beteiligte sich mit seinen Nachwuchspferden auschließlich an kleineren Wettbewerben und belegte in der Prüfung Klasse M/A-National auf Parqui den achten Rang. reh
WIESBADEN. Ein 21jähriger Mann steht unter dem dringenden Verdacht, am Dienstag abend Feuer in seiner Wohnung in der Pfälzer Straße gelegt zu haben. Die Räume im zweiten Obergeschoß brannten völlig aus. Hausbewohner hatten gegen 22 Uhr einen lauten Knall gehört: Aus den Fenstern schlugen sofort Flammen. Die Feuerwehr mußte die Menschen der darüber liegenden Wohnung über die Drehleiter retten. Den 21jährigen fand die Polizei wenig später in der Frankfurter Straße hilflos und mit schweren Brandverletzungen im Gesicht und an den Händen auf.
Nach den Ermittlungen der Polizei war am Brandherd Benzin ausgeschüttet und Brandbeschleuniger eingesetzt worden. Die Beamten vermuten nun, daß der Mann das Feuer gelegt hat, nachdem ihn vor drei Tagen seine Frau verlassen hat. Den Schaden bezifferte die Polizei mit 250 000 Mark. maf
ff BONN, 3. März. Zahlreiche Flüchtlings- und Bürgerrechtsgruppen sowie Friedensorganisationen wollen mit Aktionen die Bundestagsabgeordneten davon abbringen, für eine Einschränkung des Asylartikels 16 im Grundgesetz zu stimmen. Am Tag der Entscheidung über das neue Asylrecht soll mit Mahnwachen, Kundgebungen und einem Gottesdienst vor dem Parlament gegen die "faktische Abschaffung des Asylrechts" protestiert werden, sagten die Organisatoren am Mittwoch in Bonn.
Die letzte Lesung der Gesetze ist für Ende April geplant. Auch die für den heutigen Donnerstag angesetzte erste Lesung der Asylbegleitgesetze soll von einer Mahnwache begleitet werden. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat für den heutigen Donnerstag Protestaktionen in vielen deutschen Städten geplant.
Manfred Stänner vom Netzwerk Friedenskooperative räumte ein, daß zwar auch solche Aktionen die Änderung des Asylrechts voraussichtlich nicht aufhalten würden. Doch gehe es nun vor allem darum, sich auf eine "längerfristige Opposition gegen die große Koalition der Parteien in Kernfragen der Demokratie" einzurichten und diesen Widerstand auch deutlich zu machen.
Martin Singe von der "Vorbereitungsgruppe ziviler Ungehorsam" sagte, man sei sich bewußt, daß die in der Bannmeile des Bundestages geplanten Demonstrationen verboten sind. Um gegen die faktische Abschaffung des Asylrechts gerade dort zu protestieren, wo es abgeschafft werden solle, rufe man bewußt zu diesem Gesetzesverstoß auf. Keineswegs wolle man die Bundestagsabgeordneten behindern oder gar nötigen.
Tom Schmidt von der "Vorbereitungsgruppe Gottesdienst am Bundeshaus" sagte, man plane die Aktion vor dem Hintergedanken, daß ein Gottesdienst nicht dem Versammlungsgesetz unterliegt.
DREIEICH. Den stufenweisen Ausbau der Dreieicher Ricarda-Huch-Schule um 2100 Quadratmeter sieht der Entwurf eines Raumprogrammes vor, den der Kreisausschuß Offenbach auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat. Das Raumprogramm, das mit den Schulgremien abgestimmt ist, werde jetzt dem Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt zugeleitet, so Landrat Josef Lach. Das RP müsse nun noch den Entwurf auf seine Angemessenheit und Übereinstimmung mit den gegebenen Richtlinien überprüfen und schließlich genehmigen. fra
HOFHEIM. Vor 500 Jahren hat François Villon seine Balladen und Lieder gedichtet, aber an Aktualität haben sie nichts verloren. Er hat zum Widerstand gegen die Obrigkeit aufgerufen, das gute Leben der Reichen auf Kosten der Armen angeprangert, und wurde dafür in den Kerker gesteckt.
Auch sentimentale Töne fehlen nicht in seinem Werk - am bekanntesten ist der Satz "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund".
Werner Steinmassel, deutscher Interpret der Villon-Balladen, wird sie am Sonntag, 7. März, 20 Uhr, im Café Flot an der Hauptstraße interpretieren. Der Eintritt kostet acht und sechs Mark. pms
sp HANNOVER, 3. März. Schlagartig um 6.30 Uhr hat die Kriminalpolizei am Mittwoch morgen 63 Wohnungen und Schlafräume in Bundeswehrkasernen im östlichen Niedersachsen, in Nordrhein- Westfalen und in Sachsen-Anhalt durchsucht. Sie stellte große Mengen Beweismaterial für Aktivitäten einer rechtsterroristischen Vereinigung sicher, berichtete die Generalstaatsanwaltschaft Celle.
Der Verdacht richtet sich gegen 53 Personen, von denen mehr als die Hälfte Jugendliche oder Heranwachsende sind. Die Gruppe hat ihren Schwerpunkt in Braunschweig. Zu den beschlagnahmten Gegenständen gehören 16 Gewehre, zahlreiche weitere Waffen, große Mengen Munition, eine Hitler-Büste, Hakenkreuzfahnen und Aktionspläne für Geiselnahmen und andere Verbrechen. Aus den gefundenen Papieren geht nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft auch hervor, daß in der Gruppe, die nicht mit einem eigenen Namen genannt wurde, Überlegungen angestellt wurden, Anschläge auf Kraftwerke zu verüben.
Schon im Frühsommer vergangenen Jahres hatte die Polizei einige Wohnungen von Angehörigen dieser Gruppe um den Braunschweiger Uwe P. durchsucht. Damals übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen, weil sofort der Verdacht auf Bildung einer terroristischen Vereinigung entstand. Die damals gefundenen Unterlagen deuteten darauf hin, daß die Gruppe oder einzelne ihrer Mitglieder den niedersächsischen Innenminister Gerhard Glogowski, einen für politische Strafsachen zuständigen Braunschweiger Staatsanwalt, einen Braunschweiger Richter und mehrere Polizeibeamte ausgespäht hatten. Unter den Verdächtigen waren zwei, die auch in der Nationalistischen Front (NF) aktiv gewesen sein sollen. Die NF wurde im November vorigen Jahres bundesweit verboten. Die Durchsuchungsaktion am Mittwoch erstreckte sich auch auf das Gelände des ehemaligen NF-Schulungszentrums bei Detmold. Die Kriminalpolizei nimmt an, daß NF-Aktivitäten trotz des Verbots weitergingen. Obwohl die Polizei am Mittwoch in den meisten Wohnungen oder durchsuchten Bundeswehr-Spinden fündig wurde, nahm sie keinen der Verdächtigten fest.
OBERURSEL. Die Oberurseler Waldjugend hat auf ihrer Jahreshauptversammlung den bisherigen Ersten Vorsitzenden Thomas Knepel wiedergewählt. Ziele für dieses Jahr sollen besonders die Weiterarbeit an der Biotopvernetzung sein, der Amphibien- und Fledermausschutz und die Kontrolle der etwa 1000 Nistkästen im Stadtwald. In der ersten Aprilwoche ist dafür ein "Naturschutzeinsatz" vorgesehen.
Die Waldjugend Oberursel ist mit 100 Mitgliedern die größte Waldjugendgruppe Hessens und der mitgliederstärkste Naturschutzverein in Oberursel. esi
Das Straßenbauamt hat kritisiert, daß in der Öffentlichkeit Preise für den Einbau Kölner Teller genannt wurden, "die allesamt zu hoch waren". Die kommissarische Amtsleiterin, Gabriele Dehmer, weist deshalb auf "die wirklichen Kosten" hin. Demnach liege der Preis für einen Kölner Teller bei etwa 50 Mark plus 15 Mark Montagekosten. Bei einer Fahrbahnbreite von 6,50 Metern lägen die Kosten für eine Doppelreihe mit zwölf Kölner Tellern bei etwa 780 Mark.
Dagegen müßten für Gummikissen, die als billigere Lösung genannt worden seien, pro Stück 3000 Mark bezahlt werden, wobei die Montage noch dazugerechnet werden müsse. Außerdem könnten die Gummikissen nur in Straßen mit wenig Schwerverkehr eingebaut werden. vo
Der torkelnde Riese Rußland EG und NATO sehen sich vor die Frage gestellt: Wie stabilisiert man eine Supermacht? Von Erich Hauser (Brüssel)
Ob Kosyrew schon wußte, daß der Bundeskanzler vor seinem Kurzbesuch in Moskau auf seiner Ostasienreise den Japanern wieder dringlich zum wirtschaftlichen Engagement raten würde, spielt keine Rolle. Der gewichtige deutsche Kanzler gilt im wichtigsten Nachfolgestaat der einstigen Sowjetunion als ein Freund. Denn mit Blick auf die deutsche Wiedervereinigung hatte Kohl sich schon auf dem Weltwirtschaftsgipfel im Juli 1990 bei Präsident Reagan, Margaret Thatcher und den vier anderen Teilnehmern für wirtschaftliche Hilfe an den ehemaligen "Feind" stark gemacht und diese Linie seither unerschüttert beibehalten.
Bei westlichen Diplomaten gelten Kosyrews Aussagen mittlerweile als mindestens ebenso wichtig wie die des Präsidenten Jelzin. Während das Staatsoberhaupt mit den reaktionären und nationalistischen Kräften um die Macht ringt, scheint der Außenminister diplomatisch die ganze Bandbreite des politischen Spektrums im Lande zu vertreten. Höchste Beachtung fanden deshalb zwei andere Passagen seines Namensartikels in NATO review: 1. daß Rußland das ganze Gebiet der ehemaligen Sowjetunion als "Sphäre lebenswichtigen Interesses" (sprich: tabu für andere Einflußmächte) betrachte; 2. daß westliche Firmen Rußland "seinen Platz auf den Weltmärkten für Hochtechnologie, Luft- und Raumfahrtausrüstung und sogar für militärische Ausrüstungen einräumen" müßten. Für Friedensfreunde wohl ein Schock. Doch Kosyrew vertritt ganz nationalistisch die Weltmacht Rußland, die nur vorübergehend in einen Schwächezustand gefallen ist.
Im Januar hatte es in europäischen NATO-Kreisen noch Überlegungen gegeben, wie man die neue US-Administration Bill Clintons in die wirtschaftliche Pflege des rückständigen Riesen Rußland, vielleicht über das Bündnis, einbeziehen könne. Denn die EG - die dank der Beschlüsse des Weltwirtschaftsgipfels von 1990 die Federführung für alle Osteuropa-Projekte haben sollte - sei mit dem Problem der GUS-Staaten sichtbar überfordert, lautete die Argumentation. Es sei genug, wenn sie die mittel- und osteuropäischen Staaten und eventuell die drei baltischen Länder unter ihre Fittiche nehme.
Seit US-Außenminister Warren Christopher am vergangenen Freitag - nach einem Treffen mit Kosyrew - seinen NATO-Kollegen den Kurs Clintons darlegte, scheinen diese Sorgen verflogen. Washington kümmert sich bereits um das Verhältnis zu Moskau als das zwischen zwei Supermächten. Europas langfristige Sicherheit hänge wie die der USA von der Unterstützung für Demokratie und Marktwirtschaft überall ab, sagte Christopher. Die Sicherung der Menschen- und vor allem der Minderheitenrechte sei nicht zuletzt wegen der russischen Bevölkerungsteile in anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion für Moskau und Washington ein gemeinsames Anliegen. Daß sich die russische Interessensphäre bis nach Ex-Jugoslawien erstreckt, erkannte der US-Außenminister indirekt an.
Zwei Warnschüsse setzte indes der Moskauer Außenminister den EG-Regierungen vor den Bug, die seit ihrem Gipfeltreffen von Edinburgh im Dezember bereits die spätere Aufnahme der mittel- und osteuropäischen einstigen sowjetischen Satelliten zu planen versuchen. Sie sollten keine "Pufferstaaten", sondern "eine Brücke" werden, schrieb Kosyrew in NATO review. Aber danach benutzte er eine ungeschickte Äußerung des NATO-Oberbefehlshabers, um in einer diplomatischen Note deutlicher zu machen, daß die Ost-Erweiterungspläne der EG Moskaus Interessen tangieren könnten.
Moskaus Mangel an Respekt vor dem meist uneinigen Zwölferklub - den Kosyrew in seinem Namensartikel nicht einmal erwähnte - hat nach Ansicht westlicher Diplomaten viele Gründe. Im Dezember 1990 hatten die EG-Regierungschefs eine beträchtliche humanitäre "Winterhilfe" für die damalige Sowjetunion, nicht zuletzt auf Betreiben Helmut Kohls, beschlossen. Doch der größte Teil der Hilfsaktion kam endlich für den nächsten Winter 1991/92 gerade noch zurecht. Die zwölf Chefs hatten nicht bedacht, wie lange es dauert, bis die Vergabe von EG-Steuergeldern vom Ministerrat in Brüssel und dem Europa-Parlament in Straßburg gemäß den Vertragsregeln gebilligt ist.
Ein anderes, auch nicht billiges EG- Programm sah Hilfen für die Umstellung auf "Marktwirtschaft" in Rußland und den anderen GUS-Mitgliedsstaaten vor. Inzwischen wird auch in den Chefetagen der Brüsseler EG-Kommission zugegeben, daß der größte Teil der Gelder an westliche Firmen für Unternehmensberatung ging. Die veranstalteten einerseits Kurse für sogenannte "Manager" aus den Nachfolgestaaten von Stalins Reich, zum anderen betrieben sie "Studien" vor Ort und schrieben Analysen, die keinen praktischen Nutzen brachten. Erschwerend kommt nach Auskunft deutscher EG-Beamter und Parlamentarier hinzu, daß angelsächsische und französische Beraterfirmen dabei überproportional abkassierten. "Verschont uns mit Beratern", ist inzwischen die fast einhellige Meinung in den GUS-Ländern.
Um die Abwanderung ehemals sowjetischer Atomwaffenspezialisten in begierige Entwicklungsländer zu verhüten, wurde die Gründung des sogenannten "Wissenschaftlich-Technischen Zentrums" (WTZ) Anfang 1991 unter Federführung der EG geplant. Um die "Gleichberechtigung von Deutsch" neben Englisch, Französisch und Russisch führte Bonn monatelang einen erbitterten Kampf. So kam das WTZ in Moskau erst im vorigen Herbst recht zustande, nachdem viele Ex- Sowjetwissenschaftler schon abgewandert waren. Boris Jelzin unterstellte mit einem Ukas das international finanzierte Zentrum ganz einfach seinem "Atom-Ministerium", ohne daß die westlichen Geldgeberregierungen oder die EG öffentlichen Protest erhoben.
Die mangelnde Sicherheit der Atomkraftwerke in der ehemaligen Sowjetunion und in ehemaligen Ostblockstaaten treibt wegen der "Tschernobylwirkung" für Westeuropa alle Grünen und viele westeuropäische Umweltminister um. Auch da hat die EG schon erhebliche Gelder für Studien und zur praktischen Verbesserung der Sicherheit vergeben. Engagierte Europa-Abgeordnete wie die saarländische Hiltrud Breyer fordern naiv: "Diese Atomkraftwerke müssen doch alle stillgelegt werden, nachdem sogar der Bundesumweltminister die Stillegung (des Ex-DDR-Meilers sowjetischen Typs) in Greifswald durchgesetzt hat, weil keine Verbesserung ausreichen kann." Daß der westeuropäischen Atomindustrie von Brüssel "Gelder zugeschustert werden, um dort letztendlich vielleicht neue Reaktoren zu bauen", findet die Politikerin empörend. Alternative Energiequellen und Energie-Einsparung müßten den osteuropäischen und den GUS-Ländern vermittelt werden.
Brüsseler Diplomaten mit Ost-Erfahrung warnen dringend vor dieser Art "Umwelt-Kolonialismus". Langsam entstehe in den ehemals kommunistischen Ländern ein Umweltbewußtsein. Westliche Belehrung verletze den Stolz der Ost- Partner und führe nur zur Verhärtung. Es sei vielleicht schon ein Fehler der EG gewesen, "Hilfen anzubieten, die zumindest so nicht gewünscht waren". Außerdem gebe es im russischen Moskau und wenigstens im ukrainischen Kiew schon ein neues Selbstbewußtsein, das sich wieder "gegen den Westen" wende.
"Fast niemandem ist es aufgefallen", bemerkt ein NATO-Diplomat, "daß es für diesen Winter so gut wie gar keine Hilfsersuchen für Nahrungsmittel oder Medikamente aus der ehemaligen Sowjetunion an den Westen gegeben hat."
HOFHEIM / SCHWALBACH. Den Themen "Fremdenhaß" und "ausländische Frauen bei uns" widmen verschiedene Organisationen die Veranstaltung zum internationalen Frauentag am Montag, 8. März. Für die Besucherinnen ist von 18 Uhr an in der Volkshochschule an der Pfarrgasse 38 eine Gemälde-Ausstellung aufgebaut, Informations- und Bücherstände laden zum Schauen ein. Außerdem sollen eine Sängerin und eine Bauchtänzerin die feiernden Frauen unterhalten.
Die Besucherinnen werden gebeten, sich mit Salaten, Desserts und anderen Köstlichkeiten am kalten Buffet zu beteiligen. Für Getränke sorgen die Veranstalterinnen.
Zusammen mit den Gleichstellungsstellen des Kreises, der Städte Hofheim, Hattersheim, Flörsheim und Kelkheim beteiligen sich die Grünen, SPD, CDU, FDP und FWG, der Verein Frauen helfen Frauen, amnesty international, Pro Familia und der Hausfrauenbund. Der Abend beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
In Schwalbach feiern die Frauen zunächst mal unter sich während eines Empfangs der Gleichstellungsstelle um 18 Uhr im Bürgerhaus. Für Getränke, Brötchen und Live-Musik ist gesorgt. Um 20 Uhr wollen sie dann gemeinsam zum Frauentag-Fest nach Hofheim fahren.
Der Hausfrauen-Bund gibt unterdessen die farbliche Note vor: Frauen sollen am 8. März ein lila Kleidungsstück tragen, ganz egal ob Rock, Bluse oder Schal. Auf diese Weise könne auch äußerlich auf die Bedeutung des Tages hingewiesen werden. she
Parteien + Wähler
CDU fährt auch BAD HOMBURG. Einen Fahrdienst hat auch die Bad Homburger CDU für die Wahl am Sonntag, 7. März, eingerichtet. Interessenten können ihn von 8 bis 17 Uhr unter Tel. 2 31 61 anfordern. CDU-Wahlparty BAD HOMBURG. Die Bad Homburger CDU lädt zur Wahlparty am Sonntag, 7. März, 18.30 Uhr, ins Restaurant des Maritim-Hotels. Am Dienstag darauf soll ab 20 Uhr im Stadthaus das Wahlergebnis in einer Mitgliederversammlung erörtert werden. Grüne feiern in Garnier's Keller FRIEDRICHSDORF. Die Friedrichsdorfer Grünen gehen davon aus, daß es am Wahlabend "genügend zu feiern gibt". Sie treffen sich dazu am Sonntag, 7. März, ab 19.30 Uhr in Garnier's Keller, Hugenottenstraße 117. FHW fährt und feiert BAD HOMBURG. Einen Fahrdienst zum Wahllokal bieten die Freien Homburger Wähler (FHW) älteren und gehbehinderten Frauen und Männern am Sonntag, 7. März, an. Ober-Erlenbacher erreichen ihn unter Tel. 4 68 85, Bad Homburger unter Tel. 2 93 34. Abends trifft sich die FHW dann ab 17.30 Uhr im Restaurant "Wintergarten" in der Ober-Eschbacher Sporthalle zur "Wahlparty mit Sekt oder Selters". Ein Kurierdienst hält die Party-Gäste über Ergebnisse aus dem Stadthaus auf dem laufenden.
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Der Sechsjährige hat "frei". Windpocken haben ihn aus dem Verkehr gezogen, und jetzt freut er sich, daß er sich zu Hause verwöhnen lassen kann, während die anderen im Kindergarten rumtoben. Freie Tage braucht der Mensch, das weiß er von seinem Papa. Jan-Philipp nimmt die Krankheit nicht allzu schwer. Er verfolgt mit eher sportlichem Interesse, was auf seiner Haut aufblüht. 108 Tupfen hat er gezählt, als die Mutter ihm vor dem Zubettgehen die Pusteln mit einer Salbe beschmierte, die den Juckreiz mildert.
Als Sohn eines begeisterten Hobby- Sportlers weiß der Knabe, daß viele Punkte immer gut sind. Als er am nächsten Morgen wieder gesalbt worden war, mußte er den Vater im Büro sofort anrufen. "Heute morgen habe ich 218 Windpocken! - Bist Du jetzt stolz auf mich?" Ihre Bastienne
STEINBACH. Die Stadt hat noch 25 000 Mark für wassersparende Maßnahmen übrig, die sie "unters Volk bringen kann" (Bürgermeister Edgar Parnet). Das Geld wird vom Land Hessen bereitgestellt. Wer Wasserzähler installieren oder eine Zisterne bauen möchte, ein Stück Boden entsiegeln oder Brauchwasser für die Toilette verwenden will, sollte sich schnell einen Antrag beim Bauamt, Gartenstraße 23, besorgen. Am Donnerstag, 15. April, läuft die Frist ab. Wie Parnet erläuterte, will die Stadt auch die Frankfurter Siedlungsgenossenschaften ansprechen, denen zahlreiche Wohnungen in Steinbach gehören. Gefördert werden nur Maßnahmen, die teurer als 2000 Mark sind. Nach dem 15. April wird entschieden, wie das Geld verteilt wird. esi
Gemo-Technik: 40
"Am 31. Januar haben wir noch völlig normal gearbeitet. Am 1. Februar um halb zwölf standen wir praktisch auf der Straße." Norbert Kempf (54) hat 23 Jahre bei Gemo-Technik in Nieder-Eschbach "geschafft", einer Maschinenbaufirma mit 40 Beschäftigten, die - wie jetzt bekannt geworden ist - vor kurzem schließen mußte. Werner Folz (56), der technische Leiter, war seit 36 Jahren im Betrieb. Was ihm bleibt? "Nichts. Gar nichts." Einen Sozialplan wird es mangels Konkursmasse nicht geben. Bei der schlechten Konjunktur haben Kempf und Folz keine Aussicht auf einen neuen Arbeitsplatz. Nur drei von den 40 sollen bislang eine neue Anstellung gefunden haben - jüngere.
"Während die Belegschaft mit leeren Händen dasteht, halten sich die Eigentümer schadlos", wetterte die IG Metall. Das wertvolle Grundstück sei schon vor Jahren vom Betrieb abgespalten, die von den Beschäftigten erwirtschafteten Gewinne "erfolgreich privatisiert" worden. Die Aufgabe des Betriebs sei für die Beschäftigten völlig überraschend gekommen. Für den Gewerkschafter Heinz Bierbaum "eine absolute Sauerei" und ein Beispiel dafür, "wie Belegschaften rücksichtslos ausgebeutet werden und die Unternehmer auf ihre soziale Verantwortung pfeifen".
"Bis zu dem Eklat waren wir mit unserem Arbeitgeber ganz zufrieden", erklärte Werner Folz. So zufrieden, daß die Belegschaft einen Betriebsrat für überflüssig gehalten habe. "Wir hatten keinen Grund zu klagen."
Den Vorwurf, die Eigentümer hätten sich bereichert, weist deren Rechtsanwalt als absurd zurück. Im Gegenteil: die Familie werde "kräftig drauflegen" müssen - "siebenstellig". Der Branche gehe es seit Jahren schlecht. Von den kleineren Betrieben würden wohl "noch mehr über die Wupper gehen". Daß Betrieb und Grundstück getrennt waren und die Firma dem Grundstückseigentümer auch für das Gebäude Miete zahlte, sei durchaus üblich. ft
LIEDERBACH. Aus dem Plan, den Kinderspielplatz am Kirchweg 23 umzugestalten, wird nichts. Die Gemeinde hat umdisponiert, weil sie jetzt das langgeplante Projekt Altenwohnanlage am Kirchweg 23 anpacken will. Der Erbbaurechtsvertrag mit dem Gemeinnützigen Siedlungswerk als Bauherr ist bereits geschlossen, jetzt wartet die Gemeinde auf Zuschüsse vom Land. Vom Haushaltsposten aus dem Jahr 1992, der für den Umbau von Kinderspielplätzen vorgesehen war, sind jetzt 79 000 Mark übrig und als Rücklage gutgeschrieben. ana
HAINBURG. Von Emden nach Ludwigshafen führt die Gasleitung, die die Wintershall AG gegenwärtig durch den Kreis Offenbach vorantreibt. Unser Bild entstand zwischen Hainstädter "Katzenbuckel" und dem Kreisel an der B 45. Unter der Autobahn Frankfurt-Würzburg hindurch werden die 80 Zentimeter starken Rohre verlegt, um dann parallel zur Bundesstraße 45 bis Dudenhofen zu führen und von dort in Richtung Babenhausen abzuknicken.
Sobald Ludwigshafen erreicht ist, wird die Pipeline weiter bis Marseille verlegt - und dann ist eine durchgehende Verbindung zwischen Sibirien und dem Mittelmeer hergestellt, durch die künftig Erdgas in beide Richtungen strömen kann.
(FR-Bild: Oliver Weiner)
Kleine FR · Kleine FR
OBERURSEL. Zum Frühlingsmarkt mit Spielsachen, Kinderwagen und Kinderkleidung lädt die evangelische Heilig Geist-Kirche am Samstag, 6. März, in das Gemeindezentrum in der Dornbachstraße 45 ein. Von 9 bis 12 Uhr werden außerdem österliche Dekorationen, Marmelade, Tiffanyarbeiten und vieles mehr angeboten, dazu gibt's Kaffee und Kuchen. Naturkosmetik selbstgemacht
KRONBERG. Ein Naturkosmetik- Workshop für Mädchen von 14 bis 17 Jahren beginnt am heutigen Freitag, 5. März, im "Café Kanne". Hergestellt werden Cremes, Shampoos, Lotions, Dusch- und Waschemulsionen und Haarkuren.
Autogenes Training für Senioren STEINBACH. Die Fortsetzung des Kurses Autogenes Training für Senioren beginnt am Donnerstag, 11. März, im Seniorentreff in der Kronberger Straße 2. Voranmeldungen sind unbedingt notwendig unter Tel. 7 53 91 (Inge Michaelis). Anmeldung der Schulanfänger
OBERURSEL. Alle Kinder, die zwischen dem 2.7. 1987 und dem 1.1. 1988 geboren sind, können von ihren Eltern vorzeitig für die Grundschule-Nord angemeldet werdem (Schuljahr 1993/94). Termin ist der heutige Freitag, 5. März, 11 bis 12 Uhr, in der Schule, Marxstraße 20. Versammlung der Kolpingsfamilie KÖNIGSTEIN. Die Kolpingsfamilie Mammolshain trifft sich am Freitag, 5. März, zu einer Versammlung im "Haus Michael". Beginn ist um 20 Uhr. Gottesdienst zum Weltgebetstag OBERURSEL. Zum Weltgebetstag der Frauen laden die evangelischen und katholischen Gemeinden von Weißkirchen und Stierstadt am heutigen Freitag um 16 Uhr zum Gottesdienst in die St. Sebastianskirche Stierstadt ein. Frauen aus Guatemala haben die Liturgie vorbereitet. Gelber Sack und Altpapier STEINBACH. Im Stadtgebiet werden am heutigen Freitag wieder die gelben Säcke abgeholt. Am Samstag, 6. März, wird das gebündelte Altpapier abgefahren. Sperrmüll wird jeweils mittwochs nach Voranmeldung im Rathaus abgeholt (Tel. 70 00 33). Live-Musik im Jugendcafé OBERURSEL. Die beiden Hanauer Bands "Suffering from a Hangover" und "Forsakes" treten am Samstag, 6. März, im Jugendcafé in der Hohemarkstraße 18 auf. Beginn: 20 Uhr.
KREIS OFFENBACH. Drei zusätzliche Buspaare werden mit dem Fahrplanwechsel am 23. Mai auf der Kreisquerverbindung zwischen Seligenstadt und Langen verkehren. "Sie fahren damit im Stundenrhythmus", erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende der Kreis-Verkehrs-Gesellschaft (KVG), Frank Kaufmann, den künftigen Fahrplan. Damit steigt die Zahl der täglichen Verbindungen zwischen Ost- und Westteil des Kreises Offenbach auf 17.
Nachdem der Kreis-Verkehrs-Gesellschaft in der vergangenen Woche aus Rodgau die letzte der Zustimmungserklärungen aus den beteiligten fünf Städten - neben Rodgau noch Seligenstadt, Dietzenbach, Dreieich und Langen - zugegangen ist, hat Geschäftsführer Ralf Scholz die Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) und den Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) beauftragen können, die zusätzlichen Fahrtenpaare in den Fahrplan aufzunehmen.
Gleichzeitig wird die Linie 969 das neu erschlossene Industriegebiet Jügesheim Süd andienen und damit weiteren Fahrgästen neue Verbindungen eröffnen oder ihnen den Weg in den Stadtteil Dudenhofen in die Mainzer Straße ersparen.
Der erste Bus wird werktags um 5.51 Uhr in Seligenstadt starten, um 20.00 Uhr endet die letzte Fahrt wiederum in der Einhardstadt.
KVG-Aufsichtsratsvorsitzender Frank Kaufmann: "Wir benötigen in der morgendlichen Spitze und am Nachmittag einen zusätzlichen vierten Bus. Zur Kostendeckung stellen KVG und die beteiligten Städte rund 170 000 Mark jährlich zur Verfügung. Etwa 30 Prozent davon wollen wir durch neu hinzukommende Fahrgäste abdekken".
Der Gesamtaufwand für den Busbetrieb steigt damit auf rund 950 000 Mark, inklusive der Regiekosten von FVV und VU in Höhe von 85 000 Mark. Diesen finanziellen Aufwand sieht man im Kreishaus angesichts weiter steigender Fahrgastzahlen als gerechtfertigt an. Bei der letzten Zählung im April '92 waren täglich im Durchschnitt 787 Fahrgäste registriert worden. ttt
SCHWALBACH. Niemand flieht freiwillig. Weil die herrschende Asyldiskussion dies aber außer acht lasse, laden der Ausländerbeirat und die antirassistische / antifaschistische Gruppe Schwalbach am heutigen Freitag um 20 Uhr zu einer Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus ein.
Flüchtlinge aus Iran, Kurdistan und Lateinamerika werden interessierten Zuhörern berichten, warum sie aus ihren Heimatländern weggegangen sind. Die Veranstaltung in Schwalbach läuft parallel zur antirassistischen Aktionswoche in Frankfurt.
Am Samstag, 6. März, ist außerdem eine Demonstration in Schwalbach geplant, die sich gegen die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl richtet.
Außerdem wollen die Demonstrierenden gegen den Rassismus auf der Straße und in den Behörden protestieren.
Treffpunkt ist um 11 Uhr auf dem Marktplatz im Limes. she
ost MOSKAU, 3. März. Auf dem Rückflug von seiner Asienreise ist Bundeskanzler Helmut Kohl am Mittwoch abend in Moskau kurz mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin zusammengetroffen. Bei dem etwa einstündigen Treffen in der Nähe des Moskauer Flughafens Wnukowo habe man über die Ergebnisse seiner Asienreise sowie die Lage in Rußland gesprochen, sagte Kohl im Anschluß an die Begegnung. Es sei ganz besonders wichtig gewesen, zu erfahren, wie sich die Dinge in Rußland entwickeln. Er habe dem russischen Präsidenten versichert: "Seine deutschen Freunde und allen voran ich selbst setzen darauf, daß er Erfolg haben wird."
Jelzin sei "ein kluger Mann", der die innenpolitische Situation realistisch einschätze. "Aber er ist auch ein mutiger Mann, ein Kämpfer." Eine mögliche Einführung einer Präsidialherrschaft in Rußland zur Absicherung der Reformpolitik sei nicht Gegenstand des Gesprächs gewesen; und wenn, würde er es nicht sagen.
Der Bundeskanzler wiederum informierte Jelzin über den Verlauf seiner Gespräche in Japan, wo sich Kohl für eine Einladung des russischen Präsidenten zum Weltwirtschaftsgipfel der sieben führenden Industrieländer im Juni eingesetzt hatte. Dabei gebe es jedoch eine "klare Absprache" der G7-Staaten, wonach der Gastgeber alle Teilnehmer zunächst konsultiere und die Meinungen dann zusammenfasse. "Wir brauchen alle keinen Nachhilfeunterricht", erklärte Kohl, "wir wissen, daß Rußland ein wichtiges Land ist." Armee: Jelzin soll handeln
MOSKAU (Reuter). Führende Offiziere der russischen Streitkräfte haben Präsident Boris Jelzin einem Pressebericht zufolge nachdrücklich aufgefordert, die politische Krise im Land mit entschiedenen Maßnahmen zu beenden. Die Zeitung Iswestija meldete am Mittwoch, Generale und Admirale hätten dem Staatschef bei einem Treffen im Kreml ihre Sorge über die sich vertiefende Krise bekundet. Verteidigungsminister Pawel Gratschow versicherte, die Armee würde sich nicht in die Innenpolitik einmischen, also auch nicht putschen. Jelzin forderte alle Kräfte zur Versöhnung auf.
Heute im Lokalsport
&blt; Nach dem Chemieunfall Verunsicherung bei den Jugend-Fußballern in Schwanheim.
&blt; Frankfurter Eishockey-Löwen lösen Völkerwanderung aus.
&blt; Das kleine Fußball-Glück des Alexander Conrad.
&blt; Optimismus bei FSV-Frauen vor Bundesliga-Derby gegen Praunheim.
(Berichte auf Seite 40)
Horst Gauß, Präsident des Box-Zweitligisten CSC Frankfurt, hat seinen Rücktritt für den Fall angekündigt, daß der Klub den Kampf am kommenden Sonntag in der Sporthalle Süd gegen den PSK Schwedt verliert. Dies hätte nämlich zur Folge, daß die Sachsenhäuser in die dritte Klasse absteigen müßten, nachdem der ehemalige Deutsche Mannschaftsmeister nach der vergangenen Saison schon die Bundesliga verlassen hatte. Der CSC hatte den Hinkampf in Schwedt mit 12:15 verloren.
Elegantes Schwarz und rote Anzüge
Kalt fegte der Ostwind über die Zeil, aber im 6. Stock bei Hertie war der totale Modefrühling ausgebrochen, wurde der Sommer trendgerecht in Baumwolle und Leinen signalisiert. Fünf Models und zwei auch pantomimisch begabte Dressmen zeigten 64 Modelle aus den Konfektionsabteilungen des Hauses, Schuhe, Gürtel, Krawatten und Hüte inbegriffen. Die Hüte machen den Sommer. Sie vollenden, was sonst getragen wird, und wenn's auch nur gestreifte Kappen mit Schildern sind, die den Marinelook, zu dessen Blau und Weiss sich Rot als Signalfarbe gesellt, "behaupten".
Mit Rocklängen läßt sich trefflich spielen. Der über die Waden reichende, vielfach geschlitzte Rock, der so schön beim Gehen flattert, gewinnt zunehmend Freundinnen. Wenn er nur bis zu den Seiten reicht und an der Vorderfront ein minikurzes Höschen enthüllt, wirkt er nicht überzeugend. Hosenanzüge vor allem in Leinen, ergänzt durch den "Tiger-Body" und ein exotisches Tuch, sind auch jenseits von Afrika in Frankfurt sehr tragbar.
"Safari" ist nach wie vor ein modisches Lieblingsthema. Es läßt sich so gut kombinieren. Das durchgeknöpfte lange Leinenkleid wird vom Blazer, auf einen Knopf geschlossen, ergänzt. Die Kleider sind schmal und schlicht. In schwarz zeigen sie bunte Blockstreifen. Überhaupt ist Schwarz wie immer von unüberbietbarer Eleganz und mit einem goldenen Reißverschluß in der Mitte fast unwiderstehlich.
Die Männer treiben es bunt in diesem Sommer. Rote Anzüge sind keine Seltenheit. Mit grüner Hose und gelbem Blazer sind sie "unübersehbar". Aber die farbig karierten und breit gestreiften Hemden können eine sonst bläßliche Garderobe farbig aufmöbeln.
Leder-Shorts, -Bermudas und lange Röcke in blauen und grünen Farben mit originellen geknöpften und genieteten Oberteilen sind jung und frech. Die Farben Rosé und Steingrau als Kostüm, Kleid und Mantel wirken elegant und damenhaft. Gürteljacken, T-Shirts, Hosen und Faltenröcke, duftige Chiffonblusen und hin und wieder ein Blumen- oder ein Streifenkleid, so lassen sich Frühling und Sommer angemessen und in Pastellfarben kombinieren. E-S
"Unsere Siedlung ist wie ausgestorben"
"Man sieht das an den Fenstern. Es brennen abends viel, viel weniger Lichter hier. Und auf der Straße begegnet man fast nur noch fremden Leuten: denen, die den Dreck wegmachen, und Menschen vom Fernsehen. Unsere Siedlung ist wie ausgestorben." Katarina Raic, Mutter von zwei Kindern (13 und 19 Jahre), wohnt seit 20 Jahren in der Henriette-Fürth- Straße, im Zentrum des sogenannten "Schwanheimer Kontaminierungsgebiets": "Seit dem Rosenmontag komme ich mir vor wie auf einem fremden Planeten. Viele sind hier abgehauen."
Regina Weissgerber, die ihre 30 Lebensjahre allesamt in Schwanheim verbracht hat und hier ihre drei Kinder (sieben, sechs und zwei Jahre) großzieht, kann das nur bestätigen: Fünf Nachbarinnen, so erzählt sie, haben Koffer gepackt und sind mit den Töchtern und Söhnen zu Verwandten gereist: nach Darmstadt, nach Siegen, in den Schwarzwald, zur Oma in die Wetterau. "Ich würde auch gern hier raus - aber wo sollen wir hin?"
In der Minna-Specht-Schule gibt es zur Zeit nur kleine Klassen. "Die Hälfte der Kinder fehlt", berichtet eine Elternbeirätin, "die sind aufs Land." Auch im Martin- Luther-King-Studentenwohnheim hat ein Drittel der 60 Bewohner, so ein Medizin- Examenskandidat, "vor dem Gift erst mal die Flatter gemacht". Die Kommilitonen "pennen bei Freunden in der Stadt - kann man denen auch nicht verdenken". Schwanheims evangelischer Pfarrer Burkhard Sulimma bleibt. Er hat - wie sonst nur selten - das Gefühl, gebraucht zu werden. "Das war schon immer so", resümiert er, "in dem Augenblick, in dem Betroffenheit da ist - wie beim Golf- Krieg und wie eben jetzt nach dem Giftunfall - wenden sich die Leute an die Kirche." Mindestens 20 Anrufe am Tag und viele Gespräche, aber nur ein Thema: "Können wir hierbleiben? Was ist mit unseren Kindern?"
Da werden Taufen abgesagt - "die Eltern sind mit dem Baby auf vorgezogenen Urlaub gegangen" -, und da stehen am Mittwoch an der Martinuskirche ganze Familien Schlange vor dem Info- und Meldebus von Lufthansa und Bild, die den kleinen Schwanheimern 100 Plätze für einen Mallorca-Erholungsaufenthalt spendieren. "Sollte sich die Hoechst AG mal ein Beispiel nehmen", wettert eine Mutter, "die hat bisher nur popelige Bus- Tagesausflüge in den Taunus hingekriegt." 300 Meter östlich von der Martinuskirche gibt es andere Gratis-Offerten, die von den Bürgern eifrig genutzt werden. Am Mittwoch hat die Frankfurter Anwaltskammer erstmals drei ihrer Advokaten in den städtischen Infobus geschickt, die zum Nulltarif juristische Beratung andienen: Martin Faust, Peter Müller-Braun und Achim Steigerwald. Binnen einer Dreiviertelstunde werden sie in dem engen Containerbüro an der Ecke Rheinlandstraße / Henriette- Fürth-Straße von gut 30 "Klienten" konsultiert. Es geht vornehmlich um Materielles: um "Schadensersatzansprüche gegen die Griesheimer Dreckschleuder da drüben" (ein erboster Einzelhändler), um "Mietminderung", "Einschränkung des Wohnumfelds" und Autokäufe: "Jetzt hab' ich aus Versehen so eine kontaminierte Karre gebraucht gekauft und den vollen Preis bezahlt - wie kann ich mir da ein paar Scheine wiederholen?"
Andere versuchen "immaterielle Werte" zu reklamieren: "In meinem Garten wird das nie wieder so sein. Kann man da überhaupt jemals wieder ernten, sich sonnen? Wer ersetzt mir die Lebensqualität?" "Tja, das ist alles sehr schwer zu beziffern und justitiabel zu machen", antwortet Rechtsanwalt Steigerwald.
Der Service der Anwaltskammer hat nach Einschätzung von Bernd Messinger, städtisches Presseamt, so gut "eingeschlagen", daß er fortgesetzt wird. Nächster Termin: Freitag, 5. März, 15 bis 18 Uhr. Durch die Bank täglich von 9 bis 19 Uhr laufen die anderen Info-Offerten der Stadt und der Hoechst AG.
Da ist zu klären, ob das von der Straße ins Auto geschleppte und auf die Matten geschabte o-Nitroanisol via Heizlüftung nun das ganze Wageninnere vergiftet hat; da "stinkt&rquote;s in meiner Wohnung immer noch, obwohl schon gereinigt wurde"; da werden Meßdaten "für meinen Garten" abgefragt. Und eine ältere Dame beschwert sich, "daß die weißen Män- ner meinen Gartentisch einfach mitgenommen haben". Sie kriegt einen neuen.
Stark frequentiert vor allem der Service vom Stadtgesundheitsamt. Da sind nicht nur medizinische Kenntnisse gefordert, sondern auch psychotherapeutisches Vermögen: "Viele kommen wegen Hautreizungen", berichtet eine Beraterin, "doch die kriegt man eben oft aus Streß und Angst wegen der Folgen des gelben Regens. Und die meisten kommen wegen ihrer Angst zu uns." peh
FR: Frau Springer und Frau Berger, Sie bildeten vier Jahre in Glashütten eine reine Frauenfraktion. Frau und in der Opposition - ist das doppelt hart?
Springer: Das ist eine Doppelbestrafung. Als wir einen stellvertretenden Parlamentsvorsteher stellen sollten, sagte der bereits gewählte Parlamentsvorsteher wörtlich zu uns in einer Kneipenrunde: Ihnen beiden traue ich das nicht zu. Dabei kannte er uns gar nicht. Das ging dann weiter, bis mein Mann, der dabei saß, einen Wutanfall gekriegt hat . . .
Riemann (lacht): Das ist typisch!
Springer: . . . und er den männlichen breiten Rücken einsetzte und ihn fragte, über was er sich zu urteilen erlaube.
FR: War das ein Einzelfall?
Springer: Nein, die Grundhaltung "Wir trauen euch das nicht zu" blieb. Als wir sechs Anträge auf einmal einreichten - alles, was uns im Laufe der Jahre als Bürgerinnen aufgefallen ist, rief das bei den anderen das Gefühl hervor: Die Opposition führt uns vor. Und sie sprachen sich ab, um uns am Boden zu halten. Wir kannten natürlich die Hessische Gemeindeordnung nicht auswendig. Als es hieß, unsere Anträge seien unzulässig, zogen wir sie zurück, weil wir verunsichert waren. Keiner widersprach, als der Vorsitzende unsere Anträge kippte. Hinterher in der Kneipe hieß es dann, warum habt ihr das mit euch geschehen lassen?
Berger: Uns wurde vorgeworfen, wir halten unsere Fraktionssitzungen vor dem HL-Markt ab. Wegen unserer Kinder mußten wir unsere Sitzungen unglaublich flexibel halten. Ich bekam in der Legislaturperiode mein zweites Kind.
FR: Das Abschieben in die Kinder-Küchen-Ecke, das Abstreiten von Kompetenz - was steckt dahinter?
Riemann: Frauen in der Politik sind wie Frauen in der Gesellschaft. Und dort heißt die Rollenerwartung, daß Frauen für die privaten Belange zuständig sind und nicht in die Öffentlichkeit gehören. Das ist ein Denken, das gar nicht so bewußt ist. Weder Frauen noch Männern. Viele Männer würden es abstreiten, aber Untersuchungen zufolge ist immerhin die Hälfte doch dafür, daß die Frau zu Hause bleibt. Politik hingegen heißt, öffentliche Dinge unter gleichen zu verhandeln und regeln.
FR: Werden Frauen im Bewußtsein wirklich als gleiche angesehen?
Riemann: Weil Frauen diesem Privaten zugeordnet werden, werden sie oft nicht für kompetent für das Öffentliche gehalten. Es geht dabei nicht um einzelne Männer, sondern um die Denkstruktur. Wenn Frauen den Schritt wagen, ist das eine Grenzüberschreitung. Denn Politik ist eine Macht-Geschichte, da versuchen Leute, über Geld und andere Menschen zu bestimmen. Und jetzt kommen diese Frauen, die so lieb und brav in ihren Familien sind; die auch berufstätig sein können, da richten sie auch kein Unheil an. Und die wollen jetzt plötzlich über Dinge bestimmen, die öffentlich sind.
FR: Was herrschte für ein Ton Ihnen gegenüber?
Springer: Von der väterlich charmanten Tour bis zum Anschnauzen. Die Frauen aus den anderen Fraktionen haben uns nie auf eine geschmacklose Weise angegriffen. Der Ton bei den Männern ging teilweise unter die Gürtellinie - auch untereinander. Aber hinterher haben sie wieder beieinander gesessen und einen zusammen getrunken. Ich verstehe es heute noch nicht, wie man aus der Sitzung rausgehen und den Jovialen spielen kann - und vorher einen bis aufs Messer fertiggemacht hat.
FR: Woran kann es liegen?
Riemann: Die Rollenteilung fängt schon im Kindergarten an: Die Jungen lernen, sich durchzusetzen, draufzuhauen und hinterher zu sagen: Komm, wir sind gute Freunde. Die Mädchen machen Familienspiele: Mutter und Kind. Mädchen dürften ruhig auch Aggressionen ausspielen und sich hinterher wieder vertragen.
Andererseits kommt durch Frauen eine andere Gesprächsart in den Männerclub. Das ruft dort ein gerüttelt Maß an Verunsicherung hervor. Dagegen wehren sich die Männer, was wiederum Anpassung bei den Frauen hervorruft. Denken Sie etwa an Hanna Laurien oder Maggie Thatcher, über die es heißt: So werden Frauen, wenn sie in die Politik gehen.
FR: Als Grund, warum Frauen nicht in die Parlamente wollen, wird auch Anmache genannt. Gab es das auch?
Springer: Natürlich wurde auch versucht, die Weiblichkeit auszureizen. Mitten in einem Ausschuß wurde gesagt, wir akzeptieren euch nicht als Grüne, aber als Frauen gefallt ihr uns. Aber da muß man wieder wissen, was unter Frau verstanden wird.
Riemann: Es gibt ein gutes Merkmal, um zu prüfen, ob etwas diskriminierend ist: Bei Kindern ist das der Fall, wenn ich einen Ton habe, von dem ich als Erwachsener nie zulassen würde, daß ein Kind ihn mir gegenüber anschlägt. So kann man das auch als Frau machen. Überlegen Sie sich, ob Sie das, was ein Mann Ihnen sagt, auch ihm sagen würden?
FR: Was waren Ihre Stärken?
Springer: Als kleine und reine Frauenfraktion waren wir selbstbestimmt. Einige Hindernisse fielen weg, auf die Frauen in großen, konservativen Fraktionen stoßen. Zum Beispiel Alibi-Frau zu sein. Als ich neulich einen Kollegen einer anderen Fraktion fragte, warum deren Abgeordnete nie etwas sagt, gab er zur Antwort: Sie traut sich nicht. Um die Parlamentsarbeit zu lernen, gibt es Gemeindevertreter-Lehrgänge. Wir waren die einzigen, die sie besucht haben.
FR: Wie können Frauen die Machtstrukturen knacken?
Berger: Es sollten mehr Frauen mit Kleinkindern in die Parlamente. Oder sensible Frauen, die die Dinge anders wahrnehmen. Wir haben versucht, Frauen zur Mitarbeit aufzubauen.
Springer: Zur Stärkung und Ermutigung ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich war zuletzt bei einer Konferenz von Parlamentarierinnen. Dort habe ich erfahren, wie Frauen sich interfraktionell gut verständigen können. Ich habe CDU-Frauen aus Westfalen getroffen, die haben zu dritt in ihrer Fraktion eine Opposition gebildet und eine Mehrheit für ihre Sache durchgesetzt.korrekturhen, das tue ein braver Georgier doch
Die niedergelassenen Ärzte in Schwanheim fühlen sich von der Hoechst AG über den Chemieunfall im Werk Griesheim nicht ausreichend informiert. Das sagte der Sprecher der Schwanheimer Ärzte, Siegmund Kalinski, während einer Informationsveranstaltung der Hoechst AG in Schwanheim.
Der leitende Werkarzt des Chemiekonzerns, Fritz Schuckmann, beteuerte, er habe am 26. Februar ein Flugblatt an alle Ärzte in dem betroffenen Stadtgebiet verteilen lassen. Darin habe er alle Informationen, die über den Schadstoff o-Nitroanisol verfügbar seien, entsprechend beschrieben.
Kalinski entgegnete, daß weder er noch seine Kollegen ein solches Flugblatt bekommen hätten. Auch ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung kritisierte die Hoechst AG wegen ihrer Informationspolitik. Patienten müßten sachgerecht vom Arzt behandelt werden, dazu müsse die Chemiefirma beitragen. Aber auch die Behörden müßten die Kassenärzte besser informieren. gre
Flüchtlinge aus Jugoslawien in Frankfurt
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 15.45, 17.45, 20.15 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 13.45, 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege (orig. Engl. version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Himmel über der Wüste v. B. Bertolucci.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Daffy und der Wal; 20.15, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00 Uhr: Luna Park.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Sister Act (ZOO) Samstag 14.00+16.30 Uhr, Sonntag 14.00+16.30 Uhr. (NWZ) Sonntag 11.00, 14.00+16.30 Uhr. (HDJ) Freitag 16.00 Uhr. - Mo.-Do. keine Vorstellung.
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Do. 17.30 Uhr: Portrait: Gregory Peck, Henry King: David and Bathshebs, USA 1951, OF, Gregory Peck, Susan Hayward. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Humphrey Jennings, Harry Watt: London Can take It / Großbritannien 1940, OF. - 20.15 Uhr: Vor 60 Jahren: der 30. Januar 1933. Von Babelsberg nach Hollywood. Diskussion mit Erwin Leiser (Filmemacher), Thomas Mitscherlich (Filmemacher), Michel Friedmann (Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt) u. a. dazu läuft der Film Abschied. Ernstes und Heiteres aus einer Familienpension (Robert Slodmak, Deutschland 1930, mit Brigitte Horney, Aribert Mog).
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Filme von Tony Richardson: Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. - 19.45 Uhr: Bitterer Honig. 22.00 Uhr: Das Hotel New Hampshire. - 15.45 Uhr: Das Pony vom ersten Stock (ab 6 Jahre).
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.00 Uhr: Der Duft der Frauen.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.
TURM 3 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers (orig. English version).
TURM 4 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (original English version).
TURM 7 - 15.00, 18.00 21.00 Uhr: Scent of a woman (original English ver- sion).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00 Uhr: Komet im Muminland; 14.30, 18.00, 20.30 Uhr: Dracula.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.30 Uhr: Die dumme Augustine; 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held; 22.30 Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held; 22.30 Uhr: Stalingrad.
jw/fw FRANKFURT A. M., 3. März. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, hat die Entwicklung umfassender Störfall- und Katastrophenschutz-Szenarien für die Chemie-Standorte in Deutschland gefordert. Solche Szenarien waren von der Chemie-Industrie bisher abgelehnt worden. In einem Interview der FR zu den Folgen des Störfalls bei der Hoechst AG bezeichnete Lersner ferner ein "Zwei-Barrieren-Sicherheitskonzept" in den Betrieben als notwendig.
Von Lersner sagte, in den Störfall-Szenarien sollten "alle Folgen eines Unfalls durchgespielt werden, damit zum Beispiel die Feuerwehr sofort weiß, wie sie reagieren soll". Die Aufstellung solcher Szenarien war von der Chemieindustrie in der Vergangenheit abgelehnt worden.
Weiter forderte der UBA-Chef eine kritischere Überprüfung der vorliegenden Sicherheitsanalysen für die Chemiebetriebe, "und zwar von unabhängigen Stellen", sowie eine bessere innerbetriebliche Organisation der Umweltbeauftragten.
Nach Ansicht von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) bieten die vorhandenen Bestimmungen ein "komplettes Instrumentarium zur Störfall-Vorsorge und -Abwehr". Ob die Umsetzung durch Hoechst ausreichend erfolgt sei, müsse erörtert werden, sagte er vor dem Umweltausschuß des Bundestages.
(Weitere Berichte im Lokalteil)
Donnerstag, 4. März
Kino/Filme Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Diskussion mit Filmvorführung "Vor 60 Jahren: der 30. Januar 1933. Von Babelsberg nach Hollywood". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Feministisches FrauenGesundheitsZentrum, Kasselerstr. 1 A: 19.30 Uhr, Informations- und Gesprächsabend über die Hintergründe und möglichen Konsequenzen der Fruchtwasseruntersuchung; Gruppe "Gen- und Reproduktionstechnologien". Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag "Die unpäßliche Frau" - Zur Sozialgeschichte der Menstruation.
Esperanto-Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Der Mist-Computer", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Frankfurter Ring: 20 Uhr, Vortrag "Die religiöse Ekstase - Menschliche Urerfahrung im Spiegel moderner Forschung", Bürgertreff Bokkenheim. Kunst- Gesellschaft: 20 Uhr, Vortrag "Der alltägliche Rassismus am Beispiel der Bild- Zeitung"; Club Voltaire, Kleine Hochstr. 5.
Greenpeace-Kontaktgruppe: 20 Uhr, Diavortrag "Neueste Geschichten vom kleinen Atom", Bürgerhaus Südbahnhof.
Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Sie wollen ein Mikrowellengerät" - Beratung vor dem Kauf. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Literaturkreis: Milan Kundera, "Fingierter Autostopp".
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeiten für soziale Zwecke; 10.30 Uhr, Englisch für Anfänger.
SchülerInnengruppe gegen Faschismus und Krieg: 18 Uhr, Diskussionsveranstaltung zum Thema "Rassismus"; Bettinaschule.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstraße 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustraße 24.
Deutsch-Japanische Gesellschaft: 19.30 Uhr, Treffen des Bungaku-Kreises, Ikebana-Schule Si Schulz, Gutzkow-Str. 77.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.
Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Damen-Kaffee, Restaurant Kaufhaus Schneider, Nichtraucher-Stübchen.
Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte: 15.30 Uhr, Tauschtreffen, Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-71.
Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102: 18 Uhr, Ausstellungseröffnung George Sand: Zeichnungen und Aquarelle. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 195 a, Telefon 6 31 38 38; Bonameser-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Telefon 50 13 63; Franziskus- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Telefon 59 16 23; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Telefon 31 34 93; Luisen- Apotheke, Rothschildallee 20, Telefon 45 66 77; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 79, Telefon 41 17 87; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Telefon 78 34 16; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Telefon 43 95 20; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Telefon 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an den Wochenenden: SanZentrale 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:
Tierärztin Meißen, Thomas-Mann-Straße 6 b, Frankfurt 50, Telefon 58 70 51 6; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
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Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Telefon 1 11 01;
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Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- Ohne Gewähr -
sp HANNOVER, 3. März. Die Kriminalpolizei hat am Mittwoch morgen 63 Wohnungen und Schlafräume in Bundeswehrkasernen im östlichen Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen und in Sachsen-Anhalt durchsucht. Sie stellte große Mengen Beweismaterial für Aktivitäten einer rechtsterroristischen Vereinigung sicher, berichtete die Generalstaatsanwaltschaft Celle.
Der Verdacht richtet sich gegen 53 Personen, von denen mehr als die Hälfte Jugendliche oder Heranwachsende sind. Die Gruppe hat ihren Schwerpunkt in Braunschweig. Zu den beschlagnahmten Gegenständen gehören 16 Gewehre, zahlreiche weitere Waffen, große Mengen Munition, eine Hitler-Büste, Hakenkreuzfahnen und Aktionspläne für Geiselnahmen und andere Verbrechen. Aus den gefundenen Papieren geht nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft auch hervor, daß Anschläge auf Kraftwerke geplant wurden.
ROSTOCK, 3. März (Reuter). Das Landgericht Rostock hat am Mittwoch den 22jährigen Bernd T., der im August 1992 bei den Krawallen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen einen Brandsatz auf Polizisten geworfen hatte, zu zwei Jahren und sechseinhalb Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.
Die Strafkammer sprach ihn des schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz schuldig. Sie blieb damit unter dem Antrag der Ankläger, die drei Jahre Haft gefordert hatten. Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe empfohlen.
Im wesentlichen folgte das Gericht der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die am Vormittag den ursprünglichen Tatvorwurf des versuchten Mordes an einem Polizisten zurückgenommen hatte. Der Vorsitzende Richter Manfred Luckow sprach von einer "spontanen Handlung", die nicht geplant gewesen sei. Für die Verurteilung zu einer Haftstrafe ohne Bewährung spreche, daß T. die brennende Flasche direkt auf den Beamten geworfen habe. Strafmildernd bewertete das Gericht, daß T. zur Tatzeit betrunken gewesen sei. Die Kammer äußerte die Überzeugung, daß T. dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen sei. Dafür spreche, daß sich der Angeklagte kurzfristig zur Reise nach Rostock entschlossen und zur Tatzeit das Aussehen eines Skinheads gehabt habe. Verdächtige von Hoyerswerda in Haft
DRESDEN (AP). Alle sieben mutmaßlich Schuldigen am Tod des 22jährigen Musikers, der Ende Februar beim Überfall auf einen Jugendklub in Hoyerswerda erschlagen wurde, sind in Haft.
Wie das sächsische Landeskriminalamt am Mittwoch mitteilte, drohen den festgenommenen Rechtsradikalen hohe Strafen wegen Mordes, versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung. Das Amtsgericht Bautzen habe bereits den ersten Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen.
Es handele sich um jene sieben Rechtsextremisten, die vor dem Jugendklub einen Kleinbus auf den zuvor zu Boden geprügelten 22jährigen Fahrer einer Rockgruppe gestürzt hätten, hieß es.
Es war einmal ein jamaikanischer Junge, den es nach Kanada verschlug und der sich dort anschickte - angeleitet und gepusht von Leuten, die mit ihm aufzusteigen gedachten -, der schnellste Mann der Welt zu werden. Um dies zu schaffen, mußte er es mit dem größten Sprinter der damaligen Welt aufnehmen. Er tat es und er siegte und eine weitere Sport-Saga schien in den Annalen verewigt worden zu sein. Der gehemmt wirkende Ben Johnson gegen den glamourösen Star Carl Lewis: Aus diesem märchenhaften und symbolischen Duell sog die schreibende und filmende Zunft ihren Honig, und Veranstalter überboten einander, um die Zwei gegeneinander laufen lassen zu dürfen.
Wahre Unsterblichkeit aber gewann Johnson unfreiwillig. All seine Erfolge und Rekorde verblaßten gegen den Sündenfall von Seoul. Ohne Ben Johnson, ohne die Erkenntnis, daß ihn in den vergangenen Jahren Anabolika aus den Startblökken katapultiert hatten, wäre der Kampf gegen Doping nicht so weit gediehen, wie er heute - trotz aller Rückschläge - doch ist.
Soweit war die Geschichte des Ben Johnson immerhin noch eine bizarre. Mit allem aber, was er in den folgenden Jahren tat, gab sich der Läufer der Lächerlichkeit preis. Nach Ablauf seiner zweijährigen Doping-Sperre schnürte er wieder die Spikes und lieferte eine durchschnittliche Zeit nach der anderen ab, und wurde, obwohl es unsinnig ist, doch immer an den Werten gemessen, die er nur dank illegaler Mittel erreicht hatte. Mehr als eine halbe Sekunde blieb er über seinem Anabolika-Weltrekord.
Bekam er zunächst noch Geld auf den Sportfesten für seine Rolle als laufende Skandal-Nudel, konnte er noch Kapital aus seiner Existenz als prominentester "Vorbestrafter" der Sportwelt schlagen, so reduzierte sich zuletzt das Publikumsinteresse allenfalls auf die Frage, ob sein Können überhaupt reicht, um in die kanadische Mannschaft aufgenommen zu werden. Und jetzt stellt sich heraus, daß er selbst für seine vergleichsweise langsamen Sprints auf chemische Keulen angewiesen war. Oder wollte er - aus Geldmangel? aus Dummheit? weil er es leid war, der Prügelknabe zu sein? - noch ein letztes Mal, aufgepäppelt durch eine Doping-Kur im Winter, eine Sommer-Saison wie in schlechten alten Zeiten hinlegen? Die Geschichte des jamaikanischen Jungen, den es nach Kanada verschlug, ist heute, vor dessen zweiter, lebenslanger Sperre, nurmehr eine deprimierende und schäbige Episode des Profisports. CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
BONN, 4. März (AP). Das Autofahren in Deutschland wird für alle Fahrzeuge und auf allen Straßen teurer. Eine Koalitionsrunde unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl einigte sich in der Nacht zum Donnerstag darauf, die Mineralölsteuer auf Benzin und Dieselkraftstoff zum 1. Januar 1994 um 13 Pfennig zu erhöhen. Im Zuge der Erhöhung der Mineralölsteuer wird zum Ausgleich für Berufspendler die Kilometerpauschale um zehn Pfennig erhöht.
Wie Kanzleramtsminister Friedrich Bohl vor Journalisten weiter erklärte, will die Bundesregierung darüber hinaus bei der EG eine Autobahngebühr in Form einer Vignette für alle Fahrzeuge erreichen. Einen Zeitpunkt für ihre Einführung gibt es aber noch nicht.
Nach den Worten Bohls sollen durch die Erhöhung der Mineralölsteuer acht Milliarden Mark zusätzlich in den Bundeshaushalt fließen, die unter anderem für die Sanierung der Bahn gebraucht werden. Nach seinen Angaben wollen sich die Bundestagsfraktionen von CDU/ CSU und FDP am Donnerstag nachmittag mit dem Verhandlungsergebnis der Koalitionsspitze befassen. Er gehe davon aus, daß der Beschluß eine breite Zustimmung finden werde.
Die Bundesregierung halte an dem Ziel fest, die deutschen Autobahnen zu privatisieren und dann eine streckenbezogene Autobahngebühr einzuführen. In der EG wolle sie sich darum bemühen, daß der Transitverkehr stärker an den Verkehrslasten in Deutschland beteiligt werden könne. Dafür werde für die Übergangszeit bis zur Privatisierung des Autobahnnetzes eine zeitbezogene Autobahngebühr für Personenwagen und Lastwagen angestrebt, sagte Bohl.
Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hatte vor der Privatisierung der Autobahnen ursprünglich lediglich eine Autobahngebühr in Form der Vignette einführen wollen. Er konnte sich damit offenbar nicht durchsetzen. Vor allem die FDP lehnte die Vignette wegen des damit verbundenen Verwaltungsaufwandes ab. Eine Arbeitsgruppe von Verkehrsexperten der Koalition hatte neben anderen Modellen eine Mischlösung vorgeschlagen, die eine Vignette zum Jahrespreis von 180 Mark neben einer Erhöhung der Mineralölsteuer um sechs Pfennig pro Liter vorsah.
Die Beratungen, zu denen am Abend der Bundeskanzler nach Rückkehr von seiner Fernostreise und einem Zwischenstopp in Moskau stieß, gestalteten sich offenbar schwieriger als zunächst angenommen. Die Sitzung wurde einmal unterbrochen, wobei es offenbar um die Suche nach Formulierungen ging.
Mit der Einführung einer Autobahn- Vignette ist nach Angaben des FDP-Fraktionschefs im Bundestag, Hermann-Otto Solms, in dieser Legislaturperiode nicht zu rechnen. Eine Vignettenlösung sei von einer europäischen Vereinbarung abhängig, die noch einige Zeit brauchen werde, sagte Solms am Donnerstag im Deutsch- (Fortsetzung auf Seite 2) (Fortsetzung von Seite 1) landfunk. Es sei auch möglich, daß es überhaupt keine Vignette geben werde.
Solms äußerte die Erwartung, daß die Erhöhung der Mineralölsteuer um 13 Pfennig pro Liter Benzin oder Diesel für den Bürger "akzeptabel" sei. Die Automobilbranche werde dadurch zwar belastet, er hoffe aber, daß es keinen "zusätzlichen Einbruch" werden gebe.
Der finanzpolitische Sprecher der SPD- Fraktion, Joachim Poß, nannte die Mineralölsteuer-Erhöhung im Blick auf die Aussage Kohls, vor 1995 werde es keine Steuererhöhung geben, "der Steuerlüge dritter Akt". Zu bedauern sei auch, daß sich die Koalition nicht entschlossen habe, "die unsägliche Vignette aus dem Verkehr zu ziehen". Sein Fraktionskollege Klaus Daubertshäuser sprach im Sender RIAS von "Flickwerk", da es weiterhin keine Konzeption gebe, wie der öffentliche Nah- und der Schienenverkehr attraktiver gestaltet werden könnte.
Der ADAC protestierte dagegen, daß der Autofahrer für die Altschulden der Bahn zur Kasse gebeten werde. Wenn der Bundestag dem zustimme, werde der Verband von der Regierung einen Ausgleich für benachteiligte Gruppen durch Anhebung der Kilometerpauschale verlangen. Der Vorsitzende der Sozialausschüsse, Ulf Fink (CDU), nannte die Erhöhung ökologisch sinnvoll. Zur Entbürokratisierung des Steuersystems sollte jedoch die anachronistische Kfz- auf die Mineralölsteuer umgelegt werden.
Gegen eine Verteuerung des Autofahrens in Deutschland hat sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, ausgesprochen. "Bei sinkender Nachfrage in der Automobilindustrie Abgaben auf den Autoverkehr zu erhöhen, ist unverantwortlich," sagte Necker der Berliner Tageszeitung B.Z.. Durch die Verkehrsabgaben steige zwar zunächst das Steueraufkommen. Die Abgaben verursachten aber auch ein zusätzliches Sinken des Wachstums und damit eine zunehmende Arbeitslosigkeit. Dadurch kämen wiederum weniger Steuern in die Staatskasse, sagte Necker.
Gegen eine kurzfristige Erhöhung der Mineralölsteuer wandte sich in der B.Z. der Präsident des Hamburger Instituts für Weltwirtschaftsforschung, Erhard Kantzenbach. Dies sei "Gift für die Konjunktur", schmälere den Absatz der Automobilbranche und gefährde so weitere Arbeitsplätze. Langfristig komme man allerdings aus ökologischen Gründen nicht daran vorbei, den Verkehr zu verteuern.
Prof. Rüdiger Pohl, einer der fünf "Wirtschaftsweisen" des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, hat die beabsichtigte Erhöhung der Mineralölsteuer begrüßt. Dies sei ein notwendiger Schritt, wenn auch nicht der letzte, um die Staatseinnahmen zu verbessern, erklärte er im Südwestfunk. Sicherlich sei die Erhöhung ein besserer Schritt als die Vignette, die im Grunde genommen keine Steuerungsfunktion habe.
FRANKFURT A. M., 4. März (AP). Unmittelbar vor der ersten Lesung der Gesetzentwürfe zum neuen Asylrecht im Bundestag am heutigen Donnerstag ist neue Kritik daran laut geworden.
Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP), nannte die Änderungen "nicht überzeugend und unbefriedigend". Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) warnte vor der Erwartung, das Asylproblem könne in der Bundesrepublik in nächster Zeit gelöst werden.
Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) meldete Nachbesserungsansprüche der Koalition an. Über Asylsuchende aus sicheren Herkunftsländern müsse "unmittelbar am Flughafen in kurzer Zeit" entschieden werden, sagte Seiters der Bild-Zeitung. Die FDP warf den Sozialdemokraten unterdessen einen "Bruch der Vereinbarungen" vor, weil sie einen Gesetzentwurf zur Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber nicht mit einbringen wollten. Die FDP-Politikerin Hamm-Brücher sagte der Kölner Zeitung Express, es störe sie, daß die Parteien sich nicht auf die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft hätten einigen können. Außerdem sollten in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern, die dauerhaft hier leben, die deutsche Staatsbürgerschaft automatisch erhalten.
Auch die vorgeschlagene Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber greift nach Ansicht der Ausländerbeauftragten zu kurz. Schmalz-Jacobsen forderte ein eigenes Leistungsgesetz für Asylbewerber. "Wir müssen vor allem den Schleppern und Schleusern das Handwerk legen. Gerade sie locken mit finanziellen Versprechungen", meinte sie.
Kinkel sagte am Mittwoch abend bei einer Veranstaltung zur hessischen Kommunalwahl am kommenden Sonntag in Frankfurt, es werde ungeheuer schwer sein, Wirtschaftsflüchtlinge zurückzuschicken. Deutschland sei zu einem zentralen Magneten für Einwanderer geworden, es sei ein offenes Land und 95 Prozent der Asylbewerber kämen über die grüne Grenze.
NEW YORK/FRANKFURT, 4. März (AP/AFP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat in einer am Mittwoch abend verabschiedeten Erklärung die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und Greueltaten im Osten Bosniens verlangt und den Generalsekretär Butros Ghali angewiesen, die sofortige Stationierung von UN-Friedenstruppen oder -Beobachtern in der Region in die Wege zu leiten. Flugzeuge der amerikanischen Luftwaffe warfen in der Nacht zum Donnerstag zum vierten Mal Hilfsgüter über dem Osten Bosniens ab, um Moslems zu versorgen, die von serbischen Kampfgruppen eingeschlossen sind.
Die vom Sicherheitsrat verabschiedete Erklärung ist zwar in scharfem Ton abgefaßt, hat jedoch keinen bindenden Charakter. Erklärungen dieser Art waren schon in früheren Fällen wirkungslos geblieben. In dem Text heißt es: "Der Sicherheitsrat verlangt, daß das Töten und (Fortsetzung auf Seite 2) die Grausamkeiten aufhören, und bekräftigt, daß jene, die sich Verbrechen gegen die internationalen Menschenrechte zuschulden kommen ließen, von der Weltgemeinschaft persönlich zur Verantwortung gezogen werden."
In der Erklärung werden die bosnischen Serben zweimal als Aggressoren benannt. Sie, und andere, wurden aufgefordert, die Auseinandersetzungen im Raum Cerska einzustellen, wo nach der Eroberung der Stadt durch serbische Kampfgruppen Massaker unter der Bevölkerung angerichtet worden sein sollen. Der Sicherheitsrat verwies darauf, daß er jederzeit wieder zusammentreten könne, um ein weiteres Vorgehen zu erörtern. Worum es sich dabei handeln könne, wurde nicht erwähnt.
Der Rat verlangte ferner, den LKW-Kolonnen, die Hilfsgüter transportierten, müsse überall in Bosnien Zugang zu ihren Zielen ermöglicht werden. Dies gelte besonders für die Orte in Ostbosnien.
Der Sicherheitsrat forderte die Führer der drei Kriegsparteien auf, bei den derzeit in New York laufenden Friedensgesprächen voll engagiert zu bleiben. Beobachter nahmen an, daß die Aufforderung direkt an den bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic gerichtet war, der für Donnerstag seine Abreise angekündigt hatte und seinem Außenminister die Fortführung der Verhandlungen überlassen wollte.
Die bosnische Regierung hatte am Mittwoch ein Hindernis ausgeräumt, indem sie in New York ein Abkommen zur militärischen Demobilisierung unterzeichnete. Außenminister Haris Silajdzic sagte, er habe die Zusage erhalten, daß alle schweren Waffen der Kontrolle der Vereinten Nationen unterstellt würden. Das Abkommen, das von den bosnischen Serben und Kroaten bereits im Januar unterschrieben wurde, gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden Friedensvereinbarung für Bosnien- Herzegowina.
Es sieht einen Waffenstillstand, die Entwaffnung der Kriegsparteien, die Wiederherstellung der Infrastruktur, die Entflechtung der Truppen und die Überwachung der Grenzen vor.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic schrieb vor der Sicherheitsratssitzung die Schuld an der Entwicklung den Moslems zu. Er sagte: "Wir haben eine entsetzliche Situation in Ostbosnien, wo wir seit zwei Monaten eine entsetzliche Moslem-Offensive haben und ein wenig Gegenoffensive seitens der örtlichen Bevölkerung. Sie kämpfen nicht nur gegen das Militär, sondern auch gegen die einheimische Bevölkerung, vor allem gegen Serben, die ihre massakrierten Verwandten in Massengräbern entdeckt haben."
IGNATZ BUBIS, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat davor gewarnt, die Welle der fremdenfeindlichen Gewalt aus dem öffentlichen Bewußtsein zu verdrängen. So notwendig und erfreulich die Lichterketten gegen Ausländerhaß und Antisemitismus gewesen seien, könne man doch noch nicht einmal sagen, daß die Gewalt nachgelassen habe, sagte Bubis der Nachrichtenagentur Associated Press. Auch wenn das Thema derzeit nicht mehr so stark diskutiert werde wie noch vor wenigen Wochen, sei die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland nach wie vor vorhanden, sagte Bubis. "Leider hat die Gewalt noch nicht einmal so nachgelassen, daß man sagen könnte: Es ist besser geworden", fügte der oberste Repräsentant der Juden in Deutschland hinzu. (AP)
Russen-Umfrage Kommunismus war besser
MOSKAU, 4. März (AP). Nach einem Jahr politischer Grabenkämpfe und wirtschaftlicher Reformen, die Millionen Menschen verarmen ließen, glauben laut einem am Mittwoch veröffentlichten Umfrageergebnis fast 60 Prozent der Russen, daß es ihnen unter dem Kommunismus besser gegangen sei. Ein Drittel der Befragten erwartet, daß binnen eines Jahres in Rußland wieder eine Diktatur herrschen werde. Die von der EG unterstützte Umfrage in 18 Ländern Mittel- und Osteuropas zeigte im ganzen ehemaligen Ostblock eine tiefe Unzufriedenheit mit der Demokratie und den wirtschaftlichen Reformen auf.
Bei der Erhebung waren Anfang November vergangenen Jahres 18 469 Menschen im Alter von über 15 Jahren befragt worden. Besonders stark war die Unzufriedenheit mit den Veränderungen in Rußland. Drei Viertel der Befragten erklärten hier, sie seien nicht damit zufrieden, wie sich die Demokratie in ihrem Land entwickle. Im übrigen Osteuropa äußerten sich 69 Prozent ähnlich. Im Gegensatz zu den Russen (59 Prozent) stimmten in Osteuropa aber nur 27 Prozent der Auffassung zu, daß es ihnen unter dem Kommunismus besser gegangen sei.
In Rußland sprachen sich 44 Prozent gegen die Marktwirtschaft aus, 37 Prozent waren dafür. Im übrigen Befragungsgebiet waren 38 Prozent gegen und 44 Prozent für die Marktwirtschaft. In Rußland erklärten aber auch 38 Prozent der Befragten, daß ihnen die wirtschaftlichen Reformen nicht schnell genug gingen; für 20 Prozent waren sie zu schnell.
Ähnlich sieht es mit den persönlichen Erwartungen aus. Von den Befragten rechnen 38 Prozent für dieses Jahr mit einer Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse, nur 22 Prozent glauben an eine Verbesserung. (Siehe auch Seite 2)
LONDON, 4. März (AP). Der Konstrukteur des bekannten sowjetisch-chinesischen Sturmgewehrs AK-47, Michail Kalaschnikow, will eine Stiftung gründen, die Schußwaffenopfern helfen soll. Die britische Militärfachzeitschrift Jane's Defence Weekly veröffentlichte jetzt ein Interview, in dem Kalaschnikow ohne weitere Angaben sagte, der Fonds solle Menschen helfen, die Schußverletzungen erlitten hätten. Der 73jährige fügte hinzu, er wolle andere Handwaffenhersteller um Mithilfe bitten.
Die "Kalaschnikow" war und ist die Standard-Infanteriewaffe osteuropäischer, asiatischer, nahöstlicher und afrikanischer Streitkräfte. Das wegen seiner Einfachheit und Zuverlässigkeit berühmte AK-47 (Bild: poly-press) wurde oft kopiert; zahlreiche Staaten, darunter die frühere DDR, erhielten Nachbaulizenzen. Kalaschnikow war "Held der Sowjetunion" und Leninpreisträger.
STRALSUND, 4. März (AP). Wegen versuchten gemeinschaftlichen Mordes ist am Mittwoch abend vom Landgericht Stralsund ein 20jähriger zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er war für schuldig befunden worden, im Oktober vergangenen Jahres in Greifswald aus einer Gruppe heraus einen marokkanischen Studenten mit einem Baseballschläger schwer mißhandelt zu haben. Das Gericht nannte als Motiv für den der Greifswalder Neonaziszene zugerechneten Täter Ausländerhaß. Die ursprünglich auf versuchten Totschlag lautende Anklage war im Urteilsspruch auf versuchten Mord verschärft worden.
BERLIN, 4. März (AP). Die deutschen Pläne zur Asylpolitik haben nach Darstellung des polnischen Botschafters in Bonn, Janusz Reiter, schwerwiegende Auswirkungen auf viele andere Staaten. Reiter sagte am Donnerstag im Rias Berlin, die deutsche Absicht, abgelehnte Asylbewerber in Nachbarländer abzuschieben, sei für Polen völlig überraschend gekommen. Doch gebe es jetzt bei den deutsch-polnischen Asylgesprächen Fortschritte, so daß über konkrete Dinge gesprochen werden könne. Es dürfe keine Lösung geben, die in Polen die Stabilität zerstöre, sagte der Botschafter. Er äußerte die Erwartung, daß die Grenzen vor allem in Osteuropa aufgrund der neuen Asylregelung dichter würden.
BONN, 4. März (AP). Die SPD ist im Bundestag mit ihrem Vorstoß gescheitert, die Union wegen ihres Abstimmungsverhaltens in der Verfassungskommission von Bund und Ländern vom Parlament verurteilen zu lassen; es gab keine Mehrheit für die von der SPD verlangte Debatte. Anlaß für die Kritik war die Sitzung vom 11. Februar, in der entgegen vorheriger Absprachen CDU und CSU mit ihrer Sperrminorität die Aufnahme des Staatszieles Umweltschutz ins Grundgesetz abgelehnt hatten. Der SPD-Obmann in der Kommission, Hans-Jochen Vogel, erklärte, in der Aussprache müsse geklärt werden, ob der Geschäftsführer einer Fraktion ein bestimmtes Abstimmungsverhalten auch unter der Drohung erzwingen könne, "andernfalls werde man die widerstrebenden Mitglieder aus der Kommission entfernen".
Der verfassungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Friedrich-Adolf Jahn, erklärte, eine Verfassungsdebatte im Bundestag sei nicht an einem Tag möglich, an dem bereits die Asyldebatte angesetzt sei. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Manfred Richter, warnte davor, die Verfassungsdiskussion "in ein parteipolitisches Gezänk abgleiten zu lassen". Uwe-Jens Heuer von der PDS kritisierte, es räche sich jetzt, daß man keine verfassungsgebende Versammlung, sondern nur eine Kommission beschlossen habe.
ESSEN, 4. März (AP/Reuter). Mit Streiks und Kundgebungen an allen Stahlstandorten des Konzerns Krupp- Hoesch haben am Donnerstag die Proteste der Stahlkocher gegen Werksschließungen einen neuen Höhepunkt erreicht. Ein Sprecher der Industriegewerkschaft Metall berichtete in Essen, in allen Werken ruhe seit sechs Uhr für 24 Stunden die Arbeit. Tausende von Stahlarbeitern beteiligten sich an Mahnwachen und Kundgebungen. Schwerpunkte waren die von Stillegung bedrohten Hüttenwerke in Dortmund, Duisburg, Siegen und Hagen und das brandenburgische Oranienburg.
Im Krupp-Hüttenwerk in Duisburg- Rheinhausen und in den Hoesch-Hütten in Dortmund besetzten die Belegschaften die Werkstore. Notbelegschaften sorgten dafür, daß die Hochöfen keinen Schaden nahmen. Auf Kundgebungen unter dem Motto "Ketten des Aufruhrs - wir sichern unsere Arbeitsplätze" forderten Betriebsräte und IG Metall die Einberufung einer nationalen Stahlkonferenz und den Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen bei der Umstrukturierung der Betriebe. Die IG Metall gab die Zahl der Teilnehmer an Protestaktionen mit 30 000 an. "Nach einer Woche der Ruhe an der Stahlfront, kocht die Stimmung jetzt wieder hoch", sagte ein Betriebsrat. Anlaß für die Proteste sind die Pläne von Krupp-Hoesch, ganze Standorte zu schließen. Konzernchef Gerhard Cromme bekräftigte vor Arbeitern, er halte an den Stillegungsplänen fest. Der Aufsichtsrat der Thyssen Stahl AG billigte den Plan des Vorstandes, der einen Arbeitsplatzabbau von 4500 Stellen vorsieht.
(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
HAMBURG, 4. März (AP). Rund 800 000 Deutsche mißbrauchen nach Schätzung des Essener Migräneforschers Hans Christoph Diener Schmerzmittel. Wie die Zeitschrift Geo-Wissen am Donnerstag in Hamburg vorab berichtete, können viele schmerzlindernde Medikamente süchtig machen. Jährlich versuchten etwa 1000 Menschen, vor allem Frauen, einen Schmerzmittel-Entzug. Die Rückfallquote sei jedoch hoch.
Greenpeace sieht Existenz indonesischer Müllsammler gefährdet Recyclingbetriebe des südostasiatischen Inselstaates greifen angeblich lieber auf billigeren deutschen Plastikmüll zurück
HAMBURG, 4. März (AP). Der Export von deutschem Plastikmüll mit dem Grünen Punkt nach Indonesien bedroht nach Angaben von Greenpeace die Existenz der dortigen rund 200 000 Abfallsammler. Das Hamburger Greenpeace Magazin berichtete am Donnerstag vorab, das Duale System und die Verwertungsgesellschaft für gebrauchte Kunststoffverpackungen hätten bisher zwei Verarbeitungsbetriebe in Indonesien unter Vertrag. Müllieferungen aus Deutschland, aber auch aus den USA und den Niederlanden überforderten die dortige Infrastruktur und hätten Teile des Landes zu einer "diffusen Müllhalde" gemacht, sagte Greenpeace- Experte Andreas Bernstorff. Obwohl die indonesische Regierung im Dezember einen Einfuhrstopp für Plastikabfälle erlassen habe, untersuche der TÜV-Rheinland im Auftrag des Dualen Systems weitere indonesische Partner für Recyclingzwecke. Die Recycler in Indonesien kauften jetzt billigere deutsche Abfälle auf, und die Müllsammler, die Plastikabfälle aus städtischen Müllhalden und Haushaltsabfällen gefischt hätten, fänden keine Abnehmer mehr. Der durchschnittliche Tagesverdienst der sogenannten Scavenger in den Großstädten Jakarta, Medan und Surabaya sei unter diesem Druck 1992 von 7000 Rupiah auf 3000 Rupiah (rund 2,50 Mark) gefallen. Hannover stoppt Müllexport sp HANNOVER. Das niedersächsische Umweltministerium hat in den Häfen von Papenburg und Dörpen die geplante Verschiffung von stark schwermetallhaltigen Abfällen nach Osteuropa gestoppt, wo sie beim Dammbau in Bergwerken als "Bindemittel" verwendet werden sollen. Eine Firma in Gladbeck hatte die Abfälle mit diesem Verwendungszweck als "Wirtschaftsgut" deklariert und sie dadurch der Kontrolle der Abfallbehörden zu entziehen versucht. Wegen des Verdachts eines illegalen Abfalltransports ließ der Landkreis Emsland einen der mehreren tausend Säcke in einem Labor untersuchen. Die Analyse ergab weit höhere Anteile an giftigen Schwermetallen als angegeben. Das "Bindemittel" soll als Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen entstanden sein.
Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) forderte am Donnerstag aus diesem Anlaß die Bundesregierung auf, im Abfallgesetz eindeutig zu definieren, was unter Abfall zu verstehen ist, damit die Abfallbehörden wirksam gegen illegalen Müll-Export vorgehen könnten.
BONN/SAARBRÜCKEN, 4. März (AP/ AFP). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat dazu aufgefordert, in der deutschen Verfassung eine aktive Frauenförderung zu garantieren. Die stellvertretende Vorsitzende des DGB, Ursula Engelen- Kefer, kündigte am Donnerstag in Bonn eine bundesweite Anzeigenkampagne an. Sie soll vom 8. März, dem "Internationalen Frauentag" bis zum 24. März laufen.
In einem offenen Brief wird an die Mitglieder der Verfassungskommission appelliert, am 25. März für eine frauenfreundlichere Politik zu stimmen. An diesem Tag will die Kommission von Bundestag und Bundesrat über die neuen Artikel zur Gleichberechtigung sowie zur Ehe und Familie abstimmen. "Wir wünschen uns, daß Tausende dieser Briefe die Kommission erreichen und ein unübersehbares Votum für mehr Verfassungsrechte für Frauen darstellen", sagte Engelen-Kefer.
Die Verpflichtung zur Gleichstellung von Mann und Frau sollte nach Ansicht des Vorsitzenden der Verfassungskommission, Rupert Scholz (CDU), als Staatsziel in der künftigen Verfassung verankert werden. Scholz sagte im Saarländischen Rundfunk, in das Grundgesetz müsse ein Satz eingefügt werden, der den Staat zur "Verwirklichung der Gleichberechtigung" verpflichte.
ERFURT, 5. März (AP). Der Verwaltungsrechtler Ulrich Battis hat die Auftragsvergabe des thüringischen Finanzminister Klaus Zeh an eine Computerfirma, an der er selbst beteiligt war, als "rechtswidrig und politisch sehr bedenklich" eingestuft. In einem am Donnerstag in Erfurt vorgestellten und von der SPD- Fraktion in Auftrag gegebenen Gutachten kommt Battis zu der Auffassung, die Auftragsvergabe von verschiedenen Lan desministerien habe "wegen der vermuteten Interessenkollision eine rechtliche Relevanz".
Auch habe Zeh seine Mitgliedschaft in der Albrecht-Software GmbH nicht offengelegt und damit gegen die Verhaltensregeln für Abgeordnete verstoßen. Zur Vermeidung politischer Dissonanzen hätte sich Zeh sofort von seinem Anteil trennen müssen. Der stellvertretende SPD- Fraktionsvorsitzende, Kurt Weyh, sprach von einem "nachgewiesenen Vertrauensbruch". Aus moralischen Gründen sei es nicht zu vertreten, daß der Finanzminister weiter im Amt bleibe.
NEW YORK, 4. März (AP). Bei der Fahndung nach den Urhebern des Anschlags auf das World Trade Center sind Teile eines gestohlenen Lieferwagens sichergestellt worden, der den Sprengsatz enthalten haben könnte. Wie die New Yorker Tageszeitung Newsday berichtete, lagen die verkohlten Reste des besagten Lieferwagens rund um den Bombenkrater in der Tiefgarage des Wolkenkratzers. Das Fahrzeug sei einen Tag vor dem Anschlag vom vergangenen Freitag aus einer Mietwagenzentrale in New Jersey gestohlen worden. Die Bundespolizei FBI verhöre jetzt den Geschäftsführer dieser Firma, schrieb das Blatt.
Von den zahlreichen Gruppen, die sich als Urheber des Attentats bezeichnet haben, kommt nach Ansicht der Polizei eine serbische Untergrundorganisation am ehesten als Täter in Frage. Ein FBI-Beamter sagte der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch abend, der kurz nach dem Attentat erfolgte Bekenneranruf der bislang unbekannten Serbischen Befreiungsfront habe Hinweise auf die Explosionsstelle enthalten, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt gewesen seien. Deshalb werde dieser Spur zuerst nachgegangen.
BRÜSSEL. Die belgische Regierung hat die EG zu einer verstärkten Solidarität mit dem britischen Schriftsteller Salman Rushdie aufgerufen. Bisher habe die Gemeinschaft versucht, mit der iranischen Regierung einen "kritischen Dialog" aufrechtzuerhalten, erklärte das Außenministerium in Brüssel. Doch jetzt werde "Belgien mit seinen EG-Partnern versuchen, Iran begreiflich zu machen, daß es nicht in dessen Interesse liegt, die internationale Gemeinschaft zu provozie-
GENF, 4. März (AP). Mit ölverschmierten toten Vögeln von der Nordseeküste haben Umweltschützer zur Eröffnung des Genfer Autosalons gegen den hohen Benzinverbrauch neuer Luxusmodelle demonstriert. Mitglieder von Greenpeace legten die Tierkadaver am Donnerstag auf die Kühlerhauben der neuesten Limousinen, um so auf "die Mitverantwortung der Automobilindustrie für Ölverseuchung und Klimakatastrophe" aufmerksam zu machen.
"Als ob es die grauenvollen Bilder an den ölverseuchten Stränden nicht gäbe, wirbt die Automobilindustrie unbeirrt weiter mit Bildern hochglänzender Autokarossen", sagte der Greenpeace-Verkehrsfachmann Oliver Worm.
ROSSLAU, 4. März (AP). Mit einem massiven Aufgebot hat die Polizei am Mittwoch abend einen Überfall rechtsradikaler Jugendlicher auf einen Freizeitklub in Coswig in Sachsen-Anhalt verhindert. Wie ein Polizeisprecher am Donnerstag in Roßlau mitteilte, wurden 14 mit Baseballschlägern, Eisenketten, Butterfly-Messern und Zaunlatten bewaffnete Jugendliche vorläufig festgenommen. Sie suchten Polizeiangaben zufolge eine "Abrechnung" mit den zum Teil linksorientierten Besuchern des Klubs. Der Aktion sei schon am Montag eine Schlägerei vorausgegagen. Die Polizei sei rechtzeitig von dem geplanten Überfall informiert gewesen. Gegen die Jugendlichen werde wegen Landfriedensbruch ermittelt.Wehrpflichtgesetz geändert
BONN, 4. März (AP). Wehr- und Zivildienstpflichtige werden künftig im Regelfall nur noch bis zum 25. und nicht mehr bis zum 28. Lebensjahr einberufen. Entsprechende Änderungen des Wehr- und des Zivildienstgesetzes hat das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen und dem Parlament zugeleitet.
Wer allerdings, beispielsweise wegen Studiums oder Lehre, lediglich zurückgestellt worden ist, muß weiterhin bis zum 28. Lebensjahr mit seiner Einberufung rechnen.
FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Wertpapierhandel stand am Donnerstag voll im Zeichen der zugleich stattfindenden Sitzung des Zentralbankrates. Bei mäßigen Umsätzen herrschte erhebliche Unsicherheit über den Kurs der Bundesbank. Nach einem freundlichen Start bröckelten die Kurse von Standardwerten im weiteren Verlauf ab, so daß sich der Deutsche Aktienindex um gut sechs auf 1687,40 Punkte abschwächte. Erst nach Börsenschluß kam die Meldung, daß die Bundesbank die Leitzinsen nicht verändert hat.
Die zuvor hoch gehandelten Finanz-Titel erlitten die größten Verluste. Allianz verbuchten einen Abschlag von 18 Mark, Dresdner Bank wurden um vier Mark zurückgenommen. Äußerungen aus dem Haus VW, in diesem Jahr doch noch schwarze Zahlen zu schreiben, beflügelten den Markt kaum, die Wolfsburger Aktie gab sogar leicht nach. Bei den Farben erholten sich Hoechst um 0,20 Mark geringfügig. Sonst kamen Asko um zehn Mark voran. Aktien der Krisenbranche Stahl zeigten sich uneinheitlich.
Der Rentenmarkt tendierte wie Aktien etwas leichter. Öffentliche Anleihen wurden bis zu 0,30 Prozent zurückgenommen, so daß sich die durchschnittliche Umlaufrendite auf 6,47 (6,45) Prozent erhöhte. Die Bundesbank nahm zur Marktpflege Titel im Nennbetrag von 60,5 Millionen Mark auf. Die ausgebliebenen Zinssenkungsbeschlüsse galten unter Händlern allgemein als nur verschoben. Auf der nächsten Sitzung in zwei Wochen werde bei zunehmendem Druck aus dem Ausland eine Leitzinssenkung unvermeidlich sein, hieß es.
MÜLHEIM, 4. März (AP/KNA). Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich am Donnerstag für einen militärischen Einsatz zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina und Kroatien ausgesprochen. Zum Abschluß der viertägigen Frühjahrs-Vollversammlung betonten die Bischöfe in Mülheim an der Ruhr, es bestünde die Pflicht zur Abwehr des Rechtsbruches in dem Bürgerkriegsgebiet. Die Völkergemeinschaft und in ihr die Bundesrepublik müsse Solidarität bekunden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann. Er betonte aber, ein militärischer Einsatz Dritter komme nur als äußerstes Mittel in Frage.
In einer Erklärung "Zur Solidarität herausgefordert" heißt es, derzeit würden in Deutschland Interessengegensätze und Verteilungsprobleme in einer Schärfe sichtbar, die bisher durch das Wirtschaftswachstum und die Staatsverschuldung verdeckt worden seien, so zwischen Ost und West oder zwischen Kapital und Arbeit.
WASHINGTON, 4. März (AP/Reuter). Die US-Behörden haben einen Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York festgenommen, bei dem am Freitag fünf Menschen getötet und mehr als 1000 Menschen verletzt worden waren. Das teilte in Washington der Sprecher des Weißen Hauses, George Stephanopoulos, mit. Angaben über die Identität des Festgenommenen machte er nicht.
Nach einem Bericht des Fernsehsenders WNBC unterhält der Verdächtige Verbindungen zu einer radikalen Moslem-Gruppe, die für den Mord an dem radikalen Rabbiner Meir Kahane in New York 1990 verantwortlich war. Bundespolizei FBI und New Yorker Polizei verweigerten zunächst jeden Kommentar.
Zuvor hatte der Sender New York Newsday berichtet, FBI-Ermittler hätten die Spuren eines gelben, als gestohlen gemeldeten Lieferwagens identifiziert. Vermutlich handele es sich um den Wagen, in dem die auf mehrere hundert Kilogramm geschätzte Bombenladung transportiert worden sei. Die starken Brandspuren an den Teilen des Autos ließen auf dessen unmittelbare Nähe zur Explosion schließen.
Wahlkampf-Kohl "Keine Steuererhöhungen"
FRANKFURT A. M., 5. März (AP). Bundeskanzler Helmut Kohl hat Steuererhöhungen vor 1995 erneut kategorisch ausgeschlossen. "Was wir jetzt brauchen, ist eine Belebung der Konjunktur und nicht ihr Abdrosseln", erklärte Kohl am Donnerstag abend in Frankfurt am Main. Angesichts der weltweiten Rezession und der wachsenden wirtschaftlichen Konkurrenz aus Südostasien warnte der Kanzler auf der Abschlußkundgebung der CDU im hessischen Kommunalwahlkampf zugleich davor, den Standort Deutschland weiter aufs Spiel zu setzen.
Einen Tag nach Rückkehr von seiner Reise durch Korea, Japan und andere Staaten des Fernen Ostens rief Kohl zur Umkehr auf und sagte: "Wer glaubt, es kann alles so weitergehen wie bisher, versagt vor der Geschichte und vor der Zukunft unseres Volkes." Er bedaure, daß die Diskussion über den Solidarpakt ins Parteipolitische abgeglitten sei, sagte der CDU-Vorsitzende. Mit Blick auf die Klausurtagung von Bund, Ländern und Gemeinden sowie der Parteien appellierte Kohl an alle politisch Verantwortlichen, ein "Werk der Gemeinschaft für das ganze Land" zustandezubringen.
Der Kanzler vertrat die Ansicht, daß die gegenwärtigen Probleme bei der Standortbestimmung auch ohne die Wiedervereinigung hätten gelöst werden müssen. "Wir haben eine weltweite Rezession und eine wirtschaftliche Entwicklung, die Anlaß zur Sorge gibt", sagte er. Die Konkurrenz für die Deutschen auf dem Weltmarkt werde härter, und in Asien brauten sich "neue wirtschaftliche Kräfte zusammen, die wir uns kaum vorstellen können". Wenn jetzt an der Steuerschraube gedreht würde, hätte dies nach Auffassung des Bundeskanzlers eine "katastrophale Wirkung auf die Konjunktur". (Siehe auch Lokalteil)
JERUSALEM, 5. März (AP). Ein 32jähriger Israeli ist nach Angaben der Polizei wegen der Tötung eines Palästinensers festgenommen worden. Er soll am Dienstag in Ostjerusalem den 74jährigen Dschumah Abdel Asis erschossen haben. Augenzeugen zufolge war der Mann bei einer Fahrt mit seinem Auto von Palästinensern mit Steinen beworfen worden. Er sei ausgestiegen, habe den 74jährigen verfolgt und niedergeschossen. Der Polizei sagte der Festgenommene, er habe in die Luft geschossen, um die Steinewerfer zu vertreiben. Erst später habe er gehört, daß der alte Mann getötet wurde.
Unternehmen Knast - Freiheitsentzug als Ware - der Knacki als Kunde? Für Hamburgs Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) ist die teilweise Privatisierung von Haftanstalten kein Tabu - trotz voreiliger Empörungsschreie. Die ehemalige Richterin denkt über neue Wege in der Justizpolitik nach. Anstoß gab das erste europäische Privatgefängnis in Hull in der englischen Grafschaft Yorkshire. "The Wolds", das die Senatorin gerade gemeinsam mit ihrer niedersächsischen Kollegin Heidi Alm-Merk (SPD) besuchte, wird seit April vorigen Jahres von der privaten Sicherheitsfirma "Group 4" betrieben.
In dem von der britischen Regierung neu errichteten Untersuchungsgefängnis sind 320 männliche Häftlinge, darunter keine hochgefährlichen, untergebracht. "Group 4" erhielt einen Vertrag zunächst für fünf Jahre und muß von der Regierung aufgestellte und ständig kontrollierte Mindeststandards in der Anstalt beachten. Die 110 Sicherheitskräfte, die besser bezahlt werden als Bewacher in den staatlichen Gefängnissen, tragen keine Waffen und dürfen nicht schlagen. Die Anstalt erhält einen festen Geldbetrag, der dem eines staatlichen Gefängnisses gleicher Größe entspricht.
"Das Unternehmen will Gewinn machen, indem es mit dem Geld ökonomischer umgeht", betont die Senatorin. Darunter leidet nicht der Service. Es werden sechs Gerichte pro Tag angeboten, den Gefangenen stehen Fitnessraum, Computerfortbildung, Schuldner- und Arbeitsamtsberatung zur Verfügung. Bestimmte Arbeiten werden von den Häftlingen selbst übernommen. Der Gewinn - in ein bis zwei Jahren angestrebt - entsteht offenbar vor allem durch Personaleinsparungen: Die in deutschen Gefängnissen übliche aufwendige Einzelbewachung fällt weitgehend weg, weil die Hafthäuser nach innen offen sind und die Insassen sich dort frei bewegen. Das Gelände ist von einer fünf Meter hohen Stahlbeton-Mauer umgeben. Größere Sicherheitsprobleme hat es bisher nicht gegeben.
Direkt übertragen läßt sich das englische Modell allerdings schon aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht: Hoheitliche Aufgaben dürfen nur von öffentlich Bediensteten übernommen werden. "Ich will nicht privatisieren, sondern möchte - angesichts leerer Kassen - für dasselbe Geld zugunsten der Gefangenen einen besseren Service und den Angestellten bessere Arbeitsbedingungen bieten", sagt die Hamburger Politikerin. Sie hält die private Bewachung von Abschiebehäftlingen wegen des vergleichsweise geringen Sicherheitsrisikos und die Übernahme von Hilfsarbeiten in Untersuchungshaftanstalten durch private Arbeitskräfte für denkbar.
Gelöst werden könnten damit akute Nachwuchsprobleme im Vollzugsdienst: Während die Untersuchungshaftanstalten aus allen Nähten platzen, sind von 1200 Vollzugsstellen in der Hansestadt 70 bis 100 Stellen ständig unbesetzt. "Warum müssen hochqualifizierte Beamte des allgemeinen Vollzugsdienstes einfache Arbeiten ausführen?" In Hamburg dauert die Vollzugs-Ausbildung zweieinhalb Jahre. Doch auch Privatisierungen bei der Bewachung von Abschiebehäftlingen und bei den "Zuführdiensten" in der U-Haft setzen Änderungen bundesrechtlicher Gesetze voraus. Die Hamburger Justizsenatorin beginnt bei der Suche nach Verbündeten in kleinen Schritten: Bei der nächsten Justizministerkonferenz will sie erst einmal über ihre positiven Erfahrungen in "The Wolds" berichten. GUDRUN DOMETEIT (dpa)
WASHINGTON, 4. März (dpa). Die USA wollen ihre Truppenstärke in Europa auch unter der neuen Regierung von US-Präsident Bill Clinton nicht kurzfristig abbauen.
Diese Einschätzung vertrat NATO-Generalsekretär Manfred Wörner am Mittwoch abend zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in Washington, bei dem er neben Clinton auch mit Außenminister Warren Christopher und Verteidigungsminister Les Aspin zusammentraf.
Clinton habe ihm versichert, auf "absehbare Zeit" sei nicht damit zu rechnen, daß die von der Atlantischen Allianz als "Schwelle" angesehene Präsenz von 100 000 US-Soldaten unterschritten werde, sagte Wörner vor Journalisten. Im Wahlkampf hatte Clinton noch eine stärkere Verringerung als politisches Ziel angegeben.
Bei den Gesprächen mit der neuen US- Regierung über die Lage im früheren Jugoslawien habe es Einigkeit darüber gegeben, daß bei der Durchsetzung eines Friedenplans zwischen den Konfliktparteien in Bosnien-Herzegowina unter der Verantwortung der UN auch Rußland beteiligt werden solle, sagte Wörner weiter. Dazu gebe es auch "erste positive Signale" aus Moskau.
NEW YORK, 4. März (dpa). Der Sprengsatz, der am vergangenen Freitag große Teile des World Trade Center in New York demoliert hatte, war auf der Rampe zur Tiefgarage unmittelbar unter dem Vista Hotel gezündet worden. Ein Polizeisprecher teilte in der Nacht zum Donnerstag mit, die Bombe sei im zweiten Untergeschoß explodiert. Der Anschlag hatte fünf Menschenleben und mehr als tausend Verletzte gefordert. Der riesige Geschäftskomplex muß mindestens einen Monat lang geschlossen bleiben, weil die sechs Stockwerke tiefen Fundamente, die von der Bombe schwer beschädigt wurden, verstärkt werden müssen.
BELGRAD, 4. März (dpa). Etwa zehn Prozent aller Inhaftierten im Belgrader Zentralgefängnis haben nach Angaben eines Vollzugsbeamten eine Straftat begangen, nur um in der Haftanstalt zu überwintern. "Sie haben kein Einkommen. So können sie wenigstens im Warmen schlafen und regelmäßig essen", berichtete der Justizbeamte Radoman Milenko in der neuen Ausgabe des oppositionellen Belgrader Politmagazins Srpska rec.
BERLIN. Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Walter Jens, will die Nachkriegsgeschichte der beiden Kunstakademien der Stadt in Ost und West schreiben. Bei der Wahl eines neuen Präsidenten für die dann vereinigte Berlin-Brandenburgische Akademie will Jens "nur im äußersten Notfall wenn sich wirklich niemand anderes findet", kandidieren.
Dem neuen Lebenswerk will er sich zusammen mit seiner Frau Inge widmen. Auch will Jens die Geschichte der West- Akademie von den Anfängen im Kalten Krieg bis zur Zuwahl von Mitgliedern aus dem Osten dokumentieren.
Jens hofft, daß die Berliner und frühere Preußische Akademie an ihrem 300. Geburtstag im Jahre 1996 ihr bis dahin wieder aufgebautes Stammhaus am Pariser Platz in der Nähe des Brandenburger Tors beziehen kann. dpa
BERLIN, 4. März (dpa). Michail Gorbatschow sowie andere ehemalige Politiker beziehungsweise Armeeführer des Ostblocks sollen die in Berlin angeklagten SED-Spitzenfunktionäre entlasten: Im Prozeß gegen den Ex-DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler, seinen Stellvertreter Fritz Streletz und den Suhler SED-Bezirkschefs Hans Albrecht beantragte die Verteidigung am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht unter anderem die Vernehmung des früheren sowjetischen Staatschefs.
Von ihm erhofft sich die Verteidigung Aussagen, die belegen, daß nicht die angeklagten Ex-Mitglieder des DDR-Verteidigungsrates über das Sicherheitsregime an der einstigen westlichen Außengrenze des Warschauer Paktes zu entscheiden hatten, sondern daß dies Sache der Sowjetunion war. Somit hätten sie auch keine Verantwortung für die Toten an der innerdeutschen Grenze zu tragen, meinen die Anwälte. Keßlers Verteidiger beantragte, die ehemaligen Verteidigungsminister Bulgariens, Ungarns, Rumäniens, Polens und der CSFR sowie die Armeegenerale dieser Länder als Zeugen zu hören.
"Tony Bland ist praktisch am 15. April 1989 im Hillsborough Stadion von Sheffield gestorben." Dies sagte der Arzt Dr. Jim Howe vor dem Gericht, das darüber zu befinden hatte, ob der Fan des Fußballvereins Liverpool einen würdigen Tod haben könne. Doch der junge Mann lebte in tiefem Koma noch fast vier Jahre, bis er in der Nacht zum Donnerstag nach einem langen juristischen Streit sterben durfte. Er ist das 96. Opfer der Tragödie, die sich im April 1989 im Fußballstadion von Sheffield ereignet hatte.
Der Fall hatte Medien und Gerichte seit 1991 beschäftigt, als die Eltern Tony Blands zusammen mit den Ärzten zu dem Schluß kamen, daß es keine Chancen für eine Genesung mehr gab. Der 57jährige Vater Allan meinte: "Die Leute sagen, daß wo Leben auch Hoffnung ist. Aber ich zweifle allmählich, daß es Leben auch dann geben soll, wenn es keine Hoffnung mehr gibt." Der Sohn hatte an dem tragischen Apriltag von 1989 auf der Tribüne mit den Stehplätzen gestanden, als eine Horde von Fans in das bereits überfüllte Stadion stürmte. Tony war unter den Zuschauern, die gegen ein Absperrgitter gedrückt wurden. Seine Lunge wurde zerquetscht und die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbrochen. Seitdem wurde er im Airedale Krankenhaus in West Yorkshire künstlich ernährt. Sein Gehirn war zum größten Teil abgestorben. Er war ein lebender Toter. "Er ist irgendwo zwischen Himmel und Erde", sagte sein Vater, der das Krankenzimmer liebevoll mit Fußballsouvenirs ausstaffiert hatte.
"Sein Geist hat ihn verlassen. Alles, was geblieben ist, ist die Hülle seines Körpers", sagte der Anwalt in der ersten Instanz des längeren Gerichtsverfahrens, das ausführlich die ethischen und rechtlichen Probleme diskutierte. "Wir verschreiben keine Ewigkeit", sagte der Arzt Jim Howe vor dem Tribunal. Aber der Fall mußte durch drei Instanzen bis zum Oberhaus gehen, wo dann die höchste Instanz, die Law Lords, entschied, daß Tony Bland in Würde sterben sollte.
Vor allem war es immer wieder darum gegangen, ob die künstliche Ernährung, auf die das Opfer angewiesen war, als medizinische Behandlung anzusehen war. Euthanasie in einem solchen spezifischen Fall bleibt weiter ohne rechtliche Regelung, und muß auch in Zukunft in Großbritannien von Fall zu Fall von den Gerichten entschieden werden.
Am 22. Februar wurde die künstliche Ernährung unterbrochen. Tony Bland starb, ohne Schmerzen zu spüren. Jetzt wird sein Name als der 96. auf dem Gedenkstein für die Liverpool Fans, die in Sheffield ihr Leben verloren, eingraviert.
JOBST KNIGGE (dpa)
FRANKFURT A. M., 4. März (dpa). In deutschen Zügen darf weiter geraucht werden. Derzeit gebe es keine Überlegungen, die Wagen komplett zu Nichraucher-Zonen zu erklären, sagte ein Sprecher der DB-Hauptverwaltung am Donnerstag. Auch sei nicht an eine Verringerung der Raucherplätze gedacht. Der Griff zu Glimmstengel, Pfeife oder Zigarre ist nach Bahn-Angaben in einem Viertel des Nah- und Bezirksverkehrs und einem Drittel der Fernzüge erlaubt. Im Intercity hat die Bahn für Raucher 35 Prozent aller Großraumwagen-Plätze zugelassen. Im ICE sind in der zweiten Klasse zwei und in der ersten Klasse ein Wagen für den blauen Dunst reserviert. Verboten ist das Rauchen nur in den S-Bahn-Zügen.
MÜNCHEN, 4. März (dpa). In Bayern haben Gauner eine billige Entsorgung für Altreifen erfunden. Sie mieten Scheunen und Ställe, füllen sie mit ausrangierten Pneus, zahlen den Bauern ein wenig Geld und verschwinden dann spurlos. Die Bauern haben das Nachsehen: Pro Reifen kostet die ordnungsgemäße Entsorgung fünf Mark. Vor den trickreichen Gummi-Gaunern warnte am Donnerstag der Bayerische Bauernverband. Den Bauern drohe auch Bußgeld: Für die Vermietung leerer Scheunen sei die baurechtliche Genehmigung einer Nutzungsänderung notwendig.
Sparzins-Verfahren gegen
BERLIN (dpa). Das Bundeskartellamt wird das Verfahren wegen des Spareckzinses gegen fünf Berliner Banken voraussichtlich in der kommenden Woche einstellen. Damit wäre die im August 1992 eingeleitete Untersuchung wegen Verdachts des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung bei der Gestaltung der Zinssätze für Sparkonten mit gesetzlicher Kündigung hinfällig, heißt es in dem Amt. Zunächst wurde gegen acht Institute ermittelt, dann nur noch bei fünf Banken ein Oligopol angenommen.
Die Behörde hatte moniert, daß Banken und Sparkassen nach der Erhöhung von Diskont- und Lombardsatz zwar ihre Kreditzinsen angehoben hätten, die Sätze für die Spareinlagen aber kaum gestiegen seien. Nach der jüngsten Senkung der Leitzinsen habe sich ein neues Zinsgefüge ergeben, womit Mißbrauch kaum noch nachzuweisen sei, so Experten.
Ausgerechnet der Ex-Bayer Johnny Ekström hat mit zwei Toren den übermächtig erscheinenden AC Mailand im Europapokal herausgefordert. Am 3. Spieltag der sogenannten Champions- League gewann der Ekström-Klub IFK Göteborg beim niederländischen Nobelverein PSV Eindhoven klar mit 3:1 (3:1). Die Gastgeber-Führung durch Numan (8.) glich Nilsson (19.) aus, dann schlug zwei Tage vor seinem 28. Geburtstag Weltenbummler Ekström zu (34., 44.).
Zwar führt Eindhoven von 1988 derzeit noch die Ehrendivision an, doch nach dem Aus im nationalen Pokal und einigen Punktverlusten in der Meisterschaft ist Trainer Westerhof in die Kritik geraten. Nun ging sein Kurs, "Oldies" wie van Aerle oder Heintze trotz schwacher Leistungen und Verletzungen immer wieder aufzubieten, auch im internationalen Geschäft daneben. Abgeschlagen mit 1:5 Punkten rangiert der PSV Eindhoven auf dem letzten Tabellenplatz der Meister- Gruppe B.
Der IFK (4:2 Punkte) dagegen sitzt jetzt Milan (6:0) im Nacken, kann dazu die nächsten beiden Spiele gegen Eindhoven und die Italiener zu Hause austragen. Wie schwer es derzeit jedoch ist, den Mailändern auch nur ein Remis abzutrotzen, bekam der FC Porto zu spüren. Die Portugiesen erspielten sich im heimischen Stadion zwar viele Torchancen, doch Milan schlug durch Goalgetter Jean- Pierre Papin eiskalt zu. Sein Schuß zum 1:0(0:0)-Auswärtssieg brachte nicht nur die UEFA-Prämie von einer Million Mark, sondern war auch Papins erster Treffer im laufenden Cup-Wettbwerb.
"Milan ist derzeit das absolute Ausnahmeteam in der Welt", erklärte Rudi Völler. Er mußte beim "Auswärtsspiel" seines französischen Arbeitgebers Olympique Marseille in Berlin gegen ZSKA Moskau wegen einer geprellten Rippe passen, trotzdem bleibt in Gruppe A Marseille mit einem 1:1 (1:0) auf Finalkurs. "Wenn es dann gegen Milan geht, entscheidet auch die Tagesform. Das könnte ein Vorteil für uns sein", wagte Rudi schon einen Blick voraus. Mit der Leistung seines Teams gegen die jungen Moskauer zeigte sich Olympique-Coach Raymond Goethals jedoch alles andere als zufrieden. Den Vorsprung durch Pele (28.) hatte der 21jährige Tartare Faisulin (53.) egalisiert. Besonders interessiert werden dies die Rangers aus Glasgow zur Kenntnis nehmen. Trotz des Ausfalls von gleich fünf wichtigen Spielern (Gough, Stevens, Steven, Ferguson, Durrant) erreichten die Schotten beim FC Brügge ein 1:1 (0:1). dpa
OSNABRÜCK. Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger wird mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet. Wie die Jury mitteilte, erhält der Autor die mit 25 000 Mark dotierte Auszeichnung für sein Gesamtwerk. Enzensberger sei ein "skeptischer Aufklärer, der dem Zeitgeist immer um einen Schritt voraus sei." dpa
BERN, 4. März (dpa). Papst Johannes Paul II. hat dem umstrittenen Bischof von Chur (Schweiz), Wolfgang Haas, zwei Weihbischöfe zur Seite gestellt. Das Kirchenoberhaupt teilte dieses dem Präsidenten des Schweizer Bischofskonferenz, Pierre Mamie, in einem Schreiben vom 1. März mit. Die Weihbischöfe sollen dazu beitragen, die massiven Probleme der Diözese Chur zu bewältigen. Haas, seit 1990 Oberhirte, ist wegen seiner konservativen Haltung und seiner Personalpolitik in der Diözese weitgehend isoliert.
Bei den Weihbischöfen handelt es sich um den 65jährigen Jesuiten Peter Henrici und den 59jährigen Marianisten Paul Vollmar. Die Schweizer Bischöfe nahmen die Entscheidung des Papstes "mit Freude und Erleichterung" zur Kenntnis und hoffen, daß die Gegner des 44jährigen Haas mit einem "Zeichen des guten Willens" antworten, ließen sie am Donnerstag in Bern mitteilen. Haas sei bereit, beide "neuen Mitarbeiter voll in die Leitung der Diözese zu integrieren".
HAMBURG/BONN, 4. März (dpa). Der gefürchtete Computer-Virus "Michelangelo" schlägt am Samstag wieder zu. Diesmal wird das Sabotage-Programm, das jedes Jahr am 6. März Rechner attackiert und deren Daten zerstört, aber vermutlich weniger Schäden anrichten als 1992. "Da am Samstag die meisten Firmen und Behörden geschlossen haben, sind weniger Personal Computer in Betrieb", sagte Frank Felzmann vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Donnerstag in Bonn.
Der tückische Virus ist nach dem italienischen Bildhauer, Maler und Architekten Michelangelo (1475-1564) benannt und richtet immer an dessen Geburtstag, dem 6. März, Schaden an. Gefährdet sind IBM- und IBM-kompatible Personal Computer, deren Festplatten-Daten der Virus vernichten kann. Nach Schätzungen des BSI waren 1992 allein in Deutschland mindestens 15 000 Rechner von "Michelangelo" befallen.
BERLIN, 4. März (dpa). Berlin tickt wieder richtig: Nach drei Monaten Verwirrspiel sind die Uhren in der Hauptstadt wieder im Takt. Frequenzschwankungen an der Schaltstelle zwischen den Energieversorgungs-Systemen in Ost und West waren die Ursache dafür, daß die Synchron-Uhren "nach dem Mond gingen". Zwischen beiden Stadthälften war Anfang Dezember eine Not-Stromverbindung geschaltet worden, um die Energie- Insel West-Berlin bei Bedarf mit Strom aus russischen Kraftwerken versorgen zu können. Die daraus folgenden Schwankungen haben sich inzwischen wieder auf Normalniveau eingependelt, sagte ein Sprecher des Berliner Stromversorgungsunternehmens am Donnerstag. Durch die Schwankungen hatten sich in Einzelfällen "Zeitverschiebungen" von Stunden ergeben.PEN (Ost) fordert Änderung von Stasi-Unterlagengesetz
BERLIN. Das Deutsche PEN-Zentrum (Ost) hat eine Änderung des Stasi-Unterlagengesetzes gefordert. In einer Erklärung setzt sich das Präsidium dafür ein, daß auch Beschuldigte Einsicht in ihre Akten bei der Gauck-Behörde bekommen und damit gegenüber Dritten nicht länger benachteiligt werden. Dabei bezieht sich das PEN-Zentrum auf die Stasi-Vorwürfe gegen die Autoren Christa Wolf und Heiner Müller. Wie viele andere sähen sie sich in der Presse Beschuldigungen gegenüber, die auf einem Material fußten, das allein den Anklägern bekannt gewesen sei.
"Es muß besorgt machen, daß sich der Prozeß der Neuvereinigung Deutschlands mit der Aufgabe einer Reihe zivilisatorischer Fortschritte verbindet", heißt es in der Erklärung. Ähnlich wie nach der Reichseinigung 1870/71 drohe die demokratische Substanz verloren zu gehen, die den Einigungsprozeß trage. dpa
KÖLN, 4. März (dpa). Eine von Rechtsextremen ausgerufene "Fahndungsaktion" in Köln beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft: Am Donnerstag leitete die Behörde wegen Amtsanmaßung ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der rechtsextremistischen Partei "Deutsche Liga" ein. Deren Kölner Ratsfraktion hatte angekündigt, "Steckbriefe" einer Romafrau verteilen zu wollen, die nach ihrer umstrittenen Abschiebung nach Mazedonien zu ihrer Familie nach Köln zurückgekehrt war und derzeit von einem Freundeskreis versteckt wird.
Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, stellte Strafantrag. Das Vorgehen der Liga "erfülle den Tatbestand der Volksverhetzung". Auf den Flugblättern, die bislang auftauchten, wird eine Belohnung von 1000 Mark zur Ergreifung der Frau ausgesetzt.
BRÜSSEL (dpa). Die französische Matra-Gruppe, die die Großraumlimousine Renault-Espace herstellt, hat einen neuen Angriff gegen ihre künftigen Konkurrenten Volkswagen und Ford gestartet. Diese beiden Autobauer wollen gemeinsam in Portugal einen Großraumwagen fertigen. Während eine erste Klage von Matra vor dem Europäischen Gerichtshof wegen angeblich zu hoher EG-Beihilfen für das von VW-Ford geplante Werk in Setubal bei Lissabon noch anhängig ist, haben die Franzosen eine Klage gegen die wettbewerbsrechtliche Genehmigung des Gemeinschaftsunternehmens eingereicht.
Matra wirft der EG-Kommission vor, eine Fehlentscheidung getroffen zu haben: Mit dem Okay zum Joint-venture namens Autoeuropa sei VW und Ford eine beherrschende Stellung in europäischen Absatzgefilden zugebilligt worden. Bei einer Kapazität des Werks in Portugal von 190 000 Wagen pro anno von 1995 an sei dies programmiert. Das Marktvolumen habe 1992 bei 111 000 Einheiten gelegen, davon entfielen 65 000 auf Matra/Renault, 24 000 auf Chrysler, 13 000 auf Toyota sowie 6000 auf Nissan und 3000 auf Pontiac. Nach Ansicht der Franzosen wurden die Investitionskosten von fünf Milliarden Mark für das Werk von VW- Ford viel zu hoch angegeben, um sich massive Beihilfen zu sichern. Über die Rechtmäßigkeit der Brüsseler Subventionen (gut eine Milliarde Mark) soll Ende April eine Vorentscheidung fallen.
WACO, 4. März (dpa). In dem Stellungskrieg zwischen der Polizei und mehr als hundert Anhängern einer religiösen Sekte im US-Bundesstaat Texas zeichnete sich auch am fünften Tag nach dem blutigen Schußwechsel, bei dem mindestens sechs Menschen getötet wurden, kein Einlenken des Sektenführers Vernon Howell ab. Der 33jährige, der sich nach der Ausstrahlung einer religiösen Botschaft im Radio ursprünglich hatte ergeben wollen und bis Donnerstag abend zwei weitere Kinder aus dem festungsartigen Gebäudekomplex östlich von Waco freiließ, sagte der Bundeskriminalpolizei FBI, er warte "auf eine weitere Mitteilung von Gott".
Unterdessen richteten sich mehr als 500 Polizisten auf eine längere Belagerung des Anwesens ein, in dem sich die schwerbewaffneten Mitglieder der Davidianer-Sekte verschanzt halten.
Das FBI erwägt offenbar eine Abschaltung des Stroms, um die Sektenmitglieder zur Aufgabe zu bewegen. Dies sei "eine Möglichkeit, die immer offensteht", sagte ein Sprecher vor Journalisten. Die Beamten würden "solange hier bleiben, bis dieser Fall ohne weiteres Blutvergießen gelöst wird".
Nach den neuesten Angaben des FBI halten sich insgesamt noch rund 108 Menschen in dem 33 Hektar großen Anwesen auf, darunter 18 Kinder und fast 50 Frauen. Zwei weitere Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren konnten das Gebäude verlassen. Damit sind seit Beginn der Auseinandersetzung Sonntag morgen, in deren Verlauf vier Polizeibeamte erschossen wurden, insgesamt 20 Jugendliche freigelassen worden. Ein Teil der Sektenmitglieder soll aus Großbritannien, Jamaika und Australien kommen.
Wie ein FBI-Sprecher sagte, ist die Sekte über die als Überraschungsaktion gedachte Polizeiaktion von einem nicht bekannten Anrufer informiert worden. Das FBI erhielt diese Information von einem eingeschleusten V-Mann, dem es unmittelbar vor der Aktion noch gelungen war, das Anwesen zu verlassen
Nach Berichten der Kinder und zweier Frauen sind offenbar zehn Mitglieder der Sekte bei den beiden Schußwechseln ums Leben gekommen. Ein Leichnam wurde nach einem Helikopter-Suchflug des FBI außerhalb des Anwesens gefunden, die übrigen seien in einem "Waffenraum" untergebracht. Der FBI-Sprecher sagte am Mittwoch, daß man von drei Verletzten ausgehe, darunter auch Howell.
Howell, der seinen Namen 1990 offiziell in David Koresh umänderte, hat schätzungsweise 2000 bis 3000 Mitglieder in den USA. Der Sektenführer, der sich für Jesus Christus hält, hat sich von den in den USA erfolgreichen Sieben-Tage-Adventisten abgespalten.
Appell der Wirtschaftsminister an Bonn und Frankfurt
STUTTGART/HAMBURG (dpa/AP/ nff/FR). Die Wirtschaftsminister der 16 Bundesländer haben von der Bonner Regierung schnelle wirtschaftspolitische Entscheidungen und von der Bundesbank eine weitere Leitzinssenkung gefordert. Zum Abschluß ihrer zweitägigen Konferenz in Stuttgart verlangten sie zugleich die zügige Sanierung des überlebensfähigen Kerns der ostdeutschen Industrie. Der Vorsitzende der Konferenz, der baden-württembergische Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD), sagte, die Bundesrepublik stehe vor der "schwierigsten wirtschaftspolitischen Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg". Die Minister forderten die Bundesregierung auf, die investiven Ausgaben in dieser Konjunkturlage nicht zurückzufahren. Ebensowenig dürfe die Fähigkeit der Länder und Gemeinden zur Verstetigung und Verstärkung ihrer investiven Anstrengungen eingeschränkt werden.
Zum Thema "Aufschwung Ost" erklärten die Minister, der andauernde Schrumpfungsprozeß drohe das industrielle Potential der Ex-DDR zu zerstören. Sie forderten Bundesregierung und Treuhand auf, gemeinsam mit den Ländern Sanierungskonzepte zu erstellen. Die erneute Absage von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) an eine nationale Stahlkonferenz stieß bei der Konferenz auf scharfe Kritik der Ressortchefs von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, Günther Einert (SPD) und Walter Hirche (FDP). Der Bund stehle sich aus seiner Verantwortung, meinten die beiden. Die Probleme der Stahlindustrie seien nur zu lösen, wenn die deutschen Interessen einheitlich gegenüber der EG vertreten würden. Dies setze eine Initiativ- und Moderatorenfunktion des Bonner Wirtschaftsministers voraus. In einem Beschluß der Konferenz heißt es, die Minister erwarteten, daß die Unternehmen bis Ende September konkrete, finanziell abgestützte Umstrukturierungsprogramme vorlegen, die zur dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlbranche auf dem Weltmarkt führen.
Scharfe Kritik an der Bonner Konjunkturpolitik übt unterdessen der Chef der Hamburgischen Landesbank, Hans Fahning. Er bemängelt das Fehlen eines "vernünftigen wirtschaftspolitischen Gesamtkonzepts", das Finanz-, Geld- und Lohnpolitik zusammenfaßt, das kurz- und langfristigen Erfordernissen Rechnung trägt. Ohne eine solche Strategie sei "eine durchgreifende Erholung der Wirtschaft nicht zu erwarten". Fahning nennt den jüngsten Tarifabschluß für die Banken "beachtlich gemäßigt" und ein "hoffnungsvolles Zeichen". Eine weitergehende Lockerung der Geldpolitik müsse den europäischen Partnern die Möglichkeit zum Nachziehen, zum Ankurbeln der Volkswirtschaften über niedrige Zinsen geben. Bisher habe die Bundesbank zu spät und zu wenig gehandelt.
Gestern jedenfalls handelten die deutschen Währungshüter nicht. Sie ließen die Leitzinsen Diskont und Lombard auf dem im In- und Ausland vielfach als weit zu hoch angesehenen Niveau von acht beziehungsweise neun Prozent. Angesichts des "bisher völlig unzureichenden Zinsabbaus" warnte die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) vor der "sehr konkreten" Gefahr eines noch schärferen Konjunktureinbruchs in diesem Jahr. DAG-Vorstandsmitglied Ursula Konitzer meinte unter Hinweis auf das jüngste Schrumpfen der Geldmenge und die "sehr moderaten Tarifabschlüsse", der Zentralbankrat habe den nach seinen eigenen Stabilitätskriterien bestehenden Spielraum für eine deutliche geldpolitische Lockerung nicht genutzt.
PARIS. Der erste "französische Preis der arabischen Welt" ist in Paris dem marokkanischen Schriftsteller Abdelhak Serhane für seinen Roman "Le Soleil des Obscurs" (Die Sonne der Verborgenen) verliehen worden.
Die von der in Frankreich lebenden Libanesin Maha Dalloul gestiftete Auszeichnung ist mit rund 15 000 Mark dotiert. Der 42jährige Literaturwissenschafter erzählt in seinem dritten Roman die Geschichte eines Mannes aus dem Gebirge, der in der Stadt Ungerechtigkeit und Grausamkeit erfährt. dpa
JERUSALEM, 4. März (epd/dpa). Der deutsche Teil des "Tals der zerstörten Gemeinden" in der Jerusalemer Shoa-Gedenkstätte Jad Vaschem ist am Donnerstag offiziell eröffnet worden. Zu den Teilnehmern aus der Bundesrepublik gehörten unter anderen der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite (CDU), der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD), die Bürgermeister von Bremen, Münster und Hannover sowie die SPD-Politikerin Annemarie Renger.
Die aus künstlichen Felsschluchten bestehende Gesamtanlage erinnert an die Zerschlagung von 5000 jüdischen Gemeinden in Europa durch die Nationalsozialisten. Im deutschen Abschnitt finden sich die Ortsnamen von 800 Gemeinden. Seite sagte, die große Zahl der zerschlagenen jüdischen Gemeinden mache tief betroffen.
Borussia Dortmund, der Krösus der Fußball-Bundesliga, hat wieder zugeschlagen: Am Donnerstag gab Manager Michael Meier bekannt, daß der BVB den Mittelfeldspieler Stefan Reuter für 3,2 Millionen Mark gekauft habe. Der Vizemeister hatte den 36maligen Nationalspieler zu Beginn der Saison vom italienischen Erstligisten Juventus Turin für 800 000 Mark mit Option auf Weiterverpflichtung bis zum 30. Juni 1994 ausgeliehen.
Zuvor hatte der Tabellenvierte der Bundesliga bereits in einem spektakulären Transfer den gebürtigen Dresdener Matthias Sammer für eine Ablösesumme von 8,7 Millionen Mark vom italienischen Erstligisten Inter Mailand ins "Revier" geholt. Die Tatsache, daß die Dortmunder derzeit praktisch "im Geld schwimmen", ist vor allem dadurch begründet, daß der Klub noch im internationalen Wettbwerb des Europapokals vertreten ist, während alle anderen deutschen Vereine bereits ausgeschieden sind. Durch die in dieser Saison erhöhten Fernseh-Gelder buchte die Borussia Einnahmen in zweitselliger Millionen-Höhe. Erst kürzlich hatte Bayern-Trainer Ribbeck erklärt: "Dortmund kann jeden Kredit aufnehmen, den zahlen die Zuschauer zurück." dpa
FRANKFURT A. M., 4. März (dpa). Die Tarifverhandlungen für die rund 1,4 Millionen Beschäftigten im deutschen Baugewerbe sind am Donnerstag in Frankfurt ergebnislos auf den 12. März vertagt worden. Die Arbeitgeber legten noch kein Angebot vor. Die IG Bau-Steine-Erden war mit einer Forderung von 6,9 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Arbeitnehmer in Westdeutschland zum 1. April in die erste Verhandlungsrunde gegangen. Für die mehr als 300 000 ostdeutschen Bauarbeitnehmer will die Gewerkschaft die Stundenlöhne zu 100 Prozent an das Westniveau angleichen. Derzeit liegen diese nach Darstellung der Gewerkschaft bei 77 Prozent, nach Aussage der Arbeitgeber bei 79 Prozent der Westbezüge.
LISSABON, 4. März (dpa). Sabotage- Kommandos der angolanischen Guerilla- Organisation UNITA haben am Donnerstag erneut die Wasserversorgung der Landeshauptstadt Luanda nach Angriffen lahmgelegt. Nach Angaben des Innenministeriums in Luanda beschossen die Freischärler die lebenswichtige Wasseraufbereitungsanlage in Kifangondo, 30 Kilometer außerhalb Luandas, die die Hauptstadt mit Wasser versorgt. Die Wasserversorgung war bereits seit dem ersten Angriff gegen die Anlage vor drei Monaten gestört. Außerdem sprengte die UNITA vier Hochspannungsmasten und störte damit die Stromversorgung in der Hauptstadt.
Auch am Donnerstag beschossen UNITA-Einheiten Huambo, die zweitgrößte Stadt des Landes. Bisher sollen dort 15 000 Menschen bei den Kämpfen getötet worden sein. Nach einem Bericht der Lissaboner Zeitung "Publico" vom Donnerstag sind in Angola seit Wiederbeginn der Kämpfe Anfang November 60 000 Menschen getötet worden.
Borussia Dortmund, der Krösus der Fußball-Bundesliga, hat erneut viel Geld ausgegeben. Am gestrigen Donnerstag gab Manager Michael Meier bekannt, daß der BVB den Mittelfeldspieler Stefan Reuter für 3,2 Millionen Mark gekauft hat. Der Vizemeister hatte den 36fachen Nationalspieler zu Beginn der Saison vom italienischen Erstligisten Juventus Turin für 800 000 Mark mit Option auf Weiterverpflichtung bis zum 30. Juni 1994 ausgeliehen.
"Nach dem UEFA-Cup-Spiel gegen den AS Rom am Dienstag haben wir uns mit den Verantwortlichen von Juventus zusammengesetzt. Alles ging dann sehr schnell. Wir haben uns auf eine Ablösesumme von vier Millionen Mark abzüglich der Leihgebühr geeinigt. Ursprünglich belief sich der Transferbetrag immerhin auf rund sieben Millionen Mark", sagte Meier, der genauso wie der Dortmunder Coach Ottmar Hitzfeld von dem 26 Jahre alten Reuter in der Zukunft noch einiges erwartet. "Wir müssen dem Stefan nach seiner schweren Verletzung noch Zeit und Spielpraxis geben. Aber ich bin sicher, daß er eine wirkliche Verstärkung für uns sein wird, wenn er erst einmal seine Form gefunden hat", meinte Hitzfeld. Reuter hatte sich am 5. Dezember im Spiel bei Bayer Leverkusen einen Meniskusschaden und Kreuzbandriß zugezogen. Seit drei Wochen steht er wieder in der Dortmunder Mannschaft. dpa
BERLIN. Die Gauck-Behörde hat mit Unverständnis auf die Forderung des PEN (Ost) nach einer Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes reagiert. Eine Änderung des Gesetzes sei unnötig. Wie der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Hansjörg Geiger, mitteilte, hätten auch hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter der früheren Staatssicherheit Einsicht in die zu ihrer Person angelegten Unterlagen. Selbst die von ihnen selbst verfaßten Berichte könnten sie dann einsehen, wenn sie hierfür ein rechtliches Interesse nachwiesen. dpa
COSTA MESA, 5. März (dpa). Der US-amerikanische Geschäftsmann Milan Panic, der im vergangenen Sommer als Ministerpräsident die Regierungsgeschäfte von Rest-Jugoslawien übernommen hatte, will in die USA zurückkehren und wieder die Leitung des in Kalifornien ansässigen Pharmakonzerns ICN sowie der drei Tochterunternehmen übernehmen. Er wolle sich wieder der Herausforderung stellen, die Expansionspläne des Unternehmens für neue Märkte umzusetzen, sagte Panic am Donnerstag zur Begründung in einer vom Konzern INC verbreiteten Erklärung. Im Dezember hatte Panic eine Wahl gegen den nationalistischen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic verloren.
BONN, 4. März (dpa). Die Bonner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen zum Tode der Grünen-Politiker Petra Kelly und Gerd Bastian abgeschlossen. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht bleibt die Staatsanwaltschaft bei ihrer Überzeugung, daß Bastian seine im Bett liegende Lebensgefährtin in ihrem gemeinsamen Haus in Bonn mit einem Schuß in die Schläfe getötet hat. Anschließend nahm er sich den Ermittlungen zufolge mit einem am Scheitel aufgesetzten Kopfschuß selbst das Leben. Nach den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft fand die Tat wahrscheinlich am 1. Oktober des vergangenen Jahres statt. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, daß dritte Personen in das Haus eingedrungen seien.
Zeugenvernehmungen hätten ergeben, so die Staatsanwaltschaft, daß sowohl Bastian als auch Kelly in der Vergangenheit Selbstmordgedanken geäußert hätten. Einem Freund gegenüber habe Bastian 1991 gesagt, "er sehe phasenweise keine Perspektive mehr für Petra und denke manchmal daran, Petra im Schlaf zu erschießen und dann sich selbst". Wenn das Motiv offenbar im persönlichen und nicht im politischen Bereich zu suchen sei, lasse auch das Fehlen eines Abschiedsbriefes nicht an dem Selbstmord zweifeln, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.
Auch die Auswertung von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR über Kelly und Bastian habe keine Hinweise erbracht, die für ihren Tod von Bedeutung sein könnten. Es handele sich ausschließlich um Aufzeichnungen, die mit dem Besuch der beiden in der ehemaligen DDR zusammenhingen.
BONN (dpa). Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie mahnt höhere staatliche Subventionen für sich an. "Wenn es nicht gelingt, in Europa ein dem amerikanischen System entsprechendes Verfahren der indirekten Forschungs- und Technologieförderung zu etablieren, werden wir langfristig im Wettbewerb keine Chancen haben, auch wenn wir weiter die besten Flugzeuge der Welt bauen", so der Präsident des Branchenverbandes BDLI, Wolfgang Piller. Er sei sich nicht sicher, ob die Bundesregierung und die EG die Fakten so klar sähen.
Die US-Luftfahrtsparte erhalte binnen vier Jahren über 100 Milliarden Dollar indirekte Subventionen aus Militärprojekten, sagt Piller. Das benachteilige die Europäer. Japan habe die Luft- und Raumfahrtbranche zur "strategischen Industrie des 21. Jahrhunderts" erklärt. "Steigen wir also aus und Japan ein?"
Die US-Kritik an den europäischen Airbus-Subventionen sei wegen der amerikanischen Hilfen "heuchlerisch" und "völlig absurd", meint Piller. Bei jedem in die USA gelieferten Airbus habe die dortige Industrie über Zulieferungen einen wertmäßigen Anteil bis zu 50 Prozent.
BONN, 4. März (dpa). Das Kabinett hat am Donnerstag die Neufassung der Ersten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Störfall-Verordnung beschlossen. Darin seien mehr genehmigungsbedürftige Anlagen aufgenommen worden,teilte das Bundesumweltministerium in Bonn mit. Erstmals erfaßt seien auch Großmühlen, Silos und Betriebe der Nahrungsmittelindustrie, bei denen die Gefahr einer Staubexplosion bestehe.
Darüber hinaus seien Mengenschwellen für sogenannte störfallrelevante Stoffe festgelegt worden. Die Neufassung war aufgrund der Novellierung der Störfall- Verordnung, die am 1. September 1991 in Kraft trat, notwendig geworden.
BONN, 4. März (dpa/AFP). Die Bundesregierung hat sich jetzt entschieden, gegen die mengenmäßige Beschränkung der Einfuhr von Bananen aus Mittel- und Südamerika vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen. Zusammen mit der Klage werde die Regierung auch eine einstweilige Anordnung beantragen, damit die EG-Verordnung nicht wie geplant am 1. Juli in Kraf tritt, sondern zuerst über die Klage entschieden wird, teilte das federführende Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag in Bonn mit. Die für Europa zuständigen Staatssekretäre der verschiedenen Bundesressorts hatten sich zuvor ebenfalls für eine deutsche Klage ausgesprochen.
Die EG-Agrarminister hatten im Februar gegen die Stimmen der Bundesrepublik, der Niederlande und Belgiens beschlossen, die Bananen-Importe aus Lateinamerika in die Gemeinschaft zu begrenzen. Damit würden Bananen in Deutschland erheblich teurer.
BONN, 4. März (dpa/Reuter). Die unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in einer Koalitionsrunde mit der FDP ausgehandelte Einigung über die Erhöhung der Mineralölsteuer ist am Donnerstag abend von der CDU/CSU-Fraktion vorerst gekippt worden. Nachdem die FDP sie schon gebilligt hatte, verlangte die CDU/CSU-Fraktion in Bonn mit deutlicher Mehrheit nach heftiger Diskussion Nachverhandlungen.
Als Ziel nannte Fraktionschef Wolfgang Schäuble, daß 1994 doch ein Mischsystem von Mineralölsteuererhöhung und Autobahn-Gebührenvignette eingeführt werden solle. Zuvor hatte Kohl, der die Fraktionssitzung wegen eines Wahlkampftermins in Frankfurt vorzeitig verließ, die Vereinbarung mit der FDP noch als "vernünftigen Kompromiß" bewertet.
In der Nacht zum Donnerstag hatten die Koalitionsrunde unter Vorsitz Kohls beschlossen, zum 1. Januar 1994 nur die Mineralölsteuer für Benzin und Diesel um 13 Pfennig pro Liter (zuzüglich Mehrwertsteuer) zu erhöhen. Die Einführung der von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) verfochtenen Vignette hingegen sollte über diesen Termin hinaus vertagt und von Verhandlungen mit der EG abhängig gemacht werden. Die CDU/CSU- Fraktion verlangte jedoch die gleichzeitige Einführung einer Autobahngebühr für Lkw und Pkw und einer geringeren Steuererhöhung Anfang 1994. Die ebenfalls vereinbarte Anhebung der Kilometergeldpauschale um 10 auf 75 Pfennig für Pendler billigte sie.
Schäuble erläuterte, die Unionsfraktion wolle allerdings nicht 1994 allein für Pkw eine Vignette einführen, wenn es nicht gelinge, in der EG auch die Lkw-Gebühr durchzusetzen. Krause habe in der Fraktionssitzung zugesichert, auf EG-Ebene alles dafür zu unternehmen. Wenn dies scheitere, werde die Union der Steuererhöhung um 13 Pfennig zustimmen.
Nach Angaben aus FDP-Kreisen könnte der Beschluß zur Folge haben, daß von der FDP das Einbringen der Gesetze zur Bahnreform vorläufig gestoppt wird, weil deren Finanzierung nun unklar sei. (Leitartikel auf Seite 3)
NEW YORK, 4. März (AFP/Reuter/AP). Der UN-Sicherheitsrat hat ein sofortiges Ende der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina und vor allem der Angriffe "paramilitärischer serbischer Einheiten" im Osten des Landes gefordert. In einer offiziellen Erklärung, die in der Nacht zum Donnerstag in New York veröffentlicht wurde, wird UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali aufgefordert, die UN-Schutztruppe für das ehemalige Jugoslawien (UNPROFOR) in Ostbosnien zu verstärken. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks zeichnet sich dort eine Flüchtlingskatastrophe ab.
In der Erklärung hieß es, der UN-Sicherheitsrat sei sehr besorgt über "den Fall der ostbosnischen Stadt Cerska und den bevorstehenden Fall der benachbarten Städte". Das Töten und die Ausschreitungen in der Region müßten beendet werden. Personen, die Kriegsverbrechen begingen, würden dafür verantwortlich gemacht. Der Sicherheitsrat zeigte sich "betroffen" darüber, daß die "Angriffe der serbischen paramilitärischen Einheiten und nach einigen Informationen auch Massaker an unschuldigen Zivilisten in Ostbosnien weitergehen", während in New York verhandelt werde.
Der EG-Vermittler Lord Owen äußerte sich optimistisch über eine bevorstehende Lösung für Bosnien-Herzegowina, nachdem der bosnische Präsident Alija Izetbegovic den militärischen Teil des Genfer Friedensplanes unterzeichnet hatte. Serben und Kroaten hatten diesem Teil bereits zugestimmt. Er sieht einen Waffenstillstand sowie einen Mechanismus zur Kontrolle der schweren Waffen durch UN-Truppen vor. Strittig ist noch die territoriale Aufteilung Bosnien-Herzegowinas unter Moslems, Serben und Kroaten.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
LONDON, 4. März (AFP). An den Folgen der Fußball-Katastrophe von Sheffield ist ein Zuschauer fast vier Jahre später gestorben. Der 21jähriger war seit der Tragödie vom 15. April 1989 hirntod, teilten die Ärzte mit. Damals waren Schlachtenbummler ohne Eintrittskarte in die völlig überfüllten Zuschauerränge des Hillsborough-Stadions gestürmt und hatten eine Massenpanik ausgelöst, bei der 95 Menschen zu Tode getrampelt wurden. Vor vier Wochen hatte das britische Oberhaus auf Antrag der Eltern des 21jährigen erlaubt, die Maschinen abzuschalten, die den Fußballfan in einem Krankenhaus künstlich am Leben erhielten. Dies war am 22. Februar geschehen.
Somalia UN wollen Befehlsgewalt
NEW YORK, 4. März (AFP/AP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat gestern in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat vorgeschlagen, die UN sollen am 1. Mai das Kommando der Operation "Neue Hoffnung" in Somalia von den USA übernehmen, da der Auftrag dort noch nicht erfüllt sei. Weiter heißt es in dem Bericht, die Lage in dem Land am Horn von Afrika bleibe weiter schwierig und gespannt. In einigen Regionen an den Grenzen zu Kenia und Äthiopien sei sie sogar "instabil". Die Vereinigten Staaten bereiteten zudem eine schnelle Eingreiftruppe in Somalia vor, die unter dem Befehl der UN stehen solle. Die neue UN-Friedenstruppe UNOSOM II soll nach den Vorstellungen Butros-Ghalis aus 28 000 Soldaten und 2800 Zivilisten bestehen.
Die Übertragung des Kommandos von den USA auf die UN solle schrittweise von Region zu Region vollzogen werden, sagte Butros-Ghali weiter. Die Regeln für das militärische Engagement der UN- Truppen sollten im einzelnen von ihrem Kommandanten, dem türkischen General Cevir Bir, festgelegt werden. Bir habe den Auftrag, alles zu unternehmen, um den Frieden in Somalia zu sichern. Die UN-Truppen sollen nach den Vorschlägen des UN-Generalsekretärs die Bürgerkriegsfraktionen entwaffnen und deren Waffen unter internationale Kontrolle stellen. Die Waffen könnten später zerstört oder einer neu zu bildenden somalischen Armee übergeben werden.
Zu den weiteren Aufgaben der UN- Truppen gehöre der Schutz des Personals und der Einrichtungen der Hilfsorganisationen, erklärte Butros-Ghali weiter. Dabei solle wenn nötig Gewalt angewandt werden. Weiterhin müßten sich die UN- Soldaten an der Minenräumung und der Rückführung der rund 300 000 somalischen Flüchtlinge beteiligen.
BOGOTÁ, 4. März (AFP). Die Stadtverwaltung von Bogotá hat am Mittwoch beschlossen, eine sogenannte "Liebessteuer" zu erheben und mit dem Geld die Verbrechensbekämpfung in der kolumbianischen Hauptstadt zu verbessern. Das teilte Staatssekretär German Arias mit. Rückwirkend ab 1. März sollen die Bordelle der Stadt eine Abgabe zwischen sechs und 36 Mark pro Zimmer und Monat zahlen. Die Summe variiert je nach Größe des Bordells. Dadurch erhofft sich die Stadtverwaltung Einnahmen von umgerechnet 6,7 Millionen Mark.
JERUSALEM, 4. März (AFP). Die Abriegelung des von Israel besetzten Gaza- Streifens, die am Dienstag nach der Tötung von zwei Israelis verhängt worden war, soll bis Sonntag fortgesetzt werden.
Das verlautete am Donnerstag aus israelischen Militärkreisen. Die Absperrung sei nur für einige Tage verfügt worden, um die Grenzkontrollen zwischen dem besetzten Gebiet und Israel zu überprüfen, hieß es weiter. Wenn es bis Ende der Woche zu keinen schweren Zwischenfällen in der Region komme, werde sie aufgehoben.
Vor der Absperrung überschritten täglich 30 000 bis 40 000 Palästinenser aus dem Gaza-Streifen den Grenzposten von Eres, um in Israel zu arbeiten. An dem Kontrollpunkt wird normalerweise der Personalausweis elektronisch gelesen und per Computer überprüft.
Wie es weiter hieß, umstellte die israelische Armee unterdessen zwei Häuser in dem Flüchtlingslager Rafah im Gaza- Streifen, wo zwei 16- und 17jährige Brüder wohnten, die an der Tötung eines Israelis in Rafah beteiligt gewesen sein sollen.
Der Mann war den Angaben zufolge am Dienstag in seinem Fahrzeug von rund 70 Palästinensern mit Steinen beworfen und anschließend von ein oder zwei Maskierten erschossen worden.
Die israelische Armee hatte am Mittwoch abend mitgeteilt, sechs Palästinenser seien wegen des Anschlages festgenommen worden. Rund hundert weitere Personen seien verhört worden. Über das Flüchtlingslager von Rafah war nach der Tötung des Israelis eine Ausgangssperre verhängt worden. Soldaten setzten am Donnerstag die systematische Durchsuchung der Häuser in Rafah fort.
SAO PAULO, 4. März (AFP). Mehr als 120 brasilianische Militärpolizisten sind am Mittwoch wegen Totschlags oder versuchten Totschlags von Häftlingen bei der Gefängsnisrevolte von Sao Paulo im vergangenen Jahr angeklagt worden. Am 2. Oktober 1992 waren im Gefängnis von Carandiru in Sao Paulo 111 Häftlinge getötet worden, als Polizisten das Gebäude stürmten, in dem rund 7000 Gefängnisinsassen rebellierten. Als Hauptverantwortlichen nannte Militärstaatsanwalt Luiz Barbosa am Mittwoch Leutnant Ubiratan Guimaraes, den Ex-Chef der Militärpolizei. Guimaraes hatte die Erstürmung des Gebäudes angeordnet. Ihm werden alle 111 Todesfälle angelastet.
KIGALI, 4. März (AFP). Einen Tag vor Beginn der geplanten Friedensgespräche in Tansania haben sich ruandischen Regierungstruppen und Rebellen am Mittwoch im Norden Ruandas heftige Gefechte geliefert. Diplomaten berichteten in der Hauptstadt Kigali, nahe der von Regierungstruppen kontrollierten Stadt Ruhengeri sei gekämpft worden. Ruhengeri, die Heimatstadt des Präsidenten Juvenal Habyarimana, liegt 64 Kilometer nordwestlich von Kigali. In der Hauptstadt waren am Abend Mörserschüsse zu hören, die rund 30 Kilometer entfernt waren.
Nach Ansicht der Diplomaten wollten die Tutsi-Rebellen der Patriotischen Front Ruandas (FPR) mit den Gefechten den Druck auf Habyarimana bei den Friedensgesprächen erhöhen. Diese Verhandlungen hatten zunächst am Mittwoch in Daressalam beginnen sollen, waren dann aber auf Donnerstag verschoben worden. FPR-Führer Alex Kanyarengwe konnte nach Angaben eines Rebellensprechers nicht rechtzeitig die tansanische Hauptstadt erreichen.
GENF, 4. März (AFP/KNA). Nach dem Ende des Bürgerkriegs hat sich die Menschenrechtslage in El Salvador nach Ansicht eines Mitglieds der UN-Menschenrechtskommission verbessert. Der im Auftrag der UN tätige Venezolaner Pedro Nikken legte am Mittwoch in Genf seinen Bericht vor, demzufolge die Zahl der Anschläge und Verschleppungen seit dem Ende des Bürgerkriegs in dem mittelamerikanischen Land zurückgegangen ist. Insbesondere die UN-Beobachtermission (ONUSAL) habe zur Reduzierung der Gewalttaten beigetragen. Dennoch bemerkte Nikken "Zeichen der Instabilität", die die Fortschritte wieder rückgängig machen könnten. Diese Instabilität könnte durch das Ende der ONUSAL-Tätigkeit noch verstärkt werden. Das Mandat der ONUSAl läuft Ende Mai aus.
Die Bürgerkriegsparteien hatten im Januar 1992 einen Friedensvertrag unterzeichnet, mit dem der fast zwölfjährige Bürgerkrieg beendet wurde.
Der Bericht einer internationalen Untersuchungskommission über Verbrechen, die während des Bürgerkrieges begangen worden sind, soll nach Angaben von Präsident Alfredo Christiani zu einem "späteren und günstigeren" Zeitpunkt veröffentlicht werden.
ZAGREB/BELGRAD, 4. März (dpa/ AFP/AP). Die Serben in Ostbosnien haben am Donnerstag allen Moslems, auch den kämpfenden Einheiten, freies Geleit in Gebiete unter Moslem-Kontrolle angeboten. Gleichzeitig hinderten sie jedoch einen UN-Konvoi an der Evakuierung verwundeter und kranker Moslems aus der Ortschaft Konjevic Polje bei Cerska.
Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug veröffentlichte einen Aufruf des Kommandos der serbischen Einheiten in Bosnien: "Nicht nur unschuldige Zivilisten, sondern auch die Kämpfer des Moslemführers Alija Izetbegovic sollen frei weggehen, denn die Serben werden nie mehr mit den Moslems zusammenleben können." Beobachter werteten dies als Fortsetzung der "ethnischen Säuberung".
Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) verhandelte mit Vertretern der bosnischen Serben über die Evakuierung der ostbosnischen Stadt Cerska. Verhandlungen "auf allen Ebenen" seien aufgenommen worden, teilte UNHCR- Sprecherin Lyndell Sachs in Belgrad mit. Zu diesem Zweck solle ein eintägiger Waffenstillstand in Kraft treten. Ein Konvoi des UNHCR mit Krankentransportern zur Evakuierung von Verletzten werde weiterhin an der serbisch-bosnischen Grenze bei Banja Koviljaca blockiert. Der dänische Vertreter des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Anders Levinsen, sagte im mittelbosnischen Tuzla, serbische Truppen hätten die Menschen aus Cerska vertrieben und den Ort dem Erdboden gleichgemacht. 10 000 Menschen säßen schutzlos in Konjevic Polje, darunter 3000 Kinder und 1500 Verwundete.
Ein Sprecher der UN-Schutztruppe für Jugoslawien teilte am Abend mit, die serbischen Truppen in Bosnien hätten den Vereinten Nationen im Grundsatz zugesagt, einer UN-Mission den Zugang nach Cerska zu gewähren, um die Lage zu überprüfen. Die kroatische Nachrichtenagentur Hina meldete unter Berufung auf Funkamateure, rund 700 Flüchtlinge aus Cerska seien in Minenfelder geraten. Die meisten der Frauen, Kinder und alten Menschen seien getötet worden. Auch UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata berichtete von Massakern serbischer Soldaten an Bürgern in Cerska. Die serbischen Milizen wiesen die Berichte zurück.
In Sarajevo ist am Donnerstag nachmittag unweit des Flughafens eine Französin von Heckenschützen erschossen worden. Die junge Frau habe für die Hilfsorganisation "Equilibre" gearbeitet und sei mit einem Hilfskonvoi unterwegs gewesen, teilte ein UN-Sprecher mit.
WASHINGTON/BOGOTA, 4. März (AFP). Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben kein Angebot des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar erhalten, sich freiwillig den Behörden zu stellen, wenn seinen Familienangehörigen Aufnahme in die USA gewährt wird. Die New York Times hatte am Mittwoch von einem entsprechenden Vorschlag Escobars berichtet. Der Sprecher des US- Außenministeriums, Richard Boucher, sagte, daß Escobar sich an die kolumbianische Regierung wenden müsse, wenn er die Bedingungen für seine erneute Inhaftierung aushandeln wolle. Wenn die USA seiner Familie Schutz gäben, sei er bereit, seine Inhaftierung zu akzeptieren, hatte Escobar der Zeitung gesagt.
Die Staatsanwaltschaft des Departements Antioquia erließ am Mittwoch einen neuen Haftbefehl gegen Escobar wegen des Bombenanschlags auf ein Flugzeug, bei dem 107 Menschen im November 1989 getötet worden waren. Die Polizei teilte unterdessen mit, daß die Behörden mehr als 15 Millionen Dollar (24,6 Millionen Mark) auf mehreren Bankkonten Escobars eingefroren haben.
PARIS, 4. März (AFP). Die Antiterror- Abteilung des französischen Präsidialamtes hat offenbar im Jahr 1986 illegal die Telefongespräche eines Journalisten der renommierten Pariser Zeitung Le Monde abgehört. Wie die linksliberale Zeitung Liberation am Donnerstag berichtete, wurden zwei Monate lang alle beruflichen und privaten Gespräche des Journalisten Edwy Plenel mitgeschnitten. Als Beweis veröffentlichte Liberation die Protokolle von sechzehn Gesprächen.
Plenel gilt als Spezialist für heikle politische Themen und recherchierte damals über die Affäre um angeblich hochgefährliche "irische Terroristen", die in Paris festgenommen worden waren. Wie sich später herausstellte, hatte die Antiterror-Abteilung des Präsidialamtes die Affäre in Szene gesetzt und zu diesem Zweck Waffen und Beweismittel in die vermeintliche konspirative Wohnung geschafft. Kurz nach Aufdeckung dieser Manipulation war die Abteilung aufgelöst worden.
GENF, 5. März (AFP). Die UN-Kommission für Menschenrechte hat jetztin Genf einen Bericht veröffentlicht, in dem zahlreiche Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Kuba aufgelistet sind. In dem 42seitigen Dokument geht der UN-Sondergesandte Carl-Johan Groth insbesondere auf die Mißhandlung von politischen Gefangenen und die Unterdrückung von Oppositionellen ein. Groth nennt eine Reihe von Häftlingen, denen im Gefängnis die medizinische Behandlung verweigert worden sei. Zwei der Genannten seien daraufhin gestorben. Außerdem gehen die kubanischen Gefängnisbeamten dem Bericht zufolge hart gegen Gefangene vor, die gegen die Haftbedingungen protestieren.
Daneben führt Groth Fälle von Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit an. So würden beispielsweise Oppositionelle stundenlang von Grüppchen beschimpft, die sich vor deren Häusern versammelten. Außerdem verlören Regimegegner häufig ihren Arbeitsplatz, hieß es weiter.
NEW YORK, 4. März (AFP). Der ehemalige polnische KP-Chef Wojciech Jaruzelski (Archiv-Bild) bedauert nach eigenen Angaben, 1981 das Kriegsrecht über sein Land verhängt zu haben. Der General sagte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der New York Times, er sei immer noch der Meinung, er habe damals nicht anders handeln können. "Aber ich bedaure es tief. Es war ein Alptraum. Es ist eine große Last für mich und wird es bis zum Ende meiner Tage sein", sagte der 69jährige. Heute betrachte er die kommunistische Ideologie als "zum Teil utopisch und zum Teil falsch", sagte Jaruzelski.
Jaruzelski hatte am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht über Polen verhängt, die im Vorjahr gegründete Gewerkschaft "Solidarität" verboten und führende Mitglieder interniert. Das Kriegsrecht war bis zum 22. Juli 1983 in Kraft.
TOKIO, 4. März (AFP). Die meisten japanischen Manager verbringen auch ihren Hochzeitstag lieber im Büro als zusammen mit ihrer Frau. Einer am Donnerstag in Tokio veröffentlichten Studie zufolge machen über 81,8 Prozent der Manager lieber Überstunden an ihrem Hochzeitstag, als sich einen schönen Abend mit ihrer Frau zu machen. Die Arbeit in der Firma, einschließlich der abendlichen Treffen mit Kollegen oder Kunden, seien ihnen wichtiger als das Familienleben. Mehr als drei Viertel der Befragten waren damit einverstanden, im Fall einer Versetzung alleine umzuziehen. Nur 2,9 Prozent nehmen bei ihren Entscheidungen Rücksicht auf Familienereignisse. Befragt wurden 2000 Manager.Gaza weiter abgeriegelt
JERUSALEM, 4. März (AFP/dpa). Die Abriegelung des von Israel besetzten Gazastreifens, die am Dienstag nach der Tötung von zwei Israelis verhängt worden war, soll bis Sonntag fortgesetzt werden. Das verlautete am Donnerstag aus israelischen Militärkreisen. Die Absperrung sei nur für einige Tage verfügt worden, um die Grenzkontrollen zwischen dem besetzten Gebiet und Israel zu überprüfen, hieß es weiter.
Nach der Steinigung eines Israelis im palästinensischen Flüchtlingslager Rafiah nahmen die israelischen Streitkräfte im besetzten Gazastreifen bis Donnerstag mehr als 200 Tatverdächtige fest. Laut Generalstabschef Ehud Barak sind sechs von ihnen geständig.
Das israelische Militär wies für die Dauer von fünf Jahren einen Palästinenser aus dem besetzten Westjordanland nach Jordanien aus. Der Mann aus der Nähe von Dschenin habe zugegeben, zu einer Untergrundorganisation zu gehören. Er habe die Ausweisung der Verurteilung vorgezogen, hieß es weiter.
BONN, 4. März (AFP). Der Mißbrauch illegaler Drogen ist in den neuen Ländern nach der deutschen Vereinigung nicht so stark gestiegen wie zunächst befürchtet. Nach einer Untersuchung des Münchner Instituts für Therapieforschung München hat im vergangenen Jahr lediglich ein Prozent der jungen Menschen in Ostdeutschland illegale Drogen konsumiert, teilte das Bundesgesundheitsministerium am Donnerstag mit. Im Westen waren es dagegen fünf Prozent. Befragt wurden 4500 Bundesbürger im Alter zwischen 12 und 39 Jahren.
Im einzelnen ergab die Untersuchung, daß im Osten 2,7 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben bereits einmal in ihrem Leben illegale Drogen nahmen. Dagegen lagen die Drogenerfahrungen im Westen 1990 bei mehr als 16 Prozent.
KÖLN/BERLIN, 4. März (AFP). Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat der Position der IG Metall widersprochen, die ostdeutschen Metallarbeitnehmer hätten nach dem Ablauf der Friedenspflicht am 1. April ein Recht zur teilweisen Arbeitsverweigerung. Auch nach der Kündigung des Stufenplanes zur Tarifangleichung stehe den Arbeitnehmern ein solches "Zurückbehaltungsrecht" nicht zu, erklärte der Arbeitgeberverband am Donnerstag in Köln. Deshalb würden die Arbeitnehmer nicht nur ihren Entgeltanspruch für die Zeit der Nichtleistung verlieren, sondern sich auch schadenersatzpflichtig machen. Außerdem könne ein Kündigungsgrund gegeben sein.
Für die Einhaltung der von den Arbeitgebern gekündigten Tarifverträge demonstrierten am Donnerstag 1000 Beschäftigte der brandenburgischen Kranbau Eberswalde.
KASSEL, 4. März (AFP). Auch in der Chemie-Industrie dürfen die Tarifparteien für Arbeiter und Angestellte unterschiedliche Kündigungsfristen vereinbaren. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Kassel wies am Donnerstag die Klage eines Arbeiters der BASF in Ludwigshafen zurück, der auf Gleichstellung gepocht hatte. Mit der Chemieindustrie hatte das BAG erstmals über eine Branche zu entscheiden, die nicht besonderen saisonalen Schwankungen unterliegt. Bislang hatte das Gericht unterschiedliche Kündigungsfristen lediglich für Branchen gelten lassen, die starken Wetter- und Modeeinflüssen ausgesetzt sind wie Bau- und Textilwirtschaft oder Gartenbau (AZ: 2 AZR 355/92).
Zur Begründung des Urteils verwies das BAG auf Auskünfte der Tarifparteien, wonach die Chemieunternehmen ein starkes Interesse daran haben, ihre Produktion kurzfristig anzupassen, etwa bei Konjunktureinbrüchen oder Nachfrageänderungen. In der Produktion seien aber fast ausschließlich Arbeiter beschäftigt, die Angestellten dagegen in Verwaltung und Forschung, die eher langfristig angelegt seien. Erstmals hat das BAG damit allgemeine Unternehmenszwänge als ausreichenden Grund für eine Benachteiligung der Arbeiter anerkannt.
NEU-DELHI, 5. März (AFP). Indien will bis Ende des Jahrhunderts zwölf neue, mit Hochtechnologie ausgerüstete Kriegsschiffe bauen, um seine Kriegsflotte zu modernisieren. Dies gaben Sprecher des Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Neu-Delhi bekannt. Die indische Kriegsmarine ist mit 52 000 Mann der am schnellsten wachsende Bereich des indischen Militärs. Ihr stetiger Ausbau erregt selbst in weit entfernten Ländern wie Australien Besorgnis.
PARIS, 5. März (AFP). Die Hersteller von Videospielen haben jetzt in Paris ihren Kunden empfohlen, nicht länger als "zwei Stunden" mit den Geräten zu spielen und "vernünftige Pausen im Laufe des Tages" einzulegen. Die Warnungen ergingen, nachdem in Frankreich rund 30 epileptische Anfälle im Zusammenhang mit der Benutzung von Computerspielen bekannt geworden waren. Der französische Verband der Videospiele riet ferner, bei großen Geräten eine Entfernung von zwei Metern zum Bildschirm einzuhalten. Mit tragbaren Spielcomputern sollten Kinder nicht in zu dunklen Räumen spielen. Eine "filtrierende Brille" sei ebenfalls angezeigt.
PEKING, 5. MÄRZ (AFP). Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ist am Freitag zu einer Plenarsitzung zusammengetreten, bei der über die künftige Führungsriege in Partei und Staat entschieden werden soll. Westliche Diplomaten gehen davon aus, daß KP-Generalsekretär Jiang Zemin im Laufe der Sitzung zum Staatsoberhaupt ernannt werden wird. Der 66jährige Jiang, der auch der mächtigen Militärkommission vorsteht, wäre dann der erste chinesische Politiker seit mehr als zehn Jahren, der drei wichtige Ämter innehat. Jiang gilt als Anhänger des Altpolitikers Deng Xiaoping und tritt für wirtschaftliche, aber gegen politische Reformen in China ein. Als Staatchef würde er Yang Shangkun ablösen. Die 170 ZK-Mitglieder entscheiden alle fünf Jahre über die Besetzung der Ämter in Regierung und Partei.
GIESSEN, 4. März (lhe). Bei einem Überfall auf eine Geldbotin hat ein unbekannter Mann am Mittwoch abend in Gießen rund 7 500 Mark Bargeld und Schecks in Höhe von 7000 Mark erbeutet. Der etwa 1,90 Meter große, dunkelblonde Jeansträger in rosafarbenem Anorak habe die 53jährige Geschäftsfrau vor dem Nachttresor einer Bank abgepaßt und ihr die Geldbombe entrissen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Anschließend sei der Mann, verfolgt von der um Hilfe rufenden Frau, fortgerannt. Bei seiner Flucht habe er einem Passanten, der ihm den Weg verstellen wollte, Tränengas ins Gesicht gesprüht.
Die "Renner" unter den Studiengängen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind die beliebtesten Studiengänge im Wintersemester 1992/93 an den hessischen Hochschulen. Mehr als 43 000 oder 27 Prozent der insgesamt 162 500 Studierenden haben einen dieser Studiengänge belegt. Von den 21 700 Studierenden im ersten Semester haben sich sogar 34 Prozent für eines dieser Fächer entschieden. In der Beliebheitsskala der Erstsemester folgen nach Angaben des Statistischen Landesamts Ingenieurwissenschaften mit 24, Sprach- und Kulturwissenschaften mit 11 sowie Lehramtsstudiengänge mit 8 Prozent.
REICHELSHEIM. Eine 30jährige Frau aus Reichelsheim (Odenwaldkreis) hat in der Nacht zum Donnerstag zwei zu ihrer Rettung herbeigeeilte Ordnungshüter mit dem Besen attackiert.
Laut Polizei hatte sie gegen Mitternacht Alarm geschlagen, weil ihr Ehemann sie angeblich im Streit umbringen wollte. Als die Streifenbeamten zu schlichten versuchten, gerieten sie selbst in eine Rauferei mit dem Mann, in die schließlich auch die 30jährige eingriff - allerdings auf der Seite ihres Lebensgefährten. Den Eheleuten stehen jetzt Anzeigen ins Haus. lhe
Darmstadt wirbt mit Jugendstil Mit seinen Jugendstilbauten und Museen profitiert Darmstadt vom Trend zu Bildungsreisen und will deshalb mit seinen Prunkstücken für sich werben. Wie die Stadt mitteilte, registrierten die Hotels und Pensionen im vorigen Jahr knapp 425 000 Übernachtungen, 1991 waren es 17 000 weniger. Die Zahl der Stadtführungen habe sich seit 1989 mehr als verdreifacht. Deshalb solle der Jugendstil als "touristisches Aushängeschild" bei jeder Gelegenheit präsentiert werden. Auf der Internationalen Touristik-Börse in Berlin werde ein Modell der Mathildenhöhe den Darmstädter Stand zieren.
DILLENBURG. Die 900 Beschäftigten von Krupp-Stahl in Dillenburg (Lahn- Dill-Kreis) haben sich mit einem 24stündigen Warnstreik am Donnerstag an dem von der Industriegewerkschaft Metall ausgerufenen Aktionstag gegen die Stahlpolitik beteiligt.
Wie Betriebsratsvorsitzender Dieter Hartmann auf einer Kundgebung vor den Werkstoren vor rund 500 Demonstranten erklärte, seien zwar die Arbeitsplätze in Dillenburg bis auf weiteres sicher, man streike aber aus Solidarität mit den um ihre Arbeitsplätze fürchtenden rund 8000 Kollegen in Siegen, Hagen, Dortmund und Rheinhausen.
Auch in den beiden benachbarten Stahlwerken im Westerwald, dem rheinland-pfälzischen Krupp-Stahl-Werk Niederschelden und der Hoesch-Stahl AG in Wissen, schlossen sich die insgesamt rund 550 Beschäftigten dem Warnstreik an. Lothar Wagner, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der 300 Beschäftigte zählenden Hoesch-Stahl AG in Wissen, forderte die Bonner und Brüsseler Politiker auf, die geplanten Einschnitte bei den Stahlunternehmen gerechter zu verteilen. Bei einem vorgesehenen Abbau von 50 000 Arbeitsplätzen in der Europäischen Gemeinschaft dürften die deutschen Stahlwerke nicht allein 30 000 bis 40 000 Arbeitnehmer entlassen, sagte Wagner. lhe
FULDA. Ein 57jähriger Hausmeister, der seinen Chef erstochen hat, ist wegen Totschlags zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Fuldaer Landgericht befand den 57jährigen aus Bad Hersfeld am Donnerstag für schuldig, am 26. März 1992 dem Bankdirektor Günter Bauer (60) in einer Bank in Bad Hersfeld aufgelauert zu haben. Dort habe er diesem ein Ölspray ins Gesicht gesprüht und dann mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser neunmal auf ihn eingestochen. Bauer verblutete.
Zu der Tat war es gekommen, nachdem Bauer, Direktor eines Geldinstituts in Bad Hersfeld, seinem Hausmeister wegen dessen Alkoholproblemen gekündigt hatte. Als Bauer ihm auch die Wohnung im Haus der Bank kündigte und sein Konto sperren ließ, faßte der Hausmeister den Entschluß, seinen Chef zu töten.
Das Gericht billigte dem Hausmeister verminderte Schuldfähigkeit zu. Der 57jährige habe nach Ansicht eines Gutachters unter dem Wahn gestanden, daß Bauer ihn verfolge und seine Existenz zerstören wolle. Zur eingeschränkten Schuldfähigkeit führte, so die Kammer, auch eine verminderte Hirnsubstanz als Folge der Alkoholabhängigkeit.
Für die "Verzweiflungstat des Angeklagten", der voll geständig war, hielt das Gericht eine sechseinhalbjährige Haftstrafe für angemessen. Die Staatsanwaltschaft hatte auf acht Jahre Haft plädiert, der Verteidiger auf Freispruch. lhe
Wegen möglicher Diskriminierung von Angeklagten im Prozeß um die sogenannte Frankfurter Führerschein-Mafia wird der öffentliche Aushang zu der Hauptverhandlung am Gerichtsgebäude künftig anonymisiert. Das hat die 23. Strafkammer des Landgerichts entschieden. Bisher enthielt der Aushang, der an Sitzungstagen interessierte Zuhörer auf die Verhandlung hinweist, die Namen aller zehn Angeklagten des seit Oktober 1992 laufenden Großverfahrens.
Der Gerichtsbeschluß folgte auf Antrag des angeklagten Rechtsanwalts Stefan V., der sich zusammen mit anderen Anwälten sowie Mitarbeitern von Behörden und Justiz unter dem Vorwurf zu verantworten hat, im Rahmen einer "kriminellen Vereinigung" gegen Zahlung von Bestechungsgeldern Führerscheinentzug verhindert oder verkürzt zu haben.
Die Verteidigung V.'s argumentierte, der öffentliche Aushang mit Namensnennung diskriminiere ihren Mandanten und könne ihn in seiner "Berufsausübung als Rechtsanwalt und Notar" behindern. So könnten potentielle Mandanten bei einer zufälligen Kenntnisnahme des Aushangs davon abgeschreckt werden, die Kanzlei des Angeklagten zu konsultieren.
Der Prozeß wird in der kommenden Woche fortgesetzt. lhe
DARMSTADT. Zu viereinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilte das Schwurgericht einen Elektrotechniker (40), der mit einem Beil auf einen Nebenbuhler losgegangen war. Der 40jährige hatte seinen Kontrahenten schwer verletzt.
Nach einem Streit mit seiner Frau am Abend des 20. Juni 1992 hatte der Elektrotechniker einen Holzstock, ein Beil und Einweghandschuhe genommen und war zur Wohnung des Nebenbuhlers im Kreis Darmstadt-Dieburg gefahren. Er hatte dazu nicht sein eigenes Auto benutzt, sondern einen Leihwagen.
Er drang in das Haus ein und überraschte das Opfer im Schlaf. Einmal konnte er auf den 39jährigen einschlagen, dann überwältigte ihn dieser. Der Angegriffene erlitt einen Schädelbruch und eine Platzwunde. Für das Gericht stand fest, daß der Angeklagte sein Opfer töten wollte. lhe
KARLSRUHE/SEEHEIM. Das Landgericht Darmstadt hat einen 47jährigen Metzger zu Recht wegen Mordes und sexuellen Mißbrauchs an einer zwölfjährigen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das entschied jetzt der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.
Das Landgericht hatte sein Urteil vor allem auf eine Textilfaseruntersuchung gestützt. Der BGH ließ in einem Grundsatzurteil derartige Untersuchungen auch als alleinige Beweismittel in Indizienprozessen zu.
Opfer der Tat war ein Mädchen aus Seeheim-Jugenheim. Es war von einem Einkauf nicht zurückgekehrt. Seine Leiche wurde erst ein halbes Jahr später in einem benachbarten Waldstück gefunden. Das Mädchen war sexuell mißbraucht und anschließend mit einem Spannseil erdrosselt worden.
Der Verdacht fiel auf den einschlägig vorbestraften 47jährigen Metzger, als er Wochen nach der Tat bei exhibitionistischen Handlungen erwischt worden war. Untersuchungen ergaben, daß an der Kleidung des Opfers gefundene Textilfasern auch im Auto des Mannes auftauchten. Außerdem fanden sich an der Leiche des Mädchens Tierhaare, die dem Hund des 47jährigen zugeschrieben wurden.
Diese Indizienbeweise hielt das Landgericht für ausreichend, den Angeklagten zu einer lebenlangen Freiheitsstrafe zu verurteilen, obwohl der Mann die Tat nicht gestand.
Die Verteidigung hatte dagegen die Revision beim BGH angestrengt. Als Erfolg konnte sie zwar verbuchen, daß auch das oberste Strafgericht die Ablehnung eines Beweisantrags der Verteidigung rügte, denn die Herkunft der gefundenen Tierhaare hätte mit dem sogenannten "genetischen Fingerabdruck" überprüft werden müssen, der auch bei Hundehaaren anwendbar sei.
Trotzdem verwarf der BGH letztlich die Revision, weil das Urteil des Landgerichts nicht maßgeblich auf diesem Verfahrensfehler beruhte. Der BGH stellte dabei fest, daß die Textiluntersuchungen auch als einzige Beweismittel ein Strafurteil zu tragen vermögen. Es sei, so der BGH, der freien Beweiswürdigung der Gerichte überlassen, ob sie so weitreichende Schlußfolgerungen aus derartigen Untersuchungen zögen.
Die Schwester des getöteten Mädchens war in Karlsruhe als Nebenklägerin aufgetreten. Sie hatte während des eineinhalbstündigen Plädoyers der Verteidigung den Gerichtssaal verlassen. lhe
TRIER/WIEN, 4. März (KNA/dpa). Der brasilianische Bischof Erwin Kräutler hat den Europäern Mitschuld an der Verelendung der indianischen Bevölkerung im Amazonasgebiet vorgeworfen. Die Menschen in Europa lebten auf Kosten der Indianer, weil sie mit zu den Nutznießern der Ausbeutung und Vernichtung des tropischen Regenwaldes gehörten, sagte Kräutler am Mittwochabend in Trier. Mit der Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Indianer setze deren Verarmung ein. Der in Österreich geborene Bischof wies auch auf ökologische Folgen der Regenwald-Vernichtung hin. So habe die Regenzeit im vergangenen Jahr nur noch zwei bis drei Monate gedauert, während normalerweise Trocken- und Regenzeit jeweils ein halbes Jahr anhielten, berichtete er.
In Österreich soll die im vergangenen Jahr zum Schutz der Regenwälder beschlossene Kennzeichnungspflicht für tropische Hölzer wieder abgeschafft werden, beschloß der Umweltausschuß des Parlaments in Wien. Damit beugt sich Österreich dem Druck der Tropenholz exportierenden Länder und der Industrie.
STUTTGART, 5. März (epd). In Kolumbien sind in den 80er Jahren mehr als 12 000 Menschen aus politischen Gründen ermordet worden, darunter viele Mitarbeiter von Partnerorganisationen von Hilfswerken der Evangelischen Kirche in Deutschland. Wie das Diakonische Werk in Stuttgart jetzt mitteilte, geht dies aus einer Studie internationaler Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen über den "Staatsterrorismus in Kolumbien" hervor, die jetzt in spanischer Sprache veröffentlicht worden ist.
Mehr als 2000 Menschen seien zwischen 1977 und 1991 "verschwunden", unzählige gefoltert worden. Die Zahl solcher Verbrechen nehme weiter zu. Die Untersuchung habe die Identität von 350 Tatverdächtigen offengelegt, teilte das Diakonische Werk weiter mit. Es handele sich größtenteils um hohe Offiziere der Armee und der Polizei, denen für ihre Verbrechen Straffreiheit und Karrierevorteile gewährt wurden. Opfer des "aus den USA importierten Konzeptes der nationalen Sicherheit" seien politische Gegner und Mitglieder sozialer Bewegungen, die sich für unterdrückte Kleinbauern und Indianer einsetzten.
BERLIN, 5. März (epd). Asylsuchende haben keinen Anspruch darauf, Sozialhilfe in Form von Bargeld zu erhalten. Dies hat der 5. Senat des Bundesverwaltungsgerichtes am Donnerstag entschieden (Az: 5 C 27.91). Es sei Rechtens, asylsuchenden Ausländern Sozialhilfe nicht als Geldleistungen, sondern als Sachleistungen oder durch Aushändigung von Wertgutscheinen zukommen zu lassen, so die Richter.
Die Kammer widersprach damit einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg vom 1. Februar, nach dem auch Asylbewerbern laufende Hilfe zum Lebensunterhalt grundsätzlich durch Barauszahlung und Überweisung zu gewähren sei.
Zur Person:
THEO SORG, evangelischer Bischof der Württembergischen Landeskirche (epd- Bild), hat überraschend angekündigt, er werde am 31. März kommenden Jahres in den Ruhestand treten. Er wies die Mitglieder der in Stuttgart tagenden Landessynode darauf hin, daß er zu diesem Zeitpunkt 65 Jahre alt werde und dann auch sein 40jähriges Ordinationsjubiläum begehe. In "die unzähligen beglückenden Erfahrungen" im kirchlichen Dienst habe sich gerade in jüngster Zeit zunehmend auch Bedrükkendes gemischt, sagte Sorg. Konkret nannte er in diesem Zusammenhang das gegen die feministische Theologin Jutta Voß von der Kirchenleitung eröffnete Lehrzuchtverfahren, dem der Bischof vorsitzt. Sorg war 1987 als Nachfolger von Hans von Keler an die Spitze der 2,4 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche gewählt worden. Obwohl die Verfassung der Landeskirche eine Dienstzeit des Bischofs bis zum 68. Lebensjahr vorsieht, will Sorg diese Möglichkeit nach eigenen Angaben nicht ausschöpfen. (epd)
WASHINGTON, 4. März (Reuter). Die USA haben das an Bedingungen geknüpfte Angebot des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar zurückgewiesen, sich zu stellen. Wenn Escobar aufgeben wolle, dann müsse er die Einzelheiten mit den kolumbianischen Behörden diskutieren, nicht mit den USA, erklärte der Sprecher des US- Außenministeriums, Richard Boucher, am Mittwoch vor Journalisten. Die New York Times hatte in ihrer Mittwoch-Ausgabe berichtet, der Drogenboß wolle sich stellen, falls die USA seiner Familie Schutz gewähren.Stahl-KriseArbeiter bei
Krupp-Hoesch
ESSEN, 4. März (Reuter). Beschäftigte in allen Werken des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch haben nach Betriebsratsangaben am heutigen Donnerstag mit Beginn der Frühschicht um sechs Uhr die Arbeit niedergelegt.
Die Streiks, die auf 24 Stunden befristet sind, sind der Auftakt zu Demonstrationen und Protestaktionen, mit denen die Stahlkocher unter dem Motto "Es ist fünf vor zwölf" gegen den drohenden massiven Arbeitsplatzabbau vorgehen wollen. Neben der zentralen Kundgebung vor der Krupp-Hauptverwaltung in Essen sind Mahnwachen, Menschenketten oder andere Aktionen an vielen Stahlstandorten des Konzerns geplant.
Der Krupp-Hoesch-Konzern hat die Stillegung eines ganzen Hochofen-Standorts in Dortmund oder Duisburg und eine weitgehende oder die ganze Aufgabe der Profilstahlproduktion in Hagen und Siegen angekündigt. Betroffen sind hiervon 6000 bis 8000 Mitarbeiter. Die Stahlarbeiter fordern, daß keine Kündigungen ausgesprochen werden.
PEKING, 5. März (Reuter). China hat verlangt, daß der Gouverneur der britischen Kronkolonie Hongkong, Chris Patten, seine Demokratisierungspläne aufgibt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, am Donnerstag, China habe stets die Hoffnung, mit Großbritannien Gespräche über Hongkong zu führen. Patten müsse aber zu den in der chinesisch-britischen Übereinkunft von 1984 festgelegten Prinzipien zurückkehren. Darin waren die Bedingungen für die Rückgabe der Kronkolonie an China im Jahr 1997 vereinbart worden.
In Hongkong kündigte die Regierung eine Erklärung Pattens für Freitag an. Der Rundfunk der Kronkolonie zitierte den britischen Botschafter in Peking, Sir Robin McLaren, mit den Worten, er sei optimistisch, daß man bald Vorbereitungen für Verhandlungen mit China treffen könne.
WASHINGTON, 5. März (Reuter). Dutzende US-amerikanischer Piloten sind nach Informationen des Magazins US News and World Report und des Fernsehsenders ABC bei Aufklärungsflügen über der Sowjetunion zwischen 1950 und 1970 abgeschossen worden. Gemeinsame Recherchen hätten ergeben, daß es in diesem Zeitraum über 10 000 US-Flüge über sowjetischem Territorium gegeben habe, teilten die beiden Medien kürzlich mit. Mindestens 31 Flugzeuge seien abgeschossen worden. Der Tod von 24 Besatzungsmitgliedern sei bestätigt worden, 138 weitere würden vermißt.
MOSKAU. Ein russischer Privatmann hat der Bremer Kunsthalle 100 wertvolle deutsche Kunstwerke zurückgegeben, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen waren. Die deutsche Botschaft in Moskau bestätigte die Übergabe der Kunstwerke, lehnte jedoch weitere Angaben ab, da sie nur den Kontakt nach Bremen vermittelt habe. Es handele sich um Bilder, Radierungen und Stiche bekannter Künstlern, darunter ein Werk von Dürer. Reuter
LOS ANGELES, 4. März (Reuter). Im Prozeß gegen vier weiße Polizisten, die einen schwarzen Autofahrer in Los Angeles mißhandelt haben, hat ein Polizei- Experte den Angeklagten brutales Verhalten bescheinigt. Die auf einem Videofilm festgehaltene Szene habe sich in seinem Gedächtnis eingegraben, sagte Sergeant Mark Conta, der Polizisten in Selbstverteidigungstechniken unterrichtet, vor Gericht. Er habe seinen Schülern niemals beigebracht, den Schlagstock so einzusetzen wie die Angeklagten.
Das Videoband zeigt, wie drei der Polizisten am 3. März 1991 bei der Festnahme Rodney Kings mit Schlagstöcken auf den am Boden liegenden Schwarzen einschlagen und ihn treten. Dem vierten Beamten wird vorgeworfen, nicht eingeschritten zu sein. Zeuge Conta sagte, King habe allenfalls am Anfang eine Bedrohung für die Beamten dargestellt. Später als er am wehrlos am Boden gelegen habe, sei das nicht der Fall gewesen. Ihm sei von Anfang an klar gewesen, daß die Polizisten wegen der Schläge "Schwierigkeiten" bekommen würden.
BERLIN, 4. März (Reuter). Angesichts des Mitgliederschwunds bei der CDU ist nach Einschätzung des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden und sächsischen Innenministers Heinz Eggert eine Grundsatzdiskussion über die Strukturen und Werte der Partei notwendig. Eggert wiederholte am Donnerstag in Berlin seine Ansicht, in der CDU müsse auch darüber nachgedacht werden, wie die Machtstrukturen verlaufen und wieviel Macht einer Person zugestanden werden solle. Dabei müsse auch über ein Verbot der Ämterhäufung und eine Befristung der Amtszeiten diskutiert werden. In Ostdeutschland habe die CDU von 1991 bis Ende 1992 von 109 709 auf 94 267 Mitglieder abgenommen.
Über den Vorschlag des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU), die Amtszeiten von Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden zu begrenzen, müsse ebenfalls gesprochen werden, sagte Eggert. Er forderte mehr Ehrlichkeit, Verdeutlichung der eigenen Linie und durchschaubare Entscheidungen in der Partei. Die Diskussion über Machtstrukturen dürfe aber nicht an der Person des Bundeskanzlers und CDU-Bundesvorsitzenden Helmut Kohl festgemacht werden, sonst blockiere man Sachlösungen.
Eggert räumte zwar ein, daß "eine solche Diskussion Rückwirkungen hat", er glaube aber nicht, daß Kohl jetzt abtreten sollte. Das Schicksal der CDU bei den Wahlen 1994 und das Schicksal Kohls würden sich unter anderem daran entscheiden, ob der Solidarpakt bis Anfang Juli beschlossen werden könnte. Die Westdeutschen befürchteten, daß sie alles abgeben müßten, die Ostdeutschen, da stecken zu bleiben, wo sie jetzt seien.
Biedenkopf schreibt in einer 80seitigen Kritik zum Entwurf für ein neues CDU- Grundsatzprogramm, aus dem die Hamburger Wochenzeitung Die Woche Auszüge veröffentlicht, das Amt des Bundeskanzlers, eines Ministerpräsidenten oder eines Parteivorsitzenden solle "vom jeweiligen Amtsinhaber nur eine begrenzte Zeit wahrgenommen werden" können. "Auf diese Weise wird nicht nur im Amt selbst, sondern auch in den das Amt tragenden Personalstrukturen in regelmäßigen Abständen für Erneuerung gesorgt."
Neun Milliarden Minus
BONN (rtr/dpa). Mit neun Milliarden Mark haben die gesetzlichen Krankenkassen 1992 in Westdeutschland etwas weniger Defizit gemacht als befürchtet. Die Ausgaben seien nicht so stark wie erwartet gestiegen, teilt das Bonner Gesundheitsministerium mit. Sie seien je Mitglied um 9,4 Prozent geklettert. Trotz Vorzieheffekten bei der zahnmedizinischen Versorgung und bei Arzneimitteln hätten sich die Zuwächse bei den meisten Leistungssparten abgeflacht, heißt es. Ressortchef Horst Seehofer sieht darin "erste positive Signale für eine Trendwende". Das Gesundheitsstrukturgesetz schaffe die Voraussetzung für eine weitere Begrenzung der Ausgaben. Die Einnahmen erhöhten sich um 5,1 Prozent.
In den neuen Ländern betrug das Minus 200 Millionen Mark, nachdem in der Vorperiode noch ein Überschuß von rund 2,8 Milliarden erwirtschaftet worden war.
LUSAKA, 4. März (Reuter). In dem afrikanischen Land Sambia sollen Vergewaltiger nach dem Willen des Parlaments künftig kastriert werden. Die Abgeordneten in Lusaka sprachen sich am Donnerstag für eine entsprechende Regelung aus. Damit soll der Anstieg der Sexualdelikte gebremst werden. Vizetourismusministerin Prinzessin Nakatindi forderte gar die Todesstrafe für überführte Vergewaltiger.
Eine Parlamentarierin sorgte jedoch für Aufruhr im Plenum, als sie über häufige sexuelle Belästigungen durch Kollegen berichtete. Einmal habe sie sich heftig gegen einen Abgeordneten zur Wehr setzen müssen, der versucht habe, sie auf einem Flughafen zu vergewaltigen.
KIEL/BONN, 4. März (Reuter/dpa). Die schleswig-holsteinische SPD hat gerichtliche Schritte gegen CDU-Generalsekretär Peter Hintze eingeleitet. Hintergrund ist dessen Aussage, die SPD habe dem ehemaligen Medienreferenten der Barschel-Regierung, Reiner Pfeiffer, finanzielle Zuwendungen gemacht. Das teilte SPD-Landesgeschäftsführer Werner Kindsmüller am Donnerstag in Kiel mit. Die SPD habe ihren Anwalt beauftragt, die Wiederholung der von Hintze aufgestellten Behauptung gerichtlich untersagen zu lassen.
Hintze sprach von einem Versuch der SPD, "mit einem juristischen Manöver von der Frage der politischen Verantwortung und den politischen Hintergründen der Zahlungen an Pfeiffer abzulenken".
Führende Mitglieder der schleswig-holsteinischen SPD-Landesregierung hatten nach Informationen der Kieler Nachrichten bereits seit dem 2. Februar Kenntnis von Geldzahlungen aus SPD-Kreisen an Pfeiffer. Nach Angaben der Zeitung sollen entsprechende Vermerke der Staatsanwaltschaft sowohl Justizminister Klaus Klingner (SPD) als auch der Staatskanzlei von Ministerpräsident Björn Engholm zugegangen sein. Regierungssprecher Andreas Rink habe bestätigt, auch Engholm sei über die als "abstrus und aberwitzig" eingestufte Information unterrichtet worden, habe aber "null Handlungsbedarf" gesehen.
Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, nahm Engholm vor Angriffen im Zusammenhang mit der Affäre um seinen Sozialminister Günther Jansen und Pfeiffer in Schutz. "Wenn Björn Engholm erklärt, daß er von dem Vorgang nichts gewußt habe, bin ich bereit, meine Hand für ihn ins Feuer zu legen", sagte Klose in einem am Donnerstag in Bonn verbreiteten Interview.
CDU und FDP im Kieler Landtag kündigten an, sie wollten einen Untersuchungsausschuß beantragen. Eine Sondersitzung des Kieler Parlaments solle am 11. März stattfinden, hieß es.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde des Handels um 6,21 Zähler gefallen. Am Vortag war er um 3,51 auf 3404,04 Punkte geklettert.
In Japan zeigte die Entwicklung gestern abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel sank um 94,31 auf 16 759,61 Einheiten.
HALLE/NÜRNBERG, 5. März (Reuter/ dpa). Die für Arbeit zuständigen ostdeutschen Landesminister wollen gemeinsam gegen den Bewilligungsstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) protestieren. Sachsen-Anhalts Arbeitsminister Werner Schreiber (CDU) sagte in Halle, er werde sich mit seinen Amtskollegen aus den neuen Ländern in der kommenden Woche treffen, um über eine "harsche Intervention" in Bonn zu beraten.
Das Finanzloch für ABM bei der Bundesanstalt für Arbeit ist vermutlich größer als bislang angenommen. So sind allein 8,8 Milliarden Mark des 9,9-Milliarden-Etats durch einen Überhang in Ostdeutschland von noch laufenden oder noch nicht abgerechneten ABM aus 1992 gebunden, wie dpa erfuhr. Dazu kommen die Kosten für rund 60 000 ABM-Plätze in Westdeutschland und für die noch nicht endgültig addierte Zahl von Neubewilligungen in diesem Jahr.
Die Bundesrepublik Deutschland wird nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft von den US-Behörden voraussichtlich nicht die Auslieferung des Entführers des Lufthansa-Airbusses "Chemnitz" verlangen.
Staatsanwaltschaft-Sprecher Hubert Harth teilte nach einem Gespräch mit US-Vertretern mit, die US-Behörden wollten "das Verfahren offensichtlich selbst durchführen".
Der Äthiopier Zewolde Nebiu Demeke hatte im Februar den Airbus auf dem Flug von Frankfurt nach Kairo in seine Gewalt gebracht und in die USA umgeleitet. Tatwaffe war eine Schreckschußpistole. Einen politischen Hintergrund hatte die Flugzeugentführung den Ermittlungen zufolge nicht. rtr
Firmen-Telegramm
Deere baut mehr Personal ab Der US-Konzern Deere will in seinem Mannheimer Traktorenwerk bis Ende September die Beschäftigtenzahl um 753 auf 2638 reduzieren. Der Abbau, der deutlich über die bisher bekannten Pläne hinausgeht, wird mit mangelnder Nachfrage begründet. 150 Akkord-Arbeitern droht die betriebsbedingte Kündigung. Italiener sagen Springer Ciao Nachdem der Springer Verlag den Verkauf seiner zehnprozentigen Beteiligung am italienischen Verlagshaus Poligrafici bekanntgab (siehe gestrige FR), teilten die Mailänder mit, sie hätten ihrerseits für 220 Millionen Mark in bar einen gleichhohen Springer-Anteil abgegeben. Etienne Aigner legt 2,50 Mark drauf Das Modehaus Etienne Aigner will für 1992, das "beste Geschäftsjahr seit Bestehen", die Dividende erneut erhöhen, und zwar von 12,50 auf 15 Mark. Zusätzlich sollen unverändert fünf Mark Bonus gezahlt werden. Der Umsatz stieg nur leicht auf 137,5 Millionen Mark, der Überschuß der Gruppe um so deutlicher von 6,7 auf 7,9 Millionen. Beschäftigt wurden am Jahresultimo 144 (140) Leute. Schenck kürzt Dividenden Der Darmstädter Maschinenbauer Carl Schenck kürzt die Ausschüttungen für das abgelaufene Geschäftsjahr um jeweils eine Mark auf 6,50 je Stamm- und 7,50 Mark pro Vorzugsaktie. Der Konzernumsatz sank 1991/92 um knapp zwei Prozent auf rund 1,1 Milliarden Mark.
LUSAKA, 5. März (Reuter). Sambias Präsident Frederick Chiluba hat am Donnerstag über das Land den Ausnahmezustand verhängt. In einer über Rundfunk und Fernsehen verbreiteten Rede begründete er die Maßnahme mit einer Gefahr für die Sicherheit des Landes von innen.
Einzelheiten über die zuvor von der Zeitung Times of Zambia gemeldeten Pläne für einen angeblichen Putsch teilte er nicht mit. Er kündigte jedoch überraschend eine Überprüfung der Beziehungen zu Iran und Irak an, mit denen der ehemalige Präsident Kenneth Kaunda enge Beziehungen unterhalten hatte.
Im Zusammenhang mit den angeblichen Putschplänen wurde auch ein Sohn von Kenneth Kaunda festgenommen. Major Wezi Kaunda sei unter sieben Festgenommenen, teilte Sambias Außenminister Vernon Mwaanga am heutigen Freitag telefonisch aus Lusaka mit. Mwaaga sagte weiter, Präsident Frederick Chiluba habe auf Anraten der Armeeführung und des Verteidigungsministeriums den begrenzten Ausnahmezustand verhängt.
In die Putschpläne sollen Mitglieder von Kaundas Vereinigter Nationaler Unabhängigkeits-Partei (UNIP) verwickelt sein, die das Land 27 Jahre lang regiert hatte. Bei den Wahlen im Herbst 1991 war die UNIP der Bewegung für eine Mehrparteien-Demokratie unterlegen, und Kaunda mußte die Macht an Chiluba abgeben.
Seit der Ablösung Kaundas nach 27jähriger Amtszeit herrschen zwischen der regierenden Bewegung für eine Mehrparteien-Demokratie und Kaundas UNIP verschärfte Spannungen. In Zusammenhang mit den Putschgerüchten waren UNIP-Büros durchsucht worden. Das Parlament muß einer Verlängerung des Ausnahmezustands nach sieben Tagen zustimmen.
Afrika-Ausscheidung zur WM Kamerun spielt gegen
Die "Löwen" aus Kamerun, mit Altstar Roger Milla bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien überraschend bis ins Viertelfinale vorgedrungen, treffen in der zweiten afrikanischen Qualifikationsrunde zur WM-Endrunde 1994 in den USA in Gruppe C auf Ägypten und Guinea. Das ergab die Auslosung.
Für die zweite Runde qualifizierten sich die neun Gruppensieger aus der Vorrunde. Sie ermitteln nun in drei Dreier- Gruppen nach dem Meisterschaftsmodus mit Hin- und Rückspielen die drei Sieger und USA-Starter. Afrika stellt 1994 erstmals drei Endrunden-Teilnehmer.
In der Afrika-Gruppe A treffen Algerien, Nigeria sowie Afrikacup-Gewinner Elfenbeinküste aufeinander. Die B-Gruppe bilden Marokko, Sambia und Senegal.
Die Nationalelf Ghanas, Finalist des Afrika-Cups 1992 und Dritter bei Olympia in Barcelona, konnte sich nicht für die zweite Runde qualifizieren. sid
Bei den "Tie Breaks" fehlte das nötige Glück: Nach dramatischen 2:23 Stunden verabschiedete sich der Elmshorner Michael Stich beim mit 1,4 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Indian Wells bereits in der zweiten Runde aus dem Turnier. Der Leverkusenerin Barbara Rittner glückte dagegen beim Damen- Turnier in Delray Beach/Florida (375 000 Dollar) der Sprung ins Achtelfinale.
In einem wahren "Krimi" der vergebenen Siegchancen verlor der an Nummer acht gesetzte Wimbledonsieger Stich äußerst kurios gegen den Franzosen Fabrice Santoro mit 6:3, 6:7 (7:9) und 6:7 (5:7). Dabei hatte der 24 Jahre alte Stich, der zum Auftakt von einem Freilos profitierte, im zweiten Satz zunächst gleich vier Matchbälle ausgelassen. Beim Stand von 4:5 im dritten Durchgang wehrte der deutsche Daviscup-Akteur dann selbst ebenfalls viermal den vorzeitigen Triumph des Franzosen ab. Sein 20 Jahre alter Kontrahent nutzte allerdings im zweiten "Tie Break" seinen fünften Matchball zum Einzug ins Achtelfinale.
Dort trifft Santoro nun auf den Peruaner Jaime Yzaga, der den Münchener Bernd Karbacher mit 6:2, 2:6, 6:3 auf die Heimreise schickte. Auch für die gesetzten Goran Ivanisevic (Kroatien/Nr. 6) und Andre Agassi (USA/Nr. 7) kam das vorzeitige Aus. Während der aufschlagstarke Ivanisevic dem argentinischen Sandplatz-Spezialisten Alberto Mancini beim 3:6 und 2:6 wenig Gegenwehr leistete, mußte sich Wimbledonsieger Agassi dem Schweizer Olympiasieger Marc Rosset mit 6:3, 6:7 (5:7) und 4:6 beugen.
Dagegen hat sich Barbara Rittner aus Leverkusen beim Turnier in Delray Beach/Florida für das Achtelfinale qualifiziert. Die 19 Jahre alte Rechtshänderin gewann ihr Zweitrundenmatch gegen die Französin Sophie Amiach mit 6:4 und 6:1. Die gleichaltrige Münchenerin Maja Zivec-Skulj schied nur knapp mit 6:3, 3:6 und 6:7 (5:7) gegen die favorisierte Holländerin Brenda Schultz (Nr. 14) aus. Die an Position fünf eingestufte Heidelbergerin Anke Huber, die durch ein 6:0 und 6:4 über Nicole Arendt (USA) die Runde der letzten 16 erreicht hatte, trifft nun auf Rosalyn Fairbank-Nideffer (USA). sid
Nach der positiven A-Probe wurde auch die B-Probe des inzwischen suspendierten Ben Johnson im Labor in Montreal analysiert. Dies bestätigte am Donnerstag Jayne Pearce, Sprecherin des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF in London. Daß die B-Probe ebenfalls positiv war, gab sie allerdings nicht bekannt. Es darf aber fast vorausgesetzt werden, da die IAAF ihre fünfköpfige Doping- Kommission einschließlich Prof. Dr. Manfred Donike vom Kölner Institut für Biochemie am Freitag zur Prüfung des "Falles Johnson" nach Paris eingeladen hat.
Ein Grund zur außerordentlichen Tagung dieser alle sechs Monate zusammentretenden Gruppe könnte ansonsten nur darin bestehen, daß das Ergebnis der B-Probe nicht eindeutig ist und diskutiert werden muß. Mit anderen Worten: Der festgestellte Testosteron/Epitestosteron- Spiegel, unter dem Bereich 6,0 kein Anlaß zu Sanktionen und ab 10,0 ein Grund zur Sperre, müßte zwischen diesen beiden Werten liegen.
Laut Jayne Pierce sind offenbar nur das unter Leitung von Prof. Robert Dugall stehende Labor in der Olympiastadt von 1976 sowie die Mitglieder der IAAF- Doping-Kommission über das Ergebnis der Anaylysen informiert. Darum könnten weder der Kanadische Leichtathletik- Verband noch die IAAF bestätigen, daß ein Dopingfall Johnson vorliege. sid
Biathlon-Weltcup in Lillehammer Beim Schießen hatten
Uschi Disl aus Moosham belegte beim Biathlon-Weltcup in Lillehammer als beste deutsche Starterin in der 15-km-Konkurrenz nur den elften Platz. Bei der Generalprobe für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr feierte Olympiasiegerin Anfissa Reszowa (Rußland) trotz sechs Schießfehlern ihren dritten Saison-Erfolg und verwies die Italienerin Nathalie Santer sowie Weltmeisterin Myriam Bedard (Kanada) auf die Plätze zwei und drei.
Der erste Wettbewerb offenbarte zugleich die Tücken der Olympia-Anlage. So blieb keine der 71 Skijägerinnen am Schießstand fehlerfrei. "Ich habe den Anlauf dahin zu leicht genommen", erklärte sich Olympiasiegerin Antje Misersky ihren mäßigen 13. Platz. Auf dem Weg zum Schießstand im Birkebeineren-Stadion muß ein rund 500 m langes Flachstück bewältigt werden: "Das verleitet dazu, sich zu übernehmen. Und dann ist der Puls beim Schießen oben." sid
Steffi Graf und Barbara Rittner marschierten beim mit 375 000 Dollar dotierten Turnier in Delray Beach in souveräner Manier ins Viertelfinale, in Kopenhagen überraschte der Amberger David Prinosil mit einem 6:4, 2:6, 6:2 gegen den an Nummer eins gesetzten Schweden Henrik Holm, und das mit 1,4 Millionen Dollar dotierte Grand-Prix-Turnier in Indian Wells in Kalifornien geht nach dem Ausscheiden von Michael Stich, Carl-Uwe Steeb und Bernd Karbacher ab dem Achtelfinale ohne deutsche Beteiligung weiter.
Die dreimalige Turniersiegerin und Titelverteidigerin Steffi Graf aus Brühl hatte beim klaren 6:2, 6:2 über die erst 15 Jahre alte Iva Majoli in Delray Beach kaum Mühe. Im Viertelfinale trifft sie auf die Siegerin des Matchs zwischen der Niederländerin Brenda Schultz und der Texanerin Zina Garrison-Jackson.
Barbara Rittner schlug die Doppel-Spezialistin Natalia Zwerewa aus Weißrußland ebenso deutlich mit 6:3, 6:1. Viertelfinalgegnerin ist die hinter Steffi Graf an Nummer zwei gesetzte Spanierin Arantxa Sanchez, die Patricia Hy aus Kanada mit 6:1, 7:5 aus dem Rennen warf.
Bei den "Tiebreaks" fehlte Michael Stich das nötige Glück: Nach dramatischen 2:23 Stunden verabschiedete sich der Elmshorner von Indian Wells in einem wahren "Krimi" der vergebenen Siegchancen als Nummer acht der Setzliste äußerst kurios gegen den Franzosen Fabrice Santoro mit 6:3, 6:7 (7:9) und 6:7 (5:7).
Dabei vergab Stich im zweiten Satz zunächst gleich vier Matchbälle. Beim Stand von 4:5 im dritten Durchgang wehrte der deutsche Daviscup-Akteur dann selbst vier Matchbälle des Franzosen ab. Sein 20 Jahre alter Kontrahent nutzte allerdings im zweiten "Tiebreak" die fünfte Gelegenheit zum Einzug ins Achtelfinale.
Dort trifft Santoro nun auf den Peruaner Jaime Yzaga, der den Münchner Bernd Karbacher mit 6:2, 2:6, 6:3 auf die Heimreise schicke. Carl-Uwe Steeb unterlag dem an Nummer 15 gesetzten Russen Alexander Wolkow mit 6:2, 5:7, 3:6.
Auch für die gesetzten Goran Ivanisevic (Kroatien/Nr.6) und Andre Agassi (USA/Nr. 7) kam das vorzeitige Aus. Während Ivanisevic dem Argentinier Alberto Mancini beim 3:6 und 2:6 wenig Gegenwehr leistete, mußte sich Wimbledonsieger Agassi dem Schweizer Olympiasieger Marc Rosset mit 6:3, 6:7 (5:7) und 4:6 beugen. sid
Ein "Kopfgeld" hat der englische "Jokkey Club" zur Ergreifung der Täter ausgesetzt, die in den Doping-Skandal in der britischen Turfszene verwickelt sind. Eine Belohnung von umgerechnet rund 12 500 Mark winkt den Informanten, die dem Turfverband dabei behilflich sind, die Drahtzieher zu fassen. Ab kommenden Dienstag wird aus diesem Grund ein "heißer Draht" eingerichtet, über den telefonisch rund um die Uhr Hinweise abgegeben werden können.
"Es ist sehr schwierig, an die Verantwortlichen heranzukommen. Darum kann in Zukunft jeder Trainer oder Jokkey, der auch nur in Verdacht steht, sein Pferd manipuliert zu haben, sofort Rennverbot erhalten. Dopingproben sind jetzt jederzeit möglich", erklärte Roger Buffham als Sicherheitschef des "Jockey Clubs". Durch drastische und unangekündigte Tests will Buffham die Trainer und Stallarbeiter enger mit in die Verantwortung ziehen und hofft so, die wirklichen Übeltäter fassen zu können.
Bei zwei Rennen in den letzten Monaten waren favorisierte Pferde aufgefallen, weil sie mit überdeutlichem Rückstand ins Ziel gekommen waren. Anschließend waren bei den Stuten Flash of Straw und Her Honour Doping-Substanzen nachgewiesen worden, die auf die Tiere einschläfernde Wirkung hatten. Durch die Niederlagen der beiden Favoritenpferde waren von Buchmachern Rekordsummen für Außenseitersiege bezahlt worden. sid
Vieles deutet daraufhin, als sei zwei Tage vor dem Gipfeltreffen der Fußbal-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt die Zukunft des Stürmers Anthony Yeboah geklärt. Der 26 Jahre alte Ghanaer soll sich nach zuverlässigen Informationen bereits zu Beginn dieser Woche entschieden haben, seinen bis 1994 befristeten Vertrag in Frankfurt nicht nur zu erfüllen, sondern ihn auch zu verlängern.
Am späten Donnerstagabend erklärte Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein der FR: "Der Trend ist so, daß Yeboah in Frankfurt bleibt. Wenn es nach unseren Vorstellungen geht, muß die Vertragsunterzeichnung bis Freitag über die Bühne gehen." Am Freitag sei eine abschließende Verhandlunsrunde am Riederwald geplant, "ich würde gern noch vor dem Spiel zum Abschluß kommen", sagte Hölzenbein.
Es gilt als sicher, daß die Eintracht dem Stürmer einen Drei-Jahres-Vertrag vorgelegt hat zu verbesserten finanziellen Konditionen aber ohne Zusatzklauseln.
Neben zwei ausländischen Klubs hatte in den vergangenen Wochen vor allem aber auch der deutsche Rekordmeister Bayern München um die Gunst des zehnfachen Bundesliga- Torschützen dieser Saison gebuhlt. Dort hätte Yeboah zweifellos mehr Geld verdienen können als die Eintracht auch jetzt mit dem nachgebesserten Angebot zu zahlen bereit ist. Gleichwohl hat Yeboah nie einen Hehl daraus gemacht, in Frankfurt bleiben zu wollen.
In einem Interview mit dem privaten Fernsehsender Premiere soll Yeboah-Berater Joachim Leukel erklärt haben, daß der Afrikaner bereits am Dienstag dieser Woche einen bis 1996 befristeten Vertrag in Frankfurt unterschrieben habe. Dies bestritt Leukel am Donnerstagabend allerdings: "Ich habe eine derartige Äußerung nicht gemacht."
Es gibt klare Anzeichen dafür, daß Leukel an den jüngsten Gesprächen zwischen Yeboah und der Eintracht in dieser Woche nicht mehr beteiligt war. wl/ger/sid
Steffi Graf und Barbara Rittner marschierten beim mit 375 000 Dollar dotierten Frauenturnier in Delray Beach in souveräner Manier ins Viertelfinale, in Kopenhagen (175.000 Dollar) überraschte der Amberger David Prinosil mit einem 6:4, 2:6, 6:2 gegen den an Nummer eins gesetzten Schweden Henrik Holm, und das mit 1,4 Millionen Dollar dotierte Grand- Prix-Turnier in Indian Wells in Kalifornien geht nach dem Ausscheiden von Michael Stich, Carl-Uwe Steeb und Bernd Karbacher ab dem Achtelfinale ohne deutsche Beteiligung weiter.
Die dreimalige Turniersiegerin und Titelverteidigerin Steffi Graf aus Brühl hatte beim klaren 6:2, 6:2 über die erst 15 Jahre alte Iva Majoli in Delray Beach kaum Mühe. Im Viertelfinale trifft sie auf die farbige Texanerin Zina Garrison- Jackson, die Brenda Schultz aus den Niederlande mit 7:5, 6:3 ausschaltete. Für eine Überraschung sorgte die 16jährige Amerikanerin Lindsay Davenport, erst seit einer Woche Profi, die die an Nummer drei eingestufte Argentinierin Gabriela Sabatini mit 7:6 (7:5), 6:1 aus dem Rennen warf.
Barbara Rittner, zuvor ebenso sicher mit 6:4, 6:1 über die Französin Sophie Amiach siegreich, schlug die Doppel-Spezialistin Natalia Zwerewa aus Weißrußland ebenso deutlich mit 6:3, 6:1. Viertelfinalgegnerin ist die hinter Steffi Graf an Nummer zwei gesetzte Spanierin Arantxa Sanchez, die Patricia Hy aus Kanada mit 6:1, 7:5 aus dem Rennen warf.
David Prinosil, Nummer 88 im Computer benötigte in Kopenhagen zwei Stunden und sechs Minuten zum überraschenden Dreisatzerfolg gegen den 69 Plätze höher notierten Schweden Henrik Holm.
In Indian Wells kam auch für die gesetzten Goran Ivanisevic (Kroatien/Nr.6) und Andre Agassi (USA/Nr. 7) das vorzeitige Aus. Während der aufschlagstarke Ivanisevic dem argentinischen Sandplatz- Spezialisten Alberto Mancini beim 3:6 und 2:6 wenig Gegenwehr leistete, mußte sich Wimbledonsieger Agassi dem Schweizer Olympiasieger Marc Rosset mit 6:3, 6:7 (5:7) und 4:6 beugen.
In Delray Beach war die 19 Jahre alte Münchnerin Maja Zivec-Skulj im Achtelfinale nur knapp mit 6:3, 3:6 und 6:7 (5:7) gegen die favorisierte Holländerin Brenda Schultz (Nr. 14) ausgeschieden. Die an Nummer fünf eingestufte Heidelbergerin Anke Huber, die durch ein 6:0 und 6:4 über Nicole Arendt (USA) die Runde der letzten 16 erreicht hatte, traf im Achtelfinale auf Rosalyn Fairbank-Nideffer (USA), die sie mit 7:5 und 6:2 besiegte. In der Runde der letzten Acht trifft sie nun auf die US-Amaerikanerin Mary Joe Fernandez. sid
"Wir sehen jedoch die Gefahr, daß man von uns ,Neutralität&rquote; und ,Ausgewogenheit&rquote; in diesem Stoffgebiet fordern wird und sind nicht bereit, unseren dem logischen Denken verpflichteten Standpunkt aufzugeben zugunsten der Unvernunft", erklärte der Fachbereich Humanmedizin der Marburger Universität (FR vom 26. Februar 1993 "Homöopathie eine ,Irrlehre&rquote;?").
Wer fordert denn die Aufgabe des logischen Denkens, wenn Grundkenntnisse der Homöopathie für Mediziner ausbildungs- und prüfungsrelevant werden sollen? Lassen die Furchtsamen ihre gepriesene Logik nicht außen vor, wenn sie ohne Studium der Homöopathie deren "Wirkungsprinzip als Täuschung . . . und Selbsttäuschung" verdammen?
Gewiß kann man gut begründet die Homöopathie kritisieren. Kritik setzt Kenntnisse durch eingehende Studien und Erfahrungen voraus. Diese Kenntnisse zu erwerben, sind die "Marburger" erklärtermaßen "nicht bereit". Eine "Irrlehre"? Der Bannstrahl gegen eine medizinische Alternative wird ex cathedra - wie einst Kirchenfürsten im Mittelalter gegen Galilei - ausgesprochen. Kruder geht's nimmer.
Ich als Patient erwarte vom Humanmediziner, daß er auch alternative Behandlungsansätze kennt und anwenden kann, ohne seinen Standpunkt aufzugeben. Ich erwarte, daß der Mensch und nichts anderes im Mittelpunkt seiner Profession steht.
Ich bin kein "Medizinmann", sondern habe das Schlosserhandwerk erlernt und dabei die Funktionsweise des Otto- und Dieselmotors. Was würde ein Mediziner in seinem "Stern-Mobil" sagen, wenn ich seinen Diesel mit dem Hinweis, das sei ein "unvernünftiger Antrieb", nicht reparieren könnte?
Etwas mehr Gelassenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber der Naturheilkunde und Homöopathie stünde den Marburger Humanmedizinern schon gut an.
Herbert Kapitola, Rheda-Wiedenbrück
Als Gegenargument zu der sehr negativen und überheblichen Meinung des Fachbereichs Humanmedizin der Marburger Universität gegen die Homöopathie (FR vom 26. 2. 1993 "Homöopathie eine ,Irrlehre&rquote;?") möchte ich Ihnen als Heilpraktikerin das Argument der Placebowirkung widerlegen.
Die Naturheilmittel haben u. a. auch eine hervorragende Wirkung bei Tieren, denen diese Mittel z. B. mit dem Futter verabreicht oder injiziert werden.
Ich denke, daß man bei Tieren nicht von einem Placeboeffekt sprechen kann, denn Tiere können sich ja bekanntlich schlecht etwas einreden.
Luba Weiss, Idstein
Die Meldung "Bündnis 90 über Kirche empört" (FR vom 24. 2. 1993) veranlaßt mich zu folgender Anmerkung:
Herr Nooke kritisiert mit starken Worten die Entscheidung der Kirchenleitung der Pommerschen Evangelischen Kirchein Sachen von Oberkonsistorialrat Dr. Plath. Gegen Dr. Plath liefen disziplinarische Vorermittlungen. Solche Ermittlungen werden aus gutem Grund überall nicht öffentlich durchgeführt. Die Ermittlungen haben ganz offensichtlich die gegen Dr. Plath erhobenen Vorwürfe auf der Basis einer "Recherche" der "Gauck- Behörde" im wesentlichen nicht bestätigt.
Dies kann eigentlich niemanden überraschen, hat sich doch bereits selbst der Bundesgerichtshof kritisch mit dem Wert von MfS-Akten auseinandergesetzt (vgl. FR vom 7. 5. 1992).
Das Ergebnis der Vorermittlungen kann Herr Nooke aus Rechtsgründen nicht kennen. Welche sachliche Grundlage hat Herr Nooke für seine Kritik? Dies läßt sich mit einem Wort beantworten: keine.
Im übrigen: Wenn sich Herr Nooke äußert, muß dies doch wohl nicht unbedingt mit einer Äußerung des Bündnisses 90 gleichgesetzt werden. Es soll dort auch Mitglieder geben, die an diese Dinge differenzierter und weniger stasiaktengläubig herangehen, z. B. Herrn Konrad Weiß.
Rainer Wilker, Stelle
Nacht und Stille. Gegen das dunkle Blau des Himmels zeichnen sich Umrisse ab: Eine Antenne ist zu erkennen, ein Lattenzaun, eine Stromleitung, einige rechteckige Formen, Geräteschuppen vielleicht. Am Himmel steht ein einzelner Stern. Da fängt ein Hund zu bellen an, ein zweiter fällt ein, ein dritter, es wird langsam heller und das Gebell immer heftiger, Akkordeonmusik beginnt, und die "Hunde" werden zum Chor.
So lassen Jérôme Deschamps und Macha Makeieff ihr Stück "Les Pieds dans l'Eau" (Die Füße im Wasser) - das jetzt als deutsche Erstaufführung im Frankfurter Theater am Turm zu sehen ist - beginnen, und so lassen sie es enden. Als Zugabe noch stellen sich die Schauspieler, ein Notenblatt in der Hand, an der Rampe auf und bellen ihren Hunde-Kanon. Der Mensch, ein armer Hund?
Deschamps und Makeieff halten ihr Stück stets in der Schwebe zwischen satirischer Überzeichnung und genauer Realitäts-Beobachtung, zwischen Slapstick, absurdem Theater und Milieuschilderung. So können wir die "Kostüme" (Macha Makeieff) der Schauspieler jeden Tag auf der Straße sehen: billige Strickjacke und blauer Rock, schmuddelige Trainingsanzugs-Jacke, schlechtsitzende Hose, ausgelatschte Cowboystiefel. Wenn uns jemand, der so gekleidet ist, in der U- Bahn gegenübersäße, dächten wir vielleicht: armer Hund. Die Typen, die hier "die Füße im Wasser" haben, sind so linkisch oder versoffen, so angeberisch oder verklemmt wie im richtigen Leben. Auch ihre nichtssagenden, irrlichternden Dialoge kann man auf der Straße belauschen.
Der Humor des Deschamps'schen Universums ("Les Pieds dans l'Eau" ist die sechste Produktion, die in Frankfurt zu sehen ist), der Witz dieses Stücks entstehen dadurch, daß diese Menschen in einer Welt leben, die ein bißchen anders ist als gewohnt. Sie sind in Schränken, Spinden zu Hause, füttern eine Maschine mit leeren Flaschen und erzeugen so Wein, paradieren mit der Klobürste in der Hand, lösen Zahnprobleme mit Mörtel und Maurerkelle - und finden das alles ganz normal. Der Kampf gegen die Tücke der Gegenstände, der in "Les Pieds dans l&rquote;Eau" immer wieder vorgeführt wird, gegen den Irrsinn des Lebens, erinnert sehr an Filme von Jacques Tati, "Mon Oncle" etwa: Dort wird zum Beispiel ein Ehepaar zu Gefangenen der selbsttätig schließenden Garage, hier entkommt der Technik-Freak nur mit Mühe seinem vollautomatischen Bett.
Deschamps' Scherze sind nicht alle neu, und manch origineller Einfall wird im Laufe der eineinhalbstündigen Aufführung das kleine Bißchen zu oft wiederholt, um noch sehr zu erheitern. Dennoch bewahrt der französische Regisseur, der seit 14 Jahren (inzwischen in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Macha Makeieff) mit wachsendem internationalem Erfolg inszeniert, seinem Humor diese Leichtigkeit, die man hierzulande leider viel zu selten geboten bekommt, sowie seinen Figuren eine nicht zu übersehende Zuneigung. Geradezu rührend etwa, wie sie ihr winziges Schrank-Zuhause immer wieder zu verschönern suchen - und sei es mit bunten Plastikschalen.
Und was sagen die armen Hunde dazu? "Alors, on est bien, on est bien", uns geht's gut, versichern sie dauernd.
(Weitere Aufführungen im Theater am Turm, Eschersheimer Landstraße 2, bis zum Sonntag, 14. März, Beginn jeweils 20 Uhr.) SYLVIA STAUDE
NEU-ISENBURG. Ein Klageruf erschallt seit Jahren in den Straßen Neu- Isenburgs: "Mehr Hilfspolizisten, mehr Kontrollen" fordern viele Anwohner, wenn wieder einmal Hofeinfahrten und Radwege mit Blechkarossen zugeparkt sind. Ganz zu schweigen von Autofahrern, die viel schneller als erlaubt durch die Stadt preschen und damit Radler, Fußgänger und spielende Kinder gefährden. Um so einträglicher ist das Geschäft mit den Knöllchen, die städtische Hilfspolizisten (Hipos) unter Wischerblätter klemmen oder den Rasern mitsamt Radarmessung ins Haus schicken. Der Erste Stadtrat Berthold Depper (FDP) legte jetzt die Bilanz für 1992 vor: Danach flossen durch die rund 18 500 Verwarnungen und Bußgeldverfahren mehr als 290 000 Mark in die Rathauskasse.
Laut Depper stehen dieser Summe etwa 280 000 Mark an Personalkosten für fünf Hipos gegenüber. Dazu komme noch die Arbeitszeit jener Beschäftigten im Rathaus, die Strafzettel auswerteten und Bescheide verschickten; und die Kosten für das etwa 90 000 Mark teure Radarmeßgerät, das nach fünf Jahren ausgetauscht werden müsse.
Obwohl das städtische Budget also kaum belastet würde, wenn der Magistrat weitere Hipos einstellte, bleibt der Wunsch vieler Bürger weiter unerfüllt. Dabei schien es Ende vorigen Jahres fast soweit zu sein: In dem unter Deppers Regie ausgearbeiteten Entwurf des Haushaltsplans 1993 waren auch zwei zusätzliche Hipo-Stellen vorgesehen. Angesichts eines sechs Millionen Mark großen Gewerbesteuerlochs in der Kasse strichen CDU, FDP und FWG alle 17 vom Kämmerer vorgeschlagenen neuen Arbeitsplätze. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen fielen so auch die Hipo-Stellen dem Rotstift zum Opfer.
Berthold Depper räumte in einem Gespräch mit der FR ein, daß er sich dem Votum des bürgerlichen Blocks im Falle der Hilfspolizisten auch "aus optischen Gründen" gebeugt habe. "Natürlich" sei der Bedarf nach mehr Kontrolleuren da. Und die Kosten seien ebenfalls gering. "Die Stellen mußten trotzdem wegfallen, damit niemand sagen kann: ,Im sozialen Bereich streicht ihr, und bei den Hipos stockt ihr den Bestand sogar auf&rquote;", schildert er.
CDU-Fraktionschef Oliver Quilling beschreibt die Haltung seiner Partei so: "Wir müssen mit spitzem Stift rechnen und sind generell gegen jede Stellenausweitung." Die Bilanz des Kämmerers kenne er noch nicht. Wenn die Einstellung zusätzlicher Hilfspolizisten aber tatsächlich nahezu zum Nulltarif zu haben sei, "dann würde ich persönlich das befürworten".
Karl Vey von den Freien Wählern äußert sich ähnlich. Wenn weitere Stellen für Hipos erforderlich seien, müßten sie auch geschaffen werden: "Aber bei den Debatten über den Haushalt hieß es ja, daß wir kein Geld in der Kasse hätten."
Auch der ehrenamtliche Stadtrat Gerhard Gräber (FDP) ist offenkundig davon überzeugt, daß die Rücksichtslosigkeit vieler Autofahrer stärker kontrolliert werden müßte. Besonders abends und am Wochenende hätten Anwohner und Fußgänger das Nachsehen, wenn die Bürgersteige zugeparkt seien: "Wer seinen Wagen wild abstellt, weiß, daß ihm zu dieser Zeit kein Knollen droht."
Entgegen des Votums der FDP-Fraktion befürwortet Gräber zusätzliche Hipo- Stellen, "falls sie wirklich nichts kosten". Allerdings müsse dann geklärt werden, wo die neuen Mitarbeiter ihren Arbeitsplätz hätten, denn das Rathaus sei proppenvoll, und der Personalrat fordere ohnehin neue Räume: "Und dadurch würden die Hilfspolizisten wiederum Geld kosten."
In den Augen von Joachim Luft (Grüne), dessen Partei schon seit Jahren mehr Hilfspolizisten verlangt, ist das kein ernstzunehmendes Gegenargument: "Wenn die ihre Arbeit ordentlich tun, sind sie eh kaum im Rathaus." Dem Kämmerer wirft er vor, die "Knöllchen- Bilanz" nicht schon vor den Haushaltsberatungen vorgelegt zu haben. Dann wäre es CDU, FDP und FWG kaum noch möglich gewesen, die vorgeschlagenen Stellen zu streichen.
"Es geht uns nicht darum, die Bürger mit mehr Polizei noch stärker zu überwachen, sondern darum, die Sicherheit auf den Isenburger Straßen zu verbessern", plädiert SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Zimmermann - bislang vergebens - für Hipo-Zuwachs. Und letztlich könne auf diese Weise vielleicht sogar der Moral vieler Autofahrer "auf die Sprünge" geholfen werden. GERHARD BAYER
Ab 1. Mai 1993 gilt für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen die 37,5 Stundenwoche, das bedeutet gegenüber der derzeitigen Regelung eine Stunde pro Woche. Ich gehe davon aus, daß die Kolleginnen und Kollegen, die PauschalistInnen im dienstlichen (Arbeitszeit, Dienstplanung, Urlaubsplanung) RedakteurInnen-Status sind, in die Rechnung einbezogen werden müssen.
Für die einzelnen Bezirksredaktionen kann dies bedeuten:
Hanau geht von 13 Stellen aus = 13 Stunden Arbeitszeitverkürzung (Azvk)in der Woche, vorausgesetzt, es wären alle an Bord;
Die Planungen beim Oberligisten FV Bad Vilbel für die nächste Saison laufen zwangsweise wegen des Abstiegskampfes zweigleisig, inzwischen aber auch ohne Torwart Thomas Grüneisen sowie Michael Deuerling. "Ich habe mich nicht mit dem Verein überworfen, sondern handele mit diesem Wechsel im Sinne meines Berufes und der Familie", begründet der langjährige Keeper, Außendienstmitarbeiter und zweifache Familienvater seinen Entschluß. Er will bis Ende dieser Runde als Nummer eins seinen Mann stehen, anschließend möglichst zu einem Landesligisten wechseln, wo er nach entsprechender Absprache mit etwa zwei oder drei Trainingseinheiten in der Woche auskommen kann. Denn Weg zum FC Italia schließt Grüneisen, der seinerzeit in einer Blitzaktion von der Homburger Sandelmühle ans Niddasportfeld geholt wurde und den FVB durch eine einmalige "zu Null-Serie" vor dem Landesligaabstieg bewahrte, nicht aus, denn mit Peter Rübenach kommt er bestens aus. Da er in Schmitten wohnt, wäre die Spvgg. Bad Homburg sein Wunschverein.
"Ich hätte gerne beide behalten", stellt der neue Vilbeler Trainer Heinz Wulf im Vorgriff auf die Saison 93/94 fest, jetzt dürfte der Weg für den bereits im Aufgebot der Hessenauswahl stehenden Thomas Rühl frei sein. Und Bad Vilbel sucht einen neuen (zweiten) Torwart. "Wir konnten Grüneisen keine Garantie geben, daß er auch in der Zukunft die Nummer eins bleibt, denn Wulf wollte sich nicht festlegen", zeigt FVB-Geschäftsführer Bernd Feik Verständnis für den Weggang Grüneisens. Michael Deuerling hat ebenfalls seinen Abschied avisiert, er will zukünftig als Spielertrainer fungieren. "Ich sehe diese Entscheidungen im Trainer- und Spielerbereich auch im jetzigen Stadium für uns nicht als Nachteil an, somit kann der FVB rechtzeitig für die neue Runde disponieren", ergänzt Feik, der allerdings in Thomas Grüneisen einen Verlust in menschlicher und sportlicher Hinsicht sieht. "Wir haben uns inzwischen mit Heinz Wulf verständigt, daß sein Kontrakt auch für die Landesliga Gültigkeit hat und sehen auch im Falle des Abstiegs nicht die Gefahr eines Ausverkaufs, denn die Prämien für die Spieler würden sich durch ein Plus an Siegen kaum reduzieren", stellt Feik nach der unbegreiflich schwachen Leistung von Bürstadt fest. "Die Spieler wurden über unsere zweigleisigen Planungen informiert und akzeptieren sie", glaubt der zusammen mit Rolf Brauburger für den Spielbetrieb einstehende Bernd Feik die wichtigen Stammkräfte halten zu können und keinesfalls an eine Kettenreaktion. HANS-DIETER PUTH
Kleine Lokalrundschau
Gilmore-Konzert abgesagt DREIEICH. Vom Veranstalter "Deutsche Multiple Sklerose-Gesellschaft" abgesagt wurde das Konzert mit Gail V. Gilmore, das am Sonntag, 7. März, im Bürgerhaus Sprendlingen stattfinden sollte. Der Eintrittspreis für bereits verkaufte Karten wird zurückerstattet. Ehrung der besten Sportler EGELSBACH. Die besten Egelsbacher Sportler des vergangenen Jahres und die engagiertesten ehrenamtlichen Hel- fer werden heute, 5. März, um 20 Uhr im Eigenheim-Saalbau geehrt. Die Moderation übernimmt Herbert Kranz vom Hessischen Rundfunk. Das Unterhaltungsprogramm gestalten örtliche Vereine. "Die kleinen Strolche" NEU-ISENBURG. Nicht nur Kinder, sondern auch eingefleischte Cineasten dürften sich für ein Angebot des kommunalen Kinos interessieren: Am Samstag, 6. März, ist um 16 Uhr in der Hugenottenhalle der Stummfilm "Die kleinen Strolche" zu sehen. Das in den 20er Jahren gedrehte Zelluloidwerk wird mit Musik und deutschem Kommentar vorgeführt.
"Tag der Suchthilfe" DREIEICH. Im Rahmen der ZDF- Suchtwoche sind am heutigen Freitag, 5. März, Berater/innen der Jugend- und Drogenberatung "Wildhof" in einem verlängerten Telefondienst in Dreieich unter Tel. 6 49 47 zu erreichen. Besetzt ist das Beratungstelefon am "Tag der Suchthilfe vor Ort" zwischen 9 und 16 Uhr. Dias von Borneo-Expedition NEU-ISENBURG. Lichtbilder von einer Expedition auf der Insel Borneo zeigt Friedrich Unterberg am heutigen Freitag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Hugenottenhalle. Der Vortrag ist eine Veranstaltung des städtischen Dia- und Filmforums. Künstler-Markt in Langen LANGEN. Ein Künstler- und Kunsthandwerker-Markt findet am Sonntag, 7. März, in der Langener Stadthalle, Südliche Ringstraße, statt. Geöffnet ist der Markt, zu dem Aussteller aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet werden, zwischen 11 und 18 Uhr. "Happy hour" am Frauentag LANGEN. Eine "Happy hour" im Rathaus veranstaltet das Frauenforum Langen am Montag, 8. März, gemeinsam mit der Frauenbeauftragten der Stadt, anläßlich des Internationalen Frauentags. Zwischen 16 und 17 Uhr werden "Lila Drinks und Lila Forderungen" gereicht. Es spielt das Frauenduo "Two You". Mehr Informationen und Fragebogen zum Thema "Wie Frauen sich ihre Stadt wünschen" gibt es im Frauenbüro, Telefon 203-142.
Frauenfest am Frauentag EGELSBACH. Anläßlich des internationalen Frauentages laden das Ausländerkomitee und die örtlichen Sozialdemokratinnen alle ausländischen und deutschen Egelsbacher Frauen zu einem Fest mit Kaffee und Kuchen ein, das am Montag, 8. März, um 15 Uhr im Bürgerhaus beginnt.Musik und Malerei NEU-ISENBURG. "Musik und Malerei - zwei, die sich gut versteh'n" ist das Motto der außergewöhnlichen Vernissage am Montag, 8. März, 20 Uhr, die von fünf Malerinnen und Malern gemeinsam mit der Rock- und Folkschule Norbert Schultz gestaltet wird. Ort des Geschehens ist die Musikschule in der Freiherr- vom-Stein-Straße 18.
Kleine Lokalrundschau
Tips zum Energiesparen EPPSTEIN. Ratschläge zum Energiesparen geben die Main-Kraftwerke noch bis zum 6. März in Eppstein im Infobus auf dem Bolzplatz vor dem Rathaus im Stadtteil Vockenhausen. Öffnungszeiten heute von 9 bis 12.30 und von 14 bis 16 Uhr sowie morgen von 9 bis 12.30 Uhr. Kino für Senioren HOFHEIM. "Flußfahrt mit Huhn", ist der Titel eines Filmes, der heute, Freitag, um 14.30 Uhr im Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5, zu sehen ist. Kursus in Erster Hilfe KRIFTEL. Einen Kursus in Erster Hilfe bietet das Krifteler Rote Kreuz an. Der Lehrgang umfaßt zwei Samstage, beginnt am 6. und wird am 13. März fortgesetzt, jeweils von 8.30 bis 16.30 Uhr in der DRK- Station, Staufenstraße. Infos und Anmeldungen unter Tel. 0 61 92 / 20 77 17. Musikschüler spielen vor HOFHEIM. Ihr Können demonstrieren die Musikschüler des Volksbildungsvereins Hofheim am Sonntag, 7. März. Um 15 Uhr spielen sie im kleinen Kulturzentrum, Hauptstraße. Osterhase kommt in Schule KRIFTEL. Eine Woche dem Kalender voraus ist der Osterhase, der am Sonntag, 7. März, in die Weingartenschule kommt. Um 14 Uhr öffnet dort ein Ostermarkt mit Basteleien; Kaffee und Kuchen gibt's obendrein. Vogelschützer beraten Projekte HOFHEIM. Arbeitsprojekte und Pflegevorhaben beraten die Mitglieder des Naturschutzbundes bei ihrem Treffen am Montag, 8. März, um 19.30 Uhr in der "Stadt Hofheim". Dabei geht es auch um die Pläne für eine Biotopvernetzung in der Kreisstadt.
Geschichten über Geschwister HATTERSHEIM. Geschichten von kleinen und großen Geschwistern bekommen Kinder von sechs Jahren an am Mittwoch, 10. März, um 15 Uhr bei der nächsten Vorlesestunde in der Hattersheimer Stadtbücherei Am Markt zu hören. Bronze im Rathaus-Foyer HOFHEIM. Seidenmalerei, Bilder und Bronze zeigen drei Künstlerinnen im Rathaus-Foyer. Die Ausstellung von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich wird am Donnerstag, 11. März, 19 Uhr, eröffnet und ist bis zum 25. März zu sehen. Seminar für Pfadfinder FLÖRSHEIM. Ein Seminar für erwachsene Pfadfinder und solche, die es werden wollen, bietet die evangelische Kirchengemeinde Weilbach am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr an. Dabei geht es um Tips, wie Kindergruppen geleitet werden sollen. Wer Interesse hat, kann sich vorab bei Pfarrer Christoph Wildfang, Tel. 06145 / 3 23 24, informieren.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche haben Reinigungskräfte in der Toilette des Hauptbahnhofs einen Drogentoten aufgefunden. Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Rödelheimer, der an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Neben den Toten lagen diverse Fixerutensilien.
Nach Angaben der Polizei war der 30jährige seit 1978 insgesamt 67mal wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie wegen Eigentumsdelikten in Erscheinung getreten.
Der Rödelheimer ist bereits das 13. Rauschgiftopfer in Frankfurt in diesem Jahr. enk
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SG Dietzenbach - HC Friedrichsdorf (Sa., 19.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), TSG Oberursel - TV Kesselstadt (Sa., 19.30 Uhr, Erich-Kästner-Schule), FTG Frankfurt - TG Hainhausen (Sa., 19.45 Uhr, Wilhelm-Merton-Schule, Ginnheim), TG Hanau - Eintracht Frankfurt (So., 17.30 Uhr, Main-Kinzig-Halle), TuS Zeppelinheim - TV Langenselbold (So., 18 Uhr, Am Sportplatz), SG Wehrheim/Obernhain - SV Seulberg (So., 18.30 Uhr, Am Bürgerhaus). BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietesheim/Mühlheim - TV Eschersheim (Sa., 16.45 Uhr, Anton-Dey-Sraße), FTG Frankfurt - SG Dietzenbach (Sa., 18.15 Uhr, Wilhelm-Merton Schule, Ginnheim), Artemis Sport Frankfurt - SV Dreieichenhain (Sa., 18.30 Uhr, Wächtersbacherstraße), SG Wehrheim/Obernhain - HSV Götzenhain (Sa., 19.00 Uhr, Am Bürgerhaus), TuS Niedereschbach - FT Dörnigheim (So., 16.15 Uhr, Otto-Hahn-Schule), TSG Neu-Isenburg - TV Niedermittlau (So., 18.00 Uhr, Im Sportpark). BEZIRKSOBERLIGA II FRANKFURT, Frauen: SG Hainburg - TuS Zeppelinheim (So., 17.00 Uhr, Königsbergerstraße), Spvgg. Bad Homburg - TG Hainhausen (So., 17.45 Uhr, Gesamtschule am Glukkenstein), VfL Goldstein - TV Gelnhausen (So. 18.00 Carl-von-Weinberg-Schule), SKG Sprendlingen - SV Erlensee (So., 18.30 Uhr, Breslauer Straße), TV Bad Vilbel - SW Griesheim (So., 18.40 Uhr, Am Sportfeld).
WACO, 3. MÄRZ (AFP) - Die Belagerung der Ranch des Sektenführers Vernon Howell in der Nähe der texanischen Stadt Waco durch die Polizei ist auch am Mittwoch zunächst erfolglos geblieben. Seine Zusage, er werde sich nach der Ausstrahlung einer "Botschaft" im Rundfunk ergeben, hielt Howell nicht ein. Informationen eines Sprechers der US-Bundespolizei (FBI) zufolge wartet der 33jährige "auf Handlungsanweisungen von Gott". Zwei lokale Radiosender hatten den 58minütigen Monolog Howells, der unter dem Namen "David Koresh" auftritt, 24 Stunden zuvor verbreitet.
Nach Informationen des FBI hat Howell, der immer wieder erklärt, er sei Jesus Christus, insgesamt 110 Menschen in seiner Gewalt, also wesentlich mehr als bisher vermutet. 20 Kinder, 47 Frauen und 43 Männer befinden nach Angaben des FBI-Sprechers Jeffrey Jamar in dem von 450 Polizisten der Bundesbehörde für Alkohol-, Tabak- und Feuerwaffendelikte (ATF) umstellten Gebäude. Eine ATF- Sprecherin hatte am Mittwoch erklärt, es gebe für die Dauer der Belagerung "keine zeitliche Begrenzung".
Wie Jamar weiter berichtete, sind drei Personen in dem Anwesen verletzt, darunter Howell selbst. Dies hätten die 18 freigelassenen Kinder, die beiden freigelassenen Frauen wie auch die an der Schießerei beteiligten ATF-Beamten übereinstimmend berichtet. "Noch mehr Leichen" seien gesehen worden, die genaue Zahl der Getöteten sei jedoch nicht bekannt. Bisherigen offiziellen Angaben zufolge waren bei Schießereien zwischen der ATF und der Sekte am Sonntag zwei Sektenmitglieder und vier ATF-Beamte getötet worden. Die Tageszeitung "Houston Chronicle" meldete am Mittwoch, bei dem Schußwechsel seien bis zu 15 Sektenmitglieder getötet worden, darunter auch Kinder. Der "Flügel der Davidianer" hat Berichten zufolge etwa 2000 Anhänger (rpt. 2000 Anhänger) und unterhält in seiner Zentrale bei Waco ein ausgedehntes Waffenlager.
Kleine FR
Schwestern im Streit OFFENBACH. Ein Referat zum Thema "Schwestern im Streit - Konkurrenz unter Frauen" hält die Offenbacher Frauenbeauftragte Ilona Hakert am Dienstag, 9. März, 20 Uhr, in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte in der Ludo-Mayer-Straße 1. Pantomime-Seminar OFFENBACH. Die Grundzüge der Pantomime können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Intensiv-Seminars kennenlernen, das die Volkshochschule der Stadt zwischen dem 25. und 28. März anbietet. Anmeldungen sind bis 12. März in der Volkshochschule, Kaiserstraße 7, möglich. Briefkonzept OFFENBACH. Zu einer Informationsveranstaltung über das neue Briefkonzept der Post lädt die Industrie- und Handelskammer für Dienstag, 9. März, 14 Uhr, in den großen Saal am Platz der Deutschen Einheit 5, ein. Referenten sind Lars Limpert, der sich beim Deutschen Industrie- und Handelstag mit Fragen der Post beschäftigt und Dorothee Lischke vom Verband der Postbenutzer.
Standesamt ist zu MÜHLHEIM. Wegen eines Fortbildungslehrganges der Mitarbeiter des Standesamtes bleibt das Amt am Mittwoch, 17. März, für Besucher geschlossen.
UfO wählt Vorstand OBERTSHAUSEN. Der Verein Umweltschutz für Obertshausen (UfO) macht am Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, seine Mitgliederversammlung; in der Bürgerhausgaststätte.Puppen basteln MÜHLHEIM. Wer gezeigt bekommen will, wie man Biegepuppen für die Puppenstube bastelt, der hat dazu in einem über zwei Abende währenden Kurs Gelegenheit, den der Verein Frau-Mutter-Kind anbietet: am 10. und 17. März jeweils von 20 bis 22 Uhr. Anmeldungen: 1069 / 86 84 87 oder 0 61 08 / 6 93 86.
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Arbeitskreis Sucht Wetterau: Tag der Suchthilfe vor Ort, offene Telefonberatung, 8-12 Uhr, unter Tel. 0 60 31 / 44 88.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.
LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Mütter- u. Familienzentrum: Offene Stillgruppe, 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag: Gichtgefährdet - was tun?
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Friedberg. Volksbühne: Schwarzes Theater Die Velvets - "Hoffmanns Erzählungen" v. J. Offenbach, 20 Uhr, Stadthalle. Frauenzentrumsverein: Osteuropäische Melodien, 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
Karben. Catharsis in concert, 20.30 Uhr, Jukuz Selzerbrunnen.
Altenstadt. VfL Abt. orientalischer Tanz: Orientalische Nacht - Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten bosnischer Frauen, 20 Uhr, Gem.-Haus Waldsiedlung.
Nidda. Singakademie Niedersachsen & concertino notturno praha: "Johannes- Passion" v. J.S. Bach, 20.30 Uhr, Liebfrauenkirche. Kurkapelle: Unterhaltungsmusik, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr; allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Erzählcafé, 15-17.30 Uhr; offenes Singen zum Ausklang der Woche, 17.30-18.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Ausflung zum Seedammbad in Bad Homburg f. Kinder v. 8-15 J.,14 Uhr, Spiel-Iglu H.-Heine-Str.; Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus An der Kirche Massenheim.
Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Rosbach. Musikverein Harmonie Rodheim: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Man trifft sich.
SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. Marinekameradschaft: Monatsversammlung., 20 Uhr, Kajüte Taunusstr. 17.
DLRG: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.
DLRG Ostheim: Jahreshauptversamml.
OGV Griedel: Jahreshauptversammlung, Zum Grünen Baum.
Florstadt. Vereinigung der Ziegenhalter und Ziegenzüchter Wetterau u. Umgebung: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Nieder-Florstadt.
Karben. Kirchengemeinde St. Bardo, Petterweil: Familienkreis I 20-24 Uhr.
Altenstadt. Schloßclub Höchst: Clubabend, 20 Uhr, Schloß Gründerrode.
Musikverein Heegheim: Jahreshauptversammlung, 20.30 Uhr, DGH Heegheim.
Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Nidda. Bürgerverein: Informationsabend der Haiti-Hilfe, 20 Uhr.
FFW Harb: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Harb.
TV Eichelsdorf: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Eichelsdorf.
FFW Fauerbach: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Fauerbach.
FFW Unter-Schmitten: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH U.-Schmitten.
Vogelschutzgruppe Wallernhausen: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Appel.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.
Hirzenhain. FFW Merkenfritz: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Zum Lamm.
Gedern. AFG: Clubabend, 20 Uhr, Gaststätte Holzkist&rquote;l.
OGV: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Gaststätte Zum Löwen.
Reit- u. Fahrverein: Jahreshauptversammlung.Vorträge / Kurse Rosbach. Geschichts- u. Heimatverein Rodheim: Dia-Vortrag "Wie die Landschaft der Rodheimer Gemarkung entstand" v. Dipl. Geogr. K. Brunk, 20 Uhr, BH Rodheim.
Karben. Geschichtsverein: Vortrag "Der Baum in Mythologie und Brauchtum", 20 Uhr, Gaststätte Gehspitze.
Büdingen. Bindernagel&rquote;sche Buchhandlung: Vortrag "Musikalische Hausapotheke" v. Prof. Chr. Rueger, 20 Uhr, Sälchen Oberhof. Verschiedenes Bad Vilbel. Ev. Christuskirchengemeinde: ökumenischer Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen, 19 Uhr, Grüner Weg.
Karben. Kath. Kirchengemeinden St. Bonifatius u. St. Bardo: Weltgebetstag der Frauen, 19 Uhr, ev. Kirche Gr.-Karben.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März).
Büdingen. Peter Zinnkann - Zeichnungen und Karikaturen, Schalterhalle der Sparkasse (bis 5. März). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Sneakers - die Lautlosen (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe Rot (20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Der kleene Punker (15 Uhr); Dracula (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Kein Pardon (15, 20.15 Uhr), Bodyguard (22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Stalingrad (19 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Bodyguard (20.15, 22.45 Uhr).
Butzbach. Capitol: Stalingrad (20 Uhr) - Bambi: Candyman (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Tom und Jerry (16 Uhr); Bodyguard (18, 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Der Tod steht ihr gut (20, 22.30 Uhr) - Princess: Alarmstufe Rot (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Das fliegende Klassenzimmer (15.30 Uhr); Weiße Jungs bringen&rquote;s nicht (17.15 Uhr); Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche (19.30 Uhr); Malcolm X (21 Uhr).
(ohne Gewähr)
CARL-MICHAEL BAUMANN, Christdemokrat aus Hochheim und Fachmann in Sachen Wein, darf sich seit gestern abend einer besonderen Auszeichnung freuen: Er trägt das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens. Landrat JOCHEN RIEBEL (CDU) würdigte sein hervorragendes soziales Engagement.
1934 in Ludwigshafen geboren und in Altrip aufgewachsen, studierte Baumann in Erlangen und München Rechts- und Staatswissenschaften. Nach dem Gastspiel in Bayern zog es ihn 1959 zurück nach Rheinland-Pfalz, wo er bis 1963 als Gerichtsreferendar arbeitete. In den folgenden vier Jahren war er als Rechtsanwalt in Ludwigshafen und als Geschäftsführer des Weinbauverbandes Rheinpfalz tätig. 1967 wurde er zum Vorstandsmitglied des heutigen Deutschen Weinfonds ernannt, zog im selben Jahr nach Hochheim. Seit 1972 leitet er das Deutsche Weininstitut in Mainz.
Seit 1972 gehört er auch dem Hochheimer Parlament an, zuletzt als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Doch davon, und auch von der Kommunalpolitik, nimmt Baumann Abschied: Er will sich künftig auf seinen Beruf konzentrieren.
Reiki (sprich Reeki) wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem christlichen Mönch in Japan aus alten Sanskrit- Schriften wieder entdeckt. Angeregt zur Suche hatte Dr. Mikao Usui eine Frage seiner Schüler, wie Christus geheilt habe. Darauf forschte er und fand übereinstimmende Erfahrungen bei alten spirituellen Meistern: Reiki (in anderen Kulturkreisen Shakti oder Qi, sprich Schi, genannt), so könnte man zusammenfassen, ist die universale oder auch göttliche Lebensenergie. Wenn sie uns verläßt, verfallen die Moleküle unseres Körpers.
Wer es lernt, mit dieser Kraft umzugehen, kann sie mit seinen Händen weitergeben, kanalisieren. Zugleich lernen Reiki-Schüler, sich selbst zu schützen, also zu verhindern, daß sie ihre eigene Energie völlig abgeben oder gar negative Energien (Krankheiten) von anderen aufnehmen.
Im Buchhandel gibt es heute eine vielfältige Literaur über Reiki. In einem Band schildert der Autor eine Begebenheit des Wiederentdeckers, Dr. Usui, die eine Verbindung von dem zunächst persönlich und individuell erscheinenen Einsatz der Kraft zu dem gesellschaflichen, ja existentiellen Aspekt aufzeigt. Danach ging der von Nächstenliebe getragene Mönch auch in die Elendsquartiere, um den Bettlern und Landstreichern mit dieser Energie zu helfen. Und wirklich, es ging ihnen besser, viele verschwanden aus der Gosse - doch die meisten kehrten nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Dr. Usui erkannte, daß sie seine "Energie-Spende" mit der inneren Bettler-Haltung annahmen, ohne sie aktiv für sich zu nutzen, um ihre elende Situation zu verändern. Wirkliche und gründliche Veränderungen, so sein Resümee, sind nur möglich, wenn jeder Einzelne auch bereit ist, sich in seinem Bewußtsein zu ändern.
Weil wir uns aber so ungern dem Lebensfluß anpassen und glauben, wir müßten aus der Sicht unseres Ego der Natur unseren Willen aufzwingen, sind wir oft erst nach im wörtlichen Sinn schmerzhaften Erfahrungen - im persönlichen wie im politischen Bereich - bereit, loszulassen.
Allein solche Menschen, die in ihrer Mitte, in ihrer existenziellen Liebe verankert sind, können annehmen, was ist; sie brauchen keine Dogmen und brauchen andere nicht zu verfolgen. So verstandene Spiritualität könnte gerade heute helfen, über die Oberfläche politischer Schablonen hinaus sich Orientierung für die Erhaltung des Lebens auf dem Planeten zu erarbeiten.
GEORG LINDE
BAD NAUHEIM. "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" heißt das Motto der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit, die von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau organisiert wird. Schirmherr ist Landrat Rolf Gnadl, der sie am Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr im Kurhaus Bad Nauheim eröffnen wird. Die Festansprache hält Bundestagsvizepräsidentin Annemarie Renger. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verlieh ihr im vergangenen Jahr die Buber- Rosenzweig-Medaille.
Am Donnerstag, 11. März, spricht um 19.30 Uhr der Generalsekretär des Deutschen Koordinierungsrates Ansgar Koschel zum Thema der Brüderlichkeitswoche. Den Abschluß bildet am Sonntag, 14. März, um 19.30 Uhr, ein Abend mit "Jiddischen Liedern und jiddischer Musik" mit Sarah Bloom aus Heidelberg. Veranstaltungsort ist der Spiegelsaal im Kurhaus Bad Nauheim.
Die zentrale Eröffnungsfeier für ganz Deutschland ist erstmals in einem der neuen Bundesländer: am Sonntag, 7. März, im Kulturpalast in Dresden. Dort wird auch die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Sie geht in diesem Jahr an die Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste. re
FRIEDBERG. Die Bürgerinitiative Fauerbach befürchtet, es könnte eine "ghettoisierte Trabantenstadt" entstehen. Die CDU spricht im Wahlkampf ungewohnt klassenkämpferisch von "Luxus-Eigentumswohnungen für Topverdiener". Für Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr ist es schlicht ein "Wohngebiet in günstiger Entfernung zu Standorten der Nahversorgung". Gemeint sind jene rund 650 meist Drei-Zimmer-Eigentumswohnungen, die die Bauträgergesellschaft "Dietmar Bücher Schlüsselfertiges Bauen" aus Idstein auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik errichten will. Der Bebauungsplan für das Projekt liegt noch bis zum 19. März aus.
Noch vor den Sommerferien könne der Bebauungsplan vom neuen Stadtparlament als Satzung beschlossen werden, hofft Bürgermeister Dr. Fuhr. Mit der Bebauung des 4,9 Hektar großen Areals der vor zwölf Jahren stillgelegten Zuckerfabrik könnte dann noch in diesem Jahr begonnen werden. Bis schließlich alle Häuser stehen, wird aber noch viel Zeit vergehen. "Mindestens sechs bis acht Jahre" will sich die Bauträgergesellschaft laut Dr. Fuhr Zeit nehmen.
Die Bürgerinitiative drängt darauf, den Abriß der Industrieruine Zuckerfabrik im Bebauungsplan zwingend festzuschreiben. Das sei rechtlich nicht möglich, meint Dr. Fuhr. Die Firma Bücher habe sich aber in einem Vertrag mit der Stadt verpflichtet, binnen eines Jahres nach Rechtskraft des Bebauungsplanes die Zuckerfabrik-Gebäude "niederzulegen". Auf sechs bis acht Millionen Mark schätzt Dr. Fuhr die Abrißkosten.
Zur "ghettoisierten Trabantenstadt" könne das neue Wohngebiet werden, weil im Bebauungsplan "keinerlei infrastrukturelle Maßnahmen, die ein lebenswertes Wohnen und Anbinden dieses Gebietes an den bestehenden Ortsteil möglich machen", berücksichtigt seien, kritisiert die Bürgerinitiative. Der Bebauungsplan eröffne sehr wohl die Möglichkeit, "Läden, nichtstörende Handwerksbetriebe sowie Schank- und Speisewirtschaften" wie auch Arztpraxen und Apotheken unterzubringen, entgegnet Dr. Fuhr. Außerdem befinde sich das Wohngebiet in günstiger Entfernung zum HL-Markt in der Fauerbacher Straße und zum Tengelmann- Markt am Bahnhof. In Frage steht jedoch, ob die Fußgängerunterführung unter den Eisenbahngleisen hindurch zum Bahnhof verwirklicht wird. "Der Tunnel ist nicht in der Planung, weil die Finanzierung nicht klar ist", sagt der Bürgermeister.
Die Bürgerinitiative bemängelt weiter, daß in dem Bebauungsplanentwurf "keinerlei detaillierte Planung" des zu- und abfließenden Verkehrs in das neue Wohngebiet enthalten ist. Es sei nicht möglich, entgegnet Dr. Fuhr, in einen Bebauungsplan "Regelungen im Sinne der Straßenverkehrsordnung aufzunehmen". Diese Planungen seien bei der Straßenplanung mit den zuständigen Behörden abzustimmen.
Der Bürgerinitiative gefällt auch nicht, daß die an der Fauerbacher Straße entstehenden Gebäude mit vier Geschossen die höchsten der Zuckerfabrikbebauung werden sollen. Die Höhe der gegenüberliegenden Bebauung werde "um ein Vielfaches" überschritten. Dr. Fuhr meint dagegen, der Abstand zwischen der alten und der neuen Bebauung sei sehr groß und "unter Einschränkungen ausreichend für eine vernünftige Belichtung und Besonnung". Die hohen Häuser statt am Rand in der Mitte des neuen Wohngebietes zu errichten, wie es die Bürgerinitiative empfiehlt, lehnt Dr. Fuhr ab, weil das wegen des starken Anstieges des Geländes nicht nur die geplanten, sondern auch die vorhandenen Gebäude viel stärker beeinträchtigen würde. ieb
BAD HOMBURG. Über die getrennte Müllsammlung im Haushalt soll eine vierwöchige Ausstellung informieren, die vom heutigen Freitag an bis 1. April im Stadthaus zu sehen ist. Anlaß ist die Einführung des gelben Sacks.
Mit dem gelben Sack hat auch das "Grüne-Punkt-Quiz" zu tun, das die Stadt in den vergangenen Wochen veranstaltete. Gewinnerin des zweiten Preisrätsels ist Margarete Neubauer. Sie hat einen Büchergutschein gewonnen.
Insgesamt beteiligten sich 86 Bürgerinnen und Bürger an dem Quiz. off
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"Traumhochzeit - und dann?" BAD HOMBURG. "Traumhochzeit . . . - und dann?" ist eine Reihe von Vorträgen und Diskussionen zu Partnerschaft, Ehe und Familie überschrieben, die am heutigen Freitag um 19.30 Uhr in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bad Homburg, Sodener Straße 11/18 beginnt. Psychotherapeut und Familienberater Reinhold Ruthe spricht heute über "Spielregeln für gemeinsame Wege als Familie" und am morgigen Samstag um 15 Uhr über Eheprobleme und um 19.30 Uhr über Reifungskrisen der Partnerschaft. Ein Sonntagsgottesdienst um 10 Uhr beendet die Reihe.
Swing in Garniers Keller FRIEDRICHSDORF. Das "Als'n-Pals- Swingtett spielt heute abend ab 20 Uhr in Garniers Keller in der Hugenottenstraße.
BAD HOMBURG. Weil sich fast 30 Interessenten zum VHS-Grundkursus Astronomie angemeldet haben, hat die Bad Homburger Volkshochschule den Lehrgang geteilt. Die zweite Gruppe trifft sich jeden Freitag um 19.30 Uhr in der Elisabethenstraße, also auch heute abend. Sie hat noch einige Plätze frei. Seniorenbeirat lädt zum Tanz
FRIEDRICHSDORF. Zum Tanznachmittag lädt der Seniorenbeirat die älteren Friedrichsdorfer für heute, 15 Uhr, ins Bürgerhaus Köppern ein. Heinz Mohrs spielt Schlager aus den 20er und 30er Jahren. Ausflug in die Brauerei FRIEDRICHSDORF. Eine Brauerei und die Altstadt von Lich besuchen Friedrichsdorfer Senioren bei einem Ausflug am Mittwoch, 14. April. Anmeldung ab 8. März jeweils montags zwischen 17.30 und 18.30 Uhr unter der Telefonnummer 0 61 72 / 7 23 46, spätestens am 29. März. Party im Golfhaus BAD HOMBURG. Zu einer Party mit Disc-Jockey Jens Hilberger lädt die Bad Homburger Junge Union für Freitag, 5. März, in das Restaurant "Golfhaus" im Kurpark ein. Es beginnt um 19.30 Uhr. Abendmusik in Gonzenheim BAD HOMBURG. Zu einer Abendmusik lädt die evangelische Gemeinde Gonzenheim für Sonntag, 7. März, 20 Uhr, in ihr Gotteshaus in der Kirchgasse 3 a. Christiane Kurrat (Sopran), Hannelore Garske und Susanne Resch (beide Blöckflöte) führen Werke von Bach, Bruhns, Händel, Telemann und anderen auf.
MÖRFELDEN-WALLDORF / BÜTTELBORN. "Als Gottes Volk Heilung bringen" heißt das Motto des Weltgebetstag der Frauen am heutigen Freitag. Zum ökumenischen Gottesdienst laden in Mörfelden-Walldorf evangelische und katholische Kirchengemeinde für 15 Uhr in die katholische Kirche Mörfelden. Auch Männer sind willkommen.
In Büttelborn sind um 17 Uhr Gottesdienste in den evangelischen Kirchen von Büttelborn und im Ortsteil Worfelden geplant. Um 18 Uhr beginnt der Gottesdienst in der evangelischen Kirche Klein- Gerau. lis
Fußball-Ergebnisse
KREISPOKAL BÜDINGEN, 2. Runde (Nachholspiele): VfR Hainchen - SG Eintracht Ober- Mockstadt 8:1, SG Bindsachsen - VfB Ober- Schmitten 5:0. hdp
BAD HOMBURG. "Die Steinkaut ist zur reinsten Rennstrecke geworden. Es ist gefährlich, aber keiner tut etwas dagegen." Rosemarie Steinmetz und andere Anwohner der Straßen Auf der Steinkaut, Seedammweg, Main- und Kinzigstraße halten täglich die Luft an, daß keine Kinder unter die Räder kommen. Der Direktor der Kaiserin-Friedrich-Schule (KFS), Gerfried Stein, sagt: "Es ist immer so, daß man die Augen gen Himmel hebt, daß nichts passiert." Das ist zwar schon seit Jahr und Tag so, aber dennoch gibt es bisher weder ein Tempo-30-Limit noch andere Verkehrsberuhigungen.
Das Problem seien nicht die Radfahrerpulks, die vor allem zu Schulbeginn und -schluß die Straßen bevölkern. "Die nehmen sich die Vorfahrt", hat ein anderer Anwohner beobachtet. Dann müßten Autofahrer eh den Fuß vom Gaspedal nehmen. Gefährdet seien vielmehr Fußgänger und "vor allem jene Radfahrer, die aus der Kinzigstraße kommen", erläutert Stein. Im vergangenen Herbst hatte sich der KFS-Chef, nachdem sich vor der Schule ein schwerer, wenn auch untypischer Unfall ereignet hatte, an die Stadt gewendet. Verkehrsdezernent Heinrich Gerhold (FDP) habe zugesagt, sich um das Problem zu kümmern. "Wir sind alle Möglichkeiten durchgegangen, aber letztlich müssen Fachleute ein Konzept erarbeiten", sagt Stein.
Das werden sie auch. Gerhold bereitet gerade einen Ingenieurvertrag vor. Doch werden sich die Fachleute weder mit der Main- und der Kinzigstraße noch mit der Steinkaut beschäftigen. Zwar haben die Stadtverordneten im Januar beschlossen, daß der Seedammweg und die Ellerhöh- Siedlung bei der Dringlichkeit aller zur Verkehrsberuhigung anstehenden Gebiete höchste Priorität haben. Doch bei den anderen Straßen sei "die große Gefahr . . . nicht gegeben", konstatiert der Verkehrsdezernent. Daß vor der Schule die Autos rasen, könne ihm keiner erzählen. Seit den 70er Jahren sorgten dort täglich etwa 1500 Schülerinnen und Schüler für dichtes Verkehrsaufkommen. In all den Jahren sei alles gutgegangen. "Wenn die Leute langsam fahren, passiert auch nichts", ergänzt Gerhold. Nicht die Steinkaut, sondern der Seedammweg sei die Rennachse. Er hoffe, daß dort noch in diesem Jahr ein Verkehrsberuhigungskonzept umgesetzt werden kann. Für die SPD ist die Haltung des christlich-liberalen Magistrats ein weiterer Beweis für dessen "Konzeptlosigkeit". Erst sei mit großem Tamtam die Einführung von Tempo 30 in Wohngebieten angekündigt worden. "Ein paar Jahre später wird alles wieder scheibchenweise beerdigt", sagt Udo Fröhlich verärgert. Um Schulen und Kindergärten müsse "rundum" verkehrsberuhigt werden. "Im übrigen", fügt Fröhlich an, "zähle das, was die Schule will." Die müßten ja schließlich wissen, was notwendig ist. DAGMAR ELSEN
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: TSV Pfungstadt - RSV Germania Pfungstadt, SGA Darmstadt - SV Groß-Bieberau, FSV Riedrode - 1.FCA 04 Darmstadt, Spvgg. 07 Bischofsheim - TSV Trebur, VfR Groß-Gerau - SG Ueberau, SKV 1879 Mörfelden - TS Ober-Roden, FC Olympia Lorsch - SV 07 Raunheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SV Nieder-Weisel - SV Reichelsheim (am heutigen Freitag, 20.15 Uhr), SV Germania Ockstadt - SG Rot-Weiß Frankfurt II, FV Bad Vilbel II - SV Steinfurth, 1. FC 02 Rödelheim - SG Ober-Erlenbach, TSV Vatan Spor Bad Homburg - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, Spvgg. 05 Oberrad - 1.FC Hochstadt, FC Dietzenbach - SG Rodheim, FSV Bischofsheim - Spvgg. Fechenheim, OFC Kickers II - FC Germania 94 Frankfurt (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Sportfreunde Seligenstadt - FC Germania Niederrodenbach, SV Melitia Roth - SV Birstein (beide Samstag, 15.30 Uhr), TSV Lämmerspiel - Spvgg. 12 Seligenstadt, Eintracht- Sportfr. Windecken - FC Teutonia Hausen, FSV Ravolzhausen - TSV Höchst, SG Nieder- Roden - Spvgg. Weiskirchen, FSV Bad Orb - FC Hanau 93, KSG Ober-Seemen - VfB Oberndorf, SG Bruchköbel - FV Germania Bieber (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: FC Kickers Obertshausen - SV 13 Zellhausen, FC Offnethal - SG Rosenhöhe Offenbach, FV 06 Sprendlingen - Susgo Offenthal, Spvgg. Hainstadt - Türkischer SV Neu-Isenburg, SG Götzenhain - Spvgg. Dietesheim II, SSG Langen - BSC 99 Offenbach, Alemannia Klein-Auheim - SV Dreieichenhain, Kickers-Viktoria Mühlheim - TSV Heusenstamm (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: u.a. FV Alemannia 08 Nied - 1.FC Viktoria Kelsterbach (Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. BSC Kelsterbach - Delfi Kelsterbach (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: Spvgg. 03 Neu-Isenburg II - SG Dietzenbach, SC Buchschlag - SKG Sprendlingen, Rot-Weiß Offenbach - Türkischer FV Dreieich, Türkischer SC Offenbach - TSG Neu-Isenburg, TV Dreieichenhain - DJK Eiche Offenbach, SC Steinberg - Freie Turner Oberrad, SV Aris Offenbach - Sprendlinger TG, VfB 1900 Offenbach - FC Hellas Offenbach (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-OST: SC 07 Bürgel - SV Zrinski Offenbach, SKV Hainhausen - TSV Dudenhofen, TuS Froschhausen - TSG Mainflingen, TV Hausen - FC Kroatia Obertshausen, Türkischer SV Seligenstadt - SV 1980 Mühlheim, SV 1910 Steinheim - SKG Rumpenheim, TGS Jügesheim - TuS Klein- Welzheim, TV Rembrücken - FC 1960 Bieber (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS: u.a. SV Ruppertshain - Öncü Türk Spor Kelsterbach (Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: SGS Don Bosco Neu-Isenburg - Inter-FC Dietzenbach, SG Wiking Offenbach - HFC Bürgel, Sportfreunde Offenbach - PSV Blau-Gelb Offenbach, Türk Gücü Dietzenbach - DJK-SV Sparta Bürgel, Portugues Offenbach - TuS Zeppelinheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-OST: Sportfreunde Heusenstamm - SG 1990 Steinheim, DJK Eintracht Steinheim - Italsud Offenbach, TG Weiskirchen - FC Germania Steinheim, TGM Jügesheim - DJK-Sportgemeinschaft Heusenstamm, TSV Klein-Auheim - Fair Play Mühlheim, FC Maroc Offenbach - SG Germania Klein-Krotzenburg II (alle Sonntag, 15 Uhr). hdp
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST: 1. FC Langen - GW Darmstadt, RW Darmstadt - Opel Rüsselsheim, ET Rüsselsheim - SV Klein-Gerau, SG Egelsbach II - SKV Büttelborn, SKG Ober-Ramstadt - SV St. Stephan, SKG Gräfenhausen - SV Geinsheim, TSV Nieder-Ramstadt - SV Weiterstadt, SV Darmstadt 98 II - SV Erzhausen (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: Viktoria Kleestadt - KSV Urberach, Viktoria Urberach - Spvgg. Groß-Umstadt, SV Münster - FSV Groß-Zimmern, TG Ober-Roden - VfL Michelstadt, SV Beerfelden - Viktoria Aschaffenburg, SV Reinheim - FV Eppertshausen, FSV Spachbrücken - Hassia Dieburg, TSV Lengfeld - TSV Höchst (alle Sonntag, 15 Uhr).
A-LIGA DIEBURG: GSV Gundernhausen - SV Sickenhofen, KSG Georgenhausen - TSV Langstadt, Türk Babenhausen - TSV Richen, FC Raibach - Kickers Hergershausen, PSV Groß-Umstadt - TSV Altheim, TV Semd - FSV Münster, TV Nieder-Klingen - Germania Ober-Roden II, Viktoria Schaafheim - RW Radheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
B-LIGA DIEBURG: Türk Dieburg - SV Dorndiel, SV Heubach - FSV Schlierbach, FSV Mosbach - FC Ueberau, Viktoria Dieburg - TSV Ober-Klingen, FC Niedernhausen - BR Babenhausen, Viktoria Klein-Zimmern - FC Groß-Umstadt, TSV Harreshausen - TSV Wiebelsbach, TSV Klein-Umstadt - Germania Babenhausen (alle So., 15 Uhr); spielfrei: SVHering.
A-LIGA GROSS-GERAU: Dersim Rüsselsheim - RW Walldorf II, Ol. Biebesheim - TSV Wolfskehlen II, SKG Erfelden - SKG Walldorf, VfR Rüsselsheim - SV 07 Nauheim, SKG Stockstadt - Germ. Leeheim, SKG Wallerstädten - TSV Goddelau, Alem. Königstädten - SC Astheim, SG Dornheim - Germ. Gustavsburg, Ital. Groß-Gerau - Hellas Rüsselsheim (alle So., 15 Uhr).
B-LIGA GROSS-GERAU: Ol. Nauheim - Mainhaie Rüsselsheim (Freitag, 19 Uhr), Espan. Walldorf - KSV Biebesheim, Gencl. Bischofsheim - SV Bischofsheim, TSG Worfelden - Conc. Gernsheim, Cihan Rüsselsheim - L. Cab. Rüsselsheim (kpfl. Cab.), VfB Ginsheim - SSV Raunheim, TV Haßloch - SKG Bauschheim, TV Crumstadt - Kickers Mörfelden (alle So., 15 Uhr). ka. Frauen
LANDESLIGA SÜD: u.a. SG 08 Praunheim II - KSV Reichelsheim, TSV Eschollbrücken/ Eich - Spvgg. 05 Oberrad (beide Samstag, 15.30 Uhr), FV Viktoria Schaafheim - SV 06 Bad Nauheim (Samstag, 17 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: SV Viktoria Kleestadt - TSV Höchst (Samstag, 16 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FC Kickers Obertshausen - FC Rot-Weiß Großauheim (Samstag, 15 Uhr), SG Rosenhöhe Offenbach - FSV Frankfurt III (Samstag, 16 Uhr), TSG Nieder-Erlenbach - FV Viktoria Neuenhaßlau (Samstag, 17 Uhr). hdp
NIDDA. "Rentenreform 1992 - Welche Konsequenzen kann sie für Frauen haben?" So lautet der Titel eines Vortrags, den Susanne Hild vom Frauenamt Friedberg am Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr im Klubraum des Bürgerhauses Nidda hält.
Veranstalter ist die Krabbelstube "Sonnenkäfer" Nidda.
Susanne Hild wird in ihrem Beitrag auf die wichtigsten Änderungen der Rentenneuregelungen eingehen und Möglichkeiten der gesetzlichen Sozialversicherungen sowie privater Versicherungen aufzeigen. cor
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: Spvgg. 07 Hochheim - FC Sportfreunde Schwalbach, 1.FC Eschborn - SG 01 Höchst II, SV 1910 Hattersheim - SV Walsdorf, SG Germ. Wiesbaden - SG Hausen/Fussingen, SV 07 Kriftel - SG Hünstetten, SV Erbenheim - TuS Ahlbach, FSV Östrich-Winkel - SG Walluf, TSG Wörsdorf - SV Frauenstein (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: TSG Pfaffenwiesbach - SCCP Bad Homburg, FC Inter Oberursel - Spvgg. 05 Bad Homburg II, SG 05 Hausen - Usinger TSG, FSV Friedrichsdorf - FC Weißkirchen, EFC Kronberg - 1.FC 04 Oberursel, SV 1920 Seulberg - SG Oberhöchstadt, TuS Weilnau - Spvgg. Hattstein, FC Königstein - SC Eintracht Oberursel, TG 02 Wernborn - SG Schneidhain/Falkenstein, DJK Helvetia Bad Homburg - FSV Steinbach (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: FC Germania Okriftel - FC 31 Eddersheim, SV 19 Zeilsheim - TuS Hornau, SG Kelkheim - 1.FC Lorsbach, FC Germania Weilbach - DJK-SG Rot-Weiß Zeilsheim, FV Alemannia Nied - 1. FC Viktoria Kelsterbach, SV 09 Hofheim - SV Fischbach, SV 09 Flörsheim - VfB Unterliederbach II, 1.FC Sulzbach - DJK-SG Hattersheim (alle Sonntag, 15 uhr).
BEZIRKSLIGA WIESBADEN: Freie Turner Wiesbaden - FSV 08 Schierstein, SV 19 Biebrich - FC Freudenberg (beide Sonntag, 11 Uhr), FC 34 Bierstadt - FC Biebrich 76, 1.FC 08 Naurod - TuS Nordenstadt, FSV Gräselberg - SV Niedernhausen, Tennis-Borussia Rambach - FC Nord Wiesbaden, SV Kostheim 12 - SV Italia Wiesbaden, Türkischer SV Wiesbaden - DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A WIESBADEN: Hellas Schierstein - SV Wiesbaden II, SKG Karadeniz Wiesbaden - FV 08 Delkenheim, DJK-SC Klarenthal - TV 1890 Breckenheim, VfB Westend Wiesbaden - FV 02 Biebrich II, TSG 1846 Kastel - TuS Dotzheim, 1.SC Kohlheck - Spvgg. Nassau Wiesbaden, Spvgg. Amöneburg - TuS Kostheim 05, Spvgg. Igstadt - Spvgg. Sonnenberg (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Eschbach - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - SG Hundstadt, FC Reifenberg - Sportfreunde Friedrichsdorf, FC Laubach - SV Teutonia Köppern, TSG Wehrheim - SG Weilrod, TuS Merzhausen - SG Anspach, SG 1910 Westerfeld - SV Frisch Auf Emmershausen, SG Mönstadt - SG Niederlauken, TV Burgholzhausen - TSV 08 Grävenwiesbach, SC Farblos Schneidhain - SG 90 Oberursel, SGK Bad Homburg II - SV 12 Bommersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: FC Italia Hattersheim - SG Bremthal, BSC Schwalbach - DJK Schwarz-Weiß Flörsheim, 1.FC Mammolshain - Sportfreunde Schwanheim, SG Nassau Diedenbergen - Roter Stern Hofheim, SG Bad Soden - TV Wallau, TuRa Niederhöchstadt - 1.FC Marxheim, SG 1878 Sossenheim - BSC Altenhain, BSC Kelsterbach - Delfi Kelsterbach (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS. Gruppe 1: FG Eichwald Sulzbach - Espanol Kriftel (Samstag, 18 Uhr), SG Oberliederbach - FC Viktoria Sindlingen II, Germania Schwanheim - DJK-SC Hochheim, Rot-Weiß Sindlingen - Fortuna Höchst, 1.FC Blau-Weiß Zeilsheim - Türk Spor Hattersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 2: 1. FC Schloßborn - Primavera Hofheim (Samstag, 15 Uhr), FCCB Niederhöchstadt - TuS Niederjosbach (Samstag, 16 Uhr), SV Ruppertshain - Öncü Türk Spor Kelsterbach, SG Wildsachsen - FV 08 Neuenhain (beide Sonntag, 15 Uhr). hdp
Benzin 13 Pfennig teurer - vorerst keine Vignette
FLÖRSHEIM / HATTERSHEIM. Die Weilbacher Kiesgrubenlandschaft bekommt Zuwachs. Das insgesamt 150 Hektar große Areal soll gen Osten ausgedehnt werden. Wie der Hattersheimer Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) berichtete, will die Stadt die ehemalige Kiesgrube Hocheder erwerben. Und mit diesem Kapital in der Hinterhand werde Hattersheim neben Flörsheim, Main-Taunus-Kreis und Umlandverband der vierte Partner in der Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft Weilbach (GRKW).
Für Schubert und seinen Flörsheimer Kollegen Dieter Wolf (CDU) ist der Sprung über Kommunen hinweg eine logische Konsequenz. Naturschutz macht eben nicht an Gemarkungsgrenzen halt. Der Beschluß, Hattersheim als neuen Gesellschafter aufzunehmen, sei in Aufsichtsrat und Versammlung einstimmig gefallen, sagte Wolf. Es sei sinnvoll, ein Gebilde, das direkt an die Nachbarstadt angrenze, auch auf diese auszudehnen.
Schubert paßt dieser Schritt bestens ins Konzept der örtlichen Biotop-Verbundplanung. Ein Meilenstein darin und gleichzeitig Brückenschlag zu Weilbach soll die ehemalige Grube Hocheder sein. Hattersheim will das etwa 60 Hektar große Areal in den nächsten Wochen erwerben. Die Weichen dafür seien gestellt, der Vertrag reif zur Unterschrift, berichtete Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD). Bei dem Kauf wird der Main-Taunus-Kreis sein Scherflein beitragen: Mehler stellte eine Summe zwischen 500 000 und 600 000 Mark aus der Ausgleichsabgabe des Landes Hessen in Aussicht. Den Rest wird die Mainstadt aus ihrem Etat aufbringen müssen.
Der Wert des Areals beläuft sich auf etwa eine Million Mark. Mit diesem Betrag konnte auch dem Eigner ein Verzicht auf sein bisheriges Vorhaben schmackhaft gemacht werden: Der Mann hatte die knapp 120 000 Kubikmeter fassende Grube ursprünglich verfüllen wollen. Bis zum Anfang der 70er Jahre war dort Kies abgebaut worden. Künftig soll dort die Natur Vorrang haben. Das Areal der Grube wird, ist es denn eines Tages wieder bepflanzt und besiedelt, für Spaziergänger tabu sein.
Schubert frohlockt denn ob einer gigantischen "Karnickelrennbahn" von Weilbach bis hin zum Wäldchen des Wasserwerks. Lediglich vorm Kastengrund werden die Langohren einen Haken schlagen müssen - das Tierversuchslabor der Hoechst AG liegt nämlich genau zwischen der ehemaligen Grube Hocheder und dem Weilbacher Areal.
Mehlers Vision indes reicht noch einige Ecken weiter: Er schwärmt von einer Verbindung ökologisch wertvoller Flächen quer durch den Main-Taunus-Kreis bis hin zum Frankfurter Stadtwald. kkü
BÜDINGEN. Mit einem ökumenischen Gottesdienst begehen heute um 19 Uhr die Frauen der evangelischen Marienkirche den Weltgebetstag der Frauen. In der evangelischen Kirche Düdelsheim kommen Christinnen um 19.30 Uhr zu einer ökumenischen Andacht zusammen. Danach gibt's "das Brot Guatemalas". cor
HERBERT SCHMITZ (CDU), Bürgermeister in Rauschenberg, der letztes Jahr kommunalrechtliche Seminare für die "Republikaner" im Landkreis Marburg- Biedenkopf gehalten hatte und eine "gewisse Sympathie" für die Rechtsaußen-Partei nicht verhehlte, wird nicht freiwillig zurücktreten. Einen entsprechenden Antrag von SPD und Grünen,
die den Gemeindeetat nicht mit einer Abwahl belasten wollen, wies Schmitz zurück. Für ein derartiges "Schuldbekenntnis" gebe es keinen Anlaß. Derweil kritisiert der Geschäftsführer des SPD-Landesverbandes, NORBERT SCHMITT, eine "deutliche Abgrenzung" des hessischen CDU-Vorsitzenden KANTHER sei "überfällig".
Der Soziologe Mostafa Arki mußte während der klerikal-absolutistischen Herrschaft des überlebensgroßen Ajatollah den Iran verlassen. Seitdem lebt er in der Bundesrepublik. Im Hildesheimer Verlag "Internationales Kulturwerk" veröffentlichte er mehrere Bücher, darunter ein in Farsi geschriebener Roman.
Als 1990 seine kritischen Anmerkungen zu Betty Mahmoodys Buch Nicht ohne meine Tochter, Das Andere anders sein lassen erschien, wurde er zum vielgefragten Aufklärungsreisenden. Seine Vorträge und Diskussionen fielen in die Zeit zunehmender Ausländerhetze und rassistischer Überfälle. In seinem jetzt erschienenen Band Gegenwartsschwimmer. Episoden einer Deutschlandreise unternimmt er den anspruchsvollen Versuch, theoretische Reflexionen über interkulturelle Lebens- und Leidensformen mit der erzählenden Schilderung seiner Erfahrungen zu verknüpfen. Dabei entstand ein spannendes Lehrbuch, das den Arkanbereich der iranischen Exilkultur beleuchtet und die uns vertrauten deutschen Verhältnisse verfremdet. Seine diskursive Aufklärungsarbeit prallte auf die doppelte Abwehr islamischer Fundamentalisten und deutscher Ignoranten. Wer wissen möchte, welche Sperren, Ängste, Vorurteile dem Wunschbild einer lebensfähigen multikulturellen Gesellschaft entgegenwirken, wer sich informieren möchte über das geduldfressende Patchwork kleiner, praktischer Konfliktlösungen und Hilfsakte, der sollte sich der allerdings nicht geringen Anstrengung unterziehen, die 500 Seiten des Reiseberichts zu lesen. Es scheint die Intention des (verdienstvollen) Verlages zu sein, stilistische Fehlkonstruktionen und komplizierte Satzgebilde nicht zu korrigieren.
Die Geschichte von Omid, der an der Fremde verzweifelt, nach Hause will, wo ihn die Schergen des Terrorregimes fassen würden, der erst psychisch verendet und sich dann erhängt, gehört in die Lesebücher unserer Schulen. Die Lektüre vieler beklemmender Episoden, trauriger Beispiele von Fanatismus und Xenophobie, wird aufgehellt von der Scharfsicht des Autors, von seinem Humor und nicht zuletzt von der behutsam erzählten Geschichte seiner Liebe zu Roja, einer im Schwäbischen lebenden Iranerin.
Mostafa Arki hat ein notwendiges Buch geschrieben; es sind ihm viele Leser zu wünschen.
HEINER BOEHNKKE
Mostafa Arki: Gegenwartsschwimmer. Episoden einer Deutschlandreise. Verlag Internationales Kulturwerk, Hildesheim 1993, 497 Seiten, 25,50 DM.
Grüne sind auf das Verhalten der SPD gespannt
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Als deplaziert und nicht korrekt" werten die Grünen die Stellungnahme des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hans-Jürgen Vorndran, der erklärt hatte, die Grünen hätten mit ihrem Nein zu einer Vorlage zur Ortsumgehung Mörfelden in der Ausschußsitzung vom 25. Februar die Grundlage der Koalition verlassen. Die Grünen weisen darauf hin, daß diese vom Bürgermeister eingebrachte Vorlage in der davorliegenden Koalitionsrunde kein Thema gewesen sei, zwischen den Koalitionspartnern nicht abgesprochen und erst bei Ausschußsitzung vorgelegt worden sei.
Die Grünen meinen, daß es für eine rot-grüne Koalition eine Selbstverständlichkeit hätte sein sollen, "die Stellungnahmen der Naturschutzverbände ernst zu nehmen". Die Naturschutzverbände hätten sich sachkundig und ausführlich mit der Thematik befaßt und würden "mit der Zustimmung zur Alternative auch der Verantwortung gegenüber den belasteten Bürgern Mörfeldens gerecht". Diese Nordumfahrung verspreche im Gegensatz zur Ortsumgehung, in absehbarer Zeit Entlastung zu bringen. Tempo 30 und Durchfahrtsverbot für Lastwagen könnten zudem spürbar helfen.
Vorndran hatten den Grünen zudem vorgeworfen, sie hätten sich bei ihrem Abstimmungsverhalten im Ausschuß zu unrecht auf eine "Öffnungklausel" in den Koalitionsvereinbarungen berufen, doch sei dies einseitig nicht möglich. Das sehen die Grünen anders und zitieren aus dem Anhang III zum Arbeitsprogramm der Koalition. Demnach gilt eine Öffnungklausel bei "Veränderung der Beschlußfassung", wenn "sich der mit einem Beschluß gewünschte Erfolg erkennbar nicht erzielen läßt" oder "eine nachteilige Veränderung des Ist-Zustandes eintritt".
Für die SPD hatte Hans-Jürgen Vorndran "ausdrücklich vor der Wahl" erklärt, daß die Ortsumgehung auch nach dem 7. März nicht verhandelbar sei. Dazu meinen die Grünen: "Wir sind bereits jetzt neugierig, was Sie nach der Wahl sagen werden, vor allem wenn die Antwort des Regierungspräsidenten vorliegt."
Zur Kritik von DKP / Offene Liste, die den Grünen "politische Zechprellerei" vorwirft, weil sie aus den Koalitionsvereinbarungen mit der SPD ausgestiegen sei, erklärt Andrea Winkler: Die Grünen hätten bei der Stadtverordnetenversammlung im September der Ortsumgehung ausdrücklich unter dem Vorbehalt zugestimmt, daß ihr weiteres Verhalten von den Stellungnahmen der Naturschutzverbände abhängig sein werde. Dies sei auch im Protokoll der Stadtverordnetenversammlung vermerkt worden.
lis
Freitag, 5. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antigone"; 21.30 Uhr, Lesung im Nachtfoyer: Hinze- Kunze-Roman; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".
Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere- Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Philipp Mosetter und sein monolithisches Theater.
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, S.O.A.P.Dance Theatre - "Domestic Arrangements".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/ Macha Makeieff - "Les pieds dans l'Eau.
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Yarinistan - "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen".
Kommunales Kinder- und Jugend-Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 Jahren).
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren); 20 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".(Premiere).
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena" (Premiere).
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Peter Horton und Slava Kantcheff - "Duo Feuerfinger".
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "Wenn ich nicht für mich bin? Wer dann?".
TIK - Theater im Keller, Hochheimer Hof, Mainzer Str. 22/26: 20 Uhr, Berliner Kabarett - "Deutschland - kein Wintermärchen".
Kinderhaus Innenstadt, Battonnstr. 4-8, Tel. 212 - 36 760: 15 Uhr, Theater Maskara, "Zottelhaube" (ab 5 Jahren).
Ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gemeindesaal, Gerauer Str. 52, Tel.: 666 23 49: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester / Steven Isserlis (Violoncello); Mozart-Saal: 20 Uhr, Liederabend - Roman Trekel; Hindemith Saal: 20 Uhr, Kammerkonzert. Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, The Heinz Tigers / Sturdy Oaks.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Late Rent Party.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Larry Summers.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, The Gypsys.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show mit Andalucia.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Uwe Gehring Feat. James Dereck Quartett.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazzfabrik.
Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Suneverised. Music Hall: 19 Uhr, Manzaneto, Spanisches Konzert; 23 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse).
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Jesus Christ Superstar.
Festhalle, Messegelände: 18 Uhr, Die Frankfurt Show - mit Künstlern Europas.
Palmengarten, Bockenheimer Landstr., Palmenhausterrasse: 11 Uhr, Ausstellungseröffnung mit dem Bläserensemble der Philharmonischen Gesellschaft.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert mit Werken von Max Reger. Literatur Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die Hornissen der Hexe", ein provenzalisches Märchen. Vorträge Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Die-Vortrag mit Abendführung, "Sterne am Frühlingshimmel".
Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Film-Vortrag "Galapagos"; Stadthalle Frankfurt-Bergen, Clubraum 1.
Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, ehem. Fabrik Günther & Co, Voltastr. 31: 19 Uhr, Podiumsgespräch und Diskussion - "Ist Auschwitz ausstellbar?". Filme / Kino / Museen Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 23 im Anzeigenteil. Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Freiherr-vom-Stein-Schule, Hedderichstraße: 17 bis 20 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstr. 43 a, Tel. 38 24 86; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstr. 78, Tel. 62 16 17; Engel-Apotheke, Gr. Friedberger Str. 44-46, Tel. 29 25 98; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Str. 1, Tel. 57 33 79; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstr. 64, Tel. 35 54 19: Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Stern-Apotheke, Bockenheim, Am Kurfürstenplatz, Tel. 77 55 82; Stoltze-Apotheke, Goethestr. 9, Tel. 28 12 19; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97; Main-Taunus-Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Rummel, Königsteiner Str. 167, Ffm.-Höchst, Tel. 30 60 95; oder bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Fernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
KRONBERG / STEINBACH. In Panik geriet ein Einbrecher, als er am Dienstag nachmittag in Oberhöchstadt einen Streifenwagen erblickte. Er verließ gerade ein Haus in der Schönen Aussicht, wo er einen Pelzmantel, Schmuck, Silberbestecke und Münzen gestohlen hatte, stieg in einen alten VW-Camping-Bus und wollte losfahren, als das Polizeiauto anhielt und zwei Beamte auf ihn zukamen. "Erwischt!" war wohl sein erster Gedanke, "nichts wie weg!" der zweite. Die Streife war von einem Nachbarn gerufen worden, dem das rotweiße Fahrzeug mit Frankfurter Nummer verdächtig vorkam. Eine irre Verfolgungsjagd begann.
Der Einbrecher, 25 Jahre alt, "mißachtete sämtliche Verkehrsvorschriften und gefährdete sich und andere Verkehrsteilnehmer", wie es im Polizeibericht heißt. Das sah so aus: Der Mann überholte bei Gegenverkehr, brauste über rote Ampeln, fuhr über Bürgersteige, überholte auch mal rechts, versuchte den Streifenwagen abzudrängen und rammte diesen schließlich. Durch die Kirchgasse, Stuhlbergstraße, Niederhöchstädter Straße, das Wohn- und Industriegebiet Oberhöchstadt führte die Amok-Fahrt bis nach Steinbach, wo der Mann schließlich in der Schwanengasse gestoppt und von Polizeibeamten und einem hinzugekommenen Bürger überwältigt werden konnte. Kurz vor der Festnahme attackierte er die Beamten noch mit einem Reizstoff- Sprühgerät.
In dem Camping-Bus saß die Freundin des 25jährigen mit ihren drei völlig verängstigten Kindern. Wie sich herausstellte, wurde der Mann aus Frankfurt - er ist drogenabhängig - per Haftbefehl gesucht.
Die Polizei bittet Verkehrsteilnehmer, die während der Verfolgungsjagd gefährdet wurden, sich mit der Polizeistation in Königstein oder der Polizeidirektion Bad Homburg in Verbindung zu setzen. hko
Für die Händlerschürze oben:
Streiks und Mahnwachen in der Stahlindustrie
NEU-ISENBURG. Die Frankfurterin Helen Schiffer hat den ersten Preis beim städtischen Ideenwettbewerb für das Titelbild der mittlerweile elften Ausgabe des Kulturmagazins "152er" gewonnen. In einer kleinen Feier bekam die 34 Jahre alte Designerin jetzt von Bürgermeister Robert Maier (CDU) das Preisgeld in Höhe von 500 Mark überreicht.
Helen Schiffer studierte an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung und an der Akademie der schönen Künste in Paris, bevor sie sich selbständig machte und sich seitdem vor allem mit Illustrationen und Computer-Animation beschäftigt.
Seit September 1988 gibt das Kulturamt das "152er"-Magazin in halbjährlichem Turnus heraus. Der Name weist auf die Adresse des Amtes hin: Frankfurter Straße 152.
Wer sich am Wettbewerb für die nächste Ausgabe mit einer Zeichnung, einem Gemälde, einer Fotografie oder einer Collage beteiligen möchte, sollte sich bis zum 1. Juli an das Kulturamt (Telefon 06102 / 241 - 410) wenden. leo
Zwei Altmeister des Jazz-Funk in Frankfurt: Kraft-Schlagzeuger Ronald Shannon Jackson und seine Band "The Decoding Society" spielen im gähnend leeren Sinkkasten. Vibraphonist Roy Ayers und Band schaffen es dagegen spielend, das Cookys zu füllen. Woran das liegt? Der "Club Supreme" im Cookys (dienstags) gilt als Geheimtip eines jungen, nach jazzigen Grooves verrückten Publikums. Man kommt nicht nur zum Zuhören, sondern vor allem zum Tanzen.
Das elektronische Midi-Vibraphon von Roy Ayers steht nur Zentimeter von der ersten Zuschauerreihe entfernt, es herrscht eine Atmosphäre wie im engen Jazzkeller. Daß ein akustisches Vibraphon ganz andere Klangeigenschaften besitzt als Ayers Plastik-Version, stört niemanden. Hauptsache, der Meister wirbelt und der Saxophonist bläst. Und: "Phett" muß es klingen, die Jünger des coolen Dancejazz buchstabieren den guten, alten Funk jetzt "Phunk". Was daran neu ist? Außer der Schreibweise nichts.
Als Ayers mit "Night in Tunesia" einen Titel seines weiland Freundes Dizzy Gillespie ansagt, kommen anerkennende Rufe aus dem Publikum. Da scheinen sich einige auszukennen. Hin und wieder wird auch nach bester Soul-Tradition gesungen und nach HipHop-Manier gerapt. Alles rhythmisch sehr gleichförmig, schweißtreibend und routiniert.
Im Sinkkasten mühen sich am gleichen Abend fünf Musiker damit ab, ihr Pensum ohne Publikum abzuspulen. Ihr Pech: nicht im "Club Supreme" aufzutreten. Aber vielleicht wären ihre Funk-Interpretationen auch gar nicht so geeignet für die Tanzwütigen. Früher arbeitete Shannon Jackson als Rhythmusgeber für Bassist Jamaladeen Tacuma und Gitarrist James "Blood" Ulmer. Eine schlagkräftige Truppe war das. Jetzt hat er eine eigene, junge Gruppe um sich versammelt. Die rock- und bluesorientierte Musik klingt allerdings immer noch so wie in den alten Tagen der New Yorker Noise-Avantgarde: Sperrig, ungehobelt, rauh. Und heute leider unausgegoren. Auf einer Schalmei spielt Jackson einzelne Töne an, die elektronisch verfremdet weiterhallen. Aus dem Intro entwickelt sich ein dichtes Arrangement mit einem fulminanten Schlagzeug-Solo. Dergleichenhätte man sich mehr gewünscht. Für einen Moment hatte sich die Komposition verselbständigt, war durch den Raum gehuscht. Doch das atmosphärisch schwebende Stück blieb eine Eintagsfliege. STEFAN MÜLLER
NEU-ISENBURG. Autofahrer und Anwohner können sich freuen: Noch in diesem Frühjahr soll die an vielen Stellen schadhafte Offenbacher Straße abgefräst werden und eine neue, Stoßdämpfer und Ohren gleichermaßen schonende Asphaltdecke bekommen.
Wie es jetzt aus dem Rathaus hieß, werde mit den Arbeiten dann begonnen, wenn Nachtfrost ausgeschlossen werden könne und die Temperaturen über zehn Grad Celsius angestiegen seien, und zwar im Bereich zwischen der Wiesenstraße und der Herzogstraße sowie zwischen der Offenbacher Straße, Haus Nummer 100, und der Straße Am Trieb.
Im Teilstück zwischen Herzogstraße und Haus Nummer 100 sei die Piste bereits im vorigen Herbst erneuert worden.
Als Ursache der zahlreichen Querrillen und Löcher nannte der Magistrat die in den vergangenen Jahren durchgeführten Bauarbeiten für neue Wasser- und Gasleitungen sowie neu geschaffene Hausanschlüsse. leo
ROLF FELDMANN wurde in der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins "Radteam Neu-Isenburg" zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Er löst damit den langjährigen Klubchef ALFRED BAECKE ab, der bereits zuvor sein Ausscheiden bekanntgegeben hatte. Ins Amt des Zweiten Vorsitzenden wurde GÜNTHER ALBER berufen. Mitglieder und Vereinsfremde können sich ihren Winterspeck beim Radeltreff abtrainieren - an jedem Sonntag um 10.30 Uhr am Eingang Waldfriedhof. leo
Den Zahn haben sie Thomas Reis schon vor dem Abflug gezogen. Kurz bevor die Junioren-Nationalmannschaft U 20 des Deutschen Fußball-Bundes sich aufmachte zur Weltmeisterschaft nach Australien, hat der 19jährige seinen Zahnarzt aufgesucht, um sich einen Weisheitszahn entfernen zu lassen, "bevor ich in Australien Probleme bekomme".
Probleme hatte Thomas Reis schon vergangenen Sommer, als sie ihm auf den Zahn fühlten. Dragoslav Stepanovic hatte ihn von der Jugend zu den Profis der Frankfurter Eintracht geholt und scheinbar so einiges an der Nachwuchskraft auszusetzen. Zu faul, zu langsam sei er, schrie der Trainer Reis an, "und ich habe erst einmal gar nichts verstanden; ich fand, daß ich gut drauf war".
Thomas Reis war gut drauf. Das ist mittlerweile geklärt, eher als psychologischen Ansporn denn als ernst gemeinten Rüffel wollte der Trainer seine harten Worte verstanden wissen. Es war die Peitsche, mit dem Zuckerbrot wurde der Jungprofi am 4. Oktober belohnt. Thomas Reis feierte seinen 19. Geburtstag, und Stepanovic ließ ihn beim 4:0 der Eintracht über Meister Stuttgart mitfeiern, wechselte ihn kurz vor Spielende ein. Zum erstenmal in der Bundesliga.
Einsätze in Karlsruhe und gegen Bochum folgten. "Viel härter, viel schneller" gehe es in der Bundesliga verglichen mit der Jugend zu, "aber eigentlich habe ich mir das schlimmer vorgestellt". Es hat Freude gemacht, und der dreimalige Spaß hat Lust auf mehr geweckt. Dementsprechend ist Reis in schwankender Gemütslage Junioren-Nationaltrainer Rainer Bonhof nach Australien gefolgt. Die Bundesliga wartet nicht auf ihn, "da ist es natürlich ein Nachteil, daß ich weg bin". Diesen Samstag etwa, wenn Reis sich im ersten Spiel bei der Weltmeisterschaft gegen Portugal mühen wird, wird die Eintracht in München vorspielen. Und Stepanovic hat in Aussicht gestellt, den 18jährigen Anicic oder den 22jährigen da Silva ins Spiel zu bringen - so wie er in Karlsruhe "den Reisi geworfe" hat.
Andere haben die Rolle des Hoffnungsträgers übernommen. Reis mag beteuern, "ich kenne die ja von den Amateuren, vor denen habe ich keine Angst", die Furcht, etwas zu verpassen, trägt er trotzdem in sich. "Ob es richtig war, nach Australien zu fahren", sagt Reis, "entscheidet sich erst, wenn ich wieder da bin." Grundsätzlich aber denkt er, die bessere Entscheidung getroffen zu haben. Alles kann er nicht haben, das Erlebnis Junioren-Weltmeisterschaft schon altersbedingt aber nicht allzu oft. "Ich habe noch viel Zeit, in der Bundesliga zu spielen."
Vielleicht noch in dieser Saison. Spätestens am 22. März, sollte nach der Vorrunde mit Spielen gegen Portugal, Ghana und Uruguay Schluß sein, schon am 14. des Monats, kehrt der gebürtige Wertheimer zurück, und dann will Thomas Reis nicht lange hintenan stehen. Um sich Mut zu machen, braucht er nur daran zu denken, wie es bei ihm war, als er vorgeschoben wurde in die erste Reihe.
Es war beim Auswärtsspiel in Karlsruhe, als Stepanovic ihn auf sein Hotelzimmer bestellte. Ob er sich vorstellen könne, links im Mittelfeld für ein bißchen Ordnung zu sorgen, fragte der Trainer den Spieler, und der dachte sich, jaja, laß den nur reden, dasselbe hat der ja auch schon in Bremen erzählt. Das Spiel hatte Reis damals von der Auswechselbank aus verfolgt. Also saß er in Karlsruhe nichtsahnend in der Kabine - und hielt auf einmal das Trikot mit der Nummer sechs in der Hand. Da wurde es Thomas Reis "so komisch". Dann ist er rausgegangen, "plötzlich war alles weg, die Zuschauer, der Lärm; ich habe einfach Fußball gespielt".
So will er es auch in Zukunft halten: einfach Fußball spielen. RONALD RENG
Sicherheitsrat scharf im Ton gegen Serben
In der Erklärung werden die bosnischen Serben zweimal als Aggressoren benannt. Sie, und andere, wurden aufgefordert, die Auseinandersetzungen im Raum Cerska einzustellen, wo nach der Eroberung der Stadt durch serbische Kampfgruppen Massaker unter der Bevölkerung angerichtet worden sein sollen. Der Sicherheitsrat verwies darauf, daß er jederzeit wieder zusammentreten könne, um ein weiteres Vorgehen zu erörtern. Worum es sich dabei handeln könne, wurde nicht erwähnt.
Der Rat verlangte ferner, den LKW-Kolonnen, die Hilfsgüter transportierten, müsse überall in Bosnien Zugang zu ihren Zielen ermöglicht werden. Dies gelte besonders für die Orte in Ostbosnien.
Der Sicherheitsrat forderte die Führer der drei Kriegsparteien auf, bei den derzeit in New York laufenden Friedensgesprächen voll engagiert zu bleiben. Beobachter nahmen an, daß die Aufforderung direkt an den bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic gerichtet war, der für Donnerstag seine Abreise angekündigt hatte und seinem Außenminister die Fortführung der Verhandlungen überlassen wollte.
Die bosnische Regierung hatte am Mittwoch ein Hindernis ausgeräumt, indem sie in New York ein Abkommen zur militärischen Demobilisierung unterzeichnete. Außenminister Haris Silajdzic sagte, er habe die Zusage erhalten, daß alle schweren Waffen der Kontrolle der Vereinten Nationen unterstellt würden. Das Abkommen, das von den bosnischen Serben und Kroaten bereits im Januar unterschrieben wurde, gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden Friedensvereinbarung für Bosnien- Herzegowina.
Es sieht einen Waffenstillstand, die Entwaffnung der Kriegsparteien, die Wiederherstellung der Infrastruktur, die Entflechtung der Truppen und die Überwachung der Grenzen vor.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic schrieb vor der Sicherheitsratssitzung die Schuld an der Entwicklung den Moslems zu. Er sagte: "Wir haben eine entsetzliche Situation in Ostbosnien, wo wir seit zwei Monaten eine entsetzliche Moslem-Offensive haben und ein wenig Gegenoffensive seitens der örtlichen Bevölkerung. Sie kämpfen nicht nur gegen das Militär, sondern auch gegen die einheimische Bevölkerung, vor allem gegen Serben, die ihre massakrierten Verwandten in Massengräbern entdeckt haben."
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Asterix bei den Briten (15.30 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 und 22.45 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Stalingrad (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr).
Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandsplatz: "Die vier Jahreszeiten", Konzert des Bad Homburger Kammerorchesters, 20 Uhr.
Schloßkirche im Landgrafenschloß: Passionsoratorium unter der Leitung von Michael Schneider, 20 Uhr.
Gambrinus im Fürstenbahnhof: Konzert mit der Band "The Automanic", 21 Uhr.
Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Flamenco-Gitarrenmusik mit Guido M. Duclos, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918, 15 bis 19 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe" von Martina Sittel, 16 bis 19 Uhr.
Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafik von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, Ausstellungseröffnung: 20 Uhr.
Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: "Künstler vom Chiemsee", Grafik und Broncen, 15 bis 19 Uhr.
Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Wanderausstellung, 16 bis 18 Uhr.
Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: "Kunst aus Krakau", 9 bis 17 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Im Kunstwerk das Leben lernen", Hölderlin-Arbeitskreis, Leitung: Wilhelm Schmid, Landgrafenschloß, 18 bis 20 Uhr.
Gemeindehaus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, Sodener Str. 11: "Traumhochzeit ...und dann?", Referent: Reinhold Ruthe, 19.30 Uhr.
Oberursel. Elternschule Taunus: Autogener Trainingskurs für Anfänger und Fortgeschrittene, Kindergarten Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Golfhaus im Kurpark: Jungwähler-Fete der Jungen Union, 19.30 Uhr.
Wahlkampfabschlußveranstaltung der CDU, Saalbau Rupp, Ober-Erlenbach, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. SPD-Wahlveranstaltung zum Thema "Kinderbetr.", Kath. Gemeindezentr. Burgholzhausen, 19.30 Uhr.
Neu-Anspach. FWG-UBN-Bürgerinformationsabend, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Kronberg. Wahlveranstaltung der Grünen, Stadthalle, 20 Uhr.
Steinbach. Wahlveranstaltung der SPD, Bürgerhaus, 19 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: SOS- Treffen für Frauen, die gerade einen Angehörigen durch Tod oder Trennung verloren haben, 19 bis 21 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 18 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde, 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
Grävenwiesbach. Jahreshauptversammlung der Vogel- und Naturschutzgruppe, Gasthaus "Zur frischen Quelle", Laubach, 20 Uhr.
Wehrheim. Jahreshauptversammlung der Vogel- und Naturschutzgruppe, Bürgerhaus, 19.30 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung des Kleintierzuchtvereins Stierstadt, Züchterheim, 20 Uhr.
Jahreshauptversammlung des TV- Weißkirchen, Turnhalle, 20 Uhr.
Königstein. Generalversammlung der Kplpingsfamilie Mammolshain, Haus St. Michael, 20 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Vorbeugen von Altersbeschwerden: Harninkontinenz, 10 Uhr; Spielnachmittag ab 14 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Gedächtnistraining, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a: Tischfußball-Turnier, 17 bis 22 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Movies for Youngsters "Der mit dem Wolf tanzt", 16 Uhr.
Müll Neu-Anspach. Standort des Sondermüll-Mobils: Schulbushaltestelle Rod am Berg, 11.15 bis 12 Uhr.
Weilrod. Standort des Schadstoff-Mobils: altes Rathaus Finsternthal, 9 bis 9.45 Uhr; Dorfgemeinschaftshaus Mauloff, 10 bis 10.45 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Anmeldung der Schulanfänger der Grundschule Hoher Weg: 11 bis 12 Uhr (Buchstaben S bis Z).
Oberursel. Kunstauktion im Parkhotel "Waldlust", Besichtigung: 15 bis 20 Uhr.
HANAU. Die Dreigroschenoper von Brecht/Weill wird in diesem Jahr 65 Jahre alt und ist immer noch ein harter Brocken. Das gilt fürs Inhaltliche (der Bürger ist Räuber, aber auch der Räuber ist Bürger) und fürs Musikalische (eine atonal-geprägte Mixtur aus Kirchenchorälen und Gassenhauern). Auch formal ist die deutsche Version der englischen Bettleroper brüchig: Brecht bezeichnet sie als einen "Versuch im epischen Theater", zu deren realistischem Geschehen Weill sich auf die Urform der Oper besonnen hat. "So wurde also die Handlung entweder unterbrochen, um Musik zu machen, oder sie wurde bewußt zu einem Punkt geführt, wo einfach gesungen werden mußte" (Weill über die Dreigroschenoper). All das zusammen führt dazu, daß die Dreigroschenoper nicht kulinarisch zu genießen ist, was der Begriff "Oper" ja allgemein suggeriert und was die zu Evergreens gewordenen Songs "Lied der Seeräuber- Jenny" und "Moritat von Mackie Messer" versprechen.
Für die Volksbühne ist das "theater zwickau" in die Stadthalle gekommen. Es zeigt eine Inszenierung, die im Brechtschen Sinn "klassisch" genannt werden muß. Spartanisch in der Ausstattung - nur die allernotwendigsten Requisiten, sparsame Garderoben - führen die Mimen ihre Figuren mit distanzgebietender Sprödigkeit vor. Wie von Weill beabsichtigt, hat die Musik ihren eigenen Impetus und wird mit Kunstpausen in einer Extra-Beleuchtung vorgetragen.
Daß sich die Schauspieler/innen schwertun mit dem Gesang, muß daran liegen, daß es in der ehemaligen DDR mit der Musical-Ausbildung nicht rosig ausgesehen hat. Außerdem ist die Melodik Weills nicht die einfachste. Hinzu kommen die bekannten akustischen Probleme in der Stadthalle. Soll heißen, auf der musikalischen Seite hapert es der Zwickauer Aufführung. Ausnahmen sind die Darsteller des Macheath (René Rollin), der Jenny (Gabriele Mewe), der Lucy (Carla Michalski-Thamm) und letztlich auch der Polly (Anja Stange).
Vom Typ her ist der junge René Rollin für den Mackie Messer eine Idealbesetzung (smart, cool, sprachlich und stimmlich auf der Höhe). Ähnliches gilt spielerisch für den Peachum des Hermann Henning, seine grobschlächtige Frau: Ute Zschiedrich und Wolfgang Ambergers Polizeichef Brown. Gesamteindruck: eine holzschnittartige Inszenierung mit Ecken und Kanten, die zumindest eines beweist: Brecht und seine Message sind nicht kleinzukriegen. RUTH DRÖSE
Kleine FR
RTL 2 ab heute im Kabel WETTERAUKREIS. Der Fernsehsender RTL 2 wird von der Telekom ab heute, Samstag, in die Kabelnetze in Butzbach, Bad Nauheim, Friedberg, Rodheim und Karben eingespeist, teilt das Fernmeldeamt Hanau mit. Der neue Sender ist auf Kanal S 7 zu empfangen. Grüne und SPD feiern gemeinsam RANSTADT. Zu einer gemeinsamen Wahlfete laden die Grünen, die Jusos und die SPD ein. Das Fest beginnt um 22 Uhr im "Black In". Treffen der Hirzenhainer Wehr HIRZENHAIN. Zu ihrer Jahreshauptversammlung lädt die Freiwillige Feuerwehr Hirzenhain ihre Mitglieder für Freitag, 12. März, um 20 Uhr in das Bürgerhaus Hirzenhain ein. Versammlung der Naturschützer HIRZENHAIN. Mit der Arbeit im vergangenen Jahr und den zukünftigen Vorhaben beschäftigen sich die Mitglieder der Natur- und Vogelschutzgruppe Merkenfritz am Freitag, 12. März, auf ihrer Jahreshauptversammlung. Sie beginnt um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Lamm". Diavortrag für Senioren ALTENSTADT. Mit einem Diavortrag über Bergsteiger-Reisen unterhält Wolfgang Rauschel aus Unter-Schmitten die Seniorinnen und Senioren bei der nächsten Zusammenkunft des Seniorenclubs Höchst/Oberau am Mittwoch, 10. März. Ab 15 Uhr gibt es im Mehrzweckraum des Kindergartens Höchst auch Kaffee und Kuchen für die älteren Bürger. Brandschützer tagen HIRZENHAIN. Zu ihrer Jahreshauptversammlung kommen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Glashütten am Freitag, 19. März, zusammen. Sie beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Glashütten. Investitionsdarlehen für Kita BAD NAUHEIM. Für die geplante Kindertagesstätte in Nieder-Mörlen hat die Stadt Bad Nauheim jetzt einen Bewilligungsbescheid für 500 000 Mark Darlehen aus dem Hessischen Investitionsfonds erhalten. Kämmerer Dr. Werner Flach hofft noch auf einen "spürbaren Beitrag als verlorenen Zuschuß" des Landes zu der Gesamtbausumme von drei Millionen Mark. Seniorenclub immer mittwochs ALTENSTADT. Der Seniorenclub Waldsiedlung trifft sich künftig jeden Mittwoch um 14.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Herrnstraße, außer am ersten Mittwoch im Monat, an dem sich der Club wie gehabt im Gemeinschaftshaus der Waldsiedlung versammelt. Das erste Meeting im evangelischen Gemeindehaus ist am Mittwoch, 10. März. Die Treffen werden von der Gemeindeschwester Irmgard Schäfer-Umstädter gestaltet.
Vorbereitungen für Altenstadtfest ALTENSTADT. Bis zum Altenstadtfest am 3. und 4. Juli sind es zwar noch vier Monate, die Vorbereitungen sind aber längst angelaufen. Bis zum 31. März können sich Vereine und Gruppen, die bei dem Fest mitmachen wollen, unter Tel. 06047/800034 bei der Gemeindeverwaltung anmelden. Neuer Sender auf Kanal 8 WETTERAUKREIS. Wer in Nidda, Gedern, Glauburg, Altenstadt, Büdingen, Ortenberg und Ranstadt an das Kabelnetz der Telekom angeschlossen ist, kann ab heute auf Kanal acht den Fernsehsender RTL 2 empfangen. Pavillon für vier Klassen BAD NAUHEIM. Der Kreisausschuß des Wetteraukreises hat den Auftrag für Planung und Bau eines Vier-Klassen-Pavillons an der Ernst-Ludwig-Schule vergeben. Kosten: 570 000 Mark. Verständnis für Baulärm WETTERAUKREIS. An der Bahnstrekke Gießen-Gelnhausen führt die Deutsche Bundesbahn in der kommenden Woche dringende Reparaturarbeiten aus. Dabei müssen lautschallende Warnhörner zur Sicherheit der Gleisarbeiter eingesetzt werden. Für die Lärmbelästigung durch die Typhone bittet die Bahn die Anlieger um Verständnis.
Osterbasteln für Kinder FRIEDBERG / BAD NAUHEIM. "Osterbasteln für Kinder ab acht Jahre" bietet die Evangelische Familienbildungsstätte in Friedberg und in Bad Nauheim an. Der Kurs beginnt am Montag, 8. März, um 15.30 Uhr und dauert viermal zwei Stunden. Anmeldungen werden unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76 entgegengenommen.
Dänische Stickereien Kleine Stickarbeiten wie Schmuckeier, Bilder oder Lätzchen werden in dem Kurs "Dänische Stickerein zu Ostern" angefertigt, den die Familienbildungsstätte ab Donnerstag, 25. März, um 18.30 Uhr in der Frankfurter Straße 34 in Bad Nauheim anbietet.
Benzin 13 Pfennig teurer - vorerst . . .
Weniger Tiere geschlachtet Im vergangenen Jahr wurden in Hessen 1,85 Millionen Tiere geschlachtet; das waren rund 14 400 weniger als 1991. Somit hat sich nach den Angaben des Statistischen Landesamtes der seit 1984 rückläufige Trend bei den Schlachtungen auch im vorigen Jahr fortgesetzt. Ausschlaggebend für das Gesamtergebnis war dabei der Rückgang der geschlachteten Rinder um über zwölf Prozent auf 192 000 Tiere. Demgegenüber nahm die Zahl der geschlachteten Schweine leicht um 0,6 Prozent auf knapp 1,50 Millionen Tiere zu, und mit 159 300 wurden etwa 2,1 Prozent mehr Schafe geschlachtet als 91.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die harte Nuß ist geknackt: Wie's aussieht, zieht der Kreis mit seiner Erziehungsberatungsstelle aus der Bad Sodener Theodor- Heuss-Schule in die Gesamtschule nach Sulzbach um. Damit wird Platz geschaffen für den langersehnten und laut Kreisschuldezernent Werner Emde (FWG) auch dringend benötigten Kinderhort. Um den Umzug zu ermöglichen, hat die Kreisverwaltung der Hoechst AG, die zur Zeit Räume für Schulungszwecke in der Sulzbacher Schule belegt, zum 30. Juni dieses Jahres gekündigt.
Doch zu hundert Prozent wasserdicht ist die Sache noch nicht, schränkt Emde ein. In Absprache mit Professor Haid vom Chemiekonzern wurde die Kündigung zunächst erst "vorsorglich" ausgesprochen: Sollte Hoechst bis Juni keine anderen Räume gefunden haben, könne das Unternehmen durchaus bis zum Jahresende in Sulzbach bleiben. Für Hoechst war das ohnehin nur noch eine Lösung auf Zeit, denn die Räume in der Sulzbacher Gesamtschule reichen dem Konzern inzwischen längst nicht mehr aus. Aber weitere könne der Kreis derzeit nicht anbieten.
Als Domizil für die Erziehungsberatungsstelle sei das Schulgebäude am Eichwald allerdings nicht ideal, räumt Emde ein. Jugendamtsleiter Thilo Schobes hatte sich bisher auch immer gegen diese Lösung gesperrt - vor allem wegen der abgelegenen Lage und der schlechten Verkehrsanbindung: Kinder und Jugendliche müßten nach der Beratung ein Stück durch den Wald bis zur S- Bahn gehen.
Kreisschuldezernent Werner Emde rechnet deshalb noch mit "einer Reihe von Gesprächen", die er mit seinem Dezernentenkollegen Gerd Mehler (SPD) und dem Jugendamt zu führen habe, bevor die Umzugsaktion tatsächlich laufen kann. "Sollten wir in der Zwischenzeit eine andere Unterkunft für die Erziehungsberatungsstelle finden, würden wir dies vorziehen." Und dann könne Hoechst auch bleiben.
Daß dennoch erste Fakten geschaffen wurden, begründet Emde mit dem "außerordentlichen Druck" in Bad Soden: Wegen der Raumnot in der Kurstadt ist bereits der katholische Pfarrer Paul Schäfer eingesprungen. Er gewährt einer Hortgruppe "Asyl" im Gemeindezentrum an der Salinenstraße. Ein Provisorium, das das Hessische Landesjugendamt allerdings höchstens auf die Dauer eines Jahres gestatten wollte.
Bad Sodener Eltern, die sich schon vor Jahren zur Hortinitiative zusammengeschlossen hatten, machten sich bereits darauf gefaßt, daß nach den Sommerferien 30 Kinder nach Schulschluß auf der Straße sitzen. Von der Stadt Bad Soden war keine Hilfe zu erhoffen: Trotz aller Suche, war stereotyp von Bürgermeister Kurt Bender (CDU) zu hören, sei keine geeignete Unterkunft für einen Hort zu finden. Eltern und Stadtverwaltung drängen denn auch seit über einem Jahr darauf, daß der Kreis die Theodor-Heuss- Schule räumt. ana
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55.
Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.
"Aktion '93" startet im April
HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Für den großangelegten Hilfskonvoi der "Aktion '93" nach Bosnien sind bisher Spenden für 60 Lastwagen eingegangen. Wie das Koordinationsbüro für den Hilfstransport mitteilt, das unter der neuen Telefonnummer 06181/21166 zu erreichen ist, werden die Lastwagen vermutlich am 1. April von Frankfurt nach Zagreb aufbrechen. Der Transport soll der bisher größte von Deutschland nach Bosnien werden.
In Hanau und Gelnhausen sind nun folgende Sammelstellen für Spenden insbesondere von Lebensmittelpaketen, Decken und Betten eingerichtet worden (In Hanau unter der Vorwahl 06181 erreichbar): Adventgemeinde, Frankfurter Landstraße 64, Telefon 83394, Fax 840412. Anlieferzeiten: dienstags von 14 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr;
Türkisch-Islamischer Verein, Gärtnerstraße 30, Anliefertermine werden unter den Telefonnummern 26848 oder 26639 vereinbart;
VFR-Kesselstadt, An der Pumpstation, Telefon 594026, samstags von 13 bis 16 Uhr.
In Gelnhausen können Hilfsgüter in der Frankfurter Straße 4, Telefon 06051/17322, dienstags von 10 bis 12 und 15 bis 19 Uhr sowie mittwochs von 15 bis 19 Uhr abgegeben werden.
Gesucht werden noch Firmen, die Trans- portfahrzeuge leihweise zur Verfügung stellen, dazu auch Fahrer. Gemeinden, Firmen oder Vereine sind aufgerufen, Patenschaften für einen Lastwagen zu übernehmen. Das Koordinationsbüro bittet außerdem die Bürger, Pakete mit Grundnahrungsmitteln zu packen, deren Bedarf aufgelistet ist. Der Warenwert einer solchen Sendung beträgt rund 75 Mark.
Damit serbische Kontrolleure nicht mißtrauisch werden, sollten die Pakte geöffnet abgegeben werden. Auf Wunsch packen auch einige Kaufhäuser solche Pakete. Näheres teilt das Koordinationsbüro mit.
Geldspenden können auf das Spendenkonto der Volksbank Frankfurt, Stichwort, "Hilfe für Bosnien-Herzegowina", Kontonummer 276391470, Bankleitzahl 501 900 00, überwiesen werden. res
ORTENBERG. Unerwartete politische Brisanz erhält ein "Feierliches Gelöbnis" von Bundeswehrrekruten, das in zwei Wochen in Ortenberg arrangiert werden soll. Bevor die Patenschaft der Stadt für die 2. Batterie des Beobachtungsbataillons 23 auf die 4. Batterie wechselt, wird Postminister a.D. Christian Schwarz-Schilling die offizielle Gelöbnisrede halten. Der christdemokratische Bundestagsabgeordnete aus Büdingen war Mitte Dezember von seinem Ministeramt zurückgetreten, weil dem Kabinett "Tatenlosigkeit" im Jugoslawien-Konflikt vorzuwerfen sei. In der Folge plädierte er mehrfach öffentlich für einen "Einsatz der Bundeswehr bei Aktionen der internationalen Völkergemeinschaft". Vertreter der Stadt und der Bundeswehr erklärten am Donnerstag während einer Pressekonferenz im Ortenberger Rathaus, für die Einladung an Schwarz-Schilling seien nicht dessen Äußerungen zum Status der Bundeswehr maßgeblich gewesen.
Ortenbergs Marktplatz verwandelt sich in vierzehn Tagen vorübergehend in einen Kasernenhof. Begleitet vom Heeresmusikkorps 2 aus Kassel, marschieren dort um 16 Uhr 300 Rekruten der Bundeswehr auf. Die Traditionsfeier unterstreicht, so der Vorsatz, die "Integration der Streitkräfte in Staat und Gesellschaft". Wehrpflichtige geloben, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".
Schwarz-Schilling, der unlängst in seiner Heimatstadt dem schlagzeilenträchtigen Bundestagsabgeordneten Stefan Schwarz ein Forum verschaffte, hält wie der 33jährige CDU-Nachwuchspolitiker das Wirkungsfeld der Bundeswehr für zu eng begrenzt. So warnte er am Abend nach seinem Rücktritt als Minister vor einer "unerträglichen Glaubwürdigkeitskrise", falls die Bosnier nicht mit Waffen beliefert würden, und bezeichnete es als "entwürdigend für die Bundeswehr", wenn deren Flotte in der Adria nicht selbst Schiffe mit Waffen für die Serben aufbringen dürfe, sondern die Italiener darum bitten müsse: "Wir glauben immer noch, mit dem Scheck Solidarität zeigen zu können."
Mit der Einladung an Schwarz-Schilling, so hieß es gestern in Ortenberg, werde nicht etwa dessen politische Position gewürdigt. Willi Schneider, sozialdemokratischer Ortsvorsteher von Wippenbach und Vorsitzender des Bauausschusses der Ortenberger Stadtverordnetenversammlung, sagt in seiner Funktion als "Verbindungsoffizier" zwischen Stadt und Bundeswehr, Schwarz-Schilling sei bereits einige Zeit vor seiner Rücktrittserklärung eingeladen worden: "Wir können die Einladung schlecht rückgängig machen." Der Offizier Frank Hille, beim Beobachtungsbataillon 23 für Führung und Ausbildung zuständig, bezeichnete es als üblich, daß neben dem Kommandeur ein Repräsentant des öffentlichen Lebens aus der Region bei einem "Feierlichen Gelöbnis" spricht. Zur Einladung an Schwarz-Schilling sagte er: "Die politische Entwicklung hat das jetzt in eine Richtung gelenkt, die nicht absehbar war." Die Thesen, die der frühere Postminister heute vertrete, seien, betonte Hille ausdrücklich, dessen "persönliche Meinung". Als Bürger in Uniform wünscht Hille sich allerdings auch, daß Deutschland "die Position eines reinen Geldgebers" verläßt und "Flagge zeigt". Er würde, sagte er, eine deutsche Beteiligung an Blauhelm-Einsätzen nach einer Gesetzesänderung begrüßen und plädierte für das "Recht der Selbstverteidigung". Die "Verhältnismäßigkeit der Mittel" sei auf jeden Fall zu prüfen, ein militärischer Einsatz müsse "die absolute Ausnahme sein". Diese Meinung, so der Offizier, höre er "sehr oft" auch im Beobachtungsbataillon 23.
Ortenberg ist bereits seit 1970 Bundeswehr-Pate. Bislang förderte es die Kontakte zur 2. Batterie des in Stadtallendorf stationierten Beobachtungsbataillons. Nun, da die Bundeswehr umstrukturiert und Teile von ihr aufgelöst werden, sollen die einst von einem Ortenberger Berufssoldaten angeregten Beziehungen zwischen Stadt und Bundeswehr künftig mit der 4. Batterie fortgesetzt werden. "Eine Patenschaft, die so lebt, kann man nicht einschlafen lassen", sagt Bürgermeister Otto Emrich. Für den Festtag ist nach dem Gelöbnis ein Eintopfessen am Rot-Kreuz-Haus (17 Uhr) vorgesehen. Ihm folgt die Patenschaftsveranstaltung im Bürgerhaus (18.30 Uhr), anschließend (20 Uhr) ist Tanz. BERND SALZMANN
"Nein", sagt Bad Vilbels Trainer Peter Rübenach, "mit dem Start in die Rückrundenfortsetzung bin ich nicht zufrieden." Der Mann befindet sich in bester Gesellschaft. Denn kaum einer der Übungsleiter in der hessischen Fußball-Oberliga zog aus dem ersten wettkampfmäßigen Kick nach der Winterpause ein positives Fazit. Also versuchen die Herren ihren Unterstellten den Ernst der Lage klarzumachen. Denn für die Teams in der unteren Tabellenhälfte gestaltet sich mittlerweile jede Partie zum "Endspiel".
Derlei Ängste werden Rot-Weiss Frankfurt und den FSV Frankfurt nicht beschleichen. Doch wenn die beiden Mannschaften zum Derby aufspielen, dann stehen die rein sportlichen Überlegungen zuweilen hintan. Ums Prestige geht es in solchen Partien. Zumal die "Roten" am Sonntag auf eigenem Platz auch ohne Schur, Kunz, Bachmann und Klepper danach trachten, das angekratzte Image ein wenig aufzupolieren.
Der FSV, der auf den gesperrten Schäfer verzichten muß, würde sich neben solch ehrenwerten Überlegungen auch gerne noch über den 23. Spieltag hinaus als legitimer Verfolger der Offenbacher Kickers sehen. Insbesondere, weil der Branchenführer offensichtlich nicht zu Schwächen neigt. Neben den "Roten" zählt auch die Mannschaft von Lothar Buchmann zu den wenigen, die recht vergnüglich in den kommenden Spieltag gehen. Am Freitag versuchen sie ihrer Erfolgsserie gegen Haiger ein weiteres Kapitel anzufügen.
Dem hartnäckigsten Verfolger, Borussia Fulda, droht dagegen abermals die Zuschauerrolle. Die Partie gegen Wiesbaden ist akut gefährdet, ebenso das Walldorfer Gastspiel in Neukirchen. So könnten winterliche Einflüsse die sportlichen Überlegungen von heute schnell als Schnee von gestern erscheinen lassen.
Recht brisante Aufgaben stehen den Mannschaften bevor, die im Abstiegskampf stecken. Dabei hoffen die Beteiligten, ungeachtet der Stärke des Gegners, auf Hoffnung verschaffende Erfolgserlebnisse. Bad Vilbel versucht auch ohne personelle Alternativne, seinen Anstieg gegen die SG Egelsbach zu vollziehen, Marburg setzt auf den großen Coup in Kassel und im direkten Duellen spekulieren Wehen und Bad Homburg sowie die Eintracht-Amateure und der VfR Bürstadt darauf, sich kleine Vorteile zu verschaffen. FR
FRIEDRICHSDORF. Ihre Demontage beginnt am Montag. Am Sonntag davor, gegen 18 Uhr, werden die Glokken letztmals vom Turm der katholischen St.-Marien-Kirche in Seulberg läuten. Drei Monate wird das Geläut nicht zu hören sein. Am 5. Juni, dem Gedenktag des Hl. Bonifatius, soll es dann die Gläubigen wieder zum Gottesdienst rufen. Allerdings von einem anderen Ort aus. Dann werden die drei Seulberger Glocken vom neuen Gemeindezentrum an der Ostpreußenstraße schallen.
Die Glocken sind es nicht allein, die an einen neuen Ort verfrachtet werden: Auch Orgel, Altarkreuz und Muttergottesstatue werden in das neue Zentrum mitgenommen.
Der Abbau der Glocken dauert voraussichtlich eine Woche. Für Samstag, 13. März, ist ab 10 Uhr der Umzug geplant. Die Kinder sind eingeladen, mit geschmückten Fahrrädern den Glokkentransport von der Straße In den Dorngärten bis zur Ostpreußenstraße zu begleiten. Die Fahrräder werden am Freitag, 12. März, um 17 Uhr in den Kirchen Seulberg, Friedrichsdorf und Köppern geschmückt. Das Geläut der Seulberger katholischen Kirche wird in diesem Jahr 33 Jahre alt. Die Kirche wurde weitgehend in Selbsthilfe der Katholiken errichtet und am 23. August 1960 von Domdekan Löhr geweiht. Schon bald keimte bei den Gläubigen damals der Wunsch nach Glocken. Pfarrer Kranz und der Verwaltungsrat setzten ihn beim bischöflichen Ordinariat durch. Zum ersten Jahrestag der neuen Kirche ertönten dann die in Gescher / Westfalen gegossenen Glocken: in h' die 310 Kilogramm schwere Glocke mit der Inschrift "Mutter von der immerwährenden Hilfe"; in cis'' die Glocke 2 mit der Inschrift "Pius X.: Alles in Christus erneuern" (215 Kilogramm) und das Leichtgewicht (120 Kilogramm) in e'' mit der Inschrift "Johannes Nepomuk". Die Inschriften der Glocken weisen darauf hin, daß die Kirche vor allem den Heimatvertriebenen diente. Der Dreiklang der Glocken ist das Motiv des Glorias in der Messe; er ist abgestimmt auf das Geläut der evangelischen Kirche.
Geweiht wurden die Glocken am 24. Juli 1960 durch den damaligen Limburger Domkapellmeister Monsignore Papst. Tags darauf begann die Montage. Glockenguß, Transport, Montage und Läuteanlage kosteten zusammen knapp über 9300 Mark; zehn Prozent der Summe kamen durch eine Haussammlung zusammen.
Das neue Gemeindezentrum mit den alten Glocken soll am 5. Juni von Limburgs Diözesanbischof Franz Kamphaus seiner Bestimmung übergeben werden. Das jetzige Kirchengebäude soll den derzeitigen Überlegungen zufolge voraussichtlich "sozialen Zwecken" zur Verfügung gestellt werden. off
HOFHEIM. Thomas, Auszubildender im zweiten Lehrjahr, interessierte sich für das Seminar über "Liebe und Sexualität". Vorschriftsgemäß meldete er sich für den Bildungsurlaub an und informierte seinen Chef. Schriftliche Reaktion des Arbeitgebers: Thomas solle doch besser auf die überflüssige Weiterbildung verzichten und sich statt dessen "ein Pornoheft kaufen". Im übrigen könne der Betrieb den Auszubildenen momentan keinesfalls entbehren.
Überflüssig, sinnlos, verplemperte Zeit - mit solchen und anderen Vorurteilen ihrer Vorgesetzten müssen sich Lehrlinge immer wieder auseinandersetzen, wenn sie sich dazu entscheiden, Bildungsurlaub zu beantragen. Obwohl ihnen dafür fünf Tage im Jahr gesetzlich zustehen, ringen sich in Hessen nicht mehr als rund sieben Prozent der Auszubildenden durch, ihren Anspruch auch zu nutzen. Und wenn sie sich für Themen und Angebote wie Umweltschutz, eine Radtour durch die neuen Bundesländer, rechtsextreme Tendenzen, Drogen, neue Medien und Technologien, Geschichte oder etwa Betriebsklima interessieren, stellen sich ihre Meister oftmals quer und verweigern die Zusage. Nur selten mucken die jungen Leute dann auf oder gehen gar bis vors Arbeitsgericht, um ihr Recht durchzusetzen.
Eine frustrierende Tendenz, gegen die Berufsschullehrer Günter Ullmer, seit acht Jahren Bildungsurlaubs-Beauftragter an der Hofheimer Brühlwiesenschule, ankämpft. Was ihm besonders wichtig ist: "Allgemeinbildung kommt an Schulen ohnehin zu kurz, vor allem Persönlichkeitsbildung. Da ist es ärgerlich, wenn die Schüler die Chance, einmal fern von zu Hause und dem Alltagstrott andere Jugendliche kennenzulernen, so selten nutzen." Und auch die ablehnende Haltung der Arbeitgeber sei kurzsichtig, meint Ullmer. "Von einem Gesellen, der selbstbewußt auftritt, profitieren auch sie."
Seit er Bildungsurlaubs-Beauftragter an den beruflichen Schulen in der Kreisstadt wurde, beläßt es Ullmer nicht mit gelegentlichen Appellen an die Pennäler. Bereits zum sechstenmal können sich die rund 1000 Schülerinnen und Schüler bei einer Infowoche ausführlich mit dem Thema Bildungsurlaub beschäftigen. Eine Aktion, die hessenweit ihresgleichen sucht. Im Foyer des Schulgebäudes an der Gartenstraße können die Schüler in Broschüren der einzelnen Seminarträger blättern, bei einem Bildungsurlaubs-Quiz miträtseln, einen Film des Arbeitskreises Bildungsurlaub ansehen - und sich auch gleich anmelden, wenn sie möchten.
Ullmer lobt die Zusammenarbeit mit den Trägern: "Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Arbeitskreis Arbeit und Leben von DGB und den Volkshochschulen, die Christliche Arbeiterjugend und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft schicken an allen fünf Projekttagen Mitarbeiter als Ansprechpartner an den Stand in der Halle." Dadurch seien die Informationen aus erster Hand, bekämen die jungen Leute auch gleich Tips, wie sie Anmeldeformulare aufzufüllen haben. Ullmer strahlt: "Gleich am ersten Tag haben sich zehn Jungs spontan für ein Seminar zum Thema Sexualität angemeldet. Die ersten sind immer wie Zugpferde, denen die anderen folgen."
Diesmal ist Elke Wilhelm von der Landesarbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" von Frankfurt in die Berufsschule gekommen. Nach dem Pausenzeichen verteilt sie Info-Material an die nächste Klasse, die nach und nach eintrudelt. Einige essen Pommes, die anderen blicken sie erwartungsvoll an. Michael, Elektroinstallateur im ersten Lehrjahr, findet Bildungsurlaub "an sich ja schon gut. Aber es kommt echt darauf an, was geboten wird und was mir das bringt", meint er, und die anderen nicken, blättern weiter in den Broschüren, füllen das Quiz aus.
Von den 1000 Brühlwiesen-Schülern sind 800 berechtigt, Bildungsurlaub zu beantragen. Lehrer Ullmer ist überzeugt: "Das ist ein Schneeballeffekt. Macht ihn einer in der Gruppe, folgen die weniger Mutigen meistens nach. Und meistens war die Erfahrung in den fünf Tagen so gut, daß die Lehrlinge hinterher begeistert sind. Die wissen dann, daß das Wort Bildung nichts mit Schule zu tun hat und nicht im Sinne von Abhören oder Abgefragtwerden zu verstehen ist." Der Beauftragte in Sachen Bildungsurlaub sucht allerdings nicht die Konfrontation mit dem Handwerk oder kleinen Arbeitgebern. "Wer nur drei Leute beschäftigt, kann seinen Lehrling in manchen Zeiten eben tatsächlich nicht entbehren." pms
Vor dem
Ziel Wind
MAIN-KINZIG-KREIS. "Lieber Charly, darf ich Dir zum Geburtstag gratulieren." Bei seinem Wahlkampfauftritt im Flörsbachtaler Ortsteil Lohrhaupten, dem roten Tupfer im Spessart, hat Landrat Karl Eyerkaufer am Mittwoch abend ein Heimspiel. Es geht familiär zu. Da gibt's einen Korb mit deftiger Hausmacher Wurst vom Bürgermeister als Präsent, obendrein spendiert die Wirtin dem Jubilar ein Fläschchen der Marke "Spessarträuber". Genossinnen und Genossen empfangen "ihren" Landrat an seinem 53. Wiegenfest mit offenen Armen. Das salbt die Seele.
Terminhatz im Wahlkampf. Kurz zuvor noch bei einer Talkshow in Maintal, dann quer durch den Kreis in die 2600-Einwohner-Gemeinde Flörsbachtal. Aber dem "Charly", dem macht das natürlich nichts aus. "Ich bin sportlich so durchtrainiert . . .", verrät er den Lohrhauptern und gibt weiter zu verstehen, daß es ja "beim 1500- Meter-Lauf auch keine Pause gab". Wer es nicht wissen sollte, "Charly" war schließlich in jungen Jahren ein Spitzensportler in der Leichtathletik und stellte als Mittelstreckler mehrere deutsche Rekorde auf.
Nun befindet er sich mit seiner Partei auf der Zielgeraden zur Kommunalwahl. Vom "Rückenwind aus Bonn" getragen, kann sich der "Scheckbuch- Landrat", wie ihn seine Gegner schon mal verächtlich betiteln, gar kein Straucheln vorstellen. In die Ecke eines durch die Gegend reisenden, Geldgeschenke verteilenden Landrats, der stets am Herausputzen seines Images interessiert sei, will sich Eyerkaufer nicht stellen lassen. Das sollte man ihm nicht vorwerfen, wenn er am Wochenende in der Regel mehr als ein Dutzend Veranstaltungen besuche und damit auch die Arbeit der Vereine honoriere. Vereine, die die Aufgaben von zig Sozialarbeitern übernehmen würden. Auch wisse die Opposition genau, daß er von montags bis freitags hart im Landratsamt eingespannt sei.
Der eisige Wind der sozialen Einschnitte, der aus Bonn in die Region weht, verdrängt regionale Themen. Ausnahme: Der "gelbe Sack". Das spürt Eyerkaufer bei seiner Wahlkampftour. Sozialdemokratische Konturen werden sichtbar, wenn er erklärt, man müsse soziale Politik für diejenigen machen, die "im unteren Drittel der Gesellschaft stehen". Weiter sei es ein Skandal, daß "wir noch nicht die Pflegeversicherung haben". Was die Altenpolitik angeht, will der Kreis unter Eyerkaufer dazu beitragen, die Sozialen Dienste weiter auszubauen - auch vor dem Hintergrund, alten Menschen möglichst lange das Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.
Mit Blick auf die Entwicklung des Main-Kinzig-Kreises rät Eyerkaufer zu einem "etwas vorsichtigeren Kurs" - soll auch heißen, die Lebensqualität nicht ganz hinten anzustellen. 150 000 Pendler auf den Straßen des Main- Kinzig-Kreises - ein weiterer Anstieg dieser Zahlen sei "völlig unvorstellbar". Eyerkaufer redet dem Nahverkehrsverbund das Wort. "Wir wollen hier im Kreis unsere Entwicklung selbst vornehmen", sagt der Landrat zum Thema Regionalplanung.
Beim Punkt "gelber Sack" schäumt Eyerkaufer hoch. Den hält er für einen der "größten Fehlentscheidungen, die es überhaupt gibt". Zu den ersten Aufgaben einer sozialdemokratischen Bundesregierung müsse die "Beendigung des grünen Punktes" gehören. Dieser "Unsinn", der noch zu mehr Verpackungen führe, müsse ein Ende haben. Bei diesen Aussagen ist dem Landrat Beifall gewiß. Applaus, der sich bei der Deponiefrage im Ronneburger Land eher in Unmutsbekundungen verkehrt. Dort - so Eyerkaufer - sei es "immer gut, wenn man das Auto in Fahrtrichtung parkt, um schnell wegzukommen". An den Deponieplänen auf dem Flurstück Hohestein-Eckenberg will der SPD-Mann jedenfalls nicht rütteln lassen. Es gebe halt "keinen Landrat nur für schönes Wetter".
Eine deutliche Absage erteilt Eyerkaufer den "rechtsradikalen Rattenfängern". Denen dürfe man "nicht auf den Leim" gehen. Das Thema Asyl spielte im Wahlkampf nicht die befürchtete Rolle. Dies führt der Landrat auch auf die Vielzahl der Lichterketten gegen Ausländerhaß zurück. Um so unverständlicher ist für Eyerkaufer, daß nun die CDU in einer jüngst geschalteten Anzeige wieder Stimmung bei der Asylfrage schüre.
"Ungeheuer optimistisch" zeigt sich der Landrat, wenn er an das Wahlergebnis für seine Partei am kommenden Sonntag im Kreistag denkt. Die SPD habe eine echte Chance, im Kreis die absolute Mehrheit davonzutragen. Das könne schon bei einer Größenordnung von 45 Prozent der Fall sein.
MÖRFELDEN-WALLDORF. In der Nacht zum Donnerstag haben Einbrecher aus einer Damenboutique in der Waldenser Straße Röcke, Hosen, Blusen und T-Shirts im Wert von 30 000 Mark entwendet. Die Beute transportierten die Täter vermutlich mit einem weißen VW-Kombi ab, amtliches Kennzeichen GG AL-401, der in der selben Nacht in der Okrifteler Straße entwendet worden war. Die im Fahrzeug geladenen Computerteile im Wert von 80 000 Mark wurden am Donnerstag morgen auf einem Wiesengelände neben dem Kindergarten Walldorf gefunden. lis
WETTERAUKREIS. Ein "außerordentlich wichtiger Beitrag, um dem verfassungsgemäßen Auftrag der Gleichberechtigung von Mann und Frau näher zu kommen", ist nach Ansicht von Landrat Rolf Gnadl die Unterstützung von Wetterauer Frauenprojekten. Der Kreisausschuß bewilligte jetzt insgesamt 85 000 Mark für die Förderung von Fraueninitiativen. 40 000 Mark erhält der Verein Wildwasser, der sich für Mädchen und Frauen einsetzt, die Opfer sexueller Gewalt wurden. 21 600 Mark gehen an den Frauen-Notruf in Nidda-Borsdorf, in dem Frauen und Mädchen, die unter Gewalt und Bedrohungen zu leiden haben, Ansprechpartnerinnen finden. Mit 24 300 Mark unterstützt der Kreis den Verein "Frauenzentrum Friedberg". Gnadl: "Für die Arbeit der drei Institutionen besteht eine sehr hohe Nachfrage." Einsparungen seien bei den ohnehin geringen Zuschüssen nicht mehr möglich. cor
Mit einem 3:0 (15:13, 16:14, 15:8)-Erfolg beim Aufsteiger TV Ettlingen kehrten die Zweitliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden am letzten Wochenende auf den vierten Tabellenplatz zurück und überholten damit wieder den diesmal spielfreien TSV Schmiden. Pikanterweise steht nun am Sonntag um 15 Uhr in Schmiden das direkte Duell der Tabellen-Nachbarn auf dem Programm.
Sie lagen im Spiel gegen den Karlsruher Vorortklub im ersten Satz schnell mit 0:7 zurück. Ursache dafür waren die schwierigen Lichtverhältnisse in der Halle, die den Gästen zu Beginn im wahrsten Sinne des Wortes den Durchblick raubten. Am Ende hatten die Hübener-Schützlinge dank einer gewaltigen kämpferischen Steigerung aber doch noch mit 15:13 die Nase vorne. Erheblichen Widerstand mußten die VCWlerinnen auch im zweiten Satz überwinden, ehe nach 30 Spielminuten ein knapper 16:14-Gewinn zu verbuchen war. ms
Moderlieschen sind fleißige Lieschen In den Nidderauen wird die Schnakenplage mit hungrigen kleinen Fischen bekämpft Von Jutta Rippegather MAIN-KINZIG-KREIS / WETTERAUKREIS. Die biologische Keule wirkt. "Erste Erfolge" meldet der Zweckverband zur Bekämpfung der Schnakenplage in den Nidderauen von den Moderlieschen. "Es ist offensichtlich, daß die besonders geringe Zahl der gefundenen Mückenlarven auf die Jagdtätigkeit dieser Fische und der anderen in den Grabentaschen lebenden Freßfeinde zurückzuführen ist", heißt es in dem Abschlußbericht 1992. Doch die Natur alleine schaffte es nicht, den Menschen vor den kleinen Blutsaugern zu schützen. Bei fünf Aktionen wendete der Verband insgesamt 3,7 Kilogramm B.T.i.-Formulierungen an. Flora und Fauna hätten unter dieser "Mikrobiellen Bekämpfung" nicht gelitten, so das Protokoll. Dennoch müsse "in Zukunft stärker auf die Instandhaltung der Gräben und Mündungsklappen geachtet werden".
Nach drei Jahren war es 1992 erstmals wieder zu größeren Überschwemmungen gekommen. Die Gewitterregen am 20. und 21. Juni ließen den Nidderpegel stark ansteigen. Der Schwerpunkt des Hochwassers lag links von der Nidder bei Altenstadt-Höchst, vor allem an den "Buschwiesen". Rund eine Woche nach Rückgang der Überschwemmung rückten die Bekämpfer zu Fuß aus. "Sollte in Zukunft ein stärkeres Hochwasser auftreten, ist weiterhin mit einer starken Stechmückenplage zu rechnen", warnt der Bericht. Es habe sich gezeigt, daß "keine ausreichende Verbindung zu den Grabentaschen" besteht, so daß die in der Vergangenheit ausgesetzten Moderlieschen nicht überall an ihre Beute kamen. Eine kürzere Dauer der Überflutungen versprechen sich die Fachleute davon, "wenn für ein ungehindertes Ablaufen des Wassers durch die vorhandenen Gräben gesorgt würde". Als ein weiters Manko führt der Verband den niedrigen Sauerstoffgehalt in den Gruben, insbesondere in denen nördlich der alten Gemeindeverbindungsstraße zwischen Oberau und Höchst, an. Steht das Naß dort länger in der Sonne, gehen Fische oder Amphibienlarven ein.
Auch bei der Bekämpfung der Hausschnaken meldet der Verband Erfolge. Das Wissen der Bevölkerung "um das Wesen" der Insekten habe sich gesteigert. Nachdem die Restbestände an Bactimosbriquets aufgebraucht waren, verteilte er im Oktober Tabletten, die die Bevölkerung in Brutstätten wie Regentonnen, Wasserbehälter oder Jauchegruben auflösten.
Eine Übertragung der Malaria durch hiesige Stechmücken schließt der Bericht nicht aus. Vor zwei Jahren waren Fälle von "Sumpffieber" im Wetteraukreis bekannt geworden, ohne daß die Betreffenden sich in den Tropen aufgehalten hatten. Ferntouristen könnten die Krankheit ohne ihr Wissen einschleppen, vermuten die Fachleute. "Da die Überträger der Malaria, Stechmücke der Gattung Anopheles, nahezu überall im Gebiet des Zweckverbands vorkommen, ist die Möglichkeit der Weitergabe des Erregers gegeben", heißt es. Insbesondere in ländlichen Gebieten bestünde die Gefahr. Denn die "Fiebermücke" hält sich gerne in der Nähe von Großvieh auf. Im Anhang legen die Stechmückenbekämpfer die Prüfungsergebnisse der Grabentaschen von Eichen und Windecken vor. Die Gebiete in Eichen bezeichnet der Wissenschaftler als "ein vielfältig strukturiertes Biotop, welches durch unterschiedlich tiefe Bereiche, flache und steilere Uferabschnitte sowie durch einen reichhaltigen Pflanzenbewuchs für eine Vielzahl von Tieren geeigneten Lebensraum bietet". So entdeckte er dort sieben Arten von Schekken, vier Arten Libellen und fünf verschiedene Wanzenarten. Auch Teichmolche und -frösche, sogar Gelbbauchunken fühlen sich in Eichen heimisch. In Windecken muß sich Flora und Fauna noch entwickeln. Zusammenhängende Pflanzenbestände an den Ufern fehlen weitgehend, was damit zusammenhängt, daß die Gruben erst 1991 angelegt wurden. Die in Eichen existieren seit drei Jahren.
Abschließend stellt der Biologe den hohen Stellenwert der Gräben heraus: "Die Anlage derartiger Sekundärbiotope bedeutete zum einen eine wertvolle Strukturbereicherund der Landschaft, zum anderen handelt es sich dabei um ,ökologische Zellen&rquote;, die im Idealfall als Rückzugsareale, Regenerationsräume und Ausbreitungszentren von Pflanzen- und Tierarten dienen."
Für die öffentlich geförderten Wohnungen in Frankfurt, die nichtstädtischen Gesellschaften gehören, interessiert sich die CDU im Römer. Vom Magistrat möchte sie wissen, welche dieser Unternehmen wieviele Wohnungen halten. Der Hintergrund: Immer mehr öffentlich geförderte Wohnungen in Frankfurt fallen aus der Sozialbindung, weil das Steuergeld, mit dem sie errichtet wurden, mittlerweile zurückgezahlt wurde.
Die Wohnungen ohne Bindung gelten dann nicht mehr als Sozialwohnungen - können also auch nicht mehr vom Amt für Wohnungswesen an die vielen Wohnungssuchenden in Frankfurt vermittelt werden. Sie unterliegen ebenfalls nicht mehr der begrenzten Mietpreisbindung, die für Sozialwohnungen gilt. Die CDU will in ihrer Anfrage erfahren, wieviele der öffentlichen geförderten Unterkünfte "in den nächsten Jahren" aus der Bindung entlassen werden. jg
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte:Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa. und So.: Markt-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 19.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Stern-Apotheke, Stierstadt, Taunusstr. 24.
So.: Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1.
Usinger Land. Sa. und So.: Feldberg- Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Sa.: Falkenstein-Apotheke, Falkenstein, Alt Falkenstein 47.
So.: Rats-Apotheke, Oberhöchstadt, Borngasse 2; Glaskopf-Apotheke, Glashütten, Limburger Str. 29.
Marathon
noch bis
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Mann, der am 9. Mai Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) als Chef im Landratsamt ablösen möchte, hat Glück an jenem Samstagvormittag auf dem Hanauer Marktplatz. Trotz anderslautender Wettervorhersagen scheint eine Woche vor den Kommunalwahlen die Sonne - eine günstige Ausgangssituation, um am Wahlstand für sich und seine Partei zu werben. Doch Hubert Müller, hauptamtlicher Stadtrat in Gelnhausen und Spitzenkandidat der CDU auf Kreisebene, wirkt leicht verkrampft an diesem Morgen. Das mag nicht nur daran liegen, daß für ihn der Wahlkampf übermorgen noch lange nicht zu Ende ist. "Ich muß ja gleich wieder weitermachen," klagt der in Wahlkämpfen noch relativ unerfahrene Kommunalpolitiker im Hinblick auf die Landratswahlen am 9. Mai. Eine Strapaze, die ihm seine Partei mit ihrer Direktwahl-Initiative vor vier Jahren eingebrockt hat.
Der 51jährige, dem die Jovialität seines Konkurrenten Eyerkaufer, der auch schon einmal Kinder publikumswirksam auf den Arm nimmt, etwas abgeht, fühlt sich in Hanau offensichtlich auch sonst nicht sehr wohl. In der Goldschmiedestadt, in der die Wahl auch in diesem Jahr wieder entschieden werden wird, kennt ihn kaum jemand. Er wird von vielen eher als irgendein Wahlhelfer angesehen, auch wenn er fleißig Kulis, Feuerzeuge und Nähtäschchen mit Namenszügen verteilt. Vielleicht ist es aber auch sein Gefühl, gegen den kreisweit Schecks verteilenden Landrat kaum Chancen zu haben. Wahlkampf auf "fremdem" Terrain, das ist mehr Pflicht als Lust. Bei seinen Auftritten in den kleinen Spessart-Gemeinden, die er alle kennt, fühlt sich der gelernte Reisebürokaufmann und Diplom-Sozialarbeiter, der bis 1981 Leiter des Jugendamtes beim Kreis war, sichtlich wohler.
Viel Bundespolitisches wird auf seinen Veranstaltungen angesprochen, die Autobahn-Vignette, die vielen Steuern und Abgaben. Themen, die seiner Partei nicht gerade Stimmen bringen dürften, auch wenn er sich bei seinen Auftritten der Wohlgesonnenheit seiner Besucher relativ sicher fühlen kann, da es sich eh meist um "Schwarze" handelt. Mögliche politische Gegner läßt sich Müller vor den Wahlveranstaltungen von den Politikern vor Ort nennen, "damit ich mich thematisch darauf einstellen kann."
Wann immer es geht, schneidet der 51jährige Meerholzer, dessen ursprüngliche politische Heimat eher am linken Flügel der CDU angesiedelt war - "heute bin ich in der Mitte, etwas anderes kann ich mir als politischer Wahlbeamter nicht erlauben" - sein Lieblingsthema an, die Finanzen des Kreises. In dieser Hinsicht geht es für ihn, durch Rot-Grün verursacht, drunter und drüber. Er sieht den Main-Kinzig-Kreis vor dem Konkurs. Aber auch das Thema Asyl liegt ihm am Herzen, auch wenn er bei seinen Auftritten das Gefühl hat, daß "die Leute inzwischen Angst haben, über das Thema zu reden, regelrecht blokkiert sind, um nicht in die rechtsradikale Ecke gedrängt zu werden." Müller weiß, daß er aber gerade mit diesem Thema rechte Wählerschichten erreicht. Da schreckt er auch vor rechten Positionen nicht zurück, "mir ist doch lieber, die wählen uns als die Republikaner," beschleicht ihn ein ungutes Gefühl, daß die Rechtsextremen bei den Wahlen am Sonntag enormen Zulauf von einer schweigenden Mehrheit erhalten werden.
Das Werben auf dem Hanauer Marktplatz ist für Müller an diesem Tag nur einer von vielen Terminen. Bereits um 8 Uhr stand er in Gelnhausen-Höchst vor einem Einkaufsmarkt. Weitere Stationen führen ihn nach Maintal, Langenselbold und Bad Orb. Anschließend folgen Auftritte bei CDU-Ortsverbänden im Spessart. Im Gegensatz zu Eyerkaufer fährt er zu seinen Terminen selbst mit dem Auto., "Da muß ich spätabends manchmal aufpassen, daß mir am Steuer nicht die Augen zufallen." Doch ohne Chauffeur fühlt er sich unabhängiger.
Konkrete Fragen muß er an diesem Vormittag kaum beantworten, mit einer Ausnahme: Mitglieder der Selbolder Liste stellen ihm die Gretchenfrage, wie er es als Landrat mit der Müllpolitik im Kreis halten werde. Nach einigem Zögern kommt die Antwort: "Die CDU wird die Deponie-Planungen stoppen, um zunächst ein Abfallgesamtkonzept zu erstellen." Die Langenselbolder sind's zufrieden. Auf eine Frage, die den Berichtbestatter interessiert, mag er offiziell allerdings nicht antworten. Doch macht er indirekt deutlich, daß für ihn bei einer eventuellen rot-schwarzen Koalition der Posten eines Ersten Kreisbeigeordneten unter Eyerkaufer kaum infrage kommen dürfte.
RODGAU. Das herkömmliche Altenheim gehört der Vergangenheit an. Wenn - günstigstenfalls - im Sommer '95 zwischen Dudenhofen und Nieder-Roden hinter dem dortigen Supermarkt ein 15 Millionen Mark teures 120-Betten-Haus seine Pforten öffnet, wird es sich um ein "integratives Altenzentrum" handeln mit einer breiten Palette von Angeboten.
Die Bad Hersfelder Planungs- und Beratungsgesellschaft für Alten- und Pflegeheime (APP) hat das Projekt entwickelt und geht jetzt auf die Suche nach Investoren und einem Betreiber. Die Stadt, die ihr 8500 Quadratmeter großes Grundstück zum symbolischen Preis von einer Mark zur Verfügung stellt, hat sich dafür ein Belegungsrecht gesichert.
Wie Ulrich Marth von der APP gestern im Jügesheimer Rathaus erläuterte, umfaßt das Programm seiner Gesellschaft zunächst einmal ein Alten- und Pflegeheim mit 120 Betten. Dreißig bis vierzig Betten werden für Kurzzeit- und Urlaubspflegefälle vorgehalten, um zu Hause pflegende Familienangehörige vorübergehend zu entlasten.
Drittens wird eine Tagesstätte für zwei Gruppen à sechs Personen eingerichtet für Tages- und Nachtpflegegäste. Dabei soll es sich nicht um pflege-, sondern hilfsbedürftige Menschen handeln, die von zu Hause abgeholt und wieder heimgebracht werden.
Auf dem Grundstück zwischen Großmarkt und Bahnlinie sollen separat acht bis zehn altengerechte Wohnungen entstehen, die per Notrufanlage mit dem Altenheim verbunden sein werden und deren Bewohner alle Dienstleistungen des Nachbarhauses in Anspruch nehmen können, ohne ihre eigene Selbständigkeit aufzugeben.
Im Alten- und Pflegeheim wird ein Zentrum für physikalische Therapie und Rehabilitation geplant, dessen Inanspruchnahme - Massagen, Bäder, Krankengymnastik - allerdings nicht Bestandteil des Pflegesatzes wäre, sondern von den Krankenkassen übernommen werden müßte.
Schließlich ist, separat zu betrachten, an einen ambulanten Pflegedienst gedacht, der vom Haus aus Besuche bei alten, vorübergehend pflegebedürftigen Menschen macht.
Der Rodgauer Stadtrat und Baudezernent Alfred Schüler rechnet damit, daß der auf den Weg gebrachte Bebauungsplan im Sommer Rechtskraft erlangen wird, dann können die städtischen Gremien ihre Wünsche einbringen, die Heimaufsichtsbehörde wird die Pläne prüfen, und wenn der Bauantrag in einem halben Jahr über die Bühne ist, könnte der erste Spatenstich im Frühjahr 1994 erfolgen. Von da an rechnet die APP noch mit einer 15monatigen Bauzeit.
Die Pflegesätze werden sich an den in vergleichbaren Häusern in Rödermark und Obertshausen üblichen Zahlungen orientieren. Derweil hat die Nachfrage nach den 18 Quadratmeter großen Zimmern bereits begonnen. Ein hochbetagtes Ehepaar hat sogar schon individuelle Ausstattungswünsche angemeldet. ttt
"Sie und Ihre
"Juden und Nichtjuden in Frankfurt: Wie kann das Zusammenleben verbessert werden?" Ein weites Feld - und Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, versuchte es mit einer anekdotisch gehaltenen Antwort.
Bei der Podiumsdiskussion im Jüdischen Gemeindezentrum am Mittwoch abend erzählte er also von seinem Freund Matthias Ohms, seines Zeichens Präsident der Frankfurter Eintracht. Der hatte unlängst 150 Freikarten für ein Spiel der Eintracht angeboten, für "Sie und Ihre Landsleute", wie es in dem Brief hieß. Da bis kurz vor dem Spiel noch keine Karten abgerufen worden waren, hakte Ohms nach. "Meine Landsleute haben doch 25 000 Karten im Vorverkauf erstanden", ant- wortete Bubis mit gespieltem Erstaunen.
Der Eintracht-Chef merkte, daß ihm in seinem Anschreiben ein Fauxpas unterlaufen war. Glücklicherweise fiel ihm ein, daß Bubis Honorarkonsul der Elfenbeinküste ist. D i e s e Landsleute habe er gemeint, versicherte Ohms flugs.
Hunderte solcher Beispiele könne er erzählen, meinte Bubis. Für viele, auch freundlich gesonnene Menschen "ist jeder Jude ein Fremder" - kein Landsmann also. Das zeigte sich auch während der Diskussion, als ein Redner von den "jüdischen Mitbürgern" sprach. Niemand käme auf die Idee, von "katholischen Mitbürgern" zu reden, merkte ein anderer Redner dazu an. Fingerspitzengefühl ist gefragt. Zumal sich, so Bubis, seit mehr als 40 Jahren in allen Umfragen rund ein Drittel der Bevölkerung mehr oder weniger stark zum Antisemitismus bekennt. Und die übrigen zwei Drittel? Die Begegnung mit Juden, so sie denn stattfindet, "ist in vielen Punkten viel zu verkrampft", meinte ein Zuhörer. "Von Brüderlichkeit sind wir weit entfernt", befand auch Frolinde Balser, Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Die Gedenkstätte hinter den Stadtwerken etwa sei "ein Trauerspiel". Auch Bubis fand es "überraschend", daß es mangels Geld noch längere Zeit bei einer Baustelle bleiben wird. Gleichwohl benannte er auch Schwierigkeiten in der eigenen Gemeinde: Eine "gewisse Gettoisierung" zum Beispiel, die durch 1000 Zuwanderer noch verstärkt werde.
Empfindlich reagierten jüdische Zuhörer, als ein Redner von der "Deportation" von 400 Palästinensern durch Israel sprach und auch den jahrelang zurückliegenden Streit um Rainer Werner Fassbinder "nicht verstand".
Durch die Reaktionen - Bubis nannte Fassbinder "Sozialfaschist" - fühlte sich der Mann "niedergemacht". Von mehreren Seiten wurde ihm vorgeworfen, "daß Sie sich nicht in uns hineinversetzen können". vo
Frau Katharina Schmidt, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.
Frau Ida Pawelzick, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Martha Seiler, Kloppenheim, zum 85. Geburtstag.
Frau Marie Habermann, Okarben, zum 81. Geburtstag.
Herrn Karl Moxter, Rendel, zum 86. Geburtstag.
Frau Wilhelmine Binz, Petterweil, zum 74. Geburtstag.
Frau Agnes Klement, Assenheim, zum 78. Geburtstag.
Frau Anna Schnauß, Ilbenstadt, zum 70. Geburtstag.
Die Bereitschaft zur Gewalt nimmt zu Kriminalstatistik der Polizei: Täter weichen von Metropolen auf das Umland aus Von Andreas Zitzmann MAIN-KINZIG-KREIS. Nicht sehr wohl war es der Hanauer Polizeispitze, als sie am Mittwoch nachmittag zusammen mit Landrat Karl Eyerkaufer die Kriminalstatistik 1992 der Öffentlichkeit vorstellte: Um 13 Prozent ist die Zahl der Straftaten gegenüber 1991 gestiegen, von insgesamt 28 024 Fällen konnten 8409 aufgeklärt werden. Das entspricht eine Quote von 30 Prozent und ist zwar ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr, aber immer noch - nach Offenbach - das zweitschlechteste Ergebnis in Hessen (Durchschnitt: 39 Prozent). Gründe dafür gibt es viele, abgesehen von der personellen Ausstattung der Kripo, die gewiß noch einige Wünsche offenläßt. Wesentlich geringere Steigerungsraten in den benachbarten Bezirken Frankfurt und Offenbach lassen die Hanauer Polizeidirektion vermuten, daß Straftäter ausgewichen sind, insbesondere jene, die auf Diebstähle aller Art spezialisiert sind. Eigentumsdelikte stellen 75 Prozent aller Fälle im Main-Kinzig-Kreis, von denen im übrigen allein 43 Prozent auf die Stadt Hanau fallen.
In Verbindung mit der zumeist ländlichen Struktur der Region zwischen Maintal und Schlüchtern hat es die Kripo so mit Tausenden von Straftaten zu tun, die zu den "schwer aufklärbaren" gehören: Die Täter schlagen schnell zu und sind ebenso schnell wieder verschwunden, häufig ohne Zeugen.
Insgesamt ist der südhessische Raum ohnehin wesentlich "krimineller" als Mittel- und Nordhessen. Im Regierungsbezirk Gießen zählte man im abgelaufenen Jahr 55 000 Straftaten, im Raum Kassel waren es 72 000, in Südhessen jedoch 350 000, unzweifelhaft bedingt durch das Rhein-Main-Gebiet.
Bei Diebstählen lag auch 1992 der Schwerpunkt auf Straftaten rund um das Auto, berichtete Kripochef Karl Kraushaar. Die Zahl der entwendeten Fahrzeuge stieg um fast 20 Prozent, die der Aufbrüche um knapp 15 Prozent. Dabei geht es inzwischen nicht mehr so vorrangig um Radiogeräte, sondern um mobile Telefone: sechs bis sieben werden allwöchentlich gestohlen. Da die Hersteller nach wie vor auf spezielle Sicherungen verzichten (zum großen Ärger der Polizei), sind diese Beutestücke recht problemlos abzusetzen. "Beliebt" bei Dieben sind auch vermehrt Fahrräder, die - bei Preisen von mitunter mehreren 1000 Mark - schnell Käufer oder Hehler finden. Aus gutem Grund besonders hervorgehoben werden in der Polizeistatistik "fremdenfeindliche Delikte": Von den 28 000 Straftaten waren 32 in diese Kategorie einzustufen, inklusive Anzeigen wegen ausländerfeindlichen Schmierereien. Landrat Eyerkaufer zeigte sich am Mittwoch in diesem Zusammenhang sehr zufrieden darüber, daß bislang keine einzige Veranstaltung mit rechtsradikalem Hintergrund im Main-Kinzig-Kreis habe über die Bühne gehen können.
In der absoluten Zahl viel geringer, in ihrer kriminellen Intensität aber erheblich gravierender als Eigentumsdelikte sind Gewalttaten aller Art. Die zunehmende Bereitschaft zur Gewalt mache der Polizei große Sorgen, so ihr Direktor Manfred Taube. Immerhin ist in diesem Bereich die Aufklärungquote erheblich größer. So gab es elf Tötungsdelikte und 21 Versuche, Menschen umzubringen. Von diesen 32 Fällen wurden 31 aufgeklärt. Ungeklärt ist der Tod eines 24 Jahre alten Türken, dessen Leiche am 16. November in einer Hanauer Wohnung gefunden wurde.
Zugenommen hat 1992 auch die Zahl der Vergewaltigungen (auf 29) und der der sexuellen Nötigung (auf 18). Weit über die Hälfte der Fälle sind geklärt.
Erheblich angestiegen sind die Raubüberfälle aller Art, insbesondere auf Tankstellen. Auch das hat unter anderem mit der Verschiebung krimineller Aktivitäten aus dem Ballungsraum Frankfurt zu tun: Häufig handelt es sich um Beschaffungskriminalität von Rauschgiftsüchtigen. Seit insbesondere Frankfurt gezielt gegen Drogenabhängige vorgeht, sind viele der Betroffen "nach Hause" in den Main-Kinzig-Kreis, insbesondere den Raum Hanau, zurückgekehrt.
Zurückgegangen ist allerdings die Zahl der Abhängigen, die im Kreis starben. 1990 waren es 16, 1991 zählte die Polizei 20, im vergangenen Jahr 15.
Zugenommen haben schließlich die Delikte aus dem Bereich Wirtschaftskriminalität - vornehmlich im Bereich Betrug -, deutlich abgenommen hingegen Umweltdelikte, wobei Wasserschmutzung und illegale Abfallbeseitigung im Mittelpunkt standen.
Grundsätzlich gilt unverändert, daß nicht die Polizei allein der Kriminalität Herr werden kann. Sie benötigt, so Taube, die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger, die noch zu oft lieber wegsehen und sich als Zeuge nicht zur Verfügung stellen.
WIESBADEN. Achim Exners Optimismus ist ungebrochen: Der Oberbürgermeister wettet auf die absolute Mehrheit der SPD bei der Wahl am kommenden Sonntag. Bereits vor vier Jahren hatte er auf sozialdemokratischen Sieg gesetzt und mit seiner damals schier unglaublichen Prognose "mehr gewonnen, als ich in einer Legislaturperiode trinken konnte". Die Zuversicht des Rathauschefs scheint begründet - die Wahlaussichten stehen nicht schlecht für die Genossen. Das liegt an der effizienten Leistungsbilanz und daran, daß es der christdemokratischen Opposition nicht gelungen ist, eine überzeugende Alternative zu bieten.
Die SPD hat in den vergangenen Jahren ihre absolute Mehrheit konsequent genutzt, um sozialdemokratische Ziele durchzusetzen. Beispiel: Verkehrspolitik. Beharrlich versucht Stadtrat Dieter Berlitz, die Autos aus der Innenstadt zu verbannen. Mit Straßensperrungen und Anwohnerparken machte er sich mehr Feinde als Freunde. Bei der selbstbewußten Demonstration poltischer Handlungsfähigkeit, die die parlamentarische Mehrheit sicherte, blieben machmal allerdings Sensibilität und Kritikfähigkeit auf der Strecke. Dies hatte ein ungewöhnlich starke Polarisierung zur Folge, die die Kompromißbereitschaft auf beiden Seiten erschwerte.
Hinzu kamen Pannen und Peinlichkeiten - wie sie in großen Verwaltungen unvermeidlich sind, die aber allein der verschiedentlich sehr selbstherrlich auftretenden SPD-Riege angekreidet wurden. Etwa bei der Kostenexplosion für das Umweltlabor. Oder bei dem Skandal um den Revisionsbericht über die Römerbad-Gesellschaft. Oppositionelle Kritiker fühlten sich hier häufig abgebügelt. "Wem gehört die Stadt?", fragte denn auch die FDP unlängst empört in einer halbseitigen Zeitungsanzeige. Die SDP gehe mit der Landeshauptstadt um, "als sei sie ihr Eigentum". Über allem stehe die "reine SPD-Lehre", nach freidemokratischer Auslegung "eine wirre Mischung aus Ideologie und Planwirtschaft".
OB Exner, dem "absolutistische Herrschaftsallüren" nachgesagt werden, nutzte die harsche Kritik als Chance hervorragender Selbstdarstellung: Zum Fastnachtssonntag erschien er als nassauischer Herzog verkleidet: Achim I. verteilte unter seinen närrischen Fans Visitenkarten - "auch als Nassauer einer von uns". Zeugen seines Auftritts berichteten im übrigen, daß ihm die Montur hervorragend gestanden habe - die aristokratische Kluft als durchaus passendes Outfit für den sozialdemokratischen Spitzenkandidaten.
Ansonsten versucht Achim Exner mit einem seismographischen Gespür für Stimmungen, hochgehende Wogen zu glätten. Sein geschickter Schachzug vor vier Jahren, alle Fraktionen einen Sitz im hauptamtlichen Magistrat einzuräumen, sicherte ihm größtmögliche Akzeptanz der Rathaus-Politik: Wer mit Verantwortung trägt, vermeidet Frontal-Opposition. Sein Versuch, die CDU noch stärker zu beteiligen, scheiterte allerdings am Veto der sozialdemokratischen Parteibasis. Selten haben die Genossen Fraktion und Vorstand blamabler vorgeführt als auf jener denkwürdigen Mitgliederversammlung, als sie die Parteiführung zurückpfiffen. Die hatte nämlich der CDU bereits einen weiteren hauptamtlichen Magistratsposten in Aussicht gestellt und wurde nun zum Rückzieher gezwungen. Abgeblitzt waren die Parteioberen auch mit ihrer Empfehlung, die frühere Kulturdezernentin Margarethe Goldmann - Lebensgefährtin Achim Exners - als Stadträtin wiederzuwählen. Als einziger zog der damalige Fraktionschef Arno Goßmann die Konsequenzen aus dieser Fehleinschätzung der Stimmungslage beim sozialdemokratischen Parteivolk. Sein Nachfolger Dieter Horschler verspielte in den folgenden Monaten durch ungeschicktes Taktieren jeglichen Kredit.
Weniger spektakulär reagierten die erstaunten Wiesbadener Genossen auf andere Überraschungen, die ihnen ihr Spitzenmann Exner immer wieder bot: Beispielsweise seine "Vaterschafts-Pause" nach der Geburt seiner Tochter Marie Valentin. Ein halbes Jahr lang war er "Teilzeit-OB", von den Sozialdemokraten nur grummelnd gebilligt, weil sie fürchteten, daß der CDU-Vize im Rathaus, Hildebrand Diehl, aus dieser Situation parteipolitisches Kapital schlagen könnte. Irritation an der Basis auch nach dem Exner-Vorschlag, im Golf-Krieg deutsche Soldaten zum Schutz Israels einzusetzen. Und wenn die SPD am Sonntag ihr Wahlziel verfehlt? Die Genossen geben sich bedeckt. Einige würden eine Wiederbelebung der Koalition mit den Grünen befürworten - ein Alptraum für Achim Exner, der mit der Wiesbadener Öko-Partei nichts mehr am Hut hat und gar öffentlich schon bekundete, "lieber als Oberbürgermeister zurückzutreten, als mit Kastner und Co. zusammenarbeiten zu müssen". Die rot-grüne Regierungszeit 1985-1989 sei "die schwierigste Phase in Wiesbaden" gewesen.
Und zuletzt sei die grüne Mitarbeit der Stadt nur deshalb nicht zum Nachteil gereicht, "weil die SPD im Magistrat über die absolute Mehrheit verfügte und manchen Unsinn stoppen konnte." So gesehen scheinen Befürchtungen nicht abwegig, daß bei entsprechendem Wählervotum am Sonntag eine große Koalition als Ausweg betrachtet werden könnte. Die SPD schweigt sich zu solchen Spekulationen aus. Die ist aus ihrer Sicht unnötig, denn "wir werden am Sonntag die Wahl gewinnen".
SCHLÜCHTERN. Bei einem Unfall auf der Bundesstraße 40 wurden am Mittwoch nachmittag drei Menschen schwer und ein weiterer Beteiligter leicht verletzt. Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, war vermutlich Alkohol im Spiel.
Nach Darstellung eines Behördensprechers kam gegen 14.45 Uhr ein aus Fulda kommender Wagen kurz vor Schlüchtern aus noch ungeklärten Gründen von der Straße ab. Das Auto überschlug sich zweimal, ehe es wieder auf seinen Rädern landete. Dabei erlitten alle vier Insassen zum Teil erhebliche Verletzungen. An dem Fahrzeug entstand Totalschaden, bei dem Fahrer ordnete die Polizei eine Blutprobe an. tja
SCHLÜCHTERN. "Maastricht und seine Auswirkungen auf die Stabilität unseres Geldes sowie die Wirtschaft unserer Heimat" stehen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, 17. März, ab 19.45 Uhr in der Stadthalle Schlüchtern.
"Um vorhandene Ängste und Informationslücken beseitigen zu helfen", hat die Europa-Union Professor Dieter Biehl, Fachgebiet Finanz- und Währungspolitik, eingeladen. Für den direkten Bezug zur Situation der Region sorgen Vertreter der Wirtschaft des Main-Kinzig-Kreises. völ
MAIN-TAUNUS-KREIS. Einen neuen Sender speist die Telekom von morgen an in ihr Kabelnetz: das neue Programm "RTL 2" des Kommerzsenders aus Köln.
Für die Erweiterung des Angebotes müßten die Kabelkunden im Main-Taunus-Kreis ihre Fernseh- und Videogeräte nicht neu programmieren. Der Sender werde auf dem Sonderkanal S 7 eingespeist, auf dem bislang der "Sportkanal" zu empfangen war. Dieser Platz sei ohnehin frei geworden, nachdem der Sportkanal zum 28. Februar seinen Sendebetrieb eingestellt hatte. kkü
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auch in diesem Jahr bietet die Christliche Flüchtlingshilfe ein Freizeitwochenende mit Flüchtlingen und Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde an. Vom 10. bis 13. Juni führt die Reise nach Dorndiel ins Jugendheim des Odenwaldclubs. Wer Interesse an der Fahrt hat, erhält Informatioinen bei Annette Seydel, Tel. 7 63 66. lis
Herrn Andreas Schmidt aus Maintal- Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Freitag, 5. März.
WETTERAUKREIS. Lobby und Ansprechpartner für Kinder will der neugegründete Verein "Kinder in Not" sein, den Herbert Rüfer, ehemaliger Landrat und Vorsitzender des Vereins, gestern bei einer Pressekonferenz in Friedberg vorgestellt hat. "Nicht nur in anderen Ländern brauchen Kinder Hilfe, sondern auch bei uns in der Nachbarschaft", begründete er die Initiative.
Gedacht ist dabei an finanzielle und ideelle Hilfen, der Verein will sich aber auch "mit Nachdruck dafür einsetzen", daß behinderte Kinder in Regeleinrichtungen aufgenommen und dort gefördert werden.
Rüfer nennt ein Beispiel, wie die Arbeit aussehen könnte: Eine junge Familie kommt in den Wetteraukreis, verschuldet sich beim Hausbau, dann wird der Mann arbeitslos. Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden, die Stadtwerke drohen damit, Strom und Heizung abzustellen. Bevor die Situation eskaliert, will der Verein eingreifen und bei Behörden und den Stadtwerken vermitteln. "Oft machen Unkenntnis und Hilflosigkeit im Umgang mit der Bürokratie die Situation noch schlimmer." Die Leidtragenden in solchen Konflikten seien immer die Kinder, "sie sind das schwächste Glied der Gesellschaft", sagt der stellvertretende Vorsitzende Josef Weiser.
Auch bei schulischen Problemen will der Verein ein Ansprechpartner sein, sei es bei Konflikten mit Drogen oder bei der Suche nach einer geeigneten Lehrstelle. Eine Altersgrenze soll es dabei nicht geben, auch junge Erwachsene können sich an die Vereinsmitglieder wenden.
Ein anderes Problem sind Kinder, die unter Mißhandlungen zu leiden haben. Immer wieder höre man auch im Wetteraukreis von solchen Fällen, Zahlen würden genannt, doch etwas Genaues wisse niemand. "Wenn wir von solchen Fällen Kenntnis bekommen, können wir versuchen zu beraten, Hilfe zu vermitteln und Wege zu ebnen."
Mit seiner Arbeit will der Verein nicht in Konkurrenz zu anderen sozialen Einrichtungen treten, sondern, wenn möglich, mit ihnen zusammenarbeiten. Verbindungen bestehen bereits jetzt: Vorsitzender Herbert Rüfer ist auch bei der Lebenshilfe und der Behindertenhilfe engagiert, der stellvertretende Vorsitzende Josef Weiser ist Geschäftsführer der Flüchtlingshilfe.
Wenn auch der Schwerpunkt der Vereinsarbeit in der Region liegen soll, so sei auch die Beteiligung an internationalen Hilfsaktionen, zum Beispiel für jugoslawische Kinder, denkbar. "Wie das genau ablaufen wird, kann sich jedoch erst in einigen Monaten zeigen, wenn die Arbeit richtig angelaufen ist", meint Rüfer. Bislang zählt der Verein, der als gemeinnützig anerkannt ist, acht Mitglieder. Die finanziellen Mittel sollen über Spenden und Mitgliedsbeiträge zusammenkommen. Ein eigenes Büro gibt es nicht und soll es auch nicht geben: "Wir wollen den Verwaltungaufwand so gering wie möglich halten", sagt Rüfer. Wer mit dem Verein "Kinder in Not" Kontakt aufnehmen will, kann sich direkt an Herbert Rüfer, Usinger Straße 7, Ober-Mörlen, Tel. 0 60 02 / 74 03, wenden. re
OFFENBACH. Das mittlerweile überall in der Bundesrepublik anerkannte und nachgeahmte Offenbacher Modell "Hilfe zur Arbeit (HzA)" geht so: beraten, bilden und beschäftigen. Qualifizierung und Beschäftigung werden direkt miteinander verkoppelt. Sozialhilfeempfänger werden für den Arbeitsmarkt qualifiziert und trainiert.
Langzeitarbeitslose, die ihre pekuniären Ansprüche aus der Bundeskasse des Arbeitsamtes aufgebraucht haben, müssen vom kommunalen Sozialamt versorgt werden. Bei der extra im Jahre 1985 zu diesem Behuf gegründeten stadteigenen Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungs GmbH (GOAB), bei freien Trägern der Sozialarbeit oder auf dem ganz normalen Arbeitsmarkt bekommen sie einen Arbeitsplatz, erwerben damit auch wieder Ansprüche auf Arbeitslosengeld und müssen nicht mehr aus der kommunalen Sozialhilfe unterstützt werden. Die Stadt spart Geld und hat arbeitslosen Sozialhilfeempfängern den Start in eine menschenwürdige, selbstbestimmte Zukunft ermöglicht.
Dieses Projekt "Hilfe zur Arbeit", inzwischen auch vom Europäischen Sozialfonds gefördert, ist Oberbürgermeister Reuters kommunal- und sozialpolitisches Lieblingskind. Mit sichtlichem Stolz verweist er darauf, daß das Land Hessen inzwischen wesentliche Züge dieses Projektes in das Landesprogramm "Arbeit statt Sozialhilfe" übernommen hat.
Die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen ließ sich die Stadt im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Mark kosten, davon gab das Land 514 000 Mark. Reuter, Projektleiter Matthias Schulze- Boeing und GOAB-Geschäftsführer Jürgen Schomburg zogen gestern Bilanz: Zwischen 40 bis 60 Prozent der Teilnehmer des in der Regel zwei Jahre laufenden Qualifizierungs- und Beschäftigungsprogrammes können auf einen Arbeitsplatz vermittelt werden und tauchen nicht mehr beim Arbeitsamt oder der Sozialhilfe auf.
Wieviel Sozialhilfe die Stadt dadurch in den vergangenen fünf Jahren gespart hat, will der vorsichtige Schulze-Boeing zur Zeit noch nicht einmal schätzen, weil jedes Schicksal individuell beurteilt werden muß, und weil das Sozialamt seine Akten zur Zeit auf das computergesteuerte Prosoz-System umstellt. Reuter meint, daß jährlich etwa zwei bis drei Millionen Mark gespart werden, zumindest so viel, wie das Projekt kostet.
1992 waren 225 Personen über HzA beschäftigt, 147 wurden neu eingestellt, 84 schieden aus. Zum Stichtag 31. Dezember 1992 waren 140 Personen beschäftigt. Davon waren 41,4 Prozent Frauen, 24,3 Prozent Ausländer, 19,3 Prozent Alleinerziehende, 70,7 Prozent ohne Berufsausbildung. 57,1 Prozent der Teilnehmer sind 26 bis 45 Jahre alt, 26,4 Prozent unter 25 Jahre und 16,4 Prozent über 45 Jahre alt.
Wer einen Platz im HzA-Projekt erhält, wird nach Tarifvertrag beschäftigt und verdient zwischen 500 bis 600 Mark mehr, als er Sozialhilfe bekommen würde.
Schulze-Boeing schätzt, daß von den rund 10 000 registrierten Sozialhilfeempfängern etwa die Hälfte im arbeitsfähigen Alter sind. Zieht man die Kranken und Behinderten ab, bleiben für einen Einsatz im HzA-Projekt zwischen 1000 und 1300 Personen übrig.
Im vergangenen Jahr luden Schulze- Boeing und seine Mitarbeiter rund 800 Sozialhilfeempfänger zu Informationstreffen und führten 2500 individuelle Beratungsgespräche.
Wird bei diesen Gesprächen auch systematisch nach jenen geforscht, die es sich im sozialen Netz allzu bequem gemacht haben? Als Instrument zur Bekämpfung ungerechtfertigten Bezugs von Sozialhilfe sei das HzA-Projekt nicht geschaffen worden, sagt Oberbürgermeister Reuter, auch nicht dafür, um Sozialhilfeempfänger zu sogenannter gemeinnütziger Arbeit unter dem Stichwort "Frühjahrsputz im Wald" zu vergattern. Schulze-Boeing ergänzt: "Die meisten Sozialhilfeempfänger, die wir anschreiben, reagieren ausgesprochen positiv. Sie sind geradezu dankbar, daß sich jemand individuell und intensiv um sie kümmert."
Angesichts der sich abzeichnenden Konjunkturflaute, des drastischen Anstiegs der Arbeitslosigkeit und der von der Bundesregierung angekündigten Streichung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), plädiert Reuter für einen Ausbau des HzA-Projektes. Für 1993 kündigte das Land die Erhöhung seines Zuschusses auf 1,3 Millionen Mark an. lz
Briefe Organisches Wachsen
Zur Diskussion über die Bebauung in Bommersheim-Süd:
Aus der Presse und aus den öffentlichen Veranstaltungen weiß ich, daß z. B. die SPD in Bommersheim-Süd zunächst nur einen kleinen Teil der etwa 1600 (nicht 2000!) möglichen Wohnungen bauen will, um ein organisches Wachsen dieses Stadtteils zu ermöglichen. Jetzt meldet sich auch noch ausgerechnet der frühere "Bau"-Stadtrat Jung mit schwerwiegenden Zweifeln öffentlich zu Wort. Dessen Untätigkeit ist ja bekannt. Ich bin keine Fachfrau für Wohnungsbau, aber eines weiß ich: Wer nichts anfängt, bringt auch nichts voran.
Annie Becker, Kumeliusstraße 20, 6370 Oberursel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
has FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Industrie hat zum Jahresanfang einen kleinen Auftragssegen genossen. Allerdings: Das vom Statistischen Bundesamt ermittelte preis- und saisonbereinigte Orderplus im Januar von 5,5 Prozent sollte nicht überbewertet werden. Denn die Bilanz der Bestellungen für den Berichtsmonat kann als "geschönt" angesehen werden. Darauf weist auch das Bonner Wirtschaftsministerium in seinem Kommentar zu den Zahlen hin: "Hier dürfte ein Teil der Aufträge nachgereicht worden sein, die aufgrund der Weihnachtsfeiertage und der Urlaubstage im letzten Monat (also im Dezember, Anm. d. Red.) liegengeblieben waren." Die Zunahme der Aufträge aus dem Ausland um neun und aus dem Inland um vier Prozent im Januar kann also nicht über die konjunkturelle Flaute in Westdeutschland hinwegtäuschen.
Deutlich macht dies der Zweimonatsvergleich (Dezember/Januar gegenüber Oktober/November), der kurzfristige Zufallsschwankungen etwas glättet. Nach dieser Sicht der Dinge ergab sich zuletzt eine Abnahme der Orders um eineinhalb Prozent. Im gleichen Ausmaß schrumpfte dabei die inländische Nachfrage, während die von jenseits der Grenzen um ein Prozent sank.
Am stärksten bekommt in der Industrie das Investitionsgüter produzierende Gewerbe die in- und ausländische Konjunkturschwäche zu spüren. Es registrierte Auftragseinbußen von zwei Prozent. Am glimpflichsten kamen die Konsumgüterhersteller davon, bei denen die Ordertätigkeit nahezu konstant blieb. Mit einem Minus von 1,5 Prozent mußte der Grundstoff- und Produktionsgüter-Zweig leben.
Sie wollen Kind und Beruf "auf die Reihe kriegen" Mütter hoffen nach dem Kurs auf gute Halbtagsjobs Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß LANGEN. "Teilzeit" heißt das Zauberwort für die 16 Mütter, die inmitten von acht Computerarbeitsplätzen an ihrem großen Konferenztisch in einer Langener Parterrewohnung sitzen und aufmerksam der Dozentin Christel Spieler zuhören, die ihnen heute Wissenswertes über Bürotechnik vermittelt. Einen Halbtagsjob mit der Möglichkeit, vormittags zu arbeiten, während die Kinder im Kindergarten oder in der Schule sind, wollen alle. Viele von ihnen haben sich, kaum hatten sie die mal längere, mal kürzere "Familienphase" hinter sich, die Hacken nach einer Stelle abgelaufen: "Aber wenn einem mal halbtags was angeboten wird, wie bei Supermärkten, dann heißt es immer: ,nur mit Schichtwechsel&rquote;; doch nachmittags geht nun mal nichts mit den Kindern", läßt Hacer Reinfelder ihren Frust über die erfolglose Jobsuche heraus.
Die 16 Frauen sind Teilnehmerinnen eines EDV-Kurses beim "Zentrum für Weiterbildung" in Langen. Der achtmonatige Kurs ist speziell für Wiedereinsteigerinnen in den Beruf konzipiert, die wieder auf den neuesten Stand der Technik und der Kommunikationsformen in ihrem alten (oder neuen) Beruf gebracht werden wollen.
Die Erfolgsquote des Weiterbildungszentrums (Sitz Frankfurt) ist laut Christel Spieler "ziemlich hoch". In der Niederlassung in Darmstadt habe eine Erfolgskontrolle jetzt ergeben, daß "nahezu hundert Prozent" der Frauen aus dem jüngsten Kurs Arbeit gefunden haben.
Die Weiterbildung wird nach Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vom Arbeitsamt gefördert. Kummer macht Spieler allerdings die jüngst verabschiedete Novelle zum AFG, nach dem künftig 30 Prozent der Kurskosten von den Teilnehmerinnen selbst aufgebracht werden müssen. "Für viele wird das bedeuten, daß sie nicht mehr teilnehmen können." Für den Langener Kurs trifft die Novelle jedoch noch nicht zu.
Manche der 16 Teilnehmerinnen sind ausgebildete Kauffrauen, andere kommen aus sozialen Berufen wie Kranken- oder Kinderpflege, auch eine Mechanikerin ist unter ihnen. Manche haben früher ohne Ausbildung im Büro gearbeitet, andere wollen die modernen Kommunikationsmittel später in ihren gelernten Beruf integrieren und als Höherqualifizierte den Wiedereinstieg schaffen.
Da ist die alleinerziehende Kinderkrankenschwester Brigitte R., für die es "nicht möglich" war, zu solchen Bedingungen wieder einzusteigen, daß sie nebenher ihre Kinder hätte betreuen können. Ein Job in der Gemeindepflege ließ sie dann spüren, "das ist ein totaler Verschleißberuf". Zudem sei ihr Einkommen in dem Halbtagsjob als Gemeindeschwester niedriger gewesen als der Sozialhilfesatz: "Da mußte ich mich dann schon fragen, warum tu' ich mir das an? Ich rödel' mir im Beruf einen ab, organisiere alles mögliche wegen der Kinder und krieg' dann noch weniger Geld, als wenn ich nicht arbeiten würde." Ob sie später ins Büro gehen wird, weiß sie jetzt, in der ersten Kurswoche, noch nicht. Sie könnte sich auch vorstellen, ihre durch den Kurs erworbene höhere Qualifikation geltend zu machen und sich um einen Job in der Ambulanz oder in einer Praxis zu bemühen. Die gelernte Friseurin Marianne Fuchs, die nach einer Allergie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten konnte, jobbte eine Weile als Verkäuferin auf 500-Mark- Basis. Da merkte sie jedoch ziemlich bald, "daß ich nur ausgenutzt wurde". Je nach Bedarf setzte die Chefin sie ein, von Regelmäßigkeit keine Spur. Sie hofft nach absolviertem Kurs auf einen Halbtagsjob im Büro.
Im Kurs wird jedoch nicht einfach nur Wissen über EDV und Bürotechnik vermittelt. Ein wichtiger Punkt sind Rhetorik und Bewerbungstraining. "Wir werden hier ganz schön psychisch aufgebaut", meint eine der Teilnehmerinnen. Gemeinsam analysieren die Frauen Stellenanzeigen, üben, wie Körpersprache im Vorstellungsgespräch wirksam eingesetzt werden kann, und arbeiten insgesamt am eigenen Selbstbewußtsein. Bei der 42jährigen Linda Simonsmeier war das ein nicht unwesentlicher Grund, am Kurs teilzunehmen. Die technische Zeichnerin war 13 Jahre aus dem Beruf, als sie vor zwei Jahren beim Arbeitsamt vorstellig wurde. Zuletzt hatte sie ungelernt als Sachbearbeiterin in einem Büro für technische Zeichner gearbeitet. Obwohl sie vor vier Jahren schon einmal einen EDV-Kurs absolvierte, beschied man ihr im Arbeitsamt, was sie dort gelernt habe, sei bereits veraltet, und sie sei schlicht "nicht vermittelbar". "Das kann ja wohl nicht möglich sein", dachte sie und kämpfte zwei Jahre lang darum, einen Job zu bekommen.
Jetzt hofft sie ebenfalls darauf, sich in den acht Monaten das nötige Rüstzeug für eine Rückkehr ins Büro zu beschaffen. Dazu gehört für viele der Kursteilnehmerinnen, sich selbst zu beweisen, daß es organisatorisch geht, "Kind und Halbtagsjob auf die Reihe zu kriegen", meint Monika Newton.
RONNEBURG. Der Förderkreis Ronneburg beendet heute die Winterpause. Die Kernburg war während der letzten Monate für den Publikumsverkehr geschlossen. Unter anderem sind inzwischen "aufwendige Sanierungsarbeiten am Zinzendorf-Bau" geleistet worden, wie Eckhart Schwandt für den Förderkreis mitteilt.
Zur Eröffnung des diesjährigen Kulturprogramms werden ab morgen, Samstag, 6. März bis einschließlich 12. April im Kemenatensaal der Burg Werke des in Bruchköbel lebenden Künstlers Georg Pientka gezeigt.
Die Vernissage findet morgen um 15 Uhr statt. Einen einführenden Vortrag bietet der Künstler und Kunstpädagoge Winfried Noll. Von Christoph Korn ist auf präparierten elektronischen Gitarren informelle Musik zu hören.
Der 1954 in Neustadt (Polen) geborene Georg Pientka zeigt aus seiner Produktion laut Programm "Bilder von rhythmischen Ekstasen der Malerei, Transformationen des eigenen Lebens". Pientka war bereits im vergangenen Jahr als Teilnehmer des "1. Ronneburger Symposions Bildender Künstler" auf der Burg zu Gast. Während seines einwöchigen Aufenthaltes in der historischen Anlage schuf er eine ungewöhnliche Installation im Zinzendorf-Saal.
"Er offeriert soviel Form- und Schauangebote in seinen Arbeiten, daß es schwer fällt, ihn mit einem Etikett zu versehen", urteilt der Veranstalter. "Dennoch könne seine Arbeiten dem abstakten Expressionismus zugeordnet werden."
Die Ausstellung ist anschließend samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags bis freitags von14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. pom
Rührend hat die FR am 2. 3. 1993 wieder einmal bewiesen, daß sie nicht farbenblind ist. Unter der Überschrift "Ziemlich naiv" wurde Genosse Günther Jansen in Schutz genommen. Ja, Herr Jansen ist ein guter Mensch. Nie im Leben hatte er etwas zu verbergen, als er heimlich in seinem Nachttisch das Geld für den (notleidenden?) Pfeiffer zusammensammelte. Zornig ist Onkel Engholm geworden, als er davon erfuhr. Ja, ja . . . oder was beißt mich?
Norbert Mayer, Königstein
Eltern sind erleichtert, bleiben aber mißtrauisch "Fahrplan" zu Kindergartensanierung gefordert Von Jörg Muthorst KARBEN. Die Luft scheint raus zu sein aus den Auseinandersetzungen um den mit hochgiftigen Schadstoffen belasteten Kindergarten von Groß- Karben. Mit dem Einlenken des Bauausschusses der Kirchengemeinde (FR vom 4. März: "Kindergarten wird gründlich saniert") zeichnet sich ein Ende des in der Öffentlichkeit nur mit Kopfschütteln verfolgten "Holzdeckenstreits" ab. Die Eltern und Erzieherinnen bleiben allerdings wachsam und auch mißtrauisch. Sie fordern den Kirchenvorstand auf, einen konkreten und verbindlichen Sanierungs-Fahrplan vorzulegen und wollen ihre Kinder erst wieder in das Gebäude schicken, wenn dieses komplett saniert ist und Experten den Aufenthalt darin für unbedenklich erklärt haben. Vor allem die Eltern sind enttäuscht und verärgert über die bisherige, eher zögerlich-widerwillige Haltung des Kirchenvorstandes und dessen Informationspolitik. Das Gremium hatte sich bei der Beurteilung der von der PCP-haltigen Holzdecke ausgehenden Gefahren weitgehend auf die eher beschwichtigende Argumentation seines Bauausschußvorsitzenden Dr. Rainer Patsch verlassen und eingehendere Untersuchungen stets nur auf Druck des Kindergartenausschusses und seiner Vorsitzenden Claudia Ray-Lehnus bewilligt.
Mit Erleichterung nahmen Eltern und Erzieherinnen, die sich ohne KV-Vertreter am Mittwoch abend in der Kurt-Schumacher-Schule zusammenfanden, die Nachricht auf, daß der Bauausschuß nun dem Vorstand empfohlen hat, die dioxinbelastete Holzdecke samt Mineralwolle zu entfernen und als Sondermüll zu entsorgen. Den Ausschlag für diese kostenträchtige, dafür aber auch mit der größten Sicherheit verbundene Lösung dürfte die Überlegung gegeben haben, daß auch das um eine Bewertung der Raumluftmessung gebetene Kreisgesundheitsamt letztendlich keine hundertprozentige Entwarnung geben mochte und eine weitere, abermals kostenverursachende Untersuchung nach Dioxin in der Raumluft empfohlen hat.
Innerhalb von zwei Wochen wünschen die Eltern detaillierte Auskunft über Art und Umfang der Sanierung. Ihre Kinder, bislang glücklicherweise optimal in der Schumacher-Schule untergebracht, wollen sie erst dann wieder in den Kindergarten schicken, wenn dieser innen wie außen saniert worden ist und Experten erklärt haben, daß für Kinder und Mitarbeiterinnen keine Gefahr mehr besteht.
Bis zum Sommer, so hoffen Eltern und Erzieherinnen, sollten die Arbeiten beendet sein. Ob dies möglich ist, wird nicht zuletzt auch von einer der Notsituation angemessen raschen Bearbeitung eines Bauantrages abhängen, den die Kirchengemeinde für das geplante Giebeldach in Friedberg stellen muß. Landrat Rolf Gnadl zeigte im Gespräch mit der FR Verständnis für die Lage in Groß-Karben. Schon jetzt würden Bauanträge nicht einfach auf einen Stapel gelegt, sondern nach Priorität bearbeitet. Für den Kindergarten-Neubau in Ober-Mörlen zum Beispiel, wo ein besonders großer Betreuungsplatzmangel bestanden habe, sei in nur vier Wochen eine Genehmigung erteilt worden. Gnadl empfielt der Gemeinde, den "kurzen Dienstweg" einzuschlagen und sich so schnell wie möglich mit Kreisbauamtsleiter Otmar Lich in Verbindung zu setzen und die Baupläne genau abzusprechen.
Für die Eltern ist damit die Angelegenheit noch nicht bewendet. Sie wollen die Sanierungsarbeiten kritisch begleiten, wie Frau Ray-Lehnus ankündigte, die selbst nur noch bis zum Sommer als Vorsitzende der Elternvertretung zur Verfügung steht. Das beharrliche Drängen der Eltern habe nicht zu einem positiven Ende, sondern zu einem positiven Anfang geführt.
Ein wenig davon war bereits am Mittwoch abend zu spüren. Die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen haben viele Mütter und Väter motiviert, sich mehr als bisher um den Kindergarten zu kümmern, einen verstärkten Austausch untereinander und mit den Betreuerinnen anzustreben. Am Dienstag, 23. März, wollen sich Eltern und Erzieherinnen gemeinsam Gedanken machen, welchen Beitrag der Kindergarten für die 700-Jahr-Feierlichkeiten des Stadtteils leisten könnte.
Das Treffen findet erneut in der Schumacher-Schule statt, wo die über 100 Kinder notgedrungen, aber ohne größere Einschränkungen schon mal ein wenig Schulluft schnuppern. "Wir sind hier sowas von nett aufgenommen", schwärmt Leiterin Elke Frank von der Hilfsbereitschaft der Schulleitung. Zu den Toiletten müssen die Kinder über den Flur hinweg begleitet werden. Wasserfarben sind in der mit Teppich ausgelegten Aula tabu, und auch zum Frühstücken wird lieber ein Klassenraum mit Kunststoffboden aufgesucht.
Ansonsten aber läuft der Betrieb ganz normal, und einstweilen kann auch noch der Spielplatz des gegenüberliegenden Kindergartens benutzt werden. "Damit können wir leben", so Frau Frank, die in dringenden Fällen über ein Funktelefon erreichbar ist, das ein Vater zur Verfügung gestellt hat.
BRACHTTAL. Der SPD-Ortvereinsvorsitzende Dieter Weber hat die CDU-Forderung nach Stellenabbau im Rathaus zurückgewiesen. Der CDU-Fraktionschef Albrecht Ruth versuche mit Unwahrheiten davon abzulenken, daß die wahren Verursacher auch der Brachttaler Finanzmisere in Bonn säßen.
Ruth hatte angesichts des kürzlich vorgelegten Etats von der "Pleite" der Gemeinde gesprochen und gefordert, die Stellen der Umweltberaterin und des Kulturbeauftragten zu streichen. In seiner Reaktion teilt Weber mit, daß die ABM-Stelle des Kulturbeauftragten ohnehin im kommenden Juni auslaufe, was Ruth geflissentlich verschwiegen habe. Angesichts des Bonner ABM-Stopps gewinne Ruths Forderung "traurige Aktualität".
Abgesehen von sozialen und arbeitsmarktpolitischen Aspekten sei mit der Kultur-ABM in Brachttal auch wertvolle Vorarbeit für den Aufbau eines Gemeindemuseums geleistet worden, so Weber.
Von einer Streichung der Stelle in der Umweltabteilung will Weber nichts wissen. Nicht nur, daß noch mit Förderung des Arbeitsamtes Kartierungsarbeiten erfolgt seien, die für die Ausarbeitung des gesetzlich geforderten Landschaftsplanes herangezogen werden könnten und so der Gemeinde Geld sparten. Mittlerweile habe die Umweltabteilung große Bereiche aus der bisherigen Bauverwaltung übernommen.
Weber wirft Ruth vor, er versuche suggestiv den Eindruck zu erwecken, daß die finanziellen Probleme der Städte und Gemeinden hausgemacht seien. Tatsächlich aber habe die Politik der Bundesregierung der Gemeinde Brachttal quasi über Nacht Einnahmeausfälle bei der Gewerbesteuer von mindestens 300 000 Mark beschert.
Auch die Erhöhung von Mehrwert- und Versicherungssteuer, die ebenfalls auf das Konto von Ruths Parteifreunden in Bonn gehe, belaste die Gemeinde: auf 85 000 bis 120 000 Mark beliefen sich die zusätzlichen Ausgaben.
Laut Weber ist die Gemeinde trotz der auf 227 000 Mark geschrumpften freien Finanzspitze keineswegs pleite. Vielmehr sei es allein einer vorausschauenden örtlichen Finanzpolitik und ihren Einsparungen zu verdanken, daß nach dem Bonner Griff in die Gemeindekassen überhaupt noch eine freie Spitze zur Verfügung stehe.
Die weiter von Ruth geäußerten Bedenken, nach dem Teilverkauf der Kreiswerke könnte die an Brachttal zu zahlende Konzessionsabgabe verringert werden, führt Weber auf "Unkenntnis und mangelnden Sachverstand" zurück. Der entsprechende Vertrag müsse vom Käufer übernommen werden und gelte noch bis weit über das Jahr 2000 hinaus.
"Miese Unterstellungen" nennt Weber Äußerungen des Oppositionspolitikers zur Erhöhung der Besoldung des Bürgermeisters von A 14 nach A 15 entsprechend der gewachsenen Einwohnerzahl.
Die Besoldung aller Bürgermeister sei in der hessischen Besoldungsverordnung gesetzlich geregelt und habe insofern mit örtlicher Politik überhaupt nichts zu tun. Maßgeblich sei die vom Statistischen Landesamt zuletzt am 30. Juni 1992 ermittelte Zahl von 5044 Einwohnern. Von Ruth genannte Zahlen seien "an den Haaren herbeigezogen" und einige kämen im Gemeindehaushalt nicht vor. lex
cri FRANKFURT A. M. Mehr als 3000 Anleger, meist aus Ostdeutschland, sind vermutlich von der Limburger Firma ABE Wirtschafts-Treuhand GmbH kräftig übers Ohr gehauen worden. Wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs und des Betrugs hat die Staatsanwaltschaft Limburg gegen die Verantwortlichen des Unternehmens ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Geschäftsräume der Gesellschaft waren bereits im vergangenen August durchsucht worden. Eine erste Auswertung der dabei beschlagnahmten Unterlagen hat nach Angaben der Behörde ergeben, daß ABE bis dahin etwa 17,5 Millionen Mark von den Anlegern kassiert hatte.
Hereingefallen sind die Kunden, wie so oft, auf ein Lockangebot von ABE. Mit "hohen Renditeversprechen", so die Staatsanwaltschaft, seien seit 1991 Aktien verschiedener ABE-Firmen in Luxemburg und den USA, Grundpfandbriefe und Zerobonds offeriert und über Vertriebsfirmen in Zürich und Oldenburg veräußert worden. Als der versprochene Geldsegen ausblieb, erstattete ein Teil der Anleger Strafanzeige.
Bei Nachforschungen der Behörden stellte sich heraus, daß ABE gar nicht im Handelsregister des Amtsgerichts Limburg eingetragen gewesen und lediglich beim Gewerbeamt der Stadt eine Repräsentanz der Firma ABE für Beteiligungen in Europa SA Holding mit Sitz in Luxemburg angemeldet war.
HATTERSHEIM. Bauarbeiter werden in den nächsten Wochen im Südring anrücken. Dort müssen östlich der Einmündung zum Spielplatzweg nach Angaben der Stadtwerke einige Teile der Kanalisation ausgewechselt werden. Sie seien stark beschädigt.
Einen entsprechenden Auftrag hat der Hattersheimer Magistrat nun dem Eigenbetrieb erteilt. Mit den Arbeiten im Südring sollen gleichzeitig einige Schadstellen im Regenwasserkanal in der Pregelstraße ausgebessert werden. Die Kosten werden auf 150 000 Mark beziffert. kkü
KELSTERBACH. Für Anfänger, Fortgeschritte I und II bietet die Volkshochschule Englisch-Intensivkurse während der Osterschulferien vom 5. bis 8. und 13. bis 16. April jeweils 19 bis 21.15 Uhr an. Kursgebühr: 71 Mark. Das Lehrbuch müssen die Teilnehmer selbst beschaffen. Wer Beratung möchte: Montag, 8. März, 19 bis 21 Uhr im Bürgerhaus. lis
KELSTERBACH. Die Jugend in der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) trifft sich am Freitag, 12. März, um 19 Uhr im Vereinsheim "Arche" zur Hauptversammlung. Am Sonntag, 14. März, werden im städtischen Hallenbad von 14 Uhr an die Bezirksmeisterschaften im Rettungsschwimmen ausgetragen. lis
Sieghardt Ehrig, Vorsitzender des Ex- Oberligisten und jetzigen Tabellen-Sechzehnten der Fußball-Landesliga Mitte, Viktoria Sindlingen, denkt "im Moment noch nicht an die Bezirksoberliga", obwohl die Situation der Viktoria sich zunehmend verschärft. Manche werten es als Konsequenz und Vertrauen in seine Mannschaft, weniger geduldige Zeitgenossen als realistische Schönfärberei: Ehrig steht nach wie vor dazu, daß die Viktoria den Abstieg in die Bezirksoberliga vermeiden kann und wird. Unabdinglich hierfür ist zweifelsohne ein Heimerfolg gegen den Tabellensiebten Sportfreunde Burkhardsfelden am morgigen Samstag (15.30 Uhr, Am Kreisel).
Daß es im Falle einer weiteren Niederlage am Kreisel rundgehen wird, der Meinung sind viele Beobachter. Auch Sieghardt Ehrig kann sich der Wichtigkeit dieser Partie nicht entziehen: "Es kann nur ein Sieg zählen." Auch für die weitere Arbeit von Trainer Heinz Schmidt hat die Partie richtungweisenden Charakter, auch wenn Ehrig den Vergleich mit Jörg Berger für unangebracht hält. "Wenn ich heute gefragt werde, ob Heinz Schmidt Trainer bleibt, dann sage ich ja. Aber am Samstag oder Sonntag kann die Antwort auch anders lauten", gesteht Ehrig schon ein, daß es darauf ankommt, "wie das Ding am Samstag läuft".
Ein "echter Maßstab" soll die Partie gegen Burkhardsfelden sein, weil entgegen dem vorangegangenen 0:5-Debakel in Biebrich wieder nahezu der komplette Kader zur Verfügung steht. Die Langzeit- Verletzten Reinhard Kroner und Marc Engel werden zwar weiterhin fehlen, doch mit Fabrizius, Kunz, Kröner und Christophori kehren vier Spieler ins Team zurück, die in Biebrich fehlten. Wahrscheinlich wird auch Neuzugang Hardy Kirchner, der in der Winterpause vom fränkischen Landesligisten Forchheim kam, zu seinem Debüt kommen.
Die Hoffnungen, welche die Sindlinger respektive Ehrig in Stürmer Norbert Reichert setzen, der am 13. März zur Partie bei Spitzenreiter SG Höchst erstmals spielberechtigt sein wird, sind gewaltig. Er soll der Mann sein, der zum einen die nötigen Tore schießt, zum anderen die Mannschaft mitreißt und für einen Motivationsschub sorgt. Ob ein Spieler allein diese hohen Erwartungen erfüllen kann, bleibt abzuwarten und wird von skeptischen Vereinsmitgliedern stark angezweifelt.
Gescheitert sind die Bemühungen der Viktoria um einen neuen Torwart. "Wir haben mit neun Torhütern verhandelt. Alles hat sich zerschlagen", klagt Ehrig. Daß im Laufe der Rückrunde noch ein Keeper gefunden wird, ist mehr als unwahrscheinlich. Zumal die Viktoria nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt, was durch die stets gescheiterten Verhandlungen belegt wird.
Gegen Burkhardsfelden rechnet Ehrig nun mit dem Einsatz des 20jährigen André Ströher, nachdem Krieger in Biebrich erneut keinen sicheren Eindruck hinterließ. Topuzovic, der eigentlich als Nummer eins geholt worden war, fühlt sich - nach eigener Aussage - "nervlich nicht in der Lage, in dieser Mannschaft zu spielen". Ehrig nimmt seine Keeper zwar in Schutz, wenn er sagt: "Die Fehler des Torwarts wiegen doppelt, weil wir keine Tore schießen." Das in Sindlingen ein Torwart-Problem akut ist, steht jedoch außer Frage.
Auch wenn Ehrig über die Bezirksoberliga "noch nicht nachdenkt" und "unter allen Umständen den Abstieg vermeiden" will, kann er sich vor den Tatsachen nicht verschließen. Im Falle einer Niederlage am Samstag sollen die Planungen bezüglich der neuen Saison zweigleisig angegangen werden, denn Blauäugigkeit wollen sich die Viktoria-Verantwortlichen nicht nachsagen lassen.
Von der Mannschaft fordert Ehrig "angesichts der Situation eine größere Leistungsbereitschaft", weiß jedoch auch kein Patent-Rezept, diese zu wecken. Das "Einfrieren" von Prämien und Spesen hält er jedenfalls nicht für ein geeignetes Mittel zur Leistungsförderung.
So bleibt die Frage offen, welche Maßnahmen in der jetzigen Situation angebracht sein werden. Die für alle Beteiligten angenehmste "Entspannung" wäre sicher ein Sieg über Burkhardsfelden. Ansonsten werden weitere "Schlüsselspiele" folgen. Wieviele dieser vielzitierten Schicksals-Partien - trotz aller gegenteiligen Bekenntnisse - ein Trainer ohne Schaden übersteht, dafür gab es jüngst ein Beispiel auf höchster Ebene. Auch wenn Heinz Schmidt nicht mit Jörg Berger zu vergleichen ist, hat er doch eines mit ihm und allen Kollegen dieser Sparte gemeinsam: Ein Trainer läßt sich einfacher austauschen als Teile einer Mannschaft und muß daher in der Regel im Falle des Mißerfolges als erster den Kopf hinhalten. jbp
Seit Robert Musil, mit scheelem Blick auf Thomas Mann, das Wort vom "Großschriftsteller" als Invektive erfand, besitzt es das Anrüchige eines "Romanfabrikanten", um den die Welt Hof hält. Unser literarisches Jahrhundert hat viele große Schriftsteller hervorgebracht, deren Werk zu dauern verspricht, nicht zuletzt Robert Musil. Aber außer bei Ernest Hemingway in den 5oer Jahren hing keinem Schrifsteller in irgendeinem der Sprach- & Kulturkreise zu seinen Lebzeiten derart erwartungsfroh die literarische Welt an den Lippen - wie dem Kolumbianer Gabriel Garcia Márquez, der heute 65 Jahre alt wird.
Bibliophile Sammler seltener Erstausgaben, die bei den Großen wie Joyce oder Faulkner, Beckett oder Camus noch fündig werden konnten, weil selbst, als sie der öffentliche Ruhm schon umfangen hatte, die Erstauflagen ihrer Bücher bescheiden blieben: - sie gehen bei GGM leer aus. Zumindest seit er 1967 mit Hundert Jahre Einsamkeit die Unabhängigkeitserklärung der lateinamerikanischen Literatur veröffentlichte, die sofort in der spanischsprachigen und kurz darauf im Rest der Welt als der Roman des Kontinents erkannt wurde.
In dieser verschlungen-zeitlosen Epopöe der Familie Buendia im Dorf Macondo wurde Gegenwart, Vergangenheit und Mythos Lateinamerikas zu einem erzählerischen Welträtsel verdichtet - wie in der Ilias und der Odyssee die Essenz der europäischen Literatur oder in den Erzählungen aus 1001 Nacht die der arabischen Welt. Hebt die europäische mit Homer an, so datiert sich die Literatur Lateinamerikas ante & post Cien Años de Soledad, ungeachtet der Tatsache, daß es auch vor diesem Roman dort Cuvres von weltliterarischer Souveränität gab, von Machado de Assis bis J. L. Borges; keines aber, das die "Traurigen Tropen" in einer gewaltigen erzählerischen Eruption derart in glühende Lava magischer Bildlichkeit verwandelt hätte. In diesem Buch zuerst hat sich der Kontinent selbst entdeckt: seine konvulsivische Identität.
Nach dem beispiellosen Triumphzug der Hundert Jahre Einsamkeit, die im "Boom" der lateinamerikanischen Literatur zahllose andere große Autoren des Kontinents aus der Einsamkeit erlöste, nur für die schmale Oberschicht ihrer Länder zu schreiben, die sie oft genug ins Exil getrieben hatte, trat jedes folgende Buch Gabriel Garcia Márquez' in Erstauflagen von bis zu 2 Mio. Exemplaren in die Welt.
Mit dem Herbst des Patriarchen (1975), der Chronik eines angekündigten Todes (1981), der Liebe in den Zeiten der Cholera (1985) und zuletzt dem Bolivar-Roman Der General in seinem Labyrinth (1989) hat der Nobelpreisträger von 1982 immer aufs neue die Quadratur des Kreises wiederholt: nämlich die Identität von künstlerischer Qualität und weltweiter Massenresonanz. Wenn es heute jemanden in der schreibenden Zunft von unbezweifelbarem Rang gibt, der den Musilschen Begriff des "Großschriftstellers" vom ressentimentgeladenen Unterton entgiftet und triumphal erfüllt hat, dann einzig "Gabo", wie ihn seine Freunde nennen.
Diese Resonanz quer durch die Kontinente und Bildungsniveaus ist ein einzigartiges literarisches Phänomen. Mit der Rattenfängerei eines Multimedia-Spektakels, das wir aus der Film- & Trivialliteraturbranche der USA kennen, hat es nichts zu tun. Die oft in mehrjähriger Klausur entstandenen epischen Welten des karibischen Autors, der sich in Caracas und Rom, Barcelona und Cartagena, in Havanna und Mexico-City aufhielt, sind keine saisonalen Konsumartikel, die als modische Higlights im Fegefeuer der Eitelkeiten verzehrt werden.
Solchem "Glanzverfall" (Jean Améry), der gerade dem glanzvoll Blendenden als schnelle Abstumpfung seiner Effekte droht, wenn die Zeit ihre Rostflecken ansetzt, steht in Gabriel Garcia Márquez' Werk die Robustheit seines umfassenden Künstlertums entgegen, das sein "Geheimnis" wahrt, nämlich die nicht auflösbare Ambiguität der von ihm beschworenen hermetischen Welt, die alle Elemente des universell Erzählerischen in sich vereinigt.
Der Sphinx, der er ist, wenn er die "Agonie des Realen" in den Triumph seiner Einbildungskraft verwandelt, steht eine halluzinatorische Fähigkeit zur Verfügung, die in der jederzeitigen Präsenz des Todes die sinnliche Fülle des Lebens aufschießen läßt. Gleich-Zeitigkeit von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft; Gleich-Gültigkeit von Aufwachen und Traumversunkenheit, von Tragikomik und Irrwitz; und der gleitende Wechsel vom seltenem Ich zum häufigeren Er und oftmaligem Wir: - diese Entgrenzungen ziehen die Leser auf ein realitätssprengendes Gelände des Erzählens, dem das tiefenstapelnde und symbolüberhöhte Raunen so fremd ist wie den lapidaren Fabeln Kafkas die Begrifflichkeit der Allegorie. Es ist die Seins-setzende Kraft eines singulären Epikers, die uns bannt.
Bei Garcia Márquez, der immer wieder erzählt hat, daß sein Genie aus der Kafkaschen Verwandlung hervorging, erhält unsere Welt den undomestizierten Reichtum der archaischen Vielfalt von Erscheinungen und Ereignissen zurück, den die pragmatische Rationalität unseres reduzierten Weltumgangs verdrängt hatte. Jedoch dieser Erzähler besitzt nicht nur so etwas wie das menschliche Äquivalent zum Blick eines Chamäleons, das seine Augen unabhängig voneinander und gleichzeitig in verschiedene Richtungen lenken kann; sondern ebenso die höchst bewußte Intelligenz eines modernen Künstlers, der seine visionären Akte der Transzendenz mit der Logik des artistischen Kalküls bis zur Transparenz schleift.
Nicht nur die berühmten Initiationen seiner Anfangsätze, die Leben & Tod zu einem Knoten schürzen und seiner Schlußsätze, die Tod und Leben erneut verknoten, also das Alpha und Omega seiner Erzählteppiche, zeigen seine Meisterschaft; faszinierender noch offenbart sie sich im siebensätzigen aristophanischen Requiem auf den Patriarchen: in aufschäumenden Wort- & Satzkaskaden; oder in der mehrperspektivischen, den Mord einkreisenden Sprachcorrida der Chronik.
Gabriel Garcia Márquez furchtloser Blick auf Leben & Tod verbindet sich mit der Verteidung der menschlichen Würde und dem Pathos der Liebe: - deshalb wird er nicht nur überall auf der Welt von so vielen gelesen, sondern, wie kein zweiter in der literarischen Welt, auch geliebt. WOLFRAM SCHÜTTE
"Er steht einfach da, stattlich und groß, das Kinn vorgestreckt. Etwas Stählernes blitzt in seinen Augen, und man weiß, daß man ihm einfach vertrauen muß" - so Stanley Kramers Hohelied auf Gregory Peck, einen vielseitigen Schauspieler: Peck überzeugte fern aller Rollenklischees als resignierter wie rücksichtsloser Western-Held, als General oder Kapitän, als rechtschaffener oder psychopathi- scher Familienvater, Glücksspieler wie Gentleman. Der Legende Gregory Peck, jüngst auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären geehrt, hat das Kommunale Kino das Schauspieler- Porträt im März gewidmet. Am Wochenende sind die Henry-King-Filme David and Bathsheba (1951) und The Snows of Kilimanjaro (1952) sowie Nunally Johnsons Agenten-Thriller Night People (1954) im Programm.
Ein Regie-Klassiker des britischen Kinos ist mit Tony Richardson, Mitinitiator des Free Cinemas der sechziger Jahre, im "Mal Seh'n" wieder zu entdecken. Die Ödnis von englischer Industrie- oder menschlicher Seelen- Landschaft prägen Bitterer Honig (1961) wie die Sillitoe-Verfilmung Die Einsamkeit des Langstreckenläufers (1962). Ein höchst aktuelles Kontrastprogramm zum Thema ungeklärter Identität zeigt das Filmforum Höchst mit den zwischen Maghreb, Orient und Okzident pendelnden Filmen Cheb (Raobid Bouchareb, 1991) und Halfaouine (Ferid Boughedir, 1990).
Weiter im Programm: Weiße Jungs bringen's nicht, Orlando, LeoLo, Luna Park, Ehemänner und Ehefrauen. oll
Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost: Wirbel bei der Sportvereinigung 1912 Seligenstadt
Trainer und Sportausschuß legten ihre Ämter nieder
Die Sportvereinigung 1912 Seligenstadt sorgt für neue Schlagzeilen: Fußball-Trainer Hellmuth Zajber (Bild) sowie der komplette Sportausschuß legten am gestrigen Donnerstagabend ihre Ämter nieder. Fünf Tage vor dem Schlagerspiel beim Spitzenreiter und Kreisrivalen TSV Lämmerspiel (Sonntag, 15 Uhr, Sportzentrum Offenbacher Weg) wurden Trainer und Sportausschuß mit einer anno 1993 kaum glaublichen Forderung seitens des geschäftsführenden Vorstandes konfrontiert: "Aufgrund des Beschlusses des geschäftsführenden Vorstandes vom 1. März wurden sie auftragsgemäß von den Vorstandsmitgliedern Axel Nover und Stefan Eberhadt am 21. März gegen 21 Uhr darauf hingewiesen, daß der geschäftsführende Vorstand einstimmig beschlossen hat, daß ab sofort mindestens ein ehemaliger Jugendspieler (Jochen Weiermann/Richard Bauer) bei den Pflichtspielen eingesetzt wird. Die daraufhin von ihnen getroffene Aussage, mit sofortiger Wirkung ihr Traineramt niederzulegen, haben wir zur Kenntnis genommen und akzeptiert", teilte der Verein mittels Einschreiben per Eilboten und Rückschein vom Mittwoch Fußball-Lehrer Hellmuth Zajber mit. Unterschrieben ist es von Axel Nover, Stefan Eberhardt, Karl- Heinz Gerheim (jeweils stellvertretender Vorsitzender) sowie Kassierer Gerhard Münst.
Abteilungsleiter Hans Korb, Sportausschuß-Vorsitzender Michael Beike und der ebenfalls zu diesem Gremium zählende Hans Roth waren - ebenso wie Zajber - am Dienstagabend erstmals mündlich durch die beiden stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Stefan Eberhardt und Axel Nover über diesen Beschluß in Kenntnis gesetzt worden. Daß es sich im Falle von Jochen Weiermann um den Sohn des Vorsitzenden handelt, sei nur am Rande erwähnt. "Wir haben drei ehemalige Jugendspieler im Kader, die jedoch nicht zur Stamm-Elf gehören", erklärt Zajber, der zwei Tage nach dieser mündlichen Information und am Tage der schriftlichen Bestätigung vor der Mannschaft und dem Sportausschuß seinen Rücktritt erklärte.
"Das ist ein Frevel gegenüber meinem Leistungsprinzip", zeigt er keinerlei Verständnis für diese Maßnahme und zog sofort die Konsequenzen. Auch Korb, Beike und Roth traten gestern abend zurück. Die Hintergründe dieser einmaligen Aktion sind schwer auszuleuchten, zumal Vorsitzender Weiermann diese Woche beruflich unterwegs ist. Auch Zajber kann nur vermuten, daß die Vereinsführung respektive der geschäftsführende Vorstand plötzlich Angst vor der Courage hatten, denn der ehemalige Oberliga-Spieler und -Trainer war auf dem besten Wege, mit seiner Mannschaft den Durchmarsch aus der Bezirks- in die Landesliga zu vollziehen. Und dieser Aufstieg würde den jetzigen finanziellen Rahmen mit Sicherheit sprengen beziehungsweise zum sofortigen Wiederabstieg führen. Schließlich ist die Sportvereinigung durch ihren direkten Nachbarn, die Sportfreunde Seligenstadt, über die Landesliga-Konditionen bestens informiert . . .
Nur drei Punkte trennen derzeit Seligenstadt und Tabellenführer TSV Lämmerspiel. Diese Aktion im Vorfeld des Spitzenspiels dürfte im Falle der Sportvereinigung den Daumen nach unten drücken, Lämmerspiel kann hingegen frohlocken. "Wir hatten optimale Voraussetzungen vor dieser Partie, denn alle Stammkräfte standen zur Verfügung", ärgert sich Sportausschuß-Vorsitzender Michael Beike über diesen schwer nachvollziehbaren Entschluß, den seiner Meinung nach auch der weitaus größere Teil der Fans nicht verstehen wird. Mit immerhin 5000 Besuchern in den zehn Heimspielen, davon allein 1800 im Derby gegen die Sportfreunde, gilt der Neuling als Krösus dieser Klasse. "Die Basis zu einer weiteren Zusammenarbeit fehlt. Wir können uns nicht aufdiktieren lassen, daß ein Spieler der ehemaligen A-Jugend ab Sonntag einzubauen ist", sieht er die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre mit einem Schlag gefährdet. "Ich kann meine Grundsätze im Fußball nicht über Bord werfen und verliere deshalb nicht mein Profil", sagt Zajber, den es jetzt besonders reizt, noch einmal einen Landesligisten zu übernehmen. "Ich bin 51 Jahre alt und will es jetzt in der oberen Amateur-Ebene noch einmal wissen, sonst ist der Zug für mich abgefahren", hat sich der in Mühlheim wohnhafte Fußball-Lehrer offenbar gedanklich bereits von der Zellhäuser Straße abgenabelt. Für ihn gibt es nach diesem Diktat kein Zurück mehr. Die weitreichenden Konsequenzen in der über 800 Mitglieder zählenden Sportvereinigung (600 gehören zur Sparte Fußball) sind indes heute nicht abzusehen. HANS-DIETER PUTH
Bei Hessens Zweier-Prellballern ging es am Wochenende um die "Wurst". Nach drei bereits ausgetragenen Rundenspielen mußte das vierte und letzte Aufeinandertreffen entscheiden. Wer wird Hessenmeister, wer schafft den Aufstieg in die nächste Runde, war die Frage aller Fragen. Unter jeweils 18 Teams holte sich in der Landessliga der Frauen die Paarung von Licht und Luft Hanau den begehrten Meistertitel. Die beiden Lokalteams der TG-Friedberg landeten am Ende auf Rang vier und fünf.
In der Verbandsliga gab es ebenfalls einen Favoriten-Sieg. Das Duo des TV Sinn nahm all seinen Spielwitz zusammen und schaffte mit dem erwartungsgemäß errungenen Titel den Aufstieg in die Landesliga.
Bei den Männern, die am Tag der Entscheidung in Hanau zu Werke gingen, behauptete sich ebenfalls die beiden Titel- Aspiranten Klaus Röbel und Werner Staff. Die Mannen des TV Eschersheim schlugen ihre ärgsten Konkurrenten, das Prellball-Doppel der TG-Bornheim erfolgreich aus dem Rennen um die Meisterschaft. Da blieb für Martin Merz und Mike Kalke von Licht- und Luft Hanau nur noch der dritte Platz übrig.
Die TG-Friedberg mit Werner Fritzsche und Markus Karl errang einen immer noch beachtlichen siebten Rang. In der Verbandsliga hatte der TV-Eschhofen Oberwasser und empfahl sich mit dem Titelgewinn für die Landesliga. Das Duo der TG-Friedberg mußte sich mit einem Platz im Mittelfeld begnügen und belegte Rang neun. Den Aufstieg von der Bezirks- in die Verbandsliga schafften der TV Bruchenbrücken und der BSV Langenselbold. Da bei den Frauen mangels "Masse" bislang keine Bezirksligarunde ausgetragen werden konnte, erfolgt ein Aufstieg in die Verbands-Liga hier direkt von der untersten Stufe, der Gau-Klasse. Die letzten Entscheidungen um die Hessen-Meisterschaft fallen am kommenden Wochenende, wenn die Altersklassen nochmal ihr Bestes geben. Auch wenn dem Prellball ein etwas altertümliches Image anhaftet, erfreut sich die urhessische, mit Völkerball und Tennis verwandte Sportart, auch bei der Jugend zwar nicht regen, aber so doch ausreichenden Interesses. Das Alter der Hauptklassen-Akteure liegt zwischen 18 und 28, was beweist, das hier keineswegs nur ergraute Herrschaften ein sportliches Betätigungsfeld finden. reh
Manchmal wirkt Klaus Augenthaler wie ein Grantler, maulfaul und verbiestert. Doch dieser Eindruck täuscht. Wenn es ins Plaudern kommt, erzählt er viel und hat auch etwas zu sagen. Zumal es keinen gibt, der seit exakt 18 Jahren alle Höhen und Tiefen des FC Bayern München so hautnah miterlebt hat.
Immerhin bestritt er von 1975 bis 1992 die stolze Zahl von 404 Bundesliga-Spielen, wurde in dieser Zeit siebenmal deutscher Meister und dreimal DFB-Pokalsieger. Nur zum Europacup-Gewinn reichte es nie. Dafür wurde der Mann, der einst aus dem niederbayerischen Vilshofen in die große weite Fußball-Welt auszog, als Libero der Nationalmannschaft mit dem WM-Triumph 1990 in Rom entschädigt. Einen wie ihn kann eigentlich nichts mehr erschüttern, was freilich nichts an seinem leidenschaftlichen Einsatz zum Wohle seines Arbeitgebers ändert. Beinahe zwei Jahrzehnte als Spieler, seit kurzem nun als Trainer. Der Rollentausch hat ihn trotz neuer Aufgaben als Person nicht verändert, er ist stets um das Ausschöpfen aller Möglichkeiten bemüht und ist sich für nichts zu schade, ein Fleißarbeiter par excellence.
So gesehen war es ein idealer Bayern- Schachzug, im Frühjahr 1989 seinen Vertrag um drei Jahre zu verlängern und ihm gleichzeitig für die Zeit danach ein Trainerstelle zu versprechen, weil ihn Galatasaray Istanbul damals mit einer gut dotierten Offerte abspenstig machen wollte. Als er wegen eines Bandscheibenleidens seine Laufbahn bereits im Sommer 1991 beenden mußte, wurde er ein Jahr freigestellt, um erst die Trainer-A- Schein- und dann die Fußballehrer-Prüfung zu absolvieren. Nichts verdeutlicht besser das Selbstverständnis Augenthalers als sein Einstieg als Assistent von Erich Ribbeck: Am 8. Juli schloß er die Ausbildung an der Sporthochschule in Köln mit Auszeichnung ab, am 9. Juli stand er in München auf dem Trainingsplatz, und von Urlaub war keine Rede.
Heute, nach achtmonatiger Tätigkeit, bezeichnet er die Zusammenarbeit mit Ribbeck als den "größten Glücksfall", der ihm passieren konnte. Beide sprechen die Trainingspläne miteinander ab und danach hatte Augenthaler freie Hand, auch wenn der von Knieproblemen und vielerlei PR-Terminen geplagte Chef meistens dabei ist. Einziges Problem: Gelegentlich "juckt es mich schon, das Trikot überstreifen zu wollen" - aber dieses Kapitel seiner Laufbahn ist unwiderruflich passé. In der Beurteilung der neuen Zeitrechnung steht für Augenthaler ohne jedes Wenn und Aber fest: Das glückliche Händchen von Ribbeck bei seinen Personalentscheidungen ist ein wesentlicher Grund des Höhenflugs des vorübergehend arg gebeutelten und um den Bundesliga-Klassenerhalt zitternden Renommierklubs. Noch heute betont er mit Nachdruck, daß Ribbeck zu Recht ein Exempel statuierte, als er den Weggang der aufmüpfigen Strunz, Effenberg und Laudrup förderte. Und genauso überzeugt ist er vom aktuellen Kurs des "Sir Erich", wenn es darum geht, aus der Reihen der Kandidaten auf einen Stammplatz jedesmal neu die besten elf auszudeuten.
Darüber hinaus ist Augenthaler nicht nur loyal, sondern auch fähig. Seine Ausbilder in Köln bescheinigten ihm beispielweise beachtliche pädagogische Fähigkeiten, als Praktiker ist er ohnehin über jeden Verdacht erhaben. Doch er selbst übt sich lieber in Bescheidenheit: "Ich kann noch viel lernen." Und das ist nicht nur eine Platitüde, denn mehrfach im Gespräch rutscht ihm das Wort "Lehrling" über die Lippen.
Daß er sich für höhere Aufgaben "noch nicht reif" fühlt, beweist auch seine Entscheidung im letzten Spätherbst, als ihn Mönchengladbach als Cheftrainer an den Bökelberg locken wollte. Langfristig denkt er allerdings durchaus über Absetzbewegungen von München nach: "Irgendwann will ich schon allein die Verantwortung übernehmen und dann dürfte es sogar besser sein, wenn ich woanders hingehe." Soweit ist es freilich vorerst nicht. Derzeit gilt all sein Trachten nur einem Ziel: Dem Titelgewinn.
Gemeinsam mit Ribbeck grübelt er beinahe täglich darüber nach, was am besten zu tun ist, um das zu Saisonbeginn eher unerwartete Meisterstück machen zu können. Dabei fühlt er sich "jederzeit als gleichberechtigter Partner" behandelt und keinesfalls als "Hilfskraft zum Hütchen-Aufstellen im Training" ausgenutzt. So wurde in dieser Woche etwa erörtert, warum die Bayern auswärts oft stärker aufspielen und zu Hause manch unnötiger Punkt abgegeben wurde. Für Augenthaler steht vor dem Schlager gegen die Eintracht fest: "Wir haben keinen Heimkomplex. Uns fehlt eben bei allen Fortschritten das nötige Quentchen Cleverneß, wenn wir das Spiel machen müssen."
Gleichzeitig macht er deutlich: "Wenn diese Formation zwei, drei Jahre zusammenwachsen kann und wir uns außerdem auf einigen Position gezielt verstärken, können wir uns durchaus unter den Spitzenklubs in Europa etablieren." Verbunden sind damit zwei Hoffnungen. Im vergangenen Jahr konnte der passionierte Angler ganze zweimal am Vatertag und im Dezember seinem Hobby frönen - in Zukunft soll das wieder mehr werden. Und dann ist bekannt, daß er als Aktiver oft genug in Krisensituationen die Mannschaft zu einem gemütlichen Abend in den Partykeller seines Einfamilien- Hauses einlud, um bei einem ordentlichen Schluck die Konflikte auszuräumen. Nichts wäre für ihn schöner, als wenn das in naher Zukunft nicht mehr nötig wäre. Wenn es aber unvermeidbar würde, macht Augenthaler eine Einschränkung: "Vielleicht sollte das dann ein Spieler machen. Zumal die meisten Häuser haben, die viel größer sind als meines."
HARALD STENGER
Kleine Lokalrundschau
Magistrat bittet zur Wahlparty DIETZENBACH. Der Magistrat lädt für Sonntag, 7. März, 17.30 Uhr, alle Dietzenbacherinnen und Dietzenbacher zu einer Wahlparty in den Sitzungssaal des Stadtparlaments ein. Bürgermeister Jürgen Heyer rechnet damit, daß bereits gegen 19 Uhr das vorläufige Dietzenbacher Endergebnis der Kommunalwahl vorliegen wird.
"Senioren und ihre Hobbys" DIETZENBACH. Eine Ausstellung mit dem Titel "Senioren und ihre Hobbys" wird am Dienstag, 9. März, um 15 Uhr im Reinhard-Göpfert-Haus eröffnet. Der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Hobbymaler Otto Langfeld, zeigt Ölbilder. Für die musikalische Unterhaltung sorgen der Seniorenchor und das Frankfurter Schrammeltrio. Schützen planen Vereinsfest DIETZENBACH. Die Schützengesellschaft "Tell" 1930 Dietzenbach, die sich am Sonntag, 21. März, um 16.30 Uhr in der Gaststätte "Harmonie" trifft, plant für Samstag, 27. März, 20 Uhr, ein Vereinsfest in der "Linde". Es wird Tanzmusi' von der Kapelle "Chic" geben. Die Tellschützen kehrten indes mit Preisen von den regionalen Luftgewehrwettkämpfen in Erbach zurück: Reinhold Böß, Heiko Wilts, Jens Rößner und Patrick Szymkowiak waren besonders erfolgreich.
ERLENSEE. Als Verunglimpfung betrachten die Erlenseer Sozialdemokraten den Wahlkampfstil der oppositionellen Parteien. Sie verweisen darauf, daß sich in den 40 Jahren, seitdem die SPD in den ehemals selbständigen Orten Langendiebach und Rückingen die Verantwortung trägt, sich die beiden Dörfer zu einer blühenden Gemeinde entwickelt hätten.
In der abgelaufenen Legislaturperiode sei die gute Infrastruktur durch wei- tere Hochwasserschutzmaßnahmen, den Bau einer Kindertagesstätte, eines Hortes, das neue Bürgerhaus, Einrichtung von verkehrsberuhigten Zonen, zusätzliche Grünanlagen und den Aus- bau der Kläranlage weiter verbessert worden. hein
Das Frankfurter "Komm.Theater", wie das Kommunale Kinder- und Jugendtheater kürzlich getauft wurde, kündigt seine nächste Premiere - es ist seine vierte - für Samstag, den 13. März an: "Echte Helden küssen Tiger", heißt das Stück, laut Untertitel "Lieder ohne Gewähr". Nach "Ikarus" als Angebot für die jüngsten Zuschauer soll "Helden" ein Alternativprogramm zu "Bunker" werden.
Es geht also weiter, aber die Zukunft des jungen Theaters sieht für Intendant Dirk Froese und dessen Mitarbeiter keineswegs rosig aus, und die Stimmung im Haus Tiergarten 12 ist keineswegs euphorisch. Denn zeitgleich mit Ankündigung des neuen Stücks muß Froese eingestehen, daß das längst geplante Projekt "Frankensteins Kind" (Premierentermin sollte ursprünglich der 11. Januar) aufgegeben werden mußte - trotz der bereits im November begonnenen Proben.
Das Stück war ehedem für die Bühne in der Daimlerstraße gedacht, die dem Kinder- und Jugendtheater einmal zugesagt war. Als aber dann dieser Spielort sich nicht verwirklichen und ein anderer sich nicht finden ließ, der dem Stück gemäß gewesen wäre (die Bühne im Volksbildungsheim ist dafür zu klein), mußte man "Frankensteins Kind" "beerdigen".
Überhaupt ist Dirk Froese nicht gerade der glücklichste unter den Intendanten, weiß er doch immer noch nicht, wie es mit seinem Theater weitergehen soll. Der Spielort im Volksbildungheim ist ein ungeschicktes Provisorium (die Bühne und der Große Saal sind in der Haupt-Theaterzeit von November bis Februar weitgehend von den Vereinen und närrischen Zünften okkupiert); die Probebühne unterm derzeitigen Theaterbüro, im Tiergarten 12, ist nicht benutzbar, weil als Lagerhalle gebaut und nicht beheizbar. DieUmbaukosten würden mehr als 100 000 Mark kosten, die aber die Stadt nicht zu zahlen bereit ist. So schwebt Froese derzeit immer noch im "Bermuda-Dreieck" zwischen Kultur-, Hochbau- und Liegenschaftsamt und hofft darauf, daß er und sein Theater nicht zu jenen gehören, die dort auf geheimnisvolle Art und Weise verschwinden.
Daß das Komm.Theater in den nächsten zwei Jahren den gewünschten Jahresetat von drei Millionen erhalten wird, ist angesichts der Finanzlage Frankfurts nicht vorstellbar.
Es ist auch klar, daß das Theater nicht mit den zur Verfügung gestellten 1,3 Millionen Mark auskommen wird. Froese: "Die Überziehung dieses Etats ist miteingeplant, das weiß Frau Reisch ebenso wie der Stadtkämmerer, und wenn ich weiterhin Theater machen will, wird der Haushalt zwangsläufig weiter überzogen werden müssen." Nur wie das enden soll, das weiß Dirk Froese nicht. "Das sind dann politische Entscheidungen, die die Stadt zu treffen hat." wp
Firmen-Telegramm
Weber bei Landgold gefeuert Ex-Südmilch-Chef Wolfgang Weber hat auch seinen letzten Posten in dem Konzern verloren (siehe gestrige FR). Der Manager wurde vom Aufsichtsrat der Südmilch-Tochter Landgold fristlos vom Amt des Geschäftsführers entbunden. Die Entscheidung des Gremiums, die erst für nächste Woche vorgesehen war, wurde jetzt gefällt, weil zwei Weber-Sekretärinnen nachts Akten aus den Büros der Firma wegschaffen wollten. Daran wurden sie von Polizeibeamten gehindert. Springer verkauft Poligrafici-Paket Der Springer Verlag hat die zehnprozentige Beteiligung an der Poligrafici Editoriale in Bologna verkauft. Das Paket übernimmt die Medio Banca Mailand. "Rotkäppchen" ist unter der Haube Die Sektkellerei Freyburg an der Unstrut mit ihrer Traditionsmarke "Rotkäppchen" ist von der Treuhandanstalt privatisiert worden. Den Zuschlag erhielt eine aus fünf Managern der Firma bestehende Gruppe, der das Unternehmen nun zu 60 Prozent gehört, sowie die Familie Eckes aus Nieder-Olm bei Mainz. Barclays erstmals mit Verlust Die britische Großbank Barclays weist für 1992 erstmals einen Verlust aus. Vor Steuern beträgt er 242 Millionen Pfund. Barclays mußte kräftig Risikovorsorge für wacklige Kredite treffen.
"Keine Stimme für die Braunen - Kommunalwahlrecht für Ausländer!" Unter diesem Motto steht ein großes Wahlfest von IG Metall, DGB und Kommunaler Ausländervertretung am Sonntag, 7. März, im Gewerkschaftshaus an der Wilhelm-Leuschner-Straße. Mit dem Wahlfest wollen die Organisatoren ihren Ärger "darüber zum Ausdruck bringen, daß wieder einmal 25 Prozent der Bevölkerung Frankfurts mit nichtdeutschem Paß von dieser Wahl ausgeschlossen sind".
Von 17 Uhr an ist im Gewerkschaftshaus auch ein "multikulturelles Kulturprogramm vorbereitet".
Das Frauenkulturhaus Frankfurt lädt am Sonntag, 7. März, ebenfalls zu einer Wahlparty ein. Vertreterinnen der Parteien werden mit den Frauen dort die ersten Ergebnisse diskutieren. Das Frauenkulturhaus liegt am Industriehof 7-9, die Wahlparty beginnt um 18 Uhr. jg
BAD SODEN. Bürgermeister Kurt Bender (CDU) zog erstaunt die Augenbrauen hoch - spätestens seit Mittwoch weiß er, daß selbst Verwaltungschefs wichtige Dinge aus ihrem Geschäftsbereich mitunter erst aus der Zeitung erfahren. "Ich habe Klage eingereicht mit dem Ziel, die Unwirksamkeit der außerordentlichen Auflösung meines Dienstvertrages festzustellen", ließ der gefeuerte Kurgeschäftsführer Peter Huppert im Sodener Lokal- blatt veröffentlichen. Und: Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien allesamt haltlos. Über zwei Spalten zog der gelernte Luftverkehrskaufmann nicht nur eine Bilanz seines Schaffens, sondern entwarf - offenbar voll guten Mutes - Ideen, wie's weitergehen solle mit der Kur: So denkt er unter anderem an eine Freizeit-Therme zwischen katholischer Kirche und Kronberger Straße; das Badehaus sei für neue Therapieformen zu nutzen wie die ambulante Rehabilitation nach Krankheiten. Nicht zuletzt müsse das Verkehrsamt "professioneller" werden - zum Beispiel mit Bahn und Flughafen kooperieren.
Damit hatte Bender nicht gerechnet, denn bis heute weiß er offiziell nichts von einer Klage. "Wir haben uns schon die ganze Zeit gewundert, daß da nichts kommt." Hätte das doch immerhin bedeutet, Huppert verzichte auf eine mögliche Abfindung von mehreren zehntausend Mark. Der gefeuerte Geschäftsführer schien seinem Arbeitgeber vielmehr äußerst wohlgesonnen. Wie Bender bestätigt, flatterten mehrere Ansichtskarten mit freundlichen Grüßen von Huppert ins Rathaus. Allerdings auch mit Seitenhieben: "Einmal war ein Zeitungsartikel über die Einführung des Zeitcomputers am Bad Sodener Bahnhof auf die Karte geklebt, auf der Huppert behauptete, daß auch diese Neuerung nur auf sein Betreiben bei der Bahn hin zustande gekommen sei."
Verwunderung hin, kleine Sticheleien her - Bender rieb sich jedenfalls schon erleichtert die Hände, denn seines Wissens nach hätte Huppert innerhalb einer dreiwöchigen Frist gegen die Kündigung klagen müssen. Und die ist lange um: Bender entließ den Kurgeschäftsführer am 20. Januar fristlos, unter anderem weil Huppert Aushilfskräfte - zum Teil ohne Arbeitserlaubnis - "schwarz beschäftigt" und private Mitgliedsbeiträge für einen Automobil- und einen Touristikklub über die Kurkasse abgerechnet haben soll (die FR berichtete).
Ob der Geschaßte nun tatsächlich die Frist für eine Klage versäumt hat, vermag Bender nicht einzuschätzen: "Möglicherweise liegt sie ja noch bei Gericht und wurde uns bisher nur nicht zugestellt." Wahrscheinlicher sei jedoch, daß nicht das Arbeits-, sondern das Landgericht für den Fall zuständig ist, "und die haben vielleicht andere Fristen."
Aufklärung war von Peter Huppert gestern nicht zu erhalten - der sei bis heute verreist. Seine Frau bestätigte jedoch die Klage, "bei welchem Gericht die liegt, weiß ich aber nicht". Ebensowenig wußte sie eigenen Worten zufolge auch von dem offenen Brief ihres Mannes in der Bad Sodener Zeitung. Rathauschef Bender nimmt's erst mal gelassen: "Für uns besteht kein Handlungsbedarf. Wir werden eben abwarten, was da kommt." ana
ERLENSEE. Nach dem Motto "Besser spät als nie" haben jetzt auch die Grünen in Erlensee ihre Schwerpunkte für die Parlamentsarbeit für die kommende Wahlperiode nach dem 7. März formuliert. Als zentrales Ziel betrachtet es die Ökofraktion, die Mehrheit der SPD zu kippen. Diese sei träge geworden, inhaltlich und personell verbraucht.
Die Grünen beklagen fehlende Kinderbetreuungsplätze, fordern die kurzfristige Anmietung von Räumen, um dies zu beheben, außerdem gemischte Gruppen und einkommensabhängige Staffelung der Elternbeiträge.
Im ökologischen Bereich setzt sich die Partei für eine Flächenentsiegelung, Renaturierung des Fallbachs und verstärkte Regenwassernutzung ein. Im Ortszentrum müßte ihrer Auffassung nach ein Blockheizkraftwerk gebaut werden, um der Energieverschwendung Einhalt zu gebieten. Eine kommunale Energieberatung und die Bezuschussung von Solaranlagen sind weitere Anliegen.
Außerdem versprechen die Grünen, die Belastung der Bevölkerung durch den US-Fliegerhorst als zentralen Bereich politischen Handelns beizubehalten, bis dieser geschlossen wird. Bis dahin müsse ein Nachtflugverbot zwischen 20 und 8 Uhr erreicht werden. hein
KELKHEIM. Nach einem Autofahrer fahndet die Unfallfluchtgruppe der Hofheimer Polizei. Der Unbekannte soll bereits am Sonntag, 28. Februar, gegen 2 Uhr im Berliner Ring in Kelkheim ein Auto ramponiert haben. An dem roten Ford Escort, der vor Haus Nr. 7 geparkt war, entstand erheblicher Schaden.
Nach den Ermittlungen der Unfallfahnder soll der Flüchtige einen Ford Sierra gefahren haben. Dieser Wagen sei an Kotflügel und Scheinwerfer beschädigt. Hinweise erbittet die Polizei Hofheim unter der Rufnummer 0 61 92 / 2 07 90. kkü
Abstriche bei der Sozialhilfe und der Arbeitslosenunterstützung sowie Steuern- und Abgabenerhöhungen, die vor allem für Haushalte mit niedrigen Einkommen harte Belastungen bringen, sind nicht tabu. Bei den Verhandlungen über den Sozialpakt stehen viele Varianten und Milliardensummen zur Debatte. Hinter den abstrakten Zahlenspielen verschwinden aber oftmals die konkreten Menschen. In ihrem Buch "Anschluß verpaßt" haben sich Gabi Gillen und Michael Möller mit der Armut in Deutschland und den davon Betroffenen befaßt (Dietz Taschenbuch Verlag). Wir dokumentieren daraus ein Beispiel für Armut in einem reichen Land von Michael Möller.
ROSBACH/KARBEN. Bewegungsspiele und Gemeinschaftserlebnisse bietet ein neuer Kursus des DRK für Kleinkinder an. Damit soll die Entwicklung der Säuglinge durch liebevolle Zuwendung und vielfältige Anregung gefördert werden.
Daher sind alle Eltern mit Kindern ab der vierten Lebenswoche eingeladen.
Interessenten melden sich bei Brüning, Tel. 06039/41858, oder Schuy, Tel. 06039/2209. de
HANAU. Der Hanauer Oratorienchor tritt am Sonntag, 28. März, ab 19 Uhr in der Christuskirche zum ersten Mal unter neuer Leitung an die Öffentlichkeit. Im vergangenen Sommer hatte Gerhard Jenemann die Nachfolge des Dirigenten Gerhard Schwachhöfer angetreten. Er ist bisher als Leiter des "Unterfränkischen Singkreises" und der "Vocalsolisten Frankfurt / Main" bekannt. Der Oratorienchor musiziert erstmals mit einem ausländischen Orchester, dem renommierten "Nordungarischen Sinfonieorchester Miskolc". Auf dem Programm stehen Werke von Johannes Brahms und die "Messe in d-Moll" für Soli, Chor und Orchester von Anton Bruckner. Karten gibt es beim Musikhaus Bayer, Marktgasse 5, und bei der Volksbühne, Nürnberger Straße 2a. res
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eiermaler aus dem In- und Ausland sowie ein Korbflechter zeigen auf dem Bad Sodener Ostermarkt in der Wandelhalle am Wochenende, 20. und 21. März, jeweils von 11 bis 18 Uhr ihr Können.
Zu sehen gibt es aufwendig verzierte Ostereier, Osterkeramik und frühlingsbunte Gestecke. Außerdem ist eine Verlosung geplant. völ
RANSTADT. Bürgermeister Erhard Landmann (parteilos) wird seine Kenntnisse als Rechtsanwalt in den nächsten Wochen gut brauchen können. Joachim Kah, Vorsitzender der Ranstädter SPD, will Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Landmann erheben, weil der seine Rechtsanwalts- und Notarpraxis weiterbetreibt. Die Grünen wollen gegen Landmann Anzeige erstatten, weil er Wahlkampfanzeigen der Öko-Partei im Mitteilungsblatt der Gemeinde verhinderte.
Kah befürchtet vor allem einen Interessenskonflikt Landmanns, weil in dessen Notariat auch Verträge der Gemeinde beurkundet werden könnten. Außerdem sei Landmanns Tätigkeit zumindest anzeige- wenn nicht sogar genehmigungspflichtig. Das Oberlandesgericht Frankfurt habe ihm für die Dauer seiner Amtszeit als Bürgermeister einen ständigen Vertreter bestellt, der selbständig die Geschäfte seiner Praxis führe, entgegnet Landmann. Das werde bundeseinheitlich so gehandhabt; er sei schließlich nicht der einzige Notar, der ein Bürgermeisteramt ausübe. Mit der Frage, ob in seiner Praxis Verträge von dem Notarvertreter beurkundet werden dürfen, an denen die Gemeinde beteiligt ist, befasse sich die Notarkammer bereits. Dazu bedürfe es keiner Dienstaufsichtsbeschwerde.
Den Grünen hält Landmann entgegen, die Gemeindevertretung habe beschlossen, daß in dem Mitteilungsblatt keine Wahlwerbung erscheinen dürfe. Die anderen Parteien hätten sich daran gehalten. Nachdem in dem Blatt ein Wahlaufruf der Grünen erschienen sei, habe der Gemeindevorstand dem Verlag die fristlose Kündigung des Vertrages angedroht und damit "dem Beschluß des Parlamentes Geltung verschafft und offensichtlich eine erneute Werbung der Grünen Ranstadts im Mitteilungsblatt verhindert". Laut Grünen-Sprecher Martin Broszies- Tschirner ist in dem Blatt eine CDU-Anzeige unbeanstandet erschienen. ieb
MAINTAL. Einen Flohmarkt für Kinder veranstaltet der Dörnigheimer Kinderclub in der Dietrich-Bonhoeffer-Gesamtschule (Ascher Straße) am heutigen Freitag, 5. März. Von 16 bis 18 Uhr dürfen Kinder verkaufen, was sie nicht mehr brauchen. Standgebühren werden nicht erhoben, für Getränke und Kuchen ist gesorgt. Selbstverständlich dürfen auch Erwachsene kommen - als Kunden. Morgen, Samstag, beteiligt sich die Mannschaft des Kinderclubs an einem Fußballturnier, das von 12 bis 18 Uhr in der Ballsporthalle Frankfurt-Höchst ausgetragen wird. Veranstalter ist das Kinder- und Jugendhaus Gallus. Treffpunkt für die Maintaler Kinder - Aktive und Fans - ist um 10.30 Uhr im Kinderclub.
Am kommenden Montag, 8. März, ist dann wieder "Mädchentag" in Kinderclub. Diesmal geht es - wie üblich von 14 bis 17 Uhr - ganz handfest darum, den Mädchenraum zu renovieren und einzurichten. pom
IG Bau-Steine-Erden
Protest mit Bagger
WETTERAUKREIS. Morgen gehen in Friedberg die Bauarbeiter auf die Straße, um gegen den von der Bundesregierung geplanten Sozialabbau zu protestieren. Mit einem stattlichen Aufgebot und einem Bagger will die Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden ab 9.30 Uhr vor dem Kaufhaus JOH deutlich machen, daß sie insbesondere nicht gewillt ist, die geplante Kürzung des Schlechtwetter- und Kurzarbeitergeldes hinzunehmen. Dazu der für den Wetterau- und Hochtaunuskreis zuständige Gewerkschaftssekretär Klaus Eskuche: "Wir lehnen energisch Zustände wie vor 1959 ab, als in jedem Winter 500 000 bis 800 000 Bauarbeiter arbeitslos wurden."
Nach Berechnungen von Eskuche waren im Winter 1992 / 93 im Wetteraukreis rund 2500 Bauarbeiter durchschnittlich vier Wochen von Schlechtwetter beziehungsweise Kurzarbeit betroffen. Bei einem Stundenlohn von 22,14 Mark bedeute dies einen Netto-Einkommensverlust von 1100 Mark pro Arbeiter - wodurch den betroffenen 2500 Familien insgesamt 2,8 Millionen Mark gefehlt hätten.
Eskuche befürchtet bei einer Umsetzung der Bonner Pläne, daß noch mehr Arbeiter die Baubranche verlassen und Jugendliche erst gar nicht mit einer Ausbildung beginnen, denn Facharbeiter in der Baubranche verdienen jährlich rund 4000 Mark weniger als ihre Kollegen in der Industrie.
Eskuche: "Bei allem Geschrei über die ausufernden Kosten der Bundesanstalt für Arbeit wird verkannt, daß gerade diese Bundesregierung die Bundesanstalt immer mehr mit sachfremden Aufgaben betraut hat. Was hat beispielsweise die Betreuung und Auszahlung von Kindergeld mit den originären Aufgaben der Bundesanstalt zu tun?"
Die Bundesanstalt dürfe sich nur noch ihren eigentlichen Aufgaben beschäftigen. Die freiwerdenden Mittel und das entsprechende Personal könnten für den von der Industriegewerkschaft geforderten Kampf gegen illegale Beschäftigung eingesetzt werden, meint Eskuche.
Massiv kritisierte Eskuche die Gemeinde Ober-Mörlen, die den Bau des Kindergartens an ein Architektenbüro vergeben hatte, das mit osteuropäischen Arbeitern zu Dumpingpreisen das Gebäude errichtete. Um die illegale Beschäftigung am Bau zu bekämpfen, forderte Eskuche erneut die Kommunen auf, nur noch "öffentliche Aufträge an Unternehmen zu vergeben, die mit eigenen Leuten und ohne Subunternehmen und Werkverträge die Arbeiten ausführen". str
MÜNCHEN, 4. März (dpa). In Bayern haben Gauner eine billige Entsorgung für Altreifen erfunden. Sie mieten Scheunen und Ställe, füllen sie mit ausrangierten Pneus, zahlen den Bauern etwas Geld und verschwinden dann spurlos. Die Bauern haben das Nachsehen: Pro Reifen kostet die ordnungsgemäße Entsorgung fünf Mark. Vor den trickreichen Gaunern warnte am Donnerstag der Bayerische Bauernverband. Den Bauern drohe auch Bußgeld: Für die Vermietung leerer Scheunen sei die baurechtliche Genehmigung einer Nutzungsänderung notwendig.
cri FRANKFURT A. M. Der Strumpfhersteller Kunert hat im vergangenen Jahr bei der Ertragsentwicklung mehrere Maschen fallen lassen. In der Gewinn- und Verlustrechnung wird ein nicht beziffertes Loch klaffen, nachdem in der Vorperiode noch ein Überschuß von 22 Millionen Mark erzielt worden war. Der Fehlbetrag sei allerdings ausschließlich auf Kosten "in zweistelliger Millionenhöhe" für Sozialpläne und Verlagerungen von Standorten entstanden, heißt es im Allgäu. Das "operative Ergebnis" sei im Plus.
In der laufenden Periode werde sich die "Brennesselkur" von 1992 denn auch positiv in den Büchern niederschlagen. "Während viele Unternehmen 1993 in konjunkturellen Nebel geraten, sind wir gerade daraus herausgekommen", meint der Vorstand. Beim Umsatz wird wieder ein Zuwachs erwartet, nachdem dieser zuletzt um fast ein Prozent auf knapp 674 Millionen Mark gesunken war.
Kunert hat im vergangenen Jahr kräftig rationalisiert. Rund 1000 Stellen wurden eingespart, so daß Ende Dezember noch 5336 Männer und Frauen für den Beinkleiderproduzenten wirkten. Zusätzlich 100 Beschäftigte - laut einem Sprecher hauptsächlich ausländische Arbeitnehmer - werden demnächst in Berlin ihren Job verlieren. Die dort angesiedelte Fertigung wird nach Immenstadt verlagert, wo allerdings nicht entsprechend viel neue Stellen geschaffen werden.
BAD ORB. Steuergelder aus der Landeskasse in Höhe von rund 7,8 Millionen Mark stehen jetzt für den Neubau des Altenpflegeheims in Bad Orb zur Verfügung. Nach Mitteilung des Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit ist der Neubau als Ersatz für das bestehende St.-Martin-Stift vorgesehen.
Aus wirtschaftlichen Gründen sei eine Modernisierung des Altbaus nicht vertretbar. Träger des neuen Pflegeheimes sei der Caritasverband für die Diözese Fulda. Die Bauzeit ist mit zwei Jahren angesetzt. Auf 17,5 Millionen Mark sind die Gesamtkosten kalkuliert. Die Stadt steuert 500 000 Mark bei, und das bischöfliche Generalvikariat zahlt 4,7 Millionen Mark.
Nach Angaben des Ministeriums umfaßt der Neubau 61 vollstationäre Pflegeplätze und acht Kurzzeitpflegeplätze. Im Erdgeschoß ist neben der Verwaltung und der Pflegestation eine kleine Caféteria geplant. Im ersten und zweiten Obergeschoß befindet sich jeweils eine Station mit 22 Betten.
Im Dachgeschoß sind die Kurzzeitpflegeräume sowie Räume für Ergotherapie, Gymnastik und ein Gemeinschaftsraum untergebracht. lex
Fußball-Termine
cri FRANKFURT A. M. Das Beamtenheimstättenwerk (BHW) ist bei seiner Suche nach Partnern vermutlich in Großbritannien fündig geworden. Wie die Wirtschaftswoche in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet, bahnt sich eine Liaison mit der Halifax Building Society, der größten britischen Bausparkasse, und dem mit diesem Konzern im Vertrieb eng zusammenarbeitenden Lebensversicherer Standard Life an. Entsprechende Absichten werden von den Hamelnern weder bestätigt noch dementiert. "Wir geben dazu keinen Kommentar ab", erklärt ein Sprecher.
Mit Halifax würde sich das BHW einen potenten Partner an Land ziehen. Das britische Unternehmen verfügt auf der Insel über einen Marktanteil von fast einem Fünftel und soll laut Wirtschaftswoche allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres einen Vorsteuergewinn von 318 Millionen Pfund (rund 922 Millionen Mark) ausgewiesen haben. Geld genug hätte es damit auch, um sich nicht nur auf eine Zusammenarbeit mit dem BHW zu beschränken, sondern direkt bei den Hamelnern einzusteigen. Von einer Veränderung der Eigentümerstruktur ist zumindest einem der Hauptgesellschafter der Bausparkasse, der Gewerkschaftsholding BGAG, nach Angaben eines Sprechers nichts bekannt.
Die Suche nach Kooperationen ist Bestandteil einer umfassenden Neustrukturierung des BHW. Ziel ist es unter anderem, die Ertragskraft wieder zu stärken.
NEU-ANSPACH. Der im vergangenen Jahr gegründete Heimat- und Verkehrsverein beginnt am heutigen Freitag eine Veranstaltungsreihe zur Geschichte der vier Ortsteile der Kleeblattgemeinde. Den Anfang macht Westerfeld, wo Professor Eugen Ernst um 20 Uhr im Gasthaus "Zur Eiche" einen Vortrag über die Dorfgeschichte halten wird.
Ehrenbürgermeister Otto Sorg wird die Westerfelder Verhältnisse anhand seiner Erfahrungen ergänzen. Eingeladen sind übrigens alle Neu-Anspacher. cn
WARSCHAU, 4. März. Der Sejm, das polnische Parlament, hat am Mittwoch in den späten Abendstunden über die Folgen der Änderungen des deutschen Asylrechts für Polen debattiert. Der stellvertretende Innenminister Jerzy Zimowski war dabei merklich bemüht, dem Aufkommen von Emotionen in dieser Frage vorzubeugen. Unter Hinweis auf die Bundestagsdebatte zum Asylkompromiß vom 21. Januar, bei der der polnische Standpunkt "angemessen und objektiv" dargestellt worden sei, schilderte Zimowski zunächst ausführlich das Ausmaß der Probleme, die Deutschland durch die "Emigrationsexplosion" entstanden seien. In Deutschland würden täglich doppelt soviel Asylanträge gestellt wie in Polen im Verlauf des gesamten letzten Jahres, erklärte Zimowski.
Die deutsche Regierung sei sich "voll bewußt", daß die Einwanderungsproblematik ein globales Problem sei und strebe gesamteuropäische Regelungen an. In der Praxis würde dies bedeuten, das deutsche Asylrecht an den Standard anderer europäischer Länder anzupassen, vor allem an das Schweizer Vorbild. Aus polnischer Sicht sei es jedoch "nicht erlaubt, innere Probleme, seien sie auch noch so schmerzhaft und gefährlich, auf andere Staaten abzuschieben", erklärte Zimowski. Er betonte, daß Polen auch im Gegenzug für materielle Hilfe nicht bereit sei, die sogenannten Altfälle aufzunehmen. Ein Vertrag mit Deutschland über künftiges Vorgehen sei aber möglich.
Polen müsse damit rechnen, für Flüchtlinge künftig ein attraktives Land zu sein, "wenn das deutsche Paradies geschlossen wird", sagte Zimowski. Außerdem werde Polen eine Art "Wartezimmer" für diejenigen, die von hier aus ein Berufungsverfahren mit deutschen Behörden führen wollten.
In der Konsequenz werde Polen seine Visapolitik verschärfen und seine Ostgrenze abdichten müssen. Polen werde ein neues Ausländerrecht nach deutschem Vorbild brauchen. Minister Zimowski erklärte außerdem, daß das Abkommen Polens mit den westeuropäischen Staaten, die das Schengener Abkommen geschlossen haben, über die Rückübernahme von Personen mit unbefugtem Aufenthalt auf der Budapester Asylkonferenz im Februar als vorbildlich anerkannt worden sei. Polen wolle nun auch ein "Mini-Schengen-Abkommen" mit seinen Nachbarn schließen. In der anschließenden Debatte betonten Vertreter aller Parteien, daß Polen organisatorisch, rechtlich und finanziell nicht in der Lage sei, Zehntausende von Flüchtlingen aufzunehmen. Der Abgeordnete Marek Jurek von der "Christlich-Nationalen Vereinigung" meinte, die Deutschen hätten in ihrem "spezifischen Humanismus" nach dem Krieg aus Schuldgefühl ein Asylrecht verabschiedet, mit dem sie Millionen von Immigranten nach Europa gezogen hätten: "Nun wollen sie diese Last auf unsere Schultern bürden".
Sprecher von liberalen und rechten Parteien nannten jedoch das deutsche Vorgehen im Prinzip verständlich. Polen müsse zu analogen Mitteln greifen. Deutsch-polnisches Magazin erschienen
Vbn BERLIN. Auf der Grenzbrücke in Frankfurt/Oder verteilten am Donnerstag junge Journalisten die druckfrischen Exemplare des ersten deutsch-polnischen Jugendmagazins "Grenzenlos - Bez Granic". Das Zeitungsprojekt geht auf die Initiative der Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und Solidarnosc zurück. Polens Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter, bezeichnete das zweisprachige Magazin als "Zeichen für die deutsch-polnische Aussöhnung". In dem Magazin (Auflage: 2600), das in Jugendclubs und Betrieben links und rechts der Oder verteilt werden wird, soll nach Gewerkschaftsvorstellung "gegen Vorurteile" angeschrieben werden. Bei Frankfurt/Oder war es nach dem Fall des Visumzwangs für Polen 1991 zu schweren Ausschreitungen durch rechtsradikale Deutsche gekommen.
Zweite Bundesliga-West: In der 6. Runde gewann von den hessischen Mannschaften nur die Frankfurter TG, und zwar 5:3 beim SV Plettenberg, und überpunktete damit in der Tabelle SV Hofheim und Sfr. Schöneck. Für den Verdienst am zweiten Frankfurter Wettkampfgewinn zeichneten Cordes, Gustavsson und Carton (alle 1:0) sowie Staller, Berwersdorff, Winterstein und Weichert, die an den Spitzenbrettern ihre spielstarken Widersacher Großmeister Kuprejchik, IM Kertess, IM Anka und Oswald in Schach hielten und Remis erzielten.
Den Schönecker Schachfreunden gelang in Enger-Spenge das erhoffte Remis. Timpel und Schöbel hatten Gewinnpartien, Neidhardt, Alber, Haakert und Schaack remisierten. SV Hofheim gab mit 3:5 im Vereinshaus gegen den Tabellenzweiten Castrop-Rauxel beide Mannschaftspunkte ab. Nur Klaus Schmitzer konnte gewinnen, gegen Hermesmann am 6. Brett. An den Spitzenbrettern remisierten A Zude - Großmeister Watson, Buchal - IM Hoffmann. - SG Solingen II - SK Münster 3,5:4,5, Godesberger SK - SG Porz II 4,5:3,5. - 1. Godesberger SK 12:0, 2. Castrop-Rauxel 11:1, 3. Münster 7:5, 4. Porz II, 5. FTG je 6:6, 6. Hofheim 5:7, 7. Schöneck 4:8, 8. Plettenberg, 9./10. Enger-Spenge, Solingen II, alle 3:9 Punkte.
Oberliga-Ost (Hessen/Thüringen), 6. Runde: VSG Offenbach verlor den Gleichstand mit Tabellenführer Hermannia Kassel. Grund: Zu Hause klappte gegen SK Marburg nur ein 4:4, und das noch mit Hilfe zweier kampfloser Punkte, da Gutzeit und Prof. Kühnl nicht erschienen. Am Brett gewann nur Müller gegen Fend, IM Soos und Bock remisierten mit Komsic und Timmermanns. - Zeiss Jena - Hermannia Kassel 3:5, FB Mörlenbach - SV Hofheim II 4,5:3,5, SG Bensheim - SK Gießen 1:7, Chemie Greiz - Erfurt-West II 4,5:3,5. - 1. Hermannia Kassel 11:1, 2. SK Gießen, 3. VSG Offenbach je 10:2, 4. Chemie Greiz 8:4, 5. FB Mörlenbach 7:5, 6. SK Marburg 5:7, 7. Zeiss Jena, 8. SV Erfurt-West II, 9. SG Bensheim je 3:9, 10. SV Hofheim II 0:12 Punkte. zey
MAINTAL. Die Maintaler FDP tritt am kommenden Sonntag mit ihrem Vorsitzenden, dem Rechtsanwalt Peter-Jochen Kruse als Spitzenkandidat zur Kommunalwahl an. Ihr zentraler Slogan, der unter Verwendung der Natioalfarben per Flugblatt verbreitet wird, lautet: "Sich nicht grün ärgern, nicht schwarz sehen, aber auch nicht rot werden, sondern FDP wählen!" Die Liste der Bewerber wurde hier schon vorgestellt.
Ihr Programm haben die Liberalen nach Schwerpunkt-Themen gegliedert, wobei auf die Bereiche Verkehr und Stadtentwicklung besonderes Gewicht gelegt wurde. Die Überwachung des ruhenden Verkehrs solle künftig überwiegend von "Ordnungspolizei" wahrgenommen werden, "die stärker im Feldschutz und in der Umweltüberwachung eingesetzt werden soll", heißt es, denn diese Aufgaben seien "wichtiger, als Bürgern wegen Kleinstvergehen hinterherzujagen".
Der bereits über zehn Jahre alte Gesamtverkehrsplan der Stadt Maintal soll den neuen, veränderten Bedürfnissen angepaßt werden, unter anderem mit der Ausweisung eines Fußgängerüberwegeplanes, genügend Parkplätzen im Stadtgebiet, besseren Nahverkehrsanbindungen, beispielweise auch nach Hanau, und zwischen den Maintaler Stadtteilen. Die Autobahn 66 will die FDP vollendet sehen und die Park-&-Ride-Plätze weiter bedarfsgerecht ausgebaut haben.
Zur allgemeinen Stadtentwicklung lautet die zentrale Forderung, den Herrenhofplatz im Stadtteil Dörnigheim nicht etwa an den Rändern mit Sozialwohnungen zu bebauen, wie von der rot-grünen Koalition beschlossen, sondern den Platz "zu einem infrastrukturellen Mittelpunkt und wöchenlichem Markt im 1200jährigen Dörnigheimer Altstadtkern" werden zu lassen. Auch auf der Grünfläche an der Bischofsheimer Rhönstraße sollen keine Sozialwohnungen entstehen, denn die FDP tritt nicht nur allgemein für den Erhalt von Grünflächen ein, sondern macht sich auch speziell für diese stark. Wenn bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen stillgelegt werden, sollen auf ihnen "naturnahe Ökosysteme" entstehen, lautet eine weitere Forderung.
Die Verwaltung soll einmal in der Woche einen "Dienstleistungsabend bis 19 Uhr" einrichten. Durch Rationalisierung der Verwaltung und "kostenbewußte Personalpolitik" soll Geld gepart werden. "Das bedeutet, daß die Transparenz des Haushalts in Maintal durch die volle Anwendung des Haushaltsrechts und durch freiwillige Offenlegung erhöht wird", heißt es dazu wörtlich, und weiter: "Im Dienstleistungsbereich ist laufend zu prüfen, inwieweit von der öffentlichen Hand wahrgenommene Aufgaben privatisiert oder in eine andere Trägerschaft überführt werden können."
Zur Jugendpolitik wird moniert, die Stadt gäbe derzeit zuviel Geld für ihre Jugendzentren - speziell für den "Frankfurter Hof" im Stadtteil Dörnigheim - aus. Dieser "Fehlentwicklung" sei "entschieden entgegenzutreten". Gefordert wird statt dessen einerseits "die verstärkte Unterstützung der Jugendarbeit auf allen Ebenen", andererseits heißt es - als Aternative zum "Frankfurter Hof" - wörtlich: "Viel lieber sollten Steuergelder für Programme ordentlicher Jugendarbeit und für andere Jugendzentren in den Stadtteilen eingesetzt werden. Im Elementarbereich fordert die FDP flexiblere Betreuungszeiten, kleinere Gruppenstärken, Ausweitung des Hortangebotes.
Ein Pilotprojekt "Zusammen wohnen für jung und alt" soll entwickelt werden. Bei der Fürsorge für alte Menschen will die FDP mehr Unterstützung für private Pflegeinitiativen oder Pflegevereine und für die häusliche Kranken- und Altenpflege. Um älteren Menschen die Wege zu Ämtern und Behörden zu erleichtern, soll der Maintaler Seniorenpaß auf Taxifahrten innerhalb des Stadtgbietes ausgeweitet werden. pom
LANGENSELBOLD. Eine Bilanz des Müllaufkommens der vergangenen Jahre zieht die Langenselbolder Verwaltung. Demnach sind die Hausmüllmengen von 1988 bis 1991 um 22 Prozent auf rund 3000 Tonnen zurückgegangen. Zwar gab es im Vorjahr wieder einen Anstieg um 200 Tonnen, doch die Statistiker begründen dies mit der gleichzeitigen Zunahme der Einwohnerzahl um zehn Prozent.
Anders sieht es beim Sperrmüll aus. Dessen Menge und Gewicht hat seit 1988 ständig zugenommen. Stichproben ergaben dabei, daß einige unverbesserliche Bürger versuchten, ihren Abfall, der eigentlich in die Tonne gehörte, über die Sperrmüllabfuhr loszuwerden. Mittlerweile funktioniert das Abholsystem auf Abruf und wird kontrolliert. So sei zu erklären, daß sich das Gewicht von 560 Tonnen in 1990 auf 450 Tonnen im vergangenen Jahr reduziert hat. hein
HANAU. Das Freizeit- und Sportamt bietet von Juli bis Oktober sechs Auslandsfahrten nach England, die Niederlande, Frankreich, Italien und Rußland an. An einem Zeltlager in Süditalien können auch junge Leute aus Waltershausen teilnehmen. Wer Interesse hat, kann sich beim Freizeit- und Sportamt in der Nordstraße 88, Telefon 295410, informieren. res
MAINTAL. Ein Leichtverletzter und rund 63 000 Mark Schaden - drei Fahrzeuge waren am Mittwoch nachmittag in einen Unfall auf der Autobahn A 66 bei Bischofsheim verwickelt.
Nach Angaben der Autobahnpolizei Langenselbold hatte eine Fahrer direkt von der Auffahrt auf die Überholspur wechseln wollen und dabei einen anderen Wagen übersehen. Der rammte das Fahrzeug, das wiederum gegen einen Lastwagen geschleudert wurde. az
OBERTSHAUSEN. Wenn einer der 16 248 Wahlberechtigten in Obertshausen seine Wahlbenachrichtigung verloren hat, kann er trotzdem mit seinem Personalausweis, Führerschein oder Reisepaß zur Wahl gehen. Das zuständige Wahllokal kann im Rathaus unter der Nummer 7030 erfragt werden. Darauf weist Wahlleiter Walter Kretschmer hin.
Er erinnert auch daran, daß die Briefwahlunterlagen bis heute 18 Uhr in den beiden Rathäusern in der Schubert- oder Beethovenstraße abgegeben werden müssen. Die Wahlämter in beiden Rathäusern sind auch am morgigen Samstag von 10 bis 12 sowie am Sonntag von 8 bis 15 Uhr geöffnet. pmü
HANAU. In der Reihe "Theater live für junge Leute" wird am Mittwoch, 17. März, ab 19 Uhr im Comoedienhaus Wilhelmsbad das zeitkritische Stück "Voll auf der Rolle" von Leonie Ossowski nach Motiven ihres Romans "Stern ohne Himmel" gezeigt.
Es handelt von einer Schulklasse, in der die nationalsozialistische Vergangenheit aufgearbeitet werden soll. Eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführung wird der Studienrat Erland Schneck eine Einführung geben.
Interessenten können Karten im Vorverkauf bei CD-Tickets am Goldschmiedehaus, Telefon 25 85 55 / 56, und bei der Volksbühne in der Nürnberger Straße, Telefon 2 01 44 erwerben. res
ROSBACH. 16 Landwirte haben für das Jahr 1992 Ausgleichzahlungen wegen Nutzungseinschränkungen in Wasserschutzgebieten beantragt und werden nach Angaben von Bürgermeister Reinhold Medebach in Kürze die entsprechenden Überweisungen erhalten. Die Stadt leistet pauschal 90 Mark pro Hektar für die Ernteausfälle, die den Landwirten wegen Verzichts auf Pflanzenschutzmitteln entstanden sind.
Ziel dieser im Hessischen Wassergesetz niedergelegten Ausgleichszahlung ist laut Medebach, in Wasser- und Heilquellschutzgebieten möglichst wenig Pflanzenschutzmittel auszubringen. Rosbach spiele eine Vorreiterrolle bei der Ausgleichszahlung. hm
HANAU. Es war keine übliche Wahlkampfveranstaltung, sondern eher ein Wirtschaftsgespräch unter Fachleuten. Der Querdenker der Bundes-CDU, der sich auch schon mal mit Bundeskanzler Helmut Kohl anlegt und der als heutiger Ministerpräsident des Freistaates Sachsen die Interessen der neuen Bundesländer vertritt, Professor Kurt Biedenkopf, weilte gestern vormittag auf Einladung der Main-Kinzig-CDU im Kurhaus Wilhelmsbad - und viele kamen.
Vor allem Vertreter aus Industrie, Handel und Banken waren der persönlichen Einladung der CDU gefolgt, um sich von Biedenkopf über die wirtschaftliche Stimmung und die der Menschen in der Ex- DDR informieren zu lassen. Und das, was Biedenkopf zu sagen hatte, kam an, auch wenn manches für Westler unangenehm geklungen haben mag.
Eines machte Biedenkopf dem handverlesenen Kreis aus mittelständischem Unternehmertum und Bänkern schnell deutlich. Das Bild vom ständig jammernden Ostdeutschen sei völlig falsch. Tief beeindruckt sei er, so Biedenkopf, wie bereit die Menschen im Osten seien, sich auf westliches Gedankengut einzulassen, beispielsweise zu verstehen, daß wir in einer Leistungsgesellschaft leben und nicht mehr in einer Gesellschaft, in der nur Arbeitsplätze ohne Leistungsorientierung verteilt worden sind. Den Leuten klar zu machen, daß jemand vielleicht aufgrund seiner Leistung zehnmal mehr als ein anderer verdient, ist für den sächsichen Ministerpräsidneten eine der entscheidenden bewußtseinsbildenden Aufgaben in nächster Zeit. "Die Menschen drüben sind auf jeden Fall dazu bereit."
Um zu erreichen, daß "uns die Einheit einmal mehr bringt, als sie uns kostet", ist für Biedenkopf zwar auch Geldtransfer wichtig, für bedeutender hält er es aber, daß die westlichen Bundesländer ihr in 45 Jahren Marktwirtschaft erworbenes Wissen an die Menschen im Osten weitergeben. Manche Betriebe in den neuen Bundesländern seien in den letzten zwei Jahren nur deshalb Konkurs gegangen, weil es an fähigen Managern gefehlt habe. Das Wissensdefizit im Osten sei enorm. Bis die Menschen im Osten ihre Lebensverhältnisse westlichen Maßstäben angepaßt hätten, - dazu gehöre auch die Gewöhnung an unser privatrechtlich gestaltetes Zusammenleben - dauert nach Ansicht von Biedenkopf etwa 10 bis 15 Jahre. Allerdings nur dann, wenn der Westen entscheidend mithilft. Und das tut er nach Biedenkopfs Einschätzung noch nicht ausreichend genug. Deutschland müsse wieder mehr auf Spitzenqualifikation im Beruf setzen. Massenqualifikation sei ausreichend vorhanden. Auch beklagte er fehlende Innovationsbereitschaft deutscher Unternehmer im Osten, ein in seinen Augen verhängnisvoller Fehler. Nur mit stark verbesserter Ausbildung und unternehmerischem Können könne der Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten bleiben. Biedenkopf: "Unsere gegenwärtigen Wirtschaftsprobleme hängen nicht nur mit der deutschen Einheit, sondern auch mit Strukturfehlern der deutschen Wirtschaft zusammen."
Ein mittelständischer Wellpappen- Unternehmer aus Hanau hielt Biedenkopf entgegen, er sei im vergangenen Jahr bereit gewesen, in Thüringen eine Fabrik mit etwa 80 Beschäftigten zu übernehmen. Doch man habe ihm bedeutet, daß er dann auch die Altlasten des Betriebes tragen müsse. Doch niemand habe sagen können, ob dies 200 000, zwei Millionen oder 20 Millionen Mark bedeute. "Da habe ich den Plan wieder aufgegeben." Der sächsische Ministerpräsident will sich die Fakten aus Hanau schicken lassen und sich persönlich um den Fall kümmern. are
Querfeldein
Hans Butzmann gestorben Im Alter von 54 Jahren verstarb der Fußball-Trainer Hans Butzmann. Der in Dessau geborene kaufmännische Angestellte kam 1958 nach Frankfurt, wo er zunächst Jugend-Trainer der FG 02 Seckbach, später Liga-Coach beim gleichen Verein, der SG Bornheim, beim SC Grün- Weiß und zuletzt bei der SG Riederwald war. 1975/76 schaffte er mit Seckbach den Aufstieg von der B- in die A-Klasse. Landesmeisterschaften im Eiskunstlauf Der hessische Eissportverband richtet am Wochenende in der Frankfurter Eissporthalle die Landesmeisterschaften im Eiskunstlauf aus. Das Technikprogramm beginnt am Samstag um 8 Uhr, ab 13.30 Uhr stehen die Kürläufe an. Am Sonntag (8 Uhr) starten "Anwärter, Junioren und Meisterklasse" ausgetragen. Ausgezeichneter Olympiastützpunkt Der Olympiastützpunkt Frankfurt Rhein-Main, der unter der Trägerschaft des Landessportbundes Hessen steht, wurde wegen seiner hervorragenden Arbeit vom Bundesausschuß für Leistungssport (BAL) des Deutschen Sportbundes in die Kategorie A eingestuft. FRC Fechenheim mit neuer Besatzung Die Mitglieder des Frankfurter Ruder- Clubs Fechenheim wählten einen neuen Vorstand. Für den nach zwölfjähriger Tätigkeit auf eigenen Wunsch aus seinem Amt ausgeschiedenen Heinz Bunk steuert fortan Volker Mink das FRCF-Schiff. Ihm steht als Günter Büdel zur Seite. Viktoria Preußen bestätigt Vorstand Ohne Gegenstimme bestätigte die Mitgliederversammlung den Vorstand des SV Viktoria Preußen. Die Mannschaft um Erste Vorsitzende Doris Knuth geht somit in das dritte Jahr ihrer Arbeit.
HANAU. Bei der Metallurgie- und Wärmebehandlungsfirma Leybold Durferrit (LD) droht einem Teil der 460 Beschäftigten in Erlensee und Wolfgang der Verlust des Arbeitsplatzes. Das ließ Vorstandschef Horst Heidsieck bei der Bilanzpressekonferenz der Firmenmutter Leybold durchblicken, ohne sich auf die genaue Zahl der wegfallenden Stellen festlegen zu wollen. Die Belegschaft soll sie in einer Betriebsversammlung am 17. März erfahren. Nach FR-Informationen trifft es schlimmstenfalls 160 LD-Arbeiter. Zum Sanierungskonzept gehört auch, daß ein geleastes Firmengebäude in Erlensee aufgegeben wird.
Heidsieck bezeichnete LD als "das größte Sorgenkind" im Leybold-Konzern, der in Hanau, Alzenau und Köln 1991/92 auf 5600 Beschäftigte schrumpfte, gegenüber 6200 ein Jahr zuvor. Die Ursachen dafür seien konjunkturbedingt und hausgemacht: Zum einen sei die Nachfrage aus Auto- und Flugzeugindustrie sowie des Werkzeugmaschinenbaus merklich zurückgegangen. Zum anderen habe sich "die alte Leybold-Krankheit", sich nicht aufs Wesentliche zu konzentrieren und eine zu breite Produktpalette anzubieten, auch bei LD negativ niedergeschlagen. Die Konzernleitung wolle sich künftig auf die Arbeitsbereiche konzentrieren, in denen LD möglichst rasch schwarze Zahlen schreiben könne.
Mit 25 Millionen Mark Verlust trug LD 91/92 fast ausschließlich zum schlechten Leybold-Ergebnis bei. Der Umsatz des Konzerns stagnierte bei rund 1,1 Milliarden Mark. Auffallend ist dabei die dünne Eigenkapitaldecke mit nur 11,8 Prozent von 827 Millionen Mark Bilanzsumme.
Damit lasse sich nur dank der Finanzspritzen der Konzernmutter Degussa leben, sagte Finanzchef Joachim Manke. Der Geschäftsbericht weist aus, daß Degussa der Tochter Leybold 91/92 63 Millionen Mark zuschießen mußte (im Vorjahr waren es bereits 30 Millionen Mark). Manke bezeichnete das Ergebnis bei Leybold als "nach wie vor unbefriedigend".
Nur bei der Leybold AG habe das Sanierungskonzept, das den Abbau von Personal und Firmen-Teilbereichen vorsieht, dazu geführt, daß am Ende des Tunnels noch Licht zu erhoffen sei, sagten Manke und Heidsieck übereinstimmend. Bedingt durch die einsetzende Rezession sogar in Japan seien die Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft für den Konzern derzeit schlecht. Leybold erwartet im laufenden Geschäftsjahr 1992/93 sieben Prozent weniger Umsatz als 1991/92.
Zur Gesundung beitragen sollen der Verkauf des Alzenauer Werkes an die RWE und das Vermieten ungenutzter Flächen in Köln. Davon erwartet sich Heidsieck jährlich zehn Millionen Mark weniger Fixkosten im Firmenetat. Die Gebäude- und Grundstücksübergabe in Alzenau soll Mitte 1993 sein. Leybold will mit 100 Beschäftigten der Displaytechnik Mieter bei RWE bleiben. Vertriebsleute und Konstrukteure von Leybold sind bereits von Alzenau nach Hanau umgezogen, wo die Unternehmensbereiche Großtechnische Beschichtung und Beschichtungstechnik Elektronik/Optik zusammengefaßt werden. him
Nimmt's die Stadt nicht so genau mit dem Baumschutz? / Dehler widerspricht energisch Birken unterirdisch anrasiert "Gerade noch erträglich" Von Marcel Keiffenheim KÖNIGSTEIN. Bei der Anlage des provisorischen Parkplatzes an der Klosterstraße hat der Magistrat nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) gegen die eigene Baumschutzsatzung verstoßen. Außerdem habe sich die Stadt, als sie den verwilderten Garten zur Stellfläche machte, an der Vorschrift "vorbeigetrickts", zum Ausgleich an anderer Stelle neues Grün zu schaffen, findet ALK-Politiker Hans-Reinhard Leppin. Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD) erklärt dagegen, an den Vorwürfen sei "nichts, aber auch gar nichts dran". Eine gepflegte Anlage war die Grünfläche, die sich parallel der Adelheidstraße von der Klosterstraße aus nordwärts erstreckt, schon lange nicht mehr. Früher einmal ein Minigolfplatz, war das städtische Grundstück längst mit wild wucherndem Gestrüpp zugewachsen - gerade recht, um bei den Ferienspielen als Abenteuergelände zu dienen. Vergangenes Jahr beschloß jedoch die Stadtverordnetenversammlung, aus der kleinen Wildnis im Herzen Königsteins einen Parkplatz zu machen. Ein Provisorium sollte es sein, lautete der Vorschlag von FDP und WK 2000, dem die CDU gegen die Ablehnung der übrigen Fraktionen zur parlamentarischen Mehrheit verhalf: Abstellfläche für rund 70 Autos nur so lange, bis die geplante Tiefgarage unter der Konrad-Adenauer-Anlage fertig ist.
Im Dezember rückten die Bagger an und gruben den Humus 20 Zentimeter tief weg. Anschließend wurde noch roter Schotter auf dem Areal verteilt - dann war witterungsbedingt erst mal Schluß, und ist es noch so lange, wie der Frost anhält. Jetzt störte jedoch ALK-Politiker Leppin die Parkplatzbauer aus ihrem Winterschlaf. Als er dieser Tage mit Hund Moritz über die Schotterfläche schlenderte, stellte er zu seinem Entsetzen fest: "Die haben die Abstellflächen fast bis gegen die Bäume ausgedehnt."
Rund 30 Bäume umsäumen den Platz: Erlen, Eschen, Birken, auch eine Platane. Der Schotter langt mal einen Meter, an anderen Stellen bis zu 30 Zentimeter dicht an die Stämme heran. Zu dicht, meint Leppin und verweist auf die Königsteiner Baumschutzsatzung. Darin heißt es, daß der "Wurzelbereich unter der Baumkrone" durch "Abgrabungen, Ausschachtungen, Aufschüttungen oder Verdichtungen" nicht beeinträchtigt werden dürfe. Und damit sich einmal Autos den Bäumen auf die Füße stellen können, werde ja erst einmal abgegraben, aufgeschüttet und verdichtet.
Falsch, sagt Stadtrat Dehler. Bei der Anlage des Parkplatzes (der von Dehlers SPD politisch gar nicht gewollt war) habe man den Baumschutz peinlich genau eingehalten. Überall zwischen Erdreich und Schotter sei eigens ein spezielles Vlies eingelegt worden: eine Mineralfaserdekke, die den Boden schützt, das Gewicht der Autos verteilt, aber Regenwasser durchläßt. Die Erdarbeiten, die die Baumschutzsatzung verbietet, müßten zudem wesentlich tiefer gehen als das Herumkratzen an der Oberfläche, wie es für den Parkplatzbau notwendig war.
Manche Wurzeln bekam freilich mehr als nur ein paar Kratzer ab. Vor allem die Birken wurden unterirdisch anrasiert; nun lugen einige Wurzelstümpfe anklagend aus dem Boden. Da räumt auch der städtische Landschaftsplaner Gerd Böhmig ein, daß "die Abgrabung bis an das gerade noch erträgliche Maß" ging. "Aber", ergänzt er dann, "auch nicht darüber hinaus." Wenn die Birken nun ein schützendes Wurzelkleid etwa aus Jute verpaßt bekämen, würden sie die Blessuren ohne Schaden überstehen.
Leppin geht es freilich nicht nur um die Bäume, sondern das städtische Grün an sich. Eigentlich hätte man, wenn an einer Stelle den Autos Vorfahrt vor Pflanzen eingeräumt wird, das woanders wieder ausgleichen müssen, so der ALK- Politiker. An einer entsprechenden Auflage der Unteren Naturschutzbehörde habe sich der Magistrat aber "vorbeigetrickts", indem der Abstellplatz zum Provisorium ernannt wurde.
Bis einmal Autos unter der Konrad- Adenauer-Anlage parken, gingen noch einige Jährchen ins Land - wenn es überhaupt dahin komme. Da von einer Übergangslösung zu reden, findet er "nicht ganz astrein". Die Naturschutzbehörde müsse zudem davon ausgehen, daß nach Ablauf des "Provisoriums" der Platz wieder grün werde. Höchst unwahrscheinlich, meint Leppin: "Es ist im Gespräch, da anschließend zu bauen."
Das will Dehler gar nicht ausschließen. Das Gelände sei Teil des laufenden Ideenwettbewerbs Konrad-Adenauer-Anlage. Was einmal an der Klosterstraße entstehen mag, stehe von daher zur Zeit noch in den Sternen. Aber eines sei ganz gewiß, sagt der Stadtrat: "Falls da nicht renaturiert, sondern gebaut werden sollte, dann, aber natürlich auch nur dann, schaffen wir einen Grün-Ausgleich."
Die Männer in den schwarzen Kitteln haben es nicht leicht, gerade wenn im Fußball sich die Fernsehkameras mit Schärfe unerbittlich auf die Pfeifenmänner stürzen, um dann genüßlich sich darüber auszulassen, wo überall der Mensch gefehlt. Ein dickes Fell ist da schon nützlich, um sich Tag für Tag wieder fitzumachen für die heißgemachten Hähne auf dem Feld. Doch selten ficht das einen an, gelassen nimmt er&rquote;s hin, solange er nur getreulich seines Amtes walten kann im wilden Schlachtgetümmel.
Doch muß man sagen, und dies gewiß ganz ohne jede Häme, daß auch ein Schiedsrichter so cool nicht ist, um selber sich im Zaum zu halten, wenn erst einmal die Jagd auf's runde Leder mit Bravour beginnt und er durchs Trikot selbst zum Spieler mit dem harten Gegenüber wird.
In Spanien war es dieser Tage, daß Pfeifenmänner sich zum Matche trafen, um auf den Felde zu ergründen, wer wohl die beste Mannschaft sei aus ihrer Zunft. Doch Fußball wurde nur am Rand gespielt, weil wilde Diskussion das Spielchen ständig unterbrach. Ein Foulelfmeter führt zum ersten Streit; ein Platzverweis, weil einer wild sich bald erregte, folgt bald als harter, zweiter Streich. Beleidigt alle nun und lautstark viele Dialoge, von denen manche aus der guten Kinderstub nicht stammten. Doch immerhin besann man sich und wollte weiterspielen, wohl eingedenk der reinen Lehre von der Fußball-Schule, in der es hieß, neutral zu sein um jeden Preis. Und anständig natürlich, wie sich&rquote;s nun mal gehört im Schiedsrichter-Berufe!
Nur einer wollte dies nicht akzeptieren, obwohl er nur am Rand der Bande saß. Er eilte hin zum unglücklich amtierenden Kollegen, nicht um zu diskutieren, sondern um zu malträtieren. Weil es der Sohn war, der vom Platz gestellt, setzt er 'nen Kopfstoß an und schickt den Pfeifenmann zu Boden. Der arme Kerl, genug beschimpft schon von den Spielern, liegt lange da und regt sich erst nach mehreren Minuten. Ganz klar: Die Ohnmacht hat ihn süß umnachtet.
Bald wieder zur Vernunft gekommen, ist auch die Scham ob üblen Treibens bald erwacht. Doch unerbittlich und mit Recht folgt bald die Konsequenz: Gesperrt für lange Zeit muß er nun grübeln, ob er nicht doch des Guten hat zuviel getan. Wo eingeplant er war beim Spiel in Barcelona, steht nun ein anderer an der Seitenlinie und freut sich seines - hoffentlich gelungnen - Tuns.
Aus Fleisch und Blut (und auch mit Wut) sind also alle. Und Menschen. Auch die Pfeifenmänner keine Götter.
ERICH STÖR
doe FRANKFURT A. M. Nach einem massiven Rückfall in die Verlustzone will der niederländische Elektromulti Philips seine Belegschaft noch drastischer zurückstutzen. Voraussichtlich 10 000 bis 15 000 weitere Jobs müßten im laufenden Jahr gestrichen werden, kündigt Konzernchef Jan Timmer, dem die Gewerkschaften wegen seines harten Sanierungskurses den Beinamen "Orkan Gilbert" verpaßt haben, an. Bislang sind dem Mitte 1990 gestarteten Restrukturierungsprogramm "Centurion" weltweit schon 55 000 Arbeitsplätze zum Opfer gefallen. Auch im vergangenen Jahr war die Beschäftigtenzahl lediglich durch die erstmalige Einbeziehung von Grundig um 22 400 auf 252 200 gestiegen. Tatsächlich dünnte Philips das Personal erneut um 10 200 Personen aus.
Den Rotstift ansetzen will Timmer nun vor allem bei seinen schlimmsten Sorgenkindern - der Unterhaltungselektronik- und der Bauelemente-Sparte. Hiervon wird auch Grundig betroffen sein. Konkrete Angaben, an welchen Orten Stellen zur Disposition stehen, könne man derzeit noch nicht machen, heißt es in Eindhoven. Doch will ein Sprecher auch Kündigungen nicht ausschließen.
Eine "desaströse Entwicklung" der Ton- und Bild- sowie der Chip-Branche mit "industriellen Überkapazitäten und einer exzessiven Preiserosion" macht Philips für den abermaligen Sturz in die roten Zahlen im vergangenen Jahr verantwortlich. Während der Umsatz des angeschlagenen Riesen um drei Prozent auf 58,5 Milliarden Gulden (knapp 53 Milliarden Mark) leicht stieg, blieben unter dem Strich 900 Millionen Gulden (rund 800 Millionen Mark) Defizit hängen. In der Vorperiode war ein Überschuß von 1,1 Milliarden Gulden eingespielt worden.
Einziger Lichtblick im Philips-Reich war 1992 die Sparte Beleuchtung, die bei 7,4 Milliarden Gulden Umsatz ihren Betriebsgewinn um fast ein Viertel auf 972 Millionen Gulden aufhellte. Auch mit professionellen Geräten und Bauelementen schrieben die Eindhovener schwarze Zahlen, doch schrumpften die operativen Erträge hier um bis zu 40 Prozent. Die Unterhaltungselektronik schließlich brockte dem Konzern 553 Millionen Gulden "Miese" ein. Davon entfallen alleine 193 Millionen auf den Fürther Hersteller Grundig. Rechnet man die erforderlichen Umstrukturierungsrückstellungen und die Garantiedividende für die Eignerfamilie mit hinzu, dann lagen die Franken ihrer "Halb-Mutter" gar mit 484 Millionen Gulden Verlust auf der Tasche.
Für das Ergebnis des laufenden Jahres gibt Philips vorsichtshalber "keine Prognosen" ab. Mit einer Belebung der Weltwirtschaft wird 1993 nicht gerechnet, so daß der Umsatz nach Einschätzung des Managements "nahezu unverändert" bleiben dürfte.
WIESBADEN. "Wir müssen die Bürger dazu bringen, überhaupt zur Wahl zu gehen", sagt fast beschwörend Hans Eichel, der hessische SPD-Ministerpräsident. FDP-Landeschef Wolfgang Gerhardt setzt alles daran, "die Wahl zu dramatisieren", denn den Menschen müsse klargemacht werden, "daß diese Abstimmung ein politisches Stimmungsbild Deutschlands für die Welt ist". So ähnlich sehen das auch Manfred Kanther für die CDU und Joschka Fischer für die Grünen. Und auch der hessische DGB-Chef Karl-Heinz Jungmann hebt den Finger: "Wahlen sind nicht alles, aber der Stimmzettel kann auch zur Waffe werden" - gegen "fremdenfeindliche, rechte und national eingestimmte Parteien", ergänzt der DGB- Kreisvorsitzende Tom Lanzendörfer aus Bad Hersfeld. Wer diesmal gar "Protestwählen", also die Urne boykottieren will, dem wird entgegengehalten, daß er "gegen seine eigene Interessen stimmt, aber wer will das schon?"
Die hessischen Kommunalwahlen am morgigen Sonntag zwischen 8 und 18 Uhr sind - noch - der einzige Urnengang in diesem Jahr in der Republik (in Brandenburg wurde das Kommunalwahlgesetz, das den 5. Dezember 1993 als Termin nennt, erst in 1. Lesung verabschiedet). Das Votum der etwa 4,3 Millionen wahlberechtigten Hessen ist somit ein Barometer für die politische Stimmung in Deutschland - vor allem nach den Ereignissen von Rostock und Mölln.
Umfragen sprechen von Verlusten für SPD, CDU und FDP und von Gewinnen für Grüne und Wählergemeinschaften. Glaubt man den Meinungsforschern, dann werden die Parteien am ganz rechten Rand weniger gut abschneiden, als noch vor kurzem prophezeit. Die Aussage jedoch stößt allerorten auf Skepsis: "Ich bezweifle, daß die Leute, die die NPD wählen, das am Telefon auch lauthals so sagen", meint beispielsweise Dirk Metz, Sprecher der CDU.
Wahltag ist Zahltag, sagt ein Sprichwort. "Etwa um 23.30 Uhr" am Sonntag wird ein Landesergebnis (aus den addierten Stimmen der 21 Kreise und fünf kreisfreien Städte) vorliegen. Das erwartet jedenfalls der Leiter der Rechtsabteilung des hessischen Innenministeriums und Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel - vorausgesetzt, die Computer wurden mit richtigen Zahlen gefüttert und sind nicht "abgestürzt". Dann wird der Souverän, die Gesamtheit der Wähler, wissen, ob seine Rechnung aufging.
"Ach, es war nicht meine Wahl", um mit Schiller zu sprechen, werden wohl viele der insgesamt 4,3 Millionen Wahlberechtigten (1989 waren es 4,18 Millionen) später resümieren, die sich zwischen zehn Parteien und zahlreichen Wählergruppen entscheiden können. SPD, CDU und Grüne treten in allen 21 Kreisen an, die FDP brachte im Landkreis Marburg- Biedenkopf keinen Wahlvorschlag ein, sie kommt dort aber wie bisher in einer Listenverbindung mit "Freien Wählern" daher.
Die Republikaner kandidieren in 18 (1989 in zwei) und die NPD in fünf Landkreisen. Keine Wahlvorschläge von rechtsextremen Parteien wurden in den Kreisen Kassel und Werra-Meißner eingereicht; die ÖDP ist in fünf und die PBC in vier Kreisen vertreten, Die Blauen und Die Liga erscheinen in jeweils einem auf den Stimmzetteln. Die DKP, die bei der vergangenen Wahl noch Bewerber in 15 Kreisen benannt hatte, stellt sich nur noch in einigen Gemeinden zur Wahl. Gruppen unterschiedlichster Art erheben in 18 Wahlkreisen ihre Stimme. Da Städte und Gemeinden es mit der Meldepflicht nicht so genau nahmen, bestanden bis Donnerstag mittag in Wiesbaden noch Informationslücken über das dortige komplette Parteienspektrum.
Doch es sind nicht nur die bekannten Kürzel, die im Kampf um die Wählergunst auftauchen: in der Stadt Offenbach ist es beispielsweise "Niemand", in Wiesbaden die "Stadtkultur", "Limes" in Schwalbach, "Pascal" in Rüsselsheim und "ole" in Eltville - letztere Initiative setzt sich für die Erhaltung des Stadtbildes ein. Während in Darmstadt rechtsextreme Gruppen nicht in Erscheinung treten, konkurrieren in Frankfurt mit DHP, DVU, FWF, NPD und REP gleich deren fünf.
Über die Zusammensetzung der 21 Kreistage (1583 Sitze, 7073 Kandidaten, davon 24 Prozent Frauen) oder der Stadtverordnetenversammlungen der fünf kreisfreien Städte Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Offenbach und Kassel (387 Mandate, 1515 Kandidaten) müssen die hessischen Wähler ebenso abstimmen wie über die Verteilung der Mandate in 421 Städten und Gemeinden (insgesamt 13 466 zu wählende Gemeindevertreter/ Stadtverordnete). In Frankfurt und in Rhein-Main wollen auch 105 Männer und Frauen Abgeordnete das Umlandverbandes werden. Und natürlich sind die Ortsbeiräte (14 000 Sitze) neu zu bestimmen.
Fast genau vor vier Jahren, am 12. März 1989, war die SPD bei den Kommunalwahlen die mit Abstand führende kommunale Regierungspartei geworden. Mit ihrem Ergebnis von landesweit 44,5 Prozent der Stimmen besetzten Sozialdemokraten 46,4 Prozent aller Sitze in Kommunalparlamenten. In allen kreisfreien Städten stellten sie den Oberbürgermeister. Nur noch drei von 21 Ländräten haben das Parteibuch der CDU.
Vor vier Jahren verbuchte die CDU landesweit mit 33,3 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1972 - und das, obwohl sie in Wiesbaden an der Regierung war. Die Grünen kamen auf sieben Prozent und zogen erstmals in alle Kreistage ein, die FDP erreichte 4,4 Prozent. Freie Wählergemeinschaften (FWG) erzielten 9,2 Prozent und besetzten damit in den kreisangehörigen Gemeinden fast halb so viele Parlamentssitze wie die CDU.
Nordhessen wird bisher mit Ausnahme des Kreises Waldeck-Frankenberg, wo die SPD eine Koalition eingehen mußte, "flächendeckend" von absoluten SPD- Mehrheiten regiert. In Mittelhessen dominieren rot-grüne Koalitionen (Gießen, Marburg-Biedenkopf, Limburg-Weilburg), ein SPD/FWG-Bündnis herrscht im Lahn-Dill-Kreis, im Vogelsbergkreis kooperieren SPD und FDP. Auch in Südhessen brauchte die SPD meist die Grünen als Koalitionspartner (Frankfurt, Wetterau, Kreis Offenbach, Darmstadt-Dieburg, Bergstraße). Im Main-Kinzig-Kreis ist eine rot-grüne Koalition zerbrochen. Absolute SPD-Mehrheiten gab es in den Kreisen Odenwald und Groß-Gerau sowie in der Stadt Wiesbaden. In der Stadt Offenbach regiert eine große Koalition.
Morgen nun werden die Karten neu gemischt. Das ist auch der große Tag der vielen tausend Wahlhelfer im Land. Ihre Anwerbung bereitet den Kommunen zunehmend Schwierigkeiten. Von 1000 benötigten Wahlhelfern zum Beispiel in Darmstadt fehlten bis vor wenigen Tagen noch hundert. In Kassel werde die notwendige Zahl an Helfern für die 179 Wahllokale wohl nicht ganz erreicht, sagte Wahlleiterin Christine Schmarsow. In Wiesbaden war die Resonanz auf Zeitungsanzeigen gering. Doch ist es dem Wahlamt nach eigenen Angaben bislang immer gelungen, genügend Leute zu finden. In Gießen hat Wahlleiter Andreas Czerny "deutliche Worte über die Pflichten in einer Demokratie sagen müssen". Drückebergern vor dem Ehrenamt drohe ein Bußgeld von 500 Mark. Das Gesetz sieht für die Helfer - je neun pro Wahllokal - eine Entschädigung von 30 Mark für den Wahltag vor, der oft mehr als zwölf Stunden Arbeit bringt. Etliche Städte haben den Satz angehoben, in Frankfurt wird das Doppelte gezahlt.
Unter den 4,3 Millionen Wahlberechtigten (398 000 davon allein Frankfurt) gibt es natürlich auch wieder viele Leute, die zum ersten Mal ein Kreuzchen machen sollen. 95 000 (Erstwähler) sind es, die noch nie an einer Wahlurne standen, und 210 000 (sogenannte Jungwähler), die ihre erste Kommunalwahl erleben. Viele von ihnen werden vor einer Wahlmaschine stehen, von denen zirka 1500 (einige aus dem Saarland ausgeliehen), übers Land verteilt sind. Gemeinden, die mit diesen Hilfsgeräten voll ausgestattet sind, wird am Sonntag die besondere Aufmerksamkeit gelten. Denn sie sind erfahrungsgemäß die ersten, die die heißerwarteten Ergebnisse vermelden können. Dieburg und Dietzenbach zählen zu ihnen, Edermünde und Neu-Isenburg, Steinbach, Wölfersheim und Vellmar.
Im hessischen Innenministerium in Wiesbaden werden die Stimmen aus den besonders fixen Gemeinden, die Ergebnisse der Wahlen zu den Kreistagen und den Parlamenten der fünf kreisfreien Stadte zusammenlaufen. Klar, daß sich dort die Vertreter der Medien und die Politiker versammeln. Zum "Wahltreff", so Pressesprecher Gert-Uwe Mende, haben sich 230 Gäste angesagt, darunter Vertreter von fünf Fernsehanstalten, die Landespressekonferenz, Eichel, Kanther, Gerhardt, Fischer usw. Wem die einzelnen Stimmenergebnisse noch nicht Stimulanz genug sind, dem wird die Combo des hessischen Polizeiorchesters gewiß helfen - obwohl ihr nur "Salon-Musik" zugestanden ist. ERWIN KRAUSER
Freitag, 5. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antigone"; 21.30 Uhr, Lesung im Nachtfoyer: Hinze-Kunze-Roman; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung". Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Philipp Mosetter und sein monolithisches Theater.
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre - "Domestic Arrangements". Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff - "Les pieds dans l'Eau.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Yarinistan - "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen".
Kommunales Kinder- und Jugend Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 Jahren).
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren); 20 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".(Premiere).
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena" (Premiere). TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen. Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Peter Horton und Slava Kantcheff - "Duo Feuerfinger". Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "Wenn ich nicht für mich bin? Wer dann?".
TIK - Theater im Keller, Hochheimer Hof, Mainzer Str. 22/26: 20 Uhr, Berliner Kabarett - "Deutschland - kein Wintermärchen". Kinderhaus Innenstadt, Battonnstr. 4-8, Tel. 212 - 36 760: 15 Uhr, Theater Maskara, "Zottelhaube" (ab 5 Jahren).
Ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gemeindesaal, Gerauer Str. 52, Tel.: 666 23 49: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage". Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester / Steven Isserlis (Violoncello); Mozart-Saal: 20 Uhr, Liederabend - Roman Trekel; Hindemith Saal: 20 Uhr, Kammerkonzert.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, The Heinz Tigers / Sturdy Oaks.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Late Rent Party.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Larry Summers.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, The Gypsys.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show mit Andalucia.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Uwe Gehring Feat. James Dereck Quartett. Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazzfabrik.
Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Suneverised.
Music Hall: 19 Uhr, Manzaneto, Spanisches Konzert; 23 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse).
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Jesus Christ Superstar.
Festhalle, Messegelände: 18 Uhr, Die Frankfurt Show - mit Künstlern Europas.
Palmengarten, Bockenheimer Landstr., Palmenhausterrasse: 11 Uhr, Ausstellungseröffnung mit dem Bläserensemble der Philharmonischen Gesellschaft.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert mit Werken von Max Reger. Samstag/Sonntag, 6./7. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; So., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30, "Die Präsidentinnen"; So., 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", So., 19.30 Uhr, "Festung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial"; So., 15 Uhr, Salon de esprit im Hause Rolfs; 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., So., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 und 22 Uhr, Die Max- Goldt-Nachtschau.
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern"; So., 20.30 Uhr, Zibeben, Gesangsquintett a capella. English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., So., 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre, "Domestic Arrangements"; Studiobühne: Sa. 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen, "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., So., 20 Uhr, Jérôme Deschamps, "Les Pieds dans l'Eau". Probenbühne, Daimlerstr.: So., 18 Uhr, Wahlparty.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Musik-Theater, "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen"; So., 16 und 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freies Schauspiel Ensembel, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel - ein Spektakel".
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, So., 15 Uhr, "Käthi B". (ab 8 Jahren); Sa., 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".
Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena".
Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweid- str. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "Cinderella".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Peter Horton und Slava Kantcheff, "Duo Feuerfinger"; Artrium: So., 11 Uhr, White Eagle Jazzband; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, "Das schlappmäulige Jonglierspektakel" (ab 4 Jahren).
Titus-Thermen, Theater in der Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: Sa., 21 Uhr, "Top Girls".
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Geld anderer Leute", Haus Nordweststadt. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten); So., 19.30 Uhr, Lady Macbeth von Mzensk (Premiere).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Zucchero; So., 20 Uhr, Ivo Pogorelich; Mozart-Saal: So., 20 Uhr, Clown Pic, "Tanz der Kreaturen"; Hindemith-Saal: So., 20 Uhr, Liederabend. Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Honey B. & The T-Bones; So., 21 Uhr, Juke.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 21.30Uhr, Christopher Dell - Ingolf Burkhardt Quartett.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa., So., 19.30 Uhr, Rock 'n' Rolle Band.
Music-Hall, Voltastr. 74: So., 19 Uhr, Rock-Festival, Finale.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Mambo Diablo Salsa.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Dominocats.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, Larry Summers; So., 20.30 Uhr, The Rude Kids.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Mallet Heartrock; So., 15 Uhr, Bernd Schütz Band; 21 Uhr, Liz it up.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Jeff Dahl.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaléon (Guitarra y Gesang) y Susi Alca (Tanz); So., 18 Uhr Live Gitarre mit Salvador Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Sammy Vomacka Trio.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.
Zeilgalerie, Ebene 7, Les facettes: So., 16 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, United Slapstick.
Stadthalle Bergen, Markstr. 15: Sa., 20 Uhr, Varieté und Tanz.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Cimam: Soularium.
Galleria, Messegelände: Sa., 18 Uhr, Christof Sänger Trio.
Studio Arabeska, Kleyerstr. 90: Sa., 20 Uhr, Orientalischer Tanz und Musik, Debby Goldman, Abu Hassan; Seminar Sa., So., 12 bis 16 Uhr.
Kammeroper, Nordendstr. 60: Sa., (Prem.)/So., 20 Uhr, Der Barbier von Sevilla. Festhalle, Messegelände: Sa., 20 Uhr, Musikantenstadl.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 16, 21 Uhr, So., 20 Uhr, "Jesus Christ Superstar".
Alte Nicolai-Kirche, Römerberg: Sa., 20 Uhr, Bläserkonzert; So., 11.15 Uhr, Bläsergottesdienst. Ev. Andreaskirche, Kirchhainer Str. 2: Sa., 18 Uhr, Musikalische Vesper, Johannes-Passion. St.-Josef-Kirche, Ffm.-Höchst: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.
Wartburgkirche, Hartmann-Ibach-Str. 108: So., 16 Uhr, Kammerkonzert.
Peterskirche, Bleichstr.: So., 20 Uhr, A- capella-Konzert.
Ev. Kirchengemeinde Nieder-Eschbach, Görlitzer Str. 26-28: So., 17 Uhr, Klavierabend. Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Weißkirchen.
2. BUNDESLIGA Süd, Männer, u.a.: TV Gelnhausen - TSV Rintheim (Sa, 19.30 Uhr, Kreisrealschule), VfL Günzburg - Eintracht Wiesbaden (Sa, 19.30 Uhr).
KREISLIGA A Frankfurt - Männer: TSV 1857 Sachsenhausen - TuS Nieder-Eschbach II (Sa., 15.45 Uhr, Sporthalle Süd), SG Sossenheim - MTV Kronberg (Sa., 17.30 Uhr, Sporthalle im Haus Nied), TV Petterweil II - TV Gonzenheim (Sa., 18.05, Sporthalle an der Sauerborn- Straße), TG Schwanheim - TV Bergen/Enkheim (Sa., 18.25 Uhr, Carl-von-Weinbergschule), TV Bad Vilbel - TSG Frankfurter Berg (So., 17 Uhr, Sporthalle am Sportfeld), TSG Nordwest Frankfurt - TSG Vorwärts Frankfurt (So., 19 Uhr, Paul-Hindemith-Schule).
KREISLIGA A Frankfurt - Frauen: TV Petterweil - TS 1856 Griesheim (Sa., 16.50 Uhr, Sporthalle), TG Schwanheim - SG Riederwald (Sa., 17.10 Uhr, Carl-von-Weinbergschule), TSG Nordwest Frankfurt - TSG Oberursel II (So., 15.15 Uhr, Paul-Hindemith-Schule), FSV Frankfurt - TSG Usingen (So., 15.25 Uhr, Friedrich- Ebert-Schule) TG 04 Sachsenhausen - PSV Grünweiß Frankfurt III (So., 16.15 Uhr, Stadion- Wintersporthalle).
Samstag/Sonntag, 6./7. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; So., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30, "Die Präsidentinnen"; So., 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", So., 19.30 Uhr, "Festung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial"; So., 15 Uhr, Salon de esprit im Hause Rolfs; 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., So., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 und 22 Uhr, Die Max- Goldt-Nachtschau.
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern"; So., 20.30 Uhr, Zibeben, Gesangsquintett a capella. English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., So., 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre, "Domestic Arrangements"; Studiobühne: Sa. 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen, "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., So., 20 Uhr, Jérôme Deschamps, "Les Pieds dans l'Eau". Probenbühne, Daimlerstr.: So., 18 Uhr, Wahlparty.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Musik-Theater, "Herrlich ist der Orient, über's Mittelmeer gedrungen"; So., 16 und 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freies Schauspiel Ensembel, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel - ein Spektakel".
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, So., 15 Uhr, "Käthi B". (ab 8 Jahren); Sa., 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".
Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena".
Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "Cinderella". Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Peter Horton und Slava Kantcheff, "Duo Feuerfinger"; Artrium: So., 11 Uhr, White Eagle Jazzband; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, "Das schlappmäulige Jonglierspektakel" (ab 4 Jahren).
Titus-Thermen, Theater in der Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: Sa., 21 Uhr, "Top Girls".
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Geld anderer Leute", Haus Nordweststadt. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten); So., 19.30 Uhr, Lady Macbeth von Mzensk (Premiere).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Zucchero; So., 20 Uhr, Ivo Pogorelich; Mozart-Saal: So., 20 Uhr, Clown Pic, "Tanz der Kreaturen"; Hindemith-Saal: So., 20 Uhr, Liederabend. Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Honey B. & The T-Bones; So., 21 Uhr, Juke. Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 21.30Uhr, Christopher Dell - Ingolf Burkhardt Quartett.
Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa., So., 19.30 Uhr, Rock 'n' Rolle Band.
Music-Hall, Voltastr. 74: So., 19 Uhr, Rock-Festival, Finale.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Mambo Diablo Salsa.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Dominocats.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, Larry Summers; So., 20.30 Uhr, The Rude Kids.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Mallet Heartrock; So., 15 Uhr, Bernd Schütz Band; 21 Uhr, Liz it up.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Jeff Dahl.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaléon (Guitarra y Gesang) y Susi Alca (Tanz); So., 18 Uhr Live Gitarre mit Salvador Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Sammy Vomacka Trio.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.
Zeilgalerie, Ebene 7, Les facettes: So., 16 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, United Slapstick.
Stadthalle Bergen, Markstr. 15: Sa., 20 Uhr, Varieté und Tanz.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Cimam: Soularium.
Galleria, Messegelände: Sa., 18 Uhr, Christof Sänger Trio.
Studio Arabeska, Kleyerstr. 90: Sa., 20 Uhr, Orientalischer Tanz und Musik, Debby Goldman, Abu Hassan; Seminar Sa., So., 12 bis 16 Uhr.
Kammeroper, Nordendstr. 60: Sa., (Prem.)/So., 20 Uhr, Der Barbier von Sevilla. Festhalle, Messegelände: Sa., 20 Uhr, Musikantenstadl.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 16, 21 Uhr, So., 20 Uhr, "Jesus Christ Superstar".
Alte Nicolai-Kirche, Römerberg: Sa., 20 Uhr, Bläserkonzert; So., 11.15 Uhr, Bläsergottesdienst. Ev. Andreaskirche, Kirchhainer Str. 2: Sa., 18 Uhr, Musikalische Vesper, Johannes-Passion. St.-Josef-Kirche, Ffm.-Höchst: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.
Wartburgkirche, Hartmann-Ibach-Str. 108: So., 16 Uhr, Kammerkonzert.
Peterskirche, Bleichstr.: So., 20 Uhr, A- capella-Konzert.
Ev. Kirchengemeinde Nieder-Eschbach, Görlitzer Str. 26-28: So., 17 Uhr, Klavierabend. Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Weißkirchen.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).
Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).
Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glasplasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u.a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf - Malerei. Irene von Mering - Fotografien (bis 30. 3.).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - Neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).
Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen". Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Fr. bis So., 14 bis 17 Uhr; Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).
Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Fr. bis So., 14 bis 17 Uhr; Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).
Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).
Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).
Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).
Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
pid. CLAUSTHAL-ZELLERFELD, 4. März. Studenten der Technischen Universität (TU) Clausthal-Zellerfeld im Harz schlafen seit zwei Nächten in einem Schnee-Iglu vor der Mensa mit der Aufschrift "Wohnheim 12, Zimmer 1". Sie wollen damit gegen die geplante Erhöhung der Mieten für die elf echten Studenten-Wohnheime in Clausthal protestieren. Ab dem 1. Juni sollen sie knapp 13 Mark Kaltmiete pro Quadratmeter zahlen. Betroffen sind 941 Studenten. "13 Mark sind viel zu viel für winzige Zimmer in heruntergekommenen Heimen", sagte der Finanz-Referent des Allgemeinen Studenten-Ausschusses der TU, Thomas Studnitzky.
Solange genügend Schnee liegt, wollen die Studenten in dem rund vier mal fünf Meter großen Iglu bleiben. Nützen wird der Protest vermutlich aber nichts. "Wir können die Mieterhöhung nicht rückgängig machen", sagte der stellvertretende Chef des Studentenwerks, Holger Gerken, am Donnerstag.
LANGENSELBOLD. In diesem Monat bietet das Langenselbolder Jugendzentrum für Kinder jeden Donnerstag von 15 bis 16.30 Uhr einen Spielnachmittag an. Am 11. März soll ein Vesperbrotbeutel gebastelt werden, am 18. März ein Wollpomponfisch, am 25. März ein Schaukelpinguin und am 1. April kunterbunter Osterschmuck. Der Film "Der tapfere kleine Toaster" wird am 8. April in der Klosterberghalle gezeigt. hein
Etwas mehr als drei Monate nach ihrem 15. Geburtstag steht die Badminton-Abteilung der SG Anspach bereits vor dem Schritt in die Zweite Bundesliga und hat mit der Oberliga- Meisterschaft und dem sichergestellten Aufstieg in die Regionalliga die größten Erfolge in der Abteilungsgeschichte erreicht. In den beiden Aufeinandertreffen mit dem etablierten Zweitligisten SG Hanau/Erlensee am Samstag in Anspach (17 Uhr, Sporthalle der Adolf-Reichwein-Schule) und am Sonntag (10 Uhr, Ludwig-Geisler- Schule) in Hanau wird sich nun entscheiden, ob den jungen Anspachern der direkte Sprung in die Zweitklassigkeit gelingt.
Die SG Anspach versteht sich in diesen Partien um einen Platz in der umstrukturierten Zweiten Bundesliga als Außenseiter. Dennoch will man die einmalige Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe respektive zwei Aufstiege in einer Saison zu vollbringen, natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. "Wir können nur gewinnen, haben einen Aufstieg bereits sicher, während die Hanauer nur verlieren können", erklärt SGA-Abteilungsleiter Georg Komma. Angesichts der Jugend der Anspacher Talente, so betont er, sei in Anspach "keine Eile geboten". Auf eine mögliche Niederlage konnte sich das SGA-Team lange vorbereiten: Seit über drei Jahren hat die Mannschaft kein Spiel mehr verloren.
Die Verantwortlichen der SG Anspach, federführend Georg Komma, haben die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft - unabhängig vom Ausgang des Qualifikationsduells - bereits gestellt. Alle derzeitigen Spieler(innen) werden auch in Zukunft für die SGA spielen. Mit dem Indonesier Dede Dewanto konnte ein hochqualifizierter Trainer gewonnen werden. Der nach Wiesbaden umgesiedelte indonesische Nationaltrainer betreute unter anderem die amtierenden Olympiasieger, ist seit 17 Jahren Coach und arbeitet professionell. Er soll in Zukunft ein- bis zweimal in der Woche sein Können den Anspacher Badmintonspieler(inne)n vermitteln.
Auch im Vorfeld der Entscheidungsspiele arbeiteten die Anspacher bereits mit Dewanto. "Unsere Spieler(innen) sind topfit und fühlen sich durch diese Arbeit noch sicherer als zuvor", erklärt Komma. Dennoch gelten die Hanauer, insbesondere im Männerbereich, als Favorit. Neben Hessenmeister Thomas Wurm, seinem Doppelpartner Hagen Skibbe und Alexander Merget bieten sie den Indonesier Hargiono auf, der im Verlauf der Zweitliga-Saison nur ein einziges Mal zum Einsatz kam und dessen Einsatz von Anspacher Seite als nicht korrekt angesehen wird. "Mit ihm sind die Hanauer die stärkste Mannschaft der Zweiten Liga. Da sie ihn in der Saison nicht eingesetzt haben, sind sie sich offenbar nicht über die Richtigkeit seiner Spielberechtigung im klaren", schätzt Komma, der auf jeden Fall Einspruch gegen den Einsatz des Indonesiers erheben wird.
Klare Vorteile verbucht die SGA allerdings bei den Frauen, wo nur zwei Punkte (1 Einzel, 1 Doppel) vergeben werden. SGA-Spitzenspielerin Sandra Mirtsching wurde zuletzt sensationell Zweite beim deutschen Ranglisten- Turnier in Berlin und rückte auf Rang zehn der deutschen Rangliste vor. Auch Nicole Raasch und Nicole Komma sollten den Hanauerinnen überlegen sein.
Routinier Günter Entzel (Hessenmeister im Mixed) sowie die jungen Oliver Kudicke, Franklin Wahab und Rukhsar Khan stehen vor den deutlich schwereren Aufgaben. "Kudicke und Wahab haben immer eine Chance, wenn auch eine kleine", hofft Komma, daß die beiden Spitzenspieler am Wochenende über sich hinauswachsen können. In den Hessenmeisterschafts- Finalspielen hatten sie jedoch gegenüber den Hanauern (Kudicke gegen Wurm, Kudicke/Wahab gegen Wurm/ Skibbe) das Nachsehen. Zum besseren Gelingen im zweiten Anlauf könnte die Unterstützung der Anspacher Fans beitragen, die für drei Mark (Jugendliche eine Mark) beim Saisonhöhepunkt dabeisein können. Badmintonsport von höchster Qualität ist ihnen gewiß. ina
Beamte des 6. Polizeireviers in Bornheim haben in der Wetteraustraße einen 21 Jahre alten mutmaßlichen Autodieb festgenommen, der in einem gestohlenen Wagen schlummerte. Pech für den 21jährigen war, daß er den Motor laufen ließ, damit die Heizung im Fahrzeug funktionierte. Die Abgaswolken verrieten ihn.
Laut Polizei ist der Mann ohne Wohnsitz und Arbeit. Gegen ihn wurde mehrfach wegen Autodiebstahls ermittelt. enk
HOCHTAUNUSKREIS. Ein neues Fernsehprogramm können alle Kabel- Kunden ab dem morgigen Samstag, 6 Uhr, empfangen: "RTL 2" geht auf Sendung.
Wie berichtet, hat der Fernsehsender kürzlich die Sendelizenz der Landesmedienanstalt erhalten. Für den Empfang müssen Kabel-Kunden im Hochtaunuskreis ihre Fernseher nicht neu einstellen. Sie empfangen RTL 2 an der Stelle, an der sie bisher den "Sportkanal" eingestellt hatten.
Dieser hat Ende Februar den Betrieb eingestellt. Die Telekom speist das neue Programm nun an seiner Stelle auf Sonderkanal S 7 ein. stk
Die männliche A-Jugend des Basketball-Regionalligisten BC Wiesbaden hat mit dem Titel des Hessischen Meisters die Erwartungen nicht nur erreicht, sie hat sie zur Freude der Fans übertroffen. "Unter die ersten zwei" lautete die Marschroute von Trainer Günter Steppich, dem Coach des Regionalligisten, vor dem Endturnier um den Hessentitel in Kronberg. Doch nicht nur die Qualifikation für den Regionalentscheid gelang dem BCW-Team, die Wiesbadener A- Jugend konnte sich auch den Titel sichern. Der Kronberger Nachwuchs hingegen litt in eigener Halle unter Personalsorgen, erreichte nur den vierten Rang und schied aus dem Wettbewerb aus.
"Das war die Pflicht, alles was jetzt kommt ist Kür", freut sich Steppich, der nun natürlich ebenso "heiß" ist, wie sein Team. Am 20. und 21. März geht es nun um den Einzug in die süddeutsche Endrunde, die Vorstation zur Deutschen Meisterschaft. Drei Regionalturniere wird es geben und nur die Sieger qualifizieren sich dann direkt für die süddeutschen Ausscheidungen. Die drei Zweitplazierten werden das vierte Ticket ausspielen.
Auf Hessenebene fand der BCW keinen Gegner, der die Mannschaft ernsthaft gefährden konnte. In Kronberg dominierte das mit drei Regionalligaspielern besetzte Wiesbadener Team. Der gastgebende MTV wurde mit 82:64 (43:30) in die Schranken gewiesen, gegen den ACT Kassel genügte eine mittelmäßige Leistung zum sicheren 83:73 (36:27). Zum Finale wurde die Partie gegen Eintracht Frankfurt. Mit 96:66 (43:35) setzte sich der BCW erstaunlich deutlich durch.
Nicht mehr im Wettbewerb vertreten ist der MTV Kronberg. Bei den Gastgebern waren es die gesundheitlichen Probleme der Leistungsträger, die eine erhoffte bessere Plazierung unmöglich machten. Keiner der vier regionalligaerfahrenen MTV-Akteure konnte in Bestverfassung antreten. Der erkrankte Alexander Uhse war nur als Zuschauer in der Halle, Oliver Nahlen und Frank Brunnbauer spielten trotz Knieverletzungen und Tomislav Knopp zog sich zu allem Übel in der Auftaktpartie gegen Wiesbaden eine Fußverletzung zu. Unter diesen Umständen war für die Kronberger nicht mehr als der vierte Platz zu erreichen.
Die Stärke der Hessenmeister aus Wiesbaden liegt in der Ausgeglichenheit. Während bei den Gegnern oft die Stammfünf überfordert war, kann Steppich über eine Vielzahl an guten Spielern verfügen und seinen Stammkräften dementsprechend die nötigen Ruhepausen gönnen. Auch wenn die Regionalligakräfte Philipp Jessen, Helge Jordan und Tomislav Tropsek den Löwenanteil der Wiesbadener Punkte erzielten, lag die Last des Spieles nicht nur auf ihren Schultern. Nicht zuletzt deshalb gestaltete der BC gerade die zweite Halbzeit gegen die Eintracht überlegen. Und auch die "dritte Halbzeit", so wußte Trainer Günter Steppich zu berichten, die in einer Wiesbadener Kneipe ausgetragen wurde, gilt als ausgesprochene Spezialität der Wiesbadener A-Jugend. Wer kann es ihnen verdenken, daß die Hessenmeisterschaft gebührlich gefeiert werden mußte?
BC WIESBADEN, HESSENMEISTER DER BASKETBALL-A-JUGEND: Helge Jordan (63 Korbpunkte), Philipp Jessen (51), Tomislav Tropsek (48), Björn Wurmbach (31), Benedict Flentge (28), Kosta Gountaras (23), Joannis Siakos (8), Jasson Valiano (7), Bernhard Nickel (2), Patrick Casper. jbp
lepp FRANKFURT A. M., 4. März. Nach neun Monaten Verhandlungsdauer bahnt sich im Frankfurter Holzschutzmittel- Prozeß überraschend ein Vergleich an. Wie am Donnerstag bei der Justiz aus zuverlässiger Quelle verlautete, könnte das bisher größte deutsche Umweltstrafverfahren unter der Voraussetzung eingestellt werden, daß die Holzschutzfirma Desowag 100 Millionen Mark für die Geschädigten zahlt.
Angeklagte vor der Umweltstrafkammer des Landgerichts sind die beiden Geschäftsführer des marktführenden Holzschutzmittelherstellers, die sich wegen Körperverletzung und wegen Freisetzens von Gift strafbar gemacht haben sollen. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge erkrankten bundesweit mehrere 100 000 Menschen, nachdem sie in ihren Wohnungen das Mittel "Xyladekor" verstrichen hatten.
Sollte ursprünglich noch in dieser Woche von der Staatsanwaltschaft plädiert werden, ist der Termin jetzt verschoben worden. Statt dessen finden, wie der FR bestätigt wurde, außerhalb der Hauptverhandlung Gespräche zwischen Anklagevertretung und Verteidigern statt, in denen es um einen Abschluß des Prozesses ohne Urteil geht.
Was die Höhe der Abfindung betrifft, sollen von Desowag bisher lediglich Beträge (etwa 15 Millionen Mark) genannt worden sein, die für die Staatsanwaltschaft nicht akzeptabel waren. Kann hingegen ein Betrag um die 100 Millionen Mark ausgehandelt werden, ist offenbar auch nach mehr als 50 Verhandlungstagen noch mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft zu rechnen. Das Gericht hatte schon früher einen Vergleich als möglich bezeichnet. Das Geld ginge an eine noch zu gründende Stiftung, an die sich Holzschutzmittelgeschädigte zu wenden hätten. (Kommentar auf Seite 3)
Irgendeiner hatte an der Decke bei Eintracht Frankfurt eine Lederhose angebracht. Dazu waren die Tische im Raum der obligatorischen Pressekonferenz mit weißblauen Tischtüchern bayerisch gedeckt; zudem wurde Weißbier, Weißwurst und Brezel gereicht. Große Ereignisse warfen unübersehbar ihre Schatten voraus. Doch Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic fand das gar nicht so witzig. "Wir wollen kein Zirkus machen, sondern Punkte holen", grantelte der Serbe und machte sich daran, die Hose herunterzuholen. Was ihm nicht sogleich gelang. Dafür fand "Stepi" seinen Humor wieder. "Jetzt habt ihr gesehen, wie schwer es ist, den Bayern die Lederhosen auszuziehen."
Kurz vor dem absoluten Spitzenspiel der Bundesliga an diesem 20. Spieltag zwischen den Bayern und der Eintracht im Olympiastadion blühte allenthalben den Flachs. Doch trotz allen Spaßes ist die Spannung bei allen Beteiligten förmlich mit Händen greifbar. "Das ist die Atmosphäre, die wir im Fußball brauchen", freut sich Stepanovic auf den Gipfel, der seiner Auffassung nach eine Vorentscheidung in der Meisterfrage bringen wird. "Wer dieses Spiel gewinnt, ist ganz weit vorne", glaubt er.
Daß es ein wahres Fest werden wird, steht für den Coach Stepanovic fest, "bei so vielen Spitzenspielern gibt es auch ein Spitzenspiel". Er wolle auf jeden Fall auch in München nicht taktieren. "Wenn man da nicht angreift, hat man keine Chance." In den letzten 15 Jahren hat Eintracht Frankfurt in München lediglich einen Punkt geholt - zuletzt beim 3:3 im vergangenen Jahr. Das war der Tag des frisch an den Riederwald zurückgeholten Jörn Andersen, der bei seinem ersten Spiel gleich zwei Tore erzielte. Möglicherweise wird er ja wieder in München von Anfang an dabei sein, sofern Anthony Yeboah doch nicht spielen kann. "Die Chancen auf einen Einsatz stehen 10 zu 90", sagt Stepanovic. Yeboah hatte sich im Spiel gegen den 1. FC Köln den großen Zeh ausgerenkt und klagt nach wie vor über große Schmerzen. Zweimal täglich läßt sich der Ghanaer am Riederwald mit Strom und Eis behandeln und strampelt auf dem Ergometer - ob er am Samstag allerdings in Münchner Strafräumen Furcht und Schrecken verbreiten kann, steht auf einem anderen Blatt. Die Entscheidung über seinen Einsatz fällt unmittelbar vor dem Spiel. "Wenn es irgendwie geht, werde ich das Risiko eingehen", meint Stepanovic.
Ganz sicher nicht dabei ist Rudi Bommer, dessen Muskelfaserriß noch nicht verheilt ist. Einen Trainingsversuch Mitte dieser Woche hatte er abbrechen müssen. Gar nicht erst nach München fliegen wird Axel Kruse, der offensichtlich bei Stepanovic endgültig in Ungnade gefallen ist. "Er hat gegen Köln 70 Minuten Zeit gehabt und nichts draus gemacht. Außerdem ist er gegen einen Amateur so draufgegangen, daß ich mich richtig geschämt habe." Dem Einsatz von Uwe Bein wird nichts im Wege stehen, auch wenn er am Donnerstag beim Training im Zelt fehlte. Eine Änderung wird es dennoch im Mittelfeld gehen: Slobodan Komljenovic wird von der rechten auf die linken Seite rücken und gemeinsam mit Ralf Weber ein Duo bilden. Ob für ihn Ralf Falkenmayer weichen müßte, und wer dann auf der rechten Seite spielen wird (Adamcuk, Penksa oder Rahn?), ließ Stepanovic offen.
Bei den Bayern, die unter der Woche mit einem Grippevirus zu kämpfen hatten, wird Mazinhi für den vom Platz gestellten Wohlfarth stürmen. Dafür muß der Österreicher Czerny wegen der Ausländerregelung auf die Bank, und auch Ziege wird nicht spielen können.
Angesichts dieses absoluten Spitzenspiels, das in Premiere übertragen wird, rücken die übrigen Begegnungen dieses Spieltages etwas in den Hintergrund. Trainer Wolfgang Jerat beim 1. FC Köln wird gegen Dynamo Dresden sein Debüt auf der Bank geben und gleich Pierre Littbarski wieder in die Mannschaft nehmen. Derweil treffen sich im Stuttgarter Stadion die Verfolger VfB und Leverkusen und hoffen die abstiegsbedrohten Uerdinger darauf, daß sie weningstens elf Mann auf den Rasen gegen Borussia Dortmund schicken können. Am Donnerstag meldeten sich acht Akteure krank.
In der Zweiten Bundesliga ist die Partie zwischen Carl Zeiss Jena und dem offensichtlich angeschlagenen Tabellenführer SC Freiburg wegen der Grippeerkrankung eines Großteils der Thüringer Mannschaft abgesagt worden. Verfolger Leipzig muß zu den wiedererstarkten Braunschweiger reisen.
Unterdessen ist der Druck, der auf dem SV Darmstadt 98 lastet, nach einem Fehlstart von 2:6 Punkten nicht geringer geworden. Gegen Aufsteiger Wuppertal am Samstag (15.30 Uhr Böllenfalltor) muß die Mannschaft von Trainer Alexander Mandziara unbedingt gewinnen, um sich ihre Chance auf den Klassenerhalt zu bewahren. Für den gesperrten Günter Baerhausen wird Igor Bragin spielen; möglicherweise wird Amateur Olaf Marschall sein Debüt in der Liga geben.
Die Voraussetzungen versprechen viel, jetzt müssen dementsprechende Taten folgen. Beim Frauen-Lokalderby zwischen dem FSV Frankfurt und der SG Praunheim (Sonntag, 14 Uhr) können sowohl FSV-Trainer Peter Walz als auch SG-Trainerin Monika Staab aus dem Vollen schöpfen. Walz leistet es sich gar, Spielmacherin Bettina Mantel, die in einer Formkrise steckt, auf der Bank Platz nehmen zu lassen.
Endgültig nicht mehr an den Bornheimer Hang zurückkehren wird die US-Amerikanerin und Weltmeisterin Mary Harvey. Die Torfrau steht nun beim schwedischen Erstligisten Hammarby für eine Spielzeit unter Vertrag. Die SG soll auch beim Deutschen Pokalsieger die Handschrift der neuen Trainerin Monika Staab tragen. Mit einer offensiveren Gangart möchte der Tabellenfünfte erstmals wieder einen Punkt entführen. FR
Reichlich Termine stehen auf den Kalendern der Mitarbeiter und Sportler des Turngaus Feldberg für den Monat März. Am Wochenende sind insbesondere die Volleyballer(innen) aktiv: Am Samstag (14 Uhr, Gesamtschule Stierstadt) tragen die Turner über 35 Jahre ihre Gau-Runde aus. Am Sonntag findet in Weißkirchen (10 Uhr, Grundschule) die Gau-Runde für Turnerinnen statt. Ebenfalls am Sonntag (9 Uhr, Sportzentrum Ober-Rosbach) wird den Teilnehmern der Vorturnerausbildung die Prüfung abgenommen.
Noch mehr Termine stehen am zweiten März-Wochenende auf dem Plan. Bis zum 13. März müssen die Schüler und Jugendlichen gemeldet sein, die an den Gau-Einzelmeisterschaften teilnehmen wollen. Für Turnerinnen der L-Stufen ist erst am 15. März Meldeschluß. Am 14. März (ab 9 Uhr) findet in der Gesamtschule Stierstadt der dritte und entscheidende Wettkampf der Schüler und Jugendlichen in der Gau-Liga statt. Die Volleyballer tragen zur gleichen Zeit ihre Mixed-Runde in Friedrichsdorf (Sporthalle Dreieichstraße) aus. jbp
ERLENSEE. Ein Ohrenschmaus erwartet die Jazzfreunde bei der dritten Dixie- & Boogie-Nacht am Samstag, 13. März, ab 20 Uhr in der Erlenhalle. Stars des Abends sind Barbara Dennerlein an der Hammond-Orgel, Charly Antolini am Schlagzeug und der ehemalige Trompeter der "Dutch Swing College Band", Oscar Klein, die "kleinste Big-Band der Welt". Mit diesen drei Solisten schmücken sich, so die Veranstalter, auch die großen internationalen Jazzfestivals gerne.
Mit von der Partie sind in der Jazz- Nacht das amerikanisch-deutsche Duo Albert Humphrey und Christian Christl mit einer Blues- und Boogie-Show in Südstaatenmanier, schließlich die Frankfurter "La Vida New Orleans Band".
Eintrittskarten sind im Vorverkauf in allen Erlenseer Schreibwarengeschäften, im Hallenbad, der Gemeindebücherei und an der Abendkasse erhältlich. hein
HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, lädt für Samstag, 20. März, ab 15.30 Uhr zu einem Tanznachmittag mit Musik aus Israel, Griechenland und dem Balkan ein. Anmeldungen unter Telefon 22312.
Hasen und Igel rennen weiter um die Wette Technische Schule nimmt Werkstatt in Betrieb Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller OFFENBACH. Ein Märchen von Hasen und von Igeln erzählte der Schulleiter der Gewerblich-Technischen-Schulen, Peter Grothe, gestern mittag als mit einem "großen Bahnhof" das Werkstattgebäude in der Schloßgrabenstraße seiner Bestimmung übergeben wurde. Auf das Jahr 1984 datiert der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung zurück, die Schule um 5000 Quadratmeter zu erweitern, umzubauen und zu modernisieren, erklärte Schuldezernent und Bürgermeister Klaus Bodensohn (CDU) den Parteienvertretern, Lehrern, Verwaltungsfachleuten und Vertretern von Handwerk und Industrie. 33,2 Millionen Mark wurden bislang für den Umbau bewilligt, fertig ist die Schule allerdings dann immer noch nicht. Der Schulleiter sparte denn auch in seinem Märchen in Anlehnung an ein Wort des Stadtkämmerers Gerhard Grandke "Grausamkeiten" ebenso aus, wie das gute Ende, mit dem ein Märchen herkömmlicherweise schließt. Grothe erinnerte daran, daß bei der Weltausstellung 1959 in Brüssel schon einmal drei Bauabschnitte für die Schule im Modell vorgestellt worden waren, von denen dann nur zwei gebaut wurden. Skeptisch gab er sich, daß über den 1986 beschlossenen und jetzt zum Teil fertiggestellten zweiten Bauabschnitt hinaus auch einmal ein dritter verwirklicht werden könnte.
Dieser dritte Bauabschnitt würde ein Kommunikationszentrum und eine Cafeteria für die rund 2000 Schüler bedeuten. "Und die unzumutbaren Toilettenanlagen müssen auch dringend verbessert werden," appellierte Grothe an die Kommunalpolitiker. Er vermerkte indes positiv, daß nach einem taufrischen Beschluß der Stadtverordneten jetzt für 3,6 Millionen Mark eine neue Turnhalle auf dem Schulgelände gebaut werden soll. Ihr muß ein Pavillon weichen, in dem die Schulverwaltung untergebracht ist, die dann in Räume des Schusterbaus umzieht - Kosten 560 000 Mark.
Als im August 1987 das Richtfest für den ersten Bauabschnitt gefeiert wurde, "da waren 100 Prozent der heutigen Hasenschüler noch gar nicht an dieser Schule und 20 Prozent der Hasenlehrer noch nicht Mitglied der Hasenschulgemeinde," machte Grothe die zeitlichen Dimensionen des Endlosumbaus der Schule deutlich. Daß überhaupt am Main gebaut wurde, sei das Ergebnis eines Wettlaufs zwischen den Hasen der Schule und den rötlich, schwarz, gelb-blau oder auch grünlich schimmernden Igeln im Rathaus um einen Standort entweder am Buchhügel oder am Fluß gewesen, erinnerte er. Schließlich habe die Vernunft obsiegt, die "Oberförster" erteilten die Genehmigung für den Standort am Main. Der erste, 1989 fertiggestellte, Bauabschnitt beinhaltete einen Erweiterungsbau vor allem mit Fachklassenräumen.
Der 1989 begonnene zweite Bauabschnitt, die Werkstatt, ließ die Hasen wieder hoppeln. Der seit 40 Jahren an der Schule praktizierte Hasentourismus habe sich fortgesetzt, umschrieb Grothe die Tatsache, daß der Unterricht wieder einmal an alle möglichen Orte in der Stadt ausgelagert wurde. In umfunktionierten Umkleideräumen im Schwimmbad habe die Schule Fachpraxis unterrichtet, sagte er. Der Schülertourismus sei inzwischen allerdings viel besser geworden. Zwar reiche der Platz in der Schule nur für 1700 der 2000 Schüler, doch jetzt werde nur noch die Wilhelmschule als Dependance genutzt.
Grothe, der seit 20 Jahren an der Schule baut und plant, bedankte sich sehr für die neue Werkstatt. Sie ermögliche es, daß aus den Hasenschülern durch eine qualifizierte Ausbildung ordentliche Mitglieder der "Hasengemeinde am Fluß" werden. Die neue Werkstatt besticht laut Studiendirektor Karl-Werner Fuhrmann durch die computergesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen modernster Bauweise. In dem jetzt fertiggestellten Bauabschnitt gibt es unter anderem ein Prüf- und Meßlabor, einen PC-Raum, einen Raum, in dem die verschiedenen Schweiß- und Löttechniken vermittelt werden und vieles mehr. Fuhrmann erwähnte in diesem Zusammenhang, die Offenbacher Schule sei die zentrale Schule für alle Berufe, die mit der Flugzeugtechnik zu tun hätten. In den Gebäuden am Main sind verschiedene Schulformen untergebracht, beispielsweise die Berufsschule für das Metallgewerbe, die Fachschule für Maschinentechnik, das berufliche Gymnasium, die Berufsfachschule. Es wird ebenso ein Berufsvorbereitungsjahr angeboten wie das Berufsgrundbildungsjahr. Zur Zeit werden an der Schule von 82 Lehrern täglich rund 500 Vollzeitschüler unterrichtet und 1500 Berufsschüler, die zweimal pro Woche kommen.
WETTERAUKREIS. Eine gute Idee finden die einen, Schnick-Schnack urteilen die anderen über den "Lila Montag", mit dem hessische Frauengruppen in diesem Jahr den Internationalen Frauentag am 8. März begehen. Mit lila Schleifen im Haar an der Schreibmaschine sitzen, gar in der lila Kittelschürze am Küchenherd stehen und so Frauenarbeit demonstrieren zu wollen, das ist vielen Frauen zu unpolitisch. Dann schon wirklich blau, pardon, lila machen, fordern sie. Und das hieße Streik, einen Tag lang Frauenarbeit verweigern als Näherin, als Packerin, als Sekretärin, als Krankenschwester, als Erzieherin.
"So käme 'was Sichtbares raus", ist die Ansicht von Diplom-Pädagogin Anne Steiner. Denn Frauenarbeit sichtbar machen, ihre gesellschaftliche Bedeutung aufzeigen, ist noch immer ein wichtiges Anliegen derer, die um die Gleichstellung von Mann und Frau streiten. Auch 83 Jahre nach dem Beschluß des Internationalen Sozialistenkongresses in Kopenhagen, den 8. März als Internationalen Frauentag auszurufen, sind die Geschlechter weder finanziell noch sozial gleichgestellt, obgleich Artikel drei des Grundgesetzes festschreibt: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt."
So ist die mangelnde Anerkennung weiblicher Arbeit, ob im Berufsleben oder im Haushalt, eine Ursache für die geringen Frauenrenten und damit mitverantwortlich für die zunehmende Verarmung vor allem älterer Frauen, die am Rande des Sozialhilfeniveaus leben müssen.
Vieles ist von der Frauenbewegung erkämpft worden, längst aber nicht als selbstverständlich akzeptiert und muß permanent verteidigt werden. Auch in der Wetterau wird in der Hauptsache von Männern um die finanzielle Unterstützung von Frauenprojekten gefeilscht, die von Männern verursachte Notlagen von Frauen zu mindern suchen. Etwa der Frauennotruf in Nidda-Borsdorf, bei dem geprügelte und mißhandelte Frauen Hilfe finden, oder auch der Verein Wildwasser in Friedberg, der Mädchen berät, deren Väter ihnen sexuelle Gewalt angetan haben.
Wo gespart werden muß - und das ist seit der deutschen Vereinigung zunehmend erforderlich - sind vor allem die Initiativen von Frauen und Kindern in Gefahr. Das zeigt die Entwicklung in den neuen Bundesländern deutlich. Harald Fiedler, Vorsitzender des DGB Wetterau, sieht das so: "Auf dem Arbeitsmarkt, vor allem im Osten, sind Frauen besonders von beruflicher Herabstufung und Entlassungen betroffen. Kindereinrichtungen werden geschlossen. Frauenprojekte gekürzt. Gewalt und Armut wachsen. Das Signal ist unmißverständlich: Frauen sollen ihre Ansprüche zurücknehmen."
Daß dies nicht geschieht, dafür treten auch die Frauen vom Wetterauer Frauenamt ein. Sie fordern eine konsequente Gleichstellungspolitik, nach der Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden. Eine weitere Forderung: Die Einrichtung von Frauenbüros in den Kommunen des Kreises, wie sie die Hessische Gemeindeordnung seit Mai vergangenen Jahres vorschreibt. Vor allem aber eine neue gesamtdeutsche Verfassung, die zur aktiven Gleichstellung der Geschlechter verpflichtet.
Frauenbeauftragte Birgit Simon faßte bereits zum Internationalen Frauentag im vergangenen Jahr Forderungen der Frauen zur Verfassung zusammen. Darunter: "Frauen, die wegen ihres Geschlechts verfolgt werden, gelten als politisch Verfolgte und genießen somit Asyl." Angesichts der innerdeutschen Probleme kommt der Aspekt "International" beim diesjährigen Frauentag zu kurz.
Um so erfreulicher die Initiative der Butzbacher Frauen, die heute ab 17.30 Uhr eine Mahnwache für die mißhandelten und vergewaltigten Frauen in Bosnien abhalten. Sie gehen für ihr Anliegen auf die Straße, machen sich und das, wofür sie kämpfen, sichtbar.
"Wir waren massenweise auf der Straße, haben alles riskiert", erinnert sich Waltraud Merz vom Friedberger Frauenzentrum an die ersten Veranstaltungen im Wetteraukreis zum Internationalen Frauentag. Eine Tradition, an die anzuknüpfen gerade heute wieder not tut.
CORINNA WILLFÜHR
DIETZENBACH. Der Magistrat hat an die Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Region sowie an den Kreis Offenbach und an die Städte Frankfurt, Offenbach und Heusenstamm eine Resolution verschickt. In der Entschließung werden alle politisch Verantwortlichen aufgefordert, sich für den Zeitplan des S-Bahn-Finanzierungsvertrags einzusetzen. "Dabei muß das Ziel nach wie vor die Fertigstellung der S-Bahn 1996 / 1997 bleiben", so der Magistrat. fin
DIETZENBACH. "Wer die Wahl hat . . . und wer nicht?" lautet das Motto eines Informations- und Diskussionsnachmittags am Sonntag, 7. März, 15 Uhr, im Bewohnerzentrum am Starkenburgring. Zu der Veranstaltung lädt der Ausländerbeirat ein.
Sener Sargut von der Frankfurter Volkshochschule referiert unter anderem über die Themen "Kommunales Wahlrecht und Ausländerbeiräte" und "Wahlrecht auf EG-Ebene". fin
FRANKFURT A. M., 4. März (dpa). In deutschen Zügen darf weiterhin geraucht werden. Derzeit gebe es keine Überlegungen, die Wagen komplett zu Nichtraucher-Zonen zu erklären, sagte ein Sprecher der DB-Hauptverwaltung am Donnerstag auf Anfrage. Auch sei nicht an eine Verringerung der Raucherplätze gedacht. Der Griff zu Glimmstengel, Pfeife oder Zigarre ist nach Bahn-Angaben in einem Viertel des Nah- und Bezirksverkehrs und einem Drittel der Fernzüge erlaubt.
Im Intercity hat die Bahn für Raucher 35 Prozent aller Großraumwagen-Plätze zugelassen. In dem aus 19 Einheiten bestehenden Intercity Express (ICE) sind in der zweiten Klasse zwei und in der ersten Klasse ein Wagen für den blauen Dunst reserviert. Verboten ist das Rauchen nur in den S-Bahn-Zügen, sagte der Sprecher.
Kleine FR
Zum Frauentreffen NEUBERG. Zum Kreisfrauentreffen in Roßdorf fahren die Teilnehmer aus Ravolzhausen am Sonntag, 28. März, um 13.30 Uhr am Gemeindezentrum ab.
SELIGENSTADT. Bürgermeister Rolf Wenzel schlägt vor, bei einem Ortstermin darüber zu diskutieren, wie die Restaurierung der ehemaligen Benediktinerabtei forciert werden kann. In das Gespräch müßten alle betroffenen Behörden einbezogen werden.
Evelis Mayer, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, plädiert inzwischen für eine "kleine Lösung", um dort möglichst schnell das Landschaftsmuseum einrichten zu können. fin
Bad Vilbeler Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege hat den Grundstock für ein neues Biotop gelegt Den Rest
macht die
BAD VILBEL. Wasserlilien blühen, Libellen schwirren um die Blüten, irgendwo im dichten Schilf quakt ein Frosch: So idyllisch soll das neue Bad Vilbeler Feuchtbiotop in der Gemarkung "Am Nosselt" einmal aussehen.
Vergangene Woche hatte ein Bagger das Bett des kleinen Tümpels ausgehoben. Die Maße der Grube: Etwa zwölf mal sechs Meter. Unter den Zweigen von Birke und Haselstrauch steht bisher allerdings nur eine trübe Brühe. Die Natur selbst soll die flachen, schlammigen Uferzonen und damit das gesamte verwilderte Obstbaumgrundstück in ein kleines Paradies verwandeln. Heinz Gilbert, Vorsitzender des Bad Vilbeler Vereins für Vogelschutz und Landschaftspflege: "Das kommt alles von selbst."
Die etwa 20 aktiven Mitglieder des Vereins für Vogelschutz und Landschaftspflege haben die Betreuung des Biotops übernommen, das auf einer Wiese im Besitz der Brunnenstadt angelegt wurde. Pflege heißt in diesem Fall vor allem aber: beobachten. Nur wenn sich das Schilf zu stark ausbreite, so Gilbert, müsse "hie und da" in die Natur eingegriffen werden. Das künstlich angelegte Revier für Molche, Lurche und Frösche sei der Ersatz für die einstigen Überschwemmungszonen des vorbeifließenden Edelbachs. Seit der nämlich begradigt worden war, gab es keine Laichgebiete mehr für die inzwischen seltenen Amphibien.
Schon vor drei Jahren hatten die Vogel- und Landschaftsschützer deshalb Grabentaschen, kleine Ausbuchtungen entlang des Bachbettes, ausgehoben. Das neue, mit den Grabentaschen vernetzte Biotop, Gesamtfläche etwa 45 Quadratmeter, wartet nun mit Idealbedingungen für die Kinderstube der Amphibien auf: Das ruhige Wasser steht nur 60 bis 80 Zentimeter hoch. Durch die sonnige Lage kann sich der Tümpel außerdem schnell erwärmen. Selbst wenn der Edelbach im Sommer austrockne, so hofft Heinz Gilbert, bleibe das neue Wasserreservoir erhalten. In wenigen hundert Metern Entfernung, flußauf- wie flußabwärts, waren bereits vor Jahren kleine Teiche angelegt worden. Heinz Gilbert: "Viele kleine Tümpel sind weitaus wertvoller als ein großer."
Das Anlegen des neuen Feuchtbiotops (etwa 70 Kubikmeter Erde mußten bewegt werden) wurde durch eine Spende des Bad Vilbeler Bürgers und Autors Dr. Hartmut Groß möglich. Groß hatte einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf seines Werks "Unsere Nidda", das sich mit der historischen und ökologischen Entwicklung des Bad Vilbeler Flusses beschäftigt, gespendet. Freunde und Bekannte hatten den Betrag auf knapp 5000 Mark gerundet. kop
Weitere Berichte aus dem Ostkreis: Seite V.
HANAU. Die Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, lädt für Mittwoch, 17. März, ab 20 Uhr zu einem Informationsabend ein. Thema: "Was hat Osteoporose mit den Wechseljahren der Frau zu tun?".
KARLSRUHE, 4. März. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat im Mietrecht eheähnliche Lebensgemeinschaften den Ehen gleichgestellt. Nach einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß kann beim Tod des Mieters der unverheiratete Partner in den Mietvertrag eintreten. Voraussetzung ist jedoch, daß es sich um eine zweigeschlechtliche Beziehung handelte, bei der ein gegenseitiges Einstehen der Partner vorhanden war. Der BGH knüpfte hierbei an die Definition des Bundesverfassungsgerichts der eheähnlichen Gemeinschaft an. (AZ: VIII ARZ 6/92)
Nach dem Gesetz können beim Tod eines Mieters "Familienangehörige" den Mietvertrag übernehmen, die mit dem Verstorbenen einen "gemeinsamen Hausstand" führten. Die Frage, ob auch unverheiratete Lebenspartner unter dieses Gesetz fallen, war unter den Gerichten umstritten. Das Bayerische Oberste Landesgericht, das unverheiratete Partner nicht anerkennen wollte, legte die Rechtsfrage dem BGH zur Entscheidung vor.
Der zuständige Mietsenat bejahte jetzt die Gleichstellung nichtehelicher Lebensgemeinschaften in diesem Punkt. In der Begründung heißt es, die eheähnliche Gemeinschaft "weise eine so weitgehende Ähnlichkeit mit einer Ehe oder einer sonstigen familiären Beziehung auf, daß das Fehlen einer ,formalen&rquote; rechtlichen Bindung" die Anwendung des Gesetzes nicht ausschließen könne. Allerdings müsse eine so enge Gemeinschaft bestehen, daß ein Einstehen in den Not- und Wechselfällen des Lebens zu erwarten sei. Als Merkmale gelten hierbei die Dauer des Zusammenlebens, finanzielle Vollmachten oder die gemeinsame Betreuung von Kindern.
Schon vor Jahren hatte das Landgericht Hamburg die Fortsetzung des Mietverhältnisses durch den Lebenspartner bejaht. Auch eine Verfassungsbeschwerde, die der Vermieter dagegen einlegte, hatte keinen Erfolg: Das Bundesverfassungsgericht lehnte sie 1990 ab. Durch den jetzt ergangenen Rechtsentscheid des Bundesgerichtshofes ist diese Rechtsprechung nun für alle Zivilgerichte verbindlich.Was ist los in Karben?
Heute Waldsäuberung KARBEN. Eine Waldsäuberung plant die Kindergruppe der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius am heutigen Samstag. Anmeldungen unter der Telefonnummer 10 86. Am Sonntag, 7. März, bietet die Kirche nach dem Gottesdienst Waren aus der "3. Welt" an. Wahlparty im Jukuz "Locker vom Hocker mit Blick auf die Wahl" heißt das Thema der Wahlparty der Stadtjugendpflege im Jukuz Karben in der Brunnenstraße am Sonntag ab 15 Uhr. "Die Ängste der Kinder" So heißt ein VHS-Kursus am Montag, 8. März, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Westliche Ringstraße 11. "Talk im Saal" über Gewalt Über die steigende Gewaltbereitschaft junger Leute wird unter dem Motto "Talk im Saal" am Dienstag, 9. März, um 20 Uhr im Bürgerzentrum diskutiert, und zwar unter großer Besetzung von nicht weniger als 14 Experten/-innen. Schulleiter, Sozialpädagogen, Kindergärtnerinnen und Psychologen informieren und diskutieren in dieser Veranstaltung der Kinderbeauftragten und des Stadtelternbeirates.Vogelsberger Höhenclub tagt Am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr beginnt die Jahreshauptversammlung des Vogelsberger Höhenclubs in der Gaststätte "Zur Linde". Der Vorstand bittet um zahlreiches Erscheinen. H 59 tritt zusammen Die Mitgliederversammlung des Kleintierzüchtervereins H 59 Klein-Karben findet am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr in der Vereinszuchtanlage statt. Im Anschluß wird die Satzung der Parzellenpächter beraten. Naturfreunde bitten zum Kaffee Zu einem Nachmittag mit Kaffee, Kuchen und Musik für Seniorinnen und Senioren laden die Naturfreunde am Samstag, 13. März, ab 15 Uhr in die Schutzhütte Okarben ein. Für Musik sorgt Rolf Burkert. Ab 14.30 Uhr ist am Bürgerhaus Okarben und am Bürgerhaus Petterweil ein Fahrdienst organisiert. Tanztee beim KSV Einen Tanztee bietet die Tanzsportabteilung des KSV Klein-Karben am Samstag, 13. März, um 19.30 Uhr im Vereinsheim an. Da diese Tanztees immer beliebter werden, plant die Tanzabteilung für den "Tanz in den Mai" am Freitag, 30. April, eine "Kapelle" zu engagieren, wenn auch zunächst nur im Mini-Format in Gestalt eines Keyboard-Spielers, der auch singen kann. Bereits am Samstag, 27. März, veranstalten die Tanzsportfreunde zusammen mit der Tischtennisabteilung einen Frühjahrsball.
ESSEN. "Have your likeness taken!" - Werbesprüche wie dieser, aus dem zweiten Jahrzehnt der Fotografie kolportiert, dienen heute als Beleg für die frühe Popularität der Porträt-Studios. Um "likeness" im Sinne unverwechselbarer "Ähnlichkeit" ging es freilich nie: In den verquälten (Selbst-)Inszenierungen mit Lehnstuhl und Gips-Säulchen galt es vielmehr, Identität zu konstruieren - die einer großbürgerlichen Klasse, mit der sich qua Selbstbildnis nun auch die weniger Begüterten identifizieren konnten.
Es erscheint paradox, wenn gerade die Fotografie jetzt dazu benutzt wird, vorgetäuschte gesellschaftliche Rollen-Bilder zu durchleuchten: Nichts Geringeres verspricht die Ausstellung "Mistaken Identities", zur Zeit auf Reise durch Europa.
Die Arbeiten der 16 Künstlerinnen und Künstler sollen als Beispiele für die "Multikulturalismus"-Debatte in den Vereinigten Staaten gelten. Die Wander-Ausstellung richtet sich dabei sehr zielgenau "an ein europäisches Publikum", wie die Kuratorinnen formulieren: Hierzulande vermuten sie weitaus weniger kritisches Bewußtsein für Fragen kultureller Identität und Differenz als im "Melting Pot" der US-Metropolen.
Auch das ist natürlich ein Klischee. Aber tatsächlich ließe sich eine Schau wie "Mistaken Identities" kaum mit - beispielsweise - jungen deutschen Künstlern bestreiten: Eine derart direkte, bald an tagespolitischen Fragen orientierte Kunst wie in den USA existiert hier in der Tat nicht. Nicht die Identität des "anderen", sondern allenfalls die eigene, die "deutsche Identität" wird gesucht oder die Identität einer bestimmten Generation, wie in den Bildern der Becher- Schüler.
Die Suche nach der kulturellen Identität insbesondere ethnischer Gruppen führt die US-Künstler dabei zunächst über die bekannten Klischees rassistischer und sexistischer Prägung. Der "schwarze Mann", die "schwarze Frau" und der "Chicano" bauen sich da vor der Kamera auf. Eine Re-Präsentation vorgefaßter Bilder, trocken, unterkühlt, bisweilen zynisch inszeniert.
Cindy Shermans Rollenspiele finden hier ihre Fortsetzung. Dieses Nachstellen falscher Rollen-Modelle hat etwas von Mimikry: Die Künstler vollziehen hier eine scheinbare Anpassung an die Klischees einer weißen, männlichen und wohlständigen Mehrheit - ein erschrekkendes Schauspiel der Assimilation.
Mehr als das aber trauen die Künstler der Fotografie offenbar nicht zu - insbesondere nicht die Verbildlichung wirklicher Identität. Was hinter der Oberfläche der fotografischen Klischees verborgen liegt, muß durch zusätzliche Texte und Objekte verdeutlicht werden. Identität stellt sich in den besten dieser Multimedia-Arbeiten als vielschichtiges Puzzle dar, zusammengesetzt aus inszenierten und vorgefundenen Bildern, Schrift- und Erinnerungsstücken.
Im besten Fall lösen sich die Klischees beim näheren Hinsehen dann sogar auf. Pat Ward Williams&rquote; Monumentalbild "What You Look'n At?" konfrontiert uns mit einer Aufnahme fünf dunkelhäutiger Jugendlicher. Aus der Ferne betrachtet, sind die Assoziationen von sozialen Randgruppen und Straßen-Kriminalität sofort präsent. Das Bild der Bedrohung aber verschwindet beim Herangehen. Je deutlicher die aufgeblasenen Rasterpunkte des Fotos werden, um so deutlicher wird auch die mechanische Konstruktion des Bildklischees, Punkt für Punkt in Schwarz und Weiß gedruckt.
THOMAS A. WOLFF
(Bis 31. März im Museum Folkwang, Essen; danach im Forum Stadtpark, Graz, sowie im Neuen Museum Weserburg, Bremen).
TRIER. Man kennt Karl Amadeus Hartmann (1905-1963) als den wohl wichtigsten Komponisten der inneren Emigration in Deutschland, als Ausdrucks- und Bekenntnismusiker, der auf die Erfahrungen der Nazizeit mit einem tief empfundenen und hart erarbeiteten Pathos der Humanität reagierte. Sein "Wachsfigurenkabinett", laut Untertitel eine "komisch-phantastische Kammerspieloper in fünf Teilen" auf Texte von Ernst Bormann, zeigt den Komponisten von einer anderen, leichteren, oft auch ironischen Seite. Hartmann arbeitete an diesem Werk von 1928 bis 1932. Da sich die Aufführungschancen zerschlugen, blieben drei der fünf Miniaturopern, aus denen das Stück besteht, unvollendet und wurden erst für die verspätete Uraufführung 1988 (bei der Münchener Biennale) von Günter Bialas, Hans Werner Henze und Wilfried Hiller komplettiert - teils aus den Skizzen, teils aus den bereits vorhandenen lavierauszügen.
Als erste Bühne wagte sich nun das Stadttheater Trier an eine Wiederaufführung - nach Hindemiths "Tryptichon" schon die zweite Expedition in wenig erschlossenes Gebiet in dieser Spielzeit. Das Terrain lohnt: die zwanziger Jahre sind auch auf dem Gebiet das Musiktheaters immer noch das spannendste Jahrzehnt des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts. Diese Zeit, schrieb Hartmann 1963 in skeptischer Rückschau, habe ihm "das Stücklein" vorgegeben, "indem er sofort seine Herzenstöne erkannte und das er mitlallte, noch ehe er sich selbst einordnen und Rechenschaft geben konnte". Aber gerade indem das "Wachsfigurenkabinett" den ganz persönlichen Ausdruck des Komponisten vermissen läßt, spiegelt es um so objektiver die Jahre vor 1930 - in ihrer künstlerischen Vitalität, in ihrer geistigen Wachheit, aber auch in ihrer inneren Gegensätzlichkeit.
Inhaltlich erscheint das Stück als ein Panorama von Themen, die die Zeitgenossen damals bewegten. So wird etwa dem Mythos "Amerika", der in den herbeizitierten Gestalten eines Charlie Chaplin und eines Henry Ford eine durchaus ambivalente Verkörperung erfährt, deutsche Kleinbürgerlichkeit und deutsches Obrigkeitsdenken satirisch gegenübergestellt. Die Musik steht dem musikalischen Neoklassizismus eines Igor Strawinsky nahe, bedient sich aber auch des Inventars der populären Musik: damalige Modeformen wie Foxtrott, Tango, Boston und Marsch werden zitiert und parodiert. Die kammermusikalische Besetzung mit zwei Klavieren, Bläsern und Schlagwerk atmet den Geist der Neuen Sachlichkeit; für einige karikierend sentimentale Stellen wird ein Harmonium eingesetzt.
In Trier steht Jörg Iwer am Dirigentenpult; die Musik ist bei ihm in guten Händen, übertönt allerdings gelegentlich die Sänger. Gegen verstaubte Opernkonvention setzt Hartmann Elemente aus Kabarett und Revue; "epische Verfahrensweisen wie das Aufbrechen der geschlossenen Form oder die Einführung von distanzierenden Sprecher sind sicher von Vorbildern wie Strawinsky, Brecht und Weill angeregt, aber in durchaus persönlicher Weise verwendet.
In Trier wird ein Podium in der Mitte der Bühne flankiert von zwei kleinen Zuschauertribünen; an den anderen beiden Seiten befinden sich das Orchester und die Garderobe der Darsteller; diese müssen sich im fliegenden Wechsel für immer neue Rollen umkleiden. Sie wirken alle engagiert und sicher. Die Intimität des Raumes gereicht der Aufführung sehr zum Vorteil. Nachteilig wirkt, daß Regisseur Ulrich Skorsky anstelle kabarettistischer Zuspitzung auf eine Art mystifizierendes Totaltheater setzt. Er versucht die unterschiedlichen Stücke nahtlos zu verbinden, wertet Nebensächlichkeiten auf und nivelliert Wichtiges, hält die Darsteller in ständiger, geheimnisvoller Bewegung und macht das Publikum staunen. "Phantastich" ist die Aufführung schon, "komisch" dagegen kaum.
Skorsky gelingen packende Bilder, und er spürt die inhaltliche Aktualität, aber seine pessimistische Gegenwartsdiagnose legt sich allzuoft lähmend über den Witz dieser Opernminiaturen. Hartmann hingegen entläßt den Zuhörer in befreiter Diesseitigkeit mit dem schönen Motto "Jetzt schnell ein Liebesduett, und dann ins Bett!" Norbert Kleinhenn gibt im vorletzten Teil den Schutzmann und im letzten den Todeskandidaten am Galgen - eine ausgesprochen witzige Rollenkombination! Er tut es mit verschmitztem Humor und trifft damit am besten Geist und Sinn des Stückes.
ANDREAS HAUFF
Spareckzins
Papiertiger Kartellamt? Zumindest auf den ersten Blick sieht es wieder einmal stark danach aus. Was hatten sich die Wettbewerbshüter im vergangenen August aufgeplustert. Sie hegten den "dringenden Verdacht", daß im Geschäft mit den Sparbüchern keine wesentliche Konkurrenz bestehe. Die führenden Kreditinstitute könnten ein beherrschendes Oligopol, also eine Gruppe von wenigen großen Anbietern, bilden und diese "Machtstellung" mißbräuchlich dazu ausnutzen, gegenüber ihren Kunden erheblich niedrigere Zinsen durchzusetzen, als sie zahlen müßten, wenn richtiger Wettbewerb herrschen würde. "Zunächst" beschränkt auf den Berliner Markt wurde daher ein Mißbrauchsverfahren gegen acht prominente Geldhäuser als "führende Nachfrager" von Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist eingeleitet - das erste überhaupt wegen der Zinspolitik.
Dieses Vorpreschen und die starken Worte der Kartellwächter kamen in der Öffentlichkeit gut an. Kein Wunder: Welcher Bankkunde, dessen "Notgroschen" - üblich sind einige tausend Mark - auf dem "guten alten Sparbuch" liegt, hat sich noch nicht über die mickrigen Zinsen geärgert, die oft - wie zur Zeit - nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen, während das Geldgewerbe im Kreditgeschäft schamlos abkassiert, Milliardengewinne scheffelt und in der Regel von einem Rekordergebnis zum nächsten eilt. Da schien es längst überfällig, daß nicht nur Politiker Sprechblasen zum Spareckzins verbreiten, sondern die mutigen Beamten sich endlich anschickten, Beutelschneidern das Handwerk zu legen. An einschlägigem "Beweismaterial" fehlte es nun wirklich nicht.
Um so enttäuschender ist es, wenn sich jetzt allmählich zur Gewißheit verdichtet, was Skeptiker schon bei Einleitung des Mißbrauchverfahrens befürchteten: Die Untersuchung gegen die fünf verbliebenen Häuser wird sang- und klanglos eingestellt. Banken und Sparkassen, die zum Teil sogar selbst einräumen, das Geschäft mit den (noch) "gesetzlichen" Einlagen bewege sich in einem "wettbewerbsfreien Raum", dürfen ihre Kunden weiter mit lächerlichen 2,5 oder drei Prozent abspeisen. Die Begründung, die aus Berlin für die Einstellung zu hören ist, klingt freilich hanebüchen: Das Zinsgefüge habe sich mittlerweile geändert. Nach dieser kruden "Logik" wäre wohl kaum jemals der Nachweis eines Mißbrauchs zu führen, obwohl der eigentliche Tatbestand doch nach wie vor der gleiche ist.
Und dennoch hat das Kartellamt keine vollkommene Schlappe erlitten. Ob die Wettbewerbshüter es von vornherein nur so beabsichtigten oder nicht: Ihre Ermittlungen haben immerhin für Aufsehen gesorgt. Und wenn dadurch auch nur ein zusätzlicher Sparer wachgerüttelt wurde und seine Einlagen zu einem anderen Institut oder auf eine Anlageform mit höherem Zins umgeschichtet hat, wäre das schon ein Gewinn. Man darf davon ausgehen, daß etliche Bankkunden so gehandelt haben. Der "Papiertiger" hat also doch ein paar Zähnchen. ski
ROMROD. An der Bundesstraße 49 zwischen den Vogelsbergstädtchen Romrod und Grünberg gibt es kein Hinweisschild. Wer dennoch in den vereisten Waldweg abzweigt, der weiß genau, wohin er will: Knapp drei Kilometer geht es durch sturmzerzauste Wälder, dann endlich ein - geöffneter - Schlagbaum mit Warnhinweisen an Sprengtagen. Noch einmal hundert Meter weiter steht die Baracke des Wachpostens. Hohe Zäune, gesichert durch ein automatisches Meldesystem.
Der Blick durch den NATO-Draht-bewehrten Maschendraht läßt erahnen, worum es hier geht: In einer Ecke ist ein Stapel aufgesägter und natürlich entleerter Bomben und Granaten zu erkennen. "Fundmunition - Lebensgefahr". Der zentrale hessische "Spreng- und Lagerplatz" des Kampfmittelräumdienstes bei Romrod liegt versteckt, was er auch soll.
Es ist Gerhard Gossens, Hessens oberstem Feuerwerker, sichtlich unangenehm, daß über die nähere Umgebung der Gegend von Romrod hinaus der seit den sechziger Jahren betriebene Platz bekannt wurde. Gossens fürchtet Militaria-Fans, die immer in der Nähe seien, wenn wieder einmal etwas von Munitionsfunden zu hören ist. Deshalb wäre es dem Leiter des Kampfmittelräumdienstes (Jahresetat 1993: Zwölf Millionen Mark) auch am liebsten, keiner wüßte etwas von dem Ort, an dem auch 48 Jahre nach Kriegsende jedes Jahr 80 bis 100 Tonnen Kampfmittel beseitigt werden - das sind um die 800 Bomben, die allein im letzten Jahr vernichtet wurden, hinzu kommen etliche tausend Granaten.
Der Sprengstoff wird (angeblich schadlos) verbrannt, und zwar über einem Holzfeuer. Die Polter aufgesetzten Buchenholzes zeugen davon, denn einen Ölbrenner haben die Arbeiter mit dem brisanten Job nicht zur Verfügung an einem Ort, wo es weder elektrischen Strom (der wird gerade gelegt) noch eine Trinkwasserversorgung gibt. "Zurück bleibt Schrott", wenn dann der gefährliche Stoff verfeuert wurde, und für den Rest gibt es, so Gossens, heute noch nicht einmal mehr richtig Geld. Auch Bombenschrott muß "entsorgt" werden.
Doch Romrod geriet in die Schlagzeilen, ob die Feuerwerker es nun wollten oder nicht. Der Landesrechnungshof war aufgrund seiner Recherchen nach Verschwendung von Steuergeldern auf Mißstände bei der Beseitigung von 101 Giftgas-Granaten gestoßen. Die Munition stammte noch aus dem Ersten Weltkrieg und war, so der Bericht, auf einem Platz gelagert, wo es "nur eine eingeschränkte Sicherheit gegen den Austritt von Giftgasen gibt". Und daran ändert sich erst in diesen Tagen etwas, zwei Jahre nach dem Bericht aus Wiesbaden.
Die Granaten, die zu einem Eklat führten, stammen zum großen Teil aus einem Munitionsdepot, das im Ersten Weltkrieg auf dem Frankfurter Flughafen errichtet worden war. Das Depot war lange Zeit verborgen geblieben und konnte erst Mitte der achtziger Jahre ausgehoben werden. Weitere 14 Granaten stammen aus einem Fund in der Pommern-Kaserne im nordhessischen Wolfhagen.
Die ersten Frankfurter Funde konnten die hessischen Feuerwerker vor Jahren noch nach Munster in Niedersachsen bringen, wo die Bundeswehr einen Ofen zur Vernichtung dieser tödlichen Gaskampfstoffe betrieb - bis die Anlage explodierte. Zwar ist eine neue im Bau, doch weil sich in Niedersachsen die zur Verbrennung anstehenden Granaten zu einem Berg türmten, müssen die Kampfmittelräumdienste noch für einige Jahre Zwischenlager betreiben. Denn ein eigener, nur für kurze Zeit zu betreibender Ofen würde mindestens 50 Millionen Mark kosten und dazu noch die Begehrlichkeiten anderer Länder mit ähnlichen Problemen auf sich ziehen.
Doch das seither eingerichtete Zwischenlager ist, was vom Rechnungshof auch gerügt wurde, nur unzureichend gesichert. Die Lagerung ist unkontrolliert, sollte etwas heraussickern, würde es so schnell niemand bemerken. Die Granaten sind nämlich gerade mit PE-Folie umhüllt und in PE-Kartuschen verpackt, sie lagern sonst, nur von Erde verdeckt, im Boden. Wo genau? Gossens zuckt mit den Schultern. "Das ist geheim".
Irgendwo dort, wo die Hinterlassenschaft der völkerrechtlich geächteten Waffen im Boden liegt, steht nun, in einer Betonwanne, ein schneeweißer, 14 Tonnen schwerer, 18 Kubikmeter großer gasdichter Container. Eine mit den Kampfmittelräumdiensten der anderen Länder abgestimmte, mit Stickstoff kühlbare Spezialanfertigung, "das gibt es nicht von der Stange", 1,2 Millionen Mark ist sie teuer. In seinem Bauch birgt der Stahlkörper zwei blaue Behälter, großen Bomben nicht unähnlich, in denen auch schon mal einige Kilo Sprengstoff explodieren können, ohne einen Schaden anzurichten.
Dort hinein soll in Kürze das Granatenpaket umgelagert werden, von dessen tasächlichem Inhalt die Feuerwerker bis heute nur eine ungefähre Vorstellung haben. Denn niemand hat die Granaten geöffnet, sie wurden zwar geröntgt, aber letztlich sicher ist es nicht, ob sie zum Beispiel das tödliche Phosgen oder Senfgas enthalten. Das wird sich erst zeigen, wenn der transportfähige, mit einer Genehmigung nach der Gefahrgut-Verordnung Straße ausgestattete Behälter eines Tages in Munster zum letzten Male geöffnet wird.
Eine Sorge hat Romrods Bürgermeister Rudolf Marek: Ihm bangt davor, daß, wo der Container doch nun einmal in seinem Wald steht, auch andere ihren Giftgas-Kriegsmüll bei ihm abladen wollen. "Das befürchten wir", zumal in dem Behälter auch noch ein wenig Platz ist. Daß auch weitere Granaten aus Hessen auf den Platz kommen, scheint hingegen unwahrscheinlich. Gossens glaubt nicht daran, daß in Hessen weitere Munitions-Lager mit Giftgasgranaten bestehen - im Gegensatz zu der Fülle von Blindgängern herkömmlicher Art, die auch in den nächsten Jahren noch in Hülle und Fülle gefunden werden, davon sind die Feuerwerker überzeugt. Allenfalls einzelne Giftgas-Granaten könnten noch auftauchen, denn die große Masse sei doch längst "beseitigt" worden: "Das haben die in die Ostsee oder den Atlantik gekippt."
STEPHAN BÖRNECKE
NEW YORK, 4. März (AFP). Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat vorgeschlagen, die Vereinten Nationen (UN) sollten am 1. Mai das Kommando der Operation "Neue Hoffnung" in Somalia von den USA übernehmen. In einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat hieß es weiter, die Lage in dem Land am Horn von Afrika bleibe weiter schwierig und gespannt. In einigen Regionen an den Grenzen zu Kenia und Äthiopien sei sie sogar "instabil". Die USA bereiteten zudem eine schnelle Eingreiftruppe in Somalia vor, die unter dem Befehl der UN stehen solle. Die neue UN-Friedenstruppe UNOSOM II soll nach den Vorstellungen Butros-Ghalis aus 28 000 Soldaten und 2800 Zivilisten bestehen.
Die Bundesregierung wird am heutigen Freitag als erste Maßnahmen der technischen Soforthilfe für Somalia 18 Spezialisten des Technischen Hilfswerks nach Mogadischu schicken.
FRIEDRICHSDORF. Wenn die S-Bahn Frankfurt - Friedrichsdorf eines Tages bis nach Friedberg verlängert wird, soll möglicherweise eine Haltestelle am Gewerbegebiet Schäferborn eingerichtet worden.
Das Frankfurter Ingenieurbüro, das derzeit eine Analyse von Kosten und Nutzen einer S-Bahn-Verlängerung erstellt, ist laut Mitteilung von Wetterau-Landrat Rolf Gnadl (SPD) gebeten worden, einen solchen zusätzlichen Haltepunkt in seine Berechnungen einzubeziehen.
Auf diese Weise könne ein erhebliches Fahrgastpotential erschlossen werden, argumentieren vor allem die Hochtaunus-Vertreter in der "Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr S 5." che/zg
GELNHAUSEN. Richard Arnoldi, Dr. Eva Maria Abend und ihre Mitstreiter vom Verein Humanitäre Hilfe (Panem, Libros et Medicinam) konnten aufatmen, als sich am Dienstag die Ladeklappen des 38-Tonnen-Sattelzuges schlossen. Nach unzähligen Bittgängen, Telefongesprächen und nicht zuletzt einem umfangreichen Schriftverkehr ist der zweite Hilfsgütertransport des jungen Vereins ins russische Nord-Ostpreußen auf die Reise gegangen.
Nach dem ersten spontan zustande gekommenen Hilfsbesuch im Gebiet des ehemaligen Königsberges war schnell der Entschluß gereift, daß für die dort zumeist erst kürzlich angesiedelten Rußlanddeutschen weitere Unterstützung organisiert werden soll. Die treibenden Kräfte der Aktion, der Linsengerichter Polizeibeamte Arnoldi und die Hanauer Ärztin Dr. Abend, fanden auch prominente Mitstreiter. Im inzwischen eingetragenen Verein werden Gelnhausens Bürgermeister Jürgen Michaelis und Prinz Christian zu Ysenburg und Büdingen als Gründungsmitglieder geführt.
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Richard Bayha (Linsengericht) engagierte sich sogleich für die Humanitäre Hilfe. Er öffnete Türen in Bonn und trug wesentlich dazu bei, daß eine Saatgut-Spende und Lebensmittel aus Bundeswehrbeständen nach Rußland gebracht werden können.
So gehören 4,5 Tonnen Sommerweizen von der Saaten-Union Hannover zu dem neuen Transport. Von der Bundeswehr kamen, in Kisten verpackt, 7000 Einmannpackungen, die den Speisezettel der Notleidenden im Raum Königsberg aufbessern sollen.
Die Mietkosten für den Lastwagen übernimmt die Bundesregierung und auch bei den Bürgermeistern im Raum Gelnhausen hat Arnoldi nicht vergebens angeklopft. Die Künzeller Leitungsbaufirma GRH stiftete technische Gerätschaften, und zahlreiche Main-Kinzig-Bürger reagierten auf die Spendenaufrufe. Deshalb konnten jetzt 25 Kühlschränke und Herde, Werkzeuge für Garten und Landwirtschaft, Medikamente und medizinische Geräte für mehrere 10 000 Mark und nicht zuletzt ein Kontingent deutschsprachiger Bücher in dem Lastwagen verstaut werden.
Für das Beladen des Sattelzuges konnte der Verein auf freiwillige Helfer zurückgreifen, die diese Fracht mit besonderer Freude verstauten: Rußlanddeutsche, die im Raum Gelnhausen eine neue Heimat gefunden haben, krempelten die Ärmel hoch, um die Sendung für ihre Landsleute in weitaus schwierigerer Lage auf den Weg zu bringen. lex
Beim Anblick der kleinen Käthi B. rutscht das Herz für Kinder zunächst mal in die Hose. Käthi Beck, wie sie mit vollem Namen heißt, ist nämlich ein ausgesprochen widerliches Kind. Aber sie bleibt es nicht. Die Botschaft des Stücks von Beat Fäh lautet vielmehr: Kinder, die böse sind, sind Kinder in Not. Es ist der mit viel Geduld und Phantasie begabte Herr Bronski, der solches weiß und Käthie am Ende von ihren Aggressionen erlöst.
Zuerst aber ist er ihr Opfer. Käthi kann sich an dem armen Kellner Bronski, den sie an einen Marterpfahl gebunden hat, so richtig austoben. Dann gelingt jedoch die Befreiung, und in einer schönen Schlußsequenz ist zu sehen, wie Käthi nach und nach wieder sein kann, was sie von Natur aus ist: ein verspieltes und liebenswürdiges Kind.
Die Inszenierung von Max Eipp (die Akteure sind Ilona Strauß und Henryk Nolewajka) arbeitet diesen Umschlag von trotziger Abwehr in allmähliches Zutrauen in dem teils turbulenten, teils poetischen Spiel sensibel heraus. Das Stück ist für Zuschauer von acht Jahren an gedacht, jünger sollten sie keinesfalls sein; es stellt mit seinem differenzierten Blick auf die Probleme von Kindern einige Ansprüche an das Publikum. (Freies Theaterhaus Frankfurt, Schützenstraße 12, 6. März um 20 Uhr, 7. März um 15 Uhr, 8. und 9. März um 11 Uhr). jba
KRONBERG. Drei der neun Kronberger Wahlbezirke haben für die Kommunalwahl am Sonntag, 7. März, andere Wahllokale zugeteilt bekommen als beim letzten Mal: Alle Kronberger, die im Wahlbezirk IV wohnen, wählen nicht wie bisher im Kindergarten Freiherr-vom- Stein-Straße, sondern im etwa 300 Meter entfernten Jugendtreff EMA in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße 7. Der Kindergarten wird zur Zeit umgebaut und kann nicht benutzt werden. Für die Wahlbezirke II und III können diesmal wieder die Räume in der neuen Stadthalle genutzt werden, nachdem bei der letzten Wahl in die Grundschule Heinrich-Winter-Straße ausgewichen werden mußte.
Das Wahllokal für den Bezirk II (Innenstadt) befindet sich in den Räumen Feldberg I und II, das Wahllokal für den Bezirk III (Nord) im Großen Saal der Stadthalle.
Alle anderen Wahllokale ändern sich nicht. Das Wahlamt ist am Sonntag von 8 bis 17.30 Uhr im Rathaus, Katharinenstraße 7, Zimmer 13/14, Tel. 703-222, zu erreichen. Bis 15 Uhr kann man dort noch Briefwahlunterlagen bekommen - aber nur bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung. Diese Unterlagen müssen dann bis 18 Uhr im ersten Stock der Stadthalle, Räume Fuchstanz und Herzberg, abgegeben werden. esi
"Furcht und Hoffnung in der BRD" heißt der Titel, aber er buchstabiert sich wie Brechts "Furcht und Elend des 3. Reiches". Er wäre, abgesehen von der Zeitangabe, der treffendere gewesen. Von Hoffnung kann in den 1983 entstandenen, zu einem Stück gebündelten fünfzehn Kurzdramen, Monologe zumeist, nicht die Rede sein. Es sind Protokolle äußerster Bedrückung. Kroetz' Menschen, in den Mahlstrom der wirtschaftlichen Rezession geraten, sind aus dem Arbeitsprozeß ausgestoßen, ja, "ausgespieen" worden, wie sie oft selbst von sich sagen. Allesamt stehen sie vor dem Nichts, der Verlust der Arbeit senkt sich über sie wie eine schwarze Finsternis; einige werden darüber verrückt, andere reagierensich am Partner mit sado-masochistischen Quälereien ab, dritter verdüstern über Selbstmordgedanken.
Die Kritik nach den beiden Uraufführungen 1984 war überwiegend mäkelig. Vor dem Hintergrund erneuter Massenarbeitslosigkeit erscheint das Stück wieder aktuell. Drei Theater in den neuen Bundesländern, das Landestheater Altenburg, das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen und das Theater Zeitz entdeckten Franz Xaver Kroetz auf der Suche nach einem Text, der wie ein Schrei aus vielen betroffenen Kehlen kommen sollte, auch denen der von Schließung bedrohten Theater selber. Wie sehr die dabei ihre eigene Sache verhandelten, zeigte sich kurz darauf: Das Theater Zeitz stieg aus, es mußte schließen. Die Premieren in Altenburg und Bautzen fanden dennoch statt und positive Resonanz in der Regionalpresse.
Saturierte, unsensible Kritiker im Westen und soziale Empfindsamkeit im Osten also? Eine Rehabilitation mithin des Stücks, das erst in entsprechenden Konfliktlagen seine Sprengkraft entfaltet? Das wäre zu einfach. Kein Zweifel, daß das Stück inhaltlich mit seiner Fixierung auf das magische Ziel der Vollbeschäftigung ökonomischen Analysen hinterherhinkt, die gerade das nicht mehr für machbar halten; kein Zweifel auch, daß die Aneinanderreihung von Klagen dramaturgisch öde ist. Aber es hat die Zuschauer in Bautzen und Altenburg offenbar aufgewühlt. Von kaltschnäuzigen Politikern als Sozialballast mitgeschleift, fühlten sie sich von Kroetz und den Theatermachern verstanden, die Spielorte wurden zu Foren der Selbstverständigung, erstmals vielleicht trat man aus der Anonymität des Einzelschicksals heraus - bei allen ästhetischen Bedenken keine schlechte Funktion des Theaters. Wie anders aber die Aufführung vor kaum mehr als einem Dutzend Zuschauern im Mousonturm. Wie bei der Lektüre stand das Stück nackt und bloß da; weder nützte der Versuch, seine Larmoyanz durch trocken-zynische Einwürfe zu brechen, noch verhalf ihm die Straffung auf weniger als die Hälfte der Szenen zu größerer Dichte (Regie geführt hatten für Altenburg Reinhold Ulrych und für Bautzen Claudia Nowotny). Einige Male zwar nötigten die Darsteller zu Aufmerksamkeit, etwa wenn es gelang, aus den Holzschnitten der Vorlage individuelle Gesichter herauszuschälen, innerhalb der plakativen bis schreierischen Anklage ganz persönliche Not sichtbar zu machen. Gegen Wechselreden wie "Wen interessiert denn unser Tod? Und wen interessiert unser Leben?" - leise und leeren Blicks ausgesprochen von einem von Verzweiflung aufgeriebenen Ehepaar, können sich auch Westzuschauer nicht abschotten.
Aber das sind vereinzelte Momente. Insgesamt überwiegt auch in dieser Inszenierung die Deklamation von Unglück. Kroetz blieb trotz des Bemühens um Gegensteuerung Kroetz. Seine Form des Abbildens von Gefühlen und Einstellungen hätte Brecht, der ein Vorbild des Autors war, (volks)"tümeln" genannt. Der Dramatiker schaut den Leuten ins Herz, er macht sich zu ihrem Sprachrohr - nein, hätte Realist Brecht gesagt, das genügt nicht, in wie guter Absicht auch immer.
Und wie wenig es genügt, belegt die nach der Vorstellung angesetzte Diskussion mit den Produzenten der beiden Bühnen, denn das Stück artikuliert auch ihre Befindlichkeit. Aber, so wurde betont: Man steht nicht da und wartet, bis der Sensenmann in Form einer Schließungsverfügung kommt. Man handelt, und zwar brechtisch, nicht kroetzisch, denn dann wäre man vor lauter Selbstmitleid schon zerflossen. Die Osttheater, sagte der Altenburger Intendant Georg Mittendrein, haben bereits finanzierbare und tragfähige Lösungen für die zuküftige Theaterlandschaft in den neuen Bundesländern erarbeitet. Schwer sei nur, sie gegen Widerstand, Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit der Politiker durchzusetzen. Man kann ihnen nur wünschen, daß es mit Brechtscher List gelingen möge - das Kroetz-Stück bietet solche Lebenshilfe nicht, auch wenn gerade das das Argument zu seiner Verteidigung war.
(Noch am Freitag und Samstag, 21 Uhr, auf der Studiobühne des Mousonturms, Waldschmidtstraße 4.) JUTTA BAIER
BRUCHKÖBEL. Gebrauchte Kindersachen, Kleidung, Spiele, Gebrauchsgegenstände wie Hochstühle oder Kinderwagen, aber auch Umstandsmoden werden bei der nächsten Second-Hand-Aktion am Samstag, 20. März, zwischen 14 und 16.30 Uhr vom Mütterkreis "Kunterbunt" im ökumenischen Gemeindezentrum (Varangeviller Straße) angeboten. Interessenten können sich am Dienstag, 9. März, ab 15.30 Uhr im Gemeindehaus Arche einen Stand reservieren. Die Gebühr kommt dem Behindertenwerk in Maintal zugute.
Gegenstände, die nicht verkauft werden, können für die kroatische Mission der Caritas gespendet werden. Sie werden im ehemaligen Jugoslawien direkt an Bedürftige verteilt. Weitere Informationen haben Frau Thomsen, Telefon 7 67 24, und Frau Körbitz, Telefon 7 73 91. hein
jk FRANKFURT A. M. Ferdinand Piëch, seit Januar Vorstandschef von Volkswagen, bekräftigte auf der gestrigen Betriebsversammlung in Wolfsburg das Ziel, in diesem Jahr einen Gewinn ausweisen zu wollen, und machte gleichzeitig einige Vorgaben. Um dem "schärfsten Abschwung" für die Autoindustrie "seit dem Ende des zweiten Weltkriegs" zu trotzen, müsse VW alle "Möglichkeiten zur Ergebnisverbesserung" nutzen, die Einkaufspreise reduzieren, die Produktivität steigern und die Sachgemeinkosten zurückfahren. Dafür seien grundlegendes Umdenken erforderlich sowie Besinnung auf eigene Stärken und Bereitschaft für neue Ideen.
Als konkrete Vorhaben nannte der frühere Audi-Vorsitzende, die "Komplexität und Teilevielfalt" der Autos zu verringern sowie die "Produktivität durch schlanke und schnelle Prozesse" zu erhöhen. Dies setze ein breites Modellangebot aus einem Baukasten voraus. Derzeit noch verschiedene Serien gelte es so zu verknüpfen, daß möglichst viele baugleiche Komponenten verwendet werden können. "Damit bekommen wir die gewünschte Flexibilität zwischen den Werken und können beträchtliche Kostenvorteile realisieren."
Seine Ausführungen schloß Piëch mit einem für ihn ungewöhnlichen rhetorischen Höhenflug: "Erfolgreiche Management-Philosophien beruhen auf der Idee, daß die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch gemeinsame Wertvorstellungen verbunden sind und auf der Basis wechselseitigen Vertrauens und gegenseitiger Achtung kooperieren." Künftig werde im VW-Konzern der Mensch noch viel stärker als Individuum gesehen.
Auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Klaus Volkert, hob Gemeinsamkeiten zwischen Führung und Truppe hervor. Die Belegschaft werte es als "gutes Zeichen", daß Piëch sich vor Ort in direktem Gespräch über die Situation informiert habe. Beschäftigte und Betriebsrat seien zur Unterstützung des Vorstands bei der Lösung der anstehenden Probleme bereit.
Laut Volkert hat Volkswagen seit 1974/75 keine "derart harte Bewährungsprobe durchstehen" müssen wie zur Zeit. Den geplanten und eingeleiteten Personalabbau, der nicht zu umgehen sei, müßten Altersregelungen und freiwillige Aufhebungsverträge begleiten. Kombiniert mit Kurzarbeit würden so Eingriffe vermieden, "die nicht mehr sozialverträglich" wären. Für das Werk Wolfsburg forderte Volkert den Beschluß zur Produktion des Chico. Damit könne der Beweis erbracht werden, daß es möglich ist, in Deutschland einen Kleinwagen zu wettbewerbsfähigen Kosten und Preisen zu fertigen.
has FRANKFURT A. M. Zahlreiche Immobilienbesitzer und Häuslebauer sind über Jahre hinweg von Unternehmen der Glasbranche übers Ohr gehauen worden, weil die Anbieter von Fensterscheiben und ähnlichen Produkten zu hohe Preise kassierten und auf diese Weise letztlich den Endverbraucher schädigten. Die Machenschaften hat das Bundeskartellamt jetzt geahndet.
Die Berliner Wettbewerbshüter verhängten gegen 16 norddeutsche Flachglasgroßhändler und Isolierglashersteller und deren verantwortliche Manager Bußgelder von insgesamt 3,3 Millionen Mark. Die entsprechenden Bescheide sind zwar noch nicht rechtskräftig, doch bestreiten die betroffenen Firmen die Vorwürfe angeblich nicht.
Nach den Recherchen des Kartellamtes sprachen die Glasanbieter in den Jahren 1986 bis 1990 ihre Preise, Rabatte und Konditionen ab und koordinierten ihr Verhalten am Markt. Heraus kam nach den Worten von Sabine Scholz, Sprecherin der Berliner Behörde, ein "lupenreines Kartell, wie man es schöner nicht finden kann".
Wie schon häufiger in solchen Fällen half der Zufall den Wettbewerbswächtern beim Aufspüren der dubiosen Praktiken. Anfang 1990 registrierte das Amt am Platz der Luftbrücke in der Bundeshauptstadt eine "anonyme Eingabe von Sitzungsprotokollen". In diesen Unterlagen hatten die 16 Unternehmen fein säuberlich ihr Vorgehen niedergeschrieben. In der Folgezeit schwärmten die Fahnder zu Durchsuchungen an 20 Zielorten aus - und wurden fündig. Sie beschlagnahmten umfangreiches Material. Die detaillierte Auswertung der Akten führte nun zur Verhängung der Bußgelder.
Blechen müssen vor allem die beiden führenden Flachglasunternehmen hierzulande, die Vegla-Gruppe aus Aachen und die Flachglas Aktiengesellschaft in Gelsenkirchen. In die Machenschaften sind sie über Tochtergesellschaften verwikkelt. Auf diese beiden Anbieter entfallen etwa zwei Drittel des gesamten Bußgeldes. Den Rest müssen die übrigen 14 Firmen berappen, bei denen es sich um kleinere und mittelständische Betriebe handelt. Bei der Bemessung der Bußgelder für diesen Kreis beachtete das Bundeskartellamt nach den Worten von Sprecherin Sabine Scholz, daß diese Unternehmen "in ihrer Existenz nicht gefährdet werden".
Da die Flachglasgroßhändler und Isolierglashersteller die Anschuldigungen nicht bestreiten, kann sich Finanzminister Theo Waigel in Bonn auf einen kleinen Geldregen freuen. Die vom Kartellamt ausgesprochenen Bußgelder fließen dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen zufolge in die Bundeskasse.
BAD ORB. Ihre vierte Frühjahrsmesse veranstaltet die Werbegemeinschaft der Bad Orber Geschäftswelt am Wochenende des 6. und 7. März in der Konzerthalle. Das "Schaufenster" ist am Samstag von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Neben den Waren und Dienstleistungen der 25 Aussteller wird auch ein Rahmenprogramm geboten. Tanz- und Musik, eine Modenschau und ein Zauberer sorgen für Unterhaltung. völ
SCHLÜCHTERN. "Schritt für Schritt in die Fußgängerzone" will Schlüchterns BISS möglichst noch in diesem Jahr gehen. Aus diesem Grund rührt die Ökopartei am Samstag, 6. März, von 10 bis 16 Uhr in der Obertorstraße noch einmal die Wahlkampftrommel für ihren thematischen Schwerpunkt. Sie stellt ihr Realisierungskonzept für eine autofreie Zone in der Innenstadt vor, will Passanten nach ihrer Meinung fragen und kündigt mehrere "Überraschungsaktionen" an.
Nach Meinung von BISS sollte bereits im Frühjahr mit der schrittweisen Einführung der Fußgängerzone in der Obertorstraße begonnen werden, zunächst beschränkt auf die Hauptgeschäftszeit von 11 bis 18 Uhr. Außerdem solle in dieser Phase bereits die Verschönerung von Plätzen und Straßen beginnen. Kundenparkplätze in der Nähe will BISS "durch die Verdrängung von Langzeitparkern" erzielen. Als zweiten Schritt sieht das Konzept die endgültige Einrichtung der autofreien Zone und die Regelung des Anliegerverkehrs vor. tja
gpf MANNHEIM, 5. März. Zur Einrichtung einer menschenwürdigen Obdachlosenunterkunft muß weder ein Telefonanschluß noch ein Arbeitszimmer zur Ausübung einer beruflichen Tätigkeit gehören. Dies stellte der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim jetzt in zwei Entscheidungen fest.
Ein ehemaliger Asylbewerber hatte das Gericht angerufen, weil ihm die Stadt Esslingen die Genehmigung zur Einrichtung eines Telefonanschlusses in seinem Zimmer in einem Asylbewerberheim verweigerte. Der Asylantrag war in allen Instanzen abgelehnt worden. Weil der Mann aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden kann, wird er als Obdachloser in der Asylbewerber-Unterkunft geduldet. Die Stadt verweigerte ihre Zustimmung mit der Begründung, daß ständig neue Zuweisungen immer wieder zu Umsetzungen der Bewohner innerhalb des Gebäudes zwängen. Keinem der Bewohner könne auf Dauer ein bestimmter Schlafplatz garantiert werden.
Den Gemeinden stehe bei der Gestaltung von Asylbewerber-Unterkünften ein weiter Gestaltungsspielraum zu, der nur durch die Achtung der Menschenwürde und die Wahrung der körperlichen Unversehrtheit begrenzt sei. Ein Anspruch auf Zustimmung zur Errichtung eines privaten Telefonanschlusses stehe keinem der Bewohner zu (AZ: 1 S 1965/92).
Im zweiten Fall versuchte eine Studienrätin, für sich und ihre sechs Kinder die Einweisung in eine Obdachlosenunterkunft "mit Zentralheizung und ordentlichen Fußböden in allen Räumen mit 145 bis 155 Quadratmeter Wohnfläche" zu erreichen. Sie benötige als Lehrerin einen häuslichen Arbeitsraum zur Vorbereitung des Unterrichts. Ihre Wohnung hatte sie durch Zwangsräumung verloren. Die zugewiesene Notunterkunft verfügt über fünf Zimmer, Küche, Bad und Toilette und hat eine Größe von rund 85 Quadratmetern. Mehr, so das Gericht, könne die Lehrerin von einer Obdachlosenunterkunft nicht verlangen (AZ: 1 S 164/93).
Der Neroberg soll aus seinem Dornröschenschlaf erwachen Ein Café neben der Mulde
WIESBADEN. Nach Jahren der tiefen Ruhe soll jetzt der Neroberg aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. In den war er gefallen, nachdem Versuche, auf dem Wiesbadener Hausberg ein Café zu betreiben, fehlgeschlagen waren. An dem Tiefschlaf hatte auch die "Erlebnismulde" nichts geändert, von der Stadtbaudezernent Dilger (FDP) zugibt, "daß viele mit dem Ding zunächst gar nichts anfangen konnten".
In diesem Jahr soll das Leben auf dem Neroberg wieder verstärkt pulsieren, Wanderer und Sonntagsbesucher ein kühles Bier trinken oder eine Kleinigkeit essen können. Der ehemalige Aussichts- und Wasserturm, letztes Überbleibsel des nach und nach abgebrannten Hotels, wird jetzt renoviert und schon im Sommer Mittelpunkt eines neuen Cafés sein.
"Eine Konstruktion aus Glas und Stahl, die den Blick auf den Turm freigibt und deutlich macht, daß da etwas Neues entstanden ist", beschreibt Dilger den Bauplan des Cafés. Kosten soll es eine halbe Millionen Mark. Aber, freut sich der Stadtrat, bezahlen wird das eine Frankfurter Brauerei. Sie hat auch schon einen Pächter für das Café gefunden: Stefan Wagner, der schon im Opelbad das Restaurant leitet.
Auch bei der Renovierung des Turms "kommt die Stadt gut weg", so Dilger. Den Löwenan?teil zahlen das Land und die "Deutsche Stiftung Umweltschutz". Aus dem Stadtsäckel werden lediglich 80 000 Mark für den Bau von Toiletten zugeschossen, die dann auch bedürftigen Wanderern offenstehen sollen. Ohne "überflüssige Schnörkel" soll der Turm wieder hergerichtet werden. In die zugemauerten Fensterhöhlen werden wieder Rahmen eingesetzt, die jetzt noch gesprenkelte Fassade in einheitlichem Rot erstrahlen. Ob die obere Plattform aber jemals wieder als Aussichtspunkt dienen wird, ist noch ungewiß. Der Gastraum des Cafés wird 60 Quadratmeter umfassen, Platz für 40 Gäste. Bei schönem Wetter können die Besucher auch draußen sitzen und von der Ost- und Südseite des Turms den Blick über Wiesbaden und den Monopteros genießen. Allerdings nur im Sommer.
Die Öffnungszeiten werden sich an den Fahrzeiten der Nerobergbahn orientieren, so Investor Ottmar Schwamb. Über die Erfolgsaussichten eines neuen Versuchs eines Cafés auf dem Neroberg gibt er sich eher zurückhaltend. Das Provisorium im vergangenen Jahr habe man jedenfalls kaum als Erfolg bewerten können.
Dem neuen Vorstoß räumt er da schon größere Möglichkeiten ein, aber "manchmal macht man etwas, das einem einfach nur Spaß macht".
Im Feuilleton: Péter Esterhazy: Ungarn an der Jahrtausendwende; Innenansichten einer wiedervereinten Nation von Jürgen Kuczynski und Günter Kunert; ein Porträt des katholischen englischen Historikers John E. E. Acton von Christa Dericum. Auf der Buchseite: Elfhundertelf 3er-(Spreng-) Sätze oder die Wahren Geschichten des Félix Fénéon (Wolfram Schütte)"; die Tausend Plateaus von Deleuze / Guattari (Caroline Fetscher) und Erhard Epplers Kavalleriepferde beim Hornsignal (Joachim Dyck). fr
MAINTAL. Die Vertrauensleute der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in der Stadtverwaltung Maintal haben sich mit dem Wahlaussagen der in Maintal kandidierenden Parteien und Wählergruppierungen beschäftigt. "Dabei ist uns aufgefallen, auf welch einfache Art Politik betrieben werden soll", teilt der Sprecher der Vertrauensleute, Erwin Jäger mit.
So sei bei einer Veranstaltung der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" unter anderem festgestellt worden, daß ein Drittel der städtischen Ausgaben im Personalbereich anfielen, was ein eindeutiger Beweis dafür sei, daß es in Maintal zuviel Personal gäbe.
Diese Beweisführung halte einer genauen Überprüfung nicht stand, setzt Erwin Jäger dagegen. Zum einen schwinge der - in Wahlkampfzeiten immer gern gehörte - Vorwurf mit, daß die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ohnehin nur faul und arbeitsscheu seien, zum anderen würden viele Dienstleistungen und andere Arbeiten durch das Personal der Stadt erbracht, weil sich die Stadt als Körperschaft natürlich ihres Personals bedienen müsse. Jäger wörtlich: "Ich denke hierbei einmal ganz besonders an die sehr personalintensiven Kindergärten, die städtischen Grünanlagen einschließlich der Friedhöfe oder die Betreuung von öffentlichen Einrichtungen."
Ein Vergleich mit anderen Städten in der Größenordnung Maintals habe Anfang vergangenen Jahres ergeben, daß die Maintaler Stadtverwaltung bei vielen Angeboten relativ wenig Personal benötige, berichtet Jäger und zieht ein Fazit: "Die Vertrauensleute fordern deshalb die "Freien Maintaler" auf, wenn sie ihren Wählern schon Personalabbau versprechen, dan sollten sei ihnen auch sagen, welche öffentlichen Leistungen dafür abgebaut werden sollten. Denn ohne Abbau von Dienstleistungen für die Bürger Maintals ist an Personalabbau nicht zu denken." pom
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
BAD HOMBURG. Wegen eines quer auf einem Waldweg stehenden Autos mußte ein Radfahrer am Mittwoch gegen 10.30 Uhr seine Fahrt auf dem König-Wilhelm-Weg von der Saalburg in Richtung Hirschgarten abrupt abbremsen.
Der 36jährige stürzte und brach sich die Hand. Der Autofahrer fuhr weg, ohne sich um den Verletzten zu kümmern. off
HANAU. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter hat Generalbundesanwalt Alexander von Stahl um Klärung von Beschuldigungen gegen Kreispolitiker gebeten, über die im Zusammenhang mit der Verhaftung des ehemaligen SPD- Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig aus Hanau spekuliert werde. In seiner Antwort habe der Generalbundesanwalt mitgeteilt, daß derzeit keine Ermittlungsverfahren gegen einen amtierenden Stadtverordnetenvorsteher laufen. Auch seien keine Verhaftungen von Kreispolitikern geplant.
Reuter hatte in seinem Schreiben an von Stahl kritisiert, daß die Verhaftung Flämigs vor laufenden Fernsehkameras gezeigt worden sei. Damit werde die im Rechtsstaat verbürgte Unschuldsvermutung zur Farce. Der Generalbundesanwalt, so Reuter, teile diesen Unmut. Er bestreite, daß die Journalisten eines Privatsenders ihre Informationen über die Bundesanwaltschaft erhalten hätten. res
DIETZENBACH. Für den Markt am Starkenburgring soll eine richtige Marktordnung - wie sie bereits für den Wochenmarkt am Harmonieplatz besteht - erlassen werden. Dafür hat sich die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe "Starkenburgring" ausgesprochen. Wie Bürgermeister Jürgen Heyer, Vorsitzender des Gremiums, gestern ankündigte, soll der Starkenburgring-Markt zukünftig nur noch an drei Werktagen zugelassen werden. Die Marktstände müssen abbaubar sein.
Laut Heyer "will die Stadt nun Nägel mit Köpfen machen", um die Probleme im und am Starkenburgring zu beseitigen. So sollen unter anderem die Kanalisation und die Müllentsorgung verbessert werden.
Ferner ist vorgesehen, leerstehende Keller in den Hochhäusern als Kommunikations- und Jugendräume zu nutzen. Die Stadt plant im übrigen, gezielt gegen Ratten und anderes Ungeziefer vorzugehen.
Einig war sich die Arbeitsgruppe nach Angaben Heyers, daß mehr Ordnung in das Markttreiben gebracht werden müsse. Es könne nicht akzeptiert werden, daß immer mehr illegale Marktbuden errichtet würden und die Straße permanent verschmutzt sei. Den Vorschlag, den Markt auf Privatgelände an den Hochhäusern zu verlagern, lehne die Eigentümergesellschaft ab. Heyer: "Zunächst sollen die Auswüchse der Bauten des derzeitigen ,Hüttendorfs&rquote; unter keinen Umständen länger so geduldet werden."
Die Stadt habe schon vor geraumer Zeit einen Baustopp verlangt und erwarte nun, "daß dieser vom Kreisbauamt auch endlich ausgeführt wird". Die Händler müssen sich darauf einstellen, daß nur noch abbaubare Stände geduldet werden. fin
BAD HOMBURG. Das Frauenzentrum Bad Homburg unterstützt die Aktion der Mütterbewegung "Kette der Liebe" von Bosnien und Herzegowina und ruft zur Beteiligung an einer Spendenaktion des Malteser-Hilfsdienstes auf.
An Firmen, Privatleute, Organisationen und Institutionen (zum Beispiel Krankenhäuser) ergeht die Bitte, Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Medikamente, medizinische Geräte, Wolldecken, Betten, Haushaltskerzen und Streichhölzer zu spenden. Kleidung wird bei dieser Aktion nicht gewünscht. Informationen über die Abwicklung der Spendenaktion sind beim Frauenzentrum (Tel. 2 44 34 - täglich außer freitags) zu bekommen. off
Samstags in Rhede geht es um den nationalen Titel im Crosslauf, auf dem Rückweg macht Klaus-Peter Nabein (Fürth) tags darauf in Frankfurt Station. Bei Mittelstreckenrennen ist er seit nahezu einem Jahrzehnt in Deutschland immer vorne mit dabei, am Sonntag (10 Uhr, Waldstadion) ist der Weg zum Erfolg ein wenig länger.
Der Frankfurter Halbmarathon (21,1 Kilometer) steht an. Am schnellsten hat die Distanz im Stadtwald bislang der Tscheche Ivan Uvizl hinter sich gebracht, der benötigte im Vorjahr 1:03,21 Stunden. Um ein besseres Resultat werden sich diesmal neben Nabein und Uvzil vor allem die Tansanier Alfredo und Gidamis Shanhanga bemühen. Bei den Frauen wird es im Kampf um Sieg und Prämie die einstige Frankfurterin und nun für Quelle Fürth startende Vera Michalek mit der Schweizerin Cornelia Bürki zu tun bekommen.
Insgesamt, schätzt Gerhard Schroeder vom Veranstalter Spiridon Frankfurt, werden gut und gerne 900 Läufer auf den Beinen sein. FR
WASHINGTON, 4. März (dpa). Die USA wollen ihre Truppenstärke in Europa auch unter der neuen Regierung von Präsident Bill Clinton nicht kurzfristig abbauen. Diese Einschätzung vertrat NATO-Generalsekretär Manfred Wörner am Mittwoch abend zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in Washington, bei dem er neben Clinton auch mit Außenminister Warren Christopher und Verteidigungsminister Les Aspin zusammentraf.
Clinton habe ihm versichert, auf "absehbare Zeit" sei nicht damit zu rechnen, daß die von der NATO als "Schwelle" angesehene Präsenz von 100 000 US-Soldaten unterschritten werde, sagte Wörner vor Journalisten. Im Wahlkampf hatte Clinton noch eine stärkere Verringerung als Ziel angegeben.
Die D-Jugend-Fußballer des FC Teutonia Hausen rissen zwar beim Hallenfußballturnier der Teutonia sportlich keine Bäume aus, aber auf anderem Gebiet erwiesen sie sich als echte "Fachmänner". Beim traditionellen "Gummibärchen-Raten" schlugen sie die Konkurrenz um Längen. Teutonia-Kicker Nino Haase kam mit geschätzten 487 Bärchen fast exakt auf die tatsächliche Zahl von 488 und wählte aus den Preisen ein neue Sporttasche. Die fußballerische Nummer Eins in Hausen waren weder Eintracht Frankfurt noch die Kickers aus Offenbach, sondern der FC Bayern Alzenau. Im Finale besiegte der Außenseiter das Eintracht- Team mit 2:1 und sicherte sich den Wander- sowie den Siegerpokal.
Die Eintracht hinterließ zwar spielerisch den besten Eindruck, mußte sich jedoch im hochklassigen Finale dem FC Bayern geschlagen geben. Dritte wurden die Offenbacher Kickers, die im "kleinen Finale" das Team der SG Germania Klein-Krotzenburg mit 5:1 niederhielten. Die Kickers waren im Gruppenspiel mit 0:1 an den Alzenauern gescheitert. In den Reihen der Klein-Krotzenburger wurde Fred Schmitt als bester Torschütze (10 Treffer) mit einer Plakette bedacht. Während die Eintracht für 21 erzielte Tore mit der Offensiv-Plakette ausgezeichnet wurde, fand die Abwehrleistung der Alzenauer, die erst im Endspiel den einzigen Gegentreffer kassierten, gleichermaßen Anerkennung. Den Fairneßpreis erhielt der SV Stockstadt.
Lob aus prominentem Munde gab es unter anderem von Frau Neuberger, deren Gatte einst Profi bei der Eintracht war und deren Sohn in der D-Jugend von Klein-Krotzenburg auf den Spuren seines Vaters wandelt. Alle Beteiligten sicher- ten ihr Kommen für das nächste Jahr bereits zu.
So konnte Teutonia-Spielausschußvorsitzender Günter Schwartz, gemeinsam mit Jugendleiter Benno Klaffki federführend, bilanzieren: "Das war der Höhepunkt unserer Hallensaison." Der Höhepunkt für die Klein-Krotzenburger Spieler war aber auch die Tatsache, daß ihr Spieler Florian Lieber als Fünfter des Gummibärchen-Ratens das Rateobjekt als Preis zugesprochen bekam.
ENDKLASSEMENT: 1. FC Bayern Alzenau, 2. Eintracht Frankfurt, 3. Kickers Offenbach, 4. SG Germania Klein-Krotzenburg, 5. SV Zellhausen, 6. SV Stockstadt, 7. Teutonia Hausen I, 8. Spvgg. Hainstadt, 9. Teutonia Hausen II, 10. Kickers Obertshausen. jbp
Kleine FR
RTL kommt über Kabel MAIN-KINZIG-KREIS. Das zweite Programm des Luxemburger Kommerzsenders RTL ist ab heutigen Samstag, 6. März, in folgenden Kommunen unter dem Sonderkanal S 7 per Kabel zu empfangen: Schöneck, Nidderau, Hanau, Maintal, Bruchköbel, Neuberg, Erlensee, Langenselbold und Rodenbach. Neuer Termin für Liederabend RODENBACH. Nicht am 7. März - wie im Programm ausgedruckt -, sondern am Sonntag, 14. März, findet im Bürgertreff Oberrodenbach ein Liederabend mit Peter Schüler und Andreas Sommer statt. Karten gibt es an den üblichen Vorverkaufsstellen.Jahreshauptversammlung BRUCHKÖBEL. Zur Jahreshauptversammlung lädt der Obst- und Gartenbauverein Roßdorf für Freitag, 26. März, um 20 Uhr ins Gasthaus "Zum Löwen" ein. Selbsthilfe durch Selbstgespräche
BRUCHKÖBEL. Einen Vortrag über "Emotional Clearing", ein Selbsthilfe-Gesprächsverfahren, mit dem angeblich traumatische Erfahrungen aus der Vergangenheit verarbeitet werden können, hält der Psychologe Joerg Dao am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Haus Shalom. Weitere Informationen gibt es bei Brigitte Gutmann, Telefon 7 84 41. Nach Sardinien und Sizilien ERLENSEE. Eine Studienfahrt nach Sizilien und Sardinien vom 25. September bis 9. Oktober plant die evangelische Kirchengemeinde Langendiebach. Es handelt sich um eine kombinierte Schiffs- und Busreise. Interessenten wenden sich umgehend an Pfarrer Lothar Grigat, Telefon 42 51. "Heavy Metal" LANGENSELBOLD. Die Rockgruppen "New Age", eine echte Selbolder Formation, und "Devestate" gastieren am Freitag, 12. März, um 19 Uhr im Jugendzentrum. Die Jugendlichen von "New Age" werden dabei ihr Bühnendebüt geben. Der Eintritt kostet 5 Mark. Segelfreizeit BRUCHKÖBEL. Eine Sommerferien- Freizeit mit Segelschule in Bad Zwischenahn veranstaltet die Stadtjugendpflege für Neun- bis 13jährige, die schwimmen können, in der Zeit vom 9. bis 17. August. Anmeldeformular gibt es im Jugendzentrum und im Rathaus. Die Teilnahme kostet 290 Mark. Preis-Rommé BRUCHKÖBEL. Einen Wettbewerb im Rommé-Spielen veranstaltet der Club "Die Joker" am Samstag, 13. März, um 18 Uhr im Seniorentreff-Mitte. Landfrauen jubeln
BRUCHKÖBEL. Sein 40jähriges Bestehen feiert der Landfrauenverein am Samstag, 13. März, um 19 Uhr im Bürgerhaus in der Kernstadt. "Flaschenpost" auf der Bühne
BRUCHKÖBEL. Das Stück "Flaschenpost" spielt das Issigheimer Jugendtheater am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr in der Niederissigheimer Mehrzweckhalle. Umwelttag
BRUCHKÖBEL. Den ersten Niederissigheimer Umwelttag veranstaltet der Gesangverein "Sängerlust" am Samstag, 20. März, um 10 Uhr in der örtlichen Mehrzweckhalle. Aquarianer als Bienen-Freunde BRUCHKÖBEL. Einen Dia-Vortrag über das Leben eines Bienenvolkes zeigen die Aquarianer am Mittwoch, 31. März, um 20 Uhr im Vereinsheim.
me WIESBADEN, 4. März. Der Internationale Frauentag am kommenden Montag soll in Hessen landesweit als "Tag der ungeduldigen Frauen" begangen werden. Die Frauenverbände haben alle Frauen aufgefordert, sich durch lila Kleidungsstücke ("lila Montag") "sichtbar" zu machen und in Veranstaltungen "die Wertschätzung ihrer Arbeit" einzufordern. Dazu soll auch zählen, daß Frauen "blau machen", um einen Tag lang zu zeigen, "was alles ohne sie nicht geht".
(Bericht auf der Hessenseite)
OBERURSEL. Je eine Originalzeichnung von Marc Chagall und van Dongen, Miro-Grafiken, Alte Meister, japanische Farbholzschnitte, Silber und Porzellan sind nur ein kleiner Teil dessen, was am Samstag, 6. März, in einer Kunstauktion im Parkhotel Waldlust versteigert wird. Besichtigung ist ebendort (Hohemarkstraße 168) heute von 15 bis 20 Uhr und morgen von 10 bis 15 Uhr. Beauftragter Versteigerer ist Alfred Terner (Tel. während der Auktion: 01 61 / 2 20 36 53. esi
In der Auseinandersetzung um die angebliche Ausländerfeindlichkeit von Monika Intrau, der Rektorin der Deutschherrenschule, hagelt es jetzt Kritik an der Art und Weise, wie Lehrerverbände in der Debatte mitgemischt haben. Eine öffentliche Entschuldigung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bei Intrau hat der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Fritz Hertle, verlangt.
In einem Brief an die GEW Hessen zeigt Hertle sich entsetzt über die "geistige und moralische Verfassung" des Frankfurter GEW-Vorstandes. Der Landtagsabgeordnete rügt die Art und Weise, wie die Frankfurter Lehrergewerkschaft Frau Intrau an den Pranger gestellt und diffamiert habe, "bevor die Vorwürfe gegen sie überprüft, bestätigt oder widerlegt sind". Diese Angriffe dienten in keiner Weise dazu, Konflikte argumentativ auszutragen.
Hertle bezieht sich dabei auf ein "Sonderblatt" der Frankfurter GEW zu den Vorwürfen gegen Intrau, das die Rektorin in einer Fotomontage als islamische Fundamentalistin dargestellt und mit sprachlichen Assoziationen von "Entsorgung und Endlagerung" gegen sie vom Leder gezogen hatte. Angesichts eines solchen "verächtlichen und haßerfüllten Tones gegen Andersdenkende" sei nun die hessische GEW gefragt.
Hertle wendet sich aber auch entschieden gegen eine Erklärung des konservativen Lehrerverbandes, der in der Auseinandersetzung um Intrau "rot-grünen Faschismus" ausgemacht hatte. Solche Vorwürfe ließen jedes Maß der Bewertung des Faschismus vor allem gegenüber seinen Opfern vermissen.
Erhebliche Zweifel an der Vorbildfunktion von Lehrern befällt angesichts der Formen dieser Auseinandersetzung auch den Grünen Stadtverordneten Sebastian Popp. "Zur Zeit könnten die Lehrer nur von ihren Schülern demokratisches Engagement und Umgang lernen."
"Faschistoide Sprachformen" liest auch der bildungspolitische Sprecher der Landtags-FDP, Heiner Kappel, aus dem Sonderblatt der Frankfurter GEW heraus. luf
HOCHTAUNUSKREIS. Die Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent hat sich zwar im Februar im Vergleich zum vorigen Monat nicht geändert, dennoch meldet das Arbeitsamt Bad Homburg: Immer mehr Menschen im Hochtaunuskreis (ohne Königstein, Kronberg und Glashütten) fragen nach Beschäftigung. 3677 Männer und Frauen sind derzeit ohne Arbeit; der Anteil der Männer mit derzeit 2169 steigt monatlich. Das sei auf Personalabbau im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen. Hinzu kommen 1332 Menschen, die Interesse an einem Stellenwechsel äußerten. 541 Männer und Frauen meldeten sich neu arbeitslos, 509 konnten eine Beschäftigung finden.
Die zurückgehende Nachfrage nach Arbeitskräften wirkt sich immer mehr auch auf Angestellte - Ingenieure, leitende kaufmännische Angestellte, Werbe-, Marketing- und Personalfachkräfte, aber auch Bankkaufleute - aus.
Im Februar führten erneut fünf Betriebe Kurzarbeit ein. Das bedeutet, daß inzwischen 2897 Menschen davon betroffen sind; 469 mehr als noch im Januar. dag
FRANKFURT A. M. Eine Drogenabhängigkeit fällt nicht vom Himmel. Die Voraussetzungen für Suchtkrankheiten werden häufig schon im Kleinkindalter geschaffen - wenn der Fernseher zum "Babysitter" wird oder Süßigkeiten als Ersatz für mangelnde Zuwendung dienen. Auf diesen Zusammenhang hat am Donnerstag die Landeskonferenz der hessischen Drogenhilfe-Einrichtungen in Frankfurt hingewiesen. Der Sprecher der Konferenz, Wolfgang Schmidt, warf der Landesregierung Versäumnisse bei der Suchtvorbeugung vor. Nur eine knappe Million des 21 Millionen Mark großen Drogenetats fließe in die Prävention: "Das ist zuwenig."
Jedes vierte Kind an hessischen Grundschulen schluckt regelmäßig Medikamente, die die Konzentration verbessern oder das Einschlafen erleichtern sollen, so Schmidt weiter. Solchen Entwicklungen müsse die Prävention entgegenwirken.
Dabei gehe es nicht darum, mit einem Köfferchen voller Drogen durch die Gegend zu ziehen - "Abschreckung bringt gar nichts" -, sondern die Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen anzusprechen. "Prävention können die Eltern machen, die Lehrer und die Sozialarbeiter im Jugendzentrum. Nicht die Suchtexperten, die mal für eine Stunde einfliegen. Unsere Aufgabe ist es, diese Bezugspersonen zu qualifizieren. Sie sollen den Kindern und Jugendliche später vermitteln können, daß Konflikte und Schwierigkeiten zum Leben dazugehören."
Zuhören können, sich Zeit nehmen - die Präventionsexperten wissen, daß dieser Anspruch viele Eltern überfordert. Oft genug leben sie selber nach der falschen Devise, daß "Wohlbefinden käuflich" sei.
Alle Suchtmittel hätten gemeinsam, daß sie "Ersatzmittel" seien: statt einen Konflikt auszutragen, "dröhne" man sich zu - ob mit Alkohol oder illegalen Drogen. Die Unterscheidung zwischen illegalen und legalen Drogen gilt in Fachkreisen als überholt. "Haschisch, Kokain und wie das wirkt - das sind Randthemen."
Während das Land Nordrhein-Westfalen 70 Stellen für die Suchtvorbeugung bezahle, finanziere die hessische Landesregierung derzeit nur drei, führte Schmidt aus. Die siebzehn Stellen, die vor geraumer Zeit geschaffen wurden, um neben anderen Aufgaben auch Prävention zu betreiben, würden weitgehendst für die Beratung und Vermittlung in Therapie-Einrichtungen genutzt. Gegenwärtig seien zwar noch sechs weitere Präventionsexperten im Rahmen des Bundesmodells "Mobile Drogenprävention" tätig sein. Doch dieses Projekt laufe zum Jahresende aus, und Wiesbaden habe sich bislang nur bereit erklärt, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen. Ob aber die beteiligten Landkreise die anderen 50 Prozent beisteuern würden, sei fraglich.
Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) bestätigte vor der Landeskonferenz die Bedeutung einer zeitgemäßen Prävention als Teil einer "umfassenden Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung". Das Land werde "darauf hinwirken, daß in allen Städten und Landkreisen kleine Teams von Präventionsfachleuten tätig sein werden". Gegenwärtig seien jedoch "keine großen Schritte nach vorne" möglich. ft
BAUNATAL. Für rund 40 Millionen Mark wird der Genossenschaftsverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Thüringen im nordhessischen Baunatal ein Bauwerk errichten. Es soll das neue Bildungszentrum der 379 Volks- und Raiffeisenbanken in den drei Bundesländern werden. Der Kaufvertrag für das 22 000 Quadratmeter große Grundstück wurde am Donnerstag in Baunatal beurkundet.
Bauherr ist mit dem Genossenschaftsverband eine Organisation, der über tausend Genossenschaften mit mehr als 1,75 Millionen Mitgliedern angehören. Die größte und wirtschaftlich bedeutendste Gruppe sind die Genossenschaftsbanken, die 22 000 Mitarbeiter beschäftigen und zusammen eine Bilanzsumme von fast 100 Milliarden Mark aufweisen können.
Die Bauarbeiten in Baunatal sollen im Sommer beginnen. Vorgesehen sind Gästehäuser mit insgesamt 150 Zimmern, ein Lehr- und Verwaltungstrakt sowie ein Kommunikationszentrum. An diesem Bildungsinstitut werden nach Angaben des Verbandes unter anderem 18 hauptamtliche und 100 nebenamtliche Dozenten tätig sein. Weitere 50 Arbeitsplätze sind in dem Wirtschaftsbetrieb geplant, der verpachtet werden soll.
Derzeit verfügt der Verband über zwei eigene Bildungsinstitute in Bad Münster am Stein (Rheinland-Pfalz) und Kassel. Im vergangenen Jahr standen mehr als 300 Seminare mit 8600 Teilnehmern auf den Bildungsplänen. Bei deren Konzeption habe man sich gesagt, daß Erfolg oder Mißerfolg eines jeden Unternehmens und damit auch der Banken mehr denn je von den Mitarbeitern und deren Qualifizierung abhänge, so steht es in einem Papier des Verbandes. ari
NIDDATAL. "Sind wir Männer Manns genug?", heißt eine gestalttherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Männer, die mittwochs von 20 bis 22.30 Uhr in Wickstadt bei Zegam e.V. läuft. In ihr finden Männer die Möglichkeit, einander kennenzulernen und zu unterstützen. Thema ist: Was heißt Mann-sein für jeden Mann persönlich, und was sind die Fähigkeiten und Stärken, was die alltäglichen Erfahrungen und Probleme im Leben der Teilnehmer. Die Leitung hat der Arzt Wolfgang Bayer-Rosing. Information und Anmeldung unter Tel. 06034/3200. de
OFFENBACH. Eine Foto-Ausstellung über das Leben der Drusen in Israel und auf dem Golan ist bis zum 27. März in der Stadtbücherei, Herrnstraße, zu sehen. Die in den 70er Jahren entstandenen Bilder des Fotografen Ernst Vogt werden anläßlich der "Woche der Brüderlichkeit" von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gezeigt.
Bei der Eröffnung mahnte Oberbürgermeister Wolfgang Reuter als Schirmherr von den Offenbachern in ihrem Verhalten gegenüber Minderheiten und ausländischen Mitbürgern "statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" an.
Die Religionsgemeinschaft der Drusen, die sich in vielem vom traditionellen Islam unterscheiden, leben seit dem 11. Jahrhundert im Nahen Osten. Sie glauben an einen Gott und verehren im Propheten Jethro, dem Schwiegervater Moses, ihren höchsten Heiligen. Die religiöse Minderheit der Drusen verhält sich loyal zum israelischen Staat. lz
&blt; Opernpremiere: "Lady Macbeth"
Dmitri Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" hat am Sonntag in der Frankfurter Oper in einer Inszenierung Werner Schroeters Premiere. Die musikalische Leitung hat Eberhard Kloke. Beginn 19.30 Uhr. "Lady Macbeth" wird im russischen Original gesungen. &blt; Konzert: "König Babar" In der Orangerie in Darmstadt (Bessunger Straße 44) ist am kommenden Sonntag um 15.30 Uhr wieder ein Sitzkissenkonzert für Menschen ab fünf, bei dem die Musik Francis Poulencs zu "König Babar", einer Erzählung von Jean de Brunhof zu hören sein wird sowie die Erzählung vom kleinen Elefanten Babar. Karten unter 06 151 / 42 28 21. &blt; 1822-Rock-Festival Am Sonntag findet das elfte 1822-Rock- Festival statt, und zwar in der Music-Hall Frankfurt (Voltastraße 74-80). Beginn ist um 18.22 Uhr. Es spielen die Bands "Insect Voyeur", "Candy", "Spilling the Juice", "Fake No More", "Humanimal Bunch" und "The Should B's". &blt; Ivo Pogorelich und Bruno Canino Der Pianist Ivo Pogorelich gastiert am Sonntag in der Alten Oper Frankfurt (Beginn 20 Uhr). Er spielt Werke von Scarlatti, Skrjabin und Liszt. Im Konzertsaal der Deutschen Bank in der Junghofstraße spielen am Sonntag ab 11 Uhr Bruno Canino, Klavier, und Thomas Zehetmair, Violine, Werke von Schubert, Bach und Brahms. &blt; Zucchero und Pic In der Alten Oper Frankfurt gastiert am Samstag der italienische Sänger Zucchero, "die italienische Antwort auf Joe Cocker". Am Sonntag zeigt dort Clown Pic, bekannt geworden durch seine Seifenblasen-Nummer, sein Solo-Programm "Tanz der Kreaturen". Beginn: 20 Uhr. &blt; Premiere: "Barbier von Sevilla" Giovanni Paisiellos "Barbier von Sevilla" wird jetzt von der Kammeroper Frankfurt in einer Inszenierung von Rainer Winter auf die Bühne gebracht, die musikalische Leitung hat Andreas Weiss. Premiere ist am Samstag, 20 Uhr, im Logenhaus zur Einigkeit (Kaiserstraße 37). &blt; Bründls Basslab im TAT Im TAT-Café (Eschenheimer Turm) musizieren am Sonntag ab 11 Uhr die Gruppe "Manfred Bründls Basslab" mit Tomasz Stanko, Trompete. &blt; "United Slapstick" im Titania Der "First European Comedy Award" wird am Samstag im Bürgerhaus Titania (Basaltstraße 23) verliehen. Dazu kommen acht europäische Kleinkünstler nach Frankfurt, die Moderation hat Michael Quast. Programmbeginn 20 Uhr. &blt; Tanz: "Gesang der Steine" Im Tanztheater Fe Reichelt (Darmstädter Landstraße 10 in Frankfurt) hat am heutigen Samstag um 20.30 Uhr ein neues Tanzstück Premiere: "Gesang der Steine". Am Sonntag ist eine weitere Aufführung, Beginn ebenfalls 20.30 Uhr. &blt; Vortrag über Auschwitz "Die Zahl der Oper von Auschwitz" ist der Titel eines Vortrags, den am heutigen Samstag ab 19 Uhr Franciszek Piper aus Anlaß der Auschwitz-Ausstellung in Frankfurt hält: in der Ausstellungshalle in der Voltastraße (ehemalige Fabrik Günther). &blt; Premiere: Top Girls Das Theater Tamen The zeigt im Bürgerhaus Titus Thermen (Nordweststadt Frankfurt) das Stück "Top Girls" von Caryl Churchill in einer Inszenierung von Adelheid Engst. Premiere am Samstag um 21 Uhr. Weitere Aufführungen am 7., 8. und 9. März um 20 Uhr. &blt; Praunheimer Konzerttage Am Sonntag um 18 Uhr beginnen die Praunheimer Konzerttage mit einem Orgelkonzert in der Auferstehungskirche. Bernd Lechla spielt Werke von Bach, Ritter, Franck, Brahms und Vierne. &blt; "Jaleo" fällt aus Das Konzert der Gruppe "Jaleo" am Sonntag in der Frankfurter Brotfabrik fällt aus. &blt; Vom Zauber des Topfschrubbers Das Museum für Völkerkunde bietet am Wochenende einen Workshop für Jugendliche und Erwachsene zur Ausstellung "Mythos Maske" an, bei dem aus Haushaltsartikeln wie Topfschrubbern eine Maske gebastelt werden soll. Samstag von 14 bis 20 Uhr, Sonntag von 10 bis 12 Uhr. Anmeldung: 212-3 59 13.
BAD HOMBURG. "Die Leute haben Sorgen, die Leute haben Angst." Jürgen Ronimi vom Mieterschutzverein Hochtaunus wirft der Stadt Bad Homburg "wirklich skandalösen" Umgang mit den Häusern Dorotheenstraße 8 und 10 und ihren Mietern vor. Diese seien mitnichten mit ihrem Auszug einverstanden; auch seien ihnen keine Ersatzwohnungen der Stadt sicher, widerspricht er Bürgermeister Karl Lohwasser (CDU). Im Gegenteil: Die Stadt umgehe den geltenden Mieterschutz und drohe mit dem "Hammer Baupolizei", falls die Mieter nicht binnen drei Monaten auszögen.
Die 1985 von der Stadt gekauften Häuser sind laut Gutachten baufällig. Die Mieter sollen daher nach dem Willen der Stadt schleunigst ausziehen. Dabei sei nur noch zu klären, welche der "verständnisvollen" (Lohwasser) Mieter in welche der ausreichend vorhandenen Ersatzwohnungen ziehen, hatte der Kämmerer nach einem Gespräch mit den Mietern alles in Harmonie gemalt. Nichts geschehe gegen den Willen der Betroffenen.
"Die Zusage stimmt einfach nicht", hält Ronimi entgegen. Gleich drei der neun Mietparteien haben sich inzwischen an den Mieterschutzverein gewandt. Nicht nur dies spricht gegen die Darstellung des Bürgermeisters, der gestern nicht zu erreichen war. Auch das Protokoll eines Mieters beschreibt den Umgang weit weniger harmonisch - und offenbart, daß Lohwasser an dem gelobten Treffen gar nicht teilgenommen hat.
So verzeichnet es die Drohung, bei einer Weigerung der Mieter, ihre Wohnung zu räumen, werde "mit baupolizeilichen Maßnahmen reagiert". Zumindest einem Teil der Mieter könne die Stadt zudem keine entsprechende Wohnung stellen. Dieses Problem versuchte sie demnach "durch den einfachen Hinweis aus dem Weg zu räumen, daß sich die Mieter mit einem kleineren Wohnraum zufrieden geben müßten". Über Kosten sei noch nicht gesprochen worden.
Laut Ronimi haben sich die Wohnungsversprechen als hohl erwiesen: "Die Leute sitzen auf der Straße." Mehrere Mieter äußern den von der Stadt bestrittenen Verdacht, diese habe die Häuser "absichtlich verkommen lassen", um das Gelände "entmietet" an private Investoren verkaufen zu können - Modell Frankfurter Westend und Jahnstraße. stk
SCHWALBACH. Daß Wiedersehen nicht unbedingt Freude macht, stellten gestern ein 15jähriger Jugendlicher und Beamte der Eschborner Polizei übereinstimmend fest: Die Gesetzeshüter erwischten den Jungen erneut in einem gestohlenen Auto. Erst einen Tag zuvor war er nach einer Verfolgungsfahrt in einem geklauten Wagen erwischt worden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte der junge Schwalbacher den Wagen der Marke Opel in der Nacht zu Donnerstag in Steinbach gestohlen. Anschließend kurvte er zusammen mit einem Kumpel auf dem Beifahrersitz durch die Region, um schließlich am Schwalbacher Waldfriedhof ein Päuschen zu machen. Dort sah ein Spaziergänger am frühen Morgen die beiden Jugendlichen in dem Wagen. Der Mann rief die Polizei. Die Beamten weckten die beiden und brachten sie aufs Revier. Kommentar des Polizeisprechers: "Irgendwann müssen die Kinder ja auch mal schlafen."
Die beiden Jugendlichen wurden wie am Tag zuvor dem Jugendamt überstellt; die Staatsanwaltschaft verzichtete darauf, einen Haftbefehl zu beantragen.
Bereits am Mittwoch hatte der 15jährige einen Opel Kadett in Schwalbach aufgebrochen und kurzgeschlossen. Die Spritztour mit dem gestohlenen Wagen endete jäh: Der Junge war bei Rot über eine Straße gefahren; eine Polizeistreife versuchte, ihn anzuhalten, doch der Autodieb gab Gas und flüchtete. Endstation der Verfolgungsjagd war die Auffahrt zur A 5. Der 15jährige steuerte den Opel in einen Graben, der Wagen überschlug sich mehrfach. Der Fahrer und zwei 14jährige Beifahrer blieben unverletzt. kkü
Es riecht nach Skandal im Abwasserverband Wirtschaftsprüfer stoßen auf Merkwürdigkeiten Von Stefan Kuhn KRONBERG/ESCHBORN. Verträge konnten "nicht vorgelegt werden", eine wirksame Kostenkontrolle war unmöglich, Preisvergleiche wurden "nicht hinreichend ausgewertet", eine Vergabeordnung fehlt(e) ebenso wie ein Techniker, "der die Arbeiten und Leistungen der beauftragten Ingenieure überwachen und überprüfen könnte". Zahlreiche Punkte haben Wirtschaftsberater bei einer Prüfung von zwei Baumaßnahmen des Kronberger und Eschborner Abwasserverbands Westerbach gerügt. Indizien sprechen für Zusammenhänge mit dem Bestechungsskandal im Hoch- und Maintaunuskreis: Das Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas, Auslöser des Skandals, hat eine 1,30 Meter dicke Bodenplatte abgerechnet, wo 50 Zentimeter genügt hätten. Niklas-Nachfolger Hetterich zahlt nun freiwillig 57 000 Mark zurück. "Es kann Schlamperei gewesen sein, Zufall, Versehen." Karsten Stahlberg, Kronbergs parteiloser Baudezernent und Vorstandsmitglied des Abwasserverbands, ist mit dem Vorwurf der Absicht bei den Niklas-Fehlern "sehr vorsichtig". Allerdings mache es schon "stutzig", wenn gleich die erste Prüfung von Bauobjekten auf solche Fehler stoße.
Weitere Untersuchungen sollen den Bestechungs-Indizien nachgehen: Der dreiköpfige Verbandsvorstand läßt die Wirtschaftsberater mittlerweile zwei weitere Bauprojekte prüfen. "Wir werden uns außerdem bemühen, über eine Fachfirma eine Bohrung machen zu lassen, um festzustellen, was wirklich gebaut wurde", kündigt der Eschborner Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) als Verbandsvorsteher zudem an.
Der Abwasserverband Westerbach regelt die Abwasserentsorgung für Eschborn und den Kronberger Stadtteil Oberhöchstadt. Durch einen Rahmenvertrag war er spätestens seit 1979 fest mit dem Ingenieurbüro Niklas verbunden. Wegen dessen Rolle im Bestechungsskandals drängte Stahlberg, seit zwei Jahren im Verbandsvorstand, laut eigenen Worten darauf, "das mal zu überprüfen". Um Kosten zu sparen, einigte sich der dreiköpfige Vorstand zunächst auf zwei Stichproben: das Regenüberlaufbecken Eschborn und den Regenüberfall Hamburger Straße.
Es hat sich gelohnt - auch finanziell: So fanden die Prüfer der Wirtschaftsberatung Wibera heraus, daß Niklas eine mehr als doppelt so dicke Bodenplatte wie nötig in Rechnung gestellt hat. "Unverständlich" scheint dies den Prüfern vor allem, da das Ingenieurbüro zuvor selbst die richtige Statik erarbeitet hatte. Ob die Platte wirklich wie abgerechnet 1,30 Meter dick ist, bleibt bis zu Probebohrungen offen.
Das Ingenieurbüro Hetterich, das den Niklas-Betrieb nach dem Bestechungsskandal übernommen hat, will dem Abwasserverband aber schon jetzt 52 456 Mark für die "Fehlleistung" zurückzahlen. Zusätzlich zahlt es freiwillig 4593 Mark für abgerechnete, aber nicht auffindbare Ausführungszeichnungen. Ein Vorgang, der Stahlberg "etwas wundert" und Herkströter "erstaunt". Das habe er noch nie erlebt, meint der Bürgermeister und Jurist, "eine Erklärung habe ich nicht". Der Abwasserverband verläßt sich inzwischen nicht mehr allein auf ein Ingenieurbüro, um Täuschungen zu erschweren. Die Wirtschaftsberater rügen darüber hinaus allerdings auch zahlreiche Punkte in der Organisation und Struktur des Verbandes, die scharfe Kontrollen der beauftragten Firmen schier unmöglich machten.
"Da sind wir mittlerweile alle schlauer", urteilt Herkströter, seit drei Jahren Verbandsvorsteher. Mangel an technischen Prüfern erschwere aber auch heute noch wie andernorts die Kontrolle. Die "dünne Besetzung" des recht kleinen Verbandes habe zudem dafür gesorgt, daß wohl "manchmal etwas durchgelaufen" sei.
Für die Zukunft will der Bürgermeister scharfe Vergaberichtlinien einführen, den Umlandverband als Berater gewinnen und vermehrt Prüfungen einrichten: "Was früher unter dem Stichwort ,Vertrauen&rquote; gemacht wurde, kann man heute nicht mehr machen."
wtr BONN, 4. März. Wann der neue Plenarsaal des Bundestages in Bonn wieder benutzt werden kann, ist weiter unklar. Nach Ansicht des Bauministeriums muß die im November an der Raumakustik gescheiterte Lautsprecheranlage komplett neu konzipiert werden. Nach Schätzung von Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) wird die Nachrüstung etwa 1,5 Millionen Mark kosten, die allerdings nicht zu Lasten des Steuerzahlers gehen dürften. Für die zusätzlichen Kosten seien der Architekt Otto Behnisch, die Ingenieurfirma Grabner und der Anlagenlieferant Siemens verantwortlich. Sollte sich keine gütliche Regelung ergeben werde der Bund "in Vorlage" treten, die Kosten dann aber von den Beteiligten auf dem Gerichtswege eintreiben. (Bericht auf Seite 4)
Es gibt Dinge im Leben, da wissen immer alle alles besser. Beim Fußball ist das so. Oder etwa beim Bauen. Gebaut hat jeder schon mal oder kennt einen, der es hat oder er stellt sich vor, wie es wäre, wenn er nur könnte. Und wenn es Pfusch am Bau gibt, dann lamentieren alle die Baumeisterinnen und Baumeister und jeder weiß natürlich, wie es hätte sein sollen. In Bonn, wo man wahrlich größere Probleme haben sollte, wird jetzt schon seit Wochen verbissen gestritten, wer denn nun der wahre Schuldige ist, daß die Lautsprecheranlage im neuen Plenarsaal des Bundestages nach wenigen Wochen ihren Dienst versagt hat und zur Wiederaufnahme desselben ohrenscheinlich nicht mehr zu bewegen ist.
Seit klar ist, daß die in den vergangenen drei Monaten versuchte Nachbesserung der Anlage gescheitert ist, hat die Auseinandersetzung schrille Züge angenommen. Die Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) solle endlich aufhören, "dummes Zeug" zu erzählen, schimpft der SPD-Abgeordnete Peter Conradi, der für seine Fraktion in der Baukommission des Bundestages sitzt. Natürlich kennt Conradi die Schuldige: die Bundesbaudirektion und damit die Bauministerin. Nicht zu vergessen die Firma Siemens, die es nicht geschafft hat, eine Anlage zu liefern, die nicht an den akustischen Bedingungen des neuen Plenarsaales verreckt.
Es werde Zeit, wettert Conradi, daß der Bundestag diese "blamable" Angelegenheit debattiere, und wenn die Ministerin nicht bald die Verantwortlichen nenne, dann werde man eben einen Untersuchungsausschuß damit beauftragen. Wenn einer das Recht hat, so entschieden aufzutreten, dann ist es Conradi: Von den vielen Möchtegern-Architekten in Bonn unterscheidet ihn, daß er den Beruf gelernt hat. Allerdings ist er auch unverkennbar Partei. Nicht nur daß er maßgeblich mit dafür gesorgt hat, daß der neue Plenarsaal so transparent, so elegant und so originell entsteht. Der Architekt des Werkes, Otto Behnisch, wirkt auch noch in Conradis Heimat in Stuttgart.
Die Attacke des Sozialdemokraten und eine barsche Aufforderung der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth an die Bauministerin, nun endlich für Abhilfe in der Lautsprecher-Affäre zu sorgen, mobilisierte nun das Bauministerium. Die Ministerin Schwaetzer hält sich öffentlich zwar vornehm zurück, weil sie in Verhandlungen mit den Beteiligten "die Kuh vom Eis kriegen" will, aber ihre Mitarbeiter machen keinen Hehl daraus, wo sie die Schuldigen sehen: Bei den drei mit dem Bau und seiner Ausführung beauftragten Firmen, dem Architekten Otto Behnisch, dem Ingenieurbüro Graner und der Firma Siemens.
Die Bundesbaudirektion, legt man im Ministerium durchaus nachvollziehbar dar, sei als Bauherrin nicht verantwortlich, wenn die mit den Arbeiten beauftragten Unternehmen Mist bauten. Niemand würde schließlich auf die Idee kommen, einen privaten Bauherrn dafür verantwortlich zu machen, wenn der Klempner die vereinbarte Leistung nicht erbringt. Das Hauptproblem scheint im Bundestag allerdings weniger der Klempner, in diesem Falle die Firma Siemens, gewesen zu sein, als die Kommunikation unter den beteiligten Firmen.
Eine Aufstellung des Bauministeriums belegt, daß die bereits 1985 beauftragte Akustik-Firma Graner im Laufe der Jahre immer wieder versucht hat, den Architekten Behnisch zu raumakustischen Maßnahmen zu bewegen. Es muß ein zähes und in Teilen ziemlich erfolgloses Geschäft gewesen sein. Vieles, was die Ingenieure für nötig erachteten, fiel dem "Künstler" Behnisch zum Opfer. Warum die Ingenieure dann nicht rechtzeitig bei der Bundesbaudirektion ("Wir sind schließlich keine Raumakustiker") Alarm gaben, kann man sich im Ministerium nicht so recht erklären. Vielleicht waren sie ja auch von der gängigen Auffassung infiziert, daß die Baudirektion nur ein Beamtenapparat zur Verhinderung kühner Entwürfe sei.
Wie auch immer. Es muß jetzt nachgearbeitet werden. Schwaetzer will Behnisch, Grabner und Siemens solange an einen Tisch bekommen, bis das Problem beseitigt ist. Und wahrscheinlich werden sich all die Baumeisterinnen und Baumeister noch Jahre streiten, wie man es hätte besser machen können.
Für die Bauten in Berlin setzt Conradi auf einen privaten Bauträger. Derweil aber müssen sich die Bonner des hinterlistigen Angebots der Berliner erwehren, doch vorübergehend in den Preußischen Landtag zu ziehen. Da bleiben sie doch lieber im alten Wasserwerk, wo die Mikrofon-Anlage funktioniert, und warten darauf, daß Siemens seinem Ruf als Weltfirma gerecht wird.
MARTIN WINTER (Bonn)
DREIEICH. Fahrdienste für ältere und gehbehinderte Wählerinnen und Wähler bieten die beiden großen Parteien in Dreieich, SPD und CDU, am Wahlsonntag an. In den verschiedenen Ortsteilen sind für beide Parteien Fahrer unterwegs.
Für die SPD: in Sprendlingen (Telefon 6 27 28), Dreieichenhain (8 41 09), Götzenhain (8 68 24), Offenthal (0 60 74 / 76 28) und Buchschlag (6 68 83).
Für die CDU: in Sprendlingen (Telefon 6 48 81), Dreieichenhain (8 13 91), Götzenhain (8 48 77), Offenthal (5 06 15) und Buchschlag (6 16 63). fra
FRANKFURT A. M. Von Stephen Frears, der als einer der Wegbereiter des neuen britischen Filmwunders gilt, hat Derek Jarman gesagt, er habe einfach Geschick bei der Auswahl seiner Drehbücher: Wenn Frears seine früheren Erfolge, die verspielten Großstadt-Erzählungen "Mein wunderbarer Waschsalon" oder "Sammy & Rosie tun es", dem Autor Hanif Kureishi verdankte, dann wurde mit der amerikanischen Produktion "Grifters" tatsächlich sein Unvermögen augenfällig: Die verunglückte Adaption eines Kriminalromans von Jim Thompson ließ die Schwächen in Frears' Regie, eine Neigung zu Manierismus und vordergründigen Effekten, besonders hervortreten.
Das Originaldrehbuch zu "Ein ganz normaler Held", das von David Webb Peoples stammt, ist aus haltbarerem Stoff gemacht. Es verfügt über einen Witz, der sich schon deshalb kaum zugrunderichten läßt, weil die Dialoge den Bildern immer einen Schritt voraus sind. Und nicht nur die schiere Dynamik der Wortgefechte, auch das Sujet des Films erinnert gelegentlich an einen Komödienklassiker aus den besseren Tage der Traumfabrik.
Wie Howard Hawks' "His Girl Friday" legt "Hero" mit fast wollüstiger Boshaftigkeit die Mechanismen der "Nachrichtenproduktion" bloß, führt er eine Kaste "zynischer, kindischer" Meinungsmacher vor, die auf der Suche nach der schlagkräftigsten Story eine fragwürdige Betriebsamkeit entwickeln, und von denen Pauline Kael im Rückblick auf Hawks' Film wohl zu Unrecht meinte, daß es sie so nicht mehr gäbe.
Die Geschichte vom Helden wider Willen, die den Hintergrund für das satirische Sittenbild abgibt, gehört zu den konventionelleren Elementen des Unternehmens, ist doch die Figur, die Dustin Hoffman mit all seiner introvertierten Unbeholfenheit spielt, weniger die Absage an einen Mythos, als vielmehr seine zeitgemäße Verkleinerung; das Kino flicht seinen Heroen keine Kränze mehr, sondern läßt sie ihre Taten mit Understatement vollbringen - als etwas, das ein Mann eben erledigen muß, ohne viel Worte zu verlieren.
Der Gelegenheitsdieb Bernie LaPlante steigt zwar nicht aus uneigennützigen Motiven in den havarierten, brennenden Airliner, der ihm in einer stürmischen Nacht vor die Stoßstange seines Wagens gefallen ist. - Er hofft, in dem Wrack die eine oder andere Brieftasche zu finden -, aber das macht ihn nicht unsympathisch. En passant, selbst eher mitleiderregend, rettet der kleine, barstrümpfige und vom Regen durchweichte Mann eine halbe Hundertschaft von Passagieren und verschwindet wie die maskierten Selbsthelfer der Comic-Ära unerkannt in der Dunkelheit.
Die Tatsache, daß sich unter den Geborgenen auch eine New Yorker Top- Journalistin (Geena Davies) befindet, bringt eine medienwirksame Großfahndung in Gang. Gleich Cinderella - um die Reihe der Anspielungen vorläufig zum Ende zu bringen - hat der "Engel von Flug 104" am Ort seines Wirkens einen Schuh zurückgelassen. Und der paßt dem obdachlosen Drop-out John Bubber zufällig besser als seinem Besitzer.
Von Andy Garcia, der eine Kino- Karriere als Drogenbaron, Scharfschütze und Mafioso hinter sich hat, mit schmelzendem Blick und unfehlbarem Charme ausgestattet, entfaltet Bubber sich zum Imageträger eines TV-Senders und zum Idol einer Nation. An seinem "selbstlosen" Wesen versucht das krisengeschüttelte Amerika zu genesen, indes Bernie LaPlante sich recht unheroisch mit rein privaten Katastrophen abzufinden hat.
Zwar wissen wir längst, daß das Fernsehen uns nicht die Wahrheit über die Welt erzählt, aber das Kino hat immer noch ein gewisses Recht, sich an seinem kleineren Bruder für erlittene Unbill zu rächen. Hier macht es sich über das Pathos her, mit dem eingetragene Firmen, private Sendeanstalten und ihre Anzeigenkunden, "humanitäre" Belange zum Geschäftsgegenstand machen, und es läßt das allgemeine Rauschen subjektiver Betroffenheit, das alle Kanäle erfüllt, mit Bedacht zum peinlichen Dröhnen anschwellen.
Die Nahaufnahme von Bubbers Gesicht etwa, die die versierte TV-Redakteurin genau im rechten, nämlich gefühlvollsten Augenblick einfrieren läßt, mag den zerstreuten Zuschauer zu Hause eben noch erreichen - in Überlebensgröße, auf der Leinwand, drängt sie sich unangenehm auf. Natürlich zersetzt das Kino damit zugleich seine eigene Aura, indem es sich lustig macht über das, was es nach wie vor am besten kann: überwältigen.
Nach einer Serie von inszenierten Wunderheilungen, hautnah gefilmten Selbstmorden, pointierten Geschmasckslosigkeiten und sogar einigen "unamerikanischen" politischen Seitenhieben verabschiedet sich "Hero" mit einer etwas überflüssigen Wendung ins Versöhnliche. Bubber und LaPlante, jeder auf seine Weise zugleich Betrüger und Zukurzgekommener, dürfen zwar noch einen Vertrag zur Ausbeutung des öffentlichen "goodwills" schließen - eine Art Gesellschaft für professionelles Helden-Management, die durchaus konsequent auf ein möglicherweise untilgbares gesellschaftliches Bedürfnis reagiert.
Aber so unamerikanisch ist der Film dann doch nicht, daß er seinen Protagonisten jede innere Größe abspräche und nicht wenigstens einen Abglanz des Ideals zu retten versuchte. Die letzte Einstellung gehört LaPlante, der seinem Sohn erklärt, wer sich tatsächlich hinter der Erscheinung des Schutzengels verbirgt - mit all der Bescheidenheit, die einem wahren Helden ziemt, mit all der komischen Hilflosigkeit, deren Dustin Hoffman fähig ist. Und ganz im Vertrauen natürlich. - (Elite, Cinema; OF Excelsior 3).
SABINE HORST
Auf einen Blick
Seite II WEHRHEIM. David hat Goliath besiegt: Als erste Gemeinde im Taunus kassiert Wehrheim vom E-Werk der Lahmeyer-AG die Konzessionsabgabe, ohne einen Lieferungsvertrag über 20 Jahre zu unterschreiben.
Seite III KRONBERG. Ein drogenkranker Einbrecher rammte auf der dramatischen Flucht vor der Polizei in seiner Panik einen Streifenwagen. In Steinbach wurde er gestellt.
Seite IV SPORT. Die SG Anspach versucht am Wochenende in zwei Kämpfen gegen Hanau, den Aufstieg in die Zweite Badminton-Bundesliga zu schaffen.
HAMBURG. Wie wenig geheuer dem Hamburger Filmbüro sein neues Tätigkeitsfeld ist, zeigt ein Zettel am Ende der Broschüre, mit der Hamburgs kulturelle Filmförderung für ihren jüngsten Erwerbszweig, die "Zeise-Hallen", wirbt. Hier beteuern die neuen Nutzer der frischrestaurierten Immobilie, "daß die Hauptaufgabe des Hamburger Filmbüros nach wie vor die kulturelle Filmförderung" sei, und zählen flugs Titel und Preise unterstützter Produktionen auf.
Ihr Engagement hat die Filmförderer über Nacht zu Unternehmern gemacht. Als Hauptmieter einer prächtigen Fabrikhalle im Stadtteil Ottensen verwaltet das Hamburger Filmbüro jetzt einen Gebäudekomplex, der mit Kinos, Läden, Kneipen, Kindertagesstätte, Büros und Studios weit über das Raumangebot hinausgeht, über das Filmförderinstitutionen gemeinhin verfügen.
Ein Einkaufszentrum mit Roller-Skate- Bahn und Parkhaus sollte Mitte der achtziger Jahre auf dem Gelände der zehn Jahre zuvor stillgelegten Schiffsschraubenfabrik entstehen. Die Pläne platzten, und im Filmbüro in der Friedensallee setzte sich die Einsicht durch, daß man das Nachbargrundstück nicht irgendwelchen Investoren überlassen könnte. Fortan bemühte man sich um die begehrte Industrieruine, was im linksalternativ angehauchten Stadtteil Ottensen argwöhnisch beobachtet wurde. Als Motor der "Yuppisierung" der alternativen Idylle wurden die Filmförderer kritisiert, in deren Umfeld sich Szenerestaurants und Büros der unterschiedlichsten Filminstitutionen und -firmen ansiedelten.
Im Stadtteil gärt es mittlerweile an anderen Stellen. Ein alter jüdischer Friedhof soll von einer großen Einkaufspassage überbaut werden. Im Schatten dieser Auseinandersetzung konnte der Ausbau der Zeise-Hallen vergleichsweise ungestört beendet werden. 20 Millionen Mark will die Detmolder Investorin Barbara Mayr verbaut haben. Für eine Jahresnettokaltmiete von 900 000 DM hat das Filmbüro die 4500 Quadratmeter auf 25 Jahre gemietet. Neben verschiedenen Filmfirmen gehören die öffentlichen Bücherhallen Hamburgs und Hark Bohms Filminstitut der Universität zu den Hauptnutzern der einstigen Industrieanlage.
An den anderen Mietern der jetzt eröffneten Halle läßt sich der Kompromiß ablesen, der die lange geführten Auseinandersetzungen beenden soll. Ein (teures) Modegeschäft, ein (linker) Buchladen und eine Galerie wenden sich eher an die "yuppisierte" Klientel der Filmleute, während sich Kindertagesheim, die (noch nicht eröffnete) Film- und Videobibliothek der Hamburger Bücherhallen und die Kinos eher an die alteingesessenen Ottensener wenden. Ob diese, von Filmbürochef Torsten Teichert immer wieder hervorgehobene Mieterstruktur als Konzept ausreicht, muß die Zukunft zeigen.
Hohe Ziele haben sich die Kinobetreiber in den "Zeise-Hallen" gesetzt. Ihren Ansatz verstehen sie als Antwort auf die in Hamburg vorerst nur geplanten Multiplex Kinos. Zwar viel kleiner - das größte Kino faßt 369 Zuschauer -, technisch aber mindestens so gut ausgestattet (16/35/70-mm-Projektion, THX, Dolby usw.), will man qualitativ anspruchsvolle Programme vorstellen. Während das 369- Platz-Kino opulente Großproduktionen zeigen soll (Eröffnungsfilm: "Blade Runner", Directors Cut), ist Kino 2 als Erstaufführungskino für kleinere Filmproduktionen gedacht. Nur 100 Zuschauer finden hier Platz. "Schattenboxer" des Hamburger Regisseurs Lars Becker wird hier in der nächsten Woche Premiere haben. Gerade 67 Zuschauer gehen in die dritte, "Blackbox" genannte Spielstätte. Hier sollen in erster Linie Originalfassungen und andere Kinospezialitäten vorgeführt werden. Ob sich dieses Konzept "rechnet", ist bei Branchenkennern umstritten. Die Kinogrößen 369, 100 und 67 werden kritisiert, weil so ein groß gestarteter Film in kein kleineres Kino "weitergereicht" werden kann. Auch wird bezweifelt, in wieweit die Kino-Neugründung überhaupt an interessante Erstaufführungen herankommt.
Am finanziellen Risiko ihres Kino-Mieters ist das Filmhaus selbst beteiligt. Mit 25,1 Prozent verfügen die Filmförderer über eine Sperrminorität an der "Zeise- Kinos Betriebs GmbH". Mitgesellschafter sind außerdem die Berliner Sputnik-Kinos und Prokino aus München. Unstrittig ist, daß die Zeise-Hallen Hamburgs derzeit schönster und modernster Ort für Filmveranstaltungen sind. Im lichten Raum der alten Schraubenfabrik erscheinen die Geschäfte und Installationen der derzeitigen Nutzer als vorübergehend aufgestellte Behelfsbauten, die nach Gebrauch wieder abgeräumt werden. Dem von Taubendreck, Rost und Eisenträgern genarbten Mauerwerk kann diese Modeerscheinung nichts anhaben.
Diese Mauern, das hohe Dach und die schwebende, an alte Eisenbahnbrücken erinnernde Hängebrücke über der Passage werden noch da sein, wenn ein anderer Mieter die Schraubenfabrik übernehmen sollte. Der wird vielleicht sogar für die Gußformen Verwendung haben, die jetzt vor dem Kino unter einer großen Bodenabdeckung verborgen sind. Angesichts solcher Perspektiven gerät Filmbürochef Torsten Teichert ins Schwärmen: "Die Leute haben ein Recht auf bestmögliche Architektur." Und er setzt hinzu: "Das ist Demokratie."
NICOLAUS SCHRÖDER
Im Blickpunkt: EG-weite CO2-Steuer Vollmundig auf die Bremse
Vor dem Weltklima-Gipfel in Rio de Janeiro 1992 hatten Umweltminister der Europäischen Gemeinschaft eine internationale "Führungsrolle der EG" beim Kampf gegen den sogenannten Treibhauseffekt gefordert. Die Einführung einer gemeinschaftsweiten CO2- und Energiesteuer wird aber von den EG-Regierungen äußerst zähflüssig beraten. US-Präsident Bill Clinton hat eine Energiesteuer trotz Widerstandes der US-amerikanischen Ölindustrie angekündigt und wird möglicherweise die Europäer in Zugzwang bringen. Schon am 30. Juni vorigen Jahres hatte die Brüsseler EG-Kommission für den Ministerrat der zwölf und das Europa-Parlament ihren detaillierten Richtlinienvorschlag für eine kombinierte Energie- und CO2-Steuer vorgelegt. Mit Rücksicht auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der EG-Industrie hatte sie aber empfohlen, ein zeitgleiches Vorgehen vor allem der USA anzustreben. (In Japan sind die Energiekosten schon deutlich höher als in Westeuropa, d. Red.)
Der neue Brüsseler Umweltkommissar Ioannis Paleokrassas (Griechenland) sagte auf FR-Anfrage, "die Stabilisierung der CO2-Emissionen ist ein vorrangiges Ziel für den Schutz der Umwelt". Die US-amerikanische Entscheidung zeige, daß die Vereinigten Staaten sich für einen ernsthaften Kampf gegen die Umweltschädigung engagierten. Zu einem deutlichen Appell an die zwölf Gemeinschaftsregierungen wollte sich der Kommissar aber nicht aufraffen. Er beschränkte sich auf den Hinweis, daß die seit 1. Januar amtierende dänische EG-Präsidentschaft dem Besteuerungsvorschlag in ihrem Halbjahresprogramm "hohe Priorität" gebe. Im übrigen habe er den Regierungen der USA und Japans seine Bereitschaft zu Gesprächen "über die Probleme mitgeteilt, die für die Zukunft kommender Generationen entscheidend sind".
Die konservative britische EG-Präsidentschaft hatte im vergangenen Halbjahr den Brüsseler Steuervorschlag eher pflichtgemäß als eifrig in den Unterausschüssen des Zwölferministerrats behandeln lassen. Dem EG- Finanzministerrat soll trotz der dänischen "Priorität" am 15. März lediglich ein "Sachstandsbericht" gegeben werden, wie aus informierten Kreisen verlautet. Auch im Europa-Parlament hängt die Kommissionsvorlage noch in den diversen Fachausschüssen, wobei die Beeinflussungsversuche durch Lobbyisten von Industrie-, Kohle-, Öl-, Atom- und Elektrizitäts-Interessen neben den Verbraucher- und Umweltverbänden zum "normalen Geschäft gehören", wie ein EG-Parlamentarier sagt.
Spiegelbild der Interessenkonflikte war jüngst die erste abschließende Stellungnahme eines EG-Gremiums (die FR berichtete) - des Wirtschafts- und Sozialausschusses als "beratende" Vertretung der gesellschaftlichen Gruppierungen. Dort kam - als Änderungswunsch zum Vorschlag der EG-Kommission - mehrheitlich eine verstärkte Belastung der Energiekomponente gegen die französischen Atomstrominteressen und eine gewerkschaftliche Rücksichtnahme auf die CO2-Komponente der Kohle zum Tragen, nicht zuletzt durch die Einbeziehung von Methan aus Erdgas in die "Klimaschädigung". Indiz für den höchst komplizierten Interessenstreit: Der erfolgreiche Berichterstatter im Ausschuß war ein deutscher DGB- Vertreter, aber nicht ein prononcierter "Klimaschützer", obgleich die grünen Gegner der Atomwirtschaft dem Ergebnis auch schwerlich widersprechen können. ERICH HAUSER (Brüssel)
HAMBURG (nff/rtr). Die Hamburgische Landesbank ist mittlerweile an fünf Stützpunkten in Ostdeutschland vertreten. Ziel ist es, in Berlin, Leipzig, Magdeburg, Rostock und Schwerin die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft weiter auszubauen, erklärte der scheidende Vorstandschef Hans Fahning.
Mit dem Abschluß des vergangenen Jahres zeigt er sich zufrieden. "Das Haus ist bestellt." Die Bilanzsumme des Geldhauses kletterte um 10,9 Prozent auf 59,9 Milliarden Mark. Der Bilanzgewinn wuchs um ein Viertel auf 50 Millionen Mark. Das Teilbetriebsergebnis nahm um 2,6 Prozent auf 254,5 Millionen Mark zu. Dabei erhöhte sich der Provisionsüberschuß um mehr als 40 Prozent auf 57 Millionen Mark. Das Kreditvolumen stieg nur um 3,5 Prozent auf 44,3 Milliarden Mark. Fahning begründet dies unter anderem mit der zurückhaltenden Nachfrage der öffentlichen Hand.
Bei Schiffdarlehen konnte das Institut seine führende Position zuletzt noch ausbauen. Das Volumen schwoll hier um 16 Prozent auf 3,6 Milliarden Mark an. Im Wertpapiergeschäft habe man sich wegen des "enttäuschenden Kursverlaufs" auf festverzinsliche Papiere konzentriert und einen um 50 Prozent höheren Absatz als 1991 erzielt.
Fahning verläßt nach 20 Jahren am 1. Juni das Institut. Sein Nachfolger ist Werner Schulz, Ex-Chef der inzwischen aufgelösten Kieler Landeszentralbank.
OBERURSEL. In der nächsten Woche beginnt wieder die Sperrmüllabfuhr in Oberursel-Mitte, Bommersheim, Oberstedten, Stierstadt und Weißkirchen. Bis Mai werden die 23 Bezirke, in die Oberursel aufgeteilt ist, nacheinander abgefahren. Die Stücke, die nicht schwerer als 50 Kilogramm sein dürfen, müssen bis 7 Uhr an den Straßenrand gestellt werden.
Nächste Woche sind an der Reihe: Am Montag der Bezirk 1 (Alter Weg, Am Urseler Weg, An den Steckengärten, Dornholzhäuser, Feld- und Friedrichstraße, Grünwiesenweg, Häuserstraße, Häuserweg, Industriestraße, Krautweg, Mariannenweg, Mittelstedter-, Niederstedter-, Usinger-, Weinbergstraße, Zum Gleichen).
Am Dienstag, 9. März, folgt der Bezirk 2: Am Waldrand, Am Alten Bach, Borngäßchen, Brückenstraße, Furtweg, Kreuzallee, Gotische Straße, Hardertsmühle, Hölschermühle, Hasengarten, Hauptstraße, Im Gartenfeld, Kirchstraße, Landwehr, Mühlenweg mit Fischermühle, Pfarr-, Saalburg-, Schmied- und Waldstraße, Zum Hainmüller. Am Mittwoch, 10. März, ist dann Bezirk 3 dran: Ahornweg, Am Alten Hof, Auf der Platte, Berg-, Buchen- und Eschenweg, Goldgrubenstraße, Grenzstraße, Grenz-, Hügelgräber-, Hühnerberg- und Lärchenweg, Limesstraße, Lindenbergweg, Tannenweg, Viermärkerweg, Zu den Ringwällen.
Den Abschluß bildet Bezirk 4: Adlerstraße, Amselweg, Bussardweg, Dornbachstraße (zwischen Im Heidegraben und Hohemarkstraße), Drossel-, Elster-, Falkenweg, Fichtenstraße, Finkenweg, Fischbachstraße, Im Heidegraben, Kukkucks-, Meisen-, Staren-, Zeisigweg. esi
MAINTAL. "Mit Erstaunen" hat der Dörnigheimer SPD-Vorsitzende Herbert Belser zur Kenntnis genommen, daß im SPD-Wahlprogramm - laut Dörnigheimer CDU - die Einrichtung einer Busspur auf der B 8/40 nach Frankfurt festgeschrieben sein soll.
"Es gibt diese Busspur nicht in unserem Wahlprogramm", stellt Belser das richtig, was der CDU-Ortsverband Dörnigheim kürzlich in einer Presseerklärung behauptet hat. pom
BAD VILBEL. Gemeindewahlleiter Walter Weiher weist zur Kommunalwahl darauf hin, daß nach Auskunft des Postamtes Bad Vilbel sämtliche Briefkästen im Stadtgebiet vor dem Wahltermin letztmalig am heutigen Samstag zwischen 12 und 13 Uhr geleert werden. Am Sonntag, 7. März, um 10.30 Uhr, werden nur noch Briefkästen mit einem roten Punkt geleert. Das ist für Briefwähler zu beachten.
Alle Mitglieder und Freunde der Bad Vilbeler FDP sind am Wahlabend zur Wahl-Nachlese ab 19 Uhr in das Kurhaus-Restaurant eingeladen. Dort wird sich zeigen, ob die FDP ihr Ziel erreicht hat, "konstruktive dritte Kraft in Bad Vilbel" zu werden.
Die Grünen, Ortsverband Bad Vilbel, feiern ihre Wahlparty am Sonntag in der Gaststätte "Zur Traube", Frankfurter Straße 117, ab 18 Uhr.
Der CDU-Stadtverband Bad Vilbel lädt alle seine Mitglieder und Freunde am Sonntag, 7. März, ab 18 Uhr zu einer Wahlparty in das "Große Café" des Kurhauses ein. In geselliger Runde will Bürgermeister Günther Biwer (CDU) eine erste Bewertung des Wahlausgangs vornehmen.
Die Umweltliste/ÖDP lädt ab 19 Uhr ein zur Wahlparty im vorderen Teil des Kurhaus-Restaurantes. Dort werden die Kandidaten beobachten, ob sie ihr Ziel erreicht haben, in das Stadtparlament einzuziehen.
Der Gemeindewahlausschuß stellt das endgültige Wahlergebnis bei seiner öffentlichen Sitzung am Dienstag, 9. März, um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses, Parkstraße 9, Seiteneingang, fest. de
gam KOPENHAGEN, 5. März. Eine Wohlstandseinbuße um sieben bis acht Prozent und 150 000 Arbeitslose mehr sind nach Ansicht des dänischen Finanzministeriums die Folgen, wenn die Dänen im zweiten Referendum über den Maastricht-Vertrag am 18. Mai erneut mit Nein stimmen sollten. Nur wenn Dänemark an der kommenden Wirtschaftsunion teilnehme, sei eine Verminderung der rekordhohen Arbeitslosigkeit möglich, meinen die Verfasser des noch von der im Januar zurückgetretenen konservativ-liberalen Koalition bestellten Rapports. Der sozialdemokratische Finanzminister Mogens Lykketoft unterstrich am Donnerstag, daß es schwierig sei, die Konsequenzen eines Nein zu berechnen.
Die Juni-Bewegung, die Organisation der Maastricht-Gegner, bezeichnete den Rapport als Machwerk, das mit einem "primitiven Schreckensszenario" die Dänen auf Ja-Kurs treiben wolle.
Kleine Lokalrundschau
Friseur-Innung lädt ein RÜSSELSHEIM. In der Stadthalle findet am Sonntag, 7. März, von 9 Uhr an der Wettbewerb um den "Großen Modepreis der Friseur-Innung Groß-Gerau" statt in Verbindung mit der hessischen Landesmeisterschaft 1993. Arbeiterwohlfahrt tagt BÜTTELBORN. Die Arbeiterwohlfahrt trifft sich am Sonntag, 7. März, um 16 Uhr zur Generalversammlung im neuen Volkshaussaal. Auf der Tagesordung: Berichte, Wahlen und eine Vorschau aufs Frühjahrs- und Sommerprogramm. Sperrgutabfuhr anmelden KELSTERBACH. Bis zum Donnerstag, 11. März, sind bei der Stadtverwaltung Anmeldungen zur Entsorgung sperrigen Hausmülls möglich. Ansprechpartner zur Abholung auf Abruf sind im Rathaus, Telefon 773 377/388. Posaunenchor sucht Nachwuchs MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Posaunenchor des evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden sucht Nachwuchs. Die Ausbildung ist kostenlos, Instrument und Noten werden gestellt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessenten sollen montags, 20 Uhr, ins Gemeindehaus kommen. Italienisch für Anfänger BISCHOFSHEIM. Einen Anfängerkurs in Italienisch bietet die Volkshochschule Mainspitze an 15 Dienstagen von 19 bis 21.15 Uhr. Der Kursbeginn wird nach Eingang der Anmeldungen festgelegt. Kursgebühr: 112,50 Mark. Anmeldung: Tel. 0 61 34 / 58 53 91.
cri FRANKFURT A. M. Bei dem stark gebeutelten Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister stehen erneut Arbeitsplätze auf der Kippe. "Die geringe Auftragsreichweite kann weitere Anpassungsmaßnahmen im ersten Halbjahr 1993 erforderlich machen", heißt es im jüngsten Zwischenbericht des Unternehmens. Allerdings, so schränkt der Vorstand ein, würde eine damit verbundene Kostenreduzierung "zu keiner durchgreifenden Änderung der Ertragslage ausreichen". Dazu bedürfe es einer "nachhaltigen Normalisierung der Marktverhältnisse". Und danach sieht es nach eigenen Prognosen der Branche in den kommenden Monaten im Werkzeugmaschinenbau nicht aus.
Fest steht bereits, daß der Personalbestand bei Gildemeister - bedingt durch den Verkauf von Firmenteilen und Beteiligungen - bis Ende Juni um 671 auf 2080 sinken wird. Im vergangenen Jahr war er bereits um 449 Stellen verringert worden.
Der Auftragseingang des Unternehmens ist 1992 um elf Prozent auf 402,3 Millionen Mark gefallen. Das Orderpolster betrug Ende Dezember nur 141,2 Millionen Mark und war damit um gut ein Drittel geringer als zwölf Monate zuvor. Bei einem um 15 Prozent auf 476 Millionen Mark geschrumpften Umsatz im Konzern wird der Verlust, wie bereits vom Vorstand im Dezember angekündigt, auf 70 bis 80 Millionen beziffert.
ALTENSTADT/WETTERAUKREIS. Ein "erhebliches Bußgeld" will der Wetteraukreis gegen eine Bauherrengemeinschaft aus Altenstadt verhängen, die dort in vier Mehrfamilienhäusern 70 statt genehmigter 46 Wohnungen eingerichtet hat. Der "finanzielle Mehrgewinn", der bei einer größeren Zahl von Mietwohnungen erlöst werden wird, soll nach den Worten von Kreispressesprecher Michael Elsaß vorübergehend "abgeschöpft werden". Neben diesem Fall, dessen Bekanntwerden Anfang Februar in Altenstadt für Schlagzeilen sorgte, beschäftigen viele weitere Verstöße gegen die Bauordnung das Landratsamt. Das Kreisbauamt, teilte Elsaß am Donnerstag weiter mit, verschicke gerade "reihenweise Zahlkarten", weil ohne Genehmigung gebaut wurde.
Von dem Ordnungswidrigkeitsverfahren, das gegen die Bauherrengemeinschaft Dylla und Partner eingeleitet wurde, berichtete die FR bereits in ihrer Ausgabe vom 6. Februar. Mittlerweile steht fest, daß das Kreisbauamt keinerlei Nachsicht gegenüber der Bauherrengemeinschaft walten lassen will. Der Kreispressesprecher berichtete auf Anfrage der FR, daß das Kreisbauamt den zusätzlichen Erlös abschöpfen wird, den die Altenstädter Bauherrengemeinschaft in der Philipp-Reis-Straße durch die zusätzlichen Wohnungen einnehmen wird. Wie bereits berichtet, sind mehrere Vier-Zimmer-Wohnungen in Dreizimmer-Wohnungen und Ein-Zimmer-Appartements umgewandelt worden, weil sich damit auf dem Wohnungsmarkt insgesamt ein höherer Mietzins erzielen läßt.
Die Bauherrengemeinschaft muß über einen längeren Zeitraum zahlen. Nach der Darstellung von Elsaß wird ein Bußgeld vom Wohnungsbezug an verlangt und soll bis zu dem Tag der Legalisierung der Bauwerke immer wieder eingefordert werden. Ein "neuer Bauantrag", für 70 Wohnungen, sei mittlerweile im Landratsamt eingegangen und "wird geprüft". Fest steht den Worten des Kreispressesprecher zufolge, daß die Bauherrengemeinschaft auf jeden Fall zusätzliche Parkplätze für die Autos ihrer Mieter und Rumpelkammern schaffen muß. Abstellflächen in den Wohnungen ersetzten Kellerräume nicht. Bürgermeister Gerd Göllner begrüßte im Gespräch mit der FR das Vorgehen des Kreisbauamtes. "Altenstadt will die harte Linie", sagte er. In diesem Sinne habe der Gemeindevorstand bereits beschlossen, den sogenannten nicht überbaubaren Bereich, etwa Grünflächen, als tabu für Autostellplätze zu erklären. Der Bauherrengemeinschaft bleibe wohl nichts anderes übrig, als eine teure Tiefgarage zu schaffen. Außerdem müsse sie wohl einige Wohnungen in Abstellflächen umwandeln: "Unter dem Strich wird sich das nicht rentiert haben für sie." Baudezernentin Gila Gertz (Die Grünen) ließ jetzt über Kreispressesprecher Elsaß davor warnen, nicht ohne die erforderliche Genehmigung mit den Bauarbeiten zu beginnen. Es drohten erhebliche Bußgelder. Im Süden der Wetterau müsse ein Bürger jetzt 3000 Mark zahlen, weil er eine Gartenhütte und eine Grundstückseinfriedung ohne Genehmigung errichtet habe. Zwei Gartenfreunde aus dem Westen des Kreises hätten 426 Mark zu berappen, weil sie illegal eine Freizeithütte "im Außenbereich errichtet" hätten. Das Bußgeld sei vielfach auch nur die erste Stufe von Sanktionen. Mit dem Bußgeldbescheid ergehe die Aufforderung, "den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen". BERND SALZMANN
BAD ORB / GRÜNDAU. 350 Schmuckstücke im Wert von 600 000 Mark, die wahrscheinlich in den vergangenen fünf Jahren bei Raubzügen im gesamten Bundesgebiet erbeutet wurden, hat die Bad Orber Kriminalpolizei im Bankschließfach und der Wohnung eines Gründauer Ehepaares sichergestellt. Nach Angaben eines Behördensprechers vom Donnerstag werden die beiden unter anderem verdächtigt, Einbrüche in Erlangen, Darmstadt, Bad Überlingen und im Altkreis Gelnhausen begangen zu haben. Gesucht werden nun die Besitzer der gestohlenen Pretiosen.
Das Diebesgut bestehe fast ausschließlich aus hochwertigen echten Stücken, schildert die Kripo. Ein mit Brillanten besetztes Krönchen im Wert von mindestens 20 000 Mark findet sich ebenso darunter wie Edelsteine, Gold- und Perlenketten sowie wertvolle Uhren: "Von 500 Mark aufwärts ist alles dabei." Aufgeflogen seien die Diebe bei dem Versuch, Teile des Schmucks zu verkaufen.
Mit dem Fund der heißen Ware ist der Fall jedoch noch nicht erledigt. Zwar konnte die Kripo in mühevoller Kleinarbeit das eine oder andere Stück bereits zuordnen, doch bei einem Großteil ist noch unklar, woher er stammt. Aus diesem Grund hat die Polizei eine zwölfseitige Sonderbroschüre mit detailgetreuen Farbfotos zusammengestellt. Wer in den vergangenen Jahren bestohlen wurde und seither wertvollen Schmuck vermißt, kann sich nun telefonisch unter der Rufnummer 0 60 52 / 2011 bei der Orber Kripo melden. Anschließend bekommt er die Broschüre zugeschickt. Sollte sich ein vermißtes Stück unter den Pretiosen befinden, können es sich die Besitzer dann persönlich ansehen. tja
Kronos frißt seine Kinder und hält den Torso des Vaters im Arm
ESCHBORN. "Oh, die gefallen mir gut, was kosten die?" - Die Frau mit dem Samtjäckchen und den blonden Locken heftet den Blick auf vier kleine Arbeiten des spanischen Surrealisten Salvador Dali. Galerist Hercules Evangelinos legt die Stirn in Falten. "Habe ich mir wieder das Beste rausgesucht?", fragt die Frau. Doch da kommt auch schon die Antwort: "Für 11 600 Mark würde ich ihnen die Serie überlassen." Kunst als Handelsobjekt. In Eschborn ist Dali käuflich. Zwar müssen sich die stolzen Besitzer die Werke mit jeweils 50 bis 300 anderen Fans teilen - so hoch liegen die Auflagen der ausgestellten Lithografien und Radierungen. Und mit Kennerblick stellen die Besucher die Zahl der Konkurrenten fest: "Von diesem Bild gibt es nur 50", sagt der Mann im Lodenmantel, während seine Begleiterin einen spitzen Schrei ausstößt. "Iih", sagt sie und fügt gleich an, der Dali, der liege ihr eigentlich nicht.
In der Tat sind manche Szenen der Blätter, die das Stadtmuseum noch bis Ende März zeigt, drastisch. Da ist etwa der Gott Kronos, der seinen Vater als entmannten Torso im Arm hält, während er seine Kinder frißt. Galerist Evangelinos, der die Schau organisiert hat, klärt die Besucher der Vernissage über die "kritisch-paranoide Methode" des spanischen Surrealisten auf: "Er breitete in expressiver Manie seine Alpträume in der Öffentlichkeit aus." Die Leidenschaft für die Psychoanalyse spiegle sich im Werk des Künstlers.
Dalis "Affinität zu großen Werken der Weltliteratur" und zu den Mythen belegen die Themen der Radierungen und Lithografien, die zu sehen sind - leider unkommentiert: "Die Göttliche Komödie", "Zeus" oder "Die Geburt der Venus" heißen Arbeiten beispielsweise.
Etwa ein Jahr arbeitete Evangelinos, um komplette Serien nach Eschborn zu holen, zum Teil aus Privatbeständen und zum Teil über Agenturen. Etwa eine Million Mark sind die im Museum und in der Galerie "Apollon" präsentierten Werke wert, die Evangelinos in Kommission verkauft. Mit 1000 Mark kann man schon dabei sein. Auch Kuriositäten gibt es, wie ein 1976 entstandenes Bild, mit dem Dali eine Restaurant-Rechnung beglich. "Das verkaufe ich auch", sagt Evangelinos. Gegen ein gutes Essen?
SUSANNE HOERTTRICH
RONNEBURG. Daß es in der Ronneburger SPD "Zoff" gibt, ist erst in der letzten Parlamentssitzung bekannt geworden, als Fraktionsvorsitzender Volker Schäfer beiläufig kundtat, er werde nicht mehr zur Verfügung stehen. Einen vermuteten Zusammenhang mit den Plänen der Kreis-SPD, auf Ronneburger Gemarkung eine Groß-Mülldeponie zu errichten, stellte Schäfer auf Anfrage der FR in Abrede und betonte, er werde "vor der Wahl bestimmt nicht" zu seinen eigentlichen Beweggründen Stellung nehmen.
Auch seine Fraktionskollegen Jürgen Waitz und Jürgen Köhler schweigen zu ihren Entscheidungen, dem nächsten Parlament nicht mehr anzugehören. Zum Fall Schäfer lüftete Parteivorsitzender Karl Netscher das Geheimnis, wie berichtet. Man sei bei der Frage der Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative (BI) keine "Mülldeponie in Ronneburg" aneinandergeraten. Schäfer habe die BI enger in die Parteiarbeit einbinden wollen, sei aber bei einer Abstimmung dazu unterlegen. Netscher begründete seine ablehnende Haltung damit, daß aus der BI die Wählergemeinschaft in Ronneburg (WIR) hervorgegangen sei, und daß es da "familiäre Zusammenhänge" gäbe.
Daß Netscher damit (auch?) den 2. stellvertretende Parteichef Dr. Michael Ehrke meinte, stellte Ehrke inzwischen selbst klar, indem er der FR die Kopie seines Briefes an den Vorstand übergab, in dem er begründete, warum er sein Amt niederlegte. "Nach Auffassung unseres Vorsitzenden ist mein Parteiamt unvereinbar mit der Tatsache, daß meine Ehefrau sich auf der Liste der neuen ,Wählergemeinschaft in Ronneburg&rquote; hat aufstellen lassen, da in diesem Falle die Gefahr des Geheimnisverrats bestünde", schrieb Ehrke. "Damit fehlt die Grundlage für unsere weitere Zusammenarbeit im Ortsvorstand, denn ich muß und will diese Entscheidung meiner Frau respektieren, wie es sich unter erwachsenen Leuten und Demokraten gehört."
Auch sehe er in der WIR nicht den Hauptfeind Nr. 1 und lehne es ab, den Wahlkampf in dieser Richtung unnnötig zu dramatisieren, im Gegenteil: "Wir sollten einsehen, daß wir selbst an deren Existenz nicht ganz unschuldig sind." Die SPD hätte sich schon um die BI mehr bemühen und ihr vorurteilsfreier begegnen müssen, rügt der Sozialdemokrat. Zum aktuellen Gegenargument, seine Frau hätte als Parteilose bei der SPD einen vorderen Listenplatz bekommen können, sei festzustellen, daß derartige Angebote an die BI "auch nicht im entferntesten erwogen wurden". Zudem gehe das am Wesentlichen vorbei, "daß Frauen sich bei uns kaum zu Hause fühlen. Man sieht's an den Genossinnen, die niemals in unseren Versammlungen erscheinen".
Der Anlaß komme ihm indes nicht ganz ungelegen, so Dr. Ehrke weiter, zumal er sowieso etliche Probleme mit der Arbeit im Ortsvorstand habe: Er tage fast nie, die laufende Politik werde nicht regelmäßg beraten, der Informationsfluß funktioniere nicht, die Arbeit werde nicht vernünftig verteilt, Beschlüsse seien nicht feststellbar, da nichts protokolliert und veröffentlicht werde. Die "Linie zur Mülldeponie" verschwimme, rügt Ehrke weiter und wirft speziell dem Vorsitzenden Netscher vor, den Widerstand bereits aufgegeben und die Müllverbrennung ins Spiel gebracht zu haben (was indes, wie berichtet, auf der jüngsten Bürgerversammlung nicht nur Netscher, sondern auch Bürgermeister Friedhelm Kleine tat, Anm. d. Red.).
Nicht richtig sei, die Unzufriedenheit von Genossen, die viel für die Partei geleistet hätten, "einfach beiseite zu tun und sie zu ,vergraulen&rquote;, wie zum Beispiel Volker Schäfer und Jürgen Waitz. . ." Und nicht richtig sei auch die Tatsache, daß die beiden sowie Jürgen Köhler und er, Ehrke selbst, nicht mehr zur Gemeindevertretung kandidieren, "einfach als ,normalen Vorgang&rquote; abzutun". pom
MÜNSTER. "Pädagogisch und psychologisch äußerst fragwürdig", wehrt Bärbel Venema, psychologische Beraterin von Erzieherinnen in Kindertagesstätten beim Kinderschutzbund in Groß-Gerau, deutlich ab. Und Ursula Standke, Leiterin der Frühberatungsstelle für entwicklungsgefährdete Kleinkinder in Darmstadt, setzt im Gespräch mit der FR ein "ganz großes Fragezeichen" dahinter, ob zur "ganzheitlichen Förderung ein Computer gehört". Kritische Bewertungen eines beispielhaften Einzelfalls, der wohl eine Grundsatzdebatte anstoßen wird.
Ist der Personalcomputer, wie er als Spiel- und Lernmittel im evangelischen Kindergarten von Münster-Altheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) seit rund einem Monat benutzt wird, der pädagogische Sündenfall oder nur das Nutzen des Fortschritts?
Moshe Leib, Unternehmensberater, Vater und Mitglied des Kindergarten- Elternbeirates, hatte die Idee: Wenn die auf Computerspiele so scharfen Kinder heutzutage immer jünger werden, warum dann nicht Bildschirm und "Maus", das Steuergerät des Computers, sinnvoll zur Vorschulerziehung einsetzen? Die Programme aus den USA hat er doch selbst zu Hause: Zahlen, Buchstaben, Farben erkennen, Puzzle- und Memoryspiele.
Die Reaktionen waren zunächst keineswegs durchweg positiv. Im Team der Erzieherinnen war die Elektronik- Neuheit zwar "nicht umstritten", sagt Katja Jakob vom Altheimer Kindergarten, der Elternbeiratsvorsitzende hingegen zeigte sich nicht einverstanden: Diese Technik habe im Kindergarten nichts zu suchen.
Dennoch zogen zwei Computer schnell in die von 75 Jungen und Mädchen besuchte Betreuungsstätte ein: "Ruckzuck waren die Spenden zusammen", berichtet Katja Jakob. Moshe Leib hatte Sponsoren geworben, um die etliche tausend Mark teure Hard- und Software zu besorgen.
"Hilfsmittel" zur Vorbereitung auf den "verantwortungsvollen Umgang mit dem Computer" sollen die Rechner sein, die in einem gesonderten Raum untergebracht sind. "Hauptsächlich für Schulanfänger" sei der Apparat gedacht, sagt Frau Jakob. Um den Kindern, die "schon längst alle unsere Puzzles auswendig können, wieder einen Anreiz zu geben". Eine "Ergänzung für die, die sowieso schon das Alphabet können".
Nur 20 Minuten lang dürfen die Kleinen an den Bildschirm: Die Jüngeren einzeln nur mit einer Erzieherin, sonst mit einer überschaubaren Gruppe, Schulanfänger dürfen freilich auch schon allein die "Maus" bedienen. "Wir wollen", sagt Katja Jakob, "einen spielerischen Umgang erreichen", damit die Kinder "die Scheu vor den vielen Knöpfen verlieren."
"Sogenannte Vorschulprogramme sind sehr umstritten", entgegnet die Psychologin Bärbel Venema. "Spielen im Kindergarten ist wichtiger als dieses Trainingslernen." Die stumme Faszination vor einem Gerät, das sie nicht verstehen und beherrschen, "verdrängt nur immer mehr das Spielen". Statt mit den Freunden an einem Tisch Memorykarten zu legen, starre das Kind gebannt auf den Schirm und "lernt nur eindimensional".
Diese Ansichten kann Ursula Standke "nur bestätigen". Die Kinder säßen "weiß Gott schon genug vor der Flimmerkiste zu Hause herum". Muß es im Zeitalter der oft verwunschenen Game-boys noch mehr Bildschirm-Anreize geben, die zu einer "einseitigen Forcierung des Gehirns" beitragen?
"Einer spielt und zehn stehen rum und gucken zu", beschreibt Ursula Standke ihre Befürchtungen, wie der Computer das "Gruppengeschehen stört". Die Folge: Ständige Auseinandersetzungen mit Kindern, wenn die Zeit um ist und der nächste an den Schirm möchte. Und wie macht man einem Kind klar, daß es noch nicht an den Computer darf, weil es noch nicht "reif" genug ist? JÖRG FEUCK
WESTLICHE STADTTEILE. "Wir wollen sehen, ob wir bei der Anlage nicht einen Fehler in der Planung gemacht haben." Das räumte Christian Jochum, Leiter Sicherheitstechnik der Hoechst AG, ein, der während einer Informationsveranstaltung seines Unternehmens sprach. Weil sich der Druck im Kessel der Anlage durch den Bedienungsfehler eines Arbeiters sehr stark erhöht habe, sei das Sicherheitsventil "das letzte Instrument" gewesen, das dann zehn Tonnen der Giftstoffe über Schwanheim geblasen hatte. Wäre das Ventil nicht gewesen, dann "wäre die ganze Anlage aufgerissen", wäre also explodiert - mit noch schlimmeren Folgen für die Anwohner, sagte der Sicherheitschef.
Thomas Schlimme von den Höchster Schnüfflern un' Maaguckern sieht die Ursachen für den Unfall anders: Trotz des Bedienungsfehlers hätte ein Unfall verhindert werden können, sagte der Umweltschützer zur FR. Es sei technisch möglich, das Überdruckventil mit einem Auffangraum zu umbauen. In den wäre dann das Gift geblasen worden - und nicht in die Umwelt. Auch seien nicht "die kleinen Arbeiter an der Anlage", sondern die Hoechst-Manager mit ihrem mangelnden Sicherheitskonzept verantwortlich für den Störfall, weil man das Rührwerk gegen Fehlbedienungen mit einfachen technischen Vorkehrungen hätte sichern können, meinte der Schnüffler.
Bei der Hoechst-Veranstaltung, zu der Werksarzt Fritz Schuckmann auch niedergelassene Mediziner eingeladen hatte, kritisierte Siegmund Kalinski die Informationspolitik des Chemie-Konzerns. Der Sprecher der Schwanheimer Ärzte griff in scharfem Ton Werksarzt Schuckmann an, der beteuert hatte, bereits am 26. Februar ein Informationsblatt über den Giftstoff o-Nitroanisol an alle Ärzte verschickt zu haben. "Ein solches Flugblatt habe ich nie erhalten", sagte der Schwanheimer Mediziner. Und auch seine Kollegen seien nicht im Besitz dieser ärztlichen Informationen. Auch sei es für ihn schwierig gewesen, genug Überziehschuhe für seine Praxisräume vom Chemie- Konzern zu bekommen. "Ich mußte großen Krach schlagen, bis ich welche bekam", schimpfte Kalinski. Auch in den Krankenhäusern habe niemand um die freigesetzten Giftstoffe Bescheid gewußt. Zwei Asthmatiker mit starken Beschwerden nach dem Chemie-Unfall habe er ins Krankenhaus überwiesen. Dort seien sie aber nach kurzer Zeit wieder nach Hause geschickt worden. "Eine kollegialere Basis zu den Werksärzten hätte sehr viel zur Beruhigung der Bevölkerung beigetragen", sagte der Arzt für Allgemeinmedizin.
"Es war schwierig, während der ersten Tage uns zu erreichen", räumte Schuckmann ein. "Nach dem Unfall war das bei uns erstmal so wie auf einem Hühnerhaufen", erklärte der Werksarzt.
Auch ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, Bezirksstelle Frankfurt, bemängelte, daß die niedergelassenen Mediziner noch immer nicht genug "Informationen zur Akutbehandlung" von der Hoechst AG bekommen hätten. "Dabei hätte man uns Kassenärzten als ersten etwas sagen müssen, wir sitzen ja an der Front", bemängelte der KV-Sprecher. Aber auch die Behörden forderte der Ärzte-Vertreter auf, Informationen über die Folgen des Chemie- Unfalls an seine niedergelassenen Kollegen weiterzugeben. THOMAS GRETHER
FRANKFURT A. M., 4. März (FR). Von Nordwesten nach Südosten Durchzug eines Niederschlagsgebietes, anfangs mit Schnee, im Norden Übergang zu Regen, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen im Norden vier bis sechs Grad, im Süden null bis plus zwei Grad, Tiefstwerte zwischen minus drei und plus zwei Grad. Weitere Aussichten: wärmer.
(Siehe auch Lokalteil)
GELNHAUSEN. Der "Verein der Ehemaligen und Freunde des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen" lädt für Freitag, 12. März, zum festlichen Konzert in die ehemaligen Synagoge ein. Das Musikereignis beginnt um 20 Uhr.
Fast 20 ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie ein ehemaliger Lehrer gestalten den musikalischen Abend mit Stücken aus drei Jahrhunderten. Die meisten der auftretenden "Grimmels" sind mitlerweile als professionelle Musiker tätig.
Neben den klassischen Beiträgen ist auch die "Grimmelshausen Brass Band" sowie die Uraufführung von Werken des ehemaligen Studiendirektors Heinz Pieke zu hören.
Karten zum Preis von zehn Mark gibt es noch im Sekretariat der Grimmelshausen-Schule, In der Aue 3, Telefon 0 60 51 / 1 70 08. Die Abendkasse öffnet um 19.30 Uhr. völ
Das Wetter
Wetterlage Von Nordwesten her greift ein atlantisches Frontensystem auf Deutsch- land über. Mit ihm wird im weiteren Verlauf mildere Luft herangeführt. Vorhersage, gültig bis Samstag früh Nur in Mecklenburg und Brandenburg anfangs noch aufgelockerte Bewölkung, sonst meist bedeckt. Von Nordwesten nach Südosten Durchzug eines Niederschlaggebietes, dabei anfangs Schnee, in der Nordhälfte Übergang zu Regen. Hier bis zum Abend Temperaturanstieg auf vier bis sechs Grad; im Süden Höchsttemperaturen null bis plus zwei Grad, Tiefstwerte in der Nacht zu Samstag minus drei bis plus 2 Grad. Auffrischender und in Böen starker Wind aus Nordwest. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Samstag: Im Alpenbereich anfangs noch Schnee- fall, sonst in der Osthälfte starke, in der Westhälfte sich auflockernde Bewölkung und niederschlagsfrei. Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt, Höchsttemperaturen im Süden und Osten um zwei, sonst um vier Grad.
Sonntag bis Montag: Auch im Norden und Osten Übergang zu heiterem, wolkigem und trockenem Wetter. Höchsttemperaturen fünf bis zehn, im Süden bis 15 Grad.
Dienstag bis Donnerstag: Im Norden leicht unbeständig und mild. In der Mitte und im Süden heiter bis wolkig, trocken und sehr mild. Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 17 Amsterdam
bedeckt 2 Athen
leicht bewölkt 15 Barcelona
wolkig 11 Bordeaux
wolkenlos 7 Brüssel
wolkig 1 Budapest
Schneefall -2 Dublin
wolkig 7 Helsinki
Schneefall -3 Innsbruck
bedeckt -2 Istanbul
stark bewölkt 8 Kairo
leicht bewölkt 26 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
Regen 9 Locarno
leicht bewölkt 11 London
stark bewölkt 3 Madrid
leicht bewölkt 11 Malaga
leicht bewölkt 14 Mallorca
stark bewölkt 14 Moskau
bedeckt -6 Nizza
wolkig 13 Oslo
wolkig -1 Paris
wolkenlos 2 Rom
wolkig 11 St. Petersburg
wolkig -3 Stockholm
bedeckt 1 Tunis
wolkig 16 Varna
Regen 0 Venedig
leicht bewölkt 8 Warschau
leicht bewölkt -5 Wien
wolkig -2 Zürich
bedeckt -1 Deutschland Berlin
wolkig -1 Dresden
stark bewölkt -4 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -6 Feldberg/Schw.
in Wolken -8 Frankfurt/M.
wolkig 0 Freiburg
stark bewölkt -1 Garmisch
Schneefall -4 Hamburg
bedeckt 1 Helgoland
stark bewölkt 3 Köln/Bonn
stark bewölkt 1 Leipzig
stark bewölkt -3 München
Schneefall -5 Norderney
stark bewölkt 3 Rostock
stark bewölkt 1 Sylt
leicht bewölkt 3 Zugspitze
Schneefall -20 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smog- verordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.01 Uhr Sonnenuntergang 18.14 Uhr Mondaufgang 14.42 Uhr Monduntergang 05.01 Uhr
Anna reiste mit einem Touristenvisum in ihr Gastland ein. Sie hatte fest vor, dort zu bleiben, deshalb war der Antrag auf das Touristenvisum im Grunde unehrlich. Hätte die Einwanderungsbehörde über ihre Pläne Bescheid gewußt, hätte man sie nicht ins Land gelassen. Die zierliche Fünfundzwanzigjährige mit dem schweren dunklen Haar, die Gesichtszüge durch ihr plötzliches Eintauchen in die Anonymität ein wenig verwischt, war in den Augen der Behörde eine Last. Sie beherrschte die Landessprache nicht, hatte keine Ausbildung, kein Geld, nicht die leiseste Ahnung von der Kultur oder den Sitten des Landes, und wahrscheinlich lag ihr auch gar nichts daran. Die Behörde wußte weder von ihrer mürrischen Art oder ihrer mangelnden Vertrautheit mit sanitären Anlagen, die ihr Angst vor dem Duschen verursachte, noch von ihrer Neigung, sich zu überfressen, wenn man sie nur in die Nähe von Nahrung ließ. Doch man konnte ahnen, daß sie sehr tatkräftig war, weil sie sonst nicht die Mühsal des Auswanderns auf sich genommen hätte, und diese Tatkraft war für die Landesbewohner noch mehr ein Grund zur Irritation als ihre Sprache mit den vielen Kehllauten oder der ätzende Geruch ihrer einheimischen Küche.
Angesichts der Menschenmassen, die aus Annas Heimatland einwanderten, schien sie Teil einer Invasion zu sein - über hunderttausend ihrer Landsleute waren in diesem Jahr legal eingewandert, nicht mitgezählt die Familienmitglieder, die ihren bereits in vorangegangenen Jahren ausgewanderten Angehörigen gefolgt waren, und ganz zu schweigen von den illegal Eingereisten wie Anna. Wie viele ihrer Landsleute hatte Anna keinerlei Bedenken, die Behörden über ihre wahren Absichten zu täuschen. Weder sie noch ihr Verlobter, ein kerngesunder Schwarzmarkthändler, konnten daheim eine feste Anstellung finden. Sie haßten den ständigen Überlebenskampf, das von Knappheit diktierte Dasein, die Armut als Zustand von Körper und Seele. Sie hatten genügend Phantasie und Selbstvertrauen, um sich vorstellen zu können, daß sie auch in einem reichen Land leben könnten.
1952, zur Zeit ihrer Einwanderung nach Amerika, war Anna deutsche Staatsbürgerin, eine Hausfrau aus einer Kleinstadt, eine Durchschnittsbürgerin. Und nun reiste sie auf traditionell deutsche Art gen Westen: als Wirtschaftsflüchtling. Millionen Deutsche vor ihr hatten das gleiche getan. Seit der Mißernte 1817 hatten Tausende Deutsche beim leisesten Anzeichen von erlahmender Konjunktur ihr Bündel geschnürt:
1854 Kartoffelfäule: 220 000 wanderten allein in die USA aus.
In den 80er Jahren große Depression: 1 500 000 Deutsche trafen in Amerika ein; beinahe jeder dritte Emigrant war damals ein mittelloser Deutscher.
Und im 20. Jahrhundert ging es genauso weiter.
Nur in den 30er Jahren verloren die Deutschen ihre Begeisterung fürs Auswandern. Es gefiel ihnen zu Hause; von 1930 bis 1939 gingen nur 119 107 Deutsche nach Amerika, und die Zahl schließt die deutschen Juden ein. (Mittlerweile hatten die Amerikaner eine Einwanderungsquote für Deutsche festgelegt, die allerdings ließ doppelt so viele zu.)
Die Wirtschaftsmisere in den 50er Jahren produzierte die Wiederaufnahme des traditionellen Verhaltens: Mit gut über einer halben Million legaler Einreisen stellten arische Deutsche in diesem Zeitraum 23,1 Prozent aller Einwanderer in die Vereinigten Staaten dar, nicht gerechnet die deutschen Bräute amerikanischer Soldaten, Familienzusammenführungen und Juden (die nach dem Krieg getrennt erfaßt wurden).
Zwischen 1820 und 1970 stammten 15 Prozent aller Emigranten, die mit Einreisepapieren den New Yorker Hafen passierten, aus Deutschland. Nur die wenigsten von ihnen waren aus politischen Gründen ausgewandert. Professor Willi Paul Adams von der FU Berlin zufolge "suchte die sicherlich größte Zahl der deutschen Auswanderer in Amerika die Verbesserung ihres Lebensstandards". Die oft zitierte fehlgeschlagene Revolution von 1848 trug lediglich knapp 6000 Auswanderer zu dieser Zahl bei. Diese 6000 machten nur 2,1 Prozent der Emigranten aus, die sechs Jahre später wegen Geldnot und Lebensmittelknappheit ihre Heimat verließen. Alles in allem sind seit dem 17. Jahrhundert rund sieben Millionen Deutsche in die Vereinigten Staaten ausgewandert, weil sie hofften, dort ihr Los zu verbessern.
Nur weil die Deutschen es sich mehr als andere Völker angewöhnt hatten, aus wirtschaftlichen Gründen zu fliehen, wurde ihnen das Leben keineswegs leichter gemacht. Deutsche Frauen fielen, ähnlich den Emigrantinnen von den Philippinen und aus Thailand heute, oft Mädchenhandel zum Opfer. Um die Jahrhundertwende war dieses Problem so dringlich, daß in der alten Heimat ein Deutsches Nationalkomitée Zur Internationalen Bekämpfung des Mädchenhandels gegründet wurde. An Bahnhöfen und in Häfen klebten Warnplakate mit Damen, die weinend auf ihren Koffern saßen. Wie gut hätten diese deutschen Frauen die heute in Deutschland gestrandeten Asiatinnen verstanden, wie gut hätten sie sie beraten können, einen anständigen Ehemann oder ein humanes Bordell zu finden! Was die deutschen Männer betraf, so waren zu Beginn des Jahrhunderts ein Gutteil von ihnen schlicht und einfach Gastarbeiter, die eine Saison Geld verdienen und dann nach Hause zurückkehren wollten. Sie lebten dicht gedrängt in elenden Unterkünften und gewöhnten sich überhaupt nie in Amerika ein.
Denen, die wie Anna für immer gekommen waren, erging es besser, auch wenn die Eingewöhnung für die Deutschen in den Vereinigten Staaten damals nicht leichter war als heute beispielsweise für die Türken in Deutschland. Um sich zu Hause zu fühlen, gründeten sie deutsche Schulen, deutsche Zeitungen, blieben unter sich, sprachen nur Deutsch und waren völlig unempfindich für den Eindruck, den sie auf ihre amerikanischen Nachbarn machten. Es gab sogar einen deutsch-amerikanischen Nationalbund, dessen Satzung die Pflicht "zur Abwehr nativistischer Übergriffe" statuierte. Diese Organisation erreichte 1916 die Spitzenzahl von drei Millionen Mitgliedern. Zu ihren sozialen Zielen zählten die Angehörigen des Bundes die Abschaffung der Prohibition. Doch von aktuellerem Interesse für ihre Brüder in der Bundesrepublik heute könnte eher ihr leidenschaftlicher Widerstand gegen jegliche Begrenzung der Einwanderungszahl sein.
Doch was wurde nun aus Anna? Sie fand schwarz Beschäftigung als Haushaltshilfe, und sechs Monate später, nachdem ihr Touristenvisum abgelaufen war, wurden Annas Arbeitgeber ihretwillen bei der Einwanderungsbehörde vorstellig. Die Behörde ließ sich darauf ein, den offensichtlichen Verstoß zu übersehen und stellte ihr eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung aus. Sofort machte Anna sich daran, ihrem Verlobten Gerhard ein Touristenvisum zu beschaffen, und schickte ihm Geld für die Reise. Bald hatte auch er eine Aufenthaltsgenehmigung und fand eine Arbeit zum Mindestlohn bei einem Schuhmacher.
Anna lernte von Gerhard, der eine kindliche Freude daran hatte, alles über amerikanische Kultur: vom Kaugummikauen über Paraden bis zur täglichen morgendlichen Vorführung von Zeichentrickfilmen im Kino des Viertels. Nach wenigen Jahren richteten Anna und Gerhard eine teure Hochzeit in einer überfüllten Kirche aus; mittlerweile lebte schon Annas Mutter bei ihnen um die Ecke, ebenfalls eine Schwester von Anna, Gerhards Eltern, zwei Brüder und ein Vetter. 1961 erhielt das Paar die amerikanische Staatsbürgerschaft und schaffte durch harte Arbeit und viel Fernsehen bequem den bescheidenen Aufstieg in die untere Mittelschicht. Einmal dort angelangt, hielten sie eisern daran fest, und sogar vorübergehende Arbeitslosigkeit, als Gerhard sich bei der Arbeit am Rükken verletzte, konnte sie nicht herunterschütteln, denn sie hatten gelernt, wie man Schmerzensgeld und Schadensersatz einklagt. Bei der letzten Wahl wohnten sie in einem New Yorker Vorort im eigenen Haus, schickten zwei Töchter aufs College und warfen ihre Stimme für George Bush ins Gewicht.
Entnommen mit freundlicher Genehmigung dem im April erscheinenden Fischer-Taschenbuch "Denk ich an Deutschland . . ." Stimmen der Befremdung. Herausgegeben von Wolfgang Balk und Sebastian Kleinschmidt. Aus dem Amerikanischen von Karin Graf. fr
Daß DLRG-Wettkampfschwimmer zunächst einmal Rettungs- und dann erst Leistungsschwimmer sind, sollen die Bezirksmeisterschaften am Sonntag, den 14. März um 14 Uhr im Hallenbad Kelsterbach demonstrieren. Hindernisschwimmen, Flossenschwimmen, Rückenschwimmen ohne Armtätigkeit sowie das Schleppen einer Puppe zählen zu den DLRG-spezifischen Disziplinen. Für die Teilnehmer ab dem zwölften Lebensjahr steht auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung in der Ein-Helfer-Methode auf dem Programm. Die "Minis" (bis acht Jahre) hingegen "begnügen" sich noch mit 50 Meter Brust- und Rückenschwimmen.
Außer um Spaß und die Gelegenheit für die Eltern, ihre Kinder beim Rettungsschwimmen zu beobachten, geht es bei den Bezirksmeisterschaften in Kelsterbach auch um die Qualifikation für die Wettbewerbe auf Landesebene.
Interessenten können sich bis zum Freitag, den 12. März, bei ihren Übungsleitern melden. prd
WIESBADEN. Wenn es nach der Qualität der Öffentlichkeitsarbeit geht, kann die Aktion nur schiefgehen: Stell Dir vor, es ist "lila Montag", und keine weiß es. Weder die Wiesbadener Frauenministerin hat bislang gegenüber der Presse die Werbetrommel gerührt, noch haben sich die veranstaltenden Frauenverbände über lokale Einzelaktionen hinaus an die Landesöffentlichkeit gewandt. So könnte es - nur - eine Aktion der organisierten Verbands-Frauen werden, was eigentlich als Aufruf an alle hessischen Frauen gedacht ist.
Dazu rufen die Verbände von der "Hausfrauengewerkschaft" bis zur Arbeitsgemeinschaft der Frauenbeauftragten landesweit auf: Alle Frauen sollen aus dem internationalen Frauentag, der jedes Jahr am 8. März begangen wird, diesmal einen "Tag der ungeduldigen Frauen" machen. Sie sollen sich für den Montag lila Kleidung aussuchen ("lila Montag"), um sich "am 8. März sichtbar zu machen". Diese Farbe sei "Symbol für das Ende der Bescheidenheit, für Stärke und Entschlossenheit von Frauen" - und sie soll in Kleidern, Schmuck, Blumen und Aufklebern die Forderungen der Frauen "optisch repräsentieren".
Am wichtigsten aber: Durch unterschiedliche Aktionen soll deutlich gemacht werden, welche Folgen es hätte, wenn Frauen "ihre selbstverständlichen Dienste am Nächsten versagen". Im Aufruf des Landesfrauenrates werden die Folgen schon beschrieben: leere Mägen, ungemachte Betten, verstaubte Wohnungen, unversorgte Männer und ungetröstete Kinder im privaten Bereich, und der Zusammenbruch ehrenamtlich geleisteter Sozialarbeit im öffentlichen Bereich. Genau deshalb sollen die Frauen am Montag zeigen, daß auch sie mal einen Tag "blau machen können".
Überall in Hessen sind am Montag Veranstaltungen angesetzt - vom Frauen- und Kinderfest in Kassel über ein Frauen-Frühstück im Bad Hersfelder Buch-Café und eine Kundgebung auf dem Marktplatz von Eschwege bis zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Kultur-Frauen- Politik" in Darmstadt und einer "happy hour" in Langen.
Im Wiesbadener Rathaus sollen am Nachmittag die obersten Frauenpolitikerinnen aufeinandertreffen: Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) und Landesfrauenministerin Heide Pfarr (SPD) reden (und streiten) über ihre beiden Gesetzentwürfe zur Frauenförderung im öffentlichen Dienst.
Die Frauen im öffentlichen Dienst haben es auch am "lila Montag" etwas leichter: Eine "Frauenversammlung", die am Morgen im hessischen Frauenministerium stattfindet, gilt nach Auskunft der zuständigen Frauenbeauftragten als "Teilpersonalversammlung". Damit können alle Frauen aus dem Staatsdienst teilnehmen - falls keine "dienstlichen Belange" entgegenstehen (zum Beispiel: Unterrichtsverpflichtung von Lehrerinnen). Auch wer nachmittags zur Debatte der beiden Ministerinnen geht, soll in der Landesverwaltung dienstfrei bekommen - auch wenn er selbst nicht Frau ist.
So begleitet die Landesregierung die Aktion "wohlwollend" (so die Sprecherin des Frauenministeriums), selbst wenn sie selbst nicht als Veranstalterin auftritt. "Mitmacherinnen" seien die Frauen im Landesdienst, "nicht Initiatorinnen". Macherinnen sollen möglichst alle sein. me
Dem Traumstart folgte die Ernüchterung. 6:0 Punkte holten die Oberliga-Wasserballer des VfB Friedberg während der ersten drei Begegnungen, bevor am vergangenen Wochenende auch ihre weiße Weste beschmutzt wurde. Beim Tabellenführer und Aufstiegskandidaten Nummer eins, TV Korbach, mußten die Kreisstädter eine 7:15-Niederlage quittieren. Nur ein Viertel lang bot das achtköpfige Miniaufgebot dem hohen Favoriten Paroli.
"Im zweiten Abschnitt brachten uns die Schiedsrichter mit einigen dubiosen Hinausstellungen aus dem Konzept und zu einer Aufholjagd fehlte dann einfach die Kraft", sagte VfB-Trainer Rainer Goy. Trotz allem gewann er auch diesem Spiel eine positive Seite ab. "Wir mußten uns nicht verstecken, sondern konnten lange Zeit gegen den Favoriten gut mithalten."
Mithalten wollen die Friedberger auch beim fälligen Punktspiel in Darmstadt, Samstag. Die Darmstäter stehen ebenfalls in der Spitzengruppe und tragen als Gastgeber die Favoritenbürde. Rainer Goy bleibt dennoch optimistisch. "Mindestens einen Punkt wollen wir holen, und wenn die Einsatzbereitschaft stimmt, ist dies machbar." ni
OFFENBACH. Für Hinweise, die zur Wiederbeschaffung von 13 218 Kilogramm gestohlenem Metall führen, setzt eine Versicherung eine Belohnung von 10 000 Mark aus. Wie die Polizei sagt, transportierten Unbekannte in der Nacht zum Montag die kostbare Fracht vom Lagerplatz einer Edelstahl-Recycling-Firma am Nordring ab. Sie luden mit einem Gabelstapler neun orangefarbene 200-Liter- Fässer auf einen Lastwagen. Schaden: 100 000 Mark. Hinweise: 069/8090-259. lz
MÜNCHEN (tma/FR). Chinesische Triaden, japanische Mafiabanden und osteuropäische Verbrecherorganisationen auf der einen und die drohende Klimakatastrophe auf der anderen Seite machen dem Assekuranzriesen Allianz schwer zu schaffen. Während die erste Gruppe bei den Versicherungskunden daheim und in der Garage nach den Worten von Sachversicherungs-Chef Uwe Haasen immer häufiger mit "modernen Methoden" zuschlägt und entwendet, "was sich zu Geld machen läßt", beschert die Natur den Risikoschützern enorm steigende Elementarschäden. "Wir werden uns auf schwierigere meteorologische Bedingungen einstellen müssen", konstatiert Haasen nach einem bemerkenswerten Exkurs über die Erwärmung der Erdatmosphäre und den Anstieg des Meeresspiegels, für die "vor allem der Mensch" verantwortlich sei.
Der rapide Anstieg der Kriminalität sowie die Sturm- und Hagel-Unwetter haben der Allianz-Sachversicherungsgruppe 1992 zum ersten Mal seit gut 20 Jahren einen Verlust in ihrem Kerngeschäft beschert. War in der Vorperiode noch ein technischer Gewinn von 146 Millionen Mark herausgesprungen, so blicken die Münchner heuer in ein Loch von 137 Millionen Mark. Alleine die Autokaskosparte fuhr ein Defizit von 354 Millionen Mark ein. Verzweifeln müssen Haasen und seine Mannen gleichwohl nicht: Da die Erträge aus den Kapitalanlagen reichlich flossen, schrumpfte unter dem Strich der Brutto-Jahresüberschuß nur um 7,5 Prozent auf 540 Millionen Mark.
Mit einem Wachstum von 6,2 Prozent auf 12,1 Milliarden Mark Beitragseinnahmen blieb die Sachgruppe des Primus der Gilde auf den ersten Blick hinter dem Branchenschnitt (plus acht Prozent) zurück. Doch verbucht die Allianz im Gegensatz zu den Wettbewerbern ihr Ost- Geschäft separat bei der Deutschen Versicherungs-AG (DV), die alleine stolze 2,3 Milliarden Mark Beiträge einstrich und damit 20 Prozent zulegte.
Bei der Nachfolgerin der ehemaligen DDR-Staatsversicherung wurde zuletzt energisch der Rotstift angesetzt. So sank die Zahl der Verwaltungsstellen von 200 auf 90. Am Ende sollen laut Haasen weniger als 20 Standorte übrigbleiben. Rund 1000 der derzeit noch 8500 (von ehemals 14 000) Arbeitsplätze stehen im laufenden Jahr auf der Streichliste. Der Verlust der DV, der in der abgelaufenen Periode von 576 auf 380 Millionen Mark gedrückt worden war, dürfte heuer noch 210 Millionen Mark betragen. Für 1996 rechnet das Management mit schwarzen Zahlen.
In der Gruppe, die insgesamt 21 324 Männer und Frauen beschäftigt, erwartet der Vorstandschef in der laufenden Periode ein Beitragswachstum von etwa fünf Prozent. Beim Ergebnis des eigentlichen Versicherungsgeschäfts solle die Null- Linie wieder erreicht werden - "wenn uns die Kriminalität nicht überholt". Zur Bewältigung des Diebstahlbooms bleiben der Allianz nach Haasens Worten "nur drei Optionen": eine Erhöhung der Beiträge, eine stärkere Selektion oder eine Anhebung der Selbstbehalte. Zwar hält der Manager den ersten Weg auf Dauer für "unerträglich", weil damit der Schutz vor bestimmten Gefahren unbezahlbar werden könnte. Gleichwohl wird die Allianz die Autokasko- und die Hausratkunden heuer erneut "mäßig" stärker zur Kasse bitten. Wie der Rest der Branche (siehe gestrige FR) plant die Gesellschaft außerdem, den Wiederbeschaffungswert gestohlener Fahrzeuge nur noch zu ersetzen, wenn diese mit einer elektronischen Wegfahrsperre gesichert waren.
Noch nicht absehbar sind die Folgen des Griesheimer Unglücks bei der Chemiefirma Hoechst für die Allianz. Die Versicherung ist mit 17 bis 22 Prozent an dem Schaden, der "eine gewiß nicht kleine Größenordnung" haben dürfte, beteiligt. Führend sei aber der Kölner Gerling- Konzern. Die Explosion im New Yorker World Trade Center dürfte die Allianz nach deren Einschätzung kaum erschüttern. Angesichts der Serie von Tankerunglücken, die die Assekuranzbranche 14,5 Milliarden kosteten, schlagen die Münchener einen "Welt-TÜV" für Schiffe vor. Wer keine Prüfplakette habe, dem müsse dann die Einfahrt in die Häfen verweigert werden.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 29
Der Aufruf zur Ermordung eines Bürgers eines anderen Landes sei ein "unannehmbarer Bruch internationalen Rechts", betonte das belgische Außenministerium in seiner Verlautbarung.
Iran hatte den von Ayatollah Chomeini vor vier Jahren ausgesprochenen Aufruf zum Mord an Rushdie unlängst bekräftigt. Viele Moslems sehen in Rushdies Roman "Satanische Verse" eine Verspottung des Islam. AP
KARBEN. Umschläge mit Briefwahl- Unterlagen können auch in den städtischen Briefkasten am Eingang des Rathaues gesteckt werden. Darauf weist die Stadtverwaltung hin. Der Briefkasten wird am heutigen Samstag von 10 bis 12 Uhr und am Wahlsonntag von 8 bis 15 Uhr geleert.
Die öffentliche Sitzung des Wahlausschusses wird für Dienstag, 9. März, um 19 Uhr im Klubraum II des Bürgerzentrums angekündigt. de
jw FRANKFURT A. M., 4. März. Der Chef des Frankfurter Chemiekonzerns Hoechst AG, Professor Wolfgang Hilger, hat sich bei den Bewohnern der Stadtteile Schwanheim und Goldstein für die Folgen des Störfalls im Griesheimer Hoechst-Werk entschuldigt. "Sie haben Belastungen, Schaden und Angst erlitten", sagte Hilger zu den Bürgern, über deren Gebiet am Rosenmontag eine Wolke aus mehreren Tonnen krebsverdächtiger Chemikalien niedergegangen war. Er versprach: "Wir werden aus unseren Fehlern lernen und Konsequenzen ziehen." Hilger sagte, die Hoechst AG stehe voll hinter dem Forderungskatalog des hessischen Umweltministers Joschka Fischer (Grüne), der neue Sicherungs- und Überwachungssysteme in Chemieanlagen vorsieht.
Der Konzernchef führte den Unfall auf der ersten Pressekonferenz des Hoechst- Vorstandes zu dem Ereignis darauf zurück, daß in der Griesheimer Anlage "klare und eindeutige Bedienungsvorschriften nicht befolgt" wurden. Allerdings dürfe menschliches Fehlverhalten nicht zu Katastrophen führen; technische Maßnahmen müßten dies verhindern. "Das wäre beim Griesheimer Störfall möglich gewesen", gab der Vorstandsvorsitzende zu. Er kündigte an, daß alle Anlagen des Konzerns, die der Griesheimer Anlage vergleichbar sind, auf Sicherheitsmängel überprüft werden. Außerdem müsse die Zusammenarbeit des Unternehmens mit den im Krisenfall zuständigen Behörden verbessert werden.
Hilger räumte auf Nachfrage der FR ein, daß das Seveso-Gift Dioxin sich bei einem ungünstigeren Ablauf des Unfalls in "Nebenreaktionen" hätte bilden können. Festzuhalten sei aber, daß dies tatsächlich nicht geschehen sei.
Die Kosten der Sanierungsarbeiten in dem Griesheimer Werk und in den Stadtteilen, die seit Mitte vergangener Woche gesäubert und entgiftet wurden, belaufen sich nach Angaben der Konzernspitze auf eine "mehrstellige Millionenhöhe", was teils durch Versicherungen abgedeckt sei.
(Weitere Berichte Seite 3 und Lokalteil)
WETTERAUKREIS. Beamte der Butzbacher Autobahnpolizei haben am Mittwoch abend auf der Autobahn Frankfurt - Kassel bei Alsfeld einen Autodieb festnehmen können, der kurz zuvor einem Autofahrer aus Worbis seinen Wagen gestohlen hatte. Der 18jährige aus der Pfalz hatte kurz vor 21 Uhr den Autofahrer auf einem Parkplatz angesprochen und war in den Wagen gestiegen. Vom Beifahrersitz aus bedrohte er den Fahrzeuglenker mit einer Pistole und zwang ihn zur Weiterfahrt. Wenige Kilometer weiter am Autobahnparkplatz bei Homberg zwang er den Fahrer auszusteigen. Dieser verständigte die Polizei. Eine Streife entdeckte wenig später das per Funkfahndung gesuchte Auto. Der 18jährige ließ sich widerstandslos festnehmen. Er wurde der Alsfelder Polizei übergeben, die die Ermittlungen fortsetzt. cor
EPPSTEIN. "Kabarettgeschichte(n) von damals und heute" erzählt, singt und spielt Ulrike Neradt heute, Freitag, um 20 Uhr im Niederjosbacher Pfarrgemeindezentrum, Am Honigbaum. Sie will dabei versuchen, ein grobes Gesamtbild des Chansons im deutschen Kabarett zu vermitteln.
Ihr Programm eröffnen wird Ulrike Neradt mit Liedern aus der Zeit "Elf Scharfrichter", die 1901 ihr Kabarett in München eröffneten. Außerdem vorgesehen: Heiteres und Ernstes von Brecht und Tucholsky. kkü
LANGEN. Neue Wege beschritt die Stadt Langen, so Bürgermeister Dieter Pitthan, um im Langener Norden zusätzliche Hort-Plätze bereitzustellen: Sie arbeitet mit einer Langener Wohnungsbaugesellschaft zusammen, die auf einem ehemals städtischen Grundstück in der Westendstraße ein Wohnhaus bauen wird, in dessen Erdgeschoß eine Kindertagesstätte eingerichtet wird. Neben den 50 Kiga-Plätzen (davon 20 ganztags) und 20 Hortplätzen entstehen dort zusätzlich 20 Eigentumswohnungen.
Der Tausch "Grundstück gegen Kita mit Freifläche" werde am Ende "nicht Null auf Null herauskommen", so Pitthan, "wir werden zuzahlen müssen". Wieviel, steht noch nicht fest. Personal- und Sachkosten für die eröffnete Kita wird die Stadt übernehmen müssen. Sie bezahlte auch die Untersuchungen eines geotechnischen Instituts, dessen (positives) Bodengutachten die Voraussetzung zur Realisierung des Projekts schuf. Anlaß der Untersuchungen waren Bodenbelastungen in der Nähe des Grundstücks.
Für die Erstausstattung der Kita sowie für die Gestaltung der Freiflächen hofft die Stadt auf einen Zuschuß von Land und Kreis, der seit neuestem die Landesmittel für Kinderbetreuungs-Einrichtungen verwaltet. 840 000 Mark könne das Land maximal gewähren, so Pitthan, ein Kreiszuschuß beliefe sich auf höchstens 20 Prozent des Landeszuschusses.
Die Kita stehe ganz vorne in der Prioritätenliste des Kreises, meint der Bürgermeister, da der Kreis um den großen Bedarf an Plätzen für Kinderbetreuung im Langener Norden wisse. Die erhöhte Nachfrage hänge direkt mit dem hessischen Übergangswohnheim für Aus- und Übersiedler zusammen, das in diesem Gebiet steht.
Wenn der Investor den Bauantrag bald stellt, hofft Pitthan auf einen Baubeginn im Herbst und die Eröffnung der Kita Ende 1994. fra
HATTERSHEIM. Auf dem Parkgelände zwischen Hauptstraße und Hessendamm haben sich bislang unbekannte Täter mit Straßenlaternen vergnügt und eine Laterne dabei abgeknickt.
Die Polizei vermutet, daß "ein schwerer Mann oder eine schwere Frau" auf die 3,50 Meter hohe Laterne geklettert ist und dort oben geschaukelt hat.
Den Schaden, der durch die Schaukelei entstanden ist, beziffert die Polizei mit 4000 Mark. ege
Am "Hässeler Weiher" richten Vogelschützer ein neues Flachwasser-Biotop ein Vielleicht brütet auch ein Storch
Von Katja Schoßer HASSELROTH. Die Schafe, die am Rand des Naturschutzgebietes "Hässeler Weiher" überwintern, gukken leicht irritiert. Vor ihrer Nase kurven seit einer Woche schwere Bagger umher und verändern die Landschaft. Was auf den ersten Blick wie eine Baustelle mit drei Riesenpfützen wirkt, entpuppt sich indes bei näherem Hinsehen als künftiges Trittstein-Biotop. In der Neuenhaßlauer Kinzigaue entsteht derzeit unter der Regie des Landschaftspflegeverbandes (LPV) eine neue Flachwasserzone - nach Darstellung von Bernd Kempf von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) die "momentan größte Naturschutzmaßnahme in der Region". Das Konzept stammt von der HGON und örtlichen Vogelschützern, finanziert wird der 150 000 Mark teure Ersatz für verlorengegangene Feuchtgebiete aus dem Ausgleichstopf.
Die drei flachen Teiche mit sanft ansteigenden Uferzonen, Inseln und einem renaturierten Graben in der Holzwiese sollen später im Verein mit der künftig extensiv bewirtschafteten Wiese gegenüber den Auenabschnitt wieder vernässen. Wenn alles nach Plan verläuft, hat das Projekt nach Auskunft von Kempf zwei positive Effekte: Es biete einen "idealen Lebensraum" für in Feuchtwiesen heimische Amphibien, Insekten, Vögel und Pflanzen. Gleichzeitig trage die zu erwartende Wiedervernässung des rund zwei Hektar großen Areals zur "lokalen Verbesserung des Grundwassers" bei. Denn zum einen wird wegen der extensiven Bewirtschaftung und dem Verzicht auf Düngemittel die Pestizidbelastung verringert. Zum anderen versickert durch den künstlichen Rückstau, den das Grabensystem erzeugt, mehr Wasser, und der Grundwasserspiegel hebt sich.
Die Realisierung des Projekts ging nach Angaben von Kempf "in Rekordzeit" vonstatten. Von der Idee bis zum Bau seien lediglich zwei Jahre vergangen. Die Anlage solcher Bereiche sei keineswegs einfach, fügt der Naturschützer hinzu und verweist auf die geglückte Zusammenarbeit von Planern und Ausführenden. Auch bei der Bevölkerung sei man auf großes Verständnis gestoßen, sagt er mit Blick auf die Verhandlungen mit den 15 Grundstückseignern, die von dem Projekt betroffen sind. Einen Teil des Geländes kaufte die HGON mit Spendengeldern, einen Teil stellten die Besitzer zur Verfügung. Die Pflege wollen sich Naturschützer und Landwirte teilen.
Nur zwei Probleme sieht Kempf: Zum einen grenze ein noch intensiv bewirtschafteter Acker an die Tümpelzone nahe der Bahnlinie, zum anderen erfordere der geplante Bau des vierten Bundesbahngleises ein Drainagesystem. Dann aber bestehe die Gefahr, daß das umliegende Gebiet austrockne.
Die Bagger werden voraussichtlich in der kommenden Woche abziehen, ab dann wird das Gelände weitgehend sich selbst überlassen. Dann muß lediglich noch das Wasser gestaut werden, damit sich Graben und Teiche füllen. Fast das gesamte Areal jenseits des Grabens wird einmal bis auf etliche Brut- und Inselbereiche unter Wasser stehen. Die Wiese wird künftig spät gemäht, um Wiesenbrüter nicht zu stören. Da das Kinzigtal zu den Hauptzugrouten der Vogelwelt zählt, sind die Naturschützer guter Hoffnung, daß sich dort wieder lange vermißtes Federvieh ansiedelt.
"Toll wäre, wenn hier wieder Weißstörche brüten würden", meint Kempf. Gab es zu Beginn der 50er Jahre noch 15 Brutpaare im Main-Kinzig-Kreis und 150 in ganz Hessen, "liegt die Zahl heute bei 0 bis 1". Aber auch für Rote-Liste-Arten wie Rohrweihe, Bekassine, Rohrsänger, Kiebitz und Braunkehlchen eigne sich das Gebiet hervorragend.
ukn KARLSRUHE, 4. März. In der SPD ist es zum offenen Streit um die Nachfolge des ausscheidenden Bundesverfassungsrichters und Vizepräsidenten des Gerichts, Ernst Gottfried Mahrenholz (SPD), gekommen. Mahrenholz' zwölfjährige Amtszeit endet im Juli. Wie berichtet, soll sich die Parteispitze bereits auf Jürgen Schmude, derzeit Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, als den Nachfolgekandidaten verständigt haben. Die SPD-Frauen dagegen wollen mit der Berliner Jutizsenatorin Jutta Limbach erstmals eine Frau an die Spitze des Gerichts bringen.
Die schleswig-holsteinische Frauenministerin Gisela Böhrk richtete jetzt ein Schreiben an den Fraktionsvorsitzenden Ulrich Klose, in dem sie eindringlich für die Nominierung einer Frau plädierte; Limbach sei eine ausgezeichnete Kandidatin für dieses Amt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Edith Niehuis riet Schmude, von einer Kandidatur abzusehen. Ein männlicher Nachfolgevorschlag durch die SPD könne angesichts von nur zwei Richterinnen und vierzehn Richtern am BVG "nur auf Unverständnis stoßen".
Verärgerung besteht vor allem über die Undurchsichtigkeit des Verfahrens. Die SPD-Frauen sollen erst aus der Presse erfahren haben, daß Herta Däubler-Gmelin nicht, wie zuvor berichtet, als Kandidatin für Karlsruhe zur Verfügung steht. Als sie dann Jutta Limbach vorschlugen, sei ihnen von der Fraktionsspitze gesagt worden, es sei bereits zu spät.
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 3, 5, 26, 29, 39, 41 - 1); Kl. 1: 367 681,50 DM; Kl. 2: 91 920,30 DM; Kl. 3: 3483,20 DM; Kl. 4: 58,00 DM; Kl. 5: 4,40 DM.
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Wozu gibt es eigentlich Kalender? Sie führen nur in die Irre. Weihnachten beispielsweise klebt am Ende des Monats Dezember, kümmerliche zwei Festtage. Dabei sind wir schon ab Ende Oktober von Schokoladen-Nikoläusen umgeben.
Mit Ostern der gleiche Zirkus. Schon jetzt lugen in den Geschäften Hasen durchs Kunstgras und empfehlen sich Pralinen nachdrücklich als Präsent. Dabei findet sich bei intensivem Studium des Taschenkalenders der Anlaß zum Feiern erst Mitte April.
Daß der Handel Festtage von Jahr zu Jahr früher vorwegnimmt, daran haben wir uns (fast) gewöhnt. Aber jetzt ist auch noch die Nachtrödelei erfunden worden. Verschwenden Sie noch einen Gedanken an Fastnacht? Nein? Da sind Sie aber völlig out. Ein städtisches Vergnügungs-Etablissement hat erkannt, daß sich der Aschermittwoch noch ausschlachten ließe und lädt für nächste Woche zum offiziellen Ende der Fastnacht ein. Mit schenkelschwingenden Gardemädchen, Büttenreden und allem, was dazugehört.
Wollen wir wetten? Es dauert noch vier oder fünf Jahre, dann besteht das ganze Jahr aus einem einzigen Fest. Wird das schön! Ihre Bastienne
Teure Fahrt ins Blaue
Mit ihrer Entscheidung, die Mineralölsteuer zu erhöhen, hat die Regierungskoalition das kleinere Übel gewählt. Von des Verkehrsministers Vignettenlösung ist nichts geblieben. Ein bißchen Kosmetik soll Krauses Niederlage beschönigen. Damit der ehrgeizige Vorzeigepolitiker aus Ostdeutschland das Gesicht wahren kann, ist die Vignette überhaupt noch Bestandteil des Koalitionsbeschlusses. Bei genauerer Betrachtung erweist sich schnell, daß sie in Wahrheit nicht erwünscht ist: Über ihren möglichen Preis oder den Zeitpunkt ihrer Einführung gibt es keine Angaben, auch nicht darüber, für wen genau die Vignette eigentlich gelten soll. Angestrebt wird eine Lösung auf europäischer Ebene. Übersetzt heißt das: Aus dem Projekt wird auf Jahre hinaus nichts, vielleicht niemals etwas.
Die Idee, als Ausgleich für eine fehlende EG-Regelung eine Straßenbenutzungsgebühr für den Schwerverkehr einzuführen, ist ja keineswegs neu. Das hatte sich schon der frühere Verkehrsminister Friedrich Zimmermann ausgedacht. Seine Pläne für eine Lkw-Abgabe sind vom Europäischen Gerichtshof als wettbewerbsverzerrend verworfen worden. Die entscheidende Frage, was in Sachen Straßenbenutzungsgebühr EG- rechtlich machbar ist und was nicht, konnte Krause in den nächtlichen Verhandlungen der Koalition am Mittwoch offensichtlich nicht eindeutig beantworten.
Bundeskanzler Kohl, der nichts beschließen würde, was das Zusammenwachsen Europas behindern könnte, blieb letztlich nichts anderes übrig, als die Vignette abzuschreiben. Krause hätte das wissen müssen. Die Probleme der Nachbarländer mit seinen Verkehrsplänen kennt er nach unzähligen ergebnislosen Ministerratssitzungen allzu gut. Trotz der völlig ungelösten europarechtlichen Situation, trotz gravierender umwelt- und verkehrspolitischer Einwände und trotz eines teuren verwaltungstechnischen Aufwands hielt Krause an der Vignette fest, vornehmlich, um seinen ostdeutschen Landsleuten die Erhöhung der Mineralölsteuer zu ersparen. Eine Vignette hätte sie kaum betroffen - Autobahnen gibt es im Osten kaum. Mit seiner Uneinsichtigkeit und seinem mangelnden Gespür für das politisch Machbare ist Krause zu einer Belastung für das Kabinett Kohl geworden.
Der Beschluß der Koalition ist zugleich Zeugnis einer Politik, die kaum noch die Kraft zu sachorientierten Entscheidungen aufbringt. Sieben Stunden lang haben Minister und Fraktionsvorsitzende, am Ende auch der Bundeskanzler, versucht, den Verkehrsminister von seiner Vignette abzubringen. Verbale Verrenkungen, die einen Kompromiß suggerieren sollen, sind das Ergebnis. Kohl sollte sich fragen, ob machtpolitisches Kalkül den Preis lohnt, sich zu solch absurdem Theater zwingen zu lassen.
Krause hat die Chance vertan, die Niederlage in einen Erfolg umzumünzen. Der Koalitionsbeschluß hätte sich nicht notwendigerweise auf eine bloße Erhöhung der Mineralölsteuer beschränken müssen, die allemal sinnvoller als die Einführung einer Vignette ist. Die Aufgabe des Verkehrsministers wäre es gewesen, zumindest für die Ansätze eines verkehrspolitischen Konzepts zu sorgen. Das Autofahren zu verteuern, ist ein berechtigtes Anliegen. Die Steuererhöhung sollte jedoch nicht dem reinen Abkassieren dienen, sondern Alternativen finanzieren. Zusätzliche Mittel müßten in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gesteckt werden. Statt dessen sieht das Föderale Konsolidierungsprogramm der Bundesregierung vor, die Bundeszuschüsse für den Nahverkehr zu streichen. Auch die am Schadstoffausstoß orientierte Kfz-Steuer steht weiterhin aus. Ein Datum für die Umstellung nennt der Beschluß nicht. Absichtserklärung geblieben sind Vorgaben an die Autoindustrie für den zulässigen Benzinhöchstverbrauch von Neufahrzeugen.
Von einem verkehrspolitischen Konzept oder gar einer ökologischen Umsteuerung ist der Koalitionsbeschluß weit entfernt. Hingegen bekräftigt er die kurz vor Weihnachten geborene Idee Krauses, die Autobahnen zu privatisieren. Doch auch an diesem Vorhaben ist Kritik angebracht. Nicht nur Datenschützer fürchten die mit der vorgesehenen elektronischen Mauterhebung verbundene lückenlose Überwachung der Autofahrer.
Einen Beitrag zur Verkehrsvermeidung liefert eine Privatisierung der Autobahnen ebenfalls nicht. Eine an Gewinnen interessierte Autobahn AG wird eher mehr als weniger Verkehr wollen. Für den geplagten Bürger freilich bliebe es beim gewohnten Ritual: Bei ihm würde über die Maut ein zweites Mal abkassiert, nachdem er schon mit seinen Steuergeldern den Bau der Autobahnen finanziert hat.
RÖDERMARK. "Sexualität ohne Liebe?" ist Thema beim 72. und in diesen Jahre letzten "Salon d'Esprit" am Sonntag, 7. März, um 15 Uhr im Hause des Schriftstellers und Gründers der Frankfurter "Schmiere", Rudolf Rolfs, in der Ulmenstraße 3 in Waldacker. Wie immer ist die Teilnahme kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Es werden Tee und Gebäck gereicht. ttt
Verwirrte Schwalbacher glaubten, Kommunalwahl sei verschoben
SCHWALBACH. Ismail Ersan klebt sich demonstrativ ein rotes Band kreuz und quer über den Mund. Zuvor legte der stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirates den staunenden Journalisten im Bürgerhaus noch ein Blatt Papier auf den Tisch. Die Pressekonferenz des Beirates könne "auf Grund der veränderten Sachlage nicht stattfinden". Ratlosigkeit macht sich breit. Auf die Frage, was denn die "veränderte Sachlage" ist, deutet Ersan nur auf seine verschlossenen Lippen.
Die Pressevertreter konzentrieren sich daher auf ein Plakat, das Ersan aufhängte, kurz bevor er sich den Mund verschloß, und das eigentlich der Anlaß des Treffens sein sollte. "Kommunal Wahlen 7. November 1993" steht darauf in dicken roten Lettern zu lesen. Darüber in schwarzer Fettschrift: "Öffentliche Bekanntmachung" und darunter ebenfalls dick gedruckt: "Zehn Prozent der Schwalbacher Einwohnerinnen und Einwohner dürfen an der Kommunalwahl '93 nicht teilnehmen, weil sie keine deutsche Abstammung haben. Ist das kurz vor Anbrechen des 21. Jahrhunderts mit den Menschenrechten und der Demokratie vereinbar?" Als Unterzeichner firmiert der Ausländerbeirat.
15 dieser Plakate, die der Ausländerbeirat am Wochenende mit Genehmigung der Stadt aufhängte, ohne daß die deren Inhalt kannte, verwirrten manche Schwalbacher: "Im Ordnungsamt riefen über zwei Dutzend Bürger an, die wissen wollten, ob die Kommunalwahl vom 7. März verschoben ist", sagt Wahlleiter Rolf Mann. Um einen "ordnungsgemäßen Wahlablauf" zu gewährleisten, ließ der Bürgermeister Horst Faeser (SPD) als Chef der Ordnungsbehörde die Plakate kurzerhand entfernen. In einer schriftlichen Begründung, die dem Ausländerbeirat erst nachträglich zugeleitet wurde, steht, die Plakate seien von ihrer Aufmachung her irritierend. Denn nur in schwachen Buchstaben, die man erst bei näherem Hinsehen entdeckt, steht gedruckt, daß "Ausländerbeiratswahlen voraussichtlich am 7. November" sein werden.
Aus "diplomatischen Gründen" und weil die "Rechtslage nicht hundertprozentig geklärt ist", so die Vorsitzende Rosza Hülsemann, sagte der Ausländerbeirat seine Pressekonferenz kurzerhand ab. Ismail Ersan, der seit 23 Jahren in der Bundesrepublik lebt und in der Türkei geboren ist, meldete sich als Privatmann zu Wort. "Ich finde es gut, daß Michael aus Usbekistan, auch wenn er erst sieben Monate hier ist, die Sprache kaum spricht und die politischen Verhältnisse nicht kennt, nur weil er deutsches Blut hat, wählen darf. Aber Hassan und Ali, die viel länger hier leben und sich besser auskennen, sollen das auch dürfen." she
RÖDERMARK. Mit der Ausstellung "Volkschor 100 - Die Dokumentation", von heute, Samstag, 6. März, an im Bücherturm zu sehen, eröffnet der Volkschor 1893 Ober-Roden die Veranstaltungen und Feierlichkeiten aus Anlaß seines 100jährigen Bestehens.
Hundert Jahre Volkschor bedeuteten 100 Jahre kulturelles Leben in diesem Rödermärker Stadtteil, nimmt der Verein für sich in Anspruch. Nicht nur seine Geschichte wird in der Ausstellung sicht- und greifbar, sondern auch vieles aus dieser ganzen Epoche der Sänger. ttt
RÖDERMARK. Ausschließlich aus Spenden finanziert wurde der neue Kleinbus der evangelischen Kirchengemeinde Urberach, den Pfarrer Frithjof Decker und der Zivildienstleistende Kai Fuchs als künftiger Fahrer jetzt in einem Rödermärker Autohaus in Empfang nehmen konnten.
Das Fahrzeug wird im mobilen Hilfsdienst eingesetzt und ältere sowie behinderte Menschen an jeden gewünschten Ort im Stadtgebiet bringen. Die Kinder- und Jugendarbeit profitiert ebenfalls von dem Minibus, steht er doch an Wochenenden für Ausflüge, Transporte und Freizeiten zur Verfügung.
Auf dem Bus mit schadstoffarmem Kat-Diesel-Motor fehlt noch das Erkennungszeichen des Fisches, Emblem der Kirchengemeinde. Bei der Finanzierung gibt es noch eine Lücke von rund 5000 Mark, die jedoch bald geschlossen sein sollte. Angehörige der Kirchengemeinde, örtliche Firmen sowie die Stadt Rödermark haben bisher rund 30 000 Mark zusammengetragen. ttt
BONN, 4. März. Das Bundeskabinett und die Bundestagsfraktionen von CDU/ CSU und FDP haben am Donnerstag in Bonn die gleichlautenden Gesetzentwürfe zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms ("Solidarpakt") beschlossen. Außerdem billigte die Bundesregierung den von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) vorgelegten Entwurf über den Nachtragshaushalt 1993. Er sieht Ausgabensteigerungen von 8,85 Milliarden Mark vor, die bei rezessionsbedingten Steuerausfällen von fünf Milliarden durch Einsparungen von 4,5 Milliarden Mark und einer zusätzlichen Neuverschuldung von acht Milliarden finanziert werden. Insgesamt steigt der Bundeshaushalt 1993 um 2,99 Prozent auf 439,95 Milliarden Mark und die Neuverschuldung des Bundes auf über 51 Milliarden.
Die 1. Lesung der Gesetzentwürfe im Rahmen des "Solidarpaktes" ist im Bundestag für den 10. März vorgesehen, einen Tag vor Beginn der dreitägigen Klausur der Vertreter aus Koalition, der Parteien und Länder bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) über dasselbe Thema. Das gesamte Gesetzgebungsverfahren soll bis Ende Juni abgeschlossen sein.
Wie Waigel vor der Presse in Bonn erklärte, geht das Konsolidierungsprogramm weit über die in der Öffentlichkeit diskutierten Ausgabenkürzungen und Subventionsstreichungen hinaus. "Es zeigt den Weg, auf dem die Herausforderungen der deutschen Wiedervereinigung und der aktuellen konjunkturellen Entwicklung gemeistert werden können, ohne die Bürger oder die öffentlichen Haushalte zu überfordern", meinte er. Die Belastungen seien auf die gesamte Bevölkerung entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit gerecht verteilt.
Waigel bezifferte den einigungsbedingten Bedarf des Staates auf jährlich 110 Milliarden Mark, davon 60 Milliarden für die Einbeziehung der neuen Länder in den Finanzausgleich und 40 Milliarden Mark für die "Erblast-Finanzierung". Finanziert werden solle er durch Sparsamkeit bei den Finanzplanungen von Bund und Ländern (45 Milliarden Mark), Ausgaben- und Subventionskürzungen (17 Milliarden) und den Solidaritätszuschlag ab 1995. Ferner will der Bund eine Reihe von Belastungen wie Nahverkehrsausgaben (14 Milliarden Mark) und Umsatzsteuerverteilung (zehn Milliarden) auf die Länder abwälzen, "um im Ergebnis eine gleichmäßige Belastung der Haushalte von Bund und Ländern zu erreichen". Dieses Finanzkonzept wollen die Länder aber nicht hinnehmen.
Der neue wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Rainer Haungs, forderte schnelle Beschlüsse im Parlament. "Die Wirtschaft verträgt viel, die Ungewißheit über die Rahmenbedingungen ist aber lähmend", warnte er.
Wer sich aus egoistischen Motiven einer schnellen Einigung verschließe und aus einer Verlängerung der Krise politisches Kapital schlagen wolle, solle sich seiner Verantwortung klar sein.
KRIFTEL. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat am Mittwoch Diensträume und Privatwohnung des Idsteiner Bauunternehmers Dietmar Bücher durchsuchen lassen. Die Ermittlungsbehörde verdächtigt Bücher laut Sprecher Hubert Harth der aktiven Bestechung im Zusammenhang mit dem Fall des vorläufig suspendierten und inhaftierten Krifteler Bürgermeisters Hans-Werner Börs (CDU). Harth machte keine Angabe über die Höhe der Summe, mit der Bücher Börs bestochen haben soll. Bekannt ist allerdings: der Unternehmer hat von Ende 1987 bis Februar 1988 für mehr als 30 000 Mark die Sanitäranlagen im gemieteten Haus des Bürgermeister-Ehepaars renovieren lassen. Nach Angaben von Staatsanwalt Günter Wittig beauftragte Bücher vier Subunternehmer mit den Arbeiten, koordinierte die Sanierung und bezahlte sie. Haken: Bücher hat Börs bis Februar 1993, also fünfeinhalb Jahre lang, keine Rechnung präsentiert.
Daß der Unternehmer im Gegenzug bei Grundstücksgeschäften der Obstbaugemeinde bevorzugt wurde, bestreitet Börs nach den Worten seiner Verteidigerin Monika Banzer weiterhin. Die Juristin bleibt dabei: "Helene Börs wollte seinerzeit vor dem 60. Geburtag ihres Mannes das Bad gemacht bekommen", worauf das Paar den Bauunternehmer beauftragte, sich darum zu kümmern. Zunächst sollten die Arbeiten nur 5000 bis 6000 Mark kosten, erklärt die Verteidigerin. Da die Sanierung vor allem der Wände aufwendig war, habe sich die Summe dann auf mehr als 30 000 Mark erhöht. Eine Rechnung darüber, das bestätigt Monika Banzer, habe Bücher bis Februar dieses Jahres nicht an das Ehepaar Börs geschickt. Warum, könne sie nur vermuten: Vergeßlichkeit oder Unsicherheit, weil Bücher nicht wußte, wie er Börs die unverhoffte Höhe der Kosten "beibringen" solle. Und die Eheleute hätten die Sache "vergessen", weil keine Rechnung kam. Staatsanwalt Wittig bezeichnet derartige Erklärungen als "schlechten Witz".
Aber es gibt auch positive Neuigkeiten für Börs, der am kommenden Montag 65 Jahre alt wird. Möglicherweise kann seine Frau Helene ihn an seinem Ehrentag besuchen. Das ist insofern bemerkenswert, als Helene Börs rund einen Monat lang eine Besuchssperre hatte, weil sie verdächtigt wurde, "Verdunkelungshandlungen" begangen zu haben. Staatsanwalt Wittig hat die Sperre aufgehoben, was Helene Börs am Mittwoch erfuhr. Monika Banzer wertet das als "Erfolg der Verteidigung". Wittig hingegen sieht insbesondere nach der Hausdurchsuchung beim Börs-Vertrauten Gerhard Roth (CDU) die Gefahr für Verdunkelungshandlungen beseitigt.
Neuigkeiten gibt es auch aus dem Kreishaus - und zwar im Zusammenhang mit der Krifteler Halle des Stahlbauunternehmers Josef Herzog. Wie berichtet, hatte Herzog ausgesagt, von Börs dazu genötigt worden zu sein, den Architekten Helmuth Müller mit der Planung der Halle zu beauftragen. Müller wiederum behauptet, vom damaligen Leiter des Kreis-Bauamts, Otto Winterwerber, dazu gedrängt worden zu sein, den Bau der Halle zu übernehmen. Eine Aussage, die für politischen Wirbel sorgte.
Landrat Jochen Riebel (CDU) hat den seit 31. März 1990 pensionierten Winterwerber um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten, die nun vorliegt. "Da ist passiert, was zweimal am Tag bei der Bauberatung passiert", interpretiert der Landrat Winterwerbers Brief. "Es gab Probleme beim Bau der Halle, über den damals ein Stopp verhängt wurde." Winterwerber habe Architekt Müller keinesfalls dazu gedrängt, die Planungen der Halle zu übernehmen - sondern vielmehr Herzog empfohlen, sich an Müller zu wenden, der auch das Mehrfamilienhaus auf dem Grundstück neben der Halle geplant habe. Riebel: "Es passiert oft, daß Leute im Bauamt fragen, ,wer kann mir das planen?&rquote; Die Bauamts-Mitarbeiter zwingt das zum Ritt auf der Rasierklinge." Sie dürften zwar keine Architekten empfehlen, würden aber oft von Bürgern dazu gedrängt - und wollten schließlich nicht als unfreundlich gelten.
Wirbel gibt es auch um die Wahlunterlagen von Börs: Nach Angaben Monika Banzers wurden sie am 25. Februar in der Justizvollzugsanstalt Hanau abgegeben, "den bekannt langsamen Wegen der Briefkontrolle zugeführt und sind verschwunden." Staatsanwalt Wittig betont, er habe die Papiere noch nicht auf dem Tisch gehabt. Monika Banzer will sich nun um eine Zweitausfertigung bemühen, damit Börs, Spitzenkandidat der CDU Kriftel, doch noch wählen kann. PETRA MIES
neu ausgefahrenen xxx
HEINER BOEHNCKE
Kleine FR
DLRG-Rettungswettkampf BAD VILBEL. Im städtischen Hallenbad treten die DLRG-Gruppen am Sonntag, 7. März, ab 14 Uhr, zu den Bezirks- Rettungswettkämpfen an, die von der DLRG-Ortsgruppe Bad Vilbel organisiert werden. Esoterik als Herausforderung BAD VILBEL. Zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Sehnsucht nach religiöser Erfahrung - Esoterik als Herausforderung der Kirchen" lädt die evangelische Heilig-Geist-Gemeinde am Montag, 8. März, um 19.30 Uhr ins Gemeindehaus, Am Kreuz auf dem Heilsberg, ein.
BRÜSSEL, 4. März. Die Schaffung einer "Europäischen politischen Zone", bestehend aus den zwölf EG-Staaten einerseits und den mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) assoziierten Staaten Mittel- und Osteuropas, hat der neue niederländische EG-Kommissar Hans van den Broek (AP-Bild) vorgeschlagen. In einer Rede in Antwerpen bezog sich der Niederländer dabei auf den im Dezember in Edinburgh gefaßten Beschluß der zwölf EG-Regierungschefs, die Beziehungen zu Polen, der Tschechei, der Slowakei, zu Ungarn - sowie in zweiter Linie zu Bulgarien und Rumänien - im Blick auf deren spätere Aufnahme in die EG weiter zu vertiefen. Vor allem auf britisches und deutsches Drängen hin sollte noch in diesem Jahr den mittel- und osteuropäischen Staaten signalisiert werden, daß die aufgenommenen EG-Beitrittsverhandlungen mit Österreich, Schweden und Finnland (sowie demnächst mit Norwegen) nur ein erster Schritt für eine EG-Erweiterung seien.
Van den Broek, der bis Ende vorigen Jahres niederländischer Außenminister war, ging in seiner Rede vor dem Organisationskomitee der Antwerpener "Business School" nicht auf die jüngsten Warnungen Rußlands gegen eine Aufnahme osteuropäischer Staaten in die EG ein. Er betonte jedoch, eine künftige EG-Mitgliedschaft dieser Länder habe nicht nur die schwierige wirtschaftliche Anpassung an die westeuropäische Marktwirtschaft zur Voraussetzung, sondern auch die feste Verpflichtung auf die Demokratie. An die EG-Staaten gerichtet, sagte er, verstärkter Handelsaustausch - durch Öffnung des Binnenmarkts für osteuropäische Erzeugnisse - müsse allmählich die direkten Hilfen an die Ostländer ablösen. Insgesamt habe die EG bisher für Osteuropa einschließlich der ehemaligen Sowjetunion 60 Prozent aller Direktleistungen aufgebracht.
Auf einen Blick
Seite II Ex-Landrat Herbert Rüfer ist Vorsitzender des neuen Vereins "Kinder in Not". Seite III Die Luft scheint raus aus den Auseinandersetzungen um den verseuchten Kindergarten von Groß-Karben. Seite VI Lokalsport: Torwart Thomas Grüneisen verläßt den Fußball-Oberligisten FV Bad Vilbel.
Neun Monate Verhandlungsdauer, über 50 Zeugen, mehr als ein Dutzend Gutachter - und doch kein Urteil? Was auf den ersten Blick befremdlich wirkt, könnte sich im Frankfurter Holzschutzmittel- Prozeß doch als akzeptable Lösung erweisen. Vorausgesetzt, die Firma Desowag fängt jetzt nicht zu feilschen an und versucht, den Geschädigten die eine oder andere Million vorzuenthalten. Unter 100 Millionen Mark jedenfalls dürfte vor Gericht keine Einstellung des Verfahrens zustande kommen.
Die Weichen sind gestellt, doch bis alle Einzelheiten des Vergleichs rechtstechnisch perfekt sind, bleibt noch einiges zu tun. Wie zum Beispiel muß eine Stiftung beschaffen sein, um juristisch unanfechtbar jene 100 Millionen Mark unter mehr als 10 000 Geschädigten zu verteilen, die sich bei der bereits bestehenden Interessengemeinschaft gemeldet haben? Die Frage stellt sich um so drängender, als sich zwei Jahrzehnte nach dem Vergleich im Contergan-Prozeß heute viele der damals Geschädigten übervorteilt fühlen.
Kommt es nicht zum Vergleich, wird die Staatsanwaltschaft plädieren und voraussichtlich Haftstrafen verlangen. Auch wenn sich ihr Antrag durchsetzen sollte, wäre für das Urteil vorerst keine Rechtskraft zu erwarten. Das letzte Wort spräche der Bundesgerichtshof - mit allen Risiken, die in dem bisweilen turbulenten Großverfahren bislang sichtbar wurden. Und die Geschädigten? Bis nicht über die Revision entschieden wäre, könnten sie womöglich keinen Pfennig sehen. lepp
Zuletzt stirbt die Hoffnung, und so lange die noch besteht, glaubt auch Ulf Rausch noch. "Der CSC gewinnt", sagt der Sportwart des Sachsenhäuser Boxsport-Clubs. Muß er auch, soll es nicht ein Ende haben mit der langjährigen Zugehörigkeit zur deutschen Boxsport-Elite, der Bundesliga.
Sonntag um 10.30 Uhr kommt der PSK Schwedt zum letzten Kampftag der Zweiten Bundesliga nach Frankfurt in die Sporthalle Süd; verliert der CSC, einst Deutscher Mannschaftsmeister, steigt er ab. Und Horst Gauß aus. Der Präsident hat seinen Rücktritt angekündigt, sollte die Klasse nicht erhalten werden (die FR berichtete).
Infolgedessen könnte der Abstieg in die Drittklassigkeit zum freien Fall werden. Denn es ist vor allem Gauß,der mit seinem finanziellen Engagement für die Teilnahme des CSC am Bundesligabetrieb geradesteht. Andere Sponsoren finden sich schwerlich, seit vor einem Jahr die Frankfurter Boxer von der ersten in die zweite Division zwangsversetzt wurden. Damals wurde der CSC vom Verbandsgericht des Deutschen Amateur- Box-Verbandes verbannt, nachdem die Frankfurter den Kampf in Berlin aus Protest nicht beendet hatten. Das hänge dem CSC immer noch nach, glaubt Gauß, und verweist auf eine "schlimme, von Ressentiments der Kampfrichter geprägte Saison". Diese soll nun wenigstens ein versöhnliches Ende nehmen, "dann hoffentlich ist der Berlin-Abbruch gesühnt", sagt Gauß.
Gerade auch im Hinkampf in Schwedt bei der 12:15-Niederlage, fand Rausch, seien die Boxer des CSC benachteiligt worden. Deshalb, denkt Rausch, sehe es so schlecht gar nicht aus, den nötigen Sieg zu bewerkstelligen. "Wenn die Kampfrichter objektiv urteilen, können wir acht Kämpfe gewinnen."
"Auf zum letzen Gefecht", sagt Horst Gauß. Der doppelten Bedeutung ist sich das durchaus bewußt. Es kann das allerletzte Gefecht für den CSC werden. ror
BAD VILBEL. Die Mitglieder des Jagdclubs Hubertus treffen sich jeden zweiten Montag im Monat in der Gaststätte Hanauer Hof, in der Hanauer Straße. Der nächste Clubabend ist am Montag, 8. März. Bad Vilbeler Jäger und solche, die es werden wollen, sind herzlich zu diesem Treffen eingeladen.
BÜDINGEN. Für alle Büdinger Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber für die Eltern der Kinder der vierten Grundschulklassen öffnet das Wolfgang-Ernst- Gymnasium am Mittwoch, 10. März, seine Pforten zu einem "Tag der offenen Tür".
Schulleitung und Kollegium stehen ab 16 Uhr zum Gespräch zur Verfügung. Außerdem besteht Gelegenheit, sich das Schulgebäude und die Unterrichtsräume anzusehen. Durch kleine Theaterstücke soll etwas von der Arbeit und dem Geist der Schule vermittelt werden. Als Höhepunkt der Veranstaltung kündigt Schulleiter Günther die Vorstellung des neuen Schulsignets an. Im Anschluß an den "Tag der offenen Tür" sind alle interessierten Eltern eingeladen, sich ab 19.30 Uhr im Raum 413 über "Französisch als erste Fremdsprache in der Klasse 5" zu informieren. cor
Ob "Lila Montag" oder "Frau geht vor" - am Montag, 8. März 1993, ist wieder Internationaler Frauentag. In mehreren Orten des Kreises finden Veranstaltungen statt.
In Friedrichsdorf stellen sich ab 20 Uhr in Garniers Keller nach einem Prolog über die Geschichte des Frauentags neue Fraueninitiativen vor; es wird gesungen (unter anderem mit dem Internationalen Frauenchor Frankfurt) und getanzt. Veranstalterinnen sind die Frauenbeauftragten der Stadt und des Kreises, die Frauen im DGB und der Arbeitskreis Frauen in Friedrichsdorf.
In Bad Homburg wird der Frauentag ab 18.30 Uhr im Café im Kurpark begangen. Zunächst hat das städtische Frauenbüro eine Podiumsdiskussion zum Thema "Frauenstimmen nach der Wahl" geplant. Ab 19.30 Uhr ist das Kabarett "Mamma Grappa" zu Gast. Aus Anlaß des Frauentags verschiebt die Initiative ,Eine-Welt-Laden&rquote; ihr Mitarbeiterinnentreffen auf den 22. März.
In Königstein lädt die Gleichstellungsbeauftragte Bürgerinnen zu einem Informationsaustausch ins Kurhaus ein. Anzutreffen ist sie dort im Parkcafé von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.
In Kronberg wird Hessens Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) erwartet. Die Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände feiert an diesem Tag ihr zehnjähriges Bestehen und verleiht erstmals den Kronberger Frauenpreis. Veranstaltungsbeginn in der Stadthalle ist um 10 Uhr. off
Im Streit um die Zukunft Frankfurts bis zum Jahr 2000 hat sich der Frankfurter DGB zu Wort gemeldet. DGB-Chef Dieter Hooge warnte davor, in der Diskussion um den neuen Regionalen Raumordnungsplan (RROP) Ökologie gegen Wohnen und Arbeiten auszuspielen - es gelte, beides in Einklang zu bringen. Hooge plädierte wie OB Andreas von Schoeler und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) für ein neues Gewerbegebiet in Unterliederbach, das von Hessens Raumordnungsminister Jörg Jordan (SPD) und den Grünen bisher abgelehnt wird, weil es in geschütztes Grün eingreifen würde.
Auch beim Thema Wohnen stellte sich Hooge auf die Seite der Frankfurter Sozialdemokraten. Es brauche mehr Flächen für den Wohnungsbau, als Jordan bisher im RROP-Entwurf vorsehe. Der DGB-Chef steht mit seiner Stellungnahme im Widerspruch zum DGB Hessen, der sich unlängst für eine restriktive Flächenpolitik und die Bewahrung von Grün ausgesprochen hatte.
Hooge betonte, die zukünftige Nutzung der Frankfurter Flächen lasse sich nicht losgelöst von der Entwicklung des Arbeitsmarktes mit immer mehr Arbeitslosen, von der Zunahme der Bevölkerung und einer "sich verschärfenden sozialen Polarisierung" sehen. jg
Die Beute, die unbekannte Straftäter am 15. Februar dieses Jahres bei einem Einbruch in das Bonameser Postamt machten, ist wesentlich größer als ursprünglich angenommen. Wie die Polizei mitteilte, lagen in dem etwa 3,5 Tonnen schweren Tresor, den die Täter mit einem Kleinlastwagen abtransportierten, nicht nur rund 270 000 Mark in bar, sondern auch Briefmarken für rund 200 000 Mark und Sparbücher.
Die Kripo gab bekannt, daß ein Spaziergänger fünf Tage nach der Tat den "heiß" geöffneten Tresor leer in Maintal- Bischofsheim an der dortigen NATO- Rampe im Main entdeckt hatte. Weitere zwei Tage später, am 22. Februar, wurde ebenfalls in Maintal-Bishofsheim der von den Einbrechern benutzte Kleinlaster in der Thomas-Mann-Straße aufgefunden. Dieses Fahrzeug der Frankfurter "Autovermietung Goinar" mit dem Kennzeichen F-UU 623 war zwischen dem 11. und dem 12. Februar gestohlen worden.
Hinweise nimmt die Kripo unter den Telefonnummern 755-40 21 oder 755-40 40 entgegen. Die Bundespost hat inzwischen für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung von 5000 Mark sowie für die Wiederbeschaffung des Geldes fünf Prozent der aufgefundenen Summe ausgelobt. enk
WIESBADEN, 4. März. In den Unionsparteien von CDU und CSU bleibt die Frage, ob Jungen und Mädchen acht oder neun Jahre in das Gymnasium gehen sollen, umstritten. Auf dem Bildungspolitischen Kongreß der CDU, der am Donnerstag in Wiesbaden begann, kam es zwischen dem bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) und dem baden-württembergischen Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) in dieser Frage zu keiner Annäherung.
Teufel, der auch stellvertretender CDU- Vorsitzender ist, erklärte sich zu einem entschiedenen Anhänger einer "Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium auf acht Jahre". Allerdings dürfe nicht das Einsparen von Lehrerstellen im Vordergrund stehen. Auch die "Studierfähigkeit" dürfe nicht unter der "Straffung der Lerninhalte" leiden, sagte Teufel zum Auftakt des zweitägigen Kongresses, den Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am heutigen Freitag mit einer Rede über "Bildungspolitik für den Standort Deutschland" beenden wird.
Teufel begegnete Einwänden, über einen Qualitätsverlust, die insbesondere der nordrhein-westfälische Philologenverbandsvorsitzende Peter Heesen erhob,. mMit der Forderung nach einem bundesweiten Zentralabitur und einer "Strukturreform des Gymnasiums". Mathematik, eine Naturwissenschaft, Deutsch und eine Fremdsprache müßten wieder für alle Schüler verbindlich sein. Über diese Themen will Teufel auch auf dem geplanten "Bildungsgipfel" mit dem Bundeskanzler und den übrigen Ministerpräsidenten reden.
Der bayerische Kultusminister Zehetmair rechnete den rund 500 Kongreßteilnehmern vor, daß das Streichen eines Schuljahres im Gymnasium keineswegs billig sei, da die Hochschulen dann zwei Jahrgänge verkraften müßten. Wenn die CDU, so fügte er hinzu, glaube, mit diesem Thema Wahlen zu gewinnen, dann solle sie folgendes bedenken: Ein Haupt- und Realschüler, der nach der zehnten Klasse eine mindestens dreijährige Lehre absolviert habe, sei nach dreizehn Ausbildungsjahren erst Geselle, ein Gymnasiast aber verfüge nach einer zwölfjährigen Schulzeit über die allgemeine Hochschulreife. "Wie wollen Sie das Ihren Wählern überzeugend vermitteln?" fragte Zehetmair. Dumm sei doch derjenige, "der sich nicht am Gymnasium versucht".
BRAUNSCHWEIG, 4. März. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat am Donnerstag vom niedersächsischen Umweltministerium verlangt, daß es spätestens Anfang 1994 die Genehmigung für die Atommüll-Deponie "Konrad" in Salzgitter erteilt. Das BfS ist Antragsteller in dem laufenden Genehmigungsverfahren. Für den Fall, daß das niedersächsische Ministerium das Verfahren mit einer ablehnenden Entscheidung beende, gebe es nicht nur die Möglichkeit einer Klage beim Verwaltungsgericht, sondern Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), der Dienstvorgesetzte des BfS, könne dann durch bundesaufsichtliche Weisung eine Genehmigung erzwingen, drohte das Bundesamt.
Aus der Ende September 1992 eröffneten, voraussichtlich am morgigen Samstag zu Ende gehenden öffentlichen Erörterung des Projekts zog das BfS am Donnerstag in Braunschweig den Schluß, alle Genehmigungsvoraussetzungen seien erfüllt. Das Bundesamt bestritt Angaben der niedersächsischen Umweltnministerin Monika Griefahn (SPD) vom Mittwoch, einige noch ausstehende Gutachten würden erst im Frühjahr 1994 fertig und die Genehmigungsbehörde benötige dann noch mindestens ein Jahr zur Auswertung der Pläne, der Erörterungsergebnisse und der Gutachten.
BfS-Sprecher Bruno Thomauske sagte, durch Umfrage bei den Gutachtern wisse er, daß die Gutachten in drei Monaten vorliegen könnten. Für eine Nachbegutachtung gebe es keinen Grund. Falls die Genehmigungsbehörde das Verfahren verzögere, könne man sie wegen Untätigkeit belangen. Er gehe davon aus, daß Töpfer weiterhin mit verfahrenslenkenden Maßnahmen eingreifen werde, sagte Thomauske.
Das BfS widersprach der niedersächsischen Auffassung, daß neben der atomrechtlichen auch eine berg- und eine wasserrechtliche Genehmigung erforderlich seien und daß die Zuständigkeit dafür allein beim Land liege. Das Atomrecht, erläuterte BfS-Anwalt Frank Scheuten, habe als Bundesrecht "konzentrierende Wirkung". Das gelte zum Beispiel auch für Straßenplanungen. Das Land habe insofern nur Auftragsverwaltung für den Bund zu leisten.
Dagegen bekräftigte das Umweltministerium in Hannover seine Haltung, der langfristige Schutz des Grundwassers sei ein hohes Rechtssgut, das nicht einfach dem Interesse am Bau von Atomanlagen untergeordnet werden könne.
Es war sicher nicht der Tag, an den sich Wolfgang Hilger irgendwann beim beschaulichen Rückblick auf sein Lebenswerk gern einmal zurückerinnern möchte. Es war vielleicht sogar der schlimmste Tag, den ein Chemie-Boß sich überhaupt vorstellen kann, der einmal Von Joachim Wille geschrieben hat: "Vertrauen lebt von Glaubwürdigkeit, dem gilt unser erstes Bemühen."
Als Professor Wolfgang Hilger, seit sieben Jahren am Steuerpult des gewichtigsten deutschen Chemie-Multis Hoechst, am Donnerstagmittag auf dem Podium im "Verkaufshochhaus" Platz nahm, von wo er früher gern Umsatzmilliarden bekanntgab, über Firmen-Neuerwerbungen und Produktions-Innovationen berichtete sowie kräftige politische Schelten in Richtung Rot-grün austeilte, wußte er, daß es weder mit der Glaubwürdigkeit seines Hauses noch mit dem Vertrauen in sein Unternehmen gut bestellt ist. Die Menschen im Frankfurter Stadtteil Schwanheim und in der Siedlung Goldstein, vom Hoechster Werk in Griesheim nur durch den Main getrennt, hätten durch den Störfall am Fastnachtsmontag "Vertrauen in uns und unsere Arbeit verloren", trug er den nur wenige Stunden vorher eingeladenen Journalisten vor. Daß das "gelbe Gift" - so heißt die Schadstoffwolke mit dem besonders kritischen, da krebsverdächtigen Stoff o-Nitronanisol im Volksmund - aber nicht nur die Schwanheimer und Goldsteiner in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt hat, sondern gleich die restlichen Bewohner des Großraums Frankfurt und womöglich die der ganzen chemisch und bevölkerungsmäßig dichtbesiedelten Bundesrepublik mit, brauchte Hilger gar nicht extra betonen. Man sah es ihm an.
Die Körpersprache wollte in dieser schweren Stunde nicht zur gesunden Hautfarbe des Vorstandschefs passen. Mit ernstem Gesicht, leicht nach vorn gebeugt, ließ er, den vorformulierten Text der Selbstanklage und Bitte um Verständnis vor sich, die Blitzlichter über sich ergehen. Dann hob er zu jener, sicher schwer errungenen, in dieser Form bisher wohl einmaligen Entschuldigung an, die das Ansehen der Höchster "Farbwerker" und der Branche in Verbindung mit "klaren Konsequenzen" bei der Anlagensicherheit, bei der Ausbildung des Bedienungspersonals, im Störfall-Management und in der Zusammenarbeit mit den Behörden wiederherstellen soll. Nur wenig Trost vermochte Hilger sich und den Zuhörern in dieser schweren Lage zu geben. An dem Störfall gebe es nichts zu beschönigen, aber immerhin: "Auch schreckliche Dinge haben etwas Gutes." Die Erleichterung darüber, daß der Griesheimer Störfall trotz der vielleicht 20 Millionen Mark teuren Putz- und Sanierungsarbeiten noch vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist, einte Hilger und seine auf dem Podium versammelten Vorstandskollegen. Immerhin gab der Fall Griesheim den Anstoß für die Aussage: "Wir werden alles unternehmen, daß eine Wiederholung nicht geschehen kann."
Vom einstigen Selbstbewußtsein des Chemieriesen blieb so wenig übrig. Denn zu dem Eingeständnis, daß es Mankos in der Anlagentechnik und bei der Gewissenhaftigkeit zumindest eines Mitarbeiters gegeben habe - desjenigen eben, der den Störfall durch Nicht-Einschalten eines Rührers ausgelöst hatte ("Daß so etwas geschehen kann, hat bei den Störfallanalysen niemand für möglich gehalten") -, kam auch noch der Komplex der allzu späten Information der Öffentlichkeit über die Gefährlichkeit der abgeblasenen Schadstoffe hinzu, zu dem die Journalisten natürlich die eindringlichsten Fragen stellten. Viel Ausweichendes über die Schwierigkeiten der Informationsbeschaffung war da von Hilgers Vorstandskollegen zu hören, aber auch der Satz aus dem Mundes des Chefs: "Zu spät (sei informiert worden, Red.), lautet der Vorwurf - ich könnte das verstehen."
Kaum jemand mochte an diesem Mittag in der Haut des Wolfgang Hilger stekken. Man brauchte an diesem Donnerstag auf dem blau-gemusterten Teppichboden im Gebäude C 660 und unter der holzgetäfelten Empore nicht einmal besonderes Einfühlungsvermögen, um zu ahnen, wie schwer dieser Gang an die Öffentlichkeit gewesen sein muß. Der Vergleich allein zwischen den Kosten eines simplen elektronischen Schalters, der den Unfall in Griesheim ausgeschlossen hätte (Hoechst-Umweltvorstand Karl Holoubeck: "Das macht ihnen jeder Hobbybastler"), und den Millionen an Sanierungskosten, die nun entstehen, könnte manch anderen in tiefe Depressionen stürzen. Und was mag alles im Inneren vorgegangen sein, bis ein Hoechst-Vorstandschef sich öffentlich "voll hinter den Forderungskatalog" zur Chemiesicherheit stellt, den ausgerechnet ein Minister von den Grünen vorgelegt hat. Ein Minister, dessen Inthronisation zu früheren Zeiten Hoechst noch zu der harten Drohung brachte, ganze Produktionen in andere Bundesländer oder das Ausland zu verlagern.
Den Minister, der mit seiner Chemiepolitik nun plötzlich ganz obenauf ist, bewegt dieses, sagt er wenigstens, überhaupt nicht. Er habe "da gar kein Gefühl", auch nicht ein klitzekleines des Triumphes, sagte er der FR. Das Gefühl eines Ministers sei angesichts der Sache, um die es gehe, unwichtig. Ein Gefühl dafür freilich zeigte Joschka Fischer: "Wenn das dazu führt, daß die Debatte über die angeblich zu hohen Umwelt- und Sicherheitsanforderungen in Hessen und in der Bundesrepublik aufhört, ist schon viel gewonnen."
Vbn BERLIN, 4. März. Auf der Grenzbrücke in Frankfurt/Oder haben am Donnerstag junge Journalisten die druckfrischen Exemplare des ersten deutsch-polnischen Jugendmagazins "Grenzenlos - Bez Granic" verteilt. Das Zeitungsprojekt geht auf die Initiative der Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und Solidarnosc zurück. Polens Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter, bezeichnete das zweisprachige Magazin - jeder Artikel erscheint auf deutsch und polnisch - als "Zeichen für die deutsch-polnische Aussöhnung".
In dem Magazin (Auflage: 2600), das in Jugendclubs und Betrieben links und rechts der Oder verteilt werden wird, soll nach Gewerkschaftsvorstellung "gegen Vorurteile" angeschrieben werden. Vor der "Friedensbrücke" bei Frankfurt/Oder war es nach dem Fall des Visuszwangs für Polen im April 1991 zu schweren Ausschreitungen durch rechtsradikale Deutsche gekommen.
STUTTGART, 4. März. Die Industriegesellschaft "ist dabei, durch umweltpolitisches Versagen die eigene Substanz so zu unterhöhlen, daß sie schließlich als eine Art überdimensionierte Honecker-Ökonomie in sich zusammenzubrechen droht". Von dieser Diagnose ausgehend, hat die Fraktion der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg ein Positionspapier verabschiedet, in dem unter anderem eine drastische stufenweise Erhöhung der Mineralölsteuer, eine ebenfalls von Jahr zu Jahr steigende Energiesteuer sowie eine nach Gewicht und Fahrleistung gestaffelte Schwerverkehrsabgabe gefordert werden. Hinzu kommen sollen eine bundesweite Steuer auf Einwegverpakkungen, eine Nahverkehrsabgabe und eine Sonderabgabe für Sondermüll.
Unter Berufung auf Berechnungen des Fraunhofer-Instituts, wonach jährlich in der Bundesrepublik Umweltschäden bis zu einer Summe von 600 Milliarden Mark entstehen, sagte der Abgeordnete Reinhard Bütikofer, die Bundesrepublik erkaufe sich "ein bißchen Wachstum durch eine um Zehnerpotenzen größere Schädigung" der Umwelt. Die Umweltpolitik der letzten Jahre sei der Herausforderung nicht gewachsen gewesen. Sie werde dominiert von einer einseitigen Philosophie des Grenzwerts, die regelmäßig nur frage, was der Umwelt noch an Belastungen zugemutet werden könne - "und nicht, wieviel vermieden werden kann".
Tatsächlich müsse "durch marktwirtschaftliche Lenkung" von vornherein das Entstehen von Schäden verhindert werden. Mindestens 500 Mark monatlich Umweltschäden pro Kopf allein in der alten Bundesrepublik ergäben eine wachsende "ökologische Verschuldung", die "von den Generationen nach uns mit Zins und Zinseszins abzuzahlen" sein werde. Im Zusammenwirken mit fehlenden ökologischen Innovationen könne sich daraus eine "brutale Schuldenfalle" entwickeln, aus der es auch wirtschaftlich kein Entrinnen mehr gebe. Eine ökologische Steuerreform müsse auch Bestandteil des "Solidarpakts" sein, sagte Bütikofer. Der "Aufbau Ost" sei eine "unwiederbringliche Gelegenheit für eine ökologische Wende unserer Industriegesellschaft".
Der Abgeordnete - "in diesem Zusammenhang wollen wir ganz ehrlich sagen, was das kostet" - unterstrich die Auffassung der Grünen, daß sowohl Privathaushalte als auch die Wirtschaft die vorgeschlagenen finanziellen Mehrbelastungen verkraften könnten. Vor allem die Energiesteuer, aber auch Schwerverkehrs- und Sondermüll-Abgabe hätten "große Auswirkungen" auf die Wirtschaft, räumte Bütikofer ein. Nur so seien aber die notwendigen ökologischen Innovationen anzustoßen. "Besonders gewitzte Unternehmer" könnten im Vergleich zu heute sogar Kosten sparen. Den Effekt der von ihm vorgeschlagenen Mineralölsteuererhöhung - 80 Pfennig von 1994 an und jeweils weitere 40 Pfennig in den Jahren 1996, 1998 und 2000 - bezifferte Bütikofer mit einer Anfangsbelastung von 60 bis 65 Mark monatlich für einen Autofahrer mit 15 000 Kilometern Fahrt im Jahr. Die Kfz-Steuer solle gleichzeitg abgeschafft werden. Wesentliche Absicht ist, die Träger des öffentlichen Nahverkehrs "in sicherer Erwartung steigender Einnahmen" schon jetzt den notwendigen Ausbau angehen zu lassen. Als Folge einer ebenfalls progressiv steigenden Schwerverkehrsabgabe erwarten die Grünen eine Verteuerung der Warenpreise um ein Prozent. Die Verpackungsabgabe solle halbiert werden, wenn der Anteil von Altstoffen an der Verpackung mindestens 80 Prozent beträgt. Die Einnahmen daraus sollen den Ländern zweckgebunden für Maßnahmen zur Abfallvermeidung zufließen.
Ausdrücklich wendet sich das Positionspapier gegen "das Versprechen insbesondere von SPD-Politikern", die ökologischen Abgaben würden aufkommensneutral für die Verbraucher eingeführt. Die Grünen halten dies für "kontraproduktiv". In Wirklichkeit gehe es darum, die Verbraucher "über den Geldbeutel" zu einem anderen Verhalten zu bringen. Für "öffentliche Güter" wie "atembare Luft" sei durchaus ein Preis zu fordern. Der Durchschnittshaushalt mit einem Nettoeinkommen von 4518 Mark werde nach den Vorschlägen der Grünen eine monatliche Mehrbelastung von 100 bis 200 Mark zu tragen haben. Dieser Betrag sei aber ins Verhältnis zu setzen zu den ebenfalls durchschnittlich 679 Mark, die diese Haushalte derzeit für Urlaub und Freizeit ausgäben. Für jenen Teil der Bevölkerung, der heute bereits am oder unter dem Existenzminimum lebe, müsse ein sozialer Ausgleich erfolgen. Mittelfristig müsse "dafür gefochten werden, das soziale Minimum für alle Mitglieder der Gesellschaft durch entsprechende Gestaltung der direkten Steuern und der Transferleistungen zu gewährleisten".
MOSKAU, 4. März (AP). Nach einem Jahr politischer Grabenkämpfe und wirtschaftlicher Reformen, die Millionen Menschen verarmen ließen, versicherten einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufolge fast 60 Prozent der Russen, daß es ihnen unter dem Kommunismus besser gegangen sei. Ein Drittel der Befragten erwartet, daß binnen eines Jahres in Rußland wieder eine Diktatur herrschen werde. Die von der EG unterstützte Umfrage in 18 Ländern Mittel- und Osteuropas zeigt eine tiefe Unzufriedenheit mit Demokratie und wirtschaftlichen Reformen. Anfang November 1992 waren 18 469 Menschen befragt worden.
Besonders unzufrieden sind die Russen. Drei Viertel der Befragten waren hier mit der Entwicklung der Demokratie unzufrieden. Im übrigen Osteuropa äußerten sich 69 Prozent ähnlich. Im Gegensatz zu den Russen (59 Prozent) stimmten in Osteuropa aber nur 27 Prozent der Auffassung zu, daß es ihnen unter dem Kommunismus besser gegangen sei. In Rußland sprachen sich 44 Prozent gegen die Marktwirtschaft aus, 37 Prozent waren dafür. Im übrigen Befragungsgebiet waren 38 Prozent gegen und 44 Prozent für die Marktwirtschaft. In Rußland erklärten aber auch 38 Prozent, daß ihnen die wirtschaftlichen Reformen nicht schnell genug gingen; für 20 Prozent waren sie zu schnell.
Ähnlich sieht es mit den persönlichen Erwartungen aus. Von den Russen rechnen 38 Prozent 1993 mit einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse, nur 22 Prozent glauben an Verbesserung. Machtkampf in Moskau verschärft
In Moskau verschärfte sich der Machtkampf zwischen Präsident Boris Jelzin und dem Obersten Sowjet. Die Abgeordneten forderten das Protokoll eines Treffens des Präsidenten mit der Generalität. Einer Zeitung zufolge hatten die Offiziere Jelzin aufgefordert, alle Schritte zur Beendigung der Krise zu unternehmen. Einer Einladung des Parlaments wollte Jelzin am Donnerstag nicht folgen.
(Weiterer Bericht und Kommentar S. 3)
BONN, 4. März. Die CDU/CSU verlangt noch weitergehende Einschränkungen des Asylgrundrechts als mit FDP und SPD vereinbart. Dies zeigte die erste Beratung der Begleitgesetze zur Änderung des Asyl-Artikels 16 Grundgesetz am Donnerstag im Bundestag.
Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) forderte, die mit Liberalen und Sozialdemokraten abgesprochene Liste sogenannter sicherer Herkunftsstaaten, aus denen Flüchtlinge kommen, um die Länder Indien, Ghana, Gambia und Senegal zu erweitern. Andernfalls werde mit dem künftigen Asylrecht nicht die Wirkung erzielt, die erzielt werden sollte, sagte Seiters. Weiter verlangte er, für Flüchtlinge aus "sicheren Herkunftsstaaten" ein besonderes Verfahren an deutschen Flughäfen: Asylbewerber aus solchen Ländern sollten den Transitbereich nicht verlassen dürfen, bis - innerhalb weniger Tage - über ihren Antrag entschieden werde. Schließlich verlangte Seiters, Flüchtlingen, die eine falsche Identität vortäuschten, ein Asylverfahren gänzlich zu verwehren.
Der SPD-Rechtspolitiker Dieter Wiefelspütz sagte dazu: "Draufsatteln wird mit der SPD nicht möglich sein." Seine Partei werde insbesondere ein Sonderfahren für Asylbewerber, die auf dem Luftweg nach Deutschland kommen, nicht mittragen. Er kündigte an, daß die SPD im Sommer den Entwurf eines Zuwanderungsgesetzes vorlegen werde. Die Sozialdemokraten lehnten auch die von der Koalition angestrebte drastische Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber ab. CDU und CSU wandten sich gegen die von der SPD geforderte Zulassung der doppelten Staatsbürgerschaft.
Einig waren sich CDU/CSU, FDP und SPD freilich über die Grundsätze eines eingeschränkten Asylrechts. Demzufolge steht Menschen, die aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten kommen, höchstens noch ein stark verkürztes Asylverfahren zu. Alle Menschen, die durch sogenannte sichere Drittstaaten nach Deutschland einreisten, sollten sofort in diese Drittstaaten zurückgeschickt werden können. Gert Wartenberg (SPD) verteidigte diese umstrittene Regelung: Es handele sich hierbei nur um den Versuch, andere Staaten in die Verpflichtung zu nehmen. Er räumte ein, daß dies Polen und der Tschechischen Republik "dramatische Probleme" bereite. Zugleich bestand Wartenberg darauf, daß den östlichen Nachbarn bei der Bewältigung dieser Probleme von deutscher Seite geholfen werden müsse. Minister Seiters versicherte, er strebe faire Abkommen mit Prag und Warschau an.
Konrad Weiß vom Bündnis 90/Die Grünen sagte, die geplante Gesetzesänderung hebele das Grundrecht auf Asyl faktisch aus. Die PDS-Abgeordnete Ulla Jelpke kritisierte, daß den Parlamentariern die Entwürfe für das neue Asylrecht erst am Tag vor der Beratung zugegangen seien. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international protestierte in vielen Städten mit Mahnwachen gegen die Einschränkung des Asylrechts. (Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
DREIEICH. Bei einem Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus in der Dreieichenhainer Ringstraße ist am Mittwoch nachmittag ein Schaden in Höhe von etwa 80 0000 Mark entstanden. Personen wurden nicht verletzt. Das Feuer brach in einem Elektroschaltschrank aus. Als Brandursache vermuten Polizei und Feuerwehr einen Rohrbruch. Das Wasser habe zu einem Kurzschluß und in der Folge zu einem Kabelbrand geführt. fra
KASSEL. Einen Schaden von rund 200 000 Mark verursachte ein hessisch- thrüringisches Duo nach Schätzungen der Kasseler Polizei. Das ist das jetzt vorliegende Ergebnis umfangreicher Ermittlungen.
Die beiden 43 und 23 Jahre alten Männer, die bereits im vergangenen Jahr wegen Betruges festgenommen wurden, hatten danach Kurierdienste zum An- und Verkauf von Autos in Kassel und Mühlhausen (Thüringen), später in Naumburg angeboten. Sowohl die Fahrzeuge, mit denen sie handelten, als auch die Büroeinrichtung bezahlten sie mit dabei ungedeckten Schecks und einer gestohlenen Scheckkarte (mit Geheimnummer).
Verträge mit der Telekom schlossen sie unter falschem Namen ab: Nicht nur Telefon, Fax und Btx ließen sie sich anschließen, auch ein Autotelefon "erwarben" sie auf diese Weise.
Im November machten die Schmalkaldener und die Kasseler Polizei ihrem Treiben ein Ende. Der 43jährige Kasseler, der schon einmal wegen Betruges verurteilt worden war, sitzt seitdem in Haft. Gegen ihn und seinen 23 Jahre alten Komplizen aus Thüringen ermitteln wegen ähnlicher Vergehen derzeit noch die Polizeibehörden in Schmalkalden, Erfurt und Mühlhausen. ebo
NEU-ANSPACH / USINGEN. Der sogenannte "Finanzarrest" im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal betrifft sowohl den ehemaligen Neu-Anspacher Bürgermeister Heinz Born als auch den abgewählten Usinger Amtskollegen Rolf Eggebrecht. Insgesamt erstreckt sich der Arrest auf 560 000 Mark; 180 000 Mark gegen Born, 370 000 Mark gegen Eggebrecht. Das erklärte der Neu-Anspacher Hauptamtsleiter Horst Schöffner.
Nach der Zivilprozeßordnung bewirkt ein Finanzarrest, daß das Vermögen des Schuldners blockiert werden kann. Dies betrifft Grundstücke sowie Bankguthaben. Voraussetzung ist allerdings, daß sich der Gläubiger (hier: die Gemeinden Neu-Anspach und Usingen) auf der Grundlage des Arrestes Sicherungshypotheken in das Grundbuch eintragen lassen oder Verfügungen erwirken, nicht mehr nach Belieben mit dem Konto verfahren zu können - sprich: es schnell noch aufzulösen oder in die Schweiz zu "verschieben".
Schöffner zufolge wurden solche Verfügungen erwirkt. Eine ausführliche Stellungnahme folge. jd
Fußball-Termine
Boris Jelzin wird den "Staatsstreich" wohl nicht mehr organisieren können, den vorzubereiten ihn konservative Offiziere beschuldigen. Diese Arbeit hat ihm das heimlich-unheimliche Bündnis aus alter Nomenklatura und neuen Krisengewinnlern, Betonköpfen und Opportunisten inzwischen abgenommen. Vielleicht war Helmut Kohl der letzte West-Gast, der einen mächtigen russischen Präsidenten dieses Namens besuchen konnte.
Der gesunde Menschenverstand, seine angeblich stärkste Waffe, hätte Jelzin seit achtzehn Monaten sagen können, daß Demokratie ohne Demokraten weniger ist als ein frommer Wunsch. Er hätte ihm raten müssen, daß die Formalien einer Marktwirtschaft zur Karikatur werden, wenn die Wirtschaftenden in Monopolen organisiert bleiben. An der wirtschaftlichen Krise haben, wenn überhaupt, nur zwei soziale Gruppen verdient: die Verfügungsmächtigen über den militär-industriellen Komplex und die zivile Mafia.
Die politische Krise hat Jelzin mit Appellen zu meistern versucht und mit Erlassen, die sich nicht in die Praxis umsetzen ließen, weil die Durchführung der örtlichen Nomenklatura überlassen wurde - der gesellschaftlichen Kraft, die der Präsident doch ausschalten wollte. Sie hat Zeit gehabt, sich neu zu formieren, und verlangt ihre alten Rechte zurück, erweitert um einige Befugnisse aus dem Erbe der UdSSR. Sie braucht Jelzin nicht mehr, höchstens noch als Galionsfigur. Galionsfiguren sind Plastiken am Bug von Schiffen, die keinen Einfluß auf den Kurs haben und nicht darauf, ob der rechtmäßige Steuermann am Ruder steht oder die Meuterer. Mit dieser Abwertung ist der Putsch vollzogen, methodisch und leise. Das Land hat sich in der Tiefe verändert, fast schon ohne Jelzin. gro
DREIEICH. Ein Autofahrer wurde am Mittwoch abend bei einem Zusammenstoß von zwei Autos in Offenthal schwer verletzt. Der Unfall passierte nach Angaben der Polizei auf der Bundesstraße 486 am Ortseingang, als ein Fahrer mit seinem Wagen nach links abbiegen wollte und nicht auf ein entgegenkommendes Auto achtete. fra
NIED. Zur offenen Meisterschaft im Gardetanz lädt am Sonntag, 7. März, der 1. Nieder-Carneval-Club ins Bürgerhaus Nied ein. Tanzgruppen und Solisten aus Holland und der Bundesrepublik führen ab neun Uhr Garde-, Schau- und Solotänze vor.
Bei diesem Qualifikationsturnier für die Deutsche und die Europa-Meisterschaft ermitteln die Tänzer den Hessischen Meister. ege
Kurz gemeldet
Fortbildung in Hauswirtschaft Über Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung in der Hauswirtschaft informiert das Bildungswerk Hausfrauen- Bund Hessen am Mittwoch, 10. März, ab 17 Uhr in seinem Frankfurter Büro, Danneckerstraße 15. Computerkurse speziell für Frauen Freie Plätze in einem EDV-Grafikkursus meldet das Softwarehaus von Frauen für Frauen am Wochenende des 13. und 14. März. Freie Plätze gibt es zudem noch in den Einführungs- und Aufbaukursen für das EDV-Programm Word 5.5. Informationen unter der Rufnummer 741 14 04. Texte von Folkmar Braun In der Evangelischen St.-Jakobs-Kirche (U6 / U7 Kirchplatz in Bockenheim) findet am Sonntag, 7. März, um 10 Uhr, ein Gottesdienst mit Texten von Folkmar Braun statt. Der langjährige Bockenheimer Pfarrer ist Ende Februar im Alter von 50 Jahren verstorben. Einführung in die Aquarellmalerei Die Technik der Aquarellmalerei lehrt ein zehnstündiger Kursus des Internationalen Familienzentrums in Bockenheim. Der Kursus beginnt am Dienstag, 9. März. Nähere Informationen unter der Telefonnummer 70 30 84. "Frauen in Bewegung": Selbstverteidigung Techniken der Selbstverteidigung bietet der Verein "Frauen in Bewegung" in einem Kursus am 13. und 14. März. Telefonische Informationen unter Telefon 495 07 10 (freitags 17 bis 18 Uhr). "Eigentlich wollten sie nicht bleiben . . "
Zu einer Tagung über die Situation älterer Ausländerinnen und Ausländer lädt die Johanna-Kirchner-Stiftung die Beschäftigten von Altenpflegeheimen, ambulanten Diensten und Beratungsstellen für Donnerstag, 11. Marz, 10 bis 16 Uhr, ins Ökohaus, Kasseler Straße 1 a, ein. Ursachen des Nationalismus
Über die "Ursachen des Nationalismus im gegenwärtigen Deutschland" spricht Bruno Schoch von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung am Donnerstag, 11. März, ab 19 Uhr in der Aula der Max-Beckmann-Schule, Sophienstraße 70.
"Wo ist der Präsident?" Die plötzliche Sehnsucht der russischen Parlamentsabgeordneten nach Boris Jelzin hatte am Donnerstag einen handfesten Grund: Es galt herauszufinden, was der bedrängte russische Staatslenker tags zuvor mit seinem Sicherheitsrat, dem letzten von ihm kontrollierten Gremium im russischen Machtgefüge, besprochen hatte. "Wortwörtlich" wollten die Deputierten über das Treffen sowie das anschließende Gespräch Jelzins mit der nach Moskau beorderten Militärelite informiert werden. Die Sache schien den Mandatsträgern sogar derart notstandsverdächtig, daß sie die eigentlich vorgesehene Entscheidung Von Dietmar Ostermann (Moskau) über einen Termin für den Kongreß der Volksdeputierten erst einmal verschoben.
Doch der Zeitpunkt der nächsten Machtschlacht zwischen Rußlandreformer Jelzin und den überwiegend oppositionellen Deputierten galt bislang ohnehin als offenes Geheimnis: Schon Ende Februar hatte Vize-Parlamentschef Jurij Woronin an die gut 1000 Abgeordneten gekabelt, sie hätten sich bereitzuhalten, um für den 10. März nach Moskau zu kommen. Am gestrigen Donnerstag nun brachten die über die Eigenmächtigkeit des Präsidiums verärgerten Altkommunisten den 17. März ins Gespräch.
Wieder einmal steht Rußland ein Höhepunkt in der sogenannten "Verfassungskrise" des Landes bevor. Doch diesmal, hat der frühere Volksheld Jelzin erkannt, geht es um die Reste der ihm verbliebenen Zuständigkeiten: "Man kann einen Machtantritt durch die konservativen Kräfte erwarten", sagte der Präsident Anfang der Woche vor Anhängern aus dem demokratischen Lager, wo er vielleicht am ehrlichsten sprach.
Unruhige Zeiten in Moskau: Ein Parlamentsausschuß diskutiert, eifrig aber legal, den von Altkommunisten der Fraktion "Russische Einheit" eingebrachten Entwurf einer "Verfassungsübereinkunft" zur vollständigen Entmachtung des Präsidenten. Ein Gegenentwurf Jelzins wurde von Parlamentschef Ruslan Chasbulatow zuvor rüde abgeblockt.
Die Regierung, eingeklemmt zwischen den rivalisierenden Machtblöcken, versucht nicht einmal mehr zu vertuschen, daß sie handlungsunfähig ist. Ein Verteidigungsminister, der längst nicht mehr weiß, was seine Generäle in den entlegenen Gegenden der ehemaligen Sowjetunion treiben, erklärt die Armee derweil zum einzigen Garanten für die Stabilität der Föderation. Ein Präsident, dem nach eigenem Bekunden der mögliche Machtverlust bevorsteht, tingelt zu Versammlungen von Verbündeten und Gegnern, droht und schmeichelt und deutet in alle Richtungen Einlenken an, bis er seine Glaubwürdigkeit bei den umworbenen Parteien durch konspirative Treffen mit geheimen Gremien dann auf Null bringt.
Als die Opposition, die im Volksdeputiertenkongreß über eine satte Mehrheit verfügt, unter Führung von Chasbulatow zunächst den Sturz von Jelzins Reformpremier Jegor Gajdar betrieb, taktierte der russische Präsident derart ungeschickt, bis Gajdar im Dezember gehen mußte und Jelzin schließlich selbst zur Zielscheibe der Angriffe wurde. Ein für den 11. April mit dem Parlamentsvorsitzenden und dem Chef des Verfassungsgerichts, Walerij Sorkin, ausgehandeltes Referendum über die künftige Machtverteilung zwischen Parlament und Präsident erwies sich unter dem Druck seiner Gegner und der wohl wachsenden eigenen Zweifel am Erfolg der Volksbefragung zur Wiedererlangung seiner im Dezember gestutzten Befugnisse als untauglich. Jelzin ließ sich Mitte Februar auf einen neuen Kompromißversuch ein, bei dem nun eine "Verfassungsübereinkunft" mit dem Parlament erzielt werden sollte.
Logische Konsequenz einer solchen Übereinkunft wäre ein Volksdeputiertenkongreß gewesen, der die gefundene Kompromißformel hätte bestätigen müssen. Also schlug Jelzin einen außerordentlichen Kongreß vor, der freilich nur diesen einen versöhnlichen Tagesordnungspunkt haben dürfe. Da aber befand sich der russische Präsident längst auf der Flucht nach vorn. Denn eine Verfassungsübereinkunft, so die Botschaft von Widersacher Chasbulatow Mitte Februar vor Provinzparlamentariern in Nowosibirsk, werde es ebensowenig geben wie das von Jelzin als Alternative geforderte Referendum. Von den 248 Parlamentsabgeordneten haben inzwischen aber 222 Deputierte schriftlich die Einberufung eines Kongresses verlangt.
Möglicherweise schon in der nächsten Woche wird sich nun das russische Mammutparlament im großen Kremlsaal versammeln. Möglicher Tagesordnungspunkt: das sogenannte Kompromißpapier der "Russischen Einheit", die zuletzt mit rund einem Drittel der Abgeordneten den größten Parlamentsblock stellte. Sollte der Vorschlag angenommen werden, was Jelzin auf verfassungsmäßigem Wege gegen eine Abgeordnetenmehrheit nicht verhindern könnte, dann würde er jegliche Mitsprache in Regierungsgeschäften verlieren. Das Kabinett wäre künftig lediglich dem Parlament rechenschaftspflichtig und würde von diesem ernannt und gefeuert. Jelzin würde als Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte sowie Chef des Sicherheitsrates abgesetzt und müßte seinen Gesundheitszustand - so berichten es die russischen Medien - regelmäßig von Parlamentsexperten überprüfen lassen, die ihn gegebenenfalls für amtsunfähig erklären könnten.
Während die Oppositionsgruppen - mit unterschiedlichen Zielen freilich - am Präsidentenstuhl sägen, hat sich Jelzin zuletzt als Kommunikator versucht. Zuerst bot er der zentristischen "Bürgerunion" Friedensgespräche an. Das von Vizepräsident Alexander Ruzkoj und dem Chef des russischen Industrieverbandes Arkadi Wolski geführte Parteienbündnis erinnerte sich jedoch noch gut an die letztlich gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit Jelzin vor dem vorigen Kongreß der Volksdeputierten, schraubte die Forderungen nach einer Änderung des Wirtschaftskurses höher und begegnete dem werbenden Auftritt des Präsidenten mit schweigender Kälte.
Die "Bürgerunion" versteht sich als Reformkraft, die jedoch eine auf die alten Kader zugeschnittene Umgestaltung fordert. In erster Linie bildet sie den politischen Arm der Wirtschafts-Nomenklatura, die sich in den russischen Provinzen weitgehend auf ihren Sesseln gehalten hat und nun auch wieder die Moskauer Zentrale übernehmen will.
Als Jelzin in der Prawda noch von einem Kurswechsel sprach, hin zur Bürgerunion, fand er sich bereits auf einem Treffen der ihm nahestehenden Sammlungsbewegung "Demokratische Wahl" wieder und spürte die alte "vollständige Übereinstimmung" mit den zur politischen Randgruppe geschrumpften Kameraden von einst. Unterdessen setzte sich Sergej Filatow, Chef von Jelzins Beratertruppe, auf Anweisung des Arbeitgebers gar noch mit den Führern der "Russischen Einheit" in nächtlicher Runde zusammen und bereitete ein Treffen des Präsidenten mit den erklärten "unversöhnlichen Gegnern" vor. Zuvor schon hatte Jelzin von einem "vernünftigeren Flügel" der kommunistischen Opposition gesprochen, bei dem der "gesunde Menschenverstand" vorherrsche. Der überstürzte Dialogversuch endete für Jelzin mit weiterem Ansehensverlust.
Also verlegte sich der russische Präsident Mitte der Woche aufs Drohen. Damit arbeitet er exakt und in gehabter Reihenfolge das Programm ab, mit dem er schon den vorigen, den 7. Kongreß der Volksdeputierten erfolglos vorbereitet hatte. Wie damals begann er die Vorbereitungen auch diesmal mit einer Ministerschelte. In der zweiten Februarwoche traf es die Ressorts Wirtschaft und Außenhandel. Dann folgten die Fernsehansprache, der Dialog und die Drohung.
Damit steht nur noch die Entlassung enger Mitarbeiter am Vorabend des Kongresses aus: Ende November mußten die Jelzin-Vertrauten Michail Poltoranin und Gennadij Burbulis gehen. Nun meldete das Außenministerium, Jelzin habe Ressortchef Andrej Kosyrew gebeten, auf dem bevorstehenden Kongreß anwesend zu sein. Kosyrew, eine beliebte Zielscheibe der Opposition, hat bereits geplante Reisen nach Iran, Pakistan und Mittelasien abgesagt.
Wie sehr sich die Lage in Rußland seit Jahresbeginn verändert hat, macht die Schwäche der Jelzinschen Drohgebärden deutlich. So steht ihm etwa die "letzte Variante", die wohl auf eine Art Notstand hinauslaufen würde, weder verfassungsmäßig zur Verfügung, noch ließe sie sich praktisch anwenden. Im Gegenteil: Auch diese Möglichkeit befindet sich ausschließlich im Arsenal der Präsidenten- Gegner. Während Jelzin nämlich die Zustimmung des Obersten Sowjets für eine derartige Maßnahme einholen müßte, kann der Volksdeputiertenkongreß auch ohne sein Einverständnis den Notstand erklären.
Am Mittwoch, der Präsident empfing gerade eine Abordnung des russischen Frauenbundes, gab Jelzin seinen Drohungen eine neue, kaum noch ernstzunehmende Richtung. Sollte der Kongreß seine Vorschläge für eine Verfassungsübereinkunft zurückweisen, erklärte der Russenpräsident, behalte er sich eine Art Umfrage bezüglich der "politischen Organisation des Landes" vor.
Die aber gibt es bereits. Laut jetzt veröffentlichten Erkenntnissen des russischen Meinungsforschungs-Instituts sind 51 Prozent der Bevölkerung im europäischen Teil der Föderation der Meinung, das Land bewege sich in die falsche Richtung. Welche Richtung damit gemeint war, erklärten die Demoskopen freilich nicht. Jelzin, kann man vermuten, hat noch eine knappe Bevölkerungsmehrheit hinter sich.
Nachrichten-Börse
Importpreise bremsen Inflation Die Entwicklung der Einfuhrpreise hat im Januar eine noch stärkere allgemeine Teuerung in Westdeutschland verhindert. Die Importpreise verringerten sich um 2,2 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Gegenüber Dezember hat das Statistische Bundesamt keine Veränderung registriert. Schätzchen werfen weniger ab Auch die bislang noch ertragreichen Finanzierungsschätze des Bundes bringen künftig weniger ein. Die Rendite für Papiere mit einjähriger Laufzeit beträgt nur noch 6,85 nach zuvor sieben Prozent. Bei doppelt so langer Anlage sind 6,50 Prozent nach zuvor 6,65 Prozent einzuheimsen. Die Verkaufssätze wurden auf 6,41 beziehungsweise 5,92 Prozent gesenkt. Schweiz stockt Osteuropa-Hilfe auf Die Schweiz wird künftig auch den Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR finanziell unter die Arme greifen. Die Osteuropa-Kredite werden deshalb um 600 Millionen auf 1,4 Milliarden Franken aufgestockt.
Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zum Donnerstag zum vierten Mal in Folge Hilfsgüter über Ostbosnien ab. Wie eine Sprecherin der US-Armee in Frankfurt am Main mitteilte, wurden aus vier Frachtflugzeugen 19,5 Tonnen Lebensmittel und 0,6 Tonnen Medikamente über Konjevic abgeworfen.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic forderte in einem "offenen Brief an die Amerikaner" die Einstellung der Luftbrücke, die "zu einer Ausweitung des örtlich begrenzten Konfliktes auf dem gesamten Balkan und zu einem neuen Weltkrieg" führen könne. In dem von der Zeitung New York Times veröffentlichten Brief heißt es, die Fortsetzung des Engagements könne die USA zum Ziel von Terroranschlägen machen. "Der tragische und abscheuliche Terroranschlag auf das World Trade Center ist ein neues Zeugnis für die unmittelbaren Gefahren direkter Beteiligung."
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali und US-Außenminister Warren Christopher kritisierten den Brief Karadzics scharf. Christopher betonte, Terrordrohungen würden die USA nicht von ihrem Bemühen abbringen, das Blutvergießen im früheren Jugoslawien zu beenden. "Weltweit werden wir uns durch Terroranschläge jedweder Art nicht davon abhalten lassen, das zu tun, was für die Vereinigten Staaten notwendig ist", sagte Christopher vor Journalisten.
Das Hinterland der kroatischen Küstenstadt Sibenik in Dalmatien lag erneut unter Artilleriebeschuß. Nach Meldungen des kroatischen Rundfunks beschossen serbische Truppen Stellungen der kroatischen Armee und Zivilgebiete im naheliegenden Vodice und Biograd.
Kleine FR
Briefwahl-Termin HOFHEIM. Die Briefwahlunterlagen müssen am Wahlsonntag, 7. März, bis 18 Uhr beim Wahlamt im Rathaus, Chinonplatz 2, eingetroffen sein. Sie können am Wahlsonntag bis 18 Uhr in den Briefkasten des Rathauses eingeworfen, bis gegen 15.30 Uhr in den Wahllokalen abgegeben oder bis 9.30 Uhr in die Briefkästen im Stadtgebiet eingeworfen werden. Schmökerrunde für Senioren HATTERSHEIM. Zur Schmökerrunde treffen sich Senioren am Freitag, 12. März, 10 Uhr, in der Bücherei "Am Markt". Hugo und das Hamsterhaus HOFHEIM. Ein Theaterstück mit Kinderliedern bringen Stadtjugendpflege und das Blauhaus-Theater am Donnerstag, 15. März, um 15 Uhr im Gemeindehaus Diedenbergen, Casteller Straße, auf die Bühne. Titel des Stückes von und mit Michael Stuhlmiller: "Hugo und das Hamsterhaus".
SCHWALBACH. Als "politisches Armutszeugnis" wertet der Vorsitzende der Unabhängigen Liste (UL) Günter Pabst den Auftritt von vier CDU-Stadtverordneten am Mittwoch im Akteneinsichtsausschuß zum Gewerbegebiet "Kronberger Hang". Die CDU habe den Ausschuß "aus dem hohlen Bauch heraus gefordert", sei aber nicht in der Lage gewesen, dessen Aufgabenstellung zu präzisieren. Auch die SPD-Stadtverordnete Elisabeth Partikel wertet die konstituierende Sitzung des Ausschusses als Farce: "Es war fürchterlich, wie die CDU-Vertreter sich vorführen ließen."
Auf den Vorschlag Elisabeth Partikels wurde der CDU-Stadtverordnete Michael Nüßlein zum Vorsitzenden des Ausschusses gewählt. Partikel: "Ich hatte ein kleines Vorgespräch mit Bürgermeister Faeser. Wir als SPD haben uns nichts vorzuwerfen. Wenn die CDU also den Ausschuß will, soll sie auch den Vorsitz haben." Die SPD-Parlamentarierin wertet es als "Unverschämtheit so etwas am Schluß der Legislaturperiode zu machen".
Bis zum 31. März müsse der Akteneinsichtsausschuß, der noch zweimal tagen wird, schon ein Ergebnis vorlegen. Und die Stadtverordnetenversammlung muß auch noch im März zu einer Sondersitzung zusammenkommen, obwohl dann schon ein neues Parlament gewählt ist, um den Bericht des Akteneinsichtsausschusses zur Kenntnis zu nehmen.
Und was sagt die solchermaßen gescholtene CDU? "Das stimmt nicht", meint Ausschußmitglied Alois Nitsch. Die CDU wolle aufgedeckt sehen, was mit dem Bebauungsplan 60 / 3 (Kronberger Hang) "nach 1991 geschah". Und es gehe um 2,9 Millionen Mark, "die damit im Zusammenhang stehen; wir wollen wissen, was damit zusammenhängt". she
Das Wetter
Wetterlage Von Nordwesten her greift ein atlantisches Frontensystem auf Deutschland über.
Mit ihm wird im weiteren Verlauf deutlich mildere Luft herangeführt.
Vorhersage, gültig bis Samstag früh Nur in Mecklenburg und Brandenburg anfangs noch aufgelockerte Bewölkung, sonst meist bedeckt. Von Nordwesten nach Südosten Durchzug eines Niederschlaggebietes, dabei anfangs Schnee, in der Nordhälfte Übergang zu Regen.
Hier bis zum Abend Temperaturanstieg auf vier bis sechs Grad; im Süden Höchsttemperaturen null bis plus zwei Grad, Tiefstwerte in der Nacht zu Samstag minus drei bis plus 2 Grad. Auffrischender und in Böen starker Wind aus Nordwest.
Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Samstag: Im Alpenbereich anfangs noch Schneefall, sonst in der Osthälfte starke, in der Westhälfte sich auflockernde Bewölkung und weitgehend niederschlagsfrei. Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt, Höchsttemperaturen im Süden und Osten um zwei, sonst um vier Grad.
Sonntag bis Montag: Auch im Norden und Osten Übergang zu heiterem, wolkigem und trockenem Wetter. Höchsttemperaturen fünf bis zehn, im Süden bis 15 Grad.
Dienstag bis Donnerstag: Im Norden leicht unbeständig und mild. In der Mitte und im Süden heiter bis wolkig, trokken und sehr mild.
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 17 Amsterdam
bedeckt 2 Athen
leicht bewölkt 15 Barcelona
wolkig 11 Bordeaux
wolkenlos 7 Brüssel
wolkig 1 Budapest
Schneefall -2 Dublin
wolkig 7 Helsinki
Schneefall -3 Innsbruck
bedeckt -2 Istanbul
stark bewölkt 8 Kairo
leicht bewölkt 26 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
Regen 9 Locarno
leicht bewölkt 11 London
stark bewölkt 3 Madrid
leicht bewölkt 11 Malaga
leicht bewölkt 14 Mallorca
stark bewölkt 14 Moskau
bedeckt -6 Nizza
wolkig 13 Oslo
wolkig -1 Paris
wolkenlos 2 Rom
wolkig 11 St. Petersburg
wolkig -3 Stockholm
bedeckt 1 Tunis
wolkig 16 Venedig
leicht bewölkt 8 Warschau
leicht bewölkt -5 Wien
wolkig -2 Zürich
bedeckt -1
Deutschland
Berlin
wolkig -1 Dresden
stark bewölkt -4 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -6 Feldberg/Schw.
in Wolken -8 Frankfurt/M.
wolkig 0 Freiburg
stark bewölkt -1 Garmisch
Schneefall -4 Hamburg
bedeckt 1 Helgoland
stark bewölkt 3 Köln/Bonn
stark bewölkt 1 Leipzig
stark bewölkt -3 München
Schneefall -5 Rostock
stark bewölkt 1 Sylt
leicht bewölkt 3 Zugspitze
Schneefall -20
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.01 Uhr Sonnenuntergang 18.14 Uhr Mondaufgang 14.42 Uhr Monduntergang 05.01 Uhr
DREIEICH. Die Bilder- und Skulpturen-Ausstellung mit Werken der Künstlerin Angelika Schwind im Galerieraum der Sprendlinger Stadtbücherei (Fichtestraße 50) wird verlängert. Die Skulpturen sind noch bis zum 16. März, die Bilder bis 26. März zu bewundern. Geöffnet ist montags, dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 18 Uhr und freitags von 14 bis 20 Uhr. fra
HÖCHST. "Herrlich ist der Orient" heißt das Programm der deutsch-türkischen Theatergruppe Yarinistan, das am Freitag und Samstag, 5. und 6. März, jeweils 20 Uhr im Neuen Theater Höchst die Welt des Islam auf die Bühne bringen wird. Das Musik-Theater-Duo verfolgt die Spuren des Propheten Mohammed, die durch die Jahrhunderte in das heutige europäische Denken und die abendländische Seele einmünden. Mit der Geste von Märchenerzählern versuchen zwei Künstler ihrem Publikum falsche Vorstellungen über den Islam auszutreiben, mit vielen Instrumenten und Liedern deuten sie die Vielfalt orientalischer Musik.
Nedim Hazar und Geo Schaller verbinden morgenländische Erzähltraditionen, politisches und religiöses Kabarett, Travestie und die Schönheit östlicher Lyrik unter der Regie von Wolfgang Lichtenstein zu einer impulsiven Tour durch das west-östliche Spannungsfeld.
Eintrittskarten zu 20 Mark sind an der Abendkasse des Theaters zu haben und außerdem im Vorverkauf am Kartenkiosk Sandrock zu 17,60 Mark. ege
sp HANNOVER, 4. März 1993. Das niedersächsische Umweltministerium hat in den Häfen von Papenburg und Dörpen die geplante Verschiffung von stark schwermetallhaltigen Abfällen nach Osteuropa gestoppt, wo sie beim Dammbau in Bergwerken als "Bindemittel" verwendet werden sollen. Eine Firma in Gladbeck hatte die Abfälle mit diesem Verwendungszweck als "Wirtschaftsgut" deklariert und sie dadurch der Kontrolle der Abfallbehörden zu entziehen versucht. Wegen des Verdachts eines illegalen Abfalltransports ließ der Landkreis Emsland einen der mehreren tausend Säcke in einem Labor untersuchen. Die Analyse ergab weit höhere Anteile an giftigen Schwermetallen als angegeben. Das "Bindemittel" soll als Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen entstanden sein. Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) forderte am Donnerstag aus diesem Anlaß die Bundesregierung auf, im Abfallgesetz eindeutig zu definieren, was unter Abfall zu verstehen ist, damit die Abfallbehörden wirksam gegen illegalen Müll-Export vorgehen könnten.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Für fünf Minuten fiel gestern zwischen 15.34 und 15.39 Uhr in der Stadt Offenbach und dem gesamten Kreisgebiet der Strom aus. Wie der Pressesprecher der Energieversorgung Offenbach AG (EVO), Alfred Jansen, mitteilte, war die Ursache dafür ein Kurzschluß im 220 000 Volt-Netz der Urberacher Umspannanlage der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE), die einen Teil des in Stadt und Kreis benötigten Stroms zuliefert.
Als Folge davon sei es auch zu einer Überbelastung und schließlich zum kurzzeitigen Zusammenbruch der Hochspannungsleitung der EVO in Offenbach gekommen. leo
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61 Jahre und ein bißchen weise. "Mein Bedarf an Geheimdiensten", hat Klaus Croissant in seinem Schlußwort vor dem Berliner Kammergericht gesagt, "ist für den Rest meines Lebens gedeckt." Zumindest das mag man dem früheren RAF-Verteidiger in vollem Umfang glauben. Was die Stasi-Mannen im Zeugenstand über seine Bedeutung für das Miel- Von Inge Günther (Berlin) ke-Ministerium von sich gaben, dürfte die idealistische Sichtweise Croissants, der von seinem vertrauensvollen Verhältnis zu den "Genossen" in der DDR geradezu schwärmte, im nachhinein erheblich entmystifiziert haben. Die Stasi-Abteilung 22, zuständig für die "Terrorabwehr", hielt ihn für einen reinen "Abschöpf-Kontakt", so der ehemalige Stasi-Oberst Günter Jäckel, eine Kategorie, die als "fast schon minderwertig" galt. Allenfalls geeignet als "sachkundiger Einkäufer von Szene-Literatur", beschied der wendige Jäckel die Einsatzmöglichkeiten des "Genossen" Croissant alias "IM Taler". Jäckel selbst scheint da begabter zu sein, hat er doch dank kooperativer Kontakte zum Bundeskriminalamt den Systemwechsel offenbar erfolgreich bestanden.
Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft freilich entlastete solche Einschätzung der MfS-Professionellen den Überzeugungstäter Croissant nicht. Unbeirrt klammerten sich die beiden Karlsruher Vertreter noch in ihrem Plädoyer an die Anklageschrift. Für sie ist Croissant nicht nur ein hochmotivierter eifriger Gesprächspartner der Stasi gewesen. Nein, da sei mehr: Der Angeklagte habe schließlich Agentenlohn kassiert, um in kargen Zeiten des Berufsverbots als Anwalt seinen "Lebensstandard" zu halten. Weiter habe er seine Lebensgefährtin Brigitte Heinrich dem Ministerium für Staatssicherheit zugeführt, auch wenn die freiwillig mitgemacht habe. Er habe sich als zuverlässiger Kurier erwiesen und nicht nur das linke bundesdeutsche Spektrum ausspioniert, sondern auch hochsensible sicherheitsrelevante Informationen über die Stationierungsorte atomarer Erstschlagwaffen der US-Verbündeten überbracht.
Mit dem Ergebnis der Beweisaufnahme hatte diese Darlegung allerdings wenig gemein. Verteidiger Matthias Zieger verstand es, sie in wesentlichen Punkten zu zerpflücken. Seine Sichtweise teilte größtenteils am Ende auch das Gericht. Keiner der Zeugen, argumentierte der Anwalt, habe bestätigen können, daß sein Mandant in der Lage gewesen sei, NATO- Papiere zu beschaffen. Wenn überhaupt habe es sich um kritische Einschätzungen über die NATO gehandelt. Auch seien die Ermittler bei ihrem Unterfangen, durch Auswertung der MfS-Kassenbücher den angeblich gezahlten Agentenlohn in Höhe von 71 000 Mark zu belegen, auf Stasi-Manipulationen reingefallen. Schließlich hätten sich die einzelnen Posten in der Zeugenbefragung zum erheblichen Teil als verdeckte Ausgaben für Konsumgüter und Genußmittel entpuppt, die Croissant im Auftrag eingekauft habe. Der Rest, so Zieger, waren erstattete Reisekosten und Auslagen, wenn auch "nach oben hin aufgerundet".
Die Bundesanwaltschaft "ist dem Jargon des MfS auf den Leim gegangen", trug der Anwalt vor. In Wahrheit handle es sich bei den Berichten Croissants an die Stasi um "Tagebuchartiges, Höchstpersönliches aus dem eigenen Erleben", angereichert um juristische und politische Kommentare. "Er war ein politischer Diskussionspartner, der nebenbei noch die benötigten Elektrogeräte brachte." Zudem fehle es an einem Schaden, der der Bundesrepublik entstanden sei. Die linke Szene sei ja "keine vom Staatsschutz zu schützende Einrichtung".
Das nun wirklich nicht. Ein Wort des Anklägers, der seine Strafforderung über 30 Monate Haft wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit unter anderem mit der "kritischen BRD-feindlichen Einstellung" des Angeklagten begründete, hat dies besonders deutlich gemacht. "Eine künftige straffreie Führung", argumentierte er, lasse weder die Tat noch die Persönlichkeit des Angeklagten erkennen. Noch eins drauf legte die Bundesanwaltschaft, als sie die Aberkennung des aktiven und passiven Wahlrechts auf Dauer von vier Jahren gleich mit verlangte. Wen wollte sie da fertigmachen? Der Verdacht liegt so fern nicht, daß da eine alte Rechnung beglichen werden sollte.
Hardliner produzieren Hardliner - vor dieser Erkenntnis scheint sich Karlsruhe weiterhin beharrlich schützen zu wollen. Alte Grabenkriege haben somit dazu geführt, daß in diesem Prozeß ein Gesichtspunkt nur am Rande behandelt wurde. Der Versuch, hinter die Fassade der politischen Bekenntnisse des Klaus Croissant ("Ich empfand die DDR wegen ihres so ausgeprägten Andersseins als positiv") zu blicken und nach den psychologischen Motiven zu fragen. Der eher weich wirkende Croissant, der so gern die Kämpferpose einnimmt, war nach dem Trauma seiner Stammheimer Haftzeit auch ein in der liberalen grünen Szene weithin isolierter Mensch. Sowohl der Mythos der RAF als auch sozialistische Parolen waren dort spätestens in den 80er Jahren passé. Hat nicht auch dies zu seiner verzweifelten Kontaktsuche geführt, die schließlich in Ost-Berlin auf ausdauernde Gesprächspartner und identitätsstiftende Bestätigung stieß? Die banale Geschwätzigkeit, die sich in Croissants Berichten findet, weist auf solche Annahme hin.
Immerhin hat das Gericht unter dem umsichtigen Vorsitz von Richter Kubsch in seiner Urteilsbegründung erwähnt, daß damals für den mit Berufsverbot belegten Croissant die von den Stasi-Gesprächspartnern entgegengebrachte "Hochachtung" ein Beweggrund gewesen sein mag. Und noch eines ist dem Gericht zugute zu schreiben: Auch wenn es den weit auslegbaren, aus Kalten-Kriegs-Zeiten stammenden Paragraphen 99, der jeden Feind-Kontakt als geheimdienstliche Agententätigkeit unter Strafe stellt, zugrunde legen mußte, haben die Kammerrichter ein gewisses Unbehagen darüber deutlich gemacht. Die verhängte Strafe, zur Bewährung ausgesetzt, lasse eines nicht außer acht, sagte Kubsch: Die Konfrontation der Systeme ist vorbei.
FDP über "Attacken"
BAD SODEN. "Ich habe das Gefühl, daß CDU und FWG ihr ,Lotterbett&rquote; schon gemacht haben", sieht FDP-Mann Heiner Kappel seinen christdemokratischen Koalitionspartner schon entschwinden. Jedenfalls deuteten die ständigen Attakken gegen den Ersten Stadtrat Rainer Dennig (FDP) darauf hin. Jüngstes Beispiel: Bürgermeister Kurt Benders Plan, Dennig die Leitung des Bauamtes zu entziehen und ihm statt dessen Kur und die Eigenbetriebe der Stadt zu übertragen. "Obgleich die Ausschreibung des Ersten Stadtrats eindeutig mit der Leitung des Baudezernates verbunden war."
Immerhin, lenkt Kappel ein, der Bürgermeister dürfe Zuständigkeiten verteilen, und die FDP sei durchaus bereit, darüber zu reden. Aber, daß Bender die Nachricht nur mitgeteilt habe, ohne die Sache erst mit Dennig und anschließend mit dem Koalitionspartner zu diskutieren, paßt Spitzenkandidat Kappel nicht. Besonders vor dem Hintergrund der "ständigen Attacken des Herrn Plösser" - der CDU-Chef hatte wiederholt an Dennigs fachlichen Qualitäten in Sachen Bauwesen gezweifelt: "Da wird der Eindruck vermittelt: Erst wird Dennig abgemeiert und jetzt auch noch versetzt." Das Kriegsbeil will Kappel zwar nicht ausgraben, "bisher hatte ich immer das Gefühl, daß man sich in der Koalition gegenseitig achtet", aber der "Mangel an Sensibilität" zerschlage schon eine Menge Porzellan. Und auch so viel steht für Kappel fest: "Wenn die CDU mit der FWG koalieren will, soll sie das tun. Wir werden ihr nicht in den Hintern kriechen."
Starke Worte, doch schließlich sei der Erste Stadtrat nicht irgendwer: Als FDP- Kreischef würde sowohl Dennig als Person in Mißkredit gebracht, die Kritik der Bad Sodener schadete aber auch der FDP kreisweit. Kappel: "Und auf Kreisebene wollen wir ja schließlich auch zusammenarbeiten."
Wie berichtet, sieht Rathauschef Bender in der Umverteilung "keine Spur von Degradierung". Gehöre die Kur "mit mehreren Millionen Mark Umsatz" doch zu den wichtigsten und gleichzeitig heikelsten Bereichen der Stadt. Und nicht zuletzt werde gerade jetzt, nach der Entlassung des hauptamtlichen Geschäftsführers Peter Huppert, auch bei der FDP diskutiert, ob künftig ein neuer eingestellt werden oder lieber ein Vertreter der Stadt die Leitung übernehmen sollte.
"Sündenbock" Plösser mag sich zur geplanten Aufgaben-Änderung des Bürgermeisters nicht äußern: "Das sollte vor der Wahl nicht an die Öffentlichkeit." Er wolle auch den Ersten Stadtrat nicht abschießen: "Aber wenn jemand auf seinem Platz ungeeignet erscheint, muß Kritik erlaubt sein." Klare Worte auch zum vermeintlichen Schmusekurs mit der FWG: Sollten CDU und FDP die Mehrheit halten, bleibe es bei der Koalition. Wenn nicht, weil die FWG Stimmen dazugewonnen hat, werde es eben eine Koalition mit den Freien Wählern geben. Vorlieben hat Plösser nicht, "mit beiden kann man produktiv arbeiten". Und sollte die SPD Boden gutmachen, meint er, "dann koalieren CDU und SPD". ana
WIESBADEN. Öl auf die Flammen des Streits mit dem Oberbürgermeister hat jetzt die Wiesbadener Vereinigung der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer gegossen. Sie charakterisierte in einer dreiseitigen Erklärung die Vorhaltungen Achim Exners als "unverschämte Diffamierung". Der Rathauschef hatte sinngemäß erklärt, daß das städtische Wohnungsamt nach Recht und Gesetz handele und nur gegen "ein paar schwarze Schafe" von Vermietern vorgehe. Offenbar fühlt sich mit dieser Äußerung der gesamte Verein bloßgestellt: "Das ist eine massive Beleidigung." Man vertrete "3700 Haus- und Grundbesitzer aus Wiesbaden und Umgebung, die lediglich ihre berechtigten Interessen gewahrt sehen und nicht als schwarze Schafe beschimpft werden wollen".
Der Verband wehre sich massiv gegen die "Wohnungsbauverhinderungspolitik, wie sie vom Wohnungsamt der Stadt betrieben wird". Zwar fordere die Stadt beispielsweise Hausbesitzer auf, Dachgeschosse auszubauen, blockiere dies dann aber unter Berufung auf die städtische Erhaltungssatzung, die eine Fortschreibung der Miete auf dem mittleren Niveau des Wiesbadener Mietspiegels für eine Altbauwohnung auf zehn Jahre vorschreibe - in der Innenstadt derzeit 8,80 Mark pro Quadratmeter. Die Haus- und Grundbesitzer werten solch neugeschaffenen Domizile freilich als "Neubauwohnungen", die "für 8,80 Mark je Quadratmeter beim besten Willen nicht errichtet werden können".
Wenn die Vereinigung bislang darauf verzichtet habe, ihren Standpunkt auf dem Rechtsweg durchzusetzen, dann nur deshalb, weil ein Prozeß vor dem Verwaltungsgericht mindestens sechs bis acht Jahre dauern könne. maf
WIESBADEN. Wäschestücke, die über einen Nachtspeicherofen gelegt worden waren, entzündeten sich in der Nacht zum Donnerstag und verursachten in der Westendstraße einen Wohnungsbrand.
Zeugen hatten gegen 2.30 Uhr die Flammen bemerkt. Sie alarmierten die Feuerwehr, die den Brand rasch löschen konnte, so daß die übrigen Hausbewohner nicht evakuiert werden mußten. Das Feuer war im Wohnzimmer ausgebrochen, das völlig ausbrannte. Auch die übrigen Räume müssen grundlegend renoviert werden, denn sie wurden durch Ruß stark in Mitleidenschaft gezogen.
Zur Zeit des Brandes schliefen der 35jährige Mieter, seine 31jährige Frau und ihre beiden zweieinhalb- und vierjährigen Kinder in der Wohnung. Die Frau erlitt eine leichte Rauchvergiftung, sie konnte nach ambulanter Behandlung wieder das Krankenhaus verlassen.
Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 50 000 Mark. maf
WIESBADEN. Der Elternbeirat der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule hat sich in einem Schreiben an Hessens Kultusminister Holzapfel gegen die Absicht der Landesregierung gewandt, die Lehrerstellen für Sonderschulen zu kürzen. Jahrelang hätten sie sich für eine verbesserte personelle Versorgung an dieser Schule für Körperbehinderte eingesetzt. Nun drohe eine massive Verschlechterung der pädagogischen Voraussetzungen. Bislang habe bei den rund 100 Jungen und Mädchen eine Schüler-Lehrer- Relation von 5:1 bestanden - zuzüglich eines Ganztagszuschlags von 30 Prozent. 26 Lehrerinnen und Lehrer waren es bislang, nach der neuen Regelung werden es nur noch 16 Pädagogen sein. Eine solch drastische Reduzierung des Personals habe mit Sparbeschlüssen nichts mehr zu tun, meint Dagmar Herpfer, Elternsprecherin der Bodenschwinghschule. "Hier wird beabsichtigt, die Sonderschulen funktionsunfähig zu machen." maf
WIESBADEN. CDU-Vertreter aus Wiesbaden und aus der Rheingau-Taunus-Gemeinde Hünstetten haben eine Kündigung des Müllvertrags zwischen der Landeshauptstadt und dem Kreis gefordert. In Hünstetten werden derzeit zwei Standorte für eine Groß-Deponie untersucht, die benötigt wird, um die Vertragsklauseln zu erfüllen. Wie berichtet, ist Wiesbaden nur noch bereit, Hausmüll aus dem Rheingau-Taunus-Kreis in der Landeshauptstadt zu deponieren, wenn der im Gegenzug Bauaushub aus Wiesbaden im Kreisgebiet lagert.
Die Wiesbadener CDU-Fraktion hatte den Vertrag ebenso wie ihre Parteifreunde im Rheingau-Taunus-Kreis abgelehnt, "weil Oberbürgermeister Exner nur seinem Genossen Klaus Frietsch aus der Patsche helfen wollte".
Die Christdemokraten wollen nach den Kommunalwahlen einen neuen Vertrag zwischen Kreis und Stadt aushandeln. maf
Das Klagelied erklingt zum dreitausendsiebenhundertzweiundvierzigsten Male: "Frankfurts Busfahrer sind herzlos". Wurde doch jetzt wieder einer dabei beobachtet, daß er an der Endhaltestelle seine Pause nicht mit Fahrgästen verbringen wollte. Er hatte sich am Palmengarten in seinen Bus verkrümelt und löste Kreuzworträtsel, während draußen in der Kälte einige Fahrgäste mit Kindern standen und der Abfahrt entgegenbibberten. Sie baten um Einlaß, aber der Fahrer habe nur den Kopf geschüttelt, erzählt ein Augenzeuge.
Einige Fahrer kleben eben nicht an ihrer Pausenregelung und öffnen in solchen Fällen während einer längeren Wartezeit ihr Fahrzeug - gedankt wird es ihnen allerdings selten. Andere pochen auf ihr Recht zum Ausspannen - mit dem Ergebnis, daß bei den künftigen Fahrgästen die Stimmung unter Null sinkt.
Eines allerdings erschien dem Augenzeugen als besonders erwähnenswert: Der Fahrer mit den eisernen Nerven trug einen "gezwirbelten Oberlippenbart und einen Kinnbart". Warum ist das eigentlich so wichtig? Machen Bärte stur? Ihre Bastienne
BONN, 4. März (AP/dpa/rei). Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat die von einer Koalitionsrunde unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl beschlossene Erhöhung der Mineralölsteuer um 13 Pfennig am Donnerstag abend überraschend abgelehnt. Die Fraktion verlangte nach kontroversen Beratungen statt dessen neue Verhandlungen mit dem Koalitionspartner FDP. Die FDP hatte die Beschlüsse der Koalition zuvor gebilligt.
Ziel der von der CDU/CSU-Fraktion geforderten neuen Verhandlungen soll es sein, ab 1. Januar 1994 doch noch eine Autobahngebühr in Form einer Vignette zusammen mit einer dann allerdings geringeren Erhöhung der Mineralölsteuer einzuführen. Nur wenn eine Vignette für Lastkraftwagen bei der EG nicht durchzusetzen sein sollte, soll es nach Vorstellung der Unionsfraktion bei der bloßen Anhebung der Mineralölsteuer bleiben.
Zuvor waren die Erhöhung der Mineralölsteuer und die damit verbundenen Beschlüsse der Koalitionsrunde von der FDP-Fraktion mit großer Mehrheit gebilligt worden. Nach Angaben eines Fraktionssprechers gab es vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Der Kompromiß hatte vorgesehen, die Mineralölsteuer am 1. Januar 1994 auf Benzin und Diesel um 13 Pfennig je Liter (plus 15 Prozent Mehrwertsteuer) zu erhöhen. Die von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) verfochtene Vignetten-Gebühr sollte es vorerst nicht geben. Zum Ausgleich für die Mineralölsteuererhöhung sollte die Kilometerpauschale für Berufspendler um 10 auf 75 Pfennig angehoben werden.
Mit den Mehreinnahmen von rund acht Milliarden Mark wollte die Bundesregierung einen Teil der Altschulden der Bahn abtragen. Zudem hatte die Koalition vereinbart, in der EG die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß der Transitverkehr aus dem Ausland durch eine Vignette an den Kosten der bundesdeutschen Autobahnen beteiligt wird. Sie legte sich aber nicht auf einen Zeitpunkt für Einführung der Vignette fest. Die Pläne der Koalition waren von der SPD und den Grünen kritisiert worden. (Leitartikel Seite 3)
In Psychiatrie gefangengehalten Unrecht aus DDR-Zeiten wird untersucht / Anzeige gegen Arzt
BERLIN, 4. März. Auf einen krassen Fall von DDR-Unrecht hat am Donnerstag die Hilfsorganisation für Opfer politischer Gewalt in Europa (HELP) hingewiesen. Der damals 14jährige Klaus Hentschel aus Palingen, Kreis Grevesmühlen nahe Lübeck, ist am 1. April 1972 in eine Heilanstalt eingewiesen und dort neunzehn Jahre festgehalten worden. Erst am 11. Juni 1991, die DDR existierte seit acht Monaten nicht mehr, erfuhr die Mutter, der Sohn sei am 4. Juni 1991 "in Stralsund tot aufgefunden" worden.
Der leichtbehinderte 14jährige, der Haus und Hof versorgte und das Vieh fütterte, war an jenem 1. April nach Angaben von HELP verschwunden, als die Eltern von der Arbeit kamen. Der Ortspolizist habe die Mutter abgeholt und dem Kommandanten des Grenzkommandos vorgeführt. Der habe ihr gesagt, sie solle besser auf den Sohn aufpassen und sie nach Hause geschickt. Dort habe sie ihn zuletzt gesehen. "Vertraulich" ordnete der Kreisarzt Grevesmühlen am gleichen Tag an, den Jungen wegen "Pyromanie - Brandgefahr an der Staatsgrenze, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" in eine psychiatrische Anstalt zwangseinzuweisen. Dreimal steht auf der Urkunde, die Einweisung sei "befristet".
Erst nach über vier Jahren habe die Mutter erfahren, der Sohn sei aus der Nervenklinik Schwerin in die Nervenklinik Waldheim gebracht worden. Besuche habe man der Mutter verweigert, Briefeschreiben verboten. Nach einem Brief nach Waldheim 1990 in der DDR-Wendezeit habe sie dann aus Stralsund die Todesnachricht erhalten.
Der HELP-Verein stellte im Namen der Mutter Strafanzeige wegen Entführung und Freiheitsberaubung gegen den Kreisarzt, den Kommandeur der Grenztruppen, den Rostocker Stasichef und den SED-Vorsitzenden. Der Junge sei ohne richterlichen Beschluß und entgegen DDR-Bestimmungen in der Psychiatrie festgehalten worden. HELP-Vorsitzender Alexander Hussock vermutet gar "ungesetzliche Medikamentenversuche", weil der Familie 20 Jahre jeder Kontakt verboten war. Die Umstände des Todes seien zu klären; "fahrlässige Tötung" komme ebenso in Betracht wie "Mord außerhalb der Psychiatrie". Erneut DDR-Soldat angeklagt
BERLIN (Reuter). Die Berliner Staatsanwaltschaft hat einen weiteren früheren DDR-Grenzsoldaten wegen Verdachts des Totschlags angeklagt. Wie Justizsprecherin Uta Fölster am Donnerstag mitteilte, wirft die Anklage dem heute 46jährigen Helmut H. vor, im Juli 1968 den damals 29 Jahre alten Westdeutschen Siegfried K. aus kurzer Entfernung am Brandenburger Tor niedergeschossen und so schwer verletzt zu haben, daß das Opfer wenige Stunden später verstarb. K., der über den Bahnhof Friedrichstraße in den Ostteil der Stadt eingereist war, habe versucht, die Mauer am Brandenburger Tor zu überwinden.
Den über 1000 Krankenschwestern und Pflegern im städtischen Klinikum Höchst müssen die Ballungsraumzulage von 100 Mark und die Pflegesicherstellungszulage von 137 Mark im Monat auf jeden Fall erhalten bleiben. Das hat der Vorsitzende der Bezirksärztekammer Frankfurt, Karl- Henning Blauert, gefordert. Geschehe dies nicht, so Blauert, komme es zu einer Abwanderung von Personal, der "Pflegenotstand in der Stadt wird sich weiter verschärfen".
Schon jetzt könnten acht von 16 Betten der operativen Intensiv-Station des Klinikums Höchst wegen Personalmangels nicht belegt werden. In der Inneren Medizin gelte das für 20 Prozent aller Betten. Blauert sagte bei Kürzung der Zulagen eine Abwanderung von Schwestern und Pflegern etwa nach Marburg oder Gießen voraus - dort komme schon die Miete für ein Ein-Zimmer-Appartement 400 Mark billiger als in Frankfurt.
KRONBERG. 81 Unterschriften hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kronberg gesammelt, um gegen die Ampel am Berliner Platz zu protestieren. Die braucht nämlich nach BUND-Ansicht entschieden zu lange, bis sie Fußgängern grünes Licht gibt. Und kaum, daß die Fußgänger auf die Straße dürfen, schalte die Anlage schon wieder auf rot.
So schafften es Ältere Menschen oder Erwachsene mit einer Gruppe Kinder fast nicht, gefahrlos über die Straße zu kommen. Wegen der "autofreundlichen" Einstellung der Ampel sprinteten zudem viele Kronberger einfach bei Rot über die Straße und gäben Kindern ein schlechtes Beispiel, klagt Inez Lube-Wehrheim vom BUND.
Mit der Unterschriftenliste soll der Magistrat angeregt werden, für eine bessere Ampelschaltung zu sorgen. mak
BONN, 4. März. Es bleibt weiter rätselhaft, wo die Akten über den Milliardenkredit mit der DDR geblieben sind, die zwischen 1982 und 1984 angelegt wurden. Der heutige Bonner Botschafter in Wien, Philipp Jenninger (CDU), der damals als Staatsminister im Kanzleramt für die Deutschlandpolitik zuständig und an den Gesprächen über den Kredit beteiligt war, sagte am Donnerstag vor dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestages, er habe "Papiere" angefertigt, "die müssen auch da sein".
Allerdings sind Aufzeichnungen aus dieser Zeit zu DDR-Krediten bis heute nicht gefunden worden. Auf Nachfragen gab Jenninger auch zu, daß ihm verschlüsselte Informationen zugingen, die der bayerische Ministerpräsident Franz- Josef Strauß (CSU) mit dem DDR-Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski ausgetauscht hatten. Sie waren, wie Jenninger bestätigte, aus der bayerischen Staatskanzlei in die Bonner Regierungszentrale übermittelt worden. Auch diese, in konspirativem Stil verfaßten Briefwechsel, in denen Jenninger als "dritter Mann" bezeichnet wurde, sind laut Kanzleramt nicht mehr auffindbar. Jenninger sagte: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß keine Akten mehr da sind."
Über den Sinn des damals innerhalb der Union umstrittenen Milliardenkredits an die DDR sagte Jenninger, es sei der Bundesregierung darum gegangen, "die DDR so an uns zu binden, daß sie abhängig wurde vom kapitalistischen Westen". Dabei sei in Kauf genommen worden, daß "Herr Honecker damit stabilisiert worden" sei. Ihm sei auch klar, räumte er auf eine Frage der Abgeordeten Ingrid Köppe (Bündnis 90) ein, daß das DDR- System durch den Kredit stärker anerkannt worden sei. Allerdings sei ihm wichtiger gewesen, politische Gegenleistungen dafür zu bekommen; dies sei unter dem Stichwort "Vertrauen gegen Vertrauen" auch erreicht worden.
Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete vor dem Schalck- Untersuchungsausschuß des bayerischen Landtages Darstellungen als Unverfrorenheit, Strauß habe den Kredit ohne Gegenleistungen vermittelt. Das meldete die Deutsche Presse-Agentur ergänzend. Es habe eine Fülle von Erleichterungen im innerdeutschen Reiseverkehr sowie den Abbau der Selbstschußanlagen gegeben.
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CO2-Steuer Europa bleibt lahm Seite 2
Leitartikel Verkehrspolitik ohne Konzept Seite 3
Solidarpakt Bonn drückt auf Tempo Seite 4
Madagaskar Sanfte Demokratisierung Seite 5
Feuilleton Irene Dische: Ausländer Seite 9
Dokumentation Armut in Deutschland Seite 14
Wirtschaft Bundesbank bleibt hart Seite 15
Frankfurt Fünf Kilo Kokain sichergestellt Seite 25
Kulturspiegel Kindertheater in Not Seite 32
Hessen Giftgas-Granaten gesichert Seite 33
Aus aller Welt US-Sekte gibt nicht auf Seite 36
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Roman Seite 20
Filmspiegel Seite 23
Heute im Lokalsport
&blt; Intaktes Vereinsleben und gute Basisarbeit bei den Schwimmern des
(Bericht auf Seite 21)
LANGEN. Deutlich gestiegen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Sozialhilfe- Empfänger in Langen. Aus einer Statistik des Sozialamts geht hervor, daß 1992 insgesamt 1892 Bürger/innen mit regelmäßigen Leistungen unterstützt wurden. 1991 gab es in Langen 1648 Sozialhilfeempfänger. Der finanzielle Aufwand für die Sozialhilfe stieg von 3,1 Millionen Mark im Jahr 1991 auf rund 3,9 Millionen Mark im Jahr 1992. Das entspricht einer Zunahme um knapp 26 Prozent.
Von der "größten Steigerungsrate in den vergangenen Jahren" sprach Bürgermeister Dieter Pitthan in diesem Zusammenhang. Eine der Hauptursachen für den Gang zum Sozialamt seien neben dem Verlust des Arbeitsplatzes auch die steigenden Mieten, die viele Rentner nicht mehr bezahlen könnten. Darüber hinaus gehe vom Übergangswohnheim für Aus- und Übersiedler "ein starker Druck" auf das Langener Sozialamt aus.
Zu Buche schlagen außerdem vermehrt Auszahlungen an nichtseßhafte Durchreisende. So wurden im vergangenen Jahr an 2042 (1991: 931) Personen ohne festen Wohnsitz Gelder in Höhe von insgesamt 85 000 Mark ausgezahlt. fra
Als 1989 die Carl-Zeiss-Stiftung hundert Jahre alt wurde, feierte man in Ost und West die wegweisende Tat des genialen Wissenschaftlers Ernst Abbe noch getrennt. Kurz darauf fiel die Mauer. Zwei Jahre später waren auch die beiden High-Tech-Firmen im schwäbischen Oberkochen und im thüringischen Jena wiedervereint. Doch die altehrwürdige Stiftung mit ihren weltweit 17 700 Beschäftigten steht vor einer schweren Zerreißprobe: Zum einen muß sie ihre wirtschaftliche Leistungskraft unter Beweis stellen, zum anderen sind aus Gewinnen jene sozialen Verpflichtungen zu erfüllen, die das Stiftungsstatut 1896 festschrieb.
Aber die Umsätze im Geschäft mit Optik und Feinmechanik stagnieren, die Erträge sinken, die Konkurrenz aus Fernost wird immer stärker. Um Kosten zu sparen, will Firmenchef Jobst Herrmann in den 13 in- und sechs ausländischen Werken mindestens 900 Stellen kappen. In Oberkochen und Göttingen artikuliert sich auf Flugblättern Angst um den Arbeitsplatz und Kritik an der Übernahme des einstigen Kombinats. In Jena wiederum läuft die Bevölkerung, teils mit Transparenten in den Plattenbausiedlungen, Sturm gegen geplante Entlassungen. Mindestens 450 der noch 3000 Beschäftigten in der Universitätsstadt an der Saale will die schwäbische Zentrale nach Hause schicken.
Einst arbeiteten 60 000 Menschen im Kombinat Carl Zeiss, davon die Hälfte in der 100 000-Einwohner-Stadt Jena. "Jede Familie hier traf die Entlassungswelle", macht Jürgen Dömel das Ausmaß des Umbruchs deutlich. Alle aber hofften, so der Betriebsrats-Chef, auf einen Neuanfang mit den westdeutschen Brüdern. Nun ist die Enttäuschung groß.
Am 7. November 1991 war nach 18 Monate langen Verhandlungen jenes komplizierte Vertragswerk unterzeichnet worden, das die wirtschaftliche Zukunft der bedrohten Region sichern sollte. Kurz gesagt, sieht es die Sicherung von 10 200 der einst 30 000 Arbeitsplätze dadurch vor, daß das Ex-Kombinat in zwei Teile - einer für Zeiss Oberkochen, der andere für das Land Thüringen - aufgespalten wurde. Weil die Wessies einige Geschäftsfelder in Jena nicht haben wollten, war die Trennung nötig. Diesen Teil übernahm das Land Thüringen. Die neue Firma nennt sich Jenoptik GmbH, hat ihren Sitz im alten Werk in der Stadtmitte und wird von jenem Mann geleitet, dessen Name für die Verwirklichung aller Sanierungspläne steht: Lothar Späth. Der über seine "Traumreisen" auf Firmenkosten gestürzte frühere Ministerpräsident in Stuttgart soll 1700 Jenoptik-Stellen sichern und weitere 5500 Arbeitsplätze durch Ausgründungen und Neuansiedlungen schaffen. Für 3000 Jobs steht Carl Zeiss Jena. An der Firma ist Oberkochen mit 51 Prozent und das Land über Jenoptik mit 49 Prozent beteiligt. Den einzigen ernsthaften Versuch der Sanierung eines Kombinats subventionierten der Bund und das Land Thüringen mit der gewaltigen Summe von 3,6 Milliarden Mark.
Doch weniger ein noch immer drohendes Beihilfe-Verbot der EG-Kommission als vielmehr der dramatische Konjunktureinbruch stellen das Modell Jena vor eine harte Bewährungsprobe. Die Oberkochener Entlassungspläne lehnt die Erfurter Landesregierung unter CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel ebenso strikt ab wie die Berliner Treuhandanstalt. Der Übernahmevertrag für Carl Zeiss Jena GmbH sehe den Bestand von 2950 Arbeitsplätzen vor, und dabei bleibe es, heißt es in der Staatskanzlei. Schließlich habe Zeiss West nicht nur 587 Millionen Mark, davon 437 Millionen zum Verlustausgleich bis 1996, sondern auch wertvolle Patente und das unbezahlbare Markenzeichen erhalten.
Die Oberkochener berufen sich hingegen auf eine Klausel, die ihrer Ansicht nach den Abbau von 450 Stellen erlaubt. Michael Hiller, nach Jena entsandter Chef der ostdeutschen Tochter, führt die drastisch verschlechterte Konjunkturlage an. 350 bis 400 Millionen Mark Umsatz seien nötig, um nur 2000 Menschen zu beschäftigen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Erlöse aber lediglich auf 100 Millionen. Die Qualität der Jenaer Erzeugnisse sei zwar so gut wie die der West-Fabrikate, aber die Produktionskosten lägen "jenseits von Gut und Böse". Ein Investitionsprogramm über 160 Millionen Mark soll die Fertigung rationalisieren. Doch das schafft keine neuen Märkte.
Das Hauptproblem: Die Sortimente unterscheiden sich nicht stark. Zwei Drittel des Jenaer Umsatzes stammen aus Produktfeldern, die auch das Stammhaus führt. Die Angebotspalette müßte abgegrenzt, die Produktion neu aufgeteilt werden. Das aber würde vor allem auf Kosten der Werke im Westen gehen, solange dem Ableger die einstigen Ostmärkte fehlen und anderswo keine neuen Kunden gewonnen werden.
An der Saale geht die Angst um, daß nur Sparten ohne großen Beschäftigungseffekt wie Planetarien oder spezielle Medizintechnik in Thüringen bleiben, weil sich die Wessis so heftig gegen Verlagerungen stemmen. "Doch haben wir", fragt Betriebsrat Demel verbittert, "mit dem gewaltigen Stellenabbau binnen dreier Jahre unseren Teil zu dem nötigen Kapazitätsabbau nicht schon geleistet?" Und im Hintergrund lauert noch ein ganz anderes Problem.
Denn Jenoptik-Chef und Späth-Stellvertreter Uwe Reinert, der 1995 aus den roten Zahlen heraus sein will, setzt bei der Umstellung vom Rüstungsgeschäft auf neue Arbeitsgebiete, vor allem auf die Lasertechnik - ein Feld, das auch "Kollege" Hiller anpeilt. Ein Konkurrenzkampf zwischen Stiftungs- und Landesfirma ist das letzte, was die Menschen in der gebeutelten Jenaer Region verstehen würden. THOMAS WÜPPER
Das Grundrecht auf Schutz vor politischer Verfolgung wird faktisch abgeschafft - und der unsägliche Streit um das Asylrecht ist trotzdem nicht beendet. Das legte bereits die erste Lesung der geplanten neuen Asylgesetze ganz nahe.
Da baute die Union nämlich schon an ihrem Posten, von dem aus sie nach einer Verfassungsänderung gegen die Verteidiger der kümmerlichen Reste des Artikels 16 kämpfen kann. Zwar fordert Innenminister Seiters noch weiter eingeschränkte Verfahren für Flüchtlinge auch, weil er die Grenzen wirklich dichtmachen will. Doch geht es ihm mit seinem Verlangen nach schärferen Gesetzen, als bisher geplant, mindestens ebenso darum, bereits jetzt künftige Schuldige auszumachen: Sollte auch ein drastisch eingeschränkter Asylartikel Deutschland nicht vor vielen Schutzsuchenden bewahren, so könnte die Union das der SPD anlasten. Diese wehrt sich nämlich noch dagegen, das Grundrecht stärker zu beschneiden, als es der "Asylkompromiß" vorsieht.
Den Sozialdemokraten freilich fehlen Mut und Kraft, die Strategie der Union aufzudecken. Mehr oder minder gaben ihre Innenpolitiker in der Asyldebatte zu, daß sie sich nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst vor der labilen Stimmung in der Partei weiteren Einschränkungen des Asylrechts entgegenstellen. Überdies verwandten sie die meiste Energie auf etwas ganz anderes als Kritik an der Koalition: auf die Demonstration, daß man konsequent daran festhält, den Artikel 16 zu entkernen. ff (Bonn)
geg BERLIN, 4. März. Der Erste Strafsenat des Berliner Kammergerichts hat am Donnerstag den früheren Strafverteidiger von RAF-Mitgliedern, Klaus Croissant, wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit für den DDR-Staatssicherheitsdienst zu einer Haftstrafe von 21 Monaten auf Bewährung verurteilt. Obwohl nicht erwiesen sei, daß der Angeklagte von der Stasi Agentenlohn erhalten habe oder bewußt den Decknamen "IM Taler" geführt habe, habe er sich funktional bei dem ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit (MfS) einordnen lassen. Dies reiche nach geltender Rechtsprechung für einen Schuldspruch aus, heißt es in der Urteilsbegründung. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß Croissant von 1981 bis zur Wende Informationen und Einschätzungen über die Linke in Westdeutschland an die Stasi geliefert hat.
(Weitere Berichte auf den Seiten 3 und 4)
geg BERLIN, 4. März. Das Berliner Kammergericht hat am Donnerstag den früheren Verteidiger von RAF-Mitgliedern Klaus Croissant wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit zu einer knapp zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Gleichzeitig hob das Gericht den Haftbefehl gegen Croissant auf. Der Angeklagte befand sich seit dem 14. September im Untersuchungsgefängnis Moabit. Während der vierjährigen Bewährungszeit muß der 61jährige eine Geldbuße in Höhe von 10 000 Mark an den Weißen Ring zahlen.
Das Gericht sah es als unstrittig an, daß Croissant von 1981 bis zur Wende regelmäßig in die DDR gefahren ist, um die Stasi über das linke westdeutsche Spektrum und die Grünen zu unterrichten. Croissant hatte dies selber eingeräumt. Im Jahre 1982 habe er auch seine inzwischen verstorbene Lebensgefährtin Brigitte Heinrich als Gesprächspartnerin an die Stasi vermittelt, mit deren Unterstützung er später auch aus dem Umfeld des Straßburger Europaparlaments berichtete. Bei seiner "Beratertätigkeit", um die er bei einem Besuch in Ost-Berlin gebeten worden sei, habe er nicht nur Zeitungen, Bücher, Protokolle und Basisbriefe aus der linken und alternativen Szene an die Stasi geliefert, sondern auch Hintergrundwissen und Personenbeschreibungen. Selbst über seine Lebensgefährtin sowie über seinen Mitverteidiger, den holländischen Strafrechtler Pieker Bakker Schut, habe er berichtet. "Das zeigt", so der Kammervorsitzende, "daß der Angeklagte ziemlich weit gegangen ist."
Andererseits sei der Bundesrepublik "kein meßbarer Schaden" entstanden, urteilte das Gericht, wenngleich in einer Demokratie auch das linke, oppositionelle Spektrum den Staatsschutz genieße. Jedoch habe man keine zuverlässigen Erkenntnisse darüber gewinnen können, ob Croissant, wie in der Anklage behauptet, NATO-Papiere weitergegeben habe. Ebenso sei nicht erwiesen, daß er bei seinen Reisen nach Ost-Berlin wie ein Agent geschleust worden sei. Zwar habe sich Croissant bei seinen DDR-Kontakten teilweise konspirativ verhalten, aber nicht aus finanziellem Interesse gehandelt.
KRIFTEL. Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU) kann derzeit keine Angaben über den umstrittenen "Nachweis" der Unterhaltungskosten von mehr als 100 000 Mark machen, die das Ehepaar Börs für sein gemietetes Haus erbracht haben will. Wie berichtet, hat der Architekt und Eigentümer Helmuth Müller die günstige Miete von tausend Mark damit begründet, daß Börs die Unterhaltungskosten selbst getragen habe. Laut Staatsanwaltschaft stimmt das nicht.
Das war wie berichtet Anlaß für Wolfgang Gerecht (FWG), eine Stellungnahme des Gemeindevorstands zu kritisieren, in der es hieß, die 100 000 Mark seien "nachweislich" erbracht worden. Gerecht bezweifelt, daß der Gemeindevorstand jemals Belege gesehen hat und ist überzeugt: "Das Parlament wurde belogen." Ein Grund, die Kommunalaufsicht des Kreises um Prüfung zu bitten.
Dünte kann dazu nichts sagen, "weil alle Akten bei der Staatsanwaltschaft liegen". Er habe aber eine Aufstellung des Rechtsanwaltsbüros Banzer, nach der die geleisteten Investitionen wirklich mehr als 100 000 Mark wert seien.
USINGEN/NEU-ANSPACH. "Wir bitten um Entschuldigung, daß das Protokoll der Septembersitzung des Deponiebeirates noch nicht vorliegt", teilte der Pressesprecher des Umlandverbandes (UVF), Bernd Röttger, gestern mit. Wegen Arbeitsüberlastung habe es noch nicht geschrieben werden können. BUND und die Bürgerinitiative Brandholz hatten dem UVF Verzögerungstaktik vorgeworfen (FR vom 4. März).
Die nächste Beiratssitzung soll noch im März stattfinden. "Wir rechnen damit, daß in den nächsten zwei bis drei Wochen alle Ergebnisse der Untersuchungen auf der Altdeponie vorliegen." cn
GLASHÜTTEN. Bürgermeister Helmut Diehl (CDU) bittet die Schloßborner Sportler um Verständnis, daß er noch keinen Termin für die Sanierung des dioxinverseuchten Sportplatzes nennen kann. Der Gemeindevorstand habe alle notwendigen Genehmigungen für den vollständigen Erdaustausch beantragt. Leider warte man bisher vergeblich auf die Erlaubnis, das belastete Material in der Untertagedeponie Herfa-Neurode zu lagern.
Eine Abdeckung des Platzes sei aus mehrfachen Gründen nicht praktikabel. Zwar habe die Landesregierung in Aussicht gestellt, eine solche Abdekkung zu genehmigen; allerdings ginge das gesundheitliche Folgerisiko dann zu Lasten der Gemeinde. Außerdem würde die Abdeckung eine "erhebliche finanzielle Belastung" der Gemeinde nach sich ziehen. Die Entsorgung würde nur verschoben und müßte später ohnehin erfolgen. "Damit würde eine Neuanlage des gesamten Sportplatzes notwendig", sagt Diehl.
Die vergleichbare Offenbacher Maßnahme sei daher nur ein "sehr teures Provisorium" - auch nach Aussage der dort Verantwortlichen. jd
Kleine FR
Baumschnitt OBERURSEL. Heute, Samstag, sind Mitglieder des BUND mit Baumscheren unterwegs; die von der Ortsgruppe betreuten Obstbäume werden beschnitten. Wer mitkommen möchte, sollte sich um 14 Uhr mit dem Fahrrad an der Bommersheimer Friedenslinde (Bushaltestelle) einfinden. Wahlparty der SPD KÖNIGSTEIN. Die SPD lädt am Sonntag ab 18 Uhr zur Wahlparty in die Gaststätte "Zum Feldberg" im Stadtteil Falkenstein ein (Am Bornacker 3). Stadt bietet Fahrdienst KRONBERG. Einen Fahrdienst zur Kommunalwahl bietet die Stadt für den Sonntag, 7. März, an. Wer krank oder behindert ist und niemanden hat, der ihn zum Wahllokal fährt, kann am Sonntag zwischen 8 und 16 Uhr unter der Telefonnummer 703-222 anrufen. Ein städtischer Wagen wird dann vorbeikommen.
NEU-ISENBURG. Dem Shop Ost des Isenburg-Zentrums stehen drei Umwelttage bevor: Vom 11. bis 13. März wollen die örtlichen Naturschutzverbände, die Stadtbücherei und die Stadtwerke das Publikum mit dem Thema "Umwelt" konfrontieren. Fachleute werden Möglichkeiten der ökologischen Gartengestaltung sowie der Hausbegrünung erklären. Und es wird Verbraucherberatung angeboten. Müllvermeidung, Abfallentsorgung und Energiesparen sollen vorgestellt werden. Bei einem Preisausschreiben werden Wasserspareinsätze und Durchflußreduzierer als Gewinne ausgelost. Vogelfreunde können sich über Nistkästen freuen, die verschenkt werden. fin
SAO PAULO, 4. März (AFP). Mehr als 120 brasilianische Militärpolizisten sind am Mittwoch wegen Totschlags oder versuchten Totschlags von Häftlingen bei der Gefängsnisrevolte von Sao Paulo im vergangenen Jahr angeklagt worden. Am 2. Oktober 1992 waren im Gefängnis von Carandiru in Sao Paulo 111 Häftlinge getötet worden, als Polizisten das Gebäude stürmten, in dem rund 7000 Gefängnisinsassen rebellierten.
Eine Untersuchungskommission des brasilianischen Justizministeriums war im Dezember zu dem Ergebnis gekommen, daß die Gefangenen von den Angehörigen der Militärpolizei erschossen wurden, nachdem sie sich bereits ergeben hatten.
Betrachtung für Sonntag, 7. März, von Pfarrer Walter Ullrich, Altenheim- Seelsorge Frankfurt: "Auch im Leid Gottes Liebe erfahren." Wenn das nichts für Wahl-Verlierer ist? gre
Langsam rollt der Autofahrer die Hofheimer Elisabethenstraße hinunter. Unter dem aufgepappten Deutschland-"D" (schwarzer Buchstabe auf weißem Grund) lugt die rot-weiß-grüne italienische Flagge hervor. Im Inneren des Wagens findet die so symbolisierte doppelte Staatsbürgerschaft ihre Fortsetzung: "Commune di Hofheim" (Stadt Hofheim) steht auf einem Wimpel. Die Karosse selbst wiederum - Tribut ans Heimatland - ist ein italienisches Modell. she
Fußball-Termine
OBERURSEL. Das Wahlamt in Oberursel ist am heutigen Freitag, 5. März, von 8 bis 12 und 15 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag, 6. März, von 9 bis 12 Uhr und am Sonntag, 7. März, von 8 bis 18 Uhr. Wahlscheine für die Briefwahl werden nur noch bei plötzlicher Erkrankung ausgestellt am Samstag von 9 bis 12 Uhr und am Sonntag von 8 bis 15 Uhr.
Unter der Telefonnummer 502-270 steht am Samstag von 9 bis 12 Uhr und am Sonntag von 8 bis 18 Uhr ein Telefondienst zur Verfügung. Das Einwohnermeldeamt bleibt wegen der vielen Arbeit durch die Kommunalwahl am Montag, 8. März, geschlossen. esi
OBERURSEL. Die Musik-Volkshochschule hat in ihrem neu eingerichteten Kurs "Klavierspielen am Vormittag", der jeden Donnerstag läuft, noch einige Plätze frei. Wer noch mitmachen will, sollte unter Tel. 5 20 78 bei der VHS-Geschäftsstelle anrufen. Plätze frei sind auch noch bei den Keglern, die alle zwei Wochen dienstags von 15 bis 17 Uhr in der Stadthalle zusammenkommen. esi
Redaktion: i.V. Gerd Braune
Seit 30 Jahren läßt FR-Leser Herbert G. kleine Ersparnisse bei der Postbank gutschreiben. Und bislang betrachtete er sein Postsparbuch als "kleine Rücklage mit schnellem und bequemen Zugriff im Bedarfsfall". Doch seit Jahresbeginn ist das anders. Da erfuhr Herbert G., daß er bei Zinsbeträge unter 20 Mark nicht mehr automatisch jedes Jahr benachrichtigt wird. Nur noch alle zwei Jahre, so wurde ihm bei seinem Postamt gesagt, werde er über den Stand der Zinsen informiert.
Die neue Regelung empfindet der FR-Leser als sehr kundenfeindlich, zumal in seinem Fall noch hinzukommt, daß er zur Zeit Arbeitslosenhilfe bezieht. In dieser finanziellen Lage "zählt jeder Pfennig", meint Herbert G., der nun schon ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sein Konto bei der Postbank zu kündigen. Franz Artler von der Postbank findet das zwar bedauerlich, wirbt jedoch um Verständnis für die Neuregelung. "Das macht sehr viel Aufwand", erklärt Artler. Er verweist darauf, daß das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen diesen Service abgeschafft hat.
Allerdings, so Monika Haun vom zetralen Postsparkassenamt in München, gibt es nach wie vor eine Möglichkeit, in den Genuß der jährlichen Gutschrift zu kommen. Dazu ist jedoch Eigeninitiative erforderlich. Auf Wunsch werden die Zinsen eingetragen, wenn der Kunde selbst mit seinem Sparbuch im zuständigen Postamt vorbeikommt. Die Alternative: Man wählt die kostenlose Service-Nummer 01 30-80 65 33 und fordert eine Zinsanweisung an. "Den Kunden entsteht kein Verlust", betont Haun. Die Zinsen werden weiterhin berechnet, nur die gewohnte Benachrichtigung entfällt seit dem 1. Januar dieses Jahres. Dies galt zuvor nur, wenn weniger als zehn Mark Zinsen anfielen.
Das Postsparkassenamt hat festgestellt, daß bei vielen der 24 Millionen Sparkonten die Zinsen nur Pfennigbeträge ausmachen. Bei drei Prozent Zinsen für ein Konto mit gesetzlicher Kündigungsfrist und meist geringen Einlagen werde die 20-Mark-Grenze häufig unterschritten, sagt Haun. Schon angesichts der Portokosten stehe der Aufwand einer schriftlichen Benachrichtigung in keinem Verhältnis zum Nutzen - für die Postbank jedenfalls. vo
OBERURSEL. Die rund 360 Mitglieder des Tennisclub 89 Oberstedten müssen weiter darum bangen, ob ihnen die Stadt bezahlbares Gelände für ihre Vereinsanlagen zur Verfügung stellt. Der Club hat seit seiner Gründung 1989 ein Auge auf ein rund 10 000 Quadratmeter großes städtisches Areal zwischen B 455 und der Niederstedter Straße geworfen. Laut dem Vorsitzenden Wolfgang Michler sollen dort sechs Tennisplätze und ein kleines Clubhaus hin. Vor den ersten Schmetterbällen muß der Magistrat jedoch erst mal eine Grundsatzentscheidung in der Sache fällen. Erster Stadtrat Eberhard Häfner kündigt sie für Sommer 1993 an.
"Wir bemühen uns, dem Verein positive Voraussetzungen zu schaffen", sagte der parteilose Stadtrat der FR - um einschränkend hinzuzufügen: "im Rahmen des Möglichen". Und angesichts leerer Kassen sei eben nicht mehr so viel möglich wie früher. Daß den Tennisfreunden Land angeboten wird, hält Häfner für unstrittig. Fraglich seien bloß die Konditionen, und ob der Verein sie tragen könne. Club-Chef Michler gab er vergangenes Jahr schriftlich, daß die Erschließung des Geländes etwa 700 000 Mark kosten soll.
Bislang brauchten solche Summen die Oberurseler Vereine nicht zu jucken: Wenn sie eine Anlage auf städtischem Grund wollten, wurden solche Ausgaben aus dem Stadtsäckel spendiert. "Wir wollen nun nicht plötzlich eine andere Linie fahren", erklärte Häfner - dennoch müsse man "mehr verlangen als bisher".
Aber mehr kann der Tennisclub nicht zahlen, rechnet Michler vor. Ohnehin müsse der Verein mit fünf Prozent Erbpachtzins für das überlassene Gelände wahrscheinlich schon ein Prozent mehr berappen als andere. Eine halbe Million würde außerdem der Bau der Clubanlagen verschlingen. Deshalb seien die Beiträge für Mitglieder ohnehin schon "an der oberen Grenze": für Erwachsene 500 Mark im Jahr plus 980 Mark Aufnahmegebühr. Müßten da noch die Erschließungsgebühren draufgeschlagen werden, "dann gute Nacht", schwant es ihm.
Doch nicht nur die Kosten könnten dem jungen Vereinsleben den Garaus machen. Bis Jahresende soll das Umlegungsverfahren für das gesamte Areal abgeschlossen sein - falls niemand Einspruch erhebt. Geht es nicht glatt über die Bühne, könnte die Sache "noch Jahre" dauern, fürchtet Michler. Ob der heimatlose Verein seine Mitglieder so lange bei der Stange halten kann, das hält er doch für "reichlich schwierig". mak
Mit 97 Eiern zogen am Donnerstag rund 200 Beschäftigte des Praunheimer Werks von Hartmann & Braun zur Unternehmensleitung nach Bockenheim. An einer Protestaktion vor den Werkstoren in Praunheim hatten sich zuvor nach Angaben der IG Metall 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligt, um gegen den Abbau von Arbeitsplätzen und "das lächerlich geringe Sozialplanangebot" - so der erste Bevollmächtige der IGM, Heinz Bierbaum - zu demonstrieren.
97 Beschäftigte müssen gehen, die angebotene Abfindung wird nach Angaben von Bierbaum maximal 30 000 Mark betragen. Dafür werde nun ein Facharbeiter mit zwanzigjähriger Betriebszugehörigkeit in die Arbeitslosigkeit geschickt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Gewerkschaft und Betriebsrat. Folgerichtig trugen die Eier die Aufschrift: "Dieses Angebot ist ein faules Ei".
Die Beschäftigten befürchten auch, daß der Fertigungsstandort insgesamt gefährdet sein könnte und das Praunheimer Werk nur noch Vertrieb, Service und Verwaltung dienen könnte. Diese Befürchtung wurde vom Pressesprecher des Unternehmens, Hans-Georg Klaiber, zurückgewiesen. "Wir wollen den Fertigungsstandort Praunheim erhalten." Allerdings werde man auf die Produktion von Teilen, die in nur geringer Stückzahl gefertigt würden, verzichten und Aufträge an kostengünstigere Unterlieferanten vergeben. Derzeit sind im Werk Praunheim 670 Frauen und Männer beschäftigt. Bereits im vergangenen Jahr wurden 100 Arbeitsplätze "abgebaut". ft
Die Vorwürfe sind massiv und mehren sich von Monat zu Monat: Bestechlichkeit, Betrug, versuchte Erpressung. Doch die Krifteler CDU hält eisern fest an ihrem Spitzenmann Hans-Werner Börs. Sie kann nicht anders, hat sie doch im Dezember bei der Kür der Kommunalwahl-Kandidaten ihr Schicksal auf Gedeih und Verderb mit dem des inhaftierten Bürgermeisters verwoben.
Ein Märtyrer als Gallionsfigur. Und der sitzt hinter Gittern, schweigt, hat bis jetzt nicht eine Verfehlung zugegeben. Unerschütterlich hält er fest an seinem Image als unbestechlicher preußischer Beamter, sieht sich gar als Opfer einer politischen Verschwörung.
Doch selbst wenn Börs etwas gestehen wollte - vor der Wahl darf er auf Ein Märtyrer als Gallionsfigur keinen Fall auspacken. Er ist nicht nur Gefangener der Staatsanwaltschaft, sondern auch seiner eigenen Partei.
Und so wird das Vorgehen seiner Verteidigerin Monika Banzer auch eher durch die Wahlkampf- denn durch die Juristenbrille gesehen. Zumal die Anwältin als Frau des Hochtaunus-Landrats Jürgen Banzer auch in die Unionsschublade gesteckt wird. Und manch einer glaubt, daß der CDU der "Löwe von Kriftel" hinter Gittern möglicherweise doch mehr Stimmen einbringen könnte als ein freigelassener Börs.
Die Kommunalwahl am Sonntag wird gewiß die spannendeste, die Kriftel je erlebt hat. Sie wird vor allem aber auch eine deutliche Aussage über den Stellenwert einer Persönlichkeitswahl machen. Und darüber, was Bürger in der Lokalpolitik tatsächlich erschüttert. ULRIKE BAUER
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Kind schwer verletzt WEHRHEIM. Schwerverletzt ist ein sechsjähriges Mädchen in das Usinger Kreiskrankenhaus eingeliefert worden, nachdem es am Donnerstag morgen in der Wehrheimer Hauptstraße von einem VW-Bus erfaßt und auf die Straße geschleudert worden war. Später wurde es laut Polizeiangaben ins Krankenhaus Höchst weiterverlegt.
Das Kind sei gegen 8.50 Uhr kurz hinter einem Fußgängerüberweg plötzlich vom Gehweg auf die Straße gesprungen, heißt es im Polizeibericht. Dort habe es der VW-Bus-Fahrer, der von der Pfaffenwiesbacher Straße Richtung Bahnhofstraße unterwegs war, mit seinem Wagen erfaßt und auf die Fahrbahn geschleudert.Infoveranstaltung der KLS USINGEN. Die Konrad-Lorenz-Schule lädt heute vor allem die Eltern der Viertkläßler zu einer Informationsveranstaltung über die Förderstufe, Haupt- und Realschule ein. Schulleitung und Lehrer beraten zwischen 9 und 12 Uhr. Hauptversammlung der Tauniden NEU-ANSPACH. Der Taunusklub- Zweigverein lädt für Sonntag, 7. März, zu seiner Jahreshauptversammlung ein. Auf der Tagesordnung der Sitzung, die um 15 Uhr im Wanderheim (Am Steinchen) beginnt, stehen unter anderem Vorstandswahlen und ein Ausblick auf die Aktivitäten in diesem Jahr. SPD trifft sich im Bürgerhaus NEU-ANSPACH. Die SPD lädt Mitglieder und Freunde für den Wahlsonntag ab 18 Uhr in die Clubräume des Bürgerhauses ein, um gemeinsam mit den Kandidaten die Wahlergebnisse abzuwarten. BEU feiert Wahlparty USINGEN. Die neue Wählergemeinschaft "Bürger für Ehrliches Usingen" (BEU) feiert ihre Wahlparty am Sonntag ab 19 Uhr im Café Keth.
Der Jugend eine Chance NEU-ANSPACH. Am Sonntag, 7. März, findet um 19 Uhr in der evangelischen Kirche Anspach ein Jugendgottesdienst statt.
Thema des Gottesdienstes ist "Haß oder Liebe: Wo soll es lang gehen?" Es spielt die Rockband "Spunk". Grüne feiern Wahlparty SCHMITTEN. Die Grünen im Usinger Land feiern am Sonntag ab 19 Uhr ihre Wahlparty in der Schmittener Gaststätte Destille.
Alle Mitglieder und Freunde sind herzlich eingeladen. Kolpingfamilie trifft sich NEU-ANSPACH. Die Kolpingfamilie lädt für Dienstag, 9. März, 20 Uhr, ins katholische Gemeindehaus zur Jahreshauptversammlung. Dabei werden die Aktivitäten für 1993 vorgestellt und der Videofilm über das 10jährige Jubiläum gezeigt.
Das Leben schreibt die besten Geschichten: Walter Kempowski hat dieses Klischee vom Kopf auf die Füße gestellt. Denn es mag wahr sein, daß die Wirklichkeit den Stoff bietet, aus dem die besten Geschichten sind, aber es braucht immer einen, der dem Material die Form gibt. Geschrieben werden die Geschichten allemal vom Schriftsteller. Und Walter Kempowski, der am Sonntag, 14. März, bei der von Zeilgalerie und Frankfurter Rundschau veranstalteten Literarischen Matinee zu Gast ist, hat sich wie wohl kein zweiter deutscher Nachkriegs-Autor dem Aufschreiben verpflichtet: Er gilt inzwischen als literarischer Chronist deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Kempowski will den Inhalt seiner Romane nicht erfinden, sondern finden. Und er sucht in allem, was überliefert wird, nach den Mosaiksteinen für das große Panorama Deutschlands in diesem Jahrhundert. Tagebücher, Zeitungsberichte, Briefe, Zettel und Fotografien hat er in seinem "zeithistorischen Archiv" gesammelt, das er als Quelle benutzt. "Tadellöser & Wolff", "Uns geht's ja noch gold" und "Aus großer Zeit": Die wichtigen Arbeiten des 1929 in Rostock geborenen Autors zeichnen auf populäre Weise etwas von den Grundzügen des deutschen Charakters nach, den Philosophen wie Adorno, Marcuse und Erich Fromm sozialpsychologisch als "autoritären" begriffen hatten.
Dazu gehört, daß Kempowski sich immer wieder mit dem Krieg und denen, die ihn führen, auseinandersetzt: "Wer will unter die Soldaten?" hieß ein Text, eine Sammlung von "Deutschen Antworten" gab es auf die Fragen "Haben Sie Hitler gesehen?", und "Haben Sie davon gewußt?" In dieser Woche wurde Kempowskis Funk-Arbeit "Stalingrad" zum Hörspiel des Monats gewählt, ein Hörspiel, das in vielen Facetten die Haltung von Menschen beleuchtet, die an der Tötung Tausender beteiligt waren: Aus Verblendung wie aus einem heute überkommenen Begriff von Pflichterfüllung. Kempowski erweist sich nicht erst hier als Analytiker des Preußischen, als es den Staat selbst gar nicht mehr gab: Schon die Vaterfigur in dem als "bürgerlicher Roman" qualifizierten Werk "Tadellöser & Wolff" ist von dieser Haltung geprägt.
Derzeit arbeitet der Autor am Versuch einer vertikalen Chronik unter dem Titel "Echolot". Anhand von Tausenden von Belegen (das vierbändige Werk soll 3000 Seiten umfassen) will er versuchen, einen Zeitschnitt zu beschreiben. Seine Zeugen erinnern sich daran, was sie im Zeitraum zwischen Januar und Februar 1943 getan, gedacht, gesagt: erlebt haben. Eine Momentaufnahme Deutschlands im Krieg, die aus der Distanz vielleicht Geschichte verklärt, in ihrer umfassenden Perspektive aber wohl genauer die Stimmung, den Charakter der Deutschen damals erfassen kann als herkömmliche Untersuchungen oder Biographien.
Am 14. März liest Kempowski in der Zeilgalerie aus seinen Arbeiten; der Literaturwissenschaftler Volker Ladenthien, selbst Verfasser von Büchern wie "Moderne Literatur und Bildung" und "Erziehung durch Literatur?" wird Kempowski zu Werk und Leben befragen. In der Ebene 7 der Zeilgalerie sind vom heutigen Samstag an Karten zu bekommen, der Vorverkauf ist täglich (außer sonntags) zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. seg
EGELSBACH. Die Frauen der Egelsbacher Arbeiterwohlfahrt treffen sich das nächste Mal am Dienstag, 9. März, um 14 Uhr im Gemeinschaftsraum des Altenwohnheimes an der Dresdner Straße. Auch Nicht-Mitglieder sind willkommen.
Mängel bei Arbeiten
ESCHBORN. Zahlreiche Mängel entdeckten Wirtschaftsprüfer der Firma WIBERA bei zwei Baumaßnahmen des Abwasserverbandes Westerbach in Eschborn. Die Prüfungen hatte der Verband selbst in Auftrag gegeben. Indizien sprechen für Zusammenhänge mit dem Bestechungsskandal um das Ingenierbüro Niklas im Hoch- und im Main-Taunus-Kreis. Niklas' Nachfolger will dem Verband jetzt fast 60 000 Mark zurückzahlen.
(Bericht auf Seite IV)
Nein, ein "Aus" für das Griesheimer Unglücks-Werk der Hoechst AG soll es nicht geben. Auch an einen Ausstieg aus der dortigen o-Nitroanisol-Produktion sei nicht gedacht. Und an Rücktritte im Top- Management des Konzerns - quasi als personalpolitische Konsequenz des Unfalls vom Rosenmontag und der Riesenpannen in den Tagen danach - schon mal gar nicht. Hoechst-Boß Wolfgang Hilger will den Chemiestandort dort - gelber Regen hin, Krebsrisiko her - auf alle Fälle halten. Daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und die hessische Landesregierung ihn darin unterstützen, dafür hat sich der Vorstandsvorsitzende auf seiner Pressekonferenz artig bedankt.
Er hat sich aber auch oft entschuldigt während der anderthalb Stunden im Blitzlichtgewitter der Fotografen, vor laufenden Fernsehkameras und der versammelten bundesdeutschen Presse. Dafür, daß es im Griesheimer Werk kein "rotes Telefon" zur Feuerwehr für den Fall des Falles gibt, wie in anderen Hoechst-Werken üblich ("den heißen Draht richten wir ein"); dafür, daß "so vieles schiefgelaufen ist bei unserer Information".
Die erste Lehre daraus: Falls nochmal giftige "Chemie" über die Werksmauern in die Luft zischt und in die Wohnquartiere zieht, weil ein Kessel überläuft oder irgendwas gekracht hat, dann werde man, so Hilger, "anders herum vorgehen" als am Rosenmontag. Sprich: "Wenn man noch nicht genau weiß, was passiert ist, den größeren Alarm schlagen und dann erst schrittweise Entwarnung geben."
Hilger versprach auch, das zu ändern, was den Hoechstern in den zurückliegenden elf Tagen als "Wagenburg"-, "Bunker"- und "Abschottungs"-Mentalität angekreidet worden war. "Wir haben uns zu wenig daran orientiert, was die Menschen um uns herum bewegt", bekundete er bußfertig den Schwanheimer und Goldsteiner Nachbarn , "was bei ihnen Befürchtungen und Ängste auslöst. Ängste sind Fakten. Also haben wir sie zur Kenntnis zu nehmen. Darüber müssen wir mit den Bürgern sprechen."
Und der Störfall habe offenbart, daß die Hoechst-Stellen das gesetzlich dekretierte "Zusammenspiel zwischen Werk, Behörden und Betroffenen nicht beherrscht haben". Man dürfe eben die geltenden Vorschriften nicht nur - und das ist für Hilger ein "mentales Problem" in seinem Hause - befolgen, sondern man müsse sie "mit Leben erfüllen". Der Hoechst-Chef: "Diese Aufgabe müssen wir zusammen mit den Behörden angehen und richtiges Verhalten im Krisenfall einüben und trainieren." Man wolle "aus den Fehlern lernen und besser werden".
Geld spielt dabei, so scheint es, keine Rolle. Was man jetzt tue und fürderhin tun müsse, sei vor allem "eine Frage des Bewußtseins" und von den Kosten her "marginal". Wirtschaftsjournalisten, die ob der vermuteten "zweistelligen" Sanierungs-Millionen in Schwanheim über Gewinneinbußen und Aktien-Kursverluste im Konzern spekulierten, beschied Hilger mit dem Hinweis: "Da treffen uns an der Konjunkturflanke ganz andere Dinge."
"Wir sind zum Rechnen schlicht noch nicht gekommen", sekundierte Vorstandsmitglied Karl Holoubek und bedeutete zugleich, daß sich das bald ändern könne. Dann nämlich, wenn man die Umrüstungskosten für die Griesheimer Unglücks-Anlage ermittle.
Bei einem "zweistelligen Millionenbetrag", der ja durchaus bei der Schaffung eines "geschlossenen Systems" fällig werden könnte, müsse man schon auch mal darüber nachdenken, so Holoubek, ob man da nicht besser "das Produkt aufgibt".
HÖCHST. Am Montag, 8. März, ist internationaler Frauentag. Darauf machen die Höchster Sozialdemokratinnen aufmerksam, die am morgigen Samstag mit roten Nelken dieses Tages gedenken wollen. Das Wahlrecht für Frauen sei erst in diesem Jahrhundert durch Frauen erkämpft worden. Von diesem Recht sollten alle Frauen unbedingt Gebrauch machen, um den rechtsextremen Parteien Einhalt zu gebieten.
Im Jahr 1910 hatten Frauen aus 17 Nationen in Kopenhagen beschlossen, alljährlich im März einen Frauentag zu veranstalten. Damit wollten sie an einen Streik erinnern, in den 60 Jahre zuvor New Yorker Textilarbeiterinnen getreten waren, um gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu fordern. gre
Aufwendige Ermittlungen nennt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, als Grund dafür, daß zwei Geschäftsführer und ein Vorarbeiter der Firma Eumet erst vor drei Tagen festgenommen wurden. Eumet wird schon seit mehr als einem halben Jahr verdächtigt, eine zentrale Rolle bei der illegalen Entsorgung von Sondermüll gespielt zu haben. Man habe zunächst Beweismittel sichern müssen, sagte Harth. Die Festnahme zum jetzigen Zeitpunkt sei auch erfolgt, weil Flucht- und Verdunkelungsgefahr bestanden habe.
Zu der Düsseldorfer Firma Thyssen- Sonneberg, bei der die Polizei ebenfalls "große Mengen" Aktenordner beschlagnahmte, hat Eumet gute Geschäftsbeziehungen. Beide Firmen besitzen je 50 Prozent der Anteile an einem Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Lothringen. Thyssen-Sonneberg wird verdächtigt, belastete Schredderrückstände auf französische Deponien geschafft zu haben.
Die Entsorgung vieler tausend Tonnen Müll, die noch immmer im Osthafen lagern, ist nach wie vor nicht geklärt. Im Januar hat das Regierungspräsidium in Darmstadt angeordnet, daß die Firma Kolb den eingelagerten Müll in belastetes und unbelastetes Material trennen soll. Gegen die Anordnung legte Kolb Widerspruch ein.
Abfälle der Firma Hampel können möglicherweise bei einem Recyclingunternehmen im Kreis Lüdenscheid aufbereitet werden. Probeweise, so RP-Sprecher Dieter Ohl, habe ein versiegelter Lkw eine Ladung Müll zu diesem Unternehmen gefahren. Wie die Abfälle der Firma OBR entsorgt werden, ist nach Ohls Worten noch völlig offen. vo
Mit Grundrechten sollte man nicht spaßen, deshalb meint es der "Fachverband Kartonverpackungen für Flüssige Nahrungsmittel" auch ganz ernst: "Grundrechte der Milchkartonhersteller verletzt" steht groß auf einer Erklärung, die der Verband an die Zeitungen schickte. Der Vorwurf: Die Stadt Frankfurt werbe auf Plakaten dafür, Milch in umweltfreundlichen Glasflaschen zu kaufen anstatt im Karton.
Dadurch verzerre die Kommune den Wettbewerb, oder, wie es ein Münchener Rechtsgelehrter in der Erklärung ausdrückte: "Zwischen dem Eingriffsschaden zu Lasten der Hersteller von Getränkekartons und dem Eingriffsnutzen für das Gemeinwohl andererseits" bestehe, zumal der "ökologische Vorrang" der Mehrwegflasche nicht belegt werden könne, "kein ausgewogenes Verhältnis".
Ob die Frankfurter Werbeaktion den Milchtüten-Herstellern wirklich ein grundgesetzlich verbrieftes "Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb" nimmt, darüber mögen sich Juristen streiten. Tatsache ist, daß es auf den Frankfurter Plakaten heißt: "Verwerten ist gut, vermeiden ist besser." Und dieser, vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerungen sicherlich gedeckte Satz gilt hin und wieder auch für die Verfasser von Presseerklärungen. mat
HÖCHST. Um die Integrative Schule in Frankfurt zu fördern, veranstaltet die Evangelische-methodistische Rufergemeinde am Samstag, 6. März, ein Benefizkonzert in der Höchster Zuckschwerdtstraße. Der Eintritt ist frei, jedoch bittet die Gemeinde um Spenden für das integrative Schulprojekt.
Studentinnen und Studenten der Musikhochschule Frankfurt führen Werke von Beethoven, Bartok, Händel, Glasunov und Kreutzer auf. Einem Duo für Klarinette und Fagott schließen sich Klaviersoli von Bartok an.
Nach einer Pause geht's mit einer Händel-Sonate für Violine und Klavier weiter, von Glasunov folgt die "Elegie für Viola und Klavier". Ein Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello beendet das Konzert.
Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. gre
HOFHEIM. Der Schwarzbachverband Main-Taunus will gegen die im Februar vergangenen Jahres verhafteten und inzwischen entlassenen Geschäftsführer Horst Stiehl und Hans Bender sowie das Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas Schadensersatzansprüche stellen. Nach Angaben von Rolf Felix, dem stellvertretenden Verbandsvorsteher, soll eine Anwaltskanzlei die Interessen des Abwasserverbandes vertreten. Es gebe ein Rechtsgutachten, das mögliche Ansprüche und Grundlagen für die Schadensersatzforderungen zeige, die nach den Bestechungs- und Korruptionsfällen rund um das Ingenierbüro entstanden seien.
Felix geht davon aus, "daß sich damit demnächst schon die Gerichte zu befassen haben". Außerdem habe der Verband eine "Negativliste" aufgestellt, auf der die Namen aller Firmen aufgezählt sind, die keine Aufträge mehr bekommen sollen. Die Liste werde regelmäßig in "Abstimmung mit der Kommunalaufsicht und gegebenenfalls mit der Staatsanwaltschaft aktualisiert".
Den entlassenen Geschäftsführern Stiehl und Bender wirft die Frankfurter Staatsanwaltschaft Bestechlichkeit und gemeinschaftlichen Betrug vor. Auch der langjährige Vorsteher des Schwarzbachverbandes steht unter Korruptionsverdacht: Hans-Werner Börs (CDU), Bürgermeister von Kriftel, sitzt zur Zeit in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Hanau. pms
SELIGENSTADT/KREIS OFFENBACH. Mehr als 35 000 Menschen, überwiegend aus dem Sudetenland und den Gebieten östlich von Oder und Neiße, trafen in den Nachkriegsjahren im Kreis Offenbach ein. Damals herrschte Mangel an allem, was heute (fast) selbstverständlich ist: Es fehlte an Nahrungsmitteln, Kleidung, Möbeln und Geschirr, vor allem aber an Wohnraum. Hautnah erlebten Einheimische und Vertriebene damals, was es bedeutet, teilen zu müssen.
Mit der Sonderausstellung "Ansiedlung der Heimatvertriebenen im Kreis Offenbach" versucht das Kreismuseum der Heimatvertriebenen in der Frankfurter Straße 13 in Seligenstadt die Erinnerung an diese Zeit wachzuhalten. Er selbst gehöre zu denen, die schon mit einer Ölheizung großgeworden seien, bekannte Museumsleiter Achim Zöller und wünschte sich deshalb, daß möglichst viele Jugendliche den Weg in das kleine Museum finden mögen, um zu erfahren, welchen Entbehrungen die Menschen vor knapp 50 Jahren ausgesetzt waren.
Da ist gleich am Anfang der Ausstellung der Mann mit dem Handwagen, eingehüllt in einen schwarzen Wollmantel und nichts als einen Kleidersack, einen Koffer, etwas Getreide und Kochgeschirr hinter sich herziehend.
Endlich in Langen oder Zellhausen angekommen, fanden die Flüchtlinge und Vertriebenen bestenfalls Notunterkünfte vor oder wurden vom Kreisflüchtlingskommissar und seinen kommunalen Mitarbeitern notfalls per Verfügung in einen Wohnraum mit Küchenbenutzung eingewiesen. Daß das nicht immer reibungslos vonstatten ging, liegt auf der Hand.
Die Situation entspannte sich erst Mitte der 50er Jahre, als mit Hilfe des sozialen Wohnungsbaus ausreichend Wohnraum geschaffen werden konnte. Vertriebene, die nachweislich in ihrer Heimat bereits landwirtschaftlichen Besitz hatten, bekamen Nebenerwerbssiedlungen zugesprochen, mußten dafür einen Schicksalsgefährten bei sich aufnehmen und auf der ihnen überlassenen Scholle Nahrungsmittel produzieren.
Aus den Vertriebenenvereinen der ersten Stunde gingen Landsmannschaften hervor, die sich die Aufgabe stellten, die Erinnerung an ostdeutsches Kulturgut wachzuhalten; bundesweit als Vertretung der Flüchtlinge und Vertriebenen entstand der Bund der Vertriebenen (BdV).
Die Ausstellung gibt einen knappen Überblick über den mühsamen Weg der Integration der Heimatvertriebenen. Sie belegt die Not der ersten Jahre bis hin zur Gründung neuer Existenzen. ttt
Nein!!!
Wenn damit der Tennisclub gemeint ist, wirf die Notiz bitte weg. Wenn sie sich auf etwas anderes bezieht, ruf bitte mal an. che
Um die Forderung "Laßt die Rechten links liegen" zu unterstützen, fanden gestern um 18 Uhr rund 200 Demonstranten den Weg zur Alten Oper, um von dort zum Römer zu ziehen. Zu der Demonstration hatten die DGB-Jugend, die evangelische und katholische Jugend Frankfurt, die Jüdische Initiative, Saz Rock, das Internationale Werk und der Frankfurter Jugendring aufgerufen.
Zeynep Eren und Holger Weinert riefen auf der Abschlußkundgebung vor dem Römer die Wähler dazu auf, keine rechtsextremen Parteien zu unterstützen. "Geht wählen", so Weinert, "sonst wird euch das wieder verboten." skb
Freitag, 5. März
Literatur Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die Hornissen der Hexe", ein provenzalisches Märchen. Vorträge Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Die-Vortrag mit Abendführung, "Sterne am Frühlingshimmel".
Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Film-Vortrag "Galapagos"; Stadthalle Frankfurt-Bergen, Clubraum 1.
Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, ehem. Fabrik Günther & Co, Voltastr. 31: 19 Uhr, Podiumsgespräch und Diskussion - "Ist Auschwitz ausstellbar?". Filme / Kino / Museen Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 23 im Anzeigenteil. Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz.
Blutspendetermine Freiherr-vom-Stein-Schule, Hedderichstraße: 17 bis 20 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstr. 43 a, Tel. 38 24 86; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstr. 78, Tel. 62 16 17; Engel-Apotheke, Gr. Friedberger Str. 44-46, Tel. 29 25 98; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Str. 1, Tel. 57 33 79; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstr. 64, Tel. 35 54 19: Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Stern-Apotheke, Bockenheim, Am Kurfürstenplatz, Tel. 77 55 82; Stoltze-Apotheke, Goethestr. 9, Tel. 28 12 19; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97; Main-Taunus-Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Rummel, Königsteiner Str. 167, Ffm.- Höchst, Tel. 30 60 95; oder bei den tierärztlichen Kleinkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15; Sa., 23.00 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; So., 11 Uhr - Matinee: 2001 - Odysee im Weltraum; 15.45, 17.45, 20.15 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 13.45, 23.00 Uhr: Atlantis; ab 23.00 Uhr: Abenteuer unter Wasser, 1. Atlantis, 2. The Big Blue (ungekürzte Original-Fassung); 13.30, 15.30 Uhr; So. auch 11 Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30; Sa., 22.45 Uhr: Orlando.
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CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30; Sa., 23.00 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30; Sa., 22.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15; Sa., 23.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30; Sa., 23.00 Uhr: Ein ganz normaler Held.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30; Sa., 23.30 Uhr: Dracula.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00; Sa., 23.15 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr; Samstag, 23.30 Uhr: Bodyguard.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr; Samstag, 22.45 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00; Sa., 23.15 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30; Sa., 23.00 Uhr: Verhängnis.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45; Sa., 23.15 Uhr: Alarmstufe: Rot.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege (orig. Engl. version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Sa., 18.30 Uhr; So., 20.30 Uhr: Cheb v. R. Bouchareb (OmU); Sa., 20.30 Uhr; So., 18.30 Uhr: Halfaounie v. F. Boughedit; Sa., 22.30 Uhr: Down by Law, v. J. Jarmusch; So., 15.00 Uhr: Asterix und Kleopatra (ab 6 J.).
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30; Sa., 23.00 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 20.00 Uhr, Sonntag auch 16.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Daffy und der Wal; 20.15, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00 Uhr: Luna Park.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Sister Act (ab 6 J.); (ZOO) Samstag 14.00 + 16.30 Uhr, Sonntag 14.00 + 16.30 Uhr. (NWZ) Sonntag 11.00, 14.00 + 16.30 Uhr. Mo.-Do. keine Vorstellung.
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Sa., 17.30 Uhr: Klassiker der Filmgeschichte, Michail Romm: Der gewöhnliche Faschismus - Obyknovennyl fasizm, UdSSR 1965, DF; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Jan Oxenberg, A Comedy in Six Unnatural Acts, USA 1976, OF; 20.15 Uhr: Portrait: Gregory Peck, Henry King, David and Bathsheba, USA 1951, OF, Gregory Peck, Susan Hayward; 22.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Max Ophüls, De Mayerling à Sarajevo, Frankreich 1940, OF, Edwige Feuillère, John Lodge. - So., 17.30 Uhr: Portrait Pregory Peck, Henry King, The Snows of Kilimanjaro, USA 1952, OF, Gregory Peck, Susan Hayward; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm, Roscoe Arbuckle, The Garage, USA 1919, OF; 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Geza von Bolvary, Was Frauen träumen, Deutschland 1933, Nora Gregor, Gustav Fröhlich; 22.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Karl Freund, Mad Love, USA 1935, OF, Peter Lorre, Frances Drake.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Tägl. Filme von Tony Richardson: Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. - 19.45 Uhr: Bitterer Honig. 22.00 Uhr: Das Hotel New Hampshire. - Sa., 24.00 Uhr: Warum läuft Herr R. Amok? v. R. W. Fassbinder. - Sa., 13.45 + 15.45 + So., 15.45 Uhr: Das Pony vom ersten Stock (ab 6 Jahre); NEU: So., 13.00 Uhr, Sonderveranstaltung: Tausend Kraniche mußt du falten, v. T. Bauermeister, der anwesend ist. (Ein Film für die Kinder von Tschernobyl.)
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.45 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit; So., 13.00 Uhr: Faust; Sa./So., 16.00 Uhr: Das Schulgespenst.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.00 Uhr: Der Duft der Frauen.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.
TURM 3 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers (orig. English version).
TURM 4 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).
TURM 7 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Scent of a woman (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00 Uhr: Der Komet im Muminland; 14.30, 18.00, 20.30; Sa., 23.30 Uhr: Dracula.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45; Sa., 23.15 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.30 Uhr: Die dumme Augustine; 18.15, 20.45; Sa., 23.15 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15; Sa., 23.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45; Sa., 23.15 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30; Sa., 23.00 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - Tägl. 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held; 22.30 Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - Tägl. 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held; 22.30 Uhr: Stalingrad.
KULTURPANORAMA 5
Der düpierte Kanzler
Was sich für Verkehrsminister Krause fast wie eine neue Chance ausnimmt, ist für den Kanzler eine böse Niederlage: Als Helmut Kohl gegangen war, probte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Donnerstag abend den Aufstand gegen den Regierungschef und Parteivorsitzenden der CDU. Absehbar war das nicht. Noch wenige Stunden zuvor verkündete Kohl vor den Türen der Fraktion, die Erhöhung der Mineralölsteuer und der vorläufige Verzicht auf die Vignette seien eine vernünftige Lösung. Und wenige Tage zuvor hatte Fraktionschef Schäuble dem Kanzler ins ferne Südostasien übermitteln lassen, er werde bei seinen Mannen wohl die Mineralölsteuer durchsetzen können, nicht aber die Vignette. Daß es nun genau andersherum verlief, muß auch Schäuble überrascht haben.
Sowohl Kohl als auch sein Fraktionsvorsitzender scheinen die Stimmungslage unter den Bundestagsabgeordneten der Union falsch eingeschätzt zu haben. Daß Kohl nicht mehr der uneingeschränkte Herr über ihre Stimmungen ist, hat sich schon vor einigen Wochen gezeigt, als er seine Sparankündigungen für die Bundeswehr angesichts des Unmuts in der Fraktion korrigieren mußte. Ihre jetzt wiederum mit großer Mehrheit getroffene Entscheidung, die Regierung zu neuen Verhandlungen über die Einführung einer Vignette schon zum 1. Januar 1994 aufzufordern, belegt erneut den schwindenden Einfluß Kohls auf die Fraktion.
Der Fraktionsbeschluß liest sich, als sei er in dem Bestreben formuliert worden, Schlimmeres zu verhindern. Kohl mag es der geschickten Federführung Schäubles zu verdanken haben, daß das Fraktionspapier die Koalitionsentscheidung vom Vormittag nicht konterkariert, sondern letztlich eher bestätigt: Eine Vignette soll zum 1. Januar 1994 nur eingeführt werden, wenn die Europäische Gemeinschaft bis dahin zugestimmt hat. Das aber ist höchst unwahrscheinlich. Um ein positives Votum der EG für die Einführung einer Lkw- Abgabe in Form einer Vignette bemüht sich die Bundesregierung nämlich schon seit Jahren vergeblich.
Die Idee, als Ausgleich für eine fehlende EG-Regelung eine Straßenbenutzungsgebühr für den Schwerverkehr zu erheben, ist ja keineswegs neu. Das hatte sich schon der frühere Verkehrsminister Friedrich Zimmermann ausgedacht. Seine Pläne für eine Lkw-Abgabe sind vom Europäischen Gerichtshof als wettbewerbsverzerrend verworfen worden. Die entscheidende Frage, was in Sachen Straßenbenutzungsgebühr EG- rechtlich machbar ist und was nicht, konnte Krause in den nächtlichen Verhandlungen der Koalition am Mittwoch offensichtlich nicht eindeutig beantworten.
Kohl, der nichts beschließen würde, was das Zusammenwachsen Europas behindern könnte, blieb nichts anderes übrig, als die Vignette abzuschreiben. Krause hätte das wissen müssen. Die Probleme der Nachbarländer mit seinen Verkehrsplänen kennt er nach unzähligen ergebnislosen Ministerratssitzungen allzu gut. Trotz der völlig ungelösten europarechtlichen Situation, trotz gravierender umwelt- und verkehrspolitischer Einwände und trotz eines teuren verwaltungstechnischen Aufwands hielt Krause an der Vignette fest, vornehmlich, um den ostdeutschen Bürgern die Erhöhung der Mineralölsteuer zu ersparen. Eine Vignette würde sie weit weniger treffen als die höhere Steuer - Autobahnen gibt es im Osten kaum.
Es mögen also auch die ostdeutschen Bundestagsabgeordneten gewesen sein, die dem von der Koalitionsspitze düpierten Krause zu Hilfe kamen. Sie werden ebenso wie Krause ihre Landsleute wieder einmal als die großen Verlierer eines ohnehin ungleichen Kampfes empfunden haben und wollten das nicht einfach hinnehmen. Zur Seite geeilt dürften ihnen die CSU-Abgeordneten sein, die sich in ihrer weiß-blauen Heimat aus ganz anderen Gründen unter Druck sehen. Ihnen machen die rechtsradikalen Republikaner Wähler abspenstig - Wähler, die fast allesamt auch Autofahrer sind, was im ländlich geprägten Bayern eine weitaus größere Rolle spielt als in Stadtgebieten. Die Republikaner haben denn auch in einer in Bonn verbreiteten Stellungnahme mit großer Vehemenz die Mineralölsteuererhöhung verurteilt.
Jetzt muß also "nachverhandelt" werden. Für den Kanzler ist das eine deutliche Warnung. Zweiwöchige Reisen wird er sich während der geschäftigen Bonner Sitzungswochen so bald nicht mehr leisten können. In den Reihen der Union wächst seit einiger Zeit das unbehagliche Gefühl, Kohl habe die Dinge nicht mehr im Griff. Selbst wenn der Kanzler das anders sehen mag: Eine solche Stimmung kann eine gefährliche Eigendynamik entwickeln. Am Ende ist Kohl tatsächlich nicht mehr Herr der Lage.
Bei einem Hochhausbrand im Cheruskerweg in Unterliederbach erlitten drei Personen Rauchvergiftungen. Sie wurden zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Weitere sieben Personen wurden nach Angaben der Feuerwehr evakuiert und vor Ort von einem Arzt behandelt. Das Feuer war gegen 20 Uhr im Keller des Gebäudes ausgebrochen und hatte zu einer starken Rauchentwicklung im Treppenhaus geführt.
Etwa 40 Feuerwehrleute und Sanitäter waren im Einsatz. Gegen 22.30 Uhr rückte die Feuerwehr wieder ab. Über die Ursache des Brandes machte die Einsatzleitung noch keine Angaben. vo
Ein aufregend neuer Gedanke macht zur Zeit bei den "Grün-Alternativen" Furore, so alt wie das Menschengeschlecht, so wenig alternativ wie nur denkbar: Frieden durch Krieg (FR vom 2. 3. 1993 "Ruf nach Gewalt von außen").
Daß Staat und staatstragende Politiker so denken, ist systemimmanent, sie wollen Macht, Rüstungsherstellung, Waffenexport usw. usw. Aber nun auch Ihr? Das könnt Ihr doch im Ernst nicht wollen. Kriegskunst ist eine der ältesten Künste der Welt, d. h. sie ist natürlich überhaupt keine Kunst, sondern Krieg ist immer und ewig nur eine Niederlage des menschlichen Geistes.
Die Frauen, Kinder, Kriegsunwilligen, deretwegen Ihr kriegerische Interventionen gutheißt, werdet Ihr doch mit Waffengewalt nicht retten. Sie werden sterben im Namen des "Kreuzzuges für den Frieden", noch schneller und noch viel mehr als bisher. Und tot ist tot.
Bleibt alternativ, Freunde, das ist doch kein Schimpfwort, das ist eine Herausforderung. Macht Ihr so viele Anstrengungen für den Frieden, wie alle Welt immerzu für den Krieg bereit ist aufzubringen. Nehmt Eure alternative Energie zusammen, setzt Euch mit Kreativen und Querdenkern und kraftvollen Friedensmenschen an einen Tisch, denkt Euch Neues aus. Schon der nicht gar zu revolutionäre Versuch des Embargos ist doch zum Scheitern verurteilt, weil die Janusköpfigen in Politik und Wirtschaft ernsthaft gar kein Embargo wollen, am Krieg läßt sich doch so trefflich verdienen.
Aber Ihr - und wir könnten doch die undichten Stellen aufspüren und die Mit- Täter benennen. Wenn daran alle Nicht- Bellizisten mitwirken, wäre das ein wirklich neuer und alternativer Versuch.
Es wird und muß intelligentere Lösungen als die mittels Krieg geben. Denken wir weiter - aber mit anderen Ecken unserer Hirne. Statt intelligenter Waffen (pervers) laßt uns intelligente friedensschaffende Maßnahmen ergrübeln.
Bärbel Stechel, Wischhafen
In den Gesprächen über einen parteiübergreifenden Energiekonsens, die eingeleitet wurden mit dem Brief von RWE- Chef Gieske, Veba-Chef Piltz und Gerhard Schröder (SPD), werden die Fronten abgesteckt. Neben dem Gerangel um die Besetzung der Konsens-Kommission werden auch die inhaltlichen Positionen deutlich gemacht (FR vom 2. März 1993 "Termin für Energie-Klausur").
Daß Peter Gauweiler (CSU) und Atomminister Töpfer jeglichen Gedanken an einen Ausstieg aus der gefährlichen Atomenergie ablehnen, dürfte nicht verwundern. Und auch daß Joschka Fischer die grüne Position des (sofortigen?) Ausstiegs aus der Atomkraftnutzung vertreten hat, war zu erwarten.
Lediglich bei der Position der Sozialdemokraten steigt die Spannung und eben auch Ungewißheit.
Die Frage, ob der Nürnberger Ausstiegsbeschluß - 1986 unter der strahlenden Wolke von Tschernobyl gefaßt - noch Gültigkeit hat oder auch einer neuen Position weichen muß, war lange Gegenstand der Spekulation.
Doch nun ist es heraus. Die SPD hat sich auf einer kurzfristig anberaumten Klausurtagung in Bonn am 28. 2. zu der Position durchgerungen, die Lebensdauer der AKW mit einer Restlaufzeit ("x Jahre") am Netz zu lassen. Im Klartext: Sowohl weiterhin Atomstrom als auch Ausstieg.
Die Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD hat die SPD-Politiker und Gewerkschaftler/innen, die am Sonntag zu der Tagung anreisten, mittels eines "Hammelsprungs" am Tagungsort vor die Wahl gestellt, entweder durch die Tür "Konsens" oder die Tür "Ausstieg" zu gehen, um die "wahre" Haltung der SPD zur Atomenergie zu verdeutlichen. Die meisten der Teilnehmer/innen wählten die "Konsens"-Tür.
Die Formel "Durch Konsens zum Ausstieg" ist bezeichnend für die Politik der SPD. Aber der angestrebte Konsens ist nur mit Zustimmung zur weiteren Nutzung der Atomenergie zu erhalten. Wer dem Konsens zustimmt, macht sich zum Komplizen von SuperGau und Leukämie.
Bezüglich der Atomenergienutzung kann es nur einen Weg geben, und der heißt: kompromißloser und sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie.
Jürgen Siebert, Braunschweig
MIAMI, 5. März (AP). Der US-Zoll reklamiert eine Weltpremiere für sich - er hat nach eigenen Angaben die erste Großrazzia gegen Computerpornographen unternommen. Wie der Leiter der Zollbehörde in Miami im Staat Florida, William Rosenblatt, mitteilte, sind am Donnerstag in 15 US-Staaten insgesamt 40 Durchsuchungen vorgenommen worden. Sie richteten sich gegen einen weltweit operierenden Ring von Pornographen, der Kinderaktaufnahmen vertreibt und von computergestützten Angebotszentralen in Dänemark versorgt wurde.
Vorangegangen war ein Schlag der dänischen Polizei gegen drei derartige Zentralen. Die Beamten nahmen zwei Personen fest und stellten Kundenlisten mit rund 6000 Namen sicher. Darunter waren 100 Amerikaner, deren Namen an die US- Behörden gegeben wurden.
Die dänischen Zentralen pflegen laut Rosenblatt gegen einen Jahresbeitrag von rund 80 Dollar ihren "Mitgliedern" per Telefonmodem Pornoaufnahmen zu übermitteln, die aus Angebotslisten ausgewählt werden konnten. Die mit Computerhilfe per normaler Telefonleitung über Meere und Kontinente hinweg gesendeten Farbbilder kamen laut Rosenblatt in einer derart guten Qualität an, daß sie ohne weiteres mit Colorprintern vervielfacht werden konnten. Nach Ansicht Rosenblatts ist die Übermittlung per Computer dabei, den bisherigen Handel mit Pornomagazinen und -fotos zu verdrängen.
WIESBADEN, 5. März (AP). Sprachlich, so scheint es, haben die Deutschen einen neuen Liebling entdeckt: Es ist der Bindestrich. Vor allem professionelle Schreiber verwendeten ihn zunehmend bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, bemängeln Deutschexperten.
"Man kann an der Ausbreitung der Bindestrichkopplungen kaum noch acht- und sorglos vorübergehen", warnt der Potsdamer Sprachwissenschaftler Günter Starke in der neuesten Ausgabe von "Muttersprache", einer Zeitschrift der Wiesbadener Gesellschaft für deutsche Sprache.
Starke fand bei Stichproben auf einzelnen Seiten des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Durchschnitt mehr als zehn mit Bindestrich gekoppelte Wörter, die meisten davon - streng genommen - falsch geschrieben. Nach dem Duden sind der Verwendung des Bindestrichs enge Grenzen gesetzt. Erlaubt ist er nur, wenn in dem zusammengesetzten Wort beispielsweise ein Name hervorgehoben werden soll, wenn eine Zahl oder eine Abkürzung darin vorkommt oder wenn das Konstrukt übermäßig lang ist. Überschaubare zusammengesetzte Wörter wie Basarhändler oder Kaffeesahne müssen ohne Bindestrich auskommen.
Auch in der Schriftsprache der Werbung werde zunehmend gegen die Gebote der Rechtschreibung verstoßen, bemängelt der Sprachwissenschaftler. So finde sich in Anzeigen regelwidrig der Werbe- Erfolg, die Preis-Alternativen oder der Touristik-Riese.
Die Ursache der drohenden "Bindestrich-Inflation" sieht Starke vor allem in der Absicht der Schreibenden, Wortkonstruktionen für den Leser deutlicher und transparenter zu gestalten. In der Reklame werde der Bindestrich zusätzlich als graphisches Element verwendet, das zum Hinschauen und Lesen anregen solle. Der Widerspruch zwischen dieser Praxis und den offiziellen Rechtschreibregeln führe jedoch dazu, daß das Sprachbewußtsein auf die Dauer verunsichert werde, glaubt der Experte.
Wie Starke betont, handelt es sich bei dem Bindestrich entgegen landläufiger Meinung weder um eine Erfindung des 19. oder 20. Jahrhunderts, noch sei seine starke Verbreitung ausschließlich eine Erscheinung der Moderne. Die Wortverbindung sei vielmehr bereits in Handschriften des frühen Mittelalters bezeugt. So sei in einem langobardischen Edikt aus dem Jahr 643 von "pfader-fio" (Vieh des Vaters) oder "ari-schild" (Heerschild) die Rede.
Bis ins 16. Jahrhundert sei der Bindestrich mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip benutzt worden, erklärt der Sprachwissenschaftler. Zwischen 1670 und 1730 war die Verwendung des Bindestrichs dann offenbar geradezu ein Muß.
JERUSALEM, 5. März (AP). US-Botschafter William Harrop hat die Israelis darauf aufmerksam gemacht, daß die US-Hilfe für ihr Land angesichts der eigenen finanziellen Schwierigkeiten geringer werden könne. Harrop sagte am Donnerstag in einem für eine Rede vor israelischen Unternehmern vorbereiteten Text: "Es wäre nicht klug, wenn sich ein Land langfristig darauf verlassen würde, daß ein Verbündeter, und sei es auch der allerzuverlässigste, auf Dauer sieben bis acht Prozent seines Staatshaushalts stellt. Es könnte schwierig werden, unsere Wirtschaftshilfe auf dem gegenwärtigen Stand zu halten." In Washington sagte ein Regierungsbeamter, es handle sich um die Ansicht des Botschafters, der nicht im Namen der Regierung gesprochen habe.
TOKIO, 5. März (AP). Viele Japaner sind einem Umfrageergebnis zufolge unglücklich, seitdem sie - oder ihre Ehepartner - in den "Genuß" eines zweitägigen Wochenendes kommen. Das von der Regierung geförderte Plus an Freizeit koste Geld und Kraft, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten privaten Studie, für die im Oktober letzten Jahres in Tokio 100 wahllos ausgesuchte Personen befragt wurden. Die Japaner könnten ihre Freizeitaktivitäten nicht gut koordinieren, befand der Meinungsforscher Yukio Matsumoto. Fast zwei Drittel der Befragten äußerten nach seinen Angaben Unzufriedenheit mit dem Wochenende. Am häufigsten hieß es, die freien Tage seien zu teuer und zu ermüdend.
BONN, 5. März (AP). Der Bundesrat hat am Freitag die Beamtenbesoldung rückwirkend auf eine Rechtsgrundlage gestellt. Er stimmte dem Einigungsvorschlag des Vermittlungsausschusses zu und billigte damit die Anhebung der Beamtenbezüge um 5,4 Prozent seit Mai 1992 beziehungsweise seit Juni 1992 für den höheren Dienst.
NEW YORK, 5. März (AP/Reuter). Als Durchbruch bei der Suche nach den Bombenattentätern von New York gilt die Festnahme eines 25jährigen Arabers, der Anhänger eines in den USA lebenden radikalen islamischen Geistlichen ist. Gegen den Verdächtigen wurde von einem Richter Haftbefehl wegen Mittäterschaft beim Attentat auf das World Trade Center (Welthandelszentrum) erlassen.
Der Verhaftete ist der 25 Jahre alte Mohammed Salameh. Seine Entlassung gegen Kaution lehnte der Haftrichter ab. Salameh hatte nach Darstellung der Bundeskriminalpolizei FBI den Lieferwagen gemietet, der mit Sprengstoff präpariert wurde und am Freitag vergangener Woche in der Tiefgarage des Doppelwolkenkratzers in New York explodierte, wodurch mindestens fünf Menschen umkamen und mehr als 1000 verletzt wurden.
Salameh machte sich verdächtig, als er beharrlich die für den Lieferwagen hinterlegte Leih-Kaution von 400 Dollar zurückverlangte. Weniger als zwei Stunden nach der Explosion erschien er beim Autoverleiher und gab an, der Wagen sei ihm gestohlen worden. Da er keinen Nachweis bei sich hatte, daß er den Diebstahl der Polizei gemeldet hatte, wurde er zweimal abgewiesen. Am Donnerstag suchte er das Büro erneut auf, wo er von Beamten der Bundeskriminalpolizei FBI festgenommen wurde. Salameh hatte bei der Autoverleihfirma seinen Namen und seine Adresse korrekt angegeben, was sein Pflichtanwalt Robert Precht als Beweis seiner Unschuld wertete. Möglicherweise sei sein Mandant hereingelegt worden. Precht sagte, Salameh sei in Jordanien geboren und lebe seit fünf Jahren in den USA. Der Anwalt machte keine Angaben zur jetzigen Staatszugehörigkeit.
In der Wohnung Salamehs sei Material gefunden worden, das bei der Herstellung von Sprengsätzen verwendet werden könne, teilte das FBI mit.
Am Donnerstag abend gab das FBI noch eine zweite Festnahme bekannt: Es handelt sich um Ibrahim Elgabrowny, den Bruder von El Sayyid Nosair, der im Zusammenhang mit der Ermordung des radikalen Rabbiners Meir Kahane 1991 in New York angeklagt war, aber freigesprochen wurde und nun wegen anderer Straftaten in Haft ist.
Nosari und Salameh gehören nach Angaben der Behörden zur Gemeinde der El-Salam-Moschee in Jersey City. Prediger dort ist der 54jährige Scheich Omar Abdel-Rahman, der in den USA im Exil lebt. Er war bei einem Strafverfahren in seiner ägyptischen Heimat von der Anklage freigesprochen worden, 1981 in die Ermordung von Präsident Anwar el Sadat verwickelt gewesen zu sein. Abdel- Rahman distanzierte sich von der Tat und verurteilte den Anschlag "ohne Einschränkungen". Weil der Islam die Zerstörung von Leben und Eigentum Unschuldiger ablehne, könne die Bombe nicht von einem "wirklichen Moslem" gelegt worden sein, teilte er mit.
1990 hatte Rahman ein Einreisevisum für die USA erhalten, obwohl er auf der Liste der Personen stand, die des Terrorismus verdächtigt werden, wie in Washington verlautete. Er residierte zunächst in New York und verlegte seinen Sitz dann nach New Jersey. Inzwischen hat die US-Einwanderungsbehörde die ständige Aufenthaltsgenehmigung für den Scheich widerrufen und ein Ausweisungsverfahren in die Wege geleitet, weil er bei der Einreise falsche Angaben gemacht habe. Die Zahl seiner Anhänger in Ägypten wird auf rund 200 000 geschätzt.
Die ägyptischen Behörden nahmen unterdessen ebenfalls Ermittlungen auf und versuchten, Informationen über Salameh zu bekommen. Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak sagte, die Festnahme eines moslemischen Fundamentalisten zeige, daß der Terrorismus sich weltweit ausbreite. Deshalb müsse dieser auch weltweit bekämpft werden, sagte Mubarak der Washington Post. Der Präsident verteidigte zudem sein rigoroses Vorgehen gegen die Fundamentalisten.
MANILA, 5. März (AP). Tausende katholische Pilger haben sich am Freitag in Erwartung einer Marienerscheinung in der philippinischen Stadt Agoo versammelt. Nach Angaben des Bürgermeisters Pablo Oblart strömten die Gläubigen schon seit dem vergangenem Monat nach Agoo, seitdem Berichte bekannt geworden waren, wonach eine Madonnenskulptur im Besitz einer Familie in Agoo Tränen vergossen haben soll. Wie Oblart sagte, gab der zwölfjährige Sohn der Familie an, die Gottesmutter sei ihm seit 1989 regelmäßig an jedem ersten Samstag im Monat sowie an allen hohen katholischen Feiertagen erschienen.
MÜNCHEN, 5. März (AP). Der bayerische Sozialminister Gebhard Glück hat bei Generalbundesanwalt Alexander von Stahl Strafanzeige wegen Völkermordes gestellt. Die Anzeige richte sich gegen die derzeit namentlich bekannten Kriegsverbrecher in Bosnien, teilte der CSU-Politiker am Freitag in München mit. Glück begründete seinen Vorstoß unter anderem damit, daß das bosnische Volk von Serben systematisch verfolgt, die Bevölkerung ganzer Ortschaften ausgelöscht werde und Frauen vergewaltigt würden.
Außerdem solle der Generalbundesanwalt beim zuständigen Gericht einen Haftbefehl beantragen und dann eine internationale Fahndung nach den Kriegsverbrechern einleiten. Glück sagte, er erwarte, daß Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sein Anliegen unterstütze.
BERLIN, 5. MÄRZ (AFP/AP). Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen zwei Männer erhoben, die Sprengstoffanschläge auf ein Asylbewerberwohnheim und ein jüdisches Mahnmal verübt haben sollen. Der Anklage zufolge legten die beiden 31 und 35 Jahre alten Männer am 17. Juni 1992 einen Sprengsatz auf ein Fensterbrett des Asylbewerberheims im Bezirk Wedding und brachten ihn durch einen Zeitzünder zur Explosion. Dabei entstanden Sachschäden an dem Haus, verletzt wurde niemand.
Wegen eines Brandanschlags auf ein Heim für Asylbewerber im schwäbischen Murrhardt erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen fünf Männer, darunter auch gegen einen Türken und einen Italiener.
Die Erfurter Staatsanwaltschaft klagte zwei Jugendliche aus der rechten Szene wegen Totschlags an. Sie sollen einen Gartenarbeiter zusammengeschlagen und auf eine Straße geschleift haben, wo er von Autos überrollt wurde und starb.
TIFLIS, 5. März (AP). Die Gasversorgung Armeniens, die am Dienstag durch einen Anschlag auf eine Pipeline unterbrochen worden war, ist am Freitag wiederhergestellt worden. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, daß damit täglich 1,3 Millionen Kubikmeter Gas in die frühere Sowjetrepublik gelangen könnten. Armenien hat allerdings einen Bedarf von 7,5 Millionen Kubikmetern. Seit dem 23. Januar hatte es in der mehrheitlich von Aserbaidschanern bewohnten Region Marneuli vier Sabotageakte gegen die aus Georgien kommende Gasleitung gegeben.
MOSKAU, 5. März (AP). Das für den 4. April angesetzte Gipfeltreffen der Präsidenten der Vereinigten Staaten und Rußlands, Bill Clinton und Boris Jelzin, wird in Vancouver stattfinden. Das meldeten Moskauer Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Presseamt des Präsidenten.Flugzeug mit 96 Menschen an Bord bei Skopje abgestürzt Möglicherweise mehr als 70 Tote /Zeugen sprechen von Explosion
SKOPJE, 5. März (AP/dpa). Bei dichtem Nebel und heftigem Schneetreiben ist am Freitag nahe der mazedonischen Hauptstadt Skopje ein Flugzeug mit 96 Menschen an Bord abgestürzt. Über die Zahl der Todesopfer lagen zunächst unterschiedliche Angaben vor. In Berichten aus der mazedonischen Hauptstadt wurde nicht ausgeschlossen, daß mehr als 70 Menschen ums Leben kamen. Der mazedonische Rundfunk meldete, 20 Menschen seien zum Teil schwer verletzt aus den Trümmern geborgen und in ein Militärkrankenhaus gebracht worden.
Radio Belgrad berichtete unter Berufung auf mazedonische Behörden, ein Triebwerk der zweistrahligen Fokker 100, die nach Zürich unterwegs war, sei kurz nach dem Start ausgefallen.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete unter Berufung auf die niederländische Agentur ANP, der Absturz sei möglicherweise durch eine Explosion ausgelöst worden. Ein Sprecher des Amsterdamer Flugzeugbau-Unternehmens Fokker sagte ANP, Augenzeugen hätten am Freitag mittag von einer Explosion etwa einen Kilometer vom Startpunkt entfernt berichtet. "Aber es läßt sich in diesem Stadium noch nicht beurteilen, wie zuverlässig diese Aussagen sind", meinte der Sprcher.
Der Flughafen Petrovec wurde nach der Katastrophe bis auf weiteres geschlossen. Die von der mazedonischen Gesellschaft Pal Air gecharterte Maschine schlug um 14.15 Uhr knapp zwei Kilometer von der Startbahn entfernt am Rand des Dorfes Miladinovci auf. Die Sichtweite betrug rund 400 Meter. Über das ganze Ausmaß des Unglücks gab es auch am Nachmittag noch keine Klarheit. Über die Nationalität der Fluggäste lagen zunächst keine Angaben vor. Hubschrauber mit Rettungsmannschaften wurden an den Unglücksort entsandt. Soldaten der UN-Friedenstruppe, die erst vor kurzem in der früheren jugoslawischen Republik stationiert ist, beteiligten sich an den Rettungsarbeiten, die von tiefem Schnee behindert wurden.
Von den 96 Menschen an Bord waren 91 Passagiere, vier davon Kinder. Die Besatzung bestand nach Angaben des niederländischen Fernsehens aus zwei Piloten und drei Stewards.
Das Flugzeug mit 100 Plätzen ist ein Kurz- und Mittelstreckenflugzeug. Die Ende der 80er Jahr in Dienst gestellte Fokker 100 gilt als die modernste Maschine des in Amsterdam ansässigen Unternehmens. Nach Angaben von ANP ist es das erste Mal, daß eine Fokker 100 abgestürzt ist.
LONDON, 5. März (AP). Der ehemalige britische Industrie- und Handelsminister Nicholas Ridley, der sich im Juli 1990 mit einem Ausfall gegen die Deutschen um sein Amt geredet hatte, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie mit. Seine damalige Regierungschefin Margaret Thatcher würdigte am Freitag Ridley als einen "großen Engländer", der viel für sein Land geleistet hatte.
Ridley hatte mit Äußerungen zur Übernahme der Europäischen Gemeinschaft durch die Deutschen mit den Franzosen als "Pudeln" an ihrer Seite einen Eklat ausgelöst. Weiter hatte er gesagt: "Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Aufgeben von Souveränität, aber nicht an diesen Haufen. Offen gesagt, Sie könnten es ebenso gut an Adolf Hitler abgeben."
Auf kaum einem anderen Feld gilt für die USA das Schlagwort vom Land der Extreme so sehr wie für die Religion: Neben "normalen" Gottesdiensten finden sich im ganzen Land charismatische Erweckungsprediger, Wunderheiler und Eiferer. Über Rundfunk und Fernsehen wird in religiösen Talk- und Musikshows sowie Seifenopern regelmäßig für Spenden getrommelt.
Die bis vor wenigen Tagen so gut wie unbekannten Davidianer des Sektenführers Vernon Howell sind nur eine von zahllosen Gruppen, die den baldigen Weltuntergang durch Sintflut oder Erdbeben verkünden. Ted Daniels aus Philadelphia, der sich in einer Zeitschrift mit den Apokalyptikern beschäftigt, hat 600 derartige Sekten sowie Einzelpersonen gezählt. Mit deutlich steigender Tendenz: Daniels führt dies, wie er der Washington Post sagte, auf die nahende Jahrtausendwende zurück. "Ich glaube, dies macht die Leute aufgeregt", meint er.
Die Sektierer um Howell, der sich als selbsternannter Jesus Christus eines direkten Drahtes zu Gott rühmt, werden von Soziologen zu den Militantesten der Szene gerechnet. Als kleine Minderheit geben sie sich einen exklusiven Anstrich, der ihnen am Jüngsten Tag allein als "Auserwählten" das Überleben sichert.
Auch die Sieben-Tage-Adventisten - Howells Sekte wurde vor 60 Jahren von einem abtrünnigen Adventisten gegründet - glauben an die "baldige" Wiederkehr von Jesus Christus. Doch die Freikirche mit ihren weltweit 7,6 Millionen Mitgliedern, die in den USA als gemäßigt gilt, bekämpft seit langem Howells Davidianer.
Endzeit-Fanatiker finden sich in den USA nicht nur in christlich inspirierten Gruppen, sondern auch in jüdischen oder islamischen Vereinigungen. Auch die "neuen" fernöstlich angehauchten Religionen des sogenannten New Age sind dafür sehr empfänglich.
Anfang 1990 pilgerten trotz Schnee und Frost rund 2000 Menschen in das Tal des Paradieses im US-Bundesstaat Montana. Dort ließen sie sich von der Führerin einer New-Age-Sekte, Elizabeth Clare, sagen, daß die Welt einer gefährlichen Zeit entgegengehe.
Insgesamt sind in den USA auf religiösem Gebiet die charismatischen Gruppen sowie die vielen aus dem Protestantismus hervorgegangenen Sekten weiter auf dem Vormarsch. Noch sind jedoch die Katholiken mit über 50 Millionen Mitgliedern am stärksten, gefolgt von den zahlreichen protestantischen Bekenntnissen.
THOMAS MAIER (dpa)
ESSEN, 5. März (dpa). Nach einer auf 24 Stunden befristeten Arbeitsniederlegung haben die Beschäftigten der Stahlunternehmen des Krupp-Hoesch-Konzerns mit Beginn der Frühschicht am heutigen Freitag morgen um sechs Uhr ihre Arbeit planmäßig wieder aufgenommen. Das bestätigte am Morgen ein Betriebsratssprecher. Die großflächigen Arbeitsniederlegungen, an denen sich rund 20 000 Beschäftigte von allen Stahlstandorten des Konzerns beteiligt hatten, waren Bestandteil des dritten großen Stahlaktionstages im Revier unter dem Motto "Kette des Aufruhrs".
MANILA, 5. März (dpa). Leitungswasser machte den 63jährigen Alberto Diwa innerhalb von wenigen Jahren zum Millionär. Jetzt stoppte die Polizei den Filipino, der seit 1988 zwei Pumpstationen der städtischen Wasserwerke von Manila abgezapft und das Naß in großem Stil an Reedereien weiterverkauft hatte. Das gestohlene Wasser transportierte er mit Tankwagen zu Schiffen, die im Hafen von Manila lagen. Mindestens 113 Millionen Pesos (etwa neun Millionen Mark) verdiente Diwa nach einem Bericht des Manila Chronicle, ehe ihm und 14 Helfern bei einer Großrazzia Handschellen angelegt wurden.
LONDON, 5. März (dpa). Nach fünf Tagen ist der vor der britischen Ostküste gestrandete dänische Öl-Tanker "Freja Svea" wieder flott. In der Nacht zu Freitag gelang es nach mehreren vergeblichen Versuchen, den fast leeren 97 000 Tonnen großen Tanker von den Felsen vor Redcar nahe der Tees-Mündung freizuschleppen, berichtete ein Sprecher der Küstenwache am Morgen. Das mit 1500 Tonnen Rohöl in Fässern beladene Schiff war am vergangenen Sonntag in schwerer See mit Ruderschaden auf die Felsen getrieben. Die Küste wurde nach Auskunft des Sprechers nicht verschmutzt.
ARNHEIM, 5. März (dpa). Wegen fehlender freier Sicht hat ein Mann im niederländischen Arnheim ein Bürgerzentrum in Brand gesetzt. Er habe vom Fenster seiner Wohnung aus endlich eine schönere Aussicht haben wollen, erklärte er der Polizei nach Angaben vom Freitag. Dabei war im November vergangenen Jahres ein Schaden in Höhe von einer Million Gulden (900 000 Mark) entstanden. Wie die Polizei weiter berichtete, gestand der 34jährige am Donnerstag, die Tat begangen zu haben. Er habe im Oktober auch schon einmal versucht, die Aussicht zu verschönern, doch war das Feuer damals noch rechtzeitig entdeckt und gelöscht worden.
MÜNCHEN, 5. März (dpa). Gegen Deutschlands prominentesten Koch, Eckart Witzigmann, hat am Freitag vor einem Münchener Schöffengericht ein Kokain-Prozeß begonnen. Der 51jährige Wirt des Münchener Gourmettempels "Aubergine" wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, in der Zeit von Anfang 1990 bis Mai 1992 insgesamt rund 220 Gramm Kokain erworben und einen Teil davon anderen zum Verbrauch überlassen zu haben. Mitangeklagt ist eine 28jährige Freundin des Drei-Sterne-Kochs, an die Witzigmann mindestens 30mal insgesamt wenigstens 25 Gramm Kokain abgegeben haben soll. Die junge Frau war von Drogen und Alkohol abhängig und laut Anklage durch Witzigmann nach einer Therapie rückfällig geworden.
PHNOM PENH, 5. März (dpa). Die Rebellen der Roten Khmer in Kambodscha haben Vietnam vorgeworfen, noch immer mit 40 000 Soldaten die Regierung in Phnom Penh zu unterstützen. So würden die Pariser Abkommen über Frieden und demokratische Wahlen in dem südostasiatischen Land "mit Füßen getreten", sagte ein Khmer-Sprecher am Freitag. Auch habe die UN -Übergangsbehörde insgesamt 1,3 Millionen Vietnamesen, denen illegal die kambodschanische Staatsbürgerschaft zuerkannt worden sei, erlaubt, sich für die angestrebte freie Wahl im Mai einzutragen. Insgesamt lebten inzwischen 2,4 Millionen Vietnamesen unter den neun Millionen Einwohnern.
Die Roten Khmer des früheren Diktators Pol Pot haben eine Mitwirkung bei den Wahlen abgelehnt und erlauben keine Wählerverzeichnisse in den von ihnen kontrollierten Gebieten.
Sie läuft nicht mit, aber allen den Rang ab. Katarina Witt wird bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in der kommenden Woche in Prag zwar nur als Fernsehkommentatorin auf der Tribüne der "Sports Hall" sitzen, doch nach ihrer Reamateurisierung und den damit verbundenen Olympia-Plänen für 1994 wird sie im Mittelpunkt des Interesses stehen. "Die DEU ist von den ernsthaften Absichten der Katarina Witt überzeugt", schreibt Wolf-Dieter Montag, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), im neuen Pressedienst seines Verbandes und ergänzt: "Wir bewundern den Mut einer jungen Frau, die es sicher finanziell nicht nötig hätte, sich noch einmal den Strapazen des Wettkampfsportes und dem Risiko einer Niederlage auszusetzen."
Mit gemischten Gefühlen wird die dreimalige Europameisterschafts-Dritte Marina Kielmann diese Lobeshymnen auf die charismatische Rückkehrerin gelesen haben. Schon bei den europäischen Titelkämpfen Mitte Januar in Helsinki zeigte sich die 25jährige Dortmunderin ("Da sorgten die Altstars für mehr Aufsehen als der Sport") verärgert über den Trubel um Kati Witt.
Doch in den vergangenen sieben Wochen belastete Marina Kielmann auch privates Ungemach: Ihr Freund Gianni Satori, am Rande der EM wegen eines angeblichen Rauschgiftdeliktes festgenommen, sitzt immer noch in der finnischen Hauptstadt im Gefängnis. "Ganz spurlos ist das nicht an mir vorbeigegangen. Doch der Sport hat erstmal Vorrang", sagt die für ihren Kampfgeist bekannte Westfälin, die einen Platz zwischen fünf und acht "als realistisch" ansieht: "Die anderen sind auch nicht viel besser."
Bei einem gelungenen Sprung unter die ersten Zehn würden die DEU-Damen für die Olympischen Winterspiele in Lillehammer zwei Startplätze erhalten. Insofern läuft Marina Kielmann auch für Kati Witt - oder für Tanja Szewczenko. Die erst 15jährige Düsseldorferin hat sich in diesem Winter schon in der europäischen Spitze - Platz vier bei der EM - etabliert. "Jetzt wächst der Druck, der auf ihr lastet", fürchtet Marina Kielmann um die Unbekümmertheit der zehn Jahre jüngeren Aufsteigerin.
Eine andere Teenagerin gilt schon in Prag als WM-Favoritin: Der 17jährigen Lu Chen, 1992 Dritte, trauen viele zu, daß sie als erste Eiskunstlauf-Weltmeisterin Chinas in die Geschichte eingehen wird. Nachdem Titelverteidigerin Kristi Yamaguchi ins Profi-Lager wechselte, hat aber ebenso ihre US-Landsfrau und WM-Zweite Nancy Kerrigan ihre Gold-Chance.
Während der Deutsche Meister Ronny Winkler (Chemnitz) bei der EM mit Ach und Krach Platz zehn erreichte, will er bei seinem dritten WM-Start die bisherigen Resultate (1988/17. und 1991/20.) verbessern. Nach einer verpatzten Olympia- Saison hofft der von einer Rückenverletzung genesene dreimalige Weltmeister Kurt Browning (Kanada) auf seinen vierten Titel.
Obwohl er noch keinen internationalen Wettbewerb bestritten hat, dürften sein kanadischer Rivale, der WM-Dritte Elvis Stojko, sowie Europameister Dmitri Dmitrenko (Ukraine) es schwer haben, den sprunggewaltigen Browning auszustechen. dpa
Durch den Sprung in ein Massengrab ist nach einem Bericht der Londoner Zeitung The Times vom Freitag eine 67 Jahre alte Frau einem Massaker von Serben an 27 bosnischen Moslems bei Sipovo in Zentral-Bosnien entkommen. Ihr Mann und ihr Sohn wurden bei der Exekution durch maskierte Serben getötet, wie die Frau der Zeitung berichtete. "Unabhängige Zeugen in einem Flüchtlingslager in Travnik haben ihre erschütternde Geschichte bestätigt", schrieb die Times.
Ein bewaffnetes Mordkommando hatte nach Angaben der Frau an einem Abend die Moslems in ihrem Dorf zusammengetrieben und dann in ein angrenzendes Waldstück geführt, angeblich um sie zu befragen. "In dem Wald war schon Schlimmes passiert, aber sie hatten Gewehre und Flucht war unmöglich," schilderte die Frau.
In einer Lichtung mußten sich die Moslems an einer flachen Grube aufstellen. Dann eröffneten die Maskierten das Feuer. Die Opfer fielen rückwärts in die Grube. Unter ihnen waren Mann und Sohn der alten Frau. "In einer Sekunde war mir alles genommen worden, was mir lieb war. Da bin ich mit ihnen hineingesprungen, nicht in der Hoffnung zu überleben, sondern mit dem Wunsch zu sterben", zitierte die Times die Frau.
Nach Stunden kam sie zu sich, unter der Leiche eines Nachbarn liegend. Sie kroch aus dem Grab und floh zurück ins Dorf. Eine serbische Nachbarsfamilie, die ihr freundlich gesinnt war, half ihr weiter. (dpa)
Vier Tage nach der 1:2-Pleite im Meisterschaftsspiel gegen den AS Rom verlor Juventus Turin auch das Viertelfinal- Hinspiel im UEFA-Cup bei Benfica Lissabon mit 1:2 (0:1). Doch trotz dieser Niederlage und einer mäßigen Leistung erhielt Juve eine gute Chance auf den Einzug ins Halbfinale. Dank Viallis Elfmetertor (58.) zum zwischenzeitlichen 1:1 - Andreas Möller war gefoult worden - sehen die Turiner zuversichtlich dem Rückspiel am 17. März entgegen.
Während bei den Portugiesen der zweifache Torschütze Vitor Paneira (11./77.) zum Matchwinner avancierte, hatte auf der anderen Seite Möller Pech, daß er in der 25. Minute mit einem mächtigen Schuß nur die Latte traf. Ansonsten aber blieb der Ex-Frankfurter weitgehend blaß, während Abwehrrecke Kohler eine überragende Leistung bot.
Von einer Torflaute wird das Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger beherrscht. Nachdem bei den Spielen zwischen Rotterdam und Spartak Moskau (0:1) sowie Sparta Prag und AC Parma (0:0) nur ein Tor fiel, war es tags darauf nicht viel besser. Antwerpen und Bukarest begnügten sich mit einer "Nullnummer", während es zwischen Olympiakos Piräus und Atletico Madrid zumindest ein 1:1 (0:1) gab. Moya (10.) für Madrid und Vaitsis (63.) erzielten die Tore.
Überschattet wurde die Partie von Ausschreitungen. Nicht nur Spieler, auch griechische Ordner und Fans am Spielfeldrand wurden gegenüber Madrids Aktiven handgreiflich. Davon betroffen war auch der deutsche Ex-Nationalspieler Bernd Schuster, der kurz vor Schluß böse gefoult wurde und noch nach dem Abpfiff verletzt am Boden lag.
Unterdessen plant der Präsident der UEFA, Lennart Johansson, eine "Revolution der Europapokal-Wettbewerbe. Knapp zwei Jahre nach der Modus-Änderung im Pokal der Landesmeister, in dem das alte System mit Hin- und Rückspielen durch Gruppenspiele am dem Viertelfinale ersetzt worden ist, will der Schwede die Landesmeister und UEFA-Cup- Klubs in einem gemeinsamen Wettbewerb eine Art Europameisterschaft für Vereinsmannschaften austragen lassen. Dabei würden die Klubs nach Johanssons Vorstellungen nach der Auslosung in Hin- und Rückspielen aufeinandertreffen, aber dann ab dem Achtelfinale wie bei Europameisterschaften gegeneinanderspielen. Nahezu unverändert soll hingegen der Wettbewerb der Pokalsieger fortgesetzt werden. Lediglich das Finale soll künftig mit Hin- und Rückspiel ausgetragen werden. dpa/sid
DARMSTADT. Der zumal mit kirchenkritischen Büchern hervorgetretene Autor Karlheinz Deschner ist in diesem Jahr Träger des Alternativen Büchnerpreises. Der 69jährige habe das Christentum als die "gewalttätigste aller Glaubensgemeinschaften" entlarvt, begründete der Darmstädter Geschäftsmann Walter Steinmetz, Stifter der mit 10 000 Mark dotierten Auszeichnung, in Darmstadt seine Entscheidung. Seine "leidenschaftliche Parteinahme für die aufs Paradies Vertrösteten" stelle Deschner an die Seite des Dichters und Demokaten Georg Büchner (1813-1837). Der "offiziellle" Georg-Büchner-Preis wird alljährlich von der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung vergeben. dpa/fr
BRATISLAVA, 5. März (dpa). Der slowakische Kulturminister Dusan Slobodnik hat angekündigt, Zeitungen nationaler Minderheiten, die "unbelegte Kritik" an der Regierung äußern, staatliche Zuschüsse zu streichen. Die in Bratislava (Preßburg) erscheinende Zeitung Narodna Obroda berichtete am Freitag, Slobodnik habe gesagt, das Problem unbelegter Meldungen könne man nur finanziell lösen.
In der Slowakei leben rund 600 000 Ungarn. Daneben gibt es auch eine starke Roma-Minderheit sowie kleinere Gruppen ukrainischer und deutscher Bürger. Für 45 Zeitungen in den Sprachen der Minderheiten stellt die slowakische Regierung 23,5 Millionen Kronen (rund 1,3 Millionen Mark) zur Verfügung. Dies ist ein Drittel der Summe des vergangenen Jahres, als es noch die Tschechoslowakei gab.
ATHEN, 5. März (dpa). Ein Erdbeben der Stärke 5,9 auf der Richterskala hat am Freitag morgen das Gebiet von Messinien im Süden des Peloponnes erschüttert. Der starke Erdstoß war in den Präfekturen Messinien, Lakonien, Arkadien und Ilias spürbar. Nach Angaben der Polizei entstanden keine Gebäudeschäden. Das Zentrum des Bebens lag bei den Inusses-Inseln, 60 Kilometer vor der Küste von Methoni, teilten das geodynamische Institut von Athen und das geophysische Labor der Universität Thessaloniki mit.
KIEW, 5. März (dpa). Internationale Schlepperbanden schleusen immer mehr Flüchtlinge aus Südostasien durch die Ukraine in westlich gelegene Staaten Europas. Mehr als 30 Flüchtlinge aus Sri Lanka und Pakistan fanden Zollbeamte allein am ukrainisch-ungarischen Kontrollpunkt Tschop am 24. und 25. Februar, wie die Kiewer Zeitung Kiewskie Wedomosti am Freitag berichtete. Sie waren in Hohlräumen zweier umgebauter Busse versteckt, die nach Griechenland unterwegs waren. Die Fahrer, ein Grieche und ein Rumäne, wurden mit jeweils etwa 8900 und 12 000 US-Dollar in den Taschen festgenommen. Der stellvertretende ukrainische Innenminister Walentin Nedrigailo sagte der Zeitung: "In Bussen versteckt finden wir außer Drogen immer häufiger Kinder." Er kündigte an, die Grenzposten zu verstärken.
Der Leichtathlet Ben Johnson hat dem kanadischen Sport auch einen guten Dienst erwiesen. Nach dem olympischen Sündenfall des Sprinters bei den Sommerspielen 1988 in Seoul wurde in dem nordamerikanischen Land eines der besten und effektivsten Doping-Fahndungssysteme der Welt entwickelt. Kanadas Anti-Doping-Agentur, das "Canadian Centre for Drug Free Sport" mit Sitz Ottawa begann vor 14 Monaten mit der Arbeit und hat 16 Mitarbeiter.
Es wird im Wesentlichen von der Regierung finanziert - in Deutschland nimmt German Control im Auftrag der Sportverbände die rund 4000 Proben pro im Jahr vor - und ist verantwortlich für alle Doping-Tests im Lande. Also auch für die von Ben Johnson im Januar, die jetzt den neuen Wirbel verursacht haben. Ein computergesteuertes Kontrollnetz, aus dem kaum einer auf Dauer entkommen dürfte, hilft bei der Selektion der zu Testenden.
"Big Brother" ist gefüttert mit zahlreichen Informationen über Risikosportarten, Terminen für Wettbewerbe sowie Trainingszeiten und mit Daten über frühere Kontrollen. 58 Prozent aller Doping- Tests von kanadischen Sportlern erfolgen abseits von Wettkämpfen mit minimaler oder überhaupt keiner Vorwarnung.
Eine fünfprozentige Steigerungsrate ist für diese "Überfälle" vorgesehen, obwohl solche Tests doppelt so teuer sind, denn sie erfordern oft lange Anreisen für eben nur eine Person. "Der Sportler steht auf der Aschenbahn beim Training und jemand tippt ihm auf die Schulter", beschreibt Victor Lachance, Hauptgeschäftsführer der Anti-Doping-Organisation eine der möglichen Methoden.
Die Strafe für überführte Doping-Sünder ist happig: eine automatische vierjährige Sperre ohne Chance auf Berufung sowie ein lebenslanger Ausschluß von der staatlichen Sporthilfe. Zugleich wird die gesamte Entourage des Sportlers, der Club, Trainer, Doktor, selbst die Kollegen, unter die Lupe genommen. War jemand beteiligt und ist der Mitschuld überführt worden, erhält er die gleiche Strafe. Selbst Mitwissertum von sportlichen Führungspersonen wird bestraft, sofern es erwiesen werden kann.
Die Sportverbände haben in dieser völlig unabhängigen Agentur kein Mitspracherecht. Auch das ist eine Konsequenz aus der Johnson-Affäre. Der kanadische Leichtathletik-Verband hatte vor Seoul geflissentlich alle Gerüchte um seinen Superstar ignoriert. Sobald das Montrealer Labor des "Centres" die wissenschaftliche Arbeit geleistet hat, hört die Verantwortlichkeit der Fahnder allerdings auf. Nach wie vor müssen sie dann die Labor- Ergebnisse bei positivem Befund an die Sportverbände übergeben.
Im Falle Johnsons wurde er dem Internationale Leichtathletikverband (IAAF) mitgeteilt. Kanadas Medien mokierten sich am Donnerstag darüber, daß zehn Wochen vergingen, ehe nun die Doping- Kommission der IAAF in Paris tagte.
Wäre es nach den Kanadiern allein gegangen und Johnsons Doping-Proben bei einem nationalen statt IAAF-Turnier erfolgt, hätte er sofort pausieren müssen und nicht den Beinahe-Weltrekord in Grenoble laufen können. Schon nach dem A-Test, fällt er positiv aus, geht nämlich bei den strengen Kanadiern die Schranke runter. dpa
LONDON, 5. März (dpa). Eine riskante Liebesreise auf hoher See hat einen 18 Jahre alten Briten vor Gericht gebracht. Mit einem gestohlenen, drei Meter langen Gummiboot hatte er ohne jede navigatorische Kenntnis von England nach Frankreich fahren wollen, um dort eine junge Französin wiederzusehen - vergeblich, wie er jetzt dem Gericht in Falmouth in der britischen Grafschaft Cornwall schilderte.
"Geht es hier nach Frankreich", erkundigte sich David Burnett 40 Kilometer von der britischen Küste entfernt verzweifelt bei der Besatzung eines Fischkutters. "Hier geht es auf den Atlantik hinaus. Das nächste Land ist Kanada", klärte ihn die Crew auf. Der nur mit einem Sandwich, einem Paar Schuhe und einer Landkarte aus dem Taschenkalender ausgerüstete Reisende wurde von der Küstenwache zurückgeholt und wegen Diebstahls und gefährlichem Leichtsinn vor Gericht gebracht. Das Mädchen hat er nicht wiedergesehen. Das Urteil soll in zwei Wochen gesprochen werden.
BERLIN, 5. März (dpa). Im Öffentlichen Dienst und bei der Bundeswehr darf weiter geraucht werden. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht in Berlin entschieden (AKtenzeichen: 2 C 14.91).
Der zweite Senat des höchsten deutschen Verwaltungsgerichts betonte allerdings in einem am Freitag veröffentlichten Urteil, daß der Dienstherr "in Fällen, in denen die Gesundheit von Beamten oder Soldaten durch Tabakrauch am Arbeitsplatz beeinträchtigt oder gefährdet wird, im Rahmen des Möglichen Abhilfe zu schaffen" habe. Wie er dies mache, liege aber "in seinem pflichtgemäßen Ermessen". Der Dienstherr habe "die Belange der Raucher gegenüber der Nichtraucher abzuwägen".
Mit dieser Entscheidung unterlag ein Oberstleutnant der Bundeswehr auch in letzten Instanz, der ein allgemeines Rauchverbot in der Bundeswehr durchsetzen wollte. Das Gericht stellte fest, daß der Bundesverteidigungsminister ausreichende Maßnahmen zum Schutz der Nichtraucher getroffen habe.
DUBLIN, 5. März (dpa). Mäuse haben in der irischen Stadt Tralee in der Grafschaft Kerry ein Verkehrs-Chaos verursacht. Sie nagten die Kabel der zentralen Steuerung für die Ampeln der Stadt durch und legten dadurch die automatische Verkehrsregelung still. Dabei kamen sie alle ums Leben, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung am Freitag mitteilte: "Als das letzte Kabel durchgebissen war, traf alle der Stromschlag."
MÜNCHEN, 5. März (dpa). Der Schauspieler Hans-Christian Blech ist am Freitag im Alter von 78 Jahren gestorben. Er erlag in einer Münchner Klinik einem Herzversagen. Zu den großen Kinofilmen mit ihm gehören "Ansichten eines Clowns" (1976), "Der Zauberberg" (1981) und "Oberst Redl" (1985). (Nachruf S. 9)
BERLIN, 5. März (dpa). Wer in einer Prüfung durchfällt, kann sich künftig besser wehren: Das Bundesverwaltungsgericht hat jetzt die Rechte von Prüflingen erheblich gestärkt. Sie können künftig verlangen, daß die Prüfer ihre Entscheidungen noch einmal überdenken, heißt es in drei am Freitag veröffentlichten Urteilen (Aktenzeichen: 6 C 32.92, 35.92, 38.92). Das Gericht forderte den Gesetzgeber auf, ein Kontrollverfahren für die nochmalige Bewertung von Prüfungen zu schaffen. Dabei habe der Gesetzgeber aber eine Übergangsfrist.
Der Geprüfte müsse die Möglichkeit haben, "gegenüber der Prüfbehörde gegen die Bewertung seiner Prüfleistungen rechtzeitig und wirkungsvoll Einwendungen zu erheben", betonte der 6. Senat. Die beteiligten Prüfer müßten daraufhin ihre Entscheidungen überdenken. Darüberhinaus unterstrichen die Bundesrichter im Anschluß an die Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichts, daß Prüfungsleistungen stärker als bisher von den Gerichten kontrolliert werden müßten. Eine Folge: Noch "vertretbare" Antworten dürften nicht mehr als falsch bewertet werden.
Grund sei, daß der Prüfling einen "Antwortspielraum" habe. Bislang war das Bundesverwaltungsgericht davon ausgegangen, daß die Prüfer einen gerichtlich nur eingeschränkt kontrollierbaren Beurteilungsspielraum hätten. Unter Umständen muß sogar bei einer Neubewertung einer Arbeit ein neuer Prüfer herangezogen werden.
GENF, 5. März (dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat sich am Freitag vor der UN-Menschenrechtskommission in Genf beschämt über die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland geäußert. Diese Ereignisse seien eine "Schande für unser Land". Sie hätten dunkle Schatten der Vergangenheit wieder heraufbeschworen.
Niemals wieder, so sagte der Bundesaußenminister, würden Fremdenhaß, Intoleranz und Menschenverachtung in Deutschland die Oberhand gewinnen. Das habe die Mehrheit der Deutschen inzwischen deutlich gemacht. Die Kommission hatte einen Sonderberichterstatter für heutige Formen des Rassismus und des Fremdenhasses eingesetzt. Kinkel, der als erster deutscher Minister vor der Kommission sprach, begrüßte den Beschluß des UN-Sicherheitsrates, ein Tribunal gegen Kriegsverbrechen einzusetzen. Zudem sei ein Hochkommissar für Menschenrechte notwendig, dessen Ermittlungen als Grundlage für die späteren Strafverfahren gesammelt werden müßten.
PARIS. Der französische Filmregisseur Cyril Collard ist im Alter von 35 Jahren in Versailles bei Paris an den Folgen der Immunschwächekrankheit Aids gestorben. In seinem teilweise autobiographischen Film "Les nuits fauves" ("Wilde Nächte"), der in diesem Monat auch in deutschen Kinos anläuft, hatte Collard auch die Rolle eines bisexuellen und HIV-positiven jungen Mannes übernommen. "Wilde Nächte" wurde siebenmal für den französischen Filmpreis "Cesar" nominiert und lief mit Erfolg auf der diesjährigen Berlinale. dpa
SCHWERIN, 5. März (dpa). Aussagen von leitenden Polizeibeamten haben Hinweise erhärtet, daß es auf dem Höhepunkt der Rostocker Krawalle Absprachen zwischen Polizei und Gewalttätern gab. Der Schweriner Polizeihauptkommissar Waldemar Skrocki sagte am Freitag vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuß des Landtages in Schwerin, Einsatzleiter Jürgen Deckert habe ihm am 24. August vergangenen Jahres den Einsatz mit dem Hinweis auf ein Abkommen verweigert. "Wir haben ein Abkommen mit den Störern getroffen und dürfen uns dort nicht sehen lassen", sagte Deckert laut Skrockis Aussage wörtlich. Zudem sei ihm mitgeteilt worden, er möge sich gedulden, es werde noch beraten.
Auch der Hamburger Hundertschaftsführer Klaus Springborn hatte zuvor Hinweise auf ein Abkommen bestätigt. Bei einem von ihm mitgehörten Funkgespräch in der Einsatzzentrale Lütten Klein sei der Satz gefallen: "Hat der Störer denn nun reingeguckt?" Skrocki hatte über Funk Hilfeschreie von Beamten seiner Hundertschaft gehört, die unter dem Druck der Störer vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAST) standen. Mehrmals habe er den Auftrag zum Ausrücken verlangt. "Da niemand reagierte, mußte ich aus Fürsorgepflicht die Entscheidung selber treffen", so Skrocki. Vor der ZAST hätte er mit drei Zügen versucht, die Übermacht der Randalierer wegzudrängen. Dabei seien sie massiv mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen worden.
In Lütten Klein habe eine "Vielzahl von Polizeibeamten" herumgestanden. Diese hätten ausgereicht, um die Lage vor dem Heim zu beherrschen, meinte Skrocki. Er kritisierte vor allem die völlig unzureichende Führung durch die Einsatzzentrale.Ozonwerte über Europa sind drastisch gesunken Lebenswichtige Schutzschicht war noch nie so dünn
GENF, 5. März (dpa). Noch nie zuvor ist über der nördlichen Erdhalbkugel so wenig Ozon gemessen worden wie in diesem Winter. Besonders schlimm sah es im größten Teil Europas im Februar aus. Darauf hat am Freitag die Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) in Genf hingewiesen.
"Ende Januar und auch fast im ganzen Februar waren die Ozonwerte über Nord-, Zentral- und Osteuropa sowie Nordamerika für lange Zeit mehr als 20 Prozent niedriger als normal", sagte WMO-Experte Rumen D. Bojkov. "Das bedeutet, daß ein neuer Niedrig-Ozon- Rekord registriert wurde." Bojkov betonte aber, daß man noch nicht von einem Ozonloch wie über der Antarktis sprechen könnte.
Schon im Winter letzten Jahres waren sehr niedrige Ozon-Werte über der nördlichen Erdhalbkugel gemessen worden. Die WMO bezeichnete es als sehr ungewöhnlich, daß solche extremen Verhältnisse in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auftraten. Nach Angaben der WMO herrschten allerdings nicht überall die gleichen Bedingungen. Im November und Dezember seien die Werte über Zentral- und Nordeuropa sowie Rußland meistens fast normal gewesen. Es habe nur zwei kurze "Einbrüche" Anfang und Mitte Dezember gegeben. Über Nordamerika jedoch hätten auch zu dieser Zeit die Werte manchmal schon 15 Prozent unter normal gelegen.
Die WMO wiederholte ihre dringende Bitte an alle Regierungen, die verschärften Forderungen des Montrealer Protokolls zu erfüllen. Bis Ende 1995 sollten Produktion und Gebrauch von ozonzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und verwandten Chemikalien gestoppt werden.
Die Ozonschicht in 20 bis 50 Kilometer Höhe ist für das Leben auf der Erde unverzichtbar. Wie ein Schutzschild hält sie schädliche Anteile aus dem Sonnenlicht zurück. Eine Abnahme des Ozons kann unter anderem Hautkrebs verursachen, Kleinlebewesen schädigen und das Pflanzenwachstum verlangsamen.
MÜNCHEN, 5. März (dpa). Der international renommierte Drei-Sterne-Koch Eckart Witzigmann hat nach eigener Aussage ein Jahr lang wöchentlich mehrere Gramm Kokain konsumiert. Der angeklagte Koch-Künstler räumte am Freitag vor dem Amtsgericht in München ein, er sei längere Zeit drogenabhängig gewesen. Den Vorwurf der Anklage, 100 Gramm der Droge in seiner Wohnung aufbewahrt zu haben, bestritt er jedoch. "Dafür wäre eine Riesensumme an Geld notwendig gewesen, die hätte ich nicht gehabt", sagte der 51jährige Österreicher.
Als Grund für die Abhängigkeit nannte er die Scheidung von seiner Frau, die Trennung von den Kindern und die Belastung durch den 16stündigen Arbeitstag in seinem Münchner Nobelrestaurant "Aubergine". Der Verlust der Familie habe ihn depressiv gemacht. In Diskotheken sei er über Bekannte an "Koks" herangekommen. Er habe "die Gefährlichkeit der Droge unterschätzt". Nach mehreren erfolglosen Versuchen, sich allein von der Sucht zu befreien, habe er vor Wochen eine Therapie begonnen. Inzwischen sei er von der Droge los.
Zum Verhängnis wurde dem Star-Koch seine 37jährige Ex-Freundin. Sie hatte ihn nach eigenen Angaben aus Eifersucht und Rache wegen Rauschgiftbesitzes angezeigt. Vor Gericht sagte die Hauptzeugin, sie habe ein Verhältnis mit Witzigmann gehabt und nach einigen Wochen erfahren, daß er eine Lebensgefährtin hatte. "Ich hau' Dich in die Pfanne", habe sie ihm gedroht. Aus gekränkten Gefühlen habe sie der Polizei einen "heißen" Tip gegeben. Sie bekräftigte ihre frühere Aussage, daß sie in Witzigmanns Wohnung eine Plastiktüte mit einer größeren Menge Kokain gesehen habe.
Der Angeklagte nannte dies einen "gezielten Racheakt". Bei einer Verurteilung wegen Rauschgiftbesitzes muß er möglicherweise mit dem Entzug seiner Konzession für sein Restaurant rechnen. Neben Witzigmann sitzt auch seine 28jährige Freundin auf der Anklagebank.
KIEW, 5. März (dpa). Die Ukraine hat am Freitag russische Berichte zurückgewiesen, wonach aus mehr als 1000 Atomsprengköpfen auf ihrem Territorium Radioaktivität austritt. Verteidigungsminister Konstantin Morosow sagte zugleich im Fernsehen, die Lösung des Streits um die ehemals 176 sowjetischen Interkontinental-Raketen mit Rußland hänge von der Klärung der Besitzrechte auf die Raketen ab.
Am Freitag erklärte das russische Außenministerium, die Gespräche zwischen Moskau und Kiew über die Kontrolle der Atomraketen in der Ukraine seien erneut ergebnislos verlaufen. Schuld sei die Ukraine, die die Raketen als Eigentum betrachte und russischen Technikern den Zugang zu den Silos für Wartungsarbeiten verweigere. Vor allem verlange die Ukraine, das nukleare Material aus den Raketen nutzen zu können.
Moskau schlug vor, bis zum 1. August 1993 alle Flugzielangaben in den Trägerraketen zu löschen. Schwere Bomber und Marschflugkörper mit großer Reichweite sollen in eine niedrigere Gefechtsbereitschaft versetzt werden. Danach sollen bis 1. August 1994 alle Sprengköpfe ausgebaut werden.
Ein japanisches Trio mit Doppel-Weltmeister Kenji Ogiwara an der Spitze setzte auch im ersten Weltcup-Wettkampf nach den Titelkämpfen in Falun die Maßstäbe in der Nordischen Kombination: Ogiwara sprang bei den Skispielen im finnischen Lahti mit 224,9 Punkten erneut an die Spitze vor Abe Masashi (224,0) und Kono Takanori (215,1).
Aus dem Lager des Deutschen Skiverbandes (DSV) konnten sich überraschend nicht die Staffel-Bronze-Gewinner der WM in Szene setzen, sondern zwei Nachwuchsleute: Roland Braun (206,7/Baiersbronn) und Falk Schwaar (205,4/Klingenthal) schürten mit den Plätzen vier und fünf die Hoffnung auf eine Plazierung in den Punkterängen. Sie gehen mit 2:01 und 2:10 Minuten Rückstand auf Ogiwara zum 15-km-Langlauf in die Loipe. dpa
WACO, 5. März (dpa). Die seit fast einer Woche von einer Polizei-Armee belagerte fanatische US-Davidianer-Sekte in Texas kann offenbar noch lange durchhalten: Nach Aussagen von Nachbarn hat die Sekte in ihrem festungsartigen Anwesen in Waco wahrscheinlich große Lebensmittelvorräte angelegt. Die Belagerung durch rund 500 Polizisten ging am Freitag in den sechsten Tag, ohne daß sich eine Lösung abzeichnete.
Bei einer Polizeirazzia am vergangenen Sonntag hatten Sektenmitglieder vier Beamte erschossen und 16 verletzt. Die Zahl der Toten unter den Davidianern wird nach den Berichten von Freigelassenen auf zehn geschätzt.
Am Donnerstag ließ Sektenführer Vernon Howell, der sich David Koresh nennt und für Jesus Christus hält, ein weiteres Kind frei.
DIYARBAKIR, 5. März (dpa/jm). Der in einem Sondergefängnis für politische Gefangene in der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir sitzende deutsche Journalist Stephan Waldberg beteiligt sich seit Donnerstag an einer Hungerstreikaktion. Das teilte der türkische Anwalt des 28jährigen, Sezgin Tanrikulu, am Freitag in Diyarbakir mit.
Die Hungerstreikenden protestieren gegen die Haftbedingungen in der Anstalt. Tanrikulu sagte, Waldberg befinde sich derzeit noch in einer guten Verfassung. Er hoffe, daß die Revision das erste Urteil gegen Waldberg aufhebe und ein neues Verfahren einleite.
Waldberg, der für den Freiburger Privatsender Radio Dreyeckland arbeitete, war vor sechs Wochen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
Der Sender warf der Bundesregierung erneut vor, sich zu wenig um Waldberg zu kümmern. Weiter hieß es, offensichtlich sei der Bundesregierung die "traditionell guten militärischen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit der Türkei wichtiger als nachhaltiger Protest gegen Menschenrechtsverletzungen, Folterungen und die Verurteilung eines Auslandsjournalisten".
SKOPJE, 5. März (dpa/AP). Der Absturz einer mazedonischen Passagiermaschine nahe der Hauptstadt Skopje hat am Freitag vermutlich mindestens 81 Menschen das Leben gekostet. Dies berichtete der örtliche Rundfunk. Die Fokker 100 mit 97 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord war auf dem Flug von Skopje nach Zürich. Die Absturzursache war zunächst unklar.
(Weiterer Bericht "Aus aller Welt")
SKOPJE, 5. März (dpa). Beim Absturz eines Passagierflugzeugs nahe der mazedonischen Hauptstadt Skopje sind am Freitag nach einer vorläufigen Bilanz 81 Menschen ums Leben gekommen und 16 zum Teil schwer verletzt worden. Das berichtete am Abend Radio Skopje. An Bord der zweistrahligen Fokker 100 waren überwiegend Albaner aus dem südserbischen Kosovo, jedoch auch mehrere Schweizer und Niederländer, teilte der Sender mit.
Der stellvertretende mazedonische Innenminister Pavle Trajanov schloß Sabotage "völlig aus" und sprach von "technischen Fehlern". An den Rettungsarbeiten beteiligen sich auch in Mazedonien stationierte Einheiten der Vereinten Nationen.
Nach Rundfunk-Angaben befand sich die Fokker der privaten mazedonischen Fluggesellschaft Palair Macedonian mit 91 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord auf dem Flug von Skopje nach Zürich, als sie um 12.15 Uhr kurz nach dem Start aus 500 Metern Höhe abstürzte und auf einem Acker zerschellte. Der Jet fing nach dem Aufprall Feuer. Augenzeugen sprachen von einer Explosion nach dem Absturz, die bis Redaktionsschluß nicht offiziell bestätigt wurde. Die Mehrheit der Passagiere und vier der sechs Besatzungsmitglieder, darunter Flugkapitän Pieter Bierdrager, waren sofort tot.
Am Nachmittag wurden nach Angaben des Innenministeriums der sogenannte Cockpit-Voice-Recorder und der Flugdatenschreiber in den Trümmern gefunden. Beide Geräte geben Aufschluß über die Gespräche im Cockpit sowie technische Details der letzten Minuten des Fluges vor dem Aufprall.
Der Sprecher des mazedonischen Informationsministeriums sagte, 16 teilweise schwer verletzte Passagiere seien in örtliche Krankenhäuser gebracht worden. Ein Vertreter der Fluggesellschaft betonte am Nachmittag in Skopje, trotz leichter Schneefälle seien die Wetterbedingungen in Skopje normal gewesen.
Das niederländische Flugzeugbau-Unternehmen Fokker N.V. in Amsterdam wollte am Abend ein Expertenteam nach Skopje schicken. Fokker-Sprecher Bart van Veen sagte, er halte technisches Versagen als Absturz-Ursache für "ausgeschlossen". Er betonte im niederländischen Rundfunk, eine Fokker 100 könne notfalls auch mit einem Triebwerk weiterfliegen. Es sei das erste Mal, daß eine Maschine dieses Typs abstürze. Bisher habe es nur einige kleinere Zwischenfälle gegeben.
Der wie entfesselt aufspielende Europapokalsieger Werder Bremen blieb auch im 13. Bundesligaspiel hintereinander unbezwungen, schlug am Freitag abend vor 20 757 begeisterten Zuschauern den Tabellenfünften Karlsruher SC 3:0 (2:0), revanchierte sich damit nachdrücklich für die bittere 2:5-Pleite vom Hinspiel und kann nun gelassen verfolgen, wer im Spitzenspiel Bayern München - Eintracht Frankfurt Federn lassen muß.
Schon nach 24 Minuten herrschte trotz des naßkalten Regens Volksfeststimmung im Weserstadion: Der neue Publikumsliebling Bernd Hobsch hatte sich die große Chance nicht entgehen lassen und aus kürzester Distanz das 1:0 und damit bereits sein drittes Saisontor erzielt, nachdem Torwart Kahn einen Borowka- Freistoß nur zu kurz abprallen lassen konnte. Vorausgegangen war ein Foul von Metz, der den durchgebrochenen Bode direkt an der Strafraumgrenze nach einem Superpaß von Herzog nur per "Notbremse" stoppen konnte und prompt vom Platz gestellt wurde. Als Herzog dann neun Minuten später nach einer Bilderbuchvorlage von Hobsch, der den Ball über Kahn hinweghob, zum 2:0 eingeköpft hatte, kannte die Begeisterung über das "Traum-Duo" Herzog-Hobsch auf den Tribünen keine Grenzen mehr. Und wenn nicht Reich in der 35. Minute auf der Torlinie gerettet hätte, wäre Bremen schon vor der Pause 3:0 in Führung gegangen. So fiel das 3:0 erst in der 64. Minute durch Rufer.
Bremen trumpfte in der über weite Strecken doch recht harten Partie im Stil eines Meisters auf. Bei den Werder-Fans herrschte Einmütigkeit: So gut hat Werder in dieser Saison noch nie gespielt, obwohl mit Votava, Neubarth, Wolter und Allofs gleich vier Asse wegen Verletzung oder Grippe pausieren mußten. dpa
Bremen: Reck - Bratseth - Beiersdorfer, Borowka - Schaaf (79. Bockenfeld), Eilts, Bode (79. Kohn), Legat, Herzog - Hobsch, Rufer.
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Wittwer (67. Schmarow), Rolff, Schmidt, Schuster - Krieg, Kirjakow (46. Neustädter). Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).
Tore: 1:0 Hobsch (24.), 2:0 Herzog (33.), 3:0 Rufer (64.).
Zuschauer: 20 755.
Rote Karte: Metz wegen groben Foulspiels (23.).
Gelbe Karten: Herzog - Neustädter, Kirjakow, Schuster.,
HSV nun wieder in Abstiegsnöten Eckstein belohnte den Sturmlauf der Gastgeber
Mit dem 1:0 (0:0) gegen den Hamburger SV sicherte sich der "Club" den zweiten Bundesliga-Heimsieg innerhalb von sechs Tagen. Die Zuschauer im Frankenstadion mußten bis zur 70. Minute warten, ehe Eckstein den Sturmlauf krönte und das HSV-Bollwerk mit dem überragenden Golz im Tor knackte.
Die Nürnberger berannten von Beginn an das Gäste-Tor, scheiterten immer wieder an Golz. Er machte ein halbes Dutzend bester "Club"-Chancen zunichte. Auf der anderen Seite wußten die Hamburger Nationaltorwart Köpke nur mit ungefährlichen Flankenbällen zu beschäftigen.
Während Furtok als einzige HSV-Spitze keine Unterstützung fand, standen sich die Nürnberger Angreifer häufig selbst im Wege. Schließlich lenkte Eckstein einen Paß Dorfners ins Tor. dpa
Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz, Brunner - Oechler, Schwabl, Dorfner, Kramny, Olivares (46. Bäurle) - Wück (77. Rösler), Eckstein.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Letschkow, Hartmann, von Heesen, Schnoor (37. Bode), Babbel, Woodring - Furtok.
Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).
Zuschauer: 28 500.
Tor: 1:0 Eckstein (70.).
Gelbe Karten: Zietsch, Rösler - Kober, von Heesen.
Wirtschaftskrise "Stehen nicht schlecht da"
BONN, 5. März (dpa). Die deutsche Wirtschaft steht nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) trotz der gegenwärtigen Konjunkturkrise "im internationalen Vergleich nicht schlecht da". "Wir können auf unsere Stärken aufbauen", sagte der Minister heute in der Debatte über den Jahreswirtschaftsbericht. Er warnte davor, dem "Ruf nach mehr Staat" leichtfertig nachzugeben. Arbeitsplätze zu schaffen, sei in erster Linie Sache der Wirtschaft selbst. Allerdings seien Steuern und Abgaben zu hoch. Es dürfe gerade jetzt auch keinen lähmenden Verteilungsstreit geben.
Rexrodt bekräftigte die Erwartung der Bundesregierung aus dem Jahreswirtschaftsbericht, daß die westdeutsche Wirtschaft in diesem Jahr um bis zu einem Prozent schrumpfen werde und das Wachstum in Ostdeutschland fünf bis sieben Prozent betragen werde. Die deutsche Wirtschaft mache einen "zyklischen Abschwung" durch, dessen Ende noch nicht abzusehen sei. Das sei keine Katastrophensituation. Bei Steuererhöhungen sei man in einem "Dilemma", sagte Rexrodt. Die Erhöhung direkter Steuern lehnte er strikt ab. Am wichtigsten sei jetzt, daß Standortsicherungsgesetz mit Steuersenkungen für die gewinnabhängigen Steuern der Unternehmen zu senken.
FRANKFURT A. M. (lhe) Die Zahl der Arbeitslosen ist im Februar in Hessen verglichen mit dem Vormonat um 2740 auf 175 010 gestiegen. Die Arbeitslosenquote habe damit 7,0 Prozent erreicht, berichtete das Landesarbeitsamt in Frankfurt am Freitag. Normalerweise gehe die Erwerbslosigkeit in dieser Jahreszeit zurück. Eine ähnliche Entwicklung wie in diesem Frühjahr hat das Arbeitsamt zuletzt während der wirtschaftlichen Talfahrt vor zehn Jahren beobachtet.
BONN, 5. März (dpa). Einen Tag nach dem überraschenden Nein der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Verkehrskompromiß der Koalitionsrunde ging der Streit zwischen den Partnern zunächst weiter. Das Thema der von der Union geforderten Nachverhandlungen dürfte spätestens die nächste Koalitionsrunde am Dienstag beschäftigen.
Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff hat die Absage der CDU/ CSU-Fraktion an den Verkehrskompromiß scharf kritisiert. "Das dauernde Hin und Her macht die Menschen nervös und unsicher", sagte er am Freitag im RTL-Fernsehen. Es müsse jetzt schnellstens eine Entscheidung zur Finanzierung der Bahnreform gefunden werden. Der FDP-Politiker kritisierte weiter, daß es insgesamt zunehmend an Entscheidungsfähigkeit mangele.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers, räumte im Deutschlandfunk den aufgebrochenen Streit zwischen Union und FDP über die Finanzierung der Verkehrspolitik ein. Er verwies auf den mit großer Mehrheit gefaßten Fraktionsbeschluß, daß mit den Liberalen noch einmal darüber verhandelt werden soll, ein Mixsystem von maßvoller Mineralölsteuererhöhung und Autobahnvignette ab 1994 einzuführen. Die Koalitionsvereinbarung sah neben einer Steuererhöhung um 13 Pfennig (einschließlich Mehrwertsteuer 15 Pfennig) pro Liter zwar auch eine Gebührenregelung vor, jedoch ohne Terminierung.
Wie Rüttgers betonte, würde es eine Autobahngebühr ermöglichen, die Anhebung der Mineralölsteuer wesentlich geringer ausfallen zu lassen.
Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Klaus Daubertshäuser, nannte die Vorgänge in der Koalition "ein wahres Stück aus dem Tollhaus". Eine zeitbezogene Vignette für Pkw sei als reines Abkassiermodell ohne jede verkehrspolitische Lenkungswirkung unsinnig. Anders sei es beim Lkw. Hier sei die Notwendigkeit einer EG-konformen Schwerverkehrsabgabe unumstritten. Dies in Brüssel durchzusetzen, erfordere jedoch eine nachhaltige Unterstützung auf der Ebene der Regierungschefs, die Bundeskanzler Kohl bisher sträflich versäumt habe.
(Kommentar auf Seite 3)
BONN, 5. März (dpa). Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat erneut die bundesweite Einführung einer 0,5-Promille-Grenze für Verkehrsteilnehmer gefordert. Medizinisch spreche kein Argument für die seit Januar in ganz Deutschland geltende 0,8-Promille-Grenze, sagte dessen Präsident Gerhard Schork am Freitag auf der Mitgliederversammlung des Gremiums.
Schork forderte zusätzliche Anstrengungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. "Täglich sterben in Deutschland 30 Menschen im Straßenverkehr", mahnte er. Die 270 Mitgliedsorganisationen des Verkehrssicherheitsrates beschlossen ein Konzept "Verkehrssicherheit 2000", in dem ein Mehr an Sicherheit auf den Straßen als eine Gemeinschaftsaufgabe bezeichnet wird. So sollten Sicherheitsfragen noch stärker Eingang in Planung und Organisation des Straßenverkehrs finden. Für Industrie und Verbraucher müsse die Fahrzeugsicherheit zu einem "Wettbewerbselement werden".
BONN, 5. März (dpa). Angesichts der schwierigen Finanzlage des Bundes bleiben die Bezüge von Bundeskanzler Helmut Kohl, seinen Ministerinnen und Ministern ebenso wie die der Parlamentarischen Staatssekretäre für zwei Jahre auf dem Stand von 1991 eingefroren. Ab 1994 soll es dann eine Anpassung entsprechend der Erhöhung der Beamtenbezüge geben.
Ein entsprechendes Gesetz, das das Bundeskabinett selbst vorgelegt hatte, billigte nach dem Bundestag am Freitag ohne Aussprache abschließend auch der Bundesrat.
BONN, 5. März (dpa). Der Bundesrat hat am Freitag dem komplizierten Gesetz zur Mobilisierung von Bauland und der darin enthaltenen Regelung zur Erweiterung des Kündigungsschutzes nicht zugestimmt. Vielmehr riefen die Länder den Vermittlungsausschuß zum Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz an. Der Regierungsentwurf hat zum Ziel, Bau-Investitionen zu erleichtern, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Bauplanungs- und Umweltrecht zu harmonisieren. Insbesondere die SPD-regierten Länder äußerten die Befürchtung, daß Naturschutz und Bürgerbeteiligung im Baugenehmigungsrecht durch das Gesetz ausgehebelt werden.
HELMUTH BECKER, Vizepräsident des Bundestages, will bei den nächsten Bundestagswahlen 1994 nicht mehr für ein Abgeordnetenamt kandidieren. Becker (63) zog 1969 erstmals über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein. Er wirkte unter anderem als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion und 1980 bis 1982 als Parlamentarischer Staatssekretär im Postministerium. (dpa)
BONN, 5. März (dpa). Der Bundestag hat nicht die Absicht, den Preußischen Landtag in Berlin als provisorisches Tagungsgebäude bis zum endgültigen Einzug in den Reichstag zu nutzen. Der Ältestenrat des Parlaments erteilte damit dem Vorschlag der Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurin, eine Absage, die sich für einen raschen Umzug ausgesprochen hatte.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth sagte am Freitag in Bonn, das Parlament stehe zu seinem bisherigen Umzugsbeschluß. "Im Ältestenrat sah keine Fraktion Anlaß, von dieser Beschlußlage abzuweichen." Die Entscheidung des Bundestages aufzuweichen, würde bedeuten, daß die für alle Seiten verbindliche Aussage in Frage gestellt werde. Das wiederum hätte Auswirkungen sowohl auf die künftige Situation in Bonn als auch in Berlin.
Zugleich betonte die Bundestagspräsidentin, alle Beteiligten seien sich bewußt, daß die jetzt zu treffenden Bau- und Renovierungsmaßnahmen der veränderten finanziellen Lage zu entsprechen hätten.
Kurz gemeldet: Bauaufträge für Soldatenwohnungen
BONN, 5. März (Reuter). Bonn hat weitere Aufträge zum Bau von Wohnungen für die aus Deutschland abziehenden Soldaten der ehemaligen Sowjetunion erteilt. Mittlerweile seien 24 der vorgesehenen 34 Standorte vergeben worden, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Tankstellenstreik in Italien MAILAND, 5. März (AP). Die italienischen Tankstellen werden vom kommenden Dienstag, 19 Uhr, bis Samstag, 7 Uhr, geschlossen bleiben. Mit dem Streik wollen die Besitzer gegen die ihrer Auffassung nach zu hohe Mineralölsteuer protestieren.Tschernobyl-Reaktor wieder am Netz KIEW, 5. Märrz (Reuter). Im AKW Tschernobyl ist ein wegen eines Lecks in einer Ersatzpumpe abgeschalteter Reaktorblock wieder in Betrieb genommen worden. Ein Ingenieur teilte am Freitag mit, der Schaden sei behoben. Britische Soldaten bei Manövern getötet LONDON, 5. März (AFP). Vier britische Marinesoldaten sind in den vergangenen zwei Wochen bei den alljährlichen Wintermanövern in Norwegen getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium jetzt in London mit. Die zweitausend Soldaten sollen bei den Manövern lernen, "unter arktischen Bedingungen zu leben und zu kämpfen", hieß es in der Erklärung. Schüsse an Grenze Irak-Kuwait KUWAIT, 5. März (AP). An der kuwaitisch-irakischen Grenze ist es zu einem Schußwechsel gekommen, meldete die kuwaitische Zeitung Al Anba. In Höhe des Grenzpostens Abdali sei von irakischer Seite aus das Feuer auf ein auf kuwaitischem Gebiet liegendes Haus eröffnet worden. Die Kuwaiter hätten zurückgeschossen. Niemand sei verletzt worden.
NEW YORK, 5. März (AFP/dpa/Reuter). Nach Angaben des Jugoslawien- Vermittlers der EG, Lord Owen, wurden bei Gesprächen mit den bosnischen Moslems und Kroaten am Donnerstag Fortschritte bei der Aufteilung Bosnien- Herzegowinas in zehn weitgehend autonome Provinzen erzielt.
Owen und der Vermittler der UN, Cyrus Vance, waren am Donnerstag abend zum zweiten Mal mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dessen Außenminister Haris Silajdzic im UN- Sitz in New York zusammengetroffen. Später stieß auch der bosnische Kroatenführer Mate Boban dazu.
Vance teilte mit, daß die Gespräche bis zum heutigen Freitag abend fortgesetzt würden. Vance zeigte sich über den Fortgang der Gespräche der Jugoslawienkonferenz "ermutigt". Aus der Umgebung der Vermittler hieß es, es sei nicht auszuschließen, daß die Moslems am Freitag den Plan zur Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in die zehn Provinzen unterzeichneten. Dies taten bislang nur die bosnischen Kroaten. Owen unterstrich, daß die Grundlage für die Aufteilung der ehemaligen jugoslawischen Republik die Karte sei, die er den Bürgerkriegsparteien vor drei Wochen vorgelegt habe.
Am Donnerstag abend nahm der bosnische Staatspräsident und Moslemführer Alija Izetbegovic seine Drohung zurück, die Konferenz zu verlassen. Er sagte: "Ich werde die Konferenz nicht vor ihrem Ende verlassen."
Fast zeitgleich meldete der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, er werde das Abkommen nicht unterzeichnen. Die Unterzeichnung war für diesen Freitag geplant. In einem Interview mit der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug zeigte sich Karadzic verärgert über die getrennten Gespräche der Vermittler Cyrus Vance (UN) und Lord Owen (EG) mit den bosnischen Moslems und Kroaten. Dies sei unannehmbar, sagte der Serbenführer Tanjug. "Für mich sieht es so aus, als ob sie Bosnien in nur zwei Teile dividieren wollen", betonte Karadzic.
Karadzic hatte zuvor einen Teil eines "offenen Briefes an die Amerikaner" zurückgezogen, in dem den USA indirekt mit Terroranschlägen wegen der Luftbrücke für Ostbosnien gedroht worden war. Karadzic hatte außerdem den Anschlag auf das World Trade Center in New York als sichtbares Zeichen für die Verletzbarkeit der Supermacht bei einem ausländischen Engagement bezeichnet. Ein Sprecher der Vereinten Nationen (UN) sagte, UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali habe in scharfer Form gegen Karadzics Brief protestiert. Karadzic meinte, er sei insofern mißverstanden worden, als er den USA nie mit Terror gedroht habe. Der Serbenchef entschuldigte sich dann in bezug auf diese Passage mit Übersetzungsfehlern.
Clintons Sprecherin Myers reagierte mit der Erklärung, daß die US-Hilfsaktion auf jeden Fall fortgesetzt werde. Die Erklärung, daß diese humanitäre Hilfe Terroranschläge oder gar einen Weltkrieg verursachen könne, sei ebenso absurd, wie die, daß die Hilfen eine Ursache für die Kämpfe in Bosnien seien. Das Leiden der Menschen gehe allein auf das Konto der "Aggressoren".
US-Außenminister Warren Christopher betonte, daß sich die USA von Terrorakten nicht davon abhalten ließen, "das zu tun, was notwendig ist". Christopher reagierte damit zugleich auf eine Granaten- Explosion vor der US-Botschaft in Belgrad sowie die Tötung einer Französin bei einem Hilfskonvoi nach Sarajewo am Donnerstag.
Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zum Freitag erneut Hilfsgüter über Ost- Bosnien ab. Das Oberkommando der US- Streitkräfte in Europa teilte mit, vier Hercules-C-130-Maschinen hätten rund 25 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente über dem Gebiet von Zepa abgeworfen. Die Flüge seien ohne Zwischenfälle verlaufen.
Alle moslemischen Enklaven in Ostbosnien standen am Freitag nach kroatischen Rundfunkangaben weiter unter schwerem serbischen Beschuß. Es habe viele Todesopfer gegeben, berichtete Radio Zagreb unter Berufung auf Amateurfunker in der Region. Obwohl im Raum Zepa am Vortag 13 von US-Flugzeugen abgeworfene Hilfssendungen gefunden wurden, konnten sie nach den Angaben wegen der Kämpfe nicht in die Stadt gebracht werden.
NEW YORK, 5. März (AFP/dpa). Sechs Tage nach dem Anschlag auf das New Yorker World Trade Center hat die Polizei am Donnerstag zwei Verdächtige festgenommen, die offenbar Kontakte zu islamischen Fundamentalisten haben. Nach offiziellen Angaben wurde der 26jährige Mohammed Salameh einem Richter vorgeführt und "wegen Beteiligung an und Anstiftung zu" einem Sprengstoffanschlag in Untersuchungshaft genommen, Eine Kaution wurde abgelehnt. Der FBI-Chef James Fox teilte zudem mit, ein zweiter Verdächtiger sei festgenommen worden, der wegen Behinderung der Ermittlungsbehörden belangt werden solle. Bei einer Durchsuchung einer Wohnung, die Salameh auf dem Mietvertrag für das mutmaßliche Tatfahrzeug angegeben hatte, wurde laut Fox ein Handbuch zur Herstellung von Sprengsätzen und Bestandteile zum Bombenbau entdeckt. Bei dem Anschlag am vergangenen Freitag waren fünf Menschen getötet und mehr als tausend verletzt worden. FBI-Direktor William Session sagte, die Ermittlungen würden sich noch über Monate hinziehen. Der amtierende Justizminister Stuart Gerson sagte bei der Bekanntgabe der Festnahme, die Ermittlungsbehörden seien an weiteren verdächtigen Personen interessiert. "Die Ermittlungen sind noch nicht beendet, aber wir haben ein großen Schritt gemacht", kommentierte auch der New Yorker FBI-Chef die Festnahme Salamehs, dem die Vorwürfe in Arabisch vorgetragen wurden. Nach Erkenntnissen des FBI soll Salameh zusammen mit einem zweiten Mann einen Lastwagen gemietet haben, in dem die Bombe versteckt worden war. Trümmer des Wracks waren in der Tiefgarage des World Trade Centers gefunden worden und hatten auf die Spur Salamehs geführt. An seinen Wagenpapieren seien Nitrat-Spuren gefunden worden, wie sie auch am Tatort entdeckt worden seien, sagte der New Yorker FBI-Chef James Fox auf einer Pressekonferenz. Nitrat kann für Sprengstoff verwandt werden.
Wie ein Mitarbeiter der Fahrzeug-Vermietungsfirma berichtete, mietete Salameh am 23. Februar einen Lieferwagen und meldete diesen zwei Stunden nach dem Anschlag in New York bei der Firma als gestohlen und forderte seine 400 Dollar Kaution zurück. Das Unternehmen habe ihm mitgeteilt, er müsse zunächst einen Polizeibericht über den Diebstahl vorlegen. Dies sei am Montag geschehen, aber Salameh habe die Kaution nicht zurückerhalten. Als sich Salameh am Donnerstag telefonisch bei der Firma gemeldet habe, habe ein FBI-Agent den Anruf entgegengenommen, berichtete der Angestellte weiter. Der habe ihn in das Büro bestellt, damit er seine Kaution erhalte. Dort sei er festgenommen woren.
Ein Sprecher der Stadt Jersey City, wo Salameh am Donnerstag festgenommen worden war, sagte, der Festgenommene habe "Verbindungen zur Moschee von El Salam" in Jersey City, das in der Nähe New Yorks liegt. In der Moschee predigt auch der Führer der ägyptischen Fundamentalisten Scheich Omar Abdel Rahman, der seit Mai 1990 in den USA lebt. Er rief von den USA aus mehrfach zum Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak auf und gilt als Drahtzieher der Attentate auf Touristen in Ägypten. Die Moschee wurde auch bei den Ermittlungen um den Anschlag auf den extremistischen Rabbi Meir Kahane von 1990 genannt. Bei dem darauffolgenden Prozeß war der Hauptangeklagte, Sayyid El Nosair, nur wegen Verletzung einiger Passanten verurteilt. Er sitzt derzeit in Haft. Die Wohnung seines Bruders Ibrahim Elgabrowny wurde am Donenrstag in Zusammenhang mit der Ermittlungen wegen des Anschlags auf das World Trade Center im New Yorker Stadtteil Brooklyn durchsucht. Die Behörden teilten mit, Elgabrowny sei dabei festgenommen worden, einen Ermittlungsbeamten geschlagen habe. Er solle wegen Behinderung der Justiz belangt werden.
Der Amerikanisch-Arabische Rat, eine Organisation arabischstämmiger Geschäftsleute in den Vereinigten Staaten, hat unterdessen die Belohnung für Hinweise auf die Hintergründe des Anschlags um 50 000 Dollar erhöht. Ein Sprecher der Organisation, die ihren Sitz in New York hat, sagte gegenüber AFP, diese Entscheidung sei bereits gefallen, bevor die Festnahme bekanntgeworden sei. Die Stadt New York und die Hafenbehörde als Besitzerin des World Trade Centers hatten zuvor bereits insgesamt 200 000 Dollar als Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt.
BOGOTÁ, 5. März (AFP). In Kolumbien ist ein mutmaßliches Führungsmitglied der italienischen Mafia von der Polizei gefaßt worden. Wie die kolumbianische Polizei mitteilte, handelt es sich bei dem in dem westlichen Departement Risaralda festgenommenen Paolo Pizzano, auch bekannt unter dem Namen Guiseppe Galo, um einen der zehn meistgesuchten Mafiosi in Italien. Er sei unter anderem wegen bewaffneten Überfalls, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandels gesucht worden. Pizzano solle rasch nach Italien ausgeliefert werden, hieß es. Mitte Januar war Pizzano den Polizei- Angaben zufolge in der nordwestkolumbianischen Drogenmetropole Medellin einem Anschlag entkommen. Bei diesem Überfall waren eine Frau und zwei weitere Personen getötet worden.
MÜNCHEN, 5. März (AFP). Martin Streibl, der Sohn des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU), hat nach einem Zeitungsbericht seinen direkten Draht zur Staatskanzlei für eigene Geschäftsinteressen eingesetzt.
Die Süddeutsche Zeitung meldet, Streibls Sekretärin habe im Herbst 1992 für den Sohn des Regierungschefs und seine Firma MMS Unternehmens- und Finanzberatung GmbH einen Termin im Wirtschaftsministerium vermittelt. Dabei sei es um ein Immobiliengeschäft in Millionenhöhe gegangen, dessen Scheitern mit Hilfe des Ministeriums verhindert werden soll. Sowohl Staatskanzlei als auch Martin Streibl bestätigten inzwischen die Kontaktvermittlung. Beide sehen darin jedoch keine unzulässige Vermengung zwischen dem Staatsapparat und privaten Interessen. Die Kontaktvermittlung sei ohne Wissen und Einflußnahme des Regierungschefs erfolgt.
Bei den Gesprächen Martin Streibls ging es laut Zeitungsbericht darum, wie ein geplantes Gewerbegebiet im oberfränkischen Marktflecken Eggolsheim doch noch gebaut werden kann, obwohl das Terrain für den Bau eines Wärmekraftwerks vorgesehen ist. Die Immobilienfirma hatte das Gelände für rund 30 Millionen Mark gekauft. Sie will nun erreichen, daß das Wirtschaftsministerium, unter dessen Federführung der Standortsicherungsplan für Großkraftwerke fortgeschrieben wird, einen Teil der gesperrten Fläche wieder freigibt. Das Wirtschaftsministerium bestätigte die Kontakte und unterstrich, es werde geprüft, ob die für das Wärmekraftwerk vorgesehene Fläche verkleinert werden könne.
MÜNCHEN, 5. März (AFP). Den Diebstahl von Musikinstrumenten im Wert von rund 70 000 Mark aus dem Zürcher Konservatorium hat die bayerische Kriminalpolizei aufgeklärt. Der Dieb, ein 28jähriger Diplom-Musiker aus der Schweiz, hat die Tat bereits gestanden, teilte das Landeskriminalamt am Freitag in München mit. Eine Geige und eine Bratsche im Schätzwert von 50 000 Mark wurden inzwischen sichergestellt. Entdeckt wurde der 28jährige, als er versuchte, die wertvolle Vuillaume-Geige für 2500 Mark an eine Musikstudentin zu verkaufen. Der Vater der Studentin schöpfte wegen des niedrigen Preises Verdacht und alarmierte die Polizei.
MEDELLIN, 5. März (AFP). Die kolumbianische Femegruppe "Von Pablo Escobar verfolgte Personen" (abgekürzt "Pepes") hat am Donnerstag eine vorläufige Einstellung ihrer Anschläge gegen Komplizen und Besitzungen des seit Juli flüchtigen Drogenbosses angekündigt. In einem den Medien übermittelten Kommunique begründeten die "Pepes" ihre Entscheidung damit, sie wollten die möglicherweise bevorstehende freiwillige Aufgabe Escobars nicht behindern. Die Femegruppe warnte jedoch, sie werde ihre "militärischen Operationen" wieder aufnehmen, falls Escobar und seine Komplizen ihr "doppeltes Spiel" fortsetzten.
Der Boß des berüchtigten Medellin- Kartells hatte am Mittwoch in der New York Times angeboten, sich freiwillig den kolumbianischen Behörden zu stellen, wenn seinen engsten Familienangehörigen Aufnahme in den USA gewährt wird.
ANGOLA, 5. März (AFP). Im US-Bundesstaat Louisiana ist am Freitag ein Mann mit der Giftspritze hingerichtet worden, der vor 14 Jahren eine junge Frau gemeinsam mit einem Komplizen vergewaltigt und getötet hatte. Wenige Stunden vor der Hinrichtung des heute 42jährigen Robert Sawyer hatte der Oberste Gerichtshof der USA ein Gesuch zum Aufschub abgelehnt. Der Komplize des Mannes war zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
BONN, 5. März (AFP). Die SPD hat die Entscheidung über die Nachfolge des scheidenden Verfassungsrichters Ernst Gottfried Mahrenholz (SPD) auf Ende März vertagt. Bei einem Treffen der SPD-Vertreter im Wahlmännerausschuß des Bundestags am Freitag wurde ein weiteres Gespräch für Ende dieses Monats vereinbart, teilte das Büro der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Herta Däubler-Gmelin mit. Es sei "noch alles offen", hieß es.
Nach dem Willen der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) soll die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) für die Nachfolge des stellvertretenden Präsidenten und Vorsitzenden des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts benannt werden. Die SPD-Spitze soll sich aber bereits auf den früheren Bundesjustizminister Jürgen Schmude verständigt haben.
Zur Person
WERNER HOYER, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, hat die angekündigten drastischen Protest-Aktionen gegen die Verabschiedung des neuen Asylrechts scharf verurteilt. Wie Hoyer kritisierte auch das FDP-Vorstandsmitglied GUIDO WESTERWELLE die "Blockade-Ankündigung linksextremistischer Kreise". Der Bundestag müsse seine Beratungen "unbeeinflußt von Störungen und Gewalt der Straße" abhalten können. Die FDP-Politiker erinnerten an die Abstimmung über das sogenannte Ermächtigungsgesetz von 1933, bei der Parlamentarier vom "Pöbel mit physischem Terror" daran gehindert worden seien, ihre verfassungsmäßigen Rechte wahrzunehmen. Der Trägerkreis Aktion Asylrecht hatte am Mittwoch angekündigt, er wolle gegen den Asylkompromiß von Bonner Koalition und SPD mit zivilem Ungehorsam vorgehen. Für den Tag der abschließenden Beratung im Bundestag, die für Ende April vorgesehen ist, wollen mehrere Initiativen Protestaktionen im Bonner Regierungsviertel organisieren. Unter anderem solle der Bundestag "friedlich belagert" werden.
NEW YORK, 5. März (AFP). Der Flamenco-Guitarrist Carlos Montoya ist am Mittwoch in Wainscott im US-Bundesstaat New York im Alter von 89 Jahren gestorben. Montoya war einer der ersten Gitarristen, der aus der Begleiterrolle für die Flamenco-Tänzerinnen heraustrat. Montoya wurde 1903 in Madrid als Sohn einer Roma- und Sinti-Familie geboren. Seit seinem 14. Lebensjahr begleitete er auf der Gitarre Sänger und Tänzer in Cafés. In den 50er und 60er Jahren wurde die Flamenco-Musik mit Schallplattenaufnahmen von Montoyas Solo-Konzerten in der ganzen Welt bekannt. Ende der 40er Jahre wurde Montoya US-Staatsbürger.
GIESSEN, 5. März (lhe). Pech hatten zwei unbekannte Räuber, die es auf die Tageseinnahmen eines Supermarktes in Reiskirchen (Landkreis Gießen) abgesehen hatten. Sie überfielen den Marktleiter am Donnerstag abend vor der Bank erst nachdem der Mann seine drei mit den Einnahmen gefüllten Geldbomben bereits in den Nachttresor eingeworfen hatte, teilte die Polizei am Freitag mit. Nachdem der Marktleiter die geforderten Geldbomben nicht mehr herausgeben konnte, hätten die beiden mit einer Pistole und einem Messer bewaffneten maskierten Räuber das Auto des Mannes geraubt. Der Wagen wurde wenig später bei der Fahndung im Reiskirchener Industriegebiet gefunden.
GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Den Versuch, einen etwa 60 Meter breiten Altrheinarm bei Ginsheim-Gustavsburg (Kreis Groß-Gerau) zu durchschwimmen, hat ein 28jähriger Mainzer in der Nacht zum Freitag mit dem Leben bezahlt. Nach Angaben der Wiesbadener Wasserschutzpolizei konnte er sich zwar noch ans Ufer der Nonnenaue retten, starb dort jedoch vermutlich an Unterkühlung. Das Unglück geschah gegen 2.30 Uhr.
WIESBADEN. Ein deutliches Ja zur Notwendigkeit von Tierversuchen in Forschung und wissenschaftlich begründeten Testreihen, ein klares Nein zu Tierquälerei und unsachgemäßer Haltung von Versuchstieren: Das war das Ergebnis eines Symposiums der Akademie für Tiergesundheit. 130 Veterinärmediziner diskutierten mit Biologen, Tierschützern und Politikern.
Breite Zustimmung fand die Bundesratsnovelle zum Tierschutzgesetz, die neben dem Verbot von Tierexperimenten bei der Entwicklung dekorativer Kosmetik weitere Einschränkungen und eine größere Transparenz mit Hilfe exakter Kontrollmechanismen verlangt.
Ilja Weiss vom Bund gegen Mißbrauch der Tiere setzte sich für eine freiwillige und gesetzliche Verpflichtung zu wirksamer Begrenzung und Vermeidung von Tierleiden nach Schweizer Vorbild ein. Er verlangte Schritte zum baldigen Verzicht auf solche Tierversuche. lhe
TROISDORF, 5. März (KNA). Vor der Abschiebung von Albanern aus Deutschland in die serbische Provinz Kosovo im ehemaligen Jugoslawien hat das Notärzte-Komitee "Cap Anamur" gewarnt. Das Komitee habe Hinweise auf eine bevorstehenden Massenabschiebung dieser Flüchtlinge erhalten, heißt es in einer am Freitag in Troisdorf veröffentlichten Erklärung. "Diese Menschen sind genau die politisch Verfolgten, die unser Grundgesetz gemeint hat", sagte Cap Anamur- Präsident Rupert Neudeck. Die Kinder der Albaner dürften beispielsweise in der von Serben kontrollierten Provinz Kosovo nicht die Haupt- und Sekundarschulen besuchen. Studenten dürften in ihrer Heimat nicht studieren und viele Albaner hätten bereits ihre Arbeit verloren.
KÖLN, 5. März (epd). Der "Schwulenverband in Deutschland" hat gefordert, im Mietrecht auch homosexuellen Lebensgemeinschaften den gleichen Schutz einzuräumen wie Ehepaaren. Die Frage des Mieterschutzes sei aufgrund der Todesfälle durch Aids eines der drängendsten rechtlichen Probleme im Bereich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, heißt es in einer am Freitag in Köln veröffentlichten Erklärung. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe grenze mit der jetzt getroffenen Entscheidung, wonach beim Tod des Mieters der unverheiratete Partner in einer Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau in den Mietvertrag eintreten kann, die "schwulen Lebensgemeinschaften" aus. Diese Rechtsprechung sei "zutiefst unsozial und diskriminierend". An Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger appellierte der Verband, eine Reform des Angehörigenrechts in die Wege zu leiten.
WASHINGTON, 5. März (epd). Einen Schulden-Stopp zugunsten des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in den afrikanischen Ländern hat eine leitende UN- Mitarbeiterin am Donnerstag in Washington gefordert. Die Industriestaaten sollten zehn Jahre lang auf die Rückzahlung von Zinsen und Tilgungen für Kredite verzichten, sagte Ellen Johnson Sirleaf, Leiterin des Afrika-Büros des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), auf einer Konferenz über die künftige US-Politik gegenüber Afrika. Im Gegenzug gegen Schuldenerleichterungen, mehr Entwicklungshilfe und verstärkte Investitionen durch die Industrieländer sollten sich die afrikanischen Regierungen in "Entwicklungsverträgen" verpflichten, die Armut zu bekämpfen und die soziale Entwicklung zu fördern.
Die US-Regierung solle bei diesen Initiativen die politische Führungsrolle übernehmen, forderte Sirleaf, deren Vorschläge für Schuldenerleichterungen vom Generalsekretär der Organisation für Afrikanische Einheit, Salim Ahmed Salim, unterstützt wurden.
MIAMI, 5. März (Reuter). Die US-amerikanische Polizei hat nach eigenen Angaben einen Deutschen festgenommen, der aus einem Gefängnis in Deutschland geflüchtet war. Wie die Polizei jetzt mitteilte, wurde der Mann schon am Mittwoch in einem Vorort von Miami festgenommen. Er habe keinen Widerstand geleistet. Er sei am 25. Januar aus einem Gefängnis in Hanau entwichen, wo er unter dem Verdacht des Drogenhandels eingesessen hatte.
WARSCHAU, 5. März (Reuter). Die Beseitigung der Umweltschäden, die die Sowjettruppen in Polen hinterlassen haben, wird nach Angaben des polnischen Umweltministeriums über eine Milliarde Dollar (rund 1,6 Milliarden Mark) kosten. Wie ein Sprecher des Ministeriums mitteilte, bedroht die Öl- und Chemikalienverschmutzung an den früheren Kasernen der Sowjettruppen in den Städten Swinoujscie, Szczecin und Torun die Trinkwasserversorgung. Polen hat im Mai des vergangenen Jahres mit Rußland vereinbart, von Entschädigungsforderungen im Zusammenhang mit den Umweltschäden Abstand zu nehmen. Die Regierung in Moskau verzichtete im Gegensatz auf Ausgleichszahlungen für die zurückgelassene Infrastruktur.
BOGOTA, 5. März (Reuter). Die kolumbianische Polizei hat ein wichtiges Mitglied der italienischen Mafia festgenommen. Der 38jährige Paolo Pizano sei in der Provinz Risaralda 150 Kilometer westlich von Bogota gefaßt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Er habe einen falschen Paß gehabt. Nach Angaben der kolumbianischen Polizei ist Pizano ein Mitarbeiter des kürzlich in Italien festgenommenen Mafia-Bosses Salvatore "Toto" Riina. Auch Verbindungen zu kolumbianischen Rauschgift-Kartellen schloß die Polizei nicht aus. Pizano soll an Italien ausgeliefert werden.
Pizano habe zugegeben, Verbindungen zu den Verbrecherorganisationen Camorra und Cosa Nostra zu besitzen, sagte ein Polizeisprecher. Pizano ist in Italien wegen Drogenhandels, bewaffneten Raubüberfalls und unerlaubten Waffenbesitzes bereits zu 28 Jahren Haft verurteilt worden. Er hält sich der Polizei zufolge seit 1989 in Kolumbien auf.
MOSKAU, 5. März (Reuter). Das russische Parlament hat am Freitag eine Sondersitzung des Volksdeputiertenkongresses für den 10. März einberufen.
Die Entscheidung des Obersten Sowjets in Moskau fiel mit großer Mehrheit. Der Kongreß der Volksdeputierten, das höchste Gesetzgebungsorgan Rußlands, soll den Streit über die Verteilung der Macht zwischen dem von Altkommunisten beherrschten Parlament und Präsident Boris Jelzin klären.
Der Oberste Sowjet hatte Präsident Jelzin eingeladen, an seiner Sitzung am Freitag teilzunehmen. Es war aber ungewiß, ob Jelzin kommen würde. Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow erklärte, Jelzin sei wegen des Besuchs des finnischen Präsidenten Mauno Koivisto sehr beschäftigt. Falls er dennoch Zeit finde, werde er das Parlament informieren und vielleicht erscheinen. Ein Präsidentensprecher teilte mit, Jelzin werde auch an einer Sitzung des Kabinetts teilnehmen.
Bei der Sitzung des Kongresses wird voraussichtlich das bereits vereinbarte Referendum über die Verteilung der Macht zwischen den Verfassungsorganen eine zentrale Rolle spielen. Jelzin erhofft sich von der Volksabstimmung Rückendeckung im Machtkampf mit dem Parlament. Zahlreiche Abgeordneten wollen das Referendum am 11. April aber streichen.Tanker wieder auf offener See
LONDON, 5. März (Reuter). Der am Sonntag vor Nordostengland auf Grund gelaufene dänische Tanker Freja Svea ist auf offene See geschleppt worden. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen sei die Aktion am Donnerstag abend gelungen, teilten Bergungsdienste am Freitag mit. Nach ihren Angaben wurde keine Verschmutzung des Wassers entdeckt. Der 97 000-Tonnen-Tanker war nur mit 1500 Tonnen Öl und dem Treibstoff für das Schiff beladen.
NÜRNBERG, 5. März (Reuter). Die Zahl der Kurzarbeiter in Westdeutschland ist im Februar weiter angestiegen und hat die Millionengrenze überschritten. Wenig Veränderungen gab es dagegen bei der Zahl der Arbeitslosen in Deutschland. Nach den von der Bundesanstalt für Arbeit am Freitag in Nürnberg vorgelegten Zahlen stieg die Zahl der Kurzarbeiter im Westen um fast 190 000 auf 1,04 Millionen. Die Zahl der Arbeitslosen nahm im Westen auf 2,29 (Januar 2,26) Millionen zu. Im Osten sank die Arbeitslosenzahl leicht um 15 000 auf 1,18 (1,19) Millionen. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 7,5 (7,4), im Osten bei 14,5 (14,7) Prozent. Für die ungünstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt machte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, die schlechte konjunkturelle Lage und den besonders kalten Winter verantwortlich.
MOSKAU, 5. März (Reuter/AFP/ost). Die Verfassungskrise in Rußland hat sich weiter verschärft. Am Freitag lehnte Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow einen Plan von Präsident Boris Jelzin zur Beilegung des anhaltenden Machtkampfes strikt ab und warf ihm "aggressives Verhalten" vor. Zuvor hatte das von Kommunisten und Nationalisten beherrschte Parlament (Oberster Sowjet) den Kongreß der Volksdeputierten gegen den Willen Jelzins für den 10. März zu einer Sondersitzung einberufen. Das oberste Gesetzgebungsorgan Rußlands soll den Streit um die Machtverteilung zwischen Exekutive und Legislative klären.
Der jüngste Vorschlag Jelzins zielt darauf ab, dem Parlament die Kontrolle über die Zentralbank zu entziehen und sie der Regierung zu unterstellen. Zudem sollen alle geplanten Verfassungsänderungen auf Eis gelegt werden, um die Aufgabe vorantreiben zu können, die angeschlagene Wirtschaft zu beleben.
Chasbulatow regte an, eine Entscheidung darüber dem Volksdeputiertenkongreß, der mehrheitlich gegen Jelzin eingestellt ist, zu überlassen, "ungeachtet des Willens des Präsidenten. Es ist Zeit, daß wir Verantwortung übernehmen".
Der Kongreß kann nach der Verfassung das Präsidentenamt abschaffen. Einige Konservative haben bereits die Amtsenthebung Jelzins gefordert.
Der Präsident selbst nahm an der Debatte trotz einer Einladung des Parlaments nicht teil. Der stellvertretende Ministerpräsident Juri Jarow teilte den Abgeordneten mit, wegen eines Treffens mit dem finnischen Präsidenten Mauno Koivisto könne Jelzin nicht kommen.
Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin, bislang eher als Gegner Jelzins bekannt, versicherte, die Regierung stehe voll hinter dem Präsidenten.
Chasbulatow erklärte vor dem Parlament, er habe Informationen darüber, daß "terroristische Aktionen" wie die Ermordung von demokratischen Politikern vorbereitet würden, um die Konservativen zu diskreditieren. Es gebe zudem seit langem Gerüchte, daß Jelzin per Dekret die Auflösung des Parlaments angeordnet habe.
NEW YORK/SARAJEWO, 5. März (AP/ Reuter/AFP). Die Vereinten Nationen (UN) wollen mit Inspektionen in Ostbosnien verhindern, daß moslemische Zivilisten aus der Region Cerska von Serben mit Gewalt vertrieben werden. Der Kommandeur der UN-Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, flog am Freitag nach Tuzla, von wo er auf dem Landweg nach Cerska weiterfahren wollte.
Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Tony Land, sagte in Sarajewo, seine Organisation könne auf ein serbisches Angebot, die etwa 20 000 in Cerska Eingeschlossenen abziehen zu lassen, vorerst nicht eingehen. Zunächst müsse das UNHCR die Lage selbst bewerten. Es lasse sich nicht zum "Komplizen" für Aktionen machen, deren Ergebnis die von Serben angestrebte "ethnische Säuberung" sei. Der Oberkommandierende der serbischen Verbände, Ratko Mladic, hatte nach UN-Angaben einer Evakuierung von Zivilisten aus Cerska, Zepa und Srebrenica zugestimmt.
Funkamateure berichteten aus dem Gebiet um Cerska und Konjevic Polje über einen Appell des bosnischen Militärs, 2500 Verwundete aus dem Kessel herauszuholen. Besonders Konjevic Polje liege unter schwerem serbischen Artilleriefeuer. In der Nacht zum Freitag seien acht Erwachsene und vier Kinder umgekommen, 18 Menschen seien bei den Einschlägen verwundet worden. 28 Dörfer seien in Brand geschossen worden. Im zehn Kilometer östlich gelegenen Dorf Kamenica sollen 3000 Menschen von Serben umzingelt sein. Die Angaben waren nicht nachprüfbar.
UN-Vertreter berichteten von einer möglichen weiteren Flüchtlingswelle in Nordbosnien. Flüchtlinge hätten von serbischem Terror gegen Kroaten und Moslems berichtet.
Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zu Freitag rund 25 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente über dem Gebiet von Zepa ab. Rußland stimmte zu, sich ab dem 12. März mit Transportmaschinen an der Luftbrücke für Bosnien zu beteiligen. Die russische Armee darf dafür den US-Militärflughafen in Frankfurt am Main benutzen. US-Präsident Bill Clinton kündigte eine Verschärfung der Sanktionen gegen Serbien an. Die USA könnten dies jedoch "nicht im Alleingang" tun, sondern müßten alle weiteren Schritte mit den Europäern einschließlich Rußlands abstimmen, sagte er.
Die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Abschluß der Bosnien-Verhandlungen in New York sanken am Freitag abend weiter, nachdem der bosnische Staatspräsident und Moslemführer Alija Izetbegovic seine Abreise ankündigen ließ. Er werde vorher auch nichts mehr unterschreiben, sagte sein UN-Botschafter Muhamed Sacirbey. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hatte schon vorher erklärt, der Plan über die Quasi-Aufteilung des Landes in zehn Provinzen sei für ihn nicht akzeptabel.
Izetbegovic hatte am Mittwoch den militärischen Teil des umfangreichen Friedensabkommens unterzeichnet.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
Zur Person:
GÜNTER BEHNISCH, Architekt des neuen Bundestag-Plenarsaals,
hat die Darstellung von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) zurückgewiesen, er trage die Gesamtverantwortung für den Bau. In einem offenen Brief an die Ministerin schrieb Behnisch (Bild: bonn-sequenz), die Gesamtverantwortung liege vielmehr bei der Bauministerin und der sie vertretenden Bundesbauverwaltung. An den Reparaturkosten für die elektroakustische Anlage will sich Behnisch nach eigenen Angaben nicht beteiligen. Im Saarländischen Rundfunk sagte Behnisch, der Saal habe - ohne Mikrofonanlage - eine hervorragende Raumakustik; man könne sich sogar leise unterhalten. Die Anlage der Firma Siemens sei "einfach überladen". Er habe den Eindruck, "da haben sich einige hineingesteigert". Die Raumakustik sei zwar wegen der Materialien Beton, Stahl und Glas nicht einfach zu bewältigen, das habe man aber schon vorher gewußt. (Reuter)
FRANKFURT A. M. (rtr). Die Bundesbank hat ihre seit September 1992 betriebene Politik der Zinssenkungen in kleinen Schritten fortgesetzt. Nachdem der Zentralbankrat am Donnerstag die Leitzinsen unverändert gelassen hatte, sorgten die Währungshüter gestern überraschend für Bewegung. Sie senkten den Zins bei einem Wertpapierpensionsgeschäft, mit dem die Kreditwirtschaft mit Liquidität versorgt wird, im Vergleich zum vorherigen "Tender" um fast einen viertel Punkt auf 8,25 Prozent. Für Experten steht fest, daß damit der Weg für eine weitere Rücknahme der Leitzinsen Diskont und Lombard geebnet ist. Dafür spricht auch, daß Zentralbankratsmitglied Johann Wilhelm Gaddum selbst den Schritt als "Zinssignal" bezeichnete.
Am "langen Ende" des Kapitalmarkts, an dem die Renditen mit einem Niveau von rund 6,40 Prozent mittlerweile den tiefsten Stand seit 1988 erreicht haben, sind die Zinssenkungsspielräume nach Auffassung von Fachleuten inzwischen weitgehend ausgeschöpft. Hier bestehe tendenziell eher die Gefahr, daß ein unattraktiv niedriges Realzinsniveau die für die langfristige Investitionsfinanzierung wichtige Spartätigkeit beeinträchtigen könnte. Am "kurzen Ende", das die Bundesbank direkt beeinflussen kann, besteht hingegen noch viel Raum für weitere kleine Schritte. Der Zentralbankrat bereitet die Senkung der Leitzinsen offenbar systematisch über die Geschäfte am Markt vor. In welchem Ausmaß und Tempo das geschieht, hängt von der Preis- und Geldmengenentwicklung sowie von den Tarifabschlüssen und der Staatsverschuldung ab. Sollte in den nächsten Wochen der "Solidarpakt" unter Dach und Fach gebracht werden, in dessen Mittelpunkt der Versuch der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte steht, so wären zusammen mit den bisherigen Lohnvereinbarungen unterhalb der Inflationsrate aus Sicht der Währungsbehörde wichtige Stabilitätsvoraussetzungen erfüllt, wie Beobachter meinen.
Im Bonner Finanzministerium hieß es zu dem Zinssignal, das Haus Schlesinger habe "den stabilitätspolitischen Spielraum einer nachlassenden monetären Expansion und die absehbare Beruhigung der Preis- und Kostenentwicklung" genutzt. Die schrittweise Rückführung des Zinsniveaus unterstütze die Bemühungen der Regierung, in einer schwierigen Weltwirtschaftslage ein angemessenes Wachstum zu sichern.
In das Konzert der positiven Reaktionen mischten sich auch kritische Stimmen, vor allem aus dem Geldmarkt, der diese Woche nach der Senkung der Mindestreservesätze von heftigen Turbulenzen heimgesucht worden war. Einige Händler hatten Schwierigkeiten, die Operationen der Bundesbank nachzuvollziehen. Diese habe noch am Mittwoch mit einem Mengentender zu 8,49 Prozent die "Zinsführerschaft" für sich reklamiert. Solche "Kapriolen" ließen eine ruhige Hand nur schwer erkennen, hieß es. Ein Händler sagte, die "Bundesbank stolpert von einer Verlegenheit in die nächste".
ROM, 5. März. (Reuter). Das italienische Kabinett hat am Freitag abend Maßnahmen zur Begrenzung des Korruptionsskandals in Italien beschlossen. Wie Minister Carmelo Conte mitteilte, sollen das Parteienfinanzierungsgesetz gelokkert und korrupten Politiker Strafmilderung gewährt werden, wenn sie gestehen, die Bestechungsgelder zurückgeben und ihre Ämter verlassen. Die Opposition hatte die Vorschläge scharf kritisiert.
Seit rund einem Monat erst besitzt sie die deutsche Staatsbürgerschaft und greift schon nach der Meisterkrone ihrer Wahlheimat. Die gebürtige Chinesin Jie Schöpp gilt bei den Deutschen Tischtennis-Meisterschaften in Münster als große Favoritin auf den Titel im Damen-Einzel. "Ich hoffe, daß ich gewinnen kann", gibt sich die 25 Jahre alte Abwehrspielerin vom Europapokalsieger und Deutschen Meister Spvg. Steinhagen optimistisch, räumt aber auch ein: "Die Konkurrenz ist auch nicht schlecht. Man muß abwarten."
Die Zurückhaltung ist typisch für Jie Schöpp, die vor fast vier Jahren aus China nach Deutschland übersiedelte. "Wir sind vorsichtiger mit dem, was wir sagen", erläutert sie die Mentalität der Chinesen, "aber auch schneller zufrieden." Umso glücklicher war Jie Schöpp Anfang Oktober, als sie bei ihrem ersten Einsatz im Trikot des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gleich den Titel bei den Internationalen Meisterschaften von Rumänien gewann und vor rund zwei Wochen beim Turnier in der Slowakei Bronze holte.
Aufgrund des komplizierten Regelwerkes darf Jie Schöpp zwar in Individual- Wettbewerben für Deutschland starten, in der Mannschaft aber muß sie sich noch mit der Zuschauerrolle begnügen. Der DTTB jedoch bemüht sich um eine Ausnahmegenehmigung, damit sie nicht noch weitere zwei Jahre auf einen Einsatz im deutschen Team warten muß. Bevor sie 1989 nach Deutschland kam, lebte Jie Schöpp in ihrer Heimat in einer Sportschule und träumt jetzt von der deutschen Nationalmannschaft. sid
Leichtathletik-Meeting in Sevilla Naroschilenko nach
Die Russin Ludmilla Naroschilenko scheint momentan in der Lage, ihre eigenen Weltrekorde auf der 60-m-Hürdendistanz nach Belieben verbessern zu können. Dennoch war die 28 Jahre alte Weltmeisterin nach ihrer Fabelzeit von 7,63 Sekunden beim Hallen-Meeting der Leichtathleten in Sevilla von ihrem dritten Weltrekord innerhalb von vier Tagen überrascht: "Ich hatte die Bahn noch von der Weltmeisterschaft als sehr langsam in Erinnerung, deshalb überrascht mich diese Zeit schon sehr", meinte die Weltmeisterin von Tokio nach dem Lauf.
Bereits im Vorlauf hatte die Russin ihre erst zwei Tage zuvor in San Sebastian aufgestellte Bestleistung um zwei Hundertstelsekunden auf 7,66 Sekunden verbessert, war dann aber im Finale noch einmal drei Hundertstelsekunden schneller und geht nun mit 7,63 Sekunden in die Rekordlisten ein.
Am 13. Februar hatte die 28jährige, die vor den Olympischen Spielen in 12,26 Sekunden die viertschnellste 100-m-Hürdenzeit aller Zeiten gelaufen war, in Barcelona nach schwachen Vorlaufzeiten wegen einer angeblichen Verletzung aber auf das Semifinale verzichtete, bereits im französischen Lievin ihren Weltrekord von 7,69 Sekunden egalisiert. Naroschilenko hat nun die sechs schnellsten Läufe aller Zeiten absolviert. sid
Nach den Krisensitzungen des Winters wird für das Milliarden-Spektakel Formel 1 in einer Woche ein neues Zeitalter eingeläutet. Der Kampf gilt dem technischen Wettrüsten. "Wir hatten keine andere Wahl", verteidigte FISA-Präsident Max Mosley das neue Reglement, das am kommenden Freitag im Training zum Großen Preis von Südafrika in Kyalami erstmals offiziell auf dem Prüfstand steht.
Dem Fachblatt "auto, motor, sport" sagte der Brite jetzt: "Es wurde langsam lächerlich, uns drohten Anarchie und Chaos." Mosley verriet, daß schon eine Technologie existiert, die ein Formel-1- Auto ohne Fahrer eine Runde drehen läßt: "Das einzige, was den Computer verwirrt, sind die anderen Autos auf der Strecke."
Die Testfahrten haben gezeigt, daß es sich wie mit dem Ende der Turbo-Ära 1988 als Trugschluß entpuppt, die High- Tech-Boliden am Grünen Tisch einbremsen zu wollen. Trotz schmalerer Hinterreifen, kleinerer Heckflügel und bleifreien Benzins ohne leistungsfördernde Additive sind die Durchschnittsgeschwindigkeiten weiter gestiegen. Der gelernte Jurist Mosley, der nach eigener Aussage die Lage bei seinem Amtsantritt 1991 zu optimistisch eingeschätzt hat, begründet: "Durch Qualifikationsmotoren, Ersatzautos, unlimitierte Reifen und Elektronik wurden die Kosten für die kleinen Teams unerträglich."
Für wenig sinnvoll halten die Fahrer das verkürzte Training. Ihrer Meinung nach erhöht sich mit dem Verkehrsaufkommen auch das Unfallrisiko. Das freie Training wurde um 50 Prozent auf jeweils 45 Minuten am Freitag und Samstag gestrichen. Das bislang einstündige Zeittraining dauert auch nur noch 45 Minuten. Der Kerpener Michael Schumacher (Benetton-Ford) stellte verwundert fest: "Das bringt doch überhaupt nichts. Die großen Teams werden die fehlende Trainingszeit mit mehr Testfahrten ausgleichen, die kleinen schauen wieder in die Röhre."
Williams-Renault, das 1992 mit seiner technischen Überlegenheit zehn von 16 Grand Prix gewann, den Konstrukteurs- und Fahrer-Titel (Nigel Mansell) holte, stimmte den Neuerungen zähneknirschend zu. Mosley: "Frank Williams hat eingesehen, daß die ganze Formel 1 den Bach runtergeht, wenn ein einziges Team so überlegen bleibt." sid
Die Uhr ist für "Big Ben" endgültig abgelaufen. Die fünfköpfige Anti-Doping- Kommission des Weltverbandes IAAF sah es nach einer Dringlichkeitssitzung in Paris als erwiesen an, daß eine am 17. Januar bei dem kanadischen Sprinter Ben Johnson abgenommene Urinprobe zweifelsfrei positiv gewesen ist.
Den Regularien der IAAF entsprechend wird eine wiederholte Leistungsmanipualtion mit einer lebenslangen Sperre geahndet. Darüber soll endgültig in der nächsten Woche bei einer Sitzung der IAAF in Toronto entschieden werden. Johnson war am 24. September 1988 nach seinem Olympiasieg in Seoul bereits der Einnahme des anabolen Steroids Stanozolol überführt und daraufhin für zwei Jahre von der Laufbahn verbannt worden. Ausschlaggebend für die Urteilsfindung war nach Aussagen des Gremiums der "abnorm hohe Testosteron/Epitestosteron-Quotient in der Urinprobe des Sprinters nach dem Hallen-Meeting am 17. Januar in Montreal", der die Zufuhr des anabolen Steroids Testosteron bestätigte. Der Quotient soll nahe des oberen Grenzwertes 10 gelegen haben.
Der Kommission unter Leitung des schwedischen IAAF-Vize-Präsidenten Prof. Arne Ljungquist gehörten als Mitlieder Gabriel Dolle (Frankreich), Frank Greenberg (USA), sowie die Professoren Antonio dal Monte (Italien) und Manfred Donike, Leiter des Kölner Institutes für Biochemie, an. Das Gremium sah die Anwesenheit Johnsons oder eines Rechtsvertreters des Sprinters in Paris als nicht notwendig an.
Bereits vor der Sitzung hatte sich IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai, der das Ergebnis verkündete, "frohen Mutes" gezeigt, "daß es am Freitag eine Entscheidung gibt. Zum Ergebnis der B-Probe, bei dessen Analyse Johnson nicht persönlich anwesend war, wollte der Ungar unmittelbar vor der Sitzung im zwanzigsten Stock eines Pariser Nobelhotels keine Angaben machen. Nach Angaben von Paul Dupre, Präsident des kanadischen Verbandes, hätte es Terminologie-Probleme mit der IAAF gegeben. Man habe seitens des Weltverbandes einen nicht eindeutigen Bericht bekommen, der den Status eines positiven Befundes offenließ. "Danach waren wir vorsichtig", meinte Dupre, weil in "einigen Fällen nicht eindeutige Analysen im Endeffekt zu einem negativen Ergebnis geführt haben."
Seit dem Bekanntwerden des Falles hatte es noch einmal Diskussionen über die Relevanz des Testosteron/Epitestosteron-Quotienten gegeben. Von der Medizinischen Kommission des IOC wurde unter Berücksichtigung des Normalverhaltens des Quotienten (0 bis 2) als oberer Grenzwert ein Quotient von 6 festgelegt. Höhere Quotienten wurden in der Vergangenheit immer mit einem positiven Befund gleichgesetzt.
"Ein Grenzwert über sechs ist nur mit einer pharmakolgischen Beeinflussung zu erreichen. Da gibt es gar keinen Zweifel", konstatierte der Heidelberger Molekularbiologe Professor Werner Franke. "Ein konstitutiv erhöhter Anteil der Nebennierenproduktion", der bei Einzelpersonen schon mal Extremwerte - beispielsweise 9:1 bei einer Testperson - bewirken könne, ist nach Aussagen von Franke absolut ausgeschlossen. "Der normale Level bei Johnson ist nach den vielen Proben bekannt und würde bei Abnormalitäten entsprechend vermerkt".
"Es ist unglaublich. Aber irgendwie kann man es ja fast verstehen, daß er wieder rückfällig geworden ist. Er weiß, daß es andere auch machen und wollte mithalten", meinte die frühere Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl. sid
Heike Henkel erlitt im zehnten Saisonwettkampf mit 1,99 m die vierte Niederlage und wurde beim Berliner Springermeeting von ihrem auf 2,36 m verbesserten Leverkusener Klubkameraden Hendrik Beyer in den Schatten gestellt.
Eine Woche vor der Hallen-WM in Toronto siegte der deutsche Vizemeister vor dem höhengleichen Weinheimer Olympiasechsten Ralf Sonn, der anschließend an 2,40 m scheiterte. Beyer versuchte vergeblich, die Jahres-Weltbestmarke des Amerikaners Hollis Conway um einen Zentimeter auf 2,38 m zu steigern. Dritter wurde der Brite Steven Smith mit 2,32 m, Vierter der Spanier Arturo Ortiz mit 2,30 m. Als Sechster kam Carlo Thränhardt (Leverkusen) auf 2,24 m.
Heike Henkel scheiterte beim 320 000 Mark teuren Meeting nach 1,99 m vor 1100 Zuschauern dreimal an 2,01 m. Diese Höhe meisterte als einzige mit neuer Landesrekordhöhe Kubas Olympiadritte Ioamnet Quintero. Ebenso wie die rumänische Olympiazweite Galina Astafei (1,99 m) scheiterte sie anschließend an 2,03 m. Fünfte mit 1,93 m wurde Andrea Baumert (Berlin).
Im Stabhochsprung stand Sergej Bubka (Ukraine) bereits vor seinen Versuchen über die Weltrekordhöhe von 6,16 m als Sieger mit 6,05 m vor Rodion Gataullin (Rußland/5,85 m) fest. sid
Wird der populärste Flohmarkt gekippt?
WETTERAUKREIS. Der Rosbacher Flohmarkt war bislang einer der drei größten in Hessen - dafür sorgten jeweils einige hundert Stände und bei gutem Wetter auch weit über 10 000 Besucher und Besucherinnen. Der Fortbestand des populären Freiluftspektakels ist jedoch ernsthaft gefährdet, weil Bürgermeister Reinhold Medebach im Clinch mit dem Flohmarkt-Veranstalter Dieter Westenberger liegt. Die Streitereien sind jedoch lösbar - wenn beide es nur wollen.
Medebach und Westenberger hatten sich vor rund einem Jahr darauf geeinigt, daß pro Jahr höchstens sechs Flohmärkte in Rosbach durchgeführt werden. So weit, so gut. Bei dem Flohmarkt im Oktober will der Bürgermeister jedoch so erhebliche Verkehrsbehinderungen durch parkende Autos festgestellt haben, daß "im Notfall Rettungsfahrzeuge steckengeblieben wären".
Westenberger: "Dafür ist Medebach jedoch mitverantwortlich, da er erst wenige Tage vorher mir mündlich mitteilen ließ, daß die Flohmarktbesucher nicht den Parkplatz vor der Adolf-Reichwein-Halle und die angrenzende Wiese wegen einer Veranstaltung in der Halle benutzen dürften." Nach Angaben von Westenberger nahmen die Hallenbesucher jedoch noch keine zehn der mehrere hundert vorhandenen Parkplätze ein, während die Besucher des Flohmarktes verzweifelt Stellplätze suchten, auch deshalb, weil an diesem Wochenende das unmittelbar neben dem Flohmarkt liegende Schnellrestaurant "McDonalds" eröffnete.
Die Verkehrsbehinderungen während des Oktober-Marktes nahm Medebach zum Anlaß, den November-Flohmarkt zu verbieten. Westenberger: "Erst provoziert Medebach das Chaos, dann benutzt er dieses auch noch, um dem Flohmarkt den Garaus zu machen."
Westenberger gab jedoch nicht klein bei und wandte sich an das Verwaltungsgericht in Gießen. Nach Angaben von Medebach entschied das Gericht, daß zwar der Flohmarkt im November noch stattfinden dürfe, für weitere Veranstaltungen sich jedoch die Stadt und der Veranstalter an einen Tisch setzen müßten, um die Verkehrsprobleme zu lösen. Medebach: "Seitdem warte ich auf ein entsprechendes Konzept."
Über die angebliche Gesprächsbereitschaft des Bürgermeisters zeigte sich Westenberger gegenüber der FR überrascht, da er mehrfach versucht habe, mit Medebach zu sprechen. Westenberger: "Entweder war er nicht da oder gerade nicht zu sprechen."
Da Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Rosbach Westenberger deutlich gemacht hätten, daß Medebach letztlich über den Flohmarkt entscheide, will er nun erneut versuchen, mit Medebach zu sprechen - und zwar in einer der nächsten Bürgersprechstunden. Trotz der ungewissen Zukunft des Rosbacher Marktes ist von einer Wirtschaftsflaute bei den Flohmärkten nichts zu spüren. Dieter Westenberger: "Die Zahl der Stände ist bei den von mir organisierten Märkten trotz zunehmender Konkurrenz ebenso gleich geblieben wie die Umsätze." Es könne keine Rede davon sein, daß die Geldbeutel der Flohmarktbesucher fester zugeknöpft seien. Die Inflation und wirtschaftliche Ängste haben nach seinen Angaben jedoch eine neue Sammelleidenschaft für Briefmarken, Porzellan, Telefonkarten und Swatch-Uhren entfacht. Derzeit gibt es Flohmärkte in Lich (alle zwei Monate sonntags), in Gießen (jeden Sonntag), in Wehrheim (unregelmäßig), in Stockstadt und Karben (nur in den Wintermonaten in den Hallen) und in Altenstadt (unregelmäßig sonntags). In Ortenberg und Bad Nauheim (am Güterbahnhof) gibt es jeden Samstag Flohmärkte. Die Termine für Butzbach waren gestern noch nicht bekannt. str
Die Fremdheit der Dinge ertragen
MÜNSTER. Wie wäre die Vielfalt an Eindrücken, Perspektiven und Sichtbarkeitswerten im Alltag zu bewältigen, würde die Wahrnehmung nicht von einem selektierenden und durch Konventionen vorgeprägten Bewußtsein reguliert?
Die neueren Fotografien von Platino, zu sehen in der ersten Ausstellung des Westfälichen Kunstvereins unter der Regie von Heinz Liesbrock (dem Kurator der Essener Ausstellung "Hopper und die Fotografie"), zeugen von einer Sichtweite, die Wagnis ist, denn es scheint, als sei ihr ein Vorwissen von den alltäglichsten Dingen (Kleidern, Wascharmaturen wie auch Decken, Fußböden, Wänden) abhanden gekommen. Der bewußte Rückgang hinter die Gewohnheiten der Wahrnehmung zeichnet sich in der Entwicklung Platinos als ein kontinuierlicher Prozeß ab.
Die Fotografien entstehen ausschließlich in dem Stuttgarter Arbeits- und Lebensraum des 1948 geborenen Künstlers, der selbst als offenes, durch Leben und Arbeit entstandenes und entstehendes Werk fungiert.
Der konzeptionelle Gedanke geht auf das in sich geschlossenere und im Rückblick eher experimentell erscheinende Raumprojekt "Red Space 1" zurück: Von 1979 bis 1986 lebt und arbeitete Platino in den Räumen einer Vierzimmerwohnung, die er insgesamt rot ausmalte und mit roten Gegenständen versah, so daß die Wahrnehmungsverhältnisse in ihnen sich wandelten. Aus den Berichten des Künstlers geht hervor, daß sich dort die bekannten Dimensionen der Dingwelt auflösen, entmaterialisieren und in neuer räumlicher oder flächiger Qualität darstellen konnten.
Nicht das fotografische Medium, sondern der "Space", das heißt der Raum, der unmittelbare Kontakt mit den Potentialen der in ihm sich entfaltenden Sichtbarkeit, bildet den Ausgangspunkt der Bilder. Die großformatigen Cibachrome werden nicht gerahmt, sondern mit einer Acrylglasscheibe versehen, in der sich Fragmente des Ausstellungsraums und der Betrachter spiegeln.
Indem sich auf diese Weise die fixierten Motivsituationen mit den Kontingenzen und Eigenarten der jeweiligen Ausstellungssituation vermischen, öffnen sie sich einer gleichsam "externen" Umgebung. Konsequenterweise werden die Arbeiten nicht gehängt, sondern zumeist, wie jetzt in Münster, an die Wände gelehnt.
In den Fotografien aus der Zeit des "Red Space", von denen die Münsteraner Ausstellung kleinformatige Abzüge in einem Schaukasten präsentiert, sind Gegenstände und Raumdimensionen von einem Rotkontinuum umhüllt. Die Gegenständlichkeit bleibt unsicher, wodurch ein wiedererkennendes Sehen selbst verunsichert wird.
In den neueren Arbeiten ist hingegen der Eindruck geradezu bedrängender Gegenständlichkeit vorherrschend. Ein rechteckiges, schwer zu identifizierendes Möbelstück zerfließt rot glänzend in den Vordergrund, ein Tisch droht seitlich aus dem Bild zu kippen, Gegenstände bäumen sich auf, türmen sich übereinander, bilden Schwunglinien aus und erscheinen insgesamt wie bewegt.
Die pragmatische Bestimmung solcher - derart alltäglicher - Gegenstände ist außer Kraft gesetzt. Nicht immer ist das bestimmte Motiv unmittelbar zu identifizieren, seine Dinglichkeit jedoch ist schon vor jedem Wiedererkennen vollkommen präsent.
Da zwischen der Eigenpräsenz der Dinge und ihrer besonderen Ansichtigkeit nicht mehr unterschieden werden kann, ist es, wie Georg Imdahl im Katalog schreibt, ein Problem dieser Arbeiten, "wie der gegebene Gegenstand in seiner ästhetischen Dinglichkeit, sondern auch und gerade wie das Sehen selbst, wie die Gesehenheit Bild werden kann".
In den Bildern Platinos manifestiert sich der Versuch, eine Dimension des Sichtbaren zu zeigen, die sich der Verfügbarkeit wahrscheinlich schon im Ansatz entzogen hat. Heinz Liesbrock weist darauf hin, daß die Fotografien keine prädestinierten Wirklichkeitsausschnitte exponieren, sondern eine "Haltung, die es auf sich nimmt, die Fremdheit der Dinge auszuhalten".
Wenn die Intention dieser Haltung die intentionslose Hingabe an das Sichtbare ist, muß der Weg zu den Dingen durch ihre Fremdheit ständig neu erschlossen werden. THOMAS JANZEN
(Die Ausstellung dauert bis zum 4. April 1993.)
. . . sagte der Mann: "Mir sin dahaam voll emanzebiert! Ich baß awends uff die Klaa uff, un mei Fraa geht in die Wertschaft!"
. . . bot der Händler auf dem Flohmarkt ein Gemälde an, die Lüneburger Heide in Öl. Der erste Mann, der stehenblieb, sagte: "Heilischer Himmel! Ei, des Bild is ja de Rahme net wert!" Der Händler sagte: "Sorry!" Des Bild hat mei Schwächerin gemalt!" Der zweite Mann, der stehenblieb, sagte: "Net schlecht! Middeme bissi Fandasie kann merr errate, was des sei soll!" Der Händler sagte: "Des Bild hat mei Schwester gemalt!" Der dritte Mann, der stehenblieb, sagte: "Herrlisch! Un die Fawwe! Wunderbar!" Der Händler sagte: "Des Bild hab ich gemalt!"
. . . fragte der Mann hinter dem Schalter: "Ihne Ihrn Vorname?" - "Emanuel!" - "Emanuel, der Glückliche!" - "Des sieht bloß so aus, Herr Amtsrat, weil ich zwaa Fläschjer Bier hab!"
In rasender Geschwindigkeit stürzt die Autoindustrie von den Höhen eines Super-Booms in die Niederungen einer Absatzflaute. Von allen Unternehmen am schwersten getroffen ist der Volkswagen- Konzern, der gefährliche Produktivitätsrückstände gegenüber den Wettbewerbern aufweist. Um diese Flanke zu schließen, bestellte der Aufsichtsrat zum Jahresanfang einen neuen Vorstandschef. Der von der Tochter Audi gekommene Ferdinand Piëch soll die Rentabilität massiv aufpäppeln. Seine Aufgabe begann der gebürtige Österreicher mit einem Tritt auf die Bremse, strich die Investitionspläne zusammen und holte sich beim Aufsichtsrat den Rückhalt für einen schmerzvollen Personalabbau. Demnächst bekommen einige Top-Manager - darunter Finanzchef Dieter Ullsperger - den Laufpaß und wird über eine drastische Dividendenkürzung entschieden. Erst dann fängt die eigentliche Sanierungsarbeit an.
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Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Telefon 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg/Bad Nauheim/Rosbach.
Sa.: Mohren-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 104, Tel. 0 60 31 / 56 85 - So.: Sprudel-Apotheke, Bad Nauheim, Hauptstr. 2, Tel. 0 60 32 / 23 93.
Bad Vilbel. Sa.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 122, Tel. 0 61 01 / 8 53 34 - So.: Heilsberg-Apotheke, Alte Frankfurter Str. 28a, Tel. 0 61 01 / 8 50 17.
Butzbach. Sa.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 0 60 33 / 6 56 62 u. 7 18 73 - So.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.
Karben/Niddatal. Sa.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06 - So.: Römer-Apotheke, Okarben, Saalburgstr. 2, Tel. 0 60 39 / 34 45.
Büdingen. Sa. u. So.: Stern-Apotheke, Vorstadt 2, Tel. 0 60 42 / 566.
Altenstadt/Limeshain/Düdelsheim. Sa. u. So.: Wetterau-Apotheke, Altenstadt, Hanauer Str. 21, Tel. 0 60 47 / 63 40. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
DESSAU. Politisch-ideologische Gründe nennt Dessaus Kulturamtsleiter Günter Ziegler auf die Frage, warum die Geburtsstadt Kurt Weills erst jetzt wieder ihres großen Sohns sich erinnert. Weills Zusammenarbeit mit Brecht war eng und intensiv. Aber sie wurde (wegen politischer Differenzen) abgebrochen und auch im amerikanischen Exil nicht wieder geknüpft. In der DDR-Zeit zogen die Kulturverwalter daraus ihre bequemen Konsequenzen.
Aber es gab auch finanzielle Gründe. Weill-Tantiemen mußten in Devisen bezahlt werden, obwohl doch andererseits die Weill-Foundation, zu Lebzeiten mindestens von Lotte Lenya, kulant war gegenüber der DDR. Wenn man gewollt hätte, wäre wohl eine Kooperation möglich gewesen. Aber es gab da auch eine gewisse Traditionsbeflissenheit in der Stadt. Lieber pflegte man eine Schimäre von gestern: Dessau als das "Bayreuth des Nordens", wie es sich seit einem Besuch Wagners und auch sonstigen guten Beziehungen zum Grünen Hügel stolz nannte, obwohl Wagner in dieser Stadt längst nicht mehr adäquat aufzuführen war.
Neunzehn Jahre hat Kurt Weill in der Stadt gelebt. Als Schüler war er "außerplanmäßiger" Korrepetitor am Theater. Dann nochmal kurz, 1919, unter Knappertsbusch. Aber was bei seinem früheren Mentor, dem Theaterkapellmeister und Pfitzner-Schüler Albert Bing erwünscht war: sich einzumischen in allgemeinere musikalische Fragen -, "Kna" duldete derlei nicht. Weill suchte das Weite. Nur zweimal noch, 1923 und 1928, kehrte er zu Aufführungen in die Stadt zurück.
Jetzt will die Stadt etwas wiedergewinnen von dieser verschütteten Tradition, auch wenn an baulichen Erinnerungsstücken nichts mehr übrig ist, weder das ursprüngliche Theater noch die beiden Wohnungen der Weills - zumal die zweite, das jüdische Gemeindehaus, in dem der am 2. März 1900 geborene Kantorensohn aufwuchs. Dessaus jüdische Gemeinde war vor dem Ersten Weltkrieg eine der fortschrittlichsten in Deutschland. Diese multikulturelle Tradition zurückzugewinnen, meinte der Oberbürgermeister bei der offiziellen Eröffnung des Weill-Fests, sei gerade heute wichtig.
Alle zwei Jahre, beginnend mit kommendem, will man in Dessau nun ein Weill-Fest oder -Festival ausrichten. Mit wenig Geld und ganz kurzfristig geplant, machte man jetzt einen "Auftakt". Weills Schuloper "Der Jasager", 1930 im "Mahagonny"-Jahr entstanden und von ihm später als sein wichtigstes Werk der europäischen Phase bezeichnet, stand jetzt bei dem Auftakt-Fest auf dem Programm, erarbeitet mit Schülern; ebenfalls einige der frühen in Dessau komponierten, lange verschollenen Lieder. Im Theater ist eine Ausstellung aufgebaut mit den Lebensstationen Weills.
Eröffnet wurde das Fest mit dem 1933 auf der Flucht vor den Nazis in Paris geschriebenen "ballet chanté", "Die sieben Todsünden". Von einem Gönner noch einmal zusammengespannt mit Brecht - Paris war die erste Station eines Exils, das von Weill ganz bewußt gedacht war als eines ohne Wiederkehr; sein Wiener Verlag hatte ihm die Tantiemen gesperrt mit der zynischen Begründung, er werde ja nun in Deutschland ohnehin nicht mehr aufgeführt -, beschreibt das Stück den Aufbruch der beiden Annas aus der kleinen Welt in Louisiana, um fürs Geldmachen die Gefühle zu verlernen beim Strippen und bezahlter Liebe.
Sehr abstrahiert wird das Lehrstück hier geboten. Arila Siegert, Choreographin und neue Ballettchefin in Dessau, tanzt selbst die lernende, am Ende wie tot an den Bühnenrand gewälzte Anna II; Annette Jahns, die Dresdner Altistin, tanzt und singt mit ihrem warmen, fülligen, Kopf- und Brustlage überspringenden Mezzo die im Schlußbild mit adrettem Hostessen-Kostüm zynisch triumphierende "Lehrerin" in Sachen kapitalistischer Vernunft Anna I. Mit Engagement holt Daniel Lipton das Dessauer Orchester aus der Reserve bei den Shimmys und Märschen.
Gekoppelt ist Weills bei der Uraufführung wenig erfolgreiches Ballett mit einer "Bühnenkomposition" des späteren Bauhaus-Künstlers Wassily Kandinsky: "Der gelbe Klang" - die Idee zu einem Ballett aus dem Jahre 1909, mit dem der Maler die Hierarchien des Denkens, Fühlens, Lebens aufzeigen wollte, um sie mittels Kunst aufzubrechen, neu zu synthetisieren.
Arila Siegert ("Ich wollte mich ins Verhältnis setzen zu dem Ort hier und will auch versuchen, auch wenn ich daran scheitere, das zu kriegen hier, was ich von der Tradition Bauhaus lernen und kriegen kann") zeigt in ihrer Choreographie (Ausstattung: Fridolin M. Kraska) Menschen, die einander suchen, nach dem Licht greifen, versuchen, die Erde - ein erst grünes Segment, dann immer brauner verblassend - bewohnbar zu erhalten mit Blumen, neuen Lichten.
Aber sie fallen in die Grube. Und immer wieder stoßen sie - in losen Gewändern, in bunten, schwarzen, weißen Trikots - auf eine Phalanx von gelben, wie Betonsockel die Sicht versprerrenden Riesen. Deren Köpfe sind eingebrettert in kleine Kästchen, die Sinne vergittert, bis am Ende ein einziger Riese die Szene bühnenfüllend beherrscht. Arila Siegert hat diese abstrahierten Vorgänge in eine ihr gemäße Dramaturgie gebracht, Kandinskys Bühnenanweisungen teils strikt befolgend, teils sie kommentierend. Für sie ist diese Konstellation der mit ihren Aktenköfferchen ihre verschwiegenen Geschäfte tätigenden Riesen "die Situation jetzt".
Musikalisch unterlegt ist das knapp einstündige, selten gezeigte Stück mit einer elektronischen Kulisse aus Geräuschen und Sprachfetzen, die Roland Pfrengle gemischt hat, frei abwandelnd, was Kandinsky sich an synthetischen Effekten dachte. Gefordert ist da eigentlich ein Tenor hinter der Bühne, ein Chor und ein Orchester, die besonders zwei Töne immer wieder aufklingen lassen. Was man hier zu hören bekommt, ist ein etwas undefiniertes Gemisch aus Wort, Naturklängen, Atem, Schlürfen, Tänzergeräuschen, synthetischen Klängen und verfremdeter Sprache.
Beachtlich, was da in kurzer Zeit mit dem jungen Tanzensemble geleistet wurde. In welcher Größenordnung ein Weill- Fest künftig in Dessau finanzierbar ist - an Komponisten- und Interpretenwettbewerbe ist gedacht - ist noch unklar. Das Land hat jetzt mitgeholfen bei der Finanzierung. Die Weill-Foundation ist kooperationswillig, ein Anfang ist gemacht.
GEORG-FRIEDRICH KÜHN
OSNABRÜCK. Ria Endres wurde bisher vom Theater nicht verwöhnt. Ihre Uraufführungen glichen Begräbnissen mittlerer Klasse - es schien immerhin an wenig zu fehlen, so daß es auch an den Stücken liegen konnte, wenn kaum etwas über die Rampe kam. Dieses Mal war der Eindruck günstiger, was fast auch schon wieder Zweifel nährt: Adelte da die optimale Verpackung vielleicht den Inhalt?
Das bald zehn Jahre alte Stück "Der Kongreß" ist lange zwischen den Bühnen hin und her geschoben worden und war einige Zeit auch in Frankfurt im Gespräch. Daß es erst jetzt zur Uraufführung kam, hat sicher mit der eigenartigen Mischung von romantischem Künstlerdrama und eigener Standortbestimmung der Autorin zu tun. Im Grunde versucht das Stück, mühsam kaschiert, die Theatertheorie der Ria Endres ins Spiel zu bringen und eine Attacke gegen den von ihr sogenannten "Kleinhirnrealismus" zu reiten. Wogegen aber wendet sie sich genau?
Die Szene ist das Theater. Die Uraufführung eines Stücks von "Maman" steht an, deren Anlaß ein Kongreß ist zu Ehren der berühmten Schriftstellerin. Die ist jedoch weder an der Uraufführung noch an dem Kongreß interessiert und fühlt sich von ihrer Tochter Vera manipuliert. Vera fungiert als ihre Managerin, regelt alle Beziehungen zur Außenwelt, handelt die Honorare aus und sorgt für Publicity. Maman aber will nicht vorzeigbar leben, was auch bedeutet: Ohne Alkohol, ohne zufällige Liebhaber für eine Nacht und in anständigen Kleidern. Sie rebelliert gegen ein Leben in Normen, gegen ihre Tochter.
Der Mutter-Tochter-Konflikt, der tödlich endet, kann allerdings kaum das zentrale Thema sein. Gewiß nicht zufällig wählte Ria Endres eine Kollegin als Protagonistin, in der sie jedoch nicht sich selbst porträtierte. Deren Stück "Ein Weltreisender in Sachen Liebe" ist einerseits erschreckend banal, andererseits geradezu gegen das Theater geschrieben: Eine Schauspielerin berichtet über eine zurückliegende Begegnung und hat dabei als einzigen Partner einen ausgestopften Papagei mit Stimme von Tonband.
Maman protestiert allerdings gegen diese Interpretation ihres Stücks, das von ihr völlig anders beschrieben wird. Dem Zuschauer stellt sich die Frage, gegen wen die Persiflage sich richtet und was sie bezweckt. Mit ihren Argumenten zu überzeugen, vermögen weder die Theaterleute noch Maman. Und vollends nicht von dieser Welt sind die Haubenkinder - halb Heinzelmännchen, halb Ausgeburten des Unterbewußtseins - nur wessen?
So zieht sich das Stück dann doch wieder auf den Mutter-Tochter-Konflikt zurück, in dem beide die Rollen tauschen und schließlich die eine Person in der anderen aufgeht, die Tochter in der Mutter und die Mutter in der Tochter.
Sind beide nicht ohnehin eine Person? Die Inszenierung von Astrid Windorf scheint davon auszugehen. Mit der Autorin hatte die Regisseurin das Stück verdichtet, ohne ihm dadurch eine Handlungseindeutigkeit zu geben. Gespielt wird im kleinen "emma-theater", dem Studio der Städtischen Bühnen, auf einem Podest, das ein weißes Tuch bedeckt. Die Personen wühlen sich aus ihm heraus, verschwinden im Podest und kriechen später aus ihm hervor.
Astrid Windorf erlaubt ihren Darstellern keine Anleihen bei psychologischem Realismus und hält konsequent auf eine totale Künstlichkeit in der Darstellung. Handlungsgeräusche werden mimisch dargestellt, bei der Schilderung ihrer Jugend stößt Vera (Monika Maria Ernst) stumme Schreie aus. Ihren sachlich referierenden Vortrag von Mamans Stück unterbricht Nikola Triebe für kurze Augenblicke durch plötzliche Verwandlung in eine schrille Figur.
Die Aufführung gewann dem Stück eine Dimension über den Text hinaus und sicherte der Frankfurter Autorin einen klaren Erfolg.
WERNER SCHULZE-REIMPELL
(Weitere Aufführungen vorgesehen am 9., 13., 24. März, 10. und 24. April)
Am Rosenmontag bekam Frankfurt seinen 42. Stadtteil. Der Ort ist nicht durch administrativen Hoheitsakt als Verwaltungseinheit dekretiert worden. Feuerwehrmänner und Umweltbeamte waren die Paten und haben die Grenzen mit Filzstiftstrichen in den kommunalen Atlas schraffiert und gekringelt. Getauft wurde der 36 Hektar große Bezirk vom "gelben Regen" aus dem Werk Griesheim der Hoechst AG, der um Viertel nach vier in der Morgenfrühe des 22. Februar vom Nordwind in einer Chemiewolke über das Wohngebiet getrieben wurde und dort niederging. Vom Himmel hoch rauschten 2,5 Tonnen giftiges und krebsverdächtiges o-Nitroanisol und 37 andere toxische Substanzen hernieder über 150 Einfamilienhäuser, zwei Dutzend Wohnblocks vom Schuhkarton-Zuschnitt mit vier, sechs, neun oder 14 Geschossen und gut 100 Schrebergärten.
Der neue Stadtteil, von Hoechst-Griesheim in die Welt gebracht, trägt keinen Namen. "Zigarre" nannten ihn die Katastrophenschutzkräfte und beschrieben damit seine Konturen auf den topographischen Karten des Frankfurter Westens. Vom "Kontaminierungsgebiet" sprachen Kommunalpolitiker und die Krisen-Crew in Joschka Fischers Wiesbadener Umweltministerium. Die Rede ging auch vom "unmittelbar betroffenen Bereich" und von der "Sicherheitszone".
Wie das Phänomen auch immer benamt ward - meist wurden auch noch die Adjektive "verseucht" oder "vergiftet" vorangestellt - die Hoechst-"Zigarre" dampfte über fünf Straßenzügen, in denen 2000 Menschen wohnen, gut 100 davon im Kindesalter bis zu 16 Jahren. Die meisten arbeiten nicht beim Chemiemulti auf der anderen Mainseite, sondern verdienen ihre Brötchen auf dem Rhein- Main-Flughafen und in den benachbarten Frankfurter Universitätskliniken. Wenn man nach landsmannschaftlicher Zugehörigkeit fragt, dann kriegt man die Antwort: "Wir sind Schwanheimer."
Schwanheim: Unter dieser verkürzenden Ortsbezeichnung - das Fallout-Revier macht nur zwei Prozent der Schwanheimer Gemarkungsfläche aus - ist in den zurückliegenden zwölf Tagen das Öko-Krisengebilde national und international bekannt geworden. Dafür haben die Scharen von Medienleuten gesorgt, die vom "Tag danach" an in stetig wachsender Zahl hier einfielen. Vor allem die Fernsehteams von "öffentlichen" und "privaten" nutzten eifrig ihre Chance, mal richtig kernig-echtes und kein lasch simuliertes Reality-TV zu produzieren.
Der Tisch war ja auch reich gedeckt für Kameraleute und Fotografen. Auf engstem Raum klumpten sich da die Motive und ballten sich Gelegenheiten, O- Töne der o-Nitroanisol-Betroffenen zu ergattern. Die meisten, die von hektischen Reportern angequatscht und die immer gleichen Fragen gestellt bekamen, reagierten weder genervt noch grantig, sondern gaben willig Antwort. Ohne Murren parkten sie ihre mit der ätzenden Giftpaste bekleckerten Autos in die günstigste Position für Videoschnitt und Foto- Schnappschuß. Und Frau Schmidt wurde auch nicht knurrig, als sie gleich viermal hintereinander für Bildberichterstatter posieren sollte und das Abstreifen der blauen Überschuhe zu wiederholen hatte. Geduldig wechselte sie auch noch mehrmals ihrem Terrier Charly die von Hoechst spendierten Stulpen, mit denen sie ihm die Pfoten vor dem quittengelben Schmierbelag bewehrt hatte. Ja, die erste "Verkabelt"-Generation schien - wenigstens im Umfeld der kontaminierten Henriette-Fürth-Straße - ihre Lektion gelernt zu haben und auch den ihr zugewiesenen Part zu spielen.
Und quasi als Dreingabe für die tägliche Kampfberichterstattung hatte die Hoechst AG dem Reportervolk nach dem "gelben Regen" auch noch die "weißen Männer" geliefert. Das waren die 200 Mannen von den Sanierungstrupps des Werks, martialisch in weiße Astronauten- Plastikmonturen und Atemschutzmasken gemummt. Die frästen den Straßenasphalt runter, rodeten die Kleingärten, schaufelten die Mainböschung weg und mähten mit Spezialgeräten die vom Gift verklebten Rasenflächen nieder. "Geiles Material - wie im Science-fiction-Film", juchzte da der Bildberichterstatter von der großen Hamburger Boulevardzeitung.
Die schrillen Action-Fotos mußten indes reichen. Wer auf die andere Seite des Flusses übersetzen wollte, um im Unglückswerk zu recherchieren, zu filmen und zu fotografieren, fand verschlossene Tore und bekam es mit zugeknöpften Hoechst-Öffentlichkeitsarbeitern zu tun. Werksbesichtigungen und Aufnahmen - das gehe nicht, hieß es nach zweitägigem Hin und Her. In dem 71 Hektar großen Komplex liefen ja die Sanierungsarbeiten, da würden Journalisten nur stören.
Die so abgeblitzten sind mit Recht verstimmt: Repariert wird nämlich gar nix, denn der "Reaktionsapparat" 274 im Werksgebäude Numero 2317, bei dem ein Hoechstler am Rosenmontag "vergaß", den Rührer zum Mischen eines 25-Tonnen-Cocktails aus o-Nitroanisol, Methanol, Natriumchlorid und -hydroxid anzustellen, ist stillgelegt. Wie er nachgerüstet werden soll, damit bei Erhitzung und Überdruck nicht - wie am 22. Februar passiert - zehn Tonnen durch ein Sicherheitsventil übers Dach nach draußen fauchen und in der Atmosphäre unkontrolliert reagieren, ist noch nicht heraus. Das werde zur Zeit geprüft und mit den Umweltbehörden abgestimmt, bekundete der höchste Hoechst-Mann, Vorstandsvorsitzer Wolfgang Hilger, 13 Tage nach dem Unglück. Kein Grund also, die Journalisten auszusperren, so sollte man meinen, denn Arbeiten, die nicht stattfinden, können wohl kaum gestört werden.
Das neuerliche Mauern unter fadenscheinigen Begründungen steht zwar in der Tradition der Firmengeschichte, die Zugbrücke im Zweifel allemal oben zu lassen, verwundert aber doch, denn: Hatte Chefmanager Hilger nach den schlimmen Informations- und Kommunikationspannen in der ersten Woche nach dem Fallout nicht bußfertig Besserung in puncto Informationspolitik gelobt?
War wohl (noch?) nichts. Nicht nur, daß die neuerlich angeblich so hofierten Medienleute draußen vor der Tür bleiben müssen, auch das Ermitteln von harmlosen Strukturdaten über das Griesheimer Werk gerät zur mittleren Staatsaktion. Wegen ein paar simpler "facts and figures" laufen Telefone heiß zwischen Werksleitung und der Hilger unterstellten Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit.
Dabei geschieht hinter den Mauern wohl kaum Geheimnisvolles. Es trifft sich eine Männergesellschaft - von den 2327 Belegschaftsmitgliedern sind gerade mal 131 Frauen -, von der das Gros (1674 Leute) den gewerblichen Blaumann-Jobs der Chemiebranche nachgeht. Hergestellt werden im Jahr 70 000 Tonnen Kohle- Elektroden für die Eisen-, Stahl- und Aluminiumindustrie und 60 000 Tonnen Chemieprodukte: Pflanzenschutzmittel unter anderem, aber hauptsächlich Farbstoffe und Lösungs- und Bindemittel aus den Rohstoffen Benzol und Toluol. Hoechst- Griesheim ist dabei auf flüssige und pulvrige Vor- und Zwischenprodukte spezialisiert. Die sind in der Regel farblos oder schwach gelblich und werden an andere Unternehmen geliefert, die damit die "richtigen leuchtenden Farben" synthetisieren, "ohne die unsere Welt soviel trister und langweiliger wäre" (Hoechst- Werbung).
Einer dieser optisch so wenig attraktiven Substanzen "made in Griesheim", dem o-Nitroanisol, ist die Rosenmontags- Katastrophe geschuldet. Der "gelbe Regen" war jedoch nicht der erste Unfall in der 127jährigen Geschichte des Griesheimer Werks - und auch nicht der spektakulärste. Bei einer Explosion am 25. April 1901 wurden 27 Menschen getötet, 200 verletzt und die Ortschaft Griesheim evakuiert; nach einem sogenannten "Zerknall" am 20. November 1917 barg man vier Leichen aus den Trümmern der in die Luft geflogenen Anilin-Anlage.
PETER HOLLE
Herrn Alfred Böttger zum 89. Geburtstag am 7. März.
Herrn Christlieb Kratsch zum 82. Geburtstag am 6. März.
Frau Emma Becker zum 90. Geburtstag am 7. März.
NEU-ISENBURG. Wenn Maren Herz derzeit durch das Wäldchen spaziert, das an die Straße Am Forsthaus Gravenbruch angrenzt, dann schießt ihr die Zornesröte ins Gesicht.
Die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Neu- Isenburg erregt sich über das, was städtische Gärtner im vergangenen Januar "angerichtet" haben: Auf einer Strecke von 800 Metern zwischen Dreiherrensteinplatz und Stieglitzstraße schnitten sie an Dutzenden von Buchen, Birken, Eichen und Kiefern einen Gutteil der Äste ab und ließen von vielen Bäumen nur kümmerliche Stümpfe übrig.
"Das sieht so aus, als hätten sich Leute zu schaffen gemacht, die davon keine Ahnung haben", schimpft die Gravenbrucherin.
"Forstwirtschaftliche Pflegemaßnahme" nennt Berthold Depper (FDP) die Aktion seiner Mitarbeiter. Der Erste Stadtrat antwortete auf den Protest der Schutzgemeinschaft mit einem Brief. Darin heißt es, daß trokkenes und morsches Holz entfernt und die Äste abgeschnitten worden seien, die in Privatgrundstücke oder den Bürgersteig reichten.
Abgesägt worden seien auch "vom Wind schiefgedrückte" Bäume: "Dabei wurde besonders auf die ökologischen Belange des Waldstreifens eingegangen." So hätten die Gärtner etwa "Totholz" als Lebensraum für Insekten und Vögel liegen gelassen. Im Falle eines Baumes sei ein fünf Meter hoher Stumpf stehen geblieben, da im Stamm ein Specht-Paar brüte.
Schließlich hätten die städtischen Mitarbeiter auch dort zur Kettensäge greifen müssen, wo sommerliches Laub den Lichtschein von neu aufgestellten Straßenlaternen beeinträchtigt hätte. Der Hintergrund: Auf Wunsch des Gravenbrucher Ortsbeirates tauschte der Magistrat für rund 120 000 Mark die Asphaltdecke des südlichen Gehweges gegen Verbundpflaster aus und brachte auch auf dieser Seite der Straße hohe Peitschenlampen an.
"Es ist nicht zu fassen", poltert Joachim Spies von der Schutzgemeinschaft: "Da sägen die doch halbe Bäume ab, damit Lampen zur Geltung kommen, die niemand braucht." Das Licht der Laternen auf der gegenüberliegenden Seite habe für die wenigen Fußgänger entlang dem Wäldchen ausgereicht. "Unnötig wie ein Kropf" empfindet er auch den Ausbau der Bushaltestelle in Höhe der Stieglitzstraße. Hier sei der Gehweg jetzt doppelt so breit wie zuvor. "Auch deswegen wurden völlig gesunde Bäume radikal beschnitten", sagt Spies.
Wenige Meter weiter deutet der Waldschützer auf die Schnittflächen eines Baumstammes: "Sehen Sie, die Wunden sind noch nicht einmal versiegelt worden. Wenn das nicht gemacht wird, beginnt es hier drinnen bald zu faulen, und in ein paar Jahren ist der ganze Baum kaputt."
Um auch knapp zehn Eichen und Buchen mit stattlichem Stammdurchmesser fällen zu dürfen, vermutet Joachim Spies, sei eine Genehmigung notwendig. "Kein Grund zur Aufregung", meint Berthold Depper: "Die Stadt ist selbst für die Genehmigungen zuständig, und unsere Gärtnermeister legen an sich die gleichen Maßstäbe an wie bei Bürgern."
Die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Neu-Isenburg, Maren Herz, beklagt, daß die Stadt an manchen Stellen einen völligen Kahlschlag veranstaltet habe und anderswo die Bäume weiterhin dicht an dicht stehen: "Da steckt doch offenkundig kein System dahinter."
Sie fordert, nicht nur die Schnittflächen umgehend zu versiegeln, um weiteren Schaden zu vermeiden, sondern auch, das "forstwirtschaftlich fast zu Tode gepflegte" Wäldchen wieder aufzuforsten. Die Zeit dränge, denn schon im April endet die Pflanzzeit. leo
Drogensüchtiger lief mit Einwegspritze Amok Mehrfach in der S-Bahn auf Fahrgast eingestochen Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Mit den Worten "Wenn ich schon verrecken muß, nehme ich wenigstens noch einen mit", hat ein Drogenabhängiger in einem S-Bahn-Zug mehrfach mit einer Einwegspritze auf einen 51 Jahre alten Fahrgast eingestochen. Der etwa 20 bis 25 Jahre alte Täter flüchtete am Lokalbahnhof. Der 51jährige muß nun die nächsten sechs Monate fürchten, mit dem HIV-Virus infiziert zu sein. Erst dann können die Ärzte eine verbindliche Diagnose stellen. Nach Angaben von Polizeisprecher Manfred Feist waren Täter und Opfer gegen 10.30 Uhr am Hauptbahnhof in den S-Bahn-Zug in Richtung Südbahnhof eingestiegen. Der Drogenabhängige setzte sich dem 51jährigen gegenüber. Bereits kurze Zeit, nachdem der Zug losgefahren war, zog der etwa 20 bis 25 Jahre alte Fixer eine Einwegspritze aus der Tasche und setzte sich einen Schuß.
Ohne daß zwischen beiden Männern ein Wort gewechselt worden war, stürzte sich der Drogenabhängige unvermittelt auf sein Gegenüber und stach ihm mit der Spritze ins Gesicht. Es kam zu einem Gerangel, in dessen Verlauf der Täter noch mehrmals zustach.
An der S-Bahn-Station Lokalbahnhof flüchtete der Verletzte. Der Fixer ließ nicht von ihm ab und griff ihn auf der Rolltreppe erneut mit der Einwegspritze an. Erst als eine 28 Jahre alte Mitfahrerin den Täter laut anschrie, flüchtete er aus der S-Bahn-Station über die Mühlbruchstraße in Richtung Siemensstraße.
Eine Fahndung der Polizei nach dem Täter verlief nach den Worten des Polizeisprechers ergebnislos. Auch die Spritze wurde bei einer Absuche in der näheren Umgebung des Lokalbahnhofs nicht gefunden. Eine Untersuchung hätte möglicherweise ergeben können, ob der Täter HIV-infiziert ist. Der Verletzte wurde in die Uni-Klinik in Niederrad gebracht.
Der Täter ist 1,70 Meter groß, hat braunes, schulterlanges, gewelltes Haar, viele Narben und Pickel im Gesicht und nach Aussagen von Fahrgästen eine auffallend große Nase. Bekleidet war er mit Jeans und einem dunklen Pullover.
Die Mordkommission, die inzwischen die Ermittlungen übernommen hat, sucht weitere Zeugen sowie Personen, die in der Lage sind, anhand von Fotos möglicherweise diesen Mann zu identifizieren. "Nach dem gegenwärtigen Stand", so Polizeisprecher Feist, "kann nicht ausgeschlossen werden, daß es sich bei dem Mann um einen Aids-Kranken handelt, der aus Verzweiflung handelte." Hinweise nimmt die Kripo unter den Telefonnummern 755-40 11 oder -40 40 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Bereits dreimal in den vergangenen zwei Jahren hatte es ähnliche Attacken gegeben. Anfang Dezember 1990 stach ein Fixer in Bockenheim auf mehrere Passantinnen mit einer Einwegspritze ein. Mitte März vergangenen Jahres beraubte am Hauptbahnhof ein Täter einen Fußgänger und stach ebenfalls zu. Im September 1992 versuchte ein drogenabhängiger Räuber im Nordend durch Drohung mit der Spritze Geld von einer Taxifahrerin zu bekommen.
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Kulturmix Butzbach. Theater am Kurfürstendamm Berlin - "Die Kaktusblüte" v. P. Barillet, So. 20 Uhr, Bürgerhaus.
Gesangverein 1838: Konzert, Sa., Bürgerhaus. Büdingen. Catharsis in concert, Vorgruppe: Two's a crowd, Sa. 20 Uhr, Phönixhalle Düdelsheim. Gruppen / Vereine Friedberg. Opel-Club: Disco-Veranstaltung, Sa. 20 Uhr, MZH Bruchenbrücken.
Bad Nauheim. Marinekameradschaft: Kameradschaftsabend, Sa. 20 Uhr, Sportheim. Bad Vilbel. Ev. Christuskirchengemeinde: Partnerschafts-Nachmittag Südindien, So. 15 Uhr, Grüner Weg.
Butzbach. FFw Bodenrod: Jahreshauptversammlung, Sa., 20 Uhr, DGH.
Schützenverein 1924 Ebersgöns: Jahreshauptversammlung, Sa., Saal Seip.
Reit- u. Fahrverein Griedel: Jahreshauptversammlung, Gaststätte Taunus.
TC 1986 Nieder-Weisel: Generalversammlung, Sa., MZH N.-Weisel.
Verein der Hundesportfreunde: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim der SV OG Kirch-Göns / Pohl-Göns.
Verein f. Deutsche Schäferhunde, OG Kirch-Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim.
Echzell. Schnauz Club Bingenheim 1977: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Gaststätte Stadt Offenbach, Bingenheim. Karben. Ev. KiGa Okarben: Floh- und Hobbymarkt, Sa. 14-17 Uhr, ev. Gemeindezentrum Okarben.
Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius: Aktion Waldsäuberung, Sa., Kl.-Kärber Wald.; Vortreffen z. Jugendfreizeit, So. 19.30 Uhr; Verkauf von Waren aus der 3. Welt, So. nach Gottesdienst.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
Nidda. Laisbachlatscher O.-Lais: Jahreshauptversammlung, Sa., BH O.-Lais.
Vogelschutzgruppe Borsdorf: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Gaststätte Dambmann.
SV Eichelsdorf: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, BH Eichelsdorf.
GV Ulfa: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, BH Ulfa.
Dart-Club U.-Widdersheim: Dart-Turnier, Sa., BH U.-Widdersheim.
KZV H 171 U.-Schmitten: Familienabend, Sa., BH O.-Schmitten.
VHC: Wanderung für alle Gruppen, So. 8.20 Uhr, Bürgerhaus.
Gedern. MVG Nieder-Seemen: Liederabend, Sa., Seementalhalle.
Landfrauen Ober-Seemen: Familienabend, Sa., Gaststätte Schmidt.
FFw Wenings: Disco-Abend, Sa., Festh. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Bad Nauheim. Naturschutzgruppe: Obstbaumschnitt-Lehrgang, Sa. 9 Uhr, Frauenwaldschule Nieder-Mörlen.
Johanniter Unfallhilfe: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 12 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
Bad Vilbel. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich- Ebert-Str. 34.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Selbstverteidigung für Mütter mit Töchtern ab 12-16 J. Sa. 10-18 u. So. 10-16 Uhr, Gymnastikhalle Weidiggymansium.
DLRG: Tiffany-Kurs I, Sa. 14 Uhr, E. Schmider Ebersgöns.
DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Gr. Wendelstr. 12.
Niddatal. ZEGAM: Türkische Tänze, ab Sa. 14 Uhr, Hauptstr. 29 Assenheim.
Butzbach. Die Grünen: Informationsstand mit G. Gertz, 10-12 Uhr, Marktplatz.Verschiedenes
Friedberg. Schallplattenbörse, So. 10-18 Uhr, Stadthalle.
Führung durch die Burg und Altstadt, So. 14 Uhr, Wetterau-Museum.
Kreishandwerkerschaft: Überreichung der Gesellenbriefe, Sa. 16 Uhr, Stadthalle.
Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. DLRG: Bezirksrettungswettkämpfe, So. 14 Uhr, Hallenbad.
Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Marktplatz.
Altenstadt. FSG: Jugend-Hallenfußballturnier, Sa. u. So., Altenstadthalle.
Nidda. Tanzabend, Sa. 19-22 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr Kursaal Bad Salzhausen.
Kefenrod. Sonderabfall-Annahme, Sa. 9.30-12 Uhr, Parkplatz Rathaus.
Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Die Schöne und das Biest (Sa. 15, So. 13.45 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (Sa. 17, 20.15, 22.30, So. 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. 15 Uhr); Alarmstufe Rot (Sa. 17, 20.15, 22.30, So.18, 20.30 Uhr) - Studio: Der kleene Punker (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Dracula (Sa. 17, 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Kein Pardon (Sa. 15, 20.15, So. 13.45, 16, 18 Uhr), Bodyguard (Sa. 17, 22.30, So. 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Hook (15.30 Uhr); Stalingrad (19 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Ich bin meine eigene Frau (Sa. 17.45, 22.45 Uhr); Bodyguard (Sa. 20.15).
Butzbach. Capitol: Stalingrad (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Little Nemo im Schlummerland (Sa. u. So. 15 Uhr); Candyman (Sa. u. So. 20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Tom und Jerry (Sa. u. So. 16 Uhr); Bodyguard (Sa. u. So. 18, 20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Der Tod steht ihr gut (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Alarmstufe Rot (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 16 Uhr); Der letzte Mohikaner (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Bitter Moon (Sa. u. So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Das fliegende Klassenzimmer (Sa. 15.30 Uhr); Kindertheater Rrrabatzzz: Kikerikiste (So. 15 Uhr); Weiße Jungs bringen&rquote;s nicht (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche (Sa. u. So.19.30 Uhr); Malcolm X (Sa. u. So. 21 Uhr).
(ohne Gewähr)
DIETZENBACH. Erster Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) hat am Freitag eine einstweilige Verfügung erwirkt, in der die CDU Dietzenbach aufgefordert wird, die auf Wahlplakaten aufgeklebten Zettel mit der Aufschrift "CDU deckt auf: Bürger-Betrug - Niemann läßt Wandbild bezahlen" umgehend zu entfernen. Ferner darf der CDU-Stadtverband nach dem Beschluß des Landgerichts Darmstadt nicht weiter behaupten, daß die Stadt das Wandbild, das von Künstlern aus Nicaragua in Dietzenbach gemalt wurde, bezahlt habe. Die dritte Zivilkammer des Landgerichtes drohte ansonsten ein Ordnungsgeld von bis 500 000 Mark an.
Niemann hatte eine Darmstädter Anwaltskanzlei eingeschaltet, nachdem von Augenzeugen berichtet worden war, daß die Christdemokraten ihre alten Plakate im Stadtgebiet von Dietzenbach mit den Zetteln in der Größe von etwa DIN A4 überklebt hatten. Er nannte den Inhalt des Textes "glatt gelogen". Er habe auch deshalb sofort etwas gegen die Kampagne unternommen, "weil die CDU außerdem ein Flugblatt zu dem Thema in der Stadt verteilen wollte". Doch: "Das ist ihr nun laut Gerichtsbeschluß untersagt worden."
Der Erste Stadtrat erklärte als Kämmerer, daß für das Procedere um das Wandgemälde lediglich 2000 Mark aus der Rathauskasse ausgegeben worden seien - für die Werbeaktion zu einem Südamerika-Fest sowie für den Druck der Abstimmungszettel zur Bürgerbefragung. Außerdem habe die Stadt die Kosten dafür übernommen, daß das Gerüst für das provisorische Wandbild vier Wochen länger auf dem Rathausvorplatz habe stehen können. Die Bevölkerung hatte sich im Herbst bei nur geringer Beteiligung mehrheitlich gegen das Gemälde ausgesprochen, das von Kritikern aus dem konservativen Lager zuvor ein "sandinistisches Hetzwerk" genannt worden war.
Bürgermeister Jürgen Heyer (SPD) sprach gestern von dem CDU-Versuch der Diffamierung. Von der CDU war bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme zu erhalten. fin
NEU-ISENBURG. Wer schon häufiger daran dachte, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben und vielleicht als Buch herauszugeben, kann sich jetzt wertvolle Tips holen: Am Dienstag, 9. März, beginnt um 14 Uhr im Treff des Quartiers IV, Luisenstraße 18, ein Memoiren-Schreib-Kursus. Leiterin des Seminars ist die aus Bulgarien stammende Schriftstellerin Reni Kulp. Für die Teilnahme an den geplanten zehn Nachmittagen verlangt die Stadt 50 Mark. Anmeldungen sind unter der Rufnummer 06102 / 25 12 4 möglich. leo
Kleine Lokalrundschau
Verwaltungsstellen geschlossen SELIGENSTADT. Wegen einer Personalschulung müssen die Verwaltungsstellen in Froschhausen und Klein-Welzheim von Montag, 8. März, bis Freitag, 12. März, geschlossen bleiben. In dringenden Fällen können sich die Froschhäuser und Klein-Welzheimer direkt ans Seligenstädter Rathaus wenden.
Aktion "Saubere Stadt" BABENHAUSEN. Die Aktion "Saubere Stadt" findet in Babenhausen und den Stadtteilen am Samstag, 13. März, statt. Zahlreiche Vereine haben ihre Beteiligung am Frühjahrsputz bereits zugesagt.Radweg noch in diesem Jahr RODGAU/BABENHAUSEN. Schon im Sommer soll es einen Radweg zwischen dem Rodgauer Stadtteil Dudenhofen und Babenhausen entlang der Landesstraße 3116 geben. Die Stadt Babenhausen hat in Verhandlungen mit dem Unternehmen, das gegenwärtig die Ferngasleitung Emden - Ludwigshafen verlegt, erreicht, daß auf der Trasse eine wassergebundene Decke als Radweg angelegt wird.
Ein Eichbeamter kommt SELIGENSTADT. Ein Eichbeamter ist von Donnerstag, 12. März, bis Dienstag, 16. März, im städtischen Bauhof. Dort werden Meßgeräte nachgeeicht.
Aufgespießt
"Der internationale Frauentag am 8. März wird auch in Habitzheim mit dem "lila Montag" begangen. Die Vorbereitungsrunde. . . weist darauf hin, daß das kein "Emanzentreff" sei, sondern "ein Tag von Frauen für Frauen". Um 10 Uhr beginnt der Tag mit Gymnastik zum Aufwärmen . . . in der Turnhalle, anschließend gibt es dort Sektfrühstück. Um 15 Uhr geht's ins Feuerwehrhaus zu Kaffee und Kuchen. Eine Stunde später zeigt Kfz- Meisterin . . ., wie man einen Reifen wechselt. Gegen 17 Uhr nimmt Schneiderin . . .den Teilnehmerinnen die Furcht vor Schnittbogen und Zuschneiden und um 18 Uhr zeigt . . ., wie sich gelungene Sträuße zaubern lassen. Danach (19 Uhr) ist endlich Zeit fürs Essen." Aus dem Darmstädter Echo vom 5. März.
HÖCHST. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich sei Deutscher, aber natürlich bin ich auch kein Türke", sagt Nevfel Cumart. Einen Abend lang wird er erzählen, wie es ist, in der zweiten Ausländergeneration in der Bundesrepublik zu leben, wie sehr er zerrissen ist zwischen zwei Welten. Zwischen der Heimat seiner Eltern und Deutschland, wo er 1964 in Stade an der Elbe geboren ist. Zwischen "zwei Welten", wie eines seiner Gedichte heißt, wollte er die Brücke sein, konnte weder an dem einen noch an dem anderen Ufer Fuß fassen. Die Brücke drohte ihn zu zerreißen. Inzwischen hat er gelernt, mit seinen beiden Identitäten zu leben. Das zeigte er während seiner Autorenlesung in der Höchster Stadtbücherei Höchst. Zwischen den vier veröffentlichten Bänden ständig hin und herwechselnd, las er aus seinen Gedichten.
Eine alte Schulkameradin, eine Frankfurter Lehrerin, drei Bibliotheksmitarbeiterinnen und noch zwei, drei andere Zuhörer waren am Mittwoch abend in die Stadtbücherei Höchst gekommen. Ungewohnt für Nevfel Cumart; sonst liest der deutsch-türkische Lyriker bundesweit in gefüllten Hallen, vor Schulklassen und ab und an in Kneipen. In drei Perioden gliedert er die Geschichte der türkischen Gastarbeiter in Deutschland. Seine Gedichte empfinden diese Phasen nach. In den 60er Jahren wurden türkische Arbeiter in ihrer Heimat von Agenturen für Deutschland angeworben. Nachdem die robustesten Arbeitskräfte ausgewählt worden waren, kamen sie mit dem "Heimweh im Gepäck aus der Mutter Erde". Sie kannten keine Maschinen, keinen Akkord, nur die Kraft ihrer Hände. Manche waren keine Minute ihres Lebens außerhalb ihrer Familie gewesen; Menschen mit uralter Kultur und Tradition wußten nicht, was auf sie zukommen würde. "Anatolische Stiere" nennt Cumart seine Landsleute, deren braune Schultern hier zum Aufbau der Wirtschaft eingesetzt wurden. "Alle hatten die Absicht, drei oder vier Jahre zu bleiben, lebten mit der Hoffnung, bald nach Hause zurückgehen zu können", sagt Nevfel Cumart. Doch sie blieben, Jahr um Jahr. Für seine Eltern sind 34 Jahre daraus geworden. In den 70er Jahren hatten sich manche fest niedergelassen. Die dritte Periode dauert bis in die Gegenwart: die Türken kaufen Immobilien, schließen Bausparverträge ab. Mittlerweile sind 120 000 Türken selbständig, ihre Unternehmen schaffen Arbeitsplätze.
Doch das Heimweh ist geblieben, vor allem für die Frauen. Nie sind sie in Deutschland ganz zu Hause gewesen, in der eigenen Heimat fremd geworden. "Aus den Berglöwen wurden ausgelaugte Bergleute", liest Cumart vor. Die Stoffe, aus denen seine Gedichte sind, ist diese Geschichte seiner Landsleute, die Liebe und seine eigene Zerrissenheit: "Mein Vater großer patriarch / meine Mutter die leitende halbgöttin / stieß mich in die welt mit dem urteilsspruch der sohnschaft / lebenslänglich..."
BAD NAUHEIM. Ernst-Moritz-Arndt- Straße, Lessingstraße, Ludwigstraße, Aliceplatz, Reinhardtstraße, Stresemannstraße, Friedrichstraße: Stationen der Stadtbegehung aus Frauensicht, zu der die JungsozialistInnen im Unterbezirk Wetterau am Donnerstag abend eingeladen hatten. "Es sind auch Kleinigkeiten, die Frauen hindern, in gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich einflußreiche Positionen zu gelangen", stellte Nina Hauer am Treffpunkt vor dem Nauheimer Bahnhof fest. Die Kurstadt sei nur ein Beispiel dafür, daß bei der Stadtplanung nicht an Frauen gedacht werde. "An Frauen, die es satt haben, ständig auf Männer angewiesen zu sein, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen oder auch einfach nur zur Arbeit wollen."
Beispiel Bahnhof: Er werde zwischen 21 und 22 Uhr abends zugesperrt. Wer auf einen Anschluß warte, könne entweder ins Bistro mit Verzehrzwang gehen oder müsse draußen bleiben. Dazu der unübersichtliche, schlecht ausgeleuchtete Gleiszugang. Generell seien die Verbindungen etwa nach Friedberg außerhalb der Rushhour "ziemlich mager", so Christiane Schunke. Ein Bus-Pendelverkehr zwischen Bahnhof und den Lokalen am Marktplatz müsse am Wochenende eingerichtet werden. Susanne Hild vom Kreis- Frauenamt setzte nach: "Es reicht nicht, wenn alle Verbindungen am Bahnhof enden und die Neubaugebiete nicht angefahren werden." Die Vergewaltigung einer 40jährigen Frau am 20. Februar (FR berichtete) unweit der Salinen mache auf grausame Weise deutlich, "daß für Frauen die Sicherheit im Ort nicht gegeben ist". Erster Stadtrat Peter Keller (SPD) gab sich einsichtig: "Da muß sich was verbessern im ÖPNV", schränkte aber gleich ein: "Es geht nicht, daß zu allen Stunden überall hingefahren wird."
Nächste Anlaufstelle: die Unterführung hinter dem Bahnhof zur Goldsteinsiedlung. Der etwa 50 Meter lange, schmale Tunnel wird nur von drei Neonröhren erleuchtet. Hinter dem Kachelkanal erläutert Keller die Pläne für den neuen Park & Ride-Platz. In Zusammenhang damit werde auch die Unterführung neugestaltet. Ob alle Errungenschaften frauenfreundlicher Stadtplanung eingeflossen seien, "weiß ich auch nicht. Frauen können vielleicht noch Einfluß nehmen". Susanne Hild: "Haben Sie an Frauenparkplätze gedacht?" Keller: "Das wäre eine Forderung, die man stellen könnte, das ist noch nicht bedacht."
Hild wollte nicht bei der Unterführung stehenbleiben und sprach die Infrastruktur in Neubaugebieten an. Angefangen von der Verkehrsanbindung über das Angebot an Kindergartenplätzen bis hin zu Einkaufsmöglichkeiten. Gerade ältere, alleinlebende Frauen seien in den Randgebieten häufig isoliert. Neulich habe sie selbst eine 75jährige aus dem Haagweg im Auto mitgenommen. "Die Frau hat erstmals in ihrem Leben getrampt, weil sie den Weg von der Innenstadt zurück nicht mehr schaffte." Es müsse Räume für Frauen geben, im Außenbereich und in der Kernstadt, forderte Hild. Keller darauf: "Wir brauchen Räume für vieles." Im Nachsatz: "Zum Beispiel fürs Mütter- und Familienzentrum."
Damit entschwindet der Stadtrat, der später wieder zur Besichtigungsgruppe stoßen will. Er ward nicht mehr gesehen.
Am Schnittpunkt Ludwig- / Lessingstraße bleibt die Gruppe vor vier Telefonzellen stehen: Kein einziger Notrufhebel ist installiert. "Bei der Vergewaltigung neulich war auch keine Notrufzelle in der Nähe", stellt Susanne Hild fest.
Nicht nur der Fußweg am Kurpark ist schlecht ausgeleuchtet, auch die Gassen der Altstadt (Apfel-, Graben-, Usinger Straße) liegen im Dämmer fast gänzlich unbeleuchtet da. Eine Bushaltestelle an dem bis spät in die Nacht belebten Marktplatz fehlt. Frauen, die nachts per Bus nach Hause wollen, müssen vors alte Rathaus laufen, wo viel weniger los ist.
Später in der warmen Gaststätte weist Hild auf grundsätzliche Mängel männlich dominierter Stadtplanung hin: Frauen und Mädchen müßten ihre Orte bekommen. Männer seien von klein auf dazu erzogen, "viel Platz zu beanspruchen".
Der Weg zurück zum Bahnhof führt durch Stresemannstraße, Ludwigstraße, Lessingstraße . . . MONIKA KAPPUS
SCHWALBACH. Wie finde ich mich zurecht, wenn ich nichts mehr sehe? Das können Schwalbacher Anfang Juli in einer Taststraße ausprobieren, die im Bürgerhaus Raum finden wird. Oder sie bearbeiten mit behinderten und nichtbehinderten Künstlern drei Steinblöcke, um innerhalb einer Woche gemeinsam eine Skulpturengruppe daraus zu formen, die anschließend dauerhaft im Rat- und Bürgerhaus stehen soll.
Taststraße und Skulpturengruppe sind Teile der Kulturtage, die unter dem Thema "Menschensinn - Kunst, Kreativität, Behinderung" stehen. Sie bietet Gelegenheit für Begegnungen zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen, umrahmt von vielfältigen Kunstformen, die alle Sinne ansprechen. Die Kulturtage sind einer der Höhepunkte im engagier- Veranstaltungswoche zum 20. Geburtstag ten Programm der Kulturkreis Gesellschaft, das Geschäftsführer Herbert Jost- Hof jetzt vorstellte.
Doch neu sind nicht nur die sommerlichen Kulturtage: Gelegenheit zu Begegnungen und Diskussionen geben auch Frauen-Filme, die im Frühling für Männer und Frauen gleichermaßen an drei Abenden im Bürgerhaus laufen. Die Gleichstellungsbeauftragte Ulrike-Sofie Scholtz wird eine kurze Einführung in Leben und Werk der Regisseurin geben, und das Gespräch im Anschluß an den Film moderieren.
Herbert Jost-Hof möchte einen weiteren Schwerpunkt bei der Literatur setzen. Kulturkreis GmbH und Hessisches Literaturbüro bieten deshalb gemeinsam aktuelle Gegenwartsliteratur an: Vier Dichterinnen und Dichter lesen aus ihren Arbeiten, die zum Ende des Jahres in einem bibliophilen Bändchen - dem Schwalbacher Lesebuch - veröffentlicht werden. Die Illustrationen der Bücher übernehmen Mitglieder des Kunstkreises.
Liebe zum Detail und abgerundete Angebote zeigen sich auch bei anderen Programmpunkten. So wird es im September, zum 20. Geburtstag der Kulturkreis GmbH, eine ganze Veranstaltungswoche mit Film, Jazz, Lesung, einem Konzert des US-amerikanischen Tenors Charles Williams und einem anschließenden Buffet geben. Selbst die kulinarische Tafel wird vom Kunstkreis phantasievoll dekoriert, denn "das Auge ißt ja mit".
Herbert Jost-Hof und seine vier Mitarbeiterinnen wollen jedoch nicht nur umsetzen, was sie gemeinsam mit den Programm-Ausschüssen, in denen Bürger sitzen, planten. Sie stehen auch selbst als Akteure auf der Bühne, um ihr Kabarett "Kultur in kleinen Dosen" zu präsentieren: "Da werden wir in einem Schnelldurchgang alles zeigen, was wir bisher noch nicht ins Programm aufnehmen konnten", verspricht Jost-Hof.
Tatsächlich mußte die Kulturkreis GmbH im Dezember ihr Programm noch einmal überarbeiten, nachdem das Haushaltsloch Kürzungen auch am Kulturetat erforderlich machte. 660 000 Mark stehen der Gesellschaft zur Verfügung, 30 000 Mark weniger als sie ursprünglich geplant hatte. Zu schmerzhaften Streichungen im Programm sei es dennoch nicht gekommen, sagt Jost-Hof. Vielmehr wurden Veranstaltungen verschoben, die ohnehin noch nicht endgültig standen.
Wie gehabt wird es das Bürgerhaus- Kino geben; Theater, den Jazz am Montag, Lesungen, Flohmärkte und Konzerte sind weitere regelmäßige Programmpunkte. Auch eine Kinderoper und ein Weihnachtsmärchen wird wieder aufgeführt. Erstmals können die Schwalbacher Open-air-Kino im Sommer genießen, allerdings zunächst nur "testweise" an einem Abend.
Für Jugendliche ist in Zusammenarbeit mit der Jugendpflege ein Video-Musik- Projekt und ein Rockmusik-Wettbewerb geplant. she
New Yorker Anschlag . . .
ROMROD. Ein polnischer Gefahrgut- Lastzug ist in der Nacht zum Freitag auf einem Parkplatz der Autobahn 5 (Frankfurt-Kassel) nahe Romrod (Vogelsbergkreis) teilweise ausgebrannt. Nach den bisherigen Feststellungen der Polizei hatte sich der 51jährige Chauffeur schlafen gelegt, als er nach zwei Stunden durch Brandgeräusche aufwachte. Die Ladung aus Stückgut mit Leim, Zinkpulver und anderen Stoffe brannte lichterloh. Der Feuerwehr Alsfeld gelang es, mit Schaum das Feuer unter Kontrolle zu bringen.
Weil ein Teil der schädlichen Stoffe in den leicht gefrorenen Boden eingedrungen ist, muß dieser nach einer Untersuchung der Unteren Wasserbehörde Marburg abgetragen und als Sondermüll entsorgt werden.
Den Schaden gab die Polizei mit 130 000 Mark an. Der Brand ist vermutlich von der Standheizung verursacht worden. ma
Was die Angst in der S-Bahn mit 1933 zu tun hat Von den Schwierigkeiten junger Leute, deutsche Neonazis und israelische Araber-Politik zu verstehen
Mal waren sie verlegen und hilflos, mal ignorant und abweisend. Fühlten sie sich angegriffen, so wehrten sie sich - oft zornig und provokant. Plötzlich schoß wieder Verantwortungsbewußtsein ins Blut und wurde das sichere Wissen wach, daß sich die entsetzliche deutsche Vergangenheit nicht abschütteln läßt und daß gerade die Beziehung zwischen Israel und Deutschland mit besonderer Sensibilität gepflegt werden muß. Trotz aller Gefühlsschwankungen - eines waren die rund 70 Schülerinnen und Schüler beim "Jugendgespräch" mit einer Delegation aus dem israelischen Partnerdistrikt Gilboa den ganzen Abend lang: ehrlich.
"Die Welt wird in euren Händen sein", hatte Abraham Jariv aus Gilboa zum Auftakt gesagt, um die Bedeutung des Experiments zu unterstreichen: Im jeweiligen Land sollen ein- bis zweimal im Jahr Jugendliche zusammenkommen, um über ein Thema ihrer Wahl zu diskutieren, die Ergebnisse auszutauschen und den Kontakt zwischen den beiden Völkern zu intensivieren.
Das für die Jugendlichen aus beiden Ländern heikle Thema "Rechtsradikalismus" hatten die Schüler aus Gilboa wegen der aktuellen Entwicklungen in Deutschland vorgegeben und schon vergangene Woche in Israel beraten. Die Botschaft der jungen Israelis an die Altersgenossen in Deutschland hieß: "Ihr müßt nicht mit Schuldgefühlen herumlaufen. Trotz allem, was war, wollen wir die Partnerschaft aufrecht erhalten. Die Fortsetzung liegt in Euren Händen."
Das wollen "auf jeden Fall" auch die jungen Leute aus dem Hochtaunuskreis. Denn das wissen sie: Wenn man ausländische Freunde hat, erscheint plötzlich alles in ganz anderem Licht, brechen Barrieren.
Bei der Suche nach Gründen für den wiedererstarkten Rechtsradikalismus und der Auseinandersetzung mit der deutschen Nazigeschichte taten sich viele eher schwer. Da mußten die Diskussionspartner - neben Jariv auch Landrat Jürgen Banzer, die israelische Partnerschaftsbeauftragte Dafna Malkiman, Ammon Noy vom Botschaftsrat in Bonn, Heinz Hoffmann (ehemals Kreisjugendring), Kreistags-Chef Ekkehard Gries - und die älteren Zuhörer aus Politik und Schule das ein ums andere mal schwer schlucken. Zum Beispiel: "Ich kann die Nazis nicht beurteilen, weil ich sie nicht kennengelernt habe." Oder: "Das Naziregime ist 50 Jahre her. Ich habe keine Beziehung dazu. Wieso soll ich dann Schuldgefühle haben?"
Den Bogen von der Geschichte zu den aktuellen Ereignissen zu spannen und die Ängste anderer Völker, insbesondere der Israelis zu erkennen, war trotz Erläuterungen der älteren Generation im Saale fast unmöglich. Hier und da wurde vorgebracht, daß man Schuldgefühle ("Ich weiß nicht, wieso") gegenüber den Juden verspüre und Verantwortung für die eigene Geschichte tragen müsse. Dem entgegen stand vor allem Unwissen über die Vergangenheit. Symptomatisch - Ausnahmen bestätigen die Regel - Aussagen wie "Ich habe in der Schule nichts über diese Zeit gelernt" und "Ich habe nicht mal durch meine Eltern eine Beziehung dazu; das Thema wird unter den Teppich gekehrt".
Kein Wunder also, daß Jugendliche so und nicht anders reagierten, hatten sie doch auch Mühe, Ammon Noy zu verstehen, als er sagte: "Wir müssen mit der Bedrohung der Existenz unseres Staates Israel leben." Und manche verstanden ihn auch nicht, als er fragte: "Wenn Ihr in der S-Bahn bedroht werdet, verspürt Ihr eine physische Angst, oder habt Ihr Angst davor, 1933 könnte wiederkommen?" Sie hätten natürlich physische Angst, antworteten sie.
Aggressiv wehrten sich viele der jungen Leute einerseits gegen jede Verallgemeinerung, zeigten aber andererseits mit dem Finger auf "die" Jugendlichen in Ostdeutschland (Rostock / Hoyerswerda), die "kein Hirn im Kopf haben". "Die" liefen, verständlicherweise, völlig orientierungslos herum, wollten nur provozieren. Man schimpfte auf die "Versager auf bundespolitischer Ebene" in der Asylfrage, erkannte aber schließlich auch, daß Ost wie West Ausländer zum Sündenbock für andersgelagerte Probleme machten. Und man sprach sich für eine bessere und gezielte Jugendarbeit aus, damit "die" Jugendlichen Alternativen bekämen.
Als dann die Israelis nochmals bohrende Fragen stellten, wurde anklagend zurückgeschossen: "Wie sieht es denn in Israel mit den Arabern und der Achtung der Menschenrechte aus?" Das wird übrigens Thema der nächsten Diskussion sein. DAGMAR ELSEN
KREIS GROSS-GERAU. Die Arbeitslosenquote ist im Februar nach Auskunft des Arbeitsamtes weiter angestiegen. Es gibt binnen eines Monats einen Zuwachs von 5,7 auf 5,8 Prozent (Februar 1992: vier Prozent).
Die Rüsselsheimer Dependance registrierte einen Anstieg von 5,4 auf 5,5 Prozent (Februar 1992: 3,2). Von den 2956 Arbeitslosen sind 1060 Frauen. In Groß-Gerau wurde ein Zuwachs von 5,1 auf 5,2 Prozent festgestellt (Februar 1992: 3,2). In der Kreisstadt lag der weibliche Anteil bei den 2228 Arbeitslosen bei 909. Während in Rüsselsheim die freien Stellen von 455 auf 449 zurückgingen, stiegen sie in Groß- Gerau von 162 auf 206. Das Amt spricht insgesamt von einer angespannten Arbeitsmarktsituation. cas
Das Trainerkarussell in der Fußball- Bezirksoberliga Frankfurt-Ost ist kräftig in Schwung gekommen. Allerdings wird der "Platzwechsel" auf diesem Schleudersitz in einigen Fällen erst nach Ende dieser Saison erfolgen. Mit einem spektakulären Wechsel wie beim Lokalrivalen Sportvereinigung 1912 ist bei den Seligenstädter Sportfreunden nicht zu rechnen. Die Verpflichtung von Spielertrainer Peter Löhr, der ab 1. Juli seine Arbeit an der Aschaffenburger Straße aufnehmen will, ist jedoch kaum weniger interessant. Der Ex-Aschaffenburger löst damit Dieter Krapp, der zum TSV Langstadt wechseln wird, ab. Die Spvgg. Weiskirchen machte bereits im Oktober mit der Verpflichtung von Gintaras Oleknavicius den Anfang, die Sportvereinigung 1912 ist der zweite Offenbacher Kreisverein, der eine Veränderung vornahm, die Sportfreunde Seligenstadt, aber auch der FC Teutonia Hausen werden die laufende Runde noch mit ihrem jetzigen Coach beenden. Danach wird es auch am Schwarzbachweg in Hausen eine Ablösung von Werner Orzechowski geben.
Bei den Seligenstädter Sportfreunden war der Alzenauer Hans-Peter Knecht lange ein heißer Kandidat, dieser bleibt jedoch beim (hessischen) Landesliga- Spitzenklub. "Nicht nur Knecht und Löhr, sondern auch Michael Kutzop (Germania Klein-Krotzenburg) war als Trainer im Gespräch", bestätigt Sportfreunde-Pressewart Wolfgang Störger. Kutzop lehnte jedoch aus Zeitgründen ab, damit war der Weg für den ehemaligen Düsseldorfer Bundesligaspieler Peter Löhr (33 Jahre), derzeit zusammen mit Rudi Bommer (Eintracht Frankfurt) in Kleinwallstadt tätig, frei. Die ebenfalls früher bei Viktoria Aschaffenburg aktiven Dieter Lindenau, Bernd Huth und Michael Schmidt hielten den Draht zu Peter Löhr, der bis vergangenen Sommer zuletzt sieben Jahre am Schönbusch und zuvor fünf Runden im Düsseldorfer Rheinstadion dem runden Leder nachjagte, am Glühen. Allerdings wird auch Michael Schmidt (geht in gleicher Funktion nach Waldaschaff) die Sportfreunde verlassen. Die Seligenstädter sammelten seit Jahren mit Spielertrainern, aber auch mit Akteuren aus Aschaffenburg glänzende Erfahrungen. Jetzt hoffen Abteilungsleiter Manfred Deutschbein und Manager Werner Merget, daß sie mit Löhrs Verpflichtung zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen haben, denn dieser soll als Libero zusätzlich die löchrige Abwehr festigen.
Dieter Krapp will zukünftig sportlich kürzertreten, heiraten und sein neues Heim in Langstadt mit Leben erfüllen. Er trainiert daher zukünftig seinen Heimatverein in der A-Klasse, schlug unter anderem ein Angebot des FC Teutonia Hausen aus. Die Sportfreunde wollen jedoch auch in dieser Saison noch eine bessere Plazierung erreichen, möglichst wieder in eine interessantere Verfolgerrolle schlüpfen. Der direkte Zug nach oben dürfte indes abgefahren sein. Die frühe Weichenstellung für die neue Saison zeigt, daß die Verantwortlichen mit dem Verlauf dieser Runde nicht zufrieden sind. Störger reflektiert noch auf den zweiten Rang, aber die schwache Auswärtsbilanz spricht ebenso wie die Tatsache fehlender Motivation durch den Trainer, "die Sache hat sich etwas abgeschliffen", gegen diese These. Zudem spricht die Verfassung der Abwehr (ohne überragenden Torwart, ohne sicheren Libero, ohne deckungstreue Manndecker) dagegen.
Die im vorletzten Spieljahr starken Marc Schemm und Sven Kittler konnten ihre Form nicht immer bestätigen. "Wir hatten uns insgesamt mehr versprochen, aber es gibt trotz der Auswärtsschwächen - Dampf und Feuer fehlen zu oft - keinerlei Querelen in der Mannschaft", weiß Störger um die Probleme, ohne sie unter den jetzigen Gegebenheiten abstellen zu können.
Die überzeugende Offensivgestaltung der Spiele, was sich in einer vortrefflichen Torequote niederschlägt, ändert nichts an den fehlenden Punkten für die Meisterschaft beziehungsweise die Relegationsteilnahme zur Landesliga Süd. Ein noch größeres Ärgernis: Der in der Vergangenheit stets schwächer plazierte Nachbar Sportvereinigung hat dem Verein von der Aschaffenburger Straße sportlich den Rang abgelaufen.
HANS-DIETER PUTH
MAINTAL / SCHÖNECK. Die Polizei weist nochmals auf eine Warnung der Hessischen Verbraucherzentrale vor betrügerischen Teppichhändlern hin, die sich offensichtlich gezielt an frühere Türkeiurlauber wenden. Bislang liegen zwei Anzeigen vor, bei denen in Maintal und Schöneck gutgläubige Menschen mehrere 1000 Mark für Teppiche ausgaben, die nur einen Bruchteil dessen wert sind.
Durch Zeitungsberichte aufmerksam geworden, hatte unlängst eine 64 Jahre alte Maintalerin einen Teppich prüfen lassen, den ihr ein angeblicher Türke im Januar für 6000 Mark in bar angedreht hatte. Das "wertvolle" Stück ist höchstens einige 100 Mark wert. Das gleiche gilt für mehrere Teppiche, die ein Schönecker Ehepaar von zwei Ausländern für fast 20 000 Mark gekauft hatte.
Beide Fälle verbindet etwas: Die Händler wußten von zurückliegenden Türkeiurlauben der Maintalerin und des Schönecker Ehepaares, die seinerzeit im gleichen Laden in Istanbul (tatsächlich wertvolle) Teppiche gekauft hatten und von der gleichen Spedition beliefert worden waren. Woher die Betrüger diese Informationen hatten, ist nicht bekannt. In jedem Fall wußten sie dadurch das Vertrauen ihrer Opfer zu wecken.
Eine ähnliche Geschichte ist der Polizei inzwischen aus Bad Orb bekanntgeworden. Dort ließ sich der Kunde jedoch auf den dubiosen Handel nicht ein. Die Kripo vermutet, daß die Teppichhändler auch weiterhin unter anderem im Main-Kinzig-Kreis unterwegs sind, und warnt dringend vor ihnen. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az
Frankfurt: Fixer stach mit Spritze auf Fahrgast ein
Für die Händlerschürze:
Chaos in der Verkehrspolitik
BÜTTELBORN. Traditionell ein Publikumsrenner sind die von der Arbeitsgemeinschaft sozialdmokratischer Frauen (AsF) veranstalteten Second-Hand-Basare für Kinderkleidung. Am heutigen Samstag, 6. März, ist es wieder soweit. In der Zeit von 10 bis 14 Uhr im Volkshaus Büttelborn läuft der Verkauf.
Angeboten wird dort ein breites Sortiment von Baby-Kleidung über Umstandskleider bis zu Spielsachen. Altkleider, die bis heute abend um 18 Uhr nicht wieder abgeholt sind, werden von den Veranstalterinnen als Spenden an Bedürftige weitergeleitet. cas
FRIEDBERG. Mit dem Thema "Frauenbüros in Zukunft in jeder Gemeinde?" befaßt sich das fünfte Seminar der Reihe "Kommunalpolitik ist Frauensache" des Wetterauer Frauenamtes am Samstag, 20. März, von 14 bis 18 Uhr in der Friedberger Stadthalle. Als Referentinnen sind Monika Homberg vom hessischen Frauenministerium und Renate Nuschke, Kommunalpolitikerin aus Büdingen, eingeladen. Landrat Rolf Gnadl nimmt teil. Anmeldung zum Seminar unter Tel. 0 60 31 / 8 38 25. cor
Blickfang auf der Bühne des Großen Saals in der Alten Oper: ein riesiges Tamtam. Wolfgang Amadeus Mozarts C-Dur-Sinfonie KV 551 und Igor Strawinskys spätklassische Sinfonie in C haben keinen Platz für das nicht nur optisch dekorative Instrument - also konzentrierte sich die Hör-Erwartung auf das Mittelstück im Konzert des Radio- Sinfonie-Orchesters Frankfurt unter Leitung von Andrew Davis: Dmitrij Kabalewskijs im Jahre 1964 entstandenes zweites Violoncellokonzert in c-Moll op. 77. Indes findet man in dem dreisätzig gegliederten Werk keine dem imposanten Klangkörper entsprechende Klanggestalt. Dafür viel anderes Effektvolles - melodramatische Pizzicati des Soloinstruments, Orchestral-Theatralik, eloquente Ausdrucksgesten - auch solche, die das signalisieren, was gemeinhin als "russische Seele" geschätzt wird. Anders als Dmitrij Schostakowitsch, dessen tiefgründigere, deutlichere Psychogramme höchsten Zorn auf sich zogen, blieb Kabaleswkij, der von 1904 bis 1987 lebte, von den stalinistischen Verfolgungen verschont, kam sogar im Komponistenverband zu Amt und Ehren.
Das alles dürfte den dem äußeren Anschein nach jungen, im Programmheft mit einer Aufzählung seiner Konzertaktivitäten wenig informativ vorgestellten Steven Isserlis wohl weniger interessieren als die ihm durch Kabalewskijs abwechslungsreiche Musik gegebenen Möglichkeiten, sich als facettenreicher Interpret zu präsentieren, dem sowohl furiose Spieltechnik als auch Sinn für Klangnuancen zur Verfügung stehen. Als Virtuose ganz besonderer Art - einer, der das Cello mit rasanten Pizzicatospielereien in eine rabiate Gitarre verwandeln kann - zeigte sich Isserlis bei der leider unbenannten Zugabe.
Vom Konzertbeginn zu diesem Genießerhäppchen hatten sich die versammelten Musik-Kulinariker nicht allzu mühsam durchzubeißen: In Igor Strawinskys Sinfonie in C (1940) werden grobere Töne nur selten angeschlagen. Zu hören sind viele komödiantische, teils derbe, teils zarte Kapriolen, buntes Kolorit, Lyrismen mit kleinen Irrlichtern und Skurrilitäten (beispielsweise tuckernde Fagotte zu schönen Oboenkantilenen). Einige barsche "Sacre"-Nachklänge gegen Ende des Werkes fallen kaum aus dessen Rahmen: "Für den klaren Aufbau eines Werkes . . . ist es entscheidend, daß alle dionysischen Elemente . . . rechtzeitig, bevor sie Fieber in uns hervorrufen, gezähmt und schließlich dem Gesetz unterworfen werden", so der Komponist in seiner etwa gleichzeitig mit der Sinfonie verfaßten "Musikalischen Poetik".
Das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, dessen ureigenste Sache das Dionysische ja wohl nicht ist, realisierte die galligen Untertöne und kauzigen Wendungen mit aufgeräumtem Verständnis. Die auf Launigkeit eingestimmte Abendform, solistisch und kollektiv ausgespielt, animierte dann auch die Aufführung der "Jupiter"-Sinfonie, eines der vielen "Vorbilder" für Igor Strawinskys Zerrspiegel. Nach schwerfälligem Beginn brachten die RSO-Musiker und Andrew Davis die Musik in Bewegung - und man konnte tatsächlich ein lebendes Bild der sagenhaften Gestalt entdecken: etwas gravitätisch, aber voller Lebenslust, ein bißchen lärmend und nicht allzu zart besaitet. Der in schön fließendem "Andante" vorgetragene zweite Satz zeigt (womöglich) das Portrait des Gottes als Schwan: mit in angezogenem Tempo zum Vorschein kommender Emotion. Tänzerisch beschwingt wurde "Jupiter" im Menuett vorgeführt, und in liebevoll ziselierten Details konnte man die dem Götteroberhaupt in einem alten "Amphitryon"-Film angehängten Löckchen wiederfinden.
Andrew Davis' und des Orchesters inspiriertes Musizieren ließ es aber auch zu, "Mozart pur" zu bewundern.
VERA LUMPE
WETTERAUKREIS. Zu einer "Zeitreise" in die Zukunft lädt das Wetterauer Jugendbildungswerk Mädchen in den Osterferien ein.
Unter dem Motto "Mädchen planen ihre Zukunft" können die Jugendlichen vom 19. bis 23. April über ihre Berufswünsche phantasieren und diskutieren und dabei Klarheit über ihre Lebenswünsche gewinnen.
Für den Kursus wird eine Gebühr von 50 Mark erhoben.
Anmeldungen sind noch bis 17. März unter der Rufnummer 0 60 31 / 83 - 119 beim Jugendbildungswerk möglich. cor
HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet ab Donnerstag, 18. März, einen Kochkurs für kleine Menüs und einen Ostereier-Bemalkurs nach oberhessischen Mustern an.
Auskunft und Anmeldung telefonisch unter der Rufnummer 0 61 81 / 2 23 12.
Eltern wollen Europaschule auf eigene Beine stellen Wenn das Land nicht mehr zahlt, geht es um das finanzielle Überleben / Mehr Kontakte zu Firmen geplant Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß DREIEICH. "Wir wollen Eltern mehr in die Schule einbinden." Damit nennt der Leiter der Heinrich- Heine-Schule, Dieter Wolk, einen der Gründe, warum Eltern und Lehrer/ innen der Europaschule in der Sprendlinger Lindenstraße im November vergangenen Jahres einen Trägerverein gründeten. Bestimmungszweck Nummer eins des Vereins ist jedoch das finanzielle Überleben des Projekts Europaschule über die Förderung durch das Land (rund 200 000 Mark im Jahr) hinaus. Von 1995 an, so fürchtet Wolk, werden nämlich möglicherweise keine Mittel mehr fließen für die fünf Reformschulen im Land, die junge Leute auf das Projekt Europa vorbereiten sollen. "Dann müssen wir auf eigenen Beinen stehen; dabei soll uns der Trägerverein unterstützen."
Neben der Unterstützung der pädagogischen Arbeit in der Schule, die sich die Gründer des Vereins als Zweck in die Satzung schrieben, verwaltet er auch die Mittel, die der Schule für besondere pädagogische Arbeit zur Verfügung stehen. Ein weiteres Vereinsziel ist die Einbindung der Schule in den Stadtteil. Kontakte zu Vereinen, Kirchen, Firmen, freien Trägern, Nachbarschule, Öffentlichkeit, aber auch zu ehemaligen Schüler/innen und Lehrer/innen sollen geknüpft und belebt werden.
Bis jetzt ist der Verein mit seinen 20 Gründungsmitgliedern noch sehr klein. "Wir würden uns natürlich wünschen, daß alle Eltern Mitglied werden, die dadurch demonstrieren würden, daß sie bereit sind, Verantwortung in der Schule zu übernehmen", meint Elternbeirätin Ingrid Kalkbrenner.
Die Mitgliederbeiträge der Eltern (mindestens 36 Mark im Jahr) sollen jedoch nicht alleine die Mittel sichern. "Wir hoffen in hohem Maße auf Spenden von Firmen", meint Wolk. Diese sollen ohnehin stärker in den Schulalltag eingebunden werden. Mit einigen ortsansässigen Unternehmen hat die Schule Kontakt aufgenommen, um über eine Zusammenarbeit zu sprechen. "Das soll sich nicht in Betriebsbesichtigungen erschöpfen."
Vielmehr stellt Wolk sich regelmäßige Praktika für Schüler/innen am Nachmittag vor. Die Schüler könnten den Berufsalltag kennenlernen und unverbindlich Kontakte zu ihren möglichen späteren Arbeitgebern knüpfen. "Wenn ein Biologiekurs ein halbes Jahr lang, einmal in der Woche, nachmittags in einer Gärtnerei mithilft, lernen die Schüler in der kurzen Zeit dort mehr, als dies in diesem Bereich bei uns möglich wäre", meint Wolk.
Die jährlichen 200 000 Mark, die jetzt aus Landesmitteln fließen, werden über Firmenspenden künftig kaum zusammenkommen. Wolk rechnet jedenfalls nicht damit. Deshalb hofft er, bis dahin die nötige Infrastruktur zusammen zu haben, "um dann mit erheblich weniger Geld auszukommen". So wurde im vergangenen Jahr, dem ersten Jahr als Europaschule, ein Sprachlabor angeschafft, als nächstes hat die Schule eine mobile Bühne für die Aula im Visier und eine Cafeteria, die im Herbst dieses Jahres eröffnet werden soll. Dann wird es an der Heinrich-Heine-Schule die Möglichkeit für warme Mittagessen geben: Langersehnte Abrundung des Konzepts der Ganztagesschule, das jetzt schon - ohne Mittagessen - läuft.
Die Cafeteria, die im "Glaskasten" neben der jetzigen Schülerbücherei eingerichtet werden soll, wird auch einer der Orte sein, wo sich Eltern künftig direkt beteiligen können. Zwei Mitarbeiter/innen werden dann eingestellt, die sich täglich stundenweise um die Ausgabe des Essens und die Bedienung der Spülmaschine kümmern. "Diese könnten durchaus aus dem Kreis der Eltern kommen."
Auch ein Kiosk für die Pausenverpflegung ist vorgesehen, eine Anlaufstelle für diejenigen Schüler, die bisher noch in jeder Freistunde in die umliegenden Lebensmittelläden stürmen. Für den Kiosk wünscht sich der Trägerverein ebenfalls Eltern-Engagement.
Höchstens fünf Mark soll im neuen Schuljahr das Mittagessen kosten, das von einem Metzger-Betrieb in Egelsbach geliefert wird. Um Zuschüsse bei der Stadt für einkommensschwache Familien will die Schule sich bemühen. Wolk rechnet damit, daß etwa 80 Schüler/innen, also zehn Prozent, das Mittagessen nutzen werden. Interessant ist das vor allem für jene, die eines der zahlreichen Nachmittagsangebote nutzen. Zur Zeit werden rund 30 Kurse, wie Hausaufgabenhilfe, Tanz, Sport und Theater, angeboten.
Gutschein statt Fahrkarte
Sie hatten die 270 Mark eigentlich schon in den Wind geschrieben und waren ziemlich sauer auf die Bundesbahn - obwohl das Ehepaar N. aus Nied an der Entwicklung nicht ganz unschuldig war. Inzwischen sind die Parteien wieder versöhnt. Die Bahn hat sich kulant gezeigt, und die beiden Frankfurter können die Vorbereitungen für die Fahrt im ICE nach Hamburg treffen.
Die Geschichte begann im Januar 1992, als Dieter N. zum 50. Geburtstag von den Kindern zwei Tickets für den ICE nach Hamburg geschenkt bekommen hatte. Kosten einschließlich der Zuschläge 270 Mark.
Ein erster Reisetermin im März zerschlug sich. Im Mai kam der bundesweite Streik dazwischen. Anschließend warfen familiäre Probleme den Terminkalender durcheinander. Dieter N.'s hochbetagte Eltern erkrankten schwer, lagen monatelang im Krankenhaus. Schließlich starb die Mutter. Der Vater ist noch immer ein Pflegefall.
Mitte Januar dieses Jahres erinnerte sich die FR-Leserin der Tickets und hatte im Hinterkopf, "daß die nach einem Jahr verfallen". Im Hauptbahnhof wollte die Frau die Fahrkarten umtauschen. Doch der Beamte am Schalter schüttelte den Kopf: "Viel zu spät." Statt dessen verwies er auf die Alternative und händigte einen "Antrag auf Fahrpreiserstattung" aus. Karin N. füllte das Papier aus und begründete ihren Wunsch mit zwei knappen Sätzen: "Im Mai wurde gestreikt. Dann war die Fahrkarte verlegt."
Der Erstattungsstelle der Bahn in Kassel war dies zu wenig. Genauso kurz und bündig lehnten die dortigen Beamten das Gesuch ab: "Anträge auf Fahrpreiserstattung müssen bis zu sechs Monate nach Ablauf der Geltungsdauer der Fahrscheine vorgelegt werden." Das Ehepaar wird die Geburtstags-Reise dennoch antreten können. "Wir regeln das auf dem Kulanzweg", sagte Bahnsprecher Hartmut Lange. Das Ehepaar wird einen Reisegutschein im Wert von 270 Mark zugeschickt bekommen. "Wenn die Frau uns gleich den Hintergrund geschildert hätte", betonte der Pressesprecher, "wäre bestimmt auch die Antwort der Kollegen aus Kassel anders ausgefallen."
Lange empfiehlt, zur Vermeidung ähnlichen Ärgers "als Geschenk immer nur einen Gutschein und keine Fahrkarte" zu kaufen. Denn ein Ticket verliert spätestens nach zwei Monaten seine Gültigkeit. Ein Gutschein sei hingegen "ohne große Formalitäten auch umzutauschen". gang
OFFENBACH. Warum ausgerechnet in der weltberühmten Stadt des Leders wunderschöne Kostbarkeiten aus der weltberühmten Stadt der Christbaumkugeln, der Glasstäbe, Reagenzgläser, der Murmeln und der Glasaugen ausgestellt werden? Der Grund dafür ist ganz einfach.
Der amtierende Kulturdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter erklärte das so: Die bisherige Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul bekam vor zwei Jahren von einer Freundin aus Leipzig eine Postkarte geschickt. Abgebildet waren Gläser aus dem thüringischen Lauscha.
Weil nach dem Fall der Mauer kulturpolitische Devise war, Brücken von Hessen zum Nachbarn Thüringen zu schlagen, lud Ursula Beul die Künstler aus dem Glasbläserstädtchen im Thüringischen Schiefergebirge nach Offenbach ein. In Lauscha, in einem lauschigen Tal zwischen Sonneberg und Neuhaus gelegen, wird seit 400 Jahren Glas hergestellt und geformt.
Aus der handwerklichen Produktion entwickelten sich nicht nur industrielle Formen des Umgangs mit dem spröden Material, sondern auch künstlerische Traditionen.
Lauscha ist heute eine Künsterkolonie der Glasbläser. Gläser, bunte Fenster, Vasen und Schalen aus Lauscha stehen in vielen Museen der Welt.
Sieben Künstler und Künstlerinnen zeigen nun 80 Kunstwerke in der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99. Die Unikate sind auch käuflich.
• Die Ausstellung in Offenbach dauert bis zum 3. April. Sie kann dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr bewundert werden. lz
HEUSENSTAMM. "Es soll wieder so laufen wie früher," sagt Markus Wolf und meint den Jugendbistro-Betrieb im städtischen Jugendzentrum an der Rembrükker Straße. Vor ein paar Tagen haben Jugendliche, die das Bistro besuchen, ein neues "Gremium", eine Art Selbstverwaltungs- und Organisationskomitee gewählt, mit Stefan Reprich an der Spitze und Markus Wolf als zweitem Mann. Ein solches Gremium hatte auch "die Geschäfte geführt", als das selbstverwaltete Jugendbistro 1992 in den Räumen von St. Cäcilia untergekommen war.
Nachdem die Räume gekündigt worden waren, hatte die Stadt vorübergehenden Ersatz im Jugendzentrum, auch KOZ (Kommunikationszentrum) genannt, angeboten und für die jungen Leuten zwei "Aufpasser" engagiert, Jugendliche, die selbst im JUZ großgeworden sind. Vom früheren Gremium hatte Anfang des Jahres niemand die Verantwortung für den Bistro-Betrieb im JUZ übernehmen wollen. Die Stadt prüft, ob das JUZ für und um ein Bistro ausgebaut werden kann.
In den vergangenen Wochen sei alles drüber und drunter gegangen, "niemand wußte, ob es noch ein Gremium gibt und wer ihm angehört," erklärte Markus Wolf. Das soll jetzt wieder anders werden. Laut Wolf will das Gremium wieder die Initiative an sich reißen, wieder selbst Veranstaltungen planen, wieder selbst Getränke verkaufen und Speisen anbieten, so wie im Bistro in St. Cäcilia auch.
Markus Wolf machte auch klar, daß die Suche nach anderen Räumen für das Jugendbistro nicht aufgehört hat. "Im KOZ kann man sich nicht entfalten, die Stadt schreibt zu viel vor", sagt er. Unzufrieden ist man mit den von der Stadt zugebilligten Öffnungszeiten. Zur Zeit ist der Bistrobetrieb am Dienstag und Donnertag jeweils von 18 bis 22 Uhr möglich und alle vier Wochen auch am Freitag. In St. Cäcilia war das Bistro laut Markus Wolf am Montag, Mittwoch und Freitag und an jedem zweiten Donnerstag geöffnet. Wir wollen wieder einen Dienstplan aufstellen und Aktionen wie ein Tischtennis- oder Billard-Turnier starten oder eine Mountain-Bike-Tour, sagt Markus Wolf. Im April oder Mai wollen die Jugendlichen nach Seligenstadt zu Pfarrer Ludwig fahren, um ihm nochmals dafür Dank zu sagen, daß er ihnen die Räume in St. Cäcilia zur Verfügung gestellt hatte. Der Pfarrer wurde 1992 nach Seligenstadt versetzt.
Einen Verein wollen die Jugendlichen nicht gründen, obwohl ihnen das mehrfach von der Stadt und von Parteien empfohlen worden war.
Zu einer ersten öffentlichen Sitzung lädt das neugewählte Gremium alle Jugendlichen für Montag, 8. März, 19 Uhr, in die Ostend-Stubb in der Balthasar- Neumann-Straße ein. Im Jugendzentrum sei die Sitzung nicht möglich, so Wolf.
Unterstützung erfährt die Jugendbistro-Initiative weiterhin durch den Kreis. Die Kreisjugendpflegerin Doris Hartig erklärte, im Kreis würden solche Gruppen, die ihre Freizeit selbst planten und organisierten, ganz außerordentlich begrüßt, so etwas sei ja selten genug. Die Selbst- und Mitbestimmung solcher Initiativen zu fördern, sei Aufgabe der Jugendpflege, damit diese mittel- und langfristig überlebten. Für jede Kommune des Kreises sei es erstrebenswert, wenn die Jugendarbeit auf den drei Beinen kommunales Angebot, Angebot von Vereinen und den Möglichkeiten von locker zusammengeschlossenen Jugendinitiativen stehe. Bezogen auf Heusenstamm meinte Doris Hartig, die Idee der Selbstverwaltung sei es wert, unterstützt zu werden, auch als Mittel gegen Motivationslosigkeit und Politikverdrossenheit. Sie könne sich vorstellen, daß sich eine solche selbstverwaltete Initiative stabilisiert und zu einer kulturellen Bereicherung der Stadt werden könnte, vor allem dann, wenn die Stadt sie unterstützt. pmü
Darf der das? Ja, der darf das. Vielleicht sollte er es besser lassen, aber dürfen darf er. Alte Menschen freuen sich ja über jedes herzliche Wort in dieser gefühlskalten Zeit. "Ganz persönlich" wendet sich der Bürgermeister an sie, alle Wahljahre wieder. Und an Wahljahren, dafür hat Günther Biwer gesorgt, leidet Bad Vilbel keinen Mangel.
Natürlich ist es nicht einfach, Jahr für Jahr älteren Wählern und Wählerinnen mit immer neuen Argumenten und Erfolgsbilanzen klar zu machen, wohin das Kreuzchen auf dem Stimmzettel gehört. Da darf man sich auch schon mal wiederholen ("Wir . . . denken das ganze Jahr über an Sie" oder "ein Dankeschön" für die "harten Jahre des Aufbaues, der Sorge und der Entbehrung") und den Text vom Vorjahr rauskramen.
In der "heißen Phase" des Wahlkampfes sollten sich Amtsträger einer Gemeinde mit Leistungsberichten zurückhalten, hat der hessische Innenminister empfohlen und dabei ein Gerichtsurteil in Erinnerung gerufen, das just aufgrund früherer, unzulässiger Wahlwerbung Biwers & Co. vor zwei Jahren gefällt wurde.
Zurückhaltung hat Biwer auch geübt - zumindest hat er die kaum sichtbare Grenze zwischen Wahlwerbung und Wahlbeeinflussung bei seiner Seniorenbotschaft nicht überschritten. Anders als vor vier Jahren bei den Gewerbetreibenden, hat er die städtischen Briefbögen ordentlich in der Schublade gelassen und an die Senioren, wie auch schon im Vorjahr, ganz privat geschrieben - in neutralen Couverts, die seine Partei finanziert, und hat sie gleich noch mit ein paar Informationen über ihre Senioren-Union gespickt. Und "Bürgermeister", das ist nun mal Biwers Titel und Berufsbezeichnung. Wer wollte Schlechtes dabei denken, wenn der Spitzenkandidat der CDU mit seinem Titel unterzeichnet?
In Karben, wo sich der sozialdemokratische Ehren-Bürgermeister ganz ähnlich zu Wort gemeldet hat, kamen Biwers Parteifreunden angesichts soviel Cleverneß allerdings recht böse Worte über die Zunge: "Ein Mangel an Takt, ein Benehmen wie ein Elefant Bürgermeister Biwers artistische Gratwanderung im Pozellanladen oder doch dreiste Parteilichkeit?" fragten sich die Karbener Christdemokraten.
Sind solch harsche Töne auch in Bad Vilbel angebracht? Besser nicht. Man sollte lieber froh sein, daß der Bürgermeister bei seiner politischen Gratwanderung zwar keinen guten Stil, dafür aber wenigstens Fingerspitzengefühl bewiesen hat - was sicherlich auch den älteren Bürgern einen neuerlichen Urnengang ersparen hilft. Doch ganz sicher sein, daß auch die jetzige Wahl nicht aus irgendeinem Grunde angefochten wird, kann man sich in Bad Vilbel nie. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Freidemokraten wie vor vier Jahren noch einmal knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollten . . .
JÖRG MUTHORST
"Das Abschneiden der FDP dürfte letztlich auch für die neue oder alte Konstellation im Frankfurter Römer ausschlaggebend sein", hatte das Magazin "Focus" zur hellen Freude der Frankfurter Liberalen am Montag geschrieben.
Auch wenn diese Aussage den Kern nicht richtig trifft - Kreisvorsitzen- der Hans-Joachim Otto ließ die verkürzende Analyse kurz vor Toresschluß noch eilig in die Wahlkampfanzeigen aufnehmen. Das Signal: FDP-Wähler haben das Schicksal der Stadt in der Hand.
Richtig ist, daß Christ- und Freidemokraten aller Wahrscheinlichkeit nach auch dann keine regierungsfähige Mehrheit zustande bringen, wenn die FDP die Fünf-Prozent-Hürde nach zwölf Jahren erstmals wieder schaffen sollte. Es spricht wenig dafür, daß die beiden bürgerlichen Wunschpartner ihre Wahlergebnisse von 1989 (FDP: 4,8 und CDU 36,6 Prozent) sowie die letzten Umfragezahlen (3,8/35,3) so deutlich verbessern können.
Da SPD und CDU vor vier Wochen in der Gunst der Wähler mit jeweils über 35 Prozent Kopf an Kopf lagen, macht sich die Union aber Hoffnung, stärkste Partei zu werden. Das wäre von großer Bedeutung, wenn es für SPD und Grüne (bisher 40,1 und 10,2 Pozent) entgegen den letzten Prognosen (SPD: 35 Prozent, Grüne: 15 Prozent) doch nicht wieder zu einer Mehrheit reichen würde. Dann stünde die große Koalition mit Christ- und Sozialdemokraten vor der Tür und die CDU würde als stärkste Fraktion den Chefsessel für Petra Roth reklamieren. Schneidet die SPD besser ab als die Union, bliebe Andreas von Schoeler OB einer großen Koalition.
Nachdem die Grünen unterdessen versicherten, daß sie bei einem Zusammengehen der beiden Großen in die Opposition gehen werden, würden die Freidemokraten gern in einem Dreierbündnis der "klassischen" Parteien mitmachen.
Mitentscheidend werden vor allem das Ergebnis der rechtsextremen Republikaner und die Wahlbeteilung sein. Ein Erfolg der Rechten und eine niedrige Wahlbeteiligung stellten die Weichen in Richtung große Koalition. Alle demokatischen Römerparteien lehnen jede Art gemeinsamer Aktion mit den Extremisten strikt ab. Da sämtliche Frankfurter Stadträte noch für mehrere Jahre, der OB sogar bis 1997 gewählt sind - ihre sechsjährige Amtszeit deckt sich nicht mit der vierjährigen Legislaturperiode der Stadtverordnetenversammlung -, müßten Magistratsmitglieder abgewählt werden, wenn die CDU an der Stadtregierung beteiligt werden soll. Dies kann frühestens im Juni geschehen.
Könnten sich CDU und SPD nicht einigen, wer in einer großen Koalition Oberbürgermeister(in) sein soll, bliebe noch der Weg der Direktwahl des Stadtoberhauptes, die nach der Hessischen Gemeindeordnung erstmals möglich ist. Andreas von Schoeler müßte zuvor allerdings zurücktreten oder sich abwählen lassen. cg
Die öffentliche Bitte um Entschuldigung, die Hoechst-AG-Chef Wolfgang Hilger am Donnerstag und damit elf Tage nach dem Störfall im Griesheimer Werk aussprach, kam nicht nur nach Meinung der betroffenen Frankfurter Bürgerinnen und Bürger reichlich spät. Auch in den Chefetagen und den Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit bei der Chemiekonkurrenz an Rhein und Ruhr ist man sich sicher: "Der Vorgang, vor allem aber die Art und Weise, wie Hoechst damit umging, schadet der ganzen Branche."
In den "Kantinengesprächen" der Mitarbeiter spielen, so ist zu hören, die spektakulären Fernsehbilder aus den kontaminierten Frankfurter Stadtteilen ebenfalls eine gewichtige Rolle. Allerdings hüten sich die Presseabteilungen von Bayer und BASF offiziell vor jeder Kritik und verweisen auf die noch nicht abgeschlossenen Prüfungen durch Aufsichts- und Ermittlungsbehörden.
Denn schließlich wissen sie, daß auch bei ihnen Unfälle geschehen können. Dies gilt insbesondere dann, wenn wie in Frankfurt-Griesheim "als letztes Glied in einer Kette von Sicherungsmaßnahmen" ein Sicherheitsventil vorgesehen ist, das ein "Bersten des Behälters verhindern soll" und über das "direkt oder über Entsorgungseinrichtungen" Substanzen ins Freie geleitet werden, wie die BASF mitteilt.
Dafür aber berichten sie bereitwillig über ihre Anlagensicherheit oder ihr "Informationsverhalten bei Schadensfällen", um zu verdeutlichen, wie ihre Unternehmen in vergleichbaren Situationen reagieren würden. Bei der Ludwigshafener BASF, so erläutert deren Sprecherin Mechthild Halstenberg, wird unabhängig vom Ausmaß der Betriebsstörung und noch bevor klar ist, ob überhaupt Auswirkungen auf die Nachbarschaft zu erwarten sind, bei jedem Ausrücken der Werksfeuerwehr eine intern "Dreiermeldung" genannte Information an die Polizei, die städtische Berufsfeuerwehr und das Gewerbeaufsichtsamt abgesetzt.
Parallel dazu sorgt die "Umweltüberwachung" der BASF dafür, daß mit Hilfe von Computerprogrammen und aufgrund der meteorologischen Daten die "Ausbreitung" von ausgetretenen Produkten berechnet und Meßgeräte entsprechend installiert werden können. Als "eine der wichtigsten Aufgaben" gilt daneben in Ludwigshafen die "schnellstmögliche Information oder Warnung der Bevölkerung" durch Rundfunk- oder Lautsprecher-Durchsagen oder durch Sirenen-Alarmierung, wobei die "Entwarnung" ebenfalls über die regionalen Rundfunksender erfolgt.
Im Kölner Chemiegürtel, wo die Bayer AG mehrere Werke betreibt, hat das Unternehmen im Dezember 1992 "alle erreichbaren Haushalte" in der Nachbarschaft der Betriebe mit einer zwölfseitigen Informationsbroschüre (Auflage 750 000 Stück) ausgestattet, in der ausführlich auf mögliche Störfälle und das dann notwendige Verhalten der Bevölkerung eingegangen wird. Weiterhin schildert die Broschüre "Unsere Verantwortung - Ihre Sicherheit" in mehreren Kapiteln, welche Einrichtungen für den Schutz der Mitarbeiter und der Bevölkerung vorgesehen sind. "Kernstück" des Informations- und Meldesystems, so Bayer-Sprecher Meinolf Sprink am Freitag zur FR, sind dabei "öffentliche Vereinbarungen" des Chemiekonzerns mit den Städten Leverkusen und Köln.
Auch hier sind Rundfunkdurchsagen vorgesehen sowie der Einsatz von "Luftschnüfflern", wie besonders ausgebildete Mitarbeiter bei Bayer genannt werden, die außerhalb des Werksgeländes unterwegs sind, um die Berechnungen von Feuerwehr und Umweltschutzabteilung korrigieren zu können. Unter Hinweis auf die seit Anfang der achtziger Jahre ständig erfolgte Unterrichtung der Bayer- Nachbarn in der Werken Leverkusen, Wuppertal-Elberfeld, Dormagen und Krefeld-Uerdingen hofft Sprink, daß sich die Beunruhigung der Bevölkerung nach dem Hoechst-Störfall in Grenzen hält: "Ich glaube, man nimmt uns ab, daß wir korrekt informieren." Die Information, dies stellt der Pressesprecher klar, wird am Rhein als "Bringschuld" betrachtet und hat "just in time", also sofort und parallel zu den Ereignissen, zu erfolgen.
Wie in Ludwigshafen will man jedoch auch in Leverkusen keinen direkten Kommentar zu den Abläufen in Frankfurt geben. Allerdings stellt Meinolf Sprink auf Fragen der FR klar, daß zumindest dieser Störfall mit der Substanz o-Nitroanisol bei Bayer nicht eintreten kann, denn dabei "haben wir ein anderes Verfahren". Laut Sprink sorgt die Bayer- "Prozeßleittechnik" dafür, daß keine "Reaktionsstoffe" eingeleitet werden, wenn das Rührwerk wegen menschlichen oder technischen Versagens nicht funktioniert. HANS-HELMUT KOHL
MAINTAL. Einen Tag der offenen Tür mit Flohmarkt veranstaltet die Leiterin der städtischen Bücherei in Maintal- Hochstadt, Ilona Reneerkens, am morgigen Sonntag, 7. März. Die Bücherei - im Foyer des Bürgerhauses Hochstadt - ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Reneerkens will Gelegenheit bieten, sich außerhalb der normalen Öffnungszeiten über das umfangreiche Angebot zu informieren.
Präsent sind neben Büchern auch Compact-Disques (CD), Kassetten mit interessanter Musik und spannenden Märchen sowie ein umfangreiches Zeitschriften-Angebot.
Beim Flohmarkt werden rund 500 Bücher zum Kilo-Preis von einer Mark angeboten, die die Büchereileiterin aussortiert hat, um Platz für Neuerscheinungen zu schaffen. pom
FRANKFURT A. M. Der englische Physiker Stephen Hawking ist ein Traumdeuter Gottes. Er ist berühmter als Berühmte unter den Psychoanalytikern des Universum. Keiner irrt unschuldiger,keiner hat den Wankelmütigen erfolgreicher das unverschämte Schweigen der Räume erklärt: wie der Anfang hätte sein können, wenn es ihn am Anfang gegeben hätte. Oder wie die Zeit nach dem Kollaps der Gravitation endet, und wie Alpha dann als rückwärts spulendes Omega aus der Ewigkeit durch die Gegenwart in die Vergangenheit eintaucht. Big Bang, Big Crunch.
Weil die Physik am aufregendsten ist, wenn sie uns die Metaphysik ersetzt, ist Stephen Hawking die Supernova der Medien: die Inkarnation des endlichen Geistes, der die Unendlichkeit begreift. Aber nicht nur deshalb ist der Astrophysiker ein aufgestiegener Stern am Orbit der Öffentlichkeit. Jeder weiß, daß bei ihm die Frage nach der Weltzeit durch ein heimtückischen Leiden mit seiner Lebenszeit verschränkt ist. Ein Muskelschwund hat Hawking das Kommando über die Sinne genommen und ihn derart brutal der intelligblen Welt ausgesetzt, daß er nur als reine Vernunft überleben kann. Eingepflanzt in einen Rollstuhl existiert Hawking als ohnmächtige Tateinheit von Elend und Tapferkeit. Er kann nur die Finger bewegen, und mit ihnen ist er angeschlossen an eine Sprechmaschine, deren synthetische Stimme mit monströser Klarheit aus dem Weltraum kommt. Hawking kann frei denken, aber nur über Tastendruck sprechen: in den Sprachgittern des Equalizers.
So besiegt er seit einem Vierteljahrhundert den angekündigten Tod, und dies ist sein ganz privater Triumph über den zerstörten Körper. Aber so ein Schicksal steht bekanntlich frei zur Ausbeutung, und leider beteiligt sich Hawking daran nach Kräften. In dem Film Eine kurze Geschichte der Zeit von Errol Morris hat diese Ausbeutung des Leidens ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Es wäre alles gut und löblich, wenn die Krankheit nicht ein Kalkül auf Interessantes wäre. Morris führt Hawking vor, macht ihn erst groß und dann wieder klein, indem er seine Kosmologie mit der Behinderung zum Geniebild vergoldet. Dies ist eine einzige Indiskretion, die Ausstellung eines hilflosen Phantoms mit verzerrtem Gesicht und uferlos einsamem Blick, die Heldengeschichte vom gefesselten Odysseus im Ozean der Leere.
Aber muß man, weil Hawking alles wissen will, alles von ihm wissen? Morris zeigt lückenlos die Karriere der Tragik: vom mäßig begabten Wickelkind über den unauffälligen Schulbub zum Steuermann (mit Strohhut) im College Boat Club. Alle, deren er habhaft wurde, werden nach Stephen, dem "geistigen Löschpapier", befragt, und nachdem man erfahren hat, wie berühmt er ist, hat man ihm sein Genie schon damals von der Stirn abgelesen, als er noch die Murmeln rollte. Stephen im Schlamm, mit Fahrrad, ohne Fahrrad, Stephen hier, Stephen da, "Schlaumeier ohne Durchblick", Fan von Monopoly, erst matter Stern, dann shooting star am College. Nicht fleißig, kein "gray man", aber besessen plötzlich, als ihm Anfang Zwanzig die Lateralsklerose die Hinrichtung ankündigt. Seitdem Stephen Hawking vom Ende seiner Zeit weiß, interessiert ihn der Anfang aller Zeiten. So wird es gewesen sein.
Natürlich, Errol Morris hat beste Absichten. Er wollte einen Dokumentarfilm drehen über Himmel und Erde, Anfang und Ende, über das Undenkbare, das eine undenkbare Existenz im Rollstuhl begreifen will, jemand, der noch einmal das Staunen lehrt und sich dabei gewaltig irrt. So hat Hawkings Irrtum noch eine eigene Wahrheit, die sich auch der Konzeption des Filmes mitteilt - denn bei Lichte besehen projiziert die Menschenvernunft ja nur mathematische Metaphern in das Herz der Finsternis. Metaphern, die dann verschluckt werden von den schwarzen Löchern, die aber nicht so schwarz sind, wie Hawking entdeckt hat, was dann wieder tröstlich ist.
So ist dieser Dokumentarfilm ein ganz harmloses und manchmal subtiles Dokument des Irrtums und der Unschärfe, und zum Unglück ohne die Injektionen von Demut, die die armen Würmchen auf der Erde zurück in die Höhle treiben soll. Eine Rolex verschwindet im Schwarzen Loch, was schade ist; eine Tasse geht, heilige Entropie, zu Bruch und wird wieder heil. Zwischendurch regiert der Teufel des Zufalls und der Engel der Notwendigkeit. Darüber wird der Experte des Exakten spekulativ, und dann kommt sein Humor wirklich aus der Unendlichkeit. Der Astrophysiker muß an seine Erkenntnis glauben, und deshalb schwindelt er mit der Wahrheit (was Hawkings wunderbare Mutter bei Steve schon früh bemerkt hat).
An diesen Bruchstellen entläßt der Film einen herrlichen und besitzergreifenden Charme; dann zeigt er in (viel zu kurzen) Interviews die alternden Theorie- Junkies der Kosmologie - Hawkings Kommilitonen aus der Ruderschule, heute die Traumdeuter im Nebel des absoluten Wissens, das ihnen als Tautologie aus dem Universum entgegenkommt. Gott ist eine Quantenfluktuation, und diese ist, weil sie ist.
Big Bang und Steady State, Heisenberg und Einstein: Errol Morris jagt alles in die Turbulenz, und dagegen dürfte die künftige Weltformel so übersichtlich sein wie ein Einkaufszettel. Das macht nichts, denn sein Film ist eine einzige Suggestion, eine Wunderlehre mit den musikalischen Minimal-Segen von Phil Glass, Theologie aus dem Trickstudio, eine versöhnliche Astro-Philosophie, wo die Vernunft am Ende ganz groß rauskommt, weil sie begreifen wird, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Heute noch nicht, aber morgen, dann aber höchstwahrscheinlich. Daß der amerikanische Cosmic Background Explorer im vergangenen Jahr sensationelle Bilder funkte, die Hawking erschüttern müßten, weil sie nicht nur dem Anfang, sondern dem Beginn nachstellen, Bilder aus der Plasmasuppe des Urknalls - es kümmert nicht. Am Anfang war das Abermals, sagt Stephen Hawking mit seiner Computerstimme, die klingt, als würde sich das Absolute selber buchstabieren. Man kann es glauben, noch dieses eine Mal, und dann ist es wie eine lateinische Predigt über die Genesis, die man versteht, weil sie so herrlich unverständlich bleibt. - (Orfeo).
THOMAS ASSHEUER
Nein, es war nicht der Tag des Björn Engholm. "Gehen Sie wählen - wählen Sie sozialdemokratisch!" appellierte er zum Abschluß seiner kurzen Rede an die knapp 2000 Bürger in der Frankfurter Festhalle. Schmal und blaß stand der SPD-Bundesvorsitzende im Scheinwerferkegel. Und nicht er machte der Frankfurter Partei bei der Abschlußkundgebung zur Kommunalwahl Mut, nein, die Menschen im Saal stärkten ihm durch Beifall den Rücken.
Schon Spitzenkandidat Andreas von Schoeler hatte es bei der Begrüßung beschwörend gerufen: "Das Opfer von 1987 soll zum Täter umgeschrieben werden - das werden wir nicht zulassen!" Nur Stunden zuvor war der schleswig-holsteinische Sozialminister Günther Jansen, ein Vertrauter Engholms, als dessen Stellvertreter zurückgetreten - er stolperte über seine "Spende" von 40 000 Mark an Barschels früheren Medienreferenten Reiner Pfeiffer.
Und diese Nachwehen der Barschel-Affäre holten Engholm auch in Frankfurt ein, wo ihn Ordner ("Der Ministerpräsident gibt kein Interview!") sorgsam abschirmten, aber Trauben von Fotografen und Kameraleuten dennoch jede Geste verfolgten. "Man kann sich die guten Tage nicht backen", sagte Engholm fast traurig ins Mikrofon, während vor dem Podium wenige Demonstranten abgedrängt wurden, die Sekunden ein großes Transparent hochgehalten hatten: "Nein zum Asylkompromiß!" Die SPD-Ordner merkten gar nicht, daß sie da Jusos in den Schwitzkasten nahmen - zuvor hatten die im Saal Flugblätter gegen Engholms Asylpolitik verteilt.
Nur mühsam fand der Ministerpräsident ein paar kämpferische Töne gegen den politischen Gegner. "Der Satz von den blühenden Landschaften im Osten war der teuerste Irrtum, den sich eine Bundesregierung in der Nachkriegszeit geleistet hat!" Die SPD wolle, daß jetzt, was an Industrie in der ehemaligen DDR noch vorhanden sei, "nicht weiter plattgemacht" werde. Und er beschwor das "sichtbare Zeichen gegen Rechtsideologen", das von der Kommunalwahl ausgehen müsse. Minuten danach verschwand er, von Kamerateams verfolgt.
Die Zeiten ändern sich, "politische Parteien werden nicht zu Höchstkursen gehandelt" (Engholm) - ein Zeichen dafür auch, daß die Festhalle mit Stoffbahnen erheblich verkleinert worden war. Vor vier Jahren, Ordner erinnerten sich wehmütig, hatten sich 8000 Menschen vor dem Spitzenkandidaten Volker Hauff gedrängt.
Dabei besaß die auf dreieinhalb Stunden ausgelegte "Frankfurt-Show" schöne, dichte Momente. Etwa, als die Sängerin Anne Haigis, nur von einem Gitarristen begleitet, ihr "take my breath away" ins Mikrofon hauchte. Aber das Konzept, Künstler mit Politik zu koppeln, kann auch zum Bumerang werden. Da stürmten 100 Kids vor und die Schüler-Band "D.B.A." ("Der Bassist ist ein Arschloch") auf die Bühne. Und was rief der Leadsänger? "Wir spielen für keinerlei Partei - wir spielen für die Menschen, die unter dem Asylkompromiß leiden müssen!" Und was spielte "D.B.A." dann, während sich ältere Menschen entsetzt die Ohren zuhielten? "Politiker lügen!" ( - "und es ist ihnen scheißegal!")
Die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluß noch an.
MARBURG / GIESSEN. Disziplinarrechtliche Vorermittlungen hat der Gießener Regierungspräsident gegen ein Mitglied der Kreisregierung Marburg- Biedenkopf eingeleitet.
Nach Auskunft von RP-Sprecher Manfred Kersten soll geprüft werden, ob der Kreis objektiv seine Pflichten bei der Unterbringung von Asylbewerbern nicht erfüllt hat und ob ein "subjektiver Schuldvorwurf" gegen den dafür zuständigen Kreisdezernenten Thomas Naumann (SPD) belegbar ist.
Nachdem der Gießener RP dem Kreis im Januar die Verhängung eines Zwangsgeldes angedroht hatte, weil der entgegen einem gerichtlichen Vergleich mit dem Land seinen von der Landesregierung monierten Rückstand bei der Unterbringung von Asylbewerbern (zu Jahresbeginn 850) nicht abbauen konnte, hatte Thomas Naumann selbst ein Disziplinarverfahren beantragt.
Der Beigeordnete sieht in der bisher nicht realisierten Zwangsgeldandrohung einen persönlichen Vorwurf und die seiner Ansicht nach falsche Unterstellung, der Kreis "würde seinen Pflichten nicht nachkommen, obwohl er es könnte". tap
SCHMITTEN. Die Empörung unter den Tierfreunden ist riesengroß: Erst der jämmerliche Tod von zwei Lämmern brachte in dieser Woche einen Skandal ans Licht der Öffentlichkeit, der seit mittlerweile anderthalb Jahren besteht. Auf den "Rod am Berger Stücken", zwischen Hunoldstal und Rod am Berg gelegen, verwahrlosen acht Schafe. Für das Veterinäramt war das bisher ein "Grenzfall". Gegen den Besitzer hatte das Amt nach eigenen Angaben bis zum Tod der Jungtiere keine rechtliche Handhabe gehabt. Die ganze Zeit über hatte sich das Hunoldstaler Geschwisterpaar Anita und Rudolf Schultze, so gut die beiden eben konnten, selbstlos um die Tiere gekümmert.
"Die Schafe werden nicht geschoren und ihre Klauen nicht geschnitten. Sie haben ganz geschwollene Beine, und der uralte Bock kann kaum noch aufstehen", beschreibt die 61jährige Anita Schultze den Zustand der Tiere. Jeden Tag schleppt die Rentnerin zusammen mit ihrem Bruder und Nachbarin Herta Scharf Heu und Futter sowie Abfälle vom Schmittener Einkaufsmarkt und trockenes Brot vom Bäcker auf das Grundstück. Sein Zustand sei nicht minder beklagenswert als der der Schafe.
"Die Wiese wird nie gemäht und ist völlig verwildert." Als die Tierfreunde die Schafe vor anderthalb Jahren entdeckten, informierten sie sofort das Veterinäramt. "Die kamen, sagten aber, daß sie nichts machen könnten. Und an den Besitzer kämen sie nicht ran." Und so nahm die selbstlose Fütterungsaktion der Rentner ihren Lauf.
Der Tod der zwei Lämmer hat jetzt den "Grenzfall" schlagartig erledigt. "Eine Stunde nachdem wir informiert wurden, habe ich die Tiere wieder überprüft", teilt der zuständige Amtstierarzt für den Tierschutz im Hochtaunuskreis, Peter Wölfing, beim Usinger Veterinäramt mit. "Als ich kam, war von den neugeborenen Drillingen ein Lämmchen gestorben. Das zweite war nicht mehr zu retten. Vermutlich sind beide innerhalb von 48 Stunden erfroren." Das dritte Junge hat überlebt.
Die Aktivitäten des Amtstierarztes überschlugen sich diesmal: Er ermittelte den Besitzer der Tiere, was damals nicht gelang. Die Post sei stets zurückgekommen, der Besitzer wohne nicht im Kreis, erklärt Wölfing und stellt zu seinem jetzigen Erfolg fest: "Glück gehabt." Der Amtstierarzt erteilte dem Schafhalter sofort mündliche Auflagen, die unverzüglich zu erfüllen sind: die ordentliche Pflege, Fütterung und Kontrolle der Tiere. Außerdem leitete er ein Bußgeldverfahren ein. "Vierstellig wird die Summe werden", mehr wollte er dazu nicht sagen.
Vorwürfe, seine Amtspflichten vernachlässigt zu haben, weist Wölfing zurück. Er verweist auf das Tierschutzgesetz, das vor jeder Handhabe den Nachweis einer "erheblichen Vernachlässigung" verlangt. Selbst der jetztige Eklat, so stellt er fest, reiche noch nicht aus, um dem Halter die Tiere wegzunehmen.
Eines räumt er allerdings ein: "Unsere Routinekontrollen kommen zu kurz. Wir können nur den Beschwerden nachgehen." Der Grund liege in der Unterbesetzung des Amtes. Seit 1992 sei die Stelle des Tiergesundheitspflegers eingespart. "Manchmal wäre es uns lieber, es würde sich niemand der Tiere annehmen, dann hätten wir mehr in der Hand", zieht Wölfing resigniert Bilanz.
CLAUDIA NENNINGER
cri FRANKFURT A. M. Ein Machtzuwachs der EG-Kommission muß nach Ansicht der deutschen Wirtschaft verhindert werden. In Briefen an Bundeskanzler Helmut Kohl sowie die Bonner Minister Klaus Kinkel und Günter Rexrodt fordern der Deutsche Industrie- und Handelstag, der Bundesverband der Deutschen Industrie sowie zwei Außenhandelsverbände die Regierung daher eindringlich auf, der vorgeschlagenen Neuordnung der Kompetenzen in der EG-Außenhandelspolitik "nicht zuzustimmen".
Angesichts der jüngsten "eindeutig protektionistischen Beschlüsse der Gemeinschaft" halten die Organisationen einen weiteren Machtzuwachs Brüssels für äußerst bedenklich. Die Kommission sei derzeit bestrebt, die Zuständigkeit etwa für das Verhängen von Antidumpingzöllen und bei der Festsetzung von Kontingenten derart auszuweiten, "daß sie künftig nicht nur über vorläufige, also befristete, sondern auch über endgültige Maßnahmen dieser Art entscheiden kann". Solange eine "echte parlamentarische Kontrolle" fehle, müsse ein "solcher Machtzuwachs" aber "unter allen Umständen verhindert werden". Nicht zu vertreten sei es, daß Entscheidungen "von höchster politischer Bedeutung" von den Regierungen an eine Behörde abgetreten werden sollten. Die freihändlerisch gesinnten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft sind nach Ansicht der Verbände derzeit in der Minderheit und brächten damit noch nicht einmal die als Kompromiß vorgeschlagene einfache Mehrheit gegen Kommissionsbeschlüsse zustande.
Griesheim ist überall
Von Imre Kerner, dem ehemaligen Ingenieur des Chemiekonzerns Sandoz, stammt der nach der Rhein-Verseuchung von 1986 geprägte boshafte Satz: "Der Glaube an die Selbstkontrolle (der chemischen Industrie), das ist, als ob Sie einen Dackel bitten, auf die Wurst aufzupassen." Nach dem Störfall im Griesheimer Werk des Frankfurter Chemiemultis Hoechst ist, um im Bild zu bleiben, die Wurst weg, aber das arme Tier leidet an heftigsten Bauchschmerzen.
Es gibt keinen Anlaß zur Schadenfreude, auch dann nicht, wenn man sich im Zeitungsarchiv die zahlreichen Ausschnitte ansieht, in denen gerade der Umsatzriese Hoechst (47 Milliarden Mark anno 1991) beredte Klage über die angeblich zu hohen und noch anziehenden Sicherheitsstandards sowie die zu langwierige Genehmigungspraxis der Behörden führt; und wer erinnert sich nicht daran, daß das starke Selbstbewußtsein die Hoechster sogar zur Drohung mit Verlagerung von Investitionen samt Arbeitsplätzen in andere Bundesländer oder gar ins Ausland brachte. Ein völlig verwandelter Hoechst-Chef Wolfgang Hilger mußte in seiner fast zwei Wochen nach dem Störfall anberaumten Entschuldigungs-Pressekonferenz zugeben, daß es zum sicheren Betrieb eines Chemiewerks nicht einmal ausreicht, die staatlichen Vorgaben etwa aus der Störfallverordnung zu erfüllen.
Nun haben die Konzern-Bosse angeordnet, daß alle Anlagen des Unternehmens, in denen ähnliche Reaktionen wie in der Griesheimer Anlage ablaufen, peinlich genau auf mögliche, bisher nicht ins Kalkül gezogene Unfallabläufe untersucht werden. Die Mitarbeiter - von denen ein Unglückswurm das Hoechst-Debakel durch Unachtsamkeit bewirkte, weil die einfache technische Sicherung gegen solches Fehlverhalten fehlte - sollen besser geschult werden. Und auch die Informationspolitik wollen die als Hardliner verschrieenen Hoechster, man faßt es kaum, völlig umkrempeln: Im Zweifel wird, so der neue Hilgersche Ansatz, ein Störfall coram publico lieber größer dargestellt, als er ist, um gegebenenfalls danach zu entwarnen. Das hat etwas für sich. Und ist auf jeden Fall besser als umgekehrt. - Ob es freilich wirklich so kommt, wird man in Zukunft (leider) mit ziemlicher Sicherheit überprüfen können. Und Hoechst weiß, daß die Öffentlichkeit genauestens hinschauen wird.
Steiniger hätte der Gang der Chemie gen Canossa kaum ausfallen können. Als wäre es ein Stück aus der verkehrten Welt, erklärt der mächtigste Mann der Branche, der nicht nur zufällig auch Vorsitzender des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) ist, er stelle sich voll hinter die Forderungen seines alten Widersachers Joschka Fischer, der heute als Grünen-Minister die Aufsicht über Hoechst führt. Wie tief muß also das Gefühl sitzen, daß man dem Ansehen dieser Leit-Branche der ohnehin wirtschaftlich geschwächten Republik einen empfindlichen Stoß versetzt hat. Darüber, wie stark intern der Druck der anderen Chemie-Riesen und der vielen kleineren Unternehmen auf die Hoechster Vormänner war, das Image durch Leinelassen ein wenig aufzuhellen, läßt sich wegen deren momentanen Einsilbigkeit nur spekulieren. Ausgereicht hat er jedenfalls. Die zwanzig oder dreißig Millionen Mark, die der Griesheimer Störfall den Konzern und seine Versicherungen am Ende kosten wird, sind dagegen wirklich nur ein Fall für die Portokasse.
Verändert hat sich freilich auch auf der Gegenseite, wenn man sie denn noch so nennen will, vieles. Wer hätte sich vor wenigen Jahren ausgemalt, daß ein Minister der angeblichen Aussteiger- und tatsächlichen Chemiewende-Partei einen Konzern wie Hoechst - von Umweltschützern mit Vorliebe zum Beispiel wegen seiner Ozonkiller-Produktion und seiner Gentechnik-Pläne attackiert - auffordert, doch auf jeden Fall samt seiner Wirtschaftsmacht und Arbeitsplätze im Lande zu bleiben; wenn auch, selbstredend, bei maximalem Sicherheitsstandard? Hoechst hat dies und das deutliche Bekenntnis auch der rot-grünen Frankfurter Stadtregierung zum größten Brötchengeber der Region trotz aller Krisenstimmung dankbar zur Kenntnis genommen. Die 55 000 Arbeiter und Angestellten des Konzerns wohl auch.
Damit freilich darf der "Fall Hoechst" nicht sein Bewenden haben. Natürlich wird auch nach Griesheim niemand die Chemie abschaffen wollen. Aber es gilt eine ganze Reihe von Dingen zu tun, die den Chemie-Standort Bundesrepublik wirklich sichern: Die Vorschriften für die technische Anlagensicherheit müssen auch staatlicherseits verschärft (Zwei- Barrieren-System, wo sinnvoll geschlossene Kreisläufe) und, wo bereits ausreichend, kompromißlos durchgesetzt werden. Störfall-Analysen sind daraufhin zu überprüfen, ob sie wirklich alle Eventualitäten einschließen. Außerdem muß es für alle Chemiewerke und ihre Umgebung ausführliche Störfall- und Katastrophenschutz-Szenarien geben, damit im Fall des hoffentlich nie eintretenden Falles eines Chemie-GAUs der Schaden möglichst klein gehalten werden kann.
Und die Fachleute, die an einer kritischen Überprüfung der heutigen Chemie- Strukturen arbeiten, zum Beispiel in der einschlägigen Enquete-Kommission des Bundestags, dürfen wissen, daß keiner mehr die Wichtigkeit ihrer Arbeit in Frage stellt. Wenn dabei herauskommt, daß manche Produktionslinien mehr gesellschaftlichen Schaden als Nutzen bringen, muß man den Mut haben, sie auslaufen zu lassen. Auch das lehrt Griesheim.
WIESBADEN. Erstmals seit 1983 ist die Arbeitslosigkeit auch in Hessen im Februar gegenüber dem Januar weiter gestiegen. Wie das Landesarbeitsamt mitteilte, waren landesweit im Februar 2740 Menschen mehr arbeitslos als im Monat zuvor. Insgesamt sind in Hessen jetzt 175 010 Menschen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 auf 7,0 Prozent. Dazu hat auch der von der Bonner Regierung erzwungene Abbau arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen beigetragen. Im vergangenen Monat waren landesweit 800 Menschen weniger mit Qualifizierungs- oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt als im Januar - ein Rückgang um 4,7 Prozent.
Relativ am stärksten ist die hessische Arbeitslosigkeit in Nordhessen angestiegen (2,2 Prozent mehr Arbeitslose im Februar gegenüber dem Vormonat - während es im Landesdurchschnitt nur 1,6 Prozent mehr waren). Die höchste Arbeitslosenquote registrierte auch diesmal wieder das Arbeitsamt im osthessischen Bad Hersfeld (10,7 Prozent), die niedrigste Wiesbaden (5,3 Prozent). Überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind auch die Bereiche Kassel (9,6 Prozent Arbeitslose), Korbach (8,8), Wetzlar (8,7) und Gießen (8,0).
Relativ niedrige Arbeitslosenzahlen gibt es nach wie vor im südhessischen Ballungsraum, wo die Arbeitsämter Darmstadt, Frankfurt und Offenbach Arbeitslosenquoten zwischen 5,8 und 6,0 Prozent registriert haben.
Massiv gestiegen ist die Tendenz der Betriebe, ältere Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand zu schicken. Von der Möglichkeit für 58jährige und Ältere, Arbeitslosengeld zu beziehen, obwohl sie keine Beschäftigungsaufnahme mehr beabsichtigen, wurde deutlich häufiger Gebrauch gemacht als noch vor einem Jahr.
Ende Februar haben landesweit 13 070 Personen über 58 Jahre diese Möglichkeit des erleichterten Übergangs in den vorzeitigen Ruhestand genutzt - 53 Prozent mehr als 1991.
Sie sind dann offiziell nicht mehr als Arbeitslose registriert. me
Kleine FR
Treffen der Stillgruppe GROSSKROTZENBURG / HANAU. Die Stillgruppe trifft sich am Dienstag, 9. März, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum, Schulstraße 2, in Großkrotzenburg. Wer die Stillberatung in Anspruch nehmen möchte, kann sich auch an Claudia Masgio-Fischer, Rufnummer 0 61 86 / 77 02, oder Jacqueline Höhn, 0 61 81 / 65 95 18, wenden.
GROSSKROTZENBURG. Mitglieder der Versehrtensportgemeinschaft kegeln am Dienstag, 9. März, zwischen 16 und 18 Uhr in den "Taunusstuben".
GROSSKROTZENBURG. Der Wahlausschuß tagt am Montag, 8. März, von 18 Uhr an, öffentlich im Bürgerhaus.
Fahrt zum Frauentreffen NEUBERG. Zum Kreisfrauentreffen, das in Roßdorf stattfinden wird, wollen die Teilnehmerinnen aus dem Ortsteil Ravolzhausen am Sonntag, 28. März, um 13.30 Uhr am Gemeindezentrum abfahren.Samstag/Sonntag,6./7. März
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; So., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30, "Die Präsidentinnen"; So., 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", So., 19.30 Uhr, "Festung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial"; So., 15 Uhr, Salon de esprit im Hause Rolfs; 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa./So., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 u. 22 Uhr, Die Max-Goldt- Nachtschau.
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern"; So., 20.30 Uhr, Zibeben, Gesangsquintett a capella.
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre, "Domestic Arrangements"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Theater Altenburg/Bautzen, "Furcht und Hoffnung in Deutschland".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa./So., 20 Uhr, Jérôme Deschamps, "Les Pieds dans l'Eau"; Probenbühne, Daimlerstr.: So., 18 Uhr, Wahlparty.
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Musik-Theater "Herrlich ist der Orient, übers Mittelmeer gedrungen"; So., 16 und 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freies Schauspiel Ensembel, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache". Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel - ein Spektakel".
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, So., 15 Uhr, "Käthi B." (ab 8 J.); Sa., 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".
Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena".
Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "Cinderella".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Peter Horton und Slava Kantcheff, "Duo Feuerfinger"; Artrium: So., 11 Uhr, White Eagle Jazzband; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, "Das schlappmäulige Jonglierspektakel" (ab 4 Jahren).
Titus-Thermen, Theater in der Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: Sa., 21 Uhr, "Top Girls".
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Geld anderer Leute", Haus Nordweststadt.
Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, im Sauern 10: So., 15 Uhr, Ballettmärchen "Froschkönig".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum (B. Britten)"; So., 19.30 Uhr," Lady Macbeth von Mzensk" (Premiere).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Zucchero; So., 20 Uhr, Ivo Pogorelich; Mozart-Saal: So., 20 Uhr, Clown Pic, "Tanz der Kreaturen"; Hindemith-Saal: So., 20 Uhr, Liederabend.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & Band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff. Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaléon (Guitarra y Gesang) y Susi Alca (Tanz); So., 18 Uhr, Live Gitarre mit Salvador Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Sammy Vomacka Trio.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2426010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.
Zeilgalerie, Ebene 7, Les facettes: So.,16 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, United Slapstick.
Stadthalle Bergen, Markstr. 15: Sa., 20 Uhr, Varieté und Tanz.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Cimam: Soularium.
Galleria, Messegelände: Sa., 18 Uhr, Christof Sänger Trio.
Studio Arabeska, Kleyerstr. 90: Sa., 20 Uhr, Orientalischer Tanz und Musik, Debby Goldman, Abu Hassan.
Kammeroper, Nordendstr. 60: Sa., (Prem.)/ So., 20 Uhr, Der Barbier von Sevilla.
Festhalle, Messegelände: Sa., 20 Uhr, Musikantenstadl. Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 16, 21 Uhr, So., 20 Uhr, "Jesus Christ Superstar".
Alte Nicolai-Kirche, Römerberg: Sa., 20 Uhr, Bläserkonzert; So., 11.15 Uhr, Bläsergottesdienst. Ev. Andreaskirche, Kirchhainer Str. 2: Sa., 18 Uhr, Musikalische Vesper, Johannes-Passion.
St.-Josef-Kirche, Ffm.-Höchst: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.
Ev. Wartburgkirche, Hartmann-Ibach-Str. 108: So., 16 Uhr, Kammerkonzert.
Peterskirche, Bleichstr.: So., 20 Uhr, A-capella-Konzert. Ev. Kirchengemeinde Nieder-Eschbach, Görlitzer Str. 26-28: So., 17 Uhr, Klavierabend.
Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Weißkirchen.
Jugendchor Eschersheim: So., 17 Uhr, Friedenskonzert für Bosnien, Josephskirchstraße 7.
Ev. Emmauskirche: Sa., 18 Uhr, Orgelkonzert, Maybachstraße. Literatur Frankfurter Frauenschule, Hohenstaufenstr. 9: Sa., 13 Uhr, So., ab 11 Uhr, Jacques Derrida und die Theorie der Differenz, Diskussionsveranstaltung.Vorträge Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: Sa., 15.30 Uhr, im Rahmen der Ausstellung Vortrag "Die Zahl der Opfer von Auschwitz", ehem. Fabrik Günther & Co., Voltastr. 31/Ecke Pfingstbrunnenstraße.
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: Sa., 15 Uhr, "Einführung in die Handhabung von drehbaren Sternkarten".
Carthago Kulturverein e.V.: So., 16 Uhr, Diavortrag "Bei den Tuareg in Südostalgerien", Arabischer Buchladen, Homburger Str. 36. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Genauigkeit und Suggestion - Rainer Ruthenbeck und Martin Honert".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Mithraskult II - Die Inschriften".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Kunst um 1430 in Nordeuropa - Der Begriff der schönen Madonna".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Neues Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine Schatzkammer der kirchlichen Kunst".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum Judengasse, Battonnstr./Ecke Kurt- Schumacher-Str.: So., 14 Uhr, Führung "Die Frankfurter Judengasse: Entstehung, Geschichte und Abriß".
Palmengarten, Tropicarium, Siesmayerstr. 61: Sa., 15 Uhr, Führung zum Thema "Nutzpflanzen der trockenen Tropen".
Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: Sa., 18 Uhr, ". . . Die andere Seite des Lebens"; So., 20 Uhr, "Down by Law".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Sonstiges Dreikönigskirche, Oppenheimer Str. 5: So., 10 Uhr, Bilderpredigt, Bilder zur Passion - Hieronymus Bosch, Ecce homo.
Gruppe zur Versöhnung der Völker: So., 14 Uhr, Treffen, Bowling-Center, Inheidener Str. 67.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff Bornheim, Saalburgstr. 17.
Café Rosa L., Windeckstr. 62: So., ab 18 Uhr, Wahlfête.
Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: So., 18 Uhr, Wahlparty.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Sa., 9.30 Uhr, Arbeitseinsatz in der Grastränke; Treffpunkt Bushaltestelle Linie 36 "Hainer Weg".
Kath. Familienbildungsstätte: Sa., 10 Uhr, Tag der offenen Tür, Tituscorso 2b.
Altenpflegeheim Bockenheim: So., 15 Uhr, Vernissage, Friesengasse 7.
Radfahrerclub 1903: So., 8.30 Uhr, Kunstradfahren, Riedsporthalle, Rangenbergstraße.
Hundeverband: So., 9.30-12 Uhr, Beratungsschau, Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstr. 15.
Verein der vietnamesischen Flüchtlinge: Sa., 18 Uhr, Tet-Fest, Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57. Wanderungen/Rundgänge Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Phoenix aus der Asche - Wiederaufbau nach 1945", Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg.
Frankfurter Stadtwald-Verein: So., 14 Uhr, Wanderung "Rund um Frankfurt", 2. Etappe; Treffpunkt Bahnhof Rödelheim, Bushaltestelle Linie 55.
Vogelkundliche Wanderungen: So., 8.30 Uhr, NSG Enkheimer Ried; Treffpunkt Parkplatz Enkheim, am Schwimmbad (Leuchte).
Märkte/Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr.
Kath. Kindergarten St. Familia: Sa., 15 Uhr, Kinder- und Jugendbasar, Am Hochwehr 11.
AsF Bergen-Enkheim: Sa., 14-17 Uhr, Kinderkleidermarkt; Stadthalle, Marktstraße 15.
Verein Fotogilde: So., 19 Uhr, Fotoflohmarkt, Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. Apotheken
Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Arnsburg-Apotheke, Bornheim, Arnsburger Straße 78, Tel. 43 31 90; Blücher-Apotheke, Gutleutstr. 102, Tel. 23 17 02; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstr. 125, Tel. 53 15 52; Germania-Apotheke, Friedberger Landstr. 72, Tel. 43 35 36; Kosmos- Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 54, Tel. 30 40 88; Löwen-Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 87, Tel. 55 01 88. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Bonifatius-Apotheke, Sachsenhausen, Holbeinstr. 63, Tel. 62 19 53; Brocks'sche Apotheke, Berger Str. 38, Tel. 44 24 35; Bruchfeld-Apotheke, Niederrad, Frauenhofstr. 25, Tel. 67 60 21/22; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstr. 372, Tel. 73 59 17.
Hostato-Apotheke, Höchst, Hostatostr. 28, Tel. 30 60 36; Kalbach-Apotheke, Kalbach, Kalbacher Hauptstraße 51, Tel. 50 36 85; Lukas- Apotheke, Parlamentsplatz 4 a, Tel. 44 75 71; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstr. 164, Tel. 52 23 63; Rundschau-Apotheke, Große Eschenheimer Str. 16, Tel. 28 40 20; Sophien- Apotheke, Bockenheim, Basaltstr. 45, Tel. 77 39 75. Ärztlicher Notdienst
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 bis 6 Uhr; So., 6 bis 6 Uhr)
Sa., Dr. Jung, Gartenstr. 3, Ffm. 70, Tel. 62 88 08; So., Dr. Bartels, Corneliusstr. 5, Tel. 74 85 76; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 11103. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Namen + Notizen
HANS-DIETER HOMBERG, Vorstandsmitglied der Taunus-Sparkasse, ist jetzt Stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Der Vorstand besteht aus Vorsitzendem HANS- GEORG PILZ, Stellvertreter Homberg und den Mitgliedern ALFRED ELSAS, HARALD STRÖTGEN und ARMIN TILLY. Der Rheinländer Homberg begann seine Laufbahn bei der Stadtsparkasse Düren. 1987 kam er als Vorstandsmitglied zur damaligen Kreissparkasse des Hochtaunuskreises und wurde mit Gründung der Taunus-Sparkasse 1991 Vorstandsmitglied der drittgrößten kommunalen Sparkasse Hessens.
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Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (Sa. und So.: 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Asterix bei den Briten (Sa. und So.: 15 Uhr); Dracula (Sa. und So.: 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (Sa.: 17, 20, 22.15 Uhr; So.: 20 Uhr); Der Sinn des Lebens (So.: 17 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Kevin allein in New York (Sa.: 16 Uhr); Stalingrad (Sa.: 20 Uhr; So.: 17, 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Lucky Luke (Sa., So.: 14.30 Uhr); Stalingrad (Sa.: 20.15 Uhr; So.: 17, 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. und So.: 15 Uhr); Stalingrad (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Heinz Oestergaard - Mode für Millionen". Samstag, 18 Uhr.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 - 1918, Sa., So.: 10 - 17 Uhr.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102 (So.: 10 bis 18 Uhr).
Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), Sa.: 10 bis 13 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe" von Martina Sittel (Sa. und So.: 14 bis 17 Uhr).
Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Künstler vom Chiemsee - Grafik und Bronzen, Sa.: 11 bis 14 Uhr.
Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Sa. und So.: 16 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei am Markt: Quilts-Objekte von Hanna und Hanjo Mühe, Samstag, 18 Uhr.
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf du und du" von Heinz Jürgen Göttert, Sa. 10 - 12 Uhr. Samstag
Theater/Musik Bad Homburg. St.-Marien-Kirche, Dorotheenstraße: Geistliches Konzert, 19.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Garniers Keller, Hugenottenstraße 117: "Blue Rhythm Aces", 20 Uhr.
Usingen. Laurentius-Kirche: JohannesPassion von Bach, 20 Uhr.
Oberursel. Stadthalle: Jazz-Konzert, Benefizkonzert der Frankfurter Sparkasse, 20 Uhr.
Kronberg. Receptur: "Das Bankjubiläum" und "Der Heiratsantrag", zwei Einakter von Tschechow, Aufführung der "hannemanns", 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Landgrafenschloß: "Im Kunsthandwerk das Leben lernen" - Hölderlin-Arbeitskreis unter Leitung von Wilhelm Schmid, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Sodener Str. 11: "Traumhochzeit . . . und was dann?", Vortrag und Diskussion mit Reinhold Ruthe, 15 Uhr und 19.30 Uhr.
Neu-Anspach. Frauencafé, Schubertstr. 32: "Die Sache mit dem Geld", Seminar für Frauen, 11 bis 18 Uhr.
Wehrheim. Erste-Hilfe-Kurs des DRK, Bahnhofstr. 15, 9 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 10 bis 13 Uhr.
Elternschule Taunus: Basteln von österlichen Fensterbildern, Pfarrheim Heilig Kreuz, Zum Dornbach, 9 - 13 Uhr.
Gedenkfeier der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Marienbader Denkmal, 10.30 Uhr; 12 Uhr: Treffen am Elisabethenstollen. Friedrichsdorf. Frühlingsbasar "Kinderkleiderkiste" der Köpperner Elterninitiative, Bürgerhaus, 10 bis 12 Uhr.
Generalversammlung des Taunusklubs Köppern, "Haus im Wald", 15 Uhr.
Neu-Anspach. Frühlingsbasar der Gruppe "Gemeinsam geht's besser", Bürgerhaus, 10 bis 13 Uhr.
Oberursel. Frühlingsmarkt im Gemeindezentrum Heilig-Geist, Dornbachstr. 45, 9 bis 12 Uhr.
Treffpunkt des BUND zum Baumschnitt: Friedenslinde Bommersheim, 14 Uhr (mit Fahrrad).
Kronberg. Treffen des BUND zur Zugplanbeobachtung der Rotmilane, ganztägig auf dem Oberhöchstadter Feld.
Kinder/Jugendliche Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Musik mit den Gruppen "Suffering from a Hangover" und "Forsakes", 20 Uhr. Müll Bad Homburg. Standort des Sondermüll-Mobils: Bauhof Nehringstraße, 11.30 bis 13.45 Uhr.
Oberursel. Standort des Sondermüll- Mobils: Bauhof Oberurseler Straße, 9 bis 11 Uhr. Sonstiges Grävenwiesbach. Vergabe von Brennholz, Parkplatz des Sportplatzes, 10 Uhr.
Usingen. Informations- und Beratungstag der Konrad-Lorenz-Schule für die 4. Grundschulklassen und 6. Förderstufenklassen, 9 bis 12 Uhr.
Oberursel. Kunstauktion im Parkhotel "Waldlust": Besichtigung 10 bis 15 Uhr; Versteigerung ab 15 Uhr.
Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für jedermann, 15 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Die Jahreszeiten", Ballettaufführung von Alexander Glasunow, Veranstaltung der Ballettschule Sigrid Duchoslav, 17 Uhr.
St. Martins-Kirche Ober-Erlenbach: Johannes-Passion von Bach, Aufführung der Sing-Akademie Niedersachsen, 17 Uhr.
Abendmusik in der evangelischen Kirche Gonzenheim, 20 Uhr.
Kronberg. Receptur: "Das Bankjubiläum" und "Der Heiratsantrag", zwei Einakter von Tschechow, Theatergruppe "die hannemanns", 20 Uhr.
Vorträge/Kurse Bad Homburg. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Sodener Str. 11: "Traumhochzeit . . . was dann?", Vortrag und Diskussion mit Reinhold Ruthe, 10 Uhr.
Wehrheim. Erste-Hilfe-Kurs des DRK, Bahnhofstr. 15, 9 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Wahlparty der FHW, Restaurant der Sporthalle Ober-Eschbach, 17.30 Uhr.
Wahlparty der CDU, Restaurant des Maritim-Hotels, 18.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Wahlparty der Grünen, Garnier's Keller, 19.30 Uhr.
Grävenwiesbach. Wahlparty in der Gaststätte Wick, 18.30 Uhr.
Neu-Anspach. Wahlparty der SPD, Bürgerhaus, 18 Uhr.
Wahlparty der FWG/UBN, Gaststätte "Le Coqu", 20.30 Uhr.
Usingen. Wahlparty der SPD, Gaststätte "Alt Usingen", 18.30 Uhr.
Schmitten. Wahlparty der Grünen, Gaststätte "Destille", 19 Uhr.
Oberursel. Wahlparty der SPD, Stadthallen-Foyer, 19 Uhr.
Königstein. Wahlparty der SPD, Gasthaus "Zum Feldberg", Falkenstein, 18 Uhr. Vereine/Organisationen Grävenwiesbach. Züchtertreff des Zwerghuhn-Zuchtvereins, Hauptstr. 56 bei Solz, 10 Uhr.
Neu-Anspach. Jahreshauptversammlung des Taunusklubs, Wanderheim am Steinchen, 15 Uhr. Kinder/Jugendliche Steinbach. Turnhalle der Geschwister- Scholl-Schule: "Oma reißt aus", Puppentheater für Kinder ab 4 Jahre mit dem Figurentheater Klatt, 15 Uhr.
Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) hat am Freitag die Frankfurter Ausländerbehörde angewiesen, in drei Fällen schwerkriminelle Asylbewerber abzuschieben oder Ausweisungsverfügungen vorzubereiten. Der Aufenthaltsort der drei Männer ist unbekannt.
Abgeschoben und in ein Flugzeug in die Heimat gesetzt werden soll ein 30jähriger Türke, gegen den die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage wegen Heroinhandels in größerem Umfang erhoben hat.
Das Wiesbadener Verwaltungsgericht hatte nach Mitteilung des Magistrats im vergangenen Januar die Klage des 30jährigen gegen die Ablehnung seines Asylantrags zurückgewiesen. Allerdings: Die Ausländerbehörde muß erst noch herausfinden, wo sich dieser Asylbewerber zur Zeit aufhält, in U-Haft oder anderswo. Mit der Anklagebehörde soll abgeklärt werden, ob sie der Abschiebung noch vor Eröffnung einer Hauptverhandlung zustimmt.
In den beiden weiteren Ausweisungs- fällen handelt es sich um einen marokkanischen und um einen afghanischen Asylbewerber. Beide sind nach Vandreikes Ansicht ebenfalls als schwerkriminell einzustufen. Gegen den Marokkaner hat die Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Heroinhandels Anklage erhoben. Dem Asylbewewerber aus Afghanistan wirft die Anklagebörde vor, in einem Frankfurter Schwimmbad versucht zu haben, ein 14jähriges Mädchen zu vergewaltigen.
Auch hier ist noch nicht klar, wo sie sich zur Zeit aufhalten. Vandreike: "In diesen beiden Fällen muß ich davon ausgehen, daß von einer schwerwiegenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit gesprochen werden muß. Wir haben diese Fälle bereits im November beziehungsweise Anfang Dezember an das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf gemeldet, ohne bisher von dort über den Stand des Verfahrens, geschweige denn über eine Entscheidung unterrichtet zu werden." enk
SCHÖNECK. Die geplante Ortsumgehung Büdesheim hat der hessische Verkehrsminister jetzt unter "vordringlichem Bedarf" gestellt. Dies teilt das Pressereferat des Main-Kinzig-Kreises mit.
Nun liege die "Entscheidungskompetenz" in Bonn beim Verkehrsausschuß des Bundestages. Der Ausschuß hatte 1992 beschlossen, den Bundesverkehrswegeplan um zwei Jahre zu verlängern. Die Summe für Aus- und Neubau von Fernstraßen stockte Bonn um neun Milliarden Mark auf. Dadurch können nach Angaben des Pressereferats zusätzliche Projekte aufgenommen werden. jur
Auch auf die Gefahr hin, daß das Thema Müll den meisten Menschen allmählich zum Hals heraushängt: Eine gequälte Seele muß sich Luft verschaffen.
Als Bürger der Stadt Nidderau lebe ich seit Beginn des Jahres mit einem Sonderstatus, der - so möchte man meinen - jedem umweltbewußten Zeitgenossen die Brust vor Stolz beinahe bersten lassen müßte. Wir haben uns als einzige im Main-Kinzig-Kreis von Anfang an aus dem Dualen System ausgeklinkt, wir machen den Unfug mit den gelben Säcken oder den gleichfarbigen Tonnen nicht mit. In unseren Haushalten wird von jedermann und jederfrau gleich an der Quelle brav fraktioniert. Und so haben wir - je nach Platzangebot im Haus - in Küche und Keller mittlerweile die diversen Sammelbehälter installiert: für Glas, Blech, Papier, Kompost und Restmüll. So weit, so gut.
Die sechste Fraktion, der "Grüne- Punkt"-Behälter, hat es aber in sich. Wir Nidderauer sind nämlich auch da am Sortieren. Denn der sechste Eimer erhält zwei Ableger für Verpackungsfolien und sogenannte Tetrapacks.
Macht summa summarum acht Fraktionen. Von der Müllabfuhr abgeholt werden nur noch Papier (alle vier Wochen) und Restmüll (wöchentlich je nach Bedarf). Die anderen sechs Fraktionen dürfen wir einmal pro Woche ab 16 Uhr zu den örtlichen Sammelstellen in den fünf Stadtteilen bringen. Auch dagegen ist, im Sinne des Umweltgedankens, natürlich nichts einzuwenden, selbst wenn es für den einen oder die andere mit gewissen Erschwernissen verbunden ist.
Die Ernüchterung für unseren bis dahin gutwilligen Nidderauer folgt an der Sammelstelle selbst. Der bereits brav entrümpelte "Grüne-Punkt"-Behälter findet beim stätischen Müllwerker keine Gnade. Tadelnd das Haupt schüttelnd, greift er handschuhbewehrt in den vollgestopften 50-Liter- Das Dutzend bald voll Eimer, klaubt Joghurtbecher, Plastikflaschen und diverses anderes Verpackungsmaterial getrennt heraus. "Das müssen Sie schon extra sammeln und abgeben", sagt er ein wenig vorwurfsvoll . . .
Der Mann hat ganz bestimmt recht, das daraus resultierende Rechenexempel ist auch simpel - zumindest für diejenigen, die genügend Platz in ihrer Wohnung haben: Wir stellen künftig einfach noch drei weitere Behälter auf. Das Dutzend ist dann endlich voll, genauso voll, wie es manche Nase sein dürfte. ml
"Hoechst macht das", sagen die in Frankfurt-Schwanheim. Solange sie denken können. Zurück in die Nachkriegsjahrzehnte, beispielsweise. "Wenn hier in Schwanheim einer Geld gebraucht hat", berichtet der Rentner Josef Jahn, der 1947 vis-à-vis "der Chemischen" zugezogen ist, "dann ist er zum Gräser von der Hoechst AG gegangen." Nach und nach "haben die alles gekauft", das ganze Land, "weil sie auf dieser Mainseite noch nicht waren".
Und später dann bebaut - für ihre Mitarbeiter. 1200 Familien, ein Drittel der 9000 Bewohner, leben von der Fabrik. Auch im allerkleinsten. Ein Stadtteil-Ondit: Man stelle sich vor eines der Eigenheime, klatsche in die Hände und rufe: "Hoechst, komm raus!" Ein um das andere Häuschen, so kalauert die Chemotechnikerin Ingrid Kaiser, würde in sich zusammenfallen. Können doch die in der Chemischen "immer alles besorgen, kein Problem". Und verdient hat man "immer übertariflich".
Man lebt gut in Frankfurt-Schwanheim, zwischen dem Ufer des Mains und den Hainen des Stadtwalds. Daß diese Pole ihrer Lebensqualität zugleich zu Inbegriffen von Bedrohung geworden sind, haben die Leute in ihr Unterbewußtes geschoben: Wo der Main ist, da ist "die Chemische" nicht weit, und hinterm Stadtwald liegt der Flughafen. In der Nacht zu Rosenmontag, als die gelbe o-Nitroanisol- Wolke aus dem Werk "übergegangen ist", wie die in den Fach-Termini Bewanderten es formulieren, als "dieses Pfeifen zu hören war, wie bei einer Dampflok", da hat ihr Pfarrer Burkhard Sulimma in seinem Bett "gedacht: Oh, Hilfe, da stürzt ein Flugzeug ab". Doch als der Explosionsknall ausblieb, "da hab' ich mir gesagt: Na gut!"
Es stellt sich die Frage nach dem Unfall in den Köpfen. Nach all den Jahren der "verbrannten Blätter", die die Landwirtin Hildegard Schneider-Schuster auf ihren Feldern immer wieder abgezupft und zusammen mit ausgerissenen Pflanzen "erfolglos eingeschickt hat". Nach den ewigen Kämpfen gegen den klebrigen Staub in den Häusern. Nach der immer nur heimlichen Angst vor den schwarzen Punkten, die die Kinder nach sonntäglichen Spaziergängen in den Gesichtern trugen. Nach der Gewöhnung an die Freitage, "an denen es mehr stinkt als sonst" und der nie beantworteten Frage des Pfarrers, "ob man zum Wochenende hin vielleicht sensibler ist?"
Der Unfall in den Köpfen: "Ich bin ein aus Pommern Vertriebener", sagt Heinz- Jürgen Torff, "ich war vierzig Jahre bei der Polizei, dann hab' ich in Schwanheim eine Familie gegründet. Jetzt guck' ich aus dem Haus: Die Bäume sind abgehackt, die Sträucher weggerissen, die abgefrästen Platten so blank wie bei meinem Einzug." "Ich fang' neu an zu leben", bekennt der Ruheständler. Nicht, daß das etwas von Aufatmen hätte: Der große, kräftige Mann sieht sich um die Dauer seiner Schwanheimer Jahre zurückgeworfen: "Ich hab' keine Bindung mehr, sooft ich kann, setz' ich mich ins Auto und hau' ab."
Erster Impuls: Bloß weg. Zweiter Gedanke: "Wo willst du hingehen?" (Pfarrer Sulimma). "Nach Tschernobyl war ich betroffener", beschreibt seine Frau Renate, "da hab' ich geguckt: Wohin kann man denn laufen?" Damals schon hat sie aber festgestellt: "Man kann nirgendwohin laufen."
Ohnehin ist für die Pfarrersleute, seit die Wolke über sie kam, die Zeit zum Grübeln knapp. Wichtiger war zum Beispiel, "daß der Posaunenclub die blauen Überschuhe anzieht". Notwendig daneben, die vielen Anrufer zu bescheiden, "die uns beschimpft haben, daß der Joschka Fischer bei der Versammlung in der Kirche genau unter dem Kreuz saß". Und dann stand da plötzlich in der Kirche dieser Mann aus Schlüchtern, "der sofort ein paar Kinder mitnehmen wollte".
Vielleicht hat die Tatsache, daß "passiert ist, was man immer weggeschoben hat", die Leute auf der Schwanheimer Scholle noch fester verwurzelt, noch fester aneinandergerückt? Natürlich hören sie den Vermessungsingenieur Klaus Kramm, der nicht vergessen kann, wie nach einer Verpuffung in der Chemischen letztes Jahr Weihnachten sein kleiner Sohn durch die Scherben der heimischen Fensterscheiben gekrabbelt ist, und der jetzt, beim zweiten Mal, "die Kinder gleich weggebracht hat".
Doch fast zwei Wochen "danach", am Ende ungezählter Diskussionen und Schreiereien, sind sie schon wieder einem urmenschlichen Bedürfnis verfallen: bleiben zu können, wo man verwurzelt ist. Das trifft auch die, die ankündigen, den Stadtteil zu verlassen: Nur halbherzig streckt Klaus Kramm von Schwanheim seine Fühler zurück in die Heimatstadt Mannheim aus, wo "die BASF immerhin 20 Kilometer weit weg ist". Und die Bäuerin Hildegard Schneider-Schuster vom letzten Schwanheimer Hof hat der Unfall eher sicherer gemacht: "Ich bin stärker geworden, weil jetzt noch andere Leute hinter mir stehen."
Tagelang war die Stadtteil-Gesellschaft gespalten: in die Jüngeren, die ihre Kinder zu Hause eingesperrt haben. Und die Älteren, die noch nicht einmal ihre Schuhe vor der Wohnungstür auszogen. In die wie Josef Jahn, die es immer gewußt (und schon jahrelang prozessiert) haben. Und die wie Ingrid Kaiser, für die das erlittene Unheil "zum Risiko des Lebens gehört".
Dann aber kam wieder dieser Sog, wurden die Fäden der jahrzehntealten Verstrickung mit dem Betrieb spürbar, auf dem letztlich alles aufgebaut ist: "Es gab", sagt Ingrid Kaiser, die von der Chemischen lebt, wie die meisten, "immer so viele Angriffe gegen das Werk, da muß man es verteidigen."
Was heißt denn auch krebserregend? Ist nicht "eine Zigarette im Leben auch karzinogen"? Kommt so ein Unfall nicht allenfalls "mit der Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million"? Und "steigen wir nicht alle ins Auto, obwohl wir wissen, daß die Wälder sterben"?
Die Schwanheimerin Heidi Wieduwilt, die einerseits der Firma Hoechst, andererseits dem "BUND" nahesteht, die als Mutter Fachfrau für das Leben, von der Ausbildung Expertin für die Chemie ist: "Hier aus Schwanheim geh' ich nicht mehr weg - Anfeindungen und Klatsch, alles halt' ich aus dafür."
CLAUDIA MICHELS
Kokain-Prozeß gegen 43jährigen ist geplatzt Strafkammer stellt Verfahren vorläufig ein Von Rüdiger Arendt HANAU. Mit der vorläufigen Einstellung des Verfahrens ist vor der Ersten Großen Strafkammer am Hanauer Landgericht der Kokain-Prozeß gegen einen 43jährigen Italiener beendet worden. Wie berichtet, war der Angeklagte von der Staatsanwaltschaft beschuldigt worden, im Dezember 1989 in Hanau ein Kilogramm Kokain erworben und zum Teil weiterverkauft zu haben. Der zuletzt in Hanau wohnhafte Italiener bleibt trotz der Verfahrenseinstellung im Gefängnis, weil er vom Landgericht Würzburg schon vor längerer Zeit wegen versuchter räuberischer Erpressung zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Er hatte im Auftrag eines Landsmannes einen Vermögensberater, der Millionen-Betrügereien begangen haben soll, in dessen Haus überfallen, indem er zwei Molotow-Cocktails gegen die Haustür geworfen hatte. Die Tür geriet dabei in Brand, die räuberische Erpressung scheiterte jedoch.
Zur jetzigen vorläufigen Einstellung im Kokain-Prozeß entschlossen sich die Prozeßbeteiligten, also auch die Staatsanwaltschaft, weil die Beweise für eine Verurteilung vermutlich nicht ausgereicht hätten. So wurde der Angeklagte während der zweitägigen Hauptverhandlung von keinem der anwesenden Zeugen direkt beschuldigt, an dem Kokain-Geschäft beteiligt gewesen zu sein.
Der Hauptbelastungszeuge der Anklage, ein in Südfrankreich lebender Italiener, war für die Strafkammer jedoch nicht greifbar. Der Mann, der den Angeklagten bei dem Geschäft in Hanau beobachtet haben will und deswegen in Frankreich gerichtlich verhört wurde, lehnte es ab, zur Hauptverhandlung nach Hanau zu kommen. Nicht ausgeschlossen ist, daß er selbst an dem Rauschgifthandel beteiligt war. Vor diesem Hintergrund enstschloß sich die Kammer unter Vorsitz von Richter Peter Seipel zur Einstellung.
Ungeklärt ist bislang, ob der Angeklagte Haftentschädigung geltend machen kann. Wegen des Vorwurfs, mit Kokain gehandelt zu haben, saß er nämlich 27 Monate in Untersuchungshaft. Eine Haftentschädigung, die er selbst beantragen muß, steht ihm nämlich nur dann nicht zu, wenn er seine Inhaftierung "grob fahrlässig" selbst verschuldet hat. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn er während der Ermittlungen und in der U- Haft einen Alibi-Zeugen nicht benannt, also bewußt nichts zur Aufklärung der Straftat beigetragen hätte. Sagt der Alibi- Zeuge dann bei der Hauptverhandlung aus und der Angeklagte wird deshalb freigesprochen, hat dieser keinen Anspruch auf Haftentschädigung.
Frau Elise Weiße aus Maintal-Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Samstag, 6. März.
Herrn Artur Pauli aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Sonntag, 7. März.
Herrn Paul Schuster aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Sonntag, 7. März.
Frau Anna Hartl aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Sonntag, 7. März.
Herrn Heinrich Rupp aus Nidderau- Windecken zum 80. Geburtstag am Sonntag, 7. März.
WIESBADEN. Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat es geschafft, die Details der überaus üppigen hessischen Staatseinnahmen des vergangenen Jahres bis zur Kommunalwahl am Sonntag für sich zu behalten.
Entgegen mehrfachen Ankündigungen teilte Ministeriumssprecherin Susanne Wünsche-Reitter am Freitag auf Anfrage mit, die exakten Zahlen über die Mehreinnahmen und die Verwendung des Geldes würden in dieser Woche nicht mehr veröffentlicht - man sei mit dem Ausrechnen "nicht fertig geworden".
Eher beiläufig hatte das Ministerium in der vergangenen Woche bekanntgemacht, daß die hessischen Steuereinnahmen im Jahr vielfach wiederholter Sparappelle um satte 12,2 Prozent gestiegen waren - während die rot-grüne Koalition selbst in ihrem korrigierten Nachtragsetat zuletzt nur mit plus neun Prozent gerechnet hatte. Die unvorherberechneten Mehreinnahmen waren auf 645 Millionen Mark beziffert worden. Details waren für die Woche vor der Kommunalwahl angekündigt worden.
Das Bekanntwerden des Steuerregens war in Koalitionskreisen danach postwendend als unangenehm eingestuft worden, hatte man bis in die letzten Tage hinein doch in allen Wahlversammlungen Sparmaßnahmen (den hessischen Bauern beispielsweise waren 35 Millionen Mark Steuermehreinnahmen vorenthalten worden) mit der engen Haushaltslage begründet.
Auch in einigen Regierungsressorts, die 1992 auf Streichungen verpflichtet worden waren, hatte es reges Interesse an den Jahresabschlußzahlen gegeben. me
GROSSKROTZENBURG. Die Paul- Hindemith-Musikschule Hanau bietet ab sofort Unterricht in der Geschwister- Scholl-Schule an. Auf dem Programm stehen die Fächer Klarinette, Trompete, Schlagzeug und Gitarre.
Es besteht für alle Interessenten die Möglichkeit, vorher ein Beratungsgespräch mit den zuständigen Lehrern zu führen. Anmeldungen für den Kinderchor, Unterricht an Klavier und Keyboard sind ebenfalls noch möglich. Bärbel Schuller, Rufnummer 0 61 82 / 55 60, nimmt sie entgegen oder das Sekretariat, Rufnummer 0 61 81 / 2 5 32 35. jur
GELNHAUSEN. Auf ein großes Ereignis bereitet sich der Schulchor der Kreisrealschule Gelnhausen vor. Am Freitag, 12. März, treten die Schüler in der Marienkirche in einem gemeinsamen Konzert mit dem Kern&rquote;schen Männerchor auf. Es beginnt um 20 Uhr.
Die Generalprobe ist für den heutigen Samstag, 6. März, ab 10 Uhr angesetzt. lex
Zahl arbeitsloser Angestellter wächst Dienstleistungssektor kann Entlassungen in Industrieproduktion nicht auffangen Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Die schwindende Industrieproduktion, die nach Einschätzung der Wirtschaft ihren Tiefpunkt erst Ende 1993 erreicht haben wird, wirkt sich weiter auf die Beschäftigungszahlen aus. Das bedeutet für den Februar im Main-Kinzig-Kreis einen Anstieg von 0,1 Prozent der Erwerbslosenquote auf nunmehr 7,3 Prozent. Nach Darstellung des Arbeitsamtes baut das verarbeitende Gewerbe verstärkt Personal ab. Hinzu kommt, daß der Dienstleistungssektor diese Beschäftigungsverluste immer weniger ausgleichen kann. Konkret heißt das für den Main- Kinzig-Kreis: Im Februar waren 12 344 Frauen und Männer als arbeitslos gemeldet. Das sind 3300 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Gleichzeitig ging die Nachfrage nach Arbeitskräften von 1543 im Januar auf jetzt 1485 zurück. Nach der Statistik sind von der Erwerbslosigkeit vor allem gewerbliche Arbeitskräfte betroffen (8343). Aber auch Angestellte werden zunehmend vom Strudel erfaßt. Dabei spricht der Vergleich zum Februar 1992 Bände. Mit rund 4000 in diesem Sektor als arbeitslos Gemeldeten liegt die Marke um fast 40 Prozent höher als im vergangenen Jahr.
Besonders drastisch macht sich der Produktionsrückgang in der Automobilindustrie und damit auch bei den Zulieferbetrieben bemerkbar. Dem Arbeitsamt zufolge hat sich in der gummi- und kunststoffverarbeitenden Industrie, im chemischen Zweig und im Maschinenbau die Bereitschaft verringert, Dauerkräfte einzustellen. Das schmälert die Chancen von Arbeitslosen, wieder in einen Beruf einzusteigen. Abgemildert wird der Negativtrend durch die vergleichsweise positive Entwicklung des Handwerks. So konnte das hessische Handwerk im vierten Quartal 1992 seine Umsätze um etwa acht Prozent und die Zahl seiner Beschäftigten um knapp ein Prozent erhöhen. Dabei gingen Wachstumsimpulse insbesondere vom Bau- und Ausbauhandwerk aus. Dies mag einer der Gründe dafür sein, daß mit 773 neu gemeldeten offenen Stellen im Februar der Zugang nur um 50 oder 6,1 Prozent unter dem des Vorjahresmonats lag. Der Bestand an offenen Stellen liegt mit 1013 allerdings um fast 40 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des vorigen Jahres.
Das Arbeitsamt weist zudem darauf hin, daß die "Qualität der gemeldeten Stellen nicht mehr mit der des Vorjahres verglichen werden kann". Dem Arbeitsamt würden immer öfter Arbeitsplätze von nur kurzer Dauer zur Vermittlung angeboten. Unter diesen ungünstigen Rahmenbedingungen müssen die Vermittlungsergebnisse als beachtlich eingestuft werden. Die Zahl der Vermittlungen wurde gegenüber 1992 um nahezu 18 Prozent gesteigert.
Die hohe Zahl der Erwebslosigkeit bei Arbeitern ist auch damit zu erklären, daß das verabeitende Gewerbe im Main- Kinzig-Kreis stark vom Export abhängt. Unter dem weltweiten Konkurrenzdruck - so stellt das Arbeitsamt fest - sei es gezwungen, "immer effektiver zu produzieren". Dies gehe zu Lasten der Beschäftigten. Zur gegenwärtig schwierigen Wirtschaftslage kommen also auch noch strukturelle Ursachen. Da gewerbliche Berufe hauptsächlich von Männern ausgeübt werden, kletterte deren Arbeitslosigkeit gegenüber dem Februar 1992 um fast 41 Prozent, die der Frauen dagegen nur um 33 Prozent.
Wie aus der Statistik abzulesen ist, traf es gerade die ausländischen Arbeitnehmer besonders hart. Deren Anteil an der Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 44 Prozent auf nunmehr 2310 Männer und Frauen an. Beim Blick auf die einzelnen Amtsbezirke fällt auf, daß im Altkreis Hanau eine geringfügige Zunahme der Arbeitslosen zu verzeichnen ist, währenddessen der Bereich Schlüchtern eine leichte Abnahme aufweist. Die Zahl der kurzarbeitenden Betriebe ist auf 117 angestiegen.
Mehr Mut der Parteien wünscht sich FR-Leser Norbert Müller vor dem Hintergrund der Korruptionsaffäre im Rhein- Main-Gebiet. Er appelliert in seinem Brief, das Vertrauen der Bürger in die Politik durch glaubwürdiges Handeln wieder herzustellen:
"Vollkommen unverständlich sind mir die ständigen Solidaritätsäußerungen gegenüber den der Korruption und anderer strafbarer Handlungen angeklagten Politikern. Die Rechtssprechung in Deutschland kann man in keinster Weise mit der in Systemen wie im Iran oder in China vergleichen. Im Gegenteil, ich denke, wir können auf die demokratische Entwicklung, auch in bezug auf die Rechtssprechung und die Möglichkeiten der Verteidigung sowie der Revision, stolz sein. Bei vielen Bürgern, insbesondere bei betroffenen Politikern, bemerke ich eine seltsame Solidarität mit den Angeklagten.
Ist es nicht möglich, die Betroffenen für die Zeit eines Verfahrens gesellschaftlich wie auch politisch auf Eis zu legen, statt immer weiter öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen?
Bei der heutigen Parteiverdrossenheit der Bürger müßten doch gerade die Parteien den Mut aufbringen, sich von Mitgliedern, gegen die ein Verfahren läuft, (zumindest für diese Zeit) zu distanzieren!
Die politische Mitbestimmung der Bürger sollte eigentlich in hohem Maße über die Parteien laufen, gerade deshalb haben die Parteien ein hohes Maß an Verantwortung in unserem Staat zu tragen.
Das Vertrauen der Bürger in die Parteien muß mit allen Mitteln wieder hergestellt werden, denn das ist die Basis für eine breite demokratische Mitbestimmung. Norbert Müller
Robert-Schumann-Ring 67
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has FRANKFURT A. M. Die von der Bundesbank angekündigte Lockerung ihrer Geldpolitik (siehe Bericht oben) wird von der Deutschen Bank begrüßt. Ihr Vorstandssprecher Hilmar Kopper sagte anläßlich einer Veranstaltung der Assoziation für die Europäische Währungsunion (AMUE), dies sei ein Schritt in die richtige Richtung und wichtig "für die Märkte, und das ist es, was zählt". Kopper rechnet damit, daß die Zinsen in Deutschland schneller sinken werden, als viele dächten. Allerdings solle man damit aufhören, alle 14 Tage auf ein großes Signal zu warten.
Die AMUE, der momentan über 250 Unternehmen in allen EG-Ländern mit rund sechs Millionen Beschäftigten angehören, moniert, daß durch die "massiven Wechselkursbewegungen" und die "verbreitete monetäre Unsicherheit" in den vergangenen Monaten ein von den europäischen Firmen als untragbar empfundenes Umfeld entstanden sei. Mit Blick auf die Turbulenzen im Europäischen Währungssystem (EWS) mahnt der Präsident der Organisation, Etienne Davignon von der Société Générale de Belgique, "politische Entscheidungen" an. Die Regierungen in der Gemeinschaft müßten "jemanden - und dies kann auch eine Gruppe sein - bestimmen", der als Koordinator für das Krisenmanagement im EWS zuständig und verantwortlich sei.
Für die AMUE ist das Währungssystem der "natürliche Wegbereiter" für die in Maastricht vereinbarte Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Nach den jüngsten gravierenden Störungen im EWS werden daher "gewisse Anpassungen" für notwendig erachtet. Einen Bericht dazu will die Assoziation bis Mitte Juli dieses Jahres vorlegen. Den Politikern ruft Davignon zu, sie sollten beim Umgang mit dem Maastrichter Vertrag damit aufhören, "eine Hängepartie zu spielen". Denn: "Wir wollen das versprochene Land nicht verlieren", wobei er diese Aussage auf die angestrebte Union in Europa münzt. Allgemeiner Pessimismus und dadurch "legitimiertes Nichtstun" würden nicht weiterhelfen.
MAINTAL. Zu einem Klagegottesdienst in Solidarität mit den vergewaltigten Frauen im ehemaligen Jugoslawien lädt die Evangelische Frauenarbeit für Sonntag, 7. März, ein. Er beginnt um 10 Uhr in der evangelischen Kirche Dörnigheim. jur
München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Matthäus, Wouters, Schupp, Ziege - Labbadia, Mazinho.
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchadadse - Okocha, Rahn, Bein, Komljenovic, Weber - Andersen (Yeboah), Schmitt.
Schiedsrichter: Strigel (Horb).
NEU-ANSPACH. Eine Gas- und eine Luftpistole haben Einbrecher am Donnerstagnachmittag in einem Haus Am Hasenberg erbeutet. In das Haus waren sie gelangt, indem sie ein Fenster an der Terrasse aufbrachen. stk
MAINTAL. Speziell für kleine Maintaler und deren Eltern hat die Stadt einen Kinderwegweiser herausgegeben. Auf 33 Seiten informiert die übersichtliche Broschüre über Freizeitangebote für den Nachwuchs. Im Anhang befindet sich ein kindgerecht aufgemachter bunter Stadtplan mit Kindertagesstätten und Horten, weiteren Betreuungsangeboten, Spielplätzen, Turnhallen und Sportanlagen.
Das Heft soll Kleinen "das Leben in der Stadt erleichtern sowie eine Orientierung ermöglichen", so Stadträtin Priska Hinz, die den Wegweiser jetzt vorstellte. Insbesondere Neubürger erfahren so schnell, was beispielsweise das "Tucky Tuck" ist, wo sich die Kinderclubs in Dörnigheim und Bischofsheim befinden und wann sie geöffnet sind. Das Heft informiert über die verschiedensten Angebote - sowohl im sportlichen als auch im kreativen oder künstlerischen Bereich. Auch die Veranstalter von Jugendfreizeiten sind in der Broschüre erwähnt. Eine wichtige Informationsquelle stellt das Verzeichnis mit Telefonnummern der einzelnen Anbieter dar.
Der in einer Auflage von 6000 herausgegebe Wegweiser liegt in allen Verwaltungsstellen und Kindereinrichtungen aus. Die örtlichen Vereine zählen ebenfalls zu den Verteilern. jur
GELNHAUSEN. Kurz nach dem Ärger um die Verlegung des dritten Fernsehprogramms des Hessischen Rundfunks bietet die Telekom den Nutzern des Kabelfernsehens auch im östlichen Kreisgebiet neuerlich Gelegenheit, an Knöpfen und Tasten ihrer Empfänger herumzuspielen. Ein weiterer TV-Sender kann nunmehr justiert werden: RTL 2 ist vom heutigen Samstag, 6. März, an zu empfangen.
Ziel der Suche nach dem Zweitprogramm der Luxemburger Kommerzfunker: Kanal 8. Das gilt laut Telekom für verkabelte Haushalte in den Kommunen Gelnhausen, Gründau, Linsengericht, Freigericht, Hasselroth, Bad Orb, Bad Soden-Salmünster, Wächtersbach und Biebergemünd. lex
KARBEN. Unbekannte Täter brachen in der Nacht zu Freitag in den städtischen Kindergarten von Kloppenheim ein. Dort fanden sie allerdings nur Lebensmittel. Hinweise auf die Täter erbittet die Polizei unter der Rufnummer 0 60 31 / 60 10. de
Wir gratulieren
Samstag Frau Helene Herma, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Anna Pohlner, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Herta Hirschberger, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.
Frau Anna Schneider, Groß-Karben, zum 82. Geburtstag.
Frau Else Jochim, Rendel, zum 85. Geburtstag. Frau Anna Meisinger, Assenheim, zum 79. Geburtstag.
Herrn Fritz Bierwagen, Assenheim, zum 73. Geburtstag.
Frau Marie Kempf, Kaichen, zum 72. Geburtstag. Sonntag Frau Elsa Kibelke, Bad Vilbel, zum 96. Geburtstag.
Frau Elfriede Skala, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Herrn Hans Fricke, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Wanda Arndt, Bad Vilbel, zum 75. Geburtststag.
Frau Maria Müller, Bad Vilbel, zum 97. Geburtstag.
Frau Ilse Wagner, Groß-Karben, zum 72. Geburtstag.
Frau Theresia Schwabe, Klein-Karben, zum 83. Geburtstag.
Frau Theresia Kraus, Klein-Karben, zum 91. Geburtstag.
Herrn Konrad Geiß, Klein-Karben, zum 87. Geburtstag.
Frau Marie Paul, Okarben, zum 73. Geburtstag. Frau Elisabeth Hau, Rendel, zum 74. Geburtstag.
Frau Adina Kühn, Petterweil, zum 81. Geburtstag.
Frau Kunigunde Kullmann, Assenheim, zum 73. Geburtstag.
Frau Eleonore Zientz, Assenheim, zum 73. Geburtstag.
Frau Hildegard Zywitzki, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Ladislav Balik hat einige Mühe, die Kette um den am Boden liegenden Baumstamm zu schlingen. Die Kettenenden sind an schweren Lederriemen befestigt, die wiederum am Kummet hängen, dem um den Hals gelegten Teil des Pferdegeschirrs. Balik gibt einen Befehl in tschechischer Sprache, und Igor, der schwere Kaltblüter-Wallach, stemmt seine breite Brust ins Kummet, strämmt die Hinterbacken und stapft voran, die schwere Last hinter sich her schleifend, rund 50 Meter bis zur Schneise.
Hier kann das weitere Rücken des Holzes mit einem Motorschlepper besorgt werden, ohne größere Schäden im Bestand anzurichten.
Igor ist speziell für diese Arbeit bestens ausgebildet und bewegt sich präzise auf Zuruf seines Herrn. Beide geraten in Hitze bei diesem schweren Geschäft. Bevor der Mann sein Frühstücksbrot auspackt, hängt er dem schweißglänzenden Roß eine Decke über den Rücken und den Hafersack vors Maul. Eine Idylle wie in der "guten alten Zeit"?
Optisch könnte das passen, aber die Akustik läßt die knallharte Gegenwart nicht vergessen: Nördlich dröhnt nahebei der Verkehr von der Autobahn 66 (Anschlußgabel Hanau-West), südlich rauschen die Züge auf der hochfrequentierten Bahntrasse Frankfurt-Hanau vorüber. Der Maintaler Stadtwald ist - nicht nur hier in der Verlängerung der Philipp-Reis-Straße - zerschnitten und "belastet" wie kaum sonst ein Bestand weitum.
"Der Einsatz von Pferden beim Holzrücken hat große Vorteile", kommentiert Maintals Revierförster Heiner Koch. "Das Holz kann auch aus sehr eng stehenden Beständen ohne große Schäden herausgezogen werden. Aber das geht nicht überall, denn ab einer bestimmten Stammstärke wird es zur Quälerei."
Und wie haben die Leute das früher gemacht? "Da hat man Vierspänner eingesetzt. Aber mittelschwere und schwere Stämme können auch zwei Pferde nicht über längere Strecken ziehen", erklärt Heiner Koch.
Ladislav Balik hat je nach Schwere des Einsatzes noch einen zweiten Kaltblüter im Stall des Bruchköbeler Bauern, bei dem er sich einquartiert hat. Holzrücken mit Pferden sei in seiner tschechischen Heimat noch weit verbreitet, sagt Balik, dessen Vater bereits mit dem Geschäft begonnen hatte. Der Grund ist im Osten indes ein anderer: "Weil bei uns Hafer billiger ist als Diesel."
"Herr Balik wird zu verschiedenen Schlägen angefordert. Erstmals ist er nach dem schweren Windbruch rübergekommen, weil wir zu wenig Maschinen zum Holzrücken hatten", berichtet Förster Koch. "Er ist weit und breit der Einzige, der mit Pferden rückt. Es gibt noch eine Initiative in Frankfurt, die das Rücken mit Pferden zur Rehabilitation von Drogenabhängigen einsetzt, aber sonst wüßte ich niemanden."
Der Tscheche rückt auch in anderen Beständen, etwa im Gelnhäuser Forst oder in Hanau-Wolfgang. Wenn seine Pferde neue Hufeisen brauchen, ist das für ihn Anlaß für Heimatbesuch - selbstverständlich mit seinem Gespann. Erst vor wenigen Tagen ist Balik von einem einwöchigen Heimaturlaub zurückgekehrt.
Im Maintaler Wald geht die Holzeinschlagsaison dem Ende zu. Viel Holz muß aber noch aus den Waldbeständen in die Wege gezogen werden. Förster Koch bittet die Waldbesucher um Verständnis, daß es beim Rücken des Holzes zu Behinderungen kommt und die Wege verschmutzt werden: "Der Wald ist eben nicht nur zum Spazierengehen da, manche Leute müssen hier auch arbeiten."
KELKHEIM. Ein Heimspiel mit der Gruppe "Kallas" aus Kelkheim steht am heutigen Samstag von 20.30 Uhr an auf dem Programm des Jazzclubs in der Hornauer Alten Schule. Für die Melodic- Rockband ist es zwar nur ein Katzensprung zum Auftrittsort, doch ihr Name kommt von weit her: "Kallas" ist vom Namen eines heiligen Berges in Tibet abgeleitet. Und die sphärischen Klänge, die bei der Vorstellung an die unbekannte rauhe Landschaft vor dem geistigen Ohr ertönen, klingen tatsächlich in der Musik der sechsköpfigen Gruppe an. ana
WESTLICHE STADTTEILE. Wer keine Lust hat, sich während des Wahlabends alleine vor dem Fernseher zu ärgern oder zu freuen, den laden die Sozialdemokraten zu drei verschiedenen Wahlpartys am Sonntag ein: Bei der Höchster SPD laufen von 20 Uhr an in der Goldenen Rose, Bolongarostraße 180, die Drähte aus allen Stadtteilen des Frankfurter Westens zusammen. Eine Stunde früher laden die Sindlinger Genossen ins Viktoriaheim am Sindlinger Kreisel ein. Und der SPD-Ortsverein Unterliederbach trifft sich bereits um 18 Uhr in der Gaststätte "Vater Jahn", Heimchenweg 29.
Ältere und Gehbehinderte können sich von verschiedenen Fahrdiensten ins Wahllokal chauffieren lassen: Die CDU, Stadtbezirksverband Höchst / Unterliederbach, nimmt Anmeldungen unter Tel. 31 35 70 entgegen. Höchster, die lieber von Sozialdemokraten abgeholt werden wollen, wenden sich an Dieter Knapp (Tel. 30 17 26).
Wer in Nied zum Kreuzchenmachen gefahren werden will, den holen die Christdemokraten ab. Informationen unter Tel. 39 65 82 oder Tel. 39 75 08.
In Sindlingen arrangiert die SPD die Fahrt zum Wahllokal. Walter Ofer (Tel. 37 45 18), Eduard Metz (Tel. 37 12 56) sowie Harry Ehrhardt (Tel. 37 23 39) warten auf die Anrufe von Älteren und Behinderten. gre
FRIEDBERG. Die Forderung Friedberger Jugendlicher, endlich das längst versprochene Jugendzentrum zu schaffen, scheint die Kreisstadt-SPD in eine erneute Zerreißprobe zu treiben. Mit knapper Mehrheit hat sich der SPD-Vorstand am Montag abend dafür ausgesprochen, das Jugendzentrum im Usa-Bau einzurichten, es von einem freien Träger führen zu lassen und dafür 400 000 Mark bereitzustellen. Zugleich wurde beschlossen, die brisante Entscheidung erst nach der morgigen Kommunalwahl bekanntzugeben.
Seine Partei wolle sich nicht dem Vorwurf aussetzen, noch schnell Wählerstimmen gewinnen zu wollen, begründete gestern der Friedberger SPD-Vorsitzende Hubertus Ellerhusen, warum das knappe Vorstandsvotum für ein Jugendzentrum im Usa-Bau bis nach den Wahlen unter der Decke gehalten werden sollte. Wahrscheinlich hat für diese ungewohnte Wahlkampf-Bescheidenheit aber die innerparteiliche Brisanz des Beschlusses die entscheidende Rolle gespielt.
Erster Stadtrat Gerhard Mosbach, Sozialdemokrat und als Jugend- und Sozialdezernent für die Einrichtung eines Jugendzentrums zuständig, macht aus seiner Ablehnung keinen Hehl. Es sei ein "Schnellschuß" gewesen, sagte er gestern zur FR. Für ihn gelte nach wie vor der Beschluß des Stadtparlamentes vom 28. Januar, demzufolge die Verwaltung alle in Frage kommenden Objekte für eine Jugendfreizeiteinrichtung prüfen soll.
Die Frage der Einrichtung eines Jugendzentrums im Usa-Bau sei für die Stadtentwicklung von solcher Bedeutung, daß in einer Mitgliederversammlung darüber entschieden werden müsse, meint Mosbach.
Schon einmal ist es dem Ersten Stadtrat gelungen, mit Hilfe einer SPD-Mitgliederversammlung die Weichen entscheidend anders zu stellen, als es die große Mehrheit des Vorstandes und der Stadtparlamentsfraktion wollte: Bei seiner Wiederwahl. Obwohl sich Fraktion und Vorstand eindeutig gegen die Wiederwahl ausgesprochen hatten, votierte eine deutliche Mehrheit der versammelten Mitglieder für Mosbach. Die alten Gräben scheinen nun bei dem Thema Jugendzentrum erneut aufzubrechen.
Welche Brisanz das Thema in der Friedberger SPD hat, mag sich auch daran zeigen, daß sich gestern SPD-Vorstandsmitglied und Juz-Befürworter Bruno Eckert eine Stunde lang bemühte, einen Bericht der FR über den SPD-Beschluß vor der Wahl zu verhindern.
BRUNO RIEB
KÖNIGSTEIN. Die Landesregierung hat der Stadt Königstein einen Zuschuß von einer Million Mark bewilligt, um damit das St.-Josef-Krankenhaus zu sanieren. Wie Hauptamtsleiter Klaus Hallert, der auch Zweiter Geschäftsführer des Hospitals ist, erläuterte, wird das Geld für den Brandschutz sowie die Modernisierung des Operationssaales verwendet. Gemeinsam mit dem neuen Management und Personal in St. Josef helfe der Zuschuß, den Bestand des Krankenhauses zu sichern, hebt Claudia Weisbart, Sprecherin von Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne), hervor.
Das Hospital hatte der "Orden der Armen Jesu Christi Dernbach" unterhalten, bis er im Juli 1990 das Handtuch warf. Mit einer großen Unterstützungswelle der Bevölkerung im Rücken - 6000 Königsteiner hatten ihre Unterschrift für den Erhalt von St. Josef gegeben - sprang ab 1991 die Stadt als Träger ein. Damals mußte man feststellen, daß der Orden "zuletzt nicht mehr viel gemacht hat", um den Fünfziger-Jahre-Bau auf dem neuesten Stand zu halten, so Hallert.
Der Magistrat beantragte Zuschüsse beim Land - was sich oft als langwierige Sache herausstellt: Dort sind nämlich Anträge von Krankenhausbetreibern über insgesamt 1,5 Milliarden Mark aufgelaufen. Jährlich werden aber nur 150 Millionen ausgeschüttet. Daß die Königsteiner nicht auf der langen Bank landeten, liegt daran, daß Ministerin Blaul im Haushalt Restmittel für St. Josef aufgetan hat.
Die Million fließt vor allem in besseren Brandschutz, erläuterte Hallert, zudem werde im Operationsraum eine Klimaanlage installiert: "Da knallt die Sonne rein, und einfach ein Fenster aufmachen, geht nun mal nicht." Freilich ist damit noch nicht alles tiptop in St. Josef. Das Krankenhaus wird weitere "Millionenbeträge" verschlingen - genauer kann es Hallert zur Zeit nicht fassen. Unter anderem braucht das Krankenhaus etwas Besseres als den vorhandenen, antiquierten Dampfsterilisator. Wann das Land Geld lockermachen kann, weiß niemand.
Immerhin muß nicht die ganze Sanierung aus den Steuergroschen bezahlt werden. Es gibt einen Förderkreis St. Josef - fast 500 Königsteiner, die sich privat für das Hospital engagieren. Zu den Landesmitteln haben sie 35 000 Mark dazugespendet. Und Hallert ist sicher, daß die Förderer auch später wieder ihr Scherflein beitragen werden. mak
Gnadl lobt mutige Entscheidung
Sparkasse kündigt
WETTERAUKREIS. Die Sparkasse Wetterau kündigte nach Informationen der Frankfurter Rundschau ein Wahlhilfekonto der rechtsradikalen NPD. Von dem öffentlich-rechtlich organisierten Kreditinstitut war dazu mit Hinweis auf das Bankgeheimnis keine Bestätigung zu erhalten. Der Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse, Rolf Gnadl (SPD), sprach gestern gegenüber der FR von einer "mutigen Entscheidung" des Managements und erklärte, er habe in der Vergangenheit mit diesem Ziel "seinen Einfluß geltend gemacht". Der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler, Moderator am "Runden Tisch für Ausländerfreundlichkeit und Recht auf Asyl", bezeichnete die Entscheidung der Sparkasse als "sehr lobenswert". Zugleich bedauerte er, daß nun in Zeitungs-Anzeigen der NPD ein Wahlhilfekonto bei der Wetterauer Volksbank angegeben ist.
Die Volksbank, die sich ebenfalls mit der Frage einer Konto-Kündigung beschäftigte hat, sieht sich nach den Worten ihres Vorstandsmitgliedes Friedrich Theurer aus juristischen Gründen nicht in der Lage, es der Sparkasse gleichzutun: "Wir würden es gerne tun, aber wir sehen keine rechtliche Möglichkeit."
Sparkassen-Vorstandssekretär Bernd Meisinger wollte mit Hinweis auf das Bankgeheimnis keine Angaben machen. Er sagte allerdings, "die Sparkasse kann auf gar keinen Fall rechtsradikale Tendenzen unterstützen".
Der "Runde Tisch" appellierte an die Wählerinnen und Wähler, eine der demokratischen Parteien zu wählen. "Die Bürger sind aufgefordert, persönlich die Verfassung zu schützen und durch die Wahrnehmung des Wahlrechts und die Wahl demokratischer Parteien, den rechtsextremen Kräften die Basis zu entziehen", heißt es in einem Aufruf, der von mehr als 20 Organisationen aus dem Wetteraukreis am Donnerstag in Limeshain beschlossen wurde.
Während dieses Treffens berichtete Fiedler, daß neben der Frankfurter Rundschau auch die Butzbacher Zeitung keine Anzeigen von rechtsradikalen Parteien abdrucke. Gerade einer kleineren Heimatzeitung wie der Butzbacher gebühre dafür Hochachtung. Der Kreisanzeiger und die Wetterauer Zeitung bleiben hingegen Geschäftspartner der rechtsradikalen Parteien. sal
HATTERSHEIM. "Romulus der Große" bekommen Schauspielfreunde am Dienstag, 9. März, statt der Dreigroschenoper in der Hattersheimer Stadthalle zu sehen. Zwei Hauptdarsteller seien kurzfristig erkrankt, begründete das Kulturbüro den Wechsel im Spielpan.
Die Dürrenmatt-Komödie über den römischen Imperator setzt das Marburger Schauspielhaus in Szene.
Wer auf die Vorstellung keine Lust hat, kann seine Karten im Kulturbüro, Sarceller Straße, Tel. 0 61 90 / 80 82 28, zurückgeben. kkü
Ein Strandkorb für den Schrebergarten
Der Mann im Strandkorb hat einen Pelzmantel an. Wie sonst sollte er im Freien über die Runden kommen? Ähnlich geht es der Frau am Blumenstand. Auch sie trägt einen dicken Lammfellmantel. Sie bietet innerhalb der Ausstellung "du und dein garten '93", die am Freitag mittag im Palmengarten eröffnet wurde, erste Tulpen im Topf, Hyazinthen, Azaleen, Stiefmütterchen und Osterglokken an.
Apropos Strandkörbe: Sie sind voll im Trend und nicht eben billig. 5000 Mark kostet eine "Luxusausgabe" mit Naturholzgeflecht. Etwa 2000 Mark sind noch für den billigsten zu berappen.
Kälte hin, Kälte her: Schon am Nachmittag strömten gestern die Menschen zu Hunderten durch das Ausstellungsgelände mit den fünf Hallen. Ob Stehleitern aller Größen, ob Markisen, Brunnen, Gartenhäuser, Platten und Verbundsteine für Terrassen, ob Gartenmöbel (Teakholz ist verboten, im nächsten Jahr sollen sogar alle Tropenhölzer draußen vor bleiben, sagen die Veranstalter), ob Gartengeräte, Rasenmäher und Häckselmaschinen: Da werden alle Wünsche erfüllt.
In den Hallen ist es gemütlich warm. Ganze Berge Blumenzwiebeln, manche groß wie eine Männerfaust, werden verkauft, wunderschöne Orchideen leuchten in vielen Farben, ein Gewürzstand verbreitet alle Düfte Arabiens. In einem Mini-Fachwerkdorf mit Tischen und Bänken als "Marktplatz" können deftige Brotzeiten oder warme Mahlzeiten verzehrt werden.
Es soll aber nicht nur verkauft werden. Der Landesverband Gartenbau bietet unter dem Stichwort "i" wie Information täglich um 14.30 Uhr Fachvorträge an. Gestern ging es um die Bedeutung von Zimmerpflanzen in der Wohnung oder im Büro. Wer kranke Pflanzen hat, kann eine Probe (einen Zweig oder Wurzelproben) mitbringen, Fachleute geben Auskunft über die Ursachen. Recht sinnvoll ist auch das Modell einer Zisterne: Zunehmend sind Kleingärtner daran interessiert, Regenwasser aufzufangen. Da sind Betonschalen mit schwarzer Folie und Schutzvlies ausgestatt, die Pumpe holt das kostbare Regennaß dann beliebig heraus.
Zum Schluß nochmal der Hinweis auf das "Grüne Telefon": Es ist täglich unter (069) 74 11 111 zu erreichen, dort gibt es - bis zum Schlußtag, 14. März - nähere Auskünfte und fachliche Ratschläge. -vau
ALFONS AUER, kirchenkritischer katholischer Theologieprofessor, wird mit der Ehrendoktorwürde der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität ausgezeichnet. Wie der Fachbereich Katholische Theologie der Frankfurter Hochschule mitteilte, erhält der 77jährige emeritierte Wissenschaftler, der theologische Ethik an der Tübinger Universität lehrte, die Ehrung für den entscheidenden Anstoß, den er in den vergangenen 25 Jahren der moraltheologischen Grundsatzdiskussion gegeben hat. Nach Angaben der studentischen Fachschaft des Frankfurter Fachbereichs wollte bereits die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät Auer den Ehrendoktor verleihen. Dies sei aber am Widerstand des Wiener Erzbischofs gescheitert, der die Ehrung abgelehnt habe, weil Auer 1989 die "Kölner Erklärung" kritischer Katholiken unterzeichnet hatte. Das Angebot, bei einer Rücknahme der Unterschrift die Wiener Ehrung erhalten zu können, habe Auer abgelehnt. (rgg)
KELKHEIM. Zeugen eines Unfalls sucht die Unfallfluchtgruppe der Hofheimer Polizei. Wie diese gestern mitteilte, hatte bereits am Samstag, 27. Februar, vermutlich ein Geländewagen in Kelkheim ein geparktes Auto gerammt und war anschließend davongefahren.
Der Unfall ereignete sich auf dem Großparkplatz an der Töpferstraße in Höhe des Wochenmarktes. Bei dem beschädigten Wagen handelt es sich um einen roten Honda Prelude. Den Schaden beziffert die Polizei auf mehr als 4000 Mark. Hinweise unter Tel. 0 61 92 / 2 07 90. kkü
STADT UND KREIS OFFENBACH. Damit der Himmel endlich wieder so blau wie über der Ruhr und die Luft so klar wie über der Zugspitze wird, müssen bis zum 1. Dezember 1996 knappe 200 Millionen Mark in die Müllverbrennungsanlage (MVA) investiert werden. Das schreibt die 17. Bundesimmissionschutzverordnung (BImSchV) verbindlich vor.
Bezahlen muß die umweltfreundliche Aufrüstung von drei neuen Verbrennungsöfen und die noch engmaschigeren Dioxin-Katalysatoren in der Rauchgas- Reinigungsanlage nicht mehr der Zweckverband Abfallentsorgung Offenbach (ZAO), sondern der Umlandverband. Auch eine Turbine, die Wärme in Strom verwandelt, wird eingebaut.
Bezahlen werden das letztlich natürlich die Müllproduzenten, die Steuerzahler. Dieses Mehr an sauberen Abgasen bei der thermischen Müllvernichtung verteuert die Abnahmekosten pro angelieferter Tonne Hausmüll von derzeit 200 Mark (Sperrmüll 250 Mark) bis zum Jahre 1996 auf 295 Mark (Sperrmüll 365 Mark) und bis zum Jahre 1998 sogar auf 360 Mark (Sperrmüll 450 Mark).
Durchschnittlich produzieren die 420 000 Einwohner von Stadt und Kreis Offenbach jährlich um die 180 000 Tonnen Müll.
Die knapp 20 Jahre alte Müllverbrennungsanlage an der Straße zwischen Offenbach und Dietzenbach geht zum 1. April vom ZAO in die Trägerschaft des Umlandverbandes über. Auch die 107 Mitarbeiter werden übernommen. Landrat Josef Lach, Bürgermeister Klaus Bodensohn, Umlandsverbands-Beigeordneter Thomas Rautenberg und Umlandverbandsdirektor Dr. Rembert Behrendt unterschrieben jetzt in der Müllverbrennungsanlage die Verträge. Gleichzeitig löste sich der Zweckverband, von der Stadt und dem Kreis bereits Anfang der 60er Jahre zur Lösung gemeinsamer Müllprobleme gegründet, auf.
Nach der Satzung gehört neben der Koordination der Regionalplanung die Müllentsorgung zu den wichtigsten Aufgaben des Umlandverbandes. Er übernimmt die Anlage, weil er die Entsorgungsprobleme für die Rhein-Main- Region zentral lösen will.
15 Millonen Mark zahlt der Umlandverband für die Übernahme des Müllofens und der dazugehörigen Schlackendeponie. Stadt und Kreis teilen sich diese Summe brüderlich. Außerdem bekommt die Stadt Offenbach weitere 4,9 Millionen Mark für ein angrenzendes Grundstück. Dort wird der Umlandverband eine Kompostierungsanlage errichten.
Die letzte Sitzung des Zweckverbandes nutzten die Kommunalpolitiker zur müllpolitischen Rückbesinnung. Harald Siegert, kaufmännischer Leiter der MVA, versicherte, daß der ZAO dem Umlandverband die Anlage in geordneten Verhältnissen übergibt. 1992 wurde sogar ein Überschuß von 4,6 Millionen Mark erwirtschaftet.
Bürgermeister Bodensohn (Offenbach), ZVO-Vorstandsvorsitzender, lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kreis, erinnerte an die 43 Millionen- Mark-Investition für die Rauchgas-Reinigungsanlage, an das Problem der Entsorgung der dioxinhaltigen Filterstäube und an die "Tomatenaffäre" aus dem Jahre 1982.
Die Filterstäube sollten ursprünglich auf einer Deponie in Frankreich endgelagert werden. Dieser Export wurde jedoch vom Regierungspräsidium gestoppt. Die Stäube wurden in 2363 Säcken auf dem Tomaten untersucht MVA-Gelände zwischengelagert und dann im Jahre 1987 in die Untertagedeponie Herfa-Neurode gebracht. Das kostete die ZAO schließlich 1,680 637,20 Mark.
Auf der Schlackendeponie war auch Klärschlamm abgeladen worden. Bald prangten und leuchteten dort unzähliche Tomaten an ihren Stauden. Besorgte Umweltschützer ließen die Tomaten untersuchen und fanden extrem hohe Cadmium- Werte. Umweltdezernent Bodensohn, der vor allem von den Grünen mit harscher Kritik überzogen wurde, besorgte sich ein Kontrollgutachten und erinnerte sich jetzt genüßlich: "Die Tomaten waren auch nicht mehr belastet als die, die man auf dem Wochenmarkt kaufen kann. Die hatten sich verrechnet, und bei ihren Meßwerten das Komma an die falsche Stelle gesetzt." lz
WIESBADEN. Wochenlang warben Parteien und Initiativen um des Wählers Gunst, nun haben die Bürgerinnen und Bürger das letzte Wort: 191 000 Wiesbadener sind am Sonntag zum Urnengang aufgerufen. Zu wählen sind 81 Stadtverordnete und 247 Mitglieder der 26 Ortsbeiräte. Beworben haben sich neben den etablierten Parteien SPD, CDU, FDP und Grüne sechs andere Gruppierungen: Zwei Freie Wählergemeinschaften - die "FWG Wiesbaden" und die "Freien Wähler - Wiesbadener Liste", die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), "Die Blauen", die Unabhängige Wählerinitiative "Stadtkultur" und die Republikaner.
Zehn Möglichkeiten der Stimmabgabe also für die Wählerinnen und Wähler - eine Vielzahl, die den Wahlvorgang mit Papier und Bleistift erforderlich macht. Denn die Wahlmaschinen sehen nur neun "Abstimmungsknöpfe" vor. Dementsprechend lang werden die Kandidaten auf die Folter gespannt werden - mit Vorlage des Wahlergebnisses wird nicht vor 21 Uhr gerechnet. Die Stadt wurde in 169 Wahlbezirke aufgeteilt: Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. 1500 Helferinnen und Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf vor und hinter der Wahlkabine. 140 000 Wiesbadener haben sich bereits entschieden: Sie hatten die Briefwahlunterlagen beantragt.
Vor vier Jahren betrug die Wahlbeteiligung 70,5 Prozent. Die SPD erzielte damals mit 49,5 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit, gefolgt von der CDU mit 33,4 Prozent, den Grünen mit 8,8 Prozent und der FDP mit 7,0 Prozent.
Damit entfielen auf die SPD-Fraktion 41 Mandate, die CDU stellte bislang 27 Abgeordnete, sechs Stadtverordnete gehören der FDP-Fraktion an. Von den ursprünglich sieben Abgeordneten der Grünen haben im Laufe der Legislaturperiode zwei ihre Öko-Fraktion verlassen. maf
gra SAARBRÜCKEN, 5. März. "Die Bonner Koalition ist ernsthaft in Gefahr", sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende im saarländischen Landtag , Brunhilde Müller, am Freitag. Falls die Union nicht zum ausgehandelten "Verkehrskompromiß" zurückfinde, müsse man "in der FDP ernsthaft darüber nachdenken, ob es noch sinnvoll ist, die Koalition auf Bundesebene fortzusetzen", meinte die FDP- Politikerin. Die CDU/CSU-Fraktion sei mit ihrer Entscheidung "eindeutig auf Konfrontationskurs sowohl mit Bundesknazler Kohl als auch mit dem Koalitionspartner FDP" gegangen.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Umweltexperte der saarländischen SPD-Landtagsfraktion, Rainer Tabillion, sieht den "Kanzler nach elf Regierungsjahren am Ende." Tabillion verlangte in Saarbrücken, daß die Union nun "den Weg für Neuwahlen freimacht."
FRIEDRICHSDORF. Die Kindergärten in der Dreieichstraße und im Teichmühlenweg sind von Einbrechern heimgesucht worden. Sie erbeuteten insgesamt rund 200 Mark, so die Kripo. Der Schaden dürfte höher sein: Die Diebe öffneten an beiden Friedrichsdorfer Kindergärten gewaltsam die Fenster zu den Gruppenräumen. Die Einbrüche ereigneten sich bereits in der Nacht zum Mittwoch.
BAD HOMBURG. 200 Kilogramm schweren Kupferdraht haben Einbrecher aus einer Lagerhalle in der Urseler Straße gestohlen, deren Tor sie in der Nacht zum Donnerstag aufhebelten. Den Wert der Kupferrollen gibt die Kriminalpolizei Bad Homburg mit 3000 Mark an.
Die Beamten hoffen auf Zeugen, die den Abtransport an der Rückseite des Firmengebäudes, Richtung Niederstedter Weg, beobachtet haben. Sie bittet unter Tel. 12 00 um Hinweise auf verdächtiges Verladen, Fahrzeuge und Personen. stk
Diana Stein kümmert sich als Streetworkerin in Wiesbaden um Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist Allmählich ihr Vertrauen gewonnen Der Schreibtisch der Sozialarbeiterin steht in der Teestube des Diakonischen Werkes Von Margit Fehlinger WIESBADEN. Mittwochnachmittag, 3. März, am Schiersteiner Rheinufer: Diana Stein steht fröstelnd am Kiosk, umgeben von zwei Männern der Straßenreinigung und einer Putzfrau, die ihren Feierabend mit einem Bier begießen. Zu ihnen gesellen sich weitere Männer der Szene - zwei, die in einer Gartenlaube übernachten, ein paar Zechbrüder, einige, die nachts bei der Heilsarmee einen Schlafplatz haben und den Tag gemäß der Heimordnung draußen verbringen müssen - eiskalter Wind hin, Schnee und Regen her. Die junge Frau kennt jeden einzelnen von ihnen, fragt, wie es ihnen geht, ob sie Hilfe benötigen. Sie ist Streetworkerin - die einzige in der Landeshauptstadt, die sich um Menschen kümmert, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Die Mitarbeiterin des Diakonischen Werks geht regelmäßig zu den Treffpunkten der Penner und Berber, der Trinker und Trippelbrüder - einmal in der Woche zu festen Zeiten. Anfangs, im Herbst 1991, begegneten die ihr mit Mißtrauen: Wieder eine von diesen Psychologiestudentinnen, die soziale Studien für ihre Hochschularbeit macht? Oder gar "eine vom Amt", die ihnen nachschnüffelt? Nur sehr zögernd konnte Diana Stein die Zweifel ausräumen, sie davon überzeugen, daß sie nur helfen wolle - und das auch nur, wenn es ausdrücklich gewünscht wird. Die Sozialarbeiterin hörte zu, was ihr die Männer vor der Trinkhalle oder auf der Parkbank erzählten und verstand mit der Zeit, auch auf Zwischentöne zu achten, die oftmals auf eine alarmierende Situation hinwiesen. Viele von ihnen leben noch in den eigenen vier Wänden - sozial isoliert ohne Angehörige oder Freunde. Vom "Ärger mit den Nachbarn" berichtete ihr zum Beispiel ein junger Mann. Diana Stein wurde sofort hellhörig? Nachbar oder Vermieter? Wie lange schwelt der Konflikt? Wurde vielleicht sogar schon die Kündigung angedroht? Denn aus Erfahrung weiß die junge Frau, daß die Betroffenen solche Brandbriefe zu verdrängen pflegen, dabei Fristen verstreichen lassen und sich urplötzlich auf die Straße gesetzt sehen. Wenn möglich und gewünscht, interveniert sie, hilft auch beim Papierkram nach Arbeitsplatzverlust, sorgt dafür, daß sie in der Krankenkasse bleiben, hilft beim Renten- oder Schwerbehindertenantrag, vermittelt Entziehungskuren. Sie erzählen aus ihrem Leben - Geschichten aus besseren Zeiten, über Schicksalsschläge und Verluste. Etwa jener Flugzeugmechaniker, den sie in der Fußgängerzone traf. Der hatte früher mit Frau und beiden Töchtern in Spanien gelebt, hatte dort seinen Job. Bei einem Verkehrsunfall verlor er seine Familie. Ihm wurde ein Bein amputiert. Diese Tragödie hat ihn aus der Bahn geworfen - er fing an zu trinken, verlor Arbeitsplatz und Wohnung. Oder ein Bettler aus einer Taunusgemeinde, den die Ehefrau aus dem gemeinsamen Haus geworfen hatte.
Ihren Schreibtisch hat Diana Stein in der Teestube am Platz der Deutschen Einheit - offiziell als "Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten" geführt und in der Szene als Treffpunkt bekannt, wo man sich während der Wintermonate aufwärmen kann, kostenlos ein warmes Getränk und eine Mahlzeit erhält, eine Dusche vorfindet und Waschmaschinen für die dreckigen Klamotten. Hier finden sich einsame Rentner ein, Strafentlassene, psychisch Kranke, Obdachlose. Die Teestube als letztes Netz, in dem sie aufgefangen werden, nachdem sie durch alle anderen Maschen des sozialen Gefüges gefallen sind.
Nebenan gibt es zwei Schlafräume. Doch selbst in den kalten Winternächten nutzen nur wenige dieses Angebot, so sehr Diana Stein auch für die warme Unterkunft wirbt. Das habe etwas mit dem Stolz vieler dieser Menschen zu tun, mit dem Unbehagen, sich einer "Heimordnung" fügen zu müssen, mit dem Wunsch nach Autonomie und Selbständigkeit.
Viele litten unter Platzangst, andere seien unruhig, wanderten nachts durch die Gegend oder führten Selbstgespräche - unbequeme Schlafpartner, die anderen nicht zur Last fallen mögen. So ziehen sie sich nachts in den Bahnhof zurück oder in eine Tiefgarage, wandern mit Schlafsacke und Decken in den Wald, schlagen vorübergehend in Grillhütten ihr Domizil auf, wärmen sich - Hände und Füße mit Plastiktüten umhüllt - unter dem sprudelnden Kochbrunnen. Nur wenige Zeitgenossen verschwenden offenbar einen Gedanken an das beschwerliche Leben derer, die das Leben ins Abseits manövrierte. Fassungslos vernahm Diana Stein das Mitleid einer Passantin mit dem Hund eines Berbers, der neben seinem Herrchen auf der Decke kauerte. "Ist dem Tier nicht zu kalt?" Um den Hund sorgte sich die Frau, nicht um den Mann. Da erstaunte es sie nicht weiter, daß die Geldspende zweckgebunden in den Hut geworfen wurde: "Für eine Dose Schappi."
NEU-ANSPACH. "Es ist nicht davon auszugehen, daß bei Auftrags- und Grundstücksvergaben im Bereich der Entwicklungsmaßnahme unrechtmäßig gehandelt wurde", erklärt der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD). Die Gemeinde habe aber mehrere Initiativen eingeleitet, um Korruptionsschäden in anderen Bereichen ausfindig und Schadensersatz geltend zu machen. Damit deutet die Gemeinde erstmals an, welche Lehren aus der Korruptionsaffäre gezogen wurden.
Im einzelnen legt Rübsamen dar, daß man sich gemeinsam mit den übrigen Städten und Gemeinden des Hochtaunuskreises zu einem Konsortium unter Federführung des Kreis-Rechtsamtes zusammengeschlossen habe. Mit der gebündelten Wahrnehmung von Schadensersatzansprüchen wurde das Frankfurter Anwaltsbüro Naab, Skarnicel & Schubert beauftragt. Wegen möglicher Querverweise von einer Gemeinde zur anderen sei eine solche Konzentration ratsam.
Außerdem habe die Gemeinde verwaltungsinterne Erhebungen über alle Aufträge in den Gemeinden Neu-Anspach, Hausen-Arnsbach, Rod am Berg und Westerfeld angestellt, und zwar von 1965 bis heute. Auf Veranlassung der Gemeinde werde auch die Entwicklungsmaßnahme seit 1989 von der "Deutschen Baurevision", einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, untersucht; bis zum Fortfall der gesetzlichen Prüfungspflicht 1988 habe dies der Landesrechnungshof getan.
Abgesehen vom Ingenieurbüro Niklas seien im Entwicklungsbereich "fast ausschließlich" nicht in die Korruption verwickelte Firmen tätig gewesen - jedenfalls "nach bisheriger Kenntnis". Alle sonstigen Bauaufträge habe die Gemeinde bei begründetem Verdacht sofort gekündigt.
Rübsamen räumt ein, daß es sich bei dem mit dem Ingenieurbüro Niklas geschlossenen Vertrag "bedauerlicherweise" um einen Generalvertrag handelte; aufgrund dieses Vertrages wurden Niklas pauschal alle in der Gemeinde anfallenden planerischen Aufgaben übertragen. Der rückwirkend in Kraft gesetzte Vertrag sei dann ab Januar 1985 aber nur noch eine Rahmenvereinbarung gewesen, bei der lediglich die Höhe der Honorare festlag. Aufträge zur Planung seien seitdem frei vergeben worden. Niklas habe eine Nebenkostenpauschale von "durchaus üblichen" zehn Prozent erhalten. Kreisrechtsdirektor Wolfgang Schön hat die Aufdeckung der Korruption unterdessen als "äußerst schwierig und mühsam" bezeichnet. Um Verdächtige nicht ihre Strategie abstimmen lassen zu können, gewähre die Staatsanwaltschaft "verständlicherweise" bisher keine Einsicht in die Akten.
Ohnehin würden sich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen auf die Feststellung von konkreten Straftaten beschränken. Das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen dem Schmiergeldempfänger, den beauftragten Firmen und den geschädigten Gemeinden sei davon jedoch nicht notwendig berührt und werde seitens der Staatsanwaltschaft auch nicht immer aufgedeckt. "Genau dieses Geflecht muß man aber schlüssig nachweisen können, wenn man das ganze Ausmaß der Korruption aufklären will", erklärt Schön.
Viele Belastete hätten zudem eine Schweigepflicht als Entlassungsauflage - und ihr Interesse, das ganze Ausmaß der Affäre sichtbar zu machen, ist nach Aussage des Rechtsdirektors "nicht sonderlich groß". JÜRGEN DICKHAUS
Mit besonderer Spannung erwarten am Sonntag ein Mannheimer Immobilien- Konzern und eine Tochtergesellschaft der Dresdner Bank den Ausgang der Kommunalwahl - und erst recht gilt das für die Menschen im Gutleutviertel. Denn die Fay Immobilien KG und der Degi- Fonds halten noch immer an ihrer Absicht fest, vor der Südflanke des Hauptbahnhofs Europas höchstes Hochhaus zu bauen: den fast 300 Meter hohen Campanile.
Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel hatte vor fast zwei Jahren, am 27. März 1991, eine Teilbaugenehmigung für "nichtig" erklärt, die der alte CDU-Magistrat Stunden vor der Kommunalwahl 1989 erteilt hatte. Die CDU-Opposition im Römer verspricht den Frankfurtern aber jetzt: Wenn sie am Sonntag eine Mehrheit bekommt, wird das ganze Planverfahren neu begonnen, der 500 Millionen Mark teure, riesige Turm mit Luxus-Hotel und Büros doch noch gebaut. Die FDP als potentieller Koalitionspartner schließt sich dem an.
"Ich sehe nicht, wie Baurecht für das Hochhaus zustande kommen sollte", sagte am Freitag Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). Die Investoren sehen das ganz anders - deshalb haben sie jetzt Schadensersatzklage gegen den Magistrat eingereicht. 150 Millionen Mark soll die Stadt zahlen, um entgangenen Vorteil der Bauherren auszugleichen.
Noch ein Unternehmen, ein staatliches, schaut auf den Ausgang der Kommunalwahl: die Deutsche Bundesbahn (DB). Ihr gehört das potentielle Campanile-Baugrundstück, der Parkplatz an der Mannheimer Straße. Die Bahn hat in einem Erbbauvertrag auf 66 Jahre das 8000 Quadratmeter große Areal an die Degi vergeben. Wenn aber bei der Kommunalwahl am Sonntag wieder keine Mehrheit für CDU/FDP herausspringt, dann, sagte ein DB-Sprecher am Freitag, "warten wir nicht noch mal vier Jahre".
Denn die chronisch defizitäre Bahn hat von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) die Weisung, überall wo möglich Geld aus DB-Arealen herauszuschlagen. Wenn SPD und Grüne morgen wieder die Mehrheit erringen, gewinnt ein Vorschlag neue Bedeutung, den Planungsdezernent Wentz schon 1991 Bahn und Campanile-Investoren unterbreitete: Statt des 300 Meter hohen Hotel- und Büroturmes eine bis sieben Geschosse hohe Mischung von Wohnungen und Büros. Wentz-Referent Kummer: "Das ist sehr viel wirtschaftlicher als das Hochhaus!"
Die Immobilien-Fachleute der Bahn haben errechnet, daß auch unter dieser Prämisse das bloße Parkplatz-Grundstück noch etwa 100 Millionen Mark wert wäre - sie stören sich nur an den vorgeschlagenen Wohnungen: "Wer will denn da am Bahnhof wohnen?"
Viele Bürger im Gutleut fürchteten schon vor Jahren mehr Verkehr und höhere Mieten als Folge des Luxus-Gebäudes Campanile. Ihre eifrigste Vorkämpferin, die Hausbesitzerin Hannelore Kraus, kann auch künftig im Streit um das Hochhaus mitmischen: Da ihr Gebäude nur 92 Meter vom riesigen Turm entfernt läge, gilt sie als betroffene Nachbarin. jg
GLASHÜTTEN. Bürgermeister Helmut Diehl (CDU) bittet die Schloßborner Sportler um Verständnis, daß er noch keinen Termin für die Sanierung des dioxinverseuchten Sportplatzes nennen kann. Der Gemeindevorstand habe alle notwendigen Genehmigungen für den vollständigen Erdaustausch beantragt. Leider warte man bisher vergeblich auf die Erlaubnis, das belastete Material in der Untertagedeponie Herfa-Neurode zu lagern.
Eine Abdeckung des Platzes sei aus mehrfachen Gründen nicht praktikabel. Zwar habe die Landesregierung in Aussicht gestellt, eine solche Abdekkung zu genehmigen; allerdings ginge das gesundheitliche Folgerisiko dann zu Lasten der Gemeinde. Außerdem würde die Abdeckung eine "erhebliche finanzielle Belastung" der Gemeinde nach sich ziehen. Die Entsorgung würde nur verschoben und müßte später ohnehin erfolgen. "Damit würde eine Neuanlage des gesamten Sportplatzes notwendig", sagt Diehl.
Die vergleichbare Offenbacher Maßnahme sei daher nur ein "sehr teures Provisorium" - auch nach Aussage der dort Verantwortlichen. jd
GRÜNDAU. "In vielen hessischen Gemeindeverwaltungen wurde und wird geschmiert. Aber in Gründau?" Mit diesem Abschnitt ihres Wahlprogramms haben die örtlichen Grünen den Personalrat im christdemokratisch geführten Rathaus erzürnt. "Das Fragezeichen kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Sie auch den Mitarbeitern in der Gemeindeverwaltung Korruption unterstellen wollen", wendet sich das Gremium empört gegen die aus seiner Sicht "ehrenrührige Diffamierung" und fordert die Ökopartei auf, sich für "diese böswillige Andeutung des Verdachts der Korruption" zu entschuldigen. Derlei "Irritationen" bedauern die Grünen: "Wir haben und wir wollen nicht, daß den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung Korruption unterstellt wird." In besagtem Abschnitt ihres Wahlprogramms sei ohnehin nicht von der Bestechlichkeit einzelner Verwaltungsangestellter die Rede gewesen. Er gebe vielmehr ihre Erfahrungen in der Gemeindevertretung wieder. Dabei "mußten wir feststellen, daß von den politisch Verantwortlichen für uns nicht nachvollziehbare Entscheidungen getroffen wurden." Weil aber Nachfragen "so unvollständig und teilweise falsch" beantwortet worden seien, wäre Mißtrauen gerechtfertigt. Deshalb hätten die Grünen auch mehr Transparenz beispielsweise bei der Abwicklung von Bauvorhaben gefordert. tja
NEU-ANSPACH / USINGEN. Der sogenannte "Finanzarrest" im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal betrifft sowohl den ehemaligen Neu-Anspacher Bürgermeister Heinz Born als auch den abgewählten Usinger Amtskollegen Rolf Eggebrecht.
Insgesamt erstreckt sich der Arrest auf 560 000 Mark; 180 000 Mark gegen Born, 370 000 Mark gegen Eggebrecht. Das erklärte der Neu-Anspacher Hauptamtsleiter Horst Schöffner.
Nach der Zivilprozeßordnung bewirkt ein Finanzarrest, daß das Vermögen des Schuldners blockiert werden kann. Dies betrifft Grundstücke sowie Bankguthaben. Voraussetzung ist allerdings, daß sich der Gläubiger (hier: die Gemeinden Neu- Anspach und Usingen) auf der Grundlage des Arrestes Sicherungshypotheken in das Grundbuch eintragen lassen oder Verfügungen erwirken, nicht mehr nach Belieben mit dem Konto verfahren zu können - sprich: es schnell noch aufzulösen oder in die Schweiz zu "verschieben". Schöffner zufolge wurden solche Verfügungen erwirkt. jd
pl KIEL, 5. März. Der schleswig-holsteinische Regierungschef Björn Engholm (SPD) hält an seinem umstrittenen Sozialminister Günther Jansen (SPD) fest. Lediglich das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten muß Jansen abgeben. Diese Entscheidungen gab Engholm am Freitag in Kiel bekannt. Jansen hatte zu Beginn der Woche eingeräumt, er habe dem Kronzeugen in der Barschel-Affäre, Reiner Pfeiffer, 40 000 Mark gezahlt. Engholms Referent Klaus Nilius, der das Geld übergeben hatte, wird hingegen von seinem Posten entbunden.
Engholm begründete seine Entscheidung, an Jansen als Sozialminister festzuhalten, mit dem Argument, dessen private Zuwendungen an Pfeiffer beträfen nicht den dienstlichen Bereich Jansens, der als Fachminister hervorragende Arbeit leiste. Politik müsse eine menschliche Dimension behalten. "Aus politischer Opportunität, um etwa einem öffentlich gepflegten Bedürfnis zur Demonstration von Führungsstärke nachzukommen, werde ich keinen Mitarbeiter opfern."
Zur Ablösung Jansens als stellvertretender Ministerpräsident sagte Engholm, auch wenn die Zahlungen an Pfeiffer nicht den dienstlichen Bereich berührten, "so ist davon doch die politische Zusammenarbeit zwischen dem Ministerpräsidenten und dessen Stellvertreter betroffen". Für ihn sei "weder begreifbar noch zu rechtfertigen, daß Günther Jansen mich nicht über seine Absicht informiert hat; ich hätte solche Zuwendungen niemals zugelassen". Diese Entscheidung bezeichnete Bundeskanzler Helmut Kohl in Wiesbaden als "ganz ungewöhnlich". CDU und FDP in Kiel warfen Engholm "Handlungsschwäche vor. Engholm begrüßte die von CDU und FDP angekündigte Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.
Auf Antrag der SPD verbot ein Hamburger Gericht dem CDU-Generalsekretär Peter Hintze die Behauptung, Pfeiffer habe "Geld von der SPD" erhalten. Hintze kündigte dagegen Widerspruch an.
(Kommentar Seite 3, Bericht Seite 5)
NEU-ANSPACH. Ein Arbeitskreis Taunusbahn, der sich im Rahmen des bundesweit aktiven Fahrgastverbandes "Pro Bahn" gegründet hat, hat dem kürzlich vorgestellten Fahrplan einige "Schönheitsfehler" vorgeworfen. Darunter fällt nach Ansicht des Arbeitskreises die neue Wartezeit von neun Minuten in Bad Homburg oder Friedrichsdorf für den Anschluß an die S-Bahn nach Frankfurt - gegenüber derzeit drei bis sechs Überbrückungsminuten. Die drei durchlaufenden Züge, so der Arbeitskreis in seiner Kritik, seien bei der geplanten Kapazität von 600 Sitzplätzen zudem keine ausreichende Alternative. "Wie will man mehr Leute auf die Taunusbahn bringen, wenn die Sitzplätze in der Hauptverkehrszeit nicht mitwachsen?" fragt der Verein.
Außerdem spricht sich Pro Bahn dafür aus, den minutengenauen Takt erst zum Sommerfahrplan 1994 einzuführen, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen seien. Damit soll zusätzlich verhindert werden, daß frustrierte Pendler, denen die durchgehenden Züge zu früh fahren oder zu voll sind, wieder auf das Auto umsteigen. Ähnliches sei bereits zu beobachten, etwa bei jenem Zug, der um 8.03 Uhr in Friedrichsdorf ankommt. Da er nur eine Triebwageneinheit aufweise, seien schon in Neu-Anspach keine Sitzplätze mehr frei.
Für Sonn- und Feiertage fordert Pro Bahn statt eines generellen 2-Stunden- Taktes den 1-Stunden-Takt mit Ausdünnung am späten Vormittag, wie schon auf der Königsteiner Strecke. Nicht zuletzt spricht sich der Verein dagegen aus, daß die DB-Fahrscheine nicht mehr benutzbar seien und Fernreisende künftig zwei verschiedene Tickets brauchen. "Diese Art von Regionalisierung akzeptieren wir
NEU-ANSPACH. Auch der Arbeitskreis "Seniorenbeirat" und der Verband der kriegsbeschädigten Rentner und Hinterbliebenen (VdK) haben Kritik am Taunusbahn-Fahrplan geübt. Sie fordern die Vorlage der Fahrpläne - einschließlich des Busverkehrs - und die Mitsprache der Bürger. Die bisherigen Angaben halten die Vertreter von Senioren, Behinderten und Kriegsbeschädigten für unbefriedigend. Die Klagen vieler älterer Menschen, die meist kein Auto hätten, seien schon bei ihnen eingegangen. "Statt 20- oder 40-Minuten-Takt wollen wir konkret wissen, wie viele Busse und zu welchen Zeiten sie nach der Inbetriebnahme der Taunusbahn verkehren", sagte Gottfried Pokropp vom VdK.
Die Senioren und der VdK halten die angekündigten Verbesserungen der Verkehrsanbindung für Augenwischerei. "Das bringt Vorteile von Usingen nach Frankfurt im Berufsverkehr. Aber außerhalb dieser Zeiten wird gekürzt, und es sind erhebliche Nachteile zu erwarten", befürchtet Pokropp. Dazu zählen sie vor allem die umständlicheren und längeren Wege zu den Bahnhöfen hin und von diesen weg. Die derzeitigen Busfahrtzeiten, etwa die 22 Minuten von der Ortsmitte Anspach bis vors Homburger Kurhaus, halten die Senioren für nicht verbesserungsfähig. "Man sollte sich hüten, das Netz, das in Jahren zusammengewachsen ist, zu zerstören", meint Pokropp. cn
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), die zu einem der sogenannten 29er-Verbände in Deutschland gehört, sucht neue ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich im Naturschutz engagieren möchten. Außerdem wird wegen der "zahlreichen Eingriffe in Belange des Naturschutzes auch im Main-Kinzig-Kreis" um Spenden gebeten. Das Geld kann auf ein Konto bei der Raiffeisenbank Rodenbach unter der Kontonummer 87 130 (BLZ.: 506 636 99) überwiesen werden. Nähere Auskünfte erteilt das Naturschutzzentrum Rodenbach unter der Rufnummer 06184 / 5 61 60. Die HGON wird getragen von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die ihre Freizeit und Energie dem Anliegen des Naturschutzes widmen.
Dabei werden sie von hauptamtlichen Naturwissenschaftlern und Bürokräften, die im Rahmen von ABM-Maßnahmen eingesetzt sind, unterstützt. Auch Zivildienstleistende arbeiten im Dienst der Natur.
Die Situation für Natur und Landschaft hätte sich trotz des vielfältigen Engagements aufgrund zahlreicher Eingriffe auch im Main-Kinzig-Kreis eher verschlechtert, so die HGON. are
HOFHEIM. Nach der jüngsten Magistratssitzung hat Stadtrat Reinhold Wendl (GOHL) seine Vorwürfe gegen den kaufmännischen Betriebsleiter der Hofheimer Stadtwerke im Zusammenhang mit dem Fall Haasis zurückgezogen. Anlaß seiner Kritik war unter anderem das unrechtmäßige Splitten eines Auftrags über Sanierungsarbeiten im Hallenbad. Während der Grüne Anfang der Woche unterstellte, daß den Protokollen nach nur der kaufmännische Betriebsleiter Hermann Hanel bei der entscheidenden Sitzung am 1. November 1990 anwesend war und der entlassene Haasis fehlte, nimmt Wendl diese Vorwürfe jetzt zurück - und schließt sich der Darstellung von Bürgermeister Rolf Felix (CDU) an.
Wendl bedauert seinen Fehler und entschuldigt sich bei Hanel - er habe "offenbar ein Protokoll verwechselt". Inzwischen wisse er, daß der technische Betriebsleiter Haasis bei der Sitzung am 1. November 1990 sehr wohl anwesend war. Außerdem sei seine Vermutung, daß Hanel das Splitten des Auftrags in einer Vorlage vom 10. Oktober 1990 selbst vorgeschlagen oder angeregt hätte, falsch. Wendl habe die Vorlage "verkürzt und mißverständlich dargestellt".
Bürgermeister Felix bewertet es als positiv, daß die umstrittene Entlassung des technischen Betriebsleiters, gegen den auch die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen Untreue ermittelt, nun wieder Sache der Gerichte sei. Die Stadt hat in erster Instanz beim Arbeitsgericht gegen Haasis verloren, aber Berufung eingelegt und bereits die dritte Kündigung gegen ihn ausgeprochen. Auch der Magistrat hat Vorwürfe gegen Hanel nachdrücklich zurückgewiesen - es gebe keine Zweifel an seinem rechtmäßigen Handeln. pms
LUSAKA, 5. März (Reuter). Sambias Präsident Frederick Chiluba hat am Donnerstag abend einen "begrenzten" Ausnahmezustand über das Land verhängt. In einer über Rundfunk und Fernsehen verbreiteten Rede begründete er die Maßnahme mit einer Gefahr für die Sicherheit des Landes von innen. Einzelheiten über die zuvor von der Zeitung Times of Zambia bereits gemeldeten Pläne für einen angeblichen Putsch teilte er nicht mit. Er kündigte jedoch überraschend eine Überprüfung der Beziehungen zu Iran und Irak an, mit denen der ehemalige Präsident Kenneth Kaunda enge Beziehungen unterhalten hatte.
Seit der Ablösung Kaundas nach 27jähriger Amtszeit im Herbst 1991 herrschen zwischen der regierenden Bewegung für eine Mehrparteien-Demokratie und Kaundas Vereinigten Nationalen Unabhängigkeits-Partei (UNIP) scharfe Spannungen. In Zusammenhang mit den Putschgerüchten waren UNIP-Büros durchsucht worden.
Im diesem Zusammenhang ist nach Angaben des Außenministeriums Sambias auch ein Sohn des früheren Präsidenten Kenneth Kaunda festgenommen worden.
HANAU/MIAMI. Die amerikanische Polizei hat nach eigenen Angaben einen 28 Jahre alten Deutschen festgenommen, der am 24. Januar aus dem Hanauer Untersuchungsgefängnis geflohen war. Der Mann wurde am Mittwoch in einem Vorort von Miami gefaßt. Er leistete keinen Widerstand.
Im Januar war der 28jährige zusammen mit einem 43 Jahre alten Jugoslawen aus der U-Haft ausgebrochen - wie, steht noch nicht genau fest. Vermutlich sägten sie ein Gitter durch und seilten sich mit zusammengeknoteten Bettlaken ab. Beide Männer saßen ein, weil sie im Verdacht standen, mit Drogen gehandelt zu haben. az/Reuter
NEU-ISENBURG. Eine vierköpfige Gruppe junger Männer zwischen 17 und 19 Jahren hat nach Ansicht der Polizei zwischen November 1992 und Januar 1993 allein in Neu-Isenburg mindestens drei Raubüberfälle begangen. Nach den Ermittlungen der Kripo sollen zwei der Verdächtigen am 23. November eine Spielothek überfallen und 2100 Mark gestohlen haben. Drei der vier seien am 29. Dezember für den Raubzug auf eine Isenburger Gaststätte verantwortlich gewesen, bei dem sie 6000 Mark erbeutet haben sollen. Das gesamte Quartett habe zwei Wochen danach aus einem Kiosk im Isenburg-Zentrum 300 Mark geraubt. leo
KARBEN. Zum "Bilderbuchkino" sind die künftigen Schulanfänger/-innen aus den Kindergärten der Stadt nach und nach in die Stadtbücherei im Bürgerzentrum eingeladen. Wie Büchereileiterin Elke Hauer berichtet, werden die Bücher "Morgen komme ich in die Schule" von Mira Lobe und "Selim und Susanne" von Ursula Kirchberg vorgelesen. Die zugehörigen Bilder werden als Dias gezeigt.
Die Kinder aus Okarben haben den Anfang gemacht, die Buben und Mädchen aus den übrigen Stadtteilen folgen im Lauf der nächsten beiden Wochen. Die Petterweiler Kinder sehen das Bilderbuchkino in der dortigen Stadtbücherei. de
Schäden im Wald werden immer katastrophaler Verkaufserlös kranker Bäume noch zufriedenstellend Von Alexander Polaschek BIEBERGEMÜND. Aus den Wäldern der Region kommen neue Hiobsbotschaften. Nur noch vier Prozent der Buchen über 60 Jahre und acht Prozent der Eichen über 60 Jahre sind ohne Schadmerkmale. Dies geht aus der jüngsten Bestandsaufnahme des Hessischen Forstamtes Gelnhausen in Bieber hervor. Nach den Worten von Forstamtsleiter Peter Warmbold bereitet den Forstleuten der immer schlechter werdende Gesundheitszustand des Waldes "sehr große Sorgen". Die Schadenssituation im Spessart und angrenzenden Gebieten habe sich im vergangenen Jahr weiter verschlechtert. Warmbold: "Wir müssen uns leider darauf einstellen, daß die Schadhölzer bei allen Baumarten in den nächsten Jahren drastisch zunehmen."
Der Forstamtsleiter spricht von einer "katastrophalen Entwicklung des Waldes". Um diese abzubremsen, seien weitere Maßnahmen zur Verringerung der Luftschadstoffe, insbesondere der Stickstoffverbindungen, dringend notwendig.
Die zunehmenden Schäden verschlechtern neben der ökologischen auch die wirtschaftliche Situation des Waldes. In immer größerem Umfang muß Schadholz abgesetzt werden. Mit dem Ergebnis der jüngsten Holzversteigerung zeigt sich Warmbold jedoch noch zufrieden. 27 Firmen aus dem gesamten Bundesgebiet hätten an dem Termin teilgenommen, um insgesamt 705 Festmeter Eichen- und Buchen-Stammholz zu erwerben.
Das Holz, meist stärkere Stämme, stammte überwiegend aus dem Staatswald des Forstamtes. Ein kleinerer Teil kam aus dem Gemeindewald Hasselroth und dem Stadtwald Gelnhausen. Die Eichen und Buchen stammten laut Warmbold zum größten Teil aus sogenannten Zwangsanfällen, mußten wegen Trocknis-, Pilz- und Käferschäden gefällt werden. Für einzelne Furnierstämme seien die Käufer bereit gewesen, 1300 Mark und mehr je Festmeter anzulegen.
Den Spitzenerlös des Forstamtes Gelnhausen habe ein Eichenfurnierstamm erzielt, der mit 2879 Mark je Festmeter geboten worden sei. Für die insgesamt 1,93 Festmeter werde der Käufer aus dem Ruhrgebiet mehr als 5850 Mark ausgeben. Dennoch kein Ergebnis, daß die Forstleute in Jubel ausbrechen läßt. "Ich wünschte," sagte der Forstmann Poenikke, aus dessen Revier Wirtheim der teure Stamm kommt, "die Eiche könnte weiter im Wald wachsen".
PN. LONDON, 5. März. Drei neue wissenschaftliche Studien, die jetzt in Großbritannien veröffentlicht wurden, haben den Verdacht auf eine direkte Verbindung zwischen dem Betrieb von Atomanlagen und der häufigeren Krebserkrankung von Kindern erhärtet. Die Studien setzten sich verschiedene Aufgaben, waren sich aber in ihren Resultaten darin einig, daß von einer solchen Verbindung ausgegangen werden müsse.
Die "Oxforder Untersuchung zu Krebsfällen in der Kindheit", teilweise ausgeführt von der Universität Birmingham, analysierte 15 000 Krebsfälle bei britischen Kindern in den Jahren 1953 bis 1981. Dabei wurden die Arbeitsverhältnisse der Väter der erkrankten Kinder untersucht und festgestellt, daß die Kinder von Vätern, die an ihrem Arbeitsplatz radioaktiven Staub einatmeten, eine Krebsrate verzeichneten, die deutlich höher liegt als bei anderen Kindern.
Der Leiter der Untersuchung, Tom Sorahan, sagte dazu: "Bei Radiologen und Zahnärzten schien kein größeres Risiko vorzuliegen. Zur Risikogruppe zählten Leute, die mit nuklearem Material arbeiteten - Wissenschaftler und Nukleartechniker, die innere Verseuchung erlitten haben mögen."
Seiner Einschätzung nach, meinte der Wissenschaftler, werde sich herausstellen, "daß Alpha-Strahlen ebenso wie Plutonium einen wichtigen Pfad von den Vätern zu den ungeborenen Kindern" darstellten.
Bestätigt wird der Befund durch eine zweite Studie, in Auftrag gegeben von Oxfords "Imperialem Krebsforschungs- Fonds", und vorgestellt in der jüngsten Ausgabe der Britischen Ärzte-Zeitschrift. Diese Studie, die speziell Kinderkrebs-Erkrankungen in der Nähe nuklearer Einrichtungen untersuchte, kommt zu dem Schluß, daß nicht unbedingt direkte Bestrahlung für die Genveränderungen maßgeblich sein müsse, sondern die Erkrankungen auch "von Chemikalien oder anderen radioaktiven Substanzen" verursacht worden sein könnten, "die eingeatmet oder geschluckt wurden".
Eine dritte, kleinere Studie, ebenfalls in der Ärzte-Zeitschrift vermeldet, wies erstmals eine Verbindung zwischen Müttern und Kindern auf. Diese Studie untersuchte eine seltene Form von Augenkrebs bei fünf Kindern, die in der Nähe des Kernkraftwerks Sellafield wohnten, und fand, daß die Anfälligkeit für eine solche Krebsart 20mal höher lag, sofern die Mütter der betreffenden Kinder schon lange Zeit vor Ort, in unmittelbarer Nähe Sellafields, gelebt hatten.
KELKHEIM. Die Holzlatten am Gartenzaun hängen schon etwas windschief aneinander, Lücken sind notdürftig geflickt und die Fensterläden im Erdgeschoß fest verrammelt. Jahrelang stand das Haus Taunushöhe 25 leer, vom Bund einst für Verwaltungsleute gebaut, als Frankfurt noch als Bundeshauptstadt gehandelt wurde. In diesem Monat allerdings sollen fünf Mitarbeiter der "Selbsthilfe im Taunus" (SiT) einziehen, sagt SiT-Chef Bernhard Fielenbach. Mit einem Zwei-Jahres-Mietvertrag in der Tasche ist der Mann vom Langzeitarbeitslosen-Projekt immerhin für diese Zeit um die Sorge leichter, billige Wohnungen für Mitarbeiter zu finden. Doch der nächste "Schlag" steht vor der Tür. 30 Stellen der SiT laufen auf ABM-Basis, für die der Bund jetzt die Mittel gestrichen hat. Der Verein kann aber nur einige aus eigener Tasche finanzieren: "Wer's im Laufe des Jahres nicht schafft, auf dem regulären Arbeitsmarkt was zu finden, hängt wohl wieder von Sozialhilfe ab."
Nach acht Jahren Arbeit für das Selbsthilfeprojekt, das zur "Wiedereingliederung" von ehemals Suchtkranken gegründet wurde, ist Fielenbach Tiefschläge gewohnt. Irgendwie, auch mit Hilfe von Kreis, Land und Bund, hat sich der Verein aber immer über Wasser gehalten und sogar fünf Betriebe auf die Beine gestellt: die Werkstatt für Landschaftsbau, Umzugshilfen, Maler- und Renovierungsarbeiten in Lorsbach; das Café Flot in Hofheim; die Buchbinderei in Höchst; Möbelrecycling und Landschaftsbau in Hattersheim. Demnächst wird ein Second-hand-Laden in Höchst eröffnen.
Alles in allem 70 Arbeitsstellen für Langzeitarbeitslose, die so einen handwerklichen Beruf lernen können und gleichzeitig zurück in den regulären Arbeitsalltag finden sollen. Reichtümer verdienen sie dabei freilich nicht, die Wohnungssuche ist deshalb auch für viele Problem Nummer eins. "Wir haben deshalb gleich zugegriffen, als das Angebot der Stadt Kelkheim kam."
Deren Tochter, die Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft (STEG), hat das Anwesen schon vor Jahren vom Bund gekauft, als Baugrund für die weitere Stadtplanung. Ein Zukunftsprojekt, für das eine Zwischenlösung gefunden werden mußte, sollte das Haus nicht endgültig verwahrlosen. Erste Überlegungen, es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, waren schnell verworfen, erinnert sich der Erste Kreisdezernent Gerd Mehler (SPD): "Die Stadt wollte das Haus nur für zwei Jahre vermieten, wir brauchen aber fünf Jahre Sicherheit." Den verlockenden Fang wollte sich der Sozialdezernent dennoch nicht entgehen lassen und spielte kurzerhand den Makler für die Selbsthilfe. Ein guter Zug für beide Beteiligten: Die Stadt braucht sich nur um kaputte Wasser-, Stromleitungen und Heizungsanlagen kümmern, den Rest renoviert SiT in Eigenleistung.
Rund 5000 Mark, schätzt Fielenbach, muß der Verein investieren, dann wird er die fünf Zimmer samt Gemeinschaftsräumen für 500 Mark pro Person vermieten. Mit betreuten Wohngruppen wie in Hattersheim, darauf legt Bernhard Fielenbach Wert, hat das Kelkheimer Wohnhaus nichts gemein: "Die Leute arbeiten bei uns, aber leben selbständig wie jeder andere auch." ana
FRIEDBERG. Unter einem Vorwand verschafften sich am Mittwoch drei Frauen Zugang zur Wohnung eines Friedberger Ehepaares in der Tepler Straße. Das Trio hatte die 81jährige Frau gebeten, eine Mitteilung für die Nachbarin aufzuschreiben. Während die alte Dame dies tat, gelangte eine der drei Frauen in das Schlafzimmer der Eheleute, brach dort einen Schrank auf und stahl eine Kassette mit 10 000 Mark sowie eine Frisiertasche mit Schmuck. Die Täterinnen flüchteten anschließend mit einem goldmetallicfarbenen Mercedes oder Opel. Die älteste der drei Frauen soll etwa 60 Jahre alt sein, hatte dunkle Haare und trug eine dunkle Strickjacke. Mit dunklem Hut und dunklem Mantel war die zweite Frau, die etwa 20 bis 30 Jahre alt sein soll, bekleidet. Diebin Nummer drei war etwa 20 Jahre alt, hatte lange schwarze Haare und trug eine rosa Mütze. Alle drei Frauen sprachen ausländischen Akzent. Hinweise nimmt die Kripo, Tel. 0 60 31 / 60 10 entgegen. cor
OFFENBACH. Zu einer Abendmusik mit Stücken von Josquin Des Pres (um 1400 - 1521) und Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525/26 - 1594) lädt die Französisch-Reformierte Kirche für Sonntag, 7. März, 18 Uhr, in die Kirche in der Herrnstraße ein.
Das Vokalensemble Prophet singt unter anderem das Stabat Mater eine Dichtung von Jacopone da Todi (1240-1306) oder seines Zeitgenossen, des Bischofs Bonaventura. pmü
KARBEN. Problemabfälle werden am Freitag, 19. März, eingesammelt und zwar von 9 bis 10 Uhr am Festplatz Kloppenheim, von 10.15 bis 11.45 Uhr am Bürgerhaus Petterweil, von 12.30 bis 14 Uhr am Bürgerhaus Okarben und von 14.15 bis 14.45 Uhr an der Sporthalle Burg-Gräfenrode.
Ein weiterer Sammeltermin ist am Dienstag, 23. März, anberaumt und zwar von 9.30 bis 11.45 Uhr am Feuerwehrhaus Groß-Karben, von 12.30 bis 13.30 Uhr an der Sporthalle Rendel und von 13.45 bis 15.15 Uhr am Wochenmarktplatz Klein- Karben. hm
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Kreisvolkshochschule (KVHS) Main-Kinzig wirbt nicht nur um Schüler, sondern wegen gestiegener Nachfrage auch um Sprachpädagogen. Gesucht werden Kursleiter für Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. In Frage kommen aber auch diejenigen, die eine andere Sprache (auch außereuropäisch) beherrschen.
Wie die KVHS mitteilt, seien überdurchschnittliche Sprachkenntnisse Voraussetzung. Auch sollte die zu lehrende Sprache nicht gleichzeitig Muttersprache sein. Weiter ist die Fähigkeit erwünscht, mit Erwachsenen zu arbeiten. Informationen erteilt direkt der Fachbereich Sprache der KVHS, Barbarossastraße 16, 6460 Gelnhausen (Telefon: 0 60 51 / 85 4 90).
Unter dem Motto "Fremdsprachen erlernen - ein Schritt auf dem Weg nach Europa" bietet die KVHS insgesamt 180 Kurse an. Wochenendseminare und Bildungsreisen vervollständigen das Programm.
Im Vordergrund steht dabei das Sprechen, nicht, wie früher gewohnt, das Schreiben und Übersetzen. In Form von Dialogen und Rollenspielen lernen die Teilnehmer, sich in allen möglichen Lebenssituationen zu bewähren. hok
HANAU. Erst mit anderthalbstündiger Verspätung konnte am Donnerstag eine 16 Jahre alte Mitarbeiterin einer Firma im Kinzigheimer Weg in Hanau ihren Feierabend beginnen. Die junge Frau, die erst am Montag bei dem Unternehmen begonnen hatte, war in einem Büro im ersten Stock eingeschlossen worden.
Weil sie sich nicht befreien konnte, rief sie laut um Hilfe. Die Rufe hörte ein Passant, der die Polizei alarmierte, die wiederum die Feuerwehr rief. Per Drehleiter konnte die 16jährige das Büro schließlich durch ein Fenster verlassen. az
HANAU. Drei etwa 16 Jahre alte Jugendliche haben am Donnerstag mittag im Eschenweg in Hanau einen 13jährigen Schüler mit einem Messer bedroht und ihm seine schwarze "Bomberjacke" geraubt. Die Täter, vermutlich zwei Ausländer und ein Deutscher, trugen alle drei rote Bomberjacken, schwarzweiße Turnschuhe und hatten sich schwarze Wollmützen mit Sehschlitzen über das Gesicht gezogen. Die Mützen trugen in Stirnhöhe das Emblem des Football- Clubs "Los Angeles Riders".
Die Polizei schließt nicht aus, daß das Trio auch für zwei weitere, ähnliche Fälle als Täter in Frage kommt. Am Mittwoch war einem Schüler in der Frankfurter Landstraße das Mountain-Bike, in der vergangenen Woche ebenfalls einem Schüler im Alten Rückinger Weg der Walkman geraubt worden. Die Täterbeschreibungen decken sich in mehreren Details. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az
HATTERSHEIM. Dunkle Wolken am Hattersheimer Schokoladenhimmel. Zwar ist nach Angaben der Nestlé-Konzernspitze "noch nichts entschieden", doch die Arbeitnehmervertreter halten die Schließung des Sarotti-Werkes für ausgemachte Sache. Peter Artzen, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten (NGG): "Ich erwarte nichts Gutes." Wie berichtet, erwägt Nestlé, das Hattersheimer Werk zu schließen. Das sei eine Grundsatzüberlegung, "definitiv" sei es noch nicht, beteuert Dr. Wolfgang Majer, Vorsitzender der Geschäftsführung. Für das Gedankenspiel gäben zwei Entwicklungen den Ausschlag. Sarotti müsse die Auflagen der neuen Technischen Anleitung (TA) Luft erfüllen, deshalb die alten Röstanlagen erneuern. Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 15 Millionen Mark.
Gleichzeitig sucht Nestlé einen Standort, um günstiger zu produzieren. Und da ist Hamburg im Gespräch. In der Hansestadt müssen die alten Röstanlagen ebenfalls gegen neue ausgetauscht werden. Und dort lohne nach Auffassung der Konzernspitze die Investition - vor allem wegen der kürzeren Wege: Die Kakaobohnen kommen via Schiff vor die Haustür, und die Strecke zu den beiden Abnehmern für die Schokoladenmasse in Berlin und im niederländischen Elst ist kürzer als von Hattersheim.
Behauptet auch die Konzernspitze, die Würfel würden noch rollen, für Gewerkschafter Artzen sind sie bereits gefallen. Für ihn stellt sich daher auch in erster Linie die Frage, was aus dem Standort Sarotti und was aus den 120 Beschäftigten werden soll. Wenig optimistisch ist Artzen, daß die benachbarte Nestlé-Tochter Liser einen Teil des Personals übernimmt. Von dem Verteilzentrum aus werden die Filialen beliefert. Doch der Konzern hat offenbar Abstand von Plänen genommen, diese Sparte auszubauen.
Was bleibt für die 120 Beschäftigten? Ein Wechsel in eines der anderen Nestlé- Werke etwa in Mainz, Heppenheim, Bonames oder Neuselters? Artzen ist skeptisch. Die Sarotti-Beschäftigten seien derart spezialisiert, das sie anderswo nur wenig Chancen hätten. Das gelte auch für die Altersstruktur. "Eine Vermittlung ist da äußerst kompliziert."
Artzen rechnet mit einem Sozialplan. Darin sei Nestlé erfahren. Doch der Gewerkschafter hat offenbar Sorge, daß die Arbeitnehmer sich von einem vordergründig großzügigen Angebot blenden lassen: 100 000 Mark für einen 52jährigen Familienvater mit zwei Kindern sind schließlich verlockend. Da zuzupacken, hält Artzen für kurzsichtig - nach spätestens zwei Jahren ist das Geld aufgebraucht, ob aber dann auch ein neuer Job gefunden ist . . . kkü
LANGEN. Ein 45jähriger Mann aus Langen sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft, weil er dringend verdächtigt wird, in einer Langener Autowerkstatt Fahrzeuge "umfrisiert" zu haben, berichtet die Polizei.
Schon seit längerem hatte sie den Verdacht, daß in der betreffenden Autowerkstatt nicht alles mit rechten Dingen zugehe.
In dieser Woche stießen die Polizeibeamten auf mehrere gestohlene Autos, die zum großen Teil bereits mit anderen Fahrgestellnummern ausgestattet waren.
Der Beschuldigte steht in Verdacht, noch für weitere Straftaten dieser Art verantwortlich zu sein. Die Ermittlungen dauern an. fra
GROSSKROTZENBURG. Von einem schwarzen Volkswagen der Marke Golf aus haben Unbekannte am Donnerstag morgen in der Bahnhofstraße einer 70 Jahre alten Frau die schwarze Lederhandtasche geraubt.
Nach Angaben der Polizei kam der Wagen, in dem sich die Täter befanden, von hinten und fuhr auf den Bürgersteig, bevor ein rechts vorn sitzender Mann durch das Fenster zugriff.
Die Tasche enthielt lediglich 65 Mark.
Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az
ORTENBERG. Die geplante Rede des früheren Postministers Christian Schwarz-Schilling (CDU) vor 300 Bundeswehrrekruten während eines "feierlichen Gelöbnisses" in Ortenberg (Wetteraukreis) sorgt bereits vierzehn Tage vor dem Ereignis für heftigen Meinungsstreit.
Der Landtagsabgeordnete und Wetterauer SPD-Vorsitzende Gerhard Becker zog jetzt in einem Brief an den Magistrat der Stadt Ortenberg seine bereits gegebene Zusage für die Teilnahme an der öffentlichen Veranstaltung zurück. Becker befürchtet, daß der Büdinger CDU-Bundestagsabgeordnete Schwarz-Schilling in seinem offiziellen Gelöbnisbeitrag die "grundgesetzwidrige und geschichtslose Forderung" nach einem Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Balkan-Konflikt wiederholen wird.
"Als ehemaliger Wehrpflichtiger hätte ich eine ähnliche Veranstaltung zum Anlaß genommen, um mich bei dem Vorgesetzten über eine solche Form der parteipolitischen Beeinflussung innerhalb der Bundeswehr zu beschweren", schreibt der Sozialdemokrat in einem der Frankfurter Rundschau vorliegenden Brief an Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich (parteilos).
Die Stadt Ortenberg, die am übernächsten Freitag eine Patenschaft für die im nordhessischen Stadtallendorf stationierte 4. Batterie des Beobachtungsbataillons 23 übernehmen will und deshalb ihren Marktplatz für eine Stunde in einen Kasernenhof verwandelt, bestreitet politische Motive. Willi Schneider, in der Vogelsberg-Kommune als "Verbindungsoffizier" zur Bundeswehr tätig und selbst Sozialdemokrat, berichtete, daß Schwarz- Schilling noch vor seinem spektakulären Rücktritt eingeladen worden sei: "Wir können die Einladung schlecht rückgängig machen."
Der Offizier Frank Hille, im Beobachtungsbataillon für Führung und Ausbildung zuständig, bezeichnete es als üblich, daß neben dem Kommandeur ein Repräsentant des öffentlichen Lebens bei einem Gelöbnis eine Rede hält. Zur Einladung an Schwarz-Schilling, der nach dem Rücktritt in seinem Wetterauer Wahlkreis wiederholt für einen "Einsatz der Bundeswehr bei Aktionen der internationalen Völkergemeinschaft" plädierte, sagte er: "Die politische Entwicklung hat das jetzt in eine Richtung gelenkt, die nicht absehbar war." Die Thesen, die der frühere Postminister vertrete, betonte Hille ausdrücklich, seien dessen "persönliche Meinung".
Aus Beckers Sicht hätte die Einladung nach Schwarz-Schillings Rücktritt "zurückgezogen werden müssen". Die Rede eines parteipolitisch gebundenen Abgeordneten, der keine überparteiliche Funktion mehr ausübe ("Parlamentspräsident, Landrat, Kabinettsmitglied"), stelle bei derartigen Gelegenheiten eine "ausgesprochene Ausnahme" dar: "Ihnen ist sicherlich bekannt, daß diese politische Beeinflussung in der Truppe strikt untersagt ist, zumal - wie in diesem Fall - die Soldaten durch ,Befehl und Gehorsam&rquote; zur Teilnahme verpflichtet sind und anschließend keine Möglichkeit haben, um ihre persönliche Meinung kundzutun." BERND SALZMANN
FR: Herr Minister, was bedeutet der Unfall bei Hoechst für die Akzeptanz der Chemieindustrie in Deutschland?
Klaus Töpfer: Es ist unstrittig: Wir brauchen den Standort Deutschland für eine leistungsfähige Chemie, aber wir werden ihn nur erhalten können, wenn solche Vorfälle sicher vermieden werden. Das bedeutet erstens, daß die Sicherheitstechnik immer und immer wieder überprüft wird. Der einmal erreichte Sicherheitsstandard kann uns nicht ruhig machen. Zweitens müssen wir auch die sicheren Systeme immer in Zeit- und Ablaufsituationen überprüfen, die unüblich sind. Es muß ein ständiges Training auf den Störfall hin erfolgen. Drittens muß eine umfassende vorauslaufende und nachgehende Information der Öffentlichkeit, vor allem auch der Behörden, gegeben sein. Das sind die zwingenden Voraussetzungen für den Chemiestandort Deutschland.
FR: Müssen dafür von staatlicher Seite her neue Strukturen, neue Störfall-Gremien geschaffen werden?
Töpfer: Zunächst müssen wir die vorhandenen Strukturen voll nutzen. Ich bin mir dabei mit dem hessischen Kollegen Fischer, wie sich im Umweltausschuß des Bundestages gezeigt hat, voll und ganz einig. Hier hat es in der Zusammenarbeit von Bund und Land überhaupt keine Probleme gegeben, ganz im Gegenteil. Wir haben die Störfall-Kommission, die zu den entsprechenden Abläufen gehört wird und daraus Konsequenzen ziehen soll. Wir haben den Ausschuß für Anlagensicherheit, der technische Regeln für die Sicherheit entwickeln soll. Wir müssen diese Instrumente intensiver nutzen. Und das wiederum bedeutet eine Rückfrage an die Unternehmen. Es müssen also auch sogenannte "kleine" Störfälle gemeldet und in diesen Gremien ausgewertet werden. Diese können Hinweise geben, um größere Probleme frühzeitig auszuschließen. So gab es ja wohl bei Hoechst 1986 einen vergleichbaren "kleineren" Störfall.
Wir müssen demnach eine umfassende Weiterleitungnachricht über Störfallhergänge in der Chemie, aber auch in anderen Branchen, an alle Aufsichtsbehörden und an Unternehmen sicherstellen, die in gleichen Bereichen tätig sind. Das, was wir an Weiterleitungsmeldungen im Bereich der Reaktorsicherheit ganz selbstverständlich haben, was wir dort an Sicherheitsregeln haben, muß auch für andere risikonahe Industriebereiche gewährleistet werden.
FR: Der Präsident des Umweltbundesamts hat im FR-Interview die Erarbeitung von Störfall-Szenarien gefordert.
Töpfer: Dies ist mir bekannt. Diese Aussage ist keineswegs am zuständigen Minister vorbei gemacht worden. Die Störfall-Verordnung mit ihren Sicherheitsanalysen und den Alarm- und Gefahrenabwehrplänen sind ja gerade darauf ausgerichtet, solche hypothetischen Störfallabläufe vorab zu denken und damit Schwachstellen zu identifizieren, aber auch Abhilfe- und Auffangmaßnahmen festzulegen. Herr von Lersner hat deutlich gemacht, daß dieses in der Störfall-Verordnung angelegt ist. Man muß natürlich klarmachen, daß dies dann in entsprechende Handlungsanweisungen und Kontrollaufträge einmündet.
Weder Minister Fischer - noch ein anderer Kollege - ist an mich mit der Forderung herangetreten, die Störfall-Verordnung zu novellieren. Im Gegenteil: Der Kollege Fischer hat im Umweltausschuß des Bundestages deutlich gemacht, daß eine Novellierung der Verordnung jetzt eher mehr Verunsicherung und die Bindung von Verwaltungskraft bedeuten würde als eine möglicherweise kurzfristig erreichbare Erhöhung der Sicherheit.
FR: Muß denn eigentlich erst immer ein Katastrophe oder ein schwerer Störfall passieren, bevor die Industrie bereit ist, etwas zu unternehmen?
Töpfer: Das muß unbedingt ausgeschaltet werden. Deshalb habe ich den Begriff Information nicht allein auf die nachgehende Information bezogen. Also: Wenn etwas passiert ist, ist dies die absolute Selbstverständlichkeit. Wer hier glaubt, herunterspielen zu können, der gefährdet seine Glaubwürdigkeit. Was ich will, ist auch eine vorausgehende Information. Und das bedeutet, daß wir frühzeitig, aus der besseren Kenntnis eines solchen Unternehmens, die möglichen Risiken einer Anlage oder eines Stoffes benannt bekommen, und daß wir uns vorher in Szenarien, in darauf ausgerichteten Schubladen-Planungen für mögliche Störfälle absprechen und wie wir sie abstellen können. Wir sind in der Umweltpolitik aus der Katastrophenbewältigung durch eine Vorsorge-Umweltpolitik herausgekommen. Der jeweilige Störfall gefährdet dies im Bewußtsein der Bevölkerung enorm.
FR:Sie haben die Stichworte Akzeptanz und Standortqualität genannt. Zu den Standortdiskussionen der vergangenen Monate gehörte angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung die Aussage: Zu hohe Umweltauflagen gefährden den Industriestandort Deutschland. Glauben Sie denn, so makaber dies klingen mag, daß ein derartiger Störfall Ihnen jetzt Argumente, etwa im Kabinett, gegen eine solche Behauptung liefern kann?
Töpfer: Sie sagen selbst, daß dies eine makabre Frage ist, weshalb ich sie nicht in der von Ihnen gewünschten Weise beantworten werde. Ganz ohne Zweifel bin ich über all die Jahre, in denen ich umweltpolitisch Verantwortung trage, der festen und nachweislichen Überzeugung, daß nicht Umweltpolitik den Industriestandort gefährdet, sondern daß im Gegenteil unterlassene Umweltpolitik, unterlassene Sicherheits- und unterlassene Informationspolitik massiv den Industriestandort gefährden. Und dies nicht nur wegen der Akzeptanz, sondern auch wegen der Kosten, die damit verbunden sind. Das Aufräumen und das Sanieren, sowohl in den Erwartungen der Menschen als auch in der Natur und in der Umgebung selbst ist ungleich aufwendiger als hier vorbeugend zu handeln.
Dies ist auch eine Chance für einen Industriestandort Deutschland. Ich bräuchte nicht diesen Unfall, um zu sagen, daß dies meine Überzeugung ist und bleibt. Aber durch diesen Unfall ist nun jedermann noch mal vor Augen geführt worden, daß diese Überzeugung richtig ist.
FR: Was folgt aus diesem Ereignis konkret für Ihre Arbeit?
Töpfer: Was ich gerne möchte, ist eine Stärkung der Störfallbeauftragten, die das Gesetz vorsieht.
FR: Stärkung in welche Richtung?
Töpfer: . . . in Richtung auf mehr Unabhängigkeit sowohl gegenüber der Behörde als auch gegenüber dem Unternehmen. Wir müssen die Zugangsmöglichkeiten zu Informationen und deren Multiplikation an Mitarbeiter sicherstellen. Wir müssen darüber hinaus die Möglichkeiten geschlossener Systeme überprüfen, ohne daß ich der Meinung bin, daß dies die einzige Antwort sein kann. Wir müssen die Anforderungen an die Überprüfer von Sicherheitsanalysen erhöhen, weil wir dadurch auch die Qualität dieser Analysen verbessern, die ja extern, von Behörden, überprüft werden. Wir werden dafür eine eigene Verordnung vorlegen.
Mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) sprachen die FR-Redakteure Hans-Helmut Kohl und Joachim Wille.
NEUBERG. Nicht nur Sparbücher, Euroschecks und einen CD-Player erbeuteten am Donnerstag Einbrecher, sondern auch eine doppelläufige Jagdflinte.
Laut Polizei drangen sie in die Wohnung in der Friedrich-Ebert-Straße in Ravolzhausen ein, nachdem sie ein Schlafzimmerfenster aufgebrochen hatten. az
Der Widerborst
Schleifer Platzeck in der "O8/15"-Kinoserie machte ihn bekannt, trotzdem: Wenn schon Militär, dann lieber Saboteure oder Deserteure: "Ich spiele bewußt nie den tapferen Kampfeshelden." Hans- Christian Blech hatte "am liebsten unbequeme Charakterrollen". Sein nach einem Autounfalls narbengezeichnetes, scharfkantiges Gesicht mit den hellwachen Augen, dem immer zu einem mokanten Lächeln bereiten Mund, darüber die weißblonden, ungebärdigen, oft borstig sich abspreizenden Haare: Ein beträchtliches Widerstandspotential brachte er schon vom Erscheinungsbild seinen Rollen mit. Blech war einer der raren Charakterköpfe im deutschen Kino der 50er-Jahre, dem er adieu sagte, um lange Zeit nur noch im Ausland zu drehen.
Begonnen hat er als Bühnenschauspieler, gelernt bei keinen geringeren als Kortner und Brecht. Über ein Jahrzehnt gehörte er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele, gastierte in Zürich und am Wiener Burgtheater, verkörperte große Partien: den Matti im "Puntila", Spitta in den "Ratten", Danton und Woyzeck bei Büchner, den Schinderhannes (1957 am Frankfurter Schauspiel), Arthur Millers große Männerpartien. Später war er bei der Uraufführung von Hochhuths "Soldaten" dabei, gab den Bronnenschen Kohlhaas und Shakespeares Richard III. Allemal darstellerische Unternehmungen mit starker, gleichwohl disziplinierter, manchmal wie mühsam gedrosselter physischer Präsenz bei gleichzeitiger intellektueller Kontrolle.
Festgegründet bald international der Ruf als Filmschauspieler für sperrigere Charaktere. Verheißungsvoll der frühe Beginn 1948 in Erich Engels "Affäre Blum"; keine Perspektive dann im westdeutschen Nachkriegsfilm, dafür in den 60ern mancherlei US-Produktionen wie "Der längste Tag", Verpflichtung bei Chabrol, und, endlich, von den jungen Regisseuren des neuen deutschen Films: Reitz ("Cadillac"), Wenders ("Falsche Bewegung"), Hauff ("Das Messer im Kopf"). Blech hatte nun Alter und Reife erreicht, strahlte Lebenserfahrung ab, ohne je betulich oder abgeklärt zu wirken. Der Hofrat Behrens in Geißendörfers "Zauberberg" lag ihm am Herzen, von Szabos "Oberst Redl" sprach er gern.
Ein zurückhaltender Mensch war Hans-Christian Blech zeitlebens, einer, der sich ebenso gern dem Publikum stellte, den Erfolg genoß, wie privat die Unauffälligkeit. Lange Zeit hat er in Südfrankreich gelebt, sodann in München, wo er im Alter von 78 Jahren gestern einem Herzversagen erlegen ist. HS
cri FRANKFURT A. M. Mit der anhaltenden Auftragsflaute in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft schnellt die Zahl der Kurzarbeiter immer stärker in die Höhe. Mehr als eine Million Beschäftigte waren im Februar im Westen der Republik eingeschränkt beschäftigt - gut ein Fünftel mehr als im Januar und gut viermal so viele wie zwölf Monate zuvor. Besonders betroffen waren der Straßenfahrzeug- sowie der Maschinenbau, wo zuletzt 296 600 beziehungsweise 180 000 Beschäftigte nicht voll eingesetzt wurden. Damit stehen in Deutschland noch mehr Stellen auf der Kippe. Reicht die Kurzarbeit zur Überbrückung von Orderengpässen nämlich nicht aus, steht in den meisten Fällen ein Personalabbau an. "Weitere Kurzarbeit ist für den März angemeldet", deutet die Bundesanstalt für Arbeit die Aussichten an.
"Der Arbeitsmarkt in ganz Deutschland macht uns derzeit wenig Freude", meint ihr Präsident Bernhard Jagoda. Sorge bereitet ihm vor allem der anhaltende Rückgang der Beschäftigung. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm die Zahl der Erwerbstätigen (West) im Januar erneut um 265 000 im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Und dies, "obwohl immer mehr Beschäftigungsverhältnisse durch die Gewährung von Kurzarbeitergeld stabilisiert werden", sagt Jagoda.
Diese Entwicklung und die steigende Zuwanderung erklärten auch die Zunahme der Erwerbslosigkeit im vergangenen Monat, die "üblicherweise" eigentlich von Januar auf Februar etwas zurückgehe. Zuletzt hatten 30 900 Männer und Frauen mehr als im Vormonat keinen Job, binnen Jahresfrist waren es sogar 424 500. Allerdings, so Jagoda, dürfte die "überdurchschnittliche" Kälte im Februar die "Tendenz etwas überzeichnen".
Besorgniserregend ist die wachsende Zahl junger Leute, die auf der Straße sitzen. Mehr als 70 000 unter 20 Jahren wurden im Februar registriert und damit fast 12 000 mehr als zwölf Monate zuvor. Bedenklich stimmt Jagoda dabei vor allem, "daß es in jüngster Zeit anscheinend zunehmend auch die Jugendlichen nach betrieblicher Ausbildung trifft". Im Januar und Februar seien es mit 27 000 fast 50 Prozent mehr gewesen als vor einem Jahr.
In den neuen Bundesländern ist die Erwerbslosigkeit insgesamt zwar leicht zurückgegangen, die Quote war jedoch zuletzt knapp doppelt so hoch wie im Westen. Dabei seien die einzelnen Instrumente zur Entlastung des Arbeitsmarktes noch nicht berücksichtigt, meint der Chef der Nürnberger Anstalt. Rund 655 000 Männer und Frauen - 11 000 mehr als im Vormonat - erhielten zum Beispiel Altersübergangsgeld. Rund 314 000 Personen und damit 11 000 weniger waren in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen untergebracht. Des weiteren ist die Kurzarbeit zu berücksichtigen, die laut Jagoda "erstmals seit April 1991" wieder stärker Jobs stabilisiert hat. Die Zahl der Betroffenen nahm von Januar auf Februar um 20 400 auf 234 900 zu. Durch die genannten Instrumente sowie berufliche Weiterbildung ergab sich nach Angaben von Jagoda eine Entlastung von 1,7 Millionen Personen. Andernfalls wäre die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland weitaus höher gewesen.
WÖLFERSHEIM. Gegen rechtsextreme Gewalttaten demonstrierten am Donnerstag abend knapp 100 Menschen in der NPD-Hochburg Wölfersheim. Ein Transparent mit der Aufschrift "Wer NPD wählt, hilft beim Morden mit" vorantragend, bewegte sich der Demonstrationszug vom Ortseingang aus Richtung Hungen zum Rathaus, an dem Kreuze für die Opfer rechtsextremer Bluttaten niedergelegt wurden (unser Bild).
Zu der Demonstration hatte der Antifaschistische Arbeitskreis Nidda sowie der Antifaschistische Arbeitskreis der Gießener Kreisschülervertretung aufgerufen. Für die rechtsextremen Ausschreitungen in Deutschland seien die rechtsextremen Parteien verantwortlich, die jahrelang versucht haben, für alle realen Probleme wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot Randgruppen, wie ausländische Bürger und Asylsuchende, verantwortlich zu machen, hieß es im Aufruf zu der Demonstration in der Bergarbeitergemeinde, in der die NPD bei den Wahlen zur Gemeindevertretung vor vier Jahren mit 17,4 Prozent der Stimmen ihr bundesweit bestes Ergebnis erlangte.
Nach der Abschlußkundgebung vor dem Rathaus versuchten einige Demonstranten zum Wohnhaus des NPD-Führers Volker Sachs zu gelangen, wurden aber von der Polizei daran gehindert. Vor dem Rathaus wurde indessen ein Transparent mit der Aufschrift: "1933 = 1993. Diese Rechnung darf nicht aufgehen.", das die Demonstranten zurückgelassen hatten, angezündet und verbrannte. ieb
OFFENBACH. Mit einem Beil wollte ein Mann mit einem dunklen Vollbart am Mittwoch in einem Mehrfamilienhaus im Waldhofgebiet eine Wohnungstür einschlagen. Sein Pech, der Bewohner, der gerade unter der Dusche stand, und von dem lauten Hämmern alarmiert wurde, wollte wissen, was das soll, worauf der Bärtige aus dem Haus flüchtete.
Wie die Polizei feststellte, hatte der Mann offensichtlich versucht, in eine weitere Wohnung im gleichen Stockwerk einzudringen. Gelungen war ihm das im 13. Stock des Hauses. Dort wurde eine Wohnung von oben bis unten durchwühlt.
Die Polizei beschreibt den Mann als 30 Jahre alt und 170 Zentimeter groß. Auf dem Kopf trug er eine grüne Baseballmütze. Hinweise werden unter 80 90-259 entgegengenommen. pmü
rei/me BONN/WIESBADEN, 5. März. Unter dem Druck der CDU/CSU- Bundestagsfraktion muß die Koalition über die künftigen Verkehrsabgaben neu verhandeln. Fraktionschef Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte am Freitag neue Gespräche an, nachdem sich die Unionsfraktion geweigert hatte, die von der Koalitionsführung unter Vorsitz von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vereinbarte Lösung zu akzeptieren. Sie sah vor, am 1. Januar 1994 die Mineralölsteuer um 13 Pfennig pro Liter zu erhöhen und die Einführung einer Autobahn-Vignette zu vertagen. Kohl sagte, der Vorgang sei ein "normaler Ablauf". Die SPD forderte den Rücktritt der Regierung.
Die CDU/CSU-Fraktion hatte am Donnerstag abend in Abwesenheit Kohls die Koalitionsentscheidung verworfen. Sie forderte Nachverhandlungen, um ein Mix-System aus Gebührenvignette für Lkw und Pkw sowie einer geringeren Mineralölsteuer-Erhöhung am 1. Januar 1994, aber "auf jeden Fall so schnell wie möglich" einzuführen. Die Regierung Kohl solle "mit Nachdruck" auf Zustimmung der EG zur Vignette hinwirken.
Schäuble bestritt, daß es sich um einen Aufstand der Fraktion gegen Kohl handele. Derartige "Dramatisierungen" seien "absolut ohne Gehalt". Kohl habe "früher als alle anderen" eine Mischung aus Steuererhöhung und Vignette befürwortet. Jetzt müsse man in der Koalition "ganz entspannt" neu verhandeln.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sagte in RTL, das Hin und Her mache die Menschen nervös. Der FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms bezeichnete die Mineralölsteuer-Erhöhung als die einzige Möglichkeit, die Mittel zur Finanzierung der Bahnreform aufzubringen. Der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP, Andreas Reichel, warf Kohl vor, "den Hausforderungen der nächsten Jahre nicht mehr gewachsen zu sein".
SPD-Geschäftsführer Peter Struck sagte, Kohl habe die Koalition "nicht mehr im Griff". Er forderte die Union auf, den Weg für einen Wechsel freizumachen.
Kohl sagte in Wiesbaden, er sehe in der Fraktionsentscheidung keinen außergewöhnlichen Vorgang. Mit einer "winzigen Ausnahme" habe die Fraktion die Vorlage der Koalitionsrunde akzeptiert. Daß ein Detail aus einem "größeren Paket" nach Diskussionen noch einmal geändert werde, sei "der normale Ablauf des parlamentarischen Lebens".
Kohl kündigte an, daß die Mineralölsteuer um mehr als die jetzt geplanten 13 Pfennig pro Liter erhöht werden soll, falls es zur Vignette nicht kommt.
(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 3)
COSTA MESA, 5. März (dpa). Der US- amerikanische Geschäftsmann Milan Panic, der im vergangenen Sommer als Ministerpräsident die Regierungsgeschäfte Rest-Jugoslawiens übernommen hatte, will in die USA zurückkehren und wieder die Leitung des in Kalifornien ansässigen Pharmakonzerns ICN sowie der drei Tochterunternehmen übernehmen. Er wolle sich wieder der Herausforderung stellen, die Expansionspläne des Unternehmens für neue Märkte umzusetzen, hieß es in einer vom Konzern INC verbreiteten Erklärung Panics.
Panic, der in Belgrad geboren wurde und später die US-Staatsbürgerschaft erhielt, hatte sich mit Übernahme der Regierungsgeschäfte von Serbien und Montenegro im vergangenen Juli von INC beurlauben lassen. Er hatte während seiner Regierungszeit Wirtschaftsreformen und die Friedensgespräche für das ehemalige Jugoslawien unterstützt.
MAIN-KINZIG-KREIS. Eine pessimistische Grundstimmung in der Bevölkerung wird sich nachhaltig auf das Wahlverhalten beim morgigen Urnengang auswirken. Davon sind alle überzeugt, die die FR nach ihren Erwartungen für den Ausgang der Kreistagswahl befragte. Protest und Frustration äußern sich nach übereinstimmender Meinung in zweierlei Hinsicht: Nichtwähler nehmen spürbar zu und die Republikaner kommen mit Sicherheit in den neuen Kreistag.
Da die Kommunalwahl - außer Landrats- und Bürgermeisterwahlen - in diesem Jahr der einzige Urnengang sei, gehe es vielen auch darum, "es denen in Bonn zu zeigen", so die Überzeugung von Bernd Heil, Referent der Katholischen Regionalstelle für Erwachsenenbildung im Kreis. Diese Meinung teilt auch Hans Bender, stellvertretender Leiter der Hanauer Martin-Luther-Stiftung. Spar- und Steuererhöhungsdebatten im Zusammenhang mit der deutschen Einheit drückten sich vielfach in Proteststimmen aus, ist sich auch Hartmut Pausch, Sprecher des Hanauer Leybold-Konzerns, sicher.
Bei einem Symposium der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung war von zweierlei Protestverhalten die Rede: Fast vier Fünftel der von Infas befragten Wahlberechtigten sehen in abnehmenden Urnengängen ein Zeichensetzen gegen schlechte Politik. Und sechs von zehn Wähler beklagen, mit der Stimmabgabe nicht genug Einfluß auf die Politik zu haben. Darüber hinaus sehen die Wahlforscher in der Stimmabgabe für Rechtsparteien wie die Republikaner Unmutsäußerungen insbesondere sozialer Unterschichten, die vornehmlich durch Fremde ihren oft bescheidenen Wohlstand bedroht sehen.
Auf die Lage im Schlüchterner Raum kann das beispielsweise Marion Hergenröder übertragen, Verwaltungsangestellte in der DGB-Nebenstelle Schlüchtern. Arbeitslos ist dort jeder Zwölfte, und unter diesen äußern nach ihrer Erfahrung viele, sie wählten die rechtsextremen Republikaner. Sie rechnet aber auch damit, daß sich der Unmut über Sozialkürzungen und Mineralölsteuererhöhung auf Bundesebene zu Ungunsten der CDU und zu Gunsten der SPD im Main-Kinzig-Kreis auswirken könne.
"Ich fände Reps im Kreistag schlimm, aber das wird passieren", befüchtet Petra Friedrich, stellvertretende Pressesprecherin des Hanauer Versandhauses Schwab. Sie bezweifelt, ob diese Gruppierung ihren Wählern über das Asylthema hinaus mehr bieten könne und fragt sich, wie deren Mitarbeit im Kreistag überhaupt aussehen soll. Ähnlich wie andere erwartet sie aber auch viele, "die gar nicht wählen gehen, weil sie nicht wissen, was sie machen sollen".
Leybold-Sprecher Pausch rechnet mit nur 60 Prozent Wahlbeteiligung. Ähnlich wie er schätzen auch die anderen Befragten den Republikaner- Anteil mit acht bis zehn Prozent ein. Niels Haupt, Doktorand der Theaterwissenschaften aus Gelnhausen und in der heimischen Kunstszene kein Unbekannter, befürchtet annähernd zehn Prozent Republikaner-Anteil, weil viele Menschen speziell in Hanau und Gelnhausen wegen der dort lebenden oder noch zu erwartenden Asylbewerber ungeduldig seien und von den regierenden großen Parteien leider spontane und schnelle Entscheidungen wollten statt längerer Meinungsbildungsprozesse. Daß die SPD stärkste Partei bleibt, davon ist er wegen der "guten Figur", die Landrat Karl Eyerkaufer abgebe, jedoch überzeugt. Der CDU-Spitzenkandidat Hubert Müller andererseits sei "nicht so schlecht, daß die CDU noch weiter in den Keller fällt".
Leichte Verluste für die SPD, die 1989 45,7 Prozent erreichte, und etwas höhere für die CDU, die vor vier Jahren bei 34,9 Prozent lag, das ist unter den Befragten am häufigsten zu hören. Helmut Stein von der Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer in Hochstadt rechnet als einziger mit leichten Zugewinnen der SPD und traut der Partei damit eine absolute Mehrheit zu. Dafür spricht seiner Meinung nach, daß Eyerkaufer als beliebter Landrat angesehen werde. Den CDU-Wahlkampf habe er dagegen als "sehr defensiv" wahrgenommen. Die Republikaner erwartet er im Kreistag, weil das Thema Asyl in den Köpfen vieler Unzufriedener geblieben sei. Die Grünen könnten vom Hoechst-Unfall in Frankfurt profitieren, schließt er nicht aus.
Klaus Arnold, evangelischer Pfarrer in Schlüchtern, befürchtet, es werde keine eindeutigen Mehrheiten und damit Probleme geben, wer mit wem zusammen regieren könne. Niels Haupt rechnet fest mit einer großen Koalition, weil darauf in Hessen viele Anzeichen hindeuteten und rot-grüne Bündnisse "Auslaufmodelle" seien. Nur Marion Hergenröder hofft, daß sich SPD und Grüne im Kreistag "noch einmal zusammenraufen".
FDP und FWG spielen in den Prognosen der Befragten durchgängig keine Rolle. Zur Erinnerung: Mit 4,2 Prozent verfehlten die Freien Demokraten 1989 den Einzug in den Kreistag knapp.
KARBEN. Zwei neue Bastelkurse für Kinder bietet das Mütterzentrum an. Kinder von 6 bis 8 Jahren sind am Dienstag, 16. März, von 15 bis 16 Uhr in die Hauptstraße 84 zum Basteln von Stockpuppen eingeladen. Die Kurse werden an zehn Nachmittagen für insgesamt 40 Mark angeboten. Anmeldungen bei Marion Storck, Telefon 0 61 01 / 4 20 85.
Am Dienstag, 6. April, um 15 Uhr beginnt im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben ein Töpferkursus für Kinder ab zehn Jahren. Er erstreckt sich auf drei Nachmittage. Die Teilnahme kostet 40 Mark. Anmeldungen bei Vera Dehn, Telefon 0 60 39 / 73 27. hm
In manchen Fernseh-Zeitschriften und Supplements von Zeitungen wimmelt es von ihnen - von Anzeigen meist eher unbekannter Versandunternehmen. In den Annoncen preisen die Firmen vermeintliche Raritäten an und hoffen, daß Sammlerherzen höher schlagen und die eigenen Kassen in Kürze prall gefüllt sind.
Da werden die unterschiedlichsten Dinge offeriert: Die Rede ist beispielsweise von limitierten Ausgaben von Tellern mit Katzen- oder Teddymotiven, die natürlich wegen der begrenzten Zahl von Brenntagen rasch geordert werden müssen und zudem eine stattliche Wertsteigerung in Aussicht stellen. Ähnlich wird die Werbetrommel für Porzellan-Puppen mit speziellem Outfit, für die schneidige Nachbildung eines Sportwagens im Miniformat oder für rare Münzen gerührt.
Bei solchen Angeboten ist freilich meist Vorsicht geboten. Die Zeitung Verbraucher Aktuell der Verbraucher- Zentrale Nordrhein-Westfalen ging den Anzeigen auf den Grund und kam dabei zu einem ernüchternden Ergebnis: Die angeblichen Raritäten hätten sich häufig als "billiger Plunder" herausgestellt. Konsumenten sollten bei solchen Offerten den Geldbeutel geschlossen lassen. Sie sparen damit nicht nur Bares, sondern verhindern auch eine oft auf die erste Order folgende Flut von neuen Werbeprospekten im Briefkasten. has
ALTENSTADT. Zu einem Trödelmarkt lädt die Damengymnastikabteilung des VFL-Altenstadt für Sonntag, 14. März, von 11 bis 17 Uhr in die Altenstadt-Halle ein. Wer sich mit einem eigenen Stand beteiligen möchte, muß fünf Mark Standgeld zahlen und einen Kuchen für die Kuchentheke backen. Zur gleichen Zeit wird in den vorderen Räumen der Altenstadt-Halle ein Basteltreff angeboten, bei dem kleine Geschenke selbst hergestellt werden können. re
doe FRANKFURT A. M. Die wachsende Belastung der deutschen Unternehmen durch Lohnzusatzkosten muß nach Meinung der Bonner Regierung mit radikalen Schritten gebremst werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, schwebt dem Wirtschaftsministerium ein Einfrieren der Gesamtbelastung durch Sozialversicherungsbeiträge auf dem gegenwärtigen Niveau von 37,4 Prozent vor. "Man könnte noch einen Schritt weitergehen und eine Senkung auf 35 Prozent innerhalb von drei bis fünf Jahren vorgeben", sagte Staatssekretär Johann Eekhoff bei dem gestrigen Festakt des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in der Alten Oper.
Möglich soll diese Trendwende bei den Beiträgen zur Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung im wesentlichen durch die Verlängerung der Lebensarbeitszeit werden. Ein Ansatz sei die von den Länderchefs beschlossene Verkürzung der Regelschulzeit auf zwölf Jahre. "Besonders wirksam", so der Staatssekretär, wäre auch eine "stufenweise Erhöhung des Rentenzugangsalters" etwa auf 67 Jahre, eine "deutliche" Verringerung der durchschnittlichen Studiendauer und eine Verlängerung der individuellen Arbeitszeit. Als Schritt in die richtige Richtung stellte Eekhoff die in Bonn beschlossene Kompensation des Arbeitgeberanteils zur Pflegeversicherung heraus.
"Aufgrund der demographischen Entwicklung und der steigenden Ansprüche", warnte der Staatssekretär, drohten die Lohnzusatzkosten hierzulande andernfalls "aus den Fugen zu geraten". Im Vergleich zum Vorjahr sei die Beitragslast zuletzt um 1,2 Prozentpunkte geklettert. In der laufenden Periode drohe eine weitere Erhöhung auf 40,2 Prozent. Zusammen mit den Lohnsteigerungen, die dem Produktionszuwachs davonliefen, sei dies Gift für die inländische Konjunktur.
Mit seiner Kritik am "selbstzerstörerischen Verteilungskampf" dürfte Eekhoff dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Tyll Necker, aus der Seele gesprochen haben. Necker warnte angesichts der weltweiten Rezession und der Probleme in Ostdeutschland vor dem "fatalen Irrtum, wir könnten so weitermachen wie bisher". "Der Wohlstand hat zu viele faul und träge gemacht", wetterte der Lobbyist vom Podium und rief die Zuhörer auf, die "Tyrannei des Status quo" zu überwinden.
In die gleiche Kerbe schlug ZVEI-Vorsitzer Eberhard von Koerber, der "eine dauerhafte Konservierung überkommener Strukturen" in den neuen Bundesländern ablehnte. Im Westen, mahnte er, sei eine stärkere Unterstützung des technischen Fortschritts, zu dem auch die Kernenergie zähle, erforderlich. Der vor 75 Jahren in Berlin gegründete ZVEI, der 1949 in Frankfurt neu begann, vertritt rund 1300 Elektro- und Elektrotechnikunternehmen mit mehr als einer Million Beschäftigten. 1991 hatte die inzwischen unter Produktionsrückgang leidende Branche 207 Milliarden Mark umgesetzt.
WIESBADEN. Rund 6,5 Hektar beansprucht der Bund von dem Areal des früheren US-Camp Lindsey für eine Außenstelle des Bundeskriminalamts. Dies teilte der Staatssekretär im Finanzministerium, Jürgen Echternach, auf Anfrage der SPD-Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul mit.
Die sozialdemokratische Politikerin hält diese Antwort aus Bonn für "völlig unbefriedigend". Denn dort sei man offenbar der Meinung, daß auf der dann noch verbleibenden Fläche von 25,5 Hektar die Pläne von Stadt und Land zu verwirklichen seien. Dies allerdings sieht Heidemarie Wieczorek-Zeul anders: Sie forderte das Finanzministerium auf, von seinem Konzept Abstand zu nehmen, auf dem Camp Lindsey das BKA zu etablieren. Das Gelände werde von der Landeshauptstadt dringend für Wohnungsbau, Studentenwohnheim und andere städtische Einrichtungen benötigt. Mit ihrer Initiative hatte die Politikerin eine entsprechende Idee des Wiesbadener Oberbürgermeisters Achim Exner aufgegriffen. maf
WIESBADEN. Der Treffpunkt für ausländische und deutsche Frauen - eingerichtet von der evangelischen Erwachsenenbildung Wiesbaden - steht am Donnerstag, 11. März, 19.30 Uhr, im Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6, unter dem Thema "Interkulturelle Frauenarbeit in Wiesbaden".
Gast ist Maryat Ghaffari vom Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten.
Sie wird über ihre Erfahrungen der Zusammenarbeit der Migrantinnen- Organisationen berichten.
Gemeinsam mit der Wiesbadener Frauenbeauftragten Margot Brunner und Lütfye Ulas, der Frauenbeauftragten des Ausländerbeirats, wird diskutiert, ob das Frankfurter Modell für Wiesbaden Beispiel geben könnte. maf
WIESBADEN. "Völkermord in Bosnien- Herzegowina" heißt ein Wochenend-Seminar, zu dem die Frankfurter Sozialschule vom 23. bis 25. April in das Wilhelm-Kempf-Haus in Naurod einlädt. Es soll über die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im früheren Jugoslawien informieren. Neben einer historischen und politischen Analyse der Wurzeln des Bürgerkriegs stehen Augenzeugenberichte im Mittelpunkt des Seminars. Zwei Flüchtlinge aus Bosnien sprechen über ihre Erlebnisse. Eine zeitweilige Teilnahme ist möglich. Nähere Informationen und Anmeldeformulare gibt es bei der Frankfurter Sozialschule, Wilhelm- Kempf-Haus 1 in 6200 Wiesbaden, Telefon 0 61 27 - 7 72 90. maf
Es gibt Konzepte, die aufgehen. Zum Beispiel das der kulturellen Innenstadtbegrünung mit Wegweisern zum Tigerpalast, zur Zeilgalerie, zur Groschenoper oder zum Café Cult in der Schillerpassage. Da mag der gewitzte Botaniker über den Unterschied zwischen Topfpflanzen und Hydrokulturen sinnieren, der kritische Stadtplaner über die Metamorphose von Pflanzen zu Blumenkübeln, der be- und versorgte Sozialpolitiker über die Verwandlung von Stadtbürgern in Umlandtouristen - die Immobilie City weiß sich zu helfen: Sie mobilisiert die Leute.
So ist das Café Cult mit Recht stolz auf seine mehr als siebzigprozentige Auslastung der wöchentlich wechselnden Veranstaltungen, die im Keller der Schillerpassage täglich bis zu 70 Leute mit Fun & Food versorgen. Was die traditionellen Frankfurter Kellerclubs wie Cooky's, Jazzkeller oder Sinkkasten nicht erreicht haben, die neuen kulturellen Leidenschaften Frankfurter Grundbesitzer und Bauherren (früher auch mal "Immobilienhaie" genannt) schaffen es: Die selbstgebaute Wüste lebt.
In der Bar im Erdgeschoß herrscht bis weit nach Mitternacht Gedränge. Mob & Snob stoßen an, statt einer Musicbox vertreibt der schwarze amerikanische Jazz- und Blues-Pianist Roland Haynes nahezu unerhört den Horror vacui vor ständig gefüllten Gläsern, eine üppig anmutende Geräuschkulisse bildet das Passepartout für ein Plakat, das all jene Lügen strafen will, die behaupten: "There ain't no love in the heart of the city." Mindestens Sex ist am Platz. Mancher hier geschlossene "minimal deal" zwischen Geldgebern und Künstlern und zwischen Kleiderständern unterschiedlichen Geschlechts mag dazu beitragen, daß die Sache Zukunft hat. Es gibt eben Konzepte, die aufgehen.
Es gibt aber auch Konzepte, die nicht aufgehen. Und dazu gehört die musikalische Weltumseglung über appetitlichem Seezungen-Menü, die Peter Horton mit seiner Gefährtin Slava Kantcheff in der circa 120 Quadratmeter großen Katakombe des Café Cult bot. Statt eines Menüs servierte er ein Häppchen-Buffet, und wer so weit in die Saiten greift und sein Duo auch noch "Feuerfinger" nennt, muß sich am selbstgesetzten Anspruch messen lassen.
Gar keine Frage ist die Begabung von Slava Kantcheff. Die klassisch gebildete Pianistin steht mindestens am Ufer zur Virtuosität, sie konnte mithalten, wo ihr Partner an den Zupfinstrumenten gnadenlos versagte. Die Weltreise begann in Italien, führte über österreichische Almen nach Paris, schlingerte gen Südamerika, um schließlich via Deutschland im Orient bruchzulanden. Die Erholung vom Urlaub (Zugabe) fand in Memphis statt: "All Shook Up" von Elvis lautete der letzte Seufzer dieser Tramp-Tour.
Auf der akustischen Gitarre nicht immer taktsicher, aber passabel spielend, vergriff sich Horton - es lebe die Folklore - zwischendurch in den Saiten des südamerikanischen Charango und des arabischen Ud, und das sollte er in dieser Stadt besser bleiben lassen, denn das hört man beim Samstagseinkauf auf der Zeil besser, und dort kostet es nur eine freiwillige Mark. Sein Vortrag der Ballade von Mackie Messer (auf Englisch, warum, blieb trotz Ansage schleierhaft) bleibt besser ungewürdigt.
Überzeugen konnte Horton nur mit den kurzen Rezitationen der eigenen Literatur. Da kam Humor zum Vorschein, Witz und Vorwitz, wie man sie aus seinen gelungenen TV-Präsentationen kennt. Der Pole Chopin mußte auf dem Zwischenstopp in Paris schließlich herhalten für das Quere dieses Abends: er brachte Cis-Moll-"Pfeffer in die gelangweilte Pariser Bourgeoisie" - die heimische klatschte.
Im Timing vom Café-Cult-Team bestens künstlergerecht organisiert (kein Ausschank und kein Service während der Darbietung), war gar nicht einzusehen, daß Horton seine Konzertgitarre mit Flanger, Kunsthall, Echo und sonstigem elektronischen Schnickschnack über die Anlage schickte. Nur wenige piepende Digitaluhren störten die Ruhe im Raum. Und die leise Klimaanlage im Keller der Schillerpassage weckte wohlige Assoziationen an das Meeresrauschen bei einem Weltenbummlertrip, der an diesem Abend nur auf schlecht reproduzierten Postkarten stattfand. WOLFGANG SPINDLER
he STUTTGART, 5. März. Zur Vorbereitung auf ihren außerordentlichen Gewerkschaftstag im September 1994 in Bremen wird in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) eine Debatte über eine interne Organisationsreform geführt. Die Vorsitzende Monika Wulf-Mathies, die am Freitag dazu Materialien und zwei Gutachten der Professoren Erich Frese (Köln) und Ulrich von Alemann (Hagen) vorlegte, nannte als Schwerpunkte, die Aufgaben zu dezentralisieren, die Organisation zu entrümpeln und die Befugnisse der Organe zu stärken. Schwachstellen der Arbeit seien bisher unter anderem Unüberschaubarkeit, Parallelarbeit und zu geringe Einflußmöglichkeiten für die Mitglieder gewesen. Überall gebe es ein "breites Unbehagen", dem insbesondere durch eine bessere Ausstattung der Kreisverwaltungen mit Mitteln und Kompetenzen begegnet werden soll.
Die ÖTV-Vorsitzende sagte, daß bei den Sparmaßnahmen in der ÖTV - die Gewerkschaft hat ein Defizit von 50 Millionen Mark, das bis 1996 abgebaut sein soll - keiner der 3000 hauptamtlichen Mitarbeiter entlassen würde.
NIDDATAL. Schmerzen kann man ohne Medikamente durch gezielte Entspannung lindern (dazu nebenstehender Bericht). Ein entsprechender Kursus wird im evangelischen Gemeindehaus Assenheim am Montag, 8. März, um 19 Uhr angeboten. Bitte bequeme Kleidung und eine Wolldecke mitbringen, teilen die Veranstalter mit. de
LANGEN. Der mit 3000 Mark dotierte Kulturelle Förderpreis der Stadt Langen geht in diesem Jahr an die Langener Gesangssolistin Christine Buttel. Die Jury, so ihr Vorsitzender, Bürgermeister Dieter Pitthan, will die junge Künstlerin mit dieser Entscheidung darin bestärken, ihre "vielversprechende musikalische Arbeit als Gesangssolistin fortzusetzen" und ihre Verdienste um den Chorgesang in der Stadt würdigen. In der Jury vertreten waren je ein Delegierter aus den Fraktionen im Stadtparlament und die Leiter von Kulturamt und Kulturabteilung.
Die 31jährige Christine Buttel lebt in Langen, machte hier ihr Abitur und studierte in Frankfurt Musik (Hauptfach Gesang) und Deutsch für das Lehramt. Heute ist sie Lehrerin in Dietzenbach. Ihr Studium vertiefte sie durch private Gesangsstunden bei renommierten Lehrerinnen in Fürth und Basel. Als Sopranistin trat Buttel zum ersten Mal 1984 in Erscheinung und ist seither eine gefragte Solistin. fra
HANAU. Am Samstag, 13. März, veranstaltet die Johanneskirchengemeinde in Hanau einen Flohmarkt für alle Dinge "rund ums Kind". Wegen der großen Nachfrage wurde außer dem Gemeindehaus in der Körnerstraße 19 auch das Kinderhaus in der Büdinger Straße 9 in den Flohmarkt mit einbezogen.
Zwischen 11 und 15 Uhr werden Anbieter und Interessenten dieses Floh- und Tauschmarktes an mehr als 50 Ständen Kinderkleidung, Spielzeug und Kinderbücher als Second-hand-Waren preisgünstig anbieten und erwerben können. are
OFFENBACH. Knapp 11 000 Mark sind auf dem städtischen Konto zur Hilfe für die Menschen in Sarajewo mittlerweile eingegangen. "Das nenne ich ein gutes, ja unverhofftes Ergebnis", erklärte Oberbürgermeister Wolfgang Reuter (SPD), der die Bürger und die Offenbacher Firmen zu einer Spende aufgerufen hatte.
Mit dem Geld soll die notleidende Bevölkerung mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgt werden. "Wir setzen damit ein Zeichen der Solidarität und hoffen natürlich, daß die Güter aus Offenbach wohlbehalten in absehbarer Zeit ankommen werden", sagte Reuter.
Er bittet um weitere Unterstützung auf das Konto der Städtischen Sparkasse Offenbach, Konto-Nummer 10 758, Haushaltsstelle 98 011 01 9, Stichwort "Sarajewo", Bankleitzahl 505 500 20. pmü
HANAU. In der Reihe "Zugänge zur Bibel", die die Kirchen in Hanau vom 1. bis zum 16. März vorstellen, stehen am Montag, 8. März, zwei Punkte auf dem Programm. Um 16 Uhr beginnt im Foyer des Historischen Rathauses eine Führung durch die dortige Ausstellung "Hanauer Künstler sehen die Bibel" mit Oberstudienrat Herrmann Frey. Zum Internationalen Frauentag heißt es um 20 Uhr in der Alten Johanneskirche am Johanneskirchplatz "Feministisch gelesen". Margit Zahn, Pfarrerin an der Johanneskirche, legt "die Samariterin am Brunnen (Joh. 4, 7-26) aus. "Schon die Veranstaltungsformen zeigen, daß Christen nicht einheitlich sind und auch nicht einheitlich lehren," so Gisela Strohriegl, Pfarrerin an der Marienkriche. are
ERNST LEUNINGER, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Berufsförderungswerkes mit Sitz in Bad Vilbel, ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Das teilt das BFW mit. - Leuninger gehörte dem ehrenamtlichen Vorstand der Reha-Einrichtung als stellvertretender Vorsitzender von 1969 bis 1981 an. Damit war er maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau dieses einzigen Zentrums für berufliche Rehabilitation in Hessen beteiligt.
jm FRANKFURT A. M., 5. März. Der SPD-Europa-Abgeordnete Detlev Samland will Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) gerichtlich zwingen, die Paßkontrollen für Reisende, die aus einem anderen EG-Land kommen, an den deutschen Flughäfen abzuschaffen. Eine entsprechende Klage habe er beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht, teilte Samland am Freitag mit. Obwohl Artikel 8a der "Einheitlichen Europäischen Akte" vorschreibt, daß Personenkontrollen innerhalb der EG seit Jahresbeginn wegfallen sollten, hat der Bundesgrenzschutz am Düsseldorfer Flughafen dem SPD-Politiker nach eigenen Angaben am 27. Januar die Einreise ohne Paßkontrolle verweigert. Nicht besser erging es Samland nach eigenen Angaben auf dem Flughafen in Brüssel - "immerhin der europäischen Hauptstadt".
Die deutschen Grenzschutzbeamten hätten zur Begründung ein Papier "aus der Tasche gezogen, das ihnen das Bundesinnenministerium offensichtlich als Argumentationshilfe in die Hand gedrückt" habe, sagte Samland der FR. Danach können Personenkontrollen erst entfallen, wenn die im Schengener Übereinkommen geregelten Ausgleichsmaßnahmen in Kraft sind. "Dieses Schengener Abkommen interessiert aber nicht, da dies eine zwischenstaatliche Übereinkunft ist, bei der es vor allem um Ausländer aus Drittstaaten und Asylbewerber geht", fügte der Europa-Parlamentarier hinzu.
Samland will mit der Klage einen Vorlagebeschluß zum Europäischen Gerichtshof erreichen, damit dieser ein Grundsatzurteil fällen könne. "Hier wird ein EG-Recht kraß gebrochen. Während Eberfleisch die europäischen Grenzen frei passieren kann, werden Menschen, wenn sie Schiff oder Flugzeug benutzen, weiter kontrolliert", rügte Samland.
Er verwies dabei auch auf eine Stellungnahme des deutschen EG-Kommissars Martin Bangemann, der noch im Oktober 1992 erklärt hatte, ab 1993 seien Personenkontrollen "nicht mehr mit dem Gemeinschaftsrecht vereinbar". Eine Gerichtsentscheidung erwartet Samland frühestens in einem Jahr.
Heinz Oestergaard - der Mann, der einst die Bekleidungskultur demokratisierte Der mopsfidele Modemeister bläst heute am liebsten Glas Ausstellung im Gotischen Haus wird heute abend eröffnet Von Thomas Rüggeberg BAD HOMBURG. Ein Mann macht in diesen Tagen in der Kurstadt Station, der vor 76ã Jahren in Berlin geboren wurde und sich noch immer als "mopsfidel" bezeichnet. Mit dem Zeichenstift hat er ein Stück Zeitgeschichte geschrieben, und aus seinem Mund sprudeln die Geschichten über die Ära nach dem Zweiten Weltkrieg nur so hervor. Heinz Oestergaard, anfangs Modeschöpfer, später und noch heute Gestalter vieler weiterer Dinge, mit denen Menschen sich umgeben, wird mit einer Ausstellung geehrt, die den Titel trägt "Mode für Millionen". Eröffnet wird die Schau am heutigen Samstag um 18 Uhr im Gotischen Haus. An seine Jugend fühlt sich OB Wolfgang Assmann beim Gang durch die Museumsräume erinnert: "So eine Ausstellung bringt viel vom Lebensgefühl der damaligen Zeit zurück." Im Kaufhaus - wie heute - die freie Auswahl an guten Bekleidungsstücken zu haben, war damals alles andere als selbstverständlich. Daß es so gekommen ist, war auch ein Verdienst Oestergaards, die Demokratisierung der Mode sein Anliegen.
Als der 30jährige 1946 in seiner Wohnung den ersten eigenen Salon gründete, war er Berlins jüngster Couturier. Der Aufstieg währte bis 1967; dann gab er das Atelier in der geteilten Stadt auf, zog nach München und wurde Modeberater für das Großversandhaus Quelle. Anderthalb Jahrzehnte lang realisierte er dort seine Vorstellungen von modischer Kleidung, die sich Millionen leisten konnten, ging aber über die Textilien hinaus und entwarf auch aufeinander abgestimmte Accessoires.
Die Bad Homburger Ausstellung, die im wesentlichen auf Stücken der Modeabteilung des Berliner Museums beruht und später noch ins Museum für Angewandte Kunst nach Köln wandert, belegt die Entwicklungsschritte Oestergaards. Beispielhaft zu sehen sind neben seinen Kleidern - dem großen Ballkleid ebenso wie dem "kleinen Schwarzen" - auch Dessous ("Triumph krönt die Figur"), Schuhe, Brillen - und Uniformen. Denn in den 70er Jahren wandte sich Oestergaard dem Bereich der Berufskleidung zu: Er entwarf unter anderem die Textilien, in denen wir auch heute noch den Straßendienst des ADAC oder die Beamten der Schutzpolizei sehen.
Und der vermutlich ungewöhnlichste Auftrag kam aus der damaligen Sowjetunion: Der Deutsche zeichnete die schmucken Uniformen für die Handelsmarine der UdSSR.
Die Ausstellung, so Christine Waidenschlager vom Berliner Museum, ist nebenbei auch ein Gang durch die Geschichte der Modefotografie und der Modezeichnung. Oestergaard indessen hat sich längst anderen Betätigungen zugewandt: Nach einigen Jahren als Lehrer für Modeschüler erlernte er die Glasbläserei und fertigt heute künstlerische Gläser, Bilder, Teppiche und Möbel. Auch davon zeugt die Schau. Heinz Oestergaard lebt in Bad Reichenhall.
Die Ausstellung ist im Gotischen Haus bis zum 2. Mai zu sehen: dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr. Bei der Eröffnung heute gibt es Musik und Bewirtung aus den 50er Jahren. Der Katalog ist für 32 Mark zu haben.
jk FRANKFURT A. M. An den internationalen Rohölmärkten sind die Notierungen in Bewegung geraten. Die in London führende Sorte Brent wurde gestern zu rund 19,60 Dollar je Barrel (159 Liter) bei prompter Lieferung gehandelt. Das entspricht gegenüber Mittwoch einem Aufschlag um mehr als einen halben Dollar. Nach Auskunft der Deutschen Shell steckt dahinter eine erhöhte Nachfrage aus den USA, der vorübergehende Förderstopp im Forties-Feld, rund 150 Kilometer östlich von Schottland, und die Ansicht von Händlern, daß einige Gesellschaften "short" seien. Ein Esso-Sprecher verweist ergänzend auf die im Handel kursierenden Stimmen, denenzufolge es der Organisation erdölexportierender Länder zu gelingen scheine, ihre zum 1. März beschlossene Förderkürzung um täglich eine Million Barrel auf knapp 23,6 Millionen einzuhalten.
Deutschland hat nach den jetzt vom Bundesamt für Wirtschaft veröffentlichten Zahlen im vergangenen Jahr 99 Millionen Tonnen Rohöl importiert. Das bedeutet eine Steigerung im Vergleich zu 1991 um knapp zwölf Prozent. Die Rechnung blieb mit 22,4 Milliarden Mark jedoch nahezu unverändert, da der Durchschnittspreis je Tonne um gut zehn Prozent auf 225,80 Mark fiel. Auch die Erdgas-Einfuhr ist 1992 billiger geworden, und zwar um 17 Prozent auf 8,2 Milliarden Mark, während gleichzeitig die aus Rußland, Norwegen, Dänemark und Holland bezogene Menge um reichlich zwei Prozent auf 60,7 Milliarden Kubikmeter zugenommen hat.
MÜNCHEN, 5. März (AFP). Den Diebstahl von Musikinstrumenten im Wert von rund 70 000 Mark aus dem Züricher Konservatorium hat die bayerische Kriminalpolizei aufgeklärt. Der Dieb, ein 28jähriger Diplom-Musiker aus der Schweiz, hat die Tat bereits gestanden, teilte das Landeskriminalamt am Freitag in München mit. Eine Geige und eine Bratsche im Schätzwert von 50 000 Mark wurden inzwischen sichergestellt. Entdeckt wurde der 28jährige, als er versuchte, die wertvolle Vuillaume-Geige für 2500 Mark an eine Musikstudentin zu verkaufen. Der Vater der Studentin schöpfte wegen des niedrigen Preises Verdacht und alarmierte die Polizei.
BAD HOMBURG. "Wir wünschen, daß sich Bürger an die zuständigen Stellen wenden", versichert Gerhard Müller vom Regierungspräsidium in Darmstadt. "Es ist keinesfalls so, daß wir etwas unterbinden wollen." Die Aussage ist selbstverständlich, aber nötig: Ein Aktenvermerk von Günter Berg, Leiter des Bad Homburger Amts für Natur- und Umweltschutz, läßt den Verdacht auf eine ungewöhnliche Amtshilfe zu Lasten protestierender Bürger wachsen.
Denn laut Bergs jetzt bekanntgewordenem Vermerk hat der zuständige Beamte der Aufsichtsbehörde, im Juli von einem Bürger auf mögliche Mißstände hingewiesen, postwendend die Stadt informiert - nicht um Klarheit zu bekommen, sondern "damit diese ein Verfahren wegen Hausfriedensbruchs (gegen den Bürger, d. Red.) einleiten könne. Weiterhin sollte . . . ein Verfahren wegen wissentlicher Falschaussage und Verleumdung eingeleitet werden".
"Eine Empfehlung haben wir nicht ausgesprochen", widerspricht Müller, selbst eine Anregung stehe der Aufsichtsbehörde nicht zu. Umweltdezernent Heinrich Gerhold (FDP) kann die Frage nach der Klage-Empfehlung auch nicht klären.
Den Verdacht, Mißstände anprangernde Bürger müßten entgegen allen öffentlichen Bekundungen mit Sanktionen rechnen, weist er jedoch zurück. Der in dem Vermerk angesprochene Mann sei "nicht der sorgenvolle Bürger", sondern wolle der Stadt partout mit "unsinnigen Behauptungen" am Zeug flicken, urteilt Gerhold: "Was in dieser Sache dem Amt zugemutet worden ist - wenn da Mitarbeiter daran denken, sich zu wehren, halte ich das für verständlich."
Diese Sache, das ist das Zwischenlager für dioxinbelastetes Kieselrot hinter der Ober-Erlenbacher Kläranlage. Die 20 grünen Container hinter dem Drahtzaun - sieben mehr als ursprünglich geplant - sorgen im Ort noch heute für Aufregung. Sorgsam beäugen Anlieger die in den Boden gedrückten Kanthölzer unter den nunmehr aufsitzenden Containern, die laut Gutachten zur Sicherheit zehn Zentimeter über dem Boden schweben sollten.
Und im Mai schaufelten Arbeiter das Kieselrot offen hin und her, vermerkt eine jetzt bekannt gewordene Polizeiakte, - während zur Entsorgung am Bolzplatz Unterdruckzelte mit dreifacher Schleuse und Luftdusche gebaut wurden. Bei dem genehmigten Umfüllen habe es sich nur um gering belastete Erde gehandelt, erklären Stadt und Regierungspräsidium.
"Das Zeug ist nicht wasserlöslich, es dampft nicht, es gast nicht", tritt Gerhold allen Ängsten entgegen. Sowieso stehe auf dem Gelände nur noch gering belastete Erde, das hochbelastete Material sei längst abtransportiert. Nach neuen Landeserlassen müsse Kieselrot auf Sport- und Spielplätzen zudem nur noch abgedeckt werden: "Wenn das liegenbleiben darf, kann es auch in den Containern liegen." Wie lange, ist unklar - auch Gerhold. Die Genehmigung läuft bis Ende '94.
Stadt, Regierungspräsidium, Polizei und Staatsanwälte geben sich nach "wiederholten Kontrollen" sicher: "Die Zwischenlagerung ist nicht zu beanstanden." Und gegen den Ober-Erlenbacher, der dennoch mögliche Mißstände und angebliches Nichtstun der Behörden anzeigte, läuft inzwischen wirklich ein Verfahren wegen falscher Anschuldigung, so die Staatsanwaltschaft. In Gang gebracht haben es aber weder Regierungspräsidium noch Stadt, sondern die Staatsanwälte selbst: "Dazu sind wir verpflichtet." STEFAN KUHN
Wirtschaftsminister in Bonn haben nichts zu sagen. Ihnen fehlen die gesetzgeberischen Kompetenzen. Deswegen müssen sie wenigstens gut reden. Günter Rexrodt, das letzte Aufgebot der FDP nach den Reinfällen mit Bangemann, Haussmann und Möllemann bei der Besetzung der Spitze des Hauses eines Ludwig Erhard und eines Karl Schiller, hatte sich deshalb für seine erste Rede zum Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung gestern im Parlament besonders gründlich vorbereitet.
Schon Wochen vor seinem Jungfern- Auftritt vor den Abgeordneten hatte der seit Ende Januar amtierende Wirtschaftsliberale Vorgaben an seine beamteten Redenschreiber geleitet, mit denen er seine persönliche Note - auch zur Unterscheidung von seinem Vorgänger Jürgen Möllemann - setzen will. "Möllemann hatte am Vorabend immer nur seinen Redeentwurf entgegengenommen, den er dann anderntags runtergeleiert hat", erinnern sich heute seine Mitarbeiter.
Rexrodt dagegen will persönliche "Duftmarken" setzen: "Keine Katastrophenstimmung", etwa ist eine seiner Lieblingsbotschaften gegen den Wirtschaftspessimismus. Auch das Wort vom "zyklischen Abschwung" gehört zu seinem Standardrepertoire, mit dem er den anschließenden "automatischen Aufschwung" nur als eine Frage der Zeit vorwegnehmen will. Deshalb auch seine Scheu wie bei allen seinen liberalen Vorgängern vor mehr Mitverantwortung des Staates für das Unwort "Rezession": "Daß der Staat nicht alles kann, zeigt der Zusammenbruch der sozialistischen Staaten", vergleicht Rexrodt allen Ernstes Unvergleichbares.
"Gräflicher als der Markt-Graf", glaubten denn schon vorher die Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium als Charakterzug ihres neuen Chefs ausgemacht zu haben. Aber sie sind sich auch sicher, daß Rexrodt sich noch aus dem Schatten des heimlichen Wirtschaftsministers an der Spitze der FDP herausstehlen wird und sein dogmatischer Verbalradikalismus nur Ausdruck "des Neuen in Bonn" sein kann. Vielleicht ist es aber auch der Einfluß der von Vorgänger Möllemann ins Wirtschaftsministerium gehievten "grauen Eminenz", des Staatssekretärs Professor Johann Eekhoff, eines ausgewiesenen Markt- Radikalen, der deswegen mit dem Pragmatiker Möllemann öfters zusammengestoßen sein soll. Rexrodt denkt auf derselben Wellenlänge wie Eekhoff, deshalb sein kämpferisches Stakkato gegen Steuererhöhungen und für mehr Deregulierung und Privatisierung.
Von den großen Fraktionen, ob CDU/ CSU oder SPD, hatte der Neuling im Bundeswirtschaftsministerium allerdings keinen profilierten Widerstand gegen seinen Rückfall in die angebotspolitischen Irrtümer der gescheiterten "Reaganomics" oder des "Thatcherismus" zu befürchten. Unter den Abgeordneten der Volksparteien herrscht gähnende Leere an wirtschaftspolitischer Kompetenz ausgerechnet zu einer Zeit, da die Wirtschaft wieder zum Schicksal wird.
Für die SPD hielt der langjährige Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth seine Abschiedsrede vor seinem Abgang in die Bankenwelt. Bei der CDU riß der Wechsel des Wirtschaftsexperten Matthias Wissmann an die Spitze des Forschungsministeriums allen Unkenrufen seiner Parteifreunde über seine mangelnden Draufschläger-Qualitäten zum Trotz ein spürbares Loch in die Phalanx des wirtschaftspolitischen Sachverstandes der Fraktion. Bei der Opposition mußte die saarländische Allzweck-Waffe, der stellvertretende SPD- Parteivorsitzende Oskar Lafontaine, die Vakanzen in der Fraktion überdecken. Bei der Union bemühte sich Wissmanns Nachfolger Rainer Haungs um die Stärkung seines Bekanntheitsgrades als "Wirtschaftsexperte" der CDU/CSU.
Lafontaine hatte es mit seinem Auftritt einfacher - mehr gestärkt vom Beistand seines neben ihm auf der Länderbank sitzenden sächsischen CDU- Enfant terrible Kurt Biedenkopf als getragen vom Beifall seiner Parteifreunde. Während Kanzler Kohl nervös an Bonbons kaute und sein Verkehrsminister Krause ehrfürchtig vor ihm kniete, exerzierte der regierende Saarländer "richtige" - jedenfalls aus seiner Sicht - Oppositionspolitik, also vorbehaltlose Konfrontation. "Unfähigkeit", "Versagen" und "Unsolidität" waren Kampfvokabeln aus seinem Munde, die der neben ihm auf dem Kanzlersessel thronende Kohl, aber auch der auf mehr Harmonie gestimmte SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose gar nicht gern hörten und deshalb auch nicht mit Applaus honorierten. Nur Mitstreiter Biedenkopf von der anderen Feldpostnummer ließ sich von seinem Regierungskollegen an der Saar mitreißen und widersprach den Bonner Koalitionären: Natürlich müsse der Staat mehr Mitverantwortung für das Wirtschaftsgeschehen zeigen und an der Umlenkung der Mittel von West nach Ost mitwirken, wenn nicht auch die alte reiche Bundesrepublik in den Abwärtssog geraten wolle. Seine beredte Klage über die "Mängel in der Führung" und den "Mangel an Führung" machte der regierende Sachse zwar an Beispielen aus der Wirtschaft deutlich. Aber es war allen Zuhörern im Hohen Hause klar, an welche Adresse diese Kritik in Wirklichkeit gerichtet war. Der breite Beifall auf allen Seiten von links bis rechts - der einzige an diesem Tage - bewies Biedenkopf, daß seine Botschaft im Bonner Wasserwerk angekommen war.
ROLF DIETRICH SCHWARTZ (Bonn)
Optimismus - schon der Taktik wegen Wahlkampf auf der Straße richtet sich auch gegen das Desinteresse der Bürger Von unserem Redaktionsmitglied Claus Gellersen
Am Freitag wurde an Informationsständen auf der Zeil und bei Abschlußveranstaltungen das letzte Wahlkampfpulver verschossen. Fünf Millionen Mark hat die Plakat- und Werbeschlacht um den Römer gekostet. Allein vier Millionen wurden von den Konten der beiden großen Parteien abgebucht. Wie alle anderen erschöpften Politiker war wenige Stunden vor der Entscheidung auch der OB froh, daß der Wahlkampf zu Ende ist. Von Schoeler ist sicher, daß die SPD mit dem Schwerpunkt auf der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt die "richtigen Themen" angepackt hat. Natürlich, sagt er in Übereinstimmung mit den anderen Parteien, habe die Bundespolitik in den Frankfurter Wahlkampf beträchtlich hineingespielt. Die Christdemokraten könnten angesichts der Auseinandersetzungen über den Solidarpakt schwerlich mit der Zustimmung der Bürger rechnen.
Auch wenn es offiziell so nicht gesagt wird: in der SPD herrscht die Einschätzung vor, die Wähler werden honorieren, daß sich die Koalition nach Kräften bemüht hat für die Stadt, daß - mitunter holpernd und zäh - erreicht wurde, was in schweren Zeiten für Frankfurt erreicht werden konnte.
150 Hausbesuche hat Unterbezirksvorsitzender Sieghard Pawlik am Donnerstag noch im Frankfurter Westen abgerissen. An 150 Türen geklingelt und "freundlich ,guten Tag&rquote; gesagt". 150mal, so berichtet der emsige Wahlkämpfer, habe er dringend darum gebeten, zu den Urnen zu gehen und dafür zu sorgen, daß von Schoeler Oberbürgermeister bleibe. Denn Bonner Zustände solle es in Frankfurt ja nun nicht geben. "Durchgehend genickt" hätten die Leute.
Petra Roth hat in den letzten Tagen mehr als nur nüchterne Zustimmung gespürt. Am Freitag, am Infostand vor dem alten Seckbacher Rathaus, sei die Stimmung "so hervorragend" gewesen, daß sie zu den Umfrage-Ergbnisse von nur 35 Prozent für die Union ganz und gar nicht passen wollte. In der Sicherheit und den rot-grünen "Verkehrsschikanen" sieht die CDU-Spitzenkandidatin die kommunalpolitischen Themen des abgelaufenen Wahlkampfs. Natürlich: Die Bundespolitik habe eine Rolle gespielt. In den letzten Wochen sei es aber immer besser gelungen, den Menschen bewußt zu machen, daß am Sonntag über Frankfurter Politik abgestimmt werde.
Petra Roth, die sich als Kreisvorsitzen- (Fortsetzung auf Seite 18)
MAINTAL. Zu seiner Mitgliederversammlung lädt das Blasorchester Wachenbuchen 1960 für Dienstag, 9. März, an. Das Treffen im Saal der Gaststätte "Zur Krone", Bachstraße 3, beginnt um 20 Uhr.
Auf der Tagesordnung stehen nach Eröffnung und Begrüßung die Totenehrung. Das Protokoll der Versammlung im vergangenen Jahr kommt ebenso zur Sprache wie der Kassenbericht. Nach der Entlastung des Vorstands wollen die Musiker einen komplett neuen Vorstand wählen, der zwei Jahre die Geschicke des Vereins lenken soll. jur
Nach dem Hoechst-Störfall
NIDDATAL. Selbstverteidigung für Frauen wird in einem Kursus bei der Judoabteilung des TV Ilbenstadt unter Leitung von Anne Fritscher gelehrt. Mitmachen kann jede Frau, die sich zu wehren wissen will; es gibt keine Altersbegrenzung. Der Kursus läuft mittwochs um 20 Uhr in der Gymnastikhalle. Weitere Auskünfte erteilt Frau Fritscher, Tel. 45 96 de
STADT UND KREIS OFFENBACH. Von "Beschäftigungseinbrüchen" ist im jüngsten Bericht des Arbeitsamtes Offenbach die Rede. Gemessen am Februar 1992 ist die Zahl der Arbeitslosen übers Jahr um 35 Prozent gestiegen. 8810 Personen waren in der Stadt und im östlichen Kreis im Februar arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 6 nach 5,9 Prozent im Januar. Fast ein Drittel der gemeldeten Arbeitslosen sind Ausländer.
Gab es in der Vergangenheit vor allem im Maschinenbau Entlassungen, so verlieren jetzt auch in anderen Wirtschaftszweigen (Bau oder Autozulieferer) Beschäftigte ihre Arbeit. Deutlich angestiegen ist auch die Kurzarbeit. Sie hat sich von 47 im Januar auf 77 Betriebe im Februar sprunghaft erhöht. pmü
MAINTAL. Das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt nimmt ab Montag, 8. März, bis 12. März täglich von 9 bis 12 Uhr Anmeldungen für den mobilen Häckseldienst entgegen. Unter Tel. 400401 ist Umweltberaterin Angelika Theurich die richtige Ansprechpartnerin. Der mobile Häckseldienst umfaßt folgenden Service: Nach telefonischer Voranmeldung wird am 19. und 20. März eine Häckselmaschine Grundstücke in ganz Maintal anfahren, um den anfallenden Strauch- und Baumschnitt zu verarbeiten. Pro angefangene halbe Stunde ist ein Kostenbeitrag von zehn Mark zu bezahlen. Das Angebot richtet sich, so das Amt, ausschließlich an private Gartenbesitzer. Die Interessierten werden gebeten, sich an die Zeiten zu halten, mahnt das Amt: "Dies ist aus organisatorischen Gründen nötig, denn es muß ein Fahrplan für die Häckselmaschine erstellt werden." pom
ERLENSEE. Zu ihrem Bundeskongreß haben sich die Jungen Nationaldemokraten, die Nachwuchsorganisation der NPD, am vergangenen Samstag in Conny's Hard 'n' Heavy Palace in Erlensee versammelt. Wie der FR erst jetzt bekannt wurde, hatte Pächterin Conny Loos den Rechtsextremen das Lokal vermietet, das zuletzt wegen eines geplanten Auftritts der neofaschistischen Musikgruppe "Störkraft" im Dezember in die Schlagzeilen geraten war. Seitdem besteht dort ein eingeschränktes Nutzungsverbot.
Der von Bürgern alarmierte Staatsschutz hatte nach Angaben von Polizeipressesprecher Wolfgang Walther 30 bis 40 Personen vor dem Lokal festgestellt. "Es war eine rein politische Veranstaltung ohne Außenwirkung", sagte Walther.
Vor einigen Wochen hatte das Ehepaar Loos an einer Demonstration gegen das Verbot einer Republikaner-Versammlung in Großkrotzenburg teilgenommen. Somit steht für Ordnungsamtsleiter Peter Cord jetzt fest, "daß sie eindeutig diesem Spektrum zuzurechnen sind".
Der Ehemann der Pächterin streitet dagegen politische Motive ab: "Wenn heute jemand kommt und den Saal mieten will, ist mir egal, wer das ist. Das können auch Türken sein", so Ernest Loos auf Anfrage der FR. Dies müsse nur "im Rahmen des Gesetzes" geschehen, und die NPD sei schließlich nicht verboten. jur
KRONBERG. Die Frankfurter Unternehmerfamilie Leichthammer hat das Grundstück "Hotel zur Post" am Berliner Platz von der Stadt gekauft. Am Donnerstag wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Im Vertrag wurde festgelegt, daß in dem neuen Gebäude Appartement-Hotelzimmer und eine Gaststätte untergebracht werden und die Käufer für die Bewirtschaftung der Stadthalle verantwortlich sind.
Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) zeigte sich gestern bei der Vorstellung des Investors höchst zufrieden. Und "Senior" Harry Leichthammer (82) und sein Sohn Jörg (48) betonten, ganz "im Interesse der Stadt" bauen zu wollen. "Wir sind ein braves Familienunternehmen", trat Harry Leichthammer den Befürchtungen entgegen, dort möglicherweise Eigentumswohnungen errichten zu wollen.
Der alteingesessenen Frankfurter Familie gehörte zwei Generationen lang die Firma Telefonbau & Normalzeit (T&N), die später in Telenorma umbenannt wurde. 1987 ging Telenorma an Bosch über, inzwischen haben die Leichthammers ihre Bosch-Anteile verkauft. "Dieses freigewordene Geld wollen wir nun in unser Engagement in Kronberg stecken", erläuterte Harry Leichthammer. Er betonte, daß man in Kronberg "bislang nicht bekannt" gewesen sei und "ein bißchen um Vertrauen habe werben müssen".
Wie Kreß erläuterte, ist im Vertrag festgelegt worden, daß auf dem "Filet- Grundstück" im Herzen der Stadt ein sogenanntes Boarding-House entstehen soll: In zwei Obergeschossen werden insgesamt 20 Appartement-Hotelzimmer untergebracht, die vor allem für länger bleibende Gäste wie etwa Lehrgangs-Teilnehmer gedacht sind. Ihre Autos können sie in der Tiefgarage Berliner Platz unterbringen, zu der ein Durchbruch geschaffen wird. Für die nicht vorhandenen Stellplätze zahlen die Leichthammers eine Ablösesumme an die Stadt.
Für die Gaststätte, die im Erdgeschoß entstehen soll, und das Hotel werden nun ein oder zwei Pächter gesucht. Das ganze Gebäude soll nach dem Entwurf des Architektenbüros Grabowski "abgetreppt", das heißt nach oben hin schmaler werden: Unten die Gaststätte und zwei Läden, im ersten Stock zwölf Hotelzimmer, im zweiten Stock acht, und im Dachgeschoß ist Platz für zwei bis vier Wohnungen, zum Beispiel für die Pächter.
Mit der Baugenossenschaft Hochtaunus, die auf dem angrenzenden Grundstück, gegenüber dem Schade-Markt, Wohnungen bauen will, hat man sich abgestimmt: Die jetzige Passage wird verbreitert und ein zweiter Durchgang zum Berliner Platz geschaffen. Die Pizzeria, die jetzt gleichsam in die Passage hineinragt, wird "gedreht": Der Besitzer bekommt Platz im angrenzenden Haus, so daß der jetzige Laden abgerissen werden kann. Im ersten Stock soll ein Übergang über die Passage gebaut werden. Und auch unten im Haus der Baugenossenschaft werden ein bis zwei Läden Platz finden.
In acht bis zehn Wochen soll die Baugenehmigung eingereicht werden. Frühestens im Herbst könnten dann die Bagger am Berliner Platz anrücken. esi
WIESBADEN. Theologen und ehrenamtliche Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Wiesbaden diskutieren mit Teilnehmern der Ökumenischen Bibelabende über ausgewählte Texte aus dem Johannesevangelium. Die Termine: Jeweils mittwochs, 10.,17., 24. und 31. März, von 19.30 bis 21 Uhr im Pfarrhausanbau St. Bonifatius, Luisenstraße 31. maf
Für Barockportal in Görlitz 18 000 Mark gespendet
WIESBADEN. Oberbürgermeister Achim Exner konnte seinem Görlitzer Amtskollegen jetzt eine erfreuliche Mitteilung machen: Auf Bitten des Nassauischen Altertumsvereins, beim Wiederaufbau des Barockportals des Görlitzer Museums zu helfen, füllten Mitglieder und Freunde das Spendenkonto der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" mit mittlerweile fast 18 000 Mark. Allein die ESWE-Sammlerfreunde, die sich spontan zum Verkauf von Görlitz-Postkarten auf ihren traditionellen Sammlerbörsen bereiterklärt hatten, übergaben knapp 2000 Mark. Weitere Geldspenden werden auf das Konto Nr. 624 8181 bei der Deutschen Bank in Görlitz erbeten. Stichwort: "Barockportal") maf
WIESBADEN. Weil er die Autopedale verwechselt hatte, löste ein Wiesbadener am Donnerstag in der Rheingaustraße eine Kettenreaktion aus. Erst durchbrach sein Wagen eine Hoftür, dann schoß das Auto über die Rheingaustraße und prallte auf eine Telefonzelle, die das Fahrzeug gegen einen Baum und dann gegen einen Pfosten katapultierte. Der Fahrer blieb unverletzt. Schaden: 18 000 Mark. maf
ukn KARLSRUHE, 5. März. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat es abgelehnt, eine wichtige Vorschrift der Gesundheitsreform außer Kraft zu setzen. Fünf Ärzte hatten beantragt, die Beschränkung der Kassenzulassung für Ärzte durch eine einstweilige Anordnung zu verhindern. In einem am Freitag veröffentlichten Beschluß wies eine aus drei Verfassungsrichtern zusammengesetzte Kammer des Ersten BVG- Senats den Antrag einstimmig ab (AZ: 1 BvQ 3/93 und 1 BvR 169/93).
Die Ärzte hatten geltend gemacht, daß durch die Reglementierung der Kassenzulassung ihre Berufspläne vereitelt würden, sie ihre Spezialkenntnisse nicht sinnvoll nutzen könnten und sogar mit Arbeitslosigkeit rechnen müßten; ihr Grundrecht auf freie Berufsausübung sei dadurch verletzt.
Die BVG-Kammer wies die Anträge mit der bei Eilverfahren üblichen Folgenabwägung ab. Die Nachteile für die Allgemeinheit seien "weitaus schwerwiegender", wenn Teile der Gesundheitsreform außer Kraft gesetzt würden, sich aber später die Verfassungsbeschwerden als unbegründet erweisen sollten. Denn dann könnten nicht nur die fünf, sondern alle approbierten (staatlich geprüften, die Red.) Ärzte ihre kassenärztliche Zulassung erzwingen. Diese Rechtsposition könnte ihnen selbst bei späteren Zulassungsbeschränkungen nicht mehr entzogen werden. Damit wäre aber die Finanzierbarkeit der gesetzlichen Krankenversicherung betroffen.
Trotz Ablehnung der Eilanträge bleiben die Verfassungsbeschwerden beim BVG anhängig. Über sie wird in einem späteren Hauptsacheverfahren entschieden. Erfahrungsgemäß ist in der Ablehnung einer einstweiligen Anordnung jedoch ein Signal zu sehen, so daß die Chancen der Ärzte, vor dem BVG eine Korrektur der Seehofer-Reform zu erreichen, jetzt als gering zu beurteilen sind.
Freuen kann sich ein Fuhrunternehmer aus dem Main-Kinzig-Kreis über den Ausgang seines Prozesses. Wegen des Vorwurfs, gegen das Fahrpersonalgesetz verstoßen zu haben, stand der 45 Jahre alte Fuhrunternehmer am Freitag vor dem Frankfurter Amtsgericht. Weil er nicht dafür gesorgt hatte, daß einer seiner Fahrer die vorgeschriebenen "Lenk- und Ruhezeiten" eingehalten hatte, hatte das Gewerbeaufsichtsamt der Stadt gegen ihn einen Bußgeld von 4700 Mark verhängt. Dagegen hatte der Unternehmer Einspruch eingelegt. Mit Erfolg: Jetzt muß er nur noch 650 Mark zahlen.
Einer seiner Fahrer, ein aus den neuen Bundesländern stammender Mann, war auf der Autobahn von der Polizei bei einer Routinekontrolle angehalten worden. Als die Beamten den Fahrtenschreiber prüften, stellten sie fest, daß er die zulässige Fahrtzeit um 29 Stunden überschritten hatte. Der Fahrer mußte daraufhin ein Bußgeld von 500 Mark zahlen. Seinem Chef wurde ein Bußgeldbescheid über 4700 Mark zugestellt.
Wie ein Vertreter des Gewerbeaufsichtsamtes in der Verhandlung aussagte, stelle die Polizei in letzter Zeit vor allem Fahrer aus der ehemaligen DDR, die die "Lenk- und Ruhezeiten" mißachteten. Dies liege daran, daß die Fahrer die Vorschriften nicht genau kennen, zum anderen aber Unternehmer diese Unkenntnis auch bewußt ausnutzen.
Laut Fahrpersonalgesetz, das im übrigen europaweit Gültigkeit hat, sind Lastwagenfahrern nur Phasen von vier mal neun Stunden in der Woche erlaubt, die in besonderen Fällen zusätzlich um höchstens zweimal zehn Stunden Fahrtzeit verlängert werden können. Insgesamt ergibt das eine maximale Fahrtzeit von 56 Stunden pro Woche. Zwischen den einzelnen Fahrphasen müssen aber auf jeden Fall immer neun Stunden Ruhe liegen.
Zu der starken Verringerung des Bußgeldbescheides entschied sich das Gericht in diesem Fall, da die Beweisaufnahme nicht ergeben hätte, daß der Fuhrunternehmer das überzogene Fahrpensum auch angeordnet hatte. Vielmehr, so der Richter, sei davon auszugehen, daß sich der Fahrer verfahren und deshalb soviel Zeit gebraucht habe. So gab zum Beispiel der Fahrtenschreiber des Mannes für die Strecke Frankfurt-Kaiserslautern eine Fahrtzeit von sechs Stunden an. Der Fahrer, als Zeuge ebenfalls vor Gericht erschienen, hat daraus jedenfalls schon seine Konsequenzen gezogen. Um solches in Zukunft zu vermeiden, läßt er sich nun regulär zum Berufskraftfahrer ausbilden. sol
Von der BP-Station an der Friedrich- Ebert-Anlage ist derzeit nicht mehr viel zu erkennen. Der Asphalt ist aufgerissen, die Zapfsäulen sind weggeschafft, die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Nach mehrmonatigem Umbau will der Mineralölmulti an gleicher Stelle eine moderne und vor allem umweltschonendere Tankstelle eröffnen. Wie an der Friedrich- Ebert-Anlage sieht es bald wohl an vielen der knapp hundert Frankfurter Zapfstellen aus. Verschärfte Öko-Vorschriften zwingen die Betreiber, ihre Stationen umweltschonend umzurüsten. So müssen sie innerhalb von drei bis fünf Jahren alle Zapfsäulen mit sogenannten "Saugrüsseln" ausstatten, damit beim Tanken keine giftigen Dämpfe mehr die Luft verpesten.
Weil die Ölmultis beim Einbau der "Gasrückführanlagen" gleich noch andere Umweltinvestitionen miterledigen, werden sich die Kosten schnell auf mehr als eine halbe Million Mark pro Tankstelle addieren, sagt Shell-Sprecher Rainer Winzenried. Nicht für alle Stationen, fürchtete jüngst erst der Tankstellenchef von Esso, werden sich solche Summen lohnen. Der Umweltschutz, mutmaßt der Multi, werde 3000 der bundesweit 19 000 Tankstellen aus dem Markt sieben.
Ganz so arg wird es die Benzinverkäufer am Main allerdings nichts treffen, glaubt man beim Zentralverband des Tankstellengewerbes in Frankfurt. Schließlich sei die Zahl der Stationen hier in den vergangenen 20 Jahren auf weniger als die Hälfte gepurzelt. Wo früher Benzin floß, läuft heute das Bier aus dem Zapfhahn, Tankstellen wurden zu Getränkeshops oder Drive-in-Reinigungen. Diese Konzentration ist nach Ansicht des Zentralverbandes auch der Grund, warum in Frankfurt kein weiteres Stationensterben zu erwarten sei.
Gleichwohl werden es sich die Unternehmen was kosten lassen müssen, die neuen Vorschriften zu erfüllen. "Unter 300 000 Mark läuft da gar nix", sagt Shell- Sprecher Winzenried. Wenn beim Umbau dann noch Fahrbahnen aufgetragen werden, die verhindern, daß übergelaufenes Benzin ins Grundwasser gerät, wenn die Waschstraßen angesichts künftigen Wassernotstandes mit Recycling-Anlagen aufgerüstet werden, wenn doppelwandige Tanks marode Kessel vor dem Auslaufen schützen, dann werden sich die Kosten allein für die Umwelt schnell auf 600 000 bis 700 000 Mark pro Station summieren. Weil die Multis aber nicht nur an die Umwelt, sondern auch an den Umsatz denken, steckt BP allein in die Station an der Friedrich-Ebert-Anlage mehr als zwei Millionen Mark. Getreu der Devise, daß ein "neuer Look" schon die Kunden lokken wird, sagt Ulrich Dossmann von BP.
Ebendies befürchten auch die Anwohner im Oeder Weg. Auch dort will BP die Station modernisieren. Eine noch attraktivere Zapfstelle werde wohl auch noch mehr Verkehr in den Oeder Weg ziehen, ahnen die autogeplagten Nachbarn. luf
WIESBADEN. Opfer ihrer Hilfsbereitschaft wurde am Mittwoch eine 62jährige Frau aus Mainz-Kostheim. Sie ging zwei Trickdiebinnen auf den Leim, die an ihrer Wohnungstür in der Bischofsheimer Straße geklingelt und um ein Blatt Papier gebeten hatten, um eine Nachricht für eine andere Hausbewohnerin schreiben zu können.
Die alte Dame ließ die beiden in ihre Wohnung. Während die erste eine Nachricht schrieb, bot ihr die andere Stoffe zum Verkauf an. Die 62jährige lehnte ab, und beide verließen ihre Wohnung. Wenig später stellte sie fest, daß ihre Ersparnisse - rund 6500 Mark - gestohlen worden waren.
Eine Diebin ist zwischen 30 und 35 Jahre alt, etwa 1,60 bis 1,65 Meter groß, schlank und hat dunkle, schulterlange Haare. Die andere ist etwa fünf Jahre älter, 1,70 bis 1,75 Meter groß, ebenfalls schlank mit blonden, kurzen Haaren. Die jüngere soll englisch mit amerikanischem Akzent gesprochen haben. Hinweise erbittet die Polizei, Telefon 06134-3068. maf
FRANKFURT A. M., 5. März (FR). Starke Bewölkung und im Süden etwas Schneefall oder Schneeregen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und sechs Grad. Weitere Aussichten: mild.(Siehe auch Lokalteil)
ebo KASSEL, 5. März. Die Konferenz der hessischen Universitätspräsidenten (KHU) hat davor gewarnt, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Nur etwa jeder zweite Studienanfänger, der sich für ein Lehramtsstudium entscheide, habe die Chance, hinterher auch eine Stelle zu bekommen, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung. Die KHU forderte Kultusminister und Arbeitsämter zugleich auf, Abiturienten auf die "drohende Lehrerarbeitslosigkeit" aufmerksam zu machen.
Allein an Berufsschulen werde die Situation Mitte der 90er Jahre vermutlich noch etwas günstiger sein, so die Universitätspräsidenten. Besonders schlecht seien die Aussichten für Grundschul- und Gymnasiallehrer. Derzeit studieren in Hessen 12 500 Männer und Frauen mit dem Ziel, das Staatsexamen für das Lehramt zu erwerben. Seit 1990 sind danach im Schnitt jährlich 3600 Studienanfänger dazugekommen. Ab 1996 bis zum Jahr 2000 werden laut Statistik des hessischen Kultusministeriums in Wiesbaden demgegenüber aber nur 8600 junge Lehrer benötigt. Dieser "Trend" sei bundesweit zu beobachten, stellt die KHU mit Blick auf Prognosen der Kultusministerkonferenz (KMK) fest.
12 700 neu zu besetzende Lehrerstellen stehen danach mehr als 35 000 Studienanfängern gegenüber. Zwar würden die Schülerzahlen ab dem Jahr 2000 voraussichtlich wieder steigen, doch bis jetzt sei ungewiß, ob zusätzliche Lehrer-Stellen dann auch finanziert werden könnten, hieß es.
Ihre Warnung formulierten die hessischen Universitätspräsidenten indes auch mit Blick auf die schwierige Studiensituation. Die Lehramtsstudiengänge seien überfüllt, sagte Hans Brinckmann, Kasseler Universitätspräsident und VHU- Vorsitzender.
MAINTAL/ZÜRICH. Es muß ja nicht gleich eine Schulpartnerschaft daraus werden, aber der erste Schüleraustausch zwischen dem Maintaler Albert-Einstein- Gymnasium und dem Realgymnasium Zürich-Rämibühl ist in die Gänge gebracht. Seit einer Woche sind 14 Schülerinnen und sieben Schüler aus Zürich in Familien von Schülerinnen und Schülern des Einstein-Gymnasiums zu Gast.
Während die jungen Schweizer - alle 17 Jahre alt - geschlossen aus einer Klasse stammen, sind die gastgebenden deutschen Jugendlichen ein Jahr jünger und kommen aus verschiedenen Klassen. Das verbindende Moment ist die Teilnahme an einem Wahlpflichtkursus Chemie unter Leitung des Lehrers Franz Sandig.
Von einem vorabklärenden Besuch in Zürich war der Pädagoge ganz begeistert zurückgekommen. "Die haben eine Ausstattung, da können wir nur von träumen", kommentierte Sandig seinerzeit und löste ensprechende Erwartungen bei seinen chemiebegeisterten Jugendlichen aus, die ihre Gäste heute zum Gegenbesuch nach Zürich begleiten werden. Neben Sandig reist die Pädagogin Angela Werner mit.
Beat Wüthrich, Konrektor des Realgymnasiums Zürich-Rämibühl, bestätigte gegenüber der FR die hochgesteckten Erwartungen der Maintaler: "Wir gehören zu einem Zentrum, das aus drei großen Schulen besteht mit einem gemeinsamen naturwissenschaftlichen Institut." Der zweite schweizer Lehrer, Dieter Späni, ist ebenfalls Konrektor.
Der erste Kontakt ist über die Eltern einer Einstein-Schülerin entstanden, die beim Urlaub in der Schweiz Beat Wüthrich kennengelernt haben, worauf Wüthrich sich an Oberstudiendirektor Günter Boos, Direktor des Einstein-Gymnasiums, gewandt hat.
Die Gäste haben in dieser Woche teilweise am Unterricht teilgenommen und ein breites Programm absolviert mit Besuchen von Saalburg und Hessenpark, Frankfurter Zoo und "Frankfurter Allgemeine Zeitung", um nur einige Beispiele zu nennen. Maintals Bürgermeister Dr. Walter Unger empfing die Jugendlichen und stellte sich ihren Fragen.
Heute nachmittag starten Gäste und Gastgeber Richtung Zürich. Dort erwartet die deutschen Jugendlichen unter anderem ein Besuch im Stadtparlament und ein Ausflug in einen touristisch attraktiven Teil der Innenschweiz. pom
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Sparkasse hat nach FR-Informationen das Wahlhilfekonto der NPD gekündigt. Von dem öffentlich-rechtlich organisierten Kreditinstitut war dazu am Freitag keine Bestätigung zu erhalten. Vorstandssekretär Bernd Meisinger verwies auf das Bankgeheimnis, erklärte aber zugleich, "eine Sparkasse kann auf gar keinen Fall rechtsradikale Tendenzen unterstützen".
Der Landrat des Wetteraukreises und Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse, Rolf Gnadl (SPD), sprach von einer "mutigen Entscheidung" des Managements. Er bestätigte auch, daß er nach dem Bekanntwerden des Kontos "ohne jedes Zögern seinen Einfluß geltend gemacht" habe, um eine Kündigung zu erreichen. Das Wahlhilfekonto war mehrfach in Zeitungsanzeigen der NPD mit dem Konterfei des Wölfersheimer Rechtsextremisten Volker Sachs genannt worden, der vor vier Jahren in seiner Heimatstadt 17,5 Prozent der Stimmen erringen konnte und am Sonntag in den Kreistag einziehen möchte. sal
KRIFTEL. Hans-Werner Börs (CDU), vorläufig von seinem Amt als Bürgermeister der Obstbaugemeinde suspendiert und seit 29. Oktober in Untersuchungshaft, konnte doch wählen: Nach Auskunft seiner Verteidigerin, Monika Banzer, landeten die Briefwahl-Unterlagen gestern bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt und wurden zur Justizvollzugsanstalt Hanau gebracht, wo Börs sein Kreuzchen machte. Außerdem habe Helene Börs ihren Mann am Donnerstag erstmals nach der Besuchssperre wieder in Hanau sprechen können - nach der Zwangspause habe sie nicht bis Montag warten wollen. Börs wird am 8. März 65 Jahre alt.
Unabhängig davon haben Rechtsanwältin Banzer und der zweite Verteidiger, Dr. Franz Salditt, erneut eine Presseerklärung abgegeben. Demnach haben sie bereits am 24. Februar bei der Staatsanwaltschaft eine "Gegenüberstellung des Herrn Börs mit den Personen, die selbst Beschuldigte sind und die ihn angeblich belastet haben sollen", beantragt. Die Ermittlungsbehörde habe das am 1. März mit der Begründung abgelehnt, daß es dazu keine Veranlassung gebe. Die Verteidiger wollen sich damit nicht abfinden und haben gestern erneut per Antrag auf diese "Aufklärungsmöglichkeit" gedrängt.
Für Hubert Harth, Sprecher der Staatsanwaltschaft, ist dieser Antrag mehr als erstaunlich. "Gegenüberstellungen werden nur gemacht, wenn die Identität des Inhaftierten fraglich ist", erläutert er. "Und ich habe von niemanden Zweifel darüber gehört, daß der, der als Herr Börs verhaftet wurde, nicht Herr Börs ist." Im übrigen lasse sich die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungsmethoden nicht vorschreiben. "Wir orientieren uns lieber an der Strafprozeßordnung."
Bereits am vergangenen Mittwoch hat die Juristin bei der Staatsanwaltschaft beantragt, am 65. Geburtstag des inhaftierten Kommunalpolitikers - also am Montag nach der Kommunalwahl - ein Pressegespräch mit ihm zu gestatten. Der Ermittlungsrichter habe aber "nach vorläufiger Prüfung mitgeteilt, daß er dem Antrag nicht stattgeben werde", erklärt Monika Banzer. Das sei bedauerlich.
Börs kommt also wohl kaum bei einer Geburtstags-Pressekonferenz im Gefängnis zu Wort - aber dafür in der CDU-Zeitung "Krifteler Kurier". Im Parteiblättchen ist pünktlich vor der Wahl ein handschriftlicher Brief des Verdächtigten vom Februar veröffentlicht, in dem er erneut seine Unschuld beteuert. Der Kommunalpolitiker steht unter dem dringenden Tatverdacht der fortgesetzten Bestechlichkeit, des Betrugs und der versuchten Erpressung. Ungeachtet des Verdachts, unter dem er steht, hat ihn die CDU Kriftel zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt. Börs war von 1970 an Bürgermeister der Obstbaugemeinde. pms
SCHWALBACH. Keinen Fahrer zu haben ist der Polizei nicht recht, wenn sich aber gleich zwei Leute bekennen, ein Unfallauto gesteuert zu haben, ist sie auch nicht zufrieden - es kann ja nur einer gewesen sein. Ein solcher Fall beschäftigt die Beamten in Eschborn seit Donnerstag abend. Auf der Schwalbacher Berliner Straße rammten zwei vermutlich alkoholisierte 35- und 31jährige Männer mit ihrem Wagen geparkte Autos und richteten Schäden in Höhe von 60 000 Mark an. Da nun beide sagen, sie seien gefahren, sucht die Polizei Zeugen. ubk
OFFENBACH. Vor 60 Jahren haben die Faschisten auch in Offenbach Bücher verbrannt von Autoren, die sie wegen ihrer humanistischen, demokratischen oder sozialistischen Gesinnung oder wegen ihrer jüdischen Herkunft bekämpften. Zum Gedenken an diese Bücherverbrennung soll, eingebunden in eine bundesweite Aktion, eine Veranstaltungsreihe für den Mai vorbereitet werden, für die Oberbürgermeister Wolfgang Reuter (SPD) die Schirmherrschaft übernommen hat.
Wie die Reihe aussehen kann, ist Thema eines Workshops, an dem sich beteiligen kann, wer etwas zur Gestaltung der Aktion beitragen will. Meldungen nimmt der Leiter der Stadtbücherei, Ernst Buchholz, unter Telefon 80 65-22 23 bis zum 15. März entgegen.
Fest steht bislang, daß am 10. Mai vor dem Isenburger Schloß am historischen Ort ein symbolischer Akt stattfinden soll, mit einer Rede Reuters, musikalischen Einblendungen und einer Lesung des Schriftstellers im Bücherturm, Jürgen Groß. Er wird drei Tage später auf der Studiobühne eine Diskussion zum Thema: "Erst brennen die Bücher, dann die Menschen" veranstalten, an der sich auch Offenbacher Schüler beteiligen. Am 18. Mai wird Monika Reim ein Buch mit dem Titel: "Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen" vorstellen. Eva Demski präsentiert am 25. Mai ihr Buch "Afra". pmü
Leitsystem gegen
Ein neues Verkehrsleitsystem am Flughafen soll die Stau-Anfälligkeit der Autobahn A 3 zwischen dem Mönchhofdreieck und Frankfurt-Süd mindern. Mit dem am Freitag von Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke und Wilhelm Knittel, Staatssekretär im Bonner Verkehrsministerium, in Betrieb genommenen Zwölf- Millionen-Mark-Projekt wird der Verkehr zum Airport gezielt auf die parallel zur Autobahn verlaufende Bundesstraße 43 (Flughafenstraße) geleitet.
Damit soll die hochbelastete A 3 entlastet werden. Sie soll nach den Vorstellungen der Verkehrsplaner künftig nur noch dem Fernverkehr dienen. Sollte die Autobahn verstopft sein, kann ein Teil der Autos mit Hilfe der neuen Wechselwegweiser dann auch über die Bundesstraße geführt werden.
Wie Staatssekretär Knittel bei der Eröffnung betonte, hätten praktische Erfahrungen mit dem System gezeigt, daß Stauungen damit "wirksam vermieden werden können". Knittel bezifferte allein die Benzinersparnis durch die Stauvermeidung auf rund zwei Millionen Mark im Jahr.
Verkehrsminister Welteke sagte, das regionale Verkehrsleitsystem sei Baustein eines integrierten Gesamtverkehrssystem, das dazu beitrage, die Drehscheibenfunktion der Rhein-Main-Region für die europäischen Verkehrsströme zu erhalten. gang
Nein, so löscht man keinen Brand, so schürt man höchstens noch das Feuer. Engholms halbherziger Entschluß, seinen großherzigen Freund Jansen zwar als Minister zu halten, aber als Vize fallen zu lassen, kann doch nur eines bewirken: Er nährt die Zweifel, mehrt die Zahl jener, die Arges wittern im hohen Norden.
Entweder Günther Jansen ist der ehrliche Mann, als den ihn Genossen und Bürger Schleswig-Holsteins seit Jahren erfahren haben. Dann geschieht diesem Menschen Unrecht; legt doch die halbe Amtsenthebung einen Schatten über sein Tun. Oder es gibt sie doch, diese ominöse SPD-Nilius-Jansen-Pfeiffer-Connection. Dann ist die Affäre nicht durch den vorgezogenen Jahresurlaub eines Engholm- Referenten aus der Welt zu schaffen. Einer Welt zumal, deren Bürger zunehmend argwöhnisch reagieren: Um so mehr, je weiter südlich in der Republik sie siedeln, je weniger sie der politischen Kaste im allgemeinen trauen und den Kieler Sozialminister im besonderen kennen und daher schätzen.
Das entschiedene Sowohl-Als-auch des Björn Engholm klärt da nichts: Es rettet weder des Freundes Ruf noch das eigene Renommee. AH
ESCHBORN. Das Bauwagendorf "Art" auf seinem Platz an der Hessenallee stehen zu lassen, ist nach Einschätzung von Verwaltungschef Martin Herkströter (CDU) "nicht möglich". Nach einem Gespräch mit den Jugendlichen am Donnerstag, sagte Herkströter, das "Kernproblem" bestehe darin, daß das städtische Grundstück kein Bauland sei. Auch zelten oder in Wohnwagen zu leben sei dort nicht erlaubt. Der Rathauschef kann den jungen Leuten, die alle arbeiten, keine Alternative bieten: "Einen anderen Ort in der Stadt sehe ich nicht." Ob die Jugendlichen jetzt mit Polizeigewalt vertrieben werden sollen? Das werde intern diskutiert, sagte Herkströter. she
"Hatschi!" - "Gesundheit!". Dieser knappe, aber bisweilen geräuschvolle Dialog ist in diesen Tagen überall und immer wieder zu hören. "Alles schnieft und hustet," berichtete die Leiterin des Gesundheitsamtes, Margarete Peters, am Freitag und diagnostizierte "eine Häufung grippaler Infekte". Meldungen von einer Grippe- Epedemie seien dagegen schlichtweg falsch. An der wesentlich gefährlicheren Influenza seien in dieser Wintersaison erst elf Menschen erkrankt.
Auch wenn es also nur ein "grippaler Infekt" ist, der die Kopf- und Gliederschmerzen verursacht und das Wohlbefinden dramatisch herabsetzt - man sollte ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen, meinte die Amtsleiterin, sonst kann im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung daraus werden. Wer mehr als 38 Grad Fieber hat, tut gut daran, den Arzt aufzusuchen. Allen anderen empfiehlt Peters, sich durch die alten Hausmittel wie etwa einem Kamille-Dampfbad Linderung zu verschaffen.
Der "heißeste Tip": "Warm anziehen und nach draußen gehen. So viel wie möglich frische Luft." Das wird die überreizten Schleimhäute beruhigen. Eine vernünftige und vitaminreiche Ernährung gehört natürlich auch zum Anti-Grippe-Programm.
Wer beruflich viel mit Menschen zu tun hat und unentwegt schnupfen und husten muß, der sollte sich überlegen, ob es nicht besser wäre, mal einen Tag zu Hause zu bleiben - "um sich", so Peters, "und andere zu schützen". Mit Fieber gehöre man in jedem Fall ins Bett. Es möge bloß keiner glauben, daß er unersetzlich sei. ft
Optimismus - schon der . . .
Heinz Daum, der Kreisgeschäftsführrer der Union, nennt neben der inneren Sicherheit auf Frankfurts Straßen und U-Bahnhöfen und der Verkehrsärger vor allem auch die finanzielle Misere der Stadt als wichtiges Wahlkampthema. Eine "Pro-Kopf-Verschuldung" von unterdessen 12 000 Mark mache Eindruck bei den Wählern. Natürlich kommt dem alten Fuhrmann kein vorzeitiges Wort über eine mögliche große Römerkoalition über die Lippen. Aber er läßt sich auf eine Prognose ein: "Die CDU wird am Sonntag stärkste Fraktion."
"Der Möllemann ist gerade noch rechtzeitig zurückgetreten, es hätte noch ein bißchen früher sein können", sagt Christian Zeis, stellvertretender FDP-Vorsitzende. Lange haben die Frankfurter Liberalen, die bei Bundestagswahlen in der Stadt stets über die fünf Prozent kamen, vom bundespolitischen Gewicht und vor allem von der Reputation Hans Dietrich Genschers profitiert. Jetzt bläst der Wind eher aus der Gegenrichtung. Zeis hat trotzdem "irgendwie ein gutes Gefühl".
Lutz Sikorksi gibt sich angesicht der 15 Umfragepunkte für die Grünen eher staatsmännisch. Über die Kleinigkeiten des ganz gewöhnlichen Kommunalwahlkampfes mag der Geschäftsführer kurz vor der Entscheidung weniger reden. Es sei deutlich geworden, daß die Symathiesanten der Grünen die Fortsetzung der Koalition mit der SPD wollten, daß den möglicherweise wackelnden Genossen weiterhin ein starkes Koalitionskorsett eingezogen werden solle. Die Grünen seien als "Regierungspartei" vor allem nach ihrer "Bilanz" gefragt worden.
Bringt der Chemieunfall bei der Hoechst AG der Fischer-Truppe zusätzliche Stimmen? Sikorski will es nicht wissen. Der Oberbürgermeister, Heinz Daum, Christian Zeis und Horst Hemzal, der Fraktionschef der Rathaus-CDU, sind sich sicherer. Die öffentlich "Handelnden" profitierten von so etwas, sagt Pawlik und meint den hessischen Umweltminister Fischer und Koenigs, der dieses Ressort als Stadtrat im Römer verwaltet. In den letzten beiden Wochen waren die beiden auf allen Kanälen zu sehen und zu hören.
Koenigs hat vom Wahlkampf nach eigenen Angaben vor lauter Krisenmanagement fast nichts mitgekriegt. "Daß ich in meiner Funktion mehr wahrgenommen wurde", weiß der Grüne natürlich.
(Siehe auch "Kein Zünglein . . .")
Im Blickpunkt: Palästinenserorganisation Hamas Kampf ja - Anschlag nein
Ausgestattet mit der Witterung des Untergrundaktivisten für Gefahr im Verzuge, scheint Mohammed Nazzal gespürt zu haben, daß seiner Hamas-Bewegung früher oder später, direkt oder indirekt, zu Recht oder zu Unrecht der Anschlag auf das World Trade Center von New York angelastet werden könnte. In einem Interview verwahrte sich der Jordanien-Delegierte dieser moslemisch-fundamentalistischen Palästinenserorganisation vehement gegen jeden Verdacht. Gleichzeitig bestritt Nazzal, daß Hamas (deutsch: Eifer) Kontakte zu jenen ägyptischen Moslemextremisten unterhalte, die durch eine Serie teils tödlicher Attentate auf Touristen in den letzten Monaten vergeblich versucht hatten, das Mubarak-Regime zu destabilisieren, aber den zweifelhaften Erfolg verbuchen konnten, den Fremdenverkehr zum Erliegen zu bringen. Hamas, so Mohammed Nazzal, sei "keine Terroristenorganisation", die "wahllos" zuschlage. "Wir sind gegen die Methoden in Ägypten. Wir sind anders. Wir kämpfen gegen eine Besatzungmacht", versicherte er.
Doch während die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) im November 1988 bei ihrem Nationalkongreß in Algier und PLO-Chef Yassir Arafat einen Monat später vor der UN-Sondersitzung in Genf den Staat Israel anerkannt haben, weigern sich die Hamas-Fundamentalisten im Verein mit einigen Palästinensersekten, den Realitäten im Nahen Osten Rechnung zu tragen. "Dies Land hat keine Daseinsberechtigung. Wir sind gegen alles, was Israel legitimieren könnte", meint Nazzal mit Blick auf einen Staat, der seit immerhin 44 Jahren existiert und der seine Überlebensfähigkeit zumindest militärisch nicht mehr unter Beweis zu stellen braucht.
An der Kräfteverteilung kommt allerdings auch Hamas nicht vorbei; im Direktangriff sei der "Zionismus" nicht auszuhebeln. Nazzal: "Aber wir werden und wir können warten. Wer hätte vor einigen Jahren noch zu prophezeihen gewagt, daß die Sowjetunion einmal auseinanderbrechen würde"? Auf islamische Ergebenheit in eine glückliche Wende des politischen Schicksals allein wollen Nazzal und seine Gesinnungsfreunde allerdings nicht setzen.
Obwohl erst noch bewiesen werden muß, daß der Sprengstoffanschlag von New York auf das Konto von Moslemextremisten geht, dürfte sich die Festnahme des tatverdächtigen Mohammed Salameh zu ungunsten jener 400 angeblichen Militanten und Sympathisanten aus den Reihen der Hamas-Bewegung auswirken, die von den Israelis Mitte Dezember völkerrechtswidrig ausgewiesen worden sind, und die seither im südlibanesischen Niemandsland öffentlichkeitswirksam ihre sofortige Heimkehr fordern. In Lippenbekenntnissen haben sich die PLO und die anderen arabischen Parteien im bisher ergebnislosen nahöstlichen Friedenspalaver mit dieser Forderung solidarisch erklärt. Angesichts der verhandlungsfeindlichen Stimmung in den besetzten Gebieten wollen sie nicht eher an den Konferenztisch zurückkehren, bis die Rückkehr aller Deportierten im Prinzip beschlossene Sache ist. Ohne sich im einzelnen festzulegen, deutete US-Außenminister Warren Christopher auf seiner Siebentagetour durch den Nahen Osten Ende Februar mehrfach an, daß er auch gegen den Widerstand des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin einen Zeitplan zur beschleunigten Rückkehr der Ausgewiesenen in ihre Heimat durchdrücken wolle. Diese Absicht muß er jetzt eventuell ad acta legen; denn sollte das Attentat von New York tatsächlich auf das Konto des Moslemfundamentalismus gehen, so wäre unter dem Einfluß objektiver und gesteuerter Berichte in der amerikanischen Öffentlichkeit kein Verständnis dafür zu finden, daß sich die USA für die Gesinnungsfreunde des oder der Täter einsetzen. Und die arabischen Verhandlungspartner sowie die PLO dürften nur Krokodilstränen vergießen, wenn sie sich auf diese Weise des Hamas- Bremsklotzes entledigt hätten.
Schlechte Chefs vergiften das Klima, gute pflegen und verbessern es. Unserer hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Aber: Er tut's mit Druck. Von Zeit zu Zeit drückt er, und bei uns Betroffenen entsteht urplötzlich der Eindruck: Ich steh' im Wald.
Worauf er drückt? Eine Spraydose ist's, gar grün anzuschauen. Mit ihr wedelt er durchs Büro, und die Düse verströmt "Raumspray tannenfrisch". Binnen Sekunden sind alle drei Etagen der Bad Homburger Redaktion kontaminiert: Unser Chef fühlt sich wohl (denn die Dose sorgt laut Etikett für "Luftwäsche" und verbreitet "taufrische Atmosphäre"), während alle anderen mit Hustenanfällen zu kämpfen haben.
Erstickte Schreie aus den oberen Stockwerken oder kurzatmige Telefon- Sätze erreichen kurze Zeit später das Chef-Büro. Ihr Tenor: Bitte aufhören und nie mehr wieder sprühen! Aber im tief- Schlimmer Finger sten Inneren weiß man schon: Er wird es wieder tun.
Es handelt sich hier um eines der letzten ungelösten Rätsel dieser Redaktion: Was treibt diesen Menschen zum Treibgas? Warum bringt er sich nicht ab und zu einen Tannenzweig mit? Oder wenigstens einen Tannenzapfen? Wenn man ihm vorwirft, er sei der chemischen Industrie hörig, führt er eine Tante ins Feld, die ihm mehrere Kartons mit "tannenfrisch"-Spray vererbt habe. Wir bezweifeln aber, ob das eine - Besitz der Dosen - zwangsläufig zum anderen - Betätigen derselben am Arbeitsplatz - führen muß. Diese Zeilen der Selbstoffenbarung sind der letzte Versuch, eine Verhaltensänderung zu erreichen.
Andererseits, irgendwie dient die Chef- Aktion doch dem Betriebsklima: Wann sonst kann man so herrlich über ihn herziehen wie nach dem Druck mit dem grünen Finger? tom
Anthony Yeboah wird bis 1996 beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt stürmen. Am Freitagnachmittag verlängerte der Ghanaer seinen bis 1994 befristeten Vertrag um zwei weitere Jahre. Yeboah, der wegen seiner Zehen-Verletzung im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München allerdings nicht zur Verfügung steht und die Reise auch gar nicht erst mitmachen wird, hat "private Gründe" für seine Entscheidung genannt. "Wir haben unser Angebot von vor zwei Wochen nicht noch einmal erhöht", sagte Vize-Präsident Bernd Hölzenbein. Yeboah soll aber mehr als die zuletzt genannten 800 000 Mark verdienen. Darüber hinaus besitzt Eintracht Frankfurt alle Transferrechte an dem Spieler. Der alte Kontrakt beinhaltete noch eine Klausel, wonach Yeboah für die festgeschriebene Summe von fünf Millionen Mark den Verein hätte verlassen können. "Noch vor sechs Wochen wären wir tief enttäuscht gewesen, aber heute läßt uns das unberührt", nahm Bayern-Manager Uli Hoeneß, der den Frankfurter Spieler mit einer 1,5-Millionen-Mark-Offerte an die Isar hatte locken wollen, die Absage Yeboahs gelassen hin.
"Meine Familie fühlt sich sehr wohl in Frankfurt. Geld ist nicht alles. Wenn ich nach München gegangen wäre, hätte ich vielleicht Probleme bekommen. In Frankfurt habe ich keine", nannte Yeboah Gründe für seine Vertragsverlängerung. Großen Einfluß auf die Entscheidung des Spieler hatte augenscheinlich auch dessen Frau Tesha. Berater Joachim Leukel, der offensichtlich an den entscheidenden Phasen der Verhandlungen Mitte dieser Woche nicht mehr teilgenommen hatte (Hölzenbein: "Leukel ist weg vom Tisch") betonte, Yeboah habe auf sehr viel Geld verzichtet, indem er das lukrativere Angebot aus München ausgeschlagen habe.
Sah es lange Zeit noch so aus, als wechsele der Nationalspieler tatsächlich zu den Bayern, vor allem, nachdem die Eintracht aus dem Poker ausgestiegen war, so hatte Hölzenbein Mitte dieser Woche eine Trendwende erkannt. Offensichtlich war bei den Bayern das ganz große Interesse an Yeboah angesichts der guten Leistungen der eigenen Stürmer Labbadia und Wohlfarth spürbar zurückgegangen. Schließlich habe nach Auffassung des Vize-Präsidenten die Zeit für die Eintracht gespielt, denn bis zum 30. April hätte der Deal, zu wem auch immer, perfekt gewesen sein müssen, ansonsten hätten die alten Bedingungen gegolten.
Strittig ist in diesem Poker um den Spieler noch die Rolle von Berater Joachim Leukel. Während Hölzenbein behauptet, der Mann sei zum Schluß bei den Gesprächen nicht mehr dabei, fühlt sich Leukel nach wie vor involviert. "Tony hat mit mir alles abgesprochen." Sollte Yeboah tatsächlich auf die Dienste des Beraters verzichtet haben, könnte ihn das möglicherweise teuer zu stehen kommen. Mit der International Sports Academy in Seeheim-Jugenheim hatte Yeboah 1989 einen Beratervertrag unterzeichnet, in dem ihn eine Klausel zu einer Vertragsstrafe von 500 000 Mark verpflichtet, falls er sich den Anordnungen seiner Manager - Harald Dubberke und Joachim Leukel - widersetze. Und jener Dubberke ("Mir verdankt es Tony, daß er in Deutschland ist") hat sich "vorbehalten", Schritte gegen Yeboah einzuleiten. "Dazu habe ich ein moralisches Recht."
Die Nachricht von Yeboahs Bleiben hat im Kreise der Mannschaft für Aufatmen gesorgt. Libero Manfred Binz fand es "super, daß Tony bleibt", Uwe Bein war ebenfalls hocherfreut. Dessen ungeachtet habe dies jedoch "keine Auswirkungen auf meine Vertragsverlängerung."
"Wir haben alles versucht, aber es ging nicht", mußte Yeboah für seinen Einsatz am heutigen Samstag im Spitzenspiel passen. Rahn, Andersen oder Anicic kommen als Ersatz in Frage.
THOMAS KILCHENSTEIN
FRIEDBERG. Ihr auf heimischer Bühne erfolgreich aufgeführtes Stück "... und was kommt danach" von James Saunders zeigt die Theater-AG des Burggymnasiums Friedberg nun als Gastspiel in Frankfurt. Mit der Szenenfolge um die Beziehungen in der Kommunikation und die Kommunikation in den Beziehungen ist das Burg-Theater am Dienstag, 9. März, und Mittwoch, 10. März, jeweils ab 20.30 Uhr auf der Studiobühne des Theaters in Bornheim, Bornheimer Landwehr 35, zu sehen. cor
WARSCHAU, 5. März (Reuter). Die Beseitigung der Umweltschäden, die die Sowjettruppen in Polen hinterlassen haben, wird nach Angaben des polnischen Umweltministeriums über eine Milliarde Dollar (rund 1,6 Milliarden Mark) kosten. Wie ein Sprecher des Ministeriums am Donnerstag mitteilte, bedroht die Öl- und Chemikalienverschmutzung an den früheren Kasernen der Sowjettruppen in den nordpolnischen Städten Swinoujscie (Swinemünde), Szczecin (Stettin) und Torun die Trinkwasserversorgung.
Polen hat im Mai des vergangenen Jahres mit Rußland vereinbart, von Entschädigungsforderungen im Zusammenhang mit den Umweltschäden Abstand zu nehmen. Die Regierung in Moskau verzichtete im Gegensatz auf Kompensationszahlungen für die zurückgelassene Infrastruktur. Die letzten russischen Kampftruppen waren am 28. Oktober 1992 aus Polen abgezogen.
UNTERLIEDERBACH. Zehn Bewohner eines Wohnhauses im Cheruskerweg mußten am Donnerstag gegen 20 Uhr mit Rauchvergiftungen ambulant im Notarztwagen behandelt werden. In dem sechsgeschossigen Gebäude brannte der Keller. Die Familien im Erdgeschoß sowie im ersten und zweiten Stock mußten evakuiert werden. Zwei Mieter wurden stationär im Krankenhaus aufgenommen.
Wie die Polizei Höchst mitteilt, war der Brand in einer Kellerparzelle des Hauses entfacht worden, das dem Nassauischen Heimstätten Werk gehört. Die Einsatzleitung der Feuerwehr geht von Brandstiftung aus. Nachdem das Feuer gelöscht war, entdeckten die Brandbekämpfer in dem Keller ein Nachtlager. Ob dieser illegale, derzeit noch unbekannte Untermieter möglicherweise gezündelt hat, untersucht derzeit die Polizei.
Im Keller verbrannten Kleidungsstükke und Holzschränke. Den Schaden, auch am Haus, schätzen die Ordnungshüter auf 30 000 Mark. gre
Becker fühlt sich durch
ORTENBERG. Das "Feierliche Gelöbnis" von 300 Bundeswehrrekruten am übernächsten Freitag in Ortenberg wird ohne den Landtagsabgeordneten und Wetterauer SPD-Chef Gerhard Becker stattfinden. Becker zog gestern seine Zusage mit Hinweis auf die geplante Rede von Ex-Postminister Christian Schwarz- Schilling (CDU) in einem Brief an den Magistrat zurück (FR vom 5. März).
Er befürchtet, daß Schwarz-Schilling seine "grundgesetzwidrige und geschichtslose Forderung" zu einem Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Jugoslawien-Konflikt wiederholt. Ausführlicher Bericht auf der heutigen Hessen-Seite. sal
Viel hätte nicht gefehlt, und ihr Sonntagsausflug mit Mann und Kind nach Frankfurt wäre eine 36 Jahre alte Wiesbadenerin teuer zu stehen kommen. Erst nach dem am Freitag vor dem Amtsgericht geführten Prozeß steht fest, daß sie an einem ihr angelasteten Autounfall kein Verschulden trifft.
Die Frau hatte mit ihrer Familie den Frankfurter Zoo besucht, als es am 12. April letzten Jahres gegen 15 Uhr auf der Hanauer Landstraße zu einem Verkehrsunfall kam. Am Steuer seines 13 Jahre alten Pkw hatte ein Lagerarbeiter (48) plötzlich die Spur gewechselt und war mit dem ebenfalls stadteinwärts fahrenden Wagen eines Diplom-Ingenieurs (26) zusammengestoßen. Verletzt wurde zum Glück niemand, doch gab es für ein paar tausend Mark Blechschaden.
Kaum hatte es gekracht, sah sich die Wiesbadenerin, die zu Fuß unterwegs war, auch schon heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Wie der Lagerarbeiter behauptete, habe sie trotz roter Ampel von einer Straßeninsel aus versucht, die Hanauer zu überqueren. Um sie nicht zu überfahren, sei ihm nichts anderes übriggeblieben, als abrupt die Spur zu wechseln.
Vergeblich versicherte die am Unfallort gestellte Frau, sie sei auf der Straßeninsel stehengeblieben, um das Grünlicht abzuwarten. Sie werde doch nicht mit dem Kinderwagen bei Rot über die Straße gehen. Der Autofahrer, der zu schnell gewesen und vermutlich auf den Straßenbahngleisen ins Schleudern geraten sei, versuche nur, ihr die Schuld anzuhängen, um seinen Versicherungsrabatt zu retten.
Von der Polizei vernommen, hatte der Autofahrer mit seiner Darstellung jedoch mehr Erfolg. Was für die Fußgängerin bedeutete, daß gegen sie wegen Rotlichtverstoßes ein Bußgeldbescheid erging. Die 20 Mark Buße hätte sie wohl auch klaglos bezahlt, wäre es im Hintergrund des Verfahrens nicht zugleich um die Frage gegangen, wer für die Unfallschäden zu haften hatte. Die Wiesbadenerin legte Einspruch ein und erschien mit ihrem Anwalt zum Prozeß in Frankfurt.
Wie die Beweisaufnahme ergab, konnte der Autofahrer auch anhand der Unfallskizzen nicht überzeugend deutlich machen, wo genau die Frau gestanden hatte. War sie vor oder hinter der Insel gewesen, oder stand sie vielleicht doch mitten drauf? Was den zweiten an dem Unfall beteiligten Autofahrer betraf, hatte er zwar einen Schatten auf der Fahrbahn gesehen, die Person selber aber nicht identifizieren können.
Möglich daher, so die Verteidigung, daß jemand anderes auf der Straße war - oder aber der Arbeiter die Kontrolle über das Steuer verloren hatte.
Vor diesem Hintergrund blieb nur der Freispruch. Lepp
Fahrdienste der Parteien für alte Menschen
Mag der Gang ins Kino oder zum Einkaufen für Alte und Gehbehinderte auch mühsam sein - am Wahltag dürfen sie auf Unterstützung hoffen. SPD, CDU und FDP haben für den morgigen Sonntag in den meisten Stadtteilen Fahrdienste eingerichtet, damit keine Stimme verlorengeht. Bei der SPD stehen für Anfragen die Telefonnummern 299 88 12/13 zur Verfügung. Die CDU hat ein engmaschiges Netz über alle Stadtteile geworfen. Als zentrale Anlaufstelle dient die Kreisgeschäftsstelle, Telefon 43 02 98 (von 9 bis 17.30 Uhr).
Für die FDP werden in der Geschäftsstelle unter der Rufnummer 59 09 55 zwischen 8 und 17 Uhr Aufträge entgegengenommen. abi
hll BONN, 5. März. Der Antifaschismus war in der DDR zwar staatlich verordnet, aber durchaus in der Bevölkerung verwurzelt. Ansätze eines Rechtsextremismus wurden dagegen geleugnet oder falsch eingeschätzt. Dies ist das Fazit von Vorträgen und Beratungen in der Bundestags-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Am Freitag wurde das Thema "Antifaschismus und Rechtsradikalismus in der DDR" behandelt.
Die Wissenschaftler Bernd Faulenbach aus Recklinghausen und Manfred Wilke aus Berlin stellten den von der SED ideologisch verarbeiteten Antifaschismus als Teil der "Legitimation" der DDR dar. Antifaschismus habe zur "Beschaffung von Loyalität gegenüber dem DDR-System beigetragen", sagte Faulenbach, "in nicht unbeträchtlichem Maße oppositionelles Denken und Handeln behindert" und somit letztlich "geradezu antidemokratisch" gewirkt. Nach Ansicht Wilkes hatte die SED das "Definitionsmonopol: Sie bestimmte, wer zu welcher Zeit als Antifaschist galt". In der Diskussion wiesen einige Kommissionsmitglieder darauf hin, daß der Antifaschismus keineswegs "nur verordnet" war.
Der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Abgeordnete Rainer Eppelmann, sagte einleitend: "Wenn sich die SED- Diktatur in einem Punkt mit den von ihr beherrschten Menschen einig wissen durfte, dann war es dieser: Niemals wieder Faschismus und niemals wieder Faschisten in Deutschland!" Allerdings seien antifaschistische Ideale "als Alibi der eigenen autoritären Herrschaft mißbraucht" worden, was er einen "Massenbetrug" nannte.
Der in den 80er Jahren aufkeimende Rechtsradikalismus sei von den staatlichen Behörden der DDR einschließlich des Ministeriums für Staatssicherheit falsch eingeschätzt und verdrängt worden, berichtete Hansjörg Geiger, Direktor der Berliner Stasi-Aktenverwaltung. Nach Ansicht des Abgeordneten Konrad Weiß (Bündnis 90) war die DDR "auf dem rechten Auge blind, zumindest aber sehschwach". Die Stasi habe sich stattdessen auf die gewaltfreie Friedens- und Umweltbewegung gestürzt.
KARBEN. Frauen aller Konfessionen und Altersgruppen laden am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in die evangelische Kirche von Groß-Karben zum Weltgebetstag der Frauen ein - eine weltweite ökumenische Fraueninitiative, die 1887 in den USA ihren Ursprung hatte. Die einheitliche Gottesdienstordnung wurde in diesem Jahr von Frauen aus Guatemala ausgearbeitet.
Auch Männer sind eingeladen mitzubeten. Im Anschluß lädt die Groß-Karbener Vorbereitungsgruppe zu Spezialitäten, Tanz und Gesprächen ins Gemeindehaus in der Westlichen Ringstraße ein. mu
OBERURSEL. Die U 3 fährt zwischen Kupferhammer und Endstation Hohemark weiter eingleisig. Pläne, den Abschnitt für 30-Millionen-Mark auszubauen, hat die Betriebskommission der Frankfurter Stadtwerke gekippt (siehe FR-Stadtrundschau vom 5. März). Der Magistrat findet die Entscheidung "schlecht für Oberursel"; die SPD-Opposition sieht sie "teils zustimmend, teils beunruhigt". Beide hoffen nun auf eine "abgespeckte" Lösung.
Dabei waren die Weichen fürs zweite Gleis eigentlich längst gestellt. Schon vor Jahren hatten die Frankfurter Stadtwerke, die die U-Bahn zur Hohemark betreiben, das Placet aller politischen Gremien für den Ausbau. Doch dann verhinderte ein Rechtsstreit zwischen Anliegern und dem Land Hessen den Beginn der Gleisarbeiten. Denn den Schienen hätten ab dem "Rosengärtchen" etliche Bäume entlang der Hohemarkstraße geopfert werden müssen. Jetzt können sie stehen bleiben, weil den Stadtwerken angesichts überall klaffender Haushaltslücken das 30-Millionen-Ding zu teuer geworden war.
Die geretteten Bäume sind der Aspekt der Entscheidung, über den sich die SPD- Stadtverordneten Walter Breinl und Renate Lütgert freuen: "Wir sind seit vier Jahren ohnehin der Ansicht, daß das Großprojekt unsinnig ist." Doch sie bedauern genauso wie der zuständige Erste Stadtrat Eberhard Häfner (parteilos), daß die Anwohner dort weiter mit dem langsamen und verwirrenden U-Bahn-Takt leben müssen. Häfner: "Die U 3 fährt an der Hohemark in der Spitzenzeit mal nach elf, mal nach 18 und mal nach sieben Minuten los." Im Schnitt startet selbst im Berufsverkehr lediglich alle Viertelstunde eine Bahn; ab Bahnhof Oberursel ist der Takt doppelt so schnell.
Solange es nur ein Gleis gibt, kann die U 3 kein schnelleres Tempo einschlagen. Denn derzeit muß jede zweite Bahn schon am Bahnhof Schluß machen. Die Solo-Schiene bremst aber nicht nur, sie macht den Verantwortlichen auch Sorgen: Zwar ist bislang nichts passiert, doch bliebe mal eine Tram liegen, wäre auf dem ganzen Abschnitt Feierabend. Breinl und Lütgert, beide gehören zum SPD-Ortsbezirk Rosengärtchen / Kunstmühle, fürchten zudem, daß nun aus der versprochenen Haltestelle zwischen Kupferhammer und Waldlust nichts mehr wird. Diese Station Rosengärtchen sei jedoch für die rund 3000, oft älteren Bewohner der Siedlung wichtig.
Aber sie haben einen Vorschlag parat, der alles zum Guten wenden könnte: Wenn das Zweit-Gleis hinter dem Kupferhammer noch 300 Meter weiter reichen würde, könnte der Rosengärtchen-Stopp gebaut werden, und es müßte dennoch kein Baum fallen. Und ringen sich die Stadtwerke dann noch dazu durch, an der Hohemark ein drittes Abstellgleis zu verlegen, sei sogar ein Fünf-Minuten-Takt möglich, schwärmt Breinl.
Auch Häfner will nun eine solche "abgespeckte Version" zur Debatte stellen. Auf ganz taube Ohren wird er da wohl nicht stoßen. Alois Rautschka, Assistent des technischen Betriebsleiters der Stadtwerke, betont zwar den Beschluß, die 30 Millionen zu sparen, "aber sprechen kann man über Zwischenlösungen immer". mak
Auf einen Blick
Seite II Bad Vilbeler Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege hat den Grundstock für ein neues Biotop gelegt. Seite III Auch in Karben versuchen Menschen gemeinsam zu lernen, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Seite IV "Frau geht vor" am Internationalen Frauentag , der in der Wetterau mit vielfältigen Aktionen begangen wird.
SINDLINGEN. Hip-Hop gegen Fremdenhaß - unter dieses Motto hat das Jugendhaus Sindlingen sein Musikfestival gestellt. Am Samstag, 13. März, spielen von 20 Uhr an sechs Bands live im Bürgerhaus Sindlingen. Eingeladen sind Ebony-Prince, Hi-Style, Undercover Highscore, Code-X, Positive und Expose, die ihre Gitarren, Keyboards, Schlagzeuge und Bässe aufbauen werden, um gegen Ausländerfeindlichkeit Krach zu schlagen.
Viereinhalb Stunden lang können alle Jugendlichen zuhören, zur Hip-Hop-Musik Head-banging machen, sich austoben. Eintrittskarten kosten zehn Mark. ege
hhk/jw FRANKFURT A. M., 5. März. Informations- und Weiterleitungspflichten bei Unfällen, "wie wir sie im Bereich der Reaktorsicherheit ganz selbstverständlich haben", hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) auch für die chemische Industrie in Deutschland gefordert. Töpfer sagte am Freitag in einem Interview der Frankfurter Rundschau, der Chemiestandort Deutschland könne nur erhalten werden, wenn Vorfälle wie der bei Hoechst in Frankfurt "sicher vermieden werden". Zugleich unterstrich er, daß nicht Umweltauflagen die Standortqualität beeinträchtigen, sondern "unterlassene Umwelt-, Sicherheits- und Informationspolitik". Dies gelte auch für die Kostenseite. "Aufräumen und sanieren" sei "ungleich aufwendiger", als "vorbeugend zu handeln", sagte er.
Mit dem hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sei er sich einig, daß es beim Hoechst-Unfall in der Zusammenarbeit zwischen Bund und Land "überhaupt keine Probleme" gegeben habe und eine Änderung der Störfallverordnung nicht notwendig sei. Er wolle er sich aber für eine größere Unabhängigkeit der "Störfallbeauftragten" von Behörden und Unternehmen einsetzen, sagte Töpfer. Er kündigte eine Verordnung an, mit der die Qualifikation jener Mitarbeiter verbessert werden soll, die in den Genehmigungsbehörden die betriebsinternen Sicherheitsanalysen überprüfen. (Leitartikel Seite 3, FR-Dossier Seite 7)
sp HANNOVER, 5. März. Die niedersächsische Justizministerin Heidi Alm- Merk (SPD) plädiert dafür, Ausländer, die abgeschoben werden sollen, nicht mehr in Justizvollzugsanstalten zu inhaftieren. Die niedersächsischen Anstalten sind gegenwärtig überfüllt, weil die Ausländerbehörden immer häufiger Abschiebehaft beantragen und die Haftrichter keinen Ermessensspielraum sehen, der es ihnen erlauben würde, solche Anträge abzulehnen. Zur Zeit befinden sich 292 Abschiebehäftlinge in den Anstalten, wo sie zum Teil auf Fluren untergebracht sind. Die Ankündigung Frau Alm-Merks vom Vormittag, es würden keine weiteren Abschiebehäftlinge aufgenommen, wurde am Nachmittag mit der Begründung zurückgenommen, das Innenministerium habe weitere Abschiebungen veranlaßt.
Vor Journalisten in Hannover klagten am Freitag die Ministerin und der Leiter des Vollzugsamts, Hans-Dieter Jeserich, das Vollzugspersonal sei nicht auf die Betreuung der Abschiebehäftlinge eingestellt. Unter den zusätzlichen Aufgaben leide die Resozialisierung von Strafgefangenen, die eigentliche Aufgabe des Justizvollzugs. Auch die Sicherheit der Anstalten sei gefährdet. Alm-Merk regte an, in einer bisherigen Kaserne oder anderswo ein eigenes Heim für Abschiebehäftlinge unter der Zuständigkeit des Innenministers zu schaffen. Glogowski ließ dieses Ansinnen durch seine Pressestelle sofort zurückweisen.
Nach Ansicht des Justizministeriums sind die Abschiebehäftlinge nicht als Kriminelle anzusehen und daher im Justizvollzug am falschen Platz, zumal dort keine Familien untergebracht werden können. Wenn eine ganze Roma-Familie aus Rumänien in Abschiebehaft gesteckt wird, müssen die Familienmitglieder je nach Geschlecht und Alter in verschiedenen Anstalten einsitzen. Zusätzliche Probleme entstehen, wenn Kinder zur Familie gehören, weil nach einem Erlaß von Alm-Merk - dem das Innenministerium am Freitag ausdrücklich widersprach - Kinder grundsätzlich nicht inhaftiert werden dürfen.
doe FRANKFURT A. M. Der Postdienst macht mit dem seit längerem diskutierten und von der Gewerkschaft heftig bekämpften Briefmarkenverkauf im Tante- Emma-Laden ernst. Bereits in den nächsten Monaten sollen in ländlichen Gebieten zwischen Aachen und Zittau insgesamt 500 "Postagenturen" für einen Großversuch eingerichtet werden. Briefe oder Pakete können dann etwa im Lebensmittel- und Schreibwarengeschäft, an Lotto- Häuschen oder Tankstellen abgegeben werden. Sollte die einjährige Testphase erfolgreich sein, will das Staatsunternehmen die Zahl seiner eigenen Postämter deutlich reduzieren. Vorstandsmitglied Hans-Dieter Petram betont jedoch, daß es "selbstverständlich" weiterhin eine flächendeckende Versorgung geben werde.
Derzeit unterhält die Post in West- und Ostdeutschland 22 000 Filialen. Damit, so Petram, biete sie eine "unübertroffene Kundennähe". Doch dürfe man - auch angesichts wiederholter Rügen des Bundesrechnungshofes - die Wirtschaftlichkeit des Vertriebsnetzes nicht aus dem Auge verlieren. Durch den Vertrieb über bestehende Geschäfte kann die Post nach Angaben des Managers auf dem Land mehr als 50 Prozent einsparen. Dem Einzelhändler bringe die Kooperation zusätzlichen Umsatz, und die Kunden könnten die längeren Öffnungszeiten nutzen. Mit drei Nachbarschaftsläden in Schleswig- Holstein und Rheinland-Pfalz habe die Post "positive Erfahrungen" gesammelt.
Entscheidungen über die Zukunft der bestehenden Ämter sollen nach Angaben der Post erst nach Abschluß des Großversuchs fallen. Erst dann ist offenbar auch mit dem lange erwarteten endgültigen Schalterkonzept zu rechnen. Unabhängig von den Tante-Emma-Kooperationen in den Dörfern nimmt der Gelbe Riese jedoch auch seine Filialen in den Städten unter die Lupe. Gegenüber der Vorgabe des Bundestages, daß im Umkreis von 2000 Metern ein Postamt erreichbar sein muß, bestehe eine "unwirtschaftliche Überversorgung", sagt Petram. Aus seinen Worten läßt sich ableiten, daß in großen Orten Filialen dichtgemacht werden. Nach dem Prinzip "Weniger ist mehr", so der Manager, sollten in den verbleibenden Dependancen Öffnungszeiten und Schalterbesetzung verbessert werden.
Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) befürchtet, daß der vom Aufsichtsrat abgesegneten Neuorganisation des Vertriebs alleine in Westdeutschland mindestens 12 000 der 17 000 Ämter zum Opfer fallen dürften. Eine von der Münchner DPG-Bezirksleitung initiierte "Großoffensive" startete allerdings mit einem Eigentor: Die Gewerkschaft mußte ihre Behauptung, der Post-Vorstand habe die Schließung von 91 der 100 Münchner Postämter beschlossen, widerrufen. In die entsprechende Presseerklärung, so die DPG, habe sich "bedauerlicherweise eine unzutreffende Formulierung eingeschlichen", die auf einem "Übertragungsfehler" beruhe. Der DPG-Hauptvorstand geht die Sache nun gründlicher an: Erst in einer Sitzung vom 23. bis 25. März will er sich mit dem Thema "ausführlich" beschäftigen und "anschließend über die gewerkschaftliche Position informieren".
FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte machten zum Wochenausklang ein Wechselbad der Gefühle durch. Auf dem Frankfurter Parkett hatten sich die Händler zu Beginn der Freitag-Sitzung auf eine "Konsolidierung auf breiter Front" eingestellt. Doch aus dem erhofften ruhigen Geschäft wurde nichts. Mit der Ankündigung einer zusätzlichen geldpolitischen Lockerung durch die Bundesbank überraschte das Haus Schlesinger die Profis im Handel. Einer gestand ein: "Mit so 'was hat keiner gerechnet, nachdem die Bundesbank die Leitzinsen nicht gesenkt hat."
Die Folge des Überraschungscoups: Euphorie kam auf und der Deutsche Aktienindex (Dax) robbte sich in die Nähe der psychologisch wichtigen Marke von 1700 Punkten heran. Doch bei 1697,12 Zählern war Sense, und im weiteren Verlauf kippte das Kursbarometer sogar noch ins Minus. Zum Schluß lag der Dax bei 1682,82 Einheiten, 4,58 Punkte unter Vortagesschluß. Der Umschwung wurde im übrigen mit dem Ausbleiben von Orders begründet. Und mit Blick auf das Wahl-Wochenende in Hessen befürchtete ein Börsianer: "Zu geringe Wahlbeteiligung und Politikverdrossenheit könnten zu einem Rechtsruck führen."
Ganz im Zeichen der Bundesbank-Ankündigung stand hingegen das Geschehen am Rentenmarkt. "Die Senkung des Tendersatzes hat die ohnehin schon gute Stimmung noch verbessert", hieß es. Die Durchschnittsrendite sackte denn auch bei lebhafter Umsatztätigkeit von 6,47 auf 6,37 Prozent ab und erreichte damit immerhin den niedrigsten Stand seit Dezember 1988.
Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter ist im Februar weiter gestiegen. Wie das Arbeitsamt am Freitag meldete, wurden zum Monatsende 33 804 Erwerbslose verzeichnet.
Von Kurzarbeit waren weitere 10 725 Arbeitnehmer betroffen. Das Arbeitsamt wird deshalb in Zukunft Saisonarbeitern aus Osteuropa weniger häufig eine Arbeitserlaubnis erteilen als bisher.
Als Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit werden die allgemeine Konjunkturflaute und der Strukturwandel in der Frankfurter Wirtschaft angeführt, durch den viele gewerbliche Arbeitsplätze vernichtet werden. Die "Verlierer" dieser Entwicklung sind vor allem ausländische und ältere Arbeitnehmer.
Die Arbeitslosenquote nahm im Zuständigkeitsbereich des Arbeitsamtes, zu dem auch die Gemeinden Langen, Bad Vilbel und Bad Homburg zählen, noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf jetzt 5,9 Prozent zu, obwohl sich im Februar die Lage auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise entspannt. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in Frankfurt. Hier hat die Quote fast acht Prozent erreicht.
Der Wettbewerb um die vorhandene Arbeit wird nach Einschätzung des Arbeitsamtes immer härter. Außer der eigentlichen beruflichen Qualifikation werden Berufserfahrung, "Teamfähigkeit", Flexibilität und sprachliche Fähigkeiten verlangt. "Für Ausländer liegen die Hürden vielfach zu hoch." Mit 10 425 Betroffenen stellen sie fast ein Drittel aller Arbeitslosen. Ihre spezifische Arbeitslosenquote liegt bei 11,6 Prozent.
Als "weitere Problemgruppe" werden ältere Arbeitnehmer bezeichnet. Auch sie seien in den zurückliegenden Monaten überdurchschnittlich häufig entlassen worden. Fast 40 Prozent der Arbeitslosen, nämlich 12 972, sind 45 Jahre und älter, rund 6000 sind über 55. Ihre Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, sind gering. Das Arbeitsamt spricht von einer "zunehmenden Verhärtung der Arbeitslosenstruktur". Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit dem Jahreswechsel von 6100 auf 6500 angewachsen.
Vor diesem Hintergrund wird das Arbeitsamt den Zustrom osteuropäischer Saisonarbeiter bremsen. Im zweiten Halbjahr des letzten Jahres, so Pressesprecher Michael Schott, habe man 1324 Mal eine Arbeitserlaubnis über die erlaubten drei Monate ausgegeben. In Zukunft werde das Amt "nicht einmal, sondern zweimal überlegen, ob wir die Genehmigung erteilen".
Auch der Bestand an offenen Stellen ist auf 6186 gesunken, vor einem Viertel Jahr waren es noch 2000 mehr gewesen. Während die Situation in der Metall- und Elektrobranche hoffnungslos erscheint, werden nach Angaben des Arbeitsamtes "Kaufleute mit abgeschlossener Berufsausbildung und gutem Brufsbild nach wie vor in allen Sparten" gesucht. Auch die Nachfrage nach Steno- und Phonotypistinnen sowie Verkäufern und Verkäuferinnen ist ungebrochen groß. ft
Das Wetter
Wetterlage Die Fronten eines Tiefs über Skandinavien ziehen unter Abschwächung über Deutschland hinweg südwärts. Dabei fließt zunehmend milde Meeresluft nach Deutschland. Vorhersage bis Sonntag abend: Am Samstag vielfach stark bewölkt und vor allem in der Südhälfte etwas Schneefall oder Schneeregen. In der zweiten Tageshälfte im Norden zögernde Wolkenauflockerungen. Höchsttemperaturen zwischen null Grad im Südosten und sechs Grad im Nordwesten. Tiefstwerte um zwei Grad. Am Sonntag wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen acht bis 13 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest. Weitere Aussichten für Montag Heiter bis wolkig und mild. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 15 Amsterdam
Sprühregen 4 Athen
stark bewölkt 15 Barcelona
leicht bewölkt 12 Bordeaux
leicht bewölkt 7 Brüssel
stark bewölkt 4 Budapest
wolkig -1 Dublin
stark bewölkt 10 Helsinki
Schneefall -3 Innsbruck
wolkig 1 Istanbul
stark bewölkt 2 Kairo
wolkig 20 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
wolkig 15 Locarno
wolkenlos 6 London
bedeckt 6 Madrid
wolkenlos 12 Malaga
stark bewölkt 17 Mallorca
leicht bewölkt 14 Moskau
leicht bewölkt -4 Neapel
wolkig 6 Paris
stark bewölkt 4 Rom
wolkenlos 6 Stockholm
bedeckt -1 Tunis
stark bewölkt 14 Venedig
wolkenlos 4 Warschau
wolkenlos -4 Wien
leicht bewölkt -2 Zürich
leicht bewölkt 0 Deutschland Berlin
bedeckt 0 Dresden
leicht bewölkt -1 Feldberg/Schw.
Schneefall -8 Feldberg/Ts.
Schneegriesel -4 Frankfurt/M.
stark bewölkt 2 Freiburg
leicht bewölkt 1 Garmisch
stark bewölkt -3 Hamburg
Schneeregen 1 Köln
stark bewölkt 3 Leipzig
Schneegriesel 0 München
Schneefall -3 Norderney
Regen 2 Rostock
Schneefall 0 Sylt
Sprühregen 3 Zugspitze
leicht bewölkt -21 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 6.59 Uhr Sonnenuntergang 18.16 Uhr Mondaufgang 16.05 Uhr Monduntergang 5.32 Uhr
BÜDINGEN. Ein riskantes Überholmanöver auf der B 457 zwischen Büdingen und Lieblos hat am Freitag zwei Schwerverletzte gefordert. Ein Pkw-Fahrer, der aus Richtung Büdingen steuerte, wollte in einer unübersichtlichen Kurve einen Lastwagen überholen. Weil ihm ein Auto entgegenkam, mußte er wieder nach rechts einscheren. Dabei kam er von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Böschung. Fahrer und Beifahrer wurden ins Krankenhaus eingeliefert. re
Auf einen Blick
Seite II SCHMITTEN. Empörung nach dem jämmerlichen Tod zweier Lämmer bei Hunoldstal: Besitzer ließ Schafe völlig verwahrlosen. Seite III KRONBERG. Endgültig: Eine Frankfurter Unternehmerfamilie hat das "Hotel zur Post" am Berliner Platz von der Stadt gekauft. Sie will ein neues Hotel mit Gaststätte bauen. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Tips, Termine und Notdienste Seite VI HOCHTAUNUSKREIS. Vom Hausfrauen-Ausschuß zur Verbraucherdeputation: Was aus dem vor 75 Jahren errungenen Frauenwahlrecht wurde.
Lokale Sportrundschau
WEHRHEIM. Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Gerd Krämer, konnte am Freitag noch nicht sagen, ob eine Annonce des Wehrheimer CDU-Mitgliedes Paul Erich Etzel ein Parteiausschlußverfahren nach sich ziehen wird. Immerhin: "Der Fall ist ungewöhnlich", räumte Krämer ein. Die Sache müsse von den Parteigremien erst näher geprüft werden: "Man muß nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen."
Öko-Landwirt Etzel, Mitglied der CDU seit über 20 Jahren und ehemaliger CDU- Kreistagsabgeordneter, hatte sich in einer Anzeige für die Wählergemeinschaften ausgesprochen. Auf Anfrage bestätigte Etzel, noch CDU-Mitglied zu sein. "Ich möchte auch nicht austreten", sagte er. Mit seiner Anzeige wolle er "niemanden eins auswischen". Vielmehr sei seine Absicht, "die Bürger aufzufordern, zur Wahl zu gehen". cn
"Yeah, I am Little Richard - the architect of Rock and Roll. What you see tonight, is a person of history, don't forget that!" Und weil er ja so recht hat, wiederholt er das mehrmals. Er wiederholt im übrigen alles, was er sagt - mehrfach. "Do you have a good time tonight - Do you really enjoy yourselfs? Immer wenn er gerad' nicht weiter weiß, fragt er das, und das Publikum antwortet artig mit ja, auch wenn es ihnen beim hundertsten Mal schon gehörig auf den Wecker geht.
Little Richard ist 60 Jahre alt, das Konzert in der Hoechster Jahrhunderthalle war der Auftakt einer Jubliläumstournee. Vom giftigen gelben Gummischleim in der Gegend weiß er bestimmt nichts, und die meisten Leute sind auch gekommen, um genau so etwas zu vergessen, um noch einmal tief in die Vergangenheit abzutauchen. Richard Penniman spielt natürlich die erwarteten Songs, er kann immer noch prima kreischen und klimpern, und die siebenköpfige Begleitband versprüht tatsächlich Spielfreude.
Zwischen den Stücken nimmt sich der skurrile Mann viel Zeit für die Pflege der von ihm selbst etablierten Klischees. Er schäkert mit den Leuten und setzt gekonnt seine berühmten rauhen Kickser ein. Er tätschelt mit kindlichem Gestus sein Klavier, probiert den einen oder anderen Songvorschlag seiner Fans und bricht kichernd nach dem ersten Refrain ab. Auch so kommt ein Zweistundenkonzert zustande. Die Band grinst verwirrt, und die Security-Leute, die ganz nervös werden, wenn der Meister ein kleines Völkchen zum Tanzen und Händchengeben auf die Bühne bittet, schauen genervt auf die Uhr. Natürlich sieht man ihm sein Alter an. Etwas tatterig wird er auf die Bühne geführt, in seinem Gesicht kleben mindestens fünf Pfund Vollmilchschminke, und man weiß nicht genau, was seine gelbbraunen Augen noch erkennen können, wenn er vom Bühnenrand aus animierend in die ersten Reihen lächelt.
Er wird nicht gerne alt, sagt er zwischendurch einmal - und das wirklich nur einmal. Aber da auf der Bühne sieht er sehr zufrieden aus, und den großen Beifall hat er sich allemal verdient, nicht aus sentimentaler Rührung heraus, sondern weil er der Gründer der bunten überkandidelten Rock'n'Roll-Show ist - und einer der ersten schwarzen Weltstars dazu, eben "a person of history".
STEFAN RAULF
Handarbeiten aus Chile
HÖCHST. Am Sonntag, 7. März, verkaufen Christen der Evangelischen Gemeinde Alt-Höchst, Leverkuser Straße 7, zwischen 11 und 12 Uhr Lebensmittel aus der Dritten Welt sowie chilenische Handarbeiten. gre
jr WIESBADEN, 5. März. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat den seit über einem Jahr angekündigten und immer wieder verschobenen "Bildungsgipfel" erneut vertagt. Auf der bildungspolitischen Konferenz der CDU kündigte Kohl am Freitag in Wiesbaden an, er hoffe, daß dieses Spitzengespräch mit den Ministerpräsidenten der Länder im September, nicht wie vorgesehen im Juni, stattfinden könne. An seine Teilnahme knüpfte er vor 500 Teilnehmern aus den Unionsparteien sowie Vertretern von CDU-nahen Organisationen Bedingungen.
So verlangte er eine "sorgfältige Vorbereitung" und konkrete Verpflichtungen, "keine Statements". Es sei sinnlos, nur über Finanzfragen zu reden. Notwendig sei der bildungspolitische Gesamthorizont. Reden will der Kanzler über den "Wettbewerb unter den großen Ausbildungssystemen", Studium und Lehre. Dem "bewährten dualen Ausbildungssystem droht eine schleichende Auszehrung", beklagte der Kanzler. Das treffe "uns, den Mittelstand und das Handwerk ins Mark", denn die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule sei eine "wichtige Grundlage unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit". Auch in der EG werde er darum kämpfen, daß es keine Angriffe auf dieses System gebe.
Um das deutsche Berufsbildungssystem wieder aufzuwerten, forderte der Kanzler, grundlegend umzudenken. "Die Zukunft einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft ist mit Akademikern allein nicht zu gestalten." Wie die berufliche Bildung allerdings attraktiver gestaltet werden soll, erwähnte Kohl nicht. Er fordert nur, daß "qualifizierte Berufspraktiken ohne Abitur der Zugang zur Hochschule ermöglicht wird". Für die Schulzeit im Gymnasium und das Hochschulstudium forderte er Verkürzungen. Kohl wetterte gegen den "Zeitgeist", der in Schulen, auf Kanzeln und von Kathedern gepflegt worden sei. Dort sei jungen Menschen gepredigkt worden, möglichst spät ins "unwirtliche Leben" hinauszugehen. Die junge Generation aber müsse Zutrauen bekommen, es "köstlich" zu finden, "das Abenteuer des Lebens zu erleben und zu genießen".
HÖCHST. In der musikalischen Reihe "Höchster Orgelszene" tritt am Sonntag, 7. März, 17 Uhr Organist Rolf Henry Kunz in der St.-Josef-Kirche, Hostatostraße, auf. Auf dem Programm steht "Der Kreuzweg" von Liszt. gre
sp HANNOVER, 5. März. Die niedersächsischen Polizeibehörden haben in den ersten zwei Monaten des Jahres bereits 67 Straftaten gegen Ausländer registriert, darunter elf Überfälle oder versuchte Überfälle auf Unterkünfte von Asylbewerbern, wie das Innenministerium in Hannover am Freitag mitteilte. 14 Fälle wurden aufgeklärt, 23 Tatverdächtige ermittelt. Im Vergleichszeitraum 1992 hatte die Zahl der Straftaten gegen Ausländer etwa gleich hoch gelegen.
Eigentlich hat er's nicht gerne, wenn andere seine Texte lesen. Max Goldt, der eigenwillige Poet mit Sinn für klingende Verse und den gemeinen Zungenschlag des Volks, wäre bei dem kleinen Stück von Helmut Mooshammer und Andreas Stadler vielleicht doch ein bißchen gnädig gewesen. Die beiden haben aus Max Goldts Büchern eine Revue zusammengestellt, in der sie den Tonfall und Rhythmus der spielerisch hintersinnigen Texte in kongenialer Weise in Szene setzen.
Das "Nachtstück" der beiden Schauspieler heißt so wie das erste Bändchen, das der heutige "Titanic-Kolumnist" vor rund zehn Jahren veröffentlicht hat: "Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz". Darin stehen Gedichte und kurze Geschichten, mit denen Goldt zum erstenmal über einen kleinen Kreis von Fans hinaus bekannt geworden ist. Mooshammer und Stadler haben eine ganz eigene Auswahl von Texten getroffen, bearbeitet und montiert. Verklammert werden die einzelnen Szenen durch eine Umfrage, die sich durch die Aufführung zieht: "Was halten Sie von Homosexualität?" Dazu äußern dürfen sich Passanten aller Art. Zusammen mit dem Schluß, einem schwulen Kuß vor dem finalen Black, läuft die Aufführung allerdings Gefahr, zu einem homosexuellen Offenbarungs- Stück zu werden, was Goldts Texten keineswegs angemessen wäre. Die Überdeutlichkeit mag daher kommen, daß die Inszenierung auch für ein gesetzteres Stadttheater-Publikum konzipiert ist.
Und eigentlich hat das auch nichts zu bedeuten. Helmut Mooshammer und Andreas Stadler bewegen sich in Max Goldts Kunstsprache feinfühlig und gewandt, ohne Übertreibungen oder Vordergründigkeiten, sie arbeiten mit zarten Gesten und sachten Andeutungen, mit leichtem Witz und besitzen die Fähigkeit, etwa eines der abstrusen Gedichte so spannend auf eine Pointe hin auszureizen, bis die überflüssig wird. Obwohl es ihnen leicht fiele, sich in den dialektalen Sümpfen des Max Goldt zurechtzufinden - Andreas Stadler ist in der Schweiz aufgewachsen, Helmut Mooshammer ist Österreicher - setzen sie die Färbung nur sehr dosiert ein. Sehr köstlich allerdings in einem Pubertäts-Drama über "spermatische Pilze" und die Sexfurcht der Eltern. In dieser Geschichte vom "unbekannten Geruch" wird ganz deutlich, wie ideenreich die beiden Profi-Schauspieler den Text verarbeitet haben.
Eine der schönsten Szenen des "Nachtstücks" ist sicherlich das als betuliches öffentlich-rechtliches Hörspiel vorgeführte Stück "Unter schlechtem Einfluß", ein ironisch antiautoritärer Dialog mit aufrührerischen Schülerinnen und braven Lehrerinnen, die schnell die Fasson verlieren, wenn ein Freak ihnen befiehlt: "Pack die Titten auf den Tisch!" Goldts Sprache, die trotz solcher Sätze nie derb wirkt, wird von Stadler und Mooshammer in säuselnde Blockflötenmusik eingebettet, mit Geräuschen von kratzenden Haarbürsten, knirschenden Notenständern und Staubsaugern umspielt.
Für diese Nummer verlassen die beiden netten, etwas zerstreuten jungen Herren sogar ihr geblümtes Sofa, auf dem sie die meiste Zeit sitzen und sehr prononciert, präzise und mit großer Lust am Sprechen plaudern.
Das kommt selten vor: Daß man bedauert, daß die Vorstellung schon nach 60 Minuten zu Ende ist. (Weil sie so kurz ist, spielen Mooshammer und Stadler am heutigen Samstag zweimal: um 20 und 22 Uhr, im Frankfurter Gallus-Theater, Krifteler Straße 55.) DIRK FUHRIG
GRIESHEIM. Zum bedeutendsten vietnamesischen Fest des Jahres, der Neujahrsfeier Tet, lädt der Verein der vietnamischen Flüchtlinge für kommenden Samstag ein.
Am 6. März von 18 Uhr an unterhalten im großen Saal des Bürgerhauses Griesheim am Schwarzerlenweg 57 nach der traditionsgemäßen Eröffnungszeremonie zahlreiche vietnamesische Künstler, Musiker und Sänger aus Paris sowie Tanzgruppen verschiedener Flüchtlingsorganisationen der Bundesrepublik.
Alle Gäste können dabei auch die Vielfalt und Besonderheit asiatischer Speisen kennenlernen. ege
Im Blickpunkt: Krauses Vignettenpläne Brüssel sperrt sich
Bei den Bonner Diskussionen über die Einführung von Autobahngebühren steht im Hintergrund immer die Frage: "Was ist EG-rechtlich zulässig?" Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) weiß, daß ein deutscher Alleingang nicht ganz leicht sein wird, weil andere Partnerstaaten beim Europäischen Gerichtshof Klage wegen Verletzung des EWG-Vertrages erheben könnten. Krause hat seine "Vignettenlösung" sowohl für Lastkraftwagen wie für Pkw schon im Oktober im EG-Verkehrsministerrat mit seinen Kollegen diskutiert, und der Minister blieb auch mit der EG-Kommission in Kontakt. Bis Anfang Januar war in Brüssel der belgische Kommissar Karel van Miert zuständig, der den Verkehrsinfarkt auf deutschen Autobahnen aus eigener Anschauung kennt und Krauses Pläne auch als umweltbewußter Politiker wohlwollend beurteilte. Beides ist nicht der Fall bei dem neuen spanischen EG-Verkehrskommissar Abel Matutes. Da die EG-Kommission keine technokratische Maschine ist, sondern aus mehr oder weniger eigenwilligen Politikern besteht, liegt für Krause gewissermaßen eine "neue Lage" vor.
Die Einführung einer "Vignettengebühr" für Personenautos - und eventuell für die besonders von belgischen, holländischen und skandinavischen Urlaubern über deutsche Autobahnen geschleppten "Schneckenhäuser" (sprich: Wohnwagen) - ist EG-rechtlich nicht sehr problematisch. Doch anders als die Schweiz, die von In- und Ausländern einfach die gleiche Jahresgebühr erhebt, darf Bonn die privaten Autofahrer anderer EG-Länder vertragsgemäß "nicht diskriminieren". Das heißt, einem Franzosen, Briten, Spanier und anderen darf für die "einmalige Benutzung" deutscher Autobahnen nicht die gleiche Gebühr abverlangt werden wie einem Deutschen, der sie das ganze Jahr benützt.
Krauses Plan, an den Tankstellen rings um Deutschland Tages-, Wochen-, Monats- und Vierteljahresvignetten anzubieten, hängt deshalb eng mit der Höhe der Vignettengebühr zusammen. Denn falls die Jahresgebühr mit Rücksicht auf die deutschen Autofahrer niedrig angesetzt wird, wäre der bürokratische Kostenaufwand höher als der Nutzen für Bonns Kassen oder für die Entlastung der Straßen. Bei der Benutzungsgebühr für Lkw kommt EG-rechtlich die "Wettbewerbsgleichheit" neben der "Nichtdiskriminierung" von Transitlastkraftwagen aus anderen Partnerstaaten ins Spiel. Der Bundestag hatte schon 1990 eine Vignettengebühr für in- und ausländische Lkw beschlossen. Weil sie mit einer gleichzeitigen Senkung der Kraftfahrzeugsteuer für deutsche Lkw verknüpft war, wurde sie vom Europäischen Gerichtshof als "Wettbewerbsverzerrung" verboten. Für die EG-Richter spielte keine Rolle, daß die deutsche Lkw-Besteuerung erheblich höher als in anderen Mitgliedstaaten liegt.
Zwar hatte der belgische Kommissar Karel van Miert im vorigen Jahr als Hilfe für Krause eine "Paket-Lösung" vorgeschlagen, in der ähnlich wie schon für die Dieselkraftstoffsteuer ein EG-Mindestsatz auch für die Lkw-Fahrzeugsteuer vorgesehen war. Aber die Holländer und Belgier mit extrem niedrigen Kfz-Steuern für ihre "Spediteure Europas" blockierten.
Einfallsreich versuchte der aus Ostdeutschland stammende Verkehrsminister mit seinem Umweltkollegen im Bonner Kabinett, Klaus Töpfer, eine Ausweich-Idee zu lancieren: Die deutsche "Brummi"-Steuer solle auf die Umweltbelastung durch Abgase und Lärm umgestellt werden, um mit dem neuen Vorstoß zur Vignettengebühr für in- und ausländische Lkw die praktische Steuersenkung für deutsche Spediteure besser zu verstecken. Nur trägt Krause auch dabei das Risiko, daß die EG-Richter in Luxemburg den Trick durchschauen und ein zweites mal Bonn zur "Unterlassung" verurteilen könnten. Denn selbst, wenn nicht die EG-Kommission beim Gerichtshof in Luxemburg Klage erheben würde, könnten es andere Mitgliedstaaten oder jeder betroffene holländische Spediteur tun. Somit kann Krause auch nicht im Bonner Kabinett seine Hand dafür ins Feuer legen, daß diesmal "alles klargeht". ERICH HAUSER (Brüssel)
DIETZENBACH. Die Taucher von Rainer Wachtels Tauch-Zentrum und -Club aus Offenbach unterstützen den Angelsportverein Dietzenbach am Samstag, 13. März, 9 Uhr, beim Reinigen des Fischteiches an der Messenhäuser Straße.
Tauchlehrer Claus Wilkens berichtet: "Für die Angler gehört es im Rahmen ihrer Arbeitseinsätze dazu, nicht nur die Wege zu säubern und den Uferbereich zu befestigen, sondern natürlich auch unter Wasser den Unrat und Müll zu beseitigen." In diesem Fall sprängen die Taucher ein. Die Froschmänner wollen Anfang April auch eine Interessengemeinschaft "Tauchen in Hessen" gründen, die sich für den Erhalt von Gewässern einsetzen soll. fin
GIESSEN. Gremien der akademischen Selbstverwaltung der Justus-Liebig-Universität sind nach Auffassung des Gießener Verwaltungsgerichts nicht berechtigt, zu "zweifelhaften" Forschungsergebnissen eines an ihrer Hochschule lehrenden Wissenschaftlers Stellung zu beziehen. Die Juristen der III. Kammer entsprachen in einer jetzt veröffentlichten Entscheidung (Aktenzeichen: III/V E 651/91) der Klage eines Professors. Dieser hatte sich gegen den von einer ad-hoc-Kommission des Fachbereichs Physik im Mai 1991 gefaßten Beschluß gewandt, in dem er aufgefordert wurde, wissenschaftliche Aussagen aufzugeben und zu berichtigen.
Der Grund: Der Wissenschaftler hatte in seinen Arbeiten behauptet, Melanome (Hautkrebs) mit der sogenannten Fluoreszens-Spektroskopie (unsichtbares ultraviolettes Licht kann damit sichtbar gemacht werden) diagnostizieren zu können. Als eine siebenköpfige, 1990 gebildete Kommission des Fachbereichs Physik die "nobelpreisverdächtigen Ergebnisse" (so ein Mitglied des Gremiums) näher beleuchtete, stellten die Professoren allerdings fest, daß der Forscher mit teils falschen, teils nicht belegbaren Daten gearbeitet hatte. Aufgrund dieser Zahlen sei eine fundierte wissenschaftliche Bewertung nicht möglich und müsse daher unterbleiben. Zudem sollte der Wissenschaftler die vorschnell gezogenen Schlüsse in seinen Publikationen revidieren.
Das Verwaltungsgericht Gießen hat die Aussagen und Forderungen der Kommission nun für rechtswidrig erklärt. Jeder, der in Wissenschaft, Forschung und Lehre tätig sei, habe ein "Recht auf Abwehr jeder staatlichen Einwirkung auf den Prozeß der Gewinnung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse", stellten die Juristen die per Grundgesetz verankerte Freiheit der Lehre in den Mittelpunkt ihrer Argumentation. Danach sei eine Universität nicht berechtigt, durch eine ad-hoc-Fachbereichskommission festzustellen, Aussagen eines Professors in Publikationen über seine Ergebnisse seien nicht haltbar. Mit der "individuellen Forschungsfreiheit" sei es zudem unvereinbar, wenn ein solches Gremium fordere, der betreffende Professor dürfe bestimmte Ergebnisse weder in Wort noch Schrift verwenden und solle öffentlich erklären, er nehme bestimmte Aussagen zu seinen Forderungen zurück.
Das Gericht hat indes nicht entschieden, ob die publizierten Daten nun tatsächlich falsch oder richtig sind . Es hat vielmehr, und das macht die grundsätzliche Bedeutung des Falles deutlich, der Universität untersagt, mit der Aufklärung der Angelegenheit ein Organ der Selbstverwaltung zu betrauen, weil dies in die geschützte Freiheit der Wissenschaft eingreife. Die Justus-Liebig-Universität kann nach Auffassung der Richter den Vorgang nur aufgreifen, indem sie ein Disziplinarverfahren einleitet. Nicht das schuldhafte Verhalten einer Person stehe im Mittelpunkt des Interesses, sondern der "objektive Wahrheitsgehalt" von publizierten Daten, betont aber Pressesprecherin Christel Lauterbach.
In der Kontroverse geht es um Handlungsspielräume akademischer Selbstverwaltungsorgane. Zu deren Aufgaben zählt nach Überzeugung der Uni-Leitung auch die Möglichkeit, zu wissenschaftsethischen und wissenschaftspolitischen Fragen Stellung beziehen zu dürfen. Es müsse den Gremien gestattet sein, insbesondere auch auf die Fehlerhaftigkeit von veröffentlichten Daten in medizinischen Diagnoseverfahren hinzuweisen.
Die Universität kritisiert das Urteil als "tiefgreifenden Eingriff in den Aufgaben- und Verantwortungsbereich" der akademischen Gremien und hat sich zur Fortsetzung des Rechtsstreits entschlossen. Beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel wurde Beschwerde eingelegt.
VOLKER TRUNK
ZEILSHEIM. Daß er am Freitag morgen gegen 6 Uhr die Tür hinter seinem Getränkemarkt nicht wieder abgeschlossen hatte, wurde einem 57jährigen Höchster zum Verhängnis. Ein 22 Jahre alter Mann aus Sossenheim, der ihn beim Öffnen der Tür beobachtet hatte, schlich sich in das Getränkelager, hielt dem Besitzer eine Pistole vor die Nase und forderte das Bargeld. Weil der 57jährige keine Anstalten machte, zur Kasse zu gehen, prügelte der Täter auf sein Opfer ein und schlug ihm mit der Waffe auf den Kopf - später stellte sich heraus, daß es sich um eine Schreckschußpistole handelte. Der Getränkehändler blieb jedoch standhaft, bis der Räuber flüchtete. Die Platzwunden auf dem Kopf des Mannes mußten im Höchster Krankenhaus genäht werden.
Aufgrund der Beschreibung, die der 57jährige der Polizei abgegeben hatte, konnte eine Streifenwagenbesatzung den Täter gegen 6.30 Uhr an der S-Bahnstation Tor Nord schnappen. gre
ESCHBORN. Längst ist Gras drübergewachsen. Doch was beim Bau des Regenrückhaltebeckens an der Hamburger Straße wirklich in der Erde verbuddelt wurde, könnte noch ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden. Wirtschaftsprüfer fanden heraus, daß das in den Bestechungsskandal verwickelte Ingenieurbüro Niklas beim Bau der Anlage für den Abwasserverband Westerbach zuviel Geld für die Bodenplatte kassierte.
Bürgermeister Martin Herkströter (CDU), Chef des für Kronberg und Eschborn zuständigen Abwasserverbandes, will klären, wie dick die Bodenplatte wirklich ist. 130 Zentimeter habe Niklas abgerechnet, obwohl 50 Zentimeter genügt hätten. "Wenn die Ergebnisse von Bohrung und Abrechnung nicht zusammenpassen, werde ich die Staatsanwaltschaft einschalten", sagte Herkströter.
Insgesamt kommt der Abwasserverband nicht gut weg in dem Gutachten über die beiden Bauprojekte aus den 80er Jahren, das er bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen selbst in Auftrag gab. Die Prüfer monieren, der Verband habe selbst keine Kriterien für die Vergabe von Aufträgen erstellt, sondern es dem beauftragten Ingenieurbüro Niklas überlassen, Bedingungen zu formulieren.
Preisspiegel, die die verschiedenen Angebote von ausführenden Firmen zusammenfaßten, seien "nicht hinreichend ausgewertet" worden. Bei den Abrechnungen der Ingenieurleistungen von Niklas sei nicht der Mindestsatz, sondern ein Mittelsatz der entsprechenden Honorarzone abgerechnet worden. Warum, konnte auch Herkströter der FR nicht sagen: "Das ist halt so gelaufen." Die Krux sei gewesen, im Verband ehrenamtlich zu arbeiten und Fremdaufträge zu vergeben, anstatt "eigenes Geld in eigene Leute zu investieren". Einen Techniker will der Verband aber auch jetzt nicht anstellen.
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HÖCHST. Die Gospelsängerin Pat Garcia singt am Samstag, 6. März, um 20 Uhr im Café Anders in der Bolongarostraße 110, am Klavier begleitet sie Armin Müller. Müller studierte an der Hochschule Köln Klavier und schloß als Chordirigent ab.
Pat Garcia - 1950 in den Südstaaten der USA geboren - kam in ihrer Jugend mit Martin Luther King und seiner amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Berührung. Ihre Gospels und Spirituals, aber auch einige Jazz-Stücke, erzählen die Geschichte der Schwarzenbewegung.
Eintrittskarten kosten zehn Mark, ermäßigt sieben Mark. ege
Kaum hatte der Kanzler seiner Fraktion den Rücken gekehrt, um den Parteifreunden in Hessen beim Wahlkampf zu helfen, da begann das Grummeln unter den Abgeordneten. "So geht das nicht", erregten sich mehr und mehr der Christdemokraten. Man könne sie doch nicht wochenlang in den Wahlkreisen ein "Mischsystem" aus Autobahn-Vignette und Mineralölsteuererhöhung vertreten lassen und nun so über Nacht auf die FDP-Linie einer reinen Steuererhöhung einschwenken. Es sei unmöglich, daß die "Ausländer" weiter deutsche Straßen benutzen dürften, ohne dafür zu bezahlen. Frust und Wut entluden sich. Sie trafen die Unionsunterhändler in der Koalition, die Minister Günther Krause, Klaus Töpfer und Theo Waigel und den verkehrspolitischen Sprecher Dirk Fischer. Aber jeder verstand auch, daß eigentlich Helmut Kohl gemeint war, der die Koalitionäre in der Nacht zum Donnerstag zu einer Entscheidung gezwungen hatte.
Die Bonner Unions-Fraktion beginnt, mit ihren Muskeln zu spielen. Getrieben von der Furcht um Wahl- und Mandatsverluste besinnen sich viele Abgeordnete, die sich jahrelang mit dem präsidialen Führungsstil Kohls arrangiert hatten, auf ihre eigentliche Stärke: Ohne sie ist nur schwer zu regieren. An diesem Abend war in der Fraktion für die Regierung und für den Kompromiß mit der FDP kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Fraktionschef Wolfgang Schäuble gelang es, nach einer turbulenten und streckenweise aggressiven Debatte gerade noch, die Empörung in einen Antrag zu kanalisieren, der das Selbstbewußtsein der Fraktion stärkt, den Kompromiß der Koalition aber nicht gänzlich verwirft.
Am Tag danach versuchte Schäuble unter Aufbietung seiner gesamten Überredungskünste, die Journalisten zu überzeugen, daß da eigentlich gar nichts Bemerkenswertes geschehen sei. Wohl selten in seinem Leben hat Schäuble das Wort "normal" so inflationär benutzt wie an diesem Morgen. Allerdings "gibt es einen gewissen Nervositätspegel", räumt einer aus der Fraktionsführung ein. Eine vornehme Beschreibung der eigentümlichen Atmosphäre, die unter den Abgeordneten der größeren Regierungsfraktion herrscht. Treffender beschreibt es Ursula Männle von der CSU, die frauenpolitische Sprecherin der Union, mit einem Paradox: "Alles geht seinen gewohnten Gang und trotzdem geht es nicht seinen gewohnten Gang." Unter der Oberfläche normaler Geschäftigkeit und täglicher Politikbewältigung rumort es. Letztlich funktioniert alles irgendwie, aber das ist nicht das Problem. Das eigentliche Problem ist, daß die Fraktionsführung und der Kanzler längst nicht mehr kalkulieren können, an welchen Punkten und warum die Abgeordneten den Aufstand proben.
Schon die "kleinste Kleinigkeit kann zu nervösen Ausbrüchen führen", beschreibt Männle die Lage. Die Christdemokraten gehen durch ein Wechselbad der Gefühle: Resignation liegt gleich neben Aufbegehren, Endzeitstimmung neben Hoffnung. Zunehmend werden Erinnerungen an das Frühjahr 1989 wach, als Helmut Kohl und die CDU scheinbar rettungslos im freien Fall dem Verlust der Macht entgegentrudelten. Heute, genau vier Jahre nach dem Versuch der Gruppe um den damaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, Kohl zu stürzen, um die Partei zu retten, ist die "Stimmung in der Union schlecht" wie damals, sagt einer aus der engeren Führung der Partei. Einer übrigens, der sich damals nicht an der Verschwörung beteiligt hatte.
Genau besehen aber sind Stimmung und Lage noch schlechter als damals. So tief im Keller der Wählergunst waren Kohl und seine Partei noch nie in den über zehn Jahren ihrer Herrschaft. Allein in den vergangenen zwölf Monaten kletterte der Anteil der Menschen, die mit der Politik des Kanzlers nicht einverstanden sind, von 32 auf 54 Prozent. Den Vorteil, den die deutsche Einheit CDU und CSU geboten hat, haben sie langfristig nicht zu nutzen gewußt. Wenige Monate nach der Vereinigung und der ersten gesamtdeutschen Wahl fanden immerhin 40 Prozent der Befragten Gefallen an den Schwesterparteien. Heute sind es gerade noch 30 Prozent. War der Kanzler der Einheit 1991 mit dem Wert 1.5 auf Platz fünf der Beliebtheitsskala vorgerückt, so ist er heute mit -0.6 auf den zehnten und letzten Platz abgerutscht.
Das ist es, was die Abgeordneten wirklich nervös macht. Sie bangen um ihre eigene Zukunft. Solange der Mann an der Spitze die Macht garantiert, kann er in der CDU machen, was er will. Müssen die Volksvertreter vom Volk allerdings mehr Prügel als Zustimmung einstecken, dann wird die Rechnung an den Verantwortlichen weitergegeben. Helmut Kohl spürt, daß es eng für ihn wird. Seine Vertrauten schwärmen seit einiger Zeit aus, Gerüchte über Amtsmüdigkeit und Resignation im Keim zu ersticken.
Der Aufstand in der Fraktion vom Donnerstagabend gegen die ewigen Koalitionskompromisse, die das Eigenprofil der Christdemokraten bis zur Unkenntlichkeit verwischen, so hieß es am Freitagmorgen kampfentschlossen aus dem Kanzleramt, habe Kohl nur noch darin "bestärkt", seinen Weg weiterzugehen und 1994 noch einmal eine christlich-liberale Mehrheit zustande zu bringen. Er, den sein Leben gelehrt hat, daß langer Atem und Beharrlichkeit meist zum Ziele führen, ist immer noch überzeugt, Ende 1994 die fünfte christliberale Bundesregierung bilden zu können.
Zum überkommenen Bild dieses Kanzlers gehört, daß er dann besonders gut kämpft, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Seit Donnerstag abend fragen sich einige seiner Freunde allerdings besorgt, ob da gezielt ein Aufstand inszeniert wurde, um vorsorglich eine Front gegen Kohl aufzubauen, falls es am Sonntag bei den Kommunalwahlen in Hessen für die CDU ein Desaster geben sollte. Noch aber beruhigt man sich mit der Vermutung, daß die verunsicherten Parlamentarier nur mal "Dampf ablassen" wollten. Alarmieren sollte Kohl allerdings, daß auch bei Kabinettsmitgliedern der Respekt "zunehmenden Vorbehalten" weicht.
Meldungen, sein Nachfolger stünde bereit, ihm schon jetzt die Last des Amtes abzunehmen, kann Kohl ruhigen Blutes widersprechen. Seine selbstbewußten Behauptungen aber, "daß keiner meinen Job will" und daß in der CDU "schon gar nicht ernsthaft darüber nachgedacht wird, mich abzulösen", haben mehr mit Pfeifen im Walde als mit Realitätssinn zu tun. Es gibt mindestens zwei, die ihm nachfolgen wollen: Wolfgang Schäuble und Volker Rühe. Und es ist kein Geheimnis, daß die Zahl der Abgeordneten wächst, die Schäuble möglichst schnell auf den Kanzlersessel hieven wollen.
Zu denen gehören übrigens auch die, die 1989 schon einmal versucht haben, den Kanzler zu stürzen. Die Frage ist also nicht, ob es einen Nachfolger gibt, sondern wie und wann er installiert wird. Nachdem Schäuble dem Kanzler zugesagt hat, daß es allein seine Entscheidung sei, wann er sich zurückziehen will und nachdem Rühe erkennen mußte, daß er zur Zeit keine Mehrheit in der Fraktion für sich mobilisieren kann, liegt die Entscheidung über das Wann und Wie immer noch in Kohls Hand.
Es findet sich kaum einer unter den Christdemokraten, auch unter denen nicht, die 1989 den Umsturz planten, der auf einen neuen Putsch-Versuch setzen würde. Vor allem ist weder in der Fraktion noch in der Partei jemand zu sehen, der bereit und vor allem stark genug wäre, einen erneuten Anlauf zu nehmen. Gewiß, Kurt Biedenkopf und der sächsische Innenminister Heinz Eggert sticheln gerne öffentlich gegen Kohl. Im Präsidium der Partei fliegen neuerdings schon einmal die Fetzen. Der Fraktionsvorstand nutzt das Schlingern der Regierung, seine Position zu festigen. Ohne Schäubles systematische und umsetzungsorientierte Art wäre Kohl längst öfter und dramatischer in der Fraktion eingebrochen. In den Landesverbänden wird mehr oder minder offen über die Regierungskünste des Parteivorsitzenden gelästert und über die katastrophalen Wahlaussichten lamentiert.
Doch wirkliche Gegengewichte zu Helmut Kohl gibt es weder in der Partei, noch in der Fraktion, noch in der Koalition. Er "hat eben alle hinter sich gelassen", beschreibt einer der Minister die Lage. Franz Josef Strauß ist tot. Der Wende-Kumpan von 1982, Hans-Dietrich Genscher, hat sich in den abwartenden Ruhestand zurückgezogen. Kohls einst mächtige Landesfürsten und Gegenspieler - Lothar Späth, Ernst Albrecht oder Walter Wallmann - sind längst aus dem Geschäft. Heiner Geißler ist an den politischen Rand gedrängt. Mit ihm haben oder mußten alle Kohl-kritischen Geister die Parteizentrale verlassen. Die CSU ist zu sehr mit ihren bayerischen Eigenheiten beschäftigt, als daß sie dem Kanzler noch ernsthafte Probleme machen könnte. Und die CDU-Ministerpräsidenten in den neuen Ländern haben zu Hause ebenfalls genug Sorgen.
Von Realismus geprägt ist die Warnung eines Mitgliedes des CDU-Präsidiums an Nachfolge-Spekulanten in den Reihen der Koalition, erst dann über diese Frage zu debattieren, wenn man einen hat, von dem man sagen kann: "Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich mein Wohlgefallen!" Nach Lage der Dinge müßte es Helmut Kohl selbst sein, der diesen Satz sagt und auf den Auserwählten weist. In einem nämlich sind sich die, die Schäuble an der Spitze sehen wollen, einig: Der Mann ist kein Umstürzler, sondern einer, der sich von Partei und Kanzler bitten lassen will, das Amt zu übernehmen. Für die Putschisten von 1989 hatte Schäuble immer nur Verachtung übrig.
Noch kann Kohl sich wohl auch auf die Mehrheit der Abgeordneten verlassen. "Wir Ostdeutsche vertrauen ihm nach wie vor", sagt Joachim Schmidt, der sächsische Landesgruppenchef in Bonn. "Wir zweifeln nicht an dem Kanzler. Er ist für uns der Kanzler der Einheit", beteuert der Brandenburger Michael Wonneberger. Die Abgeordneten aus dem Osten, mit denen Kohl sich alle sechs Wochen trifft, treibt vor allem die Sorge um, daß ein Personalgerangel in diesen schwierigen Zeiten die Lösung der drängenden Sachprobleme noch komplizierter machen könnte.
Aber auch von westlichen Abgeordneten drohe Kohl "keine Gefahr", schätzt die Christsoziale Ursula Männle die Lage ein. Der hessische Landesgruppenvorsitzende Klaus Lippold versichert, "diese Personaldebatten" hätten unter den Kolleginnen und Kollegen "nie eine ernsthafte Rolle gespielt".
Aber das muß ja nicht so bleiben. Am Donnerstag hatte die Fraktion nicht zum ersten Mal den Aufstand gegen Koalitionsabsprachen geprobt. Im Januar war Theo Waigel mit dem Versuch gescheitert, das Föderale Konsolidierungsprogramm in zwei Stunden durch die Fraktion zu peitschen. Er brauchte ganze zwei Tage. Kleine Aufstände ergeben noch keinen großen. Kohl weiß aber, daß er etwas tun muß, um sie klein zu halten. Seine Antwort auf die Unruhe in seiner Gefolgschaft ist ein Zwei-Stufen-Plan, zu dem Schäuble ihn schon lange drängt: Bis zum Sommer sollen Solidarpakt, Bahnreform, Steuererhöhungen und die Finanzierung der deutschen Einheit so entschieden sein, daß sich Wirtschaft und Bevölkerung auf klare Daten für die nächsten Jahre verlassen können.
"Ich will die Dinge jetzt vorantreiben", sagt Kohl, um dann 1994 mit den Ergebnissen seiner Arbeit über das Land ziehen und "um jede Stimme kämpfen" zu können. Dem Kanzler ist auch klar, was CDU-Präsidiumsmitglied Rita Süssmuth meint: Wenn sich die Umfragen bis Ende 1993 nicht verbessern, dann werde es insgesamt "kitzelig". Helmut Kohl will 94 seinen letzten großen Wahlkampf führen - und es allen noch einmal zeigen.
Es sei denn - das ist die stille Hoffnung von einigen, die ihn am liebsten heute gegen Schäuble austauschen würden -, Kohl kommt zu dem Schluß, daß er die Wahl 94 auf keinen Fall gewinnen kann. Nur dann würde er, kalkulieren sie, aufgeben. Denn in einem sind sie sich sicher: Helmut Kohl hat schon zu eifrig an seinem Bild in der Geschichte gestrichelt, als daß er sich seine politische Biographie durch eine Wahlniederlage versauen lassen würde.
Nur einmal fuhr der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm am Freitagmorgen aus der Haut. Das war, als ein Journalist wissen wollte, ob er nicht doch in irgendeiner Form stärker in das jüngste Geschehen involviert sei, als bisher bekannt geworden. Engholm darauf erregt: "Wenn mir jetzt wieder irgend jemand etwas in die Schuhe schieben will, dann geht es rund." Nochmals ließen er und seine Familie sich nicht an den Rand der psychischen und physischen Vernichtung drängen. Doch ansonsten wirkte der Regierungschef auf der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz trotz eines riesigen Medienauftriebs, wie es ihn seit der Aufarbeitung der Barschel-Affäre nicht mehr gegeben hatte, sehr gelassen und selbstsicher. Nach vierzig Minuten wurde das gerade heißgelaufene Frage-und-Antwort-Spiel abgebrochen, weil Engholm zum Finale im hessischen Kommunalwahlkampf gebraucht wurde.
Der "halbe" Rücktritt Jansens dürfte dem Ministerpräsidenten aus der menschlichen Not geholfen haben, einen Freund und über die Parteigrenzen hinaus geschätzten Mann in die politische Wüste schicken zu müssen, der sich gegenwärtig zudem noch im Krankenhaus einer schmerzhaften Behandlung unterziehen muß. Engholm selbst hat auf diese Aspekte bei seiner Pressekonferenz in besonderem Maße hingewiesen. Eine politische Entlastung aber ist diese halbe Lösung, auf die sich Engholm und Jansen am Donnerstagnachmittag am Krankenbett geeinigt hatten, jedoch kaum. Das wurde sehr schnell durch die Reaktionen von CDU und FDP deutlich, die eine immer härtere Gangart im Umgang nun auch mit Engholm anschlagen.
Auch die öffentlichen Bonner Reaktionen auf Engholms "Halb-Entscheidung" (so sagte ein Mitglied des Parteivorstands) verdeckten nur mühsam die in der SPD intern verbreiteten Besorgnisse. Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing verkündete forsch: "Die SPD wird gemeinsam mit Engholm diesen Kanzler und seine erfolglose Regierung ablösen." Und der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, setzte seine Beklemmung in die Formulierung um: "Wenn wir uns alle hinter Engholm stellen, könnten wir es schaffen." Allerdings leitete er dies mit der Zweifel verratenden Vorbemerkung ein: "Auch wenn Sie mich für verrückt halten . . ."
Tatsächlich war Engholm aus Bonn vorsichtig geraten worden, er solle Jansen zum Rücktritt bewegen oder ihn entlassen, weil das "für die Bundes-SPD günstiger" gewesen wäre. So wichen die in ihre heimischen Wahlkreise eilenden SPD-Abgeordneten den fragenden Journalisten mit Bemerkungen aus wie "Hauptsache, er hat entschieden", "Ich mische mich da nicht rein" oder "Fragen Sie lieber andere . . ."
Die Frage aber, die sich an diesem Freitag in Kiel stellte, war längst, ob ein Ausscheiden Jansens aus dem Kabinett dem Regierungschef zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch mehr Luft verschafft hätte. Zwar hatte Engholm am Donnerstag immer wieder Nachrichten über einen Rücktritt Jansens dementiert: Er habe "null Zweifel" an den Worten seines Vize und Freundes Jansen. Bei ihm gebe es keine "Ex-und-Hopp"-Minister, versicherte er auf einer Pressekonferenz, bei der es eigentlich um die neuen Ergebnisse seiner "Denkfabrik" gehen sollte. Daran aber hatten die zahlreichen Journalisten an diesem Tag "null Interesse". Trotzdem hielten sich die Rücktrittsgerüchte bis zum Freitagmorgen.
Allerdings hatte sich da die gesamtpolitische Lage bereits erheblich verändert, weil nun auch Engholm selbst in Kiel ins Zentrum der Angriffe der Opposition geraten war. Im Verlauf des Donnerstags war bekanntgeworden, daß er bereits am 3. Februar Nachricht von Geldzahlungen seiner Partei an Pfeiffer bekommen hatte, diese Informationen aber auf seiner Pressekonferenz am vergangenen Montag, auf der er zu den Zahlungen Jansens Stellung genommen, nicht erwähnt hatte.
Die Informationen bezogen sich auf ein Ermittlungsverfahren gegen Reiner Pfeiffer. Quelle ist der frühere Chef des Bremer Landeskriminalamtes und heutige Rechtsanwalt Herbert Schäfer, der auch ein Buch über Pfeiffer geschrieben hat. Ihm gegenüber hatte die frühere Pfeiffer- Freundin Elfriede Jabs ausgesagt, Pfeiffer habe ihr erzählt, er bekomme Geld "aus einem für ihn angelegten SPD- Fonds". Namen allerdings wurden nicht genannt. Die Geschichte stand in dieser Woche bereits weitgehend im Hamburger stern. Brisant wurde es für Engholm, weil nun durch Zeitungsrecherchen zusätzlich bekannt wurde, daß dieser Bericht über das Justizministerium an den Chef der Staatskanzlei, Stefan Pelny, weitergegeben worden und so auch "beiläufig" an Engholm gelangt war. Er sei davon durch Pelny mündlich informiert worden, sagte Engholm dazu am Freitag auf der Pressekonferenz. Aber, "der Bericht war für uns kein besonderes Thema". Es schien sich für ihn "dabei um eine der vielen Spekulationen, Gerüchte, Anzeigen und Ermittlungsverfahren zu handeln, die in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Barschel-Affäre und der Person Pfeiffers immer wieder entstanden sind".
Jetzt "null Zweifel", damals "null Handlungsbedarf" (Regierungssprecher Andreas Rink). Das aber mögen die Oppositionsparteien nicht glauben. Wer so mit wichtigen Informationen umgehe, sei in seinem Amt wohl nicht ganz am richtigen Platze, lästerte Wolfgang Kubicki, Fraktionschef der Liberalen, und zog Vergleiche zu einem Bonner Regierungschef, der wichtige Hinweise vom Bundesnachrichtendienst auf den Tisch bekomme und die dann als nicht so wichtig auf die Seite lege. Und der CDU-Vorsitzende Ottfried Hennig meinte am Freitag nach Engholms Pressekonferenz höhnisch, wenn Engholm nicht in der Lage sei, die bundesweite Relevanz des Kieler Geschehens zu erkennen, dann sei er nicht einmal in der Lage, einen SPD-Ortsverein in Kleinkleckersdorf zu führen.
Indes wurde am Freitag in Kiel schon die Frage aufgeworfen, was der parlamentarische Untersuchungsausschuß, für den sich CDU und FDP ausgesprochen haben und den Engholm offenbar nun auch befürwortet, eigentlich untersuchen soll. Die CDU würde die Arbeit einerseits sicher gern auf den unmittelbaren Anlaß, die Geldspenden Jansens an Pfeiffer, einschränken. Doch daraus würde sich sehr schnell ein Blick weiter zurück in das Jahr 1987, die Zeit der Barschel-Affäre, ergeben.
Ein Ausschuß zu der Frage, ob die Zahlungen Jansens nun eine politische Torheit waren oder nicht, würde schließlich kaum die Mühe lohnen. Diese Frage ist hinlänglich beantwortet. Die Zahlungen Jansens könnten ja nur dann politisch in höherem Maße anstößig sein, wenn sie dazu gedient hätten, etwas in der Vergangenheit zu vertuschen oder wenn sie nachträglicher Lohn für früher in der Affäre geleistete Hilfen gewesen wären. Schon hier zeigt sich, daß eine neue Untersuchung kaum einzugrenzen wäre. Damit wäre man natürlich wieder mitten im Schlamassel von 1987, und die SPD wird und kann sich gewiß nicht darauf einlassen, unter solchen Auspizien ihre eigene Rolle zum alleinigen Gegenstand der Untersuchung machen zu lassen und damit dazu beizutragen, die Affäre im nachhinein gegen sie zu drehen.
Engholm und andere führende Sozialdemokraten haben denn auch angekündigt, der gesamte frühere parlamentarische Untersuchungsbericht müßte in einem solchen Ausschuß noch einmal zum Thema gemacht werden; neue Aspekte, die erst nach Abschluß der damaligen Untersuchungen hinzugekommen seien, etwa die Frage, ob es Verbindungen zu Waffenschiebereien gebe, müßten dann wohl hinzugenommen werden. Er sei selbst daran interessiert, so Engholm, daß hier noch einiges geklärt werde. Fast sieht es heute so aus, als laufe es für die Kieler Politik auf einen zweiten großen Abwasch hinaus - ausgelöst durch eine Spende, die nach Überzeugung der Sozialdemokraten allein einer "sozialen Macke" entsprungen war.
MAINTAL. Die Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik in Maintal- Bischofsheim wird in absehbarer Zeit auch über ein Internat mit 60 Betten und eine Umweltwerkstatt verfügen.
Wie berichtet wird die mit rund 7,5 Millionen Mark veranschlagte Erweiterung dieser von der Landesinnung Hessen Kältetechnik getragene Einrichtung mit 1,2 Millionen Mark vom Land Hessen und weiteren 1,725 Millionen Mark vom Bund bezuschußt. Die Bundesanstalt für Arbeit gewährt ein Darlehen von 1,3 Millionen Mark.
Bei der jetzt erfolgten Grundsteinlegung - angemessen in strenger Kälte - erinnerte Schulgeschäftsführer Manfred Seikel an das gleiche Zeremoniell vor acht Jahren, als ebenfalls bei eisigen Temperaturen der Grundstein für die Schule gelegt worden ist. Die von Anfang an mitgeplante Erweiterung mit einem Internat hatte sich unter anderem wegen unsicherer Bodenverhältnisse so enorm verzögert.
Wegen Ablagerungen unbekannter Art - sogenannten Altlasten - waren Untersuchungen notwendig, die nicht nur Geld, sondern auch Zeit kosteten. Schließlich war auch die Finanzierung des Millionenprojektes durchaus nicht im ehemals erwarteten Tempo zu leisten gewesen.
Die Bundesfachschule wird in einigen Jahren sozusagen das Entree des Maintaler Stadtteils Bischofsheim werden, weil exakt hier der neue Bahnhof geplant ist - wenn die nordmainische S-Bahn kommt.
Innungsobermeister Theo Mack, der den Neubau und den Umzug der Schule von Frankfurt nach Maintal seinerzeit in die Gänge gebracht hatte, versenkte eine Cartouche mit verschiedenen Zeitdokumenten.
Bürgermeister Dr. Walter Unger beglückwünschte die Verantwortlichen, die Finanzierung gesichert zu haben, bevor die letzte Mark im Osten verschwunden sei. pom
Querfeldein
Stadt Dietzenbach ehrt Sportler Am Samstag, 13. März, würdigt die Stadt Dietzenbach im Bürgerhaus die sportlichen Erfolge Dietzenbacher Vereine sowie Sportlerinnen und Sportler mit einer Ehrung. Frauensportfest Der Verein für Behindertensport Dietzenbach veranstaltet am Samstag, den 13. März, in der Ernst-Reuter-Halle in Dietzenbach (Rodgaustraße) ein Hallensportfest für Frauen. Eingeteilt in sieben verschiedene Schadensklassen, absolvieren die Teilnehmerinnen einen aus zwölf Disziplinen zusammengestellten Vierkampf. Beginn ist um 13.30 Uhr. Sportlerehrung in Seligenstadt Erstmals zwei Termine gibt die Stadt Seligenstadt für die Ehrung ihrer erfolgreichsten Sportler und Sportlerinnen an. Am Freitag, 12. März, machen 122 Erwachsene um 19 Uhr im Matthias-Gründewald-Kolleg des Riesen den Anfang. 68 Jugendliche werden am 13. März ab 16 Uhr im Clubhaus der Sportvereinigung zu Ehrung und Schauvorführungen erwartet. Die Karateka der Sportvereinigung sowie die Sportakrobatikgruppe des Kinderheims gestalten das Programm.
MADRID, 5. März. Rund 25 000 spanische Bauern haben am Freitag in Madrid gegen die Landwirtschaftspolitik der EG demonstriert. In einer Manifestation verlangten sie von ihrer Regierung Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung ihrer schlechten sozialen Lage. Mit der Kundgebung ging der "grüne Marsch" der Bauern auf die Hauptstadt zu Ende, der am 16. Februar an fünf Stellen des Landes begonnen hatte. Auch in anderen Städten demonstrierten etliche Landwirte.
Die Bauern verlangten auf Transparenten "eine Zukunft für die Bauern". Ihre Sprecher klagten die Regierung unter anderem an, den Bauern die vollen Folgen des EG-Eintritts Spaniens verheimlicht zu haben. Sie seien zwar bereit, mit anderen EG-Ländern in Konkurrenz zu treten, aber "unter gleichen Bedingungen".
Kritiker rügen, daß der EG-Beitritt für Spaniens Landwirtschaft zu früh erfolgt sei. Die Höfe seien noch zu wenig modernisiert und zu rund 70 Prozent Kleinbetriebe. Die könnten die von Brüssel verordneten Produktions- und Anbaubeschränkungen auf Produkte wie Milch und Getreide nicht verkraften.
Spaniens Bauernschaft ist überaltert (58 Prozent der Bauern sind über 55 Jahre alt), hoch verschuldet und erarbeitet Erträge, die 30 Prozent unter dem EG- Durchschnitt liegen. Dazu leidet sie an harter Konkurrenz von Erzeugnissen aus dem Ausland und zusätzlich an der Dürre. Von 1981 bis 1991 ist der Anteil der Bauern von 17 auf zehn Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung zurückgegangen; in Kastilien sind ganze Landstriche der Entvölkerung nahe.
Doch die Regierung will den Anteil der Bauern sogar auf sechs Prozent senken. Landwirtschaftsminister Pedro Solbes sagte, die EG bringe nicht nur Konkurrenz für Spaniens Bauern, sondern habe sie 1992 mit umgerechnet knapp acht Milliarden Mark unterstützt. Solbe bot neue Dialoge zur Lösungssuche an, hat jedoch das Vertrauen vor allem der Jungbauern verloren.
hbr JOHANNESBURG, 5. März. In Südafrika sind am Freitag nach zehn Monaten Unterbrechung die Mehrparteiengespräche über das Ende der Apartheid wiederaufgenommen worden. Zwar betonten alle 26 Gruppen, es sei nötig, Verhandlungen über die Demokratisierung Südafrikas wieder zu führen. Aber bei der sogenannten "Planungskonferenz" in Johannesburg wurden schwere Differenzen über den Status einer formalen Verhandlungsrunde, den Ablauf des Übergangs zur Demokratie und die zukünftige Staatsform Südafrikas deutlich.
Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) und seine Verbündeten betonten, daß eine neue Verfassung für das Land von einer demokratisch gewählten Verfassunggebenden Versammlung verabschiedet werden sollte. Nur eine solche Versammlung könne eine neue Verfassung legitimieren, sagte ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa.
Ramaphosa sagte auch, daß die bisherigen Abkommen, die im "Konvent für ein demokratisches Südafrika" (CODESA) erzielt worden seien, "Bausteine" der neuen Mehrparteiengespräche sein sollten. Die CODESA-Gespräche waren im Mai 1992 zusammengebrochen. Die CODESA-Abkommen könnten nicht "abgeschrieben werden, als ob es sie nie gegeben hat", sagte Ramaphosa.
Die Inkatha Freiheitspartei (IFP) von Zuluchef Mangosuthu Buthelezi und ihre Verbündeten in der konservativen Allianz der "Besorgten Südafrikaner" forderten, daß ein Mehrparteienforum eine Verfassung formulieren solle.
Dabei müßten die Rechte einzelner Regionen festgeschrieben werden. Erst nachdem eine Verfassung verabschiedet worden sei, sollten freie Wahlen stattfinden.
Der IFP-Delegierte Joe Matthews sagte, daß seine Partei parallel zu Mehrparteiengesprächen mit der Festigung regionaler Machtstrukturen fortfahren werde. Die IFP hatte Ende 1992 eine Verfassung für das Zulu-Homeland KwaZulu verabschiedet, die eine weitgehende Selbständigkeit der Region vorsieht.
Die Verwaltungen der Homelands Bophuthatswana und Ciskei lehnten eine gewählte Verfassunggebende Versammlung ab und betonten, daß sie ihre Eigenständigkeit wahren wollten. Sie meinten, daß die bei CODESA erzielten Abkommen keinen Bestand hätten. "Wir können noch einmal von vorne anfangen", sagte der Sprecher der Ciskei.
Regionale Autonomie forderte auch die ultrarechte Konservative Partei (CP), die erstmals zusammen mit dem ANC und der südafrikanischen Kommunistischen Partei an einem öffentlichen Forum teilnahm. Die CP, ebenfalls Mitglied der "Besorgten Südafrikaner", sagte, daß sie bereit sei, für die "Selbstbestimmung des Afrikaander Volkes" zu kämpfen, wenn diese in Verhandlungen nicht durchgesetzt werden könnte.
Verfassungsminister Roelf Meyer sagte, daß weitverbreitete politische Gewalt und die prekäre wirtschaftliche Lage Südafrikas die Wiederaufnahme von Mehrparteiengesprächen dringend notwendig machten. Diesem Ziel müsse "alles untergeordnet werden". UN wollen Flugzeugverkauf verhindern
NEW YORK (dpa). Der für Südafrika zuständige Sanktionsausschuß des Weltsicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) hat die Schweizer Regierung aufgefordert, den geplanten Verkauf von etwa 60 Trainingsflugzeugen des Typs Pilatus PC-7 an Südafrika zu unterbinden. In einer in New York veröffentlichten Entscheidung des Ausschusses wurden die Erklärungen der Schweizer Regierung zur beabsichtigten Lieferung als "nicht befriedigend" zurückgewiesen.
Der Ausschuß sei weiter überzeugt, heißt es in der Entscheidung, daß der angestrebte Flugzeugverkauf "im Gegensatz zum Geist und zu den Absichten der Sicherheitsrats-Resolution 418" stehe, in der 1977 das Waffenembargo gegen Südafrika festgelegt wurde.
Der Ausschuß werde sich weiter mit der Angelegenheit befassen, wenn eine neue Antwort aus der Schweiz vorliege.
Immerhin, eine Konsequenz zieht zumindest das Bundesarbeitsministerium aus den schrecklichen Anschlägen auf Ausländer. Der Gesetzentwurf aus dem Hause Blüm gewährt bei Gewalttaten verletzten Nichtdeutschen deutlich leichter als bisher Entschädigung für erlittene gesundheitliche und wirtschaftliche Nachteile. So nimmt das Paragraphenwerk Abschied von dem fragwürdigen Prinzip der Gegenseitigkeit. Fragwürdig, weil die reiche Bundesrepublik nicht darauf bestehen kann, daß sie nur Ausländer entschädigt, deren Heimatstaaten ihrerseits an dort verletzte Deutsche Ausgleich zahlen. Die meisten Herkunftsländer von Immigranten und Flüchtlingen sind nämlich so arm, daß sie entsprechende Abkommen mit Deutschland nicht schließen können.
Freilich, gut genug ist der Entwurf noch nicht. So muß die Vorschrift verschwinden, wonach Entschädigung nur gewährt wird, wenn der Betroffene in Deutschland bleibt. Gerade Opfer von fremdenfeindlichen Gewalttaten kann man nicht zum Hierbleiben zwingen. Auch fehlt eine Bestimmung, wonach die Geschädigten festes Aufenthaltsrecht bekommen. Der Entwurf kann im Gesetzgebungsverfahren noch gewinnen. ff (Bonn)
Ein neuer Pilatus wäscht sich in Bonn die Hände in Unschuld. Mit dem Satz, Arbeitsplätze zu schaffen sei Sache der Wirtschaft selbst, sorgt der seit Ende Januar amtierende FDP-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt für Kontinuität in der Wirtschaftspolitik. Nach dieser Rollenverteilung wird "Wirtschaft in der Wirtschaft gemacht". Mit solchen schlechten Kalauern macht er sich im Publikum bekannt; die Rezession soll dann wohl in der Regierung gemacht werden.
Bei dieser Logik wird verständlich, warum die Bonner Koalitionäre alles daransetzen, die Wirtschaft weiter zu verunsichern, ihr mit Steuererhöhungen ab 1995 zu drohen und die Autobahn-Vignette als Folterwerkzeug hochzuhalten, anstatt diesem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken zu bereiten. Erst mit diesem Drehbuch ist auch klar, warum die Regierung trotz explodierender Arbeitslosenzahlen für einen sofortigen Bewilligungsstopp bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Ost und West sorgt. Ohne Rexrodts Aufgabenzuweisungen an Staat und Wirtschaft herrschte vielleicht auch Rätselraten, warum der Wirtschaftsminister die Senkung der Spitzensteuersätze nur ohne die vom Finanzminister befürwortete Kürzung der Abschreibungsvorteile will. Die einfache Lösung: Für die Wirtschaft ist die Wirtschaft zuständig, für das Durcheinander die Koalition. Darauf muß man im Publikum erst mal kommen - dank der Nachhilfe von Möllemanns Nachfolger.
Jetzt erst kann sich auch jedermann einen Reim auf die laute Weigerung der Abbruchfirma Kohl, Waigel & Co. machen, mitten in der Rezession die Steuern zu erhöhen und seit Jahresbeginn fröhlich das Gegenteil zu praktizieren: die Mehrwertsteuererhöhung, die Mineralölsteuererhöhung, die Versicherungsteuererhöhung, die Rentenbesteuerungserhöhung und die Zinsabschlagsteuererhöhung zur Jahresmitte. Biedenkopf mußte wieder einmal die undankbare Rolle des naiven Kindskopfs übernehmen, der laut feststellt: Der Kaiser hat ja gar nichts an. Noch fühlt sich Kanzler Kohl trotz sinkender Temperaturen in der Wirtschaft warm angezogen. rds (Bonn)
OBERURSEL. Noch blockieren rotweiße Absperrungen den Weg, in der Mitte türmen sich Erdhaufen dort, wo später eine Uhr stehen soll: Der Kreisel an der Oberurseler Straße ist fast fertig. Er und das neue Verbindungsstück zur Frankfurter Straße, die Ludwig-Erhard-Straße, bilden den ersten Abschnitt zur besseren Erschließung des Gewerbegebiets am Zimmersmühlenweg. Am Teilstück Oberurseler Straße bis Zimmersmühlenweg wird wohl noch bis in den April hinein gebuddelt: Die winterliche Witterung hat den Straßenbauern einen kräftigen Strich durch die Zeitrechnung gemacht.
Erster Stadrat Eberhard Häfner hofft, daß auch das erste Teilstück schon eine Entlastung für die überlasteten Zufahrten zur Frankfurter Straße bringen wird. Wenn alles fertig ist, wird auch der Stadtbus diese Route nehmen und dann möglicherweise mehr Pendler zum Umsteigen bewegen. Wie Häfner erklärte, werde das Gewerbegebiet aber erst mit dem Weiterbau der Gablonzer Straße und der Fertigstellung der Nordumgehung Niederursel Ende 1994 wirklich gut erschlossen sein: Dann bestehe eine direkte Anbindung an den Miquelknoten.
Für Pendler wird das Angebot aber wohl erst attraktiv, wenn der S-Bahn- Halt Stierstadt fertig ist. Doch dessen Finanzierung steht auf der Kippe: Wenn im Zuge des sogenannten Solidarpaktes 1995 das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz wegfällt, wird der Bund nicht mehr, wie bislang geplant, 85 Prozent der Baukosten übernehmen. Das bedeutet, die Stadt muß einen Finanzierungslücke von sieben Millionen Mark stopfen. esi
Mit dem künftigen Autobahnanschluß Ratsweg der A 661 (Ostumgehung), für den vor zwei Wochen die Rodungsarbeiten am Ostpark begonnen haben, wird nach Ansicht des "Aktionsbündnisses Unmenschliche Autobahn" ein "verkehrspolitischer Unsinn" geschaffen. Die neuen Auf- und Abfahrten der Verbindung zwischen dem Offenbacher Kreuz (A 3) und dem Bad Homburger Kreuz (A 5) werden nach Einschätzung der Bürgerinitiative nicht die erhoffte Entlastung für den Frankfurter Osten bringen.
Wenn die derzeit noch vorhandene Lücke der Ostumgehung zwischen der Friedberger Landstraße und dem Ratsweg 1994 geschlossen sein wird, werde der Verkehr sogar noch stärker sein als heute. Von der "versprochenen Verkehrsberuhigung für die Anwohner der Saalburgallee und der Wittelsbacherallee" könne "gar keine Rede sein".
Für die Ostumgehung sagt das Aktionsbündnis einen "täglichen Dauerstau" zwischen Offenbacher und Bad Homburger Kreuz voraus. An der Ausfahrt Ratsweg, wo sich die Verkehrslawine in das städtische Straßennetz ergießen wird, werde der Rückstau zum Alltag gehören.
Die Autoverkehrsplaner, so kritisieren die Autobahngegner, würden die "Staus lediglich vor sich her schieben". Es werde sich zeigen, daß die neuen Autobahnen die jetzigen Verkehrsprobleme nur noch verschärften. gang
KRIFTEL. SPD und FWG sind mit ihrem Versuch gescheitert, gegen Landrat Jochen Riebel (CDU) im Zusammenhang mit dem Unterschlagungsfall Peter M. im Rat- und Bürgerhaus vorzugehen. Wie berichtet, hatten die Fraktionen sowohl dem suspendierten Bürgermeister Hans- Werner Börs als auch Erstem Beigeordneten Paul Dünte (beide CDU) Versäumnisse bei der Kontrollpflicht vorgeworfen. Nachlässigkeit habe es ermöglicht, daß mehr als 1,5 Millionen Mark veruntreut werden konnten.
Da der Landrat nach Bekanntwerden der Unterschlagungen nicht disziplinarisch gegen die beiden Krifteler Hauptamtlichen vorgegangen war, hatten sich SPD und FWG unter anderem an das Regierungspräsidium mit der Bitte gewandt, Riebels Verhalten zu überprüfen.
Die zweiseitige Antwort flatterte gestern ins Landratsamt. Wichtigster Satz: ". . . ich sehe keine Veranlassung, das Verhalten von Landrat Riebel als Dienstvorgesetzten für Bürgermeister Börs und Ersten Beigeordneten Dünte im Wege der Dienstaufsicht zu beanstanden." Übersetzt: Nach Ansicht der RP-Kommunalaufsicht haben sich weder Riebel noch Börs oder Dünte im Zusammenhang mit dem Fall Peter M. eine "schuldhafte Vernachlässigung" vorzuwerfen.
Mögliche Versäumnisse des Beigeordneten Dünte als GeWoBau-Geschäftsführer sind laut RP allenfalls "außerdienstliche Verstöße", die Riebel nur dann hätte ahnden müssen, wenn ein Straftatbestand vorliege. Börs könne nur "fahrlässige Vernachlässigung von Aufsichtspflichten" vorgeworfen werden. RP-Sprecher Gehard Müller: Auch das Innenministerium habe nichts am Verhalten Riebels zu beanstanden. Die FWG will nun vors Verwaltungsgericht ziehen. pms
Nachrichten-Börse
Weg für Zölle auf Importstahl ist frei Die amerikanische Kommission für Internationalen Handel (ITC) hat den Weg für Zölle auf Importstahl freigemacht. Die unabhängige Behörde stellte fest, daß den US-Stahlproduzenten von der Konkurrenz aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Brasilien Schaden zugefügt werde. Firmen aus diesen Ländern brächten ihre Produkte zu "unfairen Preisen" auf den amerikanischen Markt. Weniger Arbeitslose in den USA Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten ist im Februar auf den niedrigsten Stand seit November 1991 gesunken. Saisonbereinigt fiel die Quote von 7,1 Prozent im Januar auf sieben Prozent im Folgemonat. Ostereier werden teurer Hühnereier aus Deutschland werden bei hoher Nachfrage und zugleich niedrigem Angebot teurer, glaubt die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle in Bonn. Die Verbraucher würden dies besonders vor Ostern zu spüren bekommen, denn dann steige der Bedarf an Eiern weiter.
cri FRANKFURT A. M., 5. März. Die wirtschaftliche Flaute treibt die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter nach oben. Rund 3,47 Millionen Männer und Frauen hatten im Februar keinen Job, teilte die Bundesanstalt für Arbeit am Freitag in Nürnberg mit. Dies waren 17 200 mehr als im Januar. Im Westen kletterte ihre Zahl wieder besonders kräftig um 30 900 auf fast 2,29 Millionen Menschen. Die Erwerbslosenquote stieg binnen Jahresfrist von 6,1 auf 7,5 Prozent.
In Ostdeutschland verringerte sich dagegen die Zahl der Erwerbslosen von Januar auf Februar um 13 700 auf 1,18 Millionen. Mit 14,5 Prozent war die Quote zuletzt fast doppelt so hoch wie in den alten Bundesländern. Zwölf Monate zuvor hatte sie noch 15,9 Prozent betragen.
(Bericht im Wirtschaftsteil, Seite 13)
BONN, 5. März. Ausländischen Opfern von hierzulande begangenen Gewalttaten soll besser als bisher finanziell geholfen werden. Das sieht der Entwurf für ein "Gesetz zur Änderung des Opferentschädigungsgesetzes" vor, der der FR vorliegt. Das Papier knüpft den Ausgleich für erlittene gesundheitliche und daraus folgende wirtschaftliche Schäden aber an strenge Voraussetzungen. Die Staatssekretäre der Länderarbeitsministerien berieten am Freitag in Bonn über den im Bundesministerium für Arbeit und Soziales erarbeiteten Entwurf.
Nach dem derzeit geltenden Opferentschädigungsgesetz (OEG) entschädigt der deutsche Staat ausländische Gewalt-Opfer, die aus Staaten außerhalb der EG stammen, nur in ganz seltenen Fällen. Der Änderungsentwurf relativiert nun das im OEG festgeschriebene Prinzip der Gegenseitigkeit. Diesem Prinzip zufolge erhalten bisher nur solche bei Angriffen verletzte Ausländer Schadensausgleich, deren Heimatstaaten umgekehrt dort Gewalttaten zum Opfer gefallenen Deutschen ebenfalls Entschädigung gewähren. Viele der meist armen Herkunftsländer von Immigranten und Flüchtlingen haben keine entsprechenden Abkommen mit der Bundesrepublik unterzeichnet.
Politiker fast aller Parteien hatten wiederholt verlangt, die Ausgleichsansprüche ausländischer Gewaltopfer zu verbessern. Hintergrund ist, daß die Gewalttaten gegen Ausländer in Deutschland drastisch zugenommen haben. (Weiterer Bericht Seite 4, Kommentar Seite 3)
Mediziner von der "Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte" haben gefordert, in den von dem Hoechst-Giftunfall betroffenen Stadtteilen medizinische Langzeit-Untersuchungen vorzunehmen. Die Wirkungen des möglicherweise krebserregenden und erbgutverändernden Stoffes o-Nitroanisol ließen sich erst nach einer jahrelangen Latenzzeit feststellen. Um sie frühzeitig erfassen und dokumentieren zu können, bedürfe es umfassender Untersuchungen, für deren Kosten die Chemiefirma geradestehen müsse, schreiben die Ärzte in einer Erklärung.
Die in dem alternativen Ärzte-Verband organisierten Mediziner sind außerdem der Meinung, daß für die Sanierungs- und Säuberungsmaßnahmen in Schwanheim nur noch Spezialisten mit entsprechender Schutzausrüstung eingesetzt werden sollten "und nicht die betroffene Bevölkerung, die dadurch noch zusätzlich gefährdert werden könnte". Außerdem müsse ein spezielles gesundheitliches Schutzprogramm für Kinder ausgearbeitet werden.
Ähnliche Forderungen hat auch der Bundesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) erhoben. Der BBU verlangt zusätzlich die Veröffentlichung von detaillierteren Werten über die Giftbelastung in Schwanheim. Die bisher bekanntgegebenen Daten seien nur Durchschnittswerte und ließen keinen Schluß auf die Belastung einzelner Häuser und Grundstücke zu. Nur unter Berücksichtigung detaillierter Daten könnten Toxikologen überhaupt die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung exakt bewerten, meint BBU-Vorstandsmitglied Eduard Bernhard.
Unterdessen hat die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, bekanntgegeben, daß die Auswertung der Urinproben von rund 300 Anwohnern im kontaminierten Gebiet noch einige Wochen auf sich warten lassen werde. Bei sieben Patienten seien nach dem Kontakt mit o-Nitroanisol Hautreizungen festgestellt worden.
Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen hat das Gesundheitsamt die Frankfurter Ärzte zu einer Informationsveranstaltung über die Folgen des Hoechst-Unfalls eingeladen. Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr in der Georg-Voigt- Straße 15 (Informationen zum Programm unter der Telefonnummer 21 23 36 20). mat
Beamte des Straßenraubkommissariats (K 14) haben am Mittwoch mittag im Westend sowie in der Innenstadt zwei 19jährige und einen 18jährigen festgenommen, die im Verdacht stehen, in der vergangenen Woche zumeist gemeinsam brutale Raubüberfälle auf Passanten verübt zu haben.
Einer der 19jährigen, der seit 1989 bereits wegen 27 solcher Delikte bei der Polizei in Erscheinung getreten war, wurde inzwischen vom Haftrichter in Untersuchungshaft geschickt. Nach Mitteilung eines Polizeisprechers war er wegen zwei dieser Überfälle sowie einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz jüngst zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten verurteilt worden. Seine beiden mutmaßlichen Komplizen wurden wieder freigelassen.
Die wohl schwerwiegendste Tat ereignete sich nach Einschätzung der Polizei am Mittwoch vergangener Woche kurz nach 21 Uhr auf einem U-Bahnsteig unter der Hauptwache. Gemeinsam mit vier anderen jungen Männern soll der 19jährige aus nächster Nähe mit einer Gaspistole auf einen 17jährigen Jugendlichen geschossen haben, den die Täter als Raubopfer ausgeguckt hatten. Der 17jährige erlitt Hautverbrennungen am Bauch.
Am folgenden Freitag abend soll der 19jährige - diesmal allein - in der Holzhausenstraße einen ebenfalls 17jährigen Schüler mit einem Messer bedroht und ihm 80 Mark geraubt haben. Nach Erkenntnissen der Kripo wird diesem 19jährigen ferner angelastet, bereits am 23. Februar kurz nach 19 Uhr in der B- Ebene der Hauptwache einem 18jährigen Schüler, der mit seiner Freundin unterwegs war, dessen Bahncard geraubt zu haben.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des 19jährigen fanden die Kripo-Leute nicht nur diese Bahncard, sondern auch die Gaspistole, die er bei der Tat am Mittwoch vergangener Woche eingesetzt haben soll.
Die Kripo fahndet derzeit noch nach einem weiteren, vierten Mittäter, der zu dessen Gruppe gehören soll. Es handelt sich um einen 16 bis 17jährigen, 1,65 bis 1,70 Meter groß, mit dunklen, kurzen glatten Haaren. Seine Vorderzähne sind laut Polizei bis zur Hälfte abgefault. Er soll sich fast täglich ab 18 Uhr an der Hauptwache aufhalten. Hinweise nimmt die Kripo unter den Telefonnummern 755-4014 oder 755-4040 entgegen. enk
Vor 75 Jahren war es eine "unerhörte" Sache, das politische Engagement von Frauen. Heute, ein Dreivierteljahrhundert später, stoßen Frauen, die in die Politik gehen, immer noch auf mancherlei Unerhörtes. Über ihre Erfahrungen sprach FR-Redakteurin Claudia Nenninger mit den seitherigen Abgeordneten Käthe Springer (42) und Beate Berger (30), beide aus Glashütten, sowie der Neu-Anspacher Sozialwissenschaftlerin Ilka Riemann (51), die ebenfalls Abgeordnete der Grünen im Gemeindeparlament war.
ost MOSKAU, 5. März. Das russische Parlament hat am Freitag den 8. Kongreß der Volksdeputierten für den kommenden Mittwoch einberufen. Nach einer hitzigen, am Vortag unterbrochenen Debatte stimmten 138 der 248 Abgeordneten für den vom Parlamentspräsidium vorgeschlagenen Termin. Der Volksdeputiertenkongreß, das höchste Machtorgan Rußlands, soll sich auf seiner außerplanmäßigen Sitzung mit dem für den 11. April anberaumten Referendum über die umstrittene Kompetenzverteilung zwischen Parlament und Präsident befassen. Außerdem wird eine mögliche "Verfassungsübereinkunft" der rivalisierenden Machtzentren beraten. Es werden jedoch auch heftige Angriffe der überwiegend reformfeindlichen Deputierten auf Präsident Boris Jelzin erwartet. Der russische Präsident war am Freitag nicht, wie zuvor von den Abgeordneten gefordert, auf der Parlamentssitzung erschienen.
Gleichzeitig kündigten die vier größten politischen Blöcke Rußlands für den 9. März eine "nationale Konferenz" an, auf der noch einmal ein einvernehmlicher Ausweg aus der politischen Krise des Landes gesucht werden soll. Eingeladen zu diesem "Runden Tisch", an dem auch der Präsident sowie Vertreter von Parlament und Regierung teilnehmen sollen, haben sowohl prominente Anhänger als auch führende Gegner von Präsident Jelzin.
Unterdessen hat sich der russische Regierungschef Wiktor Tschernomyrdin am Freitag erstmals hinter den unter Druck geratenen Jelzin gestellt. Der Präsident sei die Hauptstütze der Regierung, erklärte Tschernomyrdin nach russischen Meldungen auf einer Kabinettsitzung am Freitag. Es sei die Zeit gekommen, um die Einmischung des Parlaments in die Regierungsarbeit zu beenden. In der Vergangenheit hatten Jelzins Gegner aus dem Parlament ihrerseits dem Präsidenten vorgeworfen, er verhindere eine effektive Arbeit Tschernomyrdins, der von Teilen der Opposition als ihr Mann betrachtet wird.
Ein weiteres Einlenken des Präsidenten deutete Jelzins Vertreter bei den Verhandlungen mit dem Parlament, Vize- Premier Wladimir Schumejko, an. Die von Jelzin Ende Februar vorgelegten Vorschläge für eine Übereinkunft mit dem Obersten Sowjet seien "niemals als endgültig betrachtet worden", sagte Schumejko in der Parlamentsdebatte unter dem höhnischen Gelächter der Opposition. In deren Namen erklärte Parlamentschef Ruslan Chasbulatow, eine Verfassungsübereinkunft mit Jelzin sei nicht mehr unbedingt notwendig. Zur Klärung des Kompetenzstreits genüge auch eine Resolution oder ein Gesetz des Volksdeputiertenkongresses.
Um das April-Referendum über die künftige Gewaltentrennung in Rußland zu verhindern, hatte Chasbulatow dem russischen Präsidenten Mitte Februar Verhandlungen über eine bislang jedoch nicht Zustande gekommene Verfassungsvereinbarung angeboten, die dann vom bevorstehenden Kongreß hätte bestätigt werden sollen. Schumejko kündigte nun an, Jelzin werde voraussichtlich am Wochenende seine Fragen für das offiziell noch nicht abgesetzte Referendum bestätigen. Schumejko zufolge soll die Bevölkerung dabei über das unbeschränkte Recht auf Privateigentum an Grund und Boden, die Annahme der neuen russischen Verfassung durch eine noch zu wählende verfassungsgebende Versammlung sowie die Neuorganisation der gesetzgebenden Organe als Zweikammer- Parlament entscheiden. ENDE
Vor einem Absperrpfosten in der Albusstraße endete am Donnerstag abend gegen 18 Uhr die Flucht eines 22 Jahre alten Autofahrers aus Mörfelden. Der Mann hatte versucht, einer Polizeistreife zu entkommen, weil er keinen Führerschein besaß.
Als die Streife ihn am Alfred-Brehm- Platz stoppen wollte, gab der 22jährige Gas und floh Richtung Innenstadt. Nachdem er in der Albusstraße den Pfosten gerammt hatte, lief der Mann zu Fuß weiter, konnte aber schnell von den Beamten gestellt werden. Der 22jährige erlitt bei dem Unfall einen Nasenbeinbruch. vo
MAINTAL. Mit dem Bau des neuen Abwassersammlers von der Berliner Straße in die Lahnstraße wird in der nächsten Woche begonnen. Wie der Magistrat dazu mitteilt, wird durch diese "Baumaßnahme" die Voraussetzung für die Verlagerung des Bauhofes vom Stadtteil Bischofsheim nach Dörnigheim geschaffen: "Das ist der Startschuß zur Bauhoferweiterung in Dörnigheim." Der neue, mit Kosten von rund 170 000 Mark veranschlagte Abwassersammler soll die Entwässerung des geplanten Neubaus an der Lahnstraße sicherstellen, kommentiert Tiefbauamtsleiter Paul Gerhard Ruhm. pom
MAINTAL. Die zweite Veranstaltung der Maintaler Literaturtage 1993 ist der Theater-Regisseurin und Schauspielerin Freya Klier gewidmet. Sie wird am Dienstag, 9. März, 20 Uhr, im Historischen Rathaus Maintal-Hochstadt (Hauptstraße) aus ihrem 1991 erschienen Buch "Lüg Vaterland . . . Erziehung in der DDR" vorlesen und sich anschließend der Diskussion stellen. Klier war 1984 in der DDR für hervorragende Regiearbeit mit einem Preis ausgezeichnet und wenig später mit Berufsverbot belegt worden. 1988 wurde sie mit ihrem Mann Stephan Krawczyk ausgebürgert. pom
HOCHHEIM. Zigaretten waren das Objekt der Begierde von Einbrechern, die in der Nacht zum Freitag in einen Lebensmittelmarkt an der Frankfurter Straße eindrangen. Nach Polizeiangaben zertrümmerten sie die gläserne Eingangsscheibe. Danach holten sie die Glimmstengel gleich stangenweise aus dem Laden.
Den Wert der gestohlenen Ware schätzen die Bestohlenen auf mehrere tausend Mark. she
Das Wetter
Wetterlage Die Fronten eines Tiefs über Skandinavien ziehen unter Abschwächung über Deutschland hinweg südwärts. Dabei fließt zunehmend milde Meeresluft nach Deutschland.
Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag vielfach stark bewölkt und vor allem in der Südhälfte etwas Schneefall oder Schneeregen. In der zweiten Tageshälfte im Norden zögernde Wolkenauflockerungen. Höchsttemperaturen zwischen null Grad im Südosten und sechs Grad im Nordwesten. Tiefstwerte um zwei Grad.
Am Sonntag wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen acht bis 13 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest.
Weitere Aussichten für Montag Heiter bis wolkig und mild.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 15 Amsterdam
Sprühregen 4 Athen
stark bewölkt 15 Barcelona
leicht bewölkt 12 Bordeaux
leicht bewölkt 7 Brüssel
stark bewölkt 4 Budapest
wolkig -1 Dublin
stark bewölkt 10 Helsinki
Schneefall -3 Innsbruck
wolkig 1 Istanbul
stark bewölkt 2 Kairo
wolkig 20 Larnaka
stark bewölkt 16 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
wolkig 15 Locarno
wolkenlos 6 London
bedeckt 6 Madrid
wolkenlos 12 Malaga
stark bewölkt 17 Mallorca
leicht bewölkt 14 Moskau
leicht bewölkt -4 Neapel
wolkig 6 Paris
stark bewölkt 4 Rom
wolkenlos 6 St. Petersburg
stark bewölkt -5 Stockholm
bedeckt -1 Tunis
stark bewölkt 14 Varna
leicht bewölkt -2 Venedig
wolkenlos 4 Warschau
wolkenlos -4 Wien
leicht bewölkt -2 Zürich
leicht bewölkt 0
Deutschland
Berlin
bedeckt 0 Dresden
leicht bewölkt -1 Feldberg/Schw.
Schneefall -8 Feldberg/Ts.
Schneegriesel -4 Frankfurt/M.
stark bewölkt 2 Freiburg
leicht bewölkt 1 Garmisch
stark bewölkt -3 Hamburg
Schneeregen 1 Köln
stark bewölkt 3 Leipzig
Schneegriesel 0 München
Schneefall -3 Norderney
Regen 2 Rostock
Schneefall 0 Sylt
Sprühregen 3 Zugspitze
leicht bewölkt -21
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 6.59 Uhr
Sonnenuntergang 18.16 Uhr
Mondaufgang 16.05 Uhr
Monduntergang 5.32 Uhr
Die Jungsozialisten des Bezirks Hessen-Süd haben ein Nachdenken "über eine grundsätzliche Umstrukturierung der Chemie-Industrie" gefordert. Der Unfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG habe "wieder einmal unübersehbare Defizite der Umweltpolitik in diesem Staat deutlich gemacht", meinen die Jusos.
Sie regen an, die Gründung von Chemie-Beiräten vorzuschreiben, um die Entscheidungsprozesse in der Chemie-Industrie transparenter und demokratischer zu gestalten.
Solchen Beiräten sollten nach Meinung der Jusos Vertreter der Naturschutzverbände, der Verbraucherschutzorganisationen und der Gewerkschaften angehören.
mat
Ein Sachschaden von rund 85 000 Mark entstand bei drei Bränden in der Nacht zum Freitag. In allen drei Fällen ist vermutlich Brandstiftung die Ursache.
Gegen 1 Uhr brannte ein Auto in der Starkenburger Straße in Fechenheim. Durch das Feuer wurden auch zwei Wohnungen und eine Arztpraxis beschädigt. Nicht weit entfernt davon schlugen gegen 1.50 Uhr in der Dieburger Straße Flammen aus einem Keller. Die Feuerwehr löschte einen Lattenverschlag.
Weitere Details gab die Feuerwehr zu dem Hochhausbrand im Cheruskerweg bekannt. Brandherd war eine Schlafstelle im Kellergeschoß. Der Schaden wird auf etwa 30 000 Mark beziffert. vo
FLÖRSHEIM. Schwer schleppten Einbrecher an einer 200 Kilogramm wiegenden Verputzermaschine, die sie in der Nacht zum Freitag aus einem Rohbau am Hunsrückweg in Wicker holten. 100 Meter Stromkabel, ein Quirl, drei Bohrmaschinen und drei Bauschrauber waren weiteres Diebesgut, das nach Polizeiangaben weit mehr als 10 000 Mark wert ist. Wer Hinweise auf die Einbrecher geben kann, möchte sich bei der Flörsheimer Wache, Telefon 0 61 45 / 2001 melden. she
Optimismus - schon der Taktik wegen Am Ende der "Schlacht um den Römer" registrieren alle Sympathiegewinne Von unserem Redaktionsmitglied Claus Gellersen Gleich ob Oberbürgermeister von Schoeler, die CDU- Spitzenkandidatin Petra Roth, SPD-Vorsitzender Sieghard Pawlik, FDP-Vizechef Christian Zeis oder Lutz Sikorski, der Geschäftsführer der Grünen: 48 Stunden vor der Wahl äußerten sich die Frankfurter Kommunalpolitiker gestern so optimistisch, wie es die Parteitaktik will. Gleichwohl bangen sie alle dem Sonntag entgegen. Unveröffentlichte, inoffizielle Umfragen, Meinungserhebungen und Einschätzungen, die den beiden großen Parteien Verluste signalisieren, deuten vor allem auch auf eine niedrige Wahlbeteiligung hin, die 1989 bei über 77 Prozent lag. Das Desinteresse der Bürger könnte die Rechtsextremisten stärken, deren Einzug in den Römer alle demokratischen Parteien verhindern wollen. Am Freitag wurde an Informationsständen und bei Abschlußveranstaltungen das letzte Wahlkampfpulver verschossen. Fünf Millionen Mark hat die "Schlacht um den Römer" gekostet. Wie alle anderen erschöpften Politiker war wenige Stunden vor der Entscheidung auch der OB froh, daß der Wahlkampf zu Ende ist. Von Schoeler ist sicher, daß die SPD mit dem Schwerpunkt auf der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt die "richtigen Themen" angepackt hat. Natürlich, sagt er in Übereinstimmung mit den anderen Parteien, habe die Bundespolitik in den Frankfurter Wahlkampf beträchtlich hineingespielt.
Auch wenn es offiziell so nicht gesagt wird: in der SPD herrscht die Einschätzung vor, die Wähler würden honorieren, daß sich die Koalition nach Kräften bemüht hat, daß - mitunter holpernd und zäh - erreicht wurde, was in schweren Zeiten erreicht werden konnte.
Petra Roth hat in den letzten Tagen mehr als nur nüchterne Zustimmung gespürt. Am Freitag, am Infostand vor dem alten Seckbacher Rathaus, sei die Stimmung "so hervorragend" gewesen, daß sie zu den Umfrageergebnissen von nur 35 Prozent für die Union ganz und gar nicht passen wollte. In der Sicherheit und den "Verkehrsschikanen" sieht die CDU-Spitzenkandidatin die kommunalpolitischen Themen des abgelaufenen Wahlkampfs. Natürlich: die Bundespolitik habe eine Rolle gespielt. In den letzten Wochen sei es aber immer besser gelungen, bewußt zu machen, daß am Sonntag über Frankfurter Politik abgestimmt werde.
Petra Roth, die sich als Kreisvorsitzende gegen die alte Führungsgarde der Union durchsetzen muß, lobt ausdrücklich die "Wärme" der eigenen Partei, die ihr geholfen habe, den schwierigen Wahlkampf zu bestehen. Ihr Fazit also: eine hervorragende Stimmung".
"Der Möllemann ist gerade noch rechtzeitig zurückgetreten, es hätte noch ein bißchen früher sein können", sagt Christian Zeis, der stellvertretende FDP-Vorsitzende. Noch immer haben die Frankfurter Liberalen, die bei Bundestagswahlen in der Stadt stets über die fünf Prozent kamen, vom bundespolitischen Gewicht und vor allem von der Reputation Hans-Dietrich Genschers profitiert. Jetzt bläst der Wind aus Bonn eher aus der Gegenrichtung. Zeis hat trotzdem "irgendwie ein gutes Gefühl".
Lutz Sikorski gibt sich angesichts der 15 Umfrageprozente für die Grünen eher staatsmännisch. Über die Kleinigkeiten mag der Geschäftsführer weniger reden; es sei deutlich geworden, daß Sympathiesanten der Grünen die Fortsetzung der Koalition mit der SPD wollten.
Bringt der Chemieunfall bei der Hoechst AG den Grünen zusätzliche Stimmen? Sikorski will es nicht wissen. Der Oberbürgermeister, Heinz Daum, Christian Zeis und Horst Hemzal, der Fraktionschef der Rathaus-CDU, sind sich da schon sicherer. Die öffentlich "Handelnden" profitierten von so etwas, sagt Pawlik und meint den hessischen Umweltminister Fischer, Tom Koenigs, den Frankfurter Umweltdezernenten, die in den beiden letzten Wochen auf allen Kanälen zu sehen und zu hören waren.
Der gestreßte Koenigs will vom Wahlkampf wenig mitbekommen haben. "Daß ich in meiner Funktion mehr wahrgenommen wurde", weiß er natürlich.
(Siehe unten: "Kein Zünglein . . . ")
Sonntag, 7. März Die Wahlparty der CDU am Sonntag abend findet nicht - wie von der Partei irrtümlich gemeldet - in der Geschäftsstelle an der Hanauer Landstraße, sondern in den Räumen der Fraktion im Römer statt. Zugang ist nur über den Pförtner an der Bethmannstraße 3 möglich.
Hessische Kommunalwahl: Beim Thema Bonn wird es zwiespältig
Reichlich zerknirscht wirken sie an diesem kalten Freitag beide. Helmut Kohl, der aus dem Bundestag herbeigeeilte Kanzler, wird in seiner Wahlkampf- Pressekonferenz vor allem nach den jüngsten Bonner Turbulenzen gefragt - wo die hessische Union sich von dem Termin doch eigentlich ein paar populäre Zeichen der Stärke erwartet hatte. Björn Engholm, der SPD-Chef, mußte seine hessische Pressekonferenz sogar absagen, weil er in Kiel in Sachen Jansen vor die Journalisten zu treten hatte und erst danach nach Wiesbaden jetten konnte - zu einer Wahlrede, für die er sich selbst "bessere Umstände" gewünscht hatte.
Wahlkampfabschluß in Hessen: Die Bundesprominenz "greift noch einmal ein", wie es immer so hübsch heißt, aber der allgemeinen Lage gemäß verstärkt sie dabei noch jene Stimmungen, die den beiden großen Parteien SPD und CDU gegen Ende ihrer Kampagnen sowieso zu schaffen machen. Der Kanzler versucht es ruhig analysierend, ganz um demonstrative Gelassenheit bemüht: Die Fragen, die in Bonn anstehen, erregten nun einmal "Verdrießlichkeit", aber sie müßten gestellt werden. Das Land erlebe eine "dramatische Übergangssituation", und aus Sicht der Bürger sei auch mancher wichtige politische Streit da schlicht "unnötig". Engholm hat es zumindest mit der Bonner Politik leichter: Er kann ganz auf hessischer SPD-Wahlkampflinie bleiben, die geplanten sozialen Kürzungen anzuprangern. Bei den 600 bis 700 Anhängern vor dem Wiesbadener Rathaus erntet er in eigener Sache zumindest aufmunternden Beifall, als er davor warnt, "die Barschel-Affäre im Medienrausch umzuschreiben" und aus Tätern Opfer zu machen. Sein Sozialminister Jansen gehöre "zum Allerfeinsten und Besten", was die SPD zu bieten habe, auch wenn er einen Fehler gemacht habe. Kommunalpolitik im Hintergrund
So ist also der Abschluß, wie der ganze Wahlkampf war: Hessen blickt auf die Bundesthemen - und Bonn (einschließlich seiner ausländischen Beobachter) ist gespannt auf die große Stimmungs-Stichprobe im hessischen Teil der Republik. Das hat ja auch seine Logik: Kommunalpolitik in den West-Ländern läßt sich zur Zeit nicht zuverlässig planen, weil über die wegweisenden Finanzentscheidungen mindestens bis zum Sommer auf Bundesebene gestritten wird. Welche Kommunalpolitik künftig in einem Land wie Hessen noch möglich ist, entscheidet sich tatsächlich in diesen Monaten in Bonn und nicht an der kommunalen Basis. Für Bonn ist der 7. März in Hessen umgekehrt ein wichtiges Datum, weil es sich um die einzige Wahl "seit Rostock und Mölln" und vor dem Dezember 1993 handelt, wenn mit der Brandenburger Kommunalwahl der Wahlmarathon des Jahres 1994 eingeläutet wird.
Schon der Wahlkampf hat gezeigt, daß es diesmal viel weniger noch als sonst um Leistung oder Versagen der (fast überall im Land SPD-geführten) Kommunalregierungen geht. Die SPD hatte sich frühzeitig ganz auf Bonner Themen eingestellt (Parole: Soziale Gerechtigkeit), und die CDU hatte dem kein eigenes Thema entgegenzusetzen. Hessens Opposition von CDU und FDP hat sich zuletzt auf Nebensächlichkeiten konzentriert, um vielleicht ein paar regionale Schlagzeilen zu erhaschen, mit mäßigem Erfolg.
Die Union hat zum Beispiel versucht, ihre Stammwähler durch die Behauptung zu halten, die SPD sei katholikenfeindlich - weil deren Fraktionschef im Landtag es gewagt hatte, den erzkonservativen Erzbischof von Fulda in einem dünnen Büchlein zu kritisieren. Selbst das Affärchen aus dem vergangenen Sommer um die Renovierung der Dienstvilla des Ministerpräsidenten Hans Eichel hatte erneut herhalten müssen, während CDU und FDP zum schweren Chemieunfall bei der Frankfurter Hoechst AG mehr als eine Woche lang stumm blieben.
Abgetaucht hinter den großen Bonner Themen warten Hessens Politiker auf den Urteilsspruch des Souveräns - und nach den jüngsten Eindrücken könnte der für die CDU, aber ein Stück weit auch für die SPD ernüchternd ausfallen. Längst geht es nicht mehr nur um die Frage, wie stark die Rechtsextremen diesmal werden. Neben deren Prozentzahl wird vor allem die Wahlbeteiligung Aufschluß geben über die Stimmungslage. Bei hessischen Gemeindewahlen ist sie traditionell hoch, lag immer über 75 Prozent. Die Parteien wären diesmal auch mit 70 hoch zufrieden. In Wahlversammlungen war immer wieder der Aufruf zu hören, "überhaupt" zur Wahl zu gehen und eine demokratische Partei zu wählen - wenn schon nicht die des jeweiligen Veranstalters. Angst vor den Nicht-Wählern
Nicht um Zuwächse geht es bei SPD und CDU, sondern um die Dimension des Rückgangs. Die wirklichen Meßlatten liegen bei 40 (SPD, bislang 44,5) beziehungsweise 30 Prozent (CDU, bisher 33,3). Und die wirklichen kommunalen Mehrheitsfragen sind nicht die nach einem generellen Richtungswechsel: Daß die Union der SPD die Führung in einer nennenswerten Zahl von Städten oder Kreisen streitig machen könnte, glaubt niemand. Aber wenn sich die Erwartung bestätigt, daß die allgemeine Verdrossenheit zu vielen "bewußten Nichtwählern", bei gesunkener Wahlbeteiligung aber auch zu Prozent-Gewinnen bei Rechtsaußen, Freie Wähler und Grünen führt, könnte es nach Baden-Württemberger Muster zwangsweise zu einer Reihe von großen Koalitionen der Verlierer kommen. Ob das rot- grüne Lager seinen hohen Anteil halten kann, ist die entscheidende Frage.
Beim Stichwort Bonn kommen den kommunalen Wahlkämpfern in Wahrheit zwiespältige Gedanken. "Lieber Björn", sagt der Wiesbadener SPD-Vorsitzende Frank Beucker seinem Parteichef, "zieht doch endlich Kohl die Ohren lang und die Hosen runter, und sagt es endlich Klose". Die Basis erwarte "keinen Schmusekurs, sondern eine angreifende, kompromißlos streitende Opposition. Im traditionell ebenso reichen wie schwarzen Bad Homburg hat die Union es jetzt in einer Zeitungsannonce mit dem Slogan versucht: "Wer unseren Oberbürgermeister Assmann lieber als den Bundeskanzler mag, muß CDU wählen."
NEU-ANSPACH. Eine Gas- und eine Luftpistole haben Einbrecher am Donnerstagnachmittag in einem Haus Am Hasenberg erbeutet. In das Haus waren sie gelangt, indem sie ein Fenster an der Terrasse aufbrachen. stk
WEHRHEIM. Die Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Wehrheim des BUND beklagt, daß die Gemeinde Wehrheim den schönsten und wertvollsten Baum auf dem Friedhof an der Rodheimer Straße hat fällen lassen. Es handelt sich dabei um ein kerngesunde doppelstämmige Esche mit mindestens 80 Jahresringen. Der BUND bedauert, daß der Gemeindevorstand zugelassen hat, daß dieser Sauerstoff und Schatten spendende Baum niedergestreckt wurde für einen niedrigeren Gegenwert: Platz für neue Gräber. Falls der Baum zuviel Schatten geworfen und anderen Bäumen Licht genommen haben sollte, hätte er auch behutsam gestutzt werden können, meinen die Umweltschützer. Es sei ein Jammer, in unserer Zeit angesichts des beklagenswerten Zustandes der Natur am Rande eines Dorfes ohne wirkliche Not eine prachtvolle Esche abzusägen. Sie hätte noch viele Jahrzehnte den Menschen Gutes tun können. Die Vorsitzende des BUND Wehrheim, Almut Gwiasda, äußerte die Hoffnung, daß der neue Gemeindevorstand künftig alte Bäume mit mehr Respekt als bislang bewertet und behandelt. Daß auf Wunsch und Druck von Bürgern der Gemeindevorstand auch baumfreundlicher handeln kann, habe er vor einem Jahr bei der kostspieligen Sanierung der durch Kanäle beschädigten Eiche am Bauhof bewiesen.
fa WILDBAD KREUTH, 5. März. Zum Auftakt der zweitägigen Klausurtagung des CSU-Vorstandes in Kreuth, die sich mit der sogenannten Amigo-Affäre befaßt, ist Bayerns Ministerpräsident Max Streibl durch neue Details unter Druck geraten. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vereinbarte Streibls Sekretärin Brita Kreißel einen Termin für Streibls Sohn Martin im Wirtschaftsministerium. Dabei ging es darum, drohende Millionenverluste bei einem Immobiliengeschäft mit Hilfe des Ministeriums doch noch abzuwenden.
Die Kontaktvermittlung wurde sowohl von der Staatskanzlei wie auch von Martin Streibl inzwischen bestätigt. Sie sei aber ohne Wissen und Einflußnahme des Ministerpräsidenten erfolgt. Bei dem Gespräch ging es um ein Grundstücksgeschäft der Immobilienfirma Terreno im fränkischen Eggolsheim. Die Firma hatte dort für 30 Millionen Mark ein Grundstück für einen Gewerbepark erworben, das aber im "Standortsicherungsplan" für ein Wärmekraftwerk reserviert und somit praktisch wertlos war. Mit Hilfe von Streibls Sohn wollte die Firma im zuständigen Wirtschaftsministerium eine Verkleinerung der Fläche für das Kraftwerk erreichen. Für die Unterredung mit Streibl junior und den Terreno-Vertretern standen Ende September 1992 dem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge Staatssekretär Alfons Zeller und drei Beamte zur Verfügung. Einen anderen Fall hatte am gleichen Tag die Münchner abendzeitung publik gemacht. Darin geht es um den Bauunternehmer Anton Staudinger, der mit Streibl eng befreundet ist. Staudinger, so das Blatt, hätte für eine Privatklinik im Bayerischen Wald, in der chinesische Akupunktur praktiziert wird, in erstaunlich rascher Zeit alle Genehmigungen erhalten, obwohl die Methode als wissenschaftlich nicht gesichert gelte. Der Unternehmer betreibt auf Ischia eine Ferienanlage, auf der Streibl und andere prominente CSU-Politiker häufig ihren Urlaub verbracht haben.
Vor einem Haus in der Basaltstraße 11 in Bockenheim fanden Passanten am Donnerstag gegen 15.40 Uhr eine bewußtlose Frau. Sie wurde sofort ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht, wo sie wenig später starb.
Die Frau konnte bislang nicht identifiziert werden, weil sie keine Ausweispapiere bei sich trug. Sie war etwa 80 Jahre alt, etwa 1,60 Meter groß, weißhaarig und 75 bis 80 Kilo schwer. Bekleidet war die Verstorbene mit einem Mantel, einer Stoffhose, einer Fellmütze und Halbschuhen, jeweils in der Farbe Braun. Am Ringfinger trug die Frau zwei Eheringe mit den eingravierten Buchstaben "Sch".
Hinweise zur Identifizierung nimmt die Vermißtenstelle der Kripo, Telefon 755-40 40 oder -44 00 entgegen. vo
"Wer herunterspielt, gefährdet die Glaubwürdigkeit", sagt Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im FR-Dossier "Nach dem Hoechst-Störfall". Seite 7.
KRONBERG. Die Stadt Kronberg ist vom Landgericht Frankfurt dazu verurteilt worden, die Kosten für die Beseitigung des Erdaushubs zu tragen, der noch von Baumaßnahmen in der Kleinen Lindenstruth von 1991 stammt. Je nachdem, wo die Erde deponiert werden kann, muß die Stadt dafür zwischen 77 000 und 344 000 Mark zahlen - plus etwa 10 000 Mark Anwaltskosten. Grund für die Verurteilung war laut Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) eine überraschende Aussage des ehemaligen Ersten Stadtrats Erwin Oberhaus (FDP), die so vorher nicht klar gewesen sei.
Der Erdaushub, der auf dem Baugelände Ernst-Moritz-Arndt-Straße "zwischengelagert" war und zur Zeit abgefahren wird, ist noch eine "Altlast" aus der Regierungszeit von Bürgermeister Rudolf Möller (CDU) und dem damaligen Ersten Stadtrat Erwin Oberhaus.
Wie Kreß erläuterte, begann der Streit im Dezember 1991: Nachdem die Häuser des zweiten Bauabschnitts in der Kleinen Lindenstruth fertig waren, weigerte sich die Baufirma Weton, die Erdmassen zu beseitigen. Begründung: Dies sei in den Verträgen mit der Stadt nicht vorgesehen.
Weton berief sich auf Absprachen mit Erwin Oberhaus, wonach die Erde für den Wall an der B 455 am Fuchstanzweg verwendet werden könnte. Dort durfte sie aber dann doch nicht abladen: Die Baufirma, die damals am Berliner Platz arbeitete, hatte die gleiche Zusage von der Stadt erhalten und verweigerte Weton am Wall das Abladen. Also karrte die den Erdaushub fortan erbost auf das städtische Grundstück an der Arndt-Straße.
Der Sachverhalt, so Kreß, konnte auch durch Gespräche mit den Ämtern nicht geklärt werden. Deshalb habe man Möller und Oberhaus um schriftliche Stellungnahmen gebeten. Die Antwort von Oberhaus sei so "wachsweich" gewesen, daß man sich umgehend zur Klage entschlossen habe. "Unsere Juristen waren ganz klar der Ansicht, daß das Ablagern auf dem städtischen Grundstück Arndt-Straße eine ,Störung des Eigentums&rquote; und eindeutig nicht Rechtens war", begründete Kreß die Klage.
Nach der Zeugenvernehmung von Möller und Oberhaus sei das Gericht jedoch überraschend zu der Ansicht gekommen, daß die Abfuhr Sache der Stadt sei. Oberhaus habe nämlich vor Gericht die Zusage an Weton zugegeben. Nun hat die Stadt die Kosten am Hals. Zur Zeit ist allerdings nicht mal klar, ob die ganzen Erdmassen in den Steinbruch in Schönberg gefüllt werden können, was die billigere Lösung wäre. Wenn ein Teil auf eine auswärtige Deponie muß, wird das erheblich teurer. Der Magistrat hat jedenfalls in seinen Sitzungen am 8. und 15. Februar beschlossen, keine Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Stadtrat a. D. Oberhaus wies die Darstellung von Kreß als "eindeutig falsch" zurück. "Ich habe von vorneherein das gesagt, was ich auch im Prozeß gesagt habe", erklärte er der FR. "Aber man hat mich nie nach den Chancen für eine Klage gefragt.
Der Prozeß war so überflüssig wie ein Kropf." esi
OBERURSEL. Noch versperren zwar rotweiße Absperrungen den Weg, in der Mitte türmen sich Erdhaufen dort, wo später eine Uhr stehen soll, doch: Der Kreisel an der Oberurseler Straße ist fast fertig.
Er und das neue Verbindungsstück zur Frankfurter Straße, die Ludwig-Erhard- Straße, bilden den ersten Abschnitt zur besseren Erschließung des Gewerbegebiets am Zimmersmühlenweg. Am Teilstück Oberurseler Straße bis Zimmersmühlenweg wird wohl noch bis in den April hinein gebuddelt: Die winterliche Witterung hat den Straßenbauern einen kräftigen Strich durch die Zeitrechnung gemacht.
Erster Stadrat Eberhard Häfner hofft, daß bereits das erste Teilstück schon eine Entlastung für die überlasteten Zufahrten zur Frankfurter Straße bringen wird. Wenn alles fertig ist, wird auch der Stadtbus diese Route nehmen und dann möglicherweise mehr Pendler zum Umsteigen bewegen.
Wie Häfner erklärte, werde das Gewerbegebiet aber erst mit dem Weiterbau der Gablonzer Straße und der Fertigstellung der Nordumgehung Niederursel Ende 1994 wirklich gut erschlossen sein: Dann bestehe eine direkte Anbindung an den Miquelknoten.
Für Pendler wird das Angebot aber wohl erst attraktiv, wenn der S-Bahn- Halt Stierstadt fertig ist. Doch dessen Finanzierung steht auf der Kippe: Wenn im Zuge des sogenannten Solidarpaktes 1995 das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz wegfällt, wird der Bund nicht mehr, wie bislang geplant, 85 Prozent der Baukosten übernehmen.
Das bedeutet, die Stadt muß eine Finanzierungslücke von sieben Millionen Mark stopfen. esi
Im Blickpunkt: Opferentschädigungsgesetz Paragraphenwerk mit Haken
Daß dringend etwas geschehen muß, zeichnete sich Anfang Januar nach einer Entscheidung des Landesversorgungsamtes Nordrhein-Westfalen ab. Die Beamten befanden, daß zwei bei einem rechtsextremistischen Anschlag 1991 in Hünxe schwer verletzten libanesischen Mädchen kein gesetzlicher Anspruch auf Entschädigung zusteht. Das Arbeitsministerium hat nun einen Entwurf "zur Änderung des Opferentschädigungsgesetzes" erarbeitet. Danach soll die derzeitige Rechtslage zugunsten betroffener Ausländer verbessert werden - freilich nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Grundgedanke des geltenden Opferentschädigungsgesetzes (OEG) ist, daß der Staat für die Sicherheit seiner Bürger - also für die auf seinem Hoheitsgebiet lebenden Menschen - verantwortlich ist. Vermag er es nicht, diese Menschen vor gewaltsamen Angriffen zu bewahren, so muß er für die entstehenden gesundheitlichen Schäden eintreten. Nach dem OEG entschädigt der deutsche Staat nur ganz wenige ausländische Gewaltopfer, die aus Staaten außerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) stammen. Einen Anspruch auf Versorgung haben lediglich jene Betroffenen, deren Heimatländer umgekehrt deutsche Opfer von dort begangenen Gewalttaten entschädigen. Und nur wenige - der meist armen - Herkunftsstaaten von Einwanderern und Asylbewerbern haben mit Deutschland entsprechende Abkommen geschlossen.
Dieses im OEG festgeschriebene Prinzip der Gegenseitigkeit relativiert der Entwurf für ein geändertes Entschädigungsgesetz aus dem Arbeits- und Sozialministerium. Opfer, die aus Staaten kommen, die nicht EG-Mitglied sind und mit denen kein Abkommen über die gegenseitige Entschädigung besteht, haben allerdings nur unter einer Bedingung den vollständigen Anspruch auf Versorgung: Sie müssen sich drei Jahre oder länger rechtmäßig hier aufgehalten haben.
Diese Menschen können wie Deutsche und EG-Bürger einen Berufsschadenausgleich, einen Ausgleich für den konkreten gesundheitlichen und den darausfolgenden materiellen Schaden und eine Ausgleichsrente verlangen. Opfern, die weniger als drei Jahre hier sind, gesteht der Entwurf nur Erstattung der Kosten für die medizische Behandlung oder Rehabilitationsmaßnahmen zu. Von dieser Einschränkung sind die meisten Asylbewerber betroffen. Aus der Perspektive der Opfer betrachtet, hat das Paragraphenwerk noch einen weiteren Haken. Die Ansprüche auf fortlaufende Ausgleichszahlungen in Form einer Rente oder eines Berufsschadenausgleiches haben die Geschädigten nur, wenn sie in Deutschland bleiben. Reisen sie für länger als sechs Monate aus, so steht ihnen nur noch eine einmalige Abfindung zu. Diese ist eher niedrig.
Ein Beispiel dafür, was diese Regelung praktisch bewirkt: Skinheads überfallen eine Türkin, die hier als Friseuse arbeitet. Sie zerschneiden ihr das Gesicht und treten ihr so in den Rücken, daß die Frau später kaum noch arbeiten kann. Geht sie nach dem Angriff, aus Angst etwa, für ein Jahr in ihre Heimat, so stehen ihr nach dem geänderten Opferentschädigungsgesetz keine fortlaufenden Ausgleichszahlungen mehr zu. Ähnliche Regelungen gelten für die Hinterbliebenen ausländischer Gewaltopfer.
Auch beseitigt der Entwurf nicht ein bestehendes Defizit. Bei Angriffen verletzten Nichtdeutschen gewährt der Staat nicht automatisch einen sichereren Aufenthaltsstatus. Das müßte sich ändern, weil die Lebensbedingungen für Beschädigte und Behinderte in den Herkunftsländern oft schlechter sind als hier. Auch verlieren sie Ausgleichsansprüche, wenn sie ausreisen müssen, weil ihr vorläufiges Bleiberecht endet.
Die Staatssekretäre der Länder diskutierten am Freitag erstmals über das Papier, doch liegt seit Wochen ein Entwurf zum gleichen Thema im Bundestag. Er stammt vom Bündnis 90 und verzichtet auf die Einschränkungen des Regierungsentwurfs, indem es nichtdeutsche Gewaltopfer deutschen und EG-ausländischen Gewaltopfern gleichstellt. FERDOS FORUDASTAN
me WIESBADEN, 5. März. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und der SPD-Vorsitzende Björn Engholm geben der hessischen Kommunalwahl an diesem Sonntag bundesweite Bedeutung. Beide riefen am Freitag in Wiesbaden dazu auf, den Rechtsradikalen durch eine hohe Wahlbeteiligung und die Wahl demokratischer Parteien entgegenzutreten. Engholm rief auch dazu auf, mit der "kalten und nackten Philosophie" der Bonner Politik Schluß zu machen.
Das Ergebnis der hessischen Wahl, die, abgesehen von Kommunalwahlen in Brandenburg im Dezember, die einzige dieses Jahres ist, müsse auch in Bonn Konsequenzen haben. (Berichte Seite 3 und Hessenseite)
Kälte verursachte Tod
Die 48 Jahre alte obdachlose Frau, die am Montag morgen dieser Woche tot auf dem Pflaster nahe der Liebfrauenkirche in der Innenstadt aufgefunden wurde, ist erfroren. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft brauchten die Ärzte für diese Feststellung keine Obduktion; der Augenschein habe ausgereicht.
Ein Polizeisprecher hatte noch am Abend zuvor das Verschweigen des Todes dieser Frau gegenüber den Medien mit der noch nicht klar festgestellten Todesursache begründet.
Die Stadtwerke wiesen am Freitag den Vorwurf als unzutreffend zurück, Sicherheitsbedienstete hätten die 48jährige bei Betriebsschluß aus der B-Ebene Hauptwache "vertrieben".
Der Vorsitzende des Vereins "Lobby für Wohnsitzlose und Arme", Jochen Meurers, der die Stadtwerke deshalb kritisiert hatte, forderte das Wiesbadener Innenministerium auf, "diesen Vorgang sowie das Schweigen der Polizei darüber aufzuklären". Ebenso sollten die Unterlagen aller in diesem Winter in Frankfurt gestorbenen Obdachlosen daraufhin nachgeprüft werden, ob sie nicht erfroren seien. enk
Um 28 000 Mark, 5400 Dollar und vier Millionen Lire wurde eine Frau am Mittwoch gegen 17.30 Uhr in einem Kaufhaus auf der Zeil erleichtert. Das Geld befand sich in einer Handtasche, die die 42jährige über die Schulter gehängt hatte, teilte die Polizei am Freitag mit.
Als die Frau das Kaufhaus veließ, stellte sie fest, daß die Handtasche geöffnet und eine Geldbörse gestohlen war. vo
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat am Freitag zunächst uneinheitlich tendiert. In der ersten Stunde kletterte der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte um 4,86 Punkte. Am Vortag war das Börsenbarometer um 5,13 auf 3398,91 Zähler gefallen.
In Tokio stieg der Nikkei-Index für 225 führende Aktien um 58,09 auf einen Schlußstand von 16 817,70 Punkten.
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Europa Offene Grenzen verlangt Seite 2
Leitartikel Griesheim ist überall Seite 3
Geschichte der DDR Antifaschismus als Alibi Seite 4
Südafrika Demokratisierung beginnt Seite 5
Feuilleton Ballett in Dessau Seite 8
Dokumentation Jaruzelskis Erinnerungen I Seite 10
Wirtschaft VW auf holpriger Spur Seite 11
Kulturspiegel Urbane Nacht-Kultur Seite 16
Hessen Millionen können wählen Seite 20
Aus aller Welt Atomkraft und Kinderkrebs Seite 22
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seite 14
Filmspiegel Seite A 4
Magazin Fatimas Hand und die verstaubte Zeit M 1
Fernsehen und Funk M 11-M 13
Zeit und Bild Die zersprungene Perle der Adria ZB 1
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Reise und Erholung M 1-M 7
Heirat / Bekanntschaften M 8+M 9
Verkäufe A 2+A 3
Kaufgesuche A 3
Veranstaltungen A 4
Verschiedenes A 4
Unterricht A 80
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Luft ist raus, im Endspurt um die Gunst der 155 442 Wahlberechtigten im Kreis haben die Wahlkämpfer gewissermaßen den anaeroben, toten Punkt überschritten. Auch die unermüdlichen Flugblattverteiler und Plakate klebenden Wahlkampf-Knechte können aufatmen: Der Acker ist bestellt, und die Wettergurus aus Offenbach versprechen schönstes Frühlingswetter bis zu 15 Grad Celsius. Beste Voraussetzungen also, vor der Spritztour in den Taunus noch im Wahllokal vorbeizuschauen.
Zwischen den 76,7 Prozent (Bad Soden und in Schwalbach) und 82,5 Prozent im traditionell stimmfreudigen Kriftel bewegte sich die Wahlbeteiligung bei der vorigen Kommunalwahl 1989. Damals durften noch rund 2400 Stimmberechtigte weniger im Kreis zur Urne schreiten. Daß die Wahlbeteiligung auch am morgigen Sonntag zu halten ist, wagen Politiker - allen voran von CDU, FDP und SPD - kaum zu hoffen. Sorgten "Frust über Bonn" und "allgemeine Politikverdrossenheit" doch für fette Schlagzeilen.
Auch der Gradmesser "Zahl der Briefwähler" verheißt nichts Gutes: In fast allen Kommunen blieb der Run auf die postalische Wahl eindeutig hinter dem von 1989 zurück: In Flörsheim baten gerade mal 600 Wähler um die Unterlagen, in Kelkheim 1850 - rund 300 weniger als voriges Mal. ana
Nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Albert Schmid steht der geplante Untersuchungsausschuß zur Amigo-Affäre vor der "Herkulesaufgabe, einen wahren Augiasstall auszumisten". Die SPD, so Schmid nach den neu bekanntgewordenen Details, werde auf detaillierte Auskünfte drängen, wie oft die Staatskanzlei als "Servicestation" für private und geschäftliche Angelegenheiten von Streibl- Angehörigen tätig gewesen sei.
CSU-Fraktionschef Alois Glück sieht keinen Anlaß, sich "von Max Streibl zu distanzieren". Der Chef der CSU-Landesgruppe in Bonn, Michael Glos, sprach von "kleinen Handreichungen", die er nicht als Skandal ansehen könne. Auch CSU- Chef Theo Waigel wies alle Vorwürfe gegen Streibl zurück. Die entscheidende Frage sei, ob jemand bevorzugt worden sei, sagte er in Wildbad Kreuth. Dies sei jedoch "mit Sicherheit" nicht der Fall.
Streibl reagierte äußerst ungehalten auf die jüngsten Vorwürfe. "Meine Familie kann nichts dafür, daß ich Ministerpräsident bin", sagte Streibl und fügte hinzu: "Ein Berufsverbot für meinen Sohn lasse ich mir von niemanden diktieren." Die Maßstäbe, die an ihn und seine Familie angelegt würden, sollten doch auch einmal auf andere Politiker angewendet werden.
Viernheimer Polizist
Nur wenige Minuten konnte sich am Freitag ein 26jähriger Frankfurter nach einem Überfall auf die Frankfurter Sparkasse an der Hauptwache daran freuen, Besitzer von rund 31 000 Mark zu sein. Als er kurz nach 14 Uhr mit seiner Beute aus der Filiale flüchtete, lief er einem Polizeibeamten aus Viernheim in die Arme, der auf Frankfurt-Besuch war. Der Beamte sah die Schußwaffe in der Hand des Täters, verfolgte ihn bis zum U-Bahn- Gleis und überwältigte ihn dort.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war der Täter, von Beruf Elektroniker, mit gezückter Waffe in die Sparkassenfiliale gegangen, in der sich zu diesem Zeitpunkt sechs Angestellte und 13 Kunden aufhielten. Er bedrohte eine der Kundinnen mit der Waffe und zwang die Angestellten an den beiden Kassenboxen, Geld in eine mitgebrachte Plastiktüte zu stecken. enk
KRONBERG. In der Villa Mumm werden voraussichtlich keine erwachsenen Asylbewerber untergebracht. Diese Auskunft erhielt der Kronberger Götz Vollmann von der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden. Vollmann, der nahe dem Gelände wohnt, hatte sich, wie berichtet, gegen eine dortige "massive Unterbringung" von Asylbewerbern gewehrt.
Die Staatskanzlei beruft sich in ihrem Schreiben auf eine "telefonische Auskunft" des hessischen Jugendministeriums. Die Aufnahme erwachsener Asylbewerber würde sich "störend" auf die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen auswirken, die zur Zeit dort leben. esi
BONN, 5. März. Ausländischen Opfern von hierzulande begangenen Gewalttaten soll besser als bisher finanziell geholfen werden. Das sieht der Entwurf für ein "Gesetz zur Änderung des Opferentschädigungsgesetzes" vor, über den die Frankfurter Rundschau in ihrer Samstagsausgabe berichtet. Der Bericht ist unter Angabe der Quelle sofort frei. Nach Informationen knüpft das Papier den Ausgleich für erlittene gesundheitliche und daraus folgende wirtschaftliche Schäden aber an strenge Voraussetzungen. Nach dem derzeit geltenden Opferentschädigungsgesetz (OEG) entschädigt der deutsche Staat ausländische Gewalt- Opfer, die aus Staaten außerhalb der EG stammen, nur in ganz seltenen Fällen.
Opfer, die aus Staaten kommen, die nicht EG-Mitglied sind und mit denen kein Abkommen über die gegenseitige Entschädigung besteht, müssen sich drei Jahre oder länger rechtmäßig in Deutschland aufgehalten haben. Diese Menschen können wie Deutsche und EG-Bürger einen Berufsschadenausgleich, einen Ausgleich für den konkreten gesundheitlichen und den darausfolgenden materiellen Schaden und eine Ausgleichsrente verlangen. Opfern, die weniger als drei Jahre hier sind, gesteht der Entwurf nur Erstattung der Kosten für die medizische Behandlung oder Rehabilitationsmaßnahmen zu. Von dieser Einschränkung sind die meisten Asylbewerber betroffen.
Aus der Perspektive der Opfer betrachtet, hat das Paragraphenwerk noch einen weiteren Haken. Die Ansprüche auf fortlaufende Ausgleichszahlungen in Form einer Rente oder eines Berufsschadenausgleiches haben die Geschädigten nur, wenn sie in Deutschland bleiben. Reisen sie für länger als sechs Monate aus, so steht ihnen nur noch eine einmalige Abfindung zu. Diese ist eher niedrig.
Der Ur-Ur-Urenkel Frankfurter Bürger und Handwerker, der Diplom-Kaufmann und Universitätsprofessor Franz Lerner, wird am Sonntag, 7. März, 90 Jahre. Er kennt die Archive zwischen Stockholm und Palermo, vor allem aber kennt er das Frankfurter Stadtarchiv und die Geschichte der Zünfte.
Wirtschaftsgeschichte, im Historischen angesiedelt, ist sein großes Thema, ob es um die Frankfurter Pfeffersäcke, die Metzgergesellen oder die Glaserzunft geht, immer wird das Historische vom realen Sinn des Wirtschaftswissenschaftlers eingeordnet und dargestellt. Ihm geht es darum, das "lebendige Frankfurt" vorzustellen, seine Quellen aufzuzeigen, ob es sich um "Brunnen und Gewässer" oder die "Auswirkungen der Türkenkriege" handelt. Kein wichtiges Thema zur Darstellung der Stadt und ihrer Eigenart ist ihm entgangen.
Die Universität erneuerte 1982 seine Promotion im Fachbereich Geschichtswissenschaft als "hochverdienter Forscher und akademischer Lehrer". Daß er im 90. Jahr noch immer so aktiv ist, schreibt er der Arbeit und der Liebe zur Arbeit zu. Der Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde feiert sein Ehrenmitglied mit einem Empfang auf der Sachsenhäuser Warte. E-S
Quilts in der Bücherei
OBERURSEL. "Quilts und Objekte" heißt die Ausstellung mit Werken von Hanna und Hanjo Mühe, die heute um 18 Uhr in der Galerie der Stadtbücherei eröffnet wird. Sie ist bis 18. März zu sehen. esi
Was die Angst in der S-Bahn mit 1933 zu tun hat Von den Schwierigkeiten junger Leute, deutsche Neonazis und israelische Araber-Politik zu verstehen
WIESBADEN. Unspektakulär endete gestern abend eine Hausbesetzung am Römerberg: Die rund 50 jungen Leute, die erneut kritisierten, daß städtische Häuser jahrelang leerstehen, räumten nach Erscheinen der Polizei das Feld. Bereits in der vergangenen Woche waren sie in drei leerstehende Häuser in der Innenstadt gezogen, bei der polizeilichen Räumung waren zwei Personen verletzt worden.
Diesmal ließen es die Jugendlichen nicht darauf ankommen: "Wir wollten keine Knochenbrüche riskieren." Forderung der Hausbesetzer, die weitere Aktionen ankündigten: Sie möchten mit mehreren Wohngemeinschaften ein städtisches Haus beziehen. maf
So spielten sie
Duisburg - Osnabrück 2:0 (0:0) Duisburg: Rollmann - Notthoff - Nijhius, Struckmann - Steininger (64. Sailer), Araskiewicz, Reinmayr, Minkwitz, Tarnat - Preetz (87. Harforth), Schmidt.
Osnabrück: Brunn - da Palma - Gellrich, Golombek - Karp, Grether (70. Balzis), Hofmann, Hetmanski (87. Klaus), Wollitz, Greve - Meinke.
Schiedsrichter: Funken (Grevenbroich).
Tore: 1:0 Preetz (68.), 2:0 Sailer (89.).
Zuschauer: 8000.
Gelb-Rote Karten: Minkwitz wegen wiederholtem Foulspiels (78.)
Gelbe Karten: Minkwitz, Nijhuis - Gellrich, da Palma, Grether, Golombek, Hofmann. FC Homburg - Hansa Rostock 0:0 Homburg: Eich - Homp - Wruck, Jelev - Korell, Jurgeleit (46. Müller), Cardoso, Pförtner, Landgraf - Maciel, Hubner
Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Persigehl (44. Weilandt), Lange, Zallmann, Dowe, Wahl - Schlünz, Lissek (70. Schulz)
Schiedsrichter: Wagner (Hofheim)
Zuschauer: 1000
Gelb-Rote Karte: - Zallmann wegen wiederholten Foulspiels (63.), Dowe wegen unsportlichen Verhaltens (89.).
BG Stuttgart/Ludwigsburg - MTV Gießen 79:88 (45:40). - Beste Werfer: Kujawa (26 Punkte), Montgomery (25), Baker (13) für Stuttgart/ Ludwigsburg - Armin Andres (25), Roth (25), Thomas Andres (15) für Gießen. - Zuschauer: 1000
Der EV Landshut spielt auch in der kommenden Saison in der ersten Eishokkey-Bundesliga. Im Viertelfinale des Abstiegs-Playoffs gelang den Niederbayern am sechsten Spieltag mit dem 4:3 beim EHC Freiburg der alles entscheidende vierte Sieg und damit der Klassenerhalt. Die Freiburger spielen ab kommenden Freitag im Lokalderby gegen den ERC Schwenningen gegen den Abstieg in die zweite Liga. sid
Kölner EC - Mannheimer ERC 7:1 (3:0, 2:0, 2:1) - Tore: 1:0 Mende (4:43), 2:0 Dobrzynski (5:07), 3:0 Lupzig (12:05), 4:0 Sikora (25:16), 5:0 Sikora (34:48), 6:0 Dorochin (53:29), 6:1 Draisaitl (54:06), 7:1 Sikora (58:01). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 7500. - Strafminuten: Köln 8 - Mannheim 12.
Düsseldorfer EG - Berliner SC Preussen 3:2 (1:0, 1:0, 0:2, 1:0) n.V. - Tore: 1:0 Doucet (19:35), 2:0 Valentine (27:55), 2:1 Michael Rumrich (49:30), 2:2 Michael Rumrich (53:43), 3:2 Derkatch (60:42). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Berlin 6.
EHC Freiburg - EV Landshut 3:4 (2:1, 0:2, 1:1) - Tore: 1:0 Adamus (3:50), 2:0 Smicek (5:40), 2:1 Schneider (14:41), 2:2 Schneider (24:36), 2:3 Hantschke (29:18), 3:3 Uvira (41:04), 3:4 Handrick (45:59). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 2500. - Strafminuten: Freiburg 4 - Landshut 10.
Der Oberliga-Spitzenreiter war weit von einer Spitzenleistung entfernt und mußte bis zur 65. Minute auf das Führungstor durch den ansonsten schwachen Michael Hartmann, der aus einem Meter abstaubte, warten. Klein war nach seinem überraschenden Ausgleichstreffer in der 74. Minute der gefeierte Mann bei den Gästen.
Der OFC übernahm gegen die sehr defensiv agierende Eintracht zwar sofort die Initiative, aber besonders David Behlil wußte selbst mit den besten Torgelegenheiten nichts anzufangen. Der Offenbacher Torjäger verstolperte gleich zwei gute Möglichkeiten und scheiterte in weiteren günstigen Situationen am glänzend aufgelegten Hessenauswahl-Keeper Kässmann. Der 24 Jahre alte Torwart brachte damit auch Koutsoliakos (8.) und Gramminger (44.) fast zur Verzweiflung.
Ihm alleine hatte der abwehrstarke Gast das gute Schlußergebnis nach optisch schwacher Offensivleistung zu verdanken. Erst als Offenbachs Trainer Lothar Buchmann den Liberoposten, den Biehrer nach dem erlösenden Tor von Hartmann sofort wieder übernommen hatte, erneut auflöste, wurde der Druck der Gastgeber wieder stärker. Da auch Haiger jetzt mutiger agierte, war das Remis nicht einmal unverdient. hdp
Offenbach: Keffel; Biehrer; Babicic, Albert, Gramminger, Hartmann, Koutsoliakos, Schummer, Figas, Wolf, (71. Schneider) Behlil.
Haiger: Kässmann; Zeise; Hof, Weber, Waldschmidt, Jalaca, Boller, Klein, Schuster, Zielinski, (53. Lezaja) Lang.
Tore: 1:0 Hartmann (65.), 1:1 Klein (74.).
Schiedsrichter: Wüst (Griesheim).
Zuschauer: 2500.
Beim mit 1,7 Millionen Dollar dotierten ATP-Turnier der Männer in Indian Wells ging das Favoriten-Sterben auch am Donnerstag weiter. Der US-Amerikaner Pete Sampras, hinter seinem Landsmann und Weltranglisten-Ersten Jim Courier an Nummer zwei gesetzt worden war, schied im Achtelfinale gegen Alexander Wolkow (Rußland) durch eine 5:7, 4:6-Niederlage aus.
Bereits im Halbfinale steht der US- Amerikaner Michael Chang, der Petr Korda (Tschechische Republik) mit 6:3, 6:1 besiegte. Chang hatte sich im Viertelfinale gegen MaliVai Washington (ebenfalls USA) durchgesetzt, während Korda gegen den an Nummer 12 gesetzten Österreicher Thomas Muster die Oberhand behalten hatte.
Im Viertelfinale trifft darüberhinaus Courier nach seinem Sieg gegen den US- Amerikaner Todd Martin auf Olympiasieger Marc Rosset (Schweiz), der Brad Gilbert (USA) bezwang. Sampras-Bezwinger Wolkow muß sich mit dem Franzosen Fabrice Santoro auseinandersetzen, der nach Stich nun auch Jaime Yzaga (Peru) ausschaltete. Die letzte Viertelfinal-Begegnung bestreiten der Südafrikaner Wayne Ferreira (Sieger gegen Richey Reneberg aus den USA) und der Argentinier Alberto Mancini, der sich gegen Jim Grabb (USA) durchsetzte. sid
Bei Reparaturarbeiten im Kühl- und Regenwassersystem der Hoechst AG ist nach Mitteilung des Werks am Freitag gegen 15.30 Uhr eine "geringe Menge" Öl in den Main gelangt. Der Kanalauslauf sei mit einer Schlängelleitung gesichert, das Restöl mit einem Flies aufgenommen worden. Dennoch sei von einem Polizeihubschrauber aus gegen 18 Uhr auf dem Main ein Ölfilm wahrgenommen worden.
Eishockey-Oberliga "Löwen" schufen Basis für die Aufstiegsfeier
Am Sonntagabend beim Heimspiel gegen EC Harz/Braunlage darf in der Frankfurter Eissporthalle Meisterschaft gefeiert werden. Der FESC sicherte sich den Titel in der Eishockey-Oberliga Nord vor 1000 Zuschauern durch einen 6:4 (2:1, 1:2, 3:1)-Sieg beim ESC Wolfsburg.
Im ersten und letzten Drittel waren die "Löwen" die bessere Mannschaft, und dies auch ohne Trainer Forster, der sich in Bad Tölz das Spiel gegen den EV Landsberg, den Gegner für das Aufsstiegsspiel zur 2. Bundesliga, anschaute.
Eine handfeste Keilerei am Ende des zweiten Drittels, die der Schiedsrichter mit insgesamt 18 Strafminuten ahndete, war der Schlüssel zum Frankfurter Sieg. Beim Spiel drei gegen drei zu Beginn des letzten Spielabschnittes waren die behäbigen Wolfsburger Verteidiger wie auch vier Minuten später bei drei zu vier Unterzahl, überfordert. In beiden Fällen hieß der Frankfurter Torschütze Tom Thornbury, der somit aus dem 3:3 ein 3:5 machte, dem Eckart das 3:6 folgen ließ. Zuvor hatten die Norddeutschen nach Frankfurter 3:1-Führung (Tore durch Erhardt (2) und Zajic in ihrer stärksten Phase den vorübergehenden Ausgleich geschafft. Hannan von den "Löwen" erhielt eine Diziplinarstrafe. Sim.
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MEINUNG UND BERICHT 3
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KREIS OFFENBACH VII
SONDERSEITE V
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MRHEIN-MAIN 10
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HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
STADT UND KREIS OFFENBACH 12
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
KULTURSPIEGEL 16
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WIRTSCHAFT 15
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WETTERAUKREIS II
MAIN-TAUNUS-KREIS III
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Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
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HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IX
WIESBADEN VI
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HESSEN 33
LKALSPORT VII
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
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Niederschläge / 0 bis 6 Grad
Satellitenbild vom 4. März. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
NACHRICHTEN 2
MAIN-KINZIG-KREIS VII
SPORTRUNDSCHAU 20
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NACHRICHTEN 4
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
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MAIN-KINZIG-KREIS VIII
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Redaktion: Heitken Schwarzenau
MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 9
NACHRICHTEN 5
NACHRICHTEN 7
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MAIN-KINZIG-KREIS VI
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BÜCHER 18
D 2972 A
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 25
Péter Esterházy Ungarn an der Jahrtausendwende Über das Nichts, über das Alles
Wer niemand ist, der ist kein Ungar, der ist nirgendwie. Nur ein Jemand ist ein Ungar (vermag es zu sein). Zuerst gibt es das Ich, dann erst das Wir, und nicht etwa aus einem Narzißmus heraus, sondern weil es ohne Ich kein Wir gibt.
Ich bin ein Ungar! schreien sie, ich zukke mit den Schultern, wer wäre das nicht. Ich bin Kovács Johannes Nummer 23. Ich schaue ihn an, na so etwas!
Beginnen wir langsamer. Schon diese wenigen Zeilen, deren kaum verhohlene Gereiztheit, klingen nach Streit, sichtbar fuchtelt unser Autor gegen etwas an, etwas wurmt ihn, tatsächlich. Was ist das?
Dieser Text ist nicht in der Lage, die Dinge mit dem Weitblick zu betrachten, der einer Kolumne an der Jahrtausendwende gebühren würde. Ungarn an der Juliwende, nur so viel vermag er. Alles, was ich zum Thema sagen kann, kann ich nur mit dieser kleinlichen, parteilichen Juliakustik vorbringen. Ich gestehe, daß ich, wenn ich das Wort Ungarn höre, gleich mißtrauisch werde, und nicht etwa, weil ich eine gräßlich sybaritische Figur wäre, ein wässrigungarisches Dingsda (obwohl ich gar nicht sicher bin, wenn ich manch einen der heutigen Hauptungarn sehe, möchte ich auf mein Wässrigungarnsein ausdrücklich nicht verzichten), sondern weil heutzutage mit diesem Wort viel Mißbrauch getrieben wird.
Wörter haben ihre Zeiten, oder anders gesagt: In den Wörtern ist Zeit, unsere Zeit, die der Benutzer, es ist unsere Geschichte in ihnen, wir selbst. Die Wörter haben ihr Schicksal, mal sind sie oben, mal unten, sie können in Verdacht geraten, zweideutig oder modisch werden. Wer hätte gedacht, daß unser Wort Rückgrat eine solch vornehme Karriere durchlaufen würde? Er hat Rückgrat bewiesen, Rückgratverkrümmung, ein Schuß ins Rückgrat - an solche grauen, schmerzlichen Dinge mochten wir bisher gedacht haben, doch seitdem das "volksnationale Rückgrat", dieser geniale Blödsinn auf der Welt ist, seitdem flattert, glänzt, strahlt das Wort, macht neue Spiele möglich, der verzauberte Wortgebrauch, der die Bedeutung selbst ist, ist reich und vielschichtig geworden.
In den vergangenen zwei Jahren haben wir unser Wort Ungar zur Unbrauchbarkeit psalmodiert. (Genauer wäre das vielleicht so: Sie haben es psalmodiert, wir, Ungarn.) Einen Stempel haben wir aus ihm gemacht, und sofort sind auch Stempelausschüsse mit exklusivem Stempelrecht entstanden. Gleich den Mücken, die eines heißen Abends am lieblichen Donauufer wild umherschwirren - das könnte ich auch derber formulieren -, so hat uns ein ungarntoller Schwarm überfallen. Es haben sich wohl noch nie zuvor so viel Egoismus, Karrieresucht, Machtsucht, Dummheit und leider auch Provinzialismus unter einer Fahne versammelt.
Schnell hat sich eine alt-neue lächerliche Sprache entwickelt, eine klassische "Volksfreiheits-Sprache" (Népszabdság, Volksfreiheit hieß die hochoffizielle Zeitung der vergangenen Jahrzehnte), ein Parteijargon, der fern vom Leben und tief verwurzelt im rot-weiß-grünen Humus der Amnesie liegt.
Das nationale Denken ist nicht identisch mit dem nationalen Humbug. Die nationale Verpflichtung ist nicht identisch mit diesem politischen Geplapper. Aus dem Wort "Ungar" ist ein Zauberwort geworden, es wurde beschlagnahmt und gehört zum Machtkampf. Man hat mir ein Wort weggenommen, hat es gestohlen. - Ich verstehe nicht, daß meine Kollegen, für die die nationale Verpflichtung etwas so Heikles ist, bei dieser Erscheinung, bei diesem Gewäsch, sprachlich nicht empfindlich sind. Dagegen anzutreten wäre die selbstverständliche Aufgabe eines Schriftstellers, die Pflicht eines Patrioten.
Ich befürchte, daß ich dieses neue "Ungarn"-Wort gar nicht verstehe. "X mag zwar ungarisch schreiben, aber er ist kein ungarischer Schriftsteller", sagte einst jemand (eines Tages werde ich dich entlarven, du kleiner Jemand, zittre nur!), meiner Meinung nach ist jemand, der ungarisch schreibt, ein ungarischer Schriftsteller, weil ein ungarischer Schriftsteller derjenige ist, der auf ungarisch schreibt und ein Schriftsteller ist.
"Die Medien brauchen ein ungarisches Programm", stand in einer Überschrift, meiner Meinung nach aber müßte man nur ein gutes Programm verlangen, denn was die Fernsehleute machen, ist mal so, mal so, nur eines ist sicher, die Programme sind ungarisch.
Denn meiner Meinung nach ist in diesem Lande bis in die hintersten Ecken alles und jeder ungarisch. Kann nichts anderes sein. Die Hinterhältigkeit ist ungarisch und die Oberflächlichkeit, alles, der Blöde ist ein Ungar, ein sogenannter blöder Ungar, und der Schurke, der Muttermörder und alle sind auf je eigene Weise Ungarn.
Auch der ist ein Ungar, dem das Ungar-Sein nicht wichtig ist, das gehört zum Gesamtbild unseres Ungarntums.
Den Ungarn-Europäer-Konflikt habe ich (gefühlsmäßig, logisch und persönlich) nie verstanden. (Zunächst muß man ein Ungar sein, dann ein Europäer, so charakterisierte ein anderer Jemand seine Partei. Der Arme.) Was ich auch tue, alles ist ungarisch und gleichzeitig europäisch, es gibt in uns keine Urreflexe aus Asien, die nicht so wären. In das bestehende Inventar gehört per definitionem: Europa ist auch durch die Ungarn das geworden, was es ist. Jedes Land wird auf seine eigene Weise auffassen (auffassen müssen), was dieses grandiose Gebilde, Europa, ist, das seinerseits all die unterschiedlichen Auffassungen enthält, die sich auf Europa beziehen.
Das Haus Europa und Auf nach Europa!, als könnte es ein von uns unabhängiges Gutes geben; diese Ausdrucksweisen sind sinnlos, beziehungsweise sind es politische Weisungsparolen und als solche sinnvoll, sie zielen auf etwas anderes hin, zum Beispiel darauf, daß man uns bitte Geld geben sollte, oder daß man die öffentlichen Toiletten sauberhalten muß.
Wäre es möglich, daß die, die jetzt kopflos mit dem "ungarisch" herumwerfen, ebenfalls von etwas anderem reden? - Wenn nämlich in Ungarn, abgesehen von den Touristen, ohnhin alles ungarisch ist, wozu müßte und sollte man davon noch extra reden? Unser Ungarnsein ist viel tiefer in uns, ist untrennbar von uns, von unserem Sein.
Aber ich glaube nicht, daß es das ungarisch Gute gibt, daß es ungarische Werte gibt, sondern es gibt Werte, und wenn es sie hier gibt, dann sind sie ungarisch. So ist es, das heißt, es gibt keinen ungarischen Genius, Spiritualität, keinen ungarischen Geist. Der Geist, der vom Hier durchtränkt ist, sind die ungarischen Intellektuellen. Näher kann man das aber nicht bestimmen, vor allem keine Richtungen weisen. Es gibt keine Hauptströmungen. Womit ich nicht behaupten will, daß so wie es ist, alles gut wäre, doch ist das, was nicht gut ist, nicht deshalb so, weil es nicht ungarisch wäre, sondern weil es nicht gut ist.
Man muß das ungarische Volk aus seinem 40jährigen Zeugs emporheben, sagen einige. Meiner Meinung nach hingegen muß man das arme Land nirgendwohin heben, das muß man nicht, weil man es nicht kann, einerseits, weil es niemanden gibt, der es heben könnte, es gibt keinerlei Gruppen, keine führenden Landesverbände, die wüßten, die wissen könnten, was da zu tun wäre, andererseits, weil sich das Land entweder selbst emporhebt oder nicht erhoben werden wird.
Oder sie sagen: es sei ein neues Ungarnbewußtsein vonnöten. Einverstanden. Das aber kommt nicht so zustande, daß die Durch-und-durch-Ungarn die Köpfe zusammenstecken und etwas ersinnen, sondern umgekehrt: So etwas läßt sich auf jene komplizierte Tätigkeit zurückführen, die die Kultur ist, die durch die Kultur erschaffen wird, wie wir nämlich einen Satz zusammenschmieden, wie wir den Tisch decken und wie wir uns auf Leben und Tod mit jemandem zerstreiten. Das alles ist nichts anderes als das Leben selbst.
Leben wir! - so viel könnte man als patriotisches Programm aufstellen, und das wäre ein hochstrebendes Programm.
Dieses umgekehrt ist häufig anzutreffen. Es hieß, es seien zehn Ideen vonnöten, die, würden wir sie ernst nehmen, das ungarische Geistesleben zum Sprudeln bringen könnten. Bei einem solchen Satz gehe ich die Wände hoch. Allein schon, weil man zehn sagt! Warum zehn? Warum nicht sieben oder zwanzig, aber nun gut, seien es von mir aus zehn, aber zehn was? Ideen? Zehn Ideen wohnen, ach, in meiner Brust. Auch damit verhält es sich gerade umgekehrt. Würde das geistige Leben sprudeln - und soll es doch sprudeln!, wer hindert es daran?! -, dann wären die Ideen daran ablesbar.
Übrigens gibt es diese zehn Ideen, es sind gerade zehn, zehn sogenannte Gebote, die, würden wir sie ernst nehmen, wirklich alles zum Sprudeln bringen würden, doch den europäischen Traditionen entsprechend pflegen wir sie nur mehr oder weniger ernst zu nehmen.
Hingegen gibt es keine ungarischen zehn Gebote.
Mag sein, daß ich gefühllos bin, doch wenn ich höre, daß es durch den diesjährigen Weltgipfel der Ungarn Chancen für einen neuen Blutsvertrag gibt (einen Blutsvertrag haben die ungarischen Stämme des 9. Jahrhunderts im Interesse der Einheit miteinander geschlossen), dann brumme ich meist nur vor mich hin. Diese metaphorische Sprache sagt zu viel und gleichzeitig zu wenig. Zu viel, weil ich an eine neue Staatsgründung nicht glaube, für einen solchen gemeinsamen Willen müßte man auch Zeichen sehen, doch sind nur Metaphern zu sehen. Und es sagt zu wenig, weil in diesen Reden nichts Konkretes ersichtlich wird. Wahr ist allerdings, daß es noch peinlicher berührt, wenn da etwas ersichtlich wird. Wie sollte ich verstehen, daß ich für mein Ungarnbewußtsein die griechischen Stadtstaaten als ein Beispiel betrachten müßte? (Wie denn auch wir vielgestaltig sind, von Toronto bis nach Szabadka.) Es ist wirklich angenehm, an Griechenland zu denken, die Sonne scheint, und dort schaukelt die Wiege unserer Kultur. Das würde auch uns gefallen. Aber die Griechen haben sich nicht viel mit ihrem Griechentum beschäftigt, sie haben sich insofern als Griechen betrachtet, als sie nur die Griechen als Menschen ansahen, ansonsten waren sie Athener oder Spartaner. Die Geschichte der Stadtstaaten ist die Geschichte von Zankereien, die Geschichte des Hasses und die der Kriege. Was also sollte die Metapher jetzt ausrichten? Sollten wir Toronto angreifen, die dortigen Ungarn? Ich verstehe das nicht. Man hat das einfach nicht zu Ende gedacht, schön nicht zu Ende gedacht. Ich verstehe wohl, daß die vielen Arten von Ungarn einen Reichtum bedeuten, daß auch sie wir sind, verstehe ich auch von den Schwierigkeiten her, ich verstehe auch die Verantwortung und auch, daß eine Nation eine gemeinsame Unternehmung ist, aber wert, etwas daran zu betonen und zu definieren, ist nur die Unternehmung und das heißt, das Tun. Tun, arbeiten - das ist keine seelenlose Ausführung, das ist sogar eine sehr hohe Aufgabe.
Unsere Angelegenheiten nach besten Kräften zu verrichten - dazu sehe ich mich ermächtigt. Nicht aber zum Blutsvertrag (AIDS!).
Man müßte einigen Dingen ins Gesicht sehen. Man müßte es wagen, dem "es gibt nicht" ins Gesicht zu sehen.
Zum Beispiel muß man sehen, daß es keine Volksliteratur mehr gibt, sie existiert nicht, sie ist nicht mehr vorhanden, weil die sozialen Bedingungen nicht mehr vorhanden sind, die Bauern gibt es nicht mehr, es gibt höchstens in der Landwirtschaft Beschäftigte, die erinnerungswürdigen Gesichter aus den Sára- Filmen; diese Abdrücke einer Lebensweise oder sogar einer Weltanschauung gibt es nicht mehr. (Unter anderem leben wir auch in einem unablässigen Untergang.)
Wer wäre heute ein Volksdichter? Namen sollte man bitte nennen! (Besonders schwierig wäre dabei, jemanden unter vierzig zu nennen.) Und welche Werke? Heute ist derjenige ein Volksdichter, der mit einem Volksdichter befreundet ist. Oder der noch Illyés Gyula gekannt hat. Nein, diesen Schriftstellertypus gibt es nicht mehr. Und darin sehe ich nichts besonders Gutes, sondern eben die Tatsache selbst. Es gibt keinen Schriftsteller des Volkes mehr, entsprechende Bewegungen gibt es noch weniger, aber es gibt eine Tradition. Was besagt diese Tradition? Welche Empfindsamkeiten hält sie wach? Welche Verluste haben wir, was wäre ihnen entgegenzusetzen? Das sind sinnvolle Fragen, sie würden uns weiterhelfen.
Man kann die Moderne hassen und auch die Konsum-Idioten, die wir mehr oder weniger alle sind. Man kann darüber nachdenken, ob die Welt mit der Französischen Revolution einen schlechten Weg eingeschlagen habe. Das kann man tun. Aber es ist dieser Weg, den sie eingeschlagen hat. Sich widersetzen kann man sich auch nur auf diesem Weg, das heißt, gegen die Gesamtheit der Moderne kann man nichts tun, nur gegen ihre Gefahren. Man kann nichts tun, weil es nicht wahr ist, daß es Das Ungarische Geisteskapital gäbe oder Die Vision oder ein Weltumfassendes Engagement, Dinge, die man dem jetzigen Zustand der Welt entgegensetzen könnte. Und wenn es sie nicht gibt, ist es gefährlich, so zu tun, als gäbe es sie. (Im übrigen - und das ist eine kurze Inhaltsübersicht - wollte die Französische Revolution etwas anderes als das, was bis heute zustande gekommen ist; die gleichzeitige Verwirklichung von Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit sind wir noch schuldig, unsere Zeit nimmt die Freiheit ernst, über die Gleichheit plappert sie und verzichtet darauf, und die Brüderlichkeit hat sie vergessen.)
Diese ungarische Kultur ist reich, sie ist aber auch leer, wie plötzlich auch Europa leer geworden ist; da ist ein Innehalten. Man muß dem Vakuum, mit dem wir leben, ins Gesicht sehen und dabei wissen, daß in das Leere alles mögliche einsickern kann. Manch etwas mahnt zur Vorsicht.
Zweierlei Schlechtes wird jetzt gleichzeitig sichtbar: die Geste der Verschlossenheit und die dumme, unorientierte Unschuld den "Geschenken des Westens" gegenüber. Da ist einerseits ein provinzieller Hochmut, andererseits eine demütigende Kriecherei. Minderwertigkeitsgefühle und Großtuerei. Der Selbstbetrug des kleinen Landes - als große Nation.
Wir sind keine große Nation. Daß Europa auch durch die Ungarn das ist, was es ist, davon war schon die Rede. Per. def. Doch wenn wir das Greifbare betrachten, ist das verschwindend wenig, unsere Wirkung ist heimlich, wir bedeuten kaum etwas in dieser Geschichte. Unsere Literatur zum Beispiel bedeutet nichts. Arany János hat den nichtungarischen Anteil der europäischen Dichtung um keinen Deut verändert. Wir können ruhig sagen, daß es deren eigener Schaden ist, die nicht wissen, wer Weöres Sándor ist - doch haben wir keinen Grund, das kampflustig zu sagen.
In unserer Kleinheit sehe ich nichts Schlechtes (auch nichts Gutes, ich bin hier geboren worden, daraus resultiert dies, diese Bindungen, diese Verstrickungen), doch offensichtlich sind es nicht wenige, die jene Bilder, die sie von sich, von dem Land und von den Ungarn gehegt haben, nicht in Einklang bringen können. Daher rühren die unentwegten Verletztheiten, Aufregungen, geistigen Reizbarkeiten und letzten Endes auch die Suche nach dem Sündenbock: Wir wären groß, nur läßt man das nicht zu, mal ist der Türke, mal der Österreicher, mal der Russe, mal der innere Feind dagegen.
Wir sind nicht groß. Wir sind klein. Das ist keine Selbstverachtung, nicht einmal eine Selbstkritik, nein, es ist so. Wir sind ein kleines, fantastisches und bedeutungsloses Land. Das zu verstehen und zu verarbeiten, steht im Interesse unseres Lebens. Aus einer richtig verstandenen Kleinheit heraus würde viel Gutes entstehen, angefangen von unserer Würde bis zu außenpolitischen Gesten. Anstatt auf Selbstmitleid könnten wir auf Schmerzen empfindlich sein. Brüderlichkeit, Solidarität, die Verpflichtung für die Gemeinschaft.
Und schließlich muß man dem neuen "Es gibt nicht" ins Gesicht sehen, es gibt keine Unterdrückung. Wir begreifen nur schwer, daß wir frei sind, daß es niemanden gibt, dem man etwas in die Schuhe schieben könnte. Wir begreifen schwer, daß wir sind wie wir sind. Anzuerkennen, daß jede Kritik auch eine Selbstkritik ist, fällt uns schwer. Aus uns selbst heraus haben wir eine solche liberale Partei, eine solche konservative Partei, ein solches Dies und solches Das hervorgebracht. Wir sind allein geblieben.
Auch von uns als Ungarn denken wir immer unter Vorzeichen von Verlusten und Unterdrückung. Wie wir an dem Bild hängen, daß wir heimatlos Umherirrende und arme Burschen sind, reicht an die Grenzen einer Parodie und der Lächerlichkeit, und das tun wir sogar, wenn ein Ministerialstuhl sich an unseren Hintern schmiegt. Außerdem ist die Beschimpfung der ausübenden Regierung natürlich nicht identisch mit der Unabhängigkeit. Unseren Anspruch auf Feinde haben wir aufrechterhalten.
Unsere traditionellen Reflexe gehören zu Minderheiten. Aber: daß man ein Ungar ist, ist in Klausenburg eine sinnvolle und eventuell schwerwiegende Aussage, in Miskolc ist es das nicht. Ich bin ein Ungar, daraus ergibt sich auch in Miskolc alles, ohne jedes Hinzutun, dazu ist auch kein Schriftsteller notwendig. Notwendig ist der Schriftsteller für das Tausendfältige, das wir alle zusammen sind, und das ist mal ein Ungar, mal keiner.
Ein Wort nützt mehr als hundert Wörter: Das schönste ungarische Wort ist nicht das Wort magyar (Ungar), sondern fülolaj (Ohrentropfen).
Donau abwärts heißt der jüngste Roman des ungarischen Schriftstellers Péter Esterházy, der zu den bekanntesten Autoren seines Landes gehört. Die hier erstmals auf deutsch publizierte ironisch-polemisch formulierte Auseinandersetzung mit dem ungarischen Nationalismus wurde vor dem "Welttreffen der Ungarn" geschrieben. Peter Nadas hat uns darauf hingewiesen, Zsuzsanna Gahse das ernste Spiel dieses Textes für uns übersetzt. fr
(Foto: Brigitte Friedrich)
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